agen. sh. 0 ct N. 0 oll. Men dle ennkeimer Tageblatt— Sierngeime:- Nachrichten) Er 1 taglich mit Ausnahme der Sonn- und 1,40 Mk. frei ins Haus gebracht.— Beilagen: wöchentlich 2„Illuſtrierte wochenende“ 5 zweimal jährlich den Sommer- und Winter ⸗ Wandkalender.— Annahme von Bezugs⸗Beſtellungen in der Geſchäftsſtelle u. bei den Boten Weſtverbreitete Tageszeſtung— Nacdbriebten- und Auxeigenblan Fernſprecher 117.— Telegr.: Anzeiger, Viernheim— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Frankfurt a. M., Einzel-Berkauf der Zeitung von der Geſchäftsſtelle 5 Pfg., 8 10 Pfa Feiertage.— Bezugspreis monatl. Fahrplan und den Anzeigenpreiſe: Die 12 Geſchäftsſte eee eee. Viernheimer Anzeiger Viernheimer Zeitung iernheimer Bürger-Zig.— Viernh. Voltsblatz geſpaltene Millimerer-Beile 5 Pfennig, Textſpalte 12 Pfennig bei Wiederholung abtzeſtufter Nachlaß.— Annahmeſchluß für Anzeigen aller Urt vor- 23 größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von 8 in unſerer e u. von ſämtlichen Anzeigen⸗Mittlern Deutſchlands u. Ankündigungen in dleser Zeltung finden weiteste Verbreitung Plapvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werder Geſchaͤftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 36 es Auslandes Nr. 217 Mittwoch, den 18. September 1935 52. Jahrgang führer bericht * ud aber eier berſhüher⸗ ler Peir⸗ hwelhandt eihspatte. des Fih⸗ her lühnſe begreifliche en nich 5 liebens⸗ et und ichen Lei der Obet⸗ tegtupper⸗ titag dem übetteichen c erftent etsheimet ihn auth die Et⸗ ce zu un⸗ ihm von mittelten fe ante ptenber/ Ahr — 9 Der Neichstag zu Nürnberg Der Verlauf der Reichstagsſitzung, die im Rahmen des Parteitages der Freiheit am letzten Sonntag ſtattfand, hat gezeigt, daß die große Spannung berechtigt war, mit der man nicht nur in Deutſchland, ſondern auch jenſeits der Grenzen dieſer Sitzung entgegenſah. Ihr Inhalt zerfällt in zwei Hauptteile: Die Rede des Führers und Reichskanzlers und die Verkündung des Reichsflaggengeſetzes, des Reichsbürgerge— ſetzes und des„Geſetzes zum Schutz des deutſchen Blutes und der deutſchen Ehre“. Jeder dieſer beiden Hauptteile für ſich wäre für eine ſo bedeutſame Veranſtaltung In⸗ halt genug geweſen. Zum Reichsflaggenge ſetz hat ſa der Führer des Dritten Reiches ſelbſt er⸗ klärt, daß damit eine Dankesſchuld an die Bewegung abgetragen werde. Im Zeichen des Hakenkreuzes iſt der Kampf um Deutſch⸗ land von jenen Männern geführt worden, die ſich dieſem Zeichen und ſeinem Träger verſchworen. Das Reichsbürgerge⸗ ſetz und das„Geſetz zum Schutz des deutſchen Blutes und der deut⸗ ſchen Ehre“ ſchaffen auf zweien der wich⸗ tigſten innerpolitiſchen Gebiete eine Klar⸗ heit, wie ſie nicht nur dem Deutſchen und dem Arier, ſondern ebenſo auch dem in Deutſchland lebenden Fremdraſſigen und Nichtarier erwünſcht ſein muß. Wir werden auf dieſe drei Geſetze noch zurückkommen. Hier iſt zunächſt noch ein Wort zu den bedeutſamen Erklärungen Adolf Hitlers im Reichstag zu ſagen. Nach der erneuten Be⸗ tonung der unerſchütterlichen deutſchen Friedensliebe ſpricht der Führer des Drit⸗ ten Reiches im Zuſammenhang mit der vielfach gewiſſenloſen Art ausländiſcher Darſtellungen über die politiſche Zunei⸗ gung bezw. Abneigung Deutſchlands einen Satz, der gerade im jetzigen Augenblick außerordentlich bemerkenswert iſt. Es heißt da, die deutſche Freundſchaft werde heutzutage in ausländiſchen Preſſe⸗ äußerungen vielfach ſo behandelt, als ob jeder Staatsmann draußen in der Welt ganz nach Belieben nur die Hand auszu⸗ ſtrecken braucht, um über dieſe deutſche Freundſchaft verfügen zu können. Das na⸗ tionalſozialiſtiſche Deutſchland iſt ſich ſeiner Kraft und ſeines politiſchen Machtgrades durchaus bewußt. Man kann ſeine Freund⸗ ſchaft nicht herbeiwinken. Unter Gleichbe⸗ rechtigten muß man für eine Freundſchaft, die man zu erwerben wünſcht, Gleichwerti⸗ ges zu bieten haben. Zur rechten Stunde wie dieſer Satz ka⸗ men auch die Darlegungen Adolf Hitlers über die Memelfrage. Zum erſten Mal wird hier von einem deutſchen Staatsmann der Nachkriegszeit die Abtrennung des Me⸗ melgebietes als das gekennzeichnet. was es wirklich war und iſt: als Raub. Und Adolf Hitler nimmt dieſes Wort, das er zweimal kurz hintereinander angeſichts der mithörenden Welt gebraucht, noch einmal auf, wenn er betont, daß das Memelgebiet „im tiefſten Frieden überfallen und vom Reich weggeriſſen“ wurde. Ein beſonders bitteres, leider nur allzu berechtigtes Wort kennzeichnet in dieſem Zuſammenhange die gelegentlichen Noten und Demarchen der arantieſtaaten des Memelſtatuts. Eng⸗ land, Frankreich, Italien und Japan GJa⸗ pan hat ſich bekanntlich ſeit dem Beginn ſei⸗ nes chineſiſchen Feldzuges böllig unintereſ⸗ ſiert gezeigt und ſich von der Wahrnehmung ſeiner Verpflichtungen zurückgezogen). Es iſt ſicher allen Deutſchen und zumal allen bodenſtämmigen Bewohnern des Memel⸗ landes aus übervollem, bedrängtem Herzen geſprochen, wenn der Führer jene Noten und Demarchen der Signatarmächte als „äußere Formalien ohne jeden Wert und ohne alle inneren Folgen“ kennzeichnet. Wenn jene drei militäriſchen Großmächte nicht offenkundig in der Memelfrage ſich dem litauiſchen 2,5⸗Millionen⸗Volk unterle⸗ gen zeigen wollen, dann werden ſie aus der ür ſie tief beſchämenden Feſtſtellung des deutſchen Staatsoberhauptes die entſpre⸗ chenden Konſequenzen gegenüber Memel ziehen müſſen. Im letzten Teil ſeiner Rede hat der Füh⸗ rer und Reichskanzler keinen Zweifel daran gelaſſen, daß das nationalſozialiſtiſche 2 Genf, 17. September. Der Zweiten Kommiſſion der Völker⸗ bundsverſammlung wurde ein Bericht über die internationale Wirtſchafts- und Finanz⸗ lage vorgelegt. Der Bericht ſtellt feſt, daß im letzten Jahre die Rohſtofferzeugung, ſo— wie die induſtrielle Tätigkeit weiter zuge- nommen hätten, während andererſeits der Welthandel faſt gänzlich lahm liege. Der Berichterſtatter erklärte, die Wirtſchaftslage der Welt befinde ſich zweifellos auf dem Wege der Beſſerung. Aber dieſe Beſſerung ſei zu langſam und zu unregelmäßig, wäh⸗ rend ſie in gewiſſen Staaten anhalte, gehe die Kriſe in anderen weiter. Der franzöſiſche Handelsminiſter Bon- net, erklärte, daß die bisherigen Verſuche, auf internationalem Wege eine Regelung der Wirtſchaftsbeziehungen herbeizuführen, daran geſcheitert ſeien, daß die Staaten die Notwendigkeit internationaler Maßnahmen nicht genuͤgend erkannt hätten und ſich in kurzſichtiger Weiſe von nationalem Egois⸗ mus hätten leiten laſſen. Die Beſſerung, die in verſchiedenen Ländern zu verzeichnen ſei, könne keinen allgemeinen Charakter anneh⸗ men, ſolange der internationale Austauſch von Kapttalien und Produkten. der auch heute noch vollſtändig gelähmt ſei, nicht weder in Gang geſekt werde. Er g oube darum. aß der Auge ick nahe ſei, wo eine neue Inztiative auf internationa⸗ lem Gebiet eingreifen müſſe. Es handele ſich darum, den durch die letzte Veſſerung günſtigen Augenblick zu benuzen, um die Bemühungen nationaler Art auf internatio⸗ nalem Boden zu tragen. * Es iſt kaum anzunehmen, daß die Genfer Währungs⸗ und Wirtſchaftsdebatte, die offenbar auf franzöſiſche Initiative hin in Gang gekommen iſt, praktiſche Ergebniſſe von allgemeinem Nutzen haben wird. Die Gegenſätze der in Genf vertretenen Staaten ſind viel zu groß, der in der Rede des franzöſiſchen Miniſters erwähnte na⸗ tionale Egoismus— es handelt ſich wohl auch um einen verſteckten Vorwurf gegen England, das ſich auf keine allgemeine Währungskonferenz einlaſſen will— iſt in der gegenwärtigen Entwicklung ſo feſt be⸗ gründet, daß eine ſachliche Einiaung auch auf einem Teilgebiet nicht zu erwarten iſt. Gleichwohl iſt die Beurteilung der interna⸗ tionalen Lage, insbeſondere aller jener Fragen, die mit der Währungs— und Han⸗ delspolitik zuſammenhängen, auch für Deutſchland nicht ohne Intereſſe. * Noch leine Einigung Der Fünfer⸗Ausſchuß für den italieniſch⸗ abeſſiniſchen Streit hielt eine zweiſtündige Deutſchland allen Unterhöhlungsverſuchen rückſichtslos entgegentreten wird. Durch die neuen Geſetze iſt dem füdiſchen Bevölke⸗ rungsteil in Deutſchland die Möglichkeit ge⸗ geben, ſich loyal einzufügen. Der Führer des nationalſozialiſtiſchen Staates macht es aber von der Einſtellung der innerdeutſchen und ausländiſchen Hetze abhängig. ob es bei der jetzt eingetretenen geſetzlichen Regelung ſein Bewenden haben kann oder man zu draſtiſchen Maßnahmen grei⸗ fen wird. Und in dieſem Zuſammenhang kündigt er an, daß man dann die endgültige Löſung des Problems der Nationalſoziali⸗ ſtiſchen Partei übertragen muß. Das ent⸗ ſpricht jenen beiden Sätzen aus der Prokla⸗ mation vom Beginn des Reichsparteitages, in denen von der Möglichkeit der Uebertra⸗ gung ſolcher Aufgaben an die Partei ge⸗ ſprochen wurde, die der Staat ſeiner Natur nach nicht löſen könne. 85 a Wie am Beginn des diesjährigen Partei⸗ tages der NSDAP die große Proklamation des Führers Adolf Hitler ſtand, ſo wurde gleichſam wie ein Ausgangstor die Reichs— tagserklärung etwa an den Ausgang dieſer D Sitzung ab, an der die Hauptvertreter der fünf Mächte, alſo Laval, Eden, Beck. Mada⸗ riaga und Rüſchtü Aras teilnahmen. Lavat erklärte nach der Sitzung lediglich, man habe ſich bemüht, die Grundlage für die Ver⸗ handlungen herzuſtellen. Von anderer Seite verlautet, daß die Beratungen des Ausſchuſſes ſich in die Länge zogen, weil der türkiſche Außenminiſter gewiſſe Pläne für zu weitgehend gehalten habe. Der Aus⸗ ſchuß will dem Völkerbundsrat im Laufe des Mittwoch ſeinen Bericht vorlegen. Der Gang des weiteren Verfahrens iſt noch nicht geklärt, doch geht die Abſicht überwie⸗ gend dahin, den Vorſchlägen des Fünfer⸗ Ausſchuſſes durch den Rat die Bedeutung Paris, 17. September. Muſſolini hat dem in Italien wei⸗ lenden Berichterſtatter des„Matin“ eine Unterredung gewährt, in der er u. a. er⸗ klärte, die Kräfte des Internationalismus hätten in der Perſon Italiens den Faſchis⸗ mus erniedrigen wollen. Es ſei dieſen Kräften aber nur gelungen, ihn zu reizen. Der Groll Italiens werde lange anhalten. Italien finde es ungeheuerlich, daß das eng⸗ liſche Volk ihm ein armſeliges Stückchen Bo⸗ den unter der afrikaniſchen Sonne verſage. Italien habe in ſeinem Spiel eine Karte, die den Einſatz ſeines ganzen Lebens dar— ſtelle, und es werde dieſe Karte ausſpielen. Er, Muſſolini, begreife nicht jene Leute, die eine ganze Stadt in Brand ſtecken wollen, weil ein Haus brenne. Italien wolle durch ſeine koloniale Operation Sicherheit und Ausbreitungsmöglichkeiten für ſeinen ſtar⸗ ken Bevölkerungszuwachs. Die Gewehre würden da unten ganz von allein losgehen. Muſſolini wies dann auf die in Italien herrſchende Ruhe und auf die Mobilma⸗ Aufforderung zum Steuerſtreit paris, 17. Sept. Die franzöſiſche Bauern⸗ front hat ihre neuen Richtlinien für die Verteidigung der landwirtſchaftlichen Be⸗ lange ausgegeben. Sie fordert die Bauern auf, alle Steuerzettel bei ihren Berufsver⸗ bänden einzureichen und die Begleichung der Steuern bis auf weiteres einzuſtellen. Die Erzeuger werden aufgefordert, ihre auf das Mindeſtmaß beſchränkten Einkäufe bei den Kaufleuten und Induſtriellen zu täti⸗ gen, die ſich verpflichteten, die Politik der Aufwertung der landwirtſchaftlichen Er⸗ zeugniſſe zu unterſtützen. einzigartigen Veranſtaltungen geſetzt, über die wir heute noch einige abſchließende Be⸗ richte nachzutragen haben. 