6 Viernheimer Anzeiger (Giernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) 1 E ins Haus gebracht.— Wochenende“, Beilagen: zweimal jährlich den Sommer- und Winter- Fahrplan Wandkalender.— Annahme von Bezugs⸗Beſtellungen in der Geſchäftsſtelle u. bei den Boten Weitverbreitete Tageszeſtung— nachrichten- und Anzeigenblatt Fernſprecher 117.— Drahtanſchrift: Anzeiger, Viernheim— Poſtſcheck 21577 Frantfurt nzel-⸗Verkauf der Zeitung von der Geſchäftsſtelle 5 Pfg., Samstags 10 Pfg. . täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 2 ch wöchentlich das„Illuſtrierte und den Geſchäftsſtelle u. von (Biernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die 12geſpaltene Millimeter-Zeile 3 Pfennig, Textſpalte 12 Pfenni bei Wiederholung abgeſtufter Nachlaß.— Annahmeſchluß für Anzeigen aller Art— mittags 9 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer ſämtlichen Anzeigen⸗Mittlern Deutſchlands u. des Auslandes Ankündigungen in dieser Zeitung finden weiteste Verbreitung Plaßwünſche ver Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 36 Nr. 281 Dienstag, den 3. Dezember 1935 52. Jahrgang Wer wird Reichsbürger? Das Reichsbürgergeſetz und das Blutſchutz⸗ ſchutzgeſetz ſowie die dazu ergangenen Aus⸗ führungsverordnungen verfolgen nicht. wie Reichsminiſter Dr. Frick im neueſten Heft der„Deutſchen Juriſten⸗Zeitung“ ausführ⸗ lich darlegt, den Zweck, die Angehörigen der jüdiſchen Raſſe nur um ihrer Raſſezugehö⸗ rigkeit willen ſchlechter zu ſtellen. Die Le⸗ bensmöglichkeit ſoll den Juden in Deutſch⸗ land nicht abgeſchnitten werden. Das deut⸗ ſche Schickſal aber geſtaltet in Zukunft ledig⸗ lich das deutſche Volk. Das Reichsbürgergeſetz unterſcheidet zwi⸗ ſchen dem„Staats angehörigen“ und dem„Rei chsbürger“. Heute iſt die äußere Zugehörigkeit zum deutſchen Staats- verband für den Beſitz der ſtaatsbürgertichen Rechte und für die Heranziehung zu den ſtaatsbürgerlichen Pflichten nicht mehr aus⸗ ſchlaggebend. Der Begriff der Staatsange⸗ hörigkeit dient vielmehr in erſter Linie der Abgrenzung des Deutſchen vom Ausländer und vom Staatenloſen. Reichsbürger iſt demgegenüber nur der Staatsangehörige, dem der Vollbeſitz der politiſchen Rechte und Pflichten zuſteht. Grundſätzlich kann niemand Reichsbürger werden, der nicht deutſchen oder artver⸗ wandten Blutes l(deutſchblütig) iſt; ferner aber muß er durch ſein Verhalten den Wil⸗ len und die Eignung zum Dienſt am deut⸗ ſchen Volke bekunden. Da die Deutſchblütig⸗ keit eine Vorausſetzung des Reichsbürger⸗ rechts bildet, kann kein Jude Reichsbür⸗ ger werden. Dasſelbe aber gilt auch für die Angehörigen anderer Raſſen, deren Blut dem deutſchen Blut nicht artverwandt iſt, 3. B. für Zigeuner und Neger. Das deutſche Blut bildet keine eigene Raſſe. Das deutſche Volk ſetzt ſich vielmehr aus Angehörigen verſchiedener Raſſen zu⸗ ſammen. Allen dieſen Raſſen aber iſt eigen⸗ tümlich, daß ihr Blut ſich miteinander ver⸗ trägt und eine Blutmiſchung— anders wie beim nichtartverwandten Blut— keine Hem⸗ mungen und Spannungen auslöſt. Dem deutſchen Blut kann daher unbedenklich auch das Blut derjenigen Völker gleichgeſtellt werden, deren raſſiſche Zuſammenſetzung der deutſchen verwandt iſt. Das artverwandte Blut wird mit dem deutſchen nach jeder Rich⸗ tung hin gleich behandelt. Reichsbürger können daher auch die Angehörigen der in Deutſchland wohnenden Minderheiten, z. B. Polen, Dänen uſw. werden. Das Reichsbürgerrecht wird durch Ver⸗ leihung des Reichsbürgerbrie⸗ fes erworben. Die Vorausſetzungen für den Erwerb im einzelnen werden noch feſtgelegt werden. Es muß aber jetzt bereits hervor⸗ gehoben werden, daß entgegen anders lau⸗ tenden Gerüchten nicht daran gedacht iſt, die Verleihung des Reichsbürgerrechts etwa nur auf die Mitglieder der NSDAP, alſo einen Bruchteil der deutſchen Staatsangehö⸗ rigen. zu beſchränken. Es iſt vielmehr in Ausſicht genommen, die große Maſſe des deutſchen Volkes zu Reichsbürgern zu ma⸗ chen. Ausnahmen werden nur bei ſolchen Perſonen, die ſich gegen Reich oder Volk vergehen, die zu Zuchthausſtrafen verurteilt ſind, oder in ähnlichen Fällen gemacht wer⸗ den. Die endgültige Verleihung des Reichs⸗ bürgerrechts wird noch geraume Zeit auf ſich warten laſſen müſſen, da ſie von der Erledi⸗ gung einer umfangreichen Verwaltungsar⸗ beit abhängig iſt. Auch der Begriff des füdiſchen Miſch⸗ lings iſt mit allgemein gültiger Wirkung feſtgelegt worden. Dabei wurde davon aus⸗ gegangen, daß Perſonen, die drei volljüdi⸗ ſche Großelternteile beſitzen, unbedenklich als Juden betrachtet werden können. Auf der anderen Seite müſſen Perſonen mit nur ge⸗ ringfügigem jüdiſchem Bluteinſchlag als Deutſche behandelt werden. Miſchlinge ſind danach diejenigen Perſonen. die von einem toder von zwei der Raſſe nach voll⸗ jüdiſchen Großelternteilen abſtammen. Bei der Beurteilung, ob jemand Jude oder Miſchling iſt, iſt grundſätzlich ſeine Blutszu— ſammenſetzung maßgebend. Dabei wird auf die Raſſe der Großeltern abgeſtellt. Sind dieſe nicht volljüdiſch, befinden ſich aber un⸗ ter ihren Vorfahren einzelne Perſonen jüdi⸗ ſcher Raſſe, ſo kommen dieſe bei der Beur⸗ teilung der Raſſenzugehörigkeit nicht in Be⸗ tracht. Im Intereſſe einer Beweiserleichte⸗ rung iſt beſtimmt, daß ein Großelternteil ohne weiteres als volljüdiſch gilt, wenn es Schwerwiegende Entſchlüſſe Die Frage der Sanktionsverſchärfung vor dem britischen Kabinett London. 2. Dez. Das engliſche Kabinett trat am Montag zuſammen, um einen Bericht des Außenmi⸗ niſters über die außenpolitiſche Lage entge⸗ genzunehmen. Das Kabinett hatte ſich mit der Frage der Verhängung von Oelſühne⸗ maßnahmen zu beſchäftigen, ferner mit der Thronrede anläßlich der Parlamentseröff⸗ nung. „Times“ zufolge wird in der Thron⸗ rede, mit der der König am Dienstag das neue Parlament eröffnen wird, beſonders die Frage der notleidenden Induſtriebezirke und der Plan der Ausfüllung der Lücken in der Wehrmocht des Landes hervorgehoben werden. Zur Frage der Flſperre als einem der Hauptgegenſtände der Kabi⸗ nettsbeſprechung nahmen mehrere Blätter grundſätzlich Stellung.„Daily Mail“ und „Daily Expreß“ ermahnen die Regierung von neuem, ſich nicht in Schwierigkeiten ver⸗ wickern zu laſſen. Auch„Morningpoſt“ be⸗ zweifelt, ob eine ſolche Maßnahme geeignet ſein würde, den Frieden in Afrika wieder⸗ herzuſtellen und ſpricht von der Möalichkeit. daß Muſſolini zur Verzweiflung getrieben, und zu einem entſprechenden Schritt veran⸗ laßt werden könnte „Daily Telegraph“ ſchreibt, es ſei ein offe⸗ nes Geheimnis, daß ein oder zwei britiſche Miniſter gegen die Oelſperre ſeien, weil ſie eine Ausdehnung des Krieges durch einen italieniſchen Verzweiflungs⸗ ausbruch befürchten. Das Blatt iſt jedoch der Meinung, daß das Ziel der Sühnepolitik dadurch gefördert und nicht behindert wer⸗ den würde, und erklärt, wenn man es jetzt an Entſchloſſenheit fehlen laſſe, würde dies verhängnisvoll für die ganze Politik kollekti⸗ ver Sühnemaßnahmen ſein. Auswirkungen der Sanktionen Rom. 3. Dez. Der Wirtſchaftskrieg gegen Italien trifft nach italieniſcher Anſicht vor allen Dingen die italieniſche Induſtrie und damit die Ar⸗ beiter. Viele Fabriken haben bereits, wie das halbamtliche„Giornale d'Italia“ aus⸗ führt, ihren Arbeitsgang verlangſamen müſ⸗ ſen. Das halbamtliche Blatt kündiat bereits Verhandlungen an, die in den nächſten Ta⸗ gen zwiſchen den Arbeitervertretern und ben Vertretern der Induſtrie ſtattfinden ſollen. Die Entlaſſung von Arbeitern müſſe auf ein Mindeſtmaß herabgeſetzt und der Arbeitsgang ſozuſagen verdünnt werden, indem möglichſt allgemein auf die 40⸗ Stundenwoche und auch darunter zurückge⸗ gangen werde. Gleichzeitig werden alle Ar⸗ mau der jüdiſchen Religionsgemeinſchaft angehört hat; ein Gegenbeweis iſt dabei ausgeſchloſ⸗ ſen. Die Miſchlinge erfahren grundſätzlich eine beſondere Behandlung. Da ſie nicht Juden ſind, können ſie nicht den Juden, da ſie nicht Deutſche ſind, können ſie nicht den Deutſchen gleichgeſtellt werden. Sie haben daher zwar grundſätzlich die Möglichkeit. das Reichsbürgerrecht zu erwerben. dage⸗ gen bleiben ſie den Beſchränkungen un⸗ terworfen, die in der bisherigen Geſetzge⸗ bung und den Anordnungen der NSDAP und ihrer Gliederungen ausgeſprochen ſind. Ihnen iſt daher auch in Zukunft weder der Zugang zum Beamtentum und verſchiedenen anderen Berufen eröffnet, noch können ſie Mitglied der NSDAP oder ihrer Gliede⸗ rungen ſein. In wirtſchaftlicher Hinſicht ſind ſie dagegen den deutſchblütigen Perſonen vollſtändig gleichgeſtellt. Soweit ferner durch Anordnungen von Organiſationen der verſchiedenſten Art einſchließlich der der NSDAP angeſchloſſenen Verbände Miſch⸗ linge von der Zugehörigkeit zu dieſen Orga⸗ niſationen ausgeſchloſſen ſind, fallen dieſe Anordnungen am 1. Januar 1936 weg, wenn ſie nicht von dem Reichsminiſter des beiter vom Lande, die in den letzten Jahren in der Stadt Arbeit gefunden haben, drin⸗ gend aufgefordert, wieder zur Bearbeitung der Scholle zurückzukehren. Sir Hoare geht auf Arlaub Eden vertritt den Außenminiſter. Wie amtlich bekanntgegeben wird. wird Samuel Hoare einen Urlaub antreten, da ihm ſeine Aerzte dringend empfohlen haben, ſobald als möglich in Erholung zu gehen. Sir Samuel Hoare wird ſich Ende dieſer Woche in die Schweiz begeben. wo er bis Weihnachten bleibt. In Paris wird er auf ſeiner Durchreiſe am kommenden Samstag eine Begegnung mit Laval haben. In ſeiner Abweſenheit wird Eden die Geſchäfte des Auswärtigen Amtes führen. Erforderlichenfalls ſteht der Premierminiſter Baldwin zu Beratungen zur Verfügung. Auf der Flottenkonferenz wird Sir Samuel Hoare durch Lord Stanhope vertreten. Neue Kirchenverordnung Fünfte Verordnung zur Durchführung des Geſetzes zur Sicherung der Deutſchen Evangelischen Kirche Berlin. 2. Dez. Das Reichsgeſetzblatt veröffentlicht folgen⸗ de Verordnung des Reichsminiſters für die kirchlichen Angelegenheiten, Kerrl: Aufgrund des Geſetzes zur Sicherung der Deutſchen Evangeliſchen Kirche vom 24. Sep⸗ tember 1935 wird hiermit verordnet: 8 1. 1. Soweit aufgrund des Geſetzes zur Si⸗ cherung der Deutſchen Evangeliſchen Kirche vom 24. September 1935 und der Durchfüh⸗ rungsverordnungen bei der Deutſchen Evan⸗ geliſchen Kirche und den Landeskirchen Or⸗ gane der Kirchenleitung gebildet ſind. iſt die Ausübung kirchenregimentlicher und kirchen⸗ behördlicher Befugniſſe durch kirchliche Ver⸗ einigungen oder Gruppen unzuläſſia. 