. (Liernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Erſcheint täglich mit Ausnahme der 8 155 Feiertage.— Bezugspreis monat! eilagen: zweimal jährlich den Sommer⸗ und Winter Fahrplan und den Wandkalender.— Annahme von Bezugs⸗Beſtellungen in der Geſchäftsſtelle u. bei den Boten Weitverbreitete Tageszeſtung— nacbrichten⸗ und Anzeigenblatt Fernſprecher 117.— Telegr.: Anzeiger, Viernheim— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Frankfurt Einzel⸗Verkauf der Zeitung von der Geſchäftsſtelle 5 Pfg., Samstags 10 Pfg. 1,40 Mk. frei Wochenende“, ins Haus gebracht.— a. M., wöchentlich das„Illuſtrierte Viernheimer Anzeiger Viernheimer Zeitung Anzeigenpreiſe: Die 12geſpaltene Millimeter⸗Zeile 3 Pfennig, Textſpalte 12 Pfennig bei Wiederholung abgeſtufter Nachlaß.— Annahmeſchluß für Anzeigen aller Art vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer u. von ſämtlichen Anzeigen⸗Mittlern Deutſchlands u. des Auslandes Ankündigungen in dieser Zeitung finden weiteste Verbreitung Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 36 Geſchäftsſtelle Viernheimer Bürger-Ztg.— Viernh. Volksblatt) Nr. 254 Donnerstag, den 31. Oktober 1935 52. Jahrgang Löſungsverſuche Der Völkerbundsrat hat bekanntlich nach langem Hin und Her Strafmaßnahmen ge⸗ gen Italien beſchloſſen wegen des Einmar⸗ ſches in Abeſſinien. Die Maßnahmen ſind wirtſchaftlicher Natur. Sie beſtehen aus einer Zufuhrſperre für Rohſtoffe und aus einer Kreditſperre. In Kraft getreten ſind dieſe Maßnahmen allerdings noch nicht. Man hat einſtweilen den 10. November als Tag der Inkrafttretung beſtimmt, ſo daß Italien noch bis dahin alle Waren einfüh⸗ ren kann, die es braucht. Die Wirkung der Maßnahmen wird daher noch einige Zeit auf ſich warten laſſen, kann man ſich den⸗ ken, daß Italien jetzt die größten Anſtren⸗ gungen macht, um ſo viel wie irgend mög⸗ lich hereinzubekommen und ſeine Magazine zu füllen. Inzwiſchen gehen die Bemühungen wei⸗ ter, Löſungen für den italieniſch⸗abeſſi⸗ niſchen Konflikt zu finden. Ausländiſche Blätter berichten über ſolche Löſungsver⸗ ſuche ausführlich. Man kann natürlich nicht feſtſtellen, ob es ſich dabei nur um Kombi⸗ nationen oder Verſuchsballons handelt, oder ob es tatſächlich Vorſchläge ſind, die in ver⸗ antwortlichen Kreiſen erwogen werden. Immerhin ſind einige dieſer Meldungen ſo bemerkenswert, daß man ſie regiſtrieren muß. So will das Pariſer Blatt„Petit Journal“ aus einer nichtgenannten aus⸗ ländiſchen Quelle über Vorſchläge zur Lö⸗ ſung des Oſtafrikaproblems erfahren haben, die den Gegenſtand von Beſprechungen zwiſchen engliſchen und franzöſi⸗ ſchen Kolonialſachverſtändigen gebildet haben ſollen. Nach dem„Petit Journal“ könnte man ſogar dem Glauben verfallen, daß die Vorſchläge in dieſen Beſprechungen ausgearbeitet worden ſind. Inzwiſchen lie⸗ gen freilich ſchon aus London Meldungen vor, aus denen hervorgeht, daß es ſich um italieniſche Entwürfe gehandelt hat, die von engliſcher Seite als nicht diskutabel bewertet worden ſind. Trotzdem verliert die Meldung des„Petit Journal“ nicht an In⸗ tereſſe, denn ſie hat ſymptomatiſchen Wert. Das Blatt entwickelt folgendes Projekt: „Man wird eine Unterſcheidung zwiſchen dem amhariſchen und dem nichtamhariſchen Abeſſinien machen.(Die Amharas ſind der in Abeſſinien herrſchende Stamm.— Schriftleitung.) Das erſtere wird unter die Kontrolle des Völkerbundes geſtellt werden. Danach ergeben ſich folgende Punkte: 1. Verwaltung: ein italieniſcher Berater beim Negus, italieniſche Lokalgouverneure oder italieniſche Berater in den Randprovin⸗ zen und beſonders weſtlich von Addis Abeba.— 2. Armee: Einrichtung eines Fremdenlegionsſyſtems, das die Aufſtellung italieniſcher Einheiten und zum Teil italie⸗ niſcher Truppenteile geſtattet.— 3. Gebiets⸗ beſtimmungen: Harrar bleibt bei Abeſſi⸗ nien; Ogaden wird Italien zugeſprochen: in Tigre und Danakil werden Grenzberich⸗ tigungen vorgenommen, die wahrſcheinlich darauf hinzielen, die von Italien gemachten Eroberungen zu beſtätigen.— 4. Abeſſi⸗ niens Zugang zum Meer: Man wird vom Freihafenſyſtem abſehen zu Gunſten eines Korridors. Es ſcheint aber noch nicht ent⸗ ſchieden zu ſein, ob dieſer durch italieniſches, . oder engliſches Gebiet gehen oll.“ Soweit die Meldung des Pariſer Blat⸗ tes. Die„Preß Aſſociation“, eine Londo⸗ ner Nachrichtenagentur, berichtet dazu, daß der Sachverſtändige des Londoner Außen⸗ amts für abeſſiniſche Fragen, Maurice Pe⸗ terſon, mit ſeinem Kollegen vom franzöſi⸗ ſchen Außenminiſterium, St. Quentin,„A n⸗ regungen“ geprüft habe, die aus einer italieniſchen Quelle ſtammten. Beide hätten aber dieſe Anregungen für praktiſch wert⸗ los erklärt. Der Pariſer Vertreter der „Times“ berichtet über Gegenvorſchläge zu den jitalieniſchen Anregungen, die die fran⸗ zöſiſche Regierung verſuchsweiſe ausgear⸗ beitet habe und die jetzt in London geprüft würden. Von einer Vereinbarung könne ſchon deshalb keine Rede ſein, da Peterſon, der am Sonntag nach London zurückkehrte, gar keine Vollmachten dazu beſaß. Wahr⸗ ſcheinlich habe er nur mitgeteilt. welche Vorſchläge nach ſeiner Anſicht offenbar un⸗ e für Großbritannien ſein wür⸗ en. Der Eid der jungen Soldaten Am 7. November Hiſſung der neuen Neichskriegsflagge und Neirutenvereidigung Berlin, 31. Oktober. Am 7. November 1935, 8 Uhr vormittags, wird zum erſten Mal die neue Reichs- kriegsflagge in feierlicher Jorm von der Wehrmacht geſetzt werden. Bei dieſer Jeier wird ein Erlaß des Führers und Oberſten Befehlshabers der Wehrmacht an die Soldaten bekanntgegeben. Anſchließend findet einheitlich in den Standorten der Wehrmacht die feierliche Vereidigung der am 1. November eingetretenen Rekruten der allgemeinen Wehrpflicht ſtatt. Der Reichskriegsminiſter und Oberbe⸗ fehlshaber der Wehrmacht hat angeordnet, daß die Oeffentlichkeit zu dieſen Veranſtal⸗ tungen Zutritt erhält. Die Bekanntgabe der Reichskriegsflagge erfolgt November. Ein Mahnmal am Kemmelberg Langemarckfeier der Hitlerjugend. Berlin, 31. Oktober. Die Hitlerjugend hat vom Volksbund Deutſche Kriegsgräberfürſorge die Paten- ſchaft über die Kriegsgräberſtätte Dranoutre Donegal Ferme am Kemmelberg in Flan⸗ dern übernommen und ſie wird am 10. No⸗ vember die überlieferte Langemarckfeier zum erſten Mal von ſich aus geſtalten. Reichsjugendführer Baldur von Schi⸗ rach wendet ſich anläßlich der Uebernahme der Patenſchaft über den Kemmelfriedhof mit einem Aufruf an die deutſche Jugend. Darin betont er, daß ſich Deutſchlands Ju⸗ gend bewußt in die ruhmreiche Tradition des alten deutſchen Heeres ſtelle und damit zugleich eine große Verpflichtung übernehme. „Ihr, deutſche Jungen und Mädel“, ſo ſagt eee u. a.,„habt nur zum eil neuen am 7. die Zeit des großen Krieges noch miterlebt. Darum könnt Ihr die Lei⸗ ſtungen und Opfer der Feldgrauen nur ah⸗ nen. Aber von den Opfern an Blut und Leben, die Eure Kameraden für Deutſch⸗ lands Ehre und Freiheit brachten, führt ein 5 Weg zu den Toten unſeres Kamp⸗ es.“ Ng⸗Kriegsopferverſorgung Tagung der NS. Kriegsopferverſorgung. Im großen Fraktionsſaal des Reichstags⸗ gebäudes begann die große Reichsarbeits⸗ tagung der Nationalſozialiſtiſchen Kriegs⸗ opferverſorgung unter Vorſitz des Reichs⸗ Man ſieht, die Dinge ſind von einer wirk⸗ lichen Löſung noch weit entfernt. Auch ein Warſchauer Blatt glaubt über die Lö⸗ ſungsverſuche berichten zu können. Die „Gazeta Polſka“ meldet nämlich aus Paris, Laval habe der Regierung einen Plan zur Löſung des abeſſiniſchen Konfliktes ver⸗ traulich mitgeteilt, von dem„Gazeta Polſka“ in auffallendem Widerſpruch zu den aus London kommenden Erklärungen be⸗ hauptet, daß er zwiſchen Frankreich und England vereinbart worden ſei.„Gazeta Polſka“ betont daher auch, daß dieſe Nach⸗ richten zutreffend ſeien, obgleich man ein Londoner Dementi zu erwarten habe. Eine erfolgreiche diplomatiſche Aktion werde ſich jedoch erſt nach den engliſchen Wahlen ent⸗ wickeln können. Dieſer Plan ſehe die Un⸗ terſtellung der Randgebiete Abeſſiniens un⸗ ter ein italieniſches Mandat vor. In einem Londoner Artikel ſchreibt„Ga— zeta Polſka“ für die Anſichten eines großen Teiles der engliſchen Oeffentlichkeit ſei die Bemerkung des Konſervativen Lord Wol— mer bezeichnend, daß ein italieniſcher Sieg ichlecht, aber eine italieniſche Niederlage noch ſchlimmer wäre. England werde ſeinen ganzen Einfluß aufbieten, um ein befriedi⸗ gendes Kompromiß zu erreichen, daß das italieniſche Ausdehnungsrecht berück⸗ ſichtigt und deſſen Koſten natürlich Abeſſi⸗ nien zu tragen habe. Die Loſung des„be⸗ waſfneten Friedens“ werde der Regierung kriegsopferführers. Die Bedeutung dieſer Tagung wurde dadurch unterſtrichen, daß Vertreter der Behörden, der Wehrmacht und der Soldatenverbände erſchienen waren. Der Reichs⸗ und Preußiſche Arbeitsminiſter hatte als Vertreter Miniſterialdirektor Engel ent⸗ ſandt, der Reichskriegsminiſter den Chef der Wehrmachtverſorgung Oberſt Reinecke; für die deutſchen Hauptfürſorgeſtellen war Ober⸗ landesverwaltungsrat Dr. Thonke erſchie⸗ nen, ferner die Vertreter der großen deut⸗ ſchen Soldatenverbände. Nach kurzer Be⸗ grüßungsanſprache durch den Reichskriegs⸗ opferführer ergriffen die Vertreter das Wort. Anſchließend hieran berichteten die Abteilungsleiter der Rei“ enſtſtelle der NSKOV. Der erſte Arb. g ſchloß mit einem Kameradſchaftsabend im Lehrerver⸗ einshaus. An den Führer und Reichskanz⸗ ler und an den Reichskriegsminiſter Gene⸗ raloberſt von Blomberg wurden von der Arbeitstagung Telegramme entſandt. Das Gebiet um Makalle geräumt Die Abeſſinier nehmen Verteidigungsſtellungen im Vergland ein Ein Auftrag für den bisherigen Vertreter Abeſſiniens in Genf Addis Abeba, 30. Oktober. Auf abeſſiniſcher Seite berichtet man, daß auf beiden Fronten Bewegungen der ikalie⸗ niſchen Truppen zu verzeichnen ſeien. die als Vorbereitungen zum Vormarſch erkennbar ſind. Die abeſſiniſchen Truppen ſetzen ihren Aufmarſch fort. An allen Fronten kam es zu Vorpoſtengefechten. An der Südfront führten die Italiener wieder Erkundungs⸗ flüge und Bombenabwürfe durch. Auch der Patrouillenvormarſch der Italiener wurde weiter fortgeſetzt. Italieniſche Meldungen, wonach, Ma⸗ kalle bereits von den italieniſchen Trup⸗ pen erobert worden ſei, entſprechen, wie auf abeſſiniſcher Seite verſichert wird, nicht