Almtlicher Teil. Bekanntmachung Betr.: Den landwirtſchaftlichen Anbau im Jahre 1917. Im Auftrage des Stellv. Generalkommandos werden nachſtehende Richtlinien für den landw. Anbau im Frühjahr 1917 zur öffentlichen Kenntnis gebracht. Dadurch ſoll den von verſchiedenen Seiten zu befürchtenden Verwirrungs- und Spekulationsbeſtrebungen in den Kreiſen der Landwirte vor— gebeugt und die Gefährdung der Sicherſtellung der Geſamt— ernährung von Heer und Volk und der Fütterung der Nutz— tliee abgewendet werden. Viernheim, den 5. Februar 1917. Großh. Bürgermeiſterei Vernheim. Lamberth. Nichtlinien für den landwirtſchaftlichen Aubau im Frühjahr 1917. J. Durch den Mangel an Arbeits- und Geſpannkräften, ſowie durch die Witterungsverhältniſſe bedingt, iſt jedenfalls der Anbau an Wintergetreide nicht überall in derſelben Aus— dehnung erfolgt wie früher. Unter günſtigen Boden- und klimatiſchen Verhöltniſſen ſollte deshalb der Anbau von Sommerweizen im Frühjahr 1917 im allgemeinen als Er— ſatz dienen. Wo deſſen Ertrag nicht ſicher iſt, kann der An— bau von Sommergerſte empfohlen werden, da ja letztere als Brotgetreidefrucht im Jahre 1917 in Frage kommen dürfte. II. Die Haferanbaufläche wuß mit Rückſicht auf die Er⸗ nährung des Pferdebeſtandes der Armee und die Verſorgung der landwirtſchaftlichen Nutztiere, ſowie die Verwendung des Hafers zur Volksnährung denſelben Umfang behalten, wie bisher. III. Wo für den Anbau des Sommergetreides keine aus— reichenden Stickſtoffmengen zur Verfügung ſtehen, ſollten bei zuſagenden Boden- und Klimaverhältniſſen die verſchiedenen Hülſenfrüchte angebaut werden. IV. Der Mangel an Stickſtoff, überhaupt an künſtlichen Düngermitteln, ſowie der Mangel an Arbeits- und Geſpann— kräften wird unter Umſtänden die Urſache ſein, daß der Hackfruchtbau eine Einſchränkung erfährt. In erſter Linie wird dieſe Einſchränkung den Zuckerrübenbau treffen, es wird ſomit ſchon jetzt mit einem Rückgang des Zuckerrübenbaues zu rechnen ſein und muß deshalb unterlaſſen werden, den Zuckerrübenbau zu Gunſten des Kartoffelbaues durch beſon— dere Maßnahmen noch weiter einzuſchränken, da ſonſt die Gefahr beſteht, daß wir einen erheblichen Ausfall an Zucker im Jahre 1917 erhalten. V. Die Kartoffelanbaufläche iſt, ſoweit irgend möglich, im Intereſſe der Volksernährung mindeſtens auf demſelben Umfange, wie im Jahre 1916, zu erhalten. Der Frühkar— toffelanbau ſollte in der Nähe großer Städte gefördert werden. Bei der Knappheit der Kartoffeln ſind aber die nötigen Saackartoffeln ſehr ſchwer zu beſchaffen. Es liegt deshalb im ausſchließlichen Intereſſe der Kommunalverbände, wenn dieſelben bei der Abnahme der Speiſekartoffeln die Saat— kartoffeln der Landwirte und ſonſtigen Erzeuger unter allen Umſtänden ſchonen und ſchon jetzt den Pflanzern 10 Zentner pro Morgen ausgeleſener Saatkartoffeln belaſſen. Der Land— wirt, dem die Saatkartoffeln abgefordert werden, wird auf den Anbau von Kartoffeln ganz verzichten oder eine erheb— liche Einſchränkung des Anbaues derſelben vornehmen müſſen. Dazu kommt, daß bei den hohen Preiſen für Saakkartoffeln (Höchſtpraſe für ſolche ſind nicht zu erwarten) die Ausgaben des Landwirts fur Beſchaffung von Saatgut für einen Mor— gen Aubaufläche ganz erheblich ſind, ſodaß für ihn bei der Abgabe ſeiner Saatkartoffeln zum Speiſekartoffelpreis große Verluſte entſtehen. VI. Der Anbau der Futterrüben ſollte eine weitere Aus— dehnung nicht erfahren, trotzdem der Höchſtpreis dafür ein verhältnismäßig hoher iſt, da ſonſt landwiwirtſchaftliche Kulturpflanzen, die im Intereſſe der Volksernährung ange— baut werden müſſen, eine Einſchränkung erfahren hätten. Es wird deshalb auch mit allen Mitteln darauf hingewirkt werden, daß die Feſtſetzung angemeſſener Höchſtpreiſe für die verſchiedenen landwirtſchaftlichen Erzeugniſſe vor dem Anbau im Frühjahr noch erfolgt. VII. Im Anbau von Sommerölgewächſen ſollte man mit Ruückſicht auf deren Unſicherheit und verhältnismäßig geringen Ertrag vorſichtig ſein. Nur der Anbau von Sommerraps und Sommerrübſen kann in höheren Lagen und auf leichteren Böden und derjenige von Mohn auf beſſeren Böden empfoh— len werden. Ueberall dort, wo im Intereſſe der Volk ernährung höhere Erträge mit anderen landwirtſchaftlichen Kulturpflanzen er— zielt werden können, ſollte der Anbau der Sommerölfrüchte nicht in Frage kommen. Dem Mangel an Oel iſt durch beſonderen Abau von Winterraps möglichſt abzuhelfen, VIIl. Der Anbau von Flachs iſt nur in den Bezirken zu empfehlen, in denen er bereits früher heimiſch geworden iſt. Dort ſollte die Ausdehnung des Flachsanbaues und namentlich die des Frühflachſes möglichſt veranlaßt werden. Der Hanf ſtellt im allgemeinen große Anſprüche an den Düngungszuſtand und die Beſchaffenheit des Bodens. Er kann alſo nur für beſſere Böden in Frage kommen. IX. Der Anbau von Frühgemüſe iſt durch Abſchluß von Anbau- und Lieferungsverträgen mit Gärtnereien und Land— wirten zu heben. Im gleichen Sinne kann eine Ausdehnung der Anbauflache von Spinat, Möhre und Steckrüben auf frühzeitig abgeernteten Kartoffel- und Stoppelfeldern in da— für geeigneten Gegenden empfohlen werden. X. Mit Rückſicht auf die ſchwierigen Verhältniſſe, welche dem Anbau aller landwirtſchaftlichen Kulturpflanzen zur Zeit, entgegenſtehen, iſt unter allen Umſtänden davon abzuſehen, Anregung zum Anban neuer Kulturpflanzen zu geben, deren Kultu in den Kreiſen der Landwirte nicht bekannt und deren Ertrag unter unſeren Verhältniſſen kein geſicherter iſt. Bekanntmachung. Betr.: Sicherung der Bevölkerung bei feindlichen Luftangriffen, Nach damit gerechnet werden muß, das bei der Abwehr feind— licher Angriffe aus der Luft durch die in und bei Mannheim einge⸗ 6 ſetzten Flugabwehrkanonen eine Gefährdung der hieſigen Gemeinde⸗ einwohner nicht ausgeſchloſſen erſcheint geben auf Veranlaſſung Großh. Kreisamts Heppenheim in nachſtehendem die vom Kriegsminiſterium erlaſſenen Anhaltspunkte zur Sicherung der Bevölkerung bei feind⸗ lichen Luftangriffen zur ſtrengſten Beachtung und gewiſſenhaften Be⸗ folgung in eventl. vorkommenden Fällen bekannt. Viernheim, den 5. Februar 1917. Großherzogliche Bürgermeiſterei Vieruheim. Lamberth. Anhaltspunkte zur Sicherung der Bevölkerung bei feindlichen Luftangriffen. Beſtimmte Regeln für das Verhalten der Bevölkerung bei feindlichen Luftangriffen laſſen ſich nicht geben. Da bevorſtehende Angriffen in den meiſten Fällen nur kurz vor dem Angriff ſelbſt be⸗ kannt werden, können nur die einfachſten Schutzmaßnahmen Erfolg verſprechen. Jede Vorkehrung, die Unruhe in der Bevölkerung her⸗ vorrufen kann, birgt viel größere Gefahren(Panik) in ſich, als der Luftangriff ſelbſt. Folgende allgemeine Geſichtspunkte ſind zu beachten: J. Die Benachrichtigung der Bevölkerung durch Alarm— zeichen iſt nur dann zweckmäßig, wenn ſie zeitig vor dem An⸗ griff erfolgen kann. Bei überraſchendem Angriff und bei Nacht iſt ſie zu unterlaſſen. Bei Luftangriſſen ſoll die Bevölkerung iu Ruhe die Straßen und freien Plätze verlaſſen und in die nächſtgelegenen Häuſer treten. Hierbei ſind größere Anſammlungen in einzel— nen Räumen zu ermeiden. Je beſſer die Verteilung der Menſchen in Gebäuden iſt, deſto geringer werden die Ver— luſten ſein. ö Fahrzeuge pp. ſollen ihren Weg in ruhigem Tempo ſortſetzen. e, In allen Gebäuden iſt der Aufenthalt in der Nähe der Feuſter und Türen gefährlich.