Erſcheinungstage: Dienſtag, Donnerſtag u. Samſtag 11 Bezugspreis: monatlich 35 Pfg. mit Trägerlohn Bratis⸗Beilagen 5 wöchentlich 1 Sonntagsblatt, halbjähr⸗ lich 1 Fahrplan, jährlich 1 Kalender. 5 er Bürger⸗Zenun Geſchüfts⸗Anzeiger— Vill geleſeue, uuparteiiſche Zeitung.— Vercins⸗Anzeiger Alltsblatt der Großh. Bürgermeiſterei Viernheim * sJnſerate haben nachweislich guten Erfolg. Redaktion, Druck und Verlag: Johann Martin. Geſchäftsſtelle: Bier E nheim, Nathausſtraße Nr. 36. Das fie * Unſere Feinde haben in gemeinſamer Note das deutſche Friedensangebot, das dem Völkermorde Einhalt bieten ſollte, in langatmigen Redensarten abgelehnt. Die ſchwere Verantwortung, welche die feindlichen Regierungen auf ſich geladen, wird ihnen vielleicht noch ſpäter bewußt werden, aber dann glauben wir, daß es zu ſpät ſein wird. Denn die milde Hand, die ihnen noch entgegen kommen wollte, haben die feindlichen Machthaber im Uebermut zurückgewieſen, nun geht's ums Ganze! . Lolale Nachrichten olale Nachrichten. * Kalender. Der heutigen Ausgabe liegt der Kalen— der für das Jahr 1917 bei. Möge er allen unſeren Abon— nenten glückliche Tage bringen. ö* Silveſter und Neujahr ſind hier, dem Ernſte der Kriegszeit entſprechend, ſtill vorübergegangen. Die Straßen waren ziemlich leer. Nur einzelne junge Bürſchchen glaubten, auch dieſes Jahr mit einigen Kanonenſchlägen anſchießen zu müſſen. * Neujahrsgruß. Aus dem Weſten wünſcht ſeinen Freunden und Bekannten ein frohes, friedenbringendes neues Jahr, Gard. Franz Gutperle. * Gerücht von einer Seeſchlacht. Geſtern war hier das Gerücht von einer Seeſchlacht verbreitet, das natürlich jeder Begründung entbehrt. * Vaterländiſcher Abend. Die vaterländiſche Veran— ſtaltung, welche die Jugendwehr am verfloſſenen Sonntag im Gaſthaus zum Freiſchütz abhlelt, erfreute ſich eines der— artig lebhaften Zuſpruchs, daß der große Saal die Zahl der Beſucher nicht faſſen konnte. Es findet deshalb auf vielſeitigen Wunſch am nächſten Sonntag eine Wiederholung ſtatt. Der Reinertrag iſt diesmal für die Ernſt Ludwig— Stiftung beſtimmt. Auf die Aufführung ſelbſt kommen wir noch zurück. * Verlängerung der Weihnachtsferien. Auf Anord— nung des ſtellv. Generalkommandes des 18. Armeekorps ſind die Weihnachtsferien bis zum 16. Januar verlängert. * Weinheim, 2. Jan.. Der Großh. Oberamtmann Herr Dr. Hartmann überreichte im hieſigen Bezirksamt an 28 beſonders arbeitſame Landwirtsfrauen aus dem hieſigen Amtsbezirk je ein von der Großherzogin Luiſe geſtiftetes Bild„Stilles Heldentum“. z Vaterländiſcher Hilfsdienſt. Aus Berlin war dieſer Tage die mißverſtändliche Meldung eingetroffen, daß freiwillige Meldungen für den Hilfsdienſt jetzt noch keinen Zweck haben. Dies iſt, wie das ſtellv. General⸗ kommando bekannt gibt, in der Allgemeinheit nicht richtig, die Nachricht könne ſich vielmehr nur auf ſolche Be⸗ ſchäftigungen beziehen, für die ein beſonderer Aufruf bis jetzt noch nicht ergangen iſt. Für diejenigen Beſchäf⸗ tigungsarten, die in dem Aufruf des ſtellv. Generalkom⸗ mandos namhaft gemacht wurden, werden Anmeldungen in möglichſt großer Zahl immer noch entgegengenommen. Der weitere Bedarf bei Militärdienſtſtellen und Betrieben wird noch bekannt gegeben. Jeder ſoll ſich für den⸗ jenigen Dienſtzweig melden, wozu er nach ſeiner Meinung, bisherigen Tätigkeit oder Beruf, oder früheren militäri⸗ ſchen Verwendung am beſten befähigt zu ſein glaubt. Eſldd Schriftliche, Meldungen werden bevorzugt; für die Ant⸗ wort an den Geſuchſteller iſt ein adreſſierter Briefum⸗ ſchlag ohne Freimarke beizufügen. Zeugniſſe uſw. dürfen nur in Abſchrift beigelegt werden, da dieſe nicht zurück⸗ geſandt werden. Bei perſönlichen Meldungen ſind die Zeugniſſe, Empfehlungen, militäriſche Papiere uſw. wennmöglich mitzubringen. 5 — Kriegergräber. Auf Einladung des peeußi⸗ ſchen Kultusminiſters Dr. von Tvott zu Solz hat dieſer Tage in Berlin eine Verſammlung ſtattgefunden, der verſchiedene höhere Offiziere, Verwaltungsbeamte, Ver- treter der beiden Konfeſſtonen, Künſtler, Gartenarchitekten uſw. anwohnten, um über die Ausgeſtaltung der Krie— ergräber zu beraten. Es wurde rühmend anerkannt, aß Behörden und Private bei den bereits eingeſetzten amtlichen Beratungsſtellen wertvolle Anregung und guten Rat in ausgiebiger Weiſe einholen konnten. Um dſe er⸗ forderliche Fühlung zwiſchen den Stellen zu halten, ſollen bon Zeit zu Zeit Beſprechungen im engeren Kreiſe folgen. Namentuch fano auch die zyrage guter Frievyofsoronungei für Ehrenfriedhöfe Beachtung 0 0 1 e Die deutſchen Sparkaſſen haben im Monat November einen Zuwachs von 100 Mill. Mk. gegen 115 Mill. Mk. im Vorjahr zu verzeichnen. Ohne die Abkuchungen der Zeichnungen auf die Kriegsanleihen beträgt die Geſamtzunahme in den erſten 11 Monaten des Jahres 1916 2080 Mill. gegen 2281 Mill. in der gleichen Zeit des Vorjahres. Nimmt man den zu er⸗ wartenden Zuwachs für den Monat Dezember und die etwa 700 Mill. betragenden Zinſen hinzu, ſo wird die Vermehrung der Sparkaſſenbeſtände im Jahr 1916 ſich auf über 3 Milliarden Mk. belaufen. i Endlich ſoll es beſſer kommen. Daß das alte Syſtem der Volksernährung durch private Kriegsaktiengeſellſchaften nicht das richtige iſt, wird jetzt deutlich, wo der Mangel an wichtigen Lebens- mitteln ernſt zu werden beginnt. Wäre das Syſtem richtig geweſen, ſo müßte es ſich gerade jetzt bewähren. Aber freilich, die gegenwärtige Knappheit iſt gerade eine Folge des Syſtems. Nun will Herr v. Batocki bremſen bzw. umſatteln, indem er auf den Ernährungsplan zu⸗ rückgreift, den der Deutſche Laudwirtſchaftsrat ſchon zu Beginn des Krieges— allerdings vergeblich— vor- geſchlage hatte. Das ganze Geheimnis, das Ei des Kolumbus, möchte man ſagen, beſteht darin, daß der wucheriſche Zwiſchen- und Schleichhandel ausgeſchaltet und ein unmittelbares Vertragsverhältnis zwiſchen Erzeuger und Verbraucher bzw. deren Organiſationen hergeſtellt wird. Allerdings— und leider— will Herr v. Batocki die neue Maßregel zunächſt nur auf einen Teil der Volks- ernährung ausdehnen, aber vielleicht bringen die Ver— hältniſſe es mit ſich, daß bald reiner Tiſch gemacht wird. Die neue Maßnahme, die der Präſident des Kriegs- ernährungsamts den Bundesregieryngen vorſchlägt, be- ſteht in der Abſchließung von Lieferungsverträgen zwiſchen den Bedarfsge⸗ meinden und den Erzeugerorgauiſationen für das nächſte Wirtſchaftsje In dem Rundſchreiben wird ausgeführt: Neben der Förderung der Erzeugung, die aber, ſolange der Krieg Mangel an Arbeitskräften, Jugtieren, Kunſtdünger, Kraftfutter