den Tatſachen. Man hält es hier aber nicht für ausgeſchloſſen, daß die Italiener Makalle in Zuſammenhang mit größeren Gefechts⸗ handlungen in Kürze erreichen, da das Vorgelände und die Stadt ſfelbſt von den abeſſiniſchen Truppen befehls⸗ gemäß geräumt wurden. Die abeſſiniſche Verteidigungslinie zieht ſich auf den Höhen unmittelbar ſüdlich von Makalle, den Geva⸗Fluß entlang bis zur Einmündung in den Takaſee und weiter über Jelaca bis ins Auſſa⸗Gebirge hin. Die italieniſchen Bewegungen ſollen, wie in Addis Abeba bekannt wird, durch Waſſermangel ſtark beeinträchtigt ſein. Bei den letzten italieniſchen Fliegerangrif⸗ fen an der Ogaden⸗Front wurde die Stadt Magalo mit Bomben belegt. vermutlich den Wahlſieg ſichern, da ſie nach einer gewiſſen Beruhigung des engliſch⸗ita⸗ lieniſchen Konfliktes eher künftige Streitig⸗ keiten ernſterer Natur ins Auge faſſe. Erwähnen wir ſchließlich noch eine Pa⸗ riſer Stimme. Der„Paris Soir“ will wiſſen, daß die franzöſiſchen und engliſchen Sachverſtändigen für den italieniſch⸗abeſſi⸗ niſchen Streitfall ſich auf verſchiedene Anre⸗ gungen geeinigt hätten, die nach Rom über— mittelt werden ſollen; ſie ſeien entgegen⸗ kommend und ſähen für Italien eine tat⸗ ſächliche Kontrolle mehrerer abeſſiniſcher Provinzen vor. Ueber die Provinz Harrar jedoch, ſowie über die heilige Stadt Akſum und über den ganzen Weſten des Landes und die Hochebenen würden weder von England, noch von Frankreich irgendeine Gebietszuſage an Italien gemacht werden aus dem einfachen Grunde, weil ſich der Negus nie damit einverſtanden erklären würde.— Das Wichtigſte, was man augen⸗ blicklich feſtſtellen könne, ſei die Tatſache, daß England und Frankreich nicht mehr ge⸗ trennt gingen: das Problem, wie ſich Muſ⸗ ſolini verhalten werde, ſei jedoch noch un⸗ gelöſt. Der Vormarſch der italieniſchen Truppen. die Möglichkeit, daß die Sühne⸗ maßnahmen nicht wirkſam genug ſeien, könnten ihn vielleicht ermutigen. Anderer- ſeits aber bedeute die Gewißheit, auf lange Zeit von jegliſchen Hilfsmitteln wirtſchaft⸗ licher Art, von den großen Staaten abge⸗ Am 2. November findet vorausſichtlich der letzte große Empfang beim Negus ſtatt, der dann in das Hauptquartier abreiſt. Die Leiche des in Deſſie verſtorbenen bel⸗ giſchen Offiziers, der der inzwiſchen abberu⸗ fenen Militärmiſſion angehörte, wird nach Europa überführt werden. Der bisherige Vertreter Abeſſiniens in Paris und beim Völkerbund, Takle Ha⸗ wariate, iſt in Addis Abeba eingetroffen. Hawariate, der den Wunſch hatte, das Kommando über ein Armeekorps zu über⸗ nehmen, wird nicht an der Front Verwen⸗ dung finden. Er wurde vielmehr vom Kaiſer mit der Durchführung eines Sonderauftrages betraut, der ſich nicht auf Europa beziehen ſoll. Hawariate wird die abeſſiniſche Hauptſtadt bereits in den nächſten Tagen wieder ver⸗ laſſen. Eine Karawane von über tauſend Kaufleuten durchzog mit großen Geldſäcken Addis Abeba, um dem Kaiſer 200 000 Taler als ihren Kriegsopferbeitrag darzubringen. „ „Wegen Störung im Mittelmeergebiet.“ Aus Ottawa wird berichtet, daß der Kurs des kanadiſchen Paſſagierdampfers „Empres of Britain“, der ſich auf einer Weltreiſe befindet,„wegen Störung der Lage im Mittelmeer“ von der Reederei ab⸗ geändert worden iſt. Statt durch das Mit⸗ telmeer und den Suezkanal zu fahren, wird das Schiff Madeira, Las Palmas und die kanariſchen Inſeln ſowie Südafrika beſu⸗⸗ chen. ſchnitten zu ſein und der Zwang, für teure Preiſe kaufen zu müſſen, vielleicht doch einen Beweggrund für ein Nachgeben. Was an all' dieſen Meldungen richtig iſt, läßt ſich, wie bereits erwähnt, nicht kontrol⸗ lieren. Richtig ſcheint nur zu ſein, daß ſich England und Frankreich um Löſungsver⸗ ſuche bemühen. Was die Naächſtbeteiligten, nämlich Italien und Abeſſinien. davon hal⸗ ten, weiß man freilich nicht. Und das wäre doch ſchließlich die Hauptſache. In dieſer Hinſicht iſt noch die folgende Meldung aus Rom bemerkenswert: Muſſolini hatte eine Unterredung mit dem britiſchen Bot⸗ ſchafter Drummond. Ueber den Inhalt der Beſprechung wird ſtrengſtes Stillſchweigen gewahrt. In unterrichteten italieniſchen Kreiſen erklärt man zu den wieder neu auf⸗ getauchten Gerüchten über greifbare Ver⸗ ſöhnungsvorſchläge, daß alle derartigen Kombinationen meiſt viel zu weit gingen. Gegenwärtig ſeien keine direkten Verhand⸗ lungen im Gange. Es werde nur ſondiert, ob ſich vielleicht irgendeine Verhandlungs⸗ grundlage bietet. Falls Frankreich und England Vorſchläge und Anregungen unter⸗ breitet hätten, würde ſie Italien mit Auf⸗ merkſamkeit und Intereſſe prüfen. Man warnt in Rom jedoch, gegenwärtig die in⸗ ternationale Lage zu optimiſtiſch zu betrach⸗ ten. 1 1 7 5 eee n r 9 — . — — * Italiens Gegenmaßnahmen Auslandswaren ſollen boykottiert werden. Mailand. 30. Oktober. Die Abwehrmaßnahmen gegen die Sank⸗ tionen— Beſchränkung des Fleiſchverkaufs und des Papierverbrauchs in den Staats⸗ verwaltungen— werden in der italieniſchen Preſſe begrüßt; darüber hinaus werden noch ſchärfere Maßnahmen. wie der Boykott aller ausländiſchen Erzeugniſſe, verlangt. Die„Stampa“ ſchreibt, die italieniſchen Märkte würden unerbittlich und für immer denen verſchloſſen, die die italieniſche Aus⸗ fuhr ſperrten. Der„Popolo d'Italia“ pro⸗ phezeit ſogar, die Sanktionen würden ſich bald gegen jene wenden, die ſie anwenden wollen. Unter der Obhut der Faſchiſtiſchen Partei werden in allen Provinzen Kriegermütter ind Witwen mit der Aufgabe betraut, die Abwehraktion gegen die Sühnemaßnahmen von Haus zu Haus zu organiſieren. Kanada und die Sühnemaßnahmen Ottawa, 30. Oktober. Miniſterpräſident Mackenzie King teilte mit, daß die kanadi⸗ ſche Regierung für die wirkſame Anwen⸗ dung der wirtſchaftlichen Sühnemaßnahmen gegen Italien ſorgen werde. Er fügte hinzu, daß Kanada keine Verpflichtung zur An⸗ wendung militäriſcher Sühnemaßnahmen anerkenne. Kolonien und Nohſtoffe Eine engliſche Stimme. London. 30. Oktober. Der ehemalige Direktor der wirtſchaft⸗ lichen und finanziellen Abteilung des Vöt⸗ kerbundes, Sir Artur Salter, ſagte in einer Rede, ſelbſt wenn Italien ganz Abeſ⸗ ſinien erobere und dort ſeine über⸗ ſchüſſige Bevölkerung unterzubringen ſuche, werde es in zehn Jahren noch nicht ein⸗ mal den Beoölkerungsüberſchuß von zwei Monaten anſiedeln können. Kolonien bedeuten keine Löſung des Problems der Ueber völkerung; die wahre Löſung ſei die Einrichtung eines Syſtems, das den Län— dern ermöglichen würde. den Waren⸗ austauſch in größerem Maßſtabe zu be⸗ treiben England würde klug daran tun. wenn es mit den Kolonien einen Anfang machte, die keine eigenen Regierungen hät⸗ ten und wenn es ſie der Welt unter der Vorausſetzung anbieten würde, daß ſie un⸗ ter ein Mandatsſyſtem kommen würden. Es ſollte international garantiert werden, daß Rohſtoffe allen Käufern unter den glei⸗ chen Bedingungen geliefert werden. gowjiet⸗ Experimente Widerſtand gegen ein neues Arbeitksſyſtem. Moskau. 30. Oktober. Die Durchſetzung des Stachanow-Syſtems in der ſowjetruſſiſchen Induſtrie hat zu neuen politiſchen Morden und Mordverſu⸗ chen geführt. Nachdem erſt einen Tag zu⸗ vor aus Gorki die Ermordung eines„Stoß⸗ arbeiters“, der das bei der Ardeiterſchaft verhaßte neue Arbeitsſyſtem einführen wollte, gemeldet worden war, berichtet die „Isweſtija“ von einem neuen Fall aus Sta— lino(Südoſtukraine). Dort wurde ein Pro— pagandiſt der Stachanow-Bewegung von vier Arbeitern eines Kohlenbergwerks er— ſchlagen. Die Leiche wurde verſcharrt. Aus der gleichen Stadt wird ein Mordverſuch an dem Leiter einer Kohlengrube gemeldet. Auch hier war der Täter ein„Saboteur der Stachanow-Bewegung“. Die Sowjetbehörden ſind bemüht, den Widerſtand der Arbeiterſchaft gegen das Stachanow⸗Syſtem durch ſchwerſte Strafen zu brechen. Verſorgungsanträge Die Unterſtützung ehemaliger Angehöriger der neuen Wehrmacht. Berlin. 31. Oktober. Zu den unlängſt bekanntgegebenen Grundſätzen des Reichskriegsminiſteriums für die Bewilligung von Unterſtützungen an ehemalige Angehörige der neuen Wehr— macht und ihre Hinterbliebenen wird darauf hingewieſen, daß es ſich hierbei nur um die zuſammenhängende Wiedergabe der ſchon ſeit Jahren beſtehenden Grundſätze handelt. Die aus dem Umbau der Wehrmacht not— wendigen Aenderungen ſind dabei berück— ſichtigt worden. Dieſe Grundſätze gelten nur für ehe— malige Angehörige der neuen Wehrmacht, das heißt für die vom 1. Januar 1921 ab aus der Wehrmacht ausgeſchiedenen Unter— offiziere und Mannſchaften. Unterſtützungs⸗ anträge ſind nicht an das Reichskriegs⸗ miniſterium ſondern an das örtlich zuſtän⸗ dige Wehrbezirkskommando(Ver⸗ ſorgungsabteilung) in der entmilitariſierten Zone an den Landeskommiſſar(Verſor⸗ gungsabteilung) in Karlsruhe bezw. an den Regierungspräſidenten(Verſorgungs⸗ abteilung), in Düſſeldorf oder Kob⸗ hen z zu richten. 0 Die hiernach irrtümlich an das Reichs⸗ kriegsminiſterium eingereichten Unterſtüt⸗ zungsanträge können nicht beantwortet werden. g Die vor dem 1. Januar 1921 ausgeſchie⸗ denen Unteroffiziere und Mannſchaften und deren Hinterbliebene werden nach wie vor durch die Verſorgungsämter betreut. Erziehung und Schulung Schulungsleiter des Neichsarbeitsdienſtes bei Dr. Goebbels Berlin, 30. Oktober. Reichsminiſter Dr. Goebbels empfing die Schulungsleiter des Reichsarbeitsdien⸗ ſtes. Reichsarbeitsführer Staatsſekretär Hierl erklärte in einer Anſprache an den Mi⸗ niſter, daß die Partei die Seele und das Ge— wiſſen des Staates ſei, während der natio⸗ nalſozialiſtiſche Staat die Stetigkeit der vom Nationalſozialismus geſchaffenen Einrich⸗ tungen gewährleiſte. Dr. Goebbels gab in ſeiner Antwort der Freude Ausdruck, die ihn jedesmal erfülle, wenn ein Arbeitsdienſt ihn beſuche. Der Reichsarbeitsführer habe ein wichtigen Thema angeſchnitten, als er von der Ein⸗ heit von Partei und Staat geſprochen habe Dieſe Einheit mache die Erziehung eines ungeheuer zahl- ceichen Führernachwuchſes notwendig, um ſchließlich alle Funktionen des Staates von Nationalſozialiſten aus⸗ üben laſſen zu können, ohne die Partei ih⸗ rer Führerperſönlichkeiten zu berauben. Darin leiſte der Arbeitsdienſt wertvolle Hilfe. Er müſſe vor allem auch diejenigen, die vorher noch nicht durch die Schule einer nationalſozialiſtiſchen Organiſation gegan— gen ſeien, zum Nationalſozialismus erziehen. Was Erziehung ausrichten könne. das ſehe man z. B. daran, daß die Bevölkerung alter Garniſonſtädte ganz allgemein ſich durch ſoldatiſches Denken und ſoldatiſche Haltung auszeichne. Es ſei immer Aufgabe eines gu— ten Erziehers. die böſen Anlagen eines Menſchen zu Interbinden und ſeine guten Anlagen zu entwickeln. Daß das deutſche Volk auch böſe Anlagen beſitze. habe ſich im November 1918 gezeigt. Wie aute Anlagen in ihm ſeien, habe es im Auguſt 1914 be⸗ wieſen. Ob das deutſche Volk nationalſozia⸗ liſtiſch ſei und bleibe, hänge von der ſyſte— matiſchen unausgeſetzten Erziehung ab. Es müſſe eine Tradition geſchaffen werden. Ob der Arbeitsdienſt in hundert oder zweihundert Jahren über eine ebenſo feſtgefügte Tradition verfüge wie heute etwa die Armee, das hänge von der Arbeit der Männer ab, die heute die Grund⸗ lagen dazu ſchaffen müßten. JC ͥͤͤꝗ«²ðũ2ũt! 99. w d Korruption im Somjetſtaat Zwei Volkskommiſſare gerüffell.