Verordnung. Betr.: Regelung des Verkehrs mit Brotgekreide und Mehl aus dem Ernteſahr 1916.. 5 Auf Grund des Beſchluſſes des Direktoriums der Reichsge⸗ treideſtelle vom 22. März 1917— Bekanntmachung vom 12. April 1917(Kreisblatt Nr. 48)— wird unter Aufhebung bezw. Ab⸗ änderung der 88 J, 2, 3, 6, 6a, 7, 11, 13, 19 der Verordnung vom ane(Verordnungsblatt Nr. 39 und 55) und der Verordnung J. April 1910 vom 14. Oktober 1916(Kreisblatt Nr. 61) mit Genehmigung Großh. Miniſterium folgendes verordnet. 1 I., Es darf von Bäckern nur Einheitsbrot, das den nachſtehenden Gewichten entſpricht, hergeſtellt und verkauft werden. Roggenbrot als Dreipfundlaib und Eineinhalbpfundlaib. Das Brotgewicht von 1500 Gramm und 750 Gramm muß 24 Stunden nach Beendigung des Backens vorhanden ſein. Jeder Laib iſt vor dem Backen auf der Oberfläche durch Stech— formen mit einer 6 em großen Ziffer zu bezeichnen, die dem Tage ſeiner Herſtellung eutſpricht. Dieſe Ziffer muß nach dem Backen deutlich erkennbar ſein. Roggenbrötchen im Gewicht von 100 Gramm. Für die Herſtellung von Roggenbrot und Roggeubrötchen darf, ſofern nicht künftig etwas auderes beſtimmk wird, nur Mehl verwendet werden, das zu mindeſtens 94% ausgemahlen iſt. Die Mehl- und Teigmiſchung muß für Roggenbrot und Roggenbrötchen die gleiche ſein. Die Herſtellung beſonderen Teiges für Roggenbrötchen iſt verboten. Weizenbrötchen im Gewicht von 100 Gramm. Die Herſtellung von Weizenbrötchen darf nur von Bäckern erfolgen, die vom Kommunalverband beſonders benannt, und deren Namen im Kreisblatt fur den Kreis Heppenheim ver— öffentlicht worden ſind. Zur Bereitung darf Weizenmehl aber keine Milch verwen⸗ det werden. Der Verkauf iſt erſt am Tage nach der Her— ſtellung zuläſſig. Zwieback darf nur von Bäckern hergeſtellt werden, die von dem Kommunalverband beſonders bezeichnet und deren Namen in dem obengenannten Kreisblatt bekannt gegeben worden ſind. Konditorwaren dürfen nur von Konditoren hergeſtellt werden, die nachweislich dieſes Gewerbe erlernt haben. Der Erlaß von Vorſchriften über die Zuſammenſetzung der zuläſſigen Mehl⸗ arten und Mehlmengen und anderer Stoffe bleibt dem Kom— munalverband überlaſſen. 5 Das Bereiten von Kuchen, mürbem Milch- oder Buttergebäck, Kreppeln, auch im Privathaushalt iſt verboten. Ausnahmen können vom Kreisausſchuß geſtattet werden. § 3. N J. Die Abgabe von: 5 ) Brot, 2) Roggenbrötchen, 3) Zwieback, 4) Konditoreiwaren, 5) Mehl darf nur gegen Empfaugnahme von Brotmarken des Kom— munalverbands Heppenheim erfolgen, ſoweit nicht die Beſtimmungen der Verordnung vom 13. April 1917 über die Einführung der Reichs— reiſebrotmarken(Kreisblatt Nr. 49) Anwendung zu finden haben. II. Die Abgabe von Weizenbrötchen erfolgt gegen beſondere Brotmarken. Dieſe werden von dem Großh. Kreisamt Heppenheim auf Vorlage eines ärztlichen Zeugniſſes, in dem der Grund für die Verabfolgung angegeben ſein muß, ausgegeben. § 6. J. Es können beanſprucht werden: J. für Perſonen über 5 Jahren in der Woche 1700 Gramm Brot, 2. für Perſonen unter 5 Jahren in der Woche 850 Gramm Brot. II. Statt 100 Gramm Brot dürfen entnommen werden 70 Gramm Mehl oder 70 Gramm Zwieback. § 7. J. Unternehmer landwirtſchaftlicher Betriebe(Selbſtverſorger) ſteht nach 8 6 Abſatz Ja der Bekanntmachung des Bundesrats vom 29. Juni 1916 über den Verkehr mit Brotgetreide und Mehl aus dem Erntejahr 1916 und der auf Grund des Beſchluſſes des Direk— toriums der Reichsgetreideſtelle vom 22. März 1917 erlaſſenen Be— kanntmachung vom 12. April 1917(Kreisblatt Nr. 48) das Recht zu, zur Ernährung der zu ihren Betrieben gehörigen Perſonen vom 16. April 1917 ab 6½ kg Brotgetreide aus ihren Vorräten zu ver— wenden. Dabei entſpricht 1 kg Brotgetreide 940 gr Mehl. Selbſtperſorger, die von dieſem Rechte Gebrauch machen, erhalten in— ſolange keine Vrotkarten und Brotmarken, als ſie eigenes Brotge— treide oder Mehl verwenden. Als Selbſtverſorger gelten: ö der Unternehmer des landwirtſchaftlichen Betriebs, ſeine Angehörigen(Ehefrau und Kinder), ihre Eltern und Großeltern, ſowie ſonſtige Verwandte, die in ihrem Betriebe tätig ſind und keinen eigenen Haushalt führen, oder auf Grund von Vereinbarungen zum Bezug von Natu— ralien berechtigt ſind, ihr in ihrem Betrieb ſtändig beſchäftigtes Geſinde, ſoweit dieſes nicht, ſei es als Einzelperſon oder Haushaltungsvorſtand, be— reits Brotmarken bezieht. II. Perſonen, die von den ihnen nach Vorſtehendem zuſtehenden Rechte keinen Gebrauch machen, und ihr Brotgetreide an eine von dem Großh. Kreisamt Heppenheim zu beſtimmende Stelle abliefern, erhalten damit Anſpruch auf Ausſtellung der Brotkarte und Aushän— händigung der Brotmarke. § 9. Aenderungen der Karteneinträge dürfen nur von der Bürger— meiſterei vorgenommen werden, die die Karte ausgeſtellt hat. Aen— derungen durch Unbefugte ſind ſtrafbar. Vermindert ſich die in der Brotkarte angegebene Perſonenzahl, ſo iſt die Karte binnen 24 Stunden der zuſtändigen Bürgermeiſterei zur Berichtigung vorzulegen. Zugleich ſind die für die ausgeſchiedenen Perſonen erhaltenen Brotmarken der Bügermeiſterei zurückzugeben. Vermehrt ſich die in der Brotkarte angegebene Perſonenzahl, ſo bleibt es dem Karteninhaber überlaſſen, den Zugang anzumelden oder nicht. Nur im erſteren Falle iſt die Karte zu berichtigen, wonach die Ausgabe der Brotmarken erfolgt. Auf wegziehende oder zuziehende Perſonen finden die Beſtim— mungen der obengenannten Verordnungen vom 29. März 1917 über die Einführung der wee Anwendung. J. In Gaſt⸗, Schank- und Speiſewirtſchaften darf Brot nur gegen Reichsreiſebrotmarken abgegeben werden. Das Nähere wird in beſonderer Verordnung beſtimmt. II. Zum Zwecke der Zubereitung von Speiſen können denjenigen Gaſt⸗ und Speiſewirtſchaften(nicht auch Schankwirtſchaften) Brot— marken ausgehändigt werden. Deren Menge wird von Großh. Kreis— amt Hepvenheim endgültig feſtgegett 8 13. Bäcker und Händler haben die Menge des verbackenen oder verkauften Mehls der Bürgermeiſterei durch die Brotmarken zum Zwecke der Kontrolle für den Mehlverbrauch und der Zuweiſung bon Mehl nachzuweiſen. Bäcker und Händler haben nur Anſpruch auf weiteren Bezug von ſoviel Mehl als die in beſonderen Umſchlägen an die Bürgermeiſterei des Wohnorts und von dieſer dem Großh. Kreisamt Heppenheim abgelieferten Brotmarken des Kommunalver— bands Heppenheim nachweiſen, Bei Ablieferung der Brotmarken haben Bäcker und Händler Veränderungsanzeigen über ihre Mehlbe— ſtände nach vorgeſchriebenem Formular der Bürgermeiſterei vorzu⸗ legen. Durch eine zu erxlaſſende Anweiſung wird das einzuhaltende Verfahren geregelt. 8 19. Die Beſtimmungen treten am 16. April 1917 in Kraft. Heppenheim, den 14. April 1917. N Großh. Kreisamt Heppenheim. v. Hahn. 222. Die vorſtehende Anordnung bringen wir hiermit wört⸗ lich zur öffentlichen Kenntnis und machen auf deren gewiſſen⸗ hafte Befolgung aufmerkſam. Auf die Beſtimmungen der poſ. III. und IV. weiſen wir beſonders hin. 5 Zum Vorſitzenden des hier gebildeten Nachprüfungs⸗ ausſchuſſes wurde Wachtmeiſter und Stationsführer Kaiſer beſtimmt. Viernheim, den 14. April 1917. Großh. Bürgermeiſterei Vieruheim. Lamberth. Bekauntmachung Betr.: Die Ausführung des Urkundenſtempelgeſetzes. Wir bringen hiermit zur allgemeinen Kenntnis, daß die Radfahrkarten, deren Gültigkeit am 31. März ds. Js. abge⸗ laufen iſt, bis ſpäteſtens Freitag, den 20. ds. Mts. zur Er⸗ neuerung bei uns vorzulegen ſind. i Der Stempelbetrag für ein Jahr(1. April 1916 bis 31. März 1917) beträgt 5 Mark. Anſprüche auf Befreiung von der Stempelabgabe ſind unter Vorlage der Radfahrkarte, des letzten Staatsſteuer— zettels und der eventl. erforderliche Nachweiſe alsbald bei uns vorzubringen. Hierbei bemerken wir, daß nach§ 23 Abſ. 2 der Ver⸗ ordnung von der Stempelabgabe befreit ſind: Perſonen, die das Fahrrad überwiegend als Beförde⸗ rungsmittel zur Arbeitsſtelle oder zur Ausübung ihres Be⸗ rufs oder Gewerbes benutzen, ſoſern ihr Einkommen den Be⸗ trag von jährlich 1500 Mk. nicht erreicht. Gleichzeitig machen wir darauf aufmerkſam, daß für alle in öffentlichen Wirtſchaften oder an anderen öffentlichen Plätzen und Orten aufgeſtellten Verkaufs-, Wag⸗, Schließ⸗ oder Karuſſelautomaten, Klavier ober ſonſtige Muſikwerke eine Erlaubniskarte zu erwirken und bei Löſung dieſer Karte die vorgeſchriebene Stempelabgabe zu entrichten iſt. Die vor dem 1. April entfernten Automaten und Mu— ſikwerke ſind bis zu dieſem Zeitpunkt entweder direkt bei Großh. Kreisamt Heppenheim oder durch unſere Vermittelung abzumelden. Wir weiſen noch darauf hin, daß die bis Ende Mürz nicht entrichteten Abgaben ſofort zur zwaugsweiſen Beitrei⸗ bung gebracht werden. Die Einhaltung dieſes Termins wird beſonders empfohlen, da die zur Beitreibung überwieſenen Poſten unbedingt bezahlt werden müſſen und eine Befreiung von der Stempelabgabe dann nicht mehr eintreten kann. Ganz beſonders machen wir darauf aufmerkſam, daß für 1917 Rj. nur die Radfahrkarten derjenigen Perſonen uns zur Erneuerung vorzulegen, die im Beſitze der Erlausnis zur Weiterbenutzung ihrer Gummibereifungen ſind. Perſonen, deren Nadfahrkarten nicht mit der Zulaſſungsbeſcheinigung verſehen ſind, ſind von der Vorlage zur Erneuerung befreit. Viernheim, den 16. April 1917. Großh. Bürgermeiſterei Veruheim. Dan berech. Bekanntmachung Fleiſchverſorgung; hier: Gewährung einer lage. J. Nach Verfügung des Präſidenten des Kriegser— nährungsamtes rom 24. März 1917 wird mit Wirkung vom 16. April 1917 an alle Verbraucher, ausſchließlich der Fleiſchſelbſtverſorger(Hausſchlachter), alſo für alle zurzeit fleiſchkartenbezugsberechtigten Perſonen, eine Fleiſchzulage gewährt, die 250 Gramm für den Kopf und die Woche, für Kinder bis zu 6 Jahren 125 Gramm für den Kopf und die Woche beträgt. 