„ Der Kaiſer über die Reformen in Preußen. „ Berlin, 7. April.(Amtlich.) Seine Majeſtät dei Kaiſer und König hat an den Reichskanzler und Präſi denten des Staatsminiſteriums Dr. v. Bethmann Hollweg einen Erlaß gerichtet, worin es heißt: Mir liegt die Umbildung des preußiſchen Landtag und die Befreiung unſerer geſamten innerpolitiſchen Lage von dieſer Frage beſonders am Herzen. ar die Aen rung des Wahlrechts zum Abgeordnetenhaus ſind auſ meine Weiſung ſchon zu Beginn des Krieges Vorarbeiten gemacht worden. Ich beauftrage Sie nunmehr, mir be⸗ ſtimmte Vorſchläge des Staatsminiſteriums vor ulegen, damit bei der Rückkehr unſerer Krieger dieſe für die ainere Geſtaltung Preußens grundlegende Arbeit ſchnel im Wege der Geſetzgebung burchgefühet wird. Nach der gewaltigen Leiſtungen des ganzen Volkes in dieſem Kriege ſſt nach meiner Ueberzeugung für das Klaſſenwahlrecht in reußen kein Raum mehr. Der Geſetzentwurf wird ferner unmittelbare und geheime Wahl der Abgeordneten vorzuſehen haben. Die Verdienſte des Herrenhauſes und ſeine blei⸗ bende Bedeutung für den Staat wird kein König von Preußen verkennen. Das Herrenhaus wird aber den gewaltigen Anforderungen der kommenden Zeit beſſer gerecht werden können, wenn es in weiterem und gleich mäßigerem Umfang als bisher aus den verſchiedenen Kreiſen und Berufen des Volkes führende, durch die Achtung ihrer Mitbürger ausgezeichnete Männer in ſeiner Mitte vereinigt. b I.. eren —4 19 50 19 2 Lokales. .„Die 6. Kriegsanleihe muß und wird den Be weis erbriugen, daß das deutſche Volk im Voll bewußtſein ſeiner gerechten Sache den Willen und die Kraft zum endgültigen Siege hat unn ſich niemals engliſcher Herrſchſucht beugen wird.“ 225 G. H. Qu., 21. März 1917. eee von Hindenburg, Generalfeldmarſchall. 127 „.„Ich vertraue feſt, daß das deutſche Voll ſeine Stunde verſteht.“* 6 Am Geburtstage des Großen Kaiſers(22. März). 0 N**„F 5— Ludendorff. — Die Larteffelabgabe durch den Landwirt. Nach dez Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 24. März 1917 hal der Kartofſelerzeuger, der im Erntejahr 1916 mehr als ſekta- mit Kartoffeln beſtellt hat, ohne Rückſicht auf di kengen, die ihm für ſeine Wirtſchaſtsführung zu belaſſen ind, vier Doppelzentner für das Hektar ſeiner Anbaufläche bzugeben. Ueber die Auslegung dieſer Vorſchrift ſind Zwei⸗ el entſtanden, insbeſondere ob infolge dieſer Beſtimmung ein kingreiſen in das dem Landwirt zur Verfügung ſtehende Saat— jut zuläſſig ſei. Zur Klarſtellung wird darauf hingewieſen, daf inter allen Umſtänden die Abgabe der vier Dop⸗ ſelzentner zu erfolgen hat, alſo auch dann, wenn urch dieſe Abgabe der Landwirt nicht die Saatmenge behält nie er für das kommende Witrtſchaftsjahr verwenden wollte Eine Herabſetzung der Ausſaagtmenge auf das Hektar unter das ibliche Maß iſt nicht angeordnet. 0 — Feigenwucher und Nahrungsmittelfälſchung. Gegenwärtig rhält man„Feigen“ angeboten, die entſchieden das Intereſſe de— riegswucheramts verdienen. Natürliche Feigen, die wir im ner noch aus der Schweiz, aus Heſterreich-Ungarn, Bult arier unb der Türkei beziehen können, werden aufgeſchnitten und mi iner unbeſtimmbaren, rötlich gefärbten Maſſe zum Zweck de Sewichtsvermehrung gefüllt. Für dieſe„geſtreckten Feigen verden 7 Mark das Pfund verlangt und es ſoll Leute geben die ſolche Feigen wirklich kaufen. e — Einſtellung von Marine⸗Fliegern. Bei der Marine Landflieger-Abteilung in Berlin-Johannisthal bietet ſich Gelegen heit zum Eintritt für Freiwillige. In Betracht kommt beſonder ſechniſches Perſonal, das womöglich bei Flugzeug- oder Motoren firmen gearbeitet hat.(Flugzeugbeſpanner, Tiſchler, Schreiner Zimmerleute, Segelmacher, Schweißer, Spließer, Motorenſchloſ. ſer.)— Es beſteht aber auch Bedarf an Perſonal für del allgemeinen Dienſt. Alter möglichſt nicht über 20 Jahre. Ji Ausnahmefällen kann Ausbdung zum Flugzeugführer“ zuge⸗ ſichert werden. Meldungen werden von dem Kommando del enannten Abteilung in Berlin-Johannisthal, Kalſer Wilhelm fraße 4—5, entgegen genommen. ee s die Poſtwertzeichen zu 15 Pfg. werden fü das Reichspoſtgebiet und Württemberg nach Aufbrauch der bisherigen Beſtände in blauvioletter Farbe ausge geben werden.. I e ee 15 en Baden. 5 () Karlsruhe, 7. April. Eine allerhöchſte Ent ſchließung vom 4. April beruft die Landſtände auf Diens tag, den 24. April ds. Is., zu einem außerordentliche Landtag ein. Ge () Mannheim, 9. April. Die Badiſche Aſſekuranz geſellſchaft in Mannheim erzielte im Jahre 1916 eine Reingewinn von 468382 Mark, woraus eine Dividend von 9 Prozent zur Verteilung kommt.— Die Aktien Marthe Grün& Bilfinger in Mannheim konnte einel teingewinn von 816521 Mark feſtſtellen. Die Dividend beträgt 8 Prozent(i. V. 6 Prozent). 0 0 „(=) Heidelberg, 9. April. Am 3. April ware 75 Jahre verfloſſen, ſeit die regelmäßigen Dampfbool Sehon auf dem Neckar aufgenommen worden waren chon am 7. Dezember 1841 war das erſte Dampfboo „Wilhelm“ in Heilbronn eingetroffen. 5115 (Heidelberg, 9. April. In einem nach Mann heim fahrenden Zug wurden 9 Gemüſehändlerinnen au Handſchuhsheim von Poliziſten angehalten und ihre Körb durchſucht. Dabei wurden 25 Pfund Butter, die fü Mannheimer beſtimmt waren, zu Tage geförderte 0() Weinheim, 9. April. Die Kirſchbäume ſin in ihrer Entwicklung noch weit zurück. Ihre Blüte ſtehen aber vor dem Aufbrechen und wenn jetzt warmen Wetter erfolgt, wird die Baumblllte in einigen Tage eintreten. Aehnliches iſt auch von den Mandeln un Pfirſichen an der Bergſtraße zu berichten. er ( Pforzheim, 9. April. Die Polizei nahm eine Bäckerlehrling feſt, der fortgeſetzt Brot geſtohlen und den Laib zu 40 und 50 Pfg. verkauft hatte. ee () Pforzheim, 9. April. Die Liquidation dei Piorabeimer Bankvereins A.⸗G. iſt im abgelaufenen Gee 15 * Cafe. feel e e e,, ge eee d. rf, e,* π E, t me fue. 222,„ 7 ae 5 Hades, 20 Fah. f 2... 3 See 4 f, r. e. e. 5 2A. ee. ae N ee, f. e, . A, L. Aue N ee, b e 2 Z. Ye. 72 A.. 7 e A.. ö 22 e* 1 5 ·]ʃ⸗K- E er. au t e ee. 0 Sue„fine. Ae. A fee. e f V me-.-E, eum 2 F. ge. fg. 7 770 m auc„ e,., ee eee, ff, e face. La 1 V A 5. N. d. J.. .—— e eee f.. L 1 S 8 ,. . l,. ee. —— ſchäftsjahr weſentlich gefördert worden. Zu Anfang dei Jahres betrugen die Aktien 23 Millionen Mark, Ende 1916 nur noch 10 Millionen. An Barmitteln ſind den Bankverein während des Krieges bis zum 31. Dezembe 1916 rund 3900000 Mark zugefloſſen. Der zur Aus ahlung der 2. Liquidationsrate im Juli 1916 bei de bforzheimer Kreditkaſſe aufgenommene Kredit in Höh zon einer Million Mark konnte ſchon wenige Monat päter aus den laufenden Eingängen getilgt werden.— der Nachlaß von Auguſt Kayſer wurde im Mai v. 3 1 nuf den Bankverein übertragen. Auf die Lie enſchaften des Nachlaſſes wurde eine Grundſchuld in Höh es ungefähren Schätzungswertes eingetragen. Das Ge chäftsjahr 1916 des Bankvereins ſchließt nach Rückſtel ung von 4 Prozent Zinſen auf die Forderungen den bläubiger mit einem Gewinn von 117593,31 Mark ab ( Bapden⸗Baden, 7. April. An der Kreuzerfahr uf der„Möve“ hat auch ein Baden-Badener und zwa dapitänleutnant Jung, ein Sohn des Herrn Stadtra zung, hierſelbſt, teilgenommen. Als die glückliche Heim ehr bekannt wurde, hat Herr Oberbürgermeiſter Fie er dem tapferen Seemann namens des Stadtrats herz iche Glückwünſche überſandt, für die alsbald ein Dank elegramm eingetroffen iſt.„ e eee J Stuttgart, 9. April.(Kriegsge) Di* ir Motoren Gesell e e 128 0 Rark(im Vorjahr 6 620 604 M.). Die Dividende wird mi 5, Prozent(im Porjahr 28 Prozt.) beantragt. Der außerorben n Reſerve p ſollen 21 Mill.