1 0 Aiernheimer Anzeiger Viernheimer Zeitung N 5 Anzeigenpreiſe: Die 12geſpaltene Millimeter⸗Zeile 3 Pfennig, Textſpalte 12 Pfennig bei Wiederholung abgeſtufter Nachlaß.— Annahmeſchluß für Anzeigen aller Art vor⸗ mittags 9 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer (Siernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten)(Viernheimer Bürger⸗Zig.— Viernh. Volksblatt) Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feievtage.— Bezugspreis monatl. 1,40 Mk. frei ins Haus gebracht.— Beilagen: wöchentlich das„Illuſtrierte 0 5 5 9 a j Wochenende“, a. 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Es hat ſchon vor Jahren die Mandſchurei von dem chi⸗ neſiſchen Reich abgetrennt und zu einem for⸗ mell ſelbſtändigen, in Wirklichkeit aber ja⸗ paniſcher Oberhoheit unterſtehenden Siaat gemacht und hat jetzt einen weiteren Schritt getan, den man allerdings ſchon ſeit Wochen erwartete: die nordchineſiſchen Provinzen haben ſoeben eine„Unabhängigkeitserklä⸗ rung“ veröffentlicht, durch die ſie ſich don China und ſeiner Regierung in Nanking losſagen. Natürlich iſt von einer Unabhängigkeit ſo wenig die Rede wie bei Mandſchukuo. Es iſt auch Nordchina gar nicht eingefallen, be⸗ ſagte Unabhängigkeit zu„erklären“, ſondern der Pinſel, der die chineſiſchen Namen unter das Umlauftelegramm ſetzte, wurde vielleicht von chineſiſcher Hand gehalten, aber von ja⸗ paniſcher geführt. Deutlicher geſagt, die Lostrennung der fünf nordchineſiſchen Pro⸗ vinzen iſt genau wie die Lostrennung ſei⸗ nerzeit der Mandſchurei und genau wie die Beſtrebungen um die innere und die vor⸗ läufig noch unzugängliche äußere Mongolei, ein Werk des japaniſchen Generals Doi⸗ har a, der die japaniſche Ausdehnung auf dem aſiatiſchen Feſtlande energiſch leitet. Er hat damit vollendet, was nach der endgül⸗ tigen Einbeziehung der Mandſchurei in die japaniſche Oberherrſchaſt nach Süden hin durch die Errichtung der„entmilitariſierten Zone“ begonnen wurde, wobei entmilitari⸗ ſiert das Verbot für China bedeutete, dort auf ſeinem Gebiet Truppen zu untethalten. Wiederum hat Japan alſo die günſtige Gelegenheit europäiſcher Wirren zu einem entſcheidenden Schlag benutzt, der ihm ſchon 1932 ſo große Erfolge einbrachte. Wir be⸗ zweifeln freilich, daß die neueſte Einverlei— bung eines gewaltigen Komplexes des chine— ſiſchen Bodens in den japaniſchen Machtbe⸗ reich diesmal ganz ohne Folgen bleiben wird. Wir veranſchlagen dabei eine etwa von Nanking ausgehende Abwehrbewe⸗ gung umſo geringer, als die Gerüchte um die Zuſammenſchließung aller bisher riwali⸗ ſierenden Generäle Nankinger und Kanto⸗ ner Färbung unter Tſchiangkaiſchek bisher nicht mehr ſind als eben Gerüchte. Das Gleiche gilt von der angeblichen Zu⸗ ſammenziehung von einer halben Million Mann chineſiſcher Truppen im Schang⸗ haler Gebiet. Daß die chineſiſche Armee — wenigſtens teilweiſe— kämpfen kann, hat ſie 1932 bei Schanghai bewieſen, wo ſich vor allem das 19. Armeekorps rühmlichſt hervortat. Die vergangenen drei Jahre aber haben China innen⸗ wie außenpoli⸗ tiſch weiter geſchwächt. Blieben alſo die in China in erſter Linie handelspolitiſch in⸗ tereſſierten Mächte, in erſter Linie die Ver⸗ einigten Staaten, England und Frankreich. Von den beiden letzteren iſt angeſichts ihrer Bindung durch den Afrika⸗ und den Mittelmeerkonflikt im Augenblick nicht eben viel zu erwarten. Amerika hat ſich bisher zurückgehalten und nur ver⸗ ſichern laſſen, daß es die Ereigniſſe in Fern⸗ oſt mit größter Aufmerkſamkeit verfolge. Näheren Aufſchluß über die Haltung der Mächte dürfte ſpäteſtens die notwendige Klärung der ſtaatsrechtlichen Verhältniſſe des neuen japaniſchen Protektoratsſtaates bringen. Man darf annehmen, daß dieſe noch größere Schwierigkeiten machen wird als im Fall Mandſchukuo, das bekanntlich noch immer nicht allgemein als ſelbſtändiger Staat anerkannt iſt. Im Hinblick auf die Ueberraſchungen, welche die ganze Entwicklung im Fernen Oſten gerade in letzter Zeit mit ſich gebracht hat, iſt es natürlich nicht ausgeſchloſſen, daß auch in dieſem Fall noch eine unvorhergeſe⸗ hene Wendung— freilich nur zu Gunſten Japans— eintreten könnte. Wenn die letz⸗ ten Nachrichten aus japaniſcher Quelle zu⸗ treffen, ſo denkt die Nanking⸗Regierung da⸗ ran, auch in dieſe weitere Verkleinerung Rumpf⸗Chinas unter gewiſſen Bedingungen einzuwilligen. Jedenfalls ſoll der chineſiſche Geſchäftsträger in Tokio bereits dahinge⸗ hende Verhandlungen eingeleitet haben. Es iſt davon die Rede, daß Nanking bereit ſei, gemeinſam mit Japan den Kommunismus zu bekämpfen Die Schüſſe von Marſeille Vewegter Beginn des großen Königsmordprozeſſes in Aix⸗en⸗Prouence Paris, 19. November. Nach mehr als einjährigen, ſehr ſchwieri⸗ gen und in mancher Kichtung hin ergebnis⸗ lofen Anterſuchungen und politiſchen Vorverhandlungen begann am Montag in Aix-en-Provence. unter außergewöhnlichen Sicherungsvorkehrungen, der Prozeß um die Ermordung des jugoſla- wiſchen Königs Alexander, neben dem auch der damalige franzöſiſche Außenminiſter Barthou den Kugeln des Attentäters erlag. Bekanntlich landete König Alexan⸗ der am 9. Oktober 1934 zu einem Staats⸗ beſuch in Frankreich. Der König ſoll ſchon vor der Fahrt durch die Stadt angeſichts der ungeordneten Menſchenmaſſen trübe Ah⸗ juriſtiſchen wie nungen geäußert haben. Schon nach we⸗ nigen Minuten Fahrt ſprang dann der Mör⸗ der auf das Trittbrett des langſam fahren— den Autos und feuerte eine Anzahl Schüſſe auf den König ab, die auch Barthou tödlich verletzten. Der Mörder wurde von einem Gendarmerie-Oberſt durch Säbelhiebe getö⸗ tet und von der Menge zerriſſen. Nach Anſicht der Juſtizbehörden ſoll ſeine Identität auch heute noch nicht völ⸗ lig einwandfrei feſtſtehen. Gegen die ver— antwortlichen franzöſiſchen Stellen waren bekanntlich ſchwerſte Vorwürfe erhoben worden, daß ſie die Sicherheit des Königs nicht in ausreichendem Maß gewährleiſtet hätten. Wie erinnerlich, drohte die Marſeil⸗ ler Bluttat zu unabſehbaren politiſchen Ver⸗ wicklungen zu führen, und die damalige in⸗ Die italieniſche Abwehr Nationale Kundgebungen— Nom gleicht einem Heerlager Rom, 18. November. Italien hat aus Anlaß des Sanktionsbe⸗ ginns auf Grund des geme deten Beſchluſſes des Großen Faſchiſtiſchen Rates die Fahnen gehißt. In ganz Rom herrſcht ungewöhnliche Bewegung. Ganze Straßenzüge gleichen einem Heerlager. Ueberall auf den Straßen ſieht man Militär. Schon in den frühen Morgenſtunden ſammelten ſich Studenten zu großen Um⸗ zügen durch die Stadt, um gegen alles, was noch fremde Spuren trägt, eine Art Razzia zu veranſtalten. Sämtliche Zugangsſtraßen der Piazza di Spagna, an der ſich das eng⸗ liſche Konſulat und eine große engliſche Apotheke befinden, waren von vier bis ſechs dichten Reihen feldmarſchmäßig ausgerüſte⸗ ter Grenadiere und Berſaglieri mit aufge⸗ pflanztem Seitengewehr abgeſperrt. In der Nähe der engliſchen Botſchaft lagen Truppen mit ſchweren Maſchinenge⸗ wehren in Bereitſchaft. An der franzöſiſchen Botſchaft hatte man zunächſt zur Abſperrung keine Truppen her⸗ angezogen; man ſchien für den Schutz ein großes Carabinieri⸗Aufgebot ausreichend zu halten. Auch ſämtliche übrigen diplomati⸗ ſchen Vertretungen der ſanktionsführenden Staaten hatten eine beträchtliche Abſper⸗ rungsverſtärkung durch Carabinieri. — der Kommandowechſel Bor dem Eintreffen Badoglios. Asmara, 18. November. Nach einem Funkſpruch des Kriegsbe⸗ richterſtatters des DMB wird die Ankunft des neuen Oberkommandierenden in Oſt⸗ afrika, Badoglio, in Asmara für den 25. oder 26. November erwartet. General de Bono wird zur gleichen Zeit nach Rom ab⸗ reiſen. Bis zum Eintreffen Badoalios iſt mit keinen größeren militäriſchen Ak- tionen zu rechnen. Danach aber iſt ein energiſches Vorgehen auf allen Fronten in Ausſicht genommen. In⸗ zwiſchen verſuchen die Abeſſinier an meh⸗ reren Stellen der Front kleinere Aktionen, die jedoch nach italieniſcher Darſtellung von vornherein zum Scheitern verurteilt ſind. Mit der Ernennung Badoglios wird eine völlige Aenderung der Taktik. über die hartnäckigen Gerüchten zufolge ſchon lange Meinungsverſchiedenheiten be⸗ ſtanden haben, erwartet. Man wird vor⸗ ausſichtlich verſuchen, jetzt an der Nordfront unter allem Einſatz möglichſt weit vorzuſto⸗ ßen und gleichzeitig das Schwergewicht der Operationen ſo zu verlagern, daß eine Ver⸗ bindung mit Gragziani an der Südfront ſchnellſtens geſichert wird. Wenn dies vor Eintritt der neuen Regenzeit im Frühjahr nicht möglich wird. muß zwangsläufig eine Pauſe eintreten, die nur dem Geaner zuautekommen könnte. Bezüglich der Kommandowechſels glaubt man, politiſchen Seite des daß Rom dieſer Maßnahme die Bedeutung einer War⸗ nung an die Großmächte hat geben wollen. um ſie vielleicht zu Jugeſtändniſſen zu bewegen, da ſonſt„das Vorgehen jetzt richtigen mili⸗ täriſchen Charakter annehmen würde“. Marſchall de Bono kann, wie von italie⸗ niſcher Seite erklärt wird, die Genugtuung mitnehmen, als„Befreier Tigres und Be— frieder Nordabeſſiniens“ zu gelten. Ein in Asmara verbreitetes Gerücht will wiſſen, daß Muſſolini angeblich ein Angebot von 2000 franzöſiſchen Freiwilligen, auf italieniſcher Seite, und zwar in der Diviſion Tevere zu kämpfen, angenommen habe. Bei dieſen Freiwilligen ſoll es ſich faſt aus⸗ ſchließlich um ehemalige Offiziere handeln. Deutſche Verwahrung in stodholm Die deutſche Geſandtſchaft in Stockholm hat in dieſen Tagen im ſchwediſchen Außen⸗ miniſterium nachdrücklichſt und wiederholt da⸗ gegen Verwahrung eingelegt, daß die der Regierungspartei naheſtehende Zeitung„So⸗ zialbemokraten“ mehrfach kränkende Ausfüh⸗ rungen gegen die Perſon des Führers und Reichskanzlers gebracht hat. ternationale Spannung wurde nur mit gro⸗ ßer Mühe beſeitigt. Von den insgeſamt 10 Angeklagten, über⸗ wiegend kroatiſchen Emigranten, ſind nur drei— Raytſch, Miokralj und Poſpiſchil— auf der Anklagebank erſchienen, da man der anderen, einſchließlich der rätſelhaften „blonden Dame“ nicht habhaft werden konnte. Kurz nach Eröffnung der Sitzung ereig⸗ nete ſich ein erſter Jwiſchenfall. Der einzige Verteidiger der drei Angeklag⸗ ten, Desbons, lehnte einen der beiden vom Gericht geſtellten Dolmetſcher jugoflawiſcher Staatsangehörigkeit mit der Begründung ab, er ſei ein Polizeiſpitzel. Es kam zu einem heftigen Auftritt, der eine Unterbee⸗ chung der Sitzung notwendig machte. Schließlich ſtellte ſich heraus, daß der ange⸗ griffene Dolmetſcher gar nicht mit dem an⸗ weſenden identiſch war, ſondern daß das 4 50 ſchon von ſich aus auf ihn verzichtet atte. Die Verhandlungsdauer wird auf 8 bis 14 Tage geſchätzt. Da die Angeklagten kein Wort