5 1 1 — Viernheimer Anzeiger (Viernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn und Feiertage. 740 l. Beilagen: zweimal jährlich den Sommer- und Winter Fahrplan Wandkalender.— Annahme von Bezugs⸗Beſtellungen in der Geſchäftsſtelle u. bei den Boten Weitperbreſtete Tageszeſtung— hacbrichten · und Anzeigenblatt Fernſprecher 117.— Drahtanſchrift: Anzeiger, Viernheim— Poſtſchect 21577 Frankfurt a. M., Einzel⸗Verkauf der Zeitung von der Geſchäftsſtelle 5 Pfg., Samstags 10 Pfg. frei ins Haus gebracht.— Wochenende“, — Bezugspreis monatl. wöchentlich das„Illuſtrierte und den Viernheimer Zeitung Anzeigenpreiſe: Die 12geſpaltene Geſchäftsſtelle u. von an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen bei Wiederholung abgeſtufter Nachlaß. mittags 9 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer ſämtlichen Anzeigen⸗Mittlern Deutſchlands u. des Auslandes Ankündigungen in dieser Zeitung linden weiteste Verbreitung Plazwünſche dei Anzeigen werden nach Möglichkeit verückſichtigt.— Fur die Aufnahme (Diernbeimer Bürger-Ztg.— Viernh. Volksblatt) Millimeter-Zeile 3 Pfennig, Textſpalte 12 Pfennig — Annahmeſchluß für Anzeigen aller Art vor⸗ kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Geſchüftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 36 Nr. 275 Dienstag, den 26. November 1935 52. Jahrgang Ein wichtiges Geſetz Mit dem 1. Dezember dieſes Jahres tritt ein vom 5. November datiertes Geſetz in Kraft, das jeden arbeitenden Deutſchen di⸗ rekt oder indirekt ſtärkſtens berührt. In fünf Paragraphen wird angeordnet, daß in Zukunft die geſamte Arbeitsvermittlung, Berufsberatung und dor allem die Lehr⸗ ſtellenvermittlung nur durch die Reichsan⸗ ſtalt für Arbeitsvermittlung geſchehen darf. Damit iſt die Arbeitsvermittlung im geſam⸗ ten Reich zentraliſiert. Mit zwei Ausnahmen, die ſich auf Arti⸗ ſten beziehen, iſt jetzt ſchon die Arbeitsver⸗ mittlung außerhalb der Reichsanſtalt reſtlos unterbunden. Die Vorteile einer ſolchen Konzentration liegen auf der Hand. Man hat bei der Behörde einen klaren Ueberblick über die Arbeitsmöglichkeiten. Man kann vor allem eine umfaſſendere Planung be— treiben. Es zeigt ſich mehr denn je, daß die Bekämpfung der Arbeitsloſigkeit kein ört⸗ liches, ſondern immer mehr das Problem einer einheitlichen Planung über das ganze Reich hin iſt. Die ſchwerſte Sorge ſtellt unzweifelhaft die Untervringung aller derjenigen Arbeits— loſen dar. die infolge techniſcher Fortent⸗ wicklung oder wirtſchaftlicher Wandlungen kaum noch Hoffnung haben können. in ihrem alten Unternehmen oder überhaupt ihrem derzeitigen Wohnſitz unterzukommen. Die Arbeitsvermittlung geht hier Hand in Hand mit der Umſiedlung und der Umſchu⸗ lung der Erwerbsloſen. Wiederholt haben führende Männer der Bewegung darauf hingewieſen, daß in man⸗ chen Gebieten Deutſchlands ein empfind⸗ licher Mangel an Arbeitskräften auftritt und daß in manchen Induſtriegruppen Fachar⸗ beiter kaum noch zu bekommen ſind. Umge⸗ kehrt ſtellen ſo große Zentren wie das Ruhrgebiet, wo die Techniſierung des Berg⸗ baues viele Zehntauſende von Bergarbei⸗ tern für immer der Ausſicht beraubt hat, im Bergbau unterzukommen und viele an— dere Induſtriezweige die dortigen Landes— arbeitsämter vor faſt unlösbare Aufgaben. Durch die Zentraliſation wird die Reichsan⸗ ſtalt unzweifelhaft eine weit großzügigere Tätigkeit als bisher entfalten können. Sie erhält aber auch das überaus ſchwie⸗ rige Gebiet der Berufsberatung und Lehrſtellen vermittlung in die alleinige Obhut übertragen. Damit iſt die Unſicherheit, die bis jetzt vornehmlich auf der Berufsberatung laſtete, beſeitigt. Durch eine einheitliche Berufsberatung wird man auf weitere Sicht ſchon jetzt für Nachwuchs in all den Erwerbszweigen ſorgen können, denen es daran mangelt. Man wird aber noch mehr vorbeugend eine Ueberfüllung in anderen Zweigen verhindern können. Wir werden ja nach unſerem Altersaufbau in abſehbarer Zeit einen ſpürbaren Mangel an Lehrlingen haben. Umſo planmäßiger und weitſchauender wird daher Berufsbera— tung und Lehrſtellenvermittlung geſchehen müſſen. Es gibt Gebiete wie Oberſchleſien uſw., die einen ſolchen Ueberſchuß an Ju— gendlichen haben, daß es faſt unmöglich iſt, die notwendigen Lehrſtellen zu beſchaffen, während andere Gebiete einen ſtarken Man⸗ gel leiden. Daneben aber ſteht das große Problem der Unterbringung der aus dem Militär⸗ dienſt Entlaſſenen. Das Reich hat ein wohlbegründetes Intereſſe daran, der jungen Generation, die ihre Pflichten ge⸗ genüber der Nation erfüllt hat, einen Ar⸗ beitsplatz zu verſchaffen, um das moraliſche Kapitel der Erziehung im Arbeitsdienſt und Militär auch der Wirtſchaft dienſtbar zu machen. Es hat aber auch daneben ſtärkſtes Intereſſe an der Unterbringung der alten Kämpfer Der Führer ſchafft die neuen Arbeits— möglichkeiten, aber für reibungsloſe tech⸗ niſche Durchführung des Einſatzes der Ar⸗ beitskräfte wird die Reichsanſtalt zu ſorgen haben. König Georgs Einzug in Athen Feierlicher Empfang des zurütkgelehrten Herrschers in der griechiſchen Hauntſtadt Athen, 25. November. König Georg II. von Griechenland, der in Begleitung des Thronfolgers Prinz Paul an Bord des ftreuzers„helli“ im hafen von Alt-Phaleron eintraf, hielt nach zwölfjähri⸗ ger Verbannung ſeinen Einzug in der grie; chiſchen Hauptſtadt. Der etwa 50 Prachtwagen umfaſſende kö⸗ nigliche Zug nahm von Alt⸗Phaleron aus ſeinen Weg durch die 6 Kilometer lange Syngros⸗Allee, die mit Fahnen und Gir⸗ landen reich geſchmückt war. Hinter einem dichten Spalier von Truppen aller Waffen⸗ gattungen ſäumte eine rieſige Menſchenmenge die Straßen. Immer wieder erſchollen Hoch⸗ rufe auf den König und den Thronfolger. die ununterbrochen grüßten. An der Grenze der Stadt Athen hatten die Bürgermeiſter aller griechiſchen Städte, die Präſidenten der Stadtverwaltungen und anderer Körper- ſchaften Aufſtellung genommen. Kanonen⸗ ſchüſſe gaben das Zeichen zu einem allge⸗ meinen Glockengeläute. Dann entbot der Bürgermeiſter von Athen dem König den Willkommensgruß der alten Hauptſtadt. Der König dankte für den Empfang. Durch die feſtlich geſchmückten Straßen ging es dann zur Kathedrale, wo ein feierliches Hochamt abgehalten wurde. Nur geladene Herren, Offiziere, Diplomaten und hohe Beamte nahmen an dem Gottesdienſt teil. Im An⸗ Die Petroleum⸗Sperre vertagt Laval hat eine Alempauſe durchgeſetzt Genf, 25. November. Die neue Tagung des Arbeitsausſchuſſes der Sanktionskonferenz, der am 29. Novem- ber zuſammentreten und über die Erweite⸗ rung der Verbotsliſte für Rohſtofflieferun⸗ gen nach Italien beſchließen ſollte, iſt auf Antrag des franzöſiſchen Miniſterpräſiden⸗ ten Laval verſchoben worden. Laval hat, wie verlautet, ſeinen Schritt mit der inner⸗ politiſchen Lage Frankreichs, die ihm eine Reiſe nach Genf unmöglich machen würde, begründet. Der Vorſitzende der Sanktions⸗ konferenz, de Vasconcellos, wird in den nächſten Tagen einen neuen Zeitpunkt feſt⸗ ſetzen. Wie aus London berichtet wird. glaubt der diplomatiſche Korreſpondent der„Mor⸗ ning Poſt“, daß Lavals Widerſtand die Oel⸗ ſperre unmöglich machen werde. Ferner ſagt der Korreſpondent, das italieniſche Oberkommando habe nicht die Abſicht, den Vormarſch in Tigre viel weiterzutreiben, da es in poli⸗ tiſcher Hinſicht einen Unterſchied zwiſchen den amhariſchen und den nichtamhariſchen Ge⸗ bieten Abeſſiniens mache. Es hoffe, einen weiteren Gebietsſtreifen zu erhalten., der Eritrea mit Italieniſch⸗Somaliland verbinde und Danakil, Ogaden und möglicherweiſe Harrar einſchließen werde. Dieſe Provinzen würden vom Völkerbund einem italieniſchen Mandat unterſtellt und von Italien durch die Entwaffnung des übrigen Abeſſiniens geſichert werden. Dies ſeien die Bedingungen, über die Italien jetzt zu verhandeln bereit ſei. Dieſe Bedingungen ſeien vor 14 Tagen von der britiſchen Regierung als unannehm⸗ bar bezeichnet worden, und wenn auch die Franzoſen neue Anſtrengungen unternäh⸗ men, ſo deute nichts auf eine Aenderung der britiſchen Haltung hin. Die Abeſſinier im Angriff Erbitterte Kämpfe im Vergland— Italieniſche Verſtärkungen Asmarc, 25. November. Nach einem Funkſpruch des Kriegsbe⸗ richterſtatters des DNB ſoll das Korps Ma⸗ ravigna in verſchiedenen Zuſammenſtößen abeſſiniſche Truppen zurückgeſchlagen haben, die dabei ſchwere Verluſte erlitten hätten Die Front Dolo Makalle iſt durch das Korps Santini verſtärkt worden. Man ſcheint dort mit einem ſtarken abeſſiniſchen Gegenſtoß zu rechnen. Dafür ſpricht, daß zwiſchen Amba Alatſchi und Deſſie ſtarke Anſammlungen abeſſiniſcher Truppen, ſchätzungsweiſe mehrere hunderttauſend Mann. feſtgeſtellt werden konnten. Offenbar haben Ras Seyoum und Ras Kaſſa ſich verei⸗ nigt und gemeinſam die Stellungen mit ihren Truppen beſetzt. iſt die Abteilung des Generals Mariotti, die den linken italieniſchen Flügel zu decken hat, erneut im Vormarſch begriffen, um Störun⸗ den durch abeſſiniſche Truppen zu verhin- ern. der Nordfront eine für die Truppen erfolgreiche Schlacht in der Gegend bon Makalle ſtattgefunden. Den Trup⸗ penabteilungen des Dedſchas Wores gelang es bei Halawe drei italieniſche Bataillone vernichtend zu ſchlagen und Maultiere und Munition zu erbeuten. Auf italieniſcher Seite ſoll der Kommandeur und zahlreiche Soldaten getötet worden ſein. Die Meldung von dem Tode des abeſſini⸗ ſchen Kronprinzen wird als eine Ente be⸗ abeſſiniſchen An der Danakil-Front zeichnet. b ͤ E menden Donnerstag zur Veröffentlichung der Kampf um den Franken Neue Diskonterhöhung in Frankreich. Paris, 25. November. Die Bank von Frankreich hat ih⸗ ren Diskontſatz, der mit Wirkung vom 14. November um 1 o. H. auf 4 v. 5. und mit Wirkung vom 21. November nochmals um 1 v. H. auf 5 v. H. erhöht worden war, abermals um 1 v. H. auf 6 v. H. erhöht. Der Goldabzug, der in der Woche bis zum 16. November nach dem Ausweis der Bank von Frankreich faſt eine Milliarde er⸗ reicht hatte, ſoll ſich in der letzten Woche noch beträchtlich erhöht haben. Der Wochenaus⸗ weis der Bank von Frankreich, der am ke gelangt, ſoll— dem — einen Goldabzug von über anderthalb Milliarden aufweiſen. Die franzöſiſchen Goldreſerven wären damit von 70,389 auf unter 69 Mil⸗ liarden geſunken. Das Blatt ſagt dann wei⸗ ter, es ſeien die großen Kapitalien. die faſt ausſchließlich nach Neuyork abwanderten. Die Goldausfuhr ins Ausland zu unterbin⸗ den hieße aber, den Franc entwerten. Das franzöſiſche Geld würde damit aufhören, eine ſtabile Währung zu ſein, die ſich nach