(Viernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Erſcheint täglich mit Ausnahme der Som- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1,40 Mk. frei ins Haus gebracht.— Wochenende“, zweimal jährlich den a. M., Beilagen: Sommer- und Winter- Fahrplan a N Wandkalender.— Annahme von Bezugs⸗Beſtellungen in der Geſchäftsſtelle u. bei den Boten Weitverbreitete Tageszeitung— hacbrichten⸗ und Anzeigenblatt Fernſprecher 117.— Drahtanſchrift: Anzeiger, Viernheim— Poſtſcheck 21577 Frankfurt Einzel⸗Verkauf der Zeitung von der Geſchäftsſtelle 5 Pfg., Samstags 10 wöchentlich das„Illuſtrierte und den Pfg. Viernheimer Anzeiger Viernheimer Zeitung 9 Anzeigenpreise: Dis 12geſpaltene Millimeter⸗Zeile 3 Pfennig, Textſpalte 12 bei Wiederholung abgeſtufter Nachlaß.— mittags 9 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer ſämtlichen Anzeigen⸗Mittlern Deutſchlands u. des Auslandes Ankündigungen in dieser Zeitung finden weiteste Verbreitung Plazwünſche bei Anzeigen werden nach Möglichkeit derückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 36 Geſchäftsſtelle u. von (Viernheimer Bürger-⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) n Pfennig Annahmeſchluß für Anzeigen aller Art vor⸗ Nr. 278 Freitag, den 29. November 1935 52. Jahrgang Die Wirtſthaftswoche Die Beſchränkung der Hausſchlachtungen.— Verbeſſerung der Fettverſorgung.— Vom Brotgetreidemarkt. Auf dem Lande iſt jetzt die Zeit der Haus⸗ ſchlachtungen. Der Bauer hat um dieſe Zeit die Hände frei, die Aufmäſtung der Schweine iſt beendet, und für den Bedarf in den ſtillen Wintermonaten muß vorge— ſorgt werden. Aber auch die meiſten ande⸗ ren, die Hausſchlachtungen vornehmen, ver⸗ legen dieſe Schlachtungen überwiegend auf die Wintermonate. Wenn man ſich verge— genwärtigt. daß rund 3 Millionen land⸗ wirtſchaftliche Betriebe in Deutſchland beſte— hen, von denen man wohl annehmen kann, daß ſie durchweg mindeſtens je ein Schwein ſchlachten, und zählt man überſchläglich die anderen erwähnten Haushaltungen hinzu, ſo kann man ſich nicht wundern. wenn ins⸗ geſamt im Jahre 7,76 Millionen Schweine hausgeſchlachtet werden, alſo faſt ein Drittel ſämtlicher Schweineſchlachtungen im Jahre im ganzen deutſchen Reich. Von dieſer Ge⸗ ſamtſumme entfallen auf die Wintermonate November, Dezember und Januar allein 4,6 Millionen Schlachtungen, und im De— zember mit 1,8 Millionen beträchtlich mehr als öffentliche Schlachtungen ſtattfinden. Allein dieſe dem Vorjahr entnommenen Zahlen zeigen, daß es ſich bei einer ſolchen Ausdehnung der Hausſchlachtungen nicht nur um einen alten Brauch, ſondern auch um einen Brauch handelt, der ſich nur auf Grund ſeiner wirtſchaftlichen Geſundheit ſo weit verbreiten konnte. Ungeſund werden die Hausſchlachtungen erſt dann, wenn einzelne dazu übergehen, ſich auf dieſem Wege den allgemein notwen⸗ digen Einſchränkungen zu entziehen. Wenn wir z. B. heute den nicht unerheblich geſtie⸗ genen Fleiſchbedarf vorübergehend nicht zu 100 Prozent aus eigener Erzeugung decken können, ſo iſt es notwendig, daß der Bedarf auf die nicht mehr ganz ſchritthaltende Pro⸗ duktion eingeſtellt und damit eingeſchränkt wird. Dieſe Notwendigkeit muß im heutigen Deutſchland unter allen Umſtänden alle Volksgenoſſen gleichmäßig treffen. Wer in dieſem Augenblick, ohne früher daran ge⸗ dacht zu haben, anfängt, ſein Schwein haus⸗ zuſchlachten, der verſucht, ſich einen Sonder⸗ vorteil auf Koſten der Allgemeinheit zu ver⸗ ſchaffen; denn was auf dieſem Wege an Schweinen mehr geſchlachtet wird als früher, fehlt anderen, und zwar gerade denjenigen, deren Mittel nicht ausreichen, um ſich einen ſolchen Sondervorteil zu verſchaffen. Eine ſolche Entwicklung ſetzte aber ein. Es war vor kurzem unverkennbar, daß mehr Haus⸗ ſchlachtungen vorgenommen wurden als früher. Während man auf der einen Seite bemüht war, durch die Schlachtungskontin⸗ gentierung den Bedarf der infolge mehrerer Dürrejahre und infolge der Deviſenverknap⸗ pung zurzeit knapperen Beſchickung des Fleiſchmarktes mit Schweinefleiſch anzu⸗ paſſen, begannen auf der anderen Seite Viele, dieſer Einſchränkung auszuweichen und ſich durch zuſätzliche Hausſchlachtungen der Pflicht gegenüber dem Volksganzen zu entziehen. Während durch die Kontingentie⸗ rung der Schlachtungen dem Fleiſcherge⸗ werbe im Rahmen der nun einmal gegebe⸗ nen Notwendigkeiten Beſchränkungen ihres Umſatzes auferlegt wurden, riſſen Privat⸗ leute einen Teil der gewerblichen Tätigkeit an ſich. Hier ſetzte die Hauptvereinigung der Deutſchen Viehwirtſchaft mit ihrer Anord⸗ nung zur Beſchränkung der Hausſchlachtun⸗ gen ein. Die Großhandelsindexziffer iſt mit 103, gegenüber der Vorwoche(103,1) um 0,1 Prozent leicht zurückgegangen. Auch die Kennzahlen der Hauptgruppen zeigen kaum Veränderungen. Ueber den Zuſamme thanz von gewerblicher Erzeugung und Fenah⸗ rungsſtand hat VWernhard Köhr:er, der Leiter der Kommiſſion für Wirtſchektspoli⸗ tik, ein erfriſchend offenes Wort geſprochen. Darin, daß wir unſere Kräfte jetzt vordring⸗ lich zum Schmieden unſerer Waffen brau⸗ chen, erblickt er den Grund dafür, daß wir die Lebenshaltung des Volkes nicht ſchneller zu ſteigern vermögen. Er betonte jedoch, daß dadurch an dem Entſchluß und der Ver⸗ pflichtung, die Lebenshaltung des deutſchen Volkes zu erhöhen, nichts geändert wird. Denn auch jeder Tag der Arbeit für die po⸗ litiſche Freiheit und die Wehrkraft bringt Die Beurlaubung zur Aebung Regelung für Teilnehmer an Wehrmachtsübungen— Die Anterſtützungsſätze Berlin, 29. November. Durch gemeinſame Verordnung haben der Reichsinnen- und der Reichskriegsmini⸗ ſter nunmehr auch in Durchführung des Pa⸗ ragraph 20 des Wehrgeſetzes die Einberu⸗ fung zu Uebungen der Wehrmacht geregelt. Danach werden Angehörige der Reſerve, der Erſatzreſerve, der Landwehr und in dſt⸗ preußen auch des Landſturms in dem vom Reichskriegsminiſter jährlich beſtimmten Umfang durch Einberufungsbefehl zu Uebungen einberufen. Die einberufenen oder die freiwilligen Teil⸗ nehmer an ſolchen Uebungen erhalten wäh⸗ rend der Dauer der Uebung von der Wehr⸗ macht Unterkunft, Verpflegung, Bekleidung und Löhnung oder Uebergangsgeld ſowie im Falle der Erkrankung freie Heilfürſorge. Bei Schäden an der Geſundheit wird das Wehrmachtsverſorgungsgeſetz angewendet. Jeder im Reichsgebiet beſchäftigte deutſche männliche Angeſtellte oder Arbeiter, der hiernach einberufen iſt, iſt vom Unternehmer zur Ableiſtung der Uebung zu beurlauben. Er hat dem Unternehmer den Einberufungs⸗ befehl vorzulegen. Die Beurlaubung gibt dem Unternehmen nicht das Recht, das Ar⸗ beitsverhältnis zu kündigen. Der Angeſtellte oder Arbeiter hat gegenüber dem Unterneh⸗ mer während der Dauer dieſes Urlaubs kei⸗ nen Anſpruch auf Zahlung von Arbeitsent⸗ gelt und ſonſtigen Bezügen. Der Urlaub iſt außerhalb des beſtimmungsgemäß ſonſt zuſtehenden Urlaubs zu gewähren. Der Unternehmer kann aber den Erholungsur⸗ laub kürzen, jedoch um nicht mehr als zehn Tage, wenn er während des Uebungsur⸗ laubes das Arbeitsentgelt weiter entrichtet. Wer auf Grund der neuen Verordnung zu einer Uebung der Wehrmacht einberufen wird, erhält nach den Beſtimmungen des Geſetzes über die Beurlaubung für Zwecke der Leibeserziehung Unterſtützung. Das be⸗ deutet, daß die Miete bis zu 200 RM monatlich erſtattet wird, ſo⸗ bald der Einberufene mit ſeiner Ehefrau oder anderen Unterhaltsberechtigten einen gemeinſamen Haushalt führt. Für die Ehefrau und für über 21 Jahre alte Unterhaltsbe— rechtigte werden je Tag 1,50 RM, für unter 21 Jahre alte Berechtigte 0,50 RM Unter⸗ ſtützung bezahlt. Auch hinſichtlich des So⸗ zialverſicherungsverhältniſſes gelten die Be⸗ fentlichen Verwaltungen ſtimmungen des Geſetzes für Leibeserzie⸗ hung; das heißt daß zwar während der Uebung die Verſicherungspflicht nicht berührt wird, daß jedoch die Beitragspflicht ruht. Bei Beamten von Behörden und Dienſtſtellen des Reiches, der Länder und Gemeinden, der Gemeinde⸗ verbände und ſonſtigen Körperſchaften des öffentlichen Rechts und der öffentlichen Be— triebe ſind während des Urlaubs bis zu einer Dauer der Uebung von vier Mona⸗ ten, bei der Luftwaffe von ſechs Monaten, die Dienſtbezüge fortzuzahlen. Dieſe Beſtimmung findet auf Angeſtellte und Arbeiter der öffentlichen Verwaltungen und Betriebe im Sinne des Paragraphen 1 des Geſetzes zur Ordnung der Arbeit in öf⸗ uſw. ſinngemäß Anwendung. Der Reichsinnenminiſter be⸗ ſtimmt im Einvernehmen mit dem Reichs⸗ finanzminiſter, wieweit die durch Ableiſtung von Uebungen in der Wehrmacht verbrachte Zeit auf die Ausbildungs- und Probedienſt⸗ zeit anzurechnen iſt. Die Beſtimmungen über die Unterſtützung, das Sozialverſicherungsverhältnis und die Beurlaubung von Angehörigen von Behör— den uſw. treten mit der Verkündung einer abſchließenden geſetzlichen Regelung, ſpäte⸗ ſtens mit Ablauf des 31. März 1936, außer Kraft. Aus beſonderen häuslichen, wirr⸗ ſchaftlichen oder beruflichen Gründen kön— nen, ähnlich wie nach den allgemeinen Mu- ſterungsbeſtimmungen, Zurückſtellungen auch von Uebungen erfolgen, die der Einbe⸗ rufene, ſeine Verwandten erſten Grades ſo— wie ſeine Ehefrau und ſein Unternehmer bis ſpäteſtens zwei Wochen nach Empfang des Einberufungsbefehls beantragen können. Der Streit um die Vrennſtofffperre Vorwürfe gegen Laval— Ein amerikaniſcher Schritt in London London, 28. November. In einem Aufruf an die„Times“ unter⸗ ſtützt Lord Cecil den Vorſchlag einer Aus- dehnung der Sanktionsmaßnahmen auf Oel— lieferungen an Italien. Anknüpfend an die Rundfunkrede Lavals erklärte er, auch er ſei der Meinung, daß Zuſammenarbeit zwiſchen England und Frankreich von größter Wich⸗ tigkeit für den Frieden ſei. Wenn Frank⸗ reich indeſſen vorgebe, den Völkerbund zu unterſtützen und gleichzeitig der italieniſchen Regierung verſichere, daß Frankreich das Wirkſamwerden des Druckes des Völkerbun⸗ des verhindern werde, ſo ſei dies die Art von„überſchlauer“ Politik, die gewöhnlich mit einer nicht wieder gut⸗ zumachenden Kataſtrophe ende. Aus Paris wird gemeldet, daß der bri⸗ tiſche Botſchafter Sir George Clerk bei ſei⸗ nem Empfang durch Laval zweifellos die vorgeſchlagene Oelſperre erörtert habe.