ich t IL 7 2 —— AA — Viernheimer Anzeiger (Biernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Viernheimer Zeitung Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1,40 Mk. frei ins Haus gebracht.— Wochenende“, Beilagen: zweimal jährlich den Sommer- und Winter- Fahrplan Wandkalender.— Annahme von Bezugs⸗Beſtellungen in der Geſchäftsſtelle u. bei den Boten Weitperbreitete Tageszeſtung— acbrichten- und Anzeigenblatt Fernſprecher 117.— Drahtanſchrift: Anzeiger, Viernheim— Poſtſcheck 21577 Frankfurt a. 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Jahrgang Erzengungsſchlacht— Arbeitsſchlacht Ns Aus dem neueſten Bericht über den Stand der Arbeitsſchlacht geht her⸗ vor, daß Ende Auguſt die Zahl der offenen Stellen in der Landwirtſchaft faſt um — v. H. größer iſt als die Zahl der Arbeits⸗ oſen. Dieſe Tatſache bedeutet, daß in der Landwirtſchaft die Arbeitslo⸗ ſigkeit ſo gut wie überwunden, ja, daß der Bedarf nach geeigneten Kräften ſo groß iſt, daß er nicht gedeckt werden kann. Es herrſcht alſo in der Landwirtſchaft ein beſonderer Mangel an geeigneten Fachkräften. Dieſer ſtarke Rückgang der Arbeitsloſig⸗ keit auf dem Lande iſt auf die verſchieden⸗ ſten Urſachen zurückzuführen. In ihm kommt bereits der Wille des Bauern zum Ausdruck, mitzuhelfen an der Erzeugungsſchlacht, die der Sicherung der deutſchen Nahrungsmit⸗ telwverſorgung dienen ſoll. Mehr erzeugen heißt in der Landwirtſchaft vor allem auch den Arbeitsaufwand vergrö⸗ ßern. Viele Möglichkeiten, die bisher nicht ausgenutzt wurden, können jetzt vielleicht doch auf Grund eines erhöhten Arbeitsein⸗ ſatzes nutzbar gemacht werden. Daß teilweiſe ſogar ein Mangel an ge⸗ eigneten Fachkräften vorhanden war, iſt nicht zuletzt auf die ſtarke Abwanderung von dem Lande in die Stadt zurückzuführen. Verſchiedene Aufrufe innerhalb des letzten Jahres forderten dazu auf, die Arbeitskräfte, die erſt in den letzten Jahren in die Indu⸗ ſtriebezirke zugewandert waren. möglichſt wieder der Landwirtſchaft zuzuführen. Ihr Platz ſoll den gelernten Induſtriearbeitern freigemacht werden, ſie ſelbſt ſollen wieder 5 ihrem urſprünglichen Beruf Arbeit fin⸗ en. Oft kann man es den abgewanderten Landarbeitern nicht verdenken, daß ſie ſich in der Stadt einen neuen Arbeitsplatz ſuch⸗ ten. Vielfach fanden ſie auf dem Lande nur gerade in der Zeit der Ackerbeſtellung und zur Ernte Beſchäftigung. Dann wurden ſie entlaſſen. Es iſt erklärlich, daß ſie ſich unter dieſen Umſtänden einen dauerhaften Ar⸗ beitsplatz ſuchten, den ſie häufig in den Städten noch fanden. Wurden ſie doch oft bevorzugt eingeſtellt, da ſie von Natur aus ihren Kollegen in der Stadt rein körperlich vielfach überlegen waren. Dem Bauern war es abeér auch manchmal nicht möglich, die Arbeitskräfte den Winter über auf dem Hof zu halten, war doch ſeine eigene Exiſtenz ſelbſt kaum geſichert. Hier hat ſich inzwiſchen jedoch vieles gewandelt. Die Einnahmen des Bauern haben ſich gebeſſert und die drückende Zins⸗ laſt iſt vermindert worden. Der Be⸗ ſtand vieler Höfe iſt durch das Reichserbhof⸗ geſetz auf jeden Fall ſichergeſtellt. Da liegt es im eigenſten Intereſſe des Bauern, wenn er auch zwiſchen ſeinen Arbeitskräften und dem Hof ein möglichſt dauerhaftes Verhält⸗ nis herſtellt. Manche Höfe gibt es, auf de⸗ nen der Arbeiter genau ſo wie der Bauer ſchon mehr als eine Generation mit dem Be⸗ trieb verbunden iſt. Ziel der Arbeit des Reichsnährſtandes iſt es, möglichſt auf allen Höfen ein ſolches Verſtändnis herzuſtellen, überall ein ſeßhaftes Landarbei⸗ tertum zu ſchaffen. Nur dieſes bietet die Gewähr für eine Beſſerung der ſozialen Verhältniſſe der deutſchen Landarbeiter. Im Intereſſe des Bauern ſelbſt liegt es, wenn der Landarbeiter möglichſt das ganze Jahr über in ſeinem Betrieb arbeitet. Nur ſo hat er die Gewähr, daß er in Zeiten. wo die Arbeit im Betriebe drängt, wie z. B. in der Erntezeit, die notwendigen geſchulten Kräfte zur Verfügung hat. Die ſchon ſprichwörtlich gewordenen Schnitterkolonnen werden damit verſchwinden. Dem Landarbeiter wird Gelegenheit gegeben, eine eigene Familie zu gründen, er braucht nicht mehr zu fürch⸗ ten, daß er Jahr für Jahr ſeinen Arbeits⸗ platz wechſeln muß oder im Winter über⸗ haupt ohne jede Arbeitsmöglichkeit iſt. Der Bauer unterſtützt durch die Seßhaftmachung ſeiner Landarbeiter die erfolgreiche Durch⸗ führung der Arbeitsſchlacht und er ſichert ſich die Hilfskräfte, die er zur Mitarbeit an der Erzeugungsſchlacht in ſeinem Betriebe braucht. 1 Schwere Tumulte in Kairo Agyntiſche Kundgebungen gegen England— Die Aktion Neſſim⸗Paſchas London, 13. November. In Kairo kam es zu blutigen An⸗ ruhen, bei denen 39 Perſonen, darunter 19 Poliziſten, verletzt wurden. Aegyptiſche Studenten, die den Unab⸗ hängigkeitstag feierten, veranſtalteten große englandfeindliche Kundgebungen. Dabei wurde der engliſche Außenminiſter Sir Hoare angegriffen und der Führer der nationaliſtiſchen Wafd⸗Partei. Nahas Paſcha, verherrlicht. Die Demonſtranten zo⸗ gen zum engliſchen Generalkonſulat und zertrümmerten dort die Fenſterſcheiben. Ein großes griechiſches Kaufhaus in der Nähe des Konſulats wurde ebenfalls beſchädigt. Die Lage war zeitweiſe außerordentlich bedrohlich, beſonders als es der Menge ge⸗ lang, eine Polizeiabteilung zu entwaffnen. Mehrere Polizeibeamte wurden über die Straßenmauer in den ſechs Meter tiefer liegenden Hof der eng⸗ liſchen Kaſerne geworfen. Der Polizeioffizier, der ebenfalls ſchwer ver⸗ letzt wurde, rief engliſche Soldaten um Hilfe an. Die Engländer griffen aber nicht ein. Die Studenten zerſtreuten ſich ſchließlich. Aegypliſche Infanterie löſte die Polizei ab, die in verſchiedenen Stadtteilen Sperrketten gebildet hatte. Auch die ausländiſchen Geſandtſchaften wurden von Infanterie bewacht. Die Angriffe gegen den engliſchen Außen⸗ miniſter führte man auf ſeine kürzlichen Aeußerungen in der Londoner Guildhall zu⸗ rück, die die engliſch⸗ägyptiſchen Beziehun⸗ gen betrafen und in Aegypten ſehr ungün⸗ ſtig aufgenommen wurden. Nahas Paſcha, der Führer der Wafd⸗Par⸗ tei, die der Regierung das Vertrauen ent⸗ zogen hat, berief eine Maſſenverſammlung ein. Die Polizeibehörde ſah ſich in dieſem Zuſammenhang veranlaßt, umfangreiche Abſperrmaßnahmen durchzuführen. Die Er⸗ regung in den Straßen dauert an. Auch in der ägyptiſchen Stadt Tantah find ſchwere Unruhen ausgebrochen. In einem blutigen Straßenkampf zwiſchen Polizei und einer feindſeligen Menge wurden 45 Poliziſten verletzt. davon 13 ſchwer. Die Poliziſten eröffneten das Feuer auf die Angreifer, wobei ein Mann getötet und drei ſchwer verwundet wurden. Die Kundgeber ſteckten einen Polizeikraft⸗ wagen und ein Motorrad in Brand. Amtlich wird erklärt, daß es außer in Tantah und Kairo zu keinen ernſten Un⸗ ruhen in Aegypten gekommen ſei. Die ägyp⸗ tiſche Regierung fordert das Volk auf, Ruhe zu bewahren. Was plant Javan? Eine Erklärung des Außenminiſteriums. Tokio, 14. November. Alle Anzeichen ſprechen dafür. daß im Fernen Oſien neue ſchwerwiegende Enkſchei⸗ dungen bevorſtehen. Das japaniſche Außen- miniſterium hat neuerdings eine Erklärung ausgegeben, der offenbar ziemliche Bedeu⸗ tung beizumeſſen iſt, wenn darin auch nichts über die nächſten ſapaniſchen Maßnahmen geſagt wird. Es heißt lediglich, daß»eine Verſchärfung der Spannung in den Bezie⸗ hungen zu China durchaus nicht ausgeſchloſ⸗ ſen ſei, falls die Hintermänner der ankijapa- niſchen Beſtrebungen ihre Tätigkeit ſteigern ſollten.“ Wie weiter verlautet, ſind die diploma⸗ tiſchen Vertreter Japans angewieſen, in Nanking vor japanfeindlicher Aaitation zu warnen und erneut die Bekämpfung der antijapaniſchen Bewegung zu fordern. Gleichzeitig bringt die japaniſche Preſſe in größter Aufmachung die Behauptung, daß der chineſiſche Botſchafter in Moskau ein Geheimabkommen mit Sowetrußland und den Vereinigten Staaten hetreibe, das der Bekämpfung des ſapani⸗ ſchen Einftuſſes in China und im ganzen Fernen Oſten dienen ſolle. Ein Militärver⸗ trag mit Moskau ſei ſchon fertig. Dieſe Alarmmeldung iſt aus Hſingking datiert. In den japaniſchen Blättern wird gleich⸗ zeitig auch England angegriffen, dem Unterſtützung der japanfeindlichen Agitation in China vorgeworfen wird. Die japaniſche Regierung müſſe die Gefahr erkennen, und durch ihre entſchloſſene Haltung gegenüber Nanking und in Nordchina,„die Bedrohung des Friedens im Fernen Oſten bekämpfen.“ der Streit um die Sanktionen Lärmende Kundgebung in Brüſſel. Brüſſel, 14. November. Zu ſtürmiſchen Kundgebungen gegen die Sanktionspolitik der belgiſchen Regierung ge⸗ genüber Italien kam es in einer öffentlichen In England Verſammlung, in welcher der ſchwerkriegsver⸗ letzte Führer der italieniſchen Kriegsbeſchädig⸗ ten, Delcroix, vor etwa 3000 Zuhörern über den italieniſch⸗abeſſiniſchen Krieg ſprach. Staatsminiſter Carton de Wiart, der Belgien gewöhnlich in Genf vertritt, leitete den Vortrag mit einem Nachruf auf die verſtorbene Königin Aſtrid ein, dem die Ver⸗ ſammlung mit ehrfurchtsvollem Schweigen folgte. Als der Miniſter dann aber zu dem Thema des Abends überleitete, wurde er durch großen Lärm am Weiterſprechen verhindert. In verhältnismäßig gemäßigten Ausfüh⸗ rungen rechtfertigte dann der italieniſche Red⸗ ner die Haltung ſeines Landes. Seine Rede wurde von Beifallsſtürmen unterbrochen, be⸗ ſonders die Anſpielungen auf„ein gewiſſes Empire“, das den Völkerbund benutze, je nach⸗ dem wie es ſeine Intereſſen verlangten. wird gewählt Die nationale Regierung erhofft eine Billigung ihres Kurſes Condon, 14. November. Am heutigen Donnerstag ſchreiten die Stimmberechtigten in England zur Urne, um ihrer Meinung über die Außen⸗ und In⸗ nenpolitik der nationalen Regierung Aus⸗ druck zu verleihen. Der Wahlkampf hat bis zum Schluß keine beſonderen Senſationen gebracht. Noch einmal haben alle Beteiligten ihren Propagandaapparat zum entſcheiden⸗ den Appell in Szene geſetzt. Die letzten Aeußerungen der konſervativen Blätter be⸗ ſtanden in Mahnungen an alle Männer und Frauen, von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen. Das einzige, was der Sache der nationalen Regierung gefährlich werden könne, ſei, ſo konnte man weiter leſen, allzu große Selbſtſicherheit der Parteiorganiſa⸗ tionen in den Wahlkreiſen und Gleichgültig⸗ keit der Wählerſchaft. Premierminiſter Baldwin ſagte in ſei⸗ ner letzten Wahlrede in Newceaſtle, er ver⸗ lange wiederum wie vor vier Jahren freie hand für die Regierung, damit ſie vorwärts marſchieren könne— eine freie Hand im Innern und nach außen, um die Wiederherſtellung der Wohlfahrt zu fördern. Ein Sieg der Oppoſition würde zu einer Stockung des wirtſchaftlichen und ſo⸗ zialen Fortſchrittes führen. In einer ſchrift⸗ lichen Botſchaft an die Nation ſagte Bald⸗ win:„Die Welt gibt aufmerkſam acht, weil ſie erkennt, daß der Fortbeſtand einer ſtarken und erfahrenen Regierung in Eng⸗ land ein lebenswichtiger Faktor bei der Erhaltung des Weltfriedens durch den Völ⸗ kerbund ſein wird.