Wernheimer Anzeiger (Giernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Erſcheint täglich mit 140 Nr frei ins Haus gebracht.— Wochenende“, Ausnahme der Sonn- und Feiertage. Beilagen: zweimal jährlich den Sommer- und f Wandkalender.— Annahme von Bezugs⸗Beſtellungen in der Geſchäftsſtelle u. bei den Boten Weitperbreitete Tageszeſtung— hacbrichten⸗ und Anxeigenblatt Fernſprecher 117.— Drahtanſchrift: Anzeiger, Viernheim— Poſtſcheck 21577 Frankfurt a. 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Jahrgang Die Wirtſchaftswoche Der Stand unſerer Handelsbilanz.— Wie⸗ der Ausfuhrüberſchuß im Oktober.— Stark geſtiegene Kohlenausfuhr.— Aus der In⸗ duſtrie. Der deutſche Außenhandel der Deoiſenlage wertmäßig nicht muß infolge e gehandhabt werden, daß mehr nach Deutſchland ein⸗ geführt wird als aus Deutichland nach dem Ausland verkauft werden kann. Da das Reich auf die Einfuhr von Rohſtoffen ange⸗ wieſen iſt, muß es auch darauf bedacht ſein, ſeine Ausfuhr an Fertigwaren entſprechend hochzuhalten. Ganz natürlich iſt es daher, wenn Deutſchland ſeine Einfuhr auf ſolche Waren beſchränkt, die einmal der Sicherſtel⸗ lung der Ernährung und zum anderen der Verſorgung der Induſtrie mit Rohſtoffen dienen. So iſt es erklärlich, wenn in den letzten neun Monaten immer weniger Fer⸗ tigwaren aus den europäiſchen Ländern zu⸗ gunſten von Lebensmitteln und Rohſtoffen eingeführt wurden. Die Handelsbilanz ſchließt in den erſten neun Monaten 1935 mit einem Einfuhrüberſchuß von 31.0 Mit⸗ lionen RM gegenüber 265,3 Millionen RM in den erſten neun Monaten 1934 ab. Die Abnahme des Paſſivſaldos wurde ausſchließ⸗ lich im Warenverkehr mit der überſeeiſchen Ländergruppe erzielt, der gegenüber ſich der Einfuhrüberſchuß von 806,9 Millionen RM 1934 auf 399,1 Millionen RM im laufenden Jahr verringerte. Im Verkehr mit Europa hat ſich der Ausfuhrüberſchuß von 547,7 Millionen RM im Januar/ September 1934 auf 373,0 Millionen RM in der gleichen Zeit des laufenden Jahres verringert. Ein⸗ und Ausfuhr ſind im Oktober gleich ſtark geſtiegen. Die Einfuhr war mit 336 Millionen RM um 18 Millionen RM k höher als im September. Die Steige⸗ rung, die in annähernd dem gleichen Um⸗ fang auch in den meiſten Vorjahren zu be⸗ obachten war, entfällt ausſchließlich auf le⸗ bende Tiere und Lebensmittel, und zwar haben hier neben den eigentlichen Saiſon⸗ waren, wie Obſt, Südfrüchten und Eiern, vor allem auch die Bezüge von Butter, Schmalz und Fleiſch zugenommen. An der Steigerung der Einfuhr waren in erſter Linie europäiſche Länder beteiligt. Größere Zunahmen weiſt die Einfuhr aus Bulgarien (Obſt, Eier), Dänemark(Eier, Butter), Nor⸗ —(Tran), Ungarn(Fleiſch, Schmalz), auf. Die Ausfuhr betrug im Oktober 391 Millionen Reichsmark. Sie iſt ebenſo wie die Erhöhung in den Monaten Juli bis Sep⸗ tember im weſentlichen als Saiſonerſchei⸗ nung zu betrachten. Im Oktober pflegt die⸗ ſer Auftrieb der Ausfuhr, der in erſter Linie durch die Herbſteindeckungen und das Weih⸗ nachtsgeſchäft bedingt iſt, ſeinen Höhepunkt zu erreichen. Darüber hinaus ſind in letzter Zeit Ausfuhrgeſchäfte in gewiſſen induſtriei⸗ len Rohſtoffen getätigt worden, die, da Deutſchland an ſich hierüber Bedarfsland iſt, nur als wirtſchaftswidrig betrachtet werden können und deren Fortſetzung die Reichsre⸗ gierung durch das füngſt erlaſſene Ausfuhr⸗ verbot unterbunden hat. Der Ausfuhrüber⸗ ſchuß im Oktober iſt mit 55 Millionen RM der gleiche wie im September. Für die Steinkohle, beſonders für die Ruhrkohle, die ſich bereits im letzten Jahr zäh auf dem Inlands- und Auslandsmarkt behauptet hat, ſind die Abſatzausſichten für die kommenden Monate günſtig. Zunächſt liegt das an dem geſteigerten Bedarf an Hausbrandkohle, zum anderen daran, daß durch die gute Beſchäftigung in der Indu⸗ ſtrie der Induſtriekohlenabſatz gut gehalten iſt. Den größten Nutzen zieht die Ruhrkohle aus der derzeitigen Eiſenkonjunktur, die übrigens in der ganzen Welt zu beobachten iſt. Im Gegenſatz dazu iſt die Kohlen an⸗ junktur nicht überall in den kohleerzeugen⸗ den Ländern gleichmäßig verlaufen. In Holland beiſpielsweiſe liegen die Ziffern de: Steinkohlenförderung hinter denen von 1932 nicht unweſentlich zurück, während ſie ſich in Deutſchland von 104 Millionen Tonnen auf 137 Millionen Tonnen in der genannten Zeit geſteigert haben. Auch in Frankreich und Polen iſt ein Förderrückgang zu beob. achten. Hohen Anteil an der gebeſſerten deutſchen Steinkohlenlage hat fraglos die Tatſache, daß ſich das rheiniſch⸗weſtfäliſche ſcheint. Kohlenſyndikat mit all- A. tat, guf das Rechtsfindung im neuen Staat Feierliche Veruſung der beiden Großen Senate des Neithsgerichts Leipzig, 22. November. Die auf Grund des Geſetzes zur Aende⸗ rung von Vorſchriften des Strafverfahrens und des Gerichtsverfaſfungsgeſetzes vom 28. Juni 1935 beim Reichsgericht zu bildenden beiden Großen Senate wurden in einem Staatsakt durch den Reichsjuſtizminiſter Dr. Gürtner, der mit den Staatsſekretären Dr. Freisler und Dr. Schlegelberger nach Leip⸗ zig gekommen war, feierlich berufen. Reichsgerichtspräſident Dr. Bumke hielt eine Rede, in der er u. a. ausführte: Zum erſten Mal empfängt das Reichsgericht den Beſuch eines Reichsminiſters der Juſtiz, dem alle deutſchen Gerichte, alle deutſchen Staats⸗ anwaltſchaften, alle Strafvollzugsbehörden in Deutſchland unterſtehen. Wir grüßen in Ihnen, Herr Miniſter, zugleich den Mann. den der Führer mit der gewaltigen Auf⸗ gabe betraut hat, dem Dritten Reich ein neues Recht zu ſchaffen. Voll Vertrauen und Zunerſicht ſehen wir den mächtigen Bau der Geſamtreform des deutſchen Rechts em⸗ porſteigen. Das Reichsgericht iſt geſchaffen worden, um die deutſche Recht⸗ ſprechung nach langer Zerſplitterung zu einer Einheit zuſammenzuſchließen. Die füh⸗ rende Stelle, die ihm zugewieſen iſt, erfor⸗ dert, daß Zweifeln und Meinungsverſchieden⸗ heiten zwiſchen den verſchiedenen Gliedern des Reichsgerichts, den einzelnen Senaten, nach Möglichkeit vorgebeugt und dort, wo ſie entſtehen, ſchnell und ſicher einer einheit⸗ lichen Auffaſſung Geltung verſchafft wird. Die Mängel des bisherigen Rechts waren längſt erkannt; dem Dritten Reich iſt es auch hier vorbehalten geblieben. dieſe zu beſeitigen. In Zukunft werden die Großen Senate des Reichsgerichts berufen ſein. Rechtsfragen von grundſätzlicher Bedeutung zu entſcheiden, wenn ihr Spruch zur Fort⸗ bildung des Rechts oder zur Sicherung einer einheitlichen Rechtsſprechung geboten er⸗ Damit iſt jetzt geſichert, daß die Verſchie⸗ denheit der Auffaſſungen, für die auch das klarſte Geſetz immer noch Raum laſſen wird, alsbald durch einen mit höchſter Auto⸗ rität ausgeſtatteten Richterſpruch geregelt wird. Ne lch juſtizminiſter Dr. Gürtner führte in einer längeren Rede aus: Seit der Uebernahme der Macht durch den Nationalſozialismus bemühen wir uns, das deutſche Recht auf allen Gebieten auf der Grundlage der nationalſozialiſtiſchen Welt⸗ onſchauung zu erneuern. Dieſe Aufgabe kann der Geſetzgeber allein nicht erfüllen, er muß ſie mit dem Richter teilen, der das Recht anwendet. Das oberſte Gericht des Deutſchen Reiches ſteht deshalb bei der e e des Rechts in vorderſter Linie. ie ... ³ A ð ᷣ 0 2 Ausfuhrgeſchäft geworfen hat. 1932 betrug die deutſche Steinkohlenausfuhr 18,3 Mil⸗ lionen Tonnen, 1935 aber, vorausgeſetzt, daß in dieſen letzten zwei Monaten kein Rückſchlag in der Entwicklung einſetzt, 24,8 Millionen Tonnen. In England und Polen, die mit Deutſchland die Gruppe der wichtig⸗ ſten großen europäiſchen Kohlenausfuhrlän⸗ der bilden, iſt die Ausfuhr in der genann⸗ ten Zeit zurückgegangen. Ueber die Lage unſerer Induſtrie im Ok⸗ tober wird berichtet: Der Inlandsumſatz an rheiniſch⸗weſtfäliſchem Roheiſen befriedigte, das Auslandsgeſchäft war im allgemeinen weiterhin lebhaft. Inlands⸗ und Auslands⸗ abſatz der Maſchineninduſtrie hat ſich im all⸗ gemeinen gebeſſert. Die anhaltende Kon- junktur in Werkzeugmaſchinen weiſt auf zu⸗ nehmende Moderniſierung der Fabrika⸗ tionsanlagen hin. Die Abſatzverhältniſſe für Solinger Eiſen⸗ und Stahlwaren im Aus⸗ land haben ſich faſt allgemein gegenüber dem Vorjahr gebeſſert. Für Schreib- und Büromaſchinen waren die Abſatzmöglichkei⸗ innere Einrichtung des Reichsgerichts iſt durch die Errichtung der großen Senate beweglicher geſtaltet worden. Die großen Senate beſtehen aus dem Präſidenten und dem Vizepräſidenten als ſtändige Mitglie⸗ der und ſieben Mitgliedern des Gerichts, von denen alljährlich jeweils die Hälfte aus⸗ ſcheidet. Das Tätigkeitsgebiet des oberſten Gerichtshofes überhaupt und der großen Senate wird in der nächſten Zukunft wohl umfangreicher ſein als in der jüngſten Vergangenheit, jedenfalls auf den Rechtsge⸗ bieten, deren Erneuerung mit dem Wandel weltanſchaulicher und ſittlicher Grundauf⸗ faſſung in unmittelbarem Zuſammenhang ſtehen. Das gilt in dieſem Augenblick in be⸗ ſonderem Maße vom Strafrecht. Wie ſchon aus den Geſetzen erſichtlich iſt, die bisher zur Erneuerung des Strafrechts er⸗ laſſen wurden, wird im künftigen deutſchen Strafgeſetzbuch die Faſſung der Tatbeſtände in ſehr vielen Fällen derart ſein, daß ſie dem Richter eine größere Freiheit und damit freilich auch eine größere Verantwortung Neichsarbeitsdienſt Die Regelung für die Berlin, 22. November. Die Jahrgänge, die vom Herbſt 1936 an ihrer Reichsarbeitsdienſtpflicht und Wehr⸗ pflicht, oder letzterer allein, zu genügen ha⸗ ben, ſind: Jahrgang 1916 Er hat den halbjährigen Reichsarbeits⸗ dienſt im Winter 1936/37 oder im Sommer 1937 zu leiſten. Der aktive Wehrdienſt iſt von den taug⸗ lich 1 und Befundenen in einjähriger Dienſtzeit zum Teil in dem im Herbſt 1937, zum Teil in dem im Herbſt 1938 beginnen⸗ den Ausbildungsjahr zu leiſten. Die Verteilung auf die beiden Ausbil⸗ dungsjahre wird im allgemeinen nach dem Geburtsdatum zorgenommen, ſo daß alſo die in den erſten Monaten des Jahres 1916 Geborenen im erſten, die übrigen im zweiten Ausbildungs⸗ jahr eingezogen werden. Die bedingt Taug⸗ lichen werden im allgemeinen vom Herbſt 1937 an in zweimonatigen Uebungen bei H änzungseinheiten militäriſch ausgebil⸗ et. Jahrgang 1913 Er wird vom Sommer 1936 an im Ver- lauf der nächſten drei Jahre in zweimona⸗ tigen Uebungen bei Ergänzungseinheiten militäriſch ausgebildet, unterliegt aber nicht der Reichsarbeitsdienſtpflicht. In Oſtpreußen wird auch der Jahrgang 1911 vom Herbſt 1936 an noch zum aktiven ten im Inland und Ausland unverändert gut. Die Auslandsaufträge der elektrotech⸗ niſchen Induſtrie hielten ſich ſeit Monaten faſt unverändert auf der Höhe des Durch⸗ ſchnitts von 1934. Der Inlandabſatz von Chemikalien war ebenſo wie das Exportge⸗ ſchäft nach dem größten Teil der europäi⸗ ſchen Länder im allgemeinen gut. Die Lage der Wollſpinnerei und weberei war unter⸗ ſchiedlich; der Export konnte zumeiſt geſtei⸗ gert werden. Die Lage der Tuchinduſtrie war nicht immer befriedigend. Die Abſatz⸗ belebung der Sägeinduſtrie hat angehalten: auch die Beſchäftigung in der Möbelindu⸗ ſtrie beſſerte ſich leicht. Die außergewöhn⸗ liche Abſatzbelebung der Zementinduſtrie kam aus jahreszeitlichen Gründen zum Ste⸗ hen. Der Jahresabſatz der Zementausfuhr dürfte vorausſichtlich das Vierfache der von 1931 bis 1934 durchſchnittlich ausgeführten Mengen ausmachen. Bemerkenswert er⸗ ſcheint die Steigerung der induſtriellen Bautätigkeit als Anzeichen einer natürlichen Belebung des Baumarktes. bei der unmittelbaren Anwendung des Ge⸗ ſetzes gewährt. Das iſt aber nicht die Hauptſache. Dem Richter wird vielmehr— und das iſt ſchon geltendes Recht— die Auf⸗ gabe zugewieſen, durch entſprechende An⸗ wendung des Geſetzes auf dem Gebiete der Rechts ſchõpfung eine Tätigkeit zu entfalten, die ihm nach dem bisherigen Recht verſagt geweſen iſt. Wenn künftig eine Handlung nach dem Gewiſſen des Volkes als unerlaubt, rechts⸗ widrig, ſtrafbar empfunden wird. und es findet ſich kein Geſetz, das auf dieſe Hand⸗ lung unmittelbar zutrifft, ſo hat der Richter zu prüfen, ob der Rechtsgedanke, der die Be⸗ ſtrafung dieſer Handlung fordert. im Straf⸗ geſetz einen ſichtbaren Ausdruck gefunden hat. Nur dann, wenn dieſe Vorausſetzung gegeben iſt, ſoll er das Geſetz anwenden, deſſen Grundgedanke auf die Tat am beſten zutrifft. Das deutſche Volk und die deutſche Reichsregierung haben zu ihrem oberſten Gerichtshof das Vertrauen, daß er auch auf dem Wege der Rechtsfindung der ihm zuge⸗ dachten Aufgabe gerecht werden wird. und Wehrpflicht Jahrgänge 1913 bis 1916 Wehrdienſt herangezogen. Er unterliegt aber ebenfalls nicht mehr der Reichsarbeits⸗ dienſtpflicht. Die vorſtehend werden im Frühjahr 1936 gemuſtert und hierzu im Winter 1935/36 von den po⸗ lizeilichen Meldebehörden erfaßt und in die ehrſtammrolle aufgenommen. Die Angehörigen dieſer Jahrgänge den durch öffentliche Bekanntmachung auf⸗ gefordert werden, ſich zu dieſem Zweck per⸗ ſönlich bei den genannten Behörden anzu⸗ melden. Für die im Ausland lebenden Angehöri⸗ gen dieſer Jahrgänge wird das Heranziehen zum Reichsarbeitsdienſt und aktiven Wehr⸗ dienſt noch beſonders geregelt. Für die Jahrgänge 1914 und 1915(in Oſtpreußen auch 1910), die im Sommer 1935 gemuſtert worden ſind, iſt die Ablei⸗ ſtung der Reichsarbeitsdienſtpflicht und der Wehrpflicht, oder letzterer allein. erſt zum Teil feſtgelegt. Soweit dies noch nicht go⸗ ſchehen, gilt folgende Regelung: Jahrgang 1914 Die wehrfähigen Angehörigen dieſes Jahrganges, die im November d. J. noch nicht eingeſtellt, ſondern der Erſatzre⸗ ſerve 1 zugeteilt worden find, werden, ſo⸗ weit ſie tauglich 1 oder 2 befunden ſind, im Herbſt 1936 zum einjährigen aktiven Wehrdienſt ausgehoben werden. Soweit ſie bedingt tauglich ſind, werden ſie im Jahre 6 in zweimonatigen Uebungen bei Er⸗ gänzungseinheiten militäriſch ausgebildet werden. Jahrgang 1915 Die wehrfähigen Angehörigen dieſes Jahrganges leiſten zurzeit oder im Som⸗ mer 1936 den halbjährigen Arbeitsdienſt. Von den tauglich 1 und 2 Befundenen wird vorausſichtlich nur ein kleiner Teil im Herbſt 1936, der größere Teil erſt vom Herbſt 1937 an zum aktiven einjährigen Wehr⸗ dienſt eingezogen werden. Die Verteilung auf die beiden Einſtellungsjahre wird wie beim Jahrgang 1916 vorgenommen werden. Die bedingt Tauglichen werden in dem im Herbſt 1936 beginnenden Ausbildungsjahr in zweimonatigen Uebungen bei Ergän⸗ zungseinheiten militäriſch ausgebildet. In Oſtpreußen wird auch der Jahrgang 1916 ebenſo wie der Jahrgang 1914 zum ak⸗ tiven Wehrdienſt herangezogen. genannten Jahrgänge wer⸗ N*—— 8 9 VVT e e eee 2 * — . In kurzen Worten Die beiden Großen Senate des Reichsge⸗ richts wurden in einem Staatsakt durch Reichsjuſtizminiſter Dr. Gürtner feierlich berufen. Eine Bekanntmachung von zuſtändiger Stelle gibt einen Ueberblick über die Rege⸗ lung der Reichsarbeitsdienſtpflicht und Wehrpflicht für die nächſten hierzu heran- ſtehenden Jahrgänge. In Anweſenheit des Reichsverkehrsmini⸗ ſters wurde in der Techniſchen Hochſchule in Berlin⸗Charlottenburg die 36. Hauptver⸗ ſammlung der Schiffsbautechniſchen Geſell⸗ ſchaft eröffnet. Der deutſche beim Polizeipräſidium wegen eines gendiebſtahls auf dem Dampfer Traber“ vorſtellig geworden. Die militäriſchen Vorbereitungen der Eng⸗ länder ſchreiten weiter fort; der ägyptiſche Hafenkommandant von Suez iſt durch einen Engländer erſetzt worden. Im Prozeß gegen den Biſchof von Meißen wurden gegen den Biſchof und ſeinen Bru⸗ Konſul in Amſterdam iſt Flag⸗ „Adele der je fünf Jahre Zuchthaus, fünf Jahre Ehrverluſt und je 140 000 RM Geldſtrafe beantragt., gegen den Generalvikar Soppa zwei Jahre und 50 00 RM Geldſtrafe. [Bemerkenswerte Unterredung Der franzöſiſche Botſchafter beim Führer. Berlin. 