Lokales Viernheim, 26. Juni. Große Kundgebung. Viernheimer Volksgenoſſen und ⸗genoſſinnen! Am Freitag Abend um 8.30 Uhr ſpricht in den„Freiſchütz⸗ Sälen“ ein bekannter Gauredner des Gaues Heſſen⸗Naſſau in einer Großkundgebung der hieſigen Ortsgruppe der N. S. D. A. P. über „Deutſchlands Innen- und Außen-Politik der Gegenwart“. In dieſer Verſammlung muß der letzte Volksgenoſſe erſcheinen! Es iſt wich— tig genug für jeden, aus berufenem Munde all das zu hören, was das ganze deutſche Volk innen- und außenpolitiſch bewegt. Deshalb lautet die Parole: am Freitag Abend in die Groß⸗Kundgebung der N. S. D. A. P.! * Tellſchauſpiel. Sämtliche beim Tell⸗ ſchauſpiel beſchäftigte Perſonen haben ſich morgen Donnerstag abend halb 9 Uhr auf der Naturbühne zu einer Beſprechung ein— zufinden. Anſchließend Geſangprobe. Der Tellchor ſingt am Sonntag abend um 9 Uhr anläßlich des Liedertages am Rathaus. * Der deutſche Liedertag, welcher am letzten Sonntag überall durchgeführt wurde iſt hier auf den kommenden Sonntag verlegt worden. So werden alſo die hieſigen Geſang— vereine an den bekannten Plätzen am Sonntag abend gegen 9 Uhr ihre Chöre und Volkslie— der zu Gehör bringen, um ſo für das deutſche Lied, dieſen unerſchöpflichen Born der Freude, zu werben. Der Tellchor, der allſonntäglich durch ſeine Lieder-Vorträge die Tellauf— führungen verſchönt, wird ſich ebenfalls an dem öffentlichen Singen beteiligen und zwar ſingt er um 9 Uhr am Rathaus. * Die Poſt wird renoviert. Die Innenräume der hieſigen Poſtanſtalt werden zur Zeit neu hergerichtet. Aus dieſem Grunde wird heute der übliche Schalterdienſt am Pa— kletſchalter durchgeführt. 7 * Kegelabend. Der K. K. V. hat aus⸗ nahmsweiſe heute Kegelabend in der Vor— ſtadt, worauf nochmals hingewieſen wird. * Brieftaubenflug ab Linz(Oeſter⸗ reich). Die ReiſevereinigQung Mannheim Viernheim Weinheim, ſtartete am letzten Samstag morgen um 6 Uhr etwa 1800 Brief— tauben in Linz-Oeſterreich, eine Entfernung von 450 Klm. Die erſten Tauben erreichten gegen 11.30 Uhr ihren Heimatſchlag bei einer Fluggeſchwindigkeit von 10001100 Mtr. pro Minute. Die Tauben hatten gutes Wetter. Die Züchter waren überraſcht, daß ihre Lieb— linge die große Strecke in ſo kurzer Zeit zu rückgelegt hatten. Nächſter Flug am 6. Juli: St. Pölten, 550 Klm. Gut Flug! * Die Heidelbeeren ſind reif. In den Wäldern ſind nun die Heidelbeeren reif geworden. Allenthalben ſieht man Frauen und Kinder mit Taſſen und Kännchen, die in den Wald wandern, um die blauen Beeren zu ern ten. Ja, ja„Heidelbeermus und Heidelbeer kuchen“ ſchmecken lecker, wenn man auch blaue Lippen bekommt. * Warnung für Badende an Strand bädern. Aus Altlußheim bei Heidelberg wird gemeldet: Einem Strandbadbeſucher wurden von einem noch unbekannten Diebe 140 RM. entwendet, was allen Strandbadenden eine Mahnung ſein ſollte, auf ihre Gegenſtände gut zu achten. * Ein Tanz- und Liederabend der S- Gemeinschaft„Kraft durch Freude“. Am kommenden Sonntag, 30. Juni abds. halb 9 Uhr veranſtaltet die N. S.-Gemein— ſchaft„Kraft durch Freude“ Viernheim im Saale des„Freiſchütz“ einen Tanz- u. Lie derabend unter Mitwirkung der bekannten Ka pelle Schwarz-Weiß. Dieſe Abenden übten ſtets eine beſondere Zugkraft aus und ſo wird auch am Sonntag Abend im„Freiſchütz“ Hoch— betrieb ſein. Zur Deckung der Unkoſten wird ein Eintrittsgeld von 30 Pfg. für Herren und 20 Pfg. für Damen erhoben werden. Die hieſige Bevölkerung wird auf dieſen Unter— haltungsabend beſonders hingewieſen und da zu eingeladen, * Der Aufstieg zur Bezirksklasse! T. V. Viernheim Tgde. Laudenbach 9:8 TSV. Schönau S. V. St. Leon 617 Im weiteren Verlauf konnten alſo die Mannſchaften, die man als Sieger erwarten durfte, ihre Spiele gewinnen. Dabei über⸗ raſcht das knappe Ergebnis der Viernheimer, ebenſo wie der torreiche Verlauf und der klare Sieg von St. Leon in Schönau. Allerdings ſpielte Schönau ohne ſeinen bewährten Mit⸗ telſtürmer.— Der neue Stand der Tabelle: Vereine: Sp. gew. unent. vl. T. Pkt. T. V. Viernheim 2 2 0 0 18:12 4 Sp. St. Leon e enn Tgm. Oftersheim 2 1 1 0 1712 3 Tgm. Laudenbach 3 0 1 2 17.23 1 T. S. V. Schönau 3 0 1 2 14.30 1 Erollkundgebung der M S DA Ortsgruppe Viernheim Freitag, 28. Juni abends 8.30 Uhr im„Freischütz“ Es spricht ein bekannter Gauredner über: Deutschlands Innen- und Runen-Poliiik der Segenwart Eintritt frei Keln Volksgenosse darf fehlen! — NN N I B N ä 29. und 30. Zuni Sammlung für Mutter und Rind Deine Spende hilft Deulſchland! Ihre Heimatzeitung iſt Ihnen in Ihrem Ferienaufenthalt ebenſo unentbehrlich wie zu Hauſe. Des— halb vergeſſen Sie nicht, bevor Sie Ihre Ferienreiſe antreten, Ihre Adreſſe anzu— geben, damit wir Ihnen unſere Zeitung gewiſſenhaft, pünktlich nachliefern können. Viernheimer Anzeiger. Leupin-Creme und Feife vorzügliches Hautpflegemittel ſeit langen Jahren bewährt bei Füchlg.Haulueken Ausſchlag, Wundſein uſw. flora-Uröog. F. Riepe? Rebhuhnfarbige Italiener und ſchwarze Rhein⸗ länder zu verkaufen Hofmann Blauehutſtr. 14 briefe, Vereins- Drucksachen Billige Berechnung! Was wir drucken: Familien- Drucksachen Visit-, Verlobungs- und Vermählungskarten, Trauer- Trauerkarten, Dankkarten, Gebetsandenken Geschäfts- Drucksachen 0 Postkarten, Briefbogen, Mitteilungen, Kuverts, Rechnun- gen, Quittungen, Lieferscheine, Geschäftskarten us w. Statuten, Mitgliedskarten, Quittungsbücher, Plakate, Einladungen, Programme, Briefbogen, Kuverts us w. Saubere Ausführung! Duchürucherel Johannes Mar un Adolf Hitler straße 36 Schnellste Lieferung Telefon 117 Krebs am Klee Der Kieekrebs, hervorgerufen durch den Pilz ſclerotinia trifoliorum, iſt eine Krankheit, welche die Kleepflanze im Laufe des Win⸗ ters zum Abſterben bringt. Der Acker zeigt dann im Frühjahr mehr oder weniger große Fehlſtellen(Auswinterung). Ein charakteri⸗ ſtiſches Unterſchiedsmerkmal des Kleekrebſes von anderen, gleichkalls zur Auswinterung füh— renden Schädigungen iſt das Vorhandenſein von harten, knolligen, anfangs weißen, ſpäter ſchwarzen Auswüchſen am Wurzelhalſe der abgeſtorbenen Pflanzen. Dieſe Hartgebilde dienen der Verbreitung der Krankheit, indem ſie mit der Erde, ſeltener auch mit dem Sa— men, verſchleppt werden. Eine Erkrankung kann nur erfolgen, wenn der Kleeacker ſolche Hartgebilde enthält, wird aber durch feuch— tes, mildes Winterwetter und dicken Stand des Klees begünſtigt.— Um dem Auftre- ten oder doch einem ſtärkeren Umſichgreifen des Kleekrebſes vorzubeugen, empfiehlt es ſich, möglichſt nur einheimiſchen Samen zu ver— wenden, der hier weniger anfällig iſt als aus— ländiſcher, insbeſondere ſüdeuropäiſcher. Wei⸗ ter iſt eine gute Reinigung des Kleeſamens erforderlich, einſeitige und übermäßige Stick— ſtoff⸗ oder Jauchedüngung zu vermeiden und der Kleebeſtand zur Ueberwinterung durch Schneiden oder Abweidenlaſſen im Herbſt kurz zu halten. Die verſeuchten Schläge ſind nach Möglichkeit einige Jahre von dem Kleeanbau auszuſchließen oder doch nur mit Kleegras— mengen oder Luzerne zu beſtellen. Nach dem Sichtbarwerden des Schadens im Frühjahr bleibt nichts anderes übrig, als die Lücken durch Einſaat von Futtergräſern, wie z. B. Weſterwolliſches Raygras, zu ſchließen. Wo ſtarler Befall einen Umbruch nötig macht, pflügt man tiefer und beſtellt den Acker mis einer anderen Fruchtart. 750 Millionen Schaſe Das Britiſche Wirtſchaftskomitee für Fleiſcherzeugung und-handel hat kürzlich eine Schätzung des in der Welt vorhandenen Beſtandes von Schafen und Schweinen an— geſtellt und iſt zu dem Schluß gekommen, daß ſie über 750 Millionen Schafe und 300 Millionen Schweine verfügen. Würde man dieſe 750 Millionen Schafe in einer zwanzig Köpfe tiefen Kolonne auf⸗ ſtellen, ſo wäre es unmöglich, Anfang und Ende der Kolonne zu unterſcheiden, weil ſie nämlich um die ganze Erde reichen würde. Wollte ein Menſch all die Schafe zählen, ſo brauchte er dazu nicht weniger als 150 Jahre, vorausgeſetzt, daß er ohne Unterbre⸗ chung Tag und Nacht zählt. Nun werden aber in den großen Schafländern wie Au⸗ ſtralien nicht einmal die einzelnen Herden gezählt; vielmehr treibt man die Schafe in eine Umzäunung, von der man weiß, daß ie ungefähr ſoundſoviel Tiere aufnehmen kann. Die meiſten Herden in Aunratien ſind nämlich ſo groß, daß das Zählen Wo— chen in Anſpruch nehmen würde und die Zahl beim letzten Schaf wegen des natür— lichen Zuwachſes während der Zählzeit doch nicht mehr ſtimmen würde. Die Autotür fliegt auf. Radler und Kraftfahrer. Das Fahrrad iſt heute das bei weitem am meiſt vertretene Verkehrsmittel. Es iſt daher nicht zu verwundern, daß der Radfah⸗ rer am häufigſten den Gefahren des Ver— kehrs erliegt. Die Gefahren für den Rad— fahrer ſind nicht nur in den rein mechani⸗ ſchen Hinderniſſen zu ſuchen. wie z. B. glatte Straßen, Rutſchaſphalt, weggeworfene Obſt⸗ reſte oder aber auch ſchlechte Beleuchtung. Als Radfahrer kann man häufig beobach— ten, daß die Wagentüren von parkenden oder anhaltenden Kraftfahrzeugen plötzlich nach der Fahrbahnſeite geöffnet werden. Die durch die plötzlich geöffneten Türen verur⸗ ſachten Verletzungen ſind meiſt ſehr folgen— ſchwer. So wurden in letzter Zeit der Be⸗ rufsgenoſſenſchaft für den Einzelhandel u. a folgende Unfälle gemeldet: Einem Handlungsgehilfen, der ſich auf dem Wege zur Arbeitsſtelle befand, wur⸗ den durch eine plötzlich geöffnete Autotür Finger und Beine gequetſcht. In Erfurt er— litt eine Reiſevertreterin ebenfalls durch eine nach der Seite der Fahrbahn hin geöffnete Wagentür eine erhebliche Schulterquetſchung und Gehirnerſchütterung. Weiterhin fuhr ein Handlungsgehilfe in Köln an einem haltenden Laſtwagen vorbei. Die Tür wurde plötzlich geöffnet und ſchlug gegen die Lenk⸗ ſtange des Fahrrades. Der Radfahrer ſtürz⸗ te und erlitt Quetſchungen ſowie Blutergüſſe an beiden Beinen, außerdem mehrere Weichteilverletzungen. Den Radfahrern iſt ein Ausweichen in den meiſten Fällen nicht mehr möglich. Sie ſind durch die Reichsſtra. ßzen⸗Verkehrsordnung vom 29. September 34 gezwungen, möglichſt weit rechts zu fahren; ſie müſſen alſo dicht am haltenden Auto vor- bei. So ſchwer dieſe Unfälle ſind, ſo leicht laſſen gerade ſie ſich vermoͤiden, zumal ſie nicht auf unabwendbare Zufälle oder einen Fehler im Material zurückzuführen ſind. Fü: die Kraftfahrzeugführer bedeutet es kein, beſondere Erſchwerung»der gar Zeitverluſt. vor dem Oeffnen der noch ſchnell einen Blick nach hinten oder„ den ſeitlich ang⸗ brachten Beobachtungsſpiegel zu werfe. Durch dieſe kleine Vorſichtsmaßregel könne! viele Unfälle und Unannehmlichkeiten ver hütet werden. Aber auch dem Radſahre: kann nur dringend geraten werden, in den Verkehrsſtraßen, wo ein Ausweichen ſchlech, möglich iſt,langſam und vorſichti; an den haltenden Kraftfahrzeugen vorbeizu— fahren. Freiw. Feuerwehr Viernheim Am Sonntag, den 30. Juni 1935 findet morgens 5 Uhr eine Uebung der Frei— willigen und Pflichtmannſchaft des Jahrgangs 1911 ſtatt. Muſik und Spielleute treten ebenfalls an. Signal 4.30 Uhr. 1 Das Vereins- Anzeiger Marianiſche Jünglings⸗Sodalität. Heute Mittwoch abend 8 Uhr Verſammlung der Schulentlaſſenen(1. und 2. Abteilung) in der Sporthalle. Morgen Donnerstag abend halb 9 Uhr Verſammlung der Soda len, beſonders der älteren, in der Sport halle. Der Präſes. Tell⸗Schauſpiel. Donnerstag, den 27. Juni abends halb 9 Uhr Spielerverſammlung auf der Natur bühne. Hierzu haben alle an dem Spiel be teiligten Perſonen, auch Orcheſter, Ord nungsleute ectr. pünktlich zu erſcheinen Anſchließend an die Beſprechung findet eine Geſangsprobe ſtatt. Reſtloſes Erſcheinen aller Sänger wird erwartet, da der Chor, anläßlich des Deutſchen Liedertages am Sonntagabend 9 Uhr vor dem Rathaus ſingt. Die Leitung. Sportvereinigung Amieitia 09. Heute Mittwoch abend 7 Uhr Training der Handballer. Morgen Donnerstag 7 Uhr Training der Fußballer. Alles hat reſtlos zu erſcheinen. Der Vorſtand. Zur gefl. Beachtung! Der„Viernheimer Anzeiger“ kann auch im Einzelverkauf bezogen werden. Bis einſchl. Freitags koſtet die Zeitung 5 Pfg. Samstags 10 Pfg. Ins Haus gebracht koſtet die Zeitung monatlich 1.40. Kommando. Verantwortlicher Schriftleiter: Joh. Martin, Viernheim; verantwortlicher Anzeigenleiter: Joh. Martin, Viernheim; Druck und Verlag: Johann Martin, Viernheim, Adolf Hitler⸗ ſtraße 36; D. A. V. 35: 1135. Zur Zeit iſt die Preisliſte Nr. 3 gültig. jernheimer Anzel Viernheimer Zeitung (Siernheimer Tageblatt— Bierngeimer Nachrichten) Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. Beilagen: zweimal jährlich den Sommer- und Winter Fahrplan und den Wandkalender.