(Verletzung durch Glas— ſplitter pp.) Unbedingten Schutz gegen Volltreffer bieten nur ſehr ſtarke Gewölbe und dergleichen. Die Kellergewölbe unſerer modernen Wohnhäuſer ebenſo Kirchen ſind keineswegs bombenſicher. Befinden ſich größere Menſchenmengen zufällig in ge— ſchloſſenen Räumen beiſammen, ſo wird es in den meiſten Fällen zweckmäßig ſein, keine Mitteilung von dem bevorſtehen⸗ den oder bereits eingetretenen Angriff zu machen, um jede Beunruhigung zu vermeiden. Es iſt das beſte, wenn in ſolchen- Fällen die Vorführungen pp. ruhig ihren Fortgang nehmen. Eiliges Verlaſſen der Räume würde hier die Ge— fahren nur vergrößern. Wird die Bevölkerung nachts durch Luftangriffe ge— weckt, ſo ſoll ſie ruhig in ihren Häuſern verbleiben. Bekanntmachung. Beſtandserhebung der Vorräte an Brotgetreide und Mehl, Gerſte, Hafer und Hülſenfrüchten in den landwlirtſchaftlichen Betrieben am 15. Februar 1917. Lt. Verfügung Großh. Kreisamts Heppenheim vom 7. Februar 1917 hat eine Erhebung der am 15. Februar 1917 vorhandenen Vorräte an Brotgetreide und Mehl, Gerſte, Hafer und Hülſenfrüchten aller Art mit Ausnahme von Wicken und Lupinen ſtattzufinden. Anzeigepflichtig ſind alle Inhaber landwirtſchaftlicher Betriebe Betr.: einerlei ob ſie ausſchließlich Landwirtſchaft betreiben, oder ob ſie in der Hauptſache Bäcker, Metzger, Arbeiter uſw. ſind und Landwirtſchaft nur nebenbei treiben. Die Erhebung erſtreckt ſich auf alle Vorräte, welche ſich bei Beginn des 15. Februar 1917 im Beſitz des landw. Betriebes befinden. Die hieſigen Herren Lehrer haben ſich in vater— ländiſchem Geiſte bereit erklärt hierbei mitzuwirken. Die Anzeige iſt von den Anzeigepflichtigen auf Grund eines Anzeigeformulars, das ihnen am Mittwoch oder Donnerstag durch die Herren Zähler zu— geſtellt wird, zu machen. Am Freitag, den 16. Februar werden dieſe wieder das ausgefüllte Formular abholen. Wir machen den Anzeigepflichtigen zur beſonderen Pflicht, daß ſie die Angaben nach beſtein Wiſſen und Gewiſſen nach dem Vordruck machen und den Herren Zählern das ohnehin ſchwierige Amt zu er— leichtern helfen. Nur wenn jeder Anzeigepflichtige an ſeinem Teile mithilft, wickelt ſich die Erhebung glatt und raſch ab. Anzeigepflichtige Perſonen, denen verſehentlich kein Formular zugeſtellt wird haben ſolches am Freitag, den 16. Februar 1917 auf unſerem Lebensmittelbüro in Empfang zu nehmen. Viernheim, den 13. Februar 1917. Großh. Bürgermeiſterei Vieruheim. Lamberth. Bekanntmachung Betr.: Die Ausgabe von Kartoffeln und Gelbrüben. Die Ausgabe von Kartoffeln und Gelbrüben für die zweite Hälfte des Monats Februar 1917 an die unverſorgte Bevölkerung, welche ſeither von der Gemeinde verſorgt wurde, erfolgt am Mittwoch, den 14. Februar 1917, nachmittags von 1 bis 5 Uhr in der Götheſchule dahier. Die Bezugsſcheine hierfür ſind am gleichen Tage vor— mittags von ½9 bis 12 Uhr auf unſerem Lebensmittelbüro abzuholen und zwar von Nr. 1 bis 70 von vormittags 7 71 1 140 U 1 5710 1 17711„ „ 141„ zum Schluß„ M„% Die Beträge, welche diesmal etwas höher ſind, ſind gleichzeitig hierbei zu entrichten. Es wird gebeten, möglichſt etwas kleines Geld mitzubringen. Die Quittungen der letzten Ausgabe ſind vorzulegen. Viernheim, den 12. Februar 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Bekanntmachung. Betr.: Den Verkehr mit Heu. Im Intereſſe der Verſorgung unſeres Heeres mit Heu iſt eine Ablieferung des Heus zur Zeit ͤͤringend notwendig. Wir fordern deshalb alle Heubeſitzer wiederholt auf, ihr Heu für die Heeresverwaltung umgehend zur Verfügung zu ſtellen. Im Kreiſe Heppenheim darf Heu nur durch unſere Kommis— ſionäre Johs. Rothermel in Mörlenbach und Johs. Hölzing in Fahrenbach bezw. die Unterkommiſſionäre von Heu auf— gekauft und verladen werden. Bei einer Verweigerung der Abgabe müßte das Heu zwangsweiſe entnommen werden, wobei die hierdurch ent— ſtehenden Unkoſten dem Betreffenden zur Laſt fallen und der Preis für die Tonne 11 5 um 10 Mk. unter den Höchſtpreis herabgeſetzt werden müßte. Wir hoffen jedoch, daß wir zu dieſer Maßnahme nicht gezwungen werden und daß jeder Landwirt ſein Heu bereit— willigſt zu dem Höchſtpreis zur Verfügung ſtellt. Sollten uns Fälle bekannt werden, in denen Heu über den Höchſt— preis abgegeben wurde, ſo werden wir ſtrengſte Beſtrafung veranlaſſen. Heppenheim, den 30, Januar 1917. Großh. Kreisamt Heppenheim. Vorſtehehende Bekanntmachung bringen wir hiermit zur gefl. Kenntnis und empfehlen genaue Beachtung. Viernheim, den 6. Februar 1917. Großherzogliche Bürgermeisterei Viernheim. 9 bis ½10 Uhr Bekauntmachung. Betr.: Abgabe von Haferflocken. a Von Großh. Kreisamt wurden uns ca. 12 Zentner Haferflocken zur Verfügung geſtellt, die in erſter Linje an ſolche Familien abgegeben werden müſſen, die keine genügende Menge Kartoffeln beſitzen. Diejenigen, die Haferflocken wünſchen, erſuchen wir, ihre Bezugskarten bei der Ausgabe der Kartoffelbezugsſcheine mit vorzulegen. Die Haferflocken Fate ſpäter in einigen Geſchäften in Empfang genommen werden. Betr.: Abgabe von Lebensmitteln. In den Geſchäften ſind von Donnerstag ab Heringe, Syrup und Graupen erhältlich. Die Verteilung der uns vom Kommunalverband zu— gewieſenen Waren erfolgt nach den Zuckerliſten, weshalb die Krämer angewieſen ſind, die betr. Waren nur an ihre Kunden abzugeben. Viernheim, den 13. Februar 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Bekanntmachung. Betr.: Kartoffelverſorgung. Nach den bis jetzt gemachten Erfahrungen iſt es ſchon wiederholt vorgekommen, daß Kartoffelverbraucher mehr Kartoffel verwenden, als ihnen nach den derzeitigen Ver— brauchsvorſchriften zuſtehen. Die Folge davon iſt, daß die geernteten bezw. eingelegten Kartoffelvorräte in Bälde er ſchöpft ſind und eine Zuweiſung von Kartoffeln ſeitens der Gemeinde nicht erfolgen kann. Wir fordern daher mit Rückſicht auf die außerordent— liche Kartoffelknappheit zur größten Sparſamkeit mit, Kar— toffeln auf und weiſen wiederholt darauf hin, daß es Pflicht aller Hausfrauen iſt, von der Verwendung von Erdkohlraben und Gelbrüben genügenden Gebrauch zu machen. Viernheim, den 12. Februar 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Künſwein Samenhandlung iiefert nur Erstklassige, sortenechte demüse-Sämereien Flite Kuhrüben⸗ und Dickrüben-Samen Glas- U. landwirtsch. Sämereien jeglicher Aft Saal-Erxbsen und Saat- Bohnen Sowie prima fl. Toffmul! 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Samſtag Bezugspreis: Bratis⸗Beilagen: wöchentlich 1 Sonntagsblatt, halbjähr⸗ Redaktion, Druck und Verlag: — — Viel geleſene, unparteiiſche Zeitung. Johann Martin. Geſchäftsſtelle: jernheimer Bürger Zeitung Geſchüfts⸗Anzeiger Amtsblatt der Großh. Bürgermeiſterei Viernheim J Jiuuſerate haben nachweislich guten Erfolg. Viernheim, Nathausſtraße Nr. 36. Vereius⸗Anzeiger * Inſertions⸗Gebühren: Lokale Anzeigen die 1ſpaltige Petit ⸗ Zeile 12 Pfg. Auswärtige Anzeigen 15 Pfg. Reklamen 30 Pfg. Beilagen⸗Gebühr: Bel 1000 Auflage 6 Mark. Donnerstag, den 15. Februar Hindenburg zu neuen Schlägen bereit * Die augenblickliche Ruhe auf allen Kriegsſchau— plätzen deuten unſere Feinde dahin, daß Hindenburg zu neuen und großen Schlägen ausholt und gegebenenfalls zu Taten bereit iſt. * Der U-Bootkrieg verurſacht England ganz gewal— tige Schiffsverluſte, ſodaß man jenſeits des Kanals bemüht iſt und Mittel ſucht, um das Schreckliche vom Lande abzu— wenden. Die Deutſchen bleiben feſt und werden den eng— liſchen Koloß ſchon klein kriegen. Aus der Gemeinderats⸗Sitzung vom 14. Februar 1917. Unter dem Vorſitze des Herrn Bürgermeiſters Lamberth waren folgende Herren erſchienen: Beigeordneter Martin, Gemeinderäte Bergmann, Brechtel, Heckmann, Herbert, Hof— mann, Kühner, Lahres, Schmitt und Zöller. Als Protokoll— führer fungierte Herr Ratſchreiber Alter. Punkt 1. Einführung von Schüler ſpei⸗ fungen. Mit dieſer Frage beſchäftigte ſich das Kollegium bereits in der' vorletzten Sitzung. Die Behörde hatte ſr. Zt. eine Anfrage an die Gr. Bürgermeiſterei gerichtet, worin um Stellungnahme zu obiger Frage