(0), dem Krtegsunkoſtenfonb. ö Mug l 00 i eier zu gründenden Beamten enſtöns se zu 1 580 000 k. zugewieſen werden. Nach erung 5 Aer elde dan nende und Beſtreitung der Tan emen 112„der Sal 0 von 1109 889 Mk. vorgetragen. e 2 IAA % C Hockenheim, 4. April. Am letzten Januar bs Js. fiel der 8 Jahre alte Volksſchüler Wilhelm Eich⸗ horn nach der Pauſe im Schulſaal ſo unglücklich 5¹ Boden, daß ihm der Griffel, den er in der Hand hielt ins Auge drang. Der Knabe iſt nun in der Augenkliniſ ſeinen Verletzungen erlegen.— 4 Walldorf bei Wiesloch, 4. April. Im Haardt wald verunglückte ein mit zwei Offizieren der Mann⸗ eimer Garniſon beſetztes Auto. Der eine Offizier war yofort tot, während der andere Offizier nur leichte Haut⸗ ſchürfung erlitt und der Kraftwagenführer unver etzt blieb. 3(% Bretten, 4. April, Geſtern abend wurde im zieſigen Bahnhof der in Karlsruhe ſtationierte Rangierer Wagen wischen dhe tee indem er beim Anhängen von n zwiſchen die Puffer geri ri i i 5 inaedrükt 3— Miffer geriet, wobei en die Brußz Man zeichnet Kriegsauleihe bei jeder Bank, Kreditgenoſſen⸗ ſchaſt, Sparkaſſe, Lebensverſicherungsgeſellchaft, Poſtanſtalt. Bekanntmachung Betr.: Schutzimpfung gegen Schweinerotlauf. Im Laufe der nächſten Woche ſindet an noch näher bekannt zu machenden Tagen die Rotlauf-Impfung der Mutterſchweine ſtatt. Ebenſo iſt hier noch Gelegenheit, die noch nicht bis jetzt angemeldeten jüngeren Tiere, Ferkel und Einleger impfen zu laſſen. Da die Impfung geſetzlich an— geordnet wurde und Nichtanmeldung bezw. Nichtvorführung der Tiere beſtraft wird, machen wir dringend darauf auf— merkſam, unterlaſſene Anmeldungen ſofort nachzuholen, da eine Nachimpfung nicht mehr ſtattfindet. Neben Beſtrafung fällt auch die Entſchädigung für an Rotlauf gefallene Schweine weg, wenn die Anmeldung bezw. Impfung unter— laſſen wurde. 5 Viernheim, den 9. April 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Landw. Bezugs⸗ und AbſatzGenoſſenſchaft Viernheim. Bis ſpäteſtens Donnerstag Abend können von Pferdekraftfutter, Milch viehfutter, Zuchtſauenfutter, Schwelnemiſchfutter, Zlegenzuchtfutter, Hühnerweichfutter, Knochenkraftfutter, Eiweſß⸗Strohkraftfutter, Eiweiß⸗Sparſutter und Fiſchmehl, ſowie von Futterkalk gemacht werden. Auch ſind noch Wicken vorrätig. NB. Der Acker an der Dreſchhalle, mit Korn beſtellt, wird am 18. ds. Mis. vorm. 9 Uhr auf Elgentum verſteigert. Der Worſtand. Beſtellungen Bekanntmachung. Betr.: Fleiſchverſorgung. ö Nachſtehend bringen wir Abſchrift eines uns heute zu gegangenen Schreibens des Starkenburger Viehhandelsverbande Darmſtadt zur öffentlichen Kenntnis der Vieheigentümer. Wir bemerken, daß es dringend erwünſcht iſt, von einer Enteignung des Schlachtviehes abſehen zu können, Viernheim, den 11. April 1917. N Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Wie Ihnen bekannt, ſollen am 16. April ds. Is. ab wegen Verkürzung der Brotrationen höhere Fleiſchmengen ausgegeben werden. Das hierzu erforderliche Schlachtvieh iſt nach der Viehzählung vorhanden. Es iſt uns zur Vater ländiſchen Pflicht gemacht, nunmehr auch für die Beibringung der erforderlichen Viehmengen zu ſorgen. Wir geben unſeren Mitgliedern hiervon Kenntnis mit der Aufforderung, unver züglich das ihre für die Beibringung dieſer Viehmengen zu tun. Freitag, den 13. ds. Mts. muß im Verbandsobezirk die geſamte Biehmenge bei den Kreisämtern angemeldet ſein, die notwendig iſt, um vom 16. April ab die erhöhte Fleiſch ration zuzuteilen. Was bis dahin an Vieh nicht freiwillig angemeldet iſt, wird auf unſer Erſuchen durch die Kreisämter unwei gerlich enteignet. Dies ſoll den Vieheigentümern bei den Ankaufeverhandlungen oder Erſuchen von Ihnen mitgeteilt werden. Wir erwarten, daß es durch die Einſicht der Vieh eigentümer und durch ihre Tätigkeit möglich wird, von dieſer letzten Zwangsmaßnahme abzuſehen. Ueberdles müſſen die Bleheigentümer damit rechnen, daß ſie vom J. Mai ab für Schweine und vom 1. Juli ab für Rindvieh weſentlich geringere Preiſe erhalten als bis dahin. Nach einer Verfügung der Reichsfleiſchſtelle beſteht nut noch für diejenigen Schweine Anſpruch auf den höheren Preis, die bis 15. April abgegeben eder wenigſtens beim Kreisamt angemeldet ſind. Wir ſind jedoch bereit, die höheren Preiſe auch noch für diejenigen Schweine zuzulaſſen die bis 30. April angemeldet werden, einerlei, ob ſie bie dahin, oder, je nach der Hohe des Angebots, ſpäter abge nommen werden. Bekanntmachung. Betr.: 6. Krlegsanleihe. In den nächſten Tagen werden verſchiedene Vertrauens männer die Landwirte unſerer Gemeinde auſſuchen, um ſie zur Zeichnung für die 6. Kriegsanleihe zu bewegen. Wit hoffen, daß es nicht vieler Worte bedürfen wird, um unſere Landwirte von der Pflicht, dle ſie gegen Kaiſer und Neich ſowie gegen unſere tapferen Feldgrauen zu erfüllen haben zu überzeugen. Der Worte wurden genug ausgeſprochen, in Berſammlungen, in Kirche und Schule. Jetzt gilt es die Tat folgen zu laſſen. Darum betätigt Eure vaterländiſche Geſinnung durch Beteiligung an der Zeichnung für die 6 Kriegsanleihe, damit Ihr einſt nach ſiegreicher Beendigung des uns frevelhaft aufgezwungenen Krieges vor unſere heim kehrenden Viernheimer Helden mit den Worten treten könnt: „Auch wir haben zu dem ſiegreichen Endeerfolg durch Berelt— ſtellung der erforderlichen Geldmittel beigetragen“. Viernheim, den 10. April 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Gottesdienſt⸗Ordnung der israel. Gemeinde 12. April 20. Nißan. Peſach⸗Ende 6% Uhr 1. Morgen⸗Gottesdienſt 730 Uhr fn 100% Uhr 60 Uhr 6¹ Uhr 810 Uhr 660 Uhr Anfang Nachmittag Ausgang Wochentag Abend „ Morgen Leonhard Alles, Heddesheim Bahnamtlicher Nollfuhrunternehmer empfiehlt ſich der verehrlichen Einwohnerſchaft zu alen 7 Fuhrleiſtungen bel gewiſſenhafter Ausführung zu den üblichen Frachtſatzen Dienstag, Donnerstag u. Samstag Erſcheint wöchentlich dreimal: Geſchüfts⸗ Anzeiger k kitun Vereins- Anzeiger Anzeigenpreis: 4 Organ für Jedermann Bezugspreis: 40 Pfg. pro Monat frei ins Haus gebracht Gratis-Beilagen: „Illustriertes Sonntagsblatk“, illuſtriertes Unterhaltungsblatt„Deutſche Kraft“, Wandkalender und Fahrplan. Amtsblatt der Großh. Bürgermeiſterei Vieruheim Euthält alle amtlichen Ankündigungen der Behörden Vieruheims und Umgebung. Inſerate finden in der Bürger-Zeitung wirkſamſte Verbreitung.— Für Wohnungeinſerate Ausnahme-Tarif. Redaktion, Druck und Verlag: J. Martin, Viernheim, Rathausſtraße Die lſpaltige Petitzeile oder deren Raum * 20 Pfg., auswärtige Inſerate 25 Pfg., die Reklame-Petitzeile 40 Pfg. Bei öfteren Wiederholungen und größeren Aufträgen eutſprechender Nabatt. Beilagen im Gewichte bis zu 8 Gramm⸗ 6 Mk. fürs Tauſend. Bei Klage-Erhebung, zwangsweiſer Bei⸗ treibung uſw. wird Rabatt hinfällig. 44 Samstag, Die infernaliſche Bosheit unſerer Begner. Franzöſiſche„Liebesgaben“. 