— Annahme von Bezugs⸗Beſtellungen in der Geſchäftsſtelle u. bei den Boten Weitverbreitete Tageszeitung— Nachrichten- und Anzeigenblatt 1,40 Mk. frei Wochenende“, ins Haus gebracht.— — Bezugspreis monatl. wöchentlich das„Illuſtrierte Anzeigenpreiſe: bei Wiederholung abgeſtufter Nachlaß.— Siernbeimer Bürger- in. Gleruh. Voltsblatt) Die 12geſpaltene Meillimerer⸗Zeile 3 Pfennig, Textſpalte 12 Pfennig Annahmeſchluß für Anzeigen aller Art vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von Fernſprecher 117.— Telegr.: Anzeiger, Viernheim— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Frankfurt a. M., Einzel⸗Verkauf der Zeitung von der Geſchäftsſtelle 5 Pfg., Samstags 10 Pfg. Nr. 146 Verſailles 1918— 28. Juni— 1935. Vor ſechzehn Jahren durchlebte das deut⸗ ſche Volk ſchwerſte Stunden vaterländiſcher Not und Erniedrägung. Man fragte ſich, ob die Unterzeichnung des Diktates tatſächlich von der Regierung der roten Revolution vollzogen und von der Nationalverſamm— jung gebilligt werden würde, oder ob ein gnädiges Geſchick das Volk und das unbe⸗ legte Heer vor einer ſolchen Schmach be— wahren würde Die damaligen Machthaber nahmen indeſſen das Verſailler Vertrags- werk in allen ſeinen Teilen an und luden damit dem ganzen Volk eine Bürde auf, de ren Gewicht von den meiſten erſt viel zu ſpät oder gar nicht erkannt wurde. Es iſt nicht notwendig, noch einmal die uns noch in lebendiger Erinnerung befind⸗ lichen Zeiten ſchlimmſter nationaler. mora— liſcher und wirtſchaftlicher Kataſtrophen zu ſchildern, die alle deutſchen Lande erfüllten. Blühendes deutſches Land ſowie ſchier uner: trägliche Tribute wurden die Beute der „Sieger“. Und neben aller wirtſchaftlicher und ſozialer Not im Reich wurden in den be⸗ ſetzten Gebieten deutſche Männer in Ketten gelegt und waren deutſche Frauen und Mädchen der Roheit feindlicher Soldaten und Farbiger preisgegeben. Die Wurzel dieſes Elends lieat in den fünfzehn Kapiteln, 440 Artikeln und zahl⸗ reichen Anlagen des Verſailler Diktates. 662 Seiten füllt der dreiſprachige Text des Reichsgeſetzblattes vom 12. Auguſt 1919, in dem immer wieder zu leſen iſt:„Deutſch⸗ land verzichtet“,„Deutſchland erkennt an“, „Die deutſche Regierung liefert aus“.„Sie übernimmt die Verpflichtung“,„Sie erklärt ſich einverſtanden“,„Deutſchland verzichtet auf ſeden Anſpruch“,„Deutſchland hat zu räumen“,„hat auszuliefern Allein eine ſolch oberflächliche Betrachtung des Vertrages zeigt, daß er von brutal em Machtwillen formuliert und diktiert iſt. Dieſer Charakter, der vor allem die deut ſche Ehre treffen ſollte, offenbart ſich beſon— ders in den Strafbeſtimmungen der Artikel 227—230 ſowie im Artikel 231. in denen die deutſche Kriegsſchuld in zweifacher Form als Schuld am Kriege und als Schuld im Kriege feſtgelegt werden ſollte. Während hier Deutſchlands mo- raliſche Ungleichwertigkeit feſtgeſtellt werden ſollte, liegt ſie dem Teil 4, der über deutſche Rechte und Intereſſen außerhalb Deutſch— lands und insbeſondere den Raub der deut— ſchen Kolonien handelt, mehr verſteckt zu Grunde. Eine ihrer Hauptaufgaben ſahen deſſen die Verfaſſer des Verſailler Diktates in der im Teil 5 auferlegten Zerſchlagung der deutſchen Armee. Marine und Luftſtreitkräfte. Der Ruhm. den der deut— ſche Soldat in faſt allen Erdteilen und ge— gen eine vielfache Uebermacht von Feinden erſtritten hatte, ſollte durch die entehrenden Friedensbedingungen vor aller Welt in den Staub gezogen werden. Ohne Wehr und Waffen ſollte Deutſchland in Zukunft im Kreiſe der Völker und insbeſondere ſemer Nachbarn ſtehen als eine Nation. die Ehre und Recht vor den anderen verloren hat. Und faſt ſchien es, als ſollte dieſer tücklſche Plan der rachſüchtigen Kriegsgegner Wirk⸗ lichkeit werden. Sechzehn Jahre nach Friedens. ſchluß! Has deutſche Volk iſt durch eines Mannes Tat in einer Gemeinſchaft zuſam: mengeſchweißt, die allen äußeren Stürmen Trotz bietet und das deutſche Haus ſo um mert, wie es die eigene Lebensnotwendigkeit und Sicherheit erfordert In Ehren und im Schutze eigener Kraft ſteht heute die deutſche Nation wieder unter den Völkern der Erde. die die deutſche Entwicklung ſtaunend be— trachten. Sechzehn Jahre deutſcher Wehr- loſigkeit gehören der Vergangenheit an. Eines großen Volkes natürliche Lebensbe⸗ dürfniſſe hahen die Formen des Verſailler Vertrages geſprengt, die von nornherein nut ſolange auf Unrecht und Gewalt geru⸗ hen konnten, als der deutſche Lebenstmpuls leinen Auftrieb hatte. Durch die Wiederher⸗ ſtellung der deutſchen Wehrhoheit am 16. März d. J. ſowie durch die Verkündung des Wehrgeſetzes vom 21. Mai iſt der Teil 5 des Verſailler Vertrages zum toten Buch- ſtaben geworden. der für Deutſchand kei ſämtlichen Anzeigen⸗Mittlern Deutſchlands u des Auslandes Hnkündigungen in dieser Zeitung finden weiteste Cerbreitung Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine ine Gewähr nicht übernommen werden Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 36 Donnerstag, den 27. Juni 1935 1.52. Jahrgang Stalins heimiche Gegner Die Palaltverſchwörung der Kremlwache— Maxim Gorli in Ungnade gefallen Riqa. 27. Juni. Unter Berückſichtigung der Tatſache, daß über interne Vorgänge in den Kreiſen der bolſchewiſtiſchen Machthaber beſtenfalls nur tark abgeſchwächte Teilberichte in die Oef⸗ enklichkeit dringen, muß man auf Grund der neuen Meldungen über die Verhaftun des ſtommandanten der Kreml⸗Wache un von etwa 20 Mitgliedern dieſer Truppe an⸗ nehmen, daß es ſich um nicht mehr und nicht weniger als eine neue Palaſtrevolukion in Moskau handelt. Welchen Rang die Kreml-Wache ein⸗ nimmt, geht u. a. daraus hervor, daß au⸗ ßer dieſer Truppe, die man als bolſchewiſti⸗ ſche Garde bezeichnen darf, die höchſten Machthaber wie Stalin und Molotow im Kreml ihre Arbeitsräume und auch ihre Wohnung haben. Es iſt daher ſelbſtwerſtänd⸗ lich, daß es ſich bei der Kreml⸗Wache um eine ausgeſuchte Hoffnungen auf ſiebenmal geſiebte Elite⸗Truppe handelt. Bekanntlich hat es im Frühjahr be— reits eine ausgeſprochene Meuterei un⸗ ter den GP- Regimentern gegeben, zu de— ren Unterdrückung ſich damals Stalin und der Kriegskommiſſar Woroſchilow perſönlich im Flugzeug an Ort und Stelle begaben. Nimmt man dazu die wiederholten Ermordungen bolſchewiſtiſcher Funktionäre in den verſchiedenſten Gegenden des Lan— des, ſowie die zahlreichen hoher bolſchewiſtiſcher Beamter und die ſtändigen Strafexpeditionen in alle mög— lichen Teilbezirke wie eben jetzt wieder in Saratow, ſo ergibt ſich wohl im ganzen ein Bild von der ſteigenden Brüchigkeit des Sowjetſyſtems gerade an den Stellen, die die feſteſten Klammern ſein ſollten. Einige Ueberraſchung hat auch eine amt⸗ liche Moskauer Meldung ausgelöſt, nach der einen Vergleich Widerſpruchsvolle Nachrichten über den abeſſiniſchen Streitfall Rom. 26. Juni. Der engliſche Miniſter Eden hat mit ſei— ner Begleitung Rom verlaſſen, um auf der Rückreiſe nochmals in Paris Aufenthalt zu nehmen. Zu ſeiner Verabſchiedung hat— ten ſich Staatsſekretär Suvich, der engliſche Botſchafter Drummond, der japaniſche Bot⸗ ſchafter, der Miniſterialdirektor im Außen— miniſterium Buti und der Chef des Proto— kolls, Graf Senni, eingefunden. Eden und Suvich führten kurz vor Abgang des Zu— ges in einem Privatſalon des Bahnhofsge— bäudes eine kurze Unterhaltung. Eine län gere Beſprechung zwiſchen beiden hat ent gegen den urſprünglichen Abſichten am Vormittag des Abreiſetages nicht mehr ſtatt— gefunden. Der engliſche Miniſter beſuchte in den Morgenſtunden einige Sehenswür— digkeiten Roms. Aus der Anweſenheit des japaniſchen Botſchafters wird geſchloſſen, daß auch die römiſche diplomatiſche Vertretung Japans als eine an der Flottenfrage beſonders in— tereſſierte Macht in die Beſprechungen ein⸗ geſchaltet war. Die römiſche Preſſe vermerkt den Abſchluß des Zuſammentreffens zwiſchen Muſſolini und Eden weiterhin mit ausgeſprochener Zurückhaltung. Das halbamtliche„Giornale d'Italia“ vermerkt lediglich zu den Beſpre⸗ chungen über die abeſfiniſche Frage, daß der Duce den engliſchen Miniſter nur freundſchaftlich über den Stand der Bezie⸗ hungen zu Abeſſinien ins Bild geſetzt habe. Man habe ſozuſagen den Punkt auf das! geſetzt Die abeſſiniſche Frage könne natur- gemäß nur die vorhergeſehene Entwicklung nehmen, wie ſie durch das Preſtige und das Intereſſe einer Großmacht wie Italien be— dingt ſei. nerlei Rechtskraft mehr beſitzt Dieſer wichtigſte Teil des Versailler Diktates hat durch die zielſichere Politik Adolf Hitlers ſeine Bedeutung verloren. Stolz können die Fahnen des alten ſiegreichen Heeres am 28 Juni 1935 wieder wehen. Der Geiſt der Ge⸗ fallenen lebt und trägt Früchte in der jun⸗ gen deutſchen Mannſchaft im grauen Ehren- kleid. Aber noch ſtehen wir nicht am Ende des Kampfes gegen Verſailles, Noch iſt der Ar⸗ tikel 231 von unſeren Vertragspartnern nicht widerrufen worden, Deutſchland wird nicht eher ruhen als bis die K riegs⸗ ſchuldlüge, die heute noch wider beſſe⸗ res Wiſſen draußen teilweiſe aufrechterhal⸗ ten wird, aus der Welt geſchafft iſt. Auch die Kolonialſchuldlüge wird Deutſchland nicht auf ſich ruhen laſſen. Deutschland fordert volle Gleichberechti⸗ Im Gegenſatz zu der peſſimiſtiſchen Auf⸗ faſſung anderer engliſcher Berichterſtatter glaubt der Korreſpondent des„News Chro— nicle“ in Rom, daß ſich infolge der Unter— redung zwiſchen Muſſolini und Eden die Gefahr eines Krieges in Abeſſinien vermin- dert habe. Der diplomatiſche Korreſpondent der„Daily Mail“ iſt ebenfalls der Meinung, daß ſich die Möglichkeit eines befriedigen— den Kompromiſſes zeige. Der Sonderkorreſpondent des„News Chronicle“ in Addis Abeba meldet, er höre, daß Abeſſinien bereit ſei. wirtſchaftliche Zugeſtändniſſe zu machen, aber nur unter der Bedingung, daß ſie eben nur wirtſchaftlicher und nicht politiſcher Art ſeien. Die Abeſſinier möchten zum Beiſpiel, falls die italieniſchen Kolonien Eritrea und Italieniſch-Somaliland durch eine Eiſenbahnlinie über abeſſiniſches Ge— biet verbunden werden, den Polizei- ſchutz der Linie in ihren eigenen Händen behalten. Auf die italieniſche Forderung nach ſolchen wirtſchaftlichen Zugeſtändniſſen, die Italien allein zugute kämen, erwiderte Abeſſinien mit einem Hinweis darauf, daß es durch den Vertrag mit Frankreich ver— pflichtet ſei, jeder Nation Rechte zu verwei⸗ gern, die andere Nationen ausſchließen. Die gegenwärtige Spannung werde durch die Tatſache deutlich, daß weitere Italiener von Addis Abeba abgereiſt eien. Die meiſten Mitglieder der dalieniſchen Kolonie ſeien bereits fort, andere packten chre Sachen, wie wenn der Ausbruch von Feindſeligkeiten unmittelbar bevorſiehe. Englands Gesandter bleibt in Abeſſinien Condon, 26. Juni der britiſche Geſandte in Abeſſinien, Sir Sidney Barton, der auf Urlaub zu gehen beabſichtigte, iſt durch ein Telegramm des Londoner Foreign Office angewieſen worden, auf ſeinem Poſten zu bleiben. 