Belanntmachung. Betr.: Erhebung der Kartoffelvorräte am J. März 1917; hier Ab⸗ lieferung der überſchüſſigen Kartoffelmengen.. Die bei der am 1. März l. Js. erfolgten Erhebung feſtge⸗ ſtellten Kartoffelvorräte ſind am Mittwoch, den 28. März nachm. von I bis 5 Uhr in der Götheſchule dahier zur Ablieferung zu bringen. Diesbezügl. Aufforderungen werden den einzelnen Ablieferungs- pflichtigen in den nüchſten Tagen durch die Polizei zugeſtellt. 0 Wir erwarten beſtimmk, daß alle Ablieferungspflichtigen die Ablieferung an dieſem Tage bewerkſtelligen und wir würden es ſehr bedauern, wenn wir die aufgegebene Enteignung und Beſtrafung in die Wege leiten müßten. Viernheim, den 22. März 1917. N Großh. Bürgermeiſterei Veruheim. Lamberth. Bekanntmachung. Betr.: Vaterländiſcher Hilfsdienſt. 2 b a Alle in der Zeit nach dem 30. Juni 1857 und vor dem 1. Jannar 1870 geborenen, uicht mehr Laudſturmpflichtigen männlichen Deniſchen haben ſich bis ſpäteſtens Dienstag, den 27. März l. Is. bei uns Zimmer Nr. 24 zur Eintragung in die Hilfsdienſt⸗Stamm⸗ rolle zu melden und die für die Ausfüllung der Meldekarten erfor— derlichen Angaben zu machen. Nicht meldepflichtig ſind die Per— ſonen, die mindeſtens ſeit dem 1. März 1917 ſelbſtändig oder un— ſelbſtändig im Hauptberuf tätig ſind: 1. Im Reichs-, Staats-, Gemeinde- oder Kirchendieuſte, . In der öffentlichen Arbeiter- und Augeſtellten-Verſicherung, . Nerzte, Zahnärzte, Tierärzte oder Apotheker, In der Land- oder Forſtwirtſchaft; hierzu gehören auch die land— wirtſchaftlichen Gärtnereien, In der See- oder Binnenfiſcherei, In der See- nder Binnenſchiffahrt, N 9 N Im Eiſenbahnbetrieb einſchließlich des Betriebs der Klein- und Straßenbahnen, . Auf Werften, In Berg- und Hüttenbetrieben,„ In der Pulver-, Sprengſtoff-, Munition- oder Waffeufabrikation. Hierunter fallen nur die Betriebe, die unmittelbar, Pulver, Sprengſtoffe, Munition, Waffen oder Teile von Munition und Waffen herſtellen. Gibt nach dem 15. März 1917 ein bisher nach Ziſſer II. von der Meldepflicht Befreiter die dort bezeichnete Tätigkeit auf oder wechſelt er ſeine Beſchäftigungsſtelle, ſo hat er ſich ſpäteſtens am 8. darauf folgenden Werktage bei uns perſönlich zu melden.. Der Einberufungsausſchuß für den Kreis Heppenheim befindet ſich in Darmſtadt Bezirkskommando! 4 Mit Gefängnis bis zu 8 Monaten oder mit Geldſtrafe bis zu 600 Mark, wird beſtraft, wer bei der Meldung wiſſentlich unwahre Angaben macht. 1 1 Mit Geldſtrafe bis zu 150 Mark oder mit Haft wird beſtraft, wer die vorgeſchriebenen Meldungen ſchuldhaft unterläßt, Viernheim, den 24. März 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Bekanntmachung. Am 17. 3. 17. iſt eine Bekanntmachung betreffend Aufhebung der Bekanntmachung vom 29. 1. 1917 Asbeſ betreffend und Abänderung der Bekanntmachung Nr. V. I. 663 /6. 15. K. R. A. betr. Beſtandserhebung und Beſchlag— nahme von Kautſchuk uſw. erlaſſen worden. Der Wortlaut der Bekanntmachung iſt in den Amts— blättern und durch Anſchlag veröffentlicht worden. Stellv. Generalkommando 18. Armeekorps. Arbeiterinnen auch schulentlassene vom 14. Lebenslahre an, werden in grosser Anzahl bei guter Bezahlung gesucht, ebenso auch eine Anzahl schulenflassene Jungen bei Pachtbetrieb der Kriegs Hadern A.-G., Marx Maier Mannheim- Käfertal. Heſetzlice Geſellenprüf Geſetzliche Geſelleuprüfung. Die diesjährigen Geſellenprüfungen ſinden im Monat April ſtatt. An derſelben können alle jungen Handwerker teilnehmen, deren Lehrzeit ſpäteſtens am Schluß der Prüfungen beendet iſt,— An⸗ meldungen zur Prüfung ſind unter Benutzung des vorgeſchriebenen Formulars(bei dem Unterzeichneten erhältlich) bis zum 28. Marz lfd. J. an den Unterzeichneten Ausſchuß zu richten. Die Prüfungs— gebühr beträgt 5 M. und iſt mit der Anmeldung an den Unter— zeichneten einzuſenden. 5 1 Wir machen insbeſondere darauf aufmerkſam, daß die Able⸗ gung der Geſellenprüfung zwingende Vorbedingungen für die Zu⸗ laſſung zur Meiſterprüfung iſt, künftig aber nur noch durch das Be ſtehen der letzteren die Befugnis zum Anleiten von Lehrlingen er— worben werden kaun. Die Verſäumnis der Geſellenprüfung hat alſo ſpäterem pfindliche, nicht mehr nachzuholende Nachteile im Gefolge. Viernheim, den 17. März 1917. 3 Der Prüfungsausſchuß des Ortsgewerbe-Vereins zu Viernheim: Zöller. Waldſtren⸗Verſteiger. ug. Dienstag, den 27. März 1917, von 8 ½ Uhr vorm. an, wird die Waldſtreu auf Wegen und Schneiſen hieſ. Domanialwaldes an Ort und Stelle losweiſe verſteigert. Zusammenkunft am Stock auf dem Lorſcher Weg. Viernheim, den 22. März 1917, Großh. Oberförſterei Viernheim. Groos. Orts⸗Gewerbe⸗Verein Viernheim. Die Aufnahme in die hieſige Sonntags-Zeichenſchule heginnt Sonntag, den l. April und zwar 9 Uhr vorm. in der Schillerſchule, 2, Stock, für Handwerker. Die Schüler über 12 Jahre alt verſammeln ſich ebenfalls 9 Uhr in der Götheſchule, 2. Stock zur Aufnahme. Das Schulgeld beträgt für Alle; 35 60 Pfg. pro Monat für Mitgliederſöhne, 75 Pfg. pro Monat für Nichtmitglieberſöhne. Unbemittelten kann dasſelbe auf Antrag zum Teil evtl. ganz erlaſſen werden. i ö Anmeldeformulare zur Aufnahme haben bis zu obigem Termin nur bei unſerem Rechner, Herrn Zöller, zu erfolgen und bleiben ohne ſolche und ſpätere Aumeldungen unberückſichtigt, Der Rechner: Der Vorsitzende: Zöller. Ro o 5. Bekanntmachung. Betr.: Regelung des Verkehrs mit Brotgetreide., f ö Die Ausgabe der Brotmarken für die Zeit vom 26. März bis 8. April 1917 erfolgt am Montag, den 26. März 1917 im Wacht⸗ lokale des Rathauſes in der üblichen Reihenſolge— f Aenderungen im Perſonenſtande ſind vor der Ausgabe bei uns zu melden. f 5 Wer mehr Brotmarken abholt, als er nach dem Perſonenſtand ſeines Haushalts berechtigt iſt, wird beſtraft. Viernheim, den 23. März 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Aufnahme in die Volksſch Die Aufnahme der ſchulpflichtigen Kinder in die hieſige Volksſchule findet 5 Samstag, den 31. Mürz l. Is. durch Herrn Hauptlehrer Mayr in folgender Reihenfolge ſtatt: Schillerſchule: 8½ Uhr Knaben; 9 Uhr Mädchen. Götheſchule: 10 Uhr Knaben; 11 Uhr Mädchen. f Schulpflichtig ſind diejenigen Kinder, welche bis zu genanntem Tage das 6. Lebeusjahr vollendet habeu. Auf Wunſch der Eltern dürfen auch ſolche geiſtig und leiblich nicht unreife Kinder in die Schule aufgenommen werden, welche bis zum 30. September d. Is. das 6. Lebensjahe vollenden. Bei der Aufnahme ſind die Impfſcheine der eintretenden Schüler vorzulegen. Auswärts geborene haben außer dem Impſſchein einen Geburtsſchein beizubringen. Samstag, den 31. Mürz morgens 8 Uhr Schülerentlaſſung des letzten Jahrgangs. Viernheim, den 24. März 1917. Der Schulvorſtand: Wolf, Dekan. Welche Kinder der Schiller- und welche der Götheſchule zugeteilt ſind, wird den Eltern durch die Schuldiener mitgeteilt. Bekanntmachung Am 20. 3. 17 iſt eine Bekanntmachung betreffend „Höchſtpreiſe für Eichenrinde, Fichtenrinde und zur Gerbſtoff gewinnung geeignetes Kaſtanienholz“ erlaſſen worden. Der Wortlaut der Bekanntmachung iſt in den Amts blättern und durch Anſchlag veröffentlicht worden. Stellv. Generalkommando 18. Armeekorps. Friſch gewäſſerte — 7 9„ Stockfiſch bei Jak. Beyer. Summelt Piiche füllt Küchenabfälle als Futtermittel! Ablieferungszeit täglich von 12—1 Uhr mittags und 7—8 Uhr abends. Maunheimerſtr. 50 ſowohl Bar-Zeichnungen genommen. abholen! Heinr. Rudershauſen Maunheimerſtr. 55. Trüchtiges n Mutterſchwein zu verlaufen. N Alexanderſtr. Nr. 30. Zur gefl. Beachtung! Bei Unterzeichnetem iſt eine Milchzeutrifuge Bezirks-Sparkasse Lorsch. Zeichnungsstelle für die Vl. Kriegsanleihe. Für die VI. Kriegsanleihe werden bei uns und unſeren ſämtlichen Agenturen als auch Zeichnungen auf Einlage-Guthaben entgegen g Die Elnlage-Guthaben ſtehen zu dieſem Zwecke in jeder beliebigen Höhe zur Auf Wunſch laſſe die Abfälle] Verfügung; Kündigung iſt nicht erforderlich. Für drei kg. erhält man 1 Gut- Zur Zeichnung ſind aufgelegt: ſchein, für 30 Gutſchein einen 0 122„ dn ue 0 Haſeu als Prämie. 