Lokales Viernheim, 11. Juni * Silberne Hochzeit. Heute Dienstag, feiert der Arbeitsamtsangeſtellte Herr Johann Stumpf 5. und deſſen Ehefrau Katha⸗ rina geb. Adler, das Feſt der ſilbernen Hochzeit. Wir gratulieren herzlichſt. Glück⸗ Ruf zur Goldenen! * Deutſches Jugendfeſt 1935. Das deutſche Jugendfeſt wird am Samstag, den 22. und Sonntag, den 23. Juni durchge⸗ führt. Das Feſt iſt verbunden mit ſport⸗ lichen Wettkämpfen, an welchen ſämtliche Ju⸗ gendliche vom 10. bis 18. Lebensjahr teil⸗ unehmen haben. Die Schulpflichtigen, auch Fortbildungsſchüler werden durch die Schul- leiter erfaßt. Die Schulentlaſſenen, in die⸗ ſem Falle alſo die 17—18 jährigen, ſollen durch die Vereine, ſoweit ſie einem ſolchen angehören, zur Teilnahme an den Wettkämpfen gemeldet werden, ſofern ſie nicht der HJ. oder dem BdM. angehören. Die hier in Betracht kommenden jugendlichen Sportler haben des⸗ halb die Pflicht, ſich ſofort bei ihren Vereins⸗ leitungen zu melden und falls ſie nicht im Training ſtehen ſofort das leichtathletiſche Training aufzunehmen. Die Vereinsleiter ge⸗ ben ihre Meldungen umgehend an Herrn Lehrer Devies. * Keine Blumen in den Mund nehmen. Aus Nierſtein wird gemeldet: In einem unbewachten Augenblick griff ein zweijähriges Kind des Winzers Sander nach einem Strauß Stiefmütterchen und nahm die Stiele in den Mund. Im Verlauf einiger Stunden machten ſich bei dem Kind ſonderbare körperliche Veränderungen bemerkbar. Man zog einen Arzt zu Rate, der ſchwere Vergif— tungserſcheinungen feſtſtellte. Man wandte ſo— gleich Gegenmaßnahmen an, die jedoch zweck— los waren. Das Kind verſtarb in den Armen ſeiner Mutter. Dieſer tragiſche Vorfall mag erneut zur Warnung dienen. Pfingſten 1935 Das liebliche Pfingſtfeſt war wirklich ein liebliches Feſt für uns. Schenkte uns doch der Wettergott wunderſchönes Pfingſtwetter, das alle Erwartungen übertraf. Ein klar⸗ blauer Himmel, prächtiger Sonnenſchein lach— te die beiden Tage über auf uns hernieder. So iſt nun endlich der Sommer doch gekom— men und zwar gleich mit der ganzen Macht ſeiner Sonnenglut. Es war nämlich an beiden Tagen ſehr heiß. Manches Glas Selter und manches Glas Bier wurde geleert, um ſich ein wenig abzukühlen, aber es war ſo, daß man jeden Tropfen wieder herausſchwitzen mußte. Doch werden die meiſten das unangenhme der großen Hitze gerne in Kauf genommen haben, an der Freude über das herrliche Pfingſt wetter. An den Feſtgottesdienſten haben die Gläubigen regen Anteil genommen. Das Feſt des heiligen Geiſtes der an dieſem Tage die Jünger Jeſu befeuerte und aneiferte Gottes Wort in allen Ländern zu verkünden, wird von der Kirche feierlich begangen. Vormittags fand bei überfüllter Kirche das feierliche Hoch— amt ſtatt, nachmittags war Veſper. Die Tell-Aufführungen auf der Frei lichtbühne der Turnvereins ſtanden wieder im Mittelpunkt des Intereſſes. An beiden Tagen war der Beſuch ſehr gut. Insbeſondere hatten ſich viele Beſucher von auswärts eingefunden, die alle reſtlos begeiſtert wieder nach Hauſe gingen. Es iſt auch eine packende Darſtellung die hier Friedrich v. Schillers großes Werk erhält. Wer erleben den Freiheitskampf eines ſtarken, bodenverwurzelten Geſchlechtes mit, alles ſtarke Charaktere die die Darſteller wun dervoll herauszuſtellen wiſſen. Es iſt ein Schwelgen in der ausdrucksvollen Schillerchen Sprache. Alle die mehr oder weniger bekannten Sprichwörter hören wir und tiefergriffen er leben wir, wie Melchtal um das Augenlicht des gemarterten Vaters jammert. Die Apfel ſchußſcene iſt beſonders eindrucksvoll geſtaltet. Und beſonders iſt es der Telldarſteller, der ein beſonderes Stück ſchauſpieleriſcher Kunſt zeigt. Wir ſehen wie ſein Geſicht ſich furchtet beim Empfinden des Schmerzes über das unerhörte Verlangen des Vogtes, den Apfel vom Haupte des Kindes zu ſchießen. Wir ſehen das drohende Aufblitzen ſeiner Augen bei dem Gedanken an den zweiten Pfeil. Und ſo könnte über viele Scenen lobenswertes geſagt werden. Die Geſamtleiſtung war wieder vorzüglich. Die Viernheimer Dilletantendarſteller ſtanden den Berufsſchauſpielern nichts nach. Und ſo er lebten die Beſucher eine vollwertige packende Aufführung, die ſie alle atemlos in ihrem Bann hielt. Jeder Viernheimer, der noch ein wenig Heimatſtolz hat, muß ſich die Tell⸗ Weltbild(M). eſtſtunde der deulſchen 5 Aach in 8 der Tag der deutſchen Technik erreichte mit der Feſtkundgebung in der Breslauer Jahrhundert⸗ halle ſeinen Höhepunkt., Von rechts: Reichsmini⸗ ſter Heß, Reichsleiter Roſenberg, Dr. Todt und Gauleiter Wagner. nufführung anſehen und überall, wo er hin⸗ kommt, für die Viernheimer Tellſpiele wer⸗ ben, um ſo mit beizutragen, daß das Werk wohlgelinge und durch einen guten Beſuch ren⸗ tabel geſtaltet wird. Hierzu unſere beſten Wün⸗ ſche. Die Fußballer der Sportvereinigung wa⸗ ren über Pfingſten zweimal in Tätigkeit. Am Samstag abend ging es am Stahlbad gegen den bekannten Fußballverein Weinheim und konnten hier die Grünen 02 riegreich ſein. Das Spiel nahm einen ſpannenden fairen Verlauf.— Am Pfingſtmontag war auf dem Waldſportplatz der Karlsruher Fußballverein zu Gaſt. Nach einem ſpannenden Spiel, bei dem allerdings der reſtloſe Einſatz der Grünen nicht vorhanden war, blieb den Gauligiſten das beſſere Ende mit 1:2. Nur 500 Zu⸗ ſchauer hatten ſich zu dieſem Spiel eingefun⸗ den. Es war auch für die Spieler ſehr hart, bei dieſer Hitze zu ſpielen.— Am kommenden Sonntag findet, wie auch aus den zahlreichen Plakaten hier erſichtlich, das entſcheidende Treffen, um den Aufſtieg zur Gauliga ſtatt. Hier gilt es für die Grünen das Werk zu krönen und neben die errungenen 3 Meiſter— ſchaften im letzten Jahre den Aufſtieg zu ſtel— len. VfR. Konſtanz, die Soldatenmannſchaft iſt der Gegner. Im Vorſpiel in Konſtanz wur⸗ den die Grünen 4:2 geſchlagen. Am Sonn⸗ tag muß hierfür Revanche genommen werden. Fanz Viernheim, auch die nicht ſportlich orientierten ſind hierauf geſpannt. Kein Viern— heimer Sportfreund wird hierbei fehlen wollen. Es wird ausdrücklich darauf aufmerkſam ge— macht, daß das Spiel bereits um zwei Uhr ſtattfindet, da die Soldaten gleich wieder zu— rückfahren müſſen, um ihren Dienſt anzu— treten. Eine beſondere Ueberraſchung war das nach dem Fußballſpiel ſtattfindende Handball— ſpiel. Hier zeigten die Handballer der Amicitia daß ſie unter der zielbewußten Leitung des Herrn Polizeihauptwachtmeiſters Galm, doch ſchon allerhand gelernt haben. Mit 16.5 Toren wurden die Heddesheimer geſchlagen. Vor dem Aufſtiegsſpiel gegen Konſtanz wer den die Handballer am Sonntag und zwar 1 Uhr gegen den in der Gauliga ſpielenden, Mannheimer Fußballklub„Phönix“ antreten. Es wird alſo auch hier ein ſehr ſchönes Spiel zu ſehen ſein. Die Haifiſch-Schau am Marktplatz zeig te den Beſuchern allerlei Intereſſantes. Be ſonders wurde der Rieſenhaifiſch, der 9 Meter lang, über 100 Ztr. ſchwer und auf das ſagen hafte Alter von 800— 1000 Jahre geſchätzt wird, ſehr bewundert. Es war auch wirklich intereſſant, ein ſolches Seeungeheuer, das 4 6 Ztr. Heringe zu verſchlucken vermag, zu ſehen. Die Liliputaner hatten am Pfingſtſonn— tag im Freiſchütz nicht den erwünſchten Be— ſuch, obwohl die gezeigten Leiſtungen dieſer kleinen Leute einen ſolchen verdient hätte. In bunter Reihenfolge wickelten ſie ihr Pro— gramm ab und bereiteten den Beſuchern einen genußreichen Abend. Und am Pfingſtmontag wurde getanzt. In verſchiedenen Lokalen ſpielten die Tanz— kapellen ihre verlockenden Weiſen. In den Gaſtſtätten war der Betrieb beſonders am Abend recht lebhaft. erbülngen gie nrg anzeienwer bung durch mehrmalige Veröffentlichung bei mindeſtens 3 Aufnahmen 3 v. H. bei mindeſtens 6 Aufnahmen 5 v. H. bei mindeſtens 12 Aufnahmen 10 v. H. bei mindeſtens 24 Aufnahmen 15 v. H. bei mindeſtens 52 Aufnahmen 20 v. H. Verantwortlicher Schriftleiter: Joh. Martin, Viernheim; verantwortlicher Anzeigenleiter: Joh. Martin, Viernheim; Druck und Verlag: Johann Martin, Viernheim, Adolf Hitler⸗ ſtraße 36; D. A. V. 35: 1135. Zur Zeit iſt die Preisliſte Nr. 3 gültig. Aufruf! Deutſches Jugendfeſt 1935! Das deutſche Jugendfeſt 1935 wird am Sonnabend, den 22. Juni und Sonntag, den 23. Juni gefeiert. An dieſen beiden Tagen gelangen die ſportlichen Wettkämpfe der Deut⸗ ſchen Jugend vom 10. bis einſchließlich 18. Lebensjahre zum Austrag. Der Sonnabend iſt dem Deutſchen Jungvolk der Sonntag der Hitler⸗Jugend gewidmet. Die Wettkämpfe be⸗ ginnen jeweils vormittags um 8 Uhr um et⸗ waigen Schwierigkeiten infolge der örtlichen Veranſtaltungen insbeſondere der Tell-Auf⸗ führung aus dem Wege zu gehen. An den Wettkämpfen muß die ganze Deutſche Jugend teilnehmen, ob ſie einer Gliederung der NSDAP k angehört oder nicht. Alle Jugend⸗ lichen welche nicht über die Schulen oder Ver⸗ eine erfaßt werden, ſind verpflichtet, ſich bei Herrn Lehrer Devies zu melden. Als Ab⸗ ſchluß des Jugendfeſtes findet am Sonntag Abend die Sonnenmwendfeier ſtatt. An die Eltern der Jugendlichen ſowie an die geſamte übrige Bevölkerung ergeht der Aufruf durch Beſuch der Wettkämpfe und der Sonnenwend— feier ihre Anteilnahme an dem Deutſchen Jugendfeſt 1935 öffentlich zu bekunden. Nä⸗ here Bekanntgabe über die Durchführung des Feſtes wird ſeinerzeit noch erfolgen. Unſere Jugend iſt die Zukunft, weil ihr Geiſt nur von Liebe zu Volk und Vater land erfüllt iſt. Wir bauen auf Dich, Du deutſche Jugend! Der Ortsausſchuß zur Durchführung des Deutſchen Jugendfeſtes 1935. Heugras- Vergebung! Die Stadt vergibt das Heugraserträgnis der nachgenannten Wieſen aus der Hand: Wieſenneuanlage Altau, Los 1101, Wieſenneuanlage Allmendkuhweid, Los 160, Saulach, Los 115, Hundsloch, Los 1—6, Schafwieſen, 14 Loſe, Trieb, Los 4— 13, Farrenwieſen auf den Breitwieſen, Los 111, Herrſchaftlicher. Bohwinkel, Los 1—14 und 51—55, 12 Allmendwieſen. Anmeldungen auf Zuweiſung wollen bis! Donnerstag, den 13. ds. Mts. im Verwal⸗ tungsgebäude Schloß, Zimmer 15 gemacht werden. Ueber die Art der Vergebung behalte ich mir Entſchließung vor. Weinheim, den 7. Juni 1935. Der Oberbürgermeiſter. Uereins- Anzeiger Odenwaldklub(Ortsgruppe Viernheim). Mittwoch, den 12. Juni abends halb 9 Uhr Mitgliederverſammlung. Bis dahin müſſen unbedingt die Meldungen für die Beteili gung an der Hauptverſammlung in Mos bach vorliegen. Engel. (Biernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten Bekanntmachung Den Ausſchlag und die Erhebung der Beiträge der Tierbeſitzer zu den Koſten der Entſchädigung für Tierverluſte im Rechnungsjahr 1934. Mit der Erhebung der Beiträge wird in unſerer Gemeinde in den nächſten Tagen begonnen. Die Beträge betragen: für 1 Pferd für 1 St. Rindvieh u. 1 Jahr für 1 St. Rindvieh ü. 1 Ihr heber Nikolaus Jäger 2. erfolgen. Viernheim, den 7. Juni Bechtel 0.85 RM 0.10 RM 0.20 RM Die Bezahlung hat direkt an den Er— gegen Quittung zu 1935. Bürgermeiſterei Viernheim Turnverein von 1893 e. V. + für nächſten Sonntag: 2. gegen. TV. Handball: Es werden dringend Schiedsrich— ter angefordert. Zwecks Teilnahme an einem Kurſus, mögen ſich Intereſſenten vor allem ehem. Spieler bei Herrn Rutz, Schillerſtr 29 bis Freitag Abend melden. Heute Abend 6.30 Uhr Verb. Schülerſpiel gegen Grün Weiß Mannheim. in Viernheim. Morgen Mittwoch Abend Platztraining. Vorſchau Aufſtiegsſpiel Schönau in Viernheim Der Spielwart. ls in fangt 7am Speise harloenn können am Donnerstag nochmals eingeladen werden Anmeldungen bei ois Walter Geſucht einfach, fleißig. adenen Ae für den Haus- halt nicht unter 19 Jahren NHubelmann Induſtrieſtraße Mlavier- Unterricht nach erprobter, schnell fördern- der Methode Lissi Schlatter langj. Lehrerin an der Mann- heimer Hochsch. f. Musik. Naheres ſlannnelmersiag. Druckſachen aller Art, werden ſchnell, ſauber u. billig angefertigt in der Druckerei des Uiernheimer Anzeiger Lemma robe leilcberſczu fachausſtellung des deutſchen anläßgl. der Reichstagung des Deutſchen fleiſcher-Verbandes Entwurf W. Fuhrenbruch(N) Das Witkungsvolle Ausstellungs plakat! n e dee r eee ae eee eee Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. Bezugspreis monatl. 