— Der diplomatiſche Berichterſtatter der„Mor⸗ ning Poſt“ ſchreibt, es verlaute. daß die Sitzung des 18er⸗Ausſchuſſes wahrſcheinlich nächſte Woche ſtattfinden werde. und daß gute Ausſicht auf Verhängung einer Oel- ſperre beſtehe. Dieſe plötzliche Aenderung des Programms ſcheine auf das Eingreifen der Vereinigten Staaten uns ja dieſem Ziele näher. Die Notwendig⸗ keit, zeitweilige Ernährungsſchwierigkeiten ſchnellſtens zu beheben, wird auch keines⸗ wegs verkannt. In den Verhandlungen der letzten Wochen mit dem Ausland iſt es u. a. gelungen, im Rahmen des beſtehenden Verrechnungsabkommens 75 000 Tonnen Walöl aus der norwegiſchen Fangperiode 1935/36 zu kaufen, und auch aus der letzten Fangperiode konnte der Bezug einer erheb⸗ lichen Menge Walöl im Rahmen eines gro— ßen Kompenſationsgeſchäftes ſichergeſtellt werden. Andere Länder werden uns ihre Ueberſchüſſe an Schweinen zur Verfügung ſtellen, ſo daß wir bis zum Jahresende noch etwa 170 000 der fetten Borſtentiere herein⸗ bekommen werden, und zwar— was das Wichtigſte iſt— ohne Inanſpruchnahme von Bardeviſen, ſondern gleichfalls im Wege des Austauſches gegen deutſche Waren. Durch dieſe zuſätzlichen Einfuhren dürfte unſere Fettverſorgung weſentlich verbeſſert werden. Die Angebotsverhältniſſe am Roggen⸗ markt ſind, der Jahreszeit entſprechend, noch wenig ausgeglichen. In Gebieten, in denen die Landwirtſchaft jetzt etwas mehr Zeit zum Dreſchen und Verladen findet, ſind die Zufuhren im Verlaufe der Berichtswoche ſtärker geworden. Zum Teil konnte die Reichsſtelle für Getreide je nach den Erfor⸗ derniſſen bereits einige Poſten zur Entla— ſtung des Marktes auf Lager nehmen. An der Mehrzahl der deutſchen Märkte ſind die Zufuhren dagegen noch kaum weſentlich größer geworden, ſo daß die Mühlen Rog⸗ gen alter Ernte aus den RfG-Beſtänden auf⸗ nahmen, um den Anforderungen ihrer Kun— den gerecht zu werden. Im ganzen genom— men, zeigt der Roggenmarkt zweifellos eine zunehmende Belebung. Am Weizenmarkt beſtand die auch in der Vorwoche vorhan⸗ dene Kaufluſt für Spitzenſorten. Solche werden infolge des beſchränkten Angebots auch in kleineren Poſten zu kaufen geſucht. Die Anlieferungen ſind zwar noch immer verhältnismäßig wenig umfangreich, haben aber doch wieder eine leichte Zunahme er⸗ fahren. Der Bedarf konnte daher nicht über⸗ all aus erſter Hand befriedigt werden, weil die Erzeuger noch vielfach durch die Rüben⸗ ernte in Anſpruch genommen ſind. Bei zu⸗ nehmender Kälte und trockenem Wetter iſt jedoch zweifellos mit Zufuhrſteigerungen zu rechnen. Zum Teil iſt der Bedarf auch des⸗ halb lebhafter geworden, weil die Preiſe einen Anreiz zur vermehrten Lagerhaltung bieten. Weiter angeregt bis lebhafter war die Umſatztätigkeit mit Weizenmehl, die durch den Bedarf der Großverbraucher für das kommende Weihnachtsgeſchäft auch zu⸗ nächſt erhalten bleiben dürfte. Die Eindek⸗ kungen der Kleinverbraucher werden ſich vorausſichtlich etwas ſpäter bemerkbar ma⸗ chen. zurückzuführen zu ſein. Die amerikaniſche Regierung habe bereits Schritte zur Mitar⸗ beit bei der Oelſperre getan, und die Nach⸗ richt von dem Aufſchub der Maßnahme habe in Amerika großen Aerger verurſacht. An⸗ ſcheinend habe der amerikaniſche Geſchäfts⸗ träger dem britiſchen Außenminiſter Hoare gegenüber dieſe Mißſtimmung zum Aus— druck gebracht. Die Beſprechungen des britiſchen Sachver- ſtändigen Peterſon mit dem franzöſiſchen Sachverſtändigen St. Quentin. die auf die Ermittlung einer Grundlage für Friedens- erörterungen abzielten, haben„Times“ zu⸗ folge verſchiedene vorläufige Anregungen meiſt techniſcher Art gezeitigt. Italieniſche Dementis Die Meldungen über einen abeſſiniſchen Vor⸗ marſch werden als unwahr bezeichnet. Rom, 28. November. Die Agentur Stefani teilt mit: „Die Agenturen Reuter und Havas ſowie andere ausländiſche Nachrichtenagenturen wetteifern in der Verbreitung von Nachrich⸗ ten, die aus Addis Abeba ſtammen ſollen und die über angebliche überwältigende Siege der Abeſſinier berichten. Man erzählt, die Krieger des Negus hätten Gorrahai und Gerlogubi wieder erobert, hunderttauſend Mann des Ras Deſta ſeien mehr als 300 Kilometer in Italieniſch⸗Somaliland einge⸗ drungen und die italieniſchen Truppen zö⸗ gen ſich auf Adigrat zurück. Die plumpe An⸗ häufung derartiger falſcher Nachrichten be— darf keines Dementis. Die wirkliche Lage iſt die, daß die italieniſchen Truppen alle er⸗ oberten Stellungen feſt in der Hand haben.“ Italieniſcher Heeresbericht Das italieniſche Propagandaminiſterium hat folgenden Heeresbericht veröffentlicht: „Das Oberkommando von Oſtafrika drahtet: Am Frontabſchnitt des 1 Armeekorps iſt die neue Aktion an den Oſthängen der Hoch⸗ ebene fortgeſetzt worden, während unſere Einheiten bie Verſtärkung der Linie Ma⸗ kalle— Dolo vervollſtändigen. Die Luftwaffe hat Erkundungsflüge in der Gegend von Quora durchgeführt.“ Soldſpenden italienischer Biſchöſe Die italieniſche Geiſtlichkeit beteiligt ſich rege amAbwehrkampf gegen die Sühnemaß⸗ nahmen. Aus Zahlreichen Orten wird ge— meldet, daß die Biſchöfe und andere hohe Würdenträger der Kirche große Goldſpen⸗ den geben. So hat der Biſchof von Aſti ſeine Kette und ſein Kreuz, der Biſchof von Chis⸗ dari eine goldene Uhr geſpendet. Der Bi- ſchof von Piacenza hat darauf verzichtet, ſei— nen Kraftwagen zu benutzen. Das Schickſal Danzigs Große Amneſtie.— Der Senatspräſident über die Außenpolitik der Freien Stadt. Danzig, 27. November. Nach dem Geſetz über Gewährung von Straffreiheit, das im Danziger Volkstag mit den Stimmen der NSDAP., der KPD und der Polen angenommen wurde. werden Geldſtrafen bis zu 600 Gulden und Frei⸗ heitsſtrafen bis zu vier Monaten. die beim Inkrafttreten dieſes Geſetzes rechtskräftig erkannt und noch nicht vollſtreckt ſind, erlaſ⸗ ſen. Anhängige Verfahren wegen Strafta— ten werden eingeſtellt. wenn keine höhere Strafe als Geldſtraſe bis zu 600 Gulden oder Freiheitsſtrafe bis zu vier Monaten allein oder nebeneinander zu erwarten iſt. Diſziplinarverfahren werden eingeſtellt, wenn ſie wegen Litiſcher Verfehlungen ein⸗ 5 und noch nicht rechtskräftig beendet ind. In längeren Ausführungen über Haushaltslage betonte Finanzſenator Hop⸗ penrath, daß die Finanzlage der Freien Stadt Danzig geſund und der Haushalt aus⸗ geglichen ſei. In der angekündigten RNegierungserklärung nahm Senatspräſident Greiſer ausführlich zur innen⸗ und außenpolitiſchen Lage Dan⸗ zigs Stellung. Er hob dabei hervor, daß die Oppoſitionsparteien ſeiner Aufforderung zur Mitarbeit nicht Folge geleiſtet haben. Während die Danziger Bevölkerung in ih⸗ rem geſunden Kern der nationalſozialiſti— ſchen Bewegung die Treue halte, ſtehe man vor der traurigen Tatſache, daß dieſer Kern ſich verteidigen müſſe gegen jene ehrgeizigen Parteipolitiker. die nicht das Große ſehen wollen. Ich muß es alſo, ſo fuhr Greiſer fort, wohl oder übel aufgeben, meine Bitte um ſachliche Kritik und Mitarbeit zu wiederho— len. Dieſe Aufgabe eines Standpunktes, der für mich ehrlich war, iſt natürlich nicht leicht. Die Plattform für dieſe Möglichkeit hat die Vorlage zur Amneſtie abgegeben. Dieſe Geſte iſt der Ausdruck innerer Stärke, welche alle aufbauwilligen Elemente an den Staat heran⸗ und in das Volk zurückführen will Der Senatspräſident erwähnte dann, daß von rund 5800 Penſionären bis jetzt ent⸗ ſprechend der Aufforderung des Senats ein Drittel ihren Wohnſitz nach Deutſchland ver⸗ legt haben. Von den Arbeitern hätten be— reits mehrere Tauſende in Deutſchland Ar⸗ beit und Brot gefunden. Die Danziger Lan⸗ despolizei habe im Rahmen des Sparſam⸗ keitsprogramms aufgelöſt werden müſſen. Der Senatspräſident kam dann auf das Urteil des Danziger Obergerichts zu ſpre⸗ chen, das die Volkstagswahl vom 7. April d. J. für gültig erklärt hat. Zu Behauptungen der Oppoſition. daß das Zeigen parteipolitiſcher Embleme an ſtaatlichen Gebäuden mit der Verfaſſung nicht zu vereinbaren ſei, erklärt er: Unſere ſogenannte Parteifahne iſt heute die Fahne Deutſchlands. Unſer Führer iſt heute der Führer des deutſchen Volkes, und niemals wird eine nationalſozialiſtiſche Regierung etwas dagegen haben, wenn bei beſonders feierlichen Gelegenheiten auch die Zeichen des neuen Deutſchland äußerlich ſichtbar in Erſcheinung treten. Danzig iſt ein auch vom Völkerbund anerkannter deutſcher Staat und dieſe Tatſache wird der Regierung das Recht geben, diejenigen Preſſeerzeugniſſe von der Bildfläche verſchwinden zu laſſen, die durch ihre Hetzartikel die deutſche Reichs⸗ flagge beleidigen. Daß die Oppoſitionsparteien in ihrer Un⸗ zufriedenheit mit dem Urteil des Obergerichts wieder Bundesgenoſſen ſuchen, die kein an⸗ ſtändiger Deutſcher in Danzig im Kampf ge⸗ gen das Deutſchtum für ſich in Anſpruch nehmen ſollte, ſpreche ſeine eigene Sprache. Hier ſei berichtet worden, daß der Vertre⸗ ter des Völkerbundes in Danzig von ſich aus dieſe Wünſche der undeutſchen Oppoſition ſich zu eigen gemacht hätte, um den Völkerbund entſprechend zu beeinfluſſen und zu einer Beſchlußfaſſung zu bringen. Zum Schluß führte Greiſer aus:„Die Urſache der Abtrennung Danzigs vom Mut— terland, der neugeſchaffenen Republik Polen einen freien Zugang zum Meer zu gewähr⸗— leiſten, wird heute vom deutſchen Volk auch von der Freien Stadt Danzig aus freien Stücken als politiſches Geſetz geachtet. Das einmal für kurze Zeit im Sommer d. J. ge⸗ trübte freundſchaftliche Verhältnis zwiſchen Danzig und Polen iſt zur Befriedigung des Senats wiederher— geſtellt. Wir freuen uns auch beſonders, daß unſer Mutterland, Deutſchland. zu un⸗ ſerem Nachbarſtaat Polen ſeine Beziehun⸗ gen auf der gleichen freundſchaftlichen Grundlage unterhält. Die wirtſchaftliche und völkiſche Aufwärtsentwicklung in unſe⸗ rem Mutterland gibt uns nicht nur innere Befriedigung, ſondern auch den ſeeliſchen Halt, der notwendig iſt, um unſer hartes Schickſal hier zu meiſtern.