“ Steinwürfe auf Churchill. Winſton Churchill und ſein Sohn Randolph wurden in einem Wahlkreis in Liverpool tätlich von der Menge ange⸗ griffen. Der Kraftwagen Churchills wurde mit ſchweren Steinen beworfen. Ein Stein ſtreifte Winſton Churchill am Kopfe. Als Randolph Churchill mit ſeiner Schweſter Sarah nach der Verſamme ung zurückfuhr. wurde ihr Wagen wiederum von der Menge angegriffen. der Bauer und ſein Boden Abſchiuß der Sondertagungen auf dem Neichsbauermag in Goslar Goslar, 14. November. Die zahlreichen Sondertagungen, in denen das Führerkorps des Reichsnährſtands die Einzelrichtlinien für die Arbeit des kommen⸗ den Jahres erarbeitet, fanden am Mittwoch ihren Abſchluß. Am Donnerstaa begin⸗— nen dann die großen öffentlichen Haupt⸗ tagungen, auf denen für das weitver⸗ zweigte Gebiet des Reichsnährſtands die Arbeitsparolen für den zweiten Ab- ſchnitt der Erzeugungsſchlacht unter Einordnung in die weltanſchaulichen und volkswirtſchaftlichen Aufgaben von lei— lenden Perſön lichkeiten des Reichsnährſtands und der Bewegung ausgegeben werden. In den Fachtagungen wurden Einzeler⸗ gebniſſe der Erzeugungsſchlacht und der Marktordnung behandelt. Bei der Haupt⸗ vereinigung der deutſchen Garten- und Weinbauwirtſchaft wurde insbeſon⸗ dere auf den Erfolg der Weinabſatzwerbung hingewieſen. Ebenſo hat der Kennzeich⸗ nungszwang für die Garten- und Weinbau⸗ erzeugniſſe ſeine Vorteile gebracht. Auf einer Sondertagung der Hauptver⸗ einigung der deutſchen Viehwirtſchaft in Goslar machte der neue Vorſitzende der Hauptvereinigung, Bauer Küper, bedeut⸗ ſame Mitteilungen über die Maßnahmen für Deckung des Fleiſchbedarfs. Die Entwicklung der Schweinebeſtandsziffer zeige eindeutig, daß die Knappheit in zuneh⸗ mendem Maße überwunden werde. Die ein⸗ ſchneidenden Maßnahmen der Hauptvereini⸗ gung ſeien notwendig geweſen, um während der vorübergehenden Mangelperiode eine angemeſſene und gleichmäßige Verteilung der anfallenden Schlachtſchweine zu er⸗ reichen. die Grundlage der Neuregelung bilde die Konkingentierung der Schlachtungen und Umſätze. Die vor wenigen Tagen durchgeführte Her⸗ abſetzung des Kontingentſatzes von 70 auf 60 Prozent bedeute keineswegs, daß er⸗ neute oder verſtärkte Mangelerſcheinungen vorhanden ſeien. Die Herabſetzung erfolgte vielmehr, um die in den letzten Wochen noch aufgetretenen Störungen auf den Groß— märkten zu beſeitigen und die gewerblichen Schweineſchlachtungen auf dem Lande zu verhindern. Eine beſondere Behandlung hät— ten die Hausſchlachtungen erfordert. Mit der Genehmigungspflicht ſei keineswegs beabſich⸗ tigt, dem Bauer in ſeinen Kochtopf hineinzu⸗ regieren. Getroffen ſollten nur diejenigen Kreiſe werden, die glaubten, ſich den Man⸗ gelerſcheinungen dank ihres Geldbeutels da⸗ durch entziehen zu können, daß ſie über⸗ mäßige Vorratswirtſchaft trieben. Auf einer Sondertagung der Hauptver⸗ waltung der deutſchen Eierwirtſchaft wurde hervorgehoben, daß eine weſentlich erhöhte und verbeſſerte Eiererzeugung feſtgeſtellt werden kann. Vor allem iſt auch das Auf⸗ und Nieder der Börſennotierung abgeſtellt. Die gerechte Preisentwicklung gewährleiſtet eine ſtletige Hühnerhaltung. Ebenſo bedeutungsvoll iſt die Ordnung der Warengüte. Auch hier alſo kann allgemein ein Erfolg der vom Reichsnährſtand durchge⸗ führten en feſtgeſtellt werden. Weitere Sondertagungen beſchäftigten ſich mit der Fiſchwirtſchaft, der Bauberatung und den wiſſenſchaftlichen Fragen. die vom Forſchungsinſtitut und vom Verband der deutſchen landwirtſchaftlichen Unterſuchungs⸗ anſtalten erarbeitet worden ſind. Zuſammenfaſſend iſt zu ſagen, daß die Sondertagungen insgeſamt einen Eindruck aller jener Vorausſetzungen vermittelt haben, deren Erfüllung für einen Erfolg der Erzeugungsſchlacht unerläßlich iſt. Auf den verſchiedenſten Gebieten wird ein ſtraffer einheitlicher Wille ſichtbar, der das Bauern⸗ tum zu der großen Gemeinſchaftsleiſtung anſpornt, die Ernährung des deutſchen Vol⸗ kes ſicherzuſtellen. Das erſte Erfordernis für das Gelingen der großen Aufgabe iſt die Einſatzbereitſchaft aller daran Beteiligter. Zu der bäuerlichen Lebensgemeinſchaft, die es zu vertiefen gilt, gehört insbeſondere auch der Landarbeiter. gegen den in früheren Zeiten bekanntlich viel geſündigt worden iſt. Bei Behandlung der Richtlinien für die Winterarbeit wurde dementſprechend die Frage des Neubaues und der Verbeſſerung von Landarbeiterwoh— nungen erörtert. Vor allem muß der Land⸗ arbeiter die Möglichkeit des Aufſtiegs haben. Das wichtigſte neben den Menſchen iſt der Boden. Eine neue einheitliche Beſtandsaufnahme des Bodens erſt bietet die Grundlage für die Planung und Steuerung der Erzeugung. Ebenſo iſt ſie von entſcheidender Bedeutung für die Beſteuerung der Landwirtſchaft. Auch hierüber wurde beraten. Die Auswirkungen der Steuergeſetzgebung muß der Reichs- nährſtand bis zum letzten Steuerpflichtigen beobachten können. Bei der organiſchen Re⸗ gelung der landwirtſchaftlichen Geld⸗ und Kreditverhältniſſe iſt das Ziel des Reichs⸗ nährſtandes die Selbſtfinanzierung, die in erſter Linie für kurz- und mittelfriſtige Be⸗ triebskredite herbeizuführen iſt. Der preußiſche Miniſterpräſident General Hermann Göring hat an den Reichsbauern⸗ führer Reichsminiſter Darre zum Reichsbau⸗ erntag ein Telegramm gerichtet, in dem er ſein unerſchütterliches Vertrauen zum Aus⸗ druck bringt, daß die Bauern die Erzeu⸗ gungsſchlacht ſiegreich ſchlagen und damit unſerem Volke die Lebensgrundlage ſichern werden. Reichskulturkammer⸗Tagung Berufung der Mitglieder des Reichskultur⸗ ſenats. Berlin, 13. November. Am Freitag, den 15. November. wird in der Philharmonie die Jahrestagung der Reichskulturkammer ſtattfinden. Wie das Deutſche Nachrichtenbüro erklärt, handelt es ſich bei dieſer Tagung um das bedeutendſte kulturpolitiſche Ereignis ſeit Beſtehen des nationalſozialiſtiſchen Staates, da auf dieſer Tagung die Mitglieder des Reichskultur⸗ ſenats durch den Präſidenten der Reichskul⸗ turkammer, Reichsminiſter Dr. Goeb-⸗ bels, berufen werden. An der Tagung werden neben der Reichs- regierung das Diplomatiſche Korps. ſowie alle maßgebenden Perſönlichkeiten der Ein⸗ zelkammern und der Parteiformationen teil⸗ nehmen. Staatsſchauſpieler Kayßler wird einen von Herbert Böhme verfaßten Vor⸗ ſpruch ſprechen. Der Präſident der Reichs⸗ muſikkammer Profeſſor Dr. Peter Raabe dirigiert das Philharmoniſche Orcheſter, das zunächſt ein Muſikſtück des jungen national⸗ ſozialiſtiſchen Komponiſten Hoyer zum Vor⸗ trag bringt. Danach ſpricht Reichsminiſter Dr. Goebbels als Präſident der Reichskul⸗ turkammer. Er beruft die Mitglieder des Keichskulturſenats, in den außer den Präſidialräten der ſieben Einzelkammern noch zahlreiche Perſönlichkei⸗ ten des kulturellen und künſtleriſchen Le⸗ bens, insgeſamt etwa 105 Perſonen berufen werden. An die Rede des Miniſters ſchließt ſich die von Eugen Jochum dirigierte„Eroica“ an. Abends 18 Uhr findet dann die feierliche Eröffnung des umgebauten Deutſchen Opernhauſes mit den„Meiſterſingern von Nürnberg“ ſtatt. Am Samstag, den 16. Novem- ber, vormittags 11 Uhr, tritt der Reichs⸗ kulturſenat zu einer erſten Arbeitstagung zuſammen. Reichsminiſter Dr. Goebbels wird eine Anſprache halten. Außerdem wer⸗ den die Präſidenten der ſieben Kammern über das Ergebnis der bisherigen Arbeit und über die zukünftigen Abſichten ſprechen. Miniſterialrat Schmidt- Leonhardt hält einen Vortrag über die ſtaatsrechtlichen Grundlagen der Reichskulturkammer. Anſchließend gibt Reichsminiſter Dr. Goebbels im Hotel„Kaiſerhof“ für die Mitglieder des Reichskulturſenats ein Früh⸗ ſtück. Am Abend findet im Staatlichen Schauſpielhaus die Erſtaufführung von „Thomas Payne“ von Hanns Johſt ſtatt. * Die Feſtſitzung im Nundfunk. Der deuſche Rundfunk überträgt am Frei⸗ tag in der Zeit von 12 bis 13 Uhr aus der Eine Neichswohnungs konferenz Wichtige Besprechungen über den Wohnungsbau Berlin. 14. November. In Berlin finden in den nächſten Tagen wichtige Beſprechungen über die weiteren Maßnahmen zur Förderung des Woh⸗ nungsbaus ſtatt. Für den heutigen Donnerstag hat der Reichs⸗ und preußiſche Arbeitsminiſter die Vertreter der Länder⸗ reſſorts zu einer Reichs wohnungs⸗ konferenz eingeladen, auf der die Lage des Wohnungsbaus und der Kleinſiedlung insbeſondere hinſichtlich der Finanzierung behandelt wird. Die Arbeitsgemeinſchaft zur Förderung des Arbeitswohnſtättenbaus hat ihre Vertreter gleichfalls zu einer Arbeits⸗ tagung nach Berlin berufen. In der„Deut⸗ ſchen Siedlung“ veröffentlicht aus dieſem Anlaß der Referent des Reichsheimſtätten⸗ amts, Gebhardt. eine grundſätzliche Stel⸗ lungnahme zu den Problemen des Woh⸗ nungsmarkts, in der ſtärkere Einſatzbereit⸗ ſchaft, Disziplin und ſtärkere Initiative als notwendig bezeichnet wird. Zu dem heute Berliner Philharmonie die Feſtſitzung an⸗ läßlich des Jahrestages der Reichskultur⸗ kammer. Die Anſprache hält der Präſident der Reichskulturkammer, Reichsminiſter Dr. Goebbels. Der Deutſchlandſender überträgt am gleichen Tage um 18 Uhr aus dem Deut⸗ ſchen Opernhaus Berlin die Feſtaufführung der„Meiſterſinger von Nürnberg“ von Richard Wagner. Stammblatt und Stammrolle Was der Dienſtpflichtige und Freiwillige zu beachten hat. Berlin, 14. November. Durch Verordnung des Reichsinnen⸗ und Reichskriegsminiſters ſind die Beſtimmun⸗ gen über das Erfaſſungsweſen für die Wehr⸗ macht in wichtigen Punkten geändert und ergänzt worden. In einem neuen Kapitel über die Anmeldepflicht wird be⸗ ſtimmt, daß ſich der Dienſtpflichtige entſpre⸗ chend der durch die Kreispolizeibehörde er⸗ laſſenen öffentlichen Bekanntmachungen bei der polizeilichen Meldebehörde perſönlich zur Anlegung des Wehrſtammblattes zwecks Ableiſtung des Reichsarbeitsdienſtes und des aktiven Wehrdienſtes anzumelden hat. Zur Anmeldung ſind mitzubringen der Geburtsſchein, Abſtammungsnachweiſe, Schulzeugniſſe und Nachweiſe über die Be⸗ rufsausbildung. Ausweiſe über Zugehörig⸗ keit zu den nationalſozialiſtiſchen Gliederun⸗ gen, zum Luftſportverband, zum Amateur- ſende⸗ und Empfangsdienſt, zur Freiwilli⸗ gen Sanitätskolonne, ferner Nachweiſe über Teilnahme am Wehrſport, über geleiſteten Arbeitsdienſt oder aktiven Dienſt in der Wehrmacht oder Landespolizei. über den Beſuch von Seefahrtsſchulen, den Beſitz des Reichsſportabzeichens oder des SA⸗Sportab⸗ zeichens, ferner Führerſcheine für Kraft⸗ fahrzeuge, Flugzeuge oder des Deutſchen Seglerverbandes. Beabſichtigte Ankräge auf Jurückſtellung ſind tunlichſt bereits bei der Anmeldung zu ſtellen. Wer freiwillig in den Reichsarbeits⸗ dienſt oder aktiven Dienſt eintreten will, muß ſich perſönlich zur Anlegung des Wehr⸗ ſtammblattes bei der Polizei anmelden. Der Freiwilligenſchein darf nur ausgeſtellt werden beim Arbeits⸗ dienſt mit Vollendung des 17. Lebensjahres, beim Wehrdienſt mit Vollendung des 18. Lebensjahres, ferner für Minderjährige mit amtlich beglaubigter Einwilligungserklä⸗ rung des geſetzlichen Vertreters. Nachdem die polizeiliche Meldebehörde für jeden Dienſt⸗ pflichtigen ein Wehrſtammblatt angelegt hat, wird die Wehrſtammrolle über die erfaßten Dienſtpflichtigen eingerichtet. Ein Glulk⸗Gedenktag Zum Gedächtnis an einen großen deutſchen Komponiſten. Bayreuth, 14. November. Am Freitag, den 15. November. jährt ſich zum einhundertachtundvierzigſten Male der Todestag des großen Komponiſten Chriſtoph Willibald Ritter von Gluck. In Erasbach bei Beilgries ſteht noch heute das Haus, in dem Gluck am 2. Juli 1714 als Sohn eines Förſters das Licht der Welt erblickte. Zwei Jahre ſpäter wan⸗ derten ſeine Eltern nach Böhmen aus. ſo daß der Geburtsort des Tondichters über keinerlei weitere Erinnerungen an Gluck mehr verfügt. Gluck hat insgeſamt 107 Opern komponiert, außerdem aber noch zahlreiche Chöre, Kantaten und muſikaliſche Ballette geſchrieben. Seine Werke waren zunächſt völlig im italieniſchen Stil gehalten. Die großen Erfolge ſeines Lebens erntete Gluck im Ausland, nämlich in Mailand, London und Paris. In ſpäteren Jahren aber zeigte ſich bei ihm deutlich ein Wandel zum Deutſchbewußtſein ſowie das Beſtreben, die Muſik den dramatiſchen Anforderungen unterzuordnen, die Charaktere ſeiner Hand⸗ lungen muſikaliſch zu erfaſſen. den Tanz und die Pantomime in die Handluna einzu⸗ beziehen und gleichzeitig den Chor wieder einzuführen. Auf dieſem Wege iſt 80 Jahre ſpäter Richard Wagner fortgeſchritten und damit zur Vollkommenheit des deutſchen Tondramas gelangt. vordringlichen Finanzierungsproblem wird erklärt, daß die finanziellen Kräfte zuſam⸗ mengefaßt und planmäßig gelenkt werden müßten. Am deutlichſten zeige ſich dieſe Not⸗ wendigkeit bei der Verteilung der Haus- zinsſteuerrückflüſſe Es ſei mit den Erforderniſſen nationalſozialiſtiſcher Lan⸗ desplanung und Siedlungspolitik nicht mehr vereinbar, daß die