Dit wollen uns die 32 Kriegsmonate, durch die unſer Volk ſich durchgekämpft und durch⸗ gelitten hat, erſcheinen, wie ein einziger Karfrei⸗ tag: Dulden, Bluten, Sterben im Liebesdienſt fürs Vaterland. Und doch gibt es keinen ein⸗ zigen denkenden Deutſchen, der nicht deshalb zu jedem Opfer an Gut und Blut bereit iſt, weil er feſt überzeugt iſt, daß es durch Sterben zum Leben, durch Kampf zum Siege geht. Oſtern iſt das große geiſtige Siegesfeſt der vom Evangelium berührten Menſchheit. Ueber Grä⸗ berfeldern, im Rauch brennender Dörfer und Städte, über verwüſtetem Land erhebt ſich der zukunftsfrohe Glaube: Wir hoffen einen neuen Himmel und eine neue Erde. Weil aber alles gemeinſame Leben wurzelt im perſönlichen Le⸗ ben, darum kann ſolche Hoffnung nur erwachſen aus Menſchenherzen, die nicht im Bann des Dies⸗ ſeitigen und Vergänglichen gefangen liegen. Und von dieſem Bann befreit uns der, der ſpricht: „Ich bin die Auferſtehung und das Leben.“ Wer kann heute dabei bleiben und damit ſich beruhigen, daß die weit über eine Million unſerer Brüder, die in rückhaltloſer Hingabe für die Heimat, für uns, ihr junges oder auf der Höhe ſtehen⸗ pes Leben geopfert haben, nichts anderes getan haben als je ein Millionenteil und weniger dazu beigetragen, daß Deutſchland politiſch nicht un— tergeht, daß aber ihr eigenes Leben erloſchen iſt und nur noch einige Jahrzehnte in dankbarer Er⸗ innerung ihrer Angehörigen fortlebt? Wer kann glauben, daß gerade die einſt ausgeſchloſſen ſein werden von den Anteilnahme an den Sieges⸗ and Segensſrüchten ihres Opfertodes, die andere genießen werden, weil ſie ihr Leben durch den Rieſenkampf hindurch erhalſen haben, oft gerade ſolche, die nur zu kleinen Opfern berufen waren? Erſcheint uns ihr Sterben nicht vielmehr als der Anfang eines neuen Lebens? Und doch hat dieſe gebieteriſche Forderung unſeres Herzens keinen andern Anhaltspunkt als in der feſten Verbun⸗ denheit mit dem, der für uns geſtorben iſt, ja viel⸗ mehr, der auch auferſtanden iſt, der um unſerer S e S Se S 1 een e nee A ive wien bähgehrben eff nd unt uler Gerechtigkeit willen auferwecket iſ t. Damit iſt uns nicht geholfen, daß Hundert tauſende untergehen, damit andere Hunderttau⸗ ſende oder Millionen einen kleinen Schritt weiten tun können zu einem unbekannten Ziel, das nie⸗ mand klar bezeichnen kann. Faßlich wird ung dieſe Hoffnung erſt von der chriſtlichen Ueber⸗ zeugung aus, daß die Reiche dieſer Welt be⸗ rufen ſind aufzugehen in Gottes ewigem Reich, der von Gott durch Chriſtus gewirkten perſön⸗ lichen Gemeinſchaft mit dem Gott, der perſön⸗ liche, weil geiſtige, heilige Liebe iſt. Nicht nur von einer Idee getrieben, ſondern von höchſter Wirklichkeit angezogen ſt igt en Volk aufwärts. Ohne dieſe mit Vertrauen erfaßte Wirklichkeit fehlt der„Neuorientierung“ der Orientierungs- punkt. Mit dieſer Wirklichkeit als Ziel aber wer⸗ den die Kräfte des Guten lebendig, die ſich aus⸗ wirken auf allen Stufen menſchlicher Gemein⸗ ſchaft: in Familie und Schule, in Kirche und Staat. Wir haben gelernt, den Staat als höchſte menſchliche Ordnung anzuerkennen. Aber in die— ſem Staat iſt nach einem ſchönen Wort eines keineswegs„kirchlichen“ Mannes die Kirche„das Miniſterium des Innerſten“. Sie iſt es als Trägerin und Hüterin des Evangeliums von dem gekreuzigten und auferſtandenen Heiland. Auch der Glaube an die Auferſtehung unſeres Volkes ſteht 8515 ohne den Glauben an den auferſtande⸗ nen Herrn. Das„wie“ bleibe dem Denken und Fühlen des Einzelnen überlaſſen, nur daß der Einzelne und damit das Volksganze einen le— bendigen Führer habe zu dem lebendigen Gott. Das ſagt uns Oſtern, jetzt da die Saat im Boden keimt, die uns ernähren ſoll in einem neuen harten Jahr: Wir kennen ein Leben, dem Leben und Sterben, Kämpfen und Siegen dient. Uns iſt es aufgegangen in dem, der die Aufer⸗ ſtehung iſt und das Leben. Ueber die Blut- und Tränenſaat, die in fremder Erde ruht, ſingt es der Frühlingstraum mit Händel's Meſſias⸗Chor: Das Reich der Welt iſt nun des Herrn, des Herrn und ſeines Chriſt. e e e hp. — 1 8 77 R 1 N 0 Grundſtücks⸗Verſteigerung. Am Mittwoch, den 18. ds. Mts., vormittags 9 Uhr läßt die Landw. Bezugs- und Abſatzgenoſſenſchaft e. G. m. u. H. dahier das Grundſtück Flur II. Nr. 92% Aker am Lam⸗ pertheimer Weg links, 1. Gewann 2536 qmtr. auf dem Rathauſe dahier öffentlich freiwillig verſteigern. Die Verſteigerungsbedingungen ſowie der Auszug aus dem Grundbuch können auf dem Geſchäftszimmer des Großh. Ortsgerichts während der Geſchäftsſtunden eingeſehen werden. Viernheim, am 5. April 1917. Großh. Ortsgericht Viernheim. Landw. Bezugs⸗ und Abſatz⸗Genoſſenſchaft Viernheim. Nächſten Dienstag Vormittag von 7-11 Uhr werden ab unſerem Lager Trockenſchnitzel abgegeben. Dieſe Schnitzel ſind lt. Schreiben der Landesfuttervermittelungs— ſtelle Darmſtadt in erſter Linie als Zuſatzfutter für ſchwerarbeitende, gewerbliche Pferde beſtimmt. Es ſind ſonach nur Pferdebeſitzer be— zugsberechtigt und entfallen von dieſer Sendung pro Pferd und Tag 1½ Pfund für die Dauer von zwei Monaten. Am 2. feiertag kann von 12— Uhr Zahlung für bereits empfangenen Dünger erfolgen. NB. Empfangsſcheine ſind hierzu mitzubringen. Der Vorſtand. Kirchliche Anzeigen der evangel. Gemeinde Sonntag, den 8. April(Oſterſonntag). Nachm. 1½ Uhr: Gottesdienſt. Montag, den 9. April(Oſtermontag). Uhr: Vorſtellung und Prüfung der Konfirman den Viernheims und Hüttenfelds. Vorm. 10 Zum ersten Male hier! Pony-Zirkus Hess. Ostermontag, nachm. ½ 4 u. abends ½8 Uhr sowie Dienstag u. Mittwoch am Gaswerk Ufosse Vorstellungen mit nur guten Nummern: Reiter und Reiterinnen auf gesattelten und unge- sattelten Pferden.— Vorführung einer Anzahl gut dressierter Schul- und Freiheitspferde, sowie eines dressierten Edelhirsches, letzterer wird einen Hoch- sprung von drei Meter ausführen und über drei Pferde hinwegsetzen. Zum Schluss der Vorstellung: Die wilde Jagd zwischen Hirsch u. Pferden. Erwachsene: Sitzpl. 40 Pfg., Stehpl. 30 Pig. Kinder zahlen auf allen Plätzen die Hälfte. Hierzu sind alle Schaulustigen höflichst eingeladen. gut erhalten, vom 6. und 7. Jahrgang, zu verkaufen. Brakhan, verl. Friedrichstr. 2 1 7. Zu mieten geſucht 3 Zimmer und Küche, ſowie Stallung und Zubehör, oder auch kleines Haus zum Allein⸗ bewohnen. Zu erfragen in der Expe— dition dieſes Blattes. Ein Einlegeſchwein zu verkaufen. Wo? zu erfragen in der Expedition dieſer Zeitung. 4 Lege-Euten und ein Enterich (ſchöne Raſſe) zu verkaufen. G. Mandel, Neuhäuſerſtr. 20 1 115 noch faſt neue Nüh maſchine zu verkaufen. Von wem, ſagt die Expe— dition dieſes Blattes. Wickelmacher und Sortierer geſucht. F. Hartmann, Kaiserhof. reichen Beistand opfernde Pflege. und den echrw. barmh. Schwestern für SS 8588 2 2 —— 1 Danksagung. Für die wohltuenden Beweise inniger Anteilnahme beim Hleimgange unserer nun in Gott ruhenden lieben Mutter, Schwieger mutter, Crossmutter, Schwägerin, Tante und Grosstante, P'rau Anna Maria Platz geb. Kühner ferner für das zahlreiche Geleite zur letzten Ruhestätte und für die schöne Kranzspende unsern tiefgefühlten Dank. Besonderen Dank der hochw. C(leistlichkeit für den trost— die auf— Neutzenhof, den 7. April 1917. ln tiefer Trauer: Familie Platz. Bekantmachnung. Betr.: Geſchlechtsverkehr mit Kriegsgefangenen. In letzter Zeit haben ſich die Fälle gemehrt, in denen über geſchlechtlichen Verkehr deutſcher Frauensperſonen mit Kriegsgefangenen — hauptſächlich auf dem Lande— Klage geführt worden iſt. Wir warnen das weibliche Perſonal der Arbeitgeber, denen Kriegsge— fangene zur Arheitsleiſtung zugewieſen worden ſind, vor ſolchen ſchamloſen entehrenden Handlungen und machen darauf aufmerkſam, daß vorkommendenfalls die in Betracht kommenden Frauen von Großh. Kreisamt in der lokalen Preſſe ſowie im Kreisblatt öffentlich ge brandmarkt werden. Viernheim, den 7. April 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Bekanntmachung. Betr.: Fleiſchverſorgung. Für die laufende Woche ſtehen jeder Perſon über 6 Jahren 150 Sramm und Kindern 100 Gramm Fleiſch zur Verfügung. Die Ausgabe erfolgt am Samstag während des ganzen Tages. Von den Metygern bezw. Verkäufern ſind hierfür die Fleiſch⸗ marken Nr. 1 bis 6 bezw. 1 bis 4 von der Fleiſchkarte zu trennen. Viernheim, den 5. April 1917. Großherzogliche Bürgermeiſterei Viernheim. g Lam berth. Bekanntmachung Betr.: Regelung des Verkehrs mit Web-, Wirk- und Strikwaren: hier Ausſtellung von Bezugsſcheinen. Die Ausgabe der Bezugsſcheine erfolgt vom Dienstag, den 10. ds. Mis. ab bis auf Weiteres an jedem Werktag Vormittatz, von 9—10 Uhr im Verſteigerungsſaale des Rathauſes. Wir empfehlen unſeren Ortseinwohnern genaue Einhaltung dieſer Ordnung. Viernheim, den 7. April 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Bekauntmachung. Betr.: Milchverſorgung. Wir bringen hiermit zur Kenntnis der Landwirte, daß es verboten ift, Milch an nicht verſorgungsberechtigte Perſonen zu ver— kaufen. Nach 8 1 der Bekanntmachuus dez Kommunalverbandes für Milch- und Speiſefettverſorgung Darmſtadt vom 3. p. Mts. darf Vollmilch nur au Familien mit Kindern im 1. 