bon Viernheimer Anzeiger (Viernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Erſcheint täglich mit Ausnahme der 3 3 Feiertage.— Bezugspreis monatl. agen: zweimal jährlich den Sommer- und Winter- Fahrplan Wandkalender.— Annahme von Bezugs⸗Beſtellungen in der Geſchäftsſtelle u. bei den Boten Weitperbreſtete Tageszeitung— Nacbrichten ⸗ und Anxeigenblatt ernſprecher 117.— Drahtanſchrift: Anzeiger, Viernheim— Poſtſcheck 21577 Frankfurt 1 b. 0 r Geſchäftsſtelle 5 Pfg., Samstags 10 Pfg. 1,40 Mk. frei Wochenende“, ins Haus gebracht.— Einzel⸗Verkauf der Zeitung von Viernheimer Zeitung Anzeigenpreise: Die 12geſpaltene Millimeter⸗Zeile 3 Pfennig, Textſpalte 12 Pfennig wöchentlich das„Illuſtrierte und den Geſchäftsſtelle u. von (Biernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) bei Wiederholung abgeſtufter Nachlaß.— Annahmeſchluß für Anzeigen aller Art vor⸗ mittags 9 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer ſämtlichen Anzeigen-⸗Mittlern Deutſchlands u. des Auslandes Ankündigungen in dieser Zeitung linden weiteste Verbreitung Platzwünſche bei Anzeigen werden nach Möglichkeit verückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeschriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 36 Nr. 267 Freitag, den 15. November 1935 52. Jahrgang Der Wehrfreiheit folgt die Nährfreiheit Ein Appell an das deutſche Bauerntum— Die reſtlichen Erzengungslütlen ſollen geſchloſſen werden Goslar, 15. Nobember. Der Sprecher des dritten Reichsbauern· tags, Miniſterpräſidenk a. D. Granzow, er⸗ öffnete am Donnerstag die erſte Haupt- tagung des dritten Reichsbauernkags. Stabsabteilungsleiter Dr. Merkel, der als erſter Redner über„Die Neuordnung des Rechts als Vorausſetzung neuer Wirt⸗ ſchaftsgeſtaltung“ ſprach, ging von den drei großen Lebensordnungen des Mittelal⸗ ters, der Markgenoſſenſchaft des Bauern⸗ tums, der Zunftordnung der Städte und dem deutſchen Ritterorden aus. er behan⸗ delte die Zerſtörung dieſer Ordnungen durch den Kapitalism und zeigte, wie die ent⸗ ſtandene volksf. gewordene Rechtsord⸗ nung durch die vom Nationalſozialismus aufgebaute neue Lebensordnung der Volks⸗ gemeinſchaft abgelöſt wurde. Die neue Marktordnung bedingt eine Lenkung der auf dem Lei⸗ ſtungsprinzip aufgebauten Erzeugung. Dieſe Lenkung erzeugt das neue Lieferungsrecht, das neue Betriebsrecht und das neue Be⸗ rufsrecht. Das neue Lieferungsrecht Ein Geſchenk der Van Im Anſchluß hieran behandelte der Reichshauptabteilungsleiter II Dr. Brum⸗ menbaum die Grundlagen der Erzeugungsſchlacht. Die Wehrfreiheit könne auf die Dauer nur dann geſichert werden, wenn darüber hinaus auch die Nahrungsfreiheit gegeben ſei. Die Erzeugung müſſe daher bis zum letz⸗ ten Bauernhof überſehen und gelenkt wer⸗ den. Unter allen Umſtänden müſſe in dem kommenden zweiten Abſchnitt der Erzeu⸗ gungsſchlacht in die Breite gearbeitet wer⸗ den. Steigerung und Ordnung der Erzeu⸗ gung müſſen Hand in Hand gehen. Unter den verſchiedenen Problemen ſpiele die Faſerverſorgung eine beſondere Rolle. Hier liegt der Hinde⸗ rungsgrund für eine ſchnelle Deckung unſerer Verſorgungslücke hauptſächlich darin, daß die Anbauer fahrungen, verloren ge⸗ gangen ſeien. Dr. Brummenbaum forderte jeden deui⸗ ſchen Bauern auf, wenn Boden und Klima es ermöglichen, ein paar Quadratmeter Flachs zu bauen, die dann am nächſten Ernkedankfeſt dem Führer als Geſchenk des Reichsnährſtands überreicht werden ſollen. Aus dieſer kleinen Fläche kann ſoviel Flachs gewonnen werden, daß daraus ſedem Sol- daten der Wehrmacht ein Drillichan zug ge⸗ webt werden kann. Mit begeiſtertem Beifall nahmen die Bau⸗ ernvertreter dieſen Appell an ihren Opfer⸗ willen und Gemeinſchaftsgeiſt auf. Sodann ſprach der Stabsleiter der Reichs⸗ hauptabteilung Dr. Krohn über„Die Ord⸗ nung der Erzeugung“. für die Verſorgung aus eigener Scholle, ſo führte der Vortragende u. a. aus, liegt nicht ſo ſehr— in einer bedingungsloſen Erhöhung auf allen Gebieten. Sehr viel wichtiger ſei zunächſt die Ordnung und Lenkung der Er⸗ zeugung in die volkswirtſchaftlich notwen⸗ digen Bahnen. Heute ſeien unſere drei Erzeugungslücken: die Eiweiß⸗, die Fett⸗ und die Faſer⸗ hückſe. Uns fehlten augenblicklich rund eine Million Tonnen Eiweiß, das zu 9 bis 10 v. H. Futtereiweiß iſt, rund eine Million Tonnen Fett, das zu rund zwei Drittel für die menſchliche Ernährung und ein Drittel für techniſche Zwecke benötigt wird, und Faſerſtoffe, bei denen wir augenblicklich noch Die Vorausſetzung Spekulation und Börſe ausgeſchaltet und damit das Steuerungsmittel für die ge⸗ ſamte bäuerliche Erzeugung im Dienſte der Volksernährung geſchaffen. Im neuen Betriebsrecht haben die Verarbeitungsbetriebe ſich ſtandortsmäßig, betriebstechniſch und abſatzmäßig ſo einzu⸗ ſchalten, daß die Verwertung der Ernte und die Verſorgung der Bevölkerung ſo raſch, ſo gut und ſo billig wie möglich erfolgen kann. Anſtelle des polizeilichen Konzeſſionswe⸗ ſens tritt das neue Berufsrecht der Markt⸗ ordnung. Träger der neuen Ordnung ſind die Marktverbände als Selbſtverwaltungskörperſchaften des öffentlichen Rechts. Neben die Selbſtverwal⸗ tung tritt die ſtändiſche Gerichtsbarkeit. Da⸗ mit iſt neben die Erbhofgerichtsbarkeit und die Standesgerichtsbarkeit die Marktgerichts⸗ barkeit getreten. Das Preisgericht wird zum wichtigſten, aber auch zum ſchwierigſten Ge— biet der volkswirtſchaftlichen Geſamtgeſta'⸗ tung. ern für die Wehrmacht zum überwiegenden Teil vom Ausland ab⸗ hängig ſind. So bedrohlich wie diefe Ver⸗ ſorgungslage auf den erſten Blick erſcheinen möge, ſei ſie in Wirklichkeit nicht. Die Reſer⸗ ven im deutſchen Boden ſeien ſo groß, das die ſtatiſtiſch berechnete Möglichkeit der Die Zielsetzung des Nach der Wiedereröffnung der 1. Haupt⸗ tagung am Nachmittag ſprach zunächſt Reichshauptabteilungsleiter J. Haidn, über das Odal als weltanſchauliche Grund⸗ lage blutsgemäßer Lebensanſchauung. Wenn in der Einführung zum Reichserbhofgeſetz geſagt werde: Die Reichsregierung will unter Sicherung alter deutſcher Erbfitte das Bauerntum als Blutsquelle des deut⸗ ſchen Volkes erhalten“, ſo komme hier der ſtahlharte Wille zum Ausdruck, deutſche We⸗ ſensart in der Rechtsordnung und im Eigen⸗ tumsrecht wieder zum Siege zu führen. Durch dieſe Zielſetzung werde das Reichserb⸗ hofgeſetz zur zeitgemäßen Form des germa⸗ Selbſtverſorgung bei richtiger Ausnutzung aller Kräfte durchaus möglich ſei. Allerdings könne die Sicherung der Ernährungs⸗ und Verſorgungsgrundlage nicht von heute auf morgen durchgeführt werden, ſie könne auch nicht durch Berechnungen und Anordnungen von oben allein gelingen. Die Grundlagen des Erfolgs der Erzeugungsſchlacht lägen im Gegenteil in einer ungeheueren Kleinarbeit bei jedem einzelnen Bauer. Am Schluß der Vormittagstagung ſprach der Reichshauptabteilungsleiter III Dr. Korte über die Ordnung des Marktes. Er erklärte u. a.: Die nationalſozialiſtiſche Auf⸗ faſſung, daß die Wirtſchaft nicht Seloſt⸗ zweck, ſondern Dienſt am Volk und am Wohl des Volksganzen iſt, gelte in ganz beſonde⸗ rem Maße für die Ernährungswirtſchaft. Erſte Aufgabe der Marktordnung war es, ſtetige Märkte, und damit auch ſtetige, volks⸗ wirtſchaftlich gerechtfertigte Preiſe für Er⸗ zeuger und Nerbraucher zu ſchaffen. Deshalb ſei eine Ordnung der Abſatzwege. notwendig geweſen. Grundſätzlich ſolle die Ware den beſten, billigſten und kürzeſten Weg vom Erzeuger zum Verbraucher neh⸗ men. Kein Gewerbe, keine Wirtſchafts⸗ Verbraucher ſtehe, ſolle ſich auf Koſten an⸗ derer Wirtſchaftskräfte bereichern können. In anderen Ländern werde der Gang der Ernährungswirtſchaft durch Börſe oder Spe⸗ kulation, oder wie in Sowjetrußland durch eine bürokratiſche Staatsverwaltung beſtimmt. Neichserbhofgeſetzes niſchen Odal. Das Odal bzw. das Reichserb⸗ hofgeſetz verpflichteten nicht nur zum Dienſt am deutſchen Boden, ſondern auch zum Dienſt am deutſchen Blut. Am Odal. dieſem Schlüſſel zur germaniſchen Weltanſchauung, werde ſich das Schickſal unſeres Volkes und unſerer Zukunft entſcheiden und weil das Odal die Grundlage blutsmäßiger Lebens⸗ anſchauung ſei, hätten wir auch die Pflicht, den Lebenswillen unſeres Volkes wieder der heilbringenden Erde zuzuwenden. Stabshauptabteilungsleiter Dr. Rechen⸗ bach ſprach zu dem Thema„Die Erhaltung des Bluterbes“. Der Bauer wiſſe um die Na⸗ turgeſetze. Ihm ſtehe der Daſeinskampf in der Natur von kleinauf vor Augen. Dieſe Polizeiuniformen aus ganz Deutſchland fah man beim Polizei⸗Fünferkampf, der zurzeit in Berlin entſchieden wird. Unſer Bild vom erſten Kampftag zeigt die Teilnehmer beim Namensaufruf vor Beginn der Wett⸗ bewerbe, die teilweiſe in Uniform auszuführen waren. (Deutſche Preſſe⸗Photo⸗Zentrale— M.) gruppe, die zwiſchen dem Erzeuger und dem Erkenntniſſe waren bei den germaniſchen und indogermaniſchen Völkern lebendig und ſie handelten danach. Es müſſe die Pflicht je⸗ des Einzelnen ſein, ſich ſeiner Raſſe gegen⸗ über verantwortlich zu fühlen. So ſei das Ziel heute nur der germaniſche Menſch in ſeiner Reinheit und ſeinem Adel, wie er vor Jahrtauſenden in ſtiller aufbauender Arbeit heranwuchs zu der Vollkommenheit, die die damalige Menſchheit in Staunen und Be⸗ wunderung verſetzt habe. 850 000 Bauerfamilien ſeien für alle Zeiten wieder mit dem Boden verankert. Damit ſei jetzt die Grund⸗ lage für jede blutsmäßige Weiterarbeit ge⸗ ſchaffen. Das Geſetz über Neubildung deut⸗ ſchen Bauerntums ſei nichts anderes als die Uebertragung deſſen, was ſeder Gärtner mache, auf die menſchliche Gemeinſchaft. Im weiteren Verlauf der erſten Haupt⸗ tagung ſprach dann Stabshauptabteilungs⸗ leiter D. Motz über die Leibesübungen auf dem Lande. Das Ziel aller Arbeit zur kör⸗ perlichen Ertüchtigung müſſe ſein, das Bau⸗ erntum nicht nur in ſeiner Jugend, ſondern bis ins Alter hinein körperlich