— Große Unregelmäßigkeiten in der ukrainiſchen Fi⸗ nanzverwalkung. Moskau. 31. Oktober. In einer aufſehenerregenden Verordnung des Rates der Volkskommiſſare der Sow⸗ jetunion wird der Bundeskommiſſar für die Finanzen, Grinko, wegen mangelnder Kon- krolle der ukrainiſchen Finanzverwalkung ge- rügt, dem ukrainiſchen Finanzkommiſſar ein ſcharfer Verweis erteilt und eine Reihe von hohen Beamten der Finanzverwalkung ab⸗ geſetzt und dem Gericht übergeben. Der ſtaatliche Kontrollausſchuß hat, wie in der regierungsamtlichen Verordnung feſtge— ſtellt wird, in der Finanzverwaltung der Stadt Charkow und des Charkower Gebie⸗ tes grobe Unregelmüßigkeiten. die Erhe⸗ bung von zuſätzlichen Steuern und Abgaben aus eigener Machtvollkommenheit. das heißt die wirtſchaftliche Ausplünderung der Bevölkerung und die unkontrollierte Verausgabung von mehreren Millionen Rubel entdeckt. Der Charkower Sowjet hat außer den üblichen Steuern die Bauern des Gebiets mit zuſätzlichen Abgaben für jedes Pfund verkaufter Lebensmittel, für die Ver⸗ pachtung von Markträumen, ſelbſt für die Genehmigung zum Aushängen von Laden⸗ ſchildern und für Inſtandſetzung der Häu⸗ ſer belegt. Aus den eingenommenen Gel⸗ dern ſind dann „Sonderfonds“ gebildet worden, die zur„Belohnung be⸗ ſonderer Verdienſte“ verſchiedener hoher Beamter dienten. Auf dieſe Weiſe haben ſich die Leiter der Finanzverwaltung eine Quelle geſchaffen, aus der ſie ſich gegenſeitig dauernd Belohnungen„bewilligten“. Darüber hinaus ſind von ihnen aber auch insgeſamt 5,6 Millionen Rubel aus den ſtaatlichen Mitteln verſchleudert worden. Da eine Kontralle ſeitens des ukrainiſchen Fi⸗ nanzkommiſſariagts oder des Moskauer Vundeskommiſſariats nicht ausgeübt wurde, konnten dieſe Machenſchaften zwei Jahre getrieben werden. Deutſche Tagesschau Die Theater flaggen halbmaſt. Wie der Präſident der Reichskulturkam⸗ mer Reichsminiſter Dr. Goebbels bekannt⸗ gibt, flaggen aus Anlaß des Ablebens des Präſidenten der Reichstheaterkammer, Mi⸗ niſterialrat Laubinger, am Donnerstag das Reichsminiſterium für Volksaufklärung und Propaganda, die Reichskulturkammer ſo— wie ſämtliche deutſchen Theater auf halb⸗— maſt. Skrafvollſtreckung bei der Wehrmacht. Der Reichskriegsminiſter hat eine Ver⸗ ordnung über Strafvollſtreckungsvorſchrif— ten für die Wehrmacht erlaſſen. durch die die bisherigen Beſtimmungen dem Neuauf⸗ bau der Wehrmacht angepaßt werden. U. a. wird die Beſtimmung erwähnt. daß bei Wehrpflichtigen des Beurlaubtenſtandes, die eine Uebung von kürzerer als achtwöchiger Dauer ableiſten, Stubenarreſt, gelinder und geſchärfter Arreſt über drei Tage anſchlie⸗ zend an die Uebungszeit bei der Truppe zu vollziehen ſind. Freiheitsſtrafen von mehr als ſechs Wochen werden, ſoweit nicht Fe⸗ ſtung in Frage kommt, in den beſonderen Standort-Arreſtanſtalten vollzogen. Parteimitglieder als Perſonalbearbeiter. Der Reichs⸗ und Preußiſche Innenmini⸗ ſter erklärt in einem Erlaß, er erachte es als ſelbſtverſtändlich, daß auch die Gemeinden und Gemeindeverbände bei der Verteilung ihrer Geſchäfte darauf Bedacht nehmen, auf die Poſten der Sachbearbeiter für die Per⸗ ſonalien der Beamtenſchaft und Gefolg⸗ ſchaft grundſätzlich Mitglieder der NSDAN zu ſetzen, auf jeden Fall aber nur ſolche Perſonen. die rückhalllos auf dem Boden des nationalſozialiſtiſchen Staates ſtehen. Soweil es noch nicht geſchehen ſei. ſolle das Erforderliche veranlaßt werden. Japans Pläne in Nordchina Ein neuer Vorſtoß gegen Nanking. Tokio, 30. Oktober. Im Zuſammenhang mit dem Proteſt des japaniſchen Generalkonſuls Kawagoe in Tientſin und dem gleichgerichteten Proteſt des Kommandeurs der japaniſchen Streit- kräfte in Nordchina, General Tada. meldet die Agentur„Rengu“, daß von den chineſi⸗ ſchen Militärbehörden die Erfüllung der chi⸗ neſiſch⸗apaniſchen militäriſchen Ueberein⸗ kommen einſchließlich des Tanaku-Ueber⸗ einkommens gefordert wurde. Die Auf⸗ merkſamkeit der Chineſen ſei auf den Zwiſchenfall von Luankſchau gelenkt worden, der nach Anſicht japaniſcher Militärkreiſe von chineſiſcher Seite verur⸗ ſacht worden ſei. Bei dem Zwiſchenfall in der nordchineſi⸗ ſchen entmilitariſierten Zone handelt es ſich um die Ermordung des Kommandanten der chineſiſchen Sicherheitspolizei und eines ja⸗ paniſchen Gendarmen durch chineſiſche Ban⸗ diten. Die japaniſchen Militärbehörden be⸗ ſchuldigen auf Grund des Geſtändniſſes eines verhafteten Mörders den Militärrat von Peiping, das Mordkomplott angezetteit zu haben. Wie aus Peiping gemeldet wird, fin⸗ det die neue japaniſche Warnuna in chineſi⸗ ſchen politiſchen Kreiſen lebhafte Erörterung, wenn auch die chineſiſche Preſſe keinerlei Notiz von ihr nimmt. Vergarbeiterunruhen in A5 A Blutige ZJuſammenſtöße zwiſchen Polizei und Grubenarbeitern. Neuyork, 31. Oktober. In Manningtkon(gentucky) kam es zu blutigen Juſammenſtößen zwiſchen Polizei und organiſierten Grubenarbeitern. 700 der Gewerkſchaft angehörende Grubenarbei⸗- ter erſchienen auf Laſt⸗ und Perſonenkraft⸗ wagen unvermutel in dem Ort und ver- ſuchten in eine Kohlenzeche einzudringen, die nichtorganiſierte Arbeiter beſchäftigt. Ein Verſuch der Grubenpolizei, die Angrei⸗ fer durch Tränengas abzuwehren. mißlang. Die Arbeiter drangen weiter vor. Aus der Menge wurden angeblich eiwa 200 Revol⸗- verſchüſſe abgefeuert. Darauf antworteten die Beamten mit Maſchinengewehrfeuer. 15 Perſonen wurden verwundet, davon zwei ſchwer. Da weitere Unruhen befürchtet werden, wurden eine Maſchinengewehrabteilung der Nationalgarde ſowie Kavallerie nach Man⸗ nington beordert. Kurz vor dem Zwiſchen⸗ fall hatten andere Arbeitergruppen Kund⸗ gebungen vor zwei weiteren Kohlenzechen veranſtaltet, die gleichfalls nichtorganiſierte Arbeiter beſchäftigen. Die Belegſchaften der beiden Zechen ſtellten daraufhin die Arbeit ein. Auslands⸗Nundſchau Einjährig-Freiwillige in Oeſterreich. Der öſterreichiſche Miniſterrat beſchloß, die Vorausſetzungen für die Einrichtung der Einjährig-Freiwilligen Dienſtzeit auch im neuen Bundesheer zu ſchaffen. Die Einjährig⸗Freiwilligen werden ihre Dienſt⸗ zeit aber auf eigene Koſten abſolvieren müf⸗ ſen, während es bekanntlich im alten Heer noch Einjährig-Freiwillige auf Koſten des Staates gab. Vollmachtsgeſetz vom Sejm angenommen. Der polniſche Sejm hat das Voll⸗ machtsgeſetz mit überwiegender Mehrheit angenommen, das den Staatsnräſidenten ermächtigt, bis zum 15. Januc, 1936 in wirtſchaftlichen und finanziellen Angelegen⸗ heiten Verordnungen mit Geſetzeskrafi zu erlaſſen. Am Donnerstag wird ſich der Se⸗ nat mit dem Vollmachtsgeietz befaſſen, deſ⸗ ſen unveränderte Annahme auch dort als ſicher gilt. 1 1 1 Lavals Geſetzgebungswerk Ueber 200 neue Notverordnungen. Paris, 30. Oktober. Das franzöſiſche Ka⸗ binett beendete ſeine Arbeiten nach zehn⸗ ſtündiger Beratung wenige Minuten vor Mitternacht. 200 neue Notverordnungen, die in dieſer Sitzung verabſchiedet worden ſind, wurden in einem Miniſterrat dem Präſi⸗ N der Republik zur Unterſchrift vorge⸗ egt. Die Verordnungen, die zum Teil ſehr in Einzelheiten gehen, beziehen ſich u. a. auf die beabſichtigte Verwaltungsreform, die Einſparungen im Haushalt und ein beſſeres Arbeiten der öffentlichen Einrichtungen ſichern ſolle. Als beſonders bedeutungsvoll werden angeſehen die Verordnungen über den Schutz des Sparkapitals, über den ver— waltungstechniſchen Aufbau des Handels- miniſteriums und über die Regelung des Getreidemarktes. Die Regierung hat die Gelegenheit be— nutzt, um durch Verordnung das ſtaatliche Tabakmonopol in Elſaß⸗ Lothringen einzurichten. Die Generaldirektion für elſaß⸗lothringiſche Angelegenheiten wird aufgehoben. Dafür wird beim Miniſter⸗ präſidenten eine beſondere Abteilung einge- richtet. die die gleichen Aufgaben zu erfüllen haben wird. Von innenpolitiſcher Bedeutung iſt die Schaffung einer Staatspolizei in etwa 150 Gemeinden der Departements Seine et Oiſe und Seine et Marne, das heißt in der unmittelbaren Umgebung von Paris Der Schutz mißratener Kinder wird mehr auf ſoziale Gebiete übergeleitet. Der Zivil⸗ prozeß wird durch eine weitere Verordnung vereinfacht. Schließlich ſoll die Zuſammen⸗ arbeit zwiſchen Schiene und Straße durch eine Reihe von Verordnungen ſichergeſtellt werden. Wer iſt der Dieb? Der Geheimcode des ägyptiſchen Heeres ge- ſtohlen. Kairo. 31. Oktober. Soeben iſt bekanntgeworden, daß Anfang September der Geheimcode des ägyp⸗ tiſchen Heeres geſtohlen und nicht wie⸗ der aufgefunden worden iſt. Es wurde da⸗ her ein neuer Code eingeführt. Der Code war in einem großen verſiegelten und mit „ſtreng geheim“ bezeichneten Briefumſchlag an den Befehlshabers eines Infanterie⸗ bataillons in Abaſſie geſandt worden. Als der Offizier die Sendung öffnete. war der Code nicht darin enthalten. Ein So dat und ein Unteroffizier, durch deren Hände das wichtige Schriftſtück gegangen war, wurden verhaftet, doch konnte bisher nicht feſtgeſtellt werden, wo und in welcher Weiſe der Diev⸗ ſtahl begangen worden iſt. Sportallerlei Deukſchlands Tennisrangliſten ſind er⸗ ſchienen. Sie ſind ſo ausgefallen, wie allge⸗ mein erwartet: bei den Männern führt ſie Gottfried von Cramm an. Es folgen H. Henkel und H. Denker— um nur die drei Erſten zu nennen. Bei den Frauen ſteht Cilly Außem an der Spitze vor M. Horn⸗ Wiesbaden und P. Stuck⸗Perlin. Lord Burghley, der Olympiaſieger von Amſterdam, wurde auf der Hauptverſamm⸗ lung des Engliſchen Leichtathletik-Verban⸗ des einſtimmig zum Präſidenten gewählt. Die England-⸗Kandidaten des den wer⸗ den zu einem Sondertraining nach Berlin einberufen. Otto Nerz leitet dieſes in den Tagen vom 25. bis 30. November. Jakob. Jüriſſen, Haringer, Münzenberg, Tiefel. Goldbrunner, Zielinſki, Gramlich. Janes, Lehner, Langenbein, Siffling, Pörtgen, Hohmann, Szepan, Raſſelnberg und Si⸗ metsreiter werden wohl an dem Training teilnehmen. 