2. 3. und 4. ſowie im b. und 6. Lebesjahre, außerdem an ſchwangere Frauen in den letzten drei Monaten vor der Entbindung ſowie Kranke auf Grund ärztlichen Zeugniſſes verabfolgt werden. Wer dieſe Beſtimmung nicht befolgt, macht ſich ſtrafhar. Viernheim, den 5. April 1917. Großh. Bürgermeiſterei Vernheim. Lamberth. Erſcheint wöchentlich dreimal: ſirger⸗Zeitung 1 ö * Vereius⸗ Anzeiger Anzeigenpreis: ö Dienstag, Donnerstag u. Samstag Gratis-Beilagen: „Illuſtriertes Sonntagsblatt“, illuſtriertes Unterhaltungsblatt„Deutſche Kraft“, Wandkalender und Fahrplan. Galgele-Aütnen Organ für Jedermann e n d eggs, Alllksblatt der Großh. Bürgermeiſterei Viernheim Enthält alle amtlichen Ankündigungen der Behörden Vieruheims und Umgebung. Inſerate finden in der Bürger-Zeitung wirkſamſte Verbreitung.— Für Wohnungsinſerate Autznahme⸗Tarif. Redaktion, Druck und Verlag: J. Martin, Viernheim, Rathausſtraße Die lſpaltige Petitzeile oder deren Raum 20 Pfg., auswärtige Inſerate 25 Pfg., die Reklame-Petitzeile 40 Pfg. Bei öfteren Wiederholungen und größeren Aufträgen eutſprechender Rabatt. Beilagen im Gewichte bis zu 8 Gramm 6 Mk. fürs Tauſend. 0 Bei Klage⸗Erhebung, zwangsweifer Bei⸗ treibung uſw. wird Rabatt hinfällig. — —u—— N 42 Dienstag, den 10. April Wochenrundſchau. Eine Kriegserklärung mit Hinderniſſen könnte man die mit echt amerikaniſchem Reklameaufput drapierte Haupt- und Staatsaktion im Kongreß 31 Waſhington am letzten Montag nennen. Präſident Wil ſon trat in der auf den 2. April einberufenen außer— ordentlichen Tagung des Kongreſſes auf und ſtellte das Verlangen, der Kongreß ſolle den Kriegszuſtand mi Deutſchland erklären. So einfach, wie Wilſon bzw. die hinter ihm ſtehende Finanzgruppe ſich die Sache wohl gedacht hatten, ging es nun aber nicht. Lange genug war für die Abſicht der kleinen, aber mächtigen Gruppe der Kriegsintereſſenten mit allen Mitteln der politiſchen Suggeſtionskunſt Propaganda gemacht worden und die Gegner des Kriegs mit Deutſchland, die man jetzt in Amerika die Pazifiſten, d. h. die Friedensfreunde nennt hatten Zeit, ſich vorzubereiten. So kam es im Kongref einmal zunächſt zu Auftritten, wie man ſie dort woh noch niemals erlebt hatte und es ſchien, als ſollte nich— die Stimmenmehrheit, ſondern die ſtärkere Boxfauſt die Frage über Krieg und Frieden entſcheiden. An der Entſcheidung wird das zwar nicht viel ändern, aber es mag Herrn Wilſon aus dem Grunde recht unangenehn ſein, weil er ſich nicht mehr auf den„einmütigen Willen der Nation“, auf die„Verteidigung des Völkerrechts!“ und der„Menſchheitsrechte“ und wie ſeine profeſſoralen Phraſen alle heißen, berufen kann. Es wurde ihm die Anklage ins Geſicht geſchleudert, daß der von ihm gefor— derte Krieg nur im Intereſſe des Großkapitals und der Munitionslieferanten vom Zaune gebrochen werden ſolle. Die ſozialdemokratiſche Partei der Vereinigten Staaten erließ— allerdings zu ſpät, als daß eine nachhaltige Wirkung davon zu erwarten geweſen wäre— einen Auf cuf, in dem es heißt:„Der deutſche Tauchbootkrieg bedroht nicht unſeren nationalen Boden oder unſere Un abhängigkeit, noch unſere nationale Würde und Ehre. Er iſt nicht in erſter Linie gegen die Vereinigten Staaten jerichtet und berührt nicht das amerikaniſche Volk, er rifft nur die Schmarotzerklaſſe, die enorme Profite aus der Herſtellung von Todeswerkzeugen zieht oder die uns iotwendigen Lebensmitteln zu enormen Preiſen an die riegführenden Länder verſchachert.“— Beweggründe und Ziele der Politik, die Wilſon zu vertreten gezwungen iſt, ind alſo auch in Amerika klar durchſchaut, und wenn je ſich trotzdem durchſetzen wird, ſo iſt das eben ein teuer Beweis für die bekannte Tatſache, daß in dem freien“ Amerika die Stimme der hundert Millionen Bür zer nichts, die Macht der Handvoll organiſierter Multi nillionäre und Milliardäre alles iſt.— Es iſt übrigens bemerkenswert, daß nach der Erklärung Wilſons der Kriegs zuſtand ſich nur auf Deutſchland, nicht auf deſſen Ver bündete erſtrecken ſolle, wir ſtünden alſo einer Wieder )holung des ſinnwidrigen Zuſtands gegenüber, wie er zwiſchen der Kriegserklärung Italieus an Oeſterreich— Ungarn und der ein Jahr ſpäter erfolgten Kriegserklärung Italiens an Deutſchland beſtand. Für Wilſon bringt ein ſolcher Zuſtand jedenfalls den Vorteil mit ſich, daß ſeine Spione in Oeſterreich, Bulgarien und der Türkei nach vie vor ungeſtört für Amerika und die Entente arbeiten können. Den zwangsweiſen Verkauf von ausländiſchen Wertpapieren an das Reich hat der Bundesrat beſchloſſen. Der Beſitz ſolcher Papiere iſt, obgleich davon ſeit Beginn des Krieges ſchon viele Millionen in die Heimat, das neutrale oder feindliche Ausland zurückgefloſſen ſind, immer noch ein ſehr hoher. Und mancher Beſitzer konnte ſich angeſichts des hohen Kursſtandes der neutralen Wertpapiere nicht entſchließen, ſie trotz des Gewinnes, der jetzt bei ihrem Verkauf zu machen iſt, ſich ihrer zu entledigen. Dieſe Leute meinen, der gegenwärtige hohe Kurs werde auch nach dem Krieg anhalten oder womöglich ſich noch ſtei— gern. Das iſt aber durchaus irrig. Der hohe Kurs iſt ausſchließlich eine Folge der gegenwärtigen Währungs— verhältniſſe und nicht auf eine innere Wertſteigerung, ſondern auf zufällige Umſtände zurückzuführen. Anderer— ſeits liegt es im Intereſſe unſerer eigenen Währungs— politik, unſere Einfuhr unter den gegebenen Kriegsver— hältniſſen zu beſchränken, ſoweit es nur irgend möglich K. die Ausfuhr aber zu erweitern. Denn unſere Währung iſt nicht etwa durch ungünſtige Geldverhältniſſe ſo ſehn zurückgegangen, ſondern einzig und allein infolge der ſtark verminderten Ausfuhr, der eine verhältnismäßig hohe Einfuhr gegenüberſteht. Zu den geeignetſten Gegen⸗ ſtänden für die Ausfuhr gehören aber— weit mehr als gewiſſe Lebensmittel, mit denen man es unglück— ſeligerweiſe 1915 und ſogar noch 1916 auch verſucht hal — vor allem die Wertpapiere neutraler Staaten. Durch den Verkauf dieſer Papiere kaun einer übermäßigen Ver⸗ teuerung der vom Ausland bezogenen Lebensmittel ge— ſteuert werden, außerdem werden dadurch erhebliche Mit— tel frei für die Anlage in Kriegsanleihe. Wer klug iſt verkauft alſo ſeinen Beſtand an neutralen Papieren jetzt, wo ſie hoch im Kurſe ſtehen, an die Reichsbank und wartet nicht, bis der Kurs nach dem Kriege wieder auf den alten Stand zurückgeſunken iſt,— und das wird mit unbedingter Gewißheit der Fall ſein, ebenſe 1 wie die deutſche Währung unfehlbar ſich heben wird, ſobald inſere Warenausfuhr wieder in normalen Bahnen ſich bewegt. Beim Gegenkauf von fünfprozentiger deutſcher Kriegsanleihe wird überdies in den meiſten Fällen ein Hewinn gemacht werden. Wer dagegen zaudert und war Menden 5 zum vollen Sieg, zum ehrenvollen Frieden, zur baldigen Heimkehr unſerer Truppen! Alle Deine Angehörigen, Deine Verwandten, Deine Nachbarn müſſen helfen! Zeichne Kriegsanleihe dann warſt auch Du dabei, als die Ent⸗ ſcheidung erzwungen wurde. Wie bei den Wahlen auf jede Stimme, ſo