und ſonſtigen landwirtſchaftlichen Betriebsmitteln ſo— wie an Verkehrsmitteln hervorruft, leider an enge Grenzen gebun— den iſt. wird die Zuführung genügender Waren in die Städte und Induſtriebezirke auch weiter ſorgſamſter vorausſchauender Fürſorge bedürfen. Bisher hat man die Fürſorge im weſentlichen! Aetzung von Höchſtpreiſen, Beſchlagnahme und öffentliche zaſtung der wichtigſten Lebensmittel beſchränkt. Bei ver- hältnismäßig wenig verderblichen und leicht zu bewirtſchaftenden Waren wie Brolgetreide, Haſer, Gerſte und den aus Getreide hergeſtelllen Rährmittelm iſt das durchführbar. Bei leichter ver⸗ derblichen und ſchwerer 3 ur ſchaftenden Maſſenbedarfsgegen— ſtänden wie Kartoffeln, Fleiſch, Butter und Milch iſt die Schwie⸗ rigkeit der zentralen Bewirtſchaftung weit größer. Sie muß aber durch immer beſſeren Ausbau der Organiſation überwunden wer— den. Auch bei einzelnen anderen Waren, wie zum Beiſpiel Fiſchen und Käſe, wird die zentrate Bewirtſchaſtung in einer der Art dieſer Waren angepaßten Form verſucht werden müſſen. Weilere Lebensmittetk, deren Bedeutung für die menſchliche Ernährung mit der zunehmenden Knappheit an den bisher er— wähnten Waren ſteigt, entziehen ſich dagegen ihrer Natur nach der Bewirtſchaftung durch die Zentralſtellen. Die Verſuche, ſie, allein den Minderbemittelten! zugänglich zu machen, ſind geſcheitert. Der Höchſtpreis, ohne Hiäpeen de öffentliche Bewirtſchaftung hält die Waren von den durch Feſtſetzung von H tädten und Induſtriebezirken ſern und veranlaßt, daß ſie faſt ausſchließlich den Erzeugern und den in der Nähe der Erzeugungs- gebiete wehnenden Verbrauchern zugute kommen. Auch der Ver⸗ 10 durch abgeſtufte, für die größeren Bedarfsbezirke höher feſtge⸗ etzte Höchſtpreiſe dem abzuhelfen, wie er früher bei der Butter und neuerdings beim Wiſde gemacht iſt, iſt geſcheitert. Die E zeuger ſteigern auch in ſolchem Falle bei der unter Höchſtpre 1 geſetzten, aber nicht öffentlich hewirtſchafteten Ware ihren eigenen erbrauch und die in der Nähe der Erzeugungsbezirke wohnenden Verbraucher ſinden Mittel und Wege, um ſich trotz der Höchſt⸗ Abſtufung den Reſt der Ware zu ſichern. Auch der Verſuch, durch Beſchlagnahme beim E N zeuger zu helſen, wie er bei Zwetſchgen, und Wirtſchaftsäpfeln in bei der Nalur ſolcher Waren als nicht erſolgreich erwieſen. Jeder Höchſtpreis ohne öffentliche Bewirtſchaftung hält die Ware vom Bedarfsort fern, Läßt man dagegen, wo die öſſentliche Bewirt⸗ chaflung unmöglich erſcheint, unter Abſtandnahme von Höchſtprei⸗ en die Entwicklung frei laufen, ſo wird zwar— der diesjährige änſehandel gibt dafür ein deutliches Belſpiel— die Ware den roßen und verhällnfsmäßig zahlungsſähigſten Städten zugeführt. er Andrang der Käufer, die bereit ſind, faſt jeden Preis zu zah⸗ len, zu ſolcher Ware wird dann aber ſo groß, daß die Preis. entwicklung völlig ungeſund wird und der Minderbemittelte 0 70 are üherhaunt mich erhalten haun n deem Jahr gemache worden iſt, hat ſich * Junſertions⸗Gebühren: Lokale Anzeigen die 1ſpaltige Petit Zeile 12 Pfg. Auswärtige Anzeigen 15 Pf. Reklamen 30 Pfg. f Beilagen⸗Gebühr: Bel 1000 Auflage 6 Mark. 17 19 Jpebot abgelehnt. Ganz beſeiligen werden ſich die Mißſtände während der Dauer der Krie⸗ ſchaft und der Knappheit nicht laſſen. Weſentlich eingeſchränkt können ſie aber werden, wenn die Städte und grö— ßeren Landgem ein den das bei den Schweinemaſtverträgen ſchon mit Erfolg eingeführte Syſtem der ſrühzeitig zwiſchen Bedarfsgemeinde und Erzeuger organifalio abguſchließenden Leſerungsverträge wei— ter ausbauen und auf Erzenaniſſe wie Frühkartofſeln, Gemüſe, Kohl, Obſt. Geflügel, unter Umſtänden auch auf Vollmilch und Ma— germilch ausdehnen. Dadurch kann zugleich die wichtige Aufgabe beſſer als bisher gelöſt werden, die erzeugten Waren richtig zwi⸗ ſchen dem Friſchyerbrauch im Sommer und Herbſt und der Kon⸗ ſervierung für Winter und Frühjahr zu verteilen. Der Gefahr daß einzelne beſonders leiſtungskähige und energiſch vorgehende Bedarfsgemeinden ſich zum Nachteil der übrigen allzuviel von dem Vorhandenen ſichern, kann durch geregelte Beziehungen zwiſchen den Gemeinden und den verantwortlichen Zentralſtellen vorgebeugt werden. Durch ſolche frühzeitig abgeſchloſſenen Liefe— rungsverträge, die den Erzeugern die Abnahme ihrer Erzeugniſſe gegen Barzahlung zu angemeſſenem Preiſe ſichern, kann die Er— zeugung der für das nächſte Jahr beſonders wichtigen Waren, wi: ihkartoffeln, Gemüſe. Kohl, Beerenobſt weſentlich geſteigert werden. Ein Zwang zum Vorgehen in dieſem Sinne kann vorn den Zentralſtellen auf die Gemeinden nicht ausgeübt werden. Rur durch ſreimillise e iaßeſt der beteiligten Gemeinden unter weitgehender Heranziehung ſachkundigen Mitarbeit des Han— dels kann ein voller Erſolg erreicht werden. Um die Vorberei— zungen rechtzeitig treffen zu können, muß ſchleunigſt mit der Arbeit begonnen werden. Für das laufende Jahr war es, als das Kriegsernährungsam! Anſang Juni ſeine Tätigkeit begann, zur Durchführung von Maßnahmen dieſer Art ſchon zu ſpät. Eine von der beleiligten Organiſation ſelbſtändig zu ſchaf. fende mit den Reichsſtellen Hand in Hand arbeitende Bera tungsſtelle für die Gemeinden ſcheint mir eine der Voraus- ſetzungen für das Gelingen zu ſein. Ich beabſichtige. dieſe Fragen dem Ende Januar zuſan kretenden Beirat des Kriegsernährungsamts zu unterbreiten. großem Wert wäre es mir, wenn die Organiſatioͤn der Bedarfsae— meinden die Frage ſchon vorher eingehend prüfte und mir dae Ergebnis mitteilen würde.„ a Jin der neuen Kirche an Werktagen; Donnerstag: 7 Uhr 3. S.-A. für Eliſabeth Ditſch geb. Englert. 1/8 Uhr 2. S.-A. für den den Heldentod fürs Vater— land* Georg Kempf 13. Freitag: 6 Uhr hl. Meſſe. 7 Uhr beſt. Amt für 7 Krieger Georg Hanf, Vater Philipp und beiderſ. Großeltern. 8 Uhr geſt. Segensmeſſe zu Ehren des Herzens Jeſu für Jakob Brechtel 3., Ehefrau Kath. geb. Mandel, Kinder Jakob, Nikolaus, Cliſe. Samstag: 7 Uhr beſt. Amt für„ Krieger Jakob Kempf, Vater Michael und Schwager 7 Krieger Philipp Schubert. In der alten Kirche an Werklag en; Donnerstag: ½7 Uhr geſt. S.-A. für ledig 1 Marg. Effler und Anverwandte. Freitag: /7 Amt anſtatt geſt. S.-A für ledig i Mich. Nägel, Schweſter Katharina, geehl. Mandel und Marg. geehl. Kaufmann. Samstag: /7 Uhr Amt anſtelle eines geſt. S.