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Rooſevelts berühmt gewordenes „Silberankaufsgeſetz“, das dem amerikaniſchen tzamt die Möglichkeit gab, Silberbarren in unbegrenzten Mengen zur Deckung der neuen Währung aufzukau⸗ ſen, veranlaßte die engliſchen Spekulanten — London iſt die Zentrale für den Silber— handel— erhebliche Mengen dieſes Metalles aufzukaufen und zurückzuhalten, bis die Preiſe anſtiegen. Sie irrten nicht in der An⸗ nahme, daß das amerikaniſche Schatzamt unter noch ſo ungünſtigen Umſtänden kaufen würde und erreichten, daß der Wert des auf der Erde vorhandenen Silbervorrates von 380 Millionen Pfund Sterling auf rund 900 Millionen Pfund ſtieg(von 4 Mil⸗ liarden und 560 Millionen RM auf 10 Mil⸗ liarden und 800 Millionen RM). Zu Beginn des„Silberrauſches“ ſah noch niemand etwas Gefährliches an der anfäng⸗ lich geringfügigen Preisſteigerung. Indeſſen wurde die Lage für das Schatzamt der USA bereits im Juni 1934 derart ernſt, daß der Präſident ſich veranlaßt ſah, ein neues Ge⸗ ſez zum Verbot jeglicher Silber⸗ ausfuhr aus den Vereinigten Staaten zu erlaſſen, ohne jedoch das weitere Anſteigen der Preiſe dadurch weſentlich beeinträchtigen zu können. Den Spekulanten war bekannt, daß man in Waſhington über ungefähr 1 Milliarde und 200 Millionen RM Silber verfügte und daß weitere 5 Milliarden Sil— berwerte gebraucht wurden, um die ange⸗ kündigte Deckung zu 25 Prozent wirklich durchführen zu können. Nur wenige wiſſen, daß China ſeine Hungersnöte teilweiſe jenen Spe⸗ kulanten verdankt, die, Tauſende von Kilometern entfernt, in der Londoner Börſe mit dem Leben der Eingeborenen ſpielen. Die Erklärung iſt einfach: Chinas Währung iſt ebenfalls durch Silber gedeckt. Sofort nach dem Erlaß des Silberankaufsgeſetzes in den USA begannen die Makler in London große Kaufaufträge für die größten chineſiſchen Handelspläe zu kabeln. Wenige Monate ſpäter war die Situation bereits derart ernſt geworden, daß der chineſiſche Geſandte in Washington, Dr. Sze, in einer Unterredung mit dem amerikaniſchen Senator Cordell Hull um Gegenmaßnahmen bat. Das ameri- laniſche Schatzamt ſetzte ſeine Politik fort. Schließlich wurde auch in China ein Geſetz zum Verbot aller Silberausfuhr erlaſſen, das jedoch keine andere Wirkung hatte, als einen großzügigen Silberſchmuggeldienſt ius Leben zu rufen. Als im letzten Februar ſchließlich die offizielle Gewinn. und Verluſt⸗ lite vom chineſiſchen Wirtſchaftsminiſterium kperöffentlicht wurde, zeigte ſich, wie das Land bereits in die Nähe des Ruins getrie— ben worden war. Die Exportziffern waren roh,! Milliarde und 728 Millionen RM in 1028 auf rund 420 Millionen RM in 1934 geſallen und die Einfuhrziffern ſahen noch trüber aus. Allein im vergangenen Monat April haben über 100 große Banken in China den Bankrott erklärt. Waren liegen auf den Schiffen, die nicht auslaufen können, well die erzielten Gewinne die lange Fahrt nach Europa nicht lohnen. 5 Eine Ueberſicht über die neueſte Entwick⸗ ung der chineſiſchen Finanz, und Wirt⸗ chaftslage wird man nicht vor Februar 1936, em Termin des Erſcheinens der neuen Haushaltsliſten und der diesſährigen Han⸗ belsabrechnungen, erhalten. Indeſſen wird ſchon ſetzt die Befürchtung laut, daß ſich das unglücklſche Land ziemlich nahe am Rand 0 Bankrotts befindet. So wenig man chlechthin allein die Spekulation als Urſache eſer und ähnlicher Wirtſchaftskataſtrophen dleichnen kann, ſo tritt deren verhängnis⸗ dale, Rolle im Fernen Oſten nicht weniger eutlich zu Tage wie in den Vereinigten deagten von Amerika, deren Präſident bez durch die Aufhebung der NIR A⸗Geſetze edingte künftige wirtſchaftliche und ſoziale 55 ſchwarz in ſchwarz malte, und in enk relch, wo die einander mit über⸗ aſchender Schnelligkeit folgenden Regierun⸗ en immer wieder mit einigen äußerlichen itteln gegen Spekulation und Korruption elde 7 705 ohne daß ein durchgreifen⸗ er, dauethg er Erfolg zu verzeichnen wäre. 1 5 1 Ankündigungen in dieser Zeſtung finden weiteste Verbreſtung Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 36 Montag, den 3. Juni 1935 52. Jahrgang Alter Kurs unter neuer Flagge Voniſſon fordert die Vollmachten, die Flandin verweigert wurden Paris, 2. Juni. Das Kabinett Bouiſſon, deſſen Ernen⸗ nung am Sonntag im„Journal Officiell“ formell verkündet wurde, will ſich am Diens⸗ tag nachmittag der Kammer vorſtellen. Es iſt das 98. Kabinett ſeit Beſtehen der franzö⸗ liſchen Republik und das neunte der gegen⸗ wärtigen 15. Legislaturperiode. Ihm ge⸗ hören 22 Perſönlichkeiten an, und zwar 21 Miniſter und ein Unterſtaatsſekretär. Drei Miniſter ſind Senatoren, 14 ſind Abgeord⸗ (Weltbild.) Miniſterpräſidenk Bouiſſon. nete, drei ſind Nichtparlamentarier, nämlich Marſchall Petain, General Maurin und General Denain. Neun der Miniſter des Kabinetts Bouiſſon, darunter wie vor— hergeſehen der Außenminiſter Laval, ge⸗ hörten bereits dem Kabinett Flandin an. Drei der Mitglieder der Regierung Bouiſſon ſind zum erſtenmal Miniſter geworden und zwar die Abgeordneten Froſſard, Perfetty und Erneſt Lafont. Durch die Hereinnahme des bisherigen Altſozialiſten Froſſard und des Neuſozialiſten Lafont ſowie durch Heranziehen von Linkspolilikern aus dem Kreiſe TChautemps⸗Daladiers, ſcheint ſich das neue Kabinett vor allem nach links hin verbreitert zu haben. Der Weg⸗ gang des Frontkämpfervertreters Rivollet als Penſionsminiſter dürfte dazu beſtimmt ſein, etwaige Widerſtände von Rentenemp— fängern gegn Sparmaßnahmen leichter ab— wehren zu können. Durch ſeine neunjährige als Kammerpräſident hat der neue Miniſterpräſident eine große politiſche Erfahrung ſammeln können, die ihm jetzt zuſtatten kommen wird. Das Kammerpräſidium war für ihn ein gu⸗ ter Beobachtungspoſten nicht nur während der Parlamentsdebatten, ſondern auch im Amtszeit Ueberall in Deutſchland wurde der Gedenktag an den großen Flottenſieg im Skager links: Kranzniederlegung im Berliner Ehrenmal durch die Marinevereine;— rechts: Verlaufe der einzelnen Regierungskriſen, bei denen das Staatsoberhaupt ſtets zuerſt die Anſicht und den Rat der Präſidenten von Kammer und Senat einzuholen pflegt. Parteipolitiſch bleibt nach der Abſage der beiden ſozialiſtiſchen Parteien die Mehrheit des Kabinetts Bouiſſon etwa dieſelbe, die das Kabinett Flandin zum Zeitpunkt ſeiner Bildung beſaß. Der Miniſterpräſident ſoll die Abſicht ba⸗ ben, in der Kammer die gleichen Vollmachten zu beantragen wie Flandin ſie gefordert hatte, um dann einige Tage ſpäter— etwa am 9. Juni— das Parlament in die Ferien zu ſchicken. Die Regierung würde dann auf Grund des Ermächtigungsgeſetzes die Ver— teidigung der Währung als ihre Hauptauf⸗ gabe betrachten und ſich ihr ganz widmen. die der in weiten Kreiſen beliebte bisherige Kammerpräſident findet, iſt freundlich. Man gewinnt den Eindruck, daß die Oeffent⸗ lichkeit ihm keine Schwierigkeiten in den Weg legen, ſondern im Gegenteil dazu bei— tragen wird, ihm bei der Verteidigung der leihen die beſtmögliche Unterſtützung zu eihen. der Kampf gegen die Spelulanten Die Pariſer Polizei hielt in Banken und bei Privatleuten in 17 Fällen Hausſuchun⸗ gen ab, um Währungsſpekulationsmanöver aufzudecken. Eine Hausſuchung fand auch im Büro des Direktors der Zeitung„Petit Journal“, die ſich in Artikeln für eine Abwertung eingeſetzt hat, ſtatt. In einer Mitteilung erklärt der Direktor der Zeitung, Lejene, er habe den Polizeikom— miſſaren ſeine Scheckhefte und ſeine Scheck⸗ bücher zur Einſicht vorgelegt und betont, daß er weder mittelbar noch unmittelbar, weder für ſich noch für jemand anders Fran⸗ ken, Dollars, Pfunde oder ſonſtige fremde Deviſen gekauft oder verkauft habe. 20000 Tote in Quetta Die Erdbebenkataſtrophe in Belutſchiſtan— Vier Fünftel der Vevöllerung getötet London. 3. Juni. Nach den letzten Meldungen ſind bei dem Erdbeben in Uuetta(Britiſch⸗Belutſchiſtan) 20 000 Menſchen ums Leben gekommen. Die Verluſte der Europäer betragen etwa 100 Toke und 200 Verletzte. Bisher ſind 50 Europäer und 153 Inder lebend aus den Trümmern geborgen und in das Krankenhaus gebracht worden. Nach bisher unbeſtätigten Meldungen ſteht der Hauptbaſar im Zentrum von Quetta in Flammen, die durch einen heftigen Sturm angefacht werden. Die 60 Meilen nordöſtlich von Quetta liegende Grenzſtadt Tſchaman ſoll durch das Erdbeben dem Erdboden gleichgemacht worden ſein. Auch die Ortſchaften Kalat und Muſtang ſind zum großen Teil zerſtört. Auf den offenen Plätzen in Quetta werden Zelte für die Obdachloſen errichtet. Von Karachi ſind Sonderzüge und Flugzeuge unterwegs, um Hilfe zu bringen. Das engliſche Luftminiſterium veröffent lichte eine offizielle Liſte der 34 engli⸗ ſchen Flieger, deren Tod bisher feſt— geſtellt worden iſt. 12 weitere Mitglieder der Fliegertruppen werden für tot gehalten. Nach einem im Innenminiſterium eingegan— genen Bericht iſt beinahe die geſamte Polizeitruppe von Quetta ums Leben gekommen. Die Todesfälle unter dem Militär dagegen ſollen gering ſein. Der König von England Bildbericht von den Skagerrak-Jeiern. hat an den Vizekönig von Indien und an den Luftfahrtminiſter Beileidstelegramme gerichtet. In dem geſamten Erdbebengebiet zwiſchen Quetta und Kalat ſollen vier Fünftel der Bevölkerung gelötet worden ſein. Die Stadt Quetta hat 34 000 Einwohner. Sie liegt etwa 1800 Meter über dem Mee⸗ resſpiegel. Quetta iſt ein bedeutender Han— delsplatz und gilt als wichtiger militäriſcher Stützpunkt an der Nordweſtgrenze zum Schutz des Bola-Paſſes, durch den die ſtrate⸗ giſche Eiſenbahn von Quetta nach dem In⸗ dus⸗Tal geht. Vootsunglück auf der Eibe Zwei Inſaſſen ertrunken. Stade. 