s und insfuß es die h hin- andere eleiſtet zu eilbeträge elle zu meldet n Schatz⸗ Diskont 3 ab, bis n auf die ichnungen ſpäteſtens März ge— Falle an⸗ nn ſie en für 63 iſt es ge— atzanwei Schatz⸗ ner höch— bert) zum gezeichnet lungsfriſt „bei der len. Die enannten erhalten ingen. gangenen n Schatz Schatz ine Ver atzanwei⸗— ing von erer von Kriegs⸗ zuzahlen. ücke ſind „die mit sſcheinen, Der Um die Ein Anleihen erwendet Schuld⸗ rlin SW. uß einen en und üldenver⸗ ibungen, n geeig⸗ hie Aus⸗ chnungs⸗ chuldver⸗ Ahſatz 1 ureichen. für die gt; der bon den — Erſcheint wöchentlich dreimal: enheiner Geſchäfts⸗Auzeiger Organ für Jedermann Dienstag, Donnerstag u. Samstag Bezugspreis: 40 Pfg. pro M onat frei ins Haus gebracht Gratis⸗Beilagen 5 „Illuſtriertes Sonntagsblatt“, illuſtriertes Unterhaltungsblatt„Deutſche Kraft“, Wandkalender und Fahrplan. rger Zei Vereius- 4 5 5 itung Anzeigenpreis: Anzeiger Redaktion, Druck und 5. Martin, 3 e Amtsblatt der Großh. Bürgermeiſterei Viernheim Euthält alle amtlichen Ankündigungen der Behörden Viernheims und Umgebung. Inſerate finden in der Bürger-Zeitung wirkſamſte Verbreitung.— Für Wohnungsinſerate Ausnahme⸗Tarif. Die iſpaltige Petitzeile oder deren Raum 20 Pfg., auswärtige Iuſerate 25 Pfg., die Reklame-Petitzeile 40 Pfg. Bei öfteren Wiederholungen und größeren Aufträgen entſprechender Rabatt. Beilagen im Gewichte bis zu 8 Gramm 6 Mk. fürs Tauſend. Bei Klage⸗Erhebung, zwangsweiſer Bei⸗ treibung uſw. wird Rabatt hinfällig. —⁴ 3 Ne Dienstag, den 55 April 1917 ——. ee 17 Kriegsanleihe den Krieg? Raätürlich! Wenn das Deutſche Reich kein Geld mehr hat' bleibt ihm nichts anderes übrig, als Frieden zu ſchließen, — aber— und das iſt ebenſo natürlich— einen Frieden, wie ſeine Feinde ihn wollen. Alſo können wir dadurch den Frieden ſchnell herbei— führen, daß wir keine Kriegsanleihe zeichnen? Sicher können wir das. Nur wollen wir uns zuvor doch 0 0 05 klar machen, wie dann der erſehnte Frieden ausſehen würde. Was meinſt Du wohl, was Dein Mann oder Dein Sohn ſagen würde, wenn er die Stellung vor dem Feinde verlaſſey müßte, wenn er vorbeiziehen müßte an den vielen Gräbern ſeiner Kameraden, zurückgehen müßte über die Stätten ſeiner Siege,— und hinter ihm her erſchallt Freudengeſchrei der feind— lichen Bevölkerung, bauen ſich Ehrenpforten auf für die feznd— lichen Heere, die unter Kanonendonner, mit Muſil und fliegenden Fahnen in die geſchmückten Städte einziehen, während unſer Heer wie ein geſchlagenes weiter und weiter zurückgeht bis über unſere alten Landesgrenzen zurück.— Denn Du weißt doch, was die Feinde als Preis des Friedens verlangen: Elſaß— Lothringen, Teile vom Rheinland, die Rheinpfalz, Oſtpreußen Polen, und wer weiß was ſonſt noch.— Was meinſt Du, was er ſagen würde, wenn er erführe, Du hätteſt dieſen Frieden mitgemacht, indem Du dem Vaterland Kriegsanleihe verweigert hätteſt. Aber dies alles wäre kaum das Schlimmſte. Die Feinde würden uns eine Kriegsentſchädigung auflaſten, daß wir viele Jahrzehnte unter ſchwerer Steuerlaſt zu ſeufzen hätten, daß * wir— wie die Holſteiner Bauern vor 100 Jahren— Haus und Land umſonſt hergeben würden, weil wir Steuern und Zinslaſt nicht zu ertragen vermöchten. Die Ausfuhr unſerer Waren würde erſchwert werden, Werke würden ſtill liegen, Arbeitslöhne ſinken, Gehälter und Renten verkürzt, unſere Invaliden und Kriegswitwen ohne Verſorgung ſein, und unter der ungehinderten zollfreien Einfuhr ausländiſcher Erzeugniſſe würde unſere Landwirtſchaft ermatten und unſere Bauernhöfe entwertet werden. Eeinen ſolchen Frieden kannſt Du erzwingen helfen, Du Dich der Kriegsanleihe ſern hältſt. Dein Vaterland 115 Frieden zwingen, heißt Bundesgenoſſe des Feindes werden, heißt Deinem feldgrauen Sohn oder Bruder wenn in den Rücken fallen, heißt Dein Vaterland verraten. Das willſt Du nicht? Es gibt noch ein anderes Mittel, den Frieden zu erzwingen: Helfen, daß unſere Feldgrauen Wafſen, Munition und Ausrüſtungsgegenſtände in größter Fülle und beſter Art erhalten, daß unſere Schiffe und Tauchboote immer zahlreicher und ſtärker werden. Dann wird der Feind gezwungen, uns den Frieden zu geben, den wir brauchen uns Raum und Kraft zu Arbeit und Leben zu gewähren. Je beſſer bir für unſer Kriegsmaterial ſorgen, deſto ſchneller kommt bleſer Friede, der uns befriedigt. Geld koſtet es, viel Geld. Wenn Du Kriegsanleihe zeichneſt, hilſſt Du dieſen Frieden er— zwingen. Je mehr Du zeichneſt deſto ſchneller kommt Dein Friede. Lokales, — Ernährungsfragen. Im öſtlichen Deutſch— 5 herrſcht immer noch große Kälte, ſo daß die be— eits begonnene Abfuhr von Kartoffeln nach dem We⸗ fen abermals eine Verzögerung erleidet.— Da im Verkehr mit Hülſenfrucht⸗Saatgut Ü keine beſchrän⸗ kende Beſtimmungen beſtehen, wurde dies vielfach miß— bräuchlich dazu benützt, daß Hülſenfrüchte als Saat— gut zu unerhört hohen Preiſen zu Speiſezwecken ge— handelt wurden. Es iſt deshalb jetzt angeordnet, daß Hülſenfrüchte auch zum Anbau nur gehandelt werden zürſen, wenn ſie von der Reichsſtelle ausdrücklich freige— geben ſind. Dieſe Verordnung trifft auch diejenigen Be— ſtände, die bereits im Handel ſind. „„Eine Anzahl von Landwirten in Meckleuburg⸗ Schwerin hat dagegen Beſchwerde erhoben, daß der Eierpreis von 20 auf 30 Pfg. das Stück für den Ver⸗ braucher hinaufgeſetzt worden fe. Den Landwirten habe der ſeitherige Preis durchaus genügt und ſie wünſchen feſtgeſtellt zu ſehen, daß die unnötige Verteue rung nicht von landwirtſchaftlicher Seite ausgegangen ſei. Aus einer Fi Stadt wird der„Frankf. Ztg.“ geſchrieben: Am 1. März ſind hier die privaten Kuh- halter aufgefordert worden, einen beſtimmten Teil des täglichen Rellchertrags abzuliefern. Als Beſiher ei⸗ ner Kuh und als Vorſtand eines großes Haushaltes hätte ich nach Abzug der uns zuſtehenden Milchmenge noch gut 2 Liter abzuliefern. Um meiner Pflicht voll bachentommen ließ ich 2½ Liter an die Abgabeſtelle hinbringen, Da wurde uns aber geſagt:„Mit halben Litern befaſſen wir uns nicht, entweder Sie bringen uns 2 oder 3 Liter“. Da wir nicht imſtande ſind, 3 Liter herzugeben, werden wir alſo von heute ab nur 2 Liter abliefern. Wenn der gleiche Vorgang ſich oft ſenug wiederholt, dann geht der Allgemeinverſorgung ummerhin eine ganz anſehnliche Menge der begehrten Milch verloren. b Ein Kommunalverband hat von der Reichsgetreide— ſtelle die Erlaubnis bekommen, 1000 Sack Gerſten⸗ mehl als Brotſtreckungsmittel zu beziehen. Der Kom- aumalverband kaufte dieſes Mebl durch Vermittelung der Reichsgerſtengeſellſchaſk. Ter fete für 6 mehl zu 70 Prozeut ausgemahlen beträgt 50 Mk. Ti Gerſtengeſel lſchaft lauft die beſchlagnahmte e Gereſt be 100 Kg.