erſucht wurde. Herr Bür— germeiſter Lamberth hatte damals ſeinen ablehnenden Stand— punkt kund getan mit der Begründung, daß der Geſund— heitszuſtand unſerer Jugend normal und kein Fall von Unter— ernährung feſtgeſtellt iſt. Der Gemeinderat war ebenfalls der Anſicht, daß man von der Einführung von Schüler— ſpeiſungen abſehen ſoll. Herr Gemeinderat Schmitt ſtellte jedoch den Antrag, in irgend einer Weiſe der Notlage der ärmeren Bevölkerung reſp. Schuljugend zu ſteuern, die doch unſer nationales Leben und ſpäteres Fortkommen bedeutet. Der Herr Bürgermeiſter gab hierauf eine Erklärung ab, wo— nach er nochmals Herrn Hauptlehrer Mayr um deſſen An— ſicht befragen will. In der heutigen Sitzung gab er nun die gehabten Unterredungen in dieſem Betreff bekannt und führte aus, daß 2 Fälle von Unterernährung vom Schularzt feſtgeſtellt worden ſind. Bei einer Schülerzahl von 2000 iſt das eine ſehr erfreuliche Feſtſtellung, die allenfalls keinen An— laß gibt, Schülerſpeiſungen einzuführen. Mit welchen Un— koſten ein ſolches Beginnen für die Gemeinde verbunden wäre, braucht wohl nicht beſonderer Erwähnung, wie auch die Beſchaffung der Speiſen eine ſehr ſchwierige ſei. Die Städte Weinheim und Ladenburg ſind aus vorerwähnten Gründen von den Schülerſpeiſungen wieder abgekommen. Der Herr Bürgermeiſter verwies noch auf den Alice-Frauen— verein, den er zu dieſem Zweck gegründet hat, in Fällen der Not helfend einzugreifen, was bisher geſchehen und in Zu kunft der Fall ſein wird. Er bat deshalb, die Angelegen— heit auf ſich beruhen zu laſſen, dem die Mehrheit des Ge⸗ meinderats zuſtimmte. Herr Gemeinderat Schmitt machte in längeren Ausführungen nochmals Stimmung zugunſten seines Antrages. Er meinte, ob nicht die Kochſchule der Engliſchen Fräulein vielleicht in der Lage wäre, etwas zu tun, wenn es auch nur eine Taſſe Kaffee oder ein Teller Suppe ſei. Er ſindet es als unrecht, wenn arme Kinder, deren Mütter nicht hauszuhalten wiſſen, hungern ſollen. Er kenne viele Fälle, wo die Not außerordentlich groß und er ſelbſt ſchon einen Teil ſeiner Kartoffel und Gemüſe zu dieſem Zweck geſpendet hat. Er erinnert an die patriotiſche Pflicht aller, damit ein lebensfähiges Volk uns erhalten bleibt, zum Nutzen unſerer Gemeinde und zum Nutzen des Staates. Herr Gemeinderat Herbert unterſtützte den Antrag Schmitt und meinte, ob nicht im Wege der öffentlichen Mildtätigkeit für dieſen Zweck etwas zu erreichen wäre. Herr Bürgermeiſter Lamberth rügte es in ſcharfen Ausführungen wie notwendig es ſei, mit den zugeteilten Nahrungsmitteln nach den, Vorſchriften zu wirtſchaften. Ein kraſſes Beiſpiel, wie weit es kommt, wenn Mütter in dieſer bitter ernſten Zeit nicht zu ſparen wüßten, liefern uns die Ausführungen des Herrn Gemeinde— rat Schmitt. Kein Tag vergeht, wo nicht in Zeitungen und Vorträgen hingewieſen wird, mit den Lebensmitteln ſparſam zu ſein. In faſt beängſtigender Weiſe iſt in letzter Zeit die Tatſache zu verzeichnen geweſen, daß pflichtvergeſſene Mütter ſoweit geſunken ſind, ihre Kinder der Zwangserziehung preis- zugeben, um bloß von der Unterhaltungspflicht ihrer Kinder entbunden zu ſein. Der Herr Bürgermeiſter verweiſt auf die Pflicht, die die Frauen ihren Männern ſchuldig ſind und appelliert an ihr Gewiſſen, das Durchhalten dem; Vaterlande nicht zu erſchweren. Herr Beigeordneter Martin pflichtete den Ausführungen des Herrn Bürgermeiſters bei und warnte, die Gemeindeausgaben nicht ins unendliche zu ſteigern. Herr Gemeinderat Kühner tadelt ebenfalls das Verhalten jener Frauen, die dem Ernſt der Zeit entſprechend haushalten müſſen. Die fehlenden Kartoffeln müßten halt durch Gelbrüben und Kohlraben Erſatz finden, die in den meiſten Familien, auch bei ihm, auf den Tiſch kommen. Der gleichen Anſicht iſt Herr Gemeinderat Lahres. Wie der Herr Bürgermeiſter mitteilte, betragen die Unterſtützungen an bedürftige Familien pro Monat 5000 Mark, welche Mittel aus der Gemeinde— kaſſe entnommen werden. Der Gemeinderat lehnte daher den Antrag des Herrn Gemeinderat Schmitt ab. 2. Herſtellungen am Sandhöferweg. Das Geſuch des Franz Joſ. Neuhäuſer um Schadloshaltung ſeines am Sand— höſerweg gelegenen Grundſtückes wird nach Befürwortung der Herren Gemeinderäte Brechtel und Hofmann bewilligt und beſchloſſen, den Weg zu verbeſſern, damit in Zukunft das Grundſtück nicht mehr benachteiligt wird. 3. Geſuch der Nachtſchutzleute um Teuerungszulage. Dem Geſuchſteller Eckert werden 60 Mk. bewilligt, weil er bei der Lebensmittelausgabe behilflich iſt. 4. Rezeßangelegenheiten. Von einer ein Einwohner betreffs Leſeholzſammeln ete. einſandte, die verleſen wurde, nimmt der Gemeinderat Kenntnis und kam zu der Anſicht, daß es nicht im Intereſſe der Gemeinde läge, auswärtige Liebhaber von den Holzverſteigerungen aus— zuſchließen. Mit Heddesheim verbinden uns wirtſchaftliche Intereſſen, worauf Rückſicht zu nehmen iſt.— Die Großh. Oberförſterei hatte ebenfalls 2 Eingaben gemacht und bean— tragt in erſterer, daß die Gemeinde Hilfskräfte zur Verfügung ſtellen möge, um eine beſſere Leſeholz-Nutzung herbeizuführen. Der Gemeinderat befürwortete in Anbetracht der Brandnot in warmer Weiſe das Entgegenkommen des Herrn Forſt— meiſters und beſchließt demgemäß. In der zweiten Eingabe wird der Gemeinderat gebeten, Maßnahmen für die dies jöhrige Holzmacherei zu treffen, um das Einbringen des Bürgerholzes zu gewährleiſten. Der Gemeinderat nimmt hiervon Kenntnis und beauftragt die Bürgermeiſterei, daß, wenn keine ausreichende freiwillige Meldungen vorliegen, das Zivildienſtgeſez in Anwendung zu bringen. N 5. Die Steuerveranlagungs-Kommiſſion bittet in einem Eingabe, die Geſuch, das von Herrn Finanzrat Reimherr befürwortet wird. und N Kategorien aus, beſchließt, L Mk die aber der Würde nach ihren Berufen und Ständen, Lehrer, eſchließt, Dt Der Herr Bürgermeiſter gab um Bewilligung einer Taxe von 6 Mark pro Tag Mann. Der Gemeinderat findet im Verhältnis zu früher, 1.50 pro Tag, die Summe zu hoch und als Tagesſatz zu bewilligen. dem Kollegium noch bekannt, daß eine vollſtändige Neuorien— tierung in unſerer Steuerpolitik eingeführt wurde, welche die Bürger ihrem Beſitz und Einkommen gemäß gerecht treffen und unſere Steuereinnahmen um 200% erhöhen wird. ö 6. Dem Feldſchütz Pfenning werden auf ſein Geſuch für Kleiderabnützung beim Ausſtreuen des Wieſendüngers 10 Mark bewilligt. N 7. Dem Geſuch des Adam Mandel 8. um Nachlaß der Auflage für ein beſchädigtes Weggrundſtück in der Weide wird ſtattgegeben. ö N N 8. Verſchiedene Geſuche um Ueberlaſſung des Bürger — bezw. des Losholzes werden genehmigt. Dem Geſuch eines Einwohners um Aufnahme ins Ortsbürgerrecht konnte nicht' entſprochen werden, da eine Rechtmäßigkeit nicht vorliegt. Es kann in dem vorliegenden Falle nur ein Ankauf in Frage kommen. N 9. Rezeßbauholzberatun g. Herr Gemeinde baumeiſter Berberich erſtattete hierzu, den Bericht und gab bekannt, daß für das Jahr 1917 für 6085 Mark Neu bauten bezw. Reparaturen angemeldet ſind. Die vorliegenden Geſuche wurden genehmigt. Im vorigen Jahr waren nur 3000 Mark angemeldet. N Der übrige Veratungsſtoff wurde in geheimer Sitzung Lolale Nachrichten. * Jubiläumsſpende. Für die Jubiläumsſpende Sr. Kgl. Hoheit des Großherzogs wurden hier 1526 Mark auf gebracht, welche Summe heute an die Landesſammelſtelle nach Darmſtadt abgegangen iſt. Allen Spendern, die ihr Scherf: lein zu dieſer guten Stiftung beigetragen haben, gebührt hiermit Dank und Anerkennung. Dank auch Herrn Bürger⸗ meiſter Lamberth, welcher in eifrigen und perſönlichen Bemühungen das Sammelwerk leitete, um unſerm Großher— zog zu ſeinem Liebeswerk einen anſehnlichen Betrag aus der Gemeinde Viernheim beizuſteuern. 