1 t, „ (Eiernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- 2 Feiertage.— Bezugspreis monatl. Beilagen: 1,40 Mk. frei Wochenende“, ins Haus gebracht.— zweimal jährlich den Sommer- Wandkalender.— Annahme von Bezugs⸗Beſtellungen in der Geſchäftsſtelle u. bei den Boten Weitverbreſtete Tageszeſtung— nacbrichten- ung Anzeigenblatt Fernſprecher 117.— Drahtanſchrift: Anzeiger, Viernheim— Poſtſchect 21577 Frantfurt a. M., Einzel⸗Verkauf der Zeitung von der Geſchäftsſtelle 5 Pfg., Samstags 10 Pfg. Viernheimer Zeitung wöchentlich das und Winter- Fahrplan „Illuſtrierte und den Geſchäftsſtelle u. von Viernheimer Anzeiger (Siernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die 12geſpaltene Millimeter⸗Zeile 3 Pfennig, Textſpalte 12 Pfennig bei Wiederholung abgeſtufter Nachlaß. mittags 9 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer ſämtlichen Anzeigen⸗Mittlern Deutſchlands u. des Auslandes Ankündigungen in dieser Zeitung finden weiteste Verbreitung Platzwünſche bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Fur die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 36 — Annahmeſchluß für Anzeigen aller Art vor⸗ Nr. 283 Donnerstag, den 5. Dezember 1935 52. Jahrgang 5 Kriegsſchiffe dürfen aber nur drei japa⸗ Nordamerika beſtehen, Japan, nämlich 5:513 nichts geändert wird. Prozent gegenüber den japaniſchen Schlacht⸗ mächten. wobei es bei den bisherigen Ver⸗ gebilligt zugeben. Daran denkt aber weder Amerika 5523 5:5:3— das iſt die Formel, auf die die drei großen Flottenmächte Vereinigte Staaten von Nordamerika, England und Japan ſich hinſichtlich der Stärke ihrer Kriegsflotten auf der Flottenkonferenz von London im Jahre 1930 geeinigt hatten. Da⸗ nach dürfen alſo die amerikaniſche und die engliſche Kriegsflotten gleich ſtark ſein, auf je fünf amerikaniſche(oder engliſche) niſche kommen. Nun hat Japan am 26. Dezember 1934 die Flottenverträge von Waſhington(1922) und London(1930) friſtgemäß gekün⸗ digt, ſo daß, wenn nicht eine neue Rege⸗ lung getroffen wird, Ende 1936 alle Beſtim⸗ mungen der genannten Verträge außer Kraft treten mit Ausnahme des Teils IV des Londoner Abkommens, der ohne Zeitbe⸗ ſchränkung weiterläuft. Nach den Beſtim⸗ mungen dieſes Teils IV, den England, Ame⸗ rika und Japan angenommen und ratifiziert haben, dürfen ſich die Unterſeeboote im Han⸗ delskrieg nur ſo verhalten, wie Ueberwaſſer⸗ ſchiffe. Außer England, Amerika und Japan ſind auch Frankreich und Italien an den bisherigen Flottenverträgen beteiligt. Die Vertreter dieſer fünf Mächte werden ſich am Dezember in London zu einer„See a b⸗ rü ſtungskonferenz“ zuſammenfin⸗ den. Die überragende Bedeutung. die die Seemacht auf die Geſchicke der Völker aus⸗ übt, iſt ſelten ſo ſtark nach außen in die Er⸗ ſcheinung getreten, wie gerade jetzt. Es ge⸗ nügt, das Wort„Mittelmeer“ auszusprechen, um deutlich zu machen, daß letzten Endes auch das koloniale Unternehmen Italiens von der Stärke der ſchwimmenden Streit⸗ kräfte abhängen wird. Die Ausſichten für die neue Abrüſtungskonferenz ſind ausge⸗ ſprochen ſchlecht. Großbritannien hält nach wie vor eine proportionale Beſchränkung der geſam⸗ ten Schiffstonnage für das Gegebene und zwar entweder nach einzelnen Schiffskatego— rien, das heißt, einer beſtimmten Anzahl Tonnen für Schlachtſchiffe, Flugzeugträger, Kreuzer, Zerſtörer und U-Boote oder nach dem„Globalprinzip“, das Frankreich ſchon ſeit einer Reihe von Jahren verficht, darin beſtehend, daß jede Kriegsmarine eine beſtimmte Anzahl Tonnen im ganzen zuge⸗ wieſen erhält, die ſie dann unter Berückſich⸗ tigung der geopolitiſchen und militäriſchen e auf die einzelnen Schiffsklaſſen verteilt. Die Vereinigten Staaten von . vorläufig we⸗ nigſtens, darauf, daß an der jetzigen Stärke⸗ verhältniszahl zwiſchen ihnen, England und Sie wollen alſo das Uebergewicht von 40 ſchiffen nicht aufgeben. Das aber iſt gerade der Grund, weshalb Japan die Flottenab⸗ kommen gekündigt hat. Japan verlangt kategoriſch Flotten⸗ gleichheit mit den beiden anderen See⸗ handlungen hat durchblicken laſſen. daß es gegen eine Herabſetzung der bisherigen Flot⸗ tenhöchſtſtärken nichts einzuwenden habe, vorausgeſetzt, daß ihm Flottengleichheit zu⸗ werden würde. Gelegentlich der bisherigen Vorbeſprechungen hat Japan taktiſch ſehr geſchickt den Vorſchlag beantwor⸗ tet, dann auch die Flugzeugträger, die eine ausgeſprochene Angriffswaffe wären, auf⸗ noch England. Frankreich würde gern die Feſtſetzung der Flottenſtärken nach dem Globalſyſtem ſehen. Dem britiſchen Vorſchlag auf Herab— ſetzung der Schiffsgrößen würde es wahr— ſcheinlich zuſtimmen, obgleich es bereits zwei Schiffe von je 30 000 Tonnen bewilligt hat. Die Franzoſen verlangen vor allem freie Hand mit Bezug auf den Bau von leichten Ueberwaſſerſtreitkräften und von U⸗Booten, das heißt einer Handelszerſtö— rungsflotte. Italien verlangt Flottengleichheit mit Frankreich, was letzteres nach wie vor ab⸗ lehnt. Dieſer Gegenſatz war 1930 ſchon Schuld daran, daß Frankreich und Italien ſich von dem Londoner Abkommen aus⸗ ſchloſſen. l Das Fußballſpiel des Jahres Verdienter 3:0⸗Sieg der englischen Elf— Feſſelnder Verlauf— Keine Zwiſchenfälle London. 4. Dez. Vor rund 75 000 Zuſchauern, darunter auch 10 000 deutſchen Beſuchern mit Reichs- ſportführer von Tſchammer und Oſten an der Spitze— auch Botſchafter von Hoeſch war zugegen—, wurde in London das be⸗ deutendſte Fußball-Länderſpiel des Jahres, der Kampf zwiſchen England und Deutſch⸗ land, ausgetragen. Erwartungsgemäß fiel der Sieg an die engliſche Mannſchaft, die auch in dieſem Spiel eine hervorragende Mannſchaftsleiſtung bol und ſelbſt in der Höhe von 3:0 verdient gewann. Die engliſchen Spieler waren ihren Geg⸗ nern vor allem im Kopfſpiel, in der Stoßſi⸗ cherheit und auch im Torſchuß überlegen. Verblüffend war das genaue Zuſpiel der Außenläufer an die Außenſtürmer, die ſtets die gefährlichſten Angriffe einleiteten. In dieſer engliſchen Elf gab es keinen ſchwachen Punkt. Ueberragend waren die Arſenal⸗Verteidiger Male und Hapgood, ebenſo konnte Mittel⸗ ſtürmer Camſell von Middlesbrough, der durch zwei Treffer ſeine Aufſtellung recht⸗ fertigte, gut gefallen. Torhüter und Läufer⸗ reihe ſpielten faſt fehlerlos, ebenſo die bei⸗ den Sturmflügel. Gegen dieſe engliſche Elf ſtand die deutſche von vornherein auf verlo⸗ renem Poſten. Ihr Heil lag in erſter Linie in der Verteidigung, wo, alles in allem, recht erfolgreich gearbei⸗ tet wurde. Jakob war ein ausgezeichneter Torhüter. Ohne ihn wäre die Niederlage wohl deutlicher geworden. Verteidigung und Läuferreihe taten, was ſie konnten. Auf⸗ fallend war das etwas ſchwache Spiel von Janes, der— ebenſo wie auch Gramlich— ſchlecht deckte, was wohl auf das allzu be⸗ tonte Devenſivpſpiel Goldbrunners und das zwangsläufige Einrücken zur Mitte zurückzu⸗ führen war. Anſer Sturm wartete mit ſchönem Zuſammenſpiel auf, dem allerdings die engliſche Durchſchlags⸗ kraft und Entſchloſſenheit vor dem Tor fehl⸗ te. Hohmann war in der Fünferreihe wohl der Beſte, der kleine Fath der Schwächſte. Kurz vor Spielbeginn ſpielte die Kapelle das Horſt⸗Weſſel⸗Lied, eine Aufmertſamkeit der engliſchen Muſiker, die mit großen Bei⸗ fallskundgebungen aufgenommen wurde. Dem ſchwediſchen Schiedsrichter Otto Olſſon ſtellten ſich die beiden Mannſchaften in den vorgeſehenen Aufſtellungen. Die deutſchen Spieler traten in ſchwarzen Hoſen und weißem Hemd mit roten Auf⸗ ſchlägen an. Die Engländer in weißen Hoſen und blauen Hemden. Während die Mann⸗ ſchaften in der Mitte zuſammentraten, ſpielte die Kapelle das Deutſchlandlied, das von den deutſchen Zuſchauern mitgeſungen wur⸗ de, anſchließend die engliſche Nationalhymne. DDr// Wie man ſieht, ſind an ſich ſchon die An— ſichten der fünf zunächſt in Frage kommen⸗ den Seemächte außerordentlich geteilt. Da zu dieſen Gegenſätzlichkeiten zumeiſt militär⸗ techniſcher Natur nun auch noch die politi⸗ ſchen, durch den Krieg zwiſchen Italien und Abeſſinien hervorgerufen, treten, gehört ſchon ein ſtarkes Maß von Optimismus dazu, bon den Londoner Verhandlungen über⸗ haupt etwas zu erwarten. Es mag ſein, daß der engliſche Vorſchlag auf Austauſch der Bauprogramme auf einige Gegenliebe ſtoßen wird, fraglich erſcheint aber ſelbſt die⸗ ſes magere Ergebnis. Auch in England wer⸗ den die Ausſichten ſehr peſſimiſtiſch beurteilt. Für England, ſo kann man Zeit gekommen, wo es wichtiger bauen als zu reden Der geradezu groteske Zuſtand, daß ein Staat, dem die anderen Sanktionskrieg er⸗ klärt haben, mit eben dieſen Staaten über und Raſſelnberg über Goebbels leſen, ſei die ſei zu Rüſtungsbegrenzungen verhandelt, erleich⸗ tert die Aufgabe der Konferenz ſicherlich nicht. Schon in der erſten Halbzeit ſtand das Spiel durchweg im Zeichen der engliſchen Mannſchaft, die auf dem tiefen und regennaſſen Boden— am Vormittag hatte es geregnet— ein wunderbares Spiel hinlegte. Die deutſche Abwehr hatte ſchwere Arbeit zu verrichten, der ſie ſich ganz vorzüg⸗ lich entledigte. Zwiſchendurch gab es ſogar gefährliche deutſche Angriffe, die allerdings zu nichts führten, einmal weil im gegneriſchen Strafraum zu zaghaft ge⸗ ſpielt wurde, dann auch weil Hibbs im engliſchen Tor ganz ausgezeichnet hielt und ſchließlich weil Male und Hapgood in ganz großer Form waren. Einige gute Schüſſe der deutſchen Stürmer verfehlten dazu noch das Ziel. Der engliſche Führungstreffer fiel nach 9 Eckbällen für England und nur einem für Deutſchland(den Lehner erzwang das engliſche Tor köpfte!) durch einen harten Flachſchuß des Mittelſtürmers Camſell. Mit 1:0 für Eng⸗ land wurden die Seiten gewechſelt. In der Pauſe ſpielte, wie ſchon vor dem Spiel, eine Muſikkapelle, dann hatten die Spieler wieder das Wort. Die deutſchen Vorſtöße waren in der zweiten Hälfte Aufbauarbeit zahlreicher, aber ſie brachten doch nichts ein. Lehner brachte zwar das Leder einmal im engliſchen Tor unter, aber da der Augs⸗ burger den Ball in Abſeitsſtellung aufge⸗ nommen hatte, fand der Treffer keine Aner— kennung. In der 21. Minute fiel dann nach zahlreichen verfehlten engliſchen Schüſſen das zweite Tor, wiederum durch Camſell, der einen Flankenball von Baſtin über den herauslaufenden Jakob hinweg ins deutſche Tor köpfte. Die Verwirrung in den deut⸗ ſchen Reihen wurde von England ſofort zum dritten Treffer ausgenutzt, den Baſtin mit hartem Flachſchuß erzielte, nachdem Camſell die deutſche Abwehr nach rechts gezogen hatte. Deutſchland konnte weitere Erfolge verhindern, allerdings ge⸗ lang es auch ſeinerſeits nicht, den erſehnten Ehrentreffer anzubringen. Der Schlußpfiff ſah die Briten als ein⸗ wandfreie und verdiente Sieger. Erfreuli⸗ cherweiſe war das Spiel überaus fair und das Publikum ſpendete am Schluß beiden Mannſchaften großen Beifall. Die rund 10 000 deutſchen Schlachten⸗ bummler traten noch am gleichen Abend die Reiſe in die Heimat an, während die deutſche Elf noch bis Donnerstag in London bleibt und dann auf dem Flugweg über Amſter⸗ dam nach Hannover reiſt, wo ſich die Expe⸗ dition auflöſen wird. an der Saar RNeichsminiſter Dr. Goebbels ſpricht vor ſaarländiſchen Hüttenarbeitern Saarbrücken, 5. Dez. In Anweſenheit des Reichsminiſters für Volksaufklärung und Propaganda Dr. Goeb⸗ bels fand am Mittwoch abend die feierliche Einweihung des KReichsſenders Saarbrücken ſtatt. Reichsminiſter Dr. Goebbels. den Reichskommiſſax Bürckel bei ſeiner Ankunft in Saarbrücken herzlich willkommen hieß, fand in der reichlich mit Fahnen und Trans⸗ parenten geſchmückten Stadt einen begeiſter⸗ ten Empfang, ebenſo in den rieſigen Arbeits- ſtätten dieſes Landes der Kohle und des Eiſens. Sowohl in der Burbacher Hütte, der ſein erſter Beſuch galt, als auch in den Röch⸗ ling'ſchen Eiſen⸗ und Stahlwerken war die ganze Belegſchaft auf den Beinen und berei⸗ tete dem Miniſter inmitten wehender Flag⸗ gen und heulender Sirenen einen Empfang, wie er begeiſterter nicht ſein könnte. In bei⸗ den Werken ſprach Dr. Goebbels zu den Be⸗ legſchaften. In den Röchling'ſchen Eiſen⸗ und Stahlwerken hielt er in einer rieſigen Maſchinenhalle eine faſt einſtündige Rede. Dr. Goebbels ſetzte ſeinen aufmerkſamen Zuhörern insbeſondere auseinander, daß ſich die Partei nicht umſonſt Arbeiterpartei nenne. Die Rückgliederung des Saargebiets erfordere Mühe und Arbeit, Sorge und Fleiß. Ohne Zweifel bringe der Uebergang gewiſſe Opfer, Opfer, die im Hinblick auf das Ganze willig dargebracht werden.