(Siernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) VBiernbeimer Bürger-Ztg.— Viernh. Volksblatt) Viernheimer Zeitung Anzeigenpreiſe: Die 12geſpaltene Millimeter⸗Zeile 3 Pfennig, Textſpalte 12 Pfennig Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. bei Wiederholung abgeſtufter Nachlaß. — Bezugspreis monatl. 1,40 Mk. frei ins Haus gebracht.— Beilagen: wöchentlich das„Illustrierte—. Annahmeſchluß für Anzeigen aller Art vor⸗ eim Wochenende“, a. 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Rekapitulieren wir nochmals kurz, wie es dazu kam. Der Völkerbund dat iin italieniſch⸗abeſſi⸗ niſchen Konflikt Italien als den Angreifer erklärt und eine Reihe von Strafmaß⸗ nahmen—„Sanktionen“ genannt— ge⸗ gen Italien verhängt. Dieſe Maßnahmen ſind wirtſchaftlicher Natur, ſie verbieten vor allem den Mitgliedern des Völkerbunds be⸗ ſtimmte Lieferungen an Italien. Die Liefe⸗ rung von Erdöl, alſo eines Produkts, das für die Führung eines modernen Krieges unerläßlich iſt, fiel bisher nicht unter dieſes Verbot. Daß ſich Italien durch Einſchrän⸗ kungen aller Art von der Einfuhr einer ganzen Reihe ausländiſcher Erzeugniſſe bis zu einem gewiſſen Grad unabhängig machen kann, iſt ſelbſtverſtändlich. Ebenſo ſelbſtverſtändlich iſt freilich, daß Italien den Krieg in Oſtafrika nicht mehr fortſetzen könnte, wenn ihm die Oelzufuhr geſperrt wäre. England drängt nach einem ſolchen Verbot der Oelzufuhr. Frankreich hat ſich bisher widerſetzt und ſchließlich erreicht, daß die Genfer Beſchlußfaſſung über die Frage, ob Petroleum in das Verbot einbezogen werden ſolle, auf den 12. Dezember vertagt worden iſt. Inzwiſchen hat Muſſolini England mittei⸗ len laſſen, daß Italien einen ſolchen Be⸗ ſchluß als feindliche Handlung be⸗ trachten müſſe. Das will heißen: Italien würde in einem ſolchen Falle auch vor An⸗ griffen auf die engliſchen Stützpunkte im Mittelmeer nicht zurückſchrecken, weil es in England den Hauptverantwortlichen für die Abſchneidung der Oelzufuhr ſieht. Dieſe italieniſche Drohung hat aber ihren Eindruck auf England verfehlt. London hat ſie mit einer Warnung an Italien be⸗ antwortet, die in einer Schärfe gehalten iſt, wie ſie während des ganzen Konfliktes noch nicht da war. Die engliſche Regierung hat dieſe Warnung— und das iſt ſehr bemer⸗ kenswert— nicht durch ihren Botſchafter in Rom ausſprechen laſſen, obwohl dieſer in den letzten Wochen häufig bei Muſſolini war; ſie hat die Warnung auch nicht dem italieniſchen Botſchafter in London üver⸗ geben, ſondern vorgezogen, ſie auf dem Wege über Paris ausſprechen zu laſſen. Der franzöſiſche Miniſterpräſident Laval hat nämlich— zweifellos auf Veranlaſſung Englands— den italieniſchen Botſchafter in Paris zu ſich beſtellt und ihm eröffnet, daß Frankreich im Falle einer Verſchärfung der Lage an die Seite Englands trete. Noch bedeutſamer aber iſt die Tat— ſache, daß England ſich nicht mit dieſer Warnung begnügt hat, ſondern ihre Weiter- gabe an Italien durch eine Nachfrage des engliſchen Botſchafters in Paris am Nach⸗ mittag des gleichen Tages geradezu kontrol— lieren ließ. Aus dieſer engliſchen Kontroll. maßnahme iſt erſichtlich, wie ernſt es Lon⸗ don mit ſeinem Vorgehen in dieſer ganzen Angelegenheit iſt. Es iſt ſchon ſo, wie wir eingangs bemerkten: die internationale Lage iſt äußerſt kritiſch, insbeſondere, wenn man daran denkt, daß in ſolchen Situatio— nen Preſtigefragen eine große Rolle ſpie⸗ len, daß es ſomit für keinen Staat leicht iſt. wieder den Rückzug anzutreten. Der Ernſt der Lage ſpiegelt ſich auch in den Meldungen und Erörterungen der eng⸗ liſchen und franzöſiſchen Preſſe wider. Das Londoner Blatt„Daily Telegraph“ läßt ſich von ſeinem diplomatiſchen Mitarbeiter be— richten, in einer Sonderſitzung am heutigen Montag werde das engliſche Kabinett di— geſamte zwiſchenſtaatliche Lage und beſon— ders die Frage der Sühnemaßnahmen gegen Italien überprüfen. Vorausſichtlich wird die engliſche Regierung auf dieſer Sitzung ihre endgültige Stellungnahme zu dem geplan— ten Oelausfuhrveroot feſtlegen. Der Bericht erſtatter meldet weiter, daß ſich das Kabinett vorausſichlich auch mit der italieniſchen An⸗ drohung von Gegenmaßnahmen im Falle einer Verſchärfung der Sühnepolitik befaſſen werde. Bei der Erwägung der Oelſperre ſei natürlich beſonders zu berückſichtigen, daß das größte Oelausfuhrland, nämlich die Ver⸗ einigten Staaten. nicht dem Sanktions⸗ Recht, Staat und Wirtschaft Auſprachen Dr. Franks und Dr. Schachts vor der Akademie Berlin, 1. Dezember. Im Großen Saal des Berliner Rathauſes begann die neunte Vollſitzung der Akademie für Deutſches Recht. An ihr nehmen neben bekannten Vertretern des deutſchen Rechts und der deutſchen Wirtſchaftswiſſenſchafken auch zahlreiche ausländiſche Rechtsgelehrte teil. Reichsminiſter Dr. Frank, der die Voll⸗ ſizung mit einem Gedenken an den natio⸗ nalſozialiſtiſchen Rechtsvorkämpfer Theodor von der Pforten eröffnete, führte u. a. aus: „Eine beſondere Freude und heilige Pflicht iſt es, in der erſten Vollverſammlung der Akademie ſeit dem Parteitag der deutſchen Freiheit den Dank der Akademie an den Führer und Reichskanzler dadurch zum Ausdruck zu bringen, daß durch die gran⸗ dioſe Rechtsgeſtaltung der Nürnberger Ge⸗ ſetze ein großes Ziel des Nationalſozialis⸗ mus verwirklicht wurde. Mit dieſen Nürnberger Geſetzen iſt eine Entwicklung revolutionärer Art in Deutſchland zu ihrem vorläufigen Ab⸗ ſchluß gekommen. Ich kann nur wieder⸗ holen, daß die Juden in Deutſchland völlig ungehindert als jüdiſcher Kreis leben und wirtſchaften können, daß wir aber gegenüber jeglicher Verbindung mit dieſem fremdraſ⸗ ſigen Volk für uns Deutſche einen Rechts⸗ ſchutz einbauen und vorbauen müſſen. Dieſe Geſetze ſind die große revolutionäre Tat des Nationalſozialismus und— täuſchen wir uns nicht— die Welt ſchaut auf dieſe Ge⸗ ſetze als einer großen klaren Errrungen⸗ ſchaft, und nichts wird uns dazu bringen, dieſem unſeren Ziele der Wiederaufrichtung des Deutſchen Reiches aus der deutſchen Raſſe heraus irgendwie untreu zu werden. Wir haben die Fahne des Nationalſo⸗ zialismus wieder aufgerichtet über einem neuen Woller des Rechts, und dieſes Wollen iſt ſo gewaltig, daß wir erſt allmählich in Generationen hineinwachſen. Aber ebenſo ſoll der Stolz auf die Größe dieſer Zeit von 105 ab über dem deutſchen Recht lebendig bleiben. Dr. Frank gab ſeiner Freude Ausdruck, daß ſich unter den ausländiſchen Gäſten der engliſche Rechtsanwalt Alexander Lawrence befinde, der in ſchwerſter Notſtunde dem deutſchen Volksſtamm im Memelgebiet* Hilfe gekommen ſei. Neichsbantpräſident Dr. Schacht ſprach ſodann über die deutſche Aktien⸗ reform. Der Reichsbankpräſident ging zunächſt auf die kapitaliſtiſche Wirtſchaftsform ein. Land⸗ wirtſchaft Gewerbe. Verkehr und Handel könnten auf höchſte kapitaliſtiſche Ausſtat⸗ tung ihrer Produktionstechnik nicht verzich⸗ ten; nichts aber verlange mehr von einem kapitaliſtiſchen Unterbau als eine moder⸗ ne Wehrmacht. Geſchütze, Flugzeuge und Unterſeeboote und alles, was ſonſt zur 3 Verteidigung gehöre, ſeien Dinge, ie ohne induſtrielle Höchſtentwicklung im kapitaliſtiſchen Sinne undenkbar ſeien. Der Aufbau einer ſo großen Kapital⸗ maſchinerie allein durch den Staat, fuhr Dr. Schacht fort, ſei eine Unmöglichkeit. Der Na⸗ tionalſozialismus habe hierfür das treffende Wort geprägt, daß der Staat die Wirtſchaft führen und lenken, aber nicht ſelbſt betrei⸗ ben ſolle. Der Aufbau ſo großer Kapitalein⸗ richtungen erfordere andererſeits ſehr erhes liche Mittel, Mittel, die ein einzelner nur in den ſeltenſten Fällen aufbringen könne, und zwar heute weniger denn je zuvor. Daher könnte die Aktiengeſellſchaft heute. wie in den Anfängen der kapitaliſtiſchen Wirt⸗ ſchaftsperiode, wieder berufen ſein. Deutſch⸗ land über das gegenwärtige Stadium der Arbeit durch die Vereinigung kleiner Einzel⸗ erſparniſſe hinwegzuhelfen. Daher werde ein Aktienrecht grundfätzlich Gründung und Le⸗ ben der Aktiengeſellſchaften erleichtern und nicht erſchweren müſſen. Zu dieſer Erleich⸗ terung gehöre die Verkehrsfähigkeit der Aktie. d. h. eine leichte Veräußerungsmöglichkeit. Wäre nicht die Wertpapierform mit ihrer leichten Uebertragbarkeit erfunden worden, ſo würde die Geldbeſchaffung für Staat und Wirtſchaft unendlich viel ſchwieriger ſein. Die meiſten Kapitalbeſitzer würden nur das zur Verfügung ſtellen, was ſie für eine lan⸗ ge Dauer entbehren zu können glauben. Die Konzentration aller kurzfriſtig ver⸗ fügbaren Einzelbeträge am Geldmarkt und die Führung dieſes Geldmarktes durch eine einheitliche Hand, ſo betonte Dr. Schacht, ſind das Seheimnis dafür. daß wir alle unſere —: block angehört. Während man glaube, daß die großen amerikaniſchen Oelerzeuger den Anſichten der Waſhingtoner Regierung Folge leiſten, ſei es vielleicht unmöglich, klei⸗ nere Oelkonzerne von dem Verſuch, aus der Lage Nutzen zu ziehen, abzuhalten. Der diplomatiſche Mitarbeiter der„Mor— ning Poſt“ meldet, daß der in Paris wei⸗ lende Sachverſtändige des Auswärtigen Amtes, Peterſon, einen vorläufigen Bericht über die Pariſer Beſprechungen über die Möglichkeit einer friedlichen Regelung nach London geſandt habe. Die in Ausſicht ge— nommene Löſung ſei jedoch von der italie⸗ niſchen Mindeſtforderung ziemlich weit ent— fernt und die Ausſichten auf eine für alle Parteien annehmbare Verhandlungsgrund— lage ſeien daher gering. Im Gegenfatz zum „Daily Telegraph“ meldet der Berichterſtat⸗ ter der„Morning Poſt“, die allgemeine Neigung gehe dahin, die italieniſchen Dro⸗ hungen als Spiegelfechterei(2) zu betrach— ten. Allgemein heben die Blätter die War— nung Lavals an Muſſolini hervor, daß Frankreich im Falle eines italieniſchen An— griffs auf die engliſche Flotte auf Seiten Englands ſtehen werde. Es wird dabei be— tont, daß dieſe Warnung auf ein Erſuchen Englands zurückzuführen ſei.„News Chro- nicle“ und„Daily Herald“ berichten in gro⸗ ßer Aufmachung, daß Muſſolini auf Grund dieſer Warnung„heruntergeklettert“ ſei. Bemerkenswert ſind auch die Pariſer Preſſeſtimmen. Die Blätter ſehen ziemlich ſorgenvoll der weiteren Entwicklung der Lage entgegen. Es liege klar auf der Hand, ſo ſchreibt der„Jour“, daß London feſt entſchloſſen ſei, den Krieg in Abeſſinien ſo raſch wie möglich nicht etwa durch den Sieg einer der beiden kriegführenden Mächte zu beenden, ſondern durch die Erſtickung Ita⸗ liens, wie dies Eden zum Ausdruck ge⸗ bracht habe. Eine derartige Haltung be— deute aber zweifellos das langſame Abglei⸗ ten zu einem allgemeinen Krieg. Für Frankreich ſei die Lage deshalb beſonders bedauerlich, weil es vollkommen unbetei⸗ ligt ſei und weder Intereſſen im Mittel— meer noch in Aegypten oder auf dem Wege nach Kapſtadt und Indien zu verteidigen habe. Trotzdem fordere man es aber auf, die Waffen gegen Italien zu ergreifen, um es ſchneller auf die Knie zu zwingen. Nie⸗ mand in Frankreich ſpreche England das Recht ab, ſo zu handeln, denn jeder wolle ſeine eigenen Intereſſen vertreten. Man müſſe aber auch zugeben, daß Frankreich ſeine eigene Auffaſſung habe und ſeine eigenen Intereſſen zu verteidigen wünſche. Genf und London müßten Frankreich helfen, den Frieden zu ſichern und dürften es nicht auffordern, ihnen zu helfen Krieg zu führen. — Das„Oeuvre“ glaubt zu wiſſen, daß Baldwin eine Ausſprache mit dem franzöſi⸗ ſchen Miniſterpräſidenten noch vor dem 12. Dezember, d. h. vor dem Wiederzuſammen⸗ tritt des 18er Ausſchuſſes, für notwendig erachte, um einen Plan des gemeinſamen Vorgehens auszuarbeiten und ſich gleichzei⸗ tig auch über Deutſchland zu unter⸗ halten. — für Deutſches Neiht Ausgaben bisher auf vökbig ei und korrekte Weite haben decken können. Dr. Schacht wandte ſich dann der Füh⸗ 77 1 Aktiengeſellſchaften zu und betonte, daß das Verankwortungsgefühl des Wiriſchafts⸗ führers nicht geſchwächt, ſondern grrorberr müſſe. Der Redner geißelte den Staat der Syſtemzeit, der nur zu oft die Schäden auf ſich genommen habe, die privatwirtſchaftli⸗ cher Größenwahn und Verantwortungs⸗ loſigkeit angerichtet hätten. Aber nicht das bisherige Aktienrecht habe auf dieſem Gebiet verſagt, ſondern ie Schuld habe ſeine mangelhafte Anwendung durch den damali⸗ gen Staat getragen. Der Reichsbankpräſident wies darauf hin, daß zwiſchen dem Betriebsführer und den Aktionären ein gleiches Vertrauens verhältnis beſtehen müſſe, wie zwiſchen Betriebsführer und Gefolgſchaft. Eine allumfaſſende und fü ralle möglichen Fälle Vorſorge treffende geſetzliche Regelung könne deswegen nicht gefunden werden, weil man zwar die Form der Aktiengeſellſchaft erfaſſen könne. nicht aber ihren Inhalt. Nachdem der Reichsbankpräſident die Notwendigkeit einer Rechnungskontrolle ge⸗ genüber dem Wirtſchaftsführer betont hatte, beſchäftigte er ſich zum Schluß ſeines Vor- trages mit der ſogenannten Anonymität der Aktie, die in erſter Linie zu den Fehlern des bisherigen Aktienrechtes gerechnet wer— de, weil ſie einen ſpekulativen Uebergang aus einer Hand in die andere und die An⸗ häufung von Aktienpaketen in einer Hand geſtatte. Andererſeits ſei die Anonymität der Aktie und ihre leichte Verwertbarkeit gerade dasjenige, was wir uns angeſichts der Schwierigkeit neuer Kapitalbeſchaffung er⸗ halten müſſen. Man müſſe darüber klar ſein, daß durch eine falſche Geſetzgebung möglicherweiſe in der Zukunft die Rechts⸗ form der Aktiengeſellſchaft in eine nur noch beſcheidene Rolle hinabgedrückt und die Auf⸗ nahme neuer Anleihen unmöglich gemacht werde. Leidtragende wären hierbei der Staat und die Wirtſchaft. Das künftige Kriegsrecht Ein Vortrag Profeſſor Garners. Der amerikaniſche Völkerrechtler Profeſ— ſor James W. Garner ſprach auf der Ta⸗ gung der Akademie für deutſches Recht über „Das Völkerrecht in den Kriegen der Zu— kunft“. Die Tatſache, daß während der Kriege der Vergangenheit Rechtsverletzun— gen vorgekommen ſeien, beweiſe nichts ge⸗ gen die Geltung oder die Nützlichkeit des Kriegsrechtes überhaupt. Hinſichtlich des in— ternationalen Kriegsrechtes ſeien die Fälle, in denen das Recht bewußt mißachtet wor— den wäre, verhältnismäßig ſelten. In An⸗ betracht der großen Zahl der beteiligten Staaten, der gewaltigen Menge der beteilig— ten Soldaten, Matroſen und Flieger und des weiten Gebietes der Land- und See⸗ kriegsoperationen ſeien die Völkerrechtsver⸗ letzungen während des Weltkrieges nicht un verhältnismäßig über diejenigen frü⸗ herer Kriege hinausgegangen. Der Weltkrieg habe ſich nur von jedem anderen großen Krieg, der ihm vorherging, unterſchieden, daß er unter ganz anderen Bedingungen geführt worden ſei. Der nächſte große Krieg werde, wenn wir leider wieder einen haben ſollten, in weitgehendem Maße ohne feſte Normen geführt werden müſſen oder unter Normen, die den gegenwärtigen Verhältniſſen ſchlecht angepaßt ſeien, wenn nicht in der Zwiſchenzeit die beſtehenden Normen revidierk und durch neue ergänzt werden würden. Garner beſchäftigte ſich dann mit den Nachkriegsentwürfen und den Bemühungen um ein neues, tatſächlich (Fortſetzung auf der 1. Seite des 2. Blattes) Erzeugungsschlacht praktischer Sozialismus! Nsk Jeder wird ſich noch der Zeit erinnern können, da der Streit um den Begriff„Sozia⸗ kiſtiſche Wirtſchaft“ oder„Sozialis⸗ mus in der Wirtſchaft“ eine Flut von Broſchüren, Flugſchriften. Büchern und Zei⸗ tungsaufſätzen auslöſte. Nur war es leider ſo, daß der Wert all dieſer Auslaſſungen mehr oder minder bedeutender Perſönlichkeiten im umge⸗ kehrten Verhältnis zur Maſſe des bedruckten Papieres ſtand, das dabei verſchwendet wurde. Inmitten und unberührt von dieſem Streit der Perſonen, Stände und Gruppen aber ſtanden einige fundamentale Grundſätze der national⸗ ſozialiſtiſchen Bewegung, die einfach und klar die Geſtalt einer ſozialiſtiſchen Wirtſchaft um⸗ riſſen. Was alle Definitionen und alle akade⸗ miſchen Sentenzen nicht zu erklären wußten, das gewann Klarheit und Form in dem einen Grundſatz der N. S. D. A. P., der vor den Eigen⸗ nutz den Gemeinnutz ſetzt. Wenn der National⸗ ſozialismus eine ſozialiſtiſche Wirtſchaft forderte, dann bedeutete das nichts anderes, als das die Wirtſchaft ſich nicht mehr in einem abgeſchloſſe⸗ nen Eigendaſein entwickeln ſollte, ſondern ſich in den Dienſt des Gemeinwohls z u ſtellen habe. Verwaltungs⸗ und Organi⸗ ſationsformeln ſpielen dabei keine Rolle mehr; wenn nur bei aller Arbeit der Grundſatz be⸗ achtet wird, daß nichts gegen das Volk, ſondern alles nur für das Volk geſchehen muß. Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß dieſe Forderung in ihrer letzten Konſequenz nicht mit einem Schlage er⸗ füllt werden kann; dazu iſt die Wirtſchaft ein zu kompliziertes Gebilde. Wo Möglichkeiten einer Neuformung in ſozialiſtiſchem Sinne ſich zeigen, da wird auch rückſichtslos nationalſozialiſtiſches Wollen zum Durchbruch gebracht. In der Ar⸗ beitsſchlacht ebenſo wie in der Erzeugungs- ſchlacht zeigen ſich deutlich die erſten entſchei⸗ denden Einſätze zur Geſtaltung einer ſozialiſti⸗ ſchen Wirtſchaft. Arbeits⸗ und Erzeugungs⸗ ſchlacht dienen in keinem Falle nur einzelnen Gruppen oder Ständen; beide ſchaffen nur die Grundlagen, auf denen ein für das deutſche Volk artgemäßes Wirtſchaftsleben ſich aufbauen kann. Beide ſind Vorausſetzungen, ohne deren Gelingen es niemals möglich ſein wird, die politiſche Freiheit des Volkes ſicherzuſtellen und die Lebenshaltung der deutſchen Menſchen ent⸗ ſcheidend zu beſſern und ihrem kulturellen Leben entſprechen zu laſſen. Es bedarf keiner Worte, feſtzuſtellen, daß der Einſatz in dieſen Fällen ein unbedingter ſein muß. Es kann nicht vom guten oder böſen Willen einzelner Per⸗ ſonen oder Wirtſchaftsgruppen abhängen, ob dem Rufe zur Erfüllung der Aufgaben der Arbeits⸗ oder der Erzeugungsſchlacht Folge geleiſtet wird oder nicht. Ebenſo ſelbſtverſtänd⸗ lich iſt es, daß der Befehl zu dieſe m Einſatz nur von der politiſchen Führung gegeben werden kann, denn nur in ihr allein verkörpert ſich der Wille des Volkes. Wo aber eine ſo umfaſſende Gemein- ſchaft wie die des Volkes zu gemeinſamem Ein⸗ ſatz ſich zuſammenballt, da haben alle eigen⸗ nützigen Wünſche und Sonderintereſſen zu ſchweigen, da rann es nur eins geben: de⸗ dingungsloſe Unterſtellung unter das Gebot des gemeinen Nutzens. Das müſſen ſich alle bewußt und eindeutig vor Augen halten, daß bei einem ſolchen Einſatz keiner abſeits ſtehen kann, daß auch keiner die ihm aufgegebenen Aufgaben nur zum Teil erfüllen kann. Mag auch die eine oder andere Beſtimmung oder Verordnung dieſem und jenem im Augen- blick einen gewiſſen Schaden bringen. Er iſt nötig, um den organiſchen Aufbau der Volks⸗ wirtſchaft ſicherzuſtellen, um die geſunde Weiter⸗ entwicklung des volklichen Lebens— und damit auch des Daſeins jedes einzelnen— zu garantieren. Abgeſehen von der Bedeutung der auf dem diesjährigen Reichsbauerntag in Goslar behandelten Fragen der Weltanſchauung und des Blutes iſt gerade die Betonung dieſes Willens zur ſozialiſtiſchen Ausrichtung der Wirtſchaft charakteriſtiſch für den tieferen Sinn dieſer Arbeitstagung der deutſchen Ernährungs⸗ wirtſchaft geweſen. In den Reden des Reichs⸗ bauernführers und des Stellvertreters des Führers kamen dieſer Wille, dieſe Zielſetzung immer wieder zum Ausdruck. And gleichſam wie eine Anterſtreichung dieſes Wollens klingt es, wenn der Leiter der Kommiſſion für Wirt⸗ ſchaftspolitik, Pg. Bernhard Köhler, in einem Vortrage vor einigen Tagen grundſätz⸗ lich erklärte: ſozialiſtiſche Wirtſchaft beſteht nicht darin, daß der Staat jelegentlich oder nach beſtimmten Verwaltungsgrundſätzen in die Wirtſchaft eingreift, ſondern darin, daß die Wirtſchaft von der golitiſchen Führung eines ſozia⸗ liſtiſchen Volkes beſtimmt wird. In einem ſozialiſtiſchen Volk kann die Wirtſchaft kein Eigenleben haben. Sie beſteht nicht aus einer mehr oder weniger feſt organiſierten Gruppe von Wirtſchaftsperſönlichkeiten oder Wirtſchaftsgebilden, ſondern ſie kann gar nichts anders ſein, als die vielfältige und vielge— ſtaltige Tätigkeit der Volksgenoſſen, die ihrem Volke verbunden ſind. Dieſe Grundſätze haben in den letzten beider Jahren auch das Verhältnis von Erzeuger und Verbraucher beſtimmt. Die Erfolge des Ein⸗ ſatzes in der Erzeugungsſchlacht ſind offenſicht⸗ lich. An dieſen Erfolgen haben alle— Er— zeuger, Verteiler, Verbraucher— teil. Ohne Opfer für alle war das heute vorliegende Er— gebnis der Erzeugungsſchlacht nicht möglich Der eine verzichtete vielfach auf an ſich berech⸗ tigte höhere Preiſe. der andere bezahlte oft⸗ mals etwas höhere Preiſe, und ſo wurde von jedem einzelnen dem berechtigten Intereſſe des Gemeinwohls Rechnung getragen. Dieſe Tat⸗ ſache jedoch iſt nur ein Beiſpiel von noch vielen anderen. Indem wir aber einen ſolchen Ge⸗ meinſchaftsſinn feſtſtellen. können wir auch ſagen, daß das deutſche Volk auf dem Wege iſt, ſich eine ſozialiſtiſch ausgerich⸗ tete Wirtſchaft zu formen! Bornhagen. Die neue Raumordnung Der Boden als Grundlage völkischer Lebenskraft— Bauernpolitix und Raumordnung Bodenrecht und Raum NSK Eine der Folgen des Weltkrieges if. die gewaltſame Einengung des deutſchen Lebensraumes. Im Oſten wurden uns frucht⸗ bare Provinzen genommen und die Kolonien, eine der wichtigſten Rohſtoffquellen, gingen in andere Hände über. Aus dieſen Tatſachen er⸗ wuchſen neue Aufgaben. Deutſchland mußte ſich mit dem verkleinerten Lebensraum abfinden. Hatte es früher die Möglichkeit zu ſiedeln und eine Reſerve für ſeine Rohſtoffverſorgung, ſo waren mit dem Inkrafttreten des Perſailler Vertrages beide Wege verſperrt worden. Deutſchland mußte ſich mit dem noch vor⸗ handenen Raum beſcheiden. Damit ergibt ſich gleichzeitig als Aufgabe: den vorhandenen deutſchen Raum durch eine ſinnvolle Raum⸗ ordnung möglichſt weitgehend zu nutzen. Der deutſche Boden gibt die Lebenskraft des ganzen Volkes. Die ewige Bindung iwiſchen Menſch und Boden, zwiſchen Bauer und Hof iſt ein Quell des Weiter— beſtehens der Nation. Iſt dieſe Bindung ge⸗ fährdet, ſo bedeutet das eine Gefährdung der deutſchen Lebenskraft überhaupt. Von dieſer Tatſache aus muß eine Raumordnung in An⸗ griff genommen werden, die es ſich zur Aufgabe geſtellt hat, eine Feſtigung und Verbreiterung der Lebensgrundlage zu geben. Im Reichserbhofgeſetz können wir eine der erſten Erfolge der neuen Raum⸗ ordnung erkennen. Der Bauer und ſeine Scholle ſind für ewig miteinander verbunden. Die räumliche Struktur des deutſchen Bodens iſt für alle Zeiten feſtgelegt worden. Wie ſeit Jahrhunderten der bäuerliche Hof einer Sippe zugehörte und ſich ſo von Geſchlecht zu Geſchlecht vererbte, ſo wird auch in Zukunft der Begriff Bauer und Erbhof nicht mehr zu trennen ſein. Erſt aus den letzten Jahrzehnten datiert die Auffaſſung, die den Boden als wirtſchaftliche Ware anſiebt und die ſchließlich zu der Real⸗ teilung, d. d. Aufteilung ſo vieler bauerlicher Betriebe im Erbgang geführt hat. Die Realteilung iſt eine der ſchlimmſten Folgen des liberaliſtiſchen Boden⸗ rechts. Sie gab jedem einen Teil von dem ganzen des ehemaligen durch Generationen ver⸗ erbten Hofes; doch war kaum einer dieſer Einzelteile auf die Dauer fähig, eine ganze Familie zu ernähren. Das deutſche Bauerntum, die geſunde Lebensgrundlage des deutſchen Volkes, wurde hierdurch mehr und mehr ge⸗ fährdet. Heute müſſen wir mühſam verſuchen, die Folgen dieſer Entwicklung wieder rückgängig zu machen. In einzelnen Dörfern finden wir, daß der Bauer ſein Ackerland teils direkt in der Nähe des Hofes, teils aber auch weit ab⸗ gelegen am anderen Ende des Dorfes hat. Eine geſchloſſene Hofform iſt in manchen Gegenden nur noch ſelten anzutreffen. Durch die Flur⸗ bereinigung muß heute verſucht werden, eine Zuſammenlegung der zahlreichen zerſplitterten Einzelteile zu erreichen. 1931 wurden noch 5% bis 6 Millionen Hektar als zuſammen⸗ legungsbedürftig angeſehen. Das ſind faſt 16 v. H. der Geſamtfläche der landwirtſchaft⸗ lichen Betriebe. Durch die allgemeine Flur⸗ bereirigung werden rein praktiſch nicht nur die techniſchen Bearbeitungsmöglichkeiten erleichtert, die An⸗ und Abfahrwege erſpart, es wird viel⸗ mehr auch eine erhebliche Landgewinnung durch Erſparnis von Grenzſtreifen ſowie eine Ver⸗ einfachung in der Verwaltung herbeigeführt. Nach einer erfolgten Zuſammenlegung iſt durch das Erbhofrecht die Gewähr gegeben, daß eine weitere Zerſplitterung des deutſchen Bauern⸗ landes durch Erbgang nicht mehr eintreten kann. Eine Verbreiterung der bäuerlichen Lebensgrundlage Deutſchlands iſt damit erreicht. Dieſes eine Beiſpiel der Möglichkeiten. die ſich durch eine Raumordnung geben, zeigt die Bedeutung dieſer Arbeit für das im Lebens⸗ raum deengte deutſche Volt. Bei der Neu- bildung deutſchen Bauerntums, bei dem Bau der Autobahnen, bei der Anlage von Flug⸗ plätzen, überall iſt es Aufgabe der Raumord— nung, auf eine ſinnvolle Zuſammenarbeit im Dienſte des Ganzen hinzuwirken. Sie will die Störungen und Schäden der liberaliſtiſchen Wirtſchaft ausgleichen und eine organiſch im Boden wurzelnde Ordnung der Menſchen und Kräfte verwirklichen. Wie Reichsminiſter Kerrl auf dem 3. Reichsbauerntag in Goslar aus⸗ führte, trift dieſer Wunſch zuſammen mit dem Streben, den Gefahrenherd der groß ⸗ ſt i dtiſchen Bevölkerungsmaſſie⸗ rung anzugreifen die ſtädtiſche und bäuerliche Siedlung zu fördern und einen ausgeglichenen Landſchaftsaufbau anzuſtreben, der die Lebens⸗ möglichteiten innerhalb des Raumes verviel⸗ fältigen ſoll und kann. 325 5 Durch die nationalſozialiſtiſche Agrarpolitik, durch die Schaffung des deutſchen Bodenrechts kür-den Bauernhof iſt auf dieſem Gebiet bereits ein gewiſſer Abſchluß zu verzeichnen. Wie Reichsminiſter Kerrl ausführte, iſt aber„um ſo mehr noch auf dem Gebiete des ſtädtiſchen Bodenrechts, des Baurechts im engeren und weiteren Sinne zu tun.“ Eine Ansprache Muſſolinis Empfang von Kriegswitwen. Rom, 2. Dezember. Vertreterinnen der Organiſation der Kriegs⸗ mütter und Kriegswitwen, denen die Aufgabe übertragen wurde, den Abwehrkampf gegen die Sanktionen zu leiten, wurden vom ita⸗ lieniſchen Staatschef empfangen. Muſſolini hielt eine Anſprache, in der er u. a. ſagte, die Söhne und Männer der Frauen, die er heute empfange, ſeien gefallen, um das be⸗ drohte Frankreich und das überfallene Bel⸗ gien zu retten. Jede dieſer einſt alliierten Mächte liefere heute dem Feinde Bomben und ſtelle Italien, das die Mutter der Kultur und die Geburtsſtätte vieler großer Männer ſei, auf die gleiche Stufe wie das barbariſche Abeſſinien. Durch die Wirtſchaftsſanktionen könne Italien nicht tief getroffen werden, weil niemand ahne, wieviel Kraftreſerven vor⸗ handen ſeien. Verletzt werden könne Italien nur durch die moraliſche Seite der Sanktio⸗ nen. Preſſe und Staat Reichs miniſter Dr. Goebbels auf der preſſepolitiſchen Kundgebung in Köln Köln, 1. Dezember. Der Reichspreſſetag erreichte mit einer großen preſſepolitiſchen Kundgebung im Gürzenich ſeinen Höhepunkt. Ihren feierlichen Auftakt fand die Kund— gebung mit der„Euryanthe“-Ouvertüre, ge⸗ ſpielt vom Orcheſter der Kölner Muſikhoch⸗ ſchule. Der Leiter des Reichsverbandes der Deutſchen Preſſe, Gruppenführer Weiß, begrüßte ſodann Reichsminiſter Dr. Goeb⸗ bels und den Gauleiter Köln-⸗Aachen, Staatsrat Grohe. Anſchließend ſprach Staatsrat Grohe. Er ging auf die beſondere Bedeutung der Preſſe gerade im Weſten des Reiches ein. Die deutſche Bevölkerung am Rhein halte unbeirrbar die Treue zum Führer und zum Vaterlande. Zum Schluß bat der Gauleiter die Vertreter der Preſſe, ſtets das Rhein⸗ land in ſeinem Kampf um die Meiſterung der wirtſchaftlichen Schwierigkeiten, die ſich aus der Induſtrialiſierung ergäben, zu un⸗ terſtützen. Von langanhaltendem Beifall begrüßt nahm ſodann der Reichspropagandaminiſter das Wort zu einer Anſprache. Reichsminister Dr. Goebbels warf zu Beginn ſeiner Rede einen Rückblick auf die Zuſtände in der deutſchen Preſſe als der Nationalſozialismus die Macht über⸗ nahm. Zu ihrem weitaus überwiegenden Teil habe damals die deutſche Preſſe dem Nationalſozialismus feindlich gegenüberge⸗ ſtanden. Die Preſſe war nicht mehr das Sprachrohr der Oeffentlichkeit und es ſtand damals vor uns die Frage, ob wir der Preſſe überhaupt ihre öffentliche Bedeutung nehmen wollten oder ob wir noch die Mög⸗ lichkeit hätten, ſie in ein loyales Verhältnis zum Staat zu bringen. Ich habe den zwei⸗ ten Standpunkt vertreten, und zwar war ich mit dem Führer der Meinung, daß es nun an der Zeit wäre, den Preſſeberuf aus ſeiner ſozialen, wirtſchaftlichen und geſell⸗ ſchaftlichen Minderwertigkeit herauszuneh⸗ men, und ich möchte faſt ſagen, in ein öffent⸗ liches Dienſtverhältnis zum Staat ſelbſt zu ſtellen. Nach Ueberwindung der Uebergangs— ſchwierigkeiten könne man heute im allge⸗ meinen ſagen, daß die deutſche Preſſe ein deutſches Geſicht trage. Die Preſſe iſt heute Mittler in der deut⸗ ſchen Politik im beſten und weiteſten Sinne des Wortes. Der Miniſter ſtellte mit Befriedigung feſt, daß ſich die Preſſe der ihr im vergange⸗ nen Jahre geſtellten Aufgaben gewachſen gezeigt habe. Sie habe in den großen außen⸗ politiſchen Problemen ihren Mann geſtan— den. Ich ſtehe nicht an, ſo betonte Dr. Goeb⸗ bels, ihr dafür in aller Oeffentlichkeit den Dank des Führers und der Reichsregierung zum Ausdruck zu bringen. Heute ſeien die Schriftleiter ein Berufs⸗ ſtand mit öffentlichen Pflichten. Das natio⸗ nalſozialiſtiſche Programm habe ſchon im⸗ mer verkündet, daß die Preſſe ausſchließlich öffentlichen Aufgaben zu dienen habe, daß es nicht angängig ſei, daß die Preſſe in pri⸗ vatkapitaliſtiſchem oder konfeſſionellem oder ſonſtwie privatem Intereſſe wirken dürfe. Der Miniſter kam dann auf die Reinigung des Berufsſtandes der Schriftleiter zu ſprechen und erwähnte, daß die hauptſtädtiſche Preſſe vor der Machtübernahme faſt zu 90 Prozent von Juden geführt worden ſei, ſodaß man nicht von einer deutſchen öffentlichen Meinung habe reden können. Wir können heute mit Stolz und Zufrie⸗ denheit ſagen: die deutſche Preſſe wird wie der von Deutſchen geſchrieben. Sie iſt da⸗ mit das Sprachrohr der öffentlichen Mei⸗ nung des deutſchen Volkes geworden.(Leb⸗ hafter Beifall und Händeklatſchen). Der Schriftleiterberuf ſei in dem natio⸗ nalſozialiſtiſchen Staat eingebaut und müſſe ein inneres Tempo in ſich tragen, das ſich nicht richte nach der Bürokratie des alten, ſondern nach der Vitalität des neuen Staa⸗ tes. ſondern nach der enaiteniatenaitneiatſſulmh Reichsminiſter Dr. Goebbels wies dann darauf hin, daß man auch im Auslande all⸗ mählich anfange einzuſehen, daß man ſich den Luxus einer unbeſchränkten Freiheit der Meinung für jeden einzelnen nicht mehr leiſten könne. Ein Volk könne durchgreifend immer nur handeln, wenn es von einer in⸗ neren Gläubigkeit erfüllt ſei. Dieſe innere Gläubigkeit zu zerſtören, ſei ein Verbrechen am Volk 5 Wir haben den Schriftleiter aus der de⸗ mütigenden und entwürdigenden Abhängig⸗ keit von Parteien und Wirtſchaftsgruppen herausgehoben und haben ihn damit in eine ehrenvolle und loyale Abhängigkeit vom Staate gebracht. Denn wir ſehen die Freiheit des deutſchen Mannes nicht in der Möglich⸗ keit, zu tun und zu laſſen, was er will, ſon⸗ dern in der Möglichkeit, ſich freiwillig und verantkwortungs voll in die höheren Geſetze und die höheren ſitt⸗ lichen Gebote eines Staates einzufügen. Der Miniſter kam dann auf die Kunſt⸗ kritik zu ſprechen. Die deutſche Kunſtkritik habe ihre eigentliche Aufgabe noch nicht hin⸗ reichend erkannt. Es müſſe auch für die Kunſtkritik beſtimmte Geſetze geben. Sie habe nicht das Recht, jede künſtleriſche Re⸗ gung, wenn ſie ihr nicht in den Geſchmack paſſe, abzutöten. Die Kunſtkritik müſſe nicht nur jenes primitive Maß von Ehrfurcht vor der Leiſtung, ſondern auch vor dem anſtändigen Wollen haben. Der Kunſtkritiker dürfe nicht von vornherein alles zerſchlagen und ſeine Auf⸗ gabe nicht in der ſyſtematiſchen Entmuti⸗ gung des jungen Talents ſehen, ſondern vielmehr in der Ermutigung dieſes Talen⸗ tes. Der Miniſter wandte ſich dann dagegen, daß die deutſche Preſſe unter die Diktatur des Annoncengeſchäfts geſtellt werde. Die deutſche Preſſe ſei nur dem Staate ver— pflichtet, darüber hinaus habe ſie keine Ver⸗ pfl htungen. Im Rahmen dieſer Verpflich⸗ tung habe ſie jede Freiheit. Sie habe ſich nur davor zu hüten, dem Staate oder dem öffentlichen Intereſſe Schaden zu verurſa— chen. 6 Dr. Goebbels kam dann auf das Thema er angeblichen Einförmigkeit der deutſchen Preſſe zu ſprechen und ſagte: Ich bin der Meinung, daß das Gerede von der Eintönigkeit der deutſchen Preſſe ver⸗ ſtummen müſſe, denn die deutſche Preſſe iſt nicht eintönig. Mit beſonderer Betonung wies der Mi⸗ niſter darauf hin, daß ſich die Preſſe gegen alle Anſprüche, die unberechtigterweiſe ge⸗ ſtellt würden, energiſch zur Wehr ſetzen müſſe. Der Miniſter wandte ſich im weiteren Verlauf ſeiner Rede dagegen, daß in der deutſchen Preſſe dem Auslande Ratſchläge erteilt werden und ſagte: Wir wollen keine Ratſchläge erteilen, aber ebenſo werden wir uns dagegen wehren, daß man uns bevor— mundet. Wir wollen dem Ausland gegenüber von der größtmöglichen Zurückhaltung ſein und wir wollen auch nicht die Dinge des Auslandes unter dem Geſichtswinkel der Verhältniſſe des Dritten Reiches ſehen. Das Ausland iſt nicht nationalſozialiſtiſch. Es iſt keine Phrafe don uns, wenn wir ſagen, daß der Nationalſozialismus keine Export⸗ ware iſt. Wenn es nach uns ginge. würde er unter Patent- und Muſterſchutz geſtellt mordon. 