1 bend in ling len. d⸗ um⸗ R K ůu rů·- (Biernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Erſ 9 7 täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1,40 Beilagen: zweimal jährlich den Sommer- und Winter- Fahrplan Wandkalender.— Annahme von Bezugs⸗Beſtellungen in der Geſchäftsſtelle u. bei den Boten Weitverbreitete Tageszeitung— hmacbrichten⸗ und Anzeigenblatt Fernſprecher 117.— Drahtanſchrift: Anzeiger, Viernheim— Poſtſcheck 21577 Frantfurt Einzel⸗Verkauf der Zeitung von der Geſchäftsſtelle 5 Pfg., Samstags 10 Pfg. k. frei Wochenende“, ins Haus gebracht.— a. M., wöchentlich das„Illuſtrierte und den Viernheimer Anzeiger (Siernheimer Bürger⸗Zig.— Viernh. Volksblatt) Geſchäftsſtelle u. von Anzeigenpreiſe: Die 12geſpaltene Millimeter⸗Zeile 3 Pfennig, Textſpalte 12 Pfennig bei Wiederholung abgeſtufter Nachlaß. mittags 9 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer ſämtlichen Anzeigen⸗Mittlern Deutſchlands u. des Auslandes Ankündigungen in dieser Zeitung linden weiteste Verbreitung Platzwünſche bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 36 — Annahmeſchluß für Anzeigen aller Art vor⸗ Nr. 282 Mittwoch, den 4. Dezember 1935 52. Jahrgang Kaiserreich Nordchina? Bekanntlich iſt die große Unabhän⸗ gigkeitserklärung der fünf chi⸗ neſiſchen Nordprovinzen am 15. November mit Ausnahme der nordöſtlichen Hälfte von Hope infolge der energiſchen Ge⸗ genmaßnahmen der Nanking⸗-Regierung bis— her wirkungslos geblieben. Infolgedeſſen hat Japan erneut eingegriffen und unge⸗ achtet der beiden chineſiſchen Proteſte in To⸗ kio Truppen in Marſch geſetzt. die bereits in der Stärke von drei Diviſionen ſüdlich der Großen Mauer ſtehen ſollen. Schon in den letzten Tagen gingen in den politiſchen Kreiſen Chinas ſehr beſtimmt auf⸗ tretende Gerüchte um, wonach jene in Nörd— china einmarſchierenden japaniſchen Trup⸗ pen zum Teil ja überwiegend aus man⸗ dſchuriſchen Heeresteilen beſtänden. Weiter beſagten jene Gerüchte, die jetzt in verſtärktem Maße auftreten, das vorläufige Endziel der japaniſchen Ausdehnungsbeſtre⸗ bungen auf dem Feſtlande ſei die Wieder⸗ errichtung des chineſiſchen Kaiſer⸗ reiches. jedoch mit der Abwandlung, daß ſich dieſes Reich bis auf weiteres auf das vereinigte Gebiet von Mandſchukuo und die fünf nordchineſiſchen Provinzen beſchränken würde. DD Die Kameradſchaft eines Volles beſiegt Hunger und Kälte. Der Tag der nationalen Solidarität iſt der ſichtbare Ausdrull dieſer Kameradſchaft. CrCrrrrrGrrrrTPrTPPPTPTPTbPTPTbTbTbTbTbeebeee Es wäre geradezu ein Treppenwitz der Weltgeſchichte, wenn, wie die Gerüchte wei⸗ ter wiſſen wollen, Peiping dann wieder Peking heißen und wie ſo viele Jahr⸗ hunderte hindurch Reſidenz des Kaiſers werden würde; in dieſem Fall nämlich würde das diplomatiſche Korps, das, mit Ausnahme des deutſchen Botſchafters, unbe⸗ greiflicherweiſe auch heute noch immer ſei⸗ nen Sitz in Peking hat, ſchließlich doch nicht mehr umzuziehen brauchen, was freilich nicht der weiſen Vorausſicht der Diplomaten zu⸗ zuſchreiben wäre. Sollten alle dieſe Gerüchte früher oder ſpäter in die Wirklichkeit umgeſetzt werden, ſo würden jene Ankündigungen Recht behal⸗ ten, die ſeinerzeit bei der Einſetzung des früheren chineſiſchen„Knabenkaiſers“ Pufi — des jetzigen Kaiſers von Mandſchukuo— von ebenſo weitreichenden, wie beſtimmten japaniſchen Plänen mit dem letzten Sproß des uralten chineſiſchen Kaiſerhauſes ſpra— chen. Bekanntlich wurde es damals in der Weltpreſſe ſtark kommentiert, daß die Ja— paner nicht einen der großen mandſchu⸗ riſchen Landesfürſten zum Herrſcher von Mandſchukuo erhoben. In jedem Fall iſt nunmehr nach dem ſa— paniſchen Einmarſch die Lage Nordchinas für die Nanking⸗Regierung hoffnungslos ge— worden. Auch der dringende telegraphiſche Hilferuf etwa des Bürgermeiſters der gre⸗ ßen Hafenſtadt Tientſin wird an dem Schickſal des Landes nichts mehr ändern. Ferner hat der chineſiſche Miniſterpräſident Wangtſchingwei, auf den bekanntlich kurz hintereinander zwei Attentate verübt wur⸗ den, ſeinen Rücktritt in ſeiner Eigenſchaft als Außenminiſter erklärt; es mag dahinge⸗ ſtellt bleiben, ob es ſich um die Folge der beiden Mordanſchläge oder um eine Demon⸗ ſtration gegen den japanſſchen Einmarſch in Nordchina handelt. Zweimal in der neuen Geſchichte Ja⸗ pans iſt ſein Siegeslauf auf dem Feſtlande durch das Eingreifen der europäiſch⸗ameri⸗ kaniſchen Diplomatie zum Stehen gebracht worden, und zwar im ſapaniſch⸗chineſiſchen Krieg 1894/95 und im ruſſiſch⸗ſapaniſchen Krieg 1905. Diesmal befindet ſich die Diplo— matie gerade der großen europäiſchen Mili— tärmächte in einer Lage, daß ſie froh iſt, wenn ſie außer dem Afrikakrieg und dem Mittelmeerkonflikt nicht auch noch das ver⸗ dammt heiße Eiſen des japaniſchen Vormar— ſches in China anfaſſen muß. Was die Ja⸗ paner von beſagter Diplomatie halten, geht ja u. a. auch daraus hervor, daß weder To⸗ kio noch der Exponent der japaniſchen Aus⸗ dehnungspolitik, die ſogenannte Kwantung⸗ Armee, ſich irgendwie um das diplomatiſche Korps in Peking kümmern, das mitten im Aufmarſchgebiet ſitzt und ſich in der pein⸗ lichen Lage völliger Ohnmacht ſieht. Laval und die Opposition Der Streit um die Bünde— Lärmſzenen in der franzöſiſchen Kammer Paris. 4. Dez. „Die langerwartete Ausſprache der franzö⸗ ſiſchen Kammer über die ſogenannten Bün⸗ de begann vor ſpärlich beſetzten Bänken. Auf der Tagesordnung ſtanden zehn Anfragen über die Tätigkeit der ſogenannten Bünde und der Volksfront, die von links bzw. rechts eingebracht ſind, und zwei Geſetzentwürfe. Der eine regelt die öffentlichen Kundgebun⸗ gen und iſt nach ſeinem Berichterſtatter Chauvin benannt; der zweite regelt Einfuhr, Herſtellung ſowie den Beſitz von Waffen. Ein kommuniſtiſcher Abgeordneter brachte Schriftſtücke und Zeitungsausſchnitte vor, die die Gefährlichkeit der Feuerkreuzler und der übrigen„faſchiſtiſchen Bünde“ und die„ſträfliche Duldſamkeit“ der Regierung beweiſen ſollten. Ein radikalſozialiſtiſcher Abgeordneter er— klärte u. a., in einem ziviliſierten Lande dürfe es nur eine bewaffnete Macht des Staates geben: die Armee und die Polizei. Er fragte die Regierung, ob ſie die Tätigkeit und die Herausforderungen der militariſier— ten Verbände weiter zulaſſen wolle. und ver⸗ las dann verſchiedene Auszüge aus der„Ac⸗ tion Francaiſe“ und anderen rechtsſtehenden Blättern, die ſogar Todesdrohungen gegen linksſtehende Politiker. insbeſondere gegen Leon Blum, enthielten. Geſtützt auf zahlrei⸗ che Unterlagen behauptete der Redner, daß die Verſchwörung der ſogenannten Kampf⸗ bünde offenſichtlich ſei. Entweder müſſe die Regierung ihre Methoden ändern, oder man müſſe die Regierung wechſeln. In Zwiſchenrufen wurde der Rücktritt des Innenminiſters Berard gefordert. Am Nachmittag nahm die Kammeraus⸗ ſprache ziemlich ſtürmiſchen Charakter an, ſo daß der Kammerpräſident die Sitzung vorübergehend aufheben mußte. Der radikalſoziale Abgeordnete Ru⸗ card betonte einleitend. daß er im Namen der Abgeordneten der Linken ſpreche. Er warf der Regierung vor, die Bünde trotz wiederholter Herausforderungen ermutigt zu haben. Die Regierung habe Aufforderun⸗ gen zum Mord und zu Gewalttaten und Ge⸗ neralproben zum Bürgerkrieg zugelaſſen. Als der Sprecher einige Fälle aufzählte, in denen angeblich Angreifer gegen politiſche Perſönlichkeiten nicht zur Verantwortung gezogen worden ſeien, und als er beſonders an die Verletzungen des Abgeordneten Elbel erinnerte, der bei einem ſolchen Zuſammen⸗ ſtoß ein Auge verloren habe, bemächtigte ſich der Kammer ſteigende Unruhe. Von der linken Seite des Hauſes wurde wiederholt der Rücktritt des Juſtizminiſters gefordert Miniſterpräſident Laval erwiderte, daß im Falle Elbel gegen den Angreifer eine Unterſuchung eingeleitet wor⸗ den ſei. Sachverſtändige prüften. ob der Angreifer im Vollbeſitz ſeiner geiſtigen Fä⸗ higkeiten ſei. Die Worte des Miniſterpräſi⸗ denten gingen in dem Lärm unter. der von der linken Seite des Hauſes kam. Die Unruhe dauerte an, als der Juſtiz⸗ miniſter anſchließend ſeine Haltung in den erwähnten Fällen rechtfertigen wollte. Der Kammerpräſident hob ſchließlich die Sitzang auf. Amſtrittener Entſchlieungsentwur! Der radikalſozialiſtiſche Abgeordnete Ru⸗ cart, der als Berichterſtatter des Ausſchuſſes Sollten ſich übrigens die Gerüchte beſtä⸗ tigen, wonach in den beiden Provinzen des Kantongebietes an der Südküſte ebenfalls„Autonomiebeſtrebungen“, ja ſo⸗ gar ſchon Verhandlungen mit Japan im Gange ſeien, ſo würde gegebenenfalls Rumpfchina in Zukunft von Japan geradezu von Norden und Süden her in die Zange genommen werden können. Uns ſcheint in jedem Fall, daß die Entwicklung auf dem chineſiſchen Feſtlande mit der Abtrennung Nordchinas noch keineswegs beendet iſt, ſondern daß ſie lediglich die Einleitung zu der größten politiſchen Umwälzung in der Geſchichte des Fernen Oſtens darſtellt. für die Unterſuchung der Ereigniſſe vom 6. Februar bekanntgeworden iſt. ſchlägt der radikalſozialiſtiſchen Kammergruppe folgen⸗ de Entſchließung für den Abſchluß der Kam⸗ merausſprache über die Bünde vor: „Die Kammer iſt entſchloſſen, nur eine Regierung zu unterſtützen, die gewillt iſt, mit Energie die republikaniſchen Einrichtun⸗ gen zu verteidigen und die öffentliche Ord⸗ nung aufrecht zu erhalten, und geht zur Ta⸗ gesordnung über.“ Eine gleichlautende Entſchließung wurde im Jahre 1899 von der Kammer angenom⸗ men, nachdem der damalige Präſident der Republik, Loubet, in Auteuil beläſtigt wor⸗ den war. Sie führte zu dem Sturz des Ka⸗ binetts Dubuy. Auffällig iſt jedenfalls, daß dieſer Ent⸗ ſchließungsentwurf keine Vertrauenserklä⸗ rung für die Regierung enthält und folglich von den radikalſozialiſtiſchen Miniſtern des 3 Laval nicht angenommen werden ann. Die britiſche Thronrede Englands außenpolitiſcher Kurs— Wehrverſtärkung und Wirtſchaftsfragen London. 3. Dez. Bei der Eröffnung des engliſchen Parla— ments verlas der Lordkanzler im Oberhaus die Thronrede, die mit der Feſtſtellung be— ginnt, daß die Beziehungen zu den fremden Mächten nach wie vor freundſchaftlich ſeien. Die Außenpolitik der Regierung gründe ſich daher wie bisher auf eine unzweideutige Unterſtützung des Völkerbundes. In Verfolg der Verpflichtungen der Genfer Satzung habe ſich die Regierung gezwungen geſehen. in Zuſammenarbeit mit etwa 50 anderen Mitgliedsſtaaten des Völkerbundes gewiſſe Maßnahmen wirtſchaftlicher und finanzieller Art auf Italien anzuwenden. Gleichzeitig werde ſie auch weiterhin ihren Einfluß zugunſten eines Friedens ausüben, der für alle drei Parteien. nämlich Italien, Abeſſinien und den Völkerbund, an⸗ nehmbar ſei. Die Thronrede erwähnt hierauf kurz die demnächſt in London beginnende Flotten⸗ konferenz. Der König gibt ſeiner Befriedi— gung darüber Ausdruck, daß alle Einladun⸗ gen angenommen wurden. Der nächſte Abſatz der Thronrede richtet ſich insbeſondere an die Mitglieder des Un⸗ terhauſes. Es wird darin die Unterbreitung der Vorlagen über die Verbeſſerung der Landes verteidigung angekündigt. Die Erfüllung der internatio⸗ nalen Verpflichtungen aus den Völkerbunds⸗ ſatzungen ebenſo wie der angemeſſene Schutz des Britiſchen Reiches machten es zu einer zwingenden Notwendigkeit, die Mängel in der Landesverteidigung zu beſeitigen. „Meine Miniſter“, ſo heißt es wörtlich, „werden Ihnen zur gegebenen Zeit ihre Vorſchläge vorlegen. Sie werden auf das Mindeſtmaß deſſen beſchränkt ſein. was er⸗ forderlich iſt.