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Heugras⸗ Verſteigerung non etwa 1000 Morgen Wieſen der Hofgüter Hüttenfeld Seehof Rennhof Am Dienstag, den 11. und Mittwoch, den 12. Juni 1935 von den zu dem Hofgut Hüttenfeld⸗ Seehof bei Lampertheim gehörigen Wieſen. Zuſammenkunft je vormittags 9 Uhr in der Wirtſchaft Eichenauer zu Hüttenfeld. Am Dienstag, den 11. Juni 1935 von den zu dem Hofgut Rennhof ge— hörigen Wieſen. Zuſammenkunft nachmittags 1 Uhr in der Wirtſchaft Eichenauer zu Hüttenfeld. Hüttenfeld bei Lampertheim, den 3. Juni 1935 Freiherr Heyl zu Herrnsheim'ſche Seſant⸗Güter⸗Berwallung Fernſprecher: Weinheim i. B. 2202; Worms 3021. Bekanntmachung Betr.: Verſteigerung von Frühkirſchen. Am kommenden Donnerstag, den 6. Juni, vormittags halb 9 Uhr wird vor der Heugrasverſteigerung ein Los Frühkirſchen in den Erlen zwiſchen der 5. und 6. Gewann verſteigert. Viernheim, den 4. Juni 1935. 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Nach dem Weichwer⸗ den wird das Doſen-Rindfleiſch hinzugeſetzt und das Gericht mit etwas Salz abgeſchmeckt. Rindfleiſch mit Linſen: Die Linſen werden einige Stunden in lau⸗ warmem Waſſer eingeweicht, abgegoſſen und mit friſchem Waſſer und etwas Wurzelwerk weichgekocht. Kleingeſchnittene Kartoffeln fügt man hinzu und kochfertig Zum Schluß ſetzt man das Rindfleiſch hinzu, das noch eini⸗ ge Minuten in dem Gericht mitkochen kann. Rindfleiſch mit Wirſingkohl oder Weißkohl: Der Kohl wird kleingeſchnitten, gewaſchen und mit wenig Waſſer weichgedämpft. Etwas e e erhöht den Geſchmack. Nach unſch können auch Kartoffeln mitgekocht werden. Zum Schluß mird das Rindfleiſch hinzugeſetzt. Beliebig kann das Gericht auch mit gebräuntem Mehl ſämig gemacht wer— den. Tunken aus Kindfleiſchſaft: Zu allen Tunken iſt der Rindfleiſchſaft zu verwenden, und zwar wird die Rindfleiſch⸗ konſerve in der Doſe erwärmt und alsdann die darauf befindliche Brühe abgegoſſen. Tomaten⸗Tunke: Tomatenmus wird mit der Fleiſchbrühe aufgekocht und mit etwas leicht angebräun— tem Mehl abgezogen, mit Zitronenſaft und Zucker abgeſchmeckt. Bei Verwendung von friſchen Tomaten werden dieſe mit der Brühe weichgekocht und durch ein Sieb getrieben. Moſtrich⸗ oder Senftunke: Mehl gelblich anbräunen, mit der Fleiſch⸗ brühe auffüllen, klar verkochen laſſen. So⸗ bald die Tunke ſämig iſt, Moſtrich oder Senf hinzugeben, mit etwas Eſſig und Zucker ab⸗ würzen, durch ein Sieb gießen und nun Fleiſch und Tunke extra ſervieren oder das Fleiſch in der Tunke kurz aufkochen laſſen. Hering oder Sardellentunke: 1 oder 2 Heringe werden abgehäutet, ent⸗ rätet und fein gehackt. Ebenſo werden Zwiebeln feingehackt. Man bereitet eine — Benutzung gründlich geremigt werden, d. h. Staub und Schmutz entfernt man durch Ausſchütteln und Ausklopfen. Daß man Be— ſen nur hängend aufbewahren darf, dürfte bekannt ſein, da ſonſt die Haare vorzeitig brüchig werden. Von Zeit zu Zeit werden die Beſen und Bürſten in lauwarmem Sei— fenwaſſer durchgewaſchen und ſofort gründ— lich getrocknet, was ihre Lebensdauer außer⸗ ordentlich verlängert. vraune mMehlſchwite, rührt Hering und Zwie⸗ beln unter Hinzugießen der Ffleiſchbrühe darunter und würze die Tunke mit ein wenig Eſſig, Kapern und Pfeffer. Rinderragouk: Gebräuntes Mehl wird mit einer feinge— ſchnittenen Zwiebel und dem Ffleiſchſaft fämig verkocht, mit Eſſig, etwas Zucker und Pfeffer gewürzt, durch ein Sieb geſtrichen, mit dem Fleiſch und einer in kleine Würfel geſchnittenen Gurke aufgekocht. Praktiſche Winke Spiegel putzen. Wenn man zum Putzen der Spiegel Waſſer benutzt, iſt es meiſt eine zeitraubende und anſtrengende Arbeit, das Glas wirklich blank zu bekommen Man ſoll deshalb zum Putzen immer Methyl ⸗ alkohol nehmen, den man mit einem Le— derlappen aufträgt. Mit einem trockenen Lederlappen wird das Glas dann trocken gerieben 5 Pflege der Beſen und Bürſten. Beſen und Bürſten halten noch einmal ſo lang, wenn man ihnen eine ſorgſame Pflege an⸗ gedeihen läßt. Vor allem müſſen dieſe wich⸗ tigen Helfer der Hauer tglich nach der Friedberg, 5. Juni.(Bundestag der 81er.) Die Angehörigen des ehemaligen Infanterie⸗-Regiments 81 hielten ein Bundes⸗ treffen hier ab. Der Bundesvorſitzende Prof, Drünner⸗Frankfurt eröffnete die Tagung mit einer Begrüßungsanſprache. Aus den ge— ſchäftlichen Verhandlungen iſt zu erwähnen, daß das Denkmal der 81er in Frankfurt a. M., das bei einem Sturm ſtark beſchädigt wurde, bis Ende Juni wieder hergeſtellt werden ſoll. Der nächſte Bundestag findet 1936 in Neheim an der Ruhr ſtatt. Der Ver⸗ ein ehemaliger 8ter in Offenbach iſt dem Bund beigetreten. Im Anſchluß an einen Vorbeimarſch vor dem Bundesvorſitzenden wurden die geſchäftlichen Verhandlungen fortgeſetzt. (Biernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten Viernheimer Zeitung Anzeigenpreiſe: Die 12geſpaltene Millimeter⸗Zeile 3 Pfennig, Textſpalte 12 Pfennig Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1,40 Mk. frei ins Haus gebracht.— Wochenende“, g gebr. Beilagen: zweimal jährlich den Sopmmer⸗ und Winter Fahrplan und den wöchentlich das„Illuſtrierte Wandkalender.— Annahme von Bezugs⸗Beſtellungen in der Geſchäftsſtelle u. bei den Boten Weitverbreſtete Tageszeſtung— hacbrichten⸗ und Anzeigenblatt Fernſprecher 117.— Telegr.: Anzeiger, Viernheim— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Frankfurt a. M., Einzel⸗Verkauf der Zeitung bon der Geſchäftsſtelle 5 Pfg., Samstags 10 Pfg. Nr. 130 Nen belnet Amel Ziernheimer Bürger⸗-Zig. Viernh. Voltsblatt) bei Wiederholung abgeſtufter Nachlaß.— Annahmeſchluß für Anzeigen aller Art vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Anzeigen⸗Mittlern Deutſchlands u. des Auslandes Ankündigungen in dieser Zeitung finden weiteste Verbreitung Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 36 Donnerstag, den 6. Juni 1935 52. Jahrgang „Kraftquellenpolitif“ Am Tage der deutſchen Technik in Breslau hielt der Reichs- und Preu⸗ ßiſche Verkehrsminiſter Freiherr von Eltz⸗Rübenach einen bedeutſamen Vortrag über das Thema„Kraft⸗ quellen der Verkehrsmit⸗ tel“, den wir nachſtehend in ſeinen wichtigſten Teilen wiedergeben. Der Reichsminiſter betonte einleitend, daß man nicht in der Lage iſt, ſouverän„Kraft⸗ guellenpolitik“ zu betreiben.„Wir ſind auch auf dieſem Gebiete nicht Ahnen, ſondern En⸗ kel, wir haben von unſeren Vorfahren einen großen Verkehrsapparat übernommen, und ind an ihm— ich will mich vorſichtig aus⸗ drücken— wenigſtens auf Zeit gebunden.“ Der Reichsminiſter wählte für ſeine Be⸗ trachtungen die Blickrichtung von der Roh⸗ ſtofflage aus, da auf dieſe Weiſe, wie er bemerkte, gewiſſermaßen drei Fliegen mit einer Klappe zu ſchlagen ſeien.„Eine Ord⸗ nung, die von der heutigen Rohſtofflage aus⸗ geht, trägt gleichzeitig dem Geſichtspunkt der Arbeitsbeſchaffung und dem der Landesver— teidigung in ziemlich weitgehendem Maße Rechnung. Wenn ich die wirtſchaftliche Seite auf dieſe Weiſe nicht allzu ſehr in den Vor— dergrund ſtelle, ſo braucht uns das nicht wei⸗ ter zu beunruhigen. Das finanzielle Gewicht des Energieaufwandes wird in der Oeffent⸗ lichkeit meiſtens überſchätzt. Bei der Deutſchen Reichsbahn, die im Jahre 1934 3. B. eine Ge⸗ ſamtausgabe von 3.3 Milliarden RM hatte, betrug die Ausgabe für Kohlen 213 Millio⸗ nen RM, das ſind alſo nicht einmal 6,5 v. H. Die Perſonalausgaben einſchließlich der Ru⸗ hegehaltskoſten mit insgeſamt 2.25 Milliar⸗ den ſchlagen da ſchon mehr zu Buch“. Ueberraſchend war der Hinweis des Mini⸗ ſters auf die Tatſache, daß die Maſchi⸗ nenleiſtungen der Verkehrsmit⸗ tel mehr als dreimal ſo groß ſind als die— jenigen der geſamten ſtationären Kraftanla— gen Deutſchlands. Den Löwenanteil an der großen PS. Zahl der Verkehrsmittel hat der Kraftwagen. Die PS Rechnung gebe al⸗ erdings keinen Maßſtab für den Energie— verbrauch, vielmehr ſei dieſer bei den ſtatio⸗ nären Anlagen mindeſtens viermal ſo groß wie bei den Verkehrsmitteln. Der Grund läge darin, daß die ſtationären Kraftanla— gen meiſtens den ganzen Tag, häufig Tag und Nacht, liefen, während die Verkehrsmit⸗ tel nur einen ſehr geringen Ausnutzungs— grad hätten. Zur Elektrifizierung der Eiſenbahn be— merkte der Miniſter nach Schilderung der Bor- und Nachteile:„Ich glaube nicht, daß es notwendig ſein wird, auf dieſem Gebiete eine beſondere Politik feſtzuſetzen. Die Mate⸗ rie trägt ihren Drang und ihre Hemmungen in ſich und die einzelnen Projekte werden von Fall zu Fall unterſucht und entſchieden werden können. Anzuſtreben iſt auf alle Fälle, daß die elektriſch betriebenen Bahnen ſich mit ihrem Strombezuge der allgemeinen Elektrizitätswirtſchaft anpaſſen.