(ger 7 den Landwirten für 32 Mk. Der Preis für 70 Kg. Meh 1 1 1 11 ſtellt ſich ſomit auf 45.50 Mk., hiervon ſind abzüg— lich des Mahlverluſtes Erlös für 25 Kh. für 100 95 mit 3.25 Mk. abzuziehen, ſodaß 42 25 Mk Dazu kommen an Unkoſten und M hl oh 3 Mehl auf verbleiben. Mark. jodaß ſich das 45.25 Mk. die 10. Denkt daran daß unſere Feinde das aufrichtige Friebens⸗ angebot unſeres Kaiſers mit frechem Hohn ab⸗ gelehnt haben Denkt daran daß England, das uns mif ehrlichen Waffen nicht bezwingen kann, den igen Hungerkrieg gegen unſere Frauen, Kinder und Greiſe an— gezettelt hat Denkt daran daß Frankreich gegen Eure Söhne, Brüder und Väter im Felde farbige, mordgierige Beſtien in Menſchengeſtalt hetzt Denkt daran was Rußlands wilde Koſakenhorden aus den blühenden oſtpreußiſchen Landen und ihren friedlichen Bewohnern gemacht haben Denkt daran daß das„neutrale“ Amerika die Beziehungen zu uns abgebrochen, weil ihm durch unſern U-Bootkrieg das„Geſchäft“ geſtört wurde Denkt an den Verrat Italiens und Rumäniens, denkt an die Mißhandlung unſerer gefangenen Helden Feindeslanden, denkt an die Bomben— attentate unſerer Gegner auf friedliche unbe— feſtigte Städte, denkt an Baralong——— Dann wißt Ihr, was Ihr zu erwarten und was Ihr zu tun habt! Es geht um Alles! Zeichnet die 6. Kriegsanleihe zur Erzwingung des Friedens. eſffdddddgge dem Kg. ſtellt. Es bleiben ſomit an einem einzigen Sack Gerſte 4,75 Mark Verdien ſt, gegen eigen dienſt von ene Pfennigen beim Handel in Friedens— zeiten. — Reiſen in der Oſterzeit. Die außerordent lich ſtarke Inanſpruchnahme der Eiſenbahnen von Sei— ten der Militärverwaltung und durch die Beförderung der notwendigſten Güter und Lebensmittel macht es für jeden Einzelnen zur unabweisbaren patrioliſchen Pflicht, alle unnötigen Reiſen zu unterlaſſen. Dies gilt ganz beſonders für Reiſen zur bevorſtehenden Oſterzeit. Die Eiſenbahnverwaltungen beabſichtigen nicht, an Oſtern mehr Rilae als ſonſt au fabren und da in dieſer Zeit Ver⸗ Kleie 5 8 Mk. nirgends mehr auch die in Jubutrie und Landwirtſchaft Tätigen un bedingt zur Stätte ihrer Arbeit gelangen müſſen, ſo haben alle anderen Reiſenden mit Zurückbleiben wegen Ueberfüllung der Züge zu rechnen. „Beteilianng der Schulen an der 6. Kriegs⸗ anleihe. Eines der Gerüchte, wie ſie bei der Auf⸗ legung von Kriegsanleihen auſzilauchen pflegen und von übelwollender Seite berbreitet werden, hat bei Einzelnen die Befürchtung entſtehen las en, die Schüler könnten ſpäter veranlaßt werden, die von ihnen durch Vermittlung der Schule gezeichneten Kriegsanleih beträge zu Gunſteit von irgend se 4 he 1 Schulfonds ſteher zu laſ⸗ ſen. Es bedarf keiner Begründ 1 baß d: eſe Befürch⸗ tung durchaus unzutrefſend iſt ielmehr ſind die Schu— len nach Ablauf von 2 Jahren nach dem Friedensſchluß zur unbedingten Auszahlung der gezeichneten Beträge ſamt Zinſen und Zinſe zinſen verpf! ichtet. Bekleidung der Hilfsdienſtpflichtigen im Militärdienſt. Die Hilfsdienſtpflichtigen im Mililär— dienſt tragen grandſäßlich bürgerliche Kleidung, ſor⸗ gen auch ſelbſt für Unterhaltung und Neube ſchaffung ihrer Kſeidungsſtücke Berufliche Sonder kleidung kann von der Betriebs durch Vermittſung der zuſtän⸗— digen Kriegsamtsſtelle auf dem Bezugsſcheinweg auge⸗ fordert werden. Einzelne mil'itäriſche Bekleii dungsſtückt werden unentgeltlich leihweiſe oder gegen Abnutzungs— entſchädigung geliefert 1 Hilfsdienſt. dienſtpflichtigen durch die elle Betreffs der Meldung der Hilfs- ö»Poſt herrſcht vielfach die Mei— nung, daß der die Meldung annehmende Poſtbeamke den abtrennbaren Streifen mit dem Tagesſtempel und ſeiner Unterſchrift verſehen würde. Dies iſt nicht zlü⸗ treffend. Der Poſtbeamte verſieht den Streifen(Mel⸗ debeſtätigung); nur mit dem Tagesſtempel. Die Unter- ſchrift hat der Meldepfl ichtige ſelbſt und zwar vor Achabe beint Poſtamt zu leiſten. „ Kriegs⸗Schlagſahne. Auf einfache Weiſe und mit wenig Mitteln läßt 5 ein ſehr wohlſchmeckender Erſatz für die in Friedensz eiten ſo beliebte Schlagſahne herſtellen. 1 Liter Waſſer, 4 Pfund Wetzengrieß./ Pfund Zucker, eine Zitrone. Waſſer ucker, Weizengrieß läßt man zuſammen aufkochen und tut Saft und Schale der Zitrone hinzu. Dann wird die Maſſe bis zum Kalt- und Steifwerden— etwa eine Stunde— geſchlagen. Am beſten geſchieht dies, indem man den Topf in ein Kaltwaſſerbad ſtellt. Die Sahne kann mit Fruchtbeiguß als Nachtiſch genoſſen werden. J . s Eiſerne Kreuz J. Klaſſe wurde dem Vizefeldwebel Georg Effher, Sohn des Herrn Kaminbauers Gg. Eßler verliehen. Be— reits verwundet, drang der Brave an der pie einer Patrouille in einen engliſchen nene und holte ſich 6 engliſche Gefangene heraus. Seine Aufgabe war damit ſollte feſtgeſtellt werden, was für ein Regiment liegt. Wir gratulieren dem tapferen wünſchen ihm baldige Geneſung. gelöſt, denn es den Deutſchen gegenüber Helden von Herzen und ‚Z———„4144 Gefahr im Auzuge. Schon infolge des Einziehens vieler Züchter zum Heeres— dienſt iſt die Entwicklung der Kaninchenzucht bedeutend ge— hemmt worden. In vielen Fällen wurde die Zucht ganz mufgegeben, und in zahlreichen anderen Fällen ſind große Verluſte an Tieren infolge des Mangels an ſachverſtändi— ger Pflege zu beklagen. Jetzt droht weiteres Unheil. Wegen der ſtärkeren Ausmahlung des Getreides iſt faft Kleie zu erhalten. Wie aber ſchon der Mangel an Körnerfutter die Entwicklung der Tiere ungünſtig beeinflußt und viele Todesfälle, beſonders bei Jungtieren, verurſacht hat, ſo droht das Aufhören der Kleie— lieferungen gerade jetzt verhängnisvoll zu werden, da die Häſinnen überall