-A. für Jakob Schneider, Ehefrau Eliſabeth geb. Hoock und Kinder. Am nächſten Sonntag wird das Feſt der hl. Drei Könige gefeiert. Am nächſten Donnerstag iſt Gelegenheit zur hl. Beicht von 6—7 und 8—9; am nächſten Freitag Abend um 8 Uhr iſt Herz Jeſu Andacht. Am nächſten Sonntag iſt gemeinſchaftl. hl. Kommunion für die 1. Abteilung der Jungfrauen Kongregation, ebenſo für die Schülerinnen der Fräulein Gräff 2 und Träger. Beicht für dieſe Samstag um 2 Uhr. Die Kollekte am nächſten Sonntag iſt für die Miſſionen in Afrika beſtimmt. In dieſer Woche beginnt der Erſt-Kom⸗ munion Unterricht und zwar gehen zur erſten hl. Kommunion die Schüler und Schülerinnen des 5. Schuljahres. Der Unterricht wird in den einzelnen Klaſſen in der ſtundenplan— mäßige Religionſtunde erteilt. Gottesdienſt⸗Ordnung der israel. Gemeinde 6. Januar 12. Tewes Sabatt⸗Anfang 4 Uhr „ Morgen 830 Uhr „ Nachmittag 330 Uhr „ Ausgang 530 Uhr Wochentag-Abend 630 Uhr „ Morgen 700 Uhr Wochenabſchnitt Waj'chi Rumäniſche Bilder. Ein Offizier, der in den letzten Wochen die veſetzten Gebiete von Rumänien bereiſt und die Zuſtäude, wie ſie der Krieg dort geſchaffen hat, gründlich kennengelernt hak, ſchreibt über ſeine Beobachtungen: Der Vormarſch unſerer Armeen vollzog ſich in einem fabelhaft raſchen Tempo. Die Ju⸗ ſtände hinter der jetzigen Front legen noch jetzt Zeugnis davon ab. Es blieb keine Zeit, die Pferdeleichen zu verſcharren, die in ungezählten Maſſen die Marſchwege umſäumen und Scharen von Hunden auf ſich zogen, die ſich an den Kadavern gütlich taten. Das Übel wurde ſo groß, daß der Befehl erlaſſen werden mußte, wenigſtens die Hunde zu erſchießen, ſo daß jetzt neben den Pferde- auch Hundeleichen zu Hunderten und Tauſenden im Lande herum! liegen. Die Verhältniſſe werden ſich aber nun bald ändern, denn es werden aus der einheimi⸗ ſchen Bevölkerung Arbeitskommandos zuſammen⸗ geſtellt, die mit den Aufräumungsarbeiten hinter der Front beauftragt werden. Auch die rumäniſchen Gefangenen werden ſofort dazu verwendet, um die Hauptwege wenigſtens einigermaßen inſtand zu halten. So ſind auf der Etdhhpenſtraße von Kronſtadt nach Ploeſti wohl an 10000 Rumänen an der Arbeit, um den Weg immer wieder auszubeſſern, Notbrücken werden gebaut, um für den Fall, daß die Hauptbrücken Schaden leiden, aushelfen zu können, was dann auch zu Umleitungen von Bahuwegen führt. Unbeſchreiblich iſt das Bild, das das Petroleumgebiet von Ploeſti bietet. Es iſt ſchon bekannt geworden, daß hier der engliſche Militärattachs Oberſtleutnant Thomſen ein gründliches Zerſtörungswerk vorbereitet hatte, als der Durchbruch der deutſchen Armeen be— vorſtand. Sechs Wochen lang bereiſte er das ganze Gebiet, 1 genaue Studien über die vorhandenen Olquellen und die geſamten maſchi⸗ nellen Anlagen und entwarf einen förm⸗ lichen Schlachtplan für die ſyſtematiſche Zer⸗ ſtörung alles deſſen, was dem einmar— ſchierenden Feinde irgendwie von Nutzen ſein konnte. Für jeden Platz, für jedes Bohrloch, für jeden Bohrturm wurden Mannſchaften beſtimmt, die das Vernichtungswerk im gegebenen Augen— blick zu verrichten hätten. Als es dann aber ſo weit war, überſtürzten ſich doch die Ereigniſſe ſo ſehr, daß nur ein Teil der Zerſtörungs⸗ arbeit wirklich verrichtet werden konnte. Oberſt Thomſen erfand für die Art der Zerſtörung das Syſtem der Vernagelung. Er ließ in die tiefen Bohrlöcher ganze Bündel von 30 bis 40 Zentimeter langen Nägeln hineinſtopfen, die das Loch bis oben hin ausfüllten. Daneben wurden verwandte Methoden an— gewendet, alle Bohrtürme wurden verbrannt, die vorhandenen Vorräte vernichtet, kurz, alles getan, um das ganze Petroleumgebiet für uns wertlos zu machen. Gelungen iſt es ihnen nicht. Schon die noch unverſehrt gebliebenen Vorräte an Petroleum, Schmieröl uſw. ſind groß genug, um jeden Mangel auf dieſem Gebiet von uns fernzuhalten. Insbeſondere das Schmieröl ſteht uns in ſchier unerſchöpflichen Maſſen zur Ver— fügung, ſo daß die engliſche Prophezeiung, Deutſchland würde aus Schmierölnot den Krieg aufgeben müſſen, für immer erledigt iſt. Ruiniert iſt in Wirklichkeit die rumäniſche Erdölinduſtrie, und ſie wird ſich in Jahrzehnten von den Schlägen, die ihr die engliſchen Ver— bündeten jetzt verſetzt haben, nicht erholen lönnen. Die Kehrſeite der Medaille beſteht darin, daß die Grubengeſellſchaften, an denen in beſonderem Umfange amerikaniſches und holländiſches Kapital beteiligt iſt, nunmehr ge— zwungen ſind, deutſche Werkzeugmaſchinen zum Wiederaufbau der Gruben zu beziehen und nach Rumänien einzuführen, was unſerer Valuta vermutlich ſehr gut bekommen wird. Denn ſelbſtverſtändlich werden die Gegenwerte hierfür in Gold zu bezahlen ſein. Sollten ſie ſich hierzu nicht bereit finden, ſo wird die deutſche Militärverwaltung ihrerſeits es an nichts fehlen laſſen, um die Glquellen bald wieder in Gang zu bringen, dann würden die Geſell— ſchaften die Koſten dieſer Arbeit zu tragen und ihrerſeits nur Anſpruch auf Erſatz der zu er⸗ keit zerſtört worden, ſchließenden Petroleummengen zu erheben haben. Von der Zerſtörung, die mit dem Brande der ae e in dem geſamten Produktions⸗ gebiet angerichtet worden iſt, kann man ſich nur ſchwer eine Vorſtellung machen. Die brennende Flüſſigkeit überflutete alles, ſtrömte die Berge hinab und vernichtete auf ihrem Wege Gehöfte, Häuſer, Bäume, Felder, kurz alles, was in ihren Bereich kam. Nur in der Umgebung von Camping iſt alles heil geblieben, alſo gerade dort, wo deutſches Kapital am meiſten beteiligt iſt. Das hatte ſeinen guten Grund. Denn wenn die Glquellen mit den Vorräten auch hier in Brand geſteckt worden wären, ſo wäre der rumäniſchen Armee, die die Stellung bei Sinaja ſo lange wie möglich zu halten hatte, der Rückzug vollſtändig verlegt worden. Nicht ein Mann hätte lebend die rumäniſche Ebene erreicht. Auch die Kraft⸗ ſtationen der Werle ſind überall nach Möglich⸗ und unſere techniſchen Truppen ſind ſchon nach Kräften an der Arbeit, um hier die Schäden wieder auszu⸗ beſſern. Daß ganz enorme Vorräte an Getreide und Mais im Lande angetroffen worden ſind, iſt ſchon bekannt. Über das ganze Land zerſtreut bergen die Scheunen und die Speicher zum Teil noch ungedroſchenes, zum Teil ſchon aus⸗ gedroſchenes Getreide, die Maisfelder ſind zu⸗ meiſt in der Weiſe abgeerntet, daß die Stauden bis auf eine Höhe von 30 bis 40 Zenti⸗ meter abgeſchnitten ſind. Dazwiſchen iſt dann Weizen geſät, der bereits jetzt einen viel⸗ verſprechenden Stand aufweiſt. Die Beſtel⸗ lung des ungemein fruchtbaren Bodens iſt ſo oberflächlich wie möglich; wenn hier erſt der deutſche Dampfpflug ſeine Arbeit aufnimmt, wird der Ertrag des Landes eine noch ganz andere Ausdehnung annehmen. Die Zuweiſung der erbeuteten Lebensmittel iſt