“ Zu den Beſtrebungen der Reichsbahn, den Verkehr auf den nicht elektrifizierbaren Strecken durch Verwendung von Trieb ⸗ wagen mit Verbrennungsmoto⸗ ren zu beſchleunigen, ſagte der Vortragende, daß er den Befürchtungen derſenigen, welche dieſe Entwicklung als abwegig betrachteten, zuſtimmen würde, wenn es ſich um plöthliche Umſtellungen handelte. Es handele ſich aber um ein Programm über 15 Jahre. In 15 Jahren würden die Deviſenſchwierigkeiten ſicherlich überwunden ſein, auch würde die Erzeugung heimiſcher Treibſtoffe uns vom Auslande unabhängig gemacht haben. Fer⸗ ner biete die Schiene beſſere Möglichkeiten zur Verwendung von Generatoren als die Landſtraße und ſchließlich habe die Reichs- bahn ſo hervorragende Fachleute auf dem Gebiete des Dampfes, daß ſie neue Möglich- keiten dieſer Antriebsart ſicher nicht ſpurlos an ſich vorübergehen laſſen werde, wenn ſich heute der Kraftwagen bereits praktuch mit dem Dampfantrieb beſchäftige„Ich ſehe alſo keine Notwendigkeit“, ſo ſchloß der Miniſter dieſe Betrachtung,„den Beſtrebungen der Reichsbahn auf Beſchleunigung und Auf⸗ ockerung des Verkehrs in den Arm zu fal⸗ en. Die Seefahrt ſtünde außerhalb der eimiſchen Verkehrsmittel. Ihr Feld iſt die elt und es wäre ganz verkehrt, wenn man Frankreich im Schatten der Kriſe Lavals Verſuch einer neuen Notlöſung— Die unverſtändliche Haltung der Parteien Paris, 5. Juni. Der Präſident der franzöſiſchen Republik zeigte ſich entſchloſſen, die durch den Sturz des Kabinetts Bouiſſon ausgebrochene neue Kriſe ſo ſchnell als möglich zu löſen, weil man naturgemäß äußerſt ungünſtige Aus⸗ wirkungen auf die politiſche und wirtſchaft⸗ liche Lage und namentlich auf die Haltung des Franken befürchtet. Senatspräſident Jeanneney, dem der Auftrag der Kabinetts— bildung als erſtem angeboten wurde, lehnte dieſen Auftrag aus Geſundheitsrückſichten ab. Daraufhin wurde der bisherige Außen⸗ Welt⸗Bild⸗M. Wird er die Kriſe löſen? Pierre Laval wurde vom franzöſiſchen Staatspräſidenten mit der Kabinettsbildung beauftragt. miniſter Pierre Laval mit der Kabinetts— bildung beauftragt. Laval begann ſeine Verhandlungen mit einem Beſuch beim Se natspräſidenten Jeanneney und beim Kam⸗ merpräſidenten Bouiſſon. Außerdem emp⸗ fing er u. a. eine Abordnung der ehemaligen Frontkämpfer unter Führung des General ſekretärs des Nationalverbandes der ehema— ligen Frontkämpfer und Kriegsopfer Rivol⸗ let, der dem Kabinett Flandin als Penſions— miniſter angehörte. „Es fehlt Frankreich nur am Willen“. Die franzöſiſche Oeffentlichkeit iſt verſtänd licherweiſe ſtark betroffen. Der„Intranſi geant“ ſchreibt: Es handelt ſich nicht mehr um eine Regierungskriſe, ſondern um eine Regimekriſe. Es kann ſich ſogar um eine franzöſiſche Kriſe handeln. Die Kam— merauflöſung iſt aber nach Anſicht des Blat— tes auch kein angezeigtes Heilmittel. Das Blatt empfiehlt eine Art Parlamentsferien und die Uebertragung der Regierungsbefug⸗ niſſe an einen ſogenannten„Ausſchuß des öffentlichen Heils“. Es fehle Frankreich nur am Willen. Wenn einige Männer mit ſtar⸗ kem Willen zur Stelle wären, dann brauch⸗ ten ſie nicht um die Vollmachten zu betteln, ſondern das Land würde ſie ihnen aus freien Stücken gewähren. Verſpätete Mehrheit für Bouiſſon. Einige Blätter berichten übrigens, daß in den ſpäten Abendſtunden in den Wandel⸗ gängen der Kammer bekanntgeworden ſei, daß verſchiedene Abgeordnete mit der Erklä— rung, ſie hätten für das Kabinett ſtimmen wollen, eine Verichtigung ihrer Stimmabgabe vorgenommen hätten. Die urſprüngliche Minderheit für das Kabinett Bouiſſon ſei ſomit zu einer Mehrheit von 16 Stimmen geworden. Gemäß der Geſchäfts— ordnung ändern dieſe Berichtigungen aber nichts an dem in der Kammerſitzung verkün— deten Ergebnis. Die Folgen der Regierungskriſe haben ſich noch im Laufe des gleichen Abends geltend gemacht. Rechtsſtehende Gruppen, vor allem Mitglieder der Action Francaiſe, zogen auf die Straße, um ihrem Unwillen über die Lage Ausdruck zu geben. Im Quartier Latin und auf den übrigen großen Boulevards herrſchte ziemliche Erregung. Am Opernplatz kam es zu bedauerlichen Zbwiſchenfällen in dem Augenblick, als die Beſucher der unter Furtwänglers Leitung ſtehenden„Walküre“-Aufführung das Opern⸗ gebäude betraten. Junge Burſchen, die den ſogenannten faſchiſtiſchen Verbänden ange⸗ hören, verſuchten, die Gäſte am Betreten der Oper zu hindern, und führten einen Höllen⸗ lärm auf. Ein ſtarkes Polizeiaufgebot eilte auf zwei Laſtwagen herbei, um Weiterungen zu verhindern. Mehrere der Ruheſtörer wurden verhaftet. Mehrere Demonſtranten wurden verletzt. Die deutſch⸗engliſche Ausſprache die deutſche Abordnung bei Miniſterpräſident Macdonald zu Gaſt London, 5. Juni. Die deutſch-engliſchen Flottenbeſprechun— gen, die am Vortage fünf Stunden gedauert haben, wurden vormittags um 11.00 Uhr in den Räumen der Admiralität fortgeſetzt. Die Mitglieder der deutſchen Abordnung waren am Mittwoch Gäſte beim Miniſter präſidenten Macdonald. An dem Früh⸗ ſtück nahmen außer der engliſchen Abord⸗ nung der Präſident des Staatsrates Bal d⸗ win, der Außenminiſter Sir John Si⸗ mon, der Schatzkanzler Chamberlain, der erſte Lord der Admiralität Eyres Mon ſell, der Dominionminiſter Thomas, Lordſiegelbewahrer Eden und der Sohn des Miniſterpräſidenten. Malcolm Macdo⸗ nald, teil. Von deutſcher Seite waren ferner Botſchafter von Hoeſch, Botſcchaftsrat Fürſt Bismarck und die Herren Kordt und Schultz anweſend. Im Royal Automobile-Club veranſtaltete die Gattin des deutſchen Marineattaches in London, Frau Waſſner, einen Empfang für die deutſche Flottenabordnung, zu dem Ver— treter des engliſchen Auswärtigen Amtes, der Admiralität, der deutſche Botſchafter, ſo— wie Vertreter der in- und ausländiſchen Preſſe erſchtenen waren. Abends waren die Mitglieder der deutſchen Abordnung Gäſte im Hauſe des ſtellvertretenden Unterſtaats⸗ ſekretärs Craigie. Vegrabene Neformpläne Nooſevelt verzichtet Waſhington, 5. Juni. Das Nira-Syſtem der Richtlinien für etwa 600 Induſtriezweige, deren Beachtung die Bundesregierung anderthalb Jahre lang zu erzwingen ſich bemüht hatte, ſoll endgültig aufgehoben werden. Präſident Rooſevelt kündigte in einer beſonderen Preſſekonferenz an, daß die Regierung den Apparat zur Durchführung von Mindeſtlöhnen. Arbeits höchſtzeit und anſtändigen Arbeitsbedingun gen, ſowie des Verbotes von Wettbewerb und von Kinderarbeit abſchaffen werde. Bleiben ſolle lediglich ein Gerippe der Nira- Verwaltung, das zwei Arten Büroarbeiten auszuführen haben werde: 1. Zuſammenſtellung und Un⸗ die die Nira- Wirkungen, terſuchung der f Entſcheidung des Codes bis zur Oberſten Bundesgerichts auf die Arbeitsloſigkeit, die Löhne und die Preiſe ausgeübt haben. 2. Sammlung von Mitteilungen über die jetzige Lage. Die Dauer dieſer ſtark verkleinerten Nira⸗Verwaltung ſolle am 1. April nächſten Jahres ablaufen. N Immerhin will Rooſevelt ein Geſetz vor⸗ ſchlagen des Inhalts, daß bei allen Bundes⸗ 1— ͤ V0— ihr bezüglich der zu verwendenden Kraft⸗ quelle eine Zwangsjacke anziehen wollte. Etwas anders als bei der Seeſchiffahrt lä⸗ gen die Dinge bei der Binnenſchiffahrt. Hier entfielen immerhin ſchon 22 v. H. der Ma⸗ ſchinenleiſtung auf Motorſchiffe. Niemand denke daran, den Betrieb der Motorſchiffe einzuengen. Aber eine gewiſſe Zurückhal⸗ tung im Uebergang der Binnenſchfffahrt auf Verbrennungsmotoren ſei doch geboten. Wenn das Bedürfnis. Motorſchiffe zu ver⸗ wenden, in der Binnenſchiffahrt wirklich un⸗ abweisbar ſein ſollte, ſo möge man hieraus den Anlaß nehmen, die Antriebsmaſchinen unſeren heimiſchen Treibſtoffen anzupaſſen und z. B. auch der Entwicklung des Kohlen- ſtaubmotors größeres Intereſſe zuzuwenden. Zur Energiequelle des Kraftfahrwe⸗ ſens ſagte der Miniſter:„Die Vorteile des flüſſigen Treibſtoffes ſind zweifellos anzuer⸗ kennen, aber nicht für alle Verhältniſſe. Un⸗ ter beſtimmten Bedingungen wird Elektrizi⸗ Holzkohle und tät, Speichergas, Kohle, 0 Schwelkoks mit demſelben Nutzen, ja teil⸗ weiſe mit größerem zu verwenden ſein. Durch die Novelle zum Kraftfahrzeugſteuer⸗ geſetz hat die Reichsregierung ihren Willen bekundet, die Verwendung der nicht flüſſigen Treibſtoffe zu fördern. An dieſer Abſicht wird die Reichsregierung feſthalten.“ unlauterem auf das Nira⸗Snſtem verträgen über Warenlieferungen oder Dienſtleiſtungen oder über Anleihen an Städte und Gemeinden zu beſtimmten Not- ſtandszwecken die Bundesregierung nur diejenigen Angebote zu berückſichtigen brauche, bei denen Kinder⸗ arbeit ausgeſchloſſen ſei und Mindeſtlöhne gezahlt, ſowie die Arbeitshöchſtzeit in den Betrieben beobachtet würden. Dies alles hat folgende praktiſche Wirkun— gen: Die Privatwirtſchaft iſt frei von jeder Bindung; eine Ausnahme bildet nur der Fall, daß ſie ſich um Regierungsaufträge be— müht. Das Koalitionsrecht der Arbeiter kann von der Regierung nicht mehr erzwunzen werden. Die Nira-Behörde, die 5400 Köpfe zählte, wird ſtark abgebaut und der Reſt nur bis zum 1. April weiter beſchäftigt. Peeks Amts als Berater in Handelsſachen, das gleichzeitig ein Teil des Nira-Geſetzes war, iſt beendet, aber er bleibt Präſident des Bundesamtes für Außenhandel. Ein Parlamentsſieg de Valeras Dublin, 5. Juni. Der iriſche Miniſterprä⸗ ſident de Valera wurde im Landtag von der Oppoſition gefragt, ob er den iriſchen Frei— ſtaat vom engliſchen Mutterlande abtrennen wolle. de Valera erwiderte, daß es unſinnig wäre, auf dieſe Frage mit Ja oder mit Nein zu anworten.„Wir haben unſer Programm genau eingehalten. Aber das iriſche Volk weiß genau, daß wir nicht daran denken. während der jetzigen Amtszeit eine ir iſche Republik auszurufen. Die Oppoſition würde als erſte ſchreien, wenn wir verſuchen wür⸗ den, es zu tun.“ Ein Oppoſitionsmitglied erklärte, daß Irland dem Zeitpunkt zu⸗ ſteuere, wo es von den anderen Mitglieds- ſtaaten des engliſchen Weltreiches aus ihrer Gemeinſchaft ausgeſtoßen würde. In der Abſtimmung über den Haushaltsvoranſchlag des iriſchen Außenamtes ſiegte die Regie⸗ rung de Valera mit 53 gegen 32 Stimmen. 2—— SJCCCCC0ͤ ͤ In kurzen Worten Generaloberſt a. D, von Linſingen ſtarb in Hannover nach kurzer Krankheit im Al⸗ ter von 85 Jahren. Die Reichsminiſter Dr. Göbbels, Dr. Frick, Ruſt, der Jugendführer und der Reichsſport⸗ führer erlaſſen zum Deutſchen 1935 einen Aufruf an die junge deutſche Na— tion. Vor Vertretern der Preſſe ſprach in Ber— lin Reichsdramaturg Dr. Schloeſſer über die Reichstheaterfeſtwoche in Hamburg vom 16. bis 23. Juni 1935. Die deutſch-engliſchen Flottenbeſprechun— gen wurden fortgeſetzt; die Mitglieder der deutſchen Abordnung waren am Mittwoch Gäſte beim Miniſterpräſidenten Macdonald. Die Fortdauer der innerpolitiſchen Kraſe hat in Frankreich große Beunruhigung aus— gelöſt. Die Vermittlungsverhandlungen im Gran Chaco⸗Konflikt nehmen einen günſtigen Fortgang. Generaloberst von Linſingen 7 Hannover, 6. Juni. Generaloberſt von Linſingen, einer unferer ruhmreichſten Führer im Welkkriege, iſt am Mittwochabend im Aller von 85 Jah⸗ fen nach kurzer, ſchwerer Krankheit enkſchla⸗ en. Alexander von Linſingen, ein gebürtiger Niederſachſe, geboren am 10. Februar 1850 in Hildesheim, hat als junger Offizier noch am Krieg 1870/71 teilgenommen. 1897 wurde er Oberſt, 1909 kommandierender Ge— neral des 2. Armeekorps. Im Weltkrieg wurde er zunächſt Führer der Südarmee, die aus deutſchen und ungariſchen Truppen zuſammengeſtellt war und ſich in den ſchweren Kämpfen in den Karpa⸗ then unvergänglichen Ruhm erwarb. 