it n ganges dune A0 —— eim N * gel. 1 — lin, fer 1 lag. let⸗ 0 f ö ö eimer Tageblatt— Bierngeimer Nachrichten — 1,40 Mk. ins eb— 8 1 wöchentlich das„Illuſtrierte und den Anzeigenpreise: Du 1 ceſchäftsſtelle Siernbeimer Bürger- Zig. — Siernn. Voltsblatt) a Ageſpaltene Willumeter-Zeue 3 Pfennig, Teptſpalte 12 Pfenn bei Wiederholung abgeſtufter Nachlaß.— Annahmeſchluß für en aller Urt— mittags 8 Uhr, großere Artikel einen Tag vorher u. von ſämtlichen Anzeigen- Mittlern Deutſchlands u. des Auslandes Ankündigungen in dieser Teitung fluden weiteste Verbreitung Blapvorſchriften bei Unzeigen werden nach Moglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an deſtimmt vorgeschriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werder Geſchäftsſtelle: Abolf Hitlerſtr. 86 .— Annahme von Anzeigen in unſerer Nr. 224 Donnerstag, den 26. September 1935 52. Jahrgang „Grenze zwiſchen Europa und Aſien“ Eine zeitgemäße Erinnerung. In wenigen Tagen wird im Memel⸗ lande der neue Landtag gewählt werden. Schon ſeit vielen Wochen aber ſind die Er⸗ örterungen über dieſe Wahlen im Gange, weil die litauiſche Regierung alle Anſtren⸗ en macht, um die kerndeutſche Bevpöl⸗ erung des Memelgebietes politiſch zu ent⸗ rechten. Zwar ſind die Pflichten Litauens in dem international garantierten„Memel⸗ ſtatut“ feſtgelegt, aber man kümmert ſich in Kowno um dieſe Verpflichtungen nur ſo⸗ weit man will. Und die„Garantiemächte“ — England, Frankreich, Italien— begnü⸗ gen ſich mit papierenen Proteſten. Das tollſte aber an der ganzen Sache iſt die Tatſache, daß die gleichen Garantie⸗ mächte, die Litauens Politik heute dulden, einſt ſelber in offizieller Form als erſte auf die Annexionsabſichten Litauens hingewie⸗ ſen haben Eine nach Memel entſandte Sonderkommiſſion der Botſchafter⸗ konferenz hat nämlich nach ihrer Rück⸗ kehr nach Paris am 6. März 1923 einen ausführlichen Bericht über den Befund auf⸗ geſetzt, in dem es heißt, daß die Litauer »die glatte Annexion erſtreben“! Dieſer Be⸗ richt iſt beiläufig unterzeichnet von dem Franzoſen Clinchant, dem Englän⸗ der Fry und dem Italiener Baron Aloiſi, dem jetzigen Vertreter Italiens in Genf. Dieſer Bericht, der gleich zu Beginn her⸗ vorheben muß, daß memelländiſche Fragen „von der litauiſchen Diplomatie und Propa⸗ ganda mutwillig verſchleiert und verdreht werden“, enthält Sätze, die für die Memelfrage noch heute von entſcheidender Bedeutung ſind und in ihrer Richtigkeit auch heute von den Signa⸗ tarſtaaten nicht beſtritten werden können. Da heißt es etwa:„Memel, die älteſte deut⸗ ſche Stadt in Oſtpreußen(wohlverſtanden Oſtpreußen, ein Memelland hat es als po⸗ litiſchen Begriff vor dem Verſailler Diktat nie gegeben) hat niemals zu Litauen gehört. In der Stadt wohnen faſt nur Deutſche. Anders kann es ja auch nicht ſein, da die deutſche Grenze ſeit 500 Jahren unveränderr geblieben iſt.“ Noch bedeutſamer aber iſt folgender Paſ⸗ ſus aus dem Bericht:„Die Oſtgrenze des Memelgebietes, die frühere ruſſiſch⸗deutſche Grenze, ſtellt eine wirkliche Scheidung ohne Uebergang zwiſchen zwei verſchiedenen Zi⸗ viliſationen dar. Mindeſtens ein Jahrhun— dert trennt ſie voneinander. Es iſt eine richtige Grenze zwiſchen Oſt und Weſt, z w: ſchen Europa und Aſienl Hier iſt die Bildung ſoweit fortgeſchritten, daß nicht einmal unter den Dorfbewohnern Analpha⸗ beten zu finden ſind. Eine große Anzahl gut erhaltener Wege verbindet die Dörfer Untereinander. Die Gebäude ſind wohl ge⸗ baut und bequem. Das Land wird nach den neueſten Methoden bearbeitet. Der Kleinbe⸗ ſitz entfaltet ſich ebenſo wie der Großbeſitz. Dort dagegen ſind die Dorfbewohner ver⸗ elendet... Wege ſind wenig oder überhaupt nicht vorhanden... Die Holzbude, die der Bauer bewohnt. iſt klein und ſchmutzig Ein großer Teil der Litauer memelländi⸗ ſchen Stammes fürchtet ſich vor einem An⸗ ſchluß an Litauen ohne genügende Garan⸗ tien. Sie wiſſen ganz gut, was ſie dann zu erwarten haben: Heeresdienſt, hohe Steu⸗ ern, Verteuerung des Lebensunterhaltes um 400 Prozent, Desorganiſation des Wirt⸗ ſchaftslebens, Beſtechungsweſen und Günſt⸗ lingswirtſchaft... Während ſich ſämtliche Führer der Deutſchen für einen Volksent⸗ ſcheid über die Unabhängigkeitsfrage des Memelgebietes ausſprachen, zeigte kein Li⸗ tauer den Wunſch nach einer Volksabſtim⸗ mung. Dieſe Tatſache zeigt deutlicher als alle Statiſtiken, daß die Mehrheit der Be⸗ völkerung nicht litauiſch 41858 Die ſelbſtverſtändlichſte Folgerung aus dieſem höchſt eindeutigen Bericht. den wie geſagt, ein Franzoſe, ein Engländer und ein Italiener lieferten, wäre die ſofortige Rück⸗ gabe des Memelgebietes an das deutſche Mutterland, zum mindeſten aber die Anbe⸗ raumung einer Volksabſtimmung wie in den ebenſo eindeutigen Fällen Oſtpreußen, Oberſchleſien, Schleswig und jetzt an der Saar geweſen. Aber ſelbſt dieſer Bericht 5 Findet ſich ein Ausweg? Engliſch⸗franzöſiſche Veſprechungen in Genf— Auch die Memelfrage berührt Genf, 25. September. Laval und Aloiſi hatten eine Unter⸗ redung, über die bisher nur verlautet, daß von Dpeimächteverhandlungen keine Rede ſein könne. Anſchließend verhandelten Laval und Eden. Dabei dürfte Eden den franzöſiſchen Miniſterpräſi⸗ denten inoffiziell von der vom engliſchen Ka⸗ binett beſchloſſenen Ankwork auf die franzöſiſche Anfrage wegen möglicher gemeinſamer Aktionen in Europa, insbeſondere in Mitteleuropa, un⸗ terrichtet haben. Die Unterredung, die im ganzen etwa anderthalb Stunden dauerte, bezog ſich auch auf die Memelfrage. Der li⸗ tauiſche Außenminiſter Lozoraitis wurde während einiger Zeit hinzugezogen. Es wurden ihm, wie verlautet, Vorhaltungen wegen gewiſſer litauiſcher Maßnahmen in Memel gemacht, die neuerdings in Genf bekanntge⸗ worden ſind. Wie gleichzeitig aus Rom gemeldet wird, hat eine neue Unterredung zwiſchen dem franzöſiſchen Botſchafter in Rom Chambrun und Staatsſekretär Suvich ſtatt⸗ gefunden. Man darf in dieſer neuen Unter⸗ redung wie auch in der amtlichen italieni⸗ ſchen Mitteilung über die Zuſammenkunft Muſſolini—Drummond, in der die Genug⸗ tuung Muſſolinis über die Botſchaft Hoares nochmals betont wird, einen Beweis dafür ſe⸗ Uebungen der Luftwaffe Fliegerkämpfe über den Wolken— Ausgezeichnete Arbeit des Warn⸗ dienſtes— Grohzangriff auf den Fliegerhorſt Warnemünde Warnemünde, 25. September. nter Geſamtleitung des Kommandeurs im Luftkreis 2, Oberſt Sperrle. fanden größere Uebungen der Luftwaffe ſtatt. Am Morgen des erſten Uebungstages wurde der Anmarſch zweiter Kampfgruppen auf War⸗ nemünde gemeldet. Die eine Gruppe flog bis 3900 m, die andere bis 4500 m bei ſehr günſtiger Witterung das Ziel Warnemünde an, das auch erreicht wurde. Ein Jagdge⸗ ſchwader, das ſofort zur Abwehr aufgeſtie⸗ gen war, drückte den Gegner nach Kämpfen über der Wolkendecke zurück. Ein zweiter Angriff erfolgte mit⸗ tags. Die Angreifer bewegten ſich in einer Höhe von 4500 und 5500 m, wurden aber rechtzeitig abgefangen. Inzwiſchen hatte die Blaue Partei zu einem Angriff auf Braun⸗ ſchweig angeſetzt. Das Ziel wurde ebenfalls erreicht. Alle drei Angriffe, in deren Ver⸗ folg auf beiden Seiten Verluſte angenom⸗ men wurden, erfüllten ihren Zweck. Be⸗ ſtimmte, vorher bezeichnete Plätze wurden mit Bomben belegt. In der folgenden Nacht, in der zur Ver⸗ ſchleierung der Lage Warnemündes und ſeiner Objekte ganz Mecklenburg verdunkelt war, ging eine ganze Reihe von Angriffen auf Warnemünde vor ſich. Wieder arbeitete der Warndienſt ausgezeichnet. Insge⸗ ſamt erfolgten bis 3 Uhr früh 15 Angriffe in unregelmäßigen Abſtänden. Das Urteil des Schiedsrichters lautete in dieſem Falle, daß die Angreifer 50 Prozent ihrer Maſchinen verloren haben. Sie konnten aber insgeſamt 15 Bombentreffer auf die Anlagen von Warnemünde verzeichnen. Mittags rollte im Rahmen der Manöver der Luftwaffe in Warnemünde eines der intereſſanteſten Bilder ab. Schwere Regenwolken hingen am Him⸗ mel. Trotzdem hatte ſich die Rote Partei aufgemacht, um den Fliegerhorſt Warne⸗ münde mit Bomben zu belegen. Die Flug⸗ zeuge waren wiederum rechtzeitig durch Flugwachen gemeldet worden. Infolge der Verluſte der letzten Nacht wieſen die Kampf⸗ verbände verſchiedene Lücken auf. Sie flo⸗ gen ſehr tief und ſchoſſen Leuchtkugeln ab, um anzuzeigen, daß ſie Bomben abgeworfen hatten. Die Flakbatterien wurden von einer Tieffliegerkette der Roten Partei mit Maſchinengeweh ren angegriffen. Die Flieger gingen bis auf wenige Meter herab, kehrten verſchiedentlich zurück, um ſich dann an die in der Ferne verſchwindenden ſchweren Kampfflieger an⸗ zuhängen. Mit dieſem wirkungsvollen Großangriff haben die Uebungen ihren Ab⸗ ſchluß erreicht. nnr hat die damals maßgebenden Völkerbunds⸗ mächte Frankreich, England, Italien und Japan nicht hindern können. am 8. Mai 1924 die Memelkonvention mit dem Memel⸗ ſtatut zu unterzeichnen, deren Garanten ſie wurden. Wir wollen dem Bericht an die Botſchaf⸗ terkonferenz heute nur noch als Ergänzung hinzufügen, daß die Bevölkerung Litauens bis in die Gegenwart zu faſt zwei Dritteln aus Analphabeten beſteht, daß eeſt im neun⸗ zehnten Jahrhundert ſo etwas wie eine li⸗ tauiſche Bewegung entſtanden iſt und daß groteskerweiſe Litauen 1919 überhaupt erſt daran ging, ſeine Sprache zu entwickeln: mehrere junge deutſch⸗ſchweizeriſche Sprach⸗ forſcher wurden an die Kownoer Univerſi⸗ tät berufen und dieſe ſtellte nun eine litaui⸗ ſche Sprache auf, die ſie in den Häuſern der Handwerker und Händler erfragt hat⸗ ten. Nicht ohne Zuhilfenahme freilich der betreffenden ruſſiſchen, polniſchen und üid⸗ diſchen Ausdrücke, zu denen dann mit Hilfe mühſam herangeholter litauiſcher Sprach⸗ ſtämme die analogen„Fachausdrücke“ gebil⸗ det wurden. Da dieſe natürlich in weiteſten Kreiſen der litauiſchen Bevölkerung völlig unbekannt waren, mußten ſie im Staats⸗ anzeiger veröffentlicht werden. Das nützte den 65 Prozent Analphabeten natürlich auch nichts. Ebenſo wurden in dem Amtsblatt des Kultusminiſters die Fachausdrücke für den Unterricht in den Schulen und in den wiſſenſchaftlichen Univerſitätsfächern feſtge⸗ legt. Das hatte u. a. zur Folge, daß Litauer die im Ausland ſtudierten, nach einiger Zeit ihre litauiſchen Zeitungen ſelbſt nicht mehr verſtehen konnten! Das iſt der Staat, zu dem das einſt hoch⸗ kultivierte Memelgebiet im Wege kalter Annexion entgegen allen Verträgen, entge⸗ gen allem Völkerrecht zugeſchlagen werden ſoll. Und das, nachdem Litauen ſeit nun⸗ mehr 12½ Jahren in jeder Beziehung den Beweis erbracht hat, daß es zur Verwal⸗ tung eines ſelbſt ſo kleinen Gebietes wie Li⸗ tauen und das Memelgebiet völlig un⸗ fähig iſt, wie ſchon allein die verzweifelte Wirtſchaftslage im eigenen Lande und heute auch im Memelgebiet zeigt! Die Signatar⸗ mächte ſind gewarnt, ſie tragen die Ver⸗ antwortung. *. „Wie lange noch?