Jodes-Anzgihe ——— Gott dem Allmächtigen hat es in seinem unerforschlichen Ratschlusse gefallen, heute Morgen ½ 7 Uhr unsern guten, lieben Vater, Grossvater, Schwiegervater, Bruder, Schwa- ger und Onkel, Herrn fl 2. 5 Schmiedemeister versehen mit den hl. Sterbesakramenten, im hohen Alter von 86 Jahren, zu sich in die ewige Heimat abzurufen. Um stille Teilnahme und ein Gebet für die Seelenruhe des Entschlafenen bitten VIEENHEIM, den 3. Mai Die fieftrauernden Hinterbliebenen. Die Beerdigung findet Samstag, den 1917 5. Mai, nachmittags 3 Uhr, statt. Anbau von Landwerte, welche M 1 Gramm. bei mir zu 2 machen. Die Rüben können nach 5 pro Zentner abgeliefert werden. Nähere Auskunft erteilt Johann Ehrhardt, Maller. Tüchtige für hiesige, gutgehende Wirtschaft gesucht. 2. 1 1 8 Offerten baldigst unter Nr. 300 an die Expedition 0 dieser Zeitung.— D Albeiterinnen ſucht Mez, Vater& Söhne Weinheim, Friedrichſtraße 24. Gottesdieuſt-Ordunng der katholiſchen Gemeinde. In der neuen Kirche an Werktagen: Donnerstag: 7 Uhr 1. S.-A. für den den Heldentod fürs Vaterland“ Heinrich Kiß. 47 Uhr beſt. E.-A. für. Krieger Joh. Jak. Bugert, Mutter Magd. geb. Kiß. Schwager Adam Bugert. Freitag:/ 6 Uhr hl. Meſſe. 7/7 Uhr 1. S.⸗A. für Barb. Benz geb. Weidner. 3/47 Uhr geſt. Herz⸗Jeſu-Meſſe für Familie Franz Winkenbach und Ehefrau Marg. geb. Mandel. Samstag: ¼7 Uhr 2., ¼7 Uhr 3. S.⸗A. für ledig 1 A. Marla Kamuff 1J7 Uhr geſt. hl. Meſſe für Geſchwiſter Keller. Am Freitag Abend 8 Uhr Herz-Jeſu-Andacht. Donnerstag Abend von ½6— 7 und 8—9 Uhr Ge— legenheit zur hl. Belcht wegen des Herz-Jeſu⸗Feiertags. In der alten Kirche an Werktagen: Freitag:/ 7 Uhr geſt. S.⸗A. für ledig Eva Anverwandte. Samstag: ¼7 Uhr geſt. S.⸗A. für Gg. Haas 4., Ehefrau A. Maria geb. Hoock, Joh. Neuhäuſer 2., und Sohn Nikolaus. Am nächſten Sonntag iſt General-Kommunion der Jünglings⸗Sodalität. Nachmittags Aufnahme neuer Mit— glieder. Zur Vorbereitung werden für die Mitglieder der Jünglings⸗Sodalität Mittwoch, Donnerstag und Freitag Abend ½9 Uhr religiöſe Vorträge in der neuen Kirche ge— halten. Zugleich gem. hl. Kommunſon für die Schülerinnen des H. Hauptlehrer Mayr und der Fräulein Heckmann. Beicht Samstag 2 Uhr. Am nächſten Sonntag, den 6. Mat werden von 1234 Uhr in der neuen Schule Gold⸗Gegenſtande entgegengenom— men zur Verſtärkung des Goldſchatzeß der Reichsbank. * Maf-Rüben! nirüben anbauen wollen, erhalten von mir den Samen. Erforderlich iſt für einen Quadratmeter Anmeldungen ſind bis Sonntag Abend 6 Wochen ausgerupft, mit Wurzeln, Stengeln und Blättern direkt vom Felde in der. Trockuerei zum Heſſiſchen Haus, zu 7 Mark Der 2. Stock in meinem neuerbauten Hauſe, Bürſtädterſtraße, beſtehend aus 4 Zimmern u. Küche (Glasabſchluß) nebſt Zubehör, ſofort zu vermieten. Georg Valentin Heckmaun Metzgermeiſter. Schöne Wohnun 3 Uimmer und Khche mit Stallung und Garten, zu vermieten. Näheres bei Metzger Joh. Heckmann Lorſcherſtraße. 2 Aim. 3 Zimmer und Küche nebſt Zubehör per 1. oder 15. Mai ab zu vermieten. Von wem ſagt die Expe— dition dieſes Blattes. Zu nlieten geſucht gefühlten Dank. Familie Georg Danksagung. —— . Für die vielen Beweise inniger Anteilnahme bei dem allzufrühen Heimgange meiner nun treubesorgten Mutter, in Gott ruhenden innigstgeliebten Gattin, unserer Schwester, Schwägerin und Tante Anna Maria Weidner geb. Lahres ferner für das überaus zahlreiche Geleite zur letzten Ruhestätte und für die grosse Kranzspende, sowie den Stiftern von Seelenmessen unsern tief- VIEENHEIM, den I. Mai 1917. Die trauernden Hinterbliebenen: jernhei Erſcheint wöchenklich dreimal: Gelbilte Anzeine: Organ für Jedermann e kr Vereins ⸗Auzeiger irger⸗Zeitung Anzeigeupreis: a Dienstag, Donnerstag u. Samstag Bezugspreis: Gratis-Beilagen: „Illuſtriertes Sonntagsblatt“, illuſtriertes Unterhaltungsblatt„Deutſche Kraft“, Wandkalender und Fahrplan. Almtsblatt der Großh. Bürgermeisterei Viernheim Euthält alle amtlichen Ankündigungen der Behörden Vieruheims und Umgebung. Inſerate finden in der Bürger-Zeitung wirkſamſte Verbreitung.— Für Wohnungsinſerate Ausnahme⸗Tarif. Redaktion, Druck und Verlag: J. Martin, Viernheim, Rathausſtraße Die[ſpaltige Petitzeile oder deren Raum 20 Pfg., auswärtige Inſerate W Pfg., die Reklame⸗Petitzeile 40 Pfg. Bei öfteren Wiederholungen und größeren Aufträgen eutſprechender Nabatt. Beilagen im Gewichte bis zu 8 Gramm 6 Mk. fürs Tauſend. Bei Rlage⸗Erhebung, zwangsweiſer Bei⸗ treibung uſw. wird Rabatt hinfällig. nee M 53 Samstag, den 5. Mai 1917 Em Weidner X. ö J immer und Klehe nebſt Zubehör. Näheres bei Schuhmachermeiſter Noll. Eine Henne mit 11 Jungen zu verkaufen. Johann Wunder Cigarrengeſchäft, Lorſcherſtr. Einige Sortierer, jüngere Arbeiterinnen und Jaglöhner geſucht. HJakob 2 C0 Aufforderung 5 Diejenigen, die noch Forderungen an den Nach— laß der 7 Kaspar Pfen— ning 1. Wwe. zu machen In der Scheune am Bier— keller der Brauerei Kühner wird Freitag, Nachmittags 4 im Kleinen verwogen. Stricke oder mitzubringen. Säcke ſind te Seil und ö haben, müſſen dieſe bis längſtens 15. Mai l. J. bei dem unterzeichneten Vormund einreichen, an— dernfalls dieſe unberück— ſichtigt bleiben. Emil Müller 2. Friedrichſtraße 31. Figreift dic Seſoſthilfe Baut alle ſo viel wie nur möglich Produkte zur Volksernährung! Fritz Buſalt. 5 Eun leichter iu er. Einſpäulter⸗Wagen zu kaufen geſuch!. Offerte an Georg Edinger, Valt. Sohn in Heddesheim(Baden). Niemand kann wiſſen, was die Zukunft bringt und wie lange der Krieg noch dauert. Vorſorge iſt dringend geboten! TCC 1 N Amoniak-Superphosphat 4042 prozeutiges Kali⸗Dungſalz eingetroffen. Joh. Schneider Wwe., Düngerhandlung. Achtung! Achtung! 8 Kaufe immer noch, ſoweit eine Beſchlagnahme nicht vorliegt Lumpen, Wolle, Neutuchabfälle, Sätke, Geiſenfelle und Haſenpelze. Zahle ſtets die höchſten Tagespreiſe. — 2 9 S. Schindler. Sämtliche en-Samereion tus Erfurter Züclitereien 0a Bekanntmachung. gehälter und Hinterbliebenenbezüge ab J. ausbezahlt werden können und Bezüge. Empfaugsberechtigten nicht bis zum 8. ds. züge auch fernerhin perſönlich abholen kann folgende Faſſung haben: bezüge(hierzu gehören die Kriegswitwengelder, hin bei der Großh. Untererhebſtelle perſönlich erfolgen oll. Viernheim, den 6. Mai 1917. uicht Quittungen gewöhnlich unterſchrieben wird). der Gr. Untererhebſtelle ſpäfteſteus am bei Gr. Bezirkskaſſe eingegangen ſein müſſen. den nicht mehr, berückſichtigt.