“ Lebenszeichen von Ellsworth die Rio de Janeiro, 29. November. Der braſilianiſche Bundespräſident Ge⸗ kulio Vargas, der während der Nieder- ſchlagung des Aufſtandsverſuches in Rio de Janeiro ſelbſt perſönlich an den Kampfplät⸗ zen geweſen war, hat in einem Rundtele⸗ gramm an die Gouverneure der Einzelſtaa⸗ ken amtlich das Ende der Aufſtände in Re- cife, Natal und Rio de Janeiro mitgeteilt. In der Mitteilung des Präſidenten wird geſagt, daß ſich in Natal 500 Aufſtändiſche an Bord eines Dampfers mit unbekanntem Ziel geflüchtet hätten. die Anführer ſeien nach der Plünderung der Banken in einem Flugzeug geflohen. Zu ihrer Ergreifung ſeien alle notwendigen Maßnahmen getroffen worden. In Recife Das Geheimnis London, 28. November. Nach dem letzten Stratoſphärenflug, bei dem eine Rekordhöhe von mehr als 14 Mei⸗ len erreicht wurde, berichteten die amerika— niſchen Zeitungen in großen Schlagzeilen daß„das Geheimnis der kosmiſchen Strah- lung nunmehr gelöſt“ ſei. Dieſe Behauptung war natürlich erheblich übertrieben. Nach den neueren Berichten haben auch die Kapi⸗ täne Anderſon und Stevens nichts Neues entdeckt. In der wiſſenſchaftlichen Welt iſt man der Meinung, daß eine wirkliche Erforſchung der berühmten kosmiſchen Strahlung erſt in noch viel größeren Höhen als der bisher be⸗ flogenen möglich ſein wird, da die Strahlen in der Erdatmoſphäre ſogenannte Kammerſieg Lauals 120 Stimmen Mehrheit für die Regierung. Paris, 29. November. In der franzöſiſchen Kammer, die vor dicht⸗ gefüllten Tribünen eröffnet wurde, verlas der Kammerpräſident zunächſt die Verordnung vom 23. November über den Wiederzuſam⸗ mentritt der Kammer. Nach Verleſung der vorliegenden Anfragen beantragte Miniſterpräſident Laval die ſo⸗ fortige Behandlung der auf die Finanzpolitik der Regierung bezüglichen vier Anfragen und forderte die Zurückſtellung der übrigen Anfragen, indem er gleichzeitig die Vertrauensfrage ſtellte. Die Ausführungen wurden von einem großen Teil des Hauſes mit Beifall aufgenommen. La⸗ val erklärte ſich damit einverſtanden, daß vor der Erörterung des Berichtes Chauvins die vorliegenden Anfragen über die Bünde und die Aufrechterhaltung der Ordnung be⸗ handelt werden. Anſchließend ergriffen die Vertreter der einzelnen Gruppen das Wort, um ſich je nach ihrer Richtung für oder gegen den Wunſch der Regierung auszuſprechen. In der anſchließenden Abſtimmung über den Ankrag der Regierung wurden 570 Stimmen abgegeben. Von dieſen ſprachen ſich 345 Stimmen für und 225 Stimmen ge- gen die Regierung aus. Die Kammer beſchloß anſchließend, zuerſt in die Behandlung der Anfragen über die Finanzpolitik der Regierung einzutreten. Hier entſteht Geſchichte! Das Haupftarchiv der NSDAP. München. 28. November. Vertreter der Preſſe konnten dieſer Tage das Hauptarchiv der NSDAP im Gebäude der Reichsorganiſationsleitung beſichtigen. Es hat die Aufgabe, Auskunftsſtelle zu ſein, Schulungs- und Lehrzwecken zu dienen, nicht zuletzt aber auch als Quelle der Geſchichts⸗ forſchung zu wirken. Was man bei einem Rundgang durch die Räume des weitläufi⸗ gen Archivs, in deſſen Kellern noch unge⸗ heures Material der Auswertung harrt, ſe⸗ henkonnte, gab ein ungemein eindrucksvol⸗ les Bild von der Arbeit des Archivs, die es ohne weiteres möglich macht, über Tauſende von Einzelfragen ſofort jede gewünſchte Auskunft zu geben. Das Archiv iſt unterge— teilt in das geſchichtliche Archiv, in ein um⸗ fangreiches Zeitungs- und Zeitſchriftenarchiv in die Büchereien, die auch das marxiſtiſche und kommuniſtiſche Schrifttum umfaſſen. in die Abteilung Auslandsdeutſchtum, dann in die Abteilung Kulturgeſchichte und Kultur- politik, in die Abteilung Sammlungen, in der man die Bilder und Urkunden berühm— London, 28. Nov. Wie aus Wellington (Neuſeeland) berichtet wird, hat das Kriegs⸗ ſchiff„Dunedin“ ſchwache Funkſignale 6 auf einem Flug im Südpolargebiet vermiß ten Fliegers Ellsworth und ſeines Gefähr⸗ ten aufgefangen. Der Standort des Flug⸗ zeugs konnte aus dem Funkſpruch nicht her⸗ ausgeleſen werden. des ter Männer der Vewegung findet. uin die Bildſtelle und das Photolabor, und ſchließ⸗ ich wird noch das Archiv des NSD⸗Studen⸗ tenbundes angeſchloſſen. Wer Räume. Aufbau und Mitarbeiter dieſes mit allen techniſchen Errungenſchaften ausgeſtatteten Hauptarchivs kennengelernt hat, ſteht ſtaunend und bewundernd vor der in kaum zwei Jahren unter der beſonderen Ende des Aufruhrs in Braſilien Ein Bericht des Bundespräſidenten— Die Rebellen auf der Flucht Die kosmiſchen Strahlen ſei es gelungen, den Aufſtand zu unterdrük⸗ ken, die Aufſtändiſchen hätten 100 Tote. Bei dem Aufſtand in Rio de Janeiro ſeien mehrere Offiziere durch die Aufſtändi⸗ ſchen erſchoſſen worden. Die Zahl der To⸗ desopfer während der Kämpfe um die Flie⸗ gerſchule und die Kaſerne des 3. Infanterie⸗ Regimentes habe noch nicht feſtgeſtellt wer⸗ den können. Der Präſident hebt in ſeinem Rundſchrei⸗ ben weiter das tapfere Verhalten der Regierungstruppen hervor. Es hätten zwar auch an anderen Stellen des Landes Aufſtandspläne beſtan⸗ den, jedoch könne die zweifellos rein kom⸗ muniſtiſche Bewegung als endgültig unterdrückt angeſehen werden. noch nicht gelöſt Sekundärſtrahlen erzeugen, die bereits keine eigentlichen kos— miſchen Strahlen mehr ſind Man will auch die Behauptung deutſcher Gelehrter nachprüfen, daß die Intenſitätl der kosmiſchen Strahlung in größeren Höhen ab- nimmt. um am Rande der Lufthülle faſt auf Null geſunken zu ſein. Der naheliegende Schluß, daß die geheimnisvollen Strahlen alſo nicht kosmiſch ſeien, ſondern aus un- ſerer Atmoſphäre ſtammen, trifft jedoch aus zwingenden Gründen nicht zu. Für neuere Jorſchungen empfiehlt man in England und in den Vereinigten Staaten übrigens die Rakete, weil ſich mit einem Ballon doch nicht die notwendigen großen Höhen errei⸗ chen laſſen, ſelbſt wenn man die Ballon⸗ dimenſionen noch gewaltig ſteigern ſollte. Im Augenblick kann man übrigens im Hauptarchiv eine intereſſante Ausſtellung ſehen, die mit dem Titel„Das Jahr 1923 und der 9. November in München“ auf Grund von Driginaldokumenten einen Ueberblick gibt über die Entwicklung der po⸗ litiſchen Verhältniſſe bis zum Tag der Tat Adolf Hitlers Alles in allem ſtellt das Hauptarchiv ein Inſtitut dar, das ein un⸗ ſchätzbares Inſtrument der Tagesgeſchichte und der Geſchichtsſchreibung iſt und noch mehr werden wird. Ein Zeichen des Aufſtiegs Der Beſtandszuwachs an Kraftwagen. Nsg Es hat im Hochſommer nicht an Stimmen gefehlt, die errechnen wollten, daß die Lage auf dem Kraftfahrzeugmarkt ange⸗ ſichts des ununterbrochen ſeit der Machtüber⸗ nahme ſteigenden Abſatzes ſich notgedrun⸗ gen verſchlechtern müßte. Allen dieſen Be⸗ fürchtungen iſt durch das außerordentlich günſtige Ergebnis des Abſatzes in den erſten neun Monaten dieſes Jahres in Höhe von 182 712 Stück die Spitze abgebrochen wor⸗ den. Damit iſt klar erwieſen, daß der bis⸗ herige Auftrieb am Kraftfahrzeugmarkt nicht eine Konjunktur im liberaliſtiſchen Sinne, ſondern der Ausdruck einer norma⸗ len und notwendigen Aufwärtsentwicklung der geſamten Kraftverkehrswirtſchaft in Deutſchland überhaupt iſt. Mit Recht wird darauf hingewieſen, daß der ſeit drei Jah⸗ ren ununterbrochen anſteigende Abſatz im⸗ mer mehr als Beſtandszuwachs in Erſchei⸗ nung tritt. Während es Mitte 1932 in Deutſchland erſt 561000 Perſonenkraftwa⸗ gen und 174000 Laſtkraftwagen gab, iſt deren Zahl jetzt auf 810 000 Perſonenkraft⸗ wagen und 214000 Laſtkraftwagen geſtie⸗ gen. Man darf erwarten, daß das geſamte Jahresergebnis die Vorausſchätzungen weit überſchreiten wird. Wenn man dazu vergleichsweiſe die Kraft⸗ wagenzulaſſungen ſolcher Länder heranzieht, die im gleichen Zeitpunkt wie Deutſchland die Wirtſchaftskriſe überwunden haben, ſo muß man feſtſtellen, daß der Anſtieg in Deutſchland bei weitem am größten iſt. Deutſchland hat in den letzten drei Jahren die gewaltigen Verluſte der großen Wirt⸗ ſchaftskriſe dank der nationalſozialiſtiſchen Wirtſchaftsbelebung nunmehr endgültig auf⸗ geholt. Man darf dabei nicht vergeſſen, daß der Höhepunkt bisher noch nicht erreicht iſt, ſo daß ſich im Rahmen der Schlacht gegen die Arbeitsloſigkeit für die Kraftfahrzeug⸗ induſtrie weiterhin günſtige Ausſichten er⸗ öffnen. Politisches Allerlei Berlin. Der Führer und Reichskanzler empfing den deutſchen Geſandten in Kopen⸗ Gegen die Sanktionen Kulturelle Maßnahmen Italiens. Rom, 29. November. Das italieniſche Propagandaminiſterium hat Richtlinien he isgegeben, wie künftig auch auf kulturellem Gebiet der Kampf gegen die Sanktionsſtaaten aufgenommen werden ſoll. Theaterſtücke von Verfaſſern ſanktionsführen⸗ der Länder dürfen nicht mehr in den Spiel; plan der italieniſchen Theater aufgenommen werden. Eine Ausnahme wird für Shakeſpear⸗ und Shaw ſowie für gewiſſe franzöſiſche Thea⸗ terſtücke„angeſichts der vom intellektuellen Frankreic, gegenüber Italien eingenommenen freundſchaftlichen Haltung“ gemacht. Auch in Konzerten dürfen von jetzt ab keine Program⸗ me mit Werken von Künſtlern mehr aufgeſtellt werden, die zu den ſanktionsführenden Län⸗ dern gehören. Für franzöſiſche und ſ⸗miſche Sinfonie- und Kammermuſik werden leichte Ausnahmen gemacht. U. a. dürfen auch kei⸗ nerlei Varietee⸗, Revue⸗, Tanz⸗ und Tonkünſt⸗ ler in Italien mehr arbeiten; von Fall zu Fall können franzöſiſche Künſtler zugelaſſen werden. Ausnahmen werden ferner für die lebenden ruſſiſchen Autoren, die im Beſitz des Nanſen⸗Paſſes ſind, gemacht. Der italieniſche Rundfunk darf ebenfalls nur noch italieni⸗ Muſik und Werke deutſcher, öſterreichiſcher und ungariſcher Meiſter bringen. Ein Pfarrer als Aufrührer Unglaubliche Vorkommniſſe. Trier. 