1915 Führer der Heeresgruppe Linſingen. 1916 ſchlug er die Ruſſen bei Luck zurück. Gegen Ende des Krieges wurde Linſingen zum Oberbefelshaber in den Marken ernannt. Fortdauer der Kriſe Laval lehnt die Regierungsbildung ab. Paris. 6. Juni. Laval erklärte beim Verlaſſen des Elyſees, daß er angeſichts der Haltung der radikal ſozialiſtiſchen Kammergruppe auf die Regierungsbildung verzichtet habe. der Präſident der Republik hat daraufhin den Vorſitzenden der radikalſozialiſtiſchen Parkei. Herriot, und den Vorſitzenden der radikalſo⸗ zialiſtiſchen Kammergruppe, Delbos. zu ſich gebeten. Auch Herriot hat die Regierungsbil— dung abgelehnt. Die Stellungnahme der ra— dikalſozialiſtiſchen Kammergruppe, die an— ſcheinend nach einer Möglichkeit ſucht, mit den übrigen Linksgruppen die Grundlage für eine ausgeſprochene Linksregie⸗ rung zu ſchaffen, dürfte für ſeinen ableh— nenden Beſcheid maßgebend geweſen ſein. Präſident Lebrun hat darauf den früheren Marineminiſter Pietri berufen, um ihm die Kabinettsbildung zu übertragen. Krawalle in Paris Vor dem„Petit Journal“ iſt es zu Unru- hen gekommen. Anhänger der Ackion Fran- caiſe haben gegen die von dieſem Blatt be- fürwortete Abwerkungspolikik proteſtiert und ſämtliche Jenſter der Geſchäfksräume einge ſchlagen. Auch aus anderen Stadtteilen wer den Anſammlungen gemeldet. Grenzdeutſches Volkstum Grußworte zur BDA-Tagung. Anläßlich der diesjährigen Togung des VDA, die als Oſtlandtagung in Königsberg zu Pfingſten abgehalten werden wird, hat eine Reihe von führenden Perſönlichkeiten an den Volksbund für das Deutſchtum im Ausland Grußworte gerichtet. 2 Miniſterpräſident, Reichslufffahrtmin⸗ ſter, General hermann Göring nennt in ſeinem Grußwort, mit dem er die Jugendfeſt Tagung des Vun vegruhr, dus Holt ulis bas entſcheidende Grundelement des National- ſozialismus.„Es liegt uns deshalb fern“, ſo ſagt der Miniſterpräſident weiter,„unſe⸗ rem Reiche fremdes Volkstum gewaltſam eingliedern zu wollen. Ich bin überzeugt da⸗ von, daß auf die Dauer die vom Führer ge⸗ prägten Grundgedanken zur Frage des Volkstums Gemeingut aller Völker werden müſſen; denn nichts trägt zur Sicherung des Friedens mehr bei als die allſeitige Achtung auch fremden Volkstums. Möge die Königs⸗ berger Tagung unter dieſem Leitgedanken erfolgreiche Arbeit leiſten!“ Reichsinnenminiſter Dr. Frick begrüßt die Oſtlandtagung des VDA nach einer kurzen geſchichtlichen Würdigung Oſt⸗ preußens u. a. mit folgenden Worten: „Möge Oſtpreußen, für alle Grenzgebiete und darüber hinaus für die geſamte Schutz— und Volkstumsarbeit, ein leuchtendes Vor⸗ bild bleiben, über dem das Wort Hinden— burgs„Die Treue iſt das Mark der Ehre“ und der Geiſt des Führers und Reichskanz⸗ lers als Schutz und Schirm in guten und in böſen Tagen ſtehen.“ Der Gauleiter und Oberpräſident der Pro— vinz Oſtpreußen, Erich Koch, bezeichnet in ſeinem Grußwort dieſe Pfingſttagung nicht nur als ein Bekenntnis zum volkspolitiſch beſonders bedeutſamen Oſten, ſondern zu— gleich zum Gedanken des Friedens unter den Völkern. Steuerliche Arliſte Die Auswertung der alljährlichen Perſonen⸗ ſtands⸗ und Betriebsaufnahme. Berlin. 6. Juni. Der Reichsfinanzminiſter hat eine Verord— nung über die Aufwertung der Perſonen- ſtands⸗ und Betriebsaufnahme für ſteuerliche Zwecke erlaſſen. Die Verordnung beſtimmt, daß die Gemeindebehörden alliährlich nach dem Stande am Tage der augemeinen Per⸗ ſonenſtands- und Betriebsaufnahme für ſteuerliche Zwecke erlaſſen. Die Verordnung beſtimmt, daß die Gemeindebehörden all⸗ jährlich nach dem Stande am Tage der allge⸗ meinen Perſonenſtands- und Betriebsauf⸗ nahme eine Urliſte aller Steuerpflichtigen nach einem vom Miniſter vorgeſchriebenen Muſter aufzuſtellen haben. Die Gemeinde⸗ behörden haben auf dem Titelblatt der Ur⸗ liſte unter Abdruck ihres Dienſtſtempels die Vollſtändigkeit und Richtigkeit der Urliſte zu beſcheinigen. Die Gemeindebehörden haben vor Aufſtellung der Urliſten zu prü⸗ fen, ob auch für jedes Haus eine Hausliſte vorliegt, ſowie ob alle Haushaltsliſten und Betriebsblätter vorhanden und die Eintra⸗ gungen vollſtändig ſind. Gegebenenfalls müſſen unzureichende Eintragungen ergänzt werden. Die Urliſte iſt in drei Abteilungen einzuteilen: Abteilung 1 für natürliche Per⸗ ſonen mit einem beſonderen Abſchnitt für „beſchränkt Steuerpflichtige“, Abteilung 2 für offene Handelsgeſellſchaften,. Kommandit⸗ geſellſchaften uſw. und Abteilung 3 für Kör⸗ perſchaften, Perſonenvereinigungen und Ver⸗ mögensmaſſen. Auf der Urliſte muß bei Ab⸗ teilung 1, natürliche Perſonen, unter ande⸗ rem das bezogene Gehalt, bezw. der Lohn und die einbehaltene Lohnſteuer angegeben werden. zolitiſches Allerlei Berlin. Anläßlich der Pfingſtfeierxtage bleibt die Kanzlei des Führers der NSDAP für den geſamten Parteiverkehr, vom Sams- tag, den 8. Juni bis einſchließlich Mittwoch, den 12. Juni. geſchloſſen. Deutſche Jugend an den Start! Ein Aufruf zum Deutſchen Jugendſeſt 1935 Berlin. 5. Juni. Zum Deutſchen Jugendfeſt 1933 ergeht folgender Aufruf: Aufruf! Zum dritten Male tritt die junge deulſche Nation am Tage der Sonnenwende zum Deukſchen Jugendfeſt 1935 an. Wiederum ſtellt ſie ſich am 22. und 23. Juni bei ſportlichem Kampf und frohem Spiel unter die Geſetze der Zucht, Ritterlich- keit und Kameradſchaft. Der Einzelmehrkampf als Leiſtungs⸗ prüfung und der Mannſchaftskampf der Hitlerjugend ſtehen im Mittelpunkt der diesjährigen und zukünftigen Kämpfe und werden dazu bei⸗ tragen, dieſe Tugenden in jedem Jugendge— noſſen ſtark werden zu laſſen. Am Abend des 23. Juni wird das Deutſche Jugendfeſt 1935 in Son- nenwendfeiern ausklingen. Angeſichts der lodernden Feuer wird ſich die junge deutſche Mannſchaft ihrem Führer und ihrem Volk erneut feierlich verpflichten. Der Jugendführer des Deutſchen Reiches und der Reichsſportführer haben die vorbe— reitenden Arbeiten aufgenommen. Das Jahr 1935 muß uns Aufſchluß über den Stand der körperlichen Leiſtungsfähig⸗ keit und damit eines wichtigen Beſtandteiles der raſſiſchen Tüchtigkeit eines jeden geſun⸗ den deutſchen Jungen und Mädels im Alter von 10 bis 1s Jahren bringen. Auch das letzte kleine Dorf darf ſich nicht von dicder großen Leiſtungsprüfung 1935, die ſchon im Zeichen der Olympiſchen Spiele ſteht, aus ⸗ ſchließen. Mehr denn je braucht deshalb unſere Ju— gend Stätten zu ihrer Ertüchtigung und Er— holung. Daher rufen wir gieichzeitig zur Schaffung von Sportplätzen auf mit der ein⸗ dringlichen Forderung: „Schafft Spiel- und Sporkplähe für die deutſche Jugend!“ Deutſche Jugend an den Start! Der Reichsminiſter für Volksaufklärung und Propaganda: Dr. Göbbels. Der Reichs- und preußiſche Miniſter des In⸗ nern: Dr. Frick. Der Reichs. und preußiſche Miniſter für Wiſſenſchaft, Erziehung und Kunſt: B. Ruſt Der Jugendführer des Deutſchen Reiches: Baldur von Schirach. Der Reichsſportführer: von Tſchammer. die Größe der Wohnfläche Bindende Vorſchriften für ſteuerfreie Neu- bauten. Berlin. 5. Juni. Das Reichsfinanzminiſterium teilt mit: Für neuerrichtete Kleinwohnungen und Ei— genheime kann Steuerbefreiung nach den maßgebenden Vorſchriften nur dann ge— währt werden, wenn die nutzbare Wohn— fläche beſtimmte Größen nicht über⸗ ſteigt. Dieſe Vorſchriften müſſen unbedingt eingehalten werden. Alle Volksgenoſſen, die einen Neubau errichten und Steuerbefreiung in Anſpruch nehmen wollen, müſſen ſich rechtzeitig darüber vergewiſſern, daß die Wohnfläche das zuläſſige Maß nicht über— ſteigt. Wer Zweifel hat, tut aut daran, den Antrag auf Anerkennung der Steuerbefrei— ung bereits vor Errichtung des Neubaues beim Finanzamt zu ſtellen, damit etwaige Beanſtandungen noch berückſichtigt werden können. Nach der Erteilung des Anerken- nungsbeſcheides iſt ſorgfältig darauf zu ach— ten, daß bei der Ausführung des Baues keine Aenderungen vorgenommen werden. die die Steuerbefreiung hinfällig ma⸗ chen. Sollten ſich Verſtöße ergeben, ſo muß die Anerkennung unweigerlich azurückge⸗ nommen werden. 0 Der Reichs⸗ und preußiſche Arbeitsmini⸗ ſter Seldte hat, wie die„NS“ berichtet, an den Siedlungsbeauftragten im Stabe des Stellvertreters des Führers, Dr. Ludovici, ein Schreiben gerichtet, in dem er ihn auch weiterhin um eine Zuſammenarbeit mit den Behörden und Organiſationen bittet, die ſich mit Siedlungs- und Planungsfragen befaſ⸗ ſen. Weiterhin ermächtigt er ihn, bei den be⸗ treffenden Stellen Bedenken ſowie Vor— ſchläge einzubringen und gegebenenfalls ſeine Entſcheidungen herbeizuführen. Deutſche Tagesschau Polizeibeamte im Braunhemd. Der Reichs⸗ und preußiſche Miniſter des Innern hat die Vorausſetzungen feſtgelegt, unter denen Mitgliedern der NSDAP in der uniformierten Polizei die Befugnis einge⸗ räumt wird, bei feierlichen Parteiperanſtal— tungen das Braunhemd anzulegen. Dieſes Recht ſteht nur den Beamten zu, die vor dem 30. Januar 1933 der Partei oder einer ihrer Gliederungen angehört haben. Keine Pflicht⸗Leibesübungen für Beamte. Ein Oberbürgermeiſter hatte Vorſchläge zur Einrichtung von Pflicht⸗Leibesübungen der ſtädtiſchen Beamten-, Angeſtellten⸗ und Arbeiterſchaft unterbreitet. Der Reichs- und preußiſche Innenminiſter Dr. Frick hat hierzu ausführlich Stellung genommen. Er ſagte u. a.: Wenn ich auch den veſonderen Wert turneriſcher und ſportlicher Betätigung nicht verkenne, bin ich andererſeits doch überzeugt, daß jeder Zwang gegenüber den durch ihre beſonderen Pflichten ſtark in An⸗ ſpruch genommenen und gebundenen Beam. ten, Angeſtellten und Arbeitern im öffent, lichen Dienſt nicht die beabſichtigte Wirkung erzielen wird, ſondern unter Umſtänden die Berufsfreudigkeit und die Leiſtung im Dienſt beeinträchtigen kann. Es kommt ſomit nur eine freiwillige Teilnahme in Frage. Der Führer an die Kriegsblinden. Der Führer und Reichskanzler richtete an- läßlich des deutſchen Kriegsblindentreffens und der Kriegsblindenausſtellung in Stutt, gart an den Bundesobmann der deutſchen Kriegsblinden, Dr. Plein, ein Schreiben, in dem es heißt:„In tiefer Dankbarkeit ge— denke ich des dauernden großen Opfers, das gerade die Kriegsblinden dem Vaterlande dargebracht haben und täglich erneuern. Ich bitte Sie, dieſen beſonders hart geprüften Kriegskameraden und ihren in gleicher Lage befindlichen Gäſten aus Frankreich und Ita⸗ lien meine aufrichtigſten Grüße und die Vein ſicherung meiner treueſten kameradſchaft— lichen Verbundenheit zu übermitteln.