— den wir auch am nächſten Sonntag Anträge entgegen nehmen. Viernheim, den 2. Mai 1917. Großh. Untererhebſtelle: Ib t. Bekanntmachung. Ausgabe von Margarine. .. Freitag, den 4. ds. Mts. wird an Perſonen, welche von der Ge meinde mit Speiſekartoffeln verſorgt werden, in nachſtehender Reihen folge Margarine ausgegeben. Außer der Bezugskarte iſt der Spätere Anträge wer Ausnahmsweiſe wer Betr.: letzte Kartoffellieferſchein vorzu legen a Vorm. von 8 bis 81½ Uhr Nr. bis „ 81½%„ 9 1 , 9½„ 10„ 5 NW 1 1590 1 eee„„ 51 r„ e,, e 7 1 10 7 12 77 77 1751 Viernheim, den 3. Mai 1917. Großherzogliche Bürgermeiſterei Lamberth. Bekanntmachung. 500 750 1000 1250 1500 1750 2091 7 Viernheim. Betr.: Fleiſchverſorgung. Für die laufende Woche ſtehen jeder verſorgungsberechtigte 5 N 1 8 gung tigten Perſon über 6 Jahren 300 Gramm und unter 6 Jahren 175 Gramm Fleiſch zur Verfügung. Hierfür ſind von dem Metzger bezw. Verkäufer bei Erwachſenen und Kindern die Zuſatzmarken und die Marken Nr. und ede Fkeiſchkarte in Empfang zu nehmen. Die Zuſatzmarken„lila“ der Erwachſenen haben einen Wer „„Die Zuſatzmarken„lila“ der E en Wert von 70 Pfg. für 250 Gramm Fleiſch und diejenigen„lila“ der Kin der einen ſolchen von 35 Pfg. für 125 Gramm Fleiſch. Auf genaue Einhaltung der Beſtimmungen muß geſehe b uf e haltung der I geſehen werden Viernheim, den 3. Mai 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Bekanntmachung Betr.: Beſchäftigung von Kriegsgefangenen; hier die Eutlö i Gefangenen-Papiergeld. 5 e 8 Die Kriegsgefangenen erhalten bis auf Weiteres nur das von der Inſpektion der Kriegsgefangenenlager 18. Armeekorps ausgegebene Papiergeld, welches nur in den beſonderen beſtimmten Geſchäften in Zahlung genommen werden kann. Wir machen unſere Ortseinwohner und beſonders werbetreibenden hierauf aufmerkſam. e Viernheim, den 2. Mai 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Bekanntmachung Abgabe von Saathafer. 6 Derdkommunalverband hat noch Saathafer zumPreiſe von. 24 Mt pro Zentner abzugeben Die Lieferung kann nur gegen Gactarkeerfelgen Dies bezügliche Veſtellungen werden bei uns am Freitag den 4. Mai vormittags von 8 bis 9 Uhr auf Zimmer 27 entgegen“ genommen. Säcke ſind gleichzeitig mitzubrin gen. f Viernheim, den 3. Mai 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Goltesdienſt⸗Ordunng der israel. F. Ma die Ge⸗ Betr.: Gemeinde 13. Jjar. 8 Uhr 8 Uhr 40⁰ Uhr 940 Uhr ſchnitt Sabatt-Anfang „ Morgen „ Nachmittag „ Ausgang Wochentag Abend a Perek 3. 8 Kdo empfiehlt die Drogerie Emil Richter. ö 9% Uhr 630 Uhr Wochenab Achare mo „ Morgen Gr. Min iſterium der Finanzen hat angeordnet, daß die Ruhe— N 4 N 5 7 7 Juni l. J. durch die Poſt erd zwar auf Koſten der Empfänger diefer Die Auszahlung durch die Poſt wird erfolgen, wenn die n nicht bis zu Mis. der Großh. Bezirks- ſparkaſſe Lampertheim ſchriftlich erklären, daß dieſelben ihre Be— n wollen.— Dieſe Erklärung f ö„Erklärung.— Ich erkläre hiermit, daß die Abhebung meines Ruhegehaltes oder meiner Hinterbliebenen eh die Kriegselterngelder und die Zuwendungen aus dem gegenwärtigen Kriege) auch ferner— Unterſchrift(wie auf den Dieſe Erklärungen ſind ö r. U ell Montag, den 7. ds. Mts. einzuhändigen, da dieſelben, wie ohen bemerkt, am Dienstag, den 8. vormittags von ½11—½ 12 Uhr 250 der Bezugskarte Wenn der Friede kommt.. Was werden wir tun, wenn der Friede kommt, Wenn mit ehernem Munde die Glocken Ueber Berg und Tal, in die Lande hinein, Von allen Türmen frohlocken? Dann werden die ſo ſich nahe ſtehen, In ihrem Kreis ſich vereinen,— Glückſeliges Leuchten im einen Aug, Im andern wehes Weinen. Lolale Nachrichten. 8 Hausſchlachtungen. Vom 1. Oktober 1917 ab werden Hausſchlachtungen nur noch genehmigt, wenn Schweine oder Rinder mindeſtens drei Monate in der eigenen Wirtſchaft gehalten worden ſind. § Straßenreinigung. Bei der nun einſetzenden wär⸗ meren Jahreszeit müſſen die Straßen täglich begoſſen werden, damit der geſundheitſchädigende Staub niedergehalten bleibt. Nichtbefolgung zieht Strafe nach ſich. * Renteuempfänger. augenblicklichen Arbeitsver— zältniſſe verlangen in Landwirtſchafk und Induſtrie dringend die Mitarbeit aller irgendwie verfügbaren Kräfte, auch älterer oder in ihrer Erwerbsfähigkeit teilweiſe beſchränkter Per— ſonen. Mitunter werden ſich dieſe bereits im Beſitz einer Unfall⸗ oder Invalidenrente befinden und unter Umſtänden befürchten, durch Uebernahme von Arbeit könne ihre Rente gekürzt oder ganz aufgehoben werden. Es wird von den Verſicherungsträgern daher ganz beſonders darauf hingewieſen, daß die Beteiligung an vaterländiſchen Arbeiten niemals den Anlaß zu Rentenminderungen abgeben wird. Etwaige An— zeigen von dritter Seite nach unbeachtet gelaſſen, ſodaß das bei etwa beſtehende Mißtrauen gegen unbegründet iſt. § Gegen die Felddiebſtähle. In Kriegsheim bei Worms wurden einem Landwirt Kartoffeln geſtohlen. Statt Lärm zu ſchlagen, ließ er einen Polizeihund von Worms kommen, der auf die Spur kam und die Kartoffeln entdeckte. Dem Spitzbube mags wohl warm geworden ſein, als der Hund die Spur zu ihm fand. Der Landwirt erhielt bis auf wenige Pfund ſeine Kartoffeln wieder. Bei vorkommenden Fällen empfiehlt es ſich, das Rezept des Landwirtes in An— wendung zu bringen. § Kriegswirtſchaftliche Maßnahmen. Mit dem 1. Mai 1917 iſt eine Bekanntmachung Nr. Hl. J. 1856 3. 17. KRA. betreffend Beſtandserhebung von Nadelrundholz in Kraft ge— treten. Durch dieſe Bekanntmachung werden an gefälltem Nadelrundholz mit einer Zopfſtärke von 10 em. Die den eine Betätigung völlig aufwärts einer Meldepflicht unterworfen. Auf dieſe Bekannt- machung, die in den Amtsblättern abgedruckt und bei den Bürgermeiſterämtern eingeſehen werden kann, wird hiermit hingewieſen. Mairüben⸗Aubau. Aus landwirtſchaftlichen Kreiſen iſt verſchiedentlich der Anbau der Mairübe angeregt worden, ſo erſt wieder kürzlich von Herrn Oberamtmann Breuſtedt Schladen(Harz) in der „Landwirtſchaftlichen Zeitung“. g Die Gründe, die den Verfaſſer u. a. veranlaſſen be⸗ ſonders für die Kultur dieſer Pflanze einzutreten, liegen vor allem in deren Schnellwüchſigkeit und Ertragsreichtum, ſie braucht nämlich zu ihrer Ausbildung nur etwa 6 bis höch— ſtens 10 Wochen. Aber trotz dieſer kurzen Vegetatlonsdauer liefert ſie große Mengen ſchmackhafter Speiſerüben, die ein wichtiger Erſatz für die fehlenden Kartoffeln ſind und uns ſo über die für die Ernährung ſchwierigſten Monate Mai bis Juli mit hinweghelfen könnten. Ferner kommt in Betracht, daß die Einſaat verhältnismäßig billig iſt, denn die für den Hektar benötigte Menge von ungefähr 4 Kilogramm koſtet etwa Mk. 20.