— und ein erl. cht leit lite 3 (Biernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Erſcheint täglich mit Ausnahme der W und Feiertage.— Bezugspreis monatl. eilagen: zweimal jährlich den Sommer- und Winter- Fahrplan. Wandkalender.— Annahme von Bezugs⸗Beſtellungen in der Geſchäftsſtelle u. bei den Boten Weitverbreitete Tageszeitung— nacbrichten- und Anzeigenblatt Fernſprecher 117.— Drahtanſchrift: Anzeiger, Viernheim— Poſtſcheck 21577 Frankfurt Einzel⸗Verkauf der Zeitung von der Geſchäftsſtelle 5 Pfg., Samstags 10 Pfg. 1,40 Mk. frei ins Haus gebracht.— Wochenende“, a. M.. Viernheimer Anzeiger Viernheimer Zeitung „Illuſtrierte und den wöchentlich das Geſchäftsſtelle u. von (Biernheimer Bürger-Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die 12geſpaltene Millimeter⸗Zeile 3 Pfennig, Textſpalte 12 Pfennig bei Wiederholung abgeſtufter Nachlaß.— Annahmeſchluß für Anzeigen aller Art vor⸗ mittags 9 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer ſämtlichen Anzeigen⸗Mittlern Deutſchlands u. des Auslandes Ankündigungen in adleser Zeitung finden weiteste Verbreitung Platzwünſche bei Anzeigen werden nach Möglichkeit verückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 36 Nr. 269 Montag, den 18. November 1935 52. Jahrgang Valdwins Wahlſieg Der Wahlerfolg des engliſchen Regie⸗ rungsblocks iſt größer, als wohl allgemein erwartet wurde. Gewiß wird die Oppoſition bedeutend ſtärker ſein als im letzten Unter⸗ haus, wo ſie nach der bekannten Niederlage der Arbeiterpartei int Jahre 1931 faſt zur völligen Ohnmacht verurteilt war, aber die Mehrheit der Regierungsparteien iſt mit 242 Stimmen— im früheren Parlament waren es 413— immer noch erdrückend. Im einzelnen haben die Regierungs⸗ parteien folgende Gewinne und Verluſte zu verzeichnen: Konſervative: 6 Gewinne und 78 Verluſte, Simon⸗Liberale: 1 Gewinn und 9 Verluſte, Nationale Arbeiterpartei: 1 Gewinn und 7 Verluſte. Bei der Oppo⸗ ſition haben die Arbeiterparteiler 98 Ge⸗ winne und 3 Verluſte. Die Unabhängige Arbeiterpartei hat 1 Gewinn, keinen Verluſt. Die Oppoſitionsliberalen haben 3 Gewinne und 11 Verluſte. Bekanntlich iſt infolge der Eigenart des engliſchen Wahlſyſtems unter Umſtän⸗ den ein mehr oder weniger großes Mißver⸗ hältnis zwiſchen den tatſächlichen Wahl⸗ reſultaten und den Geſamtziffern der für die einzelnen Parteien abgegebenen Stimmen möglich. Das war in ausge⸗ ſprochenem Maß bei den Wahlen des Jahres 1931 der Fall, deren Ausgang ein ſo ſchwe⸗ rer— wie man ſchon glaubte, vernichtender — Schlag für die Arbeiterpartei war, und iſt auch diesmal feſtzuſtellen. Denn eine Zu⸗ ſammenrechnung der im ganzen Lande abge— gebenen Stimmen ergibt ein weſentlich an⸗ deres Bild als die Abgeordnetenzahlen. Da⸗ nach ſtimmten— allerdings nach einer Zwi⸗ ſchenzählung— für die Regierungsparteien etwa 9,6 Millionen Wähler, für die Oppo⸗ ſition 8,1 Millionen. die Wahlbeteili⸗— gung war diesmal nicht beſonders ſtark. Im ganzen haben von einer 31,3 Millionen betragenden Wählerſchaft 21,6 Millionen, etwa 71,4 v. H., ihre Stimme abgegeben. Bei den letzten Wahlen im Jahre 1931 war die Wahlbeteiligung 79,8 v. H. In der eng⸗ liſchen Hauptſtadt haben die Regie⸗ rungsparteien 14 Sitze verloren, beſitzen je⸗ doch mit 37 von insgeſamt 62 Sitzen noch die Mehrheit. Bei Betrachtung der Ergebniſſe in den einzelnen Landesteilen zeigt ſich, daß die Regierung die ſtärkſte Mehrheit im eigentlichen England beſitzt, wo das Verhältnis von Regierung zu Oppoſition etwa 3:1 lautet. Die regierungsfreundliche Preſſe weiſt darauf hin, daß niemals zuvor eine britiſche Regierung, die bereits vier Jahre im Amt war, ein ſo gewaltiges Ver⸗ trauensvotum erhalten hat. Außerdem wird darauf hingewieſen, daß die nationale Re⸗ gierung die erſte ſeit dem Krieg iſt, die zwei Parlamentswahlen hintereinander gewon⸗ nen hat. Unter der Ueberſchrift„Ein Triumph der Stetigkeit“ ſchreibt die„Times“, das Wahlergebnis ſei ein perſönlicher Triumph für Baldwin. Auf Grund der glänzenden Leiſtungen der nationalen Regierung und eines ernſthaften Proö— gramms habe er die Oeffentlichkeit überzeu— en können, daß der Kampf nicht zwiſchen dem Fortſchritt und der Reaktion, ſondern zwiſchen dem verantwortlich berechnenden Fortſchritt und dem unverantwortlichen Tau— mel liege. Das britiſche Volk habe der gan⸗ zen Welt den unleugbaren Beweis ſeiner Stetigkeit geliefert. Unter Hinweis auf den verhältnismäßig knappen Unterſchied zwi⸗ ſchen den für die Regierung und den für die Oppoſition abgegebenen Stimmen ſchreibt das Blatt, die Regierungspolitik ſei offen⸗ ſichtlich darauf abgeſchnitten, klare Entſchei⸗ dungen zu ſichern und nicht ſämtliche Mei⸗ nungsfärbungen im genauen rechneriſchen Verhältnis wiederzuſpiegeln. Die konſervative„Morning Poſt“ weiſt beſonders auf die Niederlage der Li⸗ beralen hin. Die Tatſache, daß die Mar⸗ kiſten einen beträchtlichen Stimmenzuwachs erhalten haben, müſſe eine Warnung für die Konſervativen ſein, nicht auf ihren Lorbeeren auszuruhen und nicht untätig zu ſein. Die Gefahr ſei weiter vorhanden. Das große Werk der engliſchen Wiederaufrüſtung müſſe jetzt in Angriff genommen werden. Dies hebt auch das Rothermere-Blatt„Daily Mail“ hervor. Die Regierung habe jetzt ein Man⸗ Der Dritte Neichsbauerntag Fortgang und Abſchluß der öffentlichen Haupttagung in Goslar Goslar, 16. November. Im weiteren Verlauf der Haupttagung des Dritten Reichsbauerntages ſprach zu⸗ nächſt Stabsamtsführer Dr. Reiſchle über„Geſittung aus dem Blut“. Er erklärte u. a., der Nationalſozialismus ſähe alle wahre Kultur aufs engſte verknüpft mit der Arbeit ſchöpferiſcher Menſchen. Stets ſeien die edelſten Schöpfungen der Menſchheitsge⸗ ſchichte von Völkern hervorgebracht worden, die, ſo ſagte der Redner, desſelben nordiſch⸗ germaniſchen Blutes ſeien. Die Geſittung eines Volkes gleiche der Ernte des Bauern auf dem Felde. Die Geſittung aus dem ger⸗ maniſch⸗deutſchen Blut feiere ihre Neuerſte⸗ hung und ſei beſchloſſen im Nationalſozialis⸗ mus. Im Erbhofgedanken ſei die Brücke zum Odalsgedanken geſchlagen worden, dem ehernen Lebensgeſetz der Vor⸗ väter. In Adolf Hitler ſei derjenige Mann aufgeſtanden, der, wie der Redner meinte, zum erſten Mal in der Geſchichte der Menſch⸗ heit auf einem völlig neuen Erkenntnisboden den rieſenhaften Kampf gegen den Unter⸗ gang eines Volkes aufgenommen habe. Er habe damit gleichzeitig die Vorausſetzung für die Erhaltung der abendländiſchen Geſittung geſchaffen. Sodann ſprach der Staatsſekretär im Reichs⸗ und preußiſchen Miniſterium für Er⸗ nährung und Landwirtſchaft Backe über „Volksgebundene Wirtſchaft im Gegenſatz zur jüdiſchen Wirtſchaftsweiſe“. Er meinte, daß es nur durch die Aufſpaltung aller Be⸗ griffe und Zerſetzung aller Zuſammenhänge in einer nunmehr hinter uns liegenden Zeit gelungen ſei, auch die beiden Begriffe Volk und Wirtſchaft zu trennen und ſogar zuwei⸗ len in einen Gegenſatz zueinander zu brin⸗ gen. Der Redner ſprach ſodann von Zuſam⸗ menhängen zwiſchen liberaliſtiſcher Wirr⸗ ſchaft und Bolſchewismus. Die letzte Konfe⸗ quenz der Entwicklung zur volksfremden Wirtſchaft ſei der Bolſchewismus. Da es für den Bolſchewismus einen Organismus „Volk“ nicht mehr gebe, habe auch die Wirt⸗ ſchaft ihren Sinn, dem Volk zu dienen, ver⸗ loren. Der Bauer in Deutſchland habe unter Hitlers Führung den Gedanken einer volks⸗ verbundenen Wirtſchaft als Erſter voll auf⸗ genommen und ihn für ſeinen Bereich in die Tat umgeſetzt. Neichsminiſter Kerrl ſprach als nächſter Redner über„Ord— nung des deutſchen Volksbodens“. Volk und Raum ſeien die beiden Grundfaktoren der Politik. Ueberall auf der Welt gelte der Satz, daß der Boden auf die Dauer nur dem gehöre, der ihm durch den Pflug eng ver— bunden ſei. Den bäuerlichen Charakter der deutſchen Agrarverfaſſung habe das römiſche Recht mit allen ſeinen Folgen überwiegend vernichtet. Wenn der Nationalſozialismus in Deutſchland neue Lebensgrundlagen für das Bauerntum ſchaffen wollte, ſo mußte er vor allem die aus dieſem artfremden Recht her⸗ vorgehende liberaliſtiſche Beweglichkeit des Bodens beſeitigen. Die nationalſozialiſtiſche Agrargeſetzgebung ſichere heute die Lebens⸗ fähigkeit der Erbhöfe und mache damit den r K 0000T0T0T0T0bbbb dat für die Wiederaufrüſtung erhalten und müſſe ſofort eine ungeheuere Verſtärkung der engliſchen Luftflotte und eine Vermeh⸗ rung der übrigen Streitkräfte in Angriff nehmen. England müſſe ſich von internatio— nalen Verwicklungen fernhalten, und das Motto„England zuerſt“ über ſeine Politik ſetzen. Im übrigen bedauern die Blätter, die der Regierung naheſtehen, allgemein die Niederlage Macdonalds. Mit gro⸗ ßer Ausdauer und perſönlichem Mut hat Ramſay Macdonald in ſeinem Bezirk Seaham um ſeinen Platz im Unterhaus gekämpft und ſich zahlreichen groben Anrempelungen aus⸗ geſetzt. Er ſelbſt bezeichnete ſich bei ſeiner Rückkehr nach London als„völlig erledigten Bauern wieder zum Fundament des Staa⸗ tes. Sie gewährleiſte auch die Bodenſtändig⸗ keit des ſiedelnden Bauern und ſtelle eine Treibkraft zur Neubildung von Bauerntum im menſchenarmen Oſten. Dieſe zweckvolle Neuordnung des deutſchen Raumes habe die Reichsſtelle für Raumordnung zu verwirklichen. Planungsbehörden ſollten bei dieſer Arbeit die Oberpräſidenten und Reichsſtatthalter werden. Ein großer Teil ihrer Ordnungsaufgaben hänge mit der na⸗ türlichen Lage der Dinge in der Landwirt⸗ ſchaft zuſammen, ſo daß gerade mit dem Reichsernährungsminiſterium und dem Reichsnährſtand eine enge Zuſammenarbeit vor ſich gehe. Das allgemeine agrariſche Bodenrecht ſei mit den Geſetzen für die Er⸗ haltung des Bauerntums zu einem gewiſſen Abſchluß gelangt. Um ſo mehr ſei aber auf dem Gebiet des Baurechts zu tun. Für die Allgemeinheit ſchädliche oder unrationelle Nutzung werde der Staat im Intereſſe des Volksganzen zu verhindern wiſſen. Die Raumordnung erſtrebe, daß die Verteilung des Bodens und die Art ſeiner Nutzung ſowie der Einſatz aller wirtſchaft⸗ lichen und kulturellen Kräfte in einer Weiſe erfolge, die geeignet ſei, einen zweckmäßigen und bodenverbundenen Siedlungs⸗, Wirt⸗ ſchafts⸗ und Volksaufbau ſicherzuſtellen mit dem Ziel, jedem Volksgenoſſen eine wahre Heimat und das größte Maß von Lebens⸗ möglichkeiten zu ſchaffen. Reichsarbeitsführer Hierl ſprach anſchließend über den„Reichsarbeits⸗ dienſt als Dienſt an Blut und Boden“. Die Sicherung der Ernährungsfreiheit ſei die große ſtaatspolitiſche Aufgabe des Reichs⸗ nährſtandes. Zu ihrer Erfüllung trete der Reichsarbeitsdienſt an die Seite des Reichs⸗ nährſtandes. 