franzöſiſch ſprechen, muß jedes Wort überſetzt werden. die Ermordung Pieraciis Zwölf ukrainiſche Studenten vor Gericht. Warſchau, 19. November. Vor dem Warſchauer Bezirksgericht be⸗ gann ein großer politiſcher Prozeß gegen 12 ukrainiſche Studenten, die der ſiaatsfeind⸗ lichen ukrainiſchen nationalen Geheimorga⸗ niſation angehören und angeklagt ſind, den Anſchlag gegen den polniſchen Innenmini⸗ ſler Pieracki im Juni 1934 mitvorbereitet bezw. dem Mörder zur Flucht verholfen zu haben. Man rechnet mit einer Prozeßdauer von vier Wochen. Alle Angeklagten beantworte⸗ ten die Vernehmung zu ihren Perſonalien nur in ukrainiſcher Sprache. Ein Antrag der Verteidigung auf Heranziehung eines Dol⸗ metſchers wurde indeſſen abgelehnt. Nach dieſem Vorſpiel begann die Verle⸗ ſung der Anklageſchrift, die 110 Druckſeiten umfaßt und vorausſichtlich auch noch die Verhandlung am Dienstag in Anſpruch neh⸗ men wird. Nordchinas Trennung von Nanking Vor der Proklamation einer autonomen Regierung Tokio, 18. November. Wie die Agenkur Rengo meldet, prophe⸗ zezen Preſſeberichte aus Peiping die voraus- ſichtlich für den 20. November bevorſtehende Ausrufung einer autonomen Regierung der fünf nordchineſiſchen Provinzen Hopei, Schantung, Schanſi, Tſchachar und Suihuan. Der Plan der Autonomie iſt urſprünglich von den Prodinzen Hopei, Schantung und Tſchachar vorgeſchlagen worden. der An⸗ ſchluß von Schanſi und Suiyuan ſtellt eine bedeutſame Weiterentwicklung dar. Auch die Entſcheidung des Generals Schangtſchen, des Gouverneurs der Provinz Hopei, ſich mit der Autonomiebewegung zu vereinigen, obgleich er urſprünglich dagegen eingeſtellt war, iſt von Wichtigkeit. In Peiping fand eine wichtige Beſprechung der Vertreter der fünf nordchineſiſchen Provinzen ſtatt. Die Führer der Autonomiebewegung traten darauf in Tientſin zuſammen. Zu dieſer Zuſammenkunft erſchienen auch General Schangtſchen, General Sungtſcheyuan, der Kommandant der Garniſonen von Peiping und Tientſin, ferner die Gouverneure von Schantung, Suiyuan. Schanſi, der Bürger⸗ meiſter von Peiping und die beiden älteſten Staatsmänner Wangitang und Tſaojulin. Die eingangs erwähnte Erklärung zählt wie es heißt. zahlreiche Beiſpiele der ſchlech⸗ ten Verwaltung der Nanking-Regierung auf, wobei beſonders auf die Nationaliſie⸗ rung des Silbers hingewieſen wird. In der Erklärung wird ferner die finanzielle und wirtſchaftliche Unabhängigkeit der fünf nordchineſiſchen Provinzen von Nanking ausgerufen und ſchließlich gelobt, auf eine Jörderung der freundſchaftlichen Bezie⸗ hungen Nordchinas zu Japan und Mandſchukuo hinzuarbeiten. Der Erklärung zufolge wird der autonome Rat der fünf Provinzen Nord⸗ chinas ſeinen Sitz in Schantung einrichten. Die Regierung wird durch den politiſchen Rat in Gemeinſchaft mit den ſo wie bisher weiter arbeitenden Provinzialregierungen erfolgen. die Kwantung⸗Armee droht Nanling Nach einer Meldung aus Tſchanglſchun hat der Sprecher der Awantung-Armee fol- ende Erklärung abgegeben: Jedem Ver- ſuch der Regierung in Nanking, die aufono⸗ miſtiſche Bewegung in Nordching durch Entſendung von Truppen zu unkerdrücken, wird von der Kwankung-Armee mit Waf⸗ fengewalt begegnet werden. Die Vorberei- kungen hierfür ſind ſchon gelroffen. Ein Einmarſch der Nanking-Truppen in Nord- ching verſtößt gegen das Boxerabkommen ind den Maffenſtillſtand von Tangku. Hochſnannung in Kairo Neue Juſammenſtöße. fairo, 18. November. Die Unruhe und Erregung in Kairo hält an. An zahlreichen Plätzen kam es zu Zu⸗ ſammenrottungen der Menge und zu Zu— ſammenſtößen mit der Polizei. Auch diesmal waren an den Kundgebungen hauptſächlich Studenten beteiligt. Dem ſtarken Polizei⸗ aufgebot gelang es jedoch überall, die Menge raſch zu zerſtreuen, ohne daß Ver⸗ luſte an Menſchenleben oder ernſthafte Ver⸗ letzungen zu verzeichnen waren. An allen wichtigen Punkten der Stadt ſtanden Laſt⸗ kraftwagen mit Polizeimannſchaften in Be⸗ reitſchaft. Die Geſandtſchaften wurden durch Polizeipoſten geſichert Drei amerikaniſche Journaliſten wurden in der Nähe des„Hauſes der Nation“ von der Menge bedroht. Als ſie erklärten, daß ſie Amerikaner und keine Engländer ſeien, ließ man jedoch von ihnen ab. Wie weiter gemeldet wird, marſchierten in Alexandrien Hunderte von Polizi⸗ ſten durch die Hauptſtraßen und riefen: „Nieder mit Hoare! Wir wollen den Su— dan!“ Auch in Aſſiut und Minia kam es zu kleineren Unruhen. Valdwins Mitarbeiter Im Außzenminiſterium ſoll ſich nichts ändern London, 18. November. Zu der bevorſtehenden Teilumbildung des engliſchen Kabinetts ſchreibt die „Times“, es wäre töricht, wenn man der Zuſammenarbeit Sir Samuel Hoares und Edens im Außenamt in dieſem Augenblick ein Ende machen wollte. Dieſe Zuſammen⸗ arbeit ſei einer der größten Trümpfe Bald wins bei den Wahlen geweſen. Jede Aenderung würde im Auslande falſch ausgelegt werden. Daneben gebe es Gründe dafür, eine Aenderung in der Leitung des Marineminiſteriums und des Luftfahrtmini⸗ ſteriums zu vermeiden. Eine Aenderung im Kriegsminiſterium gilt dem Blatt jedoch als ſicher, da der Kriegsminiſter, Lord Halifax, ſich mit der Abſicht trage, zurückzutreten. Der Humoriſt im Parlamenk. Die letzten Wahlergebniſſe brachten noch einige Ueberraſchungen. So gelang es dem Humoriſten und Schriftſteller Herbert, in dem ſelbſtändigen Wahlkreis der Univerſität Oxford als unabhängiger nationaler Kandi⸗ dat eine Mehrheit auf ſich zu vereinigen. Ueber dieſen Erfolg iſt der Humoriſt nicht weniger überraſcht als wahrſcheinlich der größte Teil der Wählerſchaft. Sein Wahl⸗ aufruf, in dem u. a. die Rede davon war, daß er von der Landwirtſchaft nicht die ge⸗ ringſte Ahnung habe, war vielfach als Scherz aufgefaßt worden. Im vergangenen Jahre hatte Herbert die Gerichtshöfe zwei⸗ mal vergeblich um die Feſtſtellung bemüht, daß die Verabreichung von Getränken an Mitglieder des Parlaments im Gebäude des Unterhauſes ungeſetzlich ſei. In einem ſchottiſchen Wahlkreis (weſtliche Inſeln) wurde ein 22 jähriger Student der Rechte namens Mac Millan als Kandi⸗ — 5 Arbeiterpartei ins Unterhaus ge⸗ wählt. Volfsgebundene Muff Geleitwort Dr. Goebbels zum Tage der deul⸗ ſchen Hausmuſik. Berlin, 19. November. Zum Tag der deutſchen Hausmuſik, am 21. November, erläßt der Präſident der Reichskulturkammer, Reichsminiſter Dr. Goebbels, folgenden Aufruf: Das deutſche Volk beſitzt in ſeinen muſika⸗ liſchen Werten einen unermeßlichen Reich⸗ tum an ſeeliſchen Gütern. Was die großen Meiſter der Vergangenheit und Gegenwart den Tönen anvertrauten, bleibt als Zeugnis hoher nationaler Kultur für alle Zeiten be⸗ ſtehen. Der„Tag der deutſchen Hausmuſik“ ſoll uns daran erinnern, daß den tönenden Denkmälern deutſcher Geſchichte eine leben⸗ dige Bedeutung zukommt. Der„Tag der deutſchen Hausmuſik“ gemahnt uns gleich⸗ zeitig daran, daß das deutſche Haus, die deutſche Familie, die Keimzellen des Mu⸗ ſiklebens ſind, denen innere Anteilnahme und Liebe zur tönenden Kunſt entwachſen. Der„Tag der deutſchen Hausmuſik“ lehrt uns ferner, daß nur die eigene muſikaliſche Betätigung den Weg zum muſikaliſchen Verſtändnis erſchließt, der allen Volksge⸗ noſſen ohne Unterſchied zugänglich iſt. So wird auch in dieſem Jahre der„Tag der deutſchen Hausmuſik“ ein machtvolles Bekenntnis zur Pflege echter, volksgebun⸗ dener deutſcher Muſik darſtellen, die Eltern und Kinder heute wie vor Jahrhunderten zu gleichem ſeeliſchen Erleben vereint und dar⸗ über hinaus zur Stärkung und Feſtigung des Familienſinnes beiträgt. Blutiger Ausgang einer Familientragödie. Iſtanbul, 19. Nov. In der Stadt Diar Bekir forderte eine Familienfehde neun Tote. Ein junger Mann namens Salih er⸗ ſchoß auf der Straße ſeinen Freund Neemi. Darauf griffen alle Familienangehörigen des Toten zu den Waffen und gingen gegen die Familie Salihs vor. Es entwickelte ſich chließlich auf offener Straße eine heftige Schießerei. Als die Polizei eingriff, deckten acht Tote den Kampfplatz. 25 Perſonen wurden feſtgenommen. Der feſtliche Abſchluß der Jahrestagung der Reichskulturkammer die„Meiſterſinger“ im wiedereröffneten Deutkſchen Opernhaus. In Anweſenheit des Führers und Reichskanzlers, zahlreicher Mitglieder der Reichsregie⸗ rung, des Diplomatiſchen Korps und vieler Ehrengäſte fand als Höhepunkt und Abſchluß der Jahrestagung der Reichskulturkammer und der Berufung des Reichskulturſenats im umgebauten Deutſchen Opernhaus in Berlin eine Feſtvorſtellung der„Meiſterſinger von Nürnberg“ ſtatt. Unſere Aufnahme gibt einen Reichskriegsminiſter Generaloberſt von Blomberg, Reichsminiſter Dr. Goebbels. Heß, der Führer und Reichskanzler, Frau Goebbels, der Blick in die(von rechts) Frau Führers, Logen: Stellvertreter des Rudolf Heß, Frau Göring und Reichsminiſter General der Flieger Göring.(Weltb. M.) Fußball am Vußtag Mit einer großen Zahl von Auswahl⸗ ſpielen und anderen intereſſanten Begeg⸗ nungen ſtellen ſich die Fußballer in den Dienſt des Winterhilfswerkes, ſie wollen wieder mit dem„Tag des Fußballs“ ihren Ehrendienſt am deutſchen Volk erfüllen. Im Vorjahre konnte das Fachamt Fußball aus ſeinen Winterhilfsſpielen nahezu 200 000 RM an das Winterhilfswerk abführen, in dieſem Jahre iſt es der Ehrgeiz aller deut— ſchen aktiven und paſſiven Fußballfreunde dieſen Betrag nicht nur wieder zu erreichen, ſondern ſogar noch zu übertreffen. Das„Hauptzugsſtück“ der diesjährigen Winterhilfsſpiele bildet natürlich der Kampf zweier Reichsmann⸗ ſchaften im Berliner Poſtſtadion. Dieſes Spiel„Nationalelf— Nationalelf“ bildet den Auftakt zum Vorbereitungskurs für den Kampf gegen England, die auf beiden Seiten aufgeſtellten Spieler werden daher ihr Beſtes aufbieten, um den Zuſchauern und„maßgebenden Perſönlichkeiten“ ein gutes und ſchönes Spiel vorzuführen. Die Aufſtellungen der beiden Mannſchaften l(au⸗ ten: Jakob; Haringer, Krauſe: Janes, Bien, Appel; Lehner, Szepan, Framke, Raſſeln⸗ berg, Siemetsreiter. Thiele; Münzenberg, Tiefel: Kitzinger. Goldbrunner. Gramlich: Ja Hohmann, Pörtgen, Siffling, Paul. as Beſondere an der Aufſtellung der zwei⸗ ten Mannſchaft ſind die„vertauſchten Rol⸗ len“ von Fath, Paul, Gramlich und Kitzin⸗ ger. Das Programm der Winterhilfsſpiele ſieht im übrigen folgende Begegnungen vor: Kickers Offenbach— Bezirks⸗ und Kreis⸗ klaſſe Offenbach, FV Saarbrücken— VfR Mannheim, Mainz— Worms. Kaiſersiou⸗ tern— Boruſſia Neunkirchen, Bezirksklaſſe Heidelberg— S Waldhof, Phönix Karls⸗ ruhe— Union Böckingen, FV Weinheim— Amicitio Viernheim, 1. Fc Pforzheim— Bezirksklaſſe Pforzheim, Bezirksklaſſe Lahr — Karlsruher FV, Bezirksklaſſe Kehl— VfB Mühlburg. Konſtanz— Friedrichsha⸗ fen. VfB Stuttgart— Spogg. Fürth, SV