1 bol . jöne I 9.805 en: dt tischt. datt (Liernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten! Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertatze.— Bezugspreis monat! gebre Beilagen: zweimal jährlich den Sommer- und Winter Fahrplan und den Wandkalender.— Annahme von Bezugs⸗Beſtellungen in der Geſchäftsſtelle u. bei den Boten Weitverbreitete Tageszeſtung— Hacbrichten⸗ und Anzeigenblatt Fernſprecher 117.— Telegr.: Anzeiger, Viernheim— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Frankfurt a. M., Einzel⸗Verkauf der Zeitung von der Geſchäftsſtelle 5 Pfg., Samstags 10 Pfa 1,40 Mk. frei ins Haus gebracht.— Wochenende“, Viernheimer Zeitung wöchentlich das„Illuſtrierte Zeſchäftsſtelle Platzvorſchriften bei Anzeigen werden eimer Anzeiger Siernheimer Bürger-ig.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die 12geſpaltene Millimeter-Zeile 3 Pfennig, Textſpalte 12 Pfennig bei Wiederholung abgeſtufter Nachlaß.— Annahmeſchluß für Anzeigen aller Art vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer u. von ſämtlichen Anzeigen⸗Mittlern Deutſchlands u. des Auslandes Ankündigungen in dleser Zeitung finden weiteste Verbreitung nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 36 Nr. 253 Mittwoch, den 30. Oktober 1935 52. Jahrgang „githerheitsfanatiler · Der Nationale Sparkag und unſere häus⸗ lichen Sparkommiſſare. Man ſagt, wir Frauen ſeien Sicherheits⸗ fanatiker. Man ſagt es und meint damit etwas ſpöttiſch, daß uns allein der Spatz in der Hand etwas gilt. Anſchaulicher ausge⸗ drückt, wir ſchätzten nur den Liebesſchwur, dem die Ehe folgt, nur das Häuschen, das uns wirklich zueigen iſt, nur den Haushalts- etat, der pünktlich am Monatserſten in ver⸗ einbarter Höhe aufgefüllt wind. Man lin dieſem Falle meiſt der Mann) ſpricht mei⸗ ſtens etwas hämiſch von dieſem unſerem Sicherheitsfanatismus und fühlt doch, daß wir mit unſerer Einſtellung der wirklich⸗ keitsnähere Teil im Leben ſind. Knaben träumen vom großen Abenteuer. Leſen auch heute noch Karl May. Kaufen heimlich von ihrem Taſchengeld die Bücher vom großen Siouxindianer. Auch Mädchen haben ihre Träume vom Glück. Immer noch hängt es und heute erſt recht wieder unwiderruflich zuſammen mit dem—— „Hamſterkaſten“ und der Sparbüchſe. Sie iſt nicht mehr wie in wohlhabenderen Zei⸗ ten des 18. und 19. Jahrhunderts aus Delfter Porzellan oder Silber. Sie trägt auch heute keine ſinnvollen Inſchriften mehr wie zu Großmutters Tagen, wo in großen Lettern auf der Büchſe ſtand:„Mit Geduld und Zeit wird's Maulbeerblatt zum Atlas⸗ kleid“. Oder„Spare, lerne, leiſte was, dann haſt du, kannſt du, biſt du was.“ Aus unſcheinbarem Steingut, aus Blech oder Aluminium ſind die Spartöpfe unſerer Zeit. Zeitgemäß ſchlicht und anſpruchslos im Aeußeren. Aber der Grundgedanke iſt der⸗ ſelbe geblieben:„Spare in der Zeit, dann haſt du in der Not“. Es gab eine Zeit, ſie liegt noch nicht lange zurück, da war das Sparen in Mißkredit ge⸗ kommen. Inflationszeit! Das Geld zerrann in den Händen und wer es feſthielt, verlor daran von Tag zu Tag. Erfolg: es wurde alles ausgegeben. Die Stabiliſierung kam. Die Mark wurde wieder wertbeſtändig. Und ſchließlich kehrte auch das Vertrauen zurück. Das Vertrauen zur Wertbeſtändig⸗ keit des Geldes, zur Sparbüchſe, zum Spar⸗ buch, zum Sparkonto, zur Verſicherung. Die Frauen, durch deren Hände der weitaus größte Teil des Volkseinkom⸗ mens geht, hatten wieder ihre Zeit. Sie ſind nun einmal Verehrerinnen der Sicherheit. In aller Stille legten ſie Reiſe⸗ ſparbüchſen an für die Erholungsreiſe im nächſten Jahr; begeiſterten ſich für Spar⸗ kalender und Sparmeter; ſo mancher Gro⸗ ſchen vom Wirtſchaftsgeld wanderte hinein. Kurz und gut, ihre Spartugend war wieder geweckt. Sie ſchenkten Sparbüchſen zur Ge⸗ burt ihres Patenkindes, zum Geburtstage ihrer Kinder, zur Einſegnung ihrer Töchter, Sparbüchſen mit einem reſpektablen lei⸗ nen Anfangskapital, legten Sparbücher für ſich und die ihrigen an. Heute gibt's ſchon wieder 22 Millionen Sparbücher in Deutſch⸗ land. Nationaler Spartag 1935. Am 30. Oktober wird er begangen. Einen Tag im Jahr ſoll Alt und Jung, Groß und Klein, Stadt und Land ganz beſonders daran er- innert werden, daß Sparſamkeit, wo nicht Vermögen, ſo doch Sicherheit für kommende Tage ſchafft. Sicherheiten für das Alter, in dem Armut und Hilfsloſigkeit bitter wehe tun. Sicherheiten für die Familie, die durch frühen Tod ihres Ernährers vielleicht plöß⸗ lich beraubt wird. Banken und Spark geben mit Zins und Zinſeszins was ihnen an Kapital anvertraut we Vieles, vieles wurde ſchon durch ve tige Wirtſchaftsweiſe erſpart. Ueber 1 tarden Spargelder ſammelten die S! zen an, über 21 Milliarden die Lebensver⸗ ſicherungsgeſellſchaften. Aber mehr, immer mehr noch ſoll geſpart werden, und zwar mit Freude geſpart werden, denn Sparen iſt ein ethiſches Geſetz, ein Geſetz ge⸗ ſunder Selbſterhaltung. Erſparte Gelder entheben unſere Kinder, entheben den Staat der Sorge für uns in unſeren alten Tagen, entheben uns der Schwere des Gnadenbro— tes. Sparen iſt aber auch ein nationa⸗ les Geſetz, denn die Gelder der Sparkaſſen, Banken und Verſicherungen, die in Hypo⸗ theken, Grundbeſitz und Wertpapieren an⸗ gelegt ſind, ſchaffen Arbeit und Brot für ſo viele, die bisher noch abſeits vom Arbeits- leben ſteben mußten. 3 2 In Erwartung der Sanktionen Muſſolini ordnet Einſchränkung des Fleiſchverbrauchs und Verwaltungskoſtenſenkung an Rom, 30. Oktober. Zur Abwehr der bevorſtehenden S ü h ⸗ nemaßn ahmen hat die italieniſche Regierung zunächſt zwei Maßnahmen getroffen, durch die der Fleiſchverbrauch herabgeſetzt und die Verwaltungskoſten in den Staatsbetrieben einſchließlich der Schu- len möglichſt beſchränkt werden ſollen. Der Gedanke einer Rationierung des Verbrauchs durch Geſetz wurde von Muſſo⸗ lini abgelehnt, da auf die Selbſtdiſziplin des italieniſchen Volkes gerechnet werden könne. Insbeſondere ſoll im Brot⸗ und Mehlver⸗ kauf keine Aenderung eintreten. da die diesjährige Getreideernte mit 77 Millionen Doppelzentnern den Inlandsbedarf vollkom⸗ men deckt. Die Maßnahmen für den Fleiſchverbrauch beſtimmen u. a., daß vom 5. November ab für die Dauer von ſechs Monaten die Fleiſcherläden am Dienstag jeder Woche geſchloſſen bleiben und am Mittwoch nur andere Arten als Rind⸗, Schaf⸗ und Schweinefleiſch verkauft werden können. In den Hotels und Reſtaurants ſowie in den Speiſewagen italieniſcher Strecken wird nur ein Fleiſch⸗ oder Fiſchgang geliefert. Für die Einſparungen in den Staatsbe⸗ trieben wird dem italieniſchen Parlament ein beſonderes Ermächtigunggeſetz vorgelegt werden, auf Grund deſſen der italieniſche Regierungschef alle einſchlägigen Maßnah⸗ men anordnen kann. Durch den erſten der⸗ artigen Erlaß werden zur Papiereinſparung alle ſtaatlichen Veröffentlichungen auf ein Mindeſtmaß veſchränkt. Ferner ſollen bei der Ausſtattung ron Büros alle Neuan⸗ ſchaffungen von Möbeln und anderen Bü⸗ rogegenſtänden möglichſt eingeſchränkt wer⸗ den. Alle ſtaatlichen Tele ar amme und Telefongeſpräche ſollen gekürzt wer⸗ den. Täglich ſoll zur Kohleneinſparung der Bürobetrieb grundſätzlich von morgens 8 Uhr auf 18 Uhr beſchränkt bleiben, um Ein neuer Anſchlag Litauens die Memeldentſchen ſollen um den Wahlerfolg gebracht werden Königsberg, 29. Oktober. Der große deutſche Erfolg bei der Memel⸗ wahl veranlaßt die litauiſche Regierung, einen neuen Weg zu beſchreiten, um die ver⸗ traglich zugeſicherte Autonomie zu hinker⸗ treiben. Die Vorbereitungen dazu ſind ſchon zu Anfang dieſes Jahres getroffen worden. Es wurde ein ſogenanntes„Stakutge⸗ ſetz“ geſchaffen, durch das ein Statutgericht eingeſetzt werden ſoll, dem das Recht zuge⸗ ſprochen wird, Verwaltungsmaßnahmen des Memel⸗Direktoriums und Landtagsbe⸗ ſchlüſſe unwirkſam zu machen. So ſollen die Memelländer zum fünften Male nach einer erfolgreichen Landtagswahl wieder um ihre Rechte gebracht werden. Es iſt bezeichnend, daß man bisher nicht gewagt hat, das nach dieſem Geſetz vorge⸗ ſehene Statutgericht zuſammenzuſtellen, ov⸗ wohl das„Statutgeſetz“ bereits ſeit Anfang dieſes Jahres vorliegt. Man hat es viel⸗ mehr vorgezogen, damit bis nach den Wahlen zu warten. Ueber das neue Statutgericht und ſeine Zu⸗ ſammenſetzung kommt jetzt aus Kowno fol⸗ gende Meldung: Der Staatspräſident hat nunmehr die Mitglieder des ſogenannten Statutgerichts für Memel ernannt. Vorſit⸗ zender dieſes Gerichts iſt der jeweilige Prä⸗ ſident des litauiſchen Oberſten Gerichtshofes. Zu Mitgliedern wurden ernannt: der Vize⸗ vorſitzende des litauiſchen Oberſten Gerichts⸗ hofs Maſiulis, das Mitglied des Staatsra⸗ tes Starkus, der Richter des Oberſten Ge⸗ richtshofs Brusdailins und der Kownoer Dozent Krivicas. Die Richter des Statut⸗ gerichts werden auf ſieben Jahre ernannt. Das Statutgericht entſcheidet über folgende Fragen: 1. Widerſpruch eines Geſetzes der Zentral⸗ regierung gegen das Memelſtatut: 2. Wider⸗ ſpruch eines Geſetzes des Memelgebiets ge⸗ gen das Memelſtatut; 3. Widerſpruch eines Verwaltungsaktes des Verwaltungsorgans der Zentralregierung gegen das Memel⸗ ſtatut, 4. Widerſpruch eines Aktes des Gou⸗ verneurs gegen das Memelſtatut: 5. Wider⸗ ſpruch eines Verwaltungsaktes des Memel⸗ gebiets gegen das Memelſtatut: 6. Wider⸗ pruch eines geſetzlich ungültigen Aktes des Landtags gegen das Memelſtatut. Solange das Statutgericht ein Geſetz der Zentralregierung oder des Memelgebiets nicht als im Widerſpruch zu dem Memelſta⸗ tut befindlich erachtet hat, kann kein Gericht die Anwendung des Geſetzes der Zentralre⸗ gierung oder des Memelgebnetes verhin⸗ dern mit der Begründung, daß es dem Sta⸗ tut des Memelaebiets widerſpreche. Eine Friſt für Entſcheidungen iſt dieſem Gericht nicht vorgeſchrieben. Seine Urteile ſind endgültig. * Die erſt jetzt nach dem Ergebnis der Me— melwahl erfolgte Beſetzung des ſchon zu Anfang des Jahres geplanten ſogenannten Statutgerichts kann nur ſo ausgelegt wer⸗ den, daß die litauiſche Regierung auch wei⸗ ter ihren Willen ungehemmt im Memelge— biet durchzuſetzen verſuchen wird, ſo wie das bisher durch das litauiſche Direktorium und die Ausſchaltung des Landtags und durch ſonſtige einſeitige Maßnahmen geſchehen iſt. Die plötzliche Beſetzung der Richterpoſten des Statutgerichts erklärt ſich auch damit, daß ſich Litauen vorſorglich einen Hebel vor⸗ bereitet, mit dem es den neuen Landtag und das Direktorium, das auf Grund des Wahlergebniſſes zu bilden iſt, in