50% Reichsanleihe zum Kurfe von 98% 6. 0 191 D 51** 5 7 7 7 0 5% Reichs⸗Schuldbucheintragungen zum Kurſe von 97,80% 1 1 0 7 U 0 11 2 1 1617 5 5 9170 2 0 4%„ Reichs⸗Schatzanweiſungen zum Kurſe von 98, auslosbar mit 110 bis 120%. Umtauſch älterer Nelchs-Anleihe-Stücke und Reichsſchatzanweiſungen in neue 4% Reichsſchatzanweiſungen iſt zuläſſig. Zeichnungsſchluß: Montag, deu 16. April 1917, Mittags 1 Uhr. Der Vorstand. zur Milchentrahmung zur gefl. Benützung aufgeſtellt. M. Alter, Waſſerſtr. 2 immer und Küche der ein Kl. Wohnhaus zu mieten geſucht. Johann Mandel 24. Waſſerſtraße 53. 6 Wochen alte f in Beträgen von abgewöhnte i ſtattſinden. Jak. Alter 3. Vorſtadt. Feldkartous zu verkaufen in allen Größen bei Jak. Beyer. FF n 0 85 ſſrſſaſner. E. d. m. u. HI. Schulen, Vereine pp., die bereits bei der letzten karten von uns bezogen haben, werden gebeten, ihren diesmaligen Bedarf baldmög lichſt bei uns anzumelden. Auch bei unſeren Agenturen ſind Kriegsſparkarten erhältlich. Bezirks-Sparkasse Lorsch. Kriegsſparkarten. Auch für die neue Kriegsanleihe haben wir den Verkauf von Kriegsſparkarten l, 2, b, 10 und 20 Mark übernommen. Die Kriegsſparkarten— gelder werden vom 1. Mai 1917 ab bis 2 Jahre nach Friedensſchluß mit 50% ver— Nach Ablauf dieſer Zeit erfolgt je nach Wunſch die Rückzahlung der Beträge 59 5 zinſt. Er E oder die Ueberſchreibung auf Einlagebücher. In Notfällen kann früher Rückzahlung Kriegsanleihe Kriegsſpar— Der Vorstand. Für die VI. Kriegsanleihe werden bei uns sowohl Bar-Zeichnungen auf Einlage-Guthaben in jeder Höhe bis Sonntag, den 15. April 1917 entgegengenommen. Der Vorstand. ls auch Zeichnungen außerdem: Bezirks-Sparkasse Lorsch. Zur Förderung des bargeldloſen Zahlungsverkehrs eröffnen wir mit Wirkung vom 1. Ueberweiſungs⸗ und Scheckkonten bei täglicher Verzinſung und täglicher Verfügbarkeit. Der Zinsfuß für die derart angelegten Gelder beträgt 3%, Die Geſchaͤftsbeſtimmungen ſind jederzeit an der Kaſſe und bei ſämtlichen Agenturen erhältlich, woſelbſt auch jede weitere Auskunft über Anlage und Benutzung der Konten bereitwilligſt erteilt wird. Kassestunden: April l. Js. ab auf Wunſch unſeren Jeden Vormittag von 812 Uhr, Freitag nachmittags von 2—5 Uhr. Der Vorstand. ae e ile. fernheiner Bürger Zeitz Erſcheint wöchentlich dreimal: Geſchäfts⸗ Anzeiger Vereins ⸗ Auzeiger * Anzeigeupreis: Organ für Jedermaun Dieustag, Donnerstag u. Samstag Bezugspreis: 40 Pfg. pro Monat frei ins Haus gebracht Gratis-Beilagen: „Illuſtriertes Sonntagsblatt“, illuſtriertes Unterhaltungsblatt„Deutſche Kraft“, Wandkalender und Fahrplan. Amtsblatt der Großh. Bürgermeiſterei Viernheim Enthält alle amtlichen Ankündigungen der Behörden Vieruheims und Uugebung. Inſerate finden in der Bürger-Zeitung wirkſamſte Verbreitung.— Für Wohnungsinſerate Ausnahme⸗Tarif. Redaktion, Druck und Verlag: J. Martin, Viernheim, Rathausſtraße Die lſpaltige Petitzeile oder deren Raum 20 Pfg., auswärtige Inſerate 25 Pfg., die Reklame-Petitzeile 40 Pfg. Bei öfteren Wiederholungen und größeren Aufträgen entſprechender Rabatt. Beilagen im Gewichte bis zu 8 Gramm 6 Mk. fürs Tauſend. Bei Klage⸗Ethebung, zwangsweiſer Bei⸗ treibung uſw. wird Rabatt hinfällig. —— 1 36 Dienstag, den 27. Mürz 4——— 9 4 Wir und die Feinde. Von beſonderer Wichtigkeit iſt der Eindruck des Er- folges der neuen Kriegsanleihe an ſich, daneben aber auch der Eindruck der geſunden Art, wie er zuſtande kommt bei bewundernswert tragfähiger Verfaſſung unſeres Geldmarktes. Man denke an die zweifelnden Worte, die der engliſche Schatzminiſter über unſer weiteres Können vor kurzem ſprach, daß das engliſche Volk ſeit 1½ Jahren keine Kriegsanleihe mehr hatte und bei ſo langer Schon— zeit der jetzige Erfolg nicht überwältigend iſt, vergegen— wärtige ſich endlich die Wirkung einer glänzenden Zeich— nungsziffer in den Reihen der Feinde und der Neutralen. Dieſer Eindruck wird um ſo gewaltiger ſein, als Rußland, Frankreich und Italien ſchon mit den größten Schwierig— keiten zu kämpfen haben, Geld zu beſchaffen, von dem unſerem Vorgehen entſprechenden, währungspolitiſch ein- wandfreien Wege einer inneren Anleihe gar nicht zu reden, denn dieſer hat ſich für ſie bei mehrmaligen Verſuchen als kaum noch gangbar gezeigt. Es mag im übrigen vielen gegen die Natur gehen, daß bei Beſprechung der Deckung des Geldbedarfs unſeres Vaterlandes auch einige Worte über die rein geſchäftliche, Seite mit unterfließen. Aber ſchließlich iſt der Kauf von Wertpapieren eben auch ein Geſchäft, das rein nüchtern überlegt und nachgerechnet ſein will. Und wir brauchen dieſe bedächtige Nachprüfung nicht zu ſcheuen: Zu dem hohen Zinsertrag tritt noch der Vorteil, daß die Ausgabe unter dem Nennwerte erſolgt und bei den Schaßtauwei— ſungen der weitere Vorteil, daß ſchon 1918 die, Verlo— ſungen mit recht anſehnlichem Aufgeld beginnen. Selbſt der kühlſte Rechner wird nicht umhin können, zu dem Zinsgenuß noch den Nutzen hinzuzurechnen, der für die Allgemeinheit und damit auch für ihn erfließt, wenn die Landesverteidigung in wuchtigem Erfolg und in der geſundeſten Form das Geld erhält, deſſen ſie bedarf. Daß dieſe Opferwilligkeit mit derjenigen der Kämpfer draußen nicht in einem Atem genannt werden darf, das verſteht ſich von ſelbſt, aber immerhin mögen die, die nicht aus dem Rechnen herauskommen, ſich doch einmal! die Frage vorlegen, ob denn unſere Krieger Zinſen auf— den Einſatz ihres Lebens und ihrer Geſundheit beanſpru chen. Und wem es nicht ganz bequem liegt, daß er Mittel flüſſig macht, der mag ſich ſagen, daß auch die Siege, über die er ſich freut und die er faſt wie ſein gutes Recht von den kämpfenden Heeren verlangt, wahr haftig nicht ohne unvergleichlich größere Opferwilligkeit, erſtritten werden. Und die Sicherheit? Auch in dieſer Hinſicht iſt eine bedächtige Nachprüfung nicht zu ſcheuen. Wie die Mittel für Kriegsauleihezeichnung und-be zahlung flüſſig zu machen ſind, das kommt auf den ein— zelnen Fall an. Zunächſt wird der entbehrliche Teil von Barmitteln, Bank- und Sparkaſſenguthaben, ſoweit und ſobald er von den Einlageſtellen flüſſig gemacht werden kann, dafür zu verwenden ſein. Wer ſolche Mittel oder ſolche Guthaben im Augenblick nicht heſitzt, wohl aber im f der nächſten Monate Bareingänge hat, der kann von den ſich weit in den Sommer erſtreckenden Zahl friſten Gebrauch machen. Und wer erſt ſpäterhin Ein nahmen hat, die für den Unterhalt nicht unbedingt nölig ſind, der wird ſich Rechenſchaft darüber abzulegen haben, ob er nicht durch Verpfändung von Wertpapieren bei einer Reichsdarlehenskaſſe oder anderen Geldauſtalten vorher ſchon die erforderlichen Mittel flüſſig machen kann, mit der Maßgabe, daß der aufzunehmende Vorſchuß aus eben dieſen ſpäteren Einnahmen ſeine Rückzahlung findet. Daß ſich das deutſche Wirtſchaftsleben ſtark und geſund gehalten, daß die Geldmittel für die Kriegführung ſo reichlich und währungspolitiſch einwandfrei wie all die Male ſeither wieder flüſſig zu machen ſein werden, daß die Sicherung der Reichsanleihe über jeden Zweifel erhaben iſt, das verdanken wir deutſcher Tüchtigkeit, deut— ſcher Opferwilligkeit, nicht zuletzt dem Heere und der Flotte. Die glänzenden Waffentaten in Oſt und Weſt, die kraftvollen, tatenfrohen Vorſtöße unſerer Unter— ſeeboote, die Verhältniſſe bei den Feinden: das unauf— hörliche Steigen ihrer Kriegslaſten, die Schwierigkeiten der Geldbeſchaffung und der Ernährung— England ſpürt jetzt ſchon wie Frankreich die Umkehrung des uns ange— drohten Hungerkrieges!