2 S 22 — brut Ztal täte! ten N 4 0 3 Kiel tete jude ſcha ner. miß fern ſtoße einer able. wurd 103 f betſd der getöt Bei Auge en at 5 fette! nen f hoben Betgt wollte Augef ſelbſe en in getan fänd ſic an in das lockt. Das zum? bitger hegen Bit. al ſagte, e er ö he⸗ telle und fei ch lonen den bor⸗ alen tio zln atio. müſſe ſich lien, Na. unh dann all⸗ ſch heit 0 end in⸗ 1 ſiere chen . ig pen eine dom heit lich on ſil⸗ ſt⸗ iii hin⸗ die 81e - ck 6 len von uf uli⸗ ern n- en, ur 1 ö er⸗ er; ſch em ſa⸗ el er ge le it k⸗ 5 brauchbares Kriegsrecht. Er führte hierbei unter anderem das Genfer Protokoll von 1925 über den Gebrauch von Gaſen und bak⸗ terienhaltigen Stoffen in Kriegen an und den im Jahre 1929 erfolgten Abſchluß zwei⸗ er Konventionen, von denen die eine die Behandlung der Kriegsgefangenen, die an⸗ dere in Erſetzung der Genfer Konvention über das Rote Kreuz von 1906 den Schutz der Kranken und Verwundeten im Kriege zum Gegenſtande hat. Unterſuchungen über den Begriff„Freiheit der Meere“ brachten Garner zu der Forderung, daß die Rechte der Kriegführenden eher weiter eingeſchränkt als erweitert werden dürften. Garner wandte ſich dann gegen die Be⸗ fürworter einer glatten Abſchaffung des Neutralitätsbegriffes. In dieſem Zuſammen⸗ hang bemerkte Garner, daß nach ſeiner Auf⸗ faſſung die Vereinigten Staaten in den nächſten europäiſchen Krieg, wenn er kommen ſollte, wiederum hineingezogen werden könnten, falls ſie die Rechte, auf denen ſie während des Weltkrieges beſtan— den, wieder beanſpruchten und dieſe Rechte von den Kriegführenden beſtritten würden. Bei dieſer Anſicht ſei heute in den Vereinig⸗ ten Staaten die Neigung weit verbreiet, in erheblichem Maße die traditionellen Rechte aufzugeben, die die Vereinigten Staaten, wenn ſie neutral waren, ſtets für ihre Staatsangehörigen beanſprucht und zu deren Verteidigung ſie zwei Kriege geführt hätten: den Krieg von 1812 und den Weltkrieg. Das jü vom amerikaniſchen Kongreß verab— ſc, ete Neutralitätsgeſetz und die bei Aus⸗ bruch des gegenwärtigen Krieges zwiſchen Italien und Abeſſinien erlaſſene Neutrali⸗ tätsproklamation des Präſidenten ſpiegel⸗ ten dieſe Anſicht wider. Neue Krawalle bei Kielce Blutiger Zuſammenſtoß mit der Polizei. Warſchau, 2. Dezember. Im Kreiſe Opoczno in der Woiwodſchaft Kielce kam es in den letzten Tagen in meh⸗ reren Ortſchaften an Markttagen zu größeren judenfeindlichen Kundgebungen. In zwer Ort⸗ ſchaften wurden jüdiſche Marktſtände zertrüm⸗ mert, die Waren geſtohlen, einzelne Juden mißhandelt und Scheiben in jüdiſchen Häu⸗ ſern eingeſchlagen. Zu ſchweren Zuſammen⸗ ſtößen kam es in der Nähe von Opoczno mit einer zur Verſtärkung herbeigeholten Polizei⸗ abteilung, die von Dorfbewohnern angegriffen wurde. Nachdem eine Warnungsſalve erfolg⸗ los geblieben war und aus der Menge Revol⸗ verſchüſſe fielen, machte auch die Polizei von der Schußwaffe Gebrauch. Vier Leute wurden getötet und eine Anzahl verwundet. Zum Tode verurteilt Sühne für beſtialiſchen Kindesmord. g M.⸗Gladbach, 2. Dezember. Wegen des am 25. September begangenen Mordes an dem ſechsjährigen Töchterchen der Bergmannsfamilie Bergrath aus Hückelhoven hatte ſich der 47jährige Joſef Weuffen vor dem Schwurgericht zu berantworten. Das Kind war drei Tage vermißt worden, bis man nach langem Suchen in einem Wald⸗ geſtrüpp an einem Berghang außerhalb des Ortes die Leiche fand, wobei die äußeren Um⸗ ſtände darauf hindeuteten, daß ein Sittlich⸗ leitsperbrechen vorlag. Seinerzeit bemächtigte ſich der Bevölkerung eine große Erregung, bis man nach etwa drei Wochen den Ange— klagten verhaften konnte. Bei ſeiner Vernehmung ergab ſich, daß der Angeklagte in unglücklichen Familienverhältniſ⸗ ſen aufgewachſen iſt, ſelbſt zweimal verheiratet war, daß er als Landſtreicher und Bettler ohne feſte Wohnung herumzog und nachts in Scheu⸗ nen ſchlief. Am Mordtage kam er in Hückel⸗ hoven am Bahnhof mit der kleinen Maria Bergrath zuſammen, die ihre Mutter abholen wollte. Das Kind habe geſehen, daß er, der Angeklagte, Nüſſe gegeſſen habe, und um ihm ſelbſt welche zu beſorgen, ſei er mit der Klei⸗ nen in eine Gaſſe gegangen, in der Nußbäume geſtanden hätten. Nach ſeinem eigenen Einge⸗ ſtändnis hat er dort den Entſchluß gefaßt, ſich an dem Kind zu vergehen und es deshalb in das Waldgelände an dem Berghang ge— lockt. Das Gericht verurteilte den Angeklagten zum Tode und zum dauernden Verluſt der bürgerlichen Ehrenrechte. Der„feuchtfröhliche“ Sonntagsausflug. Bayreuth, 2. Dez. Zehn junge Leute in den zwanziger Jahren aus der Bamberger und Gauſtädter Gegend machten am 22. September einen Sonntagsausflug nach Himmelkron. Nach reichlichem Alkoholgenuß fingen die Burſchen an, die Gäſte in der Wirtſchaft zu beläſtigen, zu gröhlen und zu ſchreien. Der Bürgermeiſter, der auf Erſu— chen des Wirtes Ruhe gebot, wurde ange⸗ pöbelt und beſchimpft. Schließlich konnte aber die Geſellſchaft aus dem Wirtshaus ge— drängt werden. Nun machten einige der Burſchen den Vorſchlag, das Wirtshaus „Zum Dreimäderlhaus“, wo ihnen vorher die Verabreichung von Bier verweigert wor⸗ den war, zu ſtürmen. Das Ende des„Stur⸗ mes“ war, daß die Radauluſtigen eine ganz gehörige Abfuhr bekamen. Die Anklage lautete auf Landfriedensbruch. In der Ver⸗ handlung vor der Großen Strafkammer erſchien der Vorfall aber in etwas milderem Lichte. Drei Angeklagte wurden freige⸗ ſprochen, ſechs erhielten Strafen von je 30 Mark und nur einer, der mit einem Taſchen⸗ meſſer zuſtach, wurde zu vier Monaten Ge⸗ ſänanis und zu 14 Tagen Haft verurteilt. Tag der deutſchen Preſſe Vom Frühjahr 1936 ab preſſepolitiſche Jahreslundgebungen Köln, 1. Dezember. Auf dem Reichspreſſetag in Köln gab der Leiter des Reichsverbandes der Deutſchen Preſſe, Weiß, folgende Erklärung ab: „Ich bin vom Präſidenten der Reichs- preſſekammer, Reichsleiter Amann, ermäch⸗ tigt, bekanntzugeben, daß die Reichspreſſe⸗ kammer im Einvernehmen mit dem Reichs⸗ miniſterium für Volksaufklärung und Pro⸗ paganda im Frühjahr 1936 zum erſtenmal eine große Kundgebung der geſamten deut⸗ ſchen Preſſe veranſtalten wird. An dieſer Kundgebung, die ſich auf mehrere Tage er⸗ ſtrecken ſoll, werden ſich alle der Reichs- preſſekammer angeſchloſſenen Verbände be— teiligen. Auf einer großen gemeinſchaftlichen preſſepolitiſchen Kundgebung werden der Reichsminiſter für Volksaufklä⸗ rung und Propaganda und der Präſident der Reichspreſſekammer das Wort ergreifen. Dieſer beabſichtigte große„Tag der deutſchen Preſſe“, die jährlich wiederholt werden wird, ſoll eine Kundgebung der geſchloſſenen Standesgemeinſchaft aller für die Preſſe tä⸗ tigen deutſchen Menſchen darſtellen.“ In einer Rede vor der Vertreterverſamm⸗ lung der Deutſchen Preſſe im Kölner Gür⸗ zenich überbrachte Reichspreſſechef Dr. Dietrich der deutſchen Preſſe die Grüße der Natio⸗ nalſozialiſtiſchen Partei. Er knüpfte an ſeine Ausführungen auf dem Kongreß des dies— jährigen Reichsparteitages an, in denen er den Kritikern der deutſchen Preſſe im In⸗ und Auslande geantwortet habe. Wenn man dieſe negative Kritik von außen zurück⸗ weiſe, dann berechtige das nicht nur, ſondern verpflichte zu poſitiver Kritik in den eigenen Reihen. In drei Punkten umriß Dr. Diet⸗ rich die Grundlinien der nationalen Preſſe der Gegenwart. Ihr erſter Grundſatz ſei nationale Diſziplin. Zweitens ſei der Ge⸗ fahr der Gleichförmigkeit durch journaliſti⸗ ſchen Ideenreichtum zu begegnen. Als drit⸗ ten Punkt behandelte der Redner die Be⸗ deutung der Perſönlichkeit im deutſchen Journalismus. Das Wort nationalſoziali⸗ ſtiſch ſei kein Titel, den man äußerlich ver⸗ leihen könne. Eine Zeitung ſei dann natio⸗ nalſozialiſtiſch, wenn ſie nationalſozialiſtiſch handele, nicht, weil man ſie dazu anhalte, ſondern als Vorbild und aus innerſter Not- wendigkeit. Die deutſche Preſſe werde ſich in ihrer Geſamtheit erſt dann nationalſozia⸗ liſtiſch nennen können, wenn die Männer, die ſie ſchrieben, in ihrer Geſamtheit Natio⸗ nalſozialiſten ſeien. Der deutſche Schriftlei⸗ ter ſolle im nationalſozialiſtiſchen Staat nicht nur die ſchwere Bürde der Verantwortung tragen, ſondern in ſeinem beruflichen Leben eine beſondere Stellung einnehmen. An den Schluß ſeiner Anſprache ſetzte Dr. Dietrich das bekannte Wort Bismarcks:„Ich kann aus einem richtigen Redakteur leichter einen Staatsſekretär des Aeußern und In⸗ nern machen, als aus einem Dutzend Ge⸗ heimräten einen gewandten leitenden Redak⸗ teur.“ * Adolf Hitler an den Reichspreſſeiag. Auf das Begrüßungstelegramm des Reichspreſſetages hat der Führer und Reichskanzler wie folgt geantwortet:„Den in Köln zum Reichspreſſetag verſammelten deutſchen Schriftleitern danke ich für die mir übermittelten Grüße, die ich mit den beſten Wünſchen für ihre Arbeit herzlichſt erwidere. Adolf Hitler.“ Wege zur Völkerverſtändigung Die große Rede des Neichsſportführers in Paris Paris. 1. Dez. Die erſte große Veranſtaltung des kürzlich gegründeten Comite France-Allemagne in Paris wurde nach einem Hoch auf den Füh⸗ rer und Reichskanzler und auf den Präſi⸗ denten der franzöſiſchen Republik von Kom⸗ mandant L'Hopital mit einer herzlichen Be⸗ grüßungsanſprache eröffnet, in der er alle Gäſte willkommen hieß. Zum Ziel der Ar⸗ beit habe man ſich die Förderung der privaten und öffentlichen Beziehungen zwiſchen Frankreich und Deutſchland auf allen Gebieten geſetzt, insbeſondere in geiſtiger, wiſſenſchaft⸗ licher, künſtleriſcher und ſportlicher Hinſicht, um durch ein beſſeres gegenſeitiges Ver— ſtehen zur Feſtigung des europäiſchen Frie⸗ dens beizutragen.(Beifall.) Die Vaterlands⸗ liebe, die jeden Staatsbürger beſeelen muß, habe nicht ein Mißverſtehen der anderen Länder zur Folge. Marſchall Foch habe ge⸗ ſagt: Ein Volk lebt von der Arbeit und nicht nur vom Ruhm. Man müſſe hoffen, daß ein Tag kommen werde, an dem Deutſchland und Frankreich in der Erkenntnis der Be⸗ deutung der Sicherheit und des Friedens eine vertrauensvolle Zuſammenarbeit auf⸗ nehmen könnten. Frankreich ſei vorſichtig in ſeinen Freundſchaften, aber dieſe Vorſicht ſei eine Gewähr ſeiner Treue. Seine ganze Geſchichte beweiſe dies. Es ſei ein glücklicher Umſtand. daß dieſe erſte Zuſammenkunft im Zeichen der großen Veranſtaltung der Olympiſchen Spiele ſtehe. Denn wir beab⸗ ſichtigen, ſo erklärte der Redner unter leb— haftem Beifall, unſerer Tätigkeit jene bei⸗ den wefentlichen Eigenſchaften des Sport zu⸗ grunde zu legen: die Offenheit und die Loyalität. Profeſſor von Arnim führte u. a. aus, daß die gleichzeitige Gründung der deutſch⸗ franzöſiſchen Geſellſchaft in Paris und Ber⸗ lin zufällig erfolgt ſei. Kein Zufall aber ſei die Tatſache, daß auf beiden Seiten die Gründung von Kriegsteilnehmern vorge— nommen worden ſei, denn ſie kennten die Verwüſtungen und Leiden des Krieges. Deutſchland habe Achtung vor dem Lebens⸗ recht der anderen Völker. Deutſchland ſei ein Bollwerk gegen den Bolſchewismus und damit ein Schutz für ganz Europa. Der Neichsſportführer ergriff hierauf das Wort zu ſeinem Vortrag, in dem er in franzöſiſcher Sprache u. a. aus⸗ führte: „An dem Beiſpiel der Antike erkennen wir, daß die Leibesübungen zu den großen Bildungsfaktoren der Menſchheit zählen und daß, ſo wichtig eine Erziehung vom Geiſte her ſein mag, eine Erziehung vom Leibe her nicht minder wichtig iſt.“ FUT Reiſe eines Walſiſches In einem Jahr vom Nord- zum Südpol. Neuyork, 2. Dez. Daß der Walfiſch, der im hohen Norden lebt, nicht an ſeinen Standort gebunden iſt, daß er vielmehr ebenſo gut auch in den Südpolarregionen bei ſeinen Artgenoſſen ſich aufhalten kann, konnte man durch einen intereſſanten Vorfall feſtſtellen. Bei einem Walfiſchfang in der Nähe von Spitzbergen hatte man einen Walfiſch plombiert. indem man ihm eine Bleiplombe in ſeine Fetthaut Der Reichsſportführer beſchrieb ſodann in kurzen Zügen die Entwicklung der deutſchen Leibesübungen. Dem Grundſatze der neuen deutſchen Volksordnung entſprechend. habe der Staat ebenſowenig den Sport ſelbſt zu machen. wie er etwa ſelbſt Wirtſchaft zu treiben, die Kunſt auszuüben oder die Aecker ſe bſt zu beſtellen habe. Er habe ledialich die Aufgabe der Oberaufſicht. Nach Darlegung des Geſamtzweckes der Leibesübungen, der ſich aus den vier Teilzwecken„Erziehungs⸗ und Bildungszweck“,„Geſundheitszweck“, „Kampfzweck“ und„Schönheitszweck“ zu⸗ ſammenſetze, ging der Reichsſportführer auf Mißverſtändniſſe des Auslandes ein und führte aus:„Ich weiß, daß es über nichts mehr Mißverſtändniſſe geben könnte als gerade darüber, daß wir uns zu einer Bejahung des Kampfzweckes des Sportes bekennen. Im möchte deswegen eine fran⸗ zöſiſche Stimme für mich ſprechen laſſen. Am 19. März dieſes Jahres ſchrieb eines der großen franzöſiſchen Sportblätter anläßlich einer franzöſiſch-deutſchen Sportbegegnung: „Der Sport hat geſtern alles vereint: das Spiel mit ſeinen ſportlichen Leiſtungen, mit ſeiner Notwendigkeit der ſchnellen geiſtigen Kombination, die Liebe zu dem lebhaften Spiel der Fahnen, den Reſpekt vor demjenigen, den man zu Unrecht„Gegner“ nennt und der nur demſelben Ideal folgend, ſich eine letzte Ueberlegenheit erkämpfte.