0 unternommen. * Waldfrevel. Das Entgegenkommen der Forſtbehörde wird bedauerlicherweiſe ſchon wieder mißbraucht, daß ſich die Gr. Oberförſterei zu Einſchränkungen gezwungen ſieht, wie aus einer Bekanntmachung heute erſichtlich iſt. Hoffentlich wird der Unfug nicht noch mehr übertreten, damit das Leſe— holzſammeln nicht ganz in Frage geſtellt wird. * Anerkeunenswerte Fürſorge. In der letzten Woche wurden von der Bürgermeiſterei hier 24 Zentner Butter und Zentner Margarine ausgegeben. * Amtlicher Teil. Die heutige Nr. enthält zahlreiche wichtige Bekanntmachungen. Fleiſch erhalten diesmal Er— wachſene 200, Kinder 100 Gramm. Eingeſandt. Aus der Bürgermeiſterei-Bekanntmachung der beiden Viernheimer Zeitungen war zu erſehen, daß nach Anregung des Herrn Bürgermeiſters reſpektive der Herrn des Gemeinde— rats weitere Tage zum Holzleſen im Walde beſtimmt wor— den ſind, um die Brandnot zu lindern. Dieſem geäußerten Wunſche wurde von Seiten der Forſtbehörde ſtattgegeben, wodurch anſtatt 2 Tage noch weitere zwei Tage hinzukamen. Meines Erachtens nach iſt dafür die volle Anerkennung zum Ausdruck zu bringen. Wie ſtellen ſich nun die Herrn Schul— vorſtände zu dieſer Frage? Könnte man nicht den Schul— kindern an all den genannten Holzleſetagen des Mittags freigeben, um dieſes Werk rationeller verrichten zu können, ſodaß ihren Eltern betreffs der großen Brandſorge mehr Unterſtützung geboten wäre? Es wäre in dieſer ernſten Zeit auch an den Herrn Schulvorſtänden gelegen, ihren Anteil zu dieſer Angelegenheit beitragen zu wollen. Ich ſetze daher auch ſchon im Voraus das feſte Vertrauen darauf, daß dieſes Eingeſandt in einigen Tagen Frucht bringen möge, welches allſeitig begrüßt werden müßte unter den in Brandnot be— findlichen Familien. Würde dieſer Wunſch in Erfüllung gehen, ſo wäre wieder ein weiterer Schritt der breiten Maſſe Indem die Steinkohlen zu allerlei Heeres— und Kriegslieferungen zuerſt Verwendung finden ſollen, ſo ſehen wir ſchon im Voraus, daß eine noch ernſtere Brandnot zu erwarten bevorſteht. Wie ſieht es aber mit den anderen dic ſich in derſelben Brandnotlage befinden, nicht an dieſem oben gewünſchten Anteil nehmen Auch für dieſe, welche ſich in der Lage Beamte ete. können oder wollen. befinden, könnte weiter entgegengekommen werden, wenn pon von der Forſtbehörde dazu beigetragen wird, daß das Holz, das fertig gefällt iſt, abgegeben wird. So hätten auch die Fuhrwerksbeſitzer und Landwirte zu tun mit dem Heimfahren und könnten ihre Zeit Denn die Frühjahrszeit iſt zu koſtbar, weil abhängig iſt. Dann könnten Holzes daran die Brennholz— in Frage kommenden Leuten ihren Brandnotbedarf decken könnten. So wäre nun n geholfen und wäre Sorge getragen für die Zukunft. Nur eins wäre noch zu erwähnen, zuerſt für die Viernheimer Breunholzverbraucher ſorgen zu wollen und zwar, daß die Holzhändler von hier und ganz beſonders von auswärts von der Brennholzverſteigerung ausgeſchloſſen ſein müßten, damit das Holz in einer annehmbaren Taxe zu— geſchlagen werden könnte, ſodaß die Viernheimer ihren Be— darf decken können. Denn die Urquell des Waldes iſt die Gemeinde Viernheim, welcher von unſeren Vorfahren ange— pflanzt wurde, wodurch wir heute noch teilweiſes Anrecht haben und ſtolz darauf ſind. Gerade von den Auswärtigen wurde in den Vorjahren immer zuerſt das Holz abgefahren, weil man mit Vorliebe erſt die Verſteigerung und dann die Abgabe abgehalten hat. Dieſes müßte für dieſes Jahr ausfallen im Intereſſe der Vierheimer Bewohner. Dieſe hat alle Jahr Beunruhigung unter den hieſigen Bürgern verur— ſacht, die nach meiner Ueberzeugung auch in Wegfall bleiben dürfte. So dürfte auch das Holz in kommenden Jahren bel der Abgabe an Qualität beſſer ausfallen wie es bei manchen Bürgern der Fall war, daß ſie ſich darüber beklagen mußten. Um all den oben angeführten Punkten gerecht zu werden, benötigen wir die Unterſtützung und das weitere Engegen— kommen des Herrn der Forſtbehörde hier. Nur dann könnte man das gegenſeitige Vertrauen empfinden. Zum Schluß erſuche ich um Abhilfe. Seiten des Herrn laufend beſſer ausnützen. ſie von der Ernährungsfrage anſchließend an die Abgabe de verſteigerungen ſtattfinden ſodaß die Im Namen einer für Alle G Ablage an Wilſon. Das bemerkenswerteſte Ereignis in der weiteren ee der deutſch⸗amerikaniſchen Schwierigksſten iſt die Note, die der ſchwediſche Miniſter des Außern dem Geſandten der Ver. Staaten in Chriſtiania überreicht hat. Die Note nimmt zunächſt Bezug auf den Vorſchlag Wilſons, ſich ſeinem Vorgehen gegenüber anzu— ſchließen und fährt dann fort: Die Politik, die die Regierung des Königs während des Krieges befolgt hat, iſt ſtreng un— parteiiſche Neutralität. Die Königliche Regie— rung hat alles ihr mögliche getan, um treu alle Pflichten zu erfüllen, die ihr dieſe Politic auf— erlegt, und gleichzeitig hat ſie, ſoweit möglich, die Reclèe geltend gemacht, die daraus abzu— leiten ſind. Um ein praktiſches Ergebnis zu er— zielen, hat die Königliche Regierung die Grund— ſätze des Völkerrechts aufrechterhalten, ſich mehr— mals an die neutralen Mächte gewandt, um zu einem Zuſammenarbeiten zu dem genannten Zwecke zu gelangen. Insbeſondere hat die Re— gierung nicht unterlaſſen, der Regierung der Ver. Staaten Vorſchläge zu dieſem Zwecke zu unterbreiten. Mit Bedauern hat die Regierung des Königs feſtgeſtellt, daß die Intereſſen der Ver. Staaten ihnen nicht erlaubt haben, ſich dieſen Vorſchlägen anzuſchließen. Die ſo von der Regierung des Königs gemachten Vorſchläge haben zu einem Syſtem von gemeinſamen Maßnahmen zwiſchen Schweden, Dänemark und Norwegen gegenüber der beiden kriegführenden Parteien geführt. In der Politik, die die Regierung des Königs zur Aufrechterhaltung ihrer Neutralität und zur Sicherung der legitimen Rechte des Landes befolgt, iſt die Regierung des Königs, die ein Herz hat für die unbeſchreiblichen Leiden, die von Tag zu Tag grauſamer auf der ganzen Menſchheit laſten, bereit, jede ſich darbietende Gelegenheit zu ergreifen, um zur Herbeiführung eines nahen dauernden Friedens beizutragen. Sie hat ſich daher beeilt, ſich dem edlen Vor— gehen des Präſidenten anzuſchließen, zu dem Zwecke die Möglichkeiten zur Herbeiführung von Verhandlungen zwiſchen den Kriegführenden zu prüſen. Der Vorſchlag, der den Gegenſtand des gegenwärtigen Schriftwechſels bildet, gibt als Ziel die Abkürzungen der Übel des Krieges an. Aber die Regierung der Ver. Staaten hat als Mittel, zu dieſem Ziel zu kommen, ein Ver— fahren gewählt, das durchaus im Gegenſatz zu den Grundſätzen ſteht, die bis zur gegenwärtigen Stunde die Politik der Königlichen Regie— rung geleitet haben. Die Regierung des Königs, die ſich ſtützt auf die Meinung der Nation, wie ſie durch den einſtimmigen Beſchluß ihrer Vertreter dargetan wurde, will in Zukunft wie in der Vergangenheit den Weg der Neu— tralität und Unparteilichkeit gegenüber den beiden kriegſührenden Parteien weiterverſolgen und wird nur dann ihn zu verlaſſen geneigt ſein, wenn die Lebensintereſſen des Landes und die Würde der Nation ſie zwingen, ihre Politik zu ändern. Das ſind bittere Wahrheiten für Herrn Wilſon. Amerika vor der Entſcheidung. Die letzten Londoner Nachrichten aus Amerika ſind in ihren Einzelheiten noch immer ziemlich widerſpruchsvoll. Aber in der Hauptſache ſind ſie doch auf den Grundton geſtimmt, daß die Hoffnung auf Aufrechterhaltung des Friedens abnimmt. Schon die Reuter-Meldung aus Waſhington, daß das Bundesſtaatliche Ver- ſicherungsamt die Prämien für Kriegs— gefahr bei Fahrten nach allen Richtungen auf 125 bis zu 900% erhöht habe, beweiſt, daß der gegenwärtige Zuſtand nicht mehr lange aufrechterhalten werden kann und mit der Kriegs- erklärung in allernächſter Zeit gerechnet