„ 9015 eh 4 1 110 0 9 0 1 5 5 Br enr er sse Drahtgeflechte Röderherde Kesselöfen Handwagen Garten- u. Feldgeräte fpeuliag feuerwehr Mernheim Ueberall Humusmangel Für Ihre Spargelkulturen Huminal der ideale Humusdünger ernbeſmer Anzelzer Viernheimer Zeitung Anzeigenpreiſe: Die 12geſpaltene Millimeter-Zeile 3 Pfennig, Textſpalte 12 Pfennig bei Wieberholung abgeſtufter Nachlaß.— Annahmeſchluß für Anzeigen aller Art vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Anzeigen⸗Mittlern Deutſchlands u. des Auslandes i f i Bü„rg.— Voltsblatt (Siernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten Biernheimer Bürger- Zig VBiernh. V U Einladung! Die Wehr hat bei der Fronleich— gamsprozeſſion den Ordnungsdienſt übernommen. Alle Kameraden, Muſik und Spielleute treten um 8 Uhr an den Engl. Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1,40 Mk. frei ins Haus gebracht.— Beilagen: wöchentlich das„Illustrierte Wochenende“, zweimal jährlich den Sommer⸗ und Winter Fahrplan und den Wandkalender.— Annahme von Bezugs⸗Beſtellungen in der Geſchäftsſtelle u. bei den Boten Fräulein an. Am Sonntag, den 23. Juni findet der Bad. Feuerwehrtag in Ilvesheim ſtatt, wo die Wehr geſchloſſen teilnehmen wird. Die Kameraden, die die Uebung ſehen wollen treten mit Rad um halb 10 Uhr bei Kamerad Kempf an. Alle übrigen Teilnehmer fahren ebenfalls mit Rad um 12 Uhr bei Kempf ab. Treffpunkt in Ilvesheim:„Gaſt⸗ haus zur Roſe“. Am kommenden Sonntag, den 23. Juni, morgens 5 Uhr, findet eine Uebung der Freiwilligen Feuerwehr u. Pflicht mannſchaft(Jahrgang 1911) ſtatt. Muſik und Spielleute haben ebenfalls anzutreten. Das Kommando. Bekanntmachung Betr.: Schulbeſuchsverſicherung. Wir ſehen uns veranlaßt die Eltern und Erzieher der Volks- und Berufsſchüler und Schülerinnen auf die obige Verſicherung noch— mals beſonders aufmerkſam zu machen und da— rauf hinzuweiſen, daß mit Rückſicht auf die erhöhte Unfallgefahr der Schuljugend eine reſt— loſe Beteiligung der Schüler und Schülerinnen an der Schulbeſuchsverſicherung zur Abwen— dung größerer finanzieller Gefahren und Nach— teile dringend notwendig iſt. Die Verſicherung iſt eine freiwillige und kann auf Grund der getroffenen Vereinbar— ungen unter außerordentlich günſtigen Beding— ungen erfolgen. Neben dem Erſatz der be— ſtehenden Heilbehandlungskoſten können Kapi— talien, deren Höhe ſich nach dem Grade ihrer durch den Unfall verurſachten Erwerbsunfähig— keit richtet, ſichergeſtellt werden. Die Zuge hörigkeit zu einer Krankenverſicherung bietet für die Erziehungsberechtigten keinen geeig— neten Schutz gegen die hier in Frage kommen— den Gefahren. Hiernach müßte insbeſondere auch für die Kinder Minderbemittelter der notwendige Verſicherungsſchutz durch frei— willige Leiſtung des kleinen Jahresbeitrags geſichert werden, zumal gerade hier bei vor kommenden Unglücksfällen harte Opfer und beſondere Notlage vermieden werden. Ausdrücklich bemerken wir, daß bei vor kommenden Unfällen in den weitaus meiſten Fällen eine Entſchädigung an die Verletzten nur geleiſtet werden kann, wenn eine beſondere Unfallverſicherung beſteht. Die Anmeldung der Kinder und die Ein ziehung der Beiträge erfolgt durch die betr. Schulen. Juni 1935. Bürgermeiſterei Viernheim Viernheim, den 11. u. 8. W. billig Vel. Winkenbach 2. Schloss ermelster r r Zur gefl. Beachtung! Der„Viernheimer Anzeiger“ kann auch im Einzelverkauf bezogen werden. Bis einſchl. Freitags koſtet die Zeitung 5 Pfg. Samstags 10 Pfg. Ins Haus gebracht koſtet die Zeitung monatlich 1.40. Zu vermieten J Ummer Daſelbſt ein ſchwarzer Heri zu verkaufen Von wem, ſagt der Verlag. Aehtung! 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Die Kultur, die ſich an ſeinen Ufern mehr und mehr aus- breitet, trug dazu bei, die Wirkung des Sees, die Wirkung ſeiner romantiſchen Würde abzuſchwächen. Heute iſt der Mum⸗ melſee ein wichtiger Knotenpunkt für den Verkehr, der ſich über die neue, tech⸗ niſch vollkommene Schwarzwaldhochſtraße hinzieht Wer die Romantik dort ſucht, muß ſich in einer ſtillen Stunde dort oben in die Sage vertiefen. Grimmelshauſen Simpli⸗ cius, fünftes Buch, Kapitel 10—18 verhelfen ur Not zu der Stimmung, die in früheren eiten die Mandorer am Mummelſee von ſelbſt überfiel, als die ſpieleriſchen kleinen Gondeln dem See noch nicht das Zeichen der Belebtheit gaben. Schon um den Namen. oder richtiger geſagt, um deſſen Urſprung kann man im Zweifel ſein, denn Simplicius behauptet, er bedeute, daß es ſich um Mummenſchanz, um das verkappte Weſen des Sees handele. Neuzeitliche Sprachforſchung leitet den Ur⸗ ſprung höchſt nüchtern von dem Zeitwort „mummeln“, das bedeutet murren, murmeln — ab Und es iſt leicht erſichtlich, daß es das Murmeln des Sees, das Rauſchen der Tannen im Winde bedeutet Die Volksmythologie leitet gleichfalls den Namen von einem vermumm⸗ ten Waſſergeiſt„Mummel“ ab. Seine Töch⸗ ter, die Mümmelchen, die ſchönen Seejung⸗ frauen, hauſen in der Tiefe oder ſchwimmen als Waſſerlilien an der Oberfläche des ruht⸗ Gef Sees. Nur des Nachts nehmen ſie die eſtalt ſchöner Jungfrauen an und verlocken den Wanderer, der ſich von der Schönheit der einſamen Stunden der Nacht verführen läßt, zu einer Liebe, die für die Menſchen leicht zum Verhängnis wird. Nämlich, wenn die Morgenſtunde naht, müſſen die Müm⸗ melchen zurück in die Flut, und dem Jüna⸗ Ung bricht das Herz vor ſeiner verſchwundenen Braut. Hirtenknaben Liebesſeyhnen nach glaupte, wenn er mit Koſen und vieveswor⸗ ten und auch mit Liſt die ſchöne Jungfrau vom See, auf ſein Schloß entführe, ſo müßte und kühne Jäger, von ihnen wiſſen die Sa⸗ gen am häufigſten zu berichten. Doch auch edle Ritter, die ermüdet vom Jagen an dem ſtillen See raſten, werden Opfer dieſer Liebe. So war ein ſchöner und edler Ritter, der ſich eines Abends ſpät matt und müde von den Anſtrengungen einer Jagd an den Ufern des düſteren Sees niederließ. Träu⸗ mend blickte er über die ruhige Fläche des Sees, doch wie er länger hinſchaut, ſcheint es ihm, als ob klares, flüſſiges Gold aus der Tiefe des Waſſers heraufſteigt. Leicht kräu⸗ ſeln ſich die Wellen, und plötlich taucht ein liebes, holdes Mädchenantlitz auf— zwei weiße Arme heben ſich aus den Wogen, und eine Geſtalt, ſchön wie eine Göttin, ſteht vor dem betroffenen Ritter. Er ſtammelt ver⸗ wirrt heiße Liebesworte. Bald hielt er die Jungfrau umfangen und verbrachte mit ihr ſelige Stunden. Doch um Mitternacht ver- ließ ihn ſeine Huldin. Auf ſeiner Burg rüſtete er zur Zeit, als ihm dies geſchah, für die Hochzeit ſeiner ein ⸗ ſehen Schweſter, und er hatte die Abſicht, eine eigene mit ihr zu verbinden. Er 0 ö ſie bei ihm bleiben und ihn nicht mehr wie ſonſt, wenn er ſie am See beſuchte, um die mitternächtige Stunde, verlaſſen. Die Liſt glückte auch, und das ſchöne Fräulein kam zum Feſt Bei Tang, froher Laune und Sai⸗ tenſpiel vergaß ſie ſich, bis der frühe Mor⸗ gen durch die Fenſter des feſtlichen Gema⸗ ches ſchien. Da erſt wurde ſie mit tödlichem Schrecken ihr Verſäumnis gewahr. Da er⸗ cehnt auch ſchon ihr Vater, der Nix, und reißt ſie aus den Armen des gleichfalls zu Tode erſchrockenen Ritters. Nun ſuchte er ſie acht für Nacht am Ufer des Sees und heute soll er dort noch ſein Weſen treiben und war⸗ ten, bis ihn jemand von ſeiner hoffnungs⸗ loſen Sehnſucht erlöſt. Verantwortlicher Schriftleiter: Joh. Martin, Viernheim; verantwortlicher Anzeigenleiter: Joh. Martin, 7 Druck und Verlag: Johann Martin, Viernheim, Adolf Hitler⸗ ſtraße 36 D. A. V. 35: 1135. Zur Zeit iſt die Preisliſte Nr. 3 gültig. N Weitoerbreitete Tageszeſtung— hachrichten⸗ und Anzeigenblatt Fernſprecher 117.— Telegr.: Anzeiger, Viernheim Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Frankfurt a. M., Einzel⸗Verkauf der Zeitung von der Geſchäftsſtelle 5 Pfg., Samstags 10 Pfg. Ankündigungen in dieser Zeſtung finden weiteste Verbreitung latzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme 0 ee urge Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 36 Die Wirtſchaſtswothe Ausfuhräberſchuß im Mai.— Verſchiebung in der Gemüſe⸗Einfuhr.— Frühkarkoffel⸗ ernte ſpäter, Verſorgung aber geſichert.— Ein Beiſpiel planvoller Vorratswirtſchaft. Die deutſche Außenhandelsbilanz, die im April einen Einfuhrüberſchuß von 19 Mil⸗ ſionen Mark aufzuweiſen hatte, chloß im Mai mit einem Ausfuhrüberſchuß von 4,4 Millionen Mark ab. Zwar ging die Ausfuhr um 3 Millionen zurück, da aber eine Ver⸗ minderung der Einfuhr um 26.4 Millionen zu verzeichnen iſt ergab ſich die Aktivität des Außenhandels. Die Einfuhr betrug ins⸗ geſamt 332,6 Millionen, die Ausfuhr 337 Millionen Mark Entſcheidend für den Rück⸗ gang der Einfuhr war die ſtarke Abnahme der Lebensmittelbezüge, die damit auf einen außerordentlichen Tiefſtand geſunken ſind. Aehnliches gilt auch gon der Einfuhr von Fertigwaren. Gegeniter dem Mai 1934 war die Einfuhr einſchließlich der von Roh⸗ ſtöffen immerhin weſentlich niedriger, Jedoch könnte dies zum Teil darauf zurückzuführen ſein, daß der damalige Einfuhrüberſchuß ge— genüber dem Saargebiet ſeit der Rückglie⸗ derung verſchwunden iſt. Die Steigerung der Inlandserzeugung von Tomaten, Blumenkohl, Rotkohl uſw. hat zu bemerkenswerten Veränderungen im der Einfuhr dieſer Waren geführt. Wie das Statiſtiſche Reichsamt in einer Unterſuchung über die Saiſonſchwankungen im Außenhan— del mit Nahrungs- und Genußmitteln aus— führt, ſind in den letzten Jahren it alue niſche Tomaten in zunehmendem Maße im Juli und niederländiſche Tomaten von Juni bis Auguſt eingeführt worden. wäh—⸗ rend in den Jahren von 1925 bis 1929 die jtalieniſchen Tomaten hauptſächlich im Juli⸗ Auguſt und die niederländiſchen im Auguſt⸗ September auf den Markt kamen. Die bei⸗ den Länder ſuchten ſich gegenüber der lang— ſamen Zunahme der deutſchen Erzeugung dadurch zu helfen, daß ſie früher reifende Kulturen züchteten. Bei Blu menko 1 war den ausländiſchen Produzenten die Möglichkeit, in dieſer Weiſe auszuweichen, nur in geringem Maße gegeben. Die Zu⸗ nahme der Inlandserzeugung führte hier vielmeht dazu, daß niederländiſcher Blumen- kohl, der etwa zu derſelben Zeit wie der deutſche Blumenkohl auf den Markt gebracht wird, immer mehr von dieſem verdrängt wurde. Heute ſpielt die Einfuhr aus den Niederlanden nur noch von Mai bis Juli (Treibblumenkohl) und von November bis Dezember(Nachlaſſen des Inlandsangebots) eine gewiſſe Rolle. Bei der Einfuhr italie— niſchen Blumenkohls halten ſich die Verände⸗ rungen in engeren Grenzen; der Salſonauf ſchwung der Einfuhr beginnt nicht mehr wie früher im Dezember, ſondern im Januar. Die in der Ernährungswirtſchaft durch die nationalſozialiſtiſche Agrarpolitik orga niſierte Volkswirtſchaft würde ihren volks- wirtſchaftlichen Wert verlieren, wenn die in Monaten des Ernteanfalls oder Jahren des Ueberfluſſes eingelagerten Vorräte nicht vollkommen ausgenutzt, d. h. wirklich ver⸗ braucht würden. Es ſind daher als notwen⸗ dige Ergänzung der Anſammlung von Vorräten Vorkehrungen nötig, die verhin⸗ dern, daß der Verbrauch von Beſtänden aus dem Vorfahre dadurch erſchwert wird, daß bereits neue Erntefrüchte zum Verbrauch bereitgeſtellt werden. Einen ſolchen Fall ha⸗ ben wir fetzt bei der Konſervierung von Gurken erlebt. Häufig waren früher die eingeſäuerten oder ſteriliſierten Gurken aus dem Vorfahre noch nicht verkauft, als, be⸗ reits die friſchkonſervierten Gurken wieder am Markt erſchienen und damit zumeiſt die älteren Peſtände konſerpierter Gurken wert⸗ los machten. Um hier einen Wertverluſt im Intereſſe der Vo kswirtſchaft zu verhindern, ſſt ein Verbot erlaſſen worden, das die Ste⸗ riliſierung und Einſäuerung von Gurken vor dem 1. Juli unmöglich macht. 1 Daß wir es in dieſem Jahre unter ungun⸗ ſtigſten Witterungsverhältniſſen in der Wachstumszeit mit einer erheblichen Ver⸗ zögerung der Frühkartoffelernte zu tun ha⸗ ben werden, iſt ſchon ſeit einiger Zeit be⸗ kannt Solange in Deutſchland ein zünftiger Frühkartofelbau betrieben worden iſt, iſt ein derartig ungünſtiges Wetter im Mai noch nicht beobachtet worden. So eraibt ſich eine Verſpätung nicht um 14 Tage, wie man zu⸗ Aussprache Ribbentrops mit dem britiſchen M engliſche Einigung als Ausgangspunkt zur Sicherung London. 20. Juni. Der Führer der deukſchen Flottendelega⸗ tion, Botſchaſter von Ribbenkrop, hatte am Donnetskag eine längere Ausſprache mit dem engliſchen Miniſterpräſidenten Bald win. Anſchließend nahmen die kechniſchen Verhandlungen ihren Fortgang. Weitere Sitzungen ſind für Freikag und höchſtwahr ⸗ ſcheinlich auch für Samstag vorgeſehen. Es iſt anzunehmen, daß die deutſche Floktendele. gation London nicht vor Sonntag verlaſſen wird. Die Unterredung des Botſchafters von Ribbentrop mit Miniſterpräſident Baldwin in der Downingſtreet dauerte etwa 40 Mina⸗ ten. Es war die erſte Begegnung des Bot— ſchafters mit Baldwin bei ſeinem gegenwär⸗ tigen Aufenthalt in London als Führer der deutſchen Flottenabordnung. Anſchließend fand eine Unterredung Bald⸗ wins mit dem Völkerbundsminiſter Eden ſtatt, der ſich am Freitag zu Beſprechungen mit der franzöſiſchen Regierung über Fra— gen des Flottenabkommens und der europäa— iſchen Lage nach Paris begibt. Edens Veſyrechungen in Paris werden ſich nach Informationen des„Daily Telegraph“ auf der Grundlage des engliſch— franzöſiſchen Protokolls vom 3. Februar be⸗ wegen Erſte Aufgabe Edens werde es ſein, die franzöſiſche Regierung davon zu über⸗ zeugen, daß England bei der Erzielung der deutſchen Flottenbegrenzung den Grundſatz. daß die Probleme der Rüſtungsbegrenzung und der Sicherheit untrennbar ſeien, voll be— rückſichtigt habe. Wenn Eden in der Lage iſt, die franzöſiſchen Zweifel zu zerſtreuen, ſol. len ſich die Beſprechungen anſchließend auf den geplanten weſteuropäiſchen Luftpakt erſtrecken. Von anderer Seite perlautet hier— zu, es ſei geplant, den Luftpakt, der die un⸗ nittelbare gegenſeitige Unterſtützung ſeine: Teilnehmer vorſehe, zu einer Reihe von zweiſeitigen Abkommen zu verſtärken. Die ugliſche Regierung hoffe, daß Eden die Luftpaktverhandlungen ſoweit fördern wer⸗ „daß ſobald wie nur möglich eine Konfe— enz der Locarno-Mächte abgehalten wer n könnte Späte Einſicht in Frankreich Wie aus Paris gemeldet wird. ſchreibt das Wirtſchaftsblatt„Agence Economique et Financiere“ u. a., die Enaländer hätten die Lehre aus der Tatſache gezogen, daß die Franzoſen zwei Jahre hindurch juriſtiſche Einwendungen gegen ein 300 000 Mann⸗ Heer erboben hätten, mit dem ſich Deutſch⸗ land begnügt hätte. Weil franzöſſſcherſeits dieſe Forderung abgelehnt worden ſei, be⸗ ſitze Deutſchland jetzt ein Heer von, 550 000 Mann. England habe vorgezogen, eine zwar erhebliche, aber