Rückflüſſe nach den Orten des jeweiligen Aufkommens verteilt werden. An eine Dezenkraliſation der Bevölkerung auf das flache Land, eine ausgeglichene Beſiedlung des Reichs und eine Auflockerung der Großſtädte ſei nicht zu denken. wenn man nicht die Großſtädte bei der Kreditver- ſorgung verkürze und dem flachen Land neue Finanzierungsmittel zuführe. Ob hierzu eine beſondere Reichsſtelle zu gründen ſei, möge unerörtert bleiben. Auf ſeden Fall müſſe aber die Lenkung der finanziellen Mittel von einer über den Gemeinden ſtehenden Aus- gleichs- und Verkeilungsſtelle erfolgen. Triumph des Willens Der Reichsparteikagsfilm in London. London, 14. November. Der Reichsparteitagsfilm„Triumph des Willens“ iſt ſoeben zum erſten Mal vor der deutſchen Kolonie in London ge⸗ zeigt worden. Die Aufführung. die eines der größten Ereigniſſe für die Auslands⸗ deutſchen in London ſeit der Gründung des Dritten Reichs darſtellt, hatte einen großen Erfolg Ueber 1000 Zuſchauer brachen im⸗ mer wieder in Beifallsſtürme beim Erſchei⸗ nen des Führers und bei den gewaltigen Aufmarſchbildern aus. Die Veranſtaltung war den Bemühungen der Auslandsorgani⸗ ſation und der Großbritanniſchen Landes⸗ gruppe der NSDAP, ſowie der Londoner deutſchen Botſchaft zu verdanken. Abeſſiniſche Teilerfolge Vier Tanks erobert? Addis Abeba, 14. November. Von der Ogaden⸗Front und von der Nord⸗ front werden ſchwere Kämpfe gemeldet, die anſcheinend den Auftakt zu größeren Schlachten bilden. In der Provinz Ogaden haben die Italie⸗ ner bei Anele mit ſtarken Tankgeſchwadern und motoriſierten Kräften angegriffen. Nach 1 5 040 Darſtellung haben die Abeſſi⸗ nier, die nur mit Gewehren und Schilden bewaffnet geweſen ſeien, erbitterten Widerſtand gelei⸗ ſtet. Es ſei den Abeſſiniern gelungen, ohne alle modernen Kampfmittel vier Tanks zu erobern und weiterhin einige mit Maſchi⸗ nengewehren bewaffnete Truppentransport⸗ autos zu erkämpfen. Die Italiener ſollen ſtarke Verluſte davongetragen haben. So ſeien einige weiße Offiziere und viele Eingeborene getötet wor⸗ 705 Auch Gefangene ſollen gemacht worden ein. Auch an der Nordfront zeigen die abeſſini⸗ ſchen Truppen Angriffsabſichten. So ſoll der abeſſiniſche Führer Guebre Hijot ein italie⸗ niſches Vorhut⸗-Kommando angegriffen haben. In den Bergen verſchanzt, ſoll es den Abeſſiniern gelungen ſein, die Vorhutabtei⸗ lung bis auf den letzten Mann zu ver⸗ nichten. Deutſche Tagesſchan Die Führerausbildung im Arbeits dienſt. Auf der dieſer Tage beendeten Arbeits⸗ tagung der Schulleiter des Reichsarbeitsdien⸗ ſtes in der Reichsſchule des Reichsarbeitsdien⸗ ſtes in Potsdam wurden Richtlinien für die künftige Führerausbildung aufgeſtellt. Gau⸗ arbeitsführer Dr. Decker, der Chef des Er⸗ ziehungs⸗ und Ausbildungsamtes der Reichs⸗ leitung, wies darauf hin, daß die Führer⸗ ſchulung nach der Einführung der Arbeits⸗ dienſtpflicht in erweiterte Bahnen gelenkt werden müſſe. Für den Aufſtieg zum mitt⸗ leren und höheren Führer ſei das Abiturium nicht entſcheidende Bedingung, ſondern neben den grundſätzlichen Führereigenſchaften ſei der Nachweis der erforderlichen Allgemeinbildung zu erbringen. Für die Ausbildung der unteren Führer verfügt der Arbeitsdienſt über fünf Truppführerſchulen. Das Aufrücken zum mitt⸗ leren Führer iſt nach einem Lehrgang an einer der vier Feldmeiſterſchulen möglich. Dem weiteren Aufſtieg der mittleren Führer dient die Ausbildung auf vier Bezirksſchulen. Polizei und WSW. ⸗Sammlung. Durch einen Erlaß des Reichs- und preu⸗ ßiſchen Innenminiſters iſt feſtgeſtellt worden, daß Beamte der uniformierten Polizei ſich bei öffentlichen Sammlungen einſchließlich des WoW. nicht in Uniform als Sammler be⸗ tätigen dürfen. Eine Ausnahme allein gilt für den Tag der deutſchen Polizei. In Zivil dürfen Beamte der deutſchen unifor: ierten Polizei als Sammler nur verwendet werden, wenn durch geeignete Vorkehrungen der An⸗ ſchein eines amtlichen Drucks vorgebeugt wird. Dies gilt auch für Beamte der nichtunifor⸗ mierten Polizeizweige. * Vochertas lommt nicht in Frage Die Einheitsliſte lehnt Verhandlungen ab. Memel, 14. November. Der Auftrag des Gouverneurs an das Mitglied des litauiſchen Blocks, Borchertas, zur Bildung des Direktoriums hat bei der Einheitsliſte naturgemäß entſchiedene Ableh⸗ nung gefunden. Die Einheitsliſte wird auch mit Borchertas keinerlei Beſprechungen pfle⸗ gen. Sie richtete an den Gouverneur ein Schreiben, in dem zum Ausdruck gebracht wird, daß ſie jede Verhandlung mit Borchertas ab— lehnt. In letzter Stunde gerettet Bergung der Schiffbrüchigen der„Silver hazel“ durch ein amerikaniſches Kriegsſchiff. Manila, 13. November. Nach heroiſchen Rettungsverſuchen iſt es dem amerikaniſchen Jerſtörer„Peary“ ge- lungen, die Fahrgäſte und 47 Mann der Beſatzung des geſtrandeten britiſchen Fracht- dampfers„Silverhazel“ zu bergen. Die Schiffbrüchigen wurden von den Fel⸗ ſen auf Holzflößen an das Schiff gebracht. Auf einem der Felſen iſt eine Frau vor Er⸗ ſchöpfung geſtorben. Insgeſamt ſind nach den letzten Feſtſtellungen nur zwei Todes⸗ opfer zu beklagen Indeſſen wird der Kapi⸗ tän der„Silverhazel“ und ein Mann der Beſatzung als vermißt gemeldet. Eine ſchneidige Pilotin Alleinflug über den Südatlankik. London, 14. November. die 25jährige neuſeeländiſche Rekordfliegerin Jean Bat⸗ ten iſt von Thies bei Dakar in Weſtafrika zu einem Alleinflug über den Südatlantik geſtartet. Ihr Ziel iſt Fort Nathal in Bra— ſilien. Die Fliegerin beabſichtigt, den Rekord des Spaniers Compo, der für die über 3000 Kilometer lange Strecke 16,5 Stunden be— nötigt hatte, zu ſchlagen. Kingsford Smith bleibt verſchollen Wie aus Singapore gemeldet wird, wurde der am Vortage von Meraui(Bur- ma) geſtartete Flieger Melroſe, der an ſei⸗ nem Beſtimmungsort Alor Star(malaiiſche Staaten) nicht eingetroffen war. an der Küſte von Siam wohlbehalten aufgefunden. Melroſe hatte an den Nachforſchungen nach dem vermißten Flieger Sir Charles Kings— ford teilgenommen. Britiſche Militärflug⸗ zeuge ſetzen ihre Nachforſchungen fort. Die auſtraliſche Regierung hat 1000 Pfund Ster⸗ ling und die Regierung von Neuſüdwales 500 Pfund Sterling zur Verfügung geſtellt, um die Abſendung eines Flugzeuges zu er— möglichen, das ſich an den Nachforſchungen nach Kingsford beteiligen ſoll. Chineſiſcher Marſchall ermordet London, 13. November. Wie aus Tientſin gemeldet wird, iſt der chineſiſche Marſchall und frühere Gou⸗ verneur der Yangtſe-Provinzen Suntſchuan⸗ fang von einer Frau ermordet worden. Der Marſchall wohnte einer buddhiſtiſchen Ver⸗ ſammlung in Tientſin bei. Plötzlich trat eine Chineſin auf ihn zu und ſchoß ihn mit einem Revolver nieder. Er war auf der Stelle tot. Auslands⸗Nundſchan Oeſterreichs Rüſtungsmaßnahmen. Im Verlaufe der Haushaltsausſprache im Finanz⸗ und Budgetausſchuß des öſterreichi⸗ ſchen Bundestages erklärte der Staatsſekre⸗ tär für Landesverteidigung, Zehner, daß die vielfach geforderte Vermehrung der Artillerie in Vorbereitung ſei. Der Anſchaffung von Tanks und Flugzeugen werde erhöhte Auf⸗ merkſamkeit zugewendet. Bundeskanzler Dr. Schuſchnigg erklärte, daß mit Rückſicht auf die augenblickliche internationale Lage der Militärhaushalt nicht gekürzt werden könne. Im Gegenteil, in abſehbarer Zeit werde die Bundesregierung wahrſcheinlich im Rahmen der Beratungen des außerordentlichen Haushalts vom Bundestag verlangen,„dem Heere das zu geben, deſſen es notwendig be⸗ darf“. Die Einführung der allgemeinen Wehr⸗ pflicht komme allerdings aus finanziellen Gründen derzeit nicht in Frage. Ungarn duldet keine Propaganda für Habsburg. Die ungariſche Polizei beſchlagnahmte in Budapeſt 1500 Einladungen, die auf Ver⸗ anlaſſung des legitimiſtiſchen Reichstagsabge⸗ ordneten Dr. Georg Apponyi zur Teilnahme an einer Otto-Meſſe abgeſandt werden ſoll⸗ ten. In der Einladung wurde der Erzherzog Otto mit„Seine Apoſtoliſche Majeſtät, Un⸗ ſer König Otto II.“ betitelt. Gegen den Reichstagsabgeordneten Graf Georg Apponyi iſt ein gerichtliches Verfahren wegen Aufrei⸗ zung gegen die Staatsgewalt eingeleitet wor⸗ den. Die holländiſche Außenpolit' l. Vor der niederländiſchen Zweiten Kam⸗ mer verteidigte Außenminiſter de Graef die Politik des Völkerbundes und die Stellung⸗ nahme Hollands im italieniſch-abeſſiniſchen Streitfall. Er kündigte an, daß in Kürze ein niederländiſches Weißbuch über den Streit⸗ fall erſcheinen werde und ſtellte in dieſem Zuſammenhang die Gerüchte in Abrede, daß die holländiſche Regierung in Genf oder an⸗ derswo mit fremden Mächten Beſprechungen gehabt hätte über die Stellung Hollands in Niederländiſch-Indien bei einer etwaigen Aus- breitung des Abeſſinien⸗Streitfalles. — ach. 0 Er. 1 nuch DE EIER NER Urheberrechtschutz: Fünf Türme-Verlag, Halle(Saale). 21 Nachdruck verboten. Kaleidoſkopartig flohen an Marholdt die Bilder der Vergangenheit vorüber. Er mußte daran denken, wie er Hanneli einſt der Unwahrheit geziehen hatte, nur weil er das große Opfer, das ſie ihrer Liebe brachte, nicht hatte erkennen können. Er hatte wirklich glauben können, daß ſie nur ihr Spiel mit ihm trieb? Seine Augen ſtreiften das reine junge Geſicht ſeiner Braut, und er ſchämte ſich, während er gleichzeitig an Vera dachte. Auch ihre Liebe war unſäglich groß und opferbereit geweſen. Sie hatte noch über ihren Tod hinaus an ihre Lieben gedacht. Viel leicht hätte er nicht ſo leicht den Weg zu Hanneli gefunden, wenn Vera nicht in ihrer Todesſtunde ihre beiden Hände ineinandergelegt hätte. „Ja, ihre Liebe höret auch nimmer auf“, ſagte in dieſem Augenblick Hanneli ſo leiſe, daß es faſt wie ein Hauch nur von ihren Lippen kam.„Mir iſt, als ob ſie uns noch immer ſo nahe ſei wie im Leben. Ich werde nie auf⸗ hören, ihr in meinem Herzen zu danken.“ „Es iſt, als habe ſie uns das noch einmal ſagen wollen“, erwiderte Ernſt-Ludwig ebenſo leiſe und im tiefſten ergriffen, während er ſah, wie die Sonne langſam hinter den Bäumen verſchwand und der Goldglanz auf dem weißen Marmorkreuz erloſch. „Nun wollen wir uns noch Mutterles Segen holen“, ſagte Hanneli, als ſie an ihres Verlobten Seite über den breiten Hauptweg ſchritt, nachdem ſie unter Tränen von Veras Grab Abſchied genommen hatte. * 4.* Am nächſten Morgen läuteten die Glocken. Ein ſtiller kleiner Zug war es, der dem Brautpaar folgte. Außer einigen Kollegen, die Doktor von Marholdt beſonders naheſtanden, war niemand geladen. Profeſſor Reinhardt hatte Fräulein Luiſe kommen laſſen— jene gütige einſtige Erzieherin Veras, die ſich ſeit Jahren ſchon bei ihrer alten kranken Mutter aufhielt, aber dem Reinhardtſchen Hauſe ein treues, dankbares Gedenken bewahrt hatte. „Du mußt doch eine Brautmutter haben, Hanneli“, ſcherzte Profeſſor Reinhardt, der es ſich nicht hatte nehmen laſſen, die ganze Hochzeit von ſeinem Geld auszurichten. Hanneli ſah in dem weißen Brautkleid entzückend ſchön aus. Zu denen, die die junge Braut heimlich am meiſten bewunderten, gehörte ganz ſicher Hannelis Bruder Heinz. Seine Augen leuchteten ſtolz, als ihm Ernſt⸗Ludwig von Marholdt auf die Schulter klopfte: „Na, kleiner Schwager, gefällt dir meine zukünftige Frau?“ i „Das Hanneli? Oh, das möcht' ich meinen! Aber das Schönſte an meiner Schweſter iſt doch ihr gutes Herz!“ kam die eifrige Antwort. „Da haſt du recht, mein Junge!“ Herzlich umarmte der „Nur ein Viertelſtündchen!“ Wie gern folgt man der Lockung, die altmodiſche Schlummer⸗ rollen uns aus der Sofaecke zublinzeln:„Nur ein Viertel⸗ ſtündchen!