“ Vor Macdonalds Nücktritt Die letzte Sitzung des Kabinetts. London. 5. Juni Auf der üblichen Wochenſitzung des Kabi— netts Macdonald wurden zahlreiche laufende Angelegenheiten behandelt, die nach Mög⸗ lichkeit noch vor der für Freitag zu erwar— tenden Umbildung der Regierung erledigt werden ſollen. Es trifft ſich ſonderbarer Weiſe, daß Macdonald genau auf den Tag vor ſechs Jahren zum zweitenmale Miniſter, präſident wurde. Nach ſeinem Rücktritt am Freitag wird er ſich über die Pfingſtfeier⸗ tage in ſeine ſchottiſche Heimat begeben. Es wird nach wie vor damit gerechnet, daß det neue Miniſterpräſident Baldwin noch am gleichen Tage die Zufammenſetzung ſeine— Regierung bekanntgeben wird, nachdem der König die Kabinettsliſte beſtätigt hat. Schietzunfall unter Tage Unglück auf der Grube„Merkur“. Koblenz, 6. Juni Auf der Grube„Merkur“ der Skolberger Ac für Bergbau, Blei- und Zinkfabrikation bei Bad Ems ereignete ſich ein ſchwerer Un, Arbeitsſtlaven der Sowjets Unmenſchliche Behandlung poliliſche 1 Sträflinge. f Die Bluturteile der Sowjets, durch die letzthin acht Deutſche, darunter zwei Paſtoren, zum Tode verurteilt wurden, richten unſer Augenmerk auf die furcht⸗ bare Verfolgung der gläubigen Chriſten im„Sowjetparadies“. Die folgenden Grinnerungen des deutſchen Pfarrers Kern ſind einem im Nibelungen-Verlag von Carlo von Kügelgen herausgegebe— nen Buch entnommen. In Karelien, jſenſeits des 64. Breite⸗ grades am Wugfluß, der ſich ins Weiße Meer ergießt, wurden wir ausgeladen. Die Kommuniſten ſind nicht wenig ſtolz auf die— ſen gigantiſchen Kanalbau, der das Weiße Meer über den Onega- und Ladogaſee und die Newa mit dem Finniſchen Meerbuſen verbindet. Wie im alten Aegypten die Kin- er Iſreal zu Ehren Pharaos im Pyrami— denbau als Sklaven arbeiteten, mußten die chriſtlichen Sklaven dem heidniſchen Kommu— nismus ein bleibenden Denkmal im Weiß— meerkanal errichten. Wohl waren auch hier neben den verurteilten Chriſten ſonſtige po— litiſche Gefangene mit den gemeinen Ver— brechern zuſammengemengt, doch der größte Teil des etwa 250 000 Köpfe zählenden Skla— venheeres bildeten Bauern und Geiſtliche. Es war eine Welt kochender Arbeit, um⸗ geben von der ſtillen jungfraulichen Natur des Nordens. Aber dieſe Welt ſtand nicht im Zeichen des Friedens und des fröhlichen Schaffens, ſondern war erfüllt von Haß und Angſt, Diebſtahl und Verbrechen und unſäg⸗ lichen Qualen der zu Arbeitstieren herabge— würdigten Sträflinge. Die Arbeit geſchah hier im Walde:„plan— mäßig“. Die genau ausgerechneten Pläne mußten erfüllt werden. Auf dem Papier wurden ſie auch erfüllt. Die Brigadiere wie die Lagerverwalter und Ingenieure konnten täglich nachweiſen, daß die vorgeſchriebenen Normen bewältigt ſeien. Dazu diente die unermeßliche Kanzleiarbeit. In Wirklichkeit blieb die Arbeit weit hinter der Vorſchrift zurück. Im Walde wurde ein Teil des Holzes von den Sträflingen ver— brannt, wurde vor allen Dingen ſtändig bei den Meſſungen gemogelt. Holzfäller, Schlit— tenführer und Lader hatten alle nur das eine Beſtreben, ihre Leiſtungen höher anzugeben, als ſie waren. Dasſelbe geſchah mit den Erd— arbeiten am Kanal. Menſchen und Tiere wurden gedanken⸗ los bis aufs Blut geſchunden. Jeder höhere Vorgeſetzte trieb ſeine Unter— gebenen an, als wenn ihm der Tod im Nak— ken ſäße. Im Endergebnis klafften große Lücken zwiſchen den Leiſtungen auf dem Papier und denen der Wirklichkeit. Das mußte durch Betrug vertuſcht wer⸗ den. War das nicht mehr möglich, entſtand wohl ein neuer Sabotageprozeß. Als ich im Mai, mit hohen aber durch— öcherten Stiefeln angetan, meine Erdarbei— ten im Sumpf begann, war der Boden größ— enteils noch gefroren. Die Arbeit war über— nenſchlich ſchwer. Da meine Füße ſtets naß waren, holte ich mir bald ein Iſchiasleiden und litt Tag und Nacht an den Schmerzen. Weil ich kein Fieber hatte wurde ich nicht als krank anerkannt und mußte weiter im eiſigen Waſſer arbei— Ell. * Zum Glück wurde eine Kraft für die Kanzlei geſucht. Das war für mich eine Ret⸗ tung, obgleich die Kanzleiarbeiter nur 400 Gramm Brot bekamen. Nachdem ich mich ein wenig erholt hatte, meldete ich mich als einſtiger Brigadier und Spezialiſt f. den Gemüfebau(hatte ich doch einen Tag lang Raupen zerquetſcht) auf eine Milch farm des Lagers, auf der auch Gemüſebau e 1 Der Leiter der Farm, nein neuer Vorgeſetzter war ein gläubiger Chriſt. Alle ſeine Arbefterinnen waren 105 ſtige Nonnen. Er erklärte, nur zuverläſſige und ordentliche Menſchen brauchen zu kön⸗ nen, da ſonſt Milch und Gemüſe geſtohlen würden. Auch zu ſeinen Helfern wählte er nur gläubige Chriſten Es wurde tüchtig gearbeitet. Die Nonnen waren rührend fleißig bis zum Feierabend. Dann ſetzten ſie ſich zuſammen und ſangen herzerhebend uralte griechiſche Kirchenge⸗ ſänge. Hier beleidigten ſie kein Ohr eines Gottloſen, denn ringsum erſtkecken ſich nur Wald. Waſſer und Sümpfe. Hin und wieder erſchienen auch Erzieher und Kontrolleure. beſichtigten alles und richteten es ſtets ſo ein, daß ſie des Abends ſpät in den Schlafräu⸗ men der Nonnen verſchwanden, um hier ihre Kontrolle abzuſchließen. Die armen Weiber waren ja völlig ſchutzlos. Bei einem ſolchen Kontrollgang mögen die Verbrecher den Chorgeſang der Nonnen ge⸗ hört haben Nun wurden die frommen Miß ſtände ruchbar, und das Unheil nahm ſeinen Lauf. Die Geheimpolizei des Lagers erſchien auf der Inſel. und die Nonnen wurden un⸗ terſucht Es wurden ihnen einige Andachts⸗ und Gebetbücher abgenommen. und die Em⸗ pörung war groß. Der Seiter des Gemüſe— gartens verlor ſeinen Poſten, und alle ſeine Arbeiterinen wurden auseinandergeſprengt— Der Ertrag der Farm ſank beträchtlich. Wen kümmerte das? Dafür hatte man ein chriſtliches Neſt ausgeräuchert Auch ich mußte die Inſel verlaſſen. Der Dichter Eduard Mörile Zum 60. Todestag des großen Lyriters am 4. Juni Heiter, ſonnig, ungetrübt, ſo erſteht aus den Dichtungen Mörikes vor dem Augen des unbefangenen Leſers das Weltbild des Dich— ters. Groß wird daher ſein Erſtaunen ſein, wenn er zur Biographie Mörikes greift und erfährt, daß das Leben des Dichters keines— wegs ſo ſorglos und ſchön war, wie man aus der Kenntnis ſeiner Lyrik zu ſchließen bereit wäre. Man hat vielleicht erwartet, vom Tun und Laſſen eines Lebenskünſtlers zu leſen, von den behaglichen und gleichmäßig klaren Tagen eines Glücklichen. Statt deſſen er— fährt man, daß der Dichter ein unruhiges und bitteres Leben geführt hat. Da war der frühe Tod des Vaters, der die zahlreiche Fa— milie in bedrängter Lage zurückließ und ſchon die Jugend des Dichters mit wirtſchaftlicher Sorge beſchattete, da war ein ſchon in jungen Jahren auftretendes, ſich mit den Jahren verſchlimmerndes Nerbenleiden. das mit Kopfſchmerzen und Beklemmungen ihm das Leben vergällte, da war ſein ganzes langes Leben lang der bittere Zwang, ſich einzurich— ten und mit dem Notwendigſten zu beſchei— den. Aber nichts davon ſpiegelt ſich in ſeiner Kunſt. Obwohl alſo zwiſchen dem Leben und Dich— ten Mörikes ein tiefer Gegenſatz klaffte, ſo iſt dennoch nichts in ſeiner Kunſt, was nicht aus des Dichters eigenem Erleben geboren wäre. Das geringſte Erlebnis genügte als Keim, um ſich mit Hilfe ſeiner Phantaſie zur köſtlichſten Blüte zu entfalten. Mörikes Dich tung iſt immer und überall Bekenntnis eines reinen Herzens, einer Seele, die verrät, wie weit dieſes träumeriſche Gemüt den Schönheiten der Natur offenſtand und ent— hüllt den ganzen Reichtum ſeiner Erlebnis- fähigkeit. In Liedern von unvergleichlicher Schönheit und Lebendigkeit hat Mörike das Leben der Natur in ſeinen mannigfachen Stimmungen erfaßt und ihren Eindruck auf den Menſchen geſtaltet. Mit den denkbar ein— fachſten Mitteln erreichte er die denkbar höchſte Wirkung. So ſieht heute die Welt den Dichter, der als Lyriker würdig iſt, neben Goethe zu ſte hen. Aber viele Jahre mußten erſt nach ſei— nem Tode vergehen, bis Mörike die gebäh— rondo Anerkennung fand. Zu ſeinen Leh 1 reifer dachte, als man es bei zeiten wurde ſeine Stimme uberront vom lauten Geſchrei anderer Dichter, deren Na— men uns heute nur Begriffe ſind. Nur eine kleine Zahl wirklicher Kenner, unter ihnen Gottfried Keller und Theodor Storm. erkann— ten dieſes Dichtergenie und tat alles, um ihm Geltung zu verſchaffen. Mörike wurde 1804 als Sohn eines Arztes in Ludwigsburg in Württemberg geboren. Auf eine glückliche Kindheit folgte eine for— genvolle Jugend. Nur weil in Schwaben das Studium der Theologie damals faſt nichts koſtete, wurde er Pfarrer und kam ſo, energielos wie er war, ohne Neigung und Eignung in einen Veruf, der wie kein ande— rer Liebe und Hingabe verlangt. Eine un— glückliche Liebe zu einen ſchönen, aber un— würdigen Mädchen hinterließ in feinem empfindſamen Herzen die erſten ſchweren Wunden, die nur langſam vernarbten. Aus den Unzulänglichkeiten des äußeren Lebens flüchtete ſich der junge Mörike in die Welt feiner Träume, das Land Orplid. In ahnungsvollen Märchenträumen, einzig der Natur ganz vertraut, hatte er ſeine glück lichſten Stunden und reifte dabei— wer auch nicht zum Theologen, wie er ſollte, doch zum Dichter. Nach faſt endloſer, neunjähriger Vikarzeii erhielt Mörike eine eigene Pfarre in Clever— ſulzbach im ſchwäbiſchen Unterland. Von Mutter und Schweſter betreut, die ihm alles Unangenehme fernzuhalten trachteten, ver— brachte der Dichter hier die glücklichſten Jahre ſeines Lebens. Die Amtsgeſchäfte überließ er teils aus Kränkli t, teils aus Bequem- lichkeit einem Vikar. Er ſelbſt lebte ſein ein- geſponnenes Dichterdaſein S nen, in eine Märchen- und Wunderwelt ſich verſenken, aber auch Zeichnen und Baſteln waren ſeine Lieblingsbeſchäftigungen, bei denen ſich zwang- und mühelos f Be- danken zu Liedern formten. Nachdem zuerſt ein zweibändiger Ron „Maler Nolten“, das Intereſſe fü Namen Mörike geweckt hatte ein Band„Gedichte“. eur 7 ſchwach unſanft de Ende ſeine langen konnte. Papa leidet, je länger Einſchichtigkeit. Er ſelbſt wollte über kurz England, dem Lande ſeiner Träume. völlig vereinſamt Herr“ „alte Dann ſein. Die hausfraulichen Tugenden der Maryſa in Ehre ſehr daran. Maryſa in der Aber man ſieht die Urheberrechtsschutz: Fünf Fürme-Verlag, Halle(Saale) Für jetzt aber war es ſchön. Schlafen, eſſen, die alten iſt, ihre Winkel und Plätze aufſuchen, Bekannte ſuchen oder ihnen 36 das Mädel mit dieſen Rolle gut zu kommen ſo plele! philoſophierte Küche Menſchen be ſind, ſondern wie man ſie ſehen will Augen bet 1 1 der ausweichen, je nachdem— und die herrliche Freizügigkeit. Segen habt ihr!, dachte er abſchließen „Was iſt denn mit deiner kundigte ſich Zerbach-Vater und Freundin Maryſa?