zahlenmäßig begrenzte Flot⸗ tenaufrüſtung Deutſchlands zuzulaſſen, als dem Rifiko einer Aufrüſtung gegenüberzu— ſtehen, die durch kein Abkommen begrenzt eee eee hatte, ſondern um mehr Man rechnet jetzt mit dem den 25. Juni. Daß die in Normaljahren werden wird, dürfte nach dem Witterungs— und Wachstumsperlauf einleuchtend ſein Ir⸗ gendwelche Zahlen laſſen ſich noch nicht nen⸗ nen, da noch erhebliche Veränderungen nach der beſſernden Seite eintreten können. Un⸗ günſtiger kann die Entwicklungslage nicht mehr werden. Trotz der erheblichen Verſpä: tung wird eine Zuhilfenahme des Auslands nicht nötig werden. Bisher ſind nach Deutſch. land nur kleinſte Mengen Frühkartoffeln aus Itallen, aus Spanien und aus Aegyp⸗ ten hereingekommen. Die. ausländiſchen Er⸗ zeugergebiete haben mit ihren eigenen Ern⸗ ken genug zun Mengen für die ren Jahren. erſt angenommen als vier Wochen. Erntebeginn um Ernte kleiner als tun und bei weitem nicht die Ausfuhr frei wie in frühe⸗ ſei. Jenn jetzt über das endgültige Abkom⸗ men in Paris franzöſiſch-engliſche Verhand⸗— lungen beginnen würden, ſo wäre es verlorene Zeit, die Unterhaltungen auf den Teil 5 des Ver— ſailler Vertrags zu lenken. Reſigniert ſtellt„Paris Midi“ feſt, das Abkommen gebe Hitler Recht, der ſich von gewiſſen Bindungen des Verſailler Vertrags befreit habe, während Frankreich ſich zu⸗ lange auf Texte dieſes Vertrags verſteift habe, die kein Leben mehr hätten. „Intranſigeant“ glaubt, daß ſich die Pa⸗ riſer Beſprechungen Edens möglicherweiſe auch auf die Note erſtrecken würden, die an Litauen wegen der deutſchen Minderheit im Memelgebiet gerichtet, werden ſoll. Francois⸗Poncet bei Laval Paris, 20. Juni. Der fran zöſiſche Botſchaf⸗ ter in Berlin, Francois⸗Poncet, iſt am Donnerstag von Miniſterpräſident La⸗ val empfangen worden Berlin, 21. Juni. Reichsminiſter Dr. Goebbels empfing im Beiſein des Reichsarbeitsführers, Staats- ſekretärs Hierl, die Vertreter der preis⸗ gekrönten Abteilungen des die ſich an einem Wettbewerb anläßlich der „Woche des deutſchen Buchs 1934“ beteiligt hatten. Es galt, die Frage zu beantworten: Bücher würde di Arbeitsabteilung zur Bildung des Grundſto— einer Lager— bücherei anſchaffen, wenn ſie 100 Mark zur Verfügung und noch keine Bücher hätte?“ Zur Teilnahme waren nicht einzelne Ang hörige des Arbeitsdienſtes, ſondern nur die Arbeitsabteilungen und Führerſchulen be⸗ rechtigt. Zur Verteilung kamen: ein 1. Preis in Geſtalt einer Lagergrundbücherei n Werte von 1000 Mark und 20 weitere Preiſe in Form von Büchergutſcheinen im Werte von je 100 Mark In einer Anſprache führte u. a. folgendes aus: Es wäre ſehr wenn wir, die der Vergangenheit an einer abſoluten Ueberſchätzung der geiſti Arbeit gelitten haben, nun ins gegenteil Extrem verfallen würden. Es iſt ein ſchied, ob einer intellektuel oder intelligent iſt. Es genügt nicht allein die gute Abſicht beim Aufbau eines Staates, ſondern man muß auch eine Unſumme von Wiſſen und Können ſein eigen nennen. Das Land braucht gute Nationalſozialiſten. Ich hoffe zuverſichtlich, daß es in Deutſchland einmal eine Zeit geben wird, wo man vom Natio⸗ nalſozialismus deshalb überhaupt nicht mehr „Welche Nr wir in und Blut übergegangen iſt. Darüber hinaus müſſen wir für unſer Land Tauſende und Zehntauſende von geſchulten Facharbeitern, Ingenſeuren. Organiſatoren. Propagandiſten, Journaliſten, Bühnendar— ſtellern, Manuſkriptſchreibern, Dichtern, Ma⸗ lern und Plaſtikern haben, auf die die Na⸗ tion niemals verzichten kann. Sie ſingen Ihre Lieder, weil Sie damit zum Ausdruck bringen wollen: Ueber Tag nehmen wir den Spaten, abends aber wollen wir in unſerem Lager auch unſere Bibliothek haben. in der wir uns in die ungeheueren geiſtigen Schätze unſeres Volks vertiefen können. So glaube ich, daß auf die anbrechende politische Blüte⸗ zeft einmal eine große kultus elle Blüte fol⸗ gen wird, die getragen wird von echten, in der Wolle gefärbten und gehorſamen Sol— daten u eres Führers Adolf Hitler. Reichsarbeitsführer Hierl Lehrern, mente der Arbeitsdienſt bei Dr. Goebbels Verteilung von Vuchyreiſen an Arbeitsabteilungen Arbeitsdienſtes, iniſterpräſidenten Baldwin— Die deutſch⸗ des europäischen Friedens „Die Front von Streſa zerbrochen“ Warſchau. 20. Juni. Das deutſch⸗engliſche Flottenabkommen wird von den polniſchen Blättern weiterhin als die Senſation des Tages behandelt. Das Regierungsblatt„Ga⸗ zeta Polſka“ ſchreibt u. a., die Front von Streſa ſei zerbrochen. Tes Blatt weiſt im Zuſammenhang mit den. Jeutſch-engliſchen Abkommen auch beſonders Larauf hin, daß dies ein mittelbarer Beweis für den Wert zweiſeitiger Abkommen zur Friedensſiche⸗ rung in den Grenzen des Möglichen ſei.— „Expreß Poranny“(Regierungslager) ſchreibt, für die europäiſche Politik bedeute das Abkommen den Beginn einer neuen Etappe.— Das Militärblatt„Polſka Zbrojna“ meint, die deutſch engliſche Eini— gung ſei ein großer, vor allem moraliſcher Erfolg Berlins. Die Blätter der Oppoſition machen ſich in großem Umfang die Argu— der franzöſiſchen Preſſe zueigen. „ABC“ ſchreibt, das Londoner Abkommen ſei für Deutſchland recht freundlich, aber ſehr betrüblich für das übrige Europa. dankte Dr. Goebbels, wobei er u. a. erklärte: Was ein guter Spaten für unſere Arbeit am Boden iſt, das bedeutet ein autes Buch für unſere Arbeit am jungen Deutichen. nämlich ein unentbehrliches Hilfsmittel und Werk⸗ zeug. Dann 1 13 31 Nr, bels die Preiſe, verteilte Reichsminiſter Dr. Goeb— die an folgende Abteilungen fielen: pon 1000 Mark: Abteilung Höhe Voigtsberg, Sonderpreis in Arbeitsgau 16-Burg 4/164. Zwei Preiſe in Höhe von je 100 Mark für 7 narbeitsdienſt: 1. Deutſcher Frauenarbeitsdienſt Laubach in Oberheſſen, zandesſtelle Heſſen; 2. Deutſcher Frauen⸗ arbeitsdienſt Schulungslager Heſſen. Lan⸗ desſtelle Weſtfalen. Unter den weiteren 18 Abteilungen, die mit 100 Mark-Preiſen bedacht wurden, be finden ſich Arbeitsgau 21-Heinsberg, Abtei- ung 4/215; Arbeitsgau 22.Kaſſel, Thing⸗ platz 5, Gruppe 221; Arbeitsgau 22⸗Nürn⸗ berg⸗Schniegling, Abteilung 5/281 und Ar⸗ beitsgau 29. Viechtach Bayriſcher Wald, Ab⸗ teilung 7/293. Non 101 den 7570 Fernſehen über 70 Kilometer Ein neuer erfolgreicher Verſuch. Berlin. 2). Juni. die Reichspoſt Verſuche im 3 Pots⸗ 2 zu ſprechen braucht, weil er allen in Fleiſch dam, das Kilometer ausführte, leitung jetzt die erſte 70 Kilometer Entfernunger leben, in der Arbeitsdienſtes pin, eröffnet. Bilder der W̃ sſend * Pogzir Bezit das erſte Ton und Vildwi großen Entft ſendeleiter Hadamopiky alle Fern Reichsſendeleitung 1 weitere Fernſehſtuben. i 0 nächſt Staatsſekretär Hierl und Reich ſter Dr. Goebbels. Das Ferniehe nicht nur in Berlin möglich, ſondern, dieſe Fernſehſtube beweiſe, auch weit do über hinaus. Das reichhaltige Program ſchloß mit einem Kulturfilm. Unter den G ſten befanden ſich auch ein Vertreter d braſiltaniſchen Staatsrundfunks, Dit erftaän Wie Hs Mikrophon Klein der Partei und des Arbeitsdienſtes. von 25 02 Wie 4 N ä⸗ 28 0 ſcheg, und viele Angehörige der Wehrmacht, Der gute Anfang Der erſte Lord der Admiralität über den deulſch⸗engliſchen Vertrag. London. 20. Juni. Der erſte Lord der Admiralität, Sir Bol⸗ ton Eyres⸗Monſell, hielt im engliſchen Rund⸗ funk eine Rede über den deutſch⸗engliſchen Flottenvertrag. Er führte u. a. aus: Die meiſten Engländer wiſſen, daß die inter⸗ nationalen Verträge, auf die ſich die Flotten⸗ bauten in den letzten Jahren aründeten, Ende 1936 ablaufen. Die britiſche Regierung iſt nun ernſtlich bemüht, einen neuen Ver—⸗ trag einer allgemeinen Flottenbegrenzung zuſtandezubringen. Die Schwierigkeiten ſind ungeheuer. Jetzt ſind wir zum erſten Male in der Lage geweſen, zwei wichtige Stücke zuſammenzufügen. Die Rede des deulſchen Kanzlers vom 21. Mai. in der Deutſchland ſeine Abſicht bekanntgab. ſich freiwillig auf eine Flottenſtärke von 35 v. H. der Flotten der britiſchen Mitgliedsſtaa— ten zu begrenzen, bot einen endgültigen und konkreten Ausgangspunkt für die künftige Flottenbegrenzung. Das Verhältnis von 35 v. H. iſt ein dauerndes. Deutſchland wird ſich an dieſes Flottenverhältnis ungeachtet aller Neubauten halten, die andere Mächte viel— leicht in Angriff nehmen. Dieſe Erklärung der deutſchen Regierung iſt es, die die Rege— lung zu einem ſo wertvollen Beitrag zum allgemeinen Problem der Flottenbegrenzung macht. Deutſchland hat ferner eingewilligt, daß die Berechnung der Flottenſtärke nach Schiffsklaſſen vorgenommen wird. Natürlich ſind Beſtim— mungen für gewiſſe Abweichungen bei der genauen Berechnung der Tonnage nach Schiffsklaſſen getroffen, um das Abkommen praktiſch durchführbar zu machen. Wie in der Rede des deutſchen Kanzlers vom 21. Mai zum Ausdruck gebracht iſt, ſtimmt Deutſchland mit England darin über— ein, daß die Unkerſeebooke abgeſchafft werden ſollten. Es iſt indeſſen wohl bekannt, daß einige Länder mit dieſem Vorſchlage nicht einig gehen, und es iſt unwahrſcheinlich, daß der Vorſchlag zurzeit verwirklicht werden kann. Unter dieſen Um— ſtänden muß Deutſchland, falls es die Gleich— heit des Status mit allen anderen Mächten haben ſoll, klar das Recht zum Bau von Un— terſeebooten beſitzen. Die deutſche Regierung wird das Recht, mehr als 35 v. H. der eng— liſchen Unterſeebootstonnage zu bauen, nur auf Koſten der Tonnage in irgendeiner an— deren Schiffsklaſſe ausüben. Die Admiralität iſt überzeugt, daß Eng— land mit dem Abſchluß dieſes Abkommens etwas vollbracht hat, das ſich zum Segen nicht nur für England. ſondern für alle an— deren Länder auswirken und unter Umſtän— den weſentlich dazu beitragen wird. die fried— lichen Beziehungen in der ganzen Welt zu fördern. „Ein feſter Ausgangspunkt“ Baldwin über die Bedeutung des Floltenab⸗ kommens. London. 21. Juni. Im Unterhaus ſtellte am Donnerstag der konſervative Abgeordnete Edward Wil— liams an den Miniſterpräſidenten die Frage, ob das deutſch-engliſche Flottenab— kommen als Anzeichen dafür anzuſehen ſei, daß die Regierung die Abſicht habe, zwei— ſeitige Abkommen auch mit anderen Mächten über die Regelung der Rüſtun— gen herbeizuführen. Auf dieſe Frage ant— wortete Baldwin: Der wichtigſte Zweck der Beſprechungen mit den Vertretern der deutſchen Regierung beſtand darin, den Weg für die Abhaltung einer allgemeinen Konferenz über die Be— grenzung der Flottenrüſtungen vorzube— reiten. Das Uebereinkommen, das erzielt worden iſt, gibt einen feſten Ausgangspunkt ab, von dem man aus weitere Beſprechungen mil anderen Mächten führen kann, und änderl nicht das endgültige Ziel der Beſprechungen nämlich den endlichen Abſchluß eines allge— meinen Floktenverkrages. Auch Nomreiſe Eden Beſprechungen mit Muſſolini. London, 21. Juni. Wie amtlich bekanntgegeben wird. wird ſich Eden von Paris aus, wo er Donnerskag⸗ abend eingetroffen war, zu Beſprechungen nach Ikalien begeben. Die hierüber ausgegebene Verlautbarung beſagt:„Die britiſche Regierung hat dem Leiter der italieniſchen Regierung nahege— legt, daß es nützlich ſein könnte, wenn Mini⸗ ſter Eden nach ſeinen kommenden Beſpre— chungen mit Laval direkt nach Italien wei— terfahren würde, um mit Muſſolini dieſel⸗ ben Fragen zu beſprechen, die Gegen⸗ ſtand ſeiner Unterredung in Paris ſein wer— den, nämlich die Flottenfrage und die nächſten Schritte, die bezüglich eines weſt⸗ lichen Luftpaktes zu ergreifen ſind, Nunmehr iſt eine Antwort Muſſolinis ein⸗ getroffen, die dieſe Anregung begrüßt.“ Frankreichs Heeresſtärle Erhöhung durch Verlängerung der Dienſtzei Paris. 21. Juni. In der Sitzung der Kammer verlas Mini⸗ ſterpraſtdent uno Außenminiſter Lava! eine gleichzeitig vom Kriegsminiſter Fabry im Senat verleſene Mitteilung der Regie⸗ rung folgenden Inhalts: Die Regierung hat zur Sicherſtellung der nokwendigen Effektioſtärken während de; rekrutenarmen Zeitabſchnittes beſchloſſen das im April 1935 eingeſtellte Konkingen nach Schluß feines erſten Dienſtjahres wei“ tere ſechs Monate und die im Oktober 193“ uſw. bis einſchließlich 1936 einzuſtellender Rekrutenkontingente ein weiteres Jahr un. ter den Fahnen zu behalten, es ſei denn, daf eine günſtige Entwicklung der Verhandlun⸗ gen über die Organiſierung der Sicherheit und die Beſchränkung der Rüſtungen erleich⸗ kernde Maßnahmen rechfferkigen laſſe. ö Die Regierung hat ferner beſchloſſen, das im April zur Entlaſſung fällige Halbkontin— gent unter den Waffen zu behalten, bis das im April eingeſtellte Halbkontingent das notwendige Mindeſtmaß an Ausbildung er— halten hat. Die Regierung ſpricht den jungen Fran— zoſen, die dieſe zeitweilige Verlängerung ihres Militärdienſtes mit Patriotismus an— genommen haben, eine öffentliche und feierliche Anerkennung aus. Sie werden am 6. Juli entlaſſen. Die Regierung be— ſtätigt nochmals den Friedenswillen Frank— reichs, das unter den Fahnen nur die für ball Sicherheit notwendigen Effektivſtärken ält.“ Der ſozialiſtiſche Abgeordnete Riviere erhob namens ſeiner Partei Proteſt ge— 5 die Maßnahmen der Regierung. Der eſchluß, die Rekruten länger unter den Fahnen zu behalten, ſei durch die Umſtände durchaus nicht gerechtfertigt. Die Sozialiſten 1 gegen die Rüſtungspo⸗ itik. Von ſeiner Bank aus erwiderte Miniſter— präſident und Außenminiſter Laval: Die Kammer kennt die internationale Lage und die Gefahren, die ſie birgt. Solange die kol— lektive Organiſierung der Sicherheit nicht verwirklicht iſt, werde dieſe Maßnahme für den Frieden und ſeine Erhaltung ergriffen. Die Kammer trat dann in die Erledigung der Tagesordnung ein. Zum Schluß der Kammerſitzung erhob die Linke, wie zu erwarten war, Vorſtellungen wegen der politiſchen Bünde und ſtellte die Forderung, in die Tagesordnung der Kammer eine Ausſprache über den Be— richt von Rucart zu den Ereigniſſen des 6. Februar aufzunehmen. Nachdem Miniſterpräſident und Außzen- miniſter Laval von ſeiner Bank aus die Ver⸗ ſicherung gegeben halte, daß er alles kun werde, um die öffentliche Ordnung und Ruhe ſicherzuſtellen, nahm die Kammer mit 335 gegen 250 Stimmen das von dem Aus- ſchußpräſidenten aufgeſtellte Arbeikspro- gramm an. Die Sitzung wurde dann auf Freitag ver— tagt. Litauiſche, Wahlvorbereitungen“ Neue Verletzung des Memel⸗Skatuls. Tilſit. 