2. Zu den gemäß Artikel 1 unzuläſſigen Handlungen gehören insbeſondere die Be— ſezzung von Pfarrſtellen. die Be⸗ rufung von geiſtlichen Hilfskräften. die Prüfung und Ordination von Kandidaten der Evangeliſchen Landes- kirchen, die Viſitation in den Kirchengemein⸗ den, die Verordnung von Kanzel⸗-Ab⸗ kündig ungen, die Erhebung und Per⸗ waltung von Kirchenſteuern und Um⸗ lagen, die Ausſchreibung von Kollekten und Sammlungen in Zuſammenhang mit kirchengemeindlichen Veranſtaltungen, ſowie die Berufung von Synoden. 3. Die Freiheit der kirchlichen Verkündung und die Pflege der religiöſen Gemeinſchaft in kirchlichen Vereinigungen und Gruppen wird nicht berührt. 1. Der Reichsminiſter für die kirchlichen Angelegenheiten gibt die Kirchen und Kir⸗ chenprovinzen bekannt, für die der Fall des § 1, Abſatz 1, gegeben iſt. 2. Organe kirchlicher Vereinigungen oder Gruppen, die nach einer Bekanntmachung Innern im Einvernehmen mit dem Stellver⸗ treter des Führers zugelaſſen werden. Im übrigen mußte dafür Sorge getragen werden, die Miſchlinge als eine zwiſchen den Raſſen ſtehende Miſchraſſe möglichſt bald zum Verſchwinden zu bringen. Dies iſt ein⸗ mal dadurch erreicht, daß man die überwie⸗ gend zum Judentum tendierenden Miſchlin⸗ ge dem Judentum zugeſchlagen hat. Es iſt auf der anderen Seite dadurch erreicht, daß man den Miſchlingen mit zwei vollblütigen Großeltern die Eheſchließung mit deutſch⸗ blütigen Perſonen nur mit Genehmigung geſtattet. Untereinander bleibt ihnen die Eheſchließung zwar erlaubt; nach den Erfah⸗ rungen der mediziniſchen Wiſſenſchaft iſt je⸗ doch bei einer Verbindung von Miſchlingen untereinander nur mit einer geringen Nach⸗ kommenſchaft zu rechnen, wenn beide Teile je zur Hälfte dieſelbe Blutzuſammenſetzung aufweiſen. Den Miſchlingen mit nur einem jüdiſchen Großelternteil wird dagegen durch die ohne weiteres zuläſſige Eheſchließung mit deutſchblütigen Perſonen das Aufgehen im Deutſchtum erleichtert. Um dies nicht zu verzögern, iſt ihnen die Eheſchließung unter⸗ einander verboten. im Raum der betreffenden Kirchen oder Kir chenprovinzen noch kirchenregimentliche Her kirchenbehördliche Befugniſſe ausüben, kön⸗ nen aufgelöſt werden. 8 3. Die Uebernahme kirchenregimentlicher oder kirchenbehördlicher Befugniſſe durch Organe kirchlicher Vereinigungen oder Gruppen iſt nach Inkrafttreten dieſer Ver⸗ ordnung unzuläſſig. Die Vorſchrift des § 2, Abſatz 2, findet entſprechende Anwen⸗ dung. 8 4. Dieſe Verordnung tritt mit dem auf die Verkündung folgenden Tage in Kraft. * Erläuterungen Kerrls Reichsminiſter Kerrl gab zu der neuen Kirchenverordnung vor Preſſevertretern nä— here Erläuterungen. Schon bei der Bildung des Reichskirchen⸗ ausſchuſſes und der Landeskirchenausſchüſſe, ſo ſagte er u. a., habe er im Auge gehabt, daß dieſen Organen die Möglichkeit gegeben werden ſollte, eine neue Deutſche Evangeli⸗ ſche Kirche aufzubauen. Staatsmänniſch ge⸗ ſehen konnte nämlich inſofern keine Rede mehr von einer Deutſchen Evangeliſchen Kir⸗ che ſein, weil dieſe Kirche aufgeſpalten war in drei verſchiedene Gruppen, von denen ſich zwei untereinander auf das heftiaſte be⸗ kämpften. Die eine Gruppe ſetzte ſich zuſam⸗ men aus den Deutſchen Chriſten und der Reichskirchen verwaltung und die dritte aus der Mitte, die verhältnismä⸗ ßig ſehr ſtark geweſen ſei und die durchaus nicht etwa aus Lauen beſtanden habe, ſon— dern zum größten Teil aus Leuten. die auf beiden Seiten aus beachtlichen Gründen nicht mehr in der Lage geweſen ſeien. mitzu⸗ machen. Die Kirche ſelbſt fühlte ſich nicht mehr in der Lage, die Ordnung herzuſtellen, und aus dieſem Grunde ſei an den Staat die Bitte herangetragen worden. von ſich aus einzugreifen und Ordnung zu ſchaffen Schon früher habe er, Reichsminiſter Kerrl, es für unbedingte Pflicht gehalten, ſich in keiner Weiſe in Bekenntnisfragen oder überhaupt in Glaubensfragen der Kir- che einzumiſchen. Der Reichskirchenausſchuß und die Landeskirchenausſchüſſe ſeien in der Weiſe berufen worden, daß Männer der Kirche aus verſchiedenen Gruppen, von de⸗ nen man glaubte, daß ſie in ſich die Beru⸗ fung fühlen könnten, das ſchwere und unge⸗ heuer verantwortungsvolle Amt einer Ord⸗ nung auf ſich zu nehmen, zuſammengeſetzt wurden, um in gegenſeitiger Ausſprache zu prüfen, ob ſie ſich berufen fühlen oder nicht. Nach langer Beratung habe zur Freude des Miniſters Einmütigkeit beſtanden, die in einer Erklärung ihren Niederſchlag gefunden habe. Dieſe Erklärung habe ſich zu einem Aufruf des Reichskirchenausſchuſſes an das Kirchenvolk verdichtet, der von allen Seiten hoch begrüßt wurde. Leider habe der Miniſter im Verlauf der letzten Monate auch Unangenehmes erleben müſſen: In mehreren Ländern nämlich, in denen Landeskirchenausſchüſſe ernannt wor⸗ den waren, ſeien immer noch Leute gekom- mem, die behaupteten. die innerkirchliche Cegitimation läge bei ihnen und nicht bei den vom Mini⸗ ſter eingeſetzten Ausſchüſſen. Eine ſolche Be⸗ hauptung könne nicht anerkannt werden. Der Reichskirchenausſchuß mit ſeinen Lan— desausſchüſſen werde jene Uebergangslöſung ſchaffen, mit der eine Selbſtverwaltung wie⸗ der ermöglicht werde. Die Arbeit der Ord⸗ nung ſei alſo durch den Reichskirchenminiſter der Kirche ſelbſt übertragen worden, und der Staat wache jetzt nur noch darüber, daß die Ordnung, die entſtehen ſolle, nicht mehr gefährdet werden könne. Es wäre ein Un⸗ finn, wenn Männer der Bekenntniskirche ſetzt kämen und ſagen wollten, ihr Bekennt⸗ nis ſei in Gefahr. Erörterungen darüber hätten keinen Zweck. Wenn die Deutſche Evangeliſche Kirche ſich in Ordnung brin⸗ gen wolle, dann könne es ſich nur um eine Drdnung handeln, der alle gehorchen müſ⸗ en. Ganz klar und einfach ſei deshalb in der neuen Verordnung feſtgelegt worden, daß dort, wo Ausſchüſſe gebildet ſind, nicht mehr andere Organe, die irgendeiner Kirchenver⸗ einigung oder Gruppe angehören, berechtigt ſeien. Funktionen wahrzunehmen, die nur bei den Ausſchüſſen liegen können. Hierbei werde nicht etwa daran gedacht, etwa die Bekenntniskirche als ſolche, als Ge⸗ meinſchaft zu verbieten oder etwa die Bru⸗ derräte. Aber ſichergeſtellt ſei nunmehr, daß von keiner Seite mehr in das Kirchen- und das geiſtige Regiment hineingefunkt werden könne. Werde dieſer Verſuch trotzdem ge⸗ macht. dann müſſe ſelbſtverſtändlich der Reichskirchenminiſter einſchreiten. Ebenſo ſelbſtverſtändlich iſt es, daß es auch der Kirchenleitung für das Reichsgebiet nicht mehr möglich ſei, von ſich aus Anord— nungen zu treffen. Miniſter Kerrl betonte zum Schluß, daß nicht bei ihm die geiſtliche Autorität der evangeliſchen Kirche liege, ſondern beim Reichskirchenausſchuß, der auch das Kirchen⸗ regiment führe. Er ſelbſt habe nur ſein Augenmerk darauf gerichtet, daß die erfor⸗ derliche Ordnung auch hergeſtellt werde. Der große Lünderkampf Die deutſche Mannſchaft in Condon. London. 2. Dez. Auf dem Flugplatz Croyden trafen der Reichsſportführer von Tſchammer und Oſten, der Präſident des Deutſchen Olympiaaus⸗ ſchuſſes, Lewald, der Generalſekretär des Internationalen Olympiſchen Ausſchuſſes, Dr. Diem, ſowie mehrere Begleiter im Olym⸗ piaflugzeug aus Paris ein. Zu ihrer Begrü⸗ zung hatten ſich von deutſcher Seite der deut⸗ ſche Botſchafter von Hoeſch und eine Reihe von Mitgliedern der deutſchen Kolonie, von engliſcher Seite u. a. der frühere Sekretär der Football-Aſſociation, Sir Frederſe Wall, eingefunden. Der Reichsſportführer. der am Mittwoch dem Fußball⸗Länderkampf Deutſchland— England beiwohnen wird, erklärte einem Vertreter des Deutſchen Nachrichtenbüros, daß er die Gelegenheit ſeines Aufenthaltes in London benutzen werde, um mit den lei⸗ tenden Perſönlichkeiten des engliſchen Olym⸗ piſchen Ausſchuſſes die Olympiavorbereitun⸗ gen zu beſprechen. Kurz nach dem Olympiaflugzeug kam die Junkers⸗Maſchine„Wilhelm Cuno“ mit der deutſchen Fußball⸗Mannſchaft und ihren Be⸗ gleitern an. Neuer Einſpruch der Gewerkſchaften. Eine Abordnung der britiſchen Gewerk⸗ ſchaften ſuchte den Innenminiſter Sir John Simon auf, um neuerlich gegen den Be⸗ ſuch der deutſchen Fußball⸗Mannſchaft Ein⸗ ſpruch zu erheben. Politiſches Allerlei Bern. Die Schweizer Bundesverſamm⸗ lung trat zum erſten Male nach den Neu⸗ wahlen zu einer Arbeitstagung zuſammen; Haus und Tribünen waren ſtark beſetzt. Kairo. Die Zeitung„Roſa el Juſſeff“ be⸗ richtet, daß am vergangenen Sonntag 50 britiſche Militärflug zeuge nach El Obeid im Sudan abgeflogen ſind. Tientſin. Den chineſiſchen Behörden wur⸗ de japaniſcherſeits mitgeteilt, daß drei japa⸗ niſche Deviſionen(etwa 30 000 Mann) in einigen Tagen aus Mandſchukuo in Tientſin eintreffen würden und daß für ihre Unter⸗ bringung Vorſorge getroffen werden müſſe. Aufruſe italieniſcher Kirchenfürſten Mailand, 3. Dez. Der Fürſterzbiſchof von Florenz hat an den Klerus ſeiner Erzdiözeſe einen Aufruf erlaſſen, der u. a. die Geiſtlich⸗ keit aufforderte, dem Volk den Satz„Geber dem Kaiſer, was des Kaiſers i ſt“ in Erinnerung zu rufen. Da die faſchi⸗ ſtiſche Regierung außerordentliche Schwie⸗ rigkeiten zu überwinden habe. ſei es Pflicht, ihr beizuſtehen. Die Prieſterſchaft wird an⸗ gewieſen, dem Volke klarzumachen, daß die Suche nach neuen wirtſchaftlichen Hilfs⸗ quellen und die Unterſtützung des Abwehr— kampfes gegen die Sühnemaßnahmen zum Frieden beitrage. Es ſolle ferner nicht ver⸗ geſſen werden, darauf hinzuweiſen. daß in der Front gegen Italien auch der Bolſche⸗ wismus nicht fehle. Der Kardinalerzbiſchof von Genua hat an die Geiſtlichkeit ſeiner Erzdiözeſe einen Runderlaß ergehen laſſen, in dem er ſie auffordert, die Bevölkerung pd. Im Denken der neuen Zeit ſind die Begriffe von„höchſten und allerhöchſten Herrſchaften“ und von„Abſtand“ zwiſchen Führung und Volk ausgeſtorben. Vor dem Lebensſchickſal des Volkes gibt es keine Un⸗ terſchiede, lediglich eine organiſche Vertei— lung von Pflichten und Verantwortung. Das Recht liegt bei der Geſamtheit. Daß unſer Volk bewußt— mitunter auch noch unbe⸗ wußt— von dieſem Zuſammengehörigkeits— gefühl getragen wird, beweiſen die ungeheu— ren Summen, die mit einer Selbſtverſtänd⸗ lichkeit ohnegleichen zum Winterhilfswerk aufgebracht werden. Ein Beiſpiel nur möge dieſe Anſicht belegen: Im mächtigen und rei⸗ chen Vorkriegsdeutſchland ſprach man von „hohen, höchſten und allerhöchſten Herrſchaf⸗ ten“. das einigende Band zwiſchen ihnen und dem Volk aber fehlte. Trotzdem das Land wirtſchaftlich ſtark war, wurde nach monatelanger Propaganda für die Zeppelin⸗ ſpende, die beſtimmt eine Angelegenheit der Geſamtheit war, die uns heute lächerlich ge⸗ ring anmutende Summe von 7 Millionen RM aufgebracht.