22. November. Der Führer und Reichskanzler hat heute Der Führer und Reichskanzler hat geſtern Auswärtigen den franzöſiſchen VBotſchafter empfangen. Die Unterhaltung, die die all⸗ gemeine politiſche Lage zum Gegenſtand hakte, war von einem freundlichen Geiſt ge- kragen und bol Gelegenheit, den guten Wil⸗ den beider Regierungen feſtzuſtellen. Die weiteren Sanktionen Der Arbeitsausſchuß einberufen. Genf, 22. November. Der Vorſitzende der Sanktionskonferenz de Vasconcellos hat den Arbeitsausſchuß der Konferenz auf den 29. November einbe⸗ rufen. Haupkberatungsgegenſtand wird die Inkraftſetzung der erweiterten Verboksliſte für Rohſtofflieferungen nach Italien bilden. Die Einbeziehung von Petroleum, Kupfer, Eiſen und Stahl iſt ſchon grundſätzlich be⸗ ſchloſſen worden und dürfte nach der Hal- zung, die insbeſondere die Vereinigten Staa- ten dazu eingenommen haben, keine Schwie. rigkeiten mehr bieten. Bereits am 27. November wird der aus Sachverſtändigen beſtehende Durchführungs⸗ ausſchuß zuſammentreten um die Mittei⸗ zungen der einzelnen Regierungen über die Anwendung der Sühnemaßnahmen zu prü⸗ 15 Italiens Widerſtand Arbeitsurlaub für Soldaten. Rom. 22 November. Von zuſtändiger italieniſcher Seite wird bekanntgegeben, daß 100 000 Mann des zur⸗ zeit unter den Waffen ſtehenden 1.2 Millio- nenheeres ſofort auf drei Monate auf Ur- laub gehen können, um in Landwirkſchaf; und Induſtrie mitzuhelfen, gegen die Sank⸗ tionen Widerſtand zu leiſten. Es wird aus- drücklich hervorgehoben, daß es ſich um eine Maßnahme handelt, die nichts mit der au⸗ bre internationalen Lage zu kun abe. Die Gründe werden durch folgende amt⸗ liche Mitteilung erläutert: Die durch die Gefängnis Sanktionen hervorgerufene deſondere Lag erheiſcht es. den Produktions- und Arbeits- problemen größte Aufmerkſamkeit zu ſchen⸗ ken, der Landwirtſchaft die größtmögliche Ertragsfähigkeit zu ſichern und gleichzeitig den Lebensſtandard der bedürftigſten Fami⸗ lien zu beſſern. Ausgenommen von den Vergünſtigungen ſind Soldaten, die in den letzten Monaten unter die Waffen gerufen wurden und die⸗ jenigen, die Truppenteilen zugeteilt ſind, die für Oſtafrika bereitſtehen. Verhinderte Uebernahme einer Erzladung. Iſtanbul, 22. Nod. Der italieniſche Fracht- dampfer„Livorno“ wurde auf Grund der Verordnungen über die Sühnemaßnahmen daran gehindert, im Hafen im Ismid eine Ladung von 300 t Chromertz zu überneh⸗ men. Andere italieniſche Dampfer. die im Hafen von Iſtanbul vor Anker liegen, wer⸗ den bei der Uebernahme der Ladungen ſcharf überwacht. Haile Selaſſies Frontbeſuch Rückkehr im Flugzeug nach Addis Abeba. Addis Abeba, 22. November. Dey abeſſiniſche Kaiſer kehrte mit einem lugzeuggeſchwader aus Dſchidſchiga nach ddis Abeba zurück. In abeſſiniſchen Krei— ſen vermutet man, daß den Italienern der Beſuch des Kaiſers in 2ſchidſchiga bekannt⸗ geworden war. da zwei italieniſche Flug⸗ zeuge Harrar überflogen und dann Kurs auf Diredaug nahmen. Es ſoll ſich um Jagd⸗ flugzeuge gehandelt haben. Wie von abeſſiniſcher Seite mitgeteilt wird, ſind bei den kürzlichen Großangriffen italieniſcher Bombengeſchwader im Makalle⸗ Gebiet durch Bombenabwürfe 30 abeſſiniſche Soldaten getötet und 50 verwundet worden. Ausſöhnung mit Veniſelos Gerüchte über den Amfang der Amneſtie König Georgs. Athen, 21. November. In politiſchen Kreiſen erbalten ſich— ob⸗ wohl us uit in uborede geſteut wird— Gerüchte über eine Ausſöhnung zwiſchen dem griechiſchen König und Venizelos. Der Amneſtieerlaß des Königs werde auch die Amneſtierung von Venizelos einſchließen. Ausgedehnte Verhandlungen zwiſchen dem König und Venizelos hätten die Einigung herbeigeführt. Man rechnet ſogar mit einer Rückkehr von Venizelos in das politiſche Le⸗ ben. Venizelos habe, entgegen allen ſeinen anderslautenden Verſicherungen, die Mon⸗ archie anerkannt. Deutſche Evangeliſche Kirche Erlaſſe des Reichskirchenausſchuſſes. Berlin, 22. November. In einem Erlaß des Reiskirchenausſchuſ⸗ ſes an die oberſten Behörden der deutſchen evangeliſchen Landeskirchen wird mitgeteilt, daß in einigen Kirchengebieten an die Ge⸗ meindemitglieder grüne Karten verteilt wrden, die folgenden Aufdruck haben: „Dient ſtatiſtiſchen Zwecken. Deutſche Evan⸗ geliſche Kirche(Reichskirche)“. Der Reichs⸗ kirchenausſchuß ſtellt feſt, daß die Deutſche Evangeliſche Kirche mit der Vertreibung der Karten und der Sammlung von Unterſchrif⸗ ten nicht das geringſte zu tun habe und daß ihr Name von der verbreitenden Stelle miß⸗ braucht werde. * In einem weiteren Erlaß des Reichskir⸗ chenausſchuſſes wird mitgeteilt, daß die er⸗ forderlichen Schritte eingeleitet ſind, um die kirchliche Frauenarbeit zuſammenzu⸗ faſſen und neuzuordnen. Verſtärlung der Schweineeinfuhr Berlin, 22. November. Bis zum Jahresende wird, wie das Deut⸗ ſche Nachrichtenbüro von zuſtändiger Stelle erfährt, eine größere Zufuhr von Schweinen aus dem Auslande im Austauſchwege ohne Aufwendung von Bar⸗Deviſen erfolgen, und zwar werden 170000 Schweine den Großviehmärkten geſchlachtet zugeführt wer— den. Weltbild(M). Zum Tag der deutſchen Hausmuſik. Der achtjährige Wolfgang Amadeus Mozart muſiziert im Kreiſe der Familie. Nach einem Kupferſtich von Delafoſſe. Chefarzt nickte ihr zu: „Ein bißchen Eva van Koſter ſaß zitternd draußen vor der Tür. Der Geduld noch, 1 Halbton für Jellicoe Deutſche Ehrung des ritterlichen Gegners. Zu Ehren des verſtorbenen Admirals Jel⸗ licoe. des ritterlichen Gegners und Befehls— habers der engliſchen Flotte in der Ska⸗ gerrak-Schlacht, wird als Vertreter der Kriegsmarine der Flottenchef Vizeadmiral 0 an den Beiſetzungsfeierlichkeiten tei nehmen. Zur Stunde der Beiſetzung wir die deut⸗ 3 Flotte die Reichskriegsflagge Halbtopp etzen. Keine jüdiſchen Börſenmakler mehr. Berlin, 22. Nov. Der Reichswirtſchafts⸗ miniſter Dr. Schacht hat angeordnet, daß die amtlich beſtellten jüdiſchen Kursmakler und Kursmaklerſtellvertreter an allen deutſchen Börſen mit Wirkung vom 22. d. M. aus ihrem Amt ausſcheiden, da öffentliche Aem⸗ ter nach der Erſten Verordnung zum Reichs- bürgergeſetz vom 14. November 1935 nur noch von Reichsbürgern bekleidet werden dürfen. Die Tätigkeit der jüdiſchen Beſucher bleibt im übrigen unberührt. Strafanträge im Leohaus⸗Prozeß München. 21. Nov. Der Staatsanwalt im Leohaus-Prozeß ſtellt am Schluß ſeines ins⸗ geſamt ſechsſtündigen Plädoyers folgende Strafanträge. Gegen Dr. Ernſt eine Ge⸗ ſamtſtrafe von acht Jahren zehn Monaten Gefängnis unter Anrechnung der Schutzhact und Unterſuchungshaft, ferner entſprechende Geldſtrafen von 900 bis 1800 RM und fünf Jahre Ehrverluſt; gegen Monſianore Wal— terbach eine Geſamtſtrafe von drei Jah— ren Gefängnis unter Anrechnung der Schutz haft und Unterſuchungshaft, ferner Geld- ſtrafen von 900 bis 1800 RM und drei Jahre Ehrverluſt; gegen Wackerl eine Strafe von einem Jahr acht Monaten Ge— fängnis und 900 RM Geldſtrafe.— Der Staatsanwalt bedauere, daß das Geſetz für die Vergehen der Angeklagten keine Zucht— hausſtrafe vorſieht, da nur Zuchthausſtrafen dem entſprechen würden, was die Angeklag⸗ ten angerichtet hätten. Bleriot ſtellt Zahlungen ein Frankreichs große Flugzeugfabrik in Schwierigkeiten. Paris. 21. November. Die franzöſiſche Flugzeugfabrik Bleriot hat ihre Zahlungen eingeſtellt. Die Firma hat ebenfalls die Entlöhnung ihrer Arbeiter ausgeſetzt. Bei der Firma Bleriot handelt es ſich um ein Unternehmen, das mehrere tauſend Ar— veiter beſchäftigt und aus der während des Weltkrieges etwa 10000 Flugzeuge hervor— gegangen ſind. Die Firma hatte erſt im April des Jahres bedeutende Aufträge von der franzöſiſchen Regierung erhalten Es ſcheint aber, als ob das franzöſiſche Luft⸗ fahrtminiſterium auf dieſe Aufträge bisher keine Anzahlung geleiſtet hat. Frankreichs Diskont weiter erhöht Paris, 21 Nov. Die Bank von Frankreich hat ihren Diskontſatz, der bereits mit Wir— kung vom 14. November um 1 auf 4 v. H. erhöht worden war, nochmals um 1 v. 5. alſo auf 5 v. H., erhöht. In gleichem Aus⸗ maß wurden auch die übrigen Sätze erhöht:; ſo beträgt der Satz für Beleihungen von Wertpapieren nunmehr 6 v. H.(65 v. H.) und der Satz für Monatsgeld 5 v. H.(4 v. Hundert). kleine Miß Eva. Ja; dem zarten Geſichtchen und den rührenden blauen Augen, das nun zögernd ins Zimmer kam. Mac Lean nahm Eva van Koſter bei der Hand: 58 Der Chefarzt, bei dem ſie ſich melden ließen, kam ihnen ſofort entgegen. „Unſerm Patienten geht es gut, Miſter Mac Lean“, ſagte er nach herzlicher Begrüßung.„Und das iſt wohl die kleine Miß Eva? Nun, kommen Sie nur, bitte. Ich glaube, Ihr Beſuch wird für unſern Patienten das beſte Geneſungsmittel ſein.“ Eva folgte neben Mac Lean dem freundlichen Arzte. Ihr Herz ſchlug bang und ſchwer. Nun würde ſie endlich Friedrich Borgloh wiederſehen, der ihr Lebensinhalt ſeit Jahren geweſen. Wie würde ſie ihn finden? Wie würde er all das ertragen, was Mac Lean ihm zu ſagen hatte? Und wie würde er ihr gegenüberſtehen? „Warten Sie bitte hier draußen!“ ſagte der Chefarzt. „Ich möchte den Patienten erſt vorbereiten.“ Dann ging er raſch in deſſen Zimmer und ſchloß die Tür hinter ſich. Friedrich Borgloh ſaß etwas bleich, aber ſonſt geſund in ſeinem Bett. „Guten Morgen, Profeſſor. Nun, wie iſt's heute mit uns?“ fragte der Chefarzt.„Fühlen Sie ſich kräftig genug, um Beſuch zu empfangen?“ „O ja, Herr Doktor! Wer iſt es denn?“ „Ihr Freund Mac Lean. Er hat Ihnen vieles zu erzählen. Aber ich erlaube es nur unter der Bedingung, daß Sie ganz vernünftig ſind und ſich nicht unnütz auf⸗ regen. Habe ich Ihr Wort? Ja? Alſo dann bitte.“ Der Chefarzt öffnete die Tür, winkte Mac Lean und verlick dann ſelbſt eilig das Zimmer. glaube, Miſter Mac Lean wird ſchon alles richtig machen.“ Drinnen im Zimmer ſagte Friedrich Borgloh erregt zu Mac Lean: „Lieber Freund, endlich! Was iſt nur geſchehen? Ich habe keine Ahnung. Ich weiß nur, daß man mich über⸗ fallen hat, und daß ich hier aufwachte. Was bringen Sie mir? Gutes oder Schlimmes?“ „Ich denke, Gutes, lieber Borgloh...“ Mac Lean ſetzte ſich ans Bett Borglohs.„So habe ich geſtern nacht ſchon einmal an einem Bett geſeſſen, Borgloh, und mit jemandem von Ihnen geſprochen. Und wiſſen Sie, mit wem? Mit Cva van Koſter.“ „Alſo mit meiner Frau. Warum ſagen Sie denn Eva van Koſter?“ Mac Lean nahm Borglohs Hände ganz feſt in die ſeinen: „Borgloh, Sie ſind doch ein Mann. Alſo brauche ich doch nicht viel um die Sache herumzureden. Borgloh, und wenn ich Ihnen jetzt die wirkliche Eva brächte, die, die Sie kannten und liebten? Die Eva, die unverändert ge— blieben iſt— was würden Sie dann ſagen?“ Friedrich Borgloh ſchüttelte den Kopf: „Ich verſtehe Sie nicht, Mac Lean!“ „Borgloh, die Frau, die zwei Jahre neben Ihnen gelebt hat, war nicht Eva van Koſter— das war eine andere!“ Borgloh ſuhr auf, legte die Hand aufs Herz: „Eine andere!“ flüſterte er.„Um Gottes willen! Und wo iſt Eva? Wo iſt Eva van Koſter? Ich bitte Sie, Mac Lean, ſagen Sie es mir!“ „Einen Augenblick!“ ſagte Mac Lean. Er ging zur Tür, öffnete ſie. „Miß Eva“, ſagte er,„hier iſt jemand, der Sie ſchreck⸗ lich gern ſehen möchte!“ Friedrich Borglohs Augen wurden groß. Voll un— aläubiger Seligkeit ſtarrten ſie auf das junge Mädchen mit „So, Borgloh“, ſagte er,„das iſt nun die richtige Eva van Koſter. Die falſche— erſchrecken Sie nicht—, die falſche Eva van Koſter weilt nicht mehr unter den Leben⸗ den. Sie hat ihre Schuld mit dem Tode geſühnt. Sie hat den Weg frei gemacht für Sie und Eva van Koſter. Ich denke, dieſe Eva van Koſter wird in jeder Beziehung die richtige ſein.“ Er nickte den beiden zu und ging ſchnell zur Tür. Er ſah gerade noch, wie Friedrich Borgloh mit einer ſehn— ſüchtigen und zarten Gebärde Eva van Koſters braunen Kopf an ſeine Bruſt zog. g Erſt nach einer langen, langen Zeit wagte Mac Lean wieder zu klopfen: „Kommen Sie nur herein, lieber Freund!“ rief Friedrich Borgloh. Er ſaß ſtrahlend im Bett, Eva in dem kleinen Korbſtuhl neben ihn. Sie hatte ihre Hand in die Friedrich Borglohs gelegt. Ihr Geſicht ſtrahlte vor Glück. Und nun ſaßen dieſe drei Menſchen zuſammen und erzählten von allem, was ſie erlebt hatten. Mac Lean ſchilderte, wie er die Spur dieſer Verbrechen gefunden. „Als Sie mir erzählten, lieber Borgloh, Ihre Frau Eva wäre ſo verändert, als wäre ſie nicht derſelbe Menſch, da gaben Sie mir unbewußt das erſte Stichwort. Ich ſagte mir: Wie, wenn Eva Borgloh wirklich nicht identiſch mit Eva van Koſter wäre? Sie hatten die Tochter Profeſſor van Koſters verlaſſen, als ſie ein Kind war. Zwiſchen vierzehn und ſiebzehn Jahren verändern ſich gerade junge Mädchen auch äußerlich oft vollkommen. Sie erzählten mir weiter, daß Eva van Koſter Ihnen in den ganzen Jahren nicht geſchrieben hätte und alle Nachrichten nur durch die Verwandten Parkins gekommen wären. Ich wußte nun, daß Profeſſor van Koſter ein außerordentlich, großes Vermögen hinterlaſſen hatte. Immer mehr ver— ſtärkte ſich der Gedanke in mir, daß hier irgend etwas nicht ſtimmen konnte.(Fortſetzung ſolat.) dahi dahi die die bei ogg Lehle ficht „IU 0 Ank far bocke glau lei d tet U Lept ſtraf wide und der! gewo der fahre habe. Dit Klein Ir 7 l. 4 einen Legg hin weſch 31 der Amne Anme fag di noch f Dolige ſterdan Bei der S! zeß in luthoſt eine be Stellur grad, und di zwänge Anna gegenü Vel Dr zu beri den qa! den er rüder der Fa beurtei habe, ei ſch in unden 8 In d das 0 leuchtet küchtete ewe nu dagen der de zwar p Voraus nem Kl von ah, machen ſtegeſpr Das werden. der Prozeß gegen den Viſchof von Meißen Die Strafanträge des Staalsanwalts. Berlin. 