1 1932 lehnen, 9 9 fehl Spott eis m ng dieses Oel. ate in (Viernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monat! Beilagen: zweimal jährlich den Sommer- und Winter- Fahrplan Wandkalender.— Annahme von Bezugs ⸗Beſtellungen in der Geſchäftsſtelle u. bei den Boten Weitverbreſtete Tageszeitung— hachrichten⸗ und Anzeigenblatt Fernſprecher 117.—. Telegr.: Anzeiger, Viernheim— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Frankfurt a. M., Einzel⸗Verkauf der Zeitung von der Geſchäftsſtelle 5 Pfg., Samstags 10 Pfg. 1,40 Mk. frei Wochenende“, ins Haus gebracht.— Viernheimer Zeitung wöchentlich das„Illuſtrierte und den Aiernbelmer Anttiger Siernheimer Burger-Zig.— Vierny. Volksblatt) Heſchäftsſtelle u. Platzvorſchriften bei Anzeigen werden Anzeigenpreise: Die 12geſpaltene Millimeter⸗Zeue 3 Pfennig. 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Jahrgang 17 I Das Experiment Während hauptſächlich von franzöſiſcher Seite die„moraliſche“ Tragweite der finan⸗ ziellen und wirtſchaftlichen Sanktionen als das ausſchlaggebende Moment hingeſtellt wird, ſcheint die engliſche Regierungspolitik von der Ueberzeugung geleitet zu ſein, daß die Sühnemaßnahmen in ihren unmittelba⸗ ren Folgen eine ſo ſtarke praktiſche Aus⸗ wirkung haben würden, daß Italien in ab⸗ ſehbarer Zeit gar nichts anderes übrigblei⸗ ben würde, als die Ausſichtsloſigkeit ſeines Widerſtandes gegen den Völkerbund einzu⸗ ſehen. Die von den Sanktionen erhofften un⸗ mittelbaren Folgen ſollen Italien in erſter Linie vor Schwierigkeiten in der Fi⸗ nanzierung des Krieges und der Beſchaffung der notwendigen Rohſtoffe für die Kriegführung ſtellen. Nach den Aus⸗ führungen Muſſolinis hatte bis Ende Sep⸗ tember dieſe Kriegsvorbereitung den italie⸗ niſchen Staat bereits die ſtattliche Summe von zwei Milliarden Lire(100 Lire gleich 20,25 RM) gekoſtet. Durch dieſe ſtarke finanzielle Beanſpruchung haben ſech die Staatsfinanzen in den letzten Monaten fraglos verſchlechtert. Die Golddeckung mußte herabgeſetzt werden, die Silbermün⸗ zen wurden eingezogen, die Deviſenvorräte gingen zurück. Trotz alledem verfügte Ita⸗ lien Mitte September noch über einen Goldbeſtand von 4,5 Milliarden Lire. Er dürfte inzwiſchen auf wenig über vier Milliarden Lire zurückgegangen ſein, ſo daß ſich immer noch ein beachtlicher Gold⸗ ſchatz in italieniſchen Händen befindet. Die⸗ ſer Goldſchatz freilich muß um ſo ſorgfäl⸗ tiger gehütet werden, als ſchon ſeit einiger Zeit Lieferungen nach Italien nur gegen Barzahlungen erfolgen und zum anderen trotz aller Anſtrengungen die italieniſche Handelsbilanz nach wie vor paſſiv iſt.— Ende Februar dieſes Jahres wurde die Beſchränkung der Rohſtoffeinfuhr für Ita⸗ lien verfügt, in der Erwartung, mit dieſer Einfuhrſperre eine Aktivierung der Han⸗ delsbilanz herbeizuführen. Tatſächlich aber iſt dieſes Ziel nicht erreicht worden. Die Aus⸗ fuhr iſt weiter hinter der Einfuhr zurück⸗ geblieben. 1934 ſchloß die italieniſche Han⸗ delsbilanz mit einem Einfuhrüberſchuß von 2,4 Millionen Lire ab. In den erſten acht Monaten 1985 war ſie mit 1.7 Milliarden Lire paſſiv. Dieſer gewaltige Einfuhrüberſchuß erklärt ſich aus der Tatſache, daß Italien in allen lebenswichtigen Zufuhren für den Krieg großenteils vom Ausland abhängig iſt. Ein paar Zahlen mögen das beweiſen: Von der italieniſchen Einfuhr des Jahres 1934 in Höhe von 7,7 Milliarden Lire entfielen allein 4,6 Milliarden auf die Beſchaffung induſtrieller Rohſtoffe, dann fol⸗ gen die Halb⸗ und Fertigwaren und die Einfuhr von Lebensmitteln. Unter den Roh⸗ ehen die Italien im Ausland kaufen muß, tehen Kohlen an erſter Stelle. Die Inlands⸗ erzeugung deckt nicht einmal drei Prozent des geſamten italieniſchen Kohlenbedarfs. Weiterhin braucht Italien in großen Men⸗ gen Erdöl. In den letzten Monaten hat es dieſen Bedarf zum weitaus größten Teil in Rumänien gedeckt. Wie verlautet,. iſt je⸗ doch Rumänien ſchon außerhalb des Rah⸗ mens der Sanktionsempfehlungen nicht wil⸗ lens, weiterhin Erdöl nach Italien zu liefern, da die bisherigen Lieferungen noch nicht be⸗ zahlt ſind. Weiterhin braucht es Kupfer, das bisher hauptſächlich aus USA., Chile und Afrika bezogen wurde, ſowie Gummi und zum Teil Baumwolle, die freilich in den letzten Monaien bereits durch Kunſt⸗ ſeide erſetzt worden iſt. Soweit bisher an Hand der veröffent⸗ lichten Zahlen feſtgeſtellt werden konnte, ſind jedoch im letzten Halbjahr die Voreindeckun⸗ gen Italiens an den genannten Rohſtoffen ſo reichlich geweſen, daß ſie immerhin für einige Monate den itakieniſchen Bedarf decken können. Immer vorausgeſetzt, daß der Krieg auf Italien und Abeſſinien beſchränkt bleibt. Eine andere Froge freilich iſt es, mit welchen Mitteln Italien die noch rückſtän⸗ digen Zahlungen und die künftigen Zahlun⸗ en leiſten will Es kann praktiſch ſeine Ein⸗ ihr nur aus Frachten und Auslandsdien⸗ ſten(Schiffsverkehr. Fremdenverkehr uſw.) und aus den Ausfuhrerlöſen beſtreiten. 7 Militäriſches Führertum Die Feier des 125ährigen Bestehens der Kriegsakademie— Der Neichskriegsminiſter über die Verwirklichung der Ziele Scharnhorſts Berlin,. Oktober. Mit der Wiederherſtellung der deutſchen Wehrfreiheit iſt auch die Kriegsakademie, die vor 125 Jahren von General von Scharnhorſt gegründet wurde, wieder neu erſtanden. Dieſe höchſte militäriſche Ausbil⸗ dungsanſtalt hat ihr neues Heim in dem prunkloſen Gebäude einer früheren Kaſerne im Berliner Nordweſten gefunden, die einſt⸗ mals das erſte Garde-Feldartillerie-Regi⸗ ment beherbergte. Der große Feſtſaal, in dem die Feier des 125jährigen Beſtehens be— gangen wurde, iſt ebenfalls militäriſch ein⸗ fach ausgeſtaltet. Fünf lebensgroße Bilder an den Wänden des Saales zeigen die mar— kanteſten Männer der preußiſch-⸗deutſchen Militärgeſchichte von den Befreiungskriegen bis zur Gegenwart: General von Scharn— horſt, Generalfeldmarſchall von Moltke, Graf Schlieffen, Generalfeldmarſchall von Hindenburg und den Führer und Reichs⸗ kanzler Adolf Hitler. Vor dem Gebäude der Kriegsakademie hatte ſich in Erwartung der Feier eine große Menſchenmenge angeſammelt. die den Füh⸗ rer des nationalſozialiſtiſchen Staates bei ſeiner Anfahrt mit Heilrufen begrüßte. Das Wachregiment Berlin war in Pa⸗ radeaufſtellung angetreten. Im Feſtſaal hat⸗ ten ſich die Vertreter der Reichsregierung und anderer Behörden, die Generalität des alten und neuen Heeres. ehemalige Kom— mandeure, Lehrer und Schüler der Kriegs⸗ akademie verſammelt. Die feldaraue Uniform war ſelbſtverſtändlich in dieſem Raume vor⸗ herrſchend. Ein denkwürdiger Feſtalt Bei der Feier des 125jährigen Beſtehens der Kriegsakademie dankte der Komman— deur der Kriegsakademie, General der In⸗ fanterie Liebmann, dem Führer und Oberſten Befehlshaber der Wehrmacht für ſein Erſcheinen an dieſem Ehrentage der Akademie, ebenſo den anweſenden Reichs⸗ miniſtern und den übrigen Gäften. Er dankte weiter dem Führer für die Wiederherſtel⸗ lung der deutſchen Wehrfreiheit. Wie das deutſche Volk werde dies auch die Wehrmacht durch unwandelbare Treue und Hingabe danken. Weiter gedachte General Liebmann all der Männer, die in ſchwerer, kritiſcher Zeit dafür geſorgt haben, daß die Kette, die Vergangenes mit Jukünf⸗ tigem verbinden mußte, niemals gebrochen ſei, der Männer, die durchdrungen waren von dem Willen, das Erbgut des Generalſtabes und der Kriegs⸗ akademie zu erhalten und bis zur Stunde des Anbruchs deutſcher Wehrfreiheit und dem Auferſtehungstage eines größeren Heeres zu bewahren. Mit beſonderer Freude und Ge⸗ nugtuung begrüßte er die Gelegenheit, auch dem ehemaligen Chef der Heeresleitung Ge⸗ neraloberſt von Seeckt gegenüber dieſe Dankesſchuld bekennen zu können. Eine hohe Schiffs⸗ und Fremdenverkehr haben aber bereits ſtark abgenommen, und dürften in den nächſten Monaten noch weiter ahſinken. Aehnlich verhält es ſich mit der Aus⸗ fuhr Italiens. Die haupfſächlichſten Ausfuhrerzeugniſſe Italiens ſind Südfrüchte (Apfelſinen, Mandarinen, Zitronen). Reis, Weine, Seide und Hanf. Zitronen kommen für die Ausfuhr zurzeit nicht mehr in Frage, da ſie für das Heer benötigt werden. Das⸗ ſelbe gilt für Hanf. Mit anderen Worten: auch die Einnahmequelle der Ausfuhrerlöſe iſt für Italien verſtopft. Sie müßten um ſo ſchärfer zurückgehen, wenn die Sanktionen ſich auch auf einen Boykott italieniſcher Aus⸗ fuhrwaren erſtreckten. Bisher waren gerade die Länder, die ſich am ſtärkſten für Sank⸗ tionen gegen Italien einſetzten. nämlich England und die Vereinigten Staaten, die beſten Abnehmer italieniſcher Erzeugniſſe. Verzichten ſie in Zukunft auf die italieniſchen Ehre und Freude ſei es, in der Perſon des Generalfeldmarſchals von Mackenſen den älteſten Repräſentanten der alten Armee zu begrüßen und mit ihm eine große Zahl ehemaliger Kommandeure und Lehrer der alten Kriegsakademie. Der Chef des Generalſtabs, General der Arkillerie Beck. beglückwünſchte die Kriegsakademie zu ihrem Jubeltage. Militäriſches Führertum und eine hochwertige Truppe ſeien die Faktoren geweſen, welche die gewaltige kriegeriſche Ueberlegenheit der alten Armee ausgemacht hätten. Er hob insbeſondere die Verdienſte des Generaloberſten von Seeckt um den Neuaufbau der Wehrmacht unter den Feſſeln des Verſailler Diktates hervor und ſtellte Moltke als Vorbild für alle Offiziere in beſonders verantwortlichen Stel⸗ lungen hin. Die höchſte und wichtigſte Auf⸗ gabe der Kriegsakademie erblickte er in der Erziehung des Führernachwuchſes zu klarem e Denken und entſchiedenem Han⸗ eln. Darauf nahm der Reichskriegsminiſter und Oberbefehlshaber der Wehrmacht, Generaloberſt von Blomberg das Wort. Er verwies auf das leuchtende ſoldatiſche Vorbild des Gründers der Kriegsakademie, des Generals von Scharnhorſt, des Vorkämpfers der all⸗ gemeinen Wehrpflicht, deſſen Teſtament erſt heute nach 125 Jahren, von dem Führer ganz verwirklicht worden ſei. In einer Denkſchrift habe Schornhorſt gemahnt: „Man darf die einzelnen Gegenſtände nicht ohne das Ganze betrachten“. Man dürfe über dem Mittel nicht den Zweck, über den Generalſtab nicht die Truppe vergeſſen. Aus der Truppe erhalte der Generalſtab die Kraft. Der Truppe habe er zu dienen in ſelbſtloſer Arbeit. Man dürfe aber den ein⸗ durch Adolf Hitler e Gegenſtand, das Heer, nicht ohne das anze, die Wehrmacht, betrachten. Aus der Dreiheit von Heer, Marine und Luftwaffe ſei die Dreieinigkeit der neuen Wehrmacht geſchaffen worden. Die Wehrmachtsakade⸗ mie, zuſammengeſetzt aus Führergehilfen der drei Wehrmachtteile, beauftragt mit dem Studium der großen Fragen der Geſamt⸗ kriegsführung, ſei die Frucht dieſer Erkennt⸗ nis. Ihre Geburtsſtunde falle mit dem 125. Jahresjubiläum der Kriegsakademie zuſam⸗ men. Der Blickpunkt aufs Ganze fordere die Pflicht zu politiſchem Denken, zur Aufgeſchloſſenheit für die neue Grundlage unſerer Lebensordnung, zum freudigen Be⸗ kenntnis zur nationalſozialiſtiſchen Weltan⸗ ſchauung. Den Geiſt der Armee zu erheben und zu beleben, die Armee und Nation in⸗ niger zu vereinen und ihr die Richtung zu ihrer weſentlichen und großen Beſtimmung zu geben, dies ſei das Syſtem, welches bei den neuen Einrichtungen zugrunde liege. Wir aber, s ſoß der Reichskriegsmini⸗ ſter, die wir an einer Aufgabe arbeiten dürfen, wie ſie ſchöner und ehrenvoller