— Und im nationalſoziali⸗ ſtiſchen Deutſchland hat ein armes Volk im Winter 1934/35 367 Millionen RM auf den Altar der Volksgemeinſchaft gelegt. Glaubt denn irgendeiner. ein ſoſches Opfer wäre möglich geweſen ohne den Willen zur ſozia⸗ liſtiſchen Kamergdſchaft? Nur durch dieſen Willen iſt das ſtille Heldentum des deutſchen Volkes im Einſatz für den einzelnen zu ver⸗ ſtehen.„Das Winterhilfswerk iſt ein Herois⸗ Paris. 2. Dez. Schwere Weſtſtürme tobten über Frank⸗ reich und richteten vielfach Verheerungen an. In Paris gab es Regenſtürme und Ha⸗ gelſchauer. Die Straßen von Paris waren überſät von abgebrochenen Baumäften und in den großen Parks wurden mehrere Bäu— me entwurzelt. Auch Schornſteine und Windrichtungsanzeiger wurden von der Ge⸗ walt des Sturmes heruntergeriſſen und Bauzäune ſowie Baugerüſte ſtürzten zuſam⸗ men. Beſonders ſchwer aber hatten die Kü⸗ ſtengegenden zu leiden. Zahlreiche Schiffe haben beträchtliche Verſpätungen. In einem kleinen Hafen bei Lannion an der bretoniſchen Küſte iſt ein Motorſchiff durch den Sturm überraſcht worden. der Maſt ging über Bord und das Schiff wurde gegen die Uferfelſen getrieben. Zwei Matroſen verſuchten mit aller Kraft, das Schiff aus der gefährdeten Richtung zu bringen, was ihnen ſchließlich auch gelang. Leider wurden die beiden kühnen Seeleute bei ihrem Ret— tungswerk von einer Welle über Vord ge— ſpült und ertranken. In der Normandie und in der Bretagne wurden die Schiffe am Aus— laufen aus den Häfen gehindert. Fiſcherboo⸗ te und Segelſchiffe, die ſich auf offenem Meere befanden, als der Sturm losbrach, konnten nur mit Mühe und mit mehr oder weniger ſchweren Beſchädigungen Schutzhä⸗ fen erreichen. Bei Breſt ſind mehrere Schiffe in Seenot. Beſonders ſchwere Schäden verurſachte der Skurm bei Boulogne-ſur⸗Mer an der Kanal- küſte. Hier ſind gegenwärtig gerade große Hafenvertiefungs- und Verbreikerungsarbei⸗ der Vau von Kleinwohnungen Aeußerſte Friſt für Steuerbefreiung. Berlin, 1. Dezember. Das Reichsfinanzminiſterium teilt mit: Neuerrichtete Kleinwohnungen ſind nach der bisherigen Rechtslage nur dann von Steuern befreit, wenn ſie bis zum 31. März 1936 oder— unter gewiſſen Vorausſet⸗ zum Spenden von Metallen zu ermuntern. zungen— bis zum 31. Mai 1936 bezugs⸗ Schwere Stürme In Frankreich ——— März werden. daß dem ſetzlichen in der Die große Eröffnungskundgebung in der Deukſchlandh Ein Ueberſichtsbild von der Einweihung der neuen Deutſchlandhalle durch den Führer und Reichskanzler.(Weltbi d— M.) Einer für alle— alle für einen Zum Tag der nationalen Solidarität am 7. Dezember 1935 mus des Alltags und dieſer umaibt jeden einzelnen von uns. Er mag ſtehen, wo er auch immer ſtehe“, ſagte Dr. Goebbels. Alle für eineag! Unſere Führer kommen aus dem Volk. Am Samstag, den 7. Dezember 1935, wer⸗ den ſie wieder vor die treten, die ihnen das Vertrauen gaben, und ſie auffordern, durch eine Dankesgabe ihren Willen zur nationa⸗ len Solidarität mit dem notleidenden Volks⸗ genoſſen zu beweiſen. Wenn einzelne Volks⸗ genoſſen in dieſem Winter noch die Ge⸗ ſchmackloſigkeit beſaßen, ihren Einſatz für das WHW ein Form von Wohltätigkeitsfeſten zu ſtarten, auf denen ſie ſich„wohltätig“ amüſierten, ſo hat das Volk kein Verſtänd⸗ nis dafür und ſchätzt die Art des„Opfers“ entſprechend ein. 5 Nicht Wohltätigkeit, ſondern ſiktliche Pflicht. Umſo freundiger wird es am 7. Dezember auf die Straße gehen und dem Volksgenoſ⸗ ſen Miniſter oder Volksgenoſſen Gauleiter ſeine Gabe zu treuen Händen überreichen. Im vorigen Jahr kamen in Berlin in weni⸗ gen Stunden mehr als 300 000 RM zuſam⸗ men, entſprechende Ergebniſſe hatten in Deutſchland alle Städte und Orte zu verzeich— nen. Und ſoviel iſt jetzt ſchon ſicher, daß auch in dieſem Jahre das Ergebnis dem vor⸗ jährigen nicht nachſtehen, ſondern es eher noch übertreffen wird. Jeder Volksgenoſſe tue ſeine Pflicht. Einer für alle! ken im Gange. Alles iſt wieder von den durch den Sturm aufgewühlten Meereswogen ver- nichtet worden. Der Schaden beträgt hier allein drei Millionen Franken. Eine Spring- flut hat die Verbindungen zwiſchen Boulogne und Wilmereux unterbrochen. Bei Moutier⸗Tarentaiſe in Franzöſiſch⸗ Savoyen löſten ſich infolge der andauernden Regenfälle große Felsmaſſen und ſtürzten auf eine Eiſenbahnſtrecke am Ausgange eines Tunnels, wodurch der Verkehr auf die⸗ ſer Strecke unterbrochen wurde und der Per⸗ ſonenverkehr umgeleitet werden mußte. . und in der Schweiz Zürich, 2. Dez. Die Gegend von Zürich wurde von einem Sturm heimgeſucht, der verſchiedene Unfälle und Sachbeſchädigungen zur Folge hatte. In Zürich wurde ein 200 am großes Blechdach des Obdachloſenheimes auf die Oberleitung der Straßenbahn geſchleudert, was eine Verkehrsunterbrechung von einer Stunde zur Folge hatte. Ein Straßenbahn⸗ wagen wurde durch eine einſtürzende Rekla⸗ metafel beſchädigt. Die Scheiben zerſplitter— ten und mehrere Perſonen wurden verletzt. Auch an anderen Stellen erlitten einzelne Perſonen Verletzungen. Auch das Genfer Seegebiet wurde von dem Unwetter heimgeſucht. Der Morges-Fluß trat über die Ufer und überſchwemmte mehrere Bezirke der Stadt Morges. Die Feuerwehr mußte eingreifen. Ebenſo ſind in Antonſtätten am Genfer See Ueberſchwemmungen vorgekom⸗ men. fertig werden. Von den verſchiedenſten Sei⸗ ten iſt unter Hinweis auf den großen Be— darf an Kleinwohnungen beantragt worden. die Steuerbefreiung auch für ſolche Klein— wohnungen zu gewähren, die nach dem 31 i(oder 31. Mai) 1936 bezugsfertig Es kann damit gerechnet werden. Antrag ſtattgegeben wird. Die ge⸗ Vorſchriften werden vorausſichtlich Weiſe geändert werden. daß die 571 alle. Steuerbefreiung auch für ſolche Kleinwoh⸗ nungen gilt, die bis zum 31. März 1937 bezugsfertig werden. Entſprechend der bisherigen Rege⸗ lung verlängert ſich die Friſt bis zum 31. Mai 1937, wenn die Kleinwohnungen bis zum 31. Dezember 1936 im Rohbau vollen⸗ det werden. Eine nochmalige Verlängerung der Steuerbefreiungsvorſchriften für Kleinwoh⸗ nungen wird künftig unter keinen Umſtän⸗ den erfolgen. Kleinwohnungen, die nach dem 31. März(oder 31. Mai) 1937 bezugs⸗ fertig werden, genießen alſo keine Steu⸗ erbefreiung mehr. Das Vlutſchutzgeſetz in der Hausgehilfenpraxis. Berlin. 2. Dez. Auf der Tagung der Reichsfachgruppe Hausgehilfen im Frauenamt der DAſß wur⸗ den auch die Blutſchutzgeſetze erör⸗ tert, insbeſondere die Ausführungsbeſtim⸗ mungen, die für die Hausgehilfinnen bon großer Bedeutung ſind. Dabei wurde feſtgeſtellt, daß in wiederholten Fällen die Juden bemüht waren, anſtatt der Hausgehil⸗ innen nunmehr deutſche Männer zur Arbeit, in ihren Haushalten zu verwenden. Dieſe Beſtrebungen würden verurteilt. Weiter kam zur Sprache, daß Hausgehilfinnen, die in einem jüdiſchen Haushalt beſchäftigt wa⸗ ren, in einzelnen Fällen anſcheinend Befrei⸗ ung von den Vorſchriften des Geſetzes gefor⸗ dert hatten. Nachträglich habe ſich aber im⸗ mer herausgeſtellt, daß nicht nur die Mäd⸗ chen dieſe Schreiben gar nicht ſelbſt verfaßt hatten, ſondern in der Mehrzahl der Fälle nicht einmal etwas davon gewußt hatten. Die verſammelten Amtswalter ſtimmten dem Gedanken zu, diejenigen Hausgehilfin⸗ nen, die lange Zeit in ſüdiſchen Haushalten waren und nicht ſofort wieder untergebracht werden können, in beſonderen Auffangla- gern zu betreuen und zu ſchulen. Das Senftenberger Unglütk Beileid des Reichswirkſchaftsminiſters. Senftenberg, 2 Dez. Die Kohlenſtaubexploſion im Betriebe der Grube Meuroſtollen der Senftenberger Koh⸗ lenwerke hat ein zweites Todesopfer gefor⸗ dert. Im Senftenberger Knappſchaftskran⸗ kenhaus verſtarb der 48jährige Ofenwärter Eduard Strobel, Vater von drei unverſorg⸗ ten Kindern. Das Befinden der beiden ſchwerverletzten Gefolgſchaftsmitalieder Sit⸗ teck und Koſtrau iſt beſorgniserregend. Die Werksleitung der Senftenberger Koh⸗ lenwerke hat folgendes Telegramm erhalten: Zu dem ſchweren, Unglück, das Ihre Bri⸗ kettfabrik betroffen hat, ſpreche ich Ihnen und der Gefolgſchaft meine herzliche Anteil⸗ nahme aus und wünſche den Verletzten bal⸗ dige Geneſung. Der Reichs⸗ und preußiſche Wirtſchaftsminiſter.“ Ein Doppelmord in Ostpreußen Lyck(Oſtpreußen), 3. Dez. In den frühen orgenſtunden wurde in Rosken im Kreiſe Lyck eine furchtbare Bluktat entdeckt. Man fand den Gendarmeriewachtmeiſter Rode und ſeine Ehefrau im Schlafzimmer ihrer Wohnung in einer großen Blutlache liegend kol auf. Nach den bisherigen amtlichen Feſt⸗ ſtellungen handelt es ſich um einen Doppel⸗ mord. Der Beamte und ſeine Ehefrau ſind durch mehrere Meſſerſtiche getötet worden. Schnellzug gegen Laſtzug gefahren. Hannover, 3. Dez. Auf der Strecke zwi⸗ ſchen Nordſtemmen und Alfeld(Leine) iſt nachts um 2.25 Uhr der Mindener D⸗Zug 75 auf der Fahrt nach Hanover bei Banteln mit einem Laſtzug zuſammengeſtoßen. Der An⸗ hänger des Laſtzuges und die Lokomotive wurden zertrümmert. Der Laſtzug war auf den Bahnkörper gefahren als der beſchrankte Bahnübergang nicht geſchloſſen war. Abge⸗ ſehen vom Lokomotivführer, der durch Glas⸗ ſplitter erheblich verletzt worden iſt, ſind kei. ne Menſchen zu Schaden gekommen. —ä — —— 1 . . — e be l. 1 de 1e l ö zimmer dem Ehepaar von Rieders gegenüber. 