einſtweilen in der Weiſe erfolgt, daß die Vorräte der Dobrudſcha für die Türkei und die Bulgaren, diejenigen der Walachei für uns und unſere öſterreichiſchen Verbündeten beſtimmt worden ſind. verſchiedene Kriegsnachrichten. Groſze Erfolge eines deutſchen U⸗Vootes. Der Kaiſer hat dem Kapitänleutnant Max Valentiner, Kommandant eines Bootes, in Anerkennung ſeiner hervorragenden Erſolge im U-Bootkriege, den Orden Pour le mérite verliehen. Kapitänleutnant Valentiner hat 128 Schiffe mit 282 000 Brutto⸗ regiſtertonnen verſenkt. Unter dieſen Schiffen befindet ſich ein franzöſiſches Kanonenboot, ein Truppentransportdampfer, 4 Kriegsmaterial— transportdampfer, 1 franzöſiſches U-Boot⸗Trans⸗ porlſchiff und 14 geladene Kohlendampfer. Der erfolgreiche U-Boots-Führer hat dabei zahl— reiche Geſechte mit bewaffneten feindlichen Schiffen zu beſtehen gehabt. am 4. Dezember mit„ 38“ innerhalb 10 Minuten das franzöſiſche Kanonenboot „Surpriſe“, das U-Boot„Cangeroo“ und den bewaffneten franzöſiſchen Dampfer„Dacia“ in den Grund bohrte. 0 Joffre„Marſchall von Frankreich“. Die franzöſiſche Regierung beſchloß, dem General Joffre in Anerkennung ſeiner her— vorragenden Dienſte die Würde eines Mar⸗ ſchalls von Frankreich zu verleihen. Es iſt das erſte Mal, daß die 1870 entſtandene ſranzöſiſche Republik dieſe höchſte militäriſche Würde verleiht. Der letzte, der ſie überhaupt in Frankreich beſaß, hatte ſie noch unter Na— poleon III. erworben. Es war der General Canxobert, der bei Vionville und St. Privat befehligte und in Metz in Geſangenſchaft geriet. Der Durchbruch bei Tuleea. Bei dem Durchbruch bei Tulcea iſt eine ganze ruſſiſche Diviſion von den feindlichen Hauptſtreitkräften abgeſchnitten worden. Die ruſſiſche Front zwiſchen dem See von Babadag und Turkoia hatte eine Länge von ungefähr 50 Kilometern. 2 l l. Kapitänleutnant Valentiner war es, der im Hafen von Funchal Belgien, die noch ſtets fortdauern, die unge— Vorſchlag Bratianu über die rumäniſche Niederlage. Der„Tijd“! wird aus Paris gemeldet, daß der rumäniſche Miniſterpräſident Bratianu erklärt habe:„Die Bundesgenoſſen wiſſen, daß der Widerſtand der rumäniſchen Armee mit der größtmöglichen Energie geführt worden ſei. Wir ſcheuen uns nicht, die Fehler einzu⸗ geſtehen, die gemacht worden ſind. Die Nieder⸗ lage, die wir erlitten haben, iſt hauptſächlich auf den Mangel an Reſerven zurückzuführen. Während der letzten drei Monate ſind die rumä⸗ niſchen Truppen ununterbrochen angegriffen worden. Nach dem ermüdenden Rückzuge ſei es nötig, daß ſie reorganiert würden, und dem widme nun der Generalſtab ſeine Aufmerkſam⸗ keit. Die Bundesgenoſſen könnten überzeugt ſein, daß die rumäniſche Armee ihre Pflicht tun und auf dem Poſten ſein werde, um zu dem allgemeinen Siege beizutragen, wenn die Offen⸗ ſive beginne.“ neutrale Urteile über die Lage. Die„Neutrale Konferenz für die ſtändige Vermittlung“ wandte ſich an verſchiedene Staatsmänner, um deren Auſicht über das Friedensangebot der Mittelmächte einzuholen. Folgende Fragen wurden zur Beantwortung vorgelegt: Erſtens: Warum verdient der Vor⸗ ſchlag der Mittelmächte von dem Vierverband angenommen oder verworfen zu werden? Zweitens: Welches ſind ihre Vorſchläge von aufbauender Art mit Bezug auf den künftigen Frieden? Theodore Adelsvärd, ehemaliger ſchwediſcher Finanzminiſter, ſchreibt:„Der Vorſchlag der Mittelmächte kann in der Art, wie er getan wurde, nicht angenommen werden, da er kein klares Bild über die wichtigſte Grundlage gibt, auf der die Bedingungen für den vorgeſchlagenen Frieden beruhen. Das Angebot macht den Ein⸗ druck, als ob die Mittelmächte von dem Stand⸗ punkt ausgehen, daß ſie die einzige kriegführende Partei ſeien, die angegriffen wurde, und daß ſie einen entſcheidenden militäriſchen Sieg davou⸗ getragen hätten. Keine dieſer Vorausſetzungen iſt berechtigt.“ Profeſſor Svante Arrhenius, der Gewinner des Nobelpreiſes, ſagt:„Es wäre unweiſe, wenn die Entente die Verhandlungen glatt ablehnen würde. Wenn das Angebot von der Entente als unannehmbar angeſehen wird, kann man von der Entente erwarten, daß ſie ſich über die Urſache ihrer Weigerung ausläßt und angibt, was ſie für die Eröffnung der Ver— handlungen als notwendig erachtet.“ Zur zweiten Frage ſagt Adelsvärd, daß die Schaffung einer internationalen Rechtsorganiſation aller Kulturländer notwendig ſei, während Arr⸗ henius nur allgemein eine ſichere Garantie zur Vermeidung künftiger Kriege verlangt. Hjalmar Branting, der Führer der ſozialiſtiſchen Partei Schwedens, ſagt:„Ein dauernder Friede kann ohne die volle Erkenntnis, daß das Recht die Grundlage jedes internationalen Lebens ſein muß, nicht möglich ſein. Offiziell hat Deutſch⸗ land in ſeinem Angebot eine derartige Sicherheit nicht gegeben und hat auch verſäumt, konkrete Friedensbedingungen aufzuſtellen. Gleichzeitig jedoch hat es durch die Deportationen aus brochene Macht des militäriſchen Geiſtes gezeigt. Selbſt der Neutrale, der ein Freund des Friedens iſt, muß begreifen, daß dem Feind ein der— artiges Angebot nicht annehmbar erſcheinen kann.“ Der frühere Hoemskerk ſagt: der holländiſche Miniſterpräſident „Ich bin der Anſicht, daß der Mittelmächte nicht abgelehnt werden darf. Der heutige Krieg iſt ein der— artig gewaltiges Unglück, daß alles, was redlich getan werden kann, auch getan werden muß, um ihm ein Ende zu bereiten.“ Auch Frederek Bayer in Kopenhagen, Gewinner des Nobel— preiſes, ſteht auf dieſem Standpunkt. Lange, der Generalſekretär der Interparlamentariſchen Union in Chriſtiania, ſagt:„Die Hoffnung beſteht, daß es früher oder ſpäter zu Friedensverhand⸗ lungen kommen muß, aber die Form, wie dies ge⸗ ſchieht, iſt keineswegs gleichgültig. Ich hoffe, daß die Entente Auſſchluß über den konkreten Inhalt der Vorſchläge der Mittelmächte verlangt, aber ich hoſſe auch, daß die Entente ihrerſeits bereit iſt, die Hauptlinien ihrer eigenen Müunſche anzugeben.“ Profeſſor Morgenſtierne, Chriſtiania, ſchließt ſich der Auffaſſung Langes an, aber er fürchtet, daß die Auffaſſungen beider Teile doch zu weit auseinandergehen. Carl Lindhagen, Bürgermeiſter von Stock⸗ holm, ſchreibt:„Die Mittelmächte haben aus⸗ drücklich auf ihre militäriſchen Siege und 1085 Unſchuld am Kriege hingewieſen. Eine derartige Ausflucht macht dem Gegner das Angebot keinesfalls annehmbar. Selbſt ein unparteilſcher Beurteiler muß ſolchen Friedensmanövern miß⸗ trauiſch und beunruhigt gegenüberſtehen. Aber trotzdem iſt das Angebot die getreue Wieder⸗ gabe eines innigen Wunſches und des guten Willens. Die von den Völkern der Mittel⸗ mächte dargereichte Hand darf nicht ohne gründliche Unterſuchung zurückgewieſen werden.