— die wertvollen Unterpfänder in den mit eiſernen Klammern feſtgehaltenen feindlichen Gebieten, die in Frankreich zu den induſtriell wichtigſten, ſteuerlich leiſtungsſähigſten Staatsteilen gehören, all das gibt uns die Zuverſicht auf den endgültigen Sieg. Danken wir unſeren Kämpfern, indem wir ihnen die Mittel zur Beendigung ihres Siegeslaufes gern und freudig in die Hand geben. Es geſchieht zu unſerem eigenen Beſten! ——— Man zeichnet Kriegsauleihe bei jeder Bank, Kreditgenoſſen⸗ ſchaft, Sparkaſſe, Lebeusverſicherungsgeſellſchg t, Poſtanſtalt. Anleitung zum Brotbacken aus reinem Roggenmehl für Haushaltungen. Rötige Zutaten: 10 Pfund Roggenmehl, 150 Gr. Sauerteig, 3½ Liter Waſſer, 50 Gr. Salz. Der beim Bücker geholle Sauerteig(Hefel) wird mit ½ eiter lauwarmem Waſſer möglichſt ſein aufgelöſt, dann werden 400 Gr. Mehl zugeſetzt. Dieſen Teig läßt man mit Mehl beſtreut und gut zugedecht in Zimmerwärme vier Stunden ſtehen, aber nicht am Ofen oder gar auf dem Ofen. Dann gießt man 2 Liter lauwarmes Waſſer dazu, vergreift den Sauerteig ebenſalls wieder möglichſt fein, nimmt 5½ Pfund Mehl dazu und arbeitet dieſen Vorteig tüchtig durch. Wenn er fertig iſt, beſtreut man ihn mit einer dünnen Schicht Mehl und deckt ihn gut zu. Dieſer Vorteia wird in Zimmerwärme nach drei Stunden 0 fh Zeichnet die ſechſte Kriegsanleihe und wißt: daß unſer unerſchöpfliches Nationalvermoͤgen Euer Darlehen an den Staal vielfach ſichert; daß der hohe Zinsſatz vom Reich vor dem Jahre 1924 nicht herabgeſetzt werden kann und darf; daß der Inhaber dann Zurückzahlung zum vollen Nennwert verlangen kann; daß jeder Zeichner durch Verkauf oder Beleihung, wann und wo er will, über das angelegte Geld ganz oder teilweiſe wieder verfügen kann; daß jede Zeichnungsſtelle verpflichtet iſt, über die Höhe der einzelnen Zeichnungen Still— ſchweigen zu bewahren; daß auch der zeichnen kann, der kein bares Gelt hat, weil ihm die Darleheuskaſſen andere Werte zu günſtigem Zinsfuß beleihen; daß ein günſtiges Anleihe-Ergebuis unſern Feinden endgültig die Hoſſnung rauben muß, uns niederzwingen zu können. Gebt unſern Feinden die Quittung für das abgelehnte Friedens angebot! undd ü genen, Zeichnet mit allem, was Ihr aufbringen könnt, Kriegsanleihe! 5 ö nmulſſſſddddaampauamnppn genügend relf ſein, was an den in der Mehlſchicht entſtehenden Sprüngen zu erkennen iſt, keinenfalls darf der Vokteig ſo lange ſtehen, bis er zuſammenfüllt. Zum Teigmachen weroen 50 Gr. Salz in einem Liter lauem Waſſer aufgelöſt und zu dem Vorteig gegoſſen und mit dem übrigen Mehl Teig gemacht. Der Teig wird ziemlich feſt werden; es 9 dies aber erſorderlich, weil bei einem zu weichen Teig die Gefahr droht, daß das Brot ſich von der Rinde loslöſt und ſpeckig wind. Der fertige Teig bleibt eine halbe Stunde ſtehen, dann werden die Laibe abgewogen und jeder Laib mit etwas Mehl ruchtig durchgewirkt, nich tbloß rund gemacht. Iſt das Brot in die Körbe geſetzt, ſo muß die Ober— flache int Waſſer beſtrichen und bis zum Einſchießen naß gehalten werden, damit das Brot nicht Riſſe bekommt. Das Beſtreichen geſchieht am beſten mit der naßgemachten Hand. Größere Laibe ſollten nicht gemacht werden, höchſtens Vier— plünder. Das fertia gewirkte Brot braucht 30—60 Minuten tätsrat Praxis am hieſigen Orte zurückblicken. jene zurückdenken, die während dieſer langen Zeit von dem allverehrten Jubilar behandelt, Heilung und Geneſung fanden. ſein Rat met, ein Medaille. Dem U Sratulation zu dieſer ehrenvollen Auszeichnung! der erwerbe ſich ſofort ſoviel Fleiſch liefern, al bis es zum Einſchieyen n reif Sprüngen erkennhar iſt. Das Brot muß dann ſofort in einen ziemlich heißen Ofen geſchoben werden, welchem nach höchſtens 3 Minuten der Dampfal zug geöffnet werden und ſo lange offen bleiben muß. bis das Brot gezogen hat, d. h. jeine bleibende Form angenom⸗ men hat. Die Brote ſind beim Einſchießen ſorgfältig zu behandeln und dürſen nicht zuſammengeſchoſſen werden; ſie ſollen frei— ſiteen und auch gut ausgehachen werden. Mehr Salz als vorgeſchrieben, darf nicht genommen werden da bei Sauerteigführung ein ſtartzes Salzen nicht nötig ift und zupiel Salz den Sauerteig ſchwächt und in der Lockerung des Teiges behindert. Iſt das Brot zum Einſchießen etwas knapp reif, ſo muß es mit einer Gabel oder ſpitzen Hölzchen geſtupft werden, da ſich ſonſt Waſſerſtreifen bilden. Suttgart, den 10. März 1917. iſt, was an ſich bildenden kleinen Heinrich Müller. Lolale Nachrichten. * Roman-Beilage. Die Fortſetzung Nr. 11 vom Roman„Drohnen“ erſcheint heute mit Nr. 12 als Ertra— Beilage, was die geehrten Leſer beachten wollen. Jubiläum. Vergangene Woche konnte Herr Sani— Dr. Rudershauſen auf ſeine 30jährige Dankbar werden alle Die Gemeinde Viernheim iſt dem Herrn Sanitätsrat ebenfalls zu vielem Dank ſchuldig, denn Erſprießliches hat der Jubilar in ſeinem Berufe geleiſtet und dem Sanitätsweſen am hieſigen Ort zu manchem Fortſchritt und Anſehen verholfen. Ueberall, bei arm und reich, wo ſeine helfende Hand und ö gewünſcht wurde, hat der verehrte Jubilar ſein reiches Können und Wiſſen in den Dienſt der Krankenpflege geſtellt und Hervorragendes geleiſtet. Deshalb wollen wir ihm den wohlverdienten Dank hier öffentlich zum Ausdruck bringen und wünſchen, daß uns Gott dieſe bewährte und tüchtige ärztliche Kraft noch lange erhalten möge, zum Wohle und Heile unſerer kranken Mitmenſchen. Viernheim. Morgen Mittwoch, den 28. und Donners— tag, den 29. März finden die letzten Impfungen gegen Rotlauf der Schweine von 10-12 Uhr im Faſelſtalle ſtatt. N Gruß aus dem Felde ſendet an alle Viernheimer Karl Kumpf. c ———— Heddesheim, 26. März. Unteroffizier Heddesheimer, erhielt die tapferen Krieger auch ö Kem⸗ badiſche Verdienſt unſere herzlichſte Winke für Kaniuch enzüchter und ſolche die cs werden wollen. Wer ſich noch für kommenden Winter wirklich gutes und auch verhältnismäßig billiges Fleiſch verſchaffen will, zuchtfähige Häſinnen und wenn es zwei gute Häſinnen können im Jahre ö N ein Schlachtſchwein zu liefern im— ſtande iſt. Man beſchaffe ſich zunächſt einen ganz einfachen Stall, den man ſelbſt ſich herſtellen kann. Zuvor aber be— trach tet man ſich ſolche Ställe bei alten Züchtern. Sodann beſchaffe man ſich noch etwas Heu und Rüben, da vor Ende April Grünfutter wohl nicht zu haben iſt. Bei Auswahl der Tiere kommt es nicht auf die Naſſe an bes ſind z. Zt. hier am Platze faſt alle vorkommenden Raſſen vertreten) ſondern lediglich iſt die Hauptſache zuchtfälhig. a auch nur eine iſt Alles weitere erfährt man am beſten im hier am Platze beſtehenden Kaninchenzuchtvekein, welcher z. t. ca. 120 Mitglieder zählt. Auch wird deech dieſen zur Beſchaffung von Futtermittel nach Möglichkeit beigetragen. Des weiteren bietet die Bibliothek des Kaninchenzuchtvereins weiteren Auſ— ſchluß über jede exiſtierende Raſſe, Aufzucht und Stallbau, auch über vorkommende Krankheiten. f Vor allem iſt für jeden Kaninchenzüchier von größtem Vorteil, die Verſammlungen regelmäßig zu beſuchen; denn da werden die nötigen Belehrungen gegeben und die Erfahrungen gegenſeitig ausgetauſcht. H. R. Die 6. Kriegsanleihe ist der Kraftbeweis des deutschen Volkes. Große Morte. Als die ruſſiſchen Revolutionäre ihren Schritt der Welt durch den von ihnen ea baten Petersburger amtlichen Draht verkündeten, da behaupteten ſie, daß nun ſtalt der leeren Worte und Verſprechungen der alten Regierung Taten für das ruſſiſche Volt kommen würden. Und jetzt, nachdem zwei Wochen ins Land gegangen ſind, hört man auch von ihnen nichts als Worte, Worte, Worte. Eine Kundgebung löſt die andere ab. An alle möglichen Gefühle und Leidenſchaften wird appelliert, aber eine Tat iſt bisher auf dem Habenkonto der neuen Männer nicht zu verbuchen geweſen. Das Nächſtliegende, was eine Regierung, die dem ruſſiſchen Volk ein