8 Wie feſtgeſtellt worden iſt, ſind in Liebesgabeuſen. dungen an franzöſiſche Kriegsgefangene neuerdings in leicht entzifferbarer Geheimſchrift Aufrufe nachſtehender Ihalts eingeſchmuggelt worden: N* Macht Propaganda bei den Arbeitern auf den Bau ernhöfen und lehret ſie, Augen und Triebe der Saat⸗ kartoffeln mit Mefſern und Hölzern auszuſtechen Ihr bekommt in Schokoladerollen, Kuchen oder Biskuits auch kleine Apparate hierzu.. Schmiert in Werkſtätten die Maſchinen mit der bei⸗— gefügten Zahnpaſta ein. N Antwortet ſofort, falls Ihr Brandſtiftungs- material und Paſtillen zur Verſeuchung des Viehs brauchen könnt. Im Falle Ihr bejaht, werden die nächſten Pakete Paſtillen oder andere Mittel in einem Zeuchenbehälter enthalten. Leſet die Inſtruktion in der baſtillenſchachtel. Ihr könnt auch einen kleinen Brand ſtiftungsapparat erhalten, der, nachdem er an Ort und Stelle gebracht iſt, erſt drei bis fünf Stunden ſpäter Feuer verurſacht. Legt ihn in große Höfe,... in Eiſen bahnwagen, abfahrbereite Züge. In den Höfen erſt die Paſtillen dem Vieh geben, dann Feuer legen. Man wird dann die Tiere anderswo unterbringen, wobei ſie einen anderen Stall anſtecken. ö Wählet und wäget gut. Eure Taten werden nach Erfolg belohnt. Gebt mir eiligſt eine fingierte Adreſſe auf, an die ich nach und nach verſchiedene Pakete ſchicken kann, die Ihr vor der Kontrolle abfangt. Nach jeder Zer ſtörung berichtet an mich durch Brief oder Karte. damit ich es in das Belohnungsregiſter aufnehmen kann. Schreibt, was Ihr braucht, dann werde ich große Quanti täten Material ſchicken... Ihr müßt ſchließlich ſoweit kommen, daß in allen Kommandos die Höf 0 in Flam— maufgehen und das Vieh dur ch Fe uer ge nichts unverſucht. Das ſoll und eine 11 et wird. Laſſet wird den Feind wie deutſche Volk niederſauſt. reunde hinzu. Ihr arbeitet ſo großartig für merland. ö Die Landarbeiter müſſen die Anweiſungen zur nichtung von Saat und Ernte, wie ſchon gegeben, be en. Eifert ſie an zu Schädigungen und Zerſtörungen Art. Inſtruktionen chten. Alle Freunde werden belohnt. (uweiſung für die Kartoffelvernichtung Saatkartoffel:(Einige kranke Kartoffeln her üchen, die ſchwärzliche Flecken aufweiſen z gatkartoffeln beiſammen ſind, muß eine leichte Ver zung in der Haut der Kartoffel hergeſtellt werden und Fleiſch der geſunden Kartoffel muß gegen den ſchwar Teil der kranken Kartoffel gerieben werden. Wenn öglich, ſind die Keime zu entfernen und zwar mit un Nagel, einem Meſſer, einem Stück Holz oder dem (pparat, den ihr in dem überſandten Kuchen, Schoko— de uſw. findet. N Kartoffelernte: Ihr müßt ſchon beim Aus jhraben die kranken mit den geſunden Kartoffeln miſchen ind das Kraut der kranken auf die geſunden ſchütten. Kartoffeln im Speicher: Ihr müßt die ranken mit den geſunden miſchen... Verſchafft Euch vo es möglich iſt, Schwefelſäure; das llebergießen zer Kartoffeln mit Schwefelſäure verhindert die Keimung Alle dieſe Manipulationen könnt Ihr vornehmen, ohue daß die Deutſchen es bemerken. Eine ſchlechte Ernte iſt ſoviel wert wie eine verlorene Schlacht. Ihr arbeite für das Vaterland.. Bemüht Euch, einige ſichere, vorſichtige, verſchwiegene Freunde zu ſuchen, die uns ihre Namen mitteilen, ſie ſollen ſchreiben, handeln. Arbeitet im ſtillen, leitet, teilt die Arbeit ein unter die Freunde. Ihr müßt Euere Hefangenenlager gut in der Hand haben. Für den deut ſchen Zuſammenbruch wird man Euch vielleicht alle ge— 17711* 2 D ſrauchen. Die ganze Organiſation muß als ein Dienſt ſetrachtet werden, der Euch perſönlich und den als zu berläſſig erwieſenen Franzoſen zugewieſen iſt. Ihr müßt immer unſere Beziehungen abſtreifen können.,. Beſtimmt die Leute, gebt ihnen an, wie ſie auf den Fütern unter dem Vieh aufräumen können, wie ſie in den Fabriken an der Einrichtung Schaden an— lichten können, z. B. Sand in die Triebwerke, ſtreuen, urzſchluß herſtellen uſw., wie ſie Militärzü ge zur Entgleiſung bringen können. Nehmt Zerſtörungen vor auf den Bahnhöfen, Militärlagern, Staatsgebäuden, Pferdeſtällen, Kriegsfabriken. Suchet entſchloſſene und ſehr norſichtige Leute dazu aus. Gebt mir dieienigen an, Die Geißel treffen, die auf das Zieht auch, wenn möglich,(ren Sieg und ſind als militäriſche Befehle zu be Wenn die 0 oflichtvergeſſen ſind: ſie ſollen ebenſo beſtraft, wie die Tapferen belohnt werden. 265 11 1— — Die nächſte Folge dieſer ſkrupelloſen Handlungsweiſe der franzöſiſchen Liebesgabenſpender, die ihre gefangenen Landsleute zu den gemeinſten Verbrechen auffordern, wird, wie wir hören, eine Sperre der Pakete für die, ranzöſiſchen Kriegsgefangenen für eine gewiſſe Zeit ſein dieſe Sperre dient nur Unterſuchungszwecken. Es wird berſucht werden, feſtzuſtellen, in welchem Umfange dieſ⸗ NN daß auch Ou Oich auf Deine pflicht beſinnſt! Am Montag, dem 16. April, wird die Zeichnung auf Vrin gd 1 ſhr ttaͤgs 1 4419 die 6. Kriegsanleihe geſchloſſen. üſt Du wirklich unter den Wenigen ſein ihr Vaterland in ſo ernſter Stunde im jelaſſen haben? Was ſollte wohl wenn andre ebenſo kleinmütig dächten wie Du? U Willſt Du zögern, bis es zu ſpät iſt? Villſt Du Deinen Angehörigen, Deinen Freunden Dich der Gefahr ausſetzen, vor und Bekannten erröten zu müſſen? 0. 5 7 8— ee Hole ſofort das Verſäumte nach und zeichne mit allem, was Du haſt und was Du auftreiben kannſt, Kriegsanleihe! amen berbrecheriſche Aufforderung in die Kriegsgefangenenlagen zeleitet worden iſt. Den Kriegsgefangenen wird klar gemacht werden, daß wer den Empfang ſolcher Auſſor derung nicht meldet, nach den Kriegsgeſetzen be ſtraft wird und wer gar den Aufforderungen Folge leiſtet, Beſtrafung wegen Kriegsverrat, unter Um ſtänden Todesſtrafe zu gewärtigen hat. f Sollte dieſe ernſte Mahnung die Gefangenen nicht von der Teilnahme an ſolchen Verbrechen oder auch nur von ihrer Begünſtigung oder Verſchweigung abhalten, ſo wird unter Umſtänden neben den anderen Folgen auch eine vollſtändige Sperrung des Paketverkehrs für Kriegs gefangene, zunächſt für Franzoſen, ins Auge gefaßt werden. b e, 2 5 1 . d]. e ̃²— .——— Mei Vermiſchtes. Kompfſgege: en England will man ernſtlich gegen die auch dort ſehr ahreſchen Saatkrähen vorgehen, um das Saatgut en gefräßigen Vögeln zu ſchühe! Nach einer in J giſchen Zeologen wurden in den Mägen ebgeſcho Wühen 25 Prozent Inſekten und 75 Prozent Korn unden, wührend er deutſche Forſcher Dr. nrö! unterſuchte, 42826 Ge— len gefunden haben ſoll. gelöſt, oh die Krähe zu rechnen iſt. Aller— müſſen, die Krähen, durch Gift oder natßrühen. In Hollring boi treidehö ohne weitere 1 den hädlichen dings wird barauf Bedacht neh da wo ſie in 05 Maſſen nuftreten, Abſchuß 1 ver Lol Weiße ſe Nachricht le Nachrichten. Sonntag. Morgen 5 gehen hier Konfeſſionen erſtmals zum Tiſche des wihrem Freudentag recht ſonniges reichſter Segen beſchieden ſein, Sonntag Ladeuſchluß. Di innung gibt bekannt, da Uhr a 5 aufslokale an Sonn- un eiertagen vonn! b April findet Muſterung N Jahrgangs Nathauſe Muſterung 947 1 5 ach 11 Bekanntmachung nächſte Nummer. Den Verkehr mit Brauntwein aus Klein- und Obſt— u wird amtlich mitgeteilt: Um die die Wirkung der Branntwein aus 1917(R. G. März 1917 daß die kleinen veräußern Die kleinen itmachung ihren Brannt ſ., betr. Beſeitigung uni 1912(R. G. Bl 0, 84 Mk. für das ie Spiritusinduſtrie, bei der Reichs dem zuſtändigen im Betriebs Beginn des 25 Liter überſteigt. können ſie den ſolchen Brannt Spiritusinduſtrie, Abſ. 2 der Be— mit Gefängnis zu 10 000 Mk. laſſen über rkehr mit m 24. Fehr. er. 24 pom 26. uf aufmerkſam, Branntwein nicht frei ſchränkt ſind. ausdrücklich dar weinbreuner ihren („ Karloruhe, den Oſterfeier— tagen veranſtaltet bunde Zeuntralturn 11111 rum 1 0 1 3319 0 Arbeiterturner— hier in der der von dem jel̃itet wurde. Kreiſes durch pflogeſonds war zugeſtalten, ſon— Aziell zu erleichtern. ine 18 jährige Fabrik beim Abſpringen all, wurde eine Strecke ſetöfel. (us dem Neckar wurde uigemünd geländet, die in Kind ihrer Tochter den Leiche des Kindes iſt rfahren und Heidelberg,. die Leiche einer Frau aus vor ungefähr 3 Wochen mit de od it eckar geſucht hat Die noch nicht gefunden. N 1 (Wieblingen bei Heidelberg, 61. April. Ein in Laudſturmmaun brachte einen einiger Zeit die Mutter des erlegt und dabei das Junge ge— heranwachſende Tier blieb zu— traulich gegen die ganze Maunſchaft. Der junge Bär befindet ſich jetzt im Tiergarten zu Karlsruhe. () Aglaſterhauſen, II. Ahrtl. Auf