freiem Ermeſſen in Gold umwechſeln laſſe. Ein Goldausfuhrverbot würde einen ſofor⸗ tigen Sturz des Franc nach ſich ziehen. „Paris Midi“ zufolge Nach Berichten aus Addis Abeba hat an ſchluß daran fuhr der König zum Grabmal des unbekannten griechiſchen Soldaten, um dort in Begleitung des Thronfolgers einen Kranz niederzulegen. Auf der ganzen Fahrt durch die Stadt wurde der König mit großem Jubel be⸗ grüßt In allen Straßen waren die Fenſter und Balkone von begeiſterten Menſchen be⸗ ſetzt. Auf dem rieſigen Metropolis⸗Platz harrte eine unüberſehbare Menſchenmenge, um den heimgekehrten Herrſcher zu begrü⸗ zen. Zablloſe Angehörige der Landbevöl⸗ kerung waren nach der Hauptſtadt gekom⸗ men. Teilweiſe waren ſie tagelang unter⸗ wegs geweſen und mußten im Freien über⸗ nachten, da ſämtliche Unterkunftsmöglichkei⸗ ten in Athen überfüllt waren. Jellicoes Veiſetzung Feierliches Staatsbegräbnis. London, 25. November. Unter großer Anteilnahme des engliſchen Volkes fand das feierliche Staatsbegräbnis des Großadmirals Jellicoe in der Londoner St. Pauls⸗Kathedrale ſtatt. An der Spitze des prachtvollen Trauerzu⸗ ges marſchierte eine Matroſenwache, gefolgt von mehreren Muſikkapellen. Die Geſchütz⸗ lafette, auf der der Sarg ruhte, wurde von Matroſen gezogen. Auf dem Sarg, der in die britiſche Flagge eingehüllt war. lagen der Hut und das Schwert des Verſtorbenen. Neben dem Sarg ſchritten mehrere franzöſi⸗ ſche Admirale und als Vertreter der deut⸗ ſchen Kriegsmarine Flottenchef Vizeadmiral Förſter, die ſpäter den Sarg gemeinſam in die St. Pauls-Kathedrale trugen. Abteilungen der Flotte, der Luft⸗ ſtreitkräfte und des engliſchen Frontkämpfer⸗ verbandes beſchloſſen den Zug. Tauſende von Menſchen hatten ſich an den Straßen angeſammelt, um dem letzten Gang des Großadmirals beizuwohnen. In der dichtgefüllten St. Pauls⸗Kathe⸗ drale fand ein feierlicher, vom Erzbiſchof von Canterbury abgehaltener Trauergottes⸗ dienſt ſtatt. Auch der Großadmiral Lord Beatty, Lord Jellicoes Nachfolger als Ober⸗ befehlshaber der Hochſeeflotte im Weltkrieg, nahm an der Feier teil. Punkt 12 Uhr wurden im Hyde-Park 19 Kanonenſchüſſe abgefeuert. Bald darauf wurde der Sarg Lordgellicoes in der Krypta der St. Pauls⸗Kathedrale, nur wenige Me⸗ ter vom Grabe Nelſons entfernt, verfenkt. Der Abfall von Olt⸗Hopei Enkſendung chineſiſcher Truppen. Tokio, 25. November. Der Oberkommandierende des Militärbe— zirks Peiping—Tientſin, General Sung⸗ tſcheyuan, hat nach der Erklärung der Selb⸗ ſtändigkeit von Oſt⸗Hopei drei Kompa⸗ nien Infanterie nach Tungtſchau, der Haupt⸗ ſtadt des abgefallenen Gebiets, geſandt. Die japaniſchen Militärbehörden haben gegen dieſe Maßnahme unter Berufung auf den Waffenſtillſtand von Tangku, durch den chi⸗ neſiſchen Truppen das Betreten der entmili⸗ tariſierten Zone unterſagt wurde, Proteſt eingelegt. Meldungen aus Tientſin zufolge ver⸗ anſtalteten dort 8000 Chineſen eine Kund⸗ gebung und beſetzten alle öffentlichen Ge⸗ bäude, wurden jedoch aus dem Polizeiprä⸗ ſidium wieder vertrieben. Die chineſiſchen Behörden haben die ſapaniſchen Militärbe⸗ hörden gebeten, ihnen bei der Aufrechterhal⸗ tung von Ruhe und Ordnung in Tientſin behilflich zu ſein. Der Sprecher des ſapaniſchen Auswär⸗ tigen Amtes erklärte, die japaniſche Regie⸗ rung erwarte von der Nanking⸗Regierung genaue Vorſchläge für die Durchführung der von Tſchiangkaiſchek angenommenen japani⸗ ſchen Forderungen. — * ——— e . — Vor zwanzig Jahren Vernichtung der ſerbiſchen Armee. Seit ſechs Wochen tobt der Kampf in den ſerbiſchen Bergen. Unter Mak⸗ kenſens Oberbefehl drängen die verbünde⸗ ten Truppen den von Süden anmarſchie— renden Bulgaren entgegen, um ſich mit ihnen zu bereinigen. Die lebenswichtige Bahnlinie Berlin— Sofia— Konſtantino⸗ pel iſt bei Niſch erreicht und damit die Ver⸗ bindung mit der Türkei gewon⸗ nen worden. Unaufhaltſam ziehen ſich die Serben in vollſtändiger Auflöſung zurück. Noch hoffen ſie. daß ihr Schickſal ſich wen⸗ den möge, wenn die rechtswidrig in Salo— niki auf neutralem griechiſchen Boden gelan— deten Ententetruppen über Mazedonien zu Hilfe eilen. Ueber die ſchneebedeckten Berge geht die harte Verfolgung und umklammert die Serben don drei Seiten. Auf dem Am- ſelfeld bei Priſtina ſtellen ſich die Verfolgten noch einmal zur Schlacht. Ver⸗ geblich iſt der letzte Verſuch, das Schickſal zu wenden Verhungerte, erfrorene und tote Soldaten und Pferde liegen auf dem ver— ſchneiten Amſelfeld. 150 000 Mann ſind ge⸗ fangen. König Peter, nun ein Fürſt ohne Land, rettet ſich, nur von dem ruſſiſchen Ge— ſandten begleitet, über die Berge in fremdes Land. 50 000 ſeiner Soldaten fliehen über die albaniſche Grenze auf italieniſche Schiffe. n Neue Wirtſchaftsführung Miniſterpräſident Siebert in Zürich. Zürich, 26. November. Miniſterpräſident Siebert erwähnte zu Beginn einer großen Rede vor der deutſchen Handelskammer in Zürich ſeine perſönlichen Beziehungen zu der Schweiz aus ſeiner Bür— germeiſtertätigkeit in Lindau und ſprach dann über das Thema„Neue Wege in der deutſchen Wirtſchaftsinduſtrie“. Er ging auf die Lage der deutſchen Wirtſchaft vor drei Jahren und auf die Gründe dieſer Lage ein, führte die ſchlimmſten Bedingungen des ſo— genannten Friedensvertrages, ihre politi— ſchen, finanziellen und wirtſchaftlichen Fol⸗ gen für Deutſchland vor, die Inflation, die Entwicklung der Scheinblüte infolge der Schuldenwirtſchaft bis zum Zuſammenbruch der Wirtſchaft. Bei dieſer Lage Deutſch— lands ſeien die alten ausgetreten Gleiſe des Wirtſchafts- und Soziallebens nicht geeig— net geweſen, die furchtbare wirtſchaftliche und politiſche Not des deutſchen Volkes zu wenden. Die neu zu beſchreitenden Wege hätten zunächſt eine neue Wirtſchaftsgeſinnung im deutſchen Volk auslöſen müſſen, wenn ſie Erfolg bringen ſollten. Der neue Staat ſtellte den Plan auf, nach dem die Gebiete des Wirtſchaftslebens ſich zu entwickeln ha— ben. Die wirtſchaftliche Weltanſchauung im neuen Deutſchland ſei eine bewußt ſozialiſti⸗ ſche. Dann kam der Vortragende eingehend auf die D Neuorganiſation der Wirtſchaft zu ſprechen und führte aus, daß das größte Ziel in materieller Hinſicht zunächſt die Rettung der Landwirtſchaft und die Wiederbeſchäftigung des deutſchen Ar- beiters geweſen ſei. Zum Schluß ſeiner Ausführungen erklärte der Redner, daß das neue Deutſchland ebenſo weit entfernt ſei von bolſchewiſtiſcher Wirtſchaftsführung, wie von der Ueberant⸗ wortung der Wirtſchaft an das Groß⸗ kapital. Die Welt werde das neue Deutſch— land zur Mitarbeit bereitfinden. Deutſche Tagesſchau Poſtwiſſenſchaftliche Woche. Reichspoſtminiſter Freiherr von Eltz⸗ Rübenach eröffnete an der Berliner Uni⸗ verſität die 19. Poſt⸗ und Telegraphenwiſ⸗ ſenſchaftliche Woche, die in Verbindung mit dem Reichspoſtminiſterium von der Verwal⸗ tungsakademie Berlin für mehr als 500 Poſtbeamte,-Angeſtellte und Arbeiter durchgeführt wird. Der Miniſter, der insbe— ſondere die Teilnehmer aus der Freien Stadt Danzig und die Kameraden aus dem be— freiten Saarland willkommen hieß, betonte, daß die wiſſenſchaftlichen Wochen im natio— nalſozialiſtiſchen Staat vor allem den Zweck verfolgten, das Vertrauensverhältnis zwi— ſchen Führung und Gefolgſchaft der Reichs⸗ poſt enger und feſter zu geſtalten. Während die früheren Wochen in erſter Linie der rein fachlichen Fortbildung dienten, ſei„nunmehr die Vertiefung des Wiſſens um die national⸗ ſozialiſtiſche Weltanſchauung und ihre Aus— wirkung auf die Arbeitsgebiete der Deutſchen Reichspoſt in den Vordergrund geſtellt.“ S A-Dienſt an den Hochſchulen. Im Einvernehmen mit der Oberſten SA⸗ Führung ordnet der Reichserziehungsmini— ſter an, daß Studenten, die der SA ange— hören, bei der Immatrikulation eine Be⸗ ſcheinigung der zuſtändigen Standarte vorzulegen haben, aus der hervorgeht, daß ſie einer SA⸗Formation zur Dienſtleiſtung zugewieſen ſind. Der SA angehörende Stu⸗ denten, die ſich um Gebührenerlaß. Stipen⸗ dien uſw. bewerben, müſſen durch Beſchei⸗ nigung ihrer Standarte nachweiſen, daß ſie bis zum Zeitpunkt der Bewerbung Dienſt in der SA getan haben bezw. ordnungsgemäß beurlaubt ſind. Studenten, die alte und be⸗ währte SA⸗Männer ſind, ſind bei der Ge⸗ währung von Unterſtützung bevorzugt zu behandeln. Die feierliche Einführung des Großen Senats des Reichsgerichts. Im Reichsgericht zu Leipzig fand die feierliche Ernennung und Einführung der Mit⸗ glieder des Großen Senats ſtatt. Im Bilde Reichsjuſtizminiſter Dr. Gürtner bei der Verpflichtung der Mitglieder des Großen Senats.(Weltbild— M.) Die Deutſchlandhalle Sportarena und Feſtſpielſtätte— Ein Meiſterwerk moderner Technik Am 29. November wird die neue Deutſchlandhalle. die ſchönſte und mo- dernſte Sporthalle Europas, eingeweihl. Unweit des Funkturms iſt in den letzten Monaten am Bahnhof Eichkamp in Berlin in aller Stille das gigantiſche Gebäude der Deutſchlandhalle erſtanden. Ihre doppelte Beſtimmung erfordert natürlich ganz beſon— dere techniſche Einrichtungen, deren Ver⸗ einigung nicht immer leicht war. Beiſpiels⸗ weiſe für ganz Europa dürfte die neue Aſchen-, Reit⸗ und Radrennbahn von etwa 210 Metern Länge ſein, deren Schöpfer, Architekt Schürmann, darin die beim Bau von gegen 30 Radrennbahnen gemachten Erfahrungen verwertet hat. Die neue Bahn iſt auch für Steher-Rennen eingerichtet, mo⸗ dei gegenwärtig noch im Bau befindliche Schrittmachermaſchinen eigener Konſtruk— tion eingeſetzt werden ſollen. Die Einfaſ⸗ ſungen verſchiedener Kurven ſind beweglich gehalten und können innerhalb kürzeſter Friſt abgebaut werden. wodurch breite Ein⸗ marſchtore entſtehen. Innerhalb von 12 Stunden kann die ganze Rennbahn abmontiert und in der doppelten Zeit gebrauchsfertig wie— derhergeſtellt werden. In ihrem ganzen Verlauf iſt die neue Rennbahn von jedem Platz aus überſichtlich. Von den oberſten Plätzen im zweiten Stock blickt man wie von einem Balkon 15 Meter tief hinab auf die rieſige Arena, in der in Kürze Deutſchlands beſte Rennfahrer zum Wettſtreit antreten werden. Eine beſondere Errungenſchaft verkörpern die gewaltigen Beleuchtungsanlagen. Rings um die Halle hat man einen Laufſteg errich— tet, der als Scheinwerfertribüne dienen wird. Jeder Scheinwerfer hat ſei⸗ nen eigenen Umlauf. Man verſpricht ſich hiervon vor allem bei den in Ausſicht ge— nommenen großen Volksfeſtſpielen mit bis zu tauſend Mitwirkenden eindrucksvolle Be- leuchtungseffekte. Die ganze Anlage hat die Form eines rieſigen Ovals, das durch wohl— durchdachte Anordnung der Sitzplätze und