. 1 —.— — ——— f 4 Qanbermer Tageblan— Biernbeimer Nachrichten Er 1 täglich nat Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 140 Mk. frei Beilagen: zweimal jährlich den Sommer- und Winter Fahrplan und den Wandkalender. Annahme von Bezugs⸗Beſtellungen in der Geſchäftsſtelle u. bei den Boten Weitverbreitete Tageszeſtung— hacbrichten und Anzeigenblan Fernſprecher 117.— Telegr.: Anzeiger, Viernheim— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Frankfurt . M., Finzel⸗Verkauf der Zeitung von der Geſchäftsſteſle 5 Pfg., Samstags 10 Pfa. ins Haus gebracht. Bochenende“. 4 Viernheimer Zeitung wöchentlich das„Illuſtrierte Geſchäftsſtelle u. von Viernheimer Anzeiger Bierndeimer Bürger-Zig.— Biernb. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die 1àgeſpaltene Weillimeter-Beile 3 Pfennig, Textſpalte 12 Pfennig bei Wiederholung abgeſtufter Nachlaß.— Annahmeſchluß für Anzeigen aller Art vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer ſämtlichen Anzeigen⸗Mittlern Deutſchlands Ankündigungen in dieser Zeitung finden weiteste Verbreitung Plagvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werde Geſchäftsſtelle: Abolf Hitlerſtr. 38 u. des Auslandes Nr. 203 1 Montag, den 2. September 1935 52. Jahrgang 7 7 Der Staat hat die Augen offen Die Kontrolle der Lebensmittelpreiſe. Die neue Verordnung des Reichsernäh— rungsminiſters gegen die Preisſteigerungen auf dem Lebensmittelmarkt hat wieder ein⸗ mal in handgreiflichſter Weiſe gezeigt, daß die zuſtändigen Behörden in Verfolg der Poli⸗ tik der Marktregelung die Bewegung in der Preisſkala keinen Augenblick unbeachtet ge⸗ laſſen haben. Nach ſorgfältigen Erwägungen und unter gleichzeitiger Anhörung aller be— teiligten Kreiſe ſind nun Richtlinien erlai neſ worden, die ſich in den drei Gebieten der direkten Preisſenkung, der Höchſtpreiſe für * ßerem Maße erfolgten. fürchtungen um die gen, die ſich beſonders nach der der Kennziffer von haltungskoſten müſe Erzeuger und der Höchſtpreiſe für Verbrau⸗ cher bewegen Um es an einem Beiſpiel zu zeigen: für Kartoffeln wird eine Senkung der Erzeugerpreiſe feſtgeſetzt, die bis zu 50 Pfennig pro Zentner gegenüber dem Jahre 1934 beträgt; oder nehmen wir ein Beiſpiel aus den Fleiſchpreiſen, Schmalzpreiſe auf den Stand vom 31. März dieſes Jahres geſenkt werden ſollen: da ver⸗ die ebenſo wie die zeichnet etwa das Stcatiſtiſche Amt der Reichshauptſtadt für Rindfleiſch(Bruſt) den Preis vom 7. Auguſt mit 83 Pfennig, wäh⸗ rend er noch am 10. April mit 76 Pfennig ausgewieſen wurde; ähnlich lieat es beim Schweinefleiſch. Oder die gleiche Stelle ver⸗ zeichnet den Preis für Rindertalg vom 7. Es waren in letzter Zeit hier und da Be⸗ Entwicklung des Le⸗ Befürchtun⸗ Erhöhung für Lebenshaltungskoſten 123 auf 124,3 bemerkbar machten. Wer ſolche Beſorgniſſe hatte, beachtete wohl zu wenig, daß die Erhöhung der Lebens⸗ im Juli gegenüber dem Juni durch die verſpätete Ernte an Früh⸗ kartoffeln und durch das unzureichende Er⸗ gebnis der Ernte an Weichobſt und Frühge⸗ außerordentlich ſtark ſaiſonbewegt war. Tatſächlich hat ſich denn auch gezeigt, daß nach Einſetzen der Haupternte in den letzten Wochen die Anlieferungen in grö⸗ Eine ähnliche Er⸗ ſcheinung zeigte ſich beim O bſt, deſſen Preiſe ensmittelpreiſe aufgetaucht, nach dem unzureichenden Ernteausfall der 1 Frühſorten angezogen 2 und des deutſchen Weines“, 8 hatten und deſſen Haupternte bereits größere Mengen auf den Markt zu liefern beginnt. Jedenfalls iſt das Spätſommergemüſe in reichlicheren Mengen auf dem Markt, als es beim Frühgemüſe der Fall war. Schließlich muß man hinſicht⸗ lich der Fleiſchpreiſe berückſichtigen, daß die Steigerung ſelbſtverſtändlich noch zu den Auswirkungen der erheblichen Verknas⸗— pung von Futtermitteln im vergangenen Jahre gehörte. Und endlich durfte man bei der kritiſchen Betrachtung jenes Anſteigens der Kennziffer für die Lebenshaltungskoſten nicht außer acht laſſen, daß die Preiſe ge⸗ rade für die wichtigſten Lebensmittel wie Brot, Milch, Butter, Zucker und Mehl in⸗ 2 der Marktregelung ſtabil geblieben ind. Im übrigen zeigen die Einzetheiten der neuen Maßnahmen des Reichsernährungs⸗ miniſters, daß die oben erwähnten Be— fürchtungen gegenſtandslos ge⸗ worden ſind. Im rechten Zeitpunkt, an der rechten Stelle und im rechten Ausmaß ha⸗ ben die verantwortlichen Behörden einge⸗ riffen. Wer erinnert ſich nicht auch bei jeſer Gelegenheit wieder des Höllentanzes der Preiſe, wie wir ihn im ſtändigen Auf und hechſt ſeltenen Ab in der Shſtemze't alle Jahre wieder erleben mußten! Werbung für den Weinbau Berlin als Patenſtadt für Winzerorte. Berlin, 1. September. Für das im Oktober im ganzen Reichsge⸗ biet ſtattfindende„Feſt der deutſchen Traube hat wie eine Reihe anderer deutſcher Städte auch die Reichshauptſtadt die Patenſchaft für einige inzerorte übernommen. Es bandelt ſich um den größten Teil des Weinbaubezirkes Landau(Pfalz), die Mofetweinorte Trüten⸗ m, Clüßrath und Mehring und den Wein— Monzingen im Nahegebiet. Für die zranſtaltungen in Berlin iſt ein Chrenaus⸗ gebildet worden. Auguſt mit 63.5 Pfennig, während er noch am 10. April 59,5 Pfennig betrug. Ein abeſſiniſcher Schachzug Umfangreiche Konzeſſſonen an eine engliſch⸗amerilaniſche Geſellſchaft zur Ausbeutung der Mineral- und ölſchätze großer Teile Oſtabeſſiniens London, 31. Auguſt. In größter Aufmachung erſchienen in der engliſchen Preſſe Berichte über den Abſchluß eines engliſch-amerikaniſchen Bergbau und Petroleumkonzeſſionsverkrages mit Abeſſi⸗ nien. Es lag in dieſer Angelegenheit zunächſt eine Meldung der„News Chronicle“ aus Addis Abeba vor, wonach der Kaiſer am Freitag einer engliſch⸗amerikaniſchen Geſell⸗ ſchaft mit dem Sitz in London eine bedeu⸗ tungsvolle Konzeſſion zur Ausbeutung der Mineral⸗ und Petroleumſchätze Abeſſiniens gewährt habe. Die Konzeſſion, bei der es ſich um viele Millionen Pfund Sterling handeln werde, beziehe ſich auf die Ausbeutung der Bodenſchätze von Ge⸗ bietsteilen, zu denen auch das ſüdliche Harar an der Grenze der Ogadenwüſte gehöre. Die Vereinbarung ſei von einem Engländer namens E. W. Rickett aus London abge⸗ ſchloſſen worden. Er habe ſich acht Tage in Addis Abeba aufgehalten. In dieſer Zeit ſollen die Verhandlungen bei Tag und Nacht in einem Regierungsgebäude geführt wor⸗ den ſein. Rickett ſei in der Nacht zum Frei⸗ tag von einem Beamten aus dem Bett ge⸗ holt und in einem Kraftwagen zum Palaſt gefahren worden, wo nach einer abſchließen⸗ den Beſprechung mit dem Kaiſer die Unter⸗ ſchrift bei Tagesanbruch vollzogen worden ſei. Hierauf ſei Rickett ſofort über Dſchibuti nach London abgereiſt. Auch„Daily Telegraph“ veröffentlicht in allergrößter Aufmachung eine Meldung ihres Sonderberichterſtatters aus Addis Abeba, die ſich auf dieſe Konzeſſionsertei⸗ lung bezieht. Danach ſoll es ſich um die bri⸗ tiſch⸗amerikaniſche„African⸗Exploitation and Development Corporation“ handeln, der das Recht auf die Ausbeutung der Pe⸗ troleumvorkommen, der Mineralſchätze und der ſonſtigen natürlichen Hilfsquellen von „halb Abeſſinien“ für die Zeit von 75 Jahren gewährt worden ſein ſoll. Der amerikaniſche finanzielle Ratgeber des Kaiſers ſei als Zeuge bei der Unterzeichnung des Vertrages zugegen geweſen. Das Konzeſſionsgebiet beginne im Norden an der Grenze von Eri⸗ trea und führe am 40. Längengrad entlang, durchſchneide die Eiſenbahnlinie Addis Abeba —Dſchibuti und ende am Rudolph⸗See an der Grenze von Kenia. Das Gebiet ſchließe die wertvollen Petroleumvorkommen von Außa⸗Jigjigga ein. Wie„Daily Telegraph“ weiter meldet, verlautet von zuverläſſiger Seite, daß dem Kaiſer kürzlich vorgeſchlagen worden ſei, das Petroleumgebiet von Außa an Italien ge⸗ gen Bezahlung abzutreten. Aus dieſem An⸗ gebot ſei aber nichts mehr geworden. Es handele ſich, ſo ſchreibt der Korreſpon⸗ dent, um das wichtigſte und weittragendſte Ereignis in der Geſchichte Abeſſiniens. Es ſei beabſichtigt, die Petroleumfelder durch den Bau einer ungefähr 500 Kilometer langen Rohrleitung mit Geludia und von dort aus mit einem Hafen am Roten Meer zu verbinden. Der größte Teil des erforderlichen Kapitals von ungefähr 10 Millionen Pfund Sterling werde in Neuyork aufgebracht werden. Man rechne damit, daß bereits in den nächſten Wochen Geologen und Bohr— ſachverſtändige in Abeſſinien eintreffen wer⸗ den, um die erſten Unterſuchungen anzuſtel⸗ len. Es ſei anzunehmen, daß die Einnahmen Abeſſiniens aus dieſer Konzeſſion in den nächſten vier oder fünf Jahren auf etwa drei Millionen Pfund Sterling ſich belaufen dürften. „Daily Telegraph“ berichtet ſchließlich noch von Verhandlungen über den Bau eines Sperrdammes und eines Syſtems von Pumpſtationen am Tang⸗See, die zurzeit in Addis Abeba lau⸗ fen ſollen. Auf eine Anfrage von Aſſociated Preß bei dem in Los Angeles weilenden Präſidenten der Socony Vacuum Dil Corporation, John Brown, die die allgemeinen Auslandsge⸗ ſchäfte der Standard Oil⸗ Company wahr⸗ nimmt, antwortete der Präſident, daß er „gar nichts“ von dem gemeldeten Ab— ſchluß dieſes Abkommens wiſſe. Es ſei ihm auch nicht die African Exploitation and De⸗ velopment Co. bekannt, die mit der Aus⸗ 0 8 dieſes Abkommens betraut werden olle. Im Gegenſatz hierzu verlautet, daß die „African Exploitation and Development Corporation“ tatſächlich von Standard Dil kontrolliert wird. Bei F. W. Rickett handelt es ſich um einen bekannten inkernationalen Finanzmann. Das Konzeſſionsgebiet beginnt an der Grenze von Eritrea, läuft dann längs des 40. Längengrades ſüdlich bis an den Hau⸗ waſch⸗Fluß. Von dort geht die Grenze zur Eiſenbahn Addis Abeba⸗Dſchibuti und dann in ſüdweſtlicher Richtung bis zum Rudolph⸗ See an der Grenze von Kenya. Das Anlagekapital iſt auf 50 Millionen Dollar feſtgeſetzt wor⸗ den. Außerdem beſtimmt der Vertrag, daß die Regierung von Abeſſinien bis zur voll⸗ ſtändigen Fertigſtellung der Ausbeutungs⸗ anlagen jährlich je 5 Millionen Dollar er⸗ hält. Die Vorarbeiten der Geologen für die Oel⸗Bohrungen beginnen bereits in einigen Wochen. Rickett iſt ſogleich nach der Unterzeichnung des Vertrags über Kairo nach London ab⸗ geflogen. Er hat bereits früher bei der Auf⸗ teilung der Oelfelder im Irak an die ver— ſchiedenen ausländiſchen Intereſſen an her⸗ vorragender Stelle mitgewirki. England wünſcht keinen Konffektſtoff Die engliſche Nachrichtenagentur Aſſocia⸗ ted Preß meldet, daß in britiſchen Kreiſen von der Vergebung von Konzeſſionen an britiſche und amerikaniſche Intereſſenten nichts bekannt ſei. Die Regierung habe nicht einmal Kenntnis davon gehabt, daß Ver⸗ handlungen geführt worden ſeien. Ferner werde erklärt, daß der Unterhändler Rickett weder amtliche noch nichtamtliche Un⸗ terſtützung von der britiſchen Regierung erhalten habe, daß ſie— vom Tana⸗See ab⸗ geſehen— keine wirtſchaftlichen Intereſſen in Abeſſinien habe. Bei dieſer Gelegenheit werde daran erin— nert, daß Eden im Unterhaus am 9. Juli mitgeteilt habe, daß die britiſche Regierung die abeſſiniſche Regierung dahingehend un⸗ terrichtet habe, daß ſie es vorziehe, den Ab⸗ ſchluß jedes Abkommens hinauszuſchieben, weil die britiſche Regierung nicht wünſche, irgendwelche Schritte zu tun, die den ge⸗ genwärtigen Streit zwiſchen Italien und Abeſſinien verſchlimmern könnten. Die Frage der Sanktionen Auftraljen will ſich einem Veſchluß über Sühnemaßnahmen widerſetzen London, 31. Auguſt. Reuter meldet aus Canberra: In der auſtraliſchen Bundeskabinettsſitzung waren die Miniſter einſtimmig der Anſicht, daß der auſtraliſche Oberkommiſſar in London, Bruce, jeden möglichen Schritt tun ſolle, um Großbritanniens Bemühungen um die Er⸗ haltung des Friedens zwiſchen Italien und Abeſſinien zu unterſtützen. Es verlautet, daß die Miniſter hinſichtlich der Möglichkeit eines Beſchluſſes, Sühnemaßnahmen anzuwenden, Beſorgnis geäußert und beſchloſſen hätten, den Oberkommiſſar Bruce anzuweiſen, ſich einem ſolchen Beſchluß zu wider- ſetzen. Die Zeitung„Sydney Herald“ ſchreibt: Da Bruce einen Sitz im Völkerbundsrat ein⸗ nimmt und Einſtimmigkeit im Völkerbunds⸗ rat bei derartigen Beſchlüſſen notwendig iſt, bedeutet dies, daß der Völkerbundsrat außerſtande ſein wird, Sühnemaßnahmen aufzuerlegen.— Das Sydneyer Blatt„Tele⸗ graph“ bemerkt noch, daß Bruce als der kommende Präſident des Völkerbundsrates eine wichtige Rede halten werde, in der er dem Völkerbundsrat den Standpunkt Au⸗ ſtraliens darlegen werde. Aus Paris wird gemeldet, daß es im⸗ mer den Anſchein gewinne, als ob Frankreich keineswegs gewillt iſt, einem ſolchen Antrag, wenn er von engliſcher Seite geſtellt werden ſollte, ſtattzugeben. Die Außenpolitikerin des„Oeuvre“ iſt der Ueberzeugung, daß die italieniſchen Truppen Mitte September zum Angriff übergehen würden. Das Blatt verſpricht ſich von Sühnemaßnahmen nur eine moraliſche Wirkung, hält es aber nicht für ausgeſchloſ⸗ ſen, daß die franzöſiſche Regierung ſich unter gewiſſen Bedingungen dem engliſchen Standpunkt anſchließe. Dieſe Bedingung würde darin beſtehen., daß ſich England verpflichte, jedesmal. wenn eine Verletzung der Völkerbundsſatzung in Eu⸗ ropa feſtgeſtellt würde, die gleiche Haltung einzunehmen wie gegenüber dem italieniſch⸗ abeſſiniſchen Streitfall. Der„Matin“ warnt vor der Anwendung von Sühnemaßnahmen. Wenn man das Mittel finde, den Buchſtaben des Völker⸗ bundspaktes mit ſeinem Geiſt in Einklang zu bringen und die Auswirkungen des italie⸗ niſch⸗abeſſiniſchen Krieges zu begrenzen, dann ſolle man ſie anwenden. Wenn man aber der Anſicht ſei, daß daraus ein euro⸗ päiſcher Krieg hervorgehen könnte, dann ſolle man davon Abſtand nehmen. Schwedens Einſtellung Stockholm, 31. Auguſt. Der ſchwediſche Miniſter ohne Portefeuille und frühere Außenminiſter Unden ſchilderte in einer Rede vor den Studenten von Up⸗ ſala die gegenwärtige internationale Lage. Er betonte die Sympathie für Abeſſinien, die ſich auf die Tatſache gründet, daß Abeſſi⸗ nien ein altes chriſtliches Land ſei und auf eine Jahrtauſende alte Unabhän⸗ gigkeit zurückblicken könne. g „Unwillkürlich empört ſich unſer Gefühl“, ſagte der Miniſter,„wenn man ein Land wie dieſes mit wenig entwickelten militä⸗ riſchen Hilfsquellen beſchuldigt, die Sicher⸗ heit einer großen Macht zu bedrohen. Wir erkennen die ritterliche italieniſche Nation nicht wieder. Die öffentliche Meinung in den Mitgliedsſtaaten des Völkerbundes erhebt ſich, wenn der Krieg ein anderes Mitglied bedroht und damit die Grundſätze des Rechts herausfordert, die im Völkerbundspakt nie⸗ dergelegt ſind. Es iſt unmöglich, die Folgen einer ſolchen„kleinen kolonialen Operation“ vorher zu ſehen.“ Der Redner war der Anſicht, daß die Möglichkeit beſtehe, ſelbſt im Rahmen des Völkerbundes eine Neutralitätspolitik zu verfolgen, da die Sanktionen auf beſtimmte Maßnahmen, wie z. B. die Verhinderung der Ausfuhr von Waren beſchränkt werden können. Man muß abwarten, ob der Völker— bund ſich nach einer langen Periode der Schwäche auf ſich ſelbſt beſinnen werde. Machtvoller, glänzender Verlauf des bo jährigen Jubiläums der Krieger⸗Kameraodſchaſt „Haſſia“ viernheim am 31. Auguſt und 1. Septbr. 1035 UUCddadddddadadddddddddddddddadddddoddoddaddddomdaaodaedd Viernheim, 2. September Feſtlicher Glanz liegt über Viernheim. Die Fahnen des neuen Reiches flattern im Wind. Girlanden ſind über den Straßen und an den Häuſern. Und das Schönſte dabei iſt: die liebe Sonne verſchönt alles mit ihrem gol— denen Septemberglanz. So ſind alle Vor⸗ ausſetzungen gegeben, ein frohes Feſt zu feiern, dem ein glanzvoller Verlauf geſichert it. Die alten Soldaten feiern das 60jährige Jubiläum ihrer Vereinigung. Ueber alle Zei⸗ tenſtürme hinweg hat die vor 6 Jahrzehnten geſchaffene Kriegervereinigung ihren von un— lösbarer Kameradſchaft getragenen Verein er— halten. Und wie ſind ſie ſtolz darauf, die vielen hundert alte Krieger und Soldaten, heute noch als Vorbild des Wehrwillens des deut— ſchen Volkes zu gelten und dies ſeltene Jubi— läum mitfeiern zu können. Bei den Vorbereitungsarbeiten wetteifer— ten die Alten miteinander. Jeder wollte ſein Beſtes hinzugeben. Und ſo ſteht dieſes Feſt in ſeiner Organiſation vorbildlich vor uns. An alles, aber auch alles iſt gedacht. Beſonders aber iſt es der wunderſchöne Feſtplatz, die Waldſpielſtätte des Turnvereins, der alles in Erſtaunen ſetzt. Auf dem Wege zum Feſtplatze und auf dieſem ſelbſt ſind unzählige Fahnen maſten angebracht, an denen das ſiegreiche Hakenkreuz flattert. Vor der Kirche iſt eine Tribüne erbaut, von wo die Ehrengäſte den Feſtzug ſehen können. Den Wirtſchaftsbetrieb auf dem Feſtplatz hat die Wirtevereinigung in Händen. Auch hier iſt alles glänzend organi ſiert, ſodaß alle, die vielen Tauſende, ſchnell mit Speiſe und Trank verſehen werden. Das Feſtkomitee beſteht aus 222 Volks genoſſen und 7 mit verſchiedenen Aufgaben betrauten Ausſchüſſen an deren Spitze der Feſt präſident, Herr Lehrer Jakob Klee, für Durchführung des Feſtes verantwortlich zeich— net. Die Eröffnungsfeier am Samstag abend war ein eindrucksvoller Auftakt zu dem Feſte. In der Adolf Hitler— ſtraße mit Spitze am Walfiſch traten die teil⸗ nehmenden Vereine an. Der feſtgebende Verein ſowie ſein Bruderverein„Teutonia“ in geſchloſſenen Zügen. Alle Mitglieder dunkel gekleidet, trugen die einheitliche Kyffhäuſer⸗ mütze und die Armbinde mit dem Hakenkreuz. Weiter ſah man im Zug die Feuerwehr, die Sanitätskolonne, den Reichsluftſchutzbund ſo⸗ wie die Geſang⸗ und Turn- ſowie Sport⸗ vereine. Die verſtärkte Feuerwehrkapelle ſowie der Spielmannszug des Turnvereins beglei⸗ teten den ſtattlichen Aufmarſch, der ſeinen Weg durch die Lorſcher⸗, Wald, Saar- und Induſtrieſtraße nach dem Feſtplatz nahm. Vor der Corſettfabrik ſah man Karruſſels, Schiff⸗ ſchaukel, Schieß⸗ und Zuckerbuden ſtehen, die während den Feſttagen für Groß und Klein Unterhaltung bieten. Die große Zuſchauerhalle der Waldſpielſtätte war zur Feſthalle um⸗ geſtaltet. Vor der Feſthalle iſt eine große Tribüne geſchaffen, auf welcher ſich das Pro⸗ gramm abwickelte. Alles war taghell beleuch⸗ tet, ſodaß die Naturbühne voll zur Geltung kam. Die Burg erſtrahlte im Glanz von hunderten von Glühbirnen und bot ſo ein ein⸗ drucksvolles Bild. Auf der Naturbühne ſelbſt ſind ebenfalls Tiſche und Bänke aufgeſtellt, ſodaß ſich die Beſucher zwiſchen den alten Schwyzer Häuschen wohlfühlen konnten. Die Feſtmuſik, die verſtärkte Feuerwehr⸗ kapelle, eröffnete den Kommers mit einem flotten Marſch. Der Maſſenchor ſämtlicher Viernheimer Geſangvereine ſang unter Stab— führung des Einheit⸗Dirigenten, Herrn Chor⸗ meiſter Hartmann die„Mahnung“. Hier⸗ auf ergriff der Feſtpräſident, Herr Lehrer Jakob Klee, das Wort zu ſeiner Begrüß⸗ ungsanſprache. Er gab ſeiner Freude Ausdruck über das ſchöne Feſtwetter und daß es der Herrgott gut meine mit den alten