“ a Die Thronrede wendet ſich ſodann wieder an die Mitglieder beider Häuſer. Es wird die Fortſetzung der Bemühungen zur Förde⸗ rung der wirtſchaftlichen Erholung angekün⸗ digt. Beſondere Aufmerkſamkeit werde man den Gebieten ſchenken, wo die Arbeits⸗ loſigkeit am größten ſei. Weiter gelte die Sorge der Regierung einer Beſſerung der Verhältniſſe im Bergbau. Die Vereinheitlichung der Verkaufseinrich⸗ tungen des Bergbaues ſei ins Auge gefaßt, ebenſo die Vereinheitlichung der Gefälle und Schürfgerechtſamen, die unter ſtaatliche Kontrolle geſtellt werden ſollen. Die Sicher⸗ heitsverhältniſſe unter Tage ſollen verbeſſert werden Die Moderniſierung des engliſchen Eiſenbahnweſens ſoll durch eine Anleihe unter Staatsgarantie eingeleitet werden. Es folgt noch eine Reihe ſozialpolitiſcher Fra⸗ gen. Wegen der Hoftrauer ſind die üblichen prunkvollen Zeremonien bei der Parla⸗ mentseröffnung unterblieben. Bei dem Er⸗ öffnungsakt ſelbſt wurde der König durch die Königliche Kommiſſion vertreten. Trauer in England Die Schweſler des Königs von England ge⸗ ſlorben. London, 3. Dezember. Die Schweſter des Königs, Prinzeſſin Viktoria, iſt am Dienstag geſtorben. Der Bericht der Aerzte beſagt, daß„ſie ein friedliches Ende“ hatte. Die Prinzeſſin hat ein Alter von 67 Jahren erreicht. Der Kö⸗ nig hat jetzt noch eine lebende Schweſter, die Königin Maud von Norwegen. die gegen⸗ wärtig in England weilt. König und Köni⸗ gin hatten urſprünglich die Abſicht gehabt. ſich nach der Eröffnung des Parlaments nach Sandringham zu begeben. Mit Rück⸗ ſicht auf die ſchwere Erkrankung der Prin⸗ zeſſin hatten ſie aber die Reiſe abgeſagt. Beileid des Führers und Reichskanzlers. Der Führer und Reichskanzler hat dem König von England ſowie dem Königspaar von Norwegen telegraphiſch ſeine Anteil⸗ nahm am Tode der engliſchen Prinzeſſin Viktoria zum Ausdruck gebracht. Italieniſche Hoffnungen Kanddas Haltung zur Frage der Oelſperre. Rom. 4. Dez. Die Nachrichten über die Haltung der ka⸗ nadiſchen Regierung in der Frage der Erd⸗ ölſperre finden in der italieniſchen Preſſe eine ſehr weitgehende Auslegung, wobei ſo⸗ gar die Frage aufgeworfen wird, ob unter dieſen Umſtänden der 18er-Ausſchuß über⸗ haupt zu der vorgeſehenen neuen Tagung zuſammentreten könne. Das halbamtliche„Giornale d'Italia“ iſt der Anſicht, daß mit den Worten des kanadi⸗ ſchen Miniſterpräſidenten die Grundlagen zuſammengebrochen ſeien, auf denen die neue von England gewollte Sanktions⸗ ſchranke errichtet werden ſollte. Der faſt mi⸗ litäriſche Charakter des Petroleumverbotes ſei ſogar von Ultraſanktioniſten wie Lord Cecil zugegeben worden. Was Vadoglio berichtet Rom, 3. Dez. Nach dem vom italieniſchen Propagandaminiſterium veröffentlichten Heeresbericht wurde ein abeſſiniſcher Angriff in der Gegend ſüdlich des Abaro-Paſſes zu⸗ rückgeſchlagen. Der Feind iſt geflohen und habe einige Tote zurückgelaſſen. Abteilun⸗ gen des Eingeborenen-Armeekorps hätten das Gebiet von Melfa erreicht. Miniſterrat in Nom keine neuen einſchneidenden Maßnahmen. Rom. 3. Dez. Der italieniſche Miniſterrat hat die Tages⸗ ordnung der Sitzung vom letzten Samstag abgeſchloſſen. Auch dieſe Sitzung trug nach der amtlichen Verlautbarung rein geſchäfts⸗ mäßigen Charakter und brachte keine Stel⸗ lungnahme zu aktuellen politiſchen Fragen. Aus den Beſchlüſſen iſt ein Geſetz gegen Hamſtern, Preistreiberei und ſonſtige Stö⸗ rungen des inländiſchen Marktes ſowie ge⸗ gen Ueberſchreitungen der In- und Ausfuhr⸗ verbote bzw. Verſtöße gegen die Geſetzge⸗ bung über den Handel mit Deviſen und Wertpapieren zu erwähnen. 3 —— —— 1 1 N 4 1 5 175 1 19 N ö 15 0 1 1 ö 1 75 5 1 1 * 1 1 4 9 1 1 f 1 5 Zwei engliſche Anleihen Finanzielle Transaktion der britiſchen Regierung. London. 3. Dez. Bei den neuen Anleihen, welche die eng⸗ liſche Regierung aufgelegt hat, handelt es lich um eine mit 1 v. H. verzinsliche kurzfri⸗ ſtige Anleihe(Tilgungspunkt 1. Februar 1941) im Betrage von 100 Millionen Pfund und um eine mittelfriſtige 2½ v. H. Fun⸗ dierungsanleihe im Betrage von 200 Millio⸗ nen Pfund, die 1961 getilgt ſein muß. Die erſte Anleihe wird zu 98 v. H. die zweite zu 96⅛ v. H. ausgegeben. Die neuen Auf⸗ lagen werden zum Teil zur Tilgung frühe⸗ rer Anleihen dienen. Die engliſche Preſſe weiſt mit Befriedi⸗ gung darauf hin, daß der ungewöhnlich niedrige Zinsſatz einen Beweis für die Sta⸗ bilität des britiſchen nationalen Kredites bilde. Man nimmt an, daß der größere Teil der Anleihen— mehr als zwei Drittel— zum Rückkauf alter Anleihen benutzt und daß der Reſt für eine Verminderung der ſchwebenden Schuld verwandt werden wird Teilweiſe bringt man die Transaktion der Regierung auch mit den bevorſtehenden Aus⸗ gaben für das Aufrüſtungsprogramm in Zuſammenhang. „Hebel in Stalins Hand“ Sowjetruſſiſche Verheißungen. Moskau. 3. Dez. Der Leitartikel der„Prawda“ zum To— destage des 1934 ermordeten Mitaliedes des Polit⸗Büros Kirow zitiert die„beſonders verheißungsvollen“ Worte Kirows. wonach „nicht viele Jahre vergehen würden, bis wir, geſtützt auf die Eroberungen des So zia⸗ lismus in unſerem Sowfjetlande, beide Erd⸗ hälften auf dem Weg des Kommunismus lenkten“. Hierzu bemerkt die„Prawda“: „Wir ſind dabei zuverſichtlich, die ganze Welt auf den Weg des Kom⸗ munismus zu lenken. und wir werden ſie dahin lenken trotz des Widerſtandes der Wölfe und Schlangen des Kapitalismus. Unſere Zuverſicht beruht dar— auf, daß ſowohl die Stützpunkte wie die He⸗ bel von Bolſchewiſten geſchaffen worden ſind und daß die Hebel in den Händen der Partei liegen, in deren Reihen Kirow ge⸗ kämpft hat und geſtorben iſt. Auf dieſem Hebel ruht die Hand Stalins, ruhen Dutzen⸗ de von Millionen Händen des unbeſiegbaren Sowjetvolkes.“ Die Aeußerung der„Prawda“, die an Of⸗ fenheit nichts zu wünſchen übrig läßt, beſtä⸗ tigt, daß die Sowjet⸗Kommuniſtiſche Partei nicht nur ſich ſelbſt als Hebel der Weltrevo⸗ lution betrachtet, ſondern auch die Sowjet⸗ union als deren Stützpunkt angibt. Landhilſe macht ſezzhaft Enklaſtung der Städte.— Hilfe für die Landwirtſchaft. Berlin, 3. Dezember. Die ſeit dem Frühjahr 1933 durchgeführte Landhilfeaktion iſt immer mehr zu einem wirkſamen Mittel der Entlaſtung des Arbeitseinſatzes geworden. Bei einem Durch⸗ ſchnitt von über 100 000 Bürgern führte ſie nicht nur zu einer Entlaſtung der Städte und Induſtriebezirke, ſondern gleichzeitig zu einer tatkräftigen Hilfe für die Landwirt⸗ ſchaft. Wenn auch die für ein ganzes Jahr abgeſchloſſenen Landhelferverträge nur den kleineren Teil der Geſamtzahl bildeten, ſo wurde doch die Abſicht einer dauernden Ver⸗ pflanzung auf das Land mit den Jahresver— trägen am zuverläſſigſten erreicht. Wie die „Deutſche Volkswirtſchaft“ mitteilt. entſchloſ⸗ ſen ſich von den Landhelfern, die den ganzen Jahresablauf der Bauernarbeit miterlebt haben, 50 bis 60 Prozent, weiterhin in fe⸗ ſter Stellung auf dem Lande zu bleiben. Von den Landhelfern der Reichshauptſtadt ſind 15 Prozent nicht wieder zurückgekehrt. Deutſche Tagesschau Führertagung des Reichstreubundes. Am 7. und 8. Dezember findet in Wie s⸗ baden eine Führertagung des Reichstreu⸗ bundes ſtatt. Die Tagung beginnt mit einer Arbeitste bung am 7. Dezember. Der Sonn⸗ tag bringt eine öffentliche Kundgebung um 10 Uhr im Paulinenſchlößchen. Mit einem Vorbeimarſch gege 12 Uhr am Kurhaus vor dem Präſidenten des Reichstreubundes, Gauleiter und Oberpräſident Schwede⸗Co⸗ burg, Stettin, ſchließt die Tagung. Treueid des Biſchofs von Eichſtätt. Der neuernannte Biſchof von Eichſtätt, Dr. Michael Rackl, fand ſich beim Reichs⸗ ſtatthalter in Bayern, Ritter von Epp, zur Ableiſtung des im Reichskonkordat vorgeſe⸗ henen Treueides ein. Dabei erklärte der Biſchof in einer Anſprache u. a.: Der Eid fordert von mir das Verſprechen der Treue gegenüber dem Deutſchen Reich und dem Land Bayern, fordert von mir das Gelöb⸗ nis, die verfaſſungsmäßig gebildete Regie⸗ rung zu achten und oon meinem Klerus ach⸗ ten zu laſſen ſowie darauf bedacht zu ſein, jeden Schaden zu verhüten, der das Wohl und das Intereſſe des deutſchen Staatswe⸗ ſens bedrohen könnte. Die Erfüllung dieſer Verpflichtungen liegt in der aradlinigen Fortſetzung meiner bisherigen Auffaſſung und Handlungsweiſe als Prieſter. Der Reichsſtatthalter drückte in feiner Antwort ſeine Befriedigung darüber aus. daß dem Biſchof die rfüllung der ihm aus dem Eid erwachſenden Pflichten Herzens und Ge⸗ iſſensſache ſei. Die Galapagos⸗Nätſel Auth die„Kaiſerin von Floreana“ elend umgekommen? London, 3. Dezember. Die„Kaiſerin von Galapagos“, Baro⸗ nin Wagner Bousquet, iſt bor kur⸗ dem, wenn man Nachrichten aus Ecuador glauben darf, auf einer kleinen Inſel der Galapagosgruppe tot auf gefunden worden Die Galapagos⸗Inſeln liegen be⸗ kanntlich im Großen oder Stillen Ozean, nicht allzu weit von der Küſte des ſüdameri⸗ kaniſchen Staates Ecuador entfernt, zu deſſen Gebiet ſie auch gehören. Vor einiger Zeit hieß es noch, daß die berüchtigte Baro⸗ nin das ſüdamerikaniſche Feſtland erreicht habe, und wenn wir uns nicht irren, kün⸗ digte ein amerikaniſcher Verlag bereits die „dramatiſchen“ Lebenserinnerungen der Ba⸗ ronin an. Nach den letzten Nachrichten ſcheint es nun, daß auch die Baronin Wag⸗ ner, wie der Deutſche Dr. Ritter und zwei andere Abenteurer ihre Bekanntſchaft mit den Inſeln der Rieſenſchildkröten mit dem Leben bezahlen mußte. Man will ihre ſterblichen Reſte näm⸗ lich gefeſſelt und faſt bis auf die Knochen verweſt, aufgefunden haben. Man wird ſich erinnern, daß die Galapagosinſeln zuerſt vor einer Reihe von Jahren in der ganzen Welt bekannt wurden, als der deutſche Arzt Dr. Ritter ſich mit einer Kameradin auf ihnen nieder⸗ ließ, um auf den Inſeln ernährungsphyſio⸗ logiſche Experimente anzuſtellen. Ein paar Jahre ſpäter erfuhr man, daß ſich auf der Inſel Dr. Ritters, Floreana, auch eine„Kai⸗ ( ³˙¹ mA · AA ² Die Gemeindefinanzen 1935 Abgabeſenkungen noch nicht zu verantworten Berlin, 4. Dezember. In ein m Ueberblick über die Entwicklung der Gemeindefinanzen im Jahre 1936 weiſt der„Gemeindetag“ darauf hin, daß die Auf⸗ ſtellung der Haushaltspläne auch für das nächſte Jahr wieder mit erheblichen Schwie⸗ rigkeiten verbunden ſein wird, da die Fi⸗ nanzlage der Gemeinden und Gemeindever— bände überwiegend noch als geſpannt ange— ſehen werden müſſe. Die große Mehrzahl der Gemeinden werde nicht in der Lage ſein. irgendwelche Abgabenſenkungen zu verant- worten. So werde es auch nicht möglich ſein, auf die Einnahmen aus der Gemeinde⸗ getränkeſteuer und der Vergnügungsſteuer zu verzichten, die beſonders umſtritten ſeien. Den Vorzug vor einer Steuerſenkung müſſe ein allmählicher Abbau der Verſor⸗ 55 gastarife haben. Leider werde die eſamtlage der Gemeindefinanzen ein Vor⸗ gehen auf dieſem Gebiet auch im nächſten Jahr nur ausnahmsweiſe ermög⸗ lichen. Jür die Ausgabenſeite ſei feſtzuſtellen, daß der überwiegende Teil der Ausgaben aus rechtlichen oder tatſäch⸗ lichen Gründen mehr oder weniger feſtliege und bei aller Wahrung der unbedinat gebo⸗ tenen Sparſamkeit einer Beeinfluſſung durch die Gemeindeleitung praktiſch entzogen ſei. Im Schuldenhaushalt würden ſich die Er⸗ ſparniſſe aus der Zinſenſenkung im Jahre 1936 mit etwa 30 Millionen RM voll aus- wirken. Gleichzeitig ſeien aber verſtärkte Jahresleiſtungen für die Arbeitsbeſchaf⸗ fungskredite und die am 1. Oktober 1936 einſetzende Tilgung der umgeſchuldeten Kredite mit insgeſamt 75 Millionen aufzubringen. Zuſammenfaſſend wird feſtgeſtellt, daß einer Reihe von Gemeinden und Gemeindever⸗ bänden auch 1936 ein Haushaltsausgleich nicht möglich ſein werde. Glücklicherweiſe ſei die Zahl dieſer Gemeinden ſtändig im Rück⸗ gang begriffen. Das Geſamtbild der Ge⸗ meindefinanzen berechtige dazu, auch die künftige Entwicklung zuverſichtlich zu beur⸗ teilen. Wenn man ſich vor Augen halte, daß in Preußen beim Abſchluß des Rechnungs⸗ ſahres 1932 gemeindliche Fehlbeträge in Höhe von über einer Milliarde RM feſtzu⸗ ſtellen waren und daß die Höhe dieſer Fehl⸗ beträge bis Ende 1934 auf 333 Millionen ſank, denen gleichzeitig Ueberſchüſſe anderer Gemeinden in Höhe von 178 Millionen ge⸗ genüberſtünden, ſo falle die grundlegende Aenderung der Lage ſeit der Staatsumwäl⸗ zung beſonders ins Auge. Reſchstagung der daß Eine Rede Dr. Leys. Leipzig, 3. Dez. Die fünfte Reichsarbeits⸗ und Schulungs⸗ tagung der Amtswalter der Deutſchen Ar⸗ beitsfront wurde in der Halle 20 der Techni⸗ ſchen Meſſe durch Hauptamtsleiter Selzner eröffnet. Er umriß den Zweck der diesmali⸗ gen Tagung dahin, den 4000 Amtswaltern der DA eine einheitliche Ausrichtung für den Kampf im Jahre 1936 zu geben. Die grundlegenden Schulungsvorträge für die Tagung hat Dr. Ley übernommen. Er begann die Reihe ſeiner Vorträge mit zweiſtündigen, immer wieder von lebhaftem Beifall unterbrochenen Ausführungen über die weltanſchaulichen Grundlagen. Er ging von dem Ringen der Welt des Nationalen mit der Welt des Internationalen aus, zwi⸗ ſchen denen es keinen Ausgleich geben könne. Es gelte aber auch, die falſche Welt in ihren äußeren Erſcheinungsformen zu bekämpfen. Alles Geſchehen ſei das Produkt innerer Ge⸗ tigt. ö ſerin“ angeſiedelt hätte, die Baronin Wag⸗ ner⸗Bousquet, eine anſcheinend äußerſt extravagante Frau, die ſchon in Paris der Schrecken aller Kaffee⸗ hauskellner geweſen war. Sie war nicht