“ London, 26. September. Ein Sonderberichterſtatter der„Daily Mail“ meldet aus Memel, der Landtag werde nach ſeiner Wahl vielleicht nur ein ⸗ mal zuſammentreten. Jalls die Litauer ihn aber auflöſten, würden ſie eine völlige Ver⸗ letzung des Statuts begehen, ſo daß die Sig⸗ natarmächte zum Eingreifen gezwungen ſein würden. Der Berichierſtatter fragt ſchließ⸗ lich, wie lange Litauen noch mit ſeiner her ausfordernden Politik gegen Deutſchland fortfahren werde. hen, daß die diplomatiſchen Bemühungen zwiſchen Paris, Rom und London zur güt⸗ lichen Beilegung des italieniſch⸗abeſſiniſchen Streitfalls lebhaft fortgeſetzt werden. Ein Telegramm Haile Selalſis Der Kaiſer von Abeſſinien hat an den Völkerbund ein Telegramm gerichtet, in dem es heißt: In Anbetracht der ſtändigen Herausforderungen und zur Vermeidung von Zwiſchenfällen iſt Befehl gegeben wor⸗ den, die abeſſiniſchen Truppen auf der gan⸗ zen Front 30 km zurückzunehmen. Der Kaiſer bietet dem Völkerbund an, einen Beobachter zu entſenden, damit dei künf⸗ tigen Zwiſchenfällen gleich zu Anfang der Schuldige feſtgeſtellt werden kann. Die abeſſiniſche Regierung dementiert wiederum die Gerüchte von einer angeb⸗ lichen Generalmobiliſation. Italiens Einwendungen Der Bericht des Fünfer⸗-Ausſchuſſes. Genf, 25. September. Der Bericht des Fünfer-Ausſchuſſes an den Völkerbundsrat iſt veröffentlicht wor⸗ den. In der Darſtellung des Verlaufs ſeiner Arbeit erklärt der Ausſchuß u. a.: Der Ausſchuß hat von den Anſchuldigun⸗ gen, die die italieniſche Regierung gegen Abeſſinien erhoben hat und von der einſt⸗ weiligen Stellungnahme der abeſſiniſchen Abordnung Kenntnis genommen. Er hat ſich jedoch jedes Werturteils enthalten, da er lediglich nach Mitteln zur Beſſerung der Lage zu ſuchen hatte. Es folgt eine Aufzählung der vorgeſchla⸗ genen Maßnahmen im Rahmen der„inter⸗ nationalen Hilfeleiſtung“ für Abeſſinien. Der Bericht des Fünfer⸗Ausſchuſſes er⸗ wähnt ſodann die franzöſiſch⸗engliſche Be⸗ reitſchaft zu einem Gebietsaustauſch und zur Anerkennung eines italieniſchen Intereſ⸗ ſes an der wirtſchaftlichen Erſchließung Abeſſiniens. Der Bericht erinnert daran, daß die Verlautbarung über den italieni⸗ ſchen Miniſterrat vom 21. September dieſe Vorſchläge als unannehmbar bezeichnet habe und verweiſt auf die Zuſammenfaſſung der mündlichen Be⸗ merkungen des italieniſchen Vertreters zu dieſen Vorſchlägen, in der Italien ſich beſonders darüber beklagt, daß ſeine bekannten Anſchuldigungen gegen Abeſſi⸗ nien nicht in Betracht gezogen worden ſind. Die italieniſchen Argumente, die im einzel nen keine neuen Geſichtspunkte enthalten. ſind in acht Hauptpunkten zuſammengefaßt. Dem Schlichtungsausſchuß wird u. a. der Vorwurf gemacht, er habe der beſonderen Stellung Italiens in Abeſſinien auf der Grundlage des Dreimächtevertrages von 1906 nicht Rechnung getragen. Wollte man Abeſſinien entſprechend den Vorſchlägen der Vertreter Englands und Frankreichs im Wege eines Gebietsaustauſches zu einem Seeſtaat machen, ſo würde die tatſächliche Gefahr, die dieſer Staat für Italien bilde, verſchärft werden. Der deutiche Bauer beteiligt ſich am 6. Oltober 1935 am Erntedanktag auf dem Bütleberg bei Hameln We e eee eee der Machtlampf in Japan Im japaniſchen Kabinettsrat kam es zu ern⸗ ſten Zuſammenſtößen zwiſchen dem Kriegs⸗ und dem Marineminiſter einerſeits und dem Miniſterpräſidenten, dem Kultus-, Innen- und Juſtizminiſter andererſeits, denen eine mangel⸗ hafte Vertretung der Staatsintereſſen in der Minobe⸗Angelegenheit vorgeworfen wird. Dieſe Vorfälle bringen, wie die Preſſe meldet, die Regierung in eine ſchwierige Lage. Nach⸗ dem der Rücktritt des Präſtdenten des Staats⸗ rates, Ikki, und aller Anhänger Profeſſor Mi⸗ nobes gefordert worden ſei, greife der Kampf auch auf die Umgebung des Kaiſers über, da der Staatsrat das erſte beratende Organ der Krone ſei. eimer Anzeiger Viernheimer Zeitung Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monati g g Beilagen: zweimal jährlich den Sommer- und Winter Fahrplan Wandkalender.— Annahme von Bezugs⸗Beſtellungen in der Geſchäftsſtelle u. bei den Boten Weitverbreitete Tageszeitung— Hacbriebten- uud Auzeigenblan Feruſprecher 117.— Telegr.: Anzeiger, Biernheim— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 rt a. M., Einzel-Serkauf der Zeitung von der Geſchäftsſtelle 5 Pfg., 8 10 208 r CC In kurzen Worten Der Oberbefehlshaber der Marine hält ſich zu einer dreitägigen Beſichtigung in Kiel auf. Der Chef des Stabes hat den Angehs⸗ rigen der SA die Mitgliedſchaft im Cöſener SC verboten. Der Staatsſekretär im Reichsluftfahrt⸗ miniſterium Generalleutnant Milch folgte einer Einladung zu mStudium der ungari⸗— ſchen Luftfahrt nach Budapeſt. Zur weiteren Behandlung des Afrika⸗ Konfliktes wird vorausſichtlich noch am Donnerstag ein Ausſchuß eingeſetzt werden, dem außer den beiden Beteiligten ſämtliche Ratsmitglieder angehören. Lloyd George trat erneut in einer Rede in Briſtol für ein Eingreifen des Völker⸗ des zugunſten Abeſſiniens ein. Winterhilfswerk⸗ Tagung Die letzten Vorbereitungen. Berlin, 25. September. Am 9. Oktober wird das Winterhilfs⸗ werk des deutſchen Volkes 1935/36 eröffnet werden. Vor Beginn dieſer Arbeit, die wie⸗ derum eine gewaltige Kraftanſtrengung für alle im WHW;᷑ Tätigen bedeutet. berief der Reichsbeauftragte des WHW. Hauptamts⸗ leiter Pg. Hilgenfeldt, noch einmal ſeine Gaubeauftragtn für das WoW zu einer Tagung in den Reichstag ein, an der auch die Reichsfrauenführerin Frau Scholtz⸗ Klink, ferner Vertreter des Miniſteriums für Volksaufklärung und Propaganda, des Reichsnährſtandes, die Landesbauernfüh⸗ rer, die Gaufrauenſchaftsleiterinnen der NS⸗Frauenſchaft, die Landesſtellenleiterin⸗ nen des Frauenarbeitsdienſtes und die Ver⸗ treterinnen des Vaterländiſchen Frauenver⸗ eins vom Deutſchen Roten Kreuz teilnah⸗ men. Dieſe Arbeitstagung, die Schlußbeſpre⸗ chung im Großen Generalſtab der Winter⸗ hilfe, erfuhr durch die grundſätzlichen Aus⸗ führungen des Reichsbeauftragten Hilgen⸗ feldt und der Ausführungen Scholtz⸗Klink ihre ganz beſondere Note. Das dlympiſche Dorf Jeierliches Richffeſt. Berlin, 26. September. Im Olympiſchen Dorf wurde das Richtfeſt feierlich begangen. Nach einem einleitenden Muſikſtück des Lehrbataillons begrüßte als Vertreter des Bauausſchuſſes Miniſterialrat Schulz die Feſtteilnehmer. Dann verlas ein Polier den Richtſpruch. Anſchließend richtete Staatsſekretär a. D. Dr. Lewald Dankesworte an den Reichs⸗ kriegsminiſter. Reichskriegsminiſter Generaloberſt von lomberg gab ſeiner Freude darüber Ausdruck, alle, die an dem Bau mitgearbei⸗ tet haben, verſammelt zu ſehen. Das Olym⸗ piſche Dorf ſolle nicht nur Anterkunfts⸗ und Heimſtätte für die jungen Athleten aus aller Welt ſein, ſondern es ſolle auch Zeugnis ablegen von der Leiſtungsfähigkeit deutſcher Archi⸗ tekten und Arbeiter, von der Schönheit der märkiſchen Landſchaft und der Gaſtfreund⸗ ſchaft der Wehrmacht. Es ſolle Symbol des zähen und unbeirrbaren Aufbauwillens neuer deutſcher Kultur ein, die ſich auf allen Gebieten unſeres na⸗ ionalen Lebens äußert. Anſchließend nahmen ter von Blomberg und Frick vor einem rieſigen, mehr als 2000 erſonen faſſenden Zelt, das außerhalb des orfes errichtet war, den Vorbeimarſch der feſtteilnehmer ab. Die Miniſter blieben ange mit den Arbeitern zuſammen in dem zelt beim Feſtſchmaus. Reichskriegsmini⸗ Reichsminiſter Dr. Nan will Zeit gewinnen Das weitere Verfahren in Genf. Genf, 26. September. Maradiaga beſprachen gemeinſam das weitere Verfahren, das dem Völkerbundsrat für die Regelung des ita⸗ lieniſch- abeſſiniſchen Streites vorgeſchlagen werden ſoll. Danach würde ſich der Rat am Donnerstag darauf beſchränken, den Bericht des Fünfer-Ausſchuſſes einem neuen Aus- ſchuß, der wahrſcheinlich alle Ralsmitglieder außer den ſtreitenden Parteien umfaſſen würde, zur Prüfung zu überweiſen. Aus dieſer Prüfung würde dann in der nächſten Woche der Entwurf eines endgültigen Berichts des Völkerbundsrates hervorgehen. Die An⸗ nahme des Berichtes durch den Rat oder die Verſammlung würde die in der Sat⸗ zung vorgeſehenen Rechtswirkungen, vor allem das Verbot kriegeriſcher Maßnahmen für die ſtreitenden Parteien und gegebenenfalls die ſofortige Jeſtſtellung eines Bruches der Satzungen ausſprechen. Das Präſidium der Völker⸗ bundsverſammlung trat Mittwochabend zu einer Beratung über dieſe Frage zuſammen, ein Beweis dafür, daß die Entſcheidung der Völkerbundsperſammlung, die den eng⸗ liſchen Wünſchen nach einer Verteilung der Verantwortlichkeit auf einen möglichſt gro⸗ ßen Kreis von Staaten entſpricht, grundſätz⸗ lich bereits beſchloſſene Sache iſt. 9 CCCCCCCCCCTCCCCCCC 3 Staatsſetretär Milch in Ungarn Budapeſt, 28. September. Der Staatssekretär im Reichsluftfahrt⸗ miniſterium, Generalleutnant Milch, iſt, einer Einladung des Chefs des Königlich ungariſchen Luſtamies und des Handelsmi⸗ niſters fegen. zu einem mehrtägigen Be. ſuch im Flugzeug in Budapeſt eingetroffen. Der Beſuch gilt dem Studium der ungari⸗ ſchen Luftfahrt mit beſonderer Berückſich⸗ tigung des Sportflugweſens. Fragwürdige Propheten Ein franzöſiſcher Verſuchsballon? Paris, 26. September. Die Pariſer Zeitung„Oeuvre“. die gern mit ſenſationellen Nachrichten aufwartet und nicht immer falſch liegt, läßt ſich von ihrer Genfer Sonderberichterſtatterin. Frau Tabouis, gewiſſe Gerüchte melden. die an⸗ geblich in den Wandelgängen des Völker bundes umlaufen. Hiernach hätten in den letzten Tagen zwiſchen gewiſſen ſehr hohen italieniſchen und engliſchen Kreiſen Beſpre⸗ chungen ſtattgefunden, die die engliſchen Kreiſe darüber aufgeklärt hätten. wie im Falle eines Regierungswechſels in Rom eine Regierung ausſehen könnte, in der an Stelle des Duce eine hochgeſtellte Perſönlichkeit aus dem Königshaus die Lei⸗ tung übernehmen würde. Obgleich man die⸗ ſen Gerüchten keine beſondere Bedeutung beimeſſe, halte man es nicht für ausgeſchloſ⸗ ſen, daß der Augenblick eintreten könnte, wo nur ein Regierungswechſel die Lage Italiens gegenüber dem Völkerbund und den Großmächten retten könnte. Bei dieſer Senſationsmeldung des „Oeuvre“ iſt wohl wieder einmal der Wunſch der Vater des Gedankens. Wenn en Gegnern des Faſchismus eine nationale egierung unbequem iſt, pflegen immer die gleichen Verſuchsballons hochzugehen, pflegt man immer von inneren Schwierigkeiten zu ſprechen und den baldigen Abtritt dieſer Regierung zu prophezeien. Bisher haben dieſe Propheten noch nie recht behalten. 