Göppingen— SWö Feuerbach, FV Geislin⸗ gen— Sportfreunde Stuttgart, Stadt Lud⸗ wigsburg— Spogg. Cannſtatt. Stadtelf Heilbronn— Germania Brötzingen, Reut⸗ lingen 05— FW Zuffenhauſen. Gauliga— Bezirksklaſſe Marburg, Stadt— Kreis Gie— ßen, Gauliga— Bezirksklaſſe Friedberg, Stadt— Kreis Hanau, Gauliga— Bezirks⸗ klaſſe Fulda, Stadt Hersfeld— Kreis Hers⸗ feld, 1. SSV Ulm— BC Augsburg. Auch die Rugbyſporkler treten am Bußtag für das Winterhilfswerk ein. Sie führen in Mannheim einen Gaukampf Baden— Südweſt durch, au⸗ zerdem werden einige intereſſante Freund— ſchaftsſpiele ausgetragen. Im Handball ſteht ein Meiſterſchaftsſpiel auf dem Pro— gramm, es ſpielen im Gau Südweſt Ingo⸗ bertig St. Ingbert— SV 98 Darmſtadt. Eine„deutſche Meiſterſchafts-Revanche“ gibt der deutſche Meiſter PSV Maadeburg ſei⸗ nem Endſpielgegner MSV Minden in Min⸗— den. Im Hocken ibt es verſchiedene Freundſchaftsſpie ke, für Frankfurt iſt ein Kampf SC 1880— JG. f g Sportverein für die erſten Männer⸗ und Frauen⸗Mannſchaften vereinbart worden. Die Boxer verzeichnen für den Bußtag einen Städte⸗ kampf Hamburg— Berlin in Hamburg und einen Start däniſcher Amateurboxer in Hannover. In Brüſſel wird die Schwerge⸗ wichts⸗Europameiſterſchaft zwiſchen dem Titelverteidiger Pierre Charles und ſeinem Landsmann Limouſin-Belgien entſchieden. Die ÜUSA⸗Schwimmer Kiefer, Highland und Brydenthal abſolvieren einen weiteren Start auf ihrer Europareiſe in Stettin, der Heimat der deutſchen Spitzenſchwimmer Nüske und Gaucke. Gauliga⸗Tabellen Mittelrhein: Mülheimer SV 8 15.10 1158 Bonner FV 7 9:8 9:5 Tura Bonn 188 9:5 VfR Köln„ 8:6 Köln⸗Sülz 07 1 8:6 Kölner EfR„ 727 Kölner SC 99 ii( TuS Neuendorf 5 1911 57 Eintracht Trier 8 10:18 5.1 Weſtmark Trier 8 1523 371 Südweſt: Boruſſia Neunkirchen„ ‚ FK Pirmaſens F FSW Frankfurt 1 Union Niederrad„ 9:5 Wormatia Worms„ 8:6 Eintracht Frankfurt 6 7:5 Phönix Ludwigshafen 8 10.12 6:10 Opel Rüſſelsheim 8 5:11 FV Saarbrücken 83 8 5 Kickers Offenbach 98 1117 4:12 Baden: 1. FC Pforzheim 185 10:4 Karlsruher FV 77 1812 8:6 SV Waldhof 4 9:5 6:2 VfR Mannheim 1 97 6:2 Freiburger FC 5 6:4 Amicitia Viernheim 7 6:8 VfB Mühlburg 5 6:7 5 VfL Neckarau 6 13 2746 Germania Brötzingen 33 511 Phönix Karlsruhe„ 3:11 Württemberg: Kickers Stuttgart S Nie VfB Stuttgart 7 1910 955 Ulmer FV 94 n 9:5 Sportfreunde Stuttgart 8 13:10 9:7 Stuttgarter SC 7 16:9 8:6 Sportfreunde Eßlingen 8 10:12 8:8 Sp. Vg. Cannſtatt 7 0 7 FW Zuffenhauſen 8 19013 7:9 1. SSV Ulm 7 5:16 4:10 SW Feuerbach 7 6:20 212 Bayern: Bayern München 8 16:6 12:4 1. FC Nürnberg 8 11:1 Spogg. Fürth 6 8:2 9:3 BC Augsburg„ 9:5 Wacker München i 7 ASW Nürnberg 1 103 7:7 FC München 8 7:17 5811 1. FC Bayreuth 9 614 37183 FC 05 Schweinfurt 6 7:8 4:8 1860 München 8 1 3:13 Sturm und Regen Hochwaſſer in England. London, 19. November. „Südengland wird ſeit zwei Tagen von ſchweren Regenfällen heimgeſucht. Weite Gebiete ſtehen bereits unter Waſſer. Beſonders das Themſetal iſt ſtark in Mitleidenſchaft gezogen. Im unteren Teil des Städtchens Banbury ſind die mei— ſten Keller und eine Reihe von Wohnungen überſchwemmt. In Robertsbridge in der Grafſchaft Suſſex hat das Waſſer den Stand der Hochflut von 1908 erreicht. Die Flut ſtieg vielfach ſo ſchnell, daß das Vieh nicht mehr in Sicherheit gebracht werden konnte und ertrank. Infolge Dammunter⸗ ſpülung entgleiſte auf der nach dem Weſten führenden Hauptſtrecke ein Güterzug. Meh⸗ rere Wagen wurden völlig zertrümmert. Orlan an der amerilaniſchen Küfſte Neuyork, 19. November. Die amerikaniſche Atlantikküſte wird zur⸗ zeit von dem ſchwerſten Nordoſtſturm heim⸗ geſucht, der ſeit 20 Jahren zu verzeichnen war. In der Nähe von Ozean⸗City (Maryland) ſandte ein 3000 Tonnen großer britiſcher Frachtdampfer Hilferufe aus. Auf dem Schiff wurde ein Mann über Bord ge⸗ ſpült. Zwei Dampfer ſtehen dem in See⸗ not befindlichen Frachtſchiff bei. In der Nähe von Kap Henry(Virginia) ſind zwei Schoner in Seenot geraten. Küſten⸗ wachtſchiffe ſind zur Hilfeleiſtung unterwegs. Die Wetterwarten ſenden fortgeſetzt Sturm⸗ warnungen aus. Die Promenaden und Uferanlagen in den bekannten Badeorten auf Long Island in der Nähe von Neuyork wurden von ungeheuren Sturzwellen über⸗ flutet. Zahlreiche Wohnhäuſer mußten we— gen Einſturßgefahr geräumt werden. Unwetter in Frankreich Paris, 19. November. Die Wolkenbrüche haben die Eiſenbahn— ſtrecke zwiſchen Marſeille und Grenoble bei dem Bahnhof Volx ſo überſchwemmt, daß der Bahnverkehr eingeſtellt werden mußte Das Waſſer der Rhone, das infolge der heftigen Regengüſſe wieder zu ſteigen be⸗ gann, hat um weitere 30 cm zugenommen. ſo daß bei Avignon eine Höhe von 6.80 Me- ker erreicht iſt. Seit 84 Jahren hat die Aeberſchwemmung in der Rhone-Niederung nicht ſo lange angehalten. In vielen Orten iſt ſeit Tagen die elektriſche Zuleitung un⸗ terbrochen. In Avignon und Umgebung hat die Volizei bereits etwa 100 Diebe verhaftet, die den von Bewohnern verlaſſenen Häu⸗ ſern Beſuche abſtatteten. Etwa 20 ſind be⸗ reits abgeurteilt. In Le Havre war der Nordweſtſturm ſo ſtark, daß der Cunard⸗Dampfer„Auſo⸗ nia“ nicht in den Hafen einlaufen konnte. Verurteilte Deviſenſchieber Drei Franziskaner verurteilt. Berlin, 19. November. Das Berliner Schöffengericht verkündete gegen drei Franziskanermönche von der thüringiſchen Franziskanerprovinz, die ſich oegen Deviſenvergehens zu verank⸗ worten hatten, folgendes Urteil: Der Haupt⸗ angeklagte, der 58jährige Ordensprieſter Leo Böſchen, genannt„Pater Epiphan“ aus dem Franziskanerkloſter Frauenberg bei Fulda, wurde wegen fortgeſetzten gemein⸗ ſchaftlichen Deviſendergehen« zu insgeſamt vier Jah en Zuchthaus. dre Lah⸗ rer Chrverluſt und 81000 Mark Geldſtrafe verurteilt.— Der 46jährige Franziskaner⸗ bruder Waldemar Wurih(„Bruder Pankratius“), ebenfalls aus dem Kloſter 3 bei Fulda, erhielt ein Jahr efängnis und 2000 Mark Geldſtrafe.— Das Verfahren gegen den dritten Angeklag⸗ ten, den 35jährigen Ordensgeiſtlichen Jo⸗ ſeph Günther(„Pater Wendelin“) aus dem Franziskanerkloſter in Hannover⸗-⸗Kirchen⸗ rode wurde auf Grund des Amneſtiegeſeges eingeſtellt.— Außerdem ordnete das Gericht die Einziehung eines Werterſatzes in Höhe von 120075 Mark an. Für dieſen Betrag ſoll ebenſo wie für die verhängten Geld⸗ ſtrafen die thüringiſche Franziskanerpater⸗ provinz die Haftung übernehmen. Die Un⸗ terſuchungshaft wurde den Verurteilten in voller Höhe angerechnet.— Der ebenfalls angeklagte Leiter der Ordensprovinz, der 44jährige Pater Dr. Peter Gölz(„Pater Benedikt“) befindet ſich auf einer Inſpek⸗ tionsreiſe in Japan. Auch gegen den fünften Angeklagten, den Ordensprieſter Adalbert Reith(„Pater Fulgens“), der ſich im Fran⸗ ziskanerkloſter Watersleyde⸗Sittard in Hol⸗ 0 aufhält, konnte nicht verhandelt wer⸗ en. Die Hauptverhandlung hat ergeben, daß die Angeklagten durch ihre Machenſchaften die deukſche Volkswirkſchaft um über 100 000 Mark geſchädigt haben. Ein großer Teil die⸗ ſer Summe iſt unter Mißbrauch des Ordens⸗ kleides über die Grenze nach Holland ge⸗ ſchmuggelt worden, um zugunſten der dorki⸗ gen Ordensſchule der Franziskaner in Wa- tersleyde- Sittard Verwendung zu finden. Jerner ſind Anterſtützungsbeträge bis nach Japan auf ungeſetzlichem Wege ausgeführt worden, die der Franziskaner⸗Miſſion mit ihren 35 Niederlaſſungen in Saparro auf der Inſel Hokyaide zufloſſen. Ob für die ver⸗ ſchobenen Gelder, auch wie in anderen Fäl- len. Anleiheobligaflonen unter Ausnutzung des niedrigſten ſtureſlandes jn Holland zu⸗ rückgekauff worden find. konnte durch die Hauptverhandlung nicht mit voller Sicher heit erwlefſen werden. — N 0 e 50 0 2 — 2 te he 1 fl 9 eb us bei in⸗ nt fe . er tet bt * 1. n ez ct he a0 I 15 er et . 1 fl⸗ S= C ͤ ˙ A Urheberrechtschutz: Fünf Türme-Verlag, Halle(Saale). 71 Nachdruck verboten. Lore Ankermann hatte im ſtillen gehofft, daß Mariella; ihr für ein paar Wochen Troſt und Frieden im Heim der; Aber es erfolgte; lichkeit, Frau von Gellern gewähren würde. 4 keine Einladung. Doch war Lore Mariella nicht böſe. Sie:! danken gemacht. Außerdem war ſie nicht der Menſch, der lange bei unabänderlichen Dingen ſtehenblieb. Der Groß— vater hatte ſie gelehrt, daß fruchtloſes Trauern einem Menſchen nicht zieme. Daß man immer tätig ſein mußte, ſchaffen, vorwärts ſtreben. So verbarg ſie die Trauer um den geliebten Großvater tief auf dem Grund ihrer Seele. Sie arbeitete weiter an dem Aufbau ihrer Hühner— farm. Sie wollte den ſchönen Beſitz ſpäter mit einer Fremdenpenſion verbinden. Ihre erſten Gäſte aber ſollten Mariella und ihr Verlobter ſein. Sie wußte aus Mariellas Briefen um ihr trauriges, ſorgenbeſchwertes Leben. Wie gern ſie ihr mit Geld geholfen hätte, konnte ſie in deinem ihrer Antwortſchreiben richtig zum Ausdruck bringen; aber Mariella verſtand Lore auch ohne viel Worte. Der Umbau der Geyerburg und die Einrichtung der Hühnerfarm hatten ſolche Summen verſchlungen, daß Lore, die ein paar Jahre älter als Mariella und bereits mündig war, eine hohe Hypothek hatte aufnehmen mäſſen, um ihre Verpflichtungen pünktlich abdecken zu können. Da ſchien es ſchwer, noch Kapital herauszuziehen, ja, Lore ſah bald ein, daß ihr Vorhaben ein ganz unmögliches war. Niemals hatte Mariella Lore von ihren pekuniären Bedrängniſſen geſchrieben. Aber Lore fühlte aus allen Worten Mariellas heraus, daß nur Geld ihr helfen konnte. So bot ſie ihr zunächſt die Arbeit auf der Geyerburg an. Jene Arbeit, die Erhard von Hagen für ſeine Perſon ſo überlegen und ironiſch ablehnte. Mariella hatte der warm— herzige Brief Lores das Waſſer in die Augen getrieben, und heiße Sehnſucht, das liebe Menſchenkind endlich wiederzuſehen, hatte ſie immer ſtärker gepackt. Aus dieſem Grunde antwortete ſie auf die Frage Tante Anninas, wen ſie ſich zu ihrem einundzwanzigſten Geburtstag noch einladen wollte, voll ehrlicher Freude in der Stimme: „Wenn es dir diesmal recht wäre: Lore Ankermann, Tante. Sie kann ja im Hotel wohnen. Ich werde ihr ſchon klarmachen, daß wir das Haus ohnehin voller Gäſte haben, und ſie wird das auch begreifen.“ „Meinetwegen“, ſagte Frau von Gellern ſpöttiſch. „Nun, den armen jungen Kammacher beneide ich nicht. Dieſe Lore iſt ſicher eine ſchrecklich ungeſchickte und un— elegante Landpomeranze. Unbegreiflich, woher du dieſe Neigung zum Volke haſt, Mariella!“ fügte ſie höhniſch hinzu.„Du haſt doch recht wenig vom Blut deines Vaters.