“ Ich ſtehe nicht an zu erklären, daß ſich die Ten⸗ denz der deutſchen Auffaſſung über den Zweck der Leibesübungen vollinhaltlich in den Worten des Franzoſen wiedergefunden habe. Es iſt hier in ausländiſchen Zeitun⸗ gen immer wieder geſagt worden, ich hätte den deutſchen Sport politiſiert. Wahrhaftig! Ich bekenne mich ſchuldig, das getan zu ha⸗ ben. Allerdings in einem ganz anderen Sin⸗ ne, als man es behauptet. Ich habe den Wil⸗ len und die Liebe zu den Leibesübungen in Deutſchland neu entfacht. Ich habe die Ju⸗ gend in Begeiſterung mitgeriſſen. das iſt in der Tat eine politiſche Handlung. Aber poli⸗ tiſche Geſchäfte kann man mit dem Sport nicht machen“ Abſchließend ſprach der Reichsſportführer über die olympiſche Idee und die Olympi⸗ ſchen Spiele Berlin 1936. Er hob hervor, daß noch nie in der Geſchichte der modernen olympiſchen Spiele ſich ein Staatsoberhaupt mit ſoſchem Enthuſiasmus für ſie eingeſetzt habe wie der Führer und Reichskanzler und daß das ganze deutſche Volk bemüht ſei, für die Olympiſchen Spiele Kampfſtätten zu errichten, die der Würde und Größe dieſer 1 Spiele entſprechen. ſchoß. Lange Zeit verging, und niemand dachte mehr an das ſo gezeichnete Meeres- tier. Umſo größer war die Verwunderung, als man in der Nähe der ſüdarktiſchen Ge⸗ wäſſer einen Walfiſch erlegte, der ſich durch die Plombe als der in Spitzbergen gekenn— zeichnete einwandfrei feſtſtellen ließ. Auf dieſe Weiſe konnte zweifelsfrei ermit⸗ telt werden, daß der Wal im Zeitraum eines Jahres einen Spaziergang quer über die Weltmeere von Norden nach Süden zurück- gelegt hatte. Der neue Luftrieſe LZ 130 Das dritte deutſche Ozeanluftſchiff im Ban. Friedrichshafen, 2. Dez. Ehe noch das zweite deutſche Ozeanver⸗ kehrsluftſchiff„LZ 129“, das einen neuen Abſchnitt in der Entwicklung des Weltluft⸗ verkehrs einzuleiten berufen iſt, ſeine Ge⸗ burtsſtätte verlaſſen kann, ſind auf der Zep⸗ pelinwerft in Friedrichshafen bereits die er⸗ ſten Vorbereitungen für den Bau eines wei⸗ teren Großluftſchiffes in Gang gekommen. Sobald Anfang nächſten Jahres der„L3 129“ nach den erſten Probefahrten von der großen Bauhalle auf dem Werftgelände in die auf dem nahen Flugplatz Löwental ſte⸗ hende Fahrhalle übergeſiedelt iſt, wird ſofort die Montage des von der neugegründeten Zeppelinreederei in Auftrag gegebenen „LZ 130“ in Angriff genommen werden. Wie ſchon kurz gemeldet, ſind die Pläne für dieſes Schiff fertig, und auch die verſchiede⸗ nen Termine ſind ſchon feſtgelegt worden. Die erforderlichen Vorrichtungen befinden ſich in den Werkſtätten der Werft ebenfalls ſchon in Arbeit, und wenn 2 die nokwendigen Bauſtoffe in Friedrichshafen eingetroffen ſein werden, wird der Neubau auf breiteſter Baſis und in großem Stil in Angriff genommen wer⸗ den. Die Herſtellung kleinerer Einzelteile wie Streben und Träger befindet ſich zurzeit ſchon in Fluß. Im großen und ganzen wird dieſes dritte deutſche Ozeanluftſchiff als Schweſterſchiff des„LZ 129“ gebaut werden, alſo vor allem die gleichen Abmeſſungen wie ſein Vorgänger aufweiſen, eine Länge von 246 m, einen größten Durchmeſſer von rund 61 m, und einen Nenngasinhalt von ca. 190 000 ebm. Dagegen ſind u. a. bei der Anlage der Paſſagierräume einige Ergänzungen in Ausſicht genommen, da beiſpielsweiſe mehrfach der Wunſch nach Einbau von ſogenannten Luxuskabti⸗ nen ausgeſprochen worden iſt. Die zielbewußte Förderung der Ausgeſtal⸗ tung des Luftſchiffverkehrs im neuen Deutſchland. die in der Schaffung der deut⸗ ſchen Zeppelinreederei ihren ſichtbarſten Niederſchlag gefunden hat, in Verbindung mit den großartigen Leiſtungen des„Graf Zeppelin“ hat nun auch dazu geführt, die F der deutſchen Luftſchiffpläne urch Einſatz mehrerer Luftſchiffe und ihre beſchleunigte Indienſtſtellung raſcher heranreifen zu laſſen. Im Zuge die⸗ ſer Beſtrebungen wird auch eine bedeutſame Erweiterung der Werftanlagen des Luft⸗ ſchiffbaues Zeppelin in Friedrichshafen zur Durchführung kommen. Auf dem Gelände nördlich der Halle des„Graf Zeppelin“ iſt in dieſen Tagen mit der Errichtung einer 150 Meter langen Ringbauhalle begonnen worden, die die erſte ihrer Art ſein wird. Neben der eigentlichen großen Bau⸗ halle, in der gegenwärtig noch der„3 129“ ſeiner Vollendung entgegengeht, wer⸗ den künftig auch in dieſer neuen Spezial⸗ halle die 36eckigen Duraluminiumringe des Schiffsgerippes hergeſtellt werden kön⸗ nen. Dieſe Ringbauhalle, die vom Eiſen⸗ werk Kaiſerslautern ausgeführt wird, kann vorausſichtlich ſchon im Früh⸗ jahr 1936 in Benützung genommen werden. Zurzeit iſt man bereits mit den Grabarbei⸗ ten für die Fundamente der Halle beſchäf⸗ tigt. Die neue Halle wird nach ihrer Fertig⸗ ſtellung zunächſt die Möglichkeit bieten, den „Li 130“ forciert in Arbeit zu nehmen. Während bisher für den Bau der Ringe des Schiffskörpers nur die Luftſchiffhalle 1 zur Verfügung ge⸗ ſtanden hat, werden künftig unter Hinzu⸗ nahme der in der Entſtehung begriffenen Ringbauhalle nicht weniger als neun Ringe gleichzeitig angefertigt werden können, wo⸗ durch eine erhebliche Verminderung der Ge⸗ ſamtbauzeit erreicht werden wird. Wie bet „LZ 129“ wird die Leitung der Bauarbeiten auch bei dem kommenden„L383 130“ wieder in den Händen des Sohnes von Dr. Eckener, Dipl.⸗Ing. Knut Eckener, liegen. Schlachtfeſt und Metzelſunne Ende November, wenn die Feldarbeiten draußen beendet ſind, rückt auf den Bauern⸗ höfen der Tag näher, an dem nach altem Brauch das grunzende fette Schwein ſein Leben laſſen muß. Auf dem Hof iſt der Schlachttag trotz der vielen Arbeit. die er für die ganze Familie bringt, ein Feſttag. Wenn erſt das ſchwarze Schwein ſauber gebürſtet und in ſeine Teile zerlegt roſig in den Schüſ⸗ ſeln liegt und die friſchen Würſte in der Metzelſuppe dampfen, dann finden ſich abends Freunde und Nachbarn ein. um das Friſchgeſchlachtete mit neuem Sauerkraut zu proben. Fröhlich preiſt Ludwig Uhland in ſeinem Metzelſuppenlied die Freuden des Schlachtfeſtes: „So ſäumet denn ihr Freunde nicht Die Würſte zu verſpeiſen Und laßt zum würzigen Gericht Den Becher fleißig kreiſen.“ Beim Schlachtfeſt leben vielfach alte Volks⸗ bräuche wieder auf. So erſcheinen in ober⸗ heſſiſchen Dörfern verkleidete junge Bur⸗ ſchen als„Fleiſchmännchen“. Sie tragen Schüſſel und Kanne bei ſich und bitten den Bauer und die Bäuerin, ihnen einen Teil des Eſſens abzugeben. Dabei ſagen ſie folgen⸗ den Bittſpruch auf: „Ich hab gehört, ihr hätt' geſchlacht und hätt' ſo lange Würſt' gemacht. Laßt die kurze hange, Gebt uns von der lange.“ Die ganze Metzelſuppe⸗Geſellſchaft ſucht ſie zu necken; dabei gibt es manchen derben Spaß. . 2 9 Urheberrechtschutz: Fünf Türme-Verlag, Halle(Saale). 22 Nachdruck verboten. Sie hatte einen wunderſamen Traum. An der Seite Giovannis ſah ſie ſich dahinſchreiten, neben einem Mäd⸗ chen, wie ſie ein ſchöneres niemals geſehen zu haben glaubte. Die Fremde hatte ihren Arm liebreich um Ilaros Hüften geſchlungen und ſagte zärtlich: „Liebes Schweſterlein! Eigentlich bin ich ein wenig eiferſüchtig auf dich, weil ich Vater mit dir teilen muß. Aber ich habe dich ſo lieb, daß ich dir Vaters Liebe doch gönne.“ „Ilaro! Liebling!“ Das Mädchen wagte nicht, die Augen zu öffnen. Ach, der Vater phantaſierte wohl immer noch, meinte wohl Mariella, wenn er nach Ilaro rief. Denn in ſeinen Fieber⸗ träumen hatte er koſende Schmeichelworte immer nur für ſeine rechte Tochter gefunden, nicht aber für die, die der Urwald ihm gegeben. „Ilaro, Liebling!“ Rein und ſtark klang es. Sie fuhr auf. O Glück! Sie ſah beim erſten Blick: der Zuſtand Giovannis hatte ſich gebeſſert. Seine Augen blickten klarer. Ein mattes Lächeln lag um ſeinen Mund, als er ihre Hände zärtlich ergriff und mit ſchwacher Stimme flüſterte: „Verzeih, daß ich dich nicht ſchlafen ließ, piccola mia. Doch du weinteſt ſo herzbrechend und riefſt ſo kläglich nach mir, daß ich dich aufwecken mußte. Doch dein Traum verriet mir auch noch anderes, mein Kind. Deine grund⸗ loſe Furcht, mich an dem Tage verloren zu haben, an dem ich meine Tochter wieder in die Arme ſchließe. Du biſt ein ganz törichtes kleines Mädchen. Warum ſoll denn ein Vater nicht zwei Töchter gleich zärtlich lieben können, bambina?“ Heiß küßte Jlaro die Hand Giovannis. Wieder ſchlum— merte er unter ihrer Berührung ein, und wieder ließ er ihre Hand nicht los. Vierundzwanzigſtes Kapitel. Zufallstücken. Es regnete in Strömen, als Mariella nach der erſten Nacht, die ihrer Entlaſſung aus dem Gefängnis folgte, die Augen aufſchlug. Wo bin ich?, dachte ſie und wurde lang⸗ ſam munter. Ach, ſie war ja bei Renate. Es war das gemütliche kleine Manſardenſtübchen mit der breiten Couch, mit buntblumigen Tapeten und den ſparſamen, aber freundlichen Möbeln aus hellgeſtrichenem Holz. Es war ihre Zuflucht, und ein Tag wichtiger Ereigniſſe lag vor ihr. Zum erſten Male durſte ſie ihre Eignung als Preſſephotographin beweiſen. „raus aus den Federn!“ kommandierte ſie ſich, und ſprang auf den Boden. Sie tat es mit beiden Beinen zu⸗ gleich— ſo war ſie ganz ſicher, nicht mit dem linken Fuß zuerſt aufgeſtanden zu ſein. Da läutete auch ſchon das Telephon. Ein Blick auf die Uhr belehrte Mariella, daß es ſich wohl um einen ſehr wichtigen Anruf handeln müſſe. Denn es hatte eben erſt ſechs Uhr geſchlagen. Sie machte gerade ihre gewohnten Freiübungen, nach⸗ dem ſie eilig ein kaltes Bad genommen, als Renate in höchſter Beſtürzung, ohne anzuklopfen, zu ihr herein⸗ geſtürzt kam. „Mache uns bitte Frühſtück, Kind! Die Roſenſchau iſt zwar ins Waſſer gefallen“— ſie wies auf den gleichmäßig hernieder rieſelnden Regen—,„aber der Himmel hat für andere Arbeit geſorgt. Weißt du, was über Nacht bis auf die Umfaſſungsmauern abgebrannt iſt?“ Mariella warf gerade ihr dunkelblaues Mantelkleid mit dem roten Krägelchen, den roten Knöpfchen und den roten Manſchetten, das Lore ihr geſchenkt hatte, über. „Nein! Keine Ahnung!“ ſagte ſie. Renate machte ein ſo merkwürdiges Geſicht. „Frau von Gellerns Haus iſt anſcheinend einer Brand⸗ ſtiftung zum Opfer gefallen. Ich ſoll es anſtatt der Roſen⸗ ſchau ſofort photographieren! Ich nehme das Auto. Du kannſt ja doch nicht fahren und haſt es auch mit dem Bus bequemer. Aber um Himmels willen, was haſt du denn, Kerlchen?“ „Die arme Tante Annina! Ihr Haus, auf das ſie ſo ſtolz war!“ Tränen ſtanden in Mariellas Augen. Geradezu faſſungslos ſah Renate dies. Mariella trauerte um ein Unglück, das Annina betroffen? Wieviel Seelengüte be— wies dieſes arme, gequälte Geſchöpf gegenüber der Frau, die ihr ſo übel mitgeſpielt hatte! „Jago nehme ich mit! Wer weiß, wie gut ich ihn da draußen gebrauchen kann!“ Renate Trotha unterdrückte ihre Rührung: „Und nun ſchnell!— Wir haben keine Zeit zu ver⸗ ſäumen!“ 5 * 1* Herzog Enrico hatte in Rom ſeine geſchäftlichen An⸗ gelegenheiten ſehr ſchnell erledigt. Es drängte ihn, nach Berlin zu kommen. In zwei Tagen war er von Tanga nach Rom geflogen, und er brauchte nicht einmal dieſe Zeit, um daheim alles zu ordnen. Am Abend vor ſeiner Abreiſe nach Deutſchland ließ ſich bei ibm nach der Anttaatidiennandler melden, der für ihn in allen Ländern koſtbare Altertümer aufkaufte. Denn Herzog Enrico war ein leidenſchaftlicher Sammler und gab große Summen aus, um ſeinen Beſtand an wirklich wertvollen Altertümern zu vergrößern. Heute legte ihm der Händler einen koſtbaren Schmuck vor. Als er ihn ſah, erſtarrte Herzog Enrico geradezu. „Das Halsband der Gironimo!“ ſagte er.„Wie kommen Sie dazu, Signor Berndi?“ Enrico hatte auf den erſten Blick den Schmuck wieder⸗ erkannt. Er wußte von dieſem Halsband, daß es zu den Bonagliaſchen Familienjuwelen gehörte, die er längſt in Mariellas Beſitz glaubte. „Nicht wahr, Durchlaucht, ein wunderbares Stück!“ ſagte der Händler beglückt.„Ich habe es von einem deutſchen Juwelier in Berlin erworben.“ Haſtig ließ ſich der Herzog von ſeinem Bevollmäch— tigten über den Verkauf des Halsbandes durch Gerbweiler an Berndi Bericht erſtatten. Aber leider konnte der Ver— trauensmann des Herzogs ihm nicht viel darüber ſagen. Die Tatſache des Verkaufs dieſes Schmucks beſtimmte den Herzog, noch eiliger nach Berlin zu fahren. Wie ſchlecht mußte es Mariella di Bonaglia gehen, wenn ſie ſich von dieſem Familienſchmuck trennte. Und ſchon am Abend reiſte er über Alpen und Brenner nach Berlin. Sein erſter Weg war zu dem Juwelier am Kurfürſten— damm. Hier hoffte er zuverſichtlich, etwas Näheres über den letzten Beſitzer oder die Eigentümerin des Schmuckes zu erfahren. Doch die Erkundigung verlief reſultatlos. Sehr enttäuſcht kehrte Herzog Enrico zurück. Gerade in dem Augenblick, als Mariella gleichfalls das Hotel be— trat. Sie kannten einander nicht. Sie wußte nichts von den geheimnisvollen Fäden, die ihr Schickſal miteinander verknüpften. Sonſt wäre Mariellas Geſchick wohl ſofort glücklich geſtaltet worden. Der Herzog war gerade im Fahrſtuhl zu ſeinen Zimmern heraufgefahren, als Mariella ſich beſcheiden bei der Anmeldung vorſtellte. „Sie wollen für die ‚Wochenſchau' den Herzog der Abruzzen photographieren?“ wurde ſie gefragt.„Ob er das zuläßt, wiſſen wir nicht. Bitte Ihren Namen, gnädiges Fräulein.“ Mariellas Herz Aopfte zum Zerſpringen. „Maria Novelli, bitte!“ Der Page aber, der dieſen Namen notierte, ſchrieb: Marie Nofehli. Photographin der Wochenſchau“, auf das Anmeldekärtchen nieder, das der Herzog erhielt. Der Herzog ſah nur flüchtig auf die Karte. Er war ſehr ver⸗ ärgert, weil es ihm nicht gelungen war, die Tochter ſeines Freundes, des Prinzen Bonaglia, aufzufinden. So befahl er nur kurz, die Dame in ſeinen Salon zu bitten. Dort würde er ihr zur Verfügung ſtehen. Mit Mariella ging eine eigentümliche Veränderung vor. So ängſtlich ſie ſonſt war, auf einmal beſann ſie ſich ihrer Herkunft. Das Bewußtſein, einem Standesgenoſſen ihres Vaters und einem Landsmann gegenüberzutreten, gab ihr plötzlich Sicherheit. Mit leichter Verneigung trat ſie ein. Erſtaunt muſterte der Herzog Mariella. Was für ein wunderſchönes Geſchöpf war dieſe junge Preſſephoto— graphin!? Und was für eine Haltung hatte ſie?! Wie eine Dame der großen Geſellſchaft! Irgend etwas lag in ihrer ganzen Erſcheinung, was ihn an die ſtolze und zu⸗ gleich anmutige Haltung italieniſcher Ariſtokratinnen er⸗ innerte. Mit freundlicher Verneigung begrüßte er Mariella. Freundlich nickte er, als ſie bat, ihn aufnehmen zu dürfen. Eindringlicher muſterte der Herzog dabei das wunder⸗ ſchöne Mädchen, dos ihm voller Anmut und Grazie, doch mit einem ganz eigenartigen Stolz, den er eigentlich nur an Menſchen ſeiner eigenen Kaſte gewöhnt war, gegen⸗ übertrat. Höflich und peinlich korrekt erwiderte ſie ſeine gemeſſene Begrüßung— ganz die große Dame der Geſell⸗ ſchaft. „Wie wünſchen Hoheit aufgenommen zu werden?“ Das Weiche ihrer Ausſprache fiel ihm auf— ſo hatte er oft ſeine Landsleute, die lange hier lebten, deutſch ſprechen hören. Unwillkürlich antwortete er ihr auf italieniſch: „Come piace a Lei, Signorina!— Wie es Ihnen am angenehmſten iſt, mein Fräulein!“ Da ſagte auch Mariella, ganz unwillkürlich: „Allora alla tavola a scœrivere, Altezza! Dann bitte am Schreibtiſch, Hoheit!“ „Ah, Sie ſind eine Landsmännin von mir, Signorina?“ Mariella erſchrak tödlich. Wie konnte ſie ſo unvorſichtig ſein? Nun würde er ſie nach dem Namen fragen, nach dieſem und jenem. Und ſie, die dumme, törichte Mariella, mußte ihm Rede und Antwort ſtehen und ihn belügen. Das durfte ſie aber wieder um Renates willen nicht. Und ſo murmelte ſie nur ein paar Worte von italieniſchem Sprachunterricht vor ſich hin und„deutſcher Höflichkeit ausländiſchen Gäſten gegenüber“. Der Herzog gab ſich den Anſchein, als glaubte er ihr. Liebenswürdig nahm er die Haltung ein, um die Mariella gebeten hatte. Und ſehr ſchnell hatte ſie die Aufnahmen gemacht. Aber in Wahrheit hatte der Herzog Enrico gar nicht daran gedacht, dieſe kleine Geſchichte von dem Sprach⸗ unterricht zu glauben. So ſprach man nicht italieniſch, wenn man es nicht im Lande und von klein an gelernt hatte. Dazu die offenſichtliche Verlegenheit des ſchönen jungen Mädchens? Irgend etwas ſtimmte da nich Während Mariella ihre photographiſchen Utenſilien wieder zuſammenpackte, hatte der Herzog vom Nebenzimmer aus bereits telephoniſch die ahnungsloſe„Marie Nofehli“ unter die Bewachung eines ihm bekannten Privatdetektivs geſtellt. Der Herzog wollte um jeden Preis wiſſen, was es mit dem zarten, ſchönen Mädchen mit den blauen Augen und dem ſüdlichen dunklen Haar für eine Bewandtnis hatte. * 6*. Renate Trotha kletterte inzwiſchen auf dem Gemäuer des niedergebrannten Grundſtücks in Karlshorſt umher. Jago erwies ſich wieder als ſehr anhänglich— er ließ, ſeine Herrin auch nicht einen Augenblick allein. „Mein Gott, Kollegin, ſeit wann intereſſieren Sie ſich denn für Brandſchäden von anderem als beruflichem Standpunkt aus?“ lachte ein Kameramann ſie an, als ſie mit ihrem ausgezogenen Stativ in den Reſten des einſt ſo ſchönen Hauſes umherſtocherte.„Sind Sie auf Schatz⸗ grabung aus, auf Reſte des Gellernſchen Familienſchmucks, der ja wohl einſt hierher gehörte?“ „Kann wohl ſein!“ ſagte Renate tiefſinnig und ſtocherte weiter. Sie wußte eigentlich ſelbſt nicht, warum ſie das tat. Da kam ſchweifwedelnd Jago angeſprungen und zerrte Renate aufgeregt mit ſich. Kopfſchüttelnd folgte ſie ihm. An einer anderen Ecke des Trümmerhaufens ließ er ſie ſtehen. Dann holte er triumphierend einen kleinen, halb verkohlten Schuh hervor, den er ausgegraben hatte. Mariellas Parfüm haftete ihm noch immer an, und das hatte den klugen Hund wohl auf die Spur gebracht. „Such weiter, mein Hundchen, ſuch weiter!