200 000 Arbeitsmänner böten ihre Arbeitsfäuſte dem Reichsnährſtand an. Der Arbeitsdienſt ſei für jene Bodennutzungsarbeiten anzuſetzen, deren Bewältigung durch die Privatwirtſchaft nicht möglich oder nicht zweckmäßig, deren Durchführung aber von volkswirtſchaftlichem Wert ſei. Die jährliche Ertragsſteigerung bei Ausführung von Landeskulturarbeiten durch den Arbeits- dienſt ſei ſchon beim gegenwärtigen Einſatz des Arbeitsdienſtes auf durchſchnittlich 10 v. H. des Geſamtaufwandes, alſo einſchließlich der Koſten der Organiſation des Arbeitsdien⸗ ſtes anzuſetzen. Für den wirklich planvollen und zweckentſprechenden Einſatz des Reichs- arbeitsdienſtes im Sinne der Erzeugungs- ſchlacht müßten dem Arbeitsdienſt durch den Reichsernährungsminiſter die nötigen Kre⸗ dite gewährt werden. Für dieſe ſeien die Träger der Arbeit nach Maßgabe der durch die Leiſtung des Arbeitsdienſtes erzielten Ertragsſteigerung zugunſten des Reiches zu belaſten. Dem Reichsarbeitsführer müſſe in den nächſten Jahren durch einmalige Mittel zur Beſchaffung von Reichsbarackenlagern die Möglichkeit gegeben werden, die Arbeits— abteilungen dort einzuſetzen, wo dies der Reichsernährungsminiſter beantragt. Dieſe alten Mann“. Die beiden Macdonalds ſind, wie wir ſchon berichteten, die beiden einzigen Mitalieder des Kabinetts, die ihren Platz im Parlament verloren haben. Am knapp⸗ ſten war der Sieg Sir Simons. Innerhalb des Regierungsblocks werden die Konſervativen, wie die eingangs wiedergegebenen Zahlen ankündigen, von nun an über eine noch größere Macht ge⸗ bieten. Zu ihrem bedeutendſten Zuwachs wird der bekannte Schriftſteller Harald Ni⸗ colſen gerechnet. Vielbeſprochen wird auch die Wahl des jungen Aſtor. Das Anwachſen der Oppoſition, das immerhin hinter den Er⸗ wartungen zurückblieb, hat für die Regierung den Vorteil, daß ihrer Stellung der Not⸗ charakter genommen worden iſt. Zuſammenarbeit des Reichsarbeitsdienſtes mit dem Reichsnährſtand habe auch große bevölkerungspolitiſche Bedeutung. Im glei⸗ chen Sinne wirke der freiwillige Frauen⸗ arbeitsdienſt. Gegen den Sinn des Reichsarbeitsdienſtes wäre es, raffgierige Bauern, die ſich die Ein⸗ ſtellung von Knechten, Mägden und Ernte⸗ arbeitern leiſten könnten, die Kräfte zu er⸗ ſparen. Ferner müſſe bedacht werden, daß der Reichsarbeitsdienſt nicht nur eine Ar⸗ beitsgruppe in der Erzeugungsſchlacht, ſon⸗ dern vor allem eine Schule der Nation zu ſein habe. Dies bedinge gewiſſe Beſchrän⸗ kungen in der Arbeitsdienſtzeit und der An⸗ legung kleinerer Arbeitslager. Standortver⸗ teilung, raſche Arbeitsbereitſchaft, Diſzi⸗ plin und ſachkundige Führung machten den Arbeitsdienſt auch zum Einſatz bei Waſſer⸗ und Brandkataſtrophen auf dem Lande be⸗ ſonders geeignet. Neben der praktiſchen Bedeutung dürfe aber auch die ideelle Bedeutung nicht über⸗ ſehen werden. Die Einführung der allgemei⸗ nen Arbeitsdienſtpflicht ſei der ſtärkſte Schlag gegen ein entartetes Zeitalter ge⸗ weſen, das die Arbeit des Bauern wie jede Handarbeit überhaupt mißachtete. Den Ar⸗ beitsmännern werde eingeprägt, daß es eine Ehre iſt, den deutſchen Boden bearbeiten zu dürfen. Deshalb werde es nicht verſtanden, wenn die vom Arbeitsdienſt übernomme⸗ nen Arbeiten auch von Zuchthäuslern ausge- führt werden. Wir wollen ein Geſetz, das lautet:„Arbeiten am deutſchen Boden zur Schaffung neuen und Verbeſſerung vorhan⸗ denen Kulturlandes ſind Vorrecht des freien deutſchen Mannes, Strafgefangene dürfen hierfür nicht verwendet werden.“ Der Reichsarbeitsführer ſchloß mit dem Hinweis auf die Erziehung zur national⸗ ſozialiſtiſchen Weltanſchauung durch Wort und Tat, die als wichtigſte Erziehungsauf⸗ gabe von den Führern des Arbeitsdienſtes der bäuerlichen Jugend zu leiſten ſei. Neichsführer 55 Himmler, der ebenſo wie ſeine beiden Vorredner Kerrt und Hierl zu den Ehrenmitgliedern des Reichsbauernrates zählt, ſprach über„Die Schutzſtaffeln als antibolſchewiſtiſche Kampf⸗ organiſation“. Er ging von dem Kampf ge⸗ gen das Judentum aus, der ſich durch die ganze deutſche Geſchichte hindurch, angefan⸗ gen von der germaniſchen Frühzeit bis zur Gegenwart, hinziehe. Das Schickſal des deut⸗ ſchen Volkes habe ſich oft an einem entſchie⸗ den: an der Nichtunterordnung, der Unter⸗ ſchätzung des Geaners und wirklichkeitsfrem⸗ den Wünſchen. Demgegenüber ſei ein Geg⸗ ner aufgetreten, der nüchtern, Schritt für Schritt, rechnend mit den Wirklichkeiten des politiſchen Kampfes trotz des niederen Blu⸗ tes und trotz geringſter Kultur oft geſiegt habe. So ſei das deutſche Volk aus eigener Schuld den ſchweren Weg der letzten 2000 Jahre gegangen. Nun ſei es an der Zeit, aus dieſer geſchichtlichen Entwicklung heraus grundſätzlich zu lernen. An der Entſtehung der preußiſch⸗deutſchen Armee erläuterte dann der Redner den Weg zur Disziplin und aus dieſer Entwicklung heraus die Auf⸗ gaben der Schutzſtaffeln. Als erſte Richtlinie gelte für die SS die Erkenntnis vom Wert des Blutes und der Ausleſe. Dieſe Voraus- ſetzung habe bereits im Jahre 1929 gegolten und werde gelten, ſolange es eine chutzſtaf⸗ fel geben werde.„Wir haben von ſeher den Ehrgeiz gehabt, in jedem Kampf und an je⸗ der Stelle die Beſten ſein zu wollen“, erklär⸗ te Reichsführer Himmler.„Wir freuen uns hierbei, wie bei jedem Menſchen und jedem Verband, der mit ſeinen Leiſtungen und ſei⸗ nem Kampfgeiſt dem unſeren gleichkommt oder uns überflügelt, denn jeder, der uns gleichkommt, iſt ein Gewinn für Deutſchland und wäre für uns der Beweis, daß wir ſelbſt zu wenig Kraft in uns hatten und daß wir unſere Anſtrengungen zu verdoppeln, unſeren Willen zum Kampf noch zu läutern und unſere Härte gegen uns ſelbſt noch zu ſtählen haben.“ — Als weitere Richtlinie und Tugend der Schutzſtaffeln führte der Redner die Begriffe Ehre und Treue auf. Beide ſeien unlösbar voneinander, wie das auch in dem Satz zum Ausdruck kommt, den der Führer den Schutzſtaffeln geſchenkt habe„Meine Ehre heißt Treue“ und in dem Satz des alten deutſchen Rechtes„Alle Ehre kommt von der Treue“. Als vierte Richtlinie und Tugend ſtellte dann der Reichsführer den Gehorſam her- Höhepunkt des Reichsbauerntages geſtaltete. aus, der bedingungslos aus höchſter Frei⸗ willigkeit kommt, aus dem Dienſt, aus unſe⸗ rer Weltanſchauung. Die SS verbitte es ſich, deswegen, weil ſie ſich als Gemeinſchaft nicht für dieſe oder jene Konfeſſion feſtlegte, Wortes Heide als Atheiſten verſchrien zu werden. Der in der Schutzſtaffel von Anbeginn an vertretene Gedanke des Blutes wäre zum Tode verurteilt, wenn er nicht unlösbar mit der Ueberzeugung vom Wert und von der Heiligkeit des Bodens verbunden wäre. Von Anfang an habe das Raſſen⸗ und Siedlungsamt in ſeinem Namen den Begriff„Blut und Boden“ in anderen Worten, aber in demſelben Sinn niederge⸗ legt. Es ſei kein Zufall, daß der Reichs⸗ bauernführer des Deutſchen Reiches ſeit Jah⸗ ren als Führer der SS angehört und als Obergruppenführer Chef dieſes Raſſen⸗ und Siedlungsamtes ſei, ſo wie es kein Zufall ſei, daß der Reichsführer SS dem Reichs⸗ bauernrat angehört. „Da wo die Bauern Adolf Hitler ſehen,“ ſo ſchloß der Reichsführer,„werden ſie die Schutzſtaffeln als treueſte Freunde an ihrer Seite haben, genau ſo wie die Schutzſtaffeln wiſſen, daß auch der deutſche Bauer ihnen als beſter Kamerad und Freund zur Seite ſteht.“ Die große Schlußkundgebung Die Schlußkundgebung des Reichsbauern⸗ tages, die noch einmal eine grundſätzliche Zuſammenfaſſung der Ergebniſſe der ver⸗ ſchiedenen Einzel⸗Arbeitstagungen brachte, wurde durch eine Rede des Reichsobmannes der bäuerlichen Selbſtverwaltung, Staatsrat Meinberg eingeleitet, der in großen Zügen darlegte, daß unſerer Generation die Geſchichte nicht etwas Geſchehenes, ſondern auch heute noch weiter wirkende Kraft iſt. Notwendig aber ſei das Wiſſen um die Geſchichte des Volkes, denn, ſo führte Staatsrat Meinberg aus, dieſes Wiſſen ſei nichts anderes als das Wiſ⸗ ſen um die Geſetzlichkeit unſeres Blutes. Die deutſche Geſchichtsſchreibung ſei immer ſtärker von einer volksfremden Denkart diktiert worden und da dem deut⸗ ſchen Volke ſeit Bismarcks Tod der wegwei⸗ ſende Führer fehlte, flüchtete die deutſche Ge⸗ ſchichtsſchreibung ſich in die Abſeitsſtellung einer dem Ringen der Gegenwart bezie⸗ hungsloſen Objektivität. Reichsobmann Meinberg erhob hier gegen die dringende Forderung, daß die Geſchichts⸗ betrachtung in Deutſchland wieder wirkende Kraft werde und daß es dazu ſelbſtverſtänd⸗ lich einer gründlichen Reviſion ihrer grund⸗ ſätzlichen Frageſtellung bedürfe. Dieſe Ent⸗ wicklung ſei heute möglich. denn die Erleb⸗ niſſe des nationalſozialiſtiſchen Aufbruches befähigten uns, in der Geſchichte die große Stunde des Zuſammenklanges blutverbunde⸗ ner Einheit von Volk und echtem Führertum zu erkennen und die Verpflichtungen zu ver⸗ ſtehen, die die Schöpfung dieſer ſeltenen Ein⸗ heit für uns bedeute. Sodann entwickelte der Redner ein Bild der deutſchen Geſchichte um Heinrich J., den er als eigentlichen Gründer des Deutſchen Reiches bezeichnete. Er ſchil⸗ derte die ſchwierige Lage des Reiches beim Tode des letzten oſtfränkiſchen Karolingers und die überragende Bedeutung Heinrichs J., des Bauernkönigs, für die Zuſammenfaſſung der deutſchen Nation. „Heinrich J. und ſein Sohn Otto J.“, ſo ſchloß Reichsobmann Meinberg ſeine Aus⸗ führungen,„haben in jenen Jahrhunderten die Keime jenes Schickſals gelegt, das heute noch als Erbe und. in unſerer Zeit unter Mißbrauch des fortwirkt. Die Sachſenkaiſer haben dem deut⸗ ſchen Volke den Weg zur Weltgeltung ge⸗ bahnt. Aber auf der höchſten Höhe ihrer Macht erliegen ſie nicht dem imperialiſtiſchen Rauſch um der Macht willen, ſondern Macht iſt für ſie immer nur eine Funktion völker⸗ verbindender Ordnung. Auch dieſes Erbe iſt dem deutſchen Volke ſtets lebendig geblieben, weil es ſeiner Art entſpricht. Je ſtärker das Deutſche Reich war, um ſo bereitwilliger war es ſtets, dem Frieden der Welt zu dienen. Wir deutſchen Bauern aber müſſen den Blick weiten für die großen Zu⸗ ſammenhänge der deutſchen Geſchichte, nicht unbewußt, ſondern mit vollem Bewußtſein aus der Erkenntnis dieſer Zuſammenhänge die Geſetzgebung des Blutes erkennen, um aus ihr die Kraft zu ſchöpfen, die wir nötig haben, um unſere Tagesarbeit leiſten zu kön⸗ nen.“ Hamſterware wurde beſchlagnahmt. Würzburg, 18. Nov. Bei einer Hauskon⸗ trolle in Würzburg wurde bei einer Familie feſtgeſtellt, daß ſich die Familie überreichlich gerade mit jenen Lebensmitteln eingedeckt hatte, die gegenwärtig infolge Verknappung in geringerer Menge abgegeben werden. Da die Beſtandsaufnahme ergab, daß hier von einem Eindecken nicht mehr die Rede ſein konnte, ſondern eine üble Hamſterei vorlag, wurden die Lebensmittel beſchlagnahmt und an bedürftige Volksgenoſſen verteilt. Ausllang in Goslar Heß und Darre vor dem deutſchen Candvolk. Goslar, 18. November. Zum letzten Male verſammelten ſich die 3000 Bauernführer und Gäſte zur letzten Haupttagung, die ſich durch die großen Re⸗ den des Stellvertreters des Führers und des Reichsbauernführers gleichzeitig zum Der Sprecher des Reichsbauernrates, Mi⸗ Riſterpröſident a. D. Granzow hieß beſon⸗ ders den Stellvertreter des Führers. die Reichsleiter Buch, Ley, Himmler. Bormann und Baldur von Schirach, die Reichsminiſter Generaloberſt von Blomberg und Kerrl, Staatsſekretär Körner in Vertretung des preußiſchen Miniſterpräſidenten ſowie die Vertreter der Partei. des Staates und der Wehrmacht herzlich willkommen. Mit langanhaltenden Heilrufen und Bei⸗ fallskundgebungen wurde ſodann Reichsminiſter Darre begrüßt, als er die Rednertribüne Als wir im vorigen Jahre, Reichsbauernführer, zur Erzeugungsſchlacht aufriefen, da erregte unſere Abſicht das Kopfſchütteln aller nicht in unſeren Reihen ſtehenden Sachverſtändigen der Wirtſchaft. Heute kann man mit Recht behaupten, daß der Agrarpolitik des Nationalſozialismus ein voller Erfolg beſchieden geweſen iſt. Die Reichsregierung hat in allen weſentlichen Punkten die Verpflegung des deutſchen Volkes ſicherſtellen können. Daß wir heute noch an den Jolgen der Wirtſchaftspolitik der Vergangenheit leiden, fi ſelbſtverſtändlich, das zeige ſich am ehe⸗ en auf dem Gebiete der Jetlverſorgung. Man könne nicht erwarten, daß die Schäden einer ſeit 80 Jahren fehlgeleiteten Wirr⸗ ſchaftspolitik in zwei kurzen Jahren national— ſozialiſtiſcher Agrarpolitik vollkommen zu beheben ſeien. Das Fettproblem ſei heute in Deutſchland ein Deviſenproblem und könne nicht ohne Beziehung zum Rohſtoffproblem, das ebenfalls ein Deviſenproblem ſei, beur⸗ teilt werden. Das deutſche Volk müſſe ſich heute immer wieder die Frage vorlegen, ob es lieber ausreichend Butter eſſe oder im Intereſſe ſeiner Arbeitsbeſchaffung ſich vor⸗ übergehend einſchränke. Mit Befriedigung könne er feſtſtellen, daß ſich die Lebenshaltung im nationalſozialiſtiſchen Staat erheblich ge⸗ beſſert habe. In Uebereinſtimmung mit dem Führer könne er erklären, daß weder der Führer noch er daran denke, zum Karten⸗ ſyſtem überzugehen. Der Redner ging