“ Arvid Lindmann, der frühere ſchwediſche Miniſterpräſident, ſagt:„Der Friede muß ſchnell geſchloſſen werden, will man Europa vor der Verwüſtung retten.“ Oberſt Guſtav Müller, Bern, ſchreibt:„Über das Ergebnis des An⸗ gebotes bin ich ohne Zuverſicht. Da aber das Verlangen nach dem Frieden bheſtand, war es auch ehrlich gemeint.“ bolitiſche Rundſchau. Deutſchland. * In der Antwort auf die Friedens ⸗ note der Schweiz heißt es am Schluß: „In Übereinſtimmung mit dem Herrn Präſi⸗ denten der Ver. Staaten von Amerika iſt die Kaiſerliche Regierung der Anſicht, daß das große Werk der Verhütung künftiger Kriege erſt nach Beendigung des gegenwärtigen Völkerringens in Angriff genommen werden kann. Sie wird, ſobald der Zeitpunkt gekommen iſt, mit Freuden bereit ſein, an dieſer erhabenen Aufgabe mit⸗ zuarbeiten. Wenn die Schweiz, die ſich treu den edlen Überlieferungen des Landes bei der Linderung der Leiden des jetzigen Krieges un⸗ vergängliche Verdienſte erworben hat, auch ihrerſeits zu der Sicherung des Weltfriedens beitragen will, ſo wird dies dem deutſchen Volk und der deutſchen Regierung hochwillkommen ſein.“ Die für die preußiſchen Beamten erfolgte Erhöhung der einmaligen Kriegsteue⸗ rungszulagen zu Anfang Januar 1917 und die Erhöhung der laufenden Kriegsbeihilfen zum Februar 1917 iſt durch Erlaß des Reichs⸗ kanzlers auch für die Reichs beamten an⸗ geordnet worden. England. * In manchen Kreiſen nimmt man an, daß Präſident Wilſon ſeine Note abſandte in der Erwartung, daß Amerika auf der Frie⸗ denskonferenz vertreten ſein werde. Viele führende Amerikaner fordern jedenfalls das Recht einer Vertretung Amerikas auf jener Konferenz. In Amerika erklärt man, daß die Amerikaner ihre eigenen Jntereſſen auf der Konferenz wahren müſſen, da ſie mit Rückſicht auf Japans Vertretung dabei befürchten, daß Japan von dem Friedensſchluß Vorteile erzielen könnte, und Amerika müſſe ſich vergewiſſern können, in welchem Maße dabei ſeine Intereſſen bedroht würden. Es ſtehe feſt, daß auf Wilſon ein ſtarker Druck ausgeübt werde, und man müſſe deshalb mit jener Strömung in Amerika rechnen. Italien. Dem„Meſſaggero' zufolge arbeiten zurzeit die Vierverbandkabinette zwei verſchiedene Noten aus, eine an die Zentralmächte, die andere an Amerika und die Neutralen. Der Vierverband ſtellt darin ſeine Kriegsziele auf und erklärt, er könne nach ſo großen Opfern an Gut und Blut die Waffen nicht niederlegen, falls er von den Gegnern nicht angemeſſene Entſchädigungen ſowie ſichere Bürgſchaften für die Zukunft erhalle. Rußland. * Allem Anſchein nach bereitet ſich im Zaren⸗ reiche abermals eine Miniſterkriſe vor. Es heißt, daß der Miniſterpräſident Tre peo w dem Zaren bereits die Abdankung angeboten habe. 8 rr: Der Fall Guntram. 4] Kriminalroman von Wilhelm Fiſcher. (Fortſetzung.) Larſen klopfte dreimal an den Tiſch und meinte dann mit einer Gebärde des Entſetzens: „Berufe nichts, ich bitte dich, Erna.“ Sie lachte:„Ach ſo! Ich vergaß, du biſt ja abergläubiſch wie ein Neapolitaner.“ Es war dunkel geworden. Er blickle nach der Uhr. Das Mädchen brachte Licht und meldete einen Herrn an, der die„Gnädige Frau“ zu ſprechen wünſche. Larſen und Erna wechſelten einen Blick; ihre Mutmaßung ſtimmte. Der Herr, der ſich Erna angemeldet hatte, war ihr Bruder. Die Ahnlichkeit zwiſchen beiden war eine ſo Fappante, daß es ſelbſt dem etwas läppiſchen Mädchen auffiel, als ſie dem Fremden die Türe zum Zimmer öffnete, allein als ſie hörte, daß Frau von Larſen ihren Beſucher ziemlich froſtig als Herr Müller begrüßte, kühlte ſich ihr Inter⸗ eſſe für den Fremden, der wie ein Graf aus⸗ ſah und doch nur ein einfacher Herr Müller war, derart ab, daß ſie nicht weiter horchte, zu ihren Glück, denn der mißtrauiſche Larſen öffnete die Türe, um ſich davon zu überzeugen, ob das Mädchen wieder lauſchte, wie es meiſt ihre Gewohnheit war. Larſen riegelte die Entreetür ab und ging dann ſchnell in ſein Zimmer zurück. „Nun, was führt Sie denn wieder einmal zu uns?“ fragte er nicht eben freundlich den mit übertriebener, protzenhaſter Eleganz ge⸗ leibeten jungen Mann, der wie von innerer Angſt getrieben im Zimmer auf und ab— ging. In abgeriſſenen, ſtoßweiſe geſprochenen Sätzen erzählte Muller die Kataſtrophe im Guntramſchen Hauſe. „Schade um Schade, Auge um Auge,“ flüſterte Erna und über ihre in dieſem Augen⸗ blick megärenhaft verzerrten Züge huſchte das Lächeln befriedigter Rache, während Larſen kreidebleich in ſeinen Seſſel zurückfiel. „Sie haben ſie alſo in den Tod getrieben?“ meinte er mit zitternder Stimme. „Natürlich. Ich allein! Nicht Sie, nicht dieſe da. Ich ganz allein,“ lachto Müller höh⸗ niſch“ und bitter auf. „Was nützt es, wenn ihr darüber ſtreitet, geſchehen iſt geſchehen,“ verſetzte das gefühlloſe Weib mit rauher Stimme.„Viel beſſer iſt's, wir überlegen, was geſchehen wird, als wir ſtreiten darüber, was geſchehen iſt. Wir haben alle Teil an dieſer Tragödie, keiner mehr und keiner weniger. Wer konnte auch ahnen, daß die dumme Gans die Geſchichte ſo tragiſch nehmen würde!“ „Das meine auch ich,“ warf Müller rauh ein.„Ich habe ihr nur die Bedingungen ge⸗ ſtellt, die ich in Ihrem Auftrag zu ſtellen halte, nicht mehr und nicht weniger. Den Sündenbock zu ſpielen, habe ich keine Luſt, und das um⸗ ſoweniger, als uns die Polizei auf den Hals gehetzt iſt.“ Erna ſtieß einen Ausruf des Schreckens zwiſchen den zuſammengelniffenen Lippen hervor und ſtreiſte Larſen mit einem beſorgten miß⸗ aufſchen Blick. ö „Um euch zu warnen, bin ich hergekommen,“ bekräftigte Müller ſeine Ausſage und erzählte dann leiſe, als fürchte er ſich vor ſeiner eigenen Stimme und in fließender Haſt, daß er den Baron beobachtet habe, wie er in das Polizei⸗ präſidium hineinging und dort eine Stunde ver— weilt habe. „Das ſagt noch nichts!“ flüſterte Erna mit tonloſer Stimme. „Das ſagt vielmehr alles,“ verſetzte Larſen und gab ſich einen Ruck.„In unſerer Lage dürfen wir nicht optimiſtiſch hoffen, ſondern wir müſſey den Tatſachen Rechnung tragen. Die Baronin hat jedenfalls vor ihrem Todesſprung ſo eine Art Beichte zu Papier gebracht. Der Mann informierte die Kriminalpolizei. Das muß uns beſtimmend ſein.“ Er hatte ſich erhoben und ſchritt ſinnend im Zimmer auf und ab. Müller ſaß in einem Seſſel und ſtützte den Kopf, ein Bild der Mut⸗ loſigkeit, in ſeine rechte Hand. Ernas flirrende Blicke wanderten unruhig von einem zum andern. Es war unheimlich ſtill in dem eleganten Zimmer. „Und was gedenkt ihr zu tun?