Tribünen einen Eindruck harmoniſcher Ge— ſchloſſenheit erweckt. Zahlreiche Duſch⸗ und Badekabinen, ſowie Umkleideräume ge⸗ währleiſten eine reibungsloſe Unterbrin⸗ gung der Statiſterie wie der Sportsleute bei Großveranſtaltungen aller Art. Außer- dem hat man Nebenhallen erbaut. die bei Bedarf zu Maſſengarderoben eingerichtet werden können. Großreſtaurants. die Tau— ſenden von Beſuchern Platz bieten, dienen der Verpflegung und Unterbringung der Zuſchauermengen in den Pauſen. Wäh⸗— rend bei Sportveranſtaltungen über 20 000 Beſucher in der Deutſchlandhalle Platz finden, iſt ber Feſtſpielen infolge der umfangreichen Büh⸗ neneinbauten die Zahl der Zuſchauer auf etwa 15 000 Perſonnen beſchränkt. Selbſt⸗ verſtändlich hat man in dem gewaltigen Bauwerk auch allen akuſtiſchen und opti— ſchen Anforderungen des Theaters Rech— nung getragen. Die Ausmaße der Bühne ermöglichen Aufbauten und Dekorationen bis zu 50 Metern Breite, ebenſolcher Tiefe und gegen 30 Metern Höhe Es werden nur aus beſonderem Anlaß Feſtſpiele zur Aufführung gelangen. Man wird hierzu bekannte Künſtler aus dem ganzen Reich verpflichten, doch ſollen die Eintrittspreiſe ſo niedrig gehalten ſein, daß jedem Volksgenoſſen der Beſuch möalich iſt. Ein mächtiger Gebäudeblock mit hohen ſchmalen Fenſtern, macht die Deutſchland⸗ halle auch in ihrem Aeußeren einen reprä— ſentativen Eindruck. Die Mauern ſind in hellen, freundlichen Farben gehalten. Be⸗ ſonderen Wert hat man auf die Geſtaltung des Haupteingangs gelegt, der als von acht ſchlanken Säulen getragener Vorbau in Er— ſcheinung tritt Der bei Großveranſtaltun⸗ gen zu erwartende Maſſenbeſuch bedingt natürlich auch umfangreiche Verkehrsein⸗ richtungen. Schönheit der Arbeiterwohnung Gemeinſchaftsaltion des Reichsheimſtättenamts und der N5⸗Frauenſchaft Berlin. 26. November. Der Siedlungsbeauftragte im Stabe des Stellvertreters des Führers. Dr. Ludo⸗ vici, weiſt in der amtlichen„Deutſchen Siedlung“ darauf hin, daß die auf Anord⸗ nung von Dr. Ley durch das Reichsheim— ſtättenamt und die Gauheimſtättenämter der DAF einge eitete Siedlungsarbeit be⸗ reits beachtliche Erfolge erzielen konnte. Die erſt im Laufe des Jahres 1934 errichteten Gauheimſtättenämter hätten nach dem Stande vom 1. Auguſt d. J. bereits an 21301 Siedlerſtellen und Wohnſtellen mit⸗ gearbeitet, von denen eine Anzahl ſich noch im Bau befindet. Weitere 59 000 Siedler⸗ ſtellen ſind in Vorbereitung. Das Reichs- heimſtättenamt wirkte an der Planbearbei⸗ tung von rund 100 000 Einzelſtellen und Wohnungen mit einem Beleihungswert von faſt 472 Millionen RM mit, wobei Fehl⸗ inveſtitionen verhindert werden konnten. Innerhalb des Keichsheimſtättenamts ſei eine Abteilung„Schönheit der Wohnung“ eingerichtet worden. Sie ſolle im engſten Juſammenwirken mit der NS-Frauenſchaft die wichtige Aufgabe in Angriff nehmen, in allen Wohnungen deutſcher Arbeiterfamilien für geſunde, kulturell und handwerklich wertvolle und für den wirtſchaftlichen Zweck brauchbare Einrichlungen zu ſorgen und alle Beſtrebungen in dieſer Richtung zu fördern. Durch Vereinbarung mit ſämtlichen in Be- kracht kommenden Stellen ſolle ein beſonde⸗ res Gütezeichen für Wohnungseinrichtungen und Hausrat geſchaffen werden, der zu tragbaren Preiſen angeboten werden ſoll. CCT Denkmalsenthüllung Auf der Grabſtätte des Generaloberſten von Linſingen. Hannover. 25. Noboember. Auf dem neuen St. Nikolai⸗Friedhof fand die feierliche Enthüllung und Weihe des auf Wunſch des Führers und Reichs⸗ kanzlers vom Reich geſtifteten Denkmals auf der Grabſtätte des verſtorbenen General⸗ oberſten von Linſingen ſtatt. Ueber dem ver⸗ hüllten Grabmal wehte die Reichskriegs⸗ flagge. In der großen Trauergemeinde ſah man u. a. die vom Standortälteſten. Gene⸗ ralmajor von Goßler, geführte Witwe des Verſtorbenen, zahlreiche weitere Angehörige. * 8 die Truppenkommandeure und Dienſtſtellen⸗ leiter, ſowie Vertreter der Partei und ihrer Gliederungen. Generalmajor von Goßler hielt die Gedenkrede. Er übergab den Ge⸗ denkſtein, eine dem Willen des Verſtorbe nen entſprechende einfache wuchtige Fels anlage aus Granit mit dem Wappen der Fa milie, ſowie Namen und Daten des Ent— ſchlafenen. ſeiner Beſtimmung. Für die Ge⸗ denkworte dankte der Vorſitzende des Lin— ſingen'ſchen Familienverbandes Rittmeiſter a. D. Kurt von Linſingen. Als Erſter legte darauf der Standortälteſte im Namen des Oberbefehlshabers des Heeres einen Lor⸗ beerkranz nieder. deſſen rote Schleife das 9 und das Eiſerne Kreuz ſchmük⸗ en. P Nebel und Kälte in Frankreich Schnee in den Gebirgen Frankreichs. Paris. 26 November. In Paris herrſchte am Sonntag ſtar— ker Nebel, der im allgemeinen Verkehr er— hebliche Schwierigkeiten hervorrief Am meiſten betroffen wurde neben dem Flug⸗ verkehr, für den der Pariſer Flughafen Le Bourget völlig ausfiel, der ſonntägliche Aus- flugsberkehr auf den großen Ausfallſtraßen. So mußten die Privatkraftwagen die Stra— ßenbahnen und Autobuſſe den ganzen Tag mit eingeſchalteten Scheinwerfern und mit größter Vorſicht fahren. Der Schiffahrts⸗ verkehr auf der Seine mußte in den Nach⸗ mittagsſtunden ganz eingeſtellt werden, da die Sicht kaum zehn Meter berrug. Am dick— ſten war der Nebel in den Pariſer Voror⸗ ten, wo man nicht einmal von einer Stra— ßenſeite auf die andere ſehen konnte. Auch der ſonntägliche Sportbetrieb wurde von der Unſichtiakeit beeinträchtigt. So mußte ein großes Fußballausſcheidungsſpiel um die Meiſterſchaft von Frankreich im Stadion bon Paris bei Halbzeit abgebrochen werden. Wie aus Südfrankreich gemeldet wird. haben in den Cevennen ſtarke Schneekälle eingeſetzt. In den höheren Gebiragslagen werden bereits Schneehöhen von 25 bis 30 Zentimetern gemeſſen. Die Temperatur üt auf 10 Grad Kälte gefallen. Auch in den franzöſiſchen Alpen ſchneit es ſeit Sonn⸗ tag. Die Schneedecke beträgt in einze nen höher gelegenen Orten bis zu 30 Zentime— ter. Nach einer Meldung aus Lyon mußte der kleine St. Bernhard⸗Paß für den Kraft⸗ wagenverkehr geſperrt werden. Sorge um den Südpolflieger Keine Nachricht von Lincolm Ellsworth. Neuyork. 25 November. Um das Schickſal des Fliegers Lincolm Ellsworth, der am Samstaagfrüh zu einem neuen Fluge im Südpolargebiet auf— geſtiegen war, herrſcht große Beſoranis Es fehlt jede Nachricht von dem Flieger. Der Brennſtoffvorrat war für 24 Stunden be— rechnet. Lebensmittel für acht Wochen hatte Ellsworth mitgenommen. An Bord des Flugzeuges befindet ſich ein Notſender, der eine Mitteilung ausſandte, die jedoch unver— ſtändlich blieb. An Bord des Hilfsſchiffes wird zurzeit eine Rettungsexpedition aus— gerüſtet. Man rechnet jedoch noch immer mit der Möglichkeit, daß der Flieger die Walfiſchbucht erreicht hat. der Wetterflieger 1000. Aufſtieg Dr. Reidats. Berlin 25. November. Auf dem Tempelhofer Feld ſtartete der Wetterflieger Dr. Rudolf Reidat zu ſeinem 1000. Wetterflug. Aus Anlaß dieſes ſeltenen Jubiläums wurden dem Wetterflieger bei ſeiner Landung zahlreiche Ehrungen zuteil. Der Wetterflieger führt ſeine Tätigkeit ſeit 1930 planmäßig durch. Täglich ſteigt er um 7.30 Uhr mit ſeinem Spezialwetterflugzeug zu etwa einſtündigem Fluge über Berlin auf, bei dem er bis zu 5000 Meter die ver— ſchiedenen Luftſchichten. Wolkendecken uſw. erkundet. Streik in Oſtoberſchleſien Dreitageausſtand in der polniſchen Schwer- induſtrie. Kaktowitz, 25. November. In Oſtoberſchleſien hat der angekündigte dreitägige Ausſtand der Belegſchaften be⸗ gonnen. Nach den bisher vorliegenden Mel⸗ dungen wird auf den Gruben faſt vollſtän— dig geſtreikt. Auf den großen Gruben, wie der Friedensgrube, der Wolfgang-Grube und der Mathilde-Grube hat die Arbeiter— ſchaft der Streikparole zu etwa 70 v. H. Folge geleiſtet Dagegen hat in der Hütten⸗ induſtrie der Ausſiand nur zu einem gerin— gen Teil begonnen. die Belegſchaft der größten Werke. der Friedens- und Falva⸗ Hütte, arbeiteten in der Frühſchicht vollſtän— dig. Auf der Bismarck- und der Königs⸗ hütte ſowie auf der Eintrachthütte wird zu 60 v. H. gearbeitet; nur die Arbeiterſchaft der Hubertus-Hütte arbeitet vollſtändig. Bei den Zinkhütten wird vollſtändig gearbeitet. geuche und Hochwaſſer in China Schanghai, 25. Nov. Nach einem Bericht aus der Provinz Kiangſu ſind im Norden der Provinz etwa 200 000 Menſchen, die das Hochwwaſſer obdachlos gemacht hatte, an Schwarzwaſſerfieber erkrankt. Das Flutge⸗ biet nimmt immer größere Ausmaße an. Heftige Schneeſtürme vergrößern die Leiden der ohnehin ſchon hart geprüften Bevölke- rung. Dreizehn Opfer eines Amokläufers. Amſterdam, 25. November. Wie aus Ampenau in Oſtindien berichtet wird, ereig⸗ nete ſich im Bezirk von Weſt-Lombok ein ſchwerer Fall von Amoklauf Ein Eingevo— rener. der ſich mit ſeiner Frau entzweit hatte, tötete ſie und ſeine beiden Kinder. Dans ſteckte er ſeine Hütte in Brand und rannte mit gezücktem Meſſer los. Der Ra⸗ ſende konnte erſt überwältigt werden, nach⸗ dem er 13 Menſchen getötet hatte. Zwei Leute wurden von ihm verletzt. ni die E dut 0 größe dern banr der nem enen bel lleil ſeit um geug lin ber · Uw. haft icht den 505 an ſe⸗ an. en Nachdruck verboten. Sie war jetzt voll von den Strahlen der Sonne um⸗ floſſen. Die beiden Farbigen betrachteten ſie entzückt, wie ſie das leichte Gewand aus dünner Seide, das ſie bis zu den Knien umgab, an ſich herabſinken ließ und wie eine Brunnennymphe in die kriſtallene Flut tauchte. Mit langen Stößen teilte ſie das lichte Waſſer, tauchte wie ein Fiſch, um wieder lachend an der Oberfläche des Sees zu erſcheinen und mit weißen Händen leuchtende Waſſer⸗ tropfen zum Ufer zu ſpritzen. Da wichen die beiden kleinen ſchwarzen Zwergmädchen aufkreiſchend zurück. Mit weit aufgeriſſenen Augen verfolgten die beiden kleinen Dienerinnen ihr Tun, und wenn ſie tauchte, drangen mehr als einmal die beſorgten Stimmen von Mejenga und Fatoma an Ilaros Ohr. Endlich hatte ſie genug. Waſſerſprühend wie eine Najade ſtieg ſie aus Ufer zurück, um ſogleich von Mejenga mit einem eigenartig flockigen Gewebe trockengerieben zu werden. Erſt als die köſtliche Weiße von Ilaros Haut rofig glänzte wie die Perle in einer Muſchel, ließ die Schwarze von ihr ab. 0 Schon hatte Fatoma ein neues Gewand für die Herrin in Bereitſchaft, das ſie ihr geſchickt überwarf. Inzwiſchen hatte Mejenga auf dem Waldboden herrliche Früchte aus⸗ gebreitet und rief: „Bibi Ilaro— das Frühſtück! Der Bwana wird auch gleich hier ſein.