wird. Dies deutet auch eine Meldung des Daily Chronicle“ an, die beſagt, daß man in Regie- rungskreiſen die endgültige Entſcheidung über die Lage zugleich erwartet, wenn die Stellung- nahme aller neutralen Staaten, bei denen Wilſon Schritte unternommen hat, bekannt ſein wird. kühnen und erfolgreich aktiven werden ſollen. Keine ſibereilten Handlungen Amerikas. Amerikaniſche Blätter melden, Wilſon habe Schritte getan, damit die Haltung der Regie— rung während dieſer geſpannten Wartezeit eine Haltung ruhiger Überlegung und über jede Kritik erhaben bleibt, Es wird amtlich bekanntgegeben, daß die amerikaniſche Regierung ſehr darauf ſehen wird, daß Deutſchland und alle anderen fremden Länder keinen gerechtfertigten Grund zu einer Klage haben ſollen. Allgemeine Anweiſungen ſind an die Beamten der Bundes— regierungen in allen Teilen des Landes er— gangen, um jede übereilte Handlung zu ver— meiden, und nichts zu tun, was nicht ganz geſetzmäßig iſt und in das Gebiet der Regierung fällt. * Keine Beſchlagnahme der deutſchen Schiſſe. Waſhingtoner Drahtungen finden es im Hinblick auf die übertriebenen und irreführenden Berichte über die einfachſten, ſeit Abbruch der Beziehungen zu Deulſchland ergriffenen Ver— waltungsmaßnahmen bezeichnend, daß die hart— näckigen Meldungen über die bevorſtehende Beſchlagnahme der durch den Krieg in amerikaniſchen Häfen feſtliegenden Schiffe eine amtliche Erklärung hervorgerufen haben, daß ein ſolcher Schritt nicht einmal erwogen werde. verſchiedene Kriegsnachrichten. Abwehrmaſßznahmen Englands gegen den U⸗Bovtkrieg. Die engliſche Regierung beabſichtigt, ſchwedi⸗ ſchen Blättern zufolge, ihren Durchſuchungs— hafen für gekaperte Schiffe von Kirk wall nach Haliſax(Kanada) zu verlegen. Sie unterhandelt bereits mit der norwegiſchen Re— gierung über die Ordnung neuer Seefahrtver— hältniſſe, um den ſkandinaviſchen Paſſagierverkehr zwiſchen Amerika und Skandinavien aufrecht zu erhalten. Die Marinebehörden erklären jedoch, die Verlegung des Durchſuchungshafens nach Halifax ſei zur Winterzeit wegen der herrſchenden Eisverhältniſſe mit ſehr großen Schwierigkeiten verbunden. N „An der Anere.“ Die engliſchen Angriffe im Sommegebiet verfolgen das Ziel, die engliſchen Stellungen, wo ſie nach dem erfolgloſen Zuſammenbruch der großen Offenſive im vorigen Sommer beſonders ungünſtig liegen, an einzelnen Abſchnitten der Sommefront zu verbeſſern. Beſonders die An— ſtreugungen der Engländer im vereiſten Ancre— bachtale dienen dieſem Zwecke. Die Einnahme des zuſammengeſchoſſenen Ortchens Grand— court, deſſen freiwillige Räumung den Engländern drei Tage verborgen geblieben war, bezeichnet der engliſche Bericht als einen neuen Markſtein des Generals Haig auf dem Wege nach Bapaume, woraus zur Genüge hervorgeht, daß die Engländer nach den Mißerfolgen des vorigen Jahres ihre Anſprüche äußerſt gemäßigt haben. Der Funkſpruch Lyon erklärt, daß durch die Einnahme von Grand— court ſich die Zahl der zurückeroberten Dörfer auf 53 erhöhe, eine Feſtſtellung, in der ſich weniger Triumph als Hoffnungsloſigkeit aus— ſpricht. Die deutſchen Truppen beſtehen den dritten Kriegswinter in der gleichen unerſchütter— lichen moraliſchen Haltung, wie die beiden ver— floſſenen, ſie leiden wenig unter der Kälte, da ſie gut ausgerüſtet, gut verpflegt ſind, und die Unterſtände auf der geſamten Front durch Holz— kohlenöſen erwärmt werden. In unzähligen durchgeführten Unter— nehmungen von Kundſchaftern und Patrouillen drückt ſich jener ungebrochene Kampfgeiſt aus, mit dem ſie den Ereigniſſen des Frühjahrs entgegenſehen.. Alle mobilen Franzoſen an die Front. Nach einer Meldung des„Nouvelliſte“ aus Lyon hat der Heeresausſchuß der franzöſiſchen Kammer beſchloſſen, daß alle mobiliſierten Offiziere, Unteroffiziere und Mannſchaſten den und Reſerve-Kampftruppen * zugeteilt Stellung Die große Offenſive der Verbündeten. Im„Echo de Paris“ ſchreibt General Cherfils: Die Ziviliſten hinter der Front dürfen nicht in⸗ folge verurteilenswerter Entnervung das Ober⸗ kommando zur Oſſenſive drängen, ehe alle Mittel zuſammengebracht und bevor ſie mit denjenigen unſerer Verbündeten in Einklang gebracht ſind. Die Ergebniſſe können nur entſcheidend ſein, wenmeine berraſchung mil ſolcher Uber— legenheit an Mitteln ausgeführt wird, daß beim erſten Stoß das Gleichgewicht der gegenüberligenden Front unrettbar geſtört iſt. 1. Italieniſche Hoffnungen auf den neuen Flottenchef. Die italieniſche Preſſe hegrüßt die Ernennung Thaon de Revels zum Flotteuchef mit großer Zuverſicht. In einem ſtark zuſammengeſtrichenen Artikel hoſſt„Corriere della Sera“, daß der neue „Marinegewaltige“ den Augiasſtall des Marine— miniſteriums ſäubern und der italieniſchen Flotte eine neue Periode des Ruhmes und des Sieges eröffnen werde. Auch„Giornale d'Italia“ und„Tribuna“ ſind davon überzeugt, daß Thaon de Revel glänzend ſiegen werde, falls es die öſterreichiſche Flotte wagen ſollte, ihre Schlupfwinkel zu verlaſſen, wohin ſie ſich aus Angſt vor der italieniſchen Flotte verkrochen hätte.— Der Herzog der Abruzzen ſelbſt richtete an die Flotte Abſchiedsworte, die derart ſchwach und inhaltslos ſind, daß ſie nicht einmal die bei ſolchen Anläſſen üblichen Verlegenheits— phraſen zu Hilfe nehmen. 7 2 1. 2 8 Engliſche Soldaten als Mörder. Die franzöſiſche Beſtialität der bekannten „Nettoyeurs“ hat auch bei den Engländern Schule gemacht. Sie haben in den Kämpfen an der Somme in gleicher Weiſe verwundete und wehrloſe Gefangene ſyſtematiſch ermordet. Nur haben die Engländer dafür nicht beſondere „Säuberungstrupps“ gebildet, ſondern Morde durch die Kampftruppen ſelbſt verüben laſſen. Ob und inwieweit dieſe bisher nicht ſeſtſtellen laſſen; häufige Vorkommen, noch dazu unter den vermuten. Über derartige niederträchtige Mordtaten nur einige Beiſpiele aus eidlichen Ausſagen deutſcher Zeugen: fanterie-Regiments vor Maurepas in der zweiten Stellung. Halb links vor ihr und Höhe, die von der zweiten Stellung aus gut einzuſehen war. zweiten Stellung lag der erſte feindliche und der erſte deutſche Graben im Tale, ſo daß von dem erſten deulſchen Graben jene Höhe nicht beobachtet werden konnte. Die der Höhe von dem zweiten von 7* durck Abend beobachtete, wurden Seiten deutſche Soldaten Glas gegen verſchiedenen Dann traten die zehn Mann zuſammengeſtellt. i auf die Engländer zurück und warfen einer von Engländer waren ſi ch die zu Boden, ohne daß wieder erhob. worauf ſchwanden. Die Gefangenen ver⸗ zur Wehr geſetzt. Am nächſten Abend mußten Teile giments vor dem Dorfe La Boiſelle vorüber gehend eine Stellung ländern Stelle mußten drei am räumen und den Eng— überlaſſen. An einer Fuß verwundete Sol— mitgenommen werden konnten, Kurz darauf (Hochländern) die nicht werden. daten, zurückgelaſſen mit Stirnſchüſſen Einnahme niedergemacht Verwundeten waren nach den Engländern drei Sie von die ſand ot vor. worden dieſe auf den Streik ausgeſprochen ſei, ein Stand— Handlungen auf höheren Befehl zurückzuführen ſind, hat ſich doch läßt das 0 1 1„„,„„ ſentſpurf ſieht vor! Am 1. Juli 1916 war ein Teil eines In- lag ein Wald, in dieſem das ſogenannte„Rote Haus“. Halb links hinter dieſem Hauſe befindet ſich eine Zwiſchen dieſer Höhe und der Entfernung deutſchen Graben betrug etwa 800 bis 1000 Meter. Wie ein deutſcher Offizier des Regiments durch ſein 5 engliſche in drei Gruppen zu je zehn bis fünf- Ge⸗ fangenengruppen Handgranaten, die mitten in den Gruppen explodierten. Die Gefangenen ſtürzten ihnen weder be⸗ waffnet geweſen, noch hatte ſich einer von ihnen g g 9 ehrlich ſagen, des Re- den eroberte das Regiment dieſe Stellung wieder zurück und der Zur ſelben Zeit beobachteten verschiedene Regimentsangehörige, zum Teſl mit