„Ich wer⸗ de Euch nicht Verſprechungen machen, die nicht gehalten werden können“, ſo rief Dr. unter ſtürmiſcher Zuſtimmung aus,„denn ich habe ja ſchließlich die Abſicht, —. ˙¹] Ü0• Wohin mit dem Goldſegen? Die Spekulation wittert Morgenluft. Neuyork, 4. Dez. Die rieſige Goldeinfuhr nach Amerika hält unvermindert an. Mit dem Dampfer „Pennland“ trafen 20,4 Millionen Dollar Gold ein, mit den Dampfern„Mafeſtic“ und Werte von 21 Dieſer ſtändig⸗ Per „Alaunia“ Goldbarren im bzw. 20 Millionen Dollar. Goldſtrom bereitet den maßgeblichen ſönlichkeiten des Finanzweſens erheblich Sorgen, da die ſiberſchüſſigen Bankreſerven die bereits drei Milliarden Dollar über D nicht nur heute hier zu ſein, ſondern noch öf⸗ ter in Eurer Mitte zu weilen. Es erfüllt uns das ſtolze Bewußtſein, daß wir in den zwei⸗ einhalb Jahren, ſeit wir regieren, nichts an⸗ deres getan haben, als daß wir uns um das Wohl des deutſchen Volkes ſorgten. Die Regierung hat gearbeitet, denn Arbeit kut not und nicht Kritik. Und im übrigen: So wie ſich der Arbeiter nur kritiſieren laſſen wird von dem. der et⸗ was von der Sache verſteht, ſo will ſich auch die Regierung nicht in ihre Arbeit von Leu⸗ ten dreinreden laſſen, die in den allermeiſten Fällen nur um der Kritik willen kritiſieren.“ In dieſem Zuſammenhang gab der Mini⸗ ſter zu bedenken, daß es bei der Stellung Deutſchlands in der Welt wahrſcheinlich nicht angehe, die Dinge nur immer unter dem Geſichtspunkt der Butter⸗ oder Schweine⸗ fleiſchknappheit zu betrachten. Es gebe doch noch wichtigere Dinge. die beſtimmend ſeien für das Leben der Na⸗ tion. Es ſei durchaus keine Drohung, wenn wir heute mit Stolz feſtſtellen, daß ſich un⸗ ſere Arbeit im Schutze des deutſchen Schwer⸗ tes vollziehe. Deutſchland ſei wieder eine Inſel des Friedens und eine Zelle der Ord⸗ nung geworden, einer Ordnung, in der wir den Sinn des Aufbaues erblickten. Anſchließend unternahm Dr. Goebbels einen Rundgang durch das gewaltige Werk. Auf der Rückfahrt nach Saarbrücken ſtat⸗ tete der Miniſter noch dem Warndt⸗Ehren⸗ mal einen kurzen Beſuch ab. Am Nachmittag empfing er im Beiſein des Gauleiters Bürk⸗ kel den italieniſchen Präſidenten des Ober⸗ ſten Abſtimmungsgerichtes, Exc. Galli. ſchritten haben, eine große Verſuchung für die inflationiſtiſchen ſpekulativen Gelüſte ge⸗ wiſſer Kreiſe darſtellen. Italieniſches Dementi Kein Monopolverfrag mit Standard Oil Companij Rom. 4. Dez. Die Agentur Stefani teilt mit: Einige nerikaniſche und engliſche Zeitungen haben ine Meldung über ein angebliches Petro⸗ eummonopol veröffentlicht, das die italieni⸗ che Regierung der Standard Oil Company of New Jerſey zugeſtanden haben ſoll. Dieſe Meldung iſt vollſtändig unbegründet. — r — . S * — Polizei und Wehrmacht Gemeinſame miniſterielle Richtlinien. Berlin. 5. Dez. Im Einvernehmen mit dem Reichskriegs⸗ miniſter und Oberbefehlshaber der Wehr⸗ macht und dem Reichsjuſtizminiſter ſind, wie Reichsinnenminiſter Dr. Frick durch Er⸗ laß an die Landesregierungen bekannt, macht, Richtlinien für die Befugniſſe der Poligeiorgane gegenüber Angehörigen der Wehrmacht aufgeſtellt worden. Darin wird feſtgeſtellt, daß die Angehörigen der Wehr— macht durch ihre Vorgeſetzten anzuweiſen ſind, außerhalb des Dienſtes alle allgemei⸗ nen und örtlichen polizeilichen Verordnun⸗ gen genau zu befolgen. Einzelne Soldaten außerhalb des Dienſtes haben die Pflicht, den Polizeibeamten auf deren Anforderung in dringenden Fällen Hilfe und Unterſtüt⸗ zung zu leiſten. Die Polizei iſt zur vorläufigen Feſtnahme von Wehrmachtsangehörigen nur berechtigt, wenn bei dringendem Tatverdacht und Ge⸗ fahr im Verzug eine militäriſche Wache nicht erreichbar iſt, ſofern es ſich um ein Verbre— chen handelt oder Fluchtverdacht beſteht oder Gefahr der Verdunkelung oder des Miß⸗ brauches der Freiheit zu neuen ſtrafbaren Handlungen vorliegt. Bei Antreffen auf friſcher Tat gelten beſondere Beſtimmungen. Bei einem im Offiziersrang ſtehenden und in Uniform mit entſprechenden Dienſtgrad— abzeichen befindlichen Wehrmachtsangehöri— gen iſt, nach den Richtlinien. die Annahme ausg chloſſen, daß er der Flucht verdächtig ſei, oder daß ſeine Perſönlichkeit nicht ſofort feſtgeſtellt werden könne, es ſei denn. daß er bei Begehen eines Verbrechens auf friſcher Tat betroffen oder verfolgt wird. Nach Mög⸗ lichkeit ſoll die Polizei die Feſtnahme grund⸗ ſätzlich durch Wehrmachtsangehörige bewir— ken. Der Eintritt in das Jungvoll Am 20. April große Eingliederungsfeiern. Berlin. 5. Dez. Der Reichsjugendpreſſedienſt teilt mit: So wie der 9. Dezember eines jeden Jahres der Tag des Eintritts der jungen Garde in die Partei und in die Formationen der Partei iſt, ſo wird in Zukunft der 20. April. der Ge⸗ burtstag des Führers, der Tag des Eintritts der Jüngſten in das Deutſche Jung- volk und in die Jungmädelgrup⸗ pen des BDM ſſein. Am 20. April 1936 finden zum erſtenmal die großen Einglie⸗ derungsfeiern der Zehn- und Elfjäh⸗ rigen in das Jungvolk und in die Jungmä⸗ delgruppen ſtatt. Gleichzeitig erfolgt an die⸗ ſem Tage die feierliche Ueberführung der 14 Jahre alt gewordenen Jungvolkpimpfe in die Hitlerjugend. Die Fettverbilligungsmaßnahmen Berlin, 5. Dez. Die von der Reichsregie⸗ rung zur Verbilligung der Speisefette für die minderbemittelte Bevölkerung getroffe— nen Maßnahmen werden für die Monate Januar, Februar und März 1936 im bishe⸗ rigen Umfange fortgeführt. Die Stammab⸗ ſchnitte ſind auf grünem Waſſerzeichenpapier hergeſtellt; ſie enthalten wiederum je drei Reichsverbilligungsſcheine A und B ſowie einen Beſtellſchein für drei Pfund Konſum⸗ margarine. Stelltſich der Neguszurschlacht? Anhaltende Angriffskätigkeit der abeſſini⸗ ſchen Truppen. Asmara. 4. Dez. Man gewinnt den Eindruck, daß an den italieniſchen Fronten in Oſtafrika eine be— merkenswerte Wendung inſofern bevorſteht, als der neue Oberſtkommandierende. Mar⸗ ſchall Badoglio, ſich anſcheinend entſchloſ⸗ ſen hat, bis auf weiteres von größeren An⸗ griffsbewegungen im Norden abzuſehen, alſo über das Gebiet der Provinz Tigre nicht hinauszugehen und das Schwergewicht der militäriſchen Operationen nach dem Sü⸗ den zu verlegen, wo die Italiener bekannt⸗ lich unter der Einwirkung längerer ſtärkſter Regenfälle einen großen Teil des bereits be— ſetzten Gebietes wieder haben aufgeben müſſen. Die Natur hat ſich auch an der Nordfront als der bisher ſtärkſte Gegner der Italiener erwieſen. Nachdem die ſchon faſt rätſelhafte Schnelligkeit der Straßenbauten unmittelbar hinter den vorrückenden Trup⸗ pen Gegenſtand allgemeiner Bewunderung geweſen iſt, ſtellt ſich jetzt heraus, daß die in größter Eile hergerichteten Straßen weder der dauernden Beanſpruchung durch die un⸗ unterbrochen rollenden ſchweren Laſtauto⸗ kolonnen noch den Regengüſſen gewachſen ſind. Dieſe Behelfsſtraßen ſollen nun zu⸗ nächſt mit Hilfe der Eritrea-Armee ausge— baut werden. Welche unmittelbaren Folgen eine von den Mächten etwa beſchloſſene radikale Oel⸗ ſperre auf die italieniſchen Operationen ha⸗ ben würde, kann man vorläufig nicht ab⸗ ſehen. Noch gegen Ende Oktober wurde verſichert, die italieniſchen Truppen verfüg⸗ ten über Benzinvorräte für ein ganzes Jahr. Angeſichts des enormen Betriebsſtoffverbrauches. der durch die alle Erwartungen überſteigen⸗ den Geländeſchwierigkeiten entſtanden iſt, darf man jene Schätzung als zu hoch gegrif⸗ fen bezeichnen. Viel weſentlicher erſcheint gerade im jetzigen Augenblick die Tatſache, daß die Abeſſinien brerſeits mit der „Erkenntnis der Dilziplin“ Neichsbankpräſident Dr. Schacht vor den DAg⸗Waltern in Leipzig Leipzig, 4. Dez. Der zweite Tag der fünften Arbeits- und Schulungstagung der DAs erhielt ſeine be⸗ ſondere Bedeutung durch eine große Rede des Reichsbankpräſidenten und Keichsmini⸗- ſters Dr. Schacht. In ſeiner Rede führte Dr. Schacht u. a. aus, es ſei ganz ſelbſtverſtändlich, daß der Nationalſozialismus als Ganzes viele Fra— gen umfaſſe, die auf allen möglichen Gebie— ten lägen. Man ſehe immer wieder, daß der Führer aus der Fülle der Probleme einen Teil herausgreife, um die Kraft der Nation auf dieſes herausgegriffene Ziel zu— ſammenzufaſſen. Dieſe Konzentrierung ſei in den erſten Jahren der Bewegung und des Wiederaufbaues in erſter Linie auf die Ar— beitsbeſchaffung gerichtet. Dieſes Programm der Arbeitsbeſchaffung ſei allmählich ausge⸗ baut worden zum Problem der Wehrhaftmachung. Dr. Schacht erklärte weiter, daß man den von allen Nationalſozialiſten auf das Schärf⸗ ſte bekämpften Kapitalismus nicht mit dem Wirtſchaftsſyſtem verwechſeln dürfe, das ſich der fortſchrittlichen Werkzeuge und Ma⸗ ſchinen bediene, um den Erfolg der Erzeu⸗ gung auf ein möglichſt großes Ergebnis zu ſteigern. Man könne nicht mit dem Spinn⸗ rad in der Stube einen modernen Staat aufrechterhalten. Dr. Schacht wandte ſich gegen jede Gleichmacherei. Denn darüber ſei Klarheit, daß auch das deutſche Volk im⸗ mer einen großen Teil wohlhabender Leute werde brauchen müſſen. Man könne nie⸗ mals Kunſt und Schönheit in die Welt hin⸗ einbringen, wenn man nicht die Menſchen habe, die ihr Geld dafür gerne ausgeben wollten. All dies dem Staat allein zu überlaſſen, ſei eine Unmöglichkeit. Auch er hoffe, daß der Wohlſtand unſeres Volkes in den breiten Maſſen ſteigen möge, das ſei auch der Wunſch jedes anſtändigen deutſchen Menſchen und durchaus ſelbſtver⸗ ſtändlich. Dr. Schacht ſprach weiter über die unge⸗ heure Gefahr, die in einer Verwechſlung von Geld und Kapital läge. Zur Beſſerung des Produktionsprozeſſes und auch zur Hebung der Lage des Arbeiters in der Produktion benötige man Mittel. Jeder, der ſich über⸗ lege, welche Mittel der nationalſozialiſtiſche Staat für ſeine verſchiedenartigen Ausgaben benötige, würde verſtehen, daß der Staat verſuchen müſſe, ſo viel an Steuern zu erhal⸗ ten wie nur möglich ſei. Unter dieſen Um⸗ ſtänden ſei es verſtändlich, wenn es zurzeit noch keine Steuerherabſetzungen gebe. Auch der Nationalſozialismus könne nicht an der Tatſache vorbeigehen. daß wir unerhörte Opfer zu bringen haben. Dr. Schacht ſprach weiter über ſeine An⸗ leihepolitik und erklärte, daß die Spargelder nirgends ſo ſicher ſeien wie bei unſeren Sparkaſſen, und wies die Möglichkeit einer Inflation zurück.„Ich garantiere Ihnen“, erklärte Dr. Schacht unter brauſendem Bei- fall,„daß ich dieſen Betrug niemals milma⸗ chen werde, wenn er irgendwie empfohlen wird, und Sie, meine Freunde, haben das Wort des Führers dafür, daß er dies nie⸗ mals zulaſſen wird.