2. Juni. Vom Holſteiner Ufer aus wurde beobach- tet, wie bei Brunsbüttelkoog ein Paddelboot, das ein Segel geſetzt hatte, kenterte und die beiden Inſaſſen ins Waſſer fielen. Da ſich der Unfall mitten auf der Elbe abſpielte, war es nicht möglich, den Bootsinſaſſen vom Cande aus Hilfe zu bringen. Man benachrichtigte den Bergungsdampfer „Reiher“ in Staderſand, der nach der Un— fallſtelle auslief, doch konnte man die Inſaf— ſen nicht auffinden. Ein aufgefundener Da— menhut läßt darauf ſchließen, daß das Boot von einer Dame und einem Herrn beſetzt (Scherl⸗Bildmaterndienſt⸗M) rak feierlich begangen.— Unſere Bilder zeigen ierliche Verleihung von Ehrenkreuzen an 13 alte Marineflaggen im Lichthof des Berliner Zeughauſes. Autun lde Ableiſtung der Wehrpflicht Muſterung und Aushebung 1935. Berlin. 3. Juni. Eine vom Reichskriegsminiſter von Blom⸗ berg und vom Reichsminiſter des Innern, Frick, unterzeichnete„Verordnung über die Muſterung und Aushebung 1935“ ſtellt in der Einführung nochmals feſt, daß zur Er⸗ füllung der aktiven Dienſtpflicht die Dienſt⸗ pflichtigen des Jahrganges 1914, in Oſt⸗ preußen auch die des Jahrganges 1910, her⸗ angezogen werden. Zum Arbeitsdienſt ſind die Dienſtpflichtigen des Jahrganges 1915 beſtimmt. Die Dienſtpflichtigen werden in der Zeit von Anfang Juni bis 15. Auguſt, in der enkmilitariſierten Zone bis 31. Auguſt, gemuſtert. Die wehrfähigen Dienſtpflichtigen des Jahr— ganges 1915, die noch nicht 26 Wochen Ar⸗ beitsdienſt geleiſtet haben, ſtehen in der Zeit vom Herbſt 1935 bis zum Herbſt 1936 dem Arbeitsdienſt zur Verfügung. Ueber ihr Her— anziehen zur aktiven Dienſtpflicht wird durch die Aushebung im Jahre 1936 entſchieden. 1. Teil.— Wehrpflicht. Von der Verpflichtung, ſich zur Muſterung zu geſtellen, ſind die Dienſtpflichtigen befreit, die zur Zeit der Muſterugn in der Wehr— macht oder Landespolizei aktiv dienen oder Freiwilligen Arbeitsdienſt leiſten. Ein Dienſtpflichtiger, der vor der endgültigen Entſcheidung über die Heranziehung zum Wehrdienſt ſeinen Wohnſitz wechſelt, muß dies zur Berichtigung des Perſonalblattes bei der polizeilichen Meldebehörde innerhalb von drei Tagen anmelden. Ein durch Krankheit an der Geſtellung zur Muſterung verhinderter Dienſtpflichtiger hat ein Zeugnis des Amtsarztes einzureichen. Es folgen Strafvorſchriften für diejenigen, die ihrer Geſtellungspflicht nicht oder nicht pünktlich nachkommen. 2. Abſchnikkt.— Wehrdienſt. Die Erfüllung der aktiven Dienſtpflicht der im Herbſt 1935 in das Heer und die Luft⸗ waffe einzuſtellenden Dienſtpflichtigen rech— net vom 1. Oktober 1935 ab mit der Maß⸗ gabe, daß auch Dienſtpflichtige, die noch bis aum 31. Dezember 1935 eingeſtellt werden, als am 1. Oktober 1935 eingeſtellt gelten. In der Kriegsmarine gilt im Küſtendienſt(Land) die aktive Dienſt⸗ pflicht durch die neunmonatige Dienſtzeit als erfüllt.— Dienſtpflichtige der ſeemänniſchen und halbſeemänniſchen Bevölkerung werden zur Ableiſtung der aktiven Dienſtpflicht in der Kriegsmarine herangezogen. Dienſtpflichtige der fliegeriſchen Bevölke- rung werden zur Dienſtpflicht in der Luftwaffe herangezogen. In den folgenden Abſätzen wird erklärt, wer hierzu gehört, ſo u. a. die Angehörigen des Deutſchen Luftſportver- bandes, das Perſonal der Luftverkehrsge— ſellſchaften und der Luftfahrtinduſtrie. Beſtimmungen über die Erſagreſerve. Die Erſatzreſerve gliedert ſich in die Erſatz— reſerve 1 und 2. In die Erſatzreſerve 1 wer— den die als überzählig zurückgeſtellten Taug— lichen überführt, über die dahin entſchieden iſt, daß ſie nicht mehr zum aktiven Wehr— dienſt herangezogen werden. Der Erſatzre— ſerve 2 ſind die beſchränkt Tauglichen und alle übrigen Wehrpflichtigen zuzuweiſen. Abſchnitt 3.— Wehrfähigkeit. Wehrfähig iſt der Dienſtpflichtige der a) wehrwürdig iſt, b) tauglich 1. tauglich 2 oder bedingt tauglich iſt oder c) nicht unter Wehrpflichtausnahmen fällt, d) nicht zurück— zuſtellen iſt. Ariſche Abſtammung iſt eine Vorausſetzung für den aktiven Wehr— dienſt und Arbeitsdienſt. Als nichtariſch gilt. wer von nichtariſchen jüdiſchen Eltern oder Großeltern abſtammt. Wehrfähige Dienſtpflichtige nichtariſcher Abſtammuns die innerhalb von zwei Wocher nach dem Muſterungstage keinen Antrag auf Heranziehung zum aktiven Wehrdienſt ein— reichen, ſind der Erſatzreſerve 2 zu überwei— ſen. Dienſtpflichtige ariſcher Abſtammung ha— ben bei der Muſterung eine Erklärung über ihre Abſtammung ſchriftlich abzugeben. Jurückſtellungsgründe ſind: Ueberzähligkeit, zeitliche Untauglichkeit, ſchwebendes Verfahren, das von Einfluß auf die Wehrwürdigkeit ſein kann, beſondere häusliche, wirtſchaftliche oder berufliche Grün- de. Letztere Beſtimmung bezieht ſich auf die— jenigen, die die einzigen Ernährer ihrer Fa— milien ſind uſw. Die Verheiratung eines Dienſtpflichtigen, ſo heißt es in§ 27, iſt allein kein Zurückſtellungsgrund. 2. Teil.— Erſatzweſen. Die wehrfähigen Dienſtpflichtigen des Jahr⸗ ganges 1914 erhalten den vorläufigen Be⸗ ſcheid, daß über die Heranziehung zum aktiven Wehrdienſt erſt durch die Aushebung ent⸗ ſchieden wird, und daß ſie hierüber ſpäteſtens Anfang Oktober ſchriftlich benachrichtigt wer⸗ den. Gehören ſie jedoch der ſeemänniſchen und halbſeemänniſchen Bevölkerung an, ſo werden ſie ſchon bei der Muſterung als zu⸗ nächſt überzählia zu rückgeſtellt, da der Bedarf der Kriegsmarine ſur ben Herbſt 1935 bereits gedeckt iſt. Lautet der ärztliche Entſcheid auf„taug⸗ lich 1“,„tauglich 2“ oder„bedingt tauglich“, ſo iſt unter Berückſichtigung des Vorſchlages des erſten Arztes und des Berufes in der Perſonalkarte die beſondere Eignung oder Nichteignung für einen oder mehrere Wehrmachtteile oder Waffengattung beizufügen. Es kommen in Frage: a) bei dem Heer Infanterie, Kavallerie, beſpannte leichte Artillerie, beſpannte ſchwere Artillerie, mo⸗ toriſierte leichte Artillerie, motoriſierte ſchwere Artillerie, Kraftfahrkampftruppe, Pioniere, Nachrichtentruppe, Kraftfahrtruppe, Sanitäts- truppe; b) bei der Kriegsmarine Küſtendienſt (Land), Küſtendienſt(See); c) bei der Luft⸗ waffe Flliegertruppe, Flakartillerie, Lufttach⸗ richtentruppe. Der tauglich befundene Dienſtpflichtige kann ſich freiwillig zur Aushebung unter An⸗ gabe eines Wehrmachtteiles und einer Waffen⸗ gattung melden. Neubau der Weltwirtichaſt Die Tagung der Deukſchen Weltwirkſchaft⸗ lichen Geſellſchaft. Stkultgart, 2. Juni. Die Deutſche Weltwirtſchaftliche Geſellſchaft hat ihre diesjährige Tagung unter das Motto „Neubau der Weltwirtſchaft“ geſtellt. Der Präſident der Geſellſchaft, Gouverneur i. R. Schnee, M. d. R., hob in ſeiner Eröff⸗ nungsanſprache hervor, daß Deutſchland, wenn es zu einer ſtrafferen Regelung der Außenwirtſchaft ſchreiten mußte, dies aus bit⸗ terer Notwendigkeit getan habe. Deutſchland bedürfe einer ausreichenden Ausfuhr um die für die Beſchaffung ausländiſcher Rohſtoffe erforderlichen Deviſen zu erlangen. Das erſte Referat mit dem Thema„Der Neubau der Weltwirtſchaft“ hielt der Präſi— dent der Internationalen Handelskammer, Fentener van Vliſſingen. Er wies darauf hin, daß der Hauptfehler der heuti— gen Weltwirtſchaft bei der Warenverkeilung liege. Die Vorausſetzungen für einen beſſe— ren Warenaustauſch ſeien: 1. ſtabile inter— national brauchbare Währungen, 2. ein mög- lichſt freier Weg vom Erzeuger zum Ver— braucher, 3. die Möglichkeit einer elaſtiſchen Anpaſſung des Angebots an die Nachfrage, 4. ein Gleichgewicht zwiſchen den Kaufkräf— ten der verſchiedenen Völker und 5. ein brauchbares und zuverläſſiges internationales Kreditſyſtem. Ueber die Bedeutung des Kredits für den Neuaufbau der Weltwirtſchaft ſprach der Di⸗ rektor der Reichs-Kredit-Geſellſchaft AG, Dr. Fiſcher. Das Thema ‚Werberegelung in der Wegltwirſchtfeniatſſrdgoveumlhwyſftk der Weltwirtſchaft“ behandelte der Präſident des Werberats der deutſchen Wirtſchaft, Miniſterialdirektor i. e. R. Reichard. Aerztliches Führertum Eine zeitgemäße Bildungsſtätte. Neuſtrelitz(Mecklbg.), 3. Juni. In Anweſenheit des Stellvertreters des Führers, Rudolf Heß, eröffnete der Reichs⸗ ärzteführer Dr. Wagner in Alt⸗Rehſe die erſte Führerſchule der deutſchen Aerzteſchaft. Der feſtliche Tag begann mit dem Aufmarſch der Formationen. Reichsärzteführer Dr. Wag⸗ ner ſprach einleitend über die Bedeutung der Schule. Der gewaltige Umbruch der nationalſoziali⸗ ſtiſchen Revolution habe der individualiſtiſchen Berufsauffaſſung des Arztes und der geſam⸗ ten Medizin ſowie unſerer Wiſſenſchaft und Lehre ein Ende gemacht. Heute gelte der Kranke mehr als die Krankheit, die Geſund⸗ heit des ganzen Volkes mehr als die Geſund⸗ heit des Einzelnen und die Geſundheit der Nation mehr als die Behandlung des leiden⸗ den Einzelweſens. 