kommt es bei dieſer Kriegsanleihe auf jede Mark an. 1 tet, bis er die Papiere nach dem Bundesratsbeſchluß an das Reich abgeben muß, der riskiert, daß er einen niedrigeren Kaufspreis dafür erhält, als er jetzt bekommen könnte. Wer aber den Beſitz gar verheimlichen wollte, der muß gewärtig ſein, daß er einer empfindlichen Strafe verfällt und daß er jedenfalls der Zinſen verluſtig geht, denn keine Bank darf nach Inkrafttreten der Verord— nung die Zinsſcheine ausländiſcher Wertpapiere uſw. mehr einlöſen. Ein Heereslieferungsſkandal nicht ganz gewöhnlicher Art iſt am Mittwoch vor dem Schwurgericht in Wien zu Ende geführt worden. Vor einigen Wochen wurde in höchſt vorſichtiger Weiſe ge— meldet, der in Oeſterreich eine gewichtige Rolle ſpie— lende Direktor der Allgemeinen Depoſitenbank in Wien ſei verhaftet worden. Laugſam ſickerte durch, daß die Bank einen Kriegswucher ſchlimmſter Art und größten Stils mit ſo ziemlich allem betrieben habe, was ſich unter der Bezeichnung„Heereslieferung“ zuſammenfaſſen zäßt, Bier, Holz, Marmeladen, Leder, Wein und tauſend endere Dinge. Neben vielen anderen unerlaubten Ge⸗ 1917 ſchäften hatte der Direktor Dr. Joſef Krantz z. B. im Oktober 1916 12000 Zentner Saazer Hopfen auf Spe— kulation zu 60 bis 90 Kronen aufgekauft und den Zentner— preis auf 160 bis 190 Kronen hinaufgetrieben. Als es gar zu arg wurde, ſchritt die Staatsauwaltſchaft ein. Die Anklage richtete ſich gegen Krautz, der zugleich Vor— ſitzender der Spiritus-Zeutroſe und des Verwaltungsrats der Alpinen Montan-Geſellſchaft iſt, ferner gegen den früheren Direktor der Depoſiteubauk Dr. Richard Freund und deſſen Schwiegervater Eiſig Rubel, ſowie gegen die Agenten Fritz Felix, Seelig, Salomon Leßner, Schwarz— wald und Perlherger. Die Angeklagten haben durch ihre gewiſſenloſen Geſchäfte mehrere Millionen unter ſich ver— eilen können. Im Laufe der Verhandlung ſtellte der Staatsanwalt feſt, daß von ſeiten des Juſtizminiſters, der inzwiſchen freiwillig ſein Amt niedergelegt hat, ver— ſucht worden iſt, den Prozeß niederzuſchlagen oder wenig— ſtens zu dämpfen. Auch von Perſonen des Kriegsminiſte— iums ſollen Einwirkungen zu Gunſten der Angeklagten internommen worden ſein. Beſonders ſchwer kompro— nittiert erſcheint der wirtſchaftliche Adjutant des Kriegs— miniſters, Rittmeiſter von Luſtig. Luſtig war früher Vertreter der Pilſner Brauereien in Frankfurt am Main jeweſen, hatte es zu Vermögen gebracht und iſt dann n den Verwaltungsrat verſchiedener Banken in Wien ind Budapeſt gewählt worden. Bald nach Ausbruch des trieges wurde Luſtig als geſchäftsmänniſcher Berater dem Kriegsminiſterium zugeteilt, avancierte raſch zum Rittmeiſter und vermittelte die Geſchäftsabſchlüſſe des Miniſteriums mit Handel und Induſtrie. Luſtigs Mutter zetreibt ein Hopfengeſchäft und Krantz war mit ihr in Heſchäftsverkehr. In einem vorgefundenen Briefe an ſeine Mutter ſchrieb Luſtig:„Die Gefälligkeiten, die ich Dr Krantz leiſten mußte, Deine Poſition ſtärken.“ Als die erſten Angriffe in der Preſſe gegen das Treiben des Krautz erſchienen, gab Luſtig im Miniſterium einen ür Krautz günſtigen Bericht ab. In der Verhandlung vurde ihm nachgewieſen, daß er von Krantz Geſchenke ingenommen habe. Einer der Verteidiger, Dr. Roſen— eld, meinte, man müſſe dem Angeklagten Krantz die bände küſſen, daß er durch ſeine Unternehmungen es nöglich gemacht habe, das Heer mit Bier zu verſor— jen.(!) Die Beſtrafung fiel ſo aus, wie man es bei derartigen Senſationsprozeſſen leider gewöhnt worden iſt: rantz erhielt 9 Monate ſtrengen Arreſt und 20000 tronen Geldſtrafe, Freund 9 Monate und 15000 Kronen, Mubel 3 Monate und 10000 Kronen, Seelig 6 Monate ind 20000 Kronen. Die übrigen Angeklagten werden ich noch in einem beſonderen Verfahren zu verantworten 0 f gutem Mut ent— rr r werden zaben, dem ſie ohne Zweifel mit jegenſehen ——— ſ— Zur Kriegsanleihe— Ein Wort an die Lauen! Bequemer Denßende tröſten ſich damit, daß die Amn de— en wohl ſo artig ſein würden, dem Reich zu geben, was des Reiches iſt. Auf dem gleichen Blatt ſteht der oft gehörte Hin veis, es mögen die größeren Finanzinſtitute, insbeſondere die Banken, zeichnen, dann brauche man an die Privaten nicht heranzutreten. Wer ſo denkt, macht ſich die Sachlage nicht lar. Es iſt nämlich nicht damit getan, daß die Anleihe voll jezeichnet wird, aher zunächſt nur ein einſtweiliges Unterkom— nen findet. Das iſt bei den Feinden ſo— in Ermangelung ines Beſſeren verträgt ſich aber nicht mit deutſcher Ge— hiegenheit Das Erwünſchte iſt vielmehr, daß die Anleihe uu feſte Hände kommt, d. h. in jene Hände, die die Anleihe u möglichſt lange dauerndem Beſitze erwerben. Das iſt des— alb wichtig, damit nicht nach Schluß der Zeichnung das An— jeten von Kriegsanleihen mit ſeinen ſchädlichen Wirkungen auf en Preis und das Urteil des Auslandes einſetzt. Wohl wecher ie Bantzen Mittel, die ſie für ihre Kundſchaft vorausſichtlich licht nötig haben werden, in den gut verzinslichen und kurs näßig billigen Kriegsanleihen anlegen und auch einen Vor at ſchaffen für die Befriedigung derjenigen Anlageſucher, die rſt ſehr viel ſpäter Geld in die Hand bekommen. Bei Ab⸗ neſſung der dafür verfügbaren Mittel haben aber die Banker uch zu beachten, daß Einlagegläubiger Guthaben zum Zwecke zer Kriegsanleihe abziehen werden. Die Sache liegt alſo ſo jaß die Banken für eigene Zwecke immerhin nur beſchränkt Summen zeichnen können, daß ſie aber auch viel mehr ils ſie ſpälerhin zur Befriedigung der Nachfrage nötig haben larnicht zeichnen ſoklen, damit eben nicht Beſtände ſich bei ihnen inhäufen, die ſie nicht auf die Dauer behalten wollen. b Wir werden alle zugeben müſſen, daß wir ſelbſt uns nich jenügend bewußt waren, welche Kraft ſittlicher, militäriſchen ind wirtſchaftlicher Art in deutſchen Landen ſtecht. Denker vir nur an die militäriſchen Erfolge gegenüber einer zahlen. nüßigen Uebermacht, an die Leiſtungen der Eiſenbahnen, an die Anpaſſungsfähigkeit, die die Zurückgebliehenen gezeigt haber wie manche Frau muß das Geſchäft des Mannes weiterführen vie manche Induſtrie ſich umſtellen), an die ſtraffe Haltung des deutſchen Wirtſchaftslebens und Kreditweſens)(wer ha n Friedenszeiten geglaubt, daß der hochragende, Kreditaufbau ſen Stürmen eines Weltkrieges ſo unerſchütterlich ſtandhalten vürde, wie das zu unſer aller Staunen der Fall warx in die Widerſtandsfähigkeit und Spannkraft der deutſchen Geld. virtſchaft überhaupt. Sehen wir weiter auf die Geldflüſſigtzeit hie wis bei den Banken, Sparkaſſen und den Kreditgenoſſenſchaf. en ſeſtſtellen können.(Haben doch die Sparkaſſen allein im Jahre. 1916 34% Milliarden Mark Zuwachs zu verzeichnen! Erhöhung durch den Urieg. Von Generalleutnant Frhr. v. Freytag⸗Loring⸗ hoben, Chef des ſtellvertr. Generalſtabes der Armee. In ſeinen, Weltgeſchichtlichen Betrachtungen“ ſagt Jakob Burckhardt über die geſchichtlichen Kriſen:„Ein Volk lernt wirklich ſeine volle Nationalkraft nur im Kriege, im vergleichenden Kampf gegen andere Völker kennen, weil ſie nur dann vorhanden iſt; auf dieſem Punkt wird es dann ſuchen müſſen, ſie feſtzuhalten; eine all⸗ gemeine Vergrößerung des Maßſtabes iſt ein⸗ getreten.