0 Neue Truppen für Afrika Rom, 26. September. Wie die römiſche Preſſe meldet, liegen im Hafen von Neapel ehn Dampfer ausfahrt⸗ bereit, die in den nächſten 24 Stunden mit rund 9000 Soldaten und Schwarzhemden und großen Materialbeſtänden nach Oſt⸗- afrika in See gehen werden. a Seemannstragödie lf Mann ums Leben gekommen. London, 25. September. Der in Hull beheimatete Jiſchdampfer »Skegneß“ iſt an der Küſte von Vorkſhire vom Sturm zerſchellt worden. Trotz über⸗ menſchlicher Anſtrengungen, dem Schiff vom Land her gilfe zu bringen, hat die elf · köpfige Beſatzung den Tod gefunden. Die„Skegneß“ lief im Laufe der Nacht an einer Stelle, wo die Steilküſte über 120 Meter aus dem Waſſer ragt, in einem Nordoſtſturm von ungewöhnlicher Stärke auf. Von der Küſte, wo man das Unglück bemerkte, wurden ſieben Bergungsraketen abgefeuert, die jedoch vom Sturm zurückgetrieben wurden. Infolge des gewaltigen Seegan— ges konnten ſich auch die Rettungsboote nicht dem Fiſchdampfer nähern. Im Licht⸗ kegel eines Küſtenſcheinwerfers vollzog ſich das Schickſal der„Skegneß“, die immer wieder gegen die Felſen geſchlagen wurde. Für die Geſchwindigkeit, in der ſich das Un⸗ glück abſpielte, iſt die Tatſache bezeichnend, daß das SOS⸗Signal nicht einmal zu Ende gegeben wurde. Spaniens neues Kabinett Beteiligung der Katalaniſchen Liga. Madrid, 26. September. Dem bisherigen ſpaniſchen Finanzmini⸗ ſter Chapaprieta iſt es am ſechſten Kriſen⸗ tag gelungen, entſprechend den Weiſungen des Staatspräſidenten„ein Kabinett auf weniger breiter Baſis“ zu bilden. An die Stelle der Liberal⸗Demokraten iſt im neuen Kabinett die Katalaniſche Liga getreten. Damit dürfte die Gewähr gegeben ſein, daß die bisherige mit Erfolg betriebene Politik des wirtſchaftlichen und nationalen Wieder- aufbaus, geſtützt auf eine parlamentariſche Mehrheit, fortgeſetzt wird. Die Kabinetts⸗ kriſe war nach Anſicht führender Politiker vollkommen überflüſſig und wird vielfach als ein Manöver der Linken gewer⸗ tet, deren Machtanſprüche jedoch dank des Zuſammenhaltens des alten Regierungs- blocks abgewieſen werden konnten. In dem neuen Kabinett, dem der bisherige Mini ſter⸗ präſident Lerroux als Außenminiſter ange⸗ hört, ſind die Reibungsmöglichkeiten inſo⸗ fern größer, als die Katalaniſche Liga und die Agrarier hinſichtlich der katalaniſchen Fragen ſtark voneiander abweichende An⸗ ö ſchauungen vertreten. Die Kehrſeite der Medaille Folgen der franzöſiſchen Freundschaft mit dem Kommunismus Nsg In Frankreich beſchäftigt man ſich mit einem eigenartigen Spionagefal!. wei ausländiſche Kommuniſten ſind in traßburg verhaftet worden. und die bei ihnen gefundenen Schriftſtücke behandeln faſt ausſchließlich Fragen der Landes ⸗ verteidigung. Ein Teil der franzöſi⸗ ſchen Preſſe vermutet dahinter eine ganze Organiſation, die derartig„intereſſantes Material“ ins Ausland bringt. Dieſer Ein⸗ zelfall iſt bezeichnend für die Verhältniſſe nicht nur in Frankreich, ſondern in der gan⸗ zen Welt. Von deutſcher Seite iſt immer wieder auf den Umfang der kommuniſti⸗ ſchen Zerſetzungsarbeit hingewieſen wor⸗ den. Der Reichsparteitag in Nürnberg hat ſich eingehend mit dieſem Problem ausein⸗ andergeſetzt. In der übrigen Welt hat man immer wieder die deutſche Warnung leicht in den Wind geſchlagen oder für übertrieben erklärt. —Es kennzeichnet die Skrupelloſigkeit des Hier wird einem RKommuntomus Uri friurt Orrſetzungsarboen, 8 wiederum Frankreich, der Bundesge⸗ noſſe Sowjetrußlands, das erſte Objekt der illegalen Tätigkeit der Komintern iſt. Die Ironie wird noch dadurch erhöht, daß am gleichen Tage, da aus Paris die Meldung von der Spionageaffäre kommt. aus Mos⸗- kau die äußere Kangangleichung der Sow⸗ jekarmee an das franzöſiſche Heer gemeldet wird. Die Sowjets intereſſieren ſich nicht nur für ſo äußerliche Dinge wie die franzö⸗ ſiſche Offtziersrangordnung, ſondern ihr In⸗ kereſſe geht— wie das Straßburger Bei- ſpiel zeigt— bis zu den geheimſten Fra- gen der Landesverteidigung. Frankreich bekommt die Kehrſeite des ſowjetruſſiſchen Intereſſes und der kom⸗ muniſtiſchen Freundſchaft deutlich zu ſpü⸗ ren. Es iſt ſeit dem Kominternkongreß nicht die erſte„Lehre“ die man ihm von Mos⸗ kau aus erteilt hat. Weltbild(M). Ausbildung der Zivilbevölkerung in Addis Abeba. Aethiopier die Konſtruktion des Gewehrs erklärt. ü — — Eine intereſſante Wendung Paris, 27. September. Die Anterſuchung der kommuniſtiſchen Spionageangelegenheit in Straßburg har am Dienstag eine überraſchende Wendung 3 Es wurde nämlich feſtgeſtellt, aß der 9 däniſche Kommuniſt, der angeblich Nielſen heißt, kein anderer als der ſtellvertretende Vorſitzende der däniſchen kommuniſtiſchen Partei, Georg Lauerſen, iſt. der auf einem falſchen Paß reiſte. Wie Jour“ berichtet, habe man dieſe Enlkdeckung der ebenfalls verhafteten deutſchen Kommu- niſtin zu verdanken, die am Dienstag ein umfangreiches Geſtändnis abgelegt habe. Mit Hofius im Bunde Wieder zwei Ordensſchweſtern vor Gericht. Berlin, 25. September. Unter der ſchweren Anklage, in den Jah- ren 1932 bis 1934 rund 212 000 RM nach Holland verſchoben zu haben, hatten ſich vor dem Berliner Schöffengericht die General⸗ oberin Eliſabeth Schulte⸗-Meſum und ihre Helferin in Finanzangelegenheiten, die Generalprokuratorin Thereſe Dreier des Frauenordens„Miſſionsſchweſtern vom Hei⸗ ligen Herzen Jeſu“ aus Hiltrup in Weſt⸗ falen zu verantworten. Aehnlich wie in früheren Deviſenverfah⸗ ren gegen katholiſche Ordensangehörige iſt auch in dieſem Falle das Geld zum Rück⸗ kauf der im Kurſe geſunkenen Obligationen und zur Amortiſation einer vom Orden in Holland aufgenommenen 600 000 Gulden⸗ Anleihe verwendet worden. Auch die Hiltruper Miſſionsſchweſtern ſind zu ihren Deviſenſchiebungen von dem berüchtigten Dr. Hofius, dem Leiter der„Bank für Kommunalwirt⸗ ſchaft“ und ſpäter der„Univerſum-Bank“ in Berlin verleitet worden. Ausſchluß aus der 3A bei Jugehörigkeit zum Cöſener SC. München, 25. September. Die Oberſte SA⸗Führung gibt folgenden Erlaß des Stabschefs Lutze bekannt: 1. Ich verbiete mit Wirkung vom 15. Oktober 1935 die Zugehörigkeit von S A⸗Führern und Männern zum Cöſe⸗ ner S“, da der Cöſener Sc nach öffent⸗ licher Mitteilung durch den Chef der Reichs⸗ kanzlei die Durchführung des Arier⸗ Grundſatzes abgelehnt hat. 2. SA⸗Führer und Männer. die bis zum 15. Oktober 1935 ihren Austritt aus einem aktiven Korps oder aus einer Altherren⸗ ſchaft des Cöſener Sc nicht vorgenommen haben, ſind aus der Se zu entlaſſen. Gegen Mißbrauch von 5A⸗Ausweiſen Der Chef der Stabes, Lutze, veröffentlicht im„Völkiſchen Beobachter“ ferner eine An⸗ ordnung, in der es heißt: Der SA⸗Ausweis hat nur dann Gültig⸗ keit, wenn er auf der Rückſeite ordnungs⸗ gemäß für den laufenden Monat abgeſtem⸗ pelt iſt. Jeder, der einen ungültigen Aus⸗ weis vorzeigt, wird der Polizei übergeben. Die Streifen der SA ſind ausdrücklich be⸗ ugt, in Ausübung ihres Dienſtes von je⸗ em Mann ohne Anſehen der Perſon und Stellung den SA-Ausweis zu verlangen, wenn SA⸗-Dienſtanzug oder das Biniladzei⸗ chen getragen werden. Träger des SA⸗ Sportabzeichens ir jederzeit durch die Streifen der A auf die Berechtigung zum Tragen des ell Sportabzeichens hin kontrolliert, wer⸗ en. können Die Neichsbahnſinanzen Tagung des Verwaltungsrats. Berlin, 26. September. Der Verwaltungsrat der Deutſchen Reichsbahn, der in Berlin tagte, widmete der Entwicklung der Reichsbahnfinanzen be ſondere Aufmerkſamkeit. Die Betriebsein⸗ nahmen ſind zwar in den erſten acht Mona- ten d. J. um rund 7.5 v. H. höher als im vorigen Jahr, ſie reichen aber nicht aus, die bisher entſtandenen Ausgaben der Geſamt⸗ rechnung zu decken. Bis Auguſt einſchließ⸗ lich iſt eine Mehrausgabe von rund 100 Millionen RM zu verzeichnen, ein Fehlbe⸗ trag, der ſich in den kommenden erfahrungs⸗ gemäß ungünſtigeren Monaten vorausſicht⸗ lich noch erhöhen wird Der Verwaltungs- rat nahm von dem Plan einer Verein- fachung der Verwaltung und von beabſichtigten und in Durchführung begrif⸗ fenen Erſparnis maßnahmen mit beſonderer Beachtung Kenntnis. ebenſo von den Vorarbeiten zu einer Reform des Reichsbahngütertarifs. Ferner wurden die Lieferungsgrundſätze, insbeſondere die Richtlinien für Vertrags⸗ abſchlüſſe mit der Spezialinduſtrie für Bahnbedarf, und die Fahrplangeſtaltung be⸗ ſprochen. Der Verwaltungsrat ernannte den Direk⸗ tor bei der Reichsbahn Arzt in Eſſen zum Reichsbahndirektionspräſidenten und nahm Kenntnis von folgenden Verſetzungen von Direktionspräſidenten: 1. Verſetzung des Präſidenten Dr. Gou⸗ defroy, bisher Mainz, nach Altona zur Leitung der dortigen zurzeit unbeſetzten Di⸗ rektion: lden A5 don e. ente ichs. et⸗ zum nem ren. nen lch An lig 93. m. 15 en. be je. n ei⸗ Seine Königin Von Mario Heil de Brentani. Ein anderer hätte ſich vielleicht darüber geärgert, ja, es beſteht ſogar die Möglichkeit, daß er mit hocherhobenem Regenſchirm hin⸗ ter den Gaſſenjungen hergelaufen wäre, wenn der Spottruf erſcholl:„Onkel Kaktus! Onkel Kaktus!“ Das war gewiß kein ſchöner Spitz⸗ name, aber er hatte— wie alle guten Spitz⸗ namen— einen lebendigen Sinn. Philipp Kraft war ja im ganzen Städtchen als Kak⸗ teenliebhaber bekannt, und da er ſelbſt, mit ſeinem kugelrunden, mit wenigen Borſten be⸗ ſtandenen Köpfchen und der behaglich gerun⸗ deten Statur ein wenig jenen in tauſend Fen⸗ ſterniſchen ſchlummernden treuherzig⸗komiſchen Naturprodukten ähnelte, lag der Vergleich nicht allzu fern. Aber„Onkel Kaktus“ nahm den großen und kleinen Lausbuben den luſtigen Spott nicht übel. Die ſtacheligen Käuze aus des lieben Gottes großen Blumengarten waren ſeine liebſten Freunde, und die Namen ſeiner Freunde hört man ſtets gern nennen! So kam es denn, daß ſich die jungen das Zunge⸗herausſtrecken Naſen⸗Machen bald wieder abg wer ſelbſt einmal ein richtiger ausbub war, der weiß, wie unendlich langweilig es iſt, Menſchen zu verſpotten, die dabei nicht in Zorn geraten und mit Aermen und Beinen zu ſtrampeln beginnen. So bekam der Spitz⸗ name einen liebevoll heiteren Unterton, und dieſer feine, luſtige Ton ließ in allen Men⸗ ſchen, die eine fröhliche Seele im Leibe hat⸗ ten, eine lächelnde Saite anklingen. Waren aber Freunde um Philipp Kraft vereint, ſo erklang gleichſam ein gut geſtimmtes Inſtru⸗ ment und ſandte ſeine behaglichen Akkorde zu den mit Hunderten und aber Hunderten von ſtachligen Lieblingen beſchwerten Regalen des Pflanzenfreundes hinauf. Zum Abſchied gab es dann ſtets entzückende Präſente in Geſtalt winziger kugelrunder Ab⸗ leger der zahlreichen Opunzienarten. Mit die⸗ ſen Ablegerchen hatte es ſeine eigene Bewandt⸗ nis, ſie wurden nämlich niemals größer, ſo viel Liebe und Leitungswaſſer, Sonne und Blumendünger man ihnen auch zuführen mochte. Es blieben friſch und pummelig aus⸗ ſehende Liliputaner! Dieſe Tatſache ließ man⸗ chen Skeptiker zu der Vermutung kommen, daß die Abſchiedskakteen eigentlich gar keine Ableger im üblichen Sinne, ſondern eine Art entwicklungsfähiger Auswüchſe, gewiſſermaßen botaniſche Warzen waren. Die Optimiſten dagegen rangen ſich eher zu der Anſicht durch, die winzigen Geſchöpfe könnten ſich mangels richtiger, in dieſer Vollendung eben doch nur durch Onkel Kaktus erreichter Behandlung nicht zur kraftſtrotzenden Schönheit einer aus- gewachſenen Opunzie entwickeln. Der Spender ſelbſt nahm zu dieſer ſtrittigen Auslegung nie⸗ mals recht Stellung. Allem Anſchein nach machte es ihm Spaß, ſein Züchtergeheimnis zu hüten. Dabei fehlte es nicht an zwar min⸗ der begabten, aber ebenfalls erfahrenen Kak⸗ teenliebhabern, die pietätlos genug waren, die Behauptung aufzuſtellen, Onkel Kaktus wollte durch dieſe ganze Warzenproblematik ſeinem Züchterruhme ein wenig nachhelfen. Wie dem auch ſei, ſein Nimbus als Kakteenzüchter und zauberer war im Laufe der Jahre unzerſtör⸗ bar geworden. Alle Mühe aber lohnte ihm eine Nacht jedes Jahres. In dieſer Nacht feierte die„Königin der Nacht“, der Stolz ſeiner Sammlung, im beſcheidenen Stübchen Philipp Krafts ihre un— ſchuldige Brautnacht. In jedem Jahre ſchenkte ſie ihm, ihrem getreuen Bräutigam, ein ein⸗ aaes Mal für kurze Stunden all ihre herr⸗ Gaſſen⸗ und Lange⸗ ihnten. Denn — che Sqchonyert; zag pprangen unter fernen Augen die Blütenknoſpen auf und ſtreckten ihre ſchneeigen Schwingen wie ſehnſüchtige Arme ihm entgegen. Dann ſaß der alte Mann wie gebannt mit andächtigem Antlitz vor der ſchlanken, herbgrünen Pflanze und ſtreichelte mit behutſamen Fingern Blatt um Blatt dei⸗ nes Lieblings. f Wenn dann der Morgen ins Stübchen däm⸗ merte, war das Liebeslied verklungen, müde und welk hingen die Blüten und wußten im Sterben nichts mehr von ihrer Schönheit. Da brach Onkel Kaktus die toten Blumen ab und begrub ſie in ihrer eigenen Erde. Jahr um Jahr, bis ſie ihn eines Tages ſelbſt draußen vor dem Städtchen in die Erde ſchlafen legten. Viele Freunde ſchritten hinter ſeinem Sarge her, die Zeitung brachte ſein Bild und darunter einen langen Gedenkartikel. Es wurde kein heldiſches Schickſal darin be⸗ fungen, aber dennoch eines, das einen Sinn gehabt hatte.