“ Da war er ſchon. Ein ſtattlicher, tiefgebräunter Mann, der aber deutlich an Geſichtsſchnitt und Körperbau die Merkmale europäiſcher Kultur aufwies, trat aus einem der Waldpfade zu dem Mädchen. Eine herriſche, aber nicht ungütige Bewegung ſcheuchte Mejenga und Fatoma tiefer in das Dickicht zurück, wo ſie ſich gleichfalls zum Eſſen niederließen, des Rufes ihrer Bibi jede Sekunde bereit. Tiefe Betroffenheit und grenzenloſe Erregung lagen um die Lippen des weißen Mannes. Seine tiefſchwarzen Haare durchzogen einzelne weiße Fäden, doch ſeine dunklen Augen leuchteten wie die eines Jünglings, und aus dem feſtgefügten, markanten Antlitz mit der geraden Naſe und den vollen Lippen ſprachen Energie und ſtarkes Wollen. Er war mit einem Gewand bekleidet, das ähn⸗ lichen Schnitt beſaß wie das des Mädchens, und über ſeiner Schulter hing ein Köcher mit Pfeilen ſowie ein Bogen, während er einen Revolver im Gürtel trug. Zärtlich beugte er ſich zu dem Mädchen herab und küßte es auf die friſchen Lippen. Innig ſchlang ſie die Arme um ſeinen Hals und erwiderte ſeine zärtliche Be⸗ grüßung. „Väterchen“, ſagte ſie dann,„was laſtet auf dir? Haſt du wieder deinen Kummertag? Kannſt du über der Liebe zu deiner Ilaro deine Tochter noch immer nicht vergeſſen, die du wohl niemals wiederſehen wirſt?“ Die Sechzehnjährige ſah traurig zu dem geliebten Vater auf. Denn ſie wußte es ja nicht anders, als daß ſie ſeine Tochter ſei, deren Mutter das heiße, tropiſche Klima ein allzu frühes Grab bereitet hatte. Es lag— geſchützt durch gewaltige Steine vor den Angriffen wilder Tiere— auf einer Waldwieſe, treu gepflegt von den liebevollen Händen Ilaros, die ſich der Mutter ebenſowenig noch erinnern konnte wie ihres rechten Vaters. Derjenige, der ſie als halb verſchmachtete Dreijährige neben den vom Blitz erſchlagenen Eltern auffand, war Europäer wie ſie. Er hatte eine ebenſo lange Irrfahrt hinter ſich wie Ilaros Eltern, als er das bildſchöne kleine Geſchöpf im Urwalde auffand. Durch Ilaro bekam ſein leeres und unfreiwilliges Daſein als König der Akka, der göttliche Verehrung genoß, endlich wieder Zweck und Ziel. Ja, das große Anſehen und die Verehrung, die ihm zuteil wurden, ſteigerten ſich noch, als er, das Kind auf den Armen, von jenem Jagdausflug zurückkehrte, der eigentlich Simba, dem Löwen, gegolten, der wieder ein— mal eine der weidenden Zwergkühe zerriſſen hatte. Seit jener verhängnisvollen Elefantenjagd im Moſchi⸗ lande, bei der Principe Giovanni di Bonaglia ein Opfer der verhängnisvollen hypnotiſchen Kräfte des Jägers Ayoba geworden war, lebte er als Oberhaupt der Py⸗ gmäen im Urwald. Genau wie der Vormann Bata es dem Herzog Enrico und ſeinen Freunden geſchildert, war Ayoba, der ſchlaueſte und flintſte Mann ſeines Stammes, mit Giovanni verfahren. Wie es freilich möglich geweſen, den hypnotiſierten Europäer durch halb Afrika zu bringen, ohne daß er erkannt wurde, konnte niemals aufgeklärt werden. Doch kaum war er bei den Akkaleuten angelangt, ſo wurde er zuerſt in ſein früheres Selbſt zurückverwandelt und dann mit größter Vorſicht und Verehrung behandelt. Giovanni hatte es eingeſehen, daß es keine andere Rettung für ihn gab, als ſich in das Leben dieſes Urwaldvolkes einzufügen. Nur ſo würde es ihm vielleicht einmal be⸗ ſchieden ſein, eine Möglichkeit zur Flucht wahrzunehmen. Es wurde ihm nicht allzu ſchwer, ſich an das Leben und die Sprache dieſes Stammes zu gewöhnen. Er hatte es gut bei ſeinen Entführern. Denn dieſe Zwerge, keiner größer als ein zehnjähriges Kind, wollten einen weißen Herrn. Es war ihnen geweisſagt worden, daß ſie nur N 22 Sc 2 Urheberrechtschutz: Fünf Türme-Verlag, Halle(Saale). KlOTHILDE LSTESNMANN. hatten die Akta ihren beſten Medizinmann, raub gelang. Im beſtimmten Umkreiſe ſeiner Reſidenz durfte„Lippu Baruti“—„König Schießpulver“— ſich völlig frei be⸗ wegen. Nur vier der Urwaldpfade waren ihm ſtreng verſchloſſen, und es hätte ihn unfehlbar das Leben ge⸗ koſtet, wenn er auch nur gewagt hätte, einen dieſer Wege zu betreten. Daraus ſchloß er, daß hier die Möglichkeit lag, ſich zu befreien. Aber wie ſollte er, ein Einzelner, gegen viele Hunderte von Akkamännern den Kampf um ſeine Freiheit wagen? Um zo mehr, als er im Laufe der Zeit eine innige, väterliche Zuneigung zu Ilaro gefaßt hatte. Unmöglich, Ilaro als Gefangene hier zurück⸗ zulaſſen! Wohl beſaß er ſeine Waffe und auch genügend Munition. Auf einer ſeiner Forſchungswege hatte er einen Berg gefunden, der Bleierz enthielt. Es war ihm endlich geglückt, aus dieſem Bleierz Kugeln herzuſtellen, die er mit Baumwolle füllte und beim Abſchuß mit Pulverſtein entzündete. Trotzdem könnte er es nicht wagen, den Kampf gegen einen ganzen Stamm auf⸗ zunehmen, und mußte alſo ſeine Befreiung dem Zufall überlaſſen. Er glaubte feſt daran, daß ſeine Freunde, der Herzog Enrico und Pepito Arleſi, alles tun würden, um ihn zu finden. Er wußte ja nicht, auf welch teufliſche Weiſe der Zwerg Ayoba den Freunden von ſeinem Tod durch den wütenden Elefanten berichtet hatte. Auch daß Annina in treuer Sorge an ihn dachte, davon war er ebenſo überzeugt, wie daß Mariella in guten Händen bei Annina wäre. Ob Annina ſeinen Brief, den er einſt einem Händler aus Timbuktu mitgegeben, erhalten hatte, das allerdings war unſicher! Doch einmal würde auch für ihn die Befreiungsſtunde ſchlagen, und ſein Kind— wenn es nicht längſt ver⸗ heiratet und glücklich war, lebte es wohl noch immer bei der Gefährtin ſeiner Jugendſpiele, die ihm ſicherlich eine zweite Mutter geworden war. Ein dankbarer Seufzer hob ſeine Bruſt, wenn er daran dachte, in wie guten Händen er ſein Liebſtes damals zurückgelaſſen hatte, als er wieder in die Ferne ging. Doch Ilaro ſah bekümmert zu ihm auf und ſchmiegte ihr lockiges Köpfchen an ihn. „Haſt du wieder keine Ruhe, Väterchen?“ bettelte ſie. „Bin ich denn nicht bei dir, dein Sonnenſchein?“ „Si, si, piccola mia! Weißt du denn noch immer nicht, kleiner Kolibri, daß du mein ganzes Glück biſt?“ Er küßte ihren roten Mund. „Padre mio, warum biſt du denn ſo traurig?“ Ilaro, die ebenſo geläufig italieniſch wie deutſch bei dem Prinzen gelernt hatte, drängte ſich dicht an ihn. Als er die Dreijährige im Walde gefunden und ſie mit einem erquickenden Trunk wieder ins Daſein zurückgerufen hatte, plapperte ſie ein paar deutſche Worte, und ſo erfuhr er ihre Mutterſprache. Sie wußte, daß ſie Irene Werner hieß, drei Jahre alt war und in einem Ort, der Neuſtadt hieß, gelebt hatte, bis ſie mit ihren Eltern„auf droßes Siff nach Affika“ kam.„Vati machte immer piffpaff mit ſowas“, dabei wies ſie auf Giovannis Waffe. Und er glaubte ihr, trotzdem er keinerlei Waffen bei dem toten Ehepaar gefunden hatte. Unſägliches Glück wurde ihm durch das Kind beſchert, das ihm der Himmel geſchickt hatte. Und der Fürſt hatte ſich einen heiligen Eid geſchworen, in dem elfenhaft lieblichen Kinde auch dann ſeine zweite Tochter zu ſehen, wenn jemals ſein ſollte. „Erzähl von meiner großen Schweſter, Vater!“ bat Ilaro jetzt träumeriſch. Sie verdankte dieſen Namen der Akkafrau, die ſie mit ihren Kindern zuſammen unter Giovannis liebevoller Auſſicht aufgezogen. Denn Ilaro ſeine Befreiungsſtunde herangekommen hießen viele Mädchen des Stammes, und bald hatte ſich auch der Fürſt ſo daran gewöhnt, daß er den Namen Irene ganz beiſeite ließ. Träumeriſch ſah Giovanni in die Ferne: „Deine große Schweſter, meine kleine Ilaro? Sicher⸗ lich iſt ſie ſchon verheiratet— hat einen Mann, der ſie lieb hat und für ſie ſorgt. Wenn ich die Zeitrechnung noch richtig im Kopfe habe, wird ſie bald einundzwanzig Jahre ſein. Sicherlich iſt ſie ſo ſchön und blond und gut ge⸗ worden wie ihre Mutter.“ „Lippu Baruti, Lippu Baruti, Bibi Jlaro— ſchnell, ſchnell!“ Mit allen Zeichen der Beſtürzung kamen Mejenga und Fatoma jetzt aus dem Urwald, in den ſie ſich zurückgezogen hatten, herausgeſtürzt und liefen auf die beiden Weißen zu, die ſich haſtig erhoben und den wieder Zurückeilenden folgten. „Bata⸗Bata, Ente⸗Ente dort oben!“ riefen die farbigen Mädchen dabei und wieſen aufgeregt und am ganzen Leibe zitternd in die Luft. ſich Fatoma und Mejenga vor einer Ente, Väterchen?“ daur vor den Verfolgungen der feindlichen Negerſtämme Ilaro konnte nicht begreifen. Haſtig eilte ſie dem ſicher wären, wenn ſie einen Weißen fänden, der zaubern und ſchießen konnte, wie kein Wilder es vermochte. So den Jäger Ayoba, durch halb Afrika geſandt, bis ihm der Menſchen⸗ Prinzen nach. Jetzt war die kleine Lichtung erreicht, die wie ein ſchimmerndes Rondell im Urwald lag. Dieſe Lichtung war herrlich bepflanzt und barg in ihrer Mitte ſogar eine Art primitiven Tennisplatzes. Dort ſpielten Bonaglia und Ilaro oft mit Hilfe primitiver Schläger. Ringsum waren die hohen Urwaldbäume abgehauen. Dort ſtanden die beiden braunen Frauen und wieſen zitternd zum Himmel auf. An dem blauen Himmels⸗ gewölbe bewegte ſich ein eigentümliches Etwas; es ſah trotz ſeiner Größe wirklich einer Ente ähnlich, die am Firmament ihre Kreiſe zieht, ehe ſie ſich niederſenkt. „Vater!“ Mit einem ſchrillen Angſtſchrei klammerte ſich das Mädchen an Giovanni. „Still, ſtill, Jlaro!“ ſagte haſtig Giovanni di Bonaglia. „Es geſchieht dir nichts, Kind. Vielleicht iſt das das Wunder! Das Wunder unſerer Befreiung!“ In geheimnisvoller Abenddämmerung hatten ſich Walter Heßling und Pepito Arleſi mit ihren Begleitern zum Fluge fertiggemacht. Ihr Luftſchiff hatte eine eigen⸗ tümliche Veränderung erfahren. Das leuchtende Kleid aus Aluminium hatte einen hellgrauen Anſtrich erhalten, der es Wolken und Himmel täuſchend ähnlich machte. Motoren und Propeller, die ganz kurz gehalten waren, arbeiteten völlig geräuſchlos. Eine beſtimmte Art von Rauchbomben, die Walter griffbereit bei ſich führte, vermochte die Ma⸗ ſchine zu vernebeln, ohne daß die Fernſicht dadurch getrübt wurde, und Lebensmittel ſowie Waffen und Munition gab es gleichfalls genügend an Bord. „Mariella, für dich und deine Zukunft!“ rief Doktor Heßling laut, als ſich die Maſchine in die Luft erhob. Noch hallte ihm und ſeinem mutigen Begleiter das„Glück ab!“ der Kameraden im Ohr. Dann ſchwebte er über afrika⸗ niſcher Erde, und bald war er den Blicken der Zurück⸗ bleibenden entſchwunden.—— Nun ſchwebte er über der Lichtung. Noch hielt ſich das Schiff in großer Entfernung vom Erdboden, um gute Sicht zu haben. Pepito Arleſi führte das Schiff mit einem Begleiter zuſammen. Walter Heßling kniete am Boden des Schiffes und ſchaute durch das angebrachte Teleſkop ſcharf herunter. Da— ein glühender Freudenſchreck durchzuckte ihn— er ſah tief unten auf einer ſonnenumflimmerten Lichtung zwei Geſtalten: Ein weißes, blondhaariges Kind, das, das Antlitz in den Armen verborgen, am Boden lag— neben ihm ein Mann, der beſtimmt kein Farbiger war, wenn Sonne und Witterung ſeine Züge auch bronzebraun gefärbt haben mochten. Dieſer Mann winkte wie raſend nach oben und ſchrie aufgeregt und halb irrſinnig abwechſelnd: „Salute, salute!