28. November. Das Kölner Sondergericht verhandelte in Trier in einer Angelegenheit, die in ganz Weſtdeutſchland größtes Aufſehen erregte. Die Verhandlung richtete ſich gegen den Pfarrer Muth aus Raſcheid(Kreis Trier⸗Land) und 25 weitere Einwohner des Ortes Der Ort Raſcheid hat etwa 500 Einwoh⸗ ner. Pfarrer Muth hat im Sommer d. J. von der Kanzel mehrfach gegen die HJ in ſchärfſter Form gehetzt und die Eltern auf— gefordert, ihre Kinder nicht in die HJ zu ſchicken, da ſie dann ihre Kinder dem Satan verſchrieben. Pfarrer Muth gründete kurz darauf einen katholiſchen Jünglings- und Jungmännerverein. Er errichtete in ſeinem Garten eine 30 Meter hohe Fahnenſtange, die den ganzen Ort weit überraate. Die Spitze der Fahnenſtange krönte ein 1 Meter hohes Abzeichen des kathoſiſchen Jungmän— nervereins. An dem Maſt wurde eine 8 Meter lange Fahne dieſes Vereins gehißt, die auf viele Kilometer hin ſichtbar war. Die Bevölkerung war andererſeits durch Druck der Kirche von der Hiſſung von Hakenkreuz⸗ fahnen vielfach abgehalten worden. Am 7 Juli 1935 erſchienen ſchließlich Gendarmerie— beamte in Raſcheid, um die Fahne einzuzie⸗ hen. Der Pfarrer hatte jedoch kurz vor An⸗ kunft der Beamten die Fahne entfernt. Kurz hinterher wurde die Fahne erneut aufgezo— gen. Am 14. Juli beſuchte der Kreisleiter den Ort Raſcheid und erreichte. daß die Fahne eingeholt wurde. Auf Pfarrer Muth wurde ferner hingewirkt, daß er dieſe Pro⸗ vokationen fortan unterlaſſen möge. Der Pfarrer lehnte jedoch jedes Einlenken ab und nahm eine Haltung ein, die ſtark ſtaats⸗ feindlich war Als am 20. Juli in Beglei⸗ tung des Kreisleiters wiederum zwei Gen⸗ darmeriebeamte nach Raſcheid kamen, um die Fahne zu entfernen, verbarrikadierten die vom Pfarrer aufgewiegelten Teile der Bevölkerung den Hof, auf dem die Beamten ihren Kraftwagen abgeſtellt hatten, und die etwa 200köpfige Menge nahm eine drohende Haltung gegen die Beamten ein. Der Pfarrer dachte gar nicht daran, die Leute zu beruhigen und blieb in ſeiner Woh⸗ nung. Schließlich wurden von jungen Bur⸗ ſchen die Sturmglocken geläutet. Man drang in den Pfarrhof ein, ſchloß die Beamten ein und hinderte ſie an der Abfahrt. Erſt poli⸗ zeilicher Verſtärkung aus Hermeskeil gelang es, die Menge zu zerſtreuen. Wegen des ſchweren Widerſtandes gegen die Staatsge— walt wurde eine Anzahl verhetzter älterer und jüngerer Perſonen feſtgenommen. Das Gericht kam nach dreitägiger Ver⸗ handlung zu folgendem Urteil: Der 36 Jahre alte Pfarrer Auguſt Muth wurde wegen Kanzelmißbrauchs und wegen Vergehens gegen das Heimtückegeſetz, wegen Hiſſens der XP⸗Fahne, ſowie wegen Urheberſchaft zum Aufruhr zu einer Geſamtſtrafe von einem Jahr drei Monaten Ge⸗ fängnis verurteilt. Von den 25 Angeklag⸗ ten wurden neun freigeſprochen. Zwei An⸗ geklagte erhielten je acht Monate Gefäng⸗ nis. Elf weitere Angeklagte erhielten wegen Beteiligung am Aufruhr die Mindeſtſtrafe von ſechs Monaten Gefängnis. Drei jugend⸗ liche Angeklagte wurden zu einem Monat bezw. zwei Wochen Gefängnis bezw. einer Verwarnung verurteilt. 5 Der künftige Arbeitsſchutz. hagen Freiherrn von Richthofen. Budapeſt. Der ungariſche Miniſterpräſi⸗ dent Gömbös hat ſich in Begleitung des Miniſters des Aeußern, Kan ya, nach Wien zum Beſuche des Bundeskanzlers Dr. Schuſchnigg begeben. London. Wie Reuter aus Santiago de Chile meldet, will Chile beim Völkerbund Einſpruch erheben, falls beſchloſſen werden ſollte, im Rahmen der Sühnemaßnahmen Förderung des Reichsſchatzmeiſters Schwarz geleiſteten Arbeit. der Ausfuhr von Kupfer nach Italien zu Wie an unterrichteter Stelle verlautet, ſind die Vorarbeiten für eine einheitliche Arbeitsſchutzgeſetzgebung in vollem Gange. Im Falle längerer techniſch bedingter Ver⸗ zögerung der Geſamtregelung wird die Vor⸗ wegnahme eines neuzeitlichen Schutzes der Jugendlichen und Frauen erwogen werden Es würde ſich dann darum handeln hinſichtlich der Ruhezeit, Nachtarbeit und Arbeitszeit ſowie der für Frauen geeigneten Beſchäftigung neuzeitliche Beſtimmungen zu treffen, wozu von der DA ebenfalls Mate⸗ verbieten. rial beigeſteuert worden iſt. 4 1 88 Den- bellen menen A i gran. ſetellt 03 * I bt hunderteinſte! er es war? Wie konnte man ſich nur darüber, Tauſende 8 — 2 Oe 20 Nachdruck verboten. „Wußte Mariella nichts, gar nichts darüber, daß der Schmuck ihr gehörte? Beſaß ſie keinen Schlüſſel zu der Kaſſette? Erhielt ſie von ihrer Pflegemutter kein Schreiben an ihrem ſiebzehnten Geburtstage ausgehändigt?“ Er taumelte. Mitleidig ſprang Heßling zu Hilfe. Doch ſchon hatte ſich der Prinz wieder in der Gewalt. „Nichts händigte Frau von Gellern der Prinzeſſin aus. Im Gegenteil. Sie hat mir ein phantaſtiſches Märchen aufgetiſcht von irgendeinem unbekannten Mann in Neapel, der Näheres über den geſtohlenen Familienſchmuck der Bonaglia wüßte. Sie behauptete, ſie hätte dieſem Mann nachſpionieren laſſen. Aber natürlich nichts entdeckt. Das alles war alſo nur gemacht, um ſelbſt Beſitzerin des Schmucks zu werden.“ „Mein armes liebes Kind, was hat man ihm angetan!“ Walter ſtreichelte leiſe die Hand des Erregten: „Und weiter, Vater! Haſt du jemals verſucht, über Timbuktu eine Nachricht nach Berlin gelangen zu laſſen?“ „Gewiß. Durch einen mohammedaniſchen Händler. So hat er alſo ſein Verſprechen gehalten?“ „Das hat er wohl. Doch auf Grund dieſes Schreibens, durch das du wohl um Rettung flehteſt und genau angabſt, wo du zu finden ſeieſt, hat die ränkevolle Frau von Gellern dich für tot erklären laſſen. Denn wenn du zurückkamſt, Vater, mußte ſie dir den Schmuck wieder aushändigen— den Schmuck, der ihr höher ſtand als ein Menſchenleben.“ „Oh, ich verſtehe alles! Was muß mein Kind erduldet haben! Hat Mariella wenigſtens eine anſtändige Er⸗ ziehung genoſſen?“ „Das hat ſie beſtimmt. Und wie Frau von Gellern immer wieder betonte, hat ſie perſönlich aus eigener Taſche dieſe Erziehung beſtritten, dem verſtorbenen Jugend⸗ freunde zuliebe.“ „Lüge— Lüge auch das!“ Der Prinz zitterte vor Schmerz und Empörung. Aber er bezwang ſich bald. „Walter, wir fliegen mit deiner Maſchine ſofort nach Deutſchland. Ilaro laſſe ich ſolange hier. Pepito Arleſi wird für ſie ſorgen. Ilaro muß ſich ſowieſo hier erſt langſam an die veränderte Lebensweiſe, die ihr in Europa bevorſteht, und den Klimawechſel gewöhnen. Pepito wird ſie nach ſeiner Heilung im Luftſchiff mit zurückbringen. Wir beide müſſen zu Mariella!“ Aber als die„Speranza 1“ am nächſten Morgen auf⸗ ſtieg, blieb einer der Paſſagiere in wildem Fieber im Luftſchiff zurück: Giovanni di Bonaglia lag an einem Malariaanfall danieder, der ſein Leben bedrohte. Walter Heßling wäre am liebſten, ſo ſchnell es ge⸗ gangen wäre, nach Deutſchland zurückgekehrt. Er hatte ja eine große Aufgabe vor ſich: Mariella auf die Wiederkehr des totgeglaubten Vaters vorzubereiten, weiter ſie aus den Händen Anninas zu befreien, ſofern ſie noch bei ihr im Hauſe weilte. Dann die Anſprüche Mariellas auf den Familienſchmuck, den Annina als den ihren ausgegeben, zu vertreten. Doch auch ihn hielten im Augenblick die Erkrankung Bonaglias und Pepitos feſt. Pepito Arleſi ſchimpfte wie ein Rohrſpatz über ſeinen Unfall, der die Rückreiſe nach Europa verhinderte. Er hatte fürs erſte genug von den Tropen. Es war für ſeinen Wirt nicht leicht, ihn bei guter Laune zu erhalten. Aber heute hatte er etwas, was den ungeduldigen Patienten ſicher ablenken würde. „Hier habe ich etwas für Sie, Miſter Arleſi“, ſagte er eines Morgens zu ſeinem Gaſte, an den Liegeſtuhl auf die Veranda tretend.„Aber Vorſicht bitte!“ Verſtändnislos ſah Pepito Arleſi auf das Ei, das der junge Farmer ihm reichte. „Was für Dummheiten, Ronald! Ich habe heute bereits drei Eier zum Frühſtück gegeſſen. Und dies hier iſt ja außerdem leer.“ „Ich habe es ausgeblaſen“, ſagte der junge Farmer. „Aber die Schale habe ich erhalten. Schauen Sie nur!“ Pepito Arleſi ſchaute näher hin. Plötzlich ſagte er begeiſtert: „Donnerwetter!“ Sein Blick ruhte auf einem Ei, auf das der ent⸗ zückendſte Mädchenkopf aufgemalt war, den man ſich nur vorſtellen konnte. „Wo haben Sie das her?“ „Aus einer Kiſte mit Bruteiern, die aus Deutſchland ſtammt; ich habe ſie beſtellt gehabt, als ich drüben war. Ein netter Scherz— hab' ich mir gleich gedacht; das iſt was für Sie, Arleſi!“ Pepito war noch immer faſſungslos: „Waren denn alle Eier in der Kiſte bemalt?“ „Gott ſei Dank, nein“, lachte Errell,„nur das ein⸗ Smarte Frau übrigens. Denn die Kiſte brauchte nur hundert Eier zu enthalten. Ihr Porträt ſoll alſo anſcheinend nicht ausgebrütet werden. Vielleicht ſchade!“ Doch Arleſi hatte nur die beiden Worte„Smarte Frau!“ begriffen. Ob das wundervolle Mädel auf dem Ei wohl ſchon einem anderen, Glücklicheren gehörte, als Urheberrechtschutz: Fünf Türme-Verlag, Halle(Saale). von Meilen von der Kultur entfernt, Gewißheit ver⸗ ſchaffen? Als der Herzog der Abruzzen nach Italien zurückflog, trug er ein Schreiben bei ſich, das er ſofort weiter⸗ zubefördern verſprach, ſowie er den Fuß auf den Heimat⸗ boden ſetzte. Es war gerichtet an:„Frau Lore Anker⸗ mann, Geyerburg an der Elſter, Sachſen“— denn ſo lautete die Adreſſe des Abſenders der Eierkiſte. Nur das „Frau“ hatte Pepito eigenmächtig hinzugeſetzt. In dem Briefe aber bat er, ihm Näheres über die ſchöne blonde Dame mitzuteilen, in deren Porträt er ſich auf den erſten Blick verliebt habe. Zweiundzwanzigſtes Kapitel. Der Eugel vom Barnim. Nur noch ein Monat trennte die kleine Principeſſa von ihrer Rückkehr in die Freiheit. Und für dieſe letzten vier Wochen hatte ſie ſich zum Küchendienſt gemeldet. Seit jenem Tage, an dem die Hilde über den Abſchied von Doktor Heßling geſprochen, war ein Umſchwung in Mariella vorgegangen. Die dumpfe Qual, die zuerſt von ihr Beſitz ergriffen, als ſie ſich krank gemeldet und in ihre Zelle getaumelt war, um über das alles nachzudenken, was ſie gehört, war bald ruhigerer Ueberlegung gewichen. Zuerſt konnte ſie ſich von dem Gedanken nicht frei machen, ein zweites Menſchenleben auf dem Gewiſſen zu haben; denn ſie kam von dem Wahn nicht los, an Hagens Selbſt⸗ mord ſchuldig zu ſein. Allmählich begann ſie wenigſtens die Dinge, die Doktor Heßling betrafen, in einem anderen Lichte zu ſehen. Nein, ſie war nicht ſchuld an ſeinem Untergang; nie⸗ mand konnte das behaupten. Hatte er ihr doch niemals von Liebe geſprochen, dieſer Mann, deſſen Zartheit und Güte ſie ſtets bewunderte. Oft genug war ihr der Gedanke gekommen, wie glücklich eine Frau ſich an der Seite eines ſolchen Mannes fühlen müſſe. Aber daß ſie es hätte ſein können, war ihr niemals in den Sinn gekommen. Laute Rufe, wie ſie in den ſtillen Gängen des Ge— fängniſſes, die ſtändig unter Bewachung der Aufſeherinnen ſtanden, durchaus ungewohnt waren, ließen ſie auffahren. Ihre Zelle, die nicht mehr unter Verſchluß ſtand, wurde aufgeriſſen, und ihre Nachbarin rief herein: „Haſt du ſchon gehört, 138? Nummer 15 hat ſich beim Fenſterputzen die Pulsadern aufgeſchnitten!“ Nummer 15? Das war doch die Hilde, die erſt vor zwei Stunden die Erzählung aus Doktor Heßlings Büro zum beſten gegeben hatte! Während der Arbeit in der Gemeinſchaftszelle war die Rede davon geweſen, daß ſie ſpäter zum Fenſterputzen abkommandiert worden war. Und nun ſollte ſie ſich dabei ſo ſchwer verletzt haben? Wie war denn das möglich geweſen? Eine Glocke rief die Gefangenen zum„Kaffeefaſſen“. Mit ihren Bechern ſtellten ſie ſich vor den Türen ihrer Zellen auf, während Kalfaktorinnen, begleitet von den Aufſicht führenden Wachtmeiſterinnen, aus großen Blech⸗ gefäßen die dünne, milchige Flüſſigkeit mit Schöpfkellen in die Becher füllten. Eine der Wachtmeiſterinnen ſagte dabei zu Mariellas Nachbarin: „Schrecklich, die arme Nummer 15! Nur eine Blut⸗ übertragung kann ſie retten, aber die Aerztin hat noch niemanden dazu gefunden!