Junge haben, dabei aber unbedingt aufs beſte gefültert werden müſſen, denn ſonſt iſt leicht das Leben der Jungtiere wie auch der Alten ge— fährdet. Es iſt deshalb Pflicht aller Züchter, und beſonders der Vereine, ſofort unter Darlegung der außeror— dentlichen Bedeutung der Sache die maßgebenden Behörden zu bitten, ſtatt der fehlenden Kleie unverzüglich Gerſtenſchrot als Erſatz zu liefern. Oberlehrer Pahl, Schweidnitz. (Die geeigneten Schritte betreffs Kleie reſp. Kleie— erſatz ſind bereits vom hieſigen Kaninchenzuchtverein unter— nommen worden und iſt den hieſigen Züchtern Gelegenheit geboten ſich vor eventuellen Nachteilen zu ſchützen. Der Kaninchenzucht-Verein.) Die Kriegsauleihe iſt die Waffe der Daheimgebliebenen. Zwiſchen Hrras und Vailly. Die Flammenſäulen brennender Dörfer leuchteten als Fanale des ruſſiſchen Rückzuges im Sommer 1915 durch ganz Polen, Galizien und Wolhynien. An den Wegen und unter den rauchenden Trümmern ſaß die bejammerns⸗ werte Bevölkerung, die in grenzenloſem Elend zurückgelaſſen war. Unter den glimmenden, verkohlten Balken lagen noch die Kadaver des verbrannten Viehs und auf den Feldern qualmten in ſchwarzen Rauchwolken die in Brand geſteckten Getreidemieten. Der männ- liche Teil der jüdiſchen Bevölkerung trug Spuren blutiger Mißhandlung und aus den Augen der Mädchen und Frauen ſtarrte noch das grenzenloſe Grauen vor den Koſaken, die vor ihrem Abzug wie die Tiere gewütet hatten. Die geſamte Ententepreſſe aber bejubelte in höchſten Tönen den gelungenen Rückzug und die voll— zogenen Zerſtörungen. Die rückſichtsloſe Ver— nichtung des eigenen Landes galt ihr als Gipfel der militäriſchen Weisheit. Kein gegen Regen und Unwetter ſchützendes Dach, keine Ahre und keinen Halm für Menſchen und Vieh ſollte der Feind finden. So ſollte ſeine Ver— folgung zur Unmöglichkeit werden. Wiederum geht eine Armee zurück— wenn rum muß ein Landſtrich die ganze Härte kriege— riſcher Notwendigkeiten erdulden. Aber die gleichen Blätter, die 1915 das Plündern und Sengen ruſſiſcher Koſakenhorden und 1917 die Städte ur, Dörfer unzerſtört ließ. Daß die Franzoſen, das reizende Städichen Noyon un⸗ verſehrt wieder in ihre Hände bekamen, danken ſie, weiß Gott, nicht der Tapferkeit und Schnellig⸗ keit der eigenen Truppen, ſondern der Umſicht und Menſchlichkeit der deutſchen Oberſten Heeresleitung, die ſorgfältig jeden Kampf in jener Gegend mit Rückſicht auf die in der Stadt konzentrierten Einwohner vermied. Freilich wurde nur die nicht kriegsdienſt— pflichtige Bevölkerung zurückgelaſſen. Es wäre ja ein Verbrechen wider die eigene militäriſche Sicherheit. wollte man dem Feinde Arbeits- kräfte zuführen, die bei den heutigen Kriegs— formen nicht weniger wertvoll und unentbehrlich ſind wie Soldaten. Und zu dieſen kriegsdienſt— fähigen Arheitskräſten gehören auch die arbeits— fähigen Frauen, die andernfalls auf der Gegen— ſeite in Munitionsfabriken Granaten drehen und Patronen herſtellen würden. Aber keine Kranken und Schwachen wurden abtranspor— liert, keine Mütter mit Kindern unter 15 Jahren, und wo Minderjährige und Arbeitsfähige in einer Familie waren, da wurden keine Familien— bande zerriſſen. Nie wurden Züge Elender und Vertriebener in Froſt und Unwetter meilenweit durch Steppen und Einöden getrieben, wie es Ruſſen und Rumänen mit den deutſchen Inter— le,. g nierten taten. auch aus ganz anderen Urſachen— und wiede laltblütige Vernichtung neutralen Eigentums in Rumänien durch engliſche Zerſtörungskom— miſſionen für hocherwünſchte, militäriſch wie darliſch gebolene Handlungen erklärten, erheben tente, da der Gegner etwas Ahnliches tut, ein Geſchrei der Empörung und nennen das, was ſie ſelbſt vollführten und lobten, Hunnentum Ind Barbarei. Die Zerſtörungen in dem von den Deutſchen geräumten Gebiet ſollen nicht geleugnet werden. Das iſt auch nicht nötig. Sie waren lediglich eine bittere, aber unumgängliche militäriſche Not— wendigkeit. Um ſo ſchärfer ſei Einſpruch erhoben gegen die haltloſen, völlig aus der Luft ge— griffenen Anschuldigungen, als hätte die deutſche Heeresleitung irgendwo unnötige Härte geübt, als wäre ſie mit den Zerſtörungen auch nur um Haaresbreite über das Maß des militäriſch Gebolenen hinausgegangen. In erſter Linie wurden alle Brücken und Wege geſprengt, alle Bahnen abgebaut. Freilich in viel größerer Zahl und mit mehr Methode, als Ruſſen und Rumänen dies vermochten. Aber auch die Wälder mußten fallen, denn dem Feinde mußte alles Material für Bauten und Befeſtigungsarbeiten entzogen, jede Deckung gegen Sicht genommen werden. Aus gleichem Grunde mußten auch die Dörfer vernichtet werden. Weder Unterkunft noch Deckung und Schutz durften dem Feinde verbleiben. So mußten Häuſer und Höſe in Flammen aufgehen und Kellergewölbe, die dem Feinde als Unterſtände dienen konnten, geſprengt werden. In nicht ge— ringerem Grade war die Jerſtörung der Felder und Gärten, der Alleen und Obſtbäume, die der Feind als unnötige Barbarei brandmarken will, militäriſch geboten. Die feindlichen Batterien und Kolonnen durften nicht, von den zerwühlten Wegen ausbiegend, bequeme Fahrt feldeinwärts finden. Die ſich belaubenden Gärten und Obſt— plantagen durften keine bequeme und ſichere Fliegerdeckung für Munitionsparks und Trains Holz, Eiſen, Kupfer, Zinn und Zink abgeben. hätten die feindliche Kriegsrüſtung geſtärkt und mußten deshalb abgeführt werden. Es iſt ja nicht ein Krieg, den Regierungen mit ſtehenden Heeren gegeneinander führen, ſondern ein Kampf von Völkern auf Leben und Tod, ausgefochten mit allem, was ſie haben und ſind. Da gibt es kaum etwas, was der Kriegführung nicht dienlich und förderlich wäre. Nicht einen Fall unnötiger mutwilliger Zer— ſtörung, nicht einen Akt von Gewalt und Un— recht kann der Vierverband mit gutem Gewiſſen aufführen. Kein Wort verlieren ihre Berichte darüber, daß eine ganze Zone unzerſtört blieb. Daß die deutſche Heeresverwaltung, faſt ihre eigenen Intereſſen ſchädigend, eine ganze Reihe Die deutſche Frontverlegung bedarf weder der Entſchuldigung noch der Beſchönigung. Es iſt ein Manöver, das in dieſem ganzen Feldzug