“ fragte Erna nach einer Pauſe; man hörte es ihrer Stimme an, wie die Angſt ihr die Kehle zuſammen⸗ ſchnürte. „Ich will nicht unterſuchen, ob dein Bruder uns alles geſagt hat, was er in dieſer Sache weiß,“ entgegnete Larſen und ſtreifle mit einem 1 Blick den Elenden, der ſchuldbewußt chwieg. mit energiſcher Stimme. „„Mir genſigt die Tatſache, daß die Polizei mit dem Fall zu tun hat, und ich ziehe daraus die Konfequenzen. Wir müſſen uns für einige Zeit trennen, Erna.“ „Ich fahre mit dem Orient⸗Expreßzug noch in dieſer Nacht nach Paris,“ murmelte Müller, während ſeine Schweſter Larſen erſchreckt wehrte. „Es geht nicht anders, Erna,“ ſagle dieſer „Wir erzählen Frau Müller, daß wir geſchäftlich nach Wien müßten, ich bringe dich ſtatt deſſen nach Badenweiler und ſahre von da ſofort nach Karlsruhe zurück. Einen Monat mindeſtens müſſen wir getrennt leben, im ſchlimmſten Fall ſichert dieſe Taktik dem Pechvogel unter uns, den die Polizei er⸗ mittelt, die Hilfe der anderen, die Trennung liegt nur im Intereſſe unſerer Sicherheit und unſerer Freiheit. Das begreifſt du doch?“ Als ſie den Kopf ſchüttelte, ſtampfte er ärgerlich mit dem Fuß auf.„Oder willſt du, daß die Polizei hier eindriugt und uns zum Gaudium des Straßenpöbels verhaftet?“ „Siehſt du nicht zu ſchwarz, Stefan?“ ſragle ſie dagegen; er merkte an ihrer Stimme, daß ſie nachgab. 5 „Waz liegt an einer Trennung von Wochen, Erna. Du hiſt in Badenweiler wie ſonſtwo, beſonders in einem Hotel. Larſen hat recht, es geht nicht anders,“ redete Müller ſeiner Schweſter zu, die ſich ſchließlich in das Unvermeidliche fügte. Noch in derſelben Nacht ſuhr Müller nach Paris, und am andern Tage reiſten Larſens ſehr zum Leidweſen der Peuſionsinhaberſn, wie dieſe auf dem polizeilichen Abmeldezellel ver⸗ merkte, nach Wien... einigen ſicherer ö ö Poſtverkehr Uriegsgefangener. Die Kriegsgefangenen⸗Sendungen werden von der Poſtperwaltung des Aufgabelandes be⸗ ſtimmten Poſtanſtalten neutraler Länder zu⸗ geführt, die den Poſtverkehr mit dem feindlichen Beſtimmungslande vermitteln. Dieſelben neu⸗ tralen Poſtverwaltungen vermitteln zugleich in umgekehrter Richtung. In Deutſchland wurde der Poſtverkehr der ee e ben am 28. September 1914 zu⸗ gelaſſen. Er erreichte bald einen Umfang wie in keinem anderen Lande. Die Schwierigkeiten beruhen nicht nur in der Menge der täglich zu bearbeitenden Poſt, ſondern vor allem auch darin, daß die Sendungen aus vieler Herren Länder herrühren und deshalb durch ihre fremd⸗ ſprachigen Auſſchriſten, die noch dazu oft ſchwer leſerlich ſind, den Betrieb ſtark belaſten. Die Menge der Sendungen wird künſtlich noch da⸗ durch vermehrt, daß es in Frankreich noch mmer keine amtlichen Verluſtliſten gibt. Bleiben nun die Angehörigen ſolcher ſran⸗ zöſiſchen Soldaten, die brieflich nichts mehr von ſich hören laſſen, über deren Schickſal im Ungewiſſen, ſo verſuchen ſie in der Hoffnung, daß die Soldaten nicht gefallen, ſondern nur gefangen ſind, durch ihnen zugedachte„Kriegs⸗ gefangenen⸗Sendungen“ das zerriſſene briefliche Band wieder zu knüpfen. Die Poſt kann natürlich Sendungen dieſer Art nicht ohne weiteres anſehen, daß ſie unbeſtellbar ſind. Um auch die Gefangenenſendungen mit zweifelhafter Auſſchrift möglichſt unterzubringen, werden bei der deutſchen Poſt alle derartigen Aufſchriften in einer beſonderen Ermittelungs⸗ ſtelle für Kriegsgefangenenſendungen(beim Poſt⸗ amt N. 24 in Berlin, Artillerieſtraße) genau geprüft, wenn angäugig, berichtigt und die Sendungen dann dahin weitergeleitet, wohin ſie ihren Weg nehmen müſſen. Um eine ſolche Prüfung ausführen zu können, muß der Er⸗ mittelungsſtelle die genaue Aufſchrift eines jeden in Deutſchland befindlichen Kriegsgefangenen bekannt ſein. Dieſe nicht ganz leichte Aufgabe iſt mit Hilfe einer Kartenſammlung Kartothek) gelöſt worden. Sie umfaßt zurzeit über 1.600 000 kleine Karten(in Poſtkartengröße), die in 1100 Holzkäſten untergebracht ſind. Da⸗ von entfallen etwa fünf Achtel auf Ruſſen und drei Achtel auf Franzoſen, Belgier, weiße und und Relmänen 1 ſind die Auf farbige Engländer, Serben, Italiener. Merkwürdigerweiſe ſchriften der aus Rußland herrührenden Kriegs- gefangenenſendungen, wenn auch täglich gegen 5000 davon mangelhaft ſind, im Verhältnis immer noch ſorgfältiger adreſſiert als die aus den anderen feindlichen Ländern. Die ganz überwiegende Zahl aller Briefſendungen beſteht aus Poſtkarten. Bei derſelben Berliner Hauptſtelle werden täglich noch über 1100 Poſtanweiſungen ſowie 40 000 nur mit ruſſiſchen Schriftzeichen bedeckte Briefe und Poſtkarten verarbeitet. Jeder der 18 Sortierbeamten, die in dieſem Geſchäft neben über 100 ſonſtigen Hilfskräften mitwirken und die Poſt auf die in Deutſchland zurzeit vor— handenen 132 Ruſſenlager verteilen, verſteht Ruſſiſch. Das Poſtamt Berlin N. 24 bildet hiernach zugleich die Eingangspforte für die über Schweden aus Rußland eintreffenden Brief— ſchaften uſw. für ruſſiſche Kriegsgefangene; neuer— dings auch noch für Kriegsgefangenenſendungen aus Rumänien. Alle Pakete dieſer Art— im Durchſchnitt 18000 Stück täglich, die manchmal 12 Eiſenbahngüterwagen füllen— werden beim Poſtamt SW. 77 für ſich bearbeitet. Die aus Frankreich, Italien und England kommende Kriegsgefangenenpoſt nimmt dagegen ihren Weg zunächſt auf Frankfurt(Main) oder Emmerich und geht von dort aus verteilt und geordnet den für die Gefangenlager zuſtändigen Poſt⸗ anſtalten zu. Am ſtärkſten iſt die Kriegs ge⸗ ſangenen⸗Paketpoſt für die franzöſiſchen Kriegs- gefangenen. Sie füllt täglich 26 bis 60 Eiſen⸗ bahnwagen. Der von der Reichspoſt(alſo mit Ausſchluß von Bayern und Württemberg) überhaupt ver⸗ mittelte Kriegsgefangenen-Poſtverkehr iſt bei Zugrundelegung einer im November 1916 vor⸗ genommenen ſiebentägigen Zählung monatlich auf 6½ Millionen im Reichs-Poſtgebiet aufge- lieferte und 9½ Millionen im Reichs⸗Poſtgebiet eingegangene Sendungen zu ſchätzen. Davon entfallen auf kriegsgefangene Ruſſen 5,8 Mil⸗ lionen, auf Franzoſen und Belgier 8,1, auf weiße und farbige Engländer 2 und auf Serben, Rumänen und Italiener 0,1 Millionen. Ins⸗ geſamt ſind das monatlich 16 Millionen Poſt⸗ ſendungen. Um der deutſchen Bevölkerung den Poſt⸗ verkehr mit den deutſchen Kriegs- und Zivil⸗ gefangenen im Auslande möglichſt zu erleichtern, hat das Reichs⸗Poſtamt, zuerſt im November 1914, ein Merkblatt herausgegeben, aus dem alle einſchlägigen Verſendungsbedingungen zu erſehen ſind. Dieſes„Merkblatt über den Poſt⸗ verkehr mit Kriegs- und Zivilgefangenen im o bbb Anſere Grenzen im D ezember 1914 und Dezember 1916. digen. Durch unzuläſſige Auläute 6 und Verbände wird aber der Reichsſtelle bie Er⸗ füllung dieſer Aufgabe ungemein erſchwerl. Die Kommunalverbände haben daher, wie der preußiſche Miniſter des Innern jetzt in einem Erlaß betont, von dem eigenen Ankauf von Hülſenfrüchten bei Händlern und Landwirten unter allen Umſtänden abzuſehen. Die verantwortlichen Beamten hiergegen verſtoßender Kommunalberbände würden ſich zudem nach§ 14 der Verordnung über Hülſenfrüchte ſtraf— bar machen. nern * Von Nah und pern. Der König und die Königin von Bayern haben einem Telegramm aus München zufolge dem bayeriſchen„Landesausſchuß für 2„„S . Cg Ste que g Cnde Vee gib, . 