—. Für den Anbau eignet ſich ziemlich jeder in guter Kultur befindliche unkrautfrele Acker. Vorzuziehen iſt der leichtere Boden. Ueber die Beſtellung ſelbſt wären noch folgende Richtlinien zu beobachten. Nachdem der Acker ſo fein als möglich durch Eggen und Walzen gemacht wor— den iſt, wird in einer Reihenweite von 25 Zentimeter ger drillt. Hat man keine Kleeſäewelle an der Maſchine, ſo iſt entſprechend trockener, feiner Sand mit dem Samen zu ver⸗ mengen, damit nicht über ein Kilogramm Samen auf 74 Hektar aufgedrillt wird. Nach verhältntsmäßig kurzer Zelt, ſchon nach etwa 5 Tagen, iſt die Majrübe bereſts, grün und nach wetteren 10 bis 15 Tagen erreicht ſie vereinzelt eine dieſer Richtung hin werden Rentenempfängern alle Vorräte Größe von 6 bis 8 Zentimeter, wonach alsbald die einzige Hacke zu geben iſt. Zwanzig Tage ſpäter kann ſchon mit der Ernte begonnen werden, die je nach Wärme und Düngung etwa 30 bis 50 Zentner auf ½¼ Hektar ergibt. Nach weiteren zwei bis drei Wochen ſind die letzten Rüben erntereif. Dieſer zuletzt erzielte Ertrag geſtaltet ſich unter Umſtänden größer als der erſte. Das Abernten geſchieht durch Herausziehen mittels der Hand und geht zraſch von ſtatten.. Nach den Erfahrungen des Herrn Breuſtedt darf man, falls z. B. die Mairübe am 15. März beſtellt worden iſt, ſchon vor Mitte Mai auf die Ernte der Vorzugsrüben und etwa am 25. Mai auf die reſtliche Ernte rechnen, ſo am Juni der Acker bereits wieder daß mit Dünger und Jauche befahren und mit Weiß-, Rot- und Wirſingkohl bepflanzt werden kann. iſt, ſo wird empfohlen, Anfang und Mitte April weitere Ausſaaten vorzunehmen und gegebenenfalls Anfang Mai nochmals eine Parzelle zu drillen; man wird dann auf dieſe Weiſe bis zum Juli ſtets friſche Ernten haben, kann ſeiner Sommerdünger gut unterbringen und danach noch große Ernten von Dauergemüſe einheimſen. Nach der zweiten Ernte der Mairübe wird, für Kohl zu ſpät geworden ſein ſollte, geraten, Kohlrüben anzu⸗ pflanzen, desgleichen nach der dritten; nach der eventl. vierten Ernte kommen zweckmäßig Raps oder Grünkohl zur Be— pflanzung in Frage. ö Was nun den Abſatz anbelangt, ſo nur für Dauergemüſe, ſondern auch der allgemeinen großen Nachfrage glatt von ſtatten gehen. Der in dieſem Falle ſeitens des Verbrauchers, des Kommu— nal verbandes, gezahlte Preis betrug Mk. 6.— für den Zentner. wird dieſer nicht Handel und Verkehr. Erzeugerpreiſe für Obſt. Von der Reichsſtelle für Gemüjſe und Obſt ſind folgende Erzeugerpreiſe für Obſt feſtgeſezt worden: Preiſe für ein Pfund frei Verladeort 0 Erdbeeren, J. Wahl 0.55 Erdbeeren, 2. Wahl 0,30 Walderdbeeren. Johannisbeeren, weiße und rote 030 Johannisbeeren, ſchwarze 0.40 Stachelbeeren, reif und 00 Himbeeren 0,50 Blaubeeren 0.25 Preißelbeeren 9,5 Saure Kirſchen 0.39 Süße Kirſchen, 925 Süße Kirſchen, 5 Schattenmorellen 0, 10 Glaskirſchen 0,45 Reineclauden, große grüne 0750 Pflaumen 75 Mirabellen 4 Zwetſchgen ö 1. Hal nen, Hauszwetſchgen, Muspflaumen, Bau⸗ ernpflaumen, Thüringer Pflaumen, Brennzwetſchgen Aepfel: Gruppe 1 1 5 3 Hierhin gehören: Weißer Winlerhalvac Cof' Oran⸗ gen, Gravenſteiner, Cauada-Reinette Adersleber Kal⸗ % bill, Gelber Richard, Signe Tilliſch, v. Zuccalmaglios 4. Renette. Ananas-Renette„Gelber Bellefleur, Schöner von Boskoop, Landsberger Renette, Goldrenetie von Blenheim, Coulons-Renette. N Dieſe Früchte müſſen aber, wenn ſie zur Gruppe 1 gerechnet werden ſollen, die Beſchaffenheit von Edel- obſt haben, mithin für ihre Sorte über mittelgroß und ohne nennenswerte Fehler ſein Als Fehler ſind insbe⸗ ſondere anzuſehen: Unvollſtändige Reife, ſtarke Ju⸗ ikladium-Flecke, ſtarke Druckflecße, Wurmſtich, Stipp— fleche, Verkrüppelungen oder mißgeſtaltete Formen Gruppe 2 3 Oleſe Gruppe umfaßt ſämtliche Aepfel, ſoweit ſie nicht unter Gruppe 1 genannt ſind oder infolge ihrer Beſchaffenheit nicht zur Gruppe 1 gehören. Die Aepfel müſſen aber gepflückt, gut, ſortiert und mittlerer Art und Güte ſein. unreif weiche große harte ruppe 3 5 99102 eſer Gruppe gehbren: Altes Schülttelobſt, Aus— ſchuß- und Falläpſel, ſowie Moſtäpfel Perkguflt ein Erzeuger ſein gepflücktes Obſt unſortiert ſo w'e der Baum es gegeben hat, aber ohne Fall. obſt, ſo kann er einen Einheitspreis verlangen, der aber den Betrag von* nicht ſüüberſteigen darf. Birnen: N Gruppe 1 5 N Dieſe Gruppe bilden: Gute Luiſe von Apranches, Köſtliche von Charneu, Birne von Tongre, Bosc's Flaͤſchenbirne, Dr. Jules Guyot, Williams Chriſtbirne ardenponts Butterbirne, Gellerts Butterb., Clapp's Habling Diels Butterbirne, Vereins-Dechantsbirne. Dieſe Früchte müſſen aber, wenn ſie zur Gruppe 1 gehören ſollen, die Beſchaffenheit von Edelobſt haben, mithin für ihre Sorte über mittelgroß und ohne nen⸗ nenswerte Fehler ſein. Als Fehler ſind insbeſondere anzutellen: Uhvollſtändige Reike, ſtarze Fuſikladium⸗ wenn es Wenn Mitte März die erſte Ausſaat beendet für die Mairüben bei anſchließend Lorſcherweg Flur XI. NI Ilecke, ſtarbe Druckfleche, Wur neee, H krüppelungen und mißgeſtaltete Formen. Gruppe 2. Die Gruppe 2 umfaßt ſämtliche Sorten Birnen, ſoweit ſie nicht unter Gruppe 1 genannt ſind oder infolge ihrer Beſchaſfenheit nicht zur Gruppe 1 gehören. Die Birnen müſſen gepflückt, aut ſortiert und mittlerer Art und Güte ſein. 0,12 Gruppe 3 5 Hierher gehüren: Alles Schüttelobſt, Ausſchuß- und ö Jallbirnen ſowie Moſtbirnen. 