“ Mariella zuckte zuſammen. Ein heftiges Wort ſchwebte ihr auf den Lippen. Aber ſie bezwang ſich. Sie durfte der Tante nicht widerſprechen. Und ſie konnte es auch nicht. Sie war ja ſo müde, ſo grenzenlos müde. Erhard von Hagen wurde immer ſchlechterer Laune, je mehr der Tag von Mariellas Mündigkeit herannahte. Würde alles klappen, oder nicht— würden ſich die Juwelen verkaufen laſſen, ehe ihr Verluſt entdeckt— und vor allen Dingen, würde auch keinerlei Verdacht auf ihn ſelbſt fallen? War es klug, wenn Mariella wieder zu dem- ſelben Goldſchmied ging, der Frau von Gellern die Summe von zwölftauſend Mark geboten hatte? Annina von Gellern hatte damals den Vorſchlag des Juweliers abgelehnt. Würde er nicht jetzt Verdacht ſchöpfen, wenn ihm nun die Nichte die gleichen Juwelen zum Kauf anbot? Wenn ſich der Mann telephoniſch mit Annina von Gellern in Verbindung ſetzte, dann war das Unglück da. Und dennoch, es gab keinen Ausweg mehr. Seine Ver— bindlichkeiten gegen die Zimmerwirtin, die ſich mehr und mehr als zukünftige Gräfin Hagen betrachtete, wuchſen täglich an.„Mein Erhard!“ nannte Frau Wodny ihn bereits ihren Nachbarinnen gegenüber. Dieſe beneideten die Frau, die im Innern ihres Herzens bereits hochmütig auf ihresgleichen herabſah, um das große Glück, das ihr bevorſtand, und um den Titel, den ſie tragen würde. Wer die Feſttafel zu Ehren von Mariellas Geburtstag ſah, hätte glauben müſſen, daß Frau von Gellern nichts mehr am Herzen lag als ihr Pflegekind. Und wirklich ver— mochte Annina es, nach außen hin die zärtliche Pflege— mutter meiſterhaft zu ſpielen. Die Tafel glänzte im Schmucke des alten Damaſtleinens, der ſchweren ſilbernen Tiſchgeräte und des echten Kriſtalls. Verwirrt ſtand Mariella vor dem Gabentiſch, den die Tante ihr in dem großen Salon aufgebaut. Die Freunde des Hauſes hatten dem jungen Mädchen viele Geſchenke geſtiftet. Anninas Gabe beſtand aus einem prachtvollen Abendkleid, das geſchickt aus Anninas eigenen Beſtänden umgearbeitet war. Eine unbegreifliche Wehmut aber überkam Mariella, als ſie den Geburtstagsbrief Erhard von Hagens las. Er hatte ihn ihr mit einem großen Buſch glühendroter Roſen überſenden laſſen. Irgend etwas in den überſchwenglichen Worten ließ Mariella bang er⸗ ſchauern. Ohne es zu wiſſen, ahnte ſie doch, daß hinter dieſen tönenden Worten nicht das ſtand, was ſie ſuchte. hatte ſich ja über Annina von Gellern ihre eigenen Ge- Beſitz. Doch nun erhellten ſich ihre Blicke. Ein einfaches, ſchlichtes:„Ich hab' dich lieb— ich gehöre zu dir!“ hätte ſie mehr beglückt als dieſer Brief. Und Tränen tiefſter Sehnſucht nach elterlicher Zärt— dem ſtillen Händedruck des Vaters oder den warmen Küſſen von Mutterlippen ergriffen von Mariella Ein Menſch kam ja, der es ſchlicht und treu mit ihr meinte: Lore —.— öffnet. licher Kopf jugendfriſch empor. Ankermann Sie ſah auf die Uhr. Es war höchſte Zeit, zur Bahn zu gehen, um die Freundin abz zuholen. Der Zug war gerade in die Halle gefahren, als Mariella auf dem Friedrichſtraßenbahnhof eintraf.— Suchend lief ſie an den Abteilen entlang. Zuerſt hatte ſie Lore nicht geſehen. Endlich erblickte ſie die zarte, zierliche Geſtalt der Freundin bereits auf dem Bahnſteig. Viele Blicke richteten ſich auf Lore Ankermanns liebreizende Erſcheinung, die in dem knappen Reiſekoſtüm vornehm und unaufdringlich elegant wirkte. Der weiche graue Stoff des kurzen Jackenkleides zeichnete die junge, ebenmäßige Geſtalt vorteilhaft ab. Unter dem kurzen Rock, der an der Seite mit dunkelgrauen Steinen geknöpft war, ſahen die ſchmalen, raſſigen Füße in grauen Wildlederſchuhen und paſſenden Strümpfen hervor. Die kurze Jacke war ge—⸗ Eine Bluſe in matter graublauer Seide, ſchlicht gearbeitet, ſchaute daraus hervor. Aus dem kleinen Um— legekragen mit der ſilbergrauen Schleife ſtieg Lores lieb— Das Grau und Blau harmonierte wundervoll mit Lores ſtrahlend blauen Augen und dem lichtblonden Seidenhaar. Dieſes ganze Lichte und Strahlende war immer Mariellas Entzücken geweſen. Wie oft hatte ſie in der Penſion geſagt:„Lore, ſo blond ung ſo blauäugig wie du möchte ich ſein!“ und hatte imnier wieder abgewehrt, wenn Lore behauptet hatte, gerade die blauen Augen zu dem ſchwarzen Haar Mariellas wären die wahre Schönheit. Vielleicht liebte ſie das Lichte deswegen ſo ſehr, weil es ſie immer an die Mutter erinnerte. Sie hatte die ge— liebte Mutter ja nicht gekannt. Aber daheim im Palazzo Bonaglia hing ein Bild der Mutter, das Werk eines großen Malers. Es mußte ein gottbegnadeter Künſtler geweſen ſein. Denn dies Bild ſtrahlte das wärmſte und tiefſte Leben aus. Wie oft hatte Mariella als Kind vor dieſem Bilde ge— ſtanden! Mit großen, ſehnſüchtigen Augen, mit klopfen⸗ dem Herzen hatte ſie zu dem Bildnis der geliebten Mutter emporgeſchaut. Heute noch, nach Jahren, hätte ſie dies Bild aus ihrer Erinnerung heraus malen können. Es war ein lebensgroßes Porträt der Verſtorbenen, gemalt auf der großen Gartenterraſſe des Parkes. Ein lichtblauer Himmel war der Hintergrund für die ſchönſte Frauen— geſtalt, die ſehnſüchtige Phantaſie ſich erträumen konnte. Die Mutter ſaß in einem Seſſel, die Hände leicht ge— faltet. Ein Kleid von waſſerblauer ſchwerer Atlasſeide umgab ihre zierliche Geſtalt. In den Falten des ſchweren Seidenſtoffes ſchimmerte das Licht. Ein Strauß von bunten Frühlingsblumen lag ihr im Schoß. Wie traum⸗ verloren ſtrichen die ſchlanken Finger liebkoſend über die Blüten. Das ſchöne Antlitz ſchaute in weite Ferne. Der liebliche Mund war in einem ſanften Lächeln geöffnet, und wie eine Gloriole von Gold ſtand das feine Haar um den ſchönen Frauenkopf. Die Augen aber, dieſe blauen ſtrah— lenden Jungfrauenaugen, ſahen ahnungsvoll in die Ferne. Der Künſtler ſchien das tiefſte Weſen der Mutter in ſeinem Bilde erfaßt zu haben. Er ſchien ſogar eine Ahnung gehabt zu haben von dem Schickſal, das ſchon drohend hinter ihr ſtand. Denn ſo frühlingsſelig und ſtrahlend das Bild auch gemalt war: in den ſinnenden Augen der Mutter lag es wie ein kleiner weher Schein. Ahnte ſie, daß ſie ſobald den geliebten Mann allein zurücklaſſen mußte? Daß ſie ihr Kind niemals kennen würde, es niemals liebkoſen? Niemals bei Namen rufen? Seine erſten Schritte lenken? Seine Händchen zum erſten Gebet falten? Jedenfalls lag es über dieſem ganzen leuch— tenden Bilde wie ein leiſer Hauch von Wehmut. Und dieſe Wehmut hatte ſich Mariellas Kinderherzen mitgeteilt, wenn ſie heimlich vor dem Bilde ſtand. Wie oft hatte ſie mit dieſem ſtummen Bildnis geſprochen! In kindlicher Torheit hatte ſie ihm ihre Nöte, ihre Sehnſucht anvertraut. Und es war ihr immer, als wäre die Mutter dann ihr nahe, als ſpräche ſie aus einer geheimnisvollen Ferne zu ihr. Daher hatte Mariella die Liebe zu allem Blonden, Lichten. Und darum hatte ſie ſich ihrer Freundin Lore von Ankermann mit beſonderer Liebe angeſchloſſen. Zehntes Kapitel. Ein Wiederſehen. Mariellas ſorgenbeladenes Herz wurde fröhlicher, als ſie Lore erblickte. Raſch ging ſie auf die Freundin zu. Aber wer war denn das, den Lore dort eben umarmte? Mit dem ſie jetzt ſo herzlich ſprach? Sie kannte dieſe Dame nicht, die Lores zierliche Geſtalt ein ganzes Stück überragte. Sie hatte ein ſchönes, energiſches Geſicht und eine hochgereckte Sportgeſtalt. Ihren hellen Flanell⸗ mantel hatte ſie zurückgeſchlagen; daruntes trug ſie ein bräunliches Kleid, ſehr einfach gemacht, mit einem dunkel— braunen Ledergürtel in der Taille zuſammengehalten. Sie machte den Eindruck einer Sportlerin. Jetzt ſah auch Lore Mariella. „Mariella!“ rief ſie laut. Ein frohes Leuchten glomm in ihren blauen Augen auf. Sie löſte ſich von der Un⸗ bekannten und kam auf Mariella zu. Die Unbekannte war einen Schritt zurückgetreten und beobachtete lächelnd die zärtliche Begrüßung der beiden jungen Mädchen. Immer wieder umfaßte Lore Mariellas zierliche Geſtalt und ſagte: „Nein, wie glücklich bin ich, Mariella, daß ich dich endlich wiederſehe!“ „Ich nicht minder.“ Mariellas Augen waren von Tränen der Freude erfüllt. Erſt nach ein paar Minuten wandte ſich Lore der anderen Dame zu. Jetzt konnte Mariella die Unbekannte auch genau be— trachten. Sie hatte ſchöne, energiſche Geſichtszüge. Unter dem kleinen hellen Filzhut quoll locker gewelltes, ſehr ſchönes Haar von goldroter Farbe hervor. In Kontraſt dazu ſtanden die klugen dunklen Augen. „Das iſt das einzige Weſen auf der Welt, das ich neben dir noch beſitze, Mariella!“ Lore ſtellte vor:„Meine Großkuſine Renate Trotha— Preſſephotographin in Amt und Würden!“ ſetzte ſie lächelnd, mit einem Blick auf die Spiegelreflexkamera, die die junge Dame am Arm trug, hinzu. „Reni, darf ich dir meine beſte Freundin, Prineipeſſa Mariella di Bonaglia, vorſtellen, von der ich dir ſchon ſo viel geſchrieben habe?“ „Wohl die junge Dame mit der Blutsſchweſternſchaft?“ lachte Renate luſtig zurück und hatte dadurch ſofort das Herz Mariellas gewonnen.„Werden Sie mit Ihrem vollen Titel angeredet, Prinzeſſin?“ fragte ſie dann ſach— lich.„Ich begehe nämlich nicht gern geſellſchaftliche Fehler. Aber Ihr Titel iſt ſo lang, daß man ſchon früh anfangen muß, wenn man bis abends damit fertig ſein will.“ Mariella lachte fröhlich auf. Der ſichere, heitere Ton der Preſſephotographin gefiel ihr ſehr gut. „Nein, nein, Fräulein Trotha. Ich bin Mariella Bonaglia— und ſonſt nichts. Was mir mein Titel ſchon für Schwierigkeiten bereitet hat, kann ich gar nicht ſagen. Warum mich Tante nicht bei meinem zweiten Namen, den ich zu führen berechtigt bin, bei der Polizei gemeldet hat, verſtehe ich auch nicht. Wieviel beſcheidener klingt der Name Maria Novelli, den ich nach einem Beſitz von uns in Italien führen darf.“ „Aber vermutlich hat dein Fürſtenname deine Tante gerade verlockt, dich polizeilich ſo zu melden“, erklärte Lore, als ſie die Treppen zur Straße hinabſtiegen. Mariella hatte ſich Lores Handköfferchens bemächtigt und ſagte bitter: „Wenn du wüßteſt, wie unglücklich ich bin, Lorekind, daß du nicht bei uns wohnen kannſt. Aber du weißt ja. „Ich weiß alles und noch viel mehr, Schweſterlein“, tröſtete die Freundin. Und Renate fiel ein: „Jetzt werden Sie erſt einmal mit zu mir kommen, Fräulein Bonaglia, und mit uns Geburtstag feiern. Das unmögliche Menſchenkind, die Lore, hat doch wahrhaftig das Wichtigſte vergeſſen— Ihnen nämlich ſchön zum Wiegenfeſte zu gratulieren. Das müſſen wir ſchleunigſt nachholen, und mein Neſt iſt der geeignetſte Ort dazu. Lore wohnt bei mir— mache ein gutes Geſchäft damit. Den täglichen Penſionspreis berechne ich ihr nämlich in friſchen Hühnereiern, müſſen Sie wiſſen!