geſund, be⸗ weglich und elaſtiſch zu erhalten. Die Evangeliſche Kirche Reichs miniſter Kerrl vor der Studentenſchaft. Berlin, 14. Novemver. In der Neuen Aula der Berliner Univer⸗ ſität ſprach auf Einladung der theologiſchen Fachſchaft Reichsminiſter Kerrl vor einer öffentlichen Studentenverſammlung. Er be⸗ merkte einleitend, er verkenne keineswegs die Schwierigkeiten ſeiner Arbeit, aber er habe den Auftrag vom Führer in dem Glauben und in dem Vertrauen übernom⸗ men, das für den Nationalſozialiſten ſeloſt⸗ verſtändlich ſei, denn für ihn ſei die nationalſozialiſtiſche Idee Kompaß und unfehlbare Richtſchnur. Wie einſt die Wendung in den Wiſſenſchaften vom Glauben aus vorwärts getrieben wor⸗ den ſei, ſo hätten wir die Wendung inner⸗ halb der Nation vom Glauben her erlebt, wie ihn Adolf Hitler gepredigt habe. Wenn man heute komme und uns ſage: Ihr ſeid in Wahrheit nicht fromm, ihr wollt uns den Glauben nehmen“, dann könne er nur ſagen:„Wer hat denn den Glauben bewahrt in der vergangenen Zeit? Wir haben 1923 erkannt und verſtanden, was Jeſus mit dem Glauben meint, der Berge verſetzt. Wenn der Führer in ſeinem Programm den Artikek 24 aufgenommen hat, ſo iſt das Bekenntnis zum pofitiven Chriſtentum der Ausdruck einer Tatſache. Nur der kann Nationalſozialiſt ſein, der reli⸗ giös iſt. Allerdings können weder Staat noch Partei ſich an Bekenntniſſe binden, jeder Einzelne hat das Recht, in ſich ſelbſt über dieſe Dinge klar zu werden. Aber der Staat ſieht auf die Tat. Er ſieht auf die praktiſche Liebe des Volksgenoſſen zum Volksaganzen.“ Hinter uns lägen zwei Jahre ſchweren Zankes und Streites in der Kirche. Hier müſſe dasſelbe geſchehen, was vorher im Volke geſchehen ſei: die Einzelnen müßten zueinander kommen, nicht länger gegen⸗ einander ſtehen. Das Gros der Nation mar⸗ ſchiere heute mit dem Führer. Die Kirche habe zu enkſcheiden. ob ſie mitmarſchieren oder eines Tages, wenn das Volk bereits am Horizont ver⸗ ei allein zurückbleiben wolle.(Bei⸗ fall. Der Staat denke nicht daran. in Glau⸗ bensdinge einzugreifen.„Mit mir“. ſo er⸗ klärte der Miniſter,„hat der Führer und hat das deutſche Volk Intereſſe nur an einer Kirche, die aus innerem Geſetz heraus und aus freien Stücken mit uns geht. So bin ich an meine Aufgabe herangegangen, ich will dem deutſchen Volk die Sicherheit wiederge⸗ ben, daß der Staat ſeinen Grundſätzen nicht untreu wird und nicht daran denkt, Chriſten⸗ tum irgendwie anzugreifen.“ A e ee r Abſchließend ging der Miniſter auf die Entſtehung und die Arbeitsweiſe der Kirchenausſchüſſe ein: Sie hätten ſich zuſammengefunden in dem Willen, den Gemeinden ein Vorbild in der tätigen Liebe und im wahren chriſtlichen Handeln zu ſein. Das Führerprinzip ſei nicht für die Kirche(Beifall), es ſei ein po⸗ litiſches Prinzip. Die Kirche aber ſolle mit Geiſt und mit Liebe durchdringen und führen. Miniſter Kerrl ſchloß, indem er der Ueber⸗ zeugung Ausdruck gab, daß das Werk, das jetzt in der Deutſchen Evangeliſchen Kirche begonnen hat, gelingen werde, weil es ge⸗ lingen müſſe. Die Wirtſchaſtswothe Die wirkſchaftliche Lage vor Beginn des Winkers.— Die Belebung in der Bauwirk⸗ ſchaft, der Werft- und Autoinduſtrie.— Vom Brolgetreidemarkt. Das Inſtitut für Konjunkturforſchung ſchreibt über die Wirtſchaftslage im Herbſt 1935 im letzten Vierteljahrsheft zur Konjunk⸗ turforſchung Folgendes: Die Wirtſchafts⸗ tätigkeit in Deutſchland hält ſich auf hohem Stand. Zwar iſt die induſtrielle Produktion — nach der raſchen Zunahme in den erſten Monaten des Jahres— ſeit Mai im ganzen nicht mehr geſtiegen. Die Zahl der insgeſamt Beſchäftigten hat ſich aber bis in den Au⸗ guſt hinein vergrößert. Im September waren, obwohl die Beſchäftigung leicht ge⸗ funken iſt, rund 17 Millionen Menſchen „regulär“ und„zuſätzlich“ beſchäftigt gegen⸗ über 15,9 Millionen im September des Vor⸗ jahres und 13,1 Millionen im September 1932 Die Bewegungsunterſchiede, die ſchon zu Beginn des Jahres zwiſchen den einzel⸗ nen Zweigen und Gruppen zu beobachten waren, haben ſich inzwiſchen verſtärkt. Das gilt vor allem für die gegenſätzliche Entwick⸗ lung der Inveſtitions⸗ und der Verbrauchs- wirtſchaft. Die Verbrauchswirtſchaft iſt ſeit längerer Zeit im Aufſchwung zurückgeblie⸗ ben: Die im Jahre 1934 ſtoßweiſe einſetzen⸗ den Hamſterkäufe der Verbraucher ſind in ihren Nachwirkungen für Induſtrie und Handel noch nicht völlig überwunden. Die Beſchaffungen der Verbände ſind zu einem gewiſſen Abſchluß gelangt. Schließlich ſpielen Verſchiebungen und Erhöhungen bei einer Reihe von Verbraucherpreiſen eine Rolle: dadurch wird auf manchen Gebieten der Mengenabſatz gehemmt. Die Steigerung der Einkommen hat ſich im ganzen, wenn auch verlangſamt, fortgeſetzt. Stärker denn je kon⸗ zentriert ſich die Belebung der Wirtſchaft auf die Anlagetätigkeit. Die umfaſſenden Arbeitsbeſchaffungsprogramme der Jahre 1933 und 1934 ſind zwar ſo gut wie erfüllt. An ihre Stelle ſind aber namentlich die Auf⸗ gaben getreten, die ſich aus der Wiedererrin⸗ gung der Wehrhoheit ergeben. Hinzu kom⸗ men einzelne Maßnahmen zur Arbeitsbe⸗ ſchaffung(3. B. auf dem Wohnungsmarkt) ſowie die Inveſtitionen zur Verbreiterung der heimiſchen Rohſtoffbaſis. Schließlich ho⸗ len auch die Unternehmer, vor allem in den Produktionsgüterinduſtrien, manche der lange Zeit aufgeſchobenen Erſatzinveſtitionen nach. Von den Anlageinduſtrien hat ſich vor allem das Baugewerbe kräftig belebt. In manchen Gebieten war in den letzten Monaten kein arbeitsloſer Bauarbeiter mehr verfügbar; zum Teil herrſchte ausgeſproche⸗ ner Facharbeitermangel. Auf den deutſchen Werften wurden in den erſten neun Mo⸗ naten des laufenden Jahres mehr als dop⸗ pelt ſoviel Schiffsneubauten in Anariff ge⸗ nommen wie im Vorjahr; dabei handelt es ſich zum Teil auch um Handelsſchiffe für ausländiſche Rechnung die Kraftfahr⸗ zeuginduſtrie hat bis Ende Auguſt 1935 bereits die volle Jahresproduktion ron 1934 erreicht. Die arbeitstägliche Roh⸗ eiſen gewinnung iſt von 32 300 Ton⸗ nen im März auf 37 100 Tonnen im Sep⸗ tember geſtiegen. In der Induſtrie der Nichteiſenmetalle macht ſich zum Teil die Be⸗ ſchränkung der Rohſtoffverſorgung bemerk⸗ bar; immerhin bietet der vermehrte Einſatz von Leichtmetallen eine gewiſſe Entlaſtung. Die Maſchineninduſtrie hat im er⸗ ſten Halbjahr 1935 ihren Umſatz gegenüber dem Vorjahr um mehr als die Hälfte erhöht. Der Verkehr ordnet ſich in das Bild der allgemeinen Wirtſchaftsentwicklung ein. In allen Zweigen hat vor allem die Beför— derung von Anlagegütern zugenommen; z. B. iſt der Verſand von Bauſtoffen auf der Reichsbahn ſtark geſtiegen. Umgekehrt ſind die Verkehrsanforderungen aus der Ver⸗ brauchswirtſchaft gegenüber dem Vorjahr eher zurückgegangen; das gilt z. B. für den Paketverkehr der Reichspoſt. Der Außenhandel bleibt zwar noch immer von der allgemeinen Belebung aus— genommen Seit März dieſes Jahres iſt aber die Handelsbilanz leicht aktiv. Die auf Teil⸗ gebieten errungenen Ausfuhrerfolge— ſo iſt z. B. die Ausfuhr von Kohle. Papier, Eiſen, Kraftfahrzeugen, Hausrat gegenüber 1934 geſtiegen— reicht aber nicht aus. um die Rohſtoffeinfuhr auf dem Stande des Vorjahres zu halten. Solange die Ausfuhr nicht fühlbar ſteigt, iſt die Induſtrie neben den noch vorhandenen Lagerbeſtänden auf die raſche Steigerung der inländiſchen Rohſtoffproduktion angewieſen. Die Zahl der Arbeitsloſen wird in den kommenden Monaten wegen des Ein— zritts der kalten Witterung und der dadurch bedingten Einſtellung der Außenacbeiten zu⸗ Ein Biſchof als Angellagter Der Viſchof von Meißen wegen Deviſenvergehens vor Gericht Berlin, 14. November. Vor der vierten Strafkammer des Berliner Landgerichts, der Spezialkammer für Devi⸗ ſenſtrafſachen, begann am Donnerskagvor- mittag der Prozeß gegen den Biſchof von Meißen, Peter Legge, und ſeine Mitange⸗ klagten. Schon lange vor Beginn der Verhandlung wartete vor dem Eingang zum Zuhörer⸗ raum auf der Straße eine dichte Menſchen⸗ menge, die Einlaß begehrte. Der große Schwurgerichtsſaal reichte bei weitem nicht aus Für die Unterbringung der Preſſe ſind beſondere Vorkehrungen getroffen worden. Aus allen Teilen des Reiches und aus dem Ausland haben ſich die Berichterſtatter der großen Zeitungen eingefunden. Fünf Angellagte Angeklagt ſind neben dem 38 jährigen Biſchof Peter Legge ſ deſſen Bruder, der 46 jährige Dr. Theodor Legge, Ge⸗ neralſekretär der Akademiſchen Bonifatius— Vereinigung in Paderborn, ſowie der 47 jährige Generalvikar Domherr Profeſ⸗ ſor Dr. Wilhelm Soppa aus Baut— zen, die 25jährige Auguſte Klein aus Paderborn, die aber vom Erſcheinen in der Hauptverhandlung entbunden worden iſt und der 39 jährige Generalſekretär Wilhelm Freckmann vom Bonifa— tiusverein in Paderborn. Gegen dieſen iſt das Verfahren inzwiſchen vorläufig einge— ſtellt worden, weil er nur der Begünſtigung des Dr. Theodor Legge angeklagt iſt und die hierfür zu erwartende Strafe kaum ins Gewicht fallen würde, neben den fünf Jah ren Zuchthaus, die er bereits kürzlich in dem gemeinſchaftlichen Verfahren mit dem Generalvikar des Bistums Hildesheim er— halten hat. Die ſtrafrechtlichen Vorwürſe Nach dem Eröffnungsbeſchluß werden den erſten drei Angeklagten fortgeſetzte Deviſenverfehlungen in zwei Fällen, in der Zeit vom 20. Januar bis 9. April 1934 zur Laſt gelegt. Die beiden an⸗ deren Angeklagten ſollen ſich der Begün⸗ ſtigung des Dr. Theodor Legge ſchuldig gemacht haben, indem ſie bei der Durchſu⸗ chung ſeiner Arbeitsräume durch die Beam⸗ ten der Zollfahndungsſtelle belaſtende Schriftſtücke beſeitigten. Aus den Ermitt⸗ lungen der Zollfahndungsſtelle und der Staatsanwaltſchaft ergibt ſich, daß unter dem Vorgänger des angeklagten Biſchofs das Bistum Meißen im Jahre 1926 in Hol⸗ land eine 300 000 Guldenanleihe aufgenom- men hatte. Hiervon