entſchei⸗ denden Fragen aus den Angeln heben'ann Damit erweiſt ſich die Vermutung als rich⸗ tig, daß das Statutgericht, das in Kompe⸗ tenzſtreitigkeiten zwiſchen der Zentralregie⸗ rung und den autonomen Organen des Me⸗ melgebiets entſcheiden ſoll, von Litauen als jenes Werkzeug betrachtet wad. mit dem der Erfolg der Memelwahl unter dem Deck⸗ mantel richterlicher Unpartet⸗ lichkeit praktiſch zunichte gemacht wer⸗ den kann. Das Gericht iſt aus vier Kowngern und nur einem, aber natürlich ſtocklitaui⸗ ſchen Memelländer zuſammengeſetzt und ſichert alſo der Zentralregierung iedes po⸗ litiſch erwünſchte Urteil. Beſonders bedeut⸗ ſam iſt die Beſtimmung, daß das Gericht für ſeine Urteilsfindung an keine Friſt gebun⸗ den iſt. Es kann ſich daher nach Lage der Dinge und den politiſchen Bedürfniſſen einer Entſcheidung auf Jahre hinaus enthatten. Mit ſolchen Verzögerungen wird z. B. dann zu rechnen ſein, wenn ein den Willen der Mehrheit vertretendes Direktorium gegen eine Maßnahme des Gouverneurs beim Statutgericht klagbar werden muß, die be⸗ treffende Maßnahme aber bis zur beliebig aufgeſchobenen Entſcheidung dieſes Gerichts nicht außer Kraft geſetzt werden kann. Aus dem von den vier Großmächten ga— rantierten Memelſtatut, deſſen Auslegung dem Völkerbundsrat und dem Haager Ge⸗ richtshof vorbehalten war, iſt ſomit ein „Rechtsmittel“ geworden, das von einem einſeitig zuſammengeſetzten litauiſchen Ge⸗ richtshof ausgelegt werden ſoll. Es iſt un⸗ möglich, daß ein von Litauen einſeitig zu⸗ ſammengeſetztes Gericht über die Auslegung erledigt ſei, die Konferenz fortfahren werde, eines internationalen Vertrages entſcheiden kann, der von vier Großmächten unterzeich— + orden iſt. während des Winters mit der Heizung bezw. mit dem Verbrauch elektriſchen Stro⸗ mes möglichſt zu ſparen. * Tanks ſtoßen ins Leere Die Taktik der Abeſſinier. Addis Abeba, 30. Oktober. Amtliche abeſſiniſche Meldungen vom Kriegsſchauplatz berichten über eine erneute Aktivität der italieniſchen Truppen an der Südfront. Im Tal des Barra⸗Fluſſes ſoll ein kleinerer Tankangriff der Italiener ohne beſondere Erfolge durchgeführt worden ſein, da die abeſſiniſchen Truppen ſolchen An⸗ griffen beſonders ausweichen. An der Nordfront ſollen auch weiterhin keine größeren Aktionen erfolgt ſein. Wie in Addis Abeba behauptet wird, unternehmen die Italiener ihre Erkundungsvorſtöße an der Nordfront nur mit Eingeborenentruppen, die dann zum Teil auf die abeſſiniſche Seite überliefen. Die abeſſiniſchen Truppen würden ſich an der Nordfront auch weiterhin von den italieniſchen Truppen löſen, um dieſe aus ihren eingebauten Stellungen herauszulocken. Neuer abeſſiniſcher Kriegsminiſter. Im abeſſiniſchen Kriegsminiſterium ſoll nach einer amtlichen Verlautbarung ein Wechſel vorgenommen werden. Der frühere Kriegs⸗ miniſter Birru, der jetzt aus der Verbannung zurückgekehrt iſt, ſoll Ras Moulougetas er⸗ ſetzen. Ras Moulougetas wird zum Gouver⸗ neur der Godjam⸗Provinz ernannt werden. f* 14 A.* 5* Kriſengerüchte in Paris Laval und die Radikalſozialen. Paris, 29. Oktober. Die innerpolitiſchen Spannungen in Frankreich, die zuletzt erſt auf dem Partei⸗ tag der Radikalſozialen zum Ausdruck ka⸗ men, bieten einen geeigneten Nährboden für zahlreiche Gerüchte. So verzeichnet der ſozialiſtiſche„Populaire“ in großer Aufma⸗ chung Gerüchte, wonach Miniſterpräſident Laval in dem Beſtreben, den ſeinem Kabi⸗ nett nach der Entſchließung des radikalſo⸗ zialen Parteitages drohenden Gefahren zu begegnen, die Abſicht haben ſoll, ſeinen ra⸗ dikalſozialen Kabinettskollegen die Durch⸗ führung der vom Parteitag gegen die Kampfbünde geforderten Maßnahmen mit Hilfe neuer Notverordnungen vorzuſchlagen. Es würde ſich demnach darum handeln, das Notverordnungsrecht, das bisher nur wirt- ſchafts⸗ und finanzpolitiſchen Maßnahmer diente, ſich zur Durchführung innerpoliti⸗ ſcher Forderungen nutzbar zu machen. Als Gegenleiſtung verlange Laval jedoch, daß der Haushalt durch eine Notverordnung in Kraft treten ſolle und daß die Arbeitszeit der Kammer verlängert werde. Sollten die radikalſozia⸗ len Miniſter dieſen Vorſchlag nicht anneh⸗ men, werde Laval, ſo heißt es, zurücktreten. 5 7 707 Das Ende des Chaco⸗Krieges Eine feierliche Proklamation. Buenos Aires, 29. Oktober. Die Friedenskonferenz von Buenos Aires hat in feierlicher Form eine amtliche Erklä⸗ rung herausgegeben, wonach der Kriegszu⸗ ſtand zwiſchen Bolivien und Paraguay als beendel anzuſehen ſei. Dieſe Erklärung iſt von ſämtlichen Ver⸗ tretern der Vermittlungsmächte und der bei⸗ den bisher kriegführenden Staaten unter- zeichnet. Eine weitere Erklärung der Frie⸗ denskonferenz beſagt, daß, nachdem nun⸗ mehr die militäriſche Seite des Streitfalle⸗ die eigentlichen Streitpunkte zwiſchen Boli⸗ ö vien und Paraguay zu prüfen. ———— — * Aberführung Laubingers Aufbahrung in Berlin. Berlin. 29. Oktober. Der Sarg des Präſidenten der Reichs⸗ theaterkammer, Laubinger, traf aus Bad Nauheim in Berlin ein. Zahlreiche Schau⸗ ſpieler, die Abteilungsleiter des Miniſte⸗ riums für Volksaufklärung und Propa⸗ ganda und die Politiſchen Leiter gaben das Ehrengeleit. Der ſtellvertretende Präſident der RNeichsthegterkammer Oberregierungs⸗ rat Dr. Schlöſſer, die von Miniſterialrat Ott und dem Kur⸗ direktor von Bad Nauheim, Freiherrn von Wechmar, begleitet wurde, das tiefſte Mit⸗ gefühl aller Berufskameraden und der Kammer aus. Der mit dem Hakenkreuz⸗ banner bedeckte Eichenſarg wurde aus dem ſchwarz ausgeſchlagenen Wagen gehoben. Die ſterbliche Hülle Laubingers wird in der Kapelle des Georgen-Friedhofs aufgebahrt. Am Donnerstag findet in der Volksbühne eine Trauerfeier ſtatt. Der Deutſchlandſender überträgt die Trauerfeierlichkeiten am Donnerstag, 11 Uhr. Um 10 50 Uhr wird ein einführender Funkbericht gegeben. Neuer Reichsluftſportführer Oberſt Loerzer kritt ins Reichsluftfahrt⸗ miniſterium über. Berlin, 30. Oktober. Der Reichsluftſportführer, Oberſt Loer⸗ zer, tritt mit dem 1. November auf Befehl des Reichsminiſters der Luftfahrt und Ober⸗ befehlshabers der Luftwaffe. General der Flieger Göring, von ſeinem bisherigen Po⸗ ſten in das Reichsluftfahrtminiſterium über, um in einer höeren Stelle der Luftwaffe Verwendung zu finden. Zu ſeinem Nachfol⸗ ger iſt Oberſt Mahnke, bisher Komman⸗ deur der Fähnrichsſchule Eiche, ernannt worden. Oberſt Loerzer. mit 44 Abſchüſſen einer der erfolgreichſten deutſchen Jagdflieger, übernahm im Marz 1933 den Aufbau des als Einheitsorgani'a⸗ tion gegründeten Deutſchen Luftſport⸗Ver⸗ bandes und wurde im Auguſt 1935 zum Reichsluftſportführer ernannt. Sein Nachfolger Oberſt Mahnke iſt einer der älteſten deutſchen Vorkriegs⸗ flieger. Im Frühjahr 1911 wurde der da⸗ malige Leutnant Mahnke zu der entſtehen⸗ den deutſchen Fliegertruppe nach Döberitz kommandiert. Er nahm u. a. ſchon an dem Erſten Oberrheiniſchen Seite e und an dem erſten Manöver im Herbſt 191 teil, bei dem Militärflugzeuge eingeſetzt wurden. Im Kriege war Oberſt Mahnke Führer einer Feldfliegerabteilung und ſpä⸗ ter im Stabe des kommandierenden Gene⸗ rals der Luftſtreitkräfte. Glückwünſche für Dr. Goebbels Das Geſchenk Adolf Hitlers. Berlin. 29. Oktober. Anläßlich des Geburtstages des Reichs⸗ miniſters Dr. Goebbels fand ſich in ſeiner Wohnung im Laufe des Tages eine große Zahl von Gratulanten ein. Gegen Mittag erſchien der Führer und Reichskanzler ſelbſt, um Dr. Goebbels perſönlich ſeine Glück⸗ wünſche zu überbringen und ihm ein wert⸗ volles Originalgemälde von Spitzweg zu überreichen. Muſikkapellen der SA und der Marine⸗SA, ſowie ein Trommler⸗ und Fanfarenkorps des Jungvolks und ein Sing⸗ chor der HJ und des BDM brachten dem Berliner Gauleiter ein Geburtskagskonzerk dar, während Obergruppenführer von Ja⸗ gow, Gruppenführer Uhland, ſämtliche Ber⸗ liner Brigadeführer der SA und Reichs⸗ muſikführer Fuhſel perſönſich ihre Glück⸗ wünſche ausſprachen. Auch Obergebietsfüh⸗ rer Axmann erſchien mit dem Führer der Berliner HJ, um die Glückwünſche der Ju⸗ gend zum Ausdruck zu bringen. Den gan⸗ zen Tag über liefen außerdem zahlloſe Glückwunſchſchreiben, Telegramme. Blu⸗ mengrüße und Geſchenke aus allen Schichten des Volkes ein, unter denen ſich auch eine vom Gau Berlin⸗Brandenburg des Reichsarbeitsdien⸗ ſtes überreichte und von Arbeitsmännern in mühſeliger vierwöchiger Arbeit handge⸗ ſchnitzte Geſchlechterwiege für den am 2 Oktober geborenen Stammhalter des Mini⸗ ſters befand. ſprach Frau Laubinger, „Wir haben dieſen Skaat ſelbſt aufgebaut!“ Miniſterpräſident General der Flieger Hermann Göring während ſeiner großen Rede auf der Führertagung der NSDAP des Gaues Schleſien in der Breslauer Jahr⸗ hunderthalle, in der er grundlegende Richtlinien zum Thema Partei und Staat aus⸗ führte. (Scherl⸗Bil derdienſt— M.) Miniſterſturz durch Skandal Umbildung des Kabinetts infolge der Glücksſpielaffäre Madrid, 29. Oktober. Der ſpaniſche Miniſterpräſident und Fi- nanzminiſter Chapaprieta hat dem Staats- präſidenten den Rücktritt des geſamten Kabinefts mitgeteilt und iſt von dieſem ſo⸗ fork mit der Neubildung der Regierung be- auftragt worden. Chapaprieta gab die Abſicht kund, die durch die Beſtechungsaffäre Strauß kom⸗ promittierten, aber nicht beſchuldigten Mi⸗ niſter Lerroux und Rocha durch zwei an⸗ dere radikale Abgeordnete zu erſetzen. In den dem Regierungsblock naheſtehen⸗ den Zeitungen wurde in den Kommentaren über die Ausſprache im Parlament darauf hingewieſen, daß die Schnelligkeit und Ob⸗ jektivität, mit der die parlamentariſche Kom⸗ miſſion und das Parlament ſelbſt den Fall Strauß behandelt hätten, ein Beweis für die Arbeitsfähigkeit der augenblicklichen Cortes ſei. Es wird ferner hervorgehoben. daß der Glücksſpielſfkandal, mit dem angeblich die fahnenflüchtigen ſpaniſchen Oktoberrevolu⸗ tionäre in Zuſammenhang ſtehen ſollen, nicht zum Vorwand für eine Kursänderung in der Regierung dienen dürfte. Hochwaſſer in aller Welt Auch in der Schweiz überſchwemmungen Bern, 29. Oktober. Die die Kantone Glarus und Ari verbin- dende Klauſenſtraße wurde vom Hochwaſſer überflutet und an einer Stelle verſchüttet. Bei Rougemont im Waadtländer Ober⸗ land wurde ein Bauernhaus von den Flu⸗ ten fortgeſchwemmt. Ein Ehepaar und zwei Kinder fanden dabei den Tod. Schneeſchmelze im Oberharz Goslar. 