21. Juni. Der litauiſche Gouverneur in Memel hat vor einiger Zeit eine Kommiſſion zur Ueber- prüfung der durch die memelländiſchen Be⸗ hörden ausgeſtellten Inlandspäſſe eingeſetzt. Damit wird der Zweck verfolgt, auch auf die⸗ ſem Wege die Zahl der memelländiſchen Mähler einzuſchränken. Dieſe Kommiſſion arbeitet im ganzen Memelgebiet. Sie hat den Auftrag, ſtreng— ſtens darauf zu achten, daß jeder, auch der kkleinſte formelle Fehler be— anſtandet wird, um den Paßinhaber von der Beteiligung an der für den 29. September angeſeßzten Landtagswahl aussuſchließen. Der Inhaber eines beanſtandeten Paſſes iſt nämlich in der Wählerliſte„vorläufig“ zu ſtreichen. Beſonders eingehend ſind die Unterlagen für die Ausſtellung des In— landspaſſes zu prüfen. In geeigneten Fällen kann der in Frage kommende Paßinhaber der litauiſchen Staatsangehörigkeit für ver— luſtig erklärt werden und muß ſomit auto— matiſch aus der Reihe der Wahlberechtigten ausſcheiden. Nur bei großlitauiſch eingeſtell— ten Perſonen iſt von einer Paßreviſion Ab— ſtand zu nehmen. Infolge der Beanſtandung von Päſſen iſt verſchiedenen Memelländern auf Anordnung des Gouverneurs der Paß durch die litau⸗ iſche Polizei ſogar gewallſam und rechts- widrig abgenommen worden. Dieſes Vor- gehen bedeutet eine erneute Verletzung des Memelſtatuls. Neutrale Beobachter Neuer Vorſchlag Abeſſiniens. Genf, 21. Juni. Die abeſſiniſche Regierung hal den Mit. gliedern des Völkerbundsrates den Vorſchlag unkerbreſtet, daß der Rat angeſichts der zu⸗ nehmenden Verſchärfung des Stkreitfalles mit Italien ſofort neutrale Beobachter be⸗ ſtimmen ſoll, die ſich nach Abeſſinien be⸗ geben, um die an Itkalieniſch⸗ Somaliland und die anderen Kolonien angrenzenden Ge⸗ biete zu bereiſen. „Sie hätten die in den Grenzgebieten tat ſächlich beſtehende Lage zu prüfen und eine Unterſuchung über alle angeblichen oder wirklichen Zwiſchenfälle vorzunehmen. Die abeſſiniſche Regierung würde ſich verpflich- ten, den Beobachtern alle Hilfe und Unter⸗ ſtützung für die Erfüllung ihrer Aufgabe zu gewähren und die Koſten der Unterſuchung zu tragen. 1 der RNeichshaushalt 1934 Einnahmen und Ausgaben im abgelaufenen Rechnungsſahr. 0 Berlin, 21. Juni. Ende Mai 1935 ſind die Bücher der Reichshauptkaſſe für das Rechnungsjahr 1934 abgeſchloſſen worden. Die Einnahmen haben betragen 7806,5 Millionen Mark. Die Ausgaben haben 8 220,9 Millionen Mark. Die Ausgaben überſtiegen alſo die Ein⸗ nahmen um 414,4 Millionen Mark. Aus den Vorjahren war am Ende des Rechnungs⸗ jahres 1935 ein rechnungsmäßiger Fehl⸗ betrag von 2 110 Millionen Mark verblie⸗ ben, ſo daß ſich unter Einbeziehung der Reſt⸗ verpflichtungen bei den übertragbaren Aus⸗ gabetiteln ein Geſamtfehlbetrag von 2464 Millionen Mark am Schluſſe des Rech⸗ nungsjahres 1934 ergibt. Das Steueraufkommen 1934 hat die Ekaksſchätzung(Brutto gerechnet) um 1 025,1 Millionen Mark überſtiegen. Andererſeits haben die Länder infolge des Aufkommenmehr an Steuern den Betrag von 429,7 Millionen Mark an Ueberweiſun⸗ gen mehr erhalten, als für ſie im Etat ver⸗ anſchlagt war. Es ergibt ſich alles in allem bei den Steuern ein Neitomehraufkommen von 543.7 Mil⸗ lionen Mark. zu dem aus einer Verbeſſerung bei den in Ausgabe veranſchlagten Ueberweiſungen ein Betrag von 110 Millionen Mark tritt. Außerdem ergab ſich auf der Einnahmeſeite noch ein Mehr bei der Reichsanleihe in Höhe von rund 765 Millionen. das ſich zuſammenſetzt aus dem Erlös aus der Spar— kaſſenanleihe von 490 Millionen Mark und rund 275 Millionen Mark ſonſtiger Reichs⸗ anleihe. Unter Gegenrechnung ſonſtiger Mehr- und Mindereinnahmen eraibt ſich auf der Einnahmeſeite insgeſamt eine Verbeſſerung von 1348 Millionen Mark. Dieſen ſtehen bei den Ausgaben erhebliche Mehrausgaben von 1702 Millionen Mark gegenüber. Hierbei ſind u. a. zu er⸗ wähnen: für Zuſchüſſe zur Inſtandſetzung von Gebäuden uſw. 395 Millionen Mark, für Einlöſung von Arbeitsbeſchaffungswechſeln (unter Verwendung des Erlöſes aus der Sparkaſſenanleihe) 494 Millionen Mark. Deutſche Tagesſchan Dr. Frick ſpricht zum Rolkreuzlag. Der Reichs- und preußiſche Miniſter des Innern wird am Freitag, den 21. Juni 1935 von 20.10 Uhr bis 20.15 Uhr über alle deut— ſchen Sender zum Rotkreuztag ſprechen. Ausbau der ſozialen Selbſtverwalkung. Gemäß den Leipziger Vereinbarungen finden zwiſchen dem Reichsleiter der Deut— ſchen Arbeitsfront und dem Leiter der Reichswirtſchaftskammer laufend Beſpre— chungen ſtatt. Die erſte große Kundgebung iſt die konſtituierende Tagung des Reichs— arbeits- und Reichswirtſchaftsrates, die am 4. Juli im Rahmen der Jahrestagung der Deutſchen Arbeitsfront in der Krolloper in Anweſenheit leitender Männer der Bewe— gung und des Staates ſtattfindet. Wirkſchaftsvereinbarung mit der ſlowakei. Die zweite gemeinſame Tagung des deut— ſchen und des tſchechoſlowakiſchen Regie rungsausſchuſſes zur Förderung der beider ſeitigen Wirtſchaftsbeziehungen hat im Wa— renverkehr Verbeſſerungen in den Kontin— genten und Wertgrenzen gebracht. Ferner wurden verſchiedene Einzelfragen des Zah— lungsverkehrs geregelt. Für die Prager und Reichenberger ſowie für die Leipziger Meſſe wurden Erleichterungen vorgeſehen. Schließ⸗ lich iſt ein Einverſtändnis über eine ver— ſtärkte Speiſung des Bäderkontos in einem gewiſſen Rahmen erzielt worden. Die große Reichsbahnausſtellung. Die Eröffnung der Reichsbahnausſtellung in Nürnberg findet, wie das Deutſche Nach- vichtenbüro von unterrichteter Seite erfährt, am 14. Juli ſtatt. Für die Jubelfeier der deutſchen Eiſenbahnen in Nürnberg iſt der 13. Oktober in Ausſicht genommen. 3 Monate Sammelpauſe Anordnung des Keichsinnenminiſters. Beklin. 20. Juni. Der Reichs- und preußiſche Miniſter des Innern hat wegen der ſtarken Belaſtung der Volksgenoſſen mit Beitragsleiſtungen aller Art und im Hinblick auf die bevorſte— hende Inanſpruchnahme ihrer Opferbereit⸗ betragen Tſchecho · Jſchaft für das Winterhilfswerk 1935-36 eine Sammelpauſe für die Zeit vom 1. Juli bis 30. September 1935 angeordnet. In dieſer Zeit iſt das Sammeln auf Straßen und Plätzen und von Haus zu Haus verbo⸗ ten. Die für dieſe Sammlungen erteilten Genehmigungen ſind widerrufen. Verſammlungsruhe im Juli Berlin, 20. Juni Der„Völkiſche Beobachter“ veröffentlicht folgende NSK⸗Meldung: Der Reichspropagandaleiter der NSDAP gibt folgende Anordnung bekannt:„Das erſte halbe Jahr 1935 iſt abgeſchloſſen. Wie⸗ der haben in Tauſenden von Verſammlun⸗ gen die nationalſojaliſtiſchen Redner in un⸗ Botſchafter von Ribbentrop hatte Aussprache mit Miniſterpräſident Volden Anſchließend nahmen die techniſchen Ver⸗ handlungen ihren Fortgang. Reichsminiſter Dr. Goebbels empfing im Beiſein des Reichsarbeitsführers Hierl Ver⸗ treter von Abteilungen des Arbeitsdienſtes, Der Reichs⸗ und preußiſche Miniſter des Innern, Dr. Frick, wird am Freitag von 20.10—20.15 Uhr über alle deutſchen Sender zum Rotkreuztag ſprechen. Die Maßnahmen der Reichsregierung zur Verbilligung der Speiſefette für die minder. bemittelte Bevölkerung werden für die Mo⸗ nate Juli. Auguſt und September in dem bisherigen Umfang fortgeführt. — ermüdlicher Arbeit und raſtloſer Pflichterful lung Abend für Abend Aufklärungsarbeit in Stadt und Land geleiſtet. Das zweite halbe Jahr, insbeſondere Herbſt und Winter, werden neue große An— forderungen an ihre Kräfte ſtellen. Um ihnen die zur Erfüllung der bevorſtehenden Auf⸗ gaben notwendige Ausſpannung und Zeit zur Erholung zu gewähren, ordne ich des⸗ halb für den Monat Juli eine abſolute Ver⸗ ſammlungsruhe an. gez. Dr. Goebbels. Reichspropagandaleiter der NSDAP.“ Velenntnis zum Volkslied Aufruf der Reichsmuſikkammer. Berlin. 21. Juni. Zum Tag des deutſchen Liedes am Sonn⸗ tag, den 23. Juni, hat die Reichsmuſikkam⸗ mer folgenden Aufruf erlaſſen: In allen deutſchen Gauen werden am Sonntag Sänger und Sängerinnen in gro— ßen und kleinen Veranſtaltungen auf Stra— ßen und Plätzen ihre Lieder erklingen laſſen. Dieſer Tag ſoll jedoch nicht nur ein Feſttag aller deutſchen Sängerbünde ſein, ſondern vielmehr ein Tag, an dem ſich jeder deutſche Volksgenoſſe auf die einende Kraft des deulſchen Liedes beſinnt. Ueberall in Städten und Dörfern des Reiches werden am kommenden Sonn— tag Volksliedſingen und offene Singſtunden durchgeführt. Sie ſollen zeigen, daß das Volkslied nicht die Angelegenheit einer Be— rufsſchicht. ſondern Sache des ganzen Volkes iſt. Darum fordern wir alle deutſchen Volks genoſſen auf, dieſen Tag, der ſich zum edel⸗— ſten und älteſten deutſchen Volkslied bekennt, feſtlich zu begehen und ſich einzureihen in die ſingende Volksgemeinſchaft. Der Tag des deutſchen Liedes muß ein Gemeinſchaftser— lebnis aller Volksgenoſſen ſein. Außſenlandung eines Verkehrsflugzeugs. Berlin, 20. Juni. Ein belgiſches Ver⸗ kehrsflugzeug mit der Begeichnung „O. O.⸗A. G. M.“ mußte zwei Kilometer ſüdweſtlich von Eſſen auf ungünſtigem Gelände eine Außenlandung vornehmen. Hierbei wurden fünf Fluggäſte leicht verletzt. während fünf Gäſte und die Beſatzung un berſehrt blieben. Die Reichsautobahnen Generalinſpektor Dr. Todt vor Diplomatie und Auslandspreſſe. Berlin, 21. Juni. Auf einem Empfang des Außenpolitiſchen Amtes der NS Du unterrichtete der Gene— ralinſpektor für das deutſche Straßenweſen, Dr. Todt, die Diplomatie und die auslän diſche Preſſe über eine der genialſten Schöp⸗ fungen des Dritten Reiches, die Reichsauto bahnen. Nach grundſätzlichen Ausführungen über die Entwicklung der Straße im Dienſte des völkerverbindenden Verkehrs und über den vom Führer geförderten Automobilis— mus in Deutſchland, zeigte er in ausgezeich— neten Lichtbildern das Netz der Reichsauto⸗ bahnen, ihren Querſchnitt und ihre Traſſie- rungsgrundlagen. An dem Vortragsabend nahmen Zahlreiche hervorragende Angehörige des diploma— tiſchen Korps ſowie Vertreter der Reichs— miniſterien und der Staats- und kommuna⸗ len Behörden, der Parteidienſtſtellen und eine große Zahl ausländiſcher Preſſevertre— ter teil. Flugverkehr Berlin Chile Ueber den Aklantik und die Anden. Sankiago de Chile, 21. Juni. Staatspräſident Aleſſandri unterzeichnete die Einflugerlaubnis für das Condor ⸗Syn⸗ dikat unter der Bedingung, daß die Inbe⸗ kriebſetzung des Flugdienſtes innerhalb von ſechs Monaten erfolgt. Die unmittelbare deutſche Flugverbindung Santiago— Berlin und umgekehrt iſt ſomit ſichergeſtellt. Der Flugverkehr wird ſpäkeſtens im Oktober auf ⸗ genommen. Die Poſtflugzeuge der Deutſchen Luft⸗ hanſa ſtarten jeden Mittwoch in Stutt⸗ gart. Die Poſt ereicht am Samstag Natal. Dort übernimmt das mit der Lufthanſa in engen Beziehungen ſtehende Condor⸗Syn⸗ dikat, das ausſchließlich mit deutſchen Flug⸗ zeugen fliegt, die Weiterbeförderung über Rio de Janeiro, Montevideo, Buenos⸗Aires, Mendoza über die Anden hinweg nach San⸗ tiago. Die Flugzeuge treffen am Sonntag in Buenos⸗Aires und am Montag in Santiago de Chile ein. Epigramme Von Friedrich hebbel. Das Höchſte und das Tiefſte. Kein Gewiſſen zu N bezeichnet das Höchſte und Tiefſte, Denn es erliſcht nur im Golt. doch es 4 berſtummt auch im Tier. Der Schlaf Alles wird uns Genuß, ſo ſchön iſt das Deben gerundet. Selbſt der Tod, denn der Schlaf iſt der genoſſene Tod. An das Glück. Glück, ſie nennen dich blind und werden nichk müde, zu ſchellen. Frage doch endlich zurück: Könnt ihr denn ſelber auch ſehn? Das Urgeheimnis Wie der Schmerz enkſtehk? Nicht anders, mein Freund, als das Leben. Tut der Finger dir weh, ſchied er vom Leibe ſich ab. Und die Säfte beginnen, im Gliede ge⸗ ſonderk zu kreiſen; Aber ſo iſt auch der Menſch, fürcht' ich ein Schmerz nur in Golt. Die drei Nachtigallen Von Karl Cütlge. „Da is ein Telegramm—“ Ueber den Zaun rief der Briefträger die drei im Gar- ten ſchaffenden Töchter des Nachtigallenhof— bauern mit dieſem Ruf an. Die beiden älteren Nachtigallentöchter ho— ben die Köpfe und ſtützten ſich auf ihr Gar⸗ tengerät. Die Jüngſte warf das Gerät nie⸗ der und ſprang mit hurtigem Satz zum Zaun.„Für den Vater?“ „Nei, für die drei Nachtigallen“. Nun ka⸗ men auch die beiden Schweſtern zum Zaun. Lieſe Gander hatte das Telegramm bereits erbrochen. 5 f „Fein“, rief ſie ſtrahlend,„wir ſollen im Rundfunk ſingen—!l“ „Im Rundfunk—?“ „Ja, da ſteht es— wir drei. und alles be— zahlt der Rundfunk.“ Der Vater ſchüttelte mißbilligend den grauen Kopf, als ſie es ihm erzählten. Daß die Töchter ſangen, hatte ihn nur ſo lange efreut, als es gelegentlich bei Hochzeiten im Dorf oder zu Feſtlichkeiten geſchah. Seit der Lehrer die drei Mädchen einige Male in der Kreisſtadt hatte öffentlich ſingen laſſen, miß: fiel es ihm. Er wollte die Töchter im Dorf und auf dem Hof haben. Wenn ſie heirate— ten, verlor er ſie ohnedies. was der Lehrer ſagte: daß die herrliche Got- tesgabe, die den drei Nachtigallenhoftöchtern geſchenkt war, der Allgemeinheit gehöre.— Die Mutter redete lange gut zu. Es ſei doch eine Ehre und eine Auszeichnung!„Alle im Dorf hören die Nachtigallen, Vater; das muß dich doch freuen— wo alle am Rund⸗ funk ſitzen, im Dorf und überall im Land—“. „In der ganzen Welt“, fiel die Lieſe ein. „Hier ſeid ihr zu Haus und nicht in der ganzen Welt. Wo ſoll das Land hinkommen. wenn—“ Er brach ab und ging aus der Stube. Nun, er gab ſeine Zuſtimmung. Die drei Nachtigallen fuhren mit dem Lehrer in die Hauptſtadt und ſangen im Rundfunk. Es wurde ein aroßer Erfola. Der Landes-Sen— b SON LON LQ. NLE. Er lehnte ab,; der bat am Tage nach der Aufführung die Nachtigallen zu einem regelrechten Konzert für den Monat danach. Der Lehrer ſtrahlte die Lieſe an. Sie gab den Blick zurück. Die Schweſtern gingen auf dem Weg vom Schulhaus, wo ſie geübt hat- ten, zum Hof voraus. Was die beiden zu be⸗ ſprechen hatten, wollten ſie nicht hören. Sie hatten ihre Burſchen im Dorf, Bauernſöhne. Die Lieſt hing am Lehrer, Durch ſie erſt war ihre gemeinſame Begabung vom Lehrer ent⸗ wickelt worden. Vater Gander hörte ohne Freude von der neuen Aufforderung zum Rundfunk. Er gab zögernd die Erlaubnis. Die Töchter fuhren mit dem Lehrer wieder in die Stadt. Sie ſangen wie Nachtigallen, unbekümmert und ohne einſtudierte Effekte und Geltungsdrang. Die Sendeleitung ließ ihnen ſagen, nachdem ſie den Aufnahmeraum verlaſſen hatten:„Wundervoll! Die gebore— nen Sängerinnen! Sie müßten immer ſin— gen!“ Ein neuer Termin mit erweitertem Pro- gramm wurde vereinbart. Vater Gander fragte drohend:„Am Ende bleibt ihr gleich für immer dabei, ſingt bloß noch—?“ „Das wär fein, Vater!“ entfuhr es Lieſe. Ihr ſchmales, gerötetes Geſicht glühte. Der Lehrer nickte ihr zu. Er beſtätigte, daß dies möglich und ausſichtsreich für die drei ſei. „So was gibt's nicht“, fuhr der Nachtigal— lenhofbauer auf.„Die Mädchen gehören hierher auf den Hof! Dies eine Mal noch, dann hört's auf mit dem Singen in der Stadt. Das verdirbt die Mädchen—“. „Nicht doch, Vater“, verſuchte Mutter Gan— der zu begütigen. Und Lene, die älteſte, ſagte klar und herb:„Jeder muß tun, was er muß — jetzt müſſen wir ſingen, die Herren in der Stadt haben es auch geſagt—“. „So“, rief der Bauer.„Müßt ihr ſingen? Da werde ich nicht gefragt? Dann verbiete ich es überhaupt und für immer!