Soldaten. Sein Willkommensgruß galt allen hieſigen und auswärtigen Kameraden. Sein beſonderes Willkomm galt dem Bezirksleiter des Kyff— häuſerbundes, Herrn Oberſt Schröder, ſo⸗ wie Herrn Oberſtleutnant Rem melbein, dem Kreisverbandsführer Becker-Heppen⸗ heim, dem Gauführer des badiſchen Krieger⸗ bundes Herrn Zinkgräf- Weinheim, Herrn Oberſtleutnant Dr. Hicke- Mannheim, der den Mannheimer Kyffhäuſerbund betreut. Herrn Ortsgruppenleiter Franzke, ſowie den Vertreter der Gemeinde Herrn Bürger⸗ meiſter Bechtel. Dieſen beiden Herren galt ſein beſonderer Dank für die rührige Unter⸗ ſtützung, die ſie bei der Ausgeſtaltung des Feſtes gezeigt haben. Viernheim iſt als Feſt⸗ ſtadt bekannt. Wir haben unſere Jubiläums⸗ feier ſchön ausgeſtaltet, ſodaß alle Beſucher vollauf befriedigt nach Hauſe gehen werden. Seine beſondere Anerkennung und Dank galt den Turnern, Sängern und Radfahrer Viern⸗ heims, die ſich in ſolch vorbildlicher Volksge⸗ meinſchaft zur Verfügung ſtellten und durch ihre Darbietungen das Feſt verſchönern helfen. Ein Volk, ein Führer, eine Gemeinſchaft wol⸗ len wir ſein. So möge dieſes Feſt mit ein Aufbauſtein ſein an den großen Zielen des Führers. In dieſem Sinne herzlich will⸗ kommen, Heil Hitler! a Einem weiteren Muſikvortrag der Feſt— kapelle mener vereins. An Stelle des leider an ſeinem Er⸗ ſcheinen verhinderten Landesführers Sr. Exz. von Oidtmann hielt Herr Oberſt Schr= der die Feſtanſprache. Deutſche Männer, deutſche Frauen, liebe Kameraden! Der Landesführer Sr. Exz. von Oidtmann hat mich beauftragt ſie heute in ſeinem Namen zu begrüßen. Sr. Exz. be⸗ dauert, daß er nicht ſelbſt kommen kann, doch unvorhergeſehene Zwiſchenfälle haben ihn an folgte ein ſehr beifällig aufgenom⸗ ehr Reigen der Turnerinnen des Turn⸗ ſeinem Erſcheinen verhindert. So übermittle ich hiermit den Anweſenden, insbeſonders den Kyffhäuſer⸗Kameraden ſeine herzlichſten Grüße und dem Jubelverein ſeine herzlichſten Glück—⸗ wünſche. Die hieſige Kameradſchaft feiert heute ihr 60jähriges Beſtehen. Das iſt eine lange Zeit. Unter dem Eindruck des jüngſt gewonnenen Krieges gegen Frankreich und der Gründung des Deutſchen Reiches haben ſich 1875 die Kameraden zuſammengefunden um die Kriegerkameradſchaft zu ſchaffen, deren Ziele ſind: Wahrung der Soldatentradition, Aufrechterhaltung des Wehrwillens im Volke und Pflege des Kameradſchaftsgeiſtes. Der Redner verbreitete ſich dann in längeren Aus⸗ führungen über dieſe drei Geſichtspunkte der Kriegervereine. Wie beſonders im Weltkriege es ſich gezeigt habe, daß der Wehrwille und die Kameradſchaft im Volke wach geblieben iſt. Er ſtreifte die Jahre der Schmach, von 1918 bis 1933, wo Marxiſten und vaterlands⸗ loſe Geſellen den Kriegervereinen ihre Fahnen und Waffen hinwegnehmen wollten, um den Wehrgedanken im Volke zu erſticken. Doch über alle Stürme hinweg haben ſich die Krie⸗ gervereine erhalten. Und nur wird der große Deutſche Kriegerbund, der Frontſoldatenbund kommen, er muß kommen. Der Führer will es und darum hat es zu geſchehen. Da heißt es Maul halten, nicht zu meckern, ſondern zu gehorchen. Der Reichskriegerbund Kyffhäuſer wird bei dieſer Vereinigung ſeiner Größe und Wichtigkeit nach die entſprechende Rolle ſpielen. Der Reichskriegertag in Kaſſel, wobei 300 000 alte Krieger aufmarſchierten, war ein erhebendes Erlebnis für uns. Der Redner gab hierauf noch einen Ueberblick auf das Werden und Weſen der Kriegervereine und feierte den Führer und Reichskanzler als Frontſoldat und ſeine gewaltigen Leiſtungen die er als einfacher Gefreiter im Weltkriege geleiſtet hat. Als alter Krieger, die wir das Vertrauen des Führers genießen, müſſen wir ſtolz darauf ſein. Doch dieſer Stolz darf ſich nicht in Hochmut auswirken, ſondern er ver⸗ pflichtet jeden, an ſeinem Platz mitzuarbeiten an dem Aufbau des Vaterlandes. Wir wollen der neugeſchaffenen deutſchen Wehrmacht Vor— bild ſein, gutes Beiſpiel und Rat geben. Der Führer hat uns wieder die Ehre gegeben, wir ſind kein wehrloſes Volk mehr. Stehen wir deshalb treu zu unſerem Führer. Treue iſt das Mark der Ehre, ſagte unſer Hindenburg. So wollen wir die Treue bekräftigen. Wir geloben unſerem Reichskanzler und oberſten Führer der Wehrmacht treue Gefolgſchaft, Hingabe unſerer Arbeitskraft, Aufopferung von Hab und Gut und unſeres Lebens. Ein dreifaches„Sieg Heil“ beſchloß dieſe herrliche Feſtrede, die bei den Tauſenden tiefſten Eindruck hinterließ. Spontan geſungen, wie um den Treue⸗ ſchwur zu bekräftigen, erklangen das Deutſch⸗ land- und das Fahnenlied hinaus in die Nacht. Dem Jubelverein wurde hierauf noch die Fahnenſchleife der Haſſia überreicht und an die Fahne geheftet. Nach einem Muſikvortrag und dem Kunſtturnen am Reck entbot Herr Bürgermeiſter Bechtel dem Jubelverein die Glückwünſche der Gemeinde ſowie allen Gäſten einen frohen Willkommengruß in Viernheim. Möge das Feſt einen fröhligen, vom Geiſte der Volksgemeinſchaft getragenen Verlauf nehmen. Die Geſangvereine brachten nun macht⸗ voll die beiden Chöre„Deutſchland, heiliger Name“ ſowie„Wenn gen Himmel Eichen ragen“ zum Vortrag. Kunſtreigenfahren des Radfahrervereins„Vorwärts“ und Barren⸗ turnen der Muſterriege des Turnvereins bildete die Fortſetzung. Dann wurde machwoll und packend die Rütliſcene aus Schillers Tell zur Aufführung gebracht. Beim Rütliſchwur erhob ſich alles von den Plätzen und lauſchte er⸗ griffen den unſterblichen Schiller'ſchen Worten, die auch auf unſere heute Zeit ſo treffend paſſen: „Wir wollen ſein ein einzig Volk von Brüdern in keiner Not uns trennen und Gefahr!“ Nochmals ein Reigen der Turnerinnen, Reigenfahren der viel Beifall erntenden Rei⸗ genmannſchaft des„Vorwärts“, muſikaliſche Darbietungen, dann war das Programm be⸗ endet. Es ging ſtark auf 12 Uhr. Der Feſt⸗ platz leerte ſich langſam. Der Auftakt war großartig. Hoffentlich erfüllt auch der eigent⸗ liche Feſttag die an ihn geſtellten Erwartungen. Der Feſtſonntag war ebenfalls von ſtrahlend ſchönem Wetter begünſtigt. Um 7,15 Uhr traten die Kyff⸗ häuſerkameraden am„Fürſten Alexander“ an zum Kirchgang. In geſchloſſenem Zuge wurde zur Kirche marſchiert. Um 10 Uhr fand im Freiſchützſaale der Kreisverbands⸗ tag ſtatt. Die Leitung lag in Händen des Kreisführers Becker-Heppenheim. Die Beauf⸗ tragten der Vereine waren zahlreich erſchienen und wurden von Herrn Bürgermeiſter Bechtel im Namen der Gemeinde Willkommen ge⸗ heißen. Auf der Tagung wurden wichtige Fragen behandelt und die entſprechende Be⸗ ſchlüſſe gefaßt. Gleich nach Mittag wimmelte es auf den Straßen von Menſchen. Der Feſtzug wurde um ½3 Uhr aufgeſtellt und formierte ſich in der Weinheimerſtraße. Unter klingen⸗ dem Spiel kamen die zahlreichen Vereine zum Aufſtellungsplatz gezogen. Der Feſtzug hatte eine Zugdauer von 20 Minuten. 81 Kyff⸗ häuſer⸗ und alte Kriegervereinsfahnen wurden mitgeführt. Beſonders fielen auf die Abtei⸗ lung der Arbeitsdienſtler, die Gruppe der Ko⸗ lonialkrieger ſowie die Gruppe mit den alten Vorkriegsuniformen der verſchiedenen Waffen- gattungen. Auf der Tribüne vor der Kirche wurde von dem Bezirksführer Oberſt Schröder mit ſeinem Stabe die Parade abgenommen. Während des Zuges war Gefallenenehrung. Das Ganze macht halt und gedachte der toten Kameraden. Die Muſikkapelle ſpielte das Lied vom guten Kameraden und die Glocken der Zwölfapoſtelkirche erklangen zum Trauerge⸗ läute. Auf dem Feſtplatz angekommen wurden die Kameraden von dem Feſtpräſidenten Herrn Lehrer Jakob Klee in kurzen markanten Worten willkommen geheißen, dann entwickelte ſich ein buntes Bild froher Geſelligkeit. Viele alte Frontkameraden trafen ſich einmal wie⸗ der und teilten teils frohe, teils traurige. Erinnerungen aus. Die Kapellen konzertierten und bald war reger Betrieb. Am Abend war nochmals kameradſchaftliches Zuſammenſein auf dem Feſtplatz, wobei auf der ausgedehn⸗ ten Tribüne fröhlich das Tanzbein geſchwungen wurde. e ö So nahm das große Jubiläumsfeſt in allen ſeinen Teilen einen ſehr ſchönen Verlauf, wozu man den Jubelverein und ſeinen rührigen Feſtpräſidenten nur beglückwünſchen kann. Nachfeier Heute nachmittag vergnügen ſich die Kin⸗ der und am Abend iſt die Schlußveranſtaltung. Nochmals allſeitig viel eVrgnügen. okale Viernheim, 2. September Sinnſpruch So viel gibt's was beglücken kann Und Freude macht entſtehen; Es kommt auf Herz und Augen an, Daß ſie, was Glück iſt, ſehen. Trojan. * * Vom Standesamt. Im Monat Au guſt wurden in unſerer Gemeinde 29 Kin⸗ der zur Welt gebracht. 10 Perſonen ſind ge⸗ ſtorben. Weiter wurden 12 Cheſchließungen regiſtriert. 1 Sterbetafel. Kurz vor 12 Uhr ver⸗ kündeten die Sterbeglocken das Ableben von Frau Anna Schmitt geb. Bugert, Neu⸗ häuſerſtraße, die im Alter von 66 Jahren das Zeitliche geſegnet hat. Möge ihr die Erde leicht ſein. * Zwei Kinder verletzt. Geſtern nachmittag ereigneten ſich zwei Unfälle, wobei Kinder verletzt wurden. Auf der Saarſtraße wurde ein Kind von einem Auto angefahren und kam unter das Auto zu liegen. Glück⸗ licherweiſe aber zwiſchen die Räder, ſodaß das darüberfahrende Auto das Kind nicht weiter verletzte Lediglich am Kopfe hat es eine Schramme erhalten.— An der Schiffſchaukel, welche vor der Corſettfabrik ſteht, löſte ſich ein Brett und flog einem 10jährigen Mädchen an die Bruſt. Das Kind erlitt ſtarke Prel⸗ lungen und mußte ſich in ärztliche Behandlung begeben. * Vom Sonntag Der erſte Septemberſonntag ließ ſich wirklich gut an. Den ganzen Tag über ſtrah⸗ lenden Sonnenſchein. Am nachmittag war ge⸗ radezu ſommerliche Hitze. Der Tag ſtand ganz im Zeichen des großen Jubiläumsfeſtes der „Haſſia“. Durch das günſtige Wetter nahm das Feſt einen ſehr guten Verlauf und die Veranſtalter werden hierüber gewiß glücklich ſein. So hat ſich die Verlegung doch gelohnt, denn auf den erſt feſtgeſetzten Sonntag im Mai war miſerables Wetter geweſen. Durch dieſes Feſt und auch durch das erſte Verbands- ſpiel der Sportvereinigung hatten wir hier einen überaus mächtigen Fremdenverkehr. Be⸗ ſonders in der Saarſtraße wogte es den ganzen nachmittag auf und ab. Viele tauſend aus⸗ wärtige Beſucher hatten wir. Auf dem Feſt⸗ platz werden wohl 56000 Menſchen geweſen und auf dem dem Waldſportplatz hatten ſich mehr als 2000 Beſucher eingefunden. Die Grünen zeigten ein ſehr ſchönes flüſſiges Spiel und hatten bis 12 Minuten vor Schluß noch 3.0 gewonnen. Dann wurde die Mannſchaft etwas leichtſinnig und ließ ſich überrumpeln, ſodaß das Endreſultat 3:3 lautete. FFF Deutſcher horch auf gegen die Staatsfeinde Groß⸗ kundgebung der NS dA Donnerstag Abend im „Freiſchütz“! — em bi aße NU üc das iter ine kel, — W — — In kurzen Worten Außenminiſter Hoare iſt erkrankt. Man hofft ledoch, daß er in einigen Tagen ſeine Amtsgeſchäfte wieder aufnehmen kann. „Matin“ hält den Konzeſſionsvertrag als nicht gegen die Abmachungen von 1906 oder 1925 verſtoßend. Die italieniſche Preſſe iſt über den Ab- ſchluß des Konzeſſionsvertrages empört. Falls er ſich bewahrheite, ſtelle er einen Bruch der von England eingegangenen in- ternationalen Verträge wie der von Ameri⸗— ka kürzlich abgegebenen Neutralitätserklä⸗ rung dar. Staatsſekretär Hull erhielt durch die ame— rikaniſche Geſandtſchaft in Addis Abeba den Abſchluß des Konzeſſionsvertrages beſtätigt. Hull äußerte ſich dazu dahin, daß ein Hin- einziehen der amerikaniſchen Regierung in dieſe Angelegenheit nicht zu befürchten ſei. In politiſchen Kreiſen meint man jedoch, daß dieſes Desintereſſement Amerikas kaum lan— ge anhalten dürfte. Präſident Rooſevelt hat am Samstag die Neutralitätsvorlage unterzeichnet. Die amerikaniſche Regierung hat in einer Erklärung Moskau zu verſtehen gegeben. daß ihre künftigen freundſchaftlichen Bezie⸗ hungen zu Sowjetrußland nur von ſtrenger Innehaltung des ſowietruſſiſchen Nichtein⸗ miſchungsverſprechens in die inneren Ange⸗ legenheiten des amerikaniſchen Volkes ab— hängen. Erregung in Italien Lebhafte Diskuſſionen in der Preſſe. Rom, 1. Sept. Die Preſſe bringt ſpalten⸗ lange Berichte mit großen Schlagzeilen und eigenen Kommentaren. Man erwartet je⸗ doch allgemein eine amtliche Beſtätigung der Nachricht. So verſieht„Giornale d'Ita⸗ lia“ ſeine Ueberſchrift„Ein koloſſales engli— ſches Geſchäft zur Ausnutzung der Kohlen- und Petroleumſchätze Abeſſiniens“ mit einem Fragezeichen. Die„Tribuna“ ſetzt über ihre Londoner Stellungnahme die Ueberſchrift: „Es handelt ſich um Petroleum und nicht um den Völkerbund“ und erinnert an den be— kannten Ausſpruch über die Engländer:„Sie ſagen Chriſtus und meinen Baumwolle“. Der Abſchluß des Vertrages bedeute, ſo erklärt die„Tribung“, einen Schlag gegen die italieniſchen Intereſſen und habe gerade in der beſonderen Lage des Augenblicks vol⸗ lends den Charakter eines Fauſtſchlages in den Kücken Italiens ſowohl von Seiten des Negus wie von Seiten Englands. Der Ver- krag decke ein Weſpenneſt politiſcher und ju⸗ riſtiſcher Fragen auf. Vielleicht wäre es an⸗ gebracht, von einem Gordiſchen Knoten zu reden, der nur mit dem Schwert durchhauen werden könnte. In längeren Ausführungen bezeichnet das Blatt den Vertragsabſchluß als eine ſchwere Verletzung der internationalen Verpflichtun⸗ gen Englands. Ein engliſcher Nat London, 1. Sept. In einer Erklärung des Foreign Office wird erklärt, daß der briti⸗ ſche Geſandte in Addis Abeba ermächtigt worden iſt, für den Fall, daß der Bericht über die Erteilung der Oelkonzeſſionen rich tig iſt, dem abeſſiniſchen Kaiſer mitzuteilen, daß die britiſche Regierung ihm rate, die Konzeſſionen vorläufig nicht zu erteilen. Von Fypeeren getroſſen Mordanſchlag auf den Diener des italieni⸗ ſchen Konſuls. Addis Abeba, 1. Sept. Auf den eingebo— renen Diener Kebbada des italieniſchen Kon⸗ ſuls Muzzi Falconi, der ſeinen Herrn be— gleitete und Augenzeuge ſeiner Verwundung war, wurde in der Nacht ein Mordverſuch verübt. Unbekannke Täter lauerten dem diener auf und verletzlen ihn durch zwei Speerwür⸗ ſe, ſo daß er in ein Krankenhaus eingeliefert werden mußte. Die Regierung hat eine Unterſuchung eingeleitet. Neſerviſten unter Waffen Manöverſchluß in Italien.— Eine Rede Muſſolinis. Bozen, 1. Sept. Die große Truppenſchau beendete die italieniſchen Alpenmanöver. Acht Diviſionen waren im Nonstal aufgeſtellt. Der Duce ſprach im Namen des Königs den Offi⸗ zieren und den Soldaten ſeine Anerkennung aus und fügte als Miniſter der bewaffneten Macht ſeine Anerkennung hinzu. Muſſolini erklärte weiterhin, in anderen Zeiten ſeien die einberufenen Reſerviſten nach den Manövern entlaſſen worden, doch das geſchehe in dieſem Jahre nicht. Im September würden noch 200 000 Mann eingezogen, ſo daß die italieniſche Wehrmacht die vorge⸗ ſehene Zahl von einer Million Mann unter den Waffen haben werde. Die Welt ſolle wiſſen, daß, wenn weiterhin in törichter und provokatoriſcher Weiſe von Sanktionen geſprochen werde, Italien auf keinen Soldaten, leinen Matroſen und keinen Flieger verzichte, ſondern ſeine Streitmacht auf die höchſte Effektioſtärke bringen würde. Die hohe Moral und die Widerſtandskraft del Truppen hätten gezeigt, daß ſie auch die härteſten Anforderungen bis zu Ende erfüllen werden, wenn das Vaterland ſie rufe. hatte, wurde Moltke durch einen Neues aus aller Welt Großer Fellediebſtahl. In den letzten Ta⸗ gen wurden bei einem Einbruch aus einern Verſteigerungsraum in Leipzig 475 Sil⸗ berfuchsfelle, 122 Blaufüchſe, ein Weißfuchs, zwei Kreuzfüchſe und 212 Nerze(ſämtlich Rohfelle), ſowie 40 gefärote Südweſt⸗Per⸗ ſianer geſtohlen. Der Schaden beträgt 80 000 RM. Für die beigebrachte Ware ſind 10 Prozent Belohnung ausgeſetzt. Wieder ein Starkſtromunglück. Der 22⸗ jährige Monteur Scherf und der verheirate— te 34 Jahre alte Inſtallateur Schaupp, die im Elektrizitätswerk Happ beſchäftigt wa⸗ ren, gerieten am Donnerstag bei der Arbeit mit der Starkſtromleitung in Berührung und ſtürzten ab. Scherf war ſofort tot, wäh⸗ rend Schaupp mit ſchweren Verletzungen in das Krankenhaus gebracht werden mußte. Von einem Wilderer niedergeſchoſſen. Der Sohn des zweiten Bürgermeiſters Gut⸗ hardt von Bundorf, der bei der Grafl. Ol⸗ denburgiſchen Forſtverwaltung in Birken⸗ feld angeſtellt iſt, wurde bei Wienhau⸗ ſen im Walde von einem Wilderer ange— ſchoſſen und ſchwer verletzt. Aus Bergnot gerettet. Zwei Wander⸗ burſchen wollten dem Drahtſeil folgend den Predigtſtuhl erſteigen, verirrten ſich aber und gerieten in eine ſchwierige Lage. Einem von ihnen gelang es, das Berghotel zu er⸗ reichen und Meldung zu machen. Eine Ret⸗ tungsmannſchaft begab ſich daraufhin in der Nacht an die Unfallſtelle und befreite den zweiten Wanderburſchen aus ſeiner bedroh— lichen Lage.