“ Mariella gehörte zu den Gefangenen, die ſich auf dem Gang, an dem ihre Zelle lag, frei bewegen durften. Kaum hatte ſie den Becher mit Kaffee auf dem kleinen Tiſch, der ihr gehörte, abgeſetzt, lief ſie auf die Oberwacht⸗ meiſterin zu, die in dieſer Etage für Ordnung ſorgte, und bat, ſie ſofort der Direktorin vorzuführen. Die Wachtmeiſterin ſchüttelte den Kopf, als ſie hörte, warum Nummer 138 die Direktorin zu ſprechen wünſchte. Dieſes dünne, abgemagerte Geſchöpfchen mit den tiefen, leidvollen Augen und dem wehen Zug um den Mund wollte ſich Blut abzapfen laſſen? Das war ja der reine Selbſtmord, was die junge Perſon da vor hatte. Doch nach kurzer Unterſuchung ſtellte die Aerztin feſt, daß im ganzen Frauengefängnis die kleine Principeſſa die einzig geeignete Blutſpenderin ſei. Sie gehörte der gleichen Blutgruppe an wie die Verunglückte, und eine andere kam für die Transfuſion nicht in Frage. „Nehmen Sie mich doch, bitte, bitte!“ flehte Mariella die Aerztin an.„Dann habe ich wenigſtens das Gefühl, einmal im Leben zu etwas nützlich zu ſein!“ Da ſie immer weiter auf ihrer Bitte beharrte, ſich für Hilde Ziſchke opfern zu wollen, und größte Eile geboten war, zögerte man nicht lange. Die Vorbereitungen wurden ſofort getroffen. Und bald lagen Mariella und die Verunglückte, die faſt am Verbluten war, auf dem Operationsbett nebeneinander. * Als Mariella drei Tage ſpäter nach ihrer Entlaſſung aus dem Gefängnislazarett wieder ihre Zelle betrat, leuchtete von dem Tiſch an der Wand ein Strauß Stief⸗ mütterchen zu ihr herüber. Die beſcheidenen Garten⸗ blümchen kamen von ihren Leidensgenoſſinnen, denen ge⸗ ſtattet worden war, durch eine Wachtmeiſterin die Blüten kaufen zu laſſen. Für den Reſt ihrer Geſangenſchaft hatte die Aerztin beantragt, die überzarte kleine Principeſſa von jeder Arbeit zu dispenſieren, damit ſie ſich gründl! erholen könne. Doch damit kam ſie bei Mariella an die verkehrte Adreſſe. Arbeiten wollte und mußte ſie. Aus ihrer Penſionszeit entſann ſie ſich noch mit Freuden der Monate, in denen ſie kochen gelernt hatte. So meldete ſie ſich zum Küchendienſt. Dabei verging die Zeit, und man brauchte nicht nachzudenken; man konnte vergeſſen, wie ungerecht und grauſam das Leben war. Aber auf die Dauer durfte ſie nicht vergeſſen. Das Leben außerhalb der Gefängnismauern würde für ſie wieder beginnen. Dann durfte es für ſie nur eine Auf⸗ gabe geben, ſich ihr Daſein neu aufzubauen. Zunächſt mußte ſie ſich dabei freilich noch von Renate Trotha und Lore unterſtützen laſſen. Aber ſie wollte alles daranſetzen, nicht nur Annina, ſondern auch dem Juwelier Gerbweiſer den Schaden zu vergüten, den ſie ihnen zugefügt hatte. Das war freilich ein großes Beginnen. Denn es waren etwa dreißigtauſend Mark— genug, um ſie ihr ganzes weiteres Leben nur an dieſer einen Aufgabe arbeiten zu laſſen. Ob ſie es überhaupt je ſchaffte, dieſe große Summe hereinzubringen? Leben mußte ſie doch ſchließlich auch. Ach, wie unſagbar ſchwer war das alles zu tragen, wenn man ſo mutterſeelenallein auf der Welt ſtand, wie ſie ſelbſt! „Nummer 138 möchte ſofort zu der Frau Direktor kommen! Ich ſoll Sie gleich mitbringen.“ f Die Sekretärin der Gefängnisleiterin ſollte— ohne weitere Aufſicht— eine Gefangene durch das Gebäude transportieren? Wahrhaftig, ein ſeltener Fall! Klopfenden Herzens trat Mariella vor die ſtrenge, aber gütige Frau, die auf ihrem ſchweren Poſten niemals die Menſchlichkeit außer acht ließ. Mit freundlichem Lächeln ſah ihr die Vorgeſetzte entgegen und ging auf Mariella zu. „Sie ſind frei, Prinzeſſin, und ich freue mich, die erſte zu ſein, die Sie beglückwünſchen darf“, ſagte ſie warm. „Ihr mutiges Eintreten für Nummer 15 hat Ihnen die Freiheit gebracht. Ich gratuliere Ihnen herzlich, Prin⸗ zeſſin! Nun fängt das neue Leben an. Wenn Sie je meiner Hilfe dabei bedürfen— ich werde immer für Sie da ſein.“ Mariella beugte ſich tief über die gütige Hand und zog ſie an ihre Lippen. Da umfaßte die ältere Frau ſie liebevoll und ſagte: „Nun Kopf hoch, Kind! Wir kennen die Menſchen beſſer, als Sie denken. Und von Ihnen weiß ich, daß Sie im tiefſten Grunde nicht ſo ſchuldig ſind, wie das Geſetz annehmen mußte. Nun kommen Sie einmal mit. Da drin iſt eine Ueberraſchung für Sie.“ Lächelnd öffnete ſie die Tür zum Nebenzimmer. Das erſte, was Mariella ſah und hörte, war ein ge⸗ waltiger Schäferhund, der ſie in ſeiner Freude um⸗ zuwerfen drohte und bellte, daß das Haus dröhnte. Dann erſt— nach der ſtürmiſchen Begrüßung durch Jago— fiel ihr Lore um den Hals und herzte und küßte die Freundin, als wollte ſie ſie nie wieder loslaſſen. „Raſch umgezogen!“ kommandierte ſie, um ihrer Rüh⸗ rung Herr zu werden.„Und dann los! Halt! Ehe ich es vergeſſe!“ rief ſie lachend, und übergab Mariella einen großen Karton.„Der Inhalt dieſer Kiſte wird über⸗ geſtreift! Rechts um kehrt! Marſch!— In einer halben Stunde biſt du wieder hier unten!“ Ganz ſo ſchnell ging es nun doch nicht. Denn Nummer hundertachtunddreißig hatte noch um die Erlaubnis ge⸗ beten, ſich von einigen ihrer Mitgefangenen verabſchieden zu dürfen, darunter auch von Hilde Ziſchke. Die hielt ſie am längſten zurück. „Willſt du mir denn auch jetzt beim Abſchied nicht ſagen, wie du heißt?“ ſchluchzte ſie.„Aber wahrſcheinlich biſt du'ne ganz Feine, die ſich hinterher ſchämt, einer Perſon, wie mir, das Leben gerettet zu haben, und die froh iſt, wenn ſie mit einer, die im Gefängnis geſeſſen hat, nichts mehr zu tun haben braucht!“ „Du törichtes Ding!“ Mariella mußte lachen.„Habe ich nicht ebenſo geſeſſen wie du? Alſo ich bin Mariella di Bonaglia, und du erreichſt mich immer durch meinen Ver⸗ teidiger, Doktor Hart...“ „Allmächtiger Gott! Die italieniſche Prinzeſſin!— Menſch, dann fließt alſo jetzt fürſtliches Blut in meinen Adern! O Gott!“ Hilde Ziſchke war ganz faſſungslos. „Alſo biſt du die zweite Blutsſchweſter, die ich beſitze, Hilde!“ erwiderte Mariella ernſt.„Und ich möchte gern mit dir in Verbindung bleiben, wenn du wieder frei biſt. Wir ſind alle nur Menſchen vor Gott. So iſt es ſehr töricht von dir, Unterſchiede zu machen. Ich werde mich immer freuen, von dir zu hören, Hilde. Soll ich einmal deine Mutter aufſuchen und deinetwegen mit ihr ſprechen?“ „Ach, wenn du das tun wollteſt, Mariella!“ ſagte Hilde Ziſchke gerührt. Und als Mariella ſich endlich von ihr ver⸗ abſchiedet hatte, dachte ſie bei ſich: ſie iſt wirklich gut wie ein Engel! * 1 ** „Was möchteſt du jetzt beginnen, Liebes?“ fragte Lore, als Mariella umgekleidet neben ihr im Auto ſaß und das große rote Haus der Trauer nunmehr hinter ihnen ver⸗ ſchwunden war. Lore muſterte die Freundin verſtohlen. Wie unendlich zart und durchgeiſtigt Mariella ausſah! Aber dadurch vielleicht noch viel ſchöner. Das helle, lindenfarbene Seiden⸗ kleidchen mit dem kleinen Fichu aus Spitzen, den halben Aermeln, paßte ſo gut zu ihrer hauchzarten Erſcheinung. Unter dem kleinen Seidenkäppchen quoll das tiefſchwarze Haar in weichen Wellen hervor. Die ſandfarbenen Schuhe mit den ſchwarzen Abſätzen paßten genau zu der Taſche und den lichten Strümpfen. (Fortſetzung ſolgt.) . eee . b Mann nehmen würde, den ſie für mich ausſucht. Ich Doman O ELLE ANN. Urheberrechtsschutz: Fünf Türme-Verlag, Halle(Saale) 21 Nachdruck verboten. „Ja, Lotte, du ſollſt es wiſſen, denn ich weiß, du haſt mich lieb! Du wirſt es auch verſtehen, daß ich— daß ich Sieh mal, Lotte, du weißt doch, ich habe meine Mutter nicht gekannt. Aber du kennſt doch ihr Bild. Alle Leute ſagen, daß meine Mutter ſchön war. Aber für mich iſt dieſes liebe Antlitz das ſchönſte auf der Welt. Es ſteht neben Vaters Bild, und immer bringe ich beiden zugleich friſche Blumen. Und am letzten Mai war Mutters Ge⸗ burtstag. Da ſchmücke ich immer ihr Bild. Ich weiß nun nicht, ob— ob meine Tante früher nie etwas davon ge⸗ merkt hat. Sie kommt ja nicht ſo oft in mein kleines Manſardenſtübchen. Vielleicht hat ſie ſich auch bloß nicht darum gekümmert. Aber diesmal kam ſie. Sie ſtellte ſich vor das bekränzte Bild und ſagte plötzlich: Was ſoll denn das heißen?!— Glaube mir, Lotte, wenn ſie etwas Freundliches geſagt hätte, ich wäre ſo froh geweſen; aber als ich ihre harte, kalte Stimme hörte, ſagte ich bloß: Es iſt der Geburtstag meiner Mutter.— Und da ſagte ſie, und du hätteſt bloß hören ſollen, wie ſie das ſagte: Ach, deine Mutter— du, hab' dich man bloß nicht ſo...“ Und dabei nahm ſie eine große Schale mit Maiglöckchen, die gerade vor dem Bild ſtand, und ſtellte ſie auf die Kommode.— ‚Rühr' meine Blumen nicht an!, ſchrie ich, und dann ſtellte ich mich vor ſie hin und ſah ihr ins Ge— ſicht und fragte: ‚Was iſt mit meiner Mutter? Warum ſprichſt du ſo von meiner Mutter...?“ Und da drehte ſie verlegen den Kopf weg und brummte:„Du haſt ſie ja gar nicht gekannt.“ Und dann ging ſie aus dem Zimmer. Und da habe ich wohl gemertt, es tat ihr leid, daß ſie ſo geſprochen hatte; und ich hätte auch kein Wort mehr her⸗ ausgekriegt. Aber ich weiß es jetzt, daß Tante von Rieders meine Mutter haßt. Ich habe das gefühlt, und mit hunderttauſend Worten könnte ſie es nie mehr gut⸗ machen.— Ach, Lotte, wenn du wüßteſt, was das für eine Nacht war! Ich habe die ganze Zeit wach gelegen und habe an meine Eltern gedacht und habe mir ge⸗ wünſcht, ich müßte nicht mehr leben. Aber einen Vater und die Liebe eines Vaters, die habe ich doch wenigſtens einmal beſeſſen. Aber was eine Mutter iſt, Lotte, das, ſiehſt du, Lotte, kann ich nur an den Schmerzen ermeſſen, die mir in dieſer Nacht das Herz zerriſſen.“ Mit tiefſter Erſchütterung hatte Lotte dieſer Beichte zugehört. 