goldenes Zeitalter heraufzuführen verſpricht, in Angriff nehmen mußte, um ſich die Gunſt der Maſſen zu ſichern, war die Beſeitigung der furchtbaren Hungers⸗ not, die im ruſſiſchen Reichskörſper wütet. Man wußte dies bei dem revolutionären Komitee recht gut. Die Hauptwaffe, mit der es die alts Regierung bekämpfte, war denn auch der Vor— wurf, das Volk im Elend verkommen zu laſſen, während ſich die oberen Schichten bereicherten. In großen Worten verſprach man, daß mit der neuen Regierung auch Ordnung in die zer— rüttete Lebensmittelproduktion und-Zufuhr kommen werde. Ja, man war ſo vorſichtig geweſen, im voraus Lebensmittel bereitzuſtellen, die man als Beweis der Leiſtungsfähigkeit der revolutionären Herrſchaft unter das Volk ver⸗ leilen ließ. Aber das waren nach alter ruſſi— ſcher Überlieſerung auch nur Potemlinſche Dörfer, die man dem Volk vorſpiegelte. Sowie dieſe kleine Maſſe von Lebensmitteln, ein Tropfen auf glühenden Stein, verzehrt war, war es aus mit der Herrlichkeit. Alle Verſprechungen erwieſen ſich als große, leere Worte. Die Hungersnot wütet, da ſich die Ttansportſchwierigkeiten bei der Unſicherheit der Zuſtände noch erhöht haben, mit immer wachſender Heſtigleit. Nun wurde ein neues Schlagwort aus der Rumpelkammer hervor- geholt. Aller Not ſolle mit einem Male ein Ende gemacht werden durch Beſchlagnahme ſämtlichen Landbeſitzes. Dieſer Köder für die ſtädtiſche Arbeiterbevölkerung war natürlich ein Giftpfeil für die Bauern. Der ruſſiſche Muſchik rottet ſich, um ſein Land und ſein Getreide zu verteidigen, zuſammen, zieht durch die Dörfer, ſingt die Zarenhymne und betet für den abge— ſetzten Nikolaus. Auch hier haben die großen Worte der neuen Regierung völlig verſagt. Sie ſcheinen aber auch bei dem Heer zu verſagen, ohne deſſen Mitwirkung die ganze revolutionäre Bewegung ins Waſſer fallen muß. Man hat dem Soldaten zwar alles mögliche verſprochen, das Wahlrecht ſoll er haben, ja, man hat ihm ſogar das„Streikrecht“ in Aus— ſicht geſtellt. Man hat die Soldaten auf ihre Offiziere gehetzt, wenn dieſe nicht ſofort zu der näher ſehen, regt ſich in den andern der Wider— Herren in Petersburg recht ungünſtige Gerüchte um. Mit großen Worten laſſen ſich die unleug⸗ bar immer noch beſtehenden Gegenſätze zwiſchen den zarentreuen und den revolutionären Ideen zuneigenden Teil der Armee nicht überbrücken. Und wenn es den letzteren wirklich gelingen ſollte, den anderen zu überwältigen oder zum Anſchluß zu zwingen, was könnte eine ſolche durch innere Zwietracht geſchwächte Armee im Felde erreichen? Auch die Betonung der Geſchloſſenheit im revolutionären Ausſchuß und Miniſterium ſelbſt iſt nur ein Spiel mit großen Worten. Auch im eigenſten Schoße des Revolutionsſitzes brodelt es wie Feuer und Waſſer. Man hat die Schleuſen der Volksbewegung geſprengt und ſieht nun mit Schrecken, daß man die ſchwellenden Fluten nicht in das neu ge— grabene Bett leiten kann, und man muß ge— wärtig ſein, ſchließlich ſelbſt von ihnen verſchlungen zu werden. Die liberal⸗gemäßigten Elemente, die nach engliſchen Rezeplen das Lebenselixier für den kranken ruſſiſchen Staats— körper zuſammenbrauten, müſſen mitanſehen, wie ihnen täglich von den extremen Parteien, deren Mitwirkung ſie nicht entbehren konnten, ein ſcharfer Tropfen nach dem andern in den Trank geſchüttet wird. Die Arbeiterſchaft will von engliſch-parlamentariſcher Halbheit nichts wiſſen. Sie läßt ſich mit großen Worten nicht mehr abſpeiſen und geht aufs ganze. Sie ver— langt ſofort allgemeine Wahlen, die über die künftige Form der Regierung entſcheiden ſollen. Herr Miljukow und die um ihn ſträuben ſich und wollen dieſe Frage möglichſt hinausſchieben, denn ſie fühlen, daß es ihnen ſelbſt da— bei an den Kragen gehen könne. Sie verſuchen die Arbeiter mit großen Worten von vaterländiſchen Pflichten und der Notwendigkeit, erſt den Sieg gegen den äußeren Feind zu erringen, weiter bei der Stange zu halten. Aber den ruſſiſchen Arbeitern iſt wie den Bauern der Krieg längſt über. Sie ſind auch aus dem erſten Rauſch erwacht, in dem ſie mit den„Bourgeois“ ſich gegen die zariſche Gewalt verbrüderten. Sie ſehen in dieſen nach wie vor ihre verhaßteſten Gegner. Und ſchon mehren ſich die Anzeichen, daß es täglich zum offenen Bruch und zu blutiger Feind— ſchaft zwiſchen ihnen kommen kann. Worte, und wenn ſie auch noch ſo tönen, können dieſe innere Schwäche der Neugeſtaltung der ruſſiſchen Dinge nicht verbergen noch kurieren. * Die Gegenſtrömung. Das Manifeſt, in dem die ruſſiſche Sozialiſten⸗ partei ihr Programm entwickelt und u. a. den Achtſtundentag und die Aufteilung des Grund— beſitzes fordert, hat in ganz Rußland ungeheures Aufſehen gemacht. Während aber die einen jubeln und ihre geheimſten Wünſche der Erfüllung ſpruch. Unter dieſen Umſtänden iſt es lein Wunder, Rebolution übergehen wollten, und zahlreiche Offiziere haben, wie über Stockholm berichtet wird, ihr Widerſtreben mit dem Tode bezahlen müſſen. Aber man hat nicht bedacht, daß eine ſolche Wühlarbeit die innere Diſziplin der Armee bis in ihre Grundſeſten erſchüttern muß und daß Soldaten ohne feſte Manneszucht eine ſehr fragwürdige Stütze einer Regierung bilden. Wer ſich, wie die Soldateska in Petersburg und anderswo, den zügelloſeſten Ausſchweifungen mit Duldung der höchſten Staatsgewalt hingeben kann, der wird ſich nicht beſinnen, ſich auch gegen dieſe zu kehren, wenn ihm die Sache nicht mehr paßt. Und mit einer ſolchen Armee den Endſieg zu erringen, den die revolutionären Manifeſte in ebenſo ſicherer Ausſicht ſtellen, wie es die zariſchen ſeit Kriegsbeginn zu tun ge⸗ wohnt waren, daran können doch die neuen Machthaber im Ernſt nicht glauben. Sie be⸗ lügen ſich ebenſo wie die anderen mit großen Worten. Dabei iſt auch noch lange gar nicht ſicher, ob ihre heißen Werbungen ihnen wirklich zurzeit einen beträchtlichen Teil der Armee haben gewinnen können. Zarentreue Komman⸗ danten in der Provinz haben bewaffneten Widerſtand geleiſtet, und über die Stellung— nahme des Offizierkorps und des gemeinen Mannes an der Front laufen für die Odeſſa, noch immer Straßenkämpfe toben, die wenn in verſchiedenen Städten, vor allem in an Erbitterung zugenommen haben, ſeit bekannt— geworden iſt, daß das Revolutionskomitee das Zarenpaar hat gefangen ſetzen laſſen. Die Wirren ſind alſo noch lange nicht beendet, und es heißt nicht voreiliger Hoffnung Ausdruck geben, wenn man behauptet, daß ſolche Zuſtände unmöglich ohne Einfluß auß die Schlagkraft der Armee bleiben können. berſchiedene Kriegsnachrichten. Eine engliſche Anerkennung. zährend die franzöſiſche Preſſe noch immer krampfhaft bei dem Verſuche beharrt, den deutſchen Rückzug im Weſten als eine Folge des franzöſiſch-engliſchen Druckes und damit als einen Erſolg der Strategie des Vierverbandes hinzuſtellen, gibt man in England unumwunden zu, daß dieſer Rückzug ein durchaus freiwilliger war. Die Londoner Zeitung ‚Truth' ſchreibt ſogar: Der deutſche Rückzug an der Anere erſcheint als die größte Meiſter⸗ leiſtung, die der deutſche Generalſtab in dieſem Kriege vollbracht hat. Was immer auch unſer Hauptquartier darüber denken mag, eins ſteht feſt: die Militärkritiker ſind offenbar gänzlich Wohnungspolitik muß getrieben werden bort Siedelungsland. Sonntagsruhe ſpiele heimkehrenden Kriegern muß das Haus wohnlich nur noch 48. verdutzt darüber; natürlich dürfen wir ganz mit Recht erklären, daß dieſer Rückzug ein Ein⸗ geſtändnis der Schwäche und die letzte Krönung Unſerer ſchwer errungenen, doch nicht zur Vollendung gelangten Erfolge an der Somme im vergangenen Jahr iſt. Doch iſt dieſer Erfolg nicht ganz von der Art, wie wir ihn noch vor einem halben Jahre erwartet haben— ja, ganz im Gegenteil, es iſt uns noch gar nicht ſo recht klar, ob wir überhaupt bei der ganzen Sache etwas ge— wonnen haben. In den letzten 2½ Jahren haben wir gelernt, daß der Rückzug eines Heeres dem Feinde ganz und gar nichts nutzt, wenn das zurückgehende Heer unverſehrt bleibt und dem Feinde auch weiterhin noch eine ungebrochene Front entgegenſtellt. Wir müſſen abwarten, was noch weiter lommt und wie Haig dieſen Vorgang ausnutzen kann. Augenblicklich jedoch verurſacht uns der Gedanke ein wenig Unbehagen, daß der Feind dieſes Manöver von Zeit zu Zeit wiederholen kann, nachdem wir ungeheure Kräſte an die Zerhämmerung ſeiner Kraft ge— wandt haben. 