unserem re Trä- vecken, würde lecken. Be- ung, 1 baues. itnis, daß 29. April in Viern : Der An werdender iffolgenden ein Ge rweiſungen heim ſtatt Landwirte 5 insbe trage und chſt einge e iſt zahl 1 treibenden 29. April reundlichſt bittet un and r d. 12 Uh f 1 bieſigen Schweine, 'dtlauf be- tödlichen och unge- siegt ein iſt davon rzt Herrn g erfolgt tung! me nicht Süke, — neinde 1 Erſcheint wöchentlich dreimal: Hiernheimer Geſchäfts⸗ Anzeiger in Organ für Jedermann Dienstag, Donnerstag u. Samstag Bezugspreis: 40 Pfg. pro Monat frei ins Haus gebracht er- Vereins ⸗Auzeiger eee eee Anzeigenpreis: Allltsblatt der Großh. Bürgermeiſterei Viernheim Die lſpaltige Petitzeile oder deren Raum 20 Pfg., auswärtige Inſerate 25 Pfg., die Reklame⸗Petitzeile 40 Pfg. ö Bei öfteren Wiederholungen und größeren Gratis⸗Beilagen: Nutz; 1587 5 2651 Aufträgen cutſprechender Rabatt. ö (dboſtenes Sonntagsglalk, mutet Euthält alle amtlichen Ankündigungen der Behörden Viernheims und Umgebung. Bell hhen 0 gen ae 8 Gramm e e ee, Inſerate finden in der Bürger⸗Zeitung wirkſamſte Verbreitung.— Für Wohnungsinſerate Ausnahme⸗Tarif. Bei Klage⸗Eihehung, e Bei⸗ 2 l Redaktion, Druck und Verlag: J. Martin, Viernheim, Rathausſtraße treibuug usw. wird Rabatt hiufällig. 2 51 Dieustag, den 1. Mai 1917 1 18 1 5* wir ſie für unſere Zellen nutzbar machen könnten. Be⸗ Hernder 0 rent Die Anpaſſung an die jetzige Art ſtimmte, den Darmkanal bewohnende Bakterien haben 0 crudczu empörend Kynähr die Werkzeuge, um die Zelluloſe anzugreifen. In dem iſt eine Tat, die auf Heddesheimer Gemar N ie W Sento 10 k e 5 1 Tat, die auf Heddeshei(Gemarkung begangen er Ernähr ung. ſehr langen Darmkanal der Pflanzeufreſſer können ſie einen wurde. Wenn man bor Heddesheim draußen, auf der Von Prof. Dr. Emil Abderhalden, Halle a. S. In unſerer Ernährung ſpielt heute die Pflan— zenkoſt eine ganz überragende Rolle. Wir ſind alle mehr oder weniger Vegetarier geworden. Der alte Kampf für oder gegen die Fleiſchnahrung hate in dem Au— genblick an Schärfe verloren, in dem erwieſen wor- den war, daß die Pflanzennahrung dieſelben für unſere Ernährung wichtigen Stoffe enthält, wie die nahrung. Kohlehydrate, Fette, Eiweißſtoffe, Salze ftin— den ſich in beiden Arten don Nahrung. Einen Markſtein in der ganzen Auffaſſung der Er— nährung bedeutet die einwandfreie Feſtſtellung, daß wir unſere Nahrungsſtoffe nicht unmittelbar in dem Zſtande, wie ſie in der Nahrung enthalten ſind, aufnehmen, wir zerlegen ſie vielmehr einzeln in ihre Bauſteine. Es kommt dann das Gemiſch der gebildeten Abbauſtufen in unſer Blut und damit in unſer Gewebe. Die Zerlegung vollzieht unſer Körper vermittels eigenartiger, in un— ſerem Verdauungskanal enthaltener Stoffe, Fermente ge— nannt. Somit ergibt ſich die grundlegende Frage, ob unſer Darmkanal, angefangen von der Mundhöhle bis zum Ende, über Einrichtungen verfügt, die genügen, um die Pflanzen- und Fleiſchnahrung ſo zu verwan— deln, daß eine Aufnahme in die Gewebe möglich iſt. Für das Fleiſch können wir das ohne wen eres bel ahen. Für die Pflanzennahrung liegen jedoch ganz beſondere Verhältniſſe vor. Ein Blick in den Bau des Verdau— ungskanals eines Fleiſchfreſſers und eines Pflanzenſreſ— ſers zeigt das ohne weiteres. Der Fleiſchfreſſer hat ein Gebiß, das aus Schneid- und Reißwerkzeugen beſteht. Der Unterkiefer wird ausſchließlich gehoben und geſenlt, jedoch nicht ſeitlich verſchoben. Man braucht nur einem Hunde zuzuſehen, wie er Fleiſch frißt. Er ſchneidet und reißt Stücke davon ab und verſchlingt ſie, ohne ſie weſentlich zu kauen. Der Pflanzenfreſſer han ausgeſpro— chene Mahlflächen. Der Kiefer kann ſtark ſeitlich ver— ſchoben werden. Die Nahrung wird zerrieben, gequetſcht, zermahlen. Eine Zwiſchenſtellung nimmt der Alleseſſer ein, dazu gehört der Menſch. Er hat Einrichtungen des Fleiſch- und Pflanzeneſſers. Alle Formen der Zähne ſind in ihrem Typus abgeſchwächt; es iſt das Gebiß des Alleseſſers.. Gehen wir weiter! Beim Fleiſcheſſer ſtoßen wir im Anſchluß an einen einfachen Ueberführungs— kanal— die Speiſeröhre auf einen einfachen Magen, an den ſich der Darm anſchließt. Dieſer iſt kurz. Beim Pflanzenfreſſer haben win dem Magen vor gelagert meiſtens mannigfaltige Einrichtungen. Bei den Vögeln ſtoßen wir auf Kröpfe, in denen die Körner er weicht werden können, ferner auf ſog. Muskelmagen. Dieſe' ſind im Jungren mit Hornſubſtanz ausgekleidet und haben eine ſehr kräftige Muskulatur. Die Pfrauzennahrung wird da zerrieben, zerquetſcht. Bei den Wiederkäuern haben wir die mann'gfaleigſten, der Pfilaszennahrung an— gepaßten Einrichtungen. Gewaltige Säcke dienen dazu, die Nahrung für die weitere Verdauung vorzubereiten. der Darmkanal der Pflauzenfreſſer iſt ſehr lang. Der Alleseſſer nimmt auch hier eine Mittelſtellung ein. Die Tatſache, daß der reine Pflanzeufreſſer den verwickeltſten Verdauungskanal beſitzt, weiſt ſchon darauf hin, daß die Pflanzennahr ung beſonde rer Vorbereitungen bedarf, um möglichſt gut ausge— nützt zu werden. Unſere Frage iſt die, ob unſere Ein— richtungen genügen, um die Pflanzenkoſt gut zu ver— werten. Dicſe Frageſtellung iſt in der Gegenwart von grundlegender Bedeutung, denn wir ſind nicht nur haupt- ſächlich auf Pflanzenkoſt angewieſen, ſondern zugleich auf eine beſchränkte Menge. Wir müſſen deshalb alles tun, um eine möglichſt große Ausnutzung unſerer Nah— cung zu erreichen. Es iſt ein ganz großer Irrtum, den Nährwert einer Nahrung ausſchließlich auf Grund ihrer Zuſammenſetzung erſchließen zu wollen. Es kommt darauf an, wieviel danon im Darme liegen bleibt und berwertet wieder abgeht. 