der Straße nach Mosbach ſtieß ein aus dem Hinterland kommender Kraftwagen mit einem Fuhrwerk zuſammen. Der Kraft— wagen wurde dabei beſchädigt und mußte halten und die von dem Beſitzer des Fuhrwerks verſtändigte Gendarmerie fand in dem Auto 60 Pfd. Weißmehl, 50 Pfund Brot- mehl, 25 Stück Eier, 4 Pfund Butter, Zentner Erbſen und über 1 Zeutner Kartoffel. Die Waren wurden be— ſchlaguahmt. heiſnkehrendenr hatte von Urlaub Bären mit. Ex Tieres in Rumänien fangen genommen. Va Aufreizung der Kriegsgefangenen. Verruchte Anſchläge unſerer Feinde. Da unſere Feinde uns bisher weder militä— riſch noch durch den Hungerkrieg niederzuringen vermochten, ſo verſuchen ſie jetzt, und zwar in beſonders raffinierter und beſtialiſcher Weiſe, uns die Lebensadern zu durchſchneiden, indem ſie— der Verſuch ſcheint zunächſt nur von den Franzoſen auszugehen— ihre in unſeren Händen befindlichen und in der Landwirtſchaft beſchäf— ligten Kriegsgefangenen dazu anſtifſten. Sabo— tage zu reiben, um landmirſſchaſſliche induſtrielle Anlagen, aber auch die Saat und die Ernte, zu zerſtören oder doch zu ſchädigen. Vie Verruchtheit, aber auch die Gefährlichkeit dieſer Machenſchaſten geht aus einigen auf amt— lichen Mitteilungen beruhenden Einzelheiten her— vor. In verſchiedenen Geſangenenlagern hat nian in den letzten Wochen, und zwar in Paketen verſteckt, insbeſondere aber auch in Kuchen ein- gebacken, chiffrierſe Zettel gefunden; in einem Kuchen beiſpielsweiſe nicht als vier. Nicht ohne viele Mühe lungen, dieſe Zettel zu entziffern. delt ſich um Anweiſungen. offenbar von amtlicher franzöſiſcher Stelle ausgehend, in denen die Geſangenen aufgefordert werden, hei den(kriegsgefangenen) Arbeitern auf den Bahnhöfen uſw. Propaganda zu machen und ſie zu lehren, Augen und Triebe der Saalkartoffein mit Meſſern und Hölzern auszuſtechen. Die dazu erforderlichen Apparate ſollen die Geſangenen in Schokoloperollen, Kuchen uſw. überſandt erhalten. In weniger iſt es ge— Es han⸗ und ſolche einſchneidenden Maßnahmen Kriegsgefangenen ergriffen werden müſſen. wider die Aus einem engliſchen Briefe:„. lingt, die U-Boot⸗Gefahr zu beſeitigen Geſahr iſt aber eine zu glauben, daß wir ſie aushalten 70 „ lorpedieren, wie bisher.. Aus ſranzöſiſchen Briefe: nung, die eine Folge des U-Boot-Krieges iſt. drücken hat natürlich auch die Front ganz beſonders gelitten...“ = Werk- ſtätten ollen die Maſchinen mit einer beigefügten Zahnpaſta, in Wirklichkeit irgendeine ſchädliche Kompoſition eingeſchmiert werden. Ferner werden ihnen Brandſtiftungsmateri— alien und Paſtillen zur Verſeuchung des Viehs angeboten, die in beſonderen Paketen in einem Seuchenbehälter und mit beſonderen Inſtrultionen zugeſandt werden ſollen. Die Brandſtiftungs— apparate ſollen derart konſtruiert ſein, daß ſie erſt 3 bis 5 Stunden nach Anlegung Feuer verurſachen. Sie ſind beſonders für große Höfe, Eiſenbahnwagen uſw. beſtimmt, während die bakterienhaltigen Paſtillen vor der Brandſtiſtung dem Vieh gegeben werden ſollen, damit die Tiere anderswo untergebracht werden und einen anderen Stall anſtecken können. Für die Ver— nichtung der Kartoſſeln und zwar der Sagat⸗ kartoffeln wie der Kartoffelernte und der Kar- toffeln im Speicher werden beſondere Anweiſungen gegeben. In einer anderen Inſtruktion werden Gefangenen aufgefordert, Sand in die Trieb werke der Fabriken zu ſtreuen, Kurzſchluß her- J 5 l u bringen, auf den Bahnhöfen, an militäriſchen zuſtellen, Militärzüge zur Entgleiſung Gebäuden, Kriegsfabriken nehmen uſw. Staatsgebäuden, uſw. 1 Pferdeſtällen, Zerſtörungen vorzu— umfaſſenden Inſtruktion. Den Kriegsgefangenen werde hohe Velohnungen zugeſichert. Die In- ſtruktionen werden ausdrücklich als militäriſche Befehle bezeichnet. Natürlich ſind ſeitens der deutſchen Militär— behörden ſofort eingehende Unterſuchungen an— geſtellt und umfaſſende Gegenmaßnahmen ge⸗ troffen worden. Zunächſt iſt die Aushändigung von Paketen für eine Zeitlang vollſtändig ein- geſtellt worden. Den Kriegsgefangenen ſelbſt wird man klar machen, daß, wer einer ſolchen Aufforderung ordendwie näher tritt oder die Meldung an die Lagerkommandantur von der— artigen Aufforderungen und Materialzuſendungen unterläßt, nach dem Kriegsgeſetz aufs ſchwerſte be— ſtraft werden wird. Kriegsgefangene, die der Aufforderung Folge leiſten, haben Beſtraſung wegen Kriegsverrat, alſo unter Umſtänden die Todesſtraſe zu gewärtigen. Sollten dieſe Maß— nahmen und die öffentliche Bekanntgabe, die gleichzeilig als dringliche Warnung an alle Landwirte und Fabrikleiter dienen ſoll, nicht den gewünſchten Erfolg haben, ſo wird erwogen, event. die Aushändigung von Paketen überhaupt und für alle Zukunft an die Kriegsgefangenen nicht mehr zuzulaſſen. Dem beiſpielloſen franzöſiſchen Vorgehen aber allein wird es zuzuſchreiben ſein, wenn die in geholt werden. Kapitänleutnant Graf Luckner, liſchen Ozean erfolgreich Kaverkrieg führt. Menſcheumangel in England. Bonar Law im Unterhauſe iſt klar zu erſehen, daß England an der äußerſten Grenze ſeines ü b verfügbaren Menſchenmaterials angekommen iſt. Auch hier werden genaue An- 0 weiſungen angeboten, ebenſo zum Aufbau einer Denn um die — in Ausſicht gemäß Bonar Laws Anſicht ſtehenden ſehr ſchweren Verluſte bei der nächſten Offenſive Frankreich gutmachen zu können, verſchiedene Kriegsnachrichten. Der U⸗Boot⸗Krieg im Urteil der Feinde. % Die allgemeine Anſicht iſt, daß. wenn es nur ge— l oder weſentlich zu verringern, die„Hunnen“ ganz 0 zweifellos unterliegen müſſen. Die U-Boot⸗ durchaus wirkliche, nur ſcheint der Premierminiſter können, ſelbſt wenn die Deutſchen weiterhin ſo erfolgreich einem „... Aus der Heimat an die Front zurückkehrende Urlauber erzählen viel von der in letzter Zeit eingetretenen Teue- deutſchen inter dieſen Ein- Stimmung an der Führer des Hilfskreuzeis„Seeadler“, der im Atlau- durch die Kommunalverbände ſeſtgeſetzt. gemeldet wird, durch halbamtliche Erklärungen der in ganz Italien verbreiteten Annahme ent⸗ gegen, daß das ilalieniſche Heer abwartend einer feindlichen Offenſive entgegenſehe. Im Gegen⸗ leil, die politiſche und militäriſche Lage dränge Italien, ſelbſt die Offenſive zu er⸗ greifen, wozu es hinreichend vorbereitet iſt. Gemüleverteilung 1917. Auf Veranlaſſung des Kriegsernährungs— amtes haben die Gemeinden bekanntlich direkte Gemüſe-Lieſerungsverträge mit den Erzeugern abgeſchloſſen, die der Staatsaufſicht durch die „Reichsſtelle für Obſt und Gemüſe“ unterliegen. Eine entſprechende Bundesratsverordnung mit Geltung vom 12. d. Mts. trifft eine Anzahl lief eingreifender Beſtimmungen, von denen zu hoffen iſt, daß ſie ihren Zweck, die Volksernäh⸗ rung ſicherzuſtellen, erfüllen. Bundesratsverordnung ſind die folgenden: Verträge, durch welche ſich Erzeuger vor der Aberntung zur entgeltlichen Lieferung von Gemüſe oder Obſt verpflichten, das von ihnen ſelbſt abgeerntet wird, bedürfen der ſchriftlichen Form. Zur Wahrung der ſchriftlichen Form genügt Briefwechſel. Dieſe Verträge bedürfen außerdem der Genehmigung durch die Reichs— ſtelle für Gemüſe und Obſt, Verwaltungsabtei⸗ lung in Berlin, ſoſern ſie nicht von der Ge— ſchäftsabteilung der Reichsſtelle abgeſchloſſen werden. Die Genehmigung ſoll nicht erteilt werden, wenn die Durchführung des Vertrages infolge weiter Entfernung zwiſchen der Er— zeugungsſtätte und dem Beſtimmungsorte be— ſondere Transportſchwierigkeiten beſorgen läßt. Die Reichsſtelle kann für Gemüſe und Obſt Erzeugerhöchſtpreiſe feſtſetzen. Verträge, die vor Inkrafttreten der Höchſtpreiſe zu höheren Preiſen cabgeſchloſſen ſind, gelten als zu den Höchſt⸗ preiſen