1 Wer hat den Oberbefehl? Nachdem Großfürſt Nikolai Nikolajewitſch, angeblich auf Drängen der neuen proviſoriſchen Regierung, den ihm vom Zaren kurz vor ſeiner Abdankung übertragenen Oberbefehl niedergelegt hat, ſind die ruſſiſchen Armeen tatſächlich ohne Führung geweſen; jetzt aber verlautet, daß General Bruſſilow, der ſich anfangs geweigert hatte, dem Zaren den Treueid zu brechen, ſich bereit erklärt habe, den Oberbefehl über ſämtliche ruſſiſchen Landtruppen zu über— nehmen. Wie verlautet, ſoll übrigens der große Offenſivplan für Frühjahr und Sommer 1917 von Bruſſilow ſtammen. 5 2 Deutſcher Reichstag. (Orig.-Bericht.) Berlin, 21. März. Auf der Tagesordnung der Sitzung ſteht die fortgeſetzte zweite Leſung des Etals des Innern. Die dazu vorliegende Entſchließungen wünſchen u. a.: 100 000 Mark Zuſchuß für Kriegsbeſchädigtenfürſorge, Zahlung der erhöhten Familienunterſtützung auch im Sommer, höheren Zuſchuß zur Bekämpfung der Säuglingsſterb— lichkeit, Ausdehnung der Reichswochenhilfe auch auf die Frauen der Hilſsdienſtleiſter, Einberufung einer Reichsſchulkonferenz. Ein ſozialdemo— kratiſcher Antrag verlangt, daß alle während des Krieges nicht weiter gezahlten Lebensverſicherungen von Kriegsteilnehmern und deren Angehörigen bis drei Monate nach Friedensſchluß wieder in Kraft treten, wenn die Prämien zinsſrei nachbezahlt oder verlangt wird, daß Beginn und Endtermin der Ver— ſicherung um den Zeitraum der Nichtbezahlung hinausgeſchoben werden. Abg. Mumm()tſch. Frakt.): Kräftigere So⸗ ſange man nicht erkennt, das Grund und Boden keine Handelsware ſind, wird man der Woh- nungsnot nicht beikommen können. Die Ver⸗ teuerung der Fahrt vom Wohnort zum Arbeits- wirkt einer geſunden Wohnungspolitik enlgegen. Wir brauchen Kurland als neues Nach Friedensſchluß muß die erweitert werden. Die Licht— ſollten konzeſſionspflichtig ſein. Unſern geſtaltet werden. Abg. Büchner(Soz. Arbg.): Das Groß— kapital hat aus der Vollskraft Unſummen her— ausgewirtſchaftet. Frauen und Jugendliche arbeiten viel zu viel, die Gewerbeinſpektion iſt nicht ſcharf genug. Den Gegenſatz zwiſchen Kapital und Arbeit werden leine ſchönen Worte verwiſchen. Staatsſekretär Dr. Helfferich: Das Hilſsdienſtgeſetz wird mit jeder möglichen Scho— nung und Rückſicht durchgeführt. Während bei Kriegsbeginn auf 100 offene Arbeiterſtellen 158 Angebote kamen, einen Monat darauf ſogar 248 Angebote, waren es im Dezember 1916 Bei den weiblichen Arbeitskräften deckten ſich zuerſt Angebot und Nachfrage, jetzt kommen 115 Angebote auf 100 Stellen. Die ſtarke Heranziehung der Frauen iſt gewiß be⸗ dauerlich, aber ht und Granaten bleibt die Loſung und dazu muß jeder ſeine Schuldigkeit tun, Der Sieg wird nur errungen, wenn dis größten Opfer gebracht werden. N Abg. Frerker(tr.): Kein Stand hat in dieſem Kriege ſo ſchwer gelitten wie der ge⸗ werbliche Mittelſtand. Die Beſtrafungen wegen Lebensmittelwuchers müſſen die wirklich Schuldigen treffen, der Kleinhandel würde dann erleichlert aufatmen. Hunderttauſende von Handwerk⸗ exiſtenzen hat der Krieg vernichtet. Von beſon⸗ derer Bedeutung iſt nach dem Kriege die Ver⸗ ſorgung unſeres Kleingewerbes mit Rohſtoffen. Abg. Molkenbuhr(Soz.) begründet die ſozialdemokratiſchen Anträge zum Arbeiterſchutz. Ohne Sozialdemokratie gäbe es keine Arbeiter⸗ ſchutzgeſetzgebung. Die Vorwürfe gegen die Kriegsgeſellſchaften ſind unberechtigt; ſie mußten ſich erſt einarbeiten. Zu welchen Lebensmittel⸗ preiſen wir im freien Spiel der Kräfte gekommen. wären, zeigt der freie Gänſehandel im letzten Winter. Wenn nicht bei uns beſſere Zuſtände geſchaffen werden, ſo werden die Ver. Stagten mit ihrer erhöhten Kapitalmacht alle tüchtigen und intelligenten Kräfte an ſich ziehen. Abg. Bartſchat(Bp.): Der Krieg iſt ein Lehrmeiſter für den genoſſenſchaftlichen Zu⸗ ſammenſchluß des Handwerks. Die Beſchaffung von Rohſtoffen iſt eine der größten Schwierig⸗ keiten für das Handwerk. Es iſt wenig genug davon da und dieſes wenige wird verteilt durch die Kriegsrohſtoffgeſellſchaften. Es müßten un⸗ bedingt mehr Vertreter des Handwerks hinzu⸗ gezogen werden. Der Grundbeſitz leidet ſchwer unter den Hypothekenverhältniſſen. Abg. v. Boehn(konſ.): Das Geld hat leider bei den Kriegsgeſellſchaften keine Rolle geſpielt. Die Herren, die hier gemütlich in. Berlin ſitzen, brauchen wirklich nicht ſo hohe Gehälter zu erhalten. Die Landwirte ſollten den Stickſtoff jetzt bald erhalten, im Sommer hat er keinen Zweck mehr. Die Fiſchverſorgung klappt nicht. Es iſt eine unerhörte Verdächtigung, wenn hier geſagt worden iſt, man wolle die Stadtkinder nur aufs Land ſchicken, damit ſie dort arbeiten ſollen. Auch ländliche Arbeiten wollen gelernt ſein. Wir Landwirte nehmen die Kinder aus reiner Menſchenliebe auf. Wir wollen ſie aufpäppeln, weil es ihnen im Winter ſchlecht gegangen iſt. Miniſterialdirektor Caſpar ſtellt auf eine Anfrage feſt, daß die Krankenverſicherungs— pflicht nicht auf ſelbſtändige Handwerker ausge— dehnt werden ſoll. Damit iſt die allgemeine Ausſprache be— endet. Die Abſtimmung über die Entſchließungen wird ausgeſetzt, da das Haus ſehr ſchwach be— ſetzt iſt. Das Haus vertagt ſich. Handel und Verkehr. Zwiſchenſcheine der ſechſten Kriegsanleihe. In Verſolg der Bekanntmachungen vom 3. März 1917 über die Annahme von Kriegsanleihezwiſchen— ſcheinen bei der Entrichtung von Kriegsabgabe und vom 13. März 1917, betreffend die Feſtſetzung des Kurſes, zu dem die auslosbaren viereinhalbprozentigen Schatzanweiſungen der 6. Kriegsanleihe bei Ent— richtung der Kriegsſteuer an Zahlungs Statt anzu— nehmen ſind, werden ſämtliche Annahmeſtellen für Schuldverſchreibungen oder Schatzanweiſungen des Deutlſchen Reichs ermächtigt, für die Entrichtung von Kriegsabgabe auch die vom Reichsbankdirektorium auf Antrag ausgeſtellten Zwiſchenſcheine über fünf prozentige Schuldverſchreibungen und über auslos— bare viereinhalbprozentige Schatzanweiſungen der 6. Kriegsanleihe mit Zinslauf vom 1. Juli 1917 ab, und zwar beide Sorten Zwiſchenſcheine zum Nenn- wert anzunehmen. Sowohl in dem von den Ein— lieferern der Annahmeſtellen einzureichenden„Ver- zeichnis der an Zahlungs Statt eingereichten Wertpapiere“ als auch in den von den Annahme— ſtellen den Einlieferern auszuſtellenden Beſcheinigungen ſind die eingereichten Stücke oder Zwiſchenſcheine der auslosbaren viereinhalbprozentigen Schatzanweiſungen der 6. Kriegsanleihe getrennt von den fünfprozentigen Wertpapieren und den ſonſtigen viereinhalbprozentigen Schatzanweiſungen der früheren(4. und 5.) Kriegs⸗ anleihen aufzuführen. Drohnen. Roman von M. Berger. (Fortſetzung.) „Die Zeit hat größere Wunden geheilt und die Notwendigkeit kennt kein nie!“ ſagte Frau Lang ruhig. mein Kind, ich werde deinen Vater hier er- warten.“ Hedwig gehorchte. „Lege ein gutes Wort für mich und für ihn ein, er verdient es um dich, denn er ehrt und liebt dich; zerſtöre nicht mein Glück, denn ohne ihn kann hier mich nichts mehr freuen.