“ Das weſentliche ſei die Vermehrung un— ſerer Güter im Rahmen des möglichen. Dr. Schacht wandte ſich gegen eine falſche Propaganda, die unſere Ausfuhr erſchwere, und durch die Hunderte von Millionen Deviſen uns verlo— rengingen und die Arbeitsplätze in der Aus⸗ fuhrinduſtrie gefährdet würden. Es ſei vor allen Dingen notwendig, daß wir Rohſtoffe aus dem Auslande beſchaffen. Er ſelbſt ſei überzeugter Nationalſozialiſt und müſſe von jedem verlangen, daß er dieſes große Ziel vor Augen habe. Dr. Schachts Ausführungen gipfelten in folgenden Worten:„Meine Freunde, wenn wir dieſes große Ziel vor Augen haben, gibt es für jeden Nationalſozialiſten nichts Grö⸗ ßeres mehr zu fordern, als daß auch der Einzelne ſeine Kraft auf dieſes große Ziel in ſtrengſter Diſziplin ausrichte. Man kann nicht alle Ziele auf einmal erreichen. Es gilt daher, alle Diſziplin auszurichten auf dieſen einen Punkt der Arbeitsbeſchaffung und auf den der Wehrhaftmachung. Wenn der Reichsleiter der Deutſchen Arbeitsfront, Dr. Ley. dieſer Tage zu Ihnen von den großen weltanſchaulichen Erkenntniſſen geſprochen hat, die wir uns alle zu eigen machen müſ⸗ ſen, ſo möchte ich beſonders die eine unter⸗ ſtreichen:„Haltet Diſziplin!“ Das Verbot von Miſchehen Miniſter Dr. Frick für die praktiſche Anwendung Berlin, 5. Dez. Reichsinnenminiſter Dr. Frick gibt jetzt durch Erlaß an die Landes⸗ regierungen Einzelanweiſungen zur prakti⸗ ſchen Anwendung der geſetzlichen Beſtim⸗ mungen über die Reinerhaltung des deut⸗ ſchen Blutes. Er erklärt u. a., daß im be⸗ hördlichen Geſchäftsverkehr künftig in der Regel folgende Bezeichnungen zu verwenden ſind: für einen jüdiſchen Miſchling mit zwei jüdiſchen Großeltern: Miſchling erſten Gra— des, für einen jüdiſchen Miſchling mit einem volljüdiſchen Großelternteil: Miſchling zwei⸗ ten Grades, für eine Perſon deutſchen oder artverwandten Blutes: Deutſchblütiger. Das Verfahren für die Einholung der Genehmigung zu Ausnahmen von allgemeinen Eheverboten wird noch be⸗ ſonders geregelt werden. Einſtweilen be— ſtimmt der Miniſter, daß, von deutſch⸗jüdi⸗ ſchen Raſſemiſchlingen abgeſehen, auch Raſ⸗ ſemiſchehen von Staatsangehörigen deut⸗ ſchen oder artverwandten Blutes(und eben⸗ ſo von Miſchlingen mit nur einem jüdiſchen Großelternteil) mit Angehörigen anderer fremder Raſſen dann verboten ſind, wenn daraus eine die Reinerhaltung des deutſchen Blutes gefährdende Nachkommen⸗ ſchaft zu erwarten iſt. Der entſprechende Nachweis wird von einem noch zu beſtimmenden Zeit⸗ punkt ab durch das Ehetauglichkeitszeugnis erbracht. Bis dahin hat der Standesbeamte nur in ſolchen Fällen das Ehetauglichkeits— zeugnis zu verlangen, in denen er wegen Zugehörigkeit der Verlobten zu verſchiede⸗ nen Raſſen eine für das deutſche Blut un⸗ günſtige Nachkommenſchaft befürchtet(z. B. bei einer Eheſchließung von deutſchblütigen Perſonen mit Zigeunern, Negern oder ſon⸗ ſtigen Baſtarden). In Zukunft hat nach dem Erlaß jeder Ver⸗ lobte vor der Eheſchließung den Standesbe⸗ amten den Nachweis ſeiner Abſtammung zu erbringen. Die praktiſche Anwendung der geſetzlichen Vorſchriften muß in einer Weiſe erfolgen, die unnötige Erſchwerungen für den ganz überwiegenden Teil des deut⸗ ſchen Volkes, der deutſchen oder artver⸗ wandten Blutes iſt, ausſchließt. Die Anfor⸗ derungen an den Nachweis der Abſtam⸗ mung müſſen deshalb auf das unbe⸗ dingt Notwendige beſchränkt werden Dies ſei umſo eher möglich, als die Verletzung der einſchlägigen Vorſchriften durchweg mit ſchweren Zuchthausſtrafen ge⸗ ahndet werde. Zum Nachweis der Abſtam⸗ mung ſind beim Aufgebot außer den Ge— burtsurkunden der Verlobten die Heiratsur⸗ kunden ihrer Eltern(bei unehelichen Kin⸗ dern die Geburtsurkunde der Mutter und. falls der Vater bekannt iſt, auch deſſen Ge⸗ burtsurkunde) vorzulegen. Die Verlobten haben ferner ſchriftlich oder zu Protokoll zu verſichern, daß ihnen die Raſſezugehörigkeit und Religion ihrer Großeltern bekannt iſt, und zu erklären, daß ſie die Angaben nach beſtem Wiſſen gemacht haben. Nur wenn der Standesbeamte beſtimmte Tatſa⸗ chen kennt, die ihm weiteren Nachweis er⸗ forderlich erſcheinen laſſen, darf er insbeſon⸗ dere die Heiratsurkunden der Großeltern verlangen. Seiner eigenen Verantwortung darf ſich der Standesbeamte nicht entziehen. Er muß daher, ſobald er ſeine Mitwirkung bei einer Eheſchließung wegen ſüdiſchen Bluteinſchlages verweigert, dem Miniſter unverzüglich eingehend berichten und darf nicht etwa einfach eine Anweiſung des Ge⸗ richtes abwarten. ! ß 7. Taktik des elaſtiſchen Jurückweichens und der bloßen Beunruhigung der Italiener durch Bandenkämpfe Schluß gemacht zu ha— ben ſcheinen. Schon der Befehl der Ent⸗ waffnung der Bevölkerung im beſetzten Ge— biet durch Marſchall Badoglio zeigte den Ernſt der Lage. Die Verſumpfung großer Gebiete im Süden durch Dauerregen tat ein Uebriges. Seit dem Kriegsrat von Deſſie aber gehen die Abeſſinier, wie übereinſtim⸗ mende Meldungen beſagen, überall zu Ge⸗ genangriffen über, die eine allgemeine große Offenſive unter per- ſönlicher Führung des Negus einleiten ſollen. Die Abeſſinier ſchrecken ſelbſt vor ſolch gefährlichen Unternehmungen wie den Angriffen tief in der italieniſchen Etappe nördlich von Makalle nicht zurück. So kam es neuerdings bei Debri am Takazzefluß zu einem größeren Gefecht. Auf italieniſcher Seite wird darauf hingewieſen, daß die abeſ⸗ ſiniſchen Abteilungen europäiſch aus⸗ gerüſtet ſeien. Der Negus ſoll inzwi⸗ ſchen angeblich weitere Mitzel durch Abtre⸗ tung ſeiner Bahnteile an die Engländer flüſſig gemacht haben; man wird dieſe Nach⸗ richt mit Zurückhaltung aufnehmen müſſen. Politiſches Allerlei Kiel. Der unter dem früheren Syſtem entſtandene Fehlbetrag von neun Millionen RM eim Haushalt der Stadt Kiel konnte zu⸗ folge einem Bericht des Deutſchen Nachrich⸗ tenbüros in zweineinhalbjähriger national⸗ ſozialiſtiſcher Aufbauarbeit reſtlos abgedeckt werden. Paris. Nach der Verhaftung des Führers der Franciſten, Marcel Bucard, in Straßburg, hat die Pariſer Polizei in den Büroräumen der Franciſten und in der Wohnung Bucards in Paris Hausſuchungen vorgenommen. r Vom Landſahr zurück 25 000 Landjahrpflichtige kommen vor Weihnachten nach Hauſe. Berlin. 4. Dez. Kurz vor dem Weihnachtsfeſt, etwa am 15. Dezember, werden 25 000 Jugendliche aus dem Schulentlaſſungsjahrgang 1935 vom geleiſteten„Landjahr“ wieder nach Hauſe kommen. Etwa zwei Drittel dieſer Jugendlichen ſind Jungens, ein Drittel Mädchen. Nach Erfüllung ihrer Landjahr⸗ dienſtpflicht werden ſie weiterhin betreut werden. Es iſt bereits in den Sommer- und Herbſtmonaten von den Berufsberatungs— ſtellen der Reichsanſtalt alles getan worden, um dieſe zurückgekehrten Jugendlichen, ins⸗ beſondere die Knaben, in gute Lehr- und Ausbildungsſtellen zu bringen. Ob das aus Gründen der Berufsausbildung ſchon bis zum 1. Januar in allen Fällen möglich iſt, läßt ſich im Augenblick nicht überſehen. Auf jeden Fall gehen die Bemühungen aber weiter, da es ſich bei den Landjahrpflichtigen um Jugendliche handelt, die für den Staat ganz beſonders wertvoll ſind. Soweit die zurückkehrenden Landjahrkinder nicht ſofort untergebracht werden können, iſt Vorſorge getroffen, ſie vorläufig in geſchloſſenen Ka— meradſchaften zu beſchäftigen Der nächſte Jahrgang Landjahrpflichtiger wird augenblicklich ausgewählt, um elwa Mitte April oder Ende April nächſten Jah⸗ res aufs Land zu gehen. Der verſühnlithe König Kundgebungen auf Kreta. Athen, 4. Dez. Die Unterredung zwiſchen dem König von Griechenland und dem Führer der Venize⸗ los-Partei, Sophulis, dauerte zwei Stunden und war ſehr herzlich. Auf Kreta, der Heimat von Venizelos, kam es bei der Freilaſſung der wegen ihrer Beteiligung an der Revolution im März, verurteilten Offiziere zu großen Kundgebungen für den König. In Canea, der Hauptſtadt der Inſel, beteilig⸗ ten ſich ſchätzungsweiſe 40 000 Perſonen an einer ſolchen Kundgebung, bei der begeiſter⸗ te Hochrufe auf den König und die befreiten Offiziere ausgebracht wurden. Nach einer Meldung aus Siderokaſtron (Mazedonien) ſoll dort ein venizeliſtiſcher Poliziſt im Verlaufe von venizeliſtiſchen Kundgebungen einen Polizeioffizjer durch Revolverſchüſſe getötet haben. Die Regierung hat als vorbeugende Maß— nahme zehn begnadigten Aufſtändiſchen den Aufenthalt in Athen und Saloniki unterſagt. In gut unterrichteten politiſchen Kreiſen rechnet man beſtimmt mit der Auflöſung der Nationalverſammlung und Neuwahlen Ende Januar. Man erwartet, daß unter Umſtänden 20 bis 25 Kommuniſten in die neue Kammer ein⸗ ziehen werden. Befſechtsübung bei Gibraltar London. 4. Dez. Wie aus Gibraltar gemeldet wird, wurden dort nachts zum dritten Male in den letzten zwei Monaten gemeinſame Uebungen der Land⸗, See⸗ und Luftſtreitkräfte abge⸗ halten. Die Stadt und die im Hafen liegen- den Kriegs- und Handelsſchiffe ſowie alle Kraftwagen hatte ihre Lichter abgeblendet Eine Anzahl von Flugzeugen führte Schein⸗ angriffe aus. Zuchthaus trafen beantragt Der Deviſenprozeß gegen die„Barmherzigen Brüder“ aus Trier. Berlin. 5. Dez. In dem Deviſenprozeß vor dem Berliner Sondergericht gegen die fünf Mitglieder des Ordens der„Barmherzigen Brüder“ aus Trier beantragte der Staatsanwalt nach zweitägiger Verhandlung gegen den Gene— ralſchaffner Ferdinand Hoffmann eine Ge— ſamtſtrafe von ſechs Jahren Zuchthaus, fünf Jahren Ehrverluſt und 200 000 RM. gegen den Generalobern Auguſt Wolff insgeſamt vier Jahre Zuchthaus, fünf Jahre Ehrver— luſt und 25000 RM Geldſtrafe. Ferner be⸗ antragte er, den Kloſtervorſteher Michae! Thiel wegen Anſtiftung zur Begünſtigung zu acht Monaten Gefängnis und die beiden Ordensbrüder Joſef Meiſer und Johannes Sauer zu je ſechs Monaten Gefängnis we⸗ gen Begünſtigung zu verurteilen. Ferner beantragte der Staatsanwalt 100 000 RM zugunſten des Reiches als Erſatzbetrag für die durch die Schiebungen verlorengegange⸗ nen Deviſen einzuziehen und die Mithaftung der vom Orden der„Barmherzigen Brüder“ betriebenen Erwerbs- und Wirtſchaftsgenoſ⸗ ſenſchaft für die verhängten Geldſtrafen und die Erſatzeinziehung auszuſprechen. Das Urteil ſoll am Freitag verkündet wer⸗ den, nachdem die Angeklagten zuvor noch das letzte Wort erhalten haben. Hinrichtung eines Kindesmörders. Berlin, 5. Dez. In Schneidemühl wurde der 1910 geborene Willy Abendroth hinge⸗ richtet, der vom Schwurgericht in Schneide⸗ mühl unter Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf Lebenszeit wegen Mordes zum Tode verurteilt worden iſt. Der wegen Sittlichkeitsverbrechen bereits vorbeſtrafte Verurteilte hat am 2. Juni 1935 die ſechs⸗ jährige Chriſtel Korth in einen Kellerflügel gelockt und erwürgt. — 6 — 0 „ 9 1 war ſie Lotte ſchon einen Brief ſchuldig! Gedanken kamen; dann ſah ſie auf ihre Uhr und erſchrak. Aman n EALlE Num. Urheberrechtsschutz: Fünf Türme-Verlag, Halle(Saale) 7 Nachdruck verboten. Frau Klinke lobte Monika. Ihrer Natur entſprachen Fröhlichkeit und Gutherzigkeit ſo ſehr, daß ſie Monika das neue Vergnügen von Herzen gönnte. Johnie ſagte nichts. f Den nächſten Tanz ließen die beiden aus, dann aber wurde ein Wiener Walzer geſpielt, und Gerling und Monika tanzten von neuem. Monika brannten die Wangen. glücklich. Ihr lebhaftes Te freudloſe Leben bei den Ried war, erwachte jetzt erſt. Die neue Welt des Lebensgenuſſes und des Reichtums nahm ſie mit allen ihren Reizen gefangen. Gegen Ende des Abends aber geſchah noch etwas Ueberraſchendes. Als die Muſik gerade wieder von neuem einſetzte, er— hob ſich plötzlich Johnie Klinke und ſagte mit einer ſteifen Verbeugung: „Würden Sie auch einmal mit mir tanzen, Fräulein von Innemann?“ Ueberraſcht ſah ihn Monika an. Aber ſie nickte dann ſogleich freundlich und ging mit ihm. Johnie Klinke war kein ſo ſicherer Tänzer wie Friedrich von Gerling. Aber es ging ganz gut. Monika wunderte ſich darüber; aber ſie ſprach nichts, und auch Johnie ſagte kein Wort. Nach dem Tanz führte er ſie wieder zum Tiſch zurück und nahm ruhig ſeinen alten Platz wieder ein. Aber ſeine Mutter ſtrahlte. „Johnie, mein alter Junge, daß du auch wieder ein— mal tanzt! Wie lange iſt das her! Und dabei iſt er doch ſchon in Kindertanzſtunden gegangen. Und wie gut er es damals gemacht hat. Und auch ſpäter. Aber er machte ſich bloß nie was daraus. Was, Johnie?