“ Es wurde, wenn man ſich dann ausſtreckte, aller⸗ dings manchmal mehr als vorgeſehen: ein halbes, ein ganzes Stündchen— ja, wenn man die Augen öffnete, entdeckte man vielleicht mit Schrecken, daß man mehrere Stunden verſchlafen hatte. Dann fehlte es nicht an Selbſtvorwürfen, aber die Zeit war hin, und nicht immer gelang es, mit verdoppelter An⸗ ftrengung die verſäumte Arbeit nachzuholen. Das Schlummerviertelſtündchen zu überſchreiten, geht noch am erſten an. der notwendige Schlaf erfriſcht auf alle Fälle die Körperkräfte, die dann auch zu größerer Leiſtung fähig ſind. Schlimmer iſt es ſchon mit den eingeſchobenen Ab⸗ lenkungen geiſtiger Art. Der Blick in die Zeitung verlockt, das ganze Blatt zu durchfliegen; dabei iſt man von Selbſt⸗ vorwürfen beunruhigt, kann nicht recht acht geben, weiß kaum, was man eben geleſen hat und fühlt ſich hinterher mehr zer⸗ fahren als befriedigt. Um die Bilder in einer Zeitſchrift zu betrachten, würde ja ein Viertelſtündchen genügen, aber da gibt es einen Text zu bildlichen Darſtellungen. Und außer ſchönen Gedichten und Sinnſprüchen enthält das Blatt einen Roman, an dem man nur zu leicht hängenbleibt, Kurzgeſchichten, die ſo feſſelnd ſind, daß man ſie gleich leſen muß... Dabei vergeht die Zeit, und zum rechten Genuß kommt man doch nicht. Würde man rechtzeitig abbrechen und erſt ſeine Arbeit tun, ſo hätte man nachher die ſchönſte Feierſtunde. Pflichtbewußtſein und Selbſterziehung müſſen uns lehren, den Tag einzuteilen und ſeine Ruhepauſe verſtändig zu genießen. Man muß nicht nur eine Lockung, ſondern auch eine Mahnung ſehen in dem hübſchen kleinen Spruch:„Nur ein Viertelſtündchen!“ Marie Gerbrandt. Brautpaar und Brautzeit. Es gibt kein Brautpaar, daß ſich nicht gegenſeitig etwas zu beichten hätte. Keine noch ſo große Liebe iſt imſtande, einen deutſchen Mann völlig zu verſklaven; in der Brautzeit ſchlummert nur ein wenig ſeine Herrennatur. Sobald ein Mädchen Braut iſt, verſchönt es ſich wunderſam durch die Liebe. Die Brautzeit iſt die größte Verwandlungskünſtlerin, die es gibt; ſie macht ſpröde Mädchen weich und ſchroffe Männer nachgiebig, und ſie rückt das Brautpaar gegenſeitig immer ins ſchönſte Licht. 0 Für jedes liebende Brautpaar iſt jedes Ehehindernis kein ſchwer zu erklimmender Berg, ſondern nur ein ganz kleiner Hügel, der mühelos überſchkritten werden kann. Dadurch, daß man ſich in der Brautzeit wie im Himmel Arzt Heinz, der heute in ſeinem dunklen Anzug, mit den friſchen Farben wiedergewonnener Geſundheit auf den Wangen, ein bildhübſcher Burſche war. Der alte Mertens, der behaglich neben Profeſſor Rein⸗ hardt bei einer feinen Havanna im Klubſeſſel ſaß, fühlte eine tieſe Freude in ſich aufſteigen. „Der Junge! Das iſt nun mein alles— dafür leb' ich und ſtreb' ich, Herr Profeſſor... Da muß ein tüchtiger Ingenieur draus werden!“ Profeſſor Reinhardt lächelte dem Alten zu. „Na ja, Mertens! Laſſen Sie mich nur aber auch ein bißchen mithelfen!“ Profeſſor Reinhardt winkte dem Diener und ließ zwei Gläſer füllen. „Na, Mertens! Alſo auf eine gute Zukunft!“ Da wurden die Augen des Mannes ſekundenlang ſtarr. „Ich mag nicht mehr trinken, Herr Profeſſor. Keinen Tropfen mehr!“ ſagte er ziemlich rauh. In dieſem Augenblick trat Ernſt⸗Ludwig von Mar⸗ holdt hinzu: „Das mag für gewöhnlich gelten, Vater— aber heute iſt mein Ehrentag, da darfſt du mir ein paar Glas nicht abſchlagen“, lachte er. Der Alte war ſchwer zu bewegen. „Ich habe dem Höllengift nun einmal abgeſchworen für den Reſt meines Lebens“, murmelte er. „So ſoll's auch bleiben. Mag nur mal als Feuerprobe gelten“, erwiderte der junge Arzt und klopfte ſeinem Schwiegervater auf die Schulter. „Na ja, wenn's denn ſo gemeint iſt“, ließ dieſer ſich dann endlich überreden. Nicht lange wurde die Feier ausgedehnt. Bald nach Mitternacht trennte man ſich. „Nun fahren wir heim. In unſer Heim, meine kleine Frau“, ſagte Doktor von Maͤrholdt mit glücklichen Augen, während er Hanneli in den Wagen half. Hanneli war ſtill. Tiefe Bewegung war in ihr. Ob Ernſt⸗Ludwig ahnte, wie ſehr ſie ſich auf dieſe Stunde gefreut hatte? Auf die erſte Stunde im eigenen Heim? Nun würde für alle Zeiten das Haſten und Jagen zu Ende ſein; die Heimatloſe hatte bei dem liebſten Menſchen, den ſie auf der Welt hatte, eine Heimat gefunden. „Erinnerſt du dich, Ernſt⸗Ludwig, wie wir ſchon vor vielen Monaten angefangen haben, jedes Zimmer in Ge⸗ danken einzurichten?“ fragte Hanneli ihren Mann in ihrer leiſen Art. „O ja!“ Ernſt⸗Ludwig von Marholdt lächelte ſo ſelt⸗ ſam, faſt ein wenig jungenhaft. Nur gut, daß Hanneli in dem Dunkel der Nacht ſeine Züge nicht deutlich erkennen konnte, ſonſt hätte ſie ſich doch gewundert, daß es in dem ſonſt ſo ernſten Geſicht zuckte, als ob lauter übermütige Teufelchen da ihr Weſen trieben. Hanneli lehnte ſich behaglich in das Polſter des A fühlt, braucht die Ehe wirklich nicht ein Rutſch auf die Erde zu ſein. Die Brautzeit adelt das Brautpaar, die Ehe krönt es. i. Von Frauen und vom Wünſchen. Von Erika Thommy. Die Jugend einer Frau erkennt man an dem Wünſche⸗ Haben, das Alter einer Frau an dem Wünſche-Begraben. Nicht jeder erfüllte Wunſch einer Frau bedeutet für ſie das erhoffte Glück, und nicht jeder unerfüllte Wunſch das ge⸗ fürchtete Unglück. Es gibt nichts Beſſeres, woran ein Mann eine Frau er⸗ kennen kann, als an ihren Wünſchen. Wenn eine Frau über die Enttäuſchungen. ihres Lebens nachdenkt, nimmt ſie wahr, daß nichts und nichts ſie ſo oft und ſehr enttäuſchte, als erfüllte Wünſche. Eine Frau ſagt:„Nur dieſen einen einzigen Wunſa habe ich!“, und merkt nicht, daß ſie damit eine Lüge ausſpricht. Jede Frau hegt in ihrem Herzen einen großen Wunſch. Er wird zum Wunſchbaum ihres Lebens und bekommt unzählige große und kleine Blätter. Die Blätter aber ſind all die großen und kleinen Wünſche der Frau. In der Vorfreude iſt eine Frau ſehr oft am glücklichſten, und darum auch vor der Erfüllung eines Wunſches. Die Krone aller Frauenwünſche iſt: Mutter werden. Mediziniſche Winke. Geſichtsſchmerzen. Ein oft überraſchend wirkendes Mittel bei Geſichtsſchmerzen beſteht darin, daß man das Geſicht über einen Topf hält, in dem man gequetſchte, mit kochendem Waſſer angebrühte Wacholderbeeren gedämpft hat. Der Dampf ſoll ſo heiß ſein, wie man es ertragen kann. Ohrenſauſen. Nervöſes Ohrenſauſen tritt ſehr oft als Folge von kalten Füßen auf. Es empfiehlt ſich dann ein häufigeres Baden der Füße in warmem Waſſer, dem zweckmäßig etwas Senfmehl zugeſetzt wird. Geſichtsrunzeln zu beſeitigen iſt ſchwieriger als ihrem Sat⸗ ſtehen durch Maſſage vorzubeugen. Es empfiehlt ſich, allabend⸗ lich das Geſicht regelmäßig einige Minuten in aufſteigenden Waſſerdampf zu halten und dabei die Haut mit den Finger⸗ ſpitzen zu maſſieren. Iſt dieſes nicht möglich, ſo maſſiere man das Geſicht mit einer guten Hautereme. Aufgeſprungene Lippen. Sind die Lippen riſſig geworden, ſo hilft ein wiederholtes Einreiben mit Glyzerin oder mit pulveriſierten: Gummi, den man in Waſſer aufgelöſt hat. hübſchen Wagens zurück. Kaum hörbar ſang der Motor durch die warme, ſterndurchfunkelte Sommernacht. In ſeliges Sinnen verſunken ſaß die junge Frau; plötzlich ſchreckte ſie auf: „Ja, wohin fährſt du denn eigentlich, Ern“ Ludwig? Du mußteſt doch vorhin lints abbiegen! Das iſt doch der kürzeſte Weg zur Klinit...“ „Wohin ich fahre?“ Jetzt hielt der ernſte Mann nicht mehr zurück. In ſeiner Stimme klang Jubel, während er rief:„Ins Glück, mein Frauchen— ins Glück!“ Hannelis Augen weiteten ſich. Ja, was war denn das? Fuhr ſie Ernſt-Ludwig nicht in die hübſche große Dienſtwohnung, die ſie mit ſo viel Liebe eingerichtet hatten und die ſich in einem Seitengebäude der Reinhardtſchen Klinik befand? Doktor von Marholdt gab ſeiner Frau keine Antwort. Er drückte nur jetzt, da ſie die Straßen der Stadt immer mehr hinter ſich ließen, das Gaspedal kräftiger durch, und dahin flog der Wagen über die Landſtraße. Hanneli kannte ſich in der Gegend ſchon gar nicht mehr aus. Endlich machte er halt. Mit einem Satz war Doktor von Marholdt aus dem Wagen, und ſchon hatte er das verdutzte Hanneli mit ſeinen kräftigen Armen aus dem Wagen gehoben. „Wo ſind wir hervor. f „Mach jetzt die Augen zu!“ gebot Ernſt⸗Ludwig in ſo jungenhafter Schalkhaftigkeit, wie Hanneli ſie noch nie⸗ mals an ihm wahrgenommen hatte. „Das iſt ja eine richtige Entführung“, lachte das Hanneli zurück, ſchloß aber wirklich gehorſam die Augen. Ja, träume ich denn nur?, dachte es und fühlte ſich ſo glücklich, wie nie zuvor, während der Mann es über den weichen Boden dahintrug. „So!“ ſagte er dann plötzlich tief atmend und ſetzte ſeine ſüße Laſt behutſam auf die Füße. Hanneli ſtand wie verzaubert. Schwer ſtrich ihre Hand über die Augen, während ſie ſich beinah hilflos an ihren Mann ſchmiegte. Vor ihr, im Schutze hoher Tannen, lag ein kleines Haus, ſo reizend und ſo entzückend gepflegt, daß Hanneli glaubte, nie zuvor etwas Schöneres geſehen zu haben. „Hier ſoll unſere Zuflucht ſein, mein Liebling, wenn es uns draußen in der Welt zu laut wird. Hier wollen wir glücklich ſein. Du ſollſt nicht immer nur dieſes Leid und Elend in unſerer Klinik ſehen und den Geruch von Karbol und Jodoform atmen“, ſagte Doktor von Marholdt. „Du Liebſter— du haſt ja an alles, alles gedacht“, flüſterte Hanneli, der das Glück faſt die Sprache verſchlug. „Nicht ich“, wehrte der Mann.„Es iſt Profeſſor Rein⸗ hardts Hochzeitsgeſchenk— an uns beide...“ „Onkel Reinhardts Geſchenk?“ In Hannelis großen braunen Augen ſtanden Lachen und Weinen zugleich. „Ja— und auch das war Veras Wunſch noch“, ſagte Doktor von Marholdt, während er zart Hannelis weiche, roſige Wangen ſtreichelte.„Ihre Liebe geht wirklich über den Tod hinaus.“ Dann aber nahm er ſeine kleine Frau bei der Hand, und mit kinderſeligen Augen durchſchritten die beiden Glücklichen die niedrige, roſenumrankte Pforte. Vor dem Hauſe ſtanden ſie ſtill. Schweigend hob Ernſt⸗ Ludwig die Hand und deutete auf die Worte über der ſchmucken Haustür.„Hannelis Ruh“ ſtand da in klaren Buchſtaben. denn nur?“ brachte Hanneli mühſam Ende. Blaue Stoßſtellen ſchnell zu beſeitigen. Bei Kindern erlebt man es täglich, daß ſie mit blauen Flecken vom Spielplatz oder aus der Turnſtunde heimkehren, weil ſie gefallen ſind oder ſich geſtoßen haben. Dieſe blauen Stellen reibe man mit Salmiak⸗ geiſt ein, dann werden ſie ſchnell verſchwinden. Nückenſchmerzen. In den meiſten Fällen, in denen Frauen über Rücken⸗ ſchmerzen klagen, liegt die Urſache an unpraktiſchen, ſchlechten Schuhen. Eigentlich eine Kleinigkeit, die von den Frauen nur zu wenig beachtet wird. Schuhe mit zu hohen oder ſchiefen Abſätzen geben dem Fuß eine verkehrte Stellung und dies iſt faſt immer die Urſache der Rückenſchmerzen, da die ganze Haltung durch die Füße beeinflußt wird. Es iſt darum ſehr wichtig, was für Schuhe die Frauen tagsüber bei der Arbeit tragen. Niemals ſoll man bei den häuslichen Arbeiten beſſere abgetragene Schuhe verſchleißen wollen. Man wird ſich da⸗ durch nur die Füße noch mehr verderben. Da viele Frauen Neigung zu Senkfuß, zu verkrümmten Zehen uſw. haben, iſt es notwendig, ſich bei anhaltenden Schmerzen an den Füßen und auch bei Rückenſchmerzen von einem Fachmann beraten zu laſſen. Es iſt wohl zu verſtehen, daß die Hausfrau, die den ganzen Tag auf den Beinen iſt, manchmal über Rückenſchmerzen klagt. Man braucht hier nicht gleich an eine ern iliche innere Krankheit zu denken. Der Arzt wird ſehr oft ſagen, daß neben gutſitzenden, bequemen Schuhen eine Einlage, oft nur eine Maſſage der Füße notwendig ſind, um dem Uebel abzuhelfen. M. N. Die praktiſche Hausfrau. f. Ein Käſtchen aus Poſtkarten. Eine allerliebſte Kinder⸗ arbeit kann unter Umſtänden ein Käſtchen ſein, das aus lauter Poſtkarten hergeſtellt iſt. Da der Kaſten ſechs Seiten hat, ſind zweimal ſechs, alſo zwölf Poſtkarten, dazu nötig. Am beſten iſt es, wenn man die Karten einheitlich wählt, entweder lauter Tler⸗, Kinder- oder Blumenkarten. Anſichten von Städten ſehen weniger gut aus, da die Bilder meiſtens zu unruhig ſind. Ent⸗ weder müſſen alle Karten bunt, Photographien oder im Schwarzdruck ſein. Je zwei und zwei Karten legt man aufein⸗ ander, ſo daß die Bilder nach außen kommen, und näht ſie je zwei mit paſſendem Garn mit gefälligem Stich zuſammen. Von den vier Karten, die