1 J 7 Sobald Pflanzennahrung au genommen wird wird im allgemeinen die abgehende Menge eine grö ßere ſein, als bei Fleiſchkoſt. Unterſuchen wir, den Ab: gang bei der Pflanzenkoſt, dann ſind wir überraſcht, wieviel Nährſtoffe der Verwertung im Körper entgaugen ſind! Es rührt dies von der beſonderen Beſchaffenheif der Pflanzennahrung her und in erſter Linie von ihrem Gehalt an Zelluloſe. Dieſer Stoff— ein Kohle⸗ hydrat— umſchließt die Zellen. Wir haben in unſerem Darmkanal keine Stoffe, die die Zelluloſe verwandeln könnten, d. h. in eine Form zu bringen vermöchten, in der Fleiſch⸗ ausgiebige Wirkung entfalten. Dazu kommt, daß die Zellwände bereits durch die erwähnten beſonderen Ein— richtungen des Verdauungskanals vorbereitet, erweicht uſw. ſind. In unſerem relativ kurzen Darmkanal iſt die Wirkung der Bakterien eine beſchränkte. Würden wir nun einfach den größten Teil der Zel— 1 wäre der Schaden zu ertragen. Allein die Sache liegt viel verwickelter. Unſere Nährſtoffe ſind im Zelkinhalt enthalten der Muskelfaſer, der Pflanzenzelle. Bleibt die Zelle von Jelluloſe umſchloſſen, dann entgehen uns gleichzeitig viele der Zellinhaltsſtoffe! Eiweiß. Fete, Kohlehydrate, auch Salze werden mit der Zellulose zu— ſammen ausgeſchieden. Dazu kommt, daß dieſe ſelbſt manche wichtigen Nahrnngsſtoffe aufſaugt und ſo mit fortführt. N Dieſe Feſtſtellungen führen zu der nicht möglich iſt, die Pflauzenmnahrung ſo vorzuberei— ten, daß ſie beſſer ausgenützt werden kaun. Das iſt nun in der Tat der Fall. Wir müſſen genau ſo wie der Pflanzeufreſſer unſere Nahrung möglichſt zer kleinern und erweichen. Eigentlich müßten un— ſere Zähne ausreichen, um die Zerkleinerungsarbeit 31 Lie 10, Frage, ob es leiſten. Leider ſind die meiſten Gebiſſe unzureichend Dazu kommt, daß viel zu wenig Zert zum Kauen aufgewandt wird. Wir haben uns gewöhnt, ge dankenlos zu eſſen! Wir lächeln, wenn uns zu gemutet wird, mit Ueberlegung jeden Biſſen gründlich zu kauen und einzuſpeicheln! Der Eruſt der Zeit lehrt uns, daß Schweigen Silber und Kauen Gold wert iſt! Ohne Bedenken ſetzen wir den Kiefer bei einem Wort— ſchwall tauſendmal in Bewegung und ſträuben uns doch, die Kauarbeit gründlich und mit Bewußtſein durchzu fte ren! Gründliche Kauarbeit könnte jetzt geradezu als patriotiſche Pflicht gefordert werden! Wir können nun aber die Ausnützung auch durch unſere Kochkunſt ganz außerordentlich un enſt eiten. Zu— nächſt können wir mittels der„Küchenmechauik“ die Pflanzennahrung in fein verteilte Form bringen. Wir können zerkleinern, zerquetſchen aſw. Dann kommt das Kochen. Es muß ſo lange fortgeſetzt werden, bis die Nahrung weich gekocht iſt. Ganz al'gemein wird die Pflanzennahrung viel zu wenig lang gekocht. Man müßte die Kochkiſte viel mehr benützen. Dazu iſt noch zun bemer— ken: Das Kochwaſſer von Fleiſch und von Pfhan— zen enthält wichtige Nahrungsſtoffe, vor allem Salze. Niemals ſchütte man es weg! Es würde das eine Verſchleuderung von Nah ung bed u- len! Endlich noch folgender Hinweis: Ab und zun heſt man in der Zeitung, man ſolle die Pflangenvahrug dadurch„aunſſchließen“, daß man beſonde wenn das Waſber hart iſt oda zum 311 Jeg 'rreicht in der Tat ein raſcher W donn d U rung. Allein gleichzaltig werden, wie jetzt erwieſen iſt, wichtige Stoffe zerſtört. Der Schadenſiſtgrößer als der Nutzen. Es ergib! ſich aus dem Mitge— teilten, daß wir uns der beſonderen Beſchaffenheil der Pfllanzen nahrung anpaſſen müſſen. Es fehſen uns manche Einrichtungen, die der reine Pflanzenſreſſer zur Er— ſchließung der Nahrung hat. Unſege Kochkunmſt und ausgiebiges Kauen ermöglichen uns, die Ver— der Pflaunzen nahrung ent ganz erheblich zu der in Nahrungsſtoffe verktung haltenen ſtei gern. Lolale Nachrichten. Vieruheimer Ehrentafel. Füſilier Val. Samstag, Sohn von Adam Samstag 2., fand hei den letzten ſchweren Kämpfen den Heldentod fürs Vaterland. Die Familie hat jetzt zwei Söhne im Krieg verloren. Ehre ſeinem Andenken! Todgefahren. Geſtern wurde das einjährige Söhn— chen von Johann Georg Hoock in der Götheſtraße von einem, hieſigen Fuhrwerk überfahren und tödlich verletzt. Wen die Schuld an dieſem bedauerlichen Unglück trifft, wird die ein geleitete Unterſuchung ergeben. * Vortrag. Der Vortrag am Sonutag im Gaſthaus zur Roſe war nur ſchwach heſucht. In Anbetracht der Wich— tigkeit des Themas wäre ein beſſerer Beſuch am Platze ge— geweſen, ganz beſonders vonſeiten der Frauenwelt. Herr Bürgermeiſter Lamberth hatte denn auch treffende Aus— führungen über die Intereſſeloſigkeit gefunden. Der Vor tragende, Herr Kreisobſtbauinſpektor Ohrtmann, fand in den Erſchienenen recht dankbare Zuhörer. N § Autlicher Teil. Auf die Bekanntmachungen in 1 heutiger Nummer machen wir beſonders aufmerkſam. Mannheimer Straße links abbiegt Feldweg, der ſo breit l iſt, daß ein kann. Wie die Sebzſteine beweiſen, ſprünglich allerdings breiter kommt man auf einen Fuhrwerk darauf fahren war dieſer Feldweg ur Aber wie es auf dem Lande ſo geht: bald hat der eine, bald hat der andere Bauer ſeinen an dieſen Feldweg grenzenden Acker auf Koſten des Feld— etwas verlängert. Das war gewiß nicht in der Ord— n Und es war deshalb auch das gute Recht, ja ſogar die icht der zuſtändigen Feldpolizei dafür zu ſorgen, daß der ig ſo bleibt, wie er urſprünglich angelegt war. Nun haben aber die Wächter der! könung ſchon ſeit Jahren ſtill— ſchweigend zugeſehen, wie der betr. Weg in oben erwähnter Weiſe wurde. Kein Wunder alſo, Ackerbeſitzer des guten Glau— 0 Duldung als ſtillſchweigende Billigung zu betrachten ſei, zumal der jetzige Feldweg immer noch ſo breit iſt, daß er von jedem Fuhrwerk benützt werden kann. In ber jetzigen Kriegszeit aber, wo jedes brauchbare Stück— chen Boden ausgenützt werden ſoll, konnte dieſer gute Glaube der Ackerbeſitzer erſt recht nicht erſchüttert werden. So kam in Anſpruch genommen wenn die in Frage kommenden hens waren, daß die 1 cs, daß, wie in früheren Jahren, auch dieſes Jahr das ur— ſprünglich weggeackerte Stück Feldweg eingeſät und bepflanzt wurde. Die Saaten ſtanden im ſchönſten Wachstum und illes ſchien in beſter Ordnung. Da, was iſt das? ſo f uſich eines Tages die Bauern, als ſie ihre Aecker wie der beſahen. Das urſprüngliche Stück Feldweg, das Jahre laug inwiberſprochen als Ackerland gedient hatte, war bis zu den Setzſteinen von den Aeckern weggehackt und mit dem Feldweg wieder vereinigt worden. Das auf dem abgehackten Stück in vollem Wuchs daſtehende Getreide war zerhackt und alle übrigen Anpflanzungen darauf vernichtet. Man kann . ie Ueberraſchung und den noch größern und voll be— ſich dle rechtigten Aerger der Ackerbeſitzer vorſtellen. Ausgerechnet im, 3. Kriegsjahr, wo uns die Lebensmittelknappheit faſt ans Leben geht; jetzt nach einem ſo harten Winter und einem ſo kühlen Frühjahr, wo ſich Jedermann freut, endlich einmal etwas Grüne unſere Hoffnung für die Zukunft her— vorſprießen zu ſehen; jetzt wo alles darauf drängt, daß ja jedes Stückchen extra fähigen Landes angebaut werde; jetzt nachdem Aecker bereits beſät