5 Der Stellvertreter des Führers, Reichsmini⸗ ſter Heß, führte ſodann u. a. aus: Die Vor⸗ ſtellung, die wir vom rechten nationalſoziali⸗ ſtiſchen Arzt haben, iſt einfach zu umreißen. Im Mittelpunkt ſeiner Lebensaufgabe ſteht das Volk, deſſen Geſundheitszuſtand zu beſſern bezw. gut zu erhalten ſein Streben iſt. In Alt⸗Rehſe wollen wir geiſtig geſunde Menſchen ſehen, die voller Verantwortung ihrem Volke und ihrer Wiſſenſchaft gegenüber ſind, und die ihre Le⸗ bensaufgabe in neuer nationalſozialiſtiſcher Ge⸗ ſtaltung meiſtern. Der Redner ſchloß mit einem Dank an den Führer, der auch den Aerzten die große und ſchwierige Aufgabe geſtellt hat, über die Be⸗ treuung des Einzelmenſchen hinaus im Geiſte der allumfaſſenden nationalſozialiſtiſchen Ideen das deutſche Volk in ſeiner Geſamtheit weiter geſunden zu laſſen und geſund zu erhalten. Ein Ehrenkag der Seemannsfrau. In Cambridge wird am 13. Mai des hun⸗ dertſten Todestages einer Seemannsfrau feierlich gedacht werden. Am 13. Mai 1835 ſtarb Frau James Cook, die Gattin des be— rühmten Seefahrers und Entdeckers. der 56 Jahre vor dem Tode ſeiner Frau auf Hawaii erſchlagen wurde. Frau Cook teilte das Schickſal vieler Seemanns- rauen. Nur 17 Jahre war ſie verheiratet geweſen und von dieſen 17 Jahren war ihr Mann elf auf Reiſen. Drei Söhne hatte ſie; einer ſtarb in Cambridge. die beiden ande ren behielt die See. Der hundertſte Todes- tag von Frau James Cook iſt daher auch als Ehrentag für alle britiſchen Seemanns— frauen und auch für alle Frauen gedacht, die in den fernſten und einſamſten Winkeln des britiſchen Empire das meiſt ſehr ſchwere Leben ihrer Männer teilen. Heerſchau des Gaues Heſſen⸗Naſſau VDarmſtadt, 2. Juni. Zum Gautag 1935 der Bewegung im Gau Heſſen-Naſſau trafen gewaltige Mengen von Mitkämpfern aus allen Teilen des Gaues im feſtlich geſchmückten Darmſtadt ein. In ununterbrochener Folge liefen am Samstag und in der Nacht zum Sonntag die 78 Son— derzüge ein. Muſik und Geſang kündete im— mer neue Gäſte an. Die Darmſtädter Bevöl— kerung war bereits am Samstag reſtlos auf den Beinen, und dazu ſtrahlte eine warme Sonne, die nach dem Regen der letzten Tage beſonders ermunternd wirkte. Der Anzie— hungspunkt war vor allem das Viertel um das Alte Schloß. Die Schloßterraſſe war geöffnet und in ein Weindorf verwan⸗ delt. In den beiden Schloßhöfen ragen far⸗ benfroh große Maibäume empor. Die NSG „Kraft durch Freude“ hatte ein zugkräftiges Programm für das Volksfeſt am Abend zu— ſammengeſtellt, das ſich eines Rieſenbeſuches erfreute. 1000 Darmſtädter Sänger und die Kapelle der Landespolizei hatten ſich zu einem offenen Konzert auf dem Paradeplaß vereinigt. Heiteres Volkstum ſtrömten die Darbietungen auf dem Schillerplatz aus. Lebhaften Beifall ernteten namentlich die Trachtengruppen aus dem Odenwald und aus Oberheſſen, aber auch die Oppenheimer Küfer mit ihrem Küfertanz riſſen zu ſtürmiſchem Applaus hin. Im großen Schloßhof und auf der Schloßterraſſe wurde fleißig das Tanz⸗ bein geſchwungen. Im Orpheum ſtieg ein „Frühlingsfeſt im Schwalbenneſt“ unter Mitwirkung des Landes-Simphonieorche⸗ ſters und des Valletts des Heſſiſchen Landes- theaters. Bis in die ſpäten Nachtſtunden herrſchte fröhliches Leben und Treiben in den Straßen der Stadt. Vieſfach waren vor den Lokalen Vorgärten aufgebaut. Ueberall aber herrſchte ſtraffe Zucht und Selbſtdiſzip⸗ lin. Die Tagung der Hoheitsträger eröffnete die ſtattliche Reihe der für den Gau⸗ tag vorgeſehenen Sonderſitzungen. Es war ein erhehendes Bild. im Städtiſchen Saalbau Junge und Alte, Hand und Kopfarbeiter, mit ben gleichen blanken Spiegellitzen am braunen Kragen und dem gleichen entſchloſ⸗ ſenen Zug im Geſicht Schulter an Schulter ſitzen zu ſehen. Wie ein Mann ſtanden ſie auf zum freudiglauten Gruße, als ihr Gau— leiter als Vertreter des Führers zu ihnen kam und die Tagung der Hoheitsträger als die erſte des Gautages nach einleitenden Worten des ſtellvertretenden Gauleiters, Re— gierungsrat Reiner, mit einem donnernd aufgenommenen Heil auf den Führer er— öffnete. Ernſte Worte zu grundſätzlichen Aufgaben und mit lauter Zuſtimmung aufgenommene neue Parolen zum Dienſt ließen die Rede des Gauleiters zu einer erhebenden politi— ſchen Feierſtunde für alle Teilnehmer wer— den. Eingehend behandelte der Gauleiter vor chen Feſtigung und die ſtändig inniger wer⸗ dende Verflechtung der Beziehungen von Partei und Staat. Im Anſchluß an die Ausführungen des Gauleiters ſprach der Reichsſchulungsleiker Dr. Frauendorfer. Er führte u. a. aus: Zwei Jahre nationalſo— zialiſtiſcher Arbeit ſind geſchichtlich und hiſto— riſch geſehen eine ſehr kurze Zeit, und den⸗ noch haben ſie eine ungeheure Umwandlung in Deutſchland gebracht. Ein großes Ziel iſt als Grundlage erreicht, daß ein ganzes Volk gelernt hat, daß wir ein gemeinſames Schick⸗ ſal haben, und daher lebt die Nation in der Kameradſchaft und im gemeinſamen Dienſt. Die uns nicht verſtehen in dieſem Kampf, ſind entweder zu alt in ihren Idealen oder ſie gehören zu jenen unverbeſſerlichen Ma— terialiſten oder zu jener Gruppe, die unter dem Veckmantel einer Religion uns bekämpft und in deren Reihen Menſchen ſtehen, die vor kurzer Zeit noch nicht wußten, zu welcher Konfeſſion ſie gehörten.„Ihr Reich iſt nicht von dieſer Welt“ behaupten ſie und miſchen ſich doch täglich in die Arbeiten, die der Na⸗ tionalſozialismus gerade auf dieſer Welt vor ſich ſieht. Klare Fronten wollen wir ſchaffen, darum unſer Bekenntnis: Unſer Reich iet non dioſor Melt. Reſtſos un⸗ SSCSFTFTFECTCCCCTCcCCccCCcc allen Dingen die Fragen der weltanſchauli⸗ erwünſcht ſind uns jene weenſchen, die unſe. ren Nationalſozialismus zu einer Wiſſen. ſchaft und damit zum Streitobjſekt einiger Univerſitätsprofeſſoren machen. Eins nötig zum Aufbau der Nation, das ſeither dem deutſchen Volke fehlte: die Tradition der Politik und das politiſche Führerkorps, das Volk und Staat nach den ewig gültigen na⸗ tionalſozialiſtiſchen Grundſätzen ausrichtet, und erzieht. Tagung der Propagandaleſter Gaupropagandaleiter Pa. Müller. Scheld hatte ſeine Propagandaleiter im 30 46 Landestheater zuſammengerufen. u Beginn der Tagung machte der Gau⸗ propagandaleiter grundſätzliche Ausführun— gen über die innen⸗ und außenpolitiſche Lage des Dritten Reiches und die ſich daraus ergebenden Folgerungen, insbeſondere für die Propagandaleiter der nationalſozialiſti⸗ ſchen Bewegung. So wie der Führer das kaum Glaubliche fertigbrachte und in einer kurzen Zeitſpanne 36 deutſche Diviſionen auf. ſtellte, ſo wird er auch mit derſelben Zauber kraft alle anderen Fragen löſen, wenn die Zeit reif iſt. Wir alle müſſen in unerſchütterlichem Glauben und felſenfeſter Treue zu ihm ſtehen und ihm ſo helfen, das Werk vollenden, das unſer Deutſchland zu einem mächtigen, freien und ſtolzen Staat gemacht hat. Anſchließend an dieſe Ausführungen wur⸗ de von erſten Kräften des Heſſiſchen Landes, theaters eine Szene aus„Schach dem Zaren“ von Wilhelm Müller⸗Scheld gegeben. Arbeitstagung der N35 In der Arbeitstagung der NSW. die vom ſtellvertretenden Gauamtsleiter Pg. Graf eröffnet wurde, überbrachte Gauamtsleiter Pg. Haug zunächſt allen Amtswaltern der Ne und WHW den Dank des Führers für die in Treue und uneigennütziger Weiſe zum Wohl der Volkgemeinſchaft geleiſteten Arbeit. Von lebhaftem Beifall unterbrochen, führte Pg. Haug in ſeiner Anſprache aus: Nach, dem die NSW auf eine unermüdliche und aufopferungsvolle zweijährige Tätigkeit zu⸗ rückblicken kann, hat ſie bewieſen, daß der nationale Sozialismus kein Lippenbekennt⸗ nis iſt, ſondern vielmehr den Sozialismus der Tat verkörpert. Von den Amtswaltern begeiſtert begrüßt, erſchien ſpäter Gauleiter Sprenge r und ſprach den Amtswaltern für die geleiſtete Arbeit ſeinen Dank aus. Unter kurzer Vor- anſtellung der Aufgaben der NS, als eine der Partei angeſchloſſene Organiſation unter Führung von Parteigenoſſen, betonte er, daß der Gau Heſſen⸗Naſſau bezüglich ſeiner Lei ſtungen mit an der Spitze der deutſchen Gaue marſchiere. Kreiswirtſchallsberatertagung Die Kreiswirtſchaftsberater und Mitglie- der dieſer Dienſtgemeinſchaften verſammelten ſich zu einer ergebnisreichen Arbeitstagung. die ein Beweis für die verſtändnisvolle gu. ſammenarbeit aller zuſtändigen Stellen in unſerem Gaugebiet war. Einleitend erge Pg. SS. Standartenführert und Treuhänder der Arbeit für das Wirtſchaftsgebiet Heſſen, Schwarz, das Wort zu Ausführungen über die nationalſozialiſtiſche Sozialpolilit und ihre Aufgaben, die beſonders der Treu händer der Arbeit wahrzunehmen hat. Unten großem Beifall ſtellte Pg. Schwarz die aus gezeichnete Zuſammenarbeſt mit der DA feſt. Anſchließend ergriff der Gauwirtſchaftsbe⸗ rater Pg. Eckardt das Wort zu grund ſätzlichen Ausführungen über die national. ſozialiſtiſche Wirtſchaftspolitik. Das Ziel dez Nationalſozialismus ſei eine Leiſtungsge. meinſchaft aller Schaffenden. Nachdem im Innern Deutſchlands die Arbeitsbeſchaffung ſtark in Schwung gekommen ſei, ſei unſete vordringlichſte Aufgabe die Förderung des Außenhandels. Die Kundgebung auf dem, Exert Der Sonntag war von den frühen Mor genſtunden an von Marſchmuſik und dem Tritt der einmarſchierenden braunen Batall lone durchklungen. Den Höhepunkt des Gautages bildete nach zwei weiteren Tagungen eile Rieſenkundgebung im Freien auf dem frühe, ren Darmſtädter„Exert“. Er war um die Mittagsſtunde von 75 000 Uniformierten ausgerichteten Aufmarſchblöcken ausgefüll. und hinter der Abſperrung der SS ſcharten ſich noch weitere Zehntauſende von Zub. rern, als Reichsſtatthalter und Gauleitel Sprenger die Front der Kolonnen abſchrit und danach von einem zehn Meter hohen Kommandoturm