ſeines— gleichen nicht hat. Des Feldmarſchalls Hinden— burg und ſeines erſten Generalquartiermeiſters Ludendorff große wohlgeprüfte Operationen unterbanden die geplante Offenſive unſerer Feinde, ehe ſie noch begonnen, und machten Raum und Kraſt für eigene Pläne frei. verſchiedene Kriegsnachrichten. Der entſcheidende Abſchnitt des Krieges. In der Kammerverhandlung über die Ein— berufung des Jahrganges 1918 erklärte der fran— zöſiſche Kriegsminiſter Painlevé: Wir treten in den entſcheidenden Abſchnitt des Krieges ein, aber entſcheidend heißt nicht kurz. Zum erſtenmal hat die ſtolze deutſche Armee zuge— ſtehen müſſen, daß ihre weſtliche Front nicht un— erſchütterlich iſt, aber ſo glückberheißend die An— fänge des Frühlingsfeldzuges auch ſeien,— es würde kindiſch ſein, die Rückwärtsbewegung der Deutſchen als einen Verzicht aufzufaſſen. Deutſch— land faßt alle Energie im Heere und im Innern zu einer verzweifelten Anſtrengung zuſammen mittels der Mobilmachung aller Kräfte von Mann und Weib und durch die verabſcheuungs— würdige Härte des Arbeitszwanges für Bürger der von ihm beſetzten Länder. Deutſchland hat alle ſeine Söhne, die die Waſſen tragen lönnen, auf das Schlachtfeld geſchickt; durch eine eiſerne Organiſation hat Deutſchland es trotz der Leiden und der Verzweiflung ſeiner Bevölkerung durch— geſetzt, ſeine Heere ſo zahlreich und ſo vorzüglich ausgerüſtet zu erhalten. Das iſt das Kriegs— werkzeug, das wir beſiegen müſſen. Die fran— zöſiſche Energie wird unerſchütterlich ſein. Wenn das Verhängnis es will, daß der Jahrgang 1918 ſeinen Teil zu dieſen blutigen Ernten bei— trage, ſo möchten wir nicht, daß er uns in dem entſcheidenden Augenblick ſehle, wo er ſein Ge— wicht in die Wagſchale werfen müßte. E Vor der Entſcheidungsſchlacht im Weſten. Der„Matin“ ſchreibt zur, militäriſchen Lage: Die Kämpfe werden immer hartnäckiger; die Deutſchen leiſten überall erbitterten Widerſtand. F 10 Die ſchwere Artillerie der Deutſchen iſt in den Kampf eingetreten. Den franzöſiſchen Truppen wäre eine Annäherung an die deutſchen Stellungen nur aus ſüdweſtlicher Richtung möglich, doch liegen zwiſchen ihren Vorpoſten und den Deutſchen noch 20 Kilometer. Civrieux ſagt, es ſei nun die ernſteſte Stunde ſeit der Marneſchlacht angebrochen, die über das Schickſal Frankreichs entſcheiden werde. Die be- vorſtehende Schlacht werde eine Entſcheidung bringen.— Ein Artikel in„Bonnet Rouge läßt erkennen, wie groß die Unſicherheit über die Pläne Hindenburgs iſt, der ſicher eine ſo unge⸗ heure Frontveränderung nicht ohne ernſte Be— weggründe vorgenommen habe. e größer als je. 1 60 Millionen mit dem„Danton“ verſenkt. Wie franzöſiſche Blätter berichten, ſind mit dem„Athos“ mehr als 100 Millionen, mit dem„Danton“ etwa 60 Millionen Frank ver⸗ ſenkt worden. Das Gefühl der Angſt, das in Frankreich wegen der Verſenkung des „Danton“ entſtand, ſei nicht auszudrücken. Der „Rappel“ verlangt, daß die Tauchbootſtationen, in denen ſich die Unterſeeboote verſorgen, un⸗ bedingt beſeitigt werden. Deutſcher Reichstag. (Orig.-Bericht.) Berlin, 28. März. Auf der Tagesordnung ſteht die Zweite Leſung der Verkehrsſteuer. Abg. Schiele(konſ.): Wir ſtimmen ange⸗ ſichts des Bedarfs des Reichs einer weiteren Belaſtung des Perſonen- und Güterverkehrs grundſätzlich zu. Wir werden jährlich etwa 6 Milliarden Mark brauchen. Sollen ſie nur durch direkte Steuern aufgebracht werden? Die Verkehrsſteuern in Oſterreich, Italien, England und Rußland ſind viel höher. Die Verkehrs— ſteuer wird in ruhigeren Zeiten umgeſtaltet werden müſſen. Die Kleinbahnen ſind beſon— ders ſchwer belroffen. Die neue Laſt muß ge— tragen werden. Es iſt gerecht, auch die vierte Klaſſe heranzuziehen, gerade weil viele Leute von höheren Klaſſen nach der vierten abge— wandert ſind. Der Siedlungsgedanke muß auch bei der Verkehrsſteuer berückſichtigt werden. Abg. Dr. Müller-Fulda(Ztr.): Nehmen Sie die Vorlagen ſo an, wie ſie im Ausſchuſſe geſtaltet worden ſind. Es ſind alle Rückſichten genommen worden. Abg. Liſt-Eßlingen(ntl.): Direkte Steuern allein könnten dem gegenwärtigen Bedarf des Reichs nicht abhelfen, wir ſtimmen daher der Verkehrsbeſteuerung zu, die doch nicht zu um— gehen iſt und ſpäter nur noch ſchlimmer aus— fallen würde. Die Güterbeſteuerung hätten wir lieber geſtaffelt geſehen, werden aber auch hier den Ausſchußbeſtimmungen zuſtimmen. Zeichnet die ſechlte „ Kriegsanleihe! Abg. Mum m(Otſch. Frkt.) begründet einen Antrag, Fahrkarten bis zum Preiſe von 35 Pfennig ſteuerfrei zu laſſen. Gerade diejenigen, die nicht die abendliche Geſelligkeit in den Städten ſuchen, ſondern von der Arbeit zu ihrer Familie in den Umkreis fahren, werden durch die Steuer getroffen. Wir müſſen das Klein— haus fördern und nicht die Mietskaſerne. bei dem Kommiſſionsbeſchluß über den Nah— verkehr zu laſſen. Die Straßenbahnen ſollen ja nur mit 6 ſtatt 12% herangezogen werden, was einen Ausfall von 17 Millionen bedeutet; auch ſoll dieſe Beſteuerung erſt nach einer Tariſerhöhung eintreten. Der Miniſter der öffentlichen Arbeiten, der ſtets ſoziale Wohnungs— politik getrieben hat, wird dies auch bei der ihm überlaſſenen Unterverteilung des Steuerbetrages tun. Das 2½⸗Pfennig-Stück wird kommen, ſobald die Münzen dazu in der Lage ſind. Nach längerer weiterer Debatte wurde der die Fahrkarten bis einem Preiſe von 35 Pfennige von der Steuer Antrag Mumm, freilaſſen will, mit Hilfe eines Hammelſprungs mit der ganzen knappen Mehrheit von einer Stimme angenommen. Die Kohlenſteuer rief ebenfalls eine ausführliche Ausſprache mit dem Ergebnis hervor, daß ſchließlich die Vor— lage mit der Anderung angenommen wurde, daß der Abſatz, der die aus Braunkohle her— geſtellte Preßlohle mit 15% zur Steuer heran— ziehen will, geſtrichen wurde. Das Hauptinter— eſſe des Hauſes ſchien ſich hinter den Kuliſſen abzuſpielen, man ſah allenthalben Gruppen, die augenſcheinlich die politiſche Lage erörterlen. Das Rätſel Reichsſchatzſekretär Graf Rödern bittet, es ein zu Mit der Kohlenſteuer war die erledigt und das Haus vertagte ſi F———— ̃...... Politiſche Rundſchau. Deutſchland. Dem Reichstage iſt nunmehr