“ Wir alle haben dieſe„Vergrößerung des Maßſtabes“ empfunden. Haben wir auch ver⸗ ſtanden, ſie durch den langen Krieg bis heute feſtzuhalten? Sind wir nicht in mehr als einer Hinſicht wieder recht kleinlich geworden? Schon hebt das Parteigezänk wieder an, man wirft mit Schlagworten, dieſen Erzeugniſſen der Ober⸗ flächlichkeit, um ſich. Auch an ſich wohlgemeinte und heilſame Beſtrebungen eilen zum Teil der Entwicklung der Dinge voraus. Manche Leute gebärden ſich ſo, als ob wir uns nicht noch mitten im gewaltigſten Kriege befänden, den die Welt geſehen hat, einem Kriege, der jetzt auf ſeinem Höhepunkt ſteht und dem, weil wir ihn gewinnen müſſen, all unſer Denken und Tun zu gelten hat. Zum Glück ſind das jedoch nur Neben- erſcheinungen in unſerem Volksleben. Sie ſind es ſchon deshalb, weil es ſich um Dinge handelt, die augenblicklich nebenſächlich ſind. In den großen Hauptfragen, vor allem im geduldigen Ertragen zahlreicher Einſchänkungen und Ent— behrungen, die uns die Kriegszeit auferlegt, zeigt ſich unſer Volk der Kämpfer würdig, von denen es da draußen beſchirmt wird. Die ganze Haltung unſeres Heeres im Felde und unſeres Volkes in der Heimat läßt uns die feſte Hoffnung hegen, daß der Krieg eine Er— höhung der deutſchen Menſchheit bringen wird. Sie kann ſich nicht ſofort, nicht in gerader Linie und nicht reibungslos vollziehen, wie es in der Begeiſterung der erſten Kriegsmonate manchem Idealiſten ſcheinen mochte, am wenigſten wird ſie irgendeiner Parteiſchablone, welche es auch immer ſei, folgen, aber als einen bleibenden Gewinn aus dem Kriege werden wir ſie davon— tragen. „Der Krieg“, ſo fährt Burckhardt fort, „welcher ſo viel als Unterordnung alles Lebens und Beſitzes unter einen momentanen Zweck iſt, hat eine enorme ſittliche Überlegenheit über die bloße gewaltſame Selbſtſucht des einzelnen; er entwickelt die Kräfte im Dienſte eines Allge— meinen und zwar des höchſten Allgemeinen und innerhalb einer Diſziplin, welche zugleich die höchſte heroiſche Tugend ſich entfalten läßt; ja, er allein gewährt den Menſchen den großartigen Anblick der allgemeinen Unterordnung unter ein Allgemeines.“ Dieſe„Unterordnung unter ein Allgemeines“ erleben wir in unſerem Vaterlande jetzt im höchſten Maße und, den Verhältniſſen entſprechend, empfinden wir ſie in der Heimat weit ſtärker als zu Anfang des Krieges. Das iſt eine ſeiner beſten Aus— wirkungen, die über manche unerfreuliche Neben— erſcheinungen hinwegſehen läßt. Mehr als in gewöhnlichen Zeiten heißt es jetzt, den Blick auf das Ganze gerichtet halten, ſich an dem ſich fort und fort erweiſenden Opfermut des einzelnen und der Geſamtheit aufrichten, dann wird uns ein freudiger Ausblick werden im Sinne der Worte Burckhardts:„Da nur wirkliche Macht einen längeren Frieden und Sicherheit garantieren kann, der Krieg aber die wirkliche Macht konſtatiert, ſo liegt in einem ſolchen Kriege der künftige Friede.“ Reinigende Wirkung ſchreibt Burckhardt nur einem gerechten und ehrenvollen Verteidigungs— kriege, einem wirklichen Kriege um das geſamte Daſein zu, wie wir ihn führen. Er ſagt: „Ihre kurze Dauer nimmt den Kriegen in Europa den Wert als Kriſen; die vollen Kräfte der Verzweiflung werden nicht an— geſpannt, bleiben daher auch nicht ſiegreich auf dem Schlachtſelde ſtehen.“ Burckhardt hat frühere europäiſche Kriege im Auge, der jetzige un Satz den anderen „Und doch könnte nur durch ſie ſiegreich auf dem Schlachtfelde ſtehenbleibenden Kräfte) die wahre Erneuerung des Lebens er⸗ folgen, d. h. die verſöhnende Abſchaffung des Alten durch ein wirklich lebendiges Neues.“ Nimmt man das Völkerleben, wie es iſt, und legt an dieſes keinen Idealmaßſtab, hält viel⸗ mehr mit Moltke die Kriege für Menſchenlos, ſo eröffnet ſich uns hier eine tröſtliche, ja er⸗ freuliche Ausſicht für die Nachwirkungen des Krieges. Es gilt, das Alte, wo es ſich als überlebt erweiſt,„verſöhnend“ abzuſchaffen und das Neue„wirklich lebendig“ zu geſtalten. Gelingt uns das, ſo haben wir die vielen Opfer, die der Krieg gefordert hat, nicht umſonſt ge⸗ bracht, wir werden vor unſeren Toten beſtehen können. Gewiß, auch das Anerkenntnis einer der⸗ artigen, die Volksſeele als ſolche erhöhenden Wirkung des Krieges vermag über alles Elend, das er im Gefolge hat, nicht hinwegzutäuſchen; aber wie in unſerem Heer auch der ſeeliſch Schwache durch die der Maſſe innewohnende Kraft emporgehoben wird, ſo ſchafft dieſe Zeit auch in der Heimat mutige Herzen. Witwen und Waiſen verſchließen ihren Schmerz, und dem Krüppel entringt ſich kaum eine Klage. Wohl gibt es Ausnahmen, darunter ſolche häß⸗ licher, kleinlicher Art, aber auch hier wollen wir nicht am einzelnen haften, ſondern auf das Ganze ſehen, und da können wir uns nur neigen vor der tapferen Seele des deutſchen Volkes. Wo Not und Sorge auf die Stimmung drücken, da ſollen wir mit Rat und Tat helfen. Wem aber in Staat und Geſellſchaft eine führende Rolle zugewieſen iſt, wer einem Amt vorſteht, der möge ſich an Burckhardts Worte halten und trachten, daß der Schweizer Pro⸗ feſſor in ſeinem kraftvollen Denken uns Deutſche nicht beſchäme. D. K. verſchiedene Uriegsnachrichten. Der Angriff auf Oſtafrika mißlungen. Engliſche Zeitungen und engliſche Miniſter haben die Eroberung von Deutſch— Oſtafrika für das vergangene Jahr in ſichere Ausſicht geſtellt. Wie weit man in Wahrheit davon entfernt iſt, läßt ein engliſcher Funkſpruch der letzten Tage ahnen, wonach in— folge der Regenzeit die Operationen eingeſtellt ſind. Dieſe Meldung in Verbindung mit den engliſchen Berichten über ſchwere Verluſte des Erpeditionskorps läßt erkennen, daß der An- griff auf Deutſch⸗Oſtafrika vorlaufig miß⸗ lungen iſt. A. Zunehmende Unruhe in England. Während ſich die Regierung in England noch immer den Anſchein zu geben ſucht, als ſei die Lage glänzend, ſchreibt die Londoner Preſſe mit jedem Tage beunruhigendere Artikel. So meint in den„Daily News“ der bekannte Schriftſteller Gardiner:„Ich male nicht gerne ſchwarz in ſchwarz, aber wenn wir uns nicht bemühen, die Abſichten der Deutſchen gegen uns zu ergründen, gehen wir unſerer Ver— nichtung entgegen. Stecken wir nicht unſere Köpfe in den Sand? Carſon erklärte, von jetzt ab die volle Wahrheit über die Wir⸗ kung des deutſchen Ü-Boot⸗Krieges ſagen zu wollen, und ſtatt deſſen verſchweigt er noch un— endlich viel mehr als früher. Darf man die Nation mit verbundenen Augen ins Unglück laufen laſſen? In unſerer Unwiſſenheit be— kümmern wir uns weder um das Ernährungs⸗ problem noch um die Schiffsraumfrage. Lord Devonports Aufruf zu freiwilliger Verbrauchs⸗ beſchränkung hat mehr geſchadet als genützt, den Verbrauch von Fleiſch eingeſchränkt, den des Brotes aber erhöht. Dabei iſt gerade das Brot bei uns knapp. Jetzt ſollen auch noch unſere Haushaltsvorräte beaufſichtigt werden. Erkennt man nicht, daß nur durch ge⸗ rechte Einteilung der Lebensmittel Wandel zu ſchaffen iſt?“ * würde ſeinem Begriff der Kriſe ſicherlich voll genügen. Um ſo mehr aber wollen wir uns an ihn halten, wenn er an den hier Amerika im Kriege. In ſeiner Botſchaft an den Kongreß, in der er die Kriegserklärung an Deutſchland verlangte, ee ſchlug Wiſſon ann Wie verlautet, brachte dementſprechend die Re⸗ gierung im Kongreß eine Vorlage ein, wodurch die Einführung der militäriſchen Ausbildungs⸗ pflicht für alle männlichen amerikaniſchen Unter⸗ tanen im Alter von 19 bis 26 Jahren gefordert wird. Aus dieſen Mannſchaften ſoll das Heer gebildet werden. Meldung zum Hilfsdienſt. — Kein Grund zur Beunruhigung.— Die Aufforderung zur Meldung der Hilfs⸗ dienſtpflichtigen hat in weiten Kreiſen grundloſe Beunruhigung hervorgerufen. Man verwechſelt offenbar die Meldepflicht mit der Heranziehung zum Hilfsdienſt. Man ſcheint zu befürchten, daß der Meldung zwangsweiſe Überweiſung in eine Munitionsfabrik auf dem Fuße folgen werde. Namentlich aber ſcheint man zu glauben, daß diejenigen Perſonen, die in anderen Berufen oder Betrieben tätig ſind, als in denjenigen, die der Aufruf beſonders aufzählt, deshalb nicht im Hilfsdienſte ſtänden und ſämtlich anderen Be⸗ trieben zugeführt werden ſollten. Dieſe Beſorg⸗ niſſe ſind völlig unbegründet. Die Meldung zur„Stammrolle der Hilfsdienſtpflichtigen“ iſt nicht gleichbedeutend mit der„freiwilligen Mel⸗ dung zum Hilfsdienſt“, ſie iſt nichts als eine Art„Kontrollverſammlung der Hilfsdienſt⸗ pflichtigen“. Den vom Kriegsamt eingerichteten Aus⸗ ſchüſſen, denen die Heranziehung der noch nicht im Hilfsdienſte Beſchäftigten obliegt, fehlt es bisher an zuverläſſigen Unterlagen. Dieſe ſollen ihnen durch die„Stammrolle“ geſchaffen werden. Um die Stammrolle nicht unnötig umfangreich werden zu laſſen, hat man eine Anzahl von Perſonen von vornherein von der Meldepflicht ausgenommen, bei denen man auf den erſten Blick ſieht, daß ſie bereits im Hilfsdienſte ſtehen. Dahin rechnen z. B. die Staatsbeamten, die Gemeindebeamten, die