abgeſchloſſen, ſoweit die Lieferung zu dieſem Zeitpunkt noch nicht erfolgt iſt. Abgeerntetes Gemüſe und Obſt, für das Erzeugerhöchſtpreiſe nicht ſeſtgeſetzt ſind, darf nicht zu höheren Preiſen oder günſtigeren Be— ö dingungen abgeſetzt werden, als in den Normal— verträgen der Reichsſtelle für Gemüſe und Obſt, Geſchäftsabteilung, vorgeſehen iſt. Für die Ver— äußerung von Gemüſe, Obſt oder Südſrüchten durch Großhändler an andere Händler(Groß— handelspreis) oder durch Kleinhändler an Ver— braucher(Kleinhandelspreis) werden Höchſtpreiſe Die Reichsſtelle kann die ihr hiernach zuſtehenden Aus einer Rede des engliſchen Schatzkanzlers üb ö der zuſtändigen in dem der Handel betrieben werden ſoll. Rechte allgemein oder in einzelnen Fällen den in den einzelnen Bundesſtaaten gebildeten Landes— ſtellen für Gemüſe und Obſt für deren Bezirke ertragen. Der Handel mit Gemüſe und Obſt im Um— herziehen iſt nur mit ſchriftlicher Genehmigung Behörde des Bezirkes geſtattet, Die Die wichtigſten Beſtimmungen dieſer neuen lichen Turnus— ſozialdemokraliſchen haben. »Wie verlautet, ſoll die preußiſche Finanz. verwaltung jetzt dem Gedanken der Einfüh⸗ rung einer Junggeſellenſteuer wohl, wollend gegenüberſtehen und das einſchlägige Material bereits bearbeiten laſſen. Im ſammenhang damit werden auch Steuererleich⸗ terungen für kinderreiche Familien erwogen. Dieſe Vorarbeiten dürften aber wohl erſt nach Kriegsſchluß zu einem Geſetzentwurf heranreifen. »Wie die„Köln. Volksztg.“ aus zuverläſſiger Quelle erfahren haben will, ſoll die Reform des preußiſchen Wahlrechts noch während des Krieges beſchloſſez worden ſein. Es ſteht ein ſie vorbereitenden Schritt unmittelbar bevor; eine Vorlage zur Anderung des preußiſchen Wahlrechts dürfte ſchon gleich nach Oſtern bekannt werden. Oſterreich⸗Ungarn. Die geſamte Preſſe äußert ihre Genug tuung darüber, daß die Regierung nach Eintritt des Kriegszuſtandes zwiſchen Deutſchland und den Ver. Staaten die Beziehungen zu Amerika abgebrochen hat. Der Schritt beweiſt aufs neue, daß die Mittelmächte durch nichts zu trennen und daß ſie feſt entſchloſſen ſind, Seite an Seite den Krieg zu Ende zu führen. ein Mitglied der lalten) Fraktion zu übernehmen Zu⸗ Holland. * Der Chefredakteur des, Telegraaf, Schröder, war vor einiger Zeit wegen neutralitätswidrigen Verhaltens, begangen durch Hetzartikel gegen Deutſchland, zu einer Freiheits- ſtrafe verurteilt worden. Nun ſollen die Ver⸗ treter Englands und Frankreichs Einſpruch bei der Regierung wegen der Strafverfolgung er⸗— hoben haben. Dazu meint der Nieuwe Courant“, daß man es hier mit einem ärgerlichen Verſuch einer Einmiſchung in die inneren Angelegen⸗ heiten Hollands und überdies in die holländiſche Rechtſprechung zu tun habe, die ſelbſt gegen einen Eingriff von ſeiten der eigenen Regierung geſchützt ſein ſoll. Rußland. *Die Entwicklung der Dinge gewinnt immer größere Ahnlichkeit mit der franzöſiſchen Revo⸗ lution. Der Wohlfahrtsausſchuß, die Soldaten— kammer, die Einkerkerung des Herrſcher⸗ paares und aller Verwandten— alles iſt vor über hundert Jahren ſchon einmal in Frank— reich dageweſen. Wird Rußland einen Napoleon haben, der die auseinanderſtrebenden Kräfte des Landes zu ſammeln und der großen Siegesidee dienſtbar zu machen weiß? Das iſt jetzt die entſcheidende Frage. Wie in Petersburg amtlich beſtätigt wird, haben zuerſt die Regierungen von England, Frankreich und Italien die neue Regierung anerkannt. Ihnen ſind nun Belgien, Por⸗ Genehmigung wird, wo eine Preisprüfungs— ſtelle vorhanden iſt, im Einvernehmen mit dieſer erteilt. müßten die noch nicht zum Militärdienſt einbe- rufenen Perſonen noch einmal feiner„durchge- lämmt“ weitere 100 000 Mann aus England heraus— werden. Es müßten mindeſtens noch b Darauf erklärte der Abgeord— nete Hogge, wenn das nötig ſei, dann ſei es doch jedenfalls vernünftiger, das Saloniki-Unter— nehmen endlich aufzugeben. * Für die energiſche Fortführung des Krieges. Die Vereinigung der republikaniſchen Sol— daten in Petersburg hat eine Entſchließung an- genommen, in der ſie ſich für die energiſche Fortführung des Krieges bis zum Abſchluß eines dauernden Friedens durch Ruß— land in Übereinſtimmung mit den Verbündeten ausſpricht, eines Friedens, der die Intereſſen der ruſſiſchen demokratiſchen Republik und die Rechte aller Völker, ihre nationalen Anſprüche zu verfolgen, ſichert.. Will Italien angreifen? Um der ſich ſteigernden Unruhe im Lande ein Ende zu machen, tritt man, wie aus Lugano! 1 0 24. April, vornehmen. Wer im Deutſchen Reiche Großhandel mit Gemüſe, Obſt oder Südfrüchten betreiben will, bedarf dazu vom 10. Mai 1917 ab neben der in der Verordnung über den Handel mit Lebens- und Futtermitteln und zur Bekämpfung des Kettenhandels vom 24. Juni 1916 vorgeſchrie⸗ benen Erlaubnis einer beſonderen Genehmigung durch die Reichsſtelle für Gemüſe und Obſt, Geſchäftsabteilung. Als Handel im Sinne dieſer Vorſchrift gilt nicht der Verkauf ſelbſtgewonnener Erzeugniſſe der Land- und Forſtwirtſchaft ſowie des Garten- und Obſtbaues. Die Genehmi⸗ gung kann jederzeit widerrufen werden. a 1. Politiſche Rundlchau. Deutſchland. Der Reichstag wird die Wahl des neuen Verfaſſungsausſchuſſes bereits in der erſten Sitzung nach der Oſterpauſe, am Die Wahl der 28 Mit- glieder erfolgt nicht mehr, wie das bis vor kurzem die Regel war, durch die Abteilungen, ſondern direkt durch Benennung der Betreffenden ſeitens ihrer Fraktionen. Den Vorſitz im Ver⸗ faſſungsausſchuß wird nach dem herkömm- * Deutſchland präſentantenhaus gutgeheißen worden iſt, trifft tugal, Serbien, Rumänien und Japan gefolgt. Von den Neutralen hört man noch nichts. Sie haben ihre Vertreter nur angewieſen, mit der neuen Regierung„halbamtlich“ Fühlung zu nehmen. Türkei. *In einem kleinen intimen Kreiſe hatte kürzlich Kriegsminiſter Enver Paſcha, der gerade aus dem deutſchen Hauptquartier ge kommen war, über ſeine Eindrücke an Fronten geſprochen. Die Preſſe beſpricht jetzt ſeine Mitteilungen und hebt hervor, daß der Vierbund mit berechtigter Zuverſicht der Weiter— entwicklung der Dinge entgegenſehen könne. Die Ereigniſſe in den Ver. Staaten ſind hierzulande den ohne Eindruck geblieben. Amerika. »Nachdem nun der Kriegszuſtand mit vom Senat wie vom Re man in den Ver. Staaten Maßnahmen für das Zuſammenwirken mit dem Zehnverband. Vor allem ſoll ein gemeinſames Vorgehen der Flotten vereinbart werden. Truppenſen dungen nach Europa werden, obwohl Frankreich darauf beſonderen Wert legt, vorerſt nicht vorgenommen. Dagegen will Amerika die nunmehr Verbündelen reichlich unterſtützen.— Wir wollen's getroſt er⸗ warten S—— Uberwundlen. Nobelle von L. Reichardt-Galli⸗h Vom Kirchturm ſchlägt es ſieben Uhr; wie Schneeflocken ſteigen die letzten Nebel— ſchleier vor den warmen Strahlen der Sonne zu den höchſten Berggipfeln empor. Durch das geöffnete Fenſter dringt der Duft friſchen Heues und das ſüße Gezwitſcher der jungen Brut, die neugierig die Köpfchen aus dem Neſt ſteckt. Die Grillen zirpen, das Bächlein murmelt, und die Blätter rauſchen im Frühwind. Vom Berghang leuchtet das weiße Kirchlein, und zwiſchen dunklen Zypreſſen blitzen die Kreuze auf. Aber die tiefliegenden, ſchmerzvollen Augen des jungen Weibes ſehen nichts von der Pracht des Sommermorgens, ſie folgen. nur den Bewegungen des Spinnrades. Haſtig dreht ſich das Rad, der Faden läuft zitternd zur Spule, die Arbeit iſt in vollem Gang. Bloßfüßig und erhitzt kommen die beiden Kinder ins Zimmer geſprungen: „Wo iſt das Brot, Mutter? Wir haben Hunger!“ „Sucht dort im Kaſten, es muß noch übriggeblieben ſein.