5 Bekauntmachung e Lieferung von Saatkarxtoſſeln. Die Beſchaffung der Sagtkartoſſeln aus Norddeutſchlans ſtößt auf große Schwierigkelten. Beſonders hat die langanhaltend, un— gunſtige Witterung, der lange Froſt, nicht uur erhebliche Mengen an Kar— loffeln geſchädigt, ſondern auch das Oeſſnen der Mieten längere Zeit verhindert. Schlechtes Wetter und Schneefälle, die bis vor kurzem in den norddeutſchen Lieferungsgebieten aufgetreten ſind, der Mangel an Eiſenbahnwagen, au Geſpanne und Arbeitskräften bei den Verladern, alles dies ſind Umſtände, welche die Lieſerung verzögern. Wir müſſen deshall mit einer ſpäteren Lieferung der Saat— Beir.: kattoffeln und damit mit einem ſpäteren Anpflanzen in dieſem Jahre rechneu. Würe Kartoffeln in dieſem es doch die ge— dringend erwüunſcht die laſſen Ach Jahre ſo früh wie möglich zu pflanzen, ſo ſchilderten liſſe nicht zu. D id die zuſtändigen Stellen alles aufbieten, um die vaſche Lieferung der Kartoffeln zu veraulaſſen, bedarf keiner beſonderen Betonung. Die ſpätere Lieferung iſt nach Auffaſſung von ſachverſtändiger nicht bedenklich die zukünftige Ernte, da auch ein ſpäteres Auspflanzen ſtattfinden kaun. Eine Einſchränkung des Kartofſel— nicht ſtattfinden N tſchaftsleben auf den Kopf geſtellt iſt, ſind die Verhältniſſe e iders wie im Frieden. Man ſtelle des— halb nicht dieſelben Forderungen wie in normalen Zeiten, ſondern man nehme Rückſicht auf die jetzigen Verhältniſſe. Zelbſtverſändlich werden wir es tun, um die widrigen Um— ſtände zu überwinden oder zu mildern und die Lieferung für Saat— kartoffeln zu beſchleunigen. Viernheim, den 4. Mai 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Bekanntmachung. Ausgabe von Brotmarken. Die Ausgabe der Brotmarken für die Zeit vom 7. bis 20. Mai 1917 erfolgt am Montag, den 7. Mai 1917 im Wachlokale des Nathauſes in der r üblichen Reihenfolge. Aen ingen im Perſonenſtande ſind vor der uns zu melden. Wer mehr Brotmarken ſeines Haushaltes berechtigt iſt, wird beſtraft Viernheim, den 4. Mai 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth Seite Na 0 18 Betr: Ausgabe bei abholt, als er nach dem Perſouenſtand Bekanntmachung. Betr.: Lieferung Sommerwicken und Seradella. Es ſteht uns ein kleines Quantum Saat-Sommerwicken und Seradella zur Verfügung, welches wir am Montag, den 7. ds. Mts., nachmittags von 2 bis Uhr im Rathaushofe ausgeben. Der Preis ſtellt ſich für Wicken auf 50 Pfg. und für Sera— della auf 70 Pfg. per Pfunk Landwirte, die auf Lic Zeitpunkte zahlen.. Viernheim, den 4. Mai 1917. Großh. Bürgermeiſterei Vieruheim. Lamberth. von Saat gg reflektieren, wollen ſich zu obigem ſind hierbei gleich zu bei uns einfinden Die Beträge Bekauntmachung. Alllmend- und chemeindegrundſtücken. Mai 1917 vormittags 9 Uhr wird auf dent Rathauſe dahier das Grundſtück auf der Nachtweide Nr. 5 bis Martini 1919 öffentlich an den Meiſtbietenden verpachtet. Daran erfolgt weiter die Verpachtung des Grundſtückes„am 117,2“ porerſt auf ein Nutzungsjahr. Viernheim, den 5. Mai 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lam ber bh. Bekanntmachung. Betr.: Die Reinhaltung und Wegſamkeit der Ortsſtraßen.. Wir machen unſere Ortseinwohner erneut auf die Beſtim⸗ mungen des§ 4 der Polizeiverordnung obigen Betreffs aufmerkſam, und ordnen an, daß das Begießen der Straßen während der trockenen Jahreszeit täglich mindeſtens 2 mal und zwar mittags und abends er⸗ folgen muß. Das Begießen hat bis zur Mitte der Fahrbahn zu geſchehen. Zuwiderhandlungen werden, nach Artikel b des Polizeiſtraf— geſetzbuches bezw.§% gos. 10, des Reichsſtrafgeſetzbuches mit Geldſtrafe bis zu 60 Mf. oder mit Haft bis zu 14 Tage beſtraft. Unſere Ortspolizei haben wir zur genauen Kontrolle und weiter an— gewieſen, Zuwiderhandlungen unnachſichtlich zur Anzeige zu bringen. Viernheim, den 4. Mal 1917. 5 Großherzogliche Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Pflanzt Gemũsel Betr.: Verpachtung von Montag, den 7. —. .—— e — — — ——— —— Gorlice-Tarnow. Zum zweijährigen Gedenken. Seſt September 1914 dreht ſich die Haupt⸗ frage des Krieges auf sämtlichen Schauplätzen um die Möglichkeit des Durchbruchs. Vor Beginn des Weltkrieges, als man an einen Stellungskampf größten Maßſtabes noch nicht dachte, wurde das allgemeine Urteil dahin zu⸗ ſammengefaßt, daß ein Durchbruch im Zukunſts⸗ kriege ſo gut wie ausgeſchloſſen ſei. Man er⸗ blickte die Löſung im Bewegungskampf, um den Feind, ſoweit es ſich durchführen ließ, in der Front zu faſſen, hauptſächlich aber durch weit⸗ ausholende Umklammerung zu erdrücken. Dieſe Ausſicht war hinfällig geworden, als ſich eine ununterbrochene Front von Befeſtigungen ge— bildet hatte. Die Umfaſſung war ausge⸗ ſchaltet, nur noch im frontalen Durchbruch lag das Heil. Auch auf unſerer Oſtfront hatte ſich der Stellungskrieg entwickelt, überdies in einer Breite, die noch größer war als auf dem fran— zöſiſchen Kriegsſchauplatz. Der erſte Schlag, um eine Wendung herbeizuführen, fiel in der Winterſchlacht bei den Maſuriſchen Seen. Oſt⸗ preußen war vom Feinde freigefegt, ein ruſſiſches Heer ſaſt ganz vernichtet. Nachdem im Februar und März 1915 der Franzoſenangriff in der Champagne fehlgeſchlagen war, zögerte unſere Oberſte Heeresleitung nicht, die Folgerungen zu ziehen und alle abkömmlichen Kräfte zur Er— kämpfung einer durchgreifenden Entſcheidung auf den öſtlichen Schauplatz zu werfen. Mit gewohnter Sicherheit und Geheimhaltung wurden im April 1915 neu aufgeſtellte, ſowie vom weſtlichen Kriegsſchauplatz herangeführte Truppen weſtlich Krakau verſammelt. Unſer Eiſenbahnnetz hat ſich hierbei glänzend bewährt, unſere Geſtaltungskraft in beſtem Lichte gezeigt. In den letzten Aprillagen ſtand die neugebildete 11. Armee unter Mackenſens Führung ſchlag⸗ fertig da, um zum erſten Male die Frage des Durchbruchs zu löſen. Am 1. Mai nachmittags begann mit geradezu überwältigender Kraft das Feuer der verbündeten Artillerie gegen die zum Durchbruch gewählte Front, wozu alle Vorbereitungen ebenſo gründlich wie verſteckt getroffen worden waren. Das prächtige Frühlingswetter begünſtigte das Unter⸗ nehmen. Die Fliegeraufklärung leiſtete Hervor⸗ ragendes. In der Nacht zum 2. Mai arbeiteten ſich unſere vorderſten Inſanterielinien mit un— aufhaltſamem Eifer ſo ſchnell auf die Sturm- ſtellungen heran, daß Punkt 10 Uhr vormittags, nachdem das Artilleriefeuer nochmals vier Stunden lang gewirkt hatte, der Sturm beginnen konnte. Die Ruſſen, zugleich überraſcht und auf das Schwerſte erſchüttert, konnten einem ſolchen Anprall nicht ſtandhalten. Bereits am Abend dieſes Tages war ihre vordere Linie auf einer Breite von 16 Kilometer vollſtändig durchbrochen und ein Gelände bis zu 4 Kilometer Tiefe erobert. Nicht weniger als 20 000 Gefangene fielen gleich am erſten Schlachttage in die Hände der Sieger. Die Durchbruchsſchlacht nahm am 3. Mai ihren Fortgang gegen die zweite ruſſiſche Stellung, die vom Feinde ebenfalls bald preis— gegeben wurde. Unſere Artillerie ſchwerſter Art eiferte im Vorwärtsgehen mit der Infanterie und ließ den Ruſſen keine Ruhe, die rück⸗ wärtigen Stellungen planmäßig zu beſetzen. Erſt am 4. Mai waren ſtarke ruſſiſche Ver⸗ fügungstruppen zur