Beamten der Arbeiter⸗ und Angeſtelltenverſicherung, die Eiſenbahn⸗ beamten, die Arzte, die land⸗ und forſtwirt⸗ ſchaftlichen Arbeiter, die Berg⸗ und Hütten⸗ arbeiter, die Munitionsarbeiter u. a. m. Alle anderen müſſen ſich zur Stammrolle melden, gleichviel ob ſie ſelbſtändig oder unſelbſtändig ſind. Daraus folgt aber noch keineswegs, daß nun jeder, der ſich meldet, die Heranziehung zu irgendeinem anderen Be- rufe oder Betrieb zu erwarten hätte. Das Kartenmaterial, das den Ausſchüſſen von den Ortsbehörden übergeben wird, ſoll ihnen ja gerade die Möglichkeit verſchaffen, feſtzuſtellen, wer ſchon jetzt eine Tätigkeit ausübt, die für die Kriegführung oder Volksverſorgung von Bedeutung iſt. Das wird bei zahlloſen Perſonen zutreffen, die nicht unter die in der öffentlichen Aufforderung genannten Ausnahmen fallen und die deshalb meldepflichtig ſind. Man denke nur an die Preſſe, an die Banken und Verſicherungs⸗ unternehmungen, an Bäckereien, Schlächtereien und Konſervenfabriken— alles Betriebe, deren Kriegswichtigkeit außer Zweifel iſt. Solange derartige Betriebe nicht überbeſetzt ſind, braucht keiner ihrer Arbeiter oder An— geſtellten an einen erzwungenen Stellenwechſel zu denken. Nur die Perſonen, die eine kriegs⸗ wichtige Beſchäftigung irgendwelcher Art nicht haben, müſſen damit rechnen, von den Aus— ſchüſſen herangezogen zu werden. Aber auch ſie brauchen nicht zu beſorgen, daß dieſe Heran— ziehung auf einen Schlag und ohne Unterſchied erfolgen wird. Sie tritt vielmehr nur ein, wenn die freiwilligen Meldungen den jeweiligen Be⸗ darf nicht decken und wird auch dann unter möglichſter Vermeidung aller Härten und unter Berückſichtigung der perſönlichen Verhältniſſe des einzelnen durchgeführt werden. Ein plötzliches Herausreißen aus der jetzigen Beſchäftigung des Hilfsdienſtpflichtigen iſt ſchon dadurch ausge⸗ ſchloſſen, daß der Einberufungsausſchuß, ehe er eine Überweiſung vornehmen kann, den einzelnen Hilfsdienſtpflichtigen ſchriftlich aufzufordern hat, ſich binnen zwei Wochen eine Beſchäftigung im Hilfsdienſte zu ſuchen. Erſt wenn dieſer Auf— forderung keine Folge geleiſtet wird, kann der Hilfsdienſtpflichtige durch ein zweites Schreiben Raft eine halbe Million r den mülitlenſchen Dienst G des Ausſchuſſes einer beſlinmten Beſchaftt Mie de e cee mäßig genügt, ſich ſchwerer Beſtrafung ausſetz, der Meldepflicht befreiten Betriehe keineswegz eine unbedingte und dauernde Sicherheit gegen die Heranmeung zum Hilfsdienſte gewährleiſte, Dein einmal kann ein ſolcher Betrieb ſeim Kriegswichtigkeit infolge veränderter Umſtände ganz oder teilweiſe einbüßen, vor allem abet ſtehen auch in kriegswichtigen Betrieben nur diefenigen Perſonen im Hilfsdienſte, die für die Fortführung der Geſchäfte unentbehrlich ſind, Soweit die Zahl der Arbeiter oder Angeſtellten das jeweilige Bedürfnis überſteigt, können die Einberufungsausſchüſſe— natürlich nach ſorg⸗ greifen. Politiſche Rundſchau. Deutſchland. Miniſteriums des Innern ernährungsamt in Berlin, die dahin gingen, Lebensmittel für den Fremdenverkehr zugewieſen verkehrsrat beſchloſſen, verkehr für Bayern zunächſt für die nächſten drei Monate Inzwiſchen wollen die drei ſüddeutſchen Bundes ſtaaten, Bayern, Württemberg und Baden, eine zuſtande bringen. * Zur Förderung der Frühjahrs beſtellung ſind Fahrpreisermäßi⸗ gungen auf den preußiſchen Eiſenbahnen und in Elſaß⸗Lothringen eingeführt worden, halben Fahrpreiſe befördert. Nötig iſt ein Aus⸗ weis der öffentlichen oder gemeinnützigen Arbeitsnachweiſe des Verbandes deutſcher Arbeitsnachweiſe, der Landwirtſchaftskammer und der deutſchen Arbeitszentrale in Berlin. Für die Hin⸗ und die Rückreiſe iſt je ein be⸗ ſonderer Ausweis auszufertigen. England. * Wie verlautet, ſoll demnächſt eine Kon⸗ ferenz zuſammentreten, die über die Befug⸗ ſammenſetzung beraten ſoll. Es heißt, Senat umzuwandeln, der aus der gleichen Zahl von ernannten und gewählten Mitgliedern be— ſtehen ſoll. Rußland. »Wie wenig zutreffend die in den Händen der Revolutionäre befindliche Petersburger Tele— graphen⸗Agentur berichtet, wenn ſie ſchreibt,„es ſei wieder alles in Ordnung“, geht aus einem dem es heißt: Wir leben in einer Zeit froher Hoffnungen und ſtändiger Angſt. Jeder Tag gebiert neue Schreckniſſe, neue Ge rüchte über drohende Gefahren. Wir fürchten uns vor einem deutſchen Durchbruch an de Nordfront, vor ernſten Meinungsverſchieden heiten zwiſchen dem Arbeiter- und Soldatenra einerſeits und der Regierung anderſeits: wir fürchten uns vor einer monarchiſchen Gegen— revolution, vor der Hungersnot, vor Raubüber⸗ fällen, vor der Anarchie und vor der heraus— fordernden Sprache der Radikalen. Ein Gerücht jagt das andere; eine Angſt wird durch die Bauernaufſtand im Nordweſten des Landes immer weiter auszubreiten. Bezeichnend iſt auch ein Artikel des in der Schweiz an— ſäſſigen ruſſiſchen Sozialiſtenführers Linin, der im Zürcher ‚Volksrecht“ erklärt, die Forderung der ruſſiſchen Sozialiſten ſei, daß die Regierung einen ſofortigen vorſchlage. Linin greift Kerenski heftig an, der Oſterreichs und der Türkei einträte. Das fette Erbe. 1] Humoreske von Wolfgang Kemter⸗h Der Herr Gerichtsſchreiber Pirmin Lamm hatte die Feder mit dem Wanderſtab vertauſcht und war ſtill und ohne jedes Aufſehen in die Ewigleit abgegangen. Am Abend noch munter, fand ihn ſeine Wirtin am Morgen ſteif und kalt im Sofawinkel ſitzend, die erkaltete Pfeife zwiſchen den Fingern. Um ſeine Lippen lag ien Tode noch ein leiſes Lächeln, das ſeine Wirtin zu Tränen rührte und von dem ſie be⸗ hauptete, ihr Herr wäre glücklich und zufrieden geweſen. Dem Schneidermeiſter Reck, den die anfangs zu Tode erſchrockene Frau rief, wollte es freilich eher ſcheinen, als hätte dieſes Lächeln elwas Höhniſches, Spitzbübiſches, aber er wollte der guten Frau ihre Anſicht laſſen. Herr Pirmin Lamm wurde unter zahlreicher Beteiligung der erſten Kreiſe begraben, denn er hatte vornehme Verwandte in der Stadt. Der ſchlichte Schreiber ſtammte aus vornehmem Hauſe, und ſein Vater war ein bekannter und vielbeſchäftigter Arzt geweſen. Seine beiden Brüder ſchlugen ebenfalls die akademiſche Lauf⸗ bahn ein. Adolf übernahm des Vaters Praxis, und Rudolf wurde Lehrer am Gynaſium. Die Schweſtern machten vorzügliche Partien, nur Pirmin war aus der Art geſchlagen. Er hatte keinen Ehrgeiz und keine Luſt, ein gelehrter Mann zu werden, fiel ein ums andere Mal durch, und ſo gab der Vater end⸗ lich nach vielen erfolgloſen Bemühungen den 1 5 Unberechtigte Nachdruck wird verfolat. ungeratenen Sohn verſchiedenen Handwerkern der Reihe nach in die Lehre, mehr in der Hoff⸗ nung, ſein Ehrgefühl zu wecken, als ihn wirk⸗ Uch Schuſter oder Schneider werden zu laſſen. Aber ſelbſt zu einem Handwerker tauchte Pirmin nicht, und da ſteckte ihn der Vater voll Zorn als Schreiber ins Amtsgericht. Das gefiel Pirmin, und das blieb er bis zu ſeinem Tode. Er lebte ein ſtilles, beſcheidenes Leben, ſtellte keine Anſprüche, war glücklich und zufrieden und dachte in ſeiner Einfalt nicht daran, daß es die Seinen als Schande empfanden, einen gewöhn⸗ lichen Schreiber in der vornehmen Familie zu haben. Er durfte nicht im Vaterhauſe wohnen, und es wurde dort nie von ihm geſprochen. Als der Vater ſtarb, brach das dünne Band ganz entzwei, ſeine Brüder und Schweſtern zogen ſich von ihm zurück und die Frau ſeines älteſten Bruders behandelte ihn mit ſolch ver⸗ letzender Kälte, daß er das Vaterhaus, das er bisher dann und wann noch aufſuchte, nie mehr betrat. Sein ſchlichtes Gemüt konnte dieſe Mißachtung nicht verſtehen, und als ihm ſein Schwager, ein hoher Finanzbeamter, deutlich und unverblümt erklärte, er pflege nicht mit Perſonen ſolch untergeordneten Standes zu ver⸗ kehren, da wurde der ſonſt ſo friedfertige Mann zornig und mit Tränen in den Augen rief er: „Hochmütige Bande, ihr werdet ſchon noch einmal an den Pirmin denken. Es kann nicht jeder ein Rat ſein, es muß auch Schreiber geben, ihr Herren Räte würdet ſchöne Augen machen, wenn euch die Schreiber ſehlten.