15 Aber trotz allen Mitgefühls dachte ſie auch über die Auswirkung dieſes Erlebens auf Monika nach. Und ſie begriff, daß dies Monika auf immer Frau von Rieders entfremden mußte. Wie oft hatte ſie ſchon Monika be⸗ ruhigt, und Frau von Rieders' Zorn über Monika be— ſänftigt! Aber die Kluft, die ſich hier auftat, die war wohl nicht mehr zu überbrücken. Stumm ſtreichelte ſie Monikas Hand. Monika aber warf jetzt das ſchöne weiche, blonde Haar mit einem jähen Ruck aus der Stirn. „Nächſten Monat werde ich einundzwanzig Jahre, Lotte! Und es iſt mein feſter Entſchluß, daß ich keinen Tag länger hier bleibe. Sie haben mich ernährt und erzogen. Ich bin ihnen zu Dank verpflichtet. Aber ſie haben ja doch keine Freude von mir. Tante wird aufatmen, wenn ſie mich nicht mehr ſehen muß. Ich weiß es jetzt. An meinem einundzwanzigſten Geburtstage bin ich mündig, und an demſelben Tage verlaſſe ich das Haus.“ Unabänderliche Entſchloſſenheit lag in der hellen, ſtarken Stimme. Lotte fühlte es wohl. Trotzdem ſagte ſie kopfſchüttelnd: „Liebling, ich verſtehe wohl, daß man dir ſehr weh getan hat, daß du in deinen heiligſten Gefühlen verletzt biſt! Ich will dich auch nicht überzeugen, daß du Frau von Nieders vielleicht unrecht getan haſt. Glaube mir, ſie iſt nicht ſchlecht. Sie iſt ſo verbittert; ich denke mir oft, es muß manches Traurige in ihrem Leben geben, wovon wir nichts wiſſen. Vielleicht iſt ſie auch von dir enttäuſcht. Denn beſtimmt wollte ſie gut für dich ſorgen. Du ſagſt ja ſelbſt, daß ſie deinen Vater, ihren einzigen Bruder, heiß liebte. Nein, Monita, ich will davon jetzt nicht reden! Ich ſehe wohl, daß ihr einander nicht verſtehen könnt. Aber, Monika, du haſt dir nicht überlegt, was du da ſprichſt! Wo willſt du denn hin?“ „Das weiß ich nicht! Aber ich gehe fort.“ „Ja— aber du haſt doch niemanden, zu dem du gehen kannſt. Und du haſt eigentlich auch nichts gelernt. Mein Mann ſagte oft, daß du begabt biſt; aber Frau von Rieders ſagte immer zu meiner Mutter, ſie wolle das einzige Kind ihres Bruders einem braven Manne zur Frau geben, und wollte doch von einer praktiſchen Aus⸗ bildung für einen Beruf nichts wiſſen.“ „Sie kann ſich darauf verlaſſen, daß ich niemals den werde überhaupt niemals heiraten, wenn ich nicht einen Mann finde, den ich ſo lieb habe, daß ich ihm überall ſolgen muß, in die Wüſte oder an den Nordpol, in jede Armut und Sorge und Entbehrung.“ „Ja, Monika, wenn du einen Mann fändeſt, der dein Ideal iſt, wäre es natürlich das beſte!“ „Ich will ihn finden, Lotte! Er ſoll ſo tapfer und arbeiten und etwas Großes erreichen, und bei allem muß er ehrlich ſein und wahrhaft wie pures Gold.“ Wie erregt die arme Monika war! Lotte fühlte, wie Monikas ſchmale Schultern von Krämpfen geſchüttelt wurden. „Ja, Monika, ja, ja, mein Herz, wir wollen ein anderes Mal darüber ſprechen! Und auch über deinen Wunſch, von hier fort zu kommen. Vielleicht findet ſich doch etwas für dich.“ Die Ankunft des Doktors ſchreckte die beiden Freun⸗ dinnen auf. Er kam mit großen, kräftigen Schritten, ſeine maſſige Geſtalt warf einen ſchweren Schatten über den Weg. Er war erſchöpft und wiſchte ſich den Schweiß von der Stirn. Lotte lief ihm entgegen. „Iſt es nun ein Junge?“ „Stimmt auffallend! Erraten, Lotte! Und ein ganz ordentlicher dazu. Und Schneider Sporke iſt ſo froh, daß er mir unbedingt einen neuen Wintermantel machen will. Ich mein' aber, der alte iſt noch ganz gut. Was ſagt meine Ehegattin dazu?“ „Na, die ſagt, daß, wenn es auf dich ankäme, du dir überhaupt niemals einen neuen Mantel machen läßt. Du trägſt doch überhaupt nur die älteſten Sachen gern. Jedenfalls krame ich morgen den Wintermantel heraus und werde ihn mir gründlich anſehen.“ Sie hatte ſich in ſeinen Arm gehängt und ſtrich ihm zärtlich über die Stirn. Dann erinnerte ſie ſich wieder an Monika. Aber die war verſchwunden. Und Lotte verſtand, daß Monika jetzt allein ſein wollte. Und ſo ſuchte ſie ſie nicht. Aber ſie nahm ſich vor, mit ihrem Manne einmal ernſthaft über die Freundin zu ſprechen. Zweites Kapitel. Weit von Europa, mitten im perſiſchen Hochlande, ſaßen an dieſem ſelben Tage zwei Männer mit ihren kurzen Pfeifen vor dem Eingang ihres Schlafzeltes. „Nun, Friedrich, geſtehe, daß es ſich hier recht an— genehm ſitzt. Dir muß doch weiß Gott ſchon der Kopf rauchen, wenn du bei der kleinen Lampe ſo viele Stunden über den Skizzen und Plänen ſitzt. Dein fanatiſcher Fleiß kennt bald keine Grenzen mehr.“ „Aber du weißt doch, Rolf“, hörte man die ruhige, tiefe Stimme des Angeſprochenen,„daß ich meine guten Gründe dazu habe. Es iſt doch gerade in deinem Inter⸗ eſſe, wenn ich dir die Pläne für die Strecke der Bahn, die du in meiner Abweſenheit weiterführen ſollſt, ſo aus⸗ gearbeitet als möglich übergebe. Man muß doch ſo vieles bedenken.“ „Ich weiß ſchon! Aber fange jetzt nicht davon an. Morgens, wenn du willſt, ſchon um vier Uhr, aber jetzt laß uns den Abend genießen. Der Himmel mit ſeinem Sternenmeer könnte ebenſo gut über unſerer deutſchen Heimat leuchten.“ „Ja, die Heimat! Und nun werde ich ſie wiederſehen! Nächſte Woche geht die Abukir' ab. Und unſere Karawane braucht wenigſtens vier Tage dazu. Wird bedeutend ſchneller gehen, bis unſer Zügle laufen wird.“ „Dein Ziügle, Friedrich! Ich bin nur ein be⸗ ſcheidener Mitarbeiter, und du kannſt mir glauben, es fällt mir manchmal ſehr ſchwer, daß ich jetzt allein weiter arbeiten muß. Daß du auch gerade jetzt Heimaturlaub nehmen mußt!“ „Rolf, ich war drei Jahre nicht mehr in Europa!“ „Eben darum! Hätte es nicht noch ein paar Monate Zeit gehabt damit, bis wir über das Gebirge hinüber ſind?“ i „Du wirſt es ſehr gut allein bauen, mein Junge. Im übrigen: es hat keine Zeit mehr gehabt. Und ich muß mich hölliſch dazuhalten, um die Abutir“ nicht zu ver⸗ paſſen. Ich darf ſie nicht verpaſſen, denn ſie iſt ſchon die allerletzte Gelegenheit, rechtzeitig nach Europa zu kommen.“ Der andere machte einen tiefen Zug aus ſeiner Pfeife und lachte dann kurz auf. „Du biſt immer ein guter Freund geweſen, Friedrich. Aber erzählt haſt du niemals viel von dir. Wenn man dich ſo reden hört, ſo möchte man glauben, du fährſt nach Deutſchland, um dir eine Frau heimzuholen.“ „Nun, Rolf— und wenn es ſo wäre?!“ „Was?“ Der andere ſprang auf.„Aber das iſt doch wohl nicht möglich! Du machſt einen Scherz, Friedrich!“ „Ich würde nie damit ſcherzen, und ich verachte die Menſchen, die das tun können. Ja, ich fahre nach Deutſch⸗ land, um ein Mädchen zu fragen, ob es meine Frau werden will!“ Rolf Werder, der trotz ſeines lebhaften Temperaments auch ſeinen Gleichmut immer wieder ſchnell zurückfand, hielt dem anderen die Hand hin. „Nun, dann meinen herzlichſten Glückwunſch, Fried⸗ rich! Nun verſtehe ich auch deine Eile. Du biſt aber doch auch ein komiſcher Heimlichtuer. Lebt man mit dem Jungen zwei Jahre zuſammen, teilt Arbeit und Schlaf⸗ zelt, und weiß nichts von ihm. Habe ich dir nicht immer ſtolz ſein wie mein Vater, keine Gefahr fürchten; er ſol von Liſelotte, meiner Jugendfreundin, bekam, die ich vielleicht auch einmal heirate, wenn ihr das Warten nicht zu lang wird. Und Liſelottes Bild kennſt du auch. Aber du haſt nicht ein einziges Mal auch nur ein Sterbens⸗ wörtchen von einer Braut eſagt, wenn du deine Poſt erwartet haſt.“ „Das Mädchen, an das ich denke, hat mir niemals geſchrieben, Rolf. Du darfſt es mir glauben. Aber ein Bild von ihr will ich dir gern zeigen.“ Mit Intereſſe betrachtete Rolf ſeinen Freund, der aus ſeiner Bruſttaſche ein kleines Bild hervorſuchte und es dem Freund hinhielt. Eine kleine Taſchenlampe blitzte auf, und Rolf beugte ſich mit unverhohlener Spannung über die Photographie, um im nächſten Augenblick hell aufzu⸗ lachen. „Alſo doch ein Scherz, Friedrich.“ „Wieſo denn?“ „Iſt ein reizendes Mädelchen, muß man ihr laſſen— mit den kurzen Löckchen um die Ohren! Aber wie alt iſt ſie denn?“ f „Auf dem Bild hier? Ich glaube, fünf Jahre alt. Ich beſitze aber kein anderes Bildchen von 115 Rolf betrachtete mit immer wachſenderem Staunen den Freund. Aber da er das Gefühl hatte, daß Friedrich auch von ſelbſt mehr ſagen würde, ſo reichte er das Bild zurück und klopfte bedächtig und erwartungsvoll ſeine Pfeife aus. b „Sieh mal, Rolf, ich will dir die Sache erzählen. Du ſollſt nicht an mir und meiner Aufrichtigkeit Zweifel hegen. Aber es gibt Dinge, über die man gar nicht oder nur in ganz ſeltenen Augenblicken ſprechen kann.— Du weißt, daß ich den Weltkrieg von Anfang bis zu Ende mitgemacht habe, bin auch ein paarmal verwundet ge⸗ weſen. In wirklicher Lebensgefahr war ich aber eigent⸗ 1 getreulich mitgeteilt. wenn ich einen Brief aus der Heimat lich nur einmal. Es war an der Somme. Wir lagen wochenlang im Schützengraben; das eintönige Trommel— feuer, das Warten, die Langweile, das Grauen zerrten an unſeren Nerven. Damals gab es nur einen Menſchen, der uns mit ſeinem Mut, ſeiner Tapferkeit, ſeiner woört⸗ kargen, aber glühenden Vaterlandsliebe half, dieſe Zeit zu ertragen. Das war unſer Major Herbert von Innemann. Ein Menſch, der uns zuerſt finſter und verbiſſen ſchien, und den wir dann, als wir ihn erkannten, leidenſchaftlich liebten. Er war ein Vorbild von Ausdauer, Kamerad⸗ ſchaftlichkeit, ein lauterer Menſch. In ſeinem Privatleben ſchien er uns tief unglücklich zu ſein. Er erhielt ſelten Poſt, ſprach niemals von ſeiner Familie, war ſehr früh ergraut. Dieſer Major von Innemann ſchickte mich nun einmal auf Vorpoſten, das heißt, er ſchickte niemals einen von uns auf einen gefährlichen Weg, er fragte immer nach Freiwilligen, und wir alle meldeten uns wie ein Mann. Wir wußten, daß Innemann nur das von uns verlangte, was ſein mußte. Ich bezog einen Schützengraben, der ſchon geräumt war, und dort wurde ich durch eine Granate nur leicht geſtreift, aber zugleich verſchüttet. Da⸗ mals habe ich vierundzwanzig Stunden lang mitgemacht, die die Hölle waren, und wenn ich daran zurückdenke, ſo ſind alle Entbehrungen, die wir hier bei unſerer Pionier⸗ arbeit manchmal ertragen müſſen, ein Kinderſpiel. Zu⸗ letzt raubte mir eine wohltätige Schwäche das Bewußtſein. Als ich erwachte, lag ich im Feldſpital. Und damals, ſiehſt du, hat mich Major Innemann gerettet. Unter ſchwerſter Gefahr, denn die Franzoſen nahmen gerade zu der Zeit den eigentlich ſchon ge⸗ räumten Frontabſchnitt erneut unter Feuer. Meine Kameraden berichteten mir ſpäter, daß ſie ihn alle be⸗ ſchworen hatten, den ausſichtsloſen Verſuch zu meiner Rettung aufzugeben. Aber er ließ ſich nicht abhalten und ging ganz allein, denn er erlaubte auch niemandem, ihn zu begleiten. Ich will dir das nicht wiedererzählen, was ich mir ſpäter von meinen Kameraden oft erzählen ließ, aber es muß ein grauenhafter Todesweg geweſen