Stelle, um bei den be— herrſchenden Höhen des Lipie- und Wilczak— Berges einen großzügigen Gegenſtoß auszu⸗ führen, aber die Kraft war verbraucht, der ſitt— liche Halt gebrochen, unſere Angriffsluſt aber, immer vorwärts getragen durch vollſte Artillerie⸗ entfaltung, unwiderſtehlich. Am Abend des 4. Mai ſtand der rechte Flügel der 11. Armee dicht vor der Wisloka bei Jaslo bereit, um auch die letzte Stellung der Ruſſen zu durch⸗ ſtoßen. Da meldeten am frühen Morgen des 5. Mai die Flieger, daß der Feind nur noch Nachhuten am öſtlichen Ufer der Wisloka habe, mit ſeinen Maſſen aber in aller Eile nach Oſten hin abgezogen ſei. Die Verbündeten ſtießen über den Fluß nach und warfen die letzten ruſſiſchen Truppen hinein in den Strudel des allgemeinen Rückzuges. N Am 9. Mai war die Niederlage der Ruſſen entſchieden. Sie wichen an den San zurück, wo ſie vom 12. ab verſuchten, durch Verſtär⸗ kungen, die in aller Eile von den übrigen Ab⸗ ſchnitten herangeholt waren, noch einen letzten Widerſtand zu leiſten. Bis zu dieſem Tage hatten die Ruſſen 250000 Mann, davon 140 000 Gefangene, ein Drittel der Artillerie und Maſchinengewehre verloren. Die Erobe⸗ rung von Przemyſl und Lemberg waren die Früchte dieſes großen Sieges, wenn es auch noch einige Wochen dauerte, bis ſie gepflückt werden konnten. Der ſtrategiſche Gewinn be⸗ ruhte darin, daß der Stellungskrieg in den Bewegungskampf übergegangen war. In wei⸗ terer Folge knüpfte ſich hieran das Aufrollen der ruſſiſchen Fronten am Narew und an der Weichſel durch unſere Heere. Die ruſſiſche Süd⸗ flanke war geöffnet, es gab für den Feind kein Halten mehr. Im Auguſt räumte er Polen und ging dahin zurück, wo er, wenigſtens im allge⸗ meinen, bis heute geblieben iſt. Höher noch als die ſtrategiſche und taktiſche Niederlage der Ruſſen bei Gorlice—Tarnow iſt ihr ſittlicher Zuſammenbruch zu bewerten, denn viele Zehntauſende gaben den Kampf auf und ließen ſich gefangennehmen. Unter dieſen Um⸗ ſtänden mußte der ruſſiſche Widerſtand erlahmen, ſelbſt wenn die oberſte ruſſiſche Führung mit rückſichtsloſer Entſchloſſenheit immer neue Kräfte zuſammenraffte, um den Gegner in Vor— ſtößen, ohne Scheu vor den ſchwerſten Opfern, das eroberte Gelände ſtreitig zu machen. Zum erſtenmal war ein Durchbruch geglückt. Er bewies die Tatſache, daß er nur möglich iſt, wenn er im erſten Anlauf gelingt und eine tiefe Lücke auf breiter Front in den Feind ſtößt. So war es bei Gorlice—Tarnow, wo die Ruſſen überhaupt nicht mehr zur Verteidigung ihrer rückwärtigen Stellungen gekommen ſind und auch wirklich eine Durchbrechung der Front im ſtrategiſchen Sinne ſtattgefunden hat, die einen völligen Umſchwung herbeiführte und auf Monate eine ganz neue Lage ſchuf. Welch ein Unterſchied zu den Durchbruchs— verſuchen unſerer Feinde: In der„Loretto— ſchlacht“ im Mai 1915,»in der Herbſtſchlacht in der Champagne, bei den großen Ruſſen— angriffen im Sommer 1916, an der Somme, jetzt bei Arras und Reims bot ſich ein ganz anderes Bild. Das ſind keine Durchbrüche, ſondern es iſt lediglich die Beſitznahme vorderer Linien, die für die große Entſcheidung keine Rolle ſpielen. Keine Entſcheidung, keine Zer— trümmerung fand ſtatt. Ganz anders waren die geſchilderten Frühjahrskämpfe vor zwei Jahren in Galizien! Die Tage von Gorlice— Tarnow waren wirkliche Taten. Hierin beruht der große, durchſchlagende Unterſchied, den wir uns gerade jetzt ſcharf vor Augen halten müſſen. D. K. verſchiedene Kriegsnachrichten. Enttäuſchte Hoffnungen. Die Stimmung der franzöſiſchen Truppen war mit allen nur denkbaren Mitteln vor dem großen Angriff zur Begeiſterung entflammt wor— den. Sie gingen denn auch im Vertrauen auf die Macht des Vierverbandes und in der Hoff— nung, daß nunmehr der entſcheidende Sieg be— vorſtehe, in den Kampf. Um ſo größer iſt die Niedergeſchlagenheit der Gefan⸗ genen, die vor allem durch die erlittenen, teilweiſe unſinnigen Verluſte bedrückt ſind. Allgemein wird über das Verſagen der höheren Führung geklagt, die Leitung habe zwar die Angriffspläne bis in die kleinſte Einzelheit ausgearbeitet, habe aber in der Prapis verſagt. Auf Grund der umfaſſenden Vorbereitungen und der rieſigen eingeſetzten Maſſen an Menſchen und Material war von den Truppen ein durch— ſchlagender Erfolg erwartet worden. Trotz langer Vorbereitung und wochenlanger Einübung habe im letzten Moment das richtige Einſetzen der Angriffs-Diviſionen gänzlich verſagt. Von allen Gefangenen wird der heroiſche Widerſtand der Deutſchen und der Schneid ihrer Gegenangriffe rückhaltlos zugegeben.— Daß man auch an höchſter Stelle ſehr enttäuſcht iſt, geht aus der Ab- ſetzung des Generalſtahschefs Nivelle her⸗ vor, der durch General Pétain erſetzt wurde, der als Verteidiger Verduns das Vertrauen des Volkes genießt. 4 Englands Mannſchaftsnot. Lord Derby bezeichnet es als dringend not⸗ wendig, daß nationale Redner und Parlamen⸗ tarier eine Kampagne in ganz England zu— gunſten der Rekrutierung von neuen Truppen unternehmen. Es herrſche ſtarker Widerſtand gegen die beſchloſſene Vermehrung des Heeres, weil das Volk zu wenig Vertrauen zeige. Von den Kolonien könne nichts erwartet werden, deshalb ſei das Mutter⸗ land an der Reihe, die letzten notwendigen Opfer zu bringen, die den Sieg vollenden müßten.— Die Regierung überlegt augen⸗ blicklich ſogar, ob der Arbeitszwang für Frauen eingeführt werden könne, falls die Lage des Landes infolge des herrſchenden Arbeitermangels dies erfordere. So offen iſt noch ſelten vom engliſchen Regierungstiſch geſprochen worden. Englands ſteigende Männernot geht aus dieſen Worten klar hervor. Friedensſehnſucht der ruſſiſchen Armee. Nach der„Kölniſchen Zeitung“ erklärt man in Wiener diplomatiſchen Kreiſen über die Zu— ſtände bei denruſſiſchen Fronttruppen, daß dieſe keine Luſt mehr haben, den Krieg fortzuſetzen. Belehrungen über Beſtrebungen zur Herbeiführung eines ehrenvollen Friedens und über die kriegshetzeriſche Tätigkeit der Verbands— diplomaten nehmen die ruſſiſchen Truppen ohne Mißtrauen dankbar an. Von einer Kampfluſt gegen die feindlichen Heere und deren Völker iſt keine Spur mehr zu bemerken. E Italieniſche U⸗Boot⸗Klage. Ein Bericht des Mailänder„Secolo“ klagt, daß die langen Tage und die Meeresſtille den deutſchen U-Booten erhöhte Er⸗ folge gewährt. Die Verluſtziffern der letzten Tage überſteigen alles bisher Dageweſene. Außer dem Schiffsraum gehen die