7 O ELLEN AU. Urheberrechtsschutz: Fünf Türme-Verlag, Halle(Saale) 5 Nachdruck verboten. Die Heimat! All die Jahre, da er Europa fern war, hatte Friedrich von Gerling nur ſeiner Arbeit gelebt, und wenn er ja einmal Heimweh in ſich aufkeimen fühlte, hatte er es männlich erſtickt. Aber ſchon auf dem Schiffe hatte er brennende Ungeduld verſpürt, und kaum hatte er den Fuß an Land geſetzt, war er Tag und Nacht gereiſt, bis er endlich abends ſpät in München ankam. Und auch da hatte es ihn noch keine Ruhe gelaſſen! Er war in tiefer Nacht durch die einſamen Straßen geſchlendert und hatte die lieben, vertrauten Plätze begrüßt und ſeiner Studentenzeit gedacht, die er größtenteils hier verbracht hatte.. Und er dachte auch an Monika von Innemann. Aber er wollte ſein Wort getreulich erfüllen und keinen Tag vor ihrem einundzwanzigſten Geburtstag eintreffen! So ver⸗ wendete er die Zeit, um auch ſeinen äußeren Menſchen wieder Europa anzupaſſen. Seine Anzüge und ſeine Schuhe waren unmodern geworden, und mit einer Freude, die ihm in all den Jahren ganz fremd geworden war, ſtattete er ſich neu aus. Er war nicht eitel, aber wenn den intereſſanten, tiefgebräunten Mann, aus deſſen Antlitz zwei helle blaue Augen leuchteten, manch freundlicher Frauenblick ſtreifte, ſo freute er ſich darüber. Sein Herz war voll Hoffnung! Alles Zweifeln war von ihm abgefallen. Die Worte ſeines Freundes Rolf Werder hatten doch einen Widerhall in ihm erweckt und ihm die rechte Sicherheit ſeines Entſchluſſes geraubt. Aber jetzt war er wieder davon überzeugt, daß alles ſo kommen würde, wie er es ſich gedacht hatte. Die Tochter des Majors von Innemann— oder keine! Und doch ſagte ihm nichts in ſeinem Herzen, als er an einem großen, prächtigen amerikaniſchen Wagen, der im Hundertkilometer-Tempo dahinſtürmte, vorbeiſuhr, daß ſoeben das Mädchen, an das er mit allen Wünſchen dachte, darin ſaß. Seinem aufmerkſamen Auge entging allerdings nicht, daß dies ein beſonders ſchöner, ſchnittiger Wagen der teuerſten Marke war. Aber damit war er auch ſchon vorbei, und ſeine Gedanken wandten ſich von neuem ſeinem Fahrziel zu.— Zwei Stunden ſpäter ſaß er in dem dämmerigen Wohn— Unter ſeiner braunen Haut konnte man nicht erkennen, wie fahl er geworden war. Er hatte keine Gelegenheit gehabt, ſeine wahren Pläue dem Ehepaar von Rieders auseinanderzuſetzen. Es hatte genügt, daß er ſich als Regimentskamerad des verſtorbenen Majors entpuppt hatte, der gekommen war, um deſſen Tochter kennenzulernen, um ihm das Herz der Ehegatten zu erſchließen. Das Herz und auch das Vertrauen der beiden alten Leute, die ſich nicht enthalten konnten, über Monikas Undank bitter zu klagen. So viele Jahre hatten ſie ſie liebevoll betreut, und ſie hatte auch nicht eine Stunde länger gewartet, um ſie zu verlaſſen, als ſie mußte. Gerade heute an ihrem einundzwanzigſten Geburtstage hatte ſie ihnen ihren Entſchluß mitgeteilt, mit einer exotiſchen alten Amerikanerin auf Reiſen zu gehen. Dieſe Dame und ihr Sohn waren einfach vorgefahren, hatten Monikas Gepäck aufgeladen, und fort waren ſie gleich darauf.— Hätte Friedrich von Gerling Gelegenheit gehabt, mit Lotte Hartenberg oder ihrem Gatten zu ſprechen, ſo hätte er es etwas anders gehört. Monika hatte freilich ihren feſten Entſchluß mitgeteilt, aber ſie hatte es beſcheiden getan und hatte ihre Ver— wandten gebeten, Frau Klinke ins Haus bitten zu dürfen, damit man ſich gegenſeitig kennenlerne. Aber Frau von Rieders hatte ihren Wunſch ſchroff zurückgewieſen. „Wenn du uns verlaſſen willſt, kaum daß wir nach dem Geſetz die Macht verloren haben, dich za halten, ſo kannſt du es tun. Dann intereſſiert es mich aber auch nicht weiter, wohin du gehſt...“ „Aber Tante, ſieh ſie dir doch an! Ich werde endlich Gelegenheit haben, mein Brot zu verdienen, euch nicht mehr zur Laſt zu fallen.“ „Du biſt uns niemals zur Laſt gefallen“, ſagte Frau von Rieders eiſig.„Die einzige Tochter meines teuren Bruders wird immer unter meinem Dache ein Heim haben. Allerdings nur, ſolange ſie nichts tut, was den reinen Namen Innemann nicht ſchändet. Ob es für eine Innemann das Richtige iſt, bei einer emporgekommenen Amerikanerin Zofe zu ſpielen...“ „Aber Tante, Frau Klinke iſt eine Deutſche, die durch die ehrliche Arbeit ihres Lebens gemeinſam mit ihrem verſtorbenen Mann ein Vermögen erworben hat. Sie iſt trotz ihres Reichtums einfach und beſcheiden, und ich ſoll ihr Geſellſchaft leiſten; ſie iſt ſehr viel allein denn ihr Sohn..“ „Von dem Sohn will ich überhaupt nicht reden. Es gehört ſich meiner Anſicht nach überhaupt nicht, daß du jetzt ſtändig mit einem verwöhnten Millionärsſöhnchen, das dem lieben Herrgott den Tag abſtiehlt...“ „Aber Tante! Frau Klinkes Sohn iſt ein ſehr fleißiger Student. Er arbeitet gerade an ſeiner Doktorarbeit. Er hat überhaupt für nichts anderes Sinn als für ſeine Arbeit.“ „Woher weißt du das denn ſo gut? Haſt du dir viel⸗ leicht ſchon überlegt, daß es nicht ſo einfach ſein wird, den jungen Mann einzufangen?“ „Sprich nicht weiter, Tante! Du haſt kein Recht, ſo mit mir zu ſprechen. Habe ich dir jemals Grund gegeben, anzunehmen, daß ich...“ 5 „Meine liebe Monika, du haſt uns keinen Grund geben können, denn ich habe dich ſo behütet, wie ich es deinem Vater verſprochen habe. Leider ſehe ich, daß es mir nicht gelungen iſt, dir auch jene wahren Grundſätze ein⸗ zupflanzen, die deinen Vater und mich unſer Leben lang geleitet haben. Aber ich weiß ja wohl, von wem du es hat Sie brach ab. Aber auch jetzt hatte Monika ſie wieder verſtanden. J „Du haſt ſchon einmal etwas gegen meine Mutter ſagen wollen. Und ich wünſchte wohl, du hätteſt den Mut, alles zu ſagen, was du ihr vorwirfft. Dann wüßte ich doch wenigſtens die Wahrheit. Aber das eine weiß ich, was immer man meiner Mutter vorwirft, und was immer ſie getan haben ſoll— ich weiß, daß ſie der beſte und edelſte Menſch war, der je gelebt hat. Ihr Bild ſagt es mir, und kein Menſch wird mir ihr Andenken in den Staub zerren.“ Und ohne einen weiteren Blick auf Frau von Rieders zu werfen, verließ Monika das Zimmer und ging hinauf in ihr Stübchen, um ihre reſtlichen Sachen zuſammen⸗ zulegen. Ihre Hände flogen, und Tränen des Zornes und der Empörung liefen über ihr Geſicht. Heute morgen noch war ſie aufgewacht und hatte den Tag, an dem ſie mündig wurde, mit ſeltſamer Weihe empfunden. Und ſie hatte auch lange am Fenſter geſtanden und hatte den vertrauten Anblick der Landſchaft mit tiefer Rührung in ſich aufgenommen. So viele Jahre ihres Lebens hatte ſie hier verbracht. Und waren es auch keine glücklichen Jahre, ſo war ſie doch geborgen geweſen vor den Stürmen des Lebens. Und ſie hatte ſich vorgenommen, den beiden alten Ver⸗ wandten, die es in ihrer Art doch wohl gut mit ihr ge— meint hatten, herzlich zu danken. Es ſollte kein Abſchied fürs Leben werden, wenn ſie jetzt mit den Klinkes in die Welt ging. Jetzt aber empfand Monika, daß dies nicht nur eine Trennung war, ſondern auch ein Bruch. Sie legte vor⸗ ſichtig und behutſam als letztes die Bilder ihrer geliebten Eltern in den Koffer. Dann verſchloß ſie ihn und ging mit hartem Geſicht hinunter, um ſich zu verabſchieden. Um das Geſicht des alten, wortkargen Rittmeiſters zuckte es wohl, als ihm ſeine Nichte die Hand reichte. Er hätte gern ein gutes Wort geſagt, aber er wagte es nicht vor den feſt zuſammengepreßten Lippen ſeiner Frau.— Der Rittmeiſter ſaß auch jetzt ſchweigend daneben, wäh⸗ rend ſeine Frau wortreich dem Beſucher über Monika klagte. Friedrich von Gerling mußte ſich zwingen, zu⸗ zuhören. Die Enttäuſchung hatte ihn zu tief getroffen. Warum hatte er auch ſo genau ſein wollen und erſt an Monikas Geburtstag erſcheinen? Wäre er geſtern ge— kommen oder wenigſtens heute früh! Vielleicht hätte er dann dieſe Abreiſe verhindern können. Aber hätte er es auch ſollen? Vielleicht war auch das eine Fügung des Schickſals. Er erinnerte ſich der zweifelnden Worte Rolf Werders. „Wir haben ſie nicht gefragt, wohin ſie reiſt. Aber wenn ſie uns Nachricht gibt, wollen wir Sie gerne ver— ſtändigen, Herr von Gerling.“ In dieſem Augenblick klopfte es, und Lotte Hartenberg trat ein. Erſtaunt betrachtete ſie den Beſucher. Einen ſo gut ausſehenden jungen Mann hatte ſie noch nie bei Rieders angetroffen. a Schnell wurden die beiden bekannt gemacht. Und Lotte erfuhr den Grund von Gerlings Kommen. Er wollte Monika kennenlernen, die Tochter ſeines Majors, dem er ſich zu lebenslänglichem Danke verpflichtet fühlte. Lotte heftete ihre großen, aufmerkſamen Augen auf Gerling. Aber von deſſen undurchdringlichem Geſicht war nichts abzuleſen. Und doch— Lotte wäre keine junge Frau geweſen, wenn ſie ſich nicht ihre Gedanken gemacht hätte. Wie ſchade, daß Monika gerade heute die Heimat verlaſſen hatte! Lotte kannte Monika gut genug, um zu wiſſen, daß Gerling ihr gut gefallen hätte. Und aus Perſien kam er, wo er Eiſenbahnen baute. Nun, das war romantiſch genug! Sie dachte angeſtrengt nach, wie ſie Gerling allein ſprechen könnte. Endlich ſchien ſich ihr Gelegenheit zu bieten. Der Beſucher ſtand auf und bat, ſich verabſchieden zu dürfen. Auch Lotte erhob ſich ſchnell, obwohl ſie ſah, daß Frau von Rieders noch gern mit ihr geſprochen hätte. „Ich muß nach Hauſe. Erich braucht mich in feiner Ordination. Heute iſt Markttag, da iſt beſonders großer Betrieb bei uns.“ Sie ging neben dem hochgewochſenen Gerling durch den kleinen Vorgarten. Sein hübſcher, kleiner, vor Neu⸗ heit blitzender Wagen ſtand draußen. „O ja, der iſt hübſch!“ ſagte Lotte und ſtrich liebkoſend über den Kühler.„Wir haben nur ſo einen ganz, ganz alten Opel. Zieht aber auch noch brav.“ Sie hätte ſo gern das Geſpräch auf Monika gebracht, aber Gerling ſah ſtarr geradeaus. Da kam Lotte ein Einfall.„Würden Sie mich nach Hauſe bringen?“ „Gern. Sie müſſen mir nur den Weg zeigen.“ Und kaum war ſie neben ihn in den Wagen geſtiegen, entſchloß ſie ſich, zu handeln. „Es tut mir ſo leid“, ſagte ſie,„daß Sie Monika nicht angetroffen haben. Und Sie dürfen nicht auf die Rieders hören. Sie ſind ſehr verbittert, aber auch Monika hat es nicht leicht gehabt bei ihnen.— Steigen Sie doch ein bißchen bei uns aus. Mein Mann wird ſich freuen, Sie kennenzulernen. Und dann möchte ich Ihnen gerne Bilder von Monika zeigen. Wenn Sie ſie doch als Kind gekannt haben....“ Eine Viertelſtunde ſpäter ſaß Gerling auf der Veranda des Doktorhauſes, und Lotte hatte einen Stoß kleiner Amateuraufnahmen vor ihm ausgebreitet und hatte ihn dann allein gelaſſen, um in die Ordination des Doktors hinüberzuſchauen. Gerling aber freute ſich, daß er Gelegenheit hatte, die Bilder allein anzuſehen. Mit Herzklopfen betrachtete er eines nach dem andern, und die reizende Erſcheinung Monilas erfüllte ihn mit Entzücken. Da waren noch Bild⸗ chen, auf denen Monika die langen blonden Zöpfe über die Ohren hingen; ſpäter ſah er ſie mit ihrem ſchlichten Knoten, meiſt in ländlichen Sommerkleidern. Er konnte ſich keine Rechenſchaft darüber geben, aber er hatte das Empfinden, daß Monika genau ſo war, wie er ſie ſich vorgeſtellt hatte. „Nun, wie gefällt Ihnen Monika? Lieb iſt ſie— nicht?