29. Oktober. Anhaltender Regen und die Schnee- ſchmelze im Oberharz haben die Flüſſe im Nordharzvorland ſtark anſchwellen laſſen. Beſonders ſtark war die Gefahr für das Land an der Oker, die an verſchiedenen Stel- len die Aferbefeſtigung durchbrach. Die Bewohner des Dorfes Schladen muß⸗ ten die am meiſten gefährdeten Häuſer räu⸗ men und das Vieh in Sicherheit bringen. In der Nähe des Bahnhofs Börſſum wurde von der Oker der Eiſenbahndamm auf 50 Meter unterſpült. Kraftomnibuſſe und Pen⸗ delzüge mußten eingeſetzt werden. Die Ge⸗ gend zwiſchen Vienenburg und Börſſum gleicht einem weiten See. Hilfe für die Hochwaſſeropfer Skeftin, 29. Oktober. Durch den verſtärkten nordweſtlichen Stauwind ſtieg wieder der Waſſerſpiegel im Odergebiet. Wegen der neuen Hochwaſſer⸗ gefahr wurden auf Anforderung der Waſ— ſerſchutzpolizei rund 100 Mann der Tech⸗ niſchen Nothilfe im Mällner Revier bereit- geſtellt. Im Vorbruch überwachte der Ar⸗ beitsdienſt wieder laufend die Deichanlagen und dichtete die immer wieder auftretenden Undichtigkeiten. Die Kreisführung Groß— Stettin des WHW hat eine großzügige Hilfsaktion für die Hochwaſſergeſchädigten eingeleitet. die zum größten Teil in Maſſen⸗ quartieren untergebracht ſind und von der NSW verpflegt werden. Das Bergwerksunglück in Japan Viele Tote und Verwundete. Tokio. 30. Oktober. Bei dem ſchweren Grubenunglück in Ju- kuoka ſind bisher 59 Tote und 15 Verletzte eborgen worden. Im Bergwerk befinden ich noch weitere 67 Bergleute. Es beſteht nicht mehr die Hoffnung, ſie lebend zu ber ⸗ gen. Das Unglück iſt infolge ſchlagender Wetter enkſtanden. * Furchtbares Anwetter Tokio, 30. Oktober. Die erſten amtlichen Berichte über die Folgen einer Unwetterkataſtrophe werden jetzt bekanntgegeben. In Tokio ſtehen da⸗ nach 31577 Häuſer unter Waſſer, in Na⸗ goja 15 000. In dem Dorf Tazuda wurden durch einen Erdrutſch 30 Menſchen lebend begraben. Ganze Küſtenſtriche verwüſtet Die Naturkafaſtrophe in Mittelamerika. London. 29. Oktober. Bei der Wirbelſturmkataſtrophe, die auf Haiti ſo viele Todesopfer gefordert hat, iſt auch die Küſte von Nicaragua, namenllich 14 Gracias a Dios, ſchwer heimgeſucht worden. Der amerikaniſche Flieger Kingsley, der das Gebiet überflogen hat, berichtet, daß nur noch das Zollhaus und das Gebäude der Generalkommandos erhalten ſeien. Er habe zahlreiche Verletzte und Tote wahrge⸗ nommen. Der Bruder des Präſidenten von Nicaragua, Oberſt Sacaſa, brachte im Flug⸗ zeug Sanitätsmaterial und Lebensmittel an 5 und Stelle, um die ärgſte Not zu lin⸗ ern. Inzwiſchen iſt der Motagua-Fluß an der Nordoſtküſte von Honduras infolge eines Wolkenbruches derartig angeſchwol⸗ len, daß das Hochwaſſer das umliegende Cand überſchwemmtk hat. Die Städte Teia und Lima und die ausgedehnten Bananenplantagen ſtehen unter Waſſer. In Progreſo hat das Waßer eine Höhe von beinahe vier Metern erreicht. Weitere Nachrichten fehlen noch infolge der Unterbrechung der Verbindungen. Neuer Deviſenſchieberprozetz Der bisher größte Deviſenprozeß gegen ka⸗ tholiſche Ordensgeiſtliche. Berlin, 30. Oktober. Bor der 4. Großen Strafkammer des Berliner Landgerichts begann am Dienstag der bisher größte Deviſenprozeß gegen ka⸗ tholiſche Ordensangehörige. Die Anklage richtet ſich gegen die Generalprokuratorin in der„Genoſſenſchaft der Schweſtern Un⸗ ſerer lieben Frau Gmbh. Renilde Romen und Co.“, Anna Schroers(Schweſter Li- bora) aus Mühlhauſen bei Kempen am Rhein. Mitangeklagt war urſprünglich auch die Heimleiterin Anna Gerdemann aus Char- lottenburg. Das Verfahren gegen ſie iſt aber inzwiſchen eingeſtellt worden. Die Ge⸗ ſamtſumme der von der Angeklagten Schroers ins Ausland gebrachten Beträge ſoll ſich laut Anklage auf 825 000 Rm belaufen. Der weitaus größte Teil dieſer Summe— 645 000 RM— wurde in den Jahren 1932 bis 1934 unter Mißbrauch der Ordenskleidung in Reichsbanknoten nach Holland geſchafft und hier angelegt, und zwar 345 000 RM für das Liebfrauen⸗Mut⸗ terhaus in Mühlhauſen und die reſtlichen 300 000 RM im Intereſſe anderer Klöſter. Ein weiterer Teilbetrag von 180 000 RM gelangte auf dem Wege über die Univer⸗ ſum⸗Bank in Münſter zur Univerſum⸗Bank in Amſterdam. Die Leitung der finanziel⸗ len Angelegenheiten des Ordens lag in den Händen der Angeklagten Schroers. Sie hat nach den Ermittlungen ferner durch unrich⸗ tige und unvollſtändige Angaben Deviſengenehmigungen in Höhe von 0 00 Rm erſchlichen. Das Geld diente in der Haupt⸗ ſache zum Rückkauf von Obligationen der ausländiſchen Ordensanleihen. Bei einem Tilgungsgeſchäft in Dollarbonds verdiente das Mutterhaus rund 300 000 RM. In Amſterdam wurden die für das Mutterhaus des Liebfrauen⸗Ordens verſchobenen Reichs⸗ markbeträge bei der Univerſum⸗Bank unter verſchiedenen Decknamen angelegt. Die An⸗ geklagte Schroers hat in der Vorunter⸗ ſuchung bereits eingeräumt, daß die Schein⸗ konten ſeit 1932 hauptſächlich auf ihr Betrei⸗ ben eingerichtet worden ſeien,„damit der Orden ſich in Notzeiten beſſer helfen könne“. Insgeſamt wurden für 366 500 RM ausländiſche Wertpapiere erworben, und zwar 96 000 Gulden der eigenen Hollandanleihe, 131000 Dollar⸗ bonds der römiſch⸗katholiſchen Wohlfahrts⸗ anleihe und 15 000 Gulden in Aktien der Univerſum⸗Bank. Bezeichnend für die Einſtellung der Ange- klagten iſt vor allem der Auſtand. daß ſie die ganzen verbotenen Derviſengeſchäfte durchgeführt hat, nachdem und obwohl ihr mündlich geſtellter Ankrag auf Genehmi- gung des Rückkaufs eigener Obligationen von der Deviſenſtelle abgelehnt worden war. Auch hier war wieder der Wunſch beſtim⸗ mend,„die verhältnismäßig hohen Schulden mit möglichſt geringen Mitteln zu kilgen.“ Der Prozeß wird mit Hilfe von vier im Gerichtsſaal aufgeſtellten Mikrophonen auf Schallplatten aufgenommen. 4 4* Auslands⸗Rundſchan Die katholiſche Aktion in Oeſterreich. „Die katholiſche Aktion hat neue Richt⸗ linien herausgegeben, um die Wirkung der Propagandaarbeit für die katholiſche Kirche u verſtärken. In Zukunft werden in jeder farre regelmäßige Pfarrverſammlungen abgehalten werden, in denen Vorträge von Geiſtlichen ſtattfinden, die der zuſtändige Biſchof namhaft macht. Bei der Zentrallei⸗ tung der katholiſchen Aktion wird ein eige; nes ſozialwirtſchaftliches Inſtitut ins Leben gerufen. Für alle Perſonen, die gewillt ind, ſich in den Rahmen der katholiſchen ktion einzuordnen, werden Mitgliedskar⸗ ten ausgeſtellt werden.* Keine Kandidaten der britiſchen Jaſchiſten. Der Leiter der britiſchen Faſchiſten, Mos⸗ ley, teilte auf einer Kundgebung mit, daß die Faſchiſten bei den Parlamentswahlen keine eigenen Kandidaten aufſtellen würden. Nach Angaben Mosleys beſitzt die faſchiſti⸗ ſche Bewegung im Lande jetzt 472 Zweig⸗ ſtellen. Der Abzug der Faſchiſten erfolgte unter dem Schutz eines äußerſt ſtarken Po⸗ lizeiaufgebots. Es kam zu mehreren Schlä⸗ gereien. Die polniſch-tſchechiſche Spannung. Das Militärblatt„Polſka Zbrojna“ er⸗ klärt zu dem tſchechoſlowakiſchen Vorſchlag eines Schiedsgerichts zwiſchen Polen und der Tſchechoſlowakei, daß von einem Schiedsge⸗ richt keine Rede ſein könne. Es gebe keine „Streitfragen“ zwiſchen beiden Staaten, ſondern nur die Tatſache, daß die Tſchecho⸗ ſlowakei ihre klaren Verpflichtungen aus dem polniſch⸗tſchechoſlowakiſchen Vertrag von 1925 nicht einhalte. Der Begründer der griechiſchen Republik wegen zerſetzender Propaganda verhaftet. Der Begründer der griechiſchen Republik und bekannte Führer der Republikaner, Pa⸗ panaſtaſiu, iſt verhaftet worden. Er hatte verſucht, einen Aufruf zu verteilen, in dem das Heer zum Ungehorſam gegen ds neue Regierungsform aufgefordert wird. Wäh⸗ rend das Kriegsrecht in Griechenland— wie bereits gemeldet— aufgehoben worden iſt. bleibt die Zenſur in Kraft. —.— f. 1 50. la * 15 et . el, o Das Schloß des„Goldgräberkönigs“ Im heißesten Tal der Sierra Nevada In einer Kluft des kaliforniſchen Gebir⸗ ges Sierra Nevada, 100 Meter unter dem Meeresſpiegel, befindet ſich ein feenhaf⸗ tes Schloß. Es iſt ſehr ſchwierig, zu ihm zu gelangen, aber offenbar liegt dem Beſit⸗ zer, der in Kalifornien unter dem Namen „der Goldgräberkönig“ bekannt iſt, auch ſehr wenig an einem Beſuch. Das Schloß iſt im mauriſchen Stil erbaut und zwar ſollen nur Indianer beim Bau beſchäftigt geweſen ſein. Die Baukoſten werden auf 5 Millionen Dol⸗ lar geſchätzt. In dem Tal befindet ſich weit und breit kein anderes Gebäude. denn es herrſcht dort eine Hitze, wie man ſie ſo leicht nicht wieder findet. Daher heißt die Kluft das Todeskal. Ein Amerikaner, dem es kürzlich gelungen war, den Schloßherrn zu beſuchen, erzählt in einem Artikel von ſeinen Eindrücken. Es war ihm mit großer Mühe geglückt, das Schloß zu erreichen. Sein Auto mußte er zurücklaſſen, da die Reifen in der Hitze platzten. Schließlich ſtand er mit dem Indianer, der ihn geführt hatte, vor einem rieſigen Eiſentor. Ehe er hineingelaſ⸗ ſen wurde, wurde er ſehr gründlich nach dem Zweck ſeines Beſuches und über ſeine Per⸗ ſönlichkeit ausgefragt. Als er ins Schloß ge⸗ führt wurde, fiel ihm die angenehm kühle Temperatur auf; im Todestal ſelbſt ſind 60 Grad Celſius keine Seltenheit. In einem ſehr eleganten Empfangszimmer empfing ihn der Schloßbeſitzer, deſſen wah⸗ rer Name Walter Scott iſt. Er führte Das Vuch als nationale Macht Ein Wort zur Woche des deutſchen Buches. Während ſich die ſtaatliche Einigung der großen weſteuropäiſchen Länder ſchon im 17. Jahrhundert vollendete, war die deutſche Na⸗ tion gerade damals in Staat, Wirtſchaft und Geſellſchaft völlig geſpalten. Aus dieſem Nie⸗ dergang bahnte das deutſche Buch den Weg zu einer beſſeren Zeit. Denn ſeitdem Luther die deutſche Schriftſprache begründet hatte, und ſie die Sprache der aufblühenden Schulen ge⸗ worden war, bildete das Buch ein Band der Verſtändigung zwiſchen Ständen und Bekennt⸗ niſſen, Stämmen und Mundarten. Je ſtärker ſich das Schrifttum durch die Schöpfungen gro⸗ ßer Dichter emwickelte, deſto breiter und tiefer griffen dieſe Wirkungen. Das deutſche Buch half dazu, daß fremde Einflüſſe zurückge⸗ drängt, die Glieder der Nation ſich der eige⸗ nen gemeinſamen Wurzel bewußt wurden. Es erinnerte ſie mit der Wiedererweckung älterer Volksgeſchichte an tauſendjährige Schickſalsge⸗ meinſchaft und ihre Leiſtungen, mahnte da⸗ mit an die Pflichten der natürlichen Zuſam⸗ mengehörigkeit auch in der Gegenwart. Die Bücher von Arndt, Görres, Fichte ſtärkten ſo den Befreiungswillen gegen die napoleoniſche Uebermacht in einem noch politiſch geſchiedenen Volke. Andere hielten das Ziel der Einheit feſt, auch als der Befreiungsſieg ihre Verwirk⸗ lichung noch nicht brachte, bis ſie im Reiche Bismarcks die äußere