der Entwurf eines Geſetzes über die vorläufige Rege⸗ lung des Reichshaushalts für bas Rechnungsjahr 1917 zugegangen. Danach wird der Reichskanzler ermächtigt, bis zur geſetzlichen Feſtſtellung des Reichshaushaltetats für die Monate April, Mai und Juni alle Ausgaben zu leiſten, die zur Erhaltung geſetzlich be— ſtehender Einrichtungen und zur Durchführung geſetzlich beſchloſſener Maßnahmen erforderlſch ſind, ferner die rechtlich begründeten ere tungen des Reichs zu erfüllen und endlich Bauten, für die durch den Etat eines Vorjahts bereits Bewilligungen ſtatigefunden haben, for zuſetzen. Weiterhin wird der Reichskanzler er⸗ mächtigt, die Mittel zur Beſtreitung aller zu⸗ läſſigen notwendigen Ansgaben ſowie der Ausgaben zur Fortführung des Krieges, ſoweit die vorhandenen ſonſtigen Einnahmen nicht ausreichen, durch Ausſchreibung von Beiträgen der Bundesſtaaten in Grenzen der letzten Bewilligung und durch Ausgabe von Schatzanweiſungen bis zur Höhe von 3000 Millionen Mark zu beſchaffen. * Der preußiſche Finanzminiſter hat an die Vorſitzenden der Einkommenfteuer⸗ Berufungskommiſſionen eine Verfügung gerichtet, worin eine möglichſt weitgehende Anwendung der nach dem Einkommenſteuergeſetz zuläſſigen Erleichterungen bei der zur Kriegs⸗ zeit erſolgenden Veranlagung Steuer⸗ pflichtiger mit geringerem Einkommen befür⸗ wortet wird. England. *Die Reichskonferenz hat ſich noch immer nicht mit der Frage des Wirtſchafts⸗ krieges nach dem Friedensſchluſſe befaßt. Die Regierung will offenbar die Debatte über dieſe Frage noch vertagen, um ſich nicht vor— zeitig feſtzulegen. Italien. „Nach ſchweizeriſchen Blättern ſind an der Grenze Gerüchte verbreitet, nach denen in Italien die Revolution ausgebrochen ſein ſoll. Tatſache iſt, daß über Turin, wo in den letzten Tagen wiederholt gefahrdrohende Un— ruhen ſtattfanden, der Belagerungszuſtand ver— hängt worden iſt. Rußland. *Die man rief, die Geiſter, wird man nun nicht los! In ganz Rußland ſollen große Bauernunruhen ausgebrochen ſein. Die Bauern plündern die Güter und morden die Gutsbeſitzer. Die Soldaten machen vielfach mit ihnen gemeinſame Sache und ermorden die Offiziere, die ſich ihnen widerſetzen. Für die neue Regierung wird die entfeſſelte Volkswut noch gefährlicher, weil die Bauern für den Zaren eintreten, der den Frieden wolle, während die Regjerung das Blut der Bauern weiter zu opfern gedenke. Auch die Arbeiter ſtehen der neuen Regierung immer feindlicher gegenüber. Mit der Geiſtlichkeit erwachſen ihr auch Schwierig- keiten. Der heilige Synod iſt in ſeiner Geſamt— heit zurücktreten und die Einſetzung Überaler Geiſtlicher, die im Werke iſt, in die höchſten Würden birgt auch eine Gefahr, da dieſe mit den Arbeitern halten. In der Armee geht alles drunter und drüber. Man hat ſchon dazu ſchreiten müſſen, die vielen Uneinigkeiten dadurch zu beheben zu verſuchen, daß man in jedem Regiment ein aus Soldaten und Offizieren be— ſtehendes Verſöhnungskomitee einſetzte. Aus den revolutionären Truppen mehrerer Armee— lorps will man eine beſondere Armee bilden, die in Petersburg Garniſon beziehen ſoll. Die neue Regierung will ſich alſo zu ihrer Sicherheit eine Leibgarde ſchaffen. Amerika. * In den Militär- und Börſenkreiſen rechnet man jetzt mit einem baldigen Ausbruch des Krieges. Die Einberufung der Na⸗ tionalgarde durch den Präſidenten hak im ganzen Lande ungeheuren Eindruck gemacht. Drohnen. Roman von M. Berger. (Fortſetzung.) „Bei allen braven Leuten,“ widerſprach dem Frau Müller eifrig,„iſt der fleißige Arbeiter immer noch mehr geachtet als die Drohne, ſo nennt mein Herr die Nichtstuer und Faulenzer, die dem lieben Herrgott die Tage abſtehlen. So ſchwarz, wie Ihr ſie ſeht, Krüger, iſt Gott ſei Dank die Welt noch nicht.“ Mahler nickte der geſchwätzigen Frau zu— ſtimmend zu. So meinte auch er es. Die Tür öffnete ſich Doktor Faller trat in das Zimmer. Er ſah zum Erbarmen müde Di 15 aus. Die Augen waren ihm tief eingeſallen, um den Mund zeigten ſich die ſcharſen Züge des Kummers. Die Stirne war gerunzelt; tieſe Entſchloſſenheit lagerte auf ſeinem Antlitz. „Guten Tag, Leute!“ ſagte er kurz, aber nicht unfreundlich, als er die Arbeiter erkannte, die ſich bei ſeinem Einlritt ehrfurchtsvoll von ihren Sitzen erhoben halten.„Was führt euch zu mir?“ Er trat mit dieſen Worten mehr in das Licht; mit tiefem Entſetzen bemerkte Frau Müller die Veränderungen, die mit ihm vor⸗ gegangen waren. „Mein Gott, wie ſieht er aus!“ murmelte ſie tief betrübt. „Unſere Kameraden haben uns geſandt, Herr Doktor!“ nahm Krüger, als der Alleſte, das Wort.„Wir ſollen Ihnen ſagen, daß wir alle und Fabrikdirektor die Angriffe, welche in den letzten Wochen gegen Sie in der Preſſe ſtanden, aufs tiefſte be— dauern. Wir beklagen es alle, Mann für Mann, daß gerade Sie, der ein Herz für ſeine Arbeiter hat, ſo angegriffen worden iſt. Wir ſtehen dieſen Angriffen fern und keiner von uns glaubt daran, daß Sie als Abgeordneter weniger Arbeiterfreund ſein werden.“ „Als Abgeordneter!“ lachte Doktor bilter auf. „Wir wollen es hoffen, Herr Direktor!“ meinte Krüger,„das iſt's, was uns hierher ge— ſührt hat. Heute wollten wir Ihnen danken für all' das, was Sie uns Gutes getan und was Sie uns geweſen ſind.“ „Ich danke euch!“ erwiderte Doktor Faller und reichte jedem der drei ſeine Hand.„Ich erkenne die Freundlichkeit eurer Kameraden an; ich weiß, daß ihr mich liebt; in eurer Achtung und Freundſchaft habe ich bisher den edelſten und ſchönſten Lohn meines Wirkens gefunden. Sagt das euren Kameraden und grüßt ſie von mir. Euch danke ich nochmals. Frau Müller, führen Sie die Herren in das Eckzimmer und bewirten Sie ſie,“— wandte er ſich an die Haushälterin, dann ſagte er zu den Arbeitern: „Gerne würde ich euch Geſellſchaft leiſten, allein ihr ſeht es mir an, ich bin krank, ſehr krank!“ Die Arbeiter wollten der voranſchreitenden Haushälterin folgen. „A propos, Krüger, was iſt das mit Mertens; er iſt ſeit geſtern nicht zur Arbeit gekommen?“ fragte Doktor Faller. „Nein, Herr Direklor, er iſt auch nirgends aufzufinden. Seit dem Tode ſeiner Tochter — Faller mehr richtig; es wird ihm doch kein Unglück paſſiert ſein?