“ „Dies eine Mal noch“, lenkte der Lehrer ein. Er ſtand mit breiten Schultern und kleinem, klugen Kopf vor dem Bauern. Bisher hatte er verſtanden, ihn zu allem, zu den Geſangſtunden und dem Auftreten der Töchter zu beſtimmen. Wenn der Alte jetzt an ſeinem Worte feſthielt, ſtanden ihm leidi— ge Kämpfe wegen Lieſe bevor. Er ſcheute ſie nicht, aber er wollte ſie dem Mädchen erſpa— ren. „Gut iſt's— das eine Mal. Das iſt mein letztes Wort.“ f Auf der Fahrt in die Landeshauptſtadt rief die füngſte Nachtigall:„Und wenn dem Vater ſein letztes Wort ſo iſt, dann iſt mei— nes noch lange nicht das letzte geweſen ich bleib' in der Stadt, hab' durch die Verträge geſpart, und ſinge überhaupt in der Stadt. Die Schweſtern äußerten ſich nicht dazu. Der Lehrer hielt mit ſeiner Anſicht zurück. Er führte die drei Nachtigallen vor dem Auf— treten in eine kleine Wirtſchaft am Haus des Rundfunks. Dort kamen ſie mit einigen jun- gen Leuten am Tiſch ins Geſpräch. N „Die Nachtigallen?“ fragte die Nachbarin von Lieſe Gander.„Das ſind Sie? Fällt es Ihnen denn nicht ſchwer, vom Dorf aus ihren guten, ſicheren Verhältniſſen in die Stadt zu kommen?“. „Aber nein“, widerſprach lebhaft die jüng— ſte Nachtigall. Sie ſchüttete warm geworden, der Tiſchnachbarin ihr Herz aus.„Der Vater mag reden, was er will. Dorf bleibt Dorf, und überhaupt—“, ſchloß ſie unvermittelt. Die Tiſchnachbarin, eine junge Dame mit auffallend ernſtem Geſicht und klugen, wiſ⸗ ſenden Augen fragte:„Wiſſen Sie, Fräulein, daß es tauſende Sängerinnen gibt, die froh tind monn ſio einmal ſinagen können— die das Geld, das ſie für einen Vortragsabend oder eine Nummer bekommen, dringend ge⸗ brauchen? Es gibt Sängerinnen, die jahre⸗ lang ſtudiert haben— die, nichts anderes ha⸗ ben als ihre Kunſt——“. „Volkskunſt— das iſt ganz etwas ande: res“, warf Lieſe Gander eilig ein; das Wort ſtammte von Lehrer Breiter; er ſaß ihr ge⸗ genübet, fing Geſprächsbrocken auf und nick⸗ te ihr ermunternd zu. ö „Volkskunſt— ja“, bemerkte die Sänge⸗ rin.„Aber echte Volkskunſt kommt aus dem Herzen— ihr darf man nicht Zwang antun — ſie muß nicht zum Erwerb werden, wenn es nicht nötig iſt.“ Dieſes Wort verfing ſich bei Lieſe Gander Sie war im Grunde ein ernſter, verſtändiger Menſch. Als ſie am folgenden Tage wieder im Dorf weilte, ging ſie mit einem Eifer an die Arbeit im Feld und im Garten. wie der Vater ihn ſeit langem nicht an der Jüngſten beobachtet hatte. Tauſende arme Menſchen warten. dachte die jüngſte Nachtigall. Ich hätte es nicht nötig. Wenn der Breiter kommt. und wenn ich im Schulhaus wohne und die Lene und die Marta ihre eigenen Häuſer haben, dann können wir hier im Dorfe immer noch ſingen als Nachtigallen—. 5 Der Lehrer kam kurz darauf mit der glei⸗ chen Anſicht; und da er Lieſe überraſchend einverſtanden fand, nahm er ſie beim Kopf und ſtellte die Frage, ob ſie ſeine Frau wer⸗ den wollte. Dann könnten die Nachtigallen. da auch Lene und Marta in Bälbe heirate⸗ ten, bald wieder trotz des Verbotes des Va⸗ ters die Menſchen durch ihren Geſang er— freuen. Der alte Gander verſprach dem Lehrer die Lieſe. Sein Verbot zog er zurück, als er fand. daß die drei Töchter die großen Pläne begra— ben hatten und den Weg gehen wollten, der Bauerstöchter vorgeſchrieben war. Und als die drei Nachtigallen bald darauf wieder ſan— gen, lauſchte er ihrem Geſang mit der zärt— lichen väterlichen Andacht wie vor Monaten. bevor die törichten Wünſche zu den Mädchen gekommen waren. Flugzeuge warnen vor Haien. Sich an den Küſten Auſtraliens im Waſſer zu tummeln, iſt nicht immer ungefährlich, da weite Strecken der Küſte mit Haifiſchen verſeucht ſind. Nun gibt es zwar Wiſſen— ſchaftler, wie z. B. den bekannten amerikani— ſchen Zoologen William Beebe. die aus lang— jähriger Erfahrung wiſſen wollen. daß die Haifiſche bei weitem harmloſer ſind, als man ſie macht, aber im allgemeinen glaubt wenig wie dem Sprichwort von den Hunden, die viel bellen. In Auſtralien hat man jeden⸗ falls etwas gegen Haifiſche. In den vielen beſuchten Bädern hat man daher Maßnah- men getroffen, die von allen Badegäſten be grüßt werden. Die nautiſchen Geſellſchaften haben einen Flugdienſt an der Küſte eine richtet. Während der Badezeit kreiſen einige Flugzeuge in der Nähe des Strandes über dem Waſſer. Da man vom Flugzeug aus 8 Af g do io können Haie rechtzeitig bemerkt werden. Die Flugzeuge ſind mit kleinen Sendern ausge- dungen an Empfangsſtationen am Strand geben. Die Meldungen werden auf der Stelle von Lautſprechern verbreitet, ſo daß die Ba— denden ſich rechtzeitig in Sicherheit bringen können. Man will, ſeit dieſe Einrichtung be⸗ ſteht, noch keine durch Haie verurſachten Unfälle bemerkt haben. dann ſrag Pips ergeben „Haſt du ihn liebgehabt?“ Ich hab' ihn genau ſo „Was heißt gehabt? früher, und er verdient kes auch!“ Wieſo konnteſt du alſo vorhin ſagen, du— 7* ſich nicht mehr aus. Urheberrechtsschutz: Fünf Türme-Verlag, Halle(Saale) Auch die Urahnen hatten es ehemals weder anders und ich werde a mich heiraten?“ brachte Gilbert mühſam heraus. Er kannte „Ach, du meinſt, weil ich der Reſi vorhin geſagt hab', 148 ich will dich heiraten?— Aber das will ich ja auch! Mein lieber Bubi, mir ſcheint, wir gehen da Aber man ſolchen tröſtlichen Erklärungen ebenſo einige Meter tief in das Waſſer ſehen kann, rüſtet, die im Falle einer Gefahr ſofort Mel- dann Mordshunger, ſeit Tagen hab' Engliſche Penſionsſorgen. Nach einer britiſchen Statiſtik des Pen- ſionsfonds für Witwen und Waiſen, der etwa der deutſchen Invaliden- und Angeſtell⸗ tenverſicherung entſpricht, beziehen von 100 Engländern und Engländerinnen, die über 70 Jahre alt ſind, augenblicklich 77 Prozent Renten. Dieſer Prozentſatz muß ſich in ein Paar Jahren auf 80 vermehren, ſo daß in Kürze von fünf alten Briten nicht weniger als vier Rentenempfänger ſein werden. Die Finanzen des Fonds ſind im Augen— blick noch leidlich in Ordnung, was in erſter Linie darauf zurückzuführen iſt, daß die Zahl der Todesfälle unter den Männern und na— mentlich unter den verheirateten Männern erheblich abgenommen hat, ſo daß der Fonds weniger von Witwen und Waiſen in An⸗ ſpruch genommen wurde. Allerdings wird dieſer Vorteil durch die verhältnismäßig lange Lebensdauer der Witwen zum Teil wieder aufgehoben. Die Verſicherungsbeiträ⸗— ge ſind zurzeit außerordentlich gering; ſie be— tragen für Männer neun Pence und für Frauen die Hälfte, nach deutſchem Gelde etwa 40 bzw. 20 Pfennig. Luſtige Eile Juriſten. „Nimm es mir nicht übel, Rudolf, aber deine Braut iſt wirklich ſehr häßlich!“. „Gewiß, gewiß— aber dafür hat ſie vier— zigtauſend mildernde Umſtände!“ (Berlingske Tidende). Rätſel⸗Etle Sihen⸗Kreuzworträtſel. Wörter bedeuten: Waagerecht: 1. Gebratenes Rippenſtück, 2. anderes Wort für Kronleuchter, 3. Hieb- und Stoßwaffe, 4. weiblicher Perſonenname, 5. Stadt in Eng⸗ land(Käſe), 6. Fabeldichter, 7. aufgeſtellter Satz, 8. Teil des Kopfes, 9. dreiſtimmiges Singſtück, 10. abenteuerliche Erzählung, 11. Truppenſchau, 12. Stadt in Albanien, 13. Häuslerwohnung, 14. Roman Die von Zola; Senkrecht: 2. Stadt in Schweden, 7. erſtes Auftreten eines Bühnenkünſtlers, 15. militäri— ſches Ehrenzeichen, 16. ſibiriſcher Strom, 17. militäriſche Streifwache, 18. einer, der an erſter Stelle ſteht, 19. elektriſche Beleuchtung, 20. kaufmänniſche Bezeichnung, 21. Parze, 22. chineſiſche Hafenſtadt, 23. Stadt im Harz, 24. Metallegierung, 25. ſchmaler Streifen von Flanell, Leinen uſw., 26. Geſamtheit der Schöpfung, 27. Stadt in Holſtein, 28. Teil⸗ zahlung, 29. Stadt in Schweden. Auflöſung aus voriger Nummer: Kopfwechſelrätſel: Farbe, Riegel, Oaſe, Hachſe, Eden, Salta, Fracht, Eleve, Sichel, Torſo.— Frohes Feſt. CCC u, ich hab' einen lich nichts gegeſſen 1. 1 Qn! bile d Pip 5 ſtehen.„D 11 ich eigen — mir wird auf einmal ganz ſchwach.“ Tatſächlich ihren lieb wie du willſt Glück wurde ſie blaß Liebſten. jenen, weil ihm das nicht von braucht man in und lehnte ſich erſchöpft an Dieſer, ganz entſetzt, ſchalt ſich den und ſelbſt eingefallen war. Zum Salzburg nicht lange zu ſuchen, um eine gaſtliche Stätte zu finden von ganz ver„Ob man „Am Telephon haſt du behaupten, du könntest nicht Wien kommen, wei vor dieſem nach i 1 flüſterte Gülbert zaghaft. haben konn? Menſchen Ruhe gefühlt, noch anders ausgeſprochen. Zu ſolch hauchzartem Liebesſpiel konnte es keine bezaubernderen Kuliſſen geben als dieſe krummen Gäßchen mit ihren ſchmalen, hohen Häuſern, den weiten Platz mit der herrlichen Kathedrale, den weiten Blick in die grüne Bergwelt, die alleſamt ſchon ſo viel Liebespaare geſchaut... Nur die wichtigſte Frage ſchob Gilbert immer wieder hinaus. Als fürchte er, die erhabene und doch ſo ſüße Stimmung des Augenblicks zu verſcheuchen, wenn er von jenem Mann zu ſprechen begann, dem Pips vielleicht einſt die gleichen Liebesworte zugeflüſtert. Wütende Eiferſucht krallte ſich in ſeine Bruſt; er empfand faſt körperlichen Schmerz bei dieſer Vorſtellung und er konnte nicht mehr an ſich halten:„Liebling, haſt du den— den andern auch ſo liebgehabt wie mich?“ Pips zuckte zuſammen, wie aus einem Traum ge— ſchreckt:„Ob ich wen oder was?“ „Jenen Erfinder, den du deinen Freund genannt haſt, Pips! Mit dem du Hochzeit machen wollteſt, ſobald...“ Er konnte nicht weiter. Pips hatte den Schritt verhalten und ſah ihm von unten herauf in das erblaßte Geſicht.„O du mein, wie dumm ſind doch die Männer!“ Das war ihre ganze Antwort. Aber Gilbert gab ſich nicht zufrieden:„Ich kann nicht zur Ruhe kommen, ehe du mir nicht alles geſagt haſt!“ beharrte er. ſchiedenen Geſichtspunkten aus: Man kann doch heiraten und einen Freund trotzdem gern haben— nicht?“ „Pips!“ brüllte Gilbert ſelbſtvergeſſen, daß ſich die Leute nach ihm umſahen. „Na, was gibt es denn zu pipſen? übrigens Gotthold Pieringer heißt, der will mich doch gar wundert über ſoviel Begriffsſtutzigkeit. gemacht!“ ſtieß Gilbert heraus. Sie nickte verſtehend und lachte:„Freilich— aber e gibt doch noch andere Mädeln auf der Welt! Und ſeines iſt ein liebenswertes Geſchöpf; er würde einen ſchlechten Tauſch machen— ſo dumm wie andere Leute iſt ja der Holdl nicht!“ g Ein tiefer, tiefer Atemzug, dann faßte er das Mädchen hart am Arm:„Und ich— ich war ſo eiſerſüchtig auf dieſen Kerl! Ich hätte ihn erwürgen können!“ bekannte er. „Du, ſei ſo gut und fang dir nix mit der Polizei an— ich rat' dir gut!“ Das kam ſo drollig heraus, daß im Nu alles Unangenehme vergeſſen war und nichts blieb als das wunderherrliche Gefühl der Befreiung und des Bei— einanderſeins. 2 Ausſchluß Der Mann, der der Villa zu erwarten. Meinſt du nicht auch?“ nicht heiraten, der hat doch eine Braut!“ meinte Pips, ve hatte der künftige„Herr und Gebieter“ nicht das mindeſte Gilbert Haller aber ſant der Kiefer herab.„Machſt du jetzt ein dummes G'ſchau, Bubi— und ſowas will dem— nächſt Profeſſor werden?! Wie kommſt du überhaupt auf dieſe verrückte Idee, daß ich den Holdl heiraten wollt'?“ „Aber du ſelbſt haſt doch ausdrücklich geſagt, daß erſt die Erfindung unter Dach ſein müſſe, dann wird Hochzeit 83 Natürlich wird vorher geheiratet, und zwar bald und mit der Oeffentlichkeit. Schon um Hortenſe die Schande zu erſparen, als Brautmutter auftreten zu müſſen. Da iſt es viel geſcheiter, die Wochen bis zu ihrer Rückkunft weiſe auszunützen und ſie und Willy als Ehepaar vor Gegen dieſe ebenſo ſchmuckloſe wie lichtvolle Darlegung einzuwenden. Seine einzige Entgegnung gipfelte in dem Wort:„Wann?“ „Wir ſchreiben nächſtens nach Edlach und laſſen uns aufbieten“, erklärte Pips mit einer Geläufigkeit, als hätte ſie ſchon wer weiß wie oft ſolches ausgeführt,„voraus— geſetzt, daß deine Dokumente in Ordnung ſind.“ „Meine Dokumente ſind in Ordnung— und meine Naſe auch!“ erklärte Haller, ein wenig atemlos von dem Tempo.„Und dann?“ „Na, was denn dann? Dann müſſen wir eben hin— fahren nach Edlach. Ohne uns geht es doch nicht, daß wir getraut werden! Ich habe dort eine nette Villa, die ich im vorigen Monat Hortenſe zur Verfügung geſtellt hatte. Für den Reſt dieſes Jahres bin ich gäſtefrei. Wir können alſo eine Weile dortbleiben und zuſehen, ob wir uns an⸗ einander gewöhnen— oder ob wir uns wieder ſcheiden laſſen“, fuhr Pips fort, ihr Programm zu entwickeln, das ihr ſcheinbar keinerlei Kopfzerbrechen verurſachte. (Fortſetzung folgt.] eee eee eee N NVOV HUFHE VME VCD. Urheberrechtschutz: Fünf Türme-Verlag. Halle(Saale). Nachdruck verboten. Blitzſchnell erkannte aber auch Edgar Stiehm, daß er ſchon wieder im allerbeſten Zuge war, ſich Irmingarts Sympathien zu verſcherzen. Dieſe feine, hochmütige Puppe mußte anders geködert werden als die Mädchen ſeines Standes, auf die ſeine Talmi-Eleganz immer den ge— wünſchten impoſanten Eindruck gemacht hatte. „Entſchuldigen Sie bitte, gnädiges Fräulein, es war ja nur die unverhoffte Freude, Sie zu ſehen.“ Diskret hielt er von dieſem Augenblick an Abſtand und bat, die Paketchen tragen zu dürfen. Doch Irmingart hatte ſich zuſammengerafft und fand den Mut, freundlich zu danken. Die kleinen Freuden für den lieben, blinden Vater ſollten nicht durch dieſe ſchmutzigen Hände gehen. Das wäre ihr wie eine Ent— weihung vorgekommen. Trotzdem war eine paͤniſche Angſt in ihr. Doch endlich tauchte von weitem die hohe, graue Mietkaſerne auf— Nun noch die halb düſteren Treppen hinauf an der Seite dieſes Menſchen. Heftig ſchlug ihr das Herz, doch diesmal war ihre Furcht unbegründet. Edgar Stiehm ſchien ſich tatſächlich eines Beſſeren beſonnen zu haben. Oben auf dem Flur bot er ihr die Hand zum Abſchied. Er wäre ein Narr geweſen, hätte er ſich die Gelegenheit entgehen laſſen, dachte er, indem er ſeine brennenden Lippen heftig auf ihre Hand preßte. Seine übertrieben ziebenswürdigen Worte waren Irmingart ekelhaft. Stiehm aber beſchloß, nicht locker zu laſſen, bis er dieſes ſchöne, ſtolze Mädchen, dem alle Hausbewohner mit Reſpekt entgegenkamen, endlich bezwungen hatte. Ihr Vater war ja blind, ſie alſo ſchutzlos! Drittes Kapitel. Minutenlaug ſtand Irmingart kurz darauf in der kleinen, dunklen Küche. Sie hatte Mühe, die Spuren dieſer widerlichen Begegnung niederzukämpfen. Sie ſchien ſelbſt kaum zu wiſſen, daß ſie das eiskalte Leitungswaſſer ſchon ſekundenlang über ihre Hände laufen ließ, die ſie ganz mechaniſch mit Bürſte und Seife be arbeitete, um den Handkuß des verhaßten Stiehm ganz zu beſeitigen. Wie im Erwachen, ſchoß ihr plötzlich der Gedanke durch den Kopf, daß dieſes Plantſchen im kalten Waſſer eigent— lich eine ganz gute Vorbereitung ſei für ihre künftige Tätigkeit als Fiſchverkäuferin. Aber hatte nicht ein gütiger Gott ihre furchtbare Not Sie fühlte plötzlich ungeahnte Kräfte in ſich und zeigte ein liebes, tapferes Lächeln, als u; 5 ö g Bilder auftauchten. ſo wunderſam gewendet? ſie zu dem Vater hinüberging. Von drinnen tönte die vorſichtige Frage des Blinden: „Sind Sie es, Frau Reiſch?