allein in das pazifiſche„Eden“ gekommen, ſondern hatte einen gewiſſen Lorenz, einen Herrn Philippſon und einen norwegiſchen Seemann mitgebracht. Was ſich in der Folgezeit auf der Inſel er⸗ eignet hatte, iſt nie ganz geklärt worden. Man hörte nur ab und zu, daß ſich die Ba⸗ ronin als Souveränin der Inſel gebärdete und mit Hilfe ihrer Freunde eine Art Ter⸗ ror auf alle fremden Beſucher ausübte. Ei⸗ ferſuchtsſzenen ſcheinen dann das liebliche Idyll geſtört zu haben. Jedenfalls wurden ſpäter auf der anderen Inſel der Gruppe von Seeleuten die Leichen von Lorenz und dem Norweger gefunden. Jaſt zur gleichen Zeit ſtarb auch aus unge- klärten Arſachen Dr. Ritter, der das ganze Drama wahrſcheinlich hätte entwirren kön⸗ nen. Von der Baronin Wagner hieß es dann, daß ſie auf dem Feſtland gelandeir wäre. Aber anſcheinend hat das Drama der Ga⸗ lapagos-Inſeln noch einen weiteren Akt gehabt, in welchem die„Kaiſerin der Gala⸗ pagos-Inſeln“ ſamt ihrem letzten Gefährten ihr Leben verlor. Die einzige Ueberlebende der Galapagos-Abenteuer wäre demnach die Kameradin Dr. Ritters geweſen. von der man aber auch ſeit langem nichts mehr ge⸗ hört hat. ſetzmäßigkeit und hänge nicht von Zufällen und Stimmenmehrheiten ab. Die Aufgabe ſei alſo, dieſe Geſetze zu ergründen und die neue Welt hineinzubauen unter Anerken— nung dieſer Geſetze. Dann könne aber das Leben auch nur ewiger Kampf ſein gegen die falſche Welt. Dieſer Kampf ſei nur zu gewinnen, wenn alles eingeordnet in die Welt des Nationalſozialismus werde. Dr. Ley ſtellte dann die Frage, wie man die Politik auf dieſer Welt aufbauen könne. Politik ſei die Ordnung eines Volkes, der Lebenskampf eines Volkes durch ſeine Eri⸗ ſtenz, ſei vor allem die Vorausſicht der Füh⸗ rer eines Volkes für dieſen Lebenskampf. Aus vier Erkenntniſſen baue ſich unſere po⸗ litiſche Einſicht und unſere Weltanſchauung auf, in Erkenntniſſen des Raumes, der Raſſe, der Energie, der Diſziplin. Der Na⸗ tionalſozialismus und ſeine Revolution ſei die Revolution der Vernunft. Die Reichs foſtenordnung Einheitliche Gebühren und Koſten. Die„Reichskoſtenordnung“, die aufgrund des erſten. Geſetzes zur Ueberleitung der Rechtspflege auf das Reich erlaſſen wurde und die mit dem Beginn des neuen Haus⸗ altsjahres, am 1. April 1936. in Kraft tre⸗ ten wird, regelt die Erhebung der Koſten auf dem Gebiet der freiwilligen Gerichtsbar⸗ keit und der Zwangsvollſtreckung in das unbewegliche Vermögen. Wie Staatsſekretär Schlegelberger vor der Preſſe ausführte, bedeutet dieſe Ver⸗ ordnung einen Fortſchritt auf dem Wege zur deutſchen Rechtseinheit. Während für Zivil⸗ prozeſſe und für Strafſachen die Koſten der Gerichte und Rechtsanwälte ſeit mehr als einem halben Jahrhundert durch Reichsge⸗ ſetze einheitlich geregelt ſind, war die Koſten⸗ geſetzgebung in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit bisher ſtets Sa⸗ che der Länder. Von nun an erheben die deutſchen Gerichte und Notare ihre Koſten nach dem gleichen Geſetz. Nach Möglichkeit iſt eine Entlaſtung der wirtſchaftlich Schwachen durchgeführt. Vor⸗ mundſchaften über Minderjährige, Geiſtes⸗ kranke und Gebrechliche werden gebühren⸗ frei geführt, wenn ihr Reinvermögen 5000 RM nicht überſteigt. Die Beſtätigung der Annahme an Kindesſtatt iſt unter der glei⸗ chen Vorausſetzung(Kindesvermögen bis 5000 RM) gebührenfrei. In Grundbuchſa⸗ chen werden Geſchäfte begünſtigt, die der Er⸗ haltung des Grundbeſitzes in der Familie dienen. Die Gebühren für die Einſicht des Grundbuches, des Handelsregiſters und ſon⸗ ſtiger öffentlicher Regiſter ſind wieder beſei⸗ Auslands⸗Nundſchau Polens Minderheit in Litauen. Wie die polniſche Preſſe meldet, hat der ſeit längerer Zeit in Litauen verſchärfte Kurs gegen die dortige polniſche Minderheit zu einer Reihe neuer Maßregelungen und Verſchickungen von Minderheitsangehörigen geführt. Die polniſchen Blätter weiſen dar⸗ auf hin, daß rund 30 polniſche Lehrer in li. tauiſchen Gefängniſſen ſitzen oder verſchickt ſeien. Der polniſche Schulunterricht habe in⸗ folgedeſſen faſt ganz aufgehört. Neue ftundgebungen in Kairo. Wie aus Kairo gemeldet wird, unter⸗ nahm eine Schar nationaliſtiſcher Studenten einen Angriff auf das Haus des Führers der Liberalen Partei, Mohammed Paſcha, und beſchädigte es erheblich. Abends ſam⸗ melten ſich im europäiſchen Viertel mehrere hundert Leute, meiſt Studenten, und ſchrien: „Nieder mit Hoare! Hoch Nahas, der Führer der Revolution!“ England—Deutſchland Das große Ländertreffen in London. Am Mittwoch abend um 19 Uhr, für die Hörer des Reichsſenders Köln ab 19.45 Uhr,. werden Millionen Deutſcher am Lautſpre⸗ cher der Uebertragung aus London lauſchen. Der Fußball⸗Länderkampf England— Deutſchland hat über Sportskreiſe hinaus ein außergewöhnliches Echo gefunden. Das Ereignis auf dem Platz der Tottenham Hotſpurs im Londoner Stadtteil White Hart Lane gehört zu den ſozuſagen hiſtoriſchen Fußballtreffen. Die Engländer haben nach einigen Niederlagen und halben Mißerfol⸗ gen auf dem Feſtland ihre„ſpiendid iſola⸗ tion“ im Fußball aufgegeben. Seit 1931 verpflichten ſie alljährlich einen kontinenta— len Gegner zum Rückſpiel. Dabei gehen ſie planmäßig dor. Zuerſt holten ſie ſich gegen Spanien mit 7:1 eine furchtbare Revanche Es folgte Oeſterreich mit ſeiner damaligen „Wunder⸗-Elf“, die ſich in der 3:4⸗Niederlage hervorragend ſchlug. Frankreich verlor 114. und 1934 wurde der Fifa⸗Weltmeiſter Ita⸗ lien herausgefordert, der in einem an Zwi⸗ ſchenfällen reichen Kampf nur 213 unterlag. Und 1935 iſt Deutſchland der„aktuellſte“ Gaſtgegner für die Engländer. Es iſt klar. daß der jeweilige Gegner mit beſonderem Stolze dieſe auf ihn fallende Auseinander- ſetzung aufnimmt, gilt doch Fußball⸗England nach wie vor als der ungekrönte Wellmeiſter. Unſere Vorbereitungen ſind wie immer vor beſonderen Kraftproben gewi ſenhaft getroffen worden. Dabei kommt dem DF B zuſtatten, daß er ſeit einigen Jahren eine „Operationsbaſis“ für die Nationalmann— ſchaft geſchaffen hat, die eine etwas gewalt⸗ ſame Anſtrengung unnötig macht und auch den Vereinsſpielbetrieb nicht weſentlich ſtört. Die Kandidaten wurden in Berlin zu einem kurzen Lehrgang zuſammengezogen, und nach den Erkenntniſſen des Probeſpielis kam es noch auf die augenblickliche Form an. Die auserwählten Spieler ſind im übrigen zu⸗ ſammen geſchult und in vielen Länder⸗ kämpfen erprobt. Das Riſiko einer gewag⸗ ten Aufſtellung beſteht nicht. Die Mann⸗ ſchaft wird ſo gut abſchneiden, wie es der ſtärkſten Vertretung des deutſchen Fußball- ſportes überhaupt möglich iſt. Die Stimmung„drüben“. Wir brauchen uns mit den kärglich geſchei⸗ terten Verſuchen von Grüppchen, den ſport⸗ lichen Länderkampf politiſch zu färben, nicht zu beſchäftigen. Die engliſche Oeffentlichkeit nimmt von dem Ereignis die entſprechende Notiz, wobei man darauf hinweiſen muß., daß der Brite ſich nicht allzu viel um Dinge kümmert, die ſich außerhalb ſeiner Inſel ab⸗ ſpielen. Wir brauchen umſo weniger dar⸗ über erſtaunt zu ſein, weil der Engländer ſich gerade im Fußball für unſchlaabar hält. Erſt wenn ein Gegner einmal ſiegreich über den Kanal heimkehren wird, kann ſich das ändern. Die deutſche Mannſchaft wird in den engliſchen Blättern als ſehr ſtark be⸗ zeichnet. Aber die Wetter halten zu ihrer Elf. 7:2 lautet die augenblickliche Quote. Ein Blick zurück. Mancher iſt erſtaunt zu vernehmen, daß der Fußball⸗Länderkampf Deutſchland— England bereits eine weit zurückreichende Geſchichte hat. Nach einigen„Privatfahr⸗ ten“ deutſcher Mannſchaften vor und nach der Jahrhundertwende kam es 1908 zum erſten offiziellen Länderſpiel in Berlin. Vor 00 Zuſchauern ſiegten Englands Amateu⸗ re mit 5:1. Im Jahre darauf in Oxford ge⸗ wannen die Söhne Albions mit 9:0. Es folgte 1911 in Berlin vor 10 000 Zuſchauern das denkwürdige 2:2. wobei der Kieler Linksaußen Möller beide Tore ſchoß. 1913 in Berlin vor 12 000 Zuſchauern traten uns Englands Amateure letztmalig gegenüber, ſie ſiegten mit 3:0.— Erſt am 10. Mai 1936 in Berlin vor 50 000 Zuſchauern lebte der Kampf wieder auf, diesmal gegen Englands ſtärkſte Berufsſpielervertretung. 33. das war ein Feſt mit drei Toren von Richard Hofmann! And nun kommt es darauf an. Gleichgültig, ob Old⸗England ſich ange⸗ griffen fühlt in ſeiner Vorherrſchaft— Deutſchland bewirbt ſich in dieſem Kampf um ſeine Weltgeltung im Fußball. Zur Be⸗ ſtätigung iſt kein Sieg notwendig. Und daß unſere Reichsmannſchaft eine ſportlich tadel⸗ loſe Haltung einnehmen wird. darüber be⸗ ſteht kein Zweifel. Ihr ſpieleriſches Abſchnei⸗ den wird, ſo hoffen wir, ehrenvoll ſein— und damit iſt alles gewonnen. Die ſtärkſten Aufgebote lauten: England: Hibbs; Male, Hapgood: Crayſton, Barker, Bray; Matthews. Carter, Camſell, Weſtwood, Baſtin. Deutſchland: Jakob; Münzenberg, Haringer; Janes. Goldbrunner. Gramlich: Fath. Raſſelnberg, Hohmann, Szepan, Leh⸗ ner.(Schiedsrichter: Olſſon⸗Schweden.) Deutſchland wird, ſoweit überhaupt in letzter Stunde vor dem Kampf derartige Erörterungen angebracht ſind, ſeine be⸗ währte Sicherheitstaktik gerade in dieſem ſchwerſten Kampfe nicht aufgeben. Und auch wir hoffen, einen Sturm ins Feld zu führen, der.. Tore ſchießen kann! Deutſchlands und Englands Sportler rei⸗ chen ſich in der für ſie volkstümlichſten Sportart die Hände. Glück⸗auf! Auf der Waſſerjagd ertrunken. Lübeck, 4. Dez. Zwei Lübecker Jäger ſind am Sonntag auf der Waſſerſagd in der Lü⸗ becker Bucht tödlich verunglückt. Auf der Hö⸗ he von Brodten bei Travemünde wurde ihr Boot von einer Boe umgeſchlagen, und bei⸗ de Inſaſſen fanden den Tod in den Wellen. N I a au He me eil Ju 901 I lf dri ber eil ſei An Ge. Re Bl da au ge We Ab im 1 jen Vli ſuc bet ſch lil ein et die gen Bli Hal und wie ſie hatt beſt fe die dur Brun war wol zuck r et er 15 in e er e rr 1 1 Domman. vo ALLE Hm. — Urheberrechtsschutz: Fünf Türme-Verlag, Halle(Saale) 61 Nachdruck verboten. „Sehen Sie, Herr von Gerling, meine kleine Frau be— hauptet ja immer, Monika ſei ſo romantiſch veranlagt. Aber ſie hat auch etwas dafür übrig, obwohl ſie ſich immer auf die vernünftige Frau Doktor hinausſpielt. Und dann, Herr von Gerling, nehmen Sie ſich in acht! Ich wette, meine Lotte ſpinnt ſo ihre Pläne; das bedeutet, daß ich ein langer Gymnaſiaſt war, wie ich ihr in unſerem Garten zuweilen das freche Näschen geputzt habe... Na ja, ſchon gut, Lotte— Herr von Gerling wird doch einen Scherz verſtehen. Abgeſehen davon, daß ſich jeder gratulieren kann, der einmal die Monika bekommt.“ Es war eine gemütliche Stunde in dem gaſtlichen Doktorhauſe. Aber dann duldete es den Beſucher nicht länger. Er verabſchiedete ſich mit herzlichem Dank und drückte beſonders Lotte, die ihm ſchelmiſch zuzwinkerte, herzlich die Hand. Aber kaum hatte er den Ort hinter ſich, hielt er noch einmal an und legte ein kleines Bild, das er in der Taſche jeines Rockes hatte, ſorgfältig in die Brieftaſche. Nein, Lotte hatte es nicht bemerkt, daß ſie eines der Amateurbilder von Monika vom Tiſche heruntergeſtreift hatte; und ſie hatte auch nicht beachtet, daß ſich Herr von Gerling haſtig danach bückte. Er hatte ſich ſelbſt keine Rechenſchaft darüber geben können; ihn leitete einfach der Wunſch, ein Bild von Monika zu beſitzen. Aber auch jetzt, da er ſeinen Fund verwahrte, empfand der ſonſt ſo über— aus korrekte Gerling nicht die mindeſte Reue. Fünftes Kapitel. Der elegante Speiſeſaal des Hotels war ſchon ziemlich gefüllt. Unter dem Licht der ſtrahlend hellen Kriſtallüſter be— wegten ſich elegante, gutgekleidete Männer, Frauen in Abendkleidern und mit blitzendem, wenn auch wohl nicht immer echtem Schmuck beladen. An einem gut gewählten Tiſch, nicht weit vom Ein⸗ gang, ſaß ein tadellos gekleideter einzelner Herr. Er ſchien jemanden zu erwarten; denn immer wieder richtete er den Blick auf die Tür, durch die noch faſt ununterbrochen Be— ſucher kamen. Jetzt aber zuckte er zuſammen. Eine kleine Gruppe betrat den Speiſeſaal. Voraus ſegelte mit ſicheren, energi⸗ ſchen Schritten eine kleine bebrillte Dame in einem dunkel- lila Atlaskleid; hinter ihr kamen ein junger Mann und ein großes blondes Mädchen in einem weißen Kleid, das er intereſſiert betrachtete. Dieſes junge Mädchen, das keinen Schmuck trug und die Haare in einem ſchlichten Knoten im Nacken zuſammen⸗ genommen hatte, war ſehr ſchön. Obwohl es kaum den Blick hob, hatte es doch eine ſtolze und ſelbſtbewußte