2. Zur Verbilligung der Fleiſchzulage ſoll ein Zuſchuß an minderbemittelte Verbraucher in Höhe von vorerſt 70 Pfg. für das ½ Pfund Fleiſch gewährt werden. 3. Zum Bezug der Fleiſchzulage werden Fleiſchzuſatz— Karten ausgegeben. Die Karten unterſcheiden ſich in der Farbe je nachdem ſie zur Abgabe gelangen. a) an Minderbemittelte, oder b) an die übrigen zulageberechtigten Verbraucher(alſo nicht die Fleiſchſelbſtverſorger; ſiehe Ziffer 1). Die Karten für Kinder bis zu 6 Jahren ſind bel beiden vorgenannten Perſonenklaſſen auf dem Stammblatt und den vier Abſchnitten mit dem Aufdruck„Künd“ gekennzeichnet. g Die erſtmalig zur Ausgabe gelangenden Karten ſind für Minderbemittelte„lila“, für die übrigen zulagebe— rechtigten Verbraucher„gelb“. Die Unterſcheidungsfarbe für ſpäͤtere Kartenausgaben kann ſpäter geändert werden. Sämtliche Karten haben auf dem Stammblatt und den vier Abſchnitten den Aufdruck des Wohnorts des Bezugsbe— rechtigten zu führen. Dieſer Aufdruck iſt mittels Gemeinde ſtempels zu bewirken. AUnvollſtändig ausgefüllte oder ausgeſtellte Karten ſind ungültig. Die Karten ſind nicht übertragbar. Nach Abtrennung der vier Abſchnitte iſt von den Min— derbemittelten zwecks Ausſtellung der neuen Karte, das Stamm— blatt auf der Bürgermeiſterei abzugeben. 4.„Als Min derbemittelte“ ſind ihrer nicht ſelbſt einkommenſteuerpflichtigen hörigen zu betrachten: f a) die Empfänger von Famllienunterſtützung; b) Zulageberechtigte mit einem Jahreseinkommen bis zu 2600 Mark ausſchließlich(2. Abteilung der ſtaatlichen Einkommenſteuer). 5. Dienſtboten im Haushalt von„nicht Minderbe— mittelten“ zählen nicht zu den Minderbemittelten. 6. Die Fleiſchzuſatzkarten werden immer voll beliefert, und zwar mit wöchentlich 250 Gramm(kinderkarten mit 125 Gramm) Fleiſch mit eingewachſenem Knochen oder mit einer entſprechenden Wurſtmenge. Sollte für einige Zeit die Ge— ſamtfleiſchmenge von 500 Gramm wöchentlich für den Kopf nicht aufgebracht werden können, was durch die Bürgermeiſterei der Schlachtgemeinde veröffentlicht werden würde, iſt zum Bezug von Fleiſch in erſter Linie die Zusatzkarte zu benutzen, damit den Minderbemittelten in jedem Fall der Geldzuſchuß bei Abgabe der Karten zugute kommt. Die fehlende Menge geht alsdann an der eigentlichen Fleiſchkarte ab. Die Mllr⸗ germeiſterelen der Schlachtgemeinden haben in dieſem Falle wöchentlich bekannt zu machen, wieviel Gramm Flelſch außer — Betr.: Fleiſchzu— einſchließlich Familienange— auf die Zuſatzkarte noch auf dle eigentliche Fleiſchkarte abge⸗ geben werden. 7. Die Metzger haben gegen Abgabe der„lila“ Karten (. Ziffer 3) den Minderbemittelten einen Preisnach laß von 70 Pfg. auf das halbe Pfund Fleiſch zu gewähren, im Laufe der Woche die geſammelten„lila“ Karten auf einen Bogen aufgeklebt dem Gemeinderechner des Wohnorts des Minder bemittelten zu übergeben, wofür der Gemeinderechner dem Metzger den nachgelaſſenen Betrag vorlaßsweiſe aus der Ge meindekaſſe auszuzahlen hat. Am Ende jeden Monats haben die Gemeinderechner unter Beſchluß der„lila“ Kartenah— ſchnitte bei der Krelskaſſe den Erſatz des vorgelegten Betrags anzufordern. 8. Die Metzger ſind verpflichtet, in ihren Geſchäftslokalen an gut ſichtbarer Stelle in deutlicher Schrift die Fleiſch- und Wurſtpreiſe auszuhängen, mit genauer Angabe bei jeder Ware, wie hoch ſich der Preis für die Minderbemittelten, vorerſt alſo 70 Pfg. für das halbe Pfund weniger, auf Grund der Zuſatzkarte bemißt. 9. Zuwiderhandlungen gegen die in den vorſtehenden Beſtimmungen getroffenen Anordnungen werden anf Grund den Bekanntmachung des Bundesrats über die Errichtung der Preksprüfungsſtellen und die Verſorgungsregelung vom 25. Februar/ 4. November 1915(Reichs-Geſetzbl. S. 607, 728 und der hierzu erlaſſenen Ausführungsanweiſungen Großh. Miniſterium des Innern vom 5. Oktober /6. November 1915 beſtraft. Auch kann unter Umſtänden gleichzeitig die Schlie ßung des Geſchäftsbetriebs angeordnet werden. 10. Vorſtehende Beſtimmungen treten, ſoweit es ſich un die Vorbereitung ihre: Durchführung handelt, ſoſort, im übrigen mit dem 16. April lf. Is. in Kraft. Heppenheim, den 10. April 1917. Großh. Kreisamt Heppenheim. v. Hahn. f Bekanntmachung. Betr.: Fleiſchverſorgung der Zivilbevölkerung vom 16. Abri lfd. Js. ab. Die Regelung der auf die Fleiſchzuſatzkarten auszuge benden Fleiſchmengen ſteht nach der Anordnung des Präſi denten des Kriegsernährungsamts vom, 24. März lfd. A II 3620 den Kommunalverbänden zu. Im Anſchluß an unſere Bekanntmachung vom 10. lf. Mts.— Kreisblatt Nr 49 ordnen wir weiter an: Die Abgabe von Fleiſch auf die Fleiſchzuſatzkarten darf nur durch die Metzger der Schlachtgemeinden an die in ihrer Kundenliſte eingetragenen Perſonen erfolgen. Fremde, Kut gäſte und dergleichen haben keinen Anſpruch auf Fleiſchzufat karten oder auf Fleiſch für von anderen Kommunalverbänden ausgegebene Fleiſchzuſatzkarten. Wirtſchaften, Geſellſchaften, Penſionen und dergleichen dürfen unter keinen Umſtänden an ihre Gäſte Fleiſch au Fleiſchzuſatzkarten abgeben. Solchen iſt die Abgabe Meidung der geſetzlichen Strafe verboten. Perſonen, die Wirtſchaften ihre Mahlzeiten einnehmen, ſind gehalten ihr Fleiſch auf die Fleiſchzuſatzkarten an der allgemein beſtimmte— Berkaufsſtelle zu erwerben. Selbſtverſorger haben keinen Anſpruch auf Fleiſchzuſat karten. Soweit ein Selbſtverſorger nur Teilſelbſtverſorge iſt, alſo auch Anſpruch auf Fleiſchkarten hat, iſt auch dieſen dem Teilſelbſtverſorger zuſtehenden Fleiſchkarten der gleich Wert zuzubilligen, wie den Fleiſchkarten der übrigen verſor gungsberechtigten Bevölkerung. Teilverſorger dürfen von ihrem Anſpruch auf Fleiſchkarten bis auf Weiteres nicht ſtärkerem Maße als bisher Gebrauch machen. Auch dürfe Selbſtverſorger durch Erſtreckung ihrer Verſorgungspexiot aus Hausſchlachtung nicht auf einen längeren als bislan vorgeſehen Zeitraum einen Anſpruch auf Fleiſchkarten 4 werben. 8 Heppenheim, den 16. April 1917. Großh. Kreisamt Heppenheim. v. Hahn. ee eee Die vorſtehenden Bekanntmachungen bringer wir hiermit zur öffentlichen Kenntnis und machen die Fleiſch-Bezugsberechtigen unſerer Gemeinde beſon ders darauf aufmerkſam. Die Ausgabe der Fleiſch karten und Zuſatzkarten wird beſonders beſtimmt Die Liſten wurden aufgrund der bereits vorhandenen Unterlagen aufgeſtellt. Aenderungen in der Zahl und dem Alter der bezugsberechtigte Perſonen jeweils alsbald bei uns zu melden. Viernheim, den 18. April 1917. Großherzogliche Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. unt Bekanntmachung. Betr.: Koſtenfreie Aufnahme von Urlaubern. Wir erſuchen unſere Ortseinwohner, die gewillt ſind, Urlauber, die keine Angehörigen haben, koſten frei auf kurze Zeit bei ſich aufzunehmen, ſich ſofort bis ſpäteſtens Dienstag, den 23. ds. Mts. auf unſerer Kanzlei zu melden. Viernheim, den 19. April 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Bekanntmachung. Betr.: Das Abſchlachtverbot der weiblichen Ziegenlämmer Das Großherzogliche Kreisamt Heppenheim an die Großh. Bürgermeiſtereien des Kreiſes. Unter Bezugnahme auf unſer Ausſchreiben vom 15. b. Mts. — Kreisblatt Nr. 40— eröffnen wir Ihnen, daß die Erlaubnis zum Abſchlachten von Ziegenlämmer, ſowohl männlichen als auch weiblichen, auch bei Hausſchlachtungen künftig unter den dort mit— geteilten Bedingungen durch die Bürgermeiſtereien zu erteilen iſt. Das Fleiſch von Ziegenlämmern iſt auf Bezug von Fleiſchkarten an⸗ zurechnen. v. Hahn. 4 „ fern Erſcheint wöchentlich dreimal: Geſchäfts⸗ Anzeiger Organ für Jedermann Vereins ⸗Auzeiger Ii Auzeigenpreis: Dienstag, Donnerstag u. Samstag Bezugspreis: 40 Pfg. pro Monat frei ins Haus gebracht 0 N 0 Gratis-Veilagen: „Illuſtriertes Sonntagsblatt“, illuſtriertes Unterhaltungsblatt„Deutſche Kraft“, Wandkalender und Fahrplan. Alutsblatt der Großh. Bürgermeiſterei Viernheim Enthält alle amtlichen Ankündigungen der Behörden Viernheims und Umgebung. Inſerate finden in der Bürger-Zeitung wirkſamſte Verbreitung.