die beiden Querwände bilden ſollen, muß man etwa drei Zentimeter abſchneiden, da ſie zu lang ſind. Wenn alle Seiten fertig umnäht ſind, fügt man ſie zu einem Käſtchen zuſammen und näht ſie ſauber aneinander. Die beiden Poſtkarten, die die Oberſeite bilden, dürfen nur an der einen Kalie befeſtigt werden, damit man den Deckel auf- und zuklappen kann. 1 164 9 9 4 1 77 Ueber den Wert der Kleintierhaltung im geſamten Wirtſchaftsleben herrſchen heute noch ſehr geteilte Meinungen, zweifellos unterſchätzen aber viele dieſen Wirtſchaftszweig, der im Erwerbsleben in der Hauptſache zwar nur als Nebenbetrieb in kleinem Rahmen durchgeführt wird, an dem aber außerordentlich viele Menſchen Freude und Erholung finden und außer⸗— dem noch beachtliche Einnahmen erhalten. Groß iſt die Zahl der Tierarten, noch größer aber die Zahl der Raſſen inner⸗ halb der einzelnen Art. Im allgemeinen Tiere von geringem Wert mit beſchei⸗ denen Futter⸗ und Pflegeanſprüchen, eignen ſie fich ſo recht dazu, die freien Stunden des„kleinen Mannes“ aus⸗ zufüllen. Faſt jeder, der etwas freien Raum zur Verfügung hat, kann ſich an ihnen erfreuen. Selbſt im Zentrum der Großſtadt ſieht man vereinzelt Tauben⸗ ſchwärme über den Dächern kreiſen. Außer dem Geflügel mit ſeinen verſchie⸗ denen Unterarten, wie Hühner, Enten, Gänſe, Puten, Perlhühner, Tauben uſw., WERT DER KLEIN TIERE IN HUN Hühner Bienen Zieqen Kaninchen pelꝛt ua WEST OE ERZEUGNISSE N ONE enen 2 2E E,, N 8 Hühner Zieqen Bienen baninchen, eat ua rechnet man zu den Kleintieren die Ziegen, die Pelztiere, die Kaninchen, die Bienen und die Seidenraupen. So groß die Zahl der Arten iſt, ſo groß iſt auch die Zahl ihrer Erzeugniſſe. Fleiſch, Fett, Eier, Federn, Milch, Wolle, Felle, Pelze, Honig, Wachs und Seide ſind ihre Haupt⸗ produkte. Sie liefern alſo nicht nur Lebensmittel— von denen viele begehrte Delikateſſen darſtellen—, ſondern auch Rohſtoffe, und tragen dazu bei, die Er⸗ nährung und Rohſtoffverſorgung Deutſch⸗ lands zu ſichern. Fragt man nun, welchen Wert dieſe Kleintiere denn darſtellen, ſo kommt man zu gewaltigen Zahlen. Der durchſchnitt⸗ liche Beſtand Deutſchlands im Jahre 1934 hatte einen ungefähren Wert von etwa 4 Milliarde RM, woran die Hühner mit 200 Millionen und die Bienen mit 110 Millionen beteiligt waren. Ihre Er⸗ zeugniſſe aber, die ſie Jahr für Jahr her⸗ vorbringen, ſchätzt man auf 1 Mil⸗ liarde RM ein, ein volkswirtſchaftlicher Wert, den man erſt richtig zu würdigen verſteht, wenn man ihn mit anderen Pro- duktionszweigen der deutſchen Wirtſchaft vergleicht. Er kam 1933 in der Höhe etwa dem der deutſchen Weizen- oder Roggen⸗ ernte gleich, übertraf aber um mehr als das Doppelte die Erzeugniſſe der Kraft- fahrinduſtrie(480 Millionen), des Roh⸗ eiſens(300 Millionen) und der Braun⸗ kohle(315 Millionen). Allein das Ge— flügel bringt Werte von 680 Millionen RM hervor, ihm folgen die Ziegen mit 240 Millionen, die Bienen mit 40 Mil⸗ lionen, die Kaninchen mit. 25 Millionen, die Pelztiere mit 1.6 Millionen und ſchließlich die Seidenraupen mit 50000 RM. — N r G Wen der Cræuqnisse der Aleintierzuchit 8 an Die ganzen Werte ſind nur vorſichtig an den Erzeugniſſen geſchätzt, in Wirklichkeit werden ſie noch höher liegen, läßt ſich doch zum Beiſpiel der Nutzen, den die Bienen durch Befruchtung der Kulturpflanzen— insbeſondere des Obſtes— bringen, kaum erfaſſen. Erfreulich iſt dabei, daß die Tiere ſich zum großen Teil mit Futter ein WrfVO ICT W. ſelbſt verſorgen und ſolche Stoffe hierzu verbrauchen, die andernfalls oft gar nicht zu verwerten ſind, ſondern als Abfälle be— trachtet werden müſſen. All die Inſekten, Würmer uſw., die das Geflügel vertilgt, all die verlorengegangenen Körner und Sämereien würde weder Tier noch Menſch aufleſen, die geringen Abfallmengen aus Garten und Küche lohnen oft nicht, ein Großtier einzuſtellen, und niemand würde daran denken, aus dem Nektar und Pollenſtaub der Blüten noch Nutzen zu ziehen. Gewiß, es wäre vollkommen falſch, die Fütterung dieſer Tiere nur auf dieſe Abfälle aufzubauen, auch ſie ge⸗ brauchen zuſätzliches Futter, und zwar gutes Futter und Pflege und Wartung, aber die ſonſt verlorengehenden Stoffe verbilligen und ermöglichen oft erſt die Haltung. Leider iſt es aber ſo, daß heute noch viele ſolcher Futterſtoffe nutzlos ver⸗ kommen. Eine Ausdehnung der Klein⸗ tierhaltung kann daher, im großen be⸗ trachtet, nur begrüßt werden, gleichgültig, um welche Art der Kleintiere es ſich han⸗ delt, im einzelnen hat die Tierart ſich aber der natürlichen Futtergrundlage an— zupaſſen. Iſt eine ſolche überhaupt nicht vorhanden, ſo handelt es ſich um Lieb⸗ haberei oder Spielerei, wobei— von ge— wiſſen Ausnahmen abgeſehen— kein wirtſchaftlicher Vorteil zu erwarten iſt. 7 ͤͥ ³˙-A AA Aufgaben der hühnerhaltung Die Einfuhr von 1,3 Milliarden Eier und 29 800 Tonnen Schlachtgeflügel im Werte von 100 Millionen RM im Jahre 1934 beweiſt, daß die Leiſtungen unſerer Geflügelhaltung im Intereſſe un⸗ ſerer Deviſenwirtſchaft unbedingt erhöht werden müſſen. Alſo auch auf dieſes Ge⸗ biet dehnt ſich die Erzeugungsſchlacht aus. Steigerung der Leiſtung lautet die Parole, nicht Vermehrung der Stückzahl. Anzu⸗ ſtreben iſt vor allem die Erhöhung der Durchſchnittslegeleiſtung jeder Henne. Wurde dieſe vor dem Kriege auf 80 Stück im Jahr geſchätzt, ſo beträgt ſie zurzeit ſchon 90. Das genügt aber noch längſt nicht; jede Henne muß mindeſtens 120 Eier legen; daß dies möglich iſt, beweiſen viele Hühnerhaltungen, in denen im Durch⸗ ſchnitt 150 bis 180 Eier je Jahr und Henne gelegt wurden. Um dies Ziel zu erreichen, muß der Hühnerbeſtand vor allem ver— jüngt werden. Alle Hennen über drei 1 2 7 1 im H 0 l NM es nan Jahre abſchlachten und dafür Jungtiere einſtellen! Keine raſſenloſen„Miſtkratzer“, ſondern auf Leiſtung gezüchtete Wirt⸗ ſchaftshühner! Beim Bezug derartiger Tiere erhält der Bauer auf Antrag von der Landesbauernſchaft einen Zuſchuß von 20 Pf. je Eintagsküken bzw. 60 Pf. je Junghenne. Aber nur wenigen Wirt⸗ ſchaftsraſſen wird dieſe Vergünſtigung ge⸗ währt, nämlich den weißen Leghorns, den rebhuhnfarbigen Italienern, den weißen Wyandottes, den roten Rhodeländern und den weißen Reichshühnern. Mit der Be⸗ ſchaffung dieſer Tiere allein iſt es aber nicht getan. Richtige Haltung und Fütte⸗ rung müſſen hinzukommen. Vor allem wird wohl noch viel beim Stall geſündigt. Trocken, luftig und hell müſſen die Tiere untergebracht ſein. Sonne, Luft und Licht ſind Vorausſetzung für gutes Gedeihen. deshalb wird auch größter Wert auf ge⸗ räumigen Auslauf gelegt. Wenn ſich die Tiere auch einen großen Teil des Futters ſelbſt ſuchen und Abfälle, Kartoffeln uſw. gut verwerten, ſo darf aber das Eiweiß⸗ futter nicht vergeſſen werden, im Winter größere, im Sommer geringere Mengen; ts CH Off ei Eine Ausdehnung der Kleintier⸗ haltung bzw. eine Verbeſſerung ihrer Leiſtung iſt aber noch aus einem anderen Grunde anzuſtreben. Noch heute werden jährlich große Mengen von Kleintier— erzeugniſſen eingeführt. Auch hier ſteht wieder das Geflügel an der Spitze. 1934 kamen allein 1,3 Milliarden Eier im Werte von 75 Millionen RM und 29 800 Tonnen Schlachtgeflügel im Werte von 27 Millionen RM über die Grenze nach Deutſchland. Daß die Seidenraupenzucht noch außerordentlich ausdehnungsfähig iſt, erhellt aus der Tatſache, daß einer Eigenerzeugung von Rohſeide im Werte von 50 000 RM eine Einfuhr von 23,8 Mil⸗ lionen RM gegenüberſteht. Weniger be⸗ kannt iſt, daß für 5,8 Millionen Stück Ziegen⸗ und Zickelfelle 9,5 Millionen und für 6860 Tonnen Ziegenhaare 7.65 Mil⸗ lionen RM an das Ausland bezahlt wur— den. Auch Honig, Wachs. Kaninchenfelle, ⸗haare,⸗pelze und Edelpelze und-pelzwaren wurden in beträchtlicher Menge ein— geführt. Auf allen Gebieten kann alſo die Kleintierhaltung zur Befriedigung unſeres Bedarfes ausgedehnt bzw. ihre Leiſtung erhöht werden, ganz abgeſehen davon, daß mit wachſender Erzeugung auch zweifellos der Bedarf noch erheblich ſteigen wird. alſo auch hier— wie bei allen anderen Tierarten— Leiſtungsfutter. Werden Haltung und Fütterung richtig durch⸗ geführt, ſo erhalten wir auch mehr Wintereier. Und darauf muß neben der Leiſtungsſteigerung größter Wert gelegt werden, um eine Ueberſchwemmung des Marktes mit Eiern im Frühjahr und einen Mangel im Winter zu verhüten. Seidenbau als Nebenerwerb Schon Friedrich dem Großen bedeutete die Einfuhr von Rohſeide eine un⸗ erwünſchte Ausgabe. Die alten Maulbeer⸗ bäume an Straßen und Wegen zeugen noch heute von ſeinen Bemühungen, den Seidenbau in Preußen einzuführen. Auch ſpäter wurden ähnliche Verſuche unter⸗ nommen. Dauernde Erfolge konnten aber nicht erzielt werden, weil einmal un⸗ geeignete Brut, die an fortgeſetzter Inzucht zugrunde ging, verwandt wurde, dann ſeuchenhafte Erkrankungen unter den Raupen auftraten und ſchließlich ein lohnender Abſatz für die gewonnenen Kokons fehlte. Dank der Erfahrungen und Arbeiten der zuſtändigen Stellen ſind ſolche Schäden heute nicht mehr zu be⸗ fürchten. Der Weg zum Aufbau der deut⸗ ſchen Seidenraupenzucht iſt alſo frei. Die klimatiſchen Verhältniſſe Deutſchlands eignen ſich durchaus zu dieſem Wirt⸗ ſchaftszweig. Denn die Raupe verlangt eine Temperatur von 20 Grad, die in ge⸗ ſchloſſenen Räumen während des Som— mers überall durchgehalten werden kann. Auch die Maulbeerpflanzen, die das Futter für die recht gefräßigen Tierchen zu liefern haben, gedeihen in unſerem Klima ſehr gut. Allerdings darf man nicht hoffen große Reichtümer mit dem Seidenbau zu erwerben. Er kann nur als Nebenerwerb empfohlen werden. Kleinſiedler, Pen— ſionäre uſw. ſind die gegebenen Züchter, die durch ihn ein zuſätzliches Einkommen von 150 bis 200 RM eim Jahre erzielen können. Die größte Schwierigkeit liegt in der Be— ſchaffung des Futters, weil die Raupen nur die Blätter der Maulbeeren freſſen. Ihr Anbau iſt alſo die Vorausſetzung für die Seidenraupenzucht. Zur Fütterung von 60 000 bis 70000 Raupen, die ein Züchter betreuen kann, werden 40 Zentner Laub verbraucht, die man fünf Jahre nach der Anpflanzung von etwa 1500 Sträu— chern erntet. Die Aufzucht der Raupen iſt zwar nicht ſchwierig, ohne gründliche Kenntniſſe gelangt man aber auch auf dieſem Gebiet nicht zum ſchnellen Erfolg. In der Reichsfachgruppe Seidenbauer, Celle, beſitzen wir eine Organiſation, die ſowohl Schulungskurſe abhält und ent— ſprechende Ratſchläge erteilt, als auch den Bezug von einwandfreien Maulbeerpflan— zen und Brutmaterial vermittelt. Der Be⸗ darf an Rohſeide wird heute erſt zum ganz geringen Teil im Inlande gedeckt. Seidenbau iſt aber möglich und im Hin⸗ blick auf unſere wirtſchaftliche Lage unbe⸗ dingt erforderlich. Bemühen wir uns alſo, ihn auszudehnen, um unſere Rohſtoff⸗ verſorgung zu ſichern und manchem Volks— genoſſen neue Arbeits. und Einnahme⸗ quellen zu verſchaffen. Anqorg wolle fur A Mittärderlelqung Die He uqunq von Laninchenfęllen diidet die Grundſoqe für die deutsche benverorbeitunq und peverediunq anqorowolle is qeννσꝓ et unsere Versorqunq mit Wolle Stork zu unterstützen. Old NTBA VE GMGN Das Kaninchen— ein Rohſtofflieferant. Das in ſeinen Anſprüchen beſcheidene Kaninchen findet heute mit Recht immer mehr Beachtung, denn ſeine Erzeugniſſe laſſen ſich äußerſt vielſeitig verwerten. Nährwert und Geſchmack des Kaninchen⸗ fleiſches werden noch oft unterſchätzt. Die Ertragsfähigkeit der Kaninchenzucht im bäuerlichen Betrieb iſt hauptſächlich ab⸗ hängig von der Peſchränkung der Zucht auf die Tierzahl, welche von den vorhan⸗ denen Abfällen ernährt werden kann. Auch die Raſſenwahl iſt wichtig, damit bei mog⸗ lichſt geringem Futteraufwand viel und gutes Fleiſch bzw. gute Felle erzeugt werden können. Bei den Stallungen muß darauf geachtet werden, daß die Tiere vor Zug— luft geſchützt ſind. Licht und Luft müſſen ungehindert Zutritt haben. Da Kälte dem Kaninchen nicht ſchadet, iſt es falſch. die Tiere in