Haltung und einen wunderſchönen Gang. Friedrich von Gerling, der mancher Gefahr kaltblütig und ohne Wimperzucken ins Auge geſehen hatte, fühlte, wie ſein Herz heftig zu ſchlagen anfing. Das war Monika von Innemann, ohne Zweifel. Denn ſie war heute erſt im Hotel eingetroffen. Die Klinkes hatten wohl ſchon vor einigen Tagen telegraphiſch Zimmer beſtellt, aber das herrliche Wetter hatte ſie zu einem Ab— ſtecher in die bayriſchen Alpen verlockt. Eigentlich war es ja die Idee Frau Klinkes geweſen, die bald Monikas echte Naturliebe erkannt hatte, und die durch ſchnell wechſelnde Eindrücke den Schmerz in Monikas Bruſt, der durch den brüsken Abſchied von ihren Ver— wandten Monika alle Freude verdüſterte, verſcheuchen wollte. Es war ihr auch gelungen. Monika hatte mit Ent⸗ zücken die herrlichen und immer wechſelnden Landſchafts— bilder in ſich aufgenommen und ſich ihr bald voll Dank— barkeit angeſchloſſen. Im Anfang war ſie auch Johnie gegenüber befangen geweſen. Sie mußte doch immer daran denken, was Frau Klinke urſprünglich im Sinn gehabt hatte. Und ſchließlich hatte er ja bei beiden unerwarteten Begegnungen ſein großes Intereſſe an ihr verraten. Aber dies war wohl wirklich nur die überraſchende Aehnlichkeit geweſen, von der Frau Klinke ihr erzählt hatte. Und die war wahr— ſcheinlich, aus der Nähe betrachtet, gar nicht ſo beſonders groß. Jedenfalls verhielt ſich Johnie, der auch zu ſeiner Mutter ſehr wortkarg war, zu Monika wohl recht höflich, aber es war nichts mehr von einem beſonderen Intereſſe an dem jungen Mädchen zu bemerken. Monika war ſehr froh darüber. Sie hatte ſich eigent⸗ lich gefürchtet, obwohl ſie nicht recht wußte, wovor. Aber ſie war ſo gar nicht kokett, daß ſie ſich nur unter Bangen vorſtellen konnte, daß ihr ein junger Mann, der für ſie ſelbſt ſo gar nicht in Betracht kam, den Hof machte. Nun, Hofmachen war wohl etwas, das dieſer Johnie Klinke nicht kannte. Dazu war er viel zu ernſt und zu ſchwer⸗ fällig, viel zu gediegen und zu ſehr in ſeine Bücher ver⸗ graben. Er ſchien ſich ſchnell an die Geſellſchafterin ſeiner Mutter gewöhnt zu haben. Er behandelte Monika ſo höf⸗ lich, wie es ſeiner guten Erziehung entſprach, aber die beiden ſprachen kein überflüſſiges Wort miteinander. Dafür war Frau Klinke froh, daß ſie nun endlich ein Weſen um ſich hatte, mit dem ſie alles beſprechen konnte, was ihr gerade in den Sinn kam. Und das war bei der lebhaften Frau gar nicht wenig. Sie war glücklich, eine ſo geduldige Zuhörerin getroffen zu haben, und ſie über— ſchüttete Monita dafür mit Geſchenken, die dieſe vergeblich abzulehnen ſuchte. Aber Frau Klinke ließ es ſich nicht nehmen, Monika alles zu bieten, was ein junges Mädchen erfreuen konnte. Und es war ganz merkwürdig, ſo wenig ſie für ſich ſelbſt die richtigen Kleider und Farben zu wählen verſtand: für Monika hatte ſie eine glückliche Hand. Sie ſchenkte ihr Kleider, die genau das waren, was den Scharm Monikas noch heben konnte. Friedrich von Gerling konnte kein Auge von ihr ab— wenden. Freilich, ſo ſchön hatte er ſie ſich nicht vorgeſtellt, auch nicht ſo groß und von ſo einer wenn auch be— ſcheidenen, doch ſicheren Haltung. Merkwürdig, er hatte ſich Monika eigentlich immer als ein kleines, hilfs— bedürftiges, verſchüchtertes Mädelchen gedacht. Das kam wohl daher, daß er ſie gekannt hatte, als ſie noch ſo klein war, und daß er ſie das letzte Mal bei dem Begräbnis ihres Vaters ſah in dem ſtumpfen, düſteren Schwarz, in dem das arme Kind ſo verzweifelt und verlaſſen wirkte, daß es einem das Herz im Leibe umdrehte. Nein, er hätte Monika niemals erkannt; aber auch das Bild, das er bei ſich trug, und das Monika in einem kurzen Rock mit weißer Bluſe und Bauſchärmelchen vorſtellte, hatte nicht allzuviel mit dieſer vornehmen jungen Dame gemeinſam. Friedrich von Gerling ſaß ſo, daß er den Tiſch, an dem die Klinkes ſaßen, gut im Auge behalten konnte. Er mußte lächeln, wie befliſſen der elegante Ober nach ihren Wünſchen fragte. Nun ja, es waren doch ſehr reiche Amerikaner, die ein ganzes Apartement im erſten Stock inne hatten und es ohne Wimperzucken ſchon einige Tage vor ihrer Ankunft bezahlt hatten. Solche Gäſte waren ſelbſt in den erſten Hotels der Stadt nicht allzu häufig. Gerling wandte ſich nun nach flüchtiger Betrachtung Frau Klinkes ihrem Sohne zu. Es war doch wichtig genug, ſich von dem jungen Manne, der in Monika von Innemanns dauernder Nähe war, ein Bild zu machen. Nun, er war wirklich nicht beſonders anziehend. Er ſah richtig überſtudiert aus, und für ſolche Leute hatte Gerling nie viel übrig gehabt. So fleißig er auch war— er hatte immer Sport getrieben und einen geſtählten Körper für eine wichtige Vorausſetzung auch für jede geiſtige Arbeit angeſehen. Aber dieſer Deutſchamerikaner, der ſich trotz der Brille noch tief über die Bücher beugte, deren eines er neben ſeinem Teller aufgeſchlagen liegen hatte, ſchien wirklich für nichts anderes Intereſſe zu haben wie für ſeine Wiſſenſchaft. Auch für Monika nicht! Gerling war ein ſcharfer Beob— achter, aber er konnte nicht aus einer einzigen Bewegung etwas merken, das auch nur eine flüchtige Teilnahme für Monika verriet, allerdings auch für ſeine übrige Um⸗ gebung nicht; während Monika, wenn auch zurückhaltend, ſo doch mit viel Vergnügen das Kommen und Gehen im Saale zu beobachten ſchien. Nun hieß es alſo, eine Möglichkeit zu finden, ſich Monika zu nähern. Aber das konnte ja in dem Treiben eines großen Hotels nicht ſchwer ſein. Als die Klinkes aufbrachen, erhob ſich auch Gerling. Ungefähr zugleich mit ihnen betrat er das Veſtibül. Frau Klinke ſetzte ſich in einen der breiten Fauteuils, Monika aber trat an die Loge des Portiers heran. Unauffällig ſtellte ſich auch Gerling hin, ſo als ob er ſeinen Schlüſſel haben wolle, aber aus Höflichkeit erſt warte, bis die junge Dame ihr Anliegen erledigt habe. Monika fragte nach Briefen und erhielt einige aus— gefolgt, die ſie, ohne die Anſchriften auch nur anzuſehen, in die Handtaſche legte. Dann fragte ſie, ob für die morgige Aufführung von„Aida“ Karten zu haben ſeien, und der Portier notierte ſogleich drei Logenplätze. Als Monika daraufhin zu Frau Klinke zurückging, ver⸗ langte Gerling kurz entſchloſſen ebenfalls einen Logenſitz für die morgige Aufführung. Der Portier notierte es, und Gerling hatte das Gefühl, daß der welterfahrene Mann erraten hatte, daß er gern in derſelben Loge wie die Klinkes einen Platz haben wollte. Am nächſten Abend— den Tag über hatte Gerling Monika nicht zu Geſicht bekommen— betrat er, der auch von ſeinem Berufe her an Pünktlichkeit gewöhnt war, als erſter die noch leere Loge. Er wählte den erſten Platz im Vordergrund und be— trachtete den ſich langſam füllenden Zuſchauerraum. Aber ſeine Gedanken waren nicht bei dem bunten Bild, das ſich da unten bot. Er dachte unausgeſetzt an Monika. Heute würde er ſicher eine Gelegenheit haben, ſich ihr vor— zuſtellen! Sollte er ihr ſogleich verraten, daß er ſie von Kindheit an kannte? Wenigſtens das konnte er doch tun, ohne ſeine wahren Pläne preiszugeben. Aber er konnte ſich auch dazu nicht entſchließen. Sicher würde ſich auch dazu einmal zwanglos Gelegenheit ergeben. Knapp vor Beginn der Aufführung erſchienen die Klinkes. Er ſtand ſofort höflich auf und bot Frau Klinke ſeinen Platz an. Neben ihr nahm Monika Platz; der dritte Sitz im Vordergrund war noch frei, und Gerling zögerte, ob er ihn noch dem jungen Klinke überlaſſen ſollte. Aber der hatte unterdeſſen ſchon den Rückſitz gewählt. So ſaß nun Gerling neben Monika. Kaum daß dieſes Arrangement getroffen war, verdunkelte ſich der Zuſchauer⸗ raum, und die Ouvertüre begann. Trotzdem Gerling Muſik liebte und ſeit ſo vielen Jahren dieſen Genuß entbehrt hatte, konnte er ſeine Ge⸗ danken weder auf die Vorgänge auf der Bühne noch auf das fein nuancierte Spiel des Orcheſters konzentrieren. Nun ſaß er alſo neben Monika von Innemann. Un⸗ auffällig konnte er immer wieder ihr Profil betrachten. Sie ſaß ſehr ernſt und lauſchte ſo aufmerkſam, daß ſie ſich kaum einmal rührte. Sie trug heute ein himmelblaues, ärmelloſes Kleid. Ihre ſchönen, blendend weißen Schultern und Arme hoben ſich aus dem runden Ausſchnitt. weiche, goldige Haarknoten lag tief im Nacken. Gerling ſchloß die Augen. Die Vorſtellung, daß dieſes ſchöne Mädchen vielleicht binnen kurzem ſeine Frau ſein würde, betäubte ihn faſt. Er fühlte eine jähe Leidenſchaft in ſich hochſchießen. War das Liebe? Er wußte es nicht. Gewaltſam riß er die Augen wieder auf. Als er ſich in der Pauſe erhob, um den Damen den Weg ins Foyer freizugeben, betrachtete ihn Frau Klinke freundlich und ſagte ihm dann einige liebenswürdige Worte dafür, daß er ihr ſeinen Platz überlaſſen hatte. Sie wären ſo ſpät gekommen, daß ſie vorhin keine Zeit mehr dazu gehabt hätte. Gerling erklärte höflich, daß dies doch eine ſelbſt⸗ verſtändliche Pflicht geweſen wäre; übrigens ſcheine er ſich nicht zu irren, wenn er behaupte, die Herrſchaften ſchon geſtern abend im Hotel geſehen zu haben. Er nannte auch mit einer Verbeugung ſeinen Namen. Die Klinkes erwiderten dieſe Höflichkeit, auch Monika tat dies, und man war bald in einem Geſpräch über die Schönheit der Aufführung. Das heißt, Frau Klinke ſprach, und die beiden jungen Menſchen ſagten nur hin und wieder ein zuſtimmendes Wörtchen. Johnie blieb im Hintergrund. Er hatte auch die Pauſe benutzt, um ein kleines Notizbuch hervorzuziehen und Der einige Gedanken zu vermerken, die ihm gerade gekommen waren, und die wohl ſeine wiſſenſchaftlichen Arbeiten betrafen. Nach der Aufführung wartete das Auto der Klinkes. Aber Frau Klinke erklärte der Jugend, daß ſie noch gar nicht müde ſei, und daß man noch etwas unternehmen könne. Herr von Gerling ſei eingeladen, mitzukommen. Bald ſaß man zu viert in der Ecke einer kleinen Bar, die in Mode und daher überfüllt war. Auf dem winzigen Viereck, auf dem getanzt wurde, drängten ſich die Paare, daß ſie kaum vorwärts konnten. „Tanzen Sie, gnädiges Fräulein?“ fragte Gerling. Monika ſchüttelte den Kopf.„Ich habe es nie gelernt, aber ich glaube, wenn ich noch eine Weile zugeſehen habe, ſo würde ich es wohl können. Es ſcheint ja gar nicht ſo ſchwer zu ſein.“ „Dieſe ganz neuen Tänze beherrſche ich auch nicht. Aber einen Tango würde ich gerne verſuchen, oder noch lieber einen Walzer, wenn es ſo was noch gibt.“ „Waren Sie denn lange im Ausland?“ „Ich habe ſeit einigen Jahren im perſiſchen Hochland Bahnen gebaut. Und habe jetzt einige Monate Heimat⸗ urlaub.“ „Wahrſcheinlich um Ihre Angehörigen zu beſuchen?“ „Ich beſitze leider keine nahen Verwandten. Geſchwiſter habe ich nie gehabt, meine Eltern ſind tot.“ „Und wie gefällt es Ihnen wieder im Lande?“ „Ich liebe meine Heimat. Ich habe oft, ein ſo vorzüg⸗ liches Ablenkungsmittel auch die Arbeit iſt, Heimweh ge⸗ habt. Aber doch iſt es traurig, wenn man ſo einſam zurück⸗ kehrt wie ich.“ „Ich habe auch keine Eltern mehr und keine Geſchwiſter. Ich weiß, wie das tut, Herr von Gerling. Da könnten wir ja gute Freunde werden.“ „Gern, mein gnädiges Fräulein.“ Indes begann die Muſik einen langſamen Tango zu ſpielen. „Wollen wir verſuchen zu tanzen? Es iſt ganz un⸗ gefährlich. In dem Gedränge achtet keiner auf den andern, und außerdem iſt es unmöglich, richtig zu tanzen. Da kann es niemandem auffallen, daß wir keine Künſtler ſind.“ Monika zögerte, aber Frau Klinke legte ihr die Hand auf die Schulter und ſchob ſie aufwärts. „Nur zu, mein Kind, man iſt nur einmal jung. Wir haben Sie nicht mitgenommen, damit Sie Ihr Leben ver— trauern. Nicht wahr, Johnie?“ Johnie blickte auf. Er ſah einen Augenblick ſeine Mutter etwas hilflos an. „Gewiß, Mama!“ ſagte er höflich. Dann glitt ſein Blick zu Monika hinüber Irrte ſich Monika, oder war er wirklich rot dabei ge⸗ worden? Aber ſie hatte keine Zeit, darüber nachzudenken. Ger⸗ ling hatte ſchon den Arm um ſie gelegt und führte ſie mit ſicheren Schritten. Er war früher einmal ein ſehr guter Tänzer geweſen.“ Er führte gut und ſicher, und Monika hatte trotz ihrer Befangenheit ſo viel natürliche Grazie und angeborenen Rhythmus, daß ſie ſich ganz unbewußt ſeinen Schritten anpaßte. a Sie waren ein ſchönes Paar, der dunkelgebräunte Mann und das lichte Mädchen. Manche Blicke folgten ihnen, aber ſie merkten es nicht. Monika war ganz dem für ſie neuen Erlebnis des Tanzens hingegeben. Gerling aber konnte ſeine Erregung, Monika ſo nahe zu haben, kaum verbergen. Nach dem Tanze führte er ſie an den Tiſch zurück. Fortſetzung folgt.] 