“ Die Kinder wühlen in der Schublade, aber mit leeren Händen und hängenden Mäulchen kommen ſie wieder zur Mutter, und der kleinere ſchreit mit der unſchuldigen 0 J Unberechtigter Nachdruck wird verfolgt. Grauſamkeit ſeiner ſieben Jahre: 21.42 17.. 0 nichts mehr da, Mama, und ich habe ſo großen Hunger!“ euch ein Pfund Brot geben, ich bezahle es ſpäter.“ ihre Lippen ſind noch blaſſer geworden, und ihr Blick unſicher, aber das Spinnrad ſauſt ununterbrochen weiter.— Wieder kehren die Kinder mit leeren Händen und weiner— lich verzogenen Geſichtern zurück.—„Tonio ſagt, du hätteſt das Brot ſeit drei Tagen nicht bezahlt, er gab uns nichts.“ „„Oh, Herzchen, dann müßt ihr ein biß⸗ chen warten, bis ich mit dem Flachs zu Ende bin, dann trage ich alles hinunter in die Fabrik und bringe euch Brot mit.“ „Aber dann mußt du uns währenddem das Lied ſingen von dem Brot, das der Bäcker erſt backen muß und das erſt am Abend fertig wird. Du ſingſt ſo ſchön, Mama.“. Und ſie ſetzen ſich ihr zu Füßen und ſchauen erwartungsvoll zu ihr auf. Die Unglückliche tut den Kindern den Willen. Leiſe, halb erſtickt dringen die erſten Töne aus ihrer Kehle, aber die Kinder lauſchen andachtsvoll. Allmählich wird ihre Stimme klarer, und der melancholiſche Ge⸗ ſang erfüllt das Zimmer mit Tönen, die Muſik ſein ſollen, aber Aufſchreie eines gequälten Herzens ſind. Die letzten zitternden Worte ſind verhallt, und ſie beugt ſich 0 1 iſt „So geht zum Tonio, ſagt ihm, er ſoll Kalter Schweiß perlt auf ihrer Stirne, nieder und küßt den Kleinen zwiſchen die goldigen Bäckchen. „Oh, Mama, wie brennen deine Lip— pen? Warum brennen ſie ſo, ſag'?“ „Ich bin ein bißchen müde, Herz, ich habe ſchlecht geſchlafen heute nacht. Geht nun und ſpielt, bis ich fertig bin.“ Die langen, ſchwarzen Haare haben ſich von der Bewegung gelöſt und fallen wie ein dunkler Mantel über ihre Schultern. Die ärmliche Kleidung kann die ländliche Schönheit dieſes Weibes nicht entſtellen, aber ihre Züge verzerren ſich im qualvollen Nachdenken. Wenn ſie auch krank würde? Wenn der Tod ſchon wieder, nach kaum ſechs Mo⸗ naten, ſeinen Einzug in ihr armes Heim hielte? O Gott, es kann, es darf nicht ſein! Der Blick der dunklen Augen, in denen ſchon das Fieber aufglüht, läuft hinauf zum weißſchimmernden Kirchlein, zu den Kreuzen im dunklen Grün. Er war gut, fleißig, bray. In ſeinen flinken Händen blitzte die Senſe im Sonnen⸗ licht, keiner konnte beſſer als er die Ochſen am Pfluge lenken, keiner ſo ſchön wie er die Gebirgslieder ſingen, um am Abend ſeine Rückkehr anzuzeigen. Und nun ruhte er ſeit ſechs Monaten da oben beim weißen Kirchlein unter einem kleinen Hügel, über dem das Gras wuchs. Seine fleißige Hand hatte zum letztenmal auf dem Köpfchen der Kleinen geruht, die erblaßten Lippen hatten ein Gebet, einen Segenswunſch gemurmelt, und zwei große Tränen waren über die 155 eingeſunkenen Wangen gerollt, aus jenen Augen, die ſchon der Tod umſchleiert hatte. „Ich habe nur meine Arnie“— hatte ſich die Unglückliche geſagt,„nur mein Spinnrad, das mich und die Kinder erhalten kann. Ich werde weniger ſchlafen, weniger eſſen und für mich und ihn arbeiten und ſtark ſein, wie er war.“ Und ſie hatte all ihren Schmerz unter⸗ drückt, damit er ſie nicht ſchwäche; ſie hatte keine Zeit gehabt zu weinen. Bis tief in die Nacht hinein ſauſte das Spinnrad, und mit der Morgendämmerung erhob ſie ſich wieder vom ärmlichen Lager, und das Rädchen ſchnurrte. Leb' wohl, du ſtilles Glück, lebt wohl, ihr Träume von einem rubigen Alter! Sie hatte die beiden Knaben vor ſich geſehen, groß und brav, wie der Vater! hatte ſie mit ihm in den Feldern arbeiten ſehen und am Abend die alten Lieder von den jungen, friſchen Stimmen zu hören geglaubt. Das alles war nun ver⸗ ſchwunden unter jenem kleinen, grünenden Hügel; unter jenem ärmlichen Kreuz ruhte all' ihre Freude und Hoffnung.— Der Jubel der Kinder, die den Schmetterlingen und den Sonnenſtrahlen nachjagen und dar⸗ über den Hunger vergeſſen, unterbricht ihre trüben Gedanken, um noch trübere hervor⸗ zurufen. „Oh guter Gott, oh ihr Heiligen alle, ſteht mir bei, daß ich meine Arbeit zu Ende bringe; wenn ich nicht alles zuſammen in die Fabrik bringe, bekomme ich kein Geld für Brot!“ deutſch⸗Südweſtafrikas Zukunft. Anläßlich der Londoner Reichskonferenz hat der Leidener Profeſſor Dr. Bodenſtein, ein Südafrikaner, im„Nieuwe Rotterdamſche Cou⸗ rant“ eine Zuſchrift gerichtet, in der wohl die Geſinnungen ausgedrückt werden, die in Süd⸗ afrika, wenigſtens bei der nichtengliſchen Be⸗ pölkerung, die Oberhand zu haben ſcheinen. Man wird ſich erinnern, daß der Südafrika— niſche Bund von der engliſchen Regierung die Zuſage erhalten hat, über das Schickſal der deutſchen Kolonien ſolle nur mit deſſen Einver— ſtändnis entſchieden werden, und ferner, daß der Kolonialminiſter Walter Long die Er— llärung abgab, von einer Rückgabe an Deutſch— land könne keine Rede ſein; daß er aber, über dieſe Außerung im Parlament zur Rede ge— ſtellt, geſtand, nicht im Namen der engliſchen Regierung geſprochen, ſondern nur die Wünſche der beteiligten Großkolonien ausgedrückt zu gaben. Darüber äußert ſich nun Prof. Boden— ſtein folgendermaßen: Die Herren, die ſich in Südafrika für die Angliederung erklärt haben, geben als Grund dafür nicht den Wunſch einer Gebietsvergröße⸗ rung, ſondern die von einem deutſchen Süd— weſtafrika drohende Gefahr an. Ein Mann wie General Smuts, ein echter ſüdafrikaniſcher Reichs- politiker, träumt von einem großen ſüdafrikani— ſchen, auch das portugieſiſche Gebiet umfaſſenden Staat. Es dürfte indes ſeinen Nutzen haben, die Sache auch einmal vom ſüdafrikaniſchen Standpunkt aus zu betrachten und zu fragen, ob es wohl im Intereſſe unſers Landes liegt, die Deutſchen aus Südafrika entfernen. Es unterliegt, wie ich denke, gar keinem Zweifel, daß eine deutſche Kolonie in Südweſt- afrika für uns eine drohende Gefahr(dieſes Wort hat bekanntlich, Botha geprägt) nur dann ſein kann, wenn ſie ein ſo mächtiger und ſtarker Staat würde, daß ſie uns unterwerfen könnte. Solange die engliſche Flotte nicht vernichtet, iſt daran nicht zu denken; träte dieſer Fall aber wirklich ein, ſo wäre der Ausgang des Kampfes für uns gar nicht zweifelhaft, da wir der deutſchen Übermacht dann doch nicht widerſtehen könnten. Es liegen aber auch Gründe vor, die das Fernhalten der Deutſchen aus Südweſtaſrika für die weiße Raſſe gar nicht wünſchenswert erſcheinen laſſen. Wir haben jetzt ſchon viel mehr Gebiet, als wir bewältigen können. Früher ö oder ſpäter wird Rhodeſien dazu vollſtändig zu kommen. Dann wäre Raum für ein paar hundert Mil- lionen Weiße, wir haben aber deren im Augen⸗ blick nicht einmal zwei. Die Angliederungs⸗ luſtigen ſehen einen großen Staat in Südafrika ſich erheben. Sie ſollten jedoch bedenken, daß nicht das Gebiet, ſondern die Bevölkerung einen Staat ausmacht; hält man außer der engliſchen jede andere weiße Raſſe aus Südafrika fern, dann ſchaffen wir die Grundlagen für einen zukünftigen Baſutoſtaat. Die Frage der Zu— nahme der weißen Bevölkerung iſt für uns unendlich wichtiger als die Gebietserweiterung, denn die Schwarzen haben jetzt ſchon einen Vorſprung, der mit jedem Tage größer wird. Nehmen wir den Deutſchen Südweſtafrika weg, dann müſſen wir für eine weiße Bevölkerung in dieſem Gebiet ſorgen. Woher ſollen wir aber die Menſchen bekommen? Kammt Deutſch⸗Südweſtafrika in unſern Be— ſitz, dann koird ſich das Verhältnis von Weißen zu Schwarzen mit jebem Jabr, zugunſten der letztern ändern, und Südweſtafrita wird ſchließ— lich ein Staat von Schwarzen werden. Bei einem großen Teil des ſüdafrikaniſchen Volkes beſteht nicht die geringſte Neigung, auf die Deutſchen das Verfahren anzuwenden, deren Opfer wir ſelbſt geworden ſind. Unſre Zukunſt verlangt dringend, daß kein einziger Kanal, wo— durch die weiße Bevölkerung vermehrt werden kann, verſtopft werde. bleſem Jahre 14 Mark für den Doppelzeniner Schloß Halbau mit Nebengebäuden, Park und für Kriegsblinde zur Verfügung geſtellt. Gärtner unterwieſen Wilhelm J. zum Paten. trockener Stengel ſrei Bahnſtation, die Bezugsber⸗ einigung der deutſchen Landwirte in Berlin dagegen für den Doppelzenlner getrockneter Blätter 24 Mark. Die Landwirtſchaftskammer flir die Provinz Bran⸗ denburg weiſt deshalb darauf hin, daß die Gewin⸗ nung der Brenneſſel und auch deren Anbau in jeder Weiſe zu fördern iſt. Für den Anbau kommt in erſter Linie ein humusreicher Boben, beſonders Niederungsmoor, in Betracht. Die Anlagekoſten einer Brenneſſelkultur ſtellen ſich etwa auf 600 Mark pro Hektar. Die laufenden Ausgaben einſchließlich Abſchreibung ſtellen ſich bei achtjähriger Dauer auf etwa 430 Mark pro Hektar, ſodaß dem Landwirt ein ausreichender Gewinn verbleibt. 