Ferngläf wie die Eugländer 5 erſten deutſchen Graben vindrangen, Rauch⸗ granaten in die Unterſtände warfen und die Deutſchen dadurch zwangen, herauszukommen. Mit hoch erhobenen Händen kamen die Leute waffenlos heraus und wurden von den Eng⸗ ländern geſangengenommen. Nach einer Weile ließen die Engländer die Gefangenen einzeln nacheinander im Abſtasde von etwa zehn Schritt auf dem Schützengrabenrande auf eine beſtimmte Stelle zu mit hoch erhobenen Armen gehen. Sobald der einzelne Gefangene an einer be⸗ ſtimmten Stelle angelangt war, fiel er nach hinten über in den Schützengraben. Offenſicht⸗ lich ſchoſſen die Engländer alle dieſe Gefangenen kallblütig nieder. Von verſchiedenen Seiten ſind dieſe Angaben eidlich beſtätigt. Derartige Vorgänge, die ſich zum Teil in vollſter Offentlichkeit abgeſpielt haben, können den engliſchen Oſſizieren gar nicht verborgen geblieben ſein. Sie haben ſich ſo zu Mitſchuldigen gemacht. DK. 5 Politiſche Rundſchau.. Deutſchland. * Im Staatshaushaltsausſchuß des preuß. Abgeordnetenhauſes kündete der Eiſenbahn— miniſter eine Reichs verkehrsſteuer an, die unter allen Umſtänden kommen würde. Der Zeitpunkt ihrer Einführung werde von der Be— laſtung des Reiches abhängen. Zugleich ſei eine Tariferhöhung der einzelnen Staatsbahnen für Güter- und Perſonenverkehr geboten, die möglichſt erſt nach der Reichsverkehrsſteuer und nach dem Kriege eintreten ſolle. Auf eine An— frage, ob die Eiſenbahnverwaltung jeden Eiſen— bahnerverein zulaſſen könne, erklärte der Miniſter, daß dies geſchehen könne mit der Einſchränkung, daß in den Satzungen des Vereins beſtimmt und unzweideutig ein Verzicht punkt, der vom Landtage gebilligt ſei. Im Reichsjuſtizamt wird zurzeit ein Geſetz— entwurf über Vereinfachungen und Er— 1 der 2 e ine siche Anord ſparniſſe in der Rechtspflege vor⸗ Augen der Vorgeſetzten, eine ſolche Anordnung ö Bundesrat und demnächſt auch— wahrſcheinlich bereitet, der mit möglichſter Beſchleunigung dem unmittelbar nach ſeinem Zuſammentritt— dem Reichstag unterbreitet werden wird. Der Geſetz— Einſchränkung der Privat— klagen, gegebenenfalls durch Hinauszögern des Hauptverhandlungstermins, Einſchränkung der ſtaatsanwaltlichen Verfolgungspflicht, Verſchiebung der Kompetenz der einzelnen Rechtsinſtanzen (alſo z. B. Einführung der Zuſtändigkeit des Schöffengerichts an Stelle der Strafkammern und der Strafkammer an Stelle des Schwur— gerichts), in einzelnen Fällen Verminderung der Richterzahl in den Spruchkollegien und ähn— liches. Die Vorarbeiten ſind noch nicht ab— geſchloſſen, ſollen aber ſehr beſchleunigt werden. Frankreich. * Der Miniſter für„Transport, Zivil- und Militärverpflegung“ Herriot erklärte im Senat nach heftigen Angriffen, er habe erwirkt, daß vier Jahresklaſſen unter gewiſſen Be— dingungen von der Front zurückge- nommen werden ſollten, um in den Berg— werken zu arbeiten, wo außerdem eine Anzahl Kriegsgefangener beſchäſtigt ſei. England habe verſprochen, zur Behebung der Transport— ſchwierigkeiten 20 000 Wagen zu ſenden. Er hoffe, in einiger Zeit Beſſerung ſchaffen zu können, doch müſſe man dem Lande offen und daß ernſte Zeiten kommen würden. Frankreich werde zwar triumphieren, müſſe aber Entbehrungen und Einſchränkungen auf ſich nehmen. Amerika. * Staatsſekretär des Außeren Lanſing hat Reedern in den Slaaten geſtattet, ihre Schiffe zu Verteidigungszwecken gegen Unterſeeboole mit Geſchützen zu ver⸗ ſehen. Die Regierung verlangte vom Parlament die ſchleunige Verabſchiedung der Vorlage über das Recht der Requirierung von Handels— schiffen Ver. Der Fall Guntram. 22] Kriminalroman von Wilhelm Fiſcher. (Forlſetzung.) ein ertappter Ehemann,“ rief man lachend und blickte zur Türe hinaus, ſo daß Wrede, als er nun hinaustrat, in dem Gewühl da draußen die Spur ſeines „gehetzten Edelwilds“ verlor, dafür aber dem ſchlecht gelaunten Kriminalkommiſſar in die Hand lief, der über ſein Pech wetterte wie ein Türke, ſich aber lachend bald eines Beſſeren beſann. Nrand zog den ehemaligen Kollegen ans Büſett und lud ihn zu einem Glas Bier ein. „Stoßen wir an auf die Anziehungskraft der Erde!“ lachte er luſtig auf.„Stu ſorgt dafür, daß keiner verſchwinden kann, und epidemiſch erweitert ſie ihre Macht auf alle Lebeweſen. Die Anziehungskraſt einer gewiſſen Erbin hält ihn hier ſeſt; ſeine die andere; ſo drehen ſie dann bald ſo kleine Kreiſe, daß wir ſie mit einem Schlag zuſammenklappen können.“ Wrede erzählte die Beobachtung, die er ſoeben gemacht hatte. „Das war ſie unter nickte der Kommiſſar ſeelenvergnügt. wir ihr das zweifelhafte Vergnügen der Ausſprache nit unſerem Freund von der anderen Fakultät. Sie wiſſen, was die Liebe ſorgſam verhüllt und verſchweigt, bringt der Haß an den Tag.“ Lariſch, der natürlich nicht an Erna dachte, ſondern der Meinung war. die Kellnerin aus „Irgend allen Umſtänden,“ „Laſſen der Weinſtube vor ſich zu haben, mit der er nach der Polizeiſtunde, wenn Jerſchkes auſ— gebrochen waren, zuſammenkommen wollte, folgte der Einladung der Fremden im Domino, um mit ihr ein ſpäteres Rendezvous zu verab— reden und ſie auf ſpäter zu vertröſten. Wie vom Blitz getroffen taumelte er zurück, als Erna die Maske zurückſchob; aber ſeine ganze Energie zuſammenraffend meinte er in zornigem Ton:„Biſt du wahnſinnig geworden! Was fällt dir ein? Willſt du dich und mich ver— derben?“ „Da lies!“ Sie überreichte ihm den Brief ihres Bruders, den er mit höhniſchem Lachen zurückgab: „Der Schuft! Alſo er war hier, um auf eigene Rechnung zu operieren. Der elende Be— trüger.“ „Verteidige dich!“ ſagte ſie auffallend ruhig. „Ich ſage dir, verteidige dich!“ „Das habe ich gar nicht nötig. Auch habe ich keine Zeit dazu. Mein Fernbleiben wird auffallen. Es handelt ſich um ein Vermögen, das uns entgeht.“ „Uns!“ lachte ſie ſchrill auf. „Ja uns! Ich werde dir das nachher aus— einanderſetzen. Nimm Vernunft an. In einer halben Stunde will ſch dich hier treffen und dir klaren Wein einſchenken.“ „Gut! ich will dir die Friſt geben. Ju einer halben Stunde erwarte ich dich hier. Kommſt du nicht, dann laſſe ich dich vom Tiſch weg verhaften. Geh, Verräter!“ „Erna! Nicht dieſen Ton und nicht dieſe Geſte, wenn du nicht willſt. daß ich ein Ende mit dir mache. Aus deinen Drohungen mache ich mir ſo viel!“ er ſchnippte mit den Fingern. „Geh!“ ſagte ſie nur mit einer befehlenden Geſte. Achſelzuckend ging er. Dieſe Begegnung war ihm doch ſo in die Glieder gefahren, daß er froh war, als Jerſchke zum Aufbruch mahnte, wobei er Lariſch dringend erſuchte, ſich nicht ſtören zu laſſen. Irma atmete auf, als der entlarvte Glücksritter nicht auf ſeiner Begleitung beſtand, ſondern ihnen nur das Geleit bis zum Veſtibül gab. Im Gewühl der Masken verſchwand Lariſch ſeinem Verfolger und auf verſtecktem Weg eilte er zu Erna, die ihn bereits erwartete. Es war ſpät geworden. Die Lampions, die den wunderſchönen, baumreichen, mit Seufzer— bänken aller Art ausgeſtatteten Park erhellten, waren größtenteils erloſchen. Er zog ſie in das Dunkel hinein. Seltſamerweiſe ſträubte ſie ſich nicht. „Komm,“ ſagte er rauh,„dort ſind wir un⸗ geſtört, denn ich habe dir vieles zu ſagen und zu erklären.“ Sie lachte höhniſch, als ſie bemerkte, wie er ſich öfters umdrehte, um ſich zu überzeugen, ob man ihm folge, und mit der rechten Hand lockerte ſie den Dolch, den ſie an ſich trug, ſo in einer Scheide, daß ſie ihn leicht herausziehen konnte; ſie kannte den Mann zu genau, um ihm nicht einen Mord zuzutrauen. „Erna,“ ſagte er und zog ſie auf eine Bank nieder, die von Gehüſch verſteckt in einem ſchmalen Seitengang ſtand, der ganz im Dunkel lag.„Nimm Vernunft an. Unſere Beziehungen bleiben ja die alten, denn ich liebe dich, du mein Feuermeer!