21. November. Im Deviſenprozeß gegen den Biſchof von Meißen beantragte der Staatsanwakt gegen den Biſchof von Meißen, Peter Legge, und ſeinen Bruder Dr. Theodor Legge le fünf Jahre Zuchthaus., fünf Jahre Ehrverluſt und je 140 000 RM Geld⸗ ſtrafe bezw. weitere 140 Tage Zuchthaus. Gegen den Generalvikar Domherr Profeſ— ſor Dr. Wilhelm Soppa beantragte der Staatsanwalt zwei Jahre Gefäng⸗ nis und 50 000 RM Geldſtrafe bezw. 50 Tage Gefängnis. Allen drei Angeklagten ſoll die chungshaft angerechnet werden. Außerdem beantragte der Staatsanwalt die Einzie⸗ hung der beſchlagnahmten 95 000 Gulden Obligationen und die Mithaftung des Bis— tums Meißen für die Geldſtrafen und Ko— ſten des Angeklagten Biſchofs Peter Legge und des Angeklagten Dr. Soppa ſowie die Mithaftung des Bonifatius-Vereins für das katholiſche Deutſchland in Paderborn für die Geldſtrafen und Koſten des Angeklagten Dr. Theodor Legge. Gegen die Angeklagte Auguſte Klein, die dom Erſcheinen in der Hauptverhandlung entbunden worden war, beantragte der Staatsanwalt ſechs Monate Gefängnis, die durch die Unterſuchungshaft verbüßt ſein ſollen. In dem vorangegangenen Plädoyer hatte der Staatsanwalt das Ergebnis der Beweisaufnahme dahin gekennzeichnet, daß der Biſchof über die Deviſenſchiebungen unterrichtet geweſen ſei und ſie gebilligt habe. Dr. Theodor Legge, der Bruder des Biſchofs, beſtreite nicht ernſtlich, von den Schiebungen gewußt Unterſu⸗ -zu haben. Auch er müſſe als im Sinne der Ank gage überführt gelten. Dem Generalvi— kar Dr. Soppa ſei die Rolle eines Sünden⸗ bocks zugedacht worden. Nach der durchaus glaubwürdigen Darſtellung des Dr. Soppa ei der Biſchof von ihm über alles unterrich⸗ tet worden Auch das Nierenleiden und die Depreſſionszuſtände könnten den Biſchof ſtrafrechtlich nicht entlaſten. Angeſichts der widerſprechenden Ausſagen des Dr. Soppa und des Biſchofs müſſe die Glaubwürdigkeit der beiden Angeklagten gegeneinander ab— gewogen werden. Es ſei feſtzuſtellen, daß der Biſchof während des Ermittlungsver⸗ fahrens mehrfach die Unwahrheit geſagt habe. Die mitangeklagte Schweſter Auguſte Klein aus Paderborn, die Sekretärin des Dr. Theodor Legge, habe zugegeben, daß tie einen Brief vernichtet hat, der von Dr. Legge an Dr. Soppa gerichtet war. Weiter⸗ hin habe ſie Kontobücher zum Zerſchneiden wegbringen laſſen. Zur Amneſtiefrage übergehend, vertrat der Staatsanwalt die Auffaſſung, daß die Amneſtie des Steueranpaſſungsgeſetzes keine Anwendung finden könne, weil am Stich⸗ tag dieſes Geſetzes, dem 16. Oktober 1934, noch nicht alle angemeldeten 95 000 Gu den Obligationen bei der Univerſumbank in Am⸗ ſterdam vorhanden waren. Bei der Frage der Strafzumeſſung wies der Staatsanwalt darauf hin, daß der Pro— zeß in der Reihe der Strafverfahren gegen katholiſche Ordensangehörige und Geiſtliche eine beſondere Rolle einnehme. Die hohe Stellung der Angeklagten, ihr Bildungs— grad, die Höhe der verſchobenen Summen und die Höhe des angerichteten Schadens zwängen zur Annahme eines beſonders ſchweren Falles gegenüber dem Biſchof und ſeinem Bruder. Bei Dr. Legge ſei ſtrafverſchärfend weiter zu berückſichtigen, daß er der Anſtifter bei den ganzen Schiebungen geweſen ſei. Trotz⸗ dem erſcheine die gleiche Höhe bei beiden Brüdern angemeſſen. Weſentlich milder ſei der Fall des Generalvikars Dr. Soppa zu beurteilen, der wenigſtens den Mut gehabt habe, ein Geſtändnis abzulegen. Er habe ſich in einem ſchweren Gewiſſensſtreit be⸗ funden. In der Nachmittagsſitzung erhielten die Verteidiger das Wort zu ihren Schlußvorträgen. Sie be— leuchteten noch einmal das Ergebnis der Beweisaufnahme vom Standpunkt der Ver⸗ teidigung und ſetzten ſich mit den Strafan⸗ trägen der Staatsanwaltſchaft auseinander. Der Verteidiger des Biſchofs erklärte, er ſei zwar perſönlich davon überzeugt, daß die Vorausſetzungen für eine Amneſtie bei ſei⸗ nem Klienten vorlägen, dennoch ſehe er da⸗ von ab, dieſe Vorausſetzungen geltend zu machen in der Hoffnung, daß der Biſchof freigeſprochen werde. Das Urteil ſoll am Samstag verkündet werden. Das Memeldireltorium Baldſzus mit der Bildung beauftragt. fowno. 21. November. Der Präſident des Memelländiſchen Land⸗ tages, Baldſzus, iſt endgültig mit der Bil⸗ dung des Direktoriums beauftragt worden. Baldſzus hatte bekanntlich am Dienstag mit dem Gouverneur erneut Verhandlungen zur Bildung des Direktoriums aufgenom- men und ſich dabei bereiterklärt, das Direk⸗ torjum zu bilden Rudolf heß bei der N 8. Der Stellvertreter des Führers. Reichsminiſter Heß, ſtattete dem Gebäude der NS. Volkswohlfahrt in Berlin einen Beſuch ab: Hauptamtsleiter Hilgenfeldt(neben Heß) zeigt dem Stellvertreter des Führers die Abteilung für Kohlenverſorgung. (Scherl Bilder dienſt— M.) Tag der deutſchen Eiſenbahnen Am 8. Dezember Hundertjahrfeier der deutſchen Bahnen Nürnberg, 21. November. Das hundertjährige Beſtehen der deutſchen Eiſenbahn wird am 8. Dezember 1935 durch einen großen Tag der deutſchen Eiſenbahnen feſtlich begangen werden. Man erwartet zu dieſer Feier eine große Zahl in⸗ und ausländiſcher Gäſte, insbeſon⸗ dere aus den Kreiſen der Verwaltungen der deutſchen Privatbahnen, des Vereins mittel⸗ europäiſcher Eiſenbahnverwaltungen und der Union internationale des Chemins de Fer. Die Feier wird eingeleitet werden durch einen Kameradſchaftsabend der deutſchen Eiſenbahner in drei großen Sälen der Stadt am Sams— tag, den 7. Dezember, der über 2000 Eiſen⸗ bahner und Eiſenbahnveteranen aus allen Teilen Deutſchlands mit ihren Eiſenbahnka⸗ meraden vereinen wird. Sie werden vom Generaldirektor der Deutſchen Reichsbahn begrüßt werden. Am Morgen des eigent— lichen Feſttages wird in einer feierlichen Totenehrung am Ehrenmal der Reichsbahn⸗ direktion Nürnberg im Verkehrsmuſeum der deutſchen Eiſenbahnkameraden gedacht werden, die im Weltkrieg gefallen ſind und für ihren Beruf ihr Leben gelaſſen haben. Im Anſchluß daran wird der Ge— neraldirektor der Deutſchen Reichsbahn die ausländiſchen Gäſte im Fahnenſaal des Verkehrsmuſeums willkommen heißen. Den Mittelpunkt der Feiern bildet um 10.30 Uhr ein Jeſtakt im großen Saal des Kulturvereins, bei dem Anſprachen des Gauleiters, des Reichsver⸗ kehrsminiſters und des Generaldirektors der Deutſchen Reichsbahn vorgeſehen ſind. Der Feſtakt wird auf alle deutſchen Sender übertragen werden. Am Nachmittag wird die Deutſche Reichsbahn den Gäſten und den deutſchen Volksgenoſſen in einer großen Fahrgeugparade im Ausfahrbahnhof des Rangierbahnhofes Nürnberg die Entwick— lung der deutſchen Eiſenbahnfahrzeuge vom „Adler“ und der Ludwigsbahn bis zum mo⸗ dernſten elektriſchen Schnellzug vor Augen führen. Auch die neuzeitlichen Straßenfahr— zeuge der Deutſchen Reichsbahn werden nicht fehlen. Zu dieſer Fahrzeugparade werden 4000 deutſche Eiſenbahner, zum Teil in hiſtoriſchen Uniformen, durch die Stra— ßen aufmarſchieren. Am Abend ſoll eine Be⸗ ſcherung von 300 Eiſenbahnerwaiſen aus allen Teilen Deutſchlands am Chriſtkindles— markt die Verbundenheit der Reichsbahn mit ihrem Perſonal zum Ausdruck bringen. Im Anſchluß an dieſe Feierſtunde auf dem Adolf⸗Hitlerplatz wird der Oberbürgermei⸗— ſter der Stadt Nürnberg die ausländiſchen Gäſte im großen Saal des Rathauſes be— grüßen. Den Abſchluß des Feſttages bildet eine Feſtvorſtellung im Opernhaus. Noch in der Nacht werden die ausländiſchen Teil⸗ nehmer ſodann in einem Sonderzug die Fahrt nach Heidelberg antreten, um am Montag die Reichsauto⸗ bahn Heidelberg Mannheim— Frankfurt a. M. zu beſichtigen. —::::.. ͤ 7 Admiral Jellicoe geſtorben Der engliſche Flottenchef in der Skagerrak ſchlacht. London, 21. November. Der aus dem Weltkrieg bekannte eng⸗ liſche Admiral Jellicoe iſt, 76 Jahre alt, in Ken ington geſtorben.— John Ruſhworth Jellicoe wurde am 5. Dezember 1859 als Sohn des Kapitäns Jellicoe auf der Inſe!l Wight geboren. Im Alter von 13 Jahren trat er als Kadett in die Marine ein. 1880 wurde er zum Unterleutnant befördert und nahm zwei Jahre ſpäter am Aegyp⸗ tiſchen Krieg teil. Ein weiteres Kommando führte ihn nach China, wo er an der Be⸗ freiung Pekings während des Boxeraufſtan⸗ des im Jahre 1900 teilnahm. 1910/11 war er Befehlshaber der Atlantiſchen Flotte und der zweiten Diviſion der Heimatflotte. Als der Krieg ausbrach, war Jellicoe Zweiter Seelord. Er wurde nach Scapa Flow ge⸗ ſchickt, um Zweiter im Kommando der Hei— matflotte zu werden. Nach wenigen Mona— ten trat der bis dahin Oberkommandierende Gallaghan zurück und Jellicoe wurde zu ſei— nem Nachfolger ernannt. Im März 1915 wurde Jellicoe für weitere zwei Jahre im Kommando der britiſchen Hochſeeflotte be⸗ ſtätigt. In dieſer Eigenſchaft nahm er an der Schlacht am Skagerrak teil. 1919 nahm er ſeinen Abſchied. Später wurde Jellicoe in den Grafenſtand erhoben. Das Beileid der deutſchen Marine Berlin, 22. November. Der Oberbefehlshaber der deutſchen Kriegsmarine Admiral Dr. h. ce. Raeder widmet dem engliſchen Admiral Jellicoe fol⸗ genden Nachruf: „Der Oberbefehlshaber der deutſchen Kriegsmarine und die deutſche Marine be⸗ trauern aufrichtig den Tod des Admirals Jellicoe, der als ritterlicher Gegner der deut⸗ ſchen Flotte im Weltkriege, insbeſondere in der Skagerrakſchlacht, in der geſamten deut⸗ ſchen Marine hoch geſchätzt wurde und un⸗ ter den älteren deutſchen Marineoffizieren viele perſönliche Freunde und Bewunderer hatte. Die deutſche Kriegsmarine betrauert umſomehr das frühe Hinſcheiden des Admi⸗ rals, weil ſie ſeinen Wunſch kannte, einmal die junge deutſche Flotte und ihre Führer zu beſuchen, und weil ſie die Abſicht hatte, ent⸗ ſprechend dieſem Wunſche ihn zu bitten, der deutſchen Flotte die Ehre zu erweiſen, an der Gedenkfeier für die Gefallenen der Ska⸗ gerrakſchlacht, der deutſchen wie der eng⸗ liſchen, im Frühjahr des Jahres 1936 teil⸗ zunehmen. Die deutſche Kriegsmarine ſenkt ihre Flaggen vor dem großen Admiral der britiſchen Flotte.“ Frundſätzliche Einigung mit Leitland Riga, 22. Nov. Die deutſch-lettländiſchen Wirtſchaftsverhandlungen ſind zu einem vorläufigen Abſchluß gelangt. Die beiden Abordnungen haben ſich grundſätzlich über den Inhalt des abzuſchließenden Ab⸗ kommens geeinigt. Der Leiter der deutſchen Abordnung, Botſchaftsrat Dr. Hemmen, iſt wieder nach Berlin abgereiſt, während ſich die übrigen Abordnungsmitglieder zu wirt⸗ ſchaftlichen Verhandlungen nach Reval be⸗ geben haben. Inzwiſchen werden im lett⸗ ländiſchen Finanzminiſterium die Texte fec⸗ tiggeſtellt, die dann den Regierungen zur Beſtätigung vorgelegt werden müſſen. * Deutſch-eſtländiſche Verhandlungen. Reval, 22. Nov. Die deutſche Wirtſchafts⸗ abordnung unter Leitung von Miniſterial⸗ rat Forkel vom Reichswirtſchaftsminiſte⸗ rium iſt in Reval eingetroffen. Nach Füh⸗ lungnahme mit den Regierungsſtellen wurde mit den Verhandlungen über die Regelung des deutſch⸗eſtländiſchen Warenaustauſches begonnen. Die Vevöllerungs politik Eine Anſprache des Reichsinnenminiſters. Berlin, 22. November. Reichsminiſter Dr. Frick eröffnete im Inſtitut für Zeitungswiſſenſchaft an der Univerſität Berlin den ſiebenden zeitungs⸗ wiſſenſchaftlichen Fortbildungskurſus mit einem Vortrag über„Die Aufgabe der Zei⸗ tung in der deutſchen Bevölkerungspolitik“. Er führte hierbei u. a. folgendes aus: Die Gedankenwelt des zu Ende gehenden Zeitalters der franzöſiſchen Revolution hatte den Sinn für die Familie und das Verſtänd⸗ nis für die Erhaltung eines Volkes unterge⸗ hen laſſen. Es war unſerem Führer Adolf Hitler vorbehalten, durch ſeine beiſpielloſe Ueberzeugungskraft die Umwälzung in einer Zeitſpanne zu erreichen, die für ein derar⸗ tiges weltgeſchichtliches Geſchehen erſtaun⸗ lich kurz erſcheinen mag Seine Erläute⸗ rung der Begriffe voy Staat, Raſſe und Volksgemeinſchaft war ſelbſt für den einfach denkenden deut⸗ ſchen Menſchen verſtändlich. An die Er⸗ kenntnis der grundlegenden Zuſammen⸗ hänge ſchloß ſich unmittelbar die praktiſche Nutzanwendung für die deutſche Bevölke⸗ rungspolitik der Zukunft an. Der Nationalſozialismus hat nun die Wiſ⸗ ſenſchaft in den Dienſt des Staates geſtellt. Wir haben die Bekämpfung des Geburten- rückganges mit den Geſetzen zur Förderung der Eheſchließung und mit einer bevölke⸗ rungspolitiſch eingeſtellten Steuerpolitik be⸗ gonnen und werden dieſen Weg fortſetzen müſſen, um die Nahrungsgrundlage für die Familie zu ſichern. Neben den Maßnahmen zur Sicherung des Volksbeſtandes wurden auch ſolche getroffen, die eine Verſchlechte⸗ rung des Erbgutes verhindern ſollen. So iſt am 18. Oktober das Geſetz zum Schutz der Erbgeſundheit des deutſchen Volkes. das in gewiſſer Weiſe eine Krönung dieſer Beſtre⸗ bungen darſtellt, von der Reichsregierung verabſchiedet worden. Durch die Einführung des Ehetauglichkeitszeugniſſes wird nicht nur die Durchführung der geſetz⸗ lich feſtgelegten Eheverbote ſichergeſtellt, ſondern es iſt gleichzeitig erreicht, daß alle Verlobten von einem noch zu beſtimmenden Zeitpunkt ab der Eheberatung zugeführt werden. Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß wir dabei mit dem größten Wohlwollen und der größtmöglichen Rückſichtnahme unter Aus⸗ nutzung aller vorhandenen Unterlagen vor⸗ gehen werden. Die Standesämter ſind an⸗ gewieſen, Ehetauglichkeitszeugniſſe zunächſt nur in Zweifelsfällen zu verlangen, und die Aerzte haben die Pflicht, den Hauptwert auf die Beratung der Heiratswilligen zu legen. Aufgabe der Preſſe iſt es, als Mittler zwi⸗ ſchen Staat und Volk, zwiſchen Geſetzgebung und Volksmeinung zu dienen, alſo auch Er⸗ zieherin zu bevölkerungspolitiſchem, erbge⸗ ſundheitlichem und raſſiſchem Denken zu ſein. Zur Mitarbeit willlommen Bekanntgabe des Oberſten Reinhard. Berlin. 22. November. Der Bundesführer des deutſchen Reichs⸗ kriegerbundes Kyffhäuſer, Oberſt a. D. und SS⸗Oberführer Reinhard, gibt folgen⸗ des bekannt: Die Auflöſung des NS⸗Frontkämpfer⸗ bundes(Stahlhelm) iſt auf Grund des Schreibens des Führers und Reichskanzlers an den Bundesführer Franz Seldte durch dieſen vollzogen worden. Der Führer hat in dieſem ſeinem Schrei⸗ ben den bisherigen Stahlhelmern. die ihre ſoldatiſchen Erinnerungen weiter pflegen wollen, den Eintritt in den Reichskriegerbund Kyffhäuſer empfohlen. Ich heiße diejenigen Kameraden des ehe⸗ maligen Stahlhe im. die dieſer Anregung des Führers entſprechen wollen. im Reichskrie⸗ gerbund willkommen. Ich reiche jedem die Kameradenhand, der als Bekenner der na— tionalſozialiſtiſchen Idee und als treuer Ge— folgsmann des Führers in unſere Reihen treten will. Die Arbeit, die von uns geleiſtet werden muß, iſt treue Mitarbeit am großen Auf—⸗ bauwerk des Führers. Wer ſich dazu aus innerer Ueberzeugung bedingungslos be⸗ kennt, ſoll unſer Kamerad ſein.“ Amerilaniſcher stromlinien⸗ zug in Brand Newyork, 21. November. Der neue Stromlinienzug, den die Santa⸗ Je-Eiſenbahn bauen ließ, iſt in der Nähe der Station Gallup(Neu-Mexiko) in Brand ge⸗ raten. Die Flammen haben, wie es in einer Meldung aus Phönix-Arizong heißt, die Hälfte des Zuges vollkommen zerſtörk. Ver⸗ luſte an Menſchenleben ſind bisher noch nicht bekannt. Es handelt ſich bei dem Stromlinienzug um einen mit Dieſelmotoren ausgerüſteten Blitz⸗Zug, der bereits mehrere amerikaniſche Schnelligkeitsrekorde aufgeſtellt hat. Der Zug befand ſich zur Zeit des Unglücks auf einer Verſuchsfahrt von Chicago nach Los Angeles. Die Meldung von dem Unglück ſtammt aus einem Bericht der an der Ver⸗ ſuchsfahrt als Vertreter von Zeitungen be— teiligten Journaliſten. 88 e . ——— r N —— 4 8 75 15 1 8 1 7 1 f 5 9— 8 e . 9 5 8 8 , e, Urheberrechtschutz: Fünf Türme-Verlag, Halle(Saale). 