8 — Urheberrechtschutz: Fünf Türme-Verlag, Halle(Saale). 24 Nachdruck verboten. Tief atmend trat er wieder ans Fenſter und ſchaute hinaus. Dein Land!, ſagte er vor ſich hin. Hier war es aut ſein. Hier war alles geſchaffen für Glück und Frieden. Hier wollte er ausruhen. Sein Gepäck würde wohl auch heute mit dem Wagen von Berlin kommen, hatte er Lore geſagt. Was ſie wohl denken mochte? Wieder lächelte er vor ſich hin und ſchloß die Augen, um den goldenen Traum nicht zerrinnen zu laſſen. Lore Ankermann ſtieg inzwiſchen die gewundene Treppe von dem Turmſtübchen hinunter. Plötzlich blieb ſie ſtehen. Wie ihr Herz klopfte! Lieber Gott, dachte ſie, was iſt das nur? Glück und Angſt ſtritten in ihrer Seele miteinander. Die nächſten Tage vergingen für Lore wie in einem wirren Traum. Sie wachte auf mit dem Gedanken an den neuen Mieter und ging mit dieſem Gedanken ſchlafen. Traf ſie Paul Allmann, ſo war wieder dieſes Gefühl zwiſchen Freude und Angſt in ihr. Sie verſuchte ſich Pepito Arleſi vorzuſtellen. Immer wieder nahm ſie ſein Bild hervor und verſenkte ſich in ſeine Züge. Aber immer wieder legte ſie es vor Schreck beiſeite, denn es war ja nicht Pepito Arleſi, der aus dieſem Bild ſie anſah, ſondern Paul Allmann. Immer öfter mußte ſie jetzt an Mariella denken, an ihre heiße Liebe; Erhard, dem Manne, den ſie trotz all ihrer Hingabe innerlich nie gekannt hatte, und in deſſen Hand ſie doch weich wie Wachs geweſen war. Sie verſuchte ihren Tag ganz mit Arbeit auszufüllen, ver— fuchte, nicht mehr an Paul Allmann zu denken. Aber was konnte ſie dagegen tun, daß er bei jeder möglichen und un— möglichen Gelegenheit in ihrer Nähe auftauchte? Er ſchien ſehr viel von Landwirtſchaft zu verſtehen. Denn wo ſie auch war, ob auf dem Hühnerhof oder beim Abnehmen im Obſtgarten, ob beim Ausgeben der Lebens- mittel im Wirtſchaftsflügel, ſo erſchien er und griff mit zu. Wenn ſie dann ſagte:„Aber Herr Allmann, Sie ſind doch hier, um ſich zu erholen! Warum machen Sie nicht irgend— einen ſchönen Ausflug oder liegen in dem Liegeſtuhl, den ich Ihnen auf die Altane in die Sonne habe ſtellen laſſen?“, dann meinte der junge Mann, mit einem ſpitzbübiſchen Lächeln in ſeinen ſtrahlenden Augen: „Die Menſchen erholen ſich auf verſchiedene Weiſe, mein gnädiges Fräulein! Und glauben Sie mir, es gibt für mich keine größere Erholung, als Ihnen ein wenig helfen zu dürfen!“ Dann wußte ſie nicht, was ſie erwidern ſollte. Denn er ſagte alles mit einer entwaffnenden Fröhlichkeit. Im ſtillen geſtand ſie ſich, daß ſie ſelbſt ja froh war, wenn er bei ihr war. Er war ja auch der einzige Gaſt jetzt— und ſo wäre es ihr als Wirtin ungezogen erſchienen, ihn fort— zuweiſen. Er fühlte ſich wohl einſam und ſuchte Anſchluß, damit entſchuldigte ſie ihn und ſich ſelöſt. Aber ſie fühlte, dieſe Selbſtentſchuldigung konnte nicht mehr lange ſtand— halten. Mehr und mehr ergriff Paul Allmann Beſitz von ihrem Herzen. Und mit der Chrlichkeit, die Lore Anker— manns beſte Eigenſchaft war, ſagte ſie ſich eines Tages: Lieber Gott, was tue ich denn— ich liebe ihn ja und gehöre einem anderen, der ſich mir aus der Fremde an— verlobt hat, und deſſen Vertrauen mir heilig bleiben muß! Es war ein wunderſchöner Mondſcheinabend, an dem Lore Ankermann endlich ich ſelbſt und ihrer Liebe zu Paul Allmann ins Geſicht ſah. Der junge Mann hatte ſie zu einem Spaziergang aufgefordert; aber Lore hatte ab— gelehnt. Sie mußte einmal zur Klarheit über ſich ſelbſt kommen. Es mußte Schluß ſein mit dieſer Liebe, die ſie überfallen hatte. Sie hatte Paul Allmann nach dem Abendorot fortgehen ſehen. Und dann erſt hatte ſie es gewagt, ihr Zimmer zu verlaſſen. Die Wände ſchienen ſie zu erdrücken. Die Un⸗ ruhe und Not ihres Herzens nahmen ihr den Atem. Sie dachte an Renate und was die zu ihrer romantiſchen Verlobung mit einem Unbekannten geſagt. Nun war ſie geſtraft genug, daß ſie aus einem übermütigen Jung⸗ mädchenſtreich— aus einer Laune hatte Wirklichkeit machen wollen. Jetzt wußte ſie, was es hieß, mit einem Un⸗ bekannten verlobt zu ſein, wenn ein lebendiger Menſch von Fleiſch und Blut kam und einem das Teuerſte auf der Welt wurde. Wie eine Verzweifelte war Lore draußen in der wundervollen Mondnacht herumgelaufen. Nun ſaß ſie, aufgewühlt bis ins tiefſte, in dem kleinen, verträumten Burggärtchen, in dem ſchon Generationen junger, törichter Mädchen ihr Liebesglück und-leid getragen hatten. Der- ſelbe ſilberne Mond lag ſchon über dem efeuumſponnenen Winkel, als vor dreihundert Jahren das Burgfräulein Leonore von Geyer dem Ritter Guntram nachweinte, der auf Nimmerwiederſehen in den Dreißigjährigen Krieg zog. Und er beſchien das Glück von Lores Eltern, als ihre Mutter, Waltraut von Geyer, ſich Kurt Ankermann für immer zu eigen gab. In dies verſchwiegene, romantiſche Eckchen trug die kleine Lore ihr hilfloſes Herz. Sie hatte es einem Manne geſchenkt, den ſie nie von Angeſicht zu Angeſicht geſehen. Nun aber ſchlug es ſo warm für den anderen, dem ſie ebenſowenig angehören durfte wie er ihr, wenn er ein da war es mit ihrer Kraft vorbei. Sie ſchluchzte auf und VSTESNMANN. Mann von Ehre war. Denn auch er hatte ſich ja an eine andere Frau gebunden. Leiſe Schritte ließen ſie empor fahren. Eine ſchatten— umriſſene Geſtalt näherte ſich ihr, die ſie im erſten Augen— blick für das Schloßgeſpenſt der Geyerburg hielt. Sollte es jener ſagenhafte Ritter Guntram ſein, der hier in ſtillen, mondbeſchienenen Nächten vergebens ſein blonders Lieb, Leonore, ſuchte, die aus Verzweiflung über ſeinen Tod vom Burggarten in die Tiefe geſprungen war? „Nur wenn ſich an dieſer Stätte einmal zwei Menſchen für immer fänden, deren einer aus weiter Ferne kommt, ſoll Ritter Guntram erlöſt werden und die ewige Ruhe finden“, ſchloß die alte Hiſtorie. Natürlich war es kein Ritter von Anno dazumal, der ſich hierher verirrte, ſondern ein höchſt lebendiger Mann des zwanzigſten Jahrhunderts, der die wundervolle Aus— ſicht vom Burggarten in das mondüberflutete Land ge— nießen wollte. Der aufs höchſte erſtaunt war, die hier zu erblicken, an die er den ganzen Abend gedacht hatte. Lore fuhr aus ihrer Verſunkenheit auf, als der junge Mann plötzlich vor ihr ſtand. Das Mondlicht lag auf ſeinen feſtgefügten, ſchönen Zügen, den Zügen, die ſie vom Bild ihres Verlobten ſo genau zu kennen glaubte. Und legte voll Scham das Geſicht in die Hände. Da vernahm ſie ganz ſanft und zärtlich ſeine Stimme: „Warum weinſt du denn ſo bitterlich, meine ſüße Märchenprinzeſſin? Weißt du denn nicht, daß wir zu⸗ ſammengehören?“ Da fuhr ſie auf. Scham und Zorn wurden mächtiger in ihr als ihre Verzweiflung. „Gehen Sie! Gehen Sie augenblicklich, Herr Allmann, und laſſen Sie mich allein! Wie dürfen Sie es wagen, ſo zu mir zu ſprechen?! Sie, der Bräutigam eines anderen Mädchens, zu mir, der Verlobten eines anderen Mannes? Fühlen Sie nicht, wie ehrlos das iſt, Herr Allmann?“ Aber da erſtarrte ſie. Denn ſtatt empört oder beſchämt zu ſein, antwortete Paul Allmann mit einem übermütigen Lachen: „Findeſt du den Namen Allmann eigentlich ſehr ſchön, kleine Lore? Oder würde es dir lieber ſein, wenn ich nicht Paul Allmann hieße?“ 5 „Ja, wie heißen Sie denn dann?“ Lore wurde toten— bleich, ſo bleich, daß der junge Mann erſchrak. Bittend ſtreckte er die Hände aus. „Lore, verzeih! Es war ein übermütiges Spiel, ſo übermütig wie deine luſtige Idee mit dem Porträt auf dem Ei. Ich bin nicht Paul Allmann! Ich bin Pepito Arleſi aus Rom. Friſch heimgekehrt aus Afrika! Kannſt du mir verzeihen, Lore? Du ſchriebſt immer von einem ſchwarzhaarigen, glutäugigen Italiener, der das Ideal deiner Mädchenträume war. Und ſo fürchtete ich, ich würde dir nicht gefallen, blond und blauäugig, wie ich nun leider Gottes von Natur bin. Und ſo verſuchte ich, erſt einmal mich dir unerkannt zu nähern. Wirſt du mir ver⸗ zeihen können, Liebling?“ f. Heißes Flehen lag in ſeinen Worten. Schon hielt er ſie an ſeinem Herzen. Aber die letzten Tage, mit ihren nagenden Zweifeln an ihrer Liebe zu Pepito, waren doch ein wenig zuviel für Lore geweſen. Sie zitterte am ganzen Körper und wäre zuſammengeſunken, hätte der Geliebte ſie nicht feſt, ganz feſt gehalten. Aber Lore hätte nicht Lore Ankermann ſein müſſen, mit ihrem energiſchen Willen und ihrer friſchen Kraft, wenn ſie lange faſſungslos ge— blieben wäre. Als Pepito Arleſi ſie noch einmal fragte: „Sag mir, Lore, kannſt du mir vergeben— und wirſt du dich gewöhnen, daß ich blond bin und nicht dunkel?“, da ſagte ſie unter Lachen und Weinen:„Ich glaube, an dich werde ich mich überhaupt nicht gewöhnen, du gräßlicher Menſch!“ Und dann ſchloß ſie ihre Arme mit einem Jubellaut um ſeinen Hals und wußte nicht mehr, war es der Ge— liebte, der ſie küßte, oder war ſie es, die ihm ihre friſchen, jungen Lippen bot. Selig ließ ſie ſich von ihm liebkoſen, wieder und immer wieder. Plötzlich ſchien ein ganz leiſer Seufzer aufzuklingen. Sternſchnuppen zogen ihre Bahn, und den Liebenden war So hatten der wiedergeneſene Prinz Bonaglia und ſein Retter, Doktor Heßling, Gelegenheit genug, alles zu be— ſprechen, was notwendig war, um Mariellas Ehre bal⸗ digſt wiederherzuſtellen. Durch die Telegramme des Her⸗ zogs der Abruzzen wußten ſie bereits, daß es der kleinen Principeſſa gut ging, aber das war nicht viel. Auch der Tod Erhard von Hagens war ihnen durch die Mitteilung des Herzogs bekannt geworden. Sorgenvoll fragte ſich Doktor Heßling, ob nun ſein Weg zu Mariella frei wäre? Eines ſchwor er ſich indeſſen zu: er würde nicht eher raſten und ruhen, bis er auch den geringſten Schatten von dem Namen der Geliebten fortgewaſchen hatte, bis Mariellas Feindin, Annina von Gellern, der verdienten Strafe zu⸗ geführt war. der veränderten Wirklichkeit gekommen. Sie glaubte immer noch zu träumen. Oder konnte es doch Wahrheit, beſeligende Wirklichkeit ſein, daß es nur noch Tage waren, vor ihre Seele trat. Tagaus, tagein waren die beiden Mädchen, Mariella und Renate, jetzt um den Herzog. Er ließ mit Bitten nicht eher nach, bis man eine Vertreterin eingeſtellt hatte und völlig zur„Dispoſition“ ſtand, wie die kleine Prin⸗ cipeſſa, die den ganzen Frohſinn ihrer Jugend wieder⸗ gefunden zu haben ſchien, es lachend nannte. Der Briefumſchlag, den Renate an der Brandſtelle in Karlshorſt gefunden und ihm ausgehändigt, um feſtzu⸗ ſtellen, ob er von Mariellas Vater geſchrieben, ergab neue, wichtige Spuren. Detektive hatten den Schutthaufen völlig umgekehrt und noch weiteres, ſchwerbelaſtendes Material gegen Annina von Gellern gefunden. Nun begann das Netz gegen Annina ſich zuſammen⸗ zuziehen. Nach längeren Konferenzen zwiſchen dem Her⸗ zog, Bankier Kammacher und den Behörden wurde ein Steckbrief gegen Annina von Gellern erlaſſen. Die Oeffent⸗ lichkeit wußte nicht recht, warum. Denn Kammacher ſchwieg über den Schmuck, den er in Gewahrſam hatte. Nur den Behörden machte er als vorſichtiger Mann davon Mitteilung und legte den Quittungsſchein über die Juwelen vor, auf dem Annina ausdrücklich als Eigen⸗ tümerin vermerkt war. Doch kein Wörtchen davon ſollte an die Oeffentlichkeit gelangen, ehe die Diebin gefaßt war und vor Gericht geſtellt werden konnte. Es war ein geſegneter Herbſt. Er tauchte nicht nur die Geyerburg in die ſüße Reife des Nachſommers. Er lag ebenſo mit einer ſanften Bläue über der Hauptſtadt Deutſchlands. Es war ein wunderbarer Spätſommer⸗ abend. Der Herzog war ſoeben von Renate und Mariella gegangen, nachdem er Mariella auf die dicht bevorſtehende Ankunft des Vaters vorbereitet hatte. Er hatte ſehr ge⸗ heimnisvoll dabei getan und von Ueberraſchungen er⸗ zählt, die Mariellas Vater noch für ſeine Tochter bereit hätte. Doch mehr wollte er trotz Mariellas Drängens nicht verraten. Nun zerbrach ſich Mariella das Köpfchen. Doch nie wäre ſie auf den Gedanken gekommen, die Rück⸗ kehr ihres Vaters mit der Doktor Heßlings in Zuſammen⸗ hang zu bringen, den ſie längſt tot glaubte. Zwar mußte ſie mehr und mehr an ihn denken. Aber immer noch verſuchte ſie in ihrem Herzen, ihrem ver⸗ ſtorbenen Verlobten Erhard von Hagen die Treue zu be⸗ wahren. Es mußten noch andere Erſchütterungen kommen, um ſie endlich von Erhards Unwert zu überzeugen. Am nächſten Morgen erhielt Mariella das glückſelige Schreiben Lores mit der Einladung zu Lores Hochzeit an ſie und Renate. Weiter die Bitte, die beiden Freundinnen möchten Lore als Brautjungfern zum Altar geleiten. Trotzdem das Leben nun wieder in lichter Helle Mariella entgegentrat, trieb dieſer Brief ihr bittere Tränen in die Augen. Sie ſah ſich plötzlich wie Lore am Altar— für immer mit Erhard verbunden. Doch das war ein Traum. Erhard war tot. Der kühle Raſen deckte ihn für immer. Tiefe Sehnſucht erfaßte ſie nach ſeinem Grabe. Sie fuhr zum Friedhof. Erhards Grab war wohl das ſchönſte an dieſer ſtillen Stätte. Blutrote Roſen hatten den ganzen Sommer darauf geblüht. Es war, als ob Mariellas Herzblut ſie tränke und ihnen die Farbe und köſtliche Friſche verleihe, die ſie vor allen anderen Roſen in dieſem ſtillen Garten der Toten auszeichnete. In tiefer Verſunkenheit näherte ſich Mariella dem Grabe. Sie würde in der nächſten Zeit nicht oft hierher kommen können. Denn wenn ihr Vater erſt angelangt war, ſollte ihr Herz ganz und ungeteilt ihm gehören. Langſam ſchritt ſie die einſamen Parkwege entlang, dem Grabe zu, die Arme voll ſelbſtgepflückter, duftender Herbſtblumen aus Renates Garten. es, als ſtreife ein kühler Hauch ihre glühenden Geſichter. „Jetzt iſt Ritter Guntram erlöſt!