Erfüllung fand. Der Führer des Dritten Reiches und ſeine Mitſtrei⸗ ter haben zwar vor allem ihre Welt⸗ und Willensanſchauung von Mund zu Mund ge⸗ tragen, aber auch durch ihre Kampfbücher manchen Volksgenoſſen erfaßt, den die redneri⸗ ſche Botſchaft erſt ſpät erreichte. Zwar erſcheint das deutſche Buch im Zeit⸗ alter des Norfolrs der Zeitung und des Rund⸗ 1 * — ſeinen Beſucher durch eine Anzahl fürſtlich ausgeſtatteter Räume. Eine eigene Anlage verſorgt das Schloß mit Licht und Kraft- ſtrom Umfangreiche Kühlanlagen halten in allen Räumen eine gleichbleibende gemä⸗ ßigte Temperatur. Eine große Bibliothek und die teuerſten Rundfunkapparate laſſen den Schloßherrn, der unverheiratet iſt, die Einſamkeit nicht empfinden. Der Gaſt wur⸗ de auch in das Kellergeſchoß geführt, in dem ſich die maſchinellen Anlagen befinden, und von dort führen lange Gänge in die Tiefe. Herr Scott erklärte, dort befänden ſich die Panzerräume, in denen er ſein Gold und Geld aufbewahrte. Es geht aber das Gerücht daß ſich unter dem Schloß eine ſehr ſtarke Goldader befände, die Scott allmählich abbauen laſſe, weshalb er das Schloß auch niemals verließe. Der Beſitzer gab zu, früher ſelbſt Goldgrä— ber geweſen zu ſein und dabei eine ſehr er⸗ giebige Goldader entdeckt zu haben, die es ihm ermöglichte, ein ſolches Schloß zu er— bauen. Er erklärte auch, das Leben in der Einſamkeit durchaus nicht als langweilig zu empfinden. Auch ſei ſein Aufenthalt im To— destal die einzige Möglichkeit, ſich vor der Zudringlichkeit der Menſchen zu bewahren. Worauf der Gaſt es verſtändlicherweiſe für geraten hielt, ſich von dem offenen, aber nicht gerade höflichen Schloßherrn zu verab— ſchieden. funks nicht meyr als alleiniges nartongies Bindemittel wie in einer getrennteren Ver⸗ (Ingenheit. Doch erwuchſen ihm aus der ſcher Selbſtbeſinnung vertiefte Aufgaben. Sie ſtrebt überall zum Ganzen, und auch das gute Buch iſt ein Ganzes, in ſich Vollendetes. Es zerſtreut nicht wie ſein Zerrbild, das ober⸗ flächliche Machwerk, fordert Sammlung des Gemütes und bewirkt Sammlung der Gemüter auf das Echte und Rechte, führt ihr Denken und Empfinden zuſammen. Solch ein Buch erweiſt gemeinſchaftsbildende Kraft, wenn es nicht aus willkürlichen Einfällen, vielmehr aus völkiſchem Einklang und Gemeingefühl des Urhebers hervorgegangen iſt und auf das Notwendige leitet. Die Erleichterungen des Reiſens laſſen die Glieder verſchiedener Gaue heute kamerad⸗ ſchaftlich zueinander kommen. Das Buch, das dem natürlichen Wachstum des beſuchten Stammes, ſeinem beſonderen Ausdruck deut⸗ ſchen Weſens entſpringt und entſpricht, iſt ein gutes Rüſtzeug für ſolche Fahrt, rundet ihre Eindrücke ab, hindert vorſchnelles Aburteilen über ungewohnte Erlebniſſe; es erſetzt nicht, aber es ergänzt. Die Verſenkung in einen Abſchnitt deutſcher Stammes⸗ oder Volksge⸗ ſchichte läßt die Gegenwart gründlicher ver⸗ ſtehen. Die Ziele unſerer Führer für die ge⸗ deihliche Zukunft der Nation rauſchen in ihrer Rede vor der Volksgemeinde auf; aber man⸗ chem verrauſchen ſie zu ſchnell. Bücher von ihnen und über ihre Perſönlichkeit, ihr Schaf⸗ fen und Wirken auf den verſchiedenen Lebens⸗ gebieten klären nach und befeſtigen, wo noch Schwankungen und Zweifel verblieben ſind. Unſer vaterländiſcher Aufſtieg vollzieht ſich nicht ſpielend, auch der Einzelne muß ſich ge⸗ gen Hemmungen emporkämpfen, um ſo zugleich dem Ganzen zu dienen. Wen dabei Nerzaat⸗ heit anwandelt, findet Startung und Aufrich⸗ tung in den Lebensbeſchreibungen großer Deut⸗ ſcher, denen ihre Erfolge wahrlich nicht in den Schoß fielen, die ſie durch unerſchütterliche Willenskraft im Streben für den weiteren Menſchenkreis errangen. Wiſſenſchaft aus dem engen Bezirk der Selbſtſucht erhebt den Geiſt und läutert die Seele. Wer ſucht, der findet— das Buch, das ihm etwas Weſentliches gibt, ihn lebenstüch⸗ tiger macht. Volks⸗ und Wanderbüchereien, eine gute Leihbücherei ſind auch in der kleinen Stadt jedermann leicht zugänglich und beraten den Leſehungrigen zu rechter Auswahl. Aber das wertvolle Buch verdient, daß man es nicht bloß einmal lieſt, es möchte zu bleiben⸗ dem Beſitz für den eigenen Schrank als treuer Hausfreund erworben werden. Denn eine Speiſekammer für Herz und Gemüt iſt ebenſo lebensnotwendig wie für den Leib. Mil⸗ lionen ſolcher Bücherſchränke bedeuten zuſam⸗ men eine mächtige nationale Reſerve der Volksgemeinſchaft, die ſich immer wieder nach⸗ füllt. Das deutſche Buch läßt ſeine Macht weit über die Reichsgrenzen hinausſtrahlen. Ueber⸗ all, wo Volksgenoſſen in anderen Staaten leben und doch deutſches Fühlen ihren Kin⸗ dern als beſtes Lebensgut vererben möchten, iſt das deutſche Buch ſtärkſte Verbindung. Buchpatenſchaften für auslandsdeutſche Fami⸗ lien verſtärken dieſen Brückenpfeiler zur Hei⸗ mat. Die Angehörigen fremder Nationen kön⸗ nen aus dem rechtgewählten Buch unverzerrte Vorſtellungen über das deutſche Volk ſchöp⸗ fen. So dient es dem Verſtändnis und der Verſtändigung von Land zu Land. Damit unſer Buch nach ganzer Tiefe und Breite ſeinen Einfluß als eine im Stillen kreiſende nationale Macht ausübe, bedarf es der tätigen Liebe und des Einſatzes der Volks⸗ genoſſen aller Berufsſtände, die im eigenen Hauſe und in der Familie bei Jung und Alt beginnt— gemäß einem deutſchen Dich⸗ terwort: Wir wollen weniger erhoben und deſto mehr geleſen ſein. Braſe. Ein deutſcher Humaniſt Zum 450. Todestage Rudolf Agricolas. Einer der intereſſanteſten Abſchnitte der deutſchen Geſchichte iſt das Deutſchland am Vorabend der Reformation. Eine Zeit der Gärungen und Spannungen. Ueber- all werden die alten Grenzen geſprengt. Das Weltbild weitet ſich durch die Entdek⸗ kungsfahrten der Spanier und Portu⸗ gieſen. Neue Formen der Wirt⸗ ſchaft prägen ſich aus: der Fernhandel ent⸗ ſteht, der moderne Ueberweiſungsverkehr. Die kapitaliſtiſche Wirtſchaftsform ſchlägt ihre Wurzeln. Die Familien ſteigen als wirtſchaft⸗ liche Mächte auf: die Fugger. An die Stelle des„kriegeriſch-prieſterlichen Staates“ des Mittelalters treten in der ſpäteren Folge die modernen Nationalſtaaten. In neue Be⸗ zirke religiöſen Erlebens wird vorgeſtoßen. Renaiſſance und Humanismus tragen dazu bei, die Einheitskultur des Mittelalters zu ſpren⸗ gen. Die Antike wird zur Norm, an ihr mißt man ſich und alle Dinge. Vor dieſem allgemeinen Hintergrund erfährt der deutſche Humanismus ſeine beſondere Eigentümlichkeit durch die Entdeckung des deut⸗ ſchen Volkstums und den Beginn einer natio⸗ nalen Geſchichtsſchreibung. Die deutſchen Hu⸗ maniſten verſuchen, den Deutſchen eine eigene Bildungswelt zu bauen die nicht mehr abhän⸗ gig iſt von den großen Aniverſitäten der „ r. S. damaligen Zeit, Paris und Bologna. Einer von ihnen iſt Rudolf Aaricola. der zu den Begründern des deutſchen Humantsmus zählt. Ihn, der auf fremden Univerſitäten ſtudiert hatte, beſeelte der Wille, ſeinem Vater⸗ lande den Make! der Unbildung und der Ver⸗ achtung der Wiſſenſchaft zu nehmen. Er wollte helfen, die Behauptung von dem„barbariſchen Deutſchland“ zu entkräften. In ſeinen Vor⸗ leſungen und Schriften:„De inventione dialec⸗ tica“— die Kunſt, jeden Gegenſtand von den verſchiedenſten Seiten zu betrachten und dar⸗ zuſtellen— und„De formando ſtudio“— eine Zuſammenfaſſung der pädagogiſchen Lehren des Humanismus— hat er verſucht, dieſe Gedanken zu verwirklichen. Die notwendige Sprache für das Studium war ihm das Lateiniſche, aber er machte es ſich und ſeinen Schülern zur Pflicht, das Gelehrte ſtets mit deutſchen Ausdrücken wiederzugeben. Agricola hat innerhalb des deutſchen Humanismus großen Einfluß auf ſeine Zeitgenoſſen gehabt. Der Letzte ſeines Stammes In den Anfangszeiten des Borſportes war bekanntlich der Borhandſchuh unbekannt. Man boxte mit nackten Fäuſten, und zwar ſo lange, bis ein Boxer verteidigungsunfähig auf der Erde lag. Dieſe Art zu boxen, die übrigens überall außer in den Vereinigten Staaten theoretiſch verboten war, gibt es ſeit vielen Jahrzehnten nicht mehr, und es werden nur noch wenige Menſchen leben, die einen Box⸗ kampf ohne Handſchuhe erlebt haben. An den letzten Boxer, der noch mit blo⸗ ßen Fäuſten kämpfte, wurde man dieſer Tage erinnert, als Jack O'Brien vor einem Lon⸗ doner Gericht ſtand. Der jetzt 76⸗Jährige war einſt außerordentlich populär und einer der beſten Schüler des zu ſeiner Zeit ſehr berühmten Borers Jem Mace. Jack hatte ſich aber nicht wegen einer Uebertretung der Sportregeln zu verantworten, ſondern ledig⸗ lich, weil ſein Hauswirt ſeine Miete geſteigert hatte, was der alte Jack ſich nicht gefallen laſſen wollte. Da der Richter offenſichtlich ein Anhänger des Borſportes war, ſpielte ſich die ganze Verhandlung zum Ergötzen der Zu⸗ hörer im Boxjargon ab. So ſchloß z. B. der Richter die Verhandlung mit den Worten: „Tut mir leid, Jack, aber diesmal ſind Sie knockout!“ Jack mußte die höhere Miete be⸗ zahlen. Nah und Fern Zuchthaus für einen Rohling. Der 32 jäh. rige Michael Seitz von Giſſeltshauſen wurde in Landshut(Bayern) zu einem Tahr Zuchthaus verurteilt. Nach Strafverbüßung wird er in eine Trinkerheilſtätte eingeliefert. Seitz hatte 1926 geheiratet; ſeine Frau er⸗ blindete drei Jahre ſpäter. In der Familie gab es oft Streit, beſonders wenn der Mann angezecht vom Wirtshaus kam. An einem Auguſttag, an dem Seitz den ganzen Tag beim Wirt geweſen war, rannte der Rohling ſeiner blinden Frau ein feſtſtehendes Meſſer 5 in den Oberſchenkel, daß es ſtecken ieh. Bauernhauseinbrecher mit geſtohlenem Auko. Wie die Polizeidirektion Munchen mitteilt, haben zwiſchen Augsburg und Günzburg zwei Burſchen mehrere Bau⸗ ernhauseinbrüche verübt und neben Bargeld verſchiedene Schmuckſachen und Wertpapiere erbeutet. Die Einbrecher hatten in der Nacht zuvor in München einen Perſonenkraft⸗ wagen geſtohlen und mit dieſem Auto ihre Beutezüge unternommen. 2. Abende vor ſich. und Miſter Archie ſagte ja ſelbſt, ſie hätten noch viele „Bravo, mein Junge!“ Miſter Jungenhand und ſchüttelte ſie kräftig. Archie nahm Bobs „Sie ſind ein Boy, Urheberrechtschutz: Fünf Türme- Verlag, Halle(Saale). 39 „Gern!“ ſagte Mac Lean und nahm in einem kleinen Korbſeſſel neben Kate Platz. Eine Bedienſtete des Gaſt⸗ hauſes brachte ſchnell noch ein Gedeck. Und bald ſaß er im fröhlichen Geplauder mit der Familie und Kate, die ihre Augen von Miſter Archie nicht ablenken konnte. Aber der Abend ſollte nicht ohne eine Enttäuſchung für die kleine Kate enden. Sie hatte geglaubt, noch einen kleinen Abend— ſpaziergang mit Miſter Archie machen zu können. Doch kaum waren ſie mit dem Eſſen fertig, ſtand Miſter Archie auf und ſagte: „Hören Sie, Bob! Würden Sie mir einen Gefallen tun?