“ Dſeſe Schmerz und Groll im Herzen gegen die gefühl⸗ loſen Hochmutsnarren. Und nie mehr im Leben war Pirmin ſeinen Geſchwiſtern in den Weg getreten und hatte mit keinem von ihnen je wieder ein Wort ge⸗ wechſelt. Gerade ſo wie er für ſie, exiſtierten auch ſie für ihn nicht mehr und es gab genug Leute in der Stadt, die keine Ahnung hatten, daß der Gerichtsſchreiber Lamm ein Bruder des Sanitätsrats und des Gymnaſtaldirektors, der Frau Finanzdirektor und der Frau Großkauf⸗ mann ſei. Die Kinder ſeiner Geſchwiſter gingen an ihm vorüber wie an einem Fremden, ſie kannten ihn nicht. Still und ohne Auſſehen, wie er gelebt, ing Pirmin Lamm aus dieſem Leben und interließ keine Lücke. Sein Platz war bald wieder beſetzt, ſein ſchlichtes Zimmerchen in dem alten Hinterhaus, in dem der Doktorſohn ein 0 lang hauſte, bald wieder ver⸗ mietet. Zu erben gab es ja nichts, der arme Teufel hatte kaum das Notwendigſte ſein eigen genannt, was Wunder alſo, daß Pirmin Lamm nach einigen Tagen völlig vergeſſen war. Und doch— hinterließ er ein Vermächtnis und merkwürdigerweiſe gerade dem, der ihm am wehſten getan und ihn am bitterſten gekränkt hatte, ſeinem Schwager, dem jetzigen Finanz⸗ direktor. Ein Monat war vergangen, ſeit die irdiſchen Uberreſte Pirmin Lamms der Erde übergeben waren, da erhielt der Herr Finanzdirektor von Worte halle er voll Hohn ſeinem Schwager ins Geſicht geſchleudert und war dann gegangen, einem Notar der Stadt ein Schreiben folgenden Inhaltes: * Sehr geehrter Herr! Gemäß letztwill Verfügung des Herrn Pirmin Lamm, weiland Gerichtsſchreiber hier, habe ich Ihnen genau dreißig Tage nach deſſen Beerdigung bei⸗ Hleloſpenenz ungeöffneten, für Sie beſtimmten grief, den der nun Verewigte zu dieſem Zweche bei mir hinterlegte, zu übergeben, welchem Auf trage ich hiermit um gefl. Empfangsbeſtätigung! bittend nachkomme. Hochachtungs voll Notar Plaum.“ Verwundert öffnete der Direktor den Brie und las mit wachſendem Staunen: N „Lieber Schwager! Belliegendes iſt mein Vermächtnis an Dich, verfahre damit nach Be⸗ lieben. Pirmin.“ In dem Umſchlag waren neben dieſen Zeilen noch weitere drei Schriftſtücke, die der Direktor alsbald als drei Schuldſcheine erkannte. Der erſte lautete auf Kr. 800.— und war von Dr. Rudolf Lamm zugunſten ſeines Bruders Pirmi ausgeſtellt. Im zweiten bekannte der Sanitäts⸗ rat Dr. Adolf Lamm ſeinem Bruder Pirmin Kr. 1500.— für ein Bardarlehen zu ſchulden und im dritten erklärte ſich der Großkaufmann Müller ſeinem Schwager Pirmin Lamm gegen⸗ über als Schuldner von Kr. 1000.—. „Ei, ei, da ſchau,“ rief der Direktor hoch⸗ erfreut und ein wenig ſpoͤttiſch,„das iſt eine angenehme Überraſchung. Dieſe Heimlichtuet kannten ihren Bruder und Schwager auf der Straße nicht und vor fünf und ſechs Jahren haben ſie ihn ganz ergiebig angepumpt. Nelle Geſellſchaft.“ Der Direktor war in beſter Stimmung. Wieſes Geld konnte ex gerade gebrauchen, da Andererſeits mag darauf hingewieſen werden, daß jeder, der ſeiner Meldepflicht nicht ordnungz⸗ ee e Gegnern von der„ſtillen“ Flotte ſprechen, aber dient ru, dee außerhalb der heimiſchen Gewäſſer ſchwimmende ſchoſſen, ſonſt hat man wenig von Rußlands fältiger Prüfung— auch in ſolche ae 1000 keuzer der„Corodino“-Klaſſe fertig geworden Nachdem alle Vorſtellungen des bayeriſchen 5 beim Kriegs. 1 1 Oſtſeeflotte gekämpft, als ſie in den neutralen zu erhalten, vergeblich waren, hat der Fremden. ſchwediſchen Gewäſſern unſer ſchwach bewaffnetes den Fremden ganz zu ſperren Helſingfors, Kronſtadt und Reval auf ihren e 1e 1 der Schwarzen Meer-⸗Flotte gehört. Vereinbarung unter ſich behufs gegenſeitiger! 8 Abrechnung auf Grund von Landesgaſtmarken f ſie eigentlich beſtimmt iſt, hinausgewagt, wenn 1 Erfolg gegen erzielen ſprach Wenn Arbeitern eine auswärtige Arbeitsſtelle 8 vermittelt worden iſt, ſo werden ſie vom März bis Ende Mai zur einmaligen Reiſe nach der!“ Arbeitsſtelle und zurück in der 4. Klaſſe zun 0. müßten niſſe des Oberhauſes und ſeine Zu die Konferenz bezwecke, das Oberhaus zu einen Bericht des„Wirſchewige Wfedomoſti“ hervor, u andere abgelöſt.— In der Tat ſcheint ſich der! Waffenſtillſt and? Freiheiten verſpräche und für die Beraubung 0 iger Die„ſtille“ Flotte. Wo ſind Rußlands Schiffe? Eigentlich könnte man bei allen unſeren keine hat wohl dieſen Namen ſo ehrlich ver⸗ wie die ruſſiſche. Das einzige noch ruſſiſche Kriegsſchiff iſt der„Askold“. Die Oſt⸗ ſeeflolte der Ruſſen hat ſich im Laufe des Krieges wahrſcheinlich vermehrt, aber ſie blüht nach wir vor im Verborgenen der ruſſiſchen Kriegshäſen. Von Zeit zu Zeit werden etliche Offiziere und Admirale„ganz zufällig“ er⸗ Marine gehört. Außer den 4 Linienſchiffen Poltawa“, Gangut“, Petropawlowsk“ und „Sewaſtopol“(die nach einer Times⸗Meldung Ende Oktober 1915 bei Helſingfors auf eine Mine geluufen und halb zerſtört ſein ſoll), werden etwa drei der neuen großen Panzer⸗ ſein, wenn das für den Bau beſtimmte Geld nicht wieder in den Taſchen irgend eines Groß— fürſten verſchwunden iſt. Einmal in dieſem Kriege hat Rußlands Minenſchiff„Albatros“„beſiegte“, ſonſt nicht wieder. Sie ſoll in den Kriegshäfen von Etwas mehr hat man von Dieſe hat ſich wenigſtens öfter auf das Element, für das Lorbeeren ruhen. Überlegenheit keinen die Türken und Bulgaren konnte. Die ruſſiſche Preſſe ver⸗ zwar ſeit der Indienſtſtellung des neuerbauten Linienſchiffes eine regere Tätig⸗ keit, aber das Schiff iſt inzwiſchen infolge einer Exploſion bei Sewaſtopol geſunken. Zwei weitere Linienſchiffe derſelben Klaſſe,„Jekate⸗ rina II.“ und„Imperator Alexander III.“, auch ſchon fertig ſein, und ebenſo „Iwan Großny“, wenn— ja wenn es mit ihnen nicht wieder ſo gegangen iſt wie mit ſo vielem in Rußland. Geſehen hat noch niemand dieſe Neubauten. Sind ſie aber wirklich fertig, ſo verfügt Rußland jetzt über ein gleichwertiges Geſchwader von je drei neuen Linienſchiffen(ſowohl in der Oſtſee wie im Schwarzen Meere), die unter guter Führung wohl geeignet geweſen wären, einen Kampf mit der türkiſchen und der bulgariſchen Flotte zu wagen. Von Nah und pern. Keine Eierſendungen an Kriegs⸗ gefangene. Die ſchweizeriſche Poſtverwaltung, die den Poſtverkehr mit unſeren Kriegs- und bürgerlichen Gefangenen in Frankreich und Italien vermittelt, hat wiederholt über die Beläſtigungen und Störungen geklagt, die ihrem Betriebe da- ſie auch trotz ihrer durch erwachſen, daß aus Deutſchland an die Gefangenen rohe Eier und weiche, ſaftige Früchte in Briefpäckchen verſchickt werden. Die ſchwache Verpackung der Päckchen kann oft dem Druck, dem die Sendungen in den Poſtbeuteln ausge- ſetzt ſind, nicht widerſtehen; die Flüſſigkeit quillt aus den Päckchen hervor und beſchmutzt andere Sendungen und die Poſtbeutel. Die Verſen- dung von rohen Eiern und von weichen, ſaftigen Früchten in Päckchenbriefen an die Gefangenen iſt deshalb nunmehr von der Poſtverwaltung unterſagt worden. Die Verſendung in Poſt⸗ paleten bleibt geſtattet, wenn dieſe der langen Beförderungsdauer und der weiten Entfernung entſprechend gut verpackt ſind, ſollte jedoch wegen der Gefahr des Verderbens auch lieber unter— bleiben. Es wird geraten, Poſtpakete mit ſolchem empfindlichen brechlich— Fragile“ in der Aufſchrift der be— ſonders ſchonenden Behandlung durch die Poſt— angeſtellten bei uns und im Auslande zu empfehlen. Die Nachteile der Katzeuſteuer. Die von preußiſchen Miniſtern vor einigen Jahren den Gemeinden empfohlene Katzenſteuer hat ſich nicht bewährt. Wie die Miniſter für Finanzen und des Innern fetzt in einem gemelnſchaſt⸗ lichen Erlaß betonen, hat eine Stadt die Katzen⸗ Inhalt durch Vermerke wie„Zer- ſteuer nach kurzem Beſtehen wieder aufgehoben, weil die Katzen nach Einführung der Steuer in ſo großer Zahl abgeſchafft wurden, daß ſich eine ſtarke Ratten⸗ und Mäuſeplage bemerkbar machte. Auf die Anfrage eines Oberpräſidenten, ob Städte mit etwa 6400 Einwohnern zu den Landſtäbten zu rechnen ſind, für die nach dem erwähnten Runderlaß der Miniſter vom 8. März 1912 eine Katzenſteuer als für ländliche Ver⸗ hältniſſe ungeeignet ausgeſchloſſen bleiben