nie zuvor deutſchen Soldaten geſtellt war, wol⸗ len dieſe Feierſtunde mit dem Gelöbnis un⸗ erſchütterlicher Treue zu dem Manne be⸗ kräftigen, der die Lebensziele Scharnhorſts verwirklicht Unſer Führer. Reichskanzler und Oberſter Befehlshaber, der Schöpfer des Dritten Reiches, der geeinten Nation und der neuen Wehrmacht, Adolf Hitler, Sieg Heil! Deutſchland-Lied und Horſt⸗Weſſel⸗Lied bildeten den Abſchluß der Feierſtunde. Der Führer und Oberſte Befehlshaber der Wehrmacht beſichtigte dann anſchließend ein⸗ gehend das Gebäude und die Einrichtungen der Kriegsakademie. Nachſchubſchwierigkeiten Der Stand der italieniſchen Operationen Addis Abeba, 15. Oktober. Die allgemeine Mobilmachung in Abeſſi⸗ nien iſt beendet. Alle Vorbereitungen für einen abeſſiniſchen Gegenangriff ſind ge⸗ troffen. Die abeſſiniſche Offenſive wird wahr⸗ 1 zu Beginn der nächſten Woche ein⸗ etzen. Der Uebertritt des Häuptlinas Gugſa wird in Addis Abeba beſtätigt. Gugſa ver⸗ ließ nachts ſeine Stellung, nur begleitet von 200 Mann ſeiner Leibgarde. Gugſa war eine militäriſch unbedeutſame Perſönkichkeit. In der Umgebung von Addis Abebe lie⸗ gen 50 000 Mann in Feldlagern als zweite Reſerve. Der Kriegsminiſter wird in dieſer Woche an die Front abreiſen. Lieferungen, ſo dürfte Italien nur ſchwerlich Erſatz für dieſe Kunden finden, da ſeine Ausfuhrartikel einen gewiſſen Luxuscharak⸗ ter haben. Den Luxus von Südfrüchten und Seiden können ſich aber nur wohlhabende Staaten leiſten. Die aber werden voraus— ſichtlich in vorderſter Linie der Staaten ſtehen, die die Sanktionen gegen Italien durchführen. Aber ſoweit iſt es noch nicht. Man hat den Eindruck, daß ſich das Lager derjenigen Mächte noch erweitern wird, die wie die Schweiz, Oeſterreich, Ungarn, Argentinien, Venezuela und Uruguay gar nicht oder nur unter größten Vorbehalten den Sühnemaß⸗ nahmen zugeſtimmt haben. Man darf in die⸗ ſem Punkt ſchon ohne weiteres der ſkeptiſchen „Morningpoſt“ beiſtimmen, die in den Gen⸗ fer Beſchlüſſen ein gewagtes Experi⸗ ment ſieht, deſſen Ergebnis möglicherweiſe recht überraſchend ſein wird. Nach einem Funkſpruch des Kriegsbericht⸗ erſtatters des DNB. aus As mara iſt der italieniſche Nachſchub ür die Front infolge des Fehlens von Stra⸗ en ſehr erſchwert. In der vorigen Woche wurden innerhalb von vier Tagen 50 Kilo⸗ meter Straßen gebaut, doch war dadurch der Anſchluß an die Front noch nicht er⸗ reicht. Es ſind noch gewaltige Höhenunter⸗ ſchiede zu überwinden, womit auch der Stillſtand der militäriſchen Operationen an der Nordfront motiviert wird. Abefſſiniſche Truppen im Kücken der Italiener? Wie der Sonderberichterſtatter der Agen⸗ tur Havas aus Dſchibuti meldet, ſollen abeſſiniſche Truppen nördlich von Franzöſiſch⸗ Somaliland in Eritrea eingedrungen ſein. Dadurch ſei ein großer italieniſcher Trup⸗ penteil, der ſüdlich von dem Berg Mouſſa in abeſſiniſches Gebiet vorgeſtoßen war, a b⸗ geſchnitten worden. Mehrere Tauſend italieniſche Soldaten befänden ſich in der Wüſte ohne Verbindung mit den Nachſchub⸗ ſtellen. Italieniſcher Heeresbericht Das italieniſche Propagandamini⸗ ſterium gibt einen neuen Heeresbericht bekannt, in dem zunächſt der Beſuch des Generals de Bono in Adua geſchildert wird. Weiter heißt es, daß die Flieger Erkun⸗ dungsflüge in der Gegend von Makalle aus⸗ führten und dabei Bewaffnete zerſtreut und ein Zeltlager mit etwa 300 Zelten an den nördlichen Abhängen des Amba Alagi, ſowie ein Munitionsdepot in Bel Marian bombardiert hätten. Letzteres ſei in die Luft gegangen. In der weſtlichen Tiefebene unter⸗ wür fen ſich weiter zahlreiche Eingeborene. 0 7 Aguyptens Maßnahmen Abeffinienfreundliche Kundgebungen. Kairo, 15. Oktober. Der ägyptische Miniſterrat ſetzte einen Ausſchuß ein, der die Aufgabe hat, die Frage der Gas maskenbeſchaffung ſchleu⸗ nigſt zu bearbeiten. Der Miniſter für öffent⸗ liche Arbeiten hat mit dem Generaldirektor der Eiſenbahn vereinbart, daß ein Kredit in Höhe von 700 000 Pfund zur Beſchaffung eines Kohlenvorrats für zwei Jahre verwen⸗ det werden ſoll. Der Präſident des ägyptiſchen Ausſchuſſes zur Hilfeleiſtung für Abeſſinien, Prinz Is⸗ mail Daud. der ſich Abeſſinien freiwillig zur Verfügung geſtellt hat, reiſte nach Dſchibuti ab. Seine Abfahrt geſtaltete ſich zu einer großen abeſſinienfreundlichen Kundgebung. Omar Tuſſun, der Vetter des Königs, ver- öffentlicht einen Aufſatz. der ſich mit dem Juſtand der ägyptiſchen Armee befaßt. Es heißt darin u. a.: Wir haben keine Armee, die dieſes Namens würdig iſt. Die Truppen verfügen nicht einmal über große Geſchütze und Flugabwehrgeſchütze. Wie ferner gemeldet wird, verſucht die Spekula⸗ tion trotz ſtrengſter Verbote weiter. Preis- ſteigerungen für Lebensmittel und andere wichtige Bedarfsgegenſtände herbeizuführen. Die Polizeikräfte im Europäerviertel Kairos wurden verſtärkt, nachdem ſich ein Zuſammenſtoß zwiſchen Aegyptern und vier jungen Italienern ereignet hatte, bei dem drel der Italiener verletzt worden waren. Wie weiter gemeldet wird, hat Marſchall Badoglio an Bord des Dampfers„Bianca⸗ mano“ den Suez⸗Kanal in Richtung Eritrea paſſiert. Warnung vor Moskau Bolſchewismus und Sanktionspolitik. Mailand. 15. Oktober. Die bolſchewiſtiſche Gefahr und die Vor— teile, die Sowjetrußland angeblich aus der in Genf beſchloſſenen Sanktionspolitik ſchla— gen will, ſind Gegenſtand eines Leitaufſatzes des halbamtlichen„Popolo d'Italia“. In treſſa, heißt es darin, ſeien die Grund⸗ lagen für eine Politik der Zuſammenarbeit gelegt worden. In Genf organiſiere man eine Zuſammenarbeit in entgegengeſetztem Sinne. In die erſte Reihe mit England ſcheine ſich Sowjetrußland ſtellen zu wollen. Der Bolſchewismus ziele gegen das Gemein⸗ ſchaftsgefühl des Weſtens. Er ſehe in den Sühnemaßnahmen eine Einrichtung, die in ihren zukünftigen Auswirkungen der Sow⸗ jetunion dienen werde. Japan bleibt neutral 8 Tokio. 15. Oktober. Der italieniſche Botſchafter Auriti befragte den ſtellvertretenden Außenminiſter Schige⸗ mitſu über die Haltung Japans zu den Beſchlüſſen des Völkerbundes. Schige⸗ mitſu erklärte, daß Japan unverändert an feiner Neutralität feſthalte. Japan ſei über die Beſchlüſſe des Völkerbundes amtlich nicht unterrichtet worden, insbeſondere auch nicht fenträger der Wehrmacht dienen in gemein- Der„Jour“ macht noch beſonders darauf aufmerkſam, daß ſich nunmehr auch der Heilige Stuhl für eine Verſöhnungsaktion ins Mittel lege. Hierauf führt das Blatt den Beſuch zurück, den der Apoſtoliſche Nuntius in Paris dem Miniſterpräſidenten abſtattete. Deutſche Tagesſchan Einweihung des Berliner Hauſes der Aka- demie für Deutſches Recht. Zur Einweihung des Berliner Hauſes der Akademie für Deutſches Recht am Leip⸗ ziger Platz hatte deren Präſident, Reichs- miniſter Dr. Hans Frank, die Mitglieder der Akademie zu einer Feierſtunde zuſammenge⸗ 1 rufen, an der Vertreter des Staates und der Partei, der Wehrmacht und der Wirtſchaft teilnahmen. Auch der polniſche Botſchafter war erſchienen. Die Feier, in deren Mittel⸗ punkt eine Anſprache Dr. Franks ſtand, war von Darbietungen eines Quartetts des Deutſchlandſenders umrahmt. Der Keichskriegsminiſter an die dienſtmänner. Reichskriegsminiſter Generaloberſt von Blomberg hat dem neuen amtlichen Or⸗ gan des Reichsarbeitsführers folgendes Ge— leitwort zur Verfügung geſtellt:„Der Füh⸗ rer, der Deutſchland den Weg zur Freiheit wies, ſchenkte der heranwachſenden jungen Mannſchaft Arbeitsdienſtpflicht und Wehr⸗ pflicht als Ehrendienſt der Nation. Die Spa⸗ tenträger des Arbeitsdienſtes und die Waf⸗ Arbeits- ſamer Verantwortung und gegenſeitiger Er⸗ gänzung dem Werk des Führers der deut⸗ ſchen Volksgemeinſchaft.“ Politiſhes Allerlei Paris. Im Anſchluß an eine kommuniſtiſche Verſammlung kam es in Mentone zu ernſten Zuſammenſtößen zwiſchen Angehörigen der Rechtsparteien und der Polizei; mehrere Per⸗ ſonen wurden feſtzenommen. Belgrad. Prinzregent Paul, Prinzeſſin Olga und Prinz Arſen ſind nach Paris abgereiſt. In politiſchen Kreiſen verlautet, daß der Prinzregent auch London beſuchen werde. Athen. Die griechiſche Regierung beabſich⸗ tigt, mit ſcharfen Maßnahmen gegen den Kommunismus vorzugehen; alle Kommuni⸗ ſten, die gegen das Geſetz verſtoßen, ſollen vor Kriegsgerichte geſtellt werden. Das Haus des Handwerls Am Vorabend der Einweihung. Berlin, 16. Oktober. Am 17. Oktober wird unter Teilnahme von Vertretern der Partei und der Regie⸗ rung das„Haus des Deutſchen Handwerks“ in Berlin eingeweiht werden. Hiermit wird ein Mittelpunkt für das geſamte deutſche Handwerk geſchaffen. Hier ſind jetzt die ge⸗ meinſamen Geſchäftsſtellen des Reichsſtan⸗ des des Deutſchen Handwerks und des Handwerks⸗ und Gewerbekammertages, der darüber, wie der Völkerbund den Artikel 16 im einzelnen anwenden wolle Japan behalte ſich daher gegenüber den Beſchlüſſen des Völkerbundes ſeine volle Handlungsfreiheit vor, zumal für Japan keinerlei Bindungen gegenüber Genf mehr beſtänden. Waffenausfuhr Belgiens nach Abeſſinien. Brüſſel, 15. Oktober. Die Belgiſche Tele⸗ graphenagentur teilt mit, daß die belgiſche Regierung Anträgen auf Ausfuhr von Waf⸗ fen nach Abeſſinien in Uebereinſtimmung mit der vom Völkerbund an die einzelnen Mitgliedsſtaaten erlaſſenen Empfehlung zu⸗ künftig ihre Genehmigung erteilen wird. Haag, 15. Oktober. Die niederlän⸗ diſche Regierung bereitet, wie aus amt⸗ lichen Kreiſen verlautet, einen Geſetzentwurf zur Unterbindung jeglicher Waffen⸗ und Munitionslieferungen an Italien vor. In zwölfter Stunde Lavals Vermittlungsverſuche. Paris, 15. Oktober. Der franzöſiſche Miniſterpräſident und Außenminiſter Laval empfing den apoſto⸗ liſchen Nuntius ſowie den italieni⸗ ſchen und den engliſchen Botſchaf⸗ ter in Paris. Die Unterredungen werden vom„Oeuvre“ in den Rahmen der Ver⸗ mittlungsverhandlungen geſtellt, die Laval eingeleitet hat. Man will in dieſem Zuſam⸗ menhang wiſſen. daß der franzöſiſche Mini⸗ ſterpräſident vor der talſächlichen Anwendung von Sühnemaßnahmen einen letzten Verſuch unternommen habe, um eine friedliche Beilegung des Streitfalls herbeizuführen. Man könne annehmen, daß Laval von der engliſchen Regierung das Verſprechen zu erlangen ſuchte, die Sühne⸗ maßnahmen zu Beginn nur mit äußerſter Vorſicht anzuwenden, während er den ita⸗ lieniſchen Botſchafter aufgefordert haben Reichsgruppe Handwerk, mehrere Reichsin⸗ nungsverbände des Handwerksinſtituts und des Seminars für Handwerkskunde ſowie der Ehrengerichtshof untergebracht. In einer Ehrenhalle im Erdgeſchoß ſind farbige Darſtellungen auf einem großen Glasfenſter den Gefallenen des Weltkrieges und der Bewegung geweiht, Büſten Hindenburgs und des Führers auf- alten Heeres auch gelegentlich Generalfed⸗ marſchall von Hindenburg hier zu einer Weinprobe erſchien. An der Außenfront des Hauſes ſieht man jetzt vier überlebensgroße Figuren aus Sandſtein: Zimmermann. Schuhmacher, Fleiſcher und Schmied. darun⸗ ter drei Reliefs aus dem Leben des Hand⸗ werkers. Bemerkenswert ſind die prächtigen Kunſtſchmiedegitter am Eingang mit Dar⸗ ſtellungen aus dem Handwerk in der deut⸗ ſchen Sagen⸗ und Märchenwelt. Als Auftakt zur Weihe des Hauſes finden am 16. Oktober eine Führertagung des Handwerks und Arbeitstagungen der Lan deshandwerksmeiſter, ihrer Geſchäftsführer