“ Unter frohem Lachen beſtiegen die drei Renates kleinen Zweiſitzer mit dem Notſitz, auf dem Lore unter dem Proteſt Mariellas Platz nahm. Dann ſauſten ſie davon, denn Renate Trotha ſchlängelte ihr winziges Automobil aalgleich durch die Lücken der Autobuſſe und ſchweren Wagen. Jeder Verkehrsſchutzmann lächelte ihr zu, und für jeden von ihnen hatte ſie einen kameradſchaftlichen Gruß. „nen Augenblick mal“, rief ſie plötzlich, ſauſte bis zur Bordſchwelle, riß ihre Kamera an ſich und flitzte auf den Bürgerſteig. Dort machten drei kleine Terrier gemeinſam vor einem etwa fünfjährigen, entzückenden Mädelchen „ſchön“, um von dem Kinde Zucker zu erbetteln. Ohne daß das Kind es merkte, hatte ſie die reizvolle Gruppe auf die Platte gebannt. „Uff! Das Frühſtück iſt verdient“, ſtellte ſie dann voll tiefen Wohlbehagens feſt, als ſie den Wagen wieder erklettert hatte und Gas gab.„Dafür zahlt mir die Re— daktion der Frau und Mutter' mindeſtens acht Mark— alſo kann ich euch beruhigt eine Bohne mehr in den Kaffee tun.“ Dann ſchaltete ſie den dritten Gang ein und fuhr über die Heerſtraße in ſauſender Fahrt davon, bis ſie vor einem kleinen Häuschen haltmachte, das inmitten eines großen Gartens in märkiſche Kiefern eingebettet lag. Hinter dem Gitter, das das Anweſen von der Straße trennte, raſte ein rieſiger Schäferhund entlang, der heulende Zeichen vor Freude gab, als er das Auto ſah. Renate konnte kaum die Tür aufſchließen, ſo ſtürmiſch attackierte das erfreute Tier ſeine heimgekehrte Herrin, die lachend zu ihren Gäſten ſagte: „Jago würde jedem Menſchen das Lebenslicht aus— blaſen, der es wagen würde, ſich an mir oder meinem Eigentum zu vergreifen.“ Sie ſagte es ganz harmlos, und es war natürlich nur ein Zufall, daß ſie Mariella dabei anſah. Mariella aber, in ihrem angſtgepeinigten Herzen immer mit den Gedanken an das beſchäftigt, was ſie für Erhard tun mußte, wurde aſchfahl. Sie wankte. Wären ihr Lore und Renate nicht eilig beigeſprungen, ſo hätte ſie einen böſen Sturz auf den kiesbeſtreuten Weg getan, der zur„Villa Liliput“ führte. Als ſie wieder zu ſich kam, lag ſie auf einer ſchattigen Veranda, den Kopf von einer Kompreſſe gekühlt. Angſtvoll ſah ſie Lores ſchöne Augen auf ſich gerichtet. Renate ſtand neben ihr und fühlte ihren Puls. (Fortſetzung folgt.) r 1 ä e — —— — e 13 N 5 . e — 8 8 N . real 8 61 Nachdruck verboten. Wie benommen vom Willen des Mannes und dem ein— zigen Gedanken, Erhard zu retten, ſprach ſie weiter: „Ich will nie wieder von der Geyerburg ſprechen, Erhard. Du haſt recht, das Halsband der Geronimo ſoll deine Bürgſchaft decken. Die große Brillantbroſche Tante Anninas aber, deren Erbin ich ja doch bin, wird dir die Ueberfahrt nach Amerika ermöglichen. Und wenn du dann etwas Rechtes erreicht und deine Schulden bezahlt haſt, läßt du mich nachkommen— nicht wahr? Verſprichſt du mir das, Liebſter?“ „Ich verſpreche es dir“, ſagte er. Mit innigem Dank ergriff er ihre kalte Hand:„Und nun, Kind, wann wirſt du es tun?“ 7 Die kleine Principeſſa ſchloß wie in Angſt die Augen: „Wie lange brauchſt du Zeit, um die Imitation des Geronimo-Halsbandes herſtellen zu laſſen?“ flüſterte ſie faſt unhörbar. „Eine Woche. Haſt du dir übrigens ſchon überlegt, Mariella, was du ſagen wirſt, wenn der Diebſtahl vorher entdeckt werden wird?“ Sie ſchüttelte müde den Kopf: „Alſo hör mir gut zu! Wenn ich dich richtig verſtanden habe, willſt du in der Nacht nach deinem einundzwanzig⸗ ſten Geburtstag deinen Plan ausführen?“ Wie merkwürdig er das Wort„deinen“ doch betonte! Mariella nickte. „Ausgezeichnet! Du wirſt dann alſo...“ Alles Weitere drang wie ein Traumgeſpräch an Mariellas Ohr.—— Zur gleichen Zeit ſaßen im Palazzo des Herzogs Enrico drei Männer zuſammen und berieten über die Expedition nach Afrika. Zu dem Herzog und Heßling hatte ſich ein Freund des Herzogs, ein hervorragender In— genieur, geſellt. Pepito Arleſi kannte Mariellas Vater, den Prinzen Bonaglia, gut. Er hatte mit ihm zuſammen ſtudiert und hatte auch jene Expedition unternommen, bei der Bonaglia verſchwunden war. Er hatte den Freund nicht vergeſſen und war überglücklich, jetzt nochmals nach ihm forſchen zu können. Zwiſchen ihm und Heßling ent⸗ ſtand ſehr ſchnell ein feſter Freundſchaftsbund, der ſich nicht mehr löſen ſollte. In den nächſten Wochen erlebte Rom viele Senſa⸗ tionen. Goldener Sonnenſchein lag wie ein glitzerndes Geſchmeide über der Landſchaft, als auf dem Flugplatz vor Rom die erſten Verſuche für die Afrika-Expedition unternommen wurden. Ein neuartiges Flugzeug, die „Stella Maris“, erprobte ſeine Schwingen und war bald wie ein glänzender Vogel in die blaue Frühlingsluft hineingeſtoßen. Aber hoch über ihm ſchwebte ein Luft⸗ ſchiff, das trotz ſeiner Zierlichteit wie ein Rieſenwalfiſch neben einem kleinen Vogel wirkte. Dieſes Luftſchiff hatte der Herzog im Beiſein vieler Freunde und der Journa— liſten der größten italieniſchen Zeitungen auf den Namen „Speranza“,„Hoffnung“, getauft. Mit dieſen Flugzeugen, deren Einrichtung ſorglich geheimgehalten wurde, ſollte die Forſchung im Innern Afrikas vor ſich gehen. Die Mannſchaft war beſonders ausgeſucht. Einige Deutſche waren darunter, und auf dem Meere im Hafen von Rom ankerte die kleine Motorjacht„Mariella“. Dieſe Motorjacht ſollte Heßling, den Herzog und Pepito Arleſi mitſamt ihren Helfern durch die Meere dem fernen Afrika entgegenbringen. Flugzeug und Luftſchiff probten ge— ſondert. Alle Probeflüge waren glänzend gelungen. Und nun ſaßen am Abend die drei Bundesgenoſſen auf der ſteinernen Terraſſe, die ſich weit in den rieſen⸗ haften Park des Palazzo hineinzog. Feuriger italieniſcher Wein leuchtete in den weißen Kriſtallpokalen, in denen ſich das Licht der Windlampe ſpiegelte. Der Herzog hob ſein Glas: „Auf unſere Reiſe, auf unſeren Erfolg und darauf, daß wir Giovanni finden!“ „Wenn er wirklich noch lebt“, warf Pepito ſchwer ein. „Mein Gefühl ſagt mir, daß es ſo iſt“, meinte der Herzog. Und mir die Hoffnung, die ich im Herzen trage..., dachte Heßling bei ſich. Noch einmal hob der Herzog ſein Glas: „Auf deine Rettung, Freund Giovanni— auf das Glück der kleinen Mariella!“ „Amen!“ ſchloß Walter Heßling leiſe. Drei Gläſer klangen rein zuſammen. S ebener eee ee en 7 5 5 Neuntes Kapitel. O ſelig, o ſelig, ein Kind noch zu ſein! Mariella war ſehr betrübt, als ſie von Doktor Heß— lings rätſelhafter Abreiſe hörte. Von allen Menſchen, die ins Haus ihrer Tante kamen, war er ihr der ſympathiſchſte. Er hatte eine ſo gütige, ritterliche Art, mit ihr umzugehen. Sie hatte ſich in ſeiner Nähe immer ſo ſelig geborgen gefühlt. Ab und zu war es ihr geweſen, als ob ſeine ernſten Blicke noch von mehr ſprachen als von freund— ſchaftlicher Fürſorge. Als ob ſeine guten Augen mit Urheberrechtschutz: Fünf Türme-Verlag, Halle(Saale). AONMAN VON 8 ide 8 5 VS TEGMANN. einem Ausdruck der Frage und der Bitte auf ihr ruhten. Und vielleicht— wäre Erhard von Hagen nicht gekommen, ſo hätte ſie darüber nachgedacht, was hinter Doktor Heßlings Weſen ſtände. Aber die fanatiſche Liebe zu Hagen hatte ſie gefühllos für alles andere gemacht, was vielleicht ihr Herz berühren konnte. Doch dieſes Gefühl der Geborgenheit in Heßlings Nähe war geblieben. Ja, ſie fühlte ſich eigentümlicherweiſe bei ihm mehr beſchützt als bei Erhard von Hagen. Ihre Liebe zu Erhard war für ſie ja mit ſo viel Angſt und Unruhe verknüpft, daß ſie nicht recht zum Frieden kam. Und ſo war es, als ob ihr etwas genommen war durch Heßlings rätſelhafte Abreiſe. Sie fragte die Tante deshalb. Die aber ſchnitt ihr jede Erörterung darüber brüsk ab. Merkwürdig, wie unfreundlich die Tante plötzlich von Heßling ſprach, beinah feindſelig! Warum, begriff Mariella nicht. Hatte doch Tante Annina Heßling in den letzten Monaten ſichtlich bevorzugt. Aber ſie kam nicht mehr dazu, lange darüber nachzudenken. Denn die Sorgen um Erhard nahmen ganz Beſitz von ihr. So erſchrak ſie beinah, als die Tante ihr eines Tages beim Frühſtück ſagte: „Du wirſt nun bald mündig, Mariella. Das iſt ein bedeutungsvoller Tag im Leben eines jeden Menſchen. Und ſo ſoll dein einundzwanzigſter Geburtstag richtig gefeiert werden. Das bin ich meinem Anſehen ſchuldig.“ Mariella lächelte bitter. Dieſer Ausſpruch war wieder einmal recht Tante Annina. Nicht um ihr ſelbſt eine Geburtstagsfreude zu machen, dachte die Tante an eine feſtliche Feier. Sie dachte nur an das, was ihrem An⸗ ſehen nützen würde. Wie wenig war ihr doch nach Feiern zumute. Aber als ſie ſchüchtern zu widerſprechen wagte, erklärte Annina zornig: „Es iſt mein Wunſch, und du haſt dich danach zu richten. Es iſt wirklich ſchrecklich mit dir. Ein anderes Mädchen würde dankbar ſein, daß man ſich mit ihrem Geburtstag ſoviel Umſtände macht. Aber du ſitzt wieder da, als hätte man dir wunder was Schlimmes angetan.“ „Ich bin dir ja ſehr dankbar, Tante Annina“, brachte Mariella mit erſtickter Stimme heraus. „Nun, dann beweiſe es dadurch, daß du mich bei den Vorbereitungen recht unterſtützt. Ich habe bereits eine Liſte der Einzuladenden aufgeſtellt.“ Annina legte einen Zettel vor Mariella hin.„Alſo mit Erlaucht Wieſenſtein ſind wir dreiundvierzig Perſonen“, rechnete Annina. Und in einem Anfall von Großmut fügte ſie hinzu:„Haſt du in deinem Freundeskreis irgend jemanden, den du noch dazu bitten möchteſt? Uns fehle noch eine Tiſchdame für den jungen Kammacher.“ Mariellas Züge belebten ſich. Für einen Augenblick hatte ſie ihre traurige Lage vergeſſen. Leuchtenden Bildern gleich ſtiegen die ſonnigen Jahre vor ihr auf, die ſie im Kreiſe junger Altersgenoſſinnen in dem Luzerner Er⸗ ziehungsinſtitut zugebracht hatte. Sie ſah ſich neben der weizenblonden, blauäugigen Lore Ankermann durch den Park tollen, der ſich bis an das grüne Ufer des Vierwaldſtätter Sees erſtreckte. Das Töchterpenſionat, mit dem poetiſchen Namen„Maidlis Glück“, beſaß einen eigenen Badeſtrand, und die zwanzig Penſionärinnen kannten kein größeres Glück, als nach den Schulſtunden ſich im Sommer den erquickenden Fluten des blauſchimmernden Sees anzuvertrauen. Wie ein köſtlicher, ſchimmernder Edelſtein lag das Waſſer da, umrahmt von den ſchneeigen Bergrieſen, die um dieſe Jahreszeit nur ſelten ihre ehrwürdigen Häupter mit einer Nebelkappe verhüllten. Wie oft hatten Lore und Mariella andachtsvoll an den Ufern des Vierwaldſtätter Sees geſtanden, wenn Alpen⸗ glühen die Gipfel in feuriger Lohe auffunkeln ließ, und ſie hatten ſich, nach Art junger Mädchen, ewige Freund⸗ ſchaft gelobt. Sie hatten ihre„Blutsſchweſternſchaft“ ſogar nach romantiſcher Art bekräftigt. Mit Lores win⸗ zigem Taſchenmeſſerchen brachten ſie ſich beide einen Schnitt am Unterarm bei und tranken dann den Bluts⸗ tropfen aus der Wunde. Damit war ihre„Blutsfreund⸗ ſchaft“ beſiegelt. Für Mariella hatte ihr heroiſches Tun ſogar noch ſehr unangenehme Folgen gehabt: Sie zog ſich eine bösartige Infektion zu, Wundfieber trat ein, und um ein Haar wäre ihr rechter Arm ihrer kindlichen Spielerei zum Opfer gefallen. Sie mußte ins Kranken⸗ haus, und zwei Tage lang fürchteten die Aerzte ſogar für ihr Leben. Mariella ahnte nicht, wie fieberhaft Annina von Gellern damals auf Nachricht von Mariella gewartet hatte. Im geheimen hatte Annina gehofft, daß Mariella nicht wieder geneſen würde und ſie ſelbſt ſo ohne Schwierig⸗ keiten in den ungeſchmälerten Beſitz der Erziehungsgelder gelangen würde. Als Mariella dann wieder ſelbſt ſchreiben konnte und der Geneſung entgegen ging, war Annina geradezu enttäuſcht. Es war ein böſes, von Vorwürfen ſtrotzendes Schreiben, das die kaum geneſene Mariella von Annina erhielt. Annina warf Mariella vor, daß ſie ihr neben den hohen Penſionskoſten auch noch die Ausgaben für das Hoſpital aufgebürdet und wieder einmal vergeſſen hatte, aus weſſen Taſche das alles ginge. Mariella war ganz gebrochen. Wenn ſie auch von Tante Annina nicht allzuviel Liebe gewöhnt war— ein gütiges Wort, einen kleinen Ausdruck der Freude, daß ſie dem Tode entronnen war, hatte ſie doch erwartet. Lore Ankermann hatte dabei ſehr gut geſehen, daß der Brief aus der Heimat Mariella unſagbar weh tat. Behutſam hatte ſie die Freundin nach dem Grunde ihres Kummers gefragt. „Lies ſelbſt“, hatte Mariella bitter geſagt. Lore las. Ein nachdenklicher Ausdruck erſchien auf ihrem zarten Geſicht. „Das begreife ich nicht, Mariella“, erklärte ſie.