— Ein 18 Jahre alter Mann und deſſen 14jährige Schweſter wollten vom ſogenannten Bildſtöckl aus zu Fuß den Predigtſtuhl erreichen. Auch ſie gerieten in die Felſen und konnten weder vor- noch rückwärts. Zwei Bergführern gelang es, die Geſchwiſter unter großen Schwierigkei⸗ ten zu bergen. Die Schlacht bei Sedan 2 Die blutigen Kämpfe vor Metz, die Schlach⸗ ten vom 14., 16. und 18. Auguſt, bei Colom⸗ bey⸗Nouilly, Vionville und Mars⸗la⸗Tour, Gravelotte. St. Privat waren vorüber, die Armee des Marſchalls Bazaine war in die ſtarke Moſelfeſtung zurückgeworfen. Dort wurde ſie nach der neuen Heereseinteilung, die Moltke nach den Schlachten vor Metz vor⸗ genommen hatte, von den Einſchließungs- truppen der Erſten Armee unter Führung des Prinzen Friedrich Karl feſtgehalten. Zur freien Verfügung gegen das andere franzö⸗ ſiſche Heer unter dem Marſchall Mac Mahon, der im Lager von Chalons ſeine Truppen verfſammelt hatte, ſtanden die Maasarmee unter dem Kronprinzen Albert von Sachſen und die Dritte Armee unter Führung des e Friedrich Wilhelm von Preu— en. Ueber Mac mahons Pläne, über die man die verſchiedenſten Nachrichten hatt günſtigen Zufall genau unterrichtet. Ueber London traf nämlich eine Meldung aus Paris ein, der franzöſiſche Marſchall, in deſſen Beglei- tung ſich auch Kaiſer Napoleon befände, ſei mit ſeiner Armee bereits nach Reims abge- rückt, er habe die Abſicht, ſich mit Bazaine zu vereinigen Um dies zu verhindern, ließ Moltke ſeine beiden Armeen einen Rechts- abmarſch vornehmen und alles vorbereiten, um in ſchnellen Märſchen dieſe geplante Ver— einigung zu verhindern. So ſchwenkten die beiden deutſchen Armeen nach Norden ab, alles vollzog ſich reibungs— los. Anders bei den Franzoſen, hier gab es Befehle und Gegenbefehle. Unordnung und mangelhafte Verpflegung nahmen den Truppen ſehr bald das Ver— trauen zur Führung. Es kam dazu. daß die Korpskommandonten ſich nicht an MacMa— hons dringenden Befehl hielten. möglichſt ſchnell die Maas amiſchen ſich und den an⸗ Trauerfeier für die Opfer der Arbeit. Eine Erinnerung an den 2. September 1870 rückenden Gegner zu vringen. So kam es am 30. Auguſt zum Ueberfall bei Beaumont, dem verhängnisvollen Vorſpiel zum Tage von Sedan, das den Franzoſen einen Ver⸗ luſt von annähernd 8000 Mann brachte, ganz abgeſehen von der erneuten moraliſchen Einbuße. Mac Mahon entſchloß ſich unter dieſen Um⸗ ſtänden, bei Sedan, der kleinen Feſtung im Tal der Maas, ſeine durcheinandergekomme— nen Korps neu zu ordnen. Alle Teile der Armee ſollten auf die Höhen bei Sedan marſchieren, nicht etwa, um dort dem Geg⸗ ner eine Schlacht zu liefern, ſondern ſich lediglich mit Munition und Proviant zu ver⸗ ſorgen. Er hoffte— den Marſch nach Metz hatte er inzwiſchen aufgegeben—, in weſt⸗ licher Richtung nach Mezieres dem anrücken⸗ den Gegner entweichen zu können. Aber be⸗ reits am 31. Auguſt kam es bei Bageilles zu blutigen Kämpfen, die Bayern waren da und hielten franzöſiſche Truppenteile durch einen überraſchenden Angriff feſt. Schon an dieſem Tage war die Lage hoffnungslos für Mac Mahon, mit dem Rük⸗ ken ſtand er gegen die Landesgrenze, in weitem Bogen näherten ſich die feindlichen Truppen Der 1. September brach an und Sedan, die unbedeutende nordfranzöſiſche Kleinſtadt, ſollte Weltgeſchichte ſehen. MacMahon, der durch das Sprengſtück einer Granate ver— wundet worden war, übergab den Oberbe— fehl dem Genn' Ducrot, der den beſchleu— nigten Abme zach Weſten befahl. Sehr bald wurde aber alles geändert. General Wimpffen meldete ſich als vom Kriegs- miniſter für den Fall eines Ausſcheidens MacMahons beſtimmter Oberbefeh'shaben und befahl, ſich zum Kampf zu ſtellen, weil er immer noch glaubte, die Vereinigung mit Bazaine erzwingen zu können. So nahm das Schickſal ſeinen Lauf. Die Franzoſen wurden in das Tal der Maas und Weltbild(M) Die bei dem Berliner Einſturzunglück ums Leben gekommenen Opfer wurden in ſchlichten Eichenſärgen vor dem Berliner Schloß im Luſtgarten aufgebahrt. Ab⸗ teilungen des Arbeitsdienſtes waren aufmarſchiert, um den Toten das letzte Ge— leit zu geben. —— in die Jeſtung zurückgeworfen. ö Am Abend erſchien ein franzöſiſcher Parla⸗ mentär vor dem greiſen König Wilhelm von Preußen, um die Waffenſtreckung anzuzei⸗ gen Noch in ſpäter Stunde trafen ſich Bis⸗ marck und Moltke mit den Herren ihrer Be⸗ gleitung in Donchery mit der franzöſiſchen Abordnung. Zunächſt konnte man ſich nicht einigen. weil Moltke an der Forderung der bedingungslofen Waffenſtreckung feſthielt. Erſt am Morgen des 2. Sep- tember ſahen die Franzoſen die Nutzloſig⸗ keit weiteren Widerſtandes ein, das geſamte Heer— einige 80 000 Mann— ſtreckte die Waffen, mit Kaiſer Napoleon an der Spitze. So wurde der Tag von Sedan für alle Zeiten ein Großtag preußiſch⸗deut⸗ ſcher Geſchichte. Die neue 5ozialordnung Eröffnungsſitzung der Reichsarbeitskammer. Berlin, 1. September. „Die Reichsarbeitskammer, eine neue wich- tige Säule im organiſchen Aufbau des Staats, hat in feierlichem Rahmen ihre Eröffnungsſitzung abgehalten. Zuſammen mit den 80 Mitgliedern der Kammer— den Amtsleitern und Gauwal⸗ tern der DAF, den Leitern der Reichsbe⸗ triebsgemeinſchaften und einer Reihe von Einzelperſonen— waren im feſtlich ge⸗ ſchmückten Sitzungsſal der„Bank der deut⸗ ſchen Arbeit“ viele Ehrengäſte erſchienen. Als Beauftragter für die Durchführung der Leipziger Vereinbarung eröffnete Haupt⸗ amtsleiter Selzner die Tagung. Staatsſekretär Krohn vom Reichs- und preußiſchen Arbeitsminiſterium überbrachte der Kammer die Glückwünſche namens der geladenen Reichs- und preußiſchen Miniſter, Bebörden und Ehrengäſte. Die Reichsar⸗ veilstkammer ſoue zufſammen mit den Mit⸗ gliedern der Reichswirtſchaftskammer den Reichsarbeits- und wirtſchaftsrat bilden und damit in die höchſte Selbſtverwaltungskör⸗ perſchaft auf ſozialiſtiſchem Gebiet eingehen. Reichsorganiſationsleiter Dr. Ley nahm hierauf in ſeiner Eigenſchaft als Lei⸗ ter der Reichsarbeitskammer das Wort. Er führte u. a. aus: Während noch im ganzen übrigen Europa die Sozialordnung von klaſſenkämpferiſchen Gedanken mehr oder weniger erfüllt iſt, kann allein Deutſchland ſich rühmen, den Klaſſen⸗ kampf innerlich und äußerlich hinwegge⸗ räumt zu haben. Arbeitnehmer und Arbeit- geber bilden heute bei uns eine ſchickſalhafte⸗ Gemeinſchaft. Unſere Sozialpolitik iſt auf weite Sicht eingeſtellt. Wir dürfen uns ge⸗ rade auf dieſem Gebiet nicht verleiten laſſen, Flickwerk zu tun. Nur wenn ſie allein nützt, hat ſie Wert. Wenn man dem Arbeiter et⸗ mas nehmen muß, um es der Wirtſchaft zu geben oder umgekehrt, ſo wäre eine ſolch⸗ Sozialpolitik verderblich. Wir ſind zu der Ertenntints getommen, daß nicht etwa die Lohnfrage die Sozialordnung des Menſchen allein ausfüllt, daß es vielmehr ſeine Stellung im Volk, ſeine Ehre iſt. Es iſt eine Lüge, ſo betonte Dr. Ley unter ſtürmiſcher Zuſtimmung, daß der Arbeiter nur um Lohnpfennige gekämpft hätte. Er hat gekämpft um die Anerkennung ſeiner ſelbſt und ſeiner Ehre. Vielleicht iſt es richtiger, ſtatt von Selbſt⸗ verwaltung von der Selbſtverantwortung der Menſchen zu ſprechen. Dieſe Selbſtverantwor⸗ tung wollen wir fördern. Es iſt uns gelun⸗ gen, eine neue tief und feſt geſicherte Sozial⸗ ordnung aufzuſtellen, wie ſie in den Geſet⸗ zen der letzten Jahre ihren Ausdruck findet. Und mag die Komintern ſchwätzen, was ſie will— dem deutſchen Arbeiter, der eine an⸗ dere innere Haltung eingenommen hat, der von einem neuen beſſeren Geiſt erfüllt iſt, ihn bekommt ſie nie wieder! Anſchließend nahm der Leiter der Reichs⸗ arbeitskammer nach Abnahme des Eides die Verpflichtung jedes einzelnen Mitglieds durch Handſchlag vor. Am Nachmittag trat die Kammer zur erſten Arbeitstagung zuſammen. Neue Fpeiſekartoffelpreiſe Senkung ab 1. Sepkember. Berlin, 31. Auguſt. Die Hauptvereinigung oer deutſchen Kartoffelwirtſchaft gibt ſoeben die neuen Erzeuger-Speiſekartoffelpreiſe be⸗ kannt. Jür die Gebiete Oſtpreußen, Pommern, Mecklenburg(außer Lübeck), Kurmark. Schleſien wurden für weiße, rote und hlaue Sorten 2 Mark bis höchſtens 2.30 Mark je Jenkner, für gelbe Sorten 2.30 bis 2.60 Mark je Zentner frei Empfangsſtation der Verbraucherplätze feſtgeſetzt. Für das übri⸗ ge Reichsgebiet lauten die Preiſe für weiße, robe und blaue Sveiſeware 2.30 bis 2.50 Mark, für gelbe 2.60 bis 2.80 Mark je Jenkner frei Empfangsſtatkion der Ver⸗ braucherplätze. Dieſe Preiſe gelten ab 1. September und bleiben für die Monate September, Ok- tober und November unverändert. Vom De⸗ zember ab erhöhen ſich die Preiſe für jeden Monat um 10 Pfennig je Zentner. Die Preiſe enthalten alle Fracht- und Verſand⸗ ſpeſen bis zum Empfangsort. Die Fracht darf jedoch 50 Pfennig je Zentner nicht über⸗ ſteigen. Weinheimer Schweinemarkt Zugeführt 431 Stück, verkauft 332 Stück. Milchſchweine das Stück von 12—17 Mark, Läufer das Stück von 20—55 Mark. Markt⸗ verlauf gut. . 8 N* 85 * 55 9 1 Den letzten Toten geborgen Abſchluß der Bergungsarbeiten in Berlin. Berlin, 1. Sept. An der Unglücksſtelle in der Hermann Göring-Straße konnte am Samstag abend nach größten Schwierigkeiten nun auch das letzte, das 19. Opfer des Ein⸗ ſturzunglücks geborgen werden. Ein letztes Mal wurde eine Bahre in den Schacht getragen und an Seilen heruntergelaſſen in den beſon⸗ deren quadratiſchen Seitenſchacht, in deſſen Tiefe, noch unter der alten Tunnelſohle, ſchon im Grundwaſſer, die Leiche des Schachtmeiſters Dimke lag. Die Hände hoben ſich zum letzten Gruß, als die Bahre in die Höhe gehoben wurde. Im Miniſtergarten hielt Reichsminiſter Dr. Göbbels eine Anſprache, in der er allen Hel⸗ fern dankte. In einem Telegramm meldete er dem Führer den Abſchluß der Arbeiten. — Neue Nieſendampſer Amerika will 90 000 Tonnen⸗Dampfer bauen. Neuyork, 1. September. Wie man aus einer Aeußerung des Gou⸗ verneurs von Maſſachuſetts, James Curley, entnehmen konnte, plant die amerikaniſche Regierung mit Hilfe zweier großer Schiff⸗ fahrtsgeſellſchaften einen Perſonendampfer zu bauen, der etwa 90 000 Tonnen faſſen ſoll. Damit würden ſelbſtverſtändlich die franzöſiſche„Normandie“ und auch die für nächſtes Jahr vorgeſehene engliſche„Queen Mary“ bei weitem in den Schatten geſtellt verden. Es iſt freilich eine längſt bekannte Tat⸗ ſache, daß derartige Rieſendampfer wie die „Normandie“ mit ibren 79000 Tonnen und die„Queen Mary“ mit annähernd der glei⸗ chen Tonnenzahl auf keinen Fall mehr den Anſprüchen der Rentabilität entſprechen. Die Betriebskoſten für derartige Ozeanrieſen werden proportio⸗ nal zu ihrer Größe ſelbſtverſtändlich ſehr viel höher. Somit kann man auch ausrech⸗ nen, daß der von amerikaniſcher Seite ge- plante neue Koloß auf keinen Fall rentabel die Ozeane durchqueren könnte. Und dennoch wird mit einem erheblichen Zuſchuß, alſo unter dauernden Verluſten, auch der 90 000 Tonnen-⸗Rieſe über die Meere fahren. Aber dieſe Reiſen haben nur den Zweck, das Schiff einzuſpielen und für größere Aufgaben bereitzuhalten. James Curley verriet ſich nämlich inſofern, als er darauf hinwies, daß die bisherigen Perſo⸗ nendampfer für den Ozeanverkehr„im Ernſtfalle“ den Anforderungen nicht genü⸗ gen würden, die man an derartige Schiffe ſtellen müſſe. Man beabſichtigt eben, den neuen Schiffsrieſen einzig und allein für Truppentransporke im Kriegsfalle bereitzuhalten. Er würde durch Kriegsſchiffe, U-Boote und Zerſtörer, ſorgſam eingekreiſt und geſchützt gegen An⸗ griffe zu Waſſer oder aus der Luft, mit rie⸗ ſigen Truppenmengen an Bord die Ozean⸗ fahrt antreten. Wann? Gegen wen 2 Das ſind Fragen, die auch Curley nicht zu beantworten wußte. Des Scheckbetrugs verdächtig Jeſtnahme eines Angehörigen des ſpani⸗ ſchen Hochadels. Paris, 1. September. Die Pariſer Polizei verhaftete einen weit⸗ läufigen Verwandten des vormaligen Kö⸗ nigs von Spanien, Don Luis de Sevilla, Herzog von Mendez, wegen Ausgabe eines ungedeckten Schecks über 15 000 Franken. Der Feſtgenommene proteſtierte energiſch gegen die ihm zur Laſt gelegte Beſchuldi⸗ gung; jemand anders müſſe mit ſeinem Na⸗ men Mißbrauch getrieben haben. Der Her⸗ zog war aufgrund einer Anzeige einer Bank im Abweſenheitsverfahren zu 13 Monaten Gefängnis und 1500 Franken Geldſtrafe verurteilt worden. Er wurde ſchon lange von der Polizei geſucht, da er ſeine Pariſer Wohnung mit unbekanntem Ziel verlaſſen hatte. Erſt jetzt erfuhr die Polizei, daß er ſich bei einer Tante des vormaligen Königs, der Infantin Eulalia, in Paris aufhalte. Geheimniſſe um einen Spion Myſteriöſer Befreiungsverſuch. Schanghai, 1. September. Vier in Schanghai anſäſſige Ausländer, zwei Amerikaner, ein Ruſſe und ein angeb⸗ licher Engländer ſind in Hankau verhaftet worden. Sie ſtehen im Verdacht, verſucht zu haben, Chinas geheimnisvollen kommuniſti⸗ ſchen Spion, Dr. Maximus Rivoſh, aus dem Gefängnis von Wutſchang zu befreien. Rivoſh war in der vergangenen Woche wegen Spionage zugunſten der Roten Or⸗ ganiſation zu 15 Jahren Gefängnis verur- teilt worden. Er behauptete, Walden zu heißen und franzöſiſcher Staatsangehöriger zu ſein. Dieſe Behauptung wurde aber von den franzöſiſchen Behörden als falſch feſtge⸗ ſtellt. Frau Rivoſh verſchwand nach der Verhaftung ihres Mannes unter Mitnahme wichtiger Dokumente aus Schanghai. Für die Befreiung des Dr. Rivoſh ſollen von un⸗ bekannter Seite angeblich 25 000 Dollar als Belohnung ausgeſetzt worden ſein. f eine amtliche Warnung, in der es heißt, daß Auslands⸗Nundſchau Neue Streikgefahr im engliſchen Kohlenbau. Der Generalſekretär des engliſchen Berg- arbeiterverbandes hat eine Bekanntmachung veröffentlicht, in der ein allgemeiner Streik in der Kohleninduſtrie als möglich bezeich— net wird. Die jetzigen Löhne ſeien eine Schmach für ein ziviliſiertes Gemeinweſen. Tauſende von Bergleuten verdienten weni- ger als 2 Pfund Sterling(20.70 RM) in der Woche. Die Grubenbeſitzer glaubten, die Bergleute würden es nach ihrer Niederlage vom Jahre 1926 nicht auf eine neue Still- legung ankommen laſſen. Tatfſächlich wünſch⸗ ten auch die Bergarbeiter keine neue Still— legung, aber wenn die Bergwerksbeſitzer in ihrer jetzigen Haltung beharrten, dann werde die Möglichkeit zur Tatſache werden. Mer regiert im Vemen? Nach einer Reutermeldung aus Aden wird von durchaus zuverläſſiger Seite er⸗ klärt, daß Meldungen von einer Abdankung des Iman PYahia des Yemen den Tatſachen nicht entſprechen, daß aber der Thronfolger El Hadi Mohammed Saif el Islam gegen⸗ wärtig ſeinen Vater vertritt, da der Ge⸗ ſundheitszuſtand des Iman nicht befriedi⸗ gend iſt. Der Iman iſt im Jahre 1876 gebo⸗ ren und hat den Thron im Jahre 1904 be⸗ ſtiegen. c Deutſche Tagesschau Kaſſen⸗Zahnärzte und Dentiften. Um das reibungsloſe Zuſammenarbeiten zwiſchen Krankenkaſſen und Zahnärzten und Dentiſten ſicherzuſtellen, iſt vom Reichsarbeits⸗ miniſter eine neue Vertragsordnung für Kaſ⸗ ſenzahnärzte und Kaſſendentiſten erlaſſen wor⸗ den. Für die Verſicherten dürfte von be⸗ ſonderem Intereſſe ſein, daß ihnen die freie Wahl unter allen ariſchen Kaſſenzahnärzten und Kaſſendentiſten gegeben wird. Die Fortführung des Oſtertalbahnbaues. Kuſel, 1. Sept. Als zweites Teilſtück der Reichsbahnneubauſtrecke Kuſel—Türkis⸗ mühle wird zum Fahrplanwechſel am 5. Oktober die Strecke Wolfersweiler—Freiſen in Betrieb genommen werden. Zwiſchen die— ſen beiden Stationen legen die Haltepunkte Aßweiler und Eitzweiler. Freiſen iſt ein be⸗ deutender Marktflecken auf dem Weſtrich und der Scheitelpunkt der neuen Gebirgs- bahn von der Nahe zur Pfalz. Ende näch⸗ ſten Jahres hofft man den Betrieb auf der 33 km langen Strecke Kute.—Türkismühie durchgehend aufnehmen zu können. Eine amtliche Warnung London, 1. September. Außenminiſterium erließ Das engliſche ſich jeder britiſche Staatsangehörige eines Vergehens ſchuldig mache, wenn er ohne Er- laubnis des Königs einen Poſten im Heer oder in der Marine eines fremden Staates annehme, der ſich im Krieg mit einem ande⸗ ren mit Großbritannien in Frieden leben- den Staat befinde. Eine Mitteilung der abeſſiniſchen Geſandt⸗ ſchaft in London beſagt, daß die abeſſiniſche Regierung die freundlichen Angebote von Eu⸗ 0 ropäern, die Abeſſinien helfen wollten, ſehr hoch einſchätze, daß ſie aber nicht in der Lage ſei, davon Gebrauch zu machen. Bei der abeſſiniſchen Geſandtſchaft ſind 2500 Angevoe ehemaliger britiſcher Offiziere und Soldaten eingegangen, die für Abeſſisien kämpfen wollen. Donaupakt noch nicht ſpruchreif Die Beſchlüſſe der Kleinen Enkenke. Belgrad, 1. September. Als wichtigſter Teil der Beſchlüſſe der Kleinen Entente auf der Konferenz in Vel⸗ des, wird in Belgrader politiſchen Kreiſen die Stellungahme zum franzöſiſch-italieni⸗ ſchen Donau-Paktvorſchlag, ſowie zu den da⸗ mit zuſammenhängenden Fragen angeſehen. Die Kleine Entente hat, ſo verlautet. zu die— ſem Vorſchlag noch nicht endgültig Stellung genommen. Gleichzeitig betont die Kleine Entente aber auch die Nützlichkeit des Abſchluſſes eines Oſtpaktes, wobei ſie den von ihr ſchon früher vertretenen Standpunkt einnimmt, daß parallel mit dem Abſchluß des Donaupaktes der eines Oſtpaktes gehen ſollte. Zur Frage der Rüſtungsgleichbe⸗ rechtigung, die vor allem mit Rückſicht auf Ungarn bedeutſam iſt, erklärt die Kleine Entente, daß ihre Löſung nur unter der Bedingung ihrer eigenen Sicherheit„in konkreter und wirkſamer Form“ möalich ſei. gägewerk eingeüſchert Adelsheim, 1. Sept. Das Sägewerk des Emil Honeck in Eubigheim brannte in der Nacht auf Samstag vollſtändig nieder. Das Jeuer brach gegen /11 Uhr aus und griff ſehr raſch um ſich. Die einheimiſche Löſchmannſchaft und die zu Hilfe gerufene Mokorſpritze von Oſterburken gingen mit aller Energie an die Bekämpfung des Bran⸗ des, konnten aber nur das Feuer auf ſeinen Herd beſchränken und die großen Holzlager 0 ſchützen. Das Sägewerk ſamt Maſchinen fiel den Flammen zum Opfer. Ueber die Entſtehungsurſache des Bran⸗ des konnte noch nichts Beſtimmtes feſtgeſtellt werden. Der Schaden iſt beträchtlich. Panik durch eine Kuh. Auf dem Vieh⸗ markt in Saint Trond rannte eine plötzlich wild gewordene Kuh in die Volks- menge und riß eine Anzahl Perſonen zu Bo- den. Als das wütende Tier ſchließlich einge- fangen werden konnte, zählte man fünfzehn Verwundete; acht von ihnen mußten in be— denklichem Zuſtande dem Krankenhaus zu— geführt werden. 4000 Kilometer zu Pferde. In Mos kau trafen 34 turkmeniſche Reiter ein, die am 30. Mai d. J. von Achkhalad ausgeritten waren. Sei haben in annähernd einem Vier— teljahr 4000 Kilometer unter Ueberwindung zahlreicher Schwierigkeiten durchritten. Men⸗ ſchen und Tiere ſind in guter Verfaſſung am Ziele angelangt. g Schwerer Kraftwagenzuſammenſtoß. Ein ſchwerer Kraftwagenunfall ereignete ſich in der Nähe von Royan. Zwei Kraftwagen 1 ſtießen an einer Straßenbiegung in voller Fahrt zuſammen, wobei einer der Wagen vollkommen zertrümmert wurde. Sieben Perſonen wurden in hoffnungsloſem Zu— ſtande in ein Krankenhaus gebracht. Der Nedemptoriſtenprozeß Beſonders ſchwerwiegender Fall. Berlin, 31. Auguſt. In dem Deviſenprozeß gegen die Redempe toriſtenpatres vor dem Berliner Sonderge⸗ richt wurde die Beweisaufnahme abgeſchloſ⸗ ſen mit der Vernehmung des 51jährigen Ret⸗— tors Johann Peter Kox und des 50jährigen Miniſters Johann Kugel vom Kloſter Hei⸗ ligenſtadt(Eichsfeld). In der Nachmittagsſitzung ſtellte der An⸗ klagevertreter nach einſtündigen Ausführungen die Strafanträge. Er beantragte gegen den Angeklagten Wilh. Brinkmann aus Bochum zehn Jahre einen Monat Zuchthaus, zehn Jahre Ehrverluſt, 200 000 Rm. Geldſtrafe und 184000 Rm. Werterſatz, gegen die übrigen Angeklagten ebenfalls Zuchthausſtrafen bis zu ſieben Jah⸗ ren und hohe Geldſtrafen. Der mitangeklagte 51jährige Nikolaus Zoller aus Bonn ſoll wegen Begünſtigung lediglich ſechs Monate Gefängnis erhalten. Zur Begründung führte der Anklagever⸗ treter u. a. folgendes aus: Der vorliegende Prozeß ſei der größte der bisherigen Deviſen⸗ prozeſſe, die ſich gegen eine katholiſch⸗ kirchliche Inſtitution richteten. Er ſtützte ſich auf ein Ermittlungsverfahren, das als erſtes überhaupt gegen einen katho⸗ liſchen Orden wegen des Verdachts von Derviſenſtraftaten eröffnet wurde. Dieſer Prozeß unterſcheide ſich von den bisherigen dadurch, daß die Deviſenſchiebungen nicht zur Erfüllung von Schuldverſchreibungen im Ausland gedient haben, ſondern die Straftaten ſeien hier ge⸗ boren aus dem egoiſtiſchen Streben, ſich zu bereichern. Weiter ſet hier eine Vielheit und Raffiniertheit der Methoden wie nie zuvor aufgedeckt worden. —— Verheerende Feuersbrunſt 60 Anweſen vernichtet. Kaktowitz, 30. Auguſt. Von einem rieſigen Feuer wurde die Ort⸗ ſchaft UAjeſce in der Nähe von Bendzin(Dom⸗ browaer Revier) heimgeſucht. Infolge eines ſchadhaften Schornſteins brach in einem Haus Feuer aus. Ein heftiger Wind krug den Brand dann über das ganze Dorf. kurzer Zeit ſtanden 60 Bauernhäuſer mit allen Nebengebäuden in Flammen. 