“ Hedwig drückte einen Kuß auf den Mund der Mutter und verließ dann das Zimmer. Sie geſtand ſich, daß ſie an dem Verhältnis ihrer Tochter zu dem Doltor ſchuld ſei; ſie hatte den berühmten Mann zu auffallend pro⸗ ſegiert; ſie hätte gegen eine Verbindung der beiden noch vor vierundzwanzig Stunden nichts gehabt; mit Freuden hätte ſie„ja“ geſagt. Jetzt war die Sache eine andere; der Doktor war Sohn eines Betrügers, alle Welt wußte es und machte ihre Randgloſſen dazu. Da⸗ durch wurde die Angelegenheit in ein anderes Licht gerückt. Doktor Faller war kom⸗ promittiert; man mußte auf irgend eine mehr oder minder anſtändige Art die Beziehungen mit ihm abzubrechen ſuchen. Gewiß, Hedwig tat ihr leid. Aber wer hätte an dieſen Skan⸗ dal gedacht; was würden die Leute ſagen, wenn ſie, die ſtolze Frau, auch jetzt noch den Verkehr des Doktors in ihrem Hauſe duldete. 12 „Geh' auf dein Zimmer, „Wie werden ſich unſere Feinde und meine guten Freunde freuen,“ ſprach ſie zu ſich und las noch einmal den Artikel durch, deſſen Schluß— bemerkung ſich geradezu gegen ihre Familie richtete.„Hedwig muß ihn vergeſſen, ich kann ihr nicht helſen. Auf den Doktor aber werde ich einzuwirken ſuchen; ich kenne ihn, er tritt zurück, denn er iſt ſtolz!“ Das war das Re— ſultat ihrer Überlegung und, daß ſie daran nicht rütteln ließ, bewies der harte, entſchloſſene Aus— druck ihrer Geſichtszüge. Die Kommerzienrätin konnte grauſam und hart ſein, wenn ſie es ihren Zwecken dienlich erachtete. Als der Kommerzienrat, mürriſch und miß— geſtimmt, in das Zimmer ſeiner Gemahlin trat, ſand er dieſe ruhig, wie immer, und heiter, als ob nichts vorgefallen wäre. „Wo iſt Hedwig?“ war ſeine erſte Frage. „Auf ihrem Zimmer!“ „So!“ „War Paul ſchon hier?“ „Vor einer halben Stunde, er will ver⸗ reiſen!“ „Er geht wohl dem Skandal aus dem Wege!“ knurrte der Kommerzierat und ſeine Stirne zog ſich in finſtere Falten. „Welchen Skandal meinſt du?“ fragte Frau Lang. Der Kommerzienrat ſchaute ſeine Frau ob dieſer Frage ziemlich verwundert an. „Wenn Paul hier war, wirſt du wiſſen, was ich meine.“ „Ich bin eingeweiht; was nützt das Leugnen; was gedenkſt du zu tun?“ „Was mir die Ehre meines Hauſes und der Partei gebietet!“ „Der Partei?“ „Der Partei!“ wiederholte der Kommerzien— rat und ſtrich ſich aufſeufzend den Vollbart. „Ahnſt du, wer hinter dieſer Geſchichte ſteckt? Dein ſauberer Herr Neffe, das Hupferchen! Doktor Beer hat die Beweiſe.“ Das war der Kommerzienrätin in der Tat äußerſt unangenehm; dadurch wurde der Skandal nur noch größer, denn er erhielt ſo einen pikanten Hintergrund. „Es iſt zu ſpät, Vorwürfe nützen nichts, nur Taten,“ fuhr der Kommerzienrat erregt fort. „Morgen iſt die Wahl und heute das Schand— flugblatt, das uns allen ins Geſicht ſchlägt. Ich habe den Doktor protegiert, ſeine Kandi— datur vorgeſchlagen, auf mich ſtürmt alles ein. Ich weiß mir keinen Rat. Baron Trewitz und ſeine Freunde ſind in heller Wut, dringen darauf, daß Doktor Faller zurücktrete, während Grübel und ſeine Freunde erklären, einſtimmig den Gegner zu wählen, wenn Faller zum Rück⸗ tritt gezwungen würde. Ich habe ihn hierher beſtellt.“ „Iſt das all' dein Sorgen?“ „Erſt die Partei, dann meine Privat⸗ angelegenheit. Doktor Faller war mir ein gern geſehener Gaſt, in Zukunft iſt ihm dies Haus verſchloſſen. Unter einem ſchicklichen Vorwand werde ich ihn uns fern zu halten wiſſen.“ „Glaubſt du, daß das ſo leicht iſt. Er liebt Hedwig und ſie erwidert ſeine Neigung.“ Der Kommerzienrat ſprang von ſeinem Sitze auf und durchmaß mit erregten Schritten das Zimmer. „Himmel und Holle,“ wetterte er,„auch das noch; und das kannſt du ſo ruhig ſagen,“ herrſchte er ſeine Gemahlin an. „Mein Golt, Guſtav, ſpiele nicht den aus den Wolken Gefallenen! erwiderte dieſe ruhig. „Wir habend es beide ſtillſchweigend gefördert, daß es ſo kam.“ „Freilich, wer hätte auch daran gedacht, daß er der Sohn eines Defraudanten und Selbſt⸗ mörders ſei.„Hedwig wird ihn vergeſſen,“ ſagte er hart, und ärgerlich warf er ſich in einen Seſſel. Doktor Faller wird nie mein Schwiegerſohn.“ „Wenn Hedwig nun nicht will!“ „Wann hätte je in dieſem Hauſe ein anderer Wille geherrſcht, als der meine,“ brauſte er auf. „Sie muß wollen. Ich habe für die Ehre und das Emporkommen dieſes Hauſes gerungen, rückſichtslos ſeden vernichtet, der mir hemmend im Wege ſtand; ich habe ſelbſt das Unrecht nicht geſcheut. Die Wege, die zur Größe und zum Reichtum führen, wollen nicht mit Lack⸗ ſchuhen beſchritten ſein: da muß man feſt auf⸗ treten. Ich bin am Ziele, ungeſtraft hat mir niemand getrotzt und mein eigen Blut ſollte ſich gegen mich auflehnen!“ „Mit Gewalt wirſt du bei ihr wenig er⸗ reichen,“ mahnte Frau Lang.„Du kennſt den ſtarren Willen Hedwigs, ſie iſt nach dir geartet. Was ſie für recht hält, ſetzt ſie durch, und du biſt ihr gegenüber ſchwach, denn du liebſt ſie abgöͤlliſch.“ „Die Kommerzjſenrätin hatte recht; ihr Galle liebte Hedwig, ſeine ſtrahlende, ſchöne Tochter, nimmer hätte er xamocht, ihren. Bitten zu widerſtehen, aber hier galt lein Veſiunen. So * i e 1 Politiſche Rundſchau. eingetroffen. gung notwendig ſei, um die Laſten des Krieges zu . nötig, daß ſich in dieſem Kriege das Gold zu bauliche Intereſſen betr. Erhöhung der Kartoffel- geantwortet, daß eine ſolche Maßnahme jetzt nicht zweckentſprechend ſei. ee ſichergeſtellt, werde der ſchweren Gefahr wirkſamer als bisher begegnet, daß von den geernteten Erzeugniſſen druck gegeben, daß bei ſorgſamer Einteilung, Ribot in der Preſſe iſt überaus herzlich, frei— Deutſchland. „Reichskanzler v. BelhmannHollweg ſt zu kurzem Aufenthalt in Homburg v. d. Höhe * In einer Sitzung der Berliner Handels⸗ lammer betonte Reſchsbankpräſident Dr. Haven⸗ stein, daß eine ſtarke Kriegsentſchädi⸗ ragen. Nur durch den Sieg können wir einen Frieden haben, der uns dieſe Kriegsentſchädigung bringt. Die komrienden Wochen werden entſcheiden über die Zukunft unſeres Vaterlandes, vielleicht auch über die Zukunft Europas und der Welt. Darum iſt feine der früheren Kriegsanleihen ſo wichtig geweſen wie gerade dieſe. Niemals war es ſo dem Eiſen geſellt. * Auf eine Eingabe des Vereins für berg⸗ und Brotgetreidepreiſe hat Herr v. Batocki Durch die erhöhten Preiſe für Bodenerzeugniſſe im nächſten Jahre daß auch die nächſtjährige Vodenerzeugung ſo hoch werde, wie es die Kriegsverhältniſſe irgend zuließen. Durch die gleichzeitige Senkung der Viehpreiſe mehr, als für die Volksernährung erträglich ſei, verfüttert und weniger, als man für die Volks— ernährung unbedingt benötigte, abgeliefert werde. Gleichzeitig wird der gewiſſen Zuverſicht Aus— entgegen den Hoffnungen der Feinde, ein Durchkommen bis zur neuen Ernte völlig ge— ſichert iſt. 5 Frankreich. * Die Aufnahme des Miniſteriums lich nicht gerade ſchmeichelhaft; denn man urkeilt allgemein, daß das neue Kabinett ein Mini⸗ ſtertlum Briand ohne Briand ſei. Offenbar hat man kein beſonderes Vertrauen zu der Dauer dieſes Kabinetts und nimmt an, daß Briand in abſehbarer Zeit wieder der Mann des Tages ſein wird, wenn— ſeine Gegner ihn dazu kommen laſſen. Holland. * Nach Beginn des verſchärften ÜU-Boot⸗ Krieges— ſo wird übereinſtimmend berichtet— iſt die Stimmung in Holland durchaus nicht deutſchfeindlicher geworden. Man ſchimpft im Gegenteil allgemein auf England, da man jetzt am eigenen Leibe erfährt, was der von England gegen Deutſchland unternommene Aushungerungskrieg bedeutet. Man begreift deshalb, daß Deutſchland zu einem durch— greifenden Abwehrmittel ſeine Zuflucht nehmen mußte. Schweden. *Die Miniſterkriſe iſt noch immer nicht gelöſt. Man weiß nur, daß das Kabinett Hammarfſkjöld in den nächſten Tagen zurück— treten wird, man weiß aber nicht, wer die Re— gierung übernehmen ſoll. Da die wichligſte Frage für das Land gegenwärtig die Aufrecht— erhaltung der Neutralität iſt, wird aller Wahr— ſcheinlichkeit nach ein neues Miniſterium aus Vertretern aller Parteien gebildet werden. Amerika. *Nach den Berichten engliſcher Blätter ſei Präſident Carranza von Mexiko feſt ent⸗ ſchloſſen, ſich im Falle eines Krieges der Ver. Staaten gegen den Vierbund ſich auf die Seite Deutſchlands zu ſtellen. Man ſagt ſogar, daß in ganz Mexiko bereits Vor— bereitungen für dieſen Fall getroffen werden. In parlamentariſchen Kreiſen der Ver. Staaten verlautet, daß man die Ausſichten auf Annahme der Dienſtpflichtvorlage als gering anſieht, dagegen die Ausſichten auf Annahme der Vorlage zur Einſührung einer wangsmäßigen beſchränkten Ausbildungspflicht als ſehr gut bezeichnet. Die Regierung erachtet eine Verſtärkung der Heeresmacht der Ver. Staaten um 200000 Mann für notwendig.