„Noch heute bei Tiſch hat unſere liebe Penſionsmutter, Frau Aeſchi, uns geſagt, daß deine Krankheit glücklicherweiſe deiner Tante keinen Pfennig koſte. Wir Penſionärinnen ſeien alle gegen Unfall und dergleichen verſichert, und die „Suevia“ zahle einfach alles für dich.“ „Vielleicht wußte Tante das nicht?“ ſagte Mariella mit etwas hoffnungsvoller Stimme. „Doch! Das iſt es ja gerade“, bemerkte Lore empört. „Frau Aeſchi hat ihr das in dem gleichen Schreiben mit⸗ geteilt, das ihr deine Ueberführung in das Hoſpital meldete. Aber weißt du was, Mariella, gräm dich nicht weiter über die dumme Liebloſigkeit deiner Tante“, tröſtete die gutherzige Lore, die, ähnlich wie ihre Freundin, als elternloſe Waiſe bei ihrem Großvater aufwuchs. Mit dem Unterſchied freilich, daß der Oberforſtrat Ankermann ſeine ſchöne, kleine Enkelin vergötterte. „Wenn ich erſt meine Hühnerfarm auf der Geyerburg habe“, fuhr Lore fort,„ſo mußt du zu uns kommen und mir helfen, Mariella. Ich kann ohne dich einfach nicht exiſtieren, und du ſollſt mal ſehen, wie glücklich wir mit⸗ einander leben werden. Auch für dich wird es gut ſein. Denn dann iſt deine Tante dich los. Du biſt ſelbſtändig, verdienſt dir deinen Lebensunterhalt und bleibſt ſo lange bei uns, bis der ſchrecklich reiche Mann kommt, der ſich beſtimmt in dich verliebt und dann heiratet!“ Lore war ſo überzeugt von der Anmut und Klugheit der geliebten Freundin, deren hoher, italieniſcher Titel ihr auch ein wenig imponierte, daß es ihrer Anſicht nach unbedingt ein Kröſus ſein mußte, der ſich in Mariella verlieben und ſie heimführen würde. Als die Freundinnen dann zum erſten Male nach Mariellas ſchwerer Verletzung wieder in den See hinaus⸗ ſchwammen, genoſſen die Mädchen ausgiebig das lang⸗ entbehrte Vergnügen, um die Wette zu kraulen. Plötzlich hörte Mariella hinter ſich ein leiſes Stöhnen, das ſie herumfahren ließ. „Lore— Lore!“ rief ſie entſetzt, doch ſchon war der blonde Kopf von der Waſſeroberfläche verſchwunden und Lore Ankermann lautlos untergeſunken. Wie ein Fiſch tauchte Mariella. Sie vermochte auch, trotz der großen Schwäche, dic ihrem rechten Arm noch immer innewohnte, die Freundin ſofort zu packen und nach oben zu ziehen. Nur mit dem linken Arm und den Beinen Schwimmtempi ausführend, gelang es ihr dann, die Bewußtloſe ſo lange über Waſſer zu halten, bis nach etwa zehn Minuten ein Ruderboot, deſſen Inſaſſe den Unfall beobachtet hatte, herangeraſt kam und Lore an Bord nahm. Mariella ſchwamm noch tapfer neben der Nußſchale her, die zu winzig war, um auch ſie auf⸗ zunehmen, bis eine Rennjacht ſie gleichfalls an Land brachte. Mariellas mutige Tat fand lebhaftes Echo in allen Schweizer Blättern.„Die kleine Heldin vom Vierwald⸗ ſtätter See“ wurde Mariella genannt. Aber was ihr noch viel beglückender war— ſie erhielt einen Brief tiefſter Dankbarkeit von Lores Großvater, dem alten Oberforſtrat Ankermann. Sie wußte, daß ſie in ihm und Lore nun treue Freunde fürs ganze Leben gewonnen hatte. Wahrſcheinlich hätte Mariella auch den immer wieder⸗ kehrenden Bitten des alten Herrn und ſeiner Enkelin Folge geleiſtet und mit ihnen auf der Geyerburg gelebt, wenn Erhard von Hagen nicht in ihr Daſein getreten wäre. Mit dieſem Augenblick gab es für ſie nur eins: in Erhards Nähe zu bleiben! Selbſt das Bild der geliebten Jugendfreundin verblich vor der leidenſchaftlichen Liebe zu dieſem Mann. Ab in Briefen waren Lore und ſie ſich immer nahe. L rieb Mariella getreulich von all ihrem Tun und Tr. Nur eins verſchwieg ſie ihr, daß der alte Oberforſtrat Ankermann wenige Tage vor ſeinem Tode ſeinem Teſtament einen Nachtrag hinzu⸗ gefügt. Durch dieſen Nachtrag wurde Mariella zeitlebens das Wohnrecht auf der Geyerburg eingeräumt, die Lore niemals veräußern durfte. Mariella war tief ergriffen, als ſie vom Tode des alten Herrn Ankermann gehört. Wie gern wäre ſie zur Beerdigung des gütigen Mannes gefahren, um ihre ge⸗ liebte Freundin zu tröſten! Aber ſie konnte weder daran denken, noch die troſtloſe Lore zur Zerſtreuung auf ein paar Wochen zu ſich nach Berlin einladen. „Bin ich oder du eine reiche Erbin geworden?“ fragte Annina ſpitz, als Mariella ihr ihre Bitte vortrug.„Natür⸗ lich iſt es etwas anderes, wenn deine Freundin für ihren Aufenthalt in meinem Hauſe Penſion zu zahlen gedenkt.“ „Penſion? Aber Tante!“ 7 Mariella war ganz empört. Lore war ja ſo beſcheiden und anſpruchslos. Wie war es möglich, daß Tante Annina auf dieſen Gedanken kam? Zum erſten Male kam die Gewißheit in Mariella auf, wie ſelbſtſüchtig und herzenskalt die ſchöne Tante doch war. Für Annina von Gellern war das Beſte immer nur gut genug. Konnte ſie nicht Lore für ein paar Wochen in ihrer Verlaſſenheit ein liebevolles Heim bieten, ohne gleich an Geld zu denken? Sollte ſie die Tante nochmals bitten? Nein, das ließ ihr Stolz nicht zu. Auch würde die Freude für Lore unter dieſen Umſtänden ſehr getrübt ſein. So wagte ſie es nicht mehr, auf ihre Bitte, Lores Beſuch betreffend, zurückzukommen, und Annina von Gellern ging über die Sache ſchweigend hinweg.(Fortſetzung folgt.) enn Jon . leicht auch De Des gern Por Gnu Au. cel. ficht die l. Bett 1d Cgois ander fühler es 4 lechte ſchen, i O1 Unt doch mach mehr dels lung deine den. Ka grund die et lih ben if ein K Wit dageg ander und h tt iſt iht u Nau nung Ein ander und, lih g doch! ſie zu innerl. fehlte. guten und talen lehrte möglie glaubt ſie iht Ob zugebe herzigl ſelber Vergel nuit je S0 ft ein f empfin bon de lic u — 6 * 8 55 Lokale Nachrichten 19. November 1231 Die Heilige Eliſabeth, Gemahlin des Landgrafen Ludwig von Thüringen, in Marburg a. d. Lahn geſtorben. 1770 Der Bildhauer Verte! Thorwaldſen auf zuvor Schrecken nicht konnte nennen hören.“ Sind das nicht Erfahrungen, die auch uns Mut machen können? Darum wollen auch wir glauben, daß ſolche Sinnesänderung möglich iſt, ja, daß ſie unſere ernſteſte Aufgabe iſt. oyne desverein für Innere Miſſion im Bereiche der Landeskirche Naſſau-Heſſen tut. Der Beſuch der Feierſtunde iſt allen zu raten, die ein Intereſſe haben an 1 9 5 Liebesarbeit an den Aermſten in unſerem Volke. Der Titel des Filmes iſt„Segensſpuren der Liebe“. Die Programme, die zur e an der Feier⸗ ſtunde berechtigen, koſten 30 Pfg. für Er⸗ wachſene, 15 Pfg. für mer ſehr ſchönes und produktives Spiel vor, das ihnen auch noch zwei weitere Tore einbrach te. In dem beſten Glauben einen hohen Sieg er⸗ ringen zu können, ging auch die Hintermann ſchaft mit vor und wollte che inend helfen Tore ſchießen. Für ihr allzuweites A luf⸗ rücken mußten ſie bald von dem Linksaußen der ſich wunderbar hinter unſere Hintermann⸗ ſchaft geſchafft hatte, ein Tor entgegennehmen. 25 een Island und Dänemark. Es lügt nicht allein an Gott oder der Welt mami n naß 5 die i geboren. oder an den anderen Menſchen, es liegt auch 202 2 b l e Dieſes wird für 1805 Ferdinand Vicomte de Leſſeps, Er⸗ an uns. Es kann anders werden, darum Rheiniſcher Liederabend das 25 ſte Mal eine Warnung für unſere Elf bauer des Suezkanals, in Verſailles muß es auch anders werden mit uns. das der„NS-Gem. Kr aft durch Freude“ ſein. Durch ſolche Fehler ſind ſchon oft Punkte geboren. heißt an Gott und alles Gute und auch an Viernheim! verloren gegangen, die man ſpäter ſehr not 1828 Der Komponiſt Franz Schubert in ſich ſelbſt glauben und eine beſſere Zukunft, wendig gebrauchen konnte. Waldhof holte noch Wien geſtorben. 1869 Eröffnung des Suezkanals. in einer neuen, rechten Geſinnung. Dann wird uns des Dichters ſchmerzdurch⸗ bebter Hilferuf zum eigenſten, beſeligenden anſtaltet am Sonntag, 24. ds. Kraft durch Freude ver Mts., abends Die NS⸗Gem. bis zum Ende des Spieles ein Tor auf und beide Parteien trennten ſich mit dem Torergeb rot. und kath.: Eliſabeth. 8 Uhr, im Gaſthaus„Zum Schützenhof“ un 8 9 e e ee, 1 5 9„ 1603 Erlebnis unſeres Bußtages: ter Mitwirk des ein r, un, nis 6.5 für Viernheim. Die 2. Mannſchaft Sonnenaufg. 7.27 Sonnenunterg. 16.03 dee Tieſe schrei ich daß dein Licht r mrkungd de. Velaurerens Bänger⸗ ſpielte das Vorſpiel und verlor 5:3. Weng Mondaufg. 0.08 Mondunterg. 13.12 Meine Fuſtes a aß dein Licht treue einen Rheiniſchen Liederabend. Der die 2. Mannſchaft mehr das Training be— e a J Eintrittspreis b Vorverkauf 30 Pf n i 5 1 1 Meine Seele, die vor Nacht zerbricht, e 5. 60 Pia. ſuchen. hätte ſie auch mehr Er Sinnes änderung Werde deiner Allmacht Sonnenhütte.“. b er Aben maltl 15 a 5 en für den J folg beim Spiel. Wir wollen hoffen, daß ſich Vorver 5 6 0 5 Gedanken zum Bußtag. 3.* 1 4 ſind er 15 ae 180 Papierh 8 0 8 die Handbal lſpieler für die Zukunft mehr bei Buße bedeutet Sinnesänderung. Und viel⸗ Waren, die vom Inventurausverkauf ung Hofmann an der Drehſcheibe, bei dem dem Donnerstagstraining ſehen laſſen. Auch leicht erstehen die Menſchen 80 heute das ausgeſchloſſen ſind. Der Reichswirtſchaftsmin: Vorſtand des Geſangvereins Sängertreue, ſo-] ihnen würde Gymnaſtik und die Läufe nichts derſte! 7 le W 5 fü ſter hat eine Anordnung veröffentlicht, wo⸗ wie bei dem Ortswart, Pg. Braun, Wein bad A Mitt(Buß d auch beſſer als das ſchwere Wort Buße. r ee M e g ſchaden. m Mittwoch Buß⸗ und Bettag) Denn Sünde und Buße ſind ſchwere Worte. 0 1 Inventurverkäufen des Jahres heimerſtraße 9. Zu dieſer einzigartigen und J findet ei 8 un Sünde und Buße ſind ſchwere Worte. 