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Juli 1675 wurde der gemeinſame Ver— trag unterzeichnet, ſo daß dieſer Tag als der Geburtstag der brandenburgiſchen Marine gelten kann. Abgeſehen von den Kolonial- erfolgen. zeichnete ſich das kleine Geſchwader unter brandenburgiſcher Flagge auch im Kriege aus und hatte einen weſentlichen An— teil an der Vertreibung der Schweden aus Pommern ſowie an der Eroberung Rügens. Mit dem Tode des Kurfürſten erreichten die brandenburgiſchen Seemachtsbeſtrebungen ihren Höhepunkt und die mit ſo großen Hoff⸗ nungen aufgebaute Marine verfiel bald wie— der. Erſt hundert Jahre ſpäter machte ſich gleichzeitig mit dem Aufleben des großdeut— ſchen Gedankens auch die Notwendigkeit einer Kriegsflotte geltend. Damals be— herrſchte das kleine Dänemark mit ſeinen Schiffen die Oſtſee und legte den deutſchen Seehandel lahm. Auf eigene Fauſt ſchloſſen ſich im April 1848 Stralſunder Bürger zu⸗ ſammen, um durch freiwillige Spenden Geld für die Erbauung von Kanonenbooten zum Schutz gegen feindliche Angriffe aufzubrin⸗ gen. Am 10. Auguſt 1848 lief bereits das erſte Ruderkanonenboot der deut⸗ ſchen Kriegsflotte vom Stapel, das nach ſei— nem Urſprungsort den Namen„Strelaſund“ erhielt. In dem zeitgenöſſiſchen Bericht über dieſe Feier heißt es„Als der Redner den Namen des Kanonenbootes nannte, nahm Prinz Adalbert ſelbſt die über dem Schiff hängende Decke fort. Mit Bangen hefteten ſich die Augen Tauſender auf ihn, als er bei den letzten Worten der Rede:„Schlaget den Keil ab, Strelaſund, gleite hinab!“ ſich auf den äußerſten Bord des Schiffes ſchwang ind den Flaggenſtock ergriff, von dem das Banner des Reiches und die preußiſche griegsflagge herabwallten. Wie auf Kom- mando glitt das Schiff die Bahn hinab und ſtürzte mit einem Rieſenſprung in die auf— ſpritzende Flut.“ Das Verdienſt, die Grundlage für die deutſche Flotte geſchaffen zu haben, gebührt dem hervorragenden Seeoffizier Rudolf brommy, der im Jahre 1849 zum Ober⸗ befehlshaber der Flotte ernannt wurde. Brommy, ein geborener Deutſcher, der bis zum Fregattenkapitän in der griechiſchen Marine Dienſt getan hatte, verſtand es, mit den vorhandenen geringen Mitteln die Schif⸗ ſe der ſungen Marine kriegsmäßig brauch⸗ bar zu machen und die Beſatzungen, die ſich aus Offizieren der verſchiedenſten Herkunft und geworbenen Mannſchaften zuſammenſetz⸗ len, in kurzer Zeit ſeemänniſch zu erziehen. In ſeiner unermüdlichen Sorgfalt ſchuf er die notwendigſten Dienſtoorſchriften, ſorgte für die Anlage von Werften, Depots, Bil⸗ dungsanſtalten uſw. Auch der Beſtand dieſer Marine ſollte nur von kurzer Dauer ſein. Im Jahre 1852 wurde die Auflöſung von der Bundesverſammlung beſchloſſen. „Nachdem die preußiſche Marine durch die Auflöſung der Reichsflotte einen erheblichen Zuwachs an Schiffen erhalten hatte. wurde Prinz Adalbert im folgenden Jahre zum „Admiral der preußiſchen Küſten und Ober befehlshaber der Marine“ ernannt. Noch heute gilt dieſer pflichttreue Mann, der ſeine ganze Kraft für die Verwirklichung des Ge⸗ dankens einer preußiſchen Scemacht einſetzte, als der eigentliche Schöpfer der ſpäter ſo oft egreichen Kriegsmarine Nachdem bereits im Jahre 1856 das erſte preußiſche Geſchwa⸗ er, aus fünf Einheiten beſtehend, ſeine erſte lebung in der Oſtſee durchgeführt hatte, trat es bald darauf eine Oſtaſienreiſe an, von deutſchen Frauen geſtiftete Schoner„Frauenlob“ im Taifun unterging Einzel⸗Verkauf der Zeitung von der Geſchäftsſtelle 5 Pfg., Samstags 10 Pfg. Ankündigungen in dieser Zeitung finden weiteste Verbreitung Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an enten vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werder Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 36 Dienstag, den 11. Juni 1935 Der Aemtertauſch in England Man erwartet leine weittragenden Anderungen London. 8. Juni. Die Mehrzahl der engliſchen Blätter hat die neue Regierung Baldwin in freundlichen Leitaufſätzen begrüßt. Alle Blätter betonen, daß durch die Umbildung des Kabinetts der eigentliche Charakter der Nationalregierung nicht berührt werde, und daß daher keiner⸗ 5 weittragende Aenderungen zu erwarten eien. Die„Times“ ſchreibt mit einem deutlichen Hinweis auf die franzöſiſche Kriſe: Der Re⸗ gierungswechſel in England wurde mit einer Geſchwindigkeit und Leichtigkeit und ohne öffentliche Erregung durchgeführt, um die wir von einigen anderen Ländern beneidet werden müſſen. Allerdings war es nicht eine ſehr ernſte politiſche Umwälzung. Die neue Regierung hält das„nationale Prinzip in vollem Ausmaß der vorhergehenden Regie— rung aufrecht.“ Das Blatt fährt dann fort: Der wichtigſte Wechſel habe im Außzenminiſterium ſtattgefunden. Wie weit Sir John Simon erfolgreich geweſen ſei, und ob ein anderer an ſeiner Stelle mehr Erfolg gehabt hätte, das ſeien Fragen, die erſt aus großer Ent⸗ fernung beantwortet werden könnten. In mancher Hinſicht habe Simon eine beacht⸗— liche Arbeit geleiſtet. Von einem Neuling (Sir Samuel Hoare) könne mehr geleiſtet werden, gerade weil er ein Neuling ſei, als von irgend jemand, der in alle Streitigkei— ten und Animoſitäten verwickelt ſei. „Daily Telegraph“ betont, daß die Füh— rung der Nationalregierung jetzt an die ſtärkſte politiſche Gruppe, nämlich die Kon⸗ ſervativen, übertragen worden ſei, Viele hätten gehofft, daß die glänzenden Erfolge Edens in Genf ihm den Poſten des Außen— miniſters eingetragen hätten. Baldwin habe jedoch vorgezogen, dieſes äußerſt wichtige Amt mit einem Manne größerer Regie— rungserfahrung zu beſetzen. Edens Ernen⸗ nung zum Miniſter ohne Arbeitsberich für Völkerbundsangelegenheiten würde ſeine Dienſte für England an dem Punkt ſicher⸗ ſtellen, wo ſeine Talente am glänzendſten zum Ausdruck kämen. Der Aufßsenminiſter werde dadurch in die Lage verſetzt, da zu bleiben, wo er am meiſten benötigt werde, nämlich in London. „Daily Mail“ wünſcht der neuen Regie— rung allen Erfolg und ſchreibt: Das engliſche Volk wird niemals die außerordentlichen Verdienſte vergeſſen, die Macdonald ge— leiſtet hat. Die Oppoſitionspreſſe äußert Mißtrauen. Die liberale„News Chronicle“ ſchreibt, die Regierung Baldwin rufe keines— wegs großes Intereſſe hervor. Es ſei über— haupt keine neue Regierung, ſondern „der alte Hund mit neuen Streifen“. Die konſervative Uebermacht ſei jetzt noch mehr betont als in der vorherigen Regte— rung. Ueber das Ausſcheiden Sir John Si⸗ mons aus dem Außenminiſterium werde man wenig Tränen vergießen.— Der ar— beiterparteiliche„Daily Herald“, ſchreibt: Der erſte Anſtoß zur Regierungumbildung ſei von dem leidenſchaftlichen Wunſch gekom— men, ſich Sir John Simons zu entledigen und von dem Beſtreben, den konſervativen Füh⸗ rer an der Spitze einer beherrſchend konſer— vativen Regierung zu. ſehen. Männer des neuen Kabinetts Der neuernannte engliſche Miniſterpräſi⸗ dent Stanley Baldwin, der im Auguſt 68 Jahre alt ſein wird, gehört dem Unterhaus ſeit 1908 an. Nach dem Krieg begab er ſich in ſeiner Eigenſchaft als Schatzkanzler zur Fundierung der britiſchen Kriegsſchulden nach Amerika. Er wurde 1923 zum erſten Male Miniſterpräſident und war nach der erſten Labour⸗Regierung erneut Chef des Kabinetts von 1924 bis 1929. In dieſem Zeit⸗ raum wandte ſich England endgültig der Schutzzollpolitik zu. Der neue Kriegsminiſter Lord Halifax iſt 54 Jahre alt, war 1921 Unterſtaatsſekre⸗ tär des Kolonialminiſters und ſpäter Unter⸗ richts- und Landwirtſchaftsminiſter. Seit 1932 hat er den Poſten des Unterichtsmini⸗ ſters inne. Der neue Kolonialminiſter Macdonald, Malcolm ein Sohn des bisherigen Paris. 8. Juni. Lavals Sieg in der Kammer, der mit der überraſchend großen Mehrheit von 324 ge⸗ gen 160 Stimmen zuſtandekam, wird mit be⸗ greiflicher Genugtuung, wenn auch nicht mit Ueberſchwang aufgenommen, wie vor weni⸗— gen Tagung die Bildung des Kabinetts Bouiſſon, das von der Kammer im Stich ge— laſſen wurde. Der Erfolg der Regierung wird drei Umſtänden zugeſchrieben: Lavals Taktik der richtigen Stunde, der Kriſen— müdigkeit des Parlaments und vor allem der Kriſenmüdigkeit der Oeffenllichkeit, die ihre Unzufriedenheit mit einem nicht ar— beitsfähigen Parlament deutlich zum Aus— druck gebracht hat. Trotzdem iſt der Ton der Preſſeſtimmen zurückhaltend, wohl nicht zu— letzt, da nunmehr die von allen Kreiſen ge— forderten Vollmachten Verordnungen im Ge— folge haben werden, die ſehr einſchneidend werden können. Außerdem wird die vor al— lem geforderte Haushaltsausgleichung von jedem Franzoſen Opfer verlangen. Wenn Laval die Mehrheit einer nationa len Union erreicht hat, ſchreibt„Echo de Pa ris“, dann wolle das nicht beſagen, daß man auf der Rechten und in der Mitte mit der Zuſammenſetzung des Kabinetts zufrieden ſei. Auch habe man ſich einen anderen Ton der Regierungserklärung gewünſcht und er⸗ heblich weiter geſpannte Vollmachten.— Der „Matin“ meint anerkennend, man habe von zahlreichen Qualitäten Lapals gewußt, aber nicht, daß er imſtande ſei, Schnelligkeits⸗ rekorde aufzuſtellen, wie mit ſeiner Regie⸗ rungsbildung und deren Beſtätigung durch die Kammer.—„Ere Nouvelle“. das Blatt — p ²˙75,:».......˖7—˙§+71ĩt00ſß..00,0—... Flotte am 17. März 1864 bei Arkona. Trotz der vierfachen Uebermacht waren hier die preußiſchen Schiffe gegen die Dänen ſiegreich. Nach Beendigung des preußiſch⸗öſterreichi⸗ ſchen Krieges wurde die preußiſche Marine 1867 zur norddeutſchen Bundesmarine um- gewandelt und erhielt die ſchwarz-weiß⸗rote Flagge des Norddeutſchen Bundes, die vom Jahre 1870 an als die kaiſerlich⸗deutſche Flagge bis zum November 1918 beibehalten wurde. Mit Rieſenſchritten entwickelte ſich das Aufbauwerk der deutſchen Flotte und er⸗ reichte ſchließlich 1914 ein Ausmaß, das unſe⸗ re Seemacht in die erſte Linie der Welt⸗ flotten einreihte. Die unbeſiegte Flotte trat nach dem Ende des gigantiſchen Ringens ihre Fahrt nach Scapa Flow an und wurde hier am 21. Juni 1919 auf Befehl des deutſchen Admirals von Reuter verſenkt. 15 Großkampfſchiffe, 5 kleine Kreuzer und 46 2 Torpedoboote gingen mit wehender Flagge unter. Durch die kühne Tat echten deutſchen See— mannsgeiſtes war die Hoffnung unſerer da⸗ maligen Gegner vernichtet worden. die ſtol⸗ zen Schiffe in ihre Hand zu bekommen. Durch das Verſailler Diktat wurde Deutſch⸗ land nur eine ganz kleine Flotte zugeſtan— den. Aber die ruhmreiche Tradition lebte in ihr fort. 1925 lief der erſte neue deut⸗ ſche Kreuzer„Emden“ in Wilhelmshaven vom Stapel. Ein Jahr ſpäter machte der Schulkreuzer„Hamburg“ als erſtes deutſches Krlegsſchiff nach dem Weltkriege wieder eine Reiſe um die Erde. Heute ſind faſt ſtändig wieder einige unſerer Kriegsſchiffe in den großen Weltmeeren auf Reiſen. Ueberall, wohin ſie kommen, legen ſie Zeugnis ab von dem Aufbauwillen der deutſchen Flotte, den auch die ſchlimmſte Unterdrückung nie mals zu vernichten vermochte. 52. Jahrgang Miniſterpräſidenten, iſt 34 Jahre alt und war unter der vergangenen Regierung Unter— ſtaatsſekretär im Dominion-Miniſterium. Der Miniſter ohne Geſchäftsbereich Lord Euſtace Percy hat eine Zeitlang im diplo— matiſchen Dienſt geſtanden und war von 1924 bis 1929 Unterrichsminiſter. Er iſt der Ver⸗ faſſer mehrerer Bücher über Politik und Di— plomatie. Percy wurde 1887 geboren. Der neue Arbeitsminiſter Erneſt Brown gehört dem Unterhaus ſeit 1927 an. Er iſt bekannt als ein Laienprediger der Baptiſten. Der neue Indienminiſter Lord Zetland, der ſeit dem Jahre 1922 dem Kronrat ange— hört, iſt 59 Jahre alt. Er gilt als ein aus— gezeichneter Kenner Aſiens und hat in früheren Jahren zahlreiche Reiſen nach Per— ſien, Zentralaſien, Japan, China und Bur— ma gemacht. Im Jahre 1900 gehörte er dem Stab des Vizekönigs von Indien an. Von 1917 bis 1922 war Zetland Gouverneur von Bengalen. Er war Mitglied der indiſchen Round⸗Table⸗Konferenz, ſowie des Gemiſch— ten Parlamentsausſchuſſes für die indiſche Frage. Lord Zetland iſt der Verfaſſer meh— rerer Schriften über Aſien und hat u. a. auch eine Biographie von Lord Curzon veröf— fentlicht. * Laval kann ans Werk gehen Die franzöſiſche öffentlichkeit erwartet einſchneidende Maßnahmen Herriots, ſchreibt, Laval habe mutig und ohne Zögern ſeine Pflicht getan. Er habe dem Parlament nachgewieſen, daß es nicht das Recht habe, unter irgendwelchen Vor— wänden der Regierung die Mittel vorzuent— halten, die ſie zur Erhaltung des Franken verlange.— Mit ſaurer Miene ſtellt„Po pulaire“, das Blatt der Sozialiſten, feſt, daß Laval nun ſeine Vollmachten habe, das aber nur, weil die Kammer kapituliert habe„un— ter dem Druck der Erpreſſung einer finan— ziellen Panik und vor der Meuterei der Fa— ſchiſten.“ Nun würde die Regierung durch Notverordnungen ungeheure Einſparungen vornehmen, um das Haushaltsgleichgewicht herzuſtellen. Eine Ueberdeflation bereite ſich vor. Zu den außenpolitiſchen Auswir— kungen der Kammerabſtimmung ſchreibt „Journal“: mit politiſcher Klarheit, mit guten Finanzen und einer ſoliden Armee könne man den Plan einer Organiſierung Europas durchführen, wie er in Rom, Lon— don und Streſa entworfen worden ſei. Unterſuchung der Frankenſpelulation Der Finanzausſchuß der Kammer hat vor der Abſtimmung über das Ermächtigungs— geſetz noch eine Entſchließung folgenden Wortlauts angenommen:„Der Finanzaus— ſchuß beſchließt, eine Unterſuchung über ſämt— liche Umſtände einzuleiten, die eine orga⸗ niſierte Panikgegen denöffent⸗ lichen Kredit und das freie Spiel der republikaniſchen Einrichtungen zur Folge hatten.