ſollen, erklären die Miniſter, daß dies nach den be⸗ ſonderen Verhältniſſe der Städte zu beurteilen ſein wird. Im allgemeinen wird der Steuer⸗ 1 nur für beſchränkte Zeit zuzuſtimmen ein. Bärenfleiſch für Berlin. Aus dem Raubtierbeſtand des Zirkus Hagenbeck, der dieſer Tage Berlin verlaſſen hat, ſind zwei Bären ge— ſchlachtet worden. Da das Fleiſch bei der Be⸗ ſchau als einwandfrei erklärt wurde, hat ein Berliner Weinreſtaurant das Fleiſch für den Preis von 1000 Mark gekauft. So wird man jetzt Gelegenheit haben, in Berlin markenfrei Bärenfleiſch zu genießen. Prämien für Kriegsanleihezeichner. Die Inhaber der Ardeltwerke in Eberswalde gewährten jedem ihrer Arbeiter und Beamten, der die 6. Kriegsanleihe zeichnet, eine Prämie von 8 Mark für je 100 Mark Zeichnungsſumme. Jeder, der durch kleine Teilzahlungen eine Ein⸗ lage von 90 Mark erreicht hat, erhält ein An⸗ leihepapier von 100 Mark Nennwert ausge⸗ händigt. Trotz dieſer beträchtlichen Vergünſtigung bleibt für jeden die Zeichnungshöhe unbeſchränkt. Außerdem hat die Firma zum weiteren Anreiz 500 Mark geſtiftet, die unter den Zeichnern in Geſtalt von fünf Anleihepapieren von je 100 Mark unentgeltlich verloſt werden. Durch die Prämiengewährung und durch die Verloſung werden viele zur Zeichnung angeregt, die ſonſt ihr Geld dem Vaterlande nicht geliehen hätten. Der Erfolg iſt groß; hat doch die Zeichnungs⸗ ſumme ſchon am dritten Tage nach Bekanntgabe der Vergünſtigungen die Summe von 40000 Mark überſchritten. Zündwarenexploſion im Poſtwagen. Die Verſendung von Zündwaren in Feldpoſt⸗ paketen hat jetzt auf der Strecke Berlin—Han⸗ nover ein Todesopfer gefordert. In dem Poſt⸗ wagen eines Eilgüterzuges entſtand nachts zwiſchen Nennhauſen und Rathenow auf der Fahrt ein Brand durch Selbſtentzündung von Zündwaren, die in einem Feldpoſtpäckchen ent⸗ halten waren. Das Feuer griff im Poſtwagen immer mehr um ſich, und um dem ſicheren Flammentode zu entgehen, ſprang der Poſt— ſchaffner aus dem fahrenden Zuge. Dabei er⸗ litt er ſo ſchwere Verletzungen, daß er bald darauf ſtarb. Er wurde als Leiche neben dem Gleiſe gefunden. Der brennende Wagen wurde auf der Station ausrangiert. Städtiſches Schiedsgericht für bürger⸗ liche Rechtsſtreitigkeiten. Die Stadtverwal— tung zu Bielefeld hat unter der Leitung eines Juriſten ein Schiedsgericht für bürgerliche Strei— tigkeiten eingerichtet. Unter Berückſichtigung aller Berufskreiſe ſind 74 Beiſitzer ernannt worden, um nach Möglichkeit die einzelnen Streitfälle von Sachverſtändigen beurteilen und entſcheiden zu laſſen. Die Hauptaufgabe des Schiedsgerichts ſoll darin beſtehen, die beiden Parteien zu einem Vergleich zu bewegen. Das Fällen eines Schieds— ſpruchs würde erſt in zweiter Linie erfolgen. Die Pocken in Schweden. Nachrichten aus Schweden zufolge nehmen die ſchwarzen Pocken in ganz Schweden einen beängſtigenden Umfang an. Vor allen Dingen iſt die Umgegend Gefles arg von ihnen in Mitleidenſchaft ge— zogen. Die letzten Tage verzeichneten wieder ihre Verſorgung. nen kann nur immer wieber dringend geraten werden, nach Eintreffen der Todes⸗ nachricht ſich ſobald als möglich an dieſe Fürſorge⸗ ſtellen zu wenden. Durch die rechtzeitige Sorge für die Zukunft der Familie werden ſich manche Nach⸗ teile, die ſich aus einer verſpäteten Stellung der An⸗ träge oder aus mangelnder Unterrichtung über die beſtehenden rechtlichen und tatſächlichen Verhältniſſe ergeben könnten, vermeiden laſſen. Auch werden die Hinterbliebenen eine Stütze darin finden, daß ſie eine Stelle wiſſen, die von Amts wegen dazu be⸗ rufen iſt, ihnen beratend zur Seite zu ſtehen. Die amtlichen Fürſorgeſtellen ſelbſt werden erneut darauf hingewieſen, ihre Errichtung durch die örtliche Preſſe, durch Aushang oder Bekanntmachung allen Orts⸗ eingeſeſſenen ausreichend bekanntzugeben. Landwirxrtſchaftliche Arbeit an Sonn⸗ und Feiertagen. Die Arbeiten der Feldbeſtellung, Saat und Ernte, des Einfahrens, Ausdreſchens, Düngerfahrens ſowie alle Erd-, Kultur⸗ und ſonſtigen einem n N teil fiel verhältnismäßig milde aus und lautete auf 1 9 0 Körper häufig ſchädlicher ſind als eine einzelne große Kugel. Die durch das Blei hervorge⸗ rufenen Störungen gleichen oft völlig denen bei Neuraſthenie und werden ſpäter häufig auch als gichtiſch ausgelegt, was die bisherige Nichtbe⸗ achtung der Bleigeſahr bei im Körper verblie⸗ benen Geſchoſſen erklärt. Trotzdem halten her⸗ vorragende Arzte es für falſch, eine Operation in jedem Falle vorzunehmen. In ſchwereren Fällen ſoll man die Kugel im Körper belaſſen, jedoch als Gegenmittel Jod anwenden; in allen leichteren Fällen aber ſei es ratſam, die Blei⸗ körper zu entfernen. Im übrigen gibt es viele Körperſtellen, wo eine Bleivergiftung nicht ſtatt⸗ finden kann, das ſind jene Stellen, wo leine ſtärkeren Löſungsmöglichkeiten für das Blei vor⸗ handen ſind. Gerichtshalle. Liegnitz. Eine 14 jährige Mörderin iſt durch das hieſige Landgericht abgeurteilt worden. Das Dienſtmädchen Margarete Günzel aus Haynau in Schleſien hatte am 30. Oktober v. J. ſeine ſchlafende Dienſtherrin, die 77 jährige Rentierswitwe Pauline Kügler wegen angeblich„ſchlechter Behandlung“ im Bett zur Nachtzeit überfallen und die wehrloſe Greiſin durch Zertrümmern der Schädeldecke mit Beile meuchlings umgebracht. Das Ur⸗ Jahre Gefängnis. N Wien. In dem Prozeß gegen die Angeklagten der Depoſitenbank, die wegen Preistreiberei ange⸗ * klagt waren, wurde folgendes Urteil gefällt: Dr. Kranz neun Monate ſtrenger Arreſt und 20000 Kronen Geldſtrafe, Dr. Freund neun Monate ſtrenger Arreſt und 15 000 Kronen Geldſtrafe, Rubel drei Monate ſtrenger Arreſt und 10 000 Kronen Geld⸗ ſtrafe Angeklagte Felix ſechs Monate und 20000 Kronen Geldſtrafe. und der ſtrenger Arreſt Der ruſſiſche Juſtizminiſter Kerenski. Einer der mächtigſten Männer Rußlands iſt frag⸗ los der Juſtizminiſter Kerenski. Dieſer 36 jährige Rechtsanwalt war Abgeordneter von Saratow und gehörte zur Fraktion der Sozialagrarier, ein vor⸗ züglicher Redner, der einen großen Einfluß auf die Arbeitermaſſen ausübte, der unzweifelhafte Proben von Mut abgelegt hat. Unermüdlich reiſte er in Rußland umher, um die Fäden der Arbeiterorgani⸗ ſation wieder ſeſter zu knüpfen, die durch reaktionäre Maßregeln geriſſen waren. Wiederholt ließ er ſich in der Duma heftig gegen die Regierung aus, aber die Veröffentlichung der Kerenskiſchen Reden wurde ſtets von der Zenſur verhindert. ALTE Arbeiten in Feldern, Gärten, Wieſen, Weinbergen, Forſten und Anpflanzungen uſw. ſind während der Kriegszeit auch an Sonn- und Feiertagen geſtattet. Es iſt, wie von amtlicher Seite betont wird, vater— ländiſche Pflicht, durch Ausnutzung der Zeit zum Gelingen der Ernte und damit zur Sicherung der Volksernährung beizutragen.— Gang des landwirtſchaftlichen Betriebes unter— nehmen. ——. Kunſt und Uliſſenſchaft. Bleivergiftung durch ein im Körper verbliebenes Geſchoß. Bleigeſchoſſe, die ohne Reizwirkung eingeheilt ſind, und deren Lage keine lokalen Beſchwerden verurſacht, betrachtet man vielfach als„harmloſe“ Fremdkörper, die ruhig im Körper gelaſſen werden dürfen. Dieſe Anſchauung iſt auf die vielfache Unkenntnis der mehrere Todesfälle. Man läßt nichts unver— ſucht, der Epidemie Herr zu werden. Volks wirtſchaftliches. Kriegshinterbliebenenfürſorge. In faſt allen Städten und Gemeinden ſind nunmehr amtliche Für— ſorgeſtellen eingerichtet, die ſich der Hinterbliebenen mit Rat und Tat annehmen. Hier erhalten die Hinterbliebenen nähere Auskunft, insbeſondere über Quellen der Bleivergiftung zurückzuführen. Wäh⸗ rend die Bleiſchäden in induſtriellen Betrieben bekannt ſind, wurde bisher weniger beachtet, daß auch durch das Waſſer aus Bleirohrleitungen, durch Zuckerwaren, die lange Zeit in Staniol eingepackt waren, und ſchließlich auch durch Blei- geſchoſſe eine chroniſche Bleivergiſtung hervor⸗ gerufen werden kann. Hierbei iſt zu beachten, daß die Verteilung der Bleimenge und ihre Lage wichtig iſt, daß z. B. viele Schrotkörner Anderſeits ſollten aber auch die Behörden gerade jetzt in der Zeit der