1936 folgende Textilwaren nicht zum Verkauf ee ee 4„en un findet ein Trainingsſpiel zwiſchen der erſten u. Deshalb redet man im allgemeinen auch nicht geſtellt werden dürfen: glatte, weiße Wäſche⸗ genuf reichen Veranſtaltung laden wir die ges zweiten Mannſchaft ſtatt. Spielbeginn 10,30 gern davon. Und das mit Recht. Solche ſtoffe jeder Ari einschließlich Rohneſſel, Hand⸗ ſamte Bevölkerung, insbeſondere alle muſik Uhr. 1 15 Worte müſſen ihr Gewicht behalten für die tücher Küchenhandtücher, Frottierhandfücher, und geſangsliebenden Volksgenoſſen auf das* Stunden, wo ſie doch einmal mit ihrer gan⸗[c N„ berzlichfte eir 5. 8. Frottierbadelaken, glatte, ungarnierte Bett⸗ erzlichſte ein. zen Macht und Realität über uns hereinbre⸗ wäſche Bettſatins 1 Bettziechen uwe In⸗ D 8 9 92 chen. Denn was iſt„Sünde“ eigentlich? Doch f etts.— Es handelt ſich dabei um Waren 1 as. Meiſterſchaftsfpiel 0 1. 8* 1 5 f 1 880 bloß jene groben, häßlichen 1 5 50 al die Modeſchwankungen ſo wenig unterworfen Die Hundeſteuer V. f. R. Mannheim 82 80 4 denken, wie e ee ſind, daß nach Meinung des Miniſters für 2 K 1 0 2 1 3 f. b etrug und andere böſe Dinge. Au ige ißren beschleunigten Abſatz im Inventuraus⸗ im Kalen erjahr 936 Amicitia Viernheim! und Verſtellung, Heuchelei und eee verkauf lein Anlaß beſteht 5 0 a. i 5 9 8 Egoismus und Liebloſigkeit und noch viele 19 7 Zur Beachtung für Hundebeſitzer! Die— Nun iſt es endlich wieder ſoweit, daß ſich andere Dinge würden dann dazu gehören. Wir— jenigen Hundebeſitzer, die im Laufe des Jahres[die beiden alten Rivalen im Punkt ktekampf fühlen: Sünde iſt nicht bloß allerlei unrech⸗ 2 2 35„1935 oder ſchon früher Hunde abgeſchafft, aber gegenüber ſtehen. Am kommenden Sonntag 1 ſondern 9 7 155 im e Sterbetafel. Geſtern abend 1 J noch nicht abgemeldet haben, werden darauf wird in Mannheim d dieſes Spiel ausgetragen. rechte Geſinnung. ii dem ganzen ene Uhr wurde der 21 Jahre alte Georg 5 aufmerkſam gemacht, dies ſpäteſtens bis 31.] VfR. Mannheim Amicitia Viernheim, die ſchen, mit ſeinem innerſten Weſen iſt es nicht[Brech el, Sohn des H Georg Brech 50 ger 7 1 81 Brechtel, Sohm errn Georg Brechtel, Dezember 1935 nachzuholen. Die Abmeldung beiden Sieger vom letzten Sonntag. Es wird in Ordnung. Und was iſt dann„Buße“? Das kann doch nicht bloß heißen: tu das nicht mehr, mach es anders und beſſer— das heißt viel⸗ mehr: In Deinem Innern muß es ganz an⸗ ders werden, da muß eine völlige Amwand⸗ lung vor ſich gehen, dann erſt können auch deine Werke und dein Wandel anders wer⸗ Bürſtädterſtraße 28(Windeck) nach längerem ſchmerzlichen Leiden, in die Ewigkeit abge- rufen. Den ſchmerzbetroffenen Hinterbliebenen wendet ſich allgemeine Teilnahme zu. Die Be— erdigung findet morgen Mittwoch nachmittag 3 Uhr vom Trauerhauſe aus ſtatt. kann mündlich oder ſchriftlich bei der zuſtän⸗ digen Bürgermeiſterei erfolgen. Die Ver- bindlichkeit zur Entrichtung der Hundeſteuer und zwar mit dem ganzen Jahresbetrag dauert bis zum Schluſſe des Jahres, in dem die Ab⸗ ſchaffung und Abmeldung erfolgt. Dement— ſprechend iſt derjenige, der ſeinen Hund nicht das Spiel der Spiele werden. Kirchliche Anzeigen der En. Gemeinde Viernheim Mittwoch, den 20. November 1935: den. So iſt Buße Sinnesänderung. Geſchäfts⸗ Verlegung. Herr Fri⸗ 28 20 ö An dn 0 Kann denn nun aber ein Menſch ſich ſo Will 0 Wegaler hat ſeinen Da 10 vor dem 1. Januar 1936 abgeſchafft und(Buß- und Bettag). grundlegend ändern? Kann er die Natur 155 7565 1 25 K diet t 5 l ch abgemeldet hat, zur Zahlung der ganzen 10 U 0 . ee 0 ur,(und Herren-Salon von Adolf Hitlerſtraße nach[Abe n eee) Uhr vorm.: Gottesdienſt. die er doch mitbekommen hat und die womög⸗ 90 5 9 Jahresabgabe(für Staat und Gemeinde) ver⸗ 2 8„ lich durch Vererbung oder Erwerbung verdor⸗ Zrulfenſte, 525 ehedem Friſeur⸗ e pflichtet, einerlei, ob die Abſchaffung in den(Text:„Markus 10, 17-18; Lieder: ben iſt, kann er ſie wirklich ändern, wie man Kirchner) verlegt und hält ſich der hieſigen erſten Tagen des Januar 1936 oder ſpäter er- 212, 227, 295). ein Kleid wechſeln kann? ae folgt 177 5 Schluſſe wird darauf een 11 Uhr vorm.: Kindergottesdienſt. inet 1 9 7 N 1 4 1 43 5 Wie manche bitteren Erfahrungen ſcheinen; ſerat. daß Nichtanmeldung und nicht rechtzeitige An⸗ 8 Uhr abends: Kirchenchor. dagegen zu ſprechen. Wie mancher iſt an andern oder auch an ſich ſelbſt verzweifelt und hat es aufgegeben. Der Menſch iſt, wie er iſt, zieht und erzieht an ihm herum ſoviel ihr wollt, er bleibt doch, wie er iſt, ſeine Natur ändert ihr doch nicht! Laßt jede Hoff⸗ nung fahren Einer aber hat es anders geſehen, hat es anders geglaubt. Er ſah auch die Zöllner und„Sünder“, er ſah ſie in ihrer ſprichwört⸗ lich gewordenen Schlechtigkeit, und er hörte doch nicht auf, an ihnen zu arbeiten und an ſie zu glauben. Er ſah, daß ſie krank waren, * Das Polizeiamt Viernheim teilt mit: Wiederholte Kontrollen in den einſchlägigen Geſchäften haben ergeben, daß einzelne 5 den vorgeſchriebenen Höchſt⸗ preis von Pfg. für das Pfund Speiſe⸗ zwiebeln übersenden haben. Wir weiſen letzt⸗ mals darauf hin, daß dieſer Höchſtpreis un⸗ ter keinen Umſtänden überſchritten werden darf. Bei erneuter unverhoffter Kontrolle wer⸗ den unſere Beamten rückſichtslos gegen dieſe Perſonen durch Erhebung von Strafanzeigen meldung von Hunden dem fünffachen Betrag der hinterzogenen Abgabe beſtraft wird. Den Hundebeſitzern wird daher empfohlen, in ihrem Beſitz befindliche Hunde bei der zu⸗ ſtändigen Stelle anzumelden, ſofern dies noch nicht geſchehen iſt. Handballſport d. Amieitia Am letzten Sonntag haben nicht nur un⸗ ſere Fußballer auf dem Waldſportplatz zwei Freitag, den 22. November 1935: 8 Uhr abends: in der Kirche: Vorführung des Films aus der Arbeit der Inneren Miſſion in Naſſau⸗Heſſen„Segnungen der Liebe“. Sinnſprüche. Wenn ihr euch laßt mit Aemtern ſchmücken, So klaget nicht, daß ſie euch drücken. 0 innerli d was ihne e 1. 3 vorgehen. i 1 5 gechaft 8 1 die erſte 12 875 Wer ſein eigener Chrneiſter ſein will, guten Kräften, und das hat ſie wieder ge⸗* Morgen Mittwoch geſetzlicher a lane haft hat in Waldhof gegen die ſpie J hat einen Narren zum Schüler. ſund gemacht, das hat ſie— geändert! Und Feiertag. Wie uns das Kreisamt mitteilt, ſtarke Mannſchaft des Turnvereins geſpielt 1 taten ſie Buße, da änderten ſie ihren ver⸗ iſt der Buß⸗ und Bettag(Mittwoch vor und hat wieder 2 Punkte mit nach Hauſe 2 N 1. kehrten Sinn ganz von ſelbſt. And das An⸗ dem letzten Trinitatisſonntag) am 20. Nov. gebracht. Es traten beide Mannſchaften in Wer nie war krank, weiß kaum für ſeine mögliche ward möglich, was kein Menſch ge⸗ glaubt hatte, das geſchah. Darum nannten ſie ihn den„Sünderheiland“. Ob wir dann recht tun, alle Hoffnung auf⸗ 1935 auf Grund des Reichsgeſetzes vom 27. Febr. 1934 ein allgemeiner geſetzlicher 1 tag, an dem alle Arbeiten ruhen müſſen. Die ſtärkſter Aufſtellung an und gleich nach Spiel- beginn ging Waldhof in Führung. Waldhofs Mannſchaft war in den erſten zehn Minuten Geſundheit Dank. Wer ſich an ſeine eigene Kindheit nicht deutlich erinnert, iſt ein ſchlechter Erzieher. zugeben? Hat nicht Gott in ſeiner Barm⸗ Geſchäfte ſind geſchloſſen. etwas überlegen uns 5 zeigte ſich 10 unſerer v. Ebner⸗Eſchenach. herzigkeit einen, der ſich auch ſehr mit ſich a 5 g Mannſchaft etwas Nervoſität. Allmählich— ſelber gequält hat, wiſſen laſſen: es gibt eine*Evangl. Kirchengemeinde. Am[fanden ſich unſere Spieler immer beſſer zu⸗ 5 5 N Vergebung der Sünden! Vielleicht verſtehen Freitag, den 22. November, abends 8 Uhr, ſammen und holten dabei N Vorſprung[Verantwortlicher Schriftleiter: Johann Mar⸗ wir jetzt, was Vergebung der Sünden iſt! findet in der evangeliſchen Kirche eine Film- bis zur Halbzeit von 4:1. Bei Wiederbeginn tin, Viernheim; verantwortlicher Anzeigenlei⸗ So kam es, daß Luther die Buße einmal feierſtunde ſtatt zu Gunſten der Inneren Miſ- war Waldhof wieder etwas im Vorteil, ſie ter: Johann Martin, Viernheim; Druck und 00 ae 1 N G9 ſion. Gezeigt wird ein Film, der die Be- ſtellten dabei das Reſultat auf 4:3. Nun kam] Verlag: Johann Martin, Viernheim, Adolf . 1025 e 0 8 ſucher der Feierſtunde einführen ſoll in die[unſeren Leuten wieder zum Bewußtſein, um Hitlerſtraße 36; D. A. X 1935 950. Zur lich und tröſtlich zu hören mar. das i reichgeſegnete Arbeit, die unſer heſſiſcher Lan- 1 was es eigentlich geht. Sie führten jetzt ein J Zeit iſt die Preisliſte Nr. 4 gültig. N ü Dune 1 0 e Aal Lie neue Appell Verbürgte Oualität in ſeder packung! Wir gaben der neben ApPEILL eine echt bolgarisch- macedonische Mischung, damit auch der starke Raucher sich yseine“ Zigarette nie ùberraucht, sondern zu jeder Zeit ungeschmölerte Freude an ihr hat. lkcht bulgotisch· mocedonisch Mundes GogHo mat ohne fist 3 Voll- Amo duch Stonniol n MARTIN SRINKMANN A. G. ZI GARETTENTABRIK GRFEMEHN frischpackung. — ſodes- Anzeige Nach Gottes unerforſchlichem Ratſchluſſe wurde geſtern abend 7 Uhr unſer lieber, guter Sohn, Bruder, Schwager und Onkel, Herr Seor9 gugust rachel nach längerem, ſchmerzlichen Leiden, wohlvorbereitet durch den Empfang der heiligen Sterbeſakramente, im Alter von 21 Jahren, in die ewige Heimat abgerufen. Wir bitten um ein ſtilles Gebet für unſeren lieben Verſtorbenen. Viernheim, den 19. November 1935. In tiefem Schmerze: Familie Georg Brechtel und Angehörige Die Beerdigung findet morgen Mittwoch nachm. 3 Uhr vom Trauerhauſe, Bürſtädterſtr. 28(Windeck) aus ſtatt. 29 ar, in der Nähe des Acker Dorfes, ſofort zu ver⸗ Erstklassige kaufen. Näheres: Waldſtraße 42 Ca. 10 Der Im ganzen Reich mit belsgleuosem rig laufende Emmi dannings-Gronlum Achtung! Mur 3 Tage! Morgen Bull- u. Bettag, Donnerstag, Freitag! I. Central-Film-Palast U. Splzenfumworn 1935 Der alte und ler junge Nönig CCC Ein Meisterwerk der deutschen Filmkunst. Eine Sehenswürdigkeit 1. Ranges Die Handlung entwickelt ſich aus einem der bedeutenſten und intereſſanteſten Zeitabſchnitte der Zeit Friedrich Wilhelm 1. von Preußen, des Soldatenkönigs, deſſen Sohn Friedrich der Große, der„Alte Fritz“ wurde. Wie der Vater ſeinen Sohn zu dem formt, was er ſpäter wurde, das ſchildert die Hand- lung dieſes Films, die Thea von Harbou— die bekannteſte deutſche Filmdichterin, geiſtige Schöpferin zahlreicher deutſcher Großfilme aufzeichnete.— Nicht ein ſondern mehr als ein Dutzend Stars wirken in dieſem Film mit.— Die Elite der deutſchen Künſtler marſchiert auf, geführt von dem unüber⸗ trefflichen Emil Jannings und wurde zum gewaltigſten Filmwerk der Gegenwart.