“, und:„Nehmen Sie uns auf, landen Sie, wer Sie auch ſein mögen! Wir ſind weiße Gefangene der Akka!“ Jaan, der Begleiter von Arleſi, winkte ebenſo raſend wie Walter Heßling. Doch gleich darauf ging die Maſchine wieder hoch, änderte ihren Kurs und war bald den Blicken des Prinzen entzogen. ö „Wieder eine Enttäuſchung!“ murmelte er. Dann kam es wie ein Hauch über ſeine Lippen: „Oh, Mariella!“ Und Tränen rannen über ſeine ge⸗ bräunten Wangen. Doch als er ſich tief über Ilaro beugte, um ſie zu beruhigen, fand er feine Selbſtbeherrſchung wieder. Die beiden ſchwarzen Zwergmädchen hatten angſtvoll und völlig begriffsſtutzig das ganze Erlebnis mit angeſehen. Aber als Giovanni ihnen ſtreng befahl, bei Todesſtrafe nichts von dem Erlebnis zu verraten, ge⸗ lobten ſie es zitternd. Achtzehntes Kapitel. Der eine Schritt vom Wege. Halb bewußtlos hatte Mariella nach ihrer Freilaſſung das Auto Renates beſtiegen und war mit ihr hinaus in die Freiheit gefahren. Dieſe Freiheit, die freilich nur kurze Zeit dauern würde, hieß zunächſt Villa Liliput. Es war ein wunderſchöner Sommertag, als ſie durch die Straßen fuhren. Mariella war faſt ſchwindlig ge⸗ worden. Waren es erſt wenige Tage her, ſeitdem ſie die Stadt geſehen? Oder war ſie ſchon monatelang in der Unterſuchungshaft geweſen? Alles verwirrte und betäubte ſie: der Straßenlärm, das Klingeln der Elektriſchen, das Hupen der Autos, das ganze bunte Leben der großen Stadt. Und wenn ſie die fröh⸗ lichen Geſichter der vorübergehenden Menſchen ſah, ſorg⸗ loſes Lachen und Plaudern hörte, dann ging es ihr wie ein Schwert durch das Herz. Sie war ja abgetrennt von allem Glück. Der Mann, den ſie geliebt, war tot. Ihr Opfer war vergebens gebracht. Ja, ſie hatte ihn durch ihren Diebſtahl in den Tod getrieben. Was ſollte ſie noch auf der Welt? Verzweifelt ſchloß ſie die Augen und öffnete ſie erſt wieder, als Renate das Auto anhielt und ſanft ſagte:„Nun, mein liebes Herz, jetzt biſt du in Sicherheit. „Bata— was ſoll das heißen? Seit wann fürchten Gott ſegne deinen Einzug bei mir.“ Renate hatte die zu Tode Erſchöpfte ſelbſt zu Bett ge⸗ bracht und ihr ein Schlafmittel gegeben. So hatte Mariella feſt und traumlos die erſte Nacht unter Renates Dach ge⸗ ſchlummert. Helle Sonne weckte ſie jetzt. Sie öffnete die Augen und ſah ſich erſtaunt um. Wo war ſie? Was war das für ein Zimmerchen mit ſeinen bunten Bauern- gardinen und den weißen, freundlichen Möbeln? Aber plötzlich begriff ſie. Der Schlaf hatte barmherzig die Er- innerung weggenommen. Mit dem Erwachen kehrte ſie zurück. Das grenzenloſe Elendgefühl der verfloſſenen Tage nahm wieder Beſitz von ihr. Ein Tränenſtrom er- ſchütterte ihren Körper. Es klopfte an die Tür. „Herein!“ rief Mariella und bemühte ſich, das Weine n zu unterdrücken. Renate kam ſchnell auf ſie zu. „Aber, aber, Mariella! Schon wieder in Tränen) Kind, du varfſt doch nicht ſo mutlos kein!“ Fortſetzun folg OMAN O HIOTUHTILLDE IS FEGNNNN. Urheberrechtschutz: Fünf Türme-Verlag, Halle(Saale). 161 Nachdruck verboten. Sie ſtreichelte zärtlich über Mariellas geſenkten Kopf. Als aber das Schluchzen nicht gelinder wurde, meinte ſie: „Nun, vielleicht verſteht jemand anders, dich beſſer zu tröſten. Komm nur herein, Lore!“ Mariella hob ihr verweintes Geſicht aus den Händen. Ungläubig ſchaute ſie zur Tür. Wirklich, da ſtand Lore. Schon war die Freundin bei ihr, umſchlang ſie zärtlich, indes Renate leiſe das Zimmer verließ. „Lore, Lore! Daß du gekommen biſt!?“ flüſterte jetzt Mariella.„Wie danke ich dir! Oh, Lore, wie habe ich mich nach dir geſehnt! Du biſt ja der einzige Menſch, ſeit⸗ dem“ Sie konnte nicht weiterſprechen. Die Erinnerung an Erhard war zu ſchmerzvoll. „Und dieſem einzigen Menſchen haſt du mißtraut, du Böſes?!“ vollendete Lore. Sie ſelbſt war tief bewegt. Aber um Mariellas willen nahm ſie ſich zuſammen. „Lore, du weißt?“ Mariella erglühte in Scham. „Ja, ich weiß, daß du an meiner Freundſchaft ge⸗ zweifelt haſt, Jella. Aber ich nehme es dir nicht übel. Es gibt wohl Zeiten, in denen ein Menſchenherz an allem zweifeln kann.“ Mit wehen Augen ſchaute Mariella die Freundin an. „Ja, Lore, die gibt es.“ „Aber ich erlaube es nicht, daß du verzweifelſt, Mariella!“ Lores Stimme klang energiſch.„Und darum bin ich gekommen. Du haſt doch noch Pflichten, Mariella! Pflichten gegenüber dir ſelbſt und gegenüber anderen.“ „Wer ſind denn die anderen?“ „Ich! Oder dachteſt du, unſere Freundſchaft ſei nur ein Spiel geweſen, gut für die Tage, in denen es uns gut ging?“ fragte Lore Ankermann ernſt. „Du lieber, treuer Kamerad!“ Mariella griff reuevoll nach Lores Hand.„Ich mache euch ſo viel Sorge und Mühe. Und ihr ſeid ſo rührend gut zu mir. Womit habe ich das verdient?“ Sie verſuchte zu lächeln; aber es war ein ſo trauriges Lächeln, daß Lore raſch den Kopf fortwenden mußte, um nicht ſelbſt in heiße Tränen auszubrechen. Ein Glück nur, daß in dieſem Augenblick Renate mit vollgepacktem Früh⸗ ſtückstablett den Raum betrat und es ohne weiteres auf einen Stuhl neben dem Bett ſtellte. „Jetzt wird gefrühſtückt“, kommandierte ſie dann munter,„und dann an die Arbeit! Die Schreibmaſchine wartet ſchon auf dich, Mariella! Und mit der polizeilichen Meldung fängt es an. Im Hauſe Gellern biſt du bereits abgemeldet. Bei Doktor Hartwig, deinem Verteidiger, darfſt du dich ebenſo bedanken wie bei dem italieniſchen Generalkonſul. Damit du Ruhe vor zudringlichen Reportern und Preſſephotographen haſt, hat dein Ver— teidiger dir ermöglicht, daß du unter deinem Namen Maria Novelli hier gemeldet werden kannſt. Staatsanwaltſchaft und Präſidium ſind natürlich fortlaufend daran inter⸗ eſſiert, wo du wohnſt, mein Kind! Aber ſie wiſſen bereits, daß du vei mir Dauermieterin geworden biſt.“ : Ehe Mariella noch etwas erwidern konnte, zog ſie bereits die Füllfeder aus der Taſche ihres Kittels und be— gann, die Anmeldungen auszufüllen, die ſie mit ins Zimmer gebracht hatte. ö„Bitte, deine Perſonalien: Alter, Geburtsort; halt— und den Titel bitte!“ „Muß das ſein?“ bat Mariella leiſe. die einfache Eintragung Maria Novelli?“ ö„In Deutſchland nicht!“ lächelte Renate.„Alſo bitte!“ „Conteſſa Maria Novelli!“ brachte Mariella heraus. Dann fuhr ſie tonlos fort: „Gut, daß ich dieſen zweiten Namen noch habe, und daß der Name Bonaglia allmählich vergeſſen wird. Und gottlob, daß mein Vater nicht mehr am Leben iſt. Wenn er je zurückgekommen wäre und erfahren müßte, welche Schmach ich unſerem alten Namen angetan habe, er würde es nicht ertragen. Er war immer ſo ſtolz auf ſeine Ahnen und auf den Klang ſeines Namens. Und nun habe ich dieſem Namen ſo viel Unehre gemacht. Er würde mich jicherlich nicht mehr als ſein Kind anerkennen.“ „Dann bringe den Namen der Tippgräfin Maria Novelli zu Ehren!“ rief Lore hell.„Und daß du es nur weißt, mein Liebes: Ein Vater würde ſein Kind niemals von ſich weiſen, auch wenn es, durch ein ſchweres Schickſal getrieben, einmal unrecht tat. Ein rechter Vater liebt ſein Kind immer und verzeiht ihm. Und ſo mußt du auch denken, daß dein Vater im Geiſte bei dir iſt und deinen Lebensweg begleitet.“ g„Das war ein gutes Wort, Lore!“ bekräftigte Renate. „Und nun nicht mehr in die Vergangenheit zurückgeſehen, ſondern vorwärts in die Zukunft geſchaut, Mariella! Lore, du ſorgſt mir dafür, daß Mariella ordentlich frühſtückt. Wenn du aufgeſtanden biſt, Mariella, erwarte ich dich! Du mußt ein paar Bilder meines Archivs mit Texten verſehen. Ich habe viel Arbeit für dich. Lore wird ſo gut ſein und heute vorläufig deine Sachen von Annina holen.“ Mariella ſah ſie an und drückte Lores Hand. „Genügt nicht „Ihr denkt an alles, ihr Guten! Aber— aber—“ Und dann, mit dem Mut einer Ertrinkenden, die irgendwo, und ſei es ganz in der Ferne, Land entdeckt, flüſterte ſie: „Macht mit mir, was ihr wollt, aber ſagt mir eines: Wann findet Erhards Beiſetzung...?“ Die Stimme verſagte ihr. „Er wurde vor einer Stunde begraben.“ Auf Zehenſpitzen ſchlich Renate aus dem Zimmer. Lore Ankermann blieb die ſchwere Aufgabe, die Faſſungsloſe zu tröſten. Sie kämpfte einen ſchweren Kampf mit ſich ſelbſt, ob ſie in dieſer Stunde Mariella ſagen ſollte, welch einem Unwürdigen ſie ihre Liebe geſchenkt hatte. Doch ſie unterließ es. Sie wollte helfen, lindern, nicht aber neue Wunden ſchlagen, da die alten noch bluteten, als ſeien ſie in dieſer Stunde erſt entſtanden. So ließ ſie ruhig Mariella ſich ausweinen. Erſt als dieſe langſam anfing, ſtill zu werden, wagte auch ſie, die Freundin jetzt von ihren Sorgen abzulenken. „Morgen früh fahre ich auf meine Raubritterburg zurück. Aber nachmittag wollen wir noch zuſammen in die Stadt fahren und einkaufen. Alſo mach' fix, wenn du dein Schreibmaſchinenpenſum noch ſchaffen willſt!“ „Ich ſoll mit in die Stadt.“ Mariella ſchauderte.„Wo jeder mich kennt und mit Fingern auf mich zeigt?“ „Niemand zeigt mit Fingern auf dich. Du darfſt doch nicht dein ganzes Selbſtvertrauen verlieren, Mariella! Außerdem hat es gar keinen Zweck, wenn du dich von der Welt abſchließt! Das Leben geht weiter!“ Mariella nickte. Lore hatte recht, das Leben ging weiter, und ſie mußte mit weiterſchreiten, ſo ſchwer es auch ſein mochte. So ſaß ſie nun tagaus, tagein in dem ſonnigen Stübchen mit den breiten Fenſtern oder in dem kleinen Garten. Ihre Arbeit intereſſierte ſie täglich mehr. Sie war Renate Trotha unſäglich dankbar, daß ſie es ihr er⸗ möglicht hatte, hier unterzutauchen und völlig zu ver⸗ ſchwinden. Die Reporter zerbrachen ſich ſchon den Kopf über das plötzliche Verſchwinden der kleinen Principeſſa. Verdammt wurde deren Tat durchaus nicht, wie Annina von Gellern es erhofft. Ganz im Gegenteil bemit⸗ leidete man Mariella di Bonaglia auf das tiefſte und ſchob die Schuld an der ganzen Diebſtahlsangelegenheit dem Grafen von Hagen zu. Mariella weigerte ſich, auch nur eine der vielen Zeitungen zu leſen, die Renate immer wieder mit heimbrachte. „Es iſt ja ſo leicht, Tote, die ſich nicht zur Wehr ſetzen können, mit Schmutz zu bewerfen!“ ſagte ſie heftig. „Das iſt es nicht!