eine packende Anſprache hielt. Gauleiter Sprenger gab in ſeiner Rede zunächſt einen Rückbiic über die ſchweren Kampfjahre der Bewegung im Gau Heſſen-Naſſau von 1922 bis zur Machtübernahme und ſchilderte danach die gewaltigen Leiſtungen des Nationalſozialié, mus in den 28 Monaten, ſeit Adolf Hitler das Reich führt. Einheitlichkeit der Führung, Disziplin, Kameradſchaft und Treue häte dies alles erreicht. Der Neuaufbau von 0 und Reich ſei aber ſolange von außen bedroh geweſen, bis der Führer Deutſchland die Wehrhoheit und damit die Gleich ö berechtigung große Liſte von Meiſtbegünſtigungen und ſichti mio der gah. Gerade in unſerem Gebiet. das die Deviſenverbrechen e e e ee Die Juſtispreſſeſtelle Berlin teilt mit. Bei der ſtändig fortſchreitenden Unterſuchung der von Angehörigen katholiſcher Klöſter be⸗ gangenen Deviſenvergehen, hat ſich der drin. gende Verdacht ergeben, daß auch die Hilfs⸗ emeinſchaft katholiſcher Wohlfahrts- und ulturpflege, gemeinnützige Aktiengeſellſchaft, Berlin, ſich der Mitwirkung an Deviſenver⸗ gehen ſchuldig gemacht hat. Auf Anordnung des Generalſtaatsanwaltes beim Landgericht Berlin wurde daher durch die Zollfahn⸗ dungsſtelle eine Durchſuchung der Geſchäfts⸗ räume der genannten Geſellſchaft vorgenom⸗ men. Da hierzu Zollfahndungsbeamte nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung ſtan— den, wurden zu techniſchen Hilfeleiſtungen, insbeſondere zum Abſperrdienſt, auch Krimi⸗ nal⸗ und Staatspolizeibeamte hinzugezogen. Die Sichtung des beſchlagnahmten Materials dauert an. Ribbentrop Votſchaſter In beſonderer Miſſion. Berlin. 1. Juni. Der Führer und Reichskanzler hat den Be⸗ auftragten für Abrüſtungsfragen. Joachim von Ribbentrop, zum außerordent— lichen Botſchafter in beſonderer Miſſion er— nannt. der Verlehr mit Frankreich Frankreich kündigt das Warenabkommen. Paris, 1. Juni. Nach einer amtlichen Mitteilung hat die franzöſiſche Regierung vor einigen Tagen den Beſchluß gefaßt, das deutſch-franzöſiſche Warenabkommen vom 26. Juli 1934, das im 1. Juli 1935 abläuft, zu kündigen. Gleichzeitig läuft zu dieſem Zeitpunkt das Abkommen über die Zahlungsregelung ab. Die Zahlenanwendung dieſer letzten Kon— vention ſei auf Schwierigkeiten geſtoßen. Die Kündigung könne in keiner Weiſe als ein zruch ausgelegt werden. * da Berlin. 2. Juni. dem NIR A⸗Syſtem gebracht worden: die velts haben in der Preſſe und auch in der aus dem Durcheinander ericheine, wenn er es auch ablehne, dies als ſeinen Vorſchlag zu bezeichnen. Wie der Präſident mitteilte, ſind neben vom Bundesgerich“ außer Kraft geſeßt oder in zweifelhafte Lag ö Bundeskontrolle des Alkohols, die Regulierung der Vörſen, die Maßnahmen gegen Aktienſchwindel und die Ordnung der landwirtſchaftlichen Erzeugung Rooſevelt malte ſodann aus. was ſetzt folgen werde: Ausnutzung der Kinderarbeit, Hungerlöhne, unlauterer Wettbewerb, kataſtrophales Sin⸗ ken der Preiſe für Weizen, Baumwolle und andere Bodenerzeugniſſe, Abſterben der klei— nen Geſchäftsleute, die gegen die Kettenläden nicht mehr konkurrieren könnten. Dies ſei, ſo betonte Rooſevelt, keine Parteifrage mehr, ſondern ein tiefernſtes nationales Problem. Die peſſimiſtiſchen Ausführungen Rooſe— Großfinanz ſcharfe Ablehnung gefunden So ſchreibt die unabhängige de— mokratiſche„Times“. manche Aeußerungen der Rede klängen mehr wie ein Ver⸗ zweiflungsſchrei und nicht wie eine Mahnung zum Mut. Die republikaniſche „Herald Tribune“ ſchreibt, Amerika werde durch dieſe Haltung ſtark enttäuſcht. Neue Unruhen in Belfaſt London, 1. Juni. In der nordiriſchen Hauptſtadt Belfaſt kam es nachts wieder zu größeren parteipo— litiſchen Unruhen. Im Dockgebiet der Stadt wurden vereinzelt Poliziſten von Unruheſtif— tern überfallen und mit Steinen bombar— diert. Polizeiliche Verſtärkungen und Pan— zerkraftwagen mußten eingeſetzt werden, um größere Zuſammenſtöße zu verhindern. Die Polizei mußte an einer Stelle mit Gummi— knüppeln gegen Angriffsluſtige vorgehen. Nach Mitternacht wurde das ganze Unruhe⸗ gebiet von einer Polizeikette umſtellt. Politiſches Allerlei Bertin. Das Guthaben des Profeſſors Dr. 7s handelt ſich bei dem jetzt von den ranzoſen gekündigtem deutſch-franzöſiſchen Abkommen um ein Zuſatzabkommen zum Handels- und Schiffahrtsvertrag vom 26. Juli 1934. Dieſes Abkommen enthielt eine dergleichen. In der Kündigung iſt der Er— wartung Ausdruck gegeben, daß die neuen Verhandlungen, deren Beginn für den 11. ni bereits angeſetzt iſt, zu einer neuen ſegelung dieſes Fragenkomplexes führen ſo daß kein vertragloſer Zuſtand ein— Rooſevelts Peſſimismus DPreſſeangriffe gegen den Präſidenten. Waſhington, 1. Juni. Volksaufklärung und des italieniſchen Miniſterpräſidenten Friedrich Deſſauer, früher in Frankfurt am Main, jetzt in Iſtanbul(Türkei) wohnhaft, in Höhe von 41004 Mark wird eingezogen. Berlin. Die Kennziffer der Großhandels— preiſe ſtellt ſich für den 29. Mai wie in der Vorwoche auf 100,9(1913 gleich 100). Die Kennziffern der Hauptgruppen lauten: Agrarſtoffe 100,8(plus 0,2 v. H.), indu— ſtrielle Rohſtoffe und Halbwaren 90.8(plus 0,1 v. H.) und induſtrielle Fertigwaren 119,3(minus 0,1 v. H.). Berlin. Die am 2. Juni 1935 erſcheinende Ausgabe des„Kladderadatſch“ wur— de auf Veranlaſſung des Reichsminiſters für Propaganda be— weil ſie eine Karikatur Muſſo— ſchlagnahmt, ner großen Rede legte ſevelt in einer Preſſekonferenz die Lage dar, die die Bundesgerichtes hinſichtlich der A-Geſetzgebung geſchaffen habe. Das Parlament das Recht ab, die nationale ſchaft zu regeln. Rooſevelt deutete an, eine Verfaſſungsänderung als einziger Ausweg 2 1110 LST O u DOE. lini enthält, die geeignet iſt, die Beziehungen Präſident J zwiſchen Deutſchland und Italien zu ſtören. Entſcheidung des ſtands-Ausſtellung in Hamburg empfing de Reichsminiſter für Ernährung und Land Geſeßgel wirtſchaft, Reichsbauernführer Darre, da gericht ſpreche der Regierung und J hamburgiſche Konſularkorpe ö übungen in Deutſchland wurde große Luftſchutzübung in den cheſter. Chattam. Gillingham in Kent. wo Hamburg. Anläßlich der Reichsnähr— . ſich große Vocaniagen ber enguſchen Flotte befinden, durchgeführt. Warſchau. Wie die polniſche Preſſe mel⸗ det, befinden ſich in Nordfrankreich etwa 1000 polniſche Arbeiter in ſchwerſter Not⸗ lage, da ihnen die Arbeitsberechtigung ge⸗ nommen iſt und Arbeitsloſenunterſtützungen nicht gezahlt werden. Schanghai. Die chineſiſche Regierung be— müht ſich weiter, eine friedliche Regelung des Streitfalles um Nordchina zu erzielen. Papſt Pius XI. 78 Jahre. Rom, 3 Juni. Papſt Pius KI. feierte ſei— nen 78. Geburtstag. In den Vormittags⸗ ſtunden nahm er die Glückwünſche des Kar⸗ dinalkollegiums entgegen. Aus allen Teilen der Welt gingen ihm Giückwünſche zu. 1 Der Nundfunlprozeß geht zu Ende Berlin. 3. Juni. Am 85. Verhandlungstage im großen Rundfunkprozeß wurde wiederum eine for— male Sitzung abgehalten. Der Angeklagte Dr. Fleſch äußerte ſich auf Befragung über ſeine jetzigen Einkommens- und Vermögens— berhältniſſe. Er erklärte, daß er nur zu einem Fünftel Miteigentümer eines Hauſes in Frankfurt a. M. ſei. Vor Beendigung der Sitzung machte der Vorſitzende die Mittei— lung, daß aller Vorausſicht nach am Don— nerstag, den 13. Juni, das Urteil verkündet werden könne. Drei Kinder vom Blitz getötet Sie ſuchkten Schutz unker Bäumen. Limbach(Kreis Saarlouis), 3. Juni. Hier ſpielten mehrere Kinder im nahen Walde, als plötzlich ein Gewitter kam, vor dem die Kinder unter den Bäumen Schutz ſuchkten. Dabei ſchlug der Blitz in einen Baum ein, unter dem ſich der 11jährige Paulus, der 10jährige Koch und der gjährige Weyel befanden. Alle drei waren auf der Stelle kol, während ein vierker Junge ſchwere Verletzungen am Fuß davonkrug. Blitz ſchlägt in Tanzlokal Zwei Tote. Prag, 3. Juni. Während eines Tanzvergnügens in det Ortſchaft Althütte bei Böhmiſch-Krumau ſchlug der Blitz in das Gaſthaus. Die Wirkin eine weitere Frau und ein Mann, die an der Wand ſaßen, wurden vom Blitz getroffen. Während die beiden Frauen ſofort kok wa— ren, wurde der Mann lebensgefährlich ver— letzt. In dem Saal tanzten im Augenblick des Blitzeinſchlages rund 100 Perſonen. Sie wurden alle zu Voden geſchleudert und te weiſe betäubt. Vielen von ihnen mußte ärzt liche Hilfe geleiſtet werden. Tödlicher Abſprung Der Fallſchirm öffnete ſich nicht. London, 3. Jus Bei einer Flughafen von Moodford vor einer zahl— jährige Fallſchirmkünſtler Jvor Price töd— lich. Da ſich ſein Schirm nicht öffnete, ſtürz London. Nach dem Vorbild der Luftſchutz— 1 erſte Städten Ro⸗ 1 U geblieben wäre. Selbſt lachen. Hinter dem Häusl wa ungepflegt, wie ſeine Beſitzer „Wovon lebt's denn eigen „Mein Gott, mein Gott! Vielleicht wußte ſie wirkli etwas gab. rheberrechtsschutz: Fünf Türme-Verlag, Hal Bips nickte vor ſich hin. Bloßfüßig, vier S 1 Herweg, das war ſchon eine Leiſtung. sehr bald war man angelangt, und als dem bezeichneten Häuschen hielt, das ei Bretterhütte mit ſchmalem Steinunterb eine magere, verhärmte Frau aus der Tür: 9 5 Du mein— is der Annerl leicht was paſ bar der erſte Gedanke. 