und bepflanzt waren; ſage und ſchreibe jetzt, mußte der kleinliche Bürokratismus auf ſeinem Rechte beſtehen wenn er überhaupt noch ein Recht halte, nachdem er ſich jahrelang nicht gerührt hatte. Welchen Freund notleidenden Volkes muß ein ſolch unerhörtes Verfahren nicht bis in die tiefſte Seele hinein empören, beſonders, wenn man noch bedenkt, daß von dieſer wahren unſeree Vernichtungswut eine große Zahl von Aeckern betroffen wurde und der Ernährungsausfall ſomit kein unbeträcht— licher iſt. 22 N 1 zun Fruhe Sault Lebt fort in unserem Heldengrah, Herzen Befreit von allen Könnten unsere Tra Schmerzet nen dich erwecken, Diel iehe die dich hie— Fremde Erde würde umgah Dich nicht decken. Todes-Anzeige Allen Be- kannnten die schmerzliche Mitteilung, dass Verwandten, Freunden und unser lieber Sohn und Bruder Füsilier alentin Samstag im Alter von 20 fahren den Heldentod fürs Vaterland gestorben ist. Wir bitten seiner im Gebete zu ge- denken. Viernheim, den J. Mai 1917. Die trauernde Familie: Adam Samstag l. doppelſpiel des Vierverbandes. Mehrere engliſche Veröffentlichungen der letzten Zeit werſen ein intereſſantes Licht auf die Erwartungen, die man in England während der vorbereitenden Stadien der ruſſiſchen Revo⸗ lution gehegt hat. Wir finden, ſo ſchreibt die „Köln. Ztg.“ die Auffaſſung beſtätigt, daß man darauf rechnete, die ruſſiſche Politik mit Hilſe der Reichsduma und des Botſchafters Buchanan feſt in die engliſche Hand zu bringen, und daß man dann durch den Gang der Ereigniſſe völlig überraſcht worden iſt. Im XIX. Century“ legte Robert Machray in einem noch vor Ausbruch der Revolution geſchriebenen Auſſatz dar, daß die liberalen Elemente der ruſſiſchen Reichsduma mit ihren hervorragendſten Wortführern nichts von einer Revolution im eigentlichen Sinne wiſſen wollten. Da heißt es:„Was wir uns vergegenwärtigen müſſen, iſt, daß die ſreiheit⸗ liche Bewegung in Rußland national in der Geſinnung, konſtitutionell in den Zielen und unverkennbar treu gegen den Zaren iſt.“ Da müſſen denn die wahren Ereigniſſe ge⸗ waltig enttäuſcht haben. Ergänzt wild dieſer Aufſatz durch Mitteilungen im New States— man“ vom 24. März. Darin findet ſich das Zugeſtändnis, daß man in England ſchon ſeit drei Monaten eine Kriſis erwartete und von einem Abkommen zwiſchen Reichsduma und Armee unterrichtet war, wonach der Zar zur Abdankung gezwungen und durch den Groß— fürſten Michael erſetzt werden ſollte. Auch die Kaiſerin-Mutter habe darum gewußt. lber wir warteten ſo lange Zeit auf einen mili— täriſchen Staatsſtreich und nicht auf eine Volks— revolution. Der Unterſchied iſt grundlegend.“ Die Urheber der Verſchwörung hätten offenbar durch Zögern den richtigen Augenblick verpaßt. „Tatſache bleibt, daß die Männer, die die Proviſoriſche Regierung bildeten, nicht die Ur- heber der Revolution waren und nun genöligt ſind, mehr als ihr Mundſtück denn als Leiter zu handeln.“ Das ſind ſehr bemerkenswerte Enthüllungen. Wir halten ſie mit beſorgten Außerungen zu— ſammen, die dieſer Tage dem Amſterdamer Ver— trauensblatt der Engländer, dem Telegraaf,, entſchlüpſt ſind und die dahin ausklingen, daß der beſte Ausweg aus der jetzigen Lage in Rußland die Wiederherſtellung der Monarchie auf parlamentariſcher Grundlage ſein würde. Es wird ſehr belehrend ſein, das engliſche Doppel— ſpiel weiter zu beobachten. Auch in Frankreich ſetzen offenbar einflußreiche Kreiſe ihre Hoff nung auf Wiederherſtellung der Monarchie in Rußland. Sonſt würde die Zenſur nicht dem„Gaulois“ erlauben, unter erbittertſten Ausfällen gegen den Rat der Arbeiter und Soldaten folgendes zu ſchreiben:„Die über— wältigende Mehrheit des ruſſiſchen Volks will den Gedanken der Abſchaffung der Monarchie nicht annehmen. Alle volkstümlichen Vereine, die darüber befragt wurden, haben ſich für eine Verfaſſungsmonarchie ausgeſprochen. Außerdem entziehen ſich die Soldaten, die nicht in Petro— grad ſtehen, dem Einfluß der Aufrührer und bleiben großenteils der Überzeugung treu, daß Rußland nicht ohne monarchiſche Form beſtehen ihre früher Inſtrukleur bei der chineſiſchen Regierung, iſt an der indiſch-afghaniſchen Grenze in eng⸗ kann.“ Dagegen iſt in England und Frankreich die überzeugung einmätig, daß dem Vierverband nichts Erwünſchteres geſchehen könnte, als wenn wir in Deutſchland die Revolution mit Be- ſeitigung der Monarchie und ſonſtigem Zubehoͤr bekämen. Eine Durchſicht der engliſchen Preſſe gibt uns dafür die anmutigſten Belege. Wenn eine Offenſive im Gange iſt, verlangt der eng⸗ liſche Leſer beſonders ſtarkgeſalzene Koſt. Die Hoffnungen ſteigen dann jedesmal ins Unge⸗ meſſene, und man richtet die Welt ein, wie es England gefällt. Evening Standard“ ſagt:„Ein Krieg wie dieſer kann erfolgreich nicht ge- führt werden ohne eine eigene Nation. Und eine große militäriſche Niederlage, die wir mit berechtigter Erwartung vorausſetzen, wird die ſoziale und politiſche Unzufriedenheit um ein Vielfaches vermehren. Während wir glauben, daß die nun in ihren Anfängen ſichtbare Revo⸗ lution reißenden Lauf nehmen wird, müſſen wir unſere Anſtrengungen verdoppeln anſtatt nach⸗ zulaſſen. Je klarer das deutſche Volk ſieht, daß ſchleppt und kam dort in engliſche Gefangenſchaft. die Weltdemokralie gegen den„Hohenzolleris⸗ mus“ iſt, deſto mehr wird es beſtrebt ſein, das Auge, das ärgert, herauszureißen.“ Das drückt engliſche Wünſche zwar kraß aber klar aus.„Pall Mall Gazette“ ſpricht in ähnlichen Wendungen vom„Kaiſerismus“, ge⸗ hört aber zu denen, die von einer Begnadigung unſeres Volkes nach erlittener Niederlage nichts wiſſen wollen, auch nicht, wenn wir die Mon⸗ archie ahſchaffen. Denn:„Der Hunne wird Hunne bleiben, gleich in Sklaventum und Beſtialität, bis wir die ganze Organiſation des Hunnentums vor ſeinen Augen in Trümmer ge⸗ legt haben.