und der Reichsinnungsmeiſter ſtatt. der Ausbürgerungsprozeß Arteil gegen Dehottay—Forius am 24. Oktober. Lüttich, 16. Oktober. Im Ausbürgerungsprozeß gegen die vier heimattreuen Männer aus Eupen⸗Malmedy wurden die Plädoyers abgeſchloſſen. Es ſpra⸗ chen noch der Verteidiger des Beklagten Paul Foxius, Rechtsanwalt Caloſſat⸗Eupen, der be⸗ tonte, der Ausbürgerungsprozeß ſei verfaſ⸗ ſungs⸗ und vertragswidrig. Weiter führte er aus, daß den Beklagten bisher vom Staats⸗ anwalt keine ſtrafbaren Handlungen nachgewieſen worden ſeien. Im Auftrag des europäiſchen Nationalitätenkongreſſes wandte ſich Prof. van Overbeeke von der Aniverſität Gent gegen den Punkt der Anklage, der Joſeph Dehotlay die Teilnahme an einem Nationalitätenkon⸗ greß in Bern vorwirft. Prof. van Overbeeke, der langjährige Vertreter Belgiens in der Ständigen Minderheitenkommiſſion der Inter⸗ nationalen Völkerbundsvereinigung, legte dar, daß der Kongreß in den zehn Jahren ſeines Beſtehens ſich lediglich der Arbeit für eine friedliche Regelung des Nationali⸗ tätenproblems gewidmet habe. Den Abſchluß der Plädoyers bildete eine eindrucksvolle Intervention des angeſehenen ehemaligen Vorſitzenden der Brüſ⸗ ſeler Rechtsanwaltſchaft, Hennebicg, der ſich Prof. van Overbeeke anſchloß. Das Geſundheitsſtammbuch Zuerſt werden die DA J⸗Mitglieder der Jahrgänge 1910 und 1911 unkerſucht. Berlin, 16. Oktober. Zu der von der DAF in Zuſammenarbeit mit dem Hauptamt für Volksgeſundheit der NSA geplanten ärztlichen Unterſuchung der Mitglieder der DAff werden jetzt Durch- führungsbeſtimmungen bekanntgegeben. Da⸗ nach ſollen zunächſt alle Mitglieder der DA xx von der vorgeſehenen Geſamtunterſuchung aller Deutſchen erfaßt werden. Die große Zahl der zu Unterſuchenden macht es not- wendig, die Unterſuchungen jahrgangsweiſe durchzuführen. Zunächſt kommen die Jahr⸗ gültige 1910 und 1911 zur Unterſuchung. Ein geſetzlicher Zwang für dieſe erſuchungen iſt nicht vorgeſehen: viel- mehr ſollen ſie freiwillig ſein in der Erwar⸗ tung, daß die Erkenntnis der Bedeutung von Geſundheits⸗ und Leiſtungsfähigkeit jeden veranlaſſen wird, ſich der Unterſuchung in ſeinem eigenen Intereſſe zu unterziehen. Koſten entſtehen nicht. Ueber die Durchfüh⸗ rung wurde vom Hauptamt für Volksge⸗ ſundheit gemeinſam mit der DAßf und den Landesverſicherungsanſtalten eine Verein⸗ geſtellt, und an den tragenden Säulen ſieht man auf keramiſcher Bekleidung die Zeichen der 50 Reichsinnungsverbände. Große Aus⸗ ſtellungsräume mit Schaufenſtern ſind einge⸗ richtet, um Leiſtungsſchauen ganzer Hand⸗ werkszweige aufzunehmen. Eine Aus ſtellung des Kunſthandwerks wird den Anfang machen, eine Weihnachts- ſchau wird folgen. Auf einem Treppenabſatz lieſt man in Stein den Wortlaut des Braun⸗ er Meiſterſchwurs vom 28. Oktober Im Kellergeſchoß des Hauſes, das einſt dem Deutſchen Offiziersverein gehörte, iſt 75 Raum ohne größere Veränderungen ge⸗ lieben: das Hindenburgzimmer, barung getroffen. Jede Gauwaltung der DAß hat durch ihre nachgeordneten Gliede— rungen anhand der DAß-Kartei den Mit⸗ gliedern der Geburtsfahrgänge 1910 und 1911 eine Liſte der im Bereich der zuſtän⸗ digen Verwaltungsſtelle zugelaſſenen Aerzte vorzu egen. Die Verwaltungsſtelle legt dann, ſoweit noch nicht vorhanden, ein Geſund— heitsſtammbuch für die Mitglieder an. Es wird zuſammen mit entſprechender Benach⸗ richtigung an den von dem DAF ⸗Mitglied gewählten Arzt entſandt, der nun ſelbſt den zu Unterſuchenden zu ſich beſtellt. Er muß dabei die Arbeitszeit des Volksgenoſſen be⸗ rückſichtigen. Die Auswertung der Unter⸗ ſuchungsergebniſſe für die DA(Berufs⸗ beratung, Berufsſchulung, Berufsumſchu⸗ 0 gengnnt. weil mit anderen Führern des lung uſw.), ſowie für die NSWö(zuſätzliche Leiſtungen) iſt Sache der Verwaltungsſtellen. dürfte, ſeine Regierung um die letzten Vor⸗ ſchläge zu bitten, die geeignet ſein könnten, eine Verhandlungsgrundlage herzuſtellen. In der Umgebung des Miniſterpräſidenten 0 mache man kein Hehl daraus, daß ein Mißerfolg dieſes letzten Verſuchs eine ſofortige und ſtrikte Anwendung des akts von franzöfiſcher Seite nach ſich ziehen würde. Stabschef Lutze vereidigt die Saarländiſche SA. Stabschef Lutze ließ es ſich nicht nehmen, die SA-Männer des Saarlandes perſön— lich zu vereidigen. Im Bilde der Stabschef vor den 16 000 SA⸗Männern auf dem Befre unesteld Saarbrücken.(Weltbild— M.) Chriſtmann H., Effler Nikl., Merkel Aug., Adler Hch., Hofmann Fr.; Klaſſe 2: Ludw., Martin Fr., Knapp, Kugler Joſ., Hanf Jak., Samstag Edmund; Hanf J., Diehl Jak., Merkel K., Kalt, Fetſch Amtlicher Teil Bekanntmachung Betr.: Bebilderung unſerer Orts⸗Chronik. Der Ortsring Viernheim des LVH. iſt auf Veranlaſſung der Gemeindeverwaltung mit er Anlage und Bebilderung einer laufenden Orts⸗Chronik beſchäftigt. Zu dieſem Zwecke bitten wir die hieſigen Berufs- und Amateur⸗ Photografen, paſſende, die Gemeinde-Chronik betreffende Bilder, ſowohl aus früheren Jahren als auch der Gegenwart in gemeinnützigem In⸗ tereſſe beizuſteuern. Bilder vom Erntedank⸗ feſt und ſonſtigen öffentlichen Veranſtaltungen wollen dem Ortsringleiter und Bearbeiter der Chronik, Herrn Lehrer Roos, zu obigem Zweck jeweils zur Verfügung geſtellt werden. Viernheim, den 11. Oktober 1935. Bürgermeiſterei Viernheim Bechtel Bekanntmachung Betr.: Gewährung von Kinderbeihilfen an kinderreiche Familien. f Kinderbeihilfen können unter den folgen⸗ den Vorausſetzungen gewährt werden: 1. Die Familie muß 4 oder mehr zum eltern⸗ lichen Haushalt gehörige Kinder, die das 16. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, umfaſſen. „Die Eltern müſſen Reichsbürger ſein. Das Vorleben und der Leumund der Eltern müſſen einwandfrei ſein. 4. Die Eltern und die Kinder müſſen frei von vererblichen, geiſtigen oder körperlichen Ge⸗ brechen ſein. 5. Der zum Unterhalt der Kinder verpflich- tete darf nach ſeinen gegenwärtigen Ein⸗ kommens- und Vermögensverhältniſſen nicht in der Lage ſein, die Gegenſtände, die zu angemeſſener Einrichtung des Haushalts er- forderlich ſind, aus eigenen Mitteln zu be⸗ ſchaffen. Die Anträge werden wie folgt auf un⸗ ſerem Büro Nr 6 entgegengenommen: a) Buchſtabe A— K, Montag, den 21. Okt. 1935, vormittags von 9—12 Uhr; b) Buchſtabe L—3, Dienstag, den 22. Okt. 1935, vormittags von 9—12 Uhr. Für auswärts geborene Kinder ſind Ge⸗ burtsurkunden vorzulegen. Ebenſo Heirats⸗ urkunden für auswärts geſchloſſene Ehen der Eltern und Großeltern. Auch die Vorlage der Familienſtamm⸗ bücher und Einkommensbeſcheinigungen iſt notwendig. Viernheim, den 15. Oktober 1935. Bürgermeiſterei Viernheim Bechtel. Loebaen Viernheimer Schachklub gegr. 1934. Clublokal:„Zum grünen Haus“ Spielabend: jeweils Donnerstags 8 Uhr Winterturnier 1935-36 Morgen Donnerstag, den 17. Oktober, beginnen unſere diesjährigen Turnierſpiele. Noch ſteckt in uns allen die Ungezwungenheit der leichten und freien Spielweiſe, die über die Sommerzeit mit viel Humor gepflegt wurde, da ſtehen wir ſchon wieder vor dem Anfang ſchwerer Turnierkämpfe und der ganze Zauber des königlichen Spieles umfängt uns wieder. Vergeſſen ſind die ſchweren Stunden geiſtiger Arbeit vom vergangenen Jahre, der ausgeruhte Geiſt verlangt nach hartem Kampfe und fühlt ſich ſtark genug, den Gang mit jedem aufzunehmen. Dieſes Jahr wird in 3 Grup⸗ pen geſpielt werden, und zwar um eine ein⸗ fachere Durchführung zu ermöglichen, und vor allem auch, um einer beſſeren Zuſammen⸗ faſſung nach der Spielſtärke gerecht zu werden. ο A Folgende Spieler werden um den Meiſtertitel kämpfen: Klaſſe 1: Walter W., Neff Gg., Hanf Nikl., Theobald Ludw., Jäger Valt., Rech Klaſſe 3: Ernſt, Benz Jak., Reinhardt Mich., Adler Nikl. Aus dieſen 24 Spieler werden 3 Meiſter herausgeſpielt, die dann den Klub- und Orts⸗ meiſter ermitteln. Letztjähriger Klub⸗ und Ortsmeiſter war Willi Walter, wie wird der diesjährige Meiſter heißen?? Zu bemerken wäre noch, daß ein Auf- und Abſtiegskampf herrſcht. Die Tabellenletzten der 1. und 2. Klaſſe ſteigen ab, die Tabellenerſten der 2. und 3. Klaſſe ſteigen auf. Es iſt ſomit jeder⸗ zeit Gewähr für einen ſpannenden Verlauf der Turnierſpielen gegeben. Die dem Klub noch fernſtehenden Schachintereſſenten ſind zu die⸗ ſen Spielen herzlichſt willkommen. F. M. ö Ge⸗ rutz⸗ der mm⸗ ist eim 31 8 In lurzen Worten In Gegenwart des Führers und Oberſten Befehlshabers fand die Feier des 125jäh⸗ rigen Beſtehens der Kriegsakademie ſtatt. Die deutſchen Reeder haben ſich, wie auch im Vorjahr, bereit erklärt, die Sendungen vom Auslande für das Winterhilfswerk 1935/36 frachtfrei zu befördern. Die Havas⸗Agentur meldet aus Dſchibuti, daß abeſſiniſche Truppen nördlich von fran⸗ zöſiſch⸗Somaliland in Eritrea eingedrungen ſein ſollen. Der Außenminiſter Griechenlands bei Ausbruch des Weltkrieges, Georg Streit, iſt nach London abgereiſt, um ſich König Georg II. als Vertreter der griechiſchen Regierung zur Verfügung zu ſtellen. Die Wahlen zum kanadiſchen Bundespar⸗ lament brachten den Liberalen einen über⸗ wältigenden Sieg. Kriegswichtige Nohſtoſſe Eine Liſte in Genf. Genf, 16. Oktober. Der Ausſchuß der Sanktionskonferenz für wirtſchaftliche Maßnahmen beriet am Diens⸗ tagnachmittag eine von der franzöſiſchen Ab⸗ ordnung ausgearbeitete Liſte der für Italien kriegswichtigen Rohſtoffe. Die erſte Gruppe dieſer Liſte bildeten die Rohſtoffe, die von Völkerbundsmitglie⸗ dern erzeugt und deshalb ohne weiteres für Italien geſperrt werden können. nämlich: Eiſenerze,. Mangan, Chrom, Tungſtein, Molybdän, Palladium, Zinn, Wolfram, Cadmium und alle Eiſenamalgamate. Die zweite Gruppe der Liſte bilden Erzeugniſſe, die entweder von Italien, wenn auch nicht in der erforderlichen Menge, oder von Nichtmitgliedern des Völkerbundes er⸗ zeugt werden, dabei aber nach Auffaſſung des Völkerbundes eine gewiſſe Kontrollmög⸗ lichkeit laſſen. Es handelt ſich um Alumini⸗ um, Stahl, Nickel und Zink. Zu der dritten, nicht beſonders gekenn⸗ zeichneten Gruppe gehören Kautſchuk, Sal⸗ peterſäure und Nitrate. Die Liſte mit dieſer dritten Rohſtoff⸗ gruppe wurde in erſter Leſung angenom⸗ men, d. h., ſie ſoll die Grundlage weiterer ſtatiſtiſcher Feſtſtellungen und Sachverſtän⸗ digengutachten bilden, doch wird angenom⸗ men, daß die Beratung ſchon am Donners— tag fortgeſetzt werden kann. Es wurde in der Sitzung des Ausſchuſſes am Dienstag auch vorgeſchlagen, die Verſorgung Italiens mit Verkehrs- mitteln. wie z. B. Schiffen, Kraftwagen, Feldeiſen⸗ bahnen, Zug⸗ und Tragtieren ſowie mit Werkzeugmaſchinen zu unterbinden. Eine Beſchlußfaſſung war aber wegen des Widerſpruchs einiger Staaten, z. B. der Schweiz, nicht möglich, die gellend machten. daß es ſich hierbei zum Teil um Fertig⸗ fabrikate handele. Eine beſondere Stellung nehmen die für die Kriegsführung wichtigſten Rohſtoffe, wie Erdöl, Kohle und Kupfer ein. Hierüber wurde am Dienstag nicht ge— ſprochen. Es verlautet aber, daß eine Liſte, die dieſe und andere Rohſtoffe umfaßt, dem— nächſt den Mitgliedern des Völkerbundes zur Stellungnahme unterbreitet werden ſoll. Der Ausſchuß wird ſich Mittwoch mit den Vorſchlägen für die Nichtabnahme italieniſcher Waren beſchäftigen. ————Uñäꝓ— — 1 Frankreichs neue Taktik Keine Anterbrechung des Sühneverfahrens. Genf. 16. Oktober. Die Auffaſſungen über Sinn und Ziel der Sanktionskonferenz ſind geteilt und über⸗ dies in ſtetiger Entwicklung begriffen. Von franzöſiſcher Seite wurde anfangs er- heblich gebremſt, allmählich aber haben die Franzoſen die Rolle von de⸗ ſonders eifrigen Vorkämpfern einer raſchen und wirkſamen Aktion übernommen. Dieſe Aenderung der franzöſiſchen Hal- kung beruht darauf, daß die Franzoſen im Jalle eines ungenügenden Ergebniſſes der wirkſchaftlichen und finanziellen Sühnemaßz⸗ nahmen ein baldiges Uebergehen Englands zur Blockade befürchten. Jedenfalls möchten ſie den Engländern dieſen Schritt nicht er⸗ leichtern. An einem Erfolg diplomatiſcher Verhandlungen zwiſchen England, Frank- reich und Italien glaubt hier im Augen- blick niemand. Zu der amerikaniſchen Meidung, daß La⸗ val mit Rückſicht auf dieſe Verhandlungen eine zehntägige Unterbrechung des Sühneverfahrens verlangt habe, wird hier in engliſchen ebenſo wie in franzöſi⸗ ſchen Kreiſen mit aller Beſtimmtheit erklärt, daß von einem derartigen franzöſiſchen Wunſche nichts bekannt ſei. Litwinows dunkle Pläne Die Pläne Litwinows erregen in neutra— len Kreiſen beſonderes Intereſſe. Man iſt überzeugt, daß es ihm weniger auf eine wirkſame Aktion gegen Italien als darauf ankommt. dem Sanktionsnerfahren allmäh⸗ D leben in Utrecht?