“ Mit dem fein entwickelten Gehör des Blinden hatte t ſchon lange bemerkt, daß jemand gekommen war. „Nein, ich bin es, Väterchen. Ich...“ Der blinde alte Herr taſtete vorſichtig am Tiſch entlang. Seine Hände fühlten ſich vorwärts. Eine leiſe Angſt klang aus ſeiner Stimme. Irmingart wieder, wie ſo oft, umſonſt zum Vorſtellen geweſen ſein? Würde die bittere Not niemals ein Ende nehmen? Er hätte aber nicht gewagt, eine Frage zu ſtellen. „Du, mein Liebchen! Ach, wie gut...“, ſagte er nur warm und herzlich. Irmingart aber hatte mit einer raſchen Bewegung die Kappe vom Kopf geriſſen und die Paketchen auf den Tiſch geworfen. In neckiſchen, ſchimmernden Locken fielen die aſch— blonden Haarwellen über ihre Schultern und umrahmten das feine ſchmale, pfirſichzarte Geſicht. Der alte Herr ſtand mitten in dem kleinen, niedrigen Zimmer, das für ſeine hohe ſtattliche Geſtalt viel zu winzig erſchien. In peinlichſter Ordnung lag das ſilberweiße Haar über der hohen glatten Stirn. Sein eisgrauer Bart gab ihm das Ausſehen eines gütigen und doch ſehr würdigen Weihnachtsmannes. Und wirklich, nicht ſelten war es ihm paſſiert, daß ihm die Kinder in der Weihnachtszeit, wenn er mit ſeinem alten Pelzmantel und der Pelzmütze durch die Straßen ging,„Weihnachtsmann, Weihnachts— mann!“ nachriefen. Daß freilich jetzt nicht einmal ſeine Hausjoppe noch des Anziehens wert war und auch die Mokaſſins längſt verdächtige Altersſpuren zeigten, ſah der Blinde ja nicht. „Väterchen, liebes, gutes Väterchen! Ich bin ja ſo glücklich...“ Irmingart war dicht an ihren Vater herangetreten und hing nun an ſeinem Hals. „Gott... Irmingart.. es wäre tatſächlich möglich geweſen? Das... das iſt doch wohl nicht wahr... Un⸗ möglich einfach! Irmingart, bitte, rede doch. Kindchen mein lieber guter Engel... es iſt tatſächlich...“ Der alte ſtattliche Herr kam ins Stammeln. So ſtark zeigte ſich die Exregung in des Vaters Geſicht, daß Irmingart um deſſen Geſundheit bangte. Nur nicht zufregen! Sie hätte es ihm ſchonender mitteilen müſſen. Würde Eine liebliche Strenge trat plötzlich in ihr Geſicht. „Komm, Väterchen, nicht aufregen! Nun ſcheint wirk⸗ lich alle Not ein Ende zu haben. Jahre hindurch haſt du, ohne mit einem Wort zu murren, unſer ſchweres Schickſal getragen. Ja, mir ſelber haſt du noch immer Troſt ge⸗ ſpendet und den Glauben an eine beſſere Zukunft geſtärkt. Nun laß dich nicht von der Freude umwerfen! Hier!“ Sie hatte nach einer der Zigarren gegriffen und ſteckte ſie dem Vater in den Mund. Seine Hilfloſigkeit erſchütterte ſie in dieſem Augenblick qualvoll. Nur nicht ihn ſo weich und dankbar ſehen müſſen! Nur nicht. Allein würde ſie ſchon mit allem fertig werden, wenn es auch einmal über ihre zarten Kräfte zu gehen ſchien. „Rauche, Väterchen. Geſtern war dein Geburtstag, und da haſt du nicht einmal eine gute Zigarre gehabt.“ Der hilfloſe Blinde ſtreichelte noch immer den Kopf ſeiner geliebten Einzigen, und während er ſich ſtumm zurückführen ließ zu ſeinem Seſſel, konnte er es nicht verhindern, daß ſchwere Tränen der Rührung und Freude in ſeinen eisgrauen Bart rollten. Irmingart mußte ſich abwenden. Die Tochter ertrug es nicht, in den Augen des blinden Vaters Tränen zu ſehen. Endlich war ſie ſo gefaßt, daß ſie ihm mit kindlicher Freude erzählen konnte, daß ſie tatſächlich engagiert worden ſei. „Ich bin nur im Büro, Väterchen... Ach, mach' dir doch über die zwei Zigarren keine Gedanken! Ich habe einen Vorſchuß bekommen, weil das bei dieſer Firma ſo üblich iſt. Man weiß doch heute ganz genau, daß alle Arbeitsloſen vollkommen abgeriſſen ſind und die un— gewohnte Arbeit nach jahrelanger Pauſe auch nur dann wieder richtig aufnehmen können, wenn ſie entſprechend zu eſſen haben. Aus dieſem Grunde, ſo erklärte mir der Chef, könne er mich nicht warten laſſen, bis ich mein erſtes Gehalt bekäme.“ Daß es freilich ein Fiſchgeſchäft war, verſchwieg Irmingart ebenſo wie die Tatſache, daß ſie auch im Ver— kauſsraum mithelfen mußte. Der Vater war ja ſo welt— fremd geworden, daß er es unmöglich verſtanden hätte, wenn ſein einziges Kind jetzt Tag für Tag hinter dem Ladentiſch ſtehen mußte. Ueber der kleinen ärmlichen Manſardenſtube lag feier— liches Schweigen. Zu plötzlich war die Freude über die beiden edlen, leidgewöhnten Menſchen gekommen. Jeder von ihnen hing ſeinen Gedanken nach, während ſich der Raum immer dichter mit einem feinen, graublauen Rauch füllte, aus dem wie hinter einem Schleier ſeltſame Nur daß die Gedanken des alten Herrn in die Ver— gangenheit zurückglitten, während Irmingarts Blicke die Zukunft ſuchten. Wie lange hatte der Blinde nicht geraucht! Es mußten wohl Jahre darüber hingegangen ſein. Dem einſt ſchwer⸗ reichen Manne hatte das Leben alles genommen. Schlag auf Schlag kam das damals. Alles... auch das Koſtbarſte: die ſchöne, geliebte Frau... und das Augenlicht. Ach, wie gern hätte er ſich darein gefügt, wenn er nur die irdiſchen Güter verloren hätte: ſein großes Vermögen aber das und den unermeßlichen Großgrundbeſitz... andere, das hatte ihn niedergeſchmettert. Und er wäre wohl dem furchtbaren Druck des Schickſals erlegen, wenn nicht ein Menſch noch geweſen wäre, für den er leben mußte, für den er den Kopf hochhalten mußte: ſeine einzige Tochter Irmingart. Doch nun ſah er einen Hoffnungsſchimmer... Für ſich ſelber verlangte er nichts mehr vom Leben. Nur Irmin— gart galten all ſeine Wünſche und inbrünſtigen Gebete. Oh, wenn es nur mit ihr noch einmal bergauf ginge. Manchmal, in ganz hoffnungsloſen Stunden, hatte er ſich den Tod gewünſcht, um nicht wie ein Fluch ihr junges Leben zu belaſten. Aber das empfindſame Mädchen ahnte die dunklen Gedanken und ließ den Vater deshalb nur voller Angſt für längere Zeit allein. Irmingart war an das Fenſter getreten. Ihre Blicke glitten über die zahlloſen Dächer und dann hinunter in den dumpfen, tiefen Hof. Plötzlich zuckte ſie heftig zuſammen. Ihre Augen weiteten ſich, und ihre Stirn preßte ſich dicht an das kalte Fenſter. War es nicht Stiehm, den zwei Herren dort unten abführten? Richtig, jetzt warf er gar einen Blick nach oben, und mit frechem Winken ſchrie er zu Irmingart hinauf: „Wiederſeh'n! Ich bin nicht allzulange fort, ſtolzes Mädchen!“ Dann tauchte er im Torbogen unter Doch von Irmingart wich mit einem Male die paniſche Angſt, die noch immer ihre Freude dumpf überſchattet hatte. Dieſer Menſch war alſo wirklich, wofür das ganze Haus ihn hielt? Und er, ausgerechnet er, ſtellte ihr dauernd nach. Einmal, im düſteren Flue, hatte er ſogar verſucht, den Aem um ihren Hals zu legen. Ein Schauer erfaßte Irmingart; doch endlich kam nun auch bet ihr die ganz reine, ungeteübte Freude zum Durchbruch. Nun würde ſie nicht in haſtender Angſt die Treppen hinauf⸗ und hinunterjagen müſſen, um zu ver⸗ meiden, daß er ihr in den Weg lief. Nun war er fort, und ſie... ja, ſie allerdings auch. Schnell eilte ſie in die Küche. Der Vater lehnte behag⸗ lich im Seſſel und rauchte, und ſein vornehmes, gütiges Geſicht verſchönte ſeit langem zum erſten Male wieder etwas wie Zufriedenheit. Draußen bereiteten Irmingarts geſchickte Hände das Frühſtück, das mit Butterbrötchen und duftendem Schinken für ihre heutigen Begriffe über alle Maßen üppig war. Sorglich ſchnitt ſie dem Blinden das Brot ſo zurecht, daß ihm das Eſſen keine Mühe machte. „Iß, mein gutes Väterchen! Nun werden wir bald wieder ſtärker und kräftiger werden. Nun kann ich endlich für uns ſorgen.“ 0 „Irmingart, du liebes Kind, wenn du nicht ſeit Jahren um mich beſorgt geweſen wäreſt...“ Der blinde Vater taſtete in aufwallender Zärtlichkeit nach ſeinem Kinde. Seine Hände aber griffen nur den weichen, runden Arm, den ſie lange und dankbar drückten. Viertes Kapitel. Seit dem Dienſtantritt ſeiner neuen Verkäuferin hatte Albert Henneberg ſeine Gewohnheit, ins Café zu gehen, ſaſt ganz aufgegeben. Er ließ ſich vom Hausdiener ſein Gedeck holen und ſtand ſchon nach kurzer Pauſe wieder un⸗ ruhig im Laden. Mit ſtolzem Gefühl ſuchten ſeine Augen immer wieder Irmingart, die ſich alle erdenkliche Mühe gab, ihren Auf⸗ gabenkreis recht zu erfüllen. Still und ohne jede Aufdringlichkeit ſuchte Irmingart mit den anderen Verkäuferinnen in ein gutes Ein⸗ vernehmen zu kommen. Die giftigen, neidiſchen Blicke der Frieda Warner überſah ſie gefliſſentlich. Ich habe ſie doch hoffentlich nicht verdrängt?, fragte ſich das ſchöne, ahnungsloſe Mädchen mehr als einmal tagsüber, wenn ſie der Warner haßerfüllte Augen ſtreiften. Es half aber nichts. Von Tag zu Tag ſtieg der Auf⸗ lehnungswille auch der jüngeren Verkäuferinnen, die unter dem Einfluß der anderen ſtanden. Das alles entging ſelbſtverſtändlich Albert Hennebergs raſtlos beobachtenden Augen nicht; aber er war nicht ge⸗ ſonnen, hier klein beizugeben. Er würde ſchon dafür Sorge tragen, daß die künftige Frau des Chefs von allen Seiten ausnahmslos reſpektiert wurde. „Fräulein Warner“, ſagte er nach einigen Tagen un— merklichen Beobachtens barſch,„wenn es Ihnen hier nicht mehr paßt, können Sie ſich ja gern nach etwas anderem umſehen. Ich ſehe mir Ihr Getue noch eine Weile mit an aber dann fliegen Sie! Verſtanden?“ In den kleinen, blitzenden Augen Hennebergs, die er während des Sprechens faſt immer ſonderbar zuſammen kniff, ſo daß ſie ſchweinsäugelchenhaft ausſahen, lag während dieſer Worte etwas Warnendes, Drohendes. Aber ſo viel Haß und Trotz hatte ſich in Frieda Warner aufgeſpeichert, daß ſie die Worte des Chefs jetzt voll— kommen kalt ließen. „Er wird doch einmal merken müſſen, daß das hoch— näſige Ding nichts kann. Von einer ſchönen Larve allein kann kein Geſchäft wie unſeres beſtehen“, ſtichelte ſie nach wie vor bei den Kolleginnen. Die licherten und dachten wohl zunächſt noch an die Machtſtellung der Warner, die auch nicht gerade leicht zu ertragen war. Dagegen mußten ſie zugeben, daß Irmin— gart Schadow, von deren Adel ſie ja nichts wußten, ſich äußerſt vornehm und zurückhaltend auch dem jüngſten Lehrling gegenüber betrug. Nie erteilte ſie Befehle. Immer bat ſie höflich um Erledigung der Dinge. Freilich inſofern mußte man der Warner recht geben: Sie war nicht einmal eine gelernte Verkäuferin... Wohin ſollte das führen, wenn Ungelernte nur um ihres ſchönen Geſichts willen in die höchſten Stellen kamen? Der künſtlich genährte Haß konnte Irmingart auf die Dauer nicht verborgen bleiben, und ſie litt unſäglich unter dieſen Umſtänden, trug aber alles ſtill und einſam mit ſich. Wenn Henneberg im Geſchäft war, mochte es wohl noch gehen; doch ſobald er den Rücken gekehrt hatte, fühlte ſie die Auflehnung aller gegen ſich, gegen die ſie mit aller Güte und Freundlichkeit, die ihr von Natur aus eigen waren, nicht ankommen konnte. Sollte ſie ſich aber beklagen? Rein, andere beſchuldigen, davor machte ihre reine Seele halt. Lieber ſchweigen, wenn das alles auch ihre junge Schaffensfreudigkeit lähmte. So verſuchte ſie immer wieder, ſich ſelbſt Mut und Kraft einzuflößen. Zudem war ſie ja nicht dauernd mit den Verkäuferinnen zuſammen. Sie merkte aber auch nicht, daß Henneberg ſie über Gebühr im Büro beſchäftigte und dadurch noch mehr Grund zu haltloſem Klatſch gab. Tatſächlich war es für ihn der höchſte Genuß des Tages, wenn er Irmingart von Scha dow⸗-Boltzien diktieren konnte. Dann ſtand er dicht vor ihr oder ſetzte ſich ihr gegen⸗ über. Und wenn ſich die herrlichen Augenſterne vor ſeinen unverhüllt werbenden Blicken ſcheu und peinlich berührt ſenkten, dann erwuchs ihm ein Gefühl der nahen, greif⸗ baren Glückſeligkeit. Acht Tage erſt war Irmingart bei ihm in Stellung, und ſchon ſuchte Albert Henneberg dauernd nach einer paſſen⸗ den Gelegenheit, ſich dem ſchönen Mädchen zu erklären. Denn es beſtand für ihn gar kein Zweifel, daß ſie ſeine Werbung annehmen würde. Freilich, bildſchön und uralter Adel.. aber ſeine Hunderitauſende waren auch nicht zu verachten und wogen das wohl reichlich auf. In Henneberg kam gar nicht der Gedanke auf, daß Irmingart ſeine Werbung etwa abſchlagen könnte. (Fortſetzung folgt.) Epigramme Von Friedrich Hebbel. Das Höchſte und das Tiefſte. Kein Gewiſſen zu 1 0 bezeichnet das Höchſte und Tiefſte, Denn es erliſcht nur im Goki. doch es verſtummt auch im Tier. Der Schlaf Alles wird uns Genuß, ſo ſchön iſt das Selbſt der Too, Deben gerundet, denn der Schlaf iſt der genoſſene Tod. An das Glück. Glück, ſie nennen dich blind und werden nicht müde, zu ſchelten. Frage doch endlich zurück: Könnt ihr denn ſelber auch ſehn? Das Urgeheimnis Wie der Schmerz enkſteht? Nicht anders, mein Freund, als das Leben. Tut der Finger dir weh, ſchied er vom Leibe ſich ab,. Und die Säfte beginnen, im Gliede ge⸗ ſonderk zu kreiſen: Aber ſo iſt auch der Menſch, fürcht' ich ein Schmerz nur in Gokt. die drei Nathtigallen Von Karl Lütge. „Da is ein Telegramm—“ Ueber den Zaun rief der Briefträger die drei im Gar— ten ſchaffenden Töchter des Nachtigallenhof— bauern mit dieſem Ruf an. Die beiden älteren Nachtigallentöchter ho— ben die Köpfe und ſtützten ſich auf ihr Gar— tengerät. Die Jüngſte warf das Gerät nie— der und ſprang mit hurtigem Satz zum Zaun.„Für den Vater?“ „Nei, für die drei Nachtigallen“. Nun ka— men auch die beiden Schweſtern zum Zaun. Lieſe Gander hatte das Telegramm bereits erbrochen. „Fein“, rief ſie ſtrahlend,„wir ſollen im Rundfunk ſingen—!“ „Im Rundfunk—?“ „Ja, da ſteht es— wir drei. und alles be— zahlt der Rundfunk.“ Der Vater ſchüttelte mißbilligend den grauen Kopf, als ſie es ihm erzählten. Daß die Töchter ſangen, hatte ihn nur ſo lange efreut, als es gelegentlich bei Hochzeiten im orf oder zu Feſtlichkeiten geſchah. Seit der Lehrer die drei Mädchen einige Male in der Kreisſtadt hatte öffentlich ſingen laſſen, miß— fiel es ihm. Er wollte die Töchter im Dorf und auf dem Hof haben. Wenn ſie heirate— ten, verlor er ſie ohnedies. Er lehnte ab, was der Lehrer ſagte: daß die herrliche Got— tesgabe, die den drei Nachtigallenhoftöchtern geſchenkt war, der Allgemeinheit gehöre.— Die Mutter redete lange gut zu. Es ſei doch eine Ehre und eine Auszeichnung!