10 Nachdruck verboten. Doch nun mußte ſie ſich von dieſen Wahngebilden be⸗ freien. Der Selbſterhaltungstrieb gebot ihr, ſchärfſte Auf⸗ merkſamkeit zu wahren. Das Schlafpulver mußte aus⸗ gezeichnet wirken. Annina atmete ruhig und gleichmäßig und rührte ſich auch nicht, als Mariella ihr, zitternd vor Gewiſſensbiſſen, das koſtbare Platinkettchen mit dem Gold⸗ ſchlüſſel abſtreifte, das ſie immer um den Hals trug. Vorſichtig ließ ſie jetzt die Feſtſchlafende in die Kiſſen zurückgleiten. Dann ſchlich ſie zu dem Geheimſchränkchen in der Ecke, deſſen Mechanismus neben der Tante nur ihr allein bekannt war. Sie öffnete es, und zwar war ihm nicht durch Schloß und Riegel, ſondern durch allerhand ſeltſame Vorrichtungen beizukommen. Doch wieder packte ſie würgend die Angſt. Denn plötzlich hörte ſie Anninas Stimme. Schreckgebannt blieb ſie ſtehen. War Frau von Gellern erwacht? Nein, nein, ſie ſchien im Traum zu ſprechen. „Nicht, nicht, Giovanni, laß, ich trage keine Schuld!“ ſchrie Annina plötzlich gellend auf. Gleichzeitig mußte das Mädchen zu ſeinem Entſetzen feſtſtellen, daß ſich die Kaſſette nicht mehr wie früher aus dem Schränkchen herausheben ließ, ſondern an einer ſtählernen Kette befeſtigt war. Noch rechtzeitig fiel Mariella ein, daß eine heraus⸗ ziehbare Platte des Treſors beſtimmt war, beim Heraus— nehmen der Kaſſette dieſer einen Stützpunkt zu bieten. Doch ſie hatte damit gerechnet, die ſchwere, eichengeſchnitzte Truhe wenigſtens auf den Tiſch im Ankleideraum Anninas transportieren zu können. Nun war auch dieſe kleine Hoff— nung zunichte geworden. Ein matter Strahl des Mondes tanzte auf dem Fuß⸗ boden. Er fiel durch einen Spalt in den ſchweren Moiré⸗ vorhängen, die die Fenſter verhüllten, und umgab das Zimmer da, wo der Schein der Lampe es nicht traf, mit ſeinem geiſterbleichen Schein. Mariella atmete auf, als ſie den willkommenen Helfer ſah, der ihr wenigſtens er⸗ möglichte, auf künſtliche Beleuchtung zu verzichten. Haſtig knipſte ſie ein zweites Mal in dieſer kurzen Stunde die Nachttiſchbeleuchtung aus. Dabei drehte Annina ſich im Schlafe von der Wand, in die das Safe eingebaut war, fort. Das Geſicht nach der entgegengeſetzten Seite gerichtet, träumte ſie weiter. Mariella kniete vor dem tief angelegten Treſor nieder. Sie öffnete die Kaſſette. Wie häufig hatte ſie der Tante dieſe Arbeit abgenommen, wenn ſie ihr beim Ankleiden behilflich war! Raſch und geſchickt griff ſie auch jetzt in das abgeteilte Fach, in dem die Halsbänder der Geronimo brüderlich vereint auf ſeidenüberzogenen Daunen neben⸗ einander ſchlummerten. Plötzlich durchzuckte das Mädchen wieder die grenzen⸗ loſe Furcht, die ſie ſchon einmal gepackt hatte. Es gab zwei Halsbänder des Geronimo— beſtand nicht die Möglichkeit, daß es ſich dabei um ein falſches und ein echtes handelte? Wie, wenn ſie das unechte entwendete und nicht nur zur Diebin, ſondern auch zur Vernichterin von Erhards Leben würde? Hatte er ihr nicht ausdrücklich noch vor dem Abſchied heute nacht zugeflüſtert: „Gib gut acht, mein Lieb! Es geht um unſer Glück und um mein Leben!“ Was ſollte werden, wenn ſie ſich nun tatſächlich vergriff und die Nachahmung ſtahl? „Heilige Mutter Gottes, laß das nicht zu!“ betete ſie. Und dann kam ihr plötzlich eine leiſe Erleuchtung.„Wenn ich mich jemals von einem der Geronimo-Halsbänder trennen würde“, hatte die Tante ihr einmal in einer ver⸗ trauten Stunde geſagt,„dann nur von dem mit dem runden Schloß. Der viereckige Smaragd in der anderen Kette iſt allein Tauſende von Mark wert.“ Mariella zögerte nicht länger. Denn der Mondſtrahl war ſchon ein Stückchen weiter gewandert, und das be⸗ deutete, daß man ſich beeilen müſſe, wenn nicht durch das Herannahen der Morgendämmerung der ganze Plan zum Scheitern gebracht werden ſollte. Ohne zu zögern, traf ſie ihre Wahl. Mit leiſem Aufatmen ließ ſie das Halsband mit dem viereckigen Juwel in das Täſchchen gleiten, das ſie unter dem Kleiderrock trug. Sie wußte, daß Erhard es gern geſehen hätte, wenn ſie noch eines der weiteren, koſtbaren Stücke an ſich gebracht haben würde. Doch dazu gebrach es ihr an Mut. Nur ſeine Exiſtenz ſollte durch ihre Tat gerettet werden, alles andere mußte er ſich erarbeiten, erkämpfen wie Hunderttauſende anderer Menſchen auch. Unhörbar ließ ſie den Deckel der Kaſſette wieder zurück— gleiten, unhörbar ſchloß ſie den Treſor, nachdem ſie die Eichentruhe zurückgeſchoben und die Stahlplatte in die ihr beſtimmte Rinne zurückgleiten ließ. Nun ſtreifte ſie mit unendlicher Vorſicht die Kette mit dem Schlüſſel der Tante wieder über den Kopf. Noch immer rührte ſich Annina nicht. Ein wildes Gefühl von Befriedigung erfüllte Mariella für Sekunden, als ſie auf ihr eigenes Zimmer zurück⸗ huſchte, das Halsband der Geronimo in der Taſche. Dann aber verlor ſie doch die Faſſung. Aufſchluchzend warf ſie ſich über ihr Bett, verzweifelt weinend, daß ſie den Namen Bonaglia entehrt hatte und zur Verbrecherin geworden war. Denn niemand war an ihrer Seite, um ſie die Wahr⸗ heit wiſſen zu laſſen— die Wahrheit, die ihr Entſühnung gebracht hätte. Niemand klärte ihr das Geheimnis und befreite ſie von dem Schuldgefühl, das von nun an ſo zu Unrecht ihr Schickſal beſchattete. Dreizehntes Kapitel. Der Schmuck wird verkauft. „Wirklich, mein Lieb, es iſt beſſer, wenn du allein zu den in Frage kommenden Juwelieren gehſt. Den Schmuck dem Vertrauensmanne deiner Tante anzubieten, iſt natür⸗ lich Unſinn. Meine kleine Mariella wird alſo ſchön tun, was ich ihr ſage, und ſich ohne mich auf den Weg machen. Wir treffen uns um die Mittagsſtunde im Hotel Zentrum', und du bringſt mir die Zwölftauſend. Du haſt doch Mut, Kind— nicht wahr?“ Zum erſten Male fiel Mariella, die blaß und teilnahm— los bei Erhard in der„Höhle“ ſaß, ein falſcher Ton auf, der immer aufdringlicher wurde, je werbender die Stimme Erhards klang. Doch ihr junges Haupt trug die Dornen— krone der Liebe. Und ohne zu zaudern, nahm ſie auch dieſen Paſſionsweg auf ſich, als müſſe es ſo ſein. „Und wenn doch etwas herauskommt, Erhard— was dann?“ „Selbſtverſtändlich trage ich dann jede Schuld und ſtehe für dich ein!“ ſagte er überzeugend.„Aber habe keine Sorge. Alles wird gut gehen. Späteſtens morgen gegen Abend kommt die Nachahmung des Halsbands in deine Hände. Dann bleibt dir nichts weiter zu tun, als es ebenſo geſchickt wieder in die Kaſſette hineinzuſchmuggeln, wie du das echte entfernteſt. Ein zweites Schlafpulver für die gute Annina, dieſen Geizkragen, beſchaffe ich dir noch.“ Mariella erſchrak. Wie kalt und herzlos Erhards Worte klangen! Wie leicht er über alles hinwegging! Sie wollte es ſich nicht eingeſtehen, daß ſeine Art ſie trotz aller Liebe plötzlich tief erſchreckte. Und ſie mußte auf einmal an die gütige, ritterliche Art denken, in der ihr Doktor Walter Heßling ſtets begegnet war. Weilte er noch am Leben? War er einem Unglücksfall oder einem Verbrechen zum Opfer gefallen? Sein plötzliches Verſchwinden war bis⸗ her nicht aufgeklärt worden, trotzdem Monate darüber ver— gangen waren. Mit Sympathie und leiſem Schmerzgefühl dachte ſie ſeiner im gleichen Augenblick, da das Motor⸗ boot mit Heßling an Bord im Hafen von Tanga vor Anker ging. *** Ein junges, elegant, aber unauffällig gekleidetes Mädchen ſchlenderte gelaſſen über den Kurfürſtendamm. Das ſchwarze Schneiderkleid mit der weißen Bluſe, das kleine weiße Strohhütchen mit dem ſchwarzen Lackband, die weißen Stulphandſchuhe mit den ſchwarzen Rippen, das paſſende Täſchchen, die ſchwarzweißen Schuhe zeigten, daß dieſes junge Mädchen eine Dame der beſten Geſell— ſchaft war. Wie ſie nun eines der größten Juweliergeſchäfte der Stadt ein wenig zaghaft betrat, wurde ſie dort auch ihrer äußeren Erſcheinung gemäß empfangen. Das Herz Mariellas klopfte zum Zerſpringen. Doch äußerlich war ſie ganz ſichere Dame der beſten Geſellſchaft, und ſo wirkte ſie auch auf den tadelloſen Verkäufer. Ehrerbietig fragte er nach ihren Wünſchen. Mariella hatte für jeden Juwelierladen, in dem ſie den Schmuck angeboten, eine andere Erzählung zurechtgemacht. Denn ſie wollte nicht durch immer gleiche Angaben unnötig früh Verdacht er⸗ regen: „Ich möchte ein altes Familienſtück verkaufen. Hier iſt mein Paß. Es handelt ſich um ein Halsband, das ſich ſeit Jahrhunderten im Beſitz des Fürſtenhauſes der Bonaglia befindet, deſſen letzte Namensträgerin ich bin. Aeußere Umſtände zwingen mich, mich von dem Schmuckſtück zu trennen. Informieren Sie ſich auf der Botſchaft über meine Perſönlichkeit und machen Sie mir dann, wenn mein Angebot Sie intereſſiert, Ihre Vorſchläge. Ich be⸗ nötige die Summe von fünfzehntauſend Mark für die Kette—“ „Hm!“ Der Verkäufer ſah die ſelbſtſichere junge Dame prüfend an. Doch Mariella ſpielte ihr gefährliches Spiel weiter und hielt ſeinen Blicken ſtand: „Einen Augenblick Verzeihung, Durchlaucht!“ ſagte der junge Mann.„Wenn Sie ſich einige Minuten gedulden wollen?“ Er verſchwand. Mariella nickte und ſetzte ſich auf den blauſamtenen kleinen Hocker, der in der Ecke neben einem Tiſche ſtand. Ihr Herz klopfte bis in den Hals hinein. Doch ſie bewahrte mit eiſerner Energie ihre Faſſung und blätterte, ſcheinbar intereſſiert, in einem eleganten Mode- journal. Unter den Geſellſchaftsphotos, die die Zeitſchrift brachte, fielen ihr drei beſonders auf. Es waren Auf⸗ nahmen von einer Hochzeit und aus dem Tiergarten, wo das Kind einer berühmten Sängerin beim Spiel auf⸗ genommen worden war. Ein entzückendes, ungezwungenes Bildchen, wie die ſchöne kleine Karola lachend ihren Terrier„ſchönmachen“ ließ, ebenſo ungezwungen wie die beiden Photographien von der Hochzeit, die an der Feſt⸗ tafel aufgenommen waren. „Retro— Photo“ ſtand unter den Bildern. Und plötz⸗ Trotha ihre Aufnahmen herausgehen ließ. Renate Trotha! Lore! Sie hatte beiden ja verſprochen, ſich heute zu melden. Ob ſie einmal zu Renate von ihren photographiſchen Verſuchen ſprach? Vielleicht war es mög⸗ lich, ihre photographiſchen Künſte, die ihr in der Penſion ſo viel Freude bereitet und ſo viel Freundinnen gewonnen, wieder aufzunehmen? Vielleicht ließ ſich daraufhin auch für ſie eine Zukunft aufbauen? Da kamen aus dem Hintergrunde des Geſchäfts Schritte auf ſie zu, und gleich darauf ſah ſie ſich einem älteren Herrn gegenüber, der ihren Paß und das„Halsband der Geronimo“ in der Hand trug. „Principeſſa di Bonaglia?“ Er ſah ſie fragend und prüfend zugleich an, als wolle er ihr bis auf den Grund ihrer Seele blicken. Sie erhob ſich und nickte freundlich. Es war jene herz— bezwingende innere Freundlichkeit und Güte, die Mariella eigen war. „Die Auskunft, die ich über Sie bei Ihrer Botſchaft telephoniſch einholte, iſt einwandfrei, Durchlaucht!“ er⸗ klärte er ehrerbietig.„Ich möchte Ihnen auch gern behilf— lich ſein!“ fuhr er fort und bat ſie, in ſein Privatbüro einzutreten.„Nur, Sie werden mich begreifen— kein deutſcher Juwelier kann in dieſen Zeiten ſo ohne weiteres die von Ihnen geforderte Summe anlegen. Weiß er denn, ob ſich jemals der geeignete Käufer für ein Wertobjekt, wie es Ihr Halsband iſt, findet?“ „Und wenn ich mich mit etwas weniger zufrieden gäbe? Welches Gebot können Sie mir machen?“ Nur fort von hier!, dachte Mariella. Der Boden brannte ihr unter den Füßen. Wie, wenn bereits die Polizei alarmiert und auf dem Wege hierher war, um ſie wegen ihrer Beſitzerrechte an dem Halsband zu befragen und ſofort zu verhaften? In dieſem Augenblick erſchien wieder der junge Ver— käufer im Rahmen der Tür— derſelbe, der Mariella bei ihrem Eintritt begrüßt hatte, und winkte ſeinem Chef zu. Sofort verneigte ſich der alte Herr höflich vor der kleinen Principeſſa und bat um einen Augenblick Geduld, bevor er dem Winkenden folgte. „Er iſt da!“ hörte ſie noch. Dann verfiel ſie in einen Zuſtand halber Beſinnungsloſigkeit. Jetzt war alles gleich— die Polizei war ihr auf den Ferſen, und Erhards und ihre gemeinſame Zukunft war vernichtet. Mochten ſie kommen und ſie holen ſchnell, nur ſchnell ſollte es gehen! Von Erhards Beteiligung an ihrer Tat würde ſie nicht das gexingſte zugeben— aus ihr ſollte keiner etwas herausbringen... „Durchlaucht?“ Sie fuhr wie aus tiefem Traum empor und ſtarrte faſſungslos in das liebenswürdige Geſicht des Geſchäfts⸗ inhabers. Verbindlich lächelnd ſtand er vor ihr, in der Hand eine Anzahl von Geldſcheinen, bei derer Anblick ein glückliches Leuchten in Mariellas ſchöne Augen trat. „Wenn Sie ſich mit dreizehntauſend Mark begnügen können, Durchlaucht, dürften Sie das Geſchäft als ab⸗ geſchloſſen betrachten!“ ſagte der Juwelier und wies auf das Banknotenbündel in ſeiner Hand.„Ich habe das Geld eben von der Bank erhalten!“ „Wenn es nicht anders geht.“ Die Zunge gehorchte Mariella kaum, und ſie mußte ſich zuſammennehmen, um nicht in Freudentränen auszubrechen. Als ſie eine Viertel⸗ ſtunde ſpäter das Geſchäft verließ, ſahen ihr hinter der ſpitzenverhangenen Scheibe der Ladentür der Juwelier und ſein Verkäufer bewundernd nach. „Fabelhafte Raſſe, dieſe Italienerinnen!“ meinte der junge Mann wohlgefällig, während der Aeltere nachdenk⸗ lich ſagte: „Schön, aber unglücklich. Muß ſchon viel Leid erfahren haben, dieſe junge Perſon.“ 5 Vierzehntes Kapitel. Das Verhängnis naht! Nervös wartete Erhard ſchon ſeit Stunden auf ſeine Braut. Er ſaß in der Bar des„Hotels Zentrum“ und hatte zufälligerweiſe einen alten Bekannten wieder⸗ getroffen: den Leiter eines bekannten Spielklubs im Weſten der Stadt. Die Herren ſprachen über dies und das und ließen ſich allerhand gemixte und geeiſte Getränke ſervieren, die beſſer für den Abend als für den Tag paßten. „Ich begreife das nicht!“ ſagte Scherer, ein älterer Mann mit einem unſympathiſchen Geſicht, in das das Leben unſchöne Runen eingeprägt hatte.„Sie hätten es doch leicht, aus Ihrem ganzen Elend herauszukommen!“ Erhard von Hagen lachte bitter auf: „Leicht? Ich möchte wiſſen, wie das heutzutage mög⸗ lich iſt.“ „Indem Sie eine Namensheirat ſchließen!“ ſagte Scherer leichthin.„Sie wiſſen doch, wie viele dumme Gänſe ein Vermögen darum geben, einen Mann mit einem Adels- namen zu heiraten. Tun Sie doch auch ſo etwas. Da be⸗ kommen Sie doch für die Hergabe Ihres Namens und Titels eine große Summe und können ſich nach der Scheidung Ihr Leben ganz nach eigener Neigung ge— ſtalten.“ Erhard von Hagen ſah den Sprechenden nachdenklich an. Wirklich. Scherers Vorſchlag war gar nicht ſo töricht. Das wäre ein Ausweg! Ein Ausweg auch für ihn? Einen Augenblick ſchloß er die Augen. Ein Bild ſtieg vor ihm auf. Aber nein, er wollte es nicht ſehen, dieſes Bild. „Keine ſchlechte Idee!“ gab er zurück.„Können Sie mir vielleicht genauere Vorſchläge machen?“ „Kann ich!“ Scherer griff in die Bruſttaſche und ſuchte nach ſeinem Notizbuch, als plötzlich auf der Schwelle ein Page erſchien und ſich ſuchend im Raum umſah. Dann trat er mit höflicher Verneigung an den Tiſch, riß die Mütze vom Kopfe und fragte, ob ein Graf Hagen anweſend wäre. „Bin ich ſelbſt!“(Fortſetzung folgt.) lich fiel Mariella ein, daß unter dieſem Pſeudonym Renate 90 2 2 1 2 N 2 d ge del das allt un 2 28 1 Erha zu zuge Mari land neue⸗ schult Ehre 5 Kleich Jen dtwa⸗ Mari 0 Hager Term eur Ueß f N aug gebrg ſuhig Anni beſan, einma 11 Nachdruck verboten. „Eine junge Dame wartet in der Halle“, meldete der Page. „Ich komme ſchon!“ Erhard ſtand auf, um zu zahlen. Dann verabſchiedete er ſich von Scherer: „Ihr Angebot hat großes Intereſſe für mich. Wo kann Sie heute noch ſprechen?