“ Wirbelſturm in Bulgarien Die Donau über die Ufer. Sofia, 8. Juni. Ein großer Teil Nord-Bulgariens und ganz beſonders der Kreis Ruſtſchuk wurde von einer verheerenden Unwekkerkatkaſtrophe heimgeſucht. In weiteren Gebieten wurden Saaten, Obſt⸗ und Gemüſegärten durch Hagel voll- ſtändig vernichtet. Ein Wirbelſturm trug zahlreiche Dächer fort. Durch Ziegel und Balkenſtücke wurden drei Perſonen getötet und über 20 zum Teil ſchwer verletzt. Der Sachſchaden wird, obwohl die Verwüſtungen noch nicht ganz zu überſehen ſind, auf min⸗ deſtens 50 Millionen Lewa geſchätzt. Die Donau, durch den furchtbaren Sturm wie ein Meer aufgepeitſcht, iſt an mehreren Stellen über das Ufer getreten. Einige Dör⸗ fer in der Nähe des Ufers der Donau muß⸗ ten geräumt werden. Voltsdeutſche Treue Die Pfingſttagung des BDA. Königsberg, 11. Junf. Die hien e des UDdu wurde am Pfingſtſonnfag nach Gottesdienſten in den Kirchen der alten Krönungsſtadt mit einer Jeierſtunde auf dem Erich⸗Koch⸗Platz fort · geſetzt. Bei ſtrahlendem Sonnenſchein hatten ſich Zehntauſende von Jugendlichen aus allen Gauen unſeres Vaterlandes und Auslands- deutſche aus 20 verſchiedenen Staaten ver- ſammelt. Weithin grüßte das Wahrzeichen des VDA, eine rieſige Kornblume, flankiert von den Fahnen des Dritten Reiches. Vor der feſtlich geſchmückten Tribüne ſtanden Offiziere und Mannſchaften des Kreu⸗ zers„Königsberg“. Der Leiter des Außenamtes der Evange⸗ liſchen Kirche, Biſchof Haeckel ⸗Berlin ſprach zu Herzen gehende Worte volksdeut⸗ ſchen Bekennens und gedachte der Märtyrer des deutſchen Volkstums in der Welt. Für die katholiſche Kirche ſprach Konſiſtorialrat Dr. Scherer, der die Beſiedlung des deut⸗ ſchen Oſtens als kirchliche und deutſche Tat feierte. Seine Rede klang aus in einem Treueſchwur zum Führer. Dann nahm an⸗ ſtatt des erkrankten Gauleiters und Ober— präſidenten Koch der ſtellbertretende Gauleiter Großherr das Wort. Er gedachte der Memelländer und der Sudetendeutſchen und dankte zugleich allen, die auf dem weiten Erdenrund den Gefahren der Welt trotzen und ihr Deutſch⸗ tum mit freier Stirn bekennen. Wenn man verſucht, den Sinn der Oſtlandtagung des Vd A umzudeuten und dieſe Kundgebungen als einen pangermaniſtiſchen Angriff auf die Lebensrechte und Kulturen anderer Völker zu bezeichnen, ſo verwahrte ſich der Redner gegen derartige Unterſtellungen, wobei er auf die letzte Rede des Führers hinwies. Den Abſchluß des Pfingsſonntags bildete die Stunde volksdeutſchen Gedenkens auf dem Erich⸗Koch-Platz. Bundesleiter Dr. Stein⸗ acher gedachte der Opfer des Kampfes, die für die Gemeinſchaft gelebt, geſtritten und ihr Leben gelaſſen haben. Der Pfingſtmontag brachte die Stu nde der Jugend im Königsberger Schloßhof. Im Namen der Bundesleitung begrüßte Hauptabteilungsleiter Dr. Schöneich die Verſammelten. Ein Vorbeimarſch ſämtlicher Fahnen und Wimpel beendete die ſtim⸗ mungsvolle Feier. Parteiprogramm und Kirtchenſtreit Eine Unterredung mit Reichsminiſter Frick. Berlin, 11. Juni. Der Reichs- und preußiſche Miniſter des Innern, Dr. Frick, empfing den kanadiſchen Schriftſteller Erland Echlin und gewährte ihm eine Unterredung, in der der Miniſter zu einer Reihe wichtiger innenpolitiſcher Fragen Stellung nahm. Mr. Echlin richtete u. a. an Dr. Frick die Frage, in welchem Umfange das Reich die Abſicht habe, die im Parteiprogramm der NSdaAp feſtgeſetzten Grundſätze durchzufüh- ren. Reichsminiſter Dr. Frick antwortete, er könne ſich einen Parteigenoſſen nicht vorſtel- len, der die Auffaſſung habe, daß das Pro- gramm der NSDAP nicht reſtlos durchge- führt werden ſollte. Es hänge von den Zeit- umſtänden ab, wann der eine oder andere Punkt des Parteiprogramms durchgeführt werde. Auf die Frage Echlins, ob die des großen Vierjahresprogramms und die Beſeitigung der Arbeitsloſigkeit in Deutſchland von Hitler durchgeſetzt werden würden, vu erwies Reichsminiſter Dr. Frick auf den jetzt erſt wieder ſtarken Rückgang der Frwerbsloſigkeit in Deutſchland Der Reichsregierung werde es geſingen. die Erwerbsſoſigkeit noch vor dem Ab; ſchluß des Vier jahresplanes au beſei⸗ tigen. Auch die Kirchenfragen wurden in der Unterredung angeſchnitten. Reichsmini⸗ ſter Frick äußerte ſich beſonders in dieſer Frage zuverſichtlich, zumal in der Welt viel⸗ fach darüber Irrtümer verbreitet ſeien, worum es ſich bei dem Kirchenſtreit handelt. Die Reichsregierung wollte nach dem Ab. ſchluß des Konkordats mit der katholiſchen Kirche auch die evangeliſche Kirche nicht ſchlechter ſtellen als die katholiſche. Dazu war es notwendig, die Zerſplitterung der evange⸗ liſchen Kirche in 28 Landeskirchen zu beſei⸗ tigen und eine einheitliche deutſche evangeliſche Kirche zu ſchaffen. Es kam bedauerlicherweiſe in⸗ nerhalb der evangeliſchen Kirche vielfach nicht aus ſachlichen, ſondern aus perſönlichen Gründen zu Gegenſätzen, die in der Folge politiſch mißbraucht wurden. Die Reichs- regierung wünſcht nichts aufrichtiger als eine Beſeitigung der Gegenſätze in der evan⸗ geliſchen Kirche und iſt bereit, zur Wieder⸗ herſtellung verfaſſungsmäßiger Zuſtände in ihr mitzuwirken. An ſich müſſe man verſtehen, daß es ge⸗ wiſſe Spannungen in der evangeliſchen Kirche immer geben werde, weil die Iteiheit der 3 7 in dieſer Kirche ſehr groß ſei. Er ſei der Ueberzeugung, daß der Kirchen ⸗ ſtreit bald und in einer zufriedenſtellenden Erfüllung f Weiſe beſeitigt werben wiro. Mr. Echlin ſagte, daß man in der angli⸗ kaniſchen Welt allen kirchlichen Einigungs⸗ beſtrebungen ſehr ſympathiſch gegenüber⸗ ſtehe. Man habe aber die Empfindung, daß die Reichsregierung die katholiſche Kirche hart angefaßt habe. Reichsminiſter 0 Frick erklärte hierzu auf das beſtimm⸗ eſte: Niemand iſt im Deutſchen Reiche wegen ſeiner katholiſchen Ueberzeugung oder wegen ſeiner Zugehörigkeit zur katholiſchen Kirche verfolgt oder behelligt worden. Es iſt aber leider ſo, daß die politiſche Zentrumspartei auch nach dem Verbot der Parteien verſucht hat, politiſchen Einfluß über katholiſche Vereine und andere Organ- ſationen wiederzuerlangen. Das können wir niemals zulaſſen. Mr. Echlin ſagte ſchließlich, daß man im Auslande manchmal den Eindruck erhalte, als ob Alfred Roſenberg und andere führen⸗ de Perſönlichkeiten des Staates und der Partei eine Bewegung unterſtützen, die ge⸗ gen die chriſtlichen Kirchen gerichtet ſei. „Sie meinen die Deutſche Glaubensbewe⸗ gung?“, ſagte der Reichsminiſter.„Ich habe erſt vor einigen Tagen anläßlich eines Gau⸗ tages in Thüringen erklärt, daß für uns der Grundſatz Friedrichs des Großen Geltung hat, demzulolge in unſerem Staate jeder nach ſeiner Faſſon ſelig werden kann. Die Deutſche Glaubensbewegung iſt lediglich ein Beſtreben, den deutſchen Gottalauben in einer, unſerem Volke artgemäßen Form zu bermitteln.“ Ribbentrop beim Führer Bericht über die Flottenverhandlungen. Berlin. 10. Juni. Die deutſche Flottendelegation unter Füh— rung von Botſchafter von Ribbentrop traf am Samstag nachmittag in München ein. Botſchafter von Ribbentrop erſtattete dem Führer und Reichskanzler Bericht über den bisherigen Verlauf der Verhandlungen. Im Laufe dieſer Woche wird ſich die deutſche De- legation zur Weiterführung der Verhand- lungen wieder nach London begeben. Kehrt Japan nach Genf zurück? Brüſſel, 11. Juni. Auf der in Brüſſel ab- gehaltenen 19. Internationalen Tagung der Völkerbundsgeſellſchaften glaubte der Präſi⸗ dent der Tagung, der italieniſche Senator Giannini, mitteilen zu können, daß Japan in Kürze ſeinen Platz im Völkerbund wieder einnehmen werde. —— Die griethiſchen Wahlen Großer Erfolg der Regierungsparlei. Akhen, 11. Juni. Die griechiſchen Wahlen ſind in voller Ruhe durchgeführt worden. Die Wahlenthal⸗ tung war verhältnismäßig gering, obwohl die Weniſeliſten Stimmenthaltung angekün⸗ digt hatten. Von 300 Sitzen entfielen 287 auf die Regierungspartei. Die Liſte des Ge⸗ nerals Metaxas konnte nur 7 Mandate er⸗ langen. Außerdem wurden ſechs unabhän— gige Kandidaten gewählt. Schweres Autobusunglüc Bern, 11. Juni. In Neuenburg bei villiers im Val de Ru(Neuenburger Jura) Mal fuhr ein Autobus aus Burghof(anton Bern) in einer Kurve über den Straßenrand und ſtürzle die Böſchung hinunter. Fünf Perſonen wurden getötet und 22 verletzt, davon acht ſchwer. * Kraftwagen überſchlägt ſich. Kaiſerslautern, 11. Juni. Vier Perſonen aus Billigheim, die in einem Kraftwagen einen Pingſtausflug nach dem Saargebiet unternommen hatten, wollten in der Nacht zum Pfingſtmontag von dort zurückkehren. Am Einſiedlerhof ſauſte der Wagen gegen einen Straßenbaum und überſchlug ſich. Zwei Inſaſſen wurden dabei ſchwer, der dritte Mitfahrer, eine Dame, lebensgefähr— lich verletzt. Erdbeben auf Formosa Neue ſchwere Heimſuchung der Inſel. Tokio, 11. Juni. Formosa wurde wieder von einem ſtarken Erdbeben betroffen. Nach den bisherigen Ermitllungen ſind in der Provinz Doichu zahlreiche Dörfer in Mitleidenſchaft gezogen worden. In dem Dorf Sarokuhow ſind eine Schule und elwa 30 Wohnhäuſer eingeſtür zt. Im ganzen ſollen nach den bisherigen Mit⸗ keilungen etwa 600 Häuſer zerſtört und zahl. reiche Menſchen getötet und ſchwer verletzt worden ſein. Einzelheiten fehlen noch. Das e e von acht Tagen das fünfte Erd⸗ eben. Erb⸗ und Naſſenpflege Einrichtung von Beratungsſtellen.— Erb⸗ biologiſche Beſtandsaufnahme. Berlin, 11. Juni. Eine neue Verordnung des Reichs- und preußiſchen Miniſters des Innern iſt für die bevölkerungspolitiſche Entwicklung von grund⸗ ſätzlicher Bedeutung und leitet eine erbbiolo⸗ gſche Beſtandaufnahme des deutſchen Vol⸗ kes ein. Die Verordnung ſieht die Einrich⸗ tung von Beratungsſtellen für Erb⸗ und Raſ⸗ ſenpflege bei ſämtlichen Geſundheitsämtern des Reiches vor. Dieſe Beratungsſtellen haben in erſter Linie die Aufgabe, neben dem augen⸗ blicklichen Geſundheitszuſtand der zu Beraten⸗ den, auch ſeine Erbbeſchaffenheit zu beurtei⸗ len. Die Inanſpruchnahme der Beratungs⸗ ſtelle. wird zunächſt nur für alle Eheſtands⸗ darlehenbewerber Zwang ſein, im übrigen aber vorerſt auf Freiwilligkeit beruhen. Sie werden ein- bis zweimal wöchentlich Sprechſtunden abhalten, in denen die erbbiolo⸗ giſchen und ſonſtigen mediziniſchen Angaben ſowie die Perſonalangaben des zu Beratenden in einer Sippentafel zuſammengeſtellt werden. In dieſer ſind die vier Großeltern und ihre ſämtlichen Nach⸗ fahren aufzuführen, ſoweit ſie bis zu einem Achtel mit dem Ratſuchenden blutverwandt ſind. Die durch dieſe Unterſuchungen bekanntgewor⸗ denen Tatſachen werden in einer erbbiologi⸗ ſchen Kartei geſammelt. Es muß auf dieſe Weiſe gelingen, die Kartei nach und nach zu einem lückenloſen Nachſchlagewerk über die im Bereich des Geſundheitsamtes wohnenden erbkranken Sippen auszugeſtalten. Eine weitere Aufgabe der Beratungsſtellen iſt es, ſolchen Eltern, die nicht krank ſind, denen aber ein ſchwer erbkrankes Kind be⸗ reits geboren iſt, von der Erzeugung weiterer Kinder abzuraten. Schließlich wird bei der Eheberatung der unterſuchende Arzt ſtets das Geſamtwohl des Volkes im Auge behalten, während die Be⸗ ſucher der Beratungsſtellen ja zunächſt nur an ihr eigenes Schickſal und das ihrer Familie zu denken pflegen. Es wird ſtets vornehmſte Pflicht des beratenden Arztes ſein, ſich zum Beſchützer der erbgeſunden Familie zu machen. Endlich wird er gemäß den Er⸗ läuterungen zum Geſetz über die Förderung der Eheſchließungen vom 5. Juli 1933 von einer Eheſchließung immer dann abzuraten haben, wenn einer der Ehebewerber nicht- ariſcher Abſtammung iſt oder vererbli⸗ che Leiden oder Gebrechen, die ſeine Ver⸗ heiratung als nicht im Intereſſe der Volks⸗ gemeinſchaft liegend erſcheinen laſſen oder In⸗ fektionskrankheiten oder ſonſtige das Leben bedrohende Krankheiten hat. Gruß des VA an den Führer Königsberg, 10. Juni. Bundesleiter des VDA Dr. Steinacher hat an den Führer und Reichskanzler ein Tele⸗ gramm geſandt, in dem er dem Führer und Reichskanzler die ehrerbietigſten Grüße der Teilnehmer an der dſtlandtagung des Volksbundes für das Deutſchtum im Aus- land übermittelt. Der Führer und Reichskanzler dankte in einem Antworttelegramm an Dr. Steinacher für die Treuearüße und wünſchte 2 Weltbild GmbH.(M). Kabinettswechſel in London. Nach dem Rücktritt vertreter Baldwin(re Macdonalds hat ſein bisheriger Stell⸗ ts) das Amt des Premierminiſters übernommen. Gleichzeitig trat der bisherige Indienminiſter Sir Samuel Hoare an die St elle des Außenminiſters Sir John Simon, dem das Innenminiſterium übertragen wurde. —— der Tagung ſowie der kulturen io wichngen Arbeit des VDA im Dienſte der völkiſche Verbundenheit aller Deutſchen auten Erfolg, der Fühter hört Zurtwüngler München, 9. Juni. In der zu einem ge. waltigen Konzertſaal mit 5000 Sitzplätzen ausgebauten Halle 1 des Münchener Aus ſtellungsparkes wurde mit einem Konzert der Berliner Philharmoniker unter ihrem Diri⸗ genten Staatsrat Dr. Wilhelm Furtwängler der Feſtſommer der Stadt feierlich eröffnet. Zur Ueberraſchung der Tauſende der Beſu⸗ cher erſchien auch der Führer und Reichs⸗ kanzler, bei ſeiner Ankunft von herzlichen Kundgebungen empfangen. U. a. waren auch die Reichsleiter, Reichsminiſter Dr. Frank und Fiehler, Reichsſtatthalter General Rit⸗ ter von Epp und die Mitglieder der bayeri⸗ ſchen Staatsregierung erſchienen. Auch zahl⸗ reiche andere hervorragende Perſönlichkeiten aus Kunſt und Wiſſenſchaft, viele Beſucher aus dem Ausland und Männer und Frauen aller Stände des deutſchen Volkes füllten die gewaltige Halle. Furtwängler, ſchon beim Betreten des Podiums mit herzlichen Ova-“ tionen begrüßt, brachte mit den Berliner Philharmonikern die„Egmont“⸗Ouvertüre, die„Paſtorale“ und die Fünfte Symphonie Beethovens zum Vortrag. Der Dank der Hö— rerſchaft bekundete ſich immer ſtärker, na⸗ mentlich am Schluß in begeiſterten Huldi⸗ gungen für die Künſtler, an denen ſich auch der Führer lebhaft beteiligte. Verſtündigungsbereitſchaſt bei den Londoner Floktenverhandlungen. London, 10. Juni. Zu den deutſch-engliſchen Flottenbeſpre⸗ chungen meldet die„Times“, daß die techni— ſchen Einzelheiten in den bisherigen Ver— handlungen noch nicht ſehr eingehend beſpro— chen worden ſeien. Die Unterredungen ſeien in offenſter Weiſe durchgeführt worden mit dem deutlichſten Wunſch auf beiden Seiten, zu einer freundſchaftlichen Verſtändigung zu gelangen.