15 Auf der Sondertagung des Agrarpoliti⸗ ſchen Apparates der NSDAP ergriff Reichsleiter und Reichsminiſter Darre das Wort. Bezugnehmend auf die neue Raſſegeſetzgebung erklärte er u. a. daß der Agrarpolitiſche Apparat mit freudigem Stolz von ſich ſagen könne, von Anfang an für die Blutfragen unſerer Raſſe in vorder⸗ ſter Front gekämpft zu haben. Die jüngſten Ereigniſſe hätten bewieſen, wie richtig dieſe eindeutige Zielſetzung geweſen ſei. Sie ver⸗ pflichte aber für alle Zeiten, auf dieſem Wege fortzuſchreiten und wie bisher auch in den kommenden Jahren in dieſem Sinne fruchtbare Erziehungsarbeit zu leiſten. Wenn es dem Agrarpolitiſchen Apparat gelungen ſei, das deutſche Bauerntum zu einen, ſo ſei dies nicht etwa möglich geweſen, weil wirt⸗ ſchaftliche Vorteile nie bei den Parteien der Syſtemzeit im Vordergrund geſtanden hät⸗ ten, ſondern einzig und allein dadurch, daß dieſe Einigung unter rein weltanſchaulichen Geſichtspunkten geführt worden ſei. Die Kriſe des Welthandels Währungs⸗ und Wirtſchaftsdebatte in Genf— die ſeſtgefahrene Weltwirtſchaftspolitit von Empfehlungen im Sinne des Artikels 15 der Satzung geben zu laſſen. Der abefſiniſche Aufmarſch Havas meldet aus Addis Abeba: Reiſende, die aus dem Süden eintreffen, verſichern. daß in der Provinz Bali, in der Nähe der Grenze von Italieniſch-Somali⸗ land, eine bedeutende Truppenzuſammen⸗ ziehung erfolgt. General Mangacha, der ehemalige abeſſiniſche Geſchäftsträger in Rom, iſt nach der Provinz Uallega im We— ſten abgereiſt, wo er ein Armeekorps auf⸗ ſtellen ſoll. Von dort aus wird er ſich wahr⸗ ſcheinlich nach der Provinz Tigre bei Eri⸗ trea begeben. W e Muſſolini gegen Englands Haltung Entſchloſſene Hinweiſe auf die Machtmittel Italiens chungsmöglichkeiten des neuen Italiens hin. Eine Million ſei mobiliſiert. Innerhalb eines Tages könne er zehn Millionen Streitkräfte mobil machen, ohne dabei die für die Landesverteidigung tätigen Arbeiter aus ihren Werken heraus⸗ nehmen zu müſſen. Wenn man es wage, beiſpielsweiſe militäriſche Sühnemaß⸗ nahmen gegen Italien einzuführen, dann werde Italien noch mehr aufbieten können. Wolle Frankreich— deſſen freundſchaftliche Bemühungen für Italien und deſſen euro⸗ päiſche Anſtrengung er anerkenne— ſolche Sühnemaßnahmen? Mögen ſich aber die anderen geſagt ſein laſſen, daß Sühnemaß⸗ nahmen die Gefahr einer Umſchmelzung der Landkarte Europas mit ſich bringen wür⸗ den. Es wäre doch von Bedeutung, Italien auf die Seite der Länder zu ſtellen. die den vorhandenen Zuſtand wahren wollen. Man würde im Gegenteil aber ſehen, was es koſte, wenn man Italien in die Reihen de⸗ rer verweiſe, die eine andere Verteilung— und wer weiß?— vielleicht mehr Gerech⸗ tigkeit fordern. bbb 5 Holländiſche Sorgen Die Kriſe in den Kolonien. Haag, 17. September. In der traditionellen feierlichen Weiſe wurde die neue Sitzungsperiode des Par⸗ laments eröffnet. Königin Wilhel⸗ mina verlas die Thronrede, deren In⸗ halt diesmal mit beſonders großer Span⸗ nung zur Kenntnis genommen wurde. ö Hinſichtlich der Außenpolitik wird betont, daß zwar der freundſchaftliche Charakter der niederländiſchen Beziehungen zu den ande⸗ ren Mächten unbeeinträchtigt geblieben ſei, daß die Regierung jedoch trotzdem die in⸗ ternationale Lage mit größter Aufmerkſam⸗ keit verfolge. Im Hinblick auf die eingetre⸗ tenen Aenderungen ſehe ſich Holland aller- dings genötigt, beſondere Vorkehrungen in Bezug auf ſeine 1 Landes verteidigung zu treffen. Entſprechende Vorlagen würden dem Parlament zugehen. 8 0 Auf innerpolitiſchem Gebiet werden die Aenderung mehrerer Beſtimmungen der Verfaſſung und ein Geſetzentwurf zur Ver⸗ hinderung der Betätigung politiſcher Grup⸗ pen auf Gebieten, die dem Staat vorbehal⸗ ten ſeien, angekündigt. Ferner wird eine Reviſion der Ausländergeſetzgebung, ins- beſondere in Zuſammenhang mit dem Problem der politiſchen Flüchtlinge, in Ausſicht geſtellt. Eine Freigabe des Gold⸗ ſtandards komme nicht in Frage. Zur Be⸗ hebung der Arbeitsloſigkeit will die Regie⸗ rung große öffentliche Arbeiten durchführen und namentlich die Trockenlegung des Mel⸗ meeres fortſetzen. Die wirtſchaftliche und finanzielle Lage der Kolonien wird als ſor⸗ genvoll bezeichnet. b 8 0 5 4 1 7 0 9 1 2——— N T eee n In kurzen Worten Der Führer und Reichskanzler hat am Dienstagnachmittag Nürnberg verlaſſen; auf den Nürnberger Bahnhöfen wurden die letzten Formationen verladen. Nach den vorläufigen Feſtſtellungen hat das Zeichnungsergebnis auf die 4 5prozen⸗ tigen Schatzanweiſungen einen vollen Er⸗ folg ergeben. Der Führerrat der Deutſchen Wehrſchaft hat in Nürnberg die Auflöſung dieſes waf⸗ fenſtudentiſchen Verbandes verfügt. Der bekannte engliſche Journaliſt Ward Price gibt in ſeiner Zeitung„Daily Mail“ einen eindrucksvollen Bericht über die Trup⸗ penvorführungen in Nürnberg. Die Preſſe des Jriſchen Freiſtaates nimmt zu den Ausführungen des Führers und Reichskanzlers über die Memelfrage eingehend Stellung und wendet ſich dabei klar gegen das rechtswidrige Vorgehen Li tauens. Der Zweiten Kommiſſion der Völker- bundsverſammlung wurde ein Bericht über die internationale Wirtſchafts- und Finanz⸗ lage vorgelegt. Die neue Sitzungsperiode des niederlän⸗ diſchen Parlaments wurde mit einer Thron rede der Königin feierlich eröffnet Die letzten Sondertagungen Abſchließende Berichte und Hinweiſe. Der letzte Tag des Reichsparteitages brachte neben einer Tagung des Führer⸗ korps der Partei eine Reihe Sondertagun⸗ gen, auf denen die politiſchen Leiter im Rahmen ihrer beſonderen Arbeitsgebiete Vericht erſtatteten und Hinweiſe für die Tä⸗ tigkeit während des nächſten Jahres gaben. Dem eingehenden Bericht der NSͤ iſt über dieſe Sondertagungen folgendes zu entneh⸗ men: Auf dieſer Tagung des Führerkorps der Partei hielt der Stellvertreler des Führers eine einſtündige Rede, in der er u. a. er⸗ klärte:„Die Bewegung Adolf Hitlers hat in dieſen Nürnberger Tagen des dritten Jah⸗ res der deutſchen Revolution vor der ge⸗ ſamten Welt ihre Bedeutung und ihre Kraft gezeigt. und der Deutſche Reichstag hat dieſe gewaltige Demonſtration zu ſymbol⸗ haftem Ausdruck gebracht. Heute iſt der Staat unſer! Aus dem Amboß wurde der Hammer.“ Rudolf Heß ging hier in Weiſe auf das Verhältnis zwiſchen Partei und Staat ein. Durch den feingegliederten Apparat der Partei dringen die Wünſche und Sorgen des Volkes auf dem Weg über die Reichs⸗ und Gauleitertagungen, die Rudolf Heß als„Parlamente höherer Orn— nung“ bezeichnete, unmittelbar zu den ver⸗ antwortlichen Regierungsinſtanzen. „Kein parlamentariſcher Staat hat eine ſo enge Verbindung zwiſchen Volk und Re⸗ n wie unſer Staat, keine beſtehende egierungsform iſt ſo in tiefſtem Grunde Volksherrſchaft wie die unſere. Adolf Hit⸗ ler, der beſte und bewährteſte Mann aus dem Volk, führt das Volk kraft eines Man⸗ dats von 90 Prozent dieſes Volkes. Er führt das Volk mittels einer Volksorganiſa⸗ tion, die wiederum in gleicher Vollkom⸗ menheit und Umfaſſendheit keinem anderen Volk zur Verfügung ſteht.“ Auf der Tagung der Gau- und Kreis⸗ propagandaleiter wandte ſich der Reichspropagandaleifer Dr. Göbbels an die Propagandiſten der Bewegung. Es genüge nicht, das Richtige auszuſprechen, ſondern man müſſe es ſo ausſprechen, daß damit die breiten Maſſen des Volkes mobi⸗ liſiert werden können. Propaganda ſei kein „notwendiges Uebel“. Wer das ſage, ver⸗ wechſele Propaganda mit Reklame. Propa⸗ ganda habe ſtets etwas Aggreſſives. Sie begnüge ſich nicht mit der Verteidigung, ſondern ſie gehe ſtets mit ihrer Sache zum Angriff über. Sie habe auch ſtets revolu⸗ tionär zu ſein. Sie müſſe durchſchlagend wirken, und durchſchlagend wirke nur das Extreme. Das beſte Mittel der Propa⸗ ganda ſei immer noch die Verſammlung, die auch der Rundfunk nicht erſetzen könne, denn die Schau ſei eindrucksvoller als das Gehörte. Die Propaganda dürfe nicht je— den Tag neue Gedanken produzieren wol— len, ſondern ſie müſſe ſich auf die wenigen revolutionären Fundamentalſätze der Be— wegung beſchränken und dieſe immer wie⸗ der predigen. Es gehe auch nicht an, am Schreibtiſch einen Kult der Bewegung zu erfinden. Die⸗ ſer müſſe von ſelbſt wachſen. An den ein⸗ mal gefundenen Formen müſſe aber dann feſtgehalten werden. Dr. Göbbels wandte ſich dann gegen die Gefahr, allzu viel orga⸗ niſieren zu wollen, was ſchließlich eine Er⸗ ſtarrung zur Folge haben würde. Die Par⸗ tei müſſe auch nach außen eine geſchloſſene Einheit ſein. Auf der Sondertagung der Kommiſſion für Wirtſchaftspolitik erklärte der Leiter der Kommiſſion, Bernhard Köhler, Erhöhung der Lebenshaltung ſei keine Ver⸗ teilungsaufgabe. ſondern eine Leiſtungs⸗ aufgabe Hierunter ſei jedoch nicht nur die Steigerung der Einzelleiſtung, ſondern auch ausführlicher eine wohlgeführte Steigerung der Geſamt⸗ leiſtung zu verſtehen. Die Entwicklung der Wirtſchaft zu ſolcher Höchſtleiſtung ſei nur in einem ſozialiſtiſchen Volk möglich. Auf der Sonderkagung der NS eröffnete Amtsleiter Althaus in Gegenwart von Pg. Hilgenfeldt die Reihe der fachlichen Vorträge durch grundſätzliche Ausführun⸗ gen über nationalſozialiſtiſche Wohlfahrts- pflege. Im Mittelpunkt aller Arbeit ſtehe die erbgeſunde Familie. Die folgenden Redner gingen auf Einzelfälle ein. So wurden vor Beginn des Winterhilfswerkes noch einmal alle Erfahrungen zuſammenge— faßt. Auf der Sondertagung des NS-Lehrerbundes ſprach Gauleiter Streicher über die Kräfte des Bluts als den ewigen göttlichen Grundgeſetzen und entwickelte ſeine Auffaſ⸗ ſung über den Lehrer und Erzieher der Zu⸗ kunft. Auf der Sondertagung des Haupkamts für Beamte erſtattete Hauptamtsleiter Pg. Neef einen Bericht über die politiſche und weltanſchau⸗ liche Reorganiſation der deutſchen Beamten im Sinne des Nationalſozialismus. Als Mittler zwiſchen Regierung und Volk müſſe die Beamtenſchaft im Stande ſein, das na⸗ tionalſozialiſtiſche Ideengut, ſoweit de Staatsorganismus damit beauftragt ſei. in die Tat umzuſetzen. Die Einheit der Bewe⸗ gung ſichere die Einheit des Staates, die Einheit des Staates gewährleiſte eine ein⸗ heitliche Beamtenſchaft, deren die autoritäre Staatsführung als vollziehenden Faktor des Staatswillens bedürfe. Auf der Sondertagung der Kommunal politiker ſprach Reichsminiſter Kerrl. Ex führte der nach Tauſenden zählenden Zuhörer⸗ ſchaft, ausgehend von den Ideen des Frei⸗ herrn vom Stein, die Entwicklung Deutſch⸗ lands vor Augen, um ſich dann ausführlich über eines ſeiner beſonderen Arbeitsbereiche in der Regierung, der Reichsſtelle für Raumordnung, au verbreiten. Das Keichsrechtsamt hatte ſeine Amtsleiter und die Leiter der Kreisrechtsämter in den Prunkſaal des Rat⸗ hauſes geladen. Dr. Frank hob die Be⸗ deutung der Raſſengeſetzgebung des Natio⸗ nalſozialismus hervor, die am Sonntag eine tauſendjährige Entwicklung eingeleitet habe. Im Großen Rathausſaal fand die gung der Hauptſchriftleiter der Parkeipreſſe ſowie der Preſſeamtsleiter und Preſſerefe⸗ renten der Partei ſtatt. Hauptſchriftleiter Sündermann umriß die wichtigſten Fragen der preſſepolitiſchen Arbeit der NSDAP. Die erſte Aufgabe des Preſſeapparates der Partei beſtehe darin, die Zeitungs⸗ freude im Volk a ſtalten, wie ſie heute ſe i. Der Rei preſſechef der NSDAP, Reichsleiter Dr. Dietrich, hob die große politiſche Verantwor⸗ tung hervor, mit der ſich die Männer der Preſſe in täglicher Arbeit als wahre Ban⸗ nerträger des Nationalſozialismus erweiſen müßten.