notwendigſten Nahrungsmittel und die für den Krieg unent— behrlichen Rohſtoffe verloren. Dieſe Verluſte ſeien um ſo empfindlicher, als die Vorräte ſich erſchöpfen. Offenbar arbeiten die U-Boote fieberhaft in den engliſchen Gewäſſern. Die ganze englſſche Preſſe ruft nach Maß— regeln, ſonſt werde die Ernährung Englands ſehr bald eine unlösbare Aufgabe ſein. Politiſche Rundſchau. Deutſchland. * Im Ernährungsausſchuß des Reichstages erklärte Herr v. Batocki, die Gerüchte über das Verderben großer Mengen rats für den 30. Mai wird von der geſamten Preſſe mit Genugtuung begrüßt. Frankreich. Der geſchäſtsführende Ausſchuß der fran⸗ zöſiſchen Sozialiſtenpartei berief ſür den 27. Mai eine außerordentliche Tagung des franzöſiſchen ſozialiſtiſchen Landesrates zur Beſprechung der internationalen Bemühungen in der Friedens ⸗ frage. Der Beſchluß des Ausſchuſſes, die Beteiligung an der Stockholmer Konferenz ab⸗ zulehnen, wurde mit nur 13 gegen 11 Stimmen gefaßt.— Auf der Konferenz kam u. a. auch zur Sprache, daß die franzöſiſchen Abgeſandten in Petersburg gefragt worden ſeien, ob ſie, wenn Elſaß⸗Lothringen das einzige Friedenshindernis bilden würde, auf Löſung dieſer Frage beſtehen würden. Die Preſſe ift empört, daß eine ſolche Frage geſtellt werden konnte. Schweiz. * Das deutſch⸗ſchweizeriſche Wir ſchafts abkommen, das am 30. April ab- gelaufen war, wird ohne Schwierigkeiten erneuert werden, nachdem die Grundlagen des erneuten Vertrages eingehend beſprochen worden ſind. Spanien. Seit der Wiederherſtellung der verfaſſungs⸗ mäßigen Garantien und der Aufhebung der Zenſur iſt der Kampf zwiſchen den Neu- traliſten und ihren Gegnern wieder heiß. Der Republikaner Melquiades Alvarez veröffentlicht heute einen Aufruf, die Ehre Spaniens erſordere den ſofortigen Bruch mit Deutſchland. Der Sozialiſtenführer Pablo Igleſias ſpricht ſich entſchieden für die Neutralität aus.— Der ehemalige Miniſterpräſident Ro- manones ſcheint übeigens ebenfalls öffentlich für den Bruch mit Deutſchland einzutreten. Rußland. Die Blätter ſchildern die Gefahren der ruſſiſchen Bauernbewegung in düſteren Farben. Falls es nicht rechtzeitig ge— länge, die Gefahr zu beſeitigen, würde in Ruß⸗ land ein furchtbarer Bürgerkrieg entbrennen. Bei der Aufteilung des Grundbeſitzes würde ein Bauer gegen den anderen, eine Gemeinde gegen die andere die Waffen ergreifen. Das Schlimmſte aber wäre, daß die Soldaten von der Front heimkehren würden, um ihres Anteils am Lande nicht verluſtig zu gehen. Dazu kommt, daß der Zwieſpalt zwiſchen der Regierung und dem Arbeiter- und Soldatenrat immer offener zutage tritt. Endlich ſcheinen ſich auch die Friedens— freunde nicht einig zu ſein. Während nämlich ein Teil von ihnen ſich für die Teilnahme an der Stockholmer Konferenz erllärte, hat die Mehrzahl die Fahrt nach Stockholm ab— gelehnt. Alle dieſe Nachrichten laſſen erkennen, daß die Lage immer verworrener wird. Amerika. *Nach neutralen Blättern hat Braſilien Nahrungsmittel ſeien übertrieben. Das Er⸗ gebnis der Nachſchätzung der Getreidebeſtände liege noch nicht vor, gebe aber ſchon jetzt die Sicherheit, daß die Brotration bis zur neuen Ernte beibehalten werden könne. * Wie die„Köln. Ztg.“ aus parlamentariſchen Kreiſen erfährt, kommt das Mehrſtimmen⸗ wahlrecht für die Reform des preußi⸗ ſchen Wahlrechts kaum noch in Betracht wegen der ſchier unüberwindlichen Schwierig— keiten der Abgrenzung bei der Mehrſtimmen— zuteilung, vielmehr dürften ſich die Abſichten der Regierung dahin verdichten, neben dem allge— meinen, gleichen, geheimen und direkten Wahl⸗ recht in der Vorlage weitere Beſtimmungen vor— zuſehen über die Verhältniswahl zur Sicherheit der Minderheit ſowie über feſte Anweſenheits— liſten. Außerdem wird erwogen und noͤtigen- falls zur Debatte geſtellt, ob ſich eine Berück- ſichtigung des Alters durch Zuſatzſtimmen empfiehlt. * Dem ſächſiſchen Landtag, der die Verlängerung der Mandate bis 191 beſchloſſen hat, iſt ein fortſchrittlicher Antrag auf Einfüh- rung des Reichstagswahlrechts in Ver⸗ bindung mit der Verhältniswahl und Neuein- teilung der Wahlkreiſe zugegangen. Oſterreich⸗Ungarn. * Die des Reichs Einberufung kommen. in dem Streit zwiſchen Deutſchland und den Vereinigten Staaten ſeine Neutralität er⸗ klärt.— Es läßt demnach dem Abbruch der diplomatiſchen Beziehungen mit Deutſchland keine Kriegserklärung folgen. * Bei der Annahme der pflichtvorlage wurden im Repräſen— tantenhaus der Ver. Staaten 397 Stimmen für und 24 Stimmen dagegen abgegeben, im Senat ſtimmten 81 für und 8 gegen das Geſetz. Der Senat nahm mit 56 gegen 31 Stimmen ein Amendement an, durch das Rooſevelt ermächtigt wird, vier Infanteriediviſionen für den Dienſt in Frankreich aufzuſtellen. (Das Repräſentantenhaus hat bekanntlich be— ſchloſſen, auf Rooſevelts europäiſche Dienſte bis auf weiteres zu verzichten.) Nach franzöſiſchen Berichlen iſt man in den Ver. Staaten wieder einmal einer„deut— ſchen Verſchwörung“ auf die Spur ge— Es heißt, die Regierung der Ver. Slaaten habe den Beweis in Händen, daß deulſche Agenten verſucht hätten, die mittel— amerikaniſchen Republiken zu einem gegen die Ver. Staaten gerichteten Bunde zu vereinigen. Auch in Columbia will man eine deutſche Ver— Dienſt⸗ ſchwörung entdeckt haben. Friede Sörrenſen. Roman von H. Courths⸗ Mahler. (Fortſetzung.) Und das Schlimmſte war, liebe Friede, daß mir nun jede Hoffnung genommen war, unſere Verhältniſſe zu verbeſſern. Ich mußte quittieren. Daß wir von nun an ein anderes, ſehr be⸗ ſcheidenes Leben führen mußten, war mir klar. Ich überlegte mir alles und wollte mit Lizzi beraten, wie wir uns einſchränken könnten. Heute morgen ließ ich ſie rufen und ſprach ihr von meinem beabſichtigten Sparſyſtem. Sie aber weigerte ſich, darauf einzugehen, und ſagte mir kurz und bündig, daß ſie ſich mit Dir ver⸗ ſöhnen und Deine Hilfe in Anſpruch nehmen wollte. Als ich mich wehrte, rief ſie mir ins Geſicht, daß nur ich zwiſchen ihr und ihrer Schweſter ſtehe— nur ich. Dieſes Wort durchleuchtete wie ein Blitz meine Seele. Mein Tod würde den Weg freimachen zu Dir, für Lizzi— und für meine Rinder. Ja, Friede— für meine Kinder— für ſie 115 ich mit Freuden den Weg ins dunkle kichts. Ich weiß, Du biſt zu großmütig, die inder entgelten zu laſſen, was die Eltern Dir tan. Ich wußte auch, es hätte mich nur ein ort gekoſtet, dann hätteſt Du uns Deine Hilfe eboten. Der Lebende durfte dies Wort nicht prechen— aber der Tote darf es. Nicht wahr, Friede— Du hilfſt meinen Kindern? 