1E CC ͤ ²˙—ꝛA— ⁵wu—— gung.„Die deutſche Nation iſt jedenfalls nicht gewillt, für alle Zeiten als eine zweit— klaſſige oder minderberechtigte angeſehen oder behandelt zu werden“ Dieſes Wort des Führers iſt ebenſe richtungsweiſend wie jenes andere, dem ſich kein ehrlicher und friedliebender Menſch verſchließen kann: „Kein Krieg kann Dauerzuſtand der Menſch⸗ heit werden. Kein Friede kann die Ver⸗ ewigung des Krieges ſein! Einmal müſſen Sieger und Beſiegte den Weg in die Ge⸗ meinſchaft des gegenseitigen Verſtändniſſes und Vertrauens wiederfinden.“ Die jüngſte große Rede des Führers und Reichskanz⸗ ers hat die deutſche Vereitſchaft, den Frie⸗ den mit allen Mitteln zu fördern, erneut be⸗ kräftigt, Deutſchland ſtreckt erneut die Hand aus Jetzt iſt es Sache der anderen, unter Anerkennung der vollen Gleichberechtigung dieſe Hand zu nehmen ung au halten. Maßregelungen Maxim Gorki dem in Paris tagenden Kongreß der revolutionären Schriftſteller ein Begrüßungstelegramm geſandt hat. Gorki, ſo heißt es in der Meldung der ſow— jetamtlichen Agentur, ſei aus geſundheit⸗ lichen Gründen an der Teilnahme am Kon— greß verhindert worden. In eingeweih— ten Kreiſen verlautet, daß der Stern Gorkis im Sinken begriffen ſei. Dem„Dichterfürſten“ der Sowjets wird von Stalin und den Männern um ihn vor⸗— geworfen, daß er allzu eng mit dem geſtürz⸗ ten Jenukidſe befreundet geweſen ſei und auch ſeine politiſchen Auffaſſungen ge⸗ teilt habe. Wie Jenukidſe habe ſich auch Gorki des öfteren zum Fürſprecher all der „ehemaligen Elemente“ gemacht, die fetzt von der GPU zu Tauſenden nach Sibirien verbannt werden Es iſt jedenfalls bezeichnend, daß Gorki, deſſen Geſundheitszuſtand in der Tat zerrüttet iſt, beharrlich verboten wird, ſich zur Kur nach dem Ausland zu begeven. Auch ſeinen Landſitz bei Sorrent in Italien hat Gorki ſeit ſeiner endgültigen Ueberſied⸗ lung nach Sowjetrußland nicht wieder beſu: chen dürfen. Es wird berichtet, daß Gorki unter ſchärfſter Kontrolle beſonders zuver— läſſiger Organe der GPu ſteht. Die Drangſallerung Memels vermögen zweier Agrarbanken beſchlag⸗ nahmk. Kotwno. 27. Juni. Durch Beſchluß des Kownoer Appella— tionshofes wurde das Vermögen der me⸗ melländiſchen Kredit⸗Geſellſchaften„Agra— ria“ und„Kreditverband“ beſchlagnahmt. Dieſer Beſchluß ſteht, wie litauiſche Blät— ter melden, in Zuſammenhang mit dem Me— melländer Prozeß im Frühjahr dieſes Jah— res. In dieſen Prozeß wurden die beiden Kreditinſtitute mit der Beſchuldigung hin— eingezogen, ſie hätten in ihrer Tätiakeit po— litiſche Ziele verfolgt. Obwohl aus Jeugenausſagen am Prozeß klar hervorging, daß der„Kre— ditverband“ und die„Agraria“ unparteiiſch Darlehen an die Kreditſuchenden gegeben haben, iſt der litauiſche Unterſuchungsrichter Krygeries beauftragt worden, eine Unterſu— chung gegen dieſe memelländiſchen Kredit⸗ inſtitute einzuleiten. Die beiden Kreditinſti⸗ tute verſorgten bisher die memelländiſche Landwirtſchaft mit Krediten. Eine„heitze“ Nedeſchlacht Dauerſitzung des Seim. Warſchau, 26. Juni. Die Beratungen des polniſchen Sejms über das neue Wahlgeſetz führten zu einer Dauerſitzung. Die Ausſprache wurde erſt in den frühen Morgenſtunden beendiat. Die Redner ſprachen im weſentlichen vor einem ziemlich leeren Saal. Hierbei ſpricht mit, daß alle Gründe gegen die Wahlgeſetze ſchon aus Preſſeerörterungen bekannt ſind; vor allem aber trug auch die ungewöhnliche Hitze dazu bei, daß die Mehrheit der Abgeordne— ten den Aufenthalt im Park oder im Re⸗ ſtaurant vorzog. In der Ausſprache äußerten ſich gegen das Wahlgeſetz die Nationale Partei, die Bäuerliche Volkspartei, die Sozialiſtiſche Partei, die Chriſtliche Demokratie, die Na⸗ tonale Arbeiterpartei, die Chriſtliche Volks- vereinigung und die neugegründete„Bau— ern-Partei“. Bemerkenswert iſt. daß auch alle nationalen Minderheiten ſich gegen die Annahme des Seſmwahlge⸗ ſetzes ausſprachen, wenn auch aus anderen Gründen als die polniſchen oppoſitionellen Parteien. Namens der Deutſchen Volksgruppe er⸗ klärte Abgeordneter von Saenger, daß die Deutſche Volksgruppe das Seſmwahlgeſetz ablehne, weil es eine angemeſſene Vertre- tung der Minderheit nicht gewähre. In kurzen Worten Im Rahmen der Reichstagung der Nor⸗ diſchen Geſellſchaft erfolgte auf dem alten Marktplatz von Lübeck eine große nordiſche Kundgebung, auf der Reichsleiter Roſen⸗ berg die nordiſche Wiedergeburt verkündete. Die Getreidewirtſchaftsverbände haben ab 15. Juli d. J. gültige Beſtimmungen über die Ablieferung von Getreide im neuen Wirtſchaftsjahr erlaſſen. Durch Beſchluß des Kownoer Appella⸗ tionshofes wurde das Vermögen der me⸗ melländiſchen Kreditgeſellſchaften„Agraria“ und„Kreditverband“ beſchlagnahmt. Der engliſche Völkerbundsminiſter Eden hat ſich nach Abſchluß ſeiner Verhandlungen in Rom, wie vorgeſehen, wieder nach Pa⸗ ris begeben. In Altenhundem erkrankten in einer Gar⸗ tenwirtſchaft elf Perſonen unter typhusver⸗ dächtigen Erſcheinungen, möglicherweise durch den Genuß von verdorbenem Fleiſch. Einſtellungsgeſuche Die zuſtändigen Stellen der Wehrmacht. Berlin. 27. Juni. In Zuſammenhang mit der Wiederein— führung der allgemeinen Wehrpflicht gehen täglich beim Reichskrlegsminiſterium und einzelnen Angehörigen dieſes Miniſteriums zahlreiche Anfragen und Bitten um Einſtel— lung ein. Es wird darauf hingewieſen, daß alle den Wehrdienſt betreffenden Anfragen grund— ſätzlich an das für den Wohnort des Antrag— ſtellers zuſtändige Wehrbezirkskommando zu richten ſind, deſſen Anſchrift bei der Ortspolizeibehörde zu erfragen iſt. Anfra— gen, die den Eintritt in die Wehrmacht be— treffen und an Einzelperſönlichkeiten und andere Dienſtſtellen gerichtet ſind. werden künftig nicht mehr beantwortet. Ferner gibt das Reichs luftfahrt— miniſterium bekannt: Seit der Ver— kündung des Wehrgeſetzes werden in ſtei— gendem Maße Geſuche ehemaliger Offiziere zur Wiederverwendung im Bereich des Reichsluftfahrtminiſteriums oder Rückfragen über den Stand ſolcher Geſuche an den Herrn Reichsminiſter der Luftfahrt oder das Reichsluftfahrtminiſterium unmitttebar ge— richtet. Dieſes Verfahren iſt unſtatthaft und führt nur zu Verzögerungen in der Erledi— gung. Für Geſuche dieſer Art und Rückfra— gen dazu ſind lediglich die Luftkreiskommandos zuſtändig.— Bei der Ueberlaſtung dieſer Stellen können zunächſt nur die ausſichts— reichen Geſuche weiterbearbeitet werden, ſo daß der Bewerber, falls er keinen Beſcheid erhalten hat, annehmen darf, daß keine Aus- ſicht auf Einſtellung beſteht. Die Getreidemarktordnung Regelung der Ablieferung von Gekreide. Berlin. 27. Juni. Auf Anweiſung der Hauptvereinigung der deutſchen Getreidelirtſchaft haben die Getrei— dewirtſchaftsberbände Beſtimmungen über die Ablieferung von Getreide in dem neuen Wirtſchaftsjahr 1935/36 erlaſſen., die am 15. Juli 1935 in Kraft treten. Dieſe Beſtim— mungen dienen der Vorbereitung für die neue Getreidemarktordnung, die zwar im weſentſichen in Foren der Verordnung vom 14. Juli o. J. erhalten bleibt, jedoch ſinpge— mäße Anpaſſungen an die neue Verſor— gungslage unter Auswertung der bisheri— gen Erfahrungen enthält. Die Erzeuger von inländiſchem Roggen und inländiſchem Wei⸗ zen ſind berechtigt und verpflichtet, für Zwecke der menſchlichen Ernährung oder für techniſche Zwecke den ſelbſtergeugten Roggen und Weizen, ſowie Gemenge, dae aus gemischter Sat gewonnen iſt und mehr als 50 v. H. Beſtandteile Roggen bezw. Weizen enthält, in der Menge abzuliefern, für die ihnen von dem zuſtändigen Getrei— dewirtſchaftsverband Konkingentsmarken zugeſtellt werden. Die Ablieferung kann an eine heſtimmte Friſt gebunden werden. Ze— der Erzeuger von inlandiſchem Roggen, Weizen, Gerſte, Hafer und Menggetreide iſt verpflichtet, ſich die Ablieferung des Kon⸗ tingentsgetreides ſowie den Verkauf oder die Veräußerung von Getreide zu Futter- zwecken und zu anderen Zwecken vom Emp⸗ fänger beſcheinigen laſſen. Der Empfänger des Getreides hat hierzu die Ablieferungsbeſcheinigungen zu verwenden, die von dem für den Erzeu⸗ ger zuſtändigen Getreidewirtſchaftsverband zu beziehen ſind. Die bisher bezogenen Ab⸗ lieferungsbeſcheinigungen für Roggen und Weizen gelten noch bis zum 15. Juli 1935. Der Identitätsnachweis für Kontingentge⸗ treide iſt nicht erforderlich. Die zweite Hand kann das erworbene Kontingentsgetreide ebenſo die gleiche Menge von Getreide aus Kontingents⸗ oder aus freien Käufen aus⸗ tauſchen. Ebenſo können Erzeuger unter- einander je nach Bedarf und Notwendigkeit Kontingentsmarken tauſchen, wobei aller⸗ dings weder ein Auf- noch ein Abgeld ge— ſtattet iſt. Können und Charakter Ernſte Mahnworke Dr. Göbbels an den Schriftleiternachwuchs. Berlin. 27. Juni. Reichsminiſter Dr. Göbbels empfing die Teilnehmer des zweiten Lehrgangs der Reichspreſſeſchule. Er hatte die aus etwa 89 Mitgliedern beſtehende Gruppe zu ſich ge⸗ beten, um ihnen, die ſich dem Schr'ttleiter⸗ beruf widmen möchten, angeſichts der be- trüblichen Erfahrungen, die Reichspreſſe⸗ ſchulungsleiter Schwarz, van Berk und der Leiter der Reichspreſſeſchule Regierungsrat a. D. Meyer⸗-⸗Chriſtian, in dem jetzigen Kur— ſus, aber auch ſchon im vorigen gemacht haben, in aller Offenheit und Deutlichkeit ſeine Meinung über die unermeßliche Not— wendigkeit zu ſagen, mit Fleiß und Streb— ſamkeit an ſich ſelbſt zu arbeiten und die Chancen zur Weiterbildung auch tatſächlich auszunutzen. Der Miniſter ſagte u. a.: den nächſten Kurſus ſtrengere Ausleſegeſetze in Anwendung bringen, und ich kann Sie auf das beſtimmteſte verſichern. daß ein Journaliſt, der nicht über ein gewiſſes Maß von Wiſſen und Charakter verfügt, in die Preſſeliſte einfach nicht aufgenommen wird. Wer ſich an Arbeit vorbeidrückt in der An— nahme, daß es in Deutſchland nur mit Ge— ſinnung getan wäre, der befindet ſich auf einem ſehr verhängnisvollen Holzweg Der neue Staat wird einmal die rechte Geſin— nung als etwas Selbſtverſtändliches voraus— ſetzen müſſen. Es ſollen hinzukommen: Wiſſen und Können, Fleiß und Beſtändig— keit, Charakter und Aufrichtigkeit. Im Le— ben wird man, wenn man nicht gerade ein ganz großes Genie iſt, nur etwas durch Fleiß erreichen. Selhſt ganz groß: Män— ner haben es zur letzten Vollendung auch nur durch Fleiß gebracht.“ „Ich werde für Schweres Exploſionsunglück. Neuyork, 27. Juni. Wie aus El Paſo (Texas) gemeldet wird, ereignete ſich bei einer Sprengung in dem Kalkſteinbruch einer Zementfabrik in Rio Grande ein ſchweres Exploſionsunglück. 