— Der diplomatiſche Mitarbeiter des„Daily Herald“ erklärt, daß die Verta— gung keineswegs das Zeichen irgendeines toten Punktes ſei, vielmehr ſeien beide Sei ten jetzt eher erfreut von der Art, in der ſich die Dinge entwickelten. Englands Wundergeſchütz Das Luftabwehrgeſchütz der Flolte. London, 10. Juni. Der Schleier der Geheimhaltung, mit dem das neue Luftabwehrgeſchütz der engliſchen Flotte bisher umgeben worden iſt, wird jeßt zum erſten Male von den engliſchen Behör— den gelüftet. Der Flottenkoreſpondent des „Daily Telegraph“ meldet: Die neue Luft⸗ waffe bedeutet eine Revolution in den Ab⸗ wehrmethoden der engliſchen Flotte gegen niedrig fliegende Bomben⸗ und Torpedo flugzeuge. Das neue„Wundergeſchütz“ iſt nach Anſicht der meiſten Marineoffiziere die wit kungsvollſte Antwort auf Luftangriffe aus niedriger Höhe, die bisher erfunden worden iſt. Es handelt ſich um ein ſchwerkalibiriges, mehrläufiges Maſchinengewehr, das etwa 10% hoch exploſive Granaten in der Minute ab feuert. Der Schußbereich geht weit über den Bereich hinaus, mit dem ein Torpedoflug zeug einen ausſichtsreichen Angriff gegen das Kriegsſchiff durchführen kann. Die Aufſchlags zündung iſt ſo empfindlich, daß ſelbſt die Be rührung eines Flugzeugdrahtes zur Explo ſion führt. Die engliſchen Schlachtſchiffe und Kreuzer ſind bereits mit dem neuen Geſchüß ausgerüſtet. Vollſtreckung eines Todesurkeils. Berlin, 8. Juni. In Torgau iſt der am 16. Juli 1888 geborene Vinzenz Kurtz hin gerichtet worden, den das Schwurgericht Torgau wegen Ermordung ſeiner Ehefrau in Lauchhammer zum Tode verurteilt hal Da er Liebſchaften mit anderen Frauen un terhielt, war ihm ſeine Ehefrau läſtig ge— worden. Er lockte ſie in einen Wald, wo el ſie erwürgte und, um einen Selbſtmord vor zutäuſchen, an einer Birke aufhängte. Der Führer und Reichskanzler hat von dem Be gnadigungsrecht keinen Gebrauch gemacht, weil der Verurteilte aus eigenſüchtigen nud verwerflichen Beweggründen gehandelt und die Tat mit außerordentlicher Roheit began gen hat. Das Coburger Turnfeſt 75 Jahre Deutſche Turnerſchaft. „Die alte Frankenſtadt Coburg ſtand gast im Zeichen der Feier des 75fährigen Be ſtehens der Deutſchen Turnerſchaft. Die ſchon durch viele mittelalterliche Prachtbauten ma— leriſch ſchöne Stadt hatte durch die Aus ſchmückung von Künſtlerhand ein noch fe licheres Ausſehen erhalten. Ueberall weh ten die Fahnen des Dritten Reiches und ergaben mit denen der Turner und denen der gleich zeitig in Coburg verſammelten deutschen Landsmannſchaften einen farbenfrohen Flaggenwald. Wie vor 75 Jahren, ſo war auch diesmal der Anger, auf dem vor einem dreiviertel Jaht hundert die 4 Feſtverſammlung ſtattfand, wieder der uplatz und Mittelpunkt de⸗ aroßen Ereianiſſen. Rieſige ö Vom Ningen in der grünen Hölle 22 Zum Abſchluß des zweieinhalbſährigen Krieges am Gran Chaco. Von einem Deutſchen, der in länge⸗ rem Aufenthalt in Südamerika die Ver⸗ hältniſſe in Bolivien und Paraguay zu ſtudieren Gelegenheit hatte, geht uns nachſtehende Schilderung zu: Rach mehr als 2 Jahren faſt ununter⸗ hrochener Gefechts- und Kampfhandlungen ſcheint der Krieg zwiſchen Bolivien und Pa⸗ raguay ſein Ende erreicht zu haben. Von vornherein befand ſich Paraguay in einer vielfach günſtigeren Lage. Die Entfernung vom Altiplano, der Hochebene von La Paz, bis zu den Forts bzw. dem Kriegsſchauplatz beträgt 2000 km. Hiervon entfallen 800 km auf Eiſenbahnſtrecken, 200 km auf normale Straßen, 600 km auf ſchlechte und der Reſt auf ſehr ſchlechte Wege. Die Bewältigung der ganzen Strecke erfordert mindeſtens 14 Tage. lleber den Pilcomayo, auf deſſen öſtlicher Seite die Forts liegen, müſſen die Truppen auf Seilfähren oder Kähnen übergeſetzt wer⸗ den. Im Gegenſatz hierzu läßt ſich der An⸗ marſch für die Paraguayer in 3 bis 4 Tagen ohne Mühe bewerkſtelligen. Aehnlich ungün⸗ ſtig wie die Frage des Transports liegen für Bolivien auch die Verhältniſſe in der Koſtenfrage. Den durch einen vier⸗ zehntägigen, äußerſt mühevollen Anmarſch abgeſpannten Bolivianer erwartete bei ſeiner Ankunft der ihm gänzlich unbekannte Chaco und forderte ein vielfaches von dem, was er vorher leiſten mußte. Eine unſägliche feuchte Hihe in tiefgelegener Urwald⸗ und Sumpfgegend ſtellt an die Widerſtandskraft der meiſt aus Höhen von 3000 oder 4000 Meter ſtammen— den Bolivianer die unerhörteſten Anforde- rungen. Für den Paraguayer iſt eine Um⸗ ſtellung ſeines Körpers ſo gut wie gar nicht erforderlich. Das Klima ſeines Landes iſt dem des Chaco ſehr ähnlich. Bei ſeinem ſehr viel(faſt um vier Fünftel) kürzeren An— marſchweg kommt er noch friſch auf dem Kriegsſchauplatz an und findet hier ein Klima vor, das wohl um einige Grade hei— ßer iſt als zu Hauſe, ihm aber im großen und ganzen durchaus vertraut iſt. Der Nachſchub. von vitalſter Bedeutung für Leben und Kampf der on der Front befindlichen Trup— pen, bot für Paraguay wegen der ſehr viel kürzeren und bequemeren Verbindungslinie von der Hauptſtadt zum Kriegsſchauplaßz weit geringere Schwierigkeiten als für Boli⸗ wurde. Oberſt Guerrero iſt der Auffaſſung, daß Paraguay den Krieg mit eigenen Mitteln nur 6 Monate hätte führen können. Die Hilfe eines anderen Landes habe jedes Maß der Vorausſicht unmöglich gemacht. Nur dieſe Hilfe erkläre es, daß eine arme Nation von weni⸗ ger als 1 Million Einwohnern und jährli⸗ chen Einnahmen von nicht einmal 8 Millio⸗ nen argentiniſcher Peſos ſchon ſo lange ein Operationsheer von 40 bis 50 000 Mann nebſt einem Ueberfluß von modernem Kriegs- material unterhalte. Der wirkliche Grund des Krieges liegt aber nicht in dem im Chaco vorgetäuſchten Oel⸗ vorkommen— die Petroleumquellen liegen einige 100 km vom Chaco entfernt in den Ausläufern der bolivianiſchen Cordilleren, in einem Gebiet, deſſen Beſitz nie beſtritten wurde— ſondern allein daran, daß Boli⸗ vien ſein verbrieftes Recht auf den Para⸗ guay⸗Fluß, der als einziger Zugang zum Meer für Bolivien eine Lebensnotwendigkeit iſt, von Paraguay ſtreitig gemacht wird. Bolivien hat keine Küſte. Mit einer Bevöl⸗ kerung von etwa 3 Millionen Einwohnern und einem Staatsgebiet von faſt 1 Millio- nen Quadratkilometern iſt es in ſeinem weſt⸗ lichen Teil reich an Mineralſchätzen, wie Sil⸗ ber, Kupfer, Gold, Wismut, Wolfram, aber auch an Kautſchuk, Wolle uſw., für die auf dem Weltmarkt große Nachfrage herrſcht. Dieſe Produkte gehen per Bahn an den Chi— leniſchen Hafen Antovagaſta und den Perua— niſchen Hafen Mollendo an der Pazifiſchen Küſte. Der öſtlich der Hochcordilleren Boli⸗ viens gelegene Teil mit ſeinen landwirt⸗ ſchaftlichen Produkten, mit Kakao und Kaffee ſowie mit ſeinen Petroleumquellen. iſt aber auf die Atlantiſche Küſte angewieſen. Des— halb braucht Bolivien einen unbelaſteten Zu— gang zur Atlantiſchen Küſte wie das tägliche Brot. Eine Entwicklung Boliviens läuft aber dem Intereſſe von Paraguay Argentinien entgegen, darum verſucht man, mit allen Mitteln Bolivien vom Paraguay-Fluß abzu— drängen. Reform der englischen Orthographie? Jedem Ausländer, der die engliſche Spra⸗— che erlernen will, macht die komplizierte und zuweilen ſcheinbar recht unlogiſche engliſche Rechtſchreibung große Schwierigkeiten. Das geht aber, wenn auch nicht in gleichem Maße auch den Engländern ſelbſt io. Neuerdings mehren ſich daher die Stimmen, die eine Re— form der engliſchen Orthographie fordern und vor allem wünſchen, daß die Rechtſchrei— Rückſicht auf die Entſtehung gen Napgleon eingeſetzt werden ſollte. Gene⸗ ral Roſtoptſchin. der Moskau in Brand ſteckte, und General Kutuſow, der ſpätere Beſieger Napoleons, befürworteten merk⸗ würdigerweiſe das Projekt, das für die da⸗ malige Zeit eine Ungeheuerlichkeit darſtellte, und Leppich begann mit dem Bau. Es iſt überflüſſig zu jagen, daß das Luft⸗ ſchiff ſeinen erſten Flug nicht erlebte. Es be⸗ ſtand aus einem gewaltigen Ballon und ſollte durch zwei Flügel, die durch Handkraft auf und ab bewegt wurden, ſeine Antriebskraft erhalten. Die Flügel brachen jedoch ab, als ſie in der Luft ihre Brauchbarkeit beweiſen ſollten, und der Ballon ſtürzte in den Park eines Gutshofes.„Dieſer Leppich“, ſchrieb darauf Roſtoptſchin an den Kaiſer Alexander, „iſt entweder ein Verrückter oder ein Be⸗ trüger“. Obwohl Leppich weder das eine noch das andere war, mußte er Rußland ſchleunigſt verlaſſen, bevor er ſein Experi⸗ ment wiederholen konnte. Ob ſein Luftſchiff überhaupt in der Lage war, 50 Menſchen zu tragen, darf man bezweifeln, da es dann die Größe eines mittleren Zeppelins hätte haben müſſen. 2 zur Erinnerung an Marſthall Nen Viele Offiziere und Marſchälle mußten nach 1815 die Treue, mit der ſie ſich Napoleon nach ſeiner Rückkehr von Elba zur Verfügung geſtellt hatten, mit ihrem Leben bezahlen, darunter auch der berühmte Marſchall Ney, dem nach der Niederlage Napoleons von der Kammer der Pairs der Prozeß gemacht wur⸗ de. Am 6. Dezember 1815 wurde der Mar⸗ ſchall zum Tode verurteilt und einen Tag ſpäter hingerichtet. Auf Vorſchlag des Ge— nerals Bourgeois hat jetzt das Büro des Senats, der gewiſſermaßen der Nachfolger der Pairskammer iſt, beſchloſſen, das dem Marſchall angetane Unrecht wieder gutzu— machen und über der Tür des Zimmers im Palais du Luxembourg, in dem Marſchall Ney während ſeines Prozeſſes gefangen war, eine Gedenktafel anzubringen. Der Einweihungsfeier werden die Nach⸗ kommen des Marſchalls, der den Titel eines Fürſten von Moskau führte, ferner die Nach— kommen derjenigen Pairs, die damals gegen die Verurteilung des Marſchalls geſtimmt hat— ten, beiwohnen. Unter dieſen befindet ſich auch der Herzog von Broglie. Künſtliches Radium Im Leningrader Radiuminſtitut hat man einen Apparat für Atomzertrümmerung auf⸗ geſtellt, der angeblich der größte ſeiner Art iſt. Der Apparat entwickelt eine Spannung als 15 bis 18 Millionen Großlamyf der Wagen Europas größtes Rennen auf dem Nürburg. ring am 16. Juni. Am 16. Juni jagen wieder die Maſchinen und rattern die Motore auf dem Nürburg⸗ ring. Zum erſten Male ſeit der Einweihung im Jahre 1927 iſt Internationales Eifelrennen. Das„größte Rennen Eu⸗ ropas“ nennt die Rennleitun, dieſes Sport⸗ ereignis und der Umfang der Nennungen, die vorliegen, berechtigt ebenſo zu dieſer Klaſſifizierung wie der Charakter der Strecke, die durch raſch wechſelnde, ſehr emp⸗ findliche Höhenunterſchiede und die Zahl der Kurven höchſte Anforderungen an Fahrer und Fahrzeug ſtellt: der Nürburgring iſt die ideale Rennſtrecke, gleichſam die Reifeprüfung für Mann und Wagen. Hier in der Eifel iſt der Mann noch was wert, da entſcheiden techniſches Können, blitzſchnelles Erfaſſen der Situation. kühler Entſchluß und Nerven faſt noch mehr als die unbedingte Verläßlichkeit des Wagens in all ſeinen Einzelteilen. Einhundertzweiundſie⸗ benzig Kurven liegen in der 28 264,6 m lan⸗ gen Strecke, davon ſind 88 Linkskurven und 84 Rechtskurven, von denen ſich eine ganze Reihe durch ihren raſchen Wechſel zu S-Kur⸗ ven verbinden. In der Strecke liegen erheb— liche Steigungen und beim einmaligen Be⸗ fahren iſt ein Höhenunterſchied von 70 0 m zu überwinden. Der kleinſte Kur— venradius beträgt 25 m. Dieſe wenigen tech⸗ niſchen Angaben kennzeichnen die Schwierig⸗ keiten der Strecke, geben eine kleine Ahnung von der Beanſpruchung von Material und Menſchen. Die Art der Strecke macht größte Sicherungsmaßnahmen erforderlich. Signalanlagen laufen entlang der ganzen Bahn, an wichtigen Punkten ſind zehn Hauptkontrollpoſten auf— gebaut, die jeweils mit Sanitäts- und Beob⸗ achtungsraum ausgeſtattet ſind; außerdem ſind insgeſamt 51 Nebenkontrollpoſten vor— handen Aehnliche Anforderungen wie an den Sicherheitsdienſt werden an die Organi⸗ ſation der funktechniſchen Ueber⸗ tragung geſtellt, die der Reichsſen⸗ der Frankfurt ausführt und die Millio— nen von Menschen an dem Ablauf des Ren— nens und des Ringens um die Qualifikation des beſten Mannes und der beſten Maſchine, an ſeinem wechſelvollen Verlauf, ſeinen Hö— hepunkten und ſeiner Entſcheidung teilneh— men läßt. Die beſten Sprecher werden ein⸗ geſetzt; ſechs Stellen, nämlich am Start und Ziel. an der Poſtſtraße, im Adenauer Forſt. am Karuſſell, Schwalbenſchwanz und der bien. haben, kann uns nur mit Und der brave Volivianer, als Schütze, General den Ausdrücken der und Bewunderung gerühmt hat, ſeine Pflicht in ebenſo W wie ſein vom Kriegsgott bisbe: begünſtigter Gegner. Tribünenbauten bung weniger Was beide Länder im Chaco geleiſtet Reſpekt erfüllen. deſſen Qualitäten Marſchierer und harter Soldat Kundt, der Organiſator des bolivianiſchen Heeres, vor dem Kriege oft in höchſten Anerkennung tat hier vorbildlicher Weiſe, nimmt. eine Jahre noch neben neuerdings nigen Jahren Warum aber mußten Jehnkauſende dort ihr Leben laſſen? Weil engliſchen und argentiniſchen Kapitali⸗ ſten, die ſeit Jahrzehnten große Inveſtierun⸗ gen in Eiſenbahn- und Quebracho-Induſtrien gemacht haben, erzählt wurde daß im Chaco vroße Oelvorkommen ſeien, und dieſe from— me Mär von der Paraguayiſchen Regierung als Tatſache und damit der ganze Feldzug die ein äugerſt lohnende— Geſchäft bingeſtell Das gänger O oOo DOE. Fünf Türme-Verlag, Halle(Saale) Urheberrechtsschutz: 39 Pips leugnete mit lecker Stirn und meinte mit ihrem trockenen Humor: „Es wird halt noch ſolche „Man kann ſchon faſt Schönheiten geben...“ von einer Doppelgängerin ſprechen.— Haben Sie Angehörige?“ ſetzte er unvermittelt hinzu. „Warum?“ erkundigte ſich Pips diplomatiſch. „Weil Sie ſo allein ſind und, wie ich höre, auch ui Poſt bekommen.“ Pips wurde verlegen und antwortete nicht. „Mich geht das nichts an glaube, Fräulein Wellmann: gebrannt. Wenn ich Ihr Vater wäre, den Ohren nehmen, beim Heimkommen...“ Pips lachte. Die Idee, daß Willy ſich trauen würde, ſie an den Ohren zu nehmen! Der gute Profeſſor hatte keine Ahnung, wen er vor ſich hatte. Sie lenkte das Geſpräch geſchickt auf ein anderes Gebiet lehrte Herr Zeit und Weile vergaß. „Wie lange wollen Sie uns noch das Vergnügen Ihrer Anweſenheit ſchenken?