“ Jagos Jagdfieber war jetzt auch auf ſeine Herrin übergeſprungen. Vorſichtig ſah ſie ſich um— an dieſem Teil der Brandſtätte war kein menſchliches Weſen zu entdecken. Das nächſte, was Jago zutage förderte, war ein Brieſ— umſchlag, leer und halb verbrannt. Doch die Aufſchrift, die er trug, war noch deutlich lesbar und befremdend zu⸗ gleich: „Meiner geliebten Tochter an ihrem e Ge burtstage auszuhändigen von ihrem Vater...“, ſtand darauf. Ein Gruß Bonaglias aus dem Grabe? Hatte Mariella ihn an jenem ereignisreichen Tage wirklich von Annina erhalten und vergeſſen, ihn zu leſen? Oder kannte ſie den Inhalt des Schreibens und wollte mit niemandem darüber ſprechen, weil er ihr heilig war als Botſchaft des Vaters, den ſie ſeit Jahren betrauerte? Schnell ließ Renate das Stückchen Papier in ihre Taſche gleiten. Dabei ſah ſie auf ihre Uhr und ſtellte feſt, daß ſie ſich beeilen müſſe, wenn ſie ihre Aufnahmen von der Brandſtätte noch rechtzeitig abliefern wollte. „Komm, Jago!“ Sie pfiff dem Hund, der ihr nur widerwillig folgte. Hätte ſie ihn nur noch Sekunden weiter⸗ ſchnüffeln laſſen, ſo hätte er das Schreiben zutage ge⸗ fördert, das Annina ihrer Pflegetochter aushändigen ſollte, wenn dieſe ſiebzehn Jahre alt geworden war. Ein goldenes Schlüſſelchen zu der Kaſſette, die den Schmuck der Bonaglia barg, war ihm beigeſchloſſen. *** Es war am Abend dieſes ereignisreichen Tages. Mariella war allein in Renates Wohnzimmer. Sie glaubte die Freundin in der Dunkelkammer, unten im Keller. Mariella ſaß am Flügel. Sie hatte lange nicht geſungen. Aber heute überkam eine unendliche Sehnſucht nach ihrer eliebten Muſik das einſame Mädchen. ihren Noten. Endlich hatte ſie gefunden, was ſie ſuchte: „Still wie die Nacht, tief wie das Meer ſoll unſere Liebe ſein.“ Mit tiefer Inbrunſt ſang ſie; ihre klare, warme Altſtimme ſchwang durch den Raum. Sang ſie nun für den toten Geliebten, an den ſie noch immer glaubte? Oder ſang ſie für etwas, was ihr ſelbſt noch unbekannt und geheimnisvoll war? Sie wußte es nicht. Sie wußte nur, daß ſie ſingen mußte, um dieſe tiefe Sehnſucht ihres Herzens zu bannen. Im Nebenzimmer ſaß/ regungslos Renate. Mariella ſollte nicht wiſſen, daß ſie ſie belauſchte. Denn ſo ganz aus ſich heraus ging Mariella doch nur, wenn ſie ſich ganz allein wähnte. Renate wollte ſie dieſer e N be⸗ rauben. Ein jähes Klingeln der Hausglocke ließ die delden träumenden Mädchen auffahren. Jago, der friedlich hin⸗ geſtreckt an Mariellas Seite gelegen hatte, knurrte böſe auf. Renate ſchritt mit dem Hund in den nächtlichen Garten hinaus— Mariella aber kehrte langſam in die Wirklich⸗ keit zurück. Wer mochte da zu ſo ſpäter Stunde noch Einlaß begehren? Angſtvoll preßte ſie die Hände auf das klopfende Herz. Sie fürchtete jetzt immer irgendein Unheil. Oder kam irgendein verſpäteter Beſuch zu Renate? Sie ſah an ſich herunter. Würde se ſich ſo zeigen können? Sie hatte einen Hausanzug aus mattgelbem, ſeidenem Stoff an, deſſen breite Beinkleider faſt wie ein Rock fielen. Darüber trug ſie ein gelb⸗blau geſtreiftes kleines Blüschen, das die ſchlanken Arme und den zarten Hals freigab. Eine matt⸗ roſa Korallenkette lag um den Hals. Sie wußte nicht, wie lieblich ſie ausſah. Geſpannt horchte ſie auf die leiſen Stimmen an der Gartenpforte. Aber ſie konnte nichts verſtehen. Denn Renate ſprach draußen leiſe mit einem ſehr ſtattlichen, vor⸗ nehmen Herrn, der ſie nach„der Conteſſa Maria Novelli“ befragte. Erſt als er ſich einwandfrei vor den unbeſtech⸗ lichen Augen Renates legitimiert und ihr verſichert hatte, daß er nur das Beſte ihrer Freundin wolle, öffnete ſie. Nun ging ſie mit dem Herzog der Abrüzzen, deſſen d Detektiv in wenigen Stunden Maria Novellis neues Heim er⸗ mittelt, in ihr Haus zurück(Fortſetzung folgt.) Sie blätterte in 44 — „ 2 2 G 1 nic ant 1 Nomen, een 4 Nachdruck verboten. In Monika ſtieg ein Verdacht hoch. Vielleicht ſteckte dieſer Sohn dahinter? Aber Jonathan Klinkes Witwe, wie ſie ſich ſelbſt ge— nannt hatte, ſchien ihre Gedanken zu erraten. „Mein Sohn weiß nichts davon, daß ich hier bin. Er iſt auch nicht mit. Bei dem Wetter geht er nicht gern aus. Er iſt etwas verwöhnt, und dann iſt er immer ſo be— ſchäftigt. Gerade deswegen möchte ich ja auch eine Ge— ſellſchafterin haben.— Im übrigen hoffe ich natürlich, daß Sie ſich mit meinem Sohn ſehr gut verſtehen werden. Er verſteht es nicht ſehr gut, mit Frauen umzugehen, aber vielleicht könnten Sie auf ihn etwas Einfluß ausüben.— Wie gefällt er Ihnen übrigens?“ Faſt hätte Monika vergeſſen, daß ihr da eine Mutter gegenüberſaß, die ihren Sohn zärtlich liebte, und hätte ſich über den bebrillten Gelehrten ein bißchen mokiert. Aber ſo unterdrückte ſie die Bemerkung, die ihr ſchon auf der Zunge ſchwebte, und ſagte: „Ich kenne ihn ja nicht.“ „Nun, ich hoffe, er wird Ihnen gefallen. Und wenn Sie ihm gefallen, um ſo beſſer. Ich habe mich ſchon über Sie orientiert. Mein Sohn hat es nicht nötig, eine Frau mit Geld zu ſuchen. Wenn Sie ſich alſo um ihn bewerben wollten, ſo habe ich nichts dagegen. Er hat mehr Geld, als Sie je verbrauchen können, meine Kleine.“ Und dabei beugte ſie ſich vor und wollte Monika ver- traulich auf die Schulter klopfen, aber die ſprang mit einem Ruck in die Höhe. Ihre Augen ſprühten zornige Funken. „Was denken Sie denn eigentlich von mir? Ich habe mich noch niemals um einen Mann beworben, und ich werde es auch niemals tun. Und um Ihren Sohn ſchon gar nicht!“ Erſchrocken hielt ſie inne. Sie ſah, wie ſich die kleinen luſtigen Augen der Frau ihr gegenüber mit Tränen füllten. Einen Augenblick herrſchte Schweigen. Dann ſagte Monika von Innemann haſtig: „Verzeihen Sie, ich wollte Sie nicht kränken. Aber unter dieſen Umſtänden iſt es doch wohl am beſten, wenn wir unſer Geſpräch abbrechen.“ Sie trat zum Fenſter und ſtarrte hinaus auf die von Menſchen leere Kleinſtadtſtraße, in den eintönig tropfen⸗ den Regen hinaus. Und plötzlich ſah ſie den ſchönen Wagen der Beſucherin vor ſich und das elegante Kurleben in Kartsbad, all die bunte Welt, die ihr einen Augenblick zugewinkt hatte. Aber nein! Niemals für einen ſolchen Preis! Sie war keine Frau, die ſich um einen komiſchen jungen Mann bewarb, der ihr gar nicht gefiel, und den ſie ein- zufangen ſuchte, um von ihm möglichſt viel Geld zu be⸗ kommen. Sie hörte einen Seſſel rücken und wandte ſich um. Da ſtand Frau Klinke und bemühte ſich, in ihren ſchweren Ledermantel hineinzukommen, zugleich ſagte ſie: „Ich habe nicht gedacht, daß es ein junges Mädchen kränken könnte, wenn eine Mutter ſie ſich für ihren braven Sohn zur Frau wünſcht.“ Monika errötete. Sie bereute ihre Heftigkeit. „Aber Sie müſſen doch begreifen, daß ich das alles nicht verſtehen kann. Ich kenne Sie doch gar nicht. Und ſo etwas kann doch beſtimmt nicht mit rechten Dingen zu⸗ gehen.“ „Ich möchte es Ihnen ja gern erklären, mein liebes Kind...“ „Ich glaube nicht, daß ich mit Ihnen gehen könnte“, ſagte Monika von Innemann etwas ſteif.„Aber ich würde gern wiſſen, warum Sie mir ein ſolches Angebot gemacht haben.“ Dabei nahm ſie der alten Dame den Mantel wieder aus der Hand und legte ihn über die Lehne von Onkel Rudolfs Lehnſtuhl zurück. Jetzt, wo die Beſucherin nicht mehr rauchte und ſo ein trauriges Geſicht hatte, gefiel ſie Monika plötzlich viel beſſer. Jetzt konnte man auch eher begreifen, daß ſie die Mutter dieſes merkwürdigen jungen Mannes war. „Ich muß ein bißchen weit ausholen. Ich bin eine Deutſche, und auch mein Mann war ein Deutſcher. Und vor vierzig Jahren hatten wir beide nichts, nur ein biß⸗ chen Lebensmut, und da beſchloſſen wir, zu heiraten und nach Amerika auszuwandern. Mein Mann hatte damals einen Onkel drüben, von dem es hieß, daß er ſeinen Weg gemacht habe. Denn er ſchickte zwar niemals Geld, aber er ſchrieb, wie gut es ihm ginge. Nun, dieſer Onkel war nicht gerade ein Dollarmillionär geworden— nein, alles andere eher. Er war Packer in einer Obſtkonſervenfabrik bei Chikago und ſchlug ſich mühſam genug mit Frau und Kindern durch. Aber er hatte ſeinen Stolz gehabt und ſchrieb deswegen ſo ſchöne Briefe. Na, kann ich verſtehen. Nir gefiel dieſer Onkel auch ſonſt recht, und zu leben hatten wir auch nichts. Als er uns anbot, wir könnten auch in der Nonſervenfabrik arbeiten, da nahmen wir an. Wir plagten uns. Es ging furchtbar langſam. Aber weil wir zäh waren, hielten wir bei der Firma aus, während die meiſten, die mit uns arbeiteten, immer wieder fort⸗ Urheberrechtsschutz: Fünf Türme-Verlag, Halle(Saale) gingen, wenn ſie glaubten, etwas Beſſeres gefunden zu haben. Schließlich kannten uns die Direktoren und zuletzt ſogar der Inhaber ſelbſt. Dann ging es hinauf mit uns. Jonathan war verflucht zäh und geduldig. Und ſpäter, als er ſchon höher hinaufkam und ich ſchon nicht mehr arbeiten mußte, ſondern zu Hauſe bleiben konnte bei unſerem kleinen Johnie, da bekam er manchmal Angebote von anderen Firmen, aber er war viel zu ehrenhaft dazu, um es ſich bezahlen zu laſſen, daß er allerhand Fabri⸗ kationsgeheimniſſe kannte. Na, ich war darin immer einer Meinung mit ihm. Und es ging uns auch recht gut. Wenn es ſo geblieben, wäre ich auch zufrieden geweſen. Unterdeſſen aber ſtarb der einzige Sohn des Inhabers und mein Mann war damals ſchon Direktor. Da nahm ihn der alte Smith als Teilhaber auf. Und als er ſtarb, führte mein Mann das Geſchäft weiter. So arbeitete er bis zu ſeinem Tode treu, ehrlich, fleißig und gewiſſenhaft. Alle dieſe Eigenſchaften hat Johnie von ihm. Nur daß er arbeiten kann, was er will. Er hat kein Verſtändnis für Obſtkonſerven, hatte immer ſo viel Intereſſe für Kunſt und für Geſchichte und für Altertümer— für alles, was es in Amerika eigentlich gar nicht gibt. Jetzt leben wir alſo in Europa. Johnie arbeitet an einer Doktordiſſertation. Wenn er Doktor wird, ſo tut es mir leid, daß es ſein Vater nicht erlebt hat. Der war zwar nur ein einfacher Arbeiter, und viel zulernen konnte er auch niemals. Aber wenn er die Möglichkeiten gehabt hätte, wäre mein Chriſtian genau ſo ein Doktor geworden, wie es Johnie ſein wird.“ Sie machte eine Atempauſe. Monika, die mit Inter⸗ eſſe zugehört hatte, dachte jetzt erſt: Was hat das eigent⸗ lich alles mit mir zu tun? Aber da begann Frau Klinke von neuem: „Und nun ſollen Sie auch erfahren, wie die Sache mit meinem Johnie iſt. Wir waren im Winter in Berlin. Johnie arbeitete in den Muſeen und in den Bibliotheken. Ich war meiſt zu Hauſe und langweilte mich, denn ohne Johnie machte es mir gar keinen Spaß. So eine alte Frau allein. Wenn ich auch noch ganz rüſtig bin.— Mein Johnie ſchließt ſich ſchwer au. Aber da lernte er endlich doch einen jungen Mann kennen, mit dem ging er manch⸗ mal in die Bibliothek und nachher noch in ein Kaffeehaus, weil ſie ſo viel zu ſprechen hatten über alle die Altertümer, die ſie beide viel mehr intereſſierten als das ganze moderne Leben in Berlin. Da waren ſie auch einmal in ein Konzert⸗ café geraten. Da war nun ein Mädchen, das auftrat und ein paar Lieder ſang. Mein Johnie hat ja dafür gar nichts übrig; muſikaliſch iſt er auch nicht. Aber dieſes Mädchen gefiel ihm. Er ging wieder hin und zuletzt jeden Tag, hörte ſie ihre drei Lieder ſingen. Das erfuhr ich natürlich erſt ſpäter. Und weiß der Himmel, wie Johnie das an⸗ fing, aber zuletzt ſprach er doch mit dieſer Sängerin; ſie hieß Evi von Tanner. Sie erzählte ihm dann, daß ſie mit ihrer Mutter zuſammenlebte, die Witwe war und ſich bitter darüber kränkte, daß ihr einziges Kind auf dieſe Art das Brot verdienen mußte, aber ſie brauchten es eben ſehr notwendig. Na ja, alſo ich war nicht geneigt, daß ſo vom Fleck weg zu glauben, aber Johnie glaubte es natürlich. Sie tat ihm ſchrecklich leid. Natürlich verliebte er ſich in ſie. Und weil ſie nett und freundlich zu ihm ſprach, ſo hoffte er, ſie werde ſeine Liebe erwidern. Aber da Johnie leider ſehr roman⸗ tiſch iſt, ſo tat er das Dümmſte, was er tun konnte. Dieſe Evi hielt ihn für einen armen Studenten. Mit ſeinem deutſchen Namen und ſeiner deutſchen Ausſprache hielt ſie ihn für keinen Ausländer und ſchon gar nicht für einen Millionär. Sie ließ ſich nicht einmal einen Kaffee von ihm bezahlen. Und Johnie gefiel das. Er dachte es ſich ſo wunderſchön... bis er um ſie anhalten würde. Dann würde er ihr alle Herrlichkeiten bieten können, die man auf der Welt kaufen kann. Aber vorläufig genügte es ihm noch, ſie jeden Tag ſingen zu hören und nachher eine halbe Stunde mit ihr zu plaudern. Na, endlich merkte ich etwas, und Johnie war froh, als ich fragte. Er vertraute mir die ganze Geſchichte an. Nun ſollte ich mit ihm gehen und das Mädchen kennenlernen. Nun, ich muß ſagen, mir gefällt ja dieſe Sorte Mädchen nicht. Ich denke immer, ein ordentlicher Beruf findet ſich trotz der ſchweren Zeit, wenn man nur richtig will. Aber ich muß ſagen, wie ich dieſe Evi von Tanner ſah, mit ihren einfachen braunen Locken, in einem ſchlichten und ſchwarzen Kleidchen und nicht einmal geſchminkt, da gefiel ſie mir recht gut. Sie ſang auch recht einfache Lieder. Es war alles ganz beſcheiden und ordentlich. Als ſie dann an unſeren Tiſch kam, benahm ſie ſich wirklich wie ein feines, gut erzogenes Mädchen. Ich dachte mir: Na alſo, wenn mein Johnie dieſes Mädchen abſolut für die Richtige hält, ſo ſoll es mir auch recht ſein. Sie hatte ſo rührend traurige Augen. Aber wir hatten uns in dieſem jungen Mädchen ge⸗ täuſcht. Eines Tages kam Johnie ganz verzweifelt nach Hauſe. Ich merkte wohl, daß etwas vorgefallen war. Er ſprach nicht darüber, aber er ging auch nicht mehr am Abend fort. Endlich ſagte er es mir. Er hatte Evi von Tanner eines Tages nach Hauſe begleitet und ſie gebeten, ſeine Frau zu werden. Sie hatte ihm einen Korb gegeben und hinzugefügt:„Ich werde nur einen ſehr reichen Mann heiraten. Selbſt wenn ich Sie von Herzen lieb hätte, würde ich niemals Ihre Frau werden. Und im übrigen habe ich ein neues Engagement bekommen. So wird es wohl beſſer ſein, wenn wir uns nicht mehr ſehen.“ „Oh, das iſt häßlich!“ rief Monika. Sie hatte mit Teil⸗ nahme der Erzählung gelauſcht, und ſie hatte ſich dieſe Evi von Tanner ſo reizend vorgeſtellt. Und nun zeigte es ſich, daß ſie eine kalte, berechnende Perſon war. s „Ach was— traurig! So iſt eben das Leben! Wäre Johnie klug geweſen und hätte ihr gleich gezeigt, daß er Geld genug hat, um ihr alles zu kaufen, was ihr Herz begehrt, ſo wäre ſie ohne viele Umſtände ſeine Geliebte geworden, und er hätte eine Zeit lang mit ihr das Leben in vollen Zügen genoſſen, anſtatt ihr noch jetzt nachzutrauern. Denn natürlich kann er es nicht verwinden, daß er ſich ſo getäuſcht hat, wenn er auch nicht darüber ſpricht, ſondern ſich nur noch mehr in ſeine Bücher vergräbt und keine Frau mehr anſieht...“ Monika lächelte unmerklich. Na, wenn auch das, was Frau Klinke ſagte, vielleicht im allgemeinen ſtimmte, bei ihr hatte dieſer Johnie doch eine Ausnahme gemacht. Beide Male, da ſie ihm über den Weg gelaufen war, hatte er ſie ganz ausgiebig angeſtarrt! Frau Klinke ſchien ihre Gedanken zu erraten. „Und nun zu Ihnen, mein liebes Kind, denn Sie werden ſich denken, daß ich eine alte, ſchwatzhafte Frau bin, die froh iſt, wenn ſie von ihrem Sohn jemanden er⸗ zählen kann. Und Sie werden ſich ſicher ſchon gefragt haben, was denn Sie mit dieſer ganzen Geſchichte zu tun haben? Ja, alſo ſehen Sie! Als wir da unlängſt hier durchkamen und tankten und Sie herauskamen, da dachte ich mir gleich: Wo hab' ich dieſes Mädchen nur ſchon ge— ſehen? Und ich fragte Sie auch danach. Und nachher, gerade als wir abfuhren— ich hab's wohl bemerkt—, hat Sie Johnie geſehen, und da hat er Sie angeſtarrt wie eine Erſcheinung, und da iſt mir ein Licht aufgegangen. Und am Sonntag in Karlsbad war's genau ſo!