“ „Ja, Mutter, du haſt ganz recht! Aber ich wollte es auch wieder einmal verſuchen.“ Bald darauf brach man auf und trennte ſich in der Hotelhalle.— Noch lange lag Monika wach und blickte mit offenen Augen ins Dunkel. Wie viele Eindrücke hatte ihr hier ein einziger Abend geboten! Wie leer war ihr Daſein bisher geweſen! Nun trank ſie die berauſchende Buntheit des Lebens in ſich hinein. Und dieſer Herr von Gerling! Das war ja ein Sie fühlte ſich ſehr mperament, das durch das ers' ganz verſchüttet geweſen fabelhaft intereſſanter Mann. Er gefiel ihr ausgezeichnet. Was würde Lotte zu dem allen ſagen? Aber wie lange Plötzlich erfaßte ſie Luſt, jetzt ſofort der Freundin zu ſchreiben. Sie ſchlüpfte aus dem Bett, warf einen Umhang über; dann knipſte ſie das Licht an und begann zu ſchreiben. Meine teuerſte Lotte! Ich ſchreibe Dir jetzt, ſpät in der Nacht, weil ich ja doch noch nicht ſchlafen kann. Ich erlebe ſo viel. Ein Tag iſt ſchöner als der andere. Ich will Dir aber nur von dem heutigen Abend erzählen. Zuerſt waren wir im Theater, in der Oper„Aida“. Du weißt doch, wie ich die Muſik liebe. Und jetzt war alles ſo ſchön: das Orcheſter, die herrlichen Stimmen und das ganze Stück überhaupt. Und dann waren wir in der Bar. Wir waren hier; denn, denke Dir, wir lernten in unſerer Loge einen Hotelgaſt kennen— er überließ Frau Klinke ſeinen Platz—, er heißt von Gerling und iſt fabelhaft intereſſant. Denke Dir, er hat Jahre in Perſien Bahnen gebaut und iſt jetzt auf Heimaturlaub. Er ſieht ſo aus wie die Helden in den Romanen. Und wir haben ge⸗ tanzt. Denke Dir, ich habe mich getraut; er führt ſo gut, es war gar nicht ſchwer. Und es war herrlich. Ich möchte ſo gern jeden Tag tanzen. Ich glaube aber, Frau Klinke wird es mir öfter erlauben. Sie iſt ſo gut zu mir, als wäre ich ihre Tochter. Aber gerade das macht mich oft traurig, denn ich denke mir, wie herrlich es ſein muß, eine Mutter zu haben. Aber ich will nicht undankbar ſein. Ich habe auch mit Johnie Klinke ge— tanzt. Seine Mutter hat ſich ſehr darüber gefreut. Sie ſagte, er hat ſchon lange nicht mehr getanzt. Er ſtudiert doch immer. Du kannſt mir glauben, ich habe einen großen Reſpekt vor ihm. Er ſpricht nicht viel— aber alles, was er ſagt, iſt ſo klug. Er verſteht ſo viel. Und er muß rieſig gelehrt ſein. Aber denke Dir, er tanzt auch ganz gut. Ich war eigentlich ſehr überraſcht. Ich hätte nicht gedacht, daß er es kann. Ich glaube ja nicht, daß er ſich viel daraus macht. Es war wohl ſo eine Laune von ihm. Aber eigentlich glaube ich nicht, daß er launiſch iſt. Morgen vormittag gehe ich mit Herrn Gerling auf den Odeonsplatz, die Tauben füttern. Es ſollen dort faſt ſo viel ſein wie in Venedig, und ſie ſollen auch ſehr zahm ſein, wenn ſie auch nicht auf die Schultern fliegen wie in Venedig. Das muß ſehr ſchön ſein; ich wünſchte wohl, daß Johnie Klinke einmal nach Venedig müßte, um dort Kunſtwerke zu ſtudieren. Dann käme ich auch hin. In einem Zuge ſchrieb Monika das nieder, ſo wie ihre Meine liebe Lotte, denke doch, es iſt halb drei Uhr in der Nacht, ich muß alſo ſchlafen gehen, denn ich will ja früh wieder friſch ſein. Ich freue mich jetzt auf jeden neuen Tag und auf morgen beſonders. Ich werde Dir bald wieder ſchreiben, aber laß mich auch von Dir hören. Ich denke viel an Dich und Erich und Annemichen. Ihr ſeid die einzigen geweſen, die gut zu mir waren. Aber Frau Klinke und ihr Sohn ſind auch ſehr gut zu mir. Oft denke ich daran, wie ich es ihnen einmal lohnen könnte. Ich wünſchte, es käme bald einmal eine Ge— legenheit dazu.— Und nun ſchlaf wohl, liebe Lotte, und bitte, bitte ſchreibe! Als dieſer Brief bei Lotte anlangte, ſtieß dieſe einen lauten Jubelruf aus und ſtürzte dann zu ihrem Manne, der nach beendeter Sprechſtunde über ſeinen Eintragungen und wiſſenſchaftlichen Büchern ſaß. Erich, es wird! Paß auf, es wird!— Sie hat ſchon einen ganzen Abend mit ihm getanzt, und ſie findet ihn ſo wie den Helden eines Romans. Was ſagſt du dazu?“ „Vorläufig ſage ich gar nichts, Lottchen! Ich weiß ja nicht einmal, von wem du ſprichſt!“ „O Gott, biſt du ſchwerfällig! Von wem anderen denn als von Monika! Von unſerer Monika, und natürlich von dieſem Herrn von Gerling! Ich bin ſo froh, Erich— das war doch meine Idee! Jetzt kennt ſie ihn erſt einen Abend und iſt ſchon ganz verliebt in ihn. Mitten in der Nacht hat ſie mir noch ſchnell einen Brief über ihn geſchrieben. Lies ihn doch, Erich!“ In ſeiner ruhigen Art las Doktor Hartenberg den Brief. Danach faltete er ihn bedächtig zuſammen. „Ganz nett, Mädelchen! Scheint der Monika gut zu gehen. Na, ich gönne es ihr. War kein Leben hier für das arme Dingelchen.“ „Ja— ja! Aber was hältſt du nun von der Sache mit dem Gerling? Das wird doch was, wo ſie jetzt ſchon ſo verliebt in ihn iſt.“ „Iſt ſie das?“ „Sicher, Erich! Sie ſchreibt doch, wie ich geleſen habe, ſo viel von ihm.“ „Von dem anderen, dem— wie heißt er doch gleich?— Johnie, ſteht doch aber auch genug drin, ſcheint mir.“ „So?— Ach, gib doch mal her!“ Und Lotte ſah noch einmal ganz aufmerkſam den Brief durch. „Ja— findeſt du?“ ſagte ſie dann etwas zögernd. „Aber das iſt doch wieder was anderes, wie ſie von dem ſchreibt.“ „Na, du mußt es halt abwarten, Lottchen!— Vielleicht haſt du recht. Ihr Frauen verſteht ja ſolche Sachen viel beſſer.“ Sechſtes Kapitel. Und wirklich! Immer ſchöner wurde das Leben. Jeder Tag brachte neue Eindrücke für Monika. Ihr reger Geiſt entwickelte ſich nach allen Seiten. Frau Klinke ließ ihr jede Freiheit. Sie konnte mit Friedrich von Gerling beiſammen ſein, ſo oft ſie wollte. Ein prachtvoller Herbſt lag über der Landſchaft. Ju Gerlings kleinem Wagen machten ſie wunderbare Ausflüge in die Umgebung Münchens. Am meiſten liebte Monika bald den Starnberger See. Die romantiſche Land— ſchaft und die Schlöſſer, beſonders Schloß Berg, das dem unglücklichen König Ludwig von Bayern gehört hatte, zogen ſie an. Bei dieſen Ausflügen zu zweit erſchloß Monika Gerling ihr Herz und erzählte ihm von ihrem ganzen Leben. Und oft ſprach Monika auch von ihrem Vater. Dann brannte es wohl Gerling jedesmal, ihr doch endlich zu ſagen, daß ja auch ihm der Major einer der teuerſten Menſchen geweſen war, und doch ſchloß ihm eine merk— würdige Hemmung den Mund. Manchmal fragte er ſich: Worauf warte ich eigentlich? Monila und ich ſind die beſten Freunde. Ich habe Ge— legenheit, ihre reine, feine Seele zu erkennen. Und ich glaube, wenn ich ſie fragen würde, ob ſie meine Frau werden will, ſo würde ſie wohl„Ja!“ ſagen. Und ein tapferer Lebenskamerad iſt ſie auch. Wie gern hört ſie von meinem Leben in Perſien. Sie würde gern hingehen, ſie fürchtet ſich nicht vor Strapazen. Aber trotzdem: Liebt mich Monika? Und darauf wußte er keine Antwort. Dann ſagte er ſich, daß er ja noch keine Eile habe, und daß ſie beide noch ganz gut eine Zeit zuſammen verbringen könnten wie zwei gute Kameraden, die ſich durch Zufall kennengelernt hatten. Manchmal kam bei dieſen Ausflügen auch Frau Klinke mit, aber niemals Johnie, der nach wie vor eifrig arbeitete. Dagegen geſchah es zuweilen, daß ihn Monika in ein Muſeum oder in eine Galerie begleitete. In einem ihrer Briefe ſchrieb Monika an Lotte: Das Leben iſt ſo ſchön, daß ich manchmal zu träumen glaube. Gerling iſt ein prächtiger Kamerad. Wir machen ſo herrliche Ausflüge zuſammen. Du kannſt dir gar nicht denken, wie ſchön der See iſt, wenn die Sonne untergeht und die erſten Abendnebel aufſteigen. Oder das Iſar⸗ tal. Ja, ich finde das Leben herrlich. Jeder Tag iſt ſo ſchön, daß ich traurig bin, wenn er zu Ende iſt. Und doch iſt der nächſte ebenſo ſchön. Ich freue mich aber auch, daß ich Gelegenheit habe, zu lernen. Johnie nimmt mich manchmal in die Muſeen mit. Ich war einmal allein dort, aber es gab ſo viel zu ſehen und ich lief durch die Säle, und nachher hatte ich Kopfweh. Ich habe ihm das erzählt, und da meinte er, ich verſtände es wohl nicht, etwas richtig anzuſehen. Und dann gingen wir gemeinſam, zuerſt ins Muſeum und dann in die Bildergalerie. Er hat ſo gut gewußt, was mich intereſſieren müßte, daß ich ganz erſtaunt war. Und denke Dir, er führte mich zu ſeinen Lieblings⸗ bildern, und ich finde, es waren ſo ſchöne Bilder, daß ich dieſe Bilder auch liebe.— Wir haben jetzt ſchon viel Geſellſchaft. Meiſtens auch Hotelgäſte. Beſonders wenn Amerikaner kommen, werden ſie ſchnell mit uns bekannt. Obwohl die Klinkes ja immer betonen, daß ſie Deutſche ſind. Aber die Ameri⸗ kaner ſchließen ſich doch an ſie an. Beſonders die Frauen wollen gern mit uns ſein. Ich glaube, die meiſten von ihnen beneiden mich um Herrn von Gerling. Er ſieht ſo ſchrecklich intereſſant aus. Sie machen ihm immer ſolche Augen, weißt Du. Ich habe nie gewußt, daß Frauen ſo ſind; ich finde es aber luſtig, wenn ich auch nie ſo ſein könnte. Ich glaube, Herr von Gerling findet es auch luſtig. Aber Johnie Klinke wollen ſie auch er⸗ obern. Da iſt ſo eine kleine Amerikanerin mit gefärbten Haaren und gemalten Brauen und einem kleinen Mund, den ſie immer zuſpitzt, wenn ſie mit Johnie ſpricht. Sie ſagt, ſie wolle ihn davon abbringen, immer ſo viel zu lernen. In Amerika tun das die Männer nicht. Dort ſtudieren meiſt nur die Frauen, und auch die nur, wenn ſie häßlich ſind. Mit Gerling flirtet ſie übrigens auch... Wen ſie wirklich meint, weiß ich nicht. Aber es iſt ganz gut möglich, daß ſie es ſelbſt auch nicht weiß. Gerade während Monika dieſen Brief ſchrieb, ſaß Shirley Preſton in ihrem Zimmer vor dem Spiegel und bemalte ihr hübſches kleines Puppengeſicht. Ihre Freundin Maud Pennington ſaß auf dem Diwan und rauchte eine Zigarette. „Schon genug, Shirley“, ſagte ſie,„die Männer mögen das nicht!“ „Ach was, die Männer mögen alles, was ich tue!“ antwortete Shirley eitel. „Na, wenn du ſo viel Glück haſt, könnteſt du ſchon längſt wieder verheiratet ſein! Ich glaube, du biſt ſchon drei Jahre verwitwet!“ „Faſt vier Jahre, Maud! Aber diesmal will ich es doch klüger anfangen als mit dem hübſchen Harry!“ Maud lachte. „Du haſt immer ſo gute Vorſätze, aber ich finde nicht, daß du ſie auch einhältſt. Dein Flirt mit dem Eintänzer in Wiesbaden...“ „Ach, ſei doch ſtill! Warum habe ich mir die kleine Freude nicht gönnen ſollen? Es war dort ohnehin nichts zu holen, wo doch der dicke ältere Herr mit der Glatze und dem großen Brillantring ſich nachher als ein ſimpler Fabrikdirektor aus einem ſächſiſchen Städtchen entpuppte.“ „Du, Shirley, der hätte dich aber wirklich geheiratet...“ „Aber ich ihn nicht. Ich brauche doch einen wirklich reichen Mann. Einen, der mir den koſtbaren Rahmen geben kann, den meine Schönheit braucht.“ Maud lachte. „Na, wenn man dich ſo reden hört, möchte man wirk— lich glauben, daß du dich für eine Schönheit hältſt.“ „Ich bin auch eine. Aber keine Wald- und Wieſen⸗ ſchönheit wie die kleine blonde Geſellſchafterin der Klinkes, an der die gute Alte einen Narren gefreſſen hat.“ „Du, das Mädel iſt aber wirklich ſchön.“ „Meinetwegen! Aber dumm iſt ſie. Nicht ein bißchen kokettieren kann ſie. Die könnte noch zehnmal ſchöner ſein, und ich nehm' ihr doch jeden Mann weg, den ich haben will.“ „Zum Beiſpiel den Herrn von Gerling?“ Shirley drehte ſich blitzſchnell um. Sie ſuchte vergeblich ihr Erröten zu verbergen. „Aber wie kommſt du denn darauf, Maud?“ „Liebe Shirley, Hand aufs Herz, vor mir brauchſt du dich doch nicht zu verſtellen! Iſt er dein Typ oder nicht?