“ Doktor Hartwig wurde manchmal beinah ungeduldig. Da tat er alles, was in ſeiner Macht ſtand, um Mariella vor dem Gefängnis zu bewahren; aber dieſes kleine zarte Geſchöpf war in bezug auf ihren ehemaligen Verlobten von einer geradezu unbegreiflichen Starrheit. Sie beharrte dabei, daß ſie allein die Schuld trug. Er ſah es ſchon kommen, ſie würde dieſelbe Haltung vor den Richtern einnehmen. Wollte ſie ſich noch unglücklicher machen, als ſie ſchon war, und auch noch hinter Gittern eine Schuld abbüßen, deren Urheber ſich feige der Strafe entzogen, die er hundertmal verdient hatte? Mariella hatte das Spiel wohl durchſchaut, das ihr Anwalt vorbereitete. Sie ahnte mit hellſeheriſcher Deut— lichkeit, daß er in ſeiner Verteidigung vor Gericht alle Schuld Erhard würde zuſchieben wollen. Dieſer Gedanke war ihr unerträglich. Mit einer Energie, die Doktor Hartwig ihr niemals zugetraut hatte, erklärte ſie: „Herr Doktor, bauen Sie Ihre Verteidigungsrede nicht darauf auf, daß Sie mein Liebſtes verunglimpfen! Ich zerbreche Ihnen dieſe Waffe im Gerichtsſaal, noch ehe Sie von ihr Gebrauch machen können. Entweder bekommt man, außer meinen Perſonalien, kein Wort aus mir heraus, oder ich antworte wahrheitsgetreu, wie alles ſich zugetragen hat. Ich allein bin die Schuldige— ichallein werde für das büßen, was ich und niemand ſonſt begangen hat. Ach, wenn doch Doktor Heßling hier wäre, er hätte mich begriffen und mich nicht gequält wie Sie! Lieber Gott, iſt denn niemand da, der mich verſteht und meinen Weg gehen läßt?“ Schluchzend ſank ſie in ſich zuſammen. Kopfſchüttelnd ſah ſie Hartwig an. So eine Klientin hatte er noch niemals gehabt. Sonſt hatten ſeine Mandanten ihn immer an⸗ gefleht, für ihre Freiheit zu kämpfen und dafür, daß ſie wenigſtens mildernde Umſtände zugebilligt erhielten. Darum kämpften ſie, auch wenn ſie wirklich allerſchwerſte Schuld auf ſich geladen hatten. Dies Mädchen hingegen ſchien ſich eher ſelbſt verderben zu wollen, als daß es gegen ſeine fanatiſche Treue etwas ausſagte. Doch noch war die Bitternis dieſes Tages für Mariella nicht vorüber. Die Anſchaffung der Trauergarderobe und der Kranz, den ſie verſpätet mit blutendem Herzen auf Erhards Grab niedergelegt, hatten den letzten Reſt ihres Geldes verſchlungen. Renate hatte ihr eine größere Summe angeboten; aber Mariella weigerte ſich krampfhaft, auch nur einen einzigen Pfennig über die dringlichſten Ausgaben hinaus von ihr anzunehmen. Sie beſaß noch die kleine echte Perlenſchnur, die Tante Annina ihr am Tage ihrer Konfirmation um den Hals gelegt hatte. Sie wußte, daß ſie in ihrer Situa⸗ tion heute keinen Schmuck verkaufen durfte— und wenn ſie Renate um dieſen Liebesdienſt gebeten haben würde: wer weiß, wie dieſe ſich dazu ſtellte? Aber verſetzen konnte Mariella das Kettchen doch ſicherlich ſelbſt, das konnte doch nicht den mindeſten Verdacht erregen. Schmuck und ihren Paß zu ſich geſteckt und beabſichtigte, das gleiche Leihhaus aufzuſuchen, in dem ſie ſo oft für Erhard Wertgegenſtände verſetzt oder eingelöſt hatte. Dort war ſie perſönlich bekannt, und man würde ihr ſicher⸗ lich ohne Mißtrauen die Perlen beleihen. So trat ſie dieſen Weg an, nachdem ſie ſich von Hartwig verabſchiedet hatte. Nun eilte ſie durch die Straßen, den langen ſchwarzen Schleier ängſtlich vor das verhärmte Ge⸗ ſicht gezogen, um nur von keinem ihrer Bekannten wieder⸗ erkannt und angeſprochen zu werden. Es war ein düſteres Gebäude in einer kleinen Straße des Zentrums, in das ſie trat. Eine ganze Reihe von Menſchen wartete darauf, abgefertigt zu werden, und der Beſitzer des Unternehmens war nervös und überreizt. Endlich kam die Reihe an Mariella. Vor Erregung hielt ſie ſich krampfhaft an der Seitenwand der Glaskoje feſt, die ſie jetzt betrat. Mit bittender Gebärde reichte ſie dem Pfandleiher die Perlen hin: „Fünfzig Mark muß ich mindeſtens darauf haben, Herr Leibach!“ ſagte Mariella ſchwach. Er nickte ihr flüchtig zu und ſah erſt jetzt ihre Trauer⸗ kleidung. f „Nanu— was iſt denn los? Wer iſt Ihnen denn ge⸗ ſtorben?“ fragte er. Und ohne ihre kaum hörbar ge⸗ murmelte Antwort abzuwarten, griff er zur Lupe und trat dicht unter die Lampe, um die Perlen auf ihre Echtheit und ihren Glanz zu prüfen. „Dreißig Mark kann ich Ihnen geben, Fräulein!“ ſagte er, als er wieder in die Koje trat. Mariella hatte in⸗ zwiſchen den Schleier zurückgeſchlagen. Und als er das Zucken ſah, das bei ſeinen Worten über ihr zerquältes Antlitz huſchte, fügte er gutmütig hinzu:„Na, fünfund⸗ dreißig, weil Sie es ſind!“ „Danke!“ Sie nickte wie betäubt. „Legitimation, bitte?“ Sie zögerte. „Aber Sie kennen mich doch ſchon ſo lange, Herr Leibach!“ ſtammelte ſie. „Gewiß! Vom Sehen! Aber weder Namen noch Adreſſe! Irgend etwas werden Sie doch hier haben, Fräulein? Polizeiliche Anmeldung, Steuerquittung?“ „Hier iſt mein Paß!“ Zitternd reichte ſie ihn über den Tiſch, hinter dem er ſtand. Ohne ihn anzuſehen, gab er ihn weiter an die Büroangeſtellte, die hinter ihm ſaß und in ein dick⸗ leibiges Buch die Perſonalien derjenigen eintrug, die Geld auf Wertgegenſtände erbeten hatten. Auch die Pfand⸗ ſcheine füllte ſie aus. Da hielt ſie inne. Das rothaarige, ſommerſproſſige Mädchen am Schreibtiſch, das den Paß überflogen hatte, winkte ihrem Chef. Er trat zu ihr, und beide tuſchelten miteinander, die Köpfe über dem Paß zu⸗ ſammenſteckend. Gleich darauf kam der Pfandleiher mit ratloſem, verlegenem Geſicht zurück. Alle ſeine Gefühle ſpiegelten ſich deutlich darauf wider. Hochachtung vor dem hohen Titel ſeiner Kundin, der ihm bisher unbekannt ge⸗ blieben war, Mißtrauen und Furcht, ſein gutes Geld für geſtohlenes Gut hinzugeben und ſich dadurch zum Hehler zu machen. g „Es tut mir furchtbar leid!“ ſagte er halblaut.„Es tut mir furchtbar leid, Prinzeſſin! Aber Sie müſſen ver⸗ ſtehen, daß ich die Kette nicht beleihen kann und darf. Von Rechts wegen müßte ich den Gegenſtand hierbehalten und ihn der Behörde übergeben, doch das tue ich nicht. Be⸗ leihen kann ich ihn jedoch nur, wenn Prinzeſſin einen Aus⸗ weis darüber haben, daß Ihnen der Schmuck gehört. Und der iſt wohl nicht vorhanden?“ Der Leihhausbeſitzer war ſich gar nicht bewußt, welche Nichtachtung in dieſer Frage lag. Aber Mariella ſpürte es wohl. Das ganze Zimmer ſchien ſich um ſie zu drehen. Sie antwortete kein Wort; ſie drehte ſich um, um aus der Pfandleihe zu fliehen. Der Pfandleiher ſah wohl nun erſt, wie ſehr er ſeine Kundin getroffen hatte. „Aber Ihr Paß, Prinzeſſin!“ rief er ihr nach.„Außer⸗ dem bin ich dem Herrn Grafen von Hagen noch aus dem Erlös eines goldenen Zigarettenetuis ein paar Mark ſchuldig. Hier bitte, nehmen Sie! Sie müſſen meinen Standpunkt verſtehen. Ich bin kein ſchlechter Menſch. Aber die Zeiten, die Zeiten—“ Mariella ergriff den Paß. „Ich danke Ihnen ſehr!“ ſagte ſie mühſam.„Aber dieſes Geld hier, das Sie mir anbieten, ſteht mir nicht zu!“ Ehe Herr Leibach noch etwas ſagen konnte, war ſie die Treppe hinunter. Sie kam ſo verſtört daheim an, daß ſogar Renate es nicht wagte, ſie nach den Vorfällen dieſes Nachmittags zu fragen, von dem ſie nur wußte, daß Mariella ihren Verteidiger aufſuchen wollte. Mariella war ihr dankbar für dieſes Schweigen. Selbſt Jago, der ſich ſonſt wie ein Raſender gebärdete, wenn Mariella heim⸗ kam und ſeine Liebe zu ſeiner Herrin auch auf Mariella übertragen zu haben ſchien, ſtrich nur ſcheu um ſie herum. Doch nach dem Abendeſſen, von dem Mariella kaum einen Biſſen genoß, hielt ſie es nicht mehr aus. Sie mußte ſich Renate anvertrauen. Wäre Lore dageweſen, dann freilich hätte ſie Lore von den ſchrecklichen Erlebniſſen des heutigen Nachmittags berichtet. Aber Lore war bereits wieder auf die Geyerburg zurückgefahren. Sie konnte ihr Arbeit nicht lange im Stich laſſen. Nun ſaß Mariella Renate gegenüber. Der kleine Garten lag ſtill im Abend⸗ licht. Die Kiefern dufteten. Der betäubende Duft der Linde miſchte ſich mit dem des letzten Jasmins. Da begann Mariella abgebrochen von ihren Erlebniſſen zu berichten. 0 a(Fortſetzung folgt.) Sie hatte den 3 e i 2 — wos( den köt dee Ueberg ſportfül Aufgabe ſchichtli ſich die den bt Maßna geforde übunge Jud zungen gen der Cedank Reichsb. Deulſche terſſab, den Rei ſchen T. tefloſen Aufgabe des füt der 2 mal ein übungen Waltige lismus heit dog ren — . * Pe ——— In kurzen Worten Der bayeriſche Miniſterpräſident Siebert ſprach vor der deutſchen Handelskammer in Zürich über„Neue Wege in der deutſchen Wirtſchaftsinduſtrie“ Die Bank von Frankreich hat ihren Dis— kontſatz abermals um 1 v. H. auf 6 v. H. er⸗ höht. Die neue Tagung des Arbeitsausſchuſſes der Sanktionskonferenz iſt auf Antrag des franzöſiſchen Miniſterpräſidenten verſchoben worden Aus London verlautet, daß Lavals Wi⸗ derſtand die Oelſperre unmöglich machen werde In Oſtoberſchleſien hat der angekündigte dreitägige Ausſtand in der volniſchen Schwerinduſtrie begonnen. Unter großer Anteilnahme fand das Staatsbegräbnis des Großadmirals Jellicoe in der Londoner St. Pauls-Kathedrale ſtatt. Nas Seyhum tot? Bei einem Fliegerangriff umgekommen? Rom, 26. November. Die Frontmeldungen der römiſchen Abend— preſſe bringen keine weſentlichen Ergänzun⸗ gen zu den verhältnismäßig knappen italie— niſchen Heeresberichten der letzten Tage. „Lavore FJasciſta“ verzeichnet unter größ⸗ ter Aufmachung ein von ſeinem Kriegsbe⸗ richterſtatier unmittelbar aus dem Haupk⸗ quartier gemeldetes Gerücht, wonach Ras Zeyum, einer der gefährlichſten Gegner Italiens, bei einem Bombenangriff am 10. November den Tod gefunden haben poll. Seitdem ſei ein Fehlen jeglicher Angriffs- luſt auf abeſſiniſcher Seite zu beobachten, was auf dieſen Verluſt zurückgeführt wer⸗ den könne. Die Deutſche Turnerſchaft Uebergang in den Keichsbund für Leibes⸗ übungen. Berlin, 26. November. Am 1. Januar 1936 tritt die neue Satzung des Deulſchen Reichsbundes für Leibes⸗ übungen in Kraft. Damit ſteht die Entwick⸗ lung der Leibesübungen im Dritten Keich vor dem entſcheidenden Schritt der endgül⸗ tigen Formgebung. Aus dieſem Anlaß hatte der Führer der Deutſchen Turnerſchaft, Reichsſportführer von Tſchammer und Oſten, den Füh⸗ rerſtab, die Gauführer und die Fachwarte der DT zu einer Arbeitstagung nach Berlin geruſen. Nach Ausführungen des Reichs- ſportführers, die den ganzen Umfang der Aufgabe der Leibesübungen und ihre ge— ſchichtliche Entwicklung erfaßten bekannten ſich die Führer der DT in Einmütigkeit zu den vom Reichsſportführer getroffenen Maßnahmen zur Herſtellung des po itiſch geforderten Bundes der deutſchen Leihes⸗ übungen. daß die neuen Sat- Leihesübun⸗ In der Erkenntnis, zungen des Reichsbundes für gen den Sieg des Johnſchen kurneriſchen Gedankens bedeuten und daß damit der Reichsbund für Leibesübungen die größere Deutſche Turnerſchaft ſein wird, haben Füh- rerſtab, Gauführer und Fachwarte der D den Keichsſportführer gebeten. einen Deuk⸗- ſchen Turntag einzuberufen. der über den reſtloſen Uebergang der DT in die größeren Aufgaben und Möglichkeiten des Neichsbun⸗ des für Leibesübungen entſcheiden wird. * Der 23. November 1935 wird ſomit ein⸗ mal in die Geſchichte der deutſchen Veibes⸗ übungen eingehen. An ihm haben die ge⸗ waltige Einigungskraft des Nationaſſogto⸗ lismus und die folgerichtige Erziehungsar⸗ heit des MRoichsſnartführers einen ſtihen. ——— aber umſo größeren Sieg gefeiert.