20 ann ihnen nicht mehr Stab und Stütze in. Sei Du es!. 1 Kinder. Nun nur noch ein letztes Wort üder meine Hans, der Alteſte, und Ellen, die Jüngſte, ſind echte Kinder ihrer Mutter. Du kennſt Lizzi— ſo kennſt Du auch die beiden. Laſſe Dich nicht blenden durch meines Sohnes Liebenswürdigkeit, durch Ellens ſchmeichelnden Liebreiz. Sei dieſen beiden eine ſtrenge Tante! Hilf ihnen— aber hilf weiſe! Zeig ihnen nicht zu offen Dein gütiges Herz, ſie würden es mißbrauchen. Du ſollſt gewarnt ſein, trotzdem es meine eigenen Kinder ſind. Doch angeſichts des Todes darf man wahr ſein. Und nur weiſe Strenge kann dieſen beiden dienlich ſein. Anders iſt es mit meiner Ruth, meiner älteſten Tochter. Das iſt eine feine, ſtille Seele, Friede, ſtark in der Liebe zu mir, feſt und treu gegen ſich und andere. Sie hat mich ſo oft an Dich gemahnt. Aber nicht deshalb will ich ſie vorziehen und ſie Dir beſonders ans Herz legen. Die beiden anderen wiſſen ſelbſt ihren Vorteil auszunützen und werden durch Lizzi unterſtützt. Ruth iſt beſcheiden. Sie wird unterdrückt und ausgenützt von der Mutter und den Geſchwiſtern. Ich weiß, ſie wird nichts für ſich von Dir bitten. Deshalb bitte ich für ſie. Ruth wird am härteſten getroffen werden durch meinen Tod. Ziehe ſie in Deine Nähe, lerne ſie kennen— ich glaube, Du wirſt durch dieſes mein Ver⸗ mächtnis nicht weniger gewinnen als ſie. Es iſt mir ein lieber Gedanke, daß ihr beide euch nach meinem Tode etwas ſein werdet. Das iſt alles, was ich Dir zu ſagen hatte. Ich hoffe, meine Worte haben den Weg zu Deinem Herzen gefunden. Nun noch ein letztes Lebewobl. Friede— Du mein Friede. den ich im Leben verſcherzte und nun im Tode wieder— zufinden hoffe. Dein getreuer Fritz Steinbach. Mit großen, weit geöffneten Augen ſah, Friede Sörrenſen noch lange über den Brief hinweg ins Leere. Ihre Seele hielt ſtumme Zwieſprache mit dem Toten, der ihres Lebens Glück und Verhängnis geweſen war. Wie eine warme Welle waren ſeine letzten Worte über ſie dahingeflutet. Geliebt ſein— ſo geliebt ſein bis ans Ende— da, wo man mit heißem Schmerz ſich verſchmäht, verworfen glaubte,— welch ein reicher Troſt war das für alle Qualen, die ſie erduldet! Dieſer Brief löſchte alle Bitter⸗ keit aus, die je in ihr gelebt hatte. Mit klaren Augen ſah ſie heute über das Geſchehene hinweg und erkannte, wie abhängig der Menſch iſt von den Launen des Schickſals. Es konnte ſie nicht tief berühren, daß Lizzi ſich ihr nur aus eigennützigen Gründen nähern wollte, was lag daran! Sie hatte heute ein Geſchenk erhalten, das alles andere aufwog. Geliebt— geliebt von ihm, den ſie nie hatte vergeſſen können! Und ſeine Lieblingstochter legte er ihr ans Herz. In all den auf ſie einſtürmenden Empfin⸗ dungen wurde auch eine Stimme laut, die an ihr eigenes Gewiſſen pochte. Hatte ſie recht daran getan damals, als ſie Fritz Steinbach ſo ſchroff von ſich wies? Durfte ſie ihn ſo kampf⸗ los aufgeben? Die Liebe ſoll geduldig ſein, nicht ſchroff und ſtolz. Sie hatte ihn in dieſe Ehe hineingelrieben, ſtatt ihn mit aller Kraft an ihrer Seite feſtzu⸗ halten, nur, um ihrem verletzten Stolz Genüge zu tun. b Wie freudlos mußte ſein Leben geweſen ſein. Das raſtloſe Mühen, der aufreibende Kampf um die Exiſtenz und das drückende Bewußtſein ſeiner Schuld— das waren lauter Bitterkeiten. Und neben ihm, kalt und verſtändnislos, ein Weib wie Lizzi. Nun hatte er ſein zerſtörtes Daſein ſelbſt vernichtet, er atmete nicht mehr— lag mit zerſchoſſener Stirn auf ſeinem letzten Bett.— Eine jähe Gewalt trieb ſie bei dieſem letzſen Gedanken empor. Hin zu ihm! Ein letzles⸗ mal noch in ſeinen ſtillgewordenen Zügen leſen — ein letztesmal ihre Hand auf die ſeine legen, im feierlichen Gelöbnis, ſein Vermächtnis hoch⸗ zuhalten, gutzumachen an ſeinen Kindern, vor allem an Ruth, was ſie im herben Stolz ver⸗ ſäumt hatte— und in feiger Zurückhaltung. Jawohl, Friede Sörreuſen, ſeig biſt du geweſen, feig und kleinmütig. War er denn keines Kampfes wert? So ſtark wähnteſt du zu ſein — und warſt doch ſchwach und verzagt!— Mit fieberhaſter Eile rüſtete ſich Friede zur Reiſe. Mutter Triebſch und Lies packten ſchuelt einige Sachen, während Friede im Kursbuch nachſah, wann der nächſte Zug nach Berlin ging. Dann gab ſie ihren beiden Getreuen Ber- e e für die Zeit ihrer Abweſen⸗ heit. Schließlich war ſie viel zu früh ſertig ge⸗ worden. Aber zu Hauſe hielt es ſie nicht mehr. Sie beſchloß, den Weg zum Bahnhof zu Fuß zurückzulegen. Mutter Triebſch gab ihr das Geleite bis zurückweiſen. dens frage. Eine Wiener ha bamtliche Erklärung. In einem Arlſkel des halbamtlichen Wiener Fremdenblatt“ heißt es: Der Vierverband, der an der Weſtfront in dieſen Tagen ſeine Heere verbluten ſieht, der Vierverband, an deſſen Toren der Unterſeebootkrieg mit erſchreckender Heutlichkeit klopft, ſchiebt dem Bekenntniſſe der Vierbundmächte zum Frieden das Gefühl der Schwäche unter. Wir wollen, ſagt das Fremden— blatt“, den Frieden nicht, weil wir uns am Rande eines Abgrundes fühlen. Wir wünſchen ihn, weil wir nicht wollen, daß die geſamte Menſchheit ſich verblutet. Wir dürſen frei ſagen, daß unſere militäriſche Lage im Norden und Südoſten wie im Südweſten nie beſſer war. Die Schulung der Truppen wurde inten⸗ ſiv betrieben. Zahlreiches Kriegsmaterial iſt aufgeſpeichert, Reſerven an allen Kriegserſorder⸗ niſſen ſind angeſammelt, ſo daß wir jedem Er⸗ eignis feindlicherſejts nicht nur die Stirn bieten können, ſondern auch jederzeit in der Lage ſind, ſelbſt zu aktiven Kriegshandlungen zu ſchreiten, wenn hierdurch der Friede raſcher herangeführt werden kann.. 1 Daß dieſe militäriſche Lage erreicht werden lonnte, danken wir, wie wir ſchon in unſerer Antwort an die Sozialdemokratie ausſprachen, neben dem Heldenmut der Truppen dem ſtillen Opfermut der Bevölkerung und der Leiſtungs⸗ fähigkeit der Induſtrie. Durch die gleichmäßige Verteilung der Vorräte, ſowie die wertvollen Ergebniſſe der ſtaatlichen Ernährungspolitik ſind wir vor der Ernte aus wirtſchaftlichen Gründen nicht zu vorzeitiger, ſür uns ungünſtiger Beendi— gung des Krieges gezwungen und werden es nach der Ernte naturgemäß noch viel weniger ſein. N N 5 Angeſichts der heutigen Lage, die für die Monarchie als durchaus gefeſtigt bezeichnet werden kann, dürſen wir voll Stolz und im Bewußtſein unſerer ungeſchwächten Kraft ſagen, daß wir dem Frieden entgegenſehen, daß wir aber den Krieg fortzuführen bereit ſind, wenn unſere Feinde die ihnen entgegengeſtreckte Hand Wir wollen den Frieden, aber wir haben ihn nicht nötiger als unſere Gegner. Ihre Wunden ſind ſchwerer, ihre Zukunft iſt ungewiſſer. Von Nab und fern. Das Gold gehört dem Vaterlande. Der Gemeinderat von Baalberge bei Köthen hat beſchloſſen, eine von der Kreisdirellion emp— ſohlene Urkunde von Haus zu Haus umlaufen zu laſſen, in der alle Haushaltungsvorſtände aufgefordert werden ſollen, durch Namensunter⸗ ſchrift zu bekräftigen, daß ſie Goldmünzen nichtmehr im Beſitze haben oder aufbewahren. Dieſe Liſte ſoll dann zur Erinnerung an die Eiſerne Zeit im Gemeindearchiv dauernd aufbewahrt werden. 