0 00 Düraburé- 1 de rs d in 5 1 2 50 3 Nie- 2 * 0 8 . 9 4 2— „ RE IC H* 9 85 0 —„ 5 2 29898998 B———— ——ů— 808 Warsghau 5 LA * 1 „50 . * Alemberg TERRE CHE. WIEN UNGARN Seit dem Dezember 1914 haben unſere tapferen Winterfeldzuge ſtehen, ſo Unendliches geleiſtet, unſere Feinde haben mit allen ihren faſt unerſchöpflichen Hilfsmitteln und Hilfskräften ſo ungeheuerliche Ver— luſte an Menſchen, Kriegsmaterial und Gebieten ge— habt, daß wir wirklich ungebrochenen Mutes, komme, was will, der Zukunft entgegenſehen können. Sehen wir unſere Grenze im Oſten im Dezember 1914 an. Unſere und unſerer Verbündeten Truppen ſtanden damals weſtlich von Kowno, Wilna, Warſchau und auch weſtlich von Lemberg, welche Stadt damals die Ruſſen in Beſitz hatten. Und heute? Unſere Grabenſtellungen verlaufen weſtlich von Riga und Dünaburg HT FCC AA Auslande“, das inzwiſchen in fünfter erweiterter Auflage erſchienen iſt, hängt im Schaltervorraum jeder Reichs-Poſtanſtalt aus. Auch erteilen die Poſtanſtalten an der Hand des Merkblatts auf Anfragen Auskunft. 5 14 Volkswirtſchaftliches. Kein Aufkauf von Hülſenfrüchten durch Kommunalverbünde. Wie die Reichshülſenfrucht⸗ ſtelle dem preußiſchen Miniſter des Innern mitteilt, ſollen mehrere Kommunalverbände, obwohl nach der Verordnung über Hülſenfrüchte vom 29. Juni 1916 Hülſenfrüchte nur an die Reichshülſenfrucht— ſtelle G. m. b. H. in Berlin abgeſetzt werden dürfen, trotzdem den Versuch gemacht haben, in unzuläſſiger Weiſe Hülſenfrüchte von Händlern und Landwirten aufzukauſen. Aufgabe der Reichshülſenfruchtſtelle iſt es, möglichſt alle Mengen von Hülſenfrüchten zu er⸗ faſſen, um damit den Bedarf des Heeres und der bürgerlichen Bevölkerung einigermaßen zu befrie— Feldgrauen bis jetzt, wo wir mitten im dritten ſchen Waffenbrüdern treue Wacht. berg, das den Ruſſen längſt entriſſen iſt, der weit— aus größte Teil von Rumänien iſt in unſerem Be— ſitz, unſere Vormärfche reichen bis an das Schwarze Meer nördlich von Bukareſt, Serbien und Monte— negro ſind in unſerem Beſitz, an der mazedoniſchen Front halten unſere Feldgrauen mit ihren bulgari— der Weſtgrenze geſchehen? So gut wie nichts iſt verändert worden, auf unſerer Karte ſind die Er— folge unſerer Gegner trotz der mörderiſchen Somme— ſchlacht kaum zu erkennen. Ebenſo ſteht in Italien. Blicken wir auf unſere Errungenſchaften 8 „Lieb Vaterland, magſt ruhig ſein.“ „öſtlich bon Pinſk, weit öſtlich von Lem— Deutſchlands Kleinkinderſchutz“ geſtellt. Das Kolberger Familienbad nieder⸗ gebrannt. Das im Dezember 1912 durch Sturmflut zerſtörte und dann mit einem Koſten— aufwand von faſt 100 000 Mark neu erbaute Familienbad in der Nähe d Spende für Säuglings- und 10 000 Mark zur Verfügung des Strandſchloſſes bei Kolberg iſt faſt gänzlich abgebrannt; Schaden iſt durch Verſicherung gedeckt. Kriegspatenſchaft für die waiſen der Stadt Hameln. Die„Vereinigte Hameler Sängerſchaft“, durch den Zuſammen— ſchluß von 10 Männerchören in Hameln zu B ginn des Weltkrieges gegründet, hat die Kriegs— patenſchaft für alle Kriegerwaiſen der Stadt Hameln übernommen. Durch die eifrige Tätig— keit der Sängerſchaft ſind alle Kreiſe der Be— Und was iſt an ſeit dem Dezember 1914, ſo dürfen wir wohl ſagen: Krieger⸗- f völkerung der Stadt zur Mitarbeit gewonnen onen worden, ſo daß zurzeit 250 Palenſchaſten mit einem Kapital von 50000 Mark gezeichnet ſind und ſämtliche Kriegerwaiſen der Stadt bis zur Stunde ihren Paten gefunden haben. So hilft die deutſche Kunſt die Wunden heilen, die der Krieg geſchlagen. „Meine Kinder tun ſo etwas nicht!“ Das Leipziger Polizeiamt hat eine öſſentliche, ernſte Mahnung an die Eltern gerichtet, in der es heißt:„Eltern, überwacht eure Kinder, beob⸗ achtet ſie ſcharf und zügelt mit dem nötigen Nachdruck ihre ſchlimmen Leidenſchaften! Kümmert euch um ihren Umgang und ſchreitet beizeiten ein, ehe es zu ſpät iſt! Allzu große Nachſicht zeitigt immer ſchlimme Folgen. Mancher Herzenskummer wäre euch erſpart ge— blieben, wenn ihr euch eurer Pflicht bewußt geweſen wäret, die Lebensführung eurer Kinder Stand iſt davon gehörte Work: t!“ ſindet nicht! f bitt-ee Wider— überwachen. Kein loſſen, und das oft Kinder tun ſo etwas in den Tatſachen beſſe ausgef „Meine Hur zu oft legung.“ on einem Bären getötet. Am 2. Feier— mentwich im Königsl Tiergarten infolge r Unvorſichtigkeit des d eit 18 Jahren be— f 5 Bank der große hraune Bär Er tötele den Wärter durch g, der die Schlagader des zerriß, und verletzte den zu Hilfe eilen— irter Fribb tödlich. Das Tier wurde inem in dem Garten patrouillieren— Poſten mit zwei üſſen getötet. Von fünf Lawinenſtürzen heimgeſucht. zie das„Nene Wiener Tagblatt“ aus Bozen e iſt das Dorf Rabenſtein von fünf hintereinander niedergegangenen Lawinenſtürzen geſucht worden. Elf Perſonen, neun Wohn— häuſer fielen dem Ereignis zum Opfer. Ein beklagenswerter Unfall. In Lem— berg trug ſich im Hauſe des Stadtkomman— danten G major Riml ein beklagenswerter Unfall zu. Ein Sohn des Generalmajors, der ort zum Beſuche der Eltern eingetroffen war, hatte bei der Beſichtigung einer Repetierpiſtole nicht beachtet, daß noch ein Geſchoß im Laufe ſtak. Die Piſtole ging los, und die Kugel traf den Generalmajor ine Gemahlin. Der Ge— neralmajor wur der rechten Hand leicht verletzt, ſeine Gemahlin wurde in ein Sanatorium gebracht. Der Unfall rief in der Stadt all— gemein herzliche Teilnahme für den überaus beliebten Stadtkommandanten hervor. Friedenswetten in England. In Lon⸗ don werden zurzeit zahlre Wetten über den Zeitpunkt des Friedensſchluſſes abgeſchloſſen. Man wettet 4 gegen 1, daß der Friede bis zum 30. Juni 1917 geſchloſſen ſein wird. Eine Zeitung für Sträflinge. In Nor⸗ wegen ſoll demnächſt, nach einer Verfügung des Juſtizminiſteriums, Zeitung für