“ * lich und immer deutlicher eine Spitze gegen Oeſterreich und An⸗ garn und ſchließlich auch gegen Deutſch⸗ land zu geben. Eden möchte zwar im gegenwärtigen Sta— dium alle Verwicklungen vermeiden, doch iſt gerade auf ſeine Anregung ein Juri⸗ ſtenausſchuß eingeſetzt worden, der ſich wie man hört, nicht nur mit den ihm offi⸗ ziell überwieſenen Thema der verfaſſungs⸗ rechtlichen Schwierigkeiten, die in einzelnen Ländern der Durchführung der Sühnemaß— nahmen erwachſen, beſchäftigen ſoll, ſondern ſchon demnächſt mit der Haltung Oeſter⸗ reichs und Ungarns unter dem Ge— ſichtspunkt ihrer Vereinbarkeit mit der Völkerbundsſatzung. Vorſchläge Muſſolinis? Pariſer Berichte, Londoner Zweifel. London. 16. Oktober. Berichte aus Paris, wonach Laval Erklä⸗ rungen Muſſolinis erhalten habe. in denen ſich dieſer zur Erörterung von Friedens- bedingungen auf einer neuen Grundlage bereiterklärt habe, werden in London, wie der diplomakiſche Mitarbeiter von Reuter erfährt, für falſch gehalten. Dem britiſchen Bolſchafter in Paris, Sir George Clerk, der Laval aufſuchte, ſei hiervon nichts mitgeteilt worden. Die Vorſchläge, die Muſſolini Laval ge⸗ macht haben ſoll, können, einer Aoentur⸗ meldung zufolge, wie folgt zuſammengefaßt werden: 1. Italien hält ſeine Truppen in den jetzi⸗ gen Stellungen. Du ſahſt nach einer anderen Richtung. dies iſt mein Freund, Doktor Wirton aus Utrecht.“ Eva reichte Wirton freundlich die Hand: „Ich freue mich, Sie zu ſehen, Doktor Wirton. Sie Hier, liebe Eva, 4 2. Es wird ein ſelbſtändiger Staat unter italieniſcher Schutzherrſchatf in der Provinz Tigre geſchaffen. 3. Die Provinzen Harrar und werden an Italien abgetreten. 4. Italien ſtimmt dem britiſchen Vorſchlag zu, wonach der Freihafen von Zeila an Abeſſinien abgetreten wird. wofür Abeſ⸗ ſinien Italten eine Eiſenbahnzone zu gewäh⸗ ren hat, die Eritrea und Italieniſch⸗Somali⸗ land verbindet. 5. Der übrige Teil Abeſſiniens wird einem Syſtem internationaler Kontrolle unterſtellt, das dem vom Fünferausſchuß im September vorgeſchla⸗ genen ähnlich ſieht, in dem jedoch Italiens Einfluß vorherrſchend ſein ſoll. 6. Italien erklärt ſich mit der Regelung der Angelegenheit durch den Völker- bundsrat einverſtanden. Reuter berichtet dazu aus Rom. in„wohl- unterrichteten Kreiſen verberge man die An⸗ ſicht nicht.“ daß die Schwierigkeiten für eine friedliche Regelung zurzeit unüber⸗ windlich ſcheinen. In keinem Falle, ſo Ogaden werde in Rom feſtgeſtellt, werde Italien Verhandlungen zuſtimmen, ſolange es Ge⸗ genſtand von Sühnema e nen ſei. Kampf dem Verbrechertum Vor einem Keichsgeſetz über Vorbeugungshaft. Berlin, 16. Oktober. Der Miniſterialdirektor im preußiſchen Innenminiſterium, Generalleut⸗ nant der Landespolizei, Daluege, erin⸗ nert im amtlichen Organ des Kamerad⸗ ſchaftsbundes Deutſcher Polizeibeamten an die in Deutſchland einzig daſtehende, bisher für Preußen und einige andere Länder be⸗ ſtehende Möglichkeit der polizeilichen Vor⸗ beugungshaft. Die Polizei kann, ohne die Staatsanwaltſchaft in Anſpruch zu nehmen, verbrecheriſche Perſonen in vorbeugende Po⸗ lizeihaft nehmen. Der Referent erklärt dazu, daß ein entſprechendes Reichsgeſetz ſich augenblicklich in Vorbereitung befinde, ſo daß dann überall in Deutſchland die lichkeit der polizeilichen Vorbeugungshaft beſtehen wird. Dieſe Haft ſei zunächſt an denen zu vollſtrecken, die der Kriminalpolizei als Berufsverbrecher bekannt ſind, die aus⸗ ſchließlich oder zum größten Teil aus Straf⸗ taten lebten. Nie wieder„Gebrüder Saß“. Fälle, wie die der Gebrüder Saß in Ber- lin, die wiederholt ihre Abſicht zur Be⸗ gehung von Einbruchsdiebſtählen durch die Tat bekundeten, jedoch jedesmal mangels Erfüllung eines ſtrafrechtlichen Tatbeſtands⸗ merkmals zum Spott für die Behörden frei ausgehen mußten, ſollten im nationalſoziali⸗ ſtiſchen Deutſchland unmöglich werden. Die polizeiliche Vorbeugungshaft werde in be⸗ ſonderen ſtaatlichen Konzentrationslagern vollſtreckt. Die Höchſtzahl der Vorbeugungs⸗ häftlinge ſei augenblicklich für ganz Preußen auf etwa 500 beſchränkt. Dieſe Beſchränkung ſei zunächſt vorgenommen worden. um ſelbſt Berufsverbrechern eine letzte Friſt zu laſſen, im neuen Staat ein beſſeres Leben zu be⸗ ginnen. Dazu komme noch die planmäßige Ueberwachung des Berufsverbrecherkums. Die Ueberwachten dürften z. B. den Wohn⸗ ort nicht ohne polizeiliche Genehmigung ver⸗ laſſen. Es ſei ihnen auch verboten, ſich zur Nachtzeit außerhalb der Wohnung aufzuhal⸗ ten, Kraftfahrzeuge zu führen oder zu be⸗ nutzen uſw. Die geſetzgeberiſchen und orga⸗ niſatoriſchen Maßnahmen hätten damit noch nicht ihren Abſchluß gefunden. 4 „Er iſt nämlich ein ſchwerfälliger Deutſcher, Doktor Wirton, müſſen ſie wiſſen“, ſagte ſie lachend.„Viel zu ernſt und tief veranlagt für mich. Aber keiner kann ja aus ſeiner Haut heraus— nicht wahr?“ „Das wäre auch ſchade, Miſtreß Borgloh“, lachte polizeiliche Reichs⸗ und Mög⸗ f Orheberrechtschutz: Fünf Türme-Verlag, Halle(Saale). 27 Zwei Stunden ſpäter fuhr das Auto mit Eva Borgloh zur Bahn. Eva ſah bezaubernd aus. Sie trug ein weißes Seidenkleid, mit einer eng geſchnittenen Smokingjacke, die die zarte Schönheit ihrer Figur hervorhob. Um den Hals hatte ſie einen koſtbaren Weißfuchs. Sie ging auf ihren hochhackigen, weißen Lederſchuhchen federnd auf dem Bahnſteig auf und ab, genoß wiederum die Bewunderung der Vorübergehenden. Endlich kam der Zug aus Harwich an. Eva ſchaute ſich um. Es war ein ungeheures Menſchengewühl. Denn heute zum Sonnabend kamen aus den umliegenden kleinen Städten ſehr viele Leute nach London. Vor allem waren es viele Geſchäftsreiſende, die mit dem Wochenende ihre Tournee durch England beendet hatten. Eva ſchaute rechts und links. Sie konnte in keinem der Abteile ihren Mann erkennen. Da hörte ſie ſich von hinten angerufen. „Guten Tag, Eva!“ klang Friedrich Borglohs Stimme etwas zitternd. Eva wandte ſich um. Hinter ihr ſtand Friedrich neben einem mittelgroßen, eleganten Herrn mit klugem, bart⸗ loſem Geſicht. „Oh, Friedrich“, ſagte ſie und lächelte ſo liebenswürdig wie immer, wenn ſie vor Dritten mit ihrem Mann zu⸗ ſammen war.„Wie geht es dir, Darling? Ich habe dich ja gar nicht geſehen.“ „Oh, wir ſaßen ganz vorn in einem Wagen ziemlich dicht hinter der Lokomotive. Wir fuhren an dir vorüber. „Jawohl, Miſtreß Borgloh. Ich bin Kunſthiſtoriker und habe mich für ein paar Jahre in Utrecht niedergelaſſen, um an der dortigen Univerſität eine beſtimmte Arbeit zu vollenden. Aber ich freue mich immer wieder, wenn ich für ein paar Tage in unſer liebes altes England zurück⸗ komme. Da mich Miſter Borgloh ſo herzlich aufgefordert hat, habe ich die Gelegenheit gern benutzt, um mit⸗ zukommen. Ich habe am Britiſh Muſeum zu tun. Aber Borgloh meinte, das hätte auch noch Zeit bis nach dem Lunch.“ „Natürlich hat es das“, ſagte Eva lächelnd. Der ele⸗ gante, gewandte Miſter Wirton gefiel ihr.„Alſo bitte, kommen Sie! Ich habe als ſelbſtverſtändlich angenommen, daß Sie bei uns ſpeiſen werden. Wir ſind auch ganz unter uns. Nur meine Verwandten Parkins ſind dabei. Es iſt dir doch recht, Darling?“ wandte ſie ſich ſchmeichelnd an ihren Gatten. Friedrich Borgloh ſchien aus tiefen Gedanken auf— zufahren: „Natürlich. Selbſtverſtändlich iſt es mir recht. Ich fürchte nur, unſere Unterhaltung wird Miſter und Miſtreß Parkins nicht ſehr intereſſieren. Wir haben nämlich ver⸗ ſchiedenes Fachliches zu beſprechen.“ „Aber wir werden trotzdem hoffentlich noch etwas Zeit finden, uns mit der liebenswürdigen Gaſtgeberin und ihren Verwandten zu unterhalten“, meinte Wirton, mit einem ſcheinbar bewundernden Blick Evas ſchönes Geſicht ſtreifend. Bald fuhren die drei in dem Borglohſchen Auto vom Bahnhof fort. Eva war in ſtrahlender Laune. Die leichte Verehrung, die dieſer Doktor Wirton ihr offenſichtlich erwies, gefiel ihr. Und ſo zeigte ſie ſich von der allerbeſten Seite. Sie lächelte und ſcherzte, neckte Friedrich Borgloh mit ſeiner Schweigſamkeit. eee 22 1 3 N r 1 Wirton.„Ich bin überzeugt, Borgloh findet Sie ſo, wie Sie ſind, entzückend.“ „Sie ſind ein Schmeichler“, lachte Eva und erhob ſcherz⸗ haft drohend die Hand gegen Wirton. Der aber beugte ſich ſchnell darüber und küßte dieſe. „Nie im Leben habe ich mehr die Wahrheit geſprochen als jetzt, Miſtreß Borgloh“, beteuerte er. Friedrich Borgloh ſaß ſtumm dabei. Dieſes leichte Ge⸗ plänkel zwiſchen Eva und dem Detektiv war ihm geradezu unheimlich. Was bezweckte Mac Lean eigentlich damit? Nun, vielleicht Evas Vertrauen zu gewinnen. Und das ſchien ihm in der Tat gelungen zu ſein, denn als ſie vor dem Borglohſchen Hauſe anlangten, plauderten die beiden miteinander, als wären ſie längſt alte Bekannte. Der Diener öffnete. Eva und die beiden Herren be— traten die große Halle des Hauſes. Mac Lean ſah ſich ſcheinbar bewundernd um. „Herrlich haben Sie es hier, Miſtreß Borgloh— für einen armen, kleinen Privatgelehrten, wie ich es bin, geradezu überwältigend. Darf ich mich einmal um⸗ ſchauen?“ Er machte Miene, die Halle genau zu inſpizieren. „Ich gebe Ihnen ſpäter die Erlaubnis, das ganze Haus von oben bis unten zu beſichtigen, Miſter Wirton. Aber erſt, denke ich, wollen wir unſern Lunch haben. Wenn Sie ſich etwas erfriſchen wollen— der Diener wird Sie führen.“ Dann verabſchiedete ſie ſich liebenswürdig von Mace Lean. Auch Friedrich ging in ſein Zimmer hinauf, um ſich friſch zu machen. Er ſtand einen Augenblick ſtill, hielt mit einer verzweifelten Gebärde die Hände an die Schläfen. Nebenan hörte er Eva trillern. Sie ſchien in glänzendſter Laune zu ſein. r 3 8 n 4 e 1 ³ (Fortſetzung folgt.)) 2 * r 23 Nachdruck verboten. Dieſe verräteriſche Tory, die würde ja nun ſofort nach Boſton Nachricht geben. Als Jonny das bedachte, wurde ihm plötzlich weich ums Herz: ſein lieber alter Herr, er ver⸗ diente es eigentlich nicht, daß ihm ſein Einziger ſo mit⸗ ſpielte. Nein! Gewiß nicht! Aber ſich hinſetzen und ihm geſchlagen!