dann auf die Kritik an der Marktordnung ein. Man könne die Marktordnung nicht beurteilen, indem man auf die Organiſationsformen hinſtarre, ſon— dern man müſſe ſie beurteilen auf Grund ihrer Leiſtung gegenüber der Nahrungsmit⸗ telverſorgung des deutſchen Volkes. So habe, um nur ein Beiſpiel anzuführen, die Ordnung des Milchmarktes in Württemberg zu einer Steigerung der Milcherzeugung um faſt 30 o H. geführt. Es ſei kein Zufall. daß man dieſe Feſt⸗ ſtellungen wirtſchaftspolitiſcher Natur in dem gleichen Jahre treffen könne, das uns die Wehrfreiheit gebracht habe. Denn es beſtehe zwiſchen dem Wehrſtand und dem Nährſtand eine ſehr viel unmittelbarere Verbindung und ein viel engerer Zuſammenhang, als das gewöhnlich in der breiteren Oeffentlichkeit geſehen und erkannt werde. Man könne kein freies Bau⸗ erntum haben, ohne gleichzeitig das Schwert zu ſchmieden. das die Freiheit des Bauern ſchützt. Der Bauernſohn Scharnhorſt ſchuf die Grundlagen der deutſchen Armee, deren letzter heute noch lebender Generalfeldmar⸗— ſchall an ſeinem Lebensabend wieder Bauer wird. Bauer im Reiche Adolf Hitlers. der beſtieg. die Schmach von 1918 zu tilgen wußte und uns das Volksheer von 1935 gab. Der Reichsbauernführer behandelte in ſeinen weiteren Ausführungen die Grundlinie der Erzeugungsſchlacht. Es gehe vor allem darum, die unter dem normalen Durchſchnitt liegenden Betriebe auf ein normales Maß der Erzeugung zu bringen. Wir können allerdings die Erzeu⸗ gungsſchlacht nur gewinnen, wenn wir uns ganz rückſichtslos zur Leiſtung bekennen. Wir werden zum Beiſpiel auf dem Gebiete der Tierzucht zukünftig nur noch der Lei⸗ ſtung des Tieres eine Anerkennung zuteil werden laſſen und zwar Leiſtungszucht auf eigenwirtſchaftlicher Futtergrundlage. Dar⸗ über hinaus will ich der bodenſtändigen Leiſtungszucht wieder zum Siege verhelfen. Ich habe mich entſchloſſen, abgeſehen von der Vollblut⸗ zucht bei dem Pferde, zukünftig keine Tiere mehr zu Prämiierungen zuzu' aſſen, die auf ein ausländiſches Tier als Vater oder Mut⸗ ter zurückgehen, es ſei denn, daß die Ein⸗ fuhr des ausländiſchen Elterntieres aus Gründen der Zucht ausdrücklich gebilligt und genehmigt worden iſt. Bei dieſer Gelegenheit muß ich auch gegen den immer wieder vorgebrachten Einwand Stellung nehmen, als wenn das Reichs⸗ erbhofgeſetz die letzten wirtſchaftlichen Möglichkeiten im Dienſte der Erzeugungs- ſchlacht verhindere. Die Aufnahme einer dinglich geſicherten Schuld auf den Erbhof iſt ſa mit Einwilligung des Anerbengerichtes jederzeit möglich. Vielfach iſt mir auch nahegelegt worden, ſo führte Darre meiter aus. die Betonung begann der der Autsfragen im Bauerntum nicht ſo ſehr in den Vordergrund zu ſtellen. Die Führung des Reichsnährſtandes iſt jedoch entſchloſſen, auf dem Gebiete der Blutsfragen die durch Reichsgeſetz geforderte Aufgabe zu bewäl⸗ tigen. Ueberall dort, wo noch Hausmarken oder Bauernwappen vorhanden ſind, werden wir den Stolz des Bauerntums auf dieſe alten Kennzeichen ſeines Geſchlechtes fördern. Gerade in der Frage des Blutes kann am einfachſten die Brücke zwiſchen Stadt und Land, zwiſcher Bauerntum und Arbeitertum geſchlager werden. Es iſt eine Beleidigung unſeres Bauern⸗ tums und unſeres geſamten Landvolkes, ihm die Religion abſprechen zu wollen. Aller- dings eines habe ich zu verhindern gewußt, daß nämlich der Streit um kirchliche Dogmen in das Landvolk hineingetragen wird. Dem Führerkorps des Reichsnährſtandes iſt es daher verboten worden, ſich in irgendwelche kirchliche Fragen einzumiſchen. Die Führung des Reichsnährſtandes haß aus ſolchen Erkenntniſſen die klare Folge- rung gezogen, daß dort, wo der deutſche Bauer leben und gedeihen will, der Jude und ſeine Wirtſchaftsmethoden nicht herr⸗ ſchen dürfen. Wir ſind daher entſchloſſen, als National- ſozialiſten und als verankworkungsbewußze Bauernführer unbeirrt unſeren Weg zu ge⸗ hen, damit am Ende nicht nur geſichert iſt das deulſche Bauernkum, ſondern infolge ſeiner Eigenſchaft als Blutsquelle des deukſcher. Volkes auch das ganze deutſche Volk und da⸗ mit das heilige, ewige Dritte Reich unſere⸗ Führers Adolf Hitler. Die Ausführungen des Reichsbauernfüh⸗ rers riefen begeiſterte Zuſtimmung hervor. Nachdem er Sprecher des Reichsbauern- rates eine Dankadreſſe von Vertretern des ausländiſchen Landvolks an den Reichsbau⸗ ernführer verleſen hatte, ergriff der giellvertreter des Führers, Nudolf Heß. das Wort, um dem deutſchen Bauernvolk die Grüße des Führers zu entbieten. Er betonte zunächſt, daß nirgends anſchaulicher als hier zum Bewußtſein gebracht werde. daß im deutſchen Bauerntum beſte Art unſe ⸗ res Volkes durch die Jahrtauſende erhalten geblieben ſei. Gerade denen, die Raſſe und Eigenart bewahrt haben, müſſe der jüdiſchs Bolſchewismus Feind ſein. Durch den Hun⸗ ger ſollte Deutſchland in den Bolſchewismus getrieben werden, und wie nahe Deutſchland vor der nationalſozialiſtiſchen Machtergreꝛ⸗ fung ſchon vor dem Bolſchewismus ſtand, das ſei der Welt noch nicht genügend zum Bewußtſein gekommen. Nachdem Adolf Hitler mit ſeiner organiſation in zwölfter Stunde die bolſchewiſtiſche Organiſalion in Deutſchland niederwarf, ſetzte der im Ju⸗ dentum verkörperte Volſchewismus ſeinen Kampf von außen herfort; denn nichts an⸗ deres ſei die jüdiſche Boykotthetze gegen deut⸗ ſche Waren. Man wollte Deutſchlands Aus⸗ fuhr weiter abwürgen. Wenn dieſe Rechnung fehlgeſchlagen ſei, ſo ſei dies in erſter Linie neben den zielſicheren Maßnahmen der na⸗ tionalſozialiſtiſchen Regierung der wiederer⸗ weckten Kraft des deutſchen Bauerntums zu danken. „Die Erzeugungsſchlacht, ſo rief der Stell- vertreter des Führers aus. iſt im weſent⸗ lichen eine Abwehrſchlacht gegen den Bol. ſchewismus: mit Stolz ſtellen wir feſt, auch dieſe Schlacht in unſerem VBerteidigungskrieg gegen die rote Flut war erfolgreich.“ Nur den könne es wundern. daß im Verlauf dieſer Schlacht auch Schwierigkeiten aufgetreten ſeien. der eine Schlacht mit Parademarſch verwechſelt. Auf den End⸗ erfolg komme es an, und der ſei in der gelungenen Abwehr des Hungers als des gefährlichſten Kampfmittels des Bol ſchewismus erreicht. Wenn wir auch genötigt geweſen ſeien, uns ſo weit wie möalich von der Welt unabhängig zu machen, ſo ſeien uns damit noch autarke Beſtrebungen gegen unſeren Willen aufgezwungen worden. Es ſei Deutſchlands feſte Ueberzeugung, daß wirtſchaftliche Beziehungen und Handels⸗ austauſch mit anderen Völkern der Erhal⸗ tung des Friedens dienlich ſind. Zu des neuen Deutſchlands größten Lei⸗ ſtungen gehört, daß das deutſche Volk vor dem Hunger bewahrt blieb. zwiſchen⸗ Was bedeuten demgegenüber 9 durch auftretende kleine Schwierigkeiten wie das* von 10 Prozent des Feltbedarfs oder des Schweinefleiſchs! „Ich weiß ſehr wohl einzuſchätzen. ſagte Rudolf Heß, was es für einen Schwerarbei⸗ ter bedeutet, wenn er nicht ganz das Quan⸗ tum Fett erhält, das er benötigt. Aber ich weiß auch, daß nichtsdeſtoweniger der deut⸗ ſche Arbeiter es iſt, der ſich am wenigſten durch einen vorübergehend auftretenden Verzicht erſchüttern läßt, umſo weniger, als er ſieht, daß nicht böſe Preistreiberei auf dem Buttermarkt infolge der Verknappung etwa unter dem Einfluß ausländiſcher Spe⸗ kulanten geduldet wird. Der deutſche Arbei⸗ ter ſieht, daß das geſamte deutſche Volk in nationaler Diſziplin einen vorübergehenden Mangel dadurch leichter erträgt, daß es ihn unterſchiedslos auf ſich nimmt.“ Der deutſche Bauer habe, ſo führte Ru⸗ dolf Heß zum Abſchluß der Tagung aus, neben der ehrenvollen Aufgabe, die materielle Lebensgrundlage unſeres Volkes zu ſichern, noch ein weiteres koſtbares Gut zu betreuen: das beſte deutſche Blut. Nie möge das Bauerntum vergeſſen, daß es auch ſeine Rettung Gegen⸗ duſtrieerzeugniſſe im Inlande nicht ſteſgen zu laſſen. Der Miniſter unterſtrich ferner die Notwendigkeit einer engen Zuſammenarbeit mit der Deutſchen Arbeitsfront. Die deutſche Wirtſchaft werde nie wieder hoch⸗ kommen, wenn der alte Gegenſatz zum Ar⸗ beitertum wieder aufklaffe. Er könne nur allen Wirtſchaftsführern ans Herz legen, einen dauernden, engen Kontakt mit der Gefolg⸗ ſchaft zu pflegen und insbeſondere in den in der Bildung begriffenen Arbeitsausſchüſſen von Menſch zu Menſch zu ſprechen. Dann werde auch die Verſtändigung mit dem Ar⸗ beiter leicht ſein. Hinſichtlich der allgemeinen Wirtſchaftslage müſſe jeder Unternehmer davon ausgehen, daß heute mehr oder weniger große Schwie⸗ rigkeiten vorhanden ſeien. Er dürfe daher nicht ſagen,„es geht uns ſchlecht, der Staat muß uns helfen“, es müſſe vielmehr mit abſolutem Selbſtvertrauen und mit eiſerner Entſchloſſenheit jeder an ſeinem Platz an ſeine Arbeil gehen. Der Devſlenprozeß gegen den Biſchof von Meitzen Der Biſchof von Berlin ſoll vernommen werden. Berlin, 18. November. Im Deviſenprozeß gegen den Biſchof von Meißen gab der Vorſitzende dem Antrag der Verteidigung auf Vernehmung des Biſchofs von Berlin Dr. Graf Preyſing ſtatt. Er ſoll als Sachverſtändiger zu der Frage vernom⸗ men werden, inwieweit ſich ein Biſchof um die verwaltungstechniſchen Dinge ſeiner Diö⸗ zeſe bekümmern muß. Die Ladung ſoll für Dienstag erfolgen. Ferner ſtimmte das Ge⸗ richt der Vernehmung des Pfarrers Bayer aus Leipzig zu. Weitere Beweisanträge wurden abgelehnt, insbeſondere auch der Antrag auf Anſtellung von Ermittlungen in Holland. Anſchließend trat das Gericht in die Zeugenvernehmung ein. Mehrere katholiſche Geiſtliche, mit denen der Biſchof zuſammengearbeitet hatte, be⸗ kundeten übereinſtimmend, daß der Biſchof von Meißen ſtets in erſter Linie Seelſorger war. Seine Ungewandtheit in geſchäftlichen Dingen ſei allgemein bekannt geweſen. Auch die Privatſekretärin des Biſchofs betonte, daß er ſich um den verwaltungstechniſchen Kleinkram nicht bekümmert habe. Zuweilen habe er ſogar Briefe unterſchrieben. die er gar nicht geleſen hätte. Pfarrer Bayer aus Leipzig ſchilderte eine Prieſterkonferenz, in der der Biſchof von Meißen die verſam⸗ melten Leipziger Geiſtlichen aufgefordert habe, ſich durchaus poſitiv zum Staate zu ſtellen und ihn aus innerer Ueberzeugung zu bejahen. Die Verhandlung wird am Dienstag fort⸗ geſetzt Förderung des Sparen⸗ Dr. Schacht über die Wirtſchaftslage. Dresden, 17. November. Auf der erſten Arbeitstagung des Be rats der Wirtſchaftskammer Sachſen ſprach Reichs⸗ wirtſchaftsminiſter Dr Schacht zur Frage des Kredits, insbeſondere für das Klein⸗ gewerbe. Der Miniſter wies darauf hin, daß naturgemäß die Sicherheit nicht außer acht gelaſſen werden könne, denn niemand kön ie einen Kredit geben, der ſich zwangsläufig oder im Laufe der Zeit in die Form einer lorengegangenen Subvention verwandele. t allem Nachdruck betonte der Miniſter die Notwendigkeit, die Spartätigkeit des deutſchen Volkes zu fördern, und ſo zu einer Anhäufung von Rücklagen für etwaige Notſtände und Konjunkturſchwan⸗ kungen zu kommen. Man ſei ſich doch wohl darüber einig, daß das Eingreifen des Staa⸗ tes in die Wirtſchaft auf ein Mindeſtmaß beſchränkt werden müſſe. In Bezug auf die Regiebetriebe und die ſogen. Selbſtverſorgungsbetriebe erklärte Dr. Schacht, daß dieſe Betriebe auf das dringend notwendige Maß beſchränkt werden müſſen. Hinſichtlich der Kartellfrage äußerte der Miniſter, daß er an ſich ein grund⸗ ſätzlicher Gegner der Kartelle ſei, insbeſon⸗ dere dann, wenn ſie lediglich dazu dienen, die Preiſe heraufzuſetzen. Mit größtem Nachdruck betonte Dr. Schacht, daß trotz der erheblichen Schwierigkeiten bei der Beſchaffung von Rohſtoffen die Re⸗ gierung entf? e Preiſe für In⸗ zugleich mit der Rettung des ganzen deutſchen Volkes— nebſt dem Führer— den alten SA⸗ und SS-⸗Männern und politiſchen Strei⸗ tern verdankte, die in langen Jahren eines „ſchier hoffnungsloſen Kampfes treu zu Adolf Hitler ſtanden. „Der Kampf geht weiter, wenn auch im⸗ mer wieder mit anderen Mitteln. Haupt⸗ träger des Kampfes bleiben die braven treuen Kämpfer an der Front draußen im Volt.