waren bereits 90 000 Gulden ordnungsmäßig getilat worden. Der Kurs der Obligationen im Ausland ſchwankte zwiſchen 40 und 45 v. H. und reizte daher nach Auffaſſung der Anklage zur weiteren Tilgung mik unerlaubten Mitteln. als infolge der inzwiſchen erlaſſenen ein⸗ ſchneidenden Deviſengeſetze der frühere Weg nicht mehr beſchritten werden konnte. Vom Jahre 1933 ab war ein Obliaationsrückkauf nur noch mit Hilfe des Exportbonds mög⸗ lich. Das verteuerte aber den Kurs erheb— lich, und daher wurde laut Anklage unker Mitwirkung des berüchtigten Dr. Hofius, des Leiters der Univerſum-Bank. ein an⸗ derer, ungeſetzlichenr Weg gefunden. Zur Tilgung der reſtlichen 210 000 Gulden der Auslandsanleihe des Bistums Meißen war ein Betrag von 180000 RM nötig. Durch Vermittlung des Dr. Theodor Legge floſſen 100 000 RM um die Jahreswende 1933/34 aus dem für Diaſporazwecke ausgeſchütteten Vermögen des Schutzengelvereins in Pader— born darlehensweiſe 100 000 RM zu. Dieſer Betrag wurde der Zweigſtelle Münſter der Univerſum-Bank überwieſen, nachdem er zur Verſchleierung ſeines Ver wendungszweckes eines Umweg über ver⸗ ſchiedene andere Banken und Konken ge⸗ nommen hatte. Die noch fehlenden 80 000 Rm wurden von dem Bistum ſelbſt aufge⸗ bracht. Es ſoll ſich da zum Teil um Ge⸗ 978 7 des Bonifatius-Vereins zur Entſchul⸗ ung eigener Gemeinden ſowie um Beträge die vom biſchöflichen Gabenkonko tammen. Von den 80 000 Rm wurde ſpä⸗ ter ein Teilbetrag von 40 000 Rm bei der Aniverſum-Bank in Münſter bar abgehoben. Die Quittung dafür erteilte Dr. Theodor Legge. Die Anklage ſieht aber als erwieſen an, daß der Betrag in Wirklichkeit dem Dr. Hofius zugefloſſen iſt, der dieſe 40 000 Rm zuſammen mit den vorerwähnten 100 000 Rm nach holland verſchoben hat. Die jeweils über die Grenze geſchmuggel⸗ ten Beträge wurden dem Bistum Meißen unter dem Decknamen„Bistum Utrecht“ bei der Univerſum⸗Bank in Amſterdam gutge⸗ ſchrieben. Die Mitſchuld des Biſchofs leitet die Anklage aus einer von ihm am 27. No⸗ vember 1933 erlaſſenen Verfügung her, wo— nach der mit der Führung des Briefwechſels und den mündlichen Verhandlungen betraute mitangeklagte Profeſſor Dr. Soppa dem Biſchof perſönlich alle acht bis zehn Tage Bericht über den Stand der Anleiheange⸗ legenheit erſtatten ſollte. Als weiterer Mit⸗ arbeiter und Berater in finanziellen Fra⸗ gen ſtand dem Biſchof ſein Bruder Theodor zur Seite. Nach Erledigung einer Reihe von Forma⸗ litäten ſchilderte der angeklagte Biſchof Legge ſeinen Lebenslauf. Er wurde als Sohn des Bierbrauereimeiſters Legge in Brakel, Kreis Höxter(Weſtfalen), geboren, wirkte zunächſt im Mansfeldiſchen als Prie⸗ ſter und war von 1911 bis zu ſeiner Be⸗ rufung als Probſt nach Magdeburg als Vikar und Studentenſeelſorger in Halle tätig. 1932 wurde er an die Spitze des Bis⸗ tums Meißen berufen. Er war ſeit Jahren im Vorſtand der Paderborner Diözeſe. Bei ſeiner Vernehmung über die ihm zur Laſt gelegten Verfehlungen erklärte der Biſchof, daß er über die Einzelheiten der wirkſchaftlichen Verhältniſſe im Bistum nicht unterrichlet geweſen ſei. Das ſei Angelegenheit des Ge— neralvikars Profeſſor Dr. Soppa geweſen. Vorſitzender: Sie ſollen ſich ſehr eingehend mit den finanziellen Nöten Ihrer Diözeſe befaßt haben. Wann haben Sie ſich über die Holland-Anleihe ins Bild ſetzen laſſen und durch wen? Angeklagter: Durch den Herrn Ge— neralvikar. Vorſitzender: Wie hoch war denn der Anleihebetrag? Angeklagter: Das weiß ich nicht. Vorſitzender: Wollen Sie anneh⸗ men, daß man wirklich glauben kann, Sie wären darüber nicht unterrichtet? Angeklagter: Ja, ich kann das nicht anders ſagen. Auf weitere Fragen des Vorſitzenden ſagte der Biſchof im einzelnen u. a. aus, ſein Bruder hätte ihm mitgeteilt, man könnte die Holland⸗Anleihe auf einem legalen Weg ab— ſtoßen. In Holland gebe es ein kirchliches In⸗ ſtitut, das habe die Möglichkeit, die niedrig ſtehende Anleihe aufzukaufen, um ſo dem armen Bistum zu helfen. Das erforderliche Geld werde bei einer Bank in Münſter ein⸗ gezahlt, die mit dem holländiſchen Inſtitut zuſammenarbeitet und das Geld zur Sicher⸗ heit für das holländiſche Unternehmen rer⸗ walte. Er, der Biſchof, hätte mit keinem Ge— danken daran gedacht, daß das Geld über die Grenze gehen könnte. Vielmehr habe man damit gerechnet, daß in ſpäterer Zeit die De⸗ viſengeſetze wieder aufgehoben würden, und dann ſollte der Ausgleich mit Holland er⸗ folgen. Den Namen des Dr. Hofius habe er erſt in den Deviſenprozeſſen gehört. Im weiteren Verlauf ſeiner Vernehmung betonte dann der Biſchof, daß er ſich für finanzielle Angelegenheiten überhaupt vicht intereſſiert habe. Auch über die Einzelheiten der Einzahlung der Gelder für das hollän⸗ diſche Obligationsgeſchäft gab er an. nichts zu wiſſen. nehmen. Die deutſche Wirtſchaft ſteht aber 1935 mit weniger Arbeitsloſen an der Schwelle des Winters als jemals in den letzten fünf Jahren. Die Angebotsverhältniſſe am deutſchen Brotgetreidemarkt haben ſich gegen die Vor— woche reichlicher geſtaltet. Die Zufuhren ſind im allgemeinen größer geworden, doch tritt dies, durch die unterſchiedlichen klimatiſchen Verhältniſſe bedingt, nicht in allen Landes⸗ teilen gleichmäßig in Erſcheinung. Die deut⸗ ſche Brotgetreideernte kommt erſt im Laufe der nächſten Wochen ſtärker in Bewegung, ſo daß in verſchiedenen Gebieten augenbſick⸗ lich noch ein Ueberwiegen der Nachfrage ge— genüber dem beſchränkten Angebot zu be⸗ obachten iſt. Wie in früheren Jahren tritt dies meiſt von Beginn der Kartoffelernte an bis zum Ende der Hackfruchternte ein, und es hängt von den Witterungsverhältniſſen ab, wie weit die Erzeuger für den Druſch und das Verladen der Ernte Zeit finden. Eine Zunahme der Anlieferungen iſt jedoch zweifellos erkennbar. Wo erforderlich, nahm die Reichsſtelle für Getreide an ſtark belie— ferten Marktplätzen auch Zufuhren auf La— ger. Im Durchſchnitt geſehen, iſt der Rog⸗ genmarkt weniger ausreichend beliefert. Je nach den örtlichen Verhältniſſen war der Weizenmarkt ebenfalls noch nicht ſo ausge— glichen, wie er es ſpäter, wenn die Ernte ſtärker in Bewegung gekommen iſt, werden wird. Ziemlich unverändert war der Ger⸗ ſtenmarkt, an dem, wie bisher, von den Brauereien eiweißarme hohe Gewichte ge⸗ fordert wurden, wobei die bewilligten Preiſe nicht immer den Erwartungen der Anliefe⸗ rer entſprachen. Kleinkämpfe bei Malalle Die Abeſſinier melden Erfolge. Addis Abeba, 14. November. Die Kämpfe in der Umgebung von Ma⸗ kalle und nördlich dieſer Stadt entwickeln ſich immer mehr zu Gefechten zwiſchen einzel⸗ nen Gruppen. Nach Meldungen, die in Ad⸗ dis Abeba von der Front eingegangen ſind, hat der Kommandant einer abeſſiniſchen Ab⸗ teilung nördlich von Makalle eine rückwär⸗ tige Verbindungslinie der Italiener ange— griffen. Bei dem Ueberfall auf eine italie⸗ niſche Kolonne ſoll dieſe vollkommen vernich⸗ tet worden ſein. Die Abeſſinier melden die Erbeutung einer vollſtändigen Lebensmittel— abteilung, beſtehend aus 81 Maultieren, fer— ner von hundert neuen Gewehren und Mu— nitionsvorräten. Die abeſſiniſchen Truppen ſollen keinerlei Verluſte erlitten und die ita— lieniſche Begleitmannſchaft unter Zurück— laſſung zahlreicher Toter in wilder Panik die Flucht ergriffen haben. Die Antwort an Italien Gemeinſame Note der Sanktionsmächle. London. 15. November. Nach einem Meinungsauslauſch zwiſchen London und Paris hat die franzöſiſche Re⸗ ierung dem engliſchen Vorſchlag zuge⸗ lere die italieniſche Proteſinote gegen ie Sühnemaßnahmen durch eine Kollekkiv⸗ note der betroffenen Mächte zu beanlworten. Die Anruhen in Aegypten Ein ſchwerer Zwiſchenfall vor den Toren Kairos. London, 14. November. Die Unruhen in Aegypten dauerten an. Im Laufe der Nacht erhielt die Polizei in Kairo die Meldung, daß etwa 1500 ägyp⸗ tiſche Nationaliſten mit Stöcken und Knüp⸗ peln bewaffnet aus Gizeh auf Kairo im An⸗ marſch ſeien. Eine Polizeiabteilung in Stärke von 200 Mann, die unter dem Befehl eines britiſchen Offiziers namens Lees ſtand, wur⸗ de der anrückenden Gruppe entgegengeſandt. Nachdem die Polizei zunächſt einigemal er⸗ folglos geſchoſſen hatte, wurde eine Salve gefeuert,. die jedoch ebenfalls nicht die gewünſchte Wir⸗ kung hatte. Ueber den weiteren Verlauf berichtet Reu⸗ ter aus Kairo, daß die Volksmenge hierauf entſchloſſen zum Gegenangriff übergegangen ſei und daß der britiſche Polizeioffizier in der Notwehr gezwungen geweſen ſei, ſeinen Revolver zu ziehen und vier der Angreifer zu erſchießen. Die Nationaliſten ſuchten alsdann das Weite Sie wurden von der Polizei verfolgt. Der britiſche Polizeibeamte O'Connor hat ſchwere Kopfverletzungen erlitten; ein bri⸗ tiſcher Polizeioffizier namens Noble wurde ſchon am Vortage verletzt. Nachdem einige Stunden Ruhe geherrſcht hatte, demonſtrierten wiederum mehrere tauſend Studenten. Andauernd ertönten Rufe wie„Hoch Aegypten! Nieder mit Eng— land! Nieder mit dem Verräter Hoare!“ An der Abbas-Brücke traf der Zug auf die Ab- ſperrung der Polizei, die unter Leitung eines engliſchen Polizeioffiziers ſtand. Ein wildes Handgemenge entſtand, in deſſen Verlauf die Polizei von der Schußwaffe Gebrauch machte. Die Menge ſtrömte zurück, wobei ſie ihre To⸗ ten und Verwundeten mit ſich nahm. Vier Studenten ſollen bei dem Zuſammen— ſtoß getötet und ſechs ſchwer verwundet wor⸗ den ſein. Von der Polizei wurde der eng⸗ liſche Offizier und ein engliſcher Sergeant ſchwer verletzt. Memels Kampf um ſein Necht Der Gouverneur verhandelt mit der deutſchen Landtagsmehrheit. Memel, 14. November. Der Abgeordnete des litauiſchen Blocks, Borchertas, der vom Gouverneur zum Lan⸗— despräſidenten auserſehen und mit der Bil dung des Direktoriums beauftragt war, hat nun, nachdem die Mehrheit des Landtags es abgelehnt hatte, mit ihm zu verhandeln, ſeinen Auftrag in die Hände des Gouver— neurs zurückgelegt. Der Gouverneur hat nunmehr mit dem Präſidium des Landtags Verhandlungen aufgenommen. Selbſt Paris iſt ungehalten Eine franzöſiſche Stimme zu den litauiſchen Willkürakten. Paris. 