“ fragte er eines Tages lächelnd. „Wir könnten das Zimmer jetzt gut brauchen— aber natür⸗ lich, wenn Sie ſich noch nicht wohl genug fühlen...“ Pips ſah ihn erſchreckt an. Ein Leidender mußte viel⸗ leicht ihretwillen warten, wo ſie nur aus Feigheit ihre Abreiſe verzögerte, aus Angſt vor der neuen Pips. „Ich möchte vollkommen geheilt ſein, wenn ich abreiſe“, der Wörter als auf ihre heutige Es wird in dieſem Zuſammenhang auf Holland verwieſen, radikale Rechtſchreibung vorgenommen blicklich beſteht zwar die alte Rechtſchreibung der vereinfachten weiter, gehen bereits die Zeitungen zu der neuen Form über, die vermutlich die allein gültige ſein wird Vorgänger des„Maxim Gorli' verunglückte flugzeug„Maxim Gorgi“, an jetzt drei Luftgiganten treten ſollen. hat ir aan Rußland ſchon 9d gehabt. Franz Leppich. Deutſcher oder Franzoſe, den Vau eines gewaltigen lenkbaren Luftſchiffes;, nor das 50 Mann tragen und im Krieg ae meinte ſie mit ungewohnter Schüchternheit. wollen, dann wird ſchon Rat werden. Ich denke mir, wollen ſich noch nicht ſehen laſſen, ehe ſind— die Gründe brauche ich nicht zu wiſſen. Alſo wollen wir morgen die feierliche Enthüllung vornehmen, damit Sie endlich das Reſultat Ihrer Heldentat erkennen“, lachte der Profeſſor gutgelaunt. — aber wiſſen Sie, was ich Sie ſind von zu Hauſe durch- würde ich Sie an Mit den großen, erſchrockenen Augen, den zerſprungenen Lippen und der rot angelaufenen, ein wenig verquollenen Naſe? . 5 von nicht weniger Ausſprache N 0 ger Ladung von 1 51 vorigen net des Apparates ſeinet Augen das im Veränderung hat. betonen der abet 0„e in we⸗ g 1. e radioaktio zu machen, alſo dium zu ſchaffen, das ſoll als natürliches. Es n Amerikanern Bombardement gewöhnliches dabei tinioro io tivieren U f 1 ſowjetruſſiſche Rieſen 8 f betrug drei M deſſen Stelle llionen Volt. im Jahre 1812 einen Vor Sowietmaſchinen Damals ſchlug ein gewiſſer So wleima fen eee hat man mit der neue! „Erſt bis män mir gar nichts anſieht...“ „Sie ſind doch geheilt“, erwiderte der Arzt.„Es handelt ſich nur noch darum, daß ſie den Former von nun an in immer größeren Zwiſchenräumen fitr einige Stunden an— legen...“ „Wie lange kann es dauern, bis nötig iſt?“ „Etwa acht bis zehn Tage...“ „So möchte ich ſolange noch hierbleiben, eun es an geht. Aber natürlich, wenn Sie das Zimmer brauchen...“ Der Arzt zuckte die Achſeln.„Wenn Sie auch das nicht mehr Und dann war es ſoweit. Als man Pips den Spiegel vorhielt, blickte ſie ſich zuerſt um. Wer ſtand denn hinter ihr? Die Umſtehenden lachten. ins Glas. Alſo das war ſie? Die neue, verſchönerte Pips? Das ſollte ſie ſein? Sie wandte ſich mit einer hilfloſen Gebärde an den Profeſſor, der ſie aufmerkſam beobachtet hatte, und begann zu weinen wie ein kleines und wußte ſo klug und feſſelnd zu plaudern, daß der ges Kind. Der Arzt ſtrich ihr beruhigend übers Haar:„Na— na, nur ruhig— ſo bleibt es ja nicht. In einigen Tagen, da werden Sie ſtaunen, wie völlig ſich das Bild verändert. Es iſt prachtvoll gelungen— ein Naſerl, wie gedrechſelt, fein und zierlich. Er' wird Sie beſtimmt nicht erkennen, dafür garantiere ich.“ Pips ſchluchzte, und Kind behandeln, als ſie ſich ſchneuzen wollte.„Geben Sie ihr Baldrian“, meinte der Arzt.„Solche Nervengeſchichten ſind alltäglich in derartigen Fällen.“ Volt, obwohl der erſte Stromkreis nur einer 30 000 Volt bedarf. Der Mag— iſt 150 Tonnen er kann mehrere Eiſenbahnwaggons ziehen. Er iſt. wie die ruſſiſchen Blätter mit Stolz größte Magnet der Welt“. Die Sowjetgelehrten wollen verſuchen, mit 11 dem gewaltigen Apparat gewöhnliche Stoffe den Y 5 künſtliches Ra l—— weſentlich billiger ſein iſt bereits einmal 2 gelungen, durch ein 17ſtündi Tafelſalz zu ak verwandte Der Apparat der größte, den es D Amerikaner war bisher der haben meiſt dere ehler, nicht zu funktionieren. f jeuen„Atomkanone“ meh Pips, bleiben Sie Sie wieder normal 21 1 a Nein. Sie Das waren ſie gewohnt. Dann blickte ſie aufmerkſam will?“ Art Aber Sie wollten mich ja nicht hören. die Pflegerin mußte ſie wie ein Döttinger Höhe ſteh die Uebertragungs— wagen mit den Mikrophonen, die es den Sprechern geſtatte N Sprechern eſtatten, ſchwer; dem Rennen in allen Etappen zu folgen. her Döttinger Höhe befindet ſich die tech— die Mikrophone 1 Ziel wird wieder wie in früheren Jahren der bekannte Frankfurter Rundfunkſprecher Dr. Paul Laven ſtehen. Dort wird ſich außerdem ein Aufbau am Erſatzteillager befinden. um den wichtigen . Reifenwechſel auch aus nächſter Nähe ſchil⸗ 5 b dern zu können. Alles in Allem: Eine funk— techniſche ſation, die Intendanz (Hanns Otto Fricke) und techniſche Leitung (Oberingenieur Ernſt Becker) des Reichsſen— Frankfurt im Rahmen ihrer Auf— Ardorttom Naſten fenen vorderſtem Poſten ſehen. 0 diges den Hoffentlich gabe auf während derer ihre ind wieder vergingen einige Tage, von völliger Hoffnungsloſigkeit übermannt, abſcheulichen Naſenkorrektur verfluchte. Sie war vordem häßlich geweſen, wohl— aber es 1 Charakter in ihrem Geſicht. Jetzt aber— dieſer rote Knollen? Was konnte aus dem noch werden? Idee dieſer Ihre Umgebung hatte es nicht leicht. War ſie vordem durch ihre originelle Ausdrucksweiſe und Reiz, ihr eigen war, zum Liebling des Perſonals geworden, ſo wußte man mit ihr jetzt nichts anzufangen. der den Sie fieberte, wollte nichts eſſen und verbrachte Stunden in einer wortloſen Starrheit, die beängſtigend wirkte. Es dauerte nahezu drei Wochen, bis Pips ſich mit un- gläubigem Staunen wieder im Spiegel erblickte. Sie hatte vermieden, ſich zu ſehen, und man mußte ſie förmlich dazu zwingen. Es war wirklich ſo, wie es der Peofeſſor verheißen hatte. Ein zierlich gedrechſeltes Näschen war 48 es geworden. Pips ſchüttelte immer wieder den Kopf. Eine völlig verwandelte, eine ausgetauſchte Pips Ob ſie ſich gefiel? gefiel ſich abſolut nicht Sie ſah jetzt aus wie war das endlich zuſammengefaßte alle andern... Das Urteil. „Ob wohl ſo ein Frauenzimmer weiß, was ſie eigentlich brummte der Proſeſſor, als ſie ihm das in ihrer anvertraute.„Ich habe Ihnen gleich geſagt, es iſt um Ihr markantes und ungewöhnliches Profil. Mir machen Sie Sie eine abermalige halb lachend, halb“ ſchade keine Vorwürfe! Fehlt nur noch, daß Korrektur verlangen“, meinte er ärgerlich. Pips blickte ihn mit ſchief gelegtem Kopf an:„Ich will's vorläufig mit der Naſe verſuchen, Herr Profeſſor. Es kann aber ſchon ſein, daß ich auf Ihr Angebot zurückkomme.“ Auch die verwandelte Pips hatte eine Art, mit de. Leuten ume, ſich kaum jemand entziehen konne (Fortſetzung folgt.)! — —— —— — g e 7* i- Jananer Erheberrechtsschutz: Fünf Pürme-Verlag, Halle Saale) 12) Nachdruck verboten. „Teſſow iſt fort“, wandte Julie ein. „Aber ſie iſt da und ſieht mich an und haßt mich und weiß, daß ich ihr ſchaden kann. Sag“— ſie faßte Julie un der Schulter—„das mit dem Geld— iſt das geklärt?“ „Es ſcheint ſo!“ „Es wäre nicht gut für Pa, wenn ich heimkehrte. Es wäre— eine Pein— für ihn. Und— ich liebe doch Pa!“ „Gutes Kind!“ Tante Julie küßte ſie wie früher auf die reine, weiße Mädchenſtirn.„Ich werde wieder einſam ſein!“ ſagte ſie ein wenig traurig. Da ſchlang Elda ſtürmiſch wie immer die Arme um ſie. „Ach, Tante Julie— ja, du, das iſt wahr! Aber ich din doch kein Rumpelſtilzchen— ich kann mich nicht zer— teißen.“ Es klang faſt hilflos. „Weißt du, bleib doch hier auf dem Arvenhof!“ fuhr ſie fort.„Tante Linde iſt nicht mehr ſo friſch wie früher. Sie braucht ſchon eine Gefährtin.“ „Sie hat Tino und— dich!“ wehrte Julie. „Mich?— Tino? Wir zwei ſind— kein Geſpann ſür ſie!“ Elda lächelte, und ein leichter, roſiger Schimmer glitt über ihr Antlitz. „Vielleicht— doch!“ Sie ſchwiegen. Draußen häufte Valentin mit einer großen Furte den tauigen, geballten Schnee zu einem Berg un. Er ſah erhitzt und geſund aus, und auf der Stirn ſtanden ihm kleine Schweißperlen. Plötzlich ſah er auf und bemerkte, wie die beiden ihn beobachteten; er grüßte zum Fenſter hinein, aber Elda ſah weg. Ihre Blicke glitten ziellos umher und trafen ſich mit den Augen Tante Julies. Die waren hell und forſchend. „Es ſcheint jetzt beſſer mit ihm!“ ſagte ſie, indem ſie mit dem Kopfe gegen das Fenſter wies. „Wieſo?“ fragte Elda ſcharf. „Nun— Linde und er!“ „Ja, Tante Linde hat es leichter jetzt; er iſt öfter oben!“ „Sollte dies Intereſſe nur der Wirtſchaft Julie ſah angeſpannt auf Elda. „Warum nicht?“ lenkte dieſe ab.„Er iſt nicht ſo ſchlecht und wild wie er ſcheint.“ „Nein?“ „Er iſt doch— ein Künſtler.“ „Und hat u ſeiner Mutter oft das Leben ſo ſchwer ge— macht— hier oben, bis der Vater ſelbſt daran ging, Linde ſicherzuſtellen. Das hat ihr der Sohn nie verziehen. Er hal ſie nie Mutter' genannt.“ „Er haſſes doch getan!“ „Hat er?“ In Julies trauen aus. Linde trat herein, die Pfeiſe hing ihr wieder im Munde; ſie hatten draußen auf dem Stückchen Kartoffel— gelten?“ Augen drückte ſich Miß— acker gepflügt, da mußte ſie dabei ſein. Es ſchien ihr aus— gezeichnet zu gehen, denn ſie ſah friſch und gerötet aus. Ihre Stimme, die im Kommandoton, aber ſtets gütig klang, war ſchon von weitem zu hören geweſen. Als Elda von Julies Reiſeabſichten anfing, wehrte ſie kurzerhand ab „Daraus kann nichts werden, denn du mußt erſt unſeren Fiuhling kennenlernen. Das iſt ſchon das non plus ultta hier. Wir laſſen dich einſach nicht fort.“ Als Julie ihr den Brief des Doktors Renner zeigte, wurde ihr Geſicht ernſt. „Oho!“ ſagte ſie ſtreng. ſprochen?“ „Sie will nicht!“ erwiderte Julie. „Kann ich mir denken! Alſo er hat ſo etwas wie— Heimweh nach dir, mein Kind!“ wandte ſie ſich an Elda die jetzt verſtohlen nach dem Fenſter ſchaute. „Soll er herkommen!“ ſagte dieſe trocken. „Recht haſt du ſchon. Uebrigens haſt du geleſen, es klingt ernſt:„Ich habe ſonſt nichts auf der Welt als mein Kind'!“ Da horchte Elda auf. „Pa?“ „Bring es mir zurück, Julie! zut zu machen.“ „Pa?“ rief Elda noch einmal, jetzt leidenſchaftlicher dazwiſchen.„Was— iſt das—? Warum ſagteſt du es mir nicht, Tante Julie?“ „Du wollteſt ja nicht!“ „Freilich— ja!“ Sie ſenkte nachdenklich den Kopf zur Bruſt. 5„Ja— dann dann nein ſie iſt bei ihm; ſie würde mich wieder quälen. Wir würden uns nicht ver⸗ ſtehen. Pa betrüben, Zwietracht ſäen. Nein, mein Platz iſt nicht mehr dort in der ſernen Stadt— mein Platz iſt— er iſt— hier.“ „Du mußt wiſſen, Elda, was du tuſt!“ ſagte Tante Julie. „Ich weiß es!“ Die Hoferin ſchwieg. Elda hatte zu entſcheiden. Das Mädchen war in Monaten mehr gereift als daheim in Jahren. Sie hatte vergleichen, Menſchen gegen⸗ „Haſt du— mit Elda ge Ich habe viel an ihm Eigenheiten. worden. Sie kann ſchon die Verantwortung über ſich ſelbſt auf ſich nehmen!, dachte Linde. Balzer war aufgewacht und machte Guckguck, lugte hinter den Vorhängen hervor und ſuchte Elda. „Taneda!“ Das war der Rhythmus einer Sprache, die ſeinem ernſten Erfindungsgeiſt entſprungen und Elda wie Muſit klang. Das erſte, was er begehrte mit ſeinem kaum einjährigen Kinderwillen— und die Tante Elda, dieſe Taneda, ſollte von ihm gehen? Sie nahm den Knaben hoch und ging vor die Tür, wo Tino eben ausruhte. Als er ſie beide kommen ſah, hellten ſich ſeine Züge ſeltſam auf. „Ich möchte nun nicht länger warten, Fräulein Elda!“ ſagte er.„Der Weg iſt frei von Schnee. Wollen Sie mit mir ins Dorf herunterkommen? Ich möchte Ihnen— die— Madonna zeigen.“ Elda ſchien verwirrt. Sie wußte, Tante Linde ſah das nicht gern, wollte überhaupt nicht, daß ſie viel mit Tino zuſammen war. Das hatte ſie längſt gemerkt. Sie fand ſchwer eine Antwort. Sie war ein kleiner, rechter Menſch ge⸗ „Balzer wird mich vermiſſen“, ſagte ſie endlich auf— atmend. „Sind ja genug Frauen hier oben, die Julie will auch einmal Mutter ſpielen“, erwiderte er.„Fürchten Sie ſich — vor mir? Man hat Sie gewarnt. Ich weiß. Die Hoferin traut mir nicht. Ein Spieler, ein Trinker, ein Treuloſer! Tja, Fräulein, da gibt's verflucht wenig gute Seiten! Aber— malen— das kann er, und das— möchte ich Ihnen einmal zeigen, damit Sie doch ein klein wenig Achtung vor dem Wildling haben!“ „Die habe ich!“ lachte Elda.„Ich habe geſehen, was Sie können!“ „Ach das?“ Er machte eine abwehrende Handbewegung. „Sie meinen die da drin? Das iſt Akademiearbeit! Heute bin ich weiter. Sind Sie nicht neugierig?“ Gewiß, ſie war es, aber ſie wußte im ſelben Augen— blick, daß Tante Linde ihr nicht gern die Erlaubnis geben würde. Sie hatie es bisher immer zu verhindern gewußt. „Ich— möchte— Ihre Mutter fragen, wann...“ „Nein!“ donnerte er ſie an.„Dieſen Weg wollen wir gehen, ohne zu fragen, Taneda!“ Er nannte ſie jetzt oft nach Balzers Spracherfindung.„Sie ſind ein erwachſenes Mädchen. Zeigen Sie einmal, was Sie außerhalb des überſtellen gelernt, ſich ſelbſt erkannt— ihre Gaben und morgen früh beim Oberland.“ „Der Arvenhof iſt kein Gefängnis, Herr Hofer. mich bedeutet ſer die Freiheit!“ ſagte Elda beſtimmt. Für „Nun gut, wie Sie wollen. Alſo auf morgen. Ich er— warte Sie!“ Er ſcherzte mit Balzer und ſah ſie dabei von der Seite an. „Ja!“ ſagte Elda, und es war zum erſten Male, ſeit ſie hier oben über den Tätern weilte, als ſchnüre ihr etwas die Luft ab, und als läge ein Druck über ihr, wie wenn ſie in den Straßen einer dickluftigen Stadt ginge. Als ſie ſpäter den ſich ſtemmenden, zappelnden Buben hereinbrachte, vermochte ſie den beiden Frauen nicht ins Geſicht zu ſehen. Es war das erſte Geheimnis, das ſie von Linde trennte. „Das iſt Eldas Werk!“ ſagte die Hoferin, den Buben auf den Arm nehmend.„Der Bub mag es ihr danken, was ſie aus ihm gemacht hat; er war ein Zärtling, als ſie ihn in Pflege nahm.“ Elda ſenkte das Haupt. „Ich habe es immer gern getan, und ich danke dir auch, daß du ihn mir anvertraut haſt, Tante Linde“, erwiderte ſie, etwas ſcheu. „Da mußt du dich ſchon bei ſeinem Vater bedanken“, ſagte lachend die Hoferin. „Das Mädel iſt ein Segen auf dem Hof, Julie. Du mußt ſie uns laſſen. Auch der Tino iſt wie verwandelt. Sie hat uns das Glück gebracht.