— Das Motorrad Miſter Sandnings ſcheint ſeit Adams und Evas Zeiten nicht mehr geölt worden zu ſein. Es quietſcht derartig in allen Gelenken, daß man geradezu die Vögel damit verſcheucht. Würden Sie mir ein bißchen helfen, es wieder flott zu machen?“ Kate zog ein Mäulchen. „Muß das denn gerade heute abend ſein, Miſter Archie? Das finde ich gar nicht nett von Ihnen.“ „Und ich finde es nicht nett von dem Motorrad, daß es heute abend gerade geölt werden will. Aber ich muß morgen früh vielleicht ſehr zeitig heraus, erwarte einen Anruf meines Arbeitgebers drüben in Middleford. Da kann ich nicht am Morgen mich lange mit der Inſtand⸗ ſetzung des Motorrades aufhalten. Es muß ſchon ſein. Wir haben ja noch mehrere Abende vor uns.“ Kates hübſches Geſicht hellte ſich auf. Sie war kein Menſch, der unabänderlichen Dingen lange nachtrauerte, Dienſteifrig ging Bob neben Miſter Archie der Garage zu, wo neben dem grünen Laubfroſch das Motorrad unter- gebracht war. Bob gefiel Miſter Archie beſſer und beſſer. Er hatte ſo wunderhübſch von London und der Welt er— zählt. Er mußte weit herumgekommen ſein als Monteur und ſchien ein Menſch mit viel Wiſſen. Bob, der ſelbſt eine leidenſchaftliche Sehnſucht hatte, die Welt kennenzulernen und weiterzukommen, als es ihm hier in der Gaſtwirt⸗ ſchaft möglich war, freute ſich über Miſter Archies Bitte. Er ſchloß den Schuppen auf, zog ſeinen Rock aus und den Arbeitskittel an. „So, Miſter Archie, nun können wir losgehen. habe ich, Kanne auch; alſo'ran an den Speck!“ Aber Bob wurde ſofort in großes Erſtaunen verſetzt. Miſter Archie nahm ihm die Oelkanne aus der Hand, drückte ihn auf einen Kaſten nieder. Dann ſagte er, ſich neben Bob ſetzend: „Hören Sie, Bob, Sie ſind doch ein Mann!“ Bob wurde feuerrot. Seine Mutter ſagte ihm oft genug, daß er noch ein grüner Junge wäre. Und auch der Vater war durchaus nicht bereit, Bobs Männlichkeit anzu⸗ erkennen. Rot wie eine Pelargonie und unendlich ge— ſchmeichelt, ſagte er: „Natürlich bin ich ein Mann, Miſter Archie!“ „Das habe ich gewußt!“ Miſter Archie nickte anerkennend. leiſer: „Bob, und wenn ich nun Ihre Hilfe brauchte in einer ſehr ſchwierigen Angelegenheit, wenn niemand mir dabei helfen könnte als Sie— was würden Sie dann dazu ſagen?“ Bob ſah den Fragenden groß an. Dann verſetzte er entſchloſſen: „Ich würde ſagen, wenn es nichts Unrechtes iſt, was Sie von mir verlangen, Miſter Archie, dann gehe ich mit Ihnen durch dick und dünn.“ Oel Und dann ſagte er wie man ihn brauchen kann. Es iſt ganz gewiß nichts Un⸗ rechtes, was ich von Ihnen verlange. Im Gegenteil: Sie ſollen mir helfen, ein furchtbares Unrecht aufzudecken, dem ich auf der Spur bin.“ „Auf der Spur?“ Bobs Augen wurden ganz groß und rund:„Sie ſind vielleicht gar kein Monteur? Sind Sie vielleicht ein Detektiv?“ „Wenn Sie mich nicht verraten, Bob— ja!“ Bobs Augen wurden immer runder: „Ich verrate Sie beſtimmt nicht.— Das iſt ja inter⸗ eſſant! Sind Sie vielleicht gar von Scotland Yard?“ Miſter Archie mußte lachen. Scotland Pard ſchien ja nun ſo der Inbegriff von allem für einen Jungen wie Bob zu ſein. „Nein, Bob, von Scotland Yard bin ich nun gerade nicht. Aber immerhin vom Fach. Ich heiße Mac Lean!“ Mac Lean ſagte es ganz leichthin. Aber die Wirkung, die nun eintrat, hatte er nicht erwartet. Bob ſprang auf, wie von einer Tarantel geſtochen. Er wich ein paar Schritte zurück, als wagte er es gar nicht, in der Nähe Mac Leans ſtehenzubleiben. Und nun, von der ſicheren Entfernung aus, machte er eine ungeſchickte Verbeugung nach der anderen. „Miſter Mac Lean!“ ſtammelte er.„Der Mac Lean? Der ſind Sie?“ Mac Lean ſtand lächelnd auf, reckte den Arm und zog den aufgeregten Jungen am Knopf ſeines Arbeitskittels heran. „Na, und wenn ich's ſchon bin, Bob— das iſt doch kein Grund, vor mir auszureißen!?“ „Ich reiße ja gar nicht aus, Miſter Mac Lean; ich bin nur.., ich bin nur ſo furchtbar erſchrocken, daß Sie der Mac Lean ſein ſollen.“ „Nun, bin ich denn ſo zum Fürchten, Bob?“ berühmte (Fortſetzung ſolgt.) ö ö 7 Urheberrechtschutz: Fünf Türme-Verlag, Halle(Saale). 8 Nachdruck verboten. Bis in die frühen Morgenſtunden hinein brannte in ſeinem Studierzimmer die kleine grüne Schreibtiſchlampe und beleuchtete magiſch den grinſenden Totenſchädel, der vor ihm auf dem breiten, ſchweren Diplomatenſchreibtiſch ſtand. „Vergänglichkeit!“ preßte er plötzlich bitter durch die Lippen, während er den Schädel in der Hand drehte.„Ver— gänglichkeit... Jetzt fühle ich, wie die Leidenſchaft für die ſchöne, blonde Hanna Mertens mein Blut aufwühlt, wie alles in mir nach ihrer Liebe dürſtet, aber— ich weiß, die Leidenſchaft iſt eine trügeriſche Blume. Nur ſelten iſt, wenn ſie verblüht iſt, wahrhafte Liebe ihre Frucht. Meiſt endet ſie doch mit grauſamer Enttäuſchung. Und doch— um mich iſt mir nicht bange. Ich weiß, daß mein Gefühl für Hanna mehr iſt als ein raſches Strohfeuer. Lange habe ich mich geprüft. Ich weiß, daß ich das Mädchen mit allen Faſern meines Herzens lieben könnte. Aber Hanna — ſie iſt ſo jung. Sie kennt nicht Welt und Menſchen... Wenig Männer ſind bisher in ihren Geſichtskreis getreten. Und wenn ich auch ſeit heute abend ganz gewiß zu ſein glaube, daß ich ihr nicht gleichgültig bin, daß ihr junges, unberührtes Herz ſich mir leiſe zuneigt... Aber was, wenn ſie ſich täuſchen ſollte?! Einmal, ein einziges Mal in meinem Leben habe ich an wahrhafte Liebe geglaubt, ſo feſt geglaubt wie an das Evangelium— und ſie hat doch getrogen. Seither bin ich an den Frauen vorübergegangen mit kaltem, ſpöttiſchem Lächeln. Nie wieder ſollte ein Ge— fühl mich im Leben zum Narren machen, niemals wieder! Und jetzt?“ Der einſame Mann mit der hohen Denkerſtirn über den ſeltſamen Augen ſtöhnte auf. „Der Kerl, der kleine Dohms hat recht— ganz recht hat er. Wir ſuchen im tiefſten Grunde in jeder Frau die Mutter. Ach, wenn die Frauen doch ein wenig beſſer in der Seele eines Mannes zu leſen verſtünden. Sie würden bald herausfinden, daß den rechten Mann alle Pikanterie, aller Scharm auf die Dauer nicht feſſeln kann, ſondern daß er in ſeiner Ehe Ruhe ſucht, die Ruhe, aus der heraus allein der Mann das Höchſte ſchaffen kann.“ Und doch, obgleich Doktor von Marholdt ſich über ſeine Gedanken und Gefühle vollkommen klar zu ſein glaubte und ſeinerſeits vorläufig nichts geſchehen ſollte, um in irgendeiner Weiſe eine Entſcheidung herbeizuführen, brachte ihn der Zufall oder die Fügung doch ſchneller wieder in das Haus Proſeſſor Reinhardts, als er ſich vor— genommen hatte, es aufzuſuchen. Profeſſor Reinhardt, der plötzlich ein wenig unpäßlich geworden war, erledigte verſchiedene unaufſchiebbare Dienſtobliegenheiten von daheim aus und ließ zu dieſem Zweck von Fall zu Fall den betreffenden ſeiner Mitarbeiter in ſeine Wohnung bitten. Doktor von Marholdt konnte nicht umhin, den Damen ſeine Aufwartung zu machen. Und eine große Freude er— füllte ihn, als er Hanna ſcheinbar allein daheim antraf. „Fräulein Hanna!“ Marholdt konnte es nicht ver⸗ meiden, daß ſeine dunkle Stimme tiefe Erregung durch— bebte, als er dem jungen Mädchen gegenüberſtand und das liebliche, blonde Geſicht, das ſo lange ſchon ſeine Träume erfüllte, nun ganz nahe vor ihm war.„Ahnen Sie ein wenig, wie ſehr ich mich freue, Sie wiederzuſehen?“ Hanna fühlte, wie alles Blut ihr zu Herzen ſtrömte unter dem Blick des Mannes, der jetzt in unverhüllter Liebe auf ihren Zügen ruhte. Schon fühlte ſie ihre Kraft ſchwinden, ſchon ſtahl ſich ein ſeliges Lächeln in ihre Augen, die ſie ſcheu geſenkt hielt. Ihr Herz hämmerte. Plötzlich aber zuckte ſie zuſammen. Ihr Geſicht wurde ſtarr. Das Lächeln erloſch, und in heftigem Schmerz grub ſie die Zähne ſo tief in die Unterlippe, daß ſie ganz weiß wurde. „Sehr liebenswürdig!“ ſagte ſie faſt tonlos und mit einem maskenhaften Lächeln.„Wenn Sie bitte einen Augenblick Platz nehmen wollen, Herr Doktor. Fräulein Reinhardt wird Sie gewiß auch gern begrüßen.“ Doktor von Marholdts Lippen wollten ſich ſchon öffnen, ſchloſſen ſich aber ſogleich wieder. Er mußte das erſt hinunterwürgen, was ihm da geſchah. Wie ein Schlag ins Geſicht hatte Hannelis Antwort auf ihn gewirkt. Während Hanneli aus dem Zimmer gegangen war, um Vera herüberzuholen, ſaß er minutenlang wie verſteinert da; dann ballte er grimmig die Fauſt. „Ich Tor! Iſt ſo etwas möglich? Hat meine Phantaſie mir da neulich abend wirklich einen ſo tollen Streich ge— ſpielt? Oder— oder ſind dieſe ſchönen Frauen alle nur Blendwerk des Satans, und haben ſie ſtatt eines warmen, lebendigen Menſchenherzens nur eine Spiegelſcherbe in der Bruſt, in der ſie ſich ſelber gefallſüchtig ſpiegeln, während ſie die Rolle ſpielen, die ihrer Laune gerade einfällt? Aber nein! Nein, das iſt doch nicht möglich! Oder— iſt dieſes Grauenhafte doch möglich? Iſt wirklich eine wie die andere, und immer wieder werden wir von unſerer Sehn⸗ ſucht betrogen?“ Und doch, ſo ſehr war Doktor von Marholdt gewöhnt, ſeine tiefſten Gemütsbewegungen zu verbergen, daß weder Hanneli noch Vera, die jetzt auf den Arm der Freundin geſtützt ins Zimmer trat, merkten, was in Doktor von Marholdt vor ſich ging. Hanneli zog ſich unter irgendeinem Vorwand bald zurück. Zwar halfen Veras glückliche Augen ihr, den ſchweren inneren Verzicht leichter zu ertragen, aber in der ihr angeborenen Wahrhaftigkeit brachte ſie nicht die Fähig- keit auf, ihre Rolle gegen Marholdt weiter zu ſpielen. Veras Herz zitterte vor Glück, als Marholdt ein⸗ willigte, zum Tee zu bleiben. Wie ſo oft, überraſchte ſich auch heute Marholdt bei der Feſtſtellung, wie wohl es tat, ſich mit dieſem fein⸗ gebildeten, ruhigen Mädchen zu unterhalten, deſſen be— weglicher Geiſt ſchnell die tieferen Zuſammenhänge der Dinge erfaßte. Einmal, während Veras geſchickte Hände Doktor von Marholdt das Teeglas füllten, ſagte dieſer plötzlich un— vermittelt in eine kleine Geſprächspauſe hinein: „Verzeihen Sie, Fräulein Vera... aber— warum hat Fräulein Hanna ſich ſo kurz zurückgezogen? Iſt ſie viel⸗ leicht etwas launiſch?“ Beinah erſchrocken hatte Vera aufgeſchaut, und ihr Ge— ſicht war einen Schein blaſſer als ſonſt, während ſie leiſe erwiderte: „Hanneli? Hanneli iſt nicht launiſch... Nein!“ Jetzt lächelte ſie ſchon wieder.