“ Der Direktor ſchüttelte bedenklich mit dem Kopfe; dann trat er an das Fenſter, während die drei Arbeiter das Zimmer verließen. Draußen fiel der Schnee in dichten Flocken; das hatte von jeher den Doktor melancholiſch geſtimmt, jetzt erpreßte es ihm Tränen. 17. Herr Grübel und Doktor Beer waren in fieberhafter Tätigkeit. Grübel, der geſchäſtlich viel mit der Landbevölkerung zu tun hatte und ſeines biederen, geraden Weſens auf dem Lande viel Anhang hatte, war auf die Dörfer gegangen und bearbeitete mit großem Geſchick und noch größerem Glück die ländlichen Wähler, während Doktor Beer den Gegner in ſeinen Höhlen aufſuchte und ihn dort energiſch und nicht ohne Erfolg bekämpfte, denn bei allen anſtändigen Menſchen, die in K. denn doch noch nicht ſo dünn geſäet waren, als es der Kom— merzienrat meinte, hatte die perfide Kampfes⸗ weiſe des gegneriſchen Wahlflugblattes Abſcheu und Ekel erregt. Von ſeltſamer Unruhe getrieben ſuchte Doktor Beer den Freund auf; der Ausfall der Wahl machte ihm weniger Sorge als das gedrückte und zerfahrene Weſen des Freundes, deſſen er⸗ künſtelte Ruhe ihm unheilvoll dünkte. Er kannte ſeinen hochfliegenden Geiſt und er wußte wohl, daß ſolche Naturen zermalmenden Schick⸗ ſalsſchlägen nicht gewachſen ſind. Als er in das Haus ſeines Freundes eintrat, begegnete war es bei ihm in ſeinem Hberſtübchen nicht 1 ihm auf der Treppe die Haushälterin mit ihren Gäſten. Frau Müller teilte ihm mit kummer⸗ voller Miene und mit Tränen in den Augen mit, daß ihr Herr die vergangene Nacht ſein Lager nicht aufgeſucht habe und daß ſein eigen⸗ tümliches, verſtörtes Weſen ſie mit banger Un⸗ ruhe erfüllte. Doktor Beer wußte genug: in wenigen Sätzen ſprang er die Treppe hinauf und trat in das Arbeitszimmer des Freundes ein. „Mut, Freund,“ rief er heiter und aufge⸗ räumt,„es geht alles ausgezeichnet.“ „Was führt dich her?“ fragte Doktor Faller, dem Freunde einen Stuhl anbietend. „Nichts als die Wahl,“ entgegnete Doktor Beer, indem er forſchend dem Direktor in das Antlitz blickte. „Ich weiß nach deinem geſtrigen Herzens⸗ erguß,“ meinte er dann in der Abſicht, den Freund auf einen immerhin nicht unmöglichen ſchlechten Ausgang der Wahl vorzubereiten, „daß dir die Wahl vollſtändig gleichgültig iſt. Recht ſe, lieber Freund, würde ich ausrufen, wäre ich pathetiſcher angelegt. Die Chancen waren vor wenigen Minuten für dich nicht un⸗ günſtig, aber du machſt ein ernſtes Geſicht und das beunruhigt mich!“ „Da irrſt du dich gründlich!“ entgegnete der 1 0 zwang 9 en ace 05 10 11852 in nur etwas angegriffen, ſchlecht geſchlafen. Wie ſieht es auf dem Lande aus?“ 0 „Gut, ſehr gut ſogar,“ antwortete Doktor Beer.„Nur in der Stadt ſteht eben alles auf der Spitze.“ „Ich bin auf alles gefaßt; mehr wie durch⸗ fallen kann ich ja jetzt nicht mehr!“ ſcherzte Pele Laſung 9 1 Vergeltung für franzöſiſche Roheit. Eine Erinnerung bei der Verſenkung des„Danton“. Am 7. Auguſt 1914 wurden die vom Kriegs⸗ ausbruch überraſchten Angehörigen der deutſchen Kolonie in Marrakeſch(Marokko) mit dem ge— ſamten Perſonal der dortigen Konſularvertretung gezwungen, den Ort zu verlaſſen, und über Caſablanca zunächſt nach Oran befördert. Der Vorſteher des Kaiſerlichen Konſulats in Marra— keſch war der Legationsrat Hans Moraht. Schon die Vorgänge auf der Fahrt ließen ahnen, daß man die Gelegenheit nicht ver— ſäumen werde, an den Gefangenen, unter denen ſich eine Anzahl deutſcher Frauen mit ihren Kindern befand, jene ſadiſtiſche Wut auszulaſſen, die zu den Merkmalen der heutigen franzöſiſchen Art gehört. In Oran mußte der Gefangenenzug ſeinen Weg zum Bergbahnhof nehmen; der Weg führt durch die ganze Stadt ſteilauſwärts in etwa 25 Minuten. Die Männer hatten ihr Hand— geyäck ſelbſt zu tragen. Offenbar beſtand die Abſicht, der auf die Beine gebrachten Bepölke— rung des Hafenorts den Anblick der gedemütigten Feinde und die Luſt zur Betätigung ihrer niedrigen Inſtinkte zu verſchaffen. Der Trans— portführer wollte den Zug anfänglich ohne Be— deckung durch die Menge ziehen laſſen und ent— ſchloß ſich erſt auf Drängen eines franzöſiſchen Zivilarztes, ihm ein kleines Zuavendetachement beizugeben. Wie zu erwarten, ſchritt der Pöbel, der ſich zu beiden Seiten des ſteilen Weges angeſammelt hatte, ſofort zu Tätlichkeiten. Mit am ſchlimmſten erging es dem Konſul Moraht, der einem Sſterreicher zur Seite ſtand, als dieſer, gedrückt durch ſein ſchweres Hand— gepäck, etwas zurückbleiben mußte. Sein Augenglas wurde ihm heruntergeſchlagen, Handtaſche und Mantel weggeriſſen. Es regnete Fauſthiebe und Schläge mit harten Gegenſtänden auf ſeinen Kopf und Rücken. Auch die Zuaven beteiligten ſich an dieſen Roheiten mit Stößen mit dem Gewehrkolben. Am ge— ährlichſten geſtaltete ſich die Lage, als bei einer Wegbiegung an einem Abhang eine Notte mit Feldſteinen bewaffneter Menſchen auftauchte. Dem Konſul Moraht wurde durch einen Stein— wurf der Tropenhelm zertrümmert, ſo daß er den Reſt des Weges in der Sonnenglut bar— häuptig zurücklegen mußte. Blutüberſtrömt und zu Tode erſchöpft gelangten die Unglücklichen, weit ſie nicht auf dem Wege liegen geblieben waren, auf dem Bahnhof an. Einer der Miß— handelten ſtarb dort nach wenigen Minuten. Aufrecht erhalten konnten ſich höchſtens noch drei oder vier. Deutſche Frauen, die Samariter— dienſte an den Verletzten üben wollten, wurden von franzöſiſchen Offizieren mit Reitpeitſchen auf die Schienbeine geſchlagen. Der Weiter— transport ins Innere erfolgte in einem aus Viehwagen zuſammengeſtellten Eiſenbahnzug. Und nun wollen wir uns einer Tat erfreuen, die von einem Manne vollbracht wurde, der genau ſo heißt wie der damals ſo ſchändlich mißhandelte Vertreter des Deutſchen Reiches. von den Zeitgenoſſen in Algier oder in Frankreich jetzt etwa die Meldung unſeres Ad— miralſtabs der Marine vom 20. März zu Ge— ſicht bekommt oder ſonſt von ihr erfährt, dem mag es vielleicht dämmern, als ob er den Namen jenes Kommandanten, der das Schlacht— ſchiff„Danton“ durch einen Torpedoſchuß ver- ſenkte, ſchon einmal gehört hätte. Und wenn ich dann ſolchen Rittern die