“ Über dieſe ihre verſchiedenen An⸗ ſichten mögen ſich nun erſt die Engländer Wa vertragen. Sie haben ja Zeit azu. Inzwiſchen iſt zu bemerken, daß die letztere Auffaſſung weiter um ſich greift, wohl auch, weil ſie dem franzöſiſchen Geſchmack mehr ent— ſpricht. Selbſt das Journal des Débats“ druckt einen flammenden Brief mit warmer Zuſtimmung ab, der ausſpricht, wir ſollten doch nicht denken, daß wir durch Anderung unſeres Verfaſſungs⸗ weſens der verdienten Strafe entgehen würden. Auf dem Hintergrund dieſer Stimmungen wirkt es, als ob Knaben den Staatsmann ſpielten, wenn man hört, der Vierverband wolle ſich mit einem Friedensangebot unter Ausſchaltung der deutſchen Regierung an unſer Volk wenden. Sollte der Plan ernſthaft erwogen werden, ſo kann man den leitenden Männern in London und Paris nur raten, dem Zenſor beſſer auf die Finger zu paſſen. Sonſt zerſtören Journa— liſten, die das Herz auf der Zunge haben, das naiv erdachte Doppelſpiel, ehe es noch recht be— gonnen hat. verſchiedene Nriegsnachrichten. Ein deutſcher Held. Der württembergiſche Major Dinkelmann, 9 liſche Gefangenſchaft geraten. Bei Ausbruch des Krieges eilte er nach Tſingtau, um bei der Ver— leidigung unſerer Kolonie mitzukämpſen. Er hat auch noch einen Teil des Bombardements von Tſingtau miterlebt. Vor der Übergabe von Tſingtau gelang es ihm nach einem wehmütigen Abſchied auf dem dortigen Gouvernement bei Nacht durch die japaniſchen Linien hindurch un- verſehrt auf neutrales Gebiet und von dort wieder nach Peking zu kommen. Eine Zeitlang konnte er ſeine alte Arbeit dort wieder auf- nehmen. Dann aber wurde er auf Drängen der Verbandsgeſandten von der chineſiſchen Re— gierung entlaſſen. Sein ganzes Denken war nun darauf gerichtet, nach der Heimat zu ge— langen, um am Kriege teilnehmen zu konnen. Da er aber in den öſtlichen Häfen zu bekannt war, konnte hierfür nur noch der Landweg in Betracht kommen. Er kam bis an die afgha- niſche Grenze unter rieſigen Strapazen und allerlei Gefahren inſolge Zuſammentreffens mit Räuberbanden und wilden Völkerſchaften, wurde aber dann mit erſrorenen Füßen, unfähig zu gehen, durch Verrat nach Hunya-Nagar ge- Freie Fahrt für neutrale Schiffe am 1. Mai. Wie von zuſtändiger Seite verlautet, hat die deutſche Regierung auf Anſuchen der neutralen Staaten, die noch Schiffe in engliſchen Häfen liegen haben, die bisher wegen der deutſchen Seegebietsſperrung nicht ausfahren konnten, ihnen das Angebot gemacht, dieſe Schiffe am 1. Mai auslaufen zu laſſen, und ihnen für dieſen Fall— abgeſehen von der Minengeſahr — ſicheres Durchfahren des Sperr— gebiets zugeſagt, wenn ſie beſtimmte Zeichen führen und beſtimmte Wege einhalten. Dieſe Schiffe ſind dazu beſtimmkt, die Neutralen mit Lebensmitteln zu verſorgen. Es bleibt abzu- warten, ob die engliſche Regierung, die bei Er- laß der deutſchen Sperrerklarung die Ausfahrt neutraler Schiffe binnen der gewährten Friſt 10 hat, die Schiffe nunmehr ausfahren läßt. * ſtattfinden. Heimat Kräfte im Heere zur Erhöhung der [Kohlenproduktion genommen trieben. Wanken der Zuverſicht in der franzöſiſchen Preſſe. Der ehemalige Chef der franzöſiſchen Armee, La Croix, ſagt im Temps“, daß die Organi⸗ ſation und die Diſziplin des deutſchen Heeres dieſes bis zum äußerſten Widerſtand befähige. Es bedürfe aller Kräfte des Vierverbandes und einer Offenſive an allen Fronten, um Herr der Lage zu werden. Oberſt Rouſſet betont den immer ernſter werdenden Widerſtand der Deutſchen mit Beſorgnis und empfiehlt der Regierung, dieſer Tatſache Auf⸗ merkſamkeit zu ſchenken. Der„Figaro“ ſchreibt: Wir haben zu Beginn der Schlacht einen Vor⸗ teil errungen; jetzt iſt der Kampf in ein in⸗ taktiſches Stadium getreten. Die Verteidigung muß gebrochen werden, was wegen des durch ſchlechte Witterung ungangbar gewordenen Ge— ländes ſchwer iſt. ** Die Beſchießung von Calais. Der„Temps“ erfährt folgende Einzelheiten über die Beſchießung von Calais: In der Nacht auf den 21. April wurde die Bevölkerung von Calais um ungefähr 12 Uhr 30 Minuten durch furchtbares Donnern vom Meere her geweckt, das von einer ſehr heftigen Beſchießung her— rührte, während Geſchoſſe auf die Stadt niederfielen. Es handelte ſich um feindliche Seeſtreitkräfte, denen es gelungen war, in den Pas de Calais einzudringen, und die in Haſt auf die Stadt feuerten. Mehrere Häuſer wurden ernſtlich beſchädigt. Es gab einige Opfer unter der Zivilbevölkerung. Die Beſchießung dauerte zehn Minuten, während 1 75 Nachdem dle kaſſerliche Oſterbotſchaft entſchieden gegen das Dreiklaſſenſyſtem im preußiſchen Landtagswahlrecht Stellung genommen hat, wird, ſicherem Vernehmen nach, im preußiſchen Abgeordnetenhauſe angeregt werden, auch den Gemeinden ein anderes Wahlrecht zu geben. Man nimmt aber an, daß die neue Wahlreform ſich mit dieſen Fragen noch nicht beſchäftigen, ſondern ſich nur mit einem neuen Wahlrecht zum Landtage, mit einer Neu⸗ geſtaltung des Herrenhauſes und mit einer Neuein⸗ teilung der Wahlkreiſe befaſſen wird. Frankreich. Die jetzt tatſächlich in Ausſicht ſtehende internationale ſozialiſtiſche Frie⸗ denskonferenz in Stockholm wird in der Preſſe des Vierverbandes, namentlich in Frank- reich, mit großer Erbitterung beſprochen. Der Pariſer Matin“ erklärt die Duldung einer ſolchen Konferenz ſeitens der ſchwediſchen Re⸗ gierung als eine Verletzung der Neutralität und droht mit einer amerikaniſch-engliſchen Hunger⸗ blockade. Ahnlich ſpricht das„Echo de Paris“ England. „Nach engliſchen Blättermeldungen wird die Regierungsvorlage Ulſter das Zugeſtändnis machen, daß ſechs Graſſchaften von der Selbſt⸗ verwaltung in Irland ausgeſchloſſen werden, während Homerule in dem übrigen Irland ſoſort eingeführt wird. Die Londoner Blätter meinen, wenn dieſe Meldung richtig iſt ſo iſt jede Hoffnung auf einen Ausgleich a abſehbare Zeit verſchwunden. deren die auſeinanderſolgenden Schüſſe und Detonationen ohne Unterlaß widerhallten. * Kriegsmüdigkeit in Südafrika. Wie der Allgemeine Preſſedienſt aus Jo— hannesburg von beſonderer Seite vernimmt, ö ö Luxemburg. * In der luxemburgiſchen Kammer erklärte Staatsminiſter Thorn, da die jetzige Regierung nicht mehr das Vertrauen habe, das ſie verlangen müſſe, und Erzeuger wie Ver— braucher ihre Pflicht ſchlecht erfüllen, habe die Regierung ihr Mandat in die Hände der Groß⸗ herzogin zurückgelegt. Darauf verließen die treten in der ſüdafrikaniſchen Union beſorgnis- Regierungsmitglieder den Saal. erregende Spaltungen auf. Herzog in einer Rede, die Südafrikaner hätten keinen Grund, weiter ihr Blut zu vergießen, um die Türken aus Konſtantinopel zu vertreiben und dort den Ruſſen zur Herrſchaft zu bringen. Herzog genießt bei einem großen Teil der Bevölkerung hohes An— ſehen. Die ganze Lage in der ſüdafrikaniſchen Union, heißt es in dem Brief, iſt höchſt unbe— friedigend. Unſere erſte