5 Es dauerte lange, bis die Moidl ein armes Leut, wie ſie eines war. Freilie bauer, Tückte 3 2 252 ückte mit der laſtenden Schuld, da erwies ſich als 141 1 f 2 12 72 427 winzig klein im Verhältnis zu der übermäßigen Sorge um das armſelige Obdach. Pips war abgeſtiegen und ins Häuschen g wiede gel f vor die Tür, wo ſich ſchon Ortsbewohr ft da net ſchaut, daß er weiterkummt, de illing; umaſunſt is der Tod und der koſt't Da ſtob es dann davon, ohne daß auch nur einer zurück— 91 arif, wn 1 bir mot Steinwenderin be⸗ wuſle as ihr da von der„Stadtfrau widerfuhr. Sie Duüßte nicht, wo ihr der Kopf ſtand. Und dabei ſollte ſie 0 de beantworten, als wenn es Beſondere an— die Keuſch'n war verſchuldet, und der ner, der drohte immer mit Hinauswurf, wenn ſie die Jmuüſen nicht zahlen konnte. Als ſie dann endlich heraus⸗ gte alles eingehend, ſtellte Fragen über Fragen, trat ſe wenn e Wagen angeſammelt hatten und ſcheuchte 9 le(Saale) f„Und woher's Geld?“ 133 tunden Hin⸗[ Wald war ee Holzklauben, der Wagen gentlich nur au war, da 5, der eine achtköp Beeren-, Blum Schneeroſen und Latſchen— ö daraus und ging in die Stad 1 in die Schule, und die abger ſiert?“ Das und Waſchen, wie ſie in ihrer „Radikal zu helfen, wohl flüſterte Gilbert ſeiner Begleite den. 5 1 „Gar nicht ſo ſchwer. Das Sie ließ ſich noch das und reiche Igl— Gilbert blieb beim Wagen winzige Hypothek auf der H die Summe[ Minuten genügten, um zwei etreten, be- zum Aufheben, Schuld is kan Zieg'n geben Milch genug, u Stall herrichten. Jetzt aber hei die Körb und die Packln! Mir tler um den a Vor lauter Kopfſchütteln war die Steinwenderin un— fähig, hilfreiche Hand zu leiſten, und ſo mußten Pips, r zahlt an 's Leben!“ Gilbert und die Kinder den grö JJ ͤ—dũrf die arme halt und von Knödl, wie halt die armen Leut leben tun...“ Da kam langſam und ſtockend das fſammengetragen. Abends machte man dann ei ſe ie nahm ſie eines der größeren Kinder, die neugierig umher s wäre mit ſtanden und mit offenen Mündern ſtaunten, was ſich vor h, arm war ihrem Häusl zutrug, an der Hand. Bürgermeiſter führen. Eine Vi 5„So, Steinwenderin“, ſprach Pips, als ſie wiederkam, „jetzt iſt's wieder a wengerl leichter. Da habt's das Papier tun. Trotz aller Kargheit war das Innere des Häuschens ke der Unglückliche aus 300 Meter Höhe zu Boden und war ſofort lot. Er galt als einer der berühmteſten ſchirmkſünſtler und hat in verſchiedenen Län Steinwenderin mußte rein Grasgarten, wirr und dle„Faffung wi in. bewußtſein, das wenn es ſich um r Handwe gerumpelten Zie ſchon die beiden ſchöne tlich?“ erkundigte ſich Pips Wovon? Von Brennſupp'n ch nicht, daß es ſonſt noch das war woh wenderhäus!l... ich ſoll gar ſteuern dürfen?“ Man war ſchon eine gefahren, ehe Gilbert ſich ſo weit Elend zutage. Der fige Familie nähren mußte. enſuchen, und im Winter alles von den Kindern zu— „Bukawettlnu“ darauf zu be t hauſieren. Nebenbei auch da ſaß. ackerte Mutter ins Reiben„O Sprache vorbrachte. ausgeſchloſſen— wie?“ und es rin Pips zu. Dieſe ſchüttelte iſt „Und der Bub, der es ſei ein aufgeweckter werden wir gleich machen.“ jenes erzählen, und dann Den können „Nein!“ kam 6 Mund Pips ließ ſich zum Stirn: „Sie müſſen iertelſtunde ſpäter war die ütte getilgt, weitere zehn Milchziegen einzuhandeln. e mehr am Häusl. Zwa id der Maurer wird den ßt's ſchaffin— hinein mit hab'n's eilig!“ pflicht genügen? ten Teil der Arbeit ſelbſt dern dies unter Beweis geſteur. Es war bies die letzte Nummer des Programms in wel cher der Verunglückte und eine Fallſchirm⸗ künſtlerin mit zwei Fallſchirmen ihre Künſts zeigten. Schwerer Juſtizirrtum Acht Jahre unſchuldig im Juchthaus. 5 Madrid. 3. Juni. Acht Jahre verbrachten zwei Männer zu Cuenca, welche wegen Ermordung eines Schäfers zu lebenslänglicher Freiheitsſtrafe verurteilt worden waren, unſchuldig im Zuchthaus. Der Schäfer war ſeinerzeit ſpurlos verſchwunden. Obwohl die Leiche des Mannes nicht gefunden werden konnte, hatte ſich der Verdacht, den Mann durch Mord beiſeite geſchafft zu haben, auf zwei Leute gelenkt, die mit dem Verſchollener, verkehrt hatten. Sie wurden verhaftet un! trotz ihrer ſtändigen Unſchuldsbeteuerunger. wegen Mordes verurteilt. ö Nunmehr hat ſich der vermeintliche Er mordete ſelbſt der Polizei geſtellt, woraut die Freilaſſung der beiden Gefängnisinſaſſen verfügt wurde, zumal die Perſon, durch wel che der Juſtizirrkum herbeigeführt worden war, wegen Jalſchmünzerei und zahlreicher wurde Strafen von der Behörde geſuchl K. Ein Deutſcher fuhr mit dem„Auko-Amphi. bium“ von Frankreich nach England. London. 3. Juni. Mit einem ſchwimmenden Auto hat der Deutſche Jakob Bollig in acht Stunden und zwanzig Minuten den Kanal von Calais bis N Dover durchfahren. Ein franzöſiſcher ö Dampfer begleitete ihn auf der Durchfahrt, die zunächſt vom Winde begünſtigt war, ſpäter aber äußerſt heftigen Gegenwind hatte. Eine große Menſchenmenge bereitete dem Deutſchen bei ſeiner Ankunft in Dover einen begeiſterten Empfang. Der Konſtrukteur des„Auto-Amphi— biums“, Jakob VBollig, ſtammt aus Koblenz. Er hat ſein auf dem Lande wie im Waſſer brauchbares Fahrzeug in Deutſchland ſchon vorgeführt. Nun unternahm er mit Erfolg den Verſuch, den engliſchen Kanal von Calais nach Dovor mit ſeinem Amphibium zu durch— queren. Obwohl das Wetter nicht ſehr ange— Jallſchirm-Vorführung im ſauber gehalten, und Pips Sor, innen, daß er wie auf de doch!“ mei würde bald wieder einmal regnen O 9.„L Sie auf ſich nehmen. 1 4 1* r 2 1 3 57 macht, und ich werde das Geeignete veranlaſſen— ja?“ „Sie trauen mir wohl nicht zu, allein das Werk in die Mog 1„ion?“ ke 5 ö N Wege zu leiten?“ fragte er lächelnd. Haller wurde nehm war und ein ziemlich hoher Seegang herrſchte, konnte Bollig, der um 11.10 Uhr Calais verlaſſen hatte, um 19.39 Uhr ſein „Wagen-Motorboot“ über engliſchen Boder laufen laſſen. Raubmord an einer Greiſin. Leipzig, 3. Juni. In Leipzig-Connewitz würde die ledige 62jährige Alma Zetſche in ihrem Lebensmittelgeſchäft ermordet aufge— den. Verſchiedene herumliegende Gegen— mund Geldſtücke begründeten ſofort den t Raubmordes. Frl. Zetſche mutlich überfallen worden, als ſie einen en K en bedienen wollte und ge— zit dem Abwiegen von Mehl beſchäftigt Geraubt wurde der Inhalt der Laden, eines Gegen Langholzfuhrwert gerannt. Der rlzersh buſe n(Unterfranken) tätig ge⸗ ohn e von Stern nit dem Fahrrad gegen ein Lan ind kam unter das Fuhrwer. 5 zing über ihn hin— 1 telle getötet. einrich Bär lobte die Frau dafür, um ihr rzugeben und ein wenig von dem Selbſt— die armſeligſte Hausfrau empfindet, yr Heim handelt. rter rückte an und brachte den zuſammen— genſtall in Ordnung, und da waren auch gefleckten Ziegen Ereigniſſe im Stein n, weiß-ſchwarz der Höhepunkt der nichts zu dieſem Liebeswerk bei ſtattliche Kilometerzahl heimwärts gefaßt hatte, um ſich nn Mund geſchlagen inte Pips ruhig und ſchaltete eine größere Geſchwi keit e N 5 Geſchwindigkeit ein, denn es kam„ſchlechtet Wind“ auf doch! Da Mat 531 Dor Mira 17 f 1 Mathiesl. Der Bürgermeiſter ſagte mir, Junge, der gar zu gern lernt. Geben Sie mir Voll— es kurz. ernſt, und eine Falte grub ſich in ſeine eine ſehr ſchlechte Meinung von mit haben. Womit habe ich denn das verdient? Denken Sie ich genüge nicht auch meiner Menſchenpflicht?“ 1 Pips blieb gelaſſen. „Menſchenpflicht. Gelegentlich, in einer Anwandlung von Großmut oder irgendeiner anderen Laune einem Kind eine unverhältnismäßige Geldnote in die Hand ſtecken— nicht wahr? Das nennen Sie Ihrer Menſchen— Aber eine Exiſtenz aufbauen— was manchmal mit geringen Mitteln zu bewerkſtelligen iſt—. haben Sie das ſchon verſucht?“ Sie trumpfte keineswegs auf, es klang wie eine einfache Frage. (Fortſ. folg: // Zm Auto über den Kaual 9 .—.— Vo „ 5 — 2 I 4 2 Ve Melbig- Ningnen, Urheberrechtsschutz: Fünf Türme-Verlag, Halle(Saale) Nachdruck verboten. „Gehören die alle zum Arvenhof?“ Sie ſah ſich um auf der Wieſe, die von dem vielen Vieh bevölkert wurde. Der Sepp nickte. „Alle!“ 0 „Wo iſt die— Herrin?“ Kein Verſtehen. i 10 * p Frau Hofer meine ich. 2 f 1 Ueber des Knaben pfiffiges Geſicht ging ein Leuchten. Ach ſo, die Arvenfrau!“ f f „Gut denn, die Arvenfrau, die ſuche ich!“ ſagte Elda und nahm ihr Köfferchen in die andere Hand, denn es war ſchwer. a „Geht's da herauf!“ erklärte der Bub und wies mit dem Stecken gegen ein ſchönes, behäbiges Haus, das hoch auf einem Kulm ſtand, und deſſen geöffnete Fenſter 163 Sonnenlicht blitzten. Wie ein feſtes Bollwerk e an dieſer den Winden und Wettern ausgeſetzten Stelle, leich einer Königsreſidenz. 5 5 Der Arvenhofl, dachte Elda. Hier oben alſo ſollſt du bleiben!. 5 3 Die Höhe bedrückte ſie ein wenig, denn dicht hinter dem Hof, ſchien es ihr, ſtiegen ſchneebedeckte Gipfel zum Himmel empor, ſo als ob die letzten Wieſen ihr Epitaph wären, als bauten ſie ſich auf ihnen auf.. 1 Sie war heiß vom Steigen, trotz der Friſche, die hier oben herrſchte; ihre, die ſteilen Wurzelwege ungewohnten r 1 Füße ſchmerzten ſie. 8 g 1 N 5 Aber mutig ſchritt ſie aus; es war ja die letzte Steigung. 3 Als ſie endlich in den Bereich des Hofes kam, fand ſie die Stalltüren offen, Mägde ſegten das verbrauchte Laub binaus, Burſchen ſtreuten friſche Streu; es zog aus allen Toren, und Abfälle von Heu und Blätter wehten durch die Luft. 25 Es ſang und jodelte unter dem Geſinde, Scherze flogen hin und her— Worte, die Elda nicht verſtand, die ihr wie eine fremde Sprache ſchienen und doch deutſche Worte waren. Lautes Lachen gab Antwort. 3 „Stad ſeids!“ ſchrie da plötzlich eine andere Stimme, eine tiefe, beinah männliche Stimme. aus 55 Hinter⸗ grund, daß Elda erſchrocken zuſammenzuckte. Es war wie der Donner im hellen Sonnenſchein. 