10 000 kg Dy⸗ namit kamen vorzeitig zur Exploſion und verſchütteten eine große Anzahl von Arbei— tern unter den abgeſprengten Kalkſteinmaſ— ſen. Die Zahl der Todesopfer ſteht noch nicht genau feſt, jedoch rechnet man damit, ind 16 Arbeiter ums Leben gekommen ind. Das Bpurprogramm in Danzig Senakspräſidenk Greiſer vor dem Volkstag. Danzig, 27. Juni. Der Danziger Volkstag nahm nach länge⸗ rer Ausſprache über das Sparprogramm des Senats auf Vorſchlag der NS DAp die Herabſetzung der Diäten der Abgeordneken um 66,66 Prozent mit 43 gegen 28 Stimmen un. Bei der Ahſtimung ſiber zwoi motore Mo- bee nuwurfe des Senats, die die Rechtſtellung er Beamten und Lehrer nach der Guldenabwertung neuregeln bezw. ihre vorzeitige Verſetzung in den Ruheſtand ermöglichen ſollen, ſtimmten 42 National- ſozialiſten und ein polniſcher Abgeordneter für die Geſetze, während 26 Abgeordnete dagegen ſtimmten. Da dieſe Geſetze verfaſ⸗ ſungsändernden Charakter haben. wird die Danziger Regierung eine Möglichkeit 1 0 um die notwendigen Maßnahmen durchzu⸗ führen. f Vor der Abſtimmung war den Parteien Gelegenheit gegeben worden. in mehrſtündiger Ausſprache eingehend zu den Geſetzentwürfen Stellung Zu. nehmen und zu beweiſen, ob ſie zur po⸗ ſitiven Mitarbeit fähig ſind. Das Ergebnis der Ausſprache zeigte jedoch, daß die Oppo⸗ ſitionsparteien nicht einmal zu poſitiver Kritik fähig ſind. Zum Schluß ergriff Senatspräſident Greiſer das Wort zu einer groß angelegten Abrechnung mit der Oppoſition. Die Hal⸗ tung der Oppoſition beweiſe, daß nur die von einer ſtarken Autorität getragene na⸗ tionalſozialiſtiſche Regierung in der Lage ſei, bei der ſchwierigen Lage Danzigs die notwendigen Maßnahmen durchzuführen. Der Senatspräſident bekannte ſich zum Schluß gegenüber Vorwürfen des Deutſch⸗ nationalen Weiſe zu einer Politik der Ver⸗ ſtändigung mit Polen. Der nordische Gedanke Rede des Reichsleiters Roſenberg. Lübeck, 27. Juni. Die Reichstagung der Nordiſchen Geſell⸗ ſchaft erreichte ihren Höhepunkt mit einer großen nordiſchen Kundgebung auf dem Marktplatz. Reichsleiter Alfred Roſen-⸗ berg ergriff das Wort zu einer immer wie— der von ſtärkſtem Beifall unterbrochenen Rede. Er ſprach die Hoffnung aus, daß das ſchon vielfach im Auslande erkennbare Verstehen für Deukſchland immer tiefer werden möge und daß die völ— kerverbindenden Kräfte immer feſter ge— ſchlungen werden müßten, weil das heute auf Europo ruhende Schickſal dieſe Verſtän⸗ digung notwendig fordere. Unſer Handeln, ſo fuhr er fort, muß von den Notwendigkei— ten unſerer Zeit aus beſtimmt werden. Manche Theorie der Vergangenheit, die uns die ſchöpferiſche Kraft zu nehmen drohte, ſinkt heute in nichts zuſammen. Wir wiſſen heute, daß das Licht nicht aus dem Oſten kommt, daß die Völker Europas nicht aus Aſien eingewandert ſind, ſondern daß die Wiege der europäiſchen Kulturen und der Kulturen Indiens, Irans, Griechenlands und Roms im Norden ſtand. Die Erkrankung, die auch Deutſchland er— faßt hatte, habe in einem großen Teil der Welt furchtbare Ernte gehalten. Der bolſchewiſtiſche Oſten drohe mit ſeiner Verneinung gerade die be— ſten Urkräfte der europäiſchen Völker zu vernichten Das deutſch⸗engliſche Flottenabkommen ſei ein Beiſpiel einer wirklich aufbauenden Weltpolitik und bedeute einen Grundſtein europäiſcher Frie— denspolitik. Zum Schluß wies der Redner auf die hohe Bedeutung der Kunſt als völ— kerverbindendes Element hin. Frankreichs Antwortnote Paris. 26. Juni. Miniſterpräſident und Außenminiſter La⸗ val hat dem deutſchen Geſchäftsträger, Bot- ſchaftsrat Forſter, die franzöſiſche Antwort⸗ note auf die deutſche Note überreicht, die ſich mit dem franzöſiſch⸗ſowjetruſſiſchen Bei⸗ ſtandspakt und ſeine Rückwirkungen aul n Locarno-Vertrag befaßte. In der neus. franzöſiſchen Note wird in der Hauptſache ausgeführt, daß nach übereinſtimmender Auffaſſung auch der engliſchen und der ita⸗ lieniſchen Regierung der franzöſiſch⸗-ſowjet. ruſſiſche Pakt nicht im Widerſpruch zu dem Locarno-Vertrag ſtehe. Aida Front- kämpfer beſuchen kultgart. Dr. Robert Boſch hat 44 franzöſiſche Frontkämp⸗ fer nach Stuttgart einge ⸗ laden, wo ſie herzlich empfangen wurden. Weltbild(M). Du, deulſche Frau! Mit der täglichen Sorge um das allge. meine Wohl der Familie iſt Deine Pflicht noch nicht erſchöpft. Du mußt auch wiſſen, was Du in den Stunden der Gefahr zu tun haſt, um Deine Angehörigen zu ſchützen. Luftgefahr kann ſchnell eintreten. Nur zu leicht können dann feindliche Flug⸗ zeuge unſere Grenzen überfliegen, um Bom. ben auf unſere friedlichen Behauſungen ab. zuwerfen. Zerſtörungen, Brände und che⸗ miſche Kampfſtoffe ſollen Panik und Ver⸗ zweiflung hervorrufen, um unſer Land dem gegneriſchen Willen gefügig zu machen. Luftſchutz iſt Selbſtſchutz. Und da man nicht damit rechnen kann, daß im Augen⸗ blick der Gefahr die Männer im Hauſe ſind, ſo mußt Du, deutſche Frau, die Trägerin des Luftſchutzes ſein. Nichk Außendienſt wird von Dir verlangt, ſondern Innendienſt. Dien ſtam eigenen Heim und Haus. Dienft an Eltern und Kindern. Das iſt ureigenſtes, perſönliches Intereſſe; aber auch Pflicht und beſte deutſche Tradition; denn ſchon oft nahmen deutſche Frauen teil an der Vertei⸗ digung der Heimat. Jede deutſche Frau muß wiſſen. was im Falle eines Bombenangriffes paſſieren kann, wie man ſich dagegen ſchützt und wie man die Schäden beſeitigt. Zentralſtelle für alle Fragen des Selbſtſchutzes, um den es 1 15 handelt, iſt der Raichsluftſchutz⸗ und. Laſſe Dich belehren und aufklären: ſchließe Dich dem Reichsluftſchutzbund an! Dein per⸗ ſönliches Inkereſſe verlangt es und Deine Kinder werden es Dir danken! Auskunft erteilen alle Landes- und Orts⸗ gruppen des Reichsluftſchutzbundes ſowie jede Polizeidienſtſtelle. Die Straßen Adolf Hitlers 100 000 arbeiten an den Aukobahnen. Berlin, 27. Juni. Die für die Arbeit an den Reichsaukobah⸗ nen beſonders günſtige Sommerzeit hat, wie das Ndz meldet, ein ſtarkes Anſchwellen der Jahl der Arbeitskräfte an den Straßen Adolf Hitlers zur Folge gehabt. Nach den Jeſtſtellungen der Reichsanſtalt für Arbeits- vermittlung und Arbeitsloſenverſicherung waren am 31. Mai 1935 an den Reichsauto⸗ bahnen 102244 Volksgenoſſen be. ſche fiigt. gegenüber nur 86832 im Vormo- nat. Hindenburg⸗Silbermünzen Zwei und Fünf-⸗Markſtücke. Berlin. 27. Juni. Auf Grund des Münzgeſetzes vom 30. Auguſt 1924 in der Faſſung des Geſetzes zur Aenderung des Münzgeſetzes vom 5. Juli 1934 werden Reichsſilbermünzen im Betrage von zwei und fünf Reichsmark her⸗ geſtellt werden, die auf der Schauſeite in der Mitte den Kopf des verewigten Reichsprä⸗ ſidenten von Hindenburg im Profil tragen. Innerhalb des aus einem flachen Stäbchen beſtehenden erhabenen Randes ſtehen in Fraktur die Worte„Paul von Hindenburg“, die Jahreszahlen„18471934“ und das Münzzeichen. Die Wertſeite der Münzen gleicht denen der Münzen mit der Pots⸗ damer Garniſonkirche, jedoch tragen ſie in der unteren Hälfte die Wertbezeichnung „Reichs 2 Mark“ oder„Reichs 5 Mark“. Aus Vaden Zwei Schüler ertrunken. Mannheim, 27. Juni. Am Montag nachmittag iſt im Neckar ein zwölf Jahre alter Schüler beim Baden erkrunken. Die Leiche wurde noch nicht geländelt.— Ein gleichaltriger Schüler ertrank am Dienstag nachmittag beim Baden im Neckar bei Sek. kenheim. Die Leiche konnte nach elwa zwei Stunden an der Unfallſtelle gelände werden. Radfahrer vom Blitz getötet. Mannheim, 27. Juni. Während des am Dienstag abend über Mannheim niederge⸗ gangenen Gewitters wurde auf der Frieſen⸗ heimer Inſel ein Radfahrer, der mit ſeinem Rad nach Hauſe fahren wollte, von einem Blitz getroffen und getötet. Guter Hopfenſtand in Baden. Karlsruhe, 27. Juni. Durch die ungünſti⸗ ge Witterung im Frühjahr haben die Auf⸗ deckungsarbeiten in den Hopfengärten in Baden 8 bis 10 Tage ſpäter begonnen als in den letzten Jahren. Die Stöcke zeigten ein kräftiges, geſundes Wurzelwerk. Durch günſtige Witterung kamen die Triebe ſchnell aus dem Boden, ſo daß die Aufleitung im Verhältnis zur Abdeckung früh beginnen konnte. Der Erdfloh hat ſich auch ſtark ein⸗ geſtellt, konnte aber keinen größeren Scha⸗ den anrichten, da ihm die Reben durch die ünſtige Witterung raſch entwachſen ſind. urch die kühlen Nächte vor etwa 10 bis 14 Tagen hat ſich auch die Blattlaus eingeſtellt. Bubiköpfe werden ganz vereinzelt angetrof⸗ fen, die Bekämpfung hat auch da eingeſetzt. Die Gärten haben ein prächtiges Ausſehen, geſunden Wuchs, ſind kräftig in der Rebe und frei von Ungegiefer. Viele Gärten haben heute ſchon eine Gerüſthöhe von 6 bis 7m erreicht. Den allgemeinen Stand der Gär⸗ ten kann man in Baden mit gut bis ſehr gut bezeichnen. In Volſchewilen⸗ Kerlern ergrant Abenteuer eines Berliner SA-Mannes in ſchineſiſcher Gefangenſchaft.— Ein Geſpräch mit dem Heimkehrer. Berlin, 25. Juni. Nach dreijähriger Abweſenheit von Deutſchland iſt dieſer Tage der Berliner SA⸗Mann Vaſel, der ſich faſt ein Jahr lang in kommuniſtiſcher Gefangenſchaft in Ching befunden hatte, mit dem „Fliegenden Hamburger“ wieder in der Reichshauptſtadt eingetroffen. Der Heimkehrer wurde durch einen Ehren— ſturm der Brigade 30 empfangen. Oberführer Kaul begrüßte im Namen des dienſtlich verhinderten Obergrup⸗ penführers von Jagow den cchwerge⸗ prüften SA⸗Mann. „Im Herbſt 1932“— erzählte Vaſel unſe⸗ rem Berliner Mitarbeiter,„erhielt ich mit einigen Kameraden den Auftrag, nach Ching zu gehen, um dort an der Errichtung von Funkſtationen für die Flugſtrecke Peiping— Berlin mitzuwirken. Deutſchland ſtand da— mals im härteſten politiſchen Endkampf, wobei der Berliner SA der Hauptanteil zu⸗ fiel. Als SA⸗-Männer mußten wir demnach damit rechnen, daß durch den damals noch vorzüglich funktionierenden kommuniſtiſchen Spitzeldienſt den bolſchewiſtiſchen Geheim⸗ organiſationen in China unſere Ankunft viel früher bekannt ſein würde, als uns lieb ſein konnte. Trotzdem unternahmen wir das Wagnis, zumal zu jener Zeit die Dſungarei und das benachbarte ſowjfetruſſiſche Sieben⸗ ſtromgebiet verhältnismäßig frei von bol— ſchewiſtiſchen Umtrieben waren. Eine Junkers-Flugmaſchine beförderte uns in Windeseile an unſere erſte Arbeits- ſtätte, die Diſtriktsſtadt Such o w im Oſten der Wüſte Gobi. Wir ſchlugen ein Zelt auf und errichteten die erſte Funkſtation der Flugſtrecke Pei— ping— Berlin. Dort erfuhren wir auch den Sieg der nationalſozialiſtiſchen Revolution in Deutſchland, was uns, wie ſich denken läßt, mit einem unbeſchreiblichen Hochgefühl erfüllte. i Auf Straßen, auf denen die Wagen bis über die Achſen in grundloſem Moraſt ver⸗ ſanken, erreichten wir ſodann die Siedlun⸗ gen Anchi und Hami, wo wir die beiden nächſten Funkſtationen errichteten. Erſt durch unſere Arbeit ſchufen wir die prak— tiſchen Vorausſetzungen für die Aufnahme des Flugverkehrs, da in dieſen unwegſamen Gegenden mit ihren merkwürdigen politi ſchen Verhältniſſen, den ewigen Kämpfen zwiſchen den Armeen rivaliſierender chine— ſiſcher Generale und den vielen Räuberban den gut eingerichtete Funkſtationen uner— läßlich ſind. 5 1 Nach einem vollen Jahr raſtloſer Tätigkeit im Dienſte des internationalen Luftverkehrs! erreichte uns in Urumtſchi, der Hauptſtadt der chineſiſchen Provinz Hſin-Tſchian, un ringt ſayen. Jeder Widerſtand war un. möglich. 