“ Shirley vergaß ihre Vorſicht, die ſie auch ihren ſo⸗ genannten beſten Freundinnen gegenüber ſonſt nicht außer acht ließ. „Aber iſt er nicht wirklich fabelhaft? Er iſt der beſt⸗ ausſehende Mann, den ich in München getroffen habe. Nur ſchade. „Nur ſchade, daß er in der Geſellſchaft der Klinkes iſt— was? Denn ſonſt klönnteſt du auf den guten Johnie Jagd machen und nebenbei einen kleinen Flirt mit Herrn von Gerling riskieren...“ Shirley lachte. „Nun ja, meinetwegen! Habe ich nicht recht? Soll man das Leben nicht ſo nehmen, wie es iſt? Ich wüßte ſchon alle ſchönen Seiten des Lebens auszukoſten. Aber natür⸗ lich— es geht nicht. Ich muß doch an meine Zukunft denken. Ich habe überall Schulden, und ich werde bald nicht mehr wiſſen, wovon ich die Hotelrechnung bezahlen ſoll; ich muß mich wirklich mit dem guten Johnie ein bißchen beeilen.— Was meinſt du, wenn ich es einmal mit einem kleinen Trick verſuche?“. „Ja, da müßteſt du doch erſt wiſſen, was du da an⸗ wenden ſollſt? Ohnmachtsanfälle, Weinkrämpfe, Tele⸗ gramme mit erſchütternden Nachrichten, ein verlorenes Perlenhalsband... du ſiehſt, Shirley, ich kenne dein Pro⸗ gramm auswendig!“ „Mein bisheriges, Maud! Aber was gilt die Wette? Wenn es notwendig iſt, finde ich ſchon ieder was Neues! — Und jetzt komm in die Halle, eine Taſſe Tee trinken. Vielleicht begegne ich Johnie unten.“ * * (Fortſ. fo“gt.) — 25) Nachdruck verboten.] Frollein? Sonſt müßten Sie doch wiſſen, daß der an— jeſagt hat, in die nächſte Viertelſtunde wird ein italieni⸗ ſches Luftſchiff uns hier'ne Ehrenreverenz machen, und denn uff'n Tempelhofer Feld landen? Sperr—ranza— „Mein liebes, armes Kind!“ klang die Stimme der fremden Frau. Schneeweiß trat Mariella zurück. „Was wünſchen Sie von mir? Was wollen Sie hier an dieſem Grab? Wer ſind Sie?“ Die Frau lächelte ſchmerzlich: „Wer ich bin? Zürnen Sie mir nicht, Prineipeſſa! Bisher iſt es mir immer gelungen, an dieſem Grabe zu weinen, wenn ich allein war. Oft betrachtete ich Sie aus der Ferne, ſah die Qualen, die Sie um den litten, den dieſer Hügel deckt, und wagte nicht, Sie zu ſtören. Viel⸗ leicht wäre es auch jetzt noch beſſer, wenn ich ſchweigend von hinnen ginge. Aber mein Gewiſſen läßt mir keine Ruhe. Ich muß Ihnen die Wahrheit ſagen, ſo weh ſie auch tun wird. Aber Sie müſſen nun endlich Ihre Ruhe wiedergewinnen, Sie armes Kind. Sie haben noch ein ganzes langes Leben vor ſich, das wieder glücklich werden wird, wenn Sie mein Geheimnis erfahren haben. Seien Sie ſtark, Principeſſa Bonaglia!“ 5„Sie kennen meinen Namen?“ Bonaglia ängſtlich. Die Frau hier mit ihren rätſelhaften Worten wurde ihr unheimlich. Und doch trieb etwas ſie, weiter zuzu⸗ hören. Die leidvollen Augen der Frau bannten ſie geradezu an dieſen Ort. „Ja, ich kenne Ihren Namen, Principeſſa! Aber Sie haben noch immer nicht meinen Namen erfahren!“ ſprach die Unbekannte jetzt weiter.„Es iſt das Grab meines Mannes, vor dem wir ſtehen, Principeſſa! Ich bin Gudrun von Hagen. Ich bin die Mutter von Erhards einzigem Kind, das in ſeinem zehnten Jahre uns wieder genommen wurde. Erlaſſen Sie mir, Ihnen zu erzählen, was ich an der Seite dieſes Mannes durchmachen mußte. Und wenn ich ihn noch immer liebe, ſo iſt es nur deshalb, weil mein kleiner Knud den Vater vergötterte! Warum ich Ihnen meine traurige Geſchichte erzähle? Nur, um Sie wiſſen zu laſſen, daß Erhurd niemals in Wirklichkeit daran gedacht hat, Sie zu ſeiner Frau zu machen, daß er auch gar nicht daran denken konnte, Principeſſa.“ „Und warum nicht?“ Mariella hatte das Gefühl, im nächſten Augenblick umzuſinken. „Weil wir nicht geſchieden werden konnten. Auch dann nicht, als mein Mann mich, nach dem Tode des Kindes, in einer Irrenanſtalt im Ausland unterbrachte. Denn meine Verwandten führten den Nachweis meiner völligen, ſeeliſchen Geſundheit. Die Trennung unſerer Ehe hätte nur durch päpſtlichen Dispens erfolgen können, und der wäre wohl nie erfolgt.“ Sie konnte nicht weiterſprechen. Mariella, die mit Augen zugehört hatte, in denen ein geradezu irres Ent⸗ ſetzen ſtand, drohte umzuſinken. Da umfaßte die Frau ſie mütterlich und zog ſie ſanft auf die Bank vor Erhards Grab hernieder: „Weinen Sie, Kind! Weinen Sie!“ ſagte ſie leiſe und gütig.„Tränen erlöſen. Weinen Sie ſich hier bei mir aus, am Grabe des Mannes, den wir beide geliebt, und denken Sie immer daran, daß er mit ſeinem Tode geſühnt, was er an uns getan. Laſſen Sie uns beide ihn vergeben, wie der barmherzige Gott es von uns fordert!“ Und dann ſaß ſie ganz ſtill und hielt Mariella um⸗ fangen. Mariella fühlte in ihrer bitteren Verzweiflung einen wunderbaren Troſt in den Armen der Frau, die gleich ihr Erhard von Hagen geliebt und gleich ihr durch ihn gelitten hatte. Lange ſaßen ſie auf der ſchattigen Bank nebeneinander. Roſenduft umſchmeichelte ſie wie ein linder Troſt. Die Bäume in ihrem goldenen Herbſtlaub rauſchten ganz leiſe. Langſam löſte ſich ein Blatt und noch eins, glitt durch die blaue Luft leiſe zur Erde hernieder. „Sehen Sie, Principeſſa! Alles endet einmal! Alles ſucht den Frieden!“ ſagte Gudrun von Hagen. Und auch Mariella ſchien es, als käme ſie endlich zum Frieden, als verſchwämme das Bild Erhards ſanft und fern in einer matten Dämmerung. Langſam erhob ſie ſich und ging neben Gudrun von Hagen dem Ausgang zu. Zum Ab⸗ ſchied beugte ſie ſich tief über die Hand der gütigen Frau. „Laſſen Sie es für uns keinen Abſchied für immer ſein, Gräfin“, bat ſie.„Ich habe das Gefühl, als könnte ich nur durch Sie ganz überwinden.“ „Mein Haus ſteht Ihnen ebenſo offen, liebes Kind, wie mein Herz!“ ſagte Gudrun von Hagen und ſtreichelte Mariellas zartes Geſichtchen. flüſterte Mariella Siebenundzwanzigſtes Kapitel. Ein Unrecht und ſeine Folgen. Als Mariella nach„Villa Liliput“ zurückkehrte, ſah ſie Aberall Menſchengruppen und Grüppchen herumſtehen, die alle neugierig nach dem Himmel blickten. Andere ſtarrten auf ihre Uhren oder disputierten aufgeregt über irgend⸗ ein fliegeriſches Ereignis, das bevorzuſtehen ſchien. Schließlich wurde auch die kleine Principeſſa von der allgemeinen Neugier angeſteckt. Fragend wandte ſie ſich an einen alleinſtehenden Schuljungen, wer denn erwartet Urheberrechtschutz: Fünf Türme-Verlag, Halle(Saale). 4 e NA f 2 N vON oder ſo ähnlich heeßt der Kaſten! Aba da is er ja ſchon!“ zierliche Luftſchiff jetzt gerade über ihrem Kopf zu kreiſen ſchien. Aus allen ſeinen Fenſtern ſahen winkende Menſchen, und gerade als die kleine Prineipeſſa in ein Auto ſprang, ſchlich ein blondlockiges, junges Mädchen in dem Luft⸗ ſchiff auf Zehenſpitzen neben einen der Schiffspaſſagiere und flüſterte verzweifelt: „Ich fürchte mich ja ſo ſchrecklich ſehr vor Mariella, Väterchen!“ „Kindskopf!“ lachte Prinz Bonaglia in unermüdlicher Geduld Ilaro aus.„Sie wird dich ſicherlich zum Mittag⸗ eſſen verſpeiſen, liebe Ilaro!“ Als Mariella auf dem Tempelhofer Feld ankam, wurde ſie dort bereits von dem Herzog und Renate erwartet. Sie hatte ein förmliches Rennen mit der„Speranza“ mit⸗ gemacht, denn als ſie dem Chauffeur ihres Wagens geſagt hatte, daß ſie noch vor der Landung in Tempelhof ſein müſſe, war er tollkühn drauflos gefahren. Dem Luftſchiff hatten ſich bereits inzwiſchen zahlreiche deutſche Flieger in ihren Maſchinen angeſchloſſen, die ihm das Ehrengeleit gaben. Wie ſehr bedauerte Doktor Heßling, nicht auf ſeinem Flugzeug dabei zu ſein. Doch er hatte dem Herzog verſprochen, den Prinzen unterwegs nicht zu verlaſſen, und daran hielt er ſich gebunden. Bereits ſeit einigen Stunden erwarteten Polizei und Militär die„Speranza“, um bei den Landungsmanövern behilflich zu ſein. Gerade als die kleine Principeſſa ihre Freunde gefunden hatte und klopfenden Herzens neben dem Herzog ſtand, ſenkte das Luftſchiff ſich nieder und warf gleich darauf die Taue aus, an denen die Mann— ſchaften es zu Boden zogen und verankerten. Die Flug⸗ hafenkapelle ſpielte die italieniſche Hymne, worauf die kleine, aber gutgeſchulte Muſikbande an Bord mit der deutſchen Nationalhymne antwortete. Die Fenſter des Luftſchiffes waren noch immer dicht beſetzt. Doch der braungebrannte, energiſche Kopf Gio⸗ vannis war ebenſowenig dabei wie das helle Antlitz Ilaros oder das ſchöne Geſicht Walter Heßlings. Dieſe drei Menſchen waren zu erregt, um für Empfangsfeierlichkeiten irgendwelcher Art Zeit zu haben. Keinen Blick ließ die kleine Principeſſa indeſſen von dem Luftſchiff. Weiß bis in die Lippen, ſtand ſie hoch⸗ gereckt an der Seite des Herzogs in ihrem knappſitzenden, ſilbergrauen Marocainkoſtüm, zu dem die kleine blaue Kappe, die ſie trug, trefflich harmonierte. Taſche, Schuhe und Handſchuhe ſtimmten mit der dunkelblauen Farbe der Kopfbedeckung überein. „Sieht ſie nicht aus wie ein Gedicht?“ flüſterte eine Kollegin entzückt Renate zu, die Mariella von der Gerichts⸗ verhandlung her kannte. Doch außer den wenigen Eingeweihten wußte niemand auf dem weiten Platz, welch ein Wiederſehn ſich hier vor aller Augen abſpielen ſollte. Afritaforſcher— unter ihnen auch ein junger Deutſcher, deſſen Name ſich ſondervarer⸗ weiſe nicht ermitteln ließ— das war alles, was die Preſſe⸗ vertreter in Erfahrung bringen konten. Das genügte aber immerhin, um Scharen von Menſchen auf die Beine zu bringen. Doch auf ausdrücklichen Wunſch des Herzogs hielt die Flughafenpolizei ſie alle in großer Entfernung von dem Luftſchiff zurück. Nur Mariella und Renate mit ihr durften die Sperre paſſieren. Jetzt ſtiegen die In⸗ ſaſſen des Luftſchiffes aus. Salutierend ſchritt die Bord⸗ mannſchaft an den dreien vorüber, dem Kommodore ſchüttelte der Herzog Enrico warm die Hand und blieb mit Renate und ihr in anſcheinend lebhafter Unterhaltung zurück. Wie im Traum ſchritt die kleinen Principeſſa weiter. Jetzt ſtand ſie vor der Treppe, die in das Flugzeug führte. Ein hochgewachſener, ſtattlicher Mann war zu ſehen. Seine Geſichtszüge kannte ſie— kannte ſie nur zu gut. Wie oft hatte ſie im Traum dieſes geliebte, unvergeſſene Ant⸗ litz geſehen, von ihm immer wieder Beiſtand erfleht und Kraft geſchöpft, wenn ſie in den ſchrecklichen Jahren, die hinter ihr lagen, zuſammenzubrechen drohte. Der bis in ſein tiefſtes Innere aufgewühlte Mann hatte jetzt die letzte Stufe der Treppe erreicht. Da ſtand vor ihm ein ſüßes Wunder— Marianne, ſein heiß⸗ geliebtes verſtorbenes Weib. Ja, das war ihr Geſicht, Zug um Zug ihre bis zur Verzwolflung beweinten Züge. Das tiefe Blau ihrer Augen, in denen ſich die Farbe des deutſchen Himmels widerſpiegelte— der reizende Mund, der ſo gern ſchalkrhaft gelacht hatte! Nur Mariannes herrliches, weizenblondes Haar fehlte ihrem Ebenbilde. nicht rührte. Endlich breitete er die Arme aus. Er hatte Zeit und Ort vergeſſen. Er wußte nur eins: Es war ſein würde. Prompt kam die Antwort, in echtem, unver⸗ fälſchtem Berliner Dialekt: „Na, Sie drehen wohl ooch Ihren Rundfunk nich an, Kind, das vor ihm ſtand. Er ſah Mariella wieder. „Bambina mia— mein Kind, mein wiedergeſchenktes Glück“, flüſterte er. Tränen liefen über ſeine Wangen. Mariella klopfte das Herz zum Zerſpringen, als das Der Mann ſtand und ſtarrte das Mädchen an, das ſich wacher iſt als bei den kultivierten Völtern. Ohne daß Mariella aber war unfähig, zu ſprechen. Mit einem erlöſten Laut warf ſie ſich an die Bruſt des Vaters, den ſie für immer verloren geglaubt. Indeſſen ſaßen zwei andere Menſchenkinder in der Speiſekabine des Luftſchiffes ſich unruhig gegenüber. Es waren merkwürdige Gedanken, denen ſich Ilaro und Walter Heßling hingaben. Beſonders das Mädchen war geradezu verſtört und verzweifelt. „Sonſt um dieſe Stunde“, ſagte ſie, mit einem Blick auf die Sonne,„hatte ich Väterchen ganz für mich. Wir lagen auf der Wieſe im Urwald, er lehrte mich Gutes und Schönes und ſagte immer wieder, ich ſei ſein ge⸗ liebtes, einziges Kind, ſein Troſt und ſein Sonnenſchein. Wie wird das jetzt werden?