“ Mit einem ſchnellen Griff raffte Lotte das Päckchen zuſammen und ſchob es zur Seite. Sie bemerkte es nicht, daß eines der Bilder zur Erde glitt. „Und was werden Sie nun tun, Herr Ingenieur? Wie lange dauert Ihr Heimaturlaub? Und was haben Sie für Pläne?“ Lottes ſcharfem Blick entging das Zögern nicht, das über die markanten Züge Gerlings glitt. Sie hätte ihm ſo gern vorgeſchlagen, er möchte doch Monika nachreiſen, aber er hatte etwas ſo Verſchloſſenes, daß ſie es nicht wagte. Aber da ſagte er plötzlich ſelbſt: „Ich weiß, daß Fräulein von Innemann nicht im Guten von ihren Verwandten geſchieden iſt. Aber Sie waren doch Ihre Freundin, gnädige Frau? Wiſſen Sie nicht, wohin Sie abgereiſt iſt?“ Lottes Herz tat einen freudigen Sprung. Nun hatte ſie ihn ſo weit, wie ſie ihn haben wollte. „Natürlich weiß ich es. Sie ſind nach München und wollen dort in den Vier Jahreszeiten' abſteigen. So viel ich weiß, will Familie Klinke dort eine Zeitlang bleiben.“ „München? Aber von dort komme ich ja her. Ich hatte auch die Abſicht, noch einige Zeit dort zu verbringen.“ „Nun, das trifft ſich ja herrlich. Da müſſen Sie Monika aufſuchen. Sie hat ihren Vater ſo ſehr geliebt. Wie glücklich wird ſie ſein, wenn ſie jemandem begegnet, der ihren Vater kannte! Ich werde Monika ſofort ſchreiben und Ihren Beſuch ankündigen.“ Aber da unterbrach ſich Lotte plötzlich. Ein ſchelmiſches Lächeln glitt über ihre Züge. Mit einer herzlichen Be⸗ wegung hielt ſie dem Beſucher die Hand hin. „Wollen wir Bundesgenoſſen ſein, Herr von Gerling?“ „Gern, gnädige Frau. Ich verſtehe nur nicht...“ „Ich habe es mir überlegt. Ich werde Monika nichts ſchreiben, nichts von Ihrem Beſuch bei uns. Monika iſt ſo eine romantiſche kleine Seele. Ich fände es viel netter, wenn Sie von jetzt an alles dem Zufall überlaſſen würden...“ Einen Augenblick ſtutzte Gerling. Er hatte ſo viel Sympathie für dieſe nette, freundliche junge Doktorsfrau. Faſt drängte es ihn, ſich mit ihr auszuſprechen, ihr ſeine wahren Abſichten zu verraten... Aber zugleich erinnerte er ſich wieder der Worte Rolf Werders:„Willſt du dich ihr nicht erſt als ihr Jugend⸗ freund nähern und ſehen, ob ihr beiden euch noch ſo gut verſteht wie damals...“ Er hatte damals jedes Kompromiß abgelehnt. Aber es war plötzlich ſo vieles anders. Monika von Innemann, die aus dem Hauſe ihrer Verwandten lief, kaum daß ſie mündig geworden, war vielleicht auch ſonſt in manchem ganz anders, als er ſie ſich vorſtellte. „Wenn ich Sie recht verſtanden habe, gnädige Frau, ſo ſoll Fräulein von Innemann nichts von meinem Beſuch im Hauſe ihrer Verwandten erfahren?“ „Ganz recht, Herr von Gerling. Sie werden gewiß Gelegenheit haben, ſich Monika zu nähern. Hier in Wunſiedel wäre es ja nicht ganz einfach geweſen, aber in dem Getriebe eines großen Hotels wird es ſicher leicht möglich ſein. Und wäre es nicht nett, wenn Monika glauben würde, daß Sie ihr nur rein zufällig begegnet ſind?— Wer weiß— Monika iſt ja noch ſo weltfremd und ſchüchtern— vielleicht wird ſie doppelt glücklich ſein, wenn Sie ſich als ihr Jugendfreund entpuppen werden, gerade wenn ſie jetzt doch unter Fremden iſt.“ „Einverſtanden, gnädige Frau! Ich akzeptiere Ihren Vorſchlag, und ich zähle auf Ihre Verſchwiegenheit.“ „Das können Sie beſtimmt, Herr von Gerling. Es ſoll ganz an Ihnen liegen, wann und ob Sie Monika auf⸗ klären wollen.“ Auch der Doktor, der ſich eine Weile frei gemacht hatte und am Kaffeetiſch erſchien, den Lotte ſchnell zurecht⸗ gemacht hatte, wurde nun eingeweiht. Er lachte gutmütig. Fortſetzung folgt.) —————ů—ꝛ ———— um ſein Kind zu umarmen.“ 23] Nachdruck verboten. „Wollen Sie hier ein wenig warten, Hoheit!“ bat ſie leiſe und wies in ihrem Arbeitszimmer auf einen Seſſel. Dann ging ſie hinein zu Mariella. Die fragte erſtaunt: „Renate, wer wollte denn jetzt ſo ſpät noch etwas von uns?“ Herzog Enrico lauſchte. Da war ſie wieder, die ſüße, weiche Mädchenſtimme mit dem ganz leiſen, fremden Akzent, die ihn bis zu dieſem Augenblick unaufhörlich ver⸗ ſolgt hatte. Jetzt hörte er Renate ſagen: „Ein Herr iſt hier, der dich ſprechen möchte, Kleines! Er bringt dir Grüße aus deiner Heimat!“ Renates Stimme klang freudig erregt. Sie umfaßte ariella und führte ſie langſam dem Zimmer zu, in dem der Herzog wartete. „Oh— aus meiner Heimat? Gibt es dort noch Menſchen, die mich kennen— mich, die Tippgräfin?“ Wie wehmutsvoll das zitternde Stimmchen klang! „Das muß ſie ſein— ſie hat die Stimme ihrer Mutter. Daß ich das nicht gleich ſpürte!“ Der Herzog wußte nicht, daß er dieſe Worte in ſeiner Erregung laut geſprochen hatte. Aber Mariella hatte ſie gehört. Zitternd trat ſie über die Schwelle und ſah den Fremden faſſungslos an. Sie erkannte ſofort in ihm den Herzog wieder, den ſie heute morgen vor dem Objektiv gehabt. Abermals kamen ihr Worte ihrer Mutterſprache auf die Lippen, als ſie ſeinen Gruß erwiderte: „Buona sera, Altezza!— Guten Abend, Hoheit! Was ſührt Sie ſo ſpät zu uns?“ Mit ehrerbietiger Verbeugung begrüßte Herzog Enrico Mariella. Nun erſchien auch Renate. Liebevoll umfaßte ſie Mariella, und der Herzog nahm mit Entzücken das ſchöne Bild dieſer beiden Freundinnen in ſich auf: Mariellas in ihrer zierlichen, überirdiſchen Schönheit, Renate in ihrer stolzen, reiferen Weiblichkeit, mit dem ernſten, klugen Ant⸗ litz und der hohen, ebenmäßigen Geſtalt, die in dem Haus⸗ anzug von weinrotem, weichem Stoff ſich plaſtiſch abhob. „Liebling“, ſagte Renate zu Mariella,„Seine Durch— laucht, der Herzog, hat dir ſehr viel Wichtiges zu ſagen! Vertraue dich ihm ganz an. Aber ich glaube, was er dir mitzuteilen hat, wird keinen Zeugen dulden. Ich bin unten in der Küche, wenn ihr mich ruft. Ich denke, es wird ziem⸗ lich ſpät werden, bis Seine Durchlaucht dir alles geſagt bat. Da werde ich inzwiſchen für einen Mokka ſorgen.“ Fort war ſie, ehe der Herzog und Mariella ſie aufhalten donnten. Scheu ſah Mariella Enrico an. Der ſagte gütig: „Faſſen Sie ſich zunächſt, mein Kind!“ Er ſprach ita⸗ lieniſch und, als müſſe es ſo ſein, die kleine Principeſſa antwortete ihm ebenſo. „Laſſen Sie die Maske fallen, Principeſſa!“ ſetzte er hinzu. Er ließ ſie nicht aus den Augen und ſah wohl ihr erregtes Zuſammenzucken, als er ihr den Titel gab, der ihr gebührte.„Ich weiß ſeit zwei Stunden, daß Sie Mariella di Bonaglia und das einzige Kind meines ge— liebten Freundes Giovanni und ſeiner Gattin, Marianne von Ahlfried, ſind...“ „Oh— kannten Sie meine Mutter?“ Zum erſten Male in ihrem jungen Leben ſah ſich die kleine Tippgräfin wieder einem Menſchen gegenüber, mit dem ſie von ihrer Mutter ſprechen konnte, ſeitdem der Vater ſie verlaſſen. Ach, wie gut entſann ſie ſich noch der herrlichen Abende in dem weißen Märchenſchloß von Palermo, an den Ufern des Mittelländiſchen Meeres, wenn ſie von der Frühverklärten ſprachen, die ihrer beiden teuerſtes Gut geweſen. Mit Annina hatte ſie es auch verſucht, denn ſie dachte, daß Annina, von der ihr Vater auf der Reiſe nach Berlin in ſo warmen, gütigen Worten ſeinem Töchterchen er— zählt, auch ihre Mutter geliebt haben müſſe. Doch als ſie mit dem Feingefühl des Kindes merkte, daß Frau von Gellern in Marianne di Bonaglia eine Feindin ſah, ver⸗ ſuchte Mariella niemals wieder, mit ihrer Pflegemutter über die angebetete Tote zu ſprechen. „Ich kannte auch Ihren Vater, armes Kind!“ Die volle Stimme des Herzogs wurde weich. Und als er die blauen Märchenaugen ſich mit Tränen füllen ſah, ſprang er auf, nahm Mariellas eiskalte Hände mit einem feſten Druck: „Mut, Mut, Principeſſa! Ihr Vater iſt nicht tot. Er lebt. So Gott will, wird er in kurzer Zeit bei Ihnen ſein, 90 M Fünfundzwanzigſtes Kapitel. Ein Hühnerſtaat und ſeine Königin. Ein goldener Septembertag legte ſeinen ſanften Schleier über die Hügel und Wälder des Gebirges. Altweiber⸗ ſommerfäden zogen durch die tiefblaue Luft. Tau glitzerte in den letzten Blumen. Ein Tag ſo recht zum Wandern und Frohſein. Ein Tag, der in ſich noch die Süße des Sommers zu bergen ſcheint! Ein hoch gewachſener, braun gebrannter junger Mann ſtieg langſam und gleichmäßig den gewundenen Waldweg hinauf, der zur Geyerburg empor führte. In tiefen Zügen atmete er den würzigen Duft des Waldes ein. Wie lange Urheberrechtschutz: Fünf Türme-Verlag finden, wie er es ſich erträumt? Ein tiefer Atemzug hob immer und immer wieder betrachtet hatte. Aber Pepito heit. Die Pinienwälder Italiens, der in Ueppigkeit dieſem Anblick hier. Die Tannen ragten ernſt und tief— grün in den blauen Septemberhimmel. Unter ihren breiten Aeſten war der Waldboden grün von Moos und Farren. Kleine Eidechſen huſchten über die ſonnigen Steine. Käfer ſummten und ſpielten im Graſe. Der Saum des Waldes war von hellen Birken beſetzt, deren Laub ſich ſchon leicht goldig färbte. Wipfel. Ab und zu hielt er inne, äugte zierlich zu dem einſamen Wanderer herunter und ſtieß einen ſüßen, trillernden Laut aus. Der junge Mann blieb ſtehen und lauſchte dem zarten 5 Lied. Es war wie ein Willkommgruß der Heimat. Und als er zwei Eichhörnchen auf dem Moosboden ſpielen ſah, die ſeine Schritte wohl überhört haben mochten, wich er ihnen vorſichtig aus, um ſie nicht zu verjagen. Heimat, daß ich dich wiederhabe!, dachte der Wanderer. Auf einer kleinen Waldwieſe warf er ſich ins Gras und ſtarrte glücklich in den ſeidenblauen Himmel, der ihm ſchöner erſchien als der Himmel fremder Länder, weil es das Firmament der Heimat war, das ihn grüßte. Waldes und legte ihr Gold auf das blonde Haar des jungen Mannes. Der träumte vor ſich hin. Dieſer blonde Rieſe, mit den tiefen, blauen, ſtrahlenden Augen, ſchien das Urbild ſeiner Heimat zu ſein. Ab und zu flog ein amüſiertes Lächeln über ſein braunes, männliches Geſicht mit den feſtgefügten, mar⸗ kanten Zügen. Er ſchien an irgend etwas ſehr Reizvolles zu denken. Sonſt hätte wohl kein ſo weicher, erwartungs⸗ voller Zug um ſeinen Mund gelegen. Vom Tal her kam leiſer Glockenklang. Der Träumer richtete ſich auf. Höchſte Zeit!, ſagte er zu ſich ſelber. Er erhob ſich, klopfte ein paar Tannennadeln von ſeinem eleganten, dunkelgrauen Wanderanzug mit den weiten Hoſen. Dann zog er einen Taſchenſpiegel heraus und beſah ſich aufmerk⸗ ſam. Ja, alles war in Ordnung. Das graue Wander— jackett umfaßte bequem und doch knapp die ſportliche Er— ſcheinung. Die kleine blaue Krawatte mit den feinen grauen Streifen paßte genau zu dem Ton des Anzuges. Dann zog der junge Mann eine zuſammengelegte Reiſe— mütze aus der Taſche, die er etwas ſchief und verwegen auf das blonde Haar ſetzte. „Soweit ſiehſt du ja ganz ordentlich aus, mein Junge!