Frühjahrsbeſtellung möglichſt wenig Eingriffe in den im Allen Angeklagten ſind, wenn die Geldſtrafe nicht einzubringen iſt, weitere vier Monate ſtrenger Arreſt anzurechnen. Gegen die Angeklagten Schwarz⸗ wald und Perlberger wurde das Verfahren ausge⸗ ſchieden. Mit dieſem Urteil hat das Gericht aus⸗ geſprochen, daß Dr. Kranz und ſeine Genoſſen, die ihre Bierlieferungsverträge mit dem k. u. k. Kriegs⸗ miniſterium dazu benutzten, ſich auf wucheriſche Weiſe zu bereichern, als gefährliche Schädlinge zu betrachten ſind. Vermiſchtes. Geſinderechte auf dem Hunsrück. J den abgelegenen Orten des Hunsrück, wohi die Welle des modernen Großſtadtgeiſtes nich! gedrungen iſt, haben die weiblichen Dienſtboten bis jetzt an ihren alten Rechten feſtgehalten. Trotz Krieg und Teuerung verlangen ſie von der Dienſtherrſchaft jährlich ein Paar neue Ar⸗ beitsſchuhe neben ſämtlichen Reparaturkoſten ihres Schuhwerks. Zur Kirmes erhalten ſie einige Ellen Leinwand, ein Tuch und eine Schürze, zu Weihnachten oder Nikolaus ein Kleid und Strumpfwolle. In ihren Lohn— forderungen freilich halten die Mägde am Alt⸗ hergebrachten nicht feſt, ſie beanspruchen viel⸗ mehr recht„moderne“ Löhne. Ein im erſten Jahr dienendes Mädchen verlangt ſchon fährlich 300 und mehr Mark; ältere ſogar 400 bis 420. Wie Einführung der Stiefel⸗ und Kleiderkarte mit ihrer Naturalienvergütung wird, iſt zurzeit eine noch ungelöſte Frage. Die Hausente als Wetterprophet. Man weiß, daß zahlreiche Vogelarten für die Ein— flüſſe der Witterung in ſolchem Maße empfind— lich ſind, daß ſie Wetterumſchläge vorauszufühlen vermögen. Zu den beſten dieſer Wetterpropheten gehören unſere Hausenten, die als ſehr zu— verläſſige Verkünder eines plötzlichen Witterungs— wechſels zu betrachten ſind; dieſes feine Vor— gefühl für den Wetterumſchlag iſt den Hausenten aus ihrer wilden Vorzeit erhalten geblieben. Wenn z. B. die Enten am Abend gegen ihre ſonſtige Gewohnheit freiwillig den Stall auf— ſuchen, kann mit Sicherheit angenommen werden daß das Thermometer in der Nacht merklich fallen wird. Wenn umgekehrt im Winter Enten eingeſchloſſen ſind, plötzlich alle Zeichen lebhafter Unruhe äußern, indem ſie entweder laut ſchnatternd umherlaufen oder ſich auf den Boden werfen und Bewegungen wie beim Baden ausführen, tritt ſtets nach einer kurzen Friſ Tauwetter ein. 5 N es ſeit Nia Die n ener. nernee im Begriſſe war, ſich ein Haus zu bauen. eine ſolche Erbſchaſt hatte er nicht gerechnet. ſo ſeine Schwäger dazu kamen, den Gerichts— iber um ein Darlehen anzugehen, war ihm m Rätſel, da alle drei in guten Verhältniſſen en. Um ſo leichter würde es ſein, die id er mußte bei Ein⸗ er 11 1 Iittarg! cheine zu realiſieren forderung Vermächtmſſes keine 1175 U 1 . ſaſſen. dieſem Tage wue im Hauſe des Finanzdirektors da Pixmin Lamms in allen Tonarten geſungen, und der Direktor, der ſonſt nur ein verächtliches Achſelzucken für die Familienſchande hatte, begeiſterte ſich zu einem längeren ehrenvollen Nachruſe beim Mittageſſen. Er erzählte ſeinen Kindern vom verſtorbenen Onkel und erklärle, daß eine vornehme Ge— ſinnung durchaus nicht immer vom Bildungs⸗ grade und von der Stellung, die der Menſch bekleide, abhängig ſei. Auch ſeine Gattin glaubte dem unvergeßlichen Bruder nach— träglich noch eine Träne nachweinen zu müſſen, und wenn der gute Pirmin Zeuge dieſer plötz⸗ lichen Wertſchätzung, die ihm ſein Vermächtnis einbrachte, hätte ſein können, er hätte darüber zweifellos nur herzliche Befriedigung empfunden. Der Finanzdirektor ſchrieb dann an ſeine Schwäger, teilte ihnen mit, daß er als Erbe in die Rechte Pirmins eingetreten ſei und daß er, da er zum Baue ſeiler Villa gerade einer größeren Summe bedürfe, um die gefällige Rück⸗ zahlung der Bagatelle bitte. Welchen Um⸗ ſtänden gerade er dieſes Vermächtnis zu danken hahe, wiſſe er nicht, jedoch werde eradem guten, Pirmin ein treues Noz denken bewahren. Rückſichten Als erſter kam der Sanitätsrat. „Franz, du haſt mir da einen komiſchen Brief geſchrieben,“ ſprach er,„ich wenigſtens verſtehe kein Wort davon.“ Er hatte kaum ausgeſprochen, da ſtürzte der Großkaufmann Müller, ein etwas aufgeregter Herr, herein.. „Sage mir, lieber Franz, was ſoll dieſes Schreiben bedeuten?“ Gymnaſialdirektor erſchien. 8 „Menſchenkind,“ wandte er ſich lachend an ſeinen Schwager,„wie kommſt du auf die gott⸗ volle Idee, ich wäre Pirmin und jetzt dir achthundert Kronen ſchuldig. Das möchte ich wiſſen.“ b Der Finanzdirektor lächelte ſo eigen, als er ſah, wie unangenehm es ſeinen Schwägern war, daß dieſe Schuldſcheine plötzlich an den Tag kamen, von denen ſie vielleicht glaubten, der Pir⸗ min hätte ſie längſt vernichtet, Das überraſchte ihn nicht, daß ſie aber die Stirne hatten ſo zu tun, als wäre die ganze Sache Spaß oder ein Irrtum, das empörte ihn. Immerhin erklärte er in ruhigem, fachlichem Tone, welche Be⸗ wandtnis es mit den Schuldſcheinen habe und daß ſie Pirmin ihm zur beliebigen Verwendung vermacht habe. Da die Summen keine Rolle ſpielten, würde ihnen die Rückzahlung auch keine Schwierigkeiten bereiten. i 5 „Alſo,“ rief der Sanitätsrat,„biſt du wirl⸗ lich der Anſicht, ich hätte von Pirmin jemals fünfzehnhundert Kronen geliehen? Soviel Geld hatte der in ſeinem ganzen Leben nicht und ich glaube, ich habe ihn ſchon bald zehn Die Tür öffnete ſich abermals und der Jahre nicht einmal mehr geſehen, viel weniger eſprochen!“ 0 lp ein Schuldſchein über tauſend Kronen ſei da, den ich unterſchrieben hätte,“ ereiferte ſich der Großkaufmann,„höher geht's nimmer. Tauſend Kronen, ſo eine Lumperei borge ich überhanpt nicht und wie ich auf den Gedanken gekommen wäre, mich an den Gerichtsſchreiber zu wenden, das bitte ich dich, mir zu erklären. Dr. Rudolf Lamm lachte ſchallend auf. So ein Blödſinn, der Pirmin muß rein verrückt ge⸗ weſen ſein.“ N Nun verlor aber der Direktor ſeine Ruhe, brauſte auf und verbat ſich ſolch pietätsloſe Be⸗ merkungen einem Toten gegenüber, was die anderen zu neuem ſtärkeren Lachen anregte und den Direktor noch wilder machte. a Ein Wort gab das andere und im Hand⸗ umdrehen war der ſchönſte Streit im Gange. Wütend brachte der Direktor die Schuldſcheine und rief voll Hohn:„Da, nicht nur unter⸗ ſchrieben, ſondern ſogar den Text hat jeder ſelbſt geſchrieben.“. Als die drei die Schuldbekentniſſe ſahen, da prallten ſie wie von Skorpionen geſtochen zurück. Das war in der Tat ihre Schrift und Unterſchrift. „Beim Satan, äfft mich ein Spuk“, rief der Sanitätsrat verblüfft. 3 „Donnerwetter,“ ſchimpfte der Großkaufmann und ſtarrte den verhängnisvollen Schein maßlos erſtaunt an. 0 „Da hört ſich alles auf“, meinte der Gymmnaſtaldireklor,„und ich hätte das geſchrieben? Wenn es zehntauſendmal meine Schrift iſt, ſo it ber Sein boch Jefälchl. Der Finanzdirektor hatte ſich am offenſicht— lichen Schrecken der drei geweidet, faltete ſorg— ſam die wertvollen Papiere wieder zuſammen und meinte verächtlich:„Natürlich, jetzt müſſen ſie gefälſcht ſein.“ „Ja, Franz, iſt es denn wirklich nötig, daß ich tauſend Eide ſchwöre, ich hätte von Pirmin nie einen roten Heller erhalten und glaubſt du wirklich, die Schuld beſtünde zu Recht?“ „Natürlich glaube ich das,“ rief der Direklor hitzig. „Dann tuſt du mir leid,“ ſprach der Sanitäts⸗ rat eiſig, nahm ſeinen Hut und verließ das Zimmer. „Ich werde dich verklagen,“ rief der Direktor ihm nach. „Was, verklagen willſt du uns,“ ſchrie der Großkaufmann,„biſt du denn von allen guten Geiſtern verlaſſen?“ „Ich verbitte mir in meinem Hauſe Ve— leidigungen.“ „Dann tue, wie du willſt,“ und Herr? ganz hochrot im Geſicht folgte dem S und ſchlug krachend die Tür hinter ſich zu. Der Gymnaſialdirektor ſuchte auf gütlichem Wege ſeinen Schwager zu überzeugen, daß die Schuldſcheine wertlos ſeien und das Ganze eine konfuſe Idee des Verſtorbenen wäre, aber der Finanzdirektor lächelte nur höhniſch, und dieſes Lächeln verdroß auch Dr. Rudolf Lamm. Verärgert folgte er Bruder und Schwager mit der anzüglichen Bemerkung:„Wen Golt ver⸗ derben will, dem verwirrt er den Verſtand.“ erb 1(Schluß folgt.)