“ Bittere Verzweiflung ſprach aus der Stimme Ilaros. Ilaro ſah in ihrem Kleide aus leichtem roſa Wollſtoff, das in weichen Falten über ihren ſchlanken Körper herab- fiel, wie der lichte Frühling aus. Ein großer ſchwarzer Seidenhut lag neben ihr, und ihre feinen, ſchmuckloſen Hände ſpielten unruhig mit langen, ſpitzendurchbrochenen, mattgrauen Wildlederhandſchuhen. Die ſchwarzen, gleich⸗ falls durchbrochenen Schuhchen aus dem gleichen Material trugen roſa Lederſchleiſchen, die auch an der Handtaſche wiederkehrten. Ilaro war in? zaris, wo man einen kurzen Aufenthalt gemacht hatte, vollſtändig eingekleidet worden — und ſie hätte keine Frau ſein müſſen, wenn ſie nicht darüber entzückt geweſen wäre. Ganz Europa war ein einziges Wunder für ſie, und das ſtrahlende, kindlich ent⸗ zückte Lächeln war bis zu dieſem Augenblick nicht von ihrem Geſicht gewichen. Aber jetzt ſah Ilaros Geſichtchen beinah zornig aus. „Sie ſind ein Kind, Ilaro!“ ſchalt Walter Heßling lächelnd.„Gönnen Sie etwa Mariella nicht, daß ſie ihren Vater wiedergefunden hat? Schämen Sie ſich nicht, Ilaro?“ „Nein, ich ſchäme mich nicht. Ich gönne ihr Väterchen nicht!“ ſagte ſie leidenſchaftlich. Gerade wollte ſie noch etwas hinzufügen, als ſie den jungen Mann zuſammen⸗ zucken und haſtig in eine der Mannſchaftskabinen, die hinter ihm lagen, ſchlüpfen ſah. Gleich darauf ſtand ein Mädchen vor ihr. Mit weit aufgeriſſenen Augen ſah Ilaro, das Naturkind, das ſie trotz ihrer Schönheit noch immer war, dieſes gepflegte Weſen an. Sie glaubte, nie zuvor etwas ſo Holdes, Zartes geſehen zu haben wie dies Geſchöpf mit dem weichen, ſeidigen Schwarzhaar und den durchgeiſtigten, reinen Zügen. Schließlich war Mariella die erſte, die ſprach. „Liebe Ilaro“, ſagte ſie mit tiefer Innigkeit,„unſer Vater hat mir verraten, daß hier ſein Reiſegeſchenk auf mich wartet, und ich hoffe beſtimmt, daß er dich damit meint, sorellina mia!“ Zwei Hände ſtreckten ſich Ilaro bittend entgegen. Ilaros Geſicht war dunkelrot geworden. Beſchämt fragte ſie: „Unſer Vater haben Sie geſagt, und sorellina mia — mein Schweſterchen nennen Sie mich, Signorina? Ja, dann darf ich wohl— dann ſoll ich wohl...“ Ihr brach die Stimme. d „Du darfſt nicht und du ſollſt nicht, ſondern du mußt den Vater mit mir teilen, Ilaro, ſüßes Schweſterchen. Glaubſt du wohl, wir könnten uns allein ein neues Leben aufbauen? Ach, du Törichtes! Du kannſt ja nicht wiſſen, daß durch dich mein Leben einen noch ſchöneren Sinn und Inhalt bekommen wird, wenn der Vater uns ein neues Heim ſchafft. Willſt du mich denn nicht ein bißchen ſchweſterlicher begrüßen, Ilaro mia?“ Jetzt trat die Kleine vor, und jeder ihrer Gedanken ſtand in ihrem unbeherrſchten Geſicht zu leſen. „Signorina...“ Scheue Liebe ſprach aus ihren glück⸗ lichen, großen Augen. „Wie heißt das?“ Die kleine Principeſſa ſah bittend in das wunderſchöne, zuckende junge Antlitz. „Sorella mia— liebe, große, teure Schweſter!“ Als ſich Mariella erſt nach geraumer Zeit den Armen Ilaros zu entwinden vermochte, als die Blicke beider Mädchen in den gegenüberliegenden Spiegel fielen, mußten ſie lachen. So wie ſie jetzt ausſahen, mit ihren zerzauſten Haaren, den feuchten Augen und den tränen⸗ überſtrömten, geröteten Wangen, ſahen ſie keineswegs mehr den eleganten jungen Damen ähnlich, die ſie vorher geweſen waren. Doch das machte nichts. Die Liebe zu⸗ einander, das war wichtiger als ein tadelloſes Aeußeres. Aber als echte Evastöchter ſchlüpften ſie doch in Jlaros winzige Kabine, um ſich wieder ein wenig menſchlich herzurichten. „Noch eine Ueberraſchung, Jlaro? Dies Luftſchiff ſcheint mir unerſchöpflich im Spenden ſeiner Gaben“, lachte Mariella, als ſie eine Viertelſtunde darauf zurecht⸗ gemacht und erfriſcht wieder in dem winzigen Speiſeſaal der„Speranza“ ſtand und ſich neugierig umſah. „Sogar eine große. Gedulde dich nur ein paar Minuten, Mariella! Ich ſehe inzwiſchen nach Vater!“ Mit welch ſeligem Stolz ſie dies Wort betont!, dachte Mariella glücklich. Wie herrlich, daß ich Ilaros Herzchen ſo ſchnell gewonnen habe! Nun iſt erſt mein Glück voll⸗ kommen. Vollkommen?— Sie träumte vor ſich hin. Ilaro hatte doch von noch einer Ueberraſchung geſprochen? Was mochte ihr jetzt noch Gutes bevorſtehen an dieſem ſo überfrohen Tage, der ihr des Glücks beinah zuviel gebracht hatte? Walter Heßling hatte niemals mit Ilaro über ſeine Gefühle für Mariella geſprochen. Er hielt Ilaro für ein reines Kind. Und das war fie auch. Aber er hatte ver⸗ geſſen, daß bei den Naturvölkern, zu denen Ilaro durch ihre Umgebung ja ein wenig gehörte, der Inſtinkt viel Doktor Heßling mit Ilaro je über ſeine Gefühle für die kleine Principeſſa geſprochen hatte, wußte Ilaro, wie es um ihn ſtand. Zu oft während der Zeit ihrer Bekannt⸗ ſchaft hatte ſie in ſeinen Augen geleſen, was Mariella ihm bedeutete.(Fortſetzung folgt.) Grenz Aufkläru ang i. biet bei) in Karelit ſchinengen nimmt, al chem Geb Meter hot mes aufge wurden 4 Der ſo er nen Kubi einen 12 Meter hin für eine Clektrizitä 106 000 Skteikur kam es zu „Motor⸗P. zu blutiger Poliziſten, Streikende ſtürmten d Tränengas Meiſterb Buenos Schwergen hal leinen geworden. kampf ſein Runde dur ſtimmte er Das hötte Arektor, de ihm ſchon durch den! f 1 n verdier 3 Nah und Fern Der König der Belgier in einer Londoner Klinik. Ein Londoner Blatt meldet. daß ſich der König der Belgier gegenwärtig in Lon⸗ don in einer Klinik aufhalte, wo ein her⸗ vorragender Arzt eine Operation zur Be⸗ ſeitigung der Narben am Munde und im Geſicht des Monarchen vorgenommen hat. Die Narben waren die Folgen der Verlet- zungen, die König Leopold bei dem Kraft⸗ wagenunfall bei Luzern am 29. Auauſt da⸗ vongetragen hat. Dynamitanſchläge in Griechenland. Die Polizeidirektion Athen teilt mit. daß an drei Stellen der Stadt Dynamitpatronen zur Exploſion gebracht worden ſind. Die erſte Exploſion ereignete ſich vor dem Hauſe des Generals i. R. Hadjiſſarantos. die zweite vor der Druckerei, in der die venizeliſtiſche Zeitung„Neos Kosmos“ und die venizeli⸗ ſtenfeindliche„Hellinicon Mellon“ hergeſtellt werden, während die dritte Ladung vor dem Hauſe des Fliegeroberſten Oicomoma explo— dierte. Die Polizei erklärt, daß bei der Ex⸗ ploſion nur geringfügiger Sachſchaden ange— richtet worden ſei. Bräutigam als Mörder entlarvt. In dem franzöſiſchen Orte Rouville hatt ſich der 23 jährige Lacombe mit ſeiner Braut zur Trauung auf dem Standesamt eingefunden, als er von einem Manne, der ſich als Ge⸗ heimpoliziſt auswies, gebeten wurde, ihm in einen Nebenraum zu folgen. Nachdem die Braut und die Verwandten über eine Stunde auf den Bräutigam gewartet hatten, wurde ihnen mitgeteilt, daß letzterer in Haft genommen worden ſei und zwar unter der Beſchue digung des Mordes an einer alten Frau. Er hatte dieſe beiſeite geſchafft, um ſich in den Beſitz ihres Vermögens zu ſetzen. Streik auf einer engliſchen Jeche. In der Thorne⸗Zeche in Süd⸗Yorkſhire brach ein Streik aus, an dem ſich über 2000 Bergarbeiter beteiligten. Die Urſache des Streiks iſt in einer Zwiſtigkeit über den An⸗ ſpruch der Gewerkſchaftsvertreter auf In⸗ ſpektion der Gruben zu ſuchen. Grenzzwiſchenfall. Ein ſowietruſſiſches Aufklärungsflugzeug überflog 10 Minuten lang in geringer Höhe finnländiſches Ge— biet bei der Eiſenbahnhalteſtelle Rajajok! in Karelien. Das Flugzeug wurde mit Ma⸗ ſchinengewehren beſchoſſen und, wie man an⸗ nimmt, auch getroffen, da es auf ſowietruſſi⸗ ſchem Gebiet notlandete. Das höchſte Stauwerk Europas. Mit einer ſchlichten Feier wurde die Vollendung des höchſtgelegenen Stauwerks in Europa im Tale von Heremence, im Kanton Wal⸗— lis, begangen. Im oberſten Teile dieſes Ta- les, in 2200 Meter Höhe, iſt das Waſſer des Gletſcherflüßchens Dixence mittels eines 85 Meter hohen und 500 Meter langen Dam⸗ mes aufgeſtaut worden. In der Staumauer wurden 400 000 Kubikmeter Beton verbaut. Der ſo entſtandene Stauſee faßt 50 Millio⸗ nen Kubikmeter Waſſer. Dieſes wird durch einen 12 Kilometer langen Druckſtollen 1750 Meter hinab— die größte Fallhöhe der Erde für eine darartige Leitung— nach dem Elektrizitätswerk bei Sitten geleitet und in 106 000 PS verwandelt. Streikunruhen in Detroit. In Detroit kam es zwiſchen ſtreikenden Arbeitern der „Motor⸗Product Corporation“ und Polizei zu blutigen Zuſammenſtößen, bei denen zwei Poliziſten, eine unbeteiligte Frau und 18 Streikende verletzt wurden. 800 Streikende ſtürmten das Fabriktor, wurden aber mit Tränengasbomben zurückgetrieben. Meiſterboxer wird heldentenor. Der in Buenos Aires lebende italieniſche Schwergewichtsmeiſter Giuſeppe Spaldoni hat ſeinen Beruf aufgegeben und iſt Sänger geworden. Spaldoni hatte bei einem Box⸗ kampf ſeinen Gegner ſchon in der erſten Runde durch ko beſiegt. Unmittelbar danach ſtimmte er einen lauten Freudengeſang an. Das hörte zufällig ein anweſender Opern- direktor, der den Boxer zu ſich einlud und ihm ſchon jetzt einen Vertrag zuſicherte. durch den Spaldoni mehr als durch ſein Bo⸗ ren verdienen wird. Ausbrecher Jeuergefecht mit der Polizei. Neuyork, 4. Dezember. Wie aus Boſton gemeldet wird. unter⸗ nahmen acht Sträflinge aus dem Staatsge— fängnis einen Ausbruchsverſuch. Die Ge⸗ fangenen, die mit Außenarbeiten beſchäftigt waren, ſchlugen plötzlich den Wärter nieder, durchbrachen das Tor eines zum Güterbahn⸗ hof führenden Tunnels und verſuchten zu entkommen Bei der Verfolgung wurde einer der Sträflinge erſchoſſen und zwei verwundet. Die Verbrecher konnten wieder eingefangen werden. Faſt zur gleichen Zeit erfolgten zwei weitere Ausbrüche Strafge— fangener. Aus dem Gefängnis in Moscogee (Oklahoma) brachen fünf Sträflinge aus, darunter vier Bankräuber. Es kam zu einem Feuergefecht zwiſchen den Aus⸗ brechern und den Wärtern. Dabei wurde einer der Strafgefangenen getötet und ein Polizeibeamter ſchwer verletzt. Die Po⸗ lizei hat die Verfolgung der Flüchtlinge mit Flugzeugen aufgenommen. Schließlich ge— lang es drei Sträflingen. aus dem Staats⸗ zuchthaus in Naſhoille(Tenneſſee) zu entkommen Sie zwangen einen Wärter, ſie in ſeinem Kraftwagen aufzunehmen und da— von zu fahren. Nach einiger Zeit ließen die Verbrecher den Wärter frei und ſetzten die Flucht in dem geraubten Wagen fort. Graf Auguſt von Platen Zum 100. Todestag des Dichters am 5. Dezember Hundert Jahre ſind es her, daß in der pa⸗ radieſiſchen Umgebung von Syrakus ein deutſcher Dichter in noch jungen Jahren ſtarb, dem Freundeshand die großen Worte: „Prinzeps poetarum germanicorum“(„Ein Fürſt unter den deutſchen Dichtern“) auf den Grabſtein geſetzt hat. Der Dichter. der dort unter ſizilianiſchen Zypreſſen ruht, iſt Graf Auguſt von Platen, und die Inſchrift ſtammt von einem italieniſchen Freunde. Ein Deut⸗ ſcher wäre bei aller Verehrung, die Platen vereinzelt auch in Deutſchland fand. mit die⸗ ſem großen Titel wohl weniger freigebig ge— weſen. Die Meinungen über Platen und ſeine Dichtkunſt ſind zu ſeinen Lebzeiten wie nach ſeinem Tode ſehr weit auseinandergegan⸗ gen. Während ihn einige wenige als einen großen Genius und einen unſerer größten Meiſter der Dichtkunſt verehren, begegnete er bei den anderen kühler Ablehnung, ja ſo⸗ gar ſcharfem Spott, den Platen allerdings in ſeiner Selbſtüberſchätzung geradezu her⸗ ausgefordert hatte. Grillparzer fand Pla⸗ tens Gedichte inhaltlich trocken und dürr, der in ſeinem Urteil ſehr ſtrenge Hebbel ging ſogar noch weiter, und eine regelrechte Lite⸗ raturfehde hatte Platen mit Immermann, dem kraftvollen Geſtalter des„Oberhof“ auszufechten. Goethe, der die erſten Arbei⸗ ten des jungen Platen als die eines viel⸗ verſprechenden Anfängers freundlich beur⸗ teilte, hat ſpäter ſein Urteil in die treffen⸗ den Worte gefaßt:„Er beſitzt manche glän⸗ zenden Eigenſchaften, allein ihm fehlt die Liebe“, wobei er die Liebe ganz allgemein aufgefaßt wiſſen wollte im Sinne des Ko⸗ rintherbriefe:„Und redete er mit Men⸗ ſchen⸗ und mit Engelszungen und hätte der Liebe nicht...