“ ſagte er.„Wollen nun mal ſchauen, ob andere auch mit mir zufrieden ſind.“ Aus der Bruſttaſche des Jacketts holte er einen Wege— plan und ſtudierte ihn aufmerkſam. Aha, es ſtimmte. Hier rechts mußte ein kleiner Abkürzungsweg ihn zum Ziel führen. Er ging ein paar Schritte links in das Tannen⸗ dickicht hinein. Wirklich, da ſtand ſchon ein Schild, das ihm den Weg wies. Fröhlich vor ſich hinpfeifend, wanderte er aufwärts. Das Vöglein oben auf dem Tannengipfel hörte mitten in ſeinem Trillern auf, als unten eine ſonore Männerſtimme die Waldeinſamkeit durchdrang. „Wer recht in Freuden wandern will, der geh' der Sonn' entgegen!“ ſang der Wanderer fröhlich vor ſich hin. Jetzt hob ſich aus dem Sonnenglaſt ein Berg mit einem grauen, ſchloßähnlichen Gebäude. Ein Fähnlein oben flatterte fröhlich im Winde. Sehnſüchtig ſchaute der junge wachſende Urwald fremder Erdteile— alles verging vor Ein Vogel ſchwang ſich von Wipfel zu Die Sonne kam warm durch die kleine Lichtung des daß ſie dieſen blonden Menſchen geradezu entzückend fand, und daß er ganz ſtark auf ſie wirkte, wie ein Sohn des Landes, das ſie über alles liebte, wie ein Sohn ihrer deutſchen Heimat. Sie ſchämte ſich. Was war denn nur mit ihr los? Wie konnte ein Fremder einen ſolchen Eindruck auf ſie machen? Ein Fremder der nicht Pepito war, ſondern nur eine ge⸗ wiſſe Aehnlichkeit mit ihm hatte? Gewaltſam zwang ſie ſich, ihre Verwirrung zu verbergen. Und als der Fremde ſie noch einmal fragte, lachte ſie befangen auf. „Hühnerſtaat? Hühnerkindergarten wäre zutreffender. Auf jeden Fall bin ich alles andere als eine Königin. Oder haben Sie ſchon eine Krone auf meinem Haupt geſehen?“ Der junge Mann ſah Lore mit einem weichen, ver⸗ träumten Lächeln an. Und dies Lächeln machte ſie noch verwirrter. „Es ſoll Märchenprinzeſſinnen geben“, ſagte er leiſe, „die einer wirklichen Krone nicht bedürfen.“ Mit ver⸗ zehrender Inbrunſt traf ſie ſein Blick. Noch tiefer errötend, wandte ſie ſich ab und ſtrich ſich das blonde Gelock oſten⸗ tativ mit der Linken zurück. So, nun würde er wohl ihren Verlobungsring ſehen und merken, daß dieſe Schmeiche⸗ leien durchaus fehl am Orte waren. Eigentlich hätte ſie ſich dieſen Ton ja verbieten müſſen. Aber es war trotz der gewiſſen Keckheit ſo viel Ehrerbietung in der Art des Un— bekannten, daß Lore gar nicht die Kraft fand, ihn zurück⸗ zuweiſen. Der junge Menſch lächelte. Und er lächelte noch mehr, als ſie jetzt mit der ganzen Würde der Schloßfrau fragte: „Wer ſind Sie eigentlich, mein Herr? Was führt Sie hierher? Sie können doch unmöglich hier heraufgetlettert ſein, nur um mir Komplimente zu machen?“ Er lachte: „Sie haben ganz richtig geraten, gnädiges Fräulein! Man hat mir die Geyerburg als angenehmen Sommer- aufenthalt geſchildert, und da dachte ich mir, daß ich bis zu meiner Hochzeit, die in Kürze ſtattfinden ſoll, mich hier von einem Unfall erholen könnte, der mich betroffen hat. Mein Name iſt Paul Allmann.“ Lore begriff nicht, warum es ihr plötzlich wie ein feiner Stich durch die Seele ging, als dieſer Herr Paul Allmann von ſeiner bevorſtehenden Hochzeit ſprach. ö „Jawohl, wir haben jetzt um die Herbſtzeit Zimmer frei, Herr Allmann!“ ſagte ſie.„Darf ich Sie bitten, mich auf das Zimmer zu begleiten, das ich Ihnen anweiſen kann?“ Sie ging neben ihm, der ſie unauffällig betrachtete, her. Sie begriff ſich ſelbſt nicht. Eigentlich hätte ſie ſich doch freuen können, daß ſie jetzt, da die Reiſezeit ſchon vorüber war, noch einen Gaſt bekam. Und ſie freute ſich ja auch über den neuen Mieter. Aber als ſie ihn in den Schloß⸗ turm empor führte, wo ihre beſten Fremdenzimmer lagen, ö war immer noch dieſes unſichere, verwirrte Gefühl in ihr. So ging ſie auf das lebhafte, unbekümmerte Geplauder Paul Allmanns nicht ein, ſondern antwortete kurz, und ſcheu: „Darf ich hier vorangehen?“ ſagte ſie.„Es iſt etwas winklig hier oben, ſehr romantiſch. Aber vielleicht mögen Sie ſo etwas nicht?!“ „Ich mag alles, was hier iſt!“ verſicherte Herr Paul Allmann mit einer Begeiſterung, die nach Lores Meinung eigentlich gar nicht angebracht war, denn er hatte ja von der Geyerburg noch nicht viel geſehen. Sie wußte nicht, daß die Blicke des jungen Mannes nur an ihr hingen. An ihrer ſchönen, ſchlanken Geſtalt in dem bunten Dirndlkleid, auf deſſen leuchtend grünem Grund die farbigen Blumen wie der leibhaftige Sommer aufleuchteten, daß er mit tiefem Entzücken die Linie ihres braunen, feſten Halſes in ſich aufnahm, die aus dem viereckigen Ausſchnitt mit dem kleinen Spitzengekräuſel aufſtieg. Nun öffnete Lore die Tür zu dem Fremdenzimmer, das ſie Herrn Paul Allmann zugedacht hatte. „Hoffentlich werden Sie zufrieden ſein?“ Paul Allmann nickte. Lore trat ans Fenſter des Turm⸗ ſtübchens und öffnete es. Der junge Mann war neben ſie getreten.„Wie wunder⸗ Mann hinauf. Dort war ſein Ziel. Würde er alles ſo ſeine Bruſt. Nach zwanzig Minuten ſteilen Auſſtiegs ſtand er an der Umfaſſung dieſes Burgſchloſſes. Wein rankte ſich um die niedrige Mauer. Sie war ſo niedrig, daß der Fremde, hoch gewachſen wie er war, hinüberſpähen konnte. Und nun hielt er ent— zückt ſtill. Der Anblick, der ſich ihm bot, war wirklich märchenhaft. Ein Durcheinander goldgelber Küken quirlte in der warmen Sonne hin und her. In der Mitte ſtand ein blauäugiges, blondes Mädel mit ſtrahlenden Augen und lachendem, rotem Mund. Jetzt kniete es nieder und griff hinein in dies wollige, goldgelbe Gequirl. Und fünf, ſechs kleine Kütlein zirpten plötzlich auf dem bunt⸗ blumigen Gartenkleid des jungen Mädchens. „Sind Sie die Königin dieſes Hühnerſtaats, mein gnädiges Fräulein?“ Eine ſonore Männerſtimme ließ Lore Ankermann aus ihrer Verzückung emporfahren. Mit einem Ruck ſtand ſie auf derb beſchuhten Füßen. Verwirrt ſtarrte ſie in das lachende Antlitz des blonden Mannes. Sie wurde dunkel⸗ rot und dann blaß. Und dann wieder rot. Das war doch— aber nein, das war doch unmöglich. Im erſten Augenblick hatte ſie geglaubt, dies wäre Pepito Arleſi. Denn der Fremde hatte genau die Geſichts— züge, die ſie von der Photographie her kannte, und die ſie war ja laut ſeiner eigenen Beſchreibung brünett und braunäugig— ganz ihr Typ. So hatte ſie wenigſtens bis⸗ her geglaubt. Doch, wie ſie nun plötzlich dieſen Unbekannten ſah mit den ſtrahlenden blauen Augen und dem hell— batte er ihn vermißt! Es gab nichts, was dem deutſchen Walde glich in ſeiner Größe, Verträumtheit und Schön⸗ blonden Haar— dieſen Fremden, deſſen Geſichtszüge dem Photo Pepitos zum Verwechſeln ähnlich waren, fand ſie auf einmal, daß duntel gar nicht mehr ſo ihr Typ war, voll, wie unendlich ſchön!“ flüſterte er. Und jetzt begriff Lore ſeine Begeiſterung. Denn das Bild, das ſich hier oben vom Fenſter bot, war wirklich überwältigend. Weit gebreitet lag das Land zu ihren Füßen. Bergketten reihten ſich an Bergketten. Tiefſamtig waren die Wieſen, durch⸗ zogen von winzigen Flüßchen. Sonnenglaſt lag über den Wäldern, und weit hin ſah man über Berg und Hügel hinweg in die fruchtbare Ebene. „Wie ſchön!“ wiederholte Paul Allmann. „Ja, auch für mich gibt es nichts Schöneres als dies Stück Land hier!“ meinte ſie.„Aber ich glaube, nur wer es ſo zu allen Jahreszeiten— in allen Stimmungen kennt wie ich, hat es ganz erfaßt.“ „Vielleicht genießt der es noch tiefer, der die Heimat lange entbehren mußte!“ ſagte Paul Allmann. Lore ſah ihn raſch an: „Sie waren lange von Deutſchland fort?“ Ihr Herz tat einen jähen Schlag. So ähnelte dieſer Paul Allmann alſo nicht nur im Aeußern ihrem unbekannten Verlobten, ſondern auch darin, daß er lange aus Deutſchland fort war. Jetzt wurde Paul Allmann rot:. „Ja, ich habe lange in England gelebt!“ ſagte er und konſtatierte mit heimlicher Freude, daß Lores Geſicht ein wenig traurig wurde. Ehe Lore noch etwas erwidern konnte, hörte ſie, wie unten aus dem Wirtſchaftsraum nach ihr gerufen wurde. Sie mußte hinunter. Die Arbeit wartete auf ſie. So be⸗ ſprach ſie mit dem neuen Mieter ſehr ſchnell das Nötigſte über Preis des Zimmers und Verpflegung. Paul Allmann war mit allem einverſtanden. Er wußte hinterher eigent⸗ lich gar nicht mehr, was er beſprochen hatte. Denn ihn bannten ein Paar große, ſcheue Maͤdchenaugen und ein Geſichtchen von einer Süße und Reinheit, wie er es noch nie im Leben zu ſehen vermeint. (Fortſetzung folgt.) Das vorm mul, fl we, olliche Hunte Aeſptt eulchei werden, Ausſchu gen biet lchelen dah ſch neine ein lee ficht gel Für d der 81 menhan qs ſch N Der Minister zu, der d fliltand dem bol die Genf Oelausfu Julien über die ſinien oe füt die! die Berm vertagen — In kurzen Worten Reichsminiſter Kerrl hat eine Fünfte Ver⸗ ordnung zur Durchführung des Geſetzes zur Sicherung der Deutſchen Evangeliſchen Kir⸗ che erlaſſen. durch die vor allem die Aus⸗ übung kirchenregimentlicher und kirchenbe⸗ hördlicher Befugniſſe durch kirchliche Ver⸗ einigungen oder Gruppen verhindert wird. Das engliſche Kabinett nahm einen Be— richt des Außenminiſters entgegen; der eng— liſche Außenminiſter wird Ende dieſer Wo⸗ che zu einem Erholungsurlaub in die Schweiz abreiſen. Reichsſportführer von Tſchammer und Oſten hat ſich von Paris aus nach London begeben. Der italieniſche Heeresbericht meldet einen für die Italiener erfolgreichen Aufklärungs- vorſtoß im Gebiet von Oſt-Tembien. Nach einem Bericht aus Kairo ſind 30 britiſche Militärflugzeuge nach dem Sudan abgef logen. ——Fortſ: Schwerwiegende Entſchlüſſe. Keine Entſcheidung in London Die engliſchen Kabinetlsberatungen. London, 3. Dezember. Das engliſche Kabinett, das am Montag vormittag um 10 Uhr zufammengetreten war, ſetzte am Nachmittag in faſt dreiſtün⸗ diger Beratung ſeine Sitzung über außen— politiſche Angelegenheiten und die heutige Thronrede des Königs fort. Arſprünglich ſollte in der Sitzung eine Enkſcheidung über die