— Ein Ruhmesblatt deutſcher u. deutſchen Filmſchaffens. Ih Mann oder frau, oh lunge oder Mädel, alle müssen dieses Groſlfilmwerk sehen Bekanntmachung Meiner werten Kundſchaft, Nachbarſchaft, Freunden und Gönnern zur Kenntnis, daß ich ah heute mein Geschäft in die Luisenstralle 22, früher Adam Hirchner, verlegt hahe. Empfehle beſonders mein Damen Geſchäft in Dauer wellen mit 3 erſtklaſſigen Apparaten, Waſſerwellen, Haarfärben ſowie Spezialbehandlungen für Blondinen.(Damen⸗Salon ſeparat.) Vollſtändige Entfernung der Hühneraugen, ohne Meſſer und ohne Apparat. In meinem Salon wird jeder Kunde prompt, fachmänniſch und individuell behandelt. Salon Weggler, lusenstabe 22 Mlakulalur- Taper zu haben im Verlag ds. Bl. J. H. Fuchs Urthonädle- Mech. Meister f 1. 1 Mannn. fel. 21932 Anerkannte, gutempfohlene Meiſterarbeit in Malleinlagen für jeden full u. Schuh, Kunst- nlie der, orinon Annarate, Leibhinden, Bandag. Lieferant ſämtlicher Krankenkaſſen und Behörden. 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Alle geſtellten Spie⸗ ler haben pünktlich anzutreten. Die Liga⸗ mannſchaft beſtreitet komplett das Spiel in Weinheim. Es wird alſo guter Fußball zu ſehen ſein. Der Reinerlös kommt dem Win⸗ terhilfswerk zugute. Verſäume deshalb kein Sportfreund dieſes Spiel. aagaaaaagaaagaagmaaggaggaaggaagaaaaaangnggaggagggaangag Zur gefl. Beachtung! Der„Viernheimer Anzeiger“ kann auch im Einzelverkauf bezogen werden. Bis einſchl. Freitags koſtet die Zeitung 5 Pfg. Samstags 10 Pfg. Ins Haus gebracht koſtet die Zeitung monatlich 1.40. fagchhaggaagmandgaagaaggamgagaangnangungmn Vereins- Anzeiger Kath. Kirchenchor„Cäcilia“. Die Geſangprobe findet in dieſer Woche nicht Mittwoch ſondern am Freitag ſtatt. Sportvereinigung Amieitia 09. Sportprogramm für Buß- und Bettag: Morgen Mittwoch tragen die Fußballer Winterhilfsſpiele aus. In Weinheim: 1,15 Uhr A-Jugend, 2,30 Uhr Liga. In Schries⸗ heim: 1 Uhr 3. M., 2,30 Uhr Erſatzliga. Abfahrt: Jugend 12 Uhr per Rad an der Kapelle, Weinheimerweg. Liga 13,42 Uhr OEG. Erſatzliga und 3. M. 12 Uhr am Stern. Zu dieſen Spielen laden wir die Viernheimer Sportfreunde herzlichſt ein. Der Vorſtand. Turnverein von 1893 e. V. Heute Dienstag abend vollzählige Turn— ſtunde. Sonntag, den 24. Nov. zweiter Rundenkampf der Geräteturner. Erſcheinen aller Teilnehmer daher unbedingt erforder— lich. Die Turnwarte. Geflügelzuchtverein Viernheim. Sämtliche gemeldeten Tiere für die Kreisausſtellung in Waldmichelbach müſ— ſen am Freitag, den 22. Nov., mittags 12½ Uhr, bei Heinrich Faltermann, Adolf Hitlerſtraße, abgeliefert ſein. Wir bitten um pünktliche Ablieferung der Tiere, da das Auto punkt 12 ½ Uhr abfährt. Der Vorſtand. I. Ujernheimer Tonfilmschau Der im ganzen Reich mit dem grö ß⸗ ten Erfolg laufende Großfilm Der alte und der junge König Buß⸗ und Bettag, Donnerstag und Freitag im Central-Film-Palaſt! Die Handlung entwickelt ſich aus einem der bedeutendſten und intereſſanteſten Zeitab⸗ ſchnitte der Zeit Friedrich Wilhelm 1., von Preußen, des Soldatenkönigs, deſſen Sohn Friedrich der Große, der„Alte Fritz“ wurde. Wie der Vater ſeinen Sohn zu dem formt, was er ſpäter wurde, das ſchildert die Hand⸗ lung dieſes Filmes. Die Thea von Harbou die bekannteſte deutſche Filmdichterin, geiſtige Schöpferin zahlreicher deutſcher Großfilme und Rolf Lauckner— der führende deutſche Dramatiker der Jetztzeit geſtalteten. Die Handlung bleibt ſtets menſchlich, ſie wird nie nur„hiſtoriſch“ die Menſchen, ihr Streben, Kämpfen, Lieben, Haſſen, Siegen und Unter⸗ liegen, das macht den Inhalt des Filmes aus, nicht etwa kalte Geſchichtstatſachen. Und gerade deshalb wirkt ſie ſo ſtark, ſo heutig, denn dieſe Menſchen fühlen und handeln ge— nau ſo, wie Menſchen in ihrer Lage auch heute handeln würden oder handeln müßten, das ſchafft zugleich eine intereſſante Parallele zu unſeren Tagen. Die Elite der deutſchen Schauſpieler wirkt in dieſem Film. Nicht ein, ſondern mehr als ein Dutzend„Stars“ wirken in dieſem Film mit. Jede, ſelbſt die kleinſte Rolle wurde mit dem hervorragenſten Schau⸗ ſpieler beſetzt, der ſich finden ließ. So findet man ſelbſt kleinere Rollen mit berühmten Dar⸗ ſtellern beſetzt. Die Elite der deutſchen Künſt⸗ ler marſchiert in der Beſetzungsliſte auf, ge⸗ führt von dem unübertrefflichen Emil Jannings, der die Rolle Friedrich Wil⸗ helm J., die er ſeit Jahren als ſeine Lieb⸗ lings⸗ und Sehnſuchtsrolle herbeiwünſchte, nicht nur ſpielt, ſondern lebt. Ferner Leopol⸗ dine Konſtantin, Claus Clauſen, Georg Alexander, Marieluiſe Claudius, Werner N Hinz, Walter Janßen, Theodor Loos, Rudolf Klein-Rogge, Fritz Odemar, Friedrich Ulmer, Eugen Rex, Paul Henkels, Hans Leibelt, Wal⸗ ter Steinbeck, Friedrich Kayßler, Carola H. hn, Ellen Frank. Der äußere Rahmen iſt außer⸗ gewöhnlich glanzvoll. Die ſchönſten und be⸗ rühmteſten Bauten erſtehen in dieſem Film: Das Potsdamer Schloß und das Schloß von Rheinsberg ſind die Höhenpunkte. Wir er⸗ leben in dieſem Rahmen Empfänge und Feſte im Potsdamer Schloß, Konzert und Ballett⸗ abende im Schloß Rheinsberg mit, wir ſehen die berühmte Parade der langen Kerls auf dem Potsdamer Exerzierfeld und vieles andere mehr. Von der Reichsfilmkammer erhielt die⸗ ſes Filmwerk die höchſte Auszeichnung die es gibt. Dieſe einzigartige Filmſehenswürdigkeit wird ſich jeder Filmfreund anſehen. Auch die Nichtfilmfreunde ſind herzlichſt eingeladen, denn wer intereſſiert ſich nicht für dieſes Film— werk. Auch die Eltern werden gebeten ihre Kinder zu dieſem bedeuteten Filmwerk zu ſchicken. Borglohs und dieſer unglückſeligen Eva van Koſter. Es — hier bei Ihnen zuvorkommen würde. Wenn die Leute, r Urheberrechtschutz: Fünt Türme-Verlag. Halle(Saale). 156 „Und was würden Sie ſagen, Herr Profeſſor, wenn ich Ihnen erzähle, daß dieſe Lolotte Dawis nicht geiſtesgeſtört iſt? Daß ſie im Gegenteil vollkommen klar iſt und recht hat mit ihrer Behauptung, nicht Lolotte Dawis zu ſein?“ Der Profeſſor wurde bleich. „Aber wer iſt ſie denn dann?“ „Sie iſt Eva van Koſter.“ „Eva van Koſter, die Tochter des berühmten Gelehrten, der vor ein paar Jahren geſtorben iſt? Um Gottes willen! Wer hatte ein Intereſſe daran, ſie hier bei mir einzu⸗ liefern?“ „Eine Verbrecherbande, die ſtatt der richtigen Eva van Koſter eine falſche Eva in den Vordergrund ſchob und ſie mit Profeſſor Borgloh, dem langjährigen Aſſiſtenten Pro⸗ feſſor van Koſters, verheiratete.“ In kurzen Worten ſchilderte Mac Lean die Dinge, die ſich nach dem Tode van Koſters zugetragen, wie er ſie von Friedrich Borgloh gehört. Profeſſor Gerſhwin war vollſtändig faſſungslos. „Entſetzlich! Entſetzlich!“ ſagte er ein über das andere Mal.„Und ich, der ich in gutem Glauben gehandelt habe? Ich bin ruiniert, wenn die Sache herauskommt! Wenn bekannt wird, daß ſich Derartiges in meinem Sanatorium zugetragen hat.“ Inſpektor Bruce legte die Hand auf den Arm des verzweifelten Profeſſors. „Es wird nichts in die Oeffentlichkeit kommen, das verſpreche ich Ihnen. Wir haben ja noch an den Ruf, anderer Menſchen zu denken, nämlich an den Profeſſork iſt am beſten, wenn über dieſe ganze Geſchichte Gras wächſt.“ Profeſſor Gerſhwin atmete erlöſt auf. „Ich danke Ihnen, Inſpektor Bruce! Sie nehmen mir eine Laſt von der Seele. Und nun, meine Herren, wünſchen Sie, daß ich Miſtreß van Koſter auf Ihren Beſuch vorbereite? Wir müſſen behutſam ſein. Das junge Mädchen iſt in der Tat durch all die furchtbaren Erlebniſſe ſeeliſch ſo empfindlich geworden, daß ich bei einer ſo plötzlichen Freude für ſie fürchte.“ „Nun“, meinte Mac Lean,„ſo plötzlich wird die Freude nicht ſein. Sie wartet nämlich ſchon ſeit einigen Tagen darauf, daß ich ſie hole.“ Profeſſor Gerſhwin ſah ihn verſtändnislos an. „Sie wartet darauf? Ja, haben Sie denn mit ihr geſprochen?“ „Das habe ich, Profeſſor. Und nun wird Ihnen auch klar ſein, warum ich die Rolle eines Verrückten in Ihrem Arbeitszimmer ſpielte. Ich ſah nämlich die Kranken— geſchichte auf Ihrem Schreibtiſch und wollte Name und Zimmer Eva van Koſters ermitteln.“ „Aber dazu hätten Sie doch einen einfacheren Weg wählen können. Sie hätten doch einfach als Miſter Mac Lean ſich bei mir melden und mir den Fall ſo vortragen können, wie Sie ihn jetzt erklärt haben. Wozu dieſe Umwege, Miſter Mac Lean?“ „Weil ich allen Grund hatte anzunehmen, daß man meinen Befreiungsverſuchen auf der Spur war. Bald nachdem Miſter Borgloh mich in die Sache eingeweiht hatte, hat man einen Mordanſchlag auf mich gemacht, dem ich aber glücklich entging. Durch Zufall erfuhr ich dann, daß Eva van Koſter irgendwo in der Umgebung von Lominghton ſtecken müßte. Als ich ſie endlich in Black Caſtle zu finden hoffte, war ſie bereits von dort fort⸗ gebracht, offenbar zu Ihnen, Herr Profeſſor. Die Ver⸗ brecher, die ja Eva van Koſter in Händen hatten, ver— fügten offenbar über einen ſehr gut organiſierten Nach— richtendienſt. Ich mußte befürchten, daß man mir auch die Eva van Koſter hierhergebracht hatten, zum Beiſpiel bei Ihnen erſchienen wären und erklärt hätten, daß ſie die Kranke mit ſich nehmen wollten— was hätten Sie dann getan, Herr Profeſſor?“ Profeſſor Gerſhwin zuckte die Achſeln. „Dann hätte ich allerdings dieſem Verlangen ſtatt⸗ geben müſſen, Miſter Mac Lean. Ich habe nicht das Recht, ungefährliche Kranke gegen den Willen ihrer Angehörigen in der Anſtalt feſtzuhalten.“ »Und weil ich das genau gewußt, habe ich dieſen etwas grotesken Weg gewählt, um zunächſt einmal mit Eva van Koſter in Verbindung zu kommen. Und nun, Herr Profeſſor, wenn Sie erlauben, möchte ich mit Miß Eva ſprechen.“ Der Profeſſor erhob ſich. „Wenn Sie hier warten wollen, Heer Inſpektor dann bringe ich Miſter Mac Lean ſelber herüber.“ Mac Lean lachte. „Dafür wäre ich Ihnen auch ſehr dankbar, Herr Profeſſor. Man kann nicht wiſſen, ob nicht irgendeine der Nachtwachen mich als Baronet of Chaminade er⸗ kennen und mich einſperren würde. Und wenn ich meinem Freund, dem Wärter, begegnen würde— nun, auf eine Tracht Prügel könnte ich mich vermutlich gefaßt machen.“ 4 4 E Das Zimmer Eva van Koſters war ein behaglicher Raum, der in ſeiner Einrichtung mehr einem eleganten Hotelzimmer ähnelte als der Zelle einer Irrenanſtalt. Weiße, eingebaute Schränke waren an den Wänden. Ein paar Möbelſtücke von ſchönen Formen zierten das Zimmer. Nur wer mit den Gepflogenheiten einer Irren⸗ anſtalt vertraut war, erkannte, daß alle dieſe Möbel und Geräte etwas Beſonderes hatten. Die Möbel ſelbſt waren feſt in den Fußboden eingeſchraubt. Die Schränke zeigten keine Klinken, ſondern hatten griffloſe Schiebetüren. Auch waren alle Möbel abgerundet, ſo daß nirgends eine Ecke oder Kante war, an der ſich jemand verletzen konnte. (Fortſetzuna folat.)