16 Feu⸗ erwehren aus dem ganzen Revier und auch aus dem benachbarten Oſtoberſchleſien eilten zur Hilfeleiſtung herbei, waren jedoch dem raſenden Element gegenüber machtlos. 1 MEsbdααε 8 5 ſſadstabd 1. looo oο 4 Veernactungs orte AteHA rigen ernachtungs- u fuhecrte- gggg gl e Aandcueltedleæ Adolf- Hiuler-marscn Soi. 3 Hessen- ssau aaoerreuut e W Bebra, 1. Sepk. Auf der Strecke Bebra— Gerſtingen bei Sooden-Allendorf wurde ein Laſtkraftwagen von einem Durchgangseilgüterzun an einem beſchrankten Bahnübergang überfahren und jerſtört. der Wagenführer Dielſcher a. Ludwigshafen a. Rh. wurde gekökel. Der Mitfahrer Schwarz aus Mannheim und ſeine Braut Marie Harkung aus Schwetzingen wurden ſchwer verletzt. Aus Heſſen und Naſſau ** Frankfurt a. M., 1. Sept.(Steuer⸗ ſteck brief.) Gegen den Wäſchefabrikan⸗ ten Chaim Hirſch, Eiſenberg und deſſen Ehe⸗ frau Regina geb. Zitronenbaum, zuletzt wohnhaft in Frankfurt a. M., Rhönſtraße 4. zurzeit in Straßburg(Elſaß) iſt vom Fi- nanzamt Frankfurt a. M.(Außenbezirk) wegen Reichsfluchtſteuer von 27115 RM ein Steuerſteckbrief erlaſſen worden. Es ergeht hiermit die Aufforderung, die Genannten, falls ſie im Inland betroffen werden, vor⸗ läufig feſtzunehmen und ſie unverzüglich dem Amtsrichter des Bezirks, in welchem die Feſtnahme erfolgt, vorzuführen. ** Bad Homburg, 1. Sept.(Einbruch in eine Stationskaſſe.) Nachts drangen Einbrecher in die Stationskaſſe im Bahnhof Holzhauſen v. d. H. ein. Die Beute, die in wenigen Pfennigen Wechſelgeld be⸗ ſtand, muß ihnen jedoch zu gering geweſen ſein, denn ſie erbrachen noch ſämtliche Schränke, Schubladen uſw. und richteten ſo in den Bahnhofsräumen ein großes Durch⸗ einander an. Zum Ueberfluß ſchleppten ſie noch den Fahrkartenſchrank ins Freie und warfen ihn auf die Rangiergeleiſe. Die Po⸗ zei nahm ſofor' die Ermittlungen auf. Offenbach, 1. Sept.(Er will in heſſi⸗ cher Erde begraben ſein.) Im Walde bei Mitteldick wurde ein unbekannter Mann erhängt aufgefunden. Der Tote dürfte 55 bis 60 Jahre alte geweſen ſein, iſt 1,65 groß, kräfteg, hat graumeliertes Haar (Glatze), hohe Stirn und geſtuhten Schnurr⸗ dart. Bekleidet iſt der Tote mit gcangrü⸗ nem Anzug, weißem Hemd mit roten Strei⸗ zen, weißem Umlegekragen. Selbſtbinder mit roten und blauen Streifen und ſchwar⸗ zen Schnürſchuhen. Wäſche zeichen ſind nicht vorhanden. In den Kleidern wurde ein Zettel vorgefunden, worauf der Tote ver⸗ merkt hat, er wolle in heſſiſcher Erde begra⸗ ven ſein. Trebur, 1. Sept.(Den meraden beſtohlen.) Ein Landhelfer aus Mainz⸗Koſtheim, der hier bei einem Landwirt tätig war und mit einem land⸗ wirtſchaftlichen Arbeiter das Zimmer teilte, ſtaht dieſem aus der verſchloſſenen Tiſch⸗ ſchublade, nachdem er ſich den Schlüſſel ver⸗ ſchafft hatte, die ganzen Erſparniſſe in Höhe non 112 RM. Vor dem Amtsgericht Groß⸗ Gerau war der Täter geſtändig, das Geld auswärts verjubelt zu haben. Er wurde zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt, von denen ein Monat Unterſuchungshaft abgeht. Seligenſtadt, 1. Sept.(Straßen⸗ ſperre.) Die Provinzialſtraße nach Klein⸗ Welzheim iſt egen Bau- und Waldarbeiten für einige Tage geſperrt. Umleitung über Mainflingen. Lützelbach i. O., 1. Sept.(Poſthilfs⸗ ſtelle.) Vom 1. September ab wird hier eine Poſtſtelle mit öffentlicher Frenſprech⸗ ſtelle eingerichtet. Die Poſtſtelle hat die Ei⸗ genſchaft einer Poſtanſtalt im Sinne des Reichspoſtgeſetzes. Sie wird amtlich bezeich⸗ net mit„Lützelbach über Darmſtadt“. Hähnlein, 1. Sept.(Arbeitsdienſt⸗ lager.) In der Nähe der Halteſtelle wer⸗ den ſieben Baracken für ein neues Arbeits⸗ dienſtlager errichtet. Die Mannſchaften werden bei der Feldbereinigung in den Ge⸗ markungen Hähnlein, Alsbach und Bicken⸗ bach eingeſetzt. ampertheim, 1. Sept.(Obſtverſtei⸗ gerung.) Die Verſteigerung des Obſter⸗ trägniſſes der Gemarkung Biedenſand durch das Forſtamt ergab für die 61 Loſe insge⸗ ſamt 1473,50 RM. Das Reſultat iſt ſehr gut und entſpricht dem reichen Obſtbehang. Bürſtadt, 1. Sept.(Waſſerleitung wird gelegt.) Zurzeit wird nach dem Erbhofdorf im Bruch und nach dem Frau⸗ en⸗Arbeitsdienſtlager Waſſerleitung gelegt, wodurch ein Teil unſerer Erwerbsloſen in Arbeit gebracht iſt. Worms, 1. Sept.(gogneue Wohnun⸗ gen in Warms.) Seit Juli wird an der Kloſterſtraße an vier großen Blocks von Wohnungen gebaut, die in einem Monat unter Dach und zum Teil bis Januar bezo⸗ gen werden können. Insgeſamt handelt es ſich um 90 Wohnungen, darunter 24 Drei⸗ zimmerwohnungen, und 66 Zweizimmer⸗ wohnungen. Jede Wohnung erhält ein Bad, die Küche iſt mit einem kombinierten Kohle⸗ Gasherd verſehen. Die Baukoſten belaufen ſich auf 500 000 RM. Nieder Ingelheim, 1. Sept.(Alles will gelernt ſein.) Daß ein Fahrrad zu drücken auch verſtanden ſein will. mußte zu ſeinem Leidweſen ein älterer Mann von hier erfahren, der noch nie ein Fahrrad in der Hand hatte. Er hatte Obſt und einen Sack Frühkartoffeln an ein Rad angehängt, aber ſo unglück ich, daß die Laſt rückwärts auf ein Pedal drückte und die Rücktritts⸗ bdremſe dauernd in Tätigkeit hielt. Sogar die ſteile Steig herunter mußte er im Schweiße ſeines Angeſichts und ſchimpfend über die„modernen“ Transportmittel das Rad feſt ſchieben. Erſt zu Hauſe konnte er von ſeinen Angehörigen auf ſeinen Fehler aufmerkſam gemacht werden. Arbeitska⸗ 55 eee eee e — KKK eee ee Und was sammeln Sie? Allerlei ausgefallene Sammlerleidenſchaften. Als ich neulich mit einem Mann zuſam⸗ men ein Stück Weges ging, der mir als ſehr ernſthaft und pflichtbewußt bekannt war, machte ich eine merkwürdige Entdeckung, die mich mit einer in der ganzen Menſchheit ſehr weit verbreiteten Schwäche bekanntmachte. Die⸗ ſer beſagte Mann, von dem ich bis dahin angenommen hatte, daß er ſich grundſätzlich nur mit den ern thafteſten Dingen des Lebens beſchäftigte und für Tand und Flitter nur ein mitleidiges Lächeln übrig hatte, dieſer Mann alſo, bückte ſich plötzlich, um aus dem Stra⸗ ßeuſtaub ein blinkendes Etwas aufzuheben, das er mit Windeseile und doch etwas verlegen und ſcheu lächelnd in die Taſche verſchwinden ließ. Aber ich hatte es doch beobachtet und war nun auch unhöflich genug, ihn ſo verwun⸗ dert anzuſehen, daß er nicht anders konnte und mir eine Erklärung abgeben mußte. Dabei ſtellte es ſich heraus, daß er— einen Hoſen⸗ knopf aufgeſammelt hatte.„Aufgeſammelt“ in des Wortes wahrſter Bedeutung, denn er ſammelt ſolche Dinge tatſächlich, und zwar ſchon ſeit vielen Jahren. Ich muß wohl etwas blöde bei dieſer Erklärung ausgeſehen haben. Jedenfalls fühlte ſich der gute Mann bemüßigt, mich zu einem gemütlichen Abend in ſein Heim einzuladen, wo er mir dann die näheren Einzelheiten ſeiner Sammlerleiden⸗ ſchaft und ihre Beweggründe auseinanderſet⸗ den wollte. Es läßt ſich denken, daß ich gerne annahm, denn die Sache hatte für mich plötz⸗ lich viel Intereſſantes, und wie ſich nachher herausſtellte, nicht ganz zu Unrecht. Der Beſuch wurde. alſo gemacht, aber ich will. dem Leſer alle unwichtigen Einzelheiten erſparen. Es ſei nur erwähnt, daß die Hoſen⸗ knopfleidenſchaft bei dem betreffenden Manne vor langen Jahren in einem Kriegsgefan⸗ genenlager in Frankreich ausgebrochen war. Man hatte den Gefangenen dort Kleidungs⸗ ſtücke ohne Knöpfe verabfolgt, und ſo muß⸗ ten ſie ſich mit aus Schnur gefertigten Leib⸗ riemen begnügen. Dieſe Art von unelaſtiſchem Gürtel hatte aber meinem Gewährsmann bald Leibbeſchwerden gemacht, und ſo hatte er ſich darauf verlegt, nach Knöpfen zu ſuchen. Bin⸗ nen kurzer Friſt hatte er vier Knöpfe beiſam⸗ men, die offenbar Beſucher oder Aufſeher von ihren Hoſen verloren hatten und die ihm nun dazu dienten, einen primitiven, aber zweck⸗ mäßigen Hoſenträger an dem wichtigen Klei⸗ dungsſtück zu befeſtigen, Mit der Zeit ver⸗ vollſtändiate er nach unnd nach duch dir Übri⸗ gen Kleidungsſtücke mit dieſem für uns aller⸗ dings unvorſtellbaren„Luxus“, und ſo ent⸗ ſtand ſeine Sammelleidenſchaft, von der er bis heute noch nicht gelaſſen hat. Da mein„Hoſenknopffreund“, wie ich ihn im Geheimen höchſt reſpektlos bezeichnete, ein gelehrtes Haus iſt, ließ ich mich gern von ihm ein paar Stunden über das Sammeln im allgemeinen und die Sammelleidenſchaft im beſonderen unterhalten. Ich hatte ange⸗ nommen, daß heutzutage der moderne Menſch keine Zeit mehr für ſolche„Kindereien“ hat. Zwar wußte ich, daß es Briefmarken⸗ ſammler gibt, aber das iſt ja nun auch ſchon eine ernſthaftere Angelegenheit, die nicht in dieſen Zuſammenhang gehört. Ich wußte auch, daß Kinder heute Zigarettenbil⸗ der ſammeln, ſo wie wir es früher mit Mai⸗ käfern und ähnlichem Getier gemacht haben. In dieſer Stunde vor den Käſten mit Hoſen⸗ knöpfen aller Art und Größe hörte ich aber mit wachſendem Staunen, was alles auf der Welt heute geſammelt wird, und daß kaum ein erwachſener Menſch von der Sammellei⸗ denſchaft verſchont geblieben iſt. Laſſen wir — 212 den chen. Die weiteſtverbreitete Sorte lern im modernen Sinne Amateurfotografen, die alle der Natur und noch manches darüber hi in Käſten und Kiſten Dann gibt es ſolche, ſein laſſen, ihr Einkommen in ten anzulegen. Sport zu platz⸗ und begnügen ſich damit, Schlagernamen zu heft einzutragen. ſammeln. Das heißt nicht e grammhefte mit den oft gar nicht dazu, meln ſie erſt mal. Man alles nachher auf einmal an geſellſchaft zu verkaufen! Aber ernſthaft: Es gibt wachſene Männer, die ſich res und gewichtigen ſtens tauſend Zin len Tauſend ſchon gibt Menſchen, ausgetrunkenen Meinfl a ſchen elde Deinen Frriplatz ſofort bei der N. g. D. ⁴ aus aufnehmen und die Bilder davon dann n Ke verſchimmeln laſſen, weil ſie nie dazukom gien, ſie in Alben 1 die es ſich angelegen Schallplat⸗ Andere wieder, denen dieſer geldraubend erſcheint, lich damit 0 ſam⸗ meln und ſie fein ſäuberlich in ein Wachstuch⸗ Beliebt iſt auch, Filme zu 11 a twa, daß jemand ſich ſchwere Filmrollen von ſolchen Filmen verſchafft, in denen ſeine Lieblings, ſtars“ mit⸗ wirken, ſondern es genügt ſchon, die Pro- Bildern der Flimmer⸗ ſterne aufeinanderzuſtapeln. Ueberhaupt die Zeitſchriftenſammler! Sie kommen alle die von ihnen be⸗ zogenen Zeitungen zu leſen. Das wollen ſie alles„ſpäter einmal“ tun. Vorläufig ſam⸗ g erſt kann nur hoffen, daß ihre Erben nachher pietätlos genug ſind, eine Müllabfuhr⸗ viele höchſt er⸗ trotz grauen Haa⸗ Bauches alljährlich minde⸗ nfoldaten zu den vie⸗ vorhandenen zukaufen. Es die Etiketten von längſt aufbewah⸗ alſen Herrn mit den Hofentnopfen ſpre⸗ orte von Samm⸗ ſind vielleicht die s Sehenswerte in Sie ſollen ihn nicht haben Ium 90. Todestage Nikolaus Beckers. Man ſchreibt das Jahr 1840. Jenſeits des Rheins tönt wieder einmal der Ruf nach dem Strom der Deutſchen. Frankreichs Politik hat ſich im Orient eine Schlappe geholt und lucht nun auf europäiſchem Boden den Pre⸗ ſtigeverluſt wieder wettzumachen. Offen ver⸗ kündet der Miniſterpräſident die alte Forde⸗ rung des franzöſiſchen Chauvinismus: Unſer iſt der Rhein! Aber an der Seine hat man ſich verrechnet, wenn man meint, daß der alte Rheinbund. gedanke noch in den Köpfen der Deutſchen herumſpukt. Dieſes zerriſſene, ungeeinte, auf- eſplitterte Land zwiſchen Rhein und Memel findet ſich zuſammen in einem leidenſchaft⸗ lichen Proteſt gegen die galliſchen rungsgelüſte. In einem kleinen Landſtädtchen des rhei⸗ niſchen Grenzlandes ſitzt ein ſchlichter Hilfs⸗ gerichtsſchreiber. Ein ſtiller, einfacher Mann, der wohl einige Semeſter Jurisprudenz ſtudiert. wohl ein paar Gelegenheitsgedichte geſchrieben hatte, im übrigen aber nicht viel nach dem Geſchehen der großen Politik fragte. Am 18. September 1840 erſcheint in der„Triereriſchen Zeitung“ ein Rheinlied eines unbekannten Poeten, beſcheiden mit N. B gezeichnet. Das Lied ſchlägt ein. In Verſammlungen, in Schulen, in Turnver⸗ Erobe⸗ einen, auf der Straße werden die hämmern⸗ den Verſe geſungen als ein Schwur und Be⸗ kenntnis der Deutſchen zu ihrem Strom: „Sie ſollen ihn nicht haben, Den freien deutſchen Rhein. „Erholungswerk 55 Deulſchen Dolhes“ IE O ER KANN MEL F EAI ten; es gipt ſogar ſolche, von den Verkehrsmitteln Städte ſammeln und ihre kindliche Freude daran haben, wenn ihnen ein Freund z. B. von einer Bayernreiſe eine übriggebliebene Bahnſteigkarte aus Berchtesgaden als Reiſe⸗ andenken mitbringt. Von Reiſeandenken aus Holz, Porzellan, Blech und anderen Ma⸗ terialien ganz zu ſchweigen. Ganz betäubt von all dieſen Dingen, die mir mein neuer Freund erzählt hatte, wan⸗ derte ich in ſpäter Nacht nach Haus. Nur eine Genugtuung erfüllte mich: Ich war offen⸗ bar ein Ausnahmemenſch. Denn wenn ſchon die ganze Menſchheit von der Sammelwut beſeſſen iſt, ſo glaubte ich mir mit Recht doch ſagen zu können, daß ich als vielleicht einziger von dieſer Seuche noch nicht angeſteckt war. Mir ſchwirrte noch mein Kopf, als ich im Bett lag und über dieſen merkwürdi⸗ gen Abend nachdachte. Plötzlich wurde ich aber in Gedanken vor mir ſelbſt ganz klein und häßlich: Mir waren die zwanzig Kakteen an meinem Fenſter eingefallen, die ich mit großer Liebe und Sorge pflege. Meine Kakteen! Alſo auch eine Sammelleidenſchaft. K. Rudolph. die Fahrſcheine der verſchiedenſten NOHAN — Gift Worten. und Galle klangen aus Nora horchte auf, ſagte aber vorerſt nichts. Sie nahm ſich jedoch vor, dieſes boshafte Weſen hier auf jeden Fall zu engagieren, und wenn es ganztägig war. Die konnte ſie nämlich brauchen. Die haßte das Mädchen, das Arndt ſich mitgebracht hatte. Nora lächelte. Die Sache war intereſſant, aber ungefährlich! getraut hatte ſie es ihm ja nicht, daß er ſich da ſolch kleines ſeiner Schweſter Brigitte einrichten würde. Nun, das Mädchen würde Berkenhofen verlaſſen, wenn Arndt ſich erſt wieder zu ihr, zu Nora, zurückgefunden hatte! Vorerſt mußte ſie Liebesidyll direkt unter den Augen beide Augen zudrücken über dieſe Sache. „Fräulein Mittraſch, Sie kommen alſo jetzt zu mir. Ich denke, daß Sie froh ſein werden, den kleinen, netten Verdienſt mitnehmen zu können— nicht wahr?“ „Gewiß, gnädiges Fräulein. Es iſt ja nicht allzu weit. Ich hab' mein Rad und ich wollte mir immer gern noch etwas hinzuverdienen. Manche Tage iſt im Gemeindeamt in Unterslau nicht viel zu tun, und da ich nach Stunden bezahlt werde, ſo...“ „Schon gut!“ A v GERT NEOTHREROG. Urheberrechtsschutz: Fünf Türme⸗-Verlag, Halle(Saale) Julchen So— das war 43 ſtändig. Mittraſchs Beſtimmt! Zu⸗ nes fährlich. ſoliden Niemals! Sowas! rundheraus geſagt ordinär. Und wenn man dieſe Frau noch dazu kannte, war es von ihr eine Gemeinheit, ſolche Nora empfand das Mädchen plötzlich als etwas Böſes; ſie fand das rote Haar entſetzlich, die vielen Sommer ſproſſen auch, und die Augen des Geſchöpfes, dieſe falſchen, hinterliſtigen Augen, nannte ſie bei ſich gemeine Lichter! Sachen zu fabrizieren! Fertig! —.—äßV— — F ͤ v N e Und dennoch vereinbarte ſie nun mit Arbeitsſtunden, vereinbarte den Lohn dafür. ö gemacht! gehabt, daß die Mittraſch in Berkenhofen entlaſſen worden ö war. Sie hatte ſich nur aus dem Grunde mit ihr in Verbindung geſetzt, weil ſie hoffte, durch das Mädchen über alles orientiert zu werden, was in Berkenhofen vor⸗ ging. Nun, die hatte ihr ja ſchon etwas vielleicht das zur Zeit Wichtigſte, mitgeteilt! Das genügte nämlich voll⸗ Arndt von Berken hatte in der letzten Zeit an keine Heirat gedacht! Er hatte ſich nur ein kleines Mädel aus Berlin mitgebracht, das er jederzeit mit einer anſtändigen Abfindung wieder dorthin zurückſchicken konnte. Eine nähere Bekanntſchaft mit einer der jungen Damen im Umkreis hier wäre gefährlicher geweſen. Das kleine Mädel aus Berlin, dem man hier eine Sekretärinnenſtelle zugebilligt hatte, das war nicht ge⸗ Und Julchen Mittraſch kam. Aber Julchen Mittraſch hatte auch dafür geſorgt, daß es im ganzen Umkreis bekanntgeworden war, daß die gepfefferten Aufſätze, die ab und zu in verſchiedenen Magazinen erſchienen, von Nora von Stetten ſtammten, die unter dem Namen Rudolf Heller ſchrieb! Das gab Stoff zu neuem Gerede! Na, ſchön war es beſtimmt nicht, wenn eine Frau ſolche Sachen ſchrieb. Rudolf Heller! Man hatte ſeine Sachen gern geleſen. Dafür war er eben ein Mann. Aber wenn es nun plötzlich von einer Frau ſtammte, ſo war es unfein, ö 1 Noras ſchriftſtelleriſche Tätigkeit wurde in allen Ton⸗ arten durchgehechelt. Verſchiedene Damen nahmen ſich vor, Sils ſeine Fluten vearapen Des letzten Manns Gebete. War es ein Wunder. daß man auch nach dem Manne fragte, der das rechte Wort zur rechten Stunde in Verſe geformt hatte. Der unbekannte Gerichtsangeſtellte, Nikolaus Beckers, iſt über Nacht zu einer Berühmtheit geworden. Der preußische König läßt dem Dichter ein Honorar von tauſend Talern übergeben, der König von Bayern ſendet ihm einen koſtbaren Pokal mit der Aufſchrift: „Dem Sänger des Rheinliedes der Pfalzgraf des Rheins.“ Städte ernennen ihn zum Ehrenbürger, mehr als tonen ſeine Verſe. Aber kaum iſt die Kriegsgefahr gebannt, als man den Dichter— nicht ſein Lied— vergaß Wohl gibt er noch einen Band Ge⸗ dichte heraus, die aber kein Echo finden. Nach zwei Monaten iſt der Glanz der Berühmtheit bereits verſtaubt. Kein Bildhauer formt ihn mehr in Gips oder Bronze, keine Zeitung preiſt ihn mehr als den erſten Dichter der Zeit, wie man es im erſten Rauſch der Be⸗ geiſterung getan. Am 28. Auguſt 1845 rafft die Schwindſucht den faſt vergeſſenen Aktua⸗ 200 Komponiſten ver— rius beim Kölner Friedensgericht dahin. dem Mädchen die Sie hatte keine Ahnung Den konnte. und Bottrop ausgeführt hatte. l e eee eee eee, Sein Lied aber tlang welter als das Prutz⸗ lied des Rheins, der Deutſchlands Strom, nicht Deutſchlands Grenze war, iſt und blei⸗ ben wird. Vuntes Allerlei French und Haig. In der engliſchen Oeffentlichkeit iſt eine heftige Diskuſſion über das Tagebuch Lord Haigs entbrannt. Lord Haig greift nämlich in ſeinen Bemerkungen den Oberbefehlsha⸗ ber der engliſchen Truppen im Weltkrieg. Feldmarſchall french(ſpäter Earl of Apres), ſcharf an. U. a. behauptet er, daß French für ſein hohes Kommando gänzlich unge; eignet war und daß ſeine militäriſchen Ideen zuweilen das Kopfſchütteln des ganzen Generalſtabes hervorgerufen hätten. Jetzt iſt der Sohn des Marſchalls, Gerald French, auf die Kampfbahn getreten, um ſeinen toten Vater zu verteidigen. Er verſucht es zunächſt mit einem Gegenangriff und wirft Haig vor, daß dieſer bei Npern und an der Somme Tauſende engliſcher Soldaten ge⸗ opfert habe, nur um ſeine eigenen Fehler zu verdecken Der unerquickliche Streit hat in der britiſchen Oeffentlichkeit einen recht un⸗ angenehmen Eindruck hinterlaſſen, zumal er nicht im geringſten zur Aufklärung hiſtori⸗ ſcher Vorgänge beiträgt und einen ausge- ſprochen perſönlichen Charakter angenom⸗ men hat. Elfenbein über 20 000 Jahre alt. Der große Verbrauch an Elfenbein, zur Herſtellung von Schmuckgegenſtänden läßt die Frage berechtigt erſcheinen, wie es mög; lich iſt, dieſes wertvolle Naturprodukt der Dickhäuter in ſo großen Mengen verfügbar zu haben. Das Elfenbein, das wir heute ver⸗ arbeiten, ſtammt keineswegs allein gon den lebenden Elefanten, die die Dſchungel der Tropen bevölkern. In Nordſibirien werden alljährlich an den Ufern der großen Ströme mächtige Lager ausgegraben, die die Ueber⸗ reſte urzeitlicher Mammute enthalten. Der Jahresertrag beläuft ſich auf viele zehntau⸗ ſend Kilogramm Elfenbein. Die Mammuts, die etwa vor 20 000 Jahren lebten und längſt ausgeſtorben ſind, beſaßen Stoßzähne bis zu einer Länge von 4 Metern und einem Gewicht von 150 Kilogramm. Neues aus aller Welt Abſturze in den Rergen. Wie aus Gar⸗ ghesletbe! miſch Paktenkirche. wird wollte der 15 Jahre alte Erwin Peznik s Moers mit einem Kameraden eine Kletter: partie am Höllentalaufſtieg zur Zugſpitze machen. Bei dem Verſuch, zu photographie⸗ ren, ſtürzte der Junge ca. 60 Meter tief ab. Die Bergung des Schwerverletzten geſtaltete ſich ſehr ſchwierig.