5 Amakeurfliegerweltmeiſter Merkens war auch 1935 der erfolgreichſte deutſche Rad⸗ ſport⸗Bahnamateur mit 128 Punkten vor Haſſelberg⸗Bochum, Ihbe⸗Leipzig. Lorenz⸗ Chemnitz, Karſch⸗Leipzig uſw. Hower— Hans Schönrath lautet die Ti⸗ telkampfpaarung um die deutſche Scheer⸗ gewichtsmeiſterſchaft im Boxen. Die Be⸗ gegnung ſteigt am 11. November im Berli⸗ ner Sportpalaſt. Europameiſter Guſtav Eder⸗Köln verteidigt bekanntlich gegen Felix Wauters-Belgien ſeinen Titel. Charlier-Deneef, Belgiens beſtes Mann⸗ ſchaftsfahrer-Paar, gewannen in Gent ein 150 Minuten-Rennen vor Bunſſe-Billiet. Eine vorläufige Eishockey-Nationalmann⸗ ſchaft bilden: Egginger(SC Rießerſee); Schröttle(Rießerſee), Jaenecke(Berliner SC): Sturm 1: Kuhn, Keßler. Wiedemann (alle EV Füßen); Sturm 2: Koege(Füßen). von Bethmann⸗Hollweg(Rießerſee). George (BSC); Sturm 3: Lang, Strobl. Schenk (alle Rießerſee). Schwimm⸗-Rekorde ſtellte Hellas Magde⸗ burg in Deſſau auf: 4 mal 100 Meter Bruſt: 5:16 Minuten, 10 mal 100 Meter Bruſt: 13:38,4 Minuten. es ge. ober. Anfang iqpp⸗ 1 wie⸗ de da⸗ Code id mit uſchlag nterie⸗ 1. Als ar det at und e das Arden geſtellt Deeb⸗ d er⸗ allge⸗ hlt ſie en h. je drei ſteht 8057 Horn⸗ er bon e mann; ere) erliner In kurzen Worten Am 7. November wird die neue Reichs⸗ kriegsflagge zum erſten Mal gehißt werden; nach der Bekanntgabe eines Erlaſſes des Führers und Oberſten Befehlhabers der Wehrmacht wird die Vereidigung der Re⸗ kruten erfolgen. Reichsminiſter Dr. Goebbels hielt vor den Schulungsleitern des Reichsarbeitsdienſtes eine Anſprache, in der er auf die Bedeutung eines nationalſozialiſtiſchen Führernach⸗ wuchſes hinwies. Aus Kowno verlautet, daß der memel⸗ ländiſche Landtag auf den 6. November ein⸗ berufen werden ſoll. Die Parteien des polniſchen Regierungs⸗ blocks haben ihre Selbſtauflöſung beſchloſſen In London ſind franzöſiſch⸗engliſche Flot⸗ tenbeſprechungen im Gange; es ſoll auch über die Möglichkeit einer gegenſeitigen Luftunterſtützung verhandelt werden. Die abeſſiniſchen Truppen haben Makalle geräumt. Neugliederung des Heeres Die Bezeichnung der Truppenkeile. Berlin, 31. Oktober. Im Laufe des Monats Oktober ſind im Heer allgemein neue Bezeichnungen far die Truppentene eingeführt worden. Aaſtelle der bisherigen Ortsbezeichnungen führen die Regimenter, ſeloſtändiaen Bataillone uſw wieder wie früher Nummerabezeich⸗ nungen. Gleichzeitig iſt eine Neugliederung der Heeres in Kraft getreten. Den drei Gruppenkommandos unterſtehen 10 Gene— ralkommandos, dieſen wiederum die neuen Diviſionen mit folgenden Standorten der Stäbe: Königsberg, Allenſtein, Elbing, Stet⸗ tin, Schwerin, Frankfurt a. d. O. Magde⸗ burg, Potsdam, Oppeln, Liegnitz. Ulm, Würzburg, Bielefeld, Münſter. Gießen, Hannover, Dresden, Leipzig, Chemnigß, München, Regensburg, Nürnberg. Ham⸗ burg, Bremen. Die Stäbe der Kavalleriediviſionen bezw. brigaden haben Potsdam. Breslau und In⸗ ſterburg als Standorte. Außerhalb dieſer Diviſionen ſind Panzer⸗ truppen vorhanden, deren endgültige Glie⸗ derung noch nicht feſtſteht. Beleidigung des Führers Gehäſſige Angriffe Churchills— Deutſcher Prokeſtſchritt in London. Berlin, 31. Oktober. Der frühere engliſche Miniſter Churchill hat im„Strand⸗Magazine“ einen Artikel veröffentlicht, der in kaum zu überbietende: gehäſſiger Weiſe den Nationalſozialismus und'ſeinen Führer angreift. Die Zeitſchrift, die ſich zu einer derartigen Hetze hergegeben hat, iſt auf unbeſtimmte Zeit für das Reichsgebiet verboten worden. Mit Rückſicht auf die in den Ausführun- gen Churchills enthaltene Beleidigung des deutſchen Staatsoberhauptes iſt der deutſche Botſchafter in London beauftragt worden. auf die ungehörigen Ausführungen eines Mitglieds der Regierungspartei an zuſtän⸗ diger Stelle entſprechend aufmerkſam zu machen und ſchärfſte Verwahrung einzu⸗ legen. Die Preſſe der DA Erfolgreicher Abſchluß der Neuordnung. Berlin. 31. Oktober. Das Reichspreſſeamt der Deutſchen Ar: heitsfrant hatte die Nreſſeleiter aus allen Der Junge wurde wieder ſeuerrot: „Nein, nein! Es iſt doch uur— alſo weil wir Jungens Gauen, die Preſſewalter der Meichsbe⸗ triebsgemeinſchaften und die Schriftleiter der Deutſchen Arbeistfront zu einer Tagung nach Verlin berufen. Dr. Ley betonte in einer Anſprache, daß die Aktion der Neu ordnung der DAF-Preſſe in jeder Hinſicht gelungen ſei. Bisher beträgt die Geſam auflage der neuen fachlichen Schulungsolät⸗ ter, die die Deutſche Arbeitsfront koſtenlos an ihre Mitglieder liefert, faſt ſieben Millio⸗ nen. Die Fachpreſſe der DAF müſſe die Gewähr dafür bieten, dem einzelnen Men⸗ ſchen die Möglichkeit zur höchſten Entwick⸗ lung zu geben. Hauptamtsleiter Selzner gab den Preſſewaltern der DAßf einen Ueberblick über die ſoziale Selbſtverwaltung, die den Ausgleich bei auftretenden Span⸗ nungen ſchaffen ſoll. Warum Hoare nach Genf fährt Der Stand der Schlichtungsverhandlungen. London, 31. Oktober. Völkerbundsminiſter Eden iſt nach Genf abgereiſt. In ſeiner Begleitung be— fanden ſich mehrere Mitglieder des eng⸗ liſchen Außenminiſteriums. In einer Rede auf einer konſervativen Verſammlung in London trat Außenmini⸗ ſter Sir Samuel Hoare den Gerüchten entgegen, die an die Tatſache geknüpft wor⸗ den waren, daß außer Eden auch der Au⸗ ßenminiſter perſönlich nach Genf reiſt. Tat⸗ ſächlich führte Höoare aus, habe Eden ihn gebeten, gleichfalls nach Genf zu kommen. Im übrigen werde er die Gelegenheit ſei⸗— nes Aufenthaltes in Genf zu einer Unter⸗ haltung mit Laval und anderen Miniſtern von Mitgliedsſtaalen wahrnehmen. Auch in dieſem Zuſammenhang trat Sir Samuel Hoare energiſch der Behauptung entgegen, daß ſein Beſuch in Genf etwa„irgendeinen finſteren politiſchen Kurswechſel„bedeute. In Beantwortung einer aus der Ver⸗ ſammlung heraus geſteuten Frage erklärte Hoare, daß die britiſche Wiederaufrüſtung ſich nicht gegen irgendein beſonderes Land richte. Sie erfolge im Intereſſe des Welt⸗ friedens inerhalb der Genfer Satzungen. In einem Bericht der Preß Aſſociation heißt es, daß Sir Hoare in Genf eine gute Gelegenheit für den keine Ausſicht auf eine ſofortige Antwort * 8 von REINER FEEL DE Urheberrechtschutz: Fünf Türme-Verlag. Halle(Saale). ſchläge Beſprechungen zwiſchen g Gedankenaustauſch über Friedens vor- haben werde. Von ſei keine Rede. dem britiſchen Außenminiſter und den Ita⸗ lienern in Genf Es beſtehe auf die verſuchsweiſen italieniſchen Vor⸗ ſchläge, den Abeſſinienkonflikt auf dem Schlichtungsweg zu regeln. Was die kürz⸗ lch in Paris gefuhcete Beſprechung angehe, ſo ſehe man in London einen Vorteil da⸗ rin, daß die italieniſchen Vorſchläge ge⸗ meinſam mit franzöſiſchen und britiſchen Sachverſtändigen geprüft worden ſeien. Nach Anſicht der franzöſiſchen Regierung bedürften die Vorſchläge einer Art Antwort. Das ſei der Grund für die Beſprechung zwiſchen den franzöſiſchen und den engli⸗ ſchen Sachverſtändigen in Paris, doch ſeien noch keine endgültigen Ergebniſſe erzielt worden. Das Pilſudſki⸗Lager Selbſtauflöſung der polniſchen Regierungs- parteien.— Eine Erklärung Slaweks Warſchau. 31. Oktober. Der polniſche Regierungsblock, dem ſäml⸗ liche Parteigruppierungen des Pilſudſki⸗ Lagers angehörten und der die Grundlage aller bisherigen Kahbinefte non 102856 ah hil- — 8 len an den Lippen des 181 atmete Bob tief auf. Zehnte Am Ein älter mappe unter ſtieg vor dem G 40 4ins tis nickte immer nur mit dem Kopfe. eiskalt, ſo aufgeregt war er. Als Mac Lean geendet hatte, „Auf mich können Sie bauen, Miſter Mac Lean.“ nächſten Tage begab ſich folgen 5 er Herr in unauffälliger Kleidung, eine Akten⸗ 1 Arm, kam mit dem Ueber aſthauſe von Both aus. dete, hat ſich durch eigenen Beſchluß auf- gelöſt. Oberſt Slawek erklärte aus dieſem An⸗ laß, daß der Block als Vertretung ſämtlicher Gruppen, die die Loſungen des Marſchalls Pilſudſki auf ihre Fahnen geſchrieben hat⸗ ten, ſeine Aufgabe, die er ſich im Jahre 1928 ſtellte, vollſtändig erfüllt habe. indem er die neue Staatsverfaſſung, ſowie die neue Wahlordnung geſchaffen und zum Ge— ſetz erhoben habe. Dadurch ſei das Par⸗ teienſyſtem liquidiert worden. Durch ſeine Selbſtauflöſung wolle der Block den An⸗ ſchein vermeiden, als bliebe auch unter der neuen Verfaſſung eine Parteienoraaniſation beſtehen. Die Tätigkeit einzelner Gruppen auf den ſozialen Gebieten werde regional fortgeſetzt werden. Aus Vaden Vereins⸗ und Verſammlungsrecht. Karlsruhe, 31. Okt. Der Staatsanzeiger („Führer“) veröffentlicht nachſtehende Be⸗ kanntmachung des Miniſters des Innern: Auf Grund des Paragraphen 29 PStGB. ver⸗ ordne ich, was folgt: Ankündigung von Ver⸗ ſammlungen und Vorträgen, die von Vereinen oder Verbänden veranſtaltet werden, müſſen Vor⸗ und Zunamen, ſowie Beruf und Wohn⸗ ort der Redner enthalten, ſoweit ſie in der Preſſe, im Rundſchreiben oder durch öffent⸗ lichen Anſchlag erfolgen. Dies gilt auch für ſolche Veranſtaltungen, zu denen lediglich ein beſtimmter Perſonenkreis Zutritt hat. Die Veranſtaltungen der NSDAP., ihrer Glie⸗ derungen und der ihr angeſchloſſenen Verbände werden hiervon nicht berührt. * 1 1 Mannheim, 31. Okt.(Tödlicher Ver⸗ kehrsunfall.) In der Kunſtſtraße beim Gockelsmarkt ſtieß ein von der Breiteſtraße her kommender 18jähriger Kraſtradfahrer mit einem aus nördlicher Richtung kommenden Perſonenkraftwagen, welcher die Kunſtſtraße überqueren wollte, zuſammen. Der Kraftrad⸗ fahrer wurde zur Seite geſchleudert und er⸗ litt einen Schädelbruch; auf dem Transport in das Städtiſche Krankenhaus iſt er geſtor⸗ ben. Der Unfall iſt offenbar auf Außerachtlaſ— ſung des Vorfahrtsrechts ſeitens des Führers des Perſonenkraftwagens zurückzuführen. Der Führer wurde in Haft genommen. Hockenheim, 31. Okt.(Tot aufgefun⸗ den.) In der Nähe des Bahnwarthauſes an der Schwetzingerſtraße wurde die Leiche eines Ende der 20er Jahre ſtehenden verheirateten Arbeiters von hier aufgefunden. Anſcheinend wurde er nachts von einem Zug erfaßt und getötet. Karlsruhe, 31. Okt.