— Für Wohnungsinſerate Ausnahme⸗Tarif. Redaktion, Druck und Verlag: J. Martin, Viernheim, Rathausſtraße Die[ſpaltige Petitzeile oder deren Raum 20 Pfg., auswärtige Juſerate 25 Pfg., die Reklame-Petitzeile 40 Pfg. Bei öfteren Wiederholungen und größeren Aufträgen entſprechender Rabatt. Beilagen im Gewichte bis zu 8 Gramm 6 Mk. fürs Tauſend. Bei Klage-Erhebung, zwangsweiſer Bei⸗ treibung uſw. wird Rabatt hinfällig. L 47 —— ä————— Sumstag, den 21. April 1917 Ad.— 2 N*.˙9— Dr. 0 * Die Schlacht im Weſten iſt nunmehr in ein Sta— dium getreten, das den Franzoſen eine Ausſicht auf Erfolg nicht mehr bietet. * In Rußland macht ſich wachſende Unruhe geltend, die auf den Ausbruch einer zweiten Revolut ion ſchließen. 9 9 0— 0 Wilſon an die Amerikaner. Es hat für den Zeitungsmann wirklich nichts Ver— lockendes mehr, immer wieder mit dem„Schmelztiegel“ Politiker Wilſon ſich beſchäftigen zu müſſen und unſere Leſer würden gewiß mit uns den Tag begrüßen, wo der Name aufhören würde, in den Spalten des Blattes zu erſcheinen. Was man ſeit dem Weltkrieg, d. h. ſeit der ehemalige Mädchenſchulmann überhaupt anfing, außer— halb der Vereinigten Staaten eine Rolle zu ſpielen, von ihm zu hören und zu leſen bekam, war ein Gemiſch von ekler Scheinheiligkeit und verlogener Heuchelei, von klotziger Anmaßung und protzenhaftem Größenwahn. Es iſt eine Eigentümlichkeit dieſes Weltkriegs, daß Zunge und Feder glauben mit dem Schwert in Wettbewerb treten zu müſſen, entgegen dem alten Grundfatz: inter arma tilent verba, frei nach Cicero. Man denke nur an die zahlloſen, mehr oder weniger zweckloſen Reden der Asquith, Grey, Churchill, Lloyd George, Bonar Law, Briand, der ruſſiſchen Eintragsminiſter uſw. Aber ſie ſind alle beinahe übertrumpft worden von dem Prä ſidenten der„neutralen“ Vereinigten Staaten, allerdings im Geſchäftsintereſſe ſeiner Auftraggeber glaubte, ſich in alles einmiſchen zu müſſen, was ihn nichts auging, wenn er dadurch nur Deutſchland ſchaden konnte, der dagegen fein ſäuberlich den Mund hielt zu ulem, wo er hätte reden müſſen, da doch die Steine ſchrieen,— das waren die zahlloſen Völkerrechtsverlet zungen Englands, die Deutſchland— und den Neutralen ſchadeten, England aber vorübergehend nützten. Wir können aber doch nicht umhin, einen Aufruf Wilſons an die Amerikaner wiederzugeben, der von Reuter verbreitet wird. Er zeigt bei all dem bekannten widerlichen und verlogenen Schwall von Redensarten, die man bei dem Ring unſerer Gegner gewohnt geworden iſt, Wilſon ſich wirklich klar geworden iſt, welch ſchwere Verantwortung er auf ſich geladen hat; es graut ihm vor den unabſehbaren Folgen ſeines Unterfangens, allerdings an Leichtfertigkeit und Brutalität ſeines— gleichen in der Weltgeſchichte nicht viele Beiſpiele hat. lautet: ſt, daß Wilſons Aufruf Mitbürger! Der Eintritt unſeres Vaterlandes in grauſamen, ſchrecklichen Krieg ſür Demokratie und Menſchen— rechte, der die Welt erſchüttert hat, bringt für das Leben und die Handlungen der Nakion ſo viel Probleme mit ſich, die ſoſorkige Erwägung und Erledigung erheiſchen, daß ich hoffe, daß Ihr mir geſtatten werdet, einige ernſte Ratſch läge und Ermahnungen an Euch zu richten Wir bringen unſere Flotte in aller Eile auf Kriegsſtärke und ſind im Begriff, eine große Armee aufzuſtellen und auszurüſten. Abet das ſind nur Teile der großen Aufgabe, der wir uns gewidmet haben Der Sache, für die wir kämpfen, haftet, ſo biel ich ſehen kann, nicht ein einziges ſelbſtſüchtiges Element, an Wir kämpfen, wie wir glauben und wünſchen, für die Rechte der Menſchlichkeit und den zukünftigen Frieden und die Sicher heit der Welt. Um dieſe große Sache würdig und erfolg reich durchzuführen, müſſen wie uns ohne auf Ge winn und materiellen Vorteil und mit Energie und Klugheit, die hinter der Größe des Unternehmens nicht zurüchſtehen dürfen, in den Dienſt der Sache ſtellen. Wir müſſen uns völlig darüber klar werden, wieng o ß dieſe Aufgabe iſt und was ſie an unſere. Fähigtkeit und Opferbereftſchaft für Anforderungen ſtellt. Wir müſſen Lebensmittel im Ueberfluß beſchaffen, nicht, nur für uns ſelbſt, ſondern auch für einen großen Teil der Völter, mit denen wir jetzt gemeinſame Sache gemacht haben. Unſere Schiffs. werften müſſen Schifſe zu Hunderten, die(rotz der Tauchboote den täglichen Bedarf nach der anderen Küſte des Ozeans bringen und unſere Felder, Bergwerke und Fabriken müſſen Material in Hälle und Fülle beſchaffen, um, un— ſere eigenen Land- und Seeſtreitkräfte zum Kriege auszurüſten und gleichzeitig unſer Volk, für das die tapferen, Männer, die unter den Waffen ſtehen, nicht länger arbeiten können, mit dem Nötigen zu bverſorgen. Wir müſſen die Armeen in Europa ausrüſten helſen und die Webſtühle und Fa brißen in Europa mit Rohmate rial verſorgen.“ Wir müf ſen Kohlen für die Schifſe auf der See und für Hunderte von Fabriken jenſeits des Meeres beſchaffen, für Sta 0 l ſorgen, aus dem drüben Wafſen und Munition hergeſtellt wer— den, und für Eiſenbaynſchienen für die ausgefahrenen Eiſenbahnen hintes der Front, für Lokomotiven und Eiſenbahnwagen zum Erſatz des Materials, das täglich zerſtört wird, für, M a ul tiere, Pferde und Rinder, alles, womit die Völker Frantzreich, Italien und Rußland ſich ſonſt ſelbſt verſorgt 0 zu deſſen Erzeugung ſie aber jetzt nicht genug Material und Ma— 9 ſchinen verfügbar haben. Das Haupterſordernzs unſeres eigenen Volles ud det Völker, mit denen wir zufammengehen, iſt eine reichliche Berſorgun g namentlich mit Lebensmitteln. Ohne reichliche Nahrungsmittel würde das ganze große u tee nehmen zuſammenhrechen und fehlſch hagen. Di Lebensmittelreſerven der Welt ſind gering. Nicht nur wührend der jetzigen ſchwiertgen Lage, ſondern auch für einge Zei nach dem Kriege müſſen wir, 10055 eigenes Volk und ein gro, ger Teil der Völker Europas, auf die amerikaniſche Ernte rech den ven N 211474 1911 empfehlen. 2—3 auf nen können. Von den Farmern dieſes Landes hängt halb in. großem Maß das Schick ſeal des Krieges 1 das Schickſal der Völker ab. Ich appelliere an die jungen unte! alten Männer und die arbeitsfähigen Knaben, ſich in Scharen der Landarbeit zuzuwenden, damil bei dieſer großen Sache kein Mühe und Arbeit geſpart bleibt. Ich appelliere beſonders an die Farmer im Süden, groß Mengen von Getreide und Baumwolle anzubauen. S können ihren Patriotismus in heiner beſſeren und deren Weiſe zeigen, indem ſie der großen Verſuchung de gegenwärtigen Baumwollpreiſe widerſtehen und in großzügig 52 „berzeuge. Weiſe die Nation und alle die ihre Freiheit und ihr Hab und l Die heit, die Kraft einer großen Demokratie zu gen, iſt für id wir werden ihr gewachſen ſein De Zwiſch Gelegenhen Augen — 170 N* en helſen, die Rampfen. e Wei Gofe ihr habt Landes wer Euch, wi winne ver und beſonders von Den Männern, die ſage ich, daß guf danach zu ſehen, daß Den Kau te 8 ſche A nung Herz legen, daß t Lebensmittel und Kriegsmaterial iber werden ohne Rüchſicht darauf. wie piele Schiff Die Schiffe, die verloren gehen, m. en erſe! ſetzt werden j von ihnen ah die S ale Nachrichte Lolale Nachrichten. Die Brotmarkenausgabe für 20. Mai 1917 findet am der ſeitherigen Reihenfolge § Brotmarkenausgabe. die Zeit vom 23. April bis Montag, den 23. ds. Mts. in ſtatt. Die Schülerzeichuungen für die 6. Kriegsauleihe ſind bis J. Mai verlängert. Es iſt alſs den Schülern immer noch Gelegenheit geboten, bei den Lehrern Kriegs ſparkarten zu löſen. *Jugendwehr. Sonntag Vormittag ½10 Uhr Uebung. Noll.) § Wie gewinne ich Grünfutter? Seradel ha zum Gewinn von Grünfutter ſehr Im April ohne Ueberfrucht geſät, gibt ſie Schnitte. Das Futter ſteht dem Rotklee nach, iſt daher von beſtem Nährwert und wird ſowohl als trocken, von allem Vieh gern genommen. Dem Umſtand gemäß, daß ſich Seradella erſt vom Juli ab ſchnell und kräftig entwickelt, ſät man ſie hauptſächlich in Sommergs treide und Winterroggen. Ausſaat pro Morgen zirka 10 12kg. „ Heddesheim. 