— Auf der Sondertagung der NS ARO gab der Reichskriegsopferführer Ober⸗ lindober ein Bild von der geleiſteten und einen Ausblick auf die kommende Ar⸗ beit der NSKOV. Im Namen der alten Frontſoldaten und Kriegsopfer dankte Oberlindober dem Führer für die Wieder— herſtellung der deutſchen Wehrhoheit. Auf der Sondertagung des NS Studentenbundes, der auf dem diesjährigen Parteitag zum erſten Mal als beſondere Gliederung der NSDAP auftrat, nahm zunächſt Reichslei⸗ ter Roſenberg das Wort. Die weltan⸗ ſchauliche Ausrichtung des Deutſchen Stu⸗ dentenbundes werde an erſter Stelle dazu beitragen, die Erſtarrung an den deutſchen Hochſchulen zu beenden. Anſchließend gab Reichsamtsleiter Derichsweiler einen Re⸗ Ta⸗ 2 3 2 der ſtets ſo lebendig eich 17 25 E Die feierliche Einſetzung des Reichsarbeits- und Wirtſchaftsrates. Während der dritten Arbeitstagung der Deutſchen henſchaftsbericht über das erſte Jahr der Arbeit des NS⸗Studentenbundes. Der Schlußſtrich unter die Entwicklung der Kor⸗ borationsfrage werde durch eine Verfügung des Stundentenbundes gezogen, d die am 1. November neu zur Hochſchule kommenden Studenten ſich zu entſcheiden zätten, ob ſie Angehörige des Studenten⸗ zundes werden oder einer Korporation bei— treten wollten. Die deutſche Wehrmacht Ausländiſche Berichte aus Nürnberg. Paris, 18. September. Ueber die Vorführungen der Wehrmacht berichten die franzöſiſchen Blätter in Wort und Bild. Der nach Nürnberg entſandte Sonderberichterſtatter des„Journal“ wohnte vorher den franzöſiſchen Manövern in der Champagne bei. Er will, ſoweit ein Vergleich möglich iſt, ſagen können, daß die Deutſchen über ein ausgezeichnetes Mate⸗ rial verfügen, das aber den Franzoſen nicht überlegen zu ſein ſcheine. Die deutſchen Mannſchaften bedienten ſich des Materials aber ſchneller und beſſer. Die engliſche Preſſe brachte ebenfalls eingehende Schilderungen vom Tage der Wehrmacht. Die„Times“ ſagt in ihrem Nürnberger Bericht, Hitler müſſe ſtolz ſein, wenn er die Leiſtung ſeiner Bewegung zur Wiederherſtellung Deutſch⸗ lands betrachte.— Der bekannte engliſche Journaliſt Ward Price berichtet ſeiner Zeitung„Daily Mail“ aus Nürnberg: Hitler zeigte den Deutſchen ihre neue Wehr⸗ macht, und es war ein großartiges Schau⸗ ſpiel, das er ſeinem Land vorführte. Wenn die übrige deutſche Luftſtreitkraft ebenſo gut iſt wie die Flugzeuge und Flie⸗ ger, die wir ſahen, dann muß ſie in der Tat gewaltig ſein. Der ganze Umfang der modernen Kriegsführung wurde in den verſchiedenen Uebungen vor Augen geführt. Der Haupteindruck war die hohe Geſchwin⸗ digkeit, mit der die moderne Kriegsführung ſtattfinden wird. Wie aus Warſchau gemeldet wird, heißt es in einem Eigenbericht der„Gazeta Polſka“, der Tag der Wehrmacht habe ge— zeigt, daß die heutige deutſche Wehrmacht nur ein autonomes Glied des nationalſozia⸗ liſtiſchen Staats ſei und ſonſt nichts. Die deutſchen Erbhöſe Der Stand der Erbhöferolle. Berlin, 18. September. Der Erbhofgerichtsrat und Oberlandes- gerichtsrat im Reichsjuſtizminiſterium. Dr. Hopp, gibt in der„Deutſchen Juſtiz“ einen Ueberblick über die Anlegung der Erbhöfe⸗ rolle nach dem Stande vom 1. Juli. Die Zahl der als eintragungsfähig in Betracht kommenden Höfe iſt auf 703 769 geſtiegen. Die Zahl der unerledigten Einſprüche hal ſich auf 8250 vermehrt. Dadurch, daß der Geſetzgeber auch die im Geſamtgut einer ehelichen Gütergemeinſchaft oder ganz im Miteigentum von Ehegatten befindlichen Beſitzungen, ſowie ſämtliche formen de⸗ zuſammengeſetzten Ehegatteneigentums in das Erbhofrecht einbezogen hat, iſt die Ge⸗ ſamtzahl der deutſchen Erbhöfe erheblich vermehrt worden. Im Bezirk des Ober⸗ landesgerichts Düſſeldorf entfallen beiſpiels⸗ weiſe von rund 7500 Erbhöfen 3000 oder 40 Prozent auf die Ehegattenerbhöfe. Im Bezirk Köln dürfte ſich durch die Einbezie⸗ hung des Ehegattenbeſitzes ein Gewinn von 7500 Erbhöfen ergeben. Eine abſchließende Geſamtzahl der deutſchen Erbhöfe kann noch nicht gegeben werden. Immerhin iſt mit einer Zahl von etwa 700 000 zu rechnen. Die gelegentlich in der Oeffentlichkeit mit⸗ geteilte Zahl von 845 000 Erbhöfen wird nach den Feſtſtellungen des Referenten nicht erreicht a werden. Arbeitsfront in der Nürnberger Kongreßhalle am Samstag wurde der neue Reichsarbeits- und Wirtſchaftsrat feierlich eingeſetzt. Man ſieht auf unſerem Bilde Rerchsorganiſationsleiter Dr. Ley während einer Rede. Im Hintergrund in der erſten Reihe Gauleiter Streicher und Neichsbank⸗ vräſident Dr. Schacht.(Scher! Bilderdienſt— M.) e SS 1 e ——ä— b ee eee eee Reichsanleihe und Geldmarkt Berlin, 18. Sept. Nachdem die erſte Sep⸗ temberwoche der Reichsbank eine gute Ent⸗ laſtung mit 49,3 v. H. der Ultimobeanſpru⸗ chung gebracht hatte, iſt nach dem Ausweis vom 14. September im zweiten Berichtsab⸗ ſchnitt ein leichtes Anſteigen der Kapital⸗ anlage des Noteninſtituts um 39.3 Millio⸗ nen auf 4537,0 Millionen RM eingetreten. Der Zuwachs liegt hauptſächlich auf dem Konto der Reichsſchatzwechſel ſowie der ſonſtigen Wechſel und Schecks. Dieſer Bewegung dürfte zugrunde liegen, daß die Geldmarktflüſſigkeit einerſeits ſa ſchon in der letzten Zeit nicht mehr ſo groß war, andererſeits die Banken, wohl um Voraus⸗ zahlungen auf die Reichsanleihe leiſten zu können. Reichsſchatzwechſel abgegeben und auch ſonſtige Wechſel diskontiert haben. Auch dürften Solawechſel der Golddiskont⸗ bank, die in dieſer Woche fällig ſind, nicht prolongiert worden ſein, eben um auch dieſe freiwerdenden Gelder für Reichsan⸗ leihezwecke zu verwenden. der Zah⸗ lungsmittelumlauf hat ſich gegen⸗ über der Vorwoche von 5951 Millionen auf 5913 Millionen RM verringert. Die Be⸗ ſtände an Gold und deckungsfähigen Dde⸗ viſen zeigen wieder einen Zugang, und zwar um rund 110 000 RM auf 100,2 Mil⸗ lionen RM. Erfolg der Schatzanweiſungen. Berlin, 18. Sept. Wie dem Deutſchen Nachrichtenbüro mitgeteilt wird, hat nach den vorläufigen Meldungen das Zeich⸗ nungsergebnis auf die 4,fprozentigen eee einen vollen Erfolg er⸗ geben. Deutſche Tagesſchan Parkeibeitrag während des Wehrdienſtes. Nach dem Wehrgeſetz ruht während der aktiven Dienſtzeit, alſo auch während der Dauer von Uebungen, die Zugehörigkeit zur NSDaAp oder einer ihrer Gliederungen oder einem der angeſchloſſenen Verbände. Der Reichskriegsminiſter hat angeordnet, daß zur Vermeidung von Härten, wie Ver⸗ luſt gewiſſer Rechtsanſprüche, jedoch auch während der Zeit des Ruhens der Zugehö⸗ rigkeit Angehörige der Reſerve, Erſatzreſer⸗ ve und Landwehr bei aktivem Dienſt ihre Beiträge weiterzahlen dürfen. „Sieg-Heil“ bei der Wehrmacht. Der Reichskriegsminiſter gibt einen Be⸗ fehl des Führers und Oberſten Befehlsha⸗ bers der Wehrmacht bekannt, wonach beim Hoch auf Führer, Volk und Vaterland „Sieg⸗Heil!“ zu rufen iſt. Bei allen ande⸗ ren Gelegenheiten iſt der alte Soldatenruf „Hurra!“ zu gebrauchen. Politiſches Allerlei Paris. Das amtliche Geſetzblatt veröffent⸗ licht einen Geſetzentwurf zur Bereitſtellung von 85 Millionen Franken für das Luft⸗ fahrtminiſterium. Athen. Einer Mitteilung des griechi⸗ ſchen Innenmtmiſters zufolge ſtehen einige Häfen der griechiſchen Weſtküſte in Erwar⸗ tung engliſcher Kriegsſchiffe. Madrid. Das Schnellgericht in Sevilla verurteilte einen Marxiſten, der im Auguſt einen faſchiſtiſchen Arbeiter erſchoſſen hat, zum Tode. Deukſcher Farmer von Beduinen ermordet. Jeruſalem, 17. Sept. Der deutſche Far⸗ mer Koop, ein ehemaliger Frontkämpfer, wurde in Tabgha am See Genezareth von zwei Beduinen ermordet. Die Mörder wur⸗ den verhaftet. Ueber den Beweggrund der Tat iſt noch nichts bekannt. Tragödie im Schneeſturm Fünf Bergſteiger ums Leben gekommen. Mailand, 17. September. Wie aus Sondrio gemeldet wird. iſt im Val Maſino bei der Rückkehr von einer Be⸗ ſteigung der 3328 m hohen Punaa Raſica eine Gruppe von Mailänder Bergſteigern bon einem Schneeſturm überraſcht worden. Ein Teil, dem es unmöglich war, vorwärts zu kommen, mußte unter freiem Himmel lagern und zurückbleiben, während die an⸗ deren, denen es gelang, ein Obdach zu er⸗ teichen, Rettungsmannſchaften alarmierten. Fünf zurückgebliebene Bergſteiger fanden mittlerweile den Erfrierungstod. 57 Melker abgeſtürzt und gerettet. Wien, 17. Sept. Der 29 jährige Berg⸗ führer Joſef Frandel wollte eine Erſtbeſtei⸗ gung der Südwand der Großen Biſchofs⸗ mütze im Dachſtein durchführen. Er ſtieg angeſeilt den 150 m hohen Kamin empor, glitt knapp vor der Vollendung der ſchwie⸗ rigen Kletterei an einer vereiſten Stelle aus und ſtürzte, am Seile hängend, 57 Meter ab. Der am Fuße des Kamins ſtehende Be⸗ gleiter konnte durch Hilferufe die nahelie⸗ gende Hoch⸗Pürgl⸗Schutzhütte alarmieren, worauf eine Rettungskolonne Frandel aus ſeiner Lage befreite. Der Verletzte wurde in ein Spital übergeführt. de ib n 2 2 2 2 2 S — 10 dccdieſe wihrend der wihrend her guͤrigkeit zur Glezerungen Verbände angeordnet, n, wie Ver⸗ ſedoch auch der Zugehß. J ene,. Aenſt ihre ſmachl t einen De⸗ n Deichlsha⸗ wonach beim 5 Vaterland allen ande Soldatentuf 1 tt veröffent ereiſtelung r das Luft⸗ es griechi⸗ chen einige in Erwar⸗ in Sevilla im Auguſ ſchoſſen hat, n ermotdel. ulche dar ⸗ ontlämpfer, züreth von ſörder wur⸗ rund der Ie Mun gekommen. eptembet. 1d if in n einer Be⸗ inn Raft Baumwolle. Ein Wenn indiſche Nabobs reiſen En Märchenfürſt e e eee Nacht Der Maharadſcha von Patiala traf dieſer Tage aus Paris mit einem Gefolge von etwa fünfzehn Perſonen, darunter auch die Maharina und mehrere Prin⸗ zeſſinnen des königlichen Hauſes, in der Reichshauptſtadt ein, wo er ein ganzes Stockwerk des Hotels„Adlon“ bewohnt. Anſer J. M.⸗Mitarbeiter hatte Gelegen⸗ heit, ſich in einem Geſpräch mit dem Reiſe⸗ marſchall des Maharadſchas über dieſen ranghöchſten der indiſchen Fürſten zu un⸗ terrichten. Das Silberne Regierungsjubiläum des eng⸗ liſchen Königspaares im vergangenen Som⸗ mer hat eine große Anzahl indiſcher Fürſten mach Europa gebracht. Die meiſten von ihnen benutzten die Gelegenheit zu Reiſen durch den Kontinent. Nachdem erſt vor wenigen Wochen der Maharadſcha von Karputhala Deutſch⸗ and beſuchte, folgte dieſem Beiſpiel nunmehr der Maharadſcha von Patiala. 5 Es iſt übrigens gar nicht ſo einfach, wenn indiſche Nabobs ouf Reiſen gehen. Maha⸗ wadſchas pflegen einen großen Teil ihrer Hof⸗ haltung nach Europa mitzunehmen und un⸗ terwegs ſehr ausführlich einzukaufen. So kam es, daß der Maharadſcha von Patiala zum Königsjubiläum in London mit etwa fünfzig Koffern, ganz abgeſehen von dem Gepäck ſeines Gefolges, ankam und die Stadt Dann mit der doppelten Anzahl von Koffern verließ. Es befand ſich darin nicht nur die Garderobe, die der Fürſt ſich von engliſchen Schneidern neu anfertigen ließ, ſondern auch eine große Anzahl von Porzellangegenſtänden und Glaswaren aller Art, die der Maharad⸗ ſcha mit beſonderer Vorliebe ſammelt. Selbſt mehrere ungeheure Automobile und eine Kop⸗ pel von dreißig raſſereinen Hunden, die er im Europa erwarb, zählen zu dem„Reiſe⸗ gepäck“ des indiſchen Nabobs. „Seine Hoheit Shri 108., Maharadſcha Dhiray, Mohinder Bahadur von Patiala, Kanzler der indiſchen Prinzenkammer, Ober⸗ prieſter der Shiks und Generalmajor der bri⸗ tiſchen Armee“, wie der volle Titel des Für⸗ ſten lautet, iſt ein großer Deutſchenfreund. Er weilte bereits in den Jahren 1925 und 1928 zweimal in Deutſchland, wobei er jedes⸗ mal bedeutende Anſchaffungen für die her⸗ vorragenden techniſchen Einrichtungen und In⸗ ſtitute ſeines Landes machte. Der Maharao⸗ ſcha iſt Herrſcher über den indobritiſchen Vaſal⸗ lenſtaat Patiala in der Provinz Pandſchab am Satlatſch. Das Gebiet umfaßt 14 016 Quadratkilometer und zählt etwa anderthalb Millionen Einwohner. Die Haupt⸗ und Reſi⸗ denzſtadt Patiala hat etwa 47 000 Einwoh⸗ ner. Haupterzeugniſſe des muſtergültig ver⸗ walteten Reiches ſind Zuckerrohr, Weizen und grobes Eiſenbahnnetz, her⸗ vorragende ſtaubfreie Autoſtraßen, eine voll⸗ automatiſche Telefonanlage mit mehreren hun⸗ dert Anſchlüſſen und ſogar eine Fernſchreiber⸗ anlage gleichfalls deutſcher Herkunft ſtehen in eigenartigem Gegenſatz zu der Natur und romantiſchen Vergangenheit des Landes, die moch überall in den Bauwerken wie Sitten und Gebräuchen zum Ausdruck kommt. Natürlich verfügt der Maharadſcha von Patiala über ungeheure Schätze und Reichtümer. Zu ſeinem perſönlichen Gebrauch dienen ihm außer einem eigenen Hofzug vier Flugzeuge. 