Erinnerung auf- drängt an die ſchmähliche Behandlung, die ein wehrloſer Morath über ſich ergehen laſſen mußte, ſo möge die Tat, mit der jetzt ein wehrhafter Morath, ein Bruder des erſteren, eines der Wer ſtolzeſten Schlachtſchijffe Frankreichs vernichtete, Ireen freien. ihnen zu dem Ahnen verhelfen, daß das Schick— al oft ſeltſame Launen und die Sühne für feige Niedertracht noch nicht ihr letztes Wort geſprochen hat. D. K. Von Nah und Fern. Gegen Krakehler und Beſſerwiſſer. Ein zeitgemäßes Ermahnungswort erläßt der Vorſitzende der Gemeinde Rothenburg. heißt darin: völkerung den Ernſt der Zeit richtig erkennen Trommelfeuer verloren hatte. (8 Es wäre erfreulich, weun die Be- wollte und die unvermeidlichen Opfer, die der Krieg mit ſich bringt, die ja welt geringer ſind als die der Großſtädter, in Ruhe tragen würde. In erſter Linie muß der Stadtberwaltun vollſtes Vertrauen entgegengebracht werden un jeder alle gewohnheilsmäßigen Krakehler und Beſſerwiſſer von ſich abſchütteln, die gerne zu alleu Opfern ja ſagen, wenn andere ſie bringen. Wer es in einer ſo großen und ſchweren Zeit als ſeine Hauptaufgabe betrachtet, zu e und zu polemiſieren, ohne daß er in Wirklichkeit beſſere Vorſchläge machen kann, paßt nicht in unſere Zeit. Durch einen ſchreckhaften Traum die Sprache wiedergewonnen. In einem Span⸗ dauer Lazarett lag ſeit ſieben Monaten ein IR dels sq, vo Ge, e de, Ein Blick auf unſere Karte zeigt, in welch un— geheuerlicher Weiſe ſich der Wirkungskreis unſerer Ü-Bohte aus dem Jahre 1915 gegen die Jahre 1916 bis 1917 verſchoben und vergrößert hat. Im Jahre 1915 konnten unſere U-Boote nur bon der norwegi— ſchen Küſte nördlich Bergen in einem Bogen, der weſtlich, ſüdweſtlich, ſüdlich und dann öſtlich England umſchlug und ſich im Norden des Golfs von Viskaya der weſtfranzöſiſchen Küſte näherte, ihre Wirkſamkeit betätigen. Im vergangenen und in dieſem Jahre konnten unſere U-Boote dank der vorwärtsſtrebenden namens Joſef Erneſti, der beim an der Weſtfront die Sprache Trotz aller erdenklichen Verſuche Wiſſenſchaft nicht, den Kütaſſier gelang es der ärztlichen ſonſt Unverletzten von ſeiner Stummheit zu be⸗ In einer der letzten Nächte wurde der Küraſſier von einem ſchweren Traum geplagt; er glaubte ſich wieder im Handgranaten- und Minenkampf, und eine der Minen platzte in ſeiner Nähe. Mit einem Schrei ſprang E. aus [dem Bett und war ſeit dem Augenblick wieder völlig im Beſitz ſeiner Sprache. Platldeutſche Gottesdienſte. derung der Durchführung plattdeutſcher Gottes- dienſte in niederdeutſchen Gegenden wird platſdeutſchen Sprache begründet werden, deſſen Mirkungskreis unſerer A-Boote SAA in Kürze ein Verein für den Wortverkehr in der auplaufgabe es ſein ſoll, auf dem ache ande in niederbeulſchen Sprachgegenden die 1 plattdeutſcher Gottesbienſte anzu⸗ reben. Ein halbes Pfund Fleiſch— 20 Pfennig. In Zielenzig erhalten jetzt die Einwohner ein halbes Pfund Fleiſch für 20 Pfennig wöchentlich ſtatt der etwas verminderten Brot⸗ ration. Eine Werkſtatt für falſche Brot⸗ marken. In München wurde eine vollſtändig eingerichtete Werkſtatt für Brotmarkenfälſchung entdeckt. Der 25 jährige Buchdrucker Hermann Wolleben und ſein Bruder, ſowie der Buch— druckereibeſitzer Dammerhuber wurden verhaftet. In der Werkſtatt fand man fertige Matrizen, 191600. 0 i e 4.— N e r 2 darfs aufgabe, den unter gangenen Überſchwemmungen in Ungarn. Auß ber ungariſchen Tiefebene kommen Hochwaſſer⸗ meldungen. Gegen 50 000 Joch Land ſtehen unter Waſſer; zahlreiche Häuſer ſind eingeſtürzk. Die Fleiſchkarte in Frankreich. Die . Regierung erwägt die Einführung er Fleiſchkarte, da die Berichte über den Vieh⸗ beſtand des Landes ſehr beſſimiſtiſch lauten. Der Rindviehbeſtand iſt in den zweieinhalb Kriegsjahren von 14,5 auf 12,5 Millionen Stück gefallen. Schwarze Pocken in Schweden. Im Laufe der letzten Tage ſind in Schweden vierzig neue Erkrankungen an ſchwarzen Pocken feſtge⸗ ſtellt worden. Es wurden die größten Vor⸗ ſichtsmaßregeln angeordnet. Alle Eiſenbahnzüge werden desinfiziert und alle von Haparanda kommenden Reiſenden unterſucht. Großer Ausſtand in Griechenland. In allen elektriſchen Fabriken Griechenlands iſt ein Ausſtand ausgebrochen. Die Straßenbahn und die Eiſenbahn nach dem Piräus ſtellten den Betrieb ein. In der großen elektriſchen Zentrale in Athen nahmen die Ausſtändigen einige Maſchinenteile weg, ſo daß die Stadt am Abend im Dunkel blieb. * 71 2 5 1 L.*— Volks wirtſchaftliches. Verſtärkte Kartoffelzufuhren au die Be⸗ ellen. Wenn der Froſt, der jede größere Kartoffelberſendung unm h macht, jetzt endlich aufhören wird, hat di artoffelſtelle die Haupt⸗ toffelmangel der ver— Monate leidenden mit äußerſter Beſchleunigung möglichſt große Mengen Kartoffeln zuzuführen, damit die regelmäßige Liefe⸗ rung der Wochenrationen wieder aufgenommen werden kann. hie verſtärkte Zufuhr von Kartoffeln an die Bedarfsſtellen iſt der Reichskartoffelſtelle nur unter der Vorausſetzung möglich, daß in den Liefe⸗ — deutſchen Technik vom Nördlichen Eisn lich Island an der kanadiſchen Küſte, ſtaden Nordamerikas, nach Süden und über Weſtindien die Handelsſchiff Südamerika kreuzen, von dort Straße von Gibraltar im Mittelländiſck zur Küſte Kl m Schrecken die deutſche Kr 0 mit glänzen zeigen. i 3„meerbeherrſche land? dweſten Wo b CCC bbpPPPPPPPPGPPPPPPPPrPTPPTrPPPPPCbCPTPPPCCCCPrcPPCPcCCCCCCPCCCCCcCCGPGPGP—P—P—PPPPPP—P—P—P—P—P—P—P—P—P—PPPPPP—P—PPPP—————(( N auch von gefälſchten Rabatt- und Die ausgegebenen Brolmarken ſind ſehr täuſch nachgeahmt. Stadt Nürnberg. 