20. April. Die geſamſten Zeichnungen die 6. Reichs-Kriegs-Anleihe bei der Ortsſparkaſſe be laufen ſich auf etwa 136000 Mk., welche Summe die Ortsſparkaſſe ſelbſt auf 180000 Mark erhöhte. Heddesheim, 21. April. Der der Krankenpflegeverein hält m „Deutſchen Kaiſer“ eine Morgen beſonders grün Männerverein, Nach General-Ver— Kath. ſowie orgen Sonntag mittag ½4 Uhr im ſammlung ab. () Maunheim, 18. In einem Anilinfabrik in Ludwigshafen ſtürzte ein Arbeiter von einem 16 Meter hohen Säureturm ab und zog ſich tödliche Verletzungen zu. ö ö N („) Pforzheim, 18. April. Das Schöffengercht be faßte ſich in ſeiner letzten Sitzuug mit einem Fall, des Kettenhandels von Honig. Der Kaufmann Albert Binz in Freiburg hatte 10 Zeutuer echten Bienenhonig zu 345 Mark für den Zeutuer gekauft. Einen Teil des Honigs berkaufte er zu 4.10 Mk. das Pfund in ſeinem Laden und 5 Zentner an den ſchon vorbeſtraften Kaufmann Eduard Weh in Freiburg, dem der Handel mit Lebens— mitteln unterſagt worden war. Weh bezahlte 400 Mk. für den Zentner und verkaufte ihn dann an einen hieſigen Kaufmann zu 430 Mk. für den Zentuer weiter. Dieſer Kaufmann iſt zum Heeresdienſt eingezogen, ſo daß gegen ihn nicht verhandelt wurde. Albert Binz erhielt wegen Preisſteigerung 300 Mk. Geldſtrafe und Eduard Weh wegen Preisſteigerung, Kettenhandels und verbotenen Handels 2 Monate Gefängnis und 250 Mk. Geldſtrafe— ) Freiburg, 18. April. Das Akademiſche Direk torium gibt bekannt, daß trotz des Brandunglücks, welches die Freiburger Anatomie am 14. April betroffen hat, im kommenden Sommerſemeſter ſämtliche Vorleſungen und Uebungen, wie ſie im Vorleſungsverzeichnis an— gekündigt ſind, abgehalten werden.— Unter den Opfern des feindlichen Fliegerangriffs vom 14. April befinden ſich folgende Augeböriae der Firma Gebr. Himmelsbach: „ N 9— April Bau der Georg Gauſe, Albe de Fiſcher, Suſtav Röhler und Karl Kaſtner, Frau ingräber geb. Bähr, Frl. Ida Eckert, Mathil— Hedw§ig Grun— eberg, Anna Ohngemach und tine St Berta Zimmermann.(3.) F— 8. N Freiburg, hril. Am kommenden Sonntag wird in allen katholiſchen Kirchen eine K undmachung des Erzbiſchöflich en 8 i verleſen werden, welche die Tätigkeit Fürſorgevereine, welche ſich in greicher gefallenen und ſittlich gefähr— kädchen annehmen, Gegenſtand hat. In der u der Erzdiözeſe aufgefor— Kröften zu unterſtützen 901 Fürſorgevereine für auf geſagt. Zugleich wird ammlung für die Fürſorgevereine er⸗ Anſprache dert, 8 Jberödcen. Freiburg 110 11 lich 5 Die Polizei verhaftete Schüler im Alter von vom Elternhaus entfernt Einfluß von Schundleklüre eine waren mit Terzerolen zmet 1 und 13 Jahren vie fich hatten und unt Art Indianerleben und ſcharfer Mumatton ö hefe 21 1 Ei— f f verſeben. einwohner auf bietet derſelh 0 Kirchen heſuchern inen Befauntmachung. uf Uunſere B launtmachung vom )) wiederholt darauf aufmerkſam, 1 Metzger auf die Fleiſchzuſgtzmarlen auf lila Papier mit Druck(Perſonen über n ihre alt, für di zung ſchwarzem Familienunter— l wirk die Einkommen bis zu 2600 Mark aben) einen Nachlaß von 70 Pfennig für u Pfund Fleiſch auf die Fleiſchzuſatzmarken auf lila Papier mit rotem Druck die vorerwähnt unter 6 Jahre alt) für die nur 14 bf ii, einen Nachlaß von 35 Pfg lelte fii ö Verbraucher als 14 id ne 1% 0 1 1 1 gt vera gen II in, den 20 pril 1917 Großh. Kreisamt Heppenheim. hen. J. H Vekauntmachung mers iſt die Kouſervierung Schweinefleiſchs durch wegen, der Witterung Abſ. 3 der Fleiſchverbr vom 2 N lehmigungen zu Haus— nich rteilt werden ziernheim, den 18. April 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberlth ig. r Georg- und Ringſtraße. Angrenzer über Abladen von Schutt, altem Geſchirr uſw. in obenbezeichneten Straßen mehren, veranlaßt, unſere Orts bot dieſer Ungehörigkeit auf nten Straßen werden durch en Geruch verbreitet und berunziert, außerdem eckelerregenden An— grenzer wurden ſtreng zu melden, damit den merkſam zu machen dieſen Unre ol Schnaken blick dar. Unſeres ingewieſen, uns Zu wir ihre Beſtrafung Biernheim, der Großh. 2 April 1917. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Bekanntmachung Betr.: Landwirtſchaftliche Arbeiten an Sonn- und Feier— tagen. Landwirtſchaftliche Arbeiten aller Art, ſei e es Feldbe— ſtellung, g, Ernte, Ausdreſchen, Dungfahren und andere Arbeiten mehr, ſind während der Kriegszeit auch an Sonn- und Feiertagen erlaubt. In dieſem Jahre, in dem die Beſtellungsarbeiten durch die langandauernde Froſtperiode um Wochen im Rückſtand ſind, iſt es aber geradezu vaterländiſche Pflicht jedes Ein— zelnen, alles daran zu ſetzen, um die für die Acker- und Gartenbeſtellung noch gegebene Zeit durch äußerſte Kraftan— ſpaͤnnung auszunutzen und auch an Sonn- und Feiertagen die Arbeiten in Feld und Garten nicht ruhen zu laſſen. Es iſt deshalb auf eine möglichſt weitgehende Sonn— und Feiertagsarbeit hinzuwirken und hierbei darauf aufmerk— ſam zu machen, daß ein Unterlaſſen der Beſtellungsarbeiten an Sonn- und Feiertagen eine Verzögerung verurſachen würde, die nicht mehr eingeholt werden könnte und eine Beſchädigung des Vaterlandes bedeuten würde. Heppenheim, den 12. April 1917. Großh. Kreisamt Heppenheim. v. Hahn. 1* 0 3 15 1 4 geeliſche Kräfte. mals hat ſich in der deutſchen Geſchichte Bedeutung ſeeliſcher Kraſt deutlicher gezeigt als in dieſem Kriege. Starke Herzen und ſtarke Seelen waren die Vorbedingungen für ie ſtarken Nerven, die nach Hindenburgs Wort den Krieg gewinnen würden. Auch bei unſeren Gegnern hat man die Wichtigkeit dieſer Kräfte erkannt. Während aber bei uns jeder von der überzeugung durchdrungen iſt, daß er für ſein Heiligſtes kaͤmpft, und dadurch die Kraft zum Aushalten gewinnt, müſſen unſere Feinde ſich darauf beſchränken, die Maſſen immer wieder durch Verleumdung zu neuen Anſtrengungen aufzupeitſchen, ohne damit ihrem Ziele, der Ver⸗ nichtung Deutſchlands, auch nur einen Schritt näher zu kommen. Unſer grimmigſter Feind iſt England. Mit ſeinen Machenſchaften, durch Verſprechungen und Wiriſchaftlichen Druck, iſt es ihm gelungen, ein Volk nach dem anderen in den Kampf für die ſegenannte Ziviliſation zu treiben. Sie haben uns hart bedrängt, aber ſie haben uns nicht zu Aberwinden vermocht, und die Prahlereien engli⸗ ſcher Staatsmänner ſind eitel Rederei geblieben. Die Ratten, die Mr. Churchill aus ihren Neſtern ausgraben wollte, haben ſcharfe Zähne, und jetzt zernagen ſie im Unterſeebootkriege die Grund— lage der engliſchen Macht, die nur zum Teil auf der Kriegsflotte, in der Hauptſache jedoch auf dem wirtſchaftlichen Gewichte der Handelsflotte beruht. Ohne ſeine Handelsflotte, die vor dem Kriege nicht viel weniger als die Hälfte der geſamten Schiffsräume der Welt be— trug, ſtünde England als ſtaatlicher Organismus noch weit unter Frankreich. Wie ſchwer England ſchon vom Unterſeehandelskriege getroffen iſt, zeigen die Kaſſandrarufe des Erſten Lords der Admiralität, Carſon, und des Premierminiſters Lloyd George, von anderen Stimmen ganz zu ſchweigen. Noch beredter jedoch iſt, was die engliſche Regierung nur halb ſagt oder zu ſagen unter— läßt. Schon in der erſten Zeit des Krieges machte es einen üblen Eindruck, daß die Preſſe mit keiner Silbe den Verluſt des„Audacious“ am 27. Oktober 1914 erwähnen durſte, obwohl er bald öffentliches Geheimnis war. Nicht minder unangenehm empfunden wurden amtliche Berichte, wie z. B. über den gelungenen Streif— zug, den die deutſchen Torpedoboote am 26. Ok- tober 1916 von Zeebrügge aus im Kanal aus— führten. Der glänzende Erfolg der deutſchen Seeſtreitkräfte, die 10 Fahrzeuge des Gegners zur Strecke brachten, war nicht abzuleugnen, zum Ausgleich aber wurde die Vernichtung zweier deutſcher Torpedobootzerſtörer gemeldet, und als ſämtliche deutſche Schiffe unverſehrt zurückgekehrt waren, ſuchte man die Flunkerei mit Redensarten, wie„man glaubte“ und „wahrſcheinlich“ zu bemänteln. Der durchaus kühle und ſachliche Rückblick auf den Gang des Krieges im verfloſſenen Jahre, den das bekannte engliſche Jahrbuch „Whitakers Almanach 1917“ gibt, läßt erkennen, habe, dafür nicht zu einer Verlängerung 4 die zunehmende Teuerung ſpricht eine andere und ernſtere Sprache, und was in den Zeitungen nicht geſagt werden darf, wird um ſo eifriger in den Klubs erörtert. Wohin der Engländer ſchaut, Erfolge von Bedeutung für den Aus⸗ gang des Krieges kann er nirgends wahr⸗ nehmen, weder zu Lande noch zu Waſſer, und dabei rückt ihm das Geſpenſt des Mangels immer näher auf den Leib. Kein Wunder, wenn da das Vertrauen zur Führung ſchwindet, wenn der Zweifel ſogar das Vertrauen auf die Rieſen⸗ flotte zerfrißt. Hochtönende Worte, die mit der Wirklichkeit in ſchreiendem Widerſpruch ſtehen, ſind kein Erſatz und die Hoffnung auf den großen Bruder in Amerika dürfte ebenſo trügen wie die auf den kleinen Vetter in Rumänien. Dann iſt es nur noch ein Schritt bis zur Panik. Das deutſche Volk hat volles und berech⸗ ligtes Vertrauen zu ſeinen im Kampfe be⸗ währten Führern, und darin liegt ein moraliſcher Vorteil, der je länger, je tiefer wirkt. Das engliſche Volk kann ein gleiches Vertrauen nicht haben. Materielle Mittel vermögen viel, aber der Geiſt, der die Waffe führt, gibt den Aus⸗ ſchag, und in dieſem Geiſte ſind wir allen unſern Gegnern überlegen. Vverſchiedene Uriegsnachrichten. Stillſtand des engliſchen Angriffs. Die Londoner„Times“ ſchreiben, daß nach der erſten großen Sturzſee des engliſchen Sturmlaufens bei