1 „Macht, daß ihr fertig ſeid, bis zum Veſper, es kommt S ee, ich ſchmeck's!“ a 1 11950 ſtill. Aus der Gegend vom Hauſe her näherte ſich jetzt eine Erſcheinung, an der ſie nicht zu er⸗ kennen vermochte, ob es Mann oder Frau ſei. Mächtig erſchien ſie ihr; ein ſchwarzer Lodenmantel flog ihr um die Schultern, und der Kopf war von einer Kappe von gleichem Zeug verhüllt. N N Nur zwei dunkle, etwas tiefliegende Augen gewahrte Elda, die lebhaft über die ganze Runde ſchauten. Eine kurze Shagpfeife hing in der einen Ecke des fein⸗ geſchnittenen Mundes, und kleine blaue Rauchwölkchen ſtiegen hin und wieder in die Luft. ä N 1 Der Vogt!, dachte Elda und wollte ſich, Auskunft heiſchend, an ihn wenden. Da fuhr ſie erſchrocken zurück. N. Der Vogt war es nicht; ſie ſah die Geſtalt jetzt langſam auf ſich zutommen, ſah die Umriſſe des blaſſen, feinen Ge- ſichts, die ſchmale Naſe und eine Hand: eine Frauenhand, die ſich ihr entgegenſtreckte. 3. „Elda Renner, ſind Sie es, Kind? Ich habe Sie 115 wartet!“ klang die Stimme, viel weicher als vorher, mild jaſt und mit einer ſtillen Freude im Ton. N 15 Ja, ich bin es, und ich will zu Ihnen, Frau Hofer! ** Wenn Sie Julie Herwart Tante Julie nennen, dann ſagen Sie Tante Linde zu mir! Willkommen im Arven— hof!“ N 4 i Sie winkte mit dem Stock einem der Mädchen, die eben mit dem Fegen fertig war. 3 Marandl, trag das Kofferl in die Fremdenſtub' neben 2 7 g N— 8. 12 N 10 7 720 meiner, und leg ein Holz nach, daß es warm iſt!“ ſagte ſie, Eldas Arm in den ihren nehmend.. ö. „Komm, Kind, du ſollſt mir lieb ſein! Ich hab auf dich gewartet und mich gefreut. Tante Julies Brief kam geſtern an; du ſollſt eine Heimat bei mir haben! Nur— einſam wird dir's ſein.“ Sie drückte Eldas Arm, die den Druck zärtlich er⸗ widerte. Ach, wie lange war es her, daß jemand ſolche Mutterworte zu ihr gefunden hatte!“ 1 Tante Julie, ja, ſie war lieb zu ihr; aber es war ſtets etwas Angſtvolles, Beſorgtes in ihrer Art geweſen, wie im Gefühl eines Unrechts. So ganz froh hatte Elda nie dabei werden können. 3 3 795 Es lag Freiheit und Selbſtverſtändlichkeit in dieſen wenigen Willkommworten.. „Ach nein“, erwiderte Elda,„ich werde glücklich e hier oben bei dir, Tante Linde! Ich will auch arbeiten! Frau Linde Hofer nahm e aus dem Munde, i 8 igen war, und lachte. N 5 ede du hier oben? Ja, guten Willen bringſt du mit, wenn das e 1 5 J b' zwei geſunde Arme!“ 45 18 1 lieb 0 haben! Ich glaub', ich werd' dich verwöhnen, du! Dann mußt du dieſe Arme brauchen und Le νπ I en 0 8. „ ene * 170— rn 5 rhenho/ 5— 5 1—— dich wehren!“ Sie lachte wieder, ein gutes, herzliches Lachen. ö f. „Oh, Tante Linde, ich brauch' genau ſo viel Liebſein, ich hab' auch hungern müſſen!“ erwiderte Elda und ſchmiegte ſich an die große, knochige Frau. Sie ſchritten jetzt über die Schwelle des ſchönen, alten Tiroler Hauſes. Langſam, ſaſt feierlich traten ſie in die etwas düſtere Vorhalle, wo ein luſtiges Feuer im Kamin kniſterte. Den viereckigen Tiſch rahmte eine Holzbank ein, und in der Ecke glomm unter dem Gekreuzigten ein ewiges Licht. 5 i Ehrfürchtig ſah Elda da hin, und als ihre Augen fragend dem Blick der Hoferin begegneten, ſagte dieſe er⸗ klärend: N „Ich tu's meinen Leuten zulieb. Wenn Sonntags im Winter der Kirchweg verſchneit iſt, beten ſie hier, und abends, wenn der Angelus läutet, halten wir hier ſtille Andacht miteinander. Ich meine, es hat jeder ein Recht auf einen ſtillen Platz zum Beten.“ „Und der deine, Tante Linde?“ fragte Elda. „Den zeig ich dir ſpäter!“ erwiderte die Frau ab⸗ lehnend. Es war ein Doppelfenſter da, das gab Licht vom Hof herein. Dazwiſchen war ein Arvenaſt angebracht, und zwei Kreuzſchnäbel hüpften fröhlich zwiſchen dem Geäſt umher. 5 Bilder hingen an den Wänden, ein Frauenporträt— Elda erkannte die Hoferin—, und das eines älteren Mannes— es mochte wohl der Verſtorbene ſein—, ſie hingen einander gegenüber. Und an der Seite, dem Be. ſchauer ein wenig ſerner gerückt, das Bildnis eines Jüng⸗ lings, ſchön und trotzig, eine Peitſche zwiſchen den Händen, wie zum Ausreiten bereit, hohe Stiefel an den Füßen. Es war, als wolle er eben die Peitſche erheben und einen Hieb austeilen, voll Trotz und Wildheit. „Iſt das f 3 „Mein Sohn— ja!“ nahm ihr Frau Linde die Frage ab.„Du wirſt Durſt und Hunger haben. Es iſt Mittag vorbei, ich hab dir etwas aufgehoben— ein Bäuſchl; wir haben unten geſchlachtet.“ 1 Ein Bäuſchl kannte Elda nicht, aber ſie war wirklich hungrig und niemals mäklig im Eſſen geweſen. Sie ſetzte ſich an den Tiſch in der warmen, behaglichen Vorhalle und ließ ſich von dem Marandl bedienen, das ihren Koffer untergebracht, ließ ſich das Bäuſchl mit den Semmelnocken herrlich ſchmecken und trank die köſtliche Kräutermilch von den braun⸗ und weißgefleckten Ziegen mit ſeligem Be— hagen. 1 f „Und nun wirſt du müd' ſein“, ſagte jetzt die Hoſerin, die längſt ſchon wieder die Pfeife im Munde hielt und jetzt ſogar große Rauchwolken hervorblies. 5 5 „Gelt, das gibt's nicht daheim?“ fuhr ſie fort, als ſie bemerkte, daß Elda etwas beluſtigt den Rauchwolken nach⸗ ſah.„Das lernt man, wenn man in Wind und Wetter durch die Wieſen ſtapft, einſam, nur mit dem Hund und der rauchenden Pfeife. Das ſind wenigſtens zwei Begleiter! „Und nun werde ich der dritte ſein“, bat Elda, und ſchlang beide Arme um die Frau, die ſie liebgewonnen vom erſten Augenblick an, da ſie ſie kennengelernt. „Ja, du Kind! Ich glaube, wir werden hier zuſamwen ſein wie Mutter und Kind!“ Sie küßte Elda. Es war ein feſter, treuer, ehrlicher Kuß, er dünkte ſie anders als jener Hauch Frau Adeles, damals, als ihr Vater ſie ihr gebracht. 5 „Jetzt komm, jetzt werde ich dich ſchlafen legen!“ Linde Hofer nahm ihren Gaſt um die Schultern und führte ihn eine ſchmale Stiege empor in einen kleinen, holzgetäfelten Raum mit ſchöner, geſchnitzter Decke. Der Blick ſchweifte in das weite, fruchtbare Land zu Füßen dieſes Hoch⸗ plateaus bis hinüber zu den mächtigen Fernern Nord— tirols. a a „Hier ſollſt du wohnen, gleich neben mir. Und ſchau, hier iſt der Ort, den du vorhin wiſſen wollteſt— mein Altar!“ ſagte Tante Linde und öffnete den Nebenraum, über dem niederen Fenſter, und Elda meinte, dies ſchon nicht, wo. f Hoſerin. i 3 Elda folgte ihren Blicken, ſie meinte, ins Paradies zu ſchauen. Der eckige Turm eines Kirchleins aus uralten Zeiten ragte hinter tnorrigen Arven im Tal empor, und am gegenüberliegenden Waldberg lag eine alte Burg, ruinenartig wohl, aber in ihrer Lage über dem ſchäumen⸗ den Wildbach ſo ſchön, daß Elda meinte, noch nie der⸗ ichen geſehen zu haben. 19 Lante Linde“, rief ſie aus,„wie wunderbar!“ „Gelt, du begreiſſt, daß ich niemals von hier ſcheiden mag?“ 1 6 f „Ja, das begreif' ich, Tante Linde! Laß mich bei dir bleiben, daß ich Gott auch hier 77 0 finden kann. Er läßt ſich oft ſo ſchwer finden da unten!“ e 999 85 1115 Elda hinüber in ihr Bett, deckte ſie behutſam zu und ſchloß das Fenſter, denn die Luft war der, ungleich größer, mit alten, ſchönen, bunten Spinden und Truhen ausgeſtattet war, und aus dem ein kleiner, eckiger Erker hervorſprang. Das Bild eines Mannes hing irgendwo einmal geſehen zu haben, aber ſie wußte „Blick einmal hinaus, dort findeſt du Gott“, ſagte die kalt. Und als ſie noch einmal die Hande des Madchens iſtreichelte, war es ſchon entſchlummert. Leiſe ſchlich ſie davon, ein frohes, verſtehendes Lächeln auf den Lippen. Neuntes Kapitel. „Julie, Sie wiſſen, wo mein Kind iſt! Sagen Sie es mir— tun Sie mir nur dieſe eine Liebe an!“ Vor dieſem Augenblick hatte Julie Herwart gebangt. Sie ahnte, daß er kommen würde, wußte es genau und hatte deshalb mit ihrem Gott gerungen, denn belügen konnte ſie ihn nicht. 0 Der große, in ſeinem Schmerz hilfloſe Mann ſtand vor ihr wie ein Kind. Es war ein Schluchzen, das aus ſeiner Kehle drang, es traf ſie im tiefſten Innern. „Belügen möchte ich Sie nicht, Rudolf, und doch— ift es veſſer, wenn Sie es nicht wiſſen. Genügt es Ihnen, wenn ich Ihnen ſage, daß Elda geborgen iſt?“ „Warum taten Sie mir das an?“ fragte er, und ſeine Augen trafen ſie voll Vorwurf. „Ich...“** „Es iſt ſonſt niemand, der ihr hätte helfen können, Julie. Sie müſſen ihr auch Geld gegeben haben. Sagen Sie, daß Sie es taten!“. Er hob wie bittend die Hände zu ihr empor. Hilflos ſtand er, der Mann, der ſo vielen ſonſt Helfer war, in ſeiner ganzen, wie von einem giftigen Pfeil getroffenen entblößten Menſchlichkeit. Julie Herwart nickte. 5 „Ja, Rudolf, ich lieh ihr das Reiſegeld“, ſagte ſie, und es klang gepreßt, wie ein ſcheues Geſtändnis. Er aber küßte ihr die Hände dafür. „Gott ſei Dank!“ klang es wie ein Jubel. Julies fragende Augen ſchienen ihm das Sonderbare ſeines Weſens deutlich werden zu laſſen. 5 5 „Es iſt Verſchiedenes in unſerem Hauſe geſchehen, das uns aufmerken läßt. Erſt fehlte der Gartenſchlüſſel— und nun—“ Er zögerte. „Und nun?“ 21 „Ja, Julie, ich bin nervös. Meiner Frau iſt Geld fort. getommen, aus verſchloſſener Schatulle der Schlüſſel ſteckte. Ich dachte— beinah— Gott— die Jugend iſt manchmal— unüberlegt—“ „Das dachten Sie— von Elda vielleicht?“ Wie eine Rachegöttin ſtand Julie Herwart vor dem Mann, dem ſie die heiße Liebe ihrer Jugend geſchenkt, und der jetzt ſein Kind beſchuldigte, das ſie liebte. „Nein, nein! Nur— meine Frau iſt aufgeregt...