— Sie haben nämlich eine ganz große Aehnlichkeit mit dieſer Evi von Tanner, obwohl Sie ja eigentlich viel hübſcher ſind mit Ihrem goldigen Haar und Ihren friſchen Farben. Und einen Kopf größer werden Sie auch ſein. Nein, alſo verwechſeln könnte man Sie ja gar nicht, aber ſehr ähnlich ſind Sie ihr doch. Ja, und da dachte ich mir alſo— wo doch Johnie... Sind Sie mir denn noch immer böſe?“ Sie verſtummte und ſah Monika bittend an. Monika ſtand zögernd auf. „Jetzt, wo Sie mir alles erzählt haben, gnädige Frau, kann ich Ihnen ja nicht mehr böſe ſein. Sie haben es gut mit mir gemeint. Aber ſelbſt wenn ich mit Ihnen gehen wollte: meine Verwandten würden es nie geſtatten.“ „Das ſagte der Doktor auch. Ich war nämlich zuerſt bei ihm und habe ihn nach Ihnen gefragt. Und ich muß ja ſagen, alles, was ich gehört habe, hat mich ſehr gefreut. So ein gut erzogenes Mädchen, das war gerade das, was ich mir für meinen Johnie gewünſcht hätte.— Nein, nein, machen Sie kein ſo böſes Geſicht! Ich verſpreche Ihnen, wenn Sie mit mir kommen, ſoll nie mehr die Rede davon ſein.— Na alſo, der Doktor meinte, das wäre vielleicht gerade das Richtige für Sie. Sie könnten mit uns die Welt kennenlernen und wären gut aufgehoben, und ich hätte beſtimmt eine freundliche, junge Geſellſchafterin, wie ich mir keine beſſere wünſchen könnte. Aber dann erinnerte er ſich an ihre Verwandten und meinte, daß die es nicht erlauben würden. Frau von Rieders würde ſagen: Eine Tochter des Majors von Innemann wird nicht Geſell⸗ ſchafterin bei einer Amerikanerin und zigeunert nicht un⸗ nütz in der Welt herum.— Aber da kam ſeine Frau herein, und wir mußten ihr ſchnell noch einmal erzählen, da rief ſie: Aber Erich, Monika wird doch in ein paar Tagen einundzwanzig Jahre alt, und dann kann ſie doch tun und laſſen, was ſie will. Und ſie wird beſtimmt glücklich ſein, wenn ſie endlich hier herauskommt.“ „Aber natürlich!“ rief Monika. Wie hatte ſie nur das vergeſſen können! Es war doch ſelbſt ihr feſter Entſchluß, das Haus der Rieders an dieſem Tage zu verlaſſen, wenn ſie auch nicht gewußt hatte, wohin ſie ſich wenden ſollte. Das war ja wirklich ein Glücksfall! Ihr Zorn und ihre Bedenken waren vergeſſen. Im Gegenteil, ſie hatte dieſer gutmütigen Frau bitter unrecht getan! „Wenn Sie mich noch wollen, gnädige Frau, und wenn — wenn Sie mir verſprechen, daß Sie nie mehr davon reden wollen, was Sie mir zu Anfang geſagt haben, ſo will ich gern mitkommen. Allerdings erſt am elften Auguſt, das iſt nämlich mein Geburtstag! Und ich würde beſtimmt keinen Tag früher fort können! Dann ſoll es aber auch keinen Tag länger mehr dauern!“ ö Als Monika kurz darauf in das Haus ihrer Tante zurückkehrte, war ſie äußerlich ruhig, aber innerlich war ſie von einem Sturm von Gedanken hin und her geriſſen. Nun war der Weg in die Freiheit offen, und ſie wußte, ſie würde ihn gehen! Dann Viertes Kapitel. Ueber dem bayriſchen Lande lag die geſegnete Wärme eines leuchtenden Auguſttages. Die Sonne ſtand hoch, und keine einzige dunkle Wolke trübte das tiefe Blau des Himmels. Auf den Feldern ſtand das Getreide hoch und gelb, von einem kaum merklichen ſanften Winde bewegt, zu beiden Seiten der breiten, blendend weißen Reichs⸗ ſtraße, auf der Autos, eilig dahinſtürmend, aneinander vorbeifuhren. In einem hübſchen, fabrikneuen Zweiſitzer ſaß ein ein⸗ zelner Mann am Volant. Sein ſcharfes, wettergebräuntes Geſicht verriet die Freude, mit der er, trotz der ſchnellen Fahrt, die Lieblichkeit der ganzen wunderbaren Landſchaft in ſich aufnahm. (Fortſetzung folgt.) 3 ——— 1 15 1. 45 1 0 1 1 1 5 4 4 g 1 Nah und Fern Die Schußwaffe in Kinderhänden. In Helmſtadt(Franken) vergnügten ſich mehrere Knaben im Alter von 10 bis 12 Jahren mit Zimmerſtutzenſchießen. Dabei prallte ein Geſchoß zurück und traf einen 11jährigen Knaben in den Hals. Das ſchwer⸗ verletzte Kind wurde in das Krankenhaus nach Würzburg eingeliefert. Von einem Baum erſchlagen. benhauſer Forſt(Schwaben) ſich beim Holzfällen ein ſchweres Unglück, dem ein Menſchenleben zum Opfer fiel. Nachdem zwei Holzarbeiter einen Baum an— geſägt hatten und ſich hierauf an einem anderen Baum beſchäftigten, kam der ange— ſägte Baum infolge eines heftigen Wind— ſtoßes zu Fall und begrub den Waldarbei— ter Vogel unter ſich. In ſchwerverletztem Zuſtand wurde der Verunglückte ins Be⸗ zirkskrankenhaus eingeliefert, wo er kurz nach ſeiner Einlieferung ſtarb. Ganze Schafherde geſtohlen. Der gerichts⸗ bekannte Karl Langhans von Augsburg hatte in der Nacht bei Geſſertshauſen aus dem Schafpferch eines Schafhalters die ganze Schafherde, insgeſamt über 170 Stück, im Geſamtwert von rund 6000 Mark geſtoh⸗ en. Er trieb die Herde noch in der gleichen Nacht in Richtung Augsburg. In einem Garten in Derching wurden die Schafe am nächſten Morgen aufgefunden. Er hatte ſie inzwiſchen um 3000 Mark einem anderen Schäfer zum Kauf angeboten. Das Gericht verurteilte den Herden-Dieb zu einer Ge⸗ fängnisſtrafe von zehn Monaten und zwei Wochen. Anglück beim Fenſterputzen. Eine Land⸗ wirtsfrau, die in der Kirchgaſſe in Würz— burg ihre Küchenfenſter putzte, glitt vom Sims ab und fiel mit der Hand in eine Fen— ſterſcheibe. Dabei zog ſie ſich ſo ſchwere Ver— letzungen zu, daß ſie infolge des großen Blutverluſtes in bedenklichem Zuſtande darniederliegt. Großfeuer durch Ofenglut. Mitten im Dorfe Jonſchwil bei St. Gallen iſt um die Mittagszeit in einem älteren Häuſer— block, beſtehend aus vier kleinen Wohnhäu⸗ ſern, Feuer ausgebrochen. Der Brand ent— ſtand in dem Haus der Familie Sutter-Wei⸗ bel und zwar vermutlich durch Glut aus dem Kamin, die im Eſtrich leicht brennbare Ge— genſtände zur Entzündung brachte. Das Haus Sutter wurde durch den Brand zer— ſtört, vom Nachbarhaus der Familie Schö— nenberger-Rüegg brannten der Dachſtock und teilweiſe auch das oberſte Stockwerk nieder; beim dritten Haus erlitt das Dach einigen Schaden. Franzöſiſches Marinewaſſerflugzeug ver unglückt. Ein zweimotoriges Marinewaſſer— flugzeug ſtürzte bei St. Raphael (Frankreich) ins Meer. Von der ſechsköpfi⸗ gen Beſatzung ſind drei Mann ertrunken. Ein Fähnrich z. S. konnte in ſchwer ver⸗ letztem Zuſtande geborgen werden. Zwei Mann blieben unverletzt. Das Waſſerflug— zeug wurde ans Ufer geſchleppt, wo es mit Hilfe von Tauchern gelang, die Leichen der verunglückten Inſaſſen zu bergen. Mittelmeer⸗Expreß fährt auf Güterzug. Auf dem Bahnhof von Avignon ent⸗ gleiſte ein Güterzug in dem Augenblick, als der Schweizer Mittelmeer-Expreß von Genf kommend in den Bahnhof von Avignon ein— fuhr. Die Lokomotive des Expreß fuhr auf einen Benzin⸗-Tankwagen auf. Dieſer explo— dierte und geriet ſofort in Brand. Der Ma⸗ ſchiniſt des Schnellzuges erlitt Verletzungen. Im Ba⸗ ereignete Sportallerlei An den Schwarzwald-Skimeiſterſchaften, die vom 2. bis 6. Januar in Neuſtadt aus⸗ getragen werden, nimmt die deutſche Olym⸗ pia⸗Kernmannſchaft ſowohl bei den Män⸗ nern als auch bei den Frauen teil. Insge⸗ ſamt wurden über 30 Olympiganwärter für die Wettkämpfe gemeldet. Die Auto-Union hat die Rekordverſuche auf der Reichsautobahn bei Frankfurt a. M. abgebrochen, da es wieder zu regnen an⸗ fing. Die Verſuche der beiden Fahrer Geiß und Walfried Winkler werden, ſoweit es das Wetter möglich macht, wahrſcheinlich An⸗ fang Dezember wieder aufgenommen. Louis Chiron, Frankreichs Meiſterfahrer, wird im kommenden Jahre dem Mercedes— Rennſtall angehören, nachdem die Verhand— lungen mit dem Untertürkheimer Werk jetzt zum Abſchluß gekommen ſind. Seit 21 Jah⸗ ren ſitzt damit erſtmalig wieder ein Franzoſe im Mercedes-Rennwagen. Sieben Deutſche nehmen am Neuyorker Sechstagerennen teil. das am Sonntag abend begonnen hat. Es ſind dies Kilian⸗ Vopel, Schön⸗Pützfeld, Hürtgen, Carpus und Wiſſel Hürtgen fährt mit dem Ameri⸗ kaner Audy, Wiſſel mit dem Amerikaner Grimm und Carpus mit Malmeſi(Schweiz). Holland und Irland tragen in Dublin am 7. Dezember einen Fußball⸗Länderkampf aus. In Rotterdam beſtritten die Hollän⸗ der ein Probeſpiel gegen die drittklaſſige engliſche Berufsſpielermannſchaft von Mill⸗ wall, das ſie mit 3:1 Toren gewannen. Die Weltrekordſchwimmer vom Lake Sho⸗ re AC Chikago, Kiefer. Highland und Bry⸗ denthal, haben mit dem deutſchen Schnell⸗ dampfer„Bremen“ in Begleitung ihres Trainers Brauninger die Heimreiſe ange⸗ treten. An Bord befindet ſich auch Max Schmeling, der in Neuyork das Programm ſeiner kommenden Kämpfe feſtlegen will. Wenn man als moderner Menſch ſeine Zeitung aufſchlägt, um ſich über die Tages⸗ ereigniſſe zu unterrichten, dann läßt man es ſich nicht träumen, was es für merkwür⸗ dige Pflanzen in dem Blätterwald der Weltpreſſe gibt. Für uns iſt die Zeitung eine höchſt ernſthafte Angelegenheit, ohne die wir nicht auskommen zu können glauben. Sie bringt uns ja nicht nur die Neuigkeiten, ſondern ſie iſt auch unſer Lehrer, wenn wir ſchon längſt aus der Schule entlaſſen ſind. Immer neue Ausſichten eröffnet ſie uns über wirtſchaftliche Zuſammenhänge, über geographiſche Merkwürdigkeiten, über wiſ⸗ ſenſchaftliche und techniſche Fortſchritte. Da kann man es ſich beiſpielsweiſe kaum denken, daß in einem ſo großen Lande, wie Abeſ⸗ ſinien. das immerhin an zehn Millionen Einwohner beſitzt, nur eine einzige abeſſiniſche Zeitung vorhanden iſt. Dieſe Zeitung, die den ſchö⸗ nen Namen„Licht und Frieden“ trägt, gehört dem Negus ſelbſt. Sie iſt in der amhariſchen Landessprache verfaßt und erſcheint wöchentlich nur ein einziges Mal. Sie wird allen im Ausland lebenden Abeſ⸗ ſiniern koſtenlos zugeſtellt, damit auf dieſe Weiſe der Zuſammenhang mit der Heimat gewahrt wird. Auch der Kaiſer von Abeſ— ſinien ſelbſt veröffentlicht ab und zu Artikel in ſeinem Blatt. Als Kennzeichen, daß die Artikel aus der Feder des Kaiſers ſtammen, werden ſie auf einem beſonderen Blatt in blauer Farbe gedruckt. Wenn alſo ein Abeſſinier ſeine Zei⸗ tung aufſchlägt und die blaue Schrift ſieht, dann weiß er gleich, daß der Landesherr ihm etwas Wichtiges zu ſagen hat. Es gibt aber noch mehr ſeltſame Zeitun— gen in der Welt, die vielfach ſo zmerkwür⸗ dige Aufgabengebiete haben, daß wir ſie nicht ganz ernſtnehmen können. Aus einem merkwürdigen Anlaß wurde erſt dieſer Tage von einer amerikaniſchen Zeitung be⸗ richtet, die in einer Sonderauflage von einem einzigen Exemplar hergeſtellt wurde. Und das trug ſich folgen⸗ dermaßen zu: Ein angeſehener Kaufmann aus Toronto wurde verdächtigt, ein jun⸗ ges Mädchen ermordet zu haben. Zu gleicher Zeit lag die Frau des Kaufmanns nach einer ſchweren Entbindung auf Tod und Leben im Krankenhaus. Damit ſie nun nichts bon dem furchtbaren Verdacht, der auf ihrem Mann laſtete, erführe, wurde ver— anlaßt, daß von ihrer Zeitung eine Sonder— ausgabe von einem einzigen Exemplar ge⸗ druckt wurde, aus der die ſpaltenlangen Be— richte herausgenommen waren, die ſich mit der Mordtat befaßten. Auf dieſe Weiſe er⸗ fuhr die Frau nichts von dem Ereignis, da ſie ohne Zweifel dieſe Nachricht nicht über⸗ lebt hätte. Aehnliche Fälle hat es auch ſchon früher gegeben, wie der Fall des bekannten eng⸗ liſchen Politikers Lord Curzon beweiſt. Als Curzon einmal ſchwer erkrankt war, ſchaltete man aus demjenigen Exem⸗ plar der Zeitungen, die der Staatsmann im Krankenhaus las, alle Berichte über ſeinen Krankheitszuſtand aus, um zu verhüten, daß er von dem tatſächlichen Stand ſeiner Krankheit etwas erführe. Ebenfalls in Eng⸗ land iſt es vorgekommen, daß vor einer Wahl ein Kandidat eines Morgens in einer Zeitung die ſchwerſten— und, wie er wußte, begründeten— Anſchuldigungen zu lefſen be⸗ kam. Er eilte ſofort auf die Redaktion des Blattes und erfuhr dort zu ſeiner Erleich⸗ London. 2. Dez. In England ſieht man außerordentlich ſtreng auf die Innehaltung alter und älte⸗ ſter Bräuche, wie dies heute beſonders bei Hoffeſtlichkeiten und auch vor Gericht der Fall iſt. Ganz außergewöhnliche Vorberei⸗— tungen erfordert jetzt ein Prozeß, der gegen einen Lord angeſtrengt wurde wegen leicht⸗ ſinnigen Autofahrens und fahrläſſiger Tötung. Zu dieſem Zweck iſt ein ganzes Heer von Schneidern aufgeboten, um rote Roben anzufertigen; daneben arbeiten ſie an Dreiſpitzen, alles Artikel, die für den kommenden Progeß gegen Lord Cli⸗ ford benötigt werden. Es beſteht da eine Verordnung aus dem Jahre 1215, wonach den Mitgliedern des engliſchen Adels von der Krone das Verſprechen gege— ben wurde,„daß kein freier Mann ins Ge⸗ fängnis kommen darf, auch darf er nicht hin⸗ gerichtet oder des Landes verwieſen werden, es ſei denn durch einen Gerichtsſpruch aus den Kreiſen ſeiner Genoſſen.“ Seit 34 Jahren wird jetzt zum erſten Male wieder ein„freier Genoſſe“ vom Oberhaus gerichtet werden. Die Spannung in ganz England über den Ausgang des Prozeſſes iſt ungeheuer. Um⸗ fangreiche Vorbereitungen ſind im Gange. In den höchſten Geſellſchaftskreiſen ſpricht man zurzeit nur von dem bevorſtehenden Prozeß. zu dem ſämtliche Lords der Krone, Abeſſiniens einzige Zeitung ... und andere merkwürdige Pflanzen im Blätterwald terung, daß dieſe Anſchuldigungen nur in dem einen Exemplar geſtanden hatten, das man ihm auf den Morgentiſch gelegt hatte. Der Betreffende zog es darauf vor, von der Wahl zurückzutreten, und damit war der Zweck dieſer„Sondernummer“ erreicht. Welches iſt die größte Zeitung der Welt? Es handelt ſich bei dieſer Frage nicht darum, welche Zeitung das größte Verbrei⸗ tungsgebiet hat, ſondern darum, welche Zei⸗ tung an Format am größten iſt. Das iſt die 1859 zum erſten⸗ und gleich⸗ zeitig vorläufig zum letztenmal erſchienene Zeitung„Illuminated Auadruple Conſtella⸗ tion“. die damals in Neuyork in einer Auf⸗ lage von nur 28 000 Stück erſchien, von denen jedes die Kleinigkeit von rund 250 Mark koſtete. Die Zeitung, die hundert Jahre nach Ihrem Erſcheinen zum zweitenmal vor die Oeffentlichkeit treten ſoll, war 2.50 Meter hoch und 1,80 Meter breit und hatte zwölf Seiten. Ihr Gegenſtück iſt die engliſche Zei⸗ tung„Little Standard“, die nur aus einem einzigen 7,5 Zentimeter hohen und 6 Zenti⸗ meter breiten Blatt beſteht. Ebenfalls in England erſcheint eine Zei⸗ tung, die nur in drei Exemplaren gedruckt wird. Sie heißt„Anti Top Hat“ und hat es ſich wie ihr Titel verrät, zur Aufgabe gemacht, gegen die Mode des hohen Huts, alſo des Zylinderhuts. Sturm zu laufen. Dieſe Zeitung wurde einſt von einem alten Sonderling herausgegeben, der dieſe Art der männlichen Kopfbedeckung nicht leiden konnte. Als der Mann ſtarb, hinterließ er ſeinem Neffen zwar eine jährliche Rente von rund 40 000 Mark, gleichzeitig aber auch die Aufgabe, dieſe Zeitung weiterzuführen. Der junge Mann nahm an, da ja die Rente nicht zu verachten war. Und ſo erſcheint jetzt die Zeitung monatlich einmal in drei Exempla⸗ ren, von denen immer zwei dem Teſtaments⸗ vollſtrecker zugeſtellt werden, der darauf zu achten hat, daß der letzte Wille des alten Onkels auch tatſächlich erfüllt wird. Männer der Oeffentlichkeit haben manch⸗ mal etwas zu verbergen, und ſie wollen auf keinen Fall, daß ihr Geheimnis in die Zei⸗ tung kommt. Ein Beiſpiel iſt der amerika— niſche Präſident Woodrow Wilfon unſeli— gen Angedenkens, der während des Welt⸗ krieges die ganze Auflage einer Zeitſchrift aufkaufte, in der über eine Art Skandal berichtet wurde, der ihn ſehr anging. Wilſon wollte damals gerade zum zweitenmal hei⸗ raten, und zwar noch vor Ablauf des Trau⸗ erjahres nach dem Tode ſeiner erſten Frau, die geſtorben war, als Wilſon mit ihr in Scheidung lag. Das war natürlich eine An⸗ gelegenheit, die die amerikaniſche Oeffentlich⸗ keit ihrem Präſidenten ſehr verdacht hätte, und darum kaufte Wilſon die ganze Num⸗ mer der Zeitſchrift auf, in der über den Fall berichtet wurde. Schließlich ſei noch eine Pariſer Zeitung erwähnt, von der man heute nichts mehr hört, die früher aber einen großen Anhän⸗ gerkreis hatte. In dieſe Zeitung kam keine Anglücksmeldung, kein Mordbericht, überhaupt nichts, was ein menſchliches Gemüt aufregen oder betrüben könnte. Dieſe„Optimi ſten⸗ Zeitung“ war beſonders für alte Leute gedacht, denen aufregende Nachrichten geſundheitliche Be⸗ ſchwerden hätten machen können. Ob ſie ihren Zweck immer erfüllt hat, iſt leider ge. Lordſchaft vor Gericht Ein Autounfall wird nach Bräuchen aus dem Jahre 1215 abgeurteilt etwa 200 Peers, darunter 80 Frauen, geladen ſind. die ganze Gerichtsverhand⸗ nicht bekanntgeworden. lung iſt durchſetzt von uralten Gepflogen⸗ heiten, die von einem Zeremonienmeiſter ſtreng überwacht werden. In dieſen Be⸗ ſtimmungen wird vorgeſchrieben. daß der. der am feſtgeſetzten Datum um elf Uhr vor⸗ mittags mit der Robe angetan. erſcheint, den Dreiſpitz auf dem Haupte behält, ein Privileg der Lords. Während der ganzen Verhandlungszeit harrt er auf ſeinem Platze aus. Jeden Morgen während der Dauer des Prozeſſes wird er vom Sekretär aufge⸗ rufen und ſeine Anweſenheit zu Protokoll genommen. Auch die Hohen Richter des Landes und die Biſchöfe ſind ein⸗ geladen. Ganz abgeſondert von der feudalen rot gekleideten Geſellſchaft ſitzt der Angeklagte barhäuplig ohne die Peersrobe innerhalb der Schran⸗ ken. Schauplatz des außerordentlichen Ge⸗ richts iſt die prachtvolle königliche Gale⸗ rie von Weſtminſter, wo ein Thron mit einem Wollſack aufge⸗ ſtellt ſein wird, den Wahrzeichen des eng⸗ liſchen Parlaments aus der Zeit. da Eng⸗ land das Land der Schafe war und die Wolle den Reichtum Englands bildete. Die Koſten. die dieſe merkwürdige Gerichts⸗ verhandlung verſchlingen wird, ſchätzt man auf 120 000 RM; ſie werden von der Graf⸗ ſchaft Surrey getragen, in der das Verge⸗ hen begangen wurde. So wird ſich das engliſche Parlament jetzt mit der Entgegennahme der Anklageſchrift Aus Stadt und Land Gedenltage 2. Dezember 1547 Fernandez Cortez, der Eroberer Mexi⸗ kos, geſtorben. 