Oelfrage getroffen werden, doch da in der Zwiſchenzeit der 18er- Ausſchuß des Völkerbundes ſeine Beratun— gen hierüber verſchoben hat, wird in unter- richteken engliſchen Kreiſen angenommen. daß ſich die Sitzung des Kabinetts auf allge⸗ meine Erwägungen beſchränkt hat und daß; ein letzter Beſchluß in der Oelfrage noch nicht getroffen wurde. Für die Bearbeitung von Fragen, die mit der Sühnepolitik gegenüber Italien zuſam— menhängen, iſt, wie verlautet, ein U nter⸗ ausſchuß des Kabinetts eingeſetzt worden. Neuer Vorſchlag Lavals? Der„Star“ ſchreibt dem franzöſiſchen Miniſterpräſidenten Caval einen Vorſchlag zu, der darauf hinausläuft. eine Art Waffen- ſtillſtand zwiſchen Italien, Abeſſinien und dem Völkerbund zu vereinbaren, noch bevor die Genfer Einrichtung am 12. Dezember ein Oelausfuhrverbot in die Tat umſetzen könne. Italien ſoll ſich danach verpflichten. nicht über die bis jetzt erreichten Linien in Abeſ⸗ ſinien vorzurücken, wenn der Völkerbund für die Dauer der Friedensverhandlungen die Berwirknchung des Oelausfuhrverboles vertanen würde Der,„Star“ bezweifelt jedoch die mäßiakeit dieſes Planes, da er Italien in die Lage verſetzen würde, weitere Oelvor⸗ räte für die Wiederaufnahme des Feldzuges nach dem Zuſammenbruch der Friedensver— handlungen zu ſammeln. Zweck⸗ ——Fortſ.: Der große Länderkampf Vortrag des Neichsſnortſührers Die Anglo-German Fellowship, über deren Gründung bereits berichtet wurde und die es ſich zut Aufgabe gemacht hat. das ge- genſeitige Berſtändnis zwiſchen dem deut⸗ ſchen und engliſchen Volk zu vertiefen und die Freundſchaft zwiſchen beiden Völkern zu pflegen, wird mitte dieſer Woche Keichs⸗ ſportführer von Tſchammer und Oſten in ihrer Mitte begrüßen. Zu Ehren des Reichsſportführers findet ein Empfang ſtatt, mit dem die Anglo⸗ German Fellowihip unter dem Vorſitz ihres Präſidenten, Lord Mount Temple, zum er⸗ ſtenmol gar die breitere engliſche Oeffent⸗ lichkeit treten und auf dem der Reichsſport⸗ führer einen Vortrag über die Ber⸗ liner Olympia halten wird. An dem Empfang werden u. a. SA⸗Grup⸗ penführer Herzog Karl Eduard von Sachſen⸗Coburg und Gotha, der Präſident des Deutſchen Olympia⸗Komitees, Exc Lewald, das Präſidium des briti— ſchen Olympia⸗Komitees ſowie namhafte Vertreter des engliſchen öffentlichen Lebens teilnehmen. Als Zwillings⸗Geſellſchaft der Analo-Ger⸗ man Fellowſhip iſt im Laufe dieſes Jahres in Berlin die Deutſch⸗-engliſche Geſellſchaft gebildet worden, deren Präſidium der Her⸗ zog von Sachſen-Coburg und Gotha über⸗ nommen hat. Das Ziel dieſer Geſellſchaft iſt ebenfalls die Vertiefung der deutſch-eng⸗ liſchen Beziehungen auf kulturellem. wiſſen⸗ ſchaftlichem und ſportlichem Gebiet. „Columbus“ unterwegs Mit 1700 deulſchen Fußballfreunden. Bremen, 3. Dezember. Der vom Deutſchen Fußballbund zu einer Geſellſchaftsreiſe zum Länderſpiel in London gecharterte Schnelldampfer„Columbus“ des Norddeutſchen Lloyd iſt am Montag abend mit 1700 Fahrgäſten an Bord von Bremerhaven aus nach London in See ge⸗ gangen Die Löhnung Jünfzig Pfennig je Tag. Berlin, 3. Dezember. Die am 1. Oktober in das Heer eingeſtell⸗ ten Wehrpflichtigen(Ausgehobene und Freiwillige) erhalten neben freier Verpfle⸗ anna. Unterkunft und Heilfürſorge als 25 Reichelsheim 5 8 Schntzen, Reiter ufw. eine Lohnung von 3 6 Reichelsheim ſtatt. Der 11. Dezemder wirv Pfennig täglich. Sie ſteht jedem Re⸗ kruten vom Tage des Dienſteintritts zu und wird am 1., 11., und 21. Tage jedes Monats oder, wenn dieſer auf einen Sonntag oder Feſttag fällt, am vorhergehenden Werktag vorausgezahlt. Bei Urlaub und Krankheit wird die Löhnung unverkürzt weiterge⸗ währt Bei ſelbſtverſchuldeter Krankheit, Un- terſuchungshaft oder Verbüßung von Frei⸗ heitsſtrafen(Arreſt bzw. Haft) verringert ſich die Löhnung auf 35 Pfennig täglich. Wäh⸗ rend der Verbüßung anderer Freiheitsſtra— fen wird keine Löhnung gezahlt. Bei Entlaſſung wird für den Entlaſ— ſungstag Löhnung nur dann gewährt, wenn an dieſem Tage noch Dienſt geleiſtet wird oder Zehrkoſtenvergütung für die Entlaſ— ſungsreiſe nicht zuſteht. Befindet ſich der Soldat bei der Entlaſſung in Lazarettbe⸗ hand ung. ſo wird die Löhnung bis zum Tage der Entlaſſung aus dem Lazarett wei⸗— tergewährt. N Außerdem erhalten die eingeſtellten Re— kruten zur erſtmaligen Anſchaffung des Putz⸗ zeuges ein einmaliges Putzzeuggeld von 5 Mark. Die ab 1. November 1935 eingeſtellten Ergänzungsmannſchaften und zu Uebun⸗ gen einberufenen Mannſchaften des VBe⸗ urlaubtenſtandes erhalten ebenfalls eine Löhnung von 50 Pfennig täglich. Aus Feſſen und Naſſau Keine Maul- und Klauenſeuche in heſſen. Nach der amtlichen Nachweiſung waren am 15. November ſämtliche Kreiſe in Heſſen frei von Maul- und Klauenſeuche. Sonderlehrgang für Berufs⸗ und Fachſchul⸗ lehrer. Mainz, 3. Dez. Nach einem Ausſchreiben der Heſſiſchen Landesregierung, Abteilung 2, veranſtaltet die Rhein⸗Mainiſche Stätte für Erziehung in Zuſammenarbeit mit dem Natio— nalſozialiſtiſchen Lehrerbund, Gau Heſſen— Naſſau, vom 12. bis 18. Dezember einen Son⸗ derlehrgang für Lehrkräfte an Berufs- und Fachſchulen. Bei dieſem Lehrgang ſteht die weltanſchauliche Schulung im Mittelpunkt, da⸗ neben werden die grundlegenden Fragen des Berufsſchulweſens behandelt. und die Aus⸗ ſtellung„Deutſche Berufs⸗ und Fachſchul— ſchau“ ausgewertet. Die Teilnehmer verarbei⸗ ten in beſonderen Arbeitsgemeinſchaften die Vorträge. Die Unkoſten für Unterkunft, Ver⸗ pflegung und Lehrbeitrag ſtellen ſich auf 15 Mark. Eine 50prozentige Fahrpreisermäßigung wird gewährt. Anmeldungen ſind an die Rhein⸗Mainiſch. Stätte für Erziehung, Mainz, Zitadelle, zu richten. Am 11. Dezember Odenwälder Bauerntag. Reichelsheim(Odenwald), 3. Dez. Als Auftakt zur zweiten Erzeugungsſchlacht findet der diesiährige Odenwälder Bauerntag in die Odenwälder Bauernſchaft in dieſem ſchönen Odenwalddörfchen verſammelt ſehen. — Frankfurt a. M., 3. Dez.(Die Mut⸗ terſtiehlt.— Der Sohn als Hehler) In einem Lederwarengeſchäft hat eine ſeit acht Jahren beſchäftigte Reinmachefrau fort⸗ geſetzt Lederhandſchuhe, Lederjacken und Le⸗ derweſten geſtohlen. Der Polizei iſt es nun⸗ mehr gelungen, dieſe ſeit Jahren betriebenen Diebſtähle reſtlos aufzuklären und die Be⸗ teiligten feſtzunehmen. Die Diebin ſtahl die Lederwaren in den Vormittagsſtunden wäh⸗ rend ihrer Tätigkeit bei der Firma, verſteckte ſie dann im Keller, wo ſie von ihrem Sohn abgeholt und„verſilbert“ wurden. Frankfurt a. M., 3. Dez.(Töd! ich er Unfallbeim Bau der Autobahn.) Der Arbeiter Müller aus Offenbach ſtürzte bei den Arbeiten an der Reichsautobahn⸗ brücke in Griesheim dom Gerüſt ab und zog ſich hierbei ſo ſchwere Verletzungen zu, daß er bald darauf ſtarb. Bad Soden, 3. Dez. fall.) Bei einer allein in ihrer Wohnung anweſenden Frau bot ein Mann Anzugſtoffe zum Kauf an. Als die Frau einen Stoff ge⸗ wählt hatte und der Mann ſah, daß die Frau über einen größeren Geldbetrag verfügt, zog er plötzlich einen Revolver und raubte unter Vorhalten der Schußwaffe der Frau 85 Mark. Der Räuber, ein etwa 45 Jahre alter Mann, flüchtete dann und konnte bisher noch nicht ergriffen werden. Tampertheim, 3. Dez.(Hohe Pacht⸗ preiſe.) Bei der Verpachtung des ge⸗ meindeeigenen Ackergeländes nach der Feld⸗ bereinigung gab es am erſten Tag Ueber⸗ raſchungen. Die Gebote der Steigerer fo!g⸗ ten Schlag auf Schlag, oft in großen Sprün⸗ gen aufwärts. Es wurden z. B. für einen Acker Preiſe abgeſchloſſen für die man vor⸗ her zwei Aecker pachtete. Der höchſte Preis für einen Morgen Land im Bruch betrug 55 RM. Das Angebot einer alten Witwe in Höhe von 22,50 RM für ein ſeit Jahr⸗ zehnten von ihr bebautes Pachtſtück wurde auf 68,50 RM getrieben. Die Gemeinde⸗ ſtücke erlöſten in der erſten Verſteigerung etwa 5800 RM, während die Taxe etwa 4000 RM e betrug. Bei der Verpachtung der Pfarräcker der evangeliſchen Kirche ergab ſich das gleiche Bild. Die Grundgebote wur⸗ den vielfach ſtark überboten Das beſte Land erreichte oft die doppelte, ja zweieinhalb⸗ fache Höhe Der Geſamterlös für die Kir— chenkaſſe betrug 2154 RM. Die Pachtzeit beträat überall 9 Jahre. Ruſſelsheim, 3. Dez.(Opfer der Ar⸗ beit.) In den Opelwerken wurde ein 34. jähriger Monteur aus Remagen von einer herabfallenden Eiſenſchiene im Rücken getrof⸗ ſen. Er iſt im Krankenhaus ſeinen ſchweren inneren Verletzungen erlegen. 0 (Raubüber⸗ 6% . Vie neue ell Die Zigarette, die Sie sich Wönschen! ue, Ikcht bulgarisch macedonisch Rundes Grogfommat ohne dt 3 Voll Aroma dutch Stonniol- frischpackung. 2— a N n MARTIN BRINKMANN A. G. ZIGARETTENFABRIK BREMEN e 2 Der Keichsredner Petzold ſpricht heute abend halb 9 Uhr im Katskeller über das Auslanddeutſchtum! Alle volksgenoſſen und volksgenoſſinnen ſind eingeladen. Eintritt frei! Lokales Viernheim, 3. Dez. Sinnſpruch. Wenn an jedes loſe Maul Ein Schloß müßt' angehängt werden, Dann wär' die edle Schloſſerkunſt Die beſte Kunſt auf Erden. (Handwerkerſpruch). Der deutſche Gruß. Guten Morgen, guten Tag, Guten Abend, gute Nacht Iſt der Gruß vergangener Zeiten. Wir wollen ihn für immer meiden. Dem Mann, der aus Zerriſſenheit Geführt uns hat zu Einigkeit, Aus welſchen Banden uns befreit, Sei jetzund unſer Gruß geweiht. Ihm unſer Dankgefühl bezeigen, Vor ſeiner großen Tat uns neigen Und allzeit es im Gruße zeigen, Sei uns als heilge Pflicht zu eigen. Das echte deutſche Herz iſt treu Und zeigt vor niemand eine Scheu. Merkt's euch, ihr Nörgler u. ihr Krittler, Der Deutſche grüßt:„Heil Hitler!“ Germanus. * * Urſprungsſcheine für Chriſt⸗ bäume. Die Chriſtbaumhändler machen wir ausdrücklich darauf aufmerkſam, daß ſie bei jeder Lieferung einen Urſprungsſchein benö⸗ tigen, der bei der Bürgermeiſterei des Liefer- ortes zu erhalten iſt. Aus dieſem Schein muß zu erſehen ſein, wie groß die Ladung iſt und woher die Chriſtbäume ſind bezw. wie ſie ge— ſchlagen wurden. Wer den Urſprungsſchein nicht beſitzt iſt durch die kontrollierenden Po— lizeibeamten Unannehmlichkeiten ausgeſetzt, die er vermeiden kann, wenn er ſich ordnungs⸗ mäßig den Schein ausſtellen läßt. Wir machen die Chriſtbaumhändler hierauf beſonders auf⸗ merkſam. 