“— konnte man das? Nein! Kein Kind in weitem Erdenrund würde ſich ſo weit herablaſſen! Wo ſich ſo weit vergeſſen würde— nicht wahr? Aha! Da ſaß ſchon der dicke Braſilianer und lutſchte an einer großen ſchwarzen Zigarre, indem er mit einem ſeiner kleinen, gedrungenen Geſtalt auch ebenſolche Wurſt⸗ fingerchen von der Natur mitbekommen, an denen eine Unmenge koſtbarer Ringe funkelten. Außerdem hatte er an Gold, Platin und blitzendem Geſtein auf ſich verteilt, wo immer es nur anzubringen war. Krawattennadel, Armbanduhr, Talismangehänge, die von der Weſtentaſche baumelten, und dergleichen mehr. Sein feiſtes, ver⸗ ſchwitztes Geſicht war auf den erſten Blick gutmütig zu nennen und im Gegenſatz zu geſtern völlig entwölkt. Es ſchien gut Wetter auch am Ehehimmel. „Eh, Senhor— wie iſt doch Ihr Name?“ „Yellow! John Pellow!“ verneigte ſich dieſer. „Alſo, Senhor Nellow, bitte, ſetzen Sie ſich!“ Als gaſt⸗ freundlicher Südamerikaner winkte er ſofort einen Auf⸗ wärter herbei, der mit dem Kaffeebrett die Runde machte. „Sie trinken einen Mokka— nicht wahr? Es plaudert ſich leichter. Rauchen Sie?— Nein?!— Seltſam! Noch nie- mals einen Mann gekannt, der nicht raucht! Höchſtens Sportleute kaſteien ſich ſo!“ Er lachte, als hätte er den beſten Witz gemacht. Jonny lachte zur Geſellſchaft mit, aber keineswegs über den fadendünnen Geiſt als vielmehr über den Herrn ſelbſt, der einem ſchlecht zurechtgemachten Zirkusclown ähnlicher war als ſonſt wem. g „Wir wollen uns ausſprechen, Senhor. Sie gefallen mir. Auskunft über Sie ſehr zufriedenſtellend. Pflicht⸗ eifrig, fleißig und gute Manieren. Sehr gut! Außerdem ein Mann ſchneller Entſchlüſſe, mutig und dennoch zurück— haltend, wie ich Sie ja kennenlernte. Sehr gut!“ Senhor di Manſilia machte eine Kunſtpauſe, während er ſeine Zigarre erneut in Brand ſteckte. Jonny aber ärgerte ſich über ſich ſelbſt. Weshalb in aller Welt freuten ihn dieſe lobenden Worte? Weshalb nur? Der dicke Kerl da vor ihm, aufgeblaſen wie alle ſeiner Art— konnte der ihm wirklich Selbſtgefühl geben? Urheberrechtsschutz: Fünk Türme Verlag, ſchreiben:„Ja, Vater, du hatteſt recht! Ich gebe mich i blieben Ueberlegenheitsdünkel und Anmaßung, wenn man winzigen Löffel in ſeinem Mokka rührte. Er hatte zu Halle(Saale) nicht einmal die Finger einer Hand dazu brauchte, um den reſtlichen Teil zuſammenzuzählen. Es war ſo, daß von den vier Früchterln, die aus⸗ gezogen waren, um durch eigene Kraft die Welt, oder wenigſtens einen guten Teil derſelben, zu erobern, drei ſehr bald zurückgekehrt waren. Teils, weil ſie genug hatten, noch ehe ſie begonnen, und teils, weil ſie ſehr raſch einſahen, daß die Welt ſchon vor ihnen beſtanden hat mit Geſetzen und ſonſtigem Zubehör, ſo daß die ſich von drei grünen Jungen nicht viel weismachen ließ. Um aber dies nicht einzugeſtehen, hatten ſie ihren Austritt aus dem Klub angemeldet. ö 7 Aber auch die noch vorhandenen Mitglieder waren ſtark ernüchtert. Es ſchmeckte, wenn man ſo ſagen will, alſo es ſchmeckte niemanden mehr, Verrücktheiten auszu⸗ Halten Sie, was ich von Ihnen erwarte, ſo können hecken oder in alte ſolcher Art zu verfallen. Der Ernſt des Sie zeit Ihres Lebens lachen, junger Mann!“ Lachen! Lachen konnte Jonny viel beſſer als Junior nebenbei fungierte. Aber das konnte er jetzt nicht ſagen Dolmetſch Yellow über dieſe„Standeserhöhung“, die in Ausſicht ſtand, außerordentlich überraſcht tun. Er ſprach Fremden gegenüber. Hoffentlich komme ich in die Lage Ihnen zu beweiſen...“ wartete. Kind!“ meinte er mit einem ſchüchternen Lächeln, das diesmal echt war. Manſilia nickte: „Das will ich hören. Das gefällt mir. Die anderen jungen Leute wollen gleich am erſten Tage alles beſſer wiſſen. Man hat nichts zu tun, als ihre Ueberheblichkeit zu dämpfen. Ich habe in Rio gut eingearbeitete Kräfte. Die beſten der Welt, die werden Sie unterweiſen. In einigen Wochen wiſſen Sie in der Hauptſache, was man vork, wo inzwiſchen für Sie das Geeignete veranlaßt ſein wird.“ „Mein Kontrakt auf dieſem Dampfer läuft auf Hin⸗ und Rückreiſe!“ wagte der Dolmetſch einzuwenden. Manſilia wehrte ab. laſſen Sie gleichfalls mir. Inzwiſchen“— er griff an ſeine linke Bruſtſeite, wo Männer Herz und Brieftaſche innig vereint zu verwahren pflegen... Diesmal hob Jonny energiſch die Hand zur Abwehr. „Ich danke, Senhor! Ich bin bis zur Fälligkeit meines erſten Gehalts verſehen!“ Es kam hochmütiger heraus, als er es wußte. Aber Vorſchüſſe waren ihm zuwider, und wir wiſſen, warum. Der Braſilianer war erſtaunt. Aber ſein künftiger Sekretär ſtieg in ſeiner Achtung. Es wurden dann noch einige nebenſächliche Fragen erörtert, und dann war So fragte er ſich. Freilich, nach ſo lang anhaltender Dürre, nach ſo viel niederdrückenden Erfahrungen war es kein Wunder, wenn er anerkennende Worte einſog wie riſſiges Erdreich das Waſſer— ſo geſtand er ſich zu. Er ging wohl Jonny in Gnaden entlaſſen. Nicht ohne daß der höfliche Braſilianer ihm nochmals für die Rettung der Senhora Concetta überſchwenglich gedankt hätte. Inzwiſchen war Zeit für die ärztliche Nachmittags- viſite geworden, wobei der Dolmetſch Dienſt zu tun hatte. nicht fehl, anzunehmen, daß Senhor Eſtaban ſeine Kennt— niſſe vom Kapitän bezogen hatte. Nun— und die gute Auskunft hatte er doch wenigſtens ſich ſelbſt zu verdanken. Alſo war man doch zu etwas nütze. Indeſſen fuhr Don Eſtaban zu ſprechen fort: „Mein Name iſt Ihnen bekannt— der große Manſilia, Kaffeeplantagen! Mehr brauche ich wohl nicht zu ſagen— wie?“ Er blähte ſich; ſein Doppelkinn ſchwoll förmlich vor Stolz. Reiße nur deinen Karpfenmund nicht ſo weit aufl, dachte Jonny bei ſich und verbiß mit Mühe ein Lächeln. Es war aber nicht das Lächeln des Dolmetſch Yellow, ſondern vielmehr das von ſeines Vaters Sohn.„Milreis⸗ Milliardär!“ Wer lebenslang, wenn auch nur aus ge— ziemender Entfernung mit anſieht, wie Dollars gemacht werden, den imponiert ſo was nicht ſo ſehr, wie der gute Eſtaban wohl annahm. Aber er verbeugte ſich, murmelte irgend etwas, das der Aeltere für ehrfürchtige Ergriffen— heit nahm. Natürlich hatte Jonny den Namen okt genug gehört. Ob man wollte oder nicht, ſchnappte man in ſeines Vaters Haus derartiges auf, wo von nichts anderem die Rede war als vom Geſchäft und immer wieder vom Geſchäft. Saß ſein alter Herr mit ſeinen Freunden zuſammen, ſo klangen Namen auf, gewichtige Namen aus den geſamten Staaten. So mochte auch der Name Manſilia an ihm ö *— 2* 2 14 2. 7 E 1 vorbeigeſchwirrt fein.. e, eee lee e. „Ich will Sie in mein Zweighaus in Neuyork ein- ſtellen, Miſter Yellow. Sagen wir als Sekretär. Bis ich pbhöre, wozu Sie ſich beſonders eignen. Sie verſtehen wohl nichts vom Kaffeeexport— wie?“ Nein, Jonny verſtand nichts davon und von manch anderen Dingen auch nichts. Es war zum Teufel holen. Weshalb ſtellte ihn dieſer dicke Kerl nicht als Chauffeur an? Oder als Zureiter ſeiner Poloponys? Oder auf ſeiner Jacht, die er doch ſicherlich beſaß? Nein, ausgerechnet im Geſchäft! Mehr oder weniger hatte ja ſein Vater auch nicht von ihm gewollt. Jonny war als richtiger Ameri⸗ kaner bereit, ſich mit jeder Arbeit abzufinden. Man über⸗ hebt ſich dort nicht. Aber war Geſchäft Arbeit? Das war s, was er bezweifelte. Schließlich handelte es ſich ja nur darum, zu zeigen, daß er ſich auf eigene Füße ſtellen konnte. Nur das! Aber juſt, als ob der dicke Braſilianer ihn ver⸗ ynen wollte, ſprach er jetzt langſam und gewichtig: Der brave Braſilianer aber, der offenbar nicht halbe Arbeit tat, verfügte ſich zum Kapitän. In wenigen Minuten war er mit jenem einig geworden. Eine Funk⸗ depeſche ging an Wellmann, Reeder, Neuyork, mit dem Er— ſuchen, ſich für die Rückreiſe des Dampfers„Gordon“ mit einem neuen Dolmetſch ſchon ab Rio zu verſehen. Als das Schiffsperſonal an dieſem Abend in der Meſſe zum Tee antrat, ſchwirrte das Geſpräch über Yellow hin und her, verſtummte aber im Augenblick, als der Dolmetſch eintrat und mit freundlichem Kopfnicken ſeinen Stuhl bei— drehte. Aller Augen waren auf ihn gerichtet, in Staunen und Ehrfurcht. Erfolgreiche Menſchen werden in dieſer Welt der Enttäuſchungen wie höhere Weſen gewertet. Man begann ihn auszuforſchen, und er gab willig Antwort. Es war ihm angenehm, daß niemand das Ge— ſpräch auf das Fehlen der Miß Belltown brachte. Was er mit Don Eſtaban di Manſilia geſprochen, das konnte gern jeder wiſſen. Er hatte eine Anſtellung auf Probe be— kommen— mehr war es nicht, wenn man die Sache bei Licht beſah. Er konnte ſich ſchon denken, daß der Steward vom Rauchſalon geplaudert hatte. „Auf ſeiner Jacht?“ „Nein! Im Büro des Kaffee-Exporthauſes!“ „Nicht mehr auf See?“ Man beneidete den Dolmetſch Jonny Mellow nicht mehr. Und ſprach von etwas anderem. Für Seeleute iſt eine Landratte zweittlaſſig.— Jonny aber ſaß nachher noch lange auf dem gewiſſen Platz im Heck des Dampfers, blickte auf das phos⸗ phoreſzierende Waſſer, blickte zum ausgeſtirnten Himmel empor, wo der Mond heute die linke Backe kleiner hatte als die rechte. Aber das merkte Jonny gar nicht, denn er mußte ein bißchen ſeufzen. Aber er wäre ſehr böſe geweſen, wenn ihm jemand den Grund zu dieſem Seufzer auf den Kopf zugeſagt hätte. Achtzehntes Kapitel. Was gibt es Neues in Boſton? Colonel Riwers hatte wieder einmal eine Sitzung ein— berufen.„Geld iſt nichts!“— ſo begrüßte er ſtatuten⸗ gemäß ſeine Mitglieder. Ziemlich lau erfolgte der Gegen⸗ gruß. Das hatte zwei Gründe. Vor allem einmal war die Der andere konnte das nicht wiſſen, und darum mußte der „Senhor, Sie ſind die Güte ſelbſt, einem Ihnen völlig Senhor Eſtaban hob die Hand. Der Jüngere ver— ſtummte— verſtummte gern. Er kam ſich wie ein Be⸗ trüger vor. Anderſeits— was ſollte er tun? Zugreifen 15 8 N g 8 20 0 mußte er. Zugreifen, und vielleicht kam der Hunger beim willt waren, ſich in die allgemeine Weltordnung einzu⸗ Eſſen, das heißt, vielleicht erwuchs in ihm die kauf- männiſche Ader, oder was ſonſt der Dicke von ihm er— von Ihnen verlangt, und dann gehen Sie zurück nach Neu⸗ „Das beſorge ich ſchon mit dem Reeder der Wellmann- Line, ſeien Sie außer Sorge. Mir ſchlägt man keine Bitte ab, verſtehen Sie! Bleibt noch die Gehaltfrage. Die über- Lebens, die Wirklichkeit hatten ſie gefaßt und machten ſie unfroh und unſicher. Es war, als ob dunkle Schatten die ob irgendwo ein Katafalk ſtand zum Trauergedächtnis eines der Ihren, der verſchollen, wahrſcheinlich aber tot war: Jonny Brown. : Seit ſeinem Verſchwinden lag es wie ein Alp auf den Gemütern. Man begann ſich unwillkürlich ſeiner ſelbſt zu ſchämen. Was war das denn eigentlich für ein Leben, das man da führte? Was waren das für Lebensziele, denen man zuſtrebte? Jonnys unbekanntes Schickſal hatte ſie aufgerüttelt und aus unreiſen Jungen Männer gemacht, die plötzlich ge⸗ ö chef in der Firma ſeines Vaters, wo Kaffeeimport nur ſo prunthaften Räume des Klubs umdüſterten. Es war, als U fügen. Und Rivers, der aufgeblaſene Gernegroß, ihm ging einfach die Luft aus, als man in ihn hineinſtach, wie bei „Ich werde zu Beginn ſein wie ein neugeborenes jenen grotesken Gummifiguren, die irgendein Fabeltter vorſtellen, um im nächſten Augenblick mit einem kleinen Mißton in ein farbloſes Nichts zuſammenzuſinken. ö Nachdem ſeit der Begrüßung die ſchickliche Pauſe vor⸗ über war, mußte Sir Rivers ſich entſchließen, zu ſprechen. Außer ihm wußte es nur noch der liebe Himmel, wie ſchwer es ihm ankam. „Ich habe euch berufen, um eine notwendige Sache vorzubringen!