Arras der unvermeid— liche Stillſtand eingetreten ſei, wäre weder überraſchend, noch enttäuſchend. Anders denken, hieße Verrat an dem vorſichtigen engliſchen Oberbefehl üben. Die wichtigſte, aus dieſem Angriff zu ziehende Lehre ſei, daß das Angriffs— tempo ſich nach der Schnelligkeit richte, mit der die ſchweren Geſchütze nach vorn gebracht werden können. Eine Beſchleunigung dieſes Tempos könne nur auf Koſten von Menſchenleben ge— ſchehen. * Sorgen um den Mannſchaftserſatz. Die„Evening News. meldet, daß, welches auch die Pläne der Regierung ſein mögen, um für Juli 50⁰⁰ 000 neue Mann für die Armee auf die Beine zu bringen, man doch die Hoffnung der militäriſchen Dienſtzeit ſchreiten zu müſſen. Es kann ſein, daß dies vielleicht ſpäter notwendig ſein wird, doch gegenwärtig verfügt man noch über eine ſolche große Reſerve von jungen Männern, daß die Erhöhung des militäriſchen Alters von 41 auf 50 auf Wider— ſtand ſtoßen würde, ſowohl im Lande, als auch im Unterhaus. E Die deutſchen Flugzeuge in Mazedonien. Der Balkanberichterſtatter der„Corriere della Sera“ betont die Überlegenheit der deutſchen Flugzeuge auf dem maze⸗ doniſchen Kriegsſchauplatze. Seit Mitte März wie peinlich das Verhalten der engliſchen Re— gierung allgemein berührte und auch wie wenig die Behandlung des Unterſeebootkrieges be— friedigte. Im laufenden Jahre iſt das nicht beſſer geworden. Zwar ſinnt die Admiralität Tag und Nacht auf Mittel, der Gefahr Herr zu werden, doch ihr Brüten ergibt auch nicht das kleinſte Küch— lein. Sir Edward Carſon wußte neulich von 40 Gefechten mit Unterſeebooten zu reden, aber er hütete ſich wohlweislich, die Zahl der verſenkten Boote anzugeben, und tatſächlich ſind die deutſchen Verluſte auch ſehr gering. Um ſo größer iſt dagegen der Schade, den die Handels— flotte der Verbandsſtaaten und ihrer neutralen Konterbandehelfer erlitten hat. Auch hier befolgt die engliſche Regierung eine Politik der Ver— tuſchung, obwohl ſie beteuert, nichts verſchweigen zu wollen. Was ſie an Verluſten zugibt, er— reicht bei weitem nicht die Höhe der amtlichen deutſchen Angaben, und ſie ſucht ihr Volk über die wirkliche Lage zu täuſchen mit Zahlen über einen Schiffsverkehr in den engliſchen Häfen, die den gar nicht in Betracht kommenden Küſten- verkehr mit dem allein maßgebenden Verkehr in großer Fahrt verquicken. erſcheint täglich über den Linien der Verbün⸗- deten ein deutſches Geſchwader, um Bomben abzuwerfen. Am 26. und 31. März ſei das italieniſche Feldlager bei Brod bombardiert worden. Um ſich mit dem Gegner ernſthaft im Luftkampf zu meſſen, ſagt das Mailänder Blatt, müßten die Verbündeten die Ankunft voll— wertiger Kampfflugzeuge abwarten. Der ſchwierige Aufklärungsdienſt werde von italieniſchen, eng— liſchen, franzöſiſchen und ſerbiſchen Piloten zur— zeit gemeinſam beſorgt. N Ein Kuliheer für Saloniki? Der ‚FJapan Daily Mail“ zufolge hat die engliſche Regierung mit der chineſiſchen Regie- rung im Februar einen Kontrakt für die An— werbung von 200000 Kulis in Schan⸗ tung abgeſchloſſen. Die„Japan Daily Mail' gibt an, daß dieſe Chineſen als Träger auf der Balkanhalbinſel Verwendung finden ollen.— Wenn die Meldung richtig iſt, ſo hat ſich alſo die chineſiſche Regierung zu einem Zeit— Gelingen kann die Täuſchung nicht. Denn widerung auf eine Anſprache gab der Kaiſer der Heer von Hilfskräften unſeren Feinden für 1 militäriſche Zwecke zur Verfügung zu ſtellen. Der Uert Oſtafrikas. Engliſche Betrachtungen. In der deutſchen Preſſe iſt von ſach⸗ und landeskundiger Seite ſchon wiederholt darauf hingewieſen worden, daß die deutſchen Kolonien, obwohl ſie in keiner Weiſe für dieſen Weltkrieg militäriſch vorbereitet waren, trotzdem eine mili⸗ läriſch nicht zu unterſchätzende Rolle geſpielt haben. Im feindlichen Lager hat man ſich bis⸗ her ängſtlich gehütet, eine derartige Bedeutung deutſchen Kolonialbeſitzes öffentlich anzuerkennen, mit der einzigen Ausnahme Belgiens vielleicht, das ſich mit den Erfolgen ſeiner Truppen in Deutſch⸗Oſtafrika über den Verluſt des eigenen Landes zu tröſten ſuchte. Jetzt liegt zum erſten Male eine Außerung einer großen engliſchen Zeitung, des„Daily Chronicle“ vor, in der rückhaltlos, und zwar bezeichnenderweiſe unter Berufung auf General Smuts, auf die militäriſche Bedeutung ſowohl Deutſch⸗ Sübweſtafrikas als auch beſonders Deutſch⸗Oſt⸗ afrikas hingewieſen wird.„Daily Chronicle“ warnt auf das entſchic enſte davor, Deutſchland jemals Deutſch-Südweſtafrika oder gar Oſtafrika zurückzugeben. Über Oſtafrika ſagt„Daily Chronicle“ wörtlich:„Schon im gegenwärtigen Kriege iſt es für die Deutſchen ein großer Aktiv⸗ poſten geweſen. Wie groß dieſer war, wird das Publikum erſt erfahren, wenn der Schleier von ungeheuren Aufwendungen an Material, Sol⸗ daten, Munition und Schiffsraum gelüftet wird, die wir zum Schutz des engliſchen, belgiſchen und portugieſiſchen Afrikas vor der Bedrohung durch die deutſche furchtbare ſchwarze Armee machen mußten.“ Berückſichtigt man, daß dieſe„furchtbare ſchwarze deulſche Armee“ zu Beginn des Krieges aus ganzen 5000 eingeborenen Schutztruppen⸗ und Polizeiſoldaten unter im ganzen etwa 250 deutſchen Offizieren und Unteroffizieren beſtand, daß dieſe„Armee“ ohne nennenswerte Ver⸗ bindung mit dem Mutterlande erſt zu dem Kampf gegen die angreifenden engliſchen, bel— giſchen und portugieſiſchen weißen und farbigen Truppen umgeſtaltet und ausgeſtaltet werden mußte, ſo kann man ſich allerdings ein Bild davon machen, wie es mit der militäriſchen Bedeutung Deutſch-Oſtafrikas ausſehen würde, wenn wir nicht auf die Beſtimmungen der Kongoakte und das Gemeinſchaftsgefühl der weißen Raſſe, insbeſondere bei den Engländern, allzu vertrauensſelig gebaut hätten. „Daily Chronicle“ weiſt dann noch darauf hin, daß die deutſch-oſtafrikaniſche Küſte außer⸗ dem einen ausgezeichneten Stützpunkt für U-Boote abgeben könne, wodurch Deutſchland die bisher unbeſtrittene Vorherrſchaft Englands im Indi⸗ ſchen Ozean und damit die Herrſchaft über Indien in Frage ſtellen könnte. Wir können dem engliſchen Blatt, das ſo zum erſten Male geben.— Die Verſenkung erfolgte am 4. d. Mts. im engliſchen Kanal und zwar im Sperrgebiet. Nach dem Wortlaut der ent⸗ ſprechenden deutſchen Note bedurſte es einer be⸗ ſonderen Warnung nicht. So ſehr wir den Abbruch der Beziehungen mit Braſilien be⸗ dauern, ſo wenig kann uns dieſer diplomaliſche Vorgang an der Führung des U⸗Boot⸗Krieges irremachen.— Die braſilianiſche Regierung hat 45 deutſche Schiffe mit insgeſamt 255 591 Tonnen— angeblich im Intereſſe der Sicherheit der Schiffe— beſchlagnahmt. * Wie verlautet, wird auch in Bremen eine zeitgemäße Verfaſſungsreform vorbereitet. Ein entſprechender Antrag an den Senat iſt bereits der Bürgerſchaft zugegangen. England. * Jetzt nach Beendigung der Reichskonferenz weiſt die engliſche Preſſe darauf hin, daß General Smuts, der in Südafrika ſeine Ar⸗ beit getan habe, in Europa bleiben ſolle, um ein Kommando an der Weſtfront zu über⸗ nehmen. Wahrſcheinlich wird ein entſprechendes Abkommen zwiſchen der Heeresleitung und dem Burengeneral getroffen werden. Dänemark. * Der der ſozialdemokratiſchen Partei an⸗ gehörige Miniſter Stauning hielt in einer Frauenverſammlung eine Rede, in der er u. a. ausführte, daß man den Anſchein erweckt habe, als ob die deutſche Sozialdemokratie mit Kopen⸗ hagen als Zwiſchenglied ſich bemühe, um einen Sonderfrieden zwiſchen Rußland und Deutſchland herbeizuführen. Solche Be⸗ ſtrebungen beſtänden aber nicht und würden auch wenig verſtändig ſein. Wir wünſchen, ſo legte der Miniſter weiter dar, nicht zu einem Sonderfrieden zwiſchen Rußland und Deutſch⸗ land beizutragen, worauf der Krieg noch furcht⸗ barer an anderen Stellen auflodern würde. Aber wir wünſchen zu einem allgemeinen Weltfrieden beizutragen und behalten uns das Recht vor, jegliche Tätigkeit zu entfalten, die nach unſerer Anſicht uns dieſem Ziele näher bringen kann. Rußland. Die radikalen Sozialiſten, deren Macht mit jedem Tage wäͤchſt, verlangen den Rücktritt Miljukows, der nach ihrer Anſicht in eng⸗ liſchem Solde ſteht und in Englands Intereſſe den Krieg weiterführen will. Nach engliſchen Blättern ſei ein Zwieſpalt zwiſchen den Mit⸗ gliedern des Arbeiter- und Soldatenkomitees ausgebrochen, weil die Soldaten angeblich die Weiterführung des Krieges fordern. Jedenfalls iſt die Lage ſehr ernſt, was daraus zu ſchließen iſt, daß beſondere engliſche Bevoll⸗ mächtigte in Petersburg eingetroffen ſind.