79 Jahre alt. Herr Georg Kaiſer, Alexanderſtraße 1, der ſich allgemeiner Be— liebtheit und Wertſchätzung erfreut, begeht morgen Mittwoch, den 4. Dezember 1935 die Vollendung ſeines 79. Lebensjahres. Vor wenigen Monaten konnte das greiſe Geburts— tagskind mit ſeiner Gemahlin das ſeltene Feſt der Goldenen Hochzeit begehen. Und nun iſt iſt er ſchon an der Schwelle ſeines 80. Lebens⸗ jahres angelangt. Zu dem Wiegenfeſte über⸗ mitteln wir hierdurch herzlichſte Glück und Segenswünſche. Möge ihm noch ein langer reich geſegneter Lebensabend vergönnt ſein. * Die Chriſtbäume ſind da. Das Weihnachtsfeſt naht mit Rieſenſchritten. Die erſten Chriſtbäume ſind bereits eingetroffen. Und beim Anblick dieſer lieben Tannenbäum⸗ chen erfaßt uns alle ſeelige Weihnachtsſtim⸗ mung. Es iſt das Feſt des Schenkens, das Feſt der Freude. Alle Geſchäftsleute haben gerüſtet, um für Weihnachten alle Wünſche er⸗ füllen zu können. Nun wiſſen die Käufer natürlich nicht immer, ob ſie am Platze alles das, was das Chriſtkind bringen ſoll, haben können. Deshalb ihr Geſchäftsleute von Viern⸗ heim, bringt Eure Waren zur Empfehlung. Eine Anzeige in unſerer Zeitung erfüllt immer ihren Zweck, darum nicht gefackelt und gleich eine Weihnachtsanzeige aufgeſetzt und in die Zeitung gegeben. Der Viernheimer Einwohner- ſchaft muß gezeigt werden, daß die Viern— heimer Geſchäftswelt leiſtungsfähig iſt und alle Wünſche erfüllen kann. Vortrag— Schaukochen Eine nicht alltägliche Veranſtaltung war das Schaukochen, zu dem für geſtern abend in dem Freiſchützſaale der hieſige Kohlen- urid Ofenhandel in Verbindung mit dem Rheiniſchen Braunkohlen-Syndikat, dem Produzenten des allſeits bekannten Union-Briketts, ein⸗ geladen. Der Kochvortrag fiel vor allem des— halb aus dem Rahmen äußerlich ähnlicher Ver⸗ unſtaltungen als nicht für die Anſchaffung neuer und teuerer Geräte für bisher wenig be— nutzte Wärmequellen geworben wurde. Man wird der Veranſtaltung eher gerecht, wenn man ſie nicht als„Werbung“, ſondern als echten und ernſtgemeinten Kundendienſt bezeich net. Der Grundgedanke iſt der, den Begriff der Schönheit der Arbeit, der heute mit Nachdruck in Kontoren und Fabrikräumen verwirklicht wird, auf dem Arbeitsplatz der deutſchen Haus frau anzuwendeln und ihr zudem zu zeigen, in welchem Umfange bei der Arbeit Annehm lichkeit mit Sparſamkeit und Wirtſchaftlichkeit Hand in Hand gehen kann. Auf der Bühne des Vortragsſaales war ein gewöhnlicher Küchenherd neuzeitlicher Bau— art aufgeſtellt und die Vortragende verſprach auf dieſem Herd, der keinerlei Sondervor— richtungen aufweiſt, mit 4—5 Union-⸗Briketts ein Mittageſſen für 5 Perſonen zu kochen, ganz nebenbei einen Kuchen zu backen und dazu die Küche in der kalten Jahreszeit zu heizen. Daß ihr dies gelang, bewieſen die Kochproben, die nachher gereicht wurden. Für die meiſten der anweſenden, intereſſiert zuhörenden und, offen geſagt, anfangs recht kritiſchen und zweifeln⸗ den Hausfrauen war das Ergebnis über— raſchend und eröffnete ihnen Perſpektiven, wie auch ſie in Zukunft durch Verwendung von Union⸗ Briketts beachtliche Erſparniſſe in der Bedienung ihrer Feuerſtellen erzielen werden. Viele Frauen werden, deſſen ſind wir überzeugt, mit dem feſten Vorſatz nach Hauſe gegangen ſein, der Unwirtſchaftlichkeit des Brennſtoffverbrauches in Herd und Ofen auch für deren ſparſamere und ſaubere Be— dienung wurden wertvolle Belehrungen er— teilt ein radikales Ende zu bereiten. Großes Intereſſe fanden auch die vorge- führten Tonfilme, unter denen beſonders der Bildſtreifen„Vom Herzſchlag deutſcher Ar- beit“ zu erwähnen iſt. Der Film gab den Anweſenden ein anſchauliches Bild von der Gewinnung der Braunkohle und ihrer Ver— arbeitung zum Brikett und vermittelte zu— gleich einen lebhaften Eindruck von der Größe und volkswirtſchaftlichen Bedeutung des deut⸗ ſchen Braunkohlenbergbaus. Umrahmt war der Vortrag von einer Ausſtellung von Oefen, Herden, Waſchkeſſeln und Badeöfen, die deutlich die Fortſchritte des deutſchen Ofenbaues in den letzten Jahren vor Augen führte und der Vortragenden Ge— legenheit gab, praktiſch ihre Heizregeln zu erläutern. V. D. A.⸗ Kundgebung. V. D. A.⸗ Kundgebung. Das Aufſuchen in den Privatwohnungen betreffend. Hierzu läßt die Ortsgruppenleitung der N. S. D. A. P. erklären: Es wird von der gan⸗ zen Bevölkerung, insbeſondere aber von den Parteigenoſſen und Mitgliedern aller NS- Gliederungen, erwartet, daß ſie heute Abend um 8 Uhr in der V. D. A.⸗Kundgebung im „Ratskeller“ erſcheinen, um dadurch erneut zu beweiſen, daß wir uns als Deutſche mit unſeren Volksgenoſſen im Ausland verbunden fühlen. Insbeſondere richtet ſich der Appell an die hie— ſige Bauernſchaft, von der ein reſtloſes Er— ſcheinen erwartet wird. Die Beſuche in der Privatwohnung des Ortsgruppenleiters uſw. nehmen ſo zu, daß er⸗ neut darauf hingewieſen werden muß: wer irgentwelche Anliegen hat, begebe ſich in die Parteidienſtſtelle Adolf Hitlerſtraße 19, Mon⸗ tags und Donnerstags abends ab 8 Uhr zu den feſtgeſetzten Dienſtſtunden. In der Wohnung werden keinerlei Beſuche in dienſtlichen An— gelegenheiten mehr angenommen.. * Neuauflage des amtlichen Fernſprechbuchs Die amtlichen Fernſprechbücher für den Reichspoſtdirektionsbezirk Frankfurt(Main) und den ehemaligen Reichspoſtdirektionsbezirk Darmſtadt ſollen zu Anfang 1936 neu auf⸗ gelegt werden. Neueintragungen, Berichtig— ungen oder Streichungen müſſen die Fern- ſprechteilnehmer dem Amt, von dem ſie ihre Fernſprechrechnung erhalten, möglichſt um⸗ gehend, ſpäteſtens aber bis zum 25. Januar 1936 ſchriftlich mitteilen, wenn ſie in der Neuauflage berückſichtigt werden ſollen. Nach dem 25. Januar 1936 beſteht kein Anſpruch mehr auf Aufnahme in das neue amtliche Fernſprechbuch oder Berichtigung vor— handener Eintragungen. Beſtehende gebührenpflichtige Eintrag⸗ ungen, deren Aenderung oder Wegfall nicht ſpäteſtens bis zum 25. Januar 1936 beantragt wird, werden in der gleichen Faſſung unter Berechnung der beſtimmungsmäßigen Gebühr in die neue Auflage übernommen. * DerKyffhäuser-⸗Bundesführer an den ehem. D. S. D. F. B. (Stahlhelm) Der Bundesführer des Deutſchen Reichs— kriegerbundes„Kyffhäuſer“ Oberſt a. D. und SS-Oberführer Reinhard gibt folgendes bekannt: Die „ Auflöſung des NS⸗Frontkämpfer⸗ bundes(Stahlhelm) iſt auf Grund des Schrei⸗ bens des Führers und Reichskanzlers an den Bundesführer Franz Seldte durch dieſen voll— zogen worden. Der Führer hat in dieſem ſeinem Schrei⸗ ben den bisherigen Stahlhelmern, die ihre ſoldatiſchen Erinnerungen weiterpflegen wol— len, den Eintritt in den Deutſchen Reichs kriegerbund„Kyffhäuſer“ empfohlen. Ich heiße diejenigen Kameraden des ehe— maligen Stahlhelms, die dieſer Anregung des Führers entſprechen wollen, im Reichskrieger⸗ bund willkommen. Ich reiche jedem die Ka⸗ meradenhand, der als Bekenner der national— ſozialiſtiſchen Idee, als treuer Gefolgmann des Führers in unſere Reihen treten will. Der Geiſt, der in dem von mir geführten Reichskriegerbund herrſcht, iſt der Geiſt der Front und des ewigen Soldatentums. Die Arbeit, die von uns geleiſtet werden muß, iſt treue Mitarbeit am großen Auf— bauwerk des Führers. Wer ſich dazu aus innerer Ueberzeugung bedingungslos bekennt, ſoll unſer Kamerad ſein!“ Die unentgeltliche Beratungsſtunde für Lungenkranke findet am Mittwoch, den 4. Dezember 1935, nachmittags von 2 bis 4 Uhr im hieſigen Krankenhaus ſtatt. Verantwortlicher Schriftleiter: Johann Mar⸗ tin, Viernheim; verantwortlicher Anzeigenlei⸗ ter: Johann Martin, Viernheim; Druck und Verlag: Johann Martin, Viernheim, Adolf Hitlerſtraße 36; D. A. X 1935 950. Zur Zeit iſt die Preisliſte Nr. 4 gültig. Habt Acht, Spitzbuben am Werk. »Einbruchsdiebſtahl. Heute Nacht wurde in einem Bauernhauſe in der Mann⸗ heimerſtraße ein Einbruchsdiebſtahl verübt, wobei ein Quantum Welſchkorn und Futter⸗ mehl geſtohlen wurde. Zweckdienliche Angaben die zur Ermittlung des Täters führen, wollen bei der Kriminalpolizei gemacht werden. Uereins- Anzeiger Deutſcher Reichskriegerbund Die Kameraden hören heute Dienstagabend geſchloſſen den Vortrag des Reichsredners Petzold über das Auslandsdeutſchtum im Ratskeller an. Der Kameradſchaftsführer: Klee. Sportvereinigung Amieitia 09. Heute Dienstag von 7 bis 9 Uhr Training der 1. und 2. Mannſchaft mit Erſatzleuten. Mittwoch ab 7 Uhr Training für Hand⸗ baller und Fußballer der unteren Mann⸗ ſchaften. Donnerstag von 7 bis 9 Uhr Spezialtraining nur für die 1. Mannſchaft mit Erſatzleuten. Vollzähliges Erſcheinen iſt Pflicht. Der Vorſtand. milehgenossenschaft Viernheim Heute Dienstag von 5 Uhr an Auszahlung und Einzug der Ausgleichsbeiträge. Der Vorſtand. Gemeindehaſſe Auszahlung der Wieſenlosvergü⸗ tungen morgen Mittwoch nachmittag von 2 Uhr ab. Für die Barauszahlung kommen nur diejenigen Ortsbürger in Frage, deren Groß-Allmend in Gemeinderegie iſt und das Ortsbürgerrecht noch beſitzen. Zöller. Freiw. Feuerwehr Viernheim Am Donnerstag, den 5. Dez. 1935, abends 1½9 Uhr, findet im Lokal„Zum Storchen“ ein Schulungsabend ſtatt, wozu jeder Feuer⸗ wehrmann zu erſcheinen hat. Kein Trink- zwang. Anzug: 1. Garnitur. Das Kommando. Futterkartoffein ca. 20 Zentner, zu kaufen geſucht. Von wem, ſagt der Verlag d. Bl. Schnell verkauft ſchnell vermietet ſchnell bekannt gemacht iſt alles, was die große Oeffent⸗ lichkeit wiſſen ſoll.— Der ein⸗ fachſte, billigſte und beſte Weg⸗ weiſer hierzu iſt das Zeitungsinſerat! Anzeigen im„V. A.“ aufgegeben, werden don Tauſenden geleſen! Druckſachen aller Art, werden ſchnell, ſauber u. billig angefertigt in der Druckerei des Uiernheimer Anxeiger Kleinanzeigen koſten nur wenige Pfennige, bringen aber ſicheren Erfolg. 9 2 des Kanbpfzeicen gegen die Winterszet Nona dezenber — i i Jede deutſche Wohnungstür 5 trägt dieſes zeigen der gyferbereitſcalt e — io Auf der Sti. Oroßen Schon polttiche tretende hing ei pen zum dſchut Weiter verſtärk Endziel bungen errichtul reiche ſich die vereinigt fünf nor würde. * dee huber der! der ficht A Es wü Weltgeſc ter wiſſe Pekin hunderte werden würde de Ausnahn greifliche nen Sitz mehr um der weis zuchreibe Sollten ſpäter in ſo würdet len, die früheren — des je von eben fapanicche des uralt chen. Be Meltpreſs paner n kiſchen J Nundichu In jede panischen für die N. worden. Hilferuf e ken hae Schickal Ferner 00 Bangtſchi hintereing en, ſeine dle Außer ſtelt bei bedden N Rordchne De i N dans ist f. en ichen worden,. reg in Arieg! matie 9 Utmächte wenn ſie