1,40 Mk. frei ins Haus e Hochenende“, zweimal jährlich 5 Wandkalender.— Annahme von Bezugs⸗Beſt Weitverbreitete Tageszeltung— nachrichten · und Anxeigenblan Fernſprecher 117.— Telegr.: Anzeiger, Viernheim— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Frankfurt Einzel⸗Verkauf der Zeitung von der Geſchäftsſtelle 5 Pfg., Samstags 10 Pfg. a. M., Was ſoll werden? Am 21. Mai hat der deutſche Führer und Reichskanzler die große Reichstagsrede ge⸗ halten, in der er vor aller Welt den deut⸗ ſchen Standpunkt zu den aktuellen Fragen der europäiſchen Politik darlegte. Kurze Zeit darauf ſind in England und in Frankreich neue Regierungen ans Ruder gekommen. Das iſt natürlich höchſt bedeutſam, denn dieſe beiden Länder ſind für die Auseinanderſetzungen über die friedliche Neuordnung Europas beſonders wichtig. Von Bedeutung iſt auch, daß der jetzige engliſche Miniſterpräſident Bald⸗ win der erſte war, der ſchon einen Tag nach jener deutſchen Regierungserklärung zu den Worten Adolf Hitlers im Unterhaus in einer Weiſe Stellung nahm, die zu guten Hoffnun— gen berechtigte. Es gehört in die Linie jener Baldwinſchen Erklärung vom 22. Mai, daß der engliſche Regierungschef jetzt bei einer Rede in Burmangham bei dem Hinweis auf die deutſche„Wiederaufrüſtung in der Luft“ nicht mehr in kritiſch ablehnender, ſondern lediglich feſtſtellender Form ſich äußerte. Herr Baldwin iſt ſeiner Herkunft nach als Größinduſtrieller gewohnt, ſehr engliſch, d. h. ſehr tatſächlich, zu denken. So hat er denn auch in jener erſten Rede, die er als Miniſterpräſident hielt, ſelbſtverſtändlich von der Notwendigkeit der Sicherheit ſeines Vol⸗ tes geſprochen, hat auch nicht verfehlt, ein wenig das alte weſtliche Lieblingsſteckenpferd der ſogenannten„kollektioen Sicherheit“ zu reiten, einen Begriff, für den beiläufig noch keiner der weſtlichen Staatsmänner eine ge— naue Begriffsbeſtimmung bisher hat geben können, aber er hat auch gleichzeitig von der Notwendigkeit ernſtlicher Bemühungen Eng— lands um Rüſtungsbeſchränkungen, ja um die Abrüſtung geſprochen. Baldwin hat in der Birminghamer Rede in Ausdrücken der Beſorgnis von den inne— ren Verhältniſſen Frankreichs und deſ⸗ ſen Mangel an Regierungsſtabilität geſpro— chen. Man wird in Paris wiſſen, daß dieſe Beſorgnis des engliſchen Regierungschefs zu— geich auch den Charakter eines verbindlichen ſreundſchaftlichen guten Rates hatte. Herr Laval, einer jener franzöſiſchen Ad— vokaten, die in der Geſchichte Frankreichs ſeit dem letzten Kaiſerreich zum Gerüſt der Par- lamente und Regierungen geworden ſind, dieſer kleine Bauernſohn aus der Auvergne, der ſich einſt aus tiefſter Armut heraus die Koſten für ſein Studium zuſammengehungert hat, dieſer Mann hat mit ſeinem Londoner Kollegen die kühl abwägende Nüchternheit in der Beurteilung politiſcher Dinge gemein— ſam. Er hat weiter mit ihm gemeinſam die gelaſſene Selbſtſicherheit, die in ſchwierigen Lagen ſich oft ſchon allein mit perſönlicher Wirkung durchzuſetzen wußte. Herr Laval ſteht ſchon ſeit ſeiner erſten Miniſterpräſidentſchaft in dem Ruf, ein ſkep⸗ tiſcher Rechner zu ſein. Er in erſter Linie wird mit größter Aufmerkſamkeit die neue engliſche Kabinettsliſte zur Kenntnis genom⸗ men haben, auf der Sir Joh) Simon nicht mehr als Außenminiſter erſcheint. Es iſt amüſant, in franzöſiſchen Zeitungen zu leſen, Simon ſei anti-franzöſiſch und pro⸗deutſch geweſen— derſelbe Simon, der ſich noch in Streſa mit ſeinem Miniſterpräſidenten in einer ſenſationellen Erklärung verſchwor, nichts zu tun, was die Rückkehr Deutſchlands nach Genf erſchweren könne und der dann mit ſeinem Miniſterpräſidenten wenige Tage darauf aus Anlaß der Genfer Ratstagung in einer Weiſe umfiel, die den Franzoſen die „Verurteilung Deutſchlands“ überhaupt erſt ermöglichte. Angeſichts der Tatſache, daß Sir John Simon ſich trotz der immer lauter geworde⸗ nen Oppoſition im eigenen Lande bei den Vorverhandlungen um die Kabinettsbildung wiederholt weigerte, aus dem Kabinett aus⸗ zuſcheiden, iſt die Tatſache umſo bemerkens⸗ werter, daß Baldwin die wichtigſten Poſten ſeines Kabinetts mit Sir Samuel! Hoare, dem bisherigen Indienminiſter, als Außenminiſter und den Lord Halifax, dem früheren Vizekönig von Indien, als Kriegsminiſter mit Männern ſeines ganz perfönlichen Vertrauens beſetzte. Es iſt eine ſehr betonte Selbſtverſtändlichkeit, die in die⸗ ſer Wahl Baldwins zum Ausdruck kam, und ſein franzöſiſcher Kollege iſt ein viel zu ge⸗ ſcheiter Mann, als daß er nicht dieſen Faktor mit allen Auswirkungsmöglichkeiten in ſeine ö—. Beilagen: wöchentlich daß„Iluſteierte rlich den ei dee und Winter Fahrplan ellungen in der Geſchäftsſtelle u. bei den Boten den Biernheimer Zeitung 8 N Biernheimer Bürger- gig.— Viernh. Volksblatt) bei Wiederholung abtzeſtufter Rachlaß .— Annahmeſchluß für Anz en aller Ast vor- nzeigen in unſerer . Die 1àgeſpaltene Millimeter-Zeile 2 Pfennig, Textſpalte 12 Pfennig mittags 8 Uhr, großere Artikel einen Tag vorher ah l 7 5 ſämtlichen Anzeigen ⸗Mittlern Deütſchlands u. von Geſchäftsſtelle .— Annahme von ſer u. des Auslandes Ankündigungen in eser Teitung Haden weiteste Verbreitung Maze te bei Anzeigen werden nach Möglichkeit 800 aide— Für die Aufnahme an eſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jebo ch eine Gewähr nicht übernommen werden Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 36 I. 52. Jahrgang Veſuch bei unſerer Marine Auftakt zur Marine⸗Vollswoche in Kiel— Die große Eröſſnungsſejer— Vielſeitige Vorführungen der„Blauen Jungens“ an Vord und im Landdienſt fiel, 12. Juni. Die Marine-Volkswoche in Kiel, die im Zeichen der engen Verbundenheit von Volk und Marine ſteht, nahm am Dienstag- abend ihren offiziellen Auftakt mit der großen Eröffnungsfeier in der Kieler Nord⸗ oſthalle. Die rege Beteiligung aus ſämtlichen Volks- kreiſen und der ſtarke Beſuch aus allen Dei⸗ len des Reiches iſt ein deutliches Zeichen des wiedererwachten Willens zu friedlicher See⸗ geltung. Die einzigartigen Veranſtaltungen in Kiel verdienen in der Tat allſeitiges In— tereſſe. So wird in täglichen Schauvorfüh— rungen der Dienſt an Bord unſerer Kriegsſchiffe gezeigt. Auf dem Segelſchulſchiff der Kriegs- marine„Gorch Fock“ wird Segelexer⸗ zieren ausgeführt, das ein Bild von der ſeemänniſchen Ausbildung des Offiziers- und ſeemänniſchen Unteroffiziersnachwuchſes ver⸗ mittelt. Die Vorführungen erſtrecken ſich fer— ner auf Geſchützexerzieren, Taucherübungen, Flaggenſignaliſieren auf Fahrübungen und Manöver von Minenräumbooten. Wett⸗ rudern von Kriegsſchiffbooten und ſchließ— lich auf den Dienſt an Land, wo moderne Infanteriegefechte, Uebungen der Marinekraftfahrer gezeigt werden. Die ge chichtliche Ent⸗ wicklung des Kriegsſchiffes findet ihre Darſtellung in naturgetreuen Nachbildungen eines Wikingerſchiffes. eines kur⸗ brandenburgiſchen Schiffes und einer preu ßiſchen Fregatte. Wie ſchon gemeldet, wird Samstag. den 15. Juni, der Kreuzer„Karlsruhe“ von ſeiner achtmonatigen Weltreiſe in ſeinen Heimathafen Kiel zurückkehren, wo er feier⸗ lich empfangen wird. Am Sonntag, den 16. Juni, findet eine große Parade aller Schiffs⸗ beſatzungen und Landmarineteile vor dem Oberbefehlshaber der Kriegsmarine, Admiral Dr. h. c. Raeder, ſtatt. Ausländische Gäſte in Kiel Im Rahmen der Marine-Volkswoche fin den in Kiel die erſten internationalen Ma— rine-Pokal-Segelwettfahrten um den vom verewigten Reichspräſidenten Generalfeld marſchall von Hindenburg am 17. Januar 1934 geſtifteten„Hindenburg-Erinnerungs— Pokal“ ſtatt. Die zu dieſen Wettkämpfen in Kiel eingetroffenen polniſchen, ſchwediſchen, n—1öͤ 1 ¹1¹. Rechnung einſtellte, wenn er ſie mit der ſteti. gen Zugänglichkeit Macdonalds ſelbſt für die weiteſtgehenden Launen Mariannes ver— gleicht. Gewiß, Herr Laval hat ſich bei ſeiner Re— gierungsbildung vorbehalten, daß die Par⸗ teien ihm nicht zuviel dreinreden dürfen und daß er„regieren“ wolle. Das iſt ſeit den Tagen Poincares nicht dageweſen. Aber er hat weder die freie Hand für ſeine Regie- rungsbildung gehabt wie Baldwin, noch hat er das ohnehin ſchon beeinträchtigte Pro⸗ gramm der Bevollmächtigungsgeſetze ſeines Vorgängers Bouiſſon, geſchweige denn Flandins ohne neue Zugeſtändniſſe an die Parteien übernehmen können. Uns Deutſche intereſſieren in der gegen- wärtigen Lage weniger die Einzelheiten in⸗ nerhalb der beiden weſtlichen Kabinette, als vielmehr die Frage, bis zu welchem Grade jedes ſeine Selbſtändigkeit zu wahren und dieſe in Einklang mit den unaufſchieb⸗ baren aktuellen Problemen der europäiſchen Politik zu bringen wiſſen wird Genauer ge⸗ ſagt: die Frage, bis zu welchem Grade ſie die 13 Theſen Adolf Hitlers zu über⸗ nehmen oder zum mindeſten als Verhand⸗ lungsgrundlage anzuſehen geſonnen ſein werden. däniſchen und holländiſchen Marineoffitziere wurden im Stationsgebäude vom Chef der Marineſtation der Oſtſee, Vizeadmiral Al⸗ brecht, im Beiſein des Führers des Marine⸗ Regattavereins, Konteradmiral Baſtian, und des Kommandanten von Kiel, Kapitän zur See Mewis, herzlich begrüßt. Von der Vi⸗ neta⸗Brücke ging es in drei Chefbooten an Bord des im Kieler Hafen liegenden Flotten— flaggſchiffes„Schleswig-Holſtein“. wo der Flottenchef, Vizeadmiral Foerſter, die Offi⸗ ziere der fremden Nationen im Namen der deutſchen Flotte als Kameraden herzlich wiil⸗— kommen hieß. Später wurde das Marine- Ehrenmal in Caboe beſichtigt. In der Ehrenhalle fand eine kurze ſchlichte Gefallenen⸗-Ehrung ſtatt. Anſchlie⸗ ßend legten die Offiziere der ausländiſchen Kriegsmarinen Kränze zu Ehren der Helden des Weltkriegs nieder. Konteradmiral Ba⸗ ſtian dankte für die ritterliche Hochachtung und die pietätvolle Kameradſchaft. die aus dieſem Akt ſpreche. Mittags wurden die ausländiſchen Offi⸗ ziere im Empfangsſaal des Kieler Rathauſes durch Oberbürgermeiſter Behrens in der Kriegsmarineſtadt Kiel herzlich willkommen geheißen. Wachſende Einſicht in England Unterredung eines englischen Korreſpondenten mit Dr. Goebbels Condon. 12. Juni. Reichsminiſter Dr. Goebbels gewährte dem diplomatiſchen Korreſpondent Unterredung, die das engliſche weſentlichen wie folgt wiedergibt: Dr. Goebbels empfing mich in ſeinem Ar— beitszimmer. Ein Lichtbild auf einem Tiſch, das den Miniſter inmitten lachender Kinder zeigte, machte es ſchwierig, ihn für einen der fanatiſchſten Revolutionäre des Nationalſo zialismus zu halten. Die Umſtände, und nicht die Nationalſo— zialiſten haben ſich geändert, wie der Mini ſter erklärte. Während der erſten Revolutions— tage konnten Uebergriffe von Einzelperſonen ſtattfinden. Das treffe heute nicht mehr zu. „Wie ſteht es um die Zukunft der inter⸗ nationalen Politik?