“ Die Anſprache ſchloß mit einem Sieg⸗Heil auf Adolf Hitler, den Führer in dieſem Kampf. Der Sprecher des Reichsbauernrates, Gran⸗ zow, gab unter lebhaftem Beifall dem Dank des deutſchen Bauernvoleks an den Stell⸗ vertreter des Führers Ausdruck und erklärte den dritten Reichsbauerntaa für geſchloſſen. 10 nom of um N N * N 0. l für 15 Ge⸗ Daher träge ch der ungen . denen „ be⸗ Biſchof ſorget lichen Auch etonte, nüchen weilen Bayer ferenz, erſam⸗ ordert le zu gung g fort⸗ ** e tatz Reichs⸗ Mage Klein⸗ 1 daß t acht kön e g ober . f agen war- wohl Sta- maß id die 25 men. grund- beſon⸗ enen, hach f bei Re; J ichen alten Strei⸗ eines Wolf 1 up feel 5 001.“ eil en Gral Dall Sell llätte age. — Bürgſchaft einverſtanden und lieh ihm das Geld. 4 Nachdruck verboten. „Das können Sie, Frau Annina. Und darf ich Sie um eins bitten? Kein Wort davon verlauten zu laſſen, daß ich hoffte, Mariella zu gewinnen? Sie hat ſich ja doch ſchon anders entſchieden. Und ich muß ſehen, zu ver⸗ geſſen.“ Triumphierend verabſchiedete ſich Annina von Heßling, der ſie höflich zur Tür begleitete. Er verſuchts des noch, ihr liebenswürdig die Hand zu küſſen. Kaum aber war Annina verſchwunden, ſo veränderte ſich Heßlings Geſicht. Ein drohender Ausdruck verfinſterte ſeine freundlichen Züge. Ein Zug eiſerner Entſchloſſenheit lag um ſeinen Mund. „Mariella“, ſagte er leiſe vor ſich hin,„arme kleine Mariella, du biſt nicht verlaſſen!“ Drei Tage ſpäter wußten die Zeitungen von dem Ver— ſchwinden einer bekannten Perſönlichkeit zu berichten. Der bekannte und von der Verbrecherwelt gefürchtete Straf— perteidiger Doktor Walter Heßling war mittags aus ſeinem Büro fortgegangen und nicht wieder aufgetaucht. Er mußte wohl einem Ve rechen zum Opfer gefallen ſein, denn er hatte ſein ganzes Bankkonto abgehoben und trug eine Rieſenſumme bei ſich, als er verſchwand. . Kapitel. Ein letzter Verſuch. Mariella ſaß an der. im Erhard von Hagens. Gerade ſpannte ſie einen weißen Bogen in die Schreibmaſchine. „Die letzte Seite, Liebſter“, ſagte ſie zärtlich. kann dein Werk der Oeffentlichkeit übergeben werden.“ „Das kann noch lange dauern, mein Lieb. Inzwiſchen“ — er ſenkte ſeine Stimme,:rat nahe an Mariella heran—, „die Wirtin hat mir das Zimmer gekündigt, weil ich die Miete ſchon ſo lange ſchuldig bin. Es gibt nur ein Mittel, die Kündigung abzuwenden.“ „Welches Mittel 20 Erhard ſenkte die Stimme: „Ich wage es dir kaum zu ſagen, Liebling. Sie will zräfin von Hagen werden, die da draußen. Ich kann es dir nicht länger verſchweigen.“ Da flog ein Lächeln über die ſchöngeſchnittenen Geſichtszüge Mariellas. ſie daſaß in der Pracht ihrer Locken, die großen Augen— das Erbteil ihrer Mutter— voller Liebe zu ihm aufgeſchlagen, hätte ſie das begehrens— werteſte Modell für jeden Maler abgegeben. Aber nun begann ſie laut zu lachen. Sie konnte ihre Heiterkeit nicht unterdrücken. „Frau Wodny deine Frau? Gräfin Hagen? Sei nicht Zimmer neuen Nie Wie böſe, Liebſter— ſo traurig es iſt, ich muß doch lachen. Natürlich teilt ſie den Traum vieler Zimmervermiete⸗ rinnen, die Frau ihres Mieters zu werden. Und daß ſie gerade Gräfin Hagen werden möchte, das kann ich beinah begreifen. Warte ich nicht auch ſehnſüchtig darauf, daß ich es werde?“ Lächelnd ſchaute ſie Erhard an. „Was hat ſie denn geſagt, als du ihr von unſerer Verlobung erzählteſt? Daran muß ſie doch erkennen, wie unſinnig ihre Pläne ſind, und daß es nur noch einer kurzen Zeit bedarf, bis wir geln vereint ſind.“ Erhard ſtöhnte auf. Dann ſank er auf die Knie vor der erſchreckten Mariella: „Liebling, ich darf es dir nicht mehr länger verheim— lichen. Es ſteht etwas zwiſchen uns, was auch die größte Liebe nicht forträumen kann. Mariella, ich war unüber⸗ legt genug, eine hohe Bürgſchaft zu übernehmen für meinen Freund Verdingen. Er hat mir das Leben ge— rettet, und als er nun in Schwierigkeiten kam, ſagte ich bedingungslos zu. Ich habe nie geglaubt, daß ich für ihn würde eintreten müſſen, hielt ihn immer noch für ſehr vermögend. werde jetzt aus doppelten Gründen mit dieſer Bürgſchaft in Auſpruch genommen. Begreifſt du nun meine Ver— zweiflung? Ich habe es dir bis heute nicht zu ſagen gewagt. Aber einmal mußte es ſein.“ 1 Mädchen fuhr auf, leichenblaß im Geſicht. Warum haſt du es getan, Erhard? Du haſt ja ſelbſt nichts 8 55 außer deiner ſchmalen Penſion. Wie konnteſt du nur? Wann haſt du das getan, Liebſter?“ Er zuckte die Schultern: „Als es bekannt wurde, Mariella, daß ich Ausſicht hatte, der Neffe der reichen Frau von Gellern zu werden, kam Verdingen zu mir. Er klagte mir ſein Leid— zwölſ⸗ tauſend Mark hatte er im Spiel verloren. Er erinnerte mich an jene furchtbare Nacht bei Breſt-Litowſt und bat mich, ihm zu helfen. Bankier Kammacher war mit meiner Und jetzt kommt das Schlimmſte, Liebling: Verdingen iſt geſtern nacht einer Lungenentzündung erlegen. Damit iſt die Bürgſchaft ſällig geworden.“ Mariella hatte in ihrer Verzweiflung von ſeiner langen Rede nur die beiden Wörtchen„zwölftauſend Mark“ ver⸗ ſtanden. Zwölftauſend Mark— das war das Ende, wenn nicht ein Wunder geſchah. „Und was hat das mit Frau Wodnys Abſichten zu tun?“ „Dann Aber nun hat er alles verloren, und ich 6 „Sie hörte mich mit Kammacher telephonieren“, geſtand Hagen.„Als das Geſpräch beendet war, kam ſie zu mir 10 bat mich um eine Unterredung: Laſſen Sie Ihre kleine Tippgräfin laufen, Herr Graf, und machen Sie mich zu Ihrer Frau. Ich habe zwanzig⸗ tauſend Mark von meinem verſtorbenen Mann auf der Bank liegen— ſie ſind nicht angerührt. Wenn wir vom Standesamt zurückkommen, kann der Kerl, der Kummer⸗ macher, oder wie er ſonſt heißt, die Zwölftauſend von mir bekommen! Denn ſonſt müſſen Sie doch wohl wegen Be— truges ins Gefängnis wandern. Nicht wahr, Herr Graf?“ Nie werde ich die gemeine Art und Weiſe vergeſſen, in der die Frau mit mir ſprach, Liebling. Da wurde es mir ganz klar— noch tiefer ſinken konnte ich nicht. Wenn eine Perſon wie Frau Wodny in dieſer Art und Weiſe mit mir zu ſprechen wagte, dann war es doch mit allem vorbei! Da gibt es nur einen Ausweg, Mariella— und der ſieht ſo aus...“ Erhard ſchritt zum Schreibtiſch, deſſen Mittelſchublade er langſam aufſchloß. Gleich darauf blitzte ein vernickelter Revolver in ſeiner Rechten. Mariella ſchrie auf: „Nicht, nicht— es Ausweg.“ Sie warf ſich gegen den Mann, entriß ihm die Waffe. Ihr entſetzter Aufſchrei war bis in das Zimmer zu Frau Wodny gedrungen. Die ſaß bei ihrer unvermeidlichen Taſſe Kaffee und legte ſich die ſchmierigen Karten. „Gut, gut!“ ſagte ſie zu ſich ſelber.„Dieſe Blätter lügen nicht. Das Glück fliegt mir ins Haus— eben hat er der Tippgräfin ſicherlich beigebracht, daß er ſie aufgibt und mich zu ſeiner Gemahlin macht. Meine Mutter hat immer geſagt, ich wäre für was Höheres geboren— bald kann ich mir die Grafenkrone in die Wäſche ſticken.“ gibt noch einen anderen, letzten Sechſtes „Der Herr Herzog bittet... Ein ſtrahlend blauer Himmel lag über ewigen Stadt. Doktor Heßling ging unruhig in der großen, marmor⸗ getäfelten Vorhalle eines Palaſtes auf und ab. Mut, Entſchluß, Nachdenken und Unruhe glitten ab⸗ wechſelnd über ſeine markanten Züge, in denen das Ein⸗ glas wie feſtgewachſen zu ſein ſchien. Ab und zu ſtrich er ſich mit der Hand über das glatt anliegende, dunkelbraune Haar. Er war ein leidenſchaftlicher Kunſtſammler und feinſinniger Kenner von Kunſtſchätzen. Und in einer anderen Gemütsverfaſſung hätte ihn die antike Ein⸗ richtung dieſes Palaſtes ebenſo intereſſiert wie die wert— vollen Bilder altitalieniſcher Maler, die von den Wänden heruntergrüßten. Jetzt aber war er mit ſeinen Gedanken bei ganz anderen Dingen. Er atmete auf, als der livrierte Diener zurückkam und mit tiefer Verbeugung meldete: „Il Duca prega di entrare!“(„Der Herzog bittet, ein⸗ zutreten!“ Er ſchritt dem Gaſt voraus und öffnete gleich darauf die ſchweren geſchnitzten Flügeltüren vor ihm. Ein rieſiger, nicht minder koſthar möblierter Saal öffnete ſich den Blicken des Beſuchers. An der großen Fenſterwand, die eine Seite des Raumes vollkommen einnahm, ſtand ein rieſiger Schreibtiſch auf geſchnitzten Löwenfüßen. Koſtbare Bronzebeſchläge leuchteten an ihnen metalliſch auf. Vom Schreibtiſch erhob ſich ein nicht mehr junger, aber ſehr gepflegter und ſtattlicher Herr. Er hatte ein dunkles Geſicht mit klaſſiſchen Zügen, einen echten Römer— kopf, wie Heßling ſofort feſtſtellte. Ein kleiner Spitzbart umrahmte das intelligente, vornehme Antlitz. Kapitel. Rom, der „Guten Tag, Herr Doktor Heßling!“ ſagte er und ſtreckte ſeinem Beſuch freundlich die Hand entgegen, mit jener Liebenswürdigkeit, die den italieniſchen Ariſtokraten auszeichnet. Walter Heßling gewann ſofort Vertrauen zu dieſem Mann, dem Beſitzer des Palaſtes, Enrico Herzog der Abruzzen. „Ich danke Euer Durchlaucht ehrerbietigſt dafür, daß Sie mich, einen Unbekannten, ſofort empfangen haben.“ Liebenswürdig wies der Herzog auf einen Seſſel: „Da Sie mir ſchrieben, Sie kämen im Intereſſe der Tochter meines verſtorbenen Freundes, des Prinzen di Bonaglia, war das ſelbſtverſtändlich, Herr Doktor. Alſo was haben Sie mir zu ſagen?“ Nicht mehr und nicht weniger, entſchloſſen bin, in Afrika nachzuforſchen, Bonaglia, der Vater der Principeſſa Mariella, geſtorben iſt.“ Erſtaunt ſah der Herzog auf: „Und wieſo zweifeln Sie daran, Doktor?“ „Das iſt eine lange Geſchichte, Durchlaucht. Ich werde Sie um eine ganze Weile Geduld bitten müſſen.“ „Seien Sie ſicher, daß Sie in mir den aufmerkſamſten Zuhörer finden, und daß Sie bei mir jede Unterſtützung in dieſer Angelegenheit erhalten. Zuvor aber ſagen Sie mir noch bitte, in welchen Lebens umſtänden befindet ſich die Principeſſa? Iſt ſie ſo märchenhaft ſchön wie ihre Mutter? Iſt ſie vielleicht ſchon glückliche Gattin?“ Hoheit, als daß ich ob der Prinz wirklich „Sie iſt unvermählt, Euer Hoheit, aber die Verlobte eines Mannes, den ich verachten muß. Außerdem droht der Prinzeſſin eine Gefahr, über die ich ſchweigen möchte, wenn Sie mich nicht ausdrücklich auffordern, darüber zu reden, Durchlaucht.“ „Wenn Sie Gründe haben, darüber Stillſchweigen zu bewahren, ſo achte ich dieſelben ſelbſtverſtändlich. Doch ich bitte Sie, jederzeit über mich zu verfügen, wenn das Wohlergehen der kleinen Principeſſa es erfordert.“ „Ich danke Euer Hoheit von Herzen. Doch ich hoffe, noch im letzten Augenblick alles zum Guten wenden zu können, wenn es mir gelänge, den Nachweis zu führen, daß Prinz Bonaglia noch am Leben iſt. Könnte dieſe Möglichkeit nicht doch beſtehen?“ Herzog Enrico machte eine unbeſtimmte Bewegung: „Es gibt nichts, was in Afrika unmöglich wäre, Doktor. Ich habe aber doch gehört, daß ein Totenſchein in Berlin vorliegt.“ Heßling öffnete den Mund, als wollte er etwas ſagen, unterdrückte aber den Gedanken ſofort wieder. „Allerdings liegt der Totenſchein vor, Durchlaucht. Er beſagt aber nichts über die näheren Umſtände, unter denen der Vater der Principeſſa e 5 Und gerade dieſe Umſtände ſind es, die mich reizen. Es muß Menſchen geben, die daran intereſſiert ſind, 1 über Giovanni di Bonaglias Leben und Sterben ein Schleier gezogen bleibt und niemand die Wahrheit über ihn erfährt. Und das iſt das Motiv, das mich veranlaßt, das Geheimnis der afri— kaniſchen Abenteuer des Prinzen Bonaglia aufzudecken: das zweite...“ 1 Er vollendete nicht und wurde rot. Der Herzog ſah dieſes Rotwerden und lächelte ganz leicht. Aber er war viel zu taktvoll, auszuſprechen, was Heßling verſchweigen wollte. „Wiſſen Sie, Doktor, daß drei verſchiedene Expeditionen ausgeſchickt habe, nach meinem Jugendfreunde zu forſchen? Und daß alle drei in Afrika bis auf den letzten Mann aufgerieben 0 So mußte ich den Verſuch aufgeben. Dann kam auch d Nachricht von dem in Berlin eingegangenen Tpienſchein Aber das alles ſoll uns nicht hindern, eine neue Expe— dition auszurüſten, wenn wir noch irgendeine Hoffnung hegen, etwas über die letzten Lebenstage Bonaglias zu erfahren.