“ Goethe hat des Weſens Kern getroffen. Platen war als Menſch eine ſo unglückliche und zwieſpältige Natur, daß er nicht im⸗ ſtande war, die poſitiven Seiten des Lebens zu erkennen. Seine ſelbſtquäleriſche Veran⸗ lagung und ſeine krankhafte Neigung, aus Freundſchaft Leidenſchaft werden zu laſſen, Niklaus, lomm in unſer Haus! Der Schutzpatron der Kinder und Seefahrer. In der Reihe der Tage, die ſchon einen Teil der Weihnachtsfreude vorwegnehmen. gehört in beſonderem Maße der Niko⸗ laustag, der 6. Dezember, der im deut⸗ ſchen Brauchtum einen außerordentlich wich⸗ tigen Platz einnimmt. Wie hoch dieſer Feſt⸗ tag im Anſehen unſerer Vorfahren ſtand. geht ſchon daraus hervor, daß in manchen Gegenden nicht Weihnachten. ſondern der Nikolaustag— Sünner Klaus oder San ta Klaus— der Hauptſchenktag iſt. Nicht nur bei uns in Weſt⸗ und Süddeutſch⸗ land, ſondern auch in Norddeutſchland feiert man vielfach den Nikolaustag. So reitet am Nikolaustag durch die Dörfer Mecklenburgs ein Mann auf einem Schimmel. Die Kinder legen für den Schimmel Heu heraus. Das folgende Verslein kündet davon: „Niklaus, komm in unſer Haus! Pack die großen Taſchen aus! Setz den Schimmel untern Tiſch, daß er Heu und Hafer frißt! Heu und Hafer frißt er nicht, Zuckerbrezel kriegt er nicht! Nikolaus, komm, mach mich fromm, daß ich in den Himmel komm!“ Als Lohn erwarten die Kinder natürlich, daß Sankt Nikolaus, der vielfach als Biſchof — mit Mytra und Krummſtab— auftritt. ihnen aus ſeinem großen Sack Nüſſe, Sü⸗ ßigkeiten und andere ſchöne Gaben ſchenkt. Dieſen Gabenſack findet man übrigens auch ſchon in der germaniſchen Sage. Die Haus⸗ geiſter, die im November und Dezember umgingen, um Menſch und Vieh zu ſegnen und zu beſchenken, trugen Säcke mit den Gaben auf dem Rücken. Auch eine Rute be⸗ ſaßen ſie, aber deren Bedeutung iſt ſpäter mißverſtanden worden. Denn wenn heute Nikolaus ſeine Rute bei ſich trägt, um nöti⸗ genfalls unartige Kinder zu ſtrafen ſo hat⸗ ten die Hausgeiſter ſie dazu, um die Häuſer und ihre Inſaſſen zu ſegnen. Wer mit der Rute berührt wurde, war im nächſten Jahr frei von Krankheiten. Meiſtens wird die Rute hinter den Spiegel geſteckt. Kein Wunder, daß der Nikolaus bei den Kindern beliebt iſt. Wenn er mit der Rute droht, dann wird er auch meiſtens nicht ganz ernſt genommen. So ſingen die Kin⸗ der zwar: „Heute kommt der Nikolaus. oh, ihr Böſen, welch ein Graus! Packt die Kinder in den Sack, nimmt die Rute: Klick, klack, klack!“ Aber ſo ſchlimm is das alles nicht. denn niemand hat jemals geſehen, daß der Niko⸗ laus ein Kind mitgenommen hat. Da muß es wohl ſchon ſehr unartig ſein. und ſehr unartig ſind Kinder im allgemeinen vor Weihnachten nicht. Wenn ſie daher in der Nacht des 6. Dezember ihre Schuhe vor die Tür ſtellen, werden ſie woh immer eine kleine Gabe, ein paar Pfeffernüſſe als Vorankündigung des Weihnachtsfeſtes vor— finden. haben frühzeitig ſeine Seele mit Bitterkeit erfüllt, die ſein Leben vergällte und ſeiner Kunſt die Vollendung vorenthielt, die bei ſeinen glänzenden Anlagen und dem Zug zum Erhabenen und Idealen wohl zu er— warten geweſen wäre. So kam es bei ihm zwar zu einer glänzenden Formbeherr⸗ ſchung, der leider der Inhalt nicht immer entſprach. Zum großen Teil ging auch ſeine Formbeherrſchung ſo eigene und abſeitige Wege, daß Platens Dichtungen bis auf einige ausgezeichnete Balladen nicht den Weg zum Herzen des deutſchen Volkes ha⸗ ben finden können. Was uns Platen entfremdet, iſt mit we⸗ nigen Worten dies: ſeine Kunſt ſtrebte von Deutſchland fort, ſuchte ſeine Vorbilder nicht in den Kunſtwerken der deutſchen Sprache, ſondern in denen fremder, unſerem Weſen und unſerer Raſſe ſogar ſehr fremder Völ⸗ ker. Goethe hatte mit ſeinem„Weſtöſtlichen Diwan“ das literariſche Intereſſe für den Orient geweckt. Platen und der ihn in orientaliſche Sprachen und Dichtkunſt ein⸗ führende Rückert gingen die damit beſchrit⸗ tene Bahn weiter, indem ſie ihren eigenen Dichtungen Form und Versmaße der orien⸗ taliſchen Dichtkunſt gaben. Die ſo entſtan⸗ denen Ghaſeſen, Oden, Eklogen und Hym⸗ nen Platens waren zwar ſehr kunſtvolle Ge— bilde, die eine bewunderungswürdige Form⸗ gewandtheit vorausſetzten; aber nicht ſelten ſtört doch den einfach und natürlich empfin⸗ denden Menſchen der Zwang, der hier der deutſchen Sprache angetan wird. Wegen ihrer Fremdheit fanden die Gha⸗ ſelen Platens nur wenig Anklang, ebenſo wie die ſtellenweiſe ſehr ſchönen„Sonette aus Venedig“ oder die Eklogen und Idyllen. Eine andere Art von Dichtungen iſt es, die ſeinen Namen bis heute unſterblich gemacht hat, ſeine Balladen und Romanzen. Noch heute gehören„Das Grab im Buſento“., „Der Pilgrim von St. Juſt“,„Der Tod des Carus“,„Wittekind“ und viele andere von ihnen zu den ſchönſten und klangvollſten Ge— dichten dieſer Art in deutſcher Sprache. Viele Würden und Namen hat der Hei⸗ tige Nikolaus. Er wird als Schutzpa⸗ tron der Seefahrer, der Schiffer, der Brauer, der Müller und der Bäcker ange⸗ ſehen. Seinen beſten Ruf genießt er aber als Vorläufer des Chriſtkindes. Sein Be⸗ gleiter iſt von jeher Knecht Ruprecht. In verſchiedenen Gegenden kennt man noch die Namen Klauſenknecht, Pelz⸗ oder Nuß⸗ märtel, Wurſtnickel, Polterklas. Klaubauf uſw. Weiter verbreitet iſt in Süddeutſch⸗ land der Name Crampus. Aber faſt über⸗ all hat er gute Gaben bei ſich, die er frei⸗ gebig verteilt, wenn die Kinder beten kön⸗ nen und artig geweſen ſind. Schließlich ſei für die, die es etwa nicht mehr wiſſen ſollten, noch berichtet, wer denn der Heilige Nikolaus geweſen iſt, von dem dieſer Tag ſeinen Namen erhalten hat. Nach der Legende iſt es ein Biſchof gewe⸗ ſen, der um 300 n. Chr. lebte. In Myra in Kleinaſien hat er ſeinen Sitz gehabt und ſich bei alt und jung wegen verſchiedener Wundertaten und Heilungen eines großen Anſehens erfreut. Beſonders der Witwen und Jungfrauen, aber auch der Kinder hat er ſich angenommen. Auf einem Kirchenkon⸗ 11 in Nicäa ſoll er einem Anhänger des rius einen Backenſtreich verſetzt haben und deswegen abgeſetzt worden ſein. Das hat aber offenbar ſeinem Anſehen wenig ge⸗ ſchadet, wie uns der ſchöne Brauch des Ni⸗ kolausfeſtes beweiſt. Worauf allerdings die Sitte des Schuhhinausſtellens zurückgeht, das ſteht nicht feſt. Man hat die verſchie⸗ denſten Erklärungen dafür gegeben. Winter im Revier Wir ſtehen am Anfang des klimatiſchen Winters, aus den Gebirgsgegenden werden Schneefälle gemeldet, und jetzt beginnt über⸗ all die Hauptzeit der großen Feldtreibjagoen. Bei weicher Witterung liegen die Haſen ſehr feſt und drücken ſich gern durch die Treiber; ſobald jedoch Froſtwetter mit Neuſchnee ein⸗ tritt, laufen ſie viel beſſer, und, wo das Gelände es zuläßt, werden Keſſeltreiben ver⸗ anſtaltet. In langen und ſchmalen Revieren iſt die aus einer Front beſtehende Streife vor⸗ zuziehen, weil der aufgeſcheuchte Haſe nach einigen hundert Metern im Bogen auf die Schützenkette zurückzukehren pflegt. Die ſogenannten Holzjagden in Wald⸗ revieren haben bisher eine geringere Strecke an Haſen ergeben, als im vorigen Jahr; Kaninchen, Füchſe und Faſanen ſind zahlreich erbeutet worden, und in Norddeutſchland war die Anzahl der im Treiben erlegten Schnepfen ganz ungewöhnlich groß. Es ſcheint, daß der Schnepfenzug durch die anhaltenden Nord⸗ oſtwinde und durch das regneriſche Wetter beſonders begünſtigt worden iſt. Füchſe, die in einigen Gegenden zu einer wahren Land⸗ plage geworden ſind und großen Wildſchaden anrichten, können bei Neuſchnee leicht gekreiſt und durch Ablappen auf einen beſtimmten Wechſel gebracht werden. Die Schonzeit für Rebhühner hat begonnen. Bei milder Witterung iſt der Anſitz auf Enten und Gänſe noch lohnend; ſobald jedoch ſtrenge Fröſte eintreten und die Notzeit des Waſſerwildes beginnt, muß auch dieſe Jagd eingeſtellt wer⸗ den. Aus Stadt und Land Hedenliage 5. Dezember 1757 Sieg Friedrichs des Großen über die 5 Oeſterreicher bei Leuthen. 1791 Wolfgeng Amadeus Mozart in Wien geſtorben. 1835 Der Dichter Auguſt Graf von Platen— Hallermund in Syrakus geſtorben. 1848 Auflöſung der Preußiſchen National- verſammlung und Verkündigung der preußiſchen Verfaſſung. Prot.: Abigail— Kath.: Sabbas Sonnenaufg. 7.52 Sonnenunterg. 15.48 Mondaufg. 12.52 Mondunterg. 1.51 Landmanns Arbeitskalender Vorkehrungen gegen die Kälte, die ſonſt um dieſe Jahreszeit an erſter Stelle in der Reihe der notwendigen Ax. een ſtehen, ver⸗ wandeln ſich diesmal in eine Vorſorge gegen zu große Wärme: Die Mieten müſſen regelmäßig mit dem Thermometer nachgeſehen werden, damit nicht infolge der ungewöhnlich lange anhaltenden Milde Schäden an den ein⸗ gelagerten Vorräten eintreten. Andererſeits hat das Anhalten des milden Wetters ſich als Bundesgenoſſe in der begon⸗ nenen zweiten Erzeugungsſchlacht erwieſen. Ein erheblicher Teil der Pflugarbeit hat ohne jede Unterbrechung fertiggeſtellt werden können, und es bedarf kaum noch irgendwo der Mahnung, den Umbruch zu beenden. Bei eintretendem Froſt löſt dann der Miſt⸗ wagen den Pflug ab. Auf den Wieſen und Weiden iſt das Kompoſtfahren im Gange, und die Gräben werden offen ge⸗ halten. Im Hof ſtehen die ohnehin fälligen Spei⸗ cherarbeiten auch unter dem Geſichtspunkt des erhöhten Schädlingsſchutzes, denn das warme Wetter befördert die Vermehrung und Ent— wicklung der am Volksvermögen zehrenden Schmarotzer. Der Scheunendruſch wird fortgeſetzt, die freien Geſpanne werden mit dem Anfahren von Bau⸗ und Brennholz be— ſchäftigt. Bei der Zuſammenſetzung des Win⸗ terfutters im Milchviehſtall iſt die in Goslar ausgegebene Parole der allgemeinen Lei— ſtungsſteigerung maßgebend. Das Jung— vieh wird möglichſt in Laufſtällen gehalten. Die Schafe werden auf Stallfutter geſetzt. Im Geflügelſtall gebietet das Ausblei⸗ ben der Kälte inſofern Vorſicht, als man gegen plötzlich eintretende Rückſchläge ge— wappnet ſein muß. Im Garten werden beim Umſtechen der Kompoſthaufen dieſe mit Kalk verſetzt. Die Obſtbäume werden weiter gereinigt, beſchnit⸗ ten und gedüngt. Die erſten Vorbereitungen zur Treiberei ſind zu treffen. Die Vorräte im Obſtkeller bedürfen häufigerer Durchſicht und Ausleſe. In der Teichwirtſchaft warten wir auf Froſt zur Eisfiſcherei und zum Ernten des Uferanwuchſes zur Teichſtreu. Am Bie- nenſtand herrſcht völlige Ruhe. Die ſchla⸗ fenden Völker werden gegen Mäuſe und Vögel geſchützt. Leere Beuten werden für die Wie⸗ derbeſetzung im kommenden Jahr hergerichtet und neue werden gebaut, wo ſich der Beſtand ausdehnt. 