“, fragte ich. Hitlers Rede habe zweifellos den Weg zu Erörterungen eines Luftabkommens für Weſteuropa gezeigt; es gebe in Großbritan— nien aber viele Leute, und noch mehr in Frankreich, die fürchteten, daß ein ſolches Abkommen Deutſchland ermutigen würde, ſich im Oſten in Abenteuer zu ſtürzen. Dem widerſprach, wie ich erwartet hatte, Dr. Goebbels entſchieden.„Die Menſchen ſoll— ten ſich der Garantien entſinnen. die wir Rußland gaben“, ſagte er. Dieſe Garantien wurden aufgrund freier Entſchließung abgeſchloſſen und wir werden ſie deshalb achten, obgleich ſie unter einem Regierungsſyſtem zuſtandekamen. das wir inzwiſchen geſlürzt haben. N Wir haben nicht den Wunſch, uns in ruſ— ſiſche Angelegenheiten zu miſchen, wir kön nen aber nicht zugeben, daß der durch Ruß land genährte Kommunismus in unſerem eigenen Lande groß wird. Wir wollen auch keinen Pakt, der franzöſiſche und ruſſiſche Soldaten, ſelbſt nur unter dem Vor⸗ wand, uns gegen einen Angreifer helfen zu des „News Chronicle“, Vernon Bartlett, eine Blatt im wollen, auf deutſches Gebiet bringen könnte. Die Geſchichte beweiſt, daß die Anweſenheit ſolcher Soldaten, ſelbſt verbündeter Truppen. zu oft zum Elend führt. Wir alauben, daß jeder Streit, ſoweit das überhaupt möglich iſt, lokaliſiert werden ſollte.“ Das Thema„Rußland“ brachte Dr. Goeb— bels auf die bekannte Theſe, wonach der Na— tionalſozialismus die Welt vor dem Bolſche— wismus bewahren und ſich damit die Dank— barkeit Großbritanniens und aller anderen Kulturnationen verdient habe. Zur Frage der deutſch-franzöſiſchen Verſtändigung er— klärte Dr. Goebbels u. a.:„Wir ſind bereit, aber das iſt nunmehr eine Frage der fran zöſiſchen Innenpolitik geworden. Es ſind ſtarke Männer erforderlich, um das Jahrhunderte alte Mißtrauen zu be— enden. Hitler war in der Lage, ein Abkom— men mit Polen zu erreichen, weil er und Marſchall Pilſudſki einen beiſpielloſen Ein— fluß auf ihre Landsleute ausübten. Es würde leicht ſein, zu einer Verſtändi⸗ gung mit Frankreich zu gelangen, es muß aber einen mutigen Franzoſen geben, der die franzöſiſche Oeffentlichkeit für dieſe Idee ge⸗ winnt und das franzöſiſche Volk hinter ſich bringt. Je länger wir aber die Erörterungen hin— ausſchieben, um ſo ſchwieriger iſt es, ſie zu einem erfolgreichen Abſchluß zu bringen. Wieviel leichter würde es geweſen ſein, eine Verſtändigung zu erzielen, wenn vor einem Jahre ein aufrichtiger Wunſch beſtanden hätte, mit Deutſchland auf der Grundlage wahrer Gleichberechtig ung zu verhandeln. Wieviel wäre uns allen erſpart geblieben!“ Als ich auf den Wilhelmsplatz in den Son nenſchein hinaustrat— ſo ſchließt der eng liſche Korreſpondent ſeinen Bericht—, flog ein neues großes Flugzeug über mir in der Luft. Wieviel könnte uns erſpart gebliebenſein! China fügt ſich Japans Forderungen Die chineſiſche Armee räumt das Gebiet von Peling und Tokio. 11. Juni. Der ſtellvertretende japaniſche Kriegsmini⸗ ſter Haſchimolo keilte dem Staatsſekrekär des Kabineils Schiroſe mit, daß der Leiter der chineſiſchen Militärkommiſſion in Peiping, Kriegsminiſter General Ho, im Auftrag der NManking⸗Regierung die Jorderungen Ja- pans angenommen habe, ſo daß eine fried⸗ ſiche Löſung des neuen japaniſch· chineſiſchen Skreitfalls bevorſtehe. Inzwischen werden die Pläne Japans in Nordching in der japaniſchen Preſſe offen und ausführlich behandelt, und zwar unter dem Schlagwort „Nordching den Nordchineſen“. Unter dem Begriff„Nordchina“ wird dabei ein Gebiet verſtanden, das ſich ſüdlich etwa Tien ſin bis zum Hoangho erſtreckt. Aus dieſem Ge— biet ſollen nach den japaniſchen Wünſchen alle führenden Perſönlichkeiten, die gegen Japan oder Mandſchukuo eingeſtellt ſind, ent⸗ fernt, die entſprechend eingeſtellten Organi- ſationen unterdrückt und alle chineſiſchen Truppen zurückgezogen werden. Auf dieſe Weiſe würde Nordchina eine rieſige„entmilitariſierte Jone“ werden, die unter der Oberaufſicht apa ⸗ niſcher Truppen von japanfreundlichen Perſonen verwaltet werden würde. Das ja⸗ paniſche Kriegsminiſterium iſt der Anſicht, daß dieſe entmilitariſierte Friedenszone ſich aus den bisherigen Abmachungen von ſelbſt ergebe, daß alſo ein neuer militäriſcher Ver⸗ trag nicht mehr nötig ſei. Man wolle in die⸗ 1 U —— r 11 75„ohne e der chineſiſchen ebietshoheit die wirtſchaftliche Zuſammen⸗ arbeit mit Japan vorbereiten“. Da die bishe rigen politiſchen Behörden in dieſem Gebiet im Auftrag der Nanking⸗Regierung tätig ge ⸗ weſen ſeien, ſo müſſe man nach einer neuen 887 der Verwaltung ſuchen, an deren pitze bewährte japanfreundliche Perſonen berufen werden müßten. Moskau proteſtiert in Tolio Ein neuer Grenzzwiſchenfall. Moskau. 11. Juni. Der Botſchaftsrat der ſowjetruſſiſchen Bot⸗ ſchaft in Tokio, Raiwid, hat im japaniſchen Außenminiſterium gegen eine Verletzung der ſowjetruſſiſchen Grenze Proteſt eingelegt. Nach der ſowjetruſſiſchen Darſtellung hat eine japaniſch⸗mandſchuriſche Abteilung die ſow⸗ jetruſſiſche Grenze überſchritten und zwei berittene Rotarmiſten überfallen. Einem der Rotarmiſten ſei es gelungen, ſich zur Feld⸗ wache durchzuſchlagen und Unterſtützung zu holen. Eine daraufhin abgeſandte Abteilung habe am Ort des Ueberfalls, der 1700 Meter jenſeits der Grenze liege, nur noch Patro⸗ nenhülſen und eine Blutlache vorgefunden. Augenſcheinlich ſei der zweite Rotarmiſt ver⸗ wundet oder getötet auf mandſchuriſches Ge⸗ biet geſchleppt worden. Die japaniſche Darſtellung Tokio, 12. Juni. der ſowjetruſſiſch⸗-mandſchuriſchen Grenze liegt in Tokio eine mandſchuriſche Darſtel⸗ lung vor, derzufolge ſowietruſſiſche Soldaten die Grenze überſchritten haben. Die ſowjet⸗ ruſſiſchen Soldaten ſeien von Truppen der Garniſon Mishan zurückgedrängt worden und hätten einen Toten und Kriegsmaterial auf mandſchuriſchem Boden zurückgelaſſen. In der japaniſchen Preſſe wird dieſer Zwi— ſchenfall als kennzeichnend für die unſicheren Verhältniſſe an der Grenze hingeſtellt. Der afrikaniſche Konflikt Engliſche Kritik an den Reden Muſſolinis. Pariſer Beſorgnis um die„Front von Skreſa“. London, 12. Juni. In einem Leitaufſatz nimmt„Daily Tele- graph“ zu den kürzlichen Reden Muſſo⸗ linis Stellung, in denen er erklärte, daß ſich Italien nicht um die öffentliche Meinung des Auslands zu kümmern brauche. Nach⸗ dem Italien einem ſchiedsrichterlichen Ver⸗ fahren in der abeſſiniſch-italieniſchen Streit- frage zugeſtimt habe, wäre es eine vernünf— tige Annahme geweſen, daß der Wunſch nach Frieden die beherrſchende Note irgendwelcher öffentlichen Aeußerungen über dieſe Frage geweſen wäre. Italien könne ſeine Streit- kräfte in Oſtafrika weiter verſtärken, aber die Kriegsreden müßten aufhören. Eden habe bereits darauf hingewieſen, daß ſich England, Italien und Frankreich durch den Vertrag von 1906 verpflichtet hätten, in allen Fragen, die ſich mit Abeſſinien befaſſen, miteinander Rück— ſprache zu pflegen. Bemerkenswert ſcheint auch ein Bericht des römiſchen Berichterſtatters des„Matin“ zu ſein, der aus den Anſprachen Muſſolinis auf Sardinien den Schluß zieht, daß die ita ie— niſche Regierung ſich durch kein Dazwiſchen— treten der Mächte bei ihren oſtafrikanſſchen Plänen behindern laſſen werde. Die Front von Streſa drohe, ſo erklärt das Blatt weiter unter Hinweis auf die engliſch⸗italie— niſche Verſtimmung, in die Brüche zu gehen, wenn England und Frankreich Ita— lien bei ſeinen abeſſiniſchen Plänen keine Gee nugtuung zu geben verſuchten. Im Rom glaube man, daß beide Mächte ſich zur Revi— ſion des Vertrags von 1906 zugunſten Ita— liens bereitfinden könnten. Nach dieſer Rich- tung würde Italien zweifellos in den kom— menden Monaten diplomatiſch vorgehen um gleichzeitig mehr oder weniger umfangreiche militäriſche Operationen entſprechend den in— ternationalen Ausſichten in die Wege zu leiten. a Rom. Muſſolini begab ſich in einem drei— motorigen Flugzeug, das er ſelbſt ſteuerte, zur Beſichtigung der in Sardinien ſtehenden dritten mobiliſierten Diviſion„Sabaudia“ nach Cagliari. Warſchau. Das Appellationsgericht in Warſchau hat die belgiſche Kleinbahngeſell— ſchaft zur Räumung des Stadtgebietes ver— urteilt. Sofia. Der Staatspolizei gelang es, die Urheber von Schmähbriefen gegen Mitglie— der des Kabinetts Toſchaff ſowie auch gegen den König ausfindig zu machen. Es wurden insgeſamt 10 Perſonen feſtgenommen Zu ſpät geſchloſſene Schranke. München, 8. Juni Zu dem ſchweren Un⸗ glück auf der Eiſenbahnſtrecke Regensburg München bei der Kreuzung der Staatsſtraße München—Ingolſtadt unmittelbar bei dem Bahnhof Lohhof gibt der Polizeipreſſebericht eine längere Darſtellung, aus der ſich ergibt, daß das Unglück ein drittes Todesopfer ge⸗ fordert hat. Der ſchwerverletzte Erich Stof⸗ fers aus Eſſen im Rheinland iſt nachts in München im Schwabinger Krankenhaus ge⸗ ſtorben. Ueber die Urſache des Unfalles äußert ſich der Polizeibericht dahin, daß die Takſache der zu ſpät geſchloſſenen Eiſenbahn⸗ ſchranke das f Zu dem Zwiſchenfall an nglück mit verſchuldet hat. a Schulſeſte— ja! Aber ohne Alkohol und Nikokin. Berlin, 12. Juni. Reichs erziehungsminiſter Ru ft hat ge⸗ legentlich eines Einzelfalls die getroffen, daß er nichts dagegen einzuwenden habe, daß fernerhin Schulfeſte in den Räu⸗ men der höheren Schulen abgehalten werden, ſofern hierbei kein Alkohol verſchenkt und nicht geraucht wird und im übrigen die in Betracht kommenden geſetzlichen und polizei⸗ lichen Vorſchriften beachtet werden. In der Ankerſuchungshaft erhängt. Braunſchweig, 12. Juni. Wie der Polizei⸗ bericht meldet, hat ſich der wegen Doppel- mordes in Unterſuchungshaft befindliche Ernſt Feuerhahn aus Söllingen in Braun— ſchweig im Kreisgefängnis an einem aus der Lichtleitung herausgeriſſenen Kabel erhängt. Feuerhahn ſah ſeiner Verurteilung wegen einer Tat entgegen, die infolge der furcht⸗ baren Roheit, mit der ſie ausgeführt wor⸗ den war, ſtarke Empörung hervorgerufen hatte. Er hatte am 27. Februar dieſes Jahres in der Söllinger Feldflur zwei zehnjährige Mädchen nach eigenem Geſtändnis in den vorüberfließenden Aue-Bach geſtoßen und dort ertränkt. Zeppelin über Liſſabon Abwurf der Poſt aus Südamerika. Liſſabon, 12. Juni. Aus Anlaß der Internationalen Luftfahrt ausſtellung ſtattete das Luftſchiff„Graf Zep⸗ pelin“ Liſſabon einen Beſuch ab. Hundert⸗ tauſende jubelten dem deutſchen Luftſchiff, das von ſeiner Braſilienreiſe zurückkam, zu. Da die vorgeſehene Landung wegen Einſet— zens der Dunkelheit nicht mehr möglich war, warf das Luftſchiff über dem Flughafen Sinban Poſtſäcke für ein wartendes Flugzeug ab und ſetzte ſeinen Flug nach Friedrichs hafen fort. Grubenbrand Vier Todesopfer. Zwickau, 12. Juni. An den Pfingſtfeiertagen war beim Brük— cenbergſchacht 1 der Gewerkſchaft„Morgen- ſtern“ in einem Flöz ein Brand entſtanden. der ſofort bekämpft wurde. In der Nacht zum Dienstag gewann das Feuer plötzlich ſtarke Ausdehnung und griff auf einen Blindſchacht über, der anſcheinend plötzlich zuſammengebrochen war Durch dieſen Zuſammenbruch krat ein Wetterrückſchlag ein. An der Stelle, wo die Abdämmungsarbeiten betrieben wurden, zeigte ſich ſtarkes Brandwetter. Die bergkä⸗ ligen Beamten und Arbeiter des Schachtes erlitten Gasvergiftungen. Ein Schachkmei— ſter, ein Revierſteiger und zwei heuer kamen ums Leben, mehrere Bergleute