Innenſtallungen unterzu⸗ bringen, denn gute Felle laſſen ſich nur in nicht warmen Ställen erzeugen. Am beſten haben ſich Außenſtallungen be⸗ währt. Bedeutung der Jiegenzucht 2.0 MH̊οο Zi CH ννονα. N Nu ο N N 2 2 klkscu FkllE Seſcmtueort der F prod uon er Aeen⁰αU„ TENTNANUE AS R Richtige Ziegenhaltung. Die Jahresleiſtung von Ziegen ſchwankt zwiſchen 200 und 2000 Liter Milch. Es muß erreicht werden, daß jede Ziege eine Durchſchnittsleiſtung von 1000 Liter Milch pro Jahr gibt. Der Wert der Milcherzeugung würde dann von 350 auf 500 Millionen Reichsmark pro Jahr ſteigen. Vorausſetzung für eine ſolche Leiſtungsſteigerung iſt die Körung, welche die Auswahl aller dem Zuchtziel ent⸗ ſprechender Tiere und ihre Eintragung in die Zuchtbücher bezweckt. Das Zuchtziel für alle Ziegenraſſen iſt eine geſunde, widerſtandsfähige, milchergiebige und futterdankbare Ziege. Ein Tier, das dieſen Anforderungen entſpricht, gibt uns die Gewähr, daß es die ihm gereichten Futter— mittel günſtig verwertet. Von großer Bedeutung ſind auch die Leiſtungsprüfun⸗ gen, die regelmäßig in Abſtänden von 14 bis 21 Tagen die Milchleiſtung und Milch⸗ qualität der Ziege feſtſtellen. Gleichzeitig muß auf richtige Fütterung, Haltung und Pflege der Ziege geachtet werden ſowie auf richtige Verwertung der Frzeugniſſe. erl. der aus rl, Jaht. fängl De Scha Well Am! erſte dann Neuhl Nuſik Jus lopäiſ Bauer. und f eine endigu beiräte gierun, ligei, e tärbere wollten Polizei wurder mer d. Sechs Hur in erhalte Kundge Unter den, de in Mo die Uus i ſtellt w maſſiy Kauka einer ſcließl Nah und Fern Ein 50 000 Mark-Gewinn gezogen. Bei der Ziehung der Preußiſch⸗Süddeutſchen Klaſſenlotterie in Berlin wurde auf die Nummer 211769 ein Gewinn vor 50 000 Mark gezogen. Das Los wird in der erſten Abteilung in Achten in Bayern geſpielt, in der zweiten Abteilung ebenfalls in Achteln ie Schleswig⸗Holſtein. Mädchenmörder hingerichtet. Der 1900 geborene Martin Laſicki iſt in Eſſen hin⸗ gerichtet worden. Laſicki war durch Urteil des Schwurgerichts Eſſen vom 12. Auguſt 1935 wegen Mordes zum Tode verurteilt worden; er hatte am 2. April dieſes Jahres die 12jährige Schülerin Eliſe Meerkoetter aus Marl(Lippe) auf einem Waldweg üb ellen und getötet Gefängnis wegen vorgetäuſchter Partei- mitgliedſchaft. Das Schöffengericht in Gotha verurteilte einen gewiſſen Richard Petzold. der ſich fälſchlich als Mitglied der NSDAP ausgegeben hatte und das Parteiabzeichen trug, zu einer Gefängnisſtrafe von einem Jahr. Der Staatsanwalt hatte eine Ge⸗ füngnisſtrafe von ſechs Monaten beantragt. Der Schachweltmeiſterſchaftskampf. Im Schachwettkampf um die Meiſterſchaft der Welt zwiſchen Aljechin und Euwe wurde in Amſterdam die 18 Partie geſpielt. Der erſte Teil der Partie war recht intereſſant, dann aber verlief der Kampf einfacher. Man einigte ſich nach dem 17. Zuge auf ein Remis. Es war die kürzeſte Partie des Wettkampfes. Der Stand des Wettkampfes At: Aljechin 6, Euwe 5, remis 7. Abbruch des Straßenbahnerſtreiks in Rouen. Der Straßenbahnerſtreik in Rouen iſt beendet worden. Die Streiken⸗ den haben ſämtliche Forderungen durchge— ſetzt, bis auf die Frage des zehnprozentigen Abzugs, für die die Leitung der Straßen⸗ bahngeſellſchaft nicht zuſtändig iſt, da es ſich um die Auswirkung einer Notverordnung der Regierung handelt. Anruhe an der indiſch-afghaniſchen Grenze. An der indiſch⸗afghani⸗ ſchen Grenze iſt es bisher noch nicht ge⸗ lungen, den fortwährenden Grenzzwiſchen⸗ fällen und Teilaufſtänden ein Ende zu ma⸗ chen. Einer der Haupträdelsführer iſt jetzt zwar durch den Bannfluch von einem Mo⸗ hammedaner ermordet worden. Trotzdem machen ſich die Untaten der Anhänger der Bande, die der Getötete befehligte. wieder unangenehm bemerkbar, ſo daß man ein neues aktiveres Aufflackern der Grenzüber⸗ fälle befürchten muß. Der Mord im Wolkenkratzer. Vera Stretz, die in einem Neuyorker Wolken⸗ kratzerhotel den 40 jährigen Dr. Fritz Geb⸗ hardt erſchoſſen hat, iſt dem Polizeigericht zur Vernehmung vorgeführt worden. Vera Stretz verweigerte dabei auch weiterhin jede Auskunft. Es ſtellte ſich jedoch im Laufe der Vernehmung heraus, daß ihre Behauptung, ſie ſei mit Gebhardt verlobt, nicht zutrifft. Sie war vielmehr als Hilfsſekretärin in einer der Firmen Gebhardts gelegentlich be⸗ ſchäftigt. Vera Stretz iſt die Tochter eines in Neuyorker deutſchen Kreiſen wohlbekannten Muſikdirigenten. Juſammenſtöße in Algier. Etwa 2000 eu⸗ ropäiſche und eingeborene Anhänger der Bauernfront und der Handels-, Induſtrie⸗ und Handwerksfront hielten am Dienstag eine Proteſtverſammlung ab, um nach Be⸗ endigung der Eröffnungsſitzung der Finanz⸗ beiräte gegen die Wirtſchaftspolitik der Re⸗ gierung Einſpruch zu erheben. Als die Po⸗ lizei, eine berittene Wache und eine Mili⸗ tärbereitſchaft die Verſammlung auflöſen wollten, kam es zu Zuſammenſtößen. Drei Polizeibeamte, darunter ein Kommiſſar, wurden tätlich angegriffen. Drei Teilneh⸗ mer der Kundgebung wurden leicht verletzt. Sechs Perſonen wurden feſtgenommen, aber nut in einem Fall die Verhaftung aufrecht⸗ erhalten. Die führenden Perſonen der Kundgebung ſollen aus Oran zugereiſt ſein. Unter ihnen ſoll ſich auch ein Mann befin⸗ den, der ſich ſchon bei den Straßenunruhen in Moſtaganem hervorgetan hatte. Die höchſte Telefonſtation. Im Kauka⸗ ſus iſt jetzt eine Telefonleitung fertigge⸗ ſtellt worden, die das Tal mit dem Gebirgs⸗ maſſiv des Elbrus, dem höchſten Gipfel des Kaukaſus verbindet. Die Leitung führt von einer Schutzhütte zur anderen und erreicht schließlich eine Höhe von 5642 Metern. Großer Kirchendiebſtahl Koſtbare Meßgeräte entwendet. Münſter(Weſtfalen), 13. November. Ein verwegener, zweifellos von langer Hand vorbereiteter Einbruchdiebſtahl wurde nachts in die Propſteikirche in Telate bei Münſter i. W. verübt. Die Täter. eine offen- bar gut organiſierte Berufseinbrecher⸗ kolonne, erbeuteten zahlreiche koſtbare Kir- chengeräte im Geſamtiwert von etwa 200 000 Mark und konnten unerkannt entkommen. Unter anderem fielen den Dieben in die Hände: eine gotiſche Monſtranz. drei koſt⸗ bare alte Speiſekelche, davon zwei Stück in feinſter Filigranarbeit und mit Bildern ge⸗ ſchmückt, zwei wertvolle Krankenciborien, zwei alte hohe Goldkelche, ſechs kleinere Goldkelche, ein Vortragekreuz reich mit Edel⸗ ſteinen beſetzt, ferner der geſamte Schmuck des Gnadenbildes, beſtehend aus der mit Edelſteinen verzierten Gokdkrone. ſowie aus zahlreichen Gold⸗ und Silberketten und ⸗pla⸗ ketten. Die geſamte deutſche Kriminalpolizei iſt inzwiſchen durch Polizeifunk verſtändigt worden und hat die Ermittlungen aufge⸗ nommen Der Dichter Wilhelm Naabe Zu ſeinem 25. Todestag am 15. November Die große Bedeutung Wilhelm Raa⸗ bes, eines der Meiſter deutſcher Erzähler— kunſt, liegt in der Stellung zu ſeiner Zeit Nachdem man von Raabe jahrzehn⸗ telang außerhalb des zahlenmäßig recht be⸗ grenzten Kreiſes der Kenner und Verehrer ſeiner Werke wenig gehört hatte, tritt das Intereſſe für ſeine Romane heute wieder ein wenig mehr in den Vorderarund. Frei⸗ lich geht man hier vielfach von unrichtigen Vorausſetzungen aus. Denn wenn man Raabe lediglich als einen„Dichter der Ar⸗ men und Verkannten“ feiern will. wenn man ihn gar in eine Reihe mit den eng⸗ liſchen Romanſchreibern Dickens und Thacke⸗ ray oder mit dem Dänen Anderſen ſtellt, ſo wird eine ſolche Oberflächlichkeit dem Weſen Wilhelm Raabes ganz und aar nicht ge⸗ recht. Charles Dickens mag beiſpiels⸗ weiſe in ſeiner Art ſchätzungswert ſein, man mag ihm vor allem die gewiß verdienſtvolle Aufzeigung einzelner ſozialer Mißſtände in ſeinem Heimatland zubilligen, aber man kann ſeine ſüßliche Sentimentalität ebenſo⸗ wenig als einen Ausdruck der engliſchen Volksſeele hinſtellen wie man ſie in Paral⸗ lele zu der tiefen Gemüthaftigkeit Raabes ſetzen darf. Raabe erkannte ſeine Zeit und empfand ihre Niedergangskräfte mit bitte⸗ rem Schmerz. Wenn ſein nie verſiegender Humor, ſeine feine Ironie trotzdem niemals zerſetzend wird, ſo zeigt dies gerade den ſtar— ken geiſtigen Gehalt ſeines Schaffens auf. Dieſes„Lächeln unter Tränen“ iſt eine Fähigkeit des deutſchen Gemüts. Ge⸗ wiß reſigniert er letzten Endes im Peſſimis— mus— ähnlich wie Theodor Storm, den man gerade in der Beurteilung ſeiner Zeit neben Raabe nennen kann. Aber blieb dem Dichter dieſer Zeit etwas anderes übrig als zu reſignieren? Er ſtand am Ausgang einer Epoche, für die in Wirklichkeit nichts mehr zu hoffen war, er ſah noch nicht die Mor⸗ genröte einer neuen Zeit, die bald darauf Chriſtian Morgenſtern in ſeiner Lyrik ver⸗ kündete, ihm waren noch nicht die Quellen zum Geiſtigen offen, aus denen ein Al⸗ bert Steffen in ſeiner Epik. Dramatik und Lyrik ſchöpft. Gerade das verleiht der Geſtalt Raabes ihre Tragik. Sein Erſtlingswerk,„Chronik der Sperlingsgaſſe“, das im Jahre 1856 unter dem Pſeudonym„Jakob Corvinus“ erſchien, war ſogleich ein großer Erfolg und iſt neben dem ſpäter erſchienenen„Hunger⸗ paſtor“ die volkstümlichſte Erzählung Raa⸗ bes geblieben. Die ſechs Jahre ſpäter er⸗ ſchienene Erzählung„Unſeres Her⸗ gotts Kanzlei“, deren beſonders ſpan⸗ nende Handlung zur Zeit der Religions- kriege in Magdeburg ſpielt, iſt recht geeig⸗ net, den Dichter auch der heutigen Jugend nahezubringen, die von der Beſchaulichkeit der Schilderung, wie ſie für ſeine übrigen Werke kennzeichnend iſt, verſtändlicherweiſe wenig wiſſen will. Der Erzählung„Die Leute aus dem Walde“(1863) folgte die berühmte Roman⸗Trilogie„Der Hun⸗ gerpaſtor“.„Abu Telfan“ und der „Schüdderump“. Dieſes dreiteilige Meiſterwerk deutſcher Erzählerkunſt ſtellt den Gipfelpunkt des Raabeſchen Lebenswerkes dar. Wohl finden wir auch in ſeinen ſpäte⸗ ren Erzählungen Charakterzeichnungen, Milieu⸗ und Landſchaftsſchilderungen, die im einzelnen manche Vollkommenheit errei⸗ chen, aber die epiſche Geſtaltung menſch⸗ lichen Schickſas in dem großen Wurf dieſer drei Romane iſt einzigartig geblieben. Un⸗ ter den übrigen zahlreichen Werken des Dichters—„Der Dräumling“,„Horaker“, „Krähenfelder Geſchichten“,„Prinzeſſin Fiſch“,„Unruhige Gäſte“,„Stopfkuchen“, „Haſtenbeck“,„Altershauſen“,„Nach dem großen Kriege“,„Die Kinder von Finken⸗ rode“ u. a. m.