5 Ein verwahrloſter Kerker nahm uns auf Mein Arbeitskamerad Dorn war jedoch vorher von mir getrennt wor: den und es iſt mir bis heute nicht gelungen, zu erfahren, was aus ihm geworden iſt. Et wird wohl kaum mehr am Leben ſein, Während ich gefangen ſaß, nahmen die Zu⸗ ktände in Hſin⸗Tſchian immer ſchlimmere Formen an. Der Bürgerkrieg in der Pro- olnzhauptſtadt ſchien überhaupt kein Ende mehr finden zu wollen, wozu noch eine furchtbare Hungersnot kam. Niemand küm⸗ merte ſich um mich, der ich ohne Gericht verhandlung und Urteil viele Monate hinter Kerkermauern ſchmachten mußte. Meine Haare ſind in diefer Zeit ergraut, wie auch meine Geſundhbeit van dieſen entſetzlichen Erlebniſſen dis heute noch nicht volltommen wiederhergeſtellt iſt. Die Rettung. Im Stillen arbeiteten jedoch die amtlichen Stellen des Vaterlandes und meine Freunde unabläſſig an meiner Befreiung, ohne daß ich davon wußte. Meine alte Mutter hatte mich bereits verloren gegeben. Hauptſäch⸗ lich den Bemühungen des deutſchen Gene- ralkonſuls Kriebel in Schanghai iſt es, verdanken, daß man mich endlich doch frei— ließ. Ich hatte nicht mehr gehofft, das Licht der Sonne wiederzuſehen. Wer wie ich die Schrecken des Volſchewismus in ihrem gan— zen Umfange kennengelernt hat, kann Deutſchland zu den Wandlungen, die wäh rend meiner dreijährigen Abweſenheit vor ſich gegangen ſind, nur beaglückwünſchen.“ der Schlagbaum feiert Arſtand Das Schmugglerunweſen und ſeine Bekämpfung Die Zollbeamten ſind in ihrer Wirkſamkeit an die nationalen Grenzen gebunden, aber der Kampf, den ſie gegen Schmugglerunwe— ſen führen, iſt wie dieſes international. Es gibt beſtimmte Gebiete, die durch ihre natür— liche Beſchaffenheit dem Schmugglertum ge— radezu Vorſchub leiſten, und davon können alle Völker ein Lied ſingen, nicht nur wir Deutſchen. Gerade dort iſt die Ueberwachung ſehr erſchwert, ſie erfordert einen unverhält— nismäßig großen Aufwand an Menſchen. Die Schmuggler haben ſich ihrerſeits die Fortſchritte der Technik in hohem Maße dienſtbar gemacht, und dem nüſſen ſich auch die Abwehrmittel anpaſſen. Erſt in dieſen Tagen hat man geleſen, daß bei Metz ein ausgebranntes Tabakſchmuggler— auto aufgefunden wurde, das von ſeinen In⸗ ſaſſen verlaſſen und in Brand geſteckt worden war, nachdem ſie ſich rettungslos im Sumpf feſtgefahren hatten. Dieſes Auto war nicht nur mit Panzerplatten und Schießſchar— ten bewehrt, ſondern es beſaß auch eine auto— matiſche Ausſtreuvorrichtung für beſonders ge— ſtaltete Nägel, die einem verſolgenden Kraftwagen die Gum⸗ miräder zerſtören mußten. Dieſer eine Fund läßt erkennen. welche Veranderungen in der Tätigleit der Schmugg⸗ ler durch die Erfindung des Kraftwagens ein— getreten ſind. In letzter Zeit haben ſich Fachleute der Grenzüberwachung wiederholt mit den notwen— digen Verbeſſerungen der den Zollbe— amten zur Verfügung zu ſtellenden Gegenmit— tel! beſchäftigt, und dabei iſt man von zwei Seiten aus übereinſtimmend zu dem Schluß— ergebnis gekommen, daß vor allem dem Schlagbaum hier wieder eine wichtige Aufgabe zufällt. Der Schlagbaum ſteht aus alter Zeit nicht in beſter Erinnerung. Zur Zeit der Kleinſtaaterei konnte man auch nicht eine Tagesreiſe in der Poſtkutſche unternehmen, ohne daß man in manchen Landesteilen alle Augenblicke von einem Schlagbaum aufgehalten wurde. Miß launige Reiſende zählten dieſe Schlagbaum— aufenthalte und trugen ſie in ihre Tagebücher ein, und ſo iſt der Schlagbaum geradezu ein Sinnbild der Verkehrserſchwerung geworden. Dieſe ehemalige Rolle des Schlagbaumes iſt ausgeſpielt. Aber an wenig„gedeckten Grenzen kann er möglicherweiſe zu neuer Wichtigkeit be— rufen ſein. Es iſt bezeichnend. daß die ent⸗ ſprechenden Vorſchlage von zwei Landern aus⸗ gehen, die ſich früher viel darauf zugute taten, die Vorkämpfer eines unbeſchränkten Freihan⸗ dels und einer unbegrenzten Freizügigkeit zu ſein, nämlich von der Schweiz und von Hol⸗ land. Auch dort iſt man durch ſehr empfindliche Erfahrungen zu der Ueberzeugung gelangt, daß die Volks- güter eines verſtärkten Schutzes bedürſen und vor der ſelbſtſüchtigen Verſchiebung durch ein⸗ zelne gewiſſenloſe Ausbeuter bewahrt werden müſſen. Darin freilich, daß man ſich dabei gerade des Schlagbaumes erinnerte, der gern zu einem Sinnbild der längſt überwundenen Verkehrsrückſtändigkeit gemacht wurde, und daß man ihn zum Kampfe gegen das fort⸗ ſchrittlichſte aller modernen Verkehrsmittel zu benötigen glaubt, liegt einer der Witze, wie ſie die Weltgeſchichte zuweilen liebt. Jeder Betriebsführer, ſeder Gefolgsmann, Einzelmitglied der NS B. Jedes Unkerneh⸗ men— ob Fabrik, Großhandlung, Hand werksbetrieb, Einzelhandlung oder Laden⸗ geſchäft— Firmenmitglied der NS B. Juſtizpreſſeſtellen in Vaden Darmſtadt, 26. Juni. Im Zuge der Ueber⸗ leitung der Rechtspflege auf das Reich hat der Reichsjuſtizminſter die Einrichtung von Juſtizpreſſeſtellen für das ganze Reich ein— heitlich geregelt. Die Juſtizpreſſeſtelle für den Bezirk des Oberlandesgerichts Darm— ſtadt, der ſich mit dem Lande Heſſen deckt, iſt bei dieſem Gericht errichtet worden und ihm behördenmäßig angegliedert. Zum Lei— ter der Juſtigpreſſeſtelle Darmſtadt wurde vom Reichsjuſtizminiſter der am Oberlandes— gericht tätige Landgerichtsrat Dr. Lang und zu ſeinem Vertreter der ebenfalls bei dieſem Gericht tätige Amtsgerichtsrat Herber er— nannt. Zu Preſſedezernenten wurden be— ſtimmt bei den drei heſſiſchen Landgerichten: Staatsanwalt Dr. Weinheimer in Darm— ſtadt, Landgerichtsrat Dr. Speckhardt in Mainz und Landgerichtsrat Knaus in Gießen Preſſedezernenten bei den Amts— gerichten ſind jeweils die Dienſtaufſichtsrich⸗ ter Es zeigt ſich hiernach, daß der neue Staat umfaſſende Maßnahmen ergriffen hat, um das deutſche Volk über den neuen Geiſt ſeiner Juſtiz aufzuklären. Die Anordnung die Einrichtung der Juſtigpreſſeſtellen rſcheint geeignet, die Verbundenheit der Juſtis mit dem Volke weiter zu fördern Caracciola gewinnt den Großen Preis von Frankreich. Rudolf Caracciola(Mer cedes-Benz) ſiegte be dem großen Automobil rennen auf der Renn bahn von Monthleèry mit 4:00:54,6 vor Manfred hatten Kampfes⸗ und Verfolgungstaumel Die Fremden waren ſo gut wie vogelfrei. Die Regierung ſtand ohnmächtig dem Wü ten des Kommunismus anſchickte, überall die Macht zu Wahrſcheinlich f muniſtiſchen Spitzelſyſtem hatten wir es zu verdanken, daß wir uns eines Morgens von einer brüllenden, bis an die Zähne bewaff neten ſer Schickſal. Bolſchewiſtiſche Agitatoren die Bevölkerung in einen wahren verſetzt. gegenüber. der ſich ergreifen kom- dem ausgezeichneten Horde chineſiſcher Bolſchewiſten um nes OM LO ll SO ONE. Urheberrechtsschutz: Fünt Türme-Verlag, Halle(Saale 12 19 Man war vor dem Gärtchen des Lehrerhäuschens an- anſtatt des erwarteten, ein feines, brennrotes Auto zu erblicken, dem ein fremder Herr und eine ſchöne, elegante junge Dame entſtiegen. Hier war gelangt. Die Bewohner waren verblüfft, kleinen Wandervogels, den ſie Pips' Sieg vollkommen. Die Ueberraſchung war glänzend gelungen. Man erkannte ſie nicht eher, als bis ihre fröh— liche Stimme erſchallte und jedem Zweifel ein Ende machte. Aber auch dann wußte im Augenblick niemand, wodurch eigentlich dieſe große Veränderung ihrer Erſcheinung her— vorgerufen wurde, und ſchob dieſe auf die vornehme Auf— machung. Aber dann gab es eine innige Begrüßung, und die Freundinnen küßten einander herzlich. Gilbert ſtand indeſſen ein wenig unbeachtet im Hintergrund und erſchien ſich höchſt überflüſſig. „Die Joſeſa— du mein, die Joſeſa!“ erklang es im gemiſchten Chor. Mutter und Tochter ſowie auch der junge Pieringer umringten den Gaſt, der Haushund ſprang bellend an ihr hoch, ſelbſt das Federgetier nahm an der Begrüßung teil. Nur der Gänſerich ſtrebte mit böſem Fauchen und lang vorgeſtrecktem Hals gegen das grelle Fahrzeug und umkreiſte es ein paarmal, ungewiß, was er daraus machen ſollte. Bis er ſich entſchloß, den Herrn im Leinenkittel mit der grünen Brille dafür verant⸗ wortlich zu machen, ſo daß ſich dieſer unter fröhlichem Gelächter zurückzog. „Was is denn mit dir, Joſeſa?“ Mutter Hocholdinger war die erſte, die dem allgemeinen Eindruck Worte lieh. „Was is denn mit dir? So fremd biſt g'worden und dein von Brauchitſch, ebenfalls des-Benz-Wagen Miniſter Laurent-Eynga ſpricht Caracciola Glückwünſche ar einen Nee Mo denn mit dir?“ Und ihre Blicke gingen von der errötenden Pips zu dem fremden Herrn. Pips war froh, eine Ablenkung zu finden. Sie trat auf Gilbert zu, hing ſich an deſſen Arm und zog ihn zwei Schritte vorwärts. „Freilich hab' ich mich verändert, liebe Frau Lehrer— ſtark auch noch! Völlig verändert... und da ſtell' ich euch meinen lieben Mann vor, den Herrn Doktor Haller... Gebt's ihm die Hand und ein freundliches Willkomm...“ Ein dreifaches, unverhüllt überraſchtes„Ah...“! ungewandt, aber unverkennbar hocherfreut dem Wunſche nach:„Schön' Willkomm, bei uns!“ Und die Frau Lehrer ſchlug noch zum Ueberfluß die Hände zuſammen und rief: „Nein, a ſo a Glück— jetzt hat ſie an Herrn g'junden!“ Und wieder blieb das ſeltſame Ereignis unberührt: von Pips' Naſe war gar nicht die Rede, und ſie hütete ſich vorſichtigerweiſe davor, etwa durch einen unbedachten Hinweis die Kritik herauszufordern. Mußte wohl mächtig reich ſein, der Mann von der Joſefa!, ſo dachten ſie. Ein Auto iſt auf dem flachen Lande immer ſo etwas wie ein Kreditbrief. Und ſo ein feiner, vornehmer Herr!, fand die Mutter, und ihr Blick ging ver— gleichend von Gilbert zu ihrem künftigen Schwiegerſohn hin. Natürlich, der Holdl hatte keineswegs etwas ſo „Fürſtliches“ an ſich wie dieſer Herr Doktor; aber gut und Und brav war er und liebte ihr Mädel ehrlich und treu. das war ſchließlich die Hauptſache. Was hätte die Philippin auch angefangen mit einem noblen Herrn und einem rot— lackierten Auto? Jedem das Seinel, dachte die biedere Frau vom alten Schlag, die noch keinen Anſtoß nahm an der Ungleichheit der geſellſchaftlichen Stufenleitex. Und wie ſie das der braven Joſeſa gönnte! Der armen kleinen Werkſtudentin. Jetzt war es aus mit der Not. Sie mußte nicht mehr bei der Frau Verwalterin Teller waſchen und Kartoffeln häufeln wie im vorigen Sommer, damit ſie ſich einmal ſo recht ſatteſſen konnte, wobei ſie der Frau liebes Geſichterl iſt auch ſo anders, du mein— was iſt's Pieringer ohnehin nicht auf Leiſtung Und dann kamen die guten Menſchen wohl etwas zaghaft und ihm da« ſo recht getraut hatte, in bezug Kein Schimmer kam Dinge auch ganz und Gegenleiſtung... beiden Jungen, daß die zuſammenhängen konnten. behaglichen Woanſtube war ein feſt „Wie gemütlich—!“ entfuhr linkiſch- herzlichen Einladung ihr oder den anders Drinnen in der Jauſentiſch gedeckt. es Haller, als einer folgend, eingetreten war. 2 Ausruf brachte ein helles Leuchten ins Geſicht der Hausfrau. Kein Stolz kommt Hausfrauenſtolz nahe. Ift doch nicht nur der Hände T'eiß, iſt doch ein ganzes Herz zimmer mii dabei, wenn(t, einen Gaſt zu ehren und Hausweſen im beſten Licht vorzuführen. tannte den Begriff öſterreichiſcher Gemütlichkeit nicht. Und die beſcheidene Frau Lehrer, die im gewöhn— lichen Leben jedem anderen gern das Wort überließ, wurde nicht müde, wieder und immer wieder ihre Gäſte zum Zulangen anzueifern. Philippin half ihr dabei, und es wurde ſehr fidel, zumal, als zur ſelbſtgebackenen Torte als Nachtiſch des duftenden Kaffees zwei langhalſige icon liche r man, Hallen grüne Flaſchen anmarſchiert kamen, die Pips— die ein— fallsreiche Pips nicht vergeſſen hatte, aus Wien mit— zubringen. Ein helles Lachen begrüßte ſie, als ſie hinaus- gelaufen war und plötzlich mit dem Grinzinger Sogen in beiden Armen wieder erſchien. Der edle Tropfen löſte die Zungen völlig, und man ſaß beiſammen, trank einander zu, erzählte und hörte erzählen, und die Zeit ſchwand im Flug. Bis Pips ſich an ihren Eheherrn wandte:„Du, Alter—“, ſie ſagte tatſächlich„Alter“, und es ging ihr ganz geläufig über die Lippen, wie einer gelernten Ehe⸗ frau,„ſtop ein biſſert, du red'ſt ja wie ein Waſſerfall!