mußten ins Krankenhaus gebracht werden. In der Wüfte verdurſtet Paris, 12. Juni. Vier junge franzöſiſche Kolonialbeamte aus Dakar(Senegambien) ſind in den Wü— ſten des Sudans verdurſtet. Man war— tet fieberhaft auf Einzelheiten, die man von den engliſchen Kolonialbehörden zu erhalten hofft. Aus dem letzten Schreiben eines der Beamten geht hervor, daß die Verunglückten, die einen achtnonatigen Heimaturlaub er— halten hätten, mit einem Raupenwagen den ſchwarzen Kontinent durchqueren und bis zum Nil vorſtoßen wollten, um von Aegyp— ten aus die Heimreiſe zu Schiff fortzuſetzen. Nach den bisher aus engliſcher Quelle vor⸗ liegenden Nachrichten haben die vier ſungen Leute, als ihr Kraftwagen infolge einer Motorpanne ſtecken blieb, zu Fuß den Nil zu erreichen verſucht, ſind aber unterwegs, don Hitze und Durſt überwältigt, ums Le⸗ den gekommen. Feſtſtellung die zbingltte am geiligen Berg Heidelberg, 12. Juni. Bedeutſame kultur⸗ politiſche Ereigniſſe werden in den Sommer ⸗ ö e. ben der alten ehrwürdigen Stadt Heidelberg am Neckar beherrſcheſt. Die Vorbereitungen für die Reichsfe bse f le im Schatten des Heidelberger Schloſſes ſind in vollem Gange. Oben am Heiligen Berg aber gehen die Arbeiten an der Thingſtätte ihrer Vollendung entgegen. Auf dem Wege dorthin eröffnen ſich dem Auge gar manche reizvolle Ausblicke ins Land und am Ziele angelangt, werden die Reize Alt⸗Heidelbergs und feiner Umgebung in einer ſeltenen Schön⸗ heit offenbar. Wir ſchauen weit hinunter in die Rheinebene, durchzogen von dem ſtattlichen Neckarſtrom, und grüßen in der Ferne die rebenbekränzte Pfälzerlandſchaft mit dem ma⸗ jeſtätiſchen Dom von Speyer. In ein wahres Paradies der Natur hin⸗ eingeſtellt, erhebt ſich auf der baumgekrön⸗ ten Kuppe des Heiligen Berges der Platz, der künftigen Veranſtaltungen und Kundgebungen ein beſonders weihevolles Gepräge geben ſoll, die Thingſtätte. Vor etwa einem Jahre wurde in Anweſenheit des Reichsſtatthalters von Baden der Grundſtein dazu gelegt und in der Zwiſchenzeit haben die emſigen Hände des Arbeitsdienſtes und der Facharbeiter aus der Zahl der Erwerbsloſen ein Werk geſchaf⸗ fen, das nun in ſeiner monumentalen Größe und Erhabenheit vor uns ſteht. 17000 Ku⸗ bikmeter Felsgeſtein mußten geſprengt werden, Material, das zum Bau allerdings ſehr will⸗ kommen war. Die zu verarbeitenden Erdmaſ— ſen erreichten 1500 Kubikmeter. So iſt ein wuchtiges Baudenkmal der neuen Zeit erſtan⸗ den, das eine geniale Idee verwirktlicht und ſeinem Schöpfer wie den Mitarbeitern am Werk zur höchſten Ehre erreicht. In einem rieſigen Halbrund ſehen wir die etwa 60ſtufige Zuſchauerterraſſe aufgebaut, die Raum für 20000 Beſucher geben ſoll. Hoch oben wird das Halbrund rechts und links durch turmartige Aufbauten abgeſchloſſen, wäh⸗ rend in der Mitte eine große Freitreppe herunterzieht, beſtimmt für den Einmarſch der Formationen und Fahnenkolonnen, die auf eigens erbauten Zufahrtsſtraßen zum Heiligen Berg hinaufziehen werden. Unten ausgebrei⸗ tet liegt das Spielfeld zur Aufnahme von Maſſenſzenen und Maſſenchören, dahinter der abſchließende Terraſſenbau, der die Umkleide⸗ räume usw. enthält. Die Thingſtätte iſt in ihrem ganzen Um- fang mit einer in ihrem Einzelheiten wohl⸗ durchdachten, nach außen in der Apparatur unſichtbaren Lautſprecher- und Lichtanlage ver— ſehen, die füglich ein techniſches Wunderwerk genannt werden darf. Im Rahmen der bewaldeten Höhen und überragt von einer wunderſchönen Baum— gruppe, an der Stelle, die von altgermaniſcher Kultur der Nachwelt Zeugnis gibt, iſt die Heidelberger Thingſtätte gewachſen, die künf— tigen nationalen Feierſtunrden dienen ſoll. Wenn am 22. Juni 1935 die Volksgenoſſen in hellen Scharen anläßlich der Einweihung und zur Feier der Sonnenwende erſtmals zu der vaterländiſchen Weiheſtätte am Heiligen Berg hinaufpilgern, ſo werden ſie rings um den Platz an hohen Flaggenmaſten die Fah— nen des Dritten Reiches grüßen, und laut wird in die Lande hinausſchallen der Preis der deutſchen Volksgemeinſchaft, die ſich in dem gewaltigen Bau der Heidelberger Thing⸗ ſtätte in ſchönſter Weiſe und mit überzeugender Kraft dokumentiert. — Frankreichs Kampf mit der Spekulation. Paris, 12. Juni. Der franzöſiſche Finanz⸗ miniſter hatte eine ausgedehnte Beſprechung mit dem Gouverneur der Bank von Frank⸗ reich. Nach Abſchluß der Unterhaltung wur⸗ de eine Verlautbarung des Finanzmini— ſteriums bekannt, daß die Bank von Frank⸗ reich künftig keine Vorſchüſſe mehr auf Gold bewilligen wird, um die Spekulation, die im übrigen nachläßt, weiter zu bremſen. — 2 0 Wagenborg⸗Bilderdienſt. Adolf Hitler beſichtigte das Nürnberger Reichsparteitaggelände. Der Führer und Reichskanzler g ſtattete in Begleitung des Reichspreſſe Dr. Dierri und des Frankenführers Julius Streicher dem Nürnberger Reich e sparteitag⸗Feld einen kurzen Beſuch ab, um ſich perſönlich von dem Fortſchritt der Bauarbeiten an den groß⸗ zügigen Anlagen zu überzeugen. veröfe Die engliſche Zeitung„Newe Chronſcke⸗ inlicht 200 Unterredung, die Reichs. miniſter Dr. Goebels dem Korreſpondenten des Blattes, Vernon Barklett, gewährt hat. Die Volks⸗Marinewoche in Kiel nahm ihren Auftakt mit einer großen Eröffnungs. feier in der Nordoſthalle. Die che Regierung hat ſich den ja. paniſchen Forderungen auf Räumung von Tientſin und Peking durch die Tſchili⸗Trup⸗ pen gefügt. Das Luftſchiff„Graf Zeppelin“ iſt unter Führung des Kapitäns Ruß von ſeiner fünf⸗ ten Südamerikafahrt über Friedrichshafen zurückgekehrt. die Ablleſerungspflicht für Roggen und Weizen ** Frankfurt a. M., 12. Juni. Der Getrei⸗ Gi Haſſen und Naſſau gibt ekannt: Nach der Anordnung Nummer 6 vom 8. 11. 34 haben die Erzeuger ihre Ablieferungs, pflicht für Roggen bis zum 15. Juni, dieſe⸗ nigen für Weizen bis zum 1. Juli 1935 zu erfüllen. Soweit durch die zuſtändige Getrei— dewirtſchaftsſtelle die einzelnen Erzeuger auf Grund ihrer in angemeſſenem Umfange erfüllten Pflicht von der Weiterführung des Solls nicht befreit wurden, ſind die abliefe. rungspflichtigen Betriebe verpflichtet, bis zu den obigen Zeiträumen ihr Soll zu erfüllen. Diejenigen Erzeuger, welche ſtark im Rück— ſtand waren, ſind von den Getreidewirt— ſchaftsſtellen im Laufe des Monats Mai ge⸗ warnt worden; hierbei hat es ſich herausge— ſtellt, daß einzelne Ankäufer— Mühlen, Händler und Genoſſenſchaften— die vorge— ſchriebenen Ablieferungsbeſcheinigungen nicht, wie es angeordnet iſt, Getreidewirtſchaftsverband eingeſandt haben, wodurch ſelbſtverſtändlich den Erzeugern die betreffenden Lieferungen nicht gutgeſchrie⸗ ben werden konnten. Es liegt alſo kein Ver— ſchulden des Getreidewirtſchaftsverbandes vor, wenn ein Erzeuger gemahnt wurde, während er ſeiner Ablieferungspflicht be⸗ reits nachgekommen war. Dieſe Unſtimmig⸗ keiten beruhen darauf, daß ſich leider noch nicht ſämtliche Käufer an die erlaſſenen Vor- ſchriften halten. Dieſe werden deshalb hier⸗ mit nochmals aufgefordert, die rückſtändigen Ablieferungsbeſcheinigungen umgehend an den Getreidewirtſchaftsverband Heſſen und Naſſau einzuſenden und dies in Zukunft mo⸗ natlich zu tun, da derſelbe ſonſt von dem Recht der Verhängung von Ordnungsſtrafen Gebrauch machen müßte, damit in dieſe Sache endlich Ordnung hineinkommt. Die Käufer werden außerdem hiermit aufgefordert, die Ablieferungsbeſcheinigun— gen für den im Juni gekauften Roggen bis ſpäteſtens 20. 6., dieſenigen für den im Juni eingekauften Weizen bis ſpäteſtens 3. 7. 35 an den Getreidewirtſchaftsverband Heſſen und Naſſau einzuſenden. Zuſammenſchluß der Kleinſiedler ** Frankfurt a. M., 12. Juni. Die Ver⸗ handlungen über den Zuſammenſchluß der Siedlerorganiſationen des Gaues Heſſen-Naſ⸗ ſau ſind zu einem günſtigen Abſchluß gekommen. Die ſeitherige Landesgruppe des Reichsbundes der Kleinſiedler iſt der Gau gruppe Heſſen-Naſſau des Deutſchen Siedler— bundes beigetreten. Damit ſind die Voraus— ſetzungen für den aktiven Einſatz der Siedler organiſation innerhalb des Siedlungspro gramms des Gauheimſtättenamtes geſchafſen. Die Aufgaben des Deutſchen Siedlerbundes ſind die Schulung und Betreuung der Siedler anwärter und der bereits angeſetzten Sied ler, die Förderung des geſamten Siedlungs werkes ſowie der ideelle und materielle Schutz der Siedler in allen die Siedlerſtelle betreffen den Fragen. Die Hauptaufgabe liegt in der laufenden Schulung und Beratung der Sied ler in der richtigen Bewirtſchaftung von Stall und Garten, denn gerade hierbei entſcheidet es ſich, ob die Siedlerſtelle zum Segen der Siedler wird oder zu einer Laſt. Das Ziel iſt die Schaffung wirtſchaftlich geſunder und lebensfähiger Siedlungen. Die Führung der Gaugruppe Heſſen⸗Naſſau des D. S. B. liegt in der Hand des Ab teilungsleiters im Gauheimſtättenamt, Pg. Maintz. Die Geſchäftsſtelle befindet ſich Frank furt am Main, Bürgerſtraße 69⸗/7. Aus Heſſen und Naſſau Todesopfer einer Fleiſchvergiftung. * ftaſſel, 12. Juni. Bei der Familie Dül⸗ fers war der Sonntagsbraten in einem ei⸗ ſernen Topf zubereitet worden, wobei das Fleiſch anſcheinend durch Oxydieren des Eiſens vergiftet wurde. In der Nacht zum zweiten Pfingſtfeiertag erkrankte plötzlich die aus vier Perſonen beſtehende Familie unter heftigen Vergiftungserſcheinungen. Vor- mittags wurde dann die Sanitätswache alar ⸗ miert, die für die ſofortige Ueberführung der Vergifteten in das Landeskrankenhaus ſorgte. Obwohl die Aerzte ſofort alle mög⸗ lichen Maßnahmen ergriffen, verſchied die 60 Jahre alt Großmutter bereits eine Stunde nach ihrer Einlieferung. Die übrigen drei Perſonen, Vater, Mutter und ein ſiebenjäh⸗ riges Töchterchen, liegen ſchwer erkrankt darnieder. monatlich dem. die Hand der Freundſchaft her engliſche Thronfolger über die Nolwen⸗ igkeit einer deutſch⸗engliſchen Verſtändigung. N London, 12. Juni. der Prinz von Wales hielt auf der Jah⸗ tesberſammlung der britiſchen Frontkämp⸗ fervereinigung„Britiſh⸗Legion“ in der Lon⸗ honer Queens Hall eine Rede, die einen deut⸗ chen Hinweis auf die Notwendigkeit einer deutſch⸗engliſchen Verſtändigung enthlelt. Er erklärte ſich mit der ihm vorgeſchlagenen Miſſion, N eine Abordnung nach Deulſchland zu ſen⸗ den, um engere Beziehungen zu den deulſchen Fronkkämpfern herzuſtellen, iu jeder Hinſicht einverſtanden und führte zum Schluß ſeiner Anſprache unter ebhaftem beifall folgendes aus: „Als ich kürzlich mit dem Präſidenten der Fritiſh⸗Legion ſprach, warf er die Frage auf, die ſich auch mir aufgedrängt hatte, daß lämlich Vertreter der britiſchen Frontkämp⸗ ſervereinigung Deutſchland einen Beſuch ab⸗ fatten ſollten. Ich bin der Meinung, daß es ſeine Körperſchaft oder Organiſation gibt, die geeigneter wäre, den Deutſchen die Hand der Freundſchaft entgegenzuſtrecken, als die ehemaligen Frontkämpfer, die im Weltkrieg gegen ſie gekämpft, und die das alles jetzt hergeſſen haben.“ Deutſche Tagesschau Beurlaubung eines Schriftleiters. In der„Frankfurter Zeitung“ vom 4. 6. 