“ Elda wäre es lieber geweſen, ſie hätte einen Tadel er— halten. Sechzehntes Kapitel. „Geben Sie mir die Hand. Der Weg iſt ſchlüpfrig, und der Froſt, der über Nacht eingeſetzt hat, wird von der Sonne aufgetaut. Es rieſelt überall wie Quellen aus der Erde!“ ſagte Tino und führte Elda durch den Wald, der ſich dicht und ernſt um ſie breitete. Sie waren beide auf Schneeſchuhen von der Höhe ge— kommen. Elda hatte es in den letzten Wochen noch mit Valentins Hilfe erlernt. Heute war das Vorwärtskommen ſchwer, denn hie und da begann die Schneedecke ſchon be⸗ denklich dünn zu werden. „Das iſt mein Wald“, fuhr er fort,„den hat mir Vater geſchenkt. Der ganze Forſt heißt Sankt Valentin. Ich liebe ihn— dieſen Wald. Er iſt wie ein Freund, ver⸗ ſchwiegen und treu. Er überlebt mich und noch manche Geſchlechter— das beruhigt.“ „Ja, es iſt wie in einer Kirche. Nur freier und be⸗ ſchwingter. Man könnte es Gottes Sommerhaus nennen!“ erwiderte Elda. ſeſt ineinander, denn der Weg ging ſteil abwärts, an einem Steinbruch entlang. „Und im Sommer— iſt es da luftig hier?“ fragte ſie. „Die Hitze brennt oft entſetzlich. Aber ſehen Sie, da ſind Wieſen, Moor ſogar; das kühlt und erfriſcht. Zu⸗ weilen gibt es auch Waldbrände. Schauen Sie da drüben: Vigo Erwanis elterlicher Hof. Der Wald dahinter war im vorigen Jahre ein Flammenmeer!“ Elda ſah entſetzt durch den kurzen Beſtand zu den gegenüberliegenden Höhen hinüber. „Mein Gott! Wie kam das?“ „Hirten ſind zuweilen unvorſichtig!“ „Schrecklich! Sie ſollten das Rauchen verbieten!“ Er lachte kurz und faſt boshaft. „Wenn es die Herrin ſelber tut!“ „Es iſt ihre einzige Leidenſchaft“, verteidigte Elda, erſchrocken, daß ſie dies Thema angeſchlagen. 2„Aber eine gefährliche. Sie ſehen, man ſoll nicht mit Steinen werfen, wenn man ſelbſt im Glashaus ſitzt.“ „Das tut Tante Linde auch nicht.“ 8„Ich möchte, ich hätte auch einmal eine ſolche Heilige, die meine Fürſprecherin iſt!“ ſagte er drollig-ſchwermütig. Sie lachten ſich beide an, und er legte jetzt die Hand um ihre Hüfte, denn der Pfad ward ſchmaler und immer ſteiniger. Er ſchob ſie förmlich vorwärts, aber ſie machte ſich los und taſtete ſich an eng beiſammenſtehenden Bäumen mühſam weiter. Hier und da glitt ein Tropfen, von der Sonne vergoldet, zur Erde nieder. Das war das einzige Geräuſch in dieſer Einſamkeit. „Wintermärchen!“ ſagte er halblaut, und ſie nickte ſchweigend. Als ſie auf die Blöße kamen, ſahen ſie weit unten das Dorf liegen. Gelbgrüne Matten mit mangelhaften Schneeflächen breiteten ſich um die Häuſer. Im Sonnen- licht flimmerten die Fenſterſcheiben. „Wir werden die Stier einſtellen müſſen“, ſagte er. „Ich ſattle meinen Muli, damit Sie recht vorwärts⸗ kommen.“ „Wir müſſen bis da hinunter?“ fragte ſie.„Warunt ſind wir nicht auf der Straße...“ „Weil es da herum ſchöner iſt.“ „Die Schlucht?!“ „Der Bach hängt noch voller Eiszapfen— das müſſen Sie ſehen!“ Er führte ſie jetzt ganz ſteil hinunter. Es ging ſchlecht mit den Hölzern— Elda war unſicher, und die Kraft ging ihr aus. „So— jetzt ſind wir unten“, ſagte Tino und ſtellte ſie mit beiden Händen feſt auf den Boden. „Und nun?“ fragte Elda, deren Augen etwas beſorgt an den gegenüberſtehenden Felſen emportaſteten. „Nun ſchauen wir uns zunächſt einmal Gottes Zauber— gärtlein an, wie Sie es ungefähr zu nennen belieben würden“, ſagte Tino und wies auf die gefrorenen Zauber— geſtalten, die zu den Felſen herunterhingen und Eldas Phantaſie ſeltſame Rätſel aufgaben. Sie konnte ſich nicht Arvenhofgefängniſſes zu tun vermögen. Ich erwarte Sie wieder Sie lachten beide herzlich, und ihre Hände drückten ſich ſatt daran ſehen. „Und noch ein kleines Ende, und wir ſind am Ziel. Das Dorf liegt in der Mulde, die ſich hier oberhalb aus— ſtreckt. Ein wenig Anſtieg gibt es noch— warten Sie!“ Er ſtieg voraus und überquerte den ſchneeigen Nord- rücken, den die Sonne noch unbeleckt gelaſſen. Sie mußte in ſeine Furchen treten, und ſo ging es leidlich bergan Dem Kind des Mittellandes fiel es nicht ganz leicht. Endlich ſtanden ſie auf der Höhe und hatten ge— wonnenes Spiel. Der Glaſt der Februarſonne ſtrich über das im Schutze der Mulde liegende Dorf, wie ſanfte Frauenhände. „Dort iſt mein Haus“, ſagte Tino und zeigte auf ein ſchneeweißes Gebäude, das ſich ein wenig von den übrigen Häuſern abhob.„Dann ſind wir am Ziel. Wird es Ihnen nicht zu ſchwer?“ „O nein!“ rief Elda in den goldenen Tag hinein.„Es iſt ja ſo ſchön!“ Sie war ſo im Bewußtſein ihres Freiheitgenießens verſunken, daß ſie eine kurze Zeitlang die Arvenhofleute vergeſſen konnte. Es kam über ſie wie ein Rauſch des Naturgenuſſes. Sie ſchnallten ihre Hölzer ab und luden ſie über die Schulter, wie zwei Sportkameraden ſchritten ſie in ihrem ſchweren Schuhwerk gerade aus, durch dick und dünn dieſer aufgetauten und wieder gefrorenen Bergſtraße. Eine hohe Stiege führte in das ſchon reichlich ſüd⸗ ländiſch angelegte Dorf hinauf zum Kirch- und Gaſthof platz, wo ſich das eigentliche Leben des Ortes abſpielte. In einem Nebenwege verſchwanden ſie. Hier ſtand Tinos Haus. Es war nach Tiroler Art gebaut mit grünen Läden, deshalb fiel es auf. Eine braune, geſchnitzte Galerie lief an der Giebelwand entlang. Er ſchloß die Tür auf. Ein kelleriger Geruch draug zu den Draußenſtehenden— wie lange nicht gelüftet. Dann ging er durchs Haus und öffnete von drinnen die Tür eines kleinen Anbaues, der ſein Atelier zu ſein ſchien. „Treten Sie ein!“ bat er Elda, die prüfenden Blickes über das verſchneite Eigentum des Valentin Hofer ſchaute. Er führte ſie hinein in den kalten, einſamen Raum und ſchlug die Läden zurück. Das Oberlicht war noch vom Schnee verdeckt, nur hin und wieder lugten die Tages- ſtrahlen durch die Lücken herein, die die Sonne geſchaffen hatte. „Wollen Sie einen Augenblick warten?“ bat er und ſchaltete ein elektriſches Oeſchen ein, ſo daß es binnen kurzem angenehm warm wurde. Dann führte er ſie umher. Sie ſtaunte ſtill und ver⸗ mochte nicht viel zu ſagen. Es überwältigte ſie die reiche Kunſt dieſes— Wildlings. „Und das ſind— Sie, Taneda!“ ſagte er plötzlich ung wies auf ein faſt vollendetes Madonnengemälde. Sie ſchlug erſchrocken die Hände zuſammen. „Wann— entſtand das alles? Sie waren ſelten hier unten!“(Fottſetzung folgt.) * in der grünen Hölle Zum Abſchluß des zweieinhalbjährigen Krieges am Gran Chaco. Von einem Deutſchen, der in länge⸗ rem Aufenthalt in Südamerika die Ver⸗ hältniſſe in Bolivien und Paraguay zu ſtudieren Gelegenheit hatte, geht uns nachſtehende Schilderung zu: Nach mehr als 2½½ Jahren faſt ununter⸗ hrochener Gefechts- und Kampfhandlungen ſcheint der Krieg zwiſchen Bolivien und Pa⸗ raguay ſein Ende erreicht zu haben. Von vornherein befand ſich Paraguay in einer vielfach günſtigeren Lage. Die Entfernung vom Altiplano, der Hochebene von La Paz, bis zu den Forts bzw. dem Kriegsſchauplatz beträgt 2000 km. Hiervon entfallen 800 km auf Eiſenbahnſtrecken, 200 km auf normale Straßen, 600 km auf ſchlechte und der Reſt auf ſehr ſchlechte Wege. Die Bewältigung der ganzen Strecke erfordert mindeſtens 14 Tage. lleber den Pilcomayo, auf deſſen öſtlicher Seite die Forts liegen, müſſen die Truppen auf Seilfähren oder Kähnen übergeſetzt wer⸗ den. Im Gegenſatz hierzu läßt ſich der An⸗ marſch für die Paraguqyer in 3 bis 4 Tagen ohne Mühe bewerkſtelligen. Aehnlich ungün⸗ ſtig wie die Frage des Transports liegen für Bolivien auch die Verhältniſſe in der Koſtenfrage. Den durch einen vier; zehntägigen, äußerſt mühevollen Anmarſch abgeſpannten Bolivianer erwartete bei ſeiner Ankunft der ihm gänzlich unbekannte Chaco und forderte ein vielfaches von dem. was er vorher leiſten mußte. Eine unſägliche feuchte Hitze in tiefgelegener Urwald⸗ und Sumpfgegend ſtellt an die Widerſtandskraft der meiſt aus Höhen von 3000 oder 4000 Meter ſtammen⸗ den Bolivianer die unerhörteſten Anforde- rungen. Für den Paraguayer iſt eine Um⸗ ſtellung ſeines Körpers ſo gut wie gar nicht erforderlich. Das Klima ſeines Landes iſt dem des Chaco ſehr ähnlich. Bei ſeinem ſehr viel(faſt um vier Fünftel) kürzeren An⸗ marſchweg kommt er noch friſch auf dem Kriegsſchauplaz an und findet hier ein Klima vor, das wohl um einige Grade hei⸗ zer iſt als zu Hauſe, ihm aber im großen und ganzen durchaus vertraut iſt. Der Nachſchub. von vitalſter Bedeutung für Leben und Kampf der an der Front befindlichen Trup⸗ pen, bot für Paraguay wegen der ſehr viel kürzeren und bequemeren Verbindungslinie von der Hauptſtadt zum Kriegsſchauplaß weit geringere Schwierigkeiten als für Boli⸗ ien. Was beide Länder im Chaco geleiſtet haben, kann uns nur mit Reſpekt erfüllen. Und der brave Bolivianer, deſſen Qualitäten als Schütze, Marſchierer und harter Soldat General Kundt, der Organiſator des bolivianiſchen Heeres, vor dem Kriege oft in den Ausdrücken der höchſten Anerkennung und Bewunderung gerühmt hat, tat hier eine Pflicht in ebenſo vorbildlicher Weiſe, wie ſein vom Kriegsgott bisher begünſtigter Gegner. Warum aber mußten Jehntauſende dort ihr Leben laſſen? Weil engliſchen und argentiniſchen Kapitali⸗ ſten, die ſeit Jahrzehnten große Juveſtierun. gen in Eiſenbahn- und Quebracho-Induſtrien gemacht haben, erzählt wurde, daß im 6 haco große Oelvorkommen ſeien, und dieſe from⸗ me Mär von der Paraguaniſchen Regierung als Tatſache und damit der ganze Feldzug Ils ein äugerſt lohnendes Geſchäft hingeſtellt SON DON O N22 2E wurde. Oberſt Guerrero iſt der Auffaſſung, daß Paraguay den Krieg mit eigenen Mitteln nur 6 Monate hätte führen können. Die Hilfe eines anderen Landes habe jedes Maß der Vorausſicht unmöglich gemacht. Nur dieſe Hilfe erkläre es, daß eine arme Nation von weni⸗ ger als 1 Million Einwohnern und fährli⸗ chen Einnahmen von nicht einmal 8 Millio- nen argentiniſcher Peſos ſchon ſo lange ein Operationsheer von 40 bis 50 000 Mann nebſt einem Ueberfluß von modernem Kriegs- material unterhalte. a 5 Der wirkliche Grund des Krieges liegt aber nicht in dem im Chaco vorgetäuſchten Oel⸗ vorkommen— die Petroleumquellen liegen einige 100 km vom Chaco entfernt in den Ausläufern der bolivianiſchen Cordilleren, in einem Gebiet, deſſen Beſitz nie beſtritten wurde— ſondern allein daran, daß Boli⸗ vien ſein verbrieftes Recht auf den Para— guay⸗Fluß, der als einziger Zugang zum Meer für Bolivien eine Lebensnotwendigkeit iſt, von Paraguay ſtreitig gemacht wird. Bolivien hat keine Küſte. Mit einer Bevöl⸗ ö kerung von etwa 3 Millionen Einwohnern und einem Staatsgebiet von faſt 1 Millio⸗ nen Quadratkilometern iſt es in ſeinem weſt⸗ lichen Teil reich an Mineralſchätzen, wie Sil⸗ ber, Kupfer, Gold, Wismut, Wolfram, aber auch an Kautſchuk, Wolle uſw., für die auf dem Weltmarkt große Nachfrage herrſcht. Dieſe Produkte gehen per Bahn an den Chi⸗ leniſchen Hafen Antovagaſta und den Perua⸗ niſchen Hafen Mollendo an der Pazifiſchen Küſte. Der öſtlich der Hochcordilleren Bolt⸗ viens gelegene Teil mit ſeinen landwirt⸗ ſchaftlichen Produkten, mit Kakao und Kaffee ſowie mit ſeinen Petroleumquellen. iſt aber auf die Atlantiſche Küſte angewieſen. Des⸗ halb braucht Bolivien einen unbelaſteten Zu- gang zur Atlantiſchen Küſte wie das tägliche Brok. Eine Entwicklung Boliviens läuft aber dem Intereſſe von Paraguay Argentinien entgegen, darum verſucht man, mit allen Mikteln Bolivien vom Paraguay-Fluß abzu— drängen. Reform der englischen Orthographie? Jedem Ausländer, der die engliſche Spra⸗ che erlernen will, macht die komplizierte und zuweilen ſcheinbar recht unlogiſche engliſche Rechtſchreibung große Schwierigkeiten. Das geht aber, wenn auch nicht in aleichem Maße, auch den Engländern ſelbſt ſo. Neuerdings mehren ſich daher die Stimmen, die eine Re⸗ form der engliſchen Orthographie fordern und vor allem wünſchen, daß die Rechtſchrei⸗ bung weniger Rückſicht auf die Entſtehung der Wörter als auf ihre heutige Ausſprache nimmt. Es wird in dieſem Zuſammenhang auf Holland verwieſen. das im vorigen Jahre eine radikale Veränderung ſeiner Rechtſchreibung vorgenommen hat. Augen blicklich beſteht zwar die alte Rechtſchreibung noch neben der vereinfachten weiter, aber neuerdings gehen bereits die Zeitungen zu der neuen Form über, die vermutlich in we⸗ nigen Jahren die allein gültige ſein wird —* 20 Vorgänger des„Maxim Gorki Das verunglückte ſowjetruſſiſche Rieſen flugzeug„Maxim Gorgi“, an deſſen Stell, jetzt drei Luftgiganten treten ſollen, hat ir Rußland ſchon im Jahre 1812 einen Vor gänger gehabt. Damals ſchlug ein gewiſſer Franz Leppich, Deutſcher oder Franzoſe, der Bau eines gewaltigen lenkbaren Luftſchiffes nor, das 50 Mann tragen und im Krieg ge meinte ſie mit ungewohnter Schüchternheit.„Erſt bis man mir gar nichts anſieht...“ „Sie ſind doch geheilt“, erwiderte der Arzt.„Es ſich nur noch darum, daß ſie den Former von nun an in immer größeren Zwiſchenräumen für einige Stunden an legen...“ nötig iſt?“ Urheberrechtsschutz: Fünf Türme-Verlag, Halle(Saale) Pips leugnete mit kecker Stirn und meinte mit ihrem . „Wie lange kann es dauern, bis „Etwa acht bis zehn Tage... 39„So möchte ich ſolange noch hierbleiben, wen es an geht. Aber natürlich, wenn Sie das Zimmer brauchen. gen Napoleon eingesetzt werden ſollte. Gene⸗ ral Roſtoptſchin, der Moskau in Brand ſteckte, und General Kutuſow, der ſpätere Beſieger Napoleons, befürworteten merk⸗ würdigerweiſe das Projekt, das für die da⸗ malige Zeit eine Ungeheuerlichkeit darſtellte, und Leppich begann mit dem Bau. Es iſt überflüſſig zu ſagen, daß das Luft⸗ ſchiff ſeinen erſten Flug nicht erlebte. Es be⸗ ſtand aus einem gewaltigen Ballon und ſollte durch zwei Flügel, die durch Handkraft auf und ab bewegt wurden. ſeine Antriebskraft erhalten. Die Flügel brachen jedoch ab, als ſie in der Luft ihre Brauchbarkeit beweiſen ſollten, und der Ballon ſtürzte in den Park eines Gutshofes.