“ ſprach er taſtend und nach Worten ſuchend. „Nämlich, Sir Simeon Brown hat vor einigen Stunden wieder angerufen und gefragt, ob Nachricht von Jonny eingegangen ſei. Es iſt dies das ſechzehnte Mal, ſeit— EFF Pauſe. Endlich erhob ſich Conny Sulverneß, eines der 1 1 ö noch übrigen Mitglieder. Ohne alle vorgeſchriebene Zere— monie begann er: „Meine Meinung iſt, daß der alte Brown noch ſehr glimpflich handelt, wenn er nur anfragt. Er hätte längſt die Polizei auf dich hetzen ſollen, Rivers...“ Alſo, das war ſtark. Worte ſowohl, wie auch die Form⸗ loſigkeit der Sprache. Aber eben weil es ſtark war, ſchluckte Rivers es hinunter. Manche Menſchen bedürfen der Grob⸗ heit in ihrer Umgebung, um ſelbſt höflich zu werden. „Ich verſtehe nicht, wo du hinaus willſt!“ japſte er. „Ich verſtehe es nicht! Schließlich ſeid ihr doch keine Kinder geweſen, ebenſowenig wie Jonny, als dieſe— dieſe Wette zuſtande kam— iſt es ſo?“ „Wenn ich meine Meinung ehrlich ſagen ſoll, dann erx— kläre ich, daß mir übel wird, wenn ich an dieſe lächerliche Geſchichte auch nur denke!“ knurrte ein anderer. Aehnlich ſprachen ſich noch die beiden letzten aus, die den ganzen Beſtand des Klubs bildeten. Seltſamerweiſe wurde die Deviſe„Geld iſt nichts!“ dabei ſo gut wie gar nicht angewandt. Wenn aber, dann in höhniſcher und herabſetzender Weiſe. „Es ſcheint, als ob ihr mich in die Tinte ſetzen wollt?“ wimmerte Rivers, der auf ſeinem prunkvollen Lehnſtuhl wie eine hingeworfene Strohpuppe kauerte. „Was heißt in die Tinte ſetzen? Ein Klubvorſtand iſt doch verantwortlich für das, was geſchieht— oder...?“ „Wir kommen nicht weiter, wenn wir einander ledig⸗ lich überbieten, dem Colonel Unangenehmes zu ſagen, auch wenn er es reichlich verdient hätte— nicht wahr?“ meinte das Mitglied Sulverneß, in Anbetracht der Umgebung er⸗ ſtaunlich verſtändig.„Wir müſſen endlich handeln, ver⸗ flucht noch einmal! Wir ſind doch keine Schulkinder, die ſich einfach gängeln laſſen!“ „Handeln?“ ſo ſchnappte Rivers, wie ein Fiſch auf dem trocknen.„Handeln?! Was wollt ihr denn handeln? Ich wollte vorſchlagen, dem Alten kurz zu ſagen, daß er uns in Ruhe läßt!“ Abermals nahm der vorherige Redner das Wort, da ſich niemand ſonſt meldete: „Ich ſpreche doch ſicherlich im Namen meiner anderen Kameraden, wenn ich ſage, dieſer Affenkomödie von einem Klub muß ein Ziel geſetzt werden. Mein Entſchluß war gefaßt, als ich der heutigen Einladung folgte. Jedoch— wie die Dinge liegen— kann man es nicht aufs Gewiſſen nehmen, einfach die Tür hinter ſich zu ſchließen.“ Während der Redner eine Kunſtpauſe machte, räuſperten ſich die übrigen, und eine gewiſſe Sammlung wich der Langweile, die wie ein ſchweres Tuch auf ihnen lag.„Nicht einfach die Tür hinter ſich zumachen!“ lallte Rivers mit idiotiſchem Kopfwackeln. „Heißt der Klub— verdammt noch einmal, und noch einmal!— heißt er„Geld iſt nichts!, ſo muß er ſich genau jetzt endlich den Namen verdienen. Man muß Jonny Brown ſuchen laſſen!“ Das letzte war mit einem ſatzungswidrigen Fauſt⸗ ſchlag auf den feinen Beratungstiſch begleitet, aber der Colonel vergaß völlig, es zu rügen. Etwas, wie Ver⸗ ſtändnis glomm plötzlich in ſeinen glaſigen Augen auf. Er ſah Licht, und er ſchrie es heraus: „Natürlich, das ſage ich auch! Suchen laſſen! Geld iſt nichts! Der allerſeinſte Detektiv muß her! Ich habe da irgendwo eine Adreſſe von einem berühmten Mann, den berühmteſten der Vereinigten Staaten. Und der muß her, das ſage ich, der Klubvorſtand, Colonel Rivers!“ Mitgliederzahl ſo ſehr zuſammengeſchmolzen, daß man 1(Fortſetzung ſolgt.) . Le. der Mi un ne 10 ſtin put 0 de Da 5 eee 17 589 1 Gerechte Verteilung des Schlachtviehs Schlachtſcheine.— Jeſtpreiſe für Schweine. Viehverſendungen anmeldepflichtig. Bei der in den letzten Wochen auf dem Schweinemarkt beſtehenden gewiſſen Ver⸗ knappung konnte feſtgeſtellt werden, daß eine gerechte Verteilung der Schweine nicht erfolgte. Im Einverſtändnis mit den maß⸗ geblichen Stellen hat ſich daher der Reichs⸗ nährſtand veranlaßt geſehen. durch die Hauptvereinigung der Deutſchen Viehwirt⸗ ſchaft eine Verordnung zu erlaſſen, die hier grundſätzlich Wandel ſchaffen ſoll. Bereits in der Anordnung Nummer 20 der Haupt⸗ vereinigung der Deutſchen Viehwirtſchaft wurde beſtimmt. daß Schlachtungen und Fleiſchumſätze in ſämtlichen Schweine ſchlachtenden und Schweine umſetzenden Be⸗ trieben ſich bis auf weiteres auf höchſtens 70 Prozent der vorjährigen Schlachtungen und Schweinefleiſchumſätze zu beſchränken hat. Die neue Verordnung ergänzt dieſe Anordnung Nummer 20 weſentlich. Zunächſt ſind jetzt alle Schlachtvieh ſchlach⸗— tenden und Fleiſch umſetzenden Betriebe an Orten mit Viehgroßmärkten verpflichtet, den Bedarf ausſchließlich auf dem Viehgroß— markt zu decken. Der Aufkauf auf dem Lande iſt für dieſe Betriebe nur mit beſon⸗ derer Genehmigung des Schlachtviehverwer— tungsverbandes zuläſſig. Dasſelbe gilt für die Fleiſchwarenfabriken.: Die Fleiſcher in Orten ohne Viehgroß⸗ märkte dürfen nur anhand eines von der Fleiſcherinnung im Einvernehmen mit der Kreisbauernſchaft ausgeſtellten Schlacht- ſcheines Schweine ankaufen. Die Haupt⸗ vereinigung der Deutſchen Viehwirtſchaft beſtimmt. wann dieſe Beſtimmung auch auf die übrigen Viehgattungen ausgedehnt wird. Die Schlachtſcheine werden unter Zugrunde⸗ legung der von den Fleiſcherin nungen aus⸗ gearbeiteten Umſatzzahlen der einzelnen Fleiſchereibetriebe uſw. ausgeſtellt. Der je⸗ weilige Prozentſatz an Schlachtſcheinen im Vergleich zu den normalen Umſatzzahlen hängt von den verfügbaren Geſamtviehmen⸗ gen ab. Werden in Ausnahmefällen Fleiſch⸗ warenfabriken nicht einem Viehgroßmarkt 1 o erhalten ſie ihre Schlachtſcheine irekt vom zuſtändigen Schlachtoiehverwer⸗ tungsverband Für den Aufkauf von Schlachtſchweinen durch Handel und Genoſſenſchaften wird Schluß für das geſamte Reichsgebiet der Schlußſcheinzwang eingeführt, um über die 8 ten Viehmengen, aber auch über ie gezahlten Preiſe eine Konkrolle zu haben. Die Schlußſcheinhefte ſind durch die Kreis- bauernſchaft zu beziehen. Auf den Viehgroßmärkten werden bei Schweinen ſtatt den ſeitherigen Höchſtprei ⸗ ſen Feſtpreiſe eingeführt. Die ſeitherige Höchſtpreisfeſtſetzung hat dazu geführt, daß auch für ſchlechtere Güte⸗ klaſſen der Höchſtpreis verlangt wurde. Durch die nunmehr mit äußerſtem Nach⸗ druck und unter Zuſammenarbeit aller Stellen durchgeführte Kontingentierung der Schlachtungen beſtehen nunmehr auch keine Veranlaſſungen mehr, die feſtgeſetzten Preiſe zu überbieten, da nur ſo viel Schlachtſcheine ausgegeben werden, als tatſächlich Vieh vor⸗ handen iſt. Um den Verkehr mit Vieh durch Handel und Genoſſenſchaften zu überwachen und notfalls auch anders zu dirigieren, ſind alle Biehſendungen vorher den zuſtän⸗ digen Kreisbauernſchaften zu melden. Beſteht Veranlaſſung, Verbrauchsgebiet ſtärker zu beliefern, ſo hat der Schlachtviehverwertungsverband die Möglichkeit, entſprechend zu verfügen. Um unnötige Schreibereien zu vermeiden, kön⸗ nen die beabſichtigten Viehtransporte aus⸗ geführt werden, ſofern inerhalb einer ge⸗ wiſſen, von den Kreisbauernſchaften zu be⸗ ſtimmenden Friſt, vor dem gemeldeten Zeit⸗ punkt der Verladung keine entgegenſtehende Anweiſung erteilt wurde. Der Bauer als Erzeuger erfährt durck dieſe Anordnung einen erneuten Beweis, daß der Reichsnährſtand unter gar keinen Umſtänden die Preisbildung ſich ſelbſt überläßt. Mit Preisſteigerungen iſt auch für die Zukunft unter keinen Um⸗ ſtänden zu rechnen und es iſt daher für den Bauern nicht nur klug, ſondern ſeine Pflicht, wenn er ſeine ſchlachtreif gewor⸗ denen Schweine laufend abaibt. Der Schlächter in der Großſtadt kann in Zukunft mit einer beſſeren Verſorgung innerhalb der Möglichkeiten rechnen. Auch der kleine Stadtfleiſcher ohne Auto und Land⸗ verbindungen wird in der Belieferung nicht ſchlechter ſtehen als ſein größerer Kollege. Der Ffleiſcher auf dem Lande und in den Städten ohne Viehgroßmärkte hat ſich un⸗ bedingt in die ihm zugeteilten Viehmengen zu ſchicken. Nur dann gelingt es, die Großſlädte beſ⸗ ſer zu verſorgen, wenn in den ländlichen Be⸗ zirken, die vielerlei andere Ausgleichsmög⸗ lichkeiten in der Verſorgung haben, eine fühlbare Einſchränkung eintritt. Da die auszugebenden Schlachtſcheine mit den tatſächlich hierfür vorhandenen Viehbe⸗ ſtänden übereinſtimmen, iſt es unſinnig, hö⸗ here Preiſe für das Schlachtvieh zu bieten. Es darf kein Zweifel darüber bleiben, daß die Strafbeſtimmungen bei Uebertretungen rückſichtsloſe Anwendung finden. ein wenig bedachles; die Ordnung der schwememärlte Wichtige Sitzung der Kreisbauernführer und der Innungsobermeiſter des Metzgerhand⸗ werks für den Gau Heſſen⸗Naſſau. ** Frankfurt a. M., 16. Oktober. Unter dem Vorſitz des Landesbauernführers Dr. Wagner und in Anweſenheit des Lan⸗ desinnungsmeiſters Zobel vom Metzgerhand— werk fanden zwei wichtige Sitzungen über die weitere Regelung und Ordnung des Schlacht⸗ viehmarktes ſtatt. Der Landesbauernführer umriß die Lage am Schlachtviehmarkt und die Aufgaben, die den Kreisbauernführern bezw. den Kreishauptabteilungsleitern 3, wie dem Metzgerhandwerk zufallen. Er wies ferner auf die Wichtigkeit der den Kreisbauernführern, ihren Kreishauptabteilungsleitern 3 und dem Metzgerhandwerk gerade in der Durchführung dieſer Verordnung zukommenden Aufgaben hin. Der Landeshauptabteilungsleiter 3, Pg. Moſes, erörterte dann anhand der neuen An⸗ ordnungen die einzelnen Maßnahmen, die von⸗ ſeiten der Kreisbauernſchaften bezw. der Metz⸗ gerinnungen zu treffen ſind. Dabei ſtreifte er die Frage des nunmehr auf den Schlachtvieh⸗ großmärkten eingeführten Feſtpreiſes, ſo⸗ wie die Durchführung der Erfaſſung der Schlachttiere vonſeiten der Verteiler⸗ ſchaſt(Handel und Genoſſenſchaften) und die Handhabung der Schlachtkarten. In einer lebhaften, angeregten Ausſprache wurden die einzelnen Punkte der Anordnungen beſprochen und geklärt und es ergab ſich ins⸗ beſondere aus den Worten, die der Landes⸗ innungsmeiſter Zobel an ſeine verſammelten Berufskollegen richtete, daß der einmütige Wille der Metzgerſchaft vorhanden iſt, ſich im Einvernehmen mit den zuſtändigen Stellen der Landesbauernſchaft und den Regierungsſtellen reſtlos hinter die Aufgaben der Marktordnung ſowie hinter die Durchführung der neuen An⸗ ordnungen zu ſtellen. Aufruf der Gauführung Heſſen⸗Naſſau des WoW Am 20. Oktober 1935 ſtellen ſich alle Jungmädels des BDM, Gau Heſſen⸗Naſſau, der Winterhilfe zur Verfügung. Sie wer⸗ den von Haus zu Haus gehen und Euch, deutſche Volksgenoſſen, bitten, was Ihr an Kinderkleidern und Kinderwäſche entbehren könnt, dem Winterhilfswerk zuzuführen. Die Gauführung des WHW bittet darum, die Jungmädels, die ſich dieſer ſchweren Auf⸗ gabe aus freien Stücken unterzogen haben, nicht von der Tür zu weiſen. Schon jetzt EEEPC Deulſche Volksgenoſſen! Wenn am 20. Oktober 1935 Kinderfäuſte an Eure Tür klopfen, dann öffnet und gibt ihnen von dem. was Ihr an Kinderkleidern und Wäſche enk⸗ behren könnt. Sie kommen im Auftrage der Winterhilfe, die das von Euch Gegebene der Volksgemeinſchaft zuführen wird. r ccc wollt Ihr, deutſche Volksgenoſſen, das zu⸗ rechtlegen, was Ihr den am 20. Oktober 1935 erſcheinenden Jungmädels geben wollt. Strahlende Kinderaugen und mit den Ga— ben bedachte Volksgenoſſen werden Euch den Dank nicht verſagen. Wir bitten und appellieren nochmals an alle. die in der Lage ſind uns zu unterſtügen. Alſo am zu. Oktober 1935 großer Sammeltag für Kin⸗ derwäſche und Kinderkleidung der Gaufüh⸗ rung Heſſen⸗Naſſau des WHW unter Mit⸗ wirkung Tauſender Jungmädels des BDM. Gauführung Heſſen-Naſſau des WHW. Im Banne des Alkohols Schwätzer vor dem Sondergericht. Mannheim, 16. Oktober. Nach einer Rede von Regierungsmitgliedern am 21. Mai d. J. ſchimpfte der 53jährige Martin Thome aus Uebſtadt unflätig über die Sprecher am Mikrofon, namentlich über den Führer. Aus Zorn darüber, weil er in Karlsruhe aus der Arbeit entlaſſen worden war, hatte er ſich betrunken. Th. mußte be⸗ reits einmal Aufenthalt im Konzentrations- lager nehmen und hätte hieraus eigentlich eine Lehre ziehen müſſen. Einer Partei ge⸗ hörte er früher nicht an, war aber linksge⸗ richter. Das Arteil lautete auf ſechs Monate Gefängms ab vier Monate Anterſuchungs⸗ haft. Mit mehreren Kollegen hatten die Ange⸗ i klagten Philipp Steinmann aus Mannheim und Nikolaus Bauer aus Zotzenbach im badi⸗ ſchen Oberland Bauarbeiten angenommen. An⸗ ſcheinend ließen ſie es ſich dort etwas zu wohl ſein. Am 28. Juni kamen ſie nach Feierabend in eine Oberwiehler Wirtſchaft und tranken ſich in eine Stimmung hinein, die ſie nun auf die Anklagebank brachte. Stein⸗ mann feierte den Kommune: als die allein ſeligmachende Idee, für die er lebe und ſterbe. „Heil Moskau!