4935 gelangte die Verlautbarung des Gene— ralbikariats Breslau, die in irreführender und unzutreffender Weiſe die deutſche Juſtiz im Zuſammenhang mit den Deviſenſchieber— ffären verdächtigte, ohne Kommentar zum Übdruck. Damit hat der für die Aufnahme dieſer Notiz verantwortliche Schriftleiter ſamper ſich eines ſchweren Vergehens ſchul— dig gemacht. Er wurde daher auf Anord— nung der Landesſtelle Heſſen-Naſſau beur— aubt. Außerdem wird gegen ihn ein Be— küfsverfahren eingeleitet. ſtzier d. B. der Luftwaffe Die Bedingungen zur Ernennung. eber das künftige Offizierkorps 3 Beurlaubtenſtandes der teichsluftwaffe wird ein Merkblatt veröffentlicht. Außer den aus dem aktiven dienſt ausſcheidenden Offizieren und Unter— offizieren können danach Offiziere d. B. wer— den: a) Ehemalige aktive und Re- erveoffiziere der alten Wehr- macht(Heer und Marine), die über ent prechende Sonder ausbildung ver⸗ igen, falls ihre Eignung feſtſteht. Sie müſ— en ſich nach erfolgter Ernennung zum Re— ſerveoffizier bei der Flieger- und Luftnach— iichtentruppe zur Ableiſtung von drei Uebun— bei der Flakartillerie zur Ableiſtung von Uebungen verpflichten. b) Vor längerer Zeit aus dem Reichsheer der Reichsmarine ausgeſchiedene aktive Offiziere mit entſprechender Sonder ausbildung, falls ihre Eig— jung feſtſteht.(Einſtellung nur bei Flakarti.- tie und Luftnachrichtentruppe.) Verpflich— lung zur Ableiſtung von zwei Uebungen ein gerhalb vier Jahren, in Ausnahmefällen ſchs Jahren nach erfolgter Ernennung zum leſerveofftzier iſt erforderlich. Ehemalige Soldaten der alten Gehrmgcht(Hoor und Marine)! ſowie der 0 0 ON neuen Wehrmacht, ohne Offizierdienſtgrad, aber mit dem Dienſtgrad eines Portepee⸗ Unteroffiziers(Alter in der Regel nicht über 40 Jahre), falls auf Grund 6. bis 12wöchiger Uebung bei der Flakartillerte oder Luftnachrichtentruppe ihre Eignung feſtgeſtellt wird und ſie ſich verpflichten, nach Ernennung zum Offizier d. B. im erſten und zweiten Jahr je eine Uebung von vier Wo⸗ chen Dauer abzuleiſten d) Bei der Fliegertruppe Perſön⸗ lichkeiten, die bis Ende 1934 eine abgeſchloſ— ſene fliegeriſche Ausbildung bei Aushil⸗ dungsſtellen der Luftfahrt erhalten und ſich dauernd in fliegeriſcher Uebung gehalten ha— ben. Flugzeugführer müſſen mindeſtens den Flugzeugführerſchein Bl beſitzen. Perſön— lichkeiten ohne militäriſche Vorbildung dürfen das 35. Lebensjahr, ehemalige Soldaten ohne Offizierdienſtgrad in der Regel das 40. Lebensjahr nicht aberſchritten haben ſechsmonatiger militäriſcher und fliegeriſcher Ausbildung und Ableiſtung der drei Reſerve— übungen für die Ungedienten bzw. dre mona— monatiger militäriſch-fliegeriſcher Ausbil— dung und Ableiſtung von 1 bis 3 Reſerve— übungen für die ehemaligen Soldaten, müſ— ſen ſie ſich zur Ableiſtung von vier weiteren Uebungen innerhalb acht Jahren nach erfolg— ter Ernennung zum Reſerveoffizier ver— pflichten. Anträge ſind ſchriftlich nur an das für den Wohnort des Bewerbers zuſtändige Wehrbezirkskommando zu richten. Heran an die Werbung! Gerade die kleineren und mittleren Geſchäfts⸗ leute ſollen werben. Berlin, 12. Juni. Der ſtellvertretende Präſident des Werbe— rats der deutſchen Wirtſchaft, Reichstagsab— geordneter Profeſſor Dr. Hunke, ſtellt in dem Organ des Werberats grundſätzliche Theſen über die Bedeutung der Werbung auf. Darin ſtellt er u. a. feſt, daß aus der nationalſozialiſtiſchen Volks- und Leiſtungs— gemeinſchaft das Mittel der Werbung nicht hinwegzudenken ſei. Es ſei im Gegenteil die Aufgabe der nationalſozialiſtiſchen Aufklä rung und Erziehung, daß ſich die Einzelper— ſönlichkeit immer mehr herausſtellt, daß ſeder, der etwas leiſtet, ſeine Leiſtung und ſein Können auch anbietet, bekanntmacht und verteidigt. Es ſei wohl mit die größte Aufgabe des Werberats auf pro pagandiſtiſchem Weg zu einer geeigneten Erzeugung anzuregen, das deutſche Erzeug nis zu fördern, den Export zu pflegen und dadurch zur Beſeitigung der Arbeits loſigkeit anzuregen. Weil die Werbung ſo wichtig ſei, habe der Werberat in ſeinen Be ſtimmungen ein Grundrecht des Werbungs— treibenden ſtabiliſiert, ſo daß jeder Wer— bungstreibende in die Lage verſetzt werde, von jedem Werbemittel Gebrauch machen zu können Dem Werbebedürfnis auch des kleinſten Unternehmers werde freie Entfaltung geſichert. Man könne mit Recht ſagen, daß die Vorteile der Werberatsgeſetz gebung gerade in erſter Linie den kleine- ren und mittleren Geſchäftsleuten zu— gute kommen. Denn der beherrſchende Ein fluß der Kapitalmacht ſei mit der Durchſet zung des Grundſatzes der Preistreue in der Werbung gebrochen worden. Wenn man die Vorteile der Werberatsgeſetzgebung für den kleinen und mittleren Unternehmer betrachte, dann müſſe man verlangen, daß er auch die Wer hung entſyrechend gehraucht Die Parole ſelten die Laune nahm. So war es ſie, die ſich um ihre Tochter gar nicht bekümmerte, deren Eigenleben überhaupt nicht kannte und Pips nichts in den Weg legte, als dieſe bei der Großmutter im Pavillon zu wohnen verlangte. rheberrechtsschutz: Fünf Pürme-Verlag, Halle(Saale) Als ſie nun endlich wirklich Abſchied nahm, da wurden ihr viele freundliche Worte zugerufen und Hände gereicht, denn man hatte ſie liebgewonnen. Und nicht nur wegen der reichen Gaben, die ſie austeilte... Eine ganz fremde Schüchternheit war über Pips ge— kommen. Sie mußte ſich in ihr neues Geſicht erſt hinein— leben. Darum vermied ſie es auch, ſich, von der„Reiſe“ zurückkommend, bei ihrer Reſi einzufinden, zumal ſie ſich hatte, daß ihre Mutter, die „Hortenſe“ zu nennen pflegte, gegenwärtig in Wien weilte. Hortenſe hatte eine Art, mit Menſchen und Dingen umzugehen, die Pips immer ſo berührten, als ob jemand ausgerechne: mit einer Gabel auf dem Teller kratzte. Hortenſe Breitenſchlag bildete ſich ein, eine Schönheit zu ſein, und vergaß ihre Jahre ſo ſehr, daß ſie ſich als Backfiſch kleidete und auch ſo gab. Daß ihr dabei die erwachſene Tochter unbequem war, konnte man ohne weiteres begreifen. Ihre Geiſtesgaben reichten eben ſo weit, daß ſie es verſtand, ſich das Leben ſo angenehm als möglich zu geſtalten. Darüber hinaus aber machte ſie ſich leine Gedanken. Wenn ſie morgens in ziemlich vorgerückter Stunde im Bett liegend frühſtückte, ſo pflegte ſie ſich dabei das ganze dagesprogramm zu notieren, und das war manchmal ſo teichhaltig, daß ſie ärgerlich das Wichtigere vor das Wichtige ſtellen mußte und dieſe ſchwere Arbeit ihr nicht gegenwärtigte, das ihre aus ſie kurzweg Und Gilbert Haller? hatte? trieb. Nach insbeſondere in den Pips vermied es, in ihr Heim zu gehen. Sie bedurfte eine Zeit der Sammlung und der Einſtellung zu dem neuen 40 Menſchen in ihr, der zwangsläufig aus der Lage erſtehen mußte. Eine bittere, ſpöttelnde, hochfahrende Pips, die ein Recht hatte, ſich als Stiefkind des Glückes zu fühlen, die konnte es nicht mehr geben. Wie weit aber die innere Wandlung mit der äußeren Hand in Hand gehen mochte, das wußte das junge Mädchen heute noch ſelbſt nicht. Auch war es ihr höchſt peinlich, wenn ſie ſich das Aufſehen ver- Was Veränderung Ihre Ausgeglichenheit, die weit über ihre Jahre ging, hatte ſie ſchmählich verlaſſen— Hatte ſie den Aeußerlichkeiten vielleicht doch zu viel Wert beigemeſſen? So kam es ihr jetzt oft in den Sinn. Und es erſchien ihr, als ob ihre Häßlichkeit, die ſie ge— demütigt, die ſie als körperlichen Schmerz empfunden hatte, eigentlich gar nicht ſo arg geweſen war.... Kurzerhand entſchloß ſie ſich, wieder nach Salzburg zurückzukehren, in der Umgebung an einem der wunder— ſchönen Punkte einige Wochen der Beſchaulichkeit und Sammlung zu leben, bis ſie ihre neue Linie fand. Ihn zu begegnen, würde das Schlimmſte bedeuten. Was wollte ſie ihm ſagen, wenn er ſie fragte, wes halb ſie eine äußere Verſchönerung ſo dringend gewünſcht Sie war der Ueberzeugung, er würde ihr die Wahrheit von der Stirn ableſen. Plötzlich ſchämte ſie ſich. Schämte ſich ſo ſehr, daß es ihr die Tränen in die Augen Schon am gleichen Abend war Pips in Salzburg an⸗ gelangt und nahm diesmal in einem Hotel Aufenthalt, könne niemals lauten: Hinweg mit der Wer⸗ bung!, ſondern müſſe heute lauten: Heran an die Werbung! Auslands⸗Rundſchau Der Danziger Volkstag einberufen. Der Danziger Volkstag iſt für Mittwoch 17 Uhr zur Entgegennahme der angekündig— ten Erklärung des Präſidenten des Danziger Senats einberufen worden. Der Senats— präſident wird in dieſer Erklärung grund— legend zu den die weitere Entwicklung Dan⸗ zigs beſtimmenden politiſchen, wirtſchaftlichen und finanziellen Fragen Stellung nehmen. Man kann annehmen, daß Präſident Greiſer in dieſem Zuſammenhang dem Volkstag auch das angekündigte große Sparprogramm vor— legen wird Antikatholiſche Kundgebungen in Edinburg. In Edinburg kam es anläßlich der Verlei— hung des Ehrenbürgerrechts an den römiſ katholiſchen Miniſterpräſidenten von Auſtra— lien, Lyons, zu Proteſtkundgebungen gegen den Katholizismus. Große Menſchenmaſſen fanden ſich vor der Halle, in der die Feier ſtattfinden ſollte, ein und brachten Rufe ge— gen das Papſttum aus. Die Verſammlung mußte unterbrochen werden. Schließlich ent— fernten Poliziſten die Demonſtranten. Ein wetterlauniſcher Juni Hier große Hitze— dort ſchwere Gewikter⸗ ſtürme. London, 11. Juni. Die engliſche Hauptſtadt und weite Teile Südenglands wurden durch ſchwere Gewit— terſtürme und Hagelwetter heimgeſucht. In den Straßen der Hafenſtadt Deal in der Grafſchaft Kent ſtand das Waſſer über einen halben Meter hoch, ſo daß der Verkehr nur noch mit Waſſerfahrzeugen durchgeführt wer— den konnte. Auch in der Hafenſtadt Folke— ſtone waren viele Häuſer und Straßen über— ſchwemmt. Aus Hampſhire werden ſchwere Ernteſchäden durch Hagelſchlag gemeldet. Nach Berichten aus Paris wurde Frankreich von einer hihewelle heimgeſucht, die ſtellenweiſe ſchwere Gewitter, mit zum Teil wolkenbruchartigen Regen, auslöſte. In Dünkirchen wurden durch den Regen viele Keller unter Waſſer geſetzt. Im Depar⸗ tement Seine et Oiſe gingen nachts große Regenmaſſen mit Hagelſchauer nieder, die ſchweren Schaden anrichteten. Bei Oran in Algerien wurde eine Gruppe von Erntearbeitern vom Blitzſchlag getroffen. Ein Mäher war auf der Stelle tot, zwei andere trugen ſchwere Brandwunden davon. Die außerordentlich große Hitze hat in den franzöſiſchen Bergen hier und da eine Schneeſchmelze zur Folge gehabt, die für das Dörfchen Va— loires bedrohliche Folgen hatte. Gewaltige Schneemaſſen gingen zu Tal. brachten allmählich den kleinen durch den Ort fließenden Bach zum Ueberfluten, ſo daß; binnen wenigen Minuten die meiſten Häuſer unter Waſſer ſtanden. Gleichzeitig löſten ſich Erd und Geſteinsmaſſen, die das Vernich— tungswerk vollendeten. Biele Häuſer wurden verſchüttet oder forkgeriſſen. Menſchenleben ſind, ſoweit zu beklagen, doch befürchtet Schnee- und Erdrutſche Auch in Polen, Kreiſen Przemyfſl, Lem— hofannt nent bekannt, nich man weitere auch zu verſtehen, daß wo man ſie nicht ka fühlte, verbrachte ging immer nur abends aus und konnte ſich auch nicht entſchließen, ihr Vorhaben auszuführen und nach einem berg, Luck und Rowno, ſind ſchwere Ge⸗ witter, verbunden mit Hagelſchlägen und vereinzelt mit Wolkenbrüchen niedergegan⸗ gen, die ſehr erheblichen Schaden an den Feldfrüchten angerichtet haben. Viele Dächer wurden vom Hagel durchſchlagen. Infolge von Blitzſchlagen ſind an verſchiedenen Stel- len Gehöfte niedergebrannt. 