„ in Verband von faſt zwei Millio⸗ nen ſchickt ſich an, die Verbandszäune weg⸗ zureißen und ſtrömt in den Deutſchen Reichsbund für Leibesübungen. Das ge⸗ ſchieht freiwil ig allein aus dem Glauber an die Einheit des Volkes und es wird ge— adelt durch das Opfer einer freiwilligen Tat. Damit ſind die Leibesübungen in Deutſchland wieder eine Bewegung gewor— den, fähig, an einer vom Führer geſtell⸗ ten Erziehungsaufgabe mitzuwirken. — Fortſ.: Neue Wirtſchaftsführung. Seit der nationalſozialiſtiſchen Revolu⸗ tion iſt es das erſte Mal, daß in Zü⸗ rich ein an verantwortlicher Stelle ſtehen— der Mann des neuen Deutſchland das wirt— ſchaftliche Geſchehen im heutigen Deutſch'and aus eigener Erfahrung heraus beleuchtete. Die aufmerkſam lauſchenden ſchweizeriſchen Gäſte erfuhren von ihm das Wunder des wirtſchaftlichen Geſundungsprozeſſes in un— ſerem Vaterland, die Hauptabſchnitte ſeines Werdens. Der Vortrag hinterließ einen tiefen Ein— druck und fand bei allen Anweſenden tar⸗ ken Beifall. Das Verſtehen zwiſchen Deutſch⸗ land und der Schweiz iſt mit dieſer Kund⸗ gebung einen beachtlichen Schritt weiterge⸗ bracht worden. Der Neichspreſſetag 1935 Berlin, 26. November. November findet in Köln der Reichspreſſetag 1935 ſtatt. Die Tagung, die boom Reichsverband der Deutſchen Preſſe veranſtaltet wird, beginnt am 29. November mit einer geſchloſſenen Arbeitstagung. Am 30 November vormittags 10 Uhr kommen die Vertreter zu einer Tagung im Gür— zenich zuſommen Bei dieſer Gelegenheit werden der Leiter der RDP ſowie Vertre— ter der deutſchen Preſſe das Wort ergreifen. Auf die Vertretertagung folat ein Emy⸗ fang durch die Stadt Köln. Um 17 Uhr findet eine preſſepolitiſche Kundgebung ſtatt, in deren Mittelpunkt die Rede des Reichs⸗ miniſters für Volksaufklärung und Propa— ganda. Dr. Goebbels, ſteht. Am 29. und 30 Die N5⸗Kulturgemeinde im Gau Ueber eine halbe Million Volksgenoſſen beſuchten die Veranſtaltungen. ** Frankfurt a. M., 26. November. Die NS.⸗Kulturgemeinde teilt mit: Ueber die Erfolge der Arbeit der NS. Kulturge⸗ meinde liegen nunmehr die Ergebniſſe aus dem geſamten Gaugebiet Heſſen-Naſſau vor. Ins⸗ geſamt chaben 562 530 Volksgenoſſen im Ge— ſchäftsjahr 1934.35 die Veranſtaltungen der NS.⸗Kulturgemeinde beſucht. Im Vorder⸗ grunde ſteht dabei die Beſucherzahl der Thea⸗ terveranſtaltungen, wobei der Theaterring des Ortsverbandes Frankfurt a. M. mit 145 022 die höchſte Beſucherzahl aufzuweiſen hat. Das rein zahlenmäßige Ergebnis dieſer Arbeit in den einzelnen Kreiſen und den verſchiedenen Arbeſtsgebieten ergibt folgendes Bild: Ortsverband Frankfurt a. M.: Theater 145 022, Konzerte und Vorträge 14 380; Orts⸗ verband Darmſtadt: Theater 77 273, Konzerte und Vorträge 4265; Ortsverband Mainz: Tlater 73 750, Konzerte und Vorträge 13705; Ortsverband Wiesbaden: Theater 38 784, Konzerte und Vorträge 1031; Orts- verband Gießen: Theater 19 568, Konzerte und Vorträge 1016; übrige Ortsverbände: Theater 63 881, Konzerte und Vorträge 66 601, insgeſamt: Theater 418 287, Kon⸗ zerte und Vorträge 100 998. Außerdem noch wurden Ausſtellungen von 43 245 Volksgenoſ— len beſucht. Dieſe Zahlen ſprechen für ſich ſelbſt. Sie veweiſen vor allem, daß im Volke die Erkennt— nis von der Notwendigkeit unſeres Kampfes um die Erneuerung der deutſchen Kultur wächſt, und daß das deutſche Volk dieſem Kampfe nicht gleichgültig gegenüberſteht, ſon— dern durch die tätige Anteilnahme an der Ar— beit der NS.⸗Kulturgemeinde bereit iſt, an der Neugeſtaltung ſeines kulturellen Lebens mitzuarbeiten. Daß ſich dieſer ideelle Erfolg der kulturellen Arbeit auch in weitgehendem Maße wirtſchaftlich auswirkt, iſt ſelbſtverſtänd lich. Hunderte von Künſtlern haben allein im Gau Heſſen⸗Naſſau wieder eine Lebens⸗ grundlage und durch die Arbeit der NS. Kulturgemeinde wieder die Möglichkeit der künſtleriſchen Entfaltung gefunden. Ein Bei⸗ ſpiel dieſer günſtigen wirtſchaftlichen Auswir⸗ kung iſt das Ergebnis der Ausſtellung in Groß-Gerau, wo einſchließlich der Privatauf⸗ träge für rund 23000 Rm. Kunſtwerke ver⸗ kauft werden konnten. Eine Reichslochſchule ** Frankfurt a. M., 26. Nov. Anfang Ja⸗ nuar wird im Kochkunſt-Muſeum in Frank⸗ furt a. M. eine Reichskochſchule für das deutſche Gaſtſtättengewerbe eröffnet werden. Die Reichskochſchule ſoll eine Fortbildungs— ſtätte für alle befähigten und ſtrebenden Kräfte des Koch⸗Nachwuchſes ſein. Sie ſoll den Schülern bei den verſchiedenen Zube— reitungsarten der Lebensmittel Einheitlich— keit und Klarheit der Begriffe vermitteln. Sie dient der Förderung unſerer deutſchen Kochkunſt, ohne dabei die Erfahrungen der anderen Länder auf dieſem Gebiete zu ver⸗ nachläſſigen. Die Schule will den gut aus⸗ gebildeten Fachmann und den bewußten Na— tionalſozialiſten erziehen. Sie ſoll ein Kraft— feld für die Erneuerung der geiſtigen Hal— tung des geſamten Gaſtſtättengewerbes ſein. Für das Jahr 1936 ſind Lehrgänge für Junggehilfen, für weibliche Jugendliche aus dem Gaſtſtättengeweribe und für Fortge— ſchrittene zum Zwecke der Vorbereitung zur Meiſterprüfung und Aufſichtsführung vorge⸗ ſehen Außerdem findet im April ein Olympia-Kurzlehrgang ſtatt, der zur Befrie— digung der Wünſche unſerer anläß'ich der Olympia zureiſenden ausländiſchen Gäſte den Koch- und Küchenmeiſtern das Weſen ſowie die markanteſten Gerichte der fremd— ländiſchen Küche vermitteln ſoll. Aus Heſſen und Naſſau ** Frankfurt a. M., 26 November.(In Schutzhaft.) die Viehhändler Martin Kriener aus Wiesbaden und Philipp Gieß aus Laufenſelden wurden auf Anordnung der Staatspolizeiſtelle Frankfurt a. M. we⸗ gen Ueberſchreitung der Viehhöchſtpreiſe in Schutzhaft genommen. Ddieſe Maßnahme möge allen denen zur Warnung dienen, die glauben, die Maßnahmen der Reichsregie— rung unbeſtraft ſabotieren zu können. Bad Soden, 26. Nov.(Keſſel⸗ exploſion.) Bei der Reinigung eines Keſ⸗ ſels im Badehaus wurden durch ein Streich— holz Gaſe entzündet. Dabei erlitten die im Keſſel befindlichen Arbeiter, der Maſchinen⸗ meiſter Lieſem und der Maurer Müller, ſchwere Verbrennungen am ganzen Körper. Der Heizer Anton Jung beſaß die Geiſtes⸗ gegenwart, die beiden Verletzten aus dem Keſſel zu bergen. Er warf ihnen Decken über, um die Flammen zu erſticken. Jung hat nur leichte Brandwunden erlitten. Lebens⸗ gefahr dürfte für die beiden Schwerverletzten, die nach dem Höchſter Krankenhaus verbracht wurden, nicht beſtehen. Der Betrieb des Bade— hauſes wurde durch den Unfall empfindlich geſtört, ſo daß das Badehaus bis auf wei⸗ teres geſchloſſen bleiben muß. Darmſladt, 26. Nov.(Uraufführung einer Odenwälder Dorfkomö' die.) Dunnerstaa. den 28. November, wird im Kleinen Haus des Heſſiſchen Landestyea— ters die Odenwälder Komödie„Der Herr Borjemaſter“ aus der Taufe gehoben. Die im Diaglektſtück erprobten Kräfte der Heſſi⸗ ſchen Spielgemeinſchaft werden dem heimat— verbundenen Werk des Heppenheimer Dich— ters Hans Holzamer einen ſicheren Erfol⸗ erringen. Der Verfaſſer, als Leiter der Bergſträßer Heimatfeſtſpiele bekannt. wird mit ſeiner Spielſchar die Komödie in Hep⸗ venheim am 1 Dezember herausbringen, wobei er die Hauptrolle ſelbſt übernommen Aus Stadt und Land Gedenttage ö 26. November 1822 Der preußiſche Staatsmann Karl ö Auguſt Fürſt von Hardenburg in . Genua geſtorben. 1855 Der polniſche Dichter Adam Mickierz f geſtorben. 1857 Der Dichter Joſeph Freiherr von Eichendorff in Neiſſe geſtorben. 1928 Der deutſche Admira Reinhold Scheer, der Sieger in der Skagerrakſchlacht, in Marktredwitz geſtorben. Der Polarforſcher Otto Sperdrup in Oslo geſtorben. 1930 Prot, und kath.: Konrad Sonnenaufg. 7.38 Sonnenunterg. 15.55 Mondaufg. 8.20 Mondunterg. 15.41 Weihnachten rü! näher Frühzeitig brennt in den Schaufenſtern der Läden jetzt ſchon das Licht. Zarte Schleier weht der November nun von einer Hausfront zur anderen und es iſt ein vor— weihnachtliches Zeichen, daß mit Einbruch der Dunkelheit die Zahl der Straßenpaſſan— ten ſtetig wächſt. Sonſt meiſt zu ſolcher Stunde Beſchäftigte machen jetzt oft einen raſchen Gang durch die Stadt, um erſte Um⸗ ſchau nach den Boten des nahenden Weih— nachtsfeſtes zu halten. Angebrochen iſt wieder die Zeit der froh— ſchlagenden Kinderherzen. In der Auslage des Buchbinderladens hängen bereits die erſten ſilberglänzenden Lamettafäden und umkränzen eine buntfarbene Leine Krippe aus Pappe, über der hell ſtrahlend der lanaſchweifige Stern von Bethlehem leuchtet Da ſtehen nun die kleinen Mädel und Buben vor der Auslage, kriegen große runde Augen und drücken die kleinen Stups— naſen platt an die Scheibe. In den anderen Läden liegen die Weihnachtsmänner aus Schokolade und Marzipan bereit. Das ſind die allererſten Weihnachtsfenſter jetzt. Eins ſteht a's nächſtes Ziel vor Augen: die erſte brennende Kerze am Adventskranz! Von hier aus führt dann raſch der Weg ins Traumland, der„fröhlichen, ſeligen Weih⸗ nachtszeit“. * Steuerfreie Weihnachtsgeſchenke. Jai Anſchluß an den Erlaß des Reichsfinanzmini⸗ ſters über ſteuerfreie Zuwendungen an Ge— folgſchaftsmitglieder zu Weihnachten hat der Reichs- und preußiſche Innenminiſter zu— gleich im Namen des Finanzminiſters die preußiſchen Gemeinden, die anſtelle der Ge— werbekapital⸗ die Lohnſummenſteuer erheben, erſucht, auch in dieſem Jahr die genannten Zuwendungen bei der Feſtſetzung der Lohnſummenſteuer unberückſichtigt zu laſſen. Desgleichen wird von den Ge— meindeverbänden erwartet, daß auch ſie in 2 dieſen Fällen die Zuwendungen bei der Be— rechnung der Umlage außer Anſatz laſſen. MWettervotrherſage: Der Hochdruc im Oſten beſteht fort. Un⸗ ter ſeinem Einfluß iſt für Dienstag und Mitt⸗ woch zeitweilig aufheiterndes und vorwiegend trockenes Wetter zu erwarten. Jag fl. 77 27 9 8 ö 8 (bft f 42 72 8 —— i Gſbſbftifl1 8 Echt bulgarisch mocedonisch Rundes Goma ohne Hdst 4 Vo. Aroma durch Stonniol- * frischpockung. Die neue ppell Besonders Wertvoll! durch die echte Mis chung MARTIN SRINK MANN A. G. ZisaRETTENFASRIK GRENMENU — Winter Hilfswerk des deutſcheſ Bolzes ga /36 L M Lebensmittel Pfundſammlung Das W. H. W. teilt mit: Die Lebensmittel Pfundſammlung für den Monat November findet am Mittwo ch, den 27. ds. Mts., nachmittags durch H. I., Jungvolk und B.d. M. ſtatt. Wir bitten, die Spenden bereitzuhalten, damit die Kinder nicht zweimal vorſprechen müſſen. ſaſdaangaagagmamamaaaannnaaananmmmmmn Lokale Viernheim, 26. Nov. Sinnſpruch. O Mutterliebe, Sorg' und Treu', Nie ausgeſchöpfte Güte! Und immer alt, und immer neu: Daß dich die Allmacht hüte! Karl Immermann. * „ Tuberkuloſeberatungsſtunde in Viernheim findet ſtatt am Mitt w och, den 27. Nov. 1935, nachm. 