„Niemals! Das iſt ja gerade das Wundervolle an ihr. Sie iſt— ſie iſt übrigens der beſte Menſch, den ich neben Vati kenne!“ ſetzte ſie ſchnell und gewiſſenhaft hinzu, obgleich ein plötzliches Bangen in ihr war, wie Marholdt Hannelis Lob aufnehmen würde. Aber in ſeinem Geſicht lag wie immer jene bewunderns— werte, gleichmäßige Ruhe, von der man in der Klinik Pro⸗ feſſor Reinhardts behauptete, daß ſie wohl durch nichts unterbrochen werden könnte. Da wurde Veras Herzchen wieder ſtill. ü Doktor von Marholdt aber fühlte ſich auf dem Heim- weg von den widerſtreitendſten Empfindungen hin und her geriſſen. So ſehr er ſich auch quälte: er konnte zwiſchen der Hanna Mertens, deren Bild er noch immer in ſeinem Herzen trug, und der Hanna, die ihm heute nachmittag gegen— übergetreten war, keinen Zuſammenhang finden. Noch einmal rief er ſich jede Einzelheit des Abends im Muſikzimmer ins Gedächtnis zurück. Ganz zarte Anzeichen zwar waren es nur geweſen, auf die ſich ſein Glaube ſtützte, daß Hanna Mertens ſeine Liebe erwidere, aber doch eben Anzeichen... Er hatte ſich nicht getäuſcht. Und nun heute? Mit einem Male wußte Marholdt, daß ſein Gefühl für das ſchöne junge Geſchöpf ſchon viel ſtärker war, als er ſelber ahnte, aber— ſich noch einmal von einem Gefühl zum Narren machen laſſen, das ſollte ihm nicht paſſieren. Niemals wieder. Wenn überhaupt die Möglichkeit beſtand, daß Hanna ſich anders geben konnte, als ſie im Grunde ihres Weſens war, ſo zerbrach damit ſchon viel in ihm von dem reinen Bild, das er von ihr in ſeiner Vorſtellung hatte. Mein Herz kann nicht lieben, was heute ſo und morgen anders iſt. Ich ſehne mich nach Ruhe und Frieden— und das kann mir nur eine Frau geben, bei der immer alles dasſelbe iſt und nicht heute ſo und morgen wieder anders!, ging es ihm durch den Sinn. Seine Erinnerung glitt zurück zu Vera Reinhardt. Ja, wenn Hanna ſo wäre wie dieſel, keimte in ihm der Wunſch auf. Warum kann Hanna nicht wie Vera ſein? Oder warum kann ich Vera nicht wie Hanna lieben?— Als er ſo weit mit ſeinen Gedanken war, ſtutzte er. Aber vielleicht liebe ich Hanna gar nicht ſo ſehr mit der wahrhaften Liebe; vielleicht ltebe ich wahrhafter vielmehr Vera, die immer ſo ruhig und gleichmäßig iſt, und die mich verſteht und— vielleicht auch wiederliebt? Immer wieder verſuchte er dieſen merkwürdigen Ge— danken zu durchforſchen und zur Klarheit zu bringen, und ſchließlich ſuggerierte er ſich beinah die Ueberzeugung, daß es ſo ſei. Aber— ſein Herz dachte anders. Sein Herz tat ihm weh, ganz richtig weh bei all dieſen Ueber— legungen. Sein Herz wußte von Vera nichts, ſondern nur von Hanneli, die ihn heute ſo tief verletzt hatte. Da aber nahm der große, kluge Mann all ſeinen Willen zuſammen: Das iſt ja alles heller Blödſinn! Gut, daß ſie mich rechtzeitig von einer Torheit geheilt hat. Bin ich denn nur ein dummer Junge?— Siebentes Kapitel. Als Hanneli am Abend dieſes Tages ausgeſprochen ſpät aus der Stadt von Beſorgungen zurückkam, traf ſie Vera mit einem glücklichen Leuchten in den großen Blau— augen. „Hanneli— denk nur, er iſt zum Tee geblieben. Wir haben viel geſprochen. Es war wunderſchön für mich— begreifſt du das, Hanneli? Er— er hat auch nach dir gefragt.“ Hanneli ſchüttelte nur den Kopf. Veras Worte gingen ihr wie Stiche durchs Herz. „Du weißt, Verachen, daß keiner ſich mehr freut als ich, wenn du recht glücklich biſt“, ſagte Hanneli endlich in ihrer milden Art. „Das weiß ich doch, Liebes“, kam die ſchnelle Antwort. Hanneli aber fühlte immer deutlicher, daß ihres Bleibens in Profeſſor Reinhardts Hauſe nach alledem nicht mehr ſein konnte. Mehr als vier Jahre hatte ſie hier ein Heimat gehabt, war ſie umhütet und umſorgt geweſen wie das Kind des Hauſes. Sie hätte niemals gedacht, daß es je anders werden würde. So glücklich war ſie hier ge⸗ weſen, ſo zufrieden... Und nun? Hanneli wußte wohl, was es hieß, wieder der Willkür des Lebens draußen ausgeliefert ſein, aber ſie ſah keinen anderen Weg für ſich. Ihr ſtilles, gedrücktes Weſen begann allmählich auf⸗ zufallen. Aber noch immer hatte Hanneli alle Fragen abgewehrt und ihren Kummer mit ſich allein herum⸗ geſchleppt. Wohin ſollte ſie ſich wenden? Sie war vollkommen mittellos. Die kleine Barſchaft, die vom Erlös der mütter⸗ lichen Möbel her ſichergeſtellt worden war, wurde ihr erſt mit beendetem einundzwanzigſten Lebensjahre ausgezahlt Eine Stellung? Mußte ſie Vera und deren Vater nicht furchtbar un⸗ dankbar erſcheinen, wenn ſie aus dem Hauſe ging, um anderswo eine Stellung als Erzieherin oder Geſell⸗ ſchafterin anzunehmen, wo Vera ſie doch ſelber nötig hatte? Hanneli zermarterte ſich den Kopf und wurde immer blaſſer dabei. Sie dachte wieder mehr als je an den Bruder, der nun inzwiſchen auch ſchon ſchulentlaſſen war, und von dem ſie niemals wieder gehört hatte. Manchmal ſchien ihr, als höre ſie die mahnende Stimme der toten Mutter:„Hanneli, wie konnteſt du in allem Glück und Reichtum nur deinen Bruder vergeſſen?“ Dann weinte Hanneli ſtill und ſchmerzlich in ſich hinein. Es kam in letzter Zeit auch vor, daß ſie bei ihren Be⸗ ſorgungen länger als ſonſt ausblieb und dabei in ihrer Ratloſigkeit das Grab der Mutter aufſuchte, um ſich da irgendwie Troſt zu holen. 5 Einmal kam ſie von ſolch einem ſtillen Gang zurück, und unwillkürlich lenkte ſie ihre Schritte durch die Blumen⸗ gaſſe. Sanken die Jahre zurück? Da lag die kleine, freund⸗ liche Gaſſe im Schein der Abendſonne. In den Gärten war ein Grünen und Blühen wie einſt; es war, als ob die Zeit hier ſtehengeblieben ſei. Hanneli erſchauerte. Traurige und ſelige Erinnerungen beſtürmten ihr Herz, und ihre großen braunen Augen füllten ſich mit ſchweren Tränen. „Mutterle!“ ſchrie es in ihr, während ihre Blicke zu der kleinen Manſardenwohnung hinaufflogen, die ſie damals bewohnt hatten.„Wäreſt du nicht von uns ge⸗ gangen, dann wäre alles, alles gut...“ Als ſie vor der niedrigen Vorgartentür ſtand, verhielt ſie den Schritt. Da ſaß die alte, weißhaarige Wirtin in ihrem großen Sorgenſtuhl am Fenſter, als ſei ſie niemals aufgeſtanden. Hanneli ſtrich ſich über die Stirn. Vielleicht war alles nur ein Traum, was ſie inzwiſchen erlebt hatte, und gleich mußte ſich die knarrende Tür öffnen, und die Mutter kam heraus, nahm ihr Hanneli in die Arme und ſtrich ihr ſo zärtlich über die blonden Haare, daß alles gleich ganz hell und gut wurde. 5 6 Aber die Zeit ließ ſich nicht zurückſchrauben. Schon ſchaute die alte Frau am Fenſter, aufmerkſam geworden, erſtaunt auf... Aber ſo prüfend ihr Blick das ſchöne, feingekleidete junge Mädchen auch zu umfaſſen ſchien— das kleine, armſelige Hanneli von oben aus der Manſarde erkannte ſie nicht mehr. Als Hanneli ein Stück von dem Hauſe entfernt war, ſchaute ſie ſich noch einmal um. Sie erinnerte ſich plötzlich, wie fremde Männer ſie an jenem verhängnisvollen Tage mit einer klaffenden Kopfwunde da herausgetragen hatten, und das Grauen kroch ihr eiskalt den Rücken herauf. Sie haſtete davon und wurde erſt wieder ſtill, als das laute Getriebe der Verkehrsſtraßen ſie aufnahm. Planlos ging ſie durch die Straßen, ließ ſich vom Menſchenſtrom treiben. Mit einem Male aber ſtockte ſie und ſchreckte auf durch die harte Stimme eines Polizeibeamten: „Nicht ſtehenbleiben! Weitergehen, bitte... Bitte, weitergehen!“ Der Menſchenknäuel entwirrte ſich und gab dicht bei Hanneli eine Gaſſe frei. Die Leute lachten und machten ihre Bemerkungen, als die Polizei einen heftig widerſtrebenden Mann feſt am Arm packte und abführte. „Was iſt denn mit dem?“ tuſchelte die Neugier. „Was mit dem is? Niſcht weiter. Das iſt doch ein ſtadtbekannter Saufbruder“, kam die Antwort. Hanneli, die wider Willen hier aufgehalten worden war, fühlte ſich unendlich angewidert, während ſie das aufgedunſene Geſicht des Trinkers ſtreifte, der an ihr vorübertaumelte. In dem Augenblick aber ſtockte ihr faſt der Herzſchlag. Sie hatte in dem ſchwerbetrunkenen, abgeriſſenen Mann ihren— Vater erkannt. So ſchwach wurde ſie plötzlich, das ſie ſuchend nach einem Halt griff. Da fühlte ſie ſich von zwei ſtarken Armen umfaßt. „Gnädiges Fräulein, iſt Ihnen nicht gut?“ klang eine warme, dunkle, bekannte, ach, nur allzu bekannte Stimme an ihrem Ohr. Doktor von Marholdt, der wie aus dem Boden ge— ſtampft plötzlich hier auftauchte, führte Hanneli, die ſich willenlos ſeiner Führung überließ, ein wenig abſeits. Glück durchflutete den Mann. Die Kränkung, die Hanneli ihm zugefügt, war vergeſſen. Er fühlte nur das ſelige Bewußtſein ihrer Nähe. (Fortſetzung folgt.) die Jie lomus bj del Bro, 6 hillers ſcherl. Mitt ken di! denn es ohne d de jun der ge lernt. 4 Wolf den rt 65 0 Deeſe benz ſt um zur ſiges an lichte. 7 und Bre nicht de nicht! porzu Sparer: wenigen b muß g lein. Nu niſſe zur krägt, he dem w unseres 1 Er err daß der backt un I inan des Spal C hat d una der Rr und Reichskanzler in das ſeinem Geburtstag zahlreiche In furzen Worten Reichsminiſter Dr. Goebbels empfing zu Glückwünſche aus allen Kreiſen des Volkes: der Führer überbrachte ihm ſeine Wünſche und ein Geſchenk perſönlich. Als Nachfolger des Oberſten Loerzer, der Reichsluftfahrtminiſterium über⸗ nommen wird, iſt Oberſt Mahnke zum Reichsluftſportführer ernannt worden. Anläßlich der 250jährigen Wiederkehr der Aufnahme der Hugenotten durch den Großen Kurfürſten fand in Berlin ein Feſt⸗ ottesdienſt im franzöſiſchen Dom ſtatt; an⸗ ſchließend wurde ein Calvin⸗Denkmal ent⸗ hüllt. Die Leiter der Landesorganiſation des polniſchen Regierungsblocks ſind in War- ſchau zu einer Tagung zuſammengetreten. Die Madrider Zeitung„Informaciones“ den Leitariitel verſtändnis⸗ voll mit der Haltung Deutſchlands im Abeſ⸗ ſinienſtreit. Der italieniſche Heeresbericht meldet klei⸗ nere italieniſche Vorſtöße an beiden Fron⸗ ten. Freiheit und Brot! Dafür ſparen wir.