108 hochmoderne Automobile und zwolf Jag deleſanten. Das Staatsgewand des Maharadſchas, das er bei feierlichen Ge⸗ legenheiten anlegt, beſteht aus einem hellſei⸗ denen, dunkel gemuſterten langen Rock mit breiter Schärpe und einem mit einer Bril⸗ lantagraffe geſchmückten weißen Turban. Die linke Bruſtſeite iſt mit in fünf Reihen über⸗ einander angebrachten Orden aus aller Her⸗ ren Länder förmlich überſät. Als Gürtel⸗ ſchnalle trägt der Fürſt den größten Saphir der Welt. Er beſitzt eine Größe von 5mal 8 Zentimetern. Der Koran iſt auf dieſem Wunderſtein ein⸗ graviert. Außerdem beſitzt der indiſche Nabob die größte Juwelenſammlung der Welt mit den erleſenſten Steinen aus aller Herren Länder. Man findet in den Schatzkammern des Für⸗ ſten Schmuckſtücke und Geſchmeide(darunter Teile der früheren Kronjuwelen Frankreichs und das berühmte Brillanten⸗Kollier der Kai⸗ ſerin Eugenie) die in der europäiſchen Ge⸗ ſchichte eine große Rolle geſpielt haben. Auf Reiſen iſt der Maharadſcha ſtets von einer aus ſeinen zuverläſſigſten Dienern beſtehenden Wache begleitet, deren Aufgabe es iſt, die unerſetzlichen Juwelen vor Raub und Dieb⸗ ſtahl zu bewahren. Zu dieſen ungeheuren Schätzen hat der indiſche Nabob übrigens in Europa noch einige beſonders wertvolle Dia⸗ manten hinzugekauft. Wie bereits erwähnt, hat der Maharadſcha größtes Intereſſe an allen Errungenſchaf⸗ ten der a modernen Technik. Seine beſondere Aufmerkſamkeit gilt der mo⸗ dernen Strahlenforſchung, ſowie der Optik und Fototechnik. Der Herrſcher hat auch einen Deutſchen, den früheren Geſchäftsführer einer Berliner Verkaufsfirma für optiſche Be⸗ darfsartikel, zum Direktor ſeiner techniſchen und wiſſenſchaftlichen Staatsinſtitute gemacht, wie auch ein Deutſcher als Oberförſter in ſeinen Dienſten ſteht. Auch diesmal wird ſich der Maharadſcha von den Fortſchritten der deutſchen Induſtrie ſeit ſeinem letzten Beſuch in Berlin überzeu⸗ gen und ihre neueſten Errungenſchaften der Wohlfahrt ſeines Landes dienſtbar machen. Waidmannsheil im Herbſt „Heut will ich ſuchen, morgen gehts ans Treiben Und übermorgen winkt der Vogelherd; O könnt' es Herbſt im ganzen Jahre bleiben, Dann hätt' ich alles, was mein Herz be⸗ gehrt.“ Wir gehen in den Herbſt hinein, und wenn warmer Sonnenſchein auch oft genug uns noch den Glauben beibringen möchte, als nähme der Sommer noch lange nicht Abſchied, es iſt Trug. Aber der Jäger freut ſich, denn dieſe Monate laſſen ihn das ernten, was er in treuer Hege geſät hat, und nie wieder im ganzen Jahr iſt die Jagd ſo vielſeitig und abwechfſlungsreich wie gerade jetzt. An erſter Stelle ſteht natürlich beim Nie⸗ derwild die Jagd auf Rebhühner und auch auf Kaninchen, auf Enten, Gänſe und Tauben. Dann kann auch der Rehbock noch geſchoſſen werden, ab 16. September Nicken und Kitze. Beim Rothirſch beginnt der Abſchuß, es ſind die Feiſthirſche, denen die Kugel gilt, wie ebenſo auch dem Damſchaufler. Und ſchließ⸗ lich iſt noch das Schwarzwild zu erwähnen, wobei natürlich der waidgerechte Jäger auch jetzt noch die führende Bache ſchont im In⸗ tereſſe ihrer heranwachſenden Jugend. Das iſt alſo eine bunte Strecke, die dem Jäger zur Verfügung ſteht. 8. Bleiben wir aunächſt bei der Jagd auf das Uiederwuld. Die Wielboungen uver bie Ausſichten der Hühnerjagd ſind auch in die⸗ ſem Jahre wieder ſehr verſchieden. Das un⸗ günſtige Wetter im Frühjahr— ſeine Fol⸗ gen haben wir alle ja nur allzu ſehr beim Obſt gemerkt— hat die Bruttätigkeit der Hennen erheblich beeinflußt und wieder, das alte Lied, hörte man von den verſchiedenſten Seiten, daß beim Mähen viele Gelege ver⸗ nichtet wurden. Im Gegenſatz hierzu be⸗ ſagen die Meldungen über das Vorkommen der Kaninchen, daß ſie ſich ſtark vermehrt haben, daß alſo mit Berechtigung an einen intenſiven Abſchuß gedacht werden muß. Be⸗ deuten doch dieſe Flitzer, wenn ſie nicht kurz gehalten werden, eine ernſte Schädigung der an die Dickungen angrenzenden Felder. Und der Jäger wird ſich dieſer Abſchußpflicht gern unterziehen, iſt es doch eine Freude, mit einem guten Stöberhund zu buſchieren oder kleine Treibjagden zu veranſtalten. Da werden an die Schießfertigkeit der Schützen hohe Anfor⸗ derungen geſtellt, jedenfalls eine gute Gele⸗ genheit zur Verbeſſerung der Schießkunſt. Dem letzten Rehbock gilt in dieſen Wochen noch die Kugel, wenn der Abſchußplan es ge⸗ ſtattet. Es iſt möglich, daß trotz aller Mühe und Sorgfalt noch nicht alle Abſchußböcke haben geſtreckt werden können, die natürlich möglichſt vor der Blattzeit geſchoſſen werden ollen, um ſie nicht zur Vererbung zuzulaſſen. Ebenſo kommt es vor, daß von den freigege⸗ benen guten Böcken der eine oder der andere, für die bekanntlich erſt nach der Blattzeit die Kugel da war, ſo heimlich wurde, daß man ſich hat die Augen ausgucken können, ohne mit ihm ein Wiederſehen zu haben. Der gute Bock iſt eben nach der Blattzeit unerhört vor⸗ ſichtia und heimlich. —— Davon rann ich auf Grund meiner dies⸗ jährigen Urlaubserlebniſſe ein Lied ſingen. Zwei gute Böcke durfte ich in einem vor⸗ züglich geleiteten 6000 Morgen großen mit⸗ teldeutſchen Revier ſchießen. Den erſten bekam ich bereits auf dem dritten Pirſchgang. Er ſtand in lichter Kiefernſchonung auf 145 Schritt und blieb im Feuer. Der zweite hat mich ſo lange zum Beſten gehabt, bis— der Urlaub zu Ende war! Ich ſollte einen kapi⸗ talen Grenzbock ſchießen, ihm galt tagelang die Frühpirſche, der Abendanſitz, oft genug auch noch mittags ein kleiner Bummel, wenn die Sonne ſo richtig brannte. Dreimal zeigte er ſich, wohl um mir zu beweiſen, daß ſein Gehörn einen Tropfen Schweiß lohne. Aber dabei war er ſo vorſichtig, es beim Zeigen des Gehörns zu laſſen, niemals ſah ich mehr, ein Schuß war unmöglich. Und ſo mußte ich mich von ihm trennen— ich konnte ihm ledig⸗ lich ein„herzliches“ Auf Wiederſehen zurufen. Ich hoffe, im nächſten Jahre unſere Begeg⸗ nung zu erneuern und dann mit beſſerem Erfolg. Beim Rotwild ſteht der Hirſch in der Feiſte, er darf alſo geſchoſſen werden, falls der vom Kreisjägermeiſter genehmigte Abſchußplan dies zuläßt. Schon macht ſich im Revier der Be⸗ ginn der Brunftzeit bemerkbar, es herrſcht Un⸗ ruhe und oft kann man an ſtillen Abenden das Juſammenſchlagen der Geweihſtangen hö— ren. Es ſind die Junghirſche, die„Schneider“, die in ſpieleriſcher Art ihre Kräfte aneinander meſſen. Der Kapitale ſteht noch in der Dik⸗ kung oder zieht nur ſehr ſpät zur Aeſung auf die Felder. Er ärgert ſich über die Pilz⸗ ſammler und den Jäger, der durchaus aus nächſter Nähe feſtſtellen will, wieviele Enden ſein kapitaler Kopfſchmuck in dieſem Jahre aufweiſt. Mutter Natur hat ihren Tiſch zur Freude aller waidgerechten Jäger gedeckt. Alſo Waid⸗ mannsheil! Pullover⸗Krankheit Eine neue Krankheit? Gefährlich?— Anſteckend? Tödlich? Nicht ganz ſo ſchlimm, kein Grund zur Beunruhigung. Es iſt eine immerhin harmloſe Krankheit, wenngleich zugegeben werden muß, daß ſie anſteckend iſt. Und dann noch eins vorausgenommen: Das Al⸗ Sie tritt nur bei Frauen auf ter ſpielt dabei keine Rolle. Doch zunächſt Näheres über ten. Ein jeder Mann, der ver iſt, wird es mir beſtätigen, und kei Frau wird widerſprechen können: Harmlos be⸗ ginnt die Krankheit und allmählich wird ſie immer ernſter, bis ſie zu einer Art Wahn, ſagen wir einmal Pullover wahn ausartet. Und das kommt ſo: Frau X erſcheint beim Kaffeekränzchen mit einem neuen Pullover.—„Ha, Frau X, der Pul⸗ lover iſt aber nett“, ſo wird ſie von allen Kränzchenfreundinnen empfangen.„Wo haben Sie denn den gekauft?— Wie, ſelbſt geſtrickt?— Nicht möglich!— Fabelhaft.“ Folgt eilegehende Beſichtigung des Stückes, Begutachtung und neue Bewunderung. „Ja, ſagen Sie liebe Frau X, wie ſtrickt man ſo einen Pullove“?“— Jetzt iſt die Anſteckung erfolgt. Unmerklich, aber tod⸗ ſicher.— Her mit Bleiſtift und Papier! Die Zahl der Maſchen wird notiert, die Stärke der Nadeln, das Muſter und was weiß ich. Das Thema des Kränzchens bleibt bis zum Schluß der Pullover. Wehe dem armen Ehemann, der an die⸗ ſem Abend ſich mit ſeiner beſſeren Hälfte nett und traulich unterhalten will. Er wird bitter enttäuſcht, denn eben hat die Haus⸗ frau den letzten Abendbrotbiſſen herunter, da holt ſie das Strickzeug hervor und dazu irgendein Wollknäuel in irgendeiner Farbe, von der ſie meint, daß ſie zu ihrem Haar, ihrer Figur, ihrem Teint und dergleichen ſteht.— Man muß nämlich wiſſen, daß ſie gleich auf dem Heimweg vom Kränzchen ſich Wolle und alles Zubehör beſorgt hat. Ach, das wird ein Abend. Ein Quälen und Maſchenzählen. zähe Verbiſſenheit löſen einander ab. Es wird geſtrickt, es wird aufgeräufelt. Es wird ſpät, immer ſpäter. Der völlig unbe⸗ achtete Ehemann ſchlummert längſt dem nächſten Tag entgegen, ehe ſein teures Weib Ruhe findet. So geht das nun jeden Tag. Von früh bis ſpät. Es wird der neue Pullover ge⸗ ſtrickt. Das iſt die furchtbare Krankheit, die, fürchte ich, unheilbar iſt. Denn erſt ſollte es ein Pullover werden, dann werden's zwei. Einer mit Aermeln, einer ohne. Dann bleibt ein bißchen Wolle übrig. Was damit anfangen? Wird etwas zugekauft, reicht es ſchon wieder zu einem neuen Pul⸗ lover! So geht das endlos weiter. Eine furchtbare Krankheit, wie geſagt, die, je länger ſie dauert, um ſo koſtſpieliger wird. Erſt hieß es:„Denk doch mal, Männe, was ich ſpare, wenn ich mir ſelbſt den Pullover ſtricke. Wenn ich ihn kaufte, müßte ich das Dreifache bezahlen.“— Was Männe doch für eine ſparſame Frau hat— denkt er, der Argloſe. Wenn er aber dann nach Monaten die Bilanz zieht und die 8, 10 oder 12 Pullover zuſammenzählt, dann muß er feſtſtellen, daß die Krankheit ſeiner lieben Frau nicht nur ernſt, ſondern auch koſtſpielig iſt.— Das iſt die Pullover- krankheit, die furchtbar umgeht in deutſchen Landen Verzweifeln und doch — v Stele al 5 N, Pe. , U hel! 1 0 mieren. 5 8 vom REINER Urheberrechtschutz: Fünf Türme-⸗Verlag, Halle(Saale). 13 5 Forſchend ſah van Koſter in das kluge, lebendige Ge⸗ ſicht des jungen Chemikers. „Na, nun heraus mit der Sprache, Borgloh! Was bedrückt Sie? Iſt es das Unbekannte, das vor Ihnen ſteht? Aber Sie ſind doch nicht der Menſch, ſich vor etwas Unbekanntem und vor neuen Erlebniſſen zu fürchten? Was iſt es alſo?“ Er hatte ſeinen Arm herzlich um die Schuttern Fried⸗ rich Borglohs gelegt und wies auf eine kleine Korbſeſſel⸗ gruppe, die an der einen Seite des Laboratoriums ſtand. „Setzen wir uns, Borgloh, und erzählen Sie mir.“ Friedrich Borgloh ſaß einen Augenblick da und ſah nachdenklich vor ſich hin. Ein weicher Schein war in ſeinen ernſten, grauen Augen, als er nun ſagte: „Sie haben recht, Herr Profeſſor! Ich müßte mich eigentlich viel mehr freuen. Und wenn ich daran denke, daß ich einer ſo intereſſanten, unbekannten Welt entgegen⸗ ſehe, wie ſie das Land am Sambeſi darſtellt, wenn ich weiter daran denke, daß ich nun ſozuſagen an der Quelle unſerer Forſchungen und Unterſuchungen ſitzen werde, dann bin ich ſtolz und dankbar. Was mir meine Freude nur etwas mindert, iſt der Gedanke der Trennung. Ja, Herr Profeſſor, ich muß es einmal ausſprechen: Sie ſind mir in dieſen drei Jahren ſo viel geworden wie ein Vater. Ihr Haus iſt für mich eine Heimat geworden, die mich den Verluſt meiner Lieben beinah dergeſſen ließ. Und die kleine Eva iſt mir ſo ans Herz gewachſen, wie eine Schweſter es nicht mehr könnte. Sie werden begreifen, daß mich die Trennung von Ihnen allen wirklich bewegt. Und ich möchte Ihnen heute bei dieſer Gelegenheit einmal von Herzen für alles danken, was Sie an mir getan haben.