— Die Regierung veröffentlicht einen Erlaß, der die Einführung einer proviſoriſchen eſtniſchen Selbſtverwaltung für das bisherige Gouvernement Eſtland, ſamt Dorpat, Fellin, Pernau und der Inſel Oſel im Gouvernement Livland ausſpricht. die Bedeutung eines großen deutſchen Kolonial⸗ beſitzes vom machtpolitiſchen und militäriſchen Standpunkt voll anerkennt, nur dankbar ſein; gibt es trotz aller gemachten Erfahrungen doch noch Leute in Deutſchland, die einem ſolchen deutſchen Kolonialbeſitz zwar gewiſſe wirtſchaft— liche Bedeutung zuerkennen, aber jede macht— politiſche und militäriſche Bedeutung abſprechen möchten. D. K. Dolitiſche Rundlſchau. Deutſchland. *Kaiſer Wilhelm empfing im Großen Hauptquartier den türliſchen Prinzen Zia ſed Din, der dem Monarchen als Geſchenk des Sultans einen Ehrenſäbel überreichte. In Er— Zuverſicht Ausdruck, daß der gemeinſame Kampf der Mittelmächte mit dem Endſieg gekrönt werde. * In der Note, mit der die braſiliani— ſche Regierung den Abbruch der Be— ziehungen zu Deutſchland erklärt, punkt, als ſie noch in guten Beziehungen zu Deutſchland ſtand, herbeigefunden, ein großes wird als Begründung für dieſen Schritt die 8 braſilianiſchen Dampfers Verſenkung des Anterſtützung der Verbündeten auf. Amerika. * In einem Aufruf an das Volk der Ver. Staaten fordert Präſident Wilſon zur Trotz der U⸗Boot⸗Gefahr müßten Hunderte von Schiffen gebaut werden, um die Armeen der Verbündeten mit Lebensmitteln, Waffen und Munition zu verſorgen. Beſonders müßten Nahrungsmittel für die Verbündeten angeſchafft werden, weil ſonſt das„Unternehmen“, in das ſich die Ver. Staaten begeben haben, mißlingen oder zu⸗ ſammenbrechen müßte. Zum Schluß wird das amerikaniſche Volk zu größter Sparſamkeit er⸗ mahnt. * Unter Zuſtimmung einer großen Mehrheit erklärte Präſident Carranza im mexikaniſchen neuen Kongreß, daß Mexiko neutral bleiben werde. Aſien. * Wie aus franzöſiſchen Blättermeldungen hervorgeht, hat die chineſiſche Regie⸗ rung den Verkehr von Schiffen unter deutſcher Flagge in den Fluß⸗ und Wehrgewäſſern unterſagt und die Be⸗ willigungen an die deutſchen Schiffer zurück gezogen. 2 Friede Sörrenſen. Roman von H. Courths⸗Mahler. .(Fortſetzung.) „Lieber Himmel, ſo zweimalhunderltauſend Mark, das iſt nun wie ein Pappenſtiel für dieſen weiblichen Kröſus. Wenn das meine 7 Erbtante wäre,“ ſeufzte der kleine Schwarz haarige. „Melde dich doch freiwillig als Erbe. So⸗ viel ich weiß, hat Fräulein Sörrenſen keine Verwandten.“ „Na, dann iſt ſchließlich ihr Patenkind der nächſte dazu.“ Heinz hob beſchwichtigend die Hand. „Regt euch nicht unnötig auf. Tante Friede 5 noch eine Halbſchweſter; ſie unterhält zwar einerlei Verbindungen mit ihr, es ſcheint da ein Zerwürfnis ſtattgefunden zu haben, denn ſie ſpricht nie von ihren Verwandten. Aber ſicher iſt es doch, daß dieſe Halbſchweſter oder deren Kinder eines Tages die Erbſchaft antreten werben.“ „Alſo keine Hoffnung für Sie, Herr von Polkmar?“ „Nein,“ antwortete Heinz ſeelenruhig. „Wäre auch ein Skandal. Volkmar iſt bereits mit reichen Eltern und einem Bruder geſegnet, der bald zu den Berühmtheiten der ee Gelehrtenwelt wird.“ „Kinder, regt euch ab und goͤnnt mir beides, die reichen Eltern und meinen ſamoſen Bruder Georg. Das iſt ein Prachtlerl und weil ich ſein Bruder bin, habe ich auch darauf Anſpruch ein nelter Menſch zu ſein.“ g 1 „Beweiſe uns das heute abend mit einer Pulle Sekt.“ „Wird gemacht.“ „Aber jetzt holla meine Herren, wir müſſen fort. Werft noch ein paar Eroberungs— blicke in die ſchönen Mädchenaugen ringsum und zahlt der hübſchen Lies eure Zeche. Dann auf in den Kampf!“ Man befolgte den Rat des Hauptmanns. Lies kam herbei und erntete gute Trinkgelder. Von verſchiedenen Jiſchen blickte man aufmerk⸗ ſam herüber nach den Offizieren. Sie verab⸗ ſchiedeten ſich von manch ſchönem Kinde, ent⸗ weder durch einen heimlich verſtohlenen Blick oder durch eine offizielle Verbeugung. Plau⸗ dernd ſchritten ſie davon, ſahen auch wohl noch einmal wie abſichtslos zurück oder tauſchten ein heimliches Zeichen. Eine Stunde ſpäter war der Garten leer. 2 „Ellen, du knabberſt doch ſchon wieder Kon⸗ fekt,“ ſagte Ruth von Steinbach vorwurfsvoll zu ihrer um zwei Jahre jüngeren Schweſter. Sie war eben in das ſchmale Zimmerchen getreten, das den Schweſtern zugleich als Schlaf— zimmer und Boudoir dienen mußte. Ellen dehnte ſich faul und doch graziös wie ein Kätzchen auf dem ſchmalen, mit einer ſchon ſehr verbrauchten Decke behangenen Diwan und ließ den franzöſiſchen Romanband, in dem ſie geleſen, herabſinken. Blinzelnd ſchaute ſie empor in das ernſte Geſicht der Schweſter. „Mußt auch alles ausspionieren, aller Tugend⸗ bold. Schleichſt herein, daß man erſchrecken muß.“ Um Ruths Mund zuckte es wie verhaltener Schmerz. „Ich ſchleiche nicht herein und ſpioniere auch nicht. Daß ich leiſe herein kam, wirſt du be— greiflich finden, wenn ich dir ſage, daß Papa eben eingeſchlafen iſt. Ich wollte jedes Ge⸗ räuſch vermeiden. Und einer Spionage bedarf es nicht, um zu ſehen, daß du dich deiner Lieb⸗ lingsbeſchäftigung hingibſt. Du naſchſt nicht nur Konfekt, ſondern auch verbotene Lektüre.“ „Und du gibſt dich ebenfalls deiner Lieb⸗ lingsbeſchäftigung hin, die bekanntlich darin be⸗ ſteht, mir Moralpauken zu halten,“ entgegnete Ellen ärgerlich und doch etwas verlegen. Über Ruths ernſtes junges Geſicht, das ſo gar keine Ahnlichkeit mit der viel ſchöneren Schweſter hatte, flog ein Schatten. Aber ſie blieb ruhig. „Ich möchte es herzlich gern nicht nötig haben, dir Moralpauken zu halten, glaub' es mir, Ellen. Aber ich begreife nicht, wie du es fertig bringſt, Geld für Näſchereien und wert⸗ loſe Romane auszugeben, da du doch ganz ge⸗ nau weißt, daß es bei uns am nötigſten fehlt. Papa braucht ſo notwendig ſtärkende Weine und kräftige Speiſen, wenn er ſich erholen ſoll.“ „Ja doch—, aber ich hab' auch Hunger. Bei Tiſch wird man kaum noch ſatt. Mama knauſert unerhört.“ „Du übertreibſt. Zum Sattwerden reicht es noch immer, wenn Mama ſich auch ſehr ein⸗ richten muß. Geliehen bekommen wir eben nichts mehr ſeit Papas Unglück. Zu Leckereien reicht es freilich nicht!“ „Nein, wahrhaſtig, wir eſſen wie Proletarier in letzter Zeit. Wenn man ſich da nicht mal ab und zu eine kleine Näſcherei leiſten könnte, wäre es zum Davonlaufen,“ ſagte Ellen ſeufzend. „Wo haſt du das Geld dazu wieder her, Ellen?“ fragte Ruth bekümmert. Dieſe blickte unſicher zu ihr auf. Dann machte ſie ein reizendes Schelmengeſicht und bol Ruth den Karton mit Pralines. N „Da, Ruth, nimm dir davon,“ bat ſie ſchmeichelnd. Ruth ſchüttelte den Kopf. 0 „Laß nur— ich danke. Ich mache mir gar nichts baraus.“ „Nimm doch,“ drängte Ellen.„Ich verrate dir dann auch meine famoſe Geldquelle.“ „Die wirſt du mir auch ohnedies ver— raten müſſen, denn daß du das Geld zu der⸗ artigen Dingen nicht von den Eltern erhällſt, iſt ſicher.“ Ellen ſtellte ſeufzend den Karton wieder hatte den Diwan, wo ſie ihn vorhin vorgeholt atte. „Lieber Himmel, nun beginnt die heilige Inquiſition. Da hilft alles nichts, ich muß beichten, eher gibſt du keine Ruhe. Aber erſt verſprich mir, daß du Mama und Papa nichts von den Pralines verraten willſt.“ „Du weißt, daß ich nie klatſche.“ Ellen erhob ſich halb aus ihrer liegenden Stellung und ſtütte ſich auf den feinen, ſchlanlen Arm. Dann flüſterte ſie: ö „Du, Ruth— oben auf dem Speicher bin ich geweſen. Ganz zufällig kam ich hinauf. Und da ſteht noch eine e Kram herum, von dem Mama ſicher gar nichts mehr weiß. Ich alaube, das ſtammt alles noch aus Mamas „Parana“ durch ein deutsches U-Boot unge- g blutige Verluſte beim Feind und nur ſehr ge⸗ entſtand der Wunſch, hinter den anderen Kame⸗ befohlen zu werden. Der Ruſſe ſollte überraſcht und angepackt werden, dort, wo er es wohl am wenigſten vermutete, bei Nowoſſelki, der Trichter⸗ Brennpunkt der Kämpfe. beiderſeitigen Stellungen bis auf 60 Meter und herrſcht hier doch ein ſtändiger Minen⸗ und Minierkampf. ſchweigſamer Arbeit Stollen unter unſere Stel⸗ 0 fungen getrieben hatten, um die Beſatzung in die Luft zu ſprengen. gefangen. Währenddeſſen ſprengten die Pioniere Ein Stoktrupp- Unternehmen an der Oltfront. Mieder ein Stoßtrupp⸗Unternehmen öſtlich von Lida, wieder ein voller Erfolg. Schwere ringe eigene Verluſte. Das iſt das Ergebnis des Vorfloßes in der Nacht vom 2. zum 3, April ſüdlich von Werbuſchki. Aus der Truppe heraus laden, die in den letzten Wochen bei den Stoß⸗ trupp⸗Unternehmungen an der Oſtfront ſoviel Erfolg hatten, nicht zurückzuſtehen. Alle Stoß⸗ kupps beſtanden aus Freiwilligen, keiner brauchte ſtellung. Schon im vorigen Jahre lag hier ein Nähern ſich doch die Dauernd mußte darüber gewacht werden, ob nicht die ruſſiſchen Mineure in Gegen 2 Uhr nachts begann plötzlich ein heſtiger Feuerüberfall der Artillerie und ein Nebenangriff der Infanterie. Einige Minuten ſpäter erfolgte ein zweiter, noch heftigerer Minen⸗ und Artillerieüberfall auf die Trichter⸗ ſelung. Eine Viertelſtunde genügte zur Vor⸗ ßereitung, dann drangen die Stoßtrupps un⸗ aufhaltſam vor und ihnen ſchloß ſich ein