— Am Innzeller Kien⸗ berg ſtürzte ein 22jähriges Fräulein aus Kaſſel 60 Meter tief durch eine Rinne ab und dann weitere 20 Meter über eine freie Wand. Sie wurde in der Nacht unter größ⸗ ten Schwierigkeiten geborgen und ſchwerver⸗ letzt ins Innzeller Krankenhaus eingeliefert. Ehepaar auf Diebesfahrt. In einem Kauf⸗ haus in Buer wurde ein Damenmantel ge⸗ ſtohlen. Die Kriminalpolizei nahm ein ver⸗ dächtiges Ehepaar aus Bottrop feſt, das ſchließlich auch den Diebſtahl zugabd Im Laufe der weiteren Ermittlungen konnten die Kriminalbeamten dem Mann noch acht weitere Diebſtähle, die er in Buer. Gladbeck nachweiſen. daraufhin nun nicht nach Martensbrück zu gehen, wenn ſich dort in nächſter Und natürlich auch dieſe Dame nicht zu ſich bitten, wenn man ſelber eine kleine Geſellſchaft gab. Die Herren ſchmunzelten, wenn ſie unter ſich waren. Damen gegenüber aber taten ſie empört. Baron Zeſewitz aber ſagte: „Donnerwetter noch mal, endlich mal eine Frau, die das Leben von der richtigen mal eine, die ſich den Anſichten der prüden Gänſe hier nicht anſchließt. mocht, deswegen bin ich auch ledig geblieben. Eben, meine Anſichten mit denen einer einandergegangen wären. Aber nun werde ich der feſchen Perſon meine Aufwartung machen. Gut, Zeit die Tore gaſtlich öffnen würden. Seite anſieht! Wenigſtens Ich hab' ſolche prüden Frauen nie ge⸗ weil Frau himmelweit aus⸗ daß ich dem alten Martens vor kurzem eine kleine Gefälligkeit erweiſen Das heißt— kleine Gefälligkeit? immerhin achttauſend. Aber jetzt wäre es mir beinah lieber, es wären zwanzig geweſen. Das hätte die Martens Es waren feſter an mich gebunden!“ in den trotter, kannte. Hilmar Anderſen gehört. ſolche Sachen Verſtändnis. Das hatte der Baron natürlich nicht im Kreiſe von Damen geſagt. Sondern das hatte nur ſein Freund Hilmar Anderſen aber hatte für Der war in China, in Japan, Straßen Algiers daheim. Der war ein Globe⸗ der unheimlich viel Geld beſaß, und der alles Dem niemand mehr etwas Neues bieten konnte. Hilmar Anderſen hatte gelacht. In ſeiner leiſen, aufreizenden Weiſe. dieſe Nora!“ „Anderſen!“ „Bitte?“ Und „Menſchen müſſen ſich zuſammenfinden. Hol' dir alſo 5 „Werde ich tun! Verlaß dich darauf. Und ihr Vater, der hat viel Sorgen. Da So an die dreißigtauſend. könnte, wer ihn beſitzt.“ „Leichtigkeit! das Papierchen. Das mache ſoll noch ein Wechſelchen laufen. Wenn ich bloß herausbekommen Wenn dir daran liegt, beſchaff' ich dir ich gern.“ (Fortſetzung ſolat.) 1 2 33. ———— .— 3— ———— PCC ↄ ↄVVVVTVTTVTTTTVTCTTTTTTT EFF ˙ A . eee eee ee 55.. K Al von Blothilde von Stegmann Urheberrechtschutz: Fünf Türr 3) ü Nachdruck verboten. Bei jeſe or f 1 ee Worten hatte er, ehrerbietig an Helmas inker Seite gehend, das junge Mädchen ins Haus geleitet e zwang ſich, freundlich und gleichmäßig zu eiben. Aber wieder war in den ſchönen Worten des Spaniers das zu Glatte, zu Süße, was ſie abſtieß. Un⸗ willkürlich atmete ſie auf. Ja, es würde gut ſein wenn Wafer Schünnedmer das Schloß verließ. Ihre eigene Trauer um deu teuren Toten war viel zu tief und zu ehrlich, als daß ſie ſie mit ſo glatten Worten e laſſen mochte, wie es der Südländer tat. Aber ſie war höflich genug, ein paar Worte des Be⸗ e über die Abſicht des Doktors de Sanzo zu äußern. Nun blieb ſie an der ſchweren dunklen Eichentreppe ſtehen die von der Halle in die oberen Gemächer führte: ö 8„Entſchuldigen Sie mich heute bei Tiſch Senhor! Ich ſühle mich doch durch die nächtliche Fahrt und das beute Herumhetzen in der Großſtadi ſehr ermüdet. Ich werde mir einen kleinen Imbiß auf mein Zimmer bringen laſſen und mich etwas ausruhen. Auch habe ich“, fügte ſie wie uzultg binn,„heute noch eine große Arbeit vor. Ein Bibliophile aus der Hauptſtadt intereſſiert ſich für die umfangreiche Kunſtbibliothet meines verſtorbenen Onkels Falls mein Vetter geneigt wäre, ſie zu verkaufen da er ſie ja für ſeine eigenen Fachſtudien nicht brauchen kann würde der Gelehrte aus Berlin ſie gern erwerben. Jeden⸗ ſalls bat er mich heute, die Bibliothek beſichtigen zu dürfen Er kann jede Stunde ankommen.“ f a ee ging über das gelbliche, ſchöne Geſicht des „Falls Sie wirklich die koſtbare Bibliothek zu verkaufen gedenten, Mademoiſelle— vielleicht hätte ich auch an dem 1 anderen Stück Intereſſe, zum Beiſpiel an dem 1 Symbolik der Reliefverzierungen an „Nun, das können Sie ja dann ambeſtnur] durchgehend ö lehrten ſelbſt beſprechen. Uescgiaeten und für Zuſtimmung meisen drivanühalten.„anten mit dem Ge⸗ u Eurley verriet ſich nämlich brigtens verkaufe ich ja ohne * Nuweteies Vetteks nichts. Es handelt ſich nur Un eine Vorbeſichtigung, die zu nichts verpflichtet.“ Sie grüßte liebenswürdig und ging die Treppe hinauf. Der Spanier blickte dem jungen Mädchen mit einem eigentümlichen Geſichtsausdruck nach, dann wandte er ſich um und ging langſam durch die Halle, in ſein Zimmer. Ich muß mich beeilen!, dachte er bei ſich. **. Helma ſaß in ihrem Zimmer beim Frühſtück. Da trat das Stubenmädchen Fanny ein und überreichte ihr auf ſilberner Schale ein Telegramm. Helma öffnete, und ihr Geſicht trug einen erfreuten Ausdruck: „Fanny, unſer junger Herr iſt bereits wieder auf der Rückreiſe nach Europa. In turzer Zeit wird er hier ſein. Er kommt mit dem Schiff am Freitag in Hamburg an.“ Das Mädchen antwortete nicht. Auf ihrem hübſchen Geſichtchen lag etwas, was Helma nicht deuten konnte—- beinah etwas wie Schreck. Stumm verließ ſie den Raum. Erſtaunt blickte Helma ihr nach. Was war ſeit einiger Zeit in das ſonſt ſo freundliche Mädchen gefahren? Sie war ſtumm, wortkarg, unhöflich faſt. Vollkommen ver⸗ ändert! War ihr der Schreck über die Ereigniſſe hier ſo auf die Seele gefallen? Alles war hier zum Schlimmen verändert, ſeit zwei gütige alte Augen ſich für immer ge⸗ ſchloſſen. Aber nun würde ja Horſt bald wieder zurück ſein, und ſie würde eine Stütze an ihm haben. Aber ſo ſehr ſie ſich auf ſein Kommen freute, ſo ſehr wünſchte ſie ihn doch noch ſern, bis ſich die rätſelhafte Diebſtahlsgeſchichte aufgeklärt baben würde. Die Trauer um den Vater— ſollte ſie für Horſt gleich ſo vergiftet werden durch Unterſuchungen, Forſchungen und Unruhe? Was würde ſie darum geben, daß Doktor Hopman bald eine Spur fände, die auf den richtigen Weg führte! Seufzend wandte ſie ſich ihrem Buche zu. 1 4 Hopman war inzwiſchen nicht untätig geweſen. Zu⸗ nächſt hatte er mit Hilfe ſeiner Freunde von der Kriminal⸗ polizei die Juweliere ſowie die Grenzbeamten von dem Verſchwinden der koſtbaren Steine benachrichtigt. Aber das war nur eine Hopman hatte den ganz beſtimmten Verdacht, daß ſich die Steine vielleicht noch auf Schloß Gernrode befänden. Solche Steine ließen ſich nicht ſo ſchnell im Handel unterbringen, und die dafür in Betracht tommenden Hehler wurden ſtreng beobachtet. Bei der Rückkehr vom Polizeipräſidium ging Hopman in das nächſtgelegene Telegraphenamt, um ſich als Profeſſor Schröder wegen der Bibliotheksangelegenheit telegraphiſch bei Helma von Bodenberg anzukündigen. An dem Schreibtiſch neben ihm ſtand ein ausländiſch ausſehender Herr, klein und unterſetzt, mit dem bläulich⸗ Er ſchrieb eilig einen Unwilltürlich blickte Hopman auf dieſe Zeilen— und was er da las, verſetzte brünetten Teint der Südländer. Brief in franzöſiſcher Sprache. ihn in höchſtes Erſtaunen. 2 Tur; langen e Hände entgegen.“ Vorſichtsmaßregel für alle Fälle. ne⸗Verlag, Halle(Saale). 0 Fünftes Kapitel. l Helma von Bodenberg ſtand am Fenſter und blickte ge ſpannt auf die Einfahrt des Schloſſes Gernrode. Endlich rollte ein Auto heran, dem ein Herr entſtieg. Helma rieb ſich die Augen und ſchaute ſchärfer hin. Das war doch nicht möglich, das mußte doch ein Irrtum ſein— dieſen alten Herrn, den ſie da ausſteigen ſah, hatte ſie doch nie im Leben geſehen? Unmöglich, daß das der Doktor Hopman war der elaſtiſche, ſtraffe, junge Mann mit dem friſchen, leben⸗ digen Geſicht— dieſer Herr, der dort eben mit den Schritten eines Kurzſichtigen die Freitreppe emporſtie in dem altmodiſchen Gehrock und d 00 b g 7 50 dem verbeulten Schlapp⸗ Endlich klopfte es. Fanny meldete: „Herr Profeſſor Schröder!“ a Mit unſicheren Augen ſah Helma auf den ſchwerfällig Eintretenden, der kurzſicht! an ſeiner Brille rückte, ehe er mit fragender Miene auf Helma zuging: f „Habe ich die Ehre, mit der Nichte des Herrn Baron von Gernsheim zu ſprechen?“ fragte der alte Herr— und beim Klang ſeiner Stimme durchzuckte es Helma. Ja, es war der, den ſie erwartete. f 1 g Und nun, nachdem das Mädchen die Doppeltür ge— ſchloſſen, machte der alte Herr ein warnendes Zeichen mit den Augen, dann ging er langſam bis zur Tür und hing ſeine Handſchuhe gerade über das Schlüſſelloch. 5 „So“, ſagte er dann gedämpft, nahm raſch ſeine Brille ab und ſah Helma mit ſeinen ſtrahlenden, grauen Augen an,„nun können wir uns erſt einmül ordentlich begrüßen gnädiges Fräulein!“ e g Seine Geſtalt ſtraffte ſich, unter der gut zurecht⸗ gemachten Maske kam das wirkliche Geſicht Hopmans den Reichtum des alten Hauſes. Die Wande waren be⸗ deckt mit Waffen, Geweihen, koſtbaren Gobelins Schwere Eichentäſelung zierte die meiſten Wände— und alle Se ⸗ mälde und koſtbaren Porzellans leuchteten im Schein der milden Herbſtmorgenſonne. 8 18 5 In geheimer Rebereinſtimmung wurde während der Schloßbeſichtigung kein Wort über den eigentlichen Zweck von Hopmans Beſuch geſprochen. Um o eifriger redete Hopman über die Bücher, die er hier zn ſehen hoffte 3 und entpuppte ſich als ein außerordentlich guter Kenner Helma ſah immer wieder voll Staunen auf den neben ſich, der Kenntniſſe entwickelte wie ein zünftiger Gelehrter. Reſpekt ſtieg in ihr auf vor dieſem Manne deſſen Wiſſen unbegrenzt erſchien. 1 Endlich waren ſie auch in dem Schlafzimmer des ver⸗ ſtorbenen Barons angelangt. Die Handbibliothek, die dort ſtand, gab genügend Grund zur Beſichtigung. Es war unverändert ſtehengeblieben. Das zugedeckte Bett ſtand an der gleichen Stelle— nichts war berührt. Hopman durchſuchte das ganze Zimmer ſyſtematiſch 7„Ein eigentümlich bitterer Geruch liegt hier 5 Zimmer!“ Er reckte die Naſe in die Luft. f„Das kommt wohl von Kränzen, die hier gelegen!“ erwiderte Helma und ging, das Fenſter zu öffnen Aber Hopman antwortete nicht. Er bückte ſich plötzlich und nahm, von Helma ungeſehen, einen winzigen Gegenſtand von der Erde auf, den er in die Nähe ſeiner Naſe führte um ihn dann ſofort ſorgſam in ſeiner Brieftaſche zu bergen. Dann ging er ſchnell an das Waſchbecken ane den heißen Hahn auf und wuſch ſich die Hände. 5 „Entſchuldigen Sie!“ ſagte er dabei, von Helma ab⸗ gewandt.„Wenn man ſo ein Zimmer abſucht, wird nian ſchmutzig!“ Und er ließ immer mehr Waſſer über ſeine Finger laufen, ſo daß Helma lächelnd dachte: Er ſcheint von einer geradezu krankhaften Sauberkeit zu ſein; ſeine Hände ſehen ja ſchon krebsrot aus! 8 5 W mein gnädiges Fräulein, und nun zeigen Sie mis 0 jenen Kelch, an dem der Diebſtahl begangen 4 Schweigend führte Helma ihren Gaſt weiter, bis ſie zu ihrem Schlafzimmer kam. Dort öffnete ſie den Safe der über ihrem Bett in die Wand eingelaſſen war, und holte den koſtbaren Kelch heraus.— N Es ſchien, als wollte die hereinſcheinende Herbſtſonn⸗ das herrliche Gefäß in vollſtem Glanz zeigen. So ſtrahlend leuchtete ſie auf dem Gold und den grünſchimmernden herausye Jät impulſiver Freude ſtreckte Helma dem Dotolgres Steineg. Um ſo trauriger ſah die Verwüſtung an dem ihn 5 5 10 Jofft. m Mdennpetrieo 84 3 5. mühe I Ligen? — „Wie glücklich bin ich, daß Sie da ſind, Herr Doktor! Ich habe ſchon ſehr gewartet!“ Hopman lächelte warm: „Ich bin ſchon ſeit geſtern in Ihrer gnädiges Fräulein! Nähe, mein kleidung, und habe mich hier in der Umgegend ſchon ein bißchen umgeſehen. Mich intereſſierte auch das Dorf, und ich habe der ganzen Gegend meine Aufwartung gemacht. Man darf den Schauplatz der Dinge nicht zu eng ſehen. Ich hoffe, daß ich meine Schritte richtig gelenkt habe. Ich möchte vorderhand noch keine Anſicht äußern, das werde ich erſt, wenn ich hier im Schloſſe die notwendigen Nach⸗ forſchungen gehalten haben werde. Sie haben meine An⸗ tunft als Intereſſent für die Fachbibliothet Ihres Herrn Onkels doch angekündigt?“ „Jawohl, natürlich, Sie hatten es ja doch gewünſcht! Der Gaſt meines lieben Onkels, der ſpaniſche Kunſt⸗ gelehrte, ſcheint aber auch großes Intereſſe an den Büchern zu haben. Er meinte, er würde auch gern einiges er⸗ werben. Vor allem nannte er ein beſtimmtes Werk.“ „Wie hieß denn das?“ fragte Hopman. „Die Symbolgebung bei den Reliefs an kirchlichen Weihgeräten“, gab Helma nun zur Antwort.„Uebrigens ſtudiert er ſeit ſeinem Hierſein vorzugsweiſe in dieſem Buche. Hat es einen beſonderen Wert?“ „Vielleicht!“ meinte Hopman harmlos.„Nun, ich 5 es mir einmal anſchauen, damit ich mich nicht blamiere, wenn ich mich mit dem gelehrten Herrn über dieſe Dinge unterhalte. Und was gibt es ſonſt noch Neues, gnädiges Fräulein?“ „Daß mein Vetter auf der—“ „Auf der Rückreiſe iſt und am Freitag in Hamburg eintreffen wird“, fuhr Hopman fort. Helma ſah ihn faſſungslos an: „Können Sie auch Gedanken leſen, Herr Doktor?“ „Nein! Aber Briefe, die zufällig neben einem auf dem Poſtſchalter liegen, gnädiges Fräulein!“ Hopman erzählte, was er am Tage zuvor auf dem Poſtamt der Hauptſtadt erlebt hatte. „Kennen Sie einen Mann wie den eben beſchriebenen, gnädiges Fräulein, der dieſe Nachricht bekommen hat?“ Helma verneinte ſtumm. ö„Dann haben wir alſo einen Nachrichtendienſt zwiſchen Unbekannten, die ſich für die Heimkehr Ihres Vetters intereſſieren. Es heißt alſo Vorſicht. Aber fürchten Sie nichts, ich bin ja nun bei Ihnen!“ „Ja, Sie ſind bei mir!“ wiederholte Helma weich. Und dann wurde ſie rot und ſah von Hopman ſort. So merkte ſie nicht, daß auch der Doktor Hopman unvermittelt rot wurde und ſie mit einem ſeltſamen Blick anſchaute. „Kann ich das Schloß nun beſichtigen, gnädiges Fräu⸗ lein? Es läge mir aber daran, auch das Schlafzimmer Ihres Herrn Ontels zu ſehen.“ Selbſtverſtändlich, Herr Doktor!“ „Herr Profeſſor Schröder!“ wiederholte Hopman mahnend. Dann nahm er wieder die Brille vor die Augen, ſank in ſich zuſammen— und es war ein altes, un⸗ geſchicktes Männchen, das neben Helma von Bodenberg Augen neugierig umſah. jetzt den Gang entlang ſchritt und ſich mit kurzſichtigen Hopman ließ, während er abſichtlich langſam neben dem jungen Mädchen dahinſchritt, ſeine aufmerktſamen Blicke überallhin wandern. Alles, was er erblickte, zeigte ers Johann Kuß 5 Lelches aus, die durch das gewaltſame Heraus- Tuße des r 3 1 Voſtbaren Steine angerichtet war.— bre hen der Lou, 50 Dete iv Fe ter“ Er ſtellt. Stumm prüfte der A.“ vas K Aub rn L ele, es auf den Tiſch und beſah es aufmerkſam von allen Seiten, holte eine Lupe heraus und betrachtete genau die Stellen, wo die Steine fehlten. Auch die Ziſelierungen beſonders die eigentümlichen Ornamente intereſſierten, die buchſtabengleich ſich unterhalb der Paſſionsbilder herum⸗ ſchlangen. „Eigentümlich!“ meinte er.„Beinah ſehen dieſe Zeichen aus wie arabiſche Buchſtaben oder Hieroglyphen. Wenn es nicht an einem chriſtlichen Altarkelch ſonderbar wäre, möchte man meinen, daß dieſe Verzierungen aus der mohammedaniſchen Sprache entnommen ſind. Aber ſe etwas iſt ja unmöglich.“ „Warum unmöglich!“ widerſprach Helma.„Haben ſich nicht Orient und Otzident auch in den früheren Jahr⸗ hunderten ſchon immer berührt? Wäre es nicht denkbar, daß ein Orientale, in ein deutſches Kloſter verſchlagen. dort fromm wurde und Gott zur Ehre ſolch einen Kelch fertigte?“ Hopman ſetzte den Kelch behutſam hin und ſah das junge Mädchen mit einem bewundernden Blick an: „Sie ſind doch eine ſehr kluge, junge Dame, mein gnädiges Fräulein! Sie haben mich auf eine Möglichkeit gebracht, die mir ſelbſt nicht gekommen wäre. Sie haben mir eine Fährte aufgezeigt, die ich weiter verfolgen werde. Aber nun habe ich für heute genug geſehen.“ l „Das iſt mir auch ſehr lieb“, meinte Helma lächelnd. „denn ich habe ſchon den Gong zweimal mahnen hören. Man bittet zum Tee, Herr Profeſſor Schröder!“ Im Vorbeigehen blieb Hopman vor einer Vaſe ſtehen: „Haben Sie dieſe immergrünen Zweige ſo gern?“ Helma ſagte: „Mein Onkel wollte ſie immer in den Zimmern haben, weil ſie geſunde Luft geben. Und da ſtellt ſie Charles immer noch hinein.“ Hopman machte ein verwundertes Geſicht, ſagte aber nichts. 1 Allerdings i 8 r Ver⸗ a 5 5 1 Allerdings in etwas anderer Ber unterzog er einer ſehr genauen Unterſuchung, wobei ihn Sechſtes Kapitel. Als Helma mit dem kurzſichtig an ſeiner Brille Rücken⸗ den in das Eßzimmer trat, warteten ſchon drei Perſonen auf ſie. Vor dem Tiſch, der von Silbergeräten und koſt⸗ barem franzöſiſchen Porzellan funkelte, wartete der ſpaniſche Gelehrte, der ſich jetzt beim Hereinkommen von Helma und dem unbekannten Herrn höflich verbeugte. An der ſchweren Anrichte aus ſchwarzem Paliſander⸗ holz, die ebenſo wie die übrigen Möbel in flämiſchem Stil gehalten waren, ſtanden das Stubenmädchen Fanny in korrektem, ſchwarzem Kleid, das weiße Häubchen über dem blonden Haar, und der Diener Charles, in der Livree des Hauſes. Fanny hielt eine Platte mit zierlich zurecht gemachten Brötchen, auf denen Braten, Schinken, gehacktes Ei, Sardelle, Kreſſe und Kaviar lagen. Charles beobachtete die Teekanne, aus deren ſilbernem Hals das Singen von ſiedendem Waſſer drang. Jetzt, als die beiden hereinkamen, hob er vorſichtig die Kanne und ließ den kochenden Waſſerſtrahl in eine zweite, kleine Kanne aus dem gleichen franzöſiſchen Porzellan laufen, mit dem der Teetiſch geziert war. Alsbald erfüllte der Duft von edlem Tee den wohligen Raum. (Nortſetzuna folat.) — —.— 8— * 1 — N N Aus der Heimat Gedenktage 2. September 70 Titus erobert und zerſtört Jeruſalem. 1853 Der Chemiker Wilhelm Oſtwald in Riga geboren. 1857 Der Maler und Radierer Karl Stauffer⸗ Bern in Trübſchachen geboren. 