“ Haller hatte eben dem eifrig zuhörenden Gotthold einiges von den letzten Ausgrabungen in Griechenland berichtet, und der hatte mit glänzenden Augen zugehört, trotzdem er keine Ahnung davon hatte, daß es eine Kapa⸗ zität war, die in dem beſcheidenen Häuschen, weit weg von der Heerſtraße der großen Ereigniſſe, mit ihm an einem gemütlichen Jauſentiſch ſaß. (Nortſetzung folgt) 1 1 19 i 0 ö 1 0 9 VON HATE METZ VE. Urbeberrechtschutz: Fünf Türme-Verlag. Halle(Saale). Nachdruck verboten. War es die Erinnerung an das Telegramm oder an Hartmut von Camprath perſönlich, die ein glückliches Lächeln auf Irmingarts Geſicht zauberte? Beherzt und tapfer griff ſie zu. Doch dann fühlte ſtle, wie das kalte Eis auf ihrer zarten Haut wie glühendes Feuer brannte. Und das Brennen ſteigerte ſich allmählich zu einem Schmerz, den ſie nur ſchwer unterdrücken konnte. Zudem fühlte ſie den beobachtenden Blick der Warner, die begutachtend dabeiſtand. „Na, das iſt wohl doch ein bißchen anders, als auf der Schreibmaſchine zu klappern und mit hohen Herren zu flirten— was?“ 5 Da ſah Irmingart kurz auf. Unendlich ſtolz war in dieſem Augenblick ihr Geſicht und der Blick ihrer reinen blauen Augen. „Ich glaube nicht, daß ich Ihnen jemals zu ſolchen Worten Grund gegeben habe, Fräulein Warner.“ Das klang ſo ruhig, ſo beherrſcht, und doch ſchwang ein ſtiller Schmerz in ihren Worten, der den Hausdiener aufhorchen ließ. Stimmte da plötzlich irgend etwas nicht mehr? Und warum ſtand denn überhaupt die Warner hier dabei? Aber die war plötzlich verſchwunden. Wahrſcheinlich hatte ſie Irmingart von Schadows Reinheit doch unſicher gemacht, und in ihrer niederträchtigen und doch feigen Denkungsart zog ſie vor, ſich zu drücken. Wenn der Hausdiener auch ein einfacher, ſchlichter Menſch war, ſo ahnte er doch, daß das Recht hier auf ſeiten Irmingarts ſtand. Und gerade das war es, was ihm Mut gab. Dieſe Verkäuferin hatte er vom erſten Tage an bewundert. Ihre beſtimmte und doch beſcheidene Art, aufzutreten und Anweiſungen zu geben, hatte den Reſpekt immer ſchon voraus, und er ſelbſt hatte ſtets gern und ohne Murren getan, was ſie ihm befohlen hatte. keinen anderen Ton tragen. Sie gehören einſach nicht hierher, finde ich.“ Irmingart bückte ſich gerade tief über den großen Korb und brachte die eiskalten Barſche herauf. Dabei kniſterte deutlich hörbar das Telegramm in ihrem Bruſtausſchnitt.“ Sie hatte es noch nicht geleſen, wollte auch nicht. Wie einen koſtbaren Schatz betaſtete Irmingart manchmal dieſe Stelle ihres Kleides. Wie eine Entweihung wäre es ihr vorgekommen, wenn ſie Hartmut von Campraths Tele— ſie, daß Henneberg das Telegramm ſo roh an ſich geriſſen ſie ganz allein. Es war, als ſuchten ihre träumeriſchen Blicke durch die Weiten der Welt den hohen Himmel ab und ſuchten ein ziehendes Flugzeug, das mit raſender Geſchwindigkeit durch die Wolken glitt. Südoſtwärts... rund um die Erde. Die Worte des Hausdieners hatte Irmingart abſicht— lich überhört. Sie wollte keine Vertraulichkeit aufkommen laſſen. auch ſchon zu Hilfe. „Tja, Fräulein, ſo iſt das nun bei uns hier. Wiſſen Sie, Sie ſind einfach zu ſchön für ſo einen Fiſchladen— und ganz beſonders für ſo einen Kerl wie Henneberg. der bildet ſich doch ein, er ernährt uns alle, und dabei vergißt er ganz, daß es umgekehrt iſt.“ Kein Wunder Freilich, die Warner tutet mit in ſein Horn, weil die ihre verſteh'n Sie? Oh, das Frau Henneberg und ſo weiter— fallen.“ Seine drollige Art zu reden, entlockte Irmingart ein leiſes Lachen, und die unbedingte Ehrlichkeit, die ſie unter ſeinen rauhen Worten fühlte, befreite ſie ſogar ein wenig von dem ſchweren Druck, der auf ihr laſtete. mit einem raſchen Blick überzeugt. Die Fiſchkörbe ſtanden hinter einer Glaswand neben den vielen Verkaufsbaſſins. So konnte die Warner die Vorgänge hinten im Laden unmöglich ſehen, und der Hausdiener konnte ſein Geſpräch wieder aufnehmen. „Ruhen Sie ſich man aus, Fräuleinchen, ich mache den Laden ſchon. An meinen Händen ſchmilzt das Eis, und bei Ihnen gibt's Riſſe. Außerdem ſage ich Ihnen, der Geruch geht ſo leicht nicht wieder von den Zengern weg. Der hängt wie Pech.“ Mitleidig ſchaute er auf das Mädchen, deren Rücken vom ungewohnten Bücken ſchmerzte.. „Ich muß arbeiten. Mir bleibt keine andere Wahl. Ich habe einen blinden Vater zu ernähren.“ „Irmingart wußte ſelbſt nicht, wie dieſe Worte über ihre Lippen kamen. Es war ja keine Klage— lediglich eine Feſtſtellung, die ihr die Beſorgnis des Hausdieners, eingegeben hatte. Und als ſie die mitleidige Miene des einfachen Mannes ſah, bereute ſie es, ihm leichtes Mißtrauen entgegen— gebracht zu haben. „Das iſt ſchlimm, Fräulein. Ich kenne den Alten ſchon lange und möchte wetten, daß der gerade deshalb verſucht, Ihre Notlage für ſich auszunutzen.“ „Wir dürfen uns picht dauernd unterhalten“, warnte Irmingart leiſe. Sie hatte den Blick einer Kollegin auf— gefangen und darin nichts Erfreuliches geleſen.„Man könnte es ſonſt falſch auslegen“, ſagte ſie zögernd. „Man legt alles ſo aus, wie man es braucht. Ich für meinen Teil ſtoße mich nicht daran“, war die biedere Antwort. Ohne von ſeiner Arbelt aufzuſehen, redete der Haus— diener weiter. Im Gegenteil— ſeine Arbeitsleiſtung ſteigerte ſich noch. Es war ihm eine ganz beſondere Freude, jedesmal den halben Korb voll Barſche oder grüner Heringe in einen der Bottiche zu ſchütten. Irmingart ſah ihn dankbar an; ſie wußte genau, daß auch das ſonſt noch ihre Arbeit geweſen wäre. Aber wie ihre ſchmalen, ſo ſchwere Arbeit ungewohnten Arme das hätten ſchafſen ſollen, hätte ſie nicht gewußt. „Wenn es an mir liegt, ſo wird Ihnen dieſe Arbeit niemals ſchwer werden“, lachte der Hausdiener und ſah Irmingart mit einem offenen Blick an. In dieſem Augenblick klang ihr Name durch das Ge— ſchäft. Henneberg rief ſie. Er ſchien ſich im Café mancherlei überlegt zu haben. Zumindeſt wußte er jetzt, daß er unklug und voreilig gehandelt hatte. „Das war natürlich keine Strafe für Sie, gnädiges a Fräulein. Es iſt aber doch wohl beſſer, wenn Sie einmal „Tja, wiſſen Sie, in dieſe Kaſerne können auch Sie auch dieſe Seite unſeres Betriebs kennenlernen, ſchon wegen der anderen Angeſtellten. Im übrigen aber ſeien Sie verſichert, daß es mir um Ihre zarten Händchen bitter leid getan hat.“ Irmingart lag das Schauſpielern abſolut nicht. Ihr ſchöner Mund verzog ſich zu einem ungläubigen, ſpöttiſchen Lächeln und wirkte in dieſem Augenblick doppelt ſtrafend, aber auch doppelt deutlich. „Ich habe es abſolut nicht als Strafe empfunden, Herr Henneberg, weil ich nicht annehmen kann, daß das Tele— gramm hier geleſen hätte. Und ein Schmerz durchzuckte gramm für Sie ein Grund war, mich zu ſtrafen. Ich habe 7 5 8 en es mir ja ſchließlich nicht beſtellt...“ und es geöffnet hatte. War es doch für ſie beſtimmt, für „Oho, Fräulein von Schadow!“ Das vollbackige, feiſte Geſicht mit den kleinen Augen hatte ſich Irmingart ganz zugewandt, doch dieſe hielt den Blicken des Chefs ſtand. Ihr Gewiſſen war rein, und ihr Herz war entſchloſſen, ſich den wunderbaren Glauben an Hartmut von Camprath, der wie ein Licht ihr dunkles Leben erleuchtete, nicht nehmen zu laſſen. Sie war der feſten Gewißheit, daß keine Macht der Welt ihr dieſen Glauben würde nehmen dürſen— trug ſie ihn doch ſtill verborgen auf dem Grunde ihrer Seele. Wie gern hätte ſie ſich einmal nach der wahren Natur Hennebergs erkundigt, wie gern einmal Näheres über die Warner erfahren, nur um ſich in der ſchweren Zeit, die ſie unweigerlich nahen fühlte, etwas ſchützen zu können! Da lam ihr der Hausdiener in ſeiner geſprächigen Art „Laſſen wir das verfluchte Telegramm, Fräulein von Schadow. Es bringt nichts Gutes! Sie kennen ja meinen Standpunkt. Ueber manche Etappe Ihrer Arbeit aber kämen Sie beſſer, wenn Sie vernünftiger wären...“, ſagte er lauernd. Irmingarts Augen waren bei ſeinen letzten Worten größer und immer größer geworden. Sie ſtand vor ihm, die rot gewordenen Hände mit den Schuppen und Salz⸗ kriſtallen ſteif vom Körper abhaltend, mit dem Ausdruck ernſteſter Entſchloſſenheit auf den lieblichen Zügen. Lieber ſollte er ſie behandeln wie den jüngſten Lehrling oder ſchlimmer noch— nichts würde ihrem Herzen weher Stellung hier halten will, wenn möglich noch verbeſſern. tun können als die lüſternen Worte und die begehrlichen Blicke dieſes ungeſchlachten Menſchen. merkt unſereiner wie ich ganz genau, wenn ich auch nur der Hausdiener hier bin. Aber ſchließlich iſt man doch von zu Hauſe aus auch nicht gerade auf den Kopp ge⸗ „Ich verſtehe Sie nicht recht, Herr Henneberg. Bitte ſagen Sie mir deutlicher, was Ihre Anſpielungen bedeuten ſollen?“ „Dummchen. Andeutungen nennen Sie die ehrliche Werbung eines reichen, vornehmen Geſchäftsmannes um ein junges, armes Mädchen? Kann ich Ihre Zukunft nicht mit einem Schlage ſicherſtellen? Kann ich nicht für Ihren blinden Vater beſſer ſorgen als ein anderer? Es Die Warner ſtand im Eingang des Ladens und ließ die Paſſanten vorbeidefilieren, hatte der Hausdiener ſich ſoll mir abſolut nicht darauf ankommen. Sie kennen Albert Henneberg doch wohl noch nicht ganz. Ein Geiz⸗ kragen iſt er nicht, beſonders aber nicht gegen ſo füße kleine Frauen, wie Sie es ſind, gnädiges Fräulein...“ Henneberg hatte ſich in Ekſtaſe geredet. Sein Geſicht glühte. Jetzt mußte die Entſcheidung fallen. Ach Gott, die Behandlung von vorhin konnte man ja als einen Scherz hinſtellen beim Perſonal. Die Warner würde ſofort entlaſſen. Ach, es würden ſich da ſchon Auswege finden, denn für die künftige Frau verlangte er ſelbſtverſtändlich Reſpekt. Da neigte ſich Hennebergs Kopf zu Irmingart herab. Seine Zunge glitt über die wulſtigen Lippen wie im Blick ihrer wunderbaren Augen ſah ſie ihn an. Aungſt, Schmerz, Verachtung Doch Hennoberg ſah dos alles nicht, ſeine breiten, klob! Da ſtieß ihn Irmingart entſetzt zurück. „Herr Henneberg!“ ſchrie ſie gedämpft auf. Sie biß ſich hart auf die Zähne, um nicht aufweinen zu müſſen. Bis jetzt noch hatte ſie ſich einzureden verſucht, Hennebergs Werben ſei ein alberner Scherz. Nun war es ſchon bittere Wahrheit. Wenn ſie jetzt ausſchlug, hieß das: wieder zurück in Verzweiflung und Hoffnungsloſigkeit. „Haben Sie ſich nicht ſo, dumme Pute! Oder meinen Sie, daß der Flieger, dieſer arbeitsſcheue Weltenbummler, es 1 mit Ihnen meint— und wenn Sie zehnmal adlig ſind?!“ Zum zweiten Male an dieſem Tage ſah Irmingart das wahre Geſicht ihres Chefs. Wieder ſtand ſeine ganze Brutalität auf der breiten Stirn und in den lüſternen Augen. Schrittweiſe kam er wieder näher. Irmingart ſank wehrlos zuſammen, doch dann, als ſie den heißen, gierigen Atem des widerlichen Menſchen ſo unmittelbar über ihr Geſicht wehen fühlte, gewann ſie mit einem Male ungeahnte Kraft. „Sie werden ſich die Sache doch noch überlegen müſſen, wenn Sie nicht wollen, daß ich Sie eben ſchlechthin wie eine der übrigen Angeſtellten behandeln ſoll“, ſagte Henne⸗ berg keuchend. „Ich brauche keine Bedenkzeit. Jetzt nicht und niemals. Bitte, handeln Sie!