— Kürzlich kam ich nach vielen Jahren wie⸗ der einmal in das Städtchen, traf einen alten Freund und ſchlenderte mit ihm die Hauptſtraße entlang, beſah mir ein wenig be⸗ klommen die fremden alatten Geſchäftsbauten. die die alten Giebelhäuſer verdrängt haben;! und ſo gar nicht zu dem alten Bilde paſſen wollten, das mir noch von der Schulzeit her im Gedächtnis geblieben war. Nur die Schule ſelbſt ſchien ſich nicht verändert zu haben; ihre roten Backſteinmauern ſchauten noch ebenſo lieblos wie damals drein. Auch der Blumen⸗ laden neben der Schule iſt noch da. Darin blüht eine üppige, goldgelbe Orchidee; ſie iſt ſich ihres Wertes vollauf bewußt und ihre ſchmalen tiefgrünen Blätter ſcheinen mit weg⸗ werfender Gebärde auf ein winziges Sträuß⸗ chen Schlüſſelblumen neben ſich zu deuten: „Du, wie kommſt du denn überhaupt in meine Nähe, du lächerliches Groſchenbündel!“ Auf der anderen Seite des Schaufenſters hängt ein kleines vergilbtes Papierſchild. Dar⸗ auf ſteht geſchrieben:„Echte Königin der Nacht, Gelegenheitskauf aus dem Beſitze des ſtadtbekannten Originals„Onkel Kaktus“, blüht alle drei Jahre eine einzige Nacht lang!“ Kein Zweifel, es iſt wirklich ſeine Königin. Schäme dich, Königin, warum lebſt du ſinn⸗ los weiter? Sie machen Reklame mit dir und ſpotten über deinen toten Liebſten.„Alle drei Jahre“ nur noch feierſt du deine Liebesgocht. Aber für wen. 35 Jahre Luftſchiffbanu L 3 129“ vor der Inbetriebnahme— Neue Pläne Der neue Zeppelin„LZ 129“ wird bei günſtiger Witterung am 15. De⸗ zember ſeine erſte Probefahrt unterneh⸗ men. Zugleich kann der deutſche Luft⸗ ſchiffbau auf ein fünfunddreißigjähriges Beſtehen zurückblicken. Es ſind nunmehr 35 Jahre vergangen, ſeitdem ſich der erſte Zeppelin über dem Bo⸗ denſee in die Luft erhob. Niemand vermoch⸗ te damals die gewaltige techniſche Entwick⸗ lung vorausahnen, die das neue Verkehrs⸗ mittel innerhalb eines Menſchenalters nahm. Als dann nach der Kataſtrophe von Echterdingen alles verloren ſchien, ermög⸗ lichte Opfermut des deutſchen Volkes dem Grafen Zeppelin die Weiterarbeit. Doch noch einmal ſollte die Exiſtenz des deutſchen Luftſchiffbaues in Frage geſtellt werden. Es war vor nunmehr zehn Jahren, als das letzte Zeppelin-⸗Luftſchiff, deſſen Her⸗ ſtellung Deutſchland nach dem Verſailler „Friedensvertrag“ geſtattet war. die Friedrichshafener Werft verließ. Es han⸗ delte ſich um„ZR 3“, der die Werknummer „L3 126“ trug und auf Reparationskonto für die Vereinigten Staaten gebaut worden war. Die Aufgaben des deutſchen Luftſchiff⸗ baues ſchienen hiermit erſchöpft. Die Zep⸗ pelin⸗Werft wurde Aluminium⸗Klempnerei, ſtatt der ſtolzen Luftrieſen baute man Bade⸗ wannen und Milchkannen ſowie Töpfe aller Art, um auf dieſe Weiſe wenigſtens den alt⸗ bewährten Facharbeiterſtamm erhalten zu können. Da entſchloß ſich Dr. Eckener. die Jubi⸗ läumsfeierlichkeiten anläßlich des 25ſährigen Beſtehens der Zeppelinwerft zu einer groß⸗ angelegten Propaganda für den deutſchen Luftſchiffbau auszugeſtalten. Er richtete einen flammenden Aufruf an das deutſche Volk und an das Ausland, worin er ſich äußerſt ſcharf gegen die Kriegsſchuldlüge wie gegen das Bauverbot der Entente Verwendunasmöalichkeit von mandte. die 1 0 — Beppelinluftſchiffen als Kriegswaffe gegen— über den modernen Flugzeugen verneinte und dagegen ihren hohen Wert als inter— nationales Verkehrsmittel hervorhob. Dieſer Mahnruf verhallte nicht ungehört. Wie nach der Kataſtrophe von Echterdingen das deut⸗ ſche Volk ſechseinhalb Millionen RM für das Werk des Grafen Zeppelin zuſammen— brachte. ſo ermöglichte auch diesmal eine Spende von insgeſamt acht Millionen RM die Fortführung des Luftſchiffbaues. Drei Jahre ſpäter konnte bereits„LZ 127“ die Luftſchiffwerft in Friedrichshafen verlaſſen. „Graf Zeppelin“ hat bis heute weit über 1 Million Fahrtkilometer zurückgelegt und im regelmäßigen Luftverkehr mit Südame⸗ rika Erdteile und Völker einander näherge⸗ bracht In wenigen Monaten wird nun der 118. Zeppelin die Friedrichshafener Werft verlaſſen, wo allein während des Krieges 88 Luftſchiffe entſtanden. Das Aufbauprogramm der neu— gegründeten Zeppelin-Reederei ſieht neben dem Einſatz von„LZ 129“ den Bau von noch größeren und ſchnelleren Luftſchiffen vor. Außer der bereits beſtehenden Luft— ſchiffverbindung Friedrichshafen— Rio de Janeiro ſollen noch zwei weitere Linien von den Vereinigten Staaten übe Spanien nach Holländiſch⸗Indien und von Rio de Janeiro nach Nordamerika eingerichtet wer— den, wodurch gewiſſermaßen eine Dreiecks⸗ verbindung entſtünde. Als fahrplanmäßige Zeiten ſind vorgeſehen: 3½ Tage von Mit— teleuropa nach Südamerika. 3 Tage un Südamerika nach den Vereinigten Staaten und 4¼ Tage von Spanien nach Batavia. Zur Durchführung eines regelmäßigen Luftſchifſverkehrs auf dieſen Strecken wären vorläufig vier Luftſchiffe erforderlich Die Juſammenarbeit zwiſchen Luftſchiff und Flugzeug ſoll hierbei noch weiter ausgebaut werden. Die Bedeutung des Luftſchiffverkehrs wird in ihrem ganzen Umfange erſt verſtändlich, wenn man meiß. mie ſtark heute ſchon der Jeppelin im mter nationalen Perjonen- undo Güterverkehr beanſprucht wird. Nach dem Grundſatz „eit iſt Geld“ benützen nicht nur reiche Induſtrielle und eilige Geſchäftsreiſende aus aller Welt, ſon⸗ dern auch Hochzeits- und Vergnügungsrei⸗ ſende, Kinder und Greiſe, Film⸗ und Büh⸗ nenkünſtler ſowie Sänger, die Gaſtſpiel⸗ verpflichtungen in verſchiedenen Erdteilen nachzukommen haben, in ſteigendem Maße den Zeppelin. Alle Erwartungen aber über⸗ trifft die Beanſpruchung des Luftſchiffs zur Beförderung von Frachten aller Art. Da findet man nicht nur hoch⸗ wertige Maſchinenteile, Chemikalien. Ede⸗ ſteine, Modeartikel, mediziniſche Artikel, Filme aller Art, Mineralwäſſer. Biere und lebende Pflanzen, ſondern auch alle mögli⸗ chen exotiſchen Lebeweſen. Sogar Rieſenſchlangen und ganze Bienenvölker wurden ſchon mit dem Luftſchiff befördert.„LZ 127“ hat be⸗ reits bisher über 30 000 Paſſagiere, 35 000 Kilogramm Poſt und 553 000 Kilogramm Fracht über Erdteile und Weltmeere hin⸗ weggetragen. Ebenſo groß iſt die Bedeutung des Zeppe⸗ lins als hervorragendes Mittel zur Völker⸗ verſtändigung und Hebung des deutſchen Anſehens in der Welt. So wird z. B. in Rio de Janeiro der Tag der Zeppelin⸗Lan⸗ dung kurzweg von allen Seiten einfach als „Jeppelin-Tag“ bezeichnet. Bei allen Ozeanfahrten wird der Zeppelin regelmäßig von allen ſeinen Kurs kreuzenden Schiffen, gleichgültig welcher Nation, mit der Bitte angerufen: „Bitte überfahren Sie mich, meine Paſſagiere wollen Sie ſehen!“ Wo es möglich iſt, wird dieſem Erſuchen natürlich entſprochen. So hat ſich der deutſche Luftſchiffbau nach einem beiſpielloſen Zuſammenbruch inner⸗ halb von zehn Jahren eine Stellung von Weltgeltung erobert, deren Bedeutung in den nächſten Jahren noch erheblich zu⸗ nehmen wird. Die teure Nadiumbombe Das Londoner Weſtminſter Hoſpi⸗ tal hat ſich jetzt eine Radiumbombe zuge⸗ legt, die wahrſcheinlich die teuerſte der Welt iſt. Sie enthält nicht weniger als vier Gramm Radium, alſo mehr als die meiften Krankenhäuſer insgeſamt beſitzen. Die Bombe iſt entſprechend teuer. Sie koſtet die Kleinigkeit von 40 000 Pfund, nach der alten Parität alſo rund 800 000 RM. Es hat nicht geringe Schwierigkeiten be⸗ reitet, die verhältnismäßig große Radium⸗ menge einigermaßen gefahrlos unterzubrin⸗ gen. Aerzte. Ingenieure, Phyſiker haben lange an der Bombe gearbettet. Unterge⸗ bracht iſt das Radium in einem hohlen Glo⸗ bus, deſſen Hülle aus einer weſentlich dich⸗ teren Legierung als Blei beſteht. Infolge der größeren Dichte der Metallmiſchung brauchte man die bisher üblichen Dimenſio⸗ nen nicht zu vergrößern. Nur das Gewicht der Bombe iſt entſprechend gewachſen. In⸗ nen im Globus werden die Radiumſtrahlen durch Goldkragen ſo abgeſchirmt. daß man ſie lediglich auf die kranken Teile eines Körpers richten kann(die Bombe dient na⸗ türlich der Krebsbekämpfung). Werde nmuanen ger fl 8.. a Von REINER Urheberrechtschutz: Fünf Türme⸗-Verlag. Halle(Saale). 10 Eva van Koſter hatte den Blick geſenkt. Sie ſchien von tiefer Scheu erfüllt. Ihre Stimme zitterte, als ſie leiſe ſagte: „Willkommen bei uns, Friedrich!“ Die Hände, die dem Heimgekehrten das duftende Veil⸗ chenſträußchen entgegenſtreckten, bebten. Ein Jahr war vergangen. Profeſſor Friedrich Borg⸗ loh ſaß mit ſorgenvollem Geſicht vor ſeinem Schreibtiſch. Ein paar wiſſenſchaftliche Broſchüren lagen aufgeſchlagen vor ihm. Er hielt noch den Bleiſtift in der Hand, um ſich auf das daneben liegende Konzeptpapier einige Notizen zu machen. Aber er arbeitete nicht. Er zog gedankenlos Schnörkel und Striche mit dem Stift. Der Ausdruck ſeines Geſichts zeigte: er war mit ſeinen Gedanken bei ganz anderen Dingen, und bei nicht ſehr erfreulichen. Und wirklich, er hatte keinen Grund, freudig geſtimmt zu ſein. Was war das nur mit Eva? Was war aus ihr in den Jahren ſeiner Abweſenheit geworden? Anders, ganz anders hatte ſich ſein Leben mit ihr geſtaltet. Sehr bald nach ſeiner Rückkehr hatte er um ſie geworben. Es hatte nicht des Wunſches von Evas Vater, ſeines ver⸗ ehrten, väterlichen Freundes, bedurft, um ihn zu dieſer Werbung zu beſtimmen. Er hatte ſich kopflos in Eva verliebt. Und ſie hatte ihm ſehr ſchnell ihr Jawort gegeben. Seine Zukunft ſchien ſonnig vor ihm zu liegen. Seine wiſſenſchaftlichen Erfolge wurden mehr und erkannt. Eine auswärtige Univerſität ehrte ihn durch die Verleihung des Profeſſorentitels. Schon kamen auch aus ſeiner Heimat Deutſchland Anfragen, ob er nicht für immer nach Deutſchland überſiedeln wollte. Eine Aa- ſtellung an dem Hamburger Tropeninſtitut, zugleich an der dortigen Univerſität, wurde ihm angetragen. Es zog ihn nach Deutſchland. Aber er mußte noch warten. Es waren noch zuviel Arbeiten abzuſchließen, die er in Gemeinſchaft mit van Koſter begonnen hatte. Die Ausbeute ſeiner wiſſenſchaftlichen Arbeiten und ſeiner wiſſenſchaftlichen Unternehmungen am Sambeſi gehörte überdies in erſter Linie den engliſchen Inſtituten, die ja auch die Expeditionsgelder zur Verfügung geſtellt hatten. Auch Eva hatte erklärt, ſich nicht ſo ſchnell von England und ihren Verwandten Parkins trennen zu können. Er ſelbſt hätte es ja ſehr begrüßt, wenn er ſich von den Parkins hätte etwas entfernen können. Er liebte ſie nicht. Sie hatten auch nach ſeiner Rückkehr keinerlei Anſtalten getroffen, das Haus zu verlaſſen. Da Eva nichts ſagte, war er viel zu feinfühlig, um ſelbſt irgendwelche Wünſche zu äußern. Schließlich war ja alles Evas Eigentum. Berley Caſtle war ihr Haus und auch das elegante Heim im Londoner Hyde-Park-Viertel. Eva ſchien ſich in den Jahren zwiſchen dem Tod des Vaters und ſeiner Rückkehr aufs engſte an die Parkins angeſchloſſen zu haben. Friedrich begriff das nicht recht. Der alte Parkins war ein trockener, kalter Mann, klug, aber eigentümlich verſchloſſen. Frau Parkins, äußerlich eine Dame von Welt, ſehr groß, ſehr hager. Stets tadellos gekleidet. Aber mit einem ſchmalen, etwas bösartigen Mund. Sie paßte ſo gar nicht zu der weichen, ſchwärmeriſchen Eva van Koſter, wie er ſie von früher her kannte. Aber wer konnte wiſſen, was in den Jahren der Einſamkeit in einem Mädchen⸗ herzen vorgegangen ſein mochte? Vermutlich hatte ſie mehr an⸗ ſich mit dem ganzen Ueberſchwang einer vereinſamten Seele den einzigen Menſchen genähert, die ihr nahe⸗ ſtanden. Er konnte es nicht übers Herz