„Dieſer Leppich“, ſchrieb darauf Roſtoptſchin an den Kaiſer Alexander, „iſt entweder ein Verrückter oder ein Be— trüger“. Obwohl Leppich weder das eine noch das andere war, mußte er Rußland ſchleunigſt verlaſſen, bevor er ſein Experi- ment wiederholen konnte. Ob ſein Luftſchiff überhaupt in der Lage war, 50 Menſchen zu tragen, darf man bezweifeln, da es dann die Größe eines mittleren Zeppelins hätte haben müſſen. Zur Erinnerung an Marſthall Nen Viele Offiziere und Marſchälle mußten nach 1815 die Treue, mit der ſie ſich Napoleon nach ſeiner Rückkehr von Elba zur Verfügung geſtellt hatten, mit ihrem Leben bezahlen, darunter auch der berühmte Marſchall Ney, dem nach der Niederlage Napoleons von der Kammer der Pairs der Prozeß gemacht wur⸗ de. Am 6. Dezember 1815 wurde der Mar⸗ ſchall zum Tode verurteilt und einen Tag ſpäter hingerichtet. Auf Vorſchlag des Ge⸗ nerals Bourgeois hat jetzt das Büro des Senats, der gewiſſermaßen der Nachfolger der Pairskammer iſt, beſchloſſen, das dem Marſchall angetane Unrecht wieder gutzu⸗ machen und über der Tür des Zimmers im Palais du Luxembourg, in dem Marſchall Ney während ſeines Prozeſſes gefangen war, eine Gedenktafel anzubringen. Der Einweihungsfeier werden die Nach— kommen des Marſchalls, der den Titel eines Fürſten von Moskau führte, ferner die Nach kommen derjenigen Pairs, die damals gegen die Verurteilung des Marſchalls geſtimmt hat⸗ ten, beiwohnen. Unter dieſen befindet ſich auch der Herzog von Broglie. Küntliches Nadium Im Leningrader Radiuminſtitut hat man einen Apparat für Atomzertrümmerung auf. geſtellt, der angeblich der größte ſeiner Art iſt. Der Apparat entwickelt eine Spannung von nicht weniger als 15 bis 18 Millionen Volt, obwohl der erſte Stromkreis nur einer Ladung von 30 000 Volt bedarf. Der Mag- net des Apparates iſt 150 Tonnen ſchwer; er kann mehrere Eiſenbahnwaggons ziehen. Er iſt. wie die ruſſiſchen Blätter mit Stolz betonen„der größte Magnet der Welt“. Die Sowjetgelehrten wollen verſuchen, mit dem gewaltigen Apparat gewöhnliche Stoffe radioaktio zu machen. alſo künſtliches Ra dium zu ſchaffen, das weſentlich billiger ſein ſoll als natürliches. Es iſt bereits einmal 2 Amerikanern gelungen, durch ein 17ſtündiges Bombardement gewöhnliches Tafelſalz zu ak⸗ tivieren. Die dabei verwandt Spannung betrug drei Millionen Volt. Der Apparat der Amerikaner war bisher der größte, den es gab. 5 Sowjetmaſchinen haben meiſt den Fehler, nicht zu funktionieren. Hoffentlich hat man mit der neuen„Atomkanone“ mehr Glück. handelt war vordem Charakter in Knollen? Was Ihre Umgebung hatten durch ihre originelle Ausdrucksweiſ 10 ihr eigen war, zum Liebling des wußte man mit ihr jetzt nichts wollte nichts eſſen und verbrachte Stunden auch das nicht mehr 47 Sie fieberte, Großlampf der Wagen Europas größtes Rennen auf dem Nürburg⸗ ring am 16. Juni. Am 16. Juni jagen wieder die Maſchinen und rattern die Motore auf dem Nürburg⸗ ring. Zum erſten Male ſeit der Einweihung im Jahre 1927 iſt Internationales Eifelrennen. Das„größte Rennen Eu⸗ ropas“ nennt die Rennleitun, dieſes Sport⸗ ereignis und der Umfang der Nennungen, die vorliegen, berechtigt ebenſo zu dieſer Klaſſifizierung wie der Charakter der Strecke, die durch raſch wechſelnde, ſehr emp⸗ findliche Höhenunterſchiede und die Zahl der Kurven höchſte Anforderungen an Fahrer und Fahrzeug ſtellt; der Nürburgring iſt die ideale Rennſtrecke, gleichſam die Reifeprüfung für Mann und Wagen. Hier in der Eifel iſt der Mann noch was wert, da entſcheiden techniſches Können, blitzſchnelles Erfaſſen der Situation, kühler Entſchluß und Nerven faſt noch mehr als die unbedingte Verläßlichkeit des Wagens in all ſeinen Einzelteilen. Einhundertzweiundſte⸗ benzig Kurven liegen in der 28 264.6 m lan⸗ gen Strecke, davon ſind 88 Linkskurven und 84 Rechtskurven, von denen ſich eine ganze Reihe durch ihren raſchen Wechſel zu S-Kur⸗ ven verbinden. In der Strecke liegen erheb⸗ liche Steigungen und beim einmaligen Be— fahren iſt ein Höhenunterſchied von 70 0 m zu überwinden. Der kleinſte Kur⸗ venradius beträgt 25 m. Dieſe wenigen tech⸗ niſchen Angaben kennzeichnen die Schwierig⸗ keiten der Strecke, geben eine kleine Ahnung von der Beanſpruchung von Material und Menſchen. Die Art der Strecke macht größte Sicherungsmaßnahmen erforderlich. Signalanlagen laufen entlang der ganzen Bahn, an wichtigen Punkten ſind zehn Hauptkontrollpoſten auf— gebaut, die jeweils mit Sanitäts- und Beob⸗ achtungsraum ausgeſtattet ſind; außerdem ſind insgeſamt 51 Nebenkontrollpoſten vor— handen. Aehnliche Anforderungen wie an den Sicherheitsdienſt werden an die Organi⸗ ſation der funktechniſchen Ueber⸗ tragung geſtellt, die der Reichsſen⸗ der Frankfurt ausführt und die Millio- nen von Menſchen an dem Ablauf des Ren— nens und des Ringens um die Qualifikation des beſten Mannes und der beſten Maſchine, an ſeinem wechſelvollen Verlauf, ſeinen Hö— hepunkten und ſeiner Entſcheidung teilneh- men läßt Die beſten Sprecher werden ein— geſetzt; ſechs Stellen, nämlich am Start und Ziel, an der Poſtſtraße, im Adenauer Forſt, am Karuſſell, Schwalbenſchwanz und der Döttinger Höhe ſtehen die Uebertragung wagen mit den Mikrophonen, die es den hern geſtatte Sprec atten, dem Rennen in allen Etappen zu folgen. Auf der Döttinger Höhe befindet ſich die tech— niſche Zentrale, von wo aus die Mikrophone von Staffel zu Staffe! weitergeſchaltet wer den. An Start und Ziel wird wieder wie in früheren Jahren der bekannte Frankfurter Rundfunkſprecher Dr. Paul Laven ſtehen. Dort wird ſich außerdem ein Aufbau am Erſatzteillager befinden. um den wichtigen Reifenwechſel auch aus nächſter Nähe ſchil— dern zu k 6 Alles Allem: Eine funk— techniſche Organiſation, die Intendanz (Hanns Otto Fricke) und techniſche Leitung (Oberingenieur Ernſt Becker) des Reichsſen— ders Frankfurt a. M. im Rahmen ihrer Auf— Poſten ſehen auf vorderſtem ehe! Und wieder vergingen einige Tage, während derer Pips, von völliger Hoffnungsloſigkeit übermannt, Idee dieſer abſcheulichen Naſenkorrektur häßlich ihrem konnte aus ihre verfluchte. Sie aber es a geweſen, wohl— Geſicht nicht leicht. War ſie vordem 8 Reiz, der Perſonals geworden, ſo anzufangen. trockenen Humor: „Es wird halt noch ſolche Schönheiten geben...“ f „Man kann ſchon faſt von einer Doppelgängerin ſpiechen.— Haben Sie Angehörige?“ ſetzte er unvermittelt hinzu. „Warum?“ erkundigte ſich Pips diplomatiſch. 6 „Weil Sie ſo allein ſind und, wie ich höre, auch nie. Poſt bekommen.“ Pips wurde verlegen und antwortete nicht. ö „Mich geht das nichts an— aber wiſſen Sie, was ich glaube, Fräulein Wellmann: Sie ſind von zu Hauſe durch⸗ gebrannt. Wenn ich Ihr Vater wäre, würde ich Sie an den Ohren nehmen, beim Heimkommen...“ Pips lachte. Die Idee, daß Willy ſich trauen würde, ſie an den Ohren zu nehmen! Der gute Profeſſor hatte keine Ahnung, wen er vor ſich hatte. Sie lenkte das Geſpräch geſchickt auf ein anderes Gebiet und wußte ſo klug und ſeſſelnd zu plaudern, daß der ge⸗ lehrte Herr Zeit und Weile vergaß. „Wie lange wollen Sie uns noch das Vergnügen Ihrer Anweſenheit ſchenken?“ fragte er eines Tages lächelnd. „Wir könnten das Zimmer jetzt gut brauchen— aber natür⸗ lich, wenn Sie ſich noch nicht wohl genug fühlen...“ Pips ſah ihn erſchreckt an. Ein Leidender mußte viel⸗ leicht ihretwillen warten, wo ſie nur aus Feigheit ihre Abreiſe verzögerte, aus Angſt vor der neuen Pips. „Ich möchte vollkommen geheilt ſein, wenn ich abreiſe“, Der Arzt zuckte die Achſeln.„Wenn Sie bleiben wollen, dann wird ſchon Rat werden. Ich denke mir, Sie wollen ſich noch nicht ſehen laſſen, ehe Sie wieder normal ſind— die Gründe brauche ich nicht zu wiſſen. Alſo wollen wir morgen die feierliche Enthüllung vornehmen, damit Sie endlich das Reſultat Ihrer Heldentat erkennen“, lachte der Profeſſor gutgelaunt. Und dann war es ſoweit. Als man Pips den Spiegel vorhielt, blickte ſie ſich zuerſt um. Wer ſtand denn hinter ihr? Die Umſtehenden lachten Das waren ſie gewohnt. Dann blickte ſie aufmerkſam ins Glas. Alſo das war ſie? Die neue, verſchönerte Pips? Mit den großen, erſchrockenen Augen, den zerſprungenen Lippen und der rot angelaufenen, ein wenig verquollenen Naſe? Das ſollte ſie ſein? Sie wandte ſich mit einer hilfloſen Gebärde an den Profeſſor, der ſie aufmerkſam beobachtet hatte, und begann zu weinen wie ein kleines Kind. Der Arzt ſtrich ihr beruhigend übers Haar:„Na— na, nur ruhig— ſo bleibt es ja nicht. In einigen Tagen, da werden Sie ſtaunen, wie völlig ſich das Bild verändert. Es iſt prachtvoll gelungen— ein Naſerl, wie gedrechſelt, fein und zierlich. Er“ wird Sie beſtimmt nicht erkennen, dafür garantiere ich.“ g 8 85 Pips ſchluchzte, und die Pflegerin mußte ſie wie ein Kind behandeln, als ſie ſich ſchneuzen wollte.„Geben Sie ihr Baldrian“, meinte der Arzt.„Solche Nervengeſchichten ſind alltäglich in derartigen Fällen.“ in einer wortloſen Starrheit, die beängſtigend wirkte. Es dauerte nahezu drei Wochen, bis Pips ſich mit un- gläubigem Staunen wieder im Spiegel erblickte. Sie hatte es vermieden, ſich zu ſehen, und man mußte ſie förmlich dazu zwingen. Es war wirklich ſo, wie es der Peofeſſor verheißen Ein zierlich gedrechſeltes Näschen war es geworden. Pips ſchüttelte immer wieder den Kopf. Eine völlig verwandelte, eine ausgetauſchte Pips. Ob ſie ſich gefiel? Nein. Sie gefiel ſich abſolut nicht. Sie ſah jetzt aus wie alle andern... Das war das endlich zuſammengefaßte Urteil. ü „Ob wohl ſo ein Frauenzimmer weiß, was ſie eigentlich! will?“ brummte der Profeſſor, als ſie ihm das in ihrer Art anvertraute.„Ich habe Ihnen gleich geſagt, es iſt ſchade um Ihr markantes und ungewöhnliches Profil. Aber Sie wollten mich ja nicht hören. Mir machen Sie teine Vorwürfe! Fehlt nur noch, daß Sie eine abermalige Korrektur verlangen“, meinte er halb lachend, halb ärgerlich. a Pips blickte ihn mit ſchief gelegtem Kopf an:„Ich will's vorläufig mit der Naſe verſuchen, Herr Profeſſor. Es kann aber ſchon ſein, daß ich auf Ihr Angebot zurücktomme.“ Auch die verwandelte Pips hatte eine Art, mit de Leuten nen der ſich kaum jemand entziehen konne hatte. umzu (Fortſetzung folat) Dio anon mu. Aeſene Velbig- Nannen. Erheberrechtsschutz: Fünf Türme-Verlag, 12) Nachdruck verboten. „Teſſow iſt fort“, wandte Julie ein. „Aber ſie iſt da und ſieht mich an und haßt mich und weiß, daß ich ihr ſchaden kann. Sag“— ſie faßte Julie un der Schulter—„das mit dem Geld— iſt das geklärt?“ „Es ſcheint ſo!“ „Es wäre nicht gut für Pa, wenn ich heimkehrte. Es wäre— eine Pein— für ihn. Und— ich liebe doch Pa!“ „Gutes Kind!“ Tante Julie küßte ſie wie früher auf die reine, weiße Mädchenſtirn.„Ich werde wieder einſam ein!“ ſagte ſie ein wenig traurig. Da ſchlang Elda ſtürmiſch wie immer die Arme um ſie. „Ach, Tante Julie ja, du, das iſt wahr! Aber ich vin doch kein Rumpelſtilzchen— ich kann mich nicht zer— teißen.“ Es klang faſt hilflos. „Weißt du, bleib doch hier auf dem Arvenhof!“ fuhr ſie fort.„Tante Linde iſt nicht mehr ſo friſch wie früher. Sie braucht ſchon eine Gefährtin.“ „Sie hal Tino und— dich!“ wehrte Julie. „Mich?— Tino? Wir zwei ſind— kein Geſpann für ſie!“ Elda lächelte, und ein leichter, roſiger Schimmer glitt über ihr Autlitz. „Vielleicht— doch!“ Sie ſchwiegen. Draußen häufte Valentin mit einer großen Furke den tauigen, geballten Schnee zu einem Berg an. Er ſah erhitzt und geſund aus, und auf der Stirn ſtanden ihm kleine Schweißperlen. Plötzlich ſah er auf und bemerkte, wie die beiden ihn beobachteten; er grüßte zum Fenſter hinein, aber Elda ſah weg. Ihre Blicke glitten ziellos umher und trafen ſich mit den Augen Tante Julies. Die waren hell und forſchend. „Es ſcheint jetzt beſſer mit ihm!“ ſagte ſie, indem ſie mit dem Kopfe gegen das Fenſter wies. „Wieſo?“ fragte Elda ſcharf. „Nun— Linde und er!“ „Ja, Tante Linde hat es leichter jetzt; er iſt öfter oben!“ „Sollte dies Intereſſe nur der Wirtſchaft Julie ſah angeſpaunt auf Elda. gelten?“ „Warum nicht?“ lenkte dieſe ab.„Er iſt nicht ſo ſchlecht und wild wie er ſcheint.“ „Nein?“ „Er iſt doch— ein Künſtler.“ „Und har ſeiner Mutter oft das Leben ſo ſchwer ge— macht— hier oben, bis der Vater ſelbſt daran ging, Linde ſicherzuſtellen. Das hat ihr der Sohn nie verziehen. Er har ſie nie Mutter' genannt.“ „Er ham es doch getan!“ er?“ In Julies Augen drückte ſich Miß— trauen aus. Linde trat „Hal herein, die Pfeife hing ihr wieder im Munde; ſie hatten draußen auf dem Stückchen Kartoffel- acker gepflügt, da mußte ſie dabei ſein. Es ſchien ihr aus⸗ gezeichnet zu gehen, denn ſie ſah friſch und gerötet aus. Ihre Stimme, die im Kommandoton, aber ſtets gütig klang, war ſchon von weitem zu hören geweſen. As Elda kurzerhand ab. „Daraus kann nichts werden, denn du mußt erſt unſeren Frühling kennenlernen. Das iſt ſchon das non plus ultra hier. Wir laſſen dich einfach nicht fort.“ Als Julie ihr den Brief des Doktors Renner zeigte, ihr Geſicht ernſt. „Oho!“ ſagte ſie ſtreng. ſprochen?“ „Sie will nicht!“ erwiderte Julie. „Kann ich mir denten! Alſo er hat ſo etwas wie— Heimweh nach dir, mein Kind!“ wandte ſie ſich an Elda, die jetzt verſtohlen nach dem Fenſter ſchaute. „Soll er herkommen!“ ſagte dieſe trocken. „Recht haſt du ſchon. Uebrigens haſt du geleſen, es klingt ernſt:„Ich habe ſonſt nichts auf der Welt als mein Kind'!“ Da horchte Elda auf. „Pa?“ „Bring es mir zut zu machen.“ „Pa?“ rief Elda noch dazwiſchen.„Was iſt es mir nicht, Tante Julie?“ „Du wollteſt ja nicht!“ „Freilich— Bruſt. „Ja— dann dann nein ſie iſt bei ihm; ſie würde mich wieder quälen. Wir würden uns nicht ver— ſtehen. Pa betrüben, Zwietracht ſäen. Nein, mein Platz iſt nicht mehr dort in der fernen Stadt— mein Platz iſt— er iſt— hier.“ „Du mußt wiſſen, Elda, was du tuſt!“ ſagte Tante Julie. „Ich weiß es!