1594 Der Kartograph Gerhard Mercator in Duisburg geſtorben. 1805 Sieg Napoleons J. über die Ruſſen und Oeſterreicher bei Auſterlitz(Dreikalſer⸗ ſchlacht). 1817 Der Hiſtoriker Heinrich von Sybel in Düſſeldorf geboren. 1852 Proklamierung Louis Napoleons als Napoleon III. zum erblichen Kaiſer der Franzoſen. Rudolf Heß 1933 Ernennung von Stellvertreter des Führers. Prot.: Candidus— Kath.: Bibiana Sonnenaufg. 748 Sonnenunterg. 15.50 Mondaufg. 12.02 Mondunterg. 23.05 Dezember, der Chriſt⸗ und Julmond „Am Montag fängt die Wochen an“, ſo beginnt ein ſchönes altes Handwerkerlied, und diesmal nimm auch der Monat am Montag ſeinen Anfang, der letzte Monat des Jahres, der Dezember, der das Dutzend voll macht. Schon wieder ein Jahr, denkt man ein wenig erſchrocken, aber dann freut man ſich doch mit der Jugend auf das, was dieſer Monat bringt: das Weihnachtsfeſt. Unter dem Stern dieſes Feſtes ſteht der ganze Monat, der mit ſtillen und heimlichen Vorbereitungen und Vorfreude erfüllt iſt für jeden Deutſchen. Mag ein Deutſcher noch ſo weit in die Welt verſchlagen worden ſein, und im harten Exi— ſtenztampf das Jahr über ſeine Heimat faſt vergeſſen haben, im Dezember fängt bei ihm das Heimweh an und am Weihnachts- abend zündet er ſich Kerzen an und denkt an ſeine Jugendjahre daheim, als die Liebe der Mutter ihn noch umſorgte. Der Dezember ſoll ein Winterm o nat ſein und wir empfinden ihn auch ſo, aber in unſeren heimatlichen Breiten iſt es meiſt noch zu früh für Schnee und Froſt. Es gab bei uns im letzten Halbjahrhundert nur viermal kalte Weihnachten: 1890, 1917, 1923 uno 1929. Sonſt war entweder mildes Wetter oder es regnete. Aber was macht das ſchon? Man lebt ohnedies mehr in den Wohnungen als draußen und die Traulichkeit des Heimes kommt gerade jetzt an den langen Abenden mit Lampenſchimmer und warmer Ofenbank zu ihrem vollen Recht. Da werden 5 gaben gebaſtelt und geſtrickt, in der Küche duftet es ſüß nach Gebäck, jetzt kann man nach Herzenslust leſen und erzählen. Die Fami⸗ lie, deren Mitglieder im Sommer jedes mehr ſeinen eigenen Neigungen folgte, rückt näher zuſammen. Die Sonne tritt im Dezember in das Zei⸗ chen des Steinbocks. Die Tage nehmen immer noch ab bis zum kürzeſten Tag des Jahres, dem 22. Dezember, dem Tag der Win ter⸗ ſonnen wende, an dem unſere Vorfahren das Julfeſt begingen. Ihr Lichtglaube ließ der wiederaufſteigenden Sonne zum Gruß und Dank brennende Holzräder die Berge hinab entgegenrollen. Es iſt ſchön, daß dieſer Brauch ſich wieder belebt, der ſich mit dem chriſtlichen „Licht in der Nacht“ zwanglos verbindet. In Gebirgsgegenden mit Einzelſiedlung iſt der nächtliche Gang zur Mette im Fadkelſchein eine ſchöne und feierliche Sitte, zumal wenn eine Schneedecke von allen Berghängen den hellen Schein zurückwirft. Chriſt⸗ und Julmond, wir heißen dich im deutſchen Land willkommen. * zum Der Kampf gegen die Reblaus. Durch ein vom Führer und Reichskanzler und vom Reichsernährungsminiſter unterzeichnetes Ge⸗ ſetz zur Aenderung des Geſetzes über die Be⸗ kämpfung der Reblaus wird nunmehr der Kampf gegen die Reblaus und damit gegen ein Inſekt, das dem deutſchen Wei au jähr⸗ lich Millionenſchäden zufügt, durch einheitliche Reichs vorſchriften gefördert. Bisher hatten die Länder die Aufgabe, die Ausfüh⸗ rungsvorſchriften zur Bekämpfung der Reb⸗ laus zu erlaſſen. Das hat in der Praxis zum Teil zu weſentlichen Unterſchieden der Bekänp⸗ fungsmaßnahmen in den einzelnen Weinbauge⸗ bieten geführt. Das neue Geſetz ſtellt ſicher, daß die Ausführungsvorſchriften jetzt durch die Reichsregierung erlaſſen werden. Eine bevorſtehende Reichsverordnung wird die ein⸗ zelnen Beſtimmungen bringen. Mann mit dem ſchwarzen Stab, dem Boten des Lordkanzlers übergeben. Als„armer Sünder“ wird er in den Gerichtsſchranken erſcheinen und bitten gegen ein Löſegeld auf freien Fuß geſetzt zu werden. Sind dieſe Förmlich⸗ keiten beendet, dann wird binnen weniger Tage der Prozeß ſeinen Anfang nehmen. Wiſſen Sie das? Obwohl der Gedenktag an die Aufhebung des Sklavenhandels bereits über 100 Jahre zurückliegt, friſten heute noch nicht weniger als 5 Millionen Sklaven ein elendes Daſein; in 19 Ländern iſt von einer Aufhebung der Skla⸗ vengeſetze nichts zu merken. Das Auge leiſtet während des Leſens eine ſtarke Muskelarbeit; wenn wir die Zeitung leſen, ſo wandert unſer Auge beim Verfolgen der Zeilen ununterbrochen hin und her, dazu kommt noch die fortwährende Erweiterung und Verengerung der Pupille— unſer Auge verrichtet auf dieſe Weiſe in der Nrute befaſſen. Dann wird Lord Eliford dem 140 bis 160 verſchiedene Bewegungen. ——— e . freuen Wir ſch l. Later in dul ſutten dee mit la er flärte einem Tanzer 9. gol. bels Gol de. biſchof deeiblel * Ul Gef u. gen die del Nel wulde Konlut belſchle gehe 1 naten Geldſtt füngni bürger dre J Wa Vergeh Walt. del Bil dachte 4 in H Mürtkel in e Chaß⸗ * G41 Preuß Gau Turu 1 Hambor Schwar Gau Vonner Gau 80 ö3 89 Da Kurheſſe 1 90 1 0 1 8 8 t E 80 020 Sportft Hana 255 8 l Von Unter preſſeam Anfiger In de gefragt, hon wi Ertens ſih nit aso legt men— dutch di gerliche detdtäng Beide Junächſt * Ueber die Nachwuchsfrage ſagte Dr. Goebbels, daß hier noch eine große Er⸗ ziehungsarbeit zu leiſten ſei Die deutſche Preſſe trage auch ün die Geſtaltung der deutſchen Sprache de cößte Verantwor⸗ rc Durch die Sucht zum Superlativ werde e Kraft der deutſchen Sprache entwertet. Deshalb möchte ich hoffen, daß jeder erfüllt iſt von der Ehrfurcht vor der deutſchen Speuche, die uns zu treuen Händen über— geben iſt, und die wir deshalb auch in treuen Händen bewahren müſſen. Wir müſſen immer wieder erkennen, daß ſich unſere Arbeit im Dienſt an Volk und Vaterland erſchöpfen muß, daß wir nicht in dumpfer Schreibſtube ſitzen, ſondern am ſurrenden Webſtuhl der Zeit. Die Ausführungen des Miniſters wurden mit langanhaltendem Beifall aufgenommen. Der Leiter des Reichsverbandes. Weiß, er⸗ klärte ſodann die 2. Reichspreſſetagung mit einem Siegheil auf den Führer und Reichs- kanzler für geſchloſſen, Dr. Goebbels bei Kardinal Schulte Köln, 1. Dez. Reichsminiſter Dr. Gheb⸗ bels ſtattete zuſammen mit Gauleiter Grohe gelegentlich ſeiner Anweſenheit bei der Reichspreſſetagung in Köln dem Erz⸗ biſchof von Köln, Kardinal Schulte, einen dreiviertelſtündigen Beſuch ab. Artei im Leohaus⸗Prozeß Gefängnis für Dr. Ernſt und Wackerl. München, 2. Dezember. Im Leohaus⸗-Prozeß wurde das Urteil ge— gen die angeklagten drei Vorſtandsmitglieder der Leohaus⸗Geſellſchaft verkündet. Dr. Ernſt wurde wegen Untreue, Vergehen gegen die Konkursordnung, einfachen Bankerott, Bilanz⸗ verſchleierung, Vergehen gegen das Depoſiten— geſetz und andere zu vier Jahren drei Mo— naten Gefängnis, zu insgeſamt 1000 Mar: Geldſtrafe, erſatzweiſe weiteren 50 Tagen Ge⸗ fängnis verurteilt. Ferner wurden ihm dis bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von drei Jahren aberkannt. Wacker! erhielt wegen Beihilfe zu einem Vergehen der Untreue ein Jahr Gefängnis Waltersbach wurde von dem Vergeher der Bilanzverſchleierung trotz dringenden Ver— dachts freigeſprochen. Sport vom Sonntag Fußball. Auswahlſpiele in Heilbronn: Württemberg— Südweſt(Nachwuchs) in Straßburg: Elſaß— Württemberg 3:1(2:1) Meiſterſchaftsſpiele der Gauliga Gau Weſtfalen: Preußen 06 Münſter— Germ. Bochum 013 Gau Niederrhein: a Turu Düſſeldorf— Jeuneſſe Eſch 5.2 Hamborn 07— Weſtmark Trier 3:0 Schwarz⸗Weiß Eſſen— SpVg Herten 311 Gau Mittelrhein: Bonner FV— Eintracht Trier 311 Gau Nordheſſen: SC 03 Kaſſel— Boruſſia Fulda 2.2 SV Bad Nauheim— SpW e Kaſſel 11 b Kurheſſen Marburg— Kurheſſen Kaſſel 471 Gau Württember a: SV Feuerbach— SpVg Cannſtatt 3:4 SC Stuttgart— 1. Ulm 21 Geſellſchaftsſpiele SV 02 Offenbach— Union Niederrad 1 Sportfr. Eßlingen— Germ. Brötzingen 1 Hanſa München— Bayern München 2:1 VfB Stuttgart— Salamander Kornw. 2:0 Warum Werbeaktion? Von Gaupreſſeamtsleiter G. W. Müller. Unter dieſem Titel veröffentlicht der Gau⸗— preſſeamtsleiter G. W. Müller im„Mainzer Anzeiger“ folgenden Artikel: In den letzten Tagen wurde ich ſehr oft gefragt, warum die NS.⸗Preſſe denn nun ſchon wieder eine Werbeaktion durchführt. Erſtens ſei es doch peinlich, daß die Partei ſich mit all ihren Mitteln für eine Zeitung— alſo letzten Endes ein geſchäftliches Unterneh⸗ men— einſetzt, und zweitens verſucht man durch dieſe Werbeaktion die ſogenannte bür⸗ gerliche oder Heimat⸗Preſſe immer mehr zu verdrängen, wenn nicht ſogar zu vernichten. Beide Einwände ſind jedoch grundfalſch. Zunächſt iſt es ſonderbar, daß man immer nur dann von„Beunruhigung“ ſpricht oder be⸗ denklich vielſagend mit dem Kopf wackelt, wenn ſich auch einmal die NS.⸗-Preſſe erlaubt, zu werben, aber mit einer Selbſtverſtändlichkeit darüber hinweggeht, wenn die anderen Zeitun⸗— gen— was natürlich ihr gutes Recht iſt— die Werbetrommel rühren. Werbeaktionen wird es naturnotwendiger⸗ weiſe geben, ſo lange Zeitungen beſtehen, und dieſes Recht werden alle, ſogar die NS. Zeitungen, in Anſpruch nehmen. Und wenn die NS.⸗Preſſe wirbt, ſo iſt es nicht nur ihr Recht, ſondern ihre Pflicht, die Geſamtpartei dafür in Anſpruch zu nehmen. Gott ſei Dank, haben wir die Auffaſſung überwunden, daß die Zeitung ein geſchäftliches Unternehmen ſei! Die NS. Zeitung iſt viel⸗ mehr wohl das ſchärfſte geiſtige Schwert, das wir für den Führer und damit für Deutſchland fübren dürfen. Privatintereſſen 42 — 27 SSN Erſter volkstum⸗ und heimat⸗Abend in Viernheim In Verbindung mit der Feier des zweiten Jahrestages der NS.-Gemeinſchaft„Kraft durch Freude“ fand am Samstag abend im Saale des Gaſthauſes„Zum Fürſten Alexan— der“ die erſte Veranſtaltung des hieſigen Orts— rings für Volkstum und Heimat ſtatt. Früh⸗ zeitig und zahlreich waren die Beſucher zu dieſer Doppel⸗Veranſtaltung erſchienen, die der Leiter des hieſigen Ortsrings für Volkstum und Heimat, Herrn Lehrer Roos, mit auf⸗ ſchlußreichen Worten über Zweck und Ziel des Volkstums⸗ und Heimatgedankens eröff— nete. Für die Verſchönerung des Abends galt ſein Dank im Voraus dem Männergeſang— verein 1846 ſowie der jugendfriſchen Tanz⸗ gruppe des Turnvereins 1893. Nicht zu letzt galt auch ſein Dank und die Anerkennung dem hieſigen Verkehrsverein, der unter der bewährten Führung ſeines Vorſitzenden, Herrn Rektor Mayr, weſentlich zur Förderung und Pflege des edlen Gedankens nach wie vor bei— trägt. Geſang⸗ und Turnverein, ſowie der Verſchönerungsverein üben ja ſeit ihrem Be— ſtans ſchon die Pflege der Heimat und Volks⸗ tums durch den Geſang der ſchönen Weiſen der unterhaltenen alten Volkslieder, die Auf— rechterhaltung der von den Ahnen übernom— menen Volkstänze und der Erhalt des ſtets zu verſchönernden Ortsbildes der engeren Hei— mat. Die Eröffnungsausführungen des Orts— ringleiters klangen aus in dem Bekenntnis, das auch von unſerem Führer bei jeder Ge— legenheit immer und immer wieder wachge— rufen wird:„Volkstum und Heimat iſt Blut und Boden!“ Der ſich hieran anſchließende Lichtbilder⸗ vortrag des Ortsringsleiters, Herrn Lehrer Roos, gab den Beſuchern einen lehr- und auf⸗ ſchlußreichen Einblick über die Entſtehung und Geſchichte des hieſigen Gaſthauſes„Zum Fürſten Alexander“, ſowie den Beziehungen deren Gründers, Herrn Joh. Heckmann, zu dem heimiſchen Battenberger Prinzen, Fürſt Alexander von Bulgarien. Ein hochintereſ— ſanter Vortrag, deſſen Ausführungen und Lichtbilder, uns in das geſchichtliche Geſchehen des Orients im Verlaufe des 18. Jahrhundert einführten. Herrn Lehrer Roos ſei an dieſer Stelle für ſeine große Arbeit der Dank aller gruppe des Turnvereins. Intereſſierten zuteil. Herr Bürgermeiſter Bechtel würdigte im Anſchluß die großen Bemühungen des Ortsringleiters und betonte im beſonderen, das Arteigen vor dem Artfremden ſtets in den Vordergrund zu ſtellen. Auch Ortsgruppen— leiter Franzke ſprach dem Geſtalter dieſes ſchönen Abends ſeinen Dank aus. Seine Wor⸗ ten klangen aus in ein dreifaches Sieg-Heil auf den Führer, dem das Horſt Weſſellied folgte. Dem nun folgenden unterhaltenden Teil des reichhaltigen Programms beſtritt der Männergeſangverein 1846 ſowie die Tanz— gruppe des Turnvereins. Starken Applaus erntete jeweils der ausgeglichene Chorkörper, der eigens zu dieſem Abend gut gewählte Heimat- und Soldatenlieder zu Gehör brachte. Nicht minder war der Beifall für die wohl- gelungenen Volkstänze der jugendlichen Tanz⸗ Alle Anerkennung für den Erhalt und die Pflege dieſer von un— ſerem Ahnen übernommenen gerngeſehenen al— ten Tänze. Im beſonderen gefielen die mit Geſang verbundenen„Länd'ler“, die von der gut beſetzten Hauskapelle mit einem uner- wartet guten typiſchen Länd'ler-Rhythmus ge⸗ ſpielt wurden. Für die Verſchönerung des wohlgelungenen Abends ſei an dieſer Stelle beiden mitwirkenden Vereinen, nicht zuletzt auch der Muſikkapelle, öffentlicher Dank geſagt. Im weiteren Verlauf des Abends wurde faſt ausnahmslos dem allgemeinen Tanzoer⸗ gnügen zugeſprochen. Von den Alten umſo⸗ mehr, da ausſchließlich an die Jugendzeit er⸗ innernde Tanzweiſen zu hören waren. Ohne Ausnahme beteiligte man ſich an dem Ge— ſang der heimattreuen und in jedem feſtver— ankerten Volkslieder. Der Leitung des hieſigen Ortsrings für Volkstum und Heimat kann nach dem Ver⸗ lauf dieſer erſten überaus gut gelungenen Ver⸗ anſtaltung nur empfohlen werden, des öf— teren mit ſolchen Volkstums⸗ und Heimat⸗ abenden aufzuwarten, die doch dazu angetan ſend das arteigene Volksgut zu hegen und zu pflegen, um damit das Anſehen unſerer Ge— meinde und darüber hinaus unſeres Vater⸗ landes zu fördern. emü. oder gar Privatbesitz und daher an diefen Zeitungen undenkbar. Sie gehören allein der Partei und ſind damit Mittel der Partei. Werbe ich für die Parteipreſſe, ſo leiſte ich damit Parteidienſt. Nein, es iſt nicht„pein⸗ lich“, wenn unſere Parteigenoſſen für die NS. Preſſe werben, ſondern jeder Parteigenoſſe iſt verpflichtet, die Arbeit der Partei auf allen Gebieten, alſo auch auf dem der Preſſe, mit ſeiner ganzen Kraft zu unterſtützen, und wenn er dies aus irgendwelchen ſuperklugen Erwä⸗ gungen heraus„nicht für richtig findet“, ſo wird damit ſein Verhalten parteiſchädigend. Nicht die Auflagengröße und damit der Ge⸗ winn ſind die Triebfedern unſerer Werbe⸗ aktion. Wir haben einzig und allein dafür zu ſorgen, ngationalſozialiſtiſches Gedankengut auf allen Gebieten und vor allem in den grauen Alltagsfragen Tag für Tag in das ganze deutſche Volk hineinzutragen. Wollte da wirklich jemand mit Ernſt beſtreiten, daß dies in erſter Linie allein die NS.