15. November. Die litauiſche Behandlung der Memelfrage veranlaßt das„Journal“ zu einer Stellung- nahme, die nicht aus Deutſchfreundlichkeit. ſondern lediglich auf Grund der gegebenen Tatſachen in eine Verurteilung des Verhal- kens der litauiſchen Regierung ausläuft. Das Blatt ſchreibt u. a.: Man hätte er⸗ warten können, daß die litauiſche Regierung einen der auf der deutſchen Liſte gewählten Litauer berufen würde; aber auf einmal erklärt man, daß ſie den Auftrag zur Bil⸗ dung des neuen Direktoriums einem der fünf Vertreter der litauiſchen Minderheit anvertraut hat. Das iſt überhaupt nicht mehr zu begreifen! Beinahe könnte man ſich fra— gen, ob man nicht einen Auftritt leclat) wünſchte, der den Sowjets ſo ſchön in ihr Spiel paſſen würde. Wie viel vernünftiger wäre es, wenn man die ſelbſtändige Verſaſ⸗ ſung aufrechterhalten will, ſie dann auch ſich normal auswirken zu laſſen. Auch in Dan⸗ zig hätte man die Nationalſozialiſten ver⸗ anlaßt, aus der ſo leichten Rolle der Kritiker herauszutreten und zur geſetzlich zuläzſigen Tat überzugehen. Landesſtellenleitertagung. Berlin, 15. November. Die Landesſtellen⸗ leiter des Propagandaminiſteriums verſam⸗ melten ſich zu ihrer Novembertagung im Miniſterium. Reichsminiſter Dr. Goeb⸗ bels ſprach zu Beginn der Tagung über aktuelle politiſche Fragen. Nachdem er ein⸗ gangs die bevorſtehende Tagung der Reichs⸗ kulturkammer in ihrer Bedeutung gewürdigt und anſchließend einige techniſche Fragen der Propaganda behandelt hatte. beleuchtete er eingehend verſchiedene Probleme der In⸗ nen⸗ und Außenpolitik. Mehrere weitere Referate ergänzten die Tagung, worauf den Landesſtellenleitern noch zwei Filme der Reichspropagandaleitung„Das Grabma des Unbekannten Soldaten“ und„Frieſen not“ vorgeführt wurden. 0 —* * 0 U 5 f ber.* dice 7 * Nu. —„Alſo meine verehrte gnädige Frau, was für eine 1 D Sorge führt Sie zu mir?“ 1 1,, Er zwang ſich zu einem Lächeln. Mochte Annina nur . 1 f ruhig glauben, daß er ſich nach wie vor für ſie begeiſterte. Man mußte klug ſein. Solch intrigante und eitle Frau 1 ſtieß man am beſten nicht vor den Kopf. vn.„Sie fühlen richtig, lieber Doktor Heßling. Es führt U 2 mich eine ſchwierige Angelegenheit zu Ihnen. Haben Sie , Zeit?“ * AN VON„Für Sie immer!“ ö an. Ne Heßling ſagte es mit einem tiefen Blick in Anninas a. 2 Augen. Innerlich aber dachte er: Ich wollte, ſie wäre ib* 0 ſchon fort! 5 N. . 8 N 0 68 Annina zögerte einen Augenblick: N dt Urheberrechtschutz: Fünf Türme⸗-Verlag, Halle(Saale).„Ich muß weit zurückgehen in die Vergangenheit, eines 21 Nachdruck verboten. Anwalttätigkeit hierher kam, hatte er ſich Hals über Kopf e Heßking, e 5 e 25 2 Vor der Tür ſtand ein ſommerſproſſiger, ſchlack⸗ in Annina verliebt. Ihre ſieghafte Schönheit e. Baette 355 ons- 1 ſiger Junge von etwa fünfzehn Jahren mit einem un⸗ ihn, den jungen, unerfahrenen Menſchen, völlig. Aber 1 f 5 0 3 Mer„ 5 8 nach kurzer Zeit hatte er ſehr bald die innere Leere, die alia, und ich waren Nachbarskinder. Wir lebten in unſerem verſchämten Lächeln: 0 e 115 Palazzo in Verona und waren von unſeren Eltern vr „Herr Iraf, Mutta läßt Ihnen ſagen, ſie ſchickt das berechnende Kälte der ſchönen Frau erkannt. 15 1 für die Ehe 115 3 5 1 1 e N05 letztemal mit der Rechnung! Sie hat nicht Luſt, länger zu Solange er vermögenslos geweſen, hatte Annina ihn 1 2 1 2 5 e 0 e eſtimmt. 5 3 9 5 warten. Wenn Sie nicht bezahlen können, dann können kaum beachtet. Sie gab ihm ſehr deutlich zu verſtehen, 3 liebte Giovanni zärtlich Aud dachte nicht anders, del. Sie uns ja was als Pfand geben. Wie wär's denn mit ein Mann ohne Stellung und Praxis komme für ſie nicht 1 er ſich dem Wunſche unſerer Eltern nach 1 5 Ehe af der da?“ in Betracht. Dann kam er durch ein paar glücklich ge⸗ zwiſ N 7 würde.„ daß in Italien ingen Er wies auf die Schreibmaſchine, an der Mariella ſaß. führte, große Prozeſſe ſchnell zu Ruhm und Geld. Sofort Wunſche Aer 1 für ihre Kinder auch heute noch 7 r in Mit verängſtigten Augen, ganz blaß geworden, ſtarrte änderte ſich Anninas Weſen. Sie zeigte ihm deutlich, wie ſchlaggebend ſind. Leider ging Giovanni als junger Mann einen Mariella auf den Burſchen. ſie ihn jetzt vor anderen Bewerbern bevorzugte. Sie ſchien für ein paar Semeſter nach Deutſchland, und zwar nach Der fuhr fort: nur darauf zu warten, daß er ſich erklärte. Heidelberg. Dort lernte er Marianne von Ahlfried kennen. „Soll ich das Ding jleich mitnehmen, oder wollen Sie Aber nun war er ſchon lange erwacht. Er hatte dies Er verliebte ſich Hals über Kopf in das blonde Haar und zahlen? Fünfzig Mark macht die Rechnung.“ berechnende Spiel Anninas längſt durchſchaut. Er war die blauen Augen dieſes Mädchens. Marianne von Ahl⸗ „Das gibt's nicht!“ nicht mehr der unerfahrene, glaubensſelige Tor, als der er fried nahm mir den Mann, an dem meine ganze, heiße Frau Wodny war aus der Küche herbeigeſtürzt und hierher gekommen. Annina war ſchön, hinreißend ſchön. Jugendliebe hing.“„ 5 ſchob den Jungen unſanft beiſeite: Aber was war die größte Schönheit, wenn ihr nicht auch Anninas Augen loderten. In ihnen ſtand noch heute, „Aus meinem Hauſe wird nichts mitgenommen, junger die Schönheit der Seele entſprach? Er war glücklich, nach ſo vielen Jahren, unverſöhnlicher Haß. Schaudernd K Mann! Der Herr Graf iſt mit der Schreibmaſchine hier daß er noch zur rechten Zeit ſehend geworden war. Und 14 een een. er nun den tiefſten Grund für 15 eingezogen. Die bleibt mir als Sicherheit für meine Miete. das dankte er mit Anninas Pflegetochter, der kleinen Prin— e eee 55 Und damit Schluß! Ich will Sie nicht wieder hier ſehen. eipeſſa Mariella di Bonaglia. 5 e NN 8 4 3. Pfle 5 050 eng⸗ Das iſt meine Wohnung— verſtehen Sie? Und wer Als er in die Stadt gekommen, war Mariella noch 19 5 2 2 N 3 1 1 ee 15 ohne meine Erlaubnis die Räume betritt, begeht Haus. halbwüchſig. Inzwiſchen war ſie zu einer liebreizenden ges mmen ſein nun er wurde das ſicherlich auch noch b. friedensbruch.“ jungen Dame herangewachſen. Mariella war es, die Heß⸗ aus Anninas Erzählung erfahren. lung Der Junge war erſchreckt zurückgewichen und ver⸗ lings Herz von Anninas kalter Schönheit fortzog. Ihre Schon ſprach ſie weiter: 1 i ſchwand ſchimpfend mit ſeiner Rechnung. ſeelenvollen Augen, ihr reines, ſüßes Antlitz ließen„Giovanni war mündig, als er dieſe Marianne kennen⸗ „Danke ſchön, Frau Wodny!“ ſagte Erhard mit ge- Anninas Zauber vollkommen weichen. Mit einem Schlage lernte.„Wohl verboten die Hausgeſetze der Bonaglia eine von preßter Stimme zu ſeiner Wirtin. Die ſaß ihn mit einem bedeutete die kalte, ſtolze Schönheit Anninas Heßling Che mit dieſer unebenbürtigen Baroneſſe, aber Giovanni De eigentümlichen Blick an. Ein zweiter, ſehr unfreundlicher nichts mehr. Seine ganze Seele war von Mariellas Bild ſetzte ſich einfach darüber hinweg. Er verzichtete ſogar auf 79 Blick traf Mariella. erfüllt. die Erbfolge. Beſaß er doch Geld und Gut genug. Und hn.„Danke ſchön kann jeder ſagen“, kam es dann ſpitz, Doch er wagte nicht, ihr von ſeiner Liebe zu ſprechen. das höchſte Gut erſchten ihm dieſe fade blonde Perſon. Er men.„aber ſich dankbar zeigen, das ſcheint ſchwerer!“ Er kannte Anninas Charakter gut genug. Ohnehin ging verſchwand bald aus Italien. Sein unbezähmbarer 0 Mit dieſen rätselhaften Worten verſchwand ſie wieder es Mariella bei ihrer Pflegemutter nicht allzu roſig. Er⸗ Forſchungstrieb führte ihn ſofort nach der Hochzeit wieder eng. im Hintergrunde des Korridors. fuhr Annina von ſeiner Liebe zu Mariella, ſo würde ſie es in die Fremde. Seine Frau begleitete ihn überallhin. Ein eant 1 Noch ganz weiß im Geſicht, ſah Mariella ihr nach: „Ich habe immer ſolche Angſt vor Frau Wodny, Liebſter!“ klagte ſie.„Mir iſt immer, als haſſe ſie mich und möchte mir am liebſten etwas antun, weil ich zu dir komme. Sie weiß doch nicht, daß wir verlobt ſind? Sie ſoll mich für nichts anderes halten als deine Sekretärin.“ „Mit den Wirtinnen vom Schlage der Wodny iſt das das junge Mädchen bitter entgelten laſſen. Er wollte aber nicht der Grund ſein, daß die kleine Principeſſa es noch ſchwerer im Gellernſchen Hauſe hatte. So zeigte ſich Heß— ling bewußt nach wie vor Annina als der immer ergebene Freund. Er hoffte, es würde ihm auf dieſe Weiſe am beſten gelingen, Mariella zu ſchützen. Da er der Rechts- berater Anninas war, kam er oft mit ihr zuſammen. Aber Jahr ſpäter wurde Mariella mitten in Afrika geboren. Ich bin lange, lange Zeit nicht über dieſe unglückliche Liebe zu meinem Jugendgeſpielen hinweggekommen. Ich wies die reichſten Bewerber ab. Schließlich aber ſah ich ein: ich konnte Giovanni nicht ewig nachtrauern. Ich heiratete Kurt von Gellern, den ich beim Rennen in Baden-Baden kennenlernte. Wir lebten in einer harmoniſchen Ehe. Mein Mann war, wie Sie wohl wiſſen, einer unſerer berühm⸗ 5. ö 5 V 3 Gras 5 rde i i f. ine Liebe zu Mariella. bak, ſo eine eigene Sache, Liebling die hören das Gras es wurde ihm immer ſchwerer, ſeine Liebe z 5 5 dee e e ee 5 110 wachſen! Die Wodny iſt eben eiferſüchtig, weil du jung und ſeine Abneigung gegen Annina zu verbergen. So N. 50 1 r„„ N.. und ſchön biſt, und ſie nicht. Außerdem neidet ſie dir ging er auch jetzt Annina ſehr freundlich entgegen. 5 hes% W ee 1 deinen Prinzeſſinnentitel. Ach, ich wollte, ich könnte dich„Guten Tag, Doktor Heßling! Wie geht es Ihnen?“ Die Inflation nahm mir faſt alles. Außer 8 Villa a0 vor derartigen Begegnungen ſchützen. Siehſt du es nun, fragte die ſchöne Frau mit einem liebenswürdigen Lächeln. 