— Rundfunkrede Dr. Schachts zum„Nationalen Spartag“. Berlin, 30. Oktober. Reichsbankpräſident Dr. Schacht ſprach am Dienstagabend im Deutſchen Rundfunk zum„Nationalen Spartag“. Er führte aus: Freiheit und Brok: Unter dieſen kurzen Stichworten wurden die beiden großen 3 des Nationalſozialismus für das deut ⸗ che Volk zuſammengefaßt. Das erſte Ziel. die Freiheit, verwirklichte der Nationalſozia lismus durch die Wiederwehrhaftmachung des deutſchen Volkes; das zweite Ziel, das Brot, wird durch die unter Führung Adolf Hitlers eingeleitete Wirtſchaftspolitik ge⸗ ſichert. Mit vollem Recht iſt bei den beiden Wor⸗ ten die Freiheit vorangeſtellt: denn es iſt unmöglich, Brot zu erlangen, ohne die Freiheit zu beſitzen. Wir haben die furchtbare Geißel der Arbeitsloſigkeit in der Zeit unſerer Wehrloſigkeit kennen ge⸗ lernt. Die Wehrhaftmachung erſt, die uns Adolf Hitler wiedergegeben hat, ſichert uns den Broterwerb jetzt und für die Zukunft. Es gibt keine Arbeitsbeſchaffung ohne Wehrhaftmachung. Dieſe beiden Grundlagen unſeres Volks- lebens ſtelle ich Ihnen vor Augen, wenn ich nun zur Einleitung des morgigen Spar- tages an Sie alle als Sparer das Wort richte. Denn die Erlangung von Freiheit und Brot iſt ohne die Arbeit des Sparer nicht denkbar. Sparen aber kann und darf nicht eine Angelegenheit weniger Be⸗ vorzugter ſein. Wenn die Erfolge des Sparers dem ganzen Volke und nicht nur wenigen Bevorzugten zugute kommen ſollen, ſo muß das Sparen Aufgabe aller Volksgenoſſen ſein. Nur wer ſpart und durch ſeine Erſpar⸗ niſſe zum Aufbau des deutſchen Volkes bei— trägt, hat ein moraliſches Recht darauf, an dem wachſenden allgemeinen Wohlſtand unſeres Volkes teiizunehmen. Der Schutz des Sparers Er erwirbt damit aber auch das Recht, daß der Staat über ſeinen Erſparniſſen wacht und ihn vor Verluſten ſchützt. Der Nationalſozialismus hat daher den Schug des Sparers immer wieder vorangeſtellt. Er hat deshalb durch die ganze Neugeſtal⸗ tung der Wirtſchatfspolitik dafür geſorat, daß die Erfolge der Wirtſchaft nicht mehr wie früher nur einzelnen bevorzugten Klaſſen, ſondern dem Volksganzen zugute kommen. Das iſt der Sinn aller jener Ge. ſee und Maßnahmen, durch die der natio. nalſozialiſtiſche Staat nicht nur die Aufſich' über die Sanren und Kreditinſti⸗ tute an ſich genommen hat, ſondern durch die der die geſamte Wirtſchafts⸗ ausübung unter ſeine Führung geſtellt hat. Was die Wirtſchaft leiſtet und erwirbt, ſoll ihr nicht genommen werden, aber ſie ſoll die Erträge ſo wieder verwenden, daß dem Volksganzen dadurch gedient wird. Sonderintereſſen einzelner Schichten und Klaſſen gibt es im Nationalſozialismus nicht. Dieſe auf das Wohlergehen des Volks- ganzen und aller Schichten des Volks ge⸗ richtete Politik iſt es, die der Staatsführung Adolf Hitlers das große Vertrauen ſicherk, das im ganzen Volk heute zu unſerem Füh⸗ rer vorhanden iſt und das immer wieder den Neid unſerer Gegner erweckt. In dem Wirbelſturm, in den die auslän— diſchen Währungen geraten ſind, ſteht un⸗ ſere Währung unerſchüttert. Unſere Gemeindefinanzen, die unter dem marxiſtiſchen Syſtem zerrüttet wurden, ge— ſunden von Tag zu Tag. Die Finanz gebarung des Reiches iſt in Ord- nung und wird die großen Aufgaben, die noch vor uns liegen, durch ſinnvolle Maß⸗ nahmen auch weiter bewältigen, wenn Sie alle, meine deutſchen Volksgenoſſen, ſich Ihrer Aufgabe und Ihrer Mitwirkung be— wußt bleiben. Die Anleihe Mit Genugtuung kann es uns alle er⸗ füllen, daß die kürzlich aufgelegte Anleihe von einer Milliarde Mark zur Hälfte durch die Banken im öffentlichen Markt, zur an⸗ deren Hälfte durch die Sparkaſſen untergebracht iſt. Für die Sparkaſſen bedeu⸗ tet die Anlage in Reichsanleihe eine Stei⸗ gerung ihrer Flüſſigkeit. Die Reichsbank hat ſich nämlich bereiterklärt, jeder Sparkaſſe gegen Hinterlegung der ge— zeichneten Reichsanleihe jederzeit Geld zur Verfügung zu ſtellen, wenn ſie dieſe zur Auszahlung von Guthaben an die Spare braucht Die Anlage der Sparkaſſe in Reichsan⸗ leihe bedeutet alſo eine verſtärkte Si- cherheit für den Sparer, der jederzeil über ſein Sparguthaben verfügen kann. Alle deutſchen Sparkaſſen zuſammen, hei denen über 13 Milliarden Sparguthaben angelegt ſind, haben bisher davon nur an⸗ derthalb Milliarden Mark in Anleihen des Reichs und der Länder angelegt. Dagegen haben die Sparkaſſen in vielen anderen Ländern— z. B. in Frankreich und Ita⸗ lien— viel größere Teile in Forderungen an den Staat angelegt. Dieſer Vergleich iſt ein ſchlagender Beweis für die außerordent⸗ lich vorſichtige und ſolide Finanzpolitik der nationalſozialiſtiſchen Staatsführung. Die erſte Milliarde, die wir aufgelegt ha⸗ ben, war ein guter Anfang. Wollen wir auf dem Wege des Schutzes der Währung, des Schutzes der Sparguthaben, des Schut⸗ zes ſolider Finanzführung weiter fortfah⸗ ren. ſo werden wir auch weiterhin das Vertrauen und den Sparſinn unſerer Bevölkerung anrufen müſſen. Es iſt ſelbſt⸗ verſtändlich, daß der nationalſozialiſtiſche Staat auch ſeinerſeits für ſparſame Verwaltung und Ausgabenwirtſchaft Sorge trägt. Während wir den größeren Einkommen und Vermögen auch direkte Laſten zumuten, wollen wir den Sparer— kreiſen keine Laſten auferlegen, ſon⸗ dern ihnen und ihren Sparkaſſen die Mög— lichkeit geben, Erſparniſſe in zinsbringen⸗ den Anleihen anzulegen und dadurch bei ——— der Vurchfuhrung der großen gaben mitzuwirken. Der Segen aus Wirtſchaftsbelebung und Arbeitsbeſchaffung kommt ſedem Volksge⸗ noſſen zugute. Unſere neugeſchaffene Rü⸗ ſtung ſchützt jeden Deutſchen in ſeinem Ar⸗ beilseinkommen und ſichert ihm ſeine Er⸗ ſparniſſe. Freiheit und Brot werden uns nicht geſchenkt, wir müſſen ſie durch Pflicht⸗ erfüllung erringen. Sparen iſt Pflichterfüͤl⸗ lung für unſer Volk, für uns ſelbſt und für unſere Kinder. Die Loſung für den Natio- nalen Spartag 1935 heißt: „Sparen für Freiheit und Brok!“ Kultur⸗ Großkundgebung Staatskommiſſar Hinkel über„Unſer Bekennt⸗ nis zur deutſchen Kunſt“. Mainz, 30. Oktober. Auf einer Kundgebung in Mainz ſprach Staatskommiſſar Hinkel über„Unſer Bekennk⸗ nis zur deutſchen Kultur“. Das Zwiſchenreich habe, im Gegenſatz zum heutigen Staat, keine geſetzlichen Mittel gehabt, die kulturellen Gü⸗ ter zu ſchützen. Bis zum Jahre 1933 hatte man für das ganze Land Preußen und ſeine ſämtlichen ſtädtiſchen Theater in den Etat des preußiſchen Kultusminiſteriums nur 220 000 Mark eingeſetzt. Der nationalſozialiſtiſche Staat habe ſofort dieſe 220 000 Mark auf 1,2 Millionen Mark erhöht. Vom Jahre 1934 an habe das Reich in ſeinen Etat für Theaterzwecke die Summe von 12 Millionen Mark eingeſetzt. Die Theaterkriſe im Zwiſchenreich, ſo fuhr Staatskommiſſar Hinkel fort, hatte weniger in der finanziellen Not ihre Urſache; das deutſche Volt wollte von der damaligen ſo⸗ genannten Kunſt einfach nichts wiſſen. Wir mußten daher von vornherein die eine For⸗ derung aufſtellen: Das Theater von heute iſt nicht mehr und darf nicht mehr ſein ein Theater für eine beſtimmte Schicht oder Clique, ſondern das Theater im nationalſozialiſtiſchen Staat gehört dem ganzen ehrlich ſchaf⸗ fenden Volke. Gerade in dieſen Zeiten, wo wir den Krieg gegen den Hunger und gegen die Kälte und gegen die ſeeliſchen Nöte in Deutſchland füh⸗ ren, wollen wir alle möglichen Mittel in den Dienſt des geiſtigen und künſtleriſchen kul⸗ turellen Lebens ſtellen. Pflicht ein jeden iſt es auch, für den Neubau des kulturellen Lebens Opfer zu bringen und mit uns ge⸗ meinſam in Partei, Staat und Kommune dadurch den Kampf gegen die ſeeliſche Not, gegen den ſeeliſchen, geiſtigen Hunger und gegen die ſeeliſche Kälte zu führen. Wir haben heute die Aufgabe, alle mit⸗ zuhelfen, den Dom einer kommenden deut⸗ ſchen Kultur zu bauen, deſſen Fundament das deutſche Kulturgut iſt. Schule und Luftfahrt Jörderung des Luftfahrtgedankens. Darmſtadt, 30. Okt. Das Reich und die heſſiſche Landesregierung, und nicht zuletzt der NSL, haben die Mittel bereitgeſtellt, um weit über 100 Erzieher für den Luft⸗ fahrtgedanken zu begeiſtern und ſie wertvollſt praktiſch fliegeriſch zu ſchulen. Die unterſtützende Mitarbeit des NS iſt hier⸗ bei beſonders hervorzuheben. Allein zwei dieſer Lehrgänge wurden wirtſchaftlich von ihm getragen, ein Ergebnis, das nur gezei— tigt werden konnte durch die Tatſache, daß der Leiter des heſſiſchen Schulweſens. Mi⸗ niſterialrat Ringshauſen, gleichzeitig Füh⸗ rer der Erzieherſchaft im Gau Heſſen-Naſ⸗ ſau und ſomit von zwei Seiten her zur För⸗ derung des Luftfahrtgedankens in der heſſi⸗ ſchen Lehrerſchaft in der Laas ißt. Staatsauf⸗ Zur weiteren Schulung der Erzieher und zur Erfaſſung der Jugend im fliegeriſchen Sinne werden im November und Dezember dieſes Jahres, ſowie Ende Januar 1936 weitere Maßnahmen zur Durchführung ge— bracht. In dieſen drei vierzehntägigen Lehr- gängen treffen ſich insgeſamt 70 Lehrer an der gewerblichen Berufsſchule in Offenbach und erhalten eine Ausbildung im Bau von Flugmodellen, damit ſie im Rahmen des Werkunterrichts und beſonderer Modellbau⸗ gruppen an ihren Schulen die Jugend ar zuleiten und zu führen vermögen. An zahl reichen Schulen beſtehen bereits derartige Arbeitsgemeinſchaften, und es liegt auf der Hand, daß durch ſolche breit angelegte Schu— lungswege eine ſichere Ausleſe der beſon⸗ ders veranlagten Kräfte ſich verwirklichen läßt und letzthin für den Flugdienſt im Heer und Verkehr wertvolle Vorarbeit ge⸗ leiſtet wird. Um dieſe bereits beſtehenden Arbeitsgemeinſchaften noch leiſtungsfähiger zu machen und weiterhin ihre Verbreitung zu ſteigern, wurde zur Beſeitigung finan⸗ zieller Schwierigkeiten bereits eine Beihilfe des Reichs eingeſetzt, die dorthin gegeben wird, wo die Gewähr einer ſachgemäßen Arbeit beſteht. Die Maßnahmen zur Förderung der Luftfahrt in den Schulen konnten in einem ſolchen Ausmaß und mit ſolcher Gründlich⸗ keit nur dadurch getroffen werden, weil zwi⸗ ſchen der heſſiſchen Landesregierung und der Luftſport⸗Landesgruppe 11. Darmſtadt, eine in jeder Beziehung völlig befriedigende Zuſammenarbeit beſteht. Aus Heſſen und Naſſau Tarifſenkung auſ der Reichs autobahn bevor⸗ ſtehend. * Frankfurt a. M., 30. Okt. Wie das Stadtblatt der Frankfurter Zeitung von der Reichsbahn erfährt, iſt dort eine Prüfung im Gange, für die Schnellautobusſtrecke auf der Autobahn den Einheitsſatz für einen Kilo- meter Wegelänge herabzuſetzen und dadurch eine weſentliche Tarifverbilligung herbeizufüh⸗ ren. Bisher lag der Fahrpreis etwa in der Höhe der zweiten Wagenklaſſe. * * Frankfurt a. M., 30. Okt.