Brigade in Frankreich droht dahinzuſchwinden, und in der holländiſchen Bevölkerung Südafrikas herrſcht wenig Neigung, die Lücken auszufüllen, ſie bleibt lieber zu Hauſe. Einige Blätter fordern die Regierung auf, ſich ſtehenden bedrohlichen Riß wieder zu überbrücken. Die Nation ſtehe jetzt in einer höchſt ernſten Stunde. Politiſche Rundſchau. Deutſchland. * Nach einer Anordnung des Kriegsamtes werden eine große Anzahl Reklamierter für den Heeresdienſt im Felde wieder freigemacht und durch Hilfsdienſtpflich— tige und Frauen erſetzt werden. Ebenſo ö So erklärte General Rußzland. »Der Rat der Arbeiter- und Soldaten— Delegierten hat beſchloſſen, in ganz Rußland den erſten Mai neuen Stils, alſo den 18. April ruſſiſcher Zeitrechnung, zu feiern. Es ſind für dieſen Tag auch große Arbeiter— kundgebungen, wie ſie in Rußland noch nie erlebt worden ſind, im ganzen Lande vor— geſehen. Um auch nicht einen Tag die Kriegs— arbeit zu hemmen, haben die Arbeiter be— ſchloſſen, ſtatt dem 1. Mai am Sonntag, dem 29. April zu feiern. Griechenland. »Die Blätter des Vierverbandes überbieten ſchleunigſt zurückzuziehen, um den im Volke be⸗ ſich in der Hetze gegen König Kon⸗ ſtantin, dem man Verrat und heimliches Einverſtändnis mit den Mittelmächten vorwirft. — Daß man jetzt ſcharf gegen Griechenland vorgehen und„zur Strafe“ Theſſalien, das reiche Getreideland, beſetzen will, erklällich, wird leicht wenn man ſich vorſtellt, daß die Ernährungsſchwierigkeiten der Armee Sarrails ö 1 ö ſoll ein Austauſch zwiſchen Feld und Heimat freigemacht werden. Auch dieſer Erſatz ſoll aus der Kriegsinduſtrie werden. Die Landwirtſchaft wird ieſen Maßnahmen nicht betroffen. Die d von induſtriellen Betriebe ſollen rechtzeitig benach— richtigt werden, damit ſie für Erſatz ſorgen können. *Dſe Arbeit für die kommende Wahl— Endlich ſollen gegen Erſatz aus der 1 ö ö 1 rechtsvorlage in Preußen wird, wie aus parlamentariſchen Kreiſen verlautet, gegen— ö 1 wärtig von den zuſtändigen Stellen eifrig be Da der Grundſatz, daß das kommende und direkt O Wahlrecht allgemein, geheim ſolle, bereits in 0 ſeſtgelegt iſt, handelt es ſich für die Regierung ſein der kaiſerlichen Oſterbotſchaft ziele Konſtantinopels willigen muß. täglich wachſen. Da ſoll nun Griechenland„zur Strafe“ ſeine Getreideernte hergeben.— Es ſind wirklich Kämpfer für„Recht“ und„Freiheit“, unſere Feinde! Amerika. * Bei den Unterredungen zwiſchen der franzöſiſch-engliſchen Miſſion und dem Präſidenten Wilſon wird letzterer darauf hinweiſen, daß der Vierverband ſeine Kriegs— mäßigen müſſe. Im übrigen hält er daran ſeſt, daß Deutſchland Belgien entſchädigen und die Türkei in die Internationaliſierung Die Frage der deutſch-ſüdafrikaniſchen Kolonien und Elſaß— Lothringens betrachtet der Präſident als eine europäſſche.— Das alles wird ja nicht Herr Wilſon, ſondern die Zukunft entſcheiden. *Im Kongreß wurde eine Geſetzesvorlage eingebracht, die den Präſidenten ermächtigt, die internierten Schiffe der Länder, mit welchen die Ver. Staaten Krieg führen, zu übernehmen. Nach den Beſtimmungen der vor allem darum, das Material für die vierte Weſenseigenſchaft des neuen Slimmrechts zu ſammeln, d. h. feſtzuſtellen, welche Wirkungen ein völlig gleiches und ein plurales(mit ſeinen verſchiedenen Abarten) Stimmrecht haben würde. Geſetzesvorlage wird das Schiffahrtsamt die deutſchen und öſterreichiſchen Schiffe charlern, vermieten oder ſelbſt in Fahrt bringen können. Die Eigentumsrechte werden nach dem Kriege feſtgeſtellt werden. — 7 Friede Sörrenſen. 7] Roman von H. Courths⸗ Mahler. (Fortſetzung.) WMährenddem ſaß Ruth bei ihrem Vater. Als er erwacht war, legte ſie die zweitauſend Mark vor ihm auf die Beltdecke und erzählte ihm pon dem Gobelinfund. Daß ſie bei dieſer Irzählung nicht ganz bei der Wahrheit bleiben konnte, war ihr ſehr drückend. Aber was hätte ſie nicht getan, dem geliebten Vater einen Kummer zu erſparen. Fritz Steinbach atmete wie von einem Druck befreit auf, als er das Geld in den Händen hielt. „Das iſt ein unverhofftes Glück, mein liebes Kind. Es hilſt uns äber die nächſte ſchwere Zeit ein wenig hinweg. Freilich lange wird es nicht vorhalten. Aber morgen ſpreche ich be⸗ ſtimmt mit Mama über die nötigen Ein⸗ ſchränkungen, die wir uns auferlegen müſſen.“ 6 Am nächſten Tage verließ Mafor von Steinbach mit Hilſe ſeines Burſchen wirklich das Beit. Ruth hatte ein Kiſſen in den großen Lehnſtuhl gelegt. Und da dieſer mit Rollen ver⸗ ſehen war, konnte der Stuhl bis an das Fenſter geſchoben werden. Mit ſieſen Zügen atmete der Kranke die durch das offene Fenſter ſtrömende Frühſommer⸗ luft ein. Wie ſchwach und elend er ſich noch fühlte, verriet er nicht, da er Ruths Augen ſorgenvoll auf ſich gerichtet ſah. Er lächelte ihr ermutigend zu. „Fühlſt du dich behaglich, Papa?“ N „Sehr behaglich, Ruth. Und welche Er⸗ holung, wenigſtens zum Fenſter hinausſehen zu können!“ „Nicht wahr? Nun wird es deine Klauſur zu ertragen. deine Bouillon. Sie doppelt gut ſchmecken.“ Er nickte ihr lächelnd zu, und ſie ging hinaus. Sobald ſie das Zimmer verlaſſen hatte, verſchwand das Lächeln von ſeinem Geſicht. Eine qualvolle Pein grub tiefe Linien in ſeine Züge. „Muß ich das ertragen, Herrgott im Himmel, ein Toter unter Lebendigen— eine Ruine! Darf ich es nicht von mir werfen, dieſes elende, nutzloſe Leben?“ dachte er ver⸗ zweifelt. Aber als Ruth dann mit der Stärkung für ihn zurückkehrte, löffelte er gehorſam die Bouillon, während Ruth neben ihm ſaß und mit ihm plauderte. „Iſt Mama ſchon ſichtbar, Ruth?“ „Sie iſt eben beim Ankleiden, Papa.“ „Mama und Ellen ſind ſehr ſpät aus der Oper nach Hauſe gekommen.“ „Ja, Hans hat ſie abgeholt und— und da ſind ſie mit ihm noch ein Glas Wein trinken gegangen.“ Steinbach ſeufzte. Kurze Zeit darauf rat Frau von Steinbach in einem eleganten, aber bereits etwas abge⸗ tragenen Hauskleid und mit tadellos moderner Lockenfriſur zu ihrem Gatten ins Zimmer. „Ah— du haſt endlich das Bett verlaſſen! dir leichter, Jetzt hole ich dir wird dir außer Bett Beſonderes 9* Das iſt ein Glück. Wie geht es dir?“ Es klang ſehr kühl und konventionell. Ebenſo klang ſeine Antwort. „Danke, es geht nicht beſſer und nicht ſchlechter zuvor.“ „Du haſt mich rufen laſſen. als Gibt es etwas „Allerdings, ich habe Wichtiges mit dir zu beſprechen. Bitte, nimm Platz; was ich dir zu ſagen habe, iſt nicht in zehn Minuten erledigt.