“ „Abends im Klub, bei einem harmloſen Spielchen. Die Adreſſe wiſſen Sie doch noch?“ „Natürlich! Großartige Idee! ſehen!“ Abſchiednehmend ſchüttelten ſich die beiden die Hände. Kaum hatte Hagen mit dem beſcheiden im Hintergrunde wartenden Pagen den Raum verlaſſen, ſo folgte ihm Scherer, der ein großer Damenfreund war. Es intereſſierte ihn ungemein, wie das weibliche Weſen ausſah, das ſich der Graf zweifellos zu Mittag eingeladen hatte. In einer entlegenen Niſche der großen Hotelhalle wartete Mariella. Palmen umſtanden die Klubſeſſel und den Tiſch mit der Glasplatte und ſchloſſen das Eckchen nach drei Seiten von allen neugierigen Blicken ab. Dort ſaß Mariella. Röte und Bläſſe der Erregung wechſelten auf ihren Wangen. Ganz tief zuſammengekuſchelt ſaß ſie in einem der weichen Seſſel, als wollte ſie von niemandem geſehen werden. Unruhig und nervös klopfte ihr zierlicher ick A Ich komme. Wieder— Fuß in dem eleganten Halbſchuh den Boden. Immer wieder ſah ſie dabei in ihre krokodillederne Handtaſche, Lores Geburtstagsgeſchent, um feſtzuſtellen, ob ihr ſo mühſam eroberter Schatz, der Umſchlag mit den dreizehn Tauſendmarkſcheinen, auch noch darin ſei. Da kam Hagen auf ſie zu und beugte ſich mit tiefer Verneigung über ihre Hand. Viel, viel ſpäter einmal geſtand ſich Mariella ſelbſt ein, daß wohl ihr guter Geiſt damals Scherer in ihre Nähe geſchickt haben müſſe. Hinter einer großen Gruppe blühen⸗ der Rhododendrons verborgen ſtand er da und ſah, wie das junge Mädchen dem Grafen Hagen ein weißes Kuvert aus händigte, das ſie ihrer Taſche entnahm. Er riß es auf und entnahm ihm dreizehn Geldſcheine. Scherer konnte genau feſtſtellen, daß es ſo viel waren. Denn Hagen zählte ſie zweimal dicht unter Scherers Augen durch, und dann hörte er Hagen fragen: „Na— ging der Verkauf glatt und reibungslos?“ „Ja!“ lautete die Antwort. Weiter hörte der Horcher das ſchöne junge Mädchen noch ſagen: „Es war ja für dich, Erhard! Aber nun ſprich nicht mehr davon! Niemand darf wiſſen, durch wen du dazu gekommen biſt, die Bürgſchaft für Verdingen zu erfüllen.“ Scherer glaubte nicht recht gehört zu haben. Was war das? Ein Graf von Hagen ließ ſich Geld von einer Frau geben— und war gleichzeitig nicht abgeneigt, eine Namensheirat mit einer anderen einzugehen? Da mußte man auf der Hut ſein! Dieſer Erhard von Hagen ſchien ein unſicherer Charakter zu ſein. Scherer verließ das Hotel. Immer noch mußte er dar⸗ über nachdenken, was es mit dieſer jungen Dame, dem Geld und dem Geſpräch für eine Bewandtnis haben mochte. * 1* *. Noch eine zweite, entſetzliche Nacht mußte Mariella erleben, ehe ſie die wirklich tadellos gelungene Kopie des Geronimo-Halsbandes an Stelle des entwendeten wußte. In einem hatte ſich Erhard zuverläſſig erwieſen: pünktlich auf die Minute händigte er ihr die glänzend ausgefallene Imitation der echten Kette ein, die mit wahrhaft zauber⸗ bafter Schnelligkeit von einem„Fachmanne“, den der Graf Hunte, hergeſtellt worden war. Auch das zweite Pulver gab er ihr, das Annina abermals feſt einſchläfern ſollte. Nach der Verabſchiedung von Mariella begab ſich Erhard in den Spielklub. Am geſtrigen Tage war es ihm zu ſpät geworden, und er war auch zu erregt, um aus⸗ zugehen. Stundenlang war er nach dem Abſchied von Mariella mit dem Gedanken umgegangen, nach Eng⸗ land zu fliehen, ſich dort mit ihr trauen zu laſſen und ein neues Leben zu beginnen. Nur ſo konnte er die Dankes⸗ ſchuld an das Mädchen abtragen, das ihn ſo liebte, daß es Ehre und Namen beiſeite warf, um ihm zu dienen. Doch wie ein Geſpenſt tauchte dann ein verhärmtes, bleiches Frauenantlitz vor ihm auf, hinter vergitterten Fenſtern, das Tag und Nacht nach ihm rief und kaum noch etwas Menſchliches an ſich hatte. Nein, er konnte nicht mit Mariella fliehen. Auch dieſer Ausweg war ihm genommen. * 1* Vergeblich erwartete Bankier Kammacher Erhard von Hagen. Er hatte ihm beſtimmt zu einem feſtgeſetzten Termin verſprochen, die Bürgſchaft für ſeinen verſtorbenen Freund Verdingen zu begleichen. Doch er kam nicht und ließ ſich auch nicht ſprechen. Mariella hatte keine Ahnung von dieſen Dingen. Sie glaubte, ihr Verlobter hätte ſchon längſt alles in Ordnung gebracht und die Schuld redlich abgezahlt. Allmählich be⸗ ruhigten ſich auch ihre Gewiſſensbiſſe, um ſo mehr, als Annina von Gellern in den nächſten Tagen gänzlich un⸗ befangen erſchien, ja, ſogar die Halsbänder der Geronimo einmal einer Bekannten, die darum bat, gezeigt hatte. U KOEI STLEQNMAN N. Urheberrechtschutz: Fünf Türme-Verlag, Halle(Saale). Mariella war glücklich, daß alles geglückt zu ſein ſchien, und daß ſie Lore und Renate hatte. Denn auch mit Renate verband ſie eine täglich wachſende Freundſchaft. Sie ver⸗ lebte ein paar wunderſchöne Nachmittagsſtunden in„Villa Liliput“, umſchmeichelt von Jago, der nicht von ihrer Seite wich, verwöhnt von Lore und Renate, denen ſie doppelt leid tat, ſeitdem erſtere Mariellas Tante und Erhard per⸗ ſönlich kennengelernt hatte. Heute ſaß man zu einer behaglichen Kaffeeſtunde unter dem bunten, großen Gartenſonnenſchirm in Renates kleinem Gärtchen. Das luſtig gemuſterte Bauerngeſchirr, ein Geſchenk Lores, ſtand auf einer leuchtend gelben Decke. Der ſtarke Kaffee duftete einladend. Und die„Geyer⸗ bürgerin“, die tüchtige kleine Hausfrau, hatte einen prächtigen Napfkuchen gebacken. Behaglich plauderten die drei jungen Mädchen. Das Geſpräch zwiſchen den drei ſo ungleichen Altersgenoſſinnen, von denen die Photo⸗ graphin mit ihren vierundzwanzig Jahren die Aelteſte war, drehte ſich um Berufsfragen und Ehe. Renate Trotha, wie die beiden anderen Mädchen ver⸗ waiſt, hatte mit kräftigen Händen ihr Schickſal ſelbſt ge⸗ formt. Nach ein paar ſchweren Jahren war aus ihr eine der bekannteſten Preſſephotographinnen Berlins geworden, und als ſie noch das Glück hatte, mit dreitauſend Mark, die auf ihren Anteil entfielen, in der Lotterie herauszu⸗ kommen, war ſie eine„gemachte Frau“, wie ſie ſcherzend ſagte. „Sag mal, Renate“— das ungewohnte Du, um das Renate ſie gebeten, fiel Mariella noch etwas ſchwer—, „könnte ich wohl irgendwelche Ausſichten in deinem Beruf haben?“ „Du? Warum denn nicht, wenn du photographieren kannſt?“ „Natürlich kann ſie das! Alle Penſionärinnen von Maidlis Glück bevorzugten Mariellas Photos. Weißt du noch, wie du die Tour auf den Pilatus nicht mitmachen konnteſt, weil du kein Geld hatteſt und dir von uns nichts ſchenken laſſen wollteſt?“ Lore ſchüttelte ſich vor Lachen; es ſchien eine ſehr luſtige Penſionserinnerung zu ſein. 6 „Gewiß!“ Mariellas Züge erheiterten ſich gleichfalls. „Ihr ließt euch damals alle für Geld von mir aufnehmen, ſogar Frau Aeſchi ſchloß ſich nicht aus! Und mein Gruppenbild auf dem Pilatus erſchien dann im Luzerner Tagblatt'!“ ſchon „Famos, da photographin!“ Renate Trotha griff ſtets zu, wenn ſie einem ſtreb⸗ ſamen Menſchenkinde ſein Fortkommen erleichtern konnte: „Ich mache dir einen Vorſchlag, Prinzeßchen! Warte noch mit der Heirat! Komm zu mir und werde meine Aſſiſtentin! Haſt du mir dann die letzten Fineſſen unſerer Kunſt abgeguckt und ſtehſt feſt und ſicher auf deinen zwei Beinen im Leben, kommſt du zur Eheſchließung immer noch zurecht. Ich ſuche ſowieſo ſchon lange eine zuver⸗ läſſige Hilfe. Willſt du?“ „Und ob ich will!“ wiederholte Mariella leiſe und ſehnſüchtig.„Ach, Renate, der Gedanke, etwas zu lernen und wirklich auf eigenen Füßen zu ſtehen, iſt unſagbar ſchön! Und vor allen Dingen, bei dir zu lernen, ein Glück— nicht auszudenken! Aber woher ſoll ich die Penſion zahlen, die ich doch aufbringen müßte, wenn ich hierher überſiedle?“ fragte ſie ſorgenvoll. „Närrchen! Die arbeiteſt du ab!“ Renate hielt ihr die ausgeſtreckte Rechte hin.„Abgemacht, Mariella?“ Noch zögerte dieſe.„Laßt mich erſt mit meinem Ver⸗ lobten ſprechen. Die Tante hat ja jetzt gottlob nicht mehr über mich zu beſtimmen. Ich bin ja mündig. Ich kann mir mein Leben von jetzt an geſtalten, wie ich es will.“ Mariella ſagte es hoffnungsvoller. Sie ahnte nicht, was das Leben noch alles mit ihr vor hatte. Denn in⸗ zwiſchen ſpann ſich das Netz des Schickſals eng und immer enger um die kleine Principeſſa. Das Armband der Geronimo war noch am gleichen Tage, an dem der Juwelier es von ihr gekauft, in andere Hände übergegangen. Ein reicher ausländiſcher Sammler von Juwelenraritäten, deſſen Sachverſtändige überall um⸗ herreiſten, um Käufe zu tätigen, hatte es durch einen ſeiner Vertrauensleute erwerben laſſen. So war es bereits über die Grenze, als das Schreckliche über Mariella di Bonaglia hereinbrach. Als ſie, vergnügter und angeregter wie ſeit geraumer Zeit, von dem Beſuch in„Villa Liliput“ heimkehrte, wartete die Tante bereits auf ſie. Höhniſch fragte ſie Mariella brüsk: „Weißt du das Neueſte? Dein Verlobter hat geſtern nacht im Klub das nette Sümmchen von zehntauſend Mark verſpielt. Bekannte haben es mir mitgeteilt— in unſeren Kreiſen ſpricht man von nichts anderem. Und du? Heraus mit der Sprache— auf welche Weiſe haſt du ihm zu dieſer Summe verholfen, die faſt genau derjenigen entſpricht, die ich dir verweigerte? Die ganze Sache ge⸗ ſällt mir nicht, mein Kind! Bitte, äußere dich dazu!“ Mariella konnte ſpöter niemals begreifen, wie es ihr in dieſem Augenblick möglich war, die Komödie weiter zu ſpielen. Es war wohl nur die Kraft ihrer verzweifelten war ich ja einmal Preſſe⸗ S ö ö Flede zu Erharo von Hagen. Jyn mußte ſie retten. Um jeden Preis! So faßte ſie ſich mit wunderbarer Schnellig⸗ keit. Ihr Gehirn arbeitete präziſe, wie ein Uhrwerk. Da die Tante ihr zunächſt nichts nachweiſen konnte, vermochte ſie nur zu lügen— eine Eigenſchaft, die ſie haßte wie die Sünde. Doch was blieb ihr anderes zu tun übrig? „Ich weiß weder etwas von Erhards Spielverluſten, noch davon, daß ihm eine ſolche Summe überhaupt zur Verfügung ſtand. Und ſollte ein Mann keine andere Geld⸗ quelle beſitzen als ſeine Braut, Tante Annina?“ Wie ironiſch Mariella ſein konnte, wenn ſie wollte! Einen Augenblick gab ſich ſogar Frau von Gellern ge⸗ ſchlagen. Aber bald hatte ſie ihre Ueberlegenheit wieder- gewonnen: „Du wagſt es noch, mir derartig ungehörige Ant⸗ worten zu geben? Du, die Braut eines Spielers, von dem man noch nicht einmal weiß, woher er die Summe nimmt, die er verlumpt? Dies iſt ein anſtändiges Haus, in das ich dich aufgenommen habe. Ich will keine Gemein⸗ ſchaft mit Erhard von Hagen und ſeiner Braut. Noch heute verläßt du mein Heim. Sieh zu, wie er für dich ſorgen wird, der leichtſinnige Menſch! Sofort pack' deine Sachen!“ Annina von Gellerns Zorn war geſpielt. Im Grunde genommen war ſie glücklich, nun eine gute Gelegenheit zu haben, Mariella vor die Tür zu ſetzen. Mariella richtete ſich ſtolz auf. Zorn ſtand in ihren dunkel gewordenen Augen: „Du brauchſt es mir nicht zweimal zu ſagen, Tante Annina! Du kommſt meinen Wünſchen entgegen!“ Aber dann war es mit ihrer Kraft zu Ende. Feurige Funken tanzten ihr vor den Augen, und das ganze Zimmer, in dem ſich dieſe entſcheidende Unterredung ab⸗ ſpielte, ſchien ſich um ſie zu drehen. Fünfzehntes Kapitel. In dem Netz des Schickſals. Plötzlich klopfte es an die Tür. „Herein!“ rief Annina. Ein älterer Mann kam herein und grüßte ehrerbietig. Bei ſeinem Anblick hatte Mariella einen Augenblick das Gefühl, als werde ihr der Boden unter den Füßen weg⸗ gezogen. Denn der Mann, der ſich höflich vor ihr ver— neigte, war ihr nur allzu gut bekannt. Herr Grottwig, ein kleiner, aber vertrauenswürdiger Juwelier, prüfte einmal jährlich die Gellernſchen Juwelen auf die Haltbar⸗ keit ihrer Faſſungen hin. Gleichzeitig putzte er dann Metall und Steine. Stets war es für die kleine Mariella ein Feſt geweſen, wenn Grottwig für einen ganzen Tag mit ſeinem Handwerkszeug in der Villa Quartier nahm. Sie durfte dann zuſehen, wenn dem ſchweren Schmuck— behälter all die ſchimmernden Koſtbarkeiten entnommen wurden. Herr Grottwig war keineswegs ein Menſch, vor dem man erſchrecken mußte. Im Gegenteil. Er hatte ein immer freundlich lächelndes Vollmondsgeſicht und gute blaue Augen. Er begriff nicht, warum die ſchöne junge Prinei⸗ peſſa, die er von klein auf kannte und väterlich liebte, bei ſeinem Anblick ſchneeweiß wurde und lautlos zuſammen⸗ ſank. Gerade daß er noch zuſpringen und ſie auffangen konnte. Sonſt wäre ſie hart auf den Parkettfußboden geſchlagen. „Was gibt es denn?“ Annina von Gellern war einen Augenblick ins Neben⸗ zimmer gegangen, wo ſie mit dem Stubenmädchen etwas zu beſprechen hatte. Auf den erſchreckten Aufſchrei des alten Grottwig kam ſie eilig herein. „Die gnädige Prineipeſſa, gnädige Frau— ſie fiel plötzlich um, als ſie mich ſah!“ Der alte Mann kniete noch am Boden und ſah zu Annina von Gellern auf.„Sie iſt ohnmächtig!“ Nun entſtand im Hauſe allerlei Hin und Her, Laufen und Rennen. Die bewußtloſe Mariella wurde mit Hilfe des Dieners in ihr Zimmer gebracht und auf das Bett gelegt. Ein Arzt, von dem Stubenmädchen telephoniſch herbeigerufen, bemühte ſich um die Ohnmächrige. Aerger— lich ſtand Annina von Gellern dabei. „Ich habe keine Ahnung, was geſchehen iſt“, ſagte ſie kurz, als der Arzt ſie um die Urſache der Ohnmacht ihrer Pflegetochter befragte.„Wir hatten eine kleine Aus— einanderſetzung, weil meine Pflegetochter ſich ungebühr— lich gegen mich benahm. Im Laufe dieſer Auseinander- ſetzung erklärte ſie mir, daß ſie ſofort mein Haus ver— laſſen wolle. Hoffentlich iſt der Anfall nichts Ernſtes. Sie werden verſtehen, daß mir wenig daran liegt, einen kranken Menſchen zu pflegen, der ſich ſo feindlich und un⸗ dankbar gegen mich gezeigt hat. Jede Guttat, die ich meiner vermögensloſen Pflegetochter von klein auf er⸗ wieſen habe, ſcheint verſchwendet zu ſein.“ So viel Haß ſprach aus ihrem ſchönen, kalten Geſicht und aus ihren Worten, daß es den jungen Arzt kalt über— lief. Er wandte ſeine Augen zu Mariella. Sie lag noch immer in tiefer Ohnmacht. Ihr ſchneeweißes, zartes Ge— ſichtchen in der Flut des ſeidenweichen, ſchwarzen Haares war rührend wie das eines Kindes. Der kleine roſige Mund war ſchmerzlich zuſammengezogen. Eine wehe Falte? lag auf der reinen Stirn. Dem jungen Arzt tat die kleine, zarte Principeſſa leid. Er hatte ſie nur ein paarmal flüchtig geſehen, denn er hatte ſich erſt ſeit einigen Wochen hier an der Ecke der Villenſtraße niedergelaſſen. Er wußte nichts Näheres über Mariella und nichts von Frau von Gellern als das, was er ſoeben hier gehört hatte. Aber ein unbeſtimmtes Ge⸗ fühl ſagte ihm, daß die Darſtellung der ſchönen Frau mit den gefährlichen, kalten Augen nicht ganz ſtimmen konnte. Dies rührende, junge Geſchöpf, das da ohnmächtig vor ihm lag, hatte ſicher keine Schuld— ſo rein und zart ſab. es aus. „Ich werde warten, bis die Prinzeſſin erwacht, gnädige Frau!“ ſagte er kurz.„Ich denke, die Ohnmacht wird bald behoben ſein!