1 e nichts. Mein Gott, was habe ich Lacta alles 5 daß es für mich keinen Ausweg aus dieſem Elend gibt?„Immer gut, wenn ich Sie ſehe, Frau Annina!“ gab verſucht, um leben zu können! Zimmervermieten, italieni⸗ * Gib mich auf, Kind! Ueberlaß mich meinem Schickſal![Heßling liebenswürdig zurück und beugte ſich leicht über f f 5 een 13 0 e e e eee 55 b Am beſten: eine Kugel durch den Kopf. Dann hat alles Anninas Hand nurn Eprachunzerricht geen inte Nondär benen wie gs ein Ende!“ ninas Hand. man ſie nur in den Klöſtern meiner Heimat lernt, wo ich C N 5 1 b Ein triumphierendes Leuchten blitzte in Anninas Augen rzoge ede N rat wieder Gi i Mariella ſchrie auf. Sie warf ſich in Erhards Arme. Ein triumphierendes Leuchten blitzte in Anninas Augen erzogen wurde. Und dann— dann trat wieder Giovanni 3 5 l 8 f 35 l auf. Endlich wieder einmal eine wirkliche Schmeichelei] in mein Leben— er brachte mir ſein Kind. „Niemals gebe ich dich auf!“ Unendliche Liebe lag in aus dem Munde Heßlings! Sicher liebte er ſie immer Die Züge des Anwalts»eigten jetzt lebhaftes Intereſſe N dem Aufſchrei.„Sag nie mehr etwas ſo Schreckliches. Es noch und hatte nur nicht erneut den Mut gefunden, ſich Sein Kind die tleine Mari lla?“ N r 2. 22 4 1 0* Se 2 5 rie 2 hen muß ſich ein Ausweg finden. auszuſprechen. Sie hatte ihn ja früher ziemlich unverblümt A Mit re Erregung warf jetzt abgewieſen. Aber nun wollte ſie ihm doch bald einen Doktor Heßling ein; 8 b Wink geben. Als berühmter Mann mit einem Millionen-*** N 3 3 e A0 Zweites Kapitel. 3 konnte er 5 ſie werben. Sie würde es dann e ee ee e ee e ng 1 5 155 ſogar überſehen, daß er aus kleinen Verhältniſſen ſtammte ee 1 1 r eit Die Liebe eines Fürſten. eee e a Fg 1 ſchuldigen? Ich habe einen kurzen Schriftſatz zu diktieren, . 5 5 g 5 Freilich, ſie hätte einen Mann mit einem Grafen- oder der heute noch hinaus muß. Dann ſtehe ich, ſolange Sie . N„Herr Rechtsanwalt Heßling läßt bitten, gnädige Fürſtentitel bei weitem vorgezogen. Wäre Erhard von W 0 5 Verfügung ⸗ f 0 N f Frau!“ Hagen vermögend geweſen, ſie hätte nicht geruht, bis ſie 4„ e 5 1 Bewundernd ſah der kleine Büroſchreiber Annina von ihn bekommen hätte. So aber war gar nicht daran zu. Annina nickte. Doktor Heßling ſchob ihr den goldenen 0 Gell Was der Chef j ü ine Kundſ: 1 1 8 Zigarettenkaſten näher. Er bat Annina, ſich zu bedienen, g ellern nach. Was der Chef jetzt für feine Kundſchaft denken. Sie hatte im Innern längſt beſchloſſen, Frau 1 euſchtiſten lägen für die biet dem Tiſch bereit ten hatte! Wunderbar ſchön war dieſe Frau, die jetzt den Doktor Heßling zu werden. Sie ſtreifte Heßling mit einem au 9 Zeitſchriften lagen für ſie ier auf dem Tiſch ereit, 5 Korridor entlang zum Zimmer des Rechtsanwalts ging. zärtlich⸗koketten Blick. f damit ſie ſich nicht langweile, bis er wiederkäme. Dann Ein feiner Duft von Flieder entſtieg wie eine zarte Wolke dem blonden Pelzmantel mit dem hochgeſtellten Kragen. Das ſchöne, ſtolze Geſicht ſah wie eine koſtbare Blüte aus der weichen Umrahmung des Pelzes hervor. Vor der Tür von Heßlings Zimmer ſtand Annina von Gellern ſtill. Sie zog Spiegel, Puder und Schminke heraus, um ſich Lippen und Wangen nochmals ſorgfältig zurechtzu— machen. Der dachte bei ſich: Das kann ja gut werden! Was wird ſie heute wohl vorſchützen, um den Beſuch bei mir möglichſt lange aus— zudehnen? Gott ſei Dank! Er hatte ſeine Mitarbeiterin im Neben- zimmer an den Mithörapparat poſtiert. So konnte ſie jedes Wort mit ſtenographieren, das in ſeinem Zimmer ge— ſprochen wurde, eine Vorſichtsmaßregel, bei ſeinen SOs— verſchwand er im Nebenzimmer. Bald hörte Frau von Gellern ſeine diktierende Stimme. Gedämpft drang ſie an ihr Ohr. Annina aber griff nicht nach den Zeitſchriften. Sie rauchte auch nicht. Sie ſah ſtarr vor ſich hin. Die ganze Vergangenheit wurde in ihr wieder lebendig. Sie rollte ſich vor ihrem Geiſte ab, wie ein geſpenſtiſcher Film. i Walter Heßling hatte die Anmeldung von Annina von. g 5 Sri 3 6 Gellerns Beſuch mit wenig Freude aufgenommen. Aerger⸗ Fällen, wie er ſagte.. eee ar. lich klappte er das Aktenſtück, an dem er arbeitete, zu— Annina hatte ſich inzwiſchen recht vorteilhaft in den Zurück in die Vergangenheit. ler ſammen und ging in ſeinem Arbeitsraume auf und ab. großen grünen Seſſel placiert. Sie hatte ihn ſo gerückt, f 110 7 Es war ein koſtbar ausgeſtatteter Raum, ſo recht die Um- daß das Sonnenlicht nur verhalten auf ihr Antlitz fiel, eee 1 1 gebung für einen Geiſtesarbeiter und ſchönheitsdurſtigen gerade genug, um die Schönheit des blonden Haares zu hee men Menſchen wie Heßling. 5 unterſtreichen und doch die erſten leiſen Fältchen um Augen Lippen, als ſie ſo unvermutet dem Jugendfreunde gegen⸗ Die Wände des ſehr großen Raums mit ſeinen drei und Mund nicht hervorzuheben. Sie begann allerlei ge. überſtand Er hielt ein zierliches kleines Mädchen an der . breiten Fenſtern waren mit ſübergrauen Tapeten be- ſellſchaftlichen Klatſch zu erzählen und Heßling mit der Hand. Das Kind war offenſichtlich erſchrocken bei dem . kleidet. Große Bücherregale in grau Ahorn mit ſchwarzen Schilderung ihrer Triumphe bei den letzten Geſellſchaften lauten Aufſchrei der fremden Frau. Es ſah ſie r Phe im Intarſien waren in die Wände eingelaſſen und voll ge- eiferſüchtig zu machen. Wenigſtens glaubte ſie, dieſen großen, veilchenblauen Augen ängſtlich an. Abwehrend 5 füllt mit Büchern und Zeitſchriften. Vor der einen Fenſter⸗ Zweck bei ihm zu erreichen. In Wahrheit langweilte ſie beugte es ſich zurück, als Annina es küſſen wollte. In N wand ſtand ein großer Schreibtiſch. Bequeme Seſſel ihn außerordentlich. Dennoch hörte er geſpannt zu. Es dieſem Augenblick war der Funke der Feindſeligkeit gegen 4 warteten auf die Beſucher. Ein großer, handgeknüpfter war irgend etwas in ihrem Ton, was ihn zur Vorſicht Marianne von Ahlfried aus Anninas Herzen auf das 0 Teppich in grünen und grauen Tönen bedeckte faſt das mahnte. Sicherlich hatte ſie etwas auf dem Herzen— und tieine Kind übergeſprungen. Doch wurde ihr das jetzt nie 2 ganze Parkett. nichts Gutes. bewußt. All ihre Gedanken wandten ſich nun Giovanni zu. Es war ein heller Frühlingstag. Der ganze Raum lag im vollen Glanz der Mittagsſonne. Aber Walter Heßling hatte heute keinen Sinn für die Harmonie und Schönheit der Umgebung, die er ſich ſelbſt geſchaffen. Dieſer Beſuch Anninas ließ vieles in ihm wach werden. Vor Jahren freilich war das anders geweſen. Als er zu Beginn ſeiner Plötzlich kam ihm der Gedanke, daß es ſich um Mariella handeln könnte. Beinah hätte er gefragt: Handelt es ſich um Ihre Pflegetochter, die Principeſſa, gnädige Frau?— Aber Gott ſei Dank ſprach er es nicht aus. Annina brauchte nicht zu wiſſen, wie der Gedanke an Mariella ihn dauernd beſchäftigte Jung, ſtrahlend vor Glück, hatte ſie ihn zuletzt geſehen. Gebeugt, vom Leben zermürbt, von tiefem Gram zer— ſtört, ſtand er wieder vor ihr. „Giovanni, was iſt geſchehen?“ (Fortſetzung folgt.) — N W A —̃— 15 1 1 Nachdruck verboten. Erſtes Kapitel. „Niemals gebe ich dich auf!“ „Frau Pauline Wodny“ ſtand auf dem ſchlecht ge— putzten Schild an der Wohnungstür im vierten Stock. Darunter eine fein geſtochene Viſitenkarte:„Erhard von Hagen.“ Mit Herzklopfen ſtand Mariella vor dieſer Tür. Welche Furcht hatte ſie heute wieder einzutreten! Ihre Hand, die ausſah wie die Hand eines Kindes, zuckte ein paarmal nach dem Klingelknopf, um ſcheu wieder herabzuſinken. Sie fühlte, wie ihr das Herz bis zum Halſe ſchlug. Das waren nicht die vier Treppen. Wie leichtfüßig konnte ſie die ſonſt hi. auflaufen, wußte ſie Erhard allein! Heute aber hörte ſie aus der Küche, dicht am Eingang, ſchon das laute Geklapper von Töpfen. Frau Wodny war alſo zu Hauſe. Wie ſie ſich vor dieſer Frau fürchtete! Seitdem ſie hierher kam, muſterte Frau Wodnypy ſie mit gehäſſigen Blicken. Jeden Tag fürchtete Mariella, es würde zu einem Auftritt kommen. Und du lieber Gott im Himmel, was ſollte ſie tun? Erhard brauchte ſie doch! Wenn ſie ihm das Manuſfkript ſeines Buches nicht abſchrieb— wer ſollte es dann machen? Er hatte keinen Pfennig, um eine Hilfs⸗ kraft zu bezahlen. Und ausziehen konnte er erſt recht nicht Denn auch dazu fehlten ihm die Mittel. Es blieb nichts übrig; ſie mußte tapfer ſein! Sie mußte aushalten! Der Geliebte ſelbſt mußte ja noch viel Schlimmeres ertragen Ein entſchloſſener Ausdruck trat auf ihr zartes Ge— ſichtchen. Sie drückte auf den Klingelknopf. Die Klingel ſchrillte gellend. Und nun fuhr Mariella doch zuſammen: dies Klingelzeichen paßte genau zu dem ſchrillen Organ Frau Wodnys. Harte Schritte näherten ſich der Tür: „Ach, Sie ſind's ſchon wieder!“ ſagte eine große, knochige Frau mit ſpitzem Geſicht und kleinen, ſpähenden Augen.„Müſſen Sie denn jeden Tag kommen, den Goti gibt, Fräulein?“ In Mariella bäumte ſich alles auf gegen den Ton der Frau. Aber ſie mußte ruhig bleiben. Sie durfte Frau Wodny nicht reizen, um Erhards willen nicht. So ant⸗ wortete ſie denn, ſo ruhig ſie konnte: „Guten Tag, Frau Wodny! Sie wiſſen doch, ich muß Herrn von Hagen bei der Arbeit helfen.“ „Schöne Arbeit!“ höhnte die Frau, indes Mariella ſchnell an ihr vorbeizuſchlüpfen ſuchte. Doch das gelang ihr nicht. Frau Wodny ſtellte ſich ihr in den Weg: „Ich habe bis jetzt geſchwiegen, Fräulein!“ ſagte ſie mit ihrer ſchrillen Stimme.„Aber mal iſt's aus. Und ein für allemal laſſen Sie es ſich geſagt ſein, ich dulde Ihre Beſuche bei dem Herrn von Hagen nicht mehr!“ Mariella wurde ganz blaß: „Aber Frau Wodny, Sie können Herrn von Hagen doch nicht verwehren, eine Maſchinenſchreiberin zu beſchäftigen. Wie ſoll denn ſonſt ſein Buch fertig werden?