“ Seine Stimme war unſicher geworden. Er mühte ſich vergebens, ſeine tiefe Bewegung zu meiſtern. Profeſſor van Koſter ſah gütig in das von innerer Erregung durchleuchtete Geſicht. „Von Dank ſollen Sie mir nicht ſprechen, Borgloh. Wenn ich Ihnen etwas gegeben habe, ſo haben Sie es mir reichlich zurückgegeben. Ihr Arbeitseifer und Ihr echtes Forſchertalent haben mich alten Mann immer wieder beſchwingt, wenn ich müde werden wollte. Ihre Treue und Fürſorge für mich waren wie die eines Sohnes. Vor allem aber hat es mich beglückt, daß meine kleine Eva ſo an Ihnen hängt. Wir verlieren auch viel, Borgloh, wenn Sie gehen. Und hätte ich nur einen anderen Men- ſchen gewußt, dem ich die Forſchungen am Sambeſi an⸗ vertrauen kann, ich hätte Sie weiß Gott nicht ziehen laſſen. Aber höher als meine perſönlichen Wünſche muß mir die Wiſſenſchaft ſtehen. Als die Anfrage von Oxford und des Tropeninſtituts hier nach einem geeigneten Forſcher kam, war es meine Pflicht, Sie zu nennen. Ihre Pflicht iſt es, zu gehen, lieber Borgloh. Bedenken Sie, wenn Sie den Erreger dieſer unbekannten Sumpfkrankheit wirklich ent⸗ decken, ſo iſt das für die Menſchheit von ungeheurem Segen. Außerdem können Sie ſtolz ſein, daß gerade Sie als Deutſcher von der engliſchen Regierung mit dieſer ehrenvollen Aufgabe betraut wurden.“ „Das bin ich auch, Herr Profeſſor“, war Friedrich Borglohs aufrichtige Antwort.„Und nun Sie mir alles ſo darſtellen, fühle ich auch, wie meine Freude über alle perſönlichen Empfindungen ſiegt. Schließlich— drei Jahre ſind ja kein Leben. Nach drei Jahren werde ich wieder hier ſein. Und wenn Sie mir Ihre Freundſchaft und Ihr Vertrauen bewahrt haben, ſo wird alles ſo ſchön ſein, wie es zuvor war.“ Profeſſor van Koſter lächelte etwas ſchmerzlich. N 1 ö ö „Wie ſicher ihr jungen Menſchen in bezug auf die Zeit ſeid. Drei Jahre, mein guter Friedrich, ſind nicht Biel, wenn man zwiſchen dem zwanzigſten und dreißigſten Lebensjahre ſteht. Aber ſie ſind ſehr viel, wenn man die Schwelle der Sechzig überſchritten hat. Da zählen drei Jahre ſehr ſtark mit.“ „Aber bei Ihnen doch nicht, Herr Profeſſor. Sie be⸗ ſchämen doch noch die Jüngeren an Arbeitskraft und Elaſtizität.“ Profeſſor van Koſter machte eine abwehrende Hand- bewegung. „Das iſt vielleicht mehr das Ergebnis meines Willens, Friedrich, als das Ergebnis der tatſächlich vorhandenen Kräfte. Ich fühle mich oft ſehr müde und alt. Aber ich will es nicht zeigen. Ich hätte auch zu Ihnen nicht davon geſprochen, wenn es nicht ein Abſchiednehmen auf viele Jahre ſein würde. Und da habe ich eine Bitte: Wenn Sie zurückkehren, bleiben Sie meiner kleinen Eva der gute Freund, der Sie waren! Verlaſſen Sie ſie nicht! Denken Sie daran, daß ich ſie keinem Menſchen ſo gern anver⸗ trauen möchte wie Ihnen. Hatten Sie Ihre Hände über Eva, wenn ich einmal nicht mehr“— ſeine Stimme ſenkte ſich—,„nicht mehr ſein ſollte!“ Friedrich Borgloh legte ſeine Hände feſt in die aus⸗ geſtreckten van Koſters. „Das gelobe ich Ihnen, Herr Profeſſor, bei allem, was mir heilig iſt. Aber nun“, fuhr er mit gewollter Munter⸗ keit fort,„wollen wir an dieſe Dinge gar nicht mehr denken. Ich bin überzeugt, ich treffe Sie in drei Jahren ſo friſch und tatkräftig an wie jetzt, da ich mich nun bald von Ihnen verabſchzeden muß.“ „Das will ich auch hoffen, mein lieber Borgloh; aber was das Schickſal auch beſtimmen möge— ich habe Ihr Verſprechen für Eva.— Sie werden über Eva wachen!“ „Ich werde über ſie wachen, Herr Profeſſor!“ gab Friedrich Borgloh feſt zur Antwort. (Jortſetzung folgt.) al lächelt von Blothilde von Steg map. Urheberrechtschutz: Fünf Türme-Verlag, Halle(Saale). 17) Nachdruck verboten. „Es heißt Myra van Horſten, iſt eine arme Waiſe— von dem Schurken Baſtieni im hypnotiſchen Zuſtand als Werkzeug zu dieſer ſeiner letzten Schandtat auserſehen worden. Myra van Horſten hat an Ihrer Stelle Ihre Rolle in Hamburg geſpielt— und liegt nun ſchlafend drinnen in Ihrem Zimmer, gnädiges Fräulein! Sie iſt ein armes Weſen und verdient alle Schonung und Güte. Nur ſo wird ſich ihr verſtörtes Gemüt von all den Schreck— niſſen erholen— und die Schädigung, die durch ſolche lange andauernden Hypnoſen in einem Gemüt angerichtet werden, überwinden.“ Helma reichte Hopman die Hand: „Ich verſpreche Ihnen, alles, was in meinen Kräften ſteht, zu tun, um dieſer armen Myra zu helfen, und auch Fanny verzeihe ich von ganzem Herzen!“ Eine kleine Pauſe war zwiſchen Hopman und Helma.„Und ſonſt haben Sie keinen Wunſch? Ich kann Ihnen meine Dank⸗ barkeit mit nichts bezeugen?“ „Gnädiges Fräulein, ich habe meine Aufgabe gelöſt— ich bin nun hier überflüſſig!“ Helma wurde glühend rot: „Nein, das ſind Sie nicht!“ flüſterte ſie. Da ſah Hopman das Mädchen mit ſeinen grauen, forſchenden Augen leidenſchaftlich an: „Verſtehe ich Sie recht, Fräulein Helma, liebe, ſüße Helma?“ Sie nickte mit ſeligem Lächeln. Da zog er ſie ſtürmiſch in ſeine Arme. „Nun werd' ich eine Detektivfrau!“ ſagte ſie eine Weile danach, als Hopman ſie endlich aus ſeinem Arm gelaſſen, „Da kanr ich ja viel Intereſſantes mit dir erleben!“ Hopman ſeufzte komiſch: „Weißt du, kleine ſüße Helma, mir reicht es mit den intereſſan-en Erlebniſſen, wenigſtens ſoweit ſie dich und mich angehen! Ich hab' nur einen Wunſch: jetzt mit dir einmal ſo recht ruhig und bürgerlich glücklich zu ſein. Vielleicht gönnen uns die Herren Verbrecher wenigſtens ein paar Flitterwochen. Neulich habe ich erſt meinem Freunde Dundee gefagt, daß niemand und nichts mich von meinem Verbrecherjagdeifer abziehen könnte; aber“— und er nahm Helmas ſchönes, lächelndes Geſicht in ſeine beiden Hände—„nun wäre ich doch recht dankbar, wenn ich ein wenig Ferien bekäme!“ „Nun— für mich brauchſt du als Detektiv hoffentlich nicht mehr tätig zu ſein!“ lachte Helma.„Und auch für Horſt werden die Schrecken nun wohl endgültig vorüber ſein!“ „Weißt du, Helma“, geſtand Hopman,„daß ich auf dem beſten Wege war, deinen Adoptivbruder Horſt vor Eifer— ſucht zu haſſen?“ „Du Dummer! Horſt iſt mir immer ein Bruder ge— weſen— und er kann mir nie etwas anderes ſein!“ „Aber wenn er nun als ein verführeriſcher Mann zurückkommt, Helma? Was dann? Du kennſt ihn doch eigentlich gar nicht mehr!“ „Aber ich kenne dich!“ gab Helma entſchieden zur Ant⸗ wort.„Und ich bin jetzt vielmehr dafür, daß du mich zu der kleinen Myra begleiteſt— und daß ich auch endlich ein Frühſtück in meinen Magen bekomme! Kriminaliſtik iſt ſchön, beſonders wenn ſie gut endet— und Verlobung iſt auch ſchön— aber Frühſtück auch!“ „Ich hab' gar nicht gewußt, daß du ſo ein Materialiſt biſt!“ neckte Hopman. „Detektivfrauen müſſen auch materialiſtiſch denken können!“ gab Helma ſchlagfertig zurück. Aber dann wurde ſie ernſt:„Nun bring' mich zu Myra!“ bat ſie. Vierundzwanzigſtes Kapitel. Eine leiſe, angſtvolle Stimme antwortete auf Hop— mans Klopfen. Da öffnete er die Tür einen Spalt: „Fräulein Myra, ich ſchicke Ihnen Fräulein Helma! Ich glaube, mit der werden Sie ſich noch ſchneller ver⸗ ſtändigen als mit mir!“ Helma ſtand einen Augenblick befangen in der Tür. Da ſah ſie ein blaſſes, angſtvolles, ſüßes Geſicht aus den Kiſſen ſich aufrichten— es war wie ihr eigenes Geſicht, nur kindlich, unendlich hilflos und bange. Da quoll ein heißes Mitleid in Helma auf. Raſchen Schritts ging ſie auf Myra van Horſten zu— und bettete den zuckenden, kleinen Mädchenkörper in ihre Arme. Hopman ſtand eine Weile lauſchend hinter der Tür: es drang nur gedämpftes Sprechen zu ihm, unterbrochen von einem leiſen Weinen, das aber allmählich verſtummte. Da lächelte Hopman vor ſich hin und ging in die Küche, um von der gleich der übrigen Dienerſchaft vollkommen verwirrten Mamſell ein Frühſtück für Helma und Myra zu beſtellen. Wenn ich nicht nach dem Rechten ſehe!, dachte er bei ſich, gibt es heute hier auf Gernrode für keinen Menſchen etwas Richtiges zu eſſen! In der Halle begegnete ihm der Briefträger mit einer Depeſche— ſie war an Hopman gerichtet und kündigte die Ankunft Horſts in Begleitung des Hamburger Kriminalkommiſſars an. ffnete ſich die Tür zum Eßſaal. Dundee, Martins Schloſſes und die Kriminalbeamten erſchienen, fröhlich, zufrieden. Die offene Tür gab den Blick auf einen gut gedeckten Frühſtückstiſch frei. wir von den rechtmäßigen Bewohnern des nichts geſehen oder gehört haben“, meinte Martins,„ſo haben wir uns ſelbſtändig gemacht. Diener Friedrich iſt noch der einzige, der ſeinen Verſtand beiſammen hat, der hat die Mamſell und die Küchen— mädchen ſo lange angefahren, bis ſie wenigſtens ein kleines, beſcheidenes Mahl bereitet haben. Wenn du noch was haben willſt, Hopman— ich glaube, etwas iſt noch da!“ „Danke!“ ſagte Hopman.„Ich will nur Frühſtück für Helma und mich!“ 6 „Was hören meine keuſchen Ohren?“ fragte Martins. „Helma! Meinſt du damit die falſche Helma oder—?“ Da ſchlug Hopman mit einem glücklichen Lächeln Martins auf die Schulter:„Nein, die richtige, die ganz eichtige, nämlich die, die meine Braut iſt!“ Damit ließ er die gänzlich verdutzte Geſellſchaft ſtehen und wanderte weiter in Richtung Küche. „Ich ſag's ja immer“, bemerkte Martins tiefſinnig,„die Kriminaliſtik endet ſtets mit einem Unglück— diesmal mit einer Verlobung. Na, dann wollen wir mat ſehen, ob das Gewächshaus auf Gernrode vielleicht ein paar Ver— lobungsgebvüſche hat, mit denen wir zum Glückwunſch an⸗ rücken können!“ Und auch er lachte über das ganze Geſicht. Nur Dundee war unzufrieden: „Da ſagt man immer, daß die Germans die methodiſch— ſten Leute von der Welt ſind; aber Detektiv und Bräutigam zugleich— shocking!“. Er ſpuckte energiſch aus. Er hielt nicht viel von Frauen— und von Heiraten noch weniger. D 3 „ TA Der 25 5* . Horſt von Gernsheim hatte mit dem Kriminal⸗ kommiſſar die Reiſe Hamburg— Thüringen im fahrplan⸗ mäßigen Flugzeug gemacht. So verkürzte ſich die Reiſezeit für den noch in ſeiner Geſundheit Angegriffenen weſent— lich. Auf der Bahnſtation erwartete ſie das Auto von Gernrode. Dem Diener Joſef, der neben dem Chauffeur mitgekommen und ſeinen Herrn am Bahnſteig erwartete, ſtanden Tränen in den Augen. „Na, Joſef“, ſagte Horſt,„nur Ruhe— es iſt ja alles gut!“ Dann ſah er ſich ſuchend um.„Iſt Fräulein Helma nicht mitgekommen?“ fragte er. „Das gnädige Fräulein erwartet den Herrn Baron zu Kauſe!“ Horſt war enttäuſcht. Jetzt, wo er wußte, daß Helma nicht ſchuldig war, ſehnte er ſich ſo ſehr, ſo ſehr nach ihrem Anblick. Schweigend legte er an der Seite des Kriminal— kommiſſars die Fahrt zurück. Entzückt ſchweifte ſein Auge über die altwertraute Landſchaft, die unter einem reinen, kühlen Spätherbſthimmel dalag. Jetzt kam der Wald von Gernrode, nun die Chauſſee, nun das Dorf. Die Glocken läuteten von der kleinen Kirche, die Dörfler ſtanden hüteſchwenkend mit freudigen Zu⸗ rufen da, als Horſt durch das Dorf fuhr— er konnte nur immer grüßen und winken. „Rührend dieſe Freundlichkeit der Menſchen, die mich ſeit Jahren nicht geſehen!“ bemerkte er zu ſeinem Be⸗ gleiter. „Nehmen Sie es als ein gutes Omen, daß nun alles Dunkle vorüber iſt, Herr von Gernsheim!“ Das Auto fuhr in den Schloßhof ein. Die ganze Dienerſchaft hatte ſich zum Empfang unter dem Schloß— portal aufgebaut, das mit einer dicken Girlande von Herbſtlaub und Aſtern geſchmückt war. Durch das alte Portal ging Horſi hinein in das Haus ſeiner Väter. Kriminalkommiſſar Borgmüller war zurückgeblieben. Nun ſtand Horſt allein in der hohen Halle, die durch die Kerzen des altgeſchnitzten Leuchterweibchens von der Decke her ſtrahlend erhellt wurde. Und in dem hellen, ſanften Lichterglanz ſtanden zwei Mädchen, Hand in Hand; ſie glichen einander wie Schweſtern, nur die Züge der einen waren weicher, kind⸗ licher. Mit ſcheuer Bangigkeit waren zwei goldbraune Rehaugen auf Horſt von Gernsheim gerichtet. „Was iſt denn?