“ Und wild ſie an ſich preſſend, küßte er ſie mit der Glut raſender Sinnlich⸗ keit, die ſie mit dem leiſen Schrei ſeliger Luſt erwiderte. „Mein Bruder hat alſo unrecht, Stefan; du liebſt mich noch?“ fragte ſie aufatmend. „Wer könnte dich haſſen, Feuermeer!“ ſtammelte er.„Wer dich haßt, kennt die Liebe ſchlecht.“ „Sie iſt ſchön,“ ſagte ſie wehmütig. „Sie iſt auch reich! Mit ihrem Gelde ſind wir geborgen für alle Zeit. Ich kaufe dir dann eine Villa, ſtatte dich aus wie eine Fürſtin..“ „Ach, ſo iſt das gemeint,“ kam es ziſchend über ihre Lippen,„du meinſt, weil ich das un⸗ ſelige Weib in den Tod gehetzt habe, weil ich eine Mörderin bin in deinen Augen, wäre ich gut genug zu ſolchem Handel. Nein, nein, lauſendmal nein! Lieber den Tod als ſolche Schmach.“ Wütend nagte er mit den Zähnen an ſeiner Unterlippe: „Lächerlich, Erng. Solche philiſtröſen Be⸗ denken, wenn es ſich um Millionen handelt. Um eine Million Mitgift würde ich mich ſogar der Bigamie ſchuldig machen. Du haſt die In⸗ ſtinkte des Verbrechers in mir wachgerufen, du warſt die Seele unſerer Unternehmungen und jetzt, wo es ſich um den Hauptſchlag handelt, der uns zu reichen Leuten macht, ſträubſt du dich. Wenn dem goldenen Gänschen die Federn ausgerupſft ſind, gehöre ich dir wieder ganz.“ ei dieſem Angriff in 1665 Hus Frankreich entfloben. Leidensgeſchichte eines Gefangenen. Ein aus franzöſiſcher Gefangenſchaft nach New Pork entflohener deutſcher Offizier befand ſich nach ſeiner Gefangennahme mit etwa ſieben bis acht Mann auf dem Abtransport in den erſten franzöſiſchen Gräben, die durch überaus ſtarkes Maſchinengewehrfeuer von deuſſcher Seite beſtrichen waren. Da er franzöſiſch ſprechen konnte, ging er den Mannſchaften voran. Ihnen begegnete ein franzöſiſcher Hauptmann, der ſeinen Revolver zog und dem deutſchen Offizier befahl, mit ſeinen Leuten ſoſort den Graben zu verlaſſen und in das Maſchinengewehrfeuer hin— auszugehen. Als dieſer widerſprach, ſetzte der franzöſiſche Offizier ihm den Revolver vor den Kopf mit den Worten:„Wenn Sie nicht ſoſort den Befehl weitergeben, ſind Sie ein Mann des Todes und Ihre Kameraden mit Ihnen.“ So mußte er denn den traurigen Befehl geben. Kaum außer Deckung, wurden gleich einige Deutſche verwundet. Der Offizier nutzte die Gelegenheit aus und rannte nach den deutſchen Gräben zu. Die Franzoſen ſchoſſen hinter ihm her. Unverletzt konnte er ſich jedoch zunächſt in einen Granatſprengtrichter retten, in den nach kurzer Zeit auch noch zwei von ſeinen Leuten kamen. Sobald das deutſche Feuer nach— gelaſſen hatte, wurden ſie wieder von den Fran⸗ zoſen hervorgeholt und aufs neue als Gefangene abgeführt. Auf dem Wege zum Gefangenenlager waren ſie den ärgſten Beſchimpſungen und Mißhand— lungen ausgeſetzt. Einmal erhielt der Offizier ohne Grund einen Kolbenſchlag auf den Kopf. Daneben hagelte es ungezählte Fußtritte. Geld, Uhren und alle ſonſtige Habe wurde den Ge— fangenen geſtohlen, die Knöpſe von den Uni⸗ formen als„Erinnerungen“ abgetrennt. Helme, Mützen uſw. verſchwanden nach und nach. Lediglich dank ſeinem euergiſchen Auftreten wurde der Offizier ſelbſt als einziger hiervon verſchont. Zwei Tage lang gab es nichts zu trinken und ſo gut wie nichts zu eſſen. Im Lager La Pallice, wohin ſie ſpäter gebracht wurden, war die Behandlung in jeder Hinſicht menſchenunwürdig. Weder Ofen noch Stühle, nicht einmal ein Tiſch oder eine Bank waren vorhanden, Strohſäcke auf feuchter Erde bildeten das einzige Mobiliar, darüber als Decke ein den Regen völlig durchlaſſendes Dach. Für 1200 Mann mußten etwa ſieben Waſſerhähne ausreichen. Die Abortverhältniſſe waren himmel⸗ ſchreiend. Dazu täglich harte und ungerechte Beſtrafungen. Selbſtverſtändlich hat die deutſche Regierung ſofort auf Abhilfe gedrungen. Die kühne Flucht dieſes Offiziers iſt wieder ein Beiſpiel dafür, daß ſelbſt die unmenſchlichen Leiden franzöſi— ſcher Geſangenſchaft deutſchen Wagemut und Unternehmungsgeiſt nicht zu brechen vermögen. D. K. Volkswirtſchaftliches. Brotſtreckung. e. Reichs-Geſetzblattes iſt eine Verordnung des Präſi— denten des Kriegsernährungsamts erſchienen, nach der zur Streckung bei der Bereitung von Roggen- brot, auch Rüben, mit Ausnahme von Zuckerrüben, zugelaſſenen Rüven, insbeſondere Kohl- und Futterrüben, eignen ſich in jeder Form, roh, gekocht, getrocknet, oder ge- Roggenbrotes, Trockenrüben 10 bei: 5; 5 10 g rodenrüben 10, bei eine Operation kann dann der Urſprungsherd Für die Selbſlverſorger nicht mehr geheilt werden. der kleineren Städte wird die Streckung des Brotes mit be un chen, 9 0 Einſpießen von Gerſtengrannen in die Schleim— haut des Mundes, beſonders der Mandeln ent- dürfen. Die ſo verwendet werden mahlen zur Streckung des falls der Zuſaßtz hei ſuiſchen Rüben, die gepreßt worden ſind, 60 auf 100 Gewichtsteile beträgt. auf dem Lande und für die Bewohner Rüben in jeder Form eine wertvolle Unterſtützung Brotverſorgung darſtellen. berechnet, dem Brot zugeſetzt werden, die an 10% werden müſſen. reckung mit Kartoffeln ſaſt ganz unterbleiben r allgemeinen Knappheit an Lrocknungsanſtalten Kartoffelflocken nicht geſtellt werden können. An Stelle der lieferten Kartoffelflocken hat die Reichsgetreideſtelle die Kommunalverbände als Streckungsmittel hat bereits ſeit einiger Zeit müſſen, weil bei Kartoffeln in d In der neueſten Nummer des Zu beachten iſt aber bei dieſer Streckung mit Rüben, daß, falls nicht volle 40% Gewichtsteike Rüben, auf die Trockenſubſtanz 15 Grad Celſius an. en mehr her- bisher ge⸗ Fräte über 10 Zentner angeordnet. jinsbeſondere Gerſtenmehl und Welzenſchrot zur Ver⸗ fügung geſtellt. Dasſelbe wird auch nach 105 Er⸗ laß der oben erwähnten neuen Verorbnung weiter geſchehen, ſo daß hierdurch tatſächlich im allgemeinen, ebenfalls aber in den großen Städten, eine Anderung in der Brolbereitung nicht eintreten wird. von Nah und fern. Eine amtliche Warnung vor dem Gräſerkauen hat der Unterrichtsminiſter er— laſſen. Im Einvernehmen mit dem Miniſter des Innern macht er darauf aufmerkſam, daß die weitverbreitete Unſitte des Gräſerkauens Anlaß zur Strahlenpilzerkrankung geben kann. Es iſt dies zwar eine ſeltene Krankheit, ſtets aber ſehr bösartig, die ſelbſt durch Operation nur ſelten heilbar iſt. Deren Erreger gehört zu den höheren Pilzen. Er findet ſich häufig auf Gräſern, beſonders auf der Gerſte. eee 1. Der letzte Gruß bor der Ausfahrt. Wenn die Zum verſchärkten C- 2. Eingang zum U-Boot-Turm. 3. berg iſt infolge des Kohlenmangels bie Gas⸗ abgabe von einhalb 3 Uhr nachmittags bis zur Dunkelheit und von 11 Uhr abends bis 5 Uhr morgens eingeſtellt. Weitere einſchneidende Maßnahmen ſtehen bevor. Nach 19 Jahren Gewiſſensbiſſe. In der Nacht vom 7. zum 8. Januar 1898, alſo vor Stökingerhofes in Gottſchalling bei Ebelsberg durch Feuer vernichtet. Der Schaden bezifferle ſich auf annähernd 10000 Gulden. Schon damals ſtand der Knecht Franz Böck im Ver— dacht der Brandſtiftung, allein es konnte ihm nichts nachgewieſen werden. Von Gewiſſens— biſſen gequält, ſtellte ſich jetzt B. freiwillig dem Gericht mit der Selbſtbezichtigung, das Feuer angelegt zu haben. Deutſche Schüler in Holland. D eee FFF Ein U-Boot beim Tauchen. —— 7 7 ö f Grannen ſolcher Gräſer ſich in die Haut oder in die Schleimhaut, beſonders des Mundes einſpießen und in die Gewebe dringen, ſo ent— ſtehen zunächſt rötliche Entzündungen, die bald die Neigung haben, die Krankheit in andere Körpergegenden zu verpflanzen. Auch durch Di bisher beobachteten ſind bei Tieren und bei Menſchen durch das ſtanden. Wegen der Bösartigkeit der Krankheit wird die Schuljugend regelmäßig im Frühjahr 1%%„0 darüber belehrt und gew erden. ſehlenden Streckungsmiltel durch andere im§ 5 der darüber belehrt und gewarnt werden Vackverordnung genannte Brotſtreckungsmittel erſetzt Die früher allgemein übliche Brot- Kälte im Weichſelgebiet hat zwar nachgelaſſen, hält aber mit 12 bis — Die elwas auf acht Tage angeordnet. Marienwerder zunächſt ſerſjen in den Schulen In Brom- meiſten der Strahlenpilzerkrankungen Infolgedeſſen haben die Slädte im Einvernehmen mit der Regierung in Källe⸗ In Grau- denz iſt eine Kohlenbeſtandsaufnahme für Vor— in Aachen zur Erholung in verſchiedene hollän— olſche Grenzorte gebracht. Eine Frau in der Uniform Militärarztes. D na i in ſurt a. M. verhaftete die F die ſich dort als öſter Uniform aufhielt und in ver Betrügereien verübte. Eine Kiſte ſtohlen. Der ſtühere Paul Pietſch, der als Aushil Poſthalterei in Ham dringe erde, abends Poſtamtes eine Kiſte mit ſtohlen zu haben. Flüchtigen und Geldes iſt eine Bel ausgeſetzt. Schließung der Pariſer Wareuhäuſer. ſranzöſiſche Regierung beabſichtigt zur weiteren Kohlenerſparnis die großen Geſchäfts— häuſer, wie Louvre, Printemps, Bonmarchs ſchließen. Die bisherigen Maßnahmen haben eines — zyranlk⸗ Del . 