„Alle im Dorf hören die Nachtigallen, Vater; das muß dich doch freuen— wo alle am Rund— funk ſitzen, im Dorf und überall im Land—“. „In der ganzen Welt“, fiel die Lieſe ein. „Hier ſeid ihr zu Haus und nicht in der ganzen Welt. Wo ſoll das Land hinkommen. wenn—“ Er brach ab und ging aus der Stube. Nun, er gab ſeine Zuſtimmung. Die drei Nachtigallen fuhren mit dem Lehrer in die Hauptſtadt und ſangen im Rundfunk. Es wurde ein aroßer Erfola. Der Landes-Sen— OMD LOW LO U. L222. der bat am Tage nach der Aufführung die Nachtigallen zu einem regelrechten Konzert für den Monat danach. Der Lehrer ſtrahlte die Lieſe an. Sie gab den Blick zurück. Die Schweſtern gingen auf dem Weg vom Schulhaus, wo ſie geübt hat⸗ ten, zum Hof voraus. Was die beiden zu be⸗ ſprechen hatten, wollten ſie nicht hören. Sie hatten ihre Burſchen im Dorf, Bauernſöhne. Die Lieſt hing am Lehrer. Durch ſie erſt war ihre gemeinſame Begabung vom Lehrer ent⸗ wickelt worden. Vater Gander hörte ohne Freude von der leuen Aufforderung zum Rundfunk. Er gab zögernd die Erlaubnis. „Die Töchter fuhren mit dem Lehrer wieder in die Stadt. Sie ſangen wie Nachtigallen, unbekümmert und ohne einſtudierte Effekte und Geltungsdrang. Die Sendeleitung ließ ihnen ſagen, nachdem ſie den Aufnahmeraum verlaſſen hatten:„Wundervoll! Die gebore— n Sängerinnen! Sie müßten immer ſin— gen!“ Ein neuer Termin mit erweitertem Pro— gramm wurde vereinbart. Vater Gander fragte drohend:„Am Ende bleibt ihr gleich für immer dabei, ſingt bloß noch—?“ „Das wär fein, Vater!“ entfuhr es Lieſe. Ihr ſchmales, gerötetes Geſicht glühte. Der Lehrer nickte ihr zu. Er beſtätigte, daß dies möglich und ausſichtsreich für die drei ſei. „So was gibt's nicht“, fuhr der Nachtigal— lenhofbauer auf.„Die Mädchen gehören hierher auf den Hof! Dies eine Mal noch, dann hört's auf mit dem Singen in der Stadt. Das verdirbt die Mädchen—“. „Nicht doch, Vater“, verſuchte Mutter Gan— der zu begütigen. Und Lene, die älteſte, ſagte klar und herb:„Jeder muß tun, was er muß — jetzt müſſen wir ſingen, die Herren in der Stadt haben es auch geſagt—“. „So“, rief der Bauer.„Müßt ihr ſingen? Da werde ich nicht gefragt? Dann verbiete ich es überhaupt und für immer!“ „Dies eine Mal noch“, lenkte der Lehrer ein. Er ſtand mit breiten Schultern und kleinem, klugen Kopf vor dem Bauern. Bisher hatte er verſtanden, ihn zu allem, zu den Geſangſtunden und dem Auftreten der Töchter zu beſtimmen. Wenn der Alte jetzt an ſeinem Worte feſthielt, ſtanden ihm leid ge Kämpfe wegen Lieſe bevor. Er ſcheute ſie nicht, aber er wollte ſie dem Mädchen erſpa— ren. „Gut iſt's— das eine Mal. Das iſt mein letztes Wort.“ Auf der Fahrt in die Landeshauptſtadt rief die jüngſte Nachtigall:„Und wenn dem Vater ſein letztes Wort ſo iſt, dann iſt mei— nes noch lange nicht das letzte geweſen— ich bleib' in der Stadt, hab' durch die Verträge geſpart, und ſinge überhaupt in der Stadt.“ Die Schweſtern äußerten ſich nicht dazu. Der Lehrer hielt mit ſeiner Anſicht zurück. Er führte die drei Nachtigallen vor dem Auf- treten in eine kleine Wirtſchaft am Haus des Rundfunks. Dort kamen ſie mit einigen jun— gen Leuten am Tiſch ins Geſpräch. „Die Nachtigallen?“ fragte die Nachbarin von Lieſe Gander.„Das ſind Sie? Fällt es Ihnen denn nicht ſchwer, vom Dorf aus ihren guten, ſicheren Verhältniſſen in die Stadt zu kommen?“ „Aber nein“, widerſprach lebhaft die jüng— ſte Nachtigall. Sie ſchüttete warm geworden, der Tiſchnachbarin ihr Herz aus.„Der Vater mag reden, was er will. Dorf bleibt Dorf, und überhaupt—“, ſchloß ſie unvermittelt. Die Tiſchnachbarin, eine junge Dame mit auffallend ernſtem Geſicht und klugen, wil ſenden Augen fragte:„Wiſſen Sie, Fräulein, daß es tauſende Sängerinnen gibt, die froh tind monn ſio oinmal ſinaen können— die das Geld, das ſie für einen, Vortragsabend oder eine Nummer bekommen, dringend ge⸗ brauchen? Es gibt Sängerinnen, die jahre ⸗ lang ſtudiert haben— die nichts anderes ha⸗ ben als ihre Kunſt——“. f „Volkskunſt— das iſt ganz etwas ande. res“, warf Lieſe Gander eilig ein; das Wort ſtammte von Lehrer Breiter; er ſaß ihr ge⸗ genüber, fing Geſprächsbrocken auf und nick⸗ te ihr ermunternd zu. „Volkskunſt— ja“, bemerkte die Sänge⸗ rin.„Aber echte Volkskunſt kommt aus dem Herzen— ihr darf man nicht Zwang antun — ſie muß nicht zum Erwerb werden, wenn es nicht nötig iſt.“ Dieſes Wort verfing ſich bei Lieſe Gander Sie war im Grunde ein ernſter, verſtändiger Menſch. Als ſie am folgenden Tage wieder im Dorf weilte, ging ſie mit einem Eifer an die Arbeit im Feld und im Garten. wie der Vater ihn ſeit langem nicht an der Jüngſten beobachtet hatte. Tauſende arme Menſchen warten, dachte die jüngſte Nachtigall. Ich hätte es nicht nötig. Wenn der Breiter kommt, und wenn ich im Schulhaus wohne und die Lene und die Marta ihre eigenen Häuſer haben, dann können wir hier im Dorfe immer noch ſingen als Nachtigallen—. Der Lehrer kam kurz darauf mit der glei— chen Anſicht; und da er Lieſe überraſchend einverſtanden fand, nahm er ſie beim Kopf und ſtellte die Frage, ob ſie ſeine Frau wer⸗ den wollte. Dann könnten die Nachtigallen. da auch Lene und Marta in Bälhe heirate— ten, bald wieder trotz des Verbotes des Va— ters die Menſchen durch ihren Geſang er— freuen. Der alte Gander verſprach dem Lehrer die Lieſe. Sein Verbot zog er zurück, als er fand. daß die drei Töchter die großen Pläne begra— ben hatten und den Weg gehen wollten, der Bauerstöchter vorgeſchrieben war. Und als die drei Nachtigallen bald darauf wieder ſan— gen, lauſchte er ihrem Geſang mit der zärt⸗ lichen väterlichen Andacht wie vor Monaten. bevor die törichten Wünſche zu den Mädchen gekommen waren. Flugzeuge warnen vor Haien. Sich an den Küſten Auſtraliens im Waſſer zu tummeln, iſt nicht immer ungefährlich, da weite Strecken der Küſte mit Haifiſchen verſeucht ſind. Nun gibt es zwar Wiſſen— ſchaftler, wie z. B. den bekannten amerikani- ſchen Zoologen William Beebe, die aus lang— jähriger Erfahrung wiſſen wollen. daß die Haifiſche bei weitem harmloſer ſind, als man ſie macht, aber im allgemeinen glaubt man ſolchen tröſtlichen Erklärungen ebenſo wenig wie dem Sprichwort von den Hunden, die viel bellen. In Auſtralien hat man jeden falls etwas gegen Haifiſche. In den vielen beſuchten Bädern hat man daher Maßnah— men getroffen, die von allen Badegäſten be— grüßt werden. Die nautiſchen Geſellſchaften haben einen Flugdienſt an der Küſte eine richtet. Während der Badezeit kreiſen einige Flugzeuge in der Nähe des Strandes über dem Waſſer. Da man vom Flugzeug aus einige Meter tief in das Waſſer ſehen kann, 5 7 Ito 0 ort 90 0 Vio können Haie rechtzeitig bemerkt werden. Die Flugzeuge ſind mit kleinen Sendern ausge— rüſtet, die im Falle einer Gefahr ſofort Mel⸗ dungen an Empfangsſtationen am Strand geben. Die Meldungen werden auf der Stelle von Lautſprechern verbreitet, ſo daß die Ba— denden ſich rechtzeitig in Sicherheit bringen können. Man will, ſeit dieſe Einrichtung be— ſteht, noch keine durch Unfälle bemerkt haben. verurſachten Engliſche Penſionsſorgen. Nach einer britiſchen Statiſtik des Pen- ſionsfonds für Witwen und Waiſen, der etwa der deutſchen Invaliden- und Angeſtell⸗ tenverſicherung entſpricht, beziehen von 100 Engländern und Engländerinnen, die über 70 Jahre alt ſind, augenblicklich 77 Prozent Renten Diefer Prozentſatz muß ſich in ein Paar Jahren auf 80 vermehren, ſo daß in Kürze von fünf alten Briten nicht weniger als vier Rentenempfänger ſein werden. Die Finanzen des Fonds ſind im Augen⸗ blick noch leidlich in Ordnung, was in erſter Linie darauf zurückzuführen iſt, daß die Zahl der Todesfälle unter den Männern und na⸗ mentlich unter den verheirateten Männern erheblich abgenommen hat, ſo daß der Fonds weniger von Witwen und Waiſen in An— ſpruch genommen wurde. Allerdings wird dieſer Vorteil durch die verhältnismäßig lange Lebensdauer der Witwen zum Teil wieder aufgehoben. Die Verſicherungsbeiträ— ge ſind zurzeit außerordentlich gering; ſie be— tragen für Männer neun Pence und für Frauen die Hälfte, nach deutſchem Gelde etwa 40 bzw. 20 Pfennig. Luſtige Eike Juriſten. „Nimm es mir nicht übel, Rudolf, aber deine Braut iſt wirklich ſehr häßlich!“ „Gewiß, gewiß— aber dafür hat ſie vier— zigtauſend mildernde Umſtände!“ (Berlingske Tidende). Nätſel⸗Etle Siben⸗Kreuzworträtſel. 2 Die Wörter bedeuten: Waagerecht: 1. Gebratenes Rippenſtück, 2. anderes Wort für Kronleuchter, Hieb- und Stoßwaffe, 4. weiblicher Perſonenname, 5. Stadt in Eng— land(Käſe), 6. Fabeldichter, 7. aufgeſtellter Satz, 8. Teil des Kopfes, 9. dreiſtimmiges Singſtück, 10. abenteuerliche Erzählung, II. Truppenſchau, 12. Stadt in Albanien, 13. Häuslerwohnung, 14. Roman von Zola: Senkrecht: 2. Stadt in Schweden, 7. erſtes Auftreten eines Bühnenkünſtlers, 15. militäri— ſches Ehrenzeichen, 16. ſibiriſcher Strom, 17. militäriſche Streiſwache, 18. einer, der an erſter Stelle ſteht, 19. elektriſche Beleuchtung, 20. kaufmänniſche Bezeichnung, 21. Parze, 22. chineſiſche Hafenſtadt, Stadt im Harz, 24. Metallegierung, 25. ſchmaler Streifen von Flanell, uſw., 26. Geſamtheit der Schöpfung, 27. Stadt in Holſtein, 28. Teil⸗ zahlung, 29. Stadt in Schweden. Leinen Leinen Auflöſung aus voriger Nummer: Farbe, Riegel, Kopfwechſelrätſel: Oaſe, Hachſe, Eden, Salta, Fracht, Eleve, Frohes Feſt. Sichel, Torſo. „Alſo dann frag Pips ergeben. „Haſt du ihn liebgehabt? „Was heißt gehabt? ſich nicht mehr aus. Urheberrechtsschutz: Fünf Türme-Verlag, Halle(Saale) Auch die Urahnen hatten es ehemals weder anders gefühlt, noch anders ausgeſprochen. Zu ſolch hauchzartem Liebesſpiel konnte es keine bezaubernderen Kuliſſen geben als dieſe krummen Gäßchen mit ihren ſchmalen, hohen Häuſern, den weiten Platz mit der herrlichen Kathedrale, den weiten Blick in die grüne Bergwelt, die alleſamt ſchon ſo viel Liebespaare geſchaut... Nur die wichtigſte Frage ſchob Gilbert immer wieder hinaus. Als fürchte er, die erhabene und doch ſo ſüße Stimmung des Augenblicks zu verſcheuchen, wenn er von „Pips!“ brüllte Gilbert Leute nach ihm umſahen. und ich werde antworten“ 71 Ich hab' ihn früher, und er verdient es auch!“ „Wieſo konnteſt du alſo vorhin ſagen, du mich heiraten?“ brachte Gilbert mühſam heraus. Er kannte „Ach, du meinſt, weil ich der Reſi vorhin geſagt hab', 148 ich will dich heiraten?— Aber das will ich ja auch! Mein lieber Bubi, mir ſcheint, wir gehen da von ganz ver„Ob ſchiedenen Geſichtspunkten aus: Man kann doch heiraten und einen Freund trotzdem gern haben— ſelbſtvergeſſen, „Na, was gibt es denn zu pipſen? übrigens Gotthold Pieringer heißt, der will mich doch gar nicht heiraten, der hat doch eine Braut!“ meinte Pips, ve— wundert über ſoviel Begriffsſtutzigkeit. Gilbert Haller aber ſank der Kiefer herab.„Machſt du Aber jenau ſo lieb wie Tatſächlich - du willſt Glück brauch eine gaſtliche man nicht?“ daß ſich die Da iſt es Der Mann, der blieb P̃ ps Mordshunger, ſeit Tagen hab — mir wird auf einmal ganz ſch wurde f Dieſer dann ihren Liebſten. jenen, weil ihm das nicht von ſelbſt eingefallen war. Zum man in Salzburg nicht Stätte zu finden „Am Telephon haſt du behaupt mlönnteſt nicht nach Wien kommen, weile. vor dieſem Menſchen Ruhe haben Natürlich wird vorher geheiratet, und zwar bald und mit Ausſchluß der Schande zu erſparen, als Brautmutter auftreten zu müſſen. viel geſcheiter, die Wochen bis zu ihrer Rückkunft weiſe auszunützen und ſie und Willy als Ehepaar vor der Villa zu erwarten. Meinſt du nicht auch?“ Gegen dieſe ebenſo ſchmuckloſe wie lichtvolle Darlegung hatte der künftige„Herr und Gebieter“ nicht das mindeſte einzuwenden. Seine einzige Entgegnung gipſelte in dem Oeffentlichkeit. ſtehen.„Du, ich hab' einen ich eigentlich nichts gegeſſen blaß und lehnte ſich erſchöpft an ganz entſetzt, ſchalt ſich den und lange zu ſuchen, um 47 „flüſterte Gübert zaghaft. konn? Schon um Hortenſe die jenem Mann zu ſprechen begann, dem Pips vielleicht einſt die gleichen Liebesworte zugeflüſtert. Wütende Eiferſucht krallte ſich in ſeine Bruſt; er empfand faſt körperlichen Schmerz bei dieſer Vorſtellung und er konnte nicht mehr an ſich halten:„Liebling, haſt du den— den andern auch ſo liebgehabt wie mich?“ Pips zuckte zuſammen, wie aus einem Traum ge— ſchreckt:„Ob ich wen oder was?“ „Jenen Erfinder, den du deinen Freund genannt haſt, Pips! Mit dem du Hochzeit machen wollteſt, ſobald..,“ Er konnte nicht weiter. 0 Pips hatte den Schritt verhalten und ſah ihm von unten herauf in das erblaßte Geſicht.„O du mein, wie dumm ſind doch die Männer!“ Das war ihre ganze ö Antwort. Aber Gilbert gab ſich nicht zufrieden:„Ich kann nicht zur Ruhe kommen, ehe du mir nicht alles geſagt haſt!“ beharrte er. jetzt ein dummes G'ſchau, Bubi— und ſowas will dem nächſt Proſeſſor werden?! Wie kommſt du überhaupt auf dieſe verrückte Idee, daß ich den Holdl heiraten wollt'?“ „Aber du ſelbſt haſt doch ausdrücklich geſagt, daß erſt die Erfindung unter Dach ſein müſſe, dann wird Hochzeit gemacht!“ ſtieß Gilbert heraus. Sie nickte verſtehend und lachte:„Freilich— aber es gibt doch noch andere Mädeln auf der Welt! Und ſeines iſt ein liebenswertes Geſchöpf; er würde einen ſchlechten Tauſch machen— ſo dumm wie andere Leute iſt ja der Holdl nicht!“ Ein tiefer, tiefer Atemzug, dann faßte er das Mädchen hart am Arm:„Und ich— ich war ſo eiferſüchtig auf dieſen Kerl! Ich hätte ihn erwürgen können!“ bekannte er. „Du, ſei ſo gut und fang dir nix mit der Polizei an— ich rat' dir gut!“ Das kam ſo drollig heraus, daß im Nu alles Unangenehme vergeſſen war und nichts blieb als das wunderherrliche Gefühl der Befreiung und des Bei⸗ einanderſeins. Wort:„Wann?“ „Wir ſchreiben nächſtens nach Edlach und laſſen uns aufbieten“, erklärte Pips mit einer Geläufigkeit, als hätte ſie ſchon wer weiß wie oft ſolches ausgeführt,„voraus— E geſetzt, daß deine Dokumente in Ordnung ſind.“ „Meine Dokumente ſind in Ordnung— und meine Naſe auch!“ erklärte Haller, ein wenig atemlos von dem Tempo.„Und dann?“ „Na, was denn dann? Dann müſſen wir eben hin⸗ fahren nach Edlach. Ohne uns geht es doch nicht, daß wir getraut werden! Ich habe dort eine nette Villa, die ich im vorigen Monat Hortenſe zur Verfügung geſtellt hatte. Für den Reſt dieſes Jahres bin ich gäſtefrei. Wir können alſo eine Weile dortbleiben und zuſehen, ob wir uns an⸗ einander gewöhnen— oder ob wir uns wieder ſcheiden laſſen“, fuhr Pips fort, ihr Programm zu entwickeln, das ihr ſcheinbar keinerlei Kopfzerbrechen verurſachte. (Fortſetzung folat.] VO HATE VE TVE N. Urheberrechtschutz: Fünf Türme-Verlag. Halle(Saale). Nachdruck verboten. Blitzſchnell erkannte aber auch Edgar Stiehm, daß er ſchon wieder im allerbeſten Zuge war, ſich Irmingarts Sympathien zu verſcherzen. Dieſe feine, hochmütige Puppe mußte anders geködert werden als die Mädchen ſeines Standes, auf die ſeine Talmi-Eleganz immer den ge— wünſchten impoſanten Eindruck gemacht hatte. „Entſchuldigen Sie bitte, gnädiges Fräulein, es war ja nur die unverhoffte Freude, Sie zu ſehen.