“ Die Hoferin ſchwieg. Elda hatte zu entſcheiden. Das Mädchen war in Monaten mehr gereift als daheim in Jahren. Sie hatte vergleichen, Menſchen gegen⸗ von wurde „Haſt du— mit Elda ge zurück, Julie! Ich habe viel an ihm einmal, jetzt das 7 Warum ſagteſt du überſtellen gelernt, ſich ſelbſt erkannt— ihre Gaben und Julies Reiſeabſichten anſing, wehrte ſie ja!“ Sie ſenkte nachdenklich den Kopf zur ö ö 0 1 leidenſchaftlicher —— Arnenhof Halle(Saale) Eigenheiten. Sie war ein kleiner, rechter Menſch ge⸗ worden. Sie kann ſchon die Verantwortung über ſich ſelbſt auf ſich nehmen!, dachte Linde. 3 Balzer war aufgewacht und machte Guckguck, lugte hinter den Vorhängen hervor und ſuchte Elda. „Taneda!“ Das war der Rhythmus einer Sprache, die ſeinem ernſten Erſindungsgeiſt entſprungen und Elda wie Muſik klang. Das erſte, was er begehrte mit ſeinem kaum einjährigen Kinderwillen— und die Tante Elda, dieſe Taneda, ſollte von ihm gehen? Sie nahm den Knaben hoch und ging vor die Tür, wo Tino eben ausruhte. Als er ſie beide kommen ſah, hellten ſich ſeine Züge ſeltſam auf. „Ich möchte nun nicht länger warten, Fräulein Elda!“ ſagte er.„Der Weg iſt frei von Schnee. Wollen Sie mit mir ins Dorf herunterkommen? Ich möchte Ihnen— die— Madonna zeigen.“ Elda ſchien verwirrt. Sie wußte, Taute Linde ſah das nicht gern, wollte überhaupt nicht, daß ſie viel mit Tino zuſammen war. Das hatte ſie längſt gemerkt. Sie fand ſchwer eine Antwort. „Balzer wird mich vermiſſen“, ſagte ſie endlich auf⸗ atmend. „Sind ja genug Frauen hier oben, die Julie will auch einmal Mutter ſpielen“, erwiderte er.„Fürchten Sie ſich — vor mir? Man hat Sie gewarnt. Ich weiß. Die Hoferin traut mir nicht. Ein Spieler, ein Trinker, ein Treuloſer! Tia, Fräulein, da gibt's verflucht wenig gute Seiten! Aber— malen— das kann er, und das— möchte ich Ihnen einmal zeigen, damit Sie doch ein klein wenig Achtung vor dem Wildling haben!“ „Die habe ich!“ lachte Elda.„Ich habe geſehen, was Sie können!“ „Ach das?“ Er machte eine abwehrende Handbewegung. „Sie meinen die da drin? Das iſt Akademiearbeit! Heute nt„ be 5 an den gegenüberſtehenden Felſen emportaſteten. bin ich weiter. Sind Sie nicht neugierig?“ Gewiß, ſie war es, aber ſie wußte im ſelben Augen⸗ blick, daß Tante Linde ihr nicht gern die Erlaubnis geben würde. Sie hatte es bisher immer zu verhindern gewußt. „Ich— möchte— Ihre Mutter fragen, wann.. 175 „Nein!“ donnerte er ſie an.„Dieſen Weg wollen wir gehen, ohne zu fragen, Taneda!“ Er nannte ſie jetzt oft nach Balzers Spracherfindung.„Sie ſind ein erwachſenes Mädchen. Zeigen Sie einmal, was Sie außerhalb des Arvenhofgefängniſſes zu tun vermögen. Ich erwarte Sie morgen früh beim Oberland.“ „Der Arvenhof iſt kein Gefängnis, Herr Hofer. Für mich bedeutet er die Freiheit!“ ſagte Elda beſtimmt. „Nun gut, wie Sie wollen. Alſo auf morgen. Ich er⸗ warte Sie!“ Er ſcherzte mit Balzer und ſah ſie dabei von der Seite an. „Ja!“ ſagte Elda, und es war zum erſten Male, ſeit ſie hier oben über den Tälern weilte, als ſchnüre ihr etwas die Luft ab, und als läge ein Druck über ihr, wie wenn ſie in den Straßen einer dickluftigen Stadt ginge. Als ſie ſpäter den ſich ſtemmenden, zappelnden Buben wieder hereinbrachte, vermochte ſie den beiden Frauen nicht ins Geſicht zu ſehen. Es war das erſte Geheimnis, das ſie von Linde trennte. „Das iſt Eldas Werk!“ ſagte die Hoferin, den Buben auf den Arm nehmend.„Der Bub mag es ihr danken, was ſie aus ihm gemacht hat; er war ein Zärtling, als ſie ihn in Pflege nahm.“ Elda ſenkte das Haupt. „Ich habe es immer gern getan, und ich danke dir auch, d r 5 n dieſer aufgetauten und wieder gefrorenen Bergſtraße, daß du ihn mir anvertraut haſt, Tante Linde“, erwiderte ſie, etwas ſcheu. „D ſagte lachend die Hoferin. „Das Mädel iſt ein Segen auf dem Hof, Julie. mußt ſie uns laſſen. Auch der Tino iſt wie verwandelt. hat uns das Glück gebracht.“ Elda wäre es lieber geweſen, ſie hätte einen Tadel er— halten. Di 8. U le Sechzehntes Kapitel. „Geben Sie mir die Hand. Der Weg iſt ſchlüpfrig, und der Froſt, der über Nacht eingeſetzt hat, wird von der Sonne aufgetaut. Es rieſelt überall wie Quellen aus der Erde!“ ſagte Tino und führte Elda durch den Wald, der ſich dicht und ernſt um ſie breitete. Sie waren beide auf Schneeſchuhen von der Höhe ge— kommen. Elda hatte es in den letzten Wochen noch mit Valentins Hilfe erlernn Heute war das Vorwärtskommen ſchwer, denn hie und da begann die Schneedecke ſchon be— denklich dünn zu werden. „Das iſt mein Wald“, fuhr er fort,„den hat mir Vater geſchenkt. Der ganze Forſt heißt Sankt Valentin. Ich liebe ihn— dieſen Wald. Er iſt wie ein Freund, ver⸗ ſchwiegen und treu. Er überlebt mich und noch manche Geſchlechter— das beruhigt.“ „Ja, es iſt wie in einer Kirche. Nur freier und be⸗ ſchwingter. Man könnte es Gottes Sommerhaus nennen!“ erwiderte Elda. Sie lachten beide herzlich, und ihre Hände drückten ſich Da mußt du dich ſchon bei ſeinem Vater bedanken“, ſeſt ineinander, denn der Weg ging ſteil abwärts, an einem Steinbruch entlang. „Und im Sommer— iſt es da luftig hier?“ fragte ſie. „Die Hitze brennt oft entſetzlich. Aber ſehen Sie, da ſind Wieſen, Moor ſogar; das kühlt und erfriſcht. Zu⸗ weilen gibt es auch Waldbrände. Schauen Sie da drüben: Vigo Erwanis elterlicher Hof. Der Wald dahinter war im vorigen Jahre ein Flammenmeer!“ b Elda ſah entſetzt durch den kurzen Beſtand zu den gegenüberliegenden Höhen hinüber. 8 „Mein Gott! Wie kam das?“ „Hirten ſind zuweilen unvorſichtig!“ „Schrecklich! Sie ſollten das Rauchen verbieten!“ Er lachte kurz und faſt boshaft. „Wenn es die Herrin ſelber tut!“ „Es iſt ihre einzige Leidenſchaft“, verteidigte Elda, erſchrocken, daß ſie dies Thema angeſchlagen. „Aber eine gefährliche. Sie ſehen, man ſoll nicht mit Steinen werfen, wenn man ſelbſt im Glashaus ſitzt.“ „Das tut Tante Linde auch nicht.“ „Ich möchte, ich hätte auch einmal eine ſolche Heilige, die meine Fürſprecherin iſt!“ ſagte er drollig-ſchwermütig. Sie lachten ſich beide an, und er legte jetzt die Hand um ihre Hüfte, denn der Pfad ward ſchmaler und immer ſteiniger. Er ſchob ſie förmlich vorwärts, aber ſie machte ſich los und taſtete ſich an eng beiſammenſtehenden Bäumen mühſam weiter. Hier und da glitt ein Tropfen, von der Sonne vergoldet, zur Erde nieder. Das war das einzige Geräuſch in dieſer Einſamkeit. „Wintermärchen!“ ſagte er halblaut, und ſie nickte ſchweigend. Als ſie auf die Blöße kamen, ſahen ſie weit unten das Dorf liegen. Gelbgrüne Matten mit mangelhaften Schneeflächen breiteten ſich um die Häuſer. Im Sonnen- licht flimmerten die Fenſterſcheiben. „Wir werden die Skier einſtellen müſſen“, ſagte er. „Ich ſattle meinen Muli, damit Sie recht vorwärts kommen.“ „Wir müſſen bis da hinunter?“ fragte ſie.„Warum ſind wir nicht auf der Straße...“ „Weil es da herum ſchöner iſt.“ „Die Schlucht?!“ „Der Bach hängt noch voller Eiszapfen— das müſſen Sie ſehen!“ Er führte ſie jetzt ganz ſteil hinunter. Es ging ſchlecht mit den Hölzern— Elda war unſicher, und die Kraft ging ihr aus. „So— jetzt ſind wir unten“, ſagte Tino und ſtellte ſie mit beiden Händen feſt auf den Boden. „Und nun?“ fragte Elda, deren Augen etwas beſorgt „Nun ſchauen wir uns zunächſt einmal Gottes Zauber— gärtlein an, wie Sie es ungefähr zu nennen belieben würden“, ſagte Tino und wies auf die gefrorenen Zauber— geſtalten, die zu den Felſen herunterhingen und Eldas Phantaſie ſeltſame Rätſel aufgaben. Sie konnte ſich nicht ſatt daran ſehen. „Und noch ein kleines Ende, und wir ſind am Das Dorf liegt in der Mulde, die ſich hier oberhalb aus. ſtreckt. Ein wenig Anſtieg gibt es noch— warten Sie!“ Er ſtieg voraus und überquerte den ſchneeigen Nord- rücken, den die Sonne noch unbeleckt gelaſſen. Sie mußte in ſeine Furchen treten, und ſo ging es leidlich bergan. Dem Kind des Mittellandes fiel es nicht ganz leicht. Endlich ſtanden ſie auf der Höhe und hatten Nie! Jiet. ge-; wonnenes Spiel. Der Glaſt der Februarſonne ſtrich über das im Schutze der Mulde liegende Dorf, wie ſaufte Frauenhände. „Dort iſt mein Haus“, ſagte Tino und zeigte auf ein ſchneeweißes Gebäude, das ſich ein wenig von den übrigen 7 Häuſern abhob.„Dann ſind wir am Ziel. Wird es Ihnen nicht zu ſchwer?“ „O nein!“ rief Elda in den goldenen Tag hinein.„Es iſt ja ſo ſchön!“ Sie war ſo im Bewußtſein ihres Freiheitgenießens verſunken, daß ſie eine kurze Zeitlang die Arvenhofleute vergeſſen konnte. Es kam über ſie wie ein Rauſch des Naturgenuſſes. Sie ſchnallten ihre Hölzer ab und luden ſie über die Schulter, wie zwei Sportkameraden ſchritten ſie in ihrem ſchweren Schuhwerk gerade aus, durch dick und dunn Eine hohe Stiege führte in das ſchon reichlich ſüd—⸗ ländiſch angelegte Dorf hinauf zum Kirch- und Gaſthof platz, wo ſich das eigentliche Leben des Ortes abſpielte In einem Nebenwege verſchwanden ſie. Hier ſtand Tinos Haus. Es war nach Tiroler Art gebaut mit grünen Läden, deshalb ſiel auf. Eine braune, geſchnitzte es Galerie lief an der Giebelwand entlang. Er ſchloß die Tür auf. Ein kelleriger Geruch drang zu den Draußenſtehenden— wie lange nicht gelüftet. Dann ging er durchs Haus und öffnete von drinnen die Tür eines kleinen Anbaues, der ſein Atelier zu ſein ſchien. „Treten Sie ein!“ bat er Elda, die prüfenden Blickes über das verſchneite Eigentum des Valentin Hofer ſchaute. Er führte ſie hinein in den kalten, einſamen Naum und ſchlug die Läden zurück. Das Oberlicht war noch vom Schnee verdeckt, nur hin und wieder lugten die Tages⸗ ſtrahlen durch die Lücken herein, die die Sonne geſchaffen hatte. „Wollen Sie einen Augenblick warten?“ bat er und ſchaltete ein elektriſches Oeſchen ein, ſo daß es binnen kurzem angenehm warm wurde. Dann führte er ſie umher. Sie ſtaunte ſtill und ver⸗ mochte nicht viel zu ſagen. Es überwältigte ſie die reiche Kunſt dieſes— Wildlings. „Und das ſind— Sie, Taneda!“ ſagte er plötzlich ung wies auf ein faſt vollendetes Madonnengemälde. Sie ſchlug erſchrocken die Hände zuſammen. „Wann— entſtand das alles? Sie waren ſelten hier unten!“(Fortſetzung folgt.) tung aten dem heſrplag fat das Ausſehen eines Stadions gegeben. Zum Eröffnungstag am Camstag waren bereits Tauſende von Tur⸗ gern und Turnerinnen zur Feſtſtadt geeilt, darunter allein 85 Inhaber von Ehrenurkun⸗ den, die nur an ſolche Männer und Frauen Verliehen werden, die ſich beſondere Verdienſte um die Deutſche Turnerſchaft erworben haben. Am Abend zuvor war bereits die feierliche Uebergabe des Bundesbanners an die Stadt Coburg erfolgt. Württembergiſche durner hatten das Banner aus der Turnfeſt⸗ ſadt Stuttgart gebracht. In einem feſtlichen Zuge wurde das DT⸗Banner eingeholt. Na⸗ gens der Stadt Coburg begrüßte Oberſtudien⸗ dat Güntzel die Bannerüberbringer und Stutt⸗ garts Oberbürgermeiſter Dr. Strölin übergab dann das Banner. Am folgenden Vormittag wurde im Landes⸗ theater der Jubiläums⸗Turntag feierlich er⸗ öffnet. Das geſchmückte Haus war bis auf zen letzten Platz beſetzt. Nach der Coriolan⸗ buvertüre von Beethoven und Geſangsvor⸗ nägen der Coburger Sängerſchaft eröffnete der Führer der DT, Keichsſportführer v. Tſchammer und Oſten, den 22. Deutſchen Turntag. Er begrüßte in keiner Rede den Herzog und die Herzogin von Sachſen⸗Coburg⸗Gotha, die Vertreter der Be⸗ ſörden, der Partei, der deutſchen Lands⸗ nannſchaften und das VDA. Unter großem Beifall verlas er das Glückwunſchſchreiben des feichsminiſters Dr. Frick. Sodann entbot Oberbürgermeiſter Dr. Schmidt den Gäſten in Namen der Stadt Coburg ein herzliches Willkommen. Feſtakt auf dem Marktplaßk. Erneut bot ſich den Zuſchauern am frühen Nachmittag des Pfingſtſonntags ein farben⸗ prächtiges Bild, als ſich nach einer zweiſtün⸗ digen Mittagspauſe der große Feſtzug for⸗ mierte, der in vier Abteilungen nach dem Narktplatze marſchierte. Herzlich begrüßt wurde eine Ehrenkompagnie des Coburger Bataillons. Als Vertreter der Feſtſtadt Co- burg hielt Oberbürgermeiſter Dr. Schmidt eine Anſprache, Dr. Meinhauſen ſprach für die Landsmannſchaften und unterſtrich deren Jerbundenheit mit der Turnerſchaft. Ju⸗ belnd begrüßt ergriff der Führer der DT., Reichsſportführer von Tſchammer und Oſten das Wort. Er hob die Förderung des Sports durch den Führer und Reichskanzler Adolf hitler hervor und ging dann auf die Einfüh⸗ zung der allgemeinen Wehrpflicht über, die don allen Turnern freudig begrüßt worden ei. Anſchließend verlas er das Ankwork⸗Telegramm des Führers auf das Huldigungstelegramm der DT. Der führer an die DT.:„Der Deutſchen Turner⸗ ſhaft danke ich für die Grüße und das Ge⸗ lͤnis aus Coburg. Möge der Coburger kurnertag 1935 für die Deutſche Turner- haft nach den erhebenden Stunden in Stuttgart 1933 ein weiterer Markſtein in hrer Entwicklung ſein. Ich wünſche, daß die deutſche Turnerſchaft ihre hohe geſchichtliche Niſſion im Rahmen des Reichsbundes für deibesübungen auch weiterhin erfülle.