bringen, ſeine Abneigung gegen die beiden irgendwie deutlich zu zeigen. So hatten ſie denn immer bei ihnen gelebt. Sowohl Berley Caſtle wie auch das Haus hier in der Victoria Street war groß genug dazu. Die Parkins hatten hier wie dort einen Flügel ganz für ſich allein, aber das hinderte nicht, daß Eva jede freie Minute mit ihnen zuſammenſteckte. Er hatte zunächſt freilich darauf beſtanden, daß er wenigſtens das Abendbrot mit Eva zuſammen allein einnehmen konnte. Zum Lunch war er meiſtens nicht da, da er in London in wiſſenſchaftlichen Inſtituten arbeitete. Aber Frühſtücks⸗ und Abendbrot wollte er wenigſtens mit Eva allein verbringen. Im Anfang hatte ſich Eva auch ſeinen Wünſchen gefügt. Aber immer öfter war wie durch einen Zufall das Ehepaar Parkins„nur auf einen Augenblick“, wie ſie ſagten, zur Zeit ihrer Mahlzeit erſchienen. Friedrich hätte kein verliebter junger Ehemann ſein müſſen, hätte er ſeine entzückende Frau nicht für ſich allein haben 1 Allmählich aber wurde er beinah froh darüber, daß er mit Eva nicht mehr zuviel allein war. Eva zeigte ſich, ſowie ſie verheiratet waren, von einer ganz anderen Seite. Statt des ſtillen, feinen Mädchens, das ſich für geiſtige und künſtleriſche Dinge intereſſierte, ſand er plötzlich eine vergnügungsſüchtige junge Frau. Sie wäre am liebſten jeden Abend ausgegangen, und zwar nicht zu wertvollen Theaterſtücken, ſondern zu ſeichten Poſſen, Operetten, in Kabaretts und Tanzlokale. Sie intereſſierte ſich nur für Toiletten und Modeſchauen und gab dafür viel Geld aus. Was Friedrich aber weit mehr bekümmerte, war der geiſtige Zuſtand, der ſich in all dieſem ausprägte. Wo war die Eva van Koſter, die mit glänzenden Augen zu⸗ hörte, wenn er mit dem Vater die wiſſenſchaftlichen Dinge beſprach? Jene Eva, die den lauten Lärm und die äußer⸗ lichen Vergnügungen Londons ſtets abgelehnt hatte? Die ihr Glück und ihr Genügen fand in einem guten Geſpräch, einem guten Konzert, ſchöner Muſik und der Freude an der Natur?(Fortſetzung folgt) rheber rechtsschutz: 6 Nachdruck verboten. „Dank' Euch, Sir“, murmelte der junge Menſch erſtickt, und ſeine Hand ſchloß ſich ſekundenlang krampfhaft um die Finger des gütigen Gebers. Der hätte ſchwören können darauf, daß den Augen des Vorſchußempfängers Tränen entſprungen waren. Faſt haſtig wandten ſich beide ab. Wenn ein Mann weint, dann iſt es erſchütternd für ihn— und für jene, die es ſehen müſſen.. „Dank' Euch, Sir— es war Hilfe in letzter Stunde.“ Der Herr winkte einer Taxe, ſprang hinein und fuhr ab. Der Tramp, der ſich John Nellow nannte, ſtand noch ſekundenlang wie betäubt. Seine Rechte ſchloß ſich krampf⸗ haft um die Karte und den Geldſchein. Dann öffnete er die Hand und las die Karte. „Harry Evans, Detektei“, ſtand darauf. Ecke der Karte die Adreſſe. Harry Evans? Wer kannte den Namen nicht in Neu⸗ vork? Gefürchtet in der Unterwelt, woben ſich ganze Legenden um den Meiſterdetektiv, deſſen Kühnheit, Geiſt — und Glück ſprichwörtlich waren. Feſt preßte der Tramp wieder die koſtbaren Dinge, Karte und den Fünfzigdollarſchein, in der Hand. In ſein hohlwangiges, graubleiches Geſicht war eine flackrige Röte geſtiegen. Die Augen glänzten fieberig, wie bei einem hungrigen Tier. Sein Gang war ſchwankend, als er jetzt langſam zu gehen begann. Unſchlüſſig ſekundenlang den Schritt verhielt, um ſich abermals zu vergewiſſern, daß er nicht träume. Daß er Geld, wirkliches Geld in der Hand hatte. Was nun zuerſt? Eſſen... Oder aber einen Anzug kaufen? Ein Hemd und Schuhe... Was zuerſt? Endlich entſchloß er ſich, in einen Laden einzutreten, in deſſen Schaufenſter jene gewiſſen Einheitsanzüge aus⸗ geſtellt waren, die der Mittelſtandsamerikaner tagsüber zu tragen pflegt. Eine gewiſſe Sicherheit war über ihn gekommen. Er trat in das große Magazin— und ſchon war er von einer Anzahl Angeſtellter umringt, die ihn in völlig unzweideutiger Weiſe hinauszudrängen ver⸗ ſuchten. Der Tramp verſtand.„Ich habe Geld“, ſprach er ruhig und gar nicht beleidigt.„Ich will einen Anzug und alles, was dazu gehört.“ Und er wies ſeinen Geldſchein vor. Einer der Verkäufer trat vor. Es war ein älterer Menſch und ſchien eine Art Autorität im Laden zu ſein. Er maß den ſeltſamen Kunden geringſchätzig und miß⸗ trauiſch. Er wollte offenbar etwas Unangenehmes ſagen. Aber auch jetzt verſtand der ſeltſame Tramp Gedanken zu leſen.„Sie können beruhigt ſein, es iſt nicht geſtohlen“, und er blickte mit einem melancholiſchen Lächeln an ſich herunter, wie er ſo halbnackt daſtand. Dann hob er die Lider, und ſeine Augen wurden groß und ſtarr, und Bläſſe löſchte die Farbe der Erregung von ſeinen Wangen. Da vor ihm war ein großer Spiegel in die Wand ein⸗ gelaſſen. Und dieſer Spiegel warf mit ſchrecklicher Deut⸗ lichkeit ſein Bild zurück. Das Bild eines zerlumpten, furchtbar heruntergekommenen Landſtreichers, wie es ſelbſt in dieſer traurigen Gilde nicht alltäglich zu ſehen war. 1„Mit einer unwillkürlichen Bewegung hob er den Arm und hielt ihn vors Geſicht. Es war die Gebärde eines leinen Jungen, der ſich ſchämt. Dann ließ er den Arm ſinkeu, und ſchon wollte er eine Ertlärung geben, als ihm plötzlich ein Gedanke kam. Er⸗ klärungen ſind wohlfeil, und es kam darauf an, ſolche zu finden, die auch geglaubt würden. Was er vorzuhringen hatte, würde nicht geglaubt, ſo viel ſtand feſt. Alſo ent⸗ ſchied er ſich für eine Lüge. Das iſt oft ſo im Leben. Die Menſchen glauben eine gut aufgezogene Lüge leichter als Heine ungewöhnliche Wahrheit. Er trat nahe an den Geſchäftsführer heran und flüſterte ihm ein einziges Wort zu:„Evans.“ Und dann gab er ſich einen Ruck:„Machen Sie raſch, Mann, ich habe keine Zeit.“ Das wirkte, als hätte eine Bombe eingeſchlagen. Im Nu veränderte ſich das Bild. An Stelle des hoch— mütigen Mißtrauens trat geſchäftige Dienſtbefliſſenheit. Verſtändnisvolles, diskretes Lächeln. Im Handumdrehen war der Landſtreicher in eine jener Kabinen geführt, wohin man eine beſondere Kundſchaft zu gitten pflegt, während die gewöhnliche im rückwärtigen Teil des Geſchäftsraumes Anprobe mit ſeinesgleichen zu halten hatte. Ja, es geſchah noch mehr. „Wenn Sie mir die Ehre ſchenken wollen, ſich in meinem Büro ein wenig zurechtzumachen, Sir“, verneigte ſich der ältere Mann faſt untertänig.„Kann mir alles zurechtlegen— ſehr intereſſant, wirklich. Finden da alles. Waſchen, raſieren— bitte nur zu verfügen.“ Keine halbe Stunde ſpäter trat ein hagerer junger Menſch durch die Privattür des Warenhauschefs auf die Straße. Benommen blickte er um ſich und begann ein wenig unſicher auszuſchreiten. Aber auf ſeinem bleichen Geſicht lag ein Lächeln. Er hatte dieſen Leuten einen tüchtigen Mien fee ſo viel ſchien ſicher. Es Irgend jemand konnte wesen großen eee etwa oon Angeſicht kennen. Und was dunn? Bis die Wabrbein aus In der linken Licht kam, bätte er auf der * U Geſtern— ja. Fünf Türme-Verlag, Halle(Saale) Polizeiwachtſtube ſitzen müſſen. Zumindeſt die ganze Nacht. Und er war doch ſo müde. So ſchrecklich müde. Und hungrig? Eigentlich nein, hungrig war er nicht mehr. Und vorgeſtern noch mehr. Seit drei Tagen hatte er überhaupt keinen Biſſen mehr gegeſſen. Zweimal am Tage löſchte er ſeinen Durſt an irgendeinem öffentlichen Brunnen— das war alles. Aber jetzt, da er einen netten, wenn auch billigen Anzug trug, Strümpfe und Schuhe an den Füßen und ein neues Hemd, dabei in der Innentaſche einen anſehnlichen Reſt des Geldes, das Miſter Evans„Vorſchuß“ nannte, jetzt konnte er unbedenk⸗ lich in eines jener Büfetts eintreten und nach Herzensluſt eſſen. Niemand würde ihn hinausweiſen. Nein, niemand. Kalter Schweiß kam dem Manne auf die Stirn, und er keuchte. Schwäche überkam ihn, ſo daß er ſich gegen eine Hausmauer lehnen mußte. Die Sinne verwirrten ſich. Da fühlte er ſich hart am Ellbogen gefaßt:„Fehlt Ihnen etwas? Sind Sie krank?“ Es war eine Frauen⸗ ſtimme, die ſo fragte. Der Mann öffnete mühſam die Augen. Vor ihm ſtand ein junges Mädchen, das ihm beſorgt in das wächſerne Geſicht blickte. Aber er verband keinen Begriff damit, daß ſie ihn gleichſam wachgerüttelt. Es ſchien ihm, als wäre ſie keine Fremde, ſondern als wäre es ganz in der Ord— nung, daß ſie da vor ihm ſtand und ihn immer noch am Arm feſthielt. Aber antworten konnte er nicht. Das Mädchen ſchien reſolut zu ſein und die Situation irgendwie zu überblicken, wenn ſie von der Wahrheit auch keine Ahnung haben mochte. Geſchickt und mit anſehn⸗ licher Kraft bugſierte ſie ihren Schützling die wenigen Schritte, die ſie von einem kleinen Kaffeeſalon trennte, der ſich im nächſten Häuſerblock befand. Drinnen dirigierte ſie ſeine ſchwankenden Schritte in eine dem Licht ab⸗ gekehrte Ecke und ließ ihn ſorglich Platz nehmen. Im gleichen Augenblick, als der Mann ſaß, ſank ſein Kopf vornüber auf die Tiſchplatte— er war ohnmächtig ge⸗ worden. Um keinen Augenblick war ſie zu früh gekommen, ſonſt wäre er offenbar auf der Straße zuſammengebrochen. Die Fremde machte nicht viel Aufhebens, und zum Glück war dieſer Teil des Lokals unbeſetzt— es war keine Kaffeeſtunde, wie man ſagt. Raſch, aber dennoch mit einem beſorgten Blick zurück, ſchritt ſie zum Büfett und ließ ſich heißen, ſchwarzen Kaffee und ein Glas Waſſer geben. Damit begab ſie ſich zurück in die Ecke, wo ihr Schützling noch immer reglos, mit dem Geſicht auf der Tiſchplatte, die Hände ſchlaff zu beiden Seiten herab— hängend, ſaß. Sie ſtellte ſich ſo, daß ſie ihn mit ihrer Geſtalt den Blicken entzog. Und dann geſchah etwas Selt— ſames. Mit linder Hand ſtrich ſie dem Mann leiſe über das feuchte Haupthaar, liebkoſend, wie eine Mutter ihrem kranken Kind. Dann nahm ſie den Kopf ſacht auf, lehnte ihn in ihre rechte Armbeuge und hielt ihm mit der anderen Hand die Kaffeetaſſe an die Lippen. Aber umſonſt. Er ließ wohl einen zitternden Seufzer hören, als die heiße Taſſe ſeine Lippen berührte, aber die Augen blieben ge— ſchloſſen, und auch die Lippen. Alſo, ſo ging das nicht. Das Mädchen ſtellte die Taſſe ab, nahm einen kleinen Löffel und jetzt ging es ſchon beſſer. Geſchickt flößte ſie dem Kraftloſen wie einem Baby die Flüſſigkeit ein. Der erſte Schluck löſte einen ſtarken Huſtenreiz aus, der aber von Vorteil ſchien, denn er öffnete die Augen, und ein bewußter Blick ſtreifte die Samariterin. Und jetzt nahm er gehorſam Schluck um Schluck, wiewohl er ſich dabei ein wenig ſchüttelte. „Iſt Ihnen übel?“ erkundigte ſie ſich leiſe. Er nickte ſchwach. Ja, ſterbensübel war ihm. Sterbens⸗ übel. Und er wollte weder trinken, noch eſſen. Nichts wollte er. Namenloſer Ekel ſchüttelte ihn. Aber dieſes Aufbäumen weckte doch auch ſeine Lebensgeiſter. Und nun war die Taſſe leer. Der Kaſſee hatte trotzdem ſeine Schuldigkeit getan. Das Mädchen prüfte den Puls und nickte befriedigt. „Wohin ſoll ich Sie bringen— ich will raſch eine Taxe beſorgen“, flüſterte ſie ihm zu. Er antwortete nicht. War es noch Schwäche oder war es Scham, einzugeſtehen, daß er nirgends hingehörte? „Ich— ich bin eben erſt in Neuvork eingetroffen“, flüſterte er ſtockend. Er war noch ſo völlig jenſeits, daß es ihm weiter nicht verwunderlich ſchien, wie es kommen konnte, daß wieder ein völlig fremder Menſch ſich ſeiner ſo auſopfernd annahm. Gleich zwei Menſchen in derſelben Stunde— plötzlich... Ehe es ſo weit mit ihm gekommen, hatte er wenig Menſchenfreundlichkeit erfahren. Und nun folgten die Beiſpiele der uneigennützigen Hilfsbereitſchaft einander Schlag 900 Schlag. War das Zufall? Das Geſetz der Serie? Oder was war es ſonſt? Wirr und ungeordnet lagen dem Entkräfteten die Ge⸗ danken hinter der Stirn. Und eine große Gleichgültigkeit war in ihm. Prüfend blickte das Mädchen ihn an.