Pioniertrupp an. Was Artillerie- und Minen⸗ ſeuer nicht vernichtet hatte an ruſſiſchen Hinder⸗ niſſen, wurde durch mitgeführte Sprengladungen in kurzer Zeit beſeitigt. Über 150 Meter be⸗ trug die Einbruchſtelle, die ſchnell abgeriegelt wurde. Der ſchwache Verſuch eines Wider⸗ ſtandes der Grabenbeſatzung wurde durch einige wohlgezielte Handgranaten aufs nachhaltigſte unterdrückt. Dann ſtießen die Stoßtrupps nach rückwärts durch und nahmen die überlebende Grabenbeſatzung— 1 Offizier und 22 Mann— fämtliche Unterſtände und verſchütteten zwei Minenſtollen. Die Maſchinengewehrtrupps, die zuerſt noch ſchwaches Feuer aus der Stellung abgaben, hatten mit den Maſchinengewehren ihr Heil in der Flucht geſucht; die Stände waren leer. Geſchickt geleitetes Artilleriefeuer hatte das Unternehmen vorbereitet und ſchützte es auch in ſeiner Ausführung durch kräftiges Sperrfeuer. Nicht einen Mann Verluſt hatten die Stoß— trupps zu verzeichnen, und erſt als ſie nach nachhaltiger Zerſtörung der ſeindlichen Stellung befehlsgemäß zurückkehrten und ihre Gefangenen durch das von den Ruſſen vor ſeine eigenen Gräben gelegte Sperrfeuer durchbrachten, erſt in dieſem Augenblick traten der Zahl nach geringe Verluſte ein. Ein Toter war zu alla K. von Nah und fern. Ein vorbildlicher Arbeitgeber iſt der Herzog Ernſt Günther zu Schleswig-Holſtein, der jetzt anläßlich des Geburtstages ſeiner Ge— mahlin 60 000 Mark an Aufwendungen für die Arbeiter ſowie Gehaltsaufbeſſerungen für die Stellen wurden Flugblätter pazifiſtiſchen Inhalts verteilt. Im ganzen ſtreikten etwa 125 000 Mann. Es wurde eine beſſere Verteilung der vorhandenen Lebensmittel und— das freie Wahlrecht für Preußen verlangt. Ausſchreitungen kamen nirgends vor. Immerhin bleibt dieſe Arbeitseinſtellung, die im Auslande natürlich maßlos ausgeſchlachtet werden wird, bedauerlich. Deutſche Gaſtſtätten bezeichnung. In einer Verfügung an die Polizeibehörden hat es der Regierungspräſident zu Magdeburg dieſen zur Pflicht gemacht, im mündlichen wie im ſchriftlichen Verkehr alle Fremdwörter nach Mög⸗ lichkeit zu vermeiden. Ferner ſoll bei der Er⸗ teilung der Erlaubnis zum Betriebe von Gaſt— und Schankwirtſchaften auf die Beſeitigung der eingegangen und an die Reichsbank abgeliefert worden.. Biermarken und Kundenliſten in Bayern. Am Sitze des Stellvertretenden Generalkom⸗ mandos des erſten bayeriſchen Armeekorps iſt eine Zentralſtelle ſür die Bierverſorgung Bayerns, unter der Bezeichnung„Bayeriſche Bierver⸗ teilungsſtelle“ geſchaffen worden. Wichtig iſt, daß die Brauereien wenigſtens die Hälfte ihres beſchlagnahmefreien Malzkontingents zur Her⸗ ſtellung von Dünnbier, ſogenannten Schöps, zu verwenden haben, deſſen Preis für den Liter 22 Pfennig nicht überſteigen darf. Das Bier darf nur an beſtimmten feſtgeſetzten Tages- und Abendſtunden verabreicht werden, und die Wirte ſind verpflichtet, das Bier gleichmäßig für die er eme 60 ,. 74 2 12 4 . 1 7A 2 S Die Balilika von St. Quentin. D 2 N f* 1 10 2 1 1 , J nicht gegen den bewaffneten Feind, ſondern gegen wehrloſe Denkmäler führen, das wird für alle Zeiten das Schickſal der herrlichen Baſtlika von St. Quentin vor der Geſchichte bezeugen. Dieſes ehrwürdige, aus dem 12. Jahrhundert ſtammende Wahrzeichen der Stadt befand ſich ſchon vor dem Kriege infolge fran- zöſiſcher Nachläſſigkeit in einem bedauernswerten Zu- ſtand. Erſt als der Einſturz unmittelbar drohte, wurden Arbeiten zur Stützung der unter dem Druck der Gewölbe immer mehr nach außen ausweichenden Seitenwände eingeleitet, die durch den Krieg unter- üblichen Fremdwörterbenennungen Stelle der immer noch überwiegend gebräuch⸗ lichen Ausdrücke Hotel, Reſtaurant, Café uſw. deutſche Bezeichnungen wie Gaſthof, Fremden— hof, Herberge, Wirtſchaft, Krug, Schänke, Bräu, Koſthaus uſw. Große Erbſenſchiebungen. Die Brom⸗ berger Polizei iſt großen Schiebungen mit Hülſenfrüchten in den Provinzen Poſen und Schleſien auf die Spur gekommen. Es wurden zwei Agenten aus Breslau ermittelt, die ſeit Wochen Beamten ſeiner niederſchleſiſchen Herrſchaſt Primkenau bewilligt, deren Angeſtellte bereits im Vorjahre Tauſende Kriegszulagen erhalten haben. Gleichzeitig hat der Herzog zu der hauptſächlich den Familien ſeiner Arbeiter zugute kommenden Kriegskrippe außer den laufenden Zuwendungen weitere 3000 Mark für beſondere Zwecke geſtiſtet. Teilſtreiks in Berlin. Von den für den 16. April angekündigten allgemeinen Arbeits einſtellungen in Groß-Berlin war keine Rede. In den großen Munitionsfabriken wurde die Arbeit wie üblich fortgeſetzt, der geſchäftliche Verkehr erfuhr keine Stockung, auch die Unter⸗ grund⸗ und Straßenbahnen verkehrten fahrplan— mäßig. Nur in einem Teile der Metall-, Holz⸗ und Transportbetriebe legten die Arbeiter vor⸗ mittags gegen 9 Uhr die Arbeit nieder, um in Verſammlungslokalen oder unter freiem Himmel ihre Verhandlungen fortzuſetzen. An einzelnen große Poſten Erbſen im Betrage von über 100 000 Mark von den Landleuten aufgekauft haben. Sie zahlten 50 Mark für den Zentner, während der Höchſtpreis 30 Mark beträgt. Die Erbſen verkauften ſie dann für 116 Mark den Zentner an eine Konſervenfabrik im Weſten. Die Sendungen wurden in den Frachtbriefen als Miſchmehl bezeichnet. So ſind in d letzten Zeit mehrere Waggons aus den Kreiſen Hohenſalza und Wongrowitz abgegangen. In Flatow wurde ein als Miſchmehl deklarierter Waggon mit Erbſen angehalten und nach Bromberg zurückgeleitet. Es iſt immer noch Gold verſteckt. Die Brennereifirma Hugo Ehrhardt in Nord— hauſen hatte ſich bereit erklärt, bei Umwechſelung kleine Menge Heſe unentgeltlich abzugeben. Daraufhin ſind innerhalb zwei Wochen nicht weniger als 1640 Mark in Goldmünzen bei ihr hingewirkt werden. Der Regierungspräſident empfiehlt an von Gold in Papiergeld an jedermann eine Wer in Wirklichkeit die Barbaren ſind, die Krieg brochen, dann unter deutſcher Herrſchaft weitergeför— tragen, Engliſche Fliegerbomben haben dann 5 N ſtatt ſteinerne Schiefers Erdkrume bedeckt, will man in dieſem ewölbes auf den Fußboden geſchüttet, ſo daß die Kathedrale en m Alles dert wurden. die Fenſter der ei Umfaſſungen herausgeriſſen und deren Südſeite zerſtört, 7 wegen Einſturzgefahr geſchloſſen werde f das iſt von uns ausgebeſſert worden, alle K werke wurden geſchützt. Jetzt beſchießen die die Baſilika mit ſchwerem Geſchütz, und beim erſter Volltreffer wird Frankreich um einen ſeiner bedeutend— ſten gotiſchen Dome ärmer ſein. ganze Woche zu verteilen. Gaſt höchſtens ½ N lichen Ausſchankzeit nur zweimal abfolgt werden. an Dünnbier nicht mehr als die doppelte Menge. Man hoffe auf dieſe Weiſe kann. zu die Einführung der Biermarken vermeiden können. Was ein Autozuſammenſtoß an den am Rebſtock und Wurzel ſcheinen kann. Auf der Straße nach Mosbach Zu⸗ ſammenſtoß mit einem Fuhrwerk aus Dauden— Das Automobil fuhr, ohne ſich um das Führer Tag brachte. hatte dieſer Tage ein Automobil einen 1 1 ö zell. 0 5 0 ö ſtark beſchädigte Fuhrwerk und ſeinen zu kümmern, eilig weiter, mußte dann aber in 5— N Die inzwiſchen von dem Beſitzer Gerichtshalle. war das Auto— der mobil folgende Waren mit ſich führte: 60 Pfund 50 Pfund Brotmehl, 25 Eier, 4 Pfund Jahr 1 Zeutner Erbſen und über 1 Zentner fr 775 Aglaſterhaufen Halt machen, da der Kühler be ſchädigt war. des Fuhrwerks verſtändigte raſch zur Stelle und entdeckte, daß Gendarmerie Weißkohl, Butter, N Kartoffeln. Sämtliche Waren wurden beſchlag— nahmt und auf dem Rathauſe in Aglaſterhauſen abgeliefert. Folgenſchwere Verwechſlung. Im Bres⸗ lauer Claaßenſchen Siechenhauſe bereiteten ſich ſechs Wärterinnen Klöße zu. Sie wollten hierzu Mehl nehmen, verwechſelten aber zwei Tüten und richteten die Klöße ſtatt mit Mehl mit Schwabenpulver an. Nach dem Genuß der Klöße erkrankten alle ſechs Wärterinnen ſelbſt Feinde J men,, brſten drei⸗ bis viermal In den Ausſchank⸗ ſtätten dürfen während der Mittagszeit an einen Liter, während der abend— „ Liter ver⸗ daß man bei Edelſtöcken oder hervorragenden verſtändlich ſehr ſchwer; eine von ihnen it den Gift erlegen. Ein verſchwundener Fliegerofſtzier. Die franzöſiſche Heerespolizei Nee auf der Suche nach dem bekannten Fliegeroffizier Naparre, der nachts auf der Place de la Victoire in Paris mit ſeinem Automobil in„froher“ Geſellſchaft abſichtlich ſechs Poliziſten überfuhr, die alleſamt ſchwer verletzt wurden. Navarre iſt ſeitdem verſchwunden. Man glaubt, daß er verrückt geworden iſt. Polniſche Rechtſchreibung. Der provi⸗ ſoriſche Staatsrat in Warſchau beſchloß im Ein⸗ vernehmen mit dem galiziſchen Schulrat von der Krakauer Akademie der Wiſſenſchaften einheit⸗ liche Grundſätze für die polniſche Rechtſchreibung entwerfen zu laſſen. Vermiſchtes. Kiebitzeier für Hindenburg. Wie früher dem Altreichskanzler im Sachſenwalde von den Getreuen in Jever alljährlich die erſten Kiebitz⸗ eier geſandt wurden, ſo erhält während des Krieges auch Generalfeldmarſchall Hindenburg aus Oſtfriesland die erſten Kiebitzeier. In dieſem Jahre wurden wieder 24 Eier an ihn abgeſandt, auch die Gemahlin des Feldmar⸗ ſchalls erhielt eine Eiergabe. Die Sendung begleiteten folgende Zeilen in oſtfrieſiſcher Mundart von dem oſtfrieſiſchen plattdeutſchen Dichter Louis Iſraels in Weener: Dat was een Winter, van Is un Snä,— Is nu erſt Sloot un Hammerk frä,— De Kiewit kunn flecht äſen.