“ fragte er leiſe.„Träume ich? Welches iſt denn nun Helma?“ Da trat Helma von Bodenberg hervor:„Ich bin Helma!“ ſagte ſie mit ihrer tiefen, ſchwingenden Stimme. „Willkommen, Horſt, lieber Bruder! Aber dies“— ſie ſchob die tief errötende Myra vor—,„dies iſt die andere Helma, die dich in Hamburg erwartete— und die nichts für all das Leid kann, das dir zugefügt wurde!“ Horſt ſah Myra an, dann Helma, dann wieder Myra. Ja, ſie war es. Es war ihr ſcheues, rührend⸗ kindliches Lächeln, das ihn beim erſten Sehen ſo tief entzückt und ſein Herz gefangen genommen. Helma, die kleine liebe Schweſter, wohl war ſie ſchön und blühend, wohl fühlte er tiefe, brüderliche Wärme für ſie; aber ſein Herz, er wußte es in dieſem Augenblick feſt wie ein Gelübde— ſeine Mannesliebe gehörte Myra. Leiſe nahm er Myras eiskalte, zitternde Hand, führte Myra zu Helma: ſtand einſtmals, „Sei ihre Schweſter, Helma“, bat er,„wie ich dir Bruder!“ Es war nun Abend. Myra ſchlief ſchon. Der alte Sanitätsrat, mit dem Horſt eine lange und ernſte Unter⸗ haltung gehabt, hatte ſorglichſte Schonung Myras für notwendig bezeichnet. Nun ſaßen Helma, Hopman und Horſt noch zuſammen. Man hatte endlich Ruhe. Die polizeilichen Beſprechungen und Vernehmungen durch die Beamten der Kreisſtadt waren vorüber. Dundee war mit Martins abgereiſt. Nun blieben die drei noch zuſammen. Horſt hatte Hopman mit herzlicher Freude als Schwager willkommen geheißen; er fühlte auf den erſten Blick: Helma, ſeine liebe kleine Schweſter konnte keinen beſſeren, zuverläſſigeren Lebensgefährten finden als dieſen prächtigen Hopman. Endlich war es nun auch Zeit, daß Hopman Horſt gegenüber den ganzen Plan noch einmal ausbreiten konnte, alle Fragen beantworten. „Ich faſſe alſo alles noch einmal zuſammen“, ſagte Hopman.„Dieſer Spanier de Sanzo iſt nicht durch einen Zufall mit Ihrem verſtorbenen Vater zuſammen⸗ gekommen, Herr Baron! Es war ein ſorgfältig vor⸗ bereitetes Zuſammentreffen. Der Spanier wußte aus den internationalen Veröffentlichungen, daß Ihr Herr Vater im Beſitz des koſtbaren Weihkelches mit den eigentümlichen Inſchriften war. Die Abbildungen waren ja oft genug in den internationalen Kunſtzeitſchriften zu ſehen. Auf irgendwelche Weiſe, die noch aufzuklären ſein wird, iſt de Sanzo in den Beſitz des Geheimniſſes gekommen, das der Kelch birgt. Seine Buchſtaben enthalten, wie Sie wiſſen, den Hinweis auf einen verborgenen Kloſterſchatz. Dieſer Schatz muß unter dem Treibhauſe vergraben ſein, das auf den Rat von Charles angelegt wurde. Denn dort wie ich aus Chroniken weiß, ein altes Kloſter. Um die Stelle zu finden, bedurfte man aber des Kelches und der eingehenden Erläuterungen aus dem Buche, das aus der Bibliothek hier verſchwunden iſt, gerade in dem Augenblick, als ich mich in der Maske des Profeſſors Schröder dafür intereſſierte. 5 Dies Buch fand ich, als ich das Treibhaus durchſtöberte, unter dem Fuß eines Ofens vergraben. Wieſo ich überhaupt Verdacht ſchöpfte und wieſo ich gerade ein beſonderes Intereſſe für die Neuanpflanzunger und das ganze Treibhaus hatte, iſt ſehr einfach zu er⸗ klären. Ich fand, als ich das Schlafzimmer des ver⸗ ſtorbenen Barons inſpizierte, daß ein eigentümlich bitter würziger Geruch in dem Raum lag. Er ließ ſich nicht, wie Helma meinte, dadurch erklären, daß Blattpflanzen und Trauerkränze in dem Raum geweſen. Es war ein anderer, ſozuſagen exotiſcher Duft. Er erinnerte mich an etwas, ohne daß ich gleich darauf kommen konnte, was es wäre. Dann fand ich in einer Ecke ein Stückchen von einem Nadel⸗ zweig; ich erkannte ihn ſofort als zur Familie der Orikarie gehörig— einer Nadelſtrauchart, die in Südamerika wächſt. Aber dieſes Stückchen hatte eine eigentümlich fahle, verbrannte Farbe, als wäre irgendein Gift oder eine Krankheit darüber hinweggegangen. Das war das erſte Glied in der Kette, die ſich nun endlich um die Verbrecher legte. Nun hatte, wie Helma mir bei Ankunft erzählte, de Sanzo einſt dem alten Herrn Baron ein Mittel zur Aſthma⸗ linderung gegeben. Dies Mittel, das erfuhr ich aus meinen chemiſchen Studien der letzten Nacht, wird aus dem Saft dieſer Orikarien gewonnen. Aber noch etwas anderes wird aus den Orikarien gewonnen: eine tödliche Waffe, wenn man ſie richtig zu gebrauchen weiß. Chartes ſowie ſein Hintermann, Baſtieni, haben ſie zu gebrauchen gewußt. Beſtreut man nämlich die Zweige der Orikarien mit einer beſtimmten Salpetermiſchung, ſo ſtrömen ſie im geſchloſſenen Raum einen giftgasähnlichen Dunſt aus, dem der Menſch unfehlbar unterliegt. Wie lange er den töd⸗ lichen Duft der ſo imprägnierten Orikarien ertragen kann, hängt von ſeiner Konſtitution ab. Schwache und kränk⸗ liche Menſchen, Menſchen mit kranken Atmungsorganen werden ihm bald erliegen, und ſo—“ Mit ſtockender Stimme unterbrach der junge Baron Horſt den Redenden: „Wollen Sie damit ſagen, Herr Doktor Hopman, daß mein lieber Vater—!“ Hopman nickte ſchwer:„Ja, Herr Baxon, Ihr Herr Vater war das erſte Opfer! Und das zweite—“ Hier ſchwieg auch er. Und Helma verbarg erſchauernd ihr Geſicht in den Händen. Nach einem Schweigen fuhr Hopman fort: „Die Tatſache, daß der Tod des Barons von Gerus— heim zuſammentraf mit dem Diebſtahlsverſuch. Der Fund des wie verbrannt ausſehenden Orikarienzweigleins im Zimmer des Toten gab mir ſehr zu denken. Ich fand in der Verſuchspflanzung dieſe Orikarie— und ich hatte die Indizien beiſammen. Das ganze Komplott war angezettelt, um in den Beſitz des Kelches und mit Hilfe der aufklärenden Hinweiſe aus dem alten Buch in den Beſitz des Schatzes zu gelangen. Da der alte Herr Baron den Kelch in ſeinem Schlaf⸗ zimmer feſt eingelaſſen hatte, blieb nur ein Weg: den Beſitzer aus dem Wege zu räumen. 9 2 855 Als der Raub nicht gelang, weil die Verbrecher offen⸗ bar geſtört wurden, wartete man eine beſſere Gelegenheit ab. Nur de Sanzo iſt vorzeitig aus dem Spiel aus⸗ geſchieden. Er wollte die Pläne bis zum glatten Mord nicht mitmachen. Nun machte Helma einen Strich durch die Rechnung, indem ſie den Kelch zu ſich in Verwahrung nahm. Des wäre dir beinah zum Verhängnis geworden, Helma!“ C- ſah ſie liebevoll an. (Schluß folgt.) — 4 Das neue Vett des Hoangho Die Ueberſchwemmungskataſtrophe in der Provinz Schantung. Peiping, 17. September. Die Wiederherſtellung des durch die Ka⸗ taſtrophe auf weite Strecken durchbrochenen Hoangho⸗Deiches ſcheint ſehr zweifelhaft. Eine Rettung für die von der Ueberſchwem⸗ mung betroffenen Gebiete der Provinz Schantung ſcheint nur dadurch möglich zu ſein, daß man den Hoangho bei einer Suche nach einem neuen Flußbett ungehindert ge— währen läßt. Die Waſſermaſſen beginnen bereits, ſich einen Abfluß nach Oſten hin zu ſuchen, offenbar in derſelben Richtung, in der bis 1852 das alte Flußbett des Hoangho verlief. Der neue Lauf des Hoangho würde ſich dann etwa auf dem 34. Breitengrad zur Oſtküſte hinziehen und würde ſüdlich von Tſingtau ins Meer mün⸗ den. Das würde auch dem Sachverſtändi⸗ genurteil eines deutſchen Geographen ent— ſprechen, der erklärt, daß er ſich infolge der Erdrotation zur Oſtküſte hinneigen wird. Bis zur Kataſtrophe verlief der Hoangho im letzten Drittel ſeines Flußlaufes in nörd⸗ licher Richtung zum Gelben Meer. etwa entlang den 118. Längengrad. Die Provinz Schantung ſieht der Tat⸗ ſache entgegen, daß der durch die Ueber⸗ ſchwemmung gebildete Rieſenſee noch meh⸗ rere Jahre weiterbeſtehen kann. Gegen⸗ wärtig allerdings ſteht für dieſe Provinz eine andere Frage im Vordergrund: wenig— ſtens eine halbe Million Menſchen zis zum Frühjahr aus öffentlichen Mitteln erhalten zu müſſen. Die Provinzialverwal⸗ tung von Schantung glaubt, mit der Bereit- ſtellung von anderthalb mexikaniſchen Dol⸗ ar auf den Kopf und für den Monat den Lebensunterhalt dieſer Unglücklichen wenigſtens einigermaßen ſicherzuſtellen. Aber ſchon dieſe Anforderungen an die öf— fentlichen Mittel dieſer Provinz. die ſich eben erſt von einer langjährigen Mißwirt⸗ ſchaft zu erholen begann, dürften die Lei⸗ ſtungsfähigkeit dieſes armen Gebiets über⸗ ſteigen. Der einzige Troſt in dieſem Elend iſt das bisherige Ausbleiben irgendwelcher Epide⸗ mien und die bewundernswerte Geduld, mit der ſich die Flüchtlinge in ihr bitteres Beſchick fügen. Reichs ſchatzanweiſungen überzeichnel Berlin, 18. Sept. Die Zeichnung auf die 4.5prozentigen Reichsſchatzanweiſungen hat einen erfreulichen Erfolg gebracht; ſie wur⸗ den überzeichnet. Die Zuteilung wird, ſo⸗ weit nicht feſte Zuſagen gemacht worden ſind, in Höhe von rund 88 Prozent des ge— zeichneten Betrages erfolgen. Feierlicher Flaggenwechſel Neuyork, 18. Sept. Sämtliche zurzeit im Neuyorker Hafen liegenden deutſchen Schiffe nahmen den feierlichen Flaggen⸗ wechſel vor. Unter den Klängen des Prä⸗ ſentiermarſches wurde die Hakenkreuzflagge gehißt. Kapitän Ahrens vom Lloyddampfer „Bremen“ gab das Signal zu dem gemein⸗ ſamen feierlichen Akt. Die Neuyorker Preſſe bringt die Berichte über dieſes Ereignis mit zahlreichen Biedern auf der erſten Seite ihrer Ausgaben. Londoner Kabinettsrat London, 18. Sept. Unter dem Vorſitz VBaldwins fand eine Miniſterbeſprechung ſtatt, an der der Außenminiſter, der Kriegs⸗ miniſter, der erſte Lord der Admiralität, der Luftfahrtminiſter, der Handelsminiſter, der Kolonialminiſter ſowie die zuſtändigen Reſ⸗ ſortleiter der Miniſterien teilnahmen. Nach der Kabinettsſitzung kehrte Baldwin nach Chequers zurück. Wie verlautet, wird der Außenminiſter Sir Samuel Hoare, vorläufig nicht nach Genf zurückkehren. Die Beratungen in Genf Die Nachmiktagsſitzung des Fünferaus⸗ ſchuſſes. Genf, 18. Sept. Ueber die Dienstag- Nachmittagsſitzung des Fünferausſchuſſes im italieniſch-abeſſiniſchen Konflikt wird offiziell mitgeteilt, der Ausſchuß habe ſeine Arbeiten mit dem Ziel einer friedlichen Lö— ſung des Konfliktes fortgeſetzt. Eine neue Sitzung werde Mittwochvormittag ſtattfin⸗ den, damit die Vorſchläge für die Verhand⸗ lungsgrundlage endgültig fertiggeſtellt wer— den können. Dem nach iſt alſo endgültig in Ausſicht ge⸗ nommen, daß die Vorſchläge des Ausſchuſ⸗ ſes nicht als bindende Empfehlung, ſondern als Ausgangspunkt weiterer Verhandlungen dienen ſollen. Vanreuther Feſtſpiele 1936 „Lohengrin“ in Bayreuth. Berlin, 18. September. Die Leitung der Bayreuther Feſtſpiele teilt mit: Nachdem„Lohengrin“ vor 26 Jahren zum letztenmal aufgeführt worden iſt, kommt das Werk im Feſtſpieljahr 1938 am 18., 21., 30. Juli und 19., 28., und 31. Auguſt zur Wiederaufführung. Beſetzung iſt folgende: König Heinrich: Joſef von Ma⸗ namarda: Lohengrin: Max Lorenz: Elſa: —— —. ̃—z —— Maria Muller; Teiramuno: Jaro Pro⸗ haska; Ortrud: Margarethe Kloſe: Heerru⸗ fer: Herbert Janſſen. Die muſikaliſche Lei⸗ tung haben Wilhelm Furtwängler und Heinz Tietjen: Inszenierung des Werkes: Heinz Tietjen; Bühnenbilder und Koſtüme: Emil Preſtorius. Wohlbehalten zurückgekehrt Orſieres(Wallis), 18. Sept. Sechs Lau⸗ janner Bergſteiger, die bei dem Verſuch einer Beſteigung des Mont Dolent ſeit Samstag vermißt wurden, ſind wohlbehal⸗ ten zurückgekehrt. Sturm an der Nordſeelüſte Bremen, 18. Sept. Die an der engliſchen Küſte herrſchenden ſchweren Stürme ſuch⸗ ten mit unverminderter Heftigkeit auch die deutſche Nordſeeküſte heim. Ueber die frie⸗ ſiſchen Inſeln fegte der Sturm in Stärke 11 hinweg und ſteigerte ſich in einzelnen Böen ſogar bis zum Orkan. Um die Mittagszeit tobte der Sturm am heftigſten und peitſchte in langandauernden Böen, wie ſeit Jahren im ganzen Gebiet nicht beobachtet wurde, große Regenmaſſen mit ſich. In mehreren Fällen mußte die Feuer⸗ wehr alarmiert werden. In der Oberſtraße drohten ein großes Lichttransparent und in der Ilſenburger Straße eine ſchwere Kugel von einer Wetterfahne herunterzufallen. Schiffsunfälle ſind bisher nicht bekannt ge⸗ worden. Inſterburger Neitertage Deutſchland gewinnt den Preis des Führers. Inſterburg, 17. Sept. Das Internatio⸗ nale Reitturnier in Inſterburg wurde zum Abſchluß gebracht. Im Mittelpunkt ſtand der Mannſchaftswettbewerb nach dem Mu⸗ ſter des Preiſes der Nationen, für den der Führer und Reichskanzler einen wertvollen Ehrenpreis geſtiftet hat, der nach zwei auf⸗ einanderfolgenden oder drei Siegen in einem Zeitraum von fünf Jahren Eigentum der erfolgreichen Mannſchaft wird. Zum erſten⸗ mal konnten ſich Deutſchlands Rei- ter in die Siegerliſte eintragen. Mit 23 Fehlern belegten ſie überlegen vor Ungarn (47,5) und Lettland(100) den erſten Platz. Aus Baden Weinheim, 17. September.