4** 2 Jüdiſch⸗polniſche Zuſammenſtötze Warſchau, 12. Juni. In Grodno kam es im Anſchluß an die Beerdigung eines Polen, der einige Tags vorher von Juden bei einer Schlägerei töd— lich verletzt worden war, zu ſchweren Zu- ſammenſtößen. In vielen jüdiſchen Geſchäf— ten und Wohnungen wurden Scheiben ein- geſchlagen. Eine größere Anzahl von Perſo— nen, Juden wie Polen, wurde verletzt einer der Verletzten iſt inzwiſchen geſtorben, Ferner kam es bei einem Fußballwettkampf zwiſchen einer jüdiſchen und einer polniſchen Arbeitermannſchaft in Tomaſzow während des Spieles zu einer ſchweren Prügelei zwi— ſchen den Spielern. Im Verlauf der Schlä— gerei ſchoß einer der Beteiligten aus einem Revolver und verwundete zwei ſeiner Geg— ner, die ins Krankenhaus gebracht werden mußten. 1 1 Ein Jugendwettbewerb 12jähriger Junge fährt auf dem Panzerſchiff „Deutſchland“. Berlin. 12. Juni. Im November 1934 rief der Reichs- bund Deutſcher Seegeltung die Jugend zur Beteiligung an ſeinem Preis- ausſchreiben für ein Zeichen und einen Merk- ſpruch deutſcher Seegeltung auf. Der Wett— bewerb wurde am Skagerraktag abgeſchlol— ſen. Ueber 10 000 Zeichen und Merkſprüche wurden eingeſandt. Jungen und Mädel aus allen Gauen Deutſchlands, von der Waſſer- kante und den Bergen, aus dem Saarland und aus Oſtpreußen, haben in Wort und Bild geſtaltet, was ſie ſich unter deutſcher Seegeltung vorſtellen. Für Zeichen und Merkſprüche kommen je 57 Preiſe zur Ver— teilung, insgeſamt alſo 114, dazu eine Reihe von Troſtpreiſen. Als erſte Preiſe werden wechſelweiſe Fahrten auf Kriegsſchiffen oder Handels- chiffen gegeben. Für den Entwurf eines Zeichens wurden die erſten Preiſe wie folgt verteilt: Erſter Preis:(Fahrt auf dem Panzerſchiff „Deutſchland“) Werner Wolfgang Dietrich— Kaiſerslautern(12 Jahre). Zweiter Preis: Paul Rhein(13 Jahre). Dritter Preis: (12 Jahre). Für den Entwurf eines Merkſpruchs er— hielten folgende Einſender die erſten Preiſe: Erſter Preis: Johanna Sauerland-Leipzig (14 Jahre) Zweiter Preis: Annemarie Oswald-Pol- lanten(Bayer. Oſtmark),(16 Jahre). Preis: Maria Schoor⸗Köln am Ekkehard Hermes-Pillau Lang-Aachen(13 Dritter Jahre) Die genaue Benennung der Preiſe ge— ſchieht aus beſtimmten Gründen durch direkte Benachrichtigung der Preisträger. Jeder Preisträger wird durch den Reichsbund per— ſönlich benachrichtigt. Anfragen müſſen beim Umfange der Beteiligung unberückſichtigt leihen nutte. Unfrei und bedrückt, wie ſite ſich ſie die meiſte Zeit in ihrem Zimmer, Sommerquartier Umſchau zu halten. So waren etwa acht Tage vergangen, als Pips wieder einmal das gibt es heraufbeſchwor. Verlangen Wien anzurufen. Sie ließ ſich mit ihr in ihrem Zimmer verbinden, und die geliebte Stimme der alten Frau gab ihr viel von ihrem ſeeliſchen Gleichgewicht zurück „Was iſt dir nur, Pips? fremd?“ fragte die Reſi. „Was ſoll mir ſein? Nix!“ entgegnete Pips und ſuchte gewaltſam Zuflucht zu Neues?“ „Richtig!“ rief Frau von Breitenſchlag lebhaft.„Faſt hätte ich es vergeſſen—. ſie wußte nicht ein noch für dich gekommen. empfand, ihre Großmutter in Deine Stimme klingt ganz ihrem alten Selbſt.„Erzähl'! ein Brief von Gilbert Haller iſt Aber bei dir weiß man ja nie, wo du biſt, und ſo konnte ich dir das Schreiben auch nirgends hinſchicken.“ ſchon ſein? bitteſt!“ ſchuldigung. „Aber woher hängſt du ab, Reſi! viel zu ſehr, daß du mit mir ſprechen kannſt. Aber damit du auch deine Freude haſt: alſo ich Nämlich, ich an deiner Stelle, hätte ganz beſtimmt mit einer Stricknadel den Umſchlag geöffnet— man kann das mit einiger Geſchicklichkeit ſo tadellos durch⸗ führen, daß nichts zu bemerken ift...“ Pips gab es einen Ruck, aber ſie bemühte ſich, einen ganz gleichgültigen Ton zu finden. „Na, alſo ſchick mir halt den Brief. Von wo kommt er denn?“ „Soviel ich herausbuchſtabieren konnte aus dem Poſt ſtempel, kommt er aus Smyrna— denk' dir!“ „Was drin ſteht, weißt du natürlich nicht— oder haſt du vielleicht ein biſſerl—“ „Pips“, rief die alte Dame hörbar empört,„ich hänge ſofort ab, wenn du nicht auf der Stelle um Entſchuldigung Was wird es Du freuſt dich ja bitte um Ent⸗ (Fortſ. folat.)] C Ie ιẽgnu — * —̃— Aeſeſee Helbig Fanznes. Urheberrechtsschutz: Fünf Pürme-Werlag, Halle(Saale) „Wenn ich— wiederkomme, decken Sie das Bild zu, es— tut mir weh— ſie iſt immer meines Vaters Frau. Ich liebe meinen Vater!“ „Und— finden Sie nicht zu ihr?“ Sie ſah ihn mitleidig an. „Wo Sie nicht einmal zu Tante Linde fanden?!“ Hab'„Ach ich— ich war ein Wildling!“ g Sie waren heiter geworden und lachten beide. „Noch eins, Herr— Valentin“, begann ſie von neuem. „Als— das mit dem Grafen zu Ende gegangen, war es — da gleich mein Vater, dem ſie— ihr Wort gab?“ „Wollen wir das ergründen, Taneda?“ Er fuhr mit der Hand durch die Luft.„Laſſen Sie es!“ Sie ſah ihn traurig an. „Sie?“ Da lachte er herzhaft.„Nein, Taneda, mir war ſie zu ſehr Wirklichkeit, zu wenig Madonna— ich war damals noch Akademieſchüler!“ „Herr Hofer, Sie— verletzen mich. Nehmen Sie doch die Sache nicht ganz ſo leicht. Es geht um meinen Vater!“ bat ſie. „Darum wollen wir nicht mehr daran denken, Taneda! Ich habe ſie nur gemalt, und der Graf ſaß dabei. Wir haben uns gut unterhalten, gewiß— ſonſt nichts. Kommen Sie, wir wollen gehen!“ Er legte den Arm um ſie, und als ſie durch den dunklen Flur gingen, ſchmiegte er ſeine Wange an die ihre— ſonſt nichts. Sie zuckte ein wenig. Es war wolkig geworden, als ſie wieder ins Freie traten, und düſter. „Es riecht nach Föhn!“ ſagte Tino.„Wir wollen eilen. Der Muli wird Sie hinauftragen— Sie ſind müde, Taneda!“ Sie ſchwieg und mußte an ſeine Worte denken: Wir Männer müſſen den Frauen immer wehe tun. Jetzt hatte auch er ihr weh getan. Als ſie beide über den Kirchplatz gingen nach dem Stall, wo der Muli ſtand, begegnete ihnen der Rigo Erwani. Er machte große Augen und lachte hinter ihnen her. Es war ſchon dämmerig, als ſie den Arvenhof wieder in Sicht betamen. Die Hoferin war ſchon in ihrem Fleder— 1 Nachdruck verboten. „Wenn ich auf Skiern hinunterfuhr nach Proviant. Lang ging's nicht, aber— ich kann da beſſer ſchaffen als da oben, wo das Leben zu laut an mein Ohr ſchlägt.“ Sonderbar!, dachte Elda. Mir klingen die Stimmen hier lauter als oben! „Vielleicht bin ich hier ungeſtörter, geſammelter. ich Sie getroffen?“ Sie nickte. Es war ein ſeltenes Bild. Ein Triptychon; zunächſt ein junges, unberührtes Weib, ſchwebend auf einer Schaukel, den Blick zum blauen Himmel erhoben. Dann das junge Weib mit dem Kind, die Madonna in ſeligem Mutterglück. Und zuletzt die ringende, für das Leben ihres Kindes ſchaffende Mutter mit der Näharbeit im ärmlichen und doch ſauberen Raum, ein Lächeln auf den Lippen, einen Traum in den Augen, und das Kind zu Füßen ſpielend. Immer trug dieſe Frau Eldas Züge. „Sie wollten ein Madonnenbild ſür die Kirche haben, aber es wird nicht das richtige ſein“, ſagte er.„Für ſie gilt nur das Mittelſtück— das andere gehört mir. Ich ſchuf euch ein Denkmal, ihr Frauen unſerer Zeit, die ihr, allein, unbeſchützt, euer Schickſal aufnehmt. Ihr Frauen, die ihr Menſchen geworden ſeid, denen kein Mann ſchützend zur Seite ſteht. Ihr Frauen vom Arvenhof und der ganzen Welt, denen die Männer immer weh tun müſſen!“ Sie ſah ihn an. „Und warum muß es ſo ſein?“ ſagte ſie nur leiſe. „Warum? Weil wir das Stetige, das Heimiſche, das Schollenfeſte verloren haben, wir Männer.“ „Und— tönnten Sie es nicht wiederfinden?“ Er ſah ſie traurig an. „Vielleicht, Taneda!“ Sie wich ſeinem Blick aus. Sie ſchritten weiter an all den Bildern, Köpfen und Geſtalten aus einer Reihe von Jahren vorüber. Er wies ihr die Geſchichte und den Urſprung eines jeden. Plötzlich ſtutzte Elda. Es war, als rufe ſie etwas zurück in die Wirtlichkeit, aus der ſie ſehnend einen Augenblick hinausgeflohen. „Was bedeutet dies?“ fragte ſie ſtockend.„Wer iſt“— ſie griff mit Heftigkeit nach Tinos Arm—„dieſe Frau?!“ eben entgegen. „Wir haben uns um dich geſorgt, Kind“, ſagte ſie Er ſah zufällig, wie ihre Augen ſich in das Gemalde traurig.„Warum haſt du uns nicht geſagt, daß du mii Tino des ſchönen Weibes vohrten, das— halb verhüllt, und ins Dorf biſt. Das Wetter ſchlägt um, wir werden Schnee— doch entblößt— aus dem Rahmen ſtieg. Es war ein ſturm bekommen. Und das iſt ſchlimm hier oben. Kommt gewagtes Bild. ins Haus, wir haben warmen Tee bereit!“ a a „Kannten Sie dieſe Frau?“ ſchrie ſie, und ihre liebe,, Elda ging ſchweigend neben ihr und nahm ihre Hand warme Stimme hatte auf einmal einen metallenen Bei- in die ihre. Sie ſchämte ſich. Während Tino das Tier klang. unterſtellte und dem Waſti anvertraute, führte ſie Linde „Eine Münchnerin“, ſagte er gleichgültig.„Wir e 1.. 1 lernten ſie auf einem Faſching kennen. Sie war ſchön,„Verzeih mir, Tante Linde! Es wäre wohl beſſer, ich und Graf Gaſtorp hatte mir den Auftrag gegeben, ſie zu malen. Das Original beſitzt er— dies iſt nur eine Kopie. Gefällt ſie Ihnen?“ Sie hörte kaum zu. „Ihr Name?!“ ſorſchte ſie leidenſchaftlich. „Adele— ſie war Sängerin an einem Vorſtadttheater. Nicht eben weit her— eine billige, verwendbare Kraft, Oben an der Treppe ſtand Julie, Tränen im Auge. „Gott, Kind!“ rief ſie.„Warum haſt du uns ſo in Angſt verſetzt!“ Aber dies Jammern vermochte Elda nicht ſo zu rühren wie die gütige Sorge der Hoferin. Sie ſuchte Balzer auf, aber der lag ſchon ſchlafend und voll— gegeſſen in ſeinem Bettchen. mausmantel überall umhergeflogen und kam ihnen jetzt wäre nicht gegangen!“ ſagte ſie, während ſie hereintraten. „Tante Linde, du vertrauſt mir doch?“ fragte am Abend Elda, als ſie beieinander in ihrem Stübchen ſaßen. „Gewiß doch, Kind!“ erwiderte die Hoferin. „Ich werde nicht wieder, ſo ohne es euch zu melden, mit gutem Spieltalent und Muſikalität.“ „Adele— mein Gott, Sie müſſen doch den ganzen Namen wiſſen“, ſchrie ſie. Er war ein wenig erſtaunt. ö „Ja, ſo warten Sie doch... Mein Gedächtnis— der Name— Gott, der Rigo wird's wiſſen, er war dabei, als wir ſie dem Grafen übergaben.“ „Gott, ſo erinnern Sie ſich doch!“ herrſchte ſie ihn an. Aber als ob durch dieſe Macht die Tür ſeines Gedächt⸗ niſſes aufſprang, rief er plötzlich in den leeren Raum, daß es hohl und kantig klang: „Adele Kandlinger— jetz hab ich's wieder. eine feſche Münchnerin— weiß Gott!“ „Sie iſt— meine Stiefmutter!“ ſagte Elda dumpf. „Taneda— das— das hätt' ich wiſſen müſſen. Das Bild kann Ihnen nicht gefallen nein; ich verſtehe das Siebzehntes Kapitel. — die Hoferin hat mir nie davon geſprochen— ich wußte a a. das ja nicht!“ Tante Julie blieb bis in den ſpäten Lenz hinein; ſie Seine Stimme klang weich, wie liebkoſend, wie ent— wurde auch da noch nicht fortgelaſſen und gab wieder ſchuldigend. Er hob die Hand und ließ ſie wieder ſinken einige Wochen zu. Man rechnete ſie ſchon zu den Ein— — vielleicht hatte er Elda ſtreicheln und beruhigen wollen. wohnern des Arvenhofs. a „Sie haben zu wenig mit Ihrer Mutter geſprochen, Die Freunde in der Heimat, mit denen ſie im regen Tino!“ ſagte ſie jetzt.„Sie würden um vieles glücklicher Brieſwechſel ſtand, trugen ihr ſeltſame Exeigniſſe aus dem ſein. Möchten Sie— mit mir tauſchen?“ Hauſe Renner zu. a f Er lachte und verſuchte dieſe peinliche Minute leicht Es ſei eingebrochen, des Doktors Schreibtiſch mit zu nehmen. einem Dietrich geöffnet worden. Und merkwürdigerweiſe „Gott— Taneda! Wir ſchleppen alle etwas mit uns hätten ſich Fingerabdrücke, die an dem Eichenholz des herum: ich— Selbſtvorwürfe gegen die da oben und— Schreibtiſches entdeckt worden ſeien, in gleicher Art an die Tote. Sie— Groll gegen dieſe hier. Etwas wirft dem Zigarrenetui Doktor Renners gefunden, das er am uns immer wieder von der Höhe herab— Gefühle, die Tage vorher im Zimmer ſeiner Frau liegen gelaſſen, und uns belaſten.