Gefängnis— inſaſſen erſcheinen. Ver. Staaten gibt ſolcher Blätter, die es bekanntlich eine 5 i den Sträflingen ſelbſt heraus— eine In den Reihe Iss zum 2 gegeben werden. PP ö kzettel erteilte im das Berufungs- aroline Bachmann, en Überſchreitung a kundſchaft war von der und wenn ſich auch l Die Frau 2 ermeiſ Strafkammer hatte t fehlten. einen Straf⸗ uſowenig erfüllte ſeinen Zweck. Brote kaufte und 30 Gramm die zur Folge hatte, fengericht wegen Geldſtrafe ver— jedoch der Amts- Verurteilung wegen ichen, und das Land— t, indem es mit Rück— Warnung ſogar noch über lautenden Antrag des sanwalts hinausging und auf 3000 Mark trafe ſowie Veröffentlichung des Urteils er— kannte. Im! ein Ut * Je 0 Mark Gelbdſtraſe r 8. Der Abend war längſt hereingebrochen, und die Gaslaternen in der vornehmen Straße, in der das villenartig gebaute Guntramſche Haus lag, brannten; das Haus ſchien wie ausge⸗ ſtorben. Brand ſtutzte, als er ſich dem Hauſe näherte. Niemand hätte in dem älteren Mann im weißen Barte und dem ſorglichen Gang, der an der Eingangspforte für Lieferanten die Klingel zog, den jungen, ſchneidigen Kriminal⸗ beamten erkannt, der ſich dem öffnenden Diener als Juwelier Kraus zu erkennen gab, der den Herrn Baron in dringender Angelegenheit zu sprechen wünſchte. Der Diener zuckte bedeutſam mit den Achſeln, aber er lud den ſpäten Be⸗ ſucher ein, im Vorzimmer den Beſcheid des Herrn Barons abzuwarten. „Sugen Sie nur dem Herrn Baron, daß ich in dringenden Geſchäften komme und mich nicht gerne abweiſen laſſe,“ rief Brand dem Diener 10 der ſeine hochmſttigſte Miene aufgeſetzt halte. Guntram kam ſelbſt, um den Mann kurz abzuſertigen; er erkaunte den Kriminalbeamten erſt, als dieſer ihm ſeinen Namen naunte.„Ich hätle Sie nicht erkannt, Herr Kommiſſar,“ ge⸗ land er ſpäler, als beide im Boudoir der Baronin ſich gegenüberſaßen. „Ver kluge Jäger beugt der Witterung des Wildes vor,“ meinte Brand geſchmeichelt, zbüßhrend er die Bibliothek der Baronin muſterte, „Ah!“ rief er aus, als er Zolas Roman über das Werden des großen Warenmagazins„Au baradis des Dames“ in der zierlichen Biblio⸗ * romanen erblickte. Er kannte den Roman, und er blätterte begierig die letzten Kapitel durch. „Hatte die Frau Baronin die Gewohnheit, in den Büchern, die ſie las, Randbemerkungen zu machen?“ fragt er ſo nebenbei. „Nicht bei allen, doch, wenn etwas kam, von dem ſie ſich in den Salons unterhielt, machte ſie Randbemerkungen oft von ätzender Schärfe,“ antwortete der Baron und griff nach dem Frenſſenſchen Roman. Brand wehrte mit einer Geſte des Entſetzens, als ihm der Baron den Band reichen wollte, und blätterte dann haſtig weiter; plötzlich hielt er überraſcht inne, und ein Lächeln triumphierender Freude glitt über ſeine Züge. „Haben Sie etwas entdeckt, Herr Kom⸗ miſſar?“ fragte der Baron begierig.„Kennen Sie den Roman?“ „Zola iſt das literariſch bedeutendſte Polizei⸗ genie aller Zeiten,“ meinte Brand lächelnd. „In dieſem Roman ſchildert er nun einige Fälle von Kleptomanie vornehmer Bazar⸗ beſucherinnen. Hören Sie! Gräfin de Boves, die von Inſpektor Jouve bei einem Diebſtahl ertappt und zu dem Kaſſenchef Bourdonele ge⸗ führt wurde, leugnete und ſollte körperlich durch⸗ ſucht werden. Zwei Verkäuferinnen aus der Korſettabteilung wurden gerufen. Nun heißt es wörtlich:„Dann zogen ſich die beiden Männer in ein Nebenzimmer zurück, während die Per⸗ käuferiunen die Gräfin unterſuchten und ihr ſogar das Kleid auszogen. Außer den Aleneonſpitzen, einem Stück von 12 Meter für 1000 Frank, die ſie in einem Armel verborgen thek neben„Jörn uhl⸗ und anderen Mode⸗ drückt und warm, ein Taſcheutuch, einen Fächer, eine Krawatte, im ganzen etwa für 14 000 Frank Spitzen.“ „So viel wird in den Magazinen geſtohlen; beinahe unglaublich,“ warf der Baron ein. „Dieſelbe Bemerkung macht in dem Roman ein Freund zu Mouret, dem Beſitzer des Magazins. Hören Sie, was im Roman, der in dieſen Kapiteln einem gut redigierten Akten⸗ ſtück gleicht. Mouret antwortet:„Mein Lieber!“ las Brand.„Das überſteigt alle Be⸗ griffe, erwiderte Mouret. Und er zählte ſie alle auf: erſtens die Diebinnen von Beruf, die den geringſten Schaden verurſachen, da die Polizei ſie faſt alle kennt; dann die, welche aus Manie ſtehlen, eine neue Nervenkrankheit— verſtehen Sie wohl, Herr Baron!— alſo eine neue Nervenkrankheit, die ein Irrenarzt entbeckt hatte, der darin das Ergebnis der durch die großen Warenlager ausgeübten Verlockungen ſah; ſchließlich die ſchwangeren Frauen, die ſich auf beſtimmte Gegenſtände verlegten. Bei einer derſelben habe ein Polizeikommiſſar 278 Paar Roſahandſchuhe gefunden, die ſie in allen Ma⸗ gazinen von Paris zuſammengeſtohlen hatte. Es gibt unter ihnen Frauen aus ſehr guten Häuſern. In der vergangenen Woche haben wir die Schweſter eines Apothekers und die Frau eines Hofrats abgefaßt. Man ſuchte es dann gütig beizulegen. So der Roman; ich kann Ihnen aus meiner Praxis ähnliches be⸗ ſtätigen.“ Der Baron ſchüttelte verwundert den Kopf. „Geſtatten Sie mir, daß ich Ihnen den Fall hatte, ſanden ſie an ihrem Buſen, glatt ge- der Gräfin aus dem Roman ganz vorleſe,“ ſagte der Kriminalkommiſſar und er fuhr alſo fort: „Seit einem Jahre ſtahl Gräfin de Boves ſo von einer unbezwinglichen Leidenſchaft getrieben. Dieſe Anfälle verſchlimmerten ſich, ſie nahmen immer mehr zu, bis ſie ſchließlich für ſie zu einem unentbehrlichen wollüſtigen Reiz wurden, den ſie unter Außerachtlaſſung aller Vernunft— gründe noch um ſo größerem Genuß zu be— friedigen ſuchte, als ſie dabei vor aller Welt ihren Namen, ihren Stolz, die hohe Stellung ihres Gatten aufs Spiel ſetzte. Sie ſtahl, um zu ſtehlen, ſo wie man liebt, um zu lieben, angetrieben von einem leidenſchaftlichen Begehren in einer nervöſen Überreiztheit, die das unge— ſtillte Verlangen nach Luxus erzeugt hatte, an— geſichts der ungeheuren und ſtarken Verlockungen der großen Magazine.„Das iſt eine Falle,“ rief ſie, als Bourdoncle und Jouve wieder ein⸗ traten.„Man hat mir dieſe Spitzen zugeſteckt! O, bei Gott, ich ſchwöre es!“ Dieſe Worte hat, bitte überzeugen Sie ſich, die Baronin unter⸗ ſtrichen.“ Brand hielt dem Baron das Buch hin; kopfſchüttelnd überzeugte ſich dieſer von der Tatſache und blickte den Beamten, der das Buch energiſch zuklappte, verſtändnislos au. „Das beweiſt mir, daß die Frau Baronin ſich die Spitzen entweder im Zuſtande gänzlicher Geiſtesabweſenheit angeeignet hat, oder daß man ihr, um ſie zu verderben, die koſtharen Spitzen in ihre Taſchen hineinpraktiziert hat.“ ou(Fortſetzung ſolgt.)