5 7 1* Von Nah und fern. Ein Fürſtenſitz als Kriegsblindenheim. Der Fürſt von Pleß hat das ihm gehörige großer Gärtnerei dem Reichsgrafen Hochberg zur Einrichtung und Ausgeſtaltung zu einem Heim Vor⸗ erſt iſt in Ausſicht genommen, das Heim für 30 Kriegsblinde einzurichten, die dort unter der Leitung des Gartendirektors in der Ausübung ihres früheren Berufes als Landwirt oder un werden ſollen. Die ge⸗ ſamten Koſten trägt der Fürſt von Pleß. Vom, preußiſchen Kriegsminiſterium wird dieſer Neue- in 2 rung in der Kriegsfürſorge großes Intereſſe ent— gegengebracht. E 1 Vater und Sohn— kaiſerliche Paten⸗ kinder! Der gewiß ſehr ſeltene Fall, daß Vater und Sohn Patenkinder des Deutſchen Kaiſers ſind, hat ſich in der Familie des Kauſmannes Bölcker zu Königsberg ereignet. Dieſer hatte als ſiebenter Sohn der Familie— war Propinzialſchulrat in Danzig— den Kaiſer Jetzt blickt er ebenfalls auf die ſtattliche Zahl von ſieben Jungen herab. Beim jüngſten hat dieſer Tage Kaiſer Wilhelm UI.“ Palenſtelle übernommen. f Kriegstagung der deutſchen Vieh⸗ händler. Auf einer Kriegstagung des Bundes der deutſchen Viehhändler in Berlin wurde be⸗ tont, daß der Viehhandel beſonderen Wert darauf legen müſſe, einen möglichſt großen Teil. des durch die erhöhte Fleiſchration erforderlichen Schlachtviehes durch freihändigen Ankauf auf- zubringen, damit die mit der zwangsweiſen Ent— eignung notwendigerweiſe verbundenen Härten vermieden werden. In einer Entſchließung wurde bekräftigt, daß der Gründung einer Ge— ſellſchaft nähergetreten werden ſoll, die den internationalen Viehhandel in die Hand zu, nehmen hat; den übermäßigen Preisſteigerungen wird die Bundesleitung mit aller Entſchiedenheit entgegentreten. An Plätzen mit werten Viehmärkten ſollen ſerner Viehhandels— banken zur Erleichterung des Geldverkehrs ins Leben geruſen werden. Eine große Kriegswucheraffäre, zwiſchen Berlin und München ſpielt, iſt in München aufgedeckt worden. Der Direktor der Kulmbacher Wurſtfabrik Sauermann hatte ſeit Juli 1916 für 278 000 Mark Wurſt gehamſtert, von der er 300 Zentner das Pfund zu 22,50 Mark an Berliner Großfirmen weitergab. Bei einer Hausſuchung wurden Unmengen von Lebensmitteln vorgefunden. Gänſe, die ſich in Kohlrüben ver- wandelten. Eine unangenehme Überraſchung erleble eine Dame, in Berlin W. wohnt und glückliche Beſitzerin eines Gutes iſt. Sie ließ ſich in regelmäßigen Zeiträumen alle in Berlin knappen Lebensmittel von ihrem Gute ſenden. So kürzlich auch drei Gänſe. In all- zugroßer Vorſicht hatte der Verwalter, der die Kiſte mit den Gänſen aufgegeben hatte, als Inhalt Kohlrüben angegeben. Die Kiſte kam auch unverſehrt an ihre Adreſſe an. Als ſie aber geöffnet wurde, waren die Gänſe ver— ſchwunden. Sie hatten ſich, genau wie es die Paketadreſſe angab, in Kohlrüben verwandelt.“ 1 0 ö die Die Volkswirtſchaftliches. Gewinnung und Anbau von Brenneſſeln. Die Neſſelfaſer hat nach Mitteilungen des Lanb— wirtſchaftsminiſteriums für die Kriegswirtſchaft eine große Bedeutung gewonnen. Die Neſſelfaſer-Anbau⸗ Geſellſchaft, Berlin, Schützenſtraße 65-66, zahlt in im Das Ergebnis einer Getreide-NRach⸗ prüfung. Das Ergebnis der Mitte Februar Bezirk Wunſiedel Bayern) veranſtalteten Vorratserhebung an Getreide veranlaßte das Bezirksamt in Wunſiedel zu einer Nacherhebung. Die Landwirte des Bezirks wurden aufgefordert, ſein Vater dei iltern digkeit einer eigenen nennens- jedoch nicht, geſſen; dennoch ziel Entwicklung hin. innerhalb drei Tage ſhre Angaben, ſofern ſſe! nur auf Schatzung und guf der Annahme be⸗ ruhten, daß das zur Ausſgat und eigenen Er⸗ nähtung beſtimmte Getreide mit anzugeben ſei, nachträglich freiwillig richtig zu ſtellen. Das Ergebnis war überraſchend. Wie die„Münchener Zeitung“ meldet, wurden nicht weniger als 6733 Zentner Getreide nachträglich gemeldet. Lawinengefahr in der Schweiz. Im Alpengebiet beſteht große Lawinengefahr. Bei Guraglia in Graubünden riß eine Lawine vier Ställe mit acht Stück Vieh weg. Der deutſche Juternierte Möller und ein Knabe wurden ver— ſchüttet. Im Teſſin gingen zahlreiche mächtige Lawinen nieder. Bei Brione wurden zwei Ställe verſchüttet, wobei ſechs Kühe getötet wurden. Ausgedehnte Tannwaldungen wurden dort zerſtört. Die Julierpoſt und die Maloja— poſt kommen infolge der Lawinen nicht weiter. Königin⸗Witwe Olga von Griechen⸗ land nimmt den Schleier. über Inne weiland König Georgs, iſt aus Kummer die revolutionären Ereigniſſe in Rußland? geworden. Als Tochter des verſtorbenen G fürſten Konſtantin Nikolaſewitſch hatte ſie Die Königin⸗ Witwe Olga von Griechenland, die Gemahlin Beginn des letzten Jahres Athen verlaſſen und in Petersburg Wohnung genommen. ganzen Geſinnung nach muß ihr Revolution als der Anfang Vaterlandes erſcheinen, das In Petersburg betätigte ſie Dame. Jetzt hat ſie den S und iſt in den Orden der heilige getreten Türliſche Frauen im der bereits vor mehr al 2 7 int zogenen Aufnak 2 „ie Die 41 om Ende 1 l ne von tür Poſt- und Telephondienſt f r Verwendung taatsdienſte erweitert werden erſchienenen Nn Frauen ſich um Stellungen im Staatsdienſte zu bewerben. mien Deutſchesprachein Nord 9 die bemerkenswerte Entwicklung der Sprache in den beſetzten Frankreichs macht ein Franzoſe die intereſſanten Mitteilungen: Die Kaufleute, Verkäufer, Materialwarenhändler— alle mußten ihrer Geſchäſte wegen dem Bedürf nis der Verſtändigung nachgeben. Die? Nachprüfung in ihren 2 ziehungen zur deutſchen Behörde zwang ſi aufgefordert, Wie aus der Not eine 2 n u Über deutſchen folgenden Indu einem ſummariſchen und gleichſam unwillkürlichen Sprachſtudium. Und die franzöſiſche Verwaltung? Hier herrſcht ein ununterbrochener Strom, ein dauernde Berührung, und ſo ſind die des Bürgermeiſteramtes alle mehr oder w mit der deutſchen Sprache vertraut. Mar daß nur ſie die Anſchlä die täglich an Tür der Kon geheftet werden; manchmal drängte rechter Haufe auf den Treppen militäriſchen Nachrichten und die je in deutſcher verſaßten Neuigkeit leſen; und ein zweiter Entwicklung gegeben. D tenntni Norden ſo verbreiteten flä günſtigt die Ausbreitung des Be die Sprache damit iſt allem des„Plattdeutſch“ in erung. Wie Belgien beſaß, Franzöſiſch und Flämiſch, der Norden Frankreichs ſeine beiden Franzöſiſch und Deutſch, während Belgien d heute gar drei hat! Ganz gewiß hat völkerung darüber nicht ihre Mutterſprac l auf alles eine ſprachliche 0 n Dio tadt, da, wo ſich die Mitten in der S„da, wi vom Bürgermeiſteramt, befand, unweit unter der großen