— nimmt die Erzählung „Chriſtoph Pechlin“ eine Sonderſtel⸗ lung ein, denn der Humor Raabes iſt nir⸗ gends ſo ausgelaſſen und beſchwingt wie in dieſer luſtigen Schilderung der Streiche einer hochſtapelnden Engländerin und ihrer derben und gemütvollen Gegenſpieler. Frei⸗ lich— welche Bitterkeit ſpricht aus dem Vorwort zu dieſer„internationalen Liebes⸗ geſchichte“, in dem unter Hinweis auf ihre Entſtehungszeit— unmittelbar nach dem Kriege 1870/71, dem bekanntlich ein großer äußerer Aufſchwung folgte— die ſchmerz⸗ liche Feſtſtellung zu finden iſt:„Die Wun⸗ den der Helden waren noch nicht verharſcht, die Tränen der Kinder, der Mütter, der Gattinnen, der Bräute und Schweſtern noch nicht getrocknet, die Gräber der Gefallenen noch nicht übergrünt: aber in Deutſchland ging's ſchon recht wunderlich her. Wie während einer großen Feuersbrunſt auf der Gaſſe ein Syrupfaß platzt und der Pöbel und die Buben anfangen zu lecken. ſo war im deutſchen Volke der Geldſack aufgegan⸗ gen, und die Taler rollten auch in den Goſ— ſen, und nur zu viele Hände griffen auch dort danach. Es hatte faſt den Anſchein, als ſollte dieſes der größte Gewinn ſein, den das geeinigte Vaterland aus ſeinem großen Erfolge in der Weltgeſchichte hervorholen könnte! Was blieb da dem einſamen Poeten in ſeiner Angſt und ſeinem Ekel. in ſeinem unbeachteten Winkel übrig, als in den trok⸗ kenen Scherz, in den ganz unpathetiſchen Spaß auszuweichen...? Es iſt übrigens immer ein Vorrecht anſtändiger Menſchen geweſen, in bedenklichen Zeiten lieber für ſich den Narren zu ſpielen, als in großer . unter den Lumpen mit Lump zu ein. Wie ſich das literariſche Schaffen Raabes abſeits vom Lärm des Tages hielt, ſo trat er auch perſönlich niemals in der breiteren Oeffentlichkeit beſonders hervor. War ſein äußerer Lebensgang auch nicht alltäglich⸗ bürgerlich, ſo iſt doch wenig über ihn zu be⸗ richten. Er wurde am 8. September 1831 in Eſchersleben bei Holzminden als Sohn eines Juſtizaktuars geboren, war ein ſchlechter Schüler, vermutlich weil ſeine Lehrer nicht das nötige Verſtändnis für den künftigen Dichter aufbringen konnten., und lernte im Buchhandel in Magdeburg, bis er es als Vierundzwanzigjähriger durchſetzte, an der Univerſität Berlin wenigſtens als Hoſpitant Philoſophie zu hören. Nach dem großen Er⸗ folg der„Chronik der Sperlingsgaſſe“ ſie⸗ delte er nach Wolfenbüttel über. wo er ſich mit Berta Leiſte, der Tochter eines Advo⸗ katen, verlobte. Nach einer längeren Stu⸗ dienreiſe, die ihn durch Süddeutſchland und Oeſterreich führte, heiratete er 1862. Für acht Jahre— die fruchtbarſte Zeit ſeines Schaf⸗ fens— wurde Stuttgart ſein Wohnſitz. Er kehrte dann wieder nach Wolfenbüttel zu⸗ rück; hier lebte er ziemlich zurückgezogen im Kreis ſeiner Familie und einer Anzahl treuer Freunde bis zu ſeinem Tode am 15. November 1910. Gr. Tabal macht Geſchichte Revolutionen um das braune Kraut. Die Geſchichte des Tabakrauchens iſt be⸗ kannt. Aber immer wieder intereſſieren Ein⸗ zelheiten, die für den Wandel der Zeiten charakteriſtiſch und aufſchlußreich ſind. Kolum⸗ bus und ſeine Gefährten brachten den Tabak aus Amerika mit, und Rodrigo de Jerez, dem man vor zwei Jahren in Ayamonte ein Denk⸗ mal errichtete, war der erſte Menſch, der in Europa rauchte. Man kann ſich vorſtellen, welcher Schreck ſeine harmloſen und nichts⸗ ahnenden Mitbürger erfaßte, als dieſer Mann begann, aus Mund und Naſe blauen Rauch von ſich zu geben. Es iſt ihm auch nicht gut bekommen, denn die Bürger von Ayamonte ſperrten dieſen vom Teufel Beſeſſenen ins Gefängnis. Mark Twain hat in ſeinem luſtigen Roman „Ein Yankee am Hof des Königs Artus“ die Wirkung geſchildert, die das Pfeiferauchen auf die Menſchen früherer Epochen gehabt ha⸗ ben muß. Zur Geſchichte des Tabaks gehört auch, daß er ſich zum Entſetzen der beſorgten Lan⸗ desväter ſo ſchnell einbürgerte, daß man allenthalben den Tabakverbrauch geſetzlich ein⸗ ſchränkte. Trotzdem aber verſtand ſich dieſes „Laſter“ ſo durchzuſetzen, daß ſich beiſpiels⸗ weiſe der große franzöſiſche Gelehrte Jean Mabillon, der um das Jahr 1680 Deutſch⸗ land bereiſte, über die deutſchen Wirtshäuſer beklagt, in denen ein greulich ſtinkender Ta⸗ baksdampf zu finden ſei. Der Tabak hat auch Revolutionen verurſacht. Keineswegs etwa in irgendwelchen exotiſchen Ländern ſeiner Her⸗ kunft, ſondern in Berlin! Und hätte man nicht im letzten Augenblick die Forderung des wü⸗ tenden Volkes, auch im Tiergarten frei rauchen zu dürfen, erfüllt— wer weiß, was geſchehen wäre. Bei den Großen dieſer Erde hat der Tabak auch eine Nolle geſpielt. Wie oft wird der tabakbeſchmutzte Rock Friedrichs des Großen in der Literatur erwähnt, wie oft lieſt man, daß Napoleon eine mit Blech ausgelegte Weſtentaſche beſaß, da er ſeinen Schnupftabak loſe zu tragen liebte, daß Victor Hugo und Goethe Nichkraucher waren. Und wie vielen Dichtern gab der Tabak An⸗ regungen jeglicher Art. Nicht nur, daß im Dunſt des blauen Rauches die Gedanken beſ⸗ ſer floſſen— auch das edle„Gift“ ſelbſt wurde gern beſungen. Der zu Naumburg geborene Philologe und Profeſſor Johann Grävius, der meiſt in Holland und England lebte, hat im 17. Jahrhundert neben ſeinen gelehrten Studien noch die Zeit gefunden, den Tabak in einem berühmten Sonett zu beſingen. Zimmerpflanzen im Winter Nicht mehr lange und die erſten Schnee⸗ ſtürme werden den Einzug des Winters begleiten. Die rauhen Winde der letzten Tage haben die Blumenliebhaber genötigt, ihre Pflanzen ins Innere der Zimmer zu bringen. In dieſem Zeitpunkt ſind einige Winke willkommen, wie man den Topf⸗ pflanzen den Uebergang ins Zimmer und die Ueberwinterung in den dadurch beding⸗ 4 veränderten Verhältniſſen erleichtern ann. Von höchſter Bedeutung ſind Standort und Lichtwechſel. Größten Schaden verurſa⸗ chen falſche Erde, falſche Töpfe, zuviel oder zu wenig Feuchtigkeit und unzweckmäßige emperaturen. Alles, was während der Wintermonate blühen ſoll, gehört ins Fen⸗ ſter, während ſich Schuſterpalme. Oleander und andere Gewächſe mit weniger guten Plätzen begnügen und Spindelbaum, Schmucklilien und ähnliche Topfpflanzen mit jedem Platz, ſelbſt in der Diele und im Korridor, ſich zufriedengeben. Damit die Pflanzenwelt zu der ihr von der Natur vorgeſchriebenen Ruhe kommt, Aus Stadt und Land Wedenktage 14. November 1716 Der Philoſoph Gottfried Wilhelm von Leibniz in Hannover geſtorben. 1775 Der Kriminaliſt Anſelm Ritter v. Feu— erbach in Hainichen bei Jena geboren. 1797 Der Geolog Charles Lyell in Kinnordy, Schottland, geboren. 1825 Der Schriftſteller Jean Paul(Friedrich Richter) in Bayreuth geſtorben. 1831 Der Philoſoph Georg Wilhelm Fried— rich Hegel in Berlin geſtorben. 1840 Der Bildhauer Auguſte Rodin in Pa— ris geboren. 1884 Der Bildhauer Ludwig von Schwan⸗ thaler in München geſtorben. 1875 Der deutſch⸗ſchweizeriſche Schriftſteller Jakob Schaffner in Baſel geboren. Prot.: Levinus— Kath.: Jukundus Sonnenaufg. 7.19 Sonnenunterg. 16.10 Mondaufg. 19.20 Mondunterg. 11.30 Der Winter ſteht vor der Tür Mit dem Kauf von Heizungsmaterial und einem Wintermantel ſind für den Siedler die Maßnahmen der kalten Jahreszeit noch nicht erſchöpft. Wir müſſen zunächſt unſerer Kleintiere gedenken, deren Stallungen recht warm ſein müſſen, ſollen die Leiſtungen auf der Höhe gehalten werden und keine Krank— heiten aufkommen. Die Kaninchenſtälle brau⸗ chen, wie wir ja auch wiſſen, nicht gegen den Froſt iſoliert zu werden, wohl aber zug⸗ dichte Wandungen aufweiſen. Wer Zeit hat, wird für unſere nützlichen Sänger ein Fut⸗ terhäuschen und mehrere Niſtkäſten bauen, und natürlich nicht die regelmäßige Fütte⸗ rung vergeſſen. Befindet ſich in Waſſerbe⸗ hältern noch Waſſer, ſo ſind die Behälter zu entleeren, beſonders dann, wenn dieſe aus Beton hergeſtellt worden ſind. Bei ſtarkem Froſt kann es leicht vorkommen, daß bei der Eisbildung und dem dadurch hervorgeru⸗ fenen ſeitlichen Druck die Betonwandungen Riſſe bekommen. Am beſten iſt es, wir dek⸗ ken alle Waſſerbehälter mit Brettern zu und dichten durch eine gut befeſtigte Dachpappe ab. Natürlich müſſen auch alle etwaigen Waſ⸗ ſerleitungen, die zu den Gartenhydranten füh⸗ ren, entleert ſein, ſonſt kann es zum Reißen der Rohre kommen. Auch die Regulierung des Froſthahnes am Brunnen darf nicht ver⸗ geſſen werden. Schenken wir dann noch ber Iſolierung unſeres Hauſes Aufmerkſamkeit, ſo dürften die wichtigſten Maßnahmen getroffen ſein und die Witterungseinflüſſe werden dem Siedler keinen Schaden während des Win⸗ ters bereiten. — * Alle Wanderer und Obdachloſen wer⸗ den unterſucht. Der Reichsinnenminiſter Dr. Frick hat im Rahmen der Seuchenbekämpfung eine beſondere Aktion zur Bekämpfung der Krätze bei Wanderern und Obdachloſen ver⸗ fügt. In der Zeit vom 18. bis 23. Novem⸗ ber 1935 ſollen ſämtliche Wanderer und Ob⸗ dachloſen darauf unterſucht werden, ob ſie an Krätze leiden. Die ermittelten Krätzekran⸗ ken ſind unverzüglich der ärztlichen Behand⸗ lung zuzuführen; ihre Wäſche und Kleider ſind zu reinigen, die Bettwäſche in den Herbergen und Obdachloſenaſylen iſt gleichzeitig auszu⸗ wechſeln. Damit die Betroffenen ſich der Un⸗ terſuchung nicht entziehen können, iſt eine ſcharfe Kontrolle vorgeſehen. Der Miniſter erſuchl, zu veranlaſſen, daß jedem unterſuchten geſunden oder ſanierten Wanderer und Ob⸗ dachloſen ein kurzer polizeilicher Ausweis über die erfolgte Unterſuchung ausgehändigt wird. Welter vorherſage: Der öſtliche Hochdruck beſteht fort. Unter ſeinem Einfluß iſt für Donnerstag und Frei⸗ tag vielfach heiteres, trockenes, beſonders nachts ziemlich froſtiges Wetter zu erwarten. bedeutet die Pflanzenpflege während der Winterszeit im großen und ganzen nichts anderes als richtiges Gießen. Hauptſache iſt, daß den Pflanzen das Waſſer ſtets nur mor⸗ gens zugeführt wird, damit die Gewächſe bis zum A end, wenn die Zimmerwärme abſinkt, abgetrocknet ſind und ſich nicht„er⸗ kälten“. Falls die Topfgewächſe draußen bereits von Froſt befallen worden ſind, müſſen ſie erſt in einen kühlen Raum und dann erſt allmählich in einen warmen ge— bracht werden. Es empfiehlt ſich, nur die beſten Blumen⸗ zwiebeln zu kaufen, da nur ſie wirklich Freude bereiten. Wenn die Zwiebeln im Augenblick durch die verminderte Einfuhr nicht in der leichen Menge wie früher vor⸗ handen ſind, ſo beſteht doch Hoffnung, daß ſich die deutſche Gartenkultur in wenig Jah⸗ ren auch auf dieſem Gebiet vom Ausland unabhängig gemacht haben wird. Geſch. Jigkeitsrekord der Spinnen. Spinnen ſchlagen mit Leichtigkeit alle Ge- ſchwindigkeitsrekorde der übrigen Lebeweſen dieſer Welt. Verſuche, die in London an⸗ geſtellt wurden, haben ergeben, daß zum Bei⸗ ſpiel eine Spinne in der Sekunde das Hun⸗ dertfache ihrer eigenen Länge anſcheinend mühelos zurücklegte. Um vergleichsweiſe die⸗ ſen höchſten Geſchwindigkeitsrekord der Welt zu erreichen, müßte ein Rennauto 4800 Kilo- meter in der Stunde fahren. 3——— ——— ̃ͤ——— deff eutſfh Das W. H. W., Ortsgruppe Viern heim teilt mit: Brennſtoff- und Lebensmittel- Ausgabe Freitag, 15. 11. und Samstag, 16. 11. 35. 5. N 2 5* 5* Buchſtaben A—G vorm. 8—12 Uhr; HP nachm. 2—6; R— 3 Samstag 8—12 Uhr. Nähere Einteilung ſiehe an den Plakatſäulen und Anſchlagtafeln. Lokale Viernheim, 14. Nov. Sinnſprüche. Unſere eigenen Fehler ſind der Grund, warum andere uns Schaden zufügen können. Denn wo keine Tür iſt, da iſt auch kein Ein⸗ gang. Stehr. * Es iſt nichts ſchwerer, als über Theorien hinwegzukommen.— Iſt man von einer frei, ſo bindet einen ſo gern ihr Gegenſatz. Thoma. 8 Ein Wildſchwein geſchoſſen. Aus Lampertheim wird gemeldet: Geſtern Nach⸗ mittag gelang es Herrn Förſter Kunkel⸗ mann in der Nähe der Autobahn in dem Kettlersruhe-Gewann aus einem Rudel Schwarzkittel eine Bache von etwa einem Zent- ner zu erlegen. * Schweres Verkehrsunglück 1 Tote, 1 Schwerverletzte! Der fahrplanmäßig von hier nach Wein— heim 17,44 Uhr abgehende Zug, es handelt ſich um den bekannten Triebwagen der Reichs⸗ bahn, rammte geſtern Abend am Bahnüber⸗ gang der Weinheimerlandſtraße einen gerade über das Geleiſe fahrenden Perſonenwagen und riß den hinteren Teil des Wagens bezw. die Karoſſerie desſelben vollſtändig auf. In dem Wagen befanden ſich 4 Inſaſſen, ein Mann und 3 Frauen aus Mannheim bezw. Ludwigshafen, die von einer Beerdigung aus Weſchnitz kommend, nach Hauſe fahren woll- ten. Während der Führer des Fahrzeuges, Herr Philipp Eberle aus Ludwigshafen und ſeine neben ihm ſitzende Ehefrau wie durch ein Wunder unverletzt blieben, wurde die hin- ten rechts ſitzende, etwa 50 Jahre alte Frau Eliſabeth Krüger aus Mannheim auf der Stelle getötet und das neben ihr ſitzende Fräu— lein Katharina Schmit aus Weſchnitz durch einen Schädelbruch ſchwer verletzt. Die erſte Hilfe leiſtete der ſchnell herbeigerufene Arzt Dr. med. Büttner, ſowie die alarmierte Sani— tätskolonne. Die ſchwerverletzte Frau wurde in das hieſige Krankenhaus gebracht und ſchwebte in Lebensgefahr, die jedoch jetzt be— hoben ſein dürfte. Die polizeiliche Ermitt⸗ lungen ſetzten ſofort ein. Die Schuldfrage iſt noch nicht geklärt. Jedoch dürfte der z. Zt. des Unfalls an der Unfallſtelle herrſchende dichte Nebel mit eine der Haupturſachen des be dauerlichen Unglückes ſein. Der Zug blieb gleich nach dem Unfall halten, doch konnten die Inſaſſen keine nähere Mit teilung machen. Die Tote wurde in die hie ſige Leichenhalle gebracht, wo ſie bis zur amt lichen Leichenſchau und Freigabe der Beer digung verbleiben wird. Der ſchwerbeſchädigte Wagen wurde beſchlagnahmt und ſichergeſtellt. Bald nach Bekanntwerden des Unglücks eilten auche viele Neugierige zur Unfallſtelle. Sie konnten jedoch nicht mehr viel ſehen, da polizeilicherſeits der Platz abgeſperrt und in⸗ zwiſchen auch die Nacht hereingebrochen war. So wurde nun wieder ein Menſch durch ein be— dauerliches Unglück in die Ewigkeit abgerufen. Vom Grabe eines lieben Toten kommend, ging ſie einige Stunden danach ſelbſt in das Schat⸗ tenreich. Schickſal. — Spenden für das Winter⸗ hilfswerk 1935- 36 Von folgenden Volksgenoſſen und Firmen gingen beim WHW- Beauftragten Gau Baden weitere Geldſpenden ein: Ungenannt, Mannheim 4000. Süddeutſche Kabelwerke, Mannheim 3500.