2 Uhr, im Kranken⸗ haus. Glück im Kuhſtall. Am Samstag nachmittag brachte die Kuh des Landwirts Valentin Lulay, Heppenheim, drei junge Kälbchen zur Welt. Die Kälbchen ſind alle drei gut entwickelt und kräftig genährt, wiegen je 60 Pfund und ſind mit dem Muttertier geſund und munter. Gratulation zur Goldenen Hochzeit. Wie wir berichtet haben, konnten unſere achtbaren Bürgersleute, Herr Hein— rich Faltermann und Frau, Marga⸗ reta geb. Martin, ihre goldene Hochzeit begehen. Aus dieſem Anlaß wurden dem Jubelpaar aus allen Kreiſen der Bevölker— ung große Ehrungen zuteil. Von den höchſten Stellen des Reiches, des Staates, vom Kreis. amt, von der Gemeinde und vom Biſchof in Mainz gingen herzlich gehaltene Glückwunſch⸗ ſchreiben ein. Mit einer kleinen Geldſpende konnten dieſe ebenfalls erfreut werden. Am Tag der Goldenen Hochzeit hatten ſich die Kinder und die ganze, große Familien Ver⸗ wandtſchaft beim Jubelpaar eingefunden und herzliche Glück und Segenswünſche darge⸗ bracht. Auch die Zahl der Geſchenke war recht groß. Voll herzlicher Freude nahm das Jubel— paar, das ſich noch einer bewundernswerter Geſundheit erfreut, dieſe Ehrungen entgegen. Gauliga⸗ Pflichtſpiele! Amtlicher Teil Bekanntmachungen Betr.: Reinigung des La ndgrabens. Das Reinigen des Landgrabens wird am Donnerstag, den 28. November 1935, vormittags 11 Uh r, an die Wenigſtbietenden verſteigert. Die hierbei not wendigen Bedingungen werden bei der Ver ſteigerung bekanntgegeben. Es kommen 8 Loſe von je ca. 520 lfdm. zum Ausgebot. Viernheim, den 23. November 1935. Bürgermeiſterei Viernheim Bechtel Betr.: Erhebung einer Gebühr für die an das Ortsnetz ange ſchloſſenen Klingeltransfor— matoren. Für die an das Ortsnetz angeſchloſſenen Klingeltransformatoren wird vom Monat Nov. 1935 ab eine monatliche Gebühr von 20 RM. erhoben. Der Stromverbrauch der an geſchloſſenen Klingeltransformatoren wird we gen des geringen Widerſtandes von dem Zäh ler nicht regiſtriert. Die Elektrizitätswerke ind daher gezwungen, durch Erhebung einer feſten Gebühr dieſen Stromverluſt auszu gleichen. Nachdem nun innerhalb unſeres Ver- ſorgungsgebietes eine größere Anzahl Klingel⸗ transformatoren angeſchloſſen ſind, habe ich mich entſchloſſen, die Erhebung der vorer⸗ wähnten Gebühr anzuordnen. Ich mache da— rauf aufmerkſam, daß für die Folge jeder An ſchluß eines Klingeltransformators bei der Bürgermeiſterei anzumelden iſt. Viernheim, den 23. November 1935. Bürgermeiſterei Viernheim Bechtel Mahnung Die am 25. Nov. 1935 fällig geweſene 4. Rate der kommunalen Steuern iſt umgehend an die Gemeindekaſſe zu zahlen. Andernfalls muß ein Säumniszuſchlag berechnet und die Beitreibung eingeleitet werden. Viernheim, den 26. November 1935 Gemeindekaſſe: Zöller. Reichsluſiſchutzbund (Ortsgruppe Sied-Rüd Filmabend am 29. ds. Mts. im Frei ſchütz. Am kommenden Freitag, den 29. ds. Mts., abends ½9 Uhr, zeigen wir im Freiſchütz einen Zakter Film aus der deutſchen Wehrmacht „Erſte Hilfe“. Derſelbe iſt ſehr ſchön und lehrreich. Wir laden hierzu die ganze Bevölkerung, insbeſondere aber die hie— ſigen Formationen, ein. Eintritt 10 Pfg. Viernheim). Achtung, Blockwarte! Alle Blockwarte haben zu obigem Filmabend zu erſchei⸗ nen, da anſchließend noch eine kurze, aber wichtige Beſprechung ſtattfindet. Fehle keiner! — Heil Hitler! Die Ortsgruppenführung. Verantwortlicher Schriftleiter: Johann Mar⸗ tin, Viernheim; verantwortlicher Anzeigenlei⸗ ter: Johann Martin, Viernheim; Druck und 2 12. 35: Amicitia Viernheim Waldhof (Schiedsrichter: Dietz-Durlach) FV. Karlsruhe FC. Freiburg VfR. Mannheim Neckarau 91 355 Phönix Karlsruhe Pforzheim Waldhof FV. Karlsruhe Brötzingen VfR. Mannheim Verlag: Johann Martin, Viernheim, Adolf Hitlerſtraße 36; D. A. X 1935 950. Zur Zeit iſt die Preisliſte Nr. 4 gültig. ſchenke ſagen mir Viernheim, den 25. November 1935. Margareta geb. Martin. Für die anläßlich unſerer Goldenen Hochzeit in ſo überaus reichem Maße übermittelten Glückwünſche und Ge⸗ herzlichen Dank! Heinrich Faltermann und Frau, 2 Zi Wohnung und uche aq 1. Dezember zu vermieten Aaolf Ritlerstrale 179(TI voli) Futterkartoffel größeres Ouantum zu kaufen geſucht. Lampertheimerſtr. 12 Erstklassige Aladannaadnannumummmmanmuunpaumunanmmunmnmnnnunmnmnmmmmmmmnmnummmmnnnmnmnnmmmnmm Alle Druckarbeiten Läufer- und starke 1 Handwerk, Industrie, Vereine, Private 1 und billig Einlegichweine zu bedeutend herabgeſetzten Preiſen hat ſtets am Platze Schweinehandl. lib. Heltrich, Holzstr. 30 — Buchdruckerei Johann Martin Telefon 117 kamhnammmnmmünnnnnunmnmunmmnmmnnnnnnnmmnmngummmmmmmmmnmmmmummunnnnnnnnnmnmmmm Adolf Hitlerstrage 36 Mittwoch und Freitag Sbblrische Fische ferner Meillkraut zum Einſchneiden. 908 die 2. Wenn der Viernheimer Sport am vor geſtrigen Sonntag in ſämtlichen Sparten Niederlagen hinnehmen mußte, ſo darf mit Genugtuung feſtgeſtellt werden, daß unſere hieſigen Vertreter der Fachſäule 1„Turnen“ im R.f.L. mit umſomehr Erfolg beſtehen konnten. Vor nicht leichte Aufgaben waren beide Mannſchaften des Turnvereins v. 1893 in Friedrichsfeld ſowohl als auch in Mann— heim geſtellt. Mit ganz minimalem Punkte⸗ unterſchied konnte die 1. Gerätemannſchaft des Turnvereins v. 1893 die qualifizierten Mann ſchaften von Reichsbahn Turn- u. Sportverein Mannheim, TV. 1846 Ila Mannheim, TV. Friedrichsfeld, TV. Germania Mannheim, ſo wie die ſechste Mannſchaft, dem TV. Hocken heim, hinter ſich laſſen. Der glückliche Sieg der hieſigen Turner in Friedrichsfeld iſt umſo höher zu bewerten, als auch beim 2. Pflicht kampf die Riege nicht in ihrer beſten Beſetz ung zur Stelle ſein konnte. Die Anhänger der nicht weniger als 6 Mannſchaften und die ſonſtigen Beſucher, die den Friedrichsfelder Saalbau„Main-⸗Neckar“ bis auf den letzten Platz füllten, ſahen vor dem Hauptereignis einen abwechslungsreichen und intereſſanten Gerätewettkampf zwiſchen den talentierten Turnerinnen von Friedrichsfeld und Neckarhauſen, den die Gaſtgeberinnen dank ihres beſſeren Könnens verdient gewannen. Lebhaften Anteil nahm alsdann das ganze Haus an dem Turnen der Männer, das zu einem verdienten Erfolg für den hieſigen Turn verein v. 1893 wurde. Dieſer Mannſchafts⸗ kampf war bis zum Schlußgerät, dem Reck, noch vollſtändig offen. Es ſoll hier nicht un erwähnt bleiben, daß die Siegermannſchaft in den Turnern En gel Müller, Alois Bauer, Valentin Träger und Karl Hohenadel bis zu dieſem Gerät ſogar mit 6 Punkten im Hintertreffen lag. Die letzte Hoffnung für die Viernheimer, das Reck, war, wie ſo oft ſchon, auch vorgeſtern nachmittag wieder, trotz minderen Glücks, berechtigt und mit verdientem Erfolg gekrönt. Bekanntlich werden dieſe Pflichtbegeg nungen mit Mannſchaften von je 4 Turnern durchgeführt. Man iſt neuerdings dazu über gegangen, in die Wettkampfform auch Pflicht⸗ übungen mit einzubeziehen. Außer den feſt gelegten Pflichtübungen an Barren und Pferd konnten die Turner nur am Reck und eine Freiübung kür turnen. Erfreulicherweiſe konnte feſtgeſtellt werden, daß auch dieſe Wett kampfform den hieſigen Turnern nicht minder zuſtatten kommt; der logiſchſte Beweis: der ſchöne Doppelerfolg am letzten Sonntag. Wie bereits oben ſchon erwähnt, konnte Die 1. Mannſchaft des Turnvereins ſetzt ſich in Mannſchaft in Mannheim an 1. Schöner Doppel ⸗Erfolg der Viernheimer Geräteturner Friedrichsfeld und Stelle! auch die 2. Mannſchaft in der Turnhalle des Reichsbahn Turn- und Sportverein Mann heim gegen die Mannſchaften von R. B. Tau. Sp. V. 2. Mannheim, TV. Schwetzingen 2., TV. 1846 Ilb Mannheim, TV. Feudenheim und TV. Sandhofen denſelben Erfolg wie die 1. Mannſchaft in Anſpruch nehmen. Der Siegermannſchaft, vertreten durch Bern h. Hofmann, Adam Kü hlwein, Hans Effler und Hans Trä ger, wurde in Mannheim der Sieg keineswegs leichter ge macht, wie der der Obengenannten. Nachſtehend die Ergebniſſe Mannſchaften: ſämtlicher Gruppe J in Friedrichsfeld: . Sieger: TV. 1893 Viernheim 251% Pkt. 2. Sieger: Reichsbahn Turn- und Sportverein Mannheim 248 Pkt. To 1846 IIla Mannheim 239 Pkt. Germania Mannheim 236 Pkt. Turnverein Friedrichsfeld 232 Pkt. Turnverein Hockenheim 223 Pkt. Gruppe II in Mannheim: 3. Sieger: 4. Sieger: 5. Sieger: 6. Sieger: J. Sieger: TV. 1893 Viernheim 2. 243 Pkt. 2. Sieger: R. B. T. u. Sp. V. M. 2. 234 ½ Pkt. 3. Sieger: TV. Schwetzingen 2 233½ Pkt. 4. Sieger: TV. Sandhofen 228 Pkt. Hoffen und wünſchen wir, daß die hie— ſigen Geräteturner im 10. Gau Baden die Farben für Viernheim in der Fachſäule 1 „Turnen“ im R. f. L. würdig vertreten.„Gut Heil!“ emü. Die unentgeltliche Beratungsſtunde für Lungenkranke findet am Mittwoch, den 27. November 1935, nachmittags von 2 bis 4 Uhr im hieſigen Krankenhaus ſtatt. Vereins- Anzeiger Brieftaubenverein(Heimatliebe) Zu der am 8. Dezember 1935 ſtattfinden den Siegerſchau, werden alle Züchter ge⸗ beten, die Meldungen ſpäteſtens Samstag abend im Lokal oder bei Hans Weidner, Mannheimerſtr.30, abzugeben. Die Leitung. NB. Farbe, Geſchlecht und geflogene Preiſe ſind auf dem Meldeſchein anzuführen. Nl! Kempf, Hügelstrage ZIEHU NG: 2. U. 22. DETEM BE OO000O00O O xl. Nl. I. Donbaclos xu. NC. 7. AEC 2. FE R Aen. * Böll Staal leut hat d aun 110 11 der al rend ſtrielle „Ver herrſch dierten Porte men. ben des 1 wichtig Sämll ren he bar. Welt! kaum halten ner Hi platen leer kö hergeſte dels⸗ Ul und ſel Kohle il Oels zu lionen! den mit Gummi Vor Weiden, kämpfer nicht in kungen Armeen — heute Petroleu berbrenn ſeiner H gen und Armeen Petroleu meen be dem chli ten in ad Und n Vertei das die! flußt. N genug 0 abhängig De er nigten rund dre en und rußlan trolliert. verſtreut ine und Del 1 nen 10000 und Oel! Aohlenge licht— an Jh perium ge nen jahr. ſind es, d Junk und aich gf