Aufſchrift: Bücher und Zeitungen“ eine zweit halts, daß der Verkauf auch an dieZivi zuläſſig iſt, und die Zivilbevölkerung kauft Tag zu Tag mehr, ein Beweis, daß Verſtändnis der deufſchen Sprache Ihrer ruſſiſche ihres abgöttiſch liebte. umtinnen⸗ 3 frankreich. Gebieten mehr entwickelt. Im Jahre 1915 wurden käg⸗ lich 100 BZeſltungen in Tourcoing verkauft und etwa 200 i Roubafr; dieſe Zahl hat ſich jeden Monat erhöht, und augenblicklich werden in Tourcoing 4800 Zeitungen und in Roubaix mehr als 2000 verkauft. Es handelt ſich, wie man ſieht, um den Verkauf an die Zivilbevölkerung. Und wenn man die Mühe nicht ſcheut, zu zählen, in wieviel Läden und Privathäuſern die Auſſchrift:„Hier verſteht man Deutſch“ zu finden iſt, ſo wird man einſehen, daß wir durchaus nicht übertreiben. Die Zukunft der deutſchen Sprache im Norden und die der Handelsbeziehungen mit Deutſchland find mit⸗ einander verknüpft. Dieſe Beziehungen werden naturnotwendig beſteben bleiben, wie auch die Friedensbedingungen ausfallen mögen; ſie müſſen eben beſtehen bleiben, denn ihr Aufhören würde 3 Todesurteil für die Wollinduſtrie des Nordens bedeuten. — 11. 648i Gerichtshalle. enz. W̃ Kriegswuchers mit Hülſen⸗ Strafkammer den Gaſtwirt zu 11050 Mk. Geldſtrafe. Bezirksgericht verurteilte den us Kempner wegen Ermordung enz zum Tode. — Vermiſchtes. Das Auslandsmuſeum in Stuttgart. 0 g gezeigt hat, daß viele deutſche en nicht in genügender Weiſe ten, ſetzten in den letzten ihungen zur ſtärkeren Pflege ein. Gleich zu Beginn des die Bildung eines Werbe⸗ nſehen im Ausland Zweck verfolgte dann ſche Inſtitut. Nun⸗ Bemühungen wirk— in Stuttgart ge⸗ Dieſes Muſeum, politiſchen und wiſſen— dient, wurde im Neu— raphiſchen Vereins unter⸗ vor allem die Leiſtungen iſchen im Auslande feſthalten Intereſſe und wenn nötig breiter für ſie es eine Stätte ſein, an gehenden Deutſchen ſich n. Ein weiterer Zweck g beſteht darin, virtſchaſtlicher und wiſſenſchaſt⸗ derung des Auslandsdeutſch— Bisher ſind eine ethnographi— ein Archiv, eine Bücherei und und Vermittelungsſtelle von antun Ing. * Wel Ufeum. ar 4 atis lnterſtützung auf Bafts Fſerner Ausland 1 endlich Ei des Columbus? franzöſiſcher Blätter zu f der ſpaniſche Herzog von letzte Nachkomme von Chriſtoph ſeines ungen reichen ur Verfügung tſchädigung von auch den Wunſch geäuße ente in ſeinen Beſitz hr nack amt⸗ das ngen kauft Meld Del ank beanſpruchte At orte. ſitzen gebliebe 1 1, Sprichwort. als 1 2 Mit faſt zornigem Eifer dreht ſie das Rad, daß die ſchwache Maſchine zittert; fie Faden fliegt und die Gewinde häufen ich. „Sie blickt nicht mehr hinauf zum Kirch⸗ lein; der Schmerz darf ſie nicht überwälti⸗ gen, ihr keine Tränen erpreſſen, welche ihren Blick verdunkeln würden. Aber wie hämmert es in den Schläfen, wie ſchüttelt es ſie immer wieder, als ob Eiſesluft ſie umweht, wie ſauſt es in ihren Ohren, wie beängſtigend ſchnell klopft ihr Herz! „Was kann das ſein, oh Allgütiger? Warum ſol ich dies Übel nicht bezwingen können? Auf, ſchäme dich, deine Kinder haben Hunger! Arbeite, oh arbeite, ſo lange bu die Spindel halten kannſt.“ Und weiter ſchnurrt das Rad, weiter läuft der Faden, und die fertigen Gewinde vermehren ſich. N Aber nun bemerkt ſie auch, daß ihr Blick lich umnebelt; ängſtlich blickt ſie hinauf zum Kirchlein, der Turm desſelben ſcheint zu ſchwanken, die Kreuze im Friedhof heben und ſenken ſich, der leuchtend blaue Himmel wird grau, und die Sonne geichnet blutige Streifen auf die ſchwarzen Blätter der Bäume, die eine Rieſenhand durcheinander⸗ ſchüttelt. Das erſchreckende Ohnmachtsgefühl geht vorüber, und die Hand ſchließt ſich krampf⸗ haft feſter um die Haſpel, während das Rädchen ächzt und ſtöhnt und der Faden ſich immer ſchneller um die Spule windet Sie ſieht plötzlich wieder die Tage ver⸗ ſchwundenen Glücks vor ſich, das liebe Kirch— lein ihres Dorfes, wo ſie als Braut neben ihm ſteht; ſie hört die Scherze und das Lachen der Gefährtinnen, das fröhliche Knattern der Schüſſe, und ſie durchlebt noch einmal die ſelig-wehmütige Stunde des Ab— ſchieds. Neun Jahre ſind ſeitdem vergangen und nichts iſt von den Glücksträumen ge⸗ blieben, als zwei Kinder, die nach Brot ſchreien, und ein kleiner Hügel, auf dem Gras wächſt.„ Die Sonne ſendet ihre Glutſtrahlen in das enge Zimmer, aber die Spinnerin zittert vor Kälte, und doch läuft das Rad um⸗ unterbrochen weiter. Der Nebel vor ihren Augen wird immer dichter, aber der Faden legt ſich immer noch gleichmäßig ſchnell um die Spule. Große Schweißtropfen treten jetzt auf ihre Stirn, die Bruſt hebt ſich ſtoßweiſe, keuchend, und das ſchwere Haupt lehnt ſich bald auf dieſe, bald auf jene Seite. Aber der Wille iſt noch ſtark; die Mutter will nicht fallen, ſie will nicht krank werden, nicht ſterben, denn ihre Kinder wollen Brot, und das Rädchen ſchnurrt weiter. Am Bächlein, nicht weit von dem Hauſe, ſpielen die beiden Kinder noch immer. Dann, als die Mittagsglocke ertönt, fällt es ihnen wieder ein, daß ſie noch nichts gegeſſen haben, und ſie eilten nach Hauſe. Sie hören das Rädchen nicht mehr ſchnurren; oh, gewiß iſt die Mutter ſchon fortgegangen Gute, liebe Mutter!— Sie lag am Boden mit dem umge ſtürzten Spinnrad, in welchem ſich die Haare verfangen hatten. Ihre Hand hält noch krampfhaft die Haſpel, aber das letzte Ge— ſchnurrt nicht mehr. Der 1 aber gellt durch das ſtille, im Sommer⸗ ſonnenſchein liegende Bergdorf. Ende. Wie Katharina II. ein Erdbeben er⸗ lebte. Es war Ende Mai 1748. Kaiſerin Eliſabeth von Rußland ſchwang noch das launiſche Zepter, unter dem die junge ſchöne Großfürſtin Katharina, bekanntlich deutſche Prinzeſſin von Anhalt-Zerbſt, ſowie ihr Gemahl ſehr viel zu leiden hatten. Eines Tages beſuchte die Herrſcherin ihren damali— gen Favoriten, den Grafen Razumowsky, auf ſeinem Landgut Coſtilitzv und befahl dem jungen Paar, ſie zu begleiten. Der Graf tat alles, um ſeinen fürſtlichen Gäſten den Aufenthalt ſo ſchön und glänzend wie möglich zu geſtalten. Das Großfürſtenpaar bewohnte mit ſeinem Gefolge ein kleines Haus für ſich und freute ſich der ungewohnten Freiheit,„Wir ſpazierten, ſpielten und ſou⸗ pierten bis 6 Uhr am Morgen des 25. Mai (1748), als Herr Bretlach(der Geſandte des Wiener Hofes) ſich verabſchiedete, und kamen und vielleicht ſchon mit dem Brot wieder⸗ winde iſt nicht vollendet, und das Rädchen Fun Schreckensſchrei der beiden Kinder eine ſchlief gekommen und kocht ihnen jetzt ein Süppchen. Schlaf⸗ chen und forderte uns auf uſtehen, weil die iachgäben. Mit ets furchtſame Groß— Tür. Katharina ſondern erkundigte fürſt aus dem B verlor nicht den Kopf, ſich in aller Ruhe, was es gäbe. Nachdem der Kammerherr gegangen, kleidete ſie ſich ſchnell an. Als ſie nun zu Frau Kruſe, ihrer Kammerfrau eilte, um ſie zu wecken, und gerade den Fuß über die Schwelle von Frau Kruſes Zimmer ſetzte,„hörten wir ein Ge— räuſch, als wenn ein Kriegsſchiff vom Stapel gelaſſen wird.“ Frau Kruſe rief:„Ein Erd⸗— beben!“ Wir wollten uns beeilen, aber kaum hatten wir drei, vier Schritte getan, als der Fußboden ſich unter unſeren Füßen bewegte, ſo daß wir hart auf den ſchwanken⸗ den Fußboden fielen und viele Verletzungen erlitten.“ Da trat zum Glück ein rieſenſtarker Sergeant herein. Er nahm die Großfürſtin auf ſeinen Arm und eilte mit ihr zur Treppe. Als er gerade den Fuß auf die erſte Stufe ſtellen wollte, brach ſie zuſammen. Nun kamen andere Bediente über die Trümmer, und indem ſie ſich die Großfürſtin gegen⸗ ſeitig zureichten, gelangte dieſe endlich ins Freie. Das Haus war einige Meter von ſeinen Fundamenten herabgerutſcht und ſtand an einer anderen Stelle.„