“ Plötzlich war es mit Irmingarts Beherrſchung zu Ende. Sie weinte bitterlich. Henneberg aber ging glühend von der harten Enttäuſchung hinaus. f Als Irmingart ſpäter verſtört und müde im Verkaufs⸗ raum arbeitete, fühlte ſie unentwegt Hennebergs Augen auf ſich gerichtet, der dicht hinter ihr ſtand. Ihre Hände zitterten, wenn ſie in die kalte, beißige Lauge taſtete und die Heringe herausſortierte. Sie ahnte ja nicht, wie ſehr ſich die anderen Angeſtellten, ins⸗ beſondere aber Frieda Warner, darüber beluſtigten. Nach Geſchäftsſchluß aber rief ſie Henneberg zu aller Qual noch einmal in ſein Büro. „Sie werden von jetzt ab die ſchriftlichen Arbeiten nicht mehr erledigen. Im Laden lernen Sie mehr. Vielleicht ſo viel, daß Ihnen Ihre Entſcheidung bald leicht fällt— verſtanden?“ Mit keinem Blick würdigte Irmingart den Chef bei dieſen Worten. Draußen aber im Schutz der Dunkelheit griff ſie ängſtlich nach ihrem Herzen, das ſo ruhelos wie nie zuvor gegen die Rippen pochte, als wollte ſie fühlen, ob darin noch nichts angetaſtet und das koſtbare Heiligtum noch gewahrt ſei. Zehntes Kapitel. Erſt zu Hauſe in der kleinen, ſauberen Manſardenſtube ſielen all die häßlichen Erlebniſſe dieſes Tages wie Schuppen von ihr ab, und langſam rang ſich in ihr die Freude darüber durch, daß Hartmut von Camprath ſich ihrer erinnert hatte. Aus ihren Augen leuchtete der Glaube ihrer großen, reinen Liebe zu dem ſtolzen, kühnen Flieger, und davor ſchmolz alle Bosheit zu einem Nichts zu⸗ ſammen. „Endlich, Irmingart. Die Tage ſind manchmal ſo ſehr, ſehr lang.“ Der alte Herr von Schadow-Boltzien lächelte ſeiner Tochter entgegen, die ihm innig die Stirn zum Gruß küßte. „War's ſchwer heute, Irmilein? Oder gefällt dir dieſe Arbeit jetzt?“ fragte der Vater ſorglich. Hätte der Blinde Licht in ſeinen Augen gehabt, ſo wäre ihm ſofort deutlich geworden, wie bei ſeinen Worten ein bitterer Zug um den jungen Mund ſtrich, den aber eiſerner Wille ſofort bannte. „Ach, Väterchen, der Gedanke, ob die Arbeit leicht oder ſchwer iſt, kommt einem gar nicht mehr. Ich bin glücklich, daß ich die bitterſte Not von uns fernhalten kann“, ſagte ſie matt, und wieder zwang ſie gewaltſam die Frage hinunter, die ihre Seele bedrängte: Wie lange noch? Vielleicht nur noch wenige Wochen... Bedächtig nickte der Blinde. „Und ich bin glücklich, mein Kind, daß du dort im Büro angekommen biſt. Denk' einmal, wie ſchrecklich, wenn du hinter dem Ladentiſch ſtehen müßteſt, andere Leute bedienen und dich womöglich anfahren laſſen von Frauen, die ethiſch abſolut nicht vollwertig ſind. Ich bin gewiß nicht ſtolz, Kind, das weißt du ganz genau— aber hinter dem Ladentiſch möchte ich die Letzte von Schadow⸗Boltzien denn doch nicht wiſſen. Das wirſt du verſtehen!“ Der arme Blinde hörte den ſchweren Seufzer nicht, den Irmingart ausgeſtoßen hatte. Sie wandte das Geſicht ab. Nicht hinter dem Ladentiſch? Väterchen, wie glücklich lannſt du trotz deiner Blindheit ſein. Du ſiehſt nichts mehr von der Tücke der Welt, die mich wie mit Polypen⸗ armen umklammert und mich zu erſticken droht..„ dachte das junge ſchöne Mädchen ſchmerzlich. Ein Grauen packte ſie vor dem kommenden Tag, an dem Hennebergs Gehäſſigkeit gegen ſie ſich nur noch ſteigern würde. „Aber ich muß durchhalten, Väterchen. Muß ſo tapfer, wie du deine Blindheit, meine ſchwere Pflicht tragen“, ſagte ſie halblaut. „Sagteſt du etwas, Irmingart? Ich habe das Gefühl, daß deine Augen feucht ſind! Iſt das wahr?“ N Schon taſtete ſich der Blinde langſam aus ſeinem Lehn⸗ ſtühl am Fenſter zu ihr hin. Haſtig griff Irmingart nach dem Taſchentuch und wiſchte die Augen, auf die ſich bald die taſtenden Finger des Blinden legten. „Ich weine doch nicht, Väterchen...“ Der Blinde wurde tiefernſt. a „Meine Finger trügen mich nicht, Liebling. Haſt du Kummer? Willſt du es mir nicht ſagen? Ach, wie bitter Vorgeſchmack ihrer Süße. Mit einem unbeſchreiblichen iſt es in ſolchen Stunden, blind zu ſein— doppelt bitter. Irmingart, ich bitte dich, ſei ehrlich gegen deinen alten Vater. Was iſt denn? Hat man dir weh getan?“ (JFortſetzung folgt.) desbauernſchaft Noch immer herrſcht in vielen Kreiſen unſe⸗ die Sonderſtellung des Landvolls n Frankfurt a. M., 27. Juni. Die Lan⸗ Heſſen⸗Naſſau teilt mit: ter Landbevölkerung eine gewiſſe Unkennt⸗ is über die Zugehörigkeit des deutſchen Landarbeiters zum Reichsnährſtand bzw. über die eventuelle Mitgliedſchaft zur Deut⸗ ſchen Arbeitsfront. Deshalb erſcheint es not⸗ wendig, erneut auf die Verfügung des Stell⸗ vertreters des Führers vom 6. Februar 1935 hinzuweiſen, in der es unter 5. heißt: „Landarbeiterfragen: a) Organiſatoriſche Eingliederung. i a Das Reichsnährſtandgeſetz beſtimmt die Eingliederung der Landarbeiter in den Reichsnährſtand. Darüber hinaus können die Landarbeiter auch der Deutſchen Arbeits⸗ front angehören. Die Regelung der Bei⸗ tragsfrage bei Doppelmitgliedſchaft wird ſo bald wie möglich in einer für die Landarbei⸗ ter tragbaren Form zwiſchen dem Reichs⸗ bauernführer und dem Leiter der Deutſchen Arbeitsfront erledigt.“ Auch der Leiter der Deutſchen Arbeits⸗ front, Pg. Staatsrat Dr. Ley, führte in einer Veröffentlichung über den ſtändiſchen Aufbau am 7. Juni 1933 folgendes aus: „Das Landvolk nimmt in unſerer Nation eine Sonderſtellung ein. Es iſt nicht Unter⸗ nehmer im landläufigen Sinne. da der Bauer, wie das neue Erbhofgeſetz beſagt, Hüter und Walter des Sippengutes iſt, und weil das Blühen und Gedeihen ſeines Hofes nicht allein abhängig von ſeiner Tätigkeit und ſeinem Fleiß iſt, ſondern auch zum Teil von den Gewalten der Natur abhängig iſt. die Naturgewalten vernichten oft dem Flei⸗ ßigſten und Tüchtigſten das Ergebnis ſeiner Arbeit. Es iſt klar, daß der neue Staat nicht nach liberaliſtiſchen Geſichtspunkten die— ſen Bauern der Vernichtung preisgeben darf, ſondern die Pflicht hat, ihm zu neuem Auf— ſtieg und zu neuem Glück zu verhelfen Der Bauer gehört auch deshalb nicht in die Deut— ſche Arbeitsfront, weil er nicht durch Schu— lung, ganz gleich welcher Art, zu ſeinem Volkstum erzogen werden kann, ſondern ein— zig durch die Liebe zum Boden und durch das myſtiſche Verhältnis von Raſſe und Blut zum Boden. Deshalb nimmt er aus all dieſen Gründen eine Sonderſtellung ein.“ Daraus geht klar hervor: Die Mitglied— ſchaft bei der Deutſchen Arbeitsfront iſt eine freiwillige Angelegenheit jedes Einzelnen. Es iſt infolgedeſſen ungeſetzlich, auf den Landarbeiter oder Bauern einen moraliſchen oder wirtſchaftlichen Druck auszuüben, neben der geſetzlichen Mitgliedſchaft im Reichsnähr⸗ ſtand noch die Mitgliedſchaft in anderen Be- N und Arbeitsorganiſationen zu erwer— en. Heſſiſches Sondergericht Mainz, 27. Juni. Vor dem heſſiſchen Son⸗ dergericht hatten ſich drei Perſonen. die ſich im Sinne des§ 1 des Geſetzes vom 20. dezember 1934 gegen heimtückiſche Angriffe gegen die Reichsregierung und die RS DAN bergangen hatten, zu verantworten. Der 56jährige Otto Stumpf aus Fran- kenthal, zurzeit in Worms in Haft, äußerte in einer Wirtſchaft in Oſthofen unwahre und gröblich entſtellte Tatſachen bezüglich des Führers und der Reichsregierung, die geeignet waren, das Anſehen des Reiches, der Regierung und der NSDAP aufs ſcchwerſte zu ſchädigen. Er will ſinnlos be— trunken geweſen ſein und von nichts mehr wiſſen, auch nicht, daß er Polizei- und Ge⸗ ängnisbeamten den heftigſten Widerſtand eiſtete. Er wurde zu fünf Monaten Ge— ängnis verurteilt. Ein Monat verbüßter haft wurde auf die Strafe angerechnet. Als ei. ganz gefährlicher Hetzer wurde der 57jährige Theodor Bergmann aus Bremen, zurzeit in Worms in Haft, zu einem Jahr und ſechs Monaten Gefängnis verur— eilt, abzüglich drei Wochen Unterſuchungs— haft. Der Angeklagte hatte in einer Wirt- chaft in Ober⸗Flöhrsheim zunächſt die Gäſte brovoziert, indem er den deutſchen Gruß derneinte und Kritik an ihm übte. Dann hatte er den Führer und die NSDAP in ganz niederträchtiger Weiſe beleidigt und durch unwahre Behauptungen angegriffen. Als verſtändnisloſer Schwätzer hat ſich der 26jährige Hein Schmidt aus Dresden, zurzeit in Ober-Ingelheim in Haft, erwieſen, der in Nieder⸗Ingelheim ſich äußerte, daß die Blättermeldungen bezüglich der Arbeits- lofigkeit unwahr ſeien uſw. Schmidt wurde zu einem Monat Gefängnis verurteilt. Aus heſſen und Naſſau Feſtpreiſe im Getreidehandel. * Frankfurt a. M., 27. Juni. Die Haupt⸗ vereinigung der Deutſchen Getreidewirtſchaft teilt mit: Nach den in letzter Zeit eingegan⸗ genen Meldungen ſind vielfach Kaufverträge über Getreide der neuen Ernte, insbeſondere Geſchäfte über den Verkauf von Wintergerſte, abgeſchloſſen worden. Es wird darauf hin⸗ gewieſen, daß nach Paragraph 20 ff. der Verordnung zur Ordnung der Getreidewirt⸗ ft— KBl. 1 S. 629— feſte Preiſe vorgeſchrieben ſind. Dieſe Preiſe ſind für Roggen bis zum 15. Juli, für Weizen bis zum 15. Auguſt, für Futtergerſte bis zum 15. Juli und für Hafer bis zum 31. Juli 1935 feſtgeſetzt. Die für die ſpätere Zeit maß⸗ gebenden eſpreſe werden noch bekanntgege⸗ ben. Es iſt daher weder angebracht noch zu⸗ läſſig, bereits heute Getreide der neuen Ernte zu einem veſlimmten plelſe zu taufen oder zu verkaufen, da der ſpäter gültige Preis noch nicht feſtſteht und auch nicht voraus⸗ beſtimmt werden kann. Jeder, der ſchon jetzt vor der Feſtſetzung der neuen Preiſe Getreide zu einem beſtimmten Betrag handelt, läuft Gefahr, im Falle einer Aenderung der Preiſe einen erheblichen Schaden zu erleiden. Es wird deshalb nachdrücklichſt vor dem Abſchluß derartiger Geſchäfte gewarnt und empfohlen. Verträge über die Lieferung von Getreide ber neuen Ernte erſt nach endgültiger Be⸗ . der geſetzlichen Feſtpreiſe zu ſchlie⸗ en. Die verſpekulierten Gelder. “ Frankfurt a. M., 27. Juni. Bei der 7. Zivilkammer des Landgerichts ſind meh⸗ rere Rechtsſtreite anhängig, in denen Kunden die Deutſche Bank und Diskonto-Geſellſchaft in Anſpruch nehmen, weil der frühere Ange— ſtellte Kohrt der Bank ſich von den Kunden größere Geldbeträge aushändigen ließ, um damit zu ſpekulieren. Am 24. Juni 1935 hat das Gericht in dem erſten dieſer Rechtsſtreite, der entſcheidungsreif war, das Urteil verkün⸗ det, durch das die Klage des Kaufmanns R. abgewieſen wurde, weil der Kläger R. wußte, daß er nicht mit der Bank, ſondern mit ihrem früheren Angeſtellten Kohrt Ge— ſchäfte tätigte, und weil der Kläger die Ueber⸗ wachungsanordnungen der Bank dadurch ſabotiert hatte, daß er ſich mit Kohrt auf private Geſchäfte einließ, trotzdem er wußte, daß die Bank dies Kohrt ausdrücklich ver— boten hatte. Die Neiſe geht los! Reiſen führt die Menſchen zuſammen. Nach der„Vorſaiſon“ der Frühjahrsmo— nate hat jetzt die Hauptreiſezeit be⸗ gonnen. Durch Erwirkung von Urlaub und die Veranſtaltung von Gemeinſchaftsreiſen ſorgt unſere Führung innerhalb der Arbeits— front und Volkswohlfahrt dafür, daß alle Schaffenden wie auch Mütter und Kinder in deutſchen Gebirgen, auf deutſchen Schiffen und am Strand Säfte und Kräfte erfriſchen können. Wald und See, an denen unſer