“ er- zündete auf Weiblichkeit mißtrauiſch. eine neue Außerdem um ein halbes Dutzend Jahre älter innen und träu. ſioniert, weil er nicht mehr imſtande war, die Amtsgeſchäfte zu erledigen. Mit einem ſehr kleinen Ruhegehalt zog Mörike mit ſei— ner Schweſter— die Mutter war inzwiſchen geſtorben— nach Mergentheim. Eine ſpäte Liebe brachte noch ein letztes Glück für ihn. Er verheiratete ſich und wurde Vater von zwei kleinen Mädchen. unachſt war es eine ſehr gluckliche Zett, die den alternden Dichter mit neuer Lebens- und Schaffensfreude erfüllte. Cs entſtanden „Die Idylle vom Bodenſee“,„Das Stuttgar— ter Hutzelmännlein“ mit der eingefügten „Hiſtorie von der ſchönen Lau“, das Mär— chen„Die Hand der Jezerte“ und als ſchön— ſte und reifſte Frucht die Novelle„Mozart auf der Reiſe nach Prag“ Ohne daß ſich von Schuld einer beſtimmten Seite reden ließe, ging aber Mörikes Ehe auseinander; zwei Jahre darauf, am 4. Juni 1875, ſtarb er. Sein Freund Friedrich Theodor Viſcher rief ihm nach:„Das Leben, das wirkliche L ben. braucht ja noch andere Kräfte, nüchterne, eiſerne; auch das Reich der Muſe verlangt andersgeartete Kräfte noch als die deinen, verlangt Kräfte mit Adlerſehnen und breitem Schwung der Fittiche. Aber darum möchten wir nicht miſſen die Geiſter mit weicher, träumeriſcher, mit ſanfter Bewegung der Schwingen—— Wir können ſie nicht ent⸗ behren, damit noch ſei eine Stille, ein Friede, eine Betrachtung, eine Sammlung und eine Einkehr in die eigene Bruſt.“ BoOxIport Rund um Eder-Venturi. Innerhalb der Hamburger Volksſport— woche dürfte es am 29. Juni gleich zwei Hö— hepunkte geben, nicht weniger zugkräftig als das Deutſche Derby der große internationale Boxkampfabend in der Hanſeaten-Halle ſein. Da die Beſetzung der Hauptkämpfe dieſes Boxabends nun endgültig feſtſteht, ſchreiten die Vorbereitungen zu dieſem Ereignis rü— ſtig vorwärts. Um die Europameiſterſchaft im Weltergewicht kämpfen Guſtav Eder und der italieniſche Meiſter Vittorio Venturi, ge— gen den Eder ſeinen Titel bereits zum zwei— ten Male freiwillig aufs Spiel ſetzt. Eine deutſch-italieniſche Begegnung gibt es auch im Schwergewicht. Der alte Kämpe aus der Seidenſtadt Krefeld, Hans Schönrath, trifft auf den Landesmeiſter Ino Baiguerra. Im Halbſchwergewicht hat man von einer Ver— pflichtung von Merlo Preciſo nach ſeiner Niederlage gegen Adolf Heuſer Abſtand ge— nommen, ſo daß nunmehr als Gegner für den deutſchen Meiſter Adolf Witt-Kiel der Wiener Schwergewichtler Heinz Lazzek ge— wonnen wurde. Lazzek hat in der letzten Zeit Siege über Leidmann-München und die auch in Deutſchland bekannten Hampacher und Ambroz Berufsboxkämpfe in München. Nach einer mehrwöchigen Pauſe veranſtal— tet am 14. Juni in München Bayernring. Das Programm der Haupt⸗ ſache die leichtere Zwei deutſche Meiſter ſtehen auf der Karte. Im Leichtgewicht 5 gegen hleinkofer antreten und itelträger im ick erhäli Ge quer kämpfen glücksfall bei Schießarbeiten unter Tage. Wie die Bergbaubehörde Koblenz⸗Wies⸗ baden mitteilt, wurden vier Bergleute durch Geſteinsmaſſen, die ſich durch einen ſteckenge— bliebenen Sprengſchuß gelöſt hatten, getroſ⸗ fen. Der Hauer Franz Leukel aus dem We— ſterwalddorf Oellingen fand dabei den Tod Die Hauer Jakob Klee und Wilhelm Klin, gelhöfer wurden ſchwer und der Hauer Ja— Verfaſſungslag kob Müller leicht verletzt. Bei einem der in Italien. Schwurverletzten beſteht Lebensgefahr. Anläßlich des Verfaſ⸗ 555 Fußball⸗Endſpiel verlegt ſungstages in Italien fand in Rom eine Pa⸗ rade ſtatt, bei der 120 Am 23. Juni im Kölner Skadion. Geſchütze und 80 Tanks Der meu Jußball⸗Bund gibt bekannl: Aufſtellung nahmen.„Am ein zeitliches Juſammentreffen des El felrennens auf dem Nürburgring mit den Endſpiel um die deutſche Jußballmeiſterſchaft Zigarette an. Er war ein ſeſtgefügter, noch jugendlich[mutter reichlich jung: aber dennoch eh wirkender Mann in den ſogenannten beſten Jahren.[er— na, aber das war ja längſt vorbei Immerhin aber ſchon in jenen Jahren, da der einſame„Was mich wundert, Vater, das Menſch ſeine Einſamkeit zu fühlen beginnt. zu kennen ſcheinſt, wo du „Kollegin! verbeſſerte Phil lachend.„Freundin, klingt[bekümmert haſt!“ außerhalb des angeſtammten Kreiſes ſo— wie ſoll ich nur Zerbach lachte: ſagen?“„Vorigen Sommer ſchien es mir, als ob du Profeſſor Zerbach blickte den Sohn forſchend an: intereſſierteſt, und es wäre mehr als geſchmacklos geweſen, aufblicken zu „Alſo, nicht Freundin in landläufigem Sinne? Es[ mich in eure Geſellſchaft einzudrängen.“ g der Mann, hätte mir auch leid getan um das Mädel; es ſteckt ein guter„Na, du hätteſt es ruhig tun können, ſie hat mich oft ſchützerwillen übt und Kern in ihr, wenn ich auch an ihre Sendung als Jugend- genug gequält, dich zum Mithalten einzuladen“, platzte Jahr aber ſpielt in dieſem vildnerin nicht recht glauben kann!“ Phil heraus. große Rolle. „Weshalb? Sie hat einen guten Kopf!“ meinte Phil Zerbach neigte ſich vor: Es machte ſich von ſelbſt, daß zerſtreut. Lobgeſänge auf Maryſa lagen ihm nicht.„Wahrhaftig? Weshalb haſt du mir! as dar an faſt ſtets mit Maryſa zuſammen geſehen wurde 1„Sie hat einen guten, Kopf; aber einerſeits iſt ſie trotz⸗ geſagt, du infamer Schlingel, du brotneidige Gelegenheiten zum Zeitvertreib in einer einfach dem lernfaul, andererſeits gehört mehr dazu: Berufung, aufgeräumt wurde der ernſte Mann, wie Phil Sommerfriſche ſind nicht allzu mannigfaltig: Bootfahren Weltbild(M). Einfühlung in die kindliche Seele! Und die ſpreche ich ihr[Vater eigentlich gar nicht kannte. Schwimmen, Tennis und gelegentliche Ausflüge von im Kölner Stadion am 16. Juni zu vermei⸗ ab. Wenn ſie den richtigen Mann bekommt, den ſie lieb„Verkehrte Welt“, knurrte der Jüngere,„wahrhaftig größerer oder kleinerer Ausdehnung. Lauter Anläſſe, ſich den, iſt der Meiſterſchaftskampf um acht Tage hat und der ſie zu nehmen weiß, ſo wird ſie eine gute verkehrte Welt! Soll ich dich einführen? Viſt du nicht die[gründlich kennenzulernen. Und hat man ſo einen ganzen verlegt worden. Das Schlußſpiel um die Gattin und auch Mutter ſein. Ihr liegt eben mehr der Reſpektsperſon, die zu gebieten hat? Konnteſt du nicht[Sommer ausſchließlich in Geſellſchaft einer einzigen Perſon deutſche Jußballmeiſterſchaft zwiſchen enge Kreis der Hausfraulichkeit“, ſprach Zerbach gedanken⸗[kommen, wann es dir beliebte?“ verbracht und dies nicht unangenehm empfunden ſo kann Schalke 04 und vf Stuktgart 1 15 voll und bemerkte nicht den eigentümlichen Blick ſeines„Reſpektsperſon, das iſt es, was ich gar nicht ſein will,, man ſchon mit einiger it vom Gleichklang der mehr am 23. Juni im ſtölner Sta Sohnes, der ſo viel ſagen wollte wie„Oha“! wenigſtens ein paar Wochen lang nicht. Man muß ſich Seelen ſprechen. f a eramt 1 0. ee 4 18 N N 4 „ be⸗ Aber ſchließlich— weshalb nicht?, überlegte Phil, der[das Jahr über immerfort im Zaum halten, daß man nicht ſtimmt.“ dem Gege ſoſern er ſeeliſch rein Jüngere bevorzugt. Abſchnitt der Entwicklung darum Vater Zerb r?“ Ganz ſeinen (Fortſetzung folgt!) Arvonn e e N 2. 70 - Nu mne, 9) Nachdruck verboten. Ihre kleinen, feſten Hände griffen ſo ſachgemäß zu. „Und nun bereite ich dir einen Tee, und du ißt einen Zwieback! Aber nicht aufſtehen— ja? Bis ich wieder— komme!“ Sie war ſchon davon. Linde Hoſer ſtreckte ſich, trotz ihrer Schmerzen, wohlig in ihrem Bett. Ach— endlich einmal einen Menſchen haben, der einen umſorgt!, dachte ſie. Und mit Liebe! Sie fühlte förmlich durch, was Elda ausdrücken wollte. Elda kam mit einem Tablett und blieb bei Linde, bis ſie fertig war. So ganz leiſe und ruhig erzählte ſie ihr ein kleines, harmloſes Ereignis aus der Hauswirtſchaft, bis die Hoferin dabei auf einmal alles aufgegeſſen hatte. „Und nun wollen wir ſchwitzen!“ ſagte Elda machte ſachgemäß Anſtalten für dieſe Prozedur. „Willſt du mir erſt meinen Sohn rufen?“ bat Linde. „Ich habe einiges mit ihm zu ſprechen. Er wird noch ſchlafen— du ſahſt ihn doch noch nicht unten?“ Elda verneinte. „Soll ich— klopfen?“ fragte ſie ein wenig zögernd. „Verſuch es! Sein Zimmer iſt gegenüber!“ ſagte die Hoferin.„Laß die Tür ein wenig offen, daß ich dich ſpüre!“ Elda ſah ſie verwundert an, dann ging ſie und klopfte an der gegenüberliegenden Tür. Aber es ließ ſich kein Laut vernehmen. Immer lauter klopfte ſie— es blieb totenſtill. Sie ging in das untere Stockwerk, wo jetzt Marandl die Hausarbeit und den Putz vornahm, und fragte nach dem jungen Herrn. „Der? Noch im ſchaut's!“ Sie wies auf ein Blatt, das auf dem Tiſche unter dem Herrgottswinkel lag. und Dunkeln iſt er herunter— da, „Bin hinab ins Tal, um die Beerdigung vorzu— richten. Tino.“ Eine harte, klare Schrift!l, dachte Elda und trug den Zettel zu Tante Linde. Die lag ſtill mit gefalteten Händen da, und ein Lächeln flog bei Eldas Eintritt über ihre Züge. Als ſie den Zettel geleſen hatte, wich das Lächeln, und ihre Lippen bebten ein wenig. „Er iſt nicht ſchlecht, er hat doch noch ein Herz; ich hab' es ſtets geſagt!