“ „Oh— ſo lange ſoll es dauern? Ich muß um 11 Uhr ſort. Frau von Arnheim erwartet mich, um mit mir über eine Wohltätigkeits⸗ matinee zu konferieren.“ „So wirſt du etwas ſpäter kommen.“ „Auf keinen Fall— es geht nicht.“ „Es wird gehen müſſen, Lizzi. Überhaupt, du wirſt dich in Zukunft derartiger Geſelligkeiten enthalten müſſen. Wir haben nicht mehr die Mittel, ſie zu erhalten. Ich bin am Ende meiner militäriſchen Laufbahn, unſer Einkommen wird ſtatt größer kleiner werden. Aus dieſem Grunde müſſen wir auch dieſe Wohnung auſ— geben und eine kleinere mieten in einem billi⸗ geren Stadtteil.“ Seine Frau fuhr entrüſtet auf. „Ligzi, begreifſt du das nicht?“ „Nein, ich begreiſe nur, daß du ein törichter Starrkopf biſt. Warum läßt du mich nicht Friedes Hilfe in Anſpruch nehmen?“ Er ſah ſie mit einem unbeſchreiblichen Blick an. „Warum? Muß ich dir wirklich dieſe Frage beantworten, Lizzi? Könnteſt du wirklich im Ernſt daran denken, Friede um Hilfe zu bitten — ſie anzubelteln?“ ( LBizzi machte eine unwillige Bewegung, ſah aber an ihm vorbei. „Friede iſt unverheiratet geblieben— ohne Erben. Niemand ſteht ihr durch die Geburt näher als ich. Soll ich ruhig zuſehen, wenn ſie ihr Vermögen anderen, fremden Menſchen hinterläßt, die ſich ihre Gunſt zu erobern ſuchen y Meine Kinder ſind doch ſchließlich die Nächſten dazu! Und ich bin feſt entſchloſſen, nachdem ſich unſere Verhältniſſe ſo verſchlimmert haben, nicht länger zu zögern, den erſten Schritt zu lun. Was trennt mich denn im Grunde von Friede? Nur du!“ Steinbach zuckte zuſammen und ſtartſe vor ſich hin.„Nur ich?“ fragte er tonlas mit trockenen Lippen. Sie warf trotzig den Kopf zurück. „Jawohl, nur du. Ich will und mag aber nicht länger Rückſicht nehmen auf deine ſenti⸗ mentalen Torheiten, da es das Wohl meiner Kinder gilt.“ „Und dein eigenes,“ ſagte er bitter. „Gut, auch mein eigenes. Jeber verunuſtige Menſch muß mir recht geben. Denkſt du, Friede hat nicht längſt die Kinderei verwunden? Glaubſt wohl, weil du ſelbſt noch zuweilen ſenti⸗ mental mit der einſtigen Liebe zu ihr lieb⸗ äugelſt, ſie täte es auch? Ja, ja— werde nur rot— ich weiß ganz genau, daß du ſie in deinem Herzen mit einer Glorie umgibſt und dich mit der alten Liebe dramatisch dekorferſt. Das iſt lächerlich, mein Lieber. Wäre ſie deine Frau geworden, würde ſie heute nicht mehr gelten als ich, So ſeid ihr Männer, nur das Unerreſchhare lockt euch.“ a i Pflanzenkoſt eine ganz überragende Rolle. Der Unſere jetzige Ernährung. In unſrer Ernährung ſpielt heute die Streit zwiſchen Vegetariern und Fleiſcheſſern iſt verſtummt, weil er gegenſtandslos geworden iſt. Einen Markſtein in der ganzen Auffaſſung der Ernährung bedeutet die einwandfreie Feſtſtellung, daß wir unſere Nahrungsſtoffe nicht unmittelbar in dem Zuſtande, wie ſie in der Nahrung ent⸗ halten ſind, aufnehmen, wir zerlegen ſie viel⸗ mehr einzeln in ihre Bauſteine. Es kommt dann das Gemiſch der gebildeten Abbauſtufen in unſer Blut und damit in unſere Gewebe. Die Zerlegung vollzieht unſer Körper ver⸗ mittels eigenartiger, in unſerem Verdauungs⸗ kanal enthaltener Stoffe, Fermente genannt. Somit ergibt ſich die grundlegende Frage, ob unſer Darmkanal, angefangen von der Mund— höhle bis zum Ende, über Einrichtungen ver— fügt, die genügen, um die Pflanzen- und Fleiſchnahrung ſo zu verwandeln, daß eine Aufnahme in die Gewebe möglich iſt. Für das Fleiſch lönnen wir das ohne weiteres bejahen. Für die Pflanzennahrung liegen jedoch ganz heſondere Verhältniſſe vor. Ein Blick in den Bau des Verdauungskanales eines Fleiſchfreſſers und eines Pflanzenfreſſers zeigt das ohne weiteres. Der Fleiſch⸗ ſreſſer hat ein Gebiß, das aus Schneide— und Reißwerkzeugen beſteht. Der Unter— kiefer wird ausſchließlich gehoben und geſenkt, jedoch nicht ſeitlich verſchoben. Man braucht nur einem Hunde zuzuſehen, wie er Fleiſch frißt. Er ſchneidet und reißt Stücke da⸗ von ab und verſchlingt ſie, ohne ſie weſent⸗ lich zu kauen. Der Pflanzenfreſſer hat aus— geſprochene Mahlflächen. Der Kiefer kann ſtark ſeitlich verſchoben werden. Die Nahrung wird zerrieben, gequetſcht, zermahlen. Eine Zwiſchen— ſtellung nimmt der Alleseſſer ein, dazu gehört der Menſch. Er hat Einrichtungen des Fleiſch— und Pflanzeneſſers. Alle Formen der Zähne ſind in ihrem Typus abgeſchwächt: es iſt das Gebiß des Alleseſſers. Es entſteht nun die Frage, ob es nicht möglich iſt, die Pflanzennahrung ſo vorzu— bereiten, daß ſie beſſer ausgenützt werden kann. Das iſt nun in der Tat der Fall. Wir müſſen genau ſo wie der Pflanzenſteſſer unſere Nah— rung möglichſt zerkleinern und erweichen. Eigent⸗ lich müßten unſere Zähne ausreichen, um die Zerkleinerungsarbeit zu leiſten. Leider ſind die meiſten Gebiſſe unzureichend. Dazu kommt, daß viel zu wenig Zeit zum Kauen aufgewandt wird. Wir haben uns gewöhnt, gedankenlos zu eſſen! Wir lächeln, wenn uns zugemutet wird, mit Überlegung jeden Biſſen gründlich zu kauen und einzuſpeicheln! Der Ernſt der Zeit lehrt uns, daß Schweigen Silber und Kauen Gold wert iſt! Ohne Bedenken ſetzen wir den Kiefer bei einem Wortſchwall tauſendmal in Bewegung und ſträuben uns doch, die Kau— arbeit gründlich und mit Bewußtſein durchzu— führen! Gründliche Kauarbeit könnte geradezu als patriotiſche Pflicht werden! Wir können nun aber die Ausnützung auch durch unſere Kochkunſt ganz außerordentlich unterſtützen. Zunächſt können wir mittels der „Küchenmechanik“ verteilte Form bringen. Wir können zerkleinern, zerquetſchen uſw. Dann kommt das Kochen. Es muß ſo lange fortgeſetzt werden, his die Nahrung weich gekocht iſt. Ganz allgemein wird die Pflanzennahrung viel zu wenig lang gekocht. Man müßte die Kochkiſte viel henützen. Dazu iſt noch zu bemerken: Kochwaſſer von Fleiſch und von Pflanzen ent— hält wichtige Nahrungsſtoffe, vor allem Salze. Niemals ſchütte man es weg! Es würde das eine Verſchleuderung von Nahrung bedeuten! Endlich noch ſolgender Hinweis: Ah und zr lieſt man in der Zeitung, man ſolle die Pflauzen— jetzt nahrung dadurch„auſſchließen“, daß man— beſonders, wenn das Waſſer hart iſt— Soda zum Waſſer zuſetzt. Man erreicht in der Tat ein raſcheres Weichwerden der Nahrung. Allein gleichzeitig werden, wie jetzt erwieſen iſt, wichtige Der Schaden iſt größer als Stoffe zerſtört. 