“ flüſterte Lore weich. Und ohne zu wiſſen, von wem ſie ſprach, ſagte Pepito Arleſi verhalten:„Amen!“ Sechs undzwanzigſtes Kapitel. Heimwärts! Drei glückliche, erwartungsvolle Menſchen befanden ſich an Bord des Luftſchiffs„Speranza“. Mit großen Kinderaugen ſaß Ilaro regungslos am Fenſter ihrer Kabine; ſie krnnte ſich nicht ſatt ſehen an dem Zauber der vorübergleitenden, ſtändig wechſelnden Landſchaftsbilder, die mit dem Meere in bunter Reihenfolge abwechſelten. Alles war ihr neu und fremdartig. Das zauberhafte Flugſchiff, die Maſchinen, die es trieben, der Kommodore, der begeiſtert von der kleinen Ilaro war, und die Matroſen, die zu ihr aufſahen wie zu etwas Fremd⸗ artigem, Köſtlichem Schon von weitem ſah ſie die Roſenbüſche in ihrer dunklen Pracht leuchten. Es waren Dauerroſen, die bis tief in den Oktober hinein in Blüte ſtehen. Plötzlich ſtockte Mariellas Fuß. Sie hielt ſchützend die Hand vor die Augen. Die Sonne blendete ſie. Täuſchte ſie ſich, oder kniete dort eine Frauengeſtalt vor Erhards Grab? Jetzt machte die Frau eine Bewegung, und als die kleine Principeſſa ſah, daß ſie ſich doch nicht getäuſcht habe, ging ſie ſchnell vorwärts. Da blickte ihr die Fremde entgegen. Sie erhob ſich bet Mariellas Herankommen. Sie war in tiefes · Schwarz ge⸗ kleidet. Ihr ſchöngeſchnittenes, bleiches Antlitz trug den Ausdruck eines unſtillbaren Kummers. Verwirrt ſah Mariella die Fremde an. Die ſtreckte ihr die Hand ent⸗ degen. Mariella zuckte zurück. Als ahne ſie, daß der ſchwerſte Schlag, der ſie in dieſer entſetzlichen Tragödie vielleicht treffen konnte, ihr noch bevorſtand. So ſtark zitterte ſie, daß die Blumenlaſt zur Erde ſank, ohne daß ſie es merkte.(Fortſetzung folgt.) Mariella war immer noch nicht ganz zum Bewußtſein die ſie von dem Wiederſehen mit dem heißgeliebten Vater trennten, den ſie ſo lange als tot betrauert hatte? Dabet hatte ihr der Herzog nur von ſeiner Rückkehr erzählt, nichts von Ilaro, ihrer neuen Schweſter, und nichts von Heßling, deſſen Bild ſonderbarerweiſe jetzt immer häufiger book! 0 Dürtt nesb! lichen geben berzeich derten. waren, mancher keinen Früher dem m gibt. f ſeit No hen. D. folge d becken! hellbe 1 f Ju he Gallin e iht haus tal zun Hausher abends blutübe gend au Die ſe daß ein Hauses! beide fr lergeſcho ſchäftigt tand, be ſchlagen durch me gen erlitt bar beab wurden n des Lund inzugezo 1 wurde am Nutzen ch um d oſeich g Lorkeile U 9 dus Re 232— Nah und Fern Sich ſelbſt überfahren. In Traunſtein kurbelte ein Geſchäftsmann ſeinen noch mit einer Andrehvorrichtung berſehenen Kraft⸗ wagen an. während ein Gang eingeſchaltet war. Der Kraftwagen fuhr an und über⸗ rannte den Beſitzer. dem ein Fuß abgefah— ren wurde. Hinrichtung eines Mörders. In Eich⸗ ſtärt iſt am Dienstag der vom Eichſtätter Schwurgericht am 23. Auguſt 1935 wegen Mordes zum Tode verurteilte Mathias Schwab hingerichtet worden. Schwab hatte am 31 Mai 1935 in Fünfſtätten den Bäcker⸗ meiſter Joſef Haunſtetter, ſeinen Onkel, er⸗ mordet, um in den Beſitz ſeines Anweſens zu gelangen. Im Mühlgraben ertrunken. Der Bauer Noack aus Bluno(Schleſien) war mit Wohnungseinrichtungsgegenſtänden ſeines Sohnes nach dem Nachbarorte Tätzſchwitz unterwegs. Auf dem Rückweg muß der Bauer einen falſchen Weg eingeſchlagen ha⸗ ben. denn am nächſten Morgen wurde ſein Pferd graſend am Mühlgrabendamm gefun⸗ den, während der Wagen im Waſſer lag. Nach längerem Suchen fand man auch die Leiche des Noack, der im Müghlaraben er— trunken war. Der Schachweltmeiſterkampf. In Am⸗ ſterdam wurde die 25. Partie im Kampf um die Schachweltmeiſterſchaft zwiſchen Al⸗ jechin und Euwe geſpielt. Nach dem 40. Zuge wurde die Partie in Gewinnſtellung für Euwe abgebrochen. Nach weiteren fünf Zügen gab Aljechin die Partei auf. Der Stand iſt nunmehr 8:7 bei 10 remis. Die nächſte Partie wird am Dienstag in Zand— voort geſpielt. Dürre in Nordtransvaal. Aus Joh an⸗ nesburg wird berichtet, daß es im nörd⸗ lichen Teile von Transvaal eine Dürre ge⸗ geben habe, wie ſie ſeit Jahrzehnten nicht zu verzeichnen war. Das Vieh ſtirbt zu Hun⸗ derten. Farmen, die früher wohlhabend waren, ſind waſſerloſe Wüſte geworden. In manchen Bezirken hat es ſeit einem Jahr keinen einzigen Tropfen Regen gegeben. Früher ſelbſtändige Farmer müſſen jetzt von dem Mehl leben, das ihnen die Regierung gibt. Auch in Johannesburg ſelbſt hat es ſeit Monaten ſo gut wie keinen Regen gege— ben. Die Hitze iſt außergewöhnlich groß. In— folge der reichen Waſſervorräte der Stau— becken des Vaal⸗Fluſſes herrſcht jedoch glück⸗ licherweiſe kein Waſſermangel. Kapitalverbrechen in Heidelberg. Heidelberg, 3. Dez. In heidelberg fielen zwei Frauen, die Gattin eines Direktors der JG⸗Farben und ihr Hausmädchen, einer heimtückiſchen Blut- tat zum Opfer. Beide wurden von dem Hausherrn bei ſeiner Rückkehr vom Dienſt abends gegen ſechs Ahr im Kellergeſchoß blutüberſtrömt und bewußklos am Boden lie⸗ gend aufgefunden. Die ſogleich alarmierte Polizei ſtellte feſt, daß ein Unbekannter von der Rückſeite des Hauſes in die Villa eingedrungen war und beide Frauen, die im Bügelzimmer des Kel⸗ lergeſchoſſes und in einem Nachbarraum be— ſchäftigt waren, mit einem harten Gegen— ſtand, vermutlich einem Hammer, niederge⸗ ſchlagen hat. Die 51jährige Hausfrau hatte durch mehrere Kopfſchläge ſchwere Verletzun— gen erlitten, erlangte aber vorübergehend noch einmal die Beſinnung. Sie erklärte, nichts geſehen zu haben, da der Täter ſie von hinten überfiel und ſie ſofort das Be— wußtſein verlor. Der Täter hat den offen⸗ bar beabſichtigten Raub nicht ausgeführt und gleich nach der Tat die Flucht ergriffen. Die beiden Frauen wurden in die Chirur— giſche Klinik verbracht und dort operiert. Leider konnte ihnen keine ärztliche Kunſt mehr helfen. Morgens gegen 3.20 Uhr ſtarb das Mädchen, Annemarie Fluck. das 23 Jahre alt war, und etwa zwei Stunden ſpä⸗— ter die Frau des Direktors, Hildegard Lappe. Wie ſchon erwähnt, handelt es ſich ver⸗ mutlich um einen Einbruchsdiebſtahl. Es wurden noch im Laufe des Abends Beamte des Landeskriminalpolizeiamtes Karlsruhe hinzugezogen. Badens beſter Polizeihund wurde am gleichen Abend und am folgenden Morgen auf die Spur geſetzt. Es handelt ſich um den Polizeihund„Benno“ aus der Polizeiſchule Karlsruhe. Die Einheitshuypothel Vorteile für den Grundſtückseigenkümer. Berlin. 4. Dez. Das Reichsgericht hat es für zuläſſig er— klärt, daß zwei aufeinanderfolgende Hypo⸗ theken durch Vereinbarung zwiſchen Hypo⸗ thekengläubigern und Eigentümer und ent⸗ ſprechende Eintragung im Grundbuch zu einer einheitlichen Hypothek zuſammengefaßt werden. In der„Deutſchen Juſtiz“ weiſt Reichsgerichtsrat Riche darauf hin. daß dieſe neue Möglichkeit leider noch nicht genügend bekanntgeworden iſt. Die Einheitshypothek entſpreche einem vielfach empfundenen wirt⸗ ſchaftlichen Bedürfnis. Auch dem Grund⸗ ſtückseigentümer könne ſie erhebliche Vortei⸗ le bieten. Der Eigentümer erhalte für eine ſolche einheitliche Hypothek leichter Kredite, als wenn er dem Kreditgeber nur mehrere entſprechend kleinere Hypotheken als Sicher⸗ heit bieten könne. 5 1 7 Es weihnachtet ſehr Das Weihnachtsfest durch die wirtſchaſtliche Brille geſehen Wie alle großen Feiertage des Jahres ſpie⸗ gelt ſich das herannahende Weihnachtsfeſt auch in uaeren. Wirtſchaftsleben wider. Induſtrie und Handwerk, Großhandel und Einzelhandel, ſie alle ſetzen tauſend Hoffnungen auf das Chriſtfeſt. In den beiden letzten Jahren haben ſie die freudige Genugtuung gehabt, daß die Weihnachtsumſätze wieder größer wurden. Die Vermehrung der Arbeitseinkommen, die Steigerung unſerer Lebenszuverſicht und die Kauffreudigkeit des deutſchen Menſchen, der zur Weihnachtszeit, ſo weit er irgend kann, Freude bereiten möchte, kommen der Wirt⸗ ſchaft in hohem Maße zugute. Mit der Leip⸗ ziger Meſſe ſetzen die großen Aufträge für das Weihnachtsgeſchäft ein. September und Oktober wird in den einſchlägigen Induſtrie⸗ zweigen oftmals mit eingelegter Schicht gear⸗ beitet, um das große Penſum Weihnachtsauf⸗ träge zu bewältigen. Für den Einzelhandel ſind die letzten drei, vier Wochen vor dem Feſt Höhepunkte des Geſchäftes. Genaue Un⸗ terſuchungen haben ergeben, daß das Weih⸗ nachtsgeſchäft vor allem erhöhte Umſätze für die Fachgeſchäfte mit ſich bringt, wäh⸗ rend die Warenhäuſer an Gunſt verlieren. Der Geſamtumſatz des Weihnachtsgeſchäftes der Warenhäuſer fiel 1934 um 9,4 Prozent gegenüber 1933. Dagegen ſtiegen die Um⸗ ſätze der Fachgeſchäfte, je nach den einzelnen Wirtſchaftszweigen, um 7, um 10, um 18 Prozent. Beſonders in den Fachgeſchäften, die Qualitätsleiſtungen umſetzen, wie Uhren, Glas und Porzellan und ähnliches, war die Zunahme der Umſätze auffallend. Einen beſonders großen Anteil an Weihnachtsgeſchäft hat natürlich das Spielzeug. Seit dem großen Umſchwung in unſerem politiſchen Leben, ſeit der neuerlichen Zuwen⸗ dung zu Familie und Haus, hat auch das Spielzeug ſeinen Platz im deutſchen Hauſe wieder befeſtigen können. Die großen Ver⸗ luſte, die es in den letzten Jahren auf dem Weltmarkt erlitten hatte, konnten durch eine ſtarke Belebung des Binnenmarktes wieder ausgeglichen werden. Für große und kleine Kinder werden wieder mit liebevollem Ver⸗ ſtändnis Spielzeugſorten aller Art ausge⸗ ſucht. Bei den größeren Jungen ſtehen die Militärſpielſachen an erſter Stelle auf dem Wunſchzettel. Schätzungsweiſe beziffert ſich der Wert dieſer Umſätze auf vier bis fünf Millionen Mark. Nach der Erfahrung, daß ſich das Gute auf die Dauer doch durchzuſet⸗ zen weiß, iſt im laufenden Jahr nach den vie⸗ len Rückſchlägen der Vorfahre wieder eine lebhafte dem Nachfrage des Auslandes nach deutſchem Spielzeug zu beobachten. Man rechnet damit, daß ſich die Ausfuhr 1935 auf etwa 20 Millionen Mark, d. h. um etwa 1,5 Millionen Mark mehr als 1934, belaufen wird. Am ſtärkſten haben Holland und die Schweiz wieder deutſche Spielwaren bezogen. Auch die Vereinigten Staaten, in denen ſich allerdings immer noch die Konkurrenz der bil⸗ ligen Japanware bemerkbar macht, haben größere Beſtellungen auf deutſches Spielzeug gemacht. Argentinien, unſer größter ſüdame⸗ rikaniſcher Käufer, hat ſeine Spielwarenbezüge aus Deutſchland diesmal ſogar mehr als ver⸗ doppelt. In dieſem Jahr ergeht von Seiten der Fachverbände die Mahnung, auch dem Handwerk, dem bisher die wirtſchaftlichen Segnungen des Weihnachtsgeſchäftes nur ungenügend zuteil geworden ſind, den Weg zum Käufer zu ebnen. Denn auch der Handwerker hat einen Anſpruch darauf, daß ſeine Arbeit wieder die Würdigung erfährt, die ihr auf Grund der darin enthaltenen hohen Qualitätsleiſtung zu⸗ kommt. Gerade die Handwerker aber, die in der geſchmacklichen Geſtaltung führend und maßgebend ſind wie Drechſler, Buchbinder, Stein⸗ oder Holzbildhauer, Kunſtſchmiede, Töpfer, Kunſttiſchler, haben in den meiſten Fällen gar keine Läden. In einer meiſt ver⸗ ſteckt gelegenen Werkſtatt ſtellen ſie ihre Ar⸗ beiten her, und nur wenige Eingeweihte fin⸗ den den Weg zu ihnen und ihren Erzeugniſ⸗ ſen. Gerade dieſe handwerklichen Qualitäts- leiſtungen ſollen nach einem Worte des Reichs⸗ handwerksmeiſters Schmidt„vom