“ Die Frau maß Mariella mit einem höhniſchen Blick von oben bis unten. Ihr Auge glitt von Mariellas feinem Köpfchen mit den tiefſchwarzen, weichen Haaren über das ganze zarte Geſichtchen, in dem die blauen Augen rein und groß wie die eines Kindes ſtrahlten. Dann weiter über die ganze zierliche Geſtalt in ihrem einfachen, aber tadelloſen roten Wollkleidchen. Ein weißes, handgearbeitetes Krägelchen, weiße Manſchetten und eine Reihe Knöpfe vom Hals bis herunter zur Taille waren der einzige Ausputz. Ein roter wildlederner Gürtel von etwas dunklerer Farbe um— ſpannte die zierliche Taille. Unter dem Kleid ſahen ein Paar ſehr ſchmale Füße in dunkelgrauen Seidenſtrümpfen und grauen Wildlederſchuhen hervor. Die ganze Er— ſcheinung Mariellas bot den Anblick zarteſter Mädchen⸗ haftigkeit und makelloſer Schönheit. Jeden anderen hätte dieſer Anblick rühren müſſen. In Frau Wodny aber ſchien er um ſo größere Wut zu entfachen. g„Arbeit, Arbeit höre ich wieder!“ höhnte ſie.„Möcht' mal wiſſen, wann dieſe Arbeit einen Erfolg bringen wird. Scheint auch nur'ne beſſere Art von Müßiggang zu ſein!“ „Aber erlauben Sie, Frau Wodny!“ Nun wurde Mariella doch aus ihrer mühſamen Ruhe gebracht. Sie konnte es nicht dulden, daß die Frau den geliebten Mann herabſetzte: „Das können Sie wohl nicht beurteilen! Das wird ein hervorragendes Dichterwerk!“ Frau Wodny ſtemmte die riſſigen Hände in die Hüften. Ihre grauen Augen funkelten vor Zorn: „Vielleicht kann ich das nicht beurteilen, Fräulein! Ich bin ja nicht ſo fein wie Sie und der Herr Graf! Hab' leider nichts wie meinen gewöhnlichen Menſcher verſtand! Und eine Von und Zu bin ich auch nicht! A5 Urheberrechtschutz: Fünf Türme-Verlag, Halle(Saale). das kann ich beurteilen, daß trotz all Ihrer. Maſchinen⸗ klapperei noch nicht ein roter Heller bei dieſer ſogenannten Arbeit verdient worden iſt. Im Gegenteil! Immer mehr Schulden hat der Graf bei mir. Und darum glaube ich nicht recht an die Arbeit. Wird wohl andere Gründe haben, weswegen er Sie immer hierher kommen läßt. Aber—“ Nun beendete ſie ihren Redeſchwall plötzlich. Denn mit einem heißen Aufſchluchzen floh Mariella an Frau Wodny wie gejagt vorbei. Die ſah ihr giftig nach. Na, heute hatte ſie es ihr mal richtig gegeben! Der Tippgräfin mit ihrem dummen Getue und ihrem Adelſtolz! Nächſtens würde ſie dem Grafen einmal richtig Beſcheid ſagen. Immer Schulden bei einem machen und einen an der Naſe herumführen, das gab es ja auf die Dauer nicht! Wütend vor ſich hinmurmelnd, verſchwand ſie in ihrer Küche, wo ſie Teller und Töpfe raſſelnd in die Abwäſche ſtellte. Das Zimmer, dem Mariella zufloh, lag am anderen Ende des dunklen Korridors. Sein Fenſter ging nach einem lichtloſen Hofe hinaus. Erhard von Hagen ſtand mit finſterem Geſicht da und ſtarrte hinaus. Unaufhörlich rieſelte der Regen vom grauen Himmel. Es war, als wäre es Herbſt und nicht Mai. Grau ſah das alte, verwahrloſte Haus in der König⸗ ſtraße in dieſem troſtloſen Wetter aus. Fröſtelnd ging Erhard von Hagen in dem Raume hin und her. Mit widerwilligen Blicken ſtreifte er die altmodiſchen Möbel mit ihren abgeſtoßenen Kanten und den blinden Flecken in der Politur. Wirklich: dies Zimmer war das un⸗ gepflegteſte von allen möblierten Wohnungen, die er bis⸗ her bewohnt hatte. Es klopfte an die Tür. Er wandte ſich um. „Oh, Mariella, du?“ Er ging dem jungen Mädchen ſchnell entgegen. Es war in dieſem Augenblick, als er⸗ hellte ein Sonnenſtrahl den dunklen Raum. Das lieblich⸗ ſchöne Geſicht Mariellas war wie der Frühling ſelbſt. Mariella bemühte ſich, ihre Angſt und ihr Weh zu unter⸗ drücken. Sie vermochte ſogar Erhard liebevoll entgegen⸗ zulächeln. 0 „Mariella, Liebling!“ Erhard ſchloß das junge Mädchen zärtlich in die Arme und küßte es. Sie hielt einen Augenblick ſtill unter ſeiner Zärtlichkeit. Dann entwand ſie ſich ihm ſanft: „Du wilder Menſch, ſiehſt du denn nicht, daß ich mit Paketen beladen bin? Vorſicht, daß nichts geſchieht!“ Sie legte die zahlreichen Päckchen ſorgſam auf den Tiſch mit der verſchmutzten, rotſamtenen Plüſchdecke. „Alles beſorgt, Liebſter, was du brauchſt! Farbband für die Schreibmaſchine. Papier. Ein Viertel Butter und ein bißchen Wurſt. Außerdem habe ich dir eine neue Krawatte mitgebracht. Wenn du dich bei deinem Buch⸗ verleger vorſtellen willſt, muß ich doch Ehre mit dir ein⸗ legen!“ Ihre Stimme klang leicht und fröhlich. Erhard ſollte ja nicht ahnen, welchen Auftritt ſie ſoeben mit Frau Wodny gehabt hatte. Gottlob ſchien er nichts davon ge⸗ hört zu haben. Oder doch? Warum wandte er ſich plötz⸗ lich von ihr ab? Angſtvoll ſah ſie in ſein ſchönes Geſicht, in dem ein paar kleine Falten unter den Augen davon ſprachen, daß Erhard von Hagen nicht mehr in der erſten Jugend ſtand. Auch ſein blondes Haar zeigte an den Schläfen einen Schimmer von Weiß. Aber Mariella liebte dies Geſicht. Sie liebte es mehr als ſich ſelbſt. All die jungen Männer, die ſie im Hauſe ihrer Pflege⸗ tante Annina von Gellern kennenlernte, waren ihr nichts gegen Erhard von Hagen. In ihm ſah ſie das Ideal aller Männlichkeit. In ihm verkörperte ſich für ſie alles, was ſie ſich erträumt und erſehnt. So hätte ihr Vater ausſehen können!, dachte ſie immer. Und wenn die Schaſucht nach dem früh verſtorbenen Vater ſie überfiel, dann glaubte ſie, in Erhard von Hagen einen kleinen Erſatz für ihn ge⸗ funden zu haben. In ihrer reinen Kindlichkeit ahnte Mariella nicht, daß das Aeußere eines Menſchen nicht immer das Spiegelbild der Seele iſt. Und ſo war ſie Erhard von Hagen beſinnungslos ergeben ſeit dem Tage, da ſie ihn auf dem Rennplatz durch ihre Tante kennen⸗ gelernt. Aengſtlich ſchaute ſie jetzt in ſein verdunkeltes Geſicht: „Hab' ich es nicht recht gemacht, Liebſter? Ich dachte, dieſe winzigen Kleinigkeiten würden dir Freude machen! Nun ſiehſt du beinah böſe aus!“ Erhard von Hagen ſeufzte auf: „Böſe? Mariella, wie könnte ich? Dy biſt ja ſo rührend gut zu mir. Verzeih, daß ich mich nicht freuen Zun. Gerade weil du es ſo rührend gut mit mir meinſt, eil du ſo ſelbſtlos bi“ drückt nich das alles um ſe mehr. Wenn ich noch einen Funken Ehre und Charakter hätte, dürfte ich dies alles nicht annehmen.“ Seine dunklen Augen, die ſonſt ſo ſtrahlend leuchten konnten, verdunkelten ſich wie in Traurigkeit. Wie liebte Mariella dieſe Augen mit ihrem ewig wechſelnden Ausdruck! Dieſe Augen hatten ihre junge Mädchenſeele ganz tief in einen unlöslichen Bann ver⸗ ſtrickt. Ihre zierliche Geſtalt reckte ſich auf, um den ge⸗ liebten Mann mit den Armen umfaſſen zu können. Er überragte ſie ja um Haupteslänge. Ihre weiche Stimme, in der nur ein ganz ſchwacher Klang die Italienerin verriet, war ganz von Liebe erfüllt. „Quäl' dich doch nicht mit ſolchen Gedanken, Liebſter! Wozu bin ich denn auf der Welt, wenn ich dir nicht helfen darf? Es iſt ja wenig genug, was ich tue. Ach, ich wünſchte, ich könnte dir alles Glück zu Füßen legen!“ Es kam leidenſchaftlich aus dem jungen Munde.. „Das weiß ich, Liebſtes! Und doch handle ich unrecht gegen dich. Seit einem Jahre arbeiteſt du Stunden um Stunden täglich an der Schreibmaſchine, mühſt dich für mein Werk, das vielleicht niemals gedruckt werden wird. Wer weiß, du könnteſt vielleicht längſt eine gut bezahlte Stellung haben und hätteſt mich armen Teuſel vergeſſen.“ Nun lachte Mariella auf. Es wurde ihr wirklich leichter zu Sinn. Sowie ſie fühlte, Erhard brauchte ſie, kam eine unbeugſame Kraft in ihr hoch. Sie ſchmiegte ſich eng an den hochgewachſenen Mann. „Liebſter, ſolange wir beide uns haben, dürfen wir doch nicht verzagen! Es wird einmal wieder vorwärts gehen. Glaub' es mir doch!“ Aber Erhard von Hagens Geſicht hellte ſich nicht auf: „Mariella, ich muß dir beinah undankbar erſcheinen, daß ich deine Hoffnungen immer wieder zerſtöre. Aber ſieh, eine Frau kann vielleicht nicht verſtehen, was es für einen Mann bedeutet, deklaſſiert zu ſein. Ich wünſchte, ich wäre damals draußen im Felde geblieben. Mein alter Freund Verdingen hätte mich lieber liegen laſſen ſollen, anſtatt mir das Leben zu retten. Was iſt mein Leben ſchon wert?“ Die blauen Mädchenaugen füllten ſich mit Tränen: „Und daß du für mich alles biſt— gilt das nichts, Erhard? Ich möchte Verdingen Tag für Tag auf den Knien danken. Ohne ſeine Tapferkeit, die dich gerettet hat, wäre auch mein Leben nichts mehr wert. Du weißt ja, ohne dich wäre ich mutterſeelenallein auf der Welt. Vom Vater habe ich nie mehr ein Lebenszeichen erhalten. Er iſt ja auf der letzten Forſchungsreiſe im Innern Afrikas verſchollen. Ich habe Jahre um Jahre gehofft, und ſeine Freunde mit mir. Vor einem Jahre aber ſchrieb mir einer ſeiner Freunde, daß keine Hoffnung mehr wäre. Und Tante Annina?— du weißt ja, was zwiſchen ihr und mir ſteht; ſie wird mir nie verzeihen, daß du mich liebſt, und nicht ſie.“ Und nun ſtürzten doch die Tränen aus den blauen Augen. Erhard von Hagen deckte ſeine ſchlanke, gepflegte Hand über die Augenſterne des Mädchens. Mariella ſchauerte unter dieſer zarten Liebkoſung zuſammen. Voll tiefen Glücks hielt ſie ganz ſtill. So entging ihr auch das Ge⸗ ſpannte in Erhards Ausdruck. Plötzlich fragte er: „Und du haſt von dem Freund deines Vaters, dem Herzog, nichts weiter g'hört, Liebling?“ Mariella ſchüttelte den Kopf. Aber ſie bemühte ſich, ihr Geſicht unter der ſanften Berührung zu laſſen. „Hat denn dein Vater kein Teſtament gemacht, Kind? Vor ſolchen gefahrvollen Forſchungsreiſen pflegt doch jeder Menſch ſein Haus zu beſtellen. Dein Vater hat dich ja ſo zertlich geliebt. Aus deinen Erzählungen habe ich es immer wieder herausgehört. Sollte er nicht irgendwie für dich geſorgt haben? Ob deine Tante nichts Näheres darüber weiß?