ſein, den Major von Innemann ging, um einen blutjungen Leutnant ſeiner Kompagnie zu retten. Ich habe ihm eigentlich niemals danken dürfen. Aber ich durfte ihn nach Kriegsende auf ſeinem kleinen Beſitz in Thüringen beſuchen. Er war damals ſchon ein todkranker Mann. Er hatte ſich im Kriege ein ſchweres Herzleiden zugezogen, das er nicht beachtete. Nun ſaß er einſam am Kamin in ſeinem großen düſteren Zimmer, das nur durch das goldige Haar und das fröhliche Lachen ſeines kleinen Töchterchens aufgehellt wurde. Und ichn er damals ſelbſt noch ſo jung, kaum zwanzig Jahre alt. Ich verſtand es ſo gut, mit der kleinen Monika zu ſpielen. Wir wurden oft ſo übermütig, daß ich manchmal erſchrocken zu dem in warme Decken gehüllten Kranken hinüberblickte. Aber es freute ihn ſichtlich, daß das Kind, das ſonſt ſo wenig Heiterkeit um ſich fand, an mir einen Spiel⸗ gefährten hatte. Er hatte ſeine Frau ſo früh verloren, daß das Kind keine Erinnerung an die Mutter hatte. Uebrigens ſprach er nie von ſeiner Frau, und hier muß ein düſteres Geheimnis gewaltet haben, das wohl auch die Schuld an ſeinem einſamen Leben hatte. Ich kam dann öfter, bis ich ihn zuletzt ſo ſchwach fand, daß er ſein Lager nicht mehr verlaſſen konate. Er, der im Krieg ſo oft dem Tod ins Auge geſehen hatte, war auch jetzt gefaßt. Doch die Sorge um die kleine Monika quälte ihn. „Sie iſt ein ſo gutes, liebes Kind, aber ſie hat ſo ein lebhaftes, wildes Blut. Jetzt bleibt ſie allein zurück. Meine Schweſter wird ſich ihrer wohl annehmen, ſolange ſie klein iſt. Sie wird auch für ſie ſorgen. Aber ſpäter, wenn Monita erwachſen iſt, dann wüßte ich gern, daß jemand da iſt, der für ſie ſorgt.“ Ich kniete an ſeinem Lager nieder, drückte ſeine Hand an mein Herz und bat ihn um die Erlaubnis. ſelbſt für Monika ſorgen zu dürfen, ſolange ſie klein ſei. Später aber würde ich Monika einmal heiraten. Und ich bat den Sterbenden um ſeinen Segen für unſeren Bund, den er ſelbſt nicht mehr ſehen würde. Er ſtrich mir ſanft über mein Haar. (Fortfetzung folat.) Wik. 1 oſt kam elgle glückte! deshalb den F mach lehrreic Lokale Nachrichten Viernheim, 29. Nov. Sinnſpruch. Neben denen dereinſt zu ruhen, die man liebt, iſt die angenehmſte Vorſtellung, die der Menſch haben kann, wenn er einmal über das Leben hinausdenkt. Zu den Seinigen verſam⸗ melt werden, iſt ein ſo herzlicher Ausdruck. Goethe. * Volkstums⸗ und Heimatabend. Wir möchten nicht verfehlen, auf den Volks tums- und Heimatabend des Landſchaftsbundes morgen abend 8 Uhr im„Fürſten Alexander“ empfehlend hinzuweiſen. Ein reichhaltiger Lichtbildervortrag führt uns in ein Stück Ortsgeſchichte und Weltgeſchichte ein. Alte Volkstänze werden getanzt. Männergeſangver ein und Turnverein wirken mit. Alle, die den guten alten Volkstänzen huldigen, iſt Ge legenheit geboten bei einer guten Tanzkapelle nochmals ausgiebig und für billiges Geld das Tanzbein zu ſchwingen. Karten im Vor verkauf bei: Franz Hofmann, Drehſcheibe; Vorſtand des Turnvereins; Ortsobmann der Geſangvereine; Ortswart der durch Freude, Pg. Braun; ſowie im Gaſthaus „Zum Fürſt Alexander“. MSN Gar. NS. Kraft Deutſche Arbeitsfront. Berufs erziehung in der Ortsgruppe Viernheim. Die Vorbereitungen für die zuſätzliche Berufser ziehung in der Ortsgruppe Viernheim ſind ſo weit gediehen, daß mit der Durchführung in den nächſten Tagen begonnen werden kann. Wie bereits bekannt gegeben kon vorerſt nur Kurſe für Metall- und Bauhandwerker in Frage. Die Gebühr hierfür beträgt für jeden Teilnehmer 3. RM. Für die Kurſe ſind 20 Abende in der Schillerſchule vorge ſehen. Anmeldungen hierzu werden heute Freitag Abend in dem DAF. ⸗Büro, Lorſcher ſtraße 4, entgegengenommen. Jeder Arbeits kamerad, der ſein berufliches Wiſſen und Können erweitern und vollenden will, beteiligt ſich an dieſen Lehrgängen. Verſäume kein DA F⸗Mitglied dieſe günſtige Gelegenheit. * Ein Unglück iſt paſſiert und wie oft kann niemand die erſten Hilfsmaßnahmen ergreifen. Und doch wäre mancher Verun glückte noch zu retten geweſen. Sehen Sie ſich deshalb heute abend ½9 Uhr im Freiſchütz den Film des RLB. an. Angehörige der Wehr macht zeigen die„Erſte Hilfe“. Ein ſehr lehrreicher Film für jeden Volksgenoſſen. Lernt hierbei, um dann anderen helfen zu können. Formationen die geſchloſſen kommen haben freien Eintritt; ſonſt nur 10 Pfg. Schöne Zuchterfolge. Wie man hört, haben auch dieſes Jahr die Mitglieder des Kaninchen- und Geflügelzuchtvereins 1916 Viernheim ſehr gute Züchtererfolge gehabt auf der Spezialklubſchau für B. R. und W. R. Züchter in Seckenheim: Friedr. Schmit ting: 0,1 B. R. 95 Pkt. 1. Preis; 0,1 B. R. 94 Pkt. 2. Preis;: Jakob Rohrbacher: 1,0 W. R. 96 Pkt. Ehrenpreis; 1,0 W. R. 93 Pkt. 3. Preis; 0,1 W. R. 96 Pkt. Ehren preis; 0,2 W. R. 95 Pkt. je 1. Preis; 0,1 W. R. 94 Pkt. 2. Preis; Martin Ecker: 0,1 W. R. 95 Pkt. 1. Preis; 0,1 W. R. 94 Pkt. 2. Preis; 0,1 W. R. 94 Pkt. 2. Preis. Jakob Rohrbacher errang ſich den Klub ſes iſt der beim SpV. Waldhof ſpielende Meiſtertitel. Wir wünſchen weitere gute Er folge! Zucht⸗Heil! * Ein Viernheimer ſpielt in der Nationalmannſchaft! Aus Anlaß des Handball⸗Länder ſpiels Deutſchland Luxemburg iſt auch ein Viernheimer berufen worden, die Farben Deutſchlands zu vertreten: Georg Lang! Nachdem er ſchon mehrmals repräſentativ in der Badenelf mitgewirkt hat, iſt ihm jetzt die Ehre zuteil geworden, in der deutſchen Handball-Nationalmannſchaft zu ſtreiten. Mit ihm wurde auch ſein Mann ſchaftskamerad, Torwart Weigold, berufen. * Ein Zuckerauto ſtürzt die Böſchung herunter. Geſtern nachmittag iſt von der Autobahn ein Laſtwagen nebſt An hänger, der mit Zucker beladen war, an der Kreuzung der Lampertheimerſtraße herunter gefahren. Die Bremſe hat verſagt, wodurch der Unfall geſchah. Der Laſtwagen kam auf den Kopf zu ſtehen, während der Anhäng oben hängen blieb. Der Zucker flog in P zerſtreut an der Unfallſtelle umher. Die Bal polizei war bald zur Stelle. Die Fahrer f U blieben wie ein Wunder unverletzt. Warnung vor einem Betrüger! ſes Jahres hat ein gewiſſer Ueberrhein aus Mannheim bei ver ſchiedenen Gewerbetreibenden in i f vorgeſprochen und Beſtellungen auf Firmen- und Türſchilder aufgenomme verſchiedenen Fällen iſt es ihm gelungen, Be ſtellungen zu erlangen. Er ließ ſich 50% Im Oktober dieſes Hans der Rechnungsſumme als Anzahlung geben, hat die Schilder jedoch nicht geliefert. Es ſteht feſt, daß ſich Ueberrhein in hieſiger Gegend aufgehalten und auch auswärts ſeine Betrü gereien fortgeſetzt hat. Perſonen, die Ueberrhein in gleicher Art geſchädigt wurden, werden erſucht beim hieſigen Polizeiamt un ter Vorlage ihrer Unterlagen vorzuſprechen und Anzeige zu erſtatten. durch J. Uiernheimer Tonfilmschau Achtung! Filmfreunde! Was gibt es heute Freitag im Central⸗Film⸗-Palaſt! as gewaltigſte und ſpannenſte pionage-Abenteuer an der öſter reichiſch-ruſſiſchen Grenze: 2 60 „Das Haus an der Grenze Ein Film von Spionage, Liebe und Pflicht. Wer heute ein ausgezeichnetes und ſpan nendes Filmwerk ſehen will, wie er viel leicht noch keines geſehen hat, der beſuche heute Abend den Central-Film⸗Palaſt. Zur Aufführung kommt, wie aus dem Inſerat erſichtlich iſt, ein Abenteuer-Spionage-Senſa tionsfilm ganz großer Klaſſe„Das Haus an der Grenze“ oder:„Die Nacht der Schrecken“. Ueberall wird dieſes Filmwerk mit größter Begeiſterung aufgenommen. Ein zigartige Original-Koſakentänze und Lieder. Wilde Kampf⸗Szenen an der öſtereichiſch-ruſ ſiſchen Grenze. Ein Filmwerk von dem jeder Filmfreund noch lange ſprechen wird, mit einem Wort: ein unbeſchreiblich ſpannendes Tonfilmwerk, das verdient von allen geſehen 6 zu werden. Dazu reichhaltiges Beiprogramm mit neueſter Ufa⸗Tonwoche. Ab morgen Samstag der Gro film „Roſen aus dem Süden“ mit Paul Hörbiger und Gretl Theimer. * Die deutſche Fußballelf für London! Deutſchen Fußball⸗ undes, Regierungsrat Linnemann, hat geſtern lbend durch alle deutſchen Sendern die deut ſche Fußballmannſchaft bekanntgegeben, die am kommenden Mittwoch in London gegen die engliſche Nationalmannſchaft ſpielen wird, Folgende Spieler werden Deutſchlands Fuß ballſport in England vertrten: er Führer des 5 b Jakob Münzenberg Janes Haringer Goldbrunner Gramlich Lehner, Szepan, Hohmann, Raſſelnberg, Fath Als Erſatz werden Siffling, Buchloh und Zielinski die Reiſe nach England mitmachen. Dieſe Mannſchaft beſitzt das volle Ver trauen aller Deutſchen und wird uns in Lon don beſtimmt ehrenvoll vertreten. Entfernt die alten Plakate von den Häusern u. Mauern In letzter Zeit konnte hier wieder beobach tet werden, daß Plakate an Häuſern und Mauern durch Bekleben angebracht wurden, die nun ſämtlich an dieſen Stellen meiſt in zer ſſenem Zuſtand noch haften. Es iſt eine szelbſtoerſtändlichkeit, daß die betreffenden Vereine uſw. die dieſe Plakate angeklebt haben, ſolche auch wieder entfernen. Ausgenommen hiervon ſind die roten Werbeplakate für die NS⸗-Preſſe auf die Dauer des Werbefeldzuges, die bis Mitte Dezember auf dieſe Werbung hinweiſen ſollen. Sie werden hiernach ſofort entfernt. Es ſorge alſo jeder Ankleber der alten Plakate für die ſofortige Entfernung. Dabei ſei auf einen weiteren Uebelſtand hin- gewieſen: das Abreiſen der Plakate an den Plakatſäulen durch Schulkinder! Dies wirkt ſich ſo unſchön aus, daß es Eltern und Lehrer für gut halten ſollten, die Schuljugend hier auf hinzuweiſen, damit ſie ſich auch einer evtl. Beſtrafung wegen Sachbeſchädigung nicht ausſetzen. Dieſe Hinweiſe zur Verſchönerung des Ortsanſehens dürften für groß und klein genügen, ſelbſt daran mitzuhelfen, daß das Bild unſerer Gemeinde in jeder Weiſe ver ſchönert wird. Darum muß Jeder mithelfen. S GY. Bekanntmachung Betr.: Viehzählung am 3. Dez. 1935. De, Is. findet eine Viehzählung ſtatt. Sie erſtreckt ſich auf Pferde, Maultiere, Mauleſel und Eſel, Rindvieh, Schafe, Schweine, Ziegen, Federvieh und Bienenſtöcke(Bienenvölker). Schließlich iſt damit eine Erhebung über nichtbeſchaupflich tige Hausſchlachtungen von Groß- und Klein vieh in der Zeit vom 1. September bis 30. November 1935, ſowie der Kälbergeburten in den Monaten September, Oktober, Novem ber 1935 verbunden. Es iſt die Zahl aller Kälber anzugeben, die in den Monaten Sept., Okt. und Nov. ds. Is. lebendig oder tot ge Am 3. Dezember ds. boren wurden, gleichgültig, ob ſie in der Vieh⸗ haltung vorhanden, oder bereits geſchlachtet, verkauft oder ſonſtwo weggebracht ſind. Die Viehgattungen werden auch bei Nicht⸗ landwirten gezählt, alſo in jeder Haushal⸗ tung, in der auch nur eine dieſer genannten Viehgattung vorkommt. Die Zählung findet nur zu ſtatiſtiſchen Zwecken ſtatt. 