— ſieht es auf dem Kampfgelände von Verdu Wildbeſtandes, zumeiſt Haſen, Faſanen Wildbret in großen Mengen Hochgeſlellte amtliche Perſonen nd der Anſicht, daß nach der Verſenkung der drei amerikaniſchen Dampfer au einem Tage auf Vermeidung eines Zuſammenſtoßes keine Hoffnung mehr be— ſteht.— Der Marineminiſter in Waſhington übertrug den Staats-Marine-Werflen den Bau von 200 kleinen UÜ-Voot-Jägern. Bei Privat⸗ werften wurde eine gleiche Anzahl beſtellt.— Der Kongreß, den Präſident Wilſon für den 2. April einberufen hat, wird endgültig zu der Frage Krieg oder Feſthalten an dem„be— waffneten Abwarten“ Stellung nehmen. Von Nah und fern. Ungariſches Wildbret für Deutſchland. Das ungariſche Landesernährungsamt bereitet ſür das Frühjahr eine großzügige allgemeine lichen Verkehr nicht hinderlich ſſt, als Kartoſſel— land eingeſtellt, das den Unbemittelten der Ge— meinde koſteufrei zur Kartoffelanpflanzung über— laſſen werden ſoll. Kleineren Beamten ſollen die einzelnen Parzellen ganz billig in Pacht abgelaſſen werden. Eigenheime für heimtehrende Krieger. Die Stadigemeinde Falkenſtein hat die Auf— teilung der ihr gehötenden Wieſen und freien Gelände beſchloſſen, und zwar jeweils in Flächen von 500 bis 600 Geviertmeter. Dieſe ſollen Liebhabern von Eigenheimen, die aus den Kreiſen heimkehrender verwundeter Krieger ge- wählt werden ſollen, zum Preiſe von 1 Mark für das Gowierlmeter überlaſſen werden. Die Stadt behält ſich allerdings das Vor- und Weiterverkaufsrecht vor. 58 Schaſe von einem Hund getötet. Verſorgung mit Wildbret vor. Ein Teil des F 00 ö 92 71 . 5 e ee, 7 Zwei Schäfern, die bei Monsheim mit ihren er Pöhe 304 bei Verdun. Wo einſt blühende Fluren waren, ſtarrt uns jetzt das Gelände als öde Wüſtenei entgegen. Die feindlichen Geſchoſſe haben den Boden aufgewühlt, Granattrichter reiht ſich an Granattrichter, den Reſt hat das Erdreich aufgeriſſen und durchfurcht. So ganz beſonders auf der Höhe 304. 18 Faßbohnen nur ar 5 a derer laubnis der Gemüſekonſerben-Kriegsgeſellſchaft und Anderung verkäufer bom 1 Abſatz ve für die 0 polizeilich angeordnete Beleuchtung. Der türkische ein⸗ Aus⸗ Türtiſche Kulturarbeilen. 9 Unterrichtsminiſter hat eine Kommiſſion geſetzt, die ſich mit der vollſtändigen arbeitung deutſch-türkiſcher Wörterbücher und Grammatiken beſchäftigt. Die Kommiſſion be⸗ ſchloß im Laufe des Sommers die Herausgabe einer Zeitſchriſt für türkiſche Literatur und Sprache. Sie ſoll in deutſcher und türkiſcher Sprache herausgegeben werden. Volks wirtſchaftliches. Verſandverbot für Gemüſekonſerven und Faßßbohnen. Wie das Kriegsernährungsamt mit⸗ leilt, iſt der Verſand von Gemüſekonſerven und nur auf Grund der beſonderen Er- rn — nur an die von ihr im Einzelfalle anzugebenden Stellen geſtattet. Der Abſatz von Gemüſekonſerven iſt nach wie vor verboten. Kein Petroleum im Sommer. Durch eine der Ausführungsbeſtimmungen über Petroleum-Höchſtpreiſe beſtimmt der Reichskanzler, zetroleum auch in dieſem Jahre bis ein⸗ 31. Auguſt zu Leuchtzwecken an Wieder— r vom 1. April ab und an Verbraucher Mai ab nicht mehr abgeſetzt werden darf. Vorſchriften finden keine Anwendung auf den eum für Poſitions-Laternen und eſſe der öffentlichen Sicherheit daß P ſchlieſ Die im — Gerichtshalle. Grandenz. Wegen umfangreicher Schmuggekelen, und Getreideſchiebungen ſtanden vor der hieſigen Straftammer der Eiſenbahngehilfe Guſtav Polenz, der kommiſſariſche Eiſenbahngehilfe Otto Tratz, der 0 der Theodor Rybarchk. Berlin geſchmuggelt. Eiſenbahngehilſe Paul Völzke, der Gaſtwirtsſohn Walter Jaeſchke, die Gaſtwirtswitwe Bertha Jaeſchke, der Windmühlenbeſitzer Leonhard Malicki, Organiſt Valerian Malicki und der Müller Die Angeklagten hatten unter falſcher Deklaration Mehl, Getreide und Kartoffeln nach Es wurden nach langer Ver— handlung verurteilt: Polenz zu 2 Jahren Zuchthaus und 3000 Mark Geldſtrafe, Tratz zu 2 Jahren Ge⸗ ſfängnis. Durch das Ge lände ziehen ſich die Schützengräben, um die ſo heiß geſtritten wurde. Wenn dermaleinſt ö kommt, werden die zurückgekehrten Bewohner mit der Friede Mark fängnis Schrecken ſehen, was die eigenen Landsleute aus und Rehe erhält die Armee. Ein großer Teil wird nach Deutſchland ausgeführt werden. Der Leiter des Amtes erklärte, daß das in Kühlräumen eingelagert iſt und in tadelloſem Zuſtande auf den Markt kommen wird. Deutſchland hat neben ihrer Bedeutung die Volksernährung auch eine auf die Valuta, Baron Kuerthy für da handelt. Kleingeldmangel. barer werdenden Mangel an Kleingeld abzu— helfen, macht man gegenwärtig Verſuche mit Zinkprägungen, die anſcheinend zu einem guten Ergebnis führen werden. Wo der Kleingeld mangel ſich als beſonders empfindlich heraus— geſtellt hat, werden— unter ſtillſchweigender Duldung des Reiches— Städte und Kreiſe vorübergehend weiter mit papiernem oder an— derem Notgeld aushelfen. 23 Waggons Gemüſe beſchlagnahmt. Die Stadt Köln ließ 23 Waggons Gemüſe, die zu Wucherpreiſen nach Berlin und in die In⸗ duſtriegebiete verkauft werden ſollten, beſchlag⸗ nahmen. Es wurden für Spinat Preise von 50—60 Mark verlangt, während der Richtpreis etwa 25 Mark beträgt. Prämien für erhöhten Kartoffelanbau. Der Kreisausſchuß des Kreiſes Hagen beſchloß künftighin jedem Landwirt des Kreiſes 60 Mark für jeden Morgen Kartoffelland zu vergüten, den er über die bisher bepflanzte Kartoffelbau— fläche neu anbaut. Kartoffelland für Unbemittelte. Die Gemeinde Kappeln hat ſämtliche ihr gehörigen freien Plätze, ſoweit dies natürlich dem öffent— n aus, Die Ausfuhr nach Rückwirkung es ſich um Ausfuhr⸗ ſendungen im Werte von einigen Millionen Mark Um dem immer fühl⸗ ihrer Heimat gemacht haben. eee lung eines geſchloſſenen Stalles in einen Garten getrieben hatten, wurden nachts durch einen eingedrungenen fremden Hund 58 Schafe ge— 1 Herden übernachteten und dieſe in Ermange— tötet. Die Tiere ſtellten einen Wert von über 7000 Mark dar. konnte nicht ermittelt werden. Lebensmittel in Muſikinſtrumenten. Eine aus ungefähr 60 Mann beſtehende Wiener Reiſe durch Holland begleitete, hatte an der holländiſch-deutſchen Grenze ein zum Teil mit Kakao, Speck anderen köſtlichen Dingen gefüllt. „Kaffee, Butter und Den hol— mußten ihre„Erinnerungen“ zurücklaſſen. Ein hundertjähriger Mönch. 8 vitentloſter zu Neuhaus in Böhmen feierte ſeinen hundertſten Geburtstag in geiſtiger und körperlicher Friſche. Papſt. Ein wohlverdienter Orden. wirtsfrau Marie Pech in Mergenthau in Böhmen, entschieden landwirtſchaftlichen Erzeugniſſe ge⸗ wehrt hat und z. B. kreuz mit der Krone erhalten.