“ Diskret hielt er von dieſem Augenblick an Abſtand und bat, die Paketchen tragen zu dürfen. Doch Irmingart hatte ſich zuſammengerafft und fand den Mut, freundlich zu danken. Die kleinen Freuden für den lieben, blinden Vater ſollten nicht durch dieſe ſchmutzigen Hände gehen. Das wäre ihr wie eine Ent⸗ weihung vorgekommen. ö Trotzdem war eine paniſche Angſt in ihr. Doch endlich tauchte von weitem die hohe, graue Mietkaſerne auf. Nun noch die halb düſteren Treppen hinauf an der Seite dieſes Menſchen. Heftig ſchlug ihr das Herz, doch diesmal war ihre Furcht unbegründet. Edgar Stiehm ſchien ſich tatſächlich eines Beſſeren beſonnen zu haben. Oben auf dem Flur bot er ihr die Hand zum Abſchied. Er wäre ein Narr geweſen, hätte er ſich die Gelegenheit entgehen laſſen, dachte er, indem er ſeine brennenden Lippen heftig auf ihre Hand preßte. Seine übertrieben liebenswürdigen Worte waren Irmingart ekelhaft. Stiehm aber beſchloß, nicht locker zu laſſen, bis er dieſes ſchöne, ſtolze Mädchen, dem alle Hausbewohner mit Reſpekt entgegenkamen, endlich bezwungen hatte. Ihr Vater war ja blind, ſie alſo ſchutzlos! Drittes Kapitel. Minutenlang ſtand Irmingart kurz darauf in der kleinen, dunklen Küche. Sie hatte Mühe, die Spuren dieſer widerlichen Begegnung niederzukämpfen. Sie ſchien ſelbſt kaum zu wiſſen, daß ſie das eiskalte Leitungswaſſer ſchon ſetkundenlang über ihre Hände laufen ließ, die ſie ganz mechaniſch mit Bürſte und Seife be— arbeitete, um den Handkuß des verhaßten Stiehm ganz zu beſeitigen. Wie im Erwachen, ſchoß ihr plötzlich der Gedanke durch den Kopf, daß dieſes Plantſchen im kalten Waſſer eigent— lich eine ganz gute Vorbereitung ſei für ihre künftige Tätigkeit als Fiſchverkäuferin. Aber hatte nicht ein gütiger Gott ihre furchtbare Not ſo wunderſam gewendet? Sie fühlte plötzlich ungeahnte Kräfte in ſich und zeigte ein liebes, tapferes Lächeln, als ſie zu dem Vater hinüberging. Von drinnen tönte die vorſichtige Frage des Blinden: „Sind Sie es, Frau Reiſch?“ Mit dem fein entwickelten Gehör des Blinden hatte t ſchon lange bemerkt, daß jemand gekommen war. „Nein, ich bin es, Väterchen. Ich...“ Der blinde alte Herr taſtete vorſichtig am Tiſch entlang. Seine Hände fühlten ſich vorwärts. Eine leiſe Angſt klang aus ſeiner Stimme. Würde Irmingart wieder, wie ſo oft, umſonſt zum Vorſtellen geweſen ſein? Würde die bittere Not niemals ein Ende nehmen? Er hätte aber nicht gewagt, eine Frage zu ſtellen. „Du, mein Liebchen! Ach, wie gut...“, ſagte er nur warm und herzlich. Irmingart aber hatte mit einer raſchen Bewegung die Kappe vom Kopf geriſſen und die Paketchen auf den Tiſch geworfen. In neckiſchen, ſchimmernden Locken fielen die aſch— blonden Haarwellen über ihre Schultern und umrahmten das ſeine ſchmale, pfirſichzarte Geſicht. Der alte Herr ſtand mitten in dem kleinen, niedrigen Zimmer, das für ſeine hohe ſtattliche Geſtalt viel zu winzig erſchien. In peinlichſter Ordnung lag das ſilberweiße Haar über der hohen glatten Stirn. Sein eisgrauer Bart gab ihm das Ausſehen eines gütigen und doch ſehr würdigen Weihnachtsmannes. Und wirklich, nicht ſelten war es ihm paſſiert, daß ihm die Kinder in der Weihnachtszeit, wenn er mit ſeinem alten Pelzmantel und der Pelzmütze durch die Straßen ging,„Weihnachtsmann, Weihnachts— mann!“ nachriefen. Daß freilich jetzt nicht einmal ſeine Hausjoppe noch des Anziehens wert war und auch die Molkaſſins längſt verdächtige Altersſpuren zeigten, ſah der Blinde ja nicht. „Väterchen, liebes, gutes Väterchen! Ich bin ja ſo glücklich...“ Irmingart war dicht an ihren Vater herangetreten und hing nun an ſeinem Hals. „Gott... Irmingart... es wäre tatſächlich möglich geweſen? Das.. das iſt doch wohl nicht wahr.. Un⸗ möglich einfach! Irmingarxt, bitte, rede doch. Kindchen.. mein lieber guter Engel... es iſt tatſächlich...“ Der alte ſtattliche Herr kam ins Stammeln. So ſtark zeigte ſich die Erregung in des Vaters Geſicht, daß Irmingart um deſſen Geſundheit bangte. Nur nicht Eine liebliche Strenge trat plötzlich in ihr Geſicht. „Komm, Väterchen, nicht aufregen! Nun ſcheint wirk⸗ lich alle Not ein Ende zu haben. Jahre hindurch haſt du, ohne mit einem Wort zu murren, unſer ſchweres Schickſal getragen. Ja, mir ſelber haſt du noch immer Troſt ge⸗ ſpendet und den Glauben an eine beſſere Zukunft geſtärkt. Nun laß dich nicht von der Freude umwerfen! Hier!“ Sie hatte nach einer der Zigarren gegriffen und ſteckte ſie dem Vater in den Mund. Seine Hilfloſigkeit erſchütterte ſie in dieſem Augenblick qualvoll. Nur nicht ihn ſo weich und dankbar ſehen müſſen! Nur nicht. Allein würde ſie ſchon mit allem fertig werden, wenn es auch einmal über ihre zarten Kräfte zu gehen ſchien. „Rauche, Väterchen. Geſeern war dein Geburtstag, und da haſt du nicht einmal eine gute Zigarre gehabt.“ Der hilfloſe Blinde ſtreicheltie noch immer den Kopf ſeiner geliebten Einzigen, und während er ſich ſtumm zurückführen ließ zu ſeinem Seſſel, konnte er es nicht verhindern, daß ſchwere Tränen der Rührung und Freude in ſeinen eisgrauen Bart rollten. Irmingart mußte ſich abwenden. Die Tochter ertrug es nicht, in den Augen des blinden Vaters Tränen zu ſehen. Endlich war ſie ſo gefaßt, daß ſie ihm mit kindlicher Freude erzählen konnte, daß ſie tatſächlich engagiert worden ſei. „Ich bin nur im Büro, Väterchen... Ach, doch über die zwei Zigarren keine Gedanken! Ich habe einen Vorſchuß bekommen, weil das bei dieſer Firma ſo üblich iſt. Man weiß doch heute ganz genau, daß alle Arbeitsloſen vollkommen abgeriſſen ſind und die un— gewohnte Arbeit nach jahrelanger Pauſe auch nur dann wieder richtig aufnehmen können, wenn ſie entſprechend zu eſſen haben. Aus dieſem Grunde, ſo erklärte mir der Chef, könne er mich nicht warten laſſen, bis ich mein erſtes Gehalt bekäme.“ Daß es freilich ein Fiſchgeſchäft war, verſchwieg Irmingart ebenſo wie die Tatſache, daß ſie auch im Ver⸗ taufsraum mithelfen mußte. Der Vater war ja ſo welt⸗ fremd geworden, daß er es unmöglich verſtanden hätte, wenn ſein einziges Kind jetzt Tag für Tag hinter dem Ladentiſch ſtehen mußte. Ueber der kleinen ärmlichen Manſardenſtube lag feier— liches Schweigen. Zu plötzlich war die Freude über die beiden edlen, leidgewöhnten Menſchen gekommen. Jeder von ihnen hing ſeinen Gedanken nach, während ſich der Raum immer dichter mit einem feinen, graublauen Rauch füllte, aus dem wie hinter einem Schleier ſeltſame mach' dir Bilder auftauchten. Nur daß die Gedanken des alten Herrn in die Ver⸗ gangenheit zurückglitten, während Irmingarts Blicke die Zukunft ſuchten. Wie lange hatte der Blinde nicht geraucht! Es mußten wohl Jahre darüber hingegangen ſein. Dem einſt ſchwer⸗ die ſchöne, geliebte Frau.. und das Augenlicht. Ach, wie gern hätte er ſich darein gefügt, wenn er nur Großgrundbeſitz... Haber und den unermeßlichen für den er den Kopf hochhalten mußte: ſeine einzige Tochter Irmingart. Doch nun ſah er einen Hoffnungsſchimmer... Für ſich ſelber verlangte er nichts mehr vom Leben. Nur Irmin⸗ gart galten all ſeine Wünſche und inbrünſtigen Gebete. Oh, wenn es nur mit ihr noch einmal bergauf ginge. Manchmal, in ganz hoffnungsloſen Stunden, hatte er ſich den Tod gewünſcht, um nicht wie ein Fluch ihr junges Leben zu belaſten. Aber das empfindſame Mädchen ahnte die dunklen Gedanken und ließ den Vater deshalb nur voller Angſt für längere Zeit allein. Irmingart war an das Fenſter getreten. Ihre Blicke glitten über die zahlloſen Dächer und dann hinunter in den dumpfen, tiefen Hof. Plötzlich zuckte ſie heftig zuſammen. Ihre Augen weiteten ſich, und ihre Stirn preßte ſich dicht an das kalte Fenſter. War es nicht abführten? Richtig, jetzt warf er gar einen Blick nach oben, und mit frechem Winken ſchrie er zu Irmingart hinauf: „Wiederſeh'n! Ich bin nicht allzulange fort, ſtolzes Mädchen!“ Dann tauchte er im Torbogen unter Doch von Irmingart wich mit einem Male die paniſche Angſt, die noch immer ihre Freude dumpf überſchattet hatte. N Dieſer Menſch war alſo wirklich, wofür das ganze Haus ihn hielt? Und er, ausgerechnet er, ſtellte ihr dauernd nach. Einmal, im düſteren Flur, hatte er ſogar verſucht, den Arm um ihren Hals zu legen. Ein Schauer erfaßte Irmingart; doch endlich kam nun Stiehm, den zwei Herren dort unten aufregen! Sie hätte es ihm ſchonender mitteilen müſſen. auch bei ihr die ganz reine, ungetrübte Freude zum reichen Manne hatte das Leben alles genommen. Schlag auf Schlag kam das damals. Alles... auch das Koſtbarſte: f We ſollte das führen, wenn Ungelernte nur um ihres ſchönen die irdiſchen Güter verloren hätte: ſein großes Vermögen das andere, das hatte ihn niedergeſchmettert. Und er wäre wohl dem furchtbaren Druck des Schickſals erlegen, wenn nicht ein Menſch noch geweſen wäre, für den er leben mußte, Durchbruch. Nun würde ſie nicht in haſtender Angſt die Treppen hinauf- und hinunterjagen müſſen, um zu ver⸗ meiden, daß er ihr in den Weg lief. Nun war er fort, und ſie.. ja, ſie allerdings auch. Schnell eilte ſie in die Küche. Der Vater lehnte behag⸗ lich im Seſſel und rauchte, und ſein vornehmes, gütiges Geſicht verſchönte ſeit langem zum erſten Male wieder etwas wie Zufriedenheit. 7 Draußen bereiteten Irmingarts geſchickte Hände das Frühſtück, das mit Butterbrötchen und duftendem Schinken für ihre heutigen Begriffe über alle Maßen üppig war. Sorglich ſchnitt ſie dem Blinden das Brot ſo zurecht, daß ihm das Eſſen keine Mühe machte. „Iß, mein gutes Väterchen! Nun werden wir bald wieder ſtärker und kräftiger werden. Nun kann ich endlich für uns ſorgen.“ „Irmingart, du liebes Kind, wenn du nicht ſeit Jahren um mich beſorgt geweſen wäreſt...“ 5 Der blinde Vater taſtete in auſwallender Zärtlichkeit nach ſeinem Kinde. Seine Hände aber griffen nur den weichen, runden Arm, den ſie lange und dankbar drückten. Viertes Kapitel. Seit dem Dienſtantritt ſeiner neuen Verkäuferin hatte Albert Henneberg ſeine Gewohnheit, ins Café zu gehen, ſaſt ganz aufgegeben. Er ließ ſich vom Hausdiener ſein Gedeck holen und ſtand ſchon nach kurzer Pauſe wieder un⸗ ruhig im Laden. Mit ſtolzem Gefühl ſuchten ſeine Augen immer wieder Irmingart, die ſich alle erdenkliche Mühe gab, ihren Auf⸗ gabenkreis recht zu erfüllen. Still und ohne jede Aufdringlichkeit ſuchte Irmingart mit den anderen Verkäuferinnen in ein gutes Ein⸗ vernehmen zu kommen. Die giftigen, neidiſchen Blicke der Frieda Warner überſah ſie gefliſſentlich. Ich habe ſie doch hoffentlich nicht verdrängt?, fragte ſich das ſchöne, ahnungsloſe Mädchen mehr als einmal tagsüber, wenn ſie der Warner haßerfüllte Augen ſtreiften. Es half aber nichts. Von Tag zu Tag ſtieg der Auf⸗ lehnungswille auch der jüngeren Verkäuferinnen, die unter dem Einfluß der anderen ſtanden. Das alles entging ſelbſtverſtändlich Albert Hennebergs raſtlos beobachtenden Augen nicht; aber er war nicht ge— ſonnen, hier klein beizugeben. Er würde ſchon dafür Sorge tragen, daß die künftige Frau des Chefs von allen Seiten ausnahmslos reſpektiert wurde. „Fräulein Warner“, ſagte er nach einigen Tagen un— merklichen Beobachtens barſch,„wenn es Ihnen hier nicht mehr paßt, können Sie ſich ja gern nach etwas anderem umſehen. Ich ſehe mir Ihr Getue noch eine Weile mit an aber dann fliegen Sie! Verſtanden?“ In den kleinen, blitzenden Augen Hennebergs, die er während des Sprechens faſt immer ſonderbar zuſammen— kniff, ſo daß ſie ſchweinsäugelchenhaft ausſahen, lag während dieſer Worte etwas Warnendes, Drohendes. Aber ſo viel Haß und Trotz hatte ſich in Frieda Warner aufgeſpeichert, daß ſie die Worte des Chefs jetzt voll— kommen kalt ließen. „Er wird doch einmal merken müſſen, daß das hoch— näſige Ding nichts kann. Von einer ſchönen Larve allein kann kein Geſchäft wie anſeres beſtehen“, ſtichelte ſie nach wie vor bei den Kolleginnen. Die kicherten und dachten wohl zunächſt noch an die Machtſtellung der Warner, die auch nicht gerade leicht zu ertragen war. Dagegen mußten ſie zugeben, daß Irmin⸗ gart Schadow, von deren Adel ſie ja nichts wußten, ſich äußerſt vornehm und zurückhaltend auch dem jüngſten Lehrling gegenüber betrug. Nie erteilte ſie Befehle. Immer bat ſie höflich um Erledigung der Dinge. Freilich inſofern mußte man der Warner recht geben: Sie war nicht einmal eine gelernte Verkäuferin... Wohin Geſichts willen in die höchſten Stellen kamen? Der künſtlich genährte Haß konnte Irmingart auf die Dauer nicht verborgen bleiben, und ſie litt unſäglich unter dieſen Umſtänden, trug aber alles ſtill und einſam mit ſich. Wenn Henneberg im Geſchäft war, mochte es wohl noch gehen; doch ſobald er den Rücken gekehrt hatte, fühlte ſie die Auflehnung aller gegen ſich, gegen die ſie mit aller Güte und Freundlichkeit, die ihr von Natur aus eigen waren, nicht ankommen konnte. Sollte ſie ſich aber beklagen? Nein, andere beſchuldigen, davor machte ihre reine Seele halt. Lieber ſchweigen, wenn das alles auch ihre junge Schaffensfreudigkeit lähmte. So verſuchte ſie immer wieder, ſich ſelbſt Mut und Kraft einzuflößen. Zudem war ſie ja nicht dauernd mit den Verkäuferinnen zuſammen. Sie merkte aber auch nicht, daß Henneberg ſie über Gebühr im Büro beſchäftigte und dadurch noch mehr Grund zu haltloſem Klatſch gab. Tatſächlich war es für ihn der höchſte Genuß des Tages, wenn er Irmingart von Schadow⸗-Boltzien diktieren konnte. Dann ſtand er dicht vor ihr oder ſetzte ſich ihr gegen⸗ über. Und wenn ſich die herrlichen Augenſterne vor ſeinen unverhüllt werbenden Blicken ſcheu und peinlich berührt ſenkten, dann erwuchs ihm ein Gefühl der nahen, greif⸗ baren Glückſeligkeit. Acht Tage erſt war Irmingart bei ihm in Stellung, und ſchon ſuchte Albert Henneberg dauernd nach einer paſſen⸗ den Gelegenheit, ſich dem ſchönen Mädchen zu erklären. Denn es beſtand für ihn gar kein Zweifel, daß ſie ſeine Werbung annehmen würde. Freilich, bildſchön und uraller Adel..„Haber ſeine Hunderttauſende waren auch nicht zu verachten und wogen das wohl reichlich auf. In Henneberg kam gar nicht der Gedanke auf, daß Irmingart ſeine Werbung etwa abſchlagen könnte. (Fortſetzung folgt.) Per„Hexenprozeß“ von 9510 Letzte Nachrichten Englisches Nieſenflugboot Vollkommen militäriſche Ausrüſtung. London. 21. Juni. Bei den jährlichen Vorführungen der eng⸗ lſchen Luftflotte in Hendon wird zum erſten⸗ mal das neue Rieſenflugboot„Sarafand“ horgeführt werden, das als das arößte je⸗ mals in England gebaute Flugzeug bezeich⸗ get wird Es wiegt 31 Tonnen und hat 6 folls Royce-Motoren, die zufſammen 5500 b entwickeln. Die Höchſtgeſchwindigkeit beträgt 150-Stunden-Meilen., der Aktions— fadius 1450 Meilen. Die Flügelſpannweite beträgt 40 Meter. die Geſamtlänge 30 Meter. das Boot kann zehn Mann aufnehmen und ſt vollkommen militäriſch ausgerüſtet.