5 Wer vor ſätzlich die Angaben, zu denen er bei dieſer Zählung aufgefordert wird, nicht erſtattet, oder wer wiſſentlich unrichtige oder unvollſtändige Angaben macht, wird mit Gefängnis bis zu 6 Monaten oder mit Geld⸗ ſtrafe bis zu zehntauſend Reichsmark beſtraft. Auch kann Vieh, deſſen Vorhandenſein ver⸗ ſchwiegen worden iſt, im Urteil für den Staat verfallen erklärt werden. Betr.: Die Auflage für Berechtig⸗ ungs⸗ Brennholz pro 1936. Die Losholzauflage für 1936 wird wie folgt feſtgeſetzt: Großes Losholz 21. RM. Kleines Losholz 2.50 RM. Ergänzungsholz 3. RM. Windfallholz 1. RM. Eichenknüppel 3. RM. Laub⸗ und Ki 2.50 RM. i 5 2 RM. Viernheim, den 22. Nov. Bürgermeiſterei Viernheim Bechtel Uereins⸗ Anzeiger Turnverein von 1893 e. V. (Abteilung Fußball). Heute Freitag abd. punkt 8,30 Uhr in der Sporthalle wichtige Mitglieder-Verſammlung, wozu außer den Aktiven auch alle paſſiven Mitglieder und Gönner eingeladen werden. Wer von den oberen Mannſchaften nicht mehr ſpielt, muß ſich bis heute Abend in der Verſammlung ſchriftlich abgemeldet haben. Am kom menden Sonntag, den 1. Dezember 1935 ſind alle Mannſchaften ſpielfrei! Die Spielleitung. Sing⸗ und Tanzgruppe Volkstum u. Heimat d. Turnvereins 1893. Heute Abend 8 Uhr letzte Probe in Tracht. Pünktlich! Deutſcher Reichskriegerbund Kyffhäuſer(SAL). Heute Freitagabend ½9 Uhr läuft durch den Reichsluftſchutz bund im Freiſchütz ein Film der deutſchen Wehrmacht„Erſte Hilfe“. Der Film iſt ſehr ſchön und lehrreich. Wir bitten alle Kameraden daran teilzunehmen. Die Kameradſchaftsführer. Verein der Hundefreunde Morgen Abend 8,30 Uhr Mitglieder-Ver ſammlung im Ochſen. Da eine ſehr wich tige und dringende Sache zu beſprechen iſt, werden die Mitglieder gebeten, pünktlich und zahlreich zu erſcheinen. Kaninchen⸗ u. Geflügelzuchtv. 1916 Samstag abend 8½ Uhr findet im Rhein gold unſere Monats-Verſammlung ſtatt. Vollzähliges Erſcheinen erwartet. D. V. Brieftaubenverein(Heimatliebe) Samstag Abend 8 Uhr Verſammlung im Lokal. Der Vorſtand. Die neue Gleichmäßig frisch dorch Stanniol-Frischpackung! cht bulgarisch · macedonisch undes Grogfomat ohne Hidst v Aoma dutch Stonniol- 5 8 ffischpockung. 8 1 4 12 ö 2 eee. 2 e,. bbelegennelt!! Ibkisg- Ummer echt eiche m tüſter, mit Aus zieh tiſch u. 4. Stühlen Au 11 11 — ergeben eiche eee in v. 5 5 7 N 55 Hüntner Mannheim F d.] A U de ach beld bet zeugen 85 dung Bine. U rohen Leis 5 an preisbeisdiele ige Seltene Gelegenheit! Wohnungs⸗ Einrichtung tadellos erhal Schlafzimm 3 tür. Schrank mit Facett- Spiegel weiß Uhren, quwelen, Gold- u. Silberwaren, Bestecke sind Eine unerreichte Auswahl in jeder Preislage wartet darauf, unverbindlich von ihnen besichtigt zu werden Marm. 190. 2 Patentr 10. 2Kapok⸗Matr wie neu 60. Küche Verkaufs- 1 Büffett 1 Anrichte Unzelgen 1 47710 finden in dieſer Zeitung große g docker 70. 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Samstag: Der Großfilm: Noſen a. d. güden Ein faſt noch neues guterhaltenes Druck- Schaukelpferd Arbeiten zu verkaufen. fofmannstranle 1 Ein faſt; ler arten Minderwagen liefert zu verkauf. Wo, ſagt der Verlag. prompt— und Seit über 20 Jahren billig haben ſich Leupin⸗CEreme u Seife 5 beſtens bewährt bei Bautjucken. Buchdruckerei[Flechte, Ausſchlag, Wundſein uſw. Flora-Drogerie Emil Richter dof. ariin Fracht⸗ Verloren heute Vormittag eine Aufstellungsliste von Luiſenſtraße bis Schuhhaus Pfenning, Seegartenſtr. Abzugeben briefe geg. Belohnung auf dem Polizeiamt. erhältlich im Eine Kaute Dung und zwei Verlag dieſes Kindergrabſteine zu verk. Blattes. Friedrichſtraße Nr. 66 llavier- 2 Einlegſchweine Unterricht zu verk. Helbig, Pandurengaſſe 11 nach erprobter, schnell fördern- der Methode Lissi Schlatter langj. Lehrerin an der Mann- heimer Hochsch. f. Musik. Näheres annnelmerst. ad maulalur⸗ faber zu haben im Verlag ds. Bl. Kleinanzeigen koſten nur wenige Pfennige, bringen aber ſicheren Erfolg. Rathaus-Drogerie P. Moskopp Adolf Hitlerſtraße 15 Winzerfest des H im Roſengarten Am Wochenende(Samstag, den 30. Nov. und Sonntag, den 1. Dezember) findet in ſämtlichen Räumen den Roſengartens das ſchon zur Tradition gewordene Winte rfeſt des Winterhilfswerkes ſtatt, das ſich ſchon in den vergangenen Jahren größter Be— liebtheit bei der Bevölkerung von Mannheim und ſeiner näheren und weiteren Umgebung erfreute. Die Vorbereitungen dazu ſind bereits in vollem Gange. Im Nibelungenſaal wer⸗ den wieder all die vielen Verkaufs- und Un⸗ terhaltungsbuden aufgeſtellt. Die Wandelhalle wird wieder zum Kaffee mit geſchmückten Lau- ben hergerichtet, der Verſammlungsſaal dient als Kabarett, und auch der Bierkeller wird in Betrieh genommen. Der Muſenſaal dient dies- mal ausſchließlich Garderobezwecken, Die beiden Nachmittage ſind den Kleinen vorbehalten, während an den Abenden die Er— wachſenen voll und ganz auf ihre Rechnung kommen ſollen. Die künſtleriſche Geſamtlei⸗ tung liegt in Händen des Intendanten Fried⸗ rich Brandenburg. Mitwirkende ſind das Na- tionaltheater-Orcheſter, der Singchor, das ge— ſamte Ballett und die meiſten der bekannten Schauſpieler und Sänger, außerdem die Ka⸗ pelle Homann-Webau, einige Akrobaten und verſchiedene andere bedeutende Künſtler. Auf das künſtleriſche Abendprogramm folgt jeweils Tanz. Im Mittelpunkt der Nachmittage für die Kleinen ſtehen die Spielſachen-Tänze, die vom geſamten Nationaltheater-Ballett ausge- führt werden. Kinderlieder werden geſungen, und eine Schwarzwälder Liedergruppe tritt auf. Hervorragende Akrobaten werden den Kindern allerlei Staunenswertes zeigen. Eine beſondere Ueberraſchung gibt es noch für die Kleinen: ein lebendiges Kaſperletheater ſchlägt im Verſammlungsſaal ſeine Bühne auf. Die große Tambola gibt bei 4000 Gewinnen Groß und Klein Gelegenheit, einen ſchönen Treffer mit nach Hauſe zu nehmen. Die Veranſtaltungen beginnen nachmit tags 15,30 Uhr, abends um 20,30 Uhr. Wie die Preiſe für Getränke und dergleichen ſind auch die Eintrittspreiſe volkstümlich gehalten: Nachmittags 30 Pfg., Abends 50 Pfg. Beitrags erstattung bei Heirat. Heiratet eine weibliche Verſicherte nach Erfüllung der Wartezeit und ſcheidet ſie binnen drei Jahren nach der Heirat aus der Angeſtell- tenverſicherung aus, ſo iſt ihr nach 8 47 des Angeſtelltenverſicherungsgeſetzes ein Teil der Beiträge zu erſtatten, wenn bis zur Heirat die Anwartſchaft erhalten iſt. Es werden er— ſtattet a) aus den für die Zeit vom 1. Januar 1924 bis zum Ausſcheiden aus der Ver⸗ ſicherung geleiſteten Pflicht- und frei— willigen Beiträgen zur Angeſtellten-Ver⸗ ſicherung die Hälfte, ohne rechtliche Verpflichtung, wenn min deſtens 30 Beitragsmonate vor dem 1. Januar 1924 zurückgelegt ſind, für dieſe Beiträge als Abgeltung einheitlich 30. RM. Die Die b Wartezeit beträgt 60 Beitrags monate, wenn dieſe ſämtlich auf Grund der Verſicherungspflicht zurückgelegt ſind, hingegen 120 Beitragsmonate, wenn weniger als 60 Beitragsmonate auf Grund der Verſicherungs pflicht nachgewieſen ſind. Der Anſpruch auf Beitragserſtattung verfällt, wenn er nicht binnen 3 Jahren nach der Heirat bei der Reichsverſicherungsanſtalt geltend gemacht wird. Die Beitragserſtattung iſt ausgeſchloſſen, wenn die Verſicherte von der Entrichtung der eigenen Beitragshälfte auf Grund einer pri— vaten Lebensverſicherung befreit geweſen iſt. Wenn die Erſtattung erfolgt iſt, ſo be ſtehen keine weiteren Anſprüche aus den bisher geleiſteten Beiträgen. Die neuerdings wieder auftauchenden Ge rüchte, es beſtehe die Abſicht, die Vorſchriften über die Beitragserſtattung in der Angeſtell tenverſicherung an weibliche Verſicherte bei Heirat aufzuheben, entbehren jeder Grund lage. Weitere Auskünfte hierüber können, wie bisher, bei dem in Sachen der Angeſtellten verſicherung für Heſſen zuſtändigen Verſicher ungsamt beim Kreisamt Darmſtadt eingeholt werden. 4 Reichsluſiſchutzbund (Ortsgruppe Süd-⸗Ried Viernheim). Filmabend am 29. ds. Mts. im Frei ſchütz. Am heutigen Freitag, den 29. ds. Mts., abends ½9 Uhr, zeigen wir im Freiſchütz einen Zakter Film aus der deutſchen Wehrmacht „Erſte Hilfe“. Derſelbe iſt ſehr ſchön und lehrreich. Wir laden hierzu die ganze Bevölkerung, insbeſondere aber die hie⸗ figen Formationen, ein. Eintritt 10 Pfg. Achtung, Blockwarte! Alle Blockwarte haben zu obigem Filmabend zu erſchei⸗ nen, da anſchließend noch eine kurze, aber wichtige Beſprechung ſtattfindet. Fehle keiner! Hitler! Heil Die Ortsgruppenführung. Aaaadaddaadoaddadddadduadamdamwadonded Kundgebung für das Deutſchtum im Ausland: Dienstag, 3. Dez., abds. ½9 Uhr im Saale des Ratskeller! Reichsredner Pg. Petzold ſpricht! Kein Volksgenoſſe darf fehlen!!! adam Beſucht den Volkstum und Heimatabend de 3 Land ſich af mne (gleichz. 3. Jahrestag d. Gründ. d. NSG. K. d. F.) morgen Samstag, 30. Nov., abòds. 8 Uhr, im Gaſthaus zum„Fürſt Alexander“ Lichtbildervortrag: Sen uke ein Stück Heimat- und Weltgeſchichte. Allgemeine Volkstänze und Volkslieder. Mitwirkende: Männergeſangverein und Volkstanzgruppe des Turnvereins. llücliste Zeit, mine llerren Ulster moderne weite Form 32. 39. 48. 56. Ulster Paletot auf K.-Seide, tailliert 24. 32. 44.- 82. Sport- Stutzer wörm gefüttert 229. 36.— 48. Mannheim H 1. 3, Breite Straße A euuladung Wolhaus Daut Nennheim zur Beteiligung am Preisbewerb der NOgo-Damensttümpfe beteiligen Sie sieh am ROSO-PREISBEUERR Jede foß- u beinform ist vichtig fur die go. Werte Jede kinsendung nimmfan der freisauslosung tei. eo preise! krster reis 00 Hark! Sage ee melſ den Neishemerhubedlingungen hei: wollhaus Daut Nannheim eee F 1, 4 neden d. eſten i Das müſſen Sie unbedingt wiſſen, daß Sie ſchon Kleinanzeigen auf⸗ geben können von 40 Pfg. an. Die An⸗ zeigen des „Viernheimer Anzeiger“ werden von Tauſenden geleſen! Verantwortlicher Schriftleiter: Johann Mar⸗ tin, Viernheim; verantwortlicher Anzeigenlei⸗ ter: Johann Martin, Viernheim; Druck und Verlag: Johann Martin, Viernheim, Adolf Hitlerſtraße 36; D. A. X 1935 950. Zur Zeit iſt die Preisliſte Nr. 4 gültig. enoſf Freud