„Wir wollen vor allem etwas eſſen“, ſchlug ſie plötzlich vor, ſcheinbar munter. Er nickte müde. Hätte zu allem ſo genickt, was als Ton einer menſchlichen Stimme an ſein Ohr ſchlug. Nun ſtand Milchkaffee und ein Teller mit belegten gewöhnliches Kuchen, der etwas ver⸗ gutgemeint war. Denn Ueppigkeit vor⸗ Brötchen auf dem kleinen Tiſche. trocknet ausſah, aber ſicherlich eine Unmenge von Roſinen darin ſuchten zutäuſchen. Scheinbar mit größtem Appetit begann das Mädchen zu eſſen und zu trinken. Und der Trick gelang. Nach einer kleinen Weile, während der ſonderbare Gaſt teilnahmlos vor ſich hingeſtiert hatte, ſchien ſich auch bei ihm Eßluſt einzuſtellen. Langſam griff er nach der Taſſe, noch ein wenig zitterig führte er ſie zum Mund. Trank in kleinen Schlucken, die ihn ſichtlich belebten, denn jetzt ſetzte er ab und nahm eines der doppelt belegten Brote, biß ein Stückchen ab und begann langſam zu kauen. Plötzlich aber ſtellte ſich eine förmliche Gier ein; haſtig folgte Biſſen auß, Biſſen, die er nur ſo hinunterſchlang. Das Mädchen beobachtete ihn von der Seite und nickte unmerklich. Es war, wie ſie es ſchon gleich gedacht. Da war ein Menſch buchſtäblich am Verhungern. Trotz ſeines funkelnagelneuen Anzugs und der friſchen Gepflegtheit, die an ihm zum Ausdruck kam. Die Hohlwangigkeit, die Schwäche und Hinfälligkeit, die Ohnmacht, vorhin, waren kein Ergebnis einer etwa überſtandenen Krankheit. Nein, es war Hunger, primitiver tieriſcher Hunger, der jetzt, nachdem ſich die Lebensgeiſter wieder normal zu regen be⸗ gannen, ſchier uneindämmbar losbrach. Wie aber hing das zuſammen? Ein grübelnder Zug erſchien in dem ſchönen, ungewöhnlich geiſtvollen Geſicht des fremden Mädchens. Und weshalb fühlte ſie ſich ſo ſeltſam gerührt von dieſem jungen Menſchen, den ſie gleichſam auf der Straße aufgeleſen?! Sie wußte es be— ſtimmt, daß ſie ihn nie vorher geſehen. Dieſes ſchmale, eingefallene, langgeſtreckte Geſicht mit dem ſpitzen Kinn, den tiefliegenden Augen, die dunkel umſchattet in den Höhlen lagen. Dieſe ſchmale, leicht gebogene Naſe und der ſchöngeformte, blaſſe Mund— wie ſeltſam bekannt war doch all dies... Nachdem der Hungrige das zweite, ziemlich große Brot vertilgt hatte, legte ſie die Hand auf ſeinen Arm.„Es ift genug einſtweilen“, meinte ſie mit einem lieben, faſt mütterlichen Lächeln, trotzdem die Sprecherin kaum mehr als zwanzig Jahre zählen konnte. Ein echt weibliches Lächeln, voll Güte und Erbarmen. „Ich habe ſchon lange nicht ordentlich gegeſſen“, flüſterte der junge Mann in erſchütternder Selbſtvergeſſen⸗ heit,„und die letzten drei Tage hatte ich überhaupt nur Waſſer...“ Das Mädchen wurde ganz blaß. Aber ſie fühlte, daß jetzt Fragen nicht am Platz waren. Fühlte, daß der Menſch da vor ihr ſich ſeines Vertrauens gar nicht bewußt war. Daß es losbrach aus ihm, uneindämmbar, wie vorhin die Eßgier. Denn er hatte ſofort gehorſam die Hand zurück⸗ gezogen, die er ſchon nach weiterer Nahrung ausgeſtreckt. „Wie fühlen Sie ſich jetzt?“ erkundigte ſie ſich, als habe ſie das herzbrechende Geſtändnis überhaupt nicht gehört. „Ich möchte ſchlafen.“ „Ich will Ihnen mal etwas ſagen“, ſprach das Mädchen reſolut.„So, wie Sie ſich jetzt befinden, ſind Sie weder krank, noch geſund. Ich kann Sie alſo weder in ein Krankenhaus bringen, noch allein ſich ſelbſt überlaſſen. Bei der nächſten Straßenkreuzung kommen Sie unter die Räder eines Autos.“ Ein leiſes, ganz leiſes, erſchien auf dem verhärmten Geſicht des gut Sie ſind, Miß. „Miß— Miß Vittoria Belltown!“ half ſie ihm. Es kam ein wenig ſtockend. Vielleicht weil es nicht üblich iſt, daß ſich die Dame einem Herrn vorſtellt. „Ich heiße...“ Er ſtockte gleichfalls, und es war, als ob er ſich plötzlich beſann, dann vollendete er geläufig:„John Yellow.“ Und es war, als ob die Nennung des Namens ihn nun völlig ins ſeeliſche Gleichgewicht gebracht hätte. Seine Geſtalt hob ſich aus der Zuſammengeſunkenheit, und der edelgeformte Kopf ſaß aufrecht zwiſchen den Schultern. Auch die Augen bekamen einen anderen Ausdruck. Die Müdigkeit, Gedrücktheit und Gleichgültigkeit waren wie weggewiſcht.„Ich bin Ihnen zu großem Dank verpflichtet, Miß Belltown“, begann er warm und ſtreckte ihr umpulſiv die Hand entgegen. Es war eine ſchlanke, nervige Hand, aber die Nägel waren riſſig und ungepflegt, die Jnnen⸗ fläche ſpröde und ſchwielig. Unbedenklich legte das Mädchen die ihre, die zart und doch kräftig war, hinein. Nichts da von Dank“, unterbrach ſie ihn raſch.„Ich wollte nur ſagen, daß es am klügſten iſt, wenn ich Sie nach meiner Penſion bringe, wo ich abgeſtiegen— wo ich wohne“, verbeſſerte ſie ſich raſch.„Es iſt ein freundliches Haus, wiſſen Sie, und hat in jedem Zimmer einen Balkon. — Man muß von den Leuten, die da wohnen, nicht viel ſehen, wenn man nicht will“, ſetzte ſie zögernd hinzu. Er lächelte ein wenig und wandte ihr ſeinen vollen Blick zu. Was ſie wohl von ihm dachte? „Sie ſchenken einem Ihnen völlig Fremden ein un⸗ Vertrauen, Miß Belltown.— Weshalb tun wie verſchüchtertes Lächeln Mannes.„Wie Sie das?“ „Ich— ich weiß es nicht.“ Es kam faſt hilflos heraus, was in auffallendem Gegenſatz zu dem bisherigen reſo⸗ luten und zielſicheren Gebaren der jungen Dame ſtand. „Schließlich ſind wir ja nicht im Urwald. Eine 7 6 7 0 für Fremde d da“, ſetzte ſie ein wenig hochmütig hinzu, als hätte es jemand gewagt, ſie zurechtzuweiſen. Er fühlte irgendwie, daß ſie verletzt war. Wieder griff er nach der ſchlanken Hand und drückte ſie ſanft:„Ver⸗ ſtehen Sie mich nicht falſch, ich tat es nur Ihretwegen. Ich möchte nicht, daß Sie bei ruhiger Ueberlegung vielleicht bereuen.“ Sie erhob ſich und zwang ihn damit auch aufzuſtehen, weil er ihre Rechte noch immer in der ſeinen hielt.„Wir wollen ein andermal ſtreiten“, lächelte ſie verſöhnt.„Jetzt erſcheint es mir notwendig, daß Sie ſich tüchtig aus⸗ ſchlafen.“ (Fortſetzung folgt.) Na geht bier 2 —— urbe bee 14 fung ent bet 1 bil gen Hur Mel gen Arbe beach traf enthe Zeit 6 9 beits von — urd nicht tige, word kein lunge Vena April pfli ſtänd welch ſie ſit ben. falls lenburg, bisher Frankfurt a. O., tion; 3. Verſetzung des Präſidenten Utteſch, bisher Münſter, nach Frankfurt a. O. zur Leitung der Direktion Oſten: 4. Betrauung des Präſidenten Arzt mit der Leitung der Direktion Münſter. Jugoſlawien beſtellt engliſche Flugzeuge. Die jugoſlawiſche Regierung hat bei der Flugzeugfirma Hawker zehn von den neueſten Fury⸗Kampf⸗Flugzeugen beſtellt und Vor⸗ kehrungen getrofſen, weitere Maſchinen dieſer Art unter Lizenz in ihren eigenen Staats⸗ fabriken bauen zu laſſen. Zugleich hat die jugoſlawiſche Regierung bei Rolls⸗Royce 75 Kampfflugzeug⸗Motoren beſtellt. Die erwähn⸗ ten Kampfflugzeuge ſollen 640 Kilometer in der Stunde erreichen können. Jeiger kommuniſtiſcher Ueberfall. Belgrad, 26. Sept. Eine Gruppe von 14 Studenten der Univerſität Berlin, die ſich in Begleitung von Belgrader Studenten auf einer Rundreiſe durch Jugoflawien befin⸗ den, wurde bei der Einfahrt in die Stadt Petſch an der ehemaligen mazedoniſch, mon⸗ tenigriniſchen Grenze von Kommuniſten mit dem Ruf„Nieder mit den Faſchiſten!“ überfallen. Die Kommuniſten ſchoſſen zwei⸗ mal aus Revolvern. Der deutſche Student Mackenſen aus Verden wurde in der Bauch⸗ gegend verletzt. Die Behörden verhafteten vier der Angreifer. Geſtellung zum Arbeits dienſt Wichtiger Hinweis an die Arbeitsdienſt⸗ pflichtigen des Jahrganges 1915. Berlin, 25. September. Der erſte Jahrgang der deutſchen Reichs⸗ arbeitsdienſtpflichtigen iſt einberufen. Bis 16. September 1935 ſind alle Muſterungs⸗ befehle zugeſtellt worden, die die Einberu⸗ fung zum 1. Oktober 1935 enthalten. Wer erſt zum April 1936 eingezogen werden ſoll, hat eine entſprechende Benachrichtigung er⸗ halten. Im Gegenſatz zum bisherigen Freiwilli⸗ gen Arbeitsdienſt, in den die Einberufung nur eine Folge der vorherigen freiwilligen Meldung war, ſind die jetzigen Einberufun⸗ gen ſtaatliche Anordnungen, die von allen Arbeitsdienſtpflichtigen auf das genaueſte beachtet werden müͤſſen, wenn ſie ſich nicht ſtrafbar machen wollen. Der Einberufungsbefehl enthält genaue Mitteilungen über Ort und Zeit für die Geſtellung. Es iſt vorgekommen, daß einzelne Ar- beitsdienſtpflichtige nach ihrer Muſterung von ihrem bisherigen Wohnſitz verzogen 3 ohne ſich polizeilich abzumelden. Da⸗ urch konnten Geſtellungsbefehle zum Teil nicht zugeſtellt werden. Arbeitsdienſtpflich⸗ tige, die gemuſtert und für kauglich befunden worden ſind, aber bis zum 16. September keinen Muſterungsbefehl oder Geſtel⸗ lungsbefehl zum 1. Oktober 1935 und keine Benachrichtigung zum Dienſtantritt am 1. April 1936 erhalten haben, ſind ver⸗ pflichtet, ſich umgehend bei ihrem zu⸗ ſtändigen Meldeamt zu erkundigen, bei welcher Abteilung des Reichsarbeitsdienſtes ſie ſich am 1. Oktober 1935 zu melden ha— ben. Das zuſtändige Meldeamt iſt nötigen⸗ falls bei der Ortspolizeibehörde zu erfahren. Auslands ⸗Rundſchan London ſchützt ſich vor Luftangriffen. Der ſtellvertretende Unterſtaatsſekretär der beſonderen Abteilung des Innenminiſteriums, die ſich mit Vorſichtsmaßnahmen gegen Luft⸗ angriffe befaßt, Kommandant Hodſoll, hatte in der Guildhall mit Mitgliedern eines ent⸗ ſprechenden Ausſchuſſes der Verwaltung der Londoner City eine Konferenz., Die Ausſpra⸗ che galt u. a. einem Plan für beſondere Vor⸗ ſichtsmaßnahmen der Londoner City. Kriegsſchiffbeſuche in griechiſchen Häſen. In den Häfen von Navarino, Argoſtolion und Korfu lief eine Diviſion der enaliſchen 2. Verſetzung des Präſidenten Dr. Teck⸗ nach Mainz zur Leitung der dortigen Direk⸗ Meittelmeerflotte, veſteyend aus vier Schlachr⸗ ſchiffen, zwei Flugzeugſchiffen acht Schlacht⸗ kreuzern, und 46 Zerſtörern, ein. Die engli⸗ ſchen Schiffe bleiben bis zum 25. Oktober in den griechiſchen Gewäſſern. Außerdem wird nach vorher eingeholter Erlaubnis im Hafen von Korfu ein Hilfsſchiff der italieniſchen Flotte erwartet. „ Banditenüberfall in Süd⸗Kwantung. Mit Gewehren und Piſtolen ausgerüſtete kommuniſtiſche Banditen überfielen überra⸗ ſchend die in Süd⸗Kwantung gelegene Stadt Tientau und ſtürmten das Polizeibüro. Hier⸗ bei wurden über 20 Offiziere und Poliziſten getötet. Die Banditen ergriffen ſchließlich die 15 5 und entkamen, bevor militäriſche Hilfe eintraf. Letzte Nathrichten Ein Geſchenk des Handwerks Berlin, 26. September. Die tauſend Paar Militärſtiefel, die das deutſche Handwerk dem Führer und Reichs⸗ kanzler zu ſeinem Geburtstag geſchenkt hat, wurden dem Wehrkreiskommando 3. Ber⸗ lin, feierlich übergeben. Der Vertreter des Reichshandwerksmeiſter, Dr. Wolf, über⸗ nahm von dem Vertreter des Schuhmacher⸗ handwerks die Stiefel, dankte für die gute Arbeit und übergab das Geſchenk dem Korpsintendanten Wandersleben. Dieſer dankte in herzlichen Worten im Namen des kommandierenden Generals und wies in einer kurzen Anſprache auf die Verbunden⸗ heit des Handwerks mit dem Heer hin. Admiral Raeder in Kiel Kiel, 26. September. Der Oberbefehlshaber der Kriegsmarine, Admiral Dr. h. c. Raeder, weilt vom 24. bis 26. September in Kiel. Er hielt vor den verſammelten Unterſeebootsmannſchaften eine Anſprache und unternahm danach auf dem U-Boot„U 2“(Kommandant Ober⸗ leutnant zur See