(Großer Obſtbaumſchaden.) Der gewaltige Sturm am Sonntag abend hat vor allem an Obstbäumen einen Schaden angerichtet. der viel größer iſt als zuerſt angenommen wurde. Die Zahl der entwurzelten, abge⸗ riſſenen und zerriſſenen Bäume geht in die Hunderte. Faſt durchweg handelte es ſich um kräftige geſunde Bäume. An den Berg⸗ ſtraßorten wurde ebenfalls vie“ Schaden an⸗ gerichtet. In Hohenſachſen hat der Sturm auch in den Weinbergen großen Schaden verurſacht. Pfälziſches Sondergericht Jrankenthal, 17. Sept. Der vorbeſtrafte 40 Jahre alte Michael Fiſcher aus Dimbach (Unterfranken) hatte in der Zeit von Mai bis Juni 1933 aus dem Saargebiet, wo er ſich ſeit 1924 aufhielt, Ausſchnitte aus kom⸗ muniſtiſchen Zeitungen an zwei Bekannte in ſeinem Heimatort Dimbach geſchickt. Der Angeklagte gab an, es habe ſich bei den Ausſchnitten um harmloſe Meldungen der Arbeiterzeitung gehandelt, auch beſtritt er, Anhänger der KPD geweſen zu ſein, ob⸗ wohl er dies bei ſeiner polizeilichen Ver⸗ nehmung zugegeben hatte. Das Gericht hielt Fiſcher eines Vergehens gegen die Not⸗ verordnung vom 28. Februar 1933 über⸗ führt und verurteitte ihn zu acht Monaten Gefängnis. Der 54 Jahre alte Johann Mund und der 38 Jahre alte Hermann Herbel aus Speyer waren als Pflichtarbeiter der Stadt Speyer am Woogbach beſchäftigt und hatten dor am 9. Auguſt 1934 bei der Arbeit und wäh⸗ rend der Frühſtückspauſe alte Lügen über den Reichstagsbrand aufgetiſcht Der noch nicht vorbeſtrafte Herbel wurde zu 5 Monaten Gefängnis, der vorbeſtrafte An, 10 Monaten Gefängni⸗ geklagte Mund zu berurteilt. Sportallerlei Korpsführer Hühnlein hat anläßlich des ſchönen Erfolges der deutſchen Mannſchaft im Wettbewerb um die Silbervaſe bei der Internationalen Sechstagefahrt an die DK W⸗ Werke und ſeine Fahrer Geiß, Wink⸗ ler und Kluge eine Glückwunſchtelegramm geſandt. f Georg Ambenhauer(Nürnberg) wurde;, jetzt als erſter deutſcher Teilnehmer für das in den Tagen vom 4. bis 11. November in Paris rollende Sechstagerennen verpflich— tet. Ausböck und Haymann, die beiden Münchner Berufsboxer, kämpfen am 4.Okto⸗ ber im Berliner Spichernring gegen Imhoff (Mainz) bzw. den Düſſeldorfer Schwerge⸗ wichtler Willi Müller Vinzenz hower(Köln), Deutſchlands Schwergewichtsmeiſter im Boxen, wurde zum 28. September nach Bukareſt verpflich⸗ tet. Sein Gegner wird der Rumäne Spa⸗ kow ſein, den er bereits 1933 in der 6. Run⸗ de entſcheidend ſcha. Letzte Nachrichten das„Memeler Dampfbook“ beſchlagnahmt. Memel, 18. Sept. Das„Memeler Dampfboot“ iſt am Dienstag wieder nicht erſchienen. Die litauiſchen Zeitungen dür⸗ fen nach wie vor ungehindert gegen die Me⸗ melländiſche Einheitsliſte hetzen. Die Reichstagsrede des Führers wird in allen litauiſchen Zeitungen totgeſchwiegen. Da⸗ gegen wird die Rede des litauiſchen Außen⸗ miniſters Lozogaitis in großer Aufmachung gebracht. gechs Bergſteiger vermißt Orſieres(Wallis), 18. Sept. Seit letzten Samstag wird eine Karawane von zwei jungen Mädchen und vier Männern aus Lauſanne vermißt, die von der Dufour⸗ Hülte aus den 3833 Meter hohen Mont Do- lent an der ſchweizeriſch-italieniſch⸗franzöſi⸗ ſchen Grenze beſteigen wollten. Da abends ein ſchweres Gewikter losbrach, iſt man in großer Sorge um die Bergſteiger. Vorbereitungen in Aegypten Truppenverſtärkungen an der Nordweſt⸗ grenze. Kairo, 18. Sept. Die ägyptiſchen Zeitun⸗ gen beſchäftigen ſich eingehend mit der Frage der militäriſchen„Vorſichtsmaßnah⸗ men“ ihres Landes. Danach bemühten ſich die britiſchen Militärbehörden um genaue Angaben über die Straßen nach der weſt⸗ lich gelegenen Wüſte und um die Schaffung von telefoniſchen und telegrafiſchen Ver⸗ bindungen dorthin. Die ägyptiſchen Behör⸗ den ſollen bereits eine Aufteilung und Voe⸗ ſtärkung der dort vorhandenen Streitkräfte vorgenommen haben. Während die ägyp⸗ tiſchen Grenzbehörden die Bewegungen ita⸗ lieniſcher Truppen jenfeits der Grenze ge⸗ nau überwachen, ſtellten die Italiener bereits an mehreren Stellen eine Sperre aus Drahtverhauen her. Ein Teil der vor Alexandrien liegenden britiſchen Flotte iſt inzwiſchen nach Port Said und dem Roten Meer verlegt worden. Einige Schiffe bleiben vor Suez und Iſ⸗ mailia, andere liegen vor Port Sudan. Die Suezkanalzone wird ſtark überwacht. Der Bevölkerung iſt das Betre⸗ ten beſtimmter Bezirke ſtrengſtens verboten worden. Die britiſchen Behörden ſind bei Ibn Saud wegen der Ueberwachung der Küſte des Hedſchas vorſtellig geworden. Obſt⸗ und Gemüſegroßmarkt Weinheim vom 17. Sept. 1935: Pfirſiche A 1827, B 1020, Zwetſchgen 911, Birnen A 8—17, B 410, Aepfel 7 15, Bohnen 8—19, Nüſſe 22— 42, To⸗ maten 8—10, Quitten 7—11, Brombeeren 21 26, Wirſing 4, Rotkohl 7. 5 Anfuhr 800 Ztr. Nachfrage gut. Nächſte Verſteigerung: heute, 14 Uhr. Jungvolk mit Die Trommeln der Ju 3 einen Landsknechtstrommeln auf den Stufen des Nürnberger Stadion während des Aufmarſches vor dem Führer. gend. (Weltbild— M.) Aus der Heimat 18. Sepfember 426 Der Maler Hubert van Eyck in Gent geſtorben. 786 Der Dichter Juſtinus Kerner in Lud⸗ wigsburg geboren. 860 B'ſetzung des Kirchenſtaates durch Viktor Emanuel. 1915 Eroberung der Stadt Wilna durch die Armee von Eichhorn. 1927 Einweihung des Tannenbergdenkmals bei Hohenſtein in Oſtpreußen. Prot.: Titus Kath.: Thomas von Villanova Sonnenaufg. 5.37 Sonnenunterg. 18.10 Mondaufg. 20.37 Mondunterg. 13.22 Wie wird der Winter? Wetterlagen der kalten Jahreszeit. Wer vorausſagen könnte, wie ſich die Wit⸗ terung im kommenden Winter geſtal⸗ ten wird, der wäre ein gemachter Mann. Aber ſo weit ſind wir heute noch nicht. Nach ver⸗ ſchiedenen Vorbedingungen hat es den An⸗ ſchein, daß wir einem mäßig milden Winter entgegengehen werden. Die Wit⸗ terungserſcheinungen während größerer Zeit⸗ abſchnitt werden beſonders durch die Luft⸗ druckverteilung über größere Gebiete bedingt. Durch die Unregelmäßigfeit in der Erwärmung von Waſſer und Land finden ſich zu beſtimm⸗ ten Zeiten und in beſtimmten Gegenden ge⸗ wiſſe Luftdruckmarima und Minima, die das Wetter beherrſchen. Im Winter verlaufen im allgemeinen die Vorgänge in der Atmo⸗ ſphäre mit größerer Regelmäßigkeit. In einem Tiefdruckgebiet herrſcht meiſtens ſchlechtes, in einem Hoch gutes Wetter. Streckt nun das ſibiriſche Maximum ſeine harten Fühler nach Mitteleuropa hinein, ſo wird es dort oft bitter kalt, denn trockene öſt⸗ liche Winde wehen eiſig über das Land. Liegt ein ausgeprägtes ſelbſtändiges Hoch über Zen⸗ traleuropa, ſo erkaltet das Feſtland durch die ungehinderte Wärmeausſtrahlung in hohem Maße, beſonders noch, wenn ſich eine Schnee⸗ decke über Deutſchland ausbreitet. Man ſpricht hier von einem„Strahlungstypus“. Ganz anders geſtaltet ſich das Wetter, wenn das atlantiſche Tief, das ſich bei Island zu be⸗ finden pflegt, mit ſeinen feuchten Seewinden unſere Gegenden überflutet; warme und naſſe Witterung iſt die Folge. Sehr wichtig für Europa iſt das Luftdruck⸗ maximum zwiſchen Azoren, Madeira und Spa⸗ nien. Verlagert ſich dieſes Hochdruckgebilde nach Oſten, ſo werden Südweſtwinde hervor⸗ gerufen, und wird dadurch mildes Winterwet⸗ ter bedingt. Verſchiebt ſich dieſes Hoch nach Frankreich oder Zentraleuropa, ſo iſt hier das Wetter in der Regel ruhig, heiter und kalt. Dringt es nordwärts nach dem Golf von Biscaya vor, ſo bedeutet dies für Frank⸗ reich und das weſtliche Mitteleuropa nord- weſtliche Winde und naßkaltes Wetter. Ver⸗ legt ſich ſchließlich jenes Maximum noch wei⸗ ter nördlich bis über Britannien hinaus, ſo treten ergiebige Schneefälle im weſtlichen Mit⸗ teleuropa ein. Intereſſant iſt, daß Berlin in ſeinem ſehr milden Winter faſt 12 Grad Wärme als höchſtes Tagesmittel aufzuweiſen hatte. Dr. W. * * Neuer Ausweis für Freikorps⸗ und Grenzlandkämpfer. Die Reichsabwicklungs⸗ ſtelle des Reichsbundes der Baltikum⸗ und Freikorpskämpfer, Berlin Wͤö 15, Lietzenbur⸗ ger Straße 12, hat durch Verfügung des Herrn Reichs⸗ und preußiſchen Miniſters des Innern vom 11. September dieſes Jahres die Genehmigung erhalten, den Freikorps⸗, Grenzſchutz- und Rhein⸗Ruhr⸗Kämpfern einen Ausweis„Einſatz für Deutſchland“ auf An⸗ rag und nach Prüfung auszuſtellen. Anträge ind umgehend bei der Reichsabwicklungsſtelle Berlin Wü 15, Lietzenburger Straße 12, an⸗ zufordern. Da nach Auflöſung der Freikorps⸗ derbände die Abwicklungsfriſt drei Monate deträgt, können nur Anträge berückſichtigt wer⸗ den, die bis zum 18. Oktober d. J. bei der Reichsabwicklungsſtelle eingelaufen ſind. — Alle Verbands⸗ und Vereinsausweiſe ver⸗ lieren mit dem 18. Oktober d. J. ihre Gül⸗ tigkeit. * Gedenkblätter. Der Oberbefehlshaber des Heeres teilt mit, daß den nach Erfüllung der aktiven Dienſtpflicht ehrenvoll zur Ent⸗ laſſung kommenden Soldaten zur Ermnerung an ihre Dienſtzeit ein einheitliches Gedenkblatt vom Entlaſſungstruppenteil ausgehändigt wer⸗ den ſoll. Der Reichskriegsminiſter hat bereits den von einem Kunſtverlag vorgelegten Ent⸗ wurf eines ſolchen Gedenkblattes gebilligt. Die Koſten für das Gedenkblatt haben die zur Entlaſſung kommenden Soldaten ſelbſt zu tragen. Der Verlag berechnet je Gedenkblatt 0,75 Rm. Das Gedenkblatt wird bereits im Herbſt d. J. bei den Entlaſſungen ausgehän⸗ digt werden. * planmäßige Unterſuchung der Markt- milch. Der Reichs- und Preußiſche Innen⸗ miniſter betont in einem Erlaß an die Re⸗ gierungspräſidenten und die Landesbauern— ſchaften die Notwendigkeit eines weiteren Ausbaues der Galtbekämpfung(Euter— ſeuche) und kündigt in dieſem Zuſammen⸗ hang Maßnahmen für die Beſſerung der hygieniſchen Beſchaffenheit der Marktmilch an. Danach werden demnächſt Beſtimmun⸗ gen über die amtliche Unterſuchung von Le⸗ bensmitteln ergehen, die auch eine plan— mäßige Probeentnahme und Unterſuchung der Marktmilch zur Folge haben werden. 4 . .— . — — Horst beorg Hirchner,, Schlafzimmer mit 2 Zeiten und Matratzen gebr. aber gut erhalten, billig abzugeben. Seegartenstr. 19. Herren- Anzugstoffe Mantelstoffe Arbeitshosenstoffe Lodenstoffe Bettkoltern empfiehlt sich zum Verkauf der neuesten Aachener Damen- 5 Mantel-, Kostüm- u. 9 Rockstoffe, N stoffe, prima Seiden Stoffe in schw., bl. u. weiß 6 Aussteuer- Artikel 6 Bettdamaste 5 Tischtũcher in all. Gr. 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Geiſtlichkeit 6 für den troſtreichen Beiſtand, dem Geſangverein Lieder⸗ kranz für das ehrende Grabgeleite, die Kranznieder⸗ legung und den erhebenden Grabgeſang ſowie den Stiftern von hl. Seelenmeſſen. Viernheim, den 18. September 1935 Die trauernden Hinterbliebenen Der Erntedanktag iſt ein Bekennt⸗ nis der Volksgeſamtheit zum deut⸗ ſchen Bauerntum als der Grund⸗ feſte unſerer Zukunft! Lokales Viernheim, 18. Sept. Herbſtnähe. Würzgeruch gemähter Schwaden, Blumen, die zu Felde laden, Wälder voller Herrlichkeit Künden noch die Sommerzeit. Doch ſo manche Schattenſtelle In der ſpäten Tageshelle Deutet an zu dieſer Friſt, Daß der Herbſt nicht fern mehr iſt. Martin Greif. * * Arbeitsbeſchaffungsaktion. Die Fachgruppe Bewachungsgewerbe in der Deut- ſchen Arbeitsfront führt vom 23. bis 28. September im ganzen Reich eine Arbeits⸗ beſchaffungsaktion durch unter dem Kennwort „Bewachung ſchützt Volksvermögen!