1870 Gefangennahme Napoleons III. und Kapitulation von Sedan. 1878 Der Reichskriegsminiſter Generaloberſt Werner v. Blomberg in Stargard in Pommern geboren. Prot.: Abſalon— Kath.: Stephan Sonnenaufg. 5,10 Sonnenunterg. 18,48 Mondaufg. 10,10 Mondunterg. 19,32 Gang über einen Friedhof Seltſam—, es gibt Menſchen, die Fried⸗ höfe grundſätzlich meiden. In weitem Bogen Umgehen ſie jene Mauern, hinter denen tote Wanderer dieſes Lebens ausruhen von aller Mühſa der Zeit. Und läutet gar einmal die Sterbeglocke, ſo beſchleicht ſolche Leute vollends ein unheimliches Empfinden. Ein großſpuriges Urteil über ſie! Jeder von uns ſieht mit anderen Augen das große Geheim— is, das über den Gottesäckern der weiten Welt gebreitet liegt und das den kleinſten Bergfriedhof im Schatten ragender Bergrie⸗ ſen genau ſo umweht wie die ausgedehnten Friedhöfe der Städte oder die engbegrenzte Totenſtadt des nächſtbeſten Dorfes. Oft und immer wieder haben Menſchenhände den Schleier dieſes Geheimniſſes zu lüften ver⸗ ſucht umſonſt! Es blieb unergründet, le⸗ nes Rätſel um die Toten. Und doch: warum den Kirchhof meiden? Nehmt Euch ein Herz, Ihr Zaghaften und geht einmal ohne Scheu durch die Reihen der Grabmale aus Stein und Marmor: bleibt ſtehen an einem Holzkreuz mit der Schmerzensgeſtalt des Erlöſers, denkt nach über den Sinn des Menſchſeins überhaupt! Da blühen in prall leuchtenden und blaß⸗ roten Farben jetzt die Gladiolen: vielleicht auch nur ein Erikaſtrauß, unanſehnlich im Vergleich zur Glut der Spätſommernelken und Cynnien auf dem Nachbararab drü⸗ den... Doch gerade darin iſt am lebendig⸗ ſten ſpürbar die Symbolik der Stätte des letzten Schlummers: ob arm, ob reich, im Tode ſind ſie alle gleich, die da warten des letzten Gerichtes. Und ſo verliert im Gedanken an dieſes Gewißſein der Friedhof vollends das Odium einer unfreundlichen Stätte. Schaut auf die Worte die ejuſt die Gräber vergangener Jahrhunderte den Vorübergehenden zurufen. mahnend einmal, glaubensvoll wieder, hoff⸗ nungsfröhlich faſt überall... Unſichtbar ſteht über jedem Totenhügel aber die gleiche Verheißung des menſchgewordenen Erlöſers: „Ich lebe und Ihr ſollt auch leben!“ T Schilfkolbenflocken als Polſtermaterial. Deutſchland führt noch immer große Mengen von Werkſtoffen ein, die z. B. zur Polſterung von Möbeln uſw. gebraucht werden. Zu die⸗ ſen gehört vor allem der Kapok, von dem noch im Jahre 1934 für über 4 Mill. Rm. eingeführt wurde. Nun haben wir in den Flocken des Kolbenſchilfes einen nicht unähn⸗ lichen Stoff, den ſchon unſere Voreltern zum Stopfen von Kiſſen und Decken verwendeten. Der Reichsnährſtand hat die Verwertbarkeit der Schilfkolbenflocken prüfen laſſen, und es hat ſich ergeben, daß ſie in Vermiſchung mit anderem Polſtermaterial ſich durchaus für die Erzeugung von Polſtermaterial eignen. *** Der Kampf gegen die Biſamratte. Wie der„Völkiſche Beobachter“ erfährt, wird dem⸗ nächſt die Abwehraktion gegen das Eindrin⸗ gen der Biſamratte vom Reich übernommen und geleitet. Damit erhält der Angriff, den bisher die einzelnen Länder führten, in mehr⸗ facher Hinſicht jene Schlagkraft, die ſchließlich zur Zurückdrängung und Vernichtung der Biſamratte führen wird. Scheiding Der September bildet die von der Natur gegebene Scheide zwiſchen Sommer und Winter, und ſo entſpricht auch die von unſe⸗ ren germaniſchen Vorfahren für dieſen Jah⸗ resabſchnitt gegebene Bezeichnung des Mo— nats als„Scheiding“ viel beſſer der Sach⸗ lage. Die ſichtbare Natur vergeht jetzt, ſie N ſcheidet wieder vom Menſchen. Die Bezeich⸗ nung September ſtammt aus dem Kalender des Romulus und aus der lateiniſchen Sprache, die den Monat als den ſiebenten führte und ihm daher die nach der Zahl ſeptum gleich ſieben gebildete Benennung September gab. Durch die im Jahre 46 vor Chriſti Geburt von Julius Cäſar einge- führte Kalenderreform, die uns den Juliant— ſchen Kalender brachte, rückte dann der Sep— tember in der Reihenfolge zum neunten Mo— nat auf. Mit leiſer Wehmut ſehen wir die weißen Herbſtfäden durch die Lüfte ſegeln, die zu Urzeiten in deutſchen Landen als Gabe der Schickfalsgöttinnen galten und dieſer Herbſt⸗ zeit denn auch den Namen des Altweiber— ſommers, in manchen Gegenden auch des Mädchenſommers einbrachten. Es iſt nun die Zeit gekommen, da die Wieſen voller 1 Herbſtzeitloſen ſtehen, da die Jungen ihre Drachen ſteigen laſſen und auf unſeren Weinbergen der neue Wein reift. 0 Doch neben der Wehmut über den Ab⸗ ſchied ſteht die Hoffnung auf das Sicherneu⸗ ern. Auf den langſam abſinkenden Blüten⸗ aauber folat auch wieder zu ſeiner Zeit der Oberes Bild: Wehrmacht auf dem Reichsparteitag. übergänge hergeſtellt. Frühling, ganz im Sinne bes dem Septem- ber verliehenen Tierkreiszeichens, der Waage, die zum Ausdruck bringen ſoll, daß alles ſich jetzt allmählich ausgleichen will, auch Glück und Unglück, Schmerz und Freude, Tag und Nacht. Ein alter Vers gibt dieſer etwas wehmütigen Stimmung vortrefflichen Ausdruck: „Die Luft des Nachmittags iſt leicht verblaßt, zur Nacht hängt gelb ein halber Mond im Aſt. die Vögel ziehen hoch dahin mit ſchnellem Flügel, am Morgen fallen Blätter auf den ſtillen Hügel!“ Unendlich viel Regeln und Sprüche kennt der Volksmund für das Wetter im Septem⸗ ber. Für, den 1. September, den Aegidien— tag, gilt das Wort:„Iſt's an Aegidi hell und rein, ſo wird's den ganzen Monat ſein, regnet's am Aegidientag, ſo wird's noch vierzig Tag!“ Für den 9.September, den St. Georgstag, lautet der Spruch:„Regnet's am St. Georgstag, den ganzen Herb es regnen mag!“ Zahlreich ſind dann ſchließlich die für den Michaelistag. den 29. September. 7 Oa heißt es:„Iſt die Nacht vor Michael hell, ſo kommt ein ſterker 2 Oder aber:„Kommt geltenden Regeln. Winter zur Stell'!“ dichael heiter und ſchön, wird es noch vier chen ſe gehn!“ Wie wir ſehen, ſind die Vorzeichen für den September vielverſprechende. Mögen ſie der Wirklichkeit recht nahe kommen. Wir wollen dabei gar nicht einmal ſo unbeſchei— den ſein, uns die Erfüllung des ebenfalls für den Michaelistag geltenden Spruches für den geſamten Monat September zu wünſchen: Kommt Michael heiter und ſchön, ſo wird es noch vier Wochen ſo gehn! Sowjet⸗Juſtiz Auf der Suche nach„Schädlingen“. Einen neuen„Reinigungsfeldzug“ haben die Sowjetbehörden in dieſen Tagen in den größten Städten begonnen. Während die im Frühjahre vorgenommene Säuberungsaktion die Verhaftung und Einkerkerung ſowie Ver— bannung von mehreren Kommuniſten be— zweckte, die in den Augen der Sowjets als unzuverläſſige Elemente galten. geht es bei der jetzigen Prozedur darum, größere Städte und Induſtriezentren von verdächtigen Perſonen aus anderen Kreiſen zu ſäubern. In wenigen Tagen haben beſon— dere Regierungsbeamte etwa 50000 Per-— ſonen vernommen. Etwa 1000 Menſchen ſind hochverräteriſcher Umtriebe gegen die Regierung bezichtigt worden. Aber man glaubt nicht, wie leicht man des Hochver— rats beſchuldigt werden kann, da dieſer Ve⸗ griff außerordentlich dehnbar iſt. Die„Schuldigen“ ſind meiſtens Ariſtokraten, ehemalige Induſtrielle und Offiziere des Zarenregimes. Die kommuniſtiſche Partei— Weltbild In Nürnberg entſteht eine Jeltſtadt. Beim Aufbauen der Mannſchaftszelte der Unteres Bild: An belebten Orten werden von Pionieren proviſoriſche Straßen⸗ preſſe behauptet natürlich, daß die Maßnah- men gegen dieſe Leute unvermeidbar ſeien, da ihre Päſſe angeblich gefälſcht ſeien. Vor längerer Zeit hat man ſie bekanntlich bereits aus Leningrad ausgewieſen. Ken⸗ ner der Dinge in Rußland wollen aus zu— verläſſiger Quelle wiſſen., daß die von der Regierung angegebene„niedrige“ Ziffer der Ausgewieſenen bei weitem nicht zutrifft. Ve⸗ reits Tauſende von Perſonen haben die grö— ßeren Städte verlaſſen müſſen. Beſonders ſcharf geht man auch gegen die von Trotzki und Sinowjew geſchaffene Oppo⸗ ſitionsaruvpe vor weil dieſe zu der mohl⸗ 5 (M.) gabenden Klaſſe der Bevölkerung vor der Re⸗ volution gehörte, und denen zur Laſt gelegt wird, nicht ausreichend genug die bolſche⸗ wiſtiſchen Gedanken vertreten zu haben. Das übereifrige Vorgehen gegen die„Schädlinge“ des Staates— es kommen wie angeführt etwa 50 000 in Frage— läßt Schlüſſe darauf zu, wie innerlich morſch die Grundlagen der bolſchewiſtiſchen Gewaltherrſchaft ſind. Jeuergeſecht in Madrid Zwiſchen Kommuniſten und Polizei.— Eln Toker, drei Schwerverletzte. Madrid, 1. Sept. In Madrid verſuchte eine Gruppe Kommuniſten Flugblätter ſtaatsfeindlichen Inhalts an die Arbeiter einer größeren Apparatefabrik zu verteilen. Die Polizei ſchritt ſofort ein und wurde, als ſie die Kommuniſten an der Ausübung ihrer Abſicht hindern wollte, von dieſen mit Piſtolenfeuer empfangen. Darauf entſtand eine Schießerei, in deren Verlauf ein Kom- muniſt getötet, ein anderer lebensgefährlich verletzt wurde. Ferner krugen zwei Polizei⸗ beamte ſchwere Verletzungen davon. Haltet Diſziplin! Laßt Euch nicht provozieren! Mainz, 1. Sept. Die Polizeidirektion teilt mit: Den Parteigenoſſen und anſtändig geſinn⸗ ten Volksgenoſſen iſt bekannt, daß der Wille des Führers, den Einfluß des Judentums im öffentlichen und Wirtſchaftsleben zu be— kämpfen, unabänderlich iſt. Der Führer befiehlt aber, daß von Einzelaktionen in die— ſer großen und gerechten Sache abzuſehen iſt, da ſie nur den Intereſſen des internatio— nalen Judentums fördern ſind und zu einer ſchamloſen Hetze im Ausland verwendet werden Saboteure und Leute, die kaum davon zu unterſcheiden ſind, haben dieſem Grundſatz zuwidergehandelt und werden ſtrafrechtlich verfolgt. Die Polizei weiſt da— rauf hin, daß ſie jede Einzelaktion gegen Juden verhindern wird, ſoweit ſie nicht von der Partei gebilligt iſt. Starles Angebot an Vohnen Günſtige Einkaufsmöglichkeit. ** Frankfurt a. M., 1. Sept. Die Lan⸗ desbauernſchaft Heſſen-Naſſau teilt mit: Zurzeit fallen auf dem Lande und im Gar— tenbau große Mengen von Bohnen an, die ihrer Verwertung zugeführt werden müſſen. Für die Hausfrau ergibt ſich hiermit eine günſtige Einkaufsmöglichkeit zur Eindeckung ihrer Wintervorräte. Zweckmäßig werden die Bohnen abgezo⸗ gen und über Nacht im Waſſer ſtehen laſſen;: am nächſten Tage gewaſchen, geſchnitten und geſalzen. Auf 10 Pfund Bohnen rechnet man gewöhnlich ein Pfund Salz und je nach Geſchmack ein Viertel Pfund Zucker. Die Bohnen müſſen gut eingedrückt werden, damit keine Lufträume im Topf bezw. Faß entſtehen und der Säuerungsprozeß unge⸗ ſtört vonſtatten geht. Es ſollte deshalb keine Hausfrau verſäumen, von dem derzeitigen günſtigen Angebot geſchmacklich hervor ragender Bohnen Gebrauch zu machen. Je mehr ſich unſere Hausfrauen auf die einhei— miſche Gemüſeerzeugung einſtellen und be— reits im Sommer und Herbſt an die Sicher⸗ ſtellung des Winterbedarfs denken. umſo aünſtiger ageſtaltet ſich unſere Ernährungs— Weltbild(M). Einweihung des Adolf-Hitler⸗Koogs. Bei der Grundſteinlegung der Neulandhalle, die den Volks⸗ genoſſen des Adolf⸗Hitler⸗Koogs als Verſammlungsort die- nen ſoll, vollzieht der Führer die ſymboliſchen Hammer⸗ ſchläge. ——————..—.—. lage. Im Interepe umerer Devpnenwirt⸗ ſchaft kann ein noch viel ſtärkerer Teik des Gemüſebedarfs aus einheimiſchem Boden gedeckt werden. Niemand ſage, daß wir aus dem Auslande Gemüſe abnehmen müi⸗ ſen, um ſelbſt ausführen zu können. Denn wir benötigen wichtigere Rohſtoffe, die un⸗ bedingt eingeführt werden müſſen, als ge⸗ rade Gemüſearten, die im Inland in ge— nügender Menge erzeugt werden können. Wieder ein Heiratsſchwindier Auf ſechs Jahre ins Zuchthaus. Der aus Gießen ſtammende K. Fr. W. Schupp war im Frühjahr als Pflichtarbei⸗ ter bei der Riedentwäſſerung beſchäftigt. Das genügte ihm, der ſich früher ſchon ein⸗ mal in Rheinheſſen als Arzt und als ehema⸗ lger Huſarenleutnant ausgegeben hatte, aber nicht und er mißbrauchte das Ver⸗ trauen der Leute, bei denen er in Lorſch ein— quartiert war, aufs gröblichſte. Unter der Vorgabe, er ſei Landvermeſſungsaſſeſſor mit gutem Gehalt verlobte er ſich mit der Toch⸗ ter des Hauſes und ſchwindelte den Tanten des Mädchens rund 1000 RM ab. Zum Glück konnte er rechtzeitig verhaftet werden. In Crumſtadt hat er auch zwei Schweſtern um ihre Erſparniſſe gebracht. Früher gab ſich der Hochſtapler, der ſchon mehr tolle Hei⸗ ratsſchwindeleien und das Unglück von dret Mädchen, denen er die Ehe verſprach und die Kinder von ihm haben, auf dem Gewiſ⸗ ſen hat, vor Gericht immer als ſchwer erb⸗ lich belaſtet aus und wurde als Pſychopath milde behandelt. Heute gelang ihm das vor dem Schöffengericht nicht mehr. Der medizi⸗ niſche Sachverſtändige erklärte ihn als ver⸗ Intwaortlich für ſeine Straftaten, die er we⸗ gen Betrugs im Rückfall mit ſechs Jahren Zuchthaus und zehn Jahren Ehrverluſt bü⸗ ßen muß.— Schupp will Berufung gegen das Urteil verfolgen trotz der Warnung des Vorſitzenden, daß er dann vielleicht mehr be⸗ kommen könne. Die Dahlienſchau in Darmſtadt. Darmſtadt, 1. Sept. Die zweite Garten⸗ ausſtellung dieſes Jahres in Darmſtadt, die Dahlienſchau im Prinz⸗Emilsgarten, der in der Verlängerung der Bergſtraße an die Heidelbergerſtraße angrenzt, wurde eröff⸗ net. Der eigentliche Eröffnungsakt iſt erſt am 7. September, wenn die Jahrestagung der Deutſchen Dahliengeſellſchaft in Darm⸗ ſtadt ſtattfindet. Der im engliſchen Parkſtil gehaltene Prinz⸗Emilsgarten zeigt auf ſei⸗ nen Grünflächen die ſchöne Herbſtblume in bunteſter Farbenpracht, wiederum von dem Gartengeſtalter Hirſch zu bunten Streifen und Bosketts zuſammengefaßt und klar ge— gliedert. Nach dem auf einem Hügel lie⸗ genden Schlößchen. wo Jörg Mager ſeine Elektromuſik erklingen läßt, ſteigen in acht Terraſſen 5000 Dahlienſtöcke, immer lichter werdend. zu einer wahren Farbenſinfonie an. Neuzüchtungen, Mignon-Dahlien und eine Schau von Schnittdahlien, die in bun⸗ ter Reihe gepflanzt ſind,, vervollſtändigen die farbenreiche Palette dieſer einzigartigen Schau, in der 14000 Dahlien, von etwa 40 deutſchen Gärtnerfirmen geliefert, auf die Bewunderer warten. Der volkstümlich gehaltene Eintrittspreis beträgt 20 Pfennig. Die Ausſtellung iſt von 10 Uhr morgens bis zum Einbruch der Dämmerung geöffnet. Die Sommerblumen— ſchau in der Orangerie nimmt inzwiſchen ihren Fortgang, ſo daß man gleichzeitig zwei Ausſtellungen in Darmſtadt beſuchen kann.“ — r —— ——— . PPTTCCCCCCCCCCCCCTCC T ˙. * 3.. e ee 5 1 5 AL ce e ö Sport vom Sonntag Fußball. Meiſterſchaftsſpiel. Gau Baden: Amicitia Viernheim Phönix Karlsr. 3:3 Spiele um den Vereinspokal: VfR Mannheim— FV Homburg(Saar) Kärlsruher FV— SW Feuerbach FW Bretten— Freiburger FC Wormatia Worms— FC Egelsbach VfB Stuttgart— BC Augsburg Ulmer FV 94— Bayern München FC 05 Schweinfurt— SC 08 Steinach Eintracht Kreuznach— SW Waldhof 2 822 SS- Amicitia Viernheim— Phönix Karlsruhe 3:3. Das erſte Verbandsſpiel des neuen badi ſchen Gauligiſten gegen die Karlsruher Phö— nix hätte beinahe eine Ueberraſchung ge⸗ bracht. Die Viernheimer führten bis 12 Mi- nuten vor Schluß noch mit 3:0 Toren, und hätte ihre Verteidigung nicht gar zu ſorg⸗ los geſpielt, ſo hätte der Start der Amiciten in der Gauliga ihnen gleich zwei wertvolle Punkte gebracht. In der erſten Hälfte ſicher⸗ te ihnen ihr forſches und energievolles Spiel eine klare Ueberlegenheit über ihren Gaſt, der mit einer verkehrten Mannſchaftsauf— ſtellung aufwartete. Als aber die Karlsru⸗— her nach der Pauſe Lorenzer, der vorher den Sturm geführt hatte, wieder in die Läufer⸗ reihe nahmen, während Schoſſer auf Mittel- ſtürmer und Föhry auf Rechtsaußen ging, wurden die Gäſte zuſehends gefährlicher. Die Partie wurde ausgeglichen und zum Schluß zeigte die Phönix die gefährlicheren Angriffe. Immerhin hat ſie aber das Un⸗ entſchieden recht glücklich erzwungen. Deutſchland Geſamtſieger Radländerkampf Deutſchland— Polen.— Hauswald wieder Einzelſieger.— Wendel gewinnt die letzte Tagesſtrecke. Der zweite Radländerkampf auf der Stra- ße zwiſchen Deutſchland und Polen endete mit einem deutſchen Geſamtſieg. Die ſechſte Etappe der Straßenfernfahrt Warſchau— Berlin über insgeſamt 869 km von Stettin nach Berlin über eine 147 km lange Strecke vergrößerte den deutſchen Vorſprung auf 37:39.7 Minuten in der Geſamtwertung. Wie ſchon im Vorjahre wurde der Chem⸗ nitzer Hauswald auch diesmal wieder Ge⸗ ſamt⸗Einzelſieger mit 5:31 Minuten vor dem Klein⸗Auheimer Karl Wierz und dem beſten Polen Starczynſki, der gleichzeitig der jüngſte Fahrer ſeiner Mannſchaft war. Hauswald erhielt den Ehrenpreis des Führers, während Wierz den Ehrenpreis des Staatskommiſſars für die Reichshaupt— ſtadt, Lippert, bekam. Schweden ſiegt in Verlin Ueber 35 000 Zuſchauer beim Fünfländer⸗ kampf. Unüberſehbare Menſchenmengen ſtauten ſich vor den Eingängen des flaggengeſchmückten Stadions und lange vor dem Startſchuß zum erſten Wettbewerb waren Tribünen und Ränge mit über 35 000 Zuſchauern dicht gefüllt. Der erſte Wettbewerb war der 400 Meter Hürden⸗ lauf. Das bedeutete ſehr viel, denn hatte doch der Samstag einen deutſchen Europa⸗ rekord(Wöllke mit 16.21 Meter im Kugel⸗ ſtoßen) und zwei ſchwediſche Landesrekorde (Strandberg mit 21.5 über 200 Meter und die 42.0 der Amal 100 Meter⸗Staffel) ge⸗ bracht. 