“ Es klang ganz unverfänglich und wie aus der Sorge um Mariella geſprochen. Und doch, mit dem Feingefühl der reinen Seele hörte das junge Mädchen einen fremden Ton heraus. Sofort ſchalt ſie ſich. Wie kam ſie auf dieſen Gedanken? Es war doch ungeheuer wichtig, ob ſie nicht doch vom Vater her einige Mittel zu erwarten hatte. Oder ob ſie ausſchließlich von der Gnade Tante Anninas leben mußte. Ach, wäre ſie doch reich! Sie dachte nicht an ſich. Aber dann hätte ſie doch ihrem heimlich Verlobten helfen können. Denn auch Erhard beſaß nichts weiter als ſeinen Namen. f Gerade wollte Mariella antworten, da klopfte es hart an die Tür. Schnell löſte ſich Mariella von Erhard. Gleich war ſie an dem kleinen Tiſch mit der Schreib⸗ maſchine. Erſt als ſie ſich geſetzt hatte, rief der Mann: „Herein!“ (Foriſetzu an folgt.) vorge peru ergebe Durch echten innere fottige Leiche Mann findet In kurzen Worten Der Führer und Reichskanzler empfing eine Abordnung der„Deutſchen Geſellſchaft zur Rettung Schiffbrüchiger“. Auf dem Reichsbauerntag forderte Reichs- zauptabteilungsleiter Dr. Brummenbaum jeden deutſchen Bauern auf, einige Quadrat- meter Flachs zu bauen, deren Ertrag am nächſten Erntedankfeſt dem Führer und Reichskanz'er als Geſchenk des Nährſtandes ür den Wehrſtand zur Anfertigung von Drillichzeug übereicht werden ſoll. Reichsminiſter Ruſt hat an den Dichter Jakob Schaffner ein Glückwunſchtelegramm zu ſeinem 60 Gebuctstag geſandt. Borchertas hat dem Gouverneur ſeinen Auftrag zur Bildung des Memekldirektori— ums zurückgegeben. Die Wahlen in England ſind ruhig ver— laufen. König Georg II. von Griechenland iſt Donnerstag mittag von London nach Grie— chenland abgereiſt. Das franzöſiſche Außenminiſterium ver— öffentlicht eine Mitteilung, wonach das Tan⸗ gerſtatut mit Spanien bis 1948 verlängert worden iſt. ſchreitungen. In Berlin begann der Deviſenprozeß ge⸗ gen den Biſchof von Meißen. Lokales 5 Sport und Spiel Sinnſprüche. g Viernheim, 15. Nov. Es gibt keinen größeren Verſchwender als den Geizhals. Er vergeudet ſein Leben auf die Erwerbung deſſen, was er weder genießen kann noch will. *. Nicht auf den Knien darfſt du flehen Zu denen, die dir ſollten Gunſt erzeigen! Vor Gott allein darfſt du die Knie beugen, Im Menſchen ſollſt du nur den Menſchen ſehen. Böhmert. * * Die Todesurſache der bei dem vorgeſtern ſtattgefundenen Autounglück tötlich verunglückten Frau, iſt, wie die Leichenſchau ergeben hat, in inneren Verletzungen zu ſuchen. Durch den Anprall wurden die Knochen der rechten Bruſtſeite gebrochen und hierdurch die inneren Verletzungen hervorgerufen, die den ſo— fortigen Tod der Frau zur Folge hatte. Die Leiche wurde bereits heute vormittag nach Mannheim überführt, wo die Beiſetzung ſtatt— findet. Das verletzte Fräulein befindet ſich noch hier im Krankenhaus und zwar außer Lebensgefahr. Heute neuer Roman! In unſerer heutigen Ausgabe beginnen wir mit dem ſpan⸗ nenden Roman„Die Tipgräfin“, der unſeren Leſern ſicherlich viel Freude bereiten wird. * Mütter⸗ und Säuglings⸗Beratung Wie in den hieſigen Zeitungen verſchie⸗ dentlich hingewieſen wurde, findet im Anſchluß an die Säuglingsberatungsſtunde eine Mütter- beratung ſtatt(Säuglingsberatung Donners— tags von 2—4 Uhr und die Mütterberatung von 4 ½5 Uhr). Dieſe Mütterberatung wird bis jetzt kaum beanſprucht. Es wäre aber dringend erwünſcht, wenn ſich Mütter und werdende Mütter zu dieſer Beratungs- In Kairo kam es zu neuen ſchweren Aus— ö — ſtunde einfinden würden, da hier vom Arzt Erhebungen über den Geſundheitszuſtand vor⸗ genommen werden, damit nötigenfalls geſund-⸗ heitliche und wirtſchaftliche Unterſtützung ge— währt werden kann. * Brotſammlung des Jungvolks Am Freitag und Samstag wird hier durch das Jungvolk eine Brotſammlung zu Gunſten des Winterhilfswerkes durchgeführt. An die Einwohnerſchaft ergeht die Bitte, auch hier wieder ihre oft bewieſene Opferbereitſchaft zu zeigen. Lege jede Familie an den Tagen Brote, die ſie zu ſpenden ge denkt, bereit. Weiſe niemand das ſammelnde Jungvolk, das ſich uneigennützig und mit Be— geiſterung und Hingabe in den Dienſt der guten Sache ſtellt, von der Türe. Spendet möglichſt friſches Brot! Bruder, gib acht! Wir rufen zur Schlacht! Gegen Hunger und Tod! Her zu uns! Volk iſt in Not! Helft! Helft alle! Du! Du und Du! Erwürgt die Not! Packt zu! Für jeden geſpendeten Laib Brot erhält der Spender eine Künſtlerpoſtkarte. Die Badiſche Gauliga im Kampf! Am Sonntag volles Programm! Pforzheim VfR. Mannheim Karlsruher FV. VfL. Neckarau Waldhof— Germ. Brötzingen FC. Freiburg— Phönix Karlsruhe Amicitia Viernheim Mühlburg (Schiedsrichter: Nagel-Mannheim) Nach den fünf Spielen des Sonntags wird man in Baden etwas klarer ſehen. Der 1. FC. Pforzheim wird vorläufig nicht von der erſten Stelle zu verdrängen ſein, ſelbſt wenn er gegen den Meiſter VfR. Mannheim verlieren ſollte, was vorläufig ja noch nicht „amtlich“ iſt. Daß die Raſenſpieler doch wie⸗ der gut beiſammen ſind, haben ſie zuletzt gegen Benrath gezeigt. Sie werden auch in Pforzheim gut ſpielen, allerdings wird es für ſie ſchwer ſein, beim„Club“ Punkte zu holen. Recht offen erſcheint auch die Begegnung zwiſchen dem Karlsruher FV. und dem VfL. Neckarau. Zwar hat der KFV. am Sonntag in Brötzingen gutes Können gezeigt, aber Neckarau iſt doch höher einzuſchätzen als Bröt— zingen und deshalb trauen wir den Mann- heimer Vorſtädtern in Karlsruhe ſchon einen Punktgewinn zu. Der SV. Waldhof müßte mit Germania Brötzingen ſicher fertig werden, dagegen wird der große„Pokalkämpfer“ Freiburger FC. ſelbſt auf eigenem Gelände gegen Phönix Karlsruhe einen ſchweren Stand haben. Auch Amicitia Viernheim hat trotz dem Platzvorteil gegen den in der Abwehr recht ſtarken VfB. Mühlburg noch keineswegs gewonnen. * Winterhilfsſpiele der Fußballer! Die Grünen in Weinheim! Für die WHW⸗ Spiele am 20. Nov. (Buß- und Bettag) iſt folgendes Rahmen⸗ programm aufgeſtellt worden: In Heidelberg: Bezirksauswahlmannſchaft Sportverein Waldhof. In Weinheim: FV. Weinheim Amicitia Viernheim. In Mannheim: Nordbaden ſpiel: Rugby Gau Baden weſt. VfR. Mannheim ſpielt in Saarbrücken. J. Ulernbeimer Confilmschau Pat und Patachon ſchlagen ſich durch und Die Abenteuer der Biene Maya Achtung! Achtung! Heute Freitag(Nur 1 Tag) im Central-⸗Film⸗-Palaſt! Pfalz; als Vor Gau Süd⸗ Achtung, heute Freitag bringt man den letzten und ſchönſten Pat und Patachonfilm uns Viernheimern zur Aufführung. Alles Irdiſche iſt vergänglich, doch ihre vollendeten Witze und überwältigende Komik wird allen Filmfreunden noch ſehr lange in Erinnerung bleiben. Kein Filmfreund verſäume daher den letzten und ſchönſten aller Pat und Patachon- filme. Man lacht ſich krumm, man lacht ſich ſchief und hat wirklich gar keine Zeit dazu, daß man in dieſem Film Abſchied nimmt von Pat und Patachon Abſchied für immer! Keiner kann an gegen die kindliche Fröhlich— keit, die ſie verbreiteten, jeder muß mit, jeder muß lachen.... Und es iſt eine Freude zu bemerken, daß gerade ihr letzter Film in allen Punkten ein Erfolg geworden iſt. Abenteuer Pat und Patachons im Penſionat, auf dem Schiff, an der Wanderbühne, reißen auch heute zu Lachſtürmen hin. Das Publikum quittierte die ewig wirkſamen Poſſenſtücke von „Lang und Kurz“ mit nicht endenwollendem Gelächter. Dieſer Film hat neben den anderen Pat und Patachonfilmen den Vorteil, ſich durch delikate Geſangseinlagen und durch einen gradioſen ſich ſteigernden Abſchluß beſonders zeliebt zu machen, ſodaß das Publikum lachend aus dem Theater geht. Alles Gute heute Abend zum großen Abſchiedsabend des beliebten Komikerpaares Pat und Patachon. Die „Verwaltungsreſorm von unten“ In Heſſen ſchon vor zwei Jahren begonnen ** Frankfurt a. M., 15. Nov. Das Gau⸗ preſſeamt teilt mit: Die„Frankfurter Zeitung“ vom 1. November berichtet unter der Ueberſchrift„Verwaltungsreform von unten“, daß beim Beſuch des Staatsſekre⸗ tärs Dr. Pfundtner vom Reichsinnenmini— ſterium bei der Regierung in Mecklenburg der Staatsminiſter dieſes Landes dre Grundſätze für den Verwaltungsaufbau auf— geſtellt habe und zwar: 1. Erhaltung jeder Ortſchaft als Gemeinde, 2. Zuſammenfaſſung aller ſtaatlichen Lokal⸗ inſtanzen unter dem Landrat. 8. Errichtung der Landeszentralbehörd. unter einem Miniſter unter Angliederung der bisher ſelbſtändigen Miniſterien als Fachabteilungen. Obwohl das Land Heſſen in dieſer Ver⸗ öffentlichung als ein Land mit zentraler Re⸗ gierungsform unter einheitlicher Leitung nebenbei erwähnt wurde, iſt beſonders auf folgendes hinzuweiſen: Der Reichsſtatthalter in Heſſen hat nach einigen Monaten Uebergangszeit das vor⸗ erwähnte Ein-Miniſter⸗Syſtem für Heſſen eingeführt. So war Heſſen das erſte Land Deutſchlands, welches das frühere Staats- miniſterium mit ſeinen zuletzt vier ſelbſtän⸗ digen Miniſterien bereits 1933 in eine ver— einfachte Zentralregierung mit einigen Fach— abteilungen umwandelte. Die Zuſammenſetzung der ſtaatlichen Lo⸗ kalbebörden unter den Kreisämtern. di— den preußiſchen Landratsumtern entpre⸗ chen, iſt längſt weiteſtgehend durchgeführt. Hieraus ergibt ſich, daß die für Mecklen⸗ durg erwähnten drei Grundſätze bereits vor 2 Jahren im Lande Heſſen zur Durchfüh⸗ rung gekommen ſind. Heſſen iſt aber auch das erſte Land, wel. hes ſeit dem 1. März 1935 überhaupt kei⸗ zen beſonderen Miniſter mehr hat, da von zieſem Zeitpunkt ab dem Reichsſtatthalter in Heſſen ſelbſt die Führung der Landesre— ierung übertragen wurde. Die einzelnen e unterſtehen ihm unmittel⸗ dar. So iſt Heſſen das erſte Land ohne Mi⸗ niſter, das Land, das die einfachſte Verwal⸗ tungsform hat, das an die Reichsverwal⸗ kungsreform in der Spitze am weiteſten herangeführt worden iſt. Was Du für das WW opferſt, Du dem Deutſchen Volk! opferſl Amtlicher Teil Bekanntmachungen Betr.: Sperrzeiten für Kraftſtrom⸗ abnehmer. Mit Rückſicht auf den nunmehr ein⸗ tretenden erhöhten Lichtbedarf in den Abend⸗ ſtunden ſind wir gezwungen, die Sperrzeiten für die Kraftſtromabnehmer ab ſofort wie— der einzuführen. Die Kraftſtromabnehmer ſind verpflichtet, bei Eintritt der Dunkel⸗ heit bis 9g Uhr Abends die Motoren abzuſchalten. Dieſe Maßnahme iſt dring⸗ end notwendig, um einerſeits eine ſtörungs⸗ ſreie Stromverſorgung zu gewährleiſten und andererſeits eine Verteuerung des Strombe— zugs zu vermeiden. Wir werden die Einhaltung der Sperr⸗ zeiten anhand unſeres regiſtrierenden Watt⸗ meters überwachen laſſen und bei Zuwider⸗ handlungen geeignete Maßnahmen zur Ab— hilfe ergreifen. Auch hat der Zuwiderhan— delnde zu gewärtigen, für die durch ihn her— vorgerufene Verteuerung der Stromkoſten einen Zuſchlag auf ſeinen Strompreis zahlen zu müſſen. Viernheim, den 13. November 1935 Betr.: Erhebung einer Getränke⸗ ſteuer in der Gemeinde Viern⸗ heim. Wir erinnern hiermit die Wirte an als⸗ baldige Abgabe der Getränkeſteuer-Erklärungen für Oktober 1935. Viernheim, den 13. November 1935 Betr.: Das Faſelweſen. Folgende zuchtuntaugliche Faſeltiere ſol⸗ len abgeſchafft werden. 