⸗Zeitungen können? Damit ſoll jedoch auf keinen Fall geſagt ſein, daß wir verſuchen wollen, den anderen Zeitungen die Abonnenten abzujagen oder gar die Leſer anderer Zeitungen durch mehr oder weniger gelinden Druck zwingen werden, ab morgen nur noch NS.⸗Zeitungen zu leſen. Im Gegenteil: am Zwangsleſer liegt uns gar nicht! Er will nicht, ſondern er muß die Zeitung leſen; deshalb wird er ſich auch in ihr nicht informieren oder unterhalten, ſondern er iſt der Mann, der auf der letzten Seite in der kleinſten Anzeige den Druckfehler findet. Bei ihm beſteht die Zeitung überhaupt nur aus ſchlechten Artikeln, Druckfehlern und an⸗ deren Mängeln. Mehr ſieht er nicht, und mehr will er ja in dieſer Zeitung, die ihm aufgezwungen wurde, nicht ſehen. Weil wir auf dieſe Sorte Leſer ſehr gern verzichten, iſt auch bei den Werbeaktionen für die NS. Preſſe in unſerem Gau jeder Zwang ver boten. Wir erklären allerdings offen, daß jeder Deutſche, der an dem großen Bau Deutſch⸗ lands mitarbeiten will, ſich in erſter Linie an die NS.⸗Zeitungen zu halten hat, da nur in ihnen allein Nationalſozialiſten zu allen Fragen des Lebens Stellung nehmen und damit dieſe Zeitungen Lebensnotwendigkeiten für das geſamte deutſche Volk werden. Das iſt es, was wir dem Volksgenoſſen in unſerer Werbeaktion klarmachen wollen. Un⸗ ſer Werben ſoll nicht ein geſchäftliches Han⸗ deln, ſondern ein Ueberzeugen ſein! Dieſer Aufgabe wird ſich die Partei in den nächſten Wochen mit ihrer ganzen Kraft und dem reſtloſen Einſatzwillen der Parteigenoſſen widmen! schach Viernheimer Schachklub Ueberraſchungen auf Ueberraſch— ungen bei den dies jährigen Turnierſpielen! Der Tabellenſtand: I Klaſſe: Spiele gew. unent. verl. Pkt. Striehl, Julius 6 4 0 2 4 Hanf, Nikl. 7 4 0 3 4 Walter, Willi 5 8 1 1 3½ Hofmann, Fr. 3 3 0 0 8 Merkel, Auguſt 6 2 1 8 2 Chriſtmann, H. 2 2 0 0 2 Neff, Georg 5 1 0 2 1 Adler, Heinrich 5 1 0 4 1 Frank, Georg 1 0 0 1 0 J II. Klaſſe: Hanf, Jakob 4 8 0 1 3 Martin, Franz 5 3 0 2 3 Rech, Ludwig 5 3 0 2 3 Theobald, Ldw. 4 2 0 2 2 Jäger, Valt. 4 2 0 2 2 Kugler, Joſef 4 990 1 0 III. Klaſſe: Diehl, Jakob 6 5 1 0 5½ Kalt, Adam 6 4 1 1 4½ Reinhardt, Mech. 5 3 0 2 3 Adler, Nikl. 4 2 0 2 2 Hanf, Jakob 3 0 1 2 352 Merkel, Karl 5 0 1 4 N52 Benz, Jakob 2 0 0 2 0 — N PFE Bekanntmachung Betr.: Viehzählung am 3. Dez. 1935. Am 3. Dezember ds. Is. findet eine Viehzählung ſtatt. Sie erſtreckt ſich auf Pferde, Maultiere, Mauleſel und Eſel, Rindvieh, Schafe, Schweine, Ziegen, Federvieh und Bienenſtöcke(Bienenvölker). Schließlich iſt damit eine Erhebung über nichtbeſchaupflich⸗ tige Hausſchlachtungen von Groß- und Klein- vieh in der Zeit vom 1. September bis 30. November 1935, ſowie der Kälbergeburten in den Monaten September, Oktober, Novem- ber 1935 verbunden. Es iſt die Zahl aller Kälber anzugeben, die in den Monaten Sept., Okt. und Nov. ds. Is. lebendig oder tot ge⸗ boren wurden, gleichgültig, ob ſie in der Vieh⸗ haltung vorhanden, oder bereits geſchlachtet, verkauft oder ſonſtwo weggebracht ſind. Die Viehgattungen werden auch bei Nicht⸗ landwirten gezählt, alſo in jeder Haushal⸗ tung, in der auch nur eine dieſer genannten Viehgattung vorkommt. Die Zählung findet nur zu ſtatiſtiſchen Zwecken ſtatt. Wer vorſätzlich die Angaben, zu denen er bei dieſer Zählung aufgefordert wird, nicht erſtattet, oder wer wiſſentlich unrichtige oder unvollſtändige Angaben macht, wird mit Gefängnis bis zu 6 Monaten oder mit Geld⸗ ſtrafe bis zu zehntauſend Reichsmark beſtraft. Auch kann Vieh, deſſen Vorhandenſein ver— ſchwiegen worden iſt, im Urteil für den Staat verfallen erklärt werden. Viernheim, den 22. Nov. 1935 Bürgermeiſterei Viernheim Bechtel Bekanntmachung Reichs zuſchüſſe für die Tei⸗ lung von Wohnungen und den Umbau ſonſtiger Räume zu Wohnungen. Laut Mitteilung des Hochbauamtes Bensheim werden zur Schaffung von neuen Wohnungen, infolge Ausbau anderer Räume zu Wohnungen oder Teilung von Wohnungen wieder Reichszuſchüſſe, jedoch nur in beſchränk⸗ tem Maße, bewilligt. Entſprechende Anträge können ab ſofort auf dem Baubüro entgegen⸗ genommen werden. Die fraglichen Arbeiten müſſen ſofort nach Genehmigung der Zuſchüſſe in Angriff genommen werden und bis ſpäteſtens 31. März 1936 fertiggeſtellt ſein. Da die zur Verfügung geſtellten Mittel ſehr beſchränkt ſind, iſt umgehende Antrag⸗ ſtellung erforderlich. Viernheim, den 28. November 1935. Bürgermeiſterei Viernheim Bechtel Freiw. Feuerwehr Viernheim Am Donnerstag, den 5. Dez. 1935, abends ½9 Uhr, findet im Lokal„Zum Storchen“ ein Schulungsabend ſtatt, wozu jeder Feuer- wehrmann zu erſcheinen hat. Kein Trink- zwang. Anzug: 1. Garnitur. Das Kommando. Jon 10 machen's& verkehrt! er Ke — nz klar aus⸗ zudrücken: von 10 Menſchen, die Zahnpflege.— putzen ich8wohlmorgens die Zähne, ader abends vor dem Schla⸗ ſengehen verſäumen ſie dieſen wichtigen Dienſt an ihrer Ge⸗ ſundheit. Dabei iſt die gründliche Reinigung der Zähne mit einer verläßlichen Qualitäts⸗Zahnpaſte wie Chlorodont am Abe nd wichtiger als in der Frühe, weil ſonſt die Speiſereſte im Laufe der Nacht in Gaͤrung übergehen und dadurch Zahnfäule(Karies) hervorrufen. Darum lieber 2 Minuten ſpäter zu Bett, als einen Abend ohne Chlorodont! Schweinemarkt. Weinheimer Schweinemarkt Zugeführt 425 Stück, verkauft 287 Stück. Milchſchweine das Stück 10— 20, Läufer das Stück 22— 65 Mark. Marktverlauf gut. „Tag der nationalen Solidarität!“ Am Samstag, den 7. Dezember wird wie überall ſo auch hier wieder der Tag der na— tionalen Solidarität durchgeführt werden. In früheren Politik überwinden zu helfen“. „So wie Gauleiter Sprenger am kommenden 16.00 Uhr bis 19.30 Uhr an der Hauptwache in Frankfurt am Main für unverſchuldet darbende Volksgenoſſen ſammelt, ſind im ganzen Gau zur ſelben Zeit führende Per keiten der N. S. D. A. P. und all ihrer Gliederungen, Beamte des Staates und der Gemeinden, die Vertreter der Reichskulturkammer(Künſtler des Theaters, Hauptſchriftleiter, Muſiker, Sänger uſw.) als Sammler tätig und bekunden ihren Willen, das unſeelige Erbe der Haus- und Straßenſammlungen werden die Führer der Gemeinde und Staat, der Parteileitung ſowie Beamte uſw. für das * Winterhilfswerk ſammeln! Sonntag abend, den 7. Dezember, önlich⸗ A— e 4 — ——— Der Keichsreoͤner Petzold ſpricht morgen abend halb 9 Uhr im Katskeller über oͤas Auslanddeutſchtum! okales Viernheim, 2. Dez. Sinnſpruch. Wenn man mit ſich ſelbſt einig iſt und mit ſeinem Nächſten, das iſt auf der Welt EN 2 0 das beſte. Goethe. Vom Sonntag Regen, Regen, nichts als Regen, das war das Geſicht des geſtrigen Sonntags. Bereits in der Samstag Nacht ſetzte der Regen ein und hielt bis Sonntag abend in teils leichteren und ſtärkeren Niederſchlägen an. Es war ſo— mit natürlich ein vermaſſeltes Wochenende. Alle für Sonntag vorgeſehenen Veranſtal— tungen litten darunter; während die ange— ſetzten Sportveranſtaltungen buchſtäblich in's Waſſer fielen. Der geſtrige Sonntag war der 1. Advent. Mit ihm beginnt die Weih- nachtszeit mit all ihrem geheimnisvollen Zau— ber. In 3 Wochen bereits werden wir dieſes ſchöne Feſt begehen. Nützen wir dieſe drei Wochen noch, um Vorbereitungen zu treffen, damit wir unſeren Lieben eine kleine Weih- nachtsfreude bereiten können. Am Freitag kommt ein gewichtiger Bote vor Weihnachten: der Nikolaus. Soll er doch die Wunſchzettel der Kinder einſammeln und mit einer Rute ſich Reſpekt verſchaffen. Wie werden da wie— der die Kinderherzen hüpfen bei dem geheim⸗ nisvollen Tönen der Klingel. Auch dieſer alte Volksbrauch verdient es wieder gefördert zu werden.„Volkstum und Heimat“ und „Kraft durch Freude“ hielten am Samstag abend gemeinſchaftlich einen wohlgelungenen Heimatabend. Beſonderen Bericht hierüber bringen wir an anderer Stelle. Das letzte und große Gauligaſpiel gegen den Sportverein Waldhof, das geſtern auf dem Waldſportplatz ſtattfinden ſollte, iſt infolge des Regens aus⸗ gefallen. Auch die übrigen Spiele im Gau Baden, ſowie im Gau Südweſt ſind ein Opfer des Regens geworden. Einige hundert Zu- ſchauer hatten ſich trotz den Unbilden der Wit⸗ terung eingefunden und mußten, durchnäßt wieder in die warme Stube gehen, denn der Schiedsrichter hatte den Platz, und das mit Recht, für unſpielbar erklärt. Wann dieſes Spiel nun ausgetragen wird, iſt noch unbe⸗ kannt. Der Reichsredner des VD. Petzold aus München ſprach am 26. Nov. in Heppenheim. In dem Bericht darüber heißt es:„Wenn wir auch gewohnt ſind, vor zügliche Redner des VD. zu hören, ſo ge hörte der geſtrige Vortrag zum Beſten des bisher Gebotenen. Die Zuhörer reſtlos feſſelnd, ließ Pg. Petzold die auslandsdeutſche Not vor ihren Augen vorüberziehen“. Wir hoffen und wünſchen, daß der Redner morgen Abend auch hier in einem vollbeſetztem Saale ſprechen kann. Darum heißt die Parole: Alles geht zur großen VDA-Kundgebung in den Rats keller. Freier Eintritt! * 84 Jahre alt. Wiederum können wir von einem greiſen Geburtskind berichten. Unſer geſchätzter, angeſehener Mitbürger, Herr Valt. Lammer 3., Maurer, Holzſtraße 285 begeht morgen Dienstag, den 3. Dezember die Vollendung ſeines 84. Lebensjahres. Herr Lammer iſt trotz ſeines hohen Alters noch ungemein rüſtig. Zu ſeinem 84. Wiegenfeſte auch unſere herzlichſten Glückwünſche. Möge ihm noch viele Jahre des wohlverdienten, ge⸗ ruhſamen Lebensabends beſchieden ſein. Hohe Geburtenzahl. Im Monat November 1935 wurden in unſerer Ge— meinde 26 Kinder zur Welt gebracht. 7 Per- ſonen ſind in die Ewigkeit gegangen. 12 Paare ſchloſſen den Bund des Lebens. »Die Edelſteinplakette, das Ab⸗ zeichen für den Monat Dezember, wurde geſtern auch hier verkauft. Viernheim waren 950 Stück zugeteilt worden, die auch reſtlos abgeſetzt wurden. Die Edelſteinplakette iſt wie— der ein ſelten ſchönes Abzeichen und wurde in Heimarbeit in der Idar-Oberſteiner-Ggend angefertigt. Der Polizeibericht der letzten Woche meldet folgende Anzeigen: 1 wegen Diebſtahl, 3 wegen Betrug, darunter 2 wegen Scheckbe— trug, 1 wegen Vergehen gegen die Verordnung über die Sonntagsruhe und 1 wegen Fahrrad— diebſtahl. * Viehzählung. Morgen Mittwoch wird hier die Viehzählung durchgeführt. Die Zählung erſtreckt ſich auf alle Haus- und Nutztiere. Die Zählung wird in allen Haus⸗ haltungen vorgenommen und dient ſtatiſtiſchen Zwecken. Die Tierhalter ſind zu richtigen An gaben verpflichtet. Praktiſcher Kochvortrag. Heute abend findet im„Freiſchütz“ eine Vorführung von Tonfilmen ſowie ein praktiſcher Koch vortrag verbunden mit Muſikdarbietungen Gratis-Koſtproben Ausſtellung von Oefen und Herde ſtatt. Die Hausfrauen, aber auch die Hausväter ſind hierzu freundlichſt einge— laden. Komme jeder und überzeuge ſich von der Vorteilhaftigkeit der„Union-Briketts“. Die Raben ziehen über Viern⸗ heim. Heute Vormittag zog ein Schwarm von mehreren hundert Raben, und zwar Raben- krähen, bei uns im Volksmund„Krabb“ ge nannt, über unſeren Ort. Die Raben niſten in ihrem Schlafbäumen im Gebirge im Oden wald und ziehen morgens zum Rhein, um dort ſich in Felder und Wieſen das Futter zu ſuchen. Abends ziehen die Krähen wieder zu rück, um in ihren Schlafbäumen auszuruhen von den Strapazen des Tages. Heute Früh konnte eine Krähe beobachtet werden, die hoch oben auf der Kirchturmſpitze, auf dem Platze wo ehedem der Wetterhahn angebracht war, längere Zeit verweilte um auszuruhen. *Kunſtturnwettkampf: München Stuttgart— Mannheim im Nibelungenſaal des Roſengarten Mannheim am 14. Dezember 1935, abends 8 Uhr! Freunden und Gönnern der edlen Turnſache iſt die Gelegenheit geboten einen das herzerfreuenden Turnkampf oben⸗ ſtehender Städte zu erleben. Karten im Preiſe von RM. 1.50, 1.20, 0.80, 0.50 ſind zu haben bei Turnfreund Gg. Roſchauer, Blauehutſtraße 20. — Sportwvorſchau der Amieitia⸗ Handballer! Da am letzten Sonntag das Handball— ſpiel gegen Reichsbahn Mannheim abgeſetzt wurde, findet am kommenden Sonntag vorm. 10,30 Uhr auf dem Waldſportplatz das Ver- bandsſpiel gegen Germania Mannheim ſtatt. Germania Mannheim ſteht im Mittelfeld der Tabelle und wird verſuchen dem derzeitigen ungeſchlagenen Tabellenführer, unſerer Ami⸗ citia, eine Niederlage beizubringen. Die Mann— ſchaft iſt ſich aber der Lage bewußt und be⸗ findet ſich zur Zeit in großer Form und auf dem Wege der Meiſterſchaft. Ein Sieg über Germania ſteht nie in Frage, wenn die Mann- ſchaft ſie ſpielt wie in den vergangenen Spie— len, denn da war es eine Freude den Sturm zu ſehen, wie er die Tore ſchoß, immer eins ſchöner wie das andere. Aber zu einem guten Sturm gehört auch eine gute Hintermann— ſchaft und dieſe beſitzt die Mannſchaft. Am kommenden Sonntag vormittag heißt die Pa⸗ role: Auf zum Waldſportplatz zum derzeitigen ungeſchlagenen Ta— bellenführer! 8 Auf heute verlängert! Ein Film mit Gretel Theimer und Paul Hörbiger Rosen aus dem Süden ſchönſte Wiener Film Liebe und Heiterkeit. Nur noch heute Montag im Central-Film-Palaſt! Das gute alte Wiener Volksſtück mit Geſang, Heiterkeit und hübſchen Einfällen, mit einer rührenden Liebesgeſchichte die allen zu Herzen gehen wird. Geſchichten aus dem Wiener Wald ſind ewig jung und ewig alt. Wien bleibt Wien! Gern läßt man ſich von den hübſchen Szenen und der Wiener Muſik gefangen nehmen. Der Erfolg des Films iſt durchſchlagend, diesmal weniger wegen des Wiener Milieus, als durch die Originalität und Fülle einer ſpannenden und herzhaften Handlung. Es iſt ein entzückender und anmu⸗ tiger Operettenfilm, der gut unterhalten will und dieſe Aufgabe durchaus zur Zufrieden⸗ hfeit des Publikums löſt.„Roſen aus dem Süden“. Ein Film mit den herrlich⸗ ſten Straußchen Melodien wird auch Sie be⸗ geiſtern. Wollen Sie einen köſtlichen Abend verleben, dann beſuchen Sie das ausgezeich- nete Wiener Filmwerk„Roſen aus dem Süden“! Das Beiprogramm und die, neueſte Ufa⸗Tonwoche umrahmen dieſe herrliche Dar⸗ bietung. Ein Wiener Filmwerk darf man nicht verſäumen! Der voll Verantwortlicher Schriftleiter: Johann Mar⸗ tin, Viernheim; verantwortlicher Anzeigenlei⸗ ter: Johann Martin, Viernheim; Druck und Verlag: Johann Martin, Viernheim, Adolf Hitlerſtraße 36; D. A. X 1935 950. Zur Zeit iſt die Preisliſte Nr. 4 gültig. Der schönste Wienerfilm mit Gretl heimer, Paul Hörbiger. Ein lustiges uud entzückendes Erleben aus dem schönen alten Wien. ur noch heute Montag. Voll Liebe, Musik und heiterkeit „Rosen aus dem Süden“ Aedadadaadadadadadaddadadadaddadadadadaddadadadausaadaddodd Alle Druckarbeiten Schafft Arbeit! L. Handwerk, Industrie, Vereine, Private 80 schnell und billig Verkaufs- Anzelgen finden in dieſer Zeitung große Beachtung und Buchdruckerei Johann Martin Telefon 117 Adolf Hitlerstraße 36 AUeddadadddadddddadaddddddadadddaddadadadde dadurch guten Erfolg! herzeſtelit in den perſiiwerken 2. 2 . 2 8 8 9 g 2 9 9 92 92 92 0 cu Eiu 6000080088800 l 0008088000000 000 00000 Mn WINT ERH S WERK DES DEUTSCHEN VOLKES 2 . Dae 2 E SoOOOO OOO Au. 1 e da ſitzen oft Eltern oder Geſchwiſter beiſammen und raten und raten, was kaufe ich nur: Da fällt Ihnen die Zeitung ein und ſchnell durchſtreifen Sie den Anzeigenteil nach 8 1 3 a f Das Chriſtfeſt naht f 5 5 i praktiſchen Gegenſtänden Darum iſt es höchſte Zeit für die Geſchäftswelt Weihnachtsanzeigen aufzugeben! eee 5 5 f 4 —— — Sem ... 8 7 9 ö ö a e%, ee e ee eee. 22 110 1 bu 0 ö 15 —— r! — Del 905 ſchußge 1 Reiche det 1 ſich igkeit 1 bensmöt land ice Sch ſich das das! chen 0 und den ußere! perband Rechte ſtactsbi ſchagge hörigkei Abgren und von Rei der Sta politic Grundſa werden, wandten aber mu en und ſchen Bo kei eine kechts bi ge nal Angehöt dem der 3. B. fü Das Raſſe. aus An ſammen. tümlich, trögt un beim nic mungen deulſchen das Blut werden, deulſchen Blut wir tung hin lönnen d Deulſcha Polen, 2 Das 9 leihun fes em. Erwerb werden. gehoben tenden 6 die Verle nur auf einen Br. Ligen, zu 2 deutschen gen. A Jeronen bergehen, ind, oder den. 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