0 f der Nutzen. Es ergibt ſich aus dem Mitge— leilten, daß wir uns der beſonderen Beſchaffen- dem Vizeadmiral der Sck gefordert die Pflauzennahrung in fein den Doppelwagen vom 23. mehr Das veranlaßte heit der Pflanzennahrung anpaſſen müſſen. Es ſehlen uns manche Einrichtungen, die der reine Pflanzenfreſſer zur Erſchließung der Nahrung hat. Unſere Kochkunſt und ausgiebiges Kauen erinßglichen uns, die Verwertung der in der Pflanzennahrung enthaltenen Nahrungsſtoffe ganz erheblich zu ſteigern. DK, Von Nah und fern. Einſchränkung des königlichen Mar⸗ ſtalls. Die Einſchränkung des Pferdebeſtandes im Königlichen Marſtall in Berlin wird jetzt durchgeführt. Aus den im Hofdienſt ver— wendeten Reit⸗ und Wagenpſerden werden 25 Stück im Marſtallgebäude in Berlin zur Verſteigerung gelangen. Die toten Helden von Dover. Die deutſchen Seeleute, die in dem Gefecht im Kanal gefallen ſind, ſind mit militäriſchen Ehren be— BNL eee Rotbeflaggter Motor auf einer Poliziſtenjagd. phiker laltwagen mit revolutio Nach engliſcher Darſtellung. letzt und eine Anzahl in einer verſchütteten Galerie eingeſperrt ſind. Die engliſchen Schultinder werden in größerem Maße zur Landbeſtellung heran- gezogen. Der„Morning Poſt“ zufolge iſt eine Organiſatſon ins Leben gerufen worden, die ſich die Verteilung der zur Verfügung ſtehenden Kräfte über ganz England zur Aufgabe gemacht hat. Die Schüler höherer Lehranſtalten ſollen ſerner als Waldarbeiter Verwendung ſinden. Die noch in der Heimat befindlichen engliſchen Lehrer werden von der eugliſchen Regierung als Werber weiblicher Arbeitskräfte für die Land— arbeit benutzt. Ausſtellung von ſchweizeriſchen Frie⸗ densbriefmarken. Die ſchweizeriſche Bundes- regierung hatte vor einiger Zeit ein Wett- ausſchreiben für eine Friedensbriefmarke erlaſſen. Dem Rufe ſind zahlreiche hervorragende Gra— gefolgt. Int Kunſtmuſeum zu Bern nären Soldaten d— ( 100ů5⁴⁵ 0. d. gane re ee ame I . AA benen 5 400 1 Die ruſſiſche Revolution hat, da ſie die Armee in ihren Strudel mit hineinriß, ja teilweiſe von ihr ausging, die eigenartigſten Erſcheinungen gezeit Repoltierende Soldaten machten mit Vorliebe Jagd auf die Poliziſten, auf die ſich der Groll ganz be— ſonders gehäuft hatte. Es hatten ſich förmliche Jagdkommandos gebildet, anſahen, die Poliziſten in möglſlſchſt abzuſchießen. Auf unſerem Bilde liſche Darſtellung zugrunde liegt, ſehen wir Haufen fanatiſcher Soldaten, die ſich auf folgung von Poliziſten befinden dem PPPPEPerrPpPrCCCGcCCcGcßcccccccGcccccc c W q VVV ſtattet worden. Der einzige Kranz ſtammte Schiffahrtspatrpuille Dover und trug die Auſſchrift: 71 tapferen Feinden“ Erhöhung der Köhlenpreiſe. Werken Zwickauer- und Lugau Bei den des Steinkohlenreplers iſt infolge erneuter Teuerungs- zulagen an die Bergarbeiter eine Erhöhung der Preiſe für ſämtliche Kohlenſorten um 200% für ab April treten. Mutmaßlicher Naubmord. In Deutſch— Eylau und Umgegend erregt das Verſchwinden Olsnitzer Si einge- des Viehhändlers Zuchowsfi lebhaſte Beunruhi- Nach den polizeilichen Ermiftli ein angeblicher Grundbeſitzer Verſchwundenen, mit ihm zuſammen unter Mil— nahme von 7000 Mark zum Pferdekauf nach einem Nachbarort zu fahren. noch geſehen worden, dann aber ſpurlos ſchwunden. Obgleich zwei Kompagnien Soldaten die Umgegend abſuchten, iſt von 2 gung. dem Ver— ſchwundenen keine Spur gefunden worden VBergwerksunglück in Mittwoch ereignete ſich in der; Noeud bei Bethune in Frankreich eine ch Bethune. Am were Die Zahl der Opfer iſt bedeutend. Über Mann ſind lot, während außerdem viele ver— empfindlichen na 471 12 Verwertung Dort iſt Zuchowsti ver⸗ Kohlenmine von J Erploſion durch Entzündung von Kohlenſtaub. 50 von findet gegenwärtig eine Ausſtel von würfe ſtatt. dan den! Nene Lawinenſtürze in der Schweiz. Neue Vetwüſtungen durch Lawinenſtürze werden Kanton Glarus, beſonders aus dem der Lawinenkataſtrophe im Tal an der Goithardſtraße wurden ein und zwei ſeiner S aus dem Schnee gegraben, ein 8 Tochter ſind ſchwer verletzt: Schrecken die Sprache Gotthard liegen noch ſechs dem Luzern beherrſchenden Pil Schnee. Zinkgewinnung aus Zinkmange! aus dem Zinſtal, gemeldet. Vei on Bauer Erſtfe! N 0 eines zin 6g! zin tha! jſt die Errichtung igen Tyrrheniſchen Meeres geplant. Der erſte weibliche Profeſſor an der Muaskauer Univerfität. Die Moskauer verſität hat ihren erſten weiblichen Profeſſor er— halten, und zwar iſt es eine Polin Stellung errungen hat. Es iſt dies Szylkarfka, die ihren Schulunterr lten und dann ſich in um der älteren romaniſchen Ihr Lehrer war in erſter rh ſo 11 15 arbeitete Fräul des Uni⸗ 15 11 16 arha E J Moskau(1 Studi widmet hat Profeſſor Souchafr. Später nachbarte Werkſtätten bedeutend beſchädigt. leitern, ſländen wenigſtens klar, einſach und unzweideutig ſein. Szylkarſta an der Vibliothek des Britiſh Mu⸗ ſeums in London. An der Moskauer Uni⸗ verſität hielt ſie zwei Probevorleſungen behufs Erlangung einer Dozentur an der Lehrkanzel für allgemeine Literaturgeſchichte. Exploſion in einer ruſſiſchen Pulver- fabrik. In der ſtaatlichen Ochtaer Pulver- fabrik ereignete ſich eine Exploſion. In der Fabrik befanden ſich bloß fünf Arbeiter, die ſämtlich getötet wurden. Die Urſache der Explo⸗ ſion iſt unbekannt. Die Trocknungseinrichtung wurde gänzlich zerſtört, außerdem ſind zwei be— — Handel und Verkehr. Einſchränkung des Expreſgüterverkehrs. Da infolge der weitgehenden Einſchränkung des Eilgut⸗ und Güterverkehrs eine ſtarke Zunahme des Expreßgutverkehrs ſtattgeſunden hat, muß eine weit⸗ gehende Einſchränkung auch dieſes Verkehrs erfolgen. Es werden bis auf weiteres Güter als Expreßgut luweit angenommen, als das Einzelgewicht kes 50 Kilogramm nicht Aüberſteigt 1 ird die Augahme von Exprsggut von ſtſtellen eingeſtellt werden, wenn die auf— gen ſo groß werden, daß ſie ohne igberkehrs nicht beſördert werden wird die Annahme folgender verboten: Möbel. Särge gen und zur Überführung Ge— , Lattenverſchläge, Möbelgeſtelle, und geſüllte Korbflaſchen, Bäume und Sträucher, Steige— Spielwaren wie Selbſtfahrer neue Kinder- und Sport— und Fahrradbereifungen lebende Pfla Badewe Kinderdre neue ihrräder und wagen, aus Holz. Vermiſchtes. Der franzöſiſche Wirrwarr. Louis Foreſt ſchreibt im Pariſer, Matin“:„Die Kriegs— verhältniſſe haben die meiſten Bürger ſo ſehr aus ihren Gewohnheiten geriſſen, ſo ſehr ent— wurzelt, daß von Haus aus ein gewaltiger Wirrwarr entſtanden iſt. Um unter dieſen Um— einigermaßen die Ordnung aufrechtzuerhalten, müßten die unzähligen Kriegs— geſetze, Bekanntmachungen, Verordnungen, Er— wenigſtens Leider iſt Wenn läuterungen, Verbote, Erlaſſe uſw. aber genau das Gegenteil der Fall. heute ein Franzoſe die geringfügigſte Kleinigkeit bedarf es der verſchiedenſten Vorladungen, unternehmen will, Erklärungen, Unterſuchungen, Kontrollen, Gänge, Zeugniſſe, Stempel uſw Der kaltblütigſte Mann kann hierbei aus der Haut fahren. Jeder Verſuch aber, eine richtige Auskunft zu erhalten, ſtellt von Hauſe aus ein ganz Unternehmen dar. Von dem Schalter, deſſen Beamte wiſſen, wird man zu einem anderen Schalter geſchickt, def a le keine Ahnung haben. Unter nur noch tüßte in Paris jür alle Krieg 1 a 1— zweckloſes nich Uichts dog; Jed! ſtänden einen Gebrauch der Ziviliſten einrichten.