(Verwendung ge⸗ werblich vorgebildeter Lehrer.) Es beſteht die Möglichkeit, an einigen Gewerbe⸗ ſchulen des Landes gewerblich vorgebildete Lehrer zu verwenden. Lehrer, die zurzeit allgemeinen Fortbildungsſchulen unterrich können ſich durch Vermittlung des zu Kreisſchulamts binnen vier Wochen bei niſterium des Kultus und Anterrichts meld Dabei iſt anzugeben, ob turneriſche Aus dung vorliegt und der Lehrer befähigt if Unterricht im Turnen und Sport zu geben. Karlsruhe, 31. Okt.(Proviſions⸗ ſchwindel mit gefälſchten Beſtell⸗ ſcheinen.) Wegen Betrugs und Urkunden⸗ fälſchung verurteilte das Schöffengericht den 22jährigen ledigen Kurt Mohr aus Speyer * zu ſechs und den 23jährigen vorbeſtraften Eduard Schwechheimer aus fünf Monaten Gefängnis. hatten im Mai d. J. einen Zeitſchriftenverlaa in Altlußheim zu Angeklagten evertreter für Pforz⸗ Die als Reiſ Durlach. Seine Augen glänzten. Er Seine Hände waren 7 Ja ö„ DA landauto und 5 18 ene heraus!“ tue zam Miſter Eſſen hinſetzte,„kennen Sie von Black Caſtle?“ „Ja— flüchtig! Ich habe ihn ein⸗ oder zweimal ge⸗ ſehen— aber ex kommt ſelten nach ich, ein ſehr wenig umgänglicher Herr Wüßten Sie pielleicht jemand, ten könnte? Ich habe dort etwas Amtliches zu könnte Miſter Both ein. den Wagen here heim und Baden⸗Baden in uber 100 Falien mit gefälſchten Beſtellungen gearbeitet und ſich dadurch 145 Mark Proviſion erſchwin⸗ delt; in weiteren Fällen blieb es beim Be⸗ trugsverſuch. M. hatte ſich zur angeblichen Beſchaffung eines Motorrades bei dem Zeit⸗ ſchriftenverlag, den ſie vertraten, einen Pro⸗ viſionsvorſchuß von 80 Mark erſchwindelt. Bräunlingen, 31. Okt.(Tagung der Narrenzünfte.) Am 10. November fin⸗ det in dem hiſtoriſchen Städtchen Bräunlin⸗ gen die Hauptverſammlung der ſchwäbiſch⸗ale⸗ manniſchen Narrenzünfte ſtatt. Die Delegier⸗ tenverſammlung nimmt um 10 Uhr im Reichs⸗ adler ihren Anfang. Die Nachmittagsſtunden dienen der Beſichtigung des hiſtoriſchen Mu⸗ ſeums und der Zunftkammer der hieſigen Nar⸗ renzunft. In der Brauerei Graf ſchließt ſich der gemütliche Teil an, in deſſen Mittel⸗ punkt das letztjährige Faſtnachtsſpiel„Brü⸗ linger Fasnet vor 250 Jahren“, das von Hans Brandeck verfaßt wurde. ſteht. Das Hochwaſſer ſinkt Die Anwelterſchäden in der Schweiz. Bern, 31. Oktober. Nachlaſſens der ſintflutartigen Regengüſſe iſt der Waſſerſtand der Flüſſe in der Schweiz etwas zurückgegangen und es beſteht keine weitere Ueberſchwemmungs⸗ gefahr mehr. Der durch das Unwetter an vielen Stellen geſtörte Straßenverkehr iſt faſt überall wieder aufgenommen worden. Beſonders ſchwer betroffen war das Ber⸗ ner Oberland, wo Straßen und Eiſenbahn⸗ linien Infolge durch Erdrutſche verſchüktet waren. Aus mehreren Orten des Emmen⸗ tals werden ebenfalls Hochwaſſerſchäden ge⸗ meldet. Feuerwehr und Truppen mußten zur Bekämpfung der Waſſersnot aufgebo⸗ ten werden. In der Bundeshauptſtadt ſtanden die niedrigen Stadtviertel unter Waſſer, Keller und Läden waren mit Waſſer angefüllt. In den Straßen mußten Notſtege errichtet wer⸗ den. Auch in der Zentralſchweiz waren die Flußläufe über die Ufer getreten. Im Rheintal richtete das Hochwaſſer gleichfalls Schaden an. Was Italien berichtet Rom, 30. Oktober. Die vom Propaganda⸗ miniſterium herausgegebene Verlautbarung meldet Zuſammenſtöße von Patrouillen. Der Dediac von Chire und einige Würden⸗ träger der gleichen Provinz hätten ſich un⸗ terworfen. Die Organiſation des Straßen⸗ 14 ˙¹ weſens ſei„faſt vollendet“. Politiſches Allerlei Berlin. Der Reichsverkehrsminiſter hat Anregungen des Reichsbundes der Kinder⸗ reichen, die auf einen Ausbau der Verkehrs⸗ vergünſtigungen für Kinderreiche hinaus⸗ laufen, wohlwollend entgegengenommen. Berlin. Der„Tag der deutſchen Polizei“ ſoll in dieſem Jahre nicht mehr ſtattfinden, ſondern erſt am 21. und 22. März 1936. London. Der frühere Schatzkanzler Lord Snowden unternahm in einer Rundfunk- anſprache einen äußerſt ſcharfen Angriff auf die nationale Regierung und forderte die Wähler auf, gegen die Regierungskandida⸗ ten zu ſtimmen. Buenos Aires. Nach Erklärungen des argentiniſchen Außenminiſters dürfte ein Zwiſchenfall zwiſchen Argentinien und Pa⸗ raguay an der comayo-Grenze befriedi⸗ gend beigelegt werden. vielleicht hier den Verwalter Lominghton; iſt, glaube 15 der mich nach Black Sie ja mein Junge fahren!“ miſchte ſich „Er hat gerade Zeit. He, Bob, hol doch s und bringe den Herrn nach Black Caſtle 1 ich gern!“ Bob nickte und ging eilfertig im Dorfe uns nichts ſo heiß gewünſcht haben, wie Sie einmal in Wirklichkeit zu ſehen.“ Er ſah Mac Lean be⸗ wundernd an.„Alſo, Miſter Mac Lean, was ich mich freue! Das iſt ja— das iſt ja... Cheer— hurra!“ ſchrie er plötzlich und legte dann erſchrocken die Hand auf den Mund. „Ach ſo! Ich darf ja nicht ſo laut ſchreien— ich ſoll ja ſtill ſein. Alſo, Miſter Mac Lean, was kann ich tun? Ich verſpreche Ihnen hiermit: Ich gehöre Ihnen mit Haut und Haaren.“ „Brav, Bob! Und ich vertraue Ihnen vollkommen. Was wir ſprechen, bleibt unter uns. Und wenn wir die Aufgabe, die ich hier habe, gelöſt haben, dann beſuchen Sie mich einmal in London. Dann werde ich Ihnen ein⸗ mal London zeigen, wie ich es kenne.“ „Miſter Mac Lean, könnten Sie mir nicht lieber ein⸗ mal zeigen, wie man Detektiv wird? Das iſt nämlich mein größter, mein allergrößter Wunſch.“ „Das kann man nicht ſo ohne weiteres zeigen, mein Junge. Dazu gehört Begabung. Aber ich habe ſo den Gedanken, als ob du Verſtand und Fixigkeit genug hätteſt, um ein Detektiv zu werden. Wenn du mir jetzt hilfſt, will ich auch ſpäter dir nach beſten Kräften helfen. Und nun höre.“ a Er beugte ſich zu dem atemlos zuhörenden Jungen her⸗ unter und entwickelte ihm ſeinen Plan. Bob hing förmlich Gerade als er zur Tür herein wollte. Archie auf ſeinem Motorrad von ſeiner Arbeit zurück. „Guten Tag— ſchönes Wetter heute!“ ſagte er bei⸗ läufig, während er den Motor abdroſſelte. „Schönes Wetter heute!“ gab der Mann mit der Akten⸗ mappe zur Antwort.„Ich will noch heute nachmittag weiter.“ 1 a Damit war die Unterredung beendet, und Miſter Archie ging hinauf in ſein Zimmer. Nach kurzer Zeit kam er mit einem Handwerkskaſten wieder. „Daß die Arbeitgeber doch auch nie richtig Beſcheid ſagen, was ſie alles gemacht haben wollen!“ ſagte er ärgerlich im Vorübergehen zu Miſtreß Both.„Da kommt dieſer Hausbeſitzer in Middleford plötzlich noch mit ein paar Renovationen, zu denen ich wieder andere Werk— zeuge brauche. Die ſchönſte Arbeitszeit verfährt man, um das nötige Handwerkszeug beieinander haben. Na— nun will ich mal wieder weiter!“ Er grüßte freundlich, nickte zu dem Fenſter im erſten Stock hinauf, wo Kate gerade ſtand, und fuhr davon. Der Herr mit der Aktenmappe ließ ſich im Gaſthaus von Both ein Frühſtück geben. Der Wirt, Herr Both, wollte ihn ſelbſt bedienen. Aber Bob kam auffällig eilig aus dem Garten herein und ſagte: „Vater, das kann ich ja machen!“ „Sagen Sie“, fragte der Fremde, als zu Bob ihm das r hinaus. ſoll Ihr der Aktenmappe. Bald ratterte der kleine grüne Wagen, mit Bob auf dem Führerſitz und dem Herrn mit der Aktenmappe neben ihm, durch das Dorf. Ganz vorn, ſchon weit vor ihnen, zeigte eine kleine Staubwolke den Weg, den das Motorrad Miſter Archies genommen batte. *.* Schaden nicht ſein!“ ſagte der Herr mit S/ 9 Das Eingangstor von Black Caſtle war genau ſo wie die Mauer um das Grundſtück ringsum mit dichtmaſchigem Drahtgitter geſichert. Kein Laut kam aus dem Gebäude. Aber als das kleine Auto mit leiſem Rattern dicht vor der Pforte hielt, ertönte plötzlich ein wütendes Hundegekläff. „Da ſind Sie ſchon!“ ſagte Bob Both leiſe zu dem Herrn mit der Aktenmappe. Der Herr ſtieg aus, Bob desgleichen. Eine eigentüm⸗ liche Schelle mit eiſengetriebenem Handgriff hing an der Seite der Pforte. Der Herr zog daran. Ein dünnes, heiſeres Läuten lang durch die Luft. Das wütende Heulen und Kläffen der Hunde nebenan verſtärkte ſich, als hätte dieſes Läuten ſie zur höchſten Raſerei gebracht. Fortſetzung folgt.) 1 2 22 FFC e 5 Urheberrechtschutz: Fünf Türme-Verlag, Halle Gaale). 91 Nachdruck verboten. Allmählich kam wieder ein wenig Farbe in Hannelis Wangen. Sie begann, den furchtbaren Schreck zu über- winden. Zugleich aber kam ihr auch das volle Bewußtſein, wer hier neben ihr ging. Sie blieb ſtehen. „Ich danke Ihnen, Herr Doktor, daß Sie ſich meiner angenommen haben. Mir wurde plötzlich ſo übel...“, ſagte ſie, ſeinen Blick meidend, und hielt ihm die Hand zum Abſchied hin. 5 Faſt mutterſeelenallein ſtanden ſie in der ſtillen Straße, die nur einſeitig von Häuſern beſtanden war und auf deren gegenüberliegender Seite ſich eine lange, graue Parkmauer hinzog. Doktor von Marholdt aber, in dem Hannelis Anblick alle Gefühle wieder in Aufruhr gebracht hatte, packte der Wille, jetzt eine Entſcheidung herbeizuführen. So oder ſo. Die quälende Ungewißheit machte ja ganz mürbe. „Sie wollen mich ſchon verabſchieden, gnädiges Fräu⸗ lein? Und ich— ich habe mich ſo gefreut, Sie hier ſo unvermutet zu finden. Warum weichen Sie mir ſeit einiger Zeit ſo aus? Habe ich Ihnen irgendwie weh getan?“ fragte er leiſe. „Nein!“ Hanneli ſtieß das kleine Wort ſo jäh hervor, daß Doktor von Marholdt befremdet aufhorchte. „Nein— das alſo nicht, aber— was iſt denn nur ge⸗ ſchehen? Ich glaubte ſchon, Sie wüßten, Fräulein Hanna, daß ich Sie ſehr, ſehr liebhabe— und...“ Doktor von Marholdt kam nicht weiter. „Schweigen Sie! Ich kann das nicht hören— haben Sie doch Mitleid mit mir“, brach es aus Hanneli heraus; und in ihren großen braunen Augen ſtand ein herz⸗ zerreißender Ausdruck, den Doktor von Marholdt ſich überhaupt nicht zu deuten wußte. „Wie ſoll ich das verſtehen... Verzeihen Sie mir, aber ich wußte ja nicht...“, ſtotterte der Arzt. Ach, Hanneli wußte ſelber nicht, warum das alles ſo war. Sie konnte es ſelber nicht verſtehen. Nur das eine wußte ſie, daß ſie niemals würde glücklich ſein können, wenn ſie ihr Glück durch die Leiden Veras erkaufen ſollte. Auf ſie kam es nicht an, und Doktor von Marholdt war ein Mann. Er würde mit ſeinem Gefühl fertig werden. Eher gewiß als die liebe kleine Vera. Vera hatte die Liebe bis ins Innerſte gepackt. Für ſie war das alles gleich Tod oder Leben. Ich muß Marholdt täuſchen!, dachte das arme Hanneli. Ich muß ihn glauben machen, daß ich ihn nicht lieben kann.