“ „Und Sie haben wirklich einen Augenblick lang ver— mutet, daß Ihr Kind— daß Elda eine Diebin ſet, Rudolf? Elda, die ſo ganz aus ihrem Weſen heraus- geſchnitzt iſt, Eves Kind! Ja— kennen Sie ſie denn gar nicht mehr?“ 3 Julie Herwart hatte ſich heiß geredet, ihre guten, mio. Augen waren umſchattet, ſie hatten einen traurigen Sche! „Julie, ſie hat uns doch heimlich verlaſſen, iſt bei Nacht und Nebel auf und davon. Sie hat uns dieſes Leid au⸗ getan, Jugend iſt egoiſtiſch. Um ihre Zwecke zu erreichen, ſchreckt ſie nicht vor dem Aeußerſten zurück.“ 5 „Wie wenig kennen Sie doch Ihr Kind, Rudolf! Ver zeihen Sie— eine Mutter würde es beſſer verſtehen!“ „Sie wiſſen es nicht, wie ſchwer es oft mit Elda war. * Sie kann ſich mit meiner Frau nicht vertragen. Geſtern noch bat ich ſie, lieb mit ihr zu ſein— die Antwort darauf war ihre Flucht.“ 3 „Ihre Frau iſt ſehr jung— vielleicht iſt es dies. Julie ſah zu Boden. „Sie hätte es verſuchen müſſen!“** „Es gibt Charattere, die aneinander vorbeihaſten, Rudolf! Haben Sie dies bedacht?“ 5 ö „Charaktere? Wer iſt ein C haratkter! Elda iſt noch halb ein Kind.“ e Aber ſie iſt Ihre Tochter! Elda iſt ein Edelſtein; ich L bürge für ſie.“ f 8 „Liebe Tante Julie, Ihr ganzes Leben war nichts als 1* Liebe! a „Ja, Rudolf, und ich habe es nicht zu bereuen brauchen!“ Sie ſaßen ſich in zwei altmodiſchen Lehnſtühlen gegen über. Der müde und vielbeſchäftigte Arzt hatte ſich(ang nicht ſo wohl gefühlt. Beinah vergaß er, daß er ſein win ſuchen wollte, ſo wohl war ihm in Tante Julies Näh— Jahrelang, ſeit er wieder verheiratet war, hatte er d Weg nicht zu ihr gefunden. Jetzt merkte er erſt, wien er damit entbehrt. 2 Seine Frau mochte es nicht, wenn er„in ſeiu⸗ Stellung“ dieſe„alte Jungfer“ beſuchte. Er wollte ſei Frau nicht ärgern und unterließ es. a Krank war Tante Julie nicht, ſie hakte ihn nie ge braucht. So waren ſte ſich fremd geworden. Nur dur 0 Elda hatte er zuweilen von ihrem ſtillen Leben ul Wirten an den lieben Nächſten gehört.. Man kannte unter der ärmeren Bevölkerung die ſtille Dame wohl, die ſo treue, unbezahlte Wohlfahrtsarbel leiſtete. Rudolf Renner ſah nach der Uhr. 5. „Meine Zeit iſt abgelaufen, Julie! Werden Sie mit nun ſagen, wo Elda iſt?“ g. „Ich— möchte Ihnen nichts Unangenehmes ſagen Rudolf, nichts wieder wachrufen, was vergeſſen iſt. Denke l Sie, daß ich nur aus Freundſchaft handelte. Sie. It beit Dude ofen! 1 „Ich dachte es mir!“ Er atmete ſchwer.„Warum haber Sie mir das angetan, Julie?“ ſtieß er hervor. 8 „Weil ich kein beſſeres Aſyl für Elda kenne, als— 10 Arvenhof, und keinen Menſchen, der ihr mehr Liebe gebel önnte, als— die Hoferin.“ 1„Mein Kind 05 nicht nach einem Aſyl zu ſuchel, ie hatte ihre Heimat!“ fuhr er auf. 1 (Fortſetzung ſolgl⸗ in den Jahren der Beſetzung die Knechtichaft beſonders zu fühlen bekam, ſei die Verkün⸗ zung der Wehrpflicht beſonders freudig auf⸗ genommen worden. Es gelte weiterhin, dem zührer bedingungsloſe Treue zu bewahren. o ſich Untreue von außen her, gleichgültig unter welchem Deckmantel nahe, ſei ſie abzu— chlagen. an dieſem Zuſammenhang wandte ſich der gauleiter gegen politiſche Hetzverſuche unter lonfeſſionellem Deckmantel. Das Bekenntnis des nationalſozialiſtiſchen Programms zum oſitiven Chriſtentum ſtelle es jedem frei, lach ſeiner Faſſon ſelig zu werden. Dieſe Grundhaltung der Parkei gebe jedem Bekenntnis die Freiheit, die es für ſich in Anſpruch nehmen könne. In Heſ⸗ en⸗Naſſau ſei kein einziger Pfarrer ſeines gekenntniſſes wegen auch nur angefaßt wor⸗ den.„Es gab unter ihnen aber einige weni⸗ ge Elemente, die entweder die Kanzel miß⸗ brauchten, die gegen die Geſetze verſtießen oder aber die Anordnungen der oberſten ſaatlichen Macht nicht befolgten. Sie muß⸗ ſen im Intereſſe von Volk und Staat aus der Gemeinſchaft herausgenommen werden. Lor dem Geſetz ſind alle gleich. Wer ſich als Lerbrecher betätigt, muß es ſich auch gefal⸗ len laſſen, als Verbrecher behandelt zu wer— den. Dabei kann kein Unterſchied gemacht werden zwiſchen denen, die unter blauer ahne gegen die Grundſätze von Partei und Staat hetzen und denen, die in ſchwarzem Gewande während der Rede des Führers die Glocken läuten laſſen und durch eigene Predigt das deutſche Volk daran hindern wollen, den Führer zu hören. Gleiche Strafe für gleiches Vergehen. Dieſem Grundſatze treu zu bleiben, bin ich als Statthalter des ßührers in Heſſen verpflichtet.“ Zum Schluß verwies der Gauleiter auf das Parteiprogramm, deſſen Grundſätze die Beſtandteile nationalſozialiſtiſcher Weltan. ſcauung ſind, und d' wegweiſenden Reden des Führere wit den Worten: Unſer Handeln ſteht allezeit unker der Macht der Treue. Alles was der Führer kut, lu er für Deutſchland, alles was wir wollen, wollen wir für Deutſchland! Unmittelbar an die Kundgebung ſchloß ich ein Vorbeimarſch der 75000, den der Gauleiter in Begleitung einiger höherer Führer der Wehrmacht und Polizei, der SA. SS und des Arbeitsdienſtes am Rheintor abnahm. Gegenüber dem Platz des Gaulei⸗ ters bildete eine lange Reihe von Mitgliedern des weiblichen Arbeitsdienſtes in ihren grauen Windjacken und hellen Kopftüchern ein freundliches Spalier. Zwei Stunden lang marſchierten in Zwölferreihen die Kolonnen unter dem klingenden Spiel der jeweils flott einſchwenkenden Kapellen in ſtraffer Ord— nung vorüber, ein Schauſpiel, das die unge- eilte Aufmerkſamkeit und mehrfache Bei alsſtürme einer rieſigen Zuſchauermenge and. Der Sonntag nachmittag und abend gab nach den Anſtrengungen des Vormittags den Trägern des Braunhemds Gelegenheit zu der verdienten Ausſpannung. Darmſtadt hat zwei Feſttage erlebt, die in ihren Aus— maßen, der heiteren Fröhlichkeit des Vor- abends, der ſtraffen Diſziplin des Sonntags und der exakten Organiſation, die hinter allem ſtand, bisher für Darmſtadt ohne Beiſpiel waren. Die Deutſche Arbeitsfront iſt Treuhänder E Arbeitsehre jedes ſchaffenden Menſchen. Wet hierauf keinen Wert legt, iſt ehrlos. Aufruf für die Zeltlager! GPA. 34 Zeltlager mit je 200 Ig. Beleg⸗ haft hat das Gebiet 13 Heſſen-⸗Naſſau im taunus, Odenwald, Speſſart, Vogelsberg und Westerwald errichtet, um jedem Hitlerjungen und Pimpfen die Möglichkeit zu geben, 8 oder 1 Tage Zeltlagerleben mitzumachen. Er ſoll ſich bei Spiel und Sport tum⸗ leln, losgelöſt von ſeiner gewohnten häus— chen Umgebung, frei vom Getriebe des All⸗ lags. Aber dies allein entſcheidet nicht für e Bedeutung der Zeltlager. Wichtiger iſt Ins, daß wir im Lager ein Gemeinſchaftsleben uhren, das die Ig. ohne Unterſchied der Her⸗ kunft, des Berufes und der Religion zuſam⸗ Nenführt. g Ich gab den Lagern die Parole: „Haltung und Diſziplin“. 3 verſtehen darunter die Erziehung zur deneinſchaft, damit zur Kameradſchaft der . zur Treue gegenüber dem Führer und 5 nationalſozialiſtiſchen Bewegung, gepaart . Einſatzbereitſchaft, Mut und Selbſtbeherr⸗ 1 Der Führer ſelbſt, deſſen Namen wir agen dürfen, iſt das größte Vorbild für leren Weg. ſabenn ich mich an Eltern, Arbeitgeber und 15 wende mit der Bitte, jedem Hitler⸗ Aae den Lagerbeſuch zu ermöglichen, dann hichieht es in der Erkenntnis, daß wir zu⸗ kumenarbeiten müſſen, um der Forderung Führers an die Deutſche Jugend gerecht ficht oden, uns zu einem freien und ſtolzen, Wbewußten Geſchlecht zu erziehen. 900 ir aber wollen dafür ſorgen, daß die claſchaften die Lager verlaſſen, körperlich tählt, gefeſtigt im Glauben und geſtärkt 5 inneren Haltung. Dann haben wir Sinn der Zeltlager erfüllt. Heil Hitler! 1 komm. Führer des Gebietes 13 Heſſen⸗ gau, gez. Potthoff, Oberbannführer. Zur erſen b Die Würfel ſind gefallen. Die 1. Tell— aufführung auf unſerer berühmt gewordenen Natur- und Freilichtbühne liegt hinter uns. Der Leiter der Spiele, Herr Hans Win⸗ kenbach eröffnete die Spielſaiſon mit herz— lichen Worten der Begrüßung, die in erſter Linie dien Preſſevertretern, den Ehrengäſten und unſerem Ortsoberhaupte galten. Er kennzeichnete die hohe Kulturaufgabe, die ſich die Spielleitung geſtellt habe und die insbeſon— dere darin beſtehe, Verſtändnis für unſere klaſſiſchen Werke in die breite Maſſe des Volkes zu bringen. Herr Bürgermeiſter Bech— tel würdigte in ſeiner von ihm gewohnten lichtvollen Art die großen Verdienſte der Spielleitung um das Zuſtandekommen der diesjährigen Tellſpiele. Es ſeien große Schwierigkeiten formeller Art zu überwinden geweſen, ehe die verantwortungsvollen Männer an ihr großes Werk gehen konnten. Die Luſt und Liebe, mit der ſie und die begeiſterte Spielerſchar an ihre ſchwere Aufgabe ge— gangen ſeien, verdienen höchſte Anerkennung. Mit den beſten Wünſchen für einen glänzenden Erfolg ſchloß unſer Ortsvertreter unter ſtrö— mendem Regen ſeine mit großem Beifall auf genommenen Worte, aus denen man deut— lich den berechtigten Stolz unſerer Gemeinde auf unſere Natur- und Freilichtbühne fühlen konnte. Die erſte Tellaufführung war, das ſei von vornherein geſagt, eine kulturelle Groß— tat im vollſten Sinne des Wortes. Wenn man bedenkt, daß die Spielleitung nach Ueber— windung unſäglicher Schwierigkeiten kaum 5 Wochen Vorbereitungszeit für das gigantiſche Schillerwerk blieben, dann beugen wir uns vor einer ſolchen Leiſtung. Wahrlich, die leitenden Herren Hans Hook und Hans Winken bach, die beiden ſich ergänzenden Seelen des Ganzen, haben im Bunde mit ihren fach kundigen Berater, Herrn Berufsſchauſpieler Hegge-Mannheim ein Werk vollbracht, das keine Kritik zu ſcheuen braucht, am wenigſten die Kritik der Mißgunſt. Schon das weſentlich veränderte Spiel— feld feſſelt: Im Vordergrund zur Linken ein ſchmuckes Tellhaus, in der Mitte ein ſtatt liches Stauffacherhaus von Format und zur Rechten eine impoſante Burg mit einer ſti liſtiſch ſchönen Vorhalle. Im Hintergrund neugemalte charakteriſtiſche Alpenwände, ein Werk des Telldarſtellers N. Hofmann, und ein idylliſches Alpendörſchen mit einem natur— getreuen Dorfbrunnen. Die hiſtoriſch getreuen Koſtüme, geſtellt von der Firma Adler& Binger, Mann heim, ſind größenteils neu und ſind in ihrer nicht zu grellen Farbenpracht recht wirkſam. Die Muſik lag in den Händen der Muſiker Vereinigung Viernheim und die Chorleitung unter der ſicheren Stabführung des Chor meiſters Georg Hook. Und nun zur Aufführung ſelbſt. Ihr ging am Samstag nachmittag eine General probe voraus, die einzige, die möglich war und die durch die queckſilberne Schuljugend recht unliebſame Störungen erfuhr. Eine Lehre für die Spielleitung, zu den Hauptaufführ ungen kleine Kinder überhaupt nicht zuzulaſſen, nicht einmal in Begleitung von Eltern. Die Rollenbeſetzung war zum Teil eine neue. Die Hauptrollen, die kaum, in beſſere Händen gelegt werden konnten, blieben.