“(Foriſetzung folgt.) — e ———— PPP Nah und Fern Tödlicher Unfall im Nebel. Auf der Stra⸗ ße von Abbach nach Saal fuhr der Fetthändler Geltl hinter einem Perſonen⸗ kraftwagen mit ſeinem Motorrad her. We— gen des ſtarken Nebels bemerkte er nicht, daß das Auto plötzlich anhielt und rannte mit voller Wucht darauf. Bald nach dem Unfall wurde er ohnmächtig. Fünf Stunden ſpäter ſtarb er im Krankenhaus. Neue Kardinäle. Wie aus Rom gemel— det wird, ſollen in dem am 16. Dezember ſtattfindenden Geheimen Konſiſtorium von Papſt Pius XI. zwanzig neue Kardinäle er— nannt werden. Darunter befinden ſich die päpſtlichen Nuntien in Polen, Frankreich und Oeſterreich ſowie fünf Ausländer. davon zwei Franzoſen, der Erzbiſchof von Reims und der Rektor des katholiſchen Inſtituts in Paris, der Erzbiſchof von Prag, der Erzbi⸗ ſchof von Toledo und der Erzbiſchof von Buenos Aires. Todesſturz der Adoptivlochter des Aka- türk. Die Adoptivtochter des Präſidenten der tür. zen Republik iſt auf der Rück⸗ reiſe aus dem Calais—Paris⸗-Expreß zwi⸗ ſchen den Bahnhöfen von Picquigny und Ailly aus der Tür ihres Abteils ge— ſtürzt. Da der Unglücksfall bemerkt worden war, konnte der Zug ſofort zum Halten ge— bracht werden. Die Verunglückte, die mit ſchweren inneren Verletzungen in das Kran— kenhaus von Amiens eingeliefert wurde, iſt, ohne das Bewußtſein wiedererlanat zu ha— ben, geſtorben. Kühnes Wagnis eines Kunſtfliegers. Für eine Filmaufnahme unternahm ein ameri⸗ kaniſcher Kunſtflieger in der Nähe von Neu- hork das Wagnis, einen Sturzflug aus 6000 Meter Höhe auszuführen, wobei er erſt 1000 Meter über dem Erdboden die Maſchine ab⸗ fing und zum Gleitflug überging. Regiſtrier⸗ apparate verzeichneten, daß am Ende des 5000 Meter langen Fluges die Geſchwindig⸗ keit beinahe 700 Stundenkilometer betragen hat. Das waghalſige Unternehmen war in 15 Sekunden durchgeführt, wofür die Film⸗ geſellſchaft dem Piloten 8000 Dollar aus⸗ händigte. Der deutſche Flugdienſt nach Südamerika. Luftſchiffkapitän von Schiller traf in San⸗ tiago de Chile mit dem Condor⸗-Flug⸗ zeug von Buenos Aires ein. Kapitän von Schiller hielt auf einem von der Ortsgruppe der NSDAP veranſtalteten Abend einen Lichtbildervortrag über das Thema„Eine Million Kilometer im Luftſchiff„Graf Zep⸗ pelin“. Die zahlreichen Zuhörer ſpendeten dem Vortragenden begeiſterten Beifall. Tödliche Vergiftungen durch Backpulver. Die Polizei von San Franzis co unter⸗ ſucht 20 Vergiftungsfälle, die ſich innerhalb der letzten zwei Wochen nach dem Genuß eines Backpulvers ereignet haben. Drei To⸗ desfälle und 13 Erkrankungen konnten bis— her einwandfrei auf dieſe Urſache zurückge— führt werden. Es handelt ſich um ein Back⸗ pulver, das zu Schleuderpreiſen abgeſetzt wurde. Die Polizei verhaftete zwei jüdiſche Verkäufer und erließ eine allgemeine War⸗ zung an die Hausfrauen. Jolgenſchwerer Zuſammenſtoßz Stultgart, 21. November. Die Reichsbahndirektion Stuttgart teilt mit: Auf dem unbeſchrankten Wegüber⸗ ang bei Poſten 73 zwiſchen Urlau und Feed fuhr ein mit vier Per- ſonen beſetzter Perſonenkraftwa⸗ en in den Zug Nummer 17 Leutkirch— sny hinein. Die vier Inſaſſen des Wagens, die alle aus Leutkirch ſtammen, wurden ge⸗ tötet. Der Kraftwagen wurde zertrüm⸗ mert. Von den Reiſenden und den Zugbe⸗ dienſteten iſt niemand zu Schaden gekom⸗ men. Der Lokomotivführer hat die vorge⸗ ſchriebenen Läute- und Pfeifenſignale gege⸗ ben. Turnen und Sport Die Vereinspokal⸗Vorſchlußrunde mit den Begegnungen Schalke 04— Freiburger Fe. in Dortmund und 1. FC. Nürnberg— SV. Waldhof in Nürnberg iſt„der Schlager“. Im ſüddeutſchen Pflichtſpiel-Betrieb gibt es einige Großkämpfe, wie aus folgender Auf⸗ zählung zu erſehen iſt: Gau Mittelrhein: TuS. Neuendorf— Kölner CfR. Tura Bonn— VfR. Köln Weſtmark Trier— Sülz 07 Gau Nordheſſen: Germania Fulda— SV. Kaſſel Heſſen Hersfeld— Kaſſel 03 Hanau 93— Kurheſſen Kaſſel Gau Süd weſt: Eintracht Frankfurt— FSV. Frankfurt Gau Baden: Phönix Karlsruhe— VfB. Mühlburg VfR. Mannheim— Amicitia Viernheim VfL. Neckarau— 1. FC. Pforzheim Gau Württemberg: 1. SSV. Ulm— SV. Feuerbach Sfr. Stuttgart— Ulmer FV. 94 Stuttgarter SC.— SVg. Cannſtatt FV. Zuffenhauſen— VfB. Stuttgart Gau Bayern: 1860 München— SVg. Fürth 05 Schweinfurt— ASV. Nürnbeig FC. München— Wacker München FC. Bayreuth— BC. Augsburg Ein Länderſpiel tragen die deutſchen Stu⸗ dentenfußballer mit ſtarker Elf in Roſtock gegen die Studenten von Lettland aus, im Ausland gibt es in Mailand das wichtige Entſcheidungsſpiel im Europapokal zwiſchen Italien und Angarn, deren B-Mannſchaften in Budapeſt aufeinandertreffen. Handball. Deutſchland— Ungarn in Budapeſt, das 16. Länderſpiel, das die deutſchen Handballer austragen, ſteigt in der ungariſchen Haupt⸗ ſtadt. Den erſten Länderkampf gegen Ungarn gewannen die Deutſchen Anfang Dezember 1934 in Darmſtadt glatt mit 14:3 Toren ganz überlegen. Rugby. Ein aufſchlußreiches Spiel wird am Sonn⸗ tag in Frankfurt a. M. ausgetragen. SC. Frankfurt 1880, eine der beſten ſüddeutſchen Mannſchaften, empfängt in Linden 1897 die gegenwärtig wohl ſpielſtärkſte Staffel zum Freundſchaftstreffen. Hockey. Um den Frauen⸗Silberſchild kämpfen in Frankfurt a. M. die Mannſchaften von Nord⸗ heſſen⸗Südweſt und von Bayern miteinan⸗ der. Während die Gäſte mit einer verſtärk⸗ ten Nürnberger Stadtelf kommen, ſtützt ſich Südweſt auf eine Kombination Wiesbaden— Frankfurt 80. Ein knapper Sieg ſollte für die Gaſtgeber herausſpringen. Eine Südweſt⸗ Männerelf kämpft in Mannheim gegen die Gaugruppe Baden⸗Württemberg, die ſich aller⸗ dings lediglich aus Heidelberger und Mann⸗ heimer Spielern zuſammenſetzt. Schwimmen. Nach der Hochflut der Amerikaner⸗ Schwimmfeſte mit den drei Mann des Chi⸗ cago⸗Lake⸗Shore⸗AC., Kiefer, Brydenthal und Highland, die überall in Deutſchland ausver⸗ kaufte Schwimmhallen brachten, iſt am Sonn⸗ tag Ruhe. Lediglich die niederrheiniſchen Waſ⸗ ſerballer tragen zwei Vergleichskämpfe mit Holland aus, und zwar in Düſſeldorf(Sa.) und Duisburg. 1 Turnen. Bei den Turnern herrſcht„Ruhe vor dem Sturm“, das heißt vor den Deutſchen Ge— rätemeiſterſchaften in Frankfurt am Main. Am kommenden Sonntag gibt es nur Olym— pia-Ausſcheidungskämpfe für die Frauen in Augsburg und Düſſeldorf. Radſport. Für die Radſportler gibt es am Wochen⸗ ende in Paris die üblichen Bahnrennen. In Antwerpen wird am Samstag ein Berufsfah⸗ rer⸗Länderkampf Belgien— Deutſchland ausge⸗ fahren, wobei Richter, Steffes, Rauſch, Un⸗ gethüm, Krewer und Lohmann die deutſchen Farben zu vertreten haben. Auch die Dort⸗ munder Halle wartet am Sonntag wieder mit Radrennen auf, bei denen wie üblich auch der Amateure gedacht wird. Schwerathletik. Neben den Mannſchaftskämpfen der Ringer haben die Schwerathleten kein beſonderes Er⸗ eignis auf der Karte. Die Judo- oder Jiu⸗ Jitſu⸗Kämpfer allerdings treten wieder ein⸗ mal vor die Oeffentlichkeit. In Wiesbaden und Frankfurt am Main gibt es Kämpfe zwi⸗ ſchen einheimiſchen Vertretern und engliſchen Kämpfern vom Judo⸗Club London. Lediglich in Neuß gibt es am Sonntag ein Galopprennen auf deutſcher Bahn; in Frankreich veranſtaltet die Bahn von Au⸗— teuil ein Rennen. Verſchiedenes. In Düſſeldorf wird das jetzt endlich fer⸗ tiggeſtellte Eisſtadion dem Betrieb übergeben. Man hat gleich ein Bombenprogramm zuſam⸗ mengeſtellt, denn anders iſt der Eishockey⸗ Vierſtädtekampf zwiſchen Amſterdam, Berlin, Brüſſel und Düſſeldorf nicht zu bezeichnen. Beſonders zwiſchen Amſterdam und Berlin wird es ſcharfe und ſpannende Kämpfe geben. rr Der lächelnde Philosoph Zum 20. Todestag von Johannes Trojan. Die Aelteren unter uns werden ſich in dieſen Tagen dankbar und froh eines Mannes und Dichters erinnern, der zu Bismarcks Tagen alt und jung mit ſeiner liebenswürdigen Kunſt erfreute: Johannes Trojan. Vielleicht kann ſich dieſer und jener ſogar an die ehr⸗ würdige Patriarchengeſtalt erinnern, die, eine bekannte Erſcheinung in den Weinſtuben der Reichshauptſtadt, mit gütigem und verſtänd⸗ nisvollem Lächeln bei einem guten Tropfen vom Strande ſeiner geliebten Moſel ſaß und Welt und Menſchen mit den wohlwollenden Augen eines unverbeſſerlichen Idealiſten und Optimiſten betrachtete. Sie iſt keine große, umwälzende Kunſt, die Dichtung Johannes Trofans, ſondern ſchlichlte Poeſie des täglichen Lebens, die der Dichter mit dem heiteren Herzen ſo liebenswürdig ge⸗ formt, ſo klar und verſtändlich, ſo ins Ge⸗ müt gehend geſtaltet hat, daß er zu den Lieb⸗ lingsdichtern ſeiner Zeit gehörte. Heute noch entzücken ſeine köſtlichen Gedichte, die, ſo leicht und liebenswürdig ſie ſich leſen, als voll⸗ endete Kunſtwerke anzuſprechen ſind durch ihren gutmütigen, nie verletzenden Humor, durch die feine Beobachtungsgabe, die Trojan für alle Dinge und Begebenheiten der Natur hatte, und durch ſeine anſpruchsloſe und doch ſo wirkſame Art, das Alltägliche mit dem Idea⸗ len harmoniſch zu verbinden. Beſonders ſind es ſeine„Hundert Kinderlieder“, die den Na⸗ men Trojan nicht ſo leicht vergeſſen laſſen. Der Dichter, der ſelbſt neun Kinder gehabt und viele Enkelkinder auf ſeinen Knien ge⸗ wiegt hat, hat die kindliche Seele wunder⸗ bar belauſcht und ſie voll und ganz einzu⸗ fangen vermocht, was am beſten das leichte und freudige Mitgehen der Kinder bei ſeinen Verſen beweiſt. Aber auch ſeine humoriſti⸗ ſchen Gedichte, die in drei Bänden geſam⸗ melt ſind, und ſeine Humoresken„Das Wuſt⸗ rower Königsſchießen und andere Humores⸗ ken“ ſind für den, der ſich danach ſehnt, die Sorgen des täglichen Lebens zu vergeſſen, die richtige Medizin. Auch im Leben war Johannes Trojan die harmoniſche Perſönlichkeit, als die er uns aus ſeinen Dichtungen entgegentritt. Als Sohn eines Kaufmannes wurde er 1837 in Danzig geboren. Nach einer glücklichen Kindheit ſtudierte er zunächſt Medizin, dann die deutſche Sprache und Literatur und im Hauptneben⸗ fach Botanik, die ihm für ſein ganzes ſpäteres Leben eine unerſchöpfliche Liebe für Pflan⸗ zen und die Natur überhaupt ins Herz gelegt hat. Weil ſich ſchon früh die Muſe in ihm regte, führte er ſein Studium nicht zum Ab⸗ ſchluß, ſondern ging unter die Schriftſteller. Nach einigen mageren Jahren fand er im „Kladderadatſch“ eine Anſtellung als Redak⸗ teur, ſpäter als Chefredakteur, die er bis in ſein hohes Alter hinein ausfüllte. Als ſolcher iſt er einer der bedeutendſten Wortführer ſei⸗ ner Zeit in politiſchen Dingen geweſen und hat, von echter Vaterlandsliebe beſeelt, oft mit ſcharfen Worten und treffendem Witz die Mängel ſeiner Zeit gegeißelt. Er iſt ein treuer Anhänger Bismarcks geweſen, den er oft in Verſen verherrlicht hat. Aber auch Bismarck hat den Dichter gern gehabt und ihn manches Mal zu ſich nach Friedrichsruh geladen. Dabei konnte das Mißgeſchick paſ⸗ ſieren, daß Trojan, trotz ſeiner unbedingten Königstreue, einmal wegen einer Veröffent⸗ lichung im„Kladderadatſch“ mit einer Frei⸗ heitsſtrafe belegt wurde. Er hat ein Buch über dieſe zwei Monate Feſtungshaft auf der Feſte Weichſelmünde geſchrieben, das ſo voll herzlichen Humors und frei von Bit⸗ terkeit iſt, wie es Trojan auch als Menſch allezeit war. Manches Schwere hat er durch⸗ gemacht: als er in den Ruheſtand trat, erlitt er einen Unfall, der ihn, den Greis, noch auf den Operationstiſch brachte; er verlor ſeine Frau und hat ſelbſt monatelang bis zu ſeinem Tode die Qualen eines ſchweren Luftröhrenkatarrhs ertragen müſſen; aber in allen Lebenslagen war er der heiter lächelnde Philoſoph, der in allem das Gute ſah und ſo viel Harmonie und Güte ausſtrahlte, daß er noch andere aufrichten konnte. Auf äußeren Schein gab er wenig, er hatte ſeine Freunde in allen Schichten des Volkes. UAnwandelbare herzliche Freundſchaft fürs ganze Leben ver⸗ band ihn mit Heinrich Seidel, dem Dichter des„Leberecht Hühnchen“, deſſen heitere Le⸗ bensauffaſſung ſeinem eigenen Optimismus aufs innigſte verwandt war. Die einzigen Ehrungen, die ihm eine wirkliche Freude waren, waren ſeine Ernennung zum Profeſſor der Botanik durch den Kaiſer und die Verleihung des Ehrendoktortitels der Univerſität in Ro⸗ ſtock, wo er in den letzten Jahren vor ſeinem Tode lebte und am 21. November 1915 ſtarb. Der Obſtbau im November Die Pflanzung von Obſtbäumen muß in dieſem Monat beendet ſein, wenn man mit einer Herbſtpflanzung Erfolg haben will. Vor⸗ bereitung für den Schutz der Pflanzen vor Froſt und beſonders dem Froſt ohne Schnee iſt zu treffen durch Abdecken des Landes mit Tannenreiſig uſw. Baumſcheiben ſind wegen Froſt mit Dung abzudecken. Die älteren Obſtbäume werden jetzt aus⸗ gelichtet, beſonders dann, wenn die Krone zu dicht iſt. Kranke Aeſte werden entfernt. Hat man Bäume umzupropfen, ſo kann man jetzt us Stadt und Land Sedenktage 22. November 1767 Andreas Hofeß im Gaſthof Sand“ bei St. Leonhard geboren. 1780 Der Komponiſt Konradin Kreutzer in Meßkirch geboren. 1859 Die Schriftſtellerin Helene Böhlau (Al Raſchid Bey) in Weimar geboren. 1915(bis 24.) Schlacht bei Kteſiphon am „Am Tigris. Die Engländer werden völlig geſch'lagen und fliehen nach Kut el Amara. Prot.: Alfons— Kath.: Cäcilia Sonnenunterg. 15.59 Mondunterg. 13.53 Sonnenaufg. 7.32 Mondaufg. 