(Auch ein „Hautſpezialiſt“.) Eine Schneiderin, die an einer Schuppenflechte litt, hatte ſich in die Behandlung des Reinhold Kriedemann be— geben. Nach achttägiger Behandlung erklärte er, er würde in vier bis ſechs Wochen eine hundertprozentige Heilung bewerkſtelligen. Er behauptete, in Frankfurt der einzige Haut⸗ ſpezialiſt zu ſein, der ſolche Fälle heilen könne. Er verlangte für die völlige Heilung 750 Mark, die ihm auch in mehreren Beträgen gezahlt wurden. Drei Monate„behandelte“ er die Patientin mit einer ſelbſtgefertigten Salbe. Die Flechte klang etwas ab, aber bald ver⸗ ſchlimmerte ſich der Zuſtand der Patie itin wie⸗ der. Der Heilkundige wurde wegen Betrugs, unlauteren Wettbewerbs und Vergehens gegen Paragraph 147 der Gewerbeordnung ange— klagt und zu ſechs Monaten Gefängnis verur⸗ teilt. Kriedemann legte Berufung ein, die ver⸗ worfen wurde. Der Angeklagte habe von vorneherein nur an Verdienſt gedacht. Er habe die Not der unter quälenden Krankheiten Lei⸗ denden ausgenutzt. Das Geld, das ſich der Angeklagte mit einem Schlag im vorliegenden Falle herausholte, hatte die Mutter der Pa⸗ tientin für die Ausſteuer der Tochter geſpart. Welch üble Geſchäftstätigkeit der Angeklagte entwickelte, ergebe ſich auch daraus, daß er der Mutter, als dieſe das Geld los war, ſagte:„Patienten, die kein Geld haben, kön- nen hingeben. mohin ſie wollen.“ ir rufen unsere Freunde zum hationalen 8 Einer für Alle, Alle für Einen am 30. Oktober partag Liernheimer Creditverein e. G. m. b. h. n eee eee 1 n Deutſche Arbeiter! Mitglieder der Deutſchen Ar beitsfront! Mittwoch, den 6. Nov., ½9 Uhr, im„Kaiſerhof“ Mitglieder-Verſammlung! Alles erſcheinen! Keiner fehle okales Viernheim, 30. Okt. Sinnſpruch Wer mit allem Tun und Sinnen Immer in die Zukunft ſtarrt, Wird die Zukunft nie gewinnen Ind verliert die Gegenwart. * * Gottesdienſtordnung. An Aller⸗ heiligen findet die Prozeſſion nachmittags nach der Andacht ſtatt. * Auszahlung der Invaliden⸗ und Unfallrenten. Die Invaliden- und Unfal lrenten für den Monat November wer- den am 1. November in der üblichen Weiſe beim Poſtamt ausgezahlt Das Polizeiamt 3 teilt mit: Wir machen hiermit alle Per⸗ ſonen unſerer Gemeinde, die für das Kalen⸗ derjahr 1936 die Ausſtellung einer Legiti⸗ mationskarte oder eines Wandergewerbeſcheines beantragen wollen, aufmerkſam, ſofort Anträge auf Erteilung von Legitimationskarten und Wandergewerbeſcheine beim Polizeiamt Viern— heim zu ſtellen * Das Polizeiamt Viernheim teilt mit: Von verſchiedenen Seiten iſt Klage geführt worden, daß 14—16⸗ 17 Jugendliche beiderlei Geſchlechts ic häufig bis in die Nacht hinein in Wirtſchaften ohne Begleitung der Eltern aufhalten. Wir weiſen darauf hin, daß es nach§ 16 Ziffer 2 des Gaſtſtättengeſetzes verboten iſt, an Perſonen, die das 16. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, in Abweſenheit des zu ihrer Erziehung Berechtigten geiſtige Getränke oder Tabak- waren im Betriebe einer Gaſt- oder Schank⸗ wirtſchaft zu eigenem Genuſſe zu verabreichen. Unter Hinweis auf den§ 16 das Gaſtſtätten⸗ geſetzes erſuchen wir die hieſigen Gaſt- und Schankwirte zur Beſeitigung dieſer Mißſtände das Erforderliche beizutragen. Den Polizei beamten wurde entſprechende Weiſung erteilt, bei Zuwiderhandlungen rückſichtslos Straf anzeige zu erheben. Die ae Feiertage. Vom Kreisamt Heppenheim wird hier⸗ zu berichtet: In der Bevölkerung herrſcht noch vielfach Unklarheit darüber, welche Tage als geſetzliche Feiertage, an denen die Arbeit ruht, zu gelten haben. Neben den Sonntagen ſind geſetzliche Feiertage nur: Der 1. Mai (der nationale 3 des deutſchen Volkes), der Heldengedenktag(5. Sonntag vor Oſtern), der Erntedanktag(1. Sung nach Michaelis), ferner Neujahrstag, Karfreitag, Oſtermontag, Himmelfahrtstag, Pfingſt-Montag, Bußtag (Mittwoch vor dem letzten Trinitatisſonntag) und der 1. und 2. Weihnachtsfeiertag. Fron⸗ leichnamstag und Reformationsfeſt ſind in Ge— meinden mit überwiegend katholiſcher bezw. evangeliſcher Bevölkerung Feiertage, aber nur in den Gemeinden, wo nach bisherigem Brauch an dieſen Tagen. Feiertag war und die Arbeit ruhte. Dagegen ſind Mariä Him- melfahrt und Allerheiligen keine geſetzlichen Feiertage mehr, an denen allgemein die Ar- beit ruhen muß. Der Totenſonntag iſt wie jeder Sonntag im Jahr Feiertag; er genießt aber keinen erweiterten Feiertagsſchutz mehr. 5 Sterbetafel. Heute Vormittag ver— kündeten die Sterbeglocken das Ableben von Herrn Oberinſpektor Ludwig Werle, der im 52. Lebensjahre in 1 Nauheim das Zeit— liche geſegnet hat. De Verſtorbene, ein Sohn unſerer Gemeinde, 795 auch auf der hieſtgen Bürgermeiſterei ſeine Ausbildung erfahren hat, war in der Stadtverwaltung von Bad Nau— heim als Oberinſpektor tätig. Möge ihm die Erde leicht ſein. 2 Sänger⸗Einheit. iſt auf morgen Die Singſtunde Donnerstag vorverlegt.. Wormser Herbst⸗Messe 3 lo. Bobember Die Wormſer Herbſtmeſſe bietet diesmal außergewöhnlich viel. Wie immer iſt die Meſſe mit Schauſtellungen aller Art, z. T. ganz neuen Attraktionen, und Meſſeverkaufsſtänden außerordentlich reich beſchickt. Weit über 50 verſchiedene, große Fahr⸗, Schau- und Ver⸗ kaufsgeſch äfte, von all den„wahren Jakobs“ und ſonſtigen Meſſenummern abgeſehen, ſorgen dafür, daß keine Langeweile aufkommt. Auch ſonſt bietet die Meſſeleitung Außergewöhn⸗ liches. Am erſten Meſſeſonntag, nachmittags 2,30 Uhr, ziehen die Junggeſellen und hiſtor— iſche Fahnengruppen zum Marktplatz zum „Geſellentanz“. Abends 8 Uhr gaſtiert das Mainzer Statttheater mit„Charleys Tante“. Mittwoch, den 6. November, abends 8 Uhr, bringt das Landestheater Darmſtadt„Die Pfingſtorgel“. Und am Sonntag, den 10. November, abends 8,11 Uhr hält die Wormſer „Narrhalla“ eine große Karnevaliſtiſche Sitz— ung ab(im Karpfen). Mehr kann man nicht verlangen. Beſonders ſei auf folgendes hingewieſen: Vorzügliche Bahnverbindungen! Sonnta gs-Rückfahrkarten werden von den Reichsbahndirektionen Ludwigshafen und Mainz im Umkreis von 35 Km. mit fol⸗ gender Geltungsdauer ausgegeben: Zur Hin- und Rückfahrt von Samstag, den 2. November bis Montag, den 4. November, 24 Uhr. Am Mittwoch, den 6. November mit eintägiger Gültigkeit von 0 Uhr bis 24 Uhr und von Samstag, den 9. November, 0 Uhr, bis Mon⸗ tag, den 11. November, 12 Uhr. Vortragsabend im Freischütz SS- Hauptſturmführer Oſtmann ſpricht am Samstag, den 2. November 1935 um 20 Uhr 15 Min. im„Freiſchütz“-Saal zu Viernheim über ſeine Erlebniſſe und Eindrücke Mittelmeerbecken und in Oſtaſien. Zu dieſem Vortrag, der durch Lichtbilder wirkſam unter⸗ ſtützt wird, iſt höflichſt eingeladen. Die augenblickliche ſpannunggeladene Lage in dieſen Intereſſengebieten bürgt dafür, daß ſich die hieſigen Einwohner dieſe Infor⸗ wan ee nicht entgehen laſſen wer⸗ den. Unkoſtenbeitrag: 10 Pfg. Vortragsfole: „Fahrt durchs Mittelmeer, Suezkanal un⸗ ter Berückſichtigung der jetzigen Lage; 2. Oſtaſien„Land und Leute“. 3. Kampf um Tſingtau; 4. Die Entwicklung Japans in den letzten 20 Jahren. Anſchließend gemütliches Beiſammenſein! SS⸗Zug 2/11/33 Viernheim: Schneider, Oberſcharführer. Verantwortlicher Schriftleiter: Joh. Martin, Viernheim; verantwortlicher Anzeigenleiter: Joh. Martin, Viernheim; Druck und Verlag: Johann Martin, Viernheim, Adolf Hitler⸗ ſtraße 36; D. A. IX 1935 950. Zur Zeit iſt die Preisliſte Nr. 4 gültig. deln ne Nurenung Beugen Sie vor, ehe es zu ſpät mit Schoenenbergers Pflanzen⸗ ſaft, Olbas Oel, Heilerde.— Wir beraten Sie recht gerne. 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Stock Vorderhaus Ein Arbeitsscheuer wandert nach Kislau: g Aus„Weinheim wird uns ge⸗ meldet: Der am 7. 12. 1912 in Wein⸗ heim geborene Ernſt er nicht angetreten bzw. nach einigen Tagen ohne Grund wieder aufgegeben hat. Am 8. Oktober ds. Is. wurde ihm von dem Vor⸗ ſitzenden des hieſigen Arbeitsamts erneut eine Arbeitsſtelle im Arbeitsamtsbezirk Ulm ange⸗ boten und ihm ausdrücklich zugeſagt, daß für ſeine Familie die Unterſtützung weiter 9790 würde, ſobald er die Arbeit angenommen hätte. Da es Ihrig weniger auf die Annahme der ihm angebotenen Arbeitsſtelle als auf die ſo⸗ fortige Unterſtützungsauszahlung ankam, ver⸗ ließ er unter beleidigenden Aeußerungen das Dienſtzimmer des Arbeitsamtsvorſitzenden, ſchlug die Türe hinter ſich zu und gab ſeinem Unwillen durch lautes Schreien Ausdruck. Ihrig hat damit bewieſen, daß er nicht ar⸗ beiten will. Nachdem dieſem Vorhalten gegen⸗ über ſchon viel zu lange mit der Ergreifung ſcharfer Maßnahmen gezögert worden war, er⸗ ſchien es nunmehr angezeigt, ſolche Maßnah⸗ men endlich anzuwenden. Ich habe daher Ihrig ſofort feſtnehmen und in polizeilichen Gewahrſam nehmen laſſen, bis über ſeine gleichzeitig veranlaßte Einweiſung in das Landesarbeitshaus Kislau Verfügung getroffen war. Bei ſeiner Feſtnahme ſetzte ſich Ihrig zur Wehr, beleidigte die ihn feſtnehmenden Gendarmeriebeamten und verletzte außerdem einen Angeſtellten des Bezirksamtes durch ei⸗ nen Fußtritt gegen den Leib. Wegen dieſes Verhaltens wird ſich Ihrig vor dem Straf⸗ richter zu verantworten haben. Am Samstag nachmittag iſt Ihrig durch zwei Gendarmerie⸗ beamte in das Landesarbeitshaus nach Kislau verbracht worden, woſelbſt ihm Gel legenheit zur Arbeit gegeben und in geeigneter Weiſe nachgeholfen werden wird, wenn er ſich nicht in die Ordnung fügt. Ihrig hat in den letzten beiden Jahren vom Arbeitsamt in Weinheim wiederholt, und zwar insgeſamt in ſechs Fällen Arbeit zugewieſen erhalten, die Hitler⸗Jugend Heute Mittwoch, den 30. Oktober 1935, tritt die Hitler-Jugend der Gefolgſchaft 21 249 Viernheim ſcharweiſe im Kaiſerhof punkt 20 Uhr an. Die Jungen, die in den Werbewochen in die HJ. aufgenommen wor⸗ den ſind, werden hiermit zum letzten Male aufgefordert, ſich zu dieſem Dienſt ihren Ka⸗ meradſchaftsführern zu melden. Heil Hitler! Der Führer der Gefolgſchaft 21/249: gez. Emil Metzger, m. d. F. b. Vereins- Anzeiger Sänger⸗Einheit. Donnerstag abend findet bereits die Singſtunde ſtatt. Kein Sänger fehle! Zöller, Vorſitzende. Kaninchen⸗ u. Geflügelzuchtv. 1916 Die für die Ausſtellung beſtimmten Tiere müſſen: Abteilung Kaninchen bis Diens⸗ tag abend; Abteilung Geflügel bis Mitt⸗ woch abend bei Schriftführer J. Baus gemeldet ſein. Die Ausſtellungsleitung. Geflügelzuchtverein Viernheim. Donners stag Abend 8½ Uhr im Gaſthaus „Zur Sonne“ Mitglieder- Verſammlung. Die Tagesordnung iſt ſehr wichtig. Voll⸗ zähliges Erſcheinen erwartet. Der Vorſtand. Hationaler Der nationale Spartag notwendig ist, Rücklagen für die Zukunft zu bilden. Spartag! 1035 ſst ein Tag der Besinnung. Er will allen vor Augen führen, dass es Wer spart, dient sich selbst und der Gesamtheit. Darum spare auch Du bei der Bezirkssparkasse Lorsch, Zweigstelle Oiernheim 5 lch! zu fü In tet, nich Vlätt uche feſtte natio ob es antwe Imme bemer muß. Journ. ländii ung de! zwich sche! haben könn daß ausg. gen bor, ital die v bewer Meld tereſſ Das! „N dem Weſſi in A Schrif Kontr Danat 1. Le beim oder i zen Wbebe Frem italien nicher beſtim nien, in I gun darau Erobt niens Freih Forri