— Nu weeſ' unſ' Feldmarſchall neet kwaad,— Wenn ſine Eier ſtürn ſo laat— Vandag din troue Fräſen.— Un is di't noch neet recht vergünnt.— Se bi din läwe Frau upſtündt.— In. Freedenstid toe eeten.— So hett uns juſt de Kiewit ſeggt,— He harr för hör ok Eier leggt,— Wie wöln hör neet vergeeten. Neue Weinbergs⸗Zwiſchenkultur. Wun⸗ derbare Früchte hat in dieſen Kriegsjahren der Erfindungsgeiſt des deutſchen Ackerers und Bodenbeſtellers hervorgerufen. An der Ober⸗ moſel, in Weinbergen, die verwaiſte Rebſtöcke die Reihenabſtände zwiſchen den ein⸗ Stöcken breiter ſind und ſtatt des zelnen Frühjahr eine Weinbergs-Zwiſchenkultur be⸗ treiben. Und zwar ſollen zwiſchen den Wein⸗ ſtöcken Frühjahrskartoffeln gepflanzt, Gurken, Puffbohnen, Salat und Spinat, der bekanntlich im Sommer geſät werden kann, geſetzt werden. Auf dieſe Weiſe wird ungemein viel Boden der Gemüſekultur ge⸗ wonnen und vornehmlich in Gegenden und auf eee eee eee Breiten, die Gemüſebauland in nur beſchränktem ec Maße aufzuweiſen hatten. Wichtige Nahrungs⸗ mittel werden dem Volke billig und bequem zu⸗ geführt, ohne dabei einem andern Gewächs Schaden zuzufügen. Denn ſelbſtverſtändlich iſt, Weinlagen dieſe Nebenkultur nicht betreiben Hier muß der Zwiſchenboden ja von allem Unkraut ſorgfältig gereinigt werden, die Zwiſchenfläche muß frei liegen, damit die Sonne Über⸗ dies iſt der Raum in dieſen Lagen weit genauer ausgenutzt. Dieſer Weinbergs-Zwiſchenkultur kommt zugute, daß Frühkartoffeln, Gurken, Ge⸗ müſe und Salat bereits geerntet werden können, bevor derRebſtockſeine Geſcheine und Trauben trägt. verbotener Ausfuhr von r Kaufmann Ludwig Sachs, en Staates, der über ein in militär haft geſeſſen hat, e Arzt Dr. Alfred Hirſch und der Ein⸗ aus Annaburg vor dem Land— en. Die Verhandlung ergab, Fällen verbotswidrig Medikamente, die Dr. H. 8 hatte, in heim Ver g und unter falſcher Deklaration verſchickt hatten. Nach n der Verteidiger verurteilte e Angeklagten Se und Kühn zu 849 bezw. 388 Mark Geld— Dr. Hirſch wegen Beihilſe zu Weger Wegen der Gerichtsh wegen Konterbande ſtrafe, den Angeklagten 900 Mart Ge N Elternhauſe. Ulkige alte Bilder in breiten Gold⸗ rahmen ſind dabei und eine Truhe mit alten Decken unb Portieren. Siehſt du, vor Lange⸗ weile kramte ich da neulich ein wenig herum, ich ſuchte nach Lektüre für mich. Alte Bücher ſind auch noch da oben. Und da kam mir plötzlich ein famoſer Gedanke. Am Nachmittag ging ich zu einem Althändler und verkaufte ihm ein Paket Bücher. Du— die waren gräßlich ſchwer. 20 Mark hat er mir dafür gegeben. Und die Bilder und die alte Truhe will er auch laufen, wenn er ſie gebrauchen kann. Er will gern herkommen und ſich alles anſehen. Aber natürlich hab ich ihm unſere Adreſſe noch nicht geſagt, ich wollte doch erſt mit dir ſprechen. Du hit auch viel praktiſcher und bekommſt ſicher mehr für die Sachen als ich. Nun ſag' doch ſelbſt, iſt das nicht ſein? Die Eltern wiſſen doch längſt nichts mehr von den alten Sachen, ſonſt hätte Mama ſie ſchon zu Geld gemacht. Wenn wir es klug anfangen, brauchen wir nichts davon zu verraten und verſchaffen uns auf dieſe Weiſe ein hübſches Taſchengeld. Wir machen natürlich Halbpart, Ruth. Einver⸗ standen?“ Ruth hatte erregt zugehört. Nun trat ſie dicht an den Diwan heran und ſah zürnenz auf die Schwerter herab. 5 „Pui, Ellen! Schamſt du dich nicht? Ehen machte ein böſes Geſicht. „Gott, hab' dich doch nicht ſo. Was gibt es denn da zu entrüſten? Ob der Plunder ver⸗ geſſen da oben ſteht und vollends von den Motten zerfreſſen wird oder ob wir ihn zu Geld machen. Das iſt doch gleich.“ Eltern, du hatteſt kein Recht, ohne deren Wiſſen etwas zu verkaufen. Auf keinen Fall durſteſt du das Geld für dich verwenden. Hätteſt du es wenigſtens benutzt, um für Papa die nötigen Stärkungsmittel anzuſchaffen.“ Ellen zuckte ärgerlich die Schultern. „Lieber Himmel, Papa wird doch nie mehr ganz geſund, der Arzt hat geſagt, daß er den Abſchied nehmen muß. Und e geſtern ſelbſt ausgeſprochen, daß Papa uns in Zukunft nur eine ſchwere Laſt ſein wird. Ruth zuckte erbleichend zurück.„ „Ellen, weißt du wohl, wie herzlos du biſt? „Herzlos? Das iſt Unſinn, ich ſehe nur das Leben ohne Illuſion. Denkſt du, mir iſt es gleich, daß aus meinem hübſchen, ſtatllichen Papa ein hilfloſer Krüppel geworden iſt. Hab ich mich nicht halbtot geweint, als ſie ihn nach dieſem gräßlichen Sturz mit dem Pferde wie leblos nach Hauſe brachten? Du haſt dabei⸗ geſtanden wie ein Steinbild, haſt keine Träne vergoſſen und biſt mit Seelenruhe darange⸗ gangen, ihm das Lager zu richten. Nicht um die Welt hätte ich's gekonnt. 0 und ich einer Ohnmacht nahe waren, haſt du keinen Augenblick deine Ruhe verloren. Schilt du mich nur nicht herzlos. Und dabei iſt dir Papa noch von uns allen der liebſte. Was aus uns wird, aus Mama, mir und Hans, das kümmert dich keinen Augenblick. Für dich eriſtſert eben nur Papa und wieder Papa, weil er dich ſtrafbar vorzieht. Jawohl— er iſt ganz ver⸗ narrt in dich, deshalb hältſt du bloß zu ihm, Ich aber halle zu Mama, daß du es nur weißt. „Der Plunder gehört nicht dir, ſondern den“ Rulh preßte die Lippen ſeſt aufeinander und Mama hat es Während Mama ſah entſetzt in Ellens ſchönes ärgerliches Ge— ficht. Dann ſagte ſie mit verhaltener Stimme: Ww Wenn ich glauben müßte, du empfändeſt wirklich ſo, ſchein gibſt— es wäre furchtbar.“ halb ärgerlich, halb verlegen. N „Du biſt eine ſentimentale Närrin, Ruth. Natürlich brauchſt du meine Worte nicht auf die Goldwage zu legen, du weißt. im Arger rede ſich manches unüberlegte Wort.“ Eine Pauſe entſtand. Die Schweſtern ſahen, in Gedanken verſunken, vor ſich hin. Endlich fuhr Ellen ſchmeichelnd fort: „Sei doch nicht eklig, Ruth. Laß uns doch die Sachen heimlich verkaufen. Den Eltern hilft es auch nicht und wir haben ein bißchen Taſchengeld. Schließlich kommt es doch Mamas Haushaltskaſſe zugute, wenn wir mal in eine Konditorei gehen. Hans können wir ja am Ende auch etwas abgeben, damit er den Eltern eine Weile mit keinem Extraanliegen kommt.“ Ruth wandte ſich mit einer mutloſen Ge— bärde der Schweſter wieder zu. „Nein, noch heute erfährt Mama von den Sachen. Ich werde jetzt hinaufgehen auf den Speicher und mir die Sachen anſehen. Nach⸗ mittags können wir dann den Althändler be⸗ ſtellen. Während ich oben bin, kannſt du Mama ſelbſt von deinem Funde Mitteilung machen. Das einzige, was ich dir zugeſtehen kann, iſt, Mama nichts von den bereits erbeuteten zwanzig Mark zu ſagen. Da Mama ſich nicht gern per⸗ ſönlich mit ſolchen Leuten befaßt, werde ich ſelbſt mit dem Althändler unterhandeln, dann erfährt ſie nichts von den verkauften Bpshern.“ Ellen lachte wie du dir jetzt im Arger den An⸗ Ellen erhob ſich und machte einen ſpöttiſchen Knicks.„Da ſoll ich wohl auch noch Dank ſagen, daß du nicht klatſchen wirſt?“ Wein, ich beanſpruche keinen Dank,“ er— widerte Ruth mit einem traurigen Ausdruck in den Augen. Dann ging ſie hinaus. Draußen in der Küche, wo ein halberwach⸗ ſenes Dienſtmädchen für den Mittagstiſch Kar— toffeln ſchälte, nahm ſie einen Schlüſſelbund vom Haken und begab ſich hinauf auf den Speicher. Lange und aufmerkſam durchſuchte ſie alles, was hier oben unter einer dichten Staubſchicht verpackt lag. Sicher hatte Ellen einen Fund gemacht, den man ausnutzen könnte. Vielleicht ließ ſich dafür genügend Geld ſchaffen, um dem geliebten Vater die ſo ſehr nötigen Stärkungsmittel zu ſchaffen. Vor allen Dingen mußte ſie danach trachten, das Geld ſelbſt in die Hände zu be⸗ kommen, damit es auch wirklich dem Vater zugute kam. Wenn Mama es mit Beſchlag belegte, blieb nicht viel für ihn übrig, das wußte ſie. Aufmerkſam betrachtete ſie Stück für Stück des aufbewahrten Gerätes. Die von Ellen er⸗ wähnten Bilder waren alte Familienporträts in prunkvollen Rahmen, ein Zeichen einſtigen Glanzes aus Lizzi Steinbachs Elternhaus. Großen Wert repräſentierten ſie wohl kaum, aber immerhin konnte man eine kleine Summe dafür löſen. Ebenſo für eine Kiſte voll Bücher, von denen Ellen ſchon für 20 Mark verkauft hatte. Dann für eine alte, geſchnitzte Bank und eine große Truhe aus Eichenholz gab es wohl auch zu⸗ ſammen 100 Mark. Jedenfalls mußte ſie klug ſein und bei dem Händler ihren Vorteil wahren. S5 3(Fortſetzung folgt.)