3.34 * Wenn der Bratapfel bruzzelt Wenn draußen ss recht ſchlechtes oder kaltes Wetter iſt, dann iſt die Zeit des Brat⸗ apfels, der in der Ofenröhre oder auf dem Kachelofen bruzzelt. Ein guter Bratapfel iſt eine Delikateſſe im Winter. Allerdings muß man es verſtehen, den Apfel gut zu röſten. Dazu gehört unbedingt Erfahrung. Zunächſt einmal muß die geeignete Sorte genommen werden. Alle Renettearten laſſen ſich beſonders gut braten und erhalten dabei einen eigen- artig pikanten Geſchmack, weiter auch jede Winterſorte, die erſt nach längerem Lagern weich wird und dabei ein ſchönes Aroma ent⸗ wickelt. Dann kommt es darauf an, daß die Ofenwärme gleichmäßig, jedoch nicht zu ſtark iſt und die Aepfel rechtzeitig gedreht und ge⸗ wendet werden. Bald zieht dann durch die Stube ein wunderſamer Duft. In der Rheinpfalz und in den öſter⸗ reichiſchen Ländern trinkt man zum Bratapfel Wein oder Moſt, in den norddeutſchen Dör⸗ fern Kaffee. Dem Altbayern genügt der Bratapfel allein, er knabbert höͤchſtens noch „Nuſſen“ dazu, und auf dieſe Weiſe kommt wohl der anmutige Geſchmack des Bratapfels am vollſten zur Geltung. Ueber den Arſprung des Bratapfels ge⸗ hen verſchiedene Geſchichten um. Es wird er⸗ zählt, daß während des 30jährigen Krieges die Leute bei beſonderen Anläſſen wie Hoch⸗ zeit und Taufe, in Ermangelung anderer De⸗ likateſſen gebratene Holzäpfel mit trockenem Brat gereicht haben. * Reinen Tiſch vor Weihnachten. In manchen Teilen Oſtpreußens hat ſich der Glaube erhalten, man werde im neuen Jahr kein Glück haben, wenn man nicht im alten Jahr noch ſeine Schulden bezahlt. Deshalb iſt es dort ſtrenger Brauch, vor Neujahr das geliehene Geld zurückzubezahlen und vor Weih⸗ nachten alle Waren- und Lieferſchulden zu begleichen. Dieſer nachahmenswerte Brauch ſchützt den Kaufmann und Handwerker davor, durch„geruhſame Schuldner“ in Zahlungs⸗ ſchwierigkeiten, wenn nicht gar in Konkurs zu geraten. Bekämpfung des Chiffre⸗Unweſens. Im⸗ mer wieder laufen bei den Dienſtſtellen der Deutſchen Arbeitsfront Klagen darüber ein, daß Firmen, die unter einem Deckwort Stel⸗ len ausſchreiben, die Bewerbungsunterlagen unvollkommen, in unbrauchbarem Zuſtande oder überhaupt nicht zurückſenden. Es ſollen deshalb Maßnahmen eingeleitet werden, um das Chiffre-UAnweſen wirkſamer als bisher zu bekämpfen. Wie im„Deutſchen Techniker“ mitgeteilt wird, werden alle Volksgenoſſen er⸗ ſucht, Unterlagen, die zur Bekämpfung des Chiffre⸗Anweſens beitragen können, an die Reichsausgleichsſtelle der Reichsanſtalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitsloſenverſiche⸗ rung(Stellenvermittlung, Berlin SO. 186, Michael⸗Kirchplatz 1/2) einzuſenden. Verkauf gebrauchter Markenpäckchen. Anfang Dezember verkauft die Verſandſtelle für Sammlermarken in Berlin W 30, Geis⸗ bergſtraße 7, Ausſchnitte mit gebrauchten in⸗ und ausländiſchen Marken. Sie werden in Päckchen zu 100 Gramm zum Preiſe von acht Mark einſchließlich der Verſenderkoſten inner⸗ halb Deutſchlands abgegeben. Der Inhalt be⸗ ſteht aus etwa 300 bis 400 Poſtwertzei⸗ chen von 20 bis 25 europäiſchen Poſtverwal⸗ tungen. Beſtellungen können nur ſchriftlich bis ſpäteſtens 30. November an die Verſand⸗ ſtelle für Sammlermarken in Berlin W 30, Geisbergſtraße 7, gerichtet werden. * Wettervorherſage: Süddeutſchland befindet ſich immer noch im Grenzgebiet des öſtlichen Hochdrucks und des weſtlichen Tiefs. Infolgedeſſen ift für Freitag und Samstag Fortſetzung des ver⸗ änderlichen, nur zeitweiſe aufheiternden, aber vorwiegend trockenen Wetters zu erwarten. P A A ſchon die Kronen abwerfen, muß aber die Aeſte etwa 15 bis 20 cm länger ſtehen laſſen, beſonders dann, wenn die Krone zu dick iſt. Die im Auguſt okulierten und gut gewachſenen Wildlinge werden jetzt auf fin⸗ gerlange Zapfen über der Okulierſtange ab⸗ geſchnitten. Zugleich denke man an den Schnitt der Edelreiſer von nur guten, tragfähigen Bäumen. Zur Schädlingsbekämpfung ſind alle Stämme und Aeſte mit einer ſcharfen Drahtbürſte oder Hacke ſorgfältig abzukratzen. Die abgekratzten Stämme beſtreiche man mit einer 10 bis 15prozentigen Obſtbaumkarbo⸗ lineumlöſung. Wundſtellen ſind ſauber nach⸗ zuſchneiden und gleichfalls mit Obſtbaumkak⸗ bolineum auszupinſeln. Die Abfälle müſſen verbrannt werden, ebenſo etwa noch an den Bäumen haftende Mumien oder Raupenneſter. Die angelegten Leimringe müſſen weiterhin klebfähig erhalten werden. Kopot nan kölne u zogelt 0 f alitlih kt, da ker U. Vater mliß L Ralſchlü immmet walten leberol von de wurde. form,! Jahr r ſtarket Es War Kantine, bat, de räumen ein paat lade in det 9a Die E Dienſt he lange uf der ein mat ift. wieder Kasernen ſo gehen mal Au die auf Heimat hatte doc Kaffeeklat gibt es es doch Führung dahin mi zunächſt a Beſtandtei richten.. Der an mende 5 derten aul Der von nannte J. lernden 6 Phaſis in verdanken. — . 6 Rekruten⸗Kaffeellatſch Jawohl, Sie haben ganz recht geleſen: Rekruten⸗Kaffeeklatſch. So was gibt es näm⸗ lich auch.— Gut vierzehn Tage iſt der Jahr⸗ gang 1914 jetzt„aktiv“. Die jungen Rekru⸗ ten haben ſich allmählich in ihrer Uniform zurechtgefunden. Die Korporäle meinen ja noch immer„Attrappen von Soldaten“ vor lich zu haben, die noch nicht einmal laufen können. Aber das wird ſich mit der Zeit ſchon geben. Die erſten„Gehverſuche“ ſind jeden⸗ falls bereits gemacht. Jeder hat auch das erſte Studium der„Erdkunde“ hinter ſich. Aber mit Humor ſind auch dieſe beſonderen Freuden des jungen Rekruten ertragen wor⸗ den. Der Sonntag iſt nun eine wohltuende Unterbrechung des erſten Drills. Eben der beſagte Rekruten⸗Kaffeeklatſch. Von mehr oder minder weit her waren Väter und Mütter, Bräute und Freunde gekommen, um mal nach Fritz und Karl zu ſehen. Wer natürlich weit von der Heimat in Garniſon liegt, konnte nur als unbeteiligter Zuſchauer an dieſer Ver⸗ günſtigung in Geſtalt von Heimatbeſuch teil⸗ nehmen. Aber kameradſchaftlich wurden auch die Rekruten ohne Anhang zu der großen Kaf⸗ feetafel in der Kantine hinzugezogen. Rieſige Kuchenpakete wurden ausgepackt und reſtlos vertilgt. Kaffee lieferte die Küche der Kan⸗ tine, der zur Feier des Tages ſich etwas von dem altbekannten„Einheitskaffee 108⸗15“ un⸗ terſchied. Die Kapelle ſpielte zum Fünfuhrtee alte und neue Kompanieſchlager, daß die Ka⸗ ſerne in ihren Grundfeſten erzitterte. Und dann wurde erzählt Daß der Korporalſchaftsführer ein feiner Kerl iſt, daß man ſchon das Gewehr auseinandernehmen könne und daß man den erſten„Anſchiß“ be⸗ zogen hätte. Mit beſonderem Stolz wurde natürlich von der feierlichen Stunde berich⸗ tet, da der neue Jahrgang den Eid auf Füh⸗ rer und Fahne geleiſtet hätte. Vaters Erinnerungen an den ſeligen Kom⸗ miß wurden plötzlich lebendig und gutgemeinte Ratſchläge erteilt.(Nachher iſt es dann doch immer ganz anders:) Die jungen Rekruten waren ja ein wenig linkiſch angeſichts der liebevollen Bemutterung, die ihnen beſonders von den anweſenden weiblichen Weſen zuteil wurde. Schließlich ſteckt man doch in Uni⸗ form, und ziviliſtiſche Allüren ſind für ein Jahr verpönt. Aber„und dennoch hab ich ſtarker Mann...“ Na, Sie wiſſen ja ſchon! Es war jedenfalls ein Bombenbetrieb in der Kantine, ſo daß die Zeit bald gekommen war, daß die Ziviliſten das Kaſernement räumen mußten. Schnell wurden„ihm“ nock ein paar Zigaretten oder eine Tafel Schoko— lade in die Taſche geſteckt, und dann ſetzte der Neickmarſch zu den Bahnhöfen ein. Die Soldaten ſind wieder unter ſich. Der Dienſt hat ſie wieder in ſeinem Bann. Eine lange und doch ſo kurze Woche, während der ein Brief der einzige Gruß aus der Hei⸗ mat iſt. Bis zum nächſten Sonntag, wenn wieder der Marſch der Ziviliſten zu den Kaſernen erfolgt. Das wird ein paar Wochen ſo gehen, bis der neue Jahrgang zum erſten⸗ mal Ausgang hat. Und dann kommen auch die auf ihre Rechnung, die weit von der Heimat entfernt in Garniſon ſtehen. Wie hatte doch die Kapelle beim erſten Rekruten⸗ Kaffeeklatſch geſpielt?„... ſchöne Mädchen gibt es überall!“ Und die Soldaten müſſen es doch wiſſen. Oder noch beſſer: bei guter Führung gibt es Weihnachtsurlaub. Aber bis dahin müſſen die Soldaten ihre Gedanken zunächſt auf Gewehrgriffe und Wendungen Beſtandteile des MG. und„108er Tempo“ richten Eberhard Hannay. Der Faſan Der aus Kleinaſien und Kaukaſien ſtam. mende Faſan iſt in den letzten Jahrhun⸗ derten auch in Deutſchland heimiſch geworden Der von den alten Griechen phaſanios ge⸗ nannte Vogel mit dem prächtigen farbenſchil— lernden Gefieder hat ſeinen Namen dem Fluſſe Phaſis in Kolchis am Schwarzen Meer zu verdanken. Der Falanenbraten wurde ſchon 4000 Jahre Flachsanbau Woher ſtammt die Flachs pflanze?— Die Leinwand als Vollstracht Im nächſten Jahr ſollte jeder Bauer, deſſen Boden und Klima es ermöglichen, ein paar Quadratmeter Flachs bauen.“ So lautet die Parole, die auf dem Gos⸗ larer Reichsbauerntag 1935 im Zuſam⸗ menhang mit der Steigerung der Er⸗ zeugung induſtrieller Rohſtoffe ausgege⸗ ben wurde. Unter dieſem Geſichtspunkt dürften die nachſtehenden Ausführungen unſere Leſer beſonders intereſſieren. Zu einer der älteſten Kulturpflanzen gehört der Flachs. Funde aus dem Schlamm der Schweizer Seen beweiſen, daß bereits die alten Pfahlbauer Flachs gebaut haben. Neben Getreidearten, Früchten der Steineiche, Kno⸗ chen und Steinwerkzeugen fand man Samen, Stengel und Wurzel einer jährlich wieder⸗ lehrenden Flachsart, Linum anguſtifolium, die heute noch in den Südalpen vorkommt. Dieſe Flachsſtengel waren nicht gerauft, ſondern ge⸗ ſchnitten, was auf die Benützung ausdau⸗ ernder Pflanzen hindeutet. Man fand auch Samen der„Silene eretica“, eine in Italien heimiſche, Flachsfelder verunkrautende Pflanze. Die Bewohner der lombardiſchen Torfmoore bauten und verarbeiteten ebenfalls Linum anguſtifolium, ſie hatten die gleichen Getreidearten und ebenfalls die gleichen Stein⸗ werkzeuge. Die Moore bei Laibach und Mondſee weiſen in dieſer Epoche keine Reſte von Flachsbau auf. Daher ſcheint der Schluß berechtigt, daß der Flachs von Süden, und zwar aus Italien, kam. Aus dem ſüdößſtlichen Europa dürfte er nicht gekommen ſein, da die Schweiz nach dieſer Seite durch rieſige Wäl⸗ der während der jüngeren Steinzeit abgeſchloſ— ſen war. Sehr zahlreich ſind die Beweiſe des Flachs⸗ baues im alten Aegypten. Auf vielen Wandmalereien iſt der ganze Pro⸗ zeß der Flachsverarbeitung von der Pflanze bis zur fertigen Leinwand dargeſtellt. Wiſ⸗ ſenſchaftler haben den Lein in einem Toten⸗ opfer von 2400 bis 2200 v. Chr. nachge⸗ wieſen, zu welcher Zeit er nach Darſtellungen ſchon Kulturpflanze war. Die Mumien der alten Aegypter ſind in Leinen eingewickelt und beigeſetzt worden. Die Phönizier liefer⸗ ten ſchon früh den Anwohnern des Mittel⸗ meeres linnene Kleider, die ſie aus Aegyp⸗ ten und Paläſtina bezogen. Es muß in dieſen Ländern bereits zu dieſer Zeit ein ausge⸗ dehnter Flachsanbau ſtattgefunden haben. Die griechiſchen Schriftſteller erwähnen den Flachs⸗ anbau faſt gar nicht. Es ſcheint, als ob dort der Flachs eingeführt und von den Frauen geſponnen, aber nur wenig gebaut wurde, trotzdem in Griechenland viel Leinen getragen wurde. Zur Zeit der römiſchen Weltherrſchaft wurde die Leinpflanze in Süditalien nur wenig angebaut, während am Nil und in Mittel- von den auen riechen und Nomern geſchatz! und erſchien nur bei den üppigſten Gaſtmäh⸗ lern, nachdem der Vogel mit gekochter Gerſte, die mil Wein getränkt war, lange Zeit ge⸗ füttert worden war. Das Kleid des Faſanen⸗ hahnes iſt von orientaliſcher Pracht: das herr⸗ liche Farbenspiel wechſelt zwiſchen gold, grün und kupferrot, es glänzt wie Bronze und leuch— tendes Goldgelb. Der Faſan meidet ausgedehnte Hochwäl⸗ der. Kleinere Waldpartien mit dichtem Un⸗ terholz, nach allen Seiten an Feld und naſſe Wieſen grenzend, bilden ſeinen Lieblings⸗ aufenthalt, da der Faſan kein ausgeſprochener Waldvogel iſt. Der Faſan ſcharrt nach Hüh⸗ nerart am Boden, namentlich in abgeſtor⸗ benem Laube und ſucht Ir. ekten. Im Felde macht ſich der Faſan durch rtilgen von un⸗ zähligen Schnecken nützlich Er iſt auch eit Liebhaber von Waldbeeren and verachtet auck am Boden liegendes Obſt nicht. Von Ge⸗ reidekörnern bevorzugt er Weizen. Bepflan zung des Waldes mit Ebereſchen. Holunder aſien eine blühende Flachskultur beſtand. Pli⸗ nius gibt uns einen Bericht über den Flachs⸗ bau in der Welt. mnach wurde in Nord- italien und Spanien, beſ anders in den waſ⸗ ſer reichen Gegenden, ſehr viel Flachs gebaut. Gallien hatte neben ſehr ausgedehntem Flachs⸗ anbau ein ſtark verbreitetes Leinengewerbe. Plinius ſpricht bereits vom„Ausreißen“ der Pflanze, trotzdem es bereits metallene Schnei⸗ dewerkzeuge gab. Dieſes läßt den Schluß zu, daß bereits der einjährige Lein, Linum uſi⸗ tatiſſimum, angebaut wurde. Belgiſcher und flämiſcher Flachs waren bereits kurz nach Chriſti bekannt. Die Germanen bauten Lein in ausge⸗ dehntem Maße. Die Verarbeitung des Flach⸗ ſes zu Leinwand wurde bei ihnen zum not⸗ wendigem Lebensbedürfnis, da ſie ihre Klei⸗ der daraus herſtellten. Von hier aus gewann die Leinwand wieder Eingang in die Sitten und Gebräuche der verfallenen antiken Welt. An vielen Orten trug man früher Leinwand, aber als Volkstracht hatte ſie nirgends ſolche Bedeutung erlangt wie im nordiſchen Ger⸗ manien. Den Gebrauch und die Herſtellung geſtopfter mit Leinwand überzogener Polſter und Kiſſen lernten die Römer durch die Ger⸗ manen und Gallier kennen. Die erſteren ver⸗ wendeten früher nur Lagen von Decken und weichen Stoffen. Das linnene Unterkleid, das eigentliche Hemd, kannten die Römer und Griechen nicht, es iſt germaniſchen Urſprungs. Plinius und Tacitus erwähnen, daß die germaniſchen Frauen Flachs geſponnen hätten. Strabo ſchildert die heiligen Prophetinnen der Cimbern als grauhaarig, barfüßig, mit ehernem Gürtel und ſpangenbefeſtigten Mänteln aus feinem Flachs bekleidet. Während der Völkerwande⸗ rung war das linnene Kleid ganz allgemein ge— worden unter den aufgebrochenen Völkerſtäm⸗ men. Aus all dieſen geſchichtlichen Berichten geht hervor, daß die Heimat der Flachspflanze der Süden, die Küſte des Mittelmeeres iſt, die Heimat des kultivierten Flachsanbaues und der Leinwand als Volkstracht aber in den ger⸗ maniſchen Ländern zu ſuchen iſt. Die Länder des mittleren und ſüdlichen Europas haben in ihren Sprachen ariſchen Arſprungs die gleichen Bezeichnungen für Lein: Lin, Llin, Linum, Linon, Lein, Lan, Linn uff. Gänzliche Abweichungen hiervon weiſen jedoch die finniſchen Bezeichnungen für Lein auf. Es ſcheint, als ob das finniſche Volk aus turaniſchem Stamm den Lein be⸗ reits aus Aſien mitgebracht und im Norden Europas verbreitet hat. Dieſe Annahme wird durch die Tatſache unterſtützt, daß in Finn⸗ land ausgedehnter Flachsbau betrieben wird, die Pflanze jedoch nicht wild vorkommt. Das Alter der beiden hauptſächlichſten Formen des kultivierten Flachſes wird von manchen For⸗ ſchern mit 4000 Jahren angegeben. und Wacholder tragt ſeyr dazu det, dem Fa⸗ an den Aufenthalt im Wald angenehm zi machen. Der Faſan iſt ein großer Freſ⸗ er. Durch reichliche Fütterung kann mar ihn leicht an den Platz bannen. Bietet mar deine reichliche Fütterung, dann wird der Faſan ein„Matzebacher“, der mit Vorliebe andere Gegenden aufſucht, die ihm mehr zu— jagen. Der größte Feind der Faſanen iſt der Edel marder. Wenn der Faſanenhahn abends auf— bäumt, dann verrät er das unvorſichtigerweiſe durch ſeinen weithin hörbaren gackernden Ruf Dann weiß der Edekmarder, wo er nachts den ſchlafenden Hahn beſchleichen und ſich einen fetten Braten auf einem niederen Baum holen kann. Das im Sommer rote, im Winter weiße Wieſel iſt auch ein großer Freund oon Faſaneneiern. Der Jäger hat beim Ab⸗ ſchuß von Faſanen darauf zu achten, daß da⸗ richtige Verhältnis der Geſchlechter von 113 gewahrt bleibt. ————üä—ö Mondaufg. Aus Stadt und Land 20. November 1858 Die ſchwediſche Schriftſtellerin Selma Lagerlöf auf Gut Morbacka(Värm⸗ land) geboren. 1879 Der Schriftſteller Heinrich Lilienfein in Stuttgart geboren. 1910 Der ruſſiſche Schriftſteller Graf Leo Tolſtoi in Aſtapows geſtorben. Prot.: Amos— Kath.: Felix von Valois Sonnenaufg. 7.29 Sonnenunterg. 16.02 Mondaufg. 1.16 Mondunterg. 13.25 21. November 1694 Der Schriftſteller F. M. Arouet de Voltaire in Paris geboren. Der Theolog Friedrich Schleiermacher in Breslau geboren. Der Dichter Heinrich von Kleiſt Wannſee bei Potsdam geſtorben. Der Philoſoph Friedrich Albert Lange in Marburg geſtorben. Franz Joſeph l., Kaiſer von Oeſterreich, König von Ungarn, in Schönbrunn ge⸗ ſtorben. Der Schriftſteller Hermann Suder— mann in Berlin geſtorben. Kath.: Mariä Opferung Sonnenaufg. 7.30 Sonnenunterg. 16.00 2.24 Mondunterg. 