— Ernſt⸗Ludwig von Marholdt ſtand noch immer und wartete auf ein Wort, eine Erklärung. Hanneli aber ergriff ſeine Hand: „Auf Wiederſehen, Herr Doktor. Sprechen Sie niemals wieder ſo, ich bitte Sie, niemals... Ich— ich kann Ihre Liebe nicht erwidern...“ Dann eilte ſie davon. Achtes Kapitel. Die junge, elegante Brigitte von Geldern trat erregt ins Frühſtückszimmer, in dem ihre Mutter ſie bereits am zierlich gedeckten Tiſch erwartete. „Guten Morgen, Mama! Du haſt mich ſchon früher erwartet— nicht? Ach, verzeih, es kam eben noch ein Telephongeſpräch. Wie peinlich! Die Reparaturwerkſtatt ruft nun ſchon wieder an, wann mir der Wagen zugeſchickt werden ſollte... Du mußt unbedingt das Geld für die Rechnung flüſſig machen, Mama. Du weißt doch, daß ich meinen Wagen dringend brauche.“ „Kind, Kind!“ Brigitte von Geldern hielt ſich mit einer ungezogenen Miene die Ohren zu. „Hör auf, Mama— wenn du in dieſem Ton anfängſt, lauf ich gleich fort. Dieſes ewige Barmen geht einem ja auf die Nerven... Steht es denn wirklich ſchon ſo mit uns, daß ich mir bald alles verſagen muß? Ich verzichte ſchon mehr als genug. Was kaufen ſich meine Freun⸗ dinnen für Toiletten, was machen ſie für Reiſen... Und ich? Abſcheulich iſt das! Immer muß man zurückſtehen, immer hintenantreten. Aber ich will das nicht mehr. Und ich kann das auch nicht mehr. Ich kann das einfach nicht ertragen. Schließlich iſt man doch noch jung. Zum Aſchen⸗ brödel bin ich nicht geſchaffen.“ Brigitte ſchwieg endlich und griff nach einem Brötchen, das ſie langſam mit Butter beſtrich, während ihr Blick aber bereits mißbilligend über den Frühſtückstiſch glitt. „Es iſt wieder mal gar nichts zum Frühſtück da. Na, vei uns iſt richtig Schmalhans Küchenmeiſter geworden. Nicht mal ein bißchen Lachs oder Kaviar, den ich ſo gern zum Frühſtück eſſe...“ a „Gitta, ſo hör bitte endlich auf mit deinen Redereien! Du weißt genau, daß wir bei den Münx⸗Werken unſer Hauptkapital eingebüßt haben. Wenn du aber noch länger zögerſt, die Sache mit Graf Tieffenbach ins Rollen zu bringen, dann biſt du ſelbſt ſchuld daran, wenn wir aus dieſen Verhältniſſen überhaupt niemals herauskommen“, ſagte Frau von Geldern gereizt. Die ſchöne Brigitte aber lachte höhniſch auf: „Aber Mama! Ich glaube, du lebſt in einer Illuſions⸗ welt, die hier auf der Erde überhaupt keine Gültigkeit mehr hat. Graf Tieffenbach? Glaubſt du wirklich im Ernſt, daß ich etwas dazu tun könnte, die Sache ein— zuleiten? So dumm ſind doch die Männer heute nicht mehr. Man muß es ſchon ſehr ſchlau anfangen, wenn ſie auf den Leim gehen ſollen. Du denkſt wohl, er ahnt nicht, wie es jetzt um uns ſteht und daß ich ſchnellſtens Not⸗ landung machen muß...“ „Nun, ich nehme an, daß du dich hier doch irrſt, Gitta. Vielleicht ſehe ich in dieſem Falle ſchärfer. Graf Tieffen⸗ bach iſt gekränkt, daß du ihn früher oft etwas zurückgeſetzt haſt, obwohl er immer die ernſteſten Abſichten hatte“, er- widerte die Mutter. „Mag ſein! Sollte einen aber jemand verdenken, daß man den jüngeren, ſchöneren Bewerbern den Vorzug gibt, ſolange man ſelbſt Geld hat und nicht darauf angewieſen iſt, eine Geldheirat zu machen? Jetzt freilich hat ſich das Blättchen gewendet...“ „Und die ſchöneren, jüngeren Bewerber haben ſich mit höflicher Verbeugung zurückgezogen“, bemerkte Frau von Geldern ein wenig ſpitz. Dann aber ſetzte ſie hinzu:„Nun, ich ſehe ja alles ein, liebes Kind. Ich begreife auch, daß du oft recht mißgelaunt biſt, liebe Gitta. Dir als jungen Menſchen wird es natürlich noch viel ſchwerer, ſich in die veränderten Verhältniſſe zu finden. Aber ich habe mir alles ſchon reiflich überlegt...“ „So, Mama? Das heißt, du haſt einen regelrechten Kriegsplan entworfen, wie wir die alte Feſte Tieffenbach mitſamt ihren Rittergütern, und was da an Beſitzungen iſt, doch noch einnehmen können?“ Brigitte wurde offenſichtlich beſſerer Laune. Frau von Geldern lächelte. „Siehſt du, jetzt wirſt du ſchon wieder meine liebe, vernünftige Gitta. Ja, mein Kind. So iſt es. Ich denke, wir müſſen noch einmal eine Generalanſtrengung machen, um die Geſellſchaft, Tieffenbach eingeſchloſſen, über unſere wirklichen Verhältniſſe zu täuſchen.“ „Großartig, Mama! Siehſt du, etwas Aehnliches habe ich mir auch ſchon gedacht. Bis jetzt iſt es noch nicht be⸗ kannt, wie es um uns ſteht. Alſo heißt es, retten, was noch zu retten iſt. Haſt du bereits nähere Pläne? Schließ⸗ lich gehört doch dazu auch Geld! Und das iſt es doch gerade, was uns fehlt“, ſagte Brigitte raſch und intereſſiert. a Frau von Geldern machte ein geheimnisvolles Geſicht. „Ja! Aber es muß gehen.“ Die Anfang der Fünfzig ſtehende, aber noch jugendlich gekleidete Dame öffnete das neben ihr liegende Hand— täſchchen und zog einen Brief heraus. „Mein Vetter, Profeſſor Reinhardt, hat mir heute ge— ſchrieben. Er bittet mich, ein junges Mädchen irgendwo in Berlin in einer gebildeten, guten Familie unter⸗ zubringen, wo es ſich wie zu Hauſe fühlen kann. Dieſes junge Mädchen, das bis dahin in ſeinem Hauſe mit Vera zuſammen aufgewachſen und erzogen iſt, möchte am Berliner Konſervatorium ſeine Geſangsſtudien vollenden Und, „Ich verſtehe nicht, Mama. Ja, was hat denn das alles mit uns zu tun?“ fragte Brigitte ungeduldig da- für ewig iſt es gewiß nicht.“ zwiſchen. „Mein liebes Kind, du fragſt noch? Ganz einfach. Wir ſelber werden die Familie ſein, die das junge Mädchen für einige Zeit hier aufnimmt, bis es ſein Studium be⸗ endet hat. Ich kenne doch meinen Vetter. In Geld— angelegenheiten iſt er, der das Geld als großer Chirurg nur ſo im Handumdrehen verdient, ſehr großzügig. Du wirſt das Geld, das monatlich für das junge Mädchen ſozuſagen als Penſion gezahlt werden ſoll, für deine Aus⸗ gaben an Toiletten und dergleichen verwenden können. Ein beträchtlicher Zuſchuß für dich, liebe Gitta...“, lächelte Frau von Geldern klug. Aber die Tochter ſchien noch nicht ſo ſehr überzeugt zu ſein. „Nun ja, Mama. Ich ſehe ein— aber ich dachte mir deinen Plan noch etwas großzügiger.“ „Ich hatte meine Ausführungen ja auch noch nicht beendet, Kind. Freilich, das allein genügt nicht. Nein, wir müſſen eben noch einmal für kurze Zeit den alten Glanz unſeres Hauſes in alter Form aufleben laſſen. Ich werde, was irgend angeht, zu dieſem Zweck verkaufen; und wir werden ein paar Geſellſchaften geben wie früher, ſo daß Tieffenbach nicht ahnt, wie es bei uns in Wirk⸗ lichkeit ausſieht und daß er jetzt ein bißchen gewaltſam geangelt werden ſoll“, führte Frau von Geldern ihre Pläne weiter aus. „So, das iſt freilich anders, Mama. Ja, weißt du, das iſt großartig, das iſt ſo richtig va banque. Und wenn es nicht glücken ſollte— meinetwegen, dann geh' ich beſten⸗ falls als Mannequin nach Paris und tauche unter. Es ſtehen dort genug ehemalige Prinzeſſinnen und Gräfinnen hinterm Ladentiſch. Doch noch iſt es nicht ſoweit. Erſt wollen wir ſehen, ob der große Fiſchzug hier glückt. Doch eine Frage noch... Was iſt das für ein junges Mädchen?“ „Nun, eben ein junges Mädchen, Gitta. Was bedarf es da einer Frage! Ich denke nicht, daß du von der Seite irgendwelche Konkurrenz zu fürchten haſt. Letzten Endes eben doch ein Provinzgänschen“, tat die Mutter dieſe Frage ab. „Freilich!“ Jetzt lachte Brigitte überlegen.„Das inter— eſſiert auch kaum. Ich habe jedenfalls nicht die Abſicht, mich mit ihr zu befreunden. Mich intereſſiert ſie lediglich als Mittel zum Zweck.“ Noch am ſelben Morgen ſetzte ſich Frau von Geldern an ihren entzückenden Damenſchreibtiſch und ſchrieb einen liebenswürdigen Brief an den Vetter, daß ſie ſelber bereit ſei, das junge Mädchen in ihre Familie aufzunehmen. Sie betrachte das als einen Fingerzeig des Schickſals, ihr ſpär⸗ liches Einkommen ein wenig zu ſteigern. Zudem aber freue ſie ſich, dem Vetter auf dieſe Weiſe Sorge und Ent⸗ täuſchungen erſparen zu können. Denn man wiſſe ja nicht, ob andere Leute ſolch ein junges Mädchen nicht nur um des Geldes willen aufnehmen würden und ſich ſonſt wenig um ſie kümmerten, während der liebe Vetter verſichert ſein könne, daß bei ihr das Fräulein Hanna wie ihre eigene Tochter behütet ſei. Befriedigt übergab ſie dieſen Brief dem Stuben⸗ mädchen zur Beſorgung. Dann aber zog ſie ſich um und fuhr in Begleitung ihrer Tochter in die Stadt, wo die Damen in Anbetracht des bevorſtehenden Haushalts- zuſchuſſes in einem der eleganteſten Modeſalons ein paar Einkäufe machten, die ihre augenblicklichen Verhältniſſe weit überſtiegen. Neuntes Kapitel. Als Profeſſor Reinhardt mit Frau von Gelderns Antwortſchreiben daheim eintrat, fand er ſeine Tochter Vera allein zu Hauſe. In ſeiner liebevollen, gütigen Art ſtrich er ihr über den Kopf und ſagte ruhig: „Es iſt gut, Verachen, daß ich dich allein antreffe. Ich habe von Tante Geldern heute auf meinen Brief Antwort bekommen...“ Veras feines Geſicht verdüſterte ſich jäh, während ſie nach des Vaters Arm griff: „Oh, Väterchen! Nun bitte ich dich um alles, ſag mir doch einmal, muß denn das nur ſein, daß das Hanneli von uns weggeht? Es gibt doch auch bei uns ausgezeich⸗ nete Lehrer. Ach, ich werde ſie ſehr, ſehr vermiſſen. Sag mal, Väterchen, begreifſt denn nur du das alles, daß ſie mit einem Male auf eigenen Füßen ſtehen will? Heißt das, daß ſie ſich von uns irgendwie abhängig fühlt und dieſes Abhängigkeitsverhältnis löſen möchte? Ich weiß nicht, was in Hanneli gefahren iſt. Wir haben uns doch immer ſo liebgehabt, und jetzt iſt es manchmal, als ſei irgend etwas Fremdes zwiſchen uns getreten. Ich glaube, das Hanneli vertraut mir nicht mehr gar ſo reſtlos.“ „Meine liebe Kleine“— Profeſſor Reinhardt ſchaute mit verſtändnisvollem Lächeln in Veras Geſicht—,„ich glaube, es iſt recht gut, wenn wir uns heute mal über Hanneli ausſprechen. Siehſt du, ich betrachte die Sache doch noch ein wenig anders. Es ſind gewiß tiefe, innere Gründe, die Hanneli dazu beſtimmen, ſich jetzt auf eigene Füße zu ſtellen. Siehſt du, ſie iſt immer ein feiner, ſtolzer Menſch geweſen, und mir ſcheint, daß ſie uns nun einmal zeigen möchte, daß wirklich ein guter Kern in ihr ſteckt und zur Entfaltung drängt. Es iſt nichts veränderlicher als menſchliche Verhältniſſe. Gerade ich in meinem Beruf habe den Tod täglich vor Augen und weiß, wie manches glückliche Familienleben durch ſeine grauſame Hand oft jäh zerriſſen wird. Auch wir ſind nicht gefeit gegen ſeine Macht. Hanneli möchte nicht ihr Leben auf fremder Grund⸗ lage aufbauen— verſtehſt du das, Verli?