1 Bulle 1 Eber 3 Ziegenböcke. Angebote ſind bis Dienstag, den 19. ds. Mts., vormittags 11 Uhr, bei uns einzu- reichen. Das Angebot für den Bullen und Eber hat für das kg. Lebendgewicht zu lauten. Viernheim, den 13. November 1935. Bürgermeiſterei Viernheim Bechtel Im runden broß-format! Auch lhre Erfahrung wird bestätigen, doß Wertvoller Tabok sein Aromo im runden format vorzüglich entwickelt. 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M annſchaft iſt ſpielfrei. Heute Freitag Abend 8,30 Uhr in der Sporthalle wichtige Spieler⸗ Ve erſammlung, wozu alle Aktiven erſcheinen müſſen. Die Schüler wollen um 8 Uhr erſcheinen und die Trikots abliefern. Da ab 10. Nov. 1935 für jeden Aktiven der Reichsbundpaß beſchafft ſein muß, muß heute Abend bei der Verſammlung von jedem Spieler das Lichtbild abgeliefert wer⸗ den, andernfalls tritt Spielſperre ein. Die Tuusende bon Trũnen rühren wird ⁊u schamen armen Kleinen. n n 2 2* ä — —— Oie Geschichte der kleinen Muri- ella ist so ergreifend, daß sie Leserinnen ⁊u Ind nie- mand hraucht sieh dieser Trdnen Klothiide bon Steg- mann mult den Leidenstoeg dieser der keine Not. ſceine Demutigung erspart bieibt. die fur andere sogar ins Gefangnis wandern muß. in erschütternden Szenen Mit so tiefer Hingabe, mit so uuel Sinn für das Fruuenherz. daß alle Gestalten, nicht nur die kleine Mariella, unbergessen bleiben. Wer den Roman einmal gelesen hat. der vergibt inn nicbt mehr. n Unser neuer Roman,. heute seinen Anfang nimmt! Päſſe ſind bereits vorhanden, aber jeder Paß 10 mit dem Lichtbild verſehen ſein. Die Spielleitung. Morgen Samstag von 3—5 Uhr Aus⸗ zahlung und Einzug der Ausgleichsbeiträge. Der Vorſtand. Untererhebſtelle Viernheim Zeitpacht für das Jahr 1935, geld, ohne Mahnkoſten bezahlt werden kann. Zeitpacht. Wir machen darauf aufmerkſam, daß ſowie Holz— nur noch bis Mittwoch, den 20. 11. Müller Central-Film-Palast— Ichtung! Nur heute Freitag! Mur 1 Tag! Den letzten u. lustigsten aller Pal und Palachontfilme. Ein Lacherielg ohne gleichen. Man lacht Iränen, man tobt vor Lachen. Mit diesem Film nehmen Pat und Patachon ihschied für immer. Wer über die beiden nochmals herz- lich u. kräftig lachen will der komme heute. Im Beiprogramm sehen Sie den ein- zigartigen, schönen Tonfilm Die Abenteuer der Biene Maya Nach dem Erfolgreichen Roman von Waldemar Bonsels. Wir erleben in großer Spannung ein Stück Natur, eine bunte Welt voll Abenteuer. Dazu: 1. Ballade vom Hnauserisch 2. Dle neueste Ula- Jonwoche. Alle Filmfreunde besuchen den letzten und schönsten Pat u. Patachonfilm. von jungem 2 Zimmer Ehepaar in ruhigem Hauſe zu mieten geſucht. Von wem, ſagt der Verlag d. Ztg. Leu pin- Creme und Seife. Seit über 20 Jahren beſtens be⸗ währt bei Nauducheg Flechte Ausſchlag, Wundſein u. s. w. flora-Arog. k. Rlehler Zu vermieten ſchöne große 3 Zimmer-Wohnung und Küche, ab 1 Dezember. Frau Lehrer Kalt Wtw. Kreuzſtr. 17 Zu verkaufen 5 Jtr. gelbe Speiſe⸗ Kartoffel Von wem, ſagt der Verlag d. Ztg. finden ein angenehmes Lin⸗ derungsmittel gegen den läſtigen Raucherkatarrh in den echten „Kaiſer's Bruſt⸗Caramellen“ Nehmen Sie zwiſchendurch immer wieder eine ſolche A lllllinnntaa nn danntettunumtue, 3 Hohlen- Scheine dminmaunmammunnnmmmmmnunm n Aiiludununnnnmnnimmmumnmnmnmmumumnmmumun nnn mmm nehme entgegen. 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Moskopp Adolf Hitlerſtraße 15 Kleinanzeigen koſten nur wenige Pfennige, bringen aber ſicheren Erfolg. z eee ke a Fünf Türme- Verlag. Halle(Saale). 53 „Hände hoch!“ rief Mac Lean.„Es iſt zu ſpät. Gies Abend, meine Herren. Starren Sie mich nur nicht ſo an. Es iſt nicht mein Geiſt. Ich lebe noch. Was Sie in meinem Zimmer getroffen haben, war nur eine gut ausgeſtopfte Puppe in meinen Kleidern— hat zwar ein Loch in dem Anzug gekoſtet; aber ich bin großzügig.“ Die beiden Verbrecher hatten nicht gewagt, aufzuſtehen. Angeſichis der ſchußbereiten Piſtolen ſahen ſie, daß jede Gegenwehr vergeblich war. Sie knieten da, hielten die Arme in die Höhe und ſahen mit wütenden Augen auf Mac Lean und den Polizeibeamten neben ſich. Mac Lean und der Polizeibeamte gingen näher und näher auf die beiden Verbrecher zu. „Haben Sie Ihre Handſchellen parat, Kommiſſar?“ fragte Mac Lean.„Gut! Ich halte die beiden inzwiſchen mit dieſen Revolvern in Schach.“ Der Kommiſſar gab Mac Lean ſeinen Revolver, ging auf den jungen Mann zu. In dieſem Augenblick ſprang dieſer auf, ſtieß von hinten mit furchtbarem Stoß gegen den Polizeibeamten. Der taumelte vorwärts auf Mac Lean zu. Mac Lean geriet ins Wanken. Der zweite Ver⸗ brecher ſprang auf, wollte von ſeitwärts an Mac Lean betau. Da, in dieſem Augenblick, ertönte Laufen von vielen Schritten. „Strengen Sie ſich nicht an!“ rief Mac Lean und ſtieß mit dem Fuß einen der Verbrecher vor den Bauch.„Da oben kommen ſchon die anderen.“ Und wirklich, die Wendeltreppe hinab ſtürmte das Ueberfallkommando, allen voran Inſpektor Bruce. Zwei Minuten ſpäter waren die Verbrecher gefeſſelt.] Hatte ihr „So! Das hätten wir!“ ſagte holte tief Atem.„Was gibt's denn hier noch?“ „Das hier“, ſagte Mac Lean, kniete raſch nieder, hob eine Decke von einem Gegenſtand, der ſich darunter befand. Entſetzt ſahen ſich die beiden Männer an. Unter der Decke verborgen lag, mit dem weißen Geſicht eines Toten, Friedrich Borgloh. Eine Chloroformmaske lag auf ſeinem Munde. Mit einem Griff riß Mac Lean die Maske fort. „Waſſer!“ ſagte er zu einem der Beamten.„Draußen vor dem Haus iſt ein Brunnen!“ Der Beamte ſtieg eilig die Kellertreppe empor; man hörte ihn davonlaufen. Inſpektor Bruce fragte leiſe: „Iſt er tot?“ Mac Lean ſchüttelte mit dem Kopfe. „Ich glaube nicht. Die Atmung ſcheint noch zu funk⸗ tionieren. Wir müſſen ihn ſchleunigſt ins Hoſpital ſchaffen. Aber ſagen Sie nur, Inſpektor Bruce, wie kommen Sie denn um Gottes willen hierher? Wer hat Ihnen denn die Meldung gemacht?“ „Ich bin angerufen worden. Man hat mir geſagt, ich möchte ſofort mit Beamten hierherkommen. Es droht hier jemandem eine Gefahr. Ich nehme an, daß dieſer Bewußt⸗ loſe Herr Profeſſor Borgloh iſt!?“ Mac Lean nickte. „Das iſt er. Aber wer um Gottes willen hat Ihnen dieſe Meldung gemacht?“ „Jemand, der ſeinen Namen nicht nennen wollte; auf alle Fälle aber eine Frau.“ „Eine Frau?“ „Ja! Und eine, die offenbar eine furchtbare Angſt hatte, daß Borgloh etwas geſchehen könnte. Nun, wenn wir nach Scotland Yard zurückkommen, werden wir ſchon feſtſtellen, wer angerufen hat.“ Mac Lean ſah ernſt aus. Nur eine einzige Frau konnte ahnen, was hier geſpielt worden war! Sollte ſie es ſein, die in letzter Minute verſucht hatte, Borgloh zu retten? Gewiſſen geſchlagen? Das würde alles Inſpektor Bruce und Kommende etwas leichter machen. Der Poliziſt war nun inzwiſchen wiedergekommen. Mac Lean rieb die Schläfen Borglohs mit Waſſer ein. Borgloh ſeufzte tief auf— öffnete einmal die Augen. Sein Blick war leer und verwirrt. Sofort ſchloß er auch die Augenlider wieder. Vorſichtig faßten die Poliziſten den ohnmächtigen Mann an und transportierten ihn die Kellertreppe hinauf. „Zum nächſten Hoſpital!“ befahl Inſpektor Bruce. „Kommen Sie mit, Mac Lean?“ Ich bleibe noch hier! Ich will hier dieſe Verbrecher⸗ höhle noch etwas näher beſehen. Vielleicht gibt es noch allerhand Ueberraſchungen.— Die eine Ueberraſchung kann ich Ihnen ſchon voraus ſagen“, meinte Mac Lean, „Sie werden vermutlich hier eine vollſtändig eingerichtete Falſchmünzerwerkſtätte finden. Kommen Sie nur ein⸗ mal mit.“ Er öffnete eine zweite Tür, die von dem unterirdiſchen Raum aus in einen anderen führte. Ein elektriſcher Schalter war an der Wand. Mac Lean ſchaltete nun bas Licht ein. „Tatſächlich!“ ſagte Inſpektor Bruce erſtaunt. Was ſich ihren Augen hier zeigte, war eine vollkommen eingerichtete Werkſtätte für Banknotenprägungen. Die Preſſe war aller⸗ neueſter Konſtruktion. Und ſämtliche Gerätſchaften, die zur Herſtellung von Banknoten erforderlich, waren in beſter Ausführung vorhanden. „Woher haben Sie denn das nur wieder gewußt, Mac Lean?“ fragte Inſpektor Bruce. Er war beinah etwas ärgerlich. Immer kam dieſer Mac Lean und fiſchte ſeinen Leuten von Scotland Yard die beſten Brocken vor der Naſe weg. „Das werde ich Ihnen alles im Zuſammenhang er⸗ tlären, lieber Bruce. Jetzt bin ich dafür, daß wir uns ſchleunigſt in das Haus Friedrich Borglohs begeben und die beiden Parkins verhaften. (Fortſetzung folgt.) liefert Apotheker H. Weitzel; Rathaus-Dro⸗ gerie Peter Moskopp; und wo prompt Plakate ſichtbar. und billig Buchdruckerei 2 8 (Gier — 0 tets! fh Nur ei Viede lich. herk, alen jeder! dienſt der oh bundes für de renbol einzel öffne ſation an Wenn beſchl ſchicht. Erinn war e gewiß geskan geit chloſſe die fo Schon ſchalt genden daten Top d heit v münde gung wieder des S. auflöſ ehrendt 5 0 Die ſelbſtve um den Konf summer Frage und del immer Kriege Kampf ben. 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