Michahelles! eine Tau ch⸗ fahrt. Am Mittwoch nahm er an der Schlußbeſichtigung des Seeoffiziersanwär⸗ terlehrganges 1935 auf dem Segelſchiff „Gorch Fock“ teil. Der Donnerstag iſt für Beſichtigungen von Marineanlagen und Werften vorgeſehen. Deutſche Tagesſchau Der Negierungspräſident von Arnsberg in den Ruheſtand verſetzt. Die Preſſeſtelle der Regierung in Arns- berg teilt mit: Der Regierungspräſident von Arnsberg, von Stockhau ſen, wurde mit ſofortiger Wirkſamkeit in den Ruhe ſt and verſettt. Mithilfe des Einzelhandels Einſchaltung beim Winkerhilfswerk. Berlin, 26. September. Von der Wirtſchaftsgruppe Einzelhandel iſt bei den zuſtändigen Stellen der Wunſch geäußert worden, den deutſchen Einzelhan⸗ del in den Dienſt des Winterhilfswerkes zu ſtellen und im Rahmen des Möglichen bei der Verſorgung der Bedürftigen mit Brenn- ſtoffen, Lebensmitteln und neuen Textil- und Schuhwaren mitwirken zu laſſen. Der Einzelhandel iſt bereit, grundſätzlich auf je⸗ den Reingewinn zu verzichten und ſeine Ar⸗ beitskraft als Spende für das Winterhilfs⸗ werk zu opfern. Im Hinblick auf die an einigen Orten in den Vorjahren gemachten Erfahrungen verweiſt er auf die Vorteile des Gutſcheinſyſtems. Die Einſchaltung des Fachhandels ſei das beſte Mittel, um die zu verſorgenden Be— dürftigen zufriedenzuſtellen und gleichzeitig der gewerblichen Wirtſchaft zu nutzen. Gleichzeitig würden die Dienſtſtellen des Winterhilfswerks entlaſtet. Da eine zen⸗ trale Regelung nicht vorgeſehen iſt, die Gauamtsleiter für Volkswohlfahrt aber an⸗ gewieſen ſind, bei Angeboten und Auftrags- erteilung Fabrikation, Handwerk und Han⸗ del nach Möglichkeit zu berückſichtigen, ſoll die Einſchaltung des Fachhandels durch Verhandlungen mit den Gaubeauftragten des Winterhilfswerkes erreicht werden. Nächtliches Großfeuer Eine Möbelfabrik, zwei Scheunen und ein Bauernhaus vernichtet. Mannheim, 26. September. Gegen Mitternacht ſchlugen plötzlich aus der an der Römerſtraße in Lampertheim gelegenen Möbelfabrik Luſt Flammen. Ortsfeuerwehr fand bei ihrem Eintreffen be⸗ reits ein rieſiges Flammenmeer vor, das in den großen Holzvorräten reiche Nahrung fand. Durch den ſtarken Funkenflug beſtand lange Zeit für das Holzlager und den dichtbebauten Teil von Lampertheim große Gefahr, die jedoch nach faſt zweiſtandiger angeſtrengter Löſcharbeit als beſeitigt gelten konnte. Ein Zug der Mannheimer Berufsfeuer⸗ wehr leiſtete mit einer Motorſpritze und einer Lafettenſpritze wirkungsvolle Löſchhilfe. Arbeitsdienſt und SA. verſahen den Abſperr⸗ dienſt und halfen auch ſonſt überall, wo es notwendig war. Die Möbelfabrik wurde vollſtändig von den Flammen zerſtört, die auch zwei gefüllte Scheunen und ein Bauernhaus zum größten Teil vernichteten. Neben ſämtlichen Maſchinen verbrannten auch die Vorräte und Fertig⸗ waren. Der Schaden iſt ſehr groß. Faſt hun⸗ dert Arbeiter haben durch den Brand ihre Arbeitsſtätte verloren. Erſt am Vortage war ein großer Um- und Erweiterungsbau der Möbelfabrik beendet worden und vor Feierabend hatte man die letzten Maſchinen angeſchloſſen. Anzuverläſſige Eier⸗ Großhändler Die Landesbauernſchaft Baden teilt mit: Der Eierverwertungsverband Baden hat einen Eier⸗ Großhändler wegen Unzuverläſſigkeit bis auf Weiteres von der waggonweiſen Bieferung ausgeſchloſſen. Ein weiterer Eier⸗Großhändler erhielt eine Ordnungsſtrafe in Höhe von 100 Mark we⸗ gen Verſtoß gegen eine Anordnung des Eier⸗ verwertungsverbandes. Zweiter Frühling an der Vergſtraße Bet der Meldung dieſer Tage, am Fuß des Frankenſtein in den Anlagen von Eber⸗ ſtadt blühe der Flieder, ſcheint es ſich nicht um ein vereinzelt daſtehendes„Naturwunder“ zu handeln. Von den verſchiedenſten Stellen der Bergſtraße kommen Nachrichten von einer zweiten Blüte im Herbſt. So wird aus dem Die — — * ßen und Marburg, die als Pfarrertag teilnahmen. Er wies auf die Wandlung des Biſchofsamtes hin, die ihn in ſteigendem Maße Sonntag für Sonntag in die Gemeinden führe.„Ich verneine abſolut“, ſo betonte er mit Nachdruck,„daß wir kir⸗ chenpolitiſche Abſichten haben. Wir wollen garnichts anderes, als daß ſich diejenigen, die guten Willens ſind, zuſammenfinden. Wir müſſen loskommen von der niederen Kirchen⸗ politik und zur Ordnung finden.“ Propſt Trommershauſen ſchloß unter lebhafter Zu⸗ ſtimmung mit dem Hinweis darauf, daß wir uns freuen ſollten, unſere Arbeit dank der Tat des Führers ungeſtört tun zu können, und endete mit dem Gelöbnis, nichts zu tun, was dem Führer ſeine große und ſchwere Arbeit noch mehr erſchwert, ſondern vielmehr mit heiliger Hingabe ſein Werk zu unterſtützen. Zuftiedenſtellender Verlauf der Meſſe. Frankfurt a. M., 26. Sept. Während ſich das Geſchäft auf der Frankfurter Herbſt⸗ meſſe am Montag etwas ruhiger geſtaltete, verlief es am dritten Meſſetag wieder leb⸗ hafter. Ledialich bei den Spielwaren war es heute etwas ſtiller. Trotzdem rann man wohl ſagen, daß die Umſätze bisher gegen⸗ über dem Vorjahre gerade für Spielwaren doppelt ſo hoch ſind.— Auf der Gaſtwirts⸗ meſſe hat nun das Intereſſentengeſchäft ein⸗ geſetzt. Ein Urteil über ſeinen bisherigen Um⸗ fang läßt ſich jedoch noch nicht bilden. Der Beſuch ſeitens der Intereſſenten und des Pu⸗ blikums iſt jedenfalls gut. Aus der Heimat Gedenktage 26. Seplember. f Ehrengaͤſte am Zellertal bei Bensheim berichtet, daß dort gleichfalls blühender Flieder angetroffen wur⸗ Da iſt man wirklich verſucht zu ſingen: „Wenn der Frühling kommt, dann blüht der Flieder— und im Herbſt, da blüht er wie⸗ der.“ Von Auerbach wird gemeldet, daß in einem Weingarten am Schloßberg ein Apfel⸗ baum in reicher Blüte ſteht. Auch aus dem Ried, nämlich von Bobſtadt, kommt eine Frühlingsmeldung: Auf der Landſtraße Bob⸗ ſtadt—Bürſtadt ſeien mehrere Apfelbäume, de⸗ ren Früchte vor wenigen Tagen geerntet wur⸗ den, in voller Blüte zu ſehen. Andererſeits kommen Klagen über eine große Engerling⸗ plage an der Bergſtraße. In Zwingenberg, wo viele Erdbeerkulturen ſind, findet man oft mehrere Engerlinge an einem Wurzel⸗ ſtock. Viele Pflanzen werden von dem ge⸗ fräßigen Ungeziefer zerſtört. Aus Heſſen und Naſſau 1. Pfarrertag der Evangeliſchen Landeskirche. Bad Homburg, 26. Sept. Der 1. Pfar⸗ rertag der Evangeliſchen Landeskirche Naſ⸗ ſau⸗Heſſen fand in Bad Homburg ſeinen Ab⸗ ſchluß. In einem feſtlichen Gottesdienſt, in dem die Pröpſte Colin und Trommershauſen den Altardienſt verſahen, predigte der Lan⸗ desbiſchof Lic. Dr. Dietrich über die Kraft und Herrlichkeit chriſtlichen Glaubens. Als unvergeßlicher Höhepunkt des Pfarrertages wird die ſich an den Gottesdienſt anſchlie⸗ ßende Feier des heiligen Abendmahls in der Erinnerung der Pfarrer fortleben. Im Kur⸗ haus fand unter Leitung des Propſtes Trom⸗ mershauſen eine Tagung der Kampfſtelle für Aufklärung ſtatt, die über 300 Geiſtliche und rund 40 Laien als Mitarbeiter umfaßt. Lan⸗ desbiſchof Lic. Dr. Dietrich dankte mehreren Univerſitätsprofeſſoren der Univerſitäten Gie⸗ Drei Mercedes-Benz Wagen auf den erſten Plätzen. Im Großen Preis von Spanien, der auf der Laſarte⸗Rundſtrecke von San Sebaſtian ausge⸗ tragen wurde, ſiegten die drei deutſchen Mer⸗ cedes⸗Benz⸗Wagen. Un⸗ ſer Bild zeigt vorn Ca⸗ racciola, links daneben Fagioli und ganz links Manfred von Brau⸗ chitſch während der Siegerehrung. Weltbild(M). 1759 Generalfeldmarſchall Johan David Lu- dewig Graf York von Wartenburg in Potsdam geboren. 1815 Stiftung der Heiligen Allianz in Pa⸗ ris, zunächſt zwiſchen Rußland, Oeſter⸗ reich und Preußen. 1914 Der Dichter Hermann Löns vor Reims gefallen. Prot. und kath.: Cyprianus Sonnenaufg. 5.51 Sonnenunterg. 17.52 Mondaufg. 4.31 Mondunterg. 16.58 Warnung an Bahnkreuzungen In letzter Zeit haben ſich ſchwere Unfälle an Eiſenbahnübergängen ereignet. Der Reichs- verkehrsminiſter wird, um die den Kraftfahr⸗ zeugen an Uebergängen drohenden Gefahren herabzuſetzen, eine neue Sicherheitsmaßnahme durchführen, die in den nächſten Tagen be⸗ kanntgegeben wird. Bisher war, außer den an den Eiſenbahn⸗ übergängen ſelbſt aufgeſtellten Warnkreuzen in liegender Form(ſogenannten Andreaskreu⸗ zen), in 150 bis 250 Meter Entfernung vor dem Uebergang entſprechend den internationa⸗ len Vereinbarungen nur an einer Straßen- ſeite eine dreieckige Gefahrentafel mit Loko⸗ motive oder Gatter auf einem Pfahl auf⸗ geſtellt. Künftig ſoll nun eine wefentliche Verbeſſerung dieſes Zuſtandes eintreten und die Warnung vor den Uebergängen durch zwei Dreieckstafeln(an beiden Seiten der Straße) und außerdem durch ſogenannte Ba⸗ ten erfolgen. Durch die Baken ſoll der Kraft⸗ fahrer immer erneut auf den Uebergang hin— gewieſen werden. Sie beſtehen aus weiß an⸗ geſtrichenen, nicht zu hohen rechteckigen Boh⸗ len mit roten Querſtrichen und werden, auf jeder Straßenſeite drei, in gewiſſen Abſtän⸗ den aufgeſtellt. Die beiden am weiteſten vom Wegübergang links und rechts ſtehenden Ba⸗ ken haben drei Querſtriche und tragen fetzt außerdem oben als Abſchluß die beiden drei⸗ eckigen Gefahrentafeln. Die nächſten beiden Baken haben zwei Querſtriche und die letzte vor dem Uebergang nur noch einen ſolchen Querſtrich. Die Querſtriche beſtehen aus roten Rückſtrahlern und liegen tief, damit ſie auch bei abgeblendeten Scheinwerfern wirken. Auf den Reichsſtraßen wird die Anbringung der neuen Zeichen ſofort beginnen und bis ſpäte⸗ ſtens 1. April 1936 durchgeführt werden. Für die übrigen Straßen wird noch nähere Anwei⸗ ſung ergehen. a u feine Kommiſſare bei den Gemeinden. Der Reichs⸗ und preußiſche Innenminiſter hat die Landesregierungen und in Preußen die Regierungspräſidenten erſucht, nochmals allgemein zu ermitteln, in welchen Fällen noch Beauftragte in Gemeinden und Aemtern tätig ſind. Soweit die Aufrechterhaltung dieſer Beauftragungen nicht unerläßlich notwendig und auch recht⸗ lich möglich iſt, iſt auf ihre Beſeitigung hin⸗ zuwirken. Ueber jeden einzelnen Fall, der noch aufrechterhalten wird, muß an den Mi⸗ niſter berichtet werden. **„Schönheit der Arbeit.“ Der Reichs⸗ arbeitsminiſter hat durch beſonderen Erlaß die Gewerbeaufſicht zur Mitarbeit an den Aktionen des Amtes„Schönheit der Arbeit“ aufgefordert. Aus dieſem Anlaß ſprach der Abteilungsleiter des Reichsamtes. Stein- warz, zu den in Arnſtadt in Thüringen ver⸗ ſammelten deutſchen Gewerbeaufſichtsbeam⸗ ten. Zu der beſonderen Aktion„Gutes Licht — gute Arbeit“ erklärte der Redner, die Beleuchtungskörperinduſtrie ſei in einem Ausſchuß für„Schönheit der Arbeit“ bei der Deutſchen Lichttechniſchen Geſellſchaft zuſam⸗ mengefaßt worden, der die Aufgabe habe, beleuchtungstechniſch richtige und zugleich wirtſchaftlich tragbare Beleuchtungsarten auszuarbeiten. In dieſem Ausſchuß iſt auch die Gewerbeaufſicht vertreten. ——— — —— ͤ— — Solange ſich ein Volk auf ein ſtar⸗ kes Bauerntum zurückziehen kann, ſo wird es immer und immer wie⸗ der aus dieſem heraus neue Kraft ſchöpfen.(Adolf Hitler.) Lokales 7 Viernheim, 26. Sept. Sinnſprüche Einen Menſchen, den man lieb hat, und eine große Idee, die die Seele ausfüllt, was braucht man weiter? Feuerbach. * Es gibt nicht Tröſtlicheres und Seligeres, als die verſchwiegene Not des Herzens von einer ſchönen Seele verſtanden zu wiſſen. Knoop. * Sterbetafel. Heute vormittag ½7 Uhr wurde Herr Kaſpar Hofmannn 3., Adolf Hitlerſtr. 163(Tivoli) im 48. Lebens⸗ jahre in die Ewigkeit abgerufen. Der Ver- ſtorbene iſt bereits 7 Jahre an einer im Kriege zugezogenen Verletzung erkrankt. 