“ das ſie ihm, am Morgen nach dem Einbruch, ehe die Sache „Ich floh vor ihr!“ ſagte Elda. bemerkt worden ſei, auf den Schreibtiſch gelegt hatte. „Hab ich geahnt— etwas war da nicht in Ordnung! Man war im Begriff, die Daktyloſkopie vorzunehmen, Aber laſſen Sie das— Sie ſind doch jetzt auf dem als eben Frau Adele das Zimmer wieder verlaſſen wollte, Arvenhof!“ und ehe ſie es verhindern konnte, hatten die Beamten als „Und ich muß ganz ſchnell zurück— Balzer muß ſein erſtes Objekt die eben deponierte Zigarrentaſche ergriſſen. Süppchen haben, und Taneda iſt nicht da! Oh, ich Pflicht— Irgendwelcher Verdacht fiel nicht auf Frau Adele; ſie vergeſſene!“ war in Handſchuhen geweſen. a g Sie knöpfte ſich die Windjacke zu. Aber es hatte ſich am Tage vorher ein Patient bei Kandlinger geſehen!“ Die Hoſerin ſchien erſchrocken zu ſein. „Kind, deshalb wollte ich es nicht, daß du mit ihm— „Tante Linde! Warum machte Pa ſie Sie war Mutter?“ unterbrach ſie Elda. * antun— daran mußt du dich gewöhnen, Kind!“ ins Dorf gehen. Ich komme mir vor wie das Marien⸗ kind, das die letzte Kammer öffnete und die Tür vor Schreck zuſchlug und doch beſudelt war.— Ich habe Adele * zu meiner Darauf weiß ich keine Antwort! Aber wir werden auf vieles Leid keine Antwort finden, das uns die Männer Doktor Renner angemeldet, der vorgab, ein alter Be⸗ kannter Frau Adeles aus ihrer Künſtlerzeit in München zu ſein. Er war nur vorübergehend hier und hatte nach ſeiner Konſultation noch ein Stündchen im Zimmer der Haus⸗ frau verbracht. Man hatte ihn dann nicht mehr geſehen. Es ſei ein Herr in mittlerem Alter geweſen, mit vor⸗ nehmem Aeußern, den ſie als ihren lieben Grafen Gaſtorp im Hauſe vorgeſtellt hätte. Gerüchte wollten wiſſen, daß die Geſchäftsinhaber der Stadt ſich von Doktor Renner als krank behandeln und alte Gebrechen heilen ließen— nur, um ſo ihre Rechnung bei Frau Adele mit der Honorarforderung Doktor Renners begleichen zu laſſen und auf dieſe Weiſe wenigſtens ge⸗ ſundheitlich wieder auf die Beine zu kommen. Andere berichteten, ſie erhielte keinen Kredit mehr. Tante Julie verbarg ſolche Brieſe ängſtlich vor Elda, ſie las ſie nur gewiſſenhaft Linde Hofer vor, bis dieſe ſich die Ohren zuhielt und von dem Geſchwätz der Welt da unten gar nichts mehr hören wollte. „Weißt du, was ich vermute?“ ſagte eines Tages Julie Herwart, die immerhin dem Tratſch einer Mittelſtadt nicht ganz ablehnend gegenüberſtand, als ſie wieder einen der intereſſanten Briefe erhalten hatte.„Das Meſſer wird ihr an der Kehle ſtecken! Sollte Graf Gaſtorp wirklich für ſte auch ſeine Ehre aufs Spiel geſetzt haben?“ Die Ver mutung ließ ſchon eine Tatſache nicht unmöglich erſcheinen. „Julie, um Gottes willen!“ ſagte Linde.„Was fafelſt du! Was willſt du überhaupt damit ſagen— aus dieſen Klatſchereien ſchließen?“ „Daß Gaſtorp der Täter iſt!“ „Torheit! Wie ſoll das denn möglich ſein?“ „Nun— ſie hat ihn einfach gebeten, den Diebſtahl aus zuführen. Das traue ich ihr ſchon zu.“ „Aber Julie, ich hätte wirtlich nicht gedacht, daß du so ein großes Talent zum Detektiv in dir haſt!“ lachte Linde. „Du nimmſt die Sache ſpaßhaft auf; ich fühle immnter etwas wie Schuld gegen— Rudolf Renner. Man hätte ihn damals warnen ſollen. Sein etwas allzu weiches Gemüt wird darunter zugrunde gehen. Sie iſt— ſein Unglück.“ „Das habe ich von Anfang an gewußt!“ beſtätigte Linde; ihre Stimme war ſpröde.„Aber beruhige dich, weder dir noch mir, den beiden Menſchen, die ihn— keien wir offen gegeneinander— vielleicht am meiſten auf Erden geliebt haben“—„außer Elda“, ſchaktete Julie ein—,.„ich ſage doch: am meiſten auf Erden“, beharrte Linde,„keiner von beiden hätte er gefolgt, denn ſeine Gefühle gehörten damals eben Adele Kandlinger, und da war nun etnmal nichts zu machen. Bring mal einen Mann von einer Tor heit ab, die ſein Dickkopf zur logiſch ausgeklügelten Haud lung ſtempelt!“ Julie nickte zweimal bedeutungsvoll mit dem Kopfe. „Nein— da war nichts zu machen geweſen!“ Das Schickſal hatte mit ſeiner Wechſelſeitigkeit dem ſtillen, un⸗ veränderlichen Fühlen der beiden Freundinnen eben ulcht einen Rudolf Renner beſtimmt. Wunderlich hatte es gearbeitet: aber ſie waren beide nicht ſtart genug geweſen, als Bezwingerinnen des Schick ſals aufzutreten. „Nein— wir haben keine Schuld!“ betonte brannte die Pfeife an und ging hinaus in die Halle, dene der Waſti, der ſo etwas wie eine Vertrauensſtellung eit nahm und den Rang eines Schaffners innehatte, war zun Abrechnen gekommen. Eine Minute darauf ſaßen ſich beide mit roten Köpfen gegenüber und ſchätzten den Vorauſchlag für die Sommerbeſtellungen ab. Es war bisher eine ſchlechte Witterung geweſen: der lange Winter hatte den Wieſenbeſtand verringert, die Arbeitsleute fanden unten im Tal in den Weingütern leichtere Arbeit, und die Bank zinſen waren erhöht worden. Es wurde mühſam auf dem Arvenhof, und Linde war geraten worden, Parzellen zu verpachten. Auch der Herr Pfarrer hatte ihr den Bot ſchlag gemacht; er meinte es gut mit der tapferen Frau Die Leute im Oberland hatten erwachſene Kinder und ſuchten Ausdehnung; auch aus der Ebene würden Au ſiedler leicht zu finden ſein. Denn die Bevölkerung wuch Die italieniſche Regierung ſiedelte gern und geſchickte weiſe in Norditalien an. Vielleicht ſei beim Staat etwa— zu machen. Aber Linde ſtemmte ſich noch immer. Sie wollte fre auf ihrem Eigentum ſein, ſie wollte teine fremden Nach varn, und es ſpäter einmal, wenn Tino vernünftig ge worden, ihm ſchuldenfrei übergeben. Das war ſchwer; ſie wußte es, aber bisher hatte ſie geſchafft. Sollten wirklich die Verhältniſſe ſtärker ſein als ihr eigene Kraft? Am Abend erwähnte ſie ein weniges von dieſer Aun— gelegenheinm gegen Julie und Elda. Auch Tino ſaß dabel er weilte in regelmäßigen Abſtänden auf dem Arvenhof und hörte zum erſten Male von den Sorgen der Hofertn Es war, als wache etwas in ihm auf— eine gewiſſe Hochachtung vor der Frau, die für ihn den Arvenhof hie! Da ſagte plötzlich Elda in ihrer ehrlichen Art, die gleich alle Dinge, die ſie dachte, zu Worten formte: 8 „Du müßteſt Fremde nehmen, Tante Linde! Leute, die in den Städten unter der Laſt geiſtiger Arbeit ſeufzen Müßten ſie nicht hier oben neue Kräfte ſammeln können?“ Es war, als ob ein Gewitter einſchlüge, ſo hatten dieſe Worte gewirkt. 8 „Fremde?“ Die Hoferin ſprach es, als ob ſie Elda fü nicht ganz zurechnungsfähig halte, und als fehle es nun noch, daß ſie ihr an die Stirn faſſe. „Fremde?“ ſagte auch Tino. Aber Tante Julie war die einzige, die als Stadtkind die Möglichkeit dieſes Rates für die Geſundung des Arvenhofs in Erwägung zog. „Es iſt nicht unklug, was Elda rät“, ſagte ſie,„es ift ſogar ein guter Rat!“ Aber Tino lachte geradeheraus. Linde Es klang bitter.(Foriſetzung folgt. bondsdarlehen 55 bei vorheudener Aus ö Her. u einem Runderlaß des Reichsfinanzmi⸗ fers über die e wird 90 0 elt, daß die zur Verfügung ſtehenden Mit⸗ gestatten, die Eheſtandsdarlehen wieder der im Geſetz vom 1. Juni 1933 vorge⸗ enen Höhe zu gewähren. Das bedeutet, ih künftig wiederum, ſoweit beantragt und geit die Vorausſetzungen gegeben ſind, Dar⸗ den in Höhe von 1000 Mark gewährt wer⸗ können. Die Tatſache, daß die Antrag⸗ ler bereits notwendige Einrichtungsgegen⸗ unde beſitzen, darf nicht dazu führen, daß ſen die Gewährung eines Darlehens über⸗ lupt verſaat wird. Aus der Heimat Sedenktage 12. Juni. u Gründung der Deutſchen Burſchenſchaft in Jena. e der Tiermaler Friedrich Specht in Stuttgart geſtorben. Abdankung des Königs Konſtantin don Griechenland. Prot. und kath.: Baſilides unenaufg. 3.37 Sonnenunterg. 20.22 ndunterg. 0.40 Mondaufg. 15.46 e Milch als Helſer der Hausfrau der Verbrauch der Milch iſt bei uns im gleich mit anderen Ländern noch immer zu gering. Dabei handelt es ſich um ein chrungsmittel von größtem Wert. das um liges Geld reichlich zur Verfügung ſteht. ilch findet aber nicht nur als Nahrungs— tel Anwendung, ſondern kann auch ſonſt vielſeitig gebraucht werden. Nachſte- de Anregungen werden von vielen Haus— uen mit Vorteil benützt werden können. ſt eine Soße zu dunkel geraten, gell verbeſſert ein Spritzer Milch den Feh— Legt man Salzheringe nach dem aſchen in Milch, dann wird ſich ihr Fleiſch und zart, viel appetitlicher und wohl— ömmlicher präſentieren. Auch Reſte von hinken und Rauchfleiſch, die häufig unan— gehm ſcharf ſind, werden dadurch gemil— l, wie jede Leber durch ein kurzes Milch- köſtlich zart und weich wird. Seefiſch llert den nicht jedermann willkommenen hnartigen Geruch und Beigeſchmack, und fleiſch kocht ſich ſchneeweiß durch Bei⸗ he einer Taſſe Milch an den Sud. Fehlt Aufgießen von gebundenen Suppen die ſtige Brühe, dann iſt Milch ein voll- tiger Erſatz. Hat man dünnen Rahm zur ſügung, dann werden ſie beſonders gut. s gleiche gilt von hellen, ſämigen Tunken. Gemüſeſuppen und mancher Gemüſeart mpft ein großer Schluck Milch den etwas ngen Geſchmack, macht ſie auch nahr⸗ ſer, ergiebiger und bekömmlicher. Pürees ſcharfwürzigen Gemüſen wie Sellerie, lower und bayeriſchen Rüben uſw., vor em auch Meerrettich vertragen einen tüch— en Beiguß davon. Junge Kohlraben, Ka— len und Gelbrüben werden als Gemüſe hiebiger, auch ſchmack- und nahrhafter, un man die kleine Einbrenne zum Bin— mit Milch verrührt, oder das zarte Ge⸗ e überhaupt in ſolcher ſamt einem Stück— Butter dünſtet Milch gibt auch, mit ern verquirlt, Aufläufen von Gemüſe und ttoffeln die bindende Feſtigkeit. Sie hilft auch Eier ſparen. Mit dieſen kalt ver— ppert„ſtreckt“ ſie das Rührei und den erkuchen. ohne im geringſten ſeine Güte ſchmälern,„verlängert“ aber auch die ſo⸗ gannte Panade, ſollen Fleiſch⸗ oder Fiſch⸗ lte u. a. m. in bekannter Art paniert, aus Pfanne gebacken werden. Auch rohes ſcwerk konn mit ſolch durch Milch ver⸗ antes Ei bepinſelt werden. Eine in Milch in Eſſigbeize eingelegte Hammel; ule kann als zarter, feinſter„Reh aten“ auf dem Tiſche erſcheinen. Ueber üpteiſt Milch ein ganz vorzügliches Kon⸗ pietungsmittel für Friſchfleiſch * Art. Sie laugt es nicht aus wie die ſche ſcharfe Eſſigmarinade, die Milchſäure⸗ rien geben ihm vielmehr einen milden, herſt pikanten Geſchmack. Freiwillige Zinsſenkung bei Verſiche⸗ gen. Nachdem alle in Deutſchland arbei⸗ den Verſicherungsunternehmungen den saß für ihre Hypethekenbeſtände bereits N 1. Januar 1934 ab freiwillig auf 5,5 dent herabgeſetzt hatten, haben neuer— gs im Einvernehmen mit dem Leiter der chsgrupne Verſicherungen die Wirt— ſtsgruppe Privatverſicherung und di ſilſchaftsgruppe öffentlich⸗ rechtliche Verſi⸗ dung allen ihnen angeſchloſſenen Verſiche⸗ gsunternehmungen dringend nahegelegt, Zinsſatz einſchließlich Verwaltungsko— beitrag für beſtehende Hypotheken, ſoweit nicht ſchon geſchehen iſt, ab 1. Januar weiterhin auf 5 Prozent freiwillig abzuſetzen. * Wettervorherſage: aun ſtark erwärmten Luftmaſſen des Feſt⸗ hochs ſtehen kühlere und feuchte ozeaniſche maſſen gegenüber. Da der über unſeren ſeten lagernde ba Druck genügend Wi⸗ ſndstraft beſitz, iſt für die nächſten Tage megend heiteres und warmes, jedoch zu hen Gewitterbildungen geneigtes Wet⸗ zu erwarten. N werb der Zweispänner vor E. Koch, ber mit den Pferden der Marathonfahrt antrat, und bei den Verſpännern endete das Fahraus⸗ bildungskommando Hannover in Front. Neue