“ „O ja. Ich verſtehe das ſehr wohl, Väterchen. Und ich fühle auch, daß man Hanneli in ihrem Weg nicht auf⸗ halten darf. Vielleicht wird ſie einmal eine ganz große Künſtlerin. Und dann— dann kehrt ſie berühmt und ge⸗ feiert eines Tages hier wieder bei uns ein“, lächelte Vera unter Tränen. „Man weiß nicht, Hanneli. Wenn Gott es will, mag das ſchon möglich ſein. Sei nicht traurig— ein Abſchied „Aber eben doch ein Abſchied, Väterchen! Ein Abſchied von einer langen, ſchönen Zeit. Was mag nun kommen? Aber ich will nicht undankbar ſein. Nur... das Hanneli hat mein Leben doch recht ſonnig und reich gemacht, Väterchen!“ „Ja, mein Kind! Wir haben das ruhige Mädchen alle lieb gehabt. Es wird ſtill werden bei uns, wenn ſie nicht mehr durch das Haus trillert— unſer Sing-Hanneli!“ „Aber du wollteſt mir gewiß ſagen, was Tante von Geldern geſchrieben hat, Väterchen?“ unterbrach Vera den Vater. Der Profeſſor zog den Brief aus der Taſche. „Du haſt recht, Verli! Ich wollte dir ſagen, daß mich der Brief Tante Margaretes mit großer Beruhigung für Hannelis Zukunft erfüllt! Sie ſchreibt ſehr freundlich, daß ſie ſelber bereit ſei, Hanneli in ihr Haus aufzunehmen. Was ſagſt du dazu, kleine Vera?“ „Sie ſelber? Wie iſt das möglich? Tante Margarete?“ Veras Fragen überſtürzten ſich. „Ja, Verli! Tante meint ganz richtig, daß Hanneli bei ihr am beſten aufgehoben ſei und wir uns keine Sorgen machen brauchten. Zudem glaube ich, daß ſie den kleinen monatlichen Zuſchuß gebrauchen kann. Sie hat doch kürz⸗ lich bei den Münx⸗Werken enormes Kapital verloren, von deſſen Ertrag ſie ihre ganze koſtſpielige Haushaltung bis⸗ her beſtritten hat. Das fehlt natürlich ſehr! Die Damen ſind ziemlich anſpruchsvoll!“ ſagte der Profeſſor. „Ja, ich weiß!“ Vera machte eine Pauſe, dann fragte ſie ein wenig beklommen:„Meinſt du, Väterchen, daß unſer Hanneli ſich bei den Gelderns wohl fühlen wird? Waren ſie nicht immer etwas— adelsſtolz und hoch⸗ fahrend? Ich hab' zwar Tante Margarete und Brigitte ſeit Jahren nicht wieder geſehen, aber ich habe da irgend— wie noch eine dunkle Erinnerung. Es muß mal einer davon geſprochen haben.“(Fortſetzung folgt.“ Begkein darauf Gaſtſtät die das haben, i. Nerd 4 Herechti — en ie — Deutſche Arbeiter Mitglieder der beitsfront! Mittwoch, den 6. Nov., im„Kaiſerhof“ Deutſchen Ar⸗ ½9 Uhr, Mitglieder⸗-Verſammlung! Alles erſcheinen! Keiner fehle! — Viernheim, 31. Sinnſpruch. Sich der Gegenwart erfreuen, Nichts Vergangenes bereuen, Doch's in Zukunft beſſermachen, Wiſß„das ſind die rechten Sachen. Sanders. * * Jubilar des Alters. Unſer acht barer Mit 8 Herr Joh. Sander 2., Luiſenſtraße 30, ſieht morgen, den 1. Nov. auf ſein 70. Leben ihr zurück. Wir wün ſchen ihm auch fernerhin einen geſegneten Lebensabend. Wir gratulieren! Ein 76⸗Jähriger. Morgen Frei tag, den 1. e 1935, begeht unſer geſchätzter Mitbürger, Herr Nikolaus Burkert 1., Alexanderſtraße 5, ſeinen 76. Geburtstag. Das greiſe Geburtstagskind er freut ſich noch körperlicher und geiſtiger Rüſtigkeit und geht noch in jeder Hinſicht ſeinen landwirtſchaftlichen Arbeiten nach. Zum Wiegenfeſte unſere herzlichſte Glückwünsche und alles Gute zu einem freudvollen, geruh ſamen Lebensabend. Das Polizeiamt Viernheim teilt mit: Wir machen hiermit alle Per ſonen unſerer Gemeinde, die für das Kalen— derjahr 1936 die Ausſtellung einer Legiti mationskarte oder eines Wandergewerbeſcheines beantragen wollen, aufmerkſam, ſofort Anträge auf Erteilung von Legitimationskarten und Wandergewerbeſcheine beim Polizeiamt Viern⸗ heim zu ſtellen. * Das Polizeiamt Viernheim teilt mit: Von verſchiedenen Seiten iſt Klage geführt worden, daß 14—16⸗jährige Jugendliche beiderlei Geſchlechts ſich häufig bis in die Nacht hinein in Wirtſchaften ohne Begleitung der Eltern aufhalten. Wir weiſen darauf hin, daß es nach§ 16 Ziffer 2 des Gaſtſtättengeſetzes verboten iſt, an Perſonen, die das 16. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, in Abweſenheit des zu ihrer Erziehung Berechtigten geiſtige Getränke oder Tabak- Lokale Nachrichten waren im Betriebe einer Gaſt⸗ oder Schank⸗ wirtſchaft zu eigenem Genuſſe zu verabreichen. Unter Hinweis auf den§ 16 das Gaſtſtätten⸗ geſetzes erſuchen wir die hieſigen Gaſt⸗ und Schankwirte zur Beſeitigung dieſer Mißſtände das Erforderliche beizutragen. Den Polizei⸗ beamten wurde entſprechende Weiſung erteilt, bei Zuwiderhandlungen rückſichtslos Straf⸗ anzeige zu erheben. * Die Handballer im Dienste der Winterhilfe! Am kommenden Sonntag treten in allen deutſchen Gauen die Handballer auf den Plan, um dadurch auch ihren Teil für das Winter hilfswerk beizutragen. In Vier 15 ei m läuft auf dem Amicitia-Sportplatz ein großer Hand ballkampf von Stapel, woſelbſt eine Aus wahlmannſchaft. Waldhof, Amicitia und Turnverein Viernheim) gegen die be kannte Gauklaſſ ane aft 1862 Weinheim antritt. Von Viernheim wirken in dieſer Elf mit: Effler(TV.), Babylon(Amicitia), Beiner (TV.), Sax(Amicitia), Pfenning(Amieitia), Schmitt(TV.), Herbert(TV.) Alle Sportfreunde ſeien auf dieſes Tref fen heute ſchon aufmerkſam gemacht. Spiel beginn iſt vormittags 411 Uhr. Näheres folgt noch. * 2. Nibelungenfecht⸗ Tournier Worms Am Samstag und Sonntag fand im Nibelungenfaal der Stadt Worms das größte Privat⸗Fechttournier, durchgeführt von der Stadt Worms und der Turngemeinde von 1846, ſtatt. Aus allen Teilen des Reiches waren die Spitzenfechter der deutſch hen Fecht kunſt herbeigeeilt, um gegenſeitig ihre Kräfte zu erproben, um dem Verteidiger des Wander preiſes(Nachbildung des Hagen⸗Denkmals) dem Turnverein Offenbach die ſtolze Trophäe zu entreißen. Unter Leitung von Reichsfach⸗ ſchaftsleiter Erwin Casmir wickelten ſich die Mannſchaftskämpfe, beginnend am Sams⸗ tag nachmittag, flott ab. In Gruppe 1 ſtartete der Fechtelub Frankfurt(Deutſcher Meiſter), Turnverein⸗Turnerbund Saarbrücken, T. G. Höchſt und. Viernheim. Die Viern⸗ heimer verloren, hauptſächlich durch ſchlechten Start, den 1. Kampf gegen Turngemeinde Höchſt mit 10:6. Die zweite Niederlage muß ten die Viernheimer Fechter durch die kom binierte Mannſchaft der zwei Saarbrücker Turnvereine hinnehmen. Nach äußerſt ſpan⸗ nenden und harten Kämpfen bis zu einem Stand von 7:7 ſiegte der glücklichere mit 719. Viernheim und Höchſt mußten alſo in dieſer Gruppe ausſcheiden. In der zweiten Gruppe ſchied der Fechtelub Darmſtadt und der Sportverein Frankfurt aus. In Gruppe drei konnte ſich der M. T. V. Saarbrücken und die Wormſer Turngemeinde nicht durchſetzen. In der Zwiſchenrunde ſchied noch der Beſieger der Viernheimer, die Turnermannſchaft aus Saar— brücken aus. Der Hauptkampf am Sonntag brachte in der Endrunde die bewährten Tur niermannſchaften von Hermania Frankfurt, TV. Offenbach, Rheiniſcher Fechtelub Düſſel dorf und Fechtelub Wiesbaden zuſammen, die ſich erbitterte Kämpfe lieferten. Den Höhe punkt bildete der Kampf der Hermanen gegen Offenbach, wo die Meiſter Roſenhauer, Ler— don, Heim, Tomphſon aufeinanderſtießen, den Hermania mit 7:9 gewann. Der wertvolle Siegespreis wird alſo auf ein Jahr nach Frankfurt wandern. Nahezu 50 Fechterinnen, hauptſächlich aus der rhein-mainiſchen Gegend, worunter man allerdings die Deutſe che Meiſterinnen Frau Oelkers und Frl. Haß vermißte„die nicht ſtarten durften, kämpften auf 5 Bahnen um Sieg und Ehre. Nach 7 5 Ausſchei dungskämpfen ſetzte ſich die zur Olympia mannſchaft gehörende Frl. Oslob aus Leipzig an die Spitze und ſiegte verdient vor Frl. Carneim, Köln und Frl. Leonhardt, Offen bach. Mit einer kleinen Anſprache und einem „Sieg⸗Heil“ auf Volk und Vaterland ſchloß der Reichsfachamtsleiter das Turnier, das auch auf Grund der gezeigten Leiſtungen, als das größte deutſche Fechtturnier anzuſprechen iſt. Ueber 100 Fechter und Fechterinnen nebſt Hunderten von Zuſchauern ſangen zum Ab ſchluß begeiſtert die Nationalhymnen. Wer darf Anschlagarbeiten bei heu⸗ und Umbauten usw. ausführen? Durch den Landesfachverband der 98 8 nerinnung im rhein⸗-mainiſchen 1 hafts⸗ gebiet und den Reichsverband des deuiſchen Schloſſerhandwerks rhein-mainiſcher Landes verband wurde vereinbart, daß Anſchlagar beiten von Türen uſw. nur von Schloſ— ſern ausgeführt werden dürfen. Es iſt in der letzten Zeit Klage darüber geführt worden, daß in vielen Fällen das Anſchlagen von Türen uſw. von Schreiner meiſtern ausgeführt worden iſt. Es iſt eine Sel. daß hierdurch ganz be⸗ ſonders das Bauſchloſſerhandwerk ausgeſchal— tet wurde. Auch wird erſucht, durch Geſamt angebote bei Uebernahme der Schreinerarbeiten die Sache ſo hinzuſtellen, daß mit dieſer Ar beit das Anſchlagen mitübernommen wird und ein Abtrennen der Schloſſerarbeiten nicht mög lich wäre. Ich lege hier noch auseinander, daß all dieſe einmal grundſätzlich Vorwände hinfällig ſind und einzig und allein alle Anſchlag⸗ arbeiten laut Abmachung vorſtehender Fach⸗ verbände nur die Schloſſer zur Ausführung genannter Arbeiten berechtigt ſind. Zuwider— handlungen werden ohne weiteres zur Anzeige gebracht. Ich fordere alle Schloſſermeiſter und In⸗ tereſſenten, die Uebertretungen im obigen Sinne feſtgeſtellt haben, unverzüglich auf, die Kreiswaltung hiervon zu berückſichtigen. Auf der anderen Seite ſind die Schloſſer verpflichtet, keine dem Schreinerhandwerk zu⸗ ſtehenden Arbeiten auszuführen. Es muß er— wartet werden, daß Vorſtehendes beiderſeits beachtet wird und nicht einer als unberech— tigter Konkurrent des anderen auftritt. Heil Hitler! Steffan, Kreiswalter der DAF. Deutscher Seſdenbau Wie in anderen Gemeinden Dat ands ſoll nunmehr auch in unſerem Bezirk der Seidenbau tatkräftig gefördert werden. In der kommenden Pflanzzeit werden auch Ge meinden und Städte zur Anpflanzung von Maulbeeren ſchreiten. Das hierbei anfallende Laub wird ſpäter Intereſſenten, die Seiden baut reiben wollen, zur Verfügung geſtellt. Dadurch können ſich auch Volksgenoſſen, die über kein Eigenland verfügen, eine zuſätzliche Einnahmemöglichkeit durch Seidenbau ſchaffen; ſie helfen außerdem mit, das Ziel, den Roh- ſtoff„Seide“ im Lande zu erzeugen, zu er— reichen. Darüber hinaus ſollte jeder, der Luſt und Liebe für Kleintierzucht hat und eigenen Grund und Boden beſitzt, ſelbſt Seidenbau betreiben. Als erſte Arbeit iſt hierfür das Pflanzen von Maulbeeren notwendig. Es findet ſich faſt auf jedem Grundſtück die Möglichkeit, 500 bis 1000 Sträucher, die eine wirtſchaftliche Grundlage für die ſpätere Zucht geben, in Hecken⸗ oder Plantagenform unterzubringen. Stehen nach einigen Jahren die Maul beeren im Vollertrag, kann aus den Zuchten, wofür das Laub einer Maulbeeranlage von / ha. notwendig iſt, mit einer Einnahme von 150.