— Wer möchte Frau Pech nicht gern zur Lieferantin haben?! Der Eigentümer des Hundes Kapelle, die die„Wiener Modeſchau“ auf einer unliebſames Abenteuer zu beſtehen. Mehrere Künſtler hatten, „zur Erinnerung an Holland“, ihre Inſtrumente ländiſchen Zöllnern fiel jedoch das ſchwere Ge- wicht der ſonſt ſo leichten Inſtrumente auf; ſie unterſuchten alles genau, und die armen Sünder Im Ser⸗ Pater Benitius M. Rangger vor einigen Tagen Pater Benitius, Tiroler von Geburt, iſt ſeit 70 Jahren Mönch und hat acht Päpſte und vier öſterreichiſche Kaiſer erlebt. Er wurde an ſeinem Geburtstage ſehr gefeiert und erhielt u. a. eine Glückwunſchdepeſche vom Die Land⸗ die ſich gegen eine Erhöhung der Preiſe für ihre ein Pfund Butter noch für 1,75 Mark verkauft, hat das Silberne Verdienſt⸗ Walter Jaeſchke erhielt 1 Jahr 6 Monate Gefängnis und 3500 Mark Geldſtrafe, Leonhard Malickt 1 Jahr 6 Monate Gefängnis und 3000 Mark Geldſtrafe, Valerian Malickt 6 Monate Ge— und 1500 Mark Geldſtrafe, Rybarcyzk 3 Monate Gefängnis und 3700 Mark Geldſtrafe, Frau Jaeſchke wurde freigeſprochen. Völzke wurde Mzu 150 Mark Geldſtraſe verurteilt. Köln. Der Schuhmacher Johann Kirtz hatte ſich in Köln eine alte Bollreviſionsuniform verſchafft und begab ſich, mit Hirſchfänger und Revolver be— waffnet, zur holländiſchen Grenze, wo er ſchmug— gelnde Frauen abfing und ihnen die Lebensmittel abnahm. Als Gehilfen hatte er ſeinen Sohn bei ſich. Mit den„beſchlagnahmten“ Waren betrieben beide einen ſchwunghaften Handel, bis ſie feſt— genommen wurden. Kirtz, der erklärte, der„Haupt⸗ mann von Köpenick“ habe ihm vorgeſchwebt, wurde zu 2 Jahren, ſein Sohn zu 3 Monaten Gefängnis berurteilt. Naumburg. Vor dem hieſigen Schwurgericht wurde der Galtzier Lukas Oryſzeyſzyn zum Tode verurteilt. Er hatte ein Mädchen, das in Saubach arbeitete, ermordet und die Leiche eingegraben. Das Verbrechen wurde dadurch entdeckt, daß eine Hand der Leiche aus dem Erdreich herausragte. Würzburg. Einen lebhaften Lebensmitlel- handel nach Berlin trieb die hier wohnende Abothekergattin Luiſe Mayer. Sie ließ ſich dabei für das Pſund Schinken 8,50 Mark, für ein Ei 40 Pfennig und für das Pfund Käſe 3 Mark be— zahlen. Wegen verbotener Ausfuhr und Ülber— ſchreitung der Höchſtpreiſe wurde ſie zu einem Monat Gefängnis und 1400 Mark Geldſtrafe verurteilt. n r Vermiſchtes. Der letzte Romanow. Es iſt zwar ver⸗ früht, vom letzten Zaren auf dem ruſſiſchen Thron zu reden. Aber wer immer dieſen Thron wieder erklettern mag, ein Romanow iſt es ſicher nicht, auch wenn er ſich ſo nennen mag. Der letzte Romanow, und zwar aus der Linie Romanow-Gottorp, war jener Peter, der als Gemahl Katharinas II.„figurierte“. Die Ehe war aber kinderlos, und Paul J., ihr Sohn und Nachfolger, von dem alle ruſſiſchen Kaiſer ſeit dem ſich herleiten, war nach ihrem eigenen Zeugnis der Sohn eines ihrer Günſtlinge. e v.. u, et N ſehr er ſeine Tochter auch liebte, ſein Anſehen, ſeinen Einfluß in der Geſellſchaft, nahm er ſich vor, würde er unter keinen Umſtänden ihrem Glucke opfern. „Es wird der Trotz dem größeren Trotze weichen,“ ſagte er, düſter und unheilsvoll vor ſich hinblickend. „Wir haben Rückſicht auf die Geſellſchaft zu gehmen und alle Urſache, einen Familien— laudal zu vermeiden!“ meinte die Kommerzien- rünn bedächtig. „Die Geſellſchaft!“ lachte er ingrimmig. „Ich beherrſche ſie mit meinem Gelde und meinem Einfluß, aber ich fürchte ſie!“ „Dr. Faller muß entſagen, er muß Hedwig freigeben und er wird es, ſo wie ich ihn kenne, wenn du ihm die Unmöglichkeit ſchonend vor ſellſt, daß er Hedwigs Hand erhalte.“ Dem Kommerzienrat ſchien das nicht einzu— leuchten. „In der Familie iſt der gerade Weg der beſte,“ meinte er unwirſch. „Nicht immer,“ widerſprach ihm die Kom⸗ merzienrätin lebhaft.„Der Vorſichtige gewinnt auch in ſolchen Dingen erſt Zeit, um alles zu bewinnen.“ 6 „Du ſollſt recht behalten,“ gab der eigen⸗ ſinnge Mann nach.„Ich werde mich zu mäßigen ſuchen; er wird entſagen, denn er muß es; dieſer Skandal iſt mir äußerſt fatal, denn ich bin in ihn zu ſehr verwickelt. Ich habe zu hiele Feinde, und nach Schopenhauer iſt die Schadenfreude die größte der Freuden. Ich habe ſo das niederdrückende Gefühl, als würden die Leute mit den Fingern auf mich deuten. Es iſt wohl wahr, ich habe den Doktor prote— giert, er gefiel mir; er hat Einfluß nach unten, ich nach oben; ihn an mich ketten, war mein Plan, denn wir hätten uns zu meinem Vorteil ergänzt. Sein Einfluß iſt mit dieſem Wiſch vernichtet,“ er zerknitterte das Wahl— flugblatt wütend in ſeiner Hand„für mich hat der Menſch ohne Einfluß aber keinen Wert.“ Dies harle und egoiſtiſche Urteil über einen Mann, der noch vor wenigen Tagen der gern geſehene Gaſt ihres Hauſes war, ſchien der Kommerzienrätin denn doch ungerecht. Sie be— handelte und betrachtete die Angelegenhelt mehr von einem ethiſchen Standpunkte, ſie ſchreckte mehr der Sohn des Defraudanten und Selbſt⸗ mörders als der in ſeinem Einfluß brachgelegte Mann ab. „Glaubſt du in der Tat,“ fragte ſie daher ihren Mann,„daß ſeine Beliebtheit bei den Leuten durch dieſen Angriff ſchwindet, ich nicht!“ „Ich kenne die Menſchen, es wird ihm ſchaden,“ entgegnete der Kommerzienrat be⸗ ſtimmten Tones.„So ſicher auch ſeine Wahl ſtand, jetzt fällt ſe um. Es iſt gar keine Mög⸗ lichkeit, daß er durchdringt. Der moraliſchen Niederlage wird die Wahlniederlage folgen, darauf gebe ich dir mein Wort. Die kleinen Leute ſehen heutzutage auf Ehre; Titel und Namen fallen weniger ins Gewicht.“ „Aber er kann am Ende doch nichts für die Schuld ſeines Vaters,“ meinte die Kom⸗ merzienrätin.„Seine perſönliche Ehre kann doch hier nicht getroffen ſein, denn ſeine Vergangen- heit iſt rein und makellos!“ Der Kommerzienrat zuckte bedeutungsvoll mit den Achſeln, dann erhob er ſich und ſagte mit Nachdruck:„Zu der Vergangenheit eines Menſchen zählt auch ſeine Geburt!“ Der Diener trat ein und meldete den Fabrik— direktor Doktor Faller. rätin und entfernte ſich raſch. Auf einen Wink des Hausherrn verließ der Diener das Gemach Kommerzienrat erwarte. 14. Herr Doktor Faller ſah abgeſpannt und an— gegriffen aus. Die großen Aufregungen der letzten Tage und die Empörung über die boden— loſe Niedertracht der Gegner, die ſich nicht ſcheuten, ihren politiſchen Parteigegner in ſeiner perſönlichen und geſellſchaftlichen Ehre ſo ſchonungslos anzugreifen, wie ſie es getan haben, hatten ſeine Geſundheit mehr untergraben, als es den Anſchein hatte. Der Kommerzienrat hieß den Fabrildirektor in herzlicher Weiſe willkommen. „Ich danke Ihnen, daß Sie kommen, ſagte er zuvorkommend,„bitte, nehmen Sie Platz. Darf ich Sie zu einem Glaſe Wein einladen? Hier ſind Zigarren, werden Ihnen ſchmecken; bitte, bedienen Sie ſich, es läßt ſich ſo beſſer plaudern.“ Die beiden Herren hatten an dem kleinen Tiſchchen Platz genommen, auf dem noch das Kaffeeſervice der Damen ſtand, das der Kom⸗ merzienrat geſchäftlich wegräumte. Während letzterer den Wein einſchenkle, brannte ſich der Doktor eine Havanna au. „Ich laſſe euch allein,“ ſagte die Kommerzien⸗ und meldete dem Doktor, daß ihn der Herr „So!“ meinte der Kommerzienrat und er⸗ griff ein Glas,„ſtoßen Sie mit mir an auf das, was wir lieben.“ Der Doktor ſolgte der ſreund⸗ lichen Aufforderung und hell erklangen die Gläſer.—„A propos, haben Sie das Flug⸗ blatt unſerer Gegner geleſen?“ „Ja, Herr Kommerzienrat,“ entgegnete der Doktor bitter, und ſeine Stirne zog ſich in finſtere Falten.„Die Herren waren ſo freund⸗ lich, mir gleich mehrere Exemplare zuzuſchicken.“ F caben Sie etwas dagegen getan 2“ fragte der Kommerzienrat. „Ich habe Doktor Beer einen Artikel ge⸗ geben, der im Abendblatte erſcheint!“ antwortete der Doktor. „Widerlegt Ihr Artikel die ſchwerwiegenden Behauptungen der Gegner?“ 5 „So weit es meinen Vater betrifft, nein, ſo weit es mich angeht, ja! Mein Vater hat in der Verzweiflung, von dem Phantom der Ehre getrieben, Hand an ſich gelegt. Er erſchoß ſich, als ich acht Jahre alt war!“ „Ich nehme herzlichen Anteil an Ihrem Un⸗ glück!“ meinte der Kommerzienrat.„Wie ſteht es mit der anderen Behauptung Ihrer Gegner .„ nun, Sie verſtehen mich!“ „Es fand ſich allerdings in der Kaſſe des Verſtorbenen ein Defizit vor,“ antwortete der Befragte ernſt,„das durch die Kaution mehr als gedeckt wurde. Herr Kommerzienrat, Sie kennen mich ſeit Jahr und Tag als einen Ehrenmann, auf mich können die Schalten dieſes Ungluͤcks nicht fallen, meine Ehre iſt rein!“ Ur 1(Gortſetzung folgt.)