Siege in Oſtende Auch am zweiten Tag der Oſtender Ru⸗ derregatta konnten die deutſchen Ruderer ihre ſämtlichen Starts zu Siegen geſtalten. Füth⸗Rüſſelsheim gewann abermals den Einer überlegen in 8:07 gegen SN Brüſſel. Der Vierer m. St. des WSV Godesberg kam mit Längen in 7:22 gegen den SN Brügge zum Siege. Auch der Große Achter wurde eine Beute der Godesberger, die in Spot Aubin Neue Polallpiel⸗Paarungen Gruppenſportwart Knehe⸗Duisburg hat jetzt die nächſten Spiele um den Fußball⸗ Vereinspokal für die Gaugruppe 4(Baden, Südweſt, Mittelrhein und Niederrhein) feſt⸗ gate Sie ſollen nach Möglichkeit am 23. uni, ſpäteſtens jedoch bis 30. Juni. ausge⸗ tragen werden und der Spielbeginn wurde generell auf 17.00 Uhr feſtgeſetzt. Gau Baden: SV Waldhof— BfB Mühlburg 1. Fe Pforzheim— FW Bretten Karlsruher FB— 1. FC Kaiſerslautern. Gau Südweſt: Wormatia Worms— Haſſia Dieburg Saar Saarbrücken— Eintracht Kreuznach Opel Rüſſelsheim— FC Egelsbach Gau Mittelrhein: FW Neuendorf— FV Homburg(Saar) Köln 99— Duisburg 99 CfR Köln oder Brachbach— Duisburg 08 oder TRll Düſſeldorf Gau Niederrhein: Hamborn 07— Schwarz-Weiß Eſſen Fortung Düſſeldorf oder Union Hamborn gegen Köln/ Mülheim SV oder F Sieg⸗ lar. Auch Schalte 04 in Form Nicht nur der VfB Stuttgart, ſondern auch Schalke 04, der letztjährige deutſche Fuß— ballmeiſter, iſt für das Endſpiel am 23. Juni beſtens gerüſtet. Die„Knappen“ gaſtierten an den Pfingſttagen in Krefeld beim VfL Preu— ßen und ſiegten vor 5000 Zuſchauern mit 4:0(1:0) Treffern. Kallwitzki ſchoß zwei Tore, das dritte ſchoß der Erſatz-Linksaußen Zims und das vierte beſorgte Gelleſch. Urbau und Kuzorra fehlten in der Schalker Elf. Radſport Die neue Natlonalmannſchaft der Straße. Nach der Straßenfernfahrt„Rund um Oberſchleſien“ hat die deutſche Nationlmann⸗ ſchaft der Straßenamateure folgendes Aus⸗ ſehen erhalten: 1. Wölkert(Schweinfurt) 85 Punkte; 2. Hupfeld(Dortmund) 80 P.; 3. Weiß(Berlin) 73 P., 4. Heller(Schwein⸗ furt) 69 P., 5. Maier(Berlin) 67 P., 6. Ruhland(Köln) 65 P., 7. Reichelt(Chemnitz) 64 P., 8. Scheller(Bielefeld) 60 P., 9. Wen⸗ del(Schweinfurt) 53 P., 10. Löber(Schwein⸗ furt) 41 P., 11. Fallen(Vierſen) 36 P., 12. Diederichs(Dortmund) 35 P., 13. Fi⸗ gay(Dortmund) 28 P., 14. Krückl(München) 27 P., 15. Seuffert(Hambach) 24 P. Jubiläum der Frankfurter Radrennbahn. Die Radrennbahn im Frankfurter Stadion feierte ihr 10jähriges Beſtehen mit einem hochwertigen Flieger- und Steherprogramm. Im Mittelpunkt der Veranſtaltung ſtand der Länderkampf Deutſchland⸗Schweiz der Amateurflieger, den die deutſche Mann— ſchaft, die in der gleichen Beſetzung vor einer Woche in Hannover gegen Holland geſiegt hatte, mit 99:75 Punkten gewann. Obwohl die Eidgenoſſen gut und tapfer fuhren, war der Sieg, der aus Merkens-Köln, Haſſelberg— Bochum, Hoffmann-Offenbach, Karſch-Leipzig, Klöckner-Köln und Ihbe-Leipzig beſtehenden deutſchen Mannſchaft ſchon nach dem zweiten Wettbewerb geſichert. Radrennen in Krefeld. Vor 3000 Zuſchauern fanden auf der Kre— felder Radrennbahn Steherrennen ſtatt, bei denen ſich der Einheimiſche Großimlinghaus ſeinen Mitbewerbern, u. a. auch Möller und Krewer, überlegen erwies. Bei den Amateuren dominierte der Krefelder Arndt. Radrennen in Rheingönheim. Bei den Radrennen auf der Bahn in Rheingönheim gab es durchweg Erfolge der auswärtigen Amateure. Das im Mittelpunkt der Veranſtaltung ausgetragene Mannſchafts— fahren über 200 Runden ſah die Dortmunder Tertilde-Schmidt vor Kerp-Walter(Köln— Ludwigshafen) erfolgreich. 2500 Zuſchauer wohnten dem Rennen bei. Aus Baden Die Inſchutzhaftnahme des Dr. Wenzel. farlsruhe, 11. Juni. Amtlich wird mitge- eilt: Bereits ſeit Monaten hat die Geheime Staatspolizei ſich veranlaßt geſehen, dem Auftreten des Landesführers Baden des NS: dB(Stahlhelm), Dr. Wenzel, beſondere Aufmerkſamkeit zuzuwenden, der trotz wie— derholter Warnungen in ſeinen Reden in Mitgliederverſammlungen in zerſetzender und ſtaatsfeindlicher Weiſe Perſönlichkeiten und Einrichtungen der Bewegung und des Stan tes angegriffen hat. Dr. Wenzel muß zu der kleinen Clique reaktionärer, dem national— ſozialiſtiſchen Staate feindlich geſinnter Ele— mente gezählt werden, die ihre Mitarbeit darauf beſchränken, ſchärfſte und kleinlichſte Kritik zu üben, und die gefliſſentlich die Er— folge der Aufbauarbeit des Dritten Reiches überſehen. Der Fortſetzung des ſtaatsgefähr— denden Treibens des Dr. Wenzel konnte nur durch ſeine Inſchutzhaftnahme ein Ende ge— Um Hollands Meiſtertitel. Bel den Endkämpfen um Hollands Fuß— ballmeiſterſchaft iſt an den Pfingſttagen die erwartete Entſcheidung nicht gefallen, denn der favoriſierte Philips SV Eindhoven wur— de von Go Ahead Dedenter mit 1:0 ge— ſchlagen und beide ſind nun auf dem erſten Platz punktegleich. Es ſtehen nun noch die beiden Spiele zwiſchen Go Ahead-⸗Velocitas Groningen und Eindhoven-DWe Amſterdam aus, in denen die letzte Entſcheidung fallen muß. Der Ausklang in Aachen Deutkſchlands Reiter bis zuletzt in Front. Einen ſchönen Abſchluß fand das interna— tionale Reitturnier in Aachen. Die deutſchen Reiter bewahrten ſich ihre gute Form bis zum Schluß und brachten auch die beiden Nane des letzten Tages auf ihr Ronto. Im Hochſpringen traten near zwei deutſche und drei rumä— niſche Retter an. 190 m überſprang nur Hermilin unter Rittmeiſter von Barnekow. während Rumänien bei allen drei Verſu⸗ hen ſcheiterte und Fanfare als fünfter Teil. nehmer ſchon bei 1,80 m einmal geriſſen hatte. Idila und Bucrie, beide unter Ober⸗ leutnant Apoſtol, und Tefir unter Oberleut⸗ nant Tudoran teilten ſich mit je 6 Fehlern den zweiten Platz. Im Zeitſpringen um den Preis des Reichsheeres wiederholte Bosco (Rittmeiſter E. Haſſe) ſeinen Sieg vom Vor⸗ tage und gewann mit neun Zehntelſekunden Vorſprung gegen Goldammer und General. Ein breiter Raum war den Jahrprüfungen gewidmet, die den Zuſchauern durch entſpre⸗ chende Erläuterungen durch den Lautſpre— cher verſtändlich gemacht wurden. Beſonders die beiden Hindernisfahren für Zwei- und Vierſpänner erforderten die ganze Kunſt dar Tahrer Deden ir. gewann den Wettbe— (Weltbild ⸗M.) Deutſcher Reitertriumph in Aachen. Beim Aachener Reitturnier errang der deutſche Sport wieder einen großen Triumph, obwohl unſere beſte Mannſchaft nicht vollzählig beiſammen war. Im Preis der Nationen, der im vergangenen Jahr an Italien gefallen war, ſiegte unſere Mannſchaft, gleichzeitig eroberte ſie zum erſtenmal den von dem verewigten Reichspräſidenten von Hindenburg geſtifteten Pokal.— Die ſiegreiche e von links: Rittmeiſter Freiherr von Nagel, Hauptmann Schunke, Rittmeiſter Haſſe, Hauptmann Großkreutz. 7:06 den RSN Gent weit hinter ſich ließen. macht werden. Vieſe Maßnahme wird dazu beitragen, eine weitere Beunruhigung und Aufputſchung in den Reihen des RSDF B (Stahlheim) Landesgruppe Baden, der in er⸗ drückender Mehrheit treu zum nationalſo zia⸗ liſtiſchen Staate ſteht, zu verhindern. Aus der Pfalz Die Geißbodverſteigerung Deidesheim, 11. Juni. In den frühen Mor- genſtunden war der Bock mit Hilfe des jüng⸗ ſten Lambrechter Ehepaares in die Stadt des guten Weiner gebracht worden. Um 5 Uhr in der Frühe begrüßten am ſüdlichen Orts- ausgang 2. Bürgermeicher Kraft und einige Stadträte den Bock und luden das Ehepaar zum traditionellen Käſe, Brot und Wein. Nun übernahm die Deidesheimer Schulju— gend das Tier und führte es mit dem Geſang des Geißbockliedes in das feſtlich geſchmückte Städtchen. Der Feſttag, der in ſeiner Art zu dem älteſten Brauchtum der Pfalz gehört, hatte viele Fremde angezogen, die der Stunde der Verſteigerung mit Spannung entgegenſahen. Vor dem feſtlich geſchmückten Rathaus hatte ſich eine rieſige Menſchen⸗ menge angeſammelt. Auf dem Podium ſtand die Haupt, perſon“ des Tages, der Geißbock. 2. Bürgermeiſter Kraft verlas die Bedingun⸗ gen der Verſteigerung. Als dann vom goti⸗ ſchen Kirchturm die Glocke ertönte, gelangte die Veranſtaltung mit dem Bieten zum Höhe⸗ punkt. Unter brauſendem Beifall erſtand die Karnevals Geſellſchaft„Rheinſchanze“ in Ludwigshafen den Bock für 200 Mark. In humorvoller Weiſe wurde das Tier zum Präſidenten dieſer Geſellſchaft ernannt. Frankfurter Schlachtviehmarkt. Zufuhr: Rinder 576, darunter 75 Ochſen, 38 Bullen, 302 Kühe, 161 Färſen. Zum Schlachthof direkt 2 Kühe. 510 Kälber, 3672 Schweine.— Ueberſtand: 5 Kühe, 150 Schweine. Preiſe: Ochſen: a) 42, 41, 40, 38 bis 39, Bullen: a) 42, 41, 40, Kühe: a) 41 bis 42, b) 35 bis 40, 28 bis 34, 18 bis 27, Färſen: a) 42, 41, 38 bis 40, 35 bis 37, Freſſer und Kälber Sonderklaſſe geſtrichen; andere Kälber: a) 61 bis 65, 54 bis 60, 44 bis 53, 30 bis 43, Lämmer und Hammel ſowie Schafe nicht notiert; Schweine: al) 48 bis 52, 47 bis 52, 46 bis 52, 43 bis 50, 39 bis 45,—, 43 bis 47, 36 bis 42. Markt- verlauf: Rinder lebhaft, ausverkauft, Kälber mittelmäßig, ausverkauft, Schweine ruhig, Ue— berſtand. Mannheimer Schlaſchtviehmarkt. Zufuhr: 60 Ochſen, 63 Bullen, 216 Kühe, 158 Färſen, 707 Kälber, 16 Schafe, 1763 Schweine. Preiſe: Ochſen: 42, b) 40 bis 41, Bullen: a) 41 bis 42, 40 bis 41, Kühe: a) 38 bis 42, 32 bis 37, 27 bis 31, 22 bis 26, Färſen: a) 42, b) 40 bis 41, 38 bis 39, Kälber: andere a): 58 bis 62, 51 bis 57, 42 bis 50, 34 bis 41, Schweine: al)—, a2) 49 bis 52,:, b) 48 bis 51, c) 48 bis 51, d) 46 bis 50, e)—, f)—, 1)—, 92 42 bis 46. Marktverlauf: Rinder lebhaft, Kälber mittel, Schweine mittel. Mannheimer Pferdemarkt. Zufuhr: 54 Arbeitspferde, 28 Schlachtpfer⸗ de. Preiſe: Arbeitspferde 500 bis 1300, Schlachtpferde 55 bis 160 Mark. Markt⸗ verlauf ruhig. Karlsruher Schlachtviehmarkt. Zufuhr: 18 Ochſen, 32 Bullen, 28 Kühe, 53 Färſen, 187 Kälber, 1 Schaf, 798 Schwei ne. Preiſe pro 50 Kilo Lebendgewicht: Och ſen: a) 42, 42, Bullen: 42, 40 bis 42, Kühe: 39 bis 42, 34 bis 41, 30 bis 35, Färſen: 42, 41 bis 42, 40, Kälber: a) 64 bis 88, 58 bis 64, 40 bis 50, Schweine: al)—, a2)—, b) 48 bis 51, 47 bis 51, 47 bis 81, e) und f)—, g1)—, g) 42 bis 46. Markt- veplauf: Großvieh und Kälber lebhaft, ge— räumt, Schweine langſam, Ueberſtand. * Der Reichsbankausweis für die erſte Juniwoche. Berlin, 12. Juni. Der Reichsbankausweis vom 7. Juni 1935 ſtand bereits im Zeichen des Pfingſtfeſtes. Die geſamte Kapitalanlage in Wechſeln und Schecks, Lombards und Wertpapieren hat ſich um 125.7 auf 4416.9 Millionen Mark verringert. Die damit zu verzeichnende Abdeckung der Ultimo-Mai-Be⸗ anſpruchung in Höhe von 25.4 v. H. kann an⸗ geſichts der Anforderungen zu den Feier— tagen als normal angeſehen werden. Der ge— ſamte Zahlungsmittelumlauf ſtellte ſich am Stichtag auf 5819 Millionen Mark gegen 5641 Millionen Mark zum entſprechenden Zeitpunkt des Vormonats und 5442 Millio— nen Mark zum gleichen Vorjahrstermin. Die Abnahme der fremden Gelder um 353 auf 735.1 Millionen Mark entfällt auf die pri— vaten Konten. Die Beſtände an Gold und deckungsfähigen Deviſen ſind um 0.7 auf 87.1 Millionen Mark erhöht. Der Stand der Rundfunkteilnehmer. Die Geſamtzahl der Rundfunkteilnehmer im deutſchen Reich betrug am 1. Jun! 6 672 391 gegenüber 6 734745 am 1. Mai Im Laufe des Monats Mai iſt eine Abnahme von 62 354 Teilnehmern(0,93 v. H.) einge. treten, die auf die üblichen Sommerabmel⸗ dungen zurückzuführen iſt. Unter der Geſamt—; zahl vom 1. Juni befanden ſich 428 018 Teil, n denen die Rundfunkgebühren erlaß. en ſind.