Va⸗ terland reich iſt, ſind außer ihrer wirtſchaft— lichen Bedeutung als Rohſtoff- und Nah— rungsquelle ein unerſchöpflicher Born der Volksgeſundheit, der allen zugute kommen ſoll. Dabei hat deutſcher Reiſeverkehr ſelbſt eine von manchen noch unterſchätzte wirkſchaftliche Bedeukung. Er befruchtet die Gewerbe namentlich in den vielen kleineren Plätzen, die durch altüberlie— ferte und bewahrte Kulturmäler den Reiſen⸗ den anziehen und dank naturſchöner, lärm— loſer Lage, ſtaubfreier See- oder Höhenluft und häufig durch heilkräftige Quellen ihn feſthalten. Wenn jetzt die Arbeitsgelegenhei— ten durch allmähliche Umſiedlung zwiſchen Groß- und Kleinſtädten erſprießlicher ver⸗ teilt werden ſollen, ſo bringt der Verkehr in den Reiſemonaten des Sommers und teil— weiſe des Winters bereits einen ſolchen zeit- weiligen Ausgleich mit ſich. Er betrifft nicht bloß das Beherbergungsgewerbe, ſondern je beſſeren Zuſpruch es hat, deſto mehr arbeits- beſchaffende Aufträge zur Verbeſſerung und Vervollkommnung ſeiner Einrichtungen, zur Befriedigung aller Anſprüche an Unterkunft und Verpflegung können dem heimiſchen Handwerk zufließen. Ebenſo heben ſich für Einzelhandel und Gartenbau die Umſätze, und für die Bauernſchaft der Umgegend be— deutet es namentlich in abliegenden Grenz— gebieten gleichfalls einen Nutzen, wenn die Städter ſelbſt als Verbraucher das Land be— ſuchen. Die Umſätze im deulſchen Fremdenverkehr insgeſamt, die in den Kriſenſahren ſtark zu— rückgegangen waren, haben 1934. auf un⸗ zählige Kanäle verteilt, ſchätzungsweiſe wie⸗ der eine Milliarde erreicht und dürften ſich in dieſem Jahre den Umſätzen auter norma— ler Zeiten nähern. Der Zuſpruch von Aus— ländern iſt ebenfalls beträchtlich gewachſen. Bringt er wegen beſonderer vertraglicher Regelungen auch nur teilweiſe Deviſen, ſo werden im übrigen dadurch deutſche Aus- landsſchulden abgetragen. Der Fremde lernt auf Erholungsreſſen das neue Deutſchland auch da kennen, wo das Volksleben noch am urſprünglichſten iſt, und gewinnt ſo ein gründlicheres Verſtändnis Die Aukoſtraßen werden dazu be agen, die Anziehungskraft Deutſchlands als Reiſeland noch zu erhöhen. Um ſo mehr gilt es für den Deutſchen ſelbſt, nach Erkundung ſeiner engeren Heimat an- dere Gaue aufzuſuchen. Durch perſönliche Anſchauung wird das Band zwiſchen den deutſchen Stämmen befeſtigt, die Liebe zum gemeinſamen Vaterlande, das mit ſeinen mannigfaltigen, natürlichen Gaben überall das Herz erfreut, geſtärkt. Die Jugend, für deren Herbergsſammlung jeder gern bei⸗ ſteuerte und zu der nun wieder die altver⸗ traute Erſcheinung des wandernden Hand⸗ werksgeſellen tritt, marſchiert voran. Doch auch der ältere, ſeßhaft gewordene Menſch wird auf einer Wanderfahrt wieder ſung, befreit ſich an deutſchen Geſundbrunnen von Gebrechen, die ſein Schaffen hemmten. Kei⸗ net geht unbeſchenkt davon: für alle deckt die durchfonnte Natur unſerer großen Hei⸗ mal den gaſtlichen Tiſch. Aus den Nachbargebieten Wiederſehensfeier der ehemaligen Auguſtaner. Koblenz, 27. Juni. Am kommenden Sams- jag und Sonntag werden ſich die Angehöri⸗ gen des ehemaligen Kaiſerin Auguſta-Gre⸗ nadier⸗Regimentes in ihrer alten Garniſons- tadt Koblenz zu einer Wiederſehensfeier zu⸗ ammenfinden. Neben der Beratung von Vereinsangelegenheiten werden eine große Kundgebung am Deutſchen Eck, ein Marſch durch die Straßen der Stadt. ein Vorbei⸗ marſch vor dem Schloß, eine Heldengedenk— feier auf dem Ehrenfriedhof und eine Ge— denkfeier am Denkmal der Kaiſerin Auguſta in den Rheinanlagen ſtattfinden. Aus An⸗ laß dieſer Wiederſehensfeier werden am 28., 29. und 30. Juni von allen im Umkreis von 75 km von Koblenz und Ehrenbreitſtein gelegenen Bahnhöfen der Deutſchen Reichs bahn, außerdem von den Bahnhöfen der Reichsbahndirektionen Köln, Eſſen, Frank— furt a. M., Mainz, Saarbrücken und Wup⸗ pertal, auf denen ſtändig Sonntagsrückfahr— karten nach Koblenz aufliegen, Blanko⸗ Sonntagsrückfahrkarten ausgegeben. Vom Rheingold⸗Expreß überfahren. Boppard, 27. Juni. In der Nähe von Boppard wurde die Witwe Moskopf aus Niederlahnſtein beim Ueberſchreiten eines ungeſicherten VBahnüberganges von dem Rheingold⸗Expreß erfaßt und mit großer Wucht zur Seite geſchleudert. Bei dieſem Sturz zog ſich die Frau ſo ſchwere Verlet— zungen zu, daß ſie bereits nach kurzer Zeit verſtarb. Zwei Knaben beim Fußballſpielen ertrunken. Krefeld, 27. Juni. In dem Orte Herlaer ſpielten zwei Brüder am Ufer des kleinen Flüßchens Dommel Fußball. Dabei ſtürzte der jungere im Alter von 9 Jahren plötzlich ins Waſſer. Der 10 Jahre alte Bruder ſprang ſofort nach, um den Verunglückten zu retten. Da beide Kinder nicht ſchwimmen konnten, waren ihre Anſtrengungen, gegen die Strömung anzukommen, vergeblich. Nach einem verzweifelten Kampf verſanken beide in den Fluten und ertranken. Aus der Heimat Hedenktage 27. Juni 1856 Joſeph Meyer, Gründer des Biblio, graphiſchen Inſtituts, in Hildburghau ſen geſtorben. 1862 Der Phyſiker Philipp Lenard in Preß⸗ burg geboren. 1866 Gefecht bei Langenſalza zwiſchen Han— noveranern und Preußen. 1882 Der Kulturphiloſoph Eduard Spran⸗ ger in Groß-Lichterfelde geboren. 1917 Der Nationalökonom Guſtav von Schmoller in Bad Harzburg geſtorben Prot.: Siebenſchläfer— Kath.: Ladislaus Sonnenaufg. 3.38 Sonnenunterg. 20.27 Mondaufg. 0.36 * Der Juli ſteht vor der Tür Der Name des ſiebenten Monats im Jahr, Juli, ſtammt von einem der Großen der Weltgeſchichte. Es war Julius Cäſar, zu deſſen Ehren die Römer im Jahre 45 vor Chriſtus dieſen Monat ſo benannten. Unſere bdeutſchen Vorfahren nannten den Juli viel treffender den Heumond oder Heumonat, ein Name, den wir wieder viel mehr anwenden ſollten. Denn unter dem Begriff Juli ver⸗ ſtehen wir höchſtens geſchichtliche Reminizen⸗ zen, doch in dem Wort Heumond oder Heu— monat weht ſchon der Duft des Heues, der Atem brütend heißer Tage, da liegt ſchon ein Stück deutſchen Sommers drin! In der Tat: Der Jult iſt ein echtes Kind den Feldern, überall ſchwellende üppige zeltes darüber wie eine rieſige Glocke aus Kriſtall, die im heißen Mittag tönend man zu hören glaubt, hohe Nächte mit funkelnden Sternen— ſo ſtellen wir uns den Sommer vor, die Julitage, die die Ferien bringen dem Städter, dem Landmann aber ſchweren res. Da haben die Badeanſtalten, die Seen und Flüſſe großen Zuspruch. Nun iſt zwar auf den Kalender kein Verlaß mehr, meinen wir doch jetzt ſchon, die Hundstage ſeien da! Immerhin, lieber ſoll doch die ſtrahlende Sonne ihre Glut verſenden, als daß nochmals men wir den ſchönen Ausklang des Juni zum Unterpfand dafür, daß der Juli nicht min⸗ gemacht. * Mondunterg. 17.36 des Sommers. Sonnenglut über reifen- Pracht der Natur, das Blau des Himmels⸗ Werkeltag. Am 23. Juli beginnen die „Hundstage“, die wärmſte Zeit des Jah⸗ regneriſche und trübe Wochen kommen! Neh⸗ der ſchön werde, dann wird es Allen recht * Warnung vor Beifallskundgebungen durch Blumenwerfen. der Führer und Reichskanzler als auch andere führende Männer des Reichs und der Bewegung ha— ben bereits wiederholt öffentlich gebeten, von der Unſitte des Blumenwerfens bei feier⸗ lichen Anläſſen abzuſehen, da dieſe Art der Beifallskundgebung Gefahren in ſich birgt. Der Reichs, und preußiſche Miniſter des Dunern erſucht bayer in einem Runderlaß, vor Veranſtaltungen, an denen herporra⸗ gende Perſönlichkeiten teilnehmen, die Be⸗ völkerung vor der Wiederholung derartiger Beifallskundgebungen zu warnen und not⸗ falls mit Strafverfügungen vorzugehen. * Wettervorherſage: Infolge des Druckanſtiegs im Weſten iſt eine etwas ſtärkere Zufuhr kühler Meeresluft möglich, was indeſſen den heiteren Geſamt⸗ charatzer der Witterung wenig beeinträchtigt. Oertliche Gewitter mit vereinzelten Niederſchlä⸗ gen haben vielfach eine leichte Milderung der hochſommerlichen Hitze zur Folge; vorwiegend fc bei ſüdweſtlichen Winden weiterhin wül. Letzte Nachrichten Abſturz im Karwendel. München, 27. Juni. Beim Abſtieg von der weſtlichen Karwendel-Spitze ſtürzte beim Ueberqueren eines Schneefeldes die 42jäh— rige Karoline Haidt aus Fürth in Bayern vor den Augen ihres Mannes 150 Meter tief ab. Der Ehemann erlitt bei dem Ver⸗ ſuch, ſeine Frau zu halten, leichtere Verlet— zungen. Die Leiche der Frau konnte gebor— gen werden. Drei Opfer einer Fleiſchvergiftung. Bielefeld, 27. Juni. Wie unlängſt berich- tet, waren in Bielefeld und Brackwede 20 Perſonen nach dem Genuß von rohem Hack— fleiſch(Schabefleiſch) erkrankt. Schon in der vergangenen Woche war der Kraftfahrer Vögeding an den Folgen der Vergiftung ge— ſtorben. Die Hoffnung, daß alle übrigen Kranken geneſen würden, hat ſich nicht er— füllt. Der 59 jährige Invalide Dietrich aus Brackwede und der 25 jährige Arthur Nagel aus Bielefeld-Schildeſche ſind jetzt geſtorben. Damit erhöht ſich die Zahl der Opfer auf drei. Tragödie im Jorſthaus. Reichenberg(Tſchechoſlowakei), 27. Juni. Im Forſthaus Heidedürfel bei Niemes ſchoß der Förſter den bei ihm zur Kontrolle wei— lenden Forſtrat Nata aus Reichſtadt nieder. Der Tat ſollen Meinungsverſchiedenheiten vorausgegangen ſein. Danach richtete der Mörder die Waffe gegen ſich ſelbſt und ver— letzte ſich tödlich. Gewitter und Anwetter Ueber Dänemark. Kopenhagen, 27. Juni. Ueber einem Teil der Inſel Seeland und einem Teil Jütlands ging ein ſchweres Un— wetter nieder. Zahlreiche Höfe wurden durch Blitzſchlag zerſtört. Bei Aalborg wurde ein Landwirt vom Blitz erſchlagen. Das Ge⸗ treide ſowie Rüben und Obſt wurden auf einem Gebiet von 75 ha vernichtet. Auf der zwiſchen Seeland und Laaland liegenden Inſel Femge war das Unwetter von einem orkanartigen Sturm begleitet, der zahl— reiche Wirtſchaftsgebäude umlegte. Bei dem Unwetter, das nur etwa 10 Minuten dauerte, wurde nicht weniger als 25 mm Niederſchlag gemeſſen. In Süd⸗ und Mittelengland London. 27. Juni Die ſeit einigen Tagen herrſchende Hitze— welle iſt jetzt in Süd⸗ und Mitteleng⸗ land und in Wales infolge zahlreicher Gewitterſtürme und faſt tropiſcher Regen- fälle gebrochen worden. Durch Blitzſchläge wurden in verſchiedenen Teilen des Landes drei Perſonen getötet und zehn verletzt. In verſchiedenen Gegenden gab es große Ueber— ſchwemmungen. 5 In einer Schule in Batheaſton(Graf. ſchaft Somerſel) wurden 40 Schulkinder mit ihrem Lehrer in der Klaſſe vom Hochwaſſer überraſcht. Der Lehrer ließ die Kinder auf die Schreibpulte ſteigen, bis Poliziſten und andere helfer kamen und die Kinder durch die Fenſter ins Freie ſchafften. Hitzemelle in China Schanghai, 27. Juni. Die nordchineſiſche Stadt Tientſin iſt von einer Hitzewelle heimgeſucht worden, wie ſie ſeit langer Zeit nicht beobachtet wurde. Das Thermometer erreichte am Dienstag 43,9 Grad Celſius. Dies iſt die höchſte Temperatur ſeit 1902, wo 45 Gral Celſius erreicht wurden. Vörſen und Märkte Karlsruher Getteidegroßmarkt. Weizennachmehl 17,25 bis 17,50, Weizen- bollmehl 14,25 bis 14,50; Malzkeime 15,50; Wieſenheu, neue Ernte, 4 bis 4,25; Luzerne⸗ kleeheu, neue Ernte, 4,50; Reſt unverändert. Obſt⸗ u. Gemüſegroßmarkt Weinheim vom 26. Juni 1935. Kirſchen Qualität A 25—34, Qualität B 12 24, Qualität C 6—11 Pfg. Erdbeeren Qualität A 23— 24, Qualität B 21—22, Qulität C 17— 20 Pfg. Stachelbeeren grün 1012, Johannisbeeren 1820, Himbeeren 30—32 Pfg. Anfuhr 120 Zentner. Nachfrage gut. Heute nachm. um 14 Uhr Verſteigerung.