“ Viel— fältig find die Gefahren, die das deutſche Volksvermögen bedrohen. Die Allgemeinheit wie der einzelne leiden gemeinſam unter Schä—⸗ digungen durch volksfeindliche Elemente und vermeidbare Kataſtrophen. Unter Einſatz ihrer ganzen Perſon ſetzen zehntauſende arbeitende Volksgenoſſen als Wachmänner im deutſchen Bewachungsgewerbe allnächtlich Leben und Ge— ſundheit ein, um das Gut der Allgemeinheit und des einzelnen vor Schaden durch Men— ſchenhand oder Unglücksfälle zu bewahren. Un⸗ ſchätzbar hoch ſind die Erſparniſſe, die durch rechtzeitige Verhütung von Schadensfällen durch dieſe Wachmänner erzielt wurden. Noch immer aber iſt der Schaden, dem das nichtbe— wachte Volksvermögen laufend ausgeſetzt iſt, äußerſt beträchtlich. Trotzdem können zehn- tauſender deutſcher Volksgenoſſen, die allen Anſprüchen an einen dienſttreuen Wachmann genügen, ihren eigentlichen Aufgaben nicht zu— geführt werden, weil zahlreiche Volksgenoſſen die Wichtigkeit einer vorbeugenden Bewachung noch nicht erkannt haben. Dieſe Armee einſatz⸗ bereiter Volksgenoſſen dem Schutze des deut— ſchen Volksvermögens nutzbar zu machen, iſt Sinn und Zweck einer Arbeitsbeſchaffungs⸗ aktion, die vom 23. bis 28. September im ganzen Reiche durchgeführt wird. * Hochbetrieb an der Autobahn. Aus Lorſch wird gemeldet: Mit Hochdruck wird an der Fertigſtellung der Reichsautobahn gearbeitet, ſogar am letzten Sonntag wurde der Betrieb nicht unterbrochen. Ohne große Feierlichkeit ſoll die Strecke Darmſtadt Mannheim am 23. September 1935 dem Ver⸗ kehr übergeben werden. * Es wird früher dunkel, und da obliegt den Hauseigentümern die Verpflich⸗ tung, die Toreinfahrten, Höfe, Hausflure, Gänge und Treppen, ſofern und ſolange ſie jedermann zugänglich ſind, während der Dun— kelheit ſo ausreichend zu beleuchten, daß für die dort verkehrenden Perſonen keine Gefahr be⸗ ſteht. Dieſe Verpflichtung liegt namentlich auch den Inhabern von Fabriken, gewerblichen Anſtalten und Arbeitsſtätten, von Vergnüg⸗ ungs⸗, Verſammlungs- und Schankſtätten. Der Wirbelſturm am Sonntag abend hat kurz vor Weinheim zahlreiche Bäume entwurzelt und umgeriſſen. Darunter befin⸗ den ſich ſehr dicke Nußbäume. So wurde ein beträchtlicher Schaden angerichtet. Auf der Viernheimer Gemarkung iſt bis jetzt noch kein Schaden bekannt. Illegale Flugſchriften müſſen abgeliefert werden. Vom Schöffenge— richt wurden ein Darmſtädter und ein Frank— furter Einwohner zu Gefängnisſtrafen von 7 bezw. 4 Monaten verurteilt, weil ſie illegale Flugſchriften, die ſie zugeſteckt bekamen, nicht ablieferten und den Mann, der ſie ihnen gab, nicht anzeigten. Sie wurden ſo milde be— handelt, weil ſie ſich ſeither weder politiſch betätigten, noch ihnen kommuniſtiſche Geſinn⸗ ung nachgewieſen werden konnte. Ihre Strafen ſind durch die Unterſuchungshaft verbüßt. Viernheim, 18. Sept.(Statt drei Mo- nate Gefängnis 30 Mark Geld⸗ ſtrafe.) Im Oktober vorigen Jahres war ein junger Mann von hier beim Befahren einer wegen Inſtandſetzung geſperrten Straße von einem Polizeibeamten angehalten worden. Er hatte ſich der Namensangabe widerſetzt, es war zu Tätlichkeiten gekommen und der Radfahrer wurde danach vom Amtsgericht zu drei Monaten Gefängnis verurteilt. Bei der Berufungsverhandlung vor der Straf⸗ kammer in Darmſtadt ergab ſich, daß der ſonſt ſehr ruhige Menſch erſt in der Vertei⸗ digung dem Beamten, der damals offenbar ſehr aufgeregt war, tätlichen Widerſtand ge⸗ leiſtet hatte. Da außerdem die drei vom Amtsgericht diktierten Monate ſeinerzeit auch weit über den Antrag des Amtsanwalts hin- ausgegangen waren, ſetzte die Strafkammer, die ſtark zu einem Freiſpruch neigte, die Strafe auf 30 Mark herab. Vielbrunn, 18. Sept.(Scha denfeuer.) In der Scheuer des Wagners Laudenberger entſtand Feuer, das auf die Scheuer des Schuhmachers Weyrich überſprang und in dem unausgedroſchenem Getreide ſowie Stroh, Heu, großen Mengen Wagner- und Brennholz, ſo reichlich Nahrung fand, daß innerhalb einer halben Stunde die Scheuern, Stallungen, Schuppen uſw. niederbrannten. Mit knapper Not wurde das Vieh gerettet, während land- wirtſchaftliche Geräte, Maſchinen uſw. ver⸗ brannten. Durch das raſche Eingreifen der Feuerwehr konnten die Wohnhäuſer beider Familien erhalten bleiben, wenn ſie auch Waſ— ſerſchaden erlitten. Oppenheim, 18. Sept.(Beſuch fran⸗ zöſiſcher Weinbauſachverſtändi⸗ ger.) Unter Führung des franzöſiſchen Han- delsattachees in Berlin weilten 15 Vertreter des franzöſiſchen Weinbaues, einige Wein⸗ bauſachverſtändige, Weinbauern und Preſſe⸗ vertreter franzöſiſcher Weinzeitungen in Op⸗ penheim. Direktor Rupp von der Lehr- und Verſuchsanſtalt für Wein- und Obſtbau mach⸗ te die Gäſte mit den Einrichtungen der Schule, ihrer Sammlung, dem Laboratorium und den Verſuchsweinbergen bekannt. Bei der Beſich⸗ tigung der Kellerei des Weingutsbeſitzers Gg. Sitmann, der die Gäſte in ihrer Sprache begrüßte, wurde ein erleſener Wein eigenen Wachstums zur Probe gereicht. Anſchließend wurde der Rebmuttergarten der hieſigen An⸗ ſtalt in Heppenheim a. d. B. beſichtigt, wo ebenfalls eine Probe von rheinheſſiſchen und Bergſträßer Weinen geboten wurde. Friedberg, 18. Sept.(megulierungs⸗ arberten an der Nidda.) Die Regulie⸗ rungsarbeiten an der Nidda ſchreiten rüſtig fort. Die Arbeiten in der Richtung Oberflor⸗ ſtadt ſind nahezu beendet; es wird nun in Richtung nach Dauernheim weitergearbeitet. Bis zum Waſſerfall ſind die Arbeiten fertig, von dort aus erhält die Nidda ein neues Flußbett, das gerade durch das Wieſengelände führt. Die Arbeiten werden noch bis Ende Oktober dauern. Die ſeitherige Ueberſchwem⸗ mungsgefahr des Wieſengrundes iſt nun er⸗ heblich vermindert worden. Iſt dein Fahrrad in Ordnung? Mahnung an die Radfahrer. Eine Reihe von zum Teil recht ſchweren Unfällen ereignet ſich nach den Feſtſtellun⸗ gen der Berufsgenoſſenſchaft für den Ein⸗ zelhandel immer wieder dadurch, daß dem Zuſtand des eigenen Fahrrades zu wenig Aufmerkſamkeit geſchenkt wird. Auch ein Fahrrad unterliegt der Abnutzung und Ma— terialermüdung und muß gelegentlich genau auf ſeine einwandfreie Beſchaffenheit unter- ſucht werden. Schwerſte Verletzungen ſind durch Gabelbrüche entſtanden. Sie hätten zum großten Teil vermieden werden können, da Gabelbrüche ſelten ohne vorherige An- zeichen eintreten. Die Rißbildung beginnt faſt immer ſichtbar an der Außenſeite der Rahmenträger und kann beim aufmerkſa— men Säubern rechtzeitig feſtgeſtellt werden. Auch die Speichen müſſen von Zeit zu Zeit geſpannt werden, da ihre Lockerung gefahr— bringend iſt. Weitere Unfälle ſind auf den ſchadhaften Zuſtand der Lenkſtangenbezüge und Tret— kurbeln zurückzuführen. Ein Abrutſchen von der Lenkſtange oder Tretkurbel hat im Stra— ßenverkehr ſchon manchen größeren Unfall hervorgerufen. Nie darf am Fahrrad eine einwandfreie Glocke(Klingel) fehlen. Schril⸗ les Pfeifen oder ein Zuruf als Warnzeichen ſind kein ausreichender und zuläſſiger Erſatz. Daß die Bremſen des Fahrrades ſich in einem guten Zuſtand befinden müſſen, iſt ſelbſtverſtändlich. Das Fahren mit offenen Lichtern(Kerzen), die durch Papierhüllen vor Windzug geſchützt werden ſollen, iſt un⸗ fallgefährlich und daher verboten. Der Rück- ſtrahler darf nicht verſchoben oder verbogen oder gar abgebrochen ſein. Er muß den Lichtſtrahl des nachfolgenden Fahrzeuges auch tatſächlich in gleicher Richtung und Höhe zurückwerfen, 0 daß der Radfahrer rechtzeitig bemerkt werden kann. Rückſtray⸗ ler dürfen nie höher als 50 em über dem Erdboden angebracht werden und niemals (3. B. durch das hintere Schutzblech) ver— deckt ſein. Verantwortungsloſe Inſtandha'⸗ tung des eigenen Beförderungsmittels iſt fahrläſſige Gefährdung der eigenen und fremden Arbeitskraft und kann harte Poli⸗ zeiſtrafen nach ſich ziehen. Jeder Radfahrer merke daher: Fahrrad ſtets in Ordnung halten, um dadurch Schaden für die eigene . und das Volksvermögen zu ver— üten. Aus der Sportvereinigung Am Sonntag ſtehen 8 Mannſchaf— ten in den Verbandsſpielen! Am kommenden Sonntag beginnen für ſämtliche Mannſchaften die Verbandsſpiele. Endlich beginnt nun wieder ein geregelter Spielbetrieb und der Anreiz iſt für alle Mann⸗ ſchaften wieder vorhanden: es geht um die Meiſterſchaft. Die„Grünen“ haben am Sonntag auf dem Platze an der Altriper Fähre gegen V.f.L. Neckarau anzutreten. Und zwar gleich mit 3 Mannſchaften. Die Spiele beginnen: 3. Mannſchaften 11,15 Uhr, Jung⸗ liga 1,15 Uhr und Liga 3 Uhr. Sämtliche Viernheimer Sportfreunde werden in Neckarau ſein, um die Viernheimer Mannſchaft anzu⸗ ſpornen. Hoffentlich gelingt es. Die Hand⸗ baller beginnen ebenfalls mit den Punkte— ſpielen und zwar ſpielen ſie auf dem Wald⸗ ſportplatz gegen Turnerſchaft Käfertal mit 2 Mannſchaften. Die Spiele beginnen: 2. Mann⸗ ſchaft 1,45 Uhr und 1. Mannſchaft 3 Uhr. Hier werden alle Handballfreunde zu finden ſein, um dem erſten Spiel der aufſtrebenden Amicitia⸗Handballer beizuwohnen. Die Fuß⸗ balljugend tritt ebenfalls auf den Plan. Die A-Jugend ſpielt in Käfertal. Spielbeginn vormittags 9 Uhr. Die B-Jugend tritt auf dem VfR.⸗Platz an und zwar Spielbeginn 10,15 Uhr. Die Schüler fahren am Sams⸗ tag nach Hemsbach gegen den Fußballverein und beginnen 4,15 Uhr. Die Abfahrtszeiten für die einzelnen Mannſchaften, ebenſo die Mannſchaftsaufſtellungen werden in der Zei- tung, beſonders aber am Freitag abend 8 Uhr in der Spieler-Verſammlung in der Sport⸗ halle, bekannt gegeben. Deshalb müſſen zu dieſer Verſammlung alle aktiven Fuß- und Handballer, ebenſo die Jugendmannſchaften beider Abteilungen, erſcheinen. Die Schüler haben um halb 7 Uhr dort Verſammlung. Wer nicht erſcheint, kann nicht damit rechnen, in einer Mannſchaft aufgeſtellt zu werden. Sind die Fußballer zahlreich vertreten, ſo kann noch eine 4. Mannſchaft und evtl. Privat- mannſchaften gebildet werden. Deshalb ihr aktiven Spieler, erſcheint in dieſer Verſamm⸗ lung vollzählig. Siehe auch Vereinsanzeiger. 4 Vereins⸗Anzeiger Sportvereinigung Amieitia 09. Aktive, Fuß- und Handballer! Am Sonn⸗ tag, den 22. September beginnen für alle Mannſchaften die Verbandsſpiele. Die 1. 2. und 3. Mannſchaft ſpielt in Neckarau. Die A-Jugend in Käfertal, die B-Jugend auf dem VfR.⸗Platz und die Schüler am Samstag in Hemsbach. Die Handballer tragen ihr 1. Verbandsſpiel auf dem Wald⸗ ſportplatz gegen Käfertal aus.— Am Frei⸗ tag abend 8 Uhr findet in der Sporthalle eine Spieler-Verſammlung ſtatt, wozu jeder Spieler, der ſich aktiv betätigen will, erſcheinen muß. Aufſtellung der Mannſchaften. Sämtliche Trikots ſind ab⸗ zuliefern. Der Vorſtand. Freiwillige Feuerwehr Viernheim Am Sonntag, den 22. ds. Mts., vorm. 6 Uhr findet eine Uebung der Freiwilligen Feuerwehr und der Pflichtmannſchaft ſtatt. Unentſchuldigtes Fernbleiben wird zur Be⸗ ſtrafung gemeldet. Spielleute haben an⸗ zutreten. Das Kommando. Verantwortlicher Schriftleiter: Joh. Martin, Viernheim; verantwortlicher Anzeigenleiter: Joh. Martin, Viernheim; Druck und Verlag: Johann Martin, Viernheim, Adolf Hitler⸗ ſtraße 36; D. A. VIII. 35: 950. Zur Zeit iſt die Preisliſte Nr. 4 gültig. Dieſes Plakat erſcheint zur Woche des Deutſchen Buches 1935“ 27. Oktober bis 3. Uovember) Es ſoll in Betrieben u. Schaufenſtern zum flushang kommen und für bas gute ödeutſche Zuch werben 0 eee e„ de ole 1. Mags Grad fer gen Altau auch Die prdſi hung wahr daß d Vege Vorun reits Zahl mella Fern. den,! arma genan Dee miniſt allem, ihre Litaut ſchon zwölf agli hinzu Lala A 2 S — — S 2 S S 8 2 22 2 5 2 2 1 2 2 2