400 Meter Hürden: 1. Kovacz(Ungarn) 53.6; 2. Areskoug(Schweden) 53.9; 3. Fa⸗ celli(Italien) 54.4; 4. Scheele(Deutſchland) 55.0; 5. Harada(Japan) 59.7 Sekunden. Boccali vor Schaumburg. Unter Führung des italieniſchen Olympia⸗ ſiegers Boccali wurden die 1500 Meter in Angriff genommen. Sehr bald drückte Schaum⸗ burg ſtark auf das Tempo und führte bis zur letzten Runde. Unverändert war die Reihenfolge Schaumburg, Boccali, Nilſſon und Szabo geblieben, während der Japaner Ta⸗ naka bereits vorher abgefallen war. Der deut⸗ ſche Meiſter verſchärfte das Tempo, aber ge⸗ genüber der Zielgeraden griff Boccali an. Zu⸗ nächſt konnte Schaumburg den Italiener hal⸗ ten, aber in der Zielkurve erſchien Boccali er⸗ neut und zog ſchnell und leicht an Schaumburg porbei und gewann mit 10 Meter Vorſprung. Eine neue Enttäuſchung brachte der 100 Meter⸗Lauf. Leichum kam ſehr ſchlecht vom Start weg und lief auch ſehr ſchwer. Die Entſcheidung fiel auf der Innen⸗ bahn. Hier lief Suzuki ein glänzendes Rennen und konnte den Studentenweltmeiſter Sir mit 10.6 Sekunden um Bruſtbreite abfangen, der Japaner korrigierte damit das Ergebnis von Budapeſt. Zweiter Italiener ⸗Sieg. Unter größter Anteilnahme und Begeiſte⸗ rung der Zuſchauer wurden die 800 Meter gelaufen. Lang übernahm ſofort die Füh; rung, die er nur vorübergehend dem Schwe · den Wennberg überlaſſen mußte. Kurz vor der letzten Runde treibt Lanzi den Deutſchen ſtark an und überholt ihn auch. Lanzi ge ⸗ winnt mit 15 Meter Vorſprung in 152.2. Lang bemüht ſich vergebens, den Schweden zu holen, bleibt aber 4 bis 5 Meter geſchla⸗ gen. Weiteres Pech der Deutſchen. In dem auf der Mitte des Platzes ausge- bauten Wurfring legte der ſchwediſche Re⸗ kordmann Harald Anderſſonn gleich mit dem erſten Diskuswurf rund 51.50 Meter vor und lag damit vor dem Ungarn Dorogan, dem Italiener Biancani und dem Deutſcher. Würfelsdobler, deſſen beſter Wurf bei 44.50 Meter lag. Der Schwede ſteigerte ſeine Lei. ſtung noch um mehr als einen halben Meter. wie überhaupt alle ſeine Würfe über 51 Meter gingen, und ſiegte ſchließlich mit 52.12 Meter. Stabhochſpringen. Mit dem Japaner Niſhida war der Siege gegeben Ueberraſchend kam das frühzeitige Ausſcheiden des Deutſchen Hartmann, der ſchon bei 3.60 Meter aufgeben mußte. Deutſchland blieb damit in dieſem Wettbe⸗ werb ohne Punkte. Ein Zwiſchenfall. Bis zur deutſchen Meile blieben alle Bau fer zuſammen. Sechs Runden vor Schluß wurde Haag von dem Schweden Lindgren gerempelt. Er kam zu Fall und ehe e. ſich wieder aufraffte, hatte er bereits rund 50 Meter verloren, die er trotz größter An— ſtrengungen nicht mehr gutmachen konnte. Kurz danach löſte ſich überraſchend der Japaner Lippi vom Jelde und gewann einen immer größeren Vorſprung gegen Szilagyi (Ungarn) und dem dichtauf folgenden Italie⸗ ner Lippi, der ſpäter vorbeigehen konnte. Der Sieger Murakoſo lief mit 32:44 Minu⸗ ken eine nicht übermäßig gute Zeit heraus. Lindgren wurde auf Beſchluß des Schieds⸗ gerichtes diſtanziert. Im Hammerwerfen übertraf Blaſk mit einem Wurf von 51.66 Meter den erſt am Samstag von dem Köl⸗ ner Lörring aufgeſtellten neuen deutſchen Rekord von 50.48 Meter. Der Schwede Janſſon übertraf aber die Leiſtung noch um 10 cm. Japan ſiegt im Dreiſprung. Der Japaner Oſhima legte gleich 15.29 Meter vor und hatte damit den Sieg ſchon ſicher. Um den zweiten Platz gab es einen ſcharfen Kampf zwiſchen dem Deutſchen Joch und dem Schweden L. Anderſſon. Beide erreichten 14.86 Meter und teilten ſich in die Punkte. Auch ſchwediſcher Skaffelſieg. Die abſchließende 4 mal 400 Meter-⸗Staffel war für das Endergebnis von ausſchlagge⸗ bender Bedeutung. Die Spannung der Mnege war auf dem Höhepunkt. Deutſchland mußte für den verletzten Hamann Erſatz ein⸗ ſtellen und ließ den Hamburger Schein als Startmann laufen. Strömberg lief für Schweden ein ausgezeichnetes Rennen und gab den Stab als Erſter mit knappem Vor⸗ ſprung vor Schein und den zuſammenliegen⸗ den Ungarn und Italienern ab. Alle Hoff—⸗ nungen der Deutſchen ruhten nun auf dem Frankfurter Metzner, der aber in dem ſchwe⸗ diſchen Meiſter von Wachenfeldt einen ſehr ſtarken Gegner hatte. In einem fabelhaften Endſpurt ſchüktelte von Wachenfeldt den deutſchen Schlußläufer ſicher ab und ſiegte in der neuen ſchwediſchen Rekordzeit von 3:14.2 Minuten. Deutſche Siege gab es am Samstag im Kugel ſto ßen, wo der Berliner Polizeibeamte Woellke mit 16.21 Metern eine neue deutſche Beſtleiſtung aufſtellte, im Hochſprung, wo Weinkötz zuſammen mit dem Japaner Aſakuma 1.90 Meter überſprang, im Speerwerfen. wo unſer Rekordmann Stöck 71.05 Meter ſchleuderte. im Meitſpruna durch Lei⸗ f chum. der 1.68 Meter ſprang und in der abſchließenden 4 mal 100 Meter Staffel, die gegen Ungarn und Schweden in 41.2 Sekun⸗ den gewonnen wurde. Die Siegerehrung. Sofort im Anſchluß an den letzten Wett⸗ bewerb nahm der Führer der deutſchen Leichtathletik, Dr. Ritter von Halt. die Sie⸗ gerehrung vor. Die Schlußwerkung. 1. Schweden 56 Punkte 2. Deutſchland 52.5 Punkte 3. Ungarn 40 Punkte 4. Japan 32 Punkte 5. Italien 26.5 Punkte Hans Stutk Sieger Das Rennen um den„Großen Bergpreis von Deutſchland“. Zehntauſende waren auf dem Freiburger Hausberg zur 10. Wiederholung des„Gro—⸗ ßen Bergpreiſes von Deutſchland“. Das Fernbleiben von Mercedes-Benz hatte an⸗ fänglich eine große Enttäuſchung heraufbe⸗ ſchwört, aber ſchon die drei Traidingstage zeigten, daß Hans Stuck, der„deutſche Berg⸗ meiſter“. mit ſeinem Auto-Unionwagen in den beiden engliſchen Era-Fahrzeugen von Seaman und Mays ſchwere Konkurrenz er— halten würde. Hans Stuck ging mit einem „Grand- Brix“ Wagen, alſo einem regelrechten langen Fahrgeſtell an den Start und war ſchließlich nur eine Sekunde ſchneller, als der in der 1500er⸗Klaſſe gefahrene Seaman auf Era. Stuck benöligte für die 12 km lange und mit 173 Kurven geſpickte Rennſtrecke 8:24.1 Mi⸗ nuten. Dieſe Zeit entſpricht einer mittleren Ge⸗ ſchwindigkeit von 85.5 km, ſo daß der Auto⸗ Union-Fahrer ſeinen im Vorjahr aufgeſtell⸗ ten Rekord von 88.7 Stundenkilometern nicht erreichte. Seaman dagegen erreichte nur 8:25.1 Minuten(85.5 Stundenkilometer). In ſeiner Klaſſe belegte ſein Landsmann und Markengefährte Mays in 8:36.8 Minuten den zweiten Platz vor dem Schweizer Keßler auf Maſerati. Der Italiener Baleſtrero ge— wann das Rennen der 3000er Rennwagen auf Alfa⸗Romeo in 9:09.9 Minuten(78.5 Stundenkilometer und belegte außerdem in der 2000er Sportwagenklaſſe hinter dem in 9:01.9 Minuten(79.7 Stundenkilometer) ſie— genden Pohl auf Bugatti noch einen zweiten Platz. Sieger bei den Solomotorrädern war Arthur Geiß auf DKW in der 250er Klaſſe. In der 350er Klaſſe ſiegte Steinbach auf NSül. Die beſte Zeit der Solomotorräder erzielte der Münſinger Roth auf Imperia mit 8:27.0 Minuten und einer Stundenge⸗ ſchwindigkeit von 85.2 km. Bemerkenswert iſt, daß der Miesbacher Toni Babl mit ſeiner Douglas⸗Maſchine bei⸗ de Rennen der Seitenwagenklaſſe gewann. In der kleinen Klaſſe(bis 600 cem) er⸗ reichte er mit einer Fahrzeit von 9:36.4 Mi⸗ nuten(74.8 Stundenkilometer) einen neuen Rekord(bisher 9:52.2 Minuten, 72.9 Stun⸗ denkilometer). Auch in der Seitenwagenklaſſe bis 1000 cem verbeſſerte Babl ſeinen eigenen Rekord aus dem Vorjahr von 9:37.8 Minu⸗ ten(74.7 Stundenkilometer) auf 9:36.8 Mi⸗ nuten(74.8 Stundenkilometer). Bekannte Geſpannfahrer wie Schumann und Braun belegten in der 600er Klaſſe nur die vier⸗ ten und fünften Plätze, während Braun in der großen Klaſſe Zweiter und Schumann Dritter wurde. Bei den Sportwagen gewann Brudes (Breslau) auf MG das Rennen in der Klaſſe ka auf Bugatti in 940.2 Minuten Sieg wurde auch das Rennen der Sportwagen, da r Schweizer einer Durchſchnittsgeſchwindigkeit von Stundenkilometern gewann. korde nicht weniger als 18mal übertroffen. Preis der Stadt Baden-Baden. bis 1100cem in 9:22.3 Minuten(76.8 Stun⸗ denkilometer) und in der Sportwagenklaſſe bis 1500 cem ſiegte der Tſchechoſlowake 6 (74. Stundenkilometer). Zu einem ausländiſchen 2000er das der Schweizer Klauß mit 78.7 Alles in allem wurden die beſtehenden Re⸗ „Ebro“ ſiegt im Schlußrennen Der Schlußtag der Internationalen Renn⸗ woche in Baden-Baden nahm einen ſportlich ausgezeichneten Verlauf. Die Tribünen und auch der gegenüber liegende Kapellenberg, wo ſich die Einheimiſchen zu mehreren Tauſenden »üſammengefunden hat len, zeigten ein foſtliches Bild. In der Klub⸗Loge bemerkte man neben den zahlreich verſammelten Rennſportbeitern auch als prominenten Gaſt den König Alfons von Spanien. Im Mittelpunkt des Schluß⸗ renntages ſtand der„Preis der Stadt Ba⸗ den⸗Baden“ über 2100 Meter. Die Prüfung war mit 8300 Mark dotiert und wurde von ſieben Pferden beſtritten. Als Favorit ſtartete Ebro vom Stall Haniel. Der Oleander⸗Sohn rechtfertigte dann auch ganz das in ihn geſetzte Vertrauen und ge⸗ wann ſicher mit dreiviertel Länge gegen Ni⸗ cardo ſowie Valpareiſo und Manzanares. Bis zur Diſtanz behauptete ſich die Gradit⸗ zer Valpareiſo, die aber zum Schluß dem Sppeed von Ebro erlag und ſchließlich auch Ricardo noch vorbei laſſen und das zweite Geld überlaſſen mußte. Ebro erreichte eine Zeit von 2:15.38 Mi⸗ nuten, war damit alſo ganze ſieben Sekunden veſſer, als Grandseianeur im Vorfahr. Radſport Rauſch aus Amerika zurück. Der Kölner Mannſchaftsfahrer und Ste— her Viktor Rauſch iſt von ſeiner Amerika⸗ reiſe in die Heimat zurückgekehrt, um ſich von ſeinen Sturzverletzungen zu erholen. Längere Zeit hatte er drüben wegen einer beim Training zur amerikaniſchen Steher⸗ meiſterſchaft erlittenen Gehirnerſchütterung und Geſichtslähmung das Krankenhaus auf⸗ ſuchen müſſen. Die Verletzungen ſind inzwi⸗ ſchen aber vollſtändig ausgeheilt. Sportallerlei Für die Ringer ⸗Europameiſterſchaften im freien Stil vom 5. bis 7. September in Brüſſel haben Schweden und Ungarn ihre Mannſchaften von Bantam bis Schwerge⸗ wicht wie folgt aufgeſtellt: Schweden: E. Svenſſon, G. Jönſſon, E. Kariſſon, S. An⸗ derſſon, J. Johanſſon, A. Cadier. N. Aker⸗ lind. Ungarn: Lörincz, Zombory 1. frei, frei. Sovari. Viragh, Bobes. Paavo Nurmi iſt anläßlich des deutſch⸗ finniſchen Länderkampfes in Helſinagfors von Dr. Diem als Ehrengaſt zu den Olympiſchen Spielen 1936 nach Berlin eingeladen wor⸗ den. Auch dem erſten olympiſchen Mara⸗ thonſieger von 1896 in Athen, dem Griechen Spiridione Louis, ſoll eine gleiche Einladung zuteil werden. Die 6. Balkanſpiele finden vom 21. bis 29. September in Ankara ſtatt. Es nehmen teil: Albanien, Bulgarien, Griechenland. Rumä⸗ nien, Türkei, Jugoſlawien. Außerdem ent⸗ ſenden die Balkan⸗Univerſitäten je eine Sechzehner⸗Mannſchaft. Boxſport Niederſachſens Gauauswahl. Für die Mitte September beginnende Mei⸗ ſterſchaft der Gauauswahl-Mannſchaften der Amateurborer hat jetzt der Gau Niederſach⸗ ſen ſeine Vertretung namhaft gemacht. Es wurden gleichzeitig auch die Erſatzleute be⸗ ſtimmt. Die Staffel lautet vom Fliegen⸗ gewicht aufwärts: Brofazi(Liſt), Wilke(de Wall), Aring(Bialas), Lukat(Moſel und Johanneſſon), Hampel(David und Mierau), Ruſt(Skeries), Bothe(Steinmetzger), Stein⸗ metzger(Siepmann). Stuttgart— Berlin perfekt. Die Einwendungen der württembergiſchen Fachamtsleitung gegen die von Berlin für den vorgeſehenen Städtekampf Stuttgart— Berlin gemeldete Mannſchaft hatte zur Folge, daß Berlin ſich nun verpflichtet hat, in jeder Gewichtsklaſſe die ſtärkſtmögliche Beſetzung zu entſenden. Daraufhin iſt die Austragung des Kampfes am 4. Oktober in Stuttgart ge⸗ ſichert. 6 Mittelrhein— Weſtfalen 8:8. In Köln füllten 1500 Zuſchauer den Har⸗ monie⸗Saal beim Freundſchaftskampf der Amateurboxer aus Weſtfalen und Mittel- rhein bis auf den letzten Platz. Die Kämpfe brachten hervorragenden Sport. Den ſtärk⸗ ſten Eindruck hinterließ Voſen-Bonn, der Schnarre-Recklinghauſen im Schwergewicht ſicher auspunktete. Im Weltergewicht konnte Ulderich⸗Köln den Weſtſalen Prieß in einem ſchönen Kampfe nach Punkten beſiegen. Mit Sten Kämpfe zogen die Rheinländer auf 8:8 gleich.„ e 2 2 ee e ee — N — — — f b l 0 0 — li Und ihr sollt nidit umsonst 3estorben sein! Die Opfer der Berliner Einsturzkafasfrophe mahnen von neuem zur Schadensverhüfung NsK über den Gräbern treuer Arbeits⸗ kameraden ſenken ſich Fahnen, Gebet und Ge⸗ löbnis ſteigt gen Himmel. Morgen aber brandet wieder das Leben mit all ſeinen Kämpfen und Nöten, aber auch mit all ſeinen Freuden und Schönheiten durch die Straßen der heute trauernden Reichshauptſtadt. Der Lebende hat recht. Es liegt ein tiefer Sinn in dem alten Brauch, von der Begräbnisſtätte fort in friſcher lebensbejahender Marſchmuſik zu marſchieren. Die Einſturzgrube am Brandenburger Tor wird in Wochen verſchwunden ſein, in Monaten wird der Bau ſich vollenden, in Jahren werden ernſte und fröhliche Menſchen durch dieſen Un⸗ glückstunnel fahren. Und nur der eine oder andere wird noch gelegentlich der Kataſtrophe gedenken. Sollen wir uns damit begnügen, heute nur, dieſen einen Tag lang, der toten Arbeits- kameraden zu gedenken? Drängt ſich nicht viel⸗ mehr gerade bei ſolcher Trauerfeier der Ge⸗ danke an die Unzähligen auf, die nicht bei Maſſenkataſtrophen, ſondern hier und da und dort einzeln Mann um Mann auf dem Ehren⸗ feld der Arbeit ihr Leben laſſen mußten? Mehr als 25 000 Tote beklagt Deutſchland alljährlich, Männer und Frauen, die im Dienſte der Ge⸗ ſamtheit an ihrem Werke ſchaffend, durch töd⸗ liche Unfälle dahingerafft werden. 25 000 Tote alljährlich! einer großen Stadt. Die Todesernte einer mörderiſchen Schlacht. Aber, weil ſie einzeln und namenlos dahingingen, ehrt ſie keine Staatsfeier. Darum gilt für ſie alle mit, was heute am Grabe der Arbeitsopfer vom Bran⸗ denburger Tor an Ehrung und Gelöbnis ge⸗ ſchieht. Gelöbnis! Das Zuſammentreffen zweier Kataſtrophen, des Brandes in der Funkaus⸗ ſtellung und dieſes Tunneleinſturzes, ver⸗ pflichtet zu verantwortungsbewußten Fragen und Antworten: Geſchieht wirklich alles men⸗ ſchenmögliche, um nicht nur ſolche Maſſenkata⸗ ſtrophen, ſondern auch die einzelnen Unfälle und Brände und ſonſtigen Schadensfälle des täg⸗ lichen Arbeitslebens zu verhindern, vorbeugend zu verhüten?— Der Sachverſtändige jedes ein⸗ zelnen hier in Frage kommenden Arbeitsge- bietes würde mit Recht antworten: Ja! Es gibt wohl kaum noch nennenswerte Lücken in den hundertfältigen, ja vielleicht tauſendfältigen Vorſchriften, Verboten, Anweiſungen, Beauf⸗ ſichtigungen. Aber... Und nun kommt das große Aber: Was nützen alle Paragraphen und Geſetze, was nützen auch alle Belehrungen und Aufklärungen, wenn die weit überwiegende Mehrzahl aller Volksge⸗ noſſen ſich nicht danach richtet. Nie iſt die tote Materie ſchuld an einem Unglück. Von ver⸗ ſchwindend wenigen Fällen abgeſehen, iſt ſtets der Menſch mit ſeinen kleinen und großen Fehlern und Mängeln irgendwie direkt oder indirekt daran beteiligt, daß aus dem lebloſen Material, das er meiſtern und beherrſchen wollte, gefährliche und unheimliche Todeswaffen Traum und diagnose Einen ſonderbaren Fall einer Krankheits- diagnoſe durch einen Traum verzeichnet das „Britiſh Medical Journal“. Es iſt bekannt, ß Träume unter Umſtänden ſehr deutlich pſychiſche Spannungen enthüllen und bei der Diagnoſe ſeeliſcher Erkrankungen von außerordentlichem Wert ſein können. Selte⸗ ner wird bekannt, daß organiſche Krankhei⸗ ten auf dieſem Wege diagnoſtiziert werden können. Bei dem vorliegenden Fall handelte es ſich um einen Patienten von etwa 40 Jah- ren, der eine Reihe merkwürdiger Krank⸗ Jeitsſymptome zeigte, die die Aerzte ſich zu⸗ nächſt nicht erklären konnten. Man kam ſchließlich zu der Anſicht, daß es ſich um eine Entzündung in den tieferen Teilen des Ge— hirns handeln müſſe. Dieſe Diagnoſe wurde bald durch einen Traum des Patienten be— ſtätigt. Der Traum wurde genau regiſtriert und dann einem ſchweizeriſchen Profeſſor zur Begutachtung vorgelegt. Der Traum hatte zum Teil die„Entwäſſerung eines Teiches“ zum Inhalt. Der Schwei⸗ zer Sachverſtändige zögerte nicht, den„Teich“ mit der zerebro⸗ſpinalen Flüſſigkeit zu ver⸗ gleichen. die unſer geſamtes Zentralnerven⸗ ſyſtem umſpült. Weiter träumte der Kranke, daß nach der„Entwäſſerung“ im„Schlamm des Teiches“ zwei„tote Tiere“ zurückgeblie⸗ den wären. Hieraus und aus anderen Ein⸗ zelheiten zog der Gutachter den Schluß, daß der Strom der zerebro⸗ſpinalen Flüſſigkeit gehemmt werde; er gab ſogat genau die be⸗ treffende Stelle an, die völlig mit dem in⸗ zwiſchen auf andere Weiſe feſtgeſtellten Ent— zündungsherd übereinſtimmte. Das mediziniſche Blatt iſt der Meinung, daß dieſe„Traumdiagnoſe“ ein weites Feld für die Forſchungen der Zuſammenhänge von pſychſchen und pſychologichen Störungen eröffne, und daß man in Zukunft die Träume eines Kranken nicht nur bei ſeeliſchen, ſon⸗ dern auch bei körperlichen Störungen zur Diagnoſtizierung oder wenigſtens doch als Hilfsmittel heranziehen könne. Das läßt ſich natürlich nicht in ſchematiſche Regeln preſſen. Der zum Arzt Berufene wird ſich ohnehin um das Seelenleben ſeines Patienten kümmern. Das iſt ja die Teilwahrheit der Pſychoana⸗ lyſe, deren Unzulänglichkeit in dem einſei— tigen Zurückgehen auf das in milderen See— lenregionen verhaftete Triebleben beſteht. Die Einwohnerzahl; gegen ihn ſelbſt ſich geſtalten. Hier gilt es den Hebel anzuſetzen, all die pfychologiſchen Ur⸗ ſachen, die aus den Tiefen menſchlichen Weſens heraus Gefahren heraufbeſchwören, mit Ernſt und Eindringlichkeit und mit unabänderlicher Folgerichtigkeit zu bekämpfen. Aha, ſagen die Neunmalklugen. Jetzt, wo das Kind in den Brunnen gefallen iſt, denkt ihr endlich daran, ihn zuzudecken. Das iſt ein Irr⸗ tum. Nationalſozialiſtiſches Denken läßt es nicht zu, an Symptomen herumzudoktern. Jedes Übel muß an der Wurzel gefaßt werden. Dann treten Scheinerfolge zwar nicht ſo ſchnell ein, daß man mit ihnen vor Parlamenten und Kom⸗ miſſionen paradieren kann. Aber grundlegende und tiefſchürfende Arbeit garantiert Erfolge, die vielleicht erſt nach langen Jahren oder gar Jahrzehnten in Erſcheinung treten. Dann aber iſt auch endgültig etwas erreicht. Der nationalſozialiſtiſche Staat hat ſich ſeit etwa zwei Jahren in der Schadenverhütungs⸗ aktion der N. S.