“ murmelte ſie, aber mehr in ſich hinein, nicht zu Elda gewandt, die ihr ſacht den Schweiß von der Stirn wiſchte. „Du mußt tan meiner Statt mit zu Grabe gehen, Kind!“ fuhr ſie nach einer Weile lauter fort.„Ich glaub' nicht, daß ich's ſchaffen werde bis dahin!“ „Nein, Tante Linde, das ſollſt du auch nicht— ich werde dich vertreten!“ erwiderte Elda ruhig. Der Ge— danke, mit dem fremden, unfreundlichen Manne hinunter nach Artein zu gehen und die fremde Frau zur letzten Ruhſtatt zu geleiten, ſagte ihr wenig zu; aber ſie wollte es Tante Linde zuliebe tun— ſie freute ſich immer, wenn ſie dieſer ein wenig vergelten konnte, was ſie an ihr ge— ian hatte. Es war ein ſchweres Krankenpflegen bei der Hoferin. Sie wollte ihre Pfeife haben, die Leute ſehen, dem Marandl und dem Waſti ihre Befehle austeilen; denn ſie meinte, es könne ſchon gar nicht weiter gehen ohne ſie auf dem Arvenhof. Aber Elda war eine ſtrenge Pflegerin, ſie wachte wie ein Argus über ihre Patientin— und am dritten Tage, als die Glocken vom Oberland und Artein ſich in der dünnen Luft trafen, war ſchon eine ſichtbare Beſſerung eingetreten. Tante Linde durfte auf Eldas Geheiß ein wenig auf— ſtehen; aber nur, um unter ihren Sachen ein ſchwarzes Tüchlein und einen Schleier zu ſuchen, damit Elda die arme Verſtorbene würdig geleiten könne. Nur noch einen Blick aus dem Fenſter gönnte ſie ſich, das war, als Tino, ihr Sohn, Elda zu dem ſchweren Gang ins Tal abgeholt hatte und nun mit ihr den ſchmalen Weg unter den Arven dahinſchritt, ſchlank und groß alle beide, wie die Bäume, die auf dem Heimatboden dieſes Landes gewachſen waren. Ein Lächeln ſpielte um ihre Züge, und dann legte ſie ſich wieder in ihr Bett. Es ging noch nicht recht, und die Pfeife ſchmeckte ihr auch noch nicht. Das Marandl kam zu ihr, als ſuche ſie etwas, und ging ein wenig zögernd im Stübchen umher. „Nun, Marandl?“ fragte die Hoferin, „Was ſuchſt du?“ Dem ſcharfen, prüfenden Blick vermochte das Mädchen nicht zu entkommen; ſie ſtand ein wenig ſchüchtern und voll Ehrfurcht von weitem da. „Möcht' die Frau herunten net mit uns beten?“ ſagte ſie gutmütig.„Dieweil die junge Frau Hofer—“ „Ich komme ſchon!“ erwiderte Linde und richtete ſich auf.„Wenn du mir ein wenig helfen möchteſt!“ Und das Marandl half der Herrin in ihr Gewand, daß ſie käme und unten im Herrgottswinkel eine Gebet⸗ ſtunde mit ihnen halte. abwartend. 2— 5 rheberrechtsschutz: Fünf Türme-Verlag, Halle(Saale) das Linde auf dem Harmonium begleitete, und dann las ſie ihnen aus einem Gebetbuch vor. Aber es war doch etwas viel für ihren geſchwächten Körper. Und als ſie ſich von Marandl wieder die Treppe hinaufgeleiten ließ, merkte ſie, daß das Fieber ſie von neuem gepackt hatte. Als es ſpät am Abend ſchon war, kam Elda heim. Tino geleitete ſie bis an die Tür des Arvenhofs, dann reichte er ihr zum Abſchied die Hand. „Möchten Sie nicht— nach Ihrer Mutter ſehen?“ ſagte ſie, die Hand feſthaltend— aber er ſchüttelte bei dieſen Worten den Kopf. „Ich— möchte allein ſein!“ erwiderte er ſchroff. „Dann— gute Nacht!“ Elda ging mit kurzem Gruß ins Haus. Er ſtand und ſah ihr lange nach; einen Augenblick hätte er ihr nachgehen mögen, um ihr zu ſagen, daß— ach, daß alles anders ſei als er es ſage, daß er nicht ausdrücken könne, wie ihm ums Herz ſei, daß er ein Wildling ſei und ein Einſiedelmann mit menſchenſcheuen Gedanken. Aber ſein Trotz ließ es nicht zu. Elda ſchritt in tiefem Sinnen die Treppe empor. Es war ſtill im Hauſe, die Leute waren ſchon zu Bett, aber das Lämpchen im Herrgottswinkel glühte noch, und der Azorl kam herbei aus dem Eck unter der Treppe und leckte ihr die Hand. Es kam ihr ganz heimatlich vor. Nur als ſie oben die Stirn der Hoferin befühlte, er— ſchrak ſie. „Du biſt heiß, Tante Linde! Was haſt du getan?“ fragte ſie beſorgt. Und die Hoferin berichtete ihr, was ſie für ihre Pflicht gehalten hatte. „Ach, Tante Linde!“ ſeufzte Elda plötzlich auf und warf beide Arme über die Decke des Bettes.„Du hätteſt das nicht tun ſollen, du mußt dich ſchonen für dich und— uns!“ „War es ſchwer?“ fragte die Hoferin, ablenkend. „Sehr!“ Elda ſah nicht auf, ſie war plötzlich auch nicht zärtlich wie ſonſt, ihre Augen ſuchten nur ſcheu in den Zügen der Frau, die ſie wie ihre Mutter liebte. „Wie— trug er es?“ forſchte Linde weiter. Elda zuckte mit den Achſeln.„Tapfer!“ Dann, auf— gerichtet:„Du hatteſt recht, ſie waren kein Geſpann! Sie zart und fein und kränklich von Anbeginn, und in ſeiner Fauſt ſprudeln die Quellen unbändiger Kraft, Tante Linde!“ Die Hoferin ſah geſpannt zu ihr hinüber— einen Herz— ſchlag lang tobte Furcht in ihr. Elda— ob ſie die Frau eines ſolchen Mannes ſein könnte? „Kraft für gute und ungute Tat!“ beſtätigte ſie. Das Mädchen war wie unwillkürlich einen kalt zu ihr hin. „Das— Kind—!“ hauchte ſie.„Es iſt da unten— allein bei guten, aber fremden, unbeholfenen Tante Linde. Es iſt— ein kleiner, ſchwacher Knabe. Meinſt du nicht, daß der Arvenhof ihm beſſer bekäme?“ Das war ihr ſchwer geworden, die letzten Worte kamen zitternd und ein wenig ſpröde über ihre Lippen. Sie hatte vernommen. Schroff und heftig drehte ſie ſich in ihrem Bett der Wand zu— „Er würde es uns nicht laſſen!“ ſagte ſie kurz.„Er hat es mir in der ganzen Zeit noch nicht ein einziges Mal heraufgebracht!“ „Tante Linde, er verließ ſeine Frau, als der Knabe ein Vierteljahr alt war. Das Kind war bei der Mutter. Wie konnte er es dir bringen?“ „Noch nicht ein einziges Mal habe ich es ſehen dürfen!“ beharrte die Hoferin. „Tante Linde— du wußteſt doch den Weg!“ „Ja, Kind— er ſtand dazwiſchen!“ „Und du ſagteſt ſelbſt, daß du Margareta, die Frau, gern hatteſt!“ „Ja, Kind! Aber ich ſagte dir wohl noch nicht, daß ſie— mir Dinge geſagt hat, die mein Innerſtes auf⸗ gewühlt haben. Unwahre Dinge, die— laß ſein, ſie iſt tot, und ich habe ihr verziehen. Das Kind— das Kind— laß mir Zeit!“ Die beiden Frauen ſprachen nicht weiter, nur die lauten, ein wenig mühſamen Atemzüge der Kranken ſtöhnten durch den Raum. „Möchteſt du etwas, Tante Linde?“ fragte Elda ſchließlich, als der Atem ſchwerfälliger und das Stöhnen heftiger wurde. „Ja, Kind, dich! Es war ſo ſchön, wir zwei— ſoll das ſchon zu Ende ſein?“ ſtammelte die Hoferin. „Nein, niemals— es ſoll noch ſchöner werden! Darf ich mir den kleinen Hoferben holen, Tante Linde? Wir wollen ihm das Erbe mehren— nicht wahr, und be⸗ wahren? Erlaubſt du es?“ „Kind, ach Kind, du Liebes!“ ſtöhnte die Hoferin und ſtreckte die Arme nach Elda aus.„Laß mir nur ein wenig Liunbe tat es mit Andacht und Innigkeit. Und es wurde nich eſteftet in dieſer Stunde. Sie ſangen ein Lied, Zeit, daß ich mich daran gewöhne. Du mußt wiſſen, leicht iſt es nicht, und— Tino wird auch darin eine Tat er⸗ Schritt zurückgewichen; es ſah plötzlich ſo furchtbar fremd und Leuten, ſich vor der Wirkung gefürchtet. Und die Hoferin hatte ſie blicken, die ihm zum Nachteil erſcheint; du wirſt ſehen. Ich bin ja doch nur ſeine Stiefmutter!“ „Diesmal laß mir die Arbeit, Tantele!“ erwiderte Elda.„Ich hol' mir den Buben!“ 3wölftes Kapitel, Die kräftige Natur der Hoferin überwand die Krank⸗ heit raſch. Schon die nächſten Tage fanden ſie mit der Pfeife im Munde bei den Holzern wieder im Walde. Aber jetzt verweilte ſie länger als ſonſt in der Halle. Der Brief, der ihr von Baldo Gradjoler übergeben worden war, lockte ihr ein ſinnendes Lächeln auf die Lippen. Es kamen wenig Briefe auf den Arvenhof, da war einer ſchon ein Ereignis.„ Rudolf Renner! Sie ſtarrte auf die Buchſtaben wie auf Brandmale in weißem Fleiſch. Buchſtaben, die einſt ihres Lebens Glück geſchrieben. Jetzt ſtanden ſie auf der Rück⸗ ſeite dieſes Briefes: Rudolf Renner. Ich halte ſein Kind in meinen Armen und gebe es nicht wieder her!, dachte ſie. Sein Kind! Sie konnte es ſich ſchon gar nicht mehr weg vom Arvenhof denken, es war, als ſei es von An⸗ beginn hier geweſen! Die ſtarke, unanfechtbare Frau hatte einen Menſchen gefunden, vor dem ſie ſich einmal ſchwach zeigen, einmal Frau ſein durfte, wie ſie Gott geſchaffen, ohne inneren Zuck und Ruck, ohne alles Beiwerk, das die Stellung vor ihren Untergebenen als Herrin vom Arvenhof, als Mutter eines Valentin Hofer ihr aufzwang. Sein zu dürfen wie früher, vor dieſem Kinde— oh, wie wohl das tat! Und es überkam ſie auf einmal eine Angſt vor dieſem Briefe, eine Furcht, es könne die Zurückberufung Eldas darin enthalten ſein. Ach, nein, das letzte Wort würde doch Elda ſelbſt haben! Sie bedachte nicht, daß das unmündige Kind noch unter Vaters Oberhoheit ſtand. Was ſie aus den erſten Zeilen des Briefes las, war nur Dank für alles, was ſie bisher an Elda getan hatte: Lobpreiſungen ihrer Güte, Bitten, ihm alle Mühen und— Forderungen aufzuzeichnen und einzuſenden für die Zeit von Eldas Aufenthalt im Arvenhof, der ja in kurzem be⸗ endet ſein müſſe, da das törichte Kind alle Brücken daheim abgebrochen habe und nun gezwungen ſei, die verlorenen Monate für die Schule nachzuholen. Weitere Bitten: „Seien Sie recht ſtreng und unnachſichtig mit meine Tochter, das halte ich für die hauptſächlichſte Not- wendigkeit. Frau Linde, es haben ſich Jugendtorheiten eingeſchlichen, die ſich wohl verlieren können, aber be— achtet werden müſſen! Vor allem, geben Sie ihr keine unbeſchränkten Freiheiten und laſſen Sie kein Geld in Schatullen umherliegen! Ich habe meiner Tochter nie mißtraut; aber von anderer Seite iſt Verdacht gegen ſie erhoben worden. Ich ſchreibe Ihnen dies, verehrte Frau Hofer, damit Sie ganz genau über die Eigenarten Eldas unterrichtet ſind. Vorwürfe möchte ich nicht hören! Ich habe mein Kind immer geliebt, ich habe es nach beſten Kräften zu erziehen verſucht; aber die Enttäuſchung, die ich an ihm erlebte, hat mein Gemüt verdüſtert und mein Herz ver⸗ härtet. Der Himmel lohne Ihnen, was Sie an Elda tun. Sobald ſie Ihnen läſtig fällt, teilen Sie es mir mit! Sie ſoll nicht wieder in mein Haus zurückkehren, da meine liebe Gattin, deren zarte Nerven etwas geſchwächt ſind, darunter leiden würde. Ich will ſehen, ſie irgend— wie unterzubringen, wo ſie die Lücken ihrer ſelbſt ver nachläſſigten Schulausbildung wieder auswetzen kann Immer zu Ihren Dienſt ſtehend, in Dankbarkeit Ihr Rudolf Renner.