“ rief er ſchließlich, und Bauer unterſtrich ſeine Ausführungen noch durch wei⸗ tere Bemerkungen. Das Urteil lautete gegen Steinmann. einen früheren KPD.⸗Funktionär, auf 14 Wlonate, gegen Bauer auf fun; nate Gefängnis. Preistreiber in Schutzhaſt Karlsruhe, 16. Okt. Das Geheime Staats⸗ polizeiamt meldet:„Der Landwirt Erhard Götz in Oberbaldingen wurde durch die Ge⸗ heime Staatspolizei in Schutzhaft genommen. Götz machte den Viehhändlern Rapp und Vierheller aus Heidelberg gegenüber den Ver⸗ kauf eines Schweines abhängig von der Zah⸗ lung eines beträchtlichen Trinkgeldes über den Höchſtpreis hinaus.— Die Viehhändler Karl Rapp aus Eppelheim und Hans Vierheller aus Heidelberg, Wieblingerſtraße Nr. 6 ſowie Landwirt und Metzger Alfred Hug aus Hoch- emmingen wurden ebenfalls in Schutzhaft ge⸗— nommen, weil ſie aus ſelbſtſüchtigen Gründen die im Intereſſe des deutſchen Volkes ergan⸗ gene Richtpreisordnung umgangen haben. Im Wiederholungsſalle werden derartige Volks⸗ ſchädlinge auf längere Zeit ins Konzentra- tionslager verbracht werden.“ Worms, 16. Okt.(Polizeiliche Le⸗ bensmittelprüfung in Worms.) In den Monaten Auguſt und September wurden vom chemiſchen Unterſuchungsamt der Stadt Worms unterſucht: 84 Proben verſchiedener Lebensmittel. Als verfälſcht wurden beanſtandet: 3 Proben Quarkkäſe. 2 Eſſigproben, 1 Landbutterprobe, 5 Milch⸗ proben und 1 Teigwarenprobe. In allen Fällen mußte Strafverfahren eingeleitet werden. 8 ſter 1936 nachzuleiſten iſt. Das Richtfeſt am Reichs luftfahrtminiſterium. Die 5000 Mann ſtarke Belegſchaft beim Neubau des Reichsluftfahrtminiſteriums in Berlin feierte gemeinſam mit dem Reichsminiſter der Luftfahrt, General Göring, das Richtfeſt. Unſer Bild oben berichtet vom Abſchluß des Richtfeſtes: der 20 Zentner ſchwere Richtkranz wird in die Höhe gezogen— unten: der Feſt⸗ ſchmaus der 5000 im Sportpalaſt. Von links der Bauleiter Prof. Dr. Sagebiel, ein Bauarbeiter und Miniſterpräſident Reichsminiſter der Luftfahrt, General Göring.(Weltbied— M.) Gedenktage 16. Oktober 1793 Hinrichtung der Königin Marie An- toinette in Paris. 1813(18. und 19.) Völkerſchlacht bei Leipzig: Kämpfe bei Wachau und Möckern. 1815 Landung Napoleons J. auf St. Helena. 1827 Der Maler Arnold Böcklin in Baſel geboren. 1868 Franz Ritter von Epp in München. General, Reichsſtatthalter in Bayern, geboren. 1917(gefallen) Der Dichter Walter Flex auf der Inſel Oeſel. 1920 Der Dichter Cäſar Flaiſchlen in Gun— delsheim geſtorben. Prot. und kath.: Gallus Sonnenaufg. 6.25 Sonnenunterg. 17.905 Mondaufg. 10 23 Mondunterg. 12. * Vogelſchutz im Herbſt Man iſt gewöhnt, ſchädliche Inſekten in Wald, Feld und Garten mit Giftſtoffen und Leimringen zu bekämpfen. Viel billiger und vorteilhafter iſt es, ihrer Uebervermehrung durch Vogelſchutz vorzubeugen. Die Biologi⸗ ſche Reichsanſtal! hat nachgewieſen, daß bei⸗ ſpielsweiſe ein Meiſenpaar mit ſeiner Nach⸗ kommenſchaft im Laufe eines Jahres einein⸗ halb Zentner lebende Inſekten vertilgt. Vo⸗ gelſchutz iſt alſo keine müßige Spielerei, Vo⸗ gelſchutz iſt eine wirkſame wirtſchaſtliche Maß⸗ nahme zur Schädlingsbekämpfung. „Schon ſind unſere Zugvögel in wärmere Lande verſtrichen. Nur die winterharten Vö⸗ gel beleben noch unſere Fluren, ſo die nütz⸗ lichen Meiſen. Sollen ſie im kommenden Jahr in unſeren Gärten niſten, dann müſſen wir jetzt ſchon Niſtgeräte beſorgen und aufhängen; daß ſie im Winter Zuflucht nehmen können und ſich daran gewöhnen. Aus Niſthöhlen, die im Sommer bewohnt waren, müſſen wir das alte Geniſt entfernen, weil dieſes ſtark mit Milben und Flöhen(Blutſauger) durchſetzt iſt, welche unſere Schützlinge ausſaugen. Die Vögel werden dadurch ſehr geſchwächt und ſind dann nicht mehr ſo widerſtandsfähig. Wir dürfen auch nicht vergeſſen, daß tiefer Schnee die Vögel ihrer natürlichen Nahrung beraubt. Kerbtierfreſſende Kleinvögel können aber höchſtens einen Tag ohne Nahrung blei⸗ ben. Wir ſind dann gezwungen, ſie zu füt⸗ tern. Die Vorbereitungen dazu müſſen jetzt ſchon getroffen werden. Man reinigt und füllt die Futtergeräte. Das Meiſenfutterholz wird mit Hanfſamen und Rindertalg ausgegoſſen. Für die Singvögel ſammelt man Beeren und Sonnenblumenkerne, um ſie im Winter ge⸗ trocknet ausſtreuen zu können. Wieviel Freude können wir mit einer Win⸗ terfütterung, mit ein paar Niſtkäſten uns und unſeren Kindern machen(und mit welch geringen Mitteln!). Und wie nützlich ſind derartige Maßnahmen für jeden Landwirt, wenn ſie ſachgemäß durchgeführt, wenn er⸗ probte Geräte verwendet werden. * Wieder Feſttagsrückfahrkarten der Reichsbahn. Die Deutſche Reichsbahn wird zu Weihnachten 1935 und zu Oſtern 1936 wieder Feſttagsrückfahrkarten mit 33,33 Prozent Ermäßigung ausgeben. Zu Weihnachten gelten die Karten, die für den geſamten Reichsbahnbereich ausgegeben werden, vom 20. Dezember 1935(Frei⸗ tag vor Weihnachten) 0 Uhr bis zum 3. Januar 1936(Freitag nach Neujahr) 24 Uhr. Zu Oſtern gelten ſie vom 8. April 1936 (Mittwoch vor Oſtern) 0 Uhr bis zum 16. April 1936(Donnerstag nach Oſtern) 24 Uhr. Die Rückreiſe muß am 3. Januar bezw. am 16. April um 24 Uhr beendet ſein. In gleicher Weiſe wird auch die Geltungs— dauer der Arbeiterrückfahrkarten zu Weih⸗ nachten-Neujahr verlängert. Zu Oſtern bleibt die im Tarif vorgeſehene Geltungs⸗ dauer der Arbeiterrückfahrkarten von zehn Tagen unberührt. Abiturienten vom Arbeiksdienſt zu⸗ rückgeſtellt. Nach Mitteilung des Reichs⸗ arbeitsführers läßt ſich die Einſtellung von Abiturienten in den Arbeitsdienſt zum 1. Oktober 1935 nicht ermöglichen. Der Reichs⸗ erziehungsminiſter hat daher angeordnet, daß bei der Immatrikulation im Winter⸗ ſemeſter 1935/36 vom Nachweis der Teil⸗ nahme am Arbeitsdienſt abgeſehen werde. Die Anordnung bezieht ſich auch auf die äl⸗ teren Abiturienten, die bisher vom Arbeits- dienſt zurückgeſtellt waren. Der Miniſter bemerkt jedoch. daß es ſich nur um eine Zu— rückſtellung um ein Semeſter handle und daß der Arbeitsdienſt im Sommerſeme⸗ e Ab Januar neue Prüfungsordnung im Handwerk. Auf einer Tagung der Ober— meiſter der Berliner Innungen machte der Generalſekretär des Reichsſtandes des Deut— ſchen Handwerks, Dr. Schüler. Mitteilun⸗ gen über die beabſichtigte Neuordnung des Prüfungsweſens. Schon jetzt lägen 35 Lei⸗ ſtungsmaßſtäbe für jedes Fach vor, und die noch fehlenden 15 würden bald fertiggeſtellt ſein, ſo daß man mit der Einführung der neuen Prüfungsordnung des Handwerks für Januar 1936 rechnen könne. Bei der Neu⸗ ordnung des Prüfungsweſens ſoll eine enge Aularmenarbeit mit den Berufsſchulen er- Ia. Wettervorherſage: Im Oſten und im Weſten befinden ſich Hochdruckgebiete, über Italien eine ſchwache Depreſſion. Für Mittwoch und Donnerslag iſt vielfach nebliges und bedecktes, aber in der Hauptſache trockenes Wetter zu erwarten. 3 1212 Kere — 7 — ficaagaanaunmamamgapmnnannmmnannammnmm Beſucht das große Militär-Kon⸗ zert am Sonntag, den 20, Oktober nachmittags 4 Uhr im„Freiſchütz“! een Lokales Viernheim, 16. Okt. Sinnſpruch. Der eiferſüchtige Mann iſt ein zorniger Löwe; er iſt edel, und nur der Hunger zwingt ihn, ſeine Beute zu zerreißen. Das eifer⸗ ſüchtige Weib iſt eine erboſte Schlange; ſie iſt eitel, und die Lüſternheit allein verführt ſie zum Stechen. Ludwig Börne. * Ein„anſtändiger“ Judd! Die Viernheimer Judenknechte halten einem ſo gerne entgegen, daß der Iſaak Kaufmann doch ein„anſtändiger Judd“ ſei und keinem noch was zu Leid getan hätte. Abgeſehen davon, daß der Vater des Kauf⸗ mann, der„berühmte Zall“ wegen betrüger⸗ iſchem Wucher im Zuchthaus geſtorben iſt, wandelt auch dieſes„Muſter eines anſtändigen Juden“ auf geſetzeswidrigen Pfaden. Das Finanzamt hat ihn wegen Steuerhinterziehung mit 4 200.—„viertauſendzweihundert“ Geld⸗ ſtrafe belegt. Merkſt du nun endlich was, Viernheimer Spießbürger, oder wird dein Be⸗ dauern noch ſo weit gehn, daß du dem„armen anſtändigen“ ſteuerhinterziehenden Judd noch hilfſt, die Strafe zu bezahlen?! Judd bleibt Judd, wie das Exempel beweiſt. Und wenn das der„Bürgermeiſter der Judengemeinde Viernheim“ tut, der ein„anſtändiger Judd“ iſt, was machen da die unanſtändigen?! Diebſtähle in Hüttenfeld. In der Nacht von Freitag auf Samstag wurde Herrn Valentin Rhein ſein Rad aus dem Hof ge⸗ ſtohlen. Der Dieb drang durch die Gärten von hinten her in den Hof, nahm das Rad und verließ durch das Hoftor, das er aufſchloß, den Platz ſeiner Diebestätigkeit.