— „daily Herald“ zufolge ſollen die Prüfun— gen des Bootes gezeigt haben, daß England ohne weiteres noch größere Flugboote, die 100 Tonnen wiegen und 30 Perſonen beför⸗ dern würden, für den Verkehr nach Amerika bauen könnte. Die„Sarafand“ habe ſich als außerordentlich ſturm- und ſeetüchtig erwie⸗ ſen. uf dem Hintergrund ſpiritiſtiſchen Unfugs. Oslo. 21. Juni. In dieſen Tagen hat ein Prozeß ſeinen löſchluß gefunden, der in ganz Skandina— ien leidenſchaftliches Intereſſe erregte und nter dem Namen„der Hexenprozeß on Oslo“ die Preſſe Norwegens und chwedens ſtark beſchäftigte. Der außerge— pöhnliche Vorgang iſt kurz folgender: Am 8. Auguſt 1934 ertrank der Stadtrich— er Dahl beim Baden. An der Leiche, die ſpä— er gefunden wurde; konnte nichts wahrge— ommen werden, was die Vermutung be— echtigte, der Tod wäre auf andere Weiſe s durch Ertrinken erfolgt. Gleichwohl urden Stimmen laut, daß es ſich nicht nur meinen gewöhnlichen Unglücksfall im Waſ— r handele die Verdächtigungen gegen die Tochker des Verſtorbenen erdichteten ſich derart, daß ſich das Gericht ir den Fall zu intereſſieren begann. Es ellte bei ſeinen Unterſuchungen und Ver— ehmungen feſt, daß der ertrunkene Stadt— chter in den ſpiritiſtiſchen Kreiſen Skandi— aviens eine ſehr geſchätzte Perſönlichkeit ge— eſen war und viele ſpiritiſtiſche Schriften krausgegeben hatte. Er hielt viele Sitzun— en ab. bei denen ihm ſeine verheiratete ochter, eine Frau Köber, als Medium ente Der„Geiſt“, der durch ſie ſprach. war verſtorbenen Bruder. Von Zeugen, die in ſpiritiſtiſchen Sitzungen Dahls beige— ohnt hatten. wurde bekannt, daß Frau öber mehrere Male im Zuſtand der Trance n Tod ihres Vaters verkündet hatte und bar mit einer unheimlichen Genauigkeit. s Datum ſtimmte faſt auf den Tag. Bei m von der Staatsanwaltſchaft eingeleite— m Prozeß wurde auch die hohe Lebens⸗— erſicher ung des Verunglückten zur prache gebracht. Zwei Fragen ſtellte der gatsanwalt an die als Sachverſtändigen ladenen Pſychiater: Können die Todes rausſezungen der Frau Köber auf ihren iter einen ſo ſtarken Einfluß ausgeübt ha— n, daß der Tod durch ſie beſchleunigt wver— mkonnte? Dieſe Frage wurde bejahend antwortet. Die andere Frage, ob der Er— nkene einer ſolchen Beeinfluſſung durch ne Tochter ausgeſetzt geweſen wäre, konn— die Sachverſtändigen nicht beantworten. Prozeßverfahren wurde daher einge⸗— lt. berſchwemmungen in A9 her 3000 Familien obdachlos.— Rieſiger Sachſchaden. Neuyork, 21. Juni. zu den rieſigen Ueberſchwemmungen, die ch anhaltende Wolkenbrüche verurſacht rden, ſind jezt neue Ueberſchwem⸗ ugs kataſtrophen hinzugekom⸗ Nachdem in der Nähe von Morrillton i UÜferdämme des Arkanſas-Fluſſes von anſtürmenden Waſſermaſſen durchbro— worden waren, ſind in Weſt-Arkanſas der Nähe von Littlerock zwei weitere dämme des Arkanſas von den Fluten lört worden. Infolge dieſes neuerlichen chbruches des Fluſſes, der zum reißen— Strom geworden iſt, ſind weitere Rie⸗ ebiete überſchwemmt worden. folge dieſer neuen Kalaſtrophe ſind derum über 3000 Familien obdachlos ge⸗ den. Der Sachſchaden, der durch das ſer angerichtet worden iſt. wird— ſo. ges ſich bis jetzt überſehen läßt— auf ühernd 91 Millionen Mark geſchätzt, und handelt es ſich bei dieſer Schätzung um Schäden, die die Ueberſchwemmungen in raska, Texas, Oklahoma. Colorado. ming zud Rew⸗ Mexiko angerichtet ha⸗ Politiſches Allerlei jen. Aus dem öſterreichiſchen Jugend- g der als Nachfolger des altöſterreichi⸗ Reichsbundes der Jugendwehren und benhorte etwa 30 000 Mitglieder zählt, 24— Bürgermeiſter Dr. Coerper die Gäſte in der Die deutſchen Glaſer in Köln Empfang im Nathaus. Köln, 21. Juni. In dem mit herrlichen Rokokogobelins aus⸗ geſchmückten Muſchelſaal des Kölner RNathau⸗ ſes verſammelten ſich die führenden Perſön⸗ lichkeiten des deutſchen Glaſerhandwerks. Mit dieſem Empfang, den die Stadt Köln den Vertretern des Glaſerhandwerks bereitete, wurde die Kölner Glaſertagung eingeleitet. In Vertretung des Oberbürgermeiſters hieß Stadt Köln willkommen. In herzlichen Wor⸗ ten brachte er ſeine Freude darüber zum Aus⸗ druck, daß es ihm vergönnt ſei, Vertreter des Handwerks begrüßen zu können. Er betonte die beſondere Bedeutung, die gerade einer Tagung der Glaſer in Köln zukomme, denn in dieſer Stadt finden ſich die ſchönſten und älteſten Zeugniſſe die⸗ ſer uralten Handwerksarbeit. Reichs-⸗Innungsmeiſter Kaſch-Berlin dankte Bürgermeiſter Dr. Coerper im Namen des Reichs⸗Innungsverbandes des deutſchen Gla⸗ ſerhandwerks für die freundlichen Worte der Begrüßung. In einer Führung durch die mit Kunſtwer⸗ ken aus vielen Jahrhunderten ausgeſtatteten Räume des Kölner Rathauſes empfingen die anweſenden Vertreter des deutſchen Glaſer⸗ handwerks ein ſehr eindrucksvollen Bild von den Kunſtſchätzen und dem ſchon im Mittel⸗ Gb kulturellen Hochſtand der Stadt. 50 Jahre Fleiſcherinnung ** Frankfurt a. M., 21. Juni. Anläßlich des 55. Fleiſcherverbandstages in Frankfurt a. M. fand im Haus der Technik auf dem Meſſegelände ein Begrüßungsabend ſtatt. Obermeiſter Lindner hieß den Reichshand— werksmeiſter Schmidt, Reichsinnungsmei— ſter Willi Schmidt ſowie die Vertreter der Partei und die Ehrengäſte willkommen. Dem Reichshandwerksmeiſter und dem Reichs— innungsmeiſter überreichte er darauf je eine Radierung als Anerkennung für ihre Ve dienſte um das Fleiſcherhandwerk. Reichs- innungsmeiſter Willi Schmidt dankte für die herzlichen Worte und für den herzlichen Empfang in Frankfurt a. M. Der Fbei— ſcherinnung Frankfurt a. M., die heute ihr 50jähriges Jubiläum fei— ere, wünſche er weiteres Wohlergehen. Der Präſident des Reichsverbandes kraftfahren— der Fleiſcher, Böhme-Dresden. überreichte der Frankfurter Innung als Jubiläumsgabe eine Plakette. — Ameiſen und ihre Gäſte Wenn man die eifrige, zielbewußte Arbeit der Ameiſen betrachtet, kommt man oft in die Verſuchung, ihnen ein gewiſſes Maß von Intelligenz zuzuſchreiben. Ihre Bauten ſind geradezu kunſtvoll ausgeführt, und ihr Le— ben und Treiben zeigt eine bewunderns— werte Zweckmäßigkeit Sie befleißigen ſich ſtets der peinlichſten Sauberkeit. da ſie ſich nur durch den Geruchsſinn erkennen. Bei ihrer Tätigkeit ſind ſehr ſtark aufeinander angewieſen. Ihr Verteidigungstrieb iſt ſehr rege. Die Ein⸗ und Ausgänge ihrer Neſter werden ſtets ſorgfältig bewacht. Ihre Brut ſuchen ſie emſig zu ſchützen. Mit beſonderer Zähigkeit ſind ſie hinter den Blattläuſen her, deren zuckerhaltige Abſonderungen ſie gern ſchlecken. Aber noch andere Gäſte halten ſich in einem Ameiſenhaufen auf, und zwar In— ſekten der verſchiedenſten Art. Manche wer— den von den Ameiſen ſorgfältig gepflegt und würden ohne ſie gar nicht beſtehen können Zu dieſen Arten gehören einige europäiſche Käfet. Ferner hauſen gern bei Ameiſen, ob gleich ſie auch anderweitig ſich forthelfen können, die Larven des Roſenkäfers und viele Kurgflügler. Die Ameiſen ſind freilich zu tüchtige„Geſchäftsleute“, als daß ſie ihren Gäſten„freie Penſion“ gewähren würden Dieſe müſſen ſich irgendwie erkenntlich zei gen. Meiſt ſchätzen die Ameiſen an ihren Gäſten die zuckerhaltigen Exkremente, die ſie ſehr lieben und mit denen ſie ihre Brut auffüttern. —— Aus Heſſen und Naſſau Gauleiter Sprenger Beauftragter der NS DAp bei den kreisfreien Städten. Darmſtadt, 21. Juni. Wie Oberbürgermei⸗ ſter Wamboldt wor den im Gemeinderat ver— ſammelten Ratsherren in grundlegenden Ausführungen über die neue Gemeindeord— nung mitteilte, hat ſich, entſprechend der Verordnung des Stellvertreters der Führers, der Gauleiter für die kreisfreien Städte des Gaugebietes die Aufgaben des Beauftragten der NSDAP ſelbſt vorbehalten. Kreisfreie Städte ſind in Heſſen: Darmſtadt. Mainz, Offenbach und Worms. Dieſe Städte haben das Kreisamt nicht mehr zur vorgeſetzten Behörde. 5 Tarifordnung und Arbeitszeitregelung für die Rhein⸗ und Mainſchiffahrt. Frankfurt a. M., 21. Juni. Der Treu⸗ händer der Arbeit für das Wirtſchaftsgebiet Weſtfalen teilt mit: Als Sondertreuhänder der weſtdeutſchen Binnenſchiffahrt habe ich für die Schiffahrtsbeſatzungen der Schiff— fahrtsunternehmungen auf dem Rhein und Main eine Tarifordnung erlaſſen, die im Reichsarbeitsblatt Nummer 18 vom 25. Juni 1935 veröffentlicht wird. In der gleichen Ausgabe des Reichsarbeitsblattes erſcheint für die Partikulierſchiffahrt auf dem Rhein und Main eine Anordnung über die 2 beitszeit. Der Text beider Anordnungen wird außerdem in den„Amtlichen Mittei— ungen“ des Treuhänders der Arbeit Num— mer 24—25 vom 22. Juni 1935 bekanntge— geben. * Der Handballmeiſter beſiegt 5 Waldhof— Pol. Magdeburg 13:8(6:4). Drei ſchwere Spiele innerhalb von vier Tagen ſind ſelbſt für eine ſo ſtabile Elf wie ie der neue deutſche Handballmeiſter, Poli— zei Magdeburg, ins Feld ſtellt, zu viel. Je— denfalls machten die Poliziſten bei ihrem Mannheimer Gaſtſpiel einen etwas müden Eindruck. Beſonderes Pech für die Gäſte war es. daß ihr Gegner, der SV Waldhof. in ganz vorzüglicher Verfaſſung war und ein weitaus beſſeres Spiel lieferte als am Mon— tag gegen die Soldatenelf aus Minden. Be— merkenswert iſt. daß Waldhof von den 13 Treffern nur zwei direkt aus Freiwürfen er— zielte, auch Magdeburg konnte nur einen einzigen Freiwurf direkt verwandeln. Das ſtellt den beiderſeitigen Hintermannſchaften ein ſehr gutes Zeugnis aus, denn insgeſamt wurden 17:12 Freiwürfe(für Waldhof) von dem vorzüglichen Schiedsrichter Schumacher— Mannheim verhängt. Waldhofs Geſamtlet— ſtung war ausgezeichnet. Schmeling trainiert Ein Beſuch bei dem deulſchen Schwer⸗ gewichtsboxer. Max Schmeling bereitet ſich zu ſeinem am 7. Juli im Berliner Poſtſtadion ſtattfinden— den Kampf mit dem Spanier Paulino ge— wiſſenhaft vor. Von dieſer Tatſache konnten ſich die Preſſevertreter, die einer Einladung nach Potsdam gefolgt waren, überzeugen. In der großen Halle des Luftſchiffhafens. wo Schmeling in nächſter Nähe von Waſſer und Wald in friſcher, reiner Luft ſeine Vor— bereitungen trifft, zeigte der deutſche Schwer— gewichtsboxer ſchon eine gut fortgeſchrittene Form. Das Training, dem auch der Schirm— herr des Schmeling—Paulino-Kampfes, Staatskommiſſar Lippert, beiwohnte, begann mit ſechs harten Runden. Der Mannheimer Hermann Kreimes, der Krefelder Ernſt Wei— her und deſſen Landsmann Jakob Schön— rath dienten für jeweils drei Minuten als Sparringspartner. Kreimes, als der ſchnellſte Boxer, bekam dennoch die geſto— chene Linke ſeines großen Kollegen mehr⸗ mals zu ſpüren. Weiher, der mit ſeiner un— terſetzten, gedrungenen Figur Paulino ziem— lich ähnlich iſt. wurde von einer harten Rech— ten heftig durchgeſchüttelt und Schönrath ließ trotz der ſchweren Handſchuhe zum Schluß Wirkungen erkennen. 74 Uebung des Roten Kreuzes. 97e N Aus der Heimat Gedenliage 21, Juni 1826 Der Forſchungsreiſende und Meteoro— log Georg von Neumayer in Kirchheim— bolanden geboren. 1852 Der Pädagog Friedrich Froebel in Ma— rienthal geſtorben. 1864 Der Kunſthiſtoriker Heinrich Wölfflin in Winterthur geboren. 1897 Der Schriftſteller Karl Benno von Me⸗ chow in Bonn geboren. 1919 Verſenkung der in der Bucht von Scapa Flow internierten deutſchen Kriegsſchiffe durch ihre Beſatzungen. Prot.: Albanus— Kath.: Aloyſius Sonnenaufg. 3.36 Sonnenunterg. 20.26 Mondunterg. 9.17 Mondaufg. 23.02 Fonnenwende Wenn der Tag ſeine größte Länge erreicht gat, verkünden Höhenfeuer den Eintritt der Sommerzeit. Die Sonnwendfeiern entſprin⸗ zen einem altariſchen Brauch, den man in den früheſten Zeiten mit dem Namen„Son⸗ zenzauber“ belegte. Die kurze Aufeinander— olge der Sonnenwende und des Johannis— ages brachte es mit ſich, daß in chriſtlichen Zeiten im Norden das Feſt der Sonnenhöhe Johannisfeſt genannt wurde. Eine Reice zer damit verbundenen Freudenfeſte ſtammt zus dieſer Zeit, wie die Johannis- euer, das Johannisbad und deraleichen. Die ſchöne alte Sitte, den Tag der Sonnen— vende durch Volksfeſte würdig zu be— jehen, hat ſich bis auf den heutigen Tag er— )alten. Sinnige Bräuche, die deutſchem Volkstum entſprungen ſind, umweben die Feiern. Aus einer überlieferten Erzählung Pe— rarcas wird erſichtlich, mit welcher Freude nuch die rheiniſche Bevölkerung den Johan- tistag beging. Dieſer Tag galt geradezu als ein Reinigungsfeſt, an dem alles Elend des ganzen Jahres weggeſpült wird. Am Vor⸗ abend des Feſtes ſah man die Frauen Kölns n Feſttagsgewändern und angetan mit chönſtem Blumenſchmuck, wie ſie ihre Arme n den Rheinſtrom tauchten und wuſchen. Von jeher legte man im Volksalauben der Sonnwendſeier und dem Johannistag für die Geſtaltung des Wetters große Bedeutung hei, wie ſich dies aus der Bauernregel er— gibt:„Vier Tage vor und nach der Sonn— wendfeier zeigen die herrſchende Witterung bis Michaelis an.“ Eine andere wiederum ermahnt, vor Johannis um Regen zu bitten. da er nachher ungelegen komme. Der Land— wirt pflegt ſtets große Hoffnungen gerade an den Johannistag zu knüpfen, die ſich auf ein gutes Geraten der Körnerfrucht und der Weinernte beziehen. 1 Briefmarken zu Ehren Bach's, Händel s und Schütz'. Die Deutſche Reichspoſt gibt zu B 10-12, Qualität C 8 Ehren der drei großen Männer der Tonkunſt Johann Sebaſtian Bach, Georg friedrich Händel und Heinrich Schütz drei Sonder— wertzeichen zu 6. 12 und 23 Pfg. mit den Bruſtbildern der Meiſter heraus. Die Wert— zeichen tragen entſprechende Inſchriften. Der Verkauf beginnt in Leizig am 21. Juni, in Königsberg i. Pr am 23. Juni anläßlich be— ſonderer Veranſtaltungen, in den übrigen Orten am 24. Juni. Von der Verſand— ſtelle fürn Sammelmarken in Berlin Wᷣ 30 können die Wertzeichen ab ſofort bezogen werden. * Wettervorherſage: Da ſich die Zufuhr maritimer Feuchtluft in verſtärktem Maße fortſetzt, bleibt die Wit— terung trotz des erhöhten Luftdrucks unbeſtän— dig. Eine vorübergehende Beſſerung wird durch abermalige Bewölkung und verbreitete Niederſchläge abgelöſt; ſüdliche bis weſtliche Winde. Vörſen und Märkte Vom 20. Juni. (Ohne Gewähr.) Mannheimer Kleinviehmarlt. 50 Zufuhr: 19 Kälber, 10 Schafe, 75 Schweine, 29 Ferkel und 90 Läufer. Preiſe: Ferkel bis ſechs Wochen 15 bis 20, über ſechs Wochen 20 bis 25, Läufer 25 bis 30 Rm. pro Stück. Marktverlauf: ruhig. 5 Mannheimer Getreidegroßmarkt. Infolge des Feiertags(Fronleichnam) fällt der heutige Mannheimer Getreidegroßmarkt aus. Obſt⸗ u. Gemüſegroßmarkt Weinheim vom 20. Juni 1935. Kirſchen Qualität A 1317, Qualität 9 Pfg. 5 Erdbeeren Qualität A 20— 25, Qualität 1519, Qualität C 12— 14 Pfg. 0 Stachelbeeren grün 9—10 Pfg. Erbſen 16 Pfg. Anfuhr 200 Ztr. Nachfrage mäßig. Unter dem Motto:„Helft uns helfen“, gelangt vom 22. bis 24. Juni der Rotkreuztag 1935 gen über 1000 Mitglieder im Verfolg zur Durchführung. ber. Verſteigerung k f behördlichen Aktion ausgeſchloſſen. ſeigerung heute 14 Uhr. Samstag kein Markt.