“ Es war, als ob jemand ausgeholt und ihr einen Schlag verſetzt hätte, ſo ſaß Linde Hofer da, als Elda in die Halle trat, fix und fertig angezogen, um den kleinen Balthaſar Hofer aus dem Tal herauf zum Arvenhof zu holen. „Tante Linde!“ jubelte ihre Stimme durch den ge wölbten Raum— wie ein Rhythmus von Freude klan es der Frau ins Ohr. „Tante Linde, wir werden ein Kindlein haben, einer Weihnachtsengel, ein Chriſtkindlein! Oh, nun mag de Winter kommen, nun magſt du von Einſamkeit fabeln es wird nicht einſam ſein bei uns, es wird lachen un ſchreien und jauchzen und krähen! Wie wird das luſtig ſein, Tante Linde, ja— Tante— Linde! Was iſt dir denn?“ „Nichts, Kind! Du biſt ſo laut!“ „Das macht dir etwas, Tantele! Du biſt noch immer nicht ganz die Alte. Ja, was ſoll aber dann werden, wenn der Balzerle bei uns ſein wird? Tante Linde, du biſt ja— nervös, nennt man es bei uns zu Lande!“ Elda platzte vor Lachen und ſchüttelte dabei die geliebte Tante an den Schultern, ſchlug ſich dann auf den Mun! und entſchuldigte ſich erſchrocken. „Verzeih', Tantele, es kam mir nur ſo! Ich vergaß, daß ich ja das Kindlein holen gehe, dem wir die Mutter vor kurzem begraben haben— verzeih'!“ Tante Linde ſchüttelte den Kopf. „Liebſtes, du!“ ſagte ſie nur unbeholfen, ſo ſanft und mild, wie ſie Elda noch nie gehört hatte. Und als ſie ihr Geſicht zu dem Mädchen emporhob, waren die Augen voll Tränen. „Tantele, was haſt du denn, das iſt doch— Wo iſt die Pfeife?“ Elda ging ſuchend umher, aber Linde Hofer rief ſie zurück. „Nicht, Kind, ich mag nicht!“ „Dann biſt du noch nicht geſund, ich werde dich ein⸗ packen, wenn ich zurückkomme— wart'!“ ſcherzte Elda, mit dem Finger drohend. Aber die Hoferin konnte keir Lächeln auf die Lippen zwingen. In ihren Händen kuitterte der Brief des Mannes, den ſie geliebt hatte und der ſein Kind nicht kannte,(Fotiſehung ſolat. bericht veranlaßte den Weltbild Gmb zum 125. Geburkskag Robert Schumanns. —— Letzte Nachrichten Dr. Harkmeyer aus Oeſterreich ausgewieſen. Mien, 5. Juni. Dr. Hans Hartmeyer, Jertreter der„Hamburger Nachrichten“, der „Rheiniſch-Weſtfäliſchen Zeitung“, des „Fränkiſchen Kurier“ und der„Schleſiſchen geiung“ und Obmann der Vereinigung der berichterſtatter der reichsdeutſchen Preſſe in Wien, der, wie gemeldet, von der Staats— polizei feſtgenommen worden war, wurde aus Oeſterreich ausgewieſen. Er wurde auf freien Fuß geſetzt und ihm eine Friſt von zwei Tagen zur Ordnung ſeiner Angelegen— heiten geſtellt. Schutzhaft für unſozialen Betriebsführer. Wilhelmshaven, 6. Juni. Der Verleger des„Wilhelmshavener Kurier“, A. Henning, hat ſich im Laufe der letzten Jahre viele Ver— ſtoße gegen das Geſetz zur Ordnung der na— ionalen Arbeit und gegen das Schriftleiter geſetz zuſchulden kommen laſſen. Als er die berechtigten Wünſche des Amtes„Schönheit der Arbeit“ und des ſtaatlichen Gewerbeauf— ichtsamtes nicht nur unbeachtet ließ, ſon- dern durch falſche Protokolle uſw. abbiegen wollte, befaßte ſich ein Vertreter des Amtes Schönheit der Arbeit“ mit der Angelegen— heit in einer öffentlichen Tagung der Ver— ſauensmänner aller jadeſtädtiſchen Be— ttiebe, in der er das Verhalten des Zeitungs— verlegers als unſozial geißelte. Ein hier— über im„Kurier“ veröffentlichter objektiver Betriebsführer zur ſefortigen Beurlaubung zweier Schriftleiter, während eine Verlagsangeſtellte entlaſſen wurde und drei weiteren Redaktionsange— ſtellten mit Kündigung gedroht wurde. Dieſe Vorgänge erregten in der Bevölkerung größ— les Aufſehen und Aergernis, ſo daß die Poli— ei die Schutzhaft über dieſen Betriebsführer zur Sicherung ſeiner eigenen Perſon ver— hängen mußte Geſundbeterverein verbolen. hamburg, 6. Juni. Auf Grund des Para— graphen 1 der Verordnung des Reichspräſi— denten zum Schutze von Volk und Staat vom . Februar 1933 wurde die„Freie Chriſten⸗ gemeinde e. V.“ für das geſamte hamburgi— che Staatsgebiet aufgelöſt und verboten. das Verbot erfolgte, weil hier unter dem deckmantel einer religiöſen Betätigung eine Jeſundbeterei betrieben wurde, die eine er— hebliche geſundheitliche Schädigung vieler Mitglieder zur Ffolge hatte. Außerdem konnten in dieſem Verein ſtaatsfeindliche Umtriebe feſtgeſtellt werden.— Der Leiter and Prediger, bei dem es ſich um einen Aus- handelt, machte ſich beſonders an auen heran, die er unter einem unheil— vollen ſeeliſchen Druck hielt und von denen eeſich reichlich aushalten ließ. Er wurde aus dem Reichsgebiet ausgewieſen. Deutschland und die belgiſch⸗luxemburgiſche Wirtſchaftsunion. Brüſſel, 6. Juni. Bei den während der letz⸗ ien acht Tage in Brüſſel geführten Wirt⸗ ſhaftsperhandlungen zwiſchen Vertretern Leutſchlands und der belgiſch⸗luxemburgiſchen Mirtſchaftsunion iſt ein Einverſtändnis dar— ber erzielt worden, das zurzeit beſtehende errechnungsſyſtem in eine freiere Art des gahlungsverkehrs überzuführen. Jedoch konn— en wichtige Einzelfragen noch nicht gelöſt berden. Die deutſche Abordnung iſt daher , Berichterſtattung nach Berlin zurückge— ehrt. laͤnder Titulescus Beſprechungen in Paris. Paris, 5. Juni. Der rumäniſche Außen⸗ füniſter Titulescu iſt nach Bukareſt wei⸗ igereiſt. Ueber ſeine Unterredung mit Au— enminiſter Laval berichtet der„Matin“, eien die Ausſichten der Donaukonferenz, ds Verhältnis Deutſchlands zu Oeſterreich ud die Möglichkeiten eines Oſtpaktes be⸗ kochen worden.„Petit Journal“ glaubt, auß im Mittelpunkt der Unterredung der c auplan unter Berückſichtigung der kürz. vom Bundeskanzler Schuſchnigg und miſterpräſident Gömbös entwickelten kuen Geſichtspunkte geſtanden habe. Alls geſſen und Naſſau Frankfurter Pfingſtrennen. 5 Auf der Frankfurter Rennbahn in Nieder⸗ rad werden am Pfingſtſonntag und am loka⸗ len dritten Feiertag, dem Wäldchestag, wie⸗ der Galopprennen ſtattfinden, die, nach den jetzt bekannt gewordenen Einzelnennungen, erſt⸗ klaſſigen Sport verſprechen. Neben den beſten Berufsreitern werden die Amazonen, Offi⸗ ziere, Amateurreiter und die Vertreter der Nationalen Verbände im Sattel ſein. Die großen deutſchen Rennſtälle werden ihre Pfer⸗ de nach Niederrad entſenden, erfreulicherweiſe iſt aber auch die Ausſchreibung ſo gehalten worden, daß man auch kleinere Ställe in verſchiedenen Prüfungen ihre Chance finden müſſen. Mit annähernd 300 Nennungen für beide Tage iſt die Beſetzung ſehr gut ausge— fallen, der Andrang iſt ſogar ſo ſtark wie man ihn in Niederrad ſelten erlebt hat. Wiederſehensfeier der 6er Dragoner. Mainz, 6. Juni. An alle Kameraden in allen deutſchen Gauen ergeht die Aufforde— rung zur Beteiligung an der Feier des 75. Regimentsjubiläums mit großer Wiederſehens⸗ feier des ehemaligen Dragoner-Regiments Nr. 6 im letzten Standort Mainz am 29., 30. Juni und 1. Juli ds. Is. fowie zur als⸗ baldigen Mitteilung ihrer genauen Poſtan— ſchrift. Beabſichtigt iſt, in die Jubiläumsfeſt⸗ baer ehen ebenen ne c den aufzunehmen und die Feſtſchrift jedem Einzelnen zugänglich zu machen, damit end— lich die Möglichkeit beſteht, daß befreundete Regimentskameraden in gegenſeiligen Schrift— wechſel treten können. Dazu iſt natürlich er— forderlich, daß auch diejenigen Kameraden ihre Anſchrift einſenden, welche der Feier vor— ausſichtlich nicht beiwohnen können. Meldung der Poſtanſchrift an: Wilh. Pfeiffer, Mainz, Rochusſtraße 10⸗12. Am Geſtellungstage Was ein Soldat alles braucht Der Soldat findet ſich am Geſtel lungstage in Zivil in der Kaſerne ein. Als erſtes erfolgt ſeine Einkleidung. Alles, was er an Wäſche und Bekleidung benötigt, wird ihm geliefert. Während der Dienſtzeit iſt Ziviltragen verboten. Da das Spind mit ſeinem beſchränkten Raum für den Zivilan zug keinen Platz bietet, erfolgt in der Regel nach der Einkleidung die Abſendung an El tern oder Verwandte. Ein paſſender Karton iſt zweckmäßig mitzubringen. Folgende Bedarfsgegenſtände ſoll ſich der Sol dat auf eigene Koſten beſchaffen: Zur Reini gung der Bekleidung: Kleiderbürſte, Waſch bürſte, Klopfpeitſche. Für Reinigung von Stiefeln und Lederzeug: Schmutzbürſte, Auf tragbürſte, Schuhbürſte, Lederfett, Schuhereme, Putzlappen. Für die körperliche Reinigung: Geſichtsſeife, Waſchſeife, Handwaſchbürſte,! Waſſerglas, 1 Zahnbürſte, Zahncreme, Kamm und Bürſte. Raſierzeug, Nähzeug mit Schere, Nähnadel und grauen, ſchwarzen und weißen Zwirn, 1 blaue Schürze, 1 Kaffeetaſſe, Eßbeſteck, Teller oder Aufſchnittbrett, 1 Vor hängeſchloß(Sicherheitsſchloß für Spind). Zur Unterbringung von Putzzeug ſind ent ſprechende Käſten(notfalls Zigarrenkiſten notwendig. Wer dieſe Gegenſtände in gutem Zuſtande bereits ganz oder teilweiſe in ſei nem Beſitz hat, bringt ſie zweckmäßig mit, da ſo unnötige Ausgaben geſpart werden kön nen. Die Anſchaffungen aller Gegenſtände im Garniſonort koſtet etwa 9 bis 9,50 Rm. Wiesbaden, 6. Juni.(Arbeitsdienſt⸗ Treffen.) Den Männern des Freiwilli— gen Arbeitsdienſtes, deren Arbeit vielfältig und hart iſt, muß auch Gelegenheit gegeben werden, einer großen Oeffentlichkeit zu zei⸗ gen, was ſie für Volk und Vaterland leiſten. Aus dieſem Grund wird der Arbeitsdienſt des Heſſenlandes vom 5. bis 7. Juli 1935 in Wiesbaden ein großes Treffen veranſtalten, das die Angehörigen des Arbeitsgaues 25 Heſſen⸗Süd vereinigt. Eine Ausſtellung im Landesmuſeum vom 7. bis 14. Juli wird allen Volksgenoſſen einen umfaſſenden Ue— berblick über Wollen und Erfolg des Arbeits— dienſtes im Heſſenlande geben. Ein Beiſpiel der zwiſchen den großen Organiſationen des Dritten Reichs üblichen Zuſammenarbeit gibt die Deutſche Arbeitsfront, die alle Kamera— den vom Spaten für die Nacht vom 5. zum 6. Juli bei Volksgenoſſen unterbringen wird, um ihnen zu zeigen, daß jeder ihr Wirken bei Wind und Wetter anerkennt. Darmſtadt, 6. Juni.