— bis 200.— RM. gerechnet werden. Der Zuchtabſchnitt erſtreckt ſich auf die Mo⸗ nate Brachmond(Juni) bis Scheiding(Sep⸗ tember). Ein gut durchlüftbarer Raum und Einrichtungsgegenſtände, die ſelbſt hergeſtellt werden können, ſind zur Zucht notwendig. Die angehenden Seidenbauer erhalten durch die Reichsfachgruppe Seidenbauer, Celle, Hannover, im Franzöſiſchen Garten, koſtenlos jede gewünſchte Auskunft. Die Reichsfach⸗ gruppe Seidenbauer vermittelt die benötigten Maulbeerpflanzen und die Seidenſpinnerbrut; ſie ſich ert weiterhin den Kokonabſatz. Da der Bedarf an deutſcher Seide außer— ordentlich groß iſt, können ſich tauſende durch Seidenbau eine zuſätzliche Einnahme ſchaffen, daher: Treibe auch Du Seiden bau! Die neue fHppell kine ſo friſch wie die andere! Jeder, der die neue ApPE ILL probiert, wird es zu schötzen wissen, daß diese Zigarette gleich- mäßig frisch und deshalb voll- wertig im Geschmack ist. Doför sorgt die Stanniol-Frischpackung; sie verbürgt dem Raucher Erhal- tung des ungeschmölerten Aro- mas der echt buligorisch- macedonischen Mischung. egfalle 3 Ladclief-Iluaisclię: Ikcht bulgarisch macedonisch Rundes Großfommat ohne fidst. 3 Voll- Aroma durch Stanniol- frischpackung MARTIN SRINK MANN A. G. ZIGARETTEN FABRIK BREAEN . 0 0 c 100 Ar 5 2 N HMannheim, S. 1, 6(Breite Str.) E balidenkarte Dauerwellen und Antrag auf Ausſtellung des Ar⸗] mit dem Welt⸗Patent⸗Apparat „Fuwa⸗ Gloria“ Herren- u. Damen⸗Salon WEGGLERN 8 Adolf Hitler Straße 35 beitsbuches in blauen Couvert von Kap. Wieſenſtr. bis Adolf Hitlerſtr. Harl Weidner 1. Adolf Hitlerſtr. 89 n * zu verkaufen.— e 1 Pfuhlfa ain einige Dick 1.— Wo, ſagt d. 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Von wem, ſagt der Verlag d. Ztg. Herges tet in den persilwertep, JJ 5 „WVoden ſolten sie Is duch erproben 272d Opel Rüsselsheim auf dem Waldsportplatz! Der Vereinsleitung iſt es in letzter Stunde gelungen die Wundermannſchaft Opel Rüſſelsheim, die ſich mit Viernheim die Gau— liga errungen hat, zu einem Freundſchafts— ſpiel zu verpflichten. Das Spiel beginnt am Sonntag nachmittag 3 Uhr auf dem Wald ſportplatz. Die Viernheimer Sportfreunde werden zu dieſem Spiele in Maſſen erſcheinen, zumal die Grünen mit umformierter Mann⸗ ſchaft erſcheinen wird. Jakob Gölz wird nun laufend mit von der Partie ſein. Die Opel— Mannſchaft wird ebenfalls in ſtärkſter Auf— ſtellung antreten, ſodaß gewiß ein ſelten ſchöner Fußball zu ſehen ſein wird. Am kommenden Sonntag, den 10. November, auf Kirchweihe, ſpielt die ebenfalls gut bekannte Mannſchaft des VfB. Friedberg, und am 17. November wird hier das 7. Meiſterſchafts⸗ ſpiel gegen Mühlburg ſtattfinden. So wird alſo der Monat November, zumal vorausſicht⸗ lich einen Sonntag ſpäter das Spiel gegen den V.f. R. Mannheim ſtattfindet, vollſtändig mit Gauligafußball belegt ſein. Die Viernheimer Sportfreunde werden deshalb Sonntags ihr geliebtes Fußballſpiel nicht zu vermiſſen brauchen. Am Sonntag gegen Rüſſelsheim muß es Maſſenbeſuch geben!— Heute Don- nerstag 7 Uhr Training der Fußballer, wozu insbeſonders die 1. und 2. Mannſchaft voll⸗ zählig anzutreten hat. Der 1. Pflicht⸗Geräte⸗ Wettkampf in Sandhofen T. V. Biernheim belegt den 2. Platz Neuerdings werden auch im deutſchen Geräteturnen, ähnlich wie in der Fuß- und Handballbewegung, Pflichtwettkämpfe mit Mannſchaften von je vier Turnern durchge- führt. Der erſte dieſer Serien-Mannſchafts⸗ kämpfe fand bereits am letzten Samstag in Sandhofen ſtatt. Der hieſige Turnverein von 1893 nahm hieran mit 2 Mannſchaften teil, die zum Teil ganz erfolgreich beſtehen konnten. Um auch dem Turner⸗Nachwuchs Gelegenheit zur weiteren Entwicklung zu geben, war es ein vortrefflicher Gedanke der Deutſchen Turner⸗ ſchaft auch in der Fachſäule 1 des R.. L. „Turnen“ Pflichtbegegnungen durchzuführen. Die beteiligten Turner erhalten durch dieſe rundenweiſe durchgeführten Mannſchafftstref⸗ fen die ſo erſtrebenswerte Sicherheit zur Vol⸗ lendung einer Kürübung. Das ſoll der Zweck dieſer nunmehr alle vier Wochen ſtattfindenden Mannſchaftskämpfe ſein. Bis zum Frühjahr nächſten Jahres ſollen die Gruppen- bezw. Kreismannſchaftsſieger feſtſtehen. Leider konnte die 1. Riege des hieſigen Turnvereins zu der am Samstag in Sand⸗ hofen ſtattgefundenen erſten Begegnung nicht in der gewünſchten Aufſtellung antreten. Durch den Weggang von Hans Binninger in den Ar— beitsdienſt und Franz Herbert, der z. Zt. bei den Sachſen in Liegnitz weilt, ſtand der Sieg gegen die eben beſonders favoriſierte Mann- ſchaft des TV. 1877 Waldhof bereits im Vorraus ſchon in Frage. Die Waldhöfer haben dieſen für ſie ſelbſt überraſchenden Sieg ausſchließlich dem großen Können des einſtigen und auch heutigen badiſchen Gipfelturners Fiſcher zu verdanken, der heuer wieder ganz groß in Form iſt. Für die Mannſchaften des hieſigen Turnvereins bedeutet jedoch der ver minderte Erfolg ein umſo größerer. Anſporn, die nächſten Begegnungen unbedingt für ſich zu entſcheiden. Mit dieſem Wunſche begnügen wir uns heute. Nachſtehend ſei noch das Geſamtergebnis der erſten Begegnung bekanntgegeben: erſter Mannſchaftsſieger wurde wie ſchon erwähnt die erſte Riege des TV. 1877 Waldhof mit 280½ Punkten vor der hieſigen 1. Riege mit 262 ½ Punkten. 3. wurde die 2. Riege der Siegermannſchaft mit 250 Punkten, und den 4. Platz nahm unſere 2. Mannſchaft mit 236½ Punkten ein. Mit großem Punkteab⸗ ſtand folgt die ſchwache Mannſchaft des gaſt⸗ gebenden Vereins, die nur auf 162½ Punkten kommen konnte. Eine weſentliche Formver⸗ beſſerung ſämtlicher Mannſchaften dürfte je⸗ doch die Folge für die nächſte in vier Wochen ſtattfindenden Begegnung ſein. emü. Vortragsabend im Freischütz SS- Hauptſturmführer Oſtmann ſpricht am Samstag, den 2. November 1935 um 20 Uhr 15 Min. im„Freiſchütz“⸗Saal zu Viernheim über ſeine Erlebniſſe und Eindrücke Mittelmeerbecken und in Oſtaſien. Zu dieſem Vortrag, der durch Lichtbilder wirkſam unter⸗ ſtützt wird, iſt höflichſt eingeladen. Die augenblickliche ſpannunggeladene Lage in dieſen Intereſſengebieten bürgt dafür, daß ſich die hieſigen Einwohner dieſe Infor- mationsgelegenheit nicht entgehen laſſen wer den. Unkoſtenbeitrag: 10 Pfg. Vortragsfolge: 1. Fahrt durchs Mittelmeer, Suezkanal un⸗ ter Berückſichtigung der jetzigen Lage; 10 „Oſtaſien„Land und Leute“. „Kampf um Tſingtau; — 8 „Die Entwicklung Japans in den letzten 20 Jahren. Anſchließend gemütliches Beiſammenſein! SS⸗Zug 2/⁰11/33 Viernheim: Schneider, Oberſcharführer. Vereins Anzeiger Sänger⸗Einheit. onnerstag abend findet bereits die ingſtunde ſtatt. Kein Sänger fehle! Zöller, Vorſitzende. Geflügelzuchtverein Viernheim. Donnerstag Abend 8½ Uhr im Gaſthaus „Zur Sonne“ Mitglieder-Verſammlung. Die Tagesordnung iſt ſehr wichtig. Voll⸗ zähliges Erſcheinen erwartet. Der Vorſtand. Sportvereinigung Amieitia 09. Heute Donnerstag 7 Uhr Training ſämt⸗ licher Fußballer, insbeſonders hat die Liga und die Jungliga vollzählig anzutreten. Der Vorſtand. Turnverein von 1893 e. V. (Abteilung Fußball). Sportprogramm für Sonntag, den 3. Nov. 1935: Auf dem Stadion am Lorſcherweg: 1,15 Uhr 2. M. 3 Uhr 1. Mannſchaft gegen Jahn Wein⸗ heim. Schüler und Jugend ſind ſpiel— frei. Die Spielerverſammlung findet morgen Freitag Abend punkt 8,30 Uhr in der Sporthalle ſtatt. Ich bitte insbeſondere die Spieler der 1. Mannſchaft pünktlich und vollzählig anweſend zu ſein. Die Leitung. Untererhebstelle Gemäß Verfügung des Landesfinanzamts Darmſtadt können Lohnſteuer⸗Voranmeldungen nunmehr auch bei uns abgegeben werden. Ebenſo können Lohnſteuer-Zahlungen bei uns erfolgen. Müller. 0 7 — — — Steuertermin⸗Kalender für Monat November 1935. 5.: Lohnſteuer für die Zeit vom 16.— 31. Oktober, ſowie Abgabe der Beſcheinigung über die Geſamtſumme der im Monat Oktober einbehaltenen Beträge.(Keine Schonfriſt!) 10.: Umſatzſteuer⸗Voranmeldung u. Voraus zahlung der Monatszahler für Monat Oktober.(Keine Schonfriſt!) 11.: Fälligkeit der verbürgten Holz⸗ u. Pacht gelder 1935.(Keine Schonfriſt!) 15.: Tilgungsbeträge auf Eheſtandsdarlehen. (Keine Schonfriſt!) 15.: Vermögensſteuer⸗-Vorauszahlung der 3. Rate, für Landwirte der Halbjahresbe⸗ trag lt. Steuerbeſcheid.(Keine Schon⸗ friſt!) 15.: 3. Rate Kirchenſteuer lt. Steuerbeſcheid. (Keine Schonfriſt!) 20.: Lohnſteuer für die Zeit vom 1.—15. November, ſofern der Abzug den Betrag von 200 RM. überſteigt.(Keine Schon⸗ friſt!) Morgen Freitag wird die Zeitung herausgegeben und werden Artikel und Inſerate früh erbeten. Gottesdienst⸗ Ordnung der katholiſchen Gemeinde. Allerheiligen. Apoſtelkirche: ½7 Uhr 1. hl. Meſſe 8 Uhr 2. hl. Meſſe ohne Predigt. 10 Uhr Hochamt mit Predigt. 2 Uhr Veſper, kurze Armen Seelen-An⸗ dacht, Prozeſſion auf den Fried⸗ hof. Marienkirche: ½9 Uhr hl. Meſſe für Erwachſene ½11 Uhr hl. Meſſe nur für Kinder und zwar der 4 unteren Jahrgänge 1 Uhr Kindergottesdienſt. Allerſeelen. 947 Uhr und ½8 Uhr heilige Meſſen. 8 Uhr Requiem für alle Verſtorbenen der Gemeinde in der Apoſtelkirche und in der Marienkirche. Von 3½7 Uhr ab ſind heilige Meſſen bei den Engl. Fräulein und Barmherzigen Schweſtern. Am Donnerstag von 5—7 Uhr und 8—9 Uhr Gelegenheit zur hl. Beicht. Von Allerheiligen mittags 12 Uhr bis Allerſeelen abends kann nach Empfang der hl. Sakramente für die armen Seelen ein Ablaß gewonnen werden. Sooft man die neue oder alte Kirche beſucht und 6 Vaterunſer und Ave Maria mit dem jedemaligen Zuſatz:„Ehre ſei dem Vater“ betet. Am Allerſeelen-Tag und während der Octav ſind um ½8 Uhr abends Armen See— len⸗Andachten. Samstag nachm. 5 Uhr Beichtgelegen⸗ heit. Sonntag gemeinſame hl. Kommunion aller Mitglieder der Jungfrauen-Kongregation. Kaufen fördert Arbeitsbeſchaffung! FFF