“ Heßling nickte. dabei auf: „Ich danke Ihnen, Durchlaucht, und bitte um Ihren Rat.“ a „Wir werden die Angelegenheit ſehr gründlich ein— leiten müſſen, Doktor Heßling. Sie ſind für die Tage Ihrer Anweſenheit in Rom ſelbſtverſtändlich mein Gaſt. Es freut mich, daß es gerade ein Deutſcher iſt, der Bonaglias Spuren ſuchen will. Ich werde nicht nur die Koſten dieſer neuen Expedition tragen, ſondern Ihnen auch meinen erprobteſten Reiſebegleiter, Pepito Arleſi, mit auf den Weg geben. Er beherrſcht faſt alle afrikaniſchen Dialekte und kennt auch Bonaglia gut. Er iſt auch unter— richtet über die Lebensgewohnheiten gewiſſer unerforſchter Völkerſtämme im Innern Afrikas. Wiſſen Sie auch, Doktor Heßling, daß Sie Ihr Leben aufs Spiel ſetzen, wenn Sie die gefährliche Expedition unternehmen?“ Heßling kämpfte einen Augenblick mit ſich: „Durchlaucht, ich halte mich für verpflichtet, Ihnen nichts zu verbergen— ich liebe die Principeſſa Mariella di Bonaglia und möchte ihr helfen, obwohl die Prinzeſſin ſich an einen anderen Mann gebunden hat.“ „Und falls ſie bereits die Gattin dieſes Mannes iſt, wenn Sie wiederkehren, Herr Doktor Heßling?“ „Ich ſagte Euer Durchlaucht ſchon, daß der Prineipeſſa eine ſchwere Gefahr droht. Sie aus dieſer befreit zu haben, muß mir dann genügen.“ Der Herzog der Abruzzen ſtand auf und ging um den Schreibtiſch herum auf Walter Heßling zu. Dann ſtreckte er ihm die Hand entgegen: „Dieſes Wort hat uns zu Freunden gemacht, Doktor. Ich ſehe daraus die Geſinnung eines ritterlichen Mannes. Ich danke Ihnen, daß Sie mich aufgeſucht haben, amico. Ich ſtehe zu der kleinen Principeſſa und Ihnen. Möge der Himmel Ihnen und dem, was Sie planen, ſeinen Segen verleihen.“— In lebhaftem Geſpräch ſchritten die beiden den hinaus. 18 20 Nb 6 f e e e e. ich in den letzten Jahren In ſeinen ernſten Augen leuchtete es entes Kapitel. „Was tät ich nicht um deinetwillen?“ Solange Mariella denken konnte, war es im Hauſe Anninas üblich geweſen, zu den Hauptmahlzeiten in großer Toilette zu erſcheinen. Frau von Gellern hatte in jenem Geſpräch mit Doktor Heßling behauptet, ver- mögenslos zu ſein, wenn die Prinzeſſin Bonaglia ihr ein⸗ undzwanzigſtes Lebensjahr und damit ihre Erziehung vollendet hätte. Das aber war ſtark übertrieben. Bankier Kammacher wußte beſſer darüber Beſcheid. Er verwaltete das Ver— mögen Anninas und hatte es recht klug angelegt. Annina konnte nicht darüber klagen, arm 3u ſein. Aber ſie war trotz des Faaten Hauſes, das ſie naͤch außen hin führte, in vielen Dingen von kleinlichem Geiz beſeelt. Es konnte vorkommen, daß ſie und Mariella beim Abendeſſen ein— ander in tief ausgeſchnittenen, luxuriöſen Roben gegenüber⸗ ſaßen, zwiſchen ſich eine Platte mit billigem Wurſt⸗ aufſchnitt, während ein ſchon zum dritten Male gebrühter Teeaufguß ihre Taſſen füllte. Dafür zahlte dann Annina am nächſten Morgen wieder einen kleinen Betrag auf der Städtiſchen Sparkaſſe ein. Und wenn es hundert Mark geworden waren, ließ ſie ſie auf ihr Konto bei der Kammacherſchen Bank überweiſen. Fiel alſo Mariellas Rente in wenigen Wochen aus, ſo verlor ſie dadurch nichts dabei. War ſie doch feſt entſchloſſen, Mariella nicht mehr als Gaſt im Hauſe zu behalten. Damit fiel auch ein unnützer Eſſer fort. Cortſetzung folgt.) Sieb eee darum reer ae 4„Das iſt zwecklos, Tante. 1 1 2 80 N Urheberrechtschutz: Fünf Türme-Verlag, Halle(Saale). 51 Nachdruck verboten. Obgleich Annina es Mariella gegenüber an äußerer Sorgfalt nie hatte fehlen laſſen, hatte Mariella mit ihrem Feingefühl doch Anninas Feindſeligkeit bald erkannt. Aus dieſem Grunde hatte Mariella auch darauf beſtanden, die Handelsſchule zu beſuchen und ſich auf eine Sekretärinnen⸗ ſtellung vorzubereiten. Sie glaubte ja nicht anders, als daß ſie von Annina Wohltaten empfinge, und wollte ſich möglichſt bald unabhängig machen. Auch Anninas Hin⸗ weis neulich, daß Mariella einmal ihre Erbin werden ſollte, konnte Mariella nicht umſtimmen. Sie wollte nichts von Annina von Gellern haben. Die Wohltaten, die ſie von ihr erhalten, drückten ſie jetzt ſchon. Sie wollte ein⸗ mal auf eigenen Füßen ſtehen und Annina das zurück⸗ geben, was ihre Erziehung gekoſtet hatte. Das alles änderte ſich mit einem Schlage, nachdem Erhard ihr dieſe unglückſelige B zürgſchaftsübernahme ge⸗ ſtanden. Wie ſie den Geliebten mit der Waffe in der Hand geſehen hatte, gab es für ſie nur noch das eine: Sie mußte zuſehen, Erhard zu helfen. Das aber konnte nur über Tante Annina geſchehen. Würde ſie es tun? Sie konnte nicht ſo grauſam das Glück zweier Menſchen opfern um des ſchnöden Geldes willen. Eine einzige der zahlreichen, koſtbaren Halsketten aus der Schmuckkaſſette der Tante, eine Broſche oder ein Armband würde ja genügen, Erhards Bürgſchaft zu erfüllen und die fürchterliche Frau Wodny ein für allemal aus ſeinem Leben auszuſchalten. Mariella beſchloß, am heutigen Abend, an dem ſie und die Tante ſeit langer Zeit einmal wieder ohne Gäſte zuſammen ſpeiſten, für ihre und Erhards Zukunft zu bitten. Darf ich mich einmal mit dir ausſprechen, Tante Annina?“ fragte ſie, nachdem das Hausmädchen ab⸗ ſerviert hatte. „Gewiß“, kam es zurück, freilich recht gleichgültig. „Tante Mariella“, Mariella bemühte ſich, ihre heiße Erregung zu dämpfen und ruhig zu ſprechen,„du weißt von den ſchwierigen Verhältniſſen, in denen Erhard lebt. Ich bitte dich von Herzen: Hilt uns, damit wir endlich zuſammenkommen können, wenn es auch nur in einem ganz beſcheidenen Heim iſt.“ „Ich?“ Maßloſes Erſtaunen klang aus der Stimme Anninas. „Ja, du, Tante Annina! Ich muß dir alles geſtehen. Erhard befindet ſich in bitterſter Bedrängnis. Er hat eine Bürgſchaft für Hubert von Verdingen übernommen, den du ja auch gut kannteſt, Tante Annina. Vor Breſt-Litowſt hat er Erhards Leben im Weltkrieg gerettet. Erhard ſah durch die Uebernahme der Bürgſchaft endlich die Möglich— keit, ſich dem Freunde erkenntlich zu zeigen. Doch jetzt— Verdingen iſt vor ein paar Tagen geſtorben, Tante— will Kammacher, der ſeinerſeits natürlich korrekt handelt, Erhard für die Summe, für die er gutſagte, in Anſpruch nehmen.“ Annina hatte die langen Wimpern über die Augen ge— ſenkt. Mariella ſollte nicht ſehen, welche Gedankenreihen ſich bei ihr blitzſchnell zuſammenfügten, wie ſie innerlich bei Mariellas Bitten triumphierte und kombinierte. Heßling hatte ſie durch Mariella verloren. War hier vielleicht ein Weg, Erhard von Hagen und damit den Titel einer Gräfin Hagen für ſich zu gewinnen? Ihr Entſchluß war gefaßt. Sie ſtand auf. Gähnend hob ſie die Hand an die Lippen. „Lieber Gott, was bin ich heute abend abgeſpannt, Kind! Was ſagteſt du eben zu mir? Ach ja, ob ich was für Erhard tun könne. Nun ja— ich werde gelegentlich einmal mit Kammacher telephonieren.“ Mariella konnte vor Angſt kaum ſprechen. Ihre Stimme zitterte: Glaube mir doch, das iſt alles viel, viel zu ſpät! Kammacher läßt ſich auf nichts ein; ſpäteſtens in acht Tagen will er zwölftauſend Mark von Erhard haben. Tante Annina, ich will für dich arbeiten mein Leben lang. Ich weiß ja, daß du keine reiche Frau biſt, und kenne den großen Edelmut, mit dem du mich erziehen ließeſt wie dein eigenes Kind. Aber das Halsband der Geronimo, wie du es zu nennen pflegſt, in deiner Kaſſette— es ſind zwei ganz gleiche Prunkſtücke da, Tantchen.. Es...“ Vor Erregung konnte die junge Prinzeſſin nicht weiter ſprechen. „Und— was willſt du damit ſagen?“ fragte Frau von Gellern herb zurück. „Wenn du deine Abſicht ſeit neulich, wo wir zuletzt beim Mittageſſen davon ſprachen, nicht geändert haſt, dann ſoll ich einmal deine Univerſalerbin werden. Tante Annina, ſei großherzig! Gib mir jetzt ſchon eines der „Halsbänder der Geronimo“, und Erhard iſt geholfen! Auf meinen Knien will ich dir danken, will arbeiten, bis ich dir die aus dem Schmuck gelöſte Summe auf Heller und Pfennig zurückerſtattet habe.“ Ihre Stimme war von Tränen erſtickt. Sie war voll⸗ kommen verzweifelt. Sie wußte nur mehr das eine: Erhard mußte gerettet werden. Niemand konnte ihn retten als Tante Annina. Sie mußte Anninas Herz rühren. Da fiel ſie vor Annina auf die Knie, hob die Hände zu a ihr auf. Heiße Bitte ſtand in ihren veilchenblauen Augen. Aber Annina ſchien kein Gefühl zu haben für die ſchreck— lichſte Verzweiflung eines armen Menſchenherzens. Kühl ſagte ſie: „Mariella, wir wollen doch keine Theaterſzenen auf— führen. Mit Bitten und Drängen erreichſt du bei mir nichts. Ich bin nicht herzlos. Aber eins laß dir geſagt ſein: Es müßte ein ſehr großer und guter Zweck ſein, Mariella, wenn ich mich zu Lebzeiten auch nur von einem einzigen Stück meines Familienſchmucks trennen würde. Erhard von Hagen iſt dieſes Opfer nicht wert. Ich habe es dir von Anfang an geſagt, Hagen wird ſich niemals in eine ordentliche Lebensbahn hineinfinden. Die Sache jetzt beweiſt es wieder. Aber du haſt ja nicht hören wollen. Geh ſchlafen, Kind! Du biſt übermüdet. Morgen werden dir die Dinge nicht mehr ſo ſchrecklich erſcheinen. Es wird ſich ein anderer Ausweg finden. Nach meinem Tode wirſt du den Schmuck haben— nicht einen Tag früher. Gute Nacht, Mariella!“ „Tante Annina. Seelennot. Einen Augenblick beinah bätte er an Anninas Herz gerührt. Aber dann kam die Erinnerung, wieviel ſie ſelbſt durch Mariellas Mutter gelitten, und daß auch Mariella auf dem Wege zwiſchen ihr und Giovanni geſtanden. Sie antwortete nicht. Sie ging, als hätte ſie Mariellas Aufſchrei nicht gehört, an ihr vorüber in die erſte Etage des Hauſes zu ihrem Schlafzimmer. Die Tür war hinter Annina ins Schloß gefallen. Dieſer Laut ſchien Mariella zum Bewußtſein zu bringen. Raſend vor Zorn ſprang ſie auf. Zum erſten Male erwachte das Temperament ihres Vaters in der Prin⸗ cipeſſa, die bisher ſteis ſanft wie ihre Mutter ge— weſen war. All ihre Weichheit war geſchwunden. Es war zuviel, was Annina ihr jetzt angetan! War es möglich, daß ein Menſch einen andern umkommen ließ, nur weil er ſich von einem Stück toten Schmuckes nicht trennen konnte? Ach, Annina richtete ja nicht nur einen Menſchen zu⸗ grunde, nicht nur Erhard, ſondern auch ſie ſelbſt. Sie konnte dieſe Frau nicht mehr bitten— ſie konnte nicht. Es mußte einen anderen Ausweg geben. Und wie dieſer Ausweg war, das kam ihr jetzt zum Bewußtſein. Mochte es ein Unrecht ſein— es galt ja Erhards Leben! .!“ Es war ein Aufſchrei aus tiefſter Achtes Kapitel. Schwerwiegende Pläne. Sie lauſchte, bis auch das letzte Geräuſch im Hauſe erſtorben war. Dann ſchlich ſie leiſe in ihr Schlafzimmer. Als ſie es wieder verließ, trug ſie ein ſchlichtes, dunkles Koſtüm; eine dunkelblaue Lederkappe verbarg ihr auf⸗ fallendes ſchwarzes Gelock. Zu allem Ueberfluß hatte ſie noch einen dichten, ſchwarzen Schleier vorgebunden. Nie⸗ mand achtete auf ſie, als ſie mit einem Omnibus Erhards Heim zufuhr. Frau Wodny war aus höchſte empört, daß ihr Mieter zu mitternächtlicher Stunde angerufen wurde. Gleich nach dieſem Anruf verließ er beſtürzt das Haus, ohne nochmals in die Küche zurückzukehren, wo ſie ihm die Karten gelegt hatte. Dabei ſtand in ihnen ſo viel Glück für Graf und Gräfin Hagen, geborene Emilie Schöller, verwitwete Wodny geſchrieben, wie man ſich nur wünſchen konnte. „Ja, ja, ein unzuverläſſiges Volk ſind die Männer“, ſchalt ſie vor ſich hin, als ſie ſich die dünnen Haare um die ledernen Lockenwickler wand.„Na warte, wenn ich dich erſt feſt habe!