13.38 Die Patronin der Muſik Ein Gedenktag für die Freunde der edlen Frau Muſica iſt der 22. November, an dem die Kirche das Andenken der im Jahre 229 oder 230 zu Rom als Märtyrerin geſtorbenen heiligen Cäcilia feiert. Als Patronin der Muſik iſt ſie wohl keinem unbekannt. Man ſieht ſie meiſt abgebildet mit einem Muſik⸗ inſtrument und noch heute ſind vielfach die muſikpflegenden Vereine nach ihr benannt. Bis auf unſere Tage haben ſich die Cäcilien⸗ vereine in vielen Orten erhalten und ſtellen ihre Tätigkeit, die Verſchönerung des kirch⸗ lichen Gottesdienſtes durch edle Muſik und gepflegten Geſang, unter den Schutz der hei⸗— ligen Patronin der Muſik. In Italien hat es zur Zeit der Renaiſſance und des Barock kaum einen bedeutenden Maler gege— ben, der nicht ein Bild der Heiligen gemalt hätte. Die berühmteſten Cäcilienbilder wer⸗ den wohl die von Raffael(Bologna) und Carlo Dolci, das letztere im Dresdener Muſeum, ſein; bekannt iſt auch die liegende Marmorfigur von Stefano Maderns. * 1768 1811 1875 1916 am 1928 5000 Kraftdroſchken verſchwinden. Wie das Nachrichtenbüro deutſcher Zeitungsver— leger mitteilt, hat der Reichsverkehrsminiſter die Entſchädigung für freiwillig ausſcheidende Droſchkenbeſitzer um 1000 Mark erhöht und gleichzeitig eine letzte Friſt für freiwillige Be⸗ triebsaufgabe bis zum 15. Dezember geſetzt. Auf Grund der Maßnahmen zur Geſundung des Kraftdroſchkengewerbes werden von den 22 000 bis 24 000 Kraftdroſchken, die es in Deutſchland gibt, etwa 4000 bis 5000 aus⸗ ſcheiden. Zwei Zwiſchenprüfungen für Fleiſcher⸗ lehrlinge. Der Reichsinnungsmeiſter des Flei⸗ ſcherhandwerks hat angeordnet, daß in der Lehrzeit der Fleiſcherlehrlinge zwei Zwiſchen⸗ prüfungen abzunehmen ſind, und zwar jeweils nach Abſchluß des erſten und zweiten Lehr⸗ jahres. Der theoretiſche Teil iſt dabei nicht zu berückſichtigen. Als Lehrziele ſind die orts⸗ üblichen Erforderniſſe nach Ablauf des erſten und zweiten Lehrjahres zu gebrauchen. * Kommunaldarlehen für nationale Auf⸗ forſtung genehmigungsfrei. In einem Rund⸗ erlaß an die Landesforſtverwaltungen macht der Reichsforſtmeiſter darauf aufmerkſam, daß die zur Fortführung des nationalen Auffor⸗ ſtungswertes beſtimmten Kredite von dem Arbeitsbeſchaffungsprogramm 1935 der Deut⸗ ſchen Rentenbank⸗Kreditanſtalt abgezweigt ſind und daß daher, wenn Gemeinden oder Ge⸗ meindeverbände Darlehen aus dieſen Mitteln aufnehmen wollen, eine Zuſtimmung nach den Paragraphen 13 und 14 des Gemeindeum⸗ ſchuldungsgeſetzes nicht erforderlich iſt. eſallt 3 Nadichei-Llluuscle: kcht bulgarisch mocedonisch Rundes GroꝶHommat ohne Hdst 3 V0 Aroma dutch Stonniol- frischpockung. bleichmäßig friſch! kin fauchgenuß für ſeden! N Die nebe ApPELL wird in Stanniol— 5 Frischpackung geliefert, damit der besondere Chorakter ihrer echten Mischung keiner— ſei Beeinträchtigung erföhrt. MARTIN BRINKMANN A. G. ZIGARETTEN FABRIK GREMEN ſodes-Anzeige Nach Gottes unerforschlichem Ratschlusse entschlief sanft, am 21. November 1935 mein lieber Gatte, unser treubesorgter Vater Herr Jakob Georg Winkenbach 1. wohlvorbereitet durch die Trôſtung unserer heiligen Kirche, im 88. Lebensjahre. Seine Seele empfehlen wir dem Gebete der Oläubigen. Viernheim, den 2. Movember 1935 ln tiefer Trauer: frau Maria Winkenbach geb. Haas und Minder nebst Angehörige Heute abend Versammlung! dllentliche Versammlung einer er jüngsten deutschen zinstreien Bausparkassen „Badenia“ Harisruhe, ſtatt. Kein Bau- luſtiger möge dieſen wichtigen Vortrag verſäumen. Eintritt ſrel! Bezirksvertr: Hch. Weigarnd, Mörfelden. 7 1 8 Uhr findet im„Ratskeller“ eine 1 Ammer u. Küche Schafft per ſofort zu vermieten. Von wem, ſagt der Verlag d. Bl. Arbeit! CCF flänner-Besang-Verein ibas Die Beerdigung findet am Samstag Nachmittag, den 23. Nov. 1935, um ½4 Uhr, vom Trauerhause Lorſcherstr. 10 aus, statt. Zwecks Teilnahme an der Beerdigung N verſammeln ſich die Sänger Samstag 5 S er 8 pr. nachm. 3 Uhr im Ratskeller. Keiner fehle Viernheim Unſeren Mitgliedern die traurige Nach- Name: 1 richt, daß unſer liebes Mitglied, 1 Beruf: Herr Jakoh Gg. Winkenbach 1. f in die Ewigkeit abgerufen wurde. et.. Wir werden ſein Andenken ſtets in 7 Ehren halten.. Straße Der Vorstand. Vieruheimer Anzeiger mit Wirkung vom monatlichen Bezugspreis von R. 1.40 Die Zeitung erſcheint 6 mal wöchentlich. Neuhinzutretende Leſer erhalten die Zeitung 8 Tage gratis vor Beginn des neuen Abonnements. Der Unterzeichnete beſtellt hiermit den zum Achtung! un fn dung: „aer alte und der junge König“ faſnaannanmaamangunamam ir Central- Film-Palast AAüü ö Die Kameradſchaft des deutſchen Volkes bewährt ſich im Winter⸗ hilfswerk!— Deutſcher, Du darfſt nicht fehlen! Lokales Viernheim, 22. Nov. Sinnſpruch. Wenn die Armut durch die Türe Kommt geſchlichen in dein Haus, Stürzt auch ſchon die falſche Freundſchaft Aus dem Fenſter ſich heraus. Wilhelm Müller. * * Gottesdienſtordnung. Sams⸗ tag: Das 1. Amt für Joh. Jak. Hofmann fällt aus. Es wird in der kommenden Woche nachgeholt. An deſſen Stelle tritt die geſt. hl. Meſſe für Familie Adam Werle 1. 7 Sterbetafel. Heute Vormittag ver⸗ kündeten die Sterbeglocken das Ableben unſeres geſchätzten Mitbürgers, Herrn Gaſtwirt Jakob Georg Winkenbach, Lorſcherſtraße 10, der im Alter von 58 Jahren, nach kurzem Leiden das Zeitliche geſegnet hat. Herr Winkenbach iſt ſchon ſeit vielen Jahren Inhaber und Be⸗ ſitzer der bekannten Gaſtſtätte„Zur Vorſtadt“. Die Beerdigung findet morgen Samstag nach⸗ mittag ½4 Uhr vom Trauerhauſe aus ſtatt. Der Männergeſangverein gibt ſeinem ver⸗ ſtorbenen Mitgliede das letzte Geleite. Möge er ruhen in Frieden. „Herr gib uns unſer täglich Brot..“ Einen ſehr guten Erfolg hatte im Kreis Heppenheim die Brotſammlung für das WHW. Sie ergab 3844 Laib. Das iſt wirklich Opferſinn! Wie manch hungrigem Kinder kann da eine Freude bereitet werden, denn Hunger tut weh! »Die Gehörloſen von Viernheim werden hierdurch auf die Verſammlung auf⸗ merkſam gemacht, welche am nächſten Sonntag, den 24. Nov. 1935, nachmittags ½4 Uhr, ſtattfindet, und zwar, wie ſchon am 26. Okt. beſprochen, im kleinen Saale„Zum Fürſt Alexander“. Da in dieſer Verſammlung der Gaubundesleiter Welker von Frankfurt und Gauinſpektor Schäfer von Darmſtadt über ſehr wichtige Angelegenheiten der Gehörloſen ſprechen werden, wird auch erwartet, daß ſämtliche Gehörloſen von Viernheim in dieſer Verſammlung anweſend ſind; es iſt ſogar Pflicht, wenn die Intereſſen der Gehörloſen im„Regede“(Reichsverband der Gehörloſen in Deutſchland) vertreten werden ſollen. * Volkstums⸗ und Heimatabend am Samstag, den 30. November. Auf dieſen Abend, eine gemeinſame Veranſtaltung des Landſchaftsbundes„Volkstum und Heimat“ und der NS⸗Gem.„Kraft durch Freude“ möchten wir jetzt ſchon hinweiſen. Er bringt unter anderem einen Lichtbildervortrag„Ge— ſchichte des Gaſthauſes zum Fürſten Alexan⸗ der“ eine hochintereſſante heimat⸗ und welt⸗ geſchichtliche Bildreportage von 1875-1888. Der Abend ſteht ferner im Zeichen des Volks⸗ tums, des Volkstanzes und Volksliedes un— ter Mitwirkung des Turnvereins, Männer- geſangvereins u. einer beſonderen Tanzkapelle. Nähere Einzelheiten in der Samstagsnummer. kaſſe 30 Pfg. Vorverkaufsſtellen: Franz Hof⸗ mann, Drehſcheibe; Gaſthaus Fürſt Alexan⸗ der; Vorſtand des Turnvereins; Ortsobmann der Geſangvereine, und Ortswalter der NS- Gemeinſchaft Kraft durch Freude, Pg. Braun. Verſammlung von Bauſparern. Heute Freitag Aband ½9 Uhr findet im „Ratskeller“ eine Verſammlung für Bau⸗ ſparer ſtatt, wozu alle Bauluſtige eingeladen find. Siehe Inſerat. Ein Butterhamſterer gefaßt. In Offenheim bei Alzey iſt es der Polizei ge⸗ lungen einen Butterhamſterer von Rieder⸗ Wieſen das Handwerk zu legen. Er hat nicht weniger als 26 Pfund Butter und 40 Eier im Dorf zuſammengehamſtert und wollte ſie gerade wegbringen, als er von der Polizei gefaßt wurde. Durch den Kuhſchweif verletzt. Ein Landwirt in Neuhof bei Fulda wurde beim Viehfüttern von einer Kuh mit dem Schweif ins Auge geſchlagen. Er wurde ſofort dem Fuldaer Krankenhaus zugeführt, wo ihm das Auge ausgenommen werden mußte. 4 BfR. Mannheim Amicitia Viernheim Am Sonntag brachten dieſe beiden Mann⸗ ſchaften es fertig, zwei bisher noch ungeſchla⸗ gene Gegner zu beſiegen. V.f. B. Mühlburg unterlag den Viernheimern und der 1. Pforzheim mußte ſich auf eigenem Platze dem beſſeren Spiel des VfR. beugen. Der letztere hatte in Pforzheim ſogar mehr Tore geſchoſ⸗ ſen als gegeben wurden. Nun iſt VfR. noch der einzige Verein in Baden, der in den Pflichtſpielen ohne Niederlage iſt. In Süd⸗ deutſchland iſt es neben ihm nur noch der I. FC. Nürnberg. Der VfR. wird alſo am Sonntag verſuchen, den Nimbus des Unbeſiegt⸗ ſeins zu erhalten. Die Viernheimer dagegen werden alles aufbieten, nach dem Sieg gegen VfB. Mühlburg auch dem VfR. Sieg und Punkte ſtreitig zu machen. Nachdem die Viern⸗ heimer durch Gölz verſtärkt antreten, wird es einen ſpannenden Kampf geben, bei dem der Sieger erſt beim Schlußpfiff des Schieds⸗ richters feſtſtehen wird. Das Treffen beginnt um ½3 Uhr auf dem Sportplatz an den Brauereien; ihm geht ein Spiel der Reſervemannſchaften voraus. * Fahrt zum Vi.f. R.⸗Platz! Alle Mitglieder, die im Beſitze des Reichsbundpaſſes ſind, auch die anderer Ver⸗ eine, welche am Sonntag mit der OEG. zum verbilligten Preis von 50 Pfg. zum Vf. R.⸗ Platz fahren wollen, haben ſich bis Sams⸗ tag abend 7 Uhr beim Vorſitzenden Fritz Kempf zu melden, und dort den Fahrpreis von 50 Pfg. zu entrichten. Abfahrt gemeinſam 13,18 Uhr.— Die Erwerbsloſen ſeien noch beſonders darauf hingewieſen, daß ſie, wenn ſie den verbilligten Eintrittspreis haben wollen, ſich den gelben Ausweis beſchaffen müſſen. Dieſer iſt morgen Samstag von 4—6 Uhr und Sonn⸗ tag früh von 10—11 Uhr auf dem Büro des Waldſportplatzes zu haben. Lichtbild und 10 Pfg. mitbringen! Werdet Mitglied 2 FC. Karten im Vorverkauf 20 Pfg., an der Abend⸗ B. D. M.⸗ Ortsgruppe Der B.d. M., Gruppe Viernheim, teilt mit: Alle Mädchen, die ſich jetzt nun zur Auf⸗ nahme in den B.d. M. gemeldet haben, wollen ſich heute Freitag, 22. 11. 35, abends 1½9 Uhr, im Saale des Freiſchütz melden. I. Uiernheimer Tonfilmschau Der im ganzen Reich mit dem größ⸗ ten Erfolglaufende Großfilm Der alte und der junge Rönig Heute Freitag letztmals im Central-Film⸗Palaſt! Die Handlung entwickelt ſich aus einem der bedeutendſten und intereſſanteſten Zeitab⸗ ſchnitte der Zeit Friedrich Wilhelm I., von Preußen, des Soldatenkönigs, deſſen Sohn Friedrich der Große, der„Alte Fritz“ wurde. Wie der Vater ſeinen Sohn zu dem formt, was er ſpäter wurde, das ſchildert die Hand⸗ lung dieſes Filmes. Die Thea von Harbou die bekannteſte deutſche Filmdichterin, geiſtige Schöpferin zahlreicher deutſcher Großfilme— und Rolf Lauckner der führende deutſche Dramatiker der Jetztzeit— geſtalteten. Die Handlung bleibt ſtets menſchlich, ſie wird nie nur„hiſtoriſch“ die Menſchen, ihr Streben, Kämpfen, Lieben, Haſſen, Siegen und Unter- liegen, das macht den Inhalt des Filmes aus, nicht etwa kalte Geſchichtstatſachen. Und gerade deshalb wirkt ſie ſo ſtark, ſo heutig, denn dieſe Menſchen fühlen und handeln ge⸗ nau ſo, wie Menſchen in ihrer Lage auch heute handeln würden oder handeln müßten, das ſchafft zugleich eine intereſſante Parallele zu unſeren Tagen. Die Elite der deutſchen Schauſpieler wirkt in dieſem Film. Nicht ein, ſondern mehr als ein Dutzend„Stars“ wirken in dieſem Film mit. Jede, ſelbſt die kleinſte Rolle wurde mit dem hervorragenſten Schau⸗ ſpieler beſetzt, der ſich finden ließ. So findet man ſelbſt kleinere Rollen mit berühmten Dar⸗ ſtellern beſetzt. Die Elite der deutſchen Künſt⸗ ler marſchiert in der Beſetzungsliſte auf, ge— führt von dem unübertrefflichen Emil Jannings, der die Rolle Friedrich Wil⸗ helm 1., die er ſeit Jahren als ſeine Lieb⸗ lings⸗ und Sehnſuchtsrolle herbeiwünſchte, nicht nur ſpielt, ſondern lebt. Ferner Leopol⸗ dine Konſtantin, Claus Clauſen, Georg Alexander, Marieluiſe Claudius, Werner Hinz, Walter Janßen, Theodor Loos, Rudolf Klein-Rogge, Fritz Odemar, Friedrich Ulmer, Eugen Rex, Paul Henkels, Hans Leibelt, Wal⸗ ter Steinbeck, Friedrich Kayßler, Carola Hehn, Ellen Frank. Der äußere Rahmen iſt außer⸗ gewöhnlich glanzvoll. Die ſchönſten und be⸗ rühmteſten Bauten erſtehen in dieſem Film: Das Potsdamer Schloß und das Schloß von Rheinsberg ſind die Höhenpunkte. Wir er⸗ leben in dieſem Rahmen Empfänge und Feſte im Potsdamer Schloß, Konzert und Ballett⸗ abende im Schloß Rheinsberg mit, wir ſehen die berühmte Parade der langen Kerls auf dem Potsdamer Exerzierfeld und vieles andere mehr. Von der Reichsfilmkammer erhielt die⸗ ſes Filmwerk die höchſte Auszeichnung die es gibt. Dieſe einzigartige Filmſehenswürdigkeit wird ſich jeder Filmfreund anſehen. Auch die Nichtfilmfreunde ſind herzlichſt eingeladen, der N. S. v. denn wer intereſſiert ſich nicht für dieſes Film⸗ werk. Vereins- Anzeiger Turnverein von 1893 e. V. Abteilung Fußball). Sportprogramm: Sonntag, den 24. Nov. 35: vorm. 9,30 Uhr Viernheim Jugend Jahn Weinheim Igd. nachm. 12,45 Uhr: Viernheim 2. gegen Hemsbach 2.; nachm. 2,30 Uhr: Viern⸗ heim 1.— Hemsbach 1.— Die Schüler ſind ſpielfrei! Heute Abend 8 Uhr müſſen die Schüler reſtlos erſcheinen in der Sporthalle. 8,30 Uhr Spielerverſammlung, wozu alle Aktiven erſcheinen müſſen wegen der Fertigſtellung der Reichsbundpäſſe. Wer ſein Paßbild noch. nicht abgeliefert hat, muß dasſelbe heute Abend mitbringen. Dies iſt der letzte Termin. Die Spielleitung. Sportvereinigung Amieitia 09. Heute Abend 8 Uhr Spielerverſammlung, wozu ſämtliche Fuß- und Handballer, auch Jugend zu erſcheinen hat. Paßbilder ſind unbedingt mitzubringen, da vom kommen⸗ den Sonntag ab jeder Spieler den Reichs⸗ bundpaß haben muß. Der Vorſtand. Odenwaldklub(Ortsgruppe Viernheim). Sonntag, den 24. 11. Wanderung: Wein⸗ heim und Umgebung. Abfahrt 12,42 Uhr OEG. Gäſte willkommen! Tabahfachſchaft Heute Abend ½9 Uhr Gruppenführerſitz⸗ ung bei M. Ringhof im„Deutſchen Haus“ -Die Gruppen 13— 16 können ihre Sand⸗ blatt⸗Schecks in der Milchzentrale ſofort abholen. Bekanntmachungen Betr.: Arbeitsbuch. Zwecks Erfaſſung der in der Land⸗ und Hauswirtſchaft beſchäftigten Arbeitnehmer für die Ausſtellung der Arbeitbücher werden alle Landwirte, die irgendwelches Perſonal, wie Knechte, Mägde, Landhelfer ſowie nicht mehr ſchulpflichtige Söhne und Töchter beſchäftigen, aufgefordert, ſich bis ſpäteſtens Monatg, den 25. ds. Mts. auf dem Rathaus Zimmer 13— zu melden. Dasſelbe gilt auch für alle Haushaltungsvorſtände, die Dienſtboten be⸗ ſchäftigen. N Viernheim, den 21. November 1935. * Betr.: Steuerſprechtage. Der nächſte Sprechtag des Finanzamtes wird am Donnerstag, den 5. Dezember 1935 auf dem hieſigen Rathaus ſtattfinden. Die⸗ jenigen Steuerpflichtigen, die an dieſem Tage vorſprechen wollen, müſſen ſich bis ſpäteſtens Montag, den 2. Dezember, mittags 12 Uhr, bei uns— Zimmer 21— melden und genau angeben, in welcher Sache die Beſprechung mit dem Finanzamt gewünſcht wird. Später Anmeldende können auf Erledigung ihrer Steuerangelegenheit an dem betreffenden Sprechtag nicht rechnen. Viernheim, den 19. November 1935. Bürgermeiſterei Viernheim Bechtel. Verantwortlicher Schriftleiter: Johann Mar⸗ tin, Viernheim; verantwortlicher Anzeigenlei⸗ ter: Johann Martin, Viernheim; Druck und Verlag: Johann Martin, Viernheim, Adolf Hitlerſtraße 36; D. A. X 1935 950. Zur Zeit iſt die Preisliſte Nr. 4 gültig. die ſchen! 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