5 Jahre hier— von war er gelähmt. So iſt er nun in die Ewigkeit zur großen Armee gegangen. Möge er ruhen in Frieden. Die Zeit der Beerdigung wird noch bekannt gegeben. Das Holzgeld iſt fällig. Wie aus einer Bekanntmachung der Untererhebſtelle zu entnehmen iſt, iſt das Holzgeld bereits am 1. Oktober fällig. In früheren Jahren war der Fälligkeitstermin immer Martini. Wir machen deshalb alle Holzgeldſchuldner hier— auf aufmerkſam, daß ſie ſich durch rechtzeitige Bezahlung vor Unkoſten ſchützen. Arbeitsopfer⸗Verſammlung. Am Sonntag nachmittag 2 Uhr findet im „Schützenhof“ eine Verſammlung der Arbeits- opfer ſtatt. Wir machen heute ſchon hierauf aufmerkſam. Siehe Inſerat. * Herbſt⸗Stenographenprüfung 1935 in Worms. Der örtliche Prüfungs⸗ ausſchuß bei der Induſtrie- und Handelskam⸗ mer in Worms veranſtaltet am Sonntag, den 17. November 1935 eine Stenographenprüf⸗ ung, worauf die intereſſierten Kreiſe bereits jetzt ſchon darauf hingewieſen werden. Nähere Mitteilungen erfolgen demnächſt. Teure Ziegenböcke. Auf der Zie⸗ genbockverſteigerung in Darmſtadt, die dieſer Tage ſtattfand, kamen etwa 70 Ziegenböcke zur Verſteigerung. Die Preiſe bewegten ſich für ein Tier von 50— 255 Mark. Launen der Natur. An der Straße von Heddesheim nach Leutershauſen, ca. 100 Meter von der Hauptbahn entfernt, ſteht auf dem Grundſtück des Landwirts Franz Wink⸗ ler ein großer Apfelbaum z. Zt. in voller Blüte. Die Brombeere in der Küche. Die Brombeere genießt in Deutſchland immer noch nicht die Wertſchätzung, die ſie in Wahr⸗ heit verdient. Denn ihre Verwendungsmöglich⸗ keit geſtaltet ſich kaum weniger mannigfach als die unſerer anderen Beerenobſtſorten. Wer die wildwachſenden Arten einſammelt wird die wenigſten zu Saft, Gelee oder Mus, ge— gebenenfalls auch zu Brombeereſſig verar- beiten. »Ein neuer Unfug bedarf der Ab⸗ ſtellung. Man ſieht hie und da in Stadt und Land Kinder im Beſitz von Schleudern, mit denen ſie auf vorüberradelnde andere Kinder ſchießen. Ein unbeabſichtigter Treffer ins Auge und das größte Verkehrsunglück iſt da. Aber auch ſo iſt das Spiel mit Schleudern ein gefährliches Spiel. In Sandhofen wurde am Sonntag in den Abendſtunden einem jährigen Mädchen von einem jährigen Jungen mit Handſchleuder ein Nagel in das linke Auge geſchleudert, der in die Netzhaut eindrang. Nach ſeiner Entfernung mußte die Verunglückte ſo⸗ fort ins Krankenhaus gebracht werden. Auch auf Vögel wird oft geſchleudert. Es ſei darauf hingewieſen, daß das ſtrafbar iſt. Die Eltern ſollten nicht dulden, daß ihre Kinder Schleu⸗ dern als„Spielzeug“ benutzen. Sie könnten es unter Umſtänden ſchwer büßen müſſen. Viernheimer Frauen! Montag, 30. September große Frauen⸗ Kundgebung! Keine deutſche Frau darf darin fehlen. Die Auseinandersetzungen in der evangelischen Gemeinde in heppen- heim a. d. B. Von einer ſich Landesbruderrat der Be— kennenden Kirche in Heſſen-Naſſau nennenden Stelle in Frankfurt a. M. wurde am 21. Sept. 1935 in Heppenheim ein mit Veidt und Fricke unterſchriebenes Pamphlet verbreitet, das ge⸗ eignet iſt, den Eindruck zu erwecken, als ob von Seiten der Geheimen Staatspolizei ein⸗ ſeitige und ungeſetzliche Maßnahmen gegen Pfarrer der Bekenntnisfront getroffen worden ſeien. Demgegenüber muß feſtgeſtellt werden, daß die von dem ſogenannten Landesbruder⸗ rat gegebene Schilderung der„Wirklichen Vor⸗ gänge“ in weſentlichen Punkten der Wahr- heit nicht entſpricht. Die Tatſache, daß Diener am Worte Gottes in einer derart ungewöhn⸗ lichen, ihrem Beruf und Stand geradezu hohn⸗ ſprechenden Art ihre gegenſätzliche Auffaſſung „ſchlagkräftig“ unter Beweis ſtellten, iſt ſchon für ſich allein ſo ungeheuerlich, daß jeder Volksgenoſſe, der nicht durch den Kirchenſtreit in ſeinem Urteilsvermögen getrübt iſt, ent⸗ rüſtet ſich von einer ſolchen Kampfesweiſe abwenden muß. Pfarrer Hechler und mit ihm ſein ſchon ſeit längerer Zeit ſeines Dienſtes enthobenen Pfarraſſiſtent Gerber haben ſeit⸗ her dem ordnungsgemäß von dem Landes⸗ biſchof für Heſſen⸗Naſſau in Heppenheim ein— geſetzten Pfarraſſiſtent Kirmes alle nur denk— baren Schwierigkeiten bereitet, obwohl die Mehrheit des Kirchenvorſtandes wie auch der Pfarrgemeinde auf Seiten des landeskirch⸗ lichen Pfarrers ſtehen. Als dieſer nun von dem Saale des Gemeindehauſes zwecks Abhaltung des Konfirmandenunterrichtes Beſitz ergreifen wollte, wurde er von Hechler und Gerber mit Gewalt daran gehindert. Wer den 1. Schlag geführt hat, iſt noch nicht ermittelt. Feſt ſteht jedoch, daß Kirmes bei ſeinem Kampf gegen die beiden Pfarrer, die noch von 2 Frauen unterſtützt wurden, erhebliche Körperliche Ver⸗ letzungen davon getragen hat. Wenn daher mit Unrecht und brutaler Gewalt in das Gemeindeleben Heppenheims eingegriffen worden iſt, dann nur durch die Tätigkeit der auf Weiſung des ſogenannten Landesbruderrates in Frankfurt a. M. han⸗ delnden Pfarrer Hechler und Gerber, die in die bis dahin friedliche Gemeinde den Kirchen— ſtreit mit aller Schärfe und allen Auswüchſen hineingetragen haben. Wenn ſich dann die na— tionalſozialiſtiſch eingeſtellte Bevölkerung Hep— penheims, die von einer wirklichen Volks⸗ gemeinſchaft einen anderen Begriff hat als wie der ſogenannte Landesbruderrat und die ihm hörigen Pfarrer, in berechtigter Empörung gegen ſolche„Seelſorger“ wendet, dann war es die unbedingte Pflicht der Geheimen Staats— polizei, durch eine Inſchutzhaftnahme die wirk— lichen Ruheſtörer an der weiteren Verhetzung des Volkes zu hindern und ihnen klar zu machen, daß im nationaſozialiſtiſchen Staat derartigen Methoden des kirchlichen Kampfes nicht geduldet werden können. Die Geheime Staatspolizei wird, wie ſeither ſo auch in aller Zukunft, jeden Verſuch von Geiſtlichen aller Konfeſſionen und Richtungen, kirchliche Streit— fragen in dieſer Weiſe zu politiſieren und in das Volk zu tragen, wegen der unüberſeh⸗ baren ſchädlichen Folgen für das national— ſozialiſtiſche Aufbauwerk rückſichtslos zu un⸗ terbinden. Zur Beleuchtung der Perſönlichkeit des Pfarrers Hechler ſei noch darauf hingewieſen, daß die ſchon ſeit längerer Zeit ſchwebenden Ermittlungen über ſeine politiſche Einſtellung ergeben haben, daß er ſich Aeußerungen derart ſtaatsfeindlicher Art hat ſich zuſchulden kom— men laſſen, daß die Einleitung eines Straf- verfahrens auf Grund des Geſetzes gegen heim— tückiſche Angriffe auf Staat und Partei und zum Schutz der Parteiuniformen vom 20. Dezember 1934 erfolgen wird. Das deutſche volk muß ein volk ooo eu bon Fliegern werden! Werde Mitgliee im deutſchen Luftſport⸗ verband! Brötzingen auf dem Wald⸗ ſportplatz. Die„Grünen“ empfangen zum fälligen Verbandsſpiel am kommenden Sonntag die ſpielſtarken Germanen aus Brötzingen. Bröt⸗ zingen, das mit den Grünen zur Gauliga auf⸗ geſtiegen iſt, hat bis jetzt ſchon ſehr ſchöne Er⸗ folge zu verzeichnen gehabt. Einer knappen 3:2⸗Niederlage in Freiburg folgte ein ſchöner 2:1Sieg gegen den VfL. Neckarau und am letzten Sonntag ſogar ein 3:5-Sieg bei Phönix Karlsruhe. Die Germanen haben hiermit ihre Spielſtärke unter Beweis geſtellt und werden nun auch am kommenden Sonntag bei den Grünen ſiegen wollen. Ob ihnen aber dieſes gelingen ſollte, wollen wir bezweifeln, denn die Grünen ſind bis jetzt nur durch großes Pech um die heißumſtrittenen Punkte gekom⸗ men und ſind unſere Anſicht nach beſtimmt höher einzuſchätzen als die Brötzinger Ger⸗ manen. Was ja auch in den Aufſtiegsſpielen bewieſen wurde. Einem Sieg in Viernheim folgte ein Unentſchieden in Brötzingen. Die Viernheimer Sportfreunde wollen wieder zahl⸗ reich zu dieſem Spiele erſcheinen, und die Grünen anfeuern, damit der erſte Sieg in der beginne bei der Wurzel des natio⸗ nalen, völkiſchen und wirtſchaft⸗ lichen Lebens: beim Bauern! (Adolf Hitler.) Welt und Wiſſen Die Kommode, die es in ſich hatte. Barcelona beſitzt einen Tandmarkt, auf dem man das älteſte Gerümpel kaufen oder an den Mann bringen kann. So brachte ein Mann eine anſcheinend uralte Kommode auf ſeiner Karre zum Markt und— ſiehe da— es fand ſich einer, der 200 Peſeten bot und ſie dafür erhielt. Wie er ſie ſich auf ſeinen Rücken nehmen wollte, berührte er einen Knopf einer Schublade und ein Geheimfach kam zum Vorſchein. Drinnen befanden ſich engliſche Banknoten und Goldmünzen im Werte von 150 000 Peſeten. Käufer und Verkäufer teil⸗ ten ſich ſtillſchweigend den Schatz und mach⸗ ten ſich aus dem Staube, die Kommode lie⸗ ßen ſie auf dem Markt ſtehen. Der Schafbeſtand in Deutſchland. Anfang Juni dieſes Jahres wurde, in Ver⸗ bindung mit der Schweinezählung, zum erſten⸗ mal auch für das ganze Reich eine Sonder⸗ zählung der Schafe vorgenommen, um einen Ueberblick über den Sommerbeſtand zu be⸗ kommen. Die Zählung ergab, daß im gan⸗ zen Reichsgebiet insgeſamt 4,5 Millionen Schafe gehalten werden; davon waren 1,8 Millionen oder 39,4 Prozent noch nicht ein Jahr alt. Die älteren Schafe(über ein Jahr) waren größtenteils Mutterſchafe, die insge⸗ ſamt 2,4 Millionen Stück betrugen oder 52,4 Prozent. Schafböcke und Hammel wurden insgeſamt nur 372 000 Stück oder 8,2 Pro⸗ zent gezählt. Aus dieſer Aufſtellung geht hervor, daß der Schafbeſtand gegenüber An⸗ fang Dezember 1934 mit rund 3,5 Millionen Stück ſich um nicht weniger als 1,1 Millionen Stück erhöht hat. Berücksichtigt man die Schafſchlachtungen in der Zeit vom 1. Juni bis Ende November 1934, ſo kann man mit einer bleibenden Zunahme des Schafbeſtandes um rund 230 000 Tiere rechnen. Für die deutſche Wollerzeugung fällt dieſer Zuwachs naturgemäß ſehr ins Gewicht. Wie oft läßt ſich unſer Geld wechſeln? Ein Zweipfennigſtück kann nur einmal ge⸗ wechſelt werden, ein Fünfpfennigſtück fünfmal, ein Zehnpfennigſtüc zehnmal. Beim Fünfzig⸗ pfennigſtück kann man das Wechſelgeſchäft ſchon 406mal, bei der Mark ſchon 3953mal ausfüh⸗ ren. Das Zweimarkſtück läßt ſich 61 984mal, das Fünfmarkſtück 5 229 211mal wechſeln. Den Zehnmarkſchein kann man auf 300 504 127fach, verſchiedene Weiſe und den Zwanzigmarkſchein auf 33 230 248 752 fache Weiſe wechſeln. Der Leſer kann dieſes Wechſelexperiment noch wei⸗ ter fortſetzen, wenn es ihm Spaß macht. Wie man Ameiſen vertreibt. Ameiſen, die namentlich auf dem Lande bei warmer Witterung in Küche und Spei⸗ ſeſchränken uſw ſehr ſtark auftreten, be— ſonders wenn am Hauſe ein Garten oder Obſtſpalier ſich befindet, ſind erprobterma⸗ ßen leicht zu beſeitigen, indem man überall, wo ſich die Tierchen zeigen, einen Büſchel Kerbelkraut hinlegt. Den ſtarken Geruch dieſer Pflanze können nämlich die Ameiſen nicht im geringſten ertragen, ſo daß ſie ſo⸗ fort verſchwinden. Untererhebſtelle Viernheim. Wir machen hiermit darauf aufmerkſam, daß das Holzgeld für 1935 bis zum 1. Oktöber 1935 zu bezahlen iſt. Keine Gauliga errungen wird. Schonfriſt! Müller. Zwangs⸗ —Verſteigerung Am Freitag, den 27. Sept. Schnell verkauft ſchnell vermietet Deutsche Hrheitsonferversorgung Eine aromatiſche Taſſe Kaffee wünſcht ſich jede Hausfrau. Es iſt dies aber ſchwer zu erreichen, wenn dazu nicht die richtigen Kaffeeſorten verwendet werden. Dieſe finden Sie in meinenbewährt. Halle Aiscnunpen mit reinem Geſchmack und kräftigem Aroma aus täglich friſchen Röſtungen. Als beſonders preiswert empfehle ich: Mischung Ar. 2 ½ Pfd. Patet 63 Pfg. ferner: Mischung Mr. 1 / Pfd. Paket 75 Pfd. Elite Mischung % Pfd. Paket 85 Pfg. Eine billige Mischung offen Pfd. 1.98 Schreiberslaffeecoffeinfrel ſtets friſch geröſtet, gut, be⸗ kömmlich/ Pfd. 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