— Fa Albert Michel& Co, Mannheim 1500. Schlitter& Co., Mannheim 1000. C. F. Böhringer& Söhne, M'heim 5000. Dr. Auguſt von Knieriem, M'heim 1500. Fa. Rheinelektra, Mannheim 5 000.— Grün& Bilfinger A. G., Mannheim 1500. Oeffentl. Lebensverſicherungsanſtalt Baden, Mannheim 2000.— Stotz⸗Kontakt GmbH. Mannheim 2000. Fa. Schnellpreſſen AG., Heidelberg 3000. Fa. Landfried, Heidelberg 2000. Lonza-Werke, Waldshut, Geld- und Warenſpende 12000. Ferner eine große Reihe Spenden von 100 bis 1000 Mk. aus verſchiedenen Städten. Der 7. Meiſterſchaftsſpiel! Amieitia Uiernheim— O. f. B. Mühlburg Nun haben die Grünen am kommenden Sonntag auf dem Waldſportplatz mit den ge— fürchteten Mühlburgern die Waffen zu kreuzen. Wie wird dieſes Spiel ausgehen? Bis jetzt haben die Viernheimer unglücklich gekämpft. Aus 6 Spielen, darunter 3 Heimſpielen, konn⸗ ten nur 4 Punkte errungen werden. Die Re— ſultate waren folgende: Viernheim Phönix 3:3 Viernheim KFV. 1:2 Neckarau Viernheim 312 Viernheim Brötzingen 1.0 Freiburg Viernheim 175 Pforzheim Viernheim 5:0 Wir erſehen alſo, daß die Grünen zu Hauſe 3 Punkte verloren haben, die unbedingt hätten hierbleiben müſſen. Zum teilweiſen Ausgleich wurde in Freiburg ein hochwichtiger Punkt errungen. Es müßten alſo jetzt unbe⸗ dingt noch zwei Punkte auswärts geholt und zu Hauſe kein Spiel mehr verloren gehen, damit die Zugehörigkeit zur Gauliga einwand— frei erhalten bleibt. Und gerade das Spiel am kommenden Sonntag iſt von beſonderer Wich— tigkeit. Das muß unbedingt gewonnen wer— den, damit der Abſtand zu den übrigen Ver- einen nicht zu groß wird. Deshalb ihr elf Grünen, nochmals tapfer und mit unbeug⸗ ſamen Siegeswillen angetreten. Gekämpft von der erſten bis zur letzten Minute. Sieg und Punkte müſſen in Viernheim bleiben. Und nun die Reſultate die Mühlburg bis jetzt erzielte: Mühlburg— VfR. 2:2 Pforzheim Mühlburg 171 Mühlburg— KFV. 1:0 Brötzingen Mühlburg 885 Man ſieht alſo immer knappe Reſultate, die auf eine bombige Hintermannſchaft zurück⸗ zuführen ſind. Es wird alſo viel Liſt und Können brauchen die unſer Sturm aufwenden muß, um Mühlburg zu ſchlagen. Doch auch der Sturm, deſſen geiſter Führer der Müller Spitzer iſt, iſt gut, weshalb unſere Hinter⸗ mannſchaft groß aufdrehen muß, damit ſie nicht überrumpelt wird. Es darf keine ſchwache Stelle im Viernheimer Mannſchaftskörper geben. Und ihr Sportfreunde, erſcheint in Maſſen und gebt durch Euer Erſcheinen kund, daß Ihr Intereſſe am Siege habt, ſtärkt der Mannſchaft den Rücken, damit ſie wieder freu dig kämpfen und ihren alten Ruhm als die „Grüne Huſaren“ wieder herſtellen. Heute Abend iſt wieder Training, woran ſich ſämtliche Fuß- und Handballer ſowie Ju- gend beteiligen kann. Die erſte und zweite Mannſchaft ſowie die Handballer ſind zum Erſcheinen verpflichtet. Die Erwerbsloſen machen wir darauf aufmerkfam, daß gemäß Anordnung der Gau⸗ behörde nur noch ſolche Erwerbsloſe den ver⸗ billigten Eintrittspreis genießen dürfen, die im Beſitze des gelben Ausweiſes ſind. Aus— weiſe werden am Samstag nachmittag von 4—6 Uhr und Sonntag vorm. von 10—11 Uhr im Büro auf dem Waldſportplatz ausge⸗ ſtellt. Lichtbild mit 10 Pfg. ſind mitzubringen. Auf der Matte Im Verlauf der Kämpfe um die Gaumei⸗ ſterſchaften im Mannſchaftsringen wurde im Bezirk Main⸗Heſſen des Gaues Südweſt am vergangenen Wochenende mit der Rück— unde begonnen. Der Titelverteidiger und Tabellenführer ASVgg Mainz 88 war Gaſt bei der ASVgg 1866 Frankfurt und traf dort auf harten Widerſtand. Die Mainzer brachten die Kämpfe im Feder-, Mittel⸗ und Halbſchwergewicht nach Punkten an ſich und ſiegten im Schwergewicht entſcheidend. Das Ergebnis 11:4 für Mainz ſpiegelt die gute Leiſtung der Frankfurter Staffel doch nicht Fun richtig wieder.— Vorwärts Groß⸗ Zimmern hatte ſeine Mannſchaft wieder vollſtändig beiſammen und ſchickte den Neu⸗ ling KSV Nieder⸗Ramſtadt 15:5 geſchlagen nach Hauſe.— Knapp mit 9:7 gewann der andere Neuling, Rheinlandeiche Büdesheim, gegen Eiche Hanau. tam⸗ und Federgewicht, ein Fallſieg im Mittelgewicht brachten den Büdesheimern die Punkte, während Hanau neben den un⸗ entſchiedenen Kämpfen aus einem Punkt⸗ ſieg im Leicht⸗ und einen Schulterſieg im Halbſchwergewicht zu ihren Zählern kamen. In der Tabelle führen weiter die Mainzer ohne Verluſtpunkte. Sie haben jetzt 18:0 Punkte Viktoria Eckenheim und Groß⸗Zimmern folgen mit 13:3 bezw. 11:7 Punkten vor Büdesheim mit 8:8. 86 Frank furt hat 6:10 Punkte, Hanau und Nieder⸗ Ramſtadt je 5:13. Den Beſchluß bilden Die⸗ burg mit 4:10 und Polizei Darmſtadt mit 2:8 Punkten. Punktſiege im Ban- Aus Heſſen und Naſſau * Frankfurt a. M., 14. Nov.(War ⸗ nung vor Ueberſchreitung der Höchſtpreiſe.) Wie der Polizeipräſident nitteilt, ſind hier verſchiedene Händler we⸗ en ungerechtfertigter Erhöhung der Preiſe für Kartoffeln bezw. Nichteinhaltung der dorgeſchriebenen Verbraucherhöchſtpreiſe an⸗ gezeigt worden. Gegen die Beſchuldigten wurden bei der zuſtändigen Preisüberwa⸗ Hungsſtelle Ordnungsſtrafen beantragt. Ein Lebensmittelhändler, der 10 Pfund gelbe Kartoffeln zu 45 Pfennig verkauft hat, er⸗ hielt 50 RM Ordnungsſtrafe. Der Polizei⸗ nräſident warnt daher nochmals vor Ueber⸗ chreitung der Höchſtpreiſe. Bickenbach, 14. Nov.(Blinklichtan⸗ klage beachten.) Wie die Reichsbahn mitteilt, fuhr auf dem unbewachten Bahn⸗ übergang der Strecke Bickenbach Seeheim ein Perſonenauto gegen einen elektriſchen Triebwagen der Reichsbahn. Der Kraftwa⸗ gen wurde erfaßt und zur Seite gedrückt, vobei er ſtark beſchädigt wurde. Perſonen wurden nicht verletzt. Die Urſache des Un⸗ alls iſt in Nichtbeachtung der Warnlichtan⸗ gage zu ſuchen, die in Tätigkeit und guter Ordnung war. ö Verantwortlicher Schriftleiter: Johann Mar⸗ tin, Viernheim; verantwortlicher Anzeigenlei⸗ ter: Johann Martin, Viernheim; Druck und Verlag: Johann Martin, Viernheim, Adolf Hitlerſtraße 36; D. A. X 1935 950. Zur Zeit iſt die Preisliſte Nr. 4 gültig. Das Auto, aus dem der Schuß auf Mac Lean ab⸗ gegeben worden war, raſte vorwärts. Jetzt, am Abend, waren die Straßen Londons ziemlich leer. Ohne Aufent⸗ halt konnte der Wagen vorwärtsraſen. Ein paarmal ſah ſich einer der beiden Autoinſaſſen mißtrauiſch um. Ein hinter gleichen Weg. Aber an der Ecke der Cuttler Street hielt er Motorradfahrer raſte ziemlich dicht inne und ſtieg ab. — lich tot? „Das weiß ich nicht. Ich ſah nur, wie er umfiel. Aber zum mindeſten hat er für eine ganze Weile genug und wird uns ungeſchoren laſſen.“ „Haſt du alles gut vorbereitet?“ fragte der Autoführer. „Ich denke, es bleibt uns nichts anderes übrig, als unſeren Mann unſchädlich zu machen. Sonſt kommt die ganze Geſchichte noch heraus, die Gelder werden geſperrt, und wir können uns auf ein paar Jahre gefaßt machen.“„Verſchloſſen!“ flüſterte er. Sie fuhren weiter durch die Nacht und hielten bald vor dem verfallenen Hauſe in Eaſtend. Der Motorradfahrer hatte an der Straße gebremſt, von der aus nur ein einziger Zufahrtweg nach Eaſtend hinein— führte. Vorſichtig ſich umſchauend, ging er ein paar Häuſer zurück Urheberrechtschutz: Fünf Türme-Verlag. Halle(Saale). „Ich habe gedacht, ſie ſind uns auf den Ferſen“, ſagte der eine Mann im Auto. Der Führer, die Hände feſt auf dem Lenkrad, die Augen ſcharf geradeaus gerichtet, meinte: „Wie können Sie das? Es hat doch alles geklappt. Der einzige, der uns hätte gefährlich werden können, war Mac Lean— und der hat ja einen Denkzettel weg. Iſt er eigent⸗ Auto desgleichen. Hausnummer 221!“ ihnen den man vieles nicht. Das Haus in Eaſtend deckt, die Straße entlang. die Tür.“ man es ſehr eilig hatte!“ Gerade wollte er in die Polizeiſtation hineingehen, um ſeine Meldung nach Scotland Yard zu machen, daß man das Viertel um die Cuttler Street herum abſuchen müßte, da kam durch die Nacht ein Motorradfahrer angebrauſt — ziemlich dicht hinter ihm jagte das Ueberfallauto. Der Poliziſt ſtellte ſich mitten in den Weg, winkte und ließ ſeine Signalpfeife ertönen. Der Motorradfahrer hielt— das „Hier Poliziſt Stones“, meldete der Motorradfahrer 152 ſich militäriſch, denn er erkannte den Inſpektor Bruce. „Der verdächtige Wagen iſt Cuttler Street hineingefahren. Wenn wir das Viertel abſuchen...“ „Weiß ſchon Beſcheid“, ſagte Inſpektor Bruce.„Los, Der Ueberfallwagen fuhr an. Der Motorradfahrer des⸗ gleichen. Und auch der Poliziſt, der die Meldung gemacht hatte, beſtieg ſein Rad. Er begriff nicht, woher Inſpektor Bruce ſchon wieder alles wußte. Aber bei Bruce begriff Cuttler Street Nummer 221 lag dunkel da. Von außen war keinerlei Licht zu ſehen. Kein Laut war zu hören. Niemand hätte ahnen können, daß irgend jemand zu dieſer ſpäten Stunde noch wach war. Zwei Männer ſchlichen, durch den Häuſerſchatten ge— „Hier iſt Nummer 221“, flüſterte der eine und zog den zweiten ſchnell in den Torbogen hinein. „Folgen Sie mir“, ſagte er und ließ den Schein ſeiner Taſchenlampe vor ſich her auf den Weg fallen.„Hier links Er taſtete an der Tür, drückte auf die Klinke. den ſchweren Riegel nicht vorgemacht. Er zog aus ſeiner Taſche einen kunſtvoll gearbeiteten Nachſchlüſſel. Ein leiſer, knirſchender Laut im Schloß— nun gab die Tür nach; die beiden Männer eilten lautlos mit entſicherten Revolvern vorwärts. Bald befanden ſie Fußbodens. boden ab. ſprachen. „Aber offenbar hat man Vermutlich, weil ſich in einem großen, kahlen Gelaß, deſſen Wände abſolut glatt zu ſein ſchienen. Der eine der beiden kniete auf dem ſteinernen und ſchmutzigen Fußboden nieder. Wieder ſpielte der Schein der Taſchenlampe— lag auf den breiten Quadern des Der kniende Mann taſtete mit den Händen den Fuß⸗ „Hier iſt es“, ſagte er. Seine Fingerſpitzen fühlten eine kleine Vertiefung. Vorſichtig ſchoben nun beide ihre Meſſer in die Ritze. Sie wich zur Seite— ein Loch zeigte ſich— von dem aus eine Wendeltreppe hinabging. „Hören Sie“, flüſterte der eine von beiden— alle beide lauſchten atemlos. Wirklich, man hörte aus der Tiefe ein ſchwaches Geräuſch wie Stimmen, die durcheinander „Vorwärts! Aber ſo leiſe wie möglich.“ Die beiden Männer oben zogen ihre Schuhe aus und kletterten vorſichtig die Wendeltreppe hinab. Die Treppe endete vor einer verſchlagartigen Kellertür. Sie war aus Brettern grob zuſammengefügt— durch ihre breiten Ritzen ſchimmerte Licht. Die beiden Männer legten den Kopf an die Tür. Man konnte durch die Ritzen bequem hindurchſehen. Ein heller Lichtſchein, von einer elettriſchen Lampe offenbar, drang ihnen entgegen. Zwei Männer— ein kleiner, unterſetzter in Chauffeurkleidung, und ein großer, ſchlanker mit einem ſcharfgeſchnittenen Profil, knieten auf der Erde und waren offenbar beſchäftigt, irgendeinen Gegenſtand zu verpacken oder zu verſchnüren. „Schnell!“ hörten die beiden Lauſcher den jungen Men⸗ ſchen mit dem dunklen Geſicht ſagen.„Wir müſſen uns be⸗ eilen, ſonſt iſt es zu ſpät.“ In dieſem Augenblick wurde die morſche Tür mit einem Griff zurückgeſchoben. Die beiden drinnen auf der Erde wandten ſich um, wollten aufſpringen. Zwei Revolver waren ſchußbereit auf ſie gerichtet. (Fortſetzuna ſolat.)] ä2ẽ6‚ bedingt tungspt Lentunt das neu muisrech hat Im Neichsh menb Gti Die Me nur dan hinaus 0 ſei. Die ten Bau den. Unt kommend gungsſch den. Ste gung mü Unter eine bei Tungsgru Nerſorgu die Anh gangen. Dr. dt ſchen ar es ern Fach zu Ernedanl Reicgnäh Aus diet znächt z ſengung ö Igen Sah