— In der gleichen Nacht wurde in dem Kaufhaus des Herrn Günther ein Einbruch verſucht. Der Dieb hatte bereits eine Leiter ans Haus geſtellt und verſuchte das Fenſter zu öffnen. Durch das entſtehende Geräuſch wurde der Beſitzer aufmerkſam gemacht, worauf der Einbrecher flüchtete. Herr Günther konnte nur noch ſehen wie er durch die Gärten verſchwand. »Geſchäftsübernahme. Frau Joſefa Weidner geb. Buſalt, die ehedem lange Jahre bei der Firma Schreiber tätig war, hat das Lebensmittelgeſchäft im Hauſe, Alexan⸗ derſtraße 36, übernommen und hält dieſes der geſchätzten Einwohnerſchaft beſtens em⸗ pfohlen. Gute Bedienung wird zugeſichert. Siehe auch Inſerat. * Der Creditverein veröffentlicht eine Bekanntmachung worin aufgefordert wird, die Aufwertungsſparbücher gegen Rück⸗ gabe der Beſcheinigung an allen Wochentagen außer Samstags) abholen zu laſſen. Eröffnung des WHW. 1935/36! Morgen Donnerstag früh 8 Uhr wird an der NS Dienſtſtelle das WHW. 1935⸗36 feier⸗ lich eröffnet, wozu die geſamte Bevölkerung eingeladen iſt. Anſchließend 1. Brennſtoff⸗ und Lebensmittelausgabe in alphapetiſcher Reihenfolge lt. Bekanntmachung Anſchlag an der Zeitungstafel am Rathausplatz und im Rathaus⸗Eingang. Hierbei ſind die Stempel⸗ karten vorzulegen. Heute Mittag von 2—5 Uhr Ausgabe der Ausweiskarten in der NSV⸗ Preisverteilung. Die Ortsgruppe des Reichsbundes für Leibesübungen in Viern⸗ heim gibt bekannt, daß die Uebergabe der Di⸗ plome und des Wanderpreiſes an die Sieger der Ortsmeiſterſchaften vom 8. September am kommenden Freitag abend 9 Uhr im„Frei⸗ ſchütz“ ſtattfindet. Die Sieger werden ge⸗ beten, ſich pünktlich einzufinden. Das Polizeiamt Viernheim teilt mit: Aus Anlaß der Deutſchen Wein Werbewoche in der Zeit vom 19. bis 26. Oktober 1935 wird die Polizeiſtunde am Samstag, den 19., Sonntag, den 20. und Samstag, den 26. Oktober 1935 gebührenfrei bis 4 Uhr verlängert. * Der Bunte Abend des Männergeſangvereins. Der Senior der Viernheimer Geſang⸗ vereine, der alte traditionsreiche Männer-Ge⸗ ſang⸗Verein, hatte am letzten Samstag die zahlreiche Männergeſangvereinsfamilie zuſam⸗ mengerufen, um mit ihr und den noch hier⸗ zu erſchienenen Sangesfreunden einen gemüt⸗ lichen Abend zu verbringen. Der geräumige Saal des„Ratskeller“ war bis auf den letzten Platz beſetzt, als der neue Vorſitzende, Herr Philipp Herſchel, die Beſucher mit mar⸗ kanten Begrüßungsworten willkommen hieß und ihnen einen unterhaltſamen Abend zu⸗ ſicherte. Es wurde aber auch ein Feſt des Frohſinns und geſunden Humors. Das Be⸗ merkenswerteſte iſt, daß ſich der Abend in einem neuzeitlichen Geiſte bewegte und die Bühnendarbietungen ſich wie in einem ſtädt. Kabarett abwickelten. Dazwiſchen ſang der Chor ſtimmungsvolle Chöre, ſodaß alle Freunde eines guten Humors, ſchöner Ge⸗ ſangskunſt, muſikaliſcher Darbietungen, die Kapelle Hanf ſchmückte nähmlich den Abend in ihrer bekannt ſchönen Weiſe aus, und die Tanzfreudigen auf ihre Rechnung kamen. Der beliebte Kölner Humoriſt Georg Mierſch gab als Anſager witzig und humorvoll den einzelnen, ſehr beifällig aufgenommenen Dar⸗ bietungen immer eine beſondere Note und doch ſo, daß das Ganze zuſammenhängend wirkte. Auf das alles einzugehen, was geboten wurde, iſt wegen ſeiner Reichlichkeit unmöglich. Nur das ſei geſagt, daß alle Mitwirkenden ihr beſtes hergaben. Beſonders erwähnt muß un⸗ ſer lieber Knauber, Jakob M üller, wer⸗ den, der mit zwei neuen Schlagern aufwartete und bombigen Beifall erntete. Unſer einhei⸗ miſcher Künſtler, Georg Knapp, brachte mit ſeiner ſchönen wohldurchgebildeten Baß⸗ ſtimme zwei prächtige Lieder zum Vortrag, für welche er ebenfalls reichen Beifall einheimſte. So waren alle Beteiligten in jeder Hin⸗ ſicht bemüht, den Beſuchern einen frohen. Abend zu bereiten. Es iſt dies auch voll und ganz gelungen. Gleich von Beginn an herrſchte im Saale eine frohe Stimmung, die bis zum Schluß anhielt; denn auch das fröhliche Tänz⸗ chen anſchließend trug viel zur Munterkeit bei. Für den Abend verantwortlich zeichnete der ſtellvertretende Chormeiſter, Lehrer Franz Klee, dem unſere volle Anerkennung gilt. Wir glauben, daß der Verein nach den vielen Irrfahrten ſeit Zurücktreten des Ehrenchor⸗ meiſters Rektor Mayr, nun endlich den Mann gefunden hat, der aus dem vorzüglichen Stimmenmaterial des Männergeſangvereins das geſtaltet, was hieraus zu machen iſt, näm⸗ lich einen Chorgeſang, der mit zu den erſten gehört. *. Aus der Gemeinderats⸗ ſitzung. Zu ſeiner erſten Sitzung ſeiner neuen 6jährigen Amtsperiode, iſt geſtern abend der Viernheimer Gemeinderat zuſammengetreten. Anweſend waren, neben dem Vorſitzenden, Herrn Bürgermeiſter Bechtel, Herr Beige⸗ ordneter Schweigert, ſowie die Herren Ge⸗ meinderäte: Franzke, Georg Hofmann, Joſ. Kempf, Adam Winkenbach, Mögelin, Jean Wunderle, Neff, Phil. Wunder. Herr Ge⸗ meinderat Weitzel iſt noch abweſend und Herr Gemeinderat Roos fehlte entſchuldigt. Das Protokoll führte Herr Verw.⸗Inſp. Alter. Kurz nach 8 Uhr eröffnete Herr Bür⸗ germeiſter Bechtel die Sitzung und hieß das Plenum ſowie die Vertreter der Preſſe will⸗ kommen. Der Zuhörerraum war nicht be⸗ ſetzt. Zur Tagesordnung: Punkt 1: Erhebung einer Bür⸗ gerſteuer in 1936. Eine Ermäßigung der Bürgerſteuer darf die Gemeinde deshalb nicht vornehmen, weil ſie noch Zuſchüſſe von Land und Reich erhält, anſonſt dieſe verloren gehen. Die Zuſchüſſe werden für die Wohlfahrtslaſten benötigt. Im letzten Jahre erhielt die Ge⸗ meinde hier 52 000.— RM. und im laufen⸗ den Geſchäftsjahr bereits 30 000.— RM. Aus dieſem Grunde wird feſtgelegt, daß die Bürgerſteuer im hundertſatz von 500, wie im letzten Jahre erhoben wird, zumal durch die ſoziale Staffellung bereits eine Ermäßigung eingeräumt wurde. Billigkeitserläſſe ſollen nur nach genauer Prüfung der Sachlage ge⸗ macht werden. Punt 2 Beſichtigung der Feuerwehr Viernheim hier; Bera⸗ tung von Maßnahmen zur Erhöh⸗ ung der Leiſtungs fähigkeit. Die Beſichtigung der hieſigen Wehr zeigte ein trü⸗ bes Bild. Im Befundbericht des Landes⸗ feuerwehrinſpektors Knaub heißt es, daß der richtige Geiſt und das Verſtändnis fehle, denn ſonſt hätte es nicht vorkommen dürfen, daß 12 Freiw. Feuerwehrmänner und 20 Leute der Pflichtmannſchaft bei der Beſichtigung fehlten. Es iſt deshalb unbedingt erforderlich, — Fe, Ol und Schmut ſie muͤſſen weichen, denn ſäubert ohnegleichen! 88 eee 9 N Dienſtſtelle. Hergeſtellt in den Perſilwerken! Je 5 N I 8 Woo 2,. 5 8 ö N N daß die Wehr zahlenmäßig verſtärkt wird. Mindeſtens müſſen es 100 Freiw. Feuer⸗ wehrmänner und 100 Pflichtfeuerwehrleute ſein, damit alle vorhandenen Geräte bedient werden können. Die bei der Beſichtigung feh⸗ lenden Pflichtleute werden beſtraft und die Freiw. Feuerwehrmänner aus der Wehr aus⸗ geſtoßen. Der Rat behandelte dieſe Frage in eingehender Weiſe. Beſonders wurde feſtge⸗ ſtellt, daß doch gerade die Beſitzenden, Bauern und Geſchäftsleute, am meiſten durch Feuer gefährdet, aber in der Wehr am wenigſten vertreten ſind. Deshalb muß der Feuerwehr⸗ gedanke mehr in die Bevölkerung getragen werden. Es iſt ſchon ſo, wie Feuerwehr⸗ komandant Kempf ſagte, daß bei einem Brand gleich genügend Kritiker an der Feuerſtelle da ſind, doch helfen, ſich zur Verfügung ſtellen, das tun ſie nicht. Beim Roten Kreuz ſollen die Verhältniſſe ähnlich liegen. Es wird des⸗ halb feſtgelegt, daß ſich ein Ausſchuß, beſtehend aus dem Bürgermeiſter, Beigeordneten, Orts⸗ gruppenleiter, N. S.⸗Hago⸗Leiter und Orts⸗ bauernführer zuſammenſetzt und die notwen⸗ digen Maßnahmen beſchließt und durchführt. Wer ſich weigert, dem Rufe der Feuerwehr beizutreten Folge zu leiſten, muß mit ent⸗ ſprechenden Maßnahmen, die gegen ihn er⸗ griffen werden, rechnen. Punkt 3: Kreditvermittelung; hier: Ueberprüfung des Zinsſatzes für Darlehen. Der Zinsſatz für das ſr. Zeit von der Gemeinde vermittelte Geld wird von 7 auf 6% ermäßigt. Punkt 4: Den Wirtſchaftsbe⸗ trieb„Ratskeller“. Hier wurde feſt⸗ geſetzt, ein genaues Inventar⸗Verzeichnis her⸗ zuſtellen und von Wirt und Brauerei unter⸗ ſchreiben zu laſſen. Punkt 5: Sicherung des Turn⸗ unterrichts bei ſchlechtem Wetter. Da ſich die hierzu gemietete Sporthalle auf dem Stadion als ſchlecht geeignet erwieſen hat, wurde feſtgeſetzt, daß in Zukunft hierfür der Saal„Zum Ratskeller“ Verwendung finden ſoll. Natürlich darf nur mit Turnſchuhen darin geübt werden. Die entſprechende Organi⸗ ſation wurd durch die Gemeinde mit den Schu⸗ len vorgenommen werden. Unter Punkt 6 Verſchiedenes war nichts zu bemerken, weshalb der Vorſitzende die öf⸗ fentliche Sitzung beendete. Anſchließend nicht⸗ öffentliche Sitzung. Vereins ⸗ Anzeiger fucnabsatz-Gengssenschall Heute Mittwoch, 4— 6 Uhr, Aus⸗ zahlung und Einzug aller rückſtän⸗ digen Ausgleichsbeiträge. Kartoffelanlauf für den Haushalt Darmſtadt, 15. Oktober. Die Zentralabtei lung der Heſſiſchen Landesregierung teilt folgende Bekanntmachung der Preisüber⸗ wachungsſtelle mit:„Im Intereſſe eine ungeſtörten und erleichterten Bezuges vor Speiſekartoffeln durch den Kleinverbraucher (Verbraucher im eigenen Haushalt) bei dem Erzeuger direkt iſt dieſer unmittelbare Be⸗ zug in Menge und Form keinen Beſchrän⸗ kungen mehr unterworfen. Ein Schluß⸗ ſcheinzwang iſt hier nicht vorgeſchrieben, ebenſo wenig ein Zwang zur Aushändigung von Verkaufsbeſtätigungen und ähnlichem. Der Erzeuger iſt auch nicht gehindert, auf Wochenmärkten dem Verbraucher ſeine Wa⸗ ren anzubieten. Beſchränkung auf be⸗ ſtimmte Mengen, die der Erzeuger nur auf dem Wochenmarkte verkaufen durfte, fallen, ſoweit ſie bisher beſtanden, weg. Dagegen hat der Hauſierhandel mit Kartoffeln(ein⸗ ſchließlich des Hauſierangebots durch Zei⸗ tungsinſerate) für die Erzeuger auch künf⸗ tighin zu unterbleiben. Das Aufſuchen von Winterbeſtellungen(alſo für den Einkelle⸗ rungsbedarf) fällt nicht unter dieſes Ver⸗ bot.“ eme Seschäſtsühernahme und Empfehlung! Ein Wer nicht Sehwein inseriert, gerin Anna Weidner betriebene g erweitern. Ich bitte mich in meinem Unternehmen zu unter⸗ ſtützen— ich werde mich jederzeit dem mir geſchenk⸗ ten Vertrauen würdig erweiſen. Mit deutſchem Gruß! Josefa Weidner geb. Busalt hammmmnmgaunammmmmanannnmanmmes Der geſchätzten Einwohnerſchaft Viernheims, meinen alten Bekannten und Geſchäftsfreunden hiermit die Mitteilung, daß ich das bisher durch meine Schwä⸗ Lebensmittel- geschäft in der Alexanderſtraße 36 ſelbſt übernommen habe. Meine Tätigkeit bei der bekannten Firma Schreiber, die mich in einem Zeitraum von über 12 Jahren mit allen Eigenheiten des Lebensmittelgeſchäfts gründlich vertraut werden ließ, geben meiner Kundſchaft die Ge⸗ währ, daß ſie auch in meinem nun übernommenen Geſchäft einwandfreie Ware zum billigſten Preis er⸗ halten wird. Durch meine Bezugsquellen bin ich in der Lage für die Friſche der Lebensmittel jede Garantie zu übernehmen, worauf ich beſonders hinweiſen will! Mein Beſtreben wird ſein, durch aufmerkſamſte— und freundliche Bedienung mir den Kreis der Kunden, die mich aus meiner früheren Tätigkeit her kennen u. an deren Treue ich nicht zweifle, zu erhalten und zu zur Zucht hat wirü zu verkaufen. vergessen! Fhllins Busalt Waldſtr. 46 ie 190 ür — N Eüssldsüler Ae 11 Die billige Mierrie 5 nech 155 gebb Wonnung. ele e ae Lissi Schlatter 8 m. tür Schrk. langj. Lehrerin alles abger. 125 n 245.— e ee, Je mung mannnelmerst. Ad 2 Hatraen 0.— Kache naturlak.1 Büfett 1 Anrichte, 1 Tiſch Frachi⸗ 2 Stühle 155.— Die Aufwertungs ⸗ Sparbücher können gegen Rückgabe der Beſcheinigungen an allen Wochentagen außer Samstags eingeholt werden. Viernheimer Mreditverein b. G. m. bh. H. Die Finderin meines ſchwarzen Verkaufs- Anzeigen Schals finden in dieſer[ wurde am 15. 10. 35 in der Adolf Zeitung große] Hitlerſtraße mit dem Schal geſehen a und erkannt. l . 1 Ich erſuche dieſelbe bei der adurch evangel. Schweſter abzuliefern, an⸗ guten Erfolg 1! dernfalls Anzeige erfolgt. briefe a 02 erhältlich im f. Baumann Verlag dieſes] annnelm Ul. Blattes. Breiteſtraße im Hauſe Pilz n Druckſachen elle ſauber u. billig angefertigt vorrätig in der Dienſtbefehl der Hitler⸗Jugend! Zu der heute Mittwoch, den 16. Okt. im„Kaiſerhof“ ſtattfindenden Mi tglieder⸗ Verſammlung der N. S. D. A. P. hat die geſamte Gefolgſchaft pünktlich 5 Minuten vor 8 Uhr am Heim anzutreten. Für die Führer gibt es zu dieſem Appell keine Entſchuldigung. Der Ortsgruppenleiter: gez. Franzke. Der Führer der Gefolgſchaft: gez. Emil Metzger. in der Druckerei des Exp. ds. Blattes Ulernheimer Anzeiger