⸗Volkswohlfahrt das Inſtru⸗ ment geſchaffen, daß dieſe Leiſtung, die auf künftige Generationen ſich auswirken wird, in ruhiger und ſteter Arbeit erzwingen ſoll. Es würde zu weit führen, auf dieſe in der Stille arbeitende Parteiorganiſation ausführ⸗ lich einzugehen. Soviel aber kann geſagt werden, daß hier eine geradezu ideale und muſtergültige Zuſammenarbeit aller ſtaatlichen und Parteidienſt⸗ ſtellen, aller auf einzelnen Fachgebieten ſachverſtändigen Organiſationen und der in Ver⸗ bindung mit dem Volk und ſeinen einzelnen Berufsſtänden ſtehenden Gliederungen aufge⸗ baut worden iſt. Das Ziel iſt hoch, aber es iſt klar und eindeutig: Jeder Volksgenoſſe muß und wird dazu er⸗ zogen werden, jeden Schaden, den er an⸗ richtet oder erleidet, als eine Verletzung der Intereſſen der Geſamtheit, wenn es fahr⸗ läſſig oder grob verſchuldet geſchieht, geradezu als ein Verbrechen am Volk anzuſehen. Das klingt einerſeits hochtrabend, anderer- ſeits ſo einfach. Und doch iſt es der Schlüſſel zu allem Schadensvorkommen unſerer Zeit und zur vorbeugenden Eindämmung der jetzt kaum noch tragbaren Ausmaße. Was der Volksgeſund⸗ heit und der Volkswirtſchaft Jahr um Jahr an Leben, Geſundheit und Arbeitskraft, an Mate⸗ rial und Vermögenswerten verlorengeht, das beziffern die Sachkundigen auf hohe Milliarden⸗ ſummen. Und rechnet man, vom Materiellen abgeſehen, all die Anſummen von Leid und Schmerz, von Qualen, Sorgen und Nöten zu⸗ ſammen, bedenkt man die zerſtörten Zukunfts⸗ hoffnungen, die vernichteten Familienexiſtenzen, die im Gefolge nur der 25 000 Anfall⸗Toten un⸗ vermeidbar ſind— auch bei den Hundert⸗ tauſenden Schwerverletzter ſpielen ſie eine ge⸗ waltige Rolle—, dann erkennt man erſt die ganze Wucht und Größe der Aufgabe, die der Schadensverhütungsaktion erwächſt. Wir leben in einer Zeit des Überganges. Das Zeitalter der Technik hat in ſeinen gewaltigen Auswirkungen unſere Generation überraſcht Mitglieder der S0. Lorſcher-Straße 4 Adler 2., Chriſtian 40 Adler 1., Johann Georg 36 Adler 6., Lorenz 45 Alter 3., Hans 9 Bauer 6., Philipp 6 Benz, Peter 24 Bergmann 2., Jakob 35 Binninger, Johann 37 Böhm, Friedrich 11 Brechtel 4., Nikolaus 32 Faber 1., Martin 46 Faltermann 6., Michael 13 Heckmann 1., Georg Valentin 33 Heckmann, Joh. Gg. Wwe. 14 Hoock 9., Adam Keßler, Jakob Kirchner 5., Adam 31 Klee 1. Georg Friedrich Klee 11., Johann 7 Knapp 6., Johann 40 König, Emilie 47 Kühner 1., Sebaſtian Wwe. Lutz, Alfons 28 Martin 4., Nikolaus Reiſchert, Franz 5 Reiſchert, Franz Philipp 8 Reiſchert, Johann Adam 38 Renner, Jakob 9 Roehl, Joſef 52 Rohrbacher 4., Michael 42 Sander J., Georg 35 Sax Katharina 2 Schloſſer 1., Karl 1 Schmidt, Chriſtian 4 Schmidt, Heinrich 20 Schmitt 1., Georg Auguſt 21 Schmitt, Johann Georg 8 Winkenbach, Georg Jakob 44 Wunder 6., Georg und droht ſie zu beherrſchen. Aber wir müſſen die Technik beherrſchen! Wir dürfen nicht mit den Anſchauungen und Gewohnheiten unſerer ganz auf das Ich eingeſtellten Großeltern in die Motoriſierung, Elektriſierung und faſt reſtloſe Techniſierung unſeres geſamten Arbeits- und Privatlebens hineintaumeln. Wir müſſen end⸗ lich erkennen, daß wir all der finſter drohenden Mächte, die uns aus der Umgeſtaltung unſeres Daſeins erwachſen, nur Herr werden können, wenn wir uns in die geſchloſſene Ab- wehrfront einreihen und alles, was unſerer kleinen und unwichtigen Perſönlichkeit ſolcher Einordnung widerſtrebt, unterdrücken und beſeitigen. f Solcher Art iſt das Erziehungswerk, das der Schadenverhütungsaktion und allen an ihr mitarbeitenden Behörden, Or⸗ ganiſationen, Parteidienſtſtellen und Gliede⸗ rungen ermächſt. Die Toten aus der Baugrube vom Branden- burger Tor, aus dem Brand der Funkhalle — verge ſen wir auch nicht die Opfer von Reins⸗ dorf und vieler anderer Kataſtrophen— ſie alle ſollen uns mahnende Zeugen ſein, daß dieſer Kampf gegen die Gefahr unerbittlich und un⸗ beirrbar durchgeführt werden muß. Und mögen auch heut noch viele glauben, es gäbe wichtigere Aufgaben. Keiner darf ſich dem Appell ent⸗ ziehen, der mit der Totenklage für die ge⸗ fallenen Arbeitskameraden heute eindringlich durch alle deutſchen Lande geht. Auch Schadenverhütung im richtigen und tief verſtandenen Sinn des Wortes iſt praktiſch betätigte nationalſozia⸗ liſtiſche Geſinnung. Daß ſie das ganze Volk durchdringe, daß ſie in kommenden Zeiten manch nutzloſes Opfer verhüten und erſpuren helfe, dafür ſollt ihr geſtorben ſein, ihr toten Männer der Fauſt, die jetzt der Raſen 8 I. C ³ ˙·-uu ð y d e Islands Fußballer neomen uvmied Der Leiter der isländiſchen Fußballexpe⸗ dition, Gisli Sigurbjörnſſon, faßt den Dank für die Aufnahme in Deutſchland in die Worte:„Die isländiſche Fußballexpedition, die 18 Tage lang Gaſt der Nordiſchen Ge⸗ ſellſchaft und des DFB. geweſen iſt, ſendet am Tage der Abreiſe nach Island allen öffentlichen Stellen, Behörden, dem Rund⸗ funk ſowie ganz beſonders auch der Bevöl⸗ kerung ihren tiefempfundenen Dank für den herzlichen Empfang, den man ihr überall in Deutſchland bereitet hat. Die Eindrücke, die wir in Deutſchland gewonnen haben, ſind uns unvergänglich und wir werden ſtets mit Freude und Dankbarkeit an unſeren Aufent- halt im neuen Deutſchland zurückdenken und in Island davon erzählen. Dieſe erſten gegen⸗ ſeitigem Spiele haben in beſonderem Maße dazu beigetragen, in Island weiteres Ver⸗ ſtändnis für die uns befreundete Nation zu wecken und das Band der Freundſchaft, wel⸗ ches uns verbindet, zu feſtigen.“ Amieitia Viernheim ⸗ Phönix Karlsruhe 3:3 Es iſt vorbei gelungen. Beide Punkte konnten nicht in Viernheim behalten werden. Das Spiel hatte zwei Ueberraſchungen. Die erſte war gleich zu Beginn, als die Grünen ganz groß aufdrehten und das Heft in die Hand nahmen. Die Ausbeute waren 3 Tore. Doch die zweite Ueberraſchung war weniger angenehm für uns Viernheimer und das war in der letzten Viertelſtunde, wo die Grünen zu ſorglos ſpielten, wodurch Phönix ausgleichen konnte. Im Allgemeinen betrachtet können wir mit den Leiſtungen unſerer Mannſchaft zufrie⸗ den ſein. Allerdings darf es eine ſolche letzte Viertelſtunde für Viernheim nicht mehr geben. Und dieſes Lehre hat die Mannſchaft hieraus gezogen. Fußball iſt Kampf und muß immer Kampf bleiben. Da darf es keinen Leicht- ſinn und kein ſelbſtſicheres Gefühl geben. Ueber 4000 Zuſchauer wohnten dem Spiele bei. Undkalles war reſtlos von Viernheim begeiſtert bis zur letzten Viertelſtunde, da gab es enttäuſchte Geſichter. Doch tröſten wir uns. Es iſt ja noch nicht alles verloren. Wir haben geſehen, die die Viernheimer Mannſchaft ſpielen kann und können alſo ruhig den kommenden Kämpfen entgegenſehen. Am kommenden Sonntag kommt wieder ein Karlsruher Verein und zwar der alte Karls⸗ ruher Fußballverein. Da wird es wieder ein großes Spiel geben. Ueberhaupt ſteht das feſt, daß alle 18 Spiele, die Viernheim aus⸗ zutragen hat, ſehr ſchwer ſind. Es gibt kein leichtes Spiel, ebenſowenig wie es einen un⸗ gefährlichen Gegner gibt. Alle Spiele erfor⸗ dern einen gewaltigen Kampfgeiſt gutdurch— trainierter Körper der Spieler und ſehr gute Nerven.— Die Jungliga, welche das Vorſpiel beſtritt, verlor 4:2 gegen Karlsruhe. Uebrigens iſt die Beſtimmung, daß Spieler der Erſatz⸗ liga nur bis zum Alter von 23 Jahren aufge⸗ ſtellt werden dürfen, aufgehoben worden. Allerdings ſollen in der 2. Mannſchaft mög⸗ lichſt junge Spieler aufgeſtellt werden. Bekanntmachung Betr.: Schweinezwiſchenzählung am 4. Sep⸗ tember 1935. Am 4. September 1935 findet eine Schweinezwiſchenzählung zu ſtatiſti⸗ ſchen Zwecken ſtatt. Verbunden mit dieſer Zählung iſt die Ermittlung der nicht beſchau⸗ pflichtigen Hausſchlachtungen für die Zeit vom 1. Juni bis 31. Auguſt 1935. Dieſe Ermitt⸗ lung ſoll dazu dienen, einen Ueberblick über den ſaiſonmäßigen Verkauf der Geſamtſchlach⸗ tungen an Schweinen zu erhalten. Mit der Schweinezwiſchenzählung iſt eine Ermittelung der Abkalbetermine verbunden. Hier iſt die Zahl aller Kälber anzugeben, die in den Monaten Juni, Juli und Auguſt 1935 lebendig oder tot geboren wurden, gleichgültig, ob ſie in der Viehhaltung vorhanden, oder be⸗ reits geſchlachtet, verkauft oder ſonſtwie weg⸗ gebracht ſind. a Die Zählung wird von ausgeſteuerten Kauf— leuten vorgenommen und empfehlen wir des⸗ halb, dieſen richtige Angaben zu machen. Wer vorſätzlich die Angaben, zu denen er bei dieſer Zählung aufgefordert wird, nicht erſtattet, oder wer wiſſentlich unvollſtändige Angaben macht, wird mit Gefängnis bis zu 6 Monaten oder mit Geldſtrafe bis zuu 10000 RM. beſtraft. Auch kann Vieh, deſſen Vor⸗ handenſein verſchwiegen worden iſt, im Urteil für den Staat verfallen erklärt werden. Bürgermeiſterei Viernheim Bechtel Uereins⸗ Anzeiger Sportvereinigung Amieitia 09. Heute Abend Schiedsrichterſitzung in Mann⸗ heim. Abfahrt 8 Uhr bei Schiedsrichter Wunder. Junge Leute, die ſich zum Schiedsrichter ausbilden laſſen wollen, mel⸗ den ſich ebenfalls bei Wunder. Der Vorſtand. Dienstag von 5— 7 Uhr Morgen, Aus⸗ zahlung. Verantwortlicher Schriftleiter: Joh. Martin, Viernheim; verantwortlicher Anzeigenleiter: Joh. Martin, Viernheim; Druck und Verlag: Johann Martin, Viernheim, Adolf Hitler⸗ ſtraße 36; D. A. VII. 35: 1138. Zur Zeit iſt die Preisliſte Nr. 3 gültig. Günstige Belegenheitl Neues Schlaf⸗ zimmer Eiche mit Nußbaum wegen aufgel. Verlobg. weit unter Preis zu verk. Anfragen unter P. H. an d. Verlag ds. Bl. —* 2 U Läuferlchweine Zu herabgeſetzten Preiſen hat ſtets am Lager Schweinehandl. lid. Hollricn. Moltesir. 9 1 Sch ö Mer nicht mit Scheuer un i j Bauplatz Grabgarten N riert, Mitte d. Ortes gelegen, zu verkaufen WII Von wem, ſagt der Verlag d. Bl.] vergessen! ſaddadagaaggdaggagagaanacgaggdacgdo Achtung! Das Handharmonika⸗Gypiel kann erlernt werden jeden Dienstag abend von 8 bis 10 Uhr im Lokal „Zum Schützenhof“ Intereſſenten ſind recht herzlichſt eingeladen. fagaagagaangaagagagaaadaagaagaaggagagagamn 6 r r/ ee e 77 n 29 3 Wieviel Erbhöfe gibt es in deulſchland? Eine der Hauptaufgaben, die ſich der Na⸗ tionalſozialismus bald nach der Machtüber⸗ nahme ſtellte, war die Schaffung des neuen deutſchen Bauernſtandes. Es galt, neue lebensfähige Erbhöfe zu errichten. Dieſe Aufgabe hat der Nationalſozialismus mit aller Kraft gefördert. Wenn man bedenkt, daß mit Abſchluß des Jahres 1934 bereits 6000 neue Bauernhöfe auf einer Geſamt⸗ fläche von 100 000 Hektar entſtanden waren und daß darüber hinaus etwa 13 000 kleine Bauernweſen durch Landzulage lebensfähig und zu Erbhöfen ausgeſtaltet wurden, ſo iſt der Erfolg der nationalſozialiſtiſchen Arbeit auf dieſem Gebiet durch dieſe Angaben be⸗ ſtätigt. „Doch nicht allein der Erbhof als ſolcher iſt eine Neuſchaffung des Nationalſozialis⸗ mus, ſondern auch das Erbhofgeſetz, das nicht nur den Erbhofbauern ſchützt, ſondern durch die Sicherung des Bauernſtandes auch dem Volksganzen wertvollen Dienſt leiſtet. Das Erbhofgeſetz bewahrt den Bauern 3. B. vor Aeberſchuldung. Es verhindert die Zwangsverſteigerung ſeines Beſitzes. Daß ein Anwürdiger einen Bauernhof lei⸗ tet, wird ebenfalls durch dieſes Geſetz un⸗ möglich gemacht. Durch die nationalſozialiſtiſche Bauern⸗ Geſetzgebung wird ein geſundes und kinder⸗ reiches neues Bauerngeſchlecht heranreifen, das ſeine Hauptaufgabe darin ſieht. die deutſche Erde ſo auszunutzen, daß Deutſch⸗ land ſein Ziel, die Nahrungsfreiheit, er⸗ reicht. In den Erbhöfen, in denen geſunde und unverſchuldete bäuerliche Familien ſchon jetzt und in Zukunft zu Hauſe ſein werden. liegt alſo ein gut Teil der deutſchen Zukunft. Bunder aus Müll Hilfe für Siedler und Kleingärtner Vor einigen Monaten überraſchte der Ber⸗ liner Chemiker und Gärtner Willi Aretz die Oeffentlichkeit mit einer epochemachenden Er⸗ findung auf dem Gebiet der Müllverwer⸗ tung. Nach jahrelangen Verſuchen war es ihm gelungen, aus Müll eine Bauplatte her⸗ zuſtellen, die ſo vorzüglich und dabei trotz⸗ dem ſo billig iſt, daß ſie jeden Vergleich ſelbſt mit Bauplatten aus beſtem ausländiſchen Material aushält. Bereits im Oktober dieſes Jahres wird die Erfindung praktiſch ausgewertet werden können und die Fabrikation von Müllplatten beginnen. Platte Ungeziefer abhält, waſſerabweiſend, porös und trotzdem wärmehaltend iſt, er⸗ part ſie dem Gärtner Arbeit, Zeit und Geld. Ihr Anſchaffungspreis wird ſo gering gehal⸗ ten, daß im Frühjahr 1936 eine allgemeine Verwertung möglich iſt. Die großzügige Her⸗ ſtellung der Platte beginnt noch Ende 1935 in der unter maßgeblichem Einfluß der Stadt Berlin ſtehenden„Aretz⸗Faſerſtoff⸗Bauplat⸗ ten G. m. b. H.“.— Die neue Erfindung wird vor allem von Siedlern und Klein⸗ gärtnern feudig geſehen und gern verwandt werden. Dieviel Irauen arbeilen in der Induſtrie? Der Anteil der weiblichen Arbeitskräfte an der Gefolgſchaft der Induſtrie hat in der Nachkriegszeit bedeutend ſtärker zugenommen als vor dem Kriege. Die ſtärkere Zunahme der Frauenarbeit in der In⸗ duſtrie hat ſich im Weltkriege angebahnt. Nach dem Kriege waren es zunächſt die Ver⸗ mögensverluſte durch die In⸗ flation, die die Frauen in die Berufstätigkeit drängten, und dann die Rationaliſierung. Seit der Machtübernahme durch den Nationalſozialis⸗ mus iſt der Anteil der Frauen⸗ arbeit in der Wirtſchaft wie⸗ der zurückgedrängt worden. Entſcheidend hierfür ſind vor allem die Grundſätze natio⸗ nalſozialiſtiſcher Bevölke⸗ rungspolitik. Nach den Er⸗ gebniſſen der Krankenkaſſen⸗ ſtatiſtik iſt der Anteil der Frauenarbeit in der Geſamt⸗ wirtſchaft von 36,7 im Jahre 1932 auf 32,4 im Jahre 1934 zurückgegangen. 1934 betrug der Anteil der Frauen in der geſamten Induſtrie 26,35 Dieſer erſte Erfolg hat den Berliner Er⸗ finder nicht ruhen laſſen. Nach langen Ver⸗ ſuchen iſt es ihm deshalb gelungen, heute wieder mit einer aufſehenerregenden Er⸗ findung, der ſogenannten„Bodenkultur⸗ matte“, an die Oeffentlichkeit zu treten. Die Matte, die ebenfalls aus Müll gewon⸗ nen wird, ſoll im Frühjahr die landwirt⸗ ſchaftlich genutzten Gartenflächen bedecken— mit Ausnahme der eigentlichen Pflanz- oder Saatſtellen— und den ganzen Sommer Über unberührt darauf liegen bleiben. Durch das Bedecken des Bodens mit die⸗ ſer Matte wird einmal dem Gärtner das Iten und Gießen erſpart, und ihm auf der anderen Seite eine frühere und dabei weſentlich größere Ernte geſichert. Da die 1 gegenüber 28,7 im Jahre 1933. Am höchſten iſt der Anteil der Frauen in der Bekleidungsinduſtrie. Er betrug hier 68,395 und hat ſich gegenüber 1933 faſt gar nicht verändert. Dann folgt die papierver⸗ arbeitende Induſtrie mit 577, die Spiel⸗ wareninduſtrie mit 53,325 und die Textil⸗ induſtrie mit 52,695. In der Kautſchukindu⸗ ſtrie, in der Nichteiſen⸗Metallwareninduſtrie, in der keramiſchen Induſtrie, Nahrungs⸗ und Genußmittelinduſtrie, in der Elektroinduſtrie ſind mehr als ein Drittel aller Beſchäftigten Frauen. Sehr gering iſt der Anteil der Frauenarbeit in der holzverarbeitenden In⸗ duſtrie, in den Bauſtoffinduſtrien, im Fahr⸗ zeugbau, im Maſchinenbau, in der Eiſen⸗ und Metallgewinnung. Im Bergbau und Bau⸗ gewerbe werden kuum Frauen beſchäftigt. Aus dieſen Prozentzahlen darf nun aber keineswegs gefolgert werden, daß die abſo⸗ luten Zahlen hinſichtlich der Frauenbeſchäf⸗ tigung zurückgegangen ſind. Zu Beginn des Jahres 1933 beſchäftigte die Induſtrie faſt 1.1 Millionen Frauen, Ende 1934 waren es 1,4 Millionen Frauen. Es ſind alſo rund 300 000 weibliche Arbeitskräfte neu einge⸗ ſtellt worden, verringert hat ſich bei der überwie⸗ gend ſtarken Einſtellung von männlichen Arbeits⸗ kräften nur der Anteil der Frauenarbeit an der Ge⸗ ſamtbeſchäftigung. gparen— aber wie? Aus der älteſten Zeit unſerer ariſchen Vor⸗ fahren beſitzen wir in den mehr als 1200 Texten der heiligen Veden Indiens Kunde von dem Denken jener längſt verſunkenen Jahrtauſende. Wir wiſſen nicht genau, wann dieſe Bücher entſtanden ſind, und wenn auch die Annahme der Brahmanen ſicher falſch iſt, wonach dieſe Werke auf das ehrwürdige Al⸗ ter von ſieben Millionen Jahren zurück⸗ blicken, ſo rechnen doch ſelbſt vorſichtige Orien⸗ taliſten, daß die genannten indiſchen Auf⸗ zeichnungen zwei⸗ bis dreitauſend Jahre vor unſerer Zeitrechnung verfaßt ſind und auf noch viel ältere Quellen zurückgehen. Wenn wir in dieſen alten Schriften blät⸗ tern, begegnet uns in zahlloſen Abwandlun⸗ gen immer wieder das eine große Problem, um deſſen Löſung die Menſchheit ſich abmüht, das des Lebens und das des Todes. Sicher⸗ lich erſchiene das Leben weniger geheimnis⸗ voll, wenn es nicht am Ende 5 der Tage in das Myſterium des Todes mündete, und dar⸗ um finden wir die gewaltig⸗ ſten Beſchwörungen und 4 Gebete, die tiefgrün⸗ digſten Fragen und ihre Beantwortungsverſuche immer wieder auf das eine große Unbekannte, auf den Tod gerichtei. Inzwiſchen ſind viele Anſtrengungen ge⸗ macht worden, die Fragen, die im Geiſte nicht zu beantworten waren, wenigſtens innerhalb der engen Grenzen praktiſcher Wirklichkeit im menſchlichen Handeln zu löſen. Man hat ver⸗ ſucht, ſich ſo gut im Leben einzurichten, wie es die Umſtände geſtatten, und wenn hier an der Güte der Einrichtung auch noch manches fehlt, ſo haben wir immerhin gegen frühere Zeiten greifbare Erfolge erzielt. Die Mühen, die der Einzelne zur Sicherung ſeiner Exi⸗ ſtenz aufwenden muß, ſind vielleicht nicht ge⸗ ringer geworden, aber die allgemeine Le⸗ bensſicherheit bat ſich doch geſteigert. Die Durchſchnittsdauer des menſchlichen Lebens iſt innerhalb weniger Generatio⸗ nen um mehr als fünfzig Prozent ver⸗ längert worden. Die Möglichkeit, an den Gütern der Zivili⸗ ſation teilzunehmen, iſt in demſelben Maße gewachſen, wie die Technik ſich vervollkomm⸗ nete. Das alles iſt die Frucht ſehr vieler Jahrhunderte, und darum iſt es verwunder⸗ lich, daß eine der Sicherungen, die der Menſch ſich zur Erleichterung des Lebens erdachte, die Lebensverſicherung, eigentlich erſt ſehr ſpäten Urſprungs iſt. Gewiß kannte das Altertum beſcheidene Anſätze dazu, aber ſie gingen im Wirbel der wilden Kämpfe in den erſten Jahrhunderten unſerer Zeitrechnung verloren. Was ſpäter Zünfte und Gilden in dieſer Richtung vermochten, beſchränkte ſich auf einen engen Kreis und auf kleine Ver⸗ hältniſſe. Erſt ſeit etwa über hundert Jah⸗ ren haben wir in Deutſchland eine Lebens⸗ verſicherung, die wirklich dieſen Namen ver⸗ dient. Mit dem raſchen Blick und der energi⸗ ſchen Hand, die das Maſchinenzeitalter kenn⸗ zeichnet, haben dieſe hundert Jahre zu einem Ausbau der Idee geführt, wie er früher nicht denkbar geweſen wäre. Die Lebensverſiche⸗ rung beteiligt heute den Verſicherten nicht nur am Umſatz und an den Gewinnen, ſie gibt ihm ſogar die Möglichkeit, noch zu Lebzeiten, zu einem Zeitpunkt, den der Ver⸗ ſicherte ſelbſt beſtimmen kann, die Früchte ſei⸗ nes Sparens in der Verſicherung zu genießen und ſie gewährt u. a. auch den Hinterbliebe⸗ nen die notwendigen Mittel zum Leben nach dem Tode ihres Ernährers Darüber hinaus verſtärkt aber die Lebensverſicherung den Geldſtrom, der das Leben der Nation darch⸗ pulſt. Die Erfolge der Lebensverſicherungsgeſell⸗ ſchaften ſind deshalb auch ganz ungeheuer gewachſen. In Deutſchland z. B. ſind allein während der letzten zehn Jahre nicht weniger als 22 Millionen Lebensverſicherungen abge⸗ ſchloſſen worden. Die gewaltige Summe von 19 Milliarden Reichsmark ſoll hiernach er⸗ ſpart werden. Mehr als vier Milliarden Mark ſind bereits auf dieſe Weiſe geſpart und beleben als Ausleihungen der Lebens- verſicherungsgeſellſchaften den wirtſchaftlichen Blutkreislauf unſeres Volkes. Die Aufſichts⸗ organe des Staates ſorgen dafür, daß keiner der Verſicherten um das von ihm Erſparte zu bangen braucht. Die deutſchen Lebensverſiche⸗ rungsgeſellſchaften erfaſſen eine doppelt ſo große Sparſumme pro Kopf der Bevölkerung, wie beſpielsweiſe in Italien und ſogar im goldreichen Frankreich— ein Beweis für die Bedeutung der deutſchen Lebensverſiche⸗ rungsgeſellſchaften für das Leben der Ge⸗ ſamtheit und des Einzelnen. „Jleiſch im eigenen Saft“ Für jedermann erſchwinglich Die nationalſozialiſtiſche Er⸗ nährungspolitik hat auch im Fleiſchergewerbe eine grund⸗ legende Neuerung—„Fleiſch im eigenen Saft“— einge⸗ führt. In allen Fleiſcherläden im ganzen Reich gelangen Fleiſchwarenkonſerven in Do⸗ ſen zu zwei Pfund zum Preiſe von 1.50 RM zum Verkauf. Das wichtige dieſer be⸗ reits überall bekannten Neue⸗ rung beruht darin, daß durch die Konſervierung des Fleiſches im eigenen Saft eine unbegrenzte Haltbarkeit erreicht wird, die Saiſonſchwankungen der Erzeu⸗ gung und damit gleichzeitig Saiſonſchwan⸗ kungen des Preiſes auszugleichen vermag. Ein Ueberangebot an Fleiſch wird zur Her⸗ ſtellung dieſer Konſerven verwertet, wäh⸗ rend andererſeits jeder Fleiſchmangel durch den Verkauf der Konſerven behoben wird. Der Bauer kann alſo nicht mehr durch Her⸗ abſetzung der Preiſe bei Ueberangebot, und der Städter nicht mehr durch hohe Preiſe bei Fleiſchmangel geſchädigt werden. „Fleiſch im eigenen Saft“ wird in der künftigen Ernahrungswirtſchaft eine dauernde und wichtige Nolle ſpielen. SMR SDA 5 S N 5 8 1 1 FFP 8 eee eee