Hinterhof an die Vorderfront geholt“ werden, d. h., die Qualitätsleiſtungen ſollen bekannt und ins rechte Licht gerückt werden. Ein gemein⸗ ſames Vorgehen in dieſem Bemühen iſt umſo notwendiger, als der einzelne Handwerker meiſt weder Geld, noch Erfahrung, noch Geſchick— lichkeit zu planmäßiger Werbung beſitzt. Daher iſt an Stelle der Einzelwerbung in dieſem Jahr die Gemeinſchaftswerbung für das Handwerk getreten, die auf die kunſt⸗ vollen, gediegenen Leiſtungen des Handwerks zu unſerem größten deutſchen Familienfeſt auf⸗ merkſam machen ſoll. Es ſoll endlich wieder Schluß mit den barbariſchen Methoden einer ſeelenloſen Zeit gemacht werden, in der die Weihnachtsgeſchenke am letzten Tag, in höch⸗ ſter Eile oft genug, in fertigen Paketen ge⸗ kauft wurden, von denen man nicht einmal genau wußte, was ſie enthielten. Statt deſſen ſoll die gediegene Wertarbeit wieder unter den Weihnachtsbaum gebracht werden. Selbſt⸗ verſtändlich kann eine Arbeit, die mühſelig in hunderten kleinen Einzelgängen hergeſtellt wird, nicht ſo billig wie irgendeine Maſchinen⸗ ware hergeſtellt ſein. Aber der höhere Preis wird dafür auch ausgeglichen durch Gediegen⸗ heil und Qualität der Leiſtung. Daran wollen wir denken, wenn wir in dieſen Tagen die Wunſchzettel der Unſrigen noch einmal einer kritiſchen Unterſuchung unterziehen und un⸗ ſere letzte Entſcheidung treffen. J. Brauchtum und Handwerkskfunſt Eine Weihnachtsausſtellung am Berliner Funkturm. Berlin, 4. Dezember. In einer der großen Ausſtellungshallen des Berliner Meſſegeländes hat ſich, wie alljähr⸗ lich, ein Weihnachtswunder aufgetan. Alle deutſchen Gaue haben weihnachtliche Gaben ihrer handwerklichen Kunſt geſchickt, die auf Gemeinſchaftsſtänden zuſammengeſtellt ſind und dem Beſucher ein eindrucksvolles Bild von dem Schaffen der Heimarbeiter und Handwerker geben. Das Weihnachtsdorf, das unter dem Funkturm in der großen Halle aufgebaut iſt, läßt die Weihnachtsſtimmung ſchon vier Wochen vor dem größten und ſchön⸗ ſchen deutſchen Familienfeſt erſtehen. Gleich wenn man die Halle betritt, fühlt man ſich plötzlich in eine Märchenlandſchaft verſetzt. Man ſieht nichts mehr von der großen Halle. Der dunkelblaue Winterhimmel ſcheint ein Stückchen hergeliehen zu haben, das ſich über einem kleinen Dorf ausbreitet, aus deſſen Häu⸗ ſern trauliches Lampenlicht ſchimmert. Fünf⸗ zehn verſchiedenartig gebaute Häuschen, ſo wie man ſie in allen deutſchen Gauen findet, wurden hier errichtet, fünfzehn Häuschen, die in einer winterlichen Schneelandſchaft ſtehen. Wandert man weiter, ſchon jetzt von weih⸗ nachtlicher Stimmung erfüllt, in die Halle hinein, ſo ſieht man ſich plötzlich in eine große Spielzeugparade verſetzt. Das iſt nun allerdings ein merkwür⸗ diges Wunderland, was ſich hier auftet. Tiere und Puppen aus Holz geſchnitzt, ſo wie es die einfache Kunſt des Handwerks hervor⸗ bringt, ſind hier auf zahlloſen Ständen auf⸗ gebaut. Dazwiſchen ſieht man die übrigen handwerklichen Erzeugniſſe, wie ſie gerade zu Weihnachten überall ihre Abnehmer finden. Handwebereien, Stickereien, Nürnberger Rauſchgoldengel, Zinnſoldaten und Erzeugniſſe des Töpferhandwerks werben für den Weih⸗ nachtseinkauf. Jeder dieſer Stände trägt den Namen eines deutſchen Gaues, und jeder Gau hat ſeine ſchönſten Erzeugniſſe geſchickt. Mit⸗ ten in der Halle hat über einer rieſigen Tombola, deren Ertrag der Winterhilfe zufließen ſoll, ein großer Weihnachtsmann Aufſtellung ge⸗ nommen, und aus ſeinem gutmütigen Aeuße⸗ ren kann man entnehmen, daß er nur gute Gaben und freudige Ueberraſchungen für die großen und kleinen Kinder in ſeinem umfang⸗ reichen Ruckſack hat.— Will man etwas von der Geſchichte des Weihnachtsbaumes wiſſen, dann muß man ſich in einen Seiten⸗ gang begeben, wo man auf einer großen Karte erkennen kann, wie ſich der deutſche Weih⸗ nachtsbaum die Welt erobert hat. Man mag es kaum glauben, aber vor hundert Jahren kannte man auch in manchen deutſchen Gauen dieſes ſchönſte Sinnbild des Chriſtfeſtes noch nicht. Dicht daneben haben die Berliner Schu⸗ len Platz mit ihrem Wettbewerb gefunden, der es ihnen zur Aufgabe machte, mit möglichſt einfachen und billigen Mitteln Weihnachts⸗ bäume auszuſchmücken. Wieder in einem an⸗ deren Teil iſt eine deutſche Krippenſchau aufgebaut, in der nicht weniger als dreißig verſchiedene Krippen, wie ſie nach den ver⸗ ſchiedenſten Auffaſſungen entſtanden ſind, die Weihnachtsgeſchichte erzählen. Man könnte noch viel anderes aufzählen, was hier in dem deutſchen Weihnachtsdorf ausgeſtellt iſt. Ein Kaſperletheater gibt es und eine große Bücherſchau, einen großen Lebkuchenſtand und einen echten erzgebirgiſchen Weihnachtsberg, einen bunten Ausſchnitt aus dem berühmten Nürnberger Chriſtkindlesmarkt und viele andere Dinge mehr. Die deutſche Volkskunſt hat ihr Beſtes zuſammengetragen, um hier für ſich zu wer⸗ ben und gleichzeitig in vorweihnachtlicher Zeit allen denen, die dafür Sinn haben, eine Adventsfreude zu machen. Sportallerlei Den„Preis der Nationen“ beim Reittur⸗ nier in Toronto gewann Irland vor Hol⸗ land. i Bei einem Schwimmfeſt in Wien gab es neue Beſtzeiten. Beſonders erfolgreich wa— ren die Ungarn, die mehrere neue Landes— rekorde aufſtellten. Cſik gewann ein 100⸗m⸗ Krauſſchwimmen in 58,4 Sekunden. Im Hallen-Tennis-Städtekampf ſiegte Pa⸗ ris 11:0 über Brüſſel. Die deutſchen Davispokalſpieler weilten in der Eſſener Tennishalle: von Cramm— Nourney(Köln) 7:5, 6:3, Göpfert— Pelzer 6:3, 8:6. Henkel— Lund 6:2, 6:3. Doppel: von Cramm⸗Lund— Henkel⸗Göpfert 6:0, 2:6, 6:4. * Aus Stadt und Land Gedenktage 4. Dezember 1409 Gründung der Univerſität Leipzig. 1642 Der franzöſiſche Staatsmann Armand Jean Dupleſſis Kardinal Herzog don Richelieo in Paris geſtorben. 1795 Der Hiſtoriker Thomas Carlyle in Ecclefechan in Schottland geboren. 1798 Der Naturforſcher Luigi Galvani in Bologna geſtorben. 1870 Die Deutſchen erobern Orleans. 1875 Der Dichter Rainer Maria Rilke in Prag geboren. 1897 Der Afrikaforſcher Eugen Zintgraff in Tenerife geſtorben 1900 Der Maler Wilhelm Leibl in Würz⸗ burg geſtorben. Prot, und kath.: Barbara Sonnenaufg. 7.51 Sonnenunterg. 15.49 Mondunterg. 0.28 Mondaufg. 12.35 Adventszeit Der erſte Adventsſonntag liegt ſchon hinter uns, ein ganz klein wenig öffnete ſich jenes Tor, hinter dem das leuchtende Feſt der Liebe liegt. Mögen die Zeiten gute oder ſchlechte ſein, das ſchöne Gefühl des Bereitſeins zur Freude wird immer in den Herzen der Men⸗ ſchen eine Heimſtätte haben und gerade in dieſen Tagen mit ſeiner Forderung ſich mel⸗ den: Die Adventszeit iſt wieder da, kommt, helft Feſtfreude ſchaffen. Mit dem Duft des Adventsbäumchens zie⸗ hen die wundervollen Erinnerungen an ſchönſte Kindheitstage wieder bei uns ein, werden die Erwachſenen mit den Kindern von dem ſeligen Geheimnis der vorweihnachtlichen Zeit um— ſponnen. In den Schaufenſtern der Läden grüßen wieder die Schilder:„Zum Weihnachtsfeſt!“ Wir ſtehen mit den Kleinen vor den Pup⸗ pen⸗ und Spielzeugläden und fühlen, wie die Herzen der Buben und Mädels ſchneller ſchla⸗ gen, ſehen in die ſtrahlenden, vor Sehnſucht weiten Augen. Das aber iſt der Sinn der Adventszeit, aus der Unraſt des täglichen Lebens hinüber in jene tätige Gefühlswelt zu finden, die das Herz auf die Erwartung des Weihnachts— feſtes einſtellt, die im Adventszauber die Seligkeit koſtet, nicht nur ſich, ſondern auch anderen Menſchen den Weg zur Freude frei zu machen. * Die Kraftfahrzeuge in Deutſchland. Wie aus den vom Sftatiſtiſchen Reichsamt ver— öffentlichten Tabellen hervorgeht, belief ſich am 1. Juli 1935 die Geſamtzahl der in Deutſchland zum Verkehr zugelaſſenen Kraft— fahrzeuge aller Art auf 2157811(Beſtand vom Jahre 1933: rund 1683 000 Fahrzeuge). Berlin kann ſich rühmen, mit 156 001 Kraft⸗ fahrzeugen am 1. Juli die Hunderttauſend⸗ grenze bereits längſt überſchritten zu haben. In weitem Abſtand folgen Hamburg mit 44 016 und München mit 41637 Kraftfahr⸗ zeugen. Ein anderes Bild ergibt ſich jedoch, wenn man die Kraftfahrzeugdichte, d. h. die Anzahl der Einwohner auf ein Kraftfahrzeug errechnet. Dann entfällt in der Reichshaupt⸗ ſtadt bei einer Bevölkerung von mehr als 4 Millionen Menſchen auf 27 Berliner ein Kraftfahrzeug(1934 waren es noch 31), wäh⸗ rend in München ſchon auf 18 Einwohner ein Kraftfahrzeug kommt. Die größte Fahr⸗ zeugdichte hal Saarbrücken aufzuweiſen, wo auf 14 Perſonen ein Kraftfahrzeug entfällt. „I.. und Genoſſen“ wird verſchwinden. Der Reichsjuſtizminiſter hat eine Verfügung erlaſſen, wonach es künftig mit Rückſicht auf die Verwendung, die das Wort„Genoſſe“ in Bezeichnungen wie„Parteigenoſſe“ uno „Volksgenoſſe“ findet, unerwünſcht iſt, Straf⸗ ſachen, an denen mehrerer Perſonen als Beſchuldigte(Angeklagte, Verurteilte) betei— ligt ſind, durch den Zuſatz„... und Genoſ⸗ ſen“ zu kennzeichnen. Der Reichsjuſtizminiſter erſucht, hierfür in Zukunft die Bezeichnung „.. und andere“ zu verwenden. Gutes Deutſch im Arteil. Der Reichs⸗ juſtizminiſter hat zu ſeiner neuerlichen Mah— nung nach volkstümlicher Rechtspflege im Zivilrecht Einzelanweiſungen erteilt, insbeſon⸗ dere gibt er ausführliche Regeln für die Urteilsverkündung, die im Zivilprozeß der Vergangenheit ein beſonderes Uebel für die rechtſuchende Bevölkerung war, weil das Ur⸗ teil häufig außerordentlich lange auf ſich war⸗ ten ließ. Der Miniſter wünſcht nunmehr, daß das Urteil möglichſt unmittelbar im Anſchluß an die Verhandlung zu fällen iſt, nach ſorg⸗ fältiger Ueberlegung und Beratung, aber ohne Aufſchub, der nur in Ausnahmefällen ange⸗ bracht ſein könne, der aber, als Regel einge⸗ führt, ein ſchwächliches Ausweichen vor dem eigenen Entſchluß bedeute. Das Arteil ſei in guter deutſcher Sprache zu verkünden.„Ju⸗ riſtendeutſch“ gebe es nicht. Richter und Volk ſprächen eine gemeinſame Sprache, die deutſche Mutterſprache, in der ſie verbunden ſeien und einander verſtänden. * Geſunder Wettbewerb bei Belieferung von Krankenkaſſen. Wie der Reichsarbeits⸗ miniſter in einem Erlaß feſtſtellt, vertritt er mit dem Reichs⸗ und preußiſchen Wirtſchafts⸗ miniſter die Auffaſſung, daß aus Gründen eines geſunden, freien Wettbewerbs die Zu⸗ laſſung von Gewerbetreibenden zur Beliefe⸗ rung von Krankenkaſſen nicht von der Zuge⸗ hörigkeit der Lieferanten zu beſtimmten Ver⸗ bänden oder Vereinigungen abhängig ge⸗ macht werden darf. — ee eee eee eee, Groß⸗ Kundgebung der Partei: Donnerstag, den 12. Dezember im„Freiſchütz“.— Gauredner Pg. Krug⸗Jahnke ſpricht! md Lokales Viernheim, 4. Dez. Sinnſpruch. Was nicht im Menſchen iſt, kommt auch nicht von außen in ihn hinein. W. von Humboldt. * a ger unſerer Gemeinde, Herr Tünchermeiſter Valt. Stumpf 1., Lampertheimerſtr. 4, begeht heute Mittwoch, den 4. Dezember, ſeinen 87. Geburtstag. Der Altveteran, der bereits 70/71 für Deutſchland kämpfte und heute noch gern aus dieſer ruhmreichen Zeit erzählt, befindet ſich körperlich und geiſtig noch wohlauf. Hoffentlich dürfen wir noch viele Jahre ſeinen Geburtstag berichten und gute Gefundheit feſtſtellen. Zum Wiegenfeſte un⸗ ſere herzlichſten Glück- und Segenswünſche. Hört! Ihr Frauen! Deutſche Gewürze ſtatt ausländiſcher! Unſere deutſchen Hausfrauen merken nun täglich, weil Fleiſch und Butter etwas knapper ſind, wie wir in unſerem deutſchen Reich da⸗ rauf angewieſen ſind, uns ſelbſt zu ernähren. Wir ſind ja ein Volk ohne Raum und haben keine Kolonien mehr, woher wir die not⸗ wendigen Rohſtoffe und Erzeugniſſe der Tropen bekommen könnten ohne ausländiſches Geld, alſo Deviſen. Immer wieder leſen wir in den Tageszeitungen von der Erzeugungs⸗ ſchlacht. Auf jede nur mögliche Weiſe ſoll verſucht werden, alles ſelbſt anzubauen, um immer mehr Unabhängigkeit vom Ausland zu gewinnen. Deviſen müſſen wir ſparen um als Volksganzes leben zu können, und bei die⸗ ſem Sparen muß auch im Kleinen begonnen werden. Nun ſoll ſich jede deutſche Hausfrau zu Hauſe einmal ihr Gewürzſchränkchen be⸗ ſehen— da iſt Pfeffer, Muskat, Zimmt, Ingwer, Nelken und Kümmel. Na— und? Dieſe ſämtlichen Gewürze, außer Kümmel, kommen vom Ausland. Da wird mir jede Hausfrau erwidern:„Ach wegen den 10 Pfg. Pfeffer, die ich da alle paar Wochen mal brauche und mal eine Muskatnus, das macht doch wirklich nichts aus!“ Und doch, liebe deutſche Hausfrau, gehen jedes Jahr Mil⸗ lionen für ſolche Gewürze ins Ausland. Da werde ich nun erwidert bekommen:„Ja, bei uns wächſt doch kein Pfeffer uſw., das ſind doch tropiſche Pflanzen!