“ Erhard von Hagen ſaß inzwiſchen in einer kleinen Konditorei Mariella gegenüber. Sie ſprach auf ihn ein. Ihre Stimme war brüchig vor Erregung. Die Farbe kam und ging auf ihrem zarten Antlitz— ſie ſchien wie im Fieber. Was ſie ihrem Verlobten ſagte, war nichts mehr und nichts weniger als der Plan, heimlich zu entwenden, was Annina ihnen vorenthielt. „Widerſprich mir nicht, Erhard! Ich weiß, es iſt Dieb⸗ ſtahl. Aber dein Leben iſt mir mehr wert. Was ſteht höher? Die eitle Habgier einer Frau, die ſich von keinem Stück dieſer toten Juwelen trennen will, oder dein Leben? Und nicht nur dein Leben, ſondern auch das meine? Denn du weißt, in dem Augenblick, in dem du ſtirbſt, ſterbe auch ich. Ich fühle ein heiliges Recht in mir, dich zu retten und über das hinwegzugehen, was man Diebſtahl nennt.“ Erhard von Hagen verſuchte ſchwache Einwände. Aber er meinte es nicht ernſt damit. Mariella hatte ja nur das ausgeſprochen, was er ſeit Wochen geplant. Nun kam ſie ihm zuvor— und das paßte in ſeine Berechnungen. Lauernd meinte er: „Kein ſchlechter Plan, Liebling. Aber wir müſſen Zeit genug gewinnen, an Stelle des echten Halsbandes eine Imitation in die Kaſſette einzuſchmuggeln. Und du willſt die Tat wirklich ganz allein ausführen und auf dich nehmen, Mariella?“ Sie ſah ihn erſtaunt an. hinaus wollte mit dieſer Frage. „Ja, das iſt doch ſelbſtverſtändlich, Himmels willen, du willſt doch nicht etw Sie begriff nicht, we er zoſter. Um ſelbſt. Erhard unterdrückte ein ironiſches Lächeln. Mit der meiſterhaften Verſtellungskunſt, die ihm eigen war, gab er ſeinem Geſicht ſofort den Ausdruck ſorgenvoller Teil- nahme: ö „Aber Liebling, dich allein ſolcher Gefahr ausſetzen, während ich, als Mann, aus der Ferne zuſehe? Außer⸗ dem dachte ich...“ „Was dachteſt du, Erhard?“ „Sag einmal, mein Liebling, was mag wohl die Agraffe deiner Tante wert ſein— die mit den grauen, roſa und ſchwarzen Perlen?“ i e 2“ „2 10 Mariella begriff abermals nicht, worauf Hagen hin⸗ zielte. „Die Agraffe iſt, wie Tante immer betont, von un⸗ ſchätzbarem Wert, weil jede dieſer Perlen an einer be⸗ ſtimmten Stelle ein winziges, grünlich ſchimmerndes Kreuz aufweiſt, von dem noch kein Fachmann heraus⸗ bekommen konnte, wie es entſtand. In meiner italie⸗ niſchen Heimat würden dieſe Kreuzlein beſtimmt als das Wunder eines Heiligen gelten, und vielleicht ſind ſie es auch!“ Sie ſagte es ehrfürchtig. Aber als Erhard ſich leiſe räuſperte, ſchrak ſie auf. Sie hatte ſchon manchmal von dem tiefen Glauben, der in ihr von Kindheit an lebte, geſprochen. Aber ſie fühlte, ſie ſtieß bei Erhard mit ihrem Kinderglauben auf eine leiſe, hohnvolle Ueberlegenheit. Tatſächlich war er mit ſeinen Gedanken bei ganz anderen Dingen. Unvermittelt ſagte er: „Kommt für unſere Pläne alſo nicht in Schade!“ „Was willſt du damit ſagen, Liebſter?“ 5 „Kind, ob du nun das Halsband der Kaſſette allein entnimmſt oder gleichzeitig noch ein anderes Stück— das iſt doch wohl dasſelbe?“ Entſetzt fuhr Mariella auf. Mann an: „Erhard, wie kannſt du ſo etwas auch nur aus ſprechen? Ich nehme doch ſchon eine ſchwere Schuld auf mich, wenn ich die Tat begehe. Und Gott allein weiß, ob er ſie mir einmal verzeihen wird. Aber vielleicht vergibt er mir. Denn ich tue es ja nicht aus Selbſtſucht, ſondern nur, um dich, Liebſter, vor dem Untergang zu retten. Aber keinen Pfennig mehr als unbedingt nötig darf ich nehmen. Den Preis für die Kette kenne ich deswegen ſo genau, weil ich mit Tante Annina einmal bei ihrem Juwelier war. Im Scherz bot er ihr damals für die Geronimokette zwölftauſend Mark an.“ Erhard unterdrückte mühſam ein heftiges Wort. Es gab alſo doch etwas in Mariella, was ſeinen hemmungs⸗ loſen Wünſchen Widerſtand leiſtete. Törin, die ſie war! Da hatte ſie ein Millionenvermögen ſo nahe und be— gnügte ſich mit einer armſeligen Kette. Aber er durfte ſie nicht ſcheu machen. So ſagte er denn ruhig: „Unter welchem Vorwande willſt du dem Juwelier überhaupt den Schmuck anbieten, Liebling?“ „Das weiß ich noch nicht, Erhard. Und ich hoffe, da wirſt du mir raten können.“ „Aber bedenke, ſelbſt wenn wir das Geld dafür an⸗ ſtandslos erhalten, damit ſind erſt die Verpflichtungen gegenüber meinem Hauptgläubiger, Kammacher, gedeckt. Niemand weiter kann befriedigt werden. Es bleibt uns kein Pfennig für den Aufbau unſeres Lebens.“ „Die anderen müſſen warten, bis wir uns eine Zu⸗ kunft durch unſerer Hände Arbeit aufgebaut haben werden, Erhard. Ich habe da auch ſchon einen kleinen Ausweg.“ „Und der wäre?“ „Beſinnſt du dich, daß ich dir einmal von einer meiner Penſions freundinnen, Lore Ankermann, erzählte?“ „Was ſoll ich jetzt mit der, Mariella?“ Ungeduldig und herriſch klang es. Eingeſchüchtert ſprach ſie weiter: „Du beſinnſt dich vielleicht doch nicht, Erhard. Lore Ankermann war doch jene Freundin, die ich vor Jahren aus dem Vierwaldſtätter See zog, als ſie beim Schwimmen zu ertrinken drohte. Seitdem iſt ſie mir mit rührender Dankbarkeit zugetan. Lore Ankermann hat vor einiger Zeit von ihrem Großvater die Geyerburg, die in Sachſen liegt, geerbt. Die uralte Ruine iſt ganz im Stil ihrer Zeit wieder aufgebaut worden. Lore hat dort eine Hühnerfarm, einen umfangreichen Betrieb, eingerichtet. Sie weiß, wie wenig glücklich ich mich bei Tante Anning fühle, und wie ich mich danach ſehne, dir und mir eine Exiſtenz zu ſchaffen. Weißt du, was Lore mir nun kürzlich angeboten hat?“ „Nun?“ „Ihre Partnerin zu werden!“ Erhard lachte ironiſch auf: „Und was ſoll ich dabei? Etwa Hahn im Korbe ſein?“ Mariellas Geſicht wurde noch angſtvoller. Wie konnte Erhard jetzt ſcherzen?! „Aber Erhard, es iſt im Augenblick der einzige Weg, den ich ſehe. Sieh mal, da Lore auch Penſionäre auf⸗ zunehmen beabſichtigt, dachte ich zunächſt für dich an einen Repräſentationspoſten, den du neben deiner Schrift⸗ ſtellerei doch famos ausfüllen könnteſt, Liebſter. Dann wäre da noch die Buchführung...“ 0 „Und das Herausgeben des Geflügelfutters und das Nachzählen der Eier— nicht wahr? Ich könnte ja auch die Kücken ſpazierenführen. Wieder lachte er ironiſch auf. e „Mariella, ich ſehe es mehr und mehr ein: Ich bin ein Hemmſchuh für dich! Ich bin der Hemmſchuh für dich auf dem Wege zu einem glücklichen Leben. Wenn ich dich wahrhaft liebe, muß ich dich von mir befreien.“ „Nein!“ Mariella, in ihrer Angſt, ſchrie es beinah heraus. Ein paar Gäſte am Nebentiſch ſahen neugierig zu ihr herüber. Erhard legte warnend die Hand auf die Lippen. Da fand das Mädchen zur Wirklichkeit zurück. Frage! Faſſungslos ſah ſie den .(Fortſetzung folgt.) ann voll Plat hal ter: Ver Hitl git Ein furt ni ſchar we! 1 . N fle 0 al. Verlängert! Das gewaltige Nachkirchweih-Pro⸗ gramm! Ein Spitzenfilmwerk deutſcher Tonfilmkunſt! Das große Filmereignis des Jahres: Der letzte Walzer Nach der beliebten und erfolg- reichſten Operette von O. Strauß! Heute Montag des ganz großen Er⸗ folges wegen nochmals im Central-Film⸗Palaſt! Wahre Begebenheiten!— 2 Stunden Spannung!— 2 Stunden Begeiſterung! Die Geſchichte einer großen Liebe! Eine Meiſterleiſtung deutſcher Tonfilmkunſt! „Der letzte Walzer“ iſt nicht etwa wie⸗ der Mal ein Walzerfilm, ſondern der Höhe- punkt und die Krönung aller bisherigen Wal— zerfilme. Unter großer Spannung entwickelt ſich hier ein packendes Liebesdrama, deſſen Handlung von mitreißendem Temperament und deſſen Muſik von inniger Beſeeltheit iſt. Ein Film der tiefſte Ergriffenheit und höchſte Be⸗ friedigung auslöſt, künſtleriſch und techniſch eine Höchſtleiſtung. „Der letzte Walzer“ der ſich als Bühnen⸗ werk alle Länder der Erde erobert hat, ſetzt jetzt als Film ſeinen Siegeszug fort. In fünf verſchiedenen Sprachen wird dieſer grandioſe Tonfilm auf der ganzen Erde zugleich gezeigt. Ueberall führen der packende Inhalt, die ein— fallsreiche Regie, die beſchwingte, mitreißende Muſik den Film zum außergewöhnlichen Er⸗ folg.— Eine überragende Leiſtung deutſcher Filmkunſt. Es iſt kein Zufall, daß gerade dieſes Filmwerk die ganze Welt erobert. Denn der Film bildet eine glückliche Verbindung eines wuchtigen Inhalts mit der beſchwingten anmutigen Strauß'chen Muſik. Der glanz⸗ volle Hofball der Vorkriegszeit iſt der Schau⸗ platz der packenden, ſpannenden Handlung. Sie hat das Schickſal eines jungen Offiziers zum Thema, der durch ſeine Liebe zu einer jungen Gräfin mit einem Mitglied des Hofes in Konflikt gerät. Ein Film, den niemand ver⸗ ſäumen darf. Allen, die den Film ſehen wird es zum tiefſten Erlebnis. Niemand verſäume heute die letzte Ge⸗ legenheit. Es gibt nur ein„letzter Walzer“. Verantwortlicher Schriftleiter: Johann Mar⸗ tin, Viernheim; verantwortlicher Anzeigenlei⸗ ter: Johann Martin, Viernheim; Druck und Verlag: Johann Martin, Viernheim, Adolf Hitlerſtraße 36; D. A. X 1935 950. Zur Zeit iſt die Preisliſte Nr. 4 gültig. Wein in Apfelweinwirtſchaſten Eine grundſätzliche Entſcheidung des Frank- furter Stadtverwaltungsgerichts. Frankfurt a. M., 17. Nob. Das Frank⸗ furter Stadtverwaltungsgericht hatte ſich mit der Frage zu beſchäftigen, ob der Aus⸗ ſchank von Wein in den reinen Apfel⸗ weinwirtſchaften erlauht iſt. Der Inhaber einer Sachenhauſer upfeweinwirt⸗ ſchaft hatte die Konzeſſion für den Aus⸗ ſchank von Wein beantragt. Er begründete dieſen Antrag damit, daß jetzt im Herbſt oiei⸗ fach der alte Aepfelwein aufgebraucht und der neue noch nicht richtig ausgegoren iſt. Viele Beſucher der Apfelweinwirtſchaftten könnten den„Neuen“ nicht vertragen.„Der Apfelwein ſoll im Faß gären, nicht in un⸗ ſerem Magen“, müſſe man häufig hören Für dieſe Uebergangszeit ſei es deshalb not⸗ wendig, den Weinausſchank für die Apfel⸗ weinwirtſchaften zu erlauben. Der als Beiſitzer tätige Vertreter der Wirt— ſchaftsgruppe Gaſtſtätten- und Beherber— gungsgewerbe ſtellte feſt, daß es durchaus im Sinne der Maßnahme der Reichsregie⸗ rung liege, daß in Zukunft die Apfelfrucht mehr für die Ernährung als für die Apfel⸗ weinproduktion verwendet werde. Es ſei da⸗ her zu begrüßen, daß in Zukunft in den Apfelweinwirtichaften Wein ausaeſchenkt werde. Das Stadtverwaltungsgerichl ent⸗ ſchloß ſich darauf den Ausſchank von Wein in den reinen Apfelweinwirtſchaften für die Zukunft zu erlauben und erteilte im vorlie⸗ genden Falle die Weinkonzeſſſon. Wegen der Grundſötz'ichkeit der Enticheidung muß die Genehmigung des Regierungspränden⸗ ten nachgeholt werden. Steigerung des Fremdenverkehrs Frankfurt a. M., 16. Nov. Frankfurt mit ſeiner günſtigen zentralen Lage bildete ſchon von jeher einen Anziehungspunkt für die Fremden, die ſich entweder auf der Durchreiſe für kurze Zeit hier aufhielten oder die Mainmetropole mit ihrer ſchönen Umgebung zum Ziel ihrer Reifen wählten. So wurden beiſpielsweiſe vor dem Kriege während der Reiſemonate Fremdenziffern von 400 000 und mehr verzeichnet, aber auch nach dem Kriege bis etwa zum Jahre 1927 konnte man den Fremdenverkehr als gut be⸗ zeichnen. Dann ſetzte allerdings ein Rück⸗ gang ein. Wenn auch die Höchſtziffern noch nicht wieder erreicht ſind, ſo betrug doch allein die Steigerung im Jahre 1935(berückſichtigt ſind die Monate April bis September und nur die Fremden, die in Hotels. Gaſthöfen und Fremdenheimen übernachteten) gegen⸗ über dem Vorjahre rund 15 Prozent. Der geſamte Fremdenverkehr beläuft ſich auf etwas über 300 000 Perſonen. Der Auslän⸗ derverkehr zeigt dabei eine beſonders er— freuliche Entwicklung; er erfuhr in den Rei ſemonaten dieſes Jahres gegenüber 1934 eine Steigerung um rund ein Drittel(35 598 gegenüber 26930). Am meiſten ſind dabei beteiligt England, Holland, die Schweiz und Amerika. Für 3 Millionen Mark Ooſt Die Abſchlüſſe der Bergſträßer Markthallen. Weinheim, 18. November. Nachdem die Bergſträßer Markthallen ihren Verſteigerungsbetrieb im weſentlichen abge⸗ ſchloſſen haben, läßt ſich ein ungefähres Bild von der mengen⸗ und wertmäßigen Ernte des Obſtjahres 1935 gewinnen. Der geringeren Menge an Obſt ſtand überall