(Tell, eßler, Melchtal). Neu beſetzt waren: Tells Gattin durch Frau Gretel Martin; Frau Stauffacher durch Frl. An nu Becken bach; Armgard durch die vielverſprechende, an gehende Berufsſchauſpielerin Frl. Zimmer Mannheim: Stauffacher durch den Berufsſchauſpieler Tellaufführung Walter Fürſt durch den Charakterdarſteller Georg Mierſch; Attinghauſen durch unſeren einheimiſchen Künſtler Th. Salmon; Der Fiſcher Ruodi durch den Raffldarſteller Georg Kempf; Der Fiſcherknabe durch Franz Hofſtet— ten; Der Tellknabe Walter durch den Schüler Ph. Hofmann(von Peter); und Baumgarten von Mich. Ko ob. Die früheren alten Spieler ſind alle noch in beſter Erinnerung und ſchöpften auch geſtern wieder ihre Rollen reſtlos aus, voran die Herren N. Hofmann als Tell, Ad. Mandel als Landvogt, K. Englert als Melchtal, Mich. Herbert als Pfarrer Röſſelmann, Gg. Knapp und ſeine Gemahlin als Rudenz und Berta. Da auch ſämtliche Neubeſetzungen nur Treffer waren, und nicht ein Verſager darunter, ſo ergab ſich von Anfang bis Schluß ein harmo— niſches Zuſammenſpiel von nachhaltigſter Wir— kung. Wir müſſen es uns fürs erſtemal aus naheliegenden Gründen leider verſagen, be ſonders hervorſtechende Leiſtungen hervorzu heben. Wir ſagen nur eins: Wir ſind ſtolz auf unſere einheimiſchen Spieler, die mit den Berufsſchauſpielern aufs ehrenvollſte zu wett eifern verſtehen. Was die ſchwierig auszuführenden Maß ſenſcenen betrifft, kann auch hier nur Ruh— menswertes berichtet werden. Sie boten zum Teil überwältigende Bilder von unvergleich— licher Schönheit, von der idylliſchen Almheim— kehr angefangen bis zur großen Huldigungs— ſcene am Schluß. Fabelhaft wirkte der ſchnei— dige Landsknechtsritt. Neu war eine entzük keide Gruppe von Schnitter u. Schnitterinnen im Dienſte des Freiherrn von Attinghauſen, die einen vollbeladenen Erntewagen begleite— ten. Reizend wirkte der von 2 Mädchengrup— pen ausgeführte Erntetanz, nicht minder der liebliche Schlußreigen, beide eingeübt von Frl. M. Kumpa. Einen würdigen Abſchluß bot das wuchtig klingende Beethoven'ſche Opfer lied, für gemiſchten Chor und Blechmuſik ge ſetzt von Lehrer Franz Klee. Wo viel Licht iſt, iſt auch Schatten. Drum noc einige kritiſche Bemerkungen. Zu nächſt dürfte die dem Geſang des Fiſcher knaben vorausgehende, etwas gar zu choral mäßig klingende Muſik mehr alpinen Stim mungscharakter haben und vor allem reiner klingen. Es war kein Ohrenſchmaus. Wa rum tritt der Pfarrer Röſſelmann in der ſo kraftvoll wirkenden Rütliſcene in einer braunen Paterkutte auf? Warum nicht in ſchwarz wie bei der Generalprobe? Warum wir uns mit der Maske des Stauffacher nicht recht ver ſöhnen können, mag vielleicht unberechtigt ſein. Jedenfalls ging es vielen anderen auch ſo. Es macht ſich nicht natürlich, daß Geßler nach Beſteigen des Pferdes vor der Zwingburg eine geraume Zeit wartet, ehe er mit Gefolge den Jagdritt beginnt. Feſſelt ihn der aus dem Hintergrund klingende Jagd chor ſo gewaltig? Uns diesmal weniger, denn er klang recht matt, weil einen Ton zu tief Eine gleiche unnatürliche Wartepauſe machten die beiden„Hutwächter“ ehe ſie ihren Dialog begannen, oder vielleicht beginnen konnten Hierzu noch: Die Hutſcene kann wohl mit et was Humor gewürzt werden, aber zur F darf ſie nicht ausarten, wie es die beiden erſten Vorübergehenden verſuchten. Die Auf forderung Tells„Oeffnet die Gaſſe“ verliert ihre Bedeutung, wenn die Bahn ſchon vorher vollſtändig frei gemacht iſt. Daß bei der Sterbeſcene des Attinghauſen der Tellknabe fehlt, den er ſegnen ſoll, kommt wohl nie wie der vor. Auch wird das nächſte Mal aus der Ferne die Hochzeitsmuſik ſpielen, bevor Har ras ſagt:„Raſt das Volk, daß es dem Mord Muſik macht? Laßt ſie ſchweigen!“ lrce und ihrer ſo wackeren Spielerſchar, daß es bei der geſtrigen Taufe bleibt. Die Regie markiert die im Stücke vorgeſchriebenen Gewitterſeenen gerne ſelbſt, ſie verzichtet auf Sankt Peters Mitarbeit. Läßt er ſie aber nicht ſein, dann möchten wir die Spieler dringend bitten, doch ihre ſtimmlichen Kräfte aufzubieten, um unter Donner und Regen ſich verſtändlich zu machen. Erwähnen möchten wir noch, daß das geſtrige Tellſpiel 1000 bis 1200 Beſucher zählte, die hingeriſſen den Darbietungen folgten und be geiſterten Beifall ſpendeten.. Pfingſtliche Blumen Um die Pfingſtzeit, zwiſchen Himmelfahrt und den Pfingſttagen, werden zum erſten Male wieder allerlei heilwirkende Kräuter eingeſammelt, die in der Volksmedizin Ver— wendung finden. In früheren Zeiten wurde am Himmelfahrtstage beſonders häufig die Wurzel des Aronsſtabes ausgegraben, weil dieſe den Menſchen hauptſächlich um die Pfingſtzeit Glück bringen ſollte. Da und dort geſchieht dies auch jetzt noch. Wie Kalmus zu Pfingſten geſammelt wird. um damit die Stuben zu beſtreuen, ſo wird auch zu Pfing⸗ ſten die Kalmuswurzel aus dem Boden her— vorgeholt. Sie wird als Heilmittel gegen Nieren-, Blaſen⸗ und Darmleiden verwendet. Die Pfingſtroſe ſoll gegen Gicht helfen, auch ſoll man nach dem Volksglauben mit ei— ner Glückswurzel der Pfingſtroſe verborgene Schätze heben können. Eine heilbringende Wirkung kommt im Volksglauben auch dem Ginſter zu, der um die Pfingſtzeit blüht. Als Pfingſtblu— men gelten außer der Pfingſtroſe auch Li— lien. Nelken. Butterblumen und der Flieder. Die Pfingſtglückskränze, die in vielen deut— ſchen Gegenden in die Stube gehängt wer— den, müſſen in manchen Gegenden aus neun verſchiedenen Kräutern und Blumen beſte— hen. In Mitteldeutſchland wird zu Pfing- ſten Allermannsherrenkraut ge⸗ pflückt und in Stuben und Ställe gebracht. Es ſoll das Vieh vor Seuchen ſchützen und zeigt jungen Mädchen, ob im nächſten Jahre ein Freiersmann zu erwarten iſt. * ***„Thingſpiele“ und„Thingplätze“. Es wird nochmals darauf hingewieſen. daß es unterſagt iſt, Theatervorſtellungen in geſchloſſenen Räumen oder im Freien als „Thingſpiele“ zu bezeichnen oder in einer be- ſonderen Art in Verbindung mit dem Worte „Thing“ zu bringen Die Bezeichnung „Thing“,„Thingſtätte“ oder„Thinagplatz“ iſt richtung durch den Reichsminiſter für Volks- aufklärung und Propaganda für die Zeit nach dem 15. September 1934 oder von einer Landesſtelle des Reichspropagandaminiſteri— ums in Verbindung mit dem Reichsbund der deutſchen Freilicht- und Volksſchauſpiele ge— nehmigt und beurkundet worden iſt. Als „Thingſpiele“ dürfen nur ſolche dramatiſche Werke bezeichnet werden, die vom Reichs- dramaturgen ſchriftlich als ſolche zugelaſſen worden ſind. Als„Thingſpiel-Veranſtaltung“ oder unter ähnlichem Namen dürfen nur Veranſtaltungen durchgeführt werden, die von der Reichstheaterkammer gzugelaſſen worden ſind. Wie ſchnell wächſt die Bohne? In Heſ— ſen ſagt man von der Bohne:„Steckt man ſie im April, kommt ſie, wann ſie will. Steckt man ſie im Mai, kommt ſie gleich)“. Bei der diesjährigen Kühle ſind die Bohnen auch im Mai„nit glei“ gekommen, aber nun kann man ſie bald wachſen ſehen. Die Bohne iſt ein Linkswinder, d. h. ſie windet ſich links um die Stange herum, an der ſie hochklettert. Es iſt kein Scherz zu ſagen, daß man die Bohne wachſen ſieht. Ihr Triebe wachſen ſehr raſch, beſonders bei warmem feuchtem Wetter hat ſie bald eine Windung ausge— führt. Die Bohne braucht dazu anderthalb bis zwei Stunden. Wer ſich alſo ein wenig nimmt, kann zwar nicht das Gras wach— en aher die Bohne n ſen ſehen. Zwei Orte vom Hochwaſſer weggeſpült. Hochwaſſer des Fluſſes Republican verurſachte verheerende Ueberſchwemmungen in großen eilen von Nebraska. Die Flüten ſpült⸗ zwei kleine Orte in Südweſtnebraska fort, une man befürchtet, daß zahlreiche Todesopfer zu beklagen ſind. Auch wurde eine Brücke fort— geriſſen; dabei ſind ſechs Menſchen ertrun— Ebert- Mannheim; Zum Schluß wünſchen wir der Leitung! ken. Viele Wohnhäuſer treiben den Republi— can hinunter. Ehrung des Admirals von Trotha. Admiral von Trotha, dem anläßlich des Ska gerraktages ſeine Wohn— gemeinde Glienicke das Ehrenbürgerrecht verlie— hen hat. Weltbild GmbH.(M)