“ Er krampfte die Hände zuſammen und richtete ſich jäh auf. „Schweig' ſtill— ich koͤnnte etwas ſagen, was, mix ſpäter leid tun würde. Ich will nicht vergeſſen, daß du die Mutter meiner Kinder biſt.“ ie zog die Stirn zuſammen und ſah mit kalten, böſen Blick in ſein verfallenes Dann lehnte ſie ſich wie gleichgültig einem cheſicht. zurück. „Gut, ſchweigen wir von dem, was dir pein⸗ lich iſt! Aber magſt du dich dazu ſtellen wie In willſt, ich knüpfe die zerriſſenen Fäden zwiſchen Friede und mir wieder an und ſetze alles daran, meinen Kindern dies Erbe zu er⸗ halten.“ „Und ich verbiete es dir,“ ſagte er mit hartem, gebieteriſchem Ausdruck. „Mit welchem Rechte?“ „Mit dem Rechte deines Gatten.“ „Das Recht, mich von meiner Schweſter zu trennen, ſteht dir nicht zu. Ich erkenne es nicht an. Wage es, mich zu verhindern! Zu lange habe ich mich in dieſem Punkte von dir unter⸗ jochen laſſen. Jetzt iſt es zu Ende mit meiner Geduld, Ich werde es Friede ſagen, daß nur du zwiſchen uns geſtanden haſt— ohne dich wären wir längſt verſöhnt! Nur du biſt ſchuld, du allein.“ Er lehnte den ſchmalen Kopf zurück und ſlarrte in ihr von Grimm und Arger verzerrtes Geſicht. Wie Haß ſchlug es ihm aus ihren Augen entgegen, 19 5 5 „Geh',“ ſagte er leiſe mit müder Stimme. „Geh— ich werde dich nicht mehr zwingen, dich von Friede fernzuhalten. Du haſt recht — ich bin das einzige Hindernis— und der einzig Schuldige. Geh'— laß mich allein.“ ſicher. Seine plötzliche Nachgiebigkeit brachte ſie außer Faſſung. Sie vermochte ihres nicht recht froh zu werden. ſie noch zögernd ſtehen. Dann ſagte ſie ein— lenkend:„Du wirſt mir ſpäter recht geben. Und da du einverſtanden hiſt, werde ich an Friede ſchreiben. Das wird das beſte ſein.“ Er winkte nur matt mit der Hand, de ſich entfernen ſolle. Da ging ſie ſchnell hinaus. Sein Anblick bedrückte ſie. lag ein leeres Grauen. daß ſie unbeſtimmter Angſt hinübergeſchickt. Ruth beugte ſich augſtvoll über den Valter. „Papa— lieber Papa— wie ſiehſt du aus! Viſt du nicht wohl? Haſt du dich zu viel aufgeregt? Du wirſt dir ſchaden, lieber, lieber Papa,“ ſagte ſie mit bebender Stimme und ſtreichelte liebreich ſeine kalten Hände. Er ſah ſie lange an mit einem ſeltſamen Ausdruck. Dann, wie aus einem Traum er— wachend, ſagte er halblaut:. „Es wird mir nicht mehr ſchaden, mein Kind, ganz ſicher nicht. Sei ganz ruhig.“ 90 „Haſt du dich mit Mama ausgeſprochen? „Ja, Ruth— wir ſind nun ganz im klaren, ich weiß nun, was ich zu tun habe. Aber nun rücke mir, bitte, hier ein Tiſchchen zurecht und gib mir Schreibzeug— oder nein— ruf den Sie erhob ſich trotzig, aber doch etwas un⸗ Sleges Eine Weile blieb Oder noch beſſer iſt, ich reiſe nächſte und ſuche ſie ſelbſt auf.“ In ſeinen Augen So fand ihn Ruth, als ſie gleich darauf einlrat— die Mutter hatte ſie in einem Anfall“ ihr rollt meinen hinüber. ſchreiben. tragen. Burſchen Es iſt heſſer, Seſſel an den Schreibliſch einen wichtigen Brief zu du mir ſpäter zur Poſt Ruth?“ „Ja, Papa, das Sollſt aber zu niemand zu Mama nicht.“ „Nein, gewiß nicht.“ Er zog ſie an ſich und küßte ſie innig. „Meine liebe Große— mein beſtes, liebſtes Den ſollſt Hörſt du, will ich gern tun.“ davon reden, auch deine Liebe!“ Sie ſchmiegte ſich an ihn. „Ach, Papa, mein Lohn iſt deine Wie froh bin ich, daß du ſo ruhig biſt. ſah ich dich lange nicht.“ Er küßte ihr Stirn und Augen. „Nun wird mir bald wohler ſein. Daran denke du nur, dann biſt du auch zufrieden.“ Sie ſahen ſich mit einem langen Blick in die Augen. Wenn Ruth ſpäter in ihrem Leben an dieſe Stunde zurückdachte, dann kam ein Gefühl tiefen Friedens über ſie. Bis zum Spätnachmittag war dann Fritz Liebe. So ordnen und einen langen Brief zu Ruth kam zuweilen herein, um nach Dann nickte er ihr ſtill zu. Etſt liſch zu ſchreiben. ihm zu ſehen. Ausgehen anzukleiden. „Du mußt zum Poſtamt gehen. Ruth. Der Brief ſoll eingeſchrſeben werden, ich will ſicher ſein, daß er an ſeſue Adreſſo gelangt,“ ſagle er. Und als er dann den Brſef in ihre Hände Ich habe Kind— daß Gott dich belohnen möge für all Steinbach beſchäfligt, allerlei in ſeinem Schreib- als der Brief fertig war, bat mer ſie, ſich zum ſah er ſie wieder mit einem ſo langen Blick an wie am Morgen. 12 liebes Kind. 1 legte, tiefen Und nimm Mer goh' „Nun geh', Die Luſt it mein ich brauche dic würzig heute.“ „als ſie gehen wollte, einen Ihr Fuß ſtockte Vater zurück, deſſen geſolgt bir Zeit ſo ſchön und 1 BN Ruthen Mick Blick Aas Ie ar 2 em des Briefes. ſie ſah mil nach dem ſchmerzlichem Ausdruck waren „Papa— an Sörrenſen? haſt an Friede Sörrenſen geſchrieben,“ ſagte ſie atemlos. „Ja, Ruth— es mußte ſein. „Aber du taleſt es gegen deine Über— zeugung. Mama hat dich gequält darum, nicht wahr?“ Er ſchüttelte lächelnd den Kopf. „Nicht gegen meine Überzeugung. Friede geſchrieben habe, das wollte ich ihr eines Tages ſagen. Frei und leicht iſt mir nun, da ich es getan habe. Und Mama weiß gar nichts davon, ſie ſoll es erſt ſpäter erfahren. Nun geh! Aber zuvor gib mir noch einen Kuß, mein liebes, liebes Kind.“ Sie umfaßte ihn innig. „Ich hab' dich lieb, Papa, über alle Maßen, mein einzig lieber Papa.“ Er küßte ihr wie in Andacht Stirn und Augen. Dann ſchob er ſie von ſich und ſah ihr nach, bis die Tür ſich hinter ihr geſchloſſen hatle. Ein ſtiller Glanz lag auf ſeinem Geſicht, die Augen hatten einen unirdiſchen Aus gullck. Du Fr ede E W̃᷑ 48 ich S5 7 g(Fortſetung folgt.)