eine wertmäßi⸗ ge größere Einnahme gegenüber, die den Ausfall nicht nur wettmachte, ſondern teilweiſe die vorjährigen Ziffern noch ſtark übertraf. Im Ganzen wurde an den Bergſträßer Markthallen für rund drei Millionen Mark Obſt umgeſetzt, während am Ende der Sai⸗ ſon 1934 die zweite Million nur unweſent⸗ lich überſchritten worden mor. gleich mit Dies beruht neben der ſtärkeren Nachfrage der Induſtrie auch auf den Hunger nach Obſt in der Verbraucherſchaft; den Händlern wurde das Obſt ſozuſagen aus der Hand ge⸗ ciſſen. Die Verzettelung des Marktweſens an der nördlichen Bergſtraße führte dazu, daß der Großhandel mehr nach der ſüdlichen Bergſtraße abwanderte. Die Hauptabſchlußziffern ſind folgende: Zwingenberg hatte 1935 eine Obſtmenge von 22 500 Itr. und einen wertmäßigen Um⸗ ſatz von 368 317 Rm. gegenüber 1934: 43 000 Ztr. und 370000 Rm. Bensheim hatte 1935: 11 129 Ztr. und 104 304 Rm. Ein Ver⸗ dem letzten Jahr iſt hier iht möglich, da der Markt noch zu jung iſt. See⸗ heim hatte dieſes Jahr 12 000 Ztr. mit — 200 000 Rm. Umſatz gegen 14000 Itr. mit 128 000 Rm. im Jahre 1934. Weinheim hatte dieſes Jahr 70000 Ztr. und dürfte einen Umſatz von einer Million haben, 1934 waren es 100 000 Ztr. und 800 000 Rm. Umſaz. Handſchuhsheim hatte dieſes Jahr einen Umſatz, der den vorjährigen etwas übertraf(1934: 70000 Ztr. und 890 000 Rm. Umſatz). Die genauen Ziffern von Handſchuhsheim ſind erſt für den Januar zu erwarten, da dieſer Markt ganzjährig iſt. Aus Heſſen und Naſſan 260 000 Auslandsgeſpräche über Frankfurk. Frankfurt a. M., 16. Nov. Deutſch⸗ land, im Herzen Europas gelegen, hat im interngtionalen Verkehr beſondere Aufgaben zu erfüllen. Nicht zuletzt hat es den Sprech⸗ verkehr mit dem Ausland zu ermöglichen. Dieſe Aufgabe iſt nicht nur wichtig der fi⸗ nanziellen Seite wegen, ſondern auch aus anderen Gründen. Ueber die Vierdrahtlei— tungen des Fernkabelnetzes werden nicht nur die Geſpräche zwiſchen Deutſchland und den anderen europäiſchen Ländern, ſondern es wird auch der Verkehr der europäiſchen Länder im Durchgang durch Deutſchland ge⸗ leitet. Im Jahre 1934 hat der Fernſprech⸗ verkehr fremder Länder im Durchgang durch Deutſchland wiederum eine recht be— achtliche Ziffer erreicht. Die Zahl der Ver⸗ kehrsbeziehungen im Durchgang durch Deutſchland, alſo z. B. von Finnland nach Britiſch⸗Indien, von Peru nach Ungarn, von Rumänien nach Mittelamerika, iſt im Jahre 1934 auf 521 geſtiegen. Nach dem Auslande wurden im Jahre 1934 2,382 Millionen Geſpräche vermittelt. aus dem Auslande 2,606 Millionen. Im Durchgang wurden 116 000 Geſpräche ver⸗ mittelt. Frankfurt iſt an der Vermittlung der Auslandsgeſpräche in erheblichem Maße beteiligt. gehenden Geſprächen von insgeſamt 4,987 Millionen in ganz Deutſchland entfielen etwa 260 000 auf Frankfurt. Das Fern⸗ ſprechamt Frankfurt hat rund 90 000 Ge⸗ ſpräche nach dem Ausland und 170 000 aus dem Ausland ankommende Geſpräche ver⸗ mittelt. Die Geſpräche im Durchgangsver⸗ kehr ſind dabei nicht gezählt. Ende des Weinherbſtes. * Küdesheim, 17. Nov. Durch die außer⸗ ordentlich günſtige Witterung beeinflußt, haben es viele cheingauer Weinbaugü⸗ ter vorgezogen, die Wein eſe recht lange hin⸗ auszudehnen. Wenn ſchon bereits Mitte und gegen Ende Oktober die kleineren und mittleren Weinbauern ihre Trauben einge⸗ bracht haben, ſo waren dies mehr oder we⸗ niger frühere Sorten. Für die guten Ries⸗ lingsſorten wäre es ſchade geweſen, wenn man ſie früher eorntet hätte. Die Sonne Von den ankommenden und ab⸗ brachte ihnen immer meyr Edelreife, ſo daß man recht lange mit der Ernte wartete. So haben die Güter, die Spitzen bauen, vor dem 3. November überhaupt nicht mit der Ernte begonnen. Die Moſtgewichte ſtiegen von Tag zu Tag, und in dieſer Woche ſind ganz beſonders hohe Gewichte bis über 135 Grad erzielt worden. Mit wenigen Ausnah⸗ men ſind nun alle Güter mit der Leſe zu Ende. Die Rheingauer Weinbergsgemarkun⸗ gen ſind daher mit der kommen alle freigegeben. ee e Mütter, lernt um! Wie kommt es, daß die meiſten Menſchen, die Zahnpflege treiben, dies wohl morgens tun, aber faſt nie abends? Weil ſie es ſo in ihrer Jugend ge⸗ lernt haben! Es iſt eben noch viel zu wenig bekannt, daß die Zahnpflege mit einer guten Qualitäts⸗Zahn⸗ daſte wie Chlorodont vor dem Schlafengehen wichtiger it als in der Frühe. Gerade am Abend müſſen die Zähne mit Chlorodont gereinigt werden, damit die Speiſereſte nicht in Gärung übergehen und hierdurch Karies(Zahnfäule) hervorrufen. Alſo Mütter: lerntum! Sport vom Sonntag Fußball. Meiſterſchaftsſpiele der Gauliga. Gau Weſtfalen: FC Schalke 04— Germania Bochum 2:1 TuS Bochum— SpVg Herten 151 Weſtfalia Herne— Preußen Münſter 3:0 Union Recklinghauſen— Hüſten 09 221 SW Höntrop— FC Erle 08 8:1 Gau Niederrhein: Turu Düſſeldorf— VfL Benrath 2:3 Hamborn 07— Fortuna Düſſeldorf 011 Duisburg. FV 08— Boruſſia Gladbach 21 Schw.⸗Weiß Eſſen— Union Hamborn 3:0 Gau Mittelrhein: verlauf gut. VfR Köln— Kölner SC 99 i Tus Neuendorf— Mülheimer SV Eintracht Trier— Kölner CfR Tura Bonn— Weſtmark Trier Gau Nordheſſen: SpVg Kaſſel— Hanau 93 82 Boruſſia Fulda— VfB Friedberg 410 Heſſen Hersfeld— Kurheſſen Marburg 2:2 Gau Südweſt: FK 03 Pirmaſens— Eintr. Frankf. 0 FSW Frankfurt— FW Saarbrücken 5 2 202 = Kickers Offenbach Wormatia Worms Opel Rüſſelsheim— Bor. Neunkirch. Gau Baden: Karlsruher FV— Pf Neckarau 4:1 Freiburger FC— Phönix Karlsruhe 5:2 SV Waldhof— Germania Brötzingen 7 3:1 0 1 1 2 1. FC Pforzheim— VfR Mannheim Amicitia Viernheim— VfB Mühlburg Gau Würktemberg: U mer FV 94— SpVg. Cannſtatt 3: Sportfr. Eßlingen— SW Feuerbach 2: VfB Stuttgart— Stuttgarter Kickers 2: Gau Bayern: SpVg. Fürth— ASV Nürnberg 121 Wacker München— 1. FC Nürnberg 5 1 1 1 2 Bayern München—8C 05 Schweinfurt? 1860 München— Armin München 3 Schweinemarkt. Weinheimer Schweinemarkt Zugeführt 489 Stück. Verkauft 309 Stück. Milchſchweine das Stück von 11—16 Mark. Läufer das Stück von 18—83 Mark. Markt⸗ Urheberrechtschutz: Fünf Törme- Verlag. Halle(Saale). 155 „Heute in der Nacht? Warum denn wieder dorthin? Was iſt denn das wieder für eine Geſchichte?“ Mac Lean ſtand auf. „Dort werden wir eine endgültige Löſung finden, In⸗ ſpektor Bruce.“ Vierzehntes Kapitel. Friedrich Borgloh lag im Hoſpital in Kenſington. Er kam langſam wieder zu ſich. Doch hatte die ſchwere Chloro— formbetäubung ihm noch nicht ganz die Denkfähigkeit wiedergegeben. Er lag immer noch wie in einem leichten Halbſchlaf— die Aerzte ließen ihn ſchlafen. Der letzte Reſt der narkotiſchen Einwirkung mußte erſt vergehen. Ver⸗ mutlich war auch der Schrecken, den er vorher durch den Ueberfall erlitten, mit ſchuld, daß er langſamer zu ſich kam. Mac Lean, der ſich jetzt bei dem Chefarzt erkundigte, war ganz zufrieden. „Mir wäre es am liebſten“, ſagte er zu Inſpektor Bruce,„der arme Borgloh würde zwei Tage und zwei Nächte durchſchlafen. Wenn er aufwacht, möchte ich alles klar haben.“ Und dann fuhr er mit Inſpektor Bruce durch die Nacht nach Croydon und zum Sanatorium. Der Chefarzt Profeſſor Gerſhwin war wenig erbaut, als er mitten in der Nacht von ſeinem Diener aus dem Bett geholt wurde. „Was iſt denn los?“ fragte er.„Iſt in der Anſtalt jemand unruhig geworden? Warum wecken Sie nicht den dienſthabenden Arzt? Muß ich denn alles ſelber machen?“ „Verzeihung, Herr Profeſſor!“ ſagte der Diener ängſt⸗— lich.„Da draußen ſind zwei Herren, die Herrn Profeſſor unbedingt ſprechen wollen. Der eine iſt von Scotland Pard— er hat mir ſeine Karte gezeigt—, und der andere —— ich kann mir nicht helfen—, der ſieht aus wie der junge Menſch, der neulich eingeliefert iſt, und der den Wächter geknebelt hat und dann auf und davon iſt.“ „Aha!“ ſagte der Profeſſor.„Vermutlich hat ihn die Polizei eingefangen. Wird ein Schwerverbrecher ſein, der irgendwelche dunklen Pläne gegen unſere Anſtalt hatte. Nun wird man ihn mir wohl gegenüberſtellen wollen.“ Eine Viertelſtunde ſpäter kam Profeſſor Gerſhwin an⸗ gezogen unten in den Empfangsraum. Zwei Herren erhoben ſich von den Seſſeln. Der Pro— feſſor erkannte ſofort ſeinen Patienten, den angeblichen Baronet of Chaminade. „Inſpektor Bruce!“ ſtellte ſich der andere Fremde vor. „Sind Sie Herr Profeſſor Gerſhwin?“ „Jawohl! Der bin ich!“ „Guten Tag, Herr Profeſſor!“ ſagte jetzt der andere Herr. Profeſſor Gerſhwin maß den fröhlich vor ihm Stehen— den von oben bis unten. 5 „Hat man Sie endlich erwiſcht, Herr?“ fragte er.„Hat man Ihnen auf der Polizei klargemacht, was dieſer kleine Scherz hier loſten kann? Tätlicher Angriff auf mich, Vor⸗ ſpiegelung fakſcher Tatſachen, Freiheitsberaubung eines Wärters. Sie ſind ſich wohl darüber klar, was Sie alles angerichtet haben? Ich nehme an, Herr Inſpektor“, wandte er ſich an den Polizeibeamten,„Sie ſind hierhergekommen, um mit dem Gefangenen einen Lokaltermin aufzunehmen.“ Er konnte nicht weiterſprechen, denn der angebliche Baronet war in ein geradezu hemmungsloſes Gelächter ausgebrochen. Und auch Inſpektor Bruce lachte, daß ihm die Tränen unter der Brille hervorliefen. „Was heißt denn das?“ ſagte der Profeſſor empört. „Mir iſt dieſe Geſchichte gar nicht lächerlich, Herr Inſpektor Bruce.“ Da trat Mac Lean auf ihn zu und ſagte, ihm die Hand entgegenſtreckend: „Herr Profeſſor, Sie haben recht. Ich dürfte jetzt eigentlich nicht lachen. Denn ich habe Ihnen und Ihrem Sanatorium übel mitgeſpielt. Aber Sie müſſen mir dieſe Kriegsliſt verzeihen, Herr Profeſſor. Und Sie werden es ſicher tun, wenn ich mich Ihnen jetzt mit meinem wahren Namen vorſtelle. Ich heiße Mac Lean und bin auf der Fährte eines ſchweren Verbrechens geweſen. Die Spuren dieſes Ver⸗ brechens führen bis in Ihr Sanatorium, Herr Profeſſor.“ Jetzt wurde der Arzt bleich. „Bis in mein Haus? Um Gottes willen! Was iſt ge⸗ ſchehen? Ich bitte Sie, meine Herren, nehmen Sie Platz. Miſter Mac Lean, wenn ſich in meinem Hauſe etwas Ord— nungswidriges ereignet haben ſollte— ſeien Sie verſichert, ich habe keine Ahnung davon!“ „Davon ſind wir überzeugt, Herr Profeſſor!“ meinte Mac Lean herzlich.„Und nun bitte, hören Sie! Sie haben hier im Hauſe eine Patientin Lolotte Dawis.“ „Die habe ich. Was iſt mit ihr?“ „Würden Sie mir zunächſt ſagen, Herr Profeſſor, wie dieſe Kranke zu Ihnen kam?“ „Aber ſelbſtverſtändlich. Die Patientin wurde mir vor einiger Zeit als geiſteskrant eingeliefert. Als ſie ankam, mußte ich dieſe Diagnoſe nur beſtätigen. Sie tobte, ſchrie, behauptete, gefangen gehalten worden zu ſein. Sie be⸗ teuerte, ſie wäre nicht Lolotte Dawis. Dabei waren ſämt⸗ liche Papiere in Ordnung. Die Kranke war offenſichtlich geiſtesgeſtört. Ich nahm ſie in meine Anſtalt und kann ſchon über einen ſehr ſchönen Erfolg berichten. Die Tob⸗ ſuchtsanfälle haben ſich vollkommen gelegt. Sie iſt ſanft und ruhig. Die Aufgeregtheit hat einer ſtummen Melan⸗ cholie Platz gemacht, die aber meiner feſten Ueberzeugung nach ſchon eine Etappe zur Geſundung darſtellt.“ (Fortſetzung folgt.) 7. 0 1 11 1 11 1 1 . 1 5 g Das W. H. W. teilt mit: Dienstag, 19. Nov.: Brot⸗Aus⸗ gabe in der NS. Dienſtſtelle. Die genauen Zeiten ſind an den bekannten Anſchlagſtellen und Plakatſäulen erſichtlich. Wer ſein Brot ſelbſt backt, möge das Brot den ärmeren Volksgenoſſen zukommen laſſen. Lokales Sinnſprüche. Das Glück, das mich geſtern geküßt, iſt heute ſchon zerronnen. * Goldenes Ehejubiläum. Das ſel⸗ tene Feſt der Goldenen Hochzeit feiern am Donnerstag, den 21. November 1935 unſere achtbaren Bürgersleute Herr Heinrich Faltermann 1. und Frau Margareta geb. Martin, Kühnerſtraße 12. Der Mann ſteht im 78. und die Frau im 74. Lebens⸗ jahre. Beide ſind noch körperlich und geiſtig wohlauf und gehen ihren gewohnten Haus- arbeiten nach. Zu ihrem ſeltenen Jubelfeſte entbieten wir ihnen heute ſchon unſere herz⸗ lichſten Glück und Segenswünſche. Möge ihnen noch viele Jahre glücklichen Beiſammen⸗ ſeins und ein beſchaulicher Lebensabend ver— gönnt ſein. »Der Polizeibericht der letzten Woche meldet folgende Anzeigen: 1 wegen Vergehen gegen die Reichsſtraßen und Verkehrsordnung. 