5. chledenen 41000 Mark Kutſcher und Arbe hſtillon bei eſchäſtigt war auf dem& 41 000 Mark die Ergreifung erherbeiſchaffung von 177 tauſend Mark Die etwa 19 Jahren, wurde ein Teil des Dieſer Tage wurde eine größere Anzahl von Schülern keinen Erſolg gebracht, ſo die Schließung der Theater uſw. Auch die öfſentlichen Bäder ſollen geſchloſſen werden. Amundſens Nordpolexpedition. Roald Amundſen iſt aus Amerika in Liverpool einge- troffen. Der Südpolenldecker hat ſeine große Expedition zum Nordpol einſtweilen verſchoben. Er will erſt im Sommer 1918, wahrſcheinlich Amundſens neue Ex⸗ aus Sibirien aufbrechen. pedition wird ſich in der Hauptſache auf Flug— maſchinen ſtützen. Der Forſcher ſelbſt fliegt bereits ſehr gut und er will auch einige europäiſche Flieger von Ruf mitnehmen. Im ganzen wird die Expedition aus zwölf Mit— gliedern beſtehen und ſoll vier Jahre unter— wegs ſein. Vrand fibiriſcher Kohlenlager. e rieſigen Kohlenlager der ſibiriſchen Bahn ſtehen Woche in Flammen. Der Mangel jeräten macht es unmöglich, des Feuers 1 Die n den ge— ber den id angenommen, kehr auf der ehr änkungen er- peiſen. Es der Zuagve ihn bedeutende Einſch Wr eee— — a— Rriegsereignille. 1 l von ſcheitern in der Hauptſache, nur che Abteilung dringt nahe dem Anereufer in die vorderſten deutſchen Gräben.— An der Aa mehrere ruſſiſche Vor— ſtöße abgewieſen. 5. Februar. Die aucourt öſtlich Eng⸗ ämpfe Beaulencourt, eingedrun Neue! bei ru „Schurke!“ rief ſie höhniſch aus.„Ver— blendeter Narr! Du a Ich könnte dich frei geben und dir agen, gehe hin und reiße ſie in dein Verderben. Mit leichtem Herzen könnte ich dich frei geben, aber ich will nicht. So frech dein Plan auch iſt, o kühn er dir ſcheint, ich will nicht.“ „Und was würdeſt du tun, wenn ich dir trotze?“ fragte er lauernd. Mit einer wilden Gebärde ſchlug ſie den Domino zurück, und ihre Hand auf das Herz preſſend, ſagte ſie entſchloſſen:„Wenn du morgen nicht mit mir von hier abreiſt, werde ich Fräulein von Winterfeld vor dir warnen.“ „„Dein letztes Wort?“ er ſtierte auf ihren blendendweißen Hals, der ihm lockend entgegen— leuchtete. „Ic!“ rief ſie. Wie ſchön war ſie nicht, wie lockend nicht be zarte Rundung von Hals und Buſen! zum Erwürgen lockend, ſchrie es in ihm; er„ſah rot“ und mit feſtem Griff fuhr er ihr mit der rechten Hand nach der Kehle, die er mit ſo brutaler Kraft zuſammenpreßte, daß ſie keinen Hilferuf ausſtoßen konnte. Mechaniſch und inſtinktiv ſtieß ſie den Dolch, den ſie erfaßt und gezogen hatte, mit der Kraft der Verzweiflung ihm bis ans Heſt in die Magengrube. Wütend vor Schmerz drückte er ſie nieder: mit beiden Händen ſtrangulierte er ſie, und wie ſie langſam unter dem brutalen Druck ſeiner nervigen Fäuſte erſtickle, ſchwanden dem Mörder die Sinne. So, die beiden Fäuſte um ihren Hals ge⸗ klammert, riß er ſie zu Boden: in dieſer furcht⸗ Zeele. rb een. biſt mein mit Leib und e Lage auf dem erdroſſelten, maskierten Weib perblutete er an der tödlichen Wunde, die ſie ihm beigebracht hatte. In der Ferne, vom Kurhaus herüber, er— klangen die luſtigen Weiſen einer Mazurka; in Gebüſch und Gelaub rauſchte der Wind ſein Sehuſuchtslied der Sonne entgegen; dann wurde es ſtill drüben, die Lichter erloſchen, und Grabesruhe folgte auf den Mummenſchanz. 13. Der Kriminalkommiſſar hatte trotz ſeiner Müdigkeit eine unruhige Nacht. Das plötzliche Verſchwinden des Verbrechers und die vom Hotelportier des„Naſſauer Hofs“ beſtimmt ge— gebene Verſicherung,„daß der Herr Baron noch nicht zurückgekehrt ſeien,“ beunruhigte Brand mehr, als er ſich ſelbſt geſtehen wollte. Auch dem Privatdetektiv ging es nicht viel beſſer; er war es auch, der dem Kriminalkommiſſar gegen— über die Befürchtung ausſprach, daß es dem verſchlagenen Weib nicht doch noch gelungen wäre, den Verbrecher unter irgend welchen Vor— ſpiegelungen zur Flucht über Hals und Kopf zu bewegen. Brand hatte zwar energiſch abgewinkt, aber in ſeinen wirren Träumen kam dieſe Be⸗ ſürchtung doch zum Ausdruck. Er war froh, wie der Morgen anbrach; er ſprang ſofort auf, und ein paar Minuten ſpäter klopfte er an Wredes Tür, der ihm ſofort öffnete. „Mein Zimmer liegt unter dem Schlaf⸗ zimmer unſeres„gehetzten Edelwilds“, Herr Kommiſſar,“ flüſterte Wrede dem frühen Be⸗ ſucher zu.„Ich habe die ganze Nacht lein Auge Lärm.“ „ f ‚ „Na, lieber Freund,“ knurrte Brand gelaunt,„wir ſind doch unverbeſſerliche Ef [lech . beiden in dem Hotel der Sirene...“ Er ſprach nicht aus, ſondern ging erregt im Zimmer auf und ab. „So nahe dieſer Gedanke auch liegen mag,“ meinte Wrede, ſich den Kragen knöpfend.„Wenn auch die Liebe eines ſchönen Weibes der Kerker des Mannes iſt, die beiden ſchlafen nicht den Schlaf der Liebe, die Furcht des einen vor dem andern iſt der Kitt dieſes Bundes.“ „In ein paar Stunden werden wir wiſſen, woran wir ſind. Im übrigen: Schönheit kündigt allen Zorn; und die Furcht tut den Reſt. Man lernt eben nie aus und bleibt ewig ein Slümper.“ „Sie glauben alſo auch an die Möglichkeit der Flucht?“ Der Kriminalkommiſſar zuckte mit der Achſel: „Ich glaube an alles und an nichts. Wenn ich von dieſem leidenſchaftlichen, energiſchen Weibe, das ich ſtudiert habe, auf den Mann ſchließe, den ich noch nicht geſehen habe, donn hat ſie ihn entweber verſöhnt und zur Flucht ge— wonnen, oder ſie hat ihn vernichtet. Soviel aber weiß ich, Fräulein von Winterſeld iſt von ihm verſchont. Kommen Sie, friſche Luft gibt ſriſche Gedanken.“ Brand ging mit dem ehemaligen Kollegen nach dem Kurgarten zu, deſſen Gittertüren von den Parkwächtern gerade geöffnet wurden; wie ſie einige Schritte hinter dem Muſikkiosk waren. zugetan und hinaufgehört, nicht der geringſte zringen uns um unſeren Schlaf, indeſſen die te ihnen ſchr turz (ane eta ö ſchnellſten Lal ſchlecht fregung n und mit allen Zeichen 1 emſuchend und rück- „Furchtbares hen... Voppelmord... Herr und'ne.. Masken... Do— mino... liegen im Gebüſch... tot und ſteif in ihrem Blut.. muß Sie zurückweiſen. Moine Inftrnkffg, Meine Inſtruktione Brand war üb tauſchte einen raſche hilfen. „Meine Inſtruktionen für ſolche Fälle gehen hier vor,“ er überreichte dem Manne ſeine Legitimationskarte.„Ich bin Kriminalkommiſſar, auch dieſer Herr iſt Kriminalbeamter. Wir ſind dienſtlich hier.“ „Verzeihen Sie, Herr Kommiſſar. Ich bin ja ſo ſroh, daß Sie mir die Verantwortung ab— nehmen. Beſehlen Sie ganz über meine Perſon. Das Pech, daß auch gerade ich die Nachtwache hatte und nichts merkte bis jetzt! Auf uns wird viel zu viel abgeladen, und wenn ich nicht gleich für Abſperrung ſorge...“ Der Mann war wie verſtört. ſcht zuſammengefahren, or Mie 11 177 N Blick mit ſeinem Ge— Gu 23(Fortſetzung folat.)