0 Pünktliche Zahlung auch von den Be⸗ hörden erbeten. Die Reichsgruppe„Hand⸗ werk“ und die Wirtſchaftsgruppe„Gauindu⸗ ſtrie“ haben ſich mit einer Eingabe an ſämt⸗ liche Reichsminiſterien, an die Provinzialbau⸗ verwaltungen, an die Direktion der Reichs- autobahnen und an die Hauptverwaltung der Deutſchen Reichsbahngeſellſchaft gewandt, in der ſie auf Klagen über Verzögerungen oon Abſchlags⸗ und Schlußzahlungen bei behörd— lichen Aufträgen aller Art hinweiſen. Die Eingabe bittet, die untergeordneten Dienſtſtel⸗ len anzuweiſen, für eine umgehende Beglei⸗ chung der noch unerledigten und künftigen Ab⸗ ſchlags⸗ und Schlußzahlungen Sorge zu tra— gen. Das Schwarzwild iſt jetzt in der Rauſch⸗ zeit ſchwer zu kreiſen, weil es viel auf den Läufen iſt. Die Keiler geſellen ſich zu den rauſchenden Bachen, und mancher alte Ein— zelgänger, dem ſonſt nichl beizukommen war, kann einem glücklichen Schützen um dieſe Jah— reszeit zufällig vors Rohr laufen. Als ein— ziges Wild in Deutſchland wird das Schwarz— wild zuweilen noch mik der Meute gejagt, weil es oft unmöglich iſt, die dickfelligen Schwarzkittel aus verwachſenen Dickungen, aus Schilf und Bruch mit Treibern herauszudrük— ken. Die wichtigſte Aufgabe fällt dabei dem ſogenannten Kopfhunde zu, der eine feine Naſe und einen lockeren Hals haben muß. Man bedient ſich dazu gewöhnlich einer Brake, eines Teckels oder eines Wachtelhundes, der das Wild auffinden und durch ſeinen Hals die übrige Meute herbeilocken ſoll. Bei den an⸗ deren Hunden ſpielt die Raſſe keine Rolle; ſie müſſen aber ausſchließlich Sauen jagen und ſo ſcharf ſein, daß die Rotte von ihnen ge⸗ ſprengt wird, und die Sauen einzeln an ver⸗ ſchiedenen Stellen aus dem Treiben den Schüt⸗ zen vor die Büchſe kommen. Aus der Welt des Wiſſens Das Alter der Erde wird auf mindeſtens zwei Milliarden Jahre geſchätzt. Lebeweſen auf der Erde gibt es ſeit ungefähr 500 Mil⸗ lionen Jahren. Faſt zwei Millionen Menſchen ſterben jähr⸗ lich an Malaria. e Winter deutſch 5 70 f en LLL Das W. H. W. teilt mit: Am 6. Dezember 1935 findet eine Brenn ſtoffausgabe auf der Dienſtſtelle der NSV. ſtatt. Die ganzen Ausgabezeiten ſind an den Anſchlagſäulen und Anklebeſtellen erſichtlich. Achtung! Die für das Winterhilfswerk geſpendeten Kartoffeln werden im Laufe der nächſten Woche ab geholt. fadhaanaunadaaagaagngnagngaangamngmanummm okales Viernheim, 5. Dez. Sinnſpruch. Wer ganz will ſein eigen ſein Schließe ſich ins Häuschen ein, Geſelle ſich zu Frau und Kindern, Genieße leichten Rebenmoſt Und überdies frugale Koſt Und nichts wird ihn am Leben hindern. Goethe. * Eine 70⸗Jährige. Heute Donners⸗ tag, den 5. Dezember, begeht unſere geſchätzte Mitbürgerin, Frau Maria Wunder geb. Mandel, Hansſtraße 11, ihren 70. Ge— burtstag. Das greiſe Geburtstagskind iſt kör⸗ perlich und geiſtig noch wohlauf und nimmt noch an allem regen Anteil. Zum Wiegen⸗ feſte unſere herzlichſten Glück- und Segens⸗ wünſche und alles Gute zu einem geruhſamen und friedvollen Lebensabend. Eine Treibjagd. In Gemarkung Heddesheim findet am Freitag, den 20. Dezember eine Treibjagd ſtatt. *Die Deutſche Turnerſchaft hat wieder einen ſchmerzlichen Verluſt zu beklagen. Einer ihrer Beſten, der wackere Turnerveteran Philipp Rößling, der Ehrenvorſitzende der Turngenoſſenſchaft Weinheim, iſt, 68 Jahre alt, geſtorben. Er war viele Jahre erſter Gauturnwart und Gauvertreter des Bergſtraß⸗Neckar⸗Turngaues. Vielen älteren Viernheimer Turnern wird der Turnbruder Rößling noch in guter Erinnerung ſein, die mit Herr Rößling vor über 30 Jahren in vor⸗ derſter Turnerfront für die edle Turnſache ſtritten. Die Deutſche Turnerſchaft hat denn nuch die Leiſtungen des Herrn Rößling zu würdigen verſtanden. Der DTEhrenbrief u.a. hohe Auszeichnungen wurden ihm verliehen. Ein edles Turnerherz hat aufgehört zu ſchla⸗ gen. Die Beiſetzung erfolgt heute Donners⸗ tag 3 Uhr. Schlechte Ergebniſſe des Tabak⸗ verkaufes. Bei der großen Verkaufsſitzung in Speyer erlebten die heſſiſchen Tabak— bauern eine große Enttäuſchung. Nur Hüt⸗ tenfeld konnte alles verkaufen. Großhauſen verkaufte eine Gruppe zu 60.90 Mk. den Zentner, die zweite Gruppe zu 59.10 Mk. Lorſch brachte 5 Gruppen zu 57.35 bis 60.80 Mk. an den Mann, die 6. Gruppe blieb unver⸗ kauft. Viernheim hatte die Gruppen 1 bis 3 angeboten, zog aber das Angebot zurück, da nur 51 bis 52 Mk. geboten waren. Die Viernheimer Gruppen 4 bis 16 kamen des halb nicht mehr zum Angebot. Noch ent⸗ täuſchter waren die Dinge bei Lampertheim, das nur 40 bis 41.50 Mk. geboten bekam und deshalb ſeine Tabake alle wieder zurück⸗ zog. Auf den ſchwarzen Tabak lautete das Gebot ſogar nur auf 30 Mk. Die Ware iſt ebenfalls zurückgezogen worden. * Perſonenſtandsaufnahme zu Zwecken des Luftſchutzes In der Provinz Starkenburg findet zur Zeit eine Perſonenſtandsaufnahme zu Zwecken des Luftſchutzes ſtatt. Allen Familien werden durch die Polizei Liſten zugeſtellt, deren voll ſtändige und gewiſſenhafte Ausfüllung als Unterlage für den weiteren Ausbau des Selbſt ſchutzes notwendig iſt. Im Intereſſe der Landesverteidigung muß erwartet werden, daß alle Volksgenoſſen die Fragebogen gewiſſen haft und rechtzeitig ausfüllen, damit die Ab holung der Liſten ohne Schwierigkeiten bewerk ſtelligt werden kann und weitere Rückfragen nicht notwendig werden. Es werden ausführliche Angaben ver menden Dienſtſtellen unerläßlich iſt. Insbe ſondere iſt es wichtig, anzugeben, ob eine Per ſon ſich ſtändig im Hauſe aufhält, ob ſie hilfsbedürftig oder ob ſie bereits als aktiver Helfer im Luftſchutz(Sicherheits- und Hilfs dienſt, Werkluftſchutz, Amtsträger oder Haus wart des Reichsluftſchutzbundes) eingeteilt iſt. Ebenſo ſind Angaben von Wert, ob bereits die Mitgliedſchaft beim Reichsluftſchutzbund beſteht, ob einer ſeiner Schulungskurſe be ſucht wurde oder eine polizeiliche Verpflichtung ſtattgefunden hat. Die Perſonenſtandsauf nahme zu Zwecken des Luftſchutzes wurde be— reits in anderen Teilen des Reiches durchge führt und wird auch in Starkenburg ſicher das volle Verſtändnis der Bevölkerung finden. 5 Was müssen Oiehverteiler über die Versendung von Schlachtwieh wissen? 1) Gemäß Anordnung des Schlachtviehver— wertungsverbandes Heſſen zur Durchführ ung der Anordnung der Hauptvereinigung der Deutſchen Viehwirtſchaft Nr. 21 haben fämtliche Viehverteiler, alſo Händler, Ge— noſſenſchaften und ſelbſtverladenden Erzeu ger, Schlachtvieh, das zur Verſchickung ge⸗ langt, vor Verſand der Kreisbauernſchaft Starkenburg⸗Süd, Heppenheim a. d. B. Kaiſerſtraße 11, Telefon Nr. 422 zu melden und zwar: 1. Zahl und Gattung der Tiere(Schweine, Großvieh, Kälber, Schafe); Abgangs⸗ und Zielort; „Zeitpunkt des Verſandes; Art des Verſandes(3. B. Bahn oder Laſtwagen). — Die Meldungen haben bei der vorgenannten Kreisbauernſchaft bis zum Donnerstag einer jeden Woche, ſpäteſtens um 18 Uhr, ſchrift⸗ lich oder fernmündlich zu erfolgen. Die Kreisbauernſchaft gibt dieſe Meldungen dem zuſtändigen Schlachtviehverwertungsverband weiter. Erhalten die Viehverteiler(Handel und Ge noſſenſchaften) und ſelbſtverladenden Er- zeuger auf Grund ihrer Meldungen an die Kreisbauernſchaft keine gegenſeitigen Ver ſandanordnungen bis zum Freitag jeder Woche um 20 Uhr, ſo können die Verla⸗ dungen, wie ſie gemeldet wurden, vorge— nommen werden. Soweit die Viehverteiler das zum Verſand beſtimmte Schlachtvieh vor dem Verſand verkaufen, hat der Verkauf mit dem Vorbe- halt zu erfolgen, daß keine entgegenſtehende Verſchickungsanweiſung gemäß Abſ. 1 er⸗ geht. 2) Zuwiderhandlungen gegen dieſe Anordnung können mit einer Ordnungsſtrafe bis zu RM. 10000.— beſtraft werden. Dieſe Anordnung tritt mit ihrer Verkündung in Kraft. Oiernheimer Hachrichten Die DAF., Ortswaltung Viern— heim, für Berufserziehung teilt mit: Für die in der nächſten Woche beginnen den Kurſe für Metall- und Bauhandwerker können in dieſer Woche noch Anmeldungen in der DA ⸗Dienſtſtelle, Lorſcherſtraße 4, er⸗ folgen. An die Lehrmeiſter beſonders ergeht die Aufforderung, ihre Lehrlinge zu veran⸗ laſſen, ſich an dieſen Lehrgängen zu beteiligen. Kein Arbeitskamerad verſäume dieſe günſtige Gelegenheit, durch dieſe Kurſe ſein Wiſſen und Können für ſeinen Beruf zu vervollſtän⸗ digen. * Welches ſind außer denbekann— ten NS⸗- Tageszeitungen noch natio— nalſozialiſtiſche Wochen- und Mo⸗ natsſchriften? 1. Illuſtrierter Beobachter, 2. NS-Funk, Rundfunkzeitung, 3. SA⸗Mann, 4. Schwarze Korps, 5. Brenneſſel, 6. Der Arbeitsmann, 7. NS⸗Gemeinde, 8. NS⸗ Monatshefte, 9. Stürmer. Volksgenoſſen, Nationalſozialiſten, prüft . Ne 5 0 5 dieſe Liſte! Deine Beſtellung fehlt noch, ent ſcheide Dich ſofort! Annahme durch jeden b*„ Blockwart der Partei und Gliederungen. * Tag der nationalen Solidarität. am Samstag, 7. Dezember, dem „Tag der nationalen Solidarität“ tätigen 8 Die langt, deren Kenntnis für die in Frage kom Am Samstag„Tag der nationalen Solidarität“ steht ganz Deutschland in opferbereſter Volksgemeinschaft! Freitag Abend 8,30 Uhr im Nebenzimmer des Ratskellers eingeladen. Es wird vollzäh⸗ liges und pünktliches Erſcheinen erwartet. Reichsluftſchutzbund. für Donnerstag angeſetzte Amtsträgerbeſprechung fällt aus. Dieſelbe findet am Freitag abend 8½ Uhr im Freiſchütz ſtatt. Nähere Nach⸗ richten erhalten die Amtsträger durch das Polizeiamt. Die Deutſche Volksgenoſſen! Am „Tag der nationalen Solidarität“ ſammeln die führenden Männer von Partei, Staat, Aerzte, Lehrer uſw. für die Volksgemeinſchaft. Schließe ſich keiner aus, wenn der Ruf zur Ausübung dieſes Ehrenamtes an ihn ergeht. Alle Deutſche opfern auf der Straße! * * Achtung, Vereine! Am 22. Dez. findet die Weihnachtsfeier für alle notleidenden Volksgenoſſen und ihre Kinder ſtatt. Jegliche Veranſtaltungen der Gliederungen und Vereine ſind an dieſem Tage nicht geſtattet. 27. Das Winterhilfswerk hat dem Hunger und der Kälte den Krieg erklärt! Deutſcher, marſchiere mit!!!! Vereins- Anzeiger Turnverein von 1893 e. V. (Abteilung Fußball). Wir geben hiermit bekannt, daß unſere Fußballabteilung nach wie vor weiterbeſteht. Dem Gerücht wegen einer eventuellen Auflöſung iſt ſomit jede Grundlage genommen. Für die geſamte Fußballabteilung findet am Freitag abend punkt 8½ Uhr im Brauhaus eine außerordentl. Mitgliederverſamm— lung ſtatt, wozu außer den Aktiven auch alle Paſſiven, insbeſondere auch die älteren Mitglieder freundlichſt eingeladen werden. Die Spieler der 1. Mannſchaft werden ge— beten, reſtlos zu erſcheinen. Das Sport⸗— programm für Sonntag, den 8. Dez. 1935 wird in der Verſammlung bekannt gegeben. Der Geſamtvorſtand. Sportvereinigung Amicitia 09. Heute Donnerstag von 7—9 Uhr Training für die 1. Mannſchaft mit Erſatzleuten. fall ummmmaumattzündunnnntemmmnen nunmal Bekanntmachung Betr.: Ausfertigung der Haushalt⸗ ungsliſten betr. Reichsluft⸗ ſchutz. In Erfüllung verwaltungstechniſcher und organiſatoriſcher Aufgaben aus dem Reichs⸗ luftſchutzgeſetz ergehen in dieſen Tagen durch die Polizei-Organe Haushaltungsliſten an alle Viernheimer Haushaltungsvorſtände. Dieſe Liſten ſind nach den gegebenen An— weiſungen und Muſter deutlich lesbar und wahrheitsgemäß bis ſpäteſtens zum 16. Dez. 1935 auszufüllen. Von dieſem Termin be⸗ ginnend werden die Polizeikräfte die Liſten wieder abholen. Die Amtsträger des RLB. Viernheim ſind angewieſen, bei der Ausfüllung der Fragebogen behilflich zu ſein und zur Frage⸗ klärung mitzuwirken. Die vereidigten Amts⸗ träger arbeiten im öffentlich-rechtlichen Sinne. Wer ſich weigert, den Frage— bogen aus zufertigen oder falſche Angaben macht, hat polizeiliche Maßnahmen zu erwarten. Das Polizeiamt: i. V. Steinmann. hnunmnunmummnsunnmnmmmnnmuanmnnmnmmmnmnnmnmnmunmmmyummmnunnnmnnm Sonntag, den 8. Dezember: Freundſchaftsſpiel in Stuttgart⸗Zuf⸗ fenhauſen Die Ligamannſchaft der Sportpereinig⸗ ung folgt am kommenden Sonntag einer Ein⸗ ladung des Fußballvereins Stuttgart⸗Zuffen⸗ hauſen, einer württembergiſchen Gauliga⸗ mannſchaft. Es wird hier ein ſehr intereſ⸗ ſantes Vergleichsſpiel über die Spielſtärke der beiden Gaue zu ſehen ſein. Ueber die Anſetzung des ausgefallenen Spieles gegen Waldhof iſt noch nichts bekannt. Heute abend iſt Training für die 1. Fußballmann⸗ ſchaft mit Erſatzleuten. Vollzähliges Erſchei⸗ nen iſt Pflicht. 6 Verantwortlicher Schriftleiter: Johann Mar⸗ tin, Viernheim; verantwortlicher Anzeigenlei⸗ ter: Johann Martin, Viernheim; Druck und Verlag: Johann Martin, Viernheim, Adolf Hitlerſtraße 36; D. A. X 1935 950. Zur Vollzählig Erſcheinen! Der Vorſtand. Zeit iſt die Preisliſte Nr. 4 gültig. Einige Tuenl- H. 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