“— Das wohl, aber brauchen wir denn Pfeffer und all dieſe ſchar⸗ fen Gewürze, die nur nach den neueſten ärzt⸗ lichen Forſchungen über Salz und Pfeffer⸗ verbrauch ſchädlich wirken auf die inneren Organe, beſonders auf die Niere? Wir ſelber haben doch im deutſchen Pflanzenwuchs viel beſſere Gewürze, die un⸗ ſerem Geſchmack weit mehr zuſagen und uns geſünder ſind. Jede Hausfrau gebraucht Peter⸗ ſilie, zu den Bohnen— Bohnenkraut. Ja, und all die anderen, mit denen unſere Vor⸗ fahren würzten? Die alten Germanen und alle ſpäteren Jahrhunderte bis über das Mittelalter hinaus, als Salz noch ein teurer Luxusartikel war, den ſich nicht alle leiſten konnten, und als noch keinen Zucker gab? Wir Menſchen der Jetztzeit können uns Salz und Zucker nicht mehr wegdenken aus unſerem Küchenverbrauch. Damals hatten ſie nur Ho⸗ nig zum Süßen und Salz in ganz geringen Mengen und doch können wir ſicher ſein, daß auch die deutſchen Frauen der alten Geſchlech— ter gut und ſchmackhaft zu kochen verſtanden. Sie hatten ein Würzgärtlein außer dem Kraut⸗ garten und da gab es Majoran und Tymian, Dill, Salbei und Rosmarin, dann wieder Liebſtöckel, Beifuß, Wacholderbeeren und Kal⸗ muswurzel uſw. Mit all dieſen Kräutern machten ſie ungeſalzene Speiſen ſchmackhaft und waren geſund dabei. Denn all dieſe Würz⸗ kräuter ſind doch zu gleicher Zeit bekannte heimiſche Heilkräuter und darum in dauerndem Gebrauch in hohem Maße geſundheitsfördernd. Bekannt werden Ihnen faſt alle dieſe Kräuter ſein, aber ihre vielſeitige Verwendung zu allen Speiſen unſerer heutigen Zeit, die weiß man nicht mehr. Heute, in der Zeit der Haſt und der Eile und der großen Städte, da kann nicht jede Hausfrau ihr Würzgärtlein haben, aber auch dafür haben Fachgeſchäfte ge⸗ ſorgt. Man bekommt dieſe deutſchen Gewürze 87 Jahre alt. Der zweitälteſte Bür⸗ H L in guter Qualität getrocknet zum ſofortigen Verbrauch mit Anweiſungen zur Verwendung. Dieſe deutſchen Gewürze entſprechen weit mehr unſerem Geſchmack, da ſie nicht ſo ſcharf ſind und doch das Eſſen erſtaunlich wohl— ſchmeckend machen. Beim Verbrauch von deutſchen Gewürzen hat jede an ihr Volk denkende, deutſche Frau aber noch das Bewußtſein, am Deviſenerſpar⸗ nis zu ihrem kleinen Teil geholfen zu haben. H. F. Was iſt paradox? Wenn ein Celliſt auf dem letzten Loch pfeift. Wenn ſich ein Bettler königlich freut. Wenn ein Blinder guten Zeiten entgegen ſieht. Wenn ein Neger ſich ſchwarz ärgert. Wenn eine Katze mau ſetot iſt. Wenn ein Friſeur meint, er könne auch nie⸗ mandem ein Härchen krümmen. Wenn man ſeine goldene Uhr ver ſilbern läßt. Uiernheimer Hachrichten Die DAF., Ortswaltung Viern⸗ heim, für Berufserziehung teilt mit: Für die in der nächſten Woche beginnen⸗ den Kurſe für Metall- und Bauhandwerker können in dieſer Woche noch Anmeldungen in der DA ⸗Dienſtſtelle, Lorſcherſtraße 4, er⸗ folgen. An die Lehrmeiſter beſonders ergeht die Aufforderung, ihre Lehrlinge zu veran⸗ laſſen, ſich an dieſen Lehrgängen zu beteiligen. Kein Arbeitskamerad verſäume dieſe günſtige Gelegenheit, durch dieſe Kurſe ſein Wiſſen und Können für ſeinen Beruf zu vervollſtän⸗ digen. * Welches ſind außer denbekann⸗ ten NS⸗Tageszeitungen nochnatio⸗ nalſozialiſtiſche Wochen- und Mo⸗ natsſchriften? 1. Illuſtrierter Beobachter, 2. NS-Funk, Rundfunkzeitung, 3. SA⸗Mann, 4. Schwarze Korps, 5. Brenneſſel, 6. Der Arbeitsmann, 7. NS-⸗Gemeinde, 8. NS-Monatshefte, 9. Stürmer. Volksgenoſſen, Nationalſozialiſten, prüft dieſe Liſte! NS⸗Zeitungen gehören in jedes Haus! Deine Beſtellung fehlt noch— ent⸗ ſcheide Dich ſofort!— Annahme durch jeden Blockwart der Partei und Gliederungen. * Reichsluftſchutzbund. Die für Donnerstag angeſetzte Amtsträgerbeſprechung fällt aus. Dieſelbe findet am Freitag abend 8½ Uhr im Freiſchütz ſtatt. Nähere Nach⸗ richten erhalten die Amtsträger durch das Polizeiamt. a * Deutſche Volksgenoſſen! Am „Tag der nationalen Solidarität“ ſammeln die führenden Männer von Partei, Staat, Aerzte, Lehrer uſw. für die Volksgemeinſchaft. Schließe ſich keiner aus, wenn der Ruf zur Ausübung dieſes Ehrenamtes an ihn ergeht. Alle Deutſche opfern auf der Straße! * * Achtung, Vereine! Am 22. Dez. findet die Weihnachtsfeier für alle notleidenden Volksgenoſſen und ihre Kinder ſtatt. Jegliche Veranſtaltungen der Gliederungen und Vereine ſind an dieſem Tage nicht geſtattet. * Deutſcher! Wenn es dir und den Deinen gut geht, darf dein Volksge⸗ noſſe nicht hungern u. frieren! Uereins Anzeiger Radfahrerverein„Eintracht“ Sonntag, den 8. Dezember, Mittags ½4 Uhr, findet im Lokal„Fürſt Alexander“ unſere diesjährige General-Verſammlung ſtatt. Ehrenmitglieder, paſſive und aktive Mitglieder werden gebeten, hierzu voll⸗ zählig und pünktlich zu erſcheinen. D. V. Verantwortlicher Schriftleiter: Johann Mar⸗ tin, Viernheim; verantwortlicher Anzeigenlei⸗ ter: Johann Martin, Viernheim; Druck und Verlag: Johann Martin, Viernheim, Adolf Hitlerſtraße 36; D. A. X 1935 950. Zur Zeit iſt die Preisliſte Nr. 4 gültig. V. D. A.⸗ Kundgebung Erſchütternde Tatſachenberichte über das notleidende Deutſchtum im Aus⸗ land.— Die hieſige Ortsgruppe des„Vereins für das Deutſchtum im Ausland“ VDA. hielt geſtern abend im„Ratskeller“ eine Kund⸗ gebung ab, um für den hehren Gedanken des Auslanddeutſchtum zu werben. Ein Mädchenchor eröffnete den Abend mit dem Lied„Wes iſt des Deutſchen Vater⸗ land?“, ſodann folgte ein Prolog: 100 Mill. in der ganzen Welt tragen Deutſchland in der Bruſt. Hierauf der Sprechchor der Mäd⸗ chen: Wir alle ſind eins und iſt keiner mehr ich ein Leben ein Sterben mein Volk für dich. Nun noch ein Lied: Volk will zu Volk, Blut will zu Blut. Wir wollen hin ins Vaterhaus, zu dem wir uns bekennen. Nach dieſem ergreifenden Auftakt begrüßte der Lei ter der hieſigen V. D. A.⸗Gruppe, Herr Rek⸗ tor Beller, die zur Kundgebung Erſchie⸗ nenen mit dem deutſchen Gruß„Heil Hitler!“. Eine volksdeutſche Kundgebung iſt das Be- kenntnis zur Volksgemeinſchaft und alle, die wir hier ſind, wollen dieſe auch erleben. Wie hat die Volksgemeinſchaft ſchon herrliche Blüten in Deutſchland getrieben: Winterhilfs⸗ werk uſw. Doch ſie darf nicht aufhören an der Reichsgrenze, nein, ſie umfaßt alle die Millionen Deutſche, die Jenſeits der Grenze leben. Was ihnen nottut weiß, wer ihre Schick⸗ ſale kennen lernt, und dieſe wird uns der Reichsredner Pg. Petzold heute abend ſchil⸗ dern. Und nun ſprach Reichsredner Pg. Petzold in markanter, ausdrucksvoller Weiſe über die Schickſaale unſerer deutſchen Brüder im Aus⸗ land, insbeſonders über die Leiden der durch das Verſailler Schanddiktat losgelöſten Deut⸗ ſchen, die nur im Grenzland wohnen. Wir ſind ein 100-Millionen-Volk, wovon 35 Mill. außerhalb der Reichsgrenzen leben. Es iſt Pflicht des Deutſchen zu wiſſen wo dieſe treuen Brüder und Schweſter unſeres Vater⸗ landes leben. 15 Millionen ſind über die ganze Welt verbreitet und 20 Millionen in geſchloſſenem deutſchen Volksgebiet und zwar in Gebieten, die uns durch das Verſailler Schanddiktat geraubt wurden. Vierfünftel der Reichsgrenzen grenzen an deutſches Land. Der V. D. A. braucht deshalb die beſten der Deut⸗ ſchen für die Arbeit und ein geſchloſſenes Deutſchland hinter ſeinem Werk. Nun hörten wir erſchütternde Tatſachenberichte über das grauſige Leiden unſerer Brüder in den annek⸗ tierten Ländern, die ſie um ihr Deutſchtum willen auf ſich nehmen müſſen, aber auch von dem heldenhaften gigantiſchen Kampfe, den ſie für ihr Vaterland, für deutſche Sitte, deutſche Art, deutſches Wort und deutſche Sprache auf ſich nehmen und ſo als Deutſche in vorderſter Front für das Deutſchtum ſtehen. Aus Memelland, Weſtpreußen, Poſen— dem Hilfe tut Rot! Korridor Oſtoberſchleſien, Sudetendeutſch⸗ land, Südtirol, aus Rußland uſw. ſind es traurige, ergreifende Schickſale die uns vor Augen geführt werden. Beſonders gilt in die⸗ ſen Ländern der härteſte Kampf der Jugend, die aus den deutſchen Schulen geriſſen werden, um vollſtändig ihrem gottgewollten Deutſch⸗ tum entfremdet zu werden. Hier werden 92 000 deutſche Kinder gezwungen fremde Schulen zu beſuchen, dort werden die Eltern grauſam ſchikaniert und dem Hungertode preis⸗ gegeben, weil ſie ihr Deutſchtum nicht auf⸗ geben. Neben der Sorge für das leibliche Wohl dieſer Brüder und Schweſter gilt die Haupt⸗ aufgabe des V. D. A. das Deutſche in dieſen Ländern zu erhalten, wozu die Errichtung von Schulen einer der Hauptfaktoren iſt. 9 426 deutſche Schulen wurden bereits im Aus⸗ land errichtet. Wir hören nocheinmal von dem Heldenkampf Albert Leo Schlageters und immer wieder von dem widerlichen Verrat der damaligen artfremden deutſchen Regierung durch die wir viel deutſches Land, deutſche Menſchen, verloren haben. Immer wieder hören wir von dem großen Leid, aber auch dem unendlichen Heldentum unſerer auslandsdeut⸗ ſchen Brüder. Sie kämpfen, leiden, bluten und ſterben in dem Bewußtſein als Vorpoſten für deutſches Volkstum zu ſtehen. Es iſt deshalb heilige Pflicht dieſer Volksgenoſſen zu geden⸗ ken, die außerhalb der Grenze leben und gerne ein Opfer für ſie bringen. Opfern fällt ſchwer, doch dafür iſt es ja auch ein Opfer. Lieber Opfern können, als zu denjenigen gehören, die Opfer in Empfang nehmen müſſen. Ein har⸗ tes, aber großes und gewaltiges Schickſal hat uns berufen mitaufzubauen an dem neuen Deutſchland. Und um in ihre Herzen einzu⸗ brennen, daß ſie täglich ihre Pflicht tun, das iſt der Zweck meiner Rede heute Abend. Mit dieſen Worten ſchloß der Redner ſeine lehrreichen Ausführungen. Herr Rektor Beller ſprach dem Redner den herzlichſten Dank aus. Er betonte, daß man nicht nur mitfühlen ſondern auch mit⸗ handeln müſſe und zwar dadurch, daß man ſich in die Mitgliedsliſte des B. D. A. ein⸗ trage und monatlich ſein Scherflein für die⸗ ſen guten volksdeutſchen Zweck zur Verfügung ſtelle. Volksgemeinſchaft iſt die Grundlage des Nationalſozialismus. Sein Appell ver⸗ hallte nicht ungehört. Zahlreiche Neuaufnahmen wurden getätigt. Ortsgruppenleiter Franzke bedauerte, daß der Abend nicht noch beſſer beſucht war und forderte ebenfalls auf dem V. D. A. bei⸗ zutreten, worauf er die Kundgebung mit einem„Sieg Heil“ auf Führer und Volk ſo⸗ wie die auslandsdeutſchen Brüder, ſchloß. 4 v Zimmeröfen von den billigſten bis zum modern⸗ und eleganteſten. „Miele“ Keſſelöfen und„Ranke“ Röderherde enen Vorſicht! Keine geringere Fabrikate aufreden laſſen! Lagerbeſichtigung u. fachmänniſche Beratung unverbindlich Valt. Winkenbach naht das ſchöne Chriſt⸗ feſt, das alle Men⸗ ſchen erfreut. Weihnach⸗ ten iſt das Feſt der Liebe und des Friedens unter den Menſchen. Dieſe Liebe äußert ſich in dem Geben von Geſchenken. Es ſchenken ſich die Ehegat⸗ Schloſſermeiſter Weinh.⸗Str. 53 ten. Die Eltern erfreuen die Kinder und Kinder wieder die Eltern. Man denkt auch an ſeine Haus⸗ Größeres genoſſen und viele mehr.— Muß es da nicht ſchwer Quantum Ibelse⸗Karlollein zu kauf. geſucht. Lamperthelmerstr. 21 2 neue Divan tadelloſe Verarbeitung für nur 45.- M.- 65 M. wegen Platzmangel ſo billig zu verkaufen. Weinheimerſtr. 43 fallen, all die Geſchenke zu erdenken, wie, was u. wo man kauft. Darum iſt jetzt für den Geſchäftsmann die höchſte Zeit, ſeine Waren und Erzeugniſſe anzubieten. Nie wird der Anzeigenteil einer Zeitung mehr„durch ſtöbert“ und geleſen, als in dieſen Wochen vor Weihnachten. Wer jetzt keine Anzeigen aufgibt, ſchädigt ſich fürs ganze Jahr! Jetzt iſt die Zeit des Kaufens. Darum raſch eine Anzeige in den Viernheimer Anzeiger ſollen die Leute es er⸗ fahren, daß Sie etwas zu verkaufen haben. 2 Nichts leichter als das Einfach durch eine kleine Anzeige im Viernh. Anzeiger AK 12888888 Bei Einkauf von Uhren und Goldwaren düddduldandaaundunumuunuudnnnmmunaunmummummunammmnmmuunmmummmmmmnmmnmnunnmmumm sparen Sie viel Geld, wenn Sie sich in hiesigen Fachgeschäften über Preise und Qualität erkundigen. Ludwig Mrug August Specht Uhrmachermeister 2 61 N eee — — 300 drei Staat Japal Kriege Londo nach! engliſ k il Kriege niche Nun die fl und ö digt, 1 lung mung Kraft Londo ſchrän mung ika haben, deter f ſchiffe. 1 Auß 1 ſind a bisher Vertre 1 9. Dez ö rüſtu den. 2 Seemat J übt, iſt ſcheinu nügt,! um de auch! 8 bon de kräfte die ſprochen 610 eine pr ten Sch zwar e 3 ien, de 1 Tonnen f Kreuzer dem„0 cchon ſe darin b beſtimm wieſen ügung 4 Uage ſe berteilt. Die 2 Nord nigſtenz verhält E.