(Keine Betäti⸗ gung der DJ K.) Das katholiſche Ju— gendamt der Diözeſe Mainz hat ſich an den Leiter des Staatlichen Turn- und Sport- amts in Heſſen, Verwaltungsdirektor Löwer, gewandt, mit der Bitte, bei dem Geheimen Staatspolizeiamt darauf hinzuwirken, daß die Verordnung über das Betätigungsverbot der Deutſchen Jugendkraft⸗Vereine(katholiſche Sportbewegung) aufgehoben wird, weil es onſt der katholiſchen Jugend unmöglich ſei, ich ſportlich zu betätigen und ſich auf den Doutſchen Kugendtaa am 23. Juni ds. Is. entſprecheno borzuvereilen. Verwaltungsbdtrek⸗ tor Löwer hat dem katholiſchen Jugendamt folgende treffende Antwort übermittelt:„Auf Ihr Schreiben vom... teilen wir Ihnen mit, daß die geſamte katholiſche Jugend Gelegen— heit hat, in den zugelaſſenen Vereinen des Deutſchen Reichsbundes für Leibesübungen Sport zu treiben. Ihr Vorwurf, die katholi⸗ ſche Jugend könnte in Heſſen an keinerlei ſportlichen Uebungen teilnehmen, wird des⸗ halb mit aller Entſchiedenheit zurückgewieſen. Es gibt in Deutſchland keinen katholiſchen Sport, ſondern nur eine deutſche Leibes— übung.“ Darmſtadt, 6. Juni.(Zuchthaus we⸗ gen Schädigung des Volks- wohls.) Wegen fortgeſetzten ſchweren Be— trugs und Schädigung des Volkswohls nach dem Geſetz oom Mai 1933 wurden zwei An— geklagte zu Zuchthausſtrafen verurteilt. Der 41jährige Auguſt Ittmann aus Groß-Um— ſtadt und der 24jährige Wilhelm Roth aus Schaafheim, Kreis Dieburg, hatten im Jahre 1933 gemeinſam das von der Reichs- zeugmeiſterei zugelaſſene Nationalſozialiſti— ſche Bekleidungshaus in Aſchaffenburg über— nommen, das nicht ohne Verſchulden der ber— den in Zahlungsſchwierigkeiten geriet. Im Sommer 1934 taten ſie ſich erneut zuſammen und gründeten die„Nationalſozialiſtiſchen Bekleidungswerkſtätten“, wozu Roth die Zu— laſſungsnummer des Aſchaffenburger Ge— ſchäftes, Ittmann diejenige des väterlichen Geſchäftes in Groß-Umſtadt der Reichszeug— meiſterei gegenüber benutzte. Sie erteilten ſich gegenſeitig Referenzen, um überall in Deutſchland Waren auf Kredit zu erhalten und unterhielten Lager in Frankfurt, Groß— Umſtadt und Schaafheim. Insgeſamt 224 Firmen wurden ſo von den beiden um etwa 20 000 RM geſchädigt. Es war, wie ſie Zeu— gen gegenüber bekundet haben, ihre Abſicht, nach Braſilien auszuwandern; zu dieſem Zweck wollten ſie offenbar möglichſt raſch vie! Geld zuſammenraffen. Ittmann, als der Führende bei den Betrügereien und ſchon vorbeſtraft, wurde zu drei Jahren Zuchthaus und fünf Jahren Ehrverluſt, Roth, der ge— ſtändig war, unter Anrechnung der ſechsmo— natigen Unterſuchungshaft zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt. Darmſtadt. 6. Juni.(Schwerer Ver- kehrsunfall an der Einfahrt zur Autobahn.) Auf der Griesheimer Straße an der Einfahrt zur Autobahn ereig— nete ſich dieſer Tage ein ſehr ſchwerer Ver— kehrsunfall. Hier ſtießen zwei Perſonen— kraftwagen zuſammen, die ſtark beſchädigt abgeſchleppt werden mußten. Bei dem Zu— ſammenſtoß wurden vier Perſonen zum Teil ſchwer verletzt, die in das Stadtkrankenhaus eingeliefert wurden. Michelſtadt i. O., 6. Juni.(Tod eines 80jährigen Meiſters der Elfen beinſchnitzkunſt.) Vor Vollendung des 80. Lebensjahres iſt der Ehrenbürger der Stadt Michelſtadt, Johann Ludwig Kurz, ein Meiſter der Elfenbeinſchnitzkunſt, geſtorben. Er war nicht nur ie: ſeinem Fach ein künſtleriſch begabter Menſch, ſondern betätig⸗ te ſich auch dichteriſch— bekannt iſt ſein „Odenwaldlied“— und ſchriftſtelleriſch auf dem Gebiet der Heimatkunde mit Erfolg. Wer einmal bei ihm in der Werkſtatt ſaß. lernte im Geſpräch mit dem Meiſter eine vielſeitig gebildete Perſönlichkeit, einen Handwerkskünſtler alten und gepflegten Stils kennen und wird das würdige Greiſen— haupt mit den ſchlohweißen Locken nicht ver— geſſen. Michelſtadt, 6. Juni.(Vier Verletzte durch Blitzſchlag.) Während einer Be— erdigung entlud ſich ein Gewitter und der Blitz ſchlug ein. Vier Trauergäſte wurden zu Boden geſchleudert, erlitten jedoch glücklicher weiſe keine ſchweren Verletzungen. Immer— hin mußten ſie ſich in ärztliche Behandlung begeben. Mainz, 6. Juni.(Unfug am Fern- ſprecher.) Seit einiger Zeit wurrden in Mainz Fernſprechteilnehmer angerufen und beleidigt und zur Ausübung ihrer beruflichen Tätigkeit an nicht exiſtierende Adreſſen be— ſtellt. Auch wurden durch derartige Anrufe bei Geſchäftsleuten Waren zur Lieferung beſtellt, wobei ſich bei der Ablieferung her ausſtellte, daß die Beſtellung fingiert war. Durch planmäßige Ueberwachung der Leitun— gen iſt es nunmehr gelungen, verſchiedene Anrufer feſtzuſtellen. Dieſe wurden zur An zeige gebracht. Worms, 6. Juni. bande erwiſcht.) konnte bei einer nächtlichen eine ſechsköpfige Diebesbande in dem Au genblick überraſchen, als ſie mit zwei Käh nen, auf denen die Beute verſtaut war, am Uſer anlegte, um die Ladung zu löſchen. Beim Erſcheinen der Polizei gingen die Die be ſofort flüchtig und blieben auch auf die Haltrufe nicht ſtehen, ſo daß die Polizei mehrere Schüſſe auf ſie abgeben mußte. Gleich darauf fand man einen der Diebe, der ſich verſteckt hatte. Noch in der gleichen Nacht konnten dann alle Beteiligten verhaftet wer den. Aus den Nathbargebieten Die Erbhöfe in der Pfalz. Kaiſerslautern, 6. Juni. Im Bereich des Oberlandesgerichts der Pfalz ſind bisher 5229 Höfe in die Erbhofrolle eingeſtellt wor⸗ den. Bei 3022 haben die Vorſitzenden der 26 Anerbengerichte bis zum 1. Januar des laufenden Jahres, wie aus einer Ueberſicht der Zeitſchrift„Deutſche Juſtiz“ hervorgeht, im Anlegunasverfahren die Erbhofeigenſchaft (Eine Diebes— Wormſer Polizei Streife am Rhein Die brut uno bdieſe Hofe in das gerichtliche Verzeichnis aufgenommen. Bei 107 Höfen fehlte bis dahin die Aufnahmeentſcheidung, während bei 57 Höfen die Aufnahme abge— lehnt wurde. Als zurzeit nicht eintragungs⸗ fähig befunden wurden 2170 Höfe, in 946 Fällen wurden Einſprüche erhoben. In die Erbhofrolle eingetragen und damit als Erb— hof endgültig anerkannt waren bis 1. Januar in der Pfalz 1729, davon 1443 Ehegatten⸗ Erbhöfe Insgeſamt wird die Zahl der pfäl— ziſchen Erbhöfe auf etwa 3200 geſchätzt. Aus der Heimat Gedenktage 6. Juni 331 Julian Apoſtata, römiſcher Kaiſer, ge— boren. 1799 Der Dichter Alexander Sergejewitſch Puſchkin in Moskau geboren. 1816 Senne Vulpius in Weimar geſtor— en 1873 Prinz Adalbert von Preußen, Begrün— der der deutſchen Flotte, in Karksbad geſtorben. 1929 Lateranvertrag. Anerkennung des va— tikaniſchen Staates durch Italien. Prot. Benignus— Kath.: Norbert Sonnenaufg. 3.40 Sonnenunterg. 20.17 Mondaufg. 8.41 Mondunterg. 23.35 Der naſſe Tod geht um Die Sonne lacht. Wer kann da widerſte— hen, ein kühles Bad zu nehmen? Und wenn es nur ein kleiner Tümpel iſt, er lockt zum Bade. Es braucht nicht gleich die Brandung des Meeres oder der Lido von Venedig zu ſein. So geſund das Baden und vor allem das Schwimmen iſt, ſo iſt doch immer wieder Vorſicht geboten. Alljährlich fordert der naſſe Tod Hunderte und Tauſende. Mit etwas mehr Vorſicht kann dieſe Zahl weſentlich herabgedrückt werden Wer an Krämpfen, Herzſchwäche, Blutarmut oder Atemnot lei— det, ſollte auf das Freibaden überhaupt ver— zichten. Aber auch geſunde Menſchen und ſelbſt gute Schwimmer ſollen ſich nicht mit kühnem Sprung in die kühle Fluten ſtürzen. ſondern erſt das Gewäſſer prüfen. Ein harm— los, friedlich daliegender See bietet olt tücki— ſche Gefahren. So ſchön die breiten, flächigen Waſſerrofſen mit ihren gelben Blüten auch ausiehen, ſchon mancher hat ſich in ihren langen Stielen verſtrickt und iſt in die Tiefe hinabgezogen worden. Wichtig iſt alſo, die Verkrautung und Schlammbildung eines Sees oder Teiches vor dem Baden feſtzuſtel— len. Manchem iſt auch ſchon die Strö⸗ mung mit ihren Strudeln zum Verhängnis geworden Plötzliche Untiefen, die oft nahe dem Ufer ſich befinden, Löcher und Rinnen, die die Strömung des Waſſers ausgearbeitet hat, ſind beſonders Nichtſchwimmern oder unſicheren Schwimmern gefährlich. Wer im offenen Meer badet, muß ſtark die„Sucht“ in Rechnung ſtellen, die ſchon manchen, ſelbſt ausgezeichneten Schwimmer, hinausgezogen hat, ſo daß es keine Rettung mehr gab. Eine leidige Unſitte iſt es auch, ſich an Dampfer oder Motorboote anzuhängen; mancher iſt in die Heckwelle geriſſen worden und hat ſeinen ſträflichen Leichtſinn mit dem Leben bezahlt. Mit allen Mitteln wird heute verſucht, die furchtbare Ernte des naſſen Todes einzudäm— men. Einmal durch Aufklärung der Bevöl— kerung und ferner durch die dankenswerte Propaganda für das Rettungsſchwim— men Jeder geſunde Deutſche muß Schwim— mer ſein und jeder Schwimmer ein Rettungs— ſchwimmer Gerade die Schulen und neuer— dings auch das Amt„Kraft durch Freude“ haben ſich für dieie wichtige Aufgabe einge— ſeßt Baden und Schwimmen in dieſen we— nigen Sommermonaten, weil es eine der ge— ſündeſten und ſchönſten Leibesübungen iſt, aber mit größter Vorſicht, damit endlich die große Opferliſte des naſſen Todes an blühen— den Menſchenleben gekürzt wird. * Die Umſchulung zu Uniformſchneidern. Amt für Berufserziehung der Deut ſchen Arbeitsfront hat die Umſchulungsaktion zur Heranbildung tüchtiger Uniformſchnei— der, die von der Reichsberufshauptgruppe Bekleidungsberufe zunächſt in fünf deutſchen Städten begonnen wurde, auf 25 Städte ausgedehnt. Im Hinblick auf vielfach aufge— tauchte Irrtümer wird darauf hingewieſen. daß die Heranbildung von guten Fachkräf ten nicht i einem Umſchulungskurſus von 4 bis N erfolgen kann, ſondern daß dazu je o Hraktiſche Arbeit in einem Betriebe notwendig iſt. Der Sinn der Um⸗ ſchulungskurſe könne nur ſein, die teilweiſe durch jahrelange Arbeitsloſigkeit ihrem Be— ruf entfremdeten Schneider mit der Uni— formſchneiderei bekanntzumachen und dafür zu intereſſieren. Es müſſe immer wieder be— tont werden, daß keine Durchſchnittskräfte geſucht werden, die mit Mühe und Not im Stande ſind, ein mittelmäßiges Stück anzu— fertigen, ſondern ſelbſtändig arbeitende Kräfte, die allen notwendigen Anſprüchen genügen. 8 Das Wettervorherſage: Da wir fernerhin im Bereich ozeaniſcher und ſubtropiſcher Luftzufuhren bleiben, ändert ſich kaum etwas an dem unfreundlichen Wit⸗ terungscharakter. Bei lebhaften ſüdweſtlichen bis ſüdlichen Winden faſt ausnahmslos be⸗ wölkt und verbreitete Niederſchläge; mäßig warm, teils ſchwül.