2 wegen Ruheſtörung. 2 wegen Zuwiderhand⸗ lung gegen die Verordnung betr. Betreten der Reichsautobahn. 1 wegen Körperverletzung. 1 wegen Betrug und 2 wegen Diebſtahl. *Nicht die Autobahn betreten. Wie aus dem Polizeibericht der vorliegenden Ausgabe zu erſehen iſt, wurden durch die Au— tobahn⸗Polizei zwei Perſonen zur Anzeige ge— bracht, weil ſie die Autobahn betreten haben. Der eine iſt mit dem Fahrrad über die Auto— bahn gefahren, der 2. hat die Autobahn per Fuß begangen. Wir verweiſen deshalb noch⸗ mals auf die Beſtimmungen, wonach das Be— treten der Autobahn verboten iſt. * Fahrradmarder? Der heutige Polizeibericht meldet zwei Anzeigen wegen Fahrraddiebſtahl. Es ſcheinen alſo wieder Fahrradmarder am Werke zu ſein, weshalb wir den Fahrradbeſitzern dringend empfehlen ihre Räder zuzuſchließen oder ſonſt auf ihr Eigen⸗ tum zu achten, damit den Dieben ihre Arbeit nicht gar zu leicht gemacht wird. Jungvolk ſammelt Brot Den ganzen Samstag über erklangen die Fanfaren und die Trommelwirbel des Jung- volkes in unſeren Straßen. Das Jungvolk ſammelte für das Winterhilfswerk. Und zwar wurde eine Brotſammlung durchgeführt. Nachdem bereits am Freitag die Spendeliſten herumgetragen worden waren, wurde nun am Samstag das geſpendete Brot bei den Spen- dern abgeholt. Mit zahlreichen Wägelchen durchzogen die tapferen Buben die Straßen und holten das Brot ab. Nachmittags wurde das Brot in einem geſchloſſenen Zuge, über 40 Wägelchen, unter Vorantritt des Spiel⸗ mannszuges zur NS. Dienſtſtelle gebracht. Etwa 1000 Brote haben die Buben geſammelt. Wieder ein ſchöner Beweis der Gebefreudig— keit und des Opferwillens unſerer Bevölker— ung. Das Brot wird bereits morgen Dienstag in der NS. Dienſtſtelle ausgegeben. Die Reihenfolge iſt an den bekannten Anſchlag— ſtellen zu erſehen. Der Rerwe⸗Abschied Nun iſt es wieder aus mit all dem bun ten Getrubel, das uns die diesjährige Kirch— weihe gebracht hatte. Der letzte Ton der Geige iſt verhallt, die Kerwemädchen und Kerwe— burſchen haben ſich zum letzten Male im Kreiſe gedreht. Die Kerwe 1935 iſt zu Ende. Der Nachkirchweihſonntag hat uns leider nicht das erwartete ſchöne Wetter gebracht. In der Frühe des Sonntags überzog ſich der Himmel mit dicken grauen Regenwolken und bald ging es auch los. Bis in der Nachmittag hinein regnete es. Doch bald nach 2 Uhr hörte es auf, ſodaß auf dem Marktplatz noch recht leb⸗ hafter Betrieb war. Alles was dort zur Un— terhaltung und Leckereien aufgeſtellt war, er— freute ſich eines guten Zuſpruchs. Die Tanz-, Konzert⸗ und Unterhaltungslokale waren gut beſucht. Ueberall gab es frohe Geſichter, über- all wurde fröhlich der Kerweausklang begangen. Bei den Fußballfreunden wurde die Kerwe— ſtimmung erhöht durch den ſchönen Sieg, den die Viernheimer über Mühlburg errungen haben. Alle Sportler atmeten auf, wurde doch durch dieſen Sieg die drohende Abſtiegs⸗ gefahr gebannt. Für andere Veranſtaltungen war geſtern kein Platz. Es wurde getanzt, ge⸗ lacht, geſcherzt und fröhlich geſungen. Es iſt aus! Die bunte Budenſtadt mit ihrem geheim— nisvollen Zauber für Jung und Alt wird be— reits abgebrochen. Es geht der Heimat zu. Denn die Viernheimer Kerwe iſt die letzte in weiter Runde. Wer hat noch keine D. A. F.-Zeitung bestellt: Quittungen werden bis 25. Nov. 1935 eingelöſt. Um ſäumigen Mitgliedern der Deutſchen Arbeitsfront, die noch keine Fachzeitſchrift be- ſtellt haben, Gelegenheit zu geben dies nachzu— holen iſt die Friſt für die Einlöſung der Zei⸗ tungsquittungen bis 25. Nov. verlängert wor⸗ den. Die Ortswaltungen der DAF. händigen jedem Mitglied auf Wunſch einen Beſtell— zettel mit einem genauen Verzeichnis der ein— zelnen Fachzeitſchriften aus. Dieſer Beſtell— zettel iſt deutlich auszufüllen und dem Brief⸗ träger zu übergeben oder in den Briefkaſten zu werfen. Die Poſt ſtellt dann die Zeitung zu. An Zuſtellgebühr erhebt die Reichspoſt 30 Pfg., die aber von der Arbeitsfront wie⸗ der zurückvergütet werden. Die Quittungen ſind bis ſpäteſtens 25. ds. Mts. bei dem zu⸗ ſtändigen Block- oder Betriebswalter oder auch auf der Ortswaltung der DAF. abzugeben. Es iſt Pflicht eines jeden DA-Kamera⸗ den eine Fachzeitung zu beziehen. Da dieſer Bezug noch vollſtändig koſtenlos iſt, können überhaupt keine Hinderniſſe beſtehen, mit denen ein evtl. Nichtbezug entſchuldigt werden ſoll. Zwei wertvolle Punkte werden erkämpft! Die Amieitia ſchlägt den VfB. Mühlburg mit 3.11(1:0) Kampf vom Spielbeginn bis zum Ende. Kampfbetont inſofern, als die VfB⸗Elf von Mühlburg von Anfang bis zum Schluß dem geſamten Spielverlauf eine beſtimmt nicht vor⸗ teilhafte harte Note gab. Beiderſeits wurde, im beſonderen jedoch von den Mühlburgern im wahrſten Sinne des Wortes„gekämpft“. Im übrigen dürften die bis jetzt erzielten Erfolge der Mühlburger ausſchließlich auf ihre„maſ— ſive“ Spielweiſe zurückzuführen ſein. Daß, wenn ſchon, denn ſchon— ebenfalls ſo ge— kämpft wurde, war natürlich ſelbſtverſtändlich; mit gleichen Waffen auch in Fußballſpielen. Denn, hätte unſere Amicitia nicht ebenſo hart in das Spiel eingegriffen, wer weiß ob die bei⸗ den fo wertvollen Punkte zu Hauſe geblieben wären. Das Spiel ließ jedoch, trotz der Härte, in techniſcher Beziehung beſtimmt nichts zu wünſchen übrig. Der Leiter des Treffens, Nagel- Feudenheim, benachteiligte leider gar zu oft beide Mannſchaften, indem er meiſtens im vorteilhaften Spiel abpfiff. Annähernd 2000 Zuſchauer wohnten dem ſpannenden Spielverlauf bei. Nicht zuletzt ſei noch im Voraus erwähnt, daß dieſes Treffen erſt acht Minuten vor Schluß beim Stande von 111 durch einen ungemeinen aufopfernden End— ſpurt gewonnen wurde. Die Mannſchaften: Amicitia Viernheim: Krug Kiß Faltermann Martin Bauersfeld Fetſch Müller! Koob Pfenning Gölz Kiß K. * Müller Jack Jordan Walz Schwörer Munkenraſt Moſer Huber Bartſchhauer Rink Becker V. f. B. Mühlburg: Das Treffen wurde äußerſt ſcharf be⸗ gonnen. Beiderſeits wechſelten die ſchön ein⸗ geleiteten Angriffe; das Tempo wurde immer mehr forciert. Es hätte dem Zuſchauer ſowohl als auch den Spieler jetzt ſchon bange werden können, wer von den 2 Mannſchaften am erſten abbaut. Das Tempo wurde jedoch trotz Schärfe und Härte bis zum Schlußpfiff beibehalten. Nur ſchade, daß die auf die Amicitiaflügel gegebenen Vorlagen ſtets etwas zu ſteil kamen, wenigſtens in den 1. Hälfte. Der Mühlburger Repräfentative Müller, der übrigens ſehr gut gefiel, ſchoß den erſten Strafſtoß, den Krug gewiß nicht leicht zu meiſtern hatte. Kurz vor Halbzeit ging ein Prachtſchuß von Kiß K. unterkant auf die Querlatte; doch der Ball ſpritzte ins Feld zurück. Noch 5 Minuten bis zum Wechſel zu ſpielen und immer noch keine Tore. Endlich, im Verfolg eines Eck— balls vorm Mühlburger Tor ſchreit's Gool! Wie und durch wen der Ball ins Tor kam, war wohl nicht gut zu ſehen; es war ein mäch⸗ tiges Gedränge vor dem Kaſten— und plötz⸗ lich, der Ball war im Netz! 1:0 für die Amicitia. Angeſpornt durch dieſen Führungs⸗ . Ang 0 die ührung treffer drängten unſere Amiciten bis zum r gtel 5 Wechſel ganz überlegen. Nach dem Seitenwechſel ſpielte die Amicitia unbegreiflicherweiſe ſehr verhalten. Der Gegner kam infolgedeſſen immer mehr auf. Auch die erfolgte Umſtellung in der Mühlburger Elf gab dieſer zeitweiſe ein klei⸗ nes Plus. Müller auf Linksaußen ſtürmte bis zum Schluß als Verbinder und Mittel- läufer Moſer war auf den linken Flügel ge⸗ gangen. Letzterer tauſchte mit dem ſeitherigen Verbinder. Doch, auch die Amicitia war be⸗ reits im Kommen. Mehr Glück als Ver- ſtand hatten die Mühlburger z. Zt. vor ihrem Tor. Alle Hände voll hatte eben Becker im Tor zu tun. Glück für die einen, Unglück für die anderen. Fetſch war auch heute wieder, ſelbſt auf ſeinem alten Poſten nicht beſonders auf dem Damm. Krug im Tor kommt ſeine Größe nicht ſelten zugute. Den Ausgleich allerdings durch den Routinier Müller in der 17. Minute konnte er nicht verhindern. Das Spiel ſtand 1:11 Im weiteren Verlauf des Treffens wurde im Mühlburger Strafraum ein ganz offenſichtliches Hände durch einen gegneriſchen Spieler vom Schiri nicht ge— pfiffen. Selbſt die lauteſten Elfmeterrufe aus den Zuſchauerrängen konnten die unterlaſſene Entſcheidung nicht mehr herbeiführen. Ein ſcharfer Schuß von Pfenning wurde gewehrt. Viernheim ſpielte nun bis zum Schluß ganz überlegen; galt es doch die beiden Punkte auf dem einheimiſchen Gelände zu laſſen. Wurde der Elfmeter von ehedem ungerechter⸗ weife nicht gegeben, ſo war das grobe Foul⸗ ſpiel, das nun mit dem verdienten Elfer ge ahndet wurde, das einzig richtige. Müller 1 verwandelt. 2:1! für unſere Amieciten. Und als in der zweitletzten Minute der kleine Koob im Anſchluß an einen ſchön hereingebrachten Eckball durch Prachtkopfſchuß noch einen 3. Treffer markieren konnte, war das Schickſal der Mühlburger beſiegelt. Was bis jetzt ſelbſt der Tabellenführer Pforzheim auf eigenem Platz nicht fertig brachte, ſchufen unſere Ami⸗ citen, indem ſie die gefährlichen Mühlburger am deutlichſten niederkanterten.— Gau XIV Baden. Die Reſultate: Amicitia Viernheim— Mühlburg 311 Sp. V. Waldhof Brötzingen 3:0 Pforzheim— VfR. Mannheim 12 FV. Karlsruhe— VfL. Neckarau 411 FC. Freiburg— Phönix Karlsruhe 5:2 Die Tabelle: 1 FC. Pforzheim 4 2 16:5 10 Karlsruher FV. 37* 2 18.128 SV. Waldhof 3 0 95 6 Freiburger FC. Amic. Viernheim VfB. Mühlburg. VfL. Neckarau. Germ. Brötzingen 8 Phönix Karlsruhe 7 Tabahkfachſchaft Morgen Dienstag nachm. 1 Uhr Aus⸗ gabe der Schecks für das Sandblatt der Gruppen 112 in der Milchzentrale. Hofmann, Rechner. 14458 6:7 5 13:15 5 1219 13522 3 7 7 4 VfR. Mannheim 4 5 7 0 2 1 2 1 2 0̃ 58 3 0 1 3 5 1 1 O d d do do 0 0 . lehtunglNJerläingert! User glänzendes Hachkirchwein-Programm der groflen Nachirage wegen heute Montag nochmals. Wer gestern keinen Platz mehr bekommen konnte, der komme heute und sene sich das wunderbare Filmwerk an. ſſie jn anderen Städien so ist duch in Viernheim dieses efnzig schöne SIT Ten Fim Wer der bröllte Erfolg. Der iemand versaume faner nuch neue Manfag die ſeifſe PVorsteſſündg. Das ein grofes Erleben 181 für alle. letzte Walzer Achtung! Bauernſchaft! Betr.: Kartoffel⸗ n. Getreideſamm⸗ lung bei der Landwirtſchaft. Nach Durchſicht der Spendenliſten iſt feſtgeſtellt worden, daß ein großer Teil der Landwirte ſeiner Spendepflicht nicht, oder nur ungenügend nachgekommen iſt. Ich weiß auch, daß die Sammler viele Landwirte ver- geſſen haben zu beſuchen. Auch haben die Sammler vergeſſen die Landwirte nach Ge⸗ treideſpenden zu fragen. Der Richtſatz iſt pro Morgen: 12 Pfund Kartoffeln und 2 Pfund Getreide. Ich bitte die Landwirte und die Be— bauer von Ackerland, falls ſie unter dieſem Richtſatz geſpendet haben, freiwillig in der Milchzentrale bei Hofmann das Fehlende bis ſpäteſtens Montag nachzuholen. Roos Ortsbauernführer Zöller Franzke Ogru.⸗Amtsleiter Ortsgruppenleiter Weltbild(Mj. Erſie Hubertusjagd des Berliner Schleppjagdvereins, an der neben Staatsſekretär Grauert Reichsſportführer von Tſchammer und Oſten und Chefreiterführer SS. Skowronſki teilnahmen. — Ao Das Schaufenster spricht zu Hunderten Die Unzeige aher spricht zu JIausenden! N 29 ar, in der Nähe des druck- Acker Dorfes, ſofort zu 1 kaufen. Näheres: Waldſtraße 42 Arbeiten Kleinanzeigen koſten nur wenige Pfennige, aller Url bringen aber ſicheren Erfolg. liefert t das neue Weidſtück prompt Acker z75o ar Flur XVI Nr. und 54 zu verpachten. Repsgaſſe 9 billig Buchdruckerei dok. Marit — Manta Papier zu haben im Verlag ds. Bl Aubängs- Tall vorrätig in der Exp. ds. Blattes Inserieren bringt Gewinn! a