“ Als Vertreter der Reichsregierung über— brachte Reichsſtatthalter General Ritter von Epp deren Grüße. Der Reichsſtatthalter zog eine Parallele zwiſchen der Deutſchen Tur— nerſchaft und dem Nationalſozialismus, denen beiden der Sieg des Reichsgedankens eigen ſei. die Ziele des DNIe der Neuaufbau des deutſchen Sportes wird vollendet. Im Rahmen der Veranſtaltungen des Deut⸗ ſchen Turntags machte der Führer der DT., Reichsſportführer von Tſchammer und Oſten, Ausführungen von programmatiſcher Bedeu— für die Vollendung des Neuaufbaues des ſchen Sports. Zur ſachlichen Gliederung des Reichsbundes wird nunmehr die über⸗ fachliche, regionale treten. An der Spitze des Reichsbundes ſteht der Reichsſportführer. Er beruft die Leiter der 23 Fachämter des Reichsbundes. Dieſe bilden mit weiteren bis zu zehn vom Reichsſportführer zu berufenden erſönlichkeiten den Führerrat. Der Reichs- ſportführer beruft für jeden Gau einen Gauführer des Reichsbundes. Er beſtätigt auf Vorſchlag der Fachamts⸗ eiter für jedes Fachamt einen Gaufachamts⸗ eiter. Unter dem Gauführer bilden die Gau— achamtsleiter den Führerrat des Gaues. Die gleiche Regelung gilt ſinngemäß für die Be⸗ zicke und Kreiſe. Die Aufgaben der Gaus, Bezirks- und Kreisführer des Reichsbundes ind überfachlicher Art. Die Aufgaben der den Gauführern beigeordneten Gaufachamtsleiter ind rein fachlicher Art und beſchränken ſich auf die Betreuung, Verwaltung und Rechts- prechung des jeweiligen Fachzweiges nach Raßgabe einer vom Reichsſportführer zu ge⸗ gehmigenden Fachamtsordnung. In großen Zügen entſpricht ſomit die zukünftige Or⸗ ganiſation des Reichsbundes der Deutſchen Turnerſchaft.. Warnung an Handwerker bor en eines Handwerksbetriebes die Meiſterprüfung ablegen. Wiesbaden, 11. Junt. Durch die Dritte gerordnung über den vorläufigen Aufbau es deutſchen Handwerks vom 18. Januar J. iſt die Berechtigung zum ſelbſtändigen Betrieb eines Hanowerts von der Eintra⸗ gung in die Handwerksrolle abhängig ge⸗ macht worden, die von der Handwerkskam⸗ mer geführt wird. In die Handwerksrolle wird grundſätzlich nur eingetragen, wer die Meiſterprüfung für das von ihm betriebene oder für ein dieſem verwandtes Handwerk beſtanden hat. Dieſe geſetzliche Vorſchrift iſt für viele überraſchend gekommen und hätte bei ſofortiger ſtrenger Handhabung außer⸗ ordentliche Schwierigkeiten mit ſich gebracht. Infolgedeſſen hat der Geſetzgeber Ueber⸗ gangsbeſtimmungen vorgeſehen und die Regierungspräſidenten ermächtigt, in beſon⸗ deren Fällen Erleichterungen für die Eintra⸗ gung in die Handwerksrolle und damit für die Eröffnung eines Handwerksbetriebes zu⸗ zulaſſen. 16 Für die Zukunft iſt, wie der Regierungs⸗ präſident mitteilt, eine zunehmende Ju ⸗ rückhaltung bei der Erkeilun⸗ ſolcher Ausnahmegenehmigungen beabſichtigt und nach Ablauf einer kurzen weiteren Aeber⸗ gangsfriſt nur noch unter befonders ſchwer⸗ wiegenden Gründen auf ſie zu rechnen. In der Regel iſt daher vor Eröffnung eines Handwerksbetriebes die Meiſterprüfung ab⸗ zulegen. f Es wird dringend davor gewarnt, ſich leichfertig über dieſe Beſtimmung hinwegzu⸗ ſetzen und etwa Verpflichtungen einzugehen in der Annahme, daß behördlicherſeits die vorherige Ablegung der Meiſterprüfung er— laſſen wird. Deutſchland braucht Luftſchutz Der zivile Luftſchutz kann nur dann er⸗ folgreich durchgeführt werden, wenn jeder Volksgenoſſe ſich an dieſem Selbſtſchutz des deutſchen Volkes beteiligt. Der Herr Reichsminiſter der Luftfahrt Her— mann Göring hat den Reichsluftſchutzbund mit der Durchführung dieſer Aufgabe betraut. Deutſche Frau, entſcheide: Stehſt Du verantwortungslos abſeits oder willſt Du Helferin ſein? Gemeinnutz geht vor Eigennutz! Wie Du Deine Pflicht für Volk und Heimat im Selbſtſchutz der Zivilbevölkerung erfüllen kannſt, ſagen Dir die Ortsgruppen des RLB. Das Mädchen als Schiffsjunge Ein paar Berufe gibt es noch, in denen bisher keine Frauen tätig ſind. Bis vor kur zem konnte man die Seefahrt zu dieſen Be— rufen rechnen; jedenfalls wird noch niemand etwas von weiblichen Matroſen gehört ha— ben. Nur in der Kahnſchiffahrt war hin und wieder die Frau des Eigners oder Kahn— führers tätig. Jetzt iſt aber der große Auſtralienſegler „L' Avenir“ nach mehr als hunderttägiger Fahrt in England angekommen, und zwar mit einem weiblichen Schiffsjungen an Bord. Dieſer Schiffsſunge, Fräulein Mary Lang aus Neuſüdwales, verrichtet all die ſchweren Arbeiten, die auf einem Segelſchiff notwen— dig ſind und nach einer Erklärung des Ka— pitäns hat er oder vielmehr ſie ſich auf ihrer erſten großen Reiſe außerordentlich bewährt. Sie kann vor allem klettern wie eine Kate, was ja auf einem Segler ſehr wichtig iſt Ob Fräulein Lang wirklich Matroſe und ſpäter Steuermann und Kapitän werden will, wird uns nicht verraten. Jedenfalls werden bei den Reedereien wohl noch ein ganze Reihe von Vorurteilen überwunden werden müſſen, ehe man einer Frau ein Schiff anvertraut. Noch eine andere Dame, Miß Lloyd, hat eine der berühmten Auſtralien-England— Fahrten mitgemacht, und zwar auf dem be— rühmten finniſchen und einſtmals deutſchen Segelſchiff„Herzogin Cäcilie““ Miß Lloyd hatte es allerdings vorgezogen, als Paſſagier zu reiſen, was entſchieden weniger anſtren— gend war. Die„Herzogin Cäcilie“ hat für die Reiſe von Auſtralien nach England 116 Tage gebraucht, was für ein Segelſchiff eine außerordentliche Leiſtung iſt. Bis zum Kap hatte das Schiff ſogar nur 35 Tage gebraucht; erſt im Atlantik machte das Wetter Schwie⸗ rigkeiten. Die„L'Avenir“ mit ihrem weib⸗ lichen Schiffsſungen hatte mehr Glück, ſie ſchaffte die gewaltige Strecke bereits in 104 Tagen. —— Von ſeinen Feinden geſtürzt Geheimer Prozeß gegen Jenukidſe. Moskau. 10. Juni. Nach einer Meldung aus Tiflis hat in Zu⸗ ſammenenhang mit dem Beichluß des Zen⸗ tralkomitees der Kommuniſtiſchen Partei über den Fall Jenukidſe nun auck das Pra⸗ ſidium des Vollzugsausſchuſſes der kaukaſi⸗ ſchen Republiken Jenukidſe ſeines Amtes enthoben. Er ſchied von ſämtlichen Aemtern der kaukaſiſchen Regierung aus. Er und ſeine 15 Mitarbeiter ſind verhaftet worden. Jenukidſe und ſeine verhafteten Freunde werden in einem Sonderverfahren der OG pu und der Partei abgeurteilt werden. Die Aktion gegen Jenukidſe ſei aufgerollt worden von dem Volkskommiſſar des In⸗ nern der kaukaſiſchen Republiken Beria, dem früheren Chef der Tſcheka im Kaukaſus, der auf Veranlaſſung Stalins eine geheime Un⸗ terſuchung gegen Jenukidſe durchgeführt hat. 1 Sport an Plingſten Fußball. Gauſpiele: in Köln: Mittelrhein— Nordheſſen 0 in Kreuznach: Mittelrhein— Nordheſſ. 2: Gau Nordheſſen: VfB Friedberg— Eintracht Frankfurt Kurheſſen Kaſſel— BW 06 Kaſſel Germania Kaſſel— Sport Kaſſel Gun Mittelrhein: Rheinland Mayen— fe Benrath VfB Lützel— F Kottenheim SW Niederlahnſtein⸗Vfe Koblenz— Viktoria Wehofen Aufſtiegspiele zur Gauliga. Bau Südweſt: Polizei Darmſtadt— FW Saarbrücken 04 Ludwigshafen— Germania Bieber Pokalſpiele Hau Südweſt: 1. FC Kaiſerslaut.— SW Gersweiler 7:0 Jau Würktemberg: SWV Feuerbach— FV Kornweſtheim Geſellſchaftsſpiele Waldhof— Phönix Ludwigshafen 90 Freiburger FC— Fe Solothurn 3 3 2 4:2 Amicitia Viernheim Karlsruher FV 1. V Lörrach— Phönix Karlsruhe t FG Heidelb-Kirchh.— F Zuffenhauf. 0 1 2 7 1 Deutſcher Tennisſieg Italien im Spiel um den Davispokal 1:4 geſchlagen. Deutſchlands Davispokalmannſchaft ſchlug in Berlin Italien im Geſamtergebnis mit 4:1 Punkten. Am Pfingſtſonntag gewannen v. Cramm— denker das Doppel mit 416, 6:3, 2:6, 6:3, 6:1 gegen Taroni⸗Quintavalle und am Montag war zunächſt Henkel über Man⸗ gold mit 6:1, 6:8, 6:4, 6:3 und anſchließend v. Cramm mit 63, 6:4, 5:7. 6:1 über de Stefani erfolgreich. Deutſchland trifft nun in der nächſten Runde am kommenden Wo— chenende auf Auſtralien. Schauplatz dieſes Treffens iſt ebenfalls Berlin. Hilde Krahwinkel-Sperling und Fred Perry holten ſich in Brüſſel die Tennismei— ſterſchaften von Belgien in den Einzelſpie⸗ len. Frau Sperling ſchlug— wie in Paris — die Französin Mathieu, während Perry über den Wiener Artens ſiegreich blieb. In Erwartung des Endspiels Bereits 59 000 Kartenvorbeſtellungen zur Fußzballmeiſterſchaft in Köln. Für das Endſpiel um die deutſche Fußball— meiſterſchaft wurden bis jetzt, 14 Tage vor der Austragung, ſchon rund 59 000 Karten bei der Kölner Stadion-Verwaltung tngefor— dert. Hieraus allein mag jeder erſehen, wie populär die Endſpielpaarung Schalke 04 ge— gen VfB Stuttgart iſt. Bei dieſer Anforde- rung iſt aber noch zu berückſichtigen, daß einige Reiſebüros ihre Sonderfahrten erſt am 8. Juni bekanntgeben werden, ſo daß ſich die Zahl 59 000 zweifellos noch erhöhen wird. Allein aus Schalke und„Umgebung“ wurden rund 20 000 Karten beſtellt. 8500 Schwaben wollen zur Unterſtützung des württembergiſchen Meiſters nach Köln kom men. Die NSG„Kraft durch Freude“ for derte 46000 Karten an, die aber nicht alle zugeſtellt werden können. Unentſchieden in Köln Mittelrhein— Nordheſſen 2:2(1:0). Das erſte der beiden Gauſpiele zwiſchen Mittelrhein und Nordheſſen wurde am Pfingſt— ſonntag in Köln ausgetragen. Trotz großer Hitze waren noch gegen 3000 Zuſchauer ins Stadion gekommen, die typiſchen„Sommer— fußball“ zu ſehen bekamen. Die Partie endete unentſchieden, aber die Einheimiſchen, die in Bertram einen ſchwachen Torhüter zur hatten, hätten einen knappen Erfolg verdient gehabt, denn im Feld waren ſie ſtets leicht tonangebend. In erſter Linie verhinderte Nordheſſens ſtarke Abwehr mit dem Hanauer Torhüter Sonnrein und dem Gießener Ver⸗ teidiger Lippert den Sieg.— Mittelrheins Halblinker Schlawitzki(im Innenſturm fehlte Euler-Köln!) ſchoß nach 20 Minuten den Führungstreffer und mit 1:0 wurden auch die Seiten gewech— ſelt. Nach Wiederbeginn glich Keim für Nord— heſſen aus, doch holte ſich der Mittelrhein durch Fr. Elbern erneut die Führung, die aber kurz vor Schluß verloren ging, als der Mittelrhein-Hüter einen Weitſchuß von Kam— merl paſſieren ließ. Stelle Knapper Mittelrheinſieg in Kreuznach. Beim zweiten Zuſammentreffen der beiden Gaumannſchaften in Kreuznach wurden einige friſche Spieler eingeſetzt und diesmal kam die etwas wuchtiger kämpfende Mittelrheinelf zu einem knappen und auch glücklichen Sieg. Nordheſſen war in der erſten Hälfte überlegen, ſcheiterte aber an der klugen Defenſivarbeit der Mittelrheiner. Nach der Pauſe ſchoß Bühner(Kreuznach) wuchtig ein, dann verwan⸗ delte Schlawitzki(Köln) eine Flanke von Fr. Elbern zum 2:0. Erſt eine Viertelſtunde vor Schluß kam Nordheſſen durch Meiſel (Fulda) zum einzigen Gegentreffer. Nur 1000 Zuſchauer wohnten dem Sviel bei. Aus der Heimat Fedenktage un 322 v. Chr. Alexander der Große geſtorben. 1847 Der engliſche Seefahrer John Franklin auf einer Polarexpedition geſtorben. 1859 Der öſterreichiſche Staatsmann Wenzel Fürſt von Metternich geſtorben. 1864 Der Komponiſt Richard Strauß in München geboren. 1916(bis 7. Auguſt) Beginn der Schlacht an der Strypa in Oſtgalizien. Prot. und kath.: Barnabas Sonnenaufg. 3.38 Sonnenunterg. 20.22 Mondunterg. 0.26 Mondaufg. 14.31 Feierabend Nach des Tages Gewerkel kommt der Fei— erabend. Müde Hände ruhen aus. In einer ſtillen Stunde macht ſich der Kopf von allen ſorgenden Gedanken frei. Es iſt ein ſchöner Maienabend und die Glocken klangen gerade ſo feierlich und ſchön. Eine Stille und Ver⸗ klärung, im Sonnenabſchied golden glühend, trat über Deine Türſchwelle. Oder: Du ſahſt von Deinem Fenſter aus den wolkenloſen plänemachenden Himmel und ließeſt Dich ins Reich der Phantaſie entführen. Oder: Muſik, ein Lied, Vogelſang hallte an Dein Ohr. Feierabend, nun war er da. wirklich da. Nein, dieſes Wort iſt kein leerer über— holter Begriff. Nur umſo ſeltener wir ein— mal Feierabend in uns ſpüren, umſo leben— diger und echter iſt er. Wir wollen den Feierabend nicht erzwin⸗ gen, nicht durch Verſäumniſſe von Pflichten erkaufen, das wäre nicht das Richtige. Wir wollen ihn nur vollends ausſchöpfen, wenn er ſich einmal ganz unaufgefordert. wie von ſelbſt, einſtellt, wenn es feierlich ums Herz beſtellt iſt. Dieſe Stunde aber iſt eine gar koſtbare und ſie kommt nicht oft. Manche Menſchen bringen ſich aber um dieſe letzte klärende Zwieſprache mit dem Tag. Sind ſie nicht um beträchtliche Gefühlswerte är⸗ mer? Und doch: ſo manche Arbeit iſt gleichwohl mit dem Feierabend verbunden. dann näm- lich, wenn wir uns jenen Liebhabereien und Baſteleien widmen, die wir für freie Abend⸗ ſtunden vorgeſehen haben. Und Mutter- hände kennen ja nie einen Feierabend. , Rekordweinmoſternte 1934. Die deut⸗ ſche Weinmoſternte 1934 liegt mit 4.52 Mil⸗ lionen Hektoliter beträchtlich über dem Er— gebnis von 1933 mit 1.8 Millionen Hektoliter und überſchreitet auch noch die bisher größte Ernte von 1932 von 3.41 Millionen Hekto— liter. Der Weinmoſtertrag pro Hektar be— lief ſich, wie in der Frankfurter Wochenſchrift „Die Umſchau“ mitgeteilt wird, auf 62 Hekto— liter gegenüber 25 Hektoliter im Jahre 1933. Der Geldwert des Ernteertrages von 1934 wird auf über 180 Millionen RM veran— ſchlagt, während er 1933 rund 103 Millionen RM ſbetrug. Nur 1928 iſt der Betrag mit etwa 200 Millionen RM höher geweſen. Auch die Beſchaffenheit des Weinmoſtes 1934 iſt ſehr zufriedenſtellend; auf„ſehr gering“ und„gering“ entfielen überhaupt keins Mengen und auf„mittel“ nur 5,8 Prozent gegen 6.6 Prozent von 1933. während der Anteil von„gut“ 52 Prozent gegenüber 65,7 Prozent im Jahre 1933 und von„ſehr gut“ 42,2 Prozent gegenüber 27,4 Prozent des Geſamtertrages betrug. * Nichkanrechnung der Urlaubszuwen⸗ dungen der RSB. Im Rahmen des Erho- lungswerkes des deutſchen Volkes leiſtet die NS⸗Volkswohlfahrt Sonderzuwendungen fü! den Erholungsurlaub. Wie das Nd me.edet hat nun der Präſident der Reichsanſtalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitsloſenverſiche— rung grundſätzlich einer Befreiung von det Meldepflicht ſolcher Sonderzuwendunger unter Fortzahlung der Unterſtützung ſowi— einem Verzicht auf die Berückſichtigung vor Sonderzuwendungen der NS für den En holungsurlaub zugeſtimmt. Die Beitragsregelung. . allgemeinen Arbeiten des Reichsbun— des und ſeiner regionalen Untergliederungen werden durch eine niedrige allgemeine Kopf⸗ ſteuer finanziert. Der geſafnte Geldbedarf der Fachämter iſt grundſätzlich von denjenigen auf— zubringen, die die von dem betreffenden Fach⸗ amt betreute Leibesübung wettkampfmäßig be⸗ treiben. Von dem Grundſatz der ausſchließ⸗ lichen Selbſtfinanzierung wird nur bei einigen wenigen Fachämtern abgewichen. ö Dio Obſt⸗ u. Gemüſegroßmarkt Weinheim Marktbericht vom 10. Juni 1935 Kirſchen von 28—32 Pfg. und von 1627 Pfg. Erdbeeren von 4045 Pfg- und von 30—39 Pfg. Anfuhr 140 Ztr. Nachfrage gut. Nächſte Verſteigerung Diens tag, 11. 6. 35, 14 Uhr. Weinheimer Schweinemarkt Zugeführt 153 Stück, verkauft 129 Stück. Milchſchweine, das Stück 17—21 RM., Läu⸗ fer, das Stück 24—42 RM. Marktwerlauf gut.