1 hat Ein Liebeswerk der Der Magiſtrat Nürnbergs firmanden, die den ärmeren Klaſſen an neu einkleiden laſſen. Der Bürgermeiſter eine Auſprache an die Beſchenkten, die er mahnte, der Stadtgemeinde, die gewiſſermaßen Vaterpflichten ausübe, durch Gewiſſenhaftigkeit im zukünftigen Beruf Dank abzuſtatten. Keine Sommerfriſchler in Gaſtein. Die 1 112 ſämtliec hielt er⸗ Zur För⸗ daß dieſes Jahr nur Kranken und Schwe den der Beſuch des Bades geſtattet ſei. nannten„Sommerfriſchlern“ könne der Ar halt nicht geſtattet werden. den Ge⸗ rungsbezirken ſofort erhebliche Mengen Kartoffeln zur Ablieferung greiſbar gemacht werden. Zu ge⸗ nauen Berechnungen der einzelnen Lieferungs— mengen iſt vorläufig keine Zeit mehr; es war daher notwendig, ebenſo wie im vorigen Frühjahr, die Lieſerungskreiſe zu ermächtigen, von jedem Kartoffel- erzeuger, der eine Anbaufläche über ¼ Hektar im Jahre 1916 gehabt hat, 4 Doppelzentner für den Hektar ſeiner Anbaufläche ohne Rückſicht auf ſeinen Wirtſchaftsbedarf abzufordern. ſolchen Wirt— ſchaften, wo die Kartoffeln ſchon ſehr knapp ge— worden ſind, kann dadurch unter Umſtänden eine Verkleinerung der Ausſaatfläche herbeigeführt werden. Das bedauerlich. Alle Bedenken müſſen aber gegenüber der unbedingten Notwendigkeit zurück— ſtehen, wenn endlich mildes Wetter eintritt, ſchnell Speiſekartoffeln heranzuſchaffen. Für ei glalte Ab⸗ wicklung des umfa ichen Eiſe Sports iſt nach Mögli gend nötig, daß auch jeder Landwirt mit aller en Kräften 0 ffelpfli ruf Abruf ſo In iſt — FN Arbei unter de ſchweren drohung Doktor Faller, aber ſein Lachen klang unnatür⸗ lich, dann durchſchritt er in nervöſer Unruhe das Gemach. „Grübel hält den wichtigſten Punkt auf dem Lande beſetzt!“ meinte jetzt der Journaliſt. „Wie er mir telegraphiert, iſt er nicht unzu⸗ frieden. Geſetzt nun den Fall, Friedrich, du wirſt mit einer Minorität unterliegen; was würdeſt du mit einer glänzenden Majorität tun! Du biſt doch ein ſturmbewährter Mann!“ „Ein gebrochener Menſch bin ich, der am liebſten den ganzen Krempel über den Haufen werſen würde!“ antwortete düſter der Ange- kedete. „Setze dich,“ befahl Dr. Beer und drückle den Freund in den Seſſel.„Du machſt mich und dich nervös mit deinem ewigen Umher⸗ laufen.“ „Du haſt recht, Freund,“ meinte Dr. Faller mit mattem Tone.„Weshalb die Gedanken wägen, wenn alles ſelſenfeſt vor uns ſteht und nicht wankt und weicht!“ 0 „Freundchen, mit dir iſt etwas nicht in Ordnung!“ warnte Dr. Beer und ſuchte des Freundes Blick. f „Ich bin vielleicht elwas abgeſpannt!“ wich Dr. Faller dem forſchenden Blick ſeines Freundes aus us. Ich weiß alles. Du haſt die ganze Nacht geſch ieben und in deinen Papieren herumge⸗ kramt,“ verſetzte dieſer ernſt, und eindringlich ſuhr er fort:„Die Eiche beugt ſich im Sturm, aber ſie bricht nicht. Der finſtere Ausdruck in deinem Auge, der ſeltſame entſchloſſene Zug in deinem Mundwinkel beunruhigt mich. Freundchen, Freundchen, du könnteſt mich entſetzen, wüßte ich nicht, daß du die Sekundanerſchuhe ausge— treten haſt!“ Der Fabrikdirektor Worten des Journaliſten Schuljunge. „Schau mir ins Auge, Friedrich!“ ſuhr dieſer fort, indem er aufſprang und des Freundes beide Hände ergriff. „Ich bitte dich, du wendeſt den Blick hin⸗ weg! Das iſt nicht recht— vertraue mir, ich bin dein Freund!“ „Was fürchteſt du noch für mich?“ wich ihm der Direktor aus.„Nach dem Schlag, der mich geſtern getroffen, iſt der heutige Mißerſolg zu ertragen!“ „Ich fürchte, daß du dich vergißt. Haſt du Urſache dazu? So, wie ich ſie kenne, wird ſie dir treu bleiben. Sind deine Freunde dir nicht geblieben? So wahr ein Gott lebt, du darſſt dich auf deine Freunde verlaſſen!“ Gerührt umarmte Friedrich Faller den treuen Freund. f „Man bemitleidet mich! Ja, ja!“ wehrle er der Entgegnung des Journaliſten.„Das würde mich zur Verzweiflung bringen, wenn Verzweiflung in dieſer Bruſt noch Platz fände! „Du übertreibſt!“ N „Ich ſtehe auf dem Schafott, das die Geſell⸗ ſchaft mir errichtet hat,“ entgegnete er düſter und traumverloren.„Die Moral iſt mein Henker; ich denke, da ſieht man klar!“ ö Doktor Beer ſchüttelte nachdenklich mit dem Kode, und ein verweiſender, forſchender Blick bei N dieſen ein ertappter errötete wie ſtarrenden Freund. 1 „Du haſt dickes Blut, Friedrich!“ „Deſto länger fließt es aus der? zur Augenluſt!“ lachte anderen N N ö auf.„Der Menſch iſt ein Geſell el halb hat ſie mit all' ihren Leben einer Katze. Wehe, wenn dieſe kratzt, die Wunde iſt klein, aber man träuſelt dir Gift hinein.“ „Laß dich nur ruhig kratzen!“ ſagt Beer erregt.„Das heilt von ſelbſt wieder; Natur iſt hier der beſte Arzt, aber Unſinn iſt's, die Wunde vor dem giftigen Tropſen nicht zu ſchützen, die man ſelbſt hineinträufelt. Wenn auch des Menſchen Teufel der Menſch iſt, darf deshalb des Menſchen Gott der Menſch ſein? Niemals, Freund, an dem Urteil der Welt darf uns nicht alles liegen. Erfülle deine Pflicht, alles andere ſoll dir eitel ſein!“ „Die Theorie iſt ſehr ſchön,“ entgegnete Doktor Faller aufſeufzend,„aber ſie ver— blaßt vor der Wirklichkeit, denn ſie hat kurze Beine.“ 3 „Möglich, manchmal geht es ſich mit kurzen Beinen ſehr ſicher!“ entgegnete Beer mit den Achſeln zuckend.„Es iſt nicht unwahrſcheinlich, daß du die Maßjorität erhältſt, dann ſchweigt alles, das heute den Mund vollnimmt.“ Über das oſſene Geſicht des Doltors legten ſich die Schatten hoffnungsloſer Apathie. „Meine Beziehungen zu dem Kommerzien⸗ rat und ſeiner Familie,“ verſetzte er mit ſchmerz⸗ ich bewegter Stimme,„ſind auf immer ver⸗ Dio die aus ſeinen Augen traf den dumpf vor ſich hin— ohne Geſellſchaft kaun er nicht leben, und des⸗ Kelter Schwächen das Katze l ſagte Doktor kann m war. all haftstier, M e. Man hat rausgezerrt, ich ö denn uſam wilder Hoffnungen in mir zu viel geſchehen, mehr S erdulden Luſt chſte iſt mir von erwürgt. Es als Menſchen wollen.“ N Doktor Beer ließ ſich achſelzuckend in einen Seſſel fallen:„Zu viel Ehrgefühl, Friedrich, paßt nicht in dieſe Welt, wenigſtens nicht in die moderne Geſellſchaft. Dein Ehrgefühl ver— führt dich, daran zu glauben, daß deine per— ſönliche Ehre hier im Spiele ſei. Mit nichten! Nur die weſenloſe Ehre der Geſellſchaft, für die du ihr als Mitglied aufzukommen und einzu- ſtehen dich gewöhnt haſt, iſt hier in Frage. Was iſt die Ehre? Pah, in einem Staate von lauter Spitzbuben iſt derjenige ehrlos, der nicht ſtiehlt.“ f Doktor Faller war unruhig und nervös im Zimmer auf- und abgegangen; er hörte nur mit halbem Ohre zu.„Du gibſt alſo zu,“ meinte er,„daß die Geſellſchaft ein Recht hat, ſich durch mich für bloßgeſtellt zu glauben, do ſie mir Gaſtſreundſchaft gewährte.“ Dr 18(Fortſetzung folgt.) nojnom Hfago meinem Schlage