100 000 Mark für Kirchenmuſikzwecke. Die Witwe des Juſtizrats Friedemann in Gera (Reuß) ſtiftete für Kirchenmuſikzwecke 100000 Mark. Der Londoner Ailomeler ö 1 K 1 8 zwiſchen Acheville und Roeux und ſüdlich der Scarpe— daß England in 6 Wochen Brotkarten einzu- Broimarken in England. Berichterſtatter des„Corriere della Sera“ drahtet, jühten beabſichtige. Die Maßnahme werde mit der durch die neutralen Dampfers, Der Steuermann eines der zwei Monate in London war, berichtet, daß die Teuerung dort außerordentlich groß ſeji. Er erhielt nur zweimal in der Woche Fleiſch und hal während der zwei Monate ſeines Aufenthalts Kartoffeln überhaupt nicht bekommen. Das Lawinenunglück bei Davos. Zu dem Davoſer Lawinenunglück wird noch ge— drahtet: Sonntag abend ſtürzte bei Hochwald Druſatſcha ob dem Davoſer See von der: herunter eine gewaltige Lawine auf den in Davos-Platz von Landquart⸗Kloſters eintreffenden Zug der Rhätiſchen Bahn. Der aus einer Lolomotwe, drei Perſonen- und einem Gepäck— wagen beſtehende Zug wurde mitten bis 15 Meter tief zugedeckt. inoſge des Jfammenſſoßes mit dem Zug zum vermehrten Schiffsverſentungen entſtandenen Frachtraumverminderung begründet.“ aus⸗ einandergeriſſen, die beiden letzten Wagen etwa 50 Meter aus dem Gleiſe geworſen, der übrige Teil des Zuges von der Lawine(eilweiſe 10 Die Lawine kam Stehen. Die Inſaſſen namentlich der letzten Wagen konnten zum Teil unverletzt aus dem Zug ſpringen oder aus den umgeworfenen Wagen ſteigen. Sturmgeläute machte Hilfe mobil. Feuerwehren und große Scharen der in Davos internierten deutſchen Soldaten ſowie zahlreiche andere Hilfsmannſchaften wurden mit einem Hilfszug an die Unglücksſtätte geführt, wo über 40 Menſchen verſchüttet waren. Wozu ruſſiſche Verwundete dienen. Aus Petersburg wird nach Stockholm berichtet: Eine eindrucksvolle Kundgebung der gegen— wärtig in Petersburg in Pflege befindlichen Verwundeten und Verſtümmelten fand dieſer Tage ſtatit. Aus allen Hoſpitälern und Ambulanzen der Hauptſtadt zogen trotz Schnee und Regen Scharen von neee el 7 Verwundeten zur! Verkehrshinderniſſen herausbilden müſſen. vor einiger Zeit eröffnete Murmanbahn, auf die man in Rußland für Kriegszwecke ſo große Hoffnungen geſetzt halte, dürfte für Heranſchaffung des Kriegsmaterials den an ſie geſtellten An— forderungen nicht entfernt genügen. Denn es iſt Tatſache, daß noch bis heutigen Tages lein durchgehender Betrieb auf dieſer Bahn ſtatt— findet und ſomit der Zweck vom Eismeer her einen wirklich leiſtungsſähigen Zufuhrweg für Kriegsmaterial zu ſchaffen, noch in keiner Weiſe erreicht werden konnte. Da die Bahn nur ein— gleiſig und ſehr flüchtig über den gefrorenen oder ungefrorenen Erdboden gebaut, wurde, zeigt ſich das Ergebnis bereits in Form von unzähligen Senkungen des Bahnkörpers, die ſich beim Eintritt wärmerer Zeit zu ſchweren Erben ngliſchen Niederlage an der Ueſt front. N Milluch, N J ges Aix 8 Hulle ON EN . 5 97 * 2 Snmgcourt S O—— U 2 5. o uc N. Able, An 97550 75 Ache „ 2 e ee 9 1 7 Ifen ing, a ON e 0 80% 0 5 e Crolsillèes See Fos t- Gare o 5h Sen ö, , bur Wadcgurt. 9 7 = 7 N — kundenfälſchung ſchuldig, verſagten ihm aber die mildernden Umſtände. Der Angeklagte wurde zu 1 Jahr Zuchthaus verurteilt. München. Das hieſige Oberlandesgericht hatte ſich mit der Klage eines Angehörigen der deutſchen Botſchaft in Petersburg gegen eine Münchener Ver⸗ ſicherungsgeſellſchaft zu beſchäfligen. Dieſe hafte den auf Grund einer Verſicherung gegen Einbruch er— hobenen Schadenerſatzanſpruch abgelehnt, weil ſie im Falle des Kriegs zuſtandes nicht haftbar ſei und der Eintritt des Schadens nicht rechtzeitig angezeigt wurde. Das Oberlandesgericht gab der Klage ſtatt da der Kriegszuſtand zur Zeit des Sturmes auf die deutſche Votſchaft noch nicht auf Petersburg über⸗ gegriffen hatte und der Kläger, der damals im Aus— lande weilte, noch ſichere Nachrichten abwarten durſte. In der Beweiserhebung wurde ſoſigeſtellt, daß bei dem Sturm alles, was nicht ſortgeſchleppt werden konnte, vernichtet worden iſt. Neues aus Neuguinea. Es iſt erfreulich, daß Nachrichten aus unſeren alten Kolonjen nicht nur bei den unmittelbar durch geſchäſtliche oder familiäre Beziehungen Beteiligten, ſondern beim ganzen deutſchen Volke lebhaftes Intereſſe finden. Faſt garnichts erfahren wir leider aus den von den Japanern beſetzten Inſelgruppen der Mariannen, Karo— linen und Marſchallinſeln. Dagegen iſt manches belannt geworden über den Bismarckarchipel und Kaiſer-Wilhelmsland, die von Auſtralien aus verwaltet werden. 5 Im„Tropenpflanzer“ gibt Paul Preuß einen willkommenen Überblick über die dortigen Ver— hältniſſe. Im allgemeinen iſt die Verwaltung der Kolonien entſprechend der bei der Übergabe vereinbarten Kapitulationsbedingungen durch⸗ geführt. Palmenpflanzungen ſtehen günſtig, und die Kopraerzeugung und»ausfuhr iſt lebhaſt. 755 Spo. ere 7 . 8 De, E Cage ulla, ä ö Hucan 2— o agnleιfτ . Go jes Sof ale icolirt. %s 75„ el Nis 3 Bgahjętzo 0 7 0 Hm. Geller Zum dritten Male iſt dem engliſchen Feinde der Anſturm auf den Vimy Rücken blutig mißglückt. Auf der zum Angriff ausgeſuchten Front von dreißig Breite waren die Haupkbrennpunkte Niederung. Zwiſchen Acheville und der Scarpe führt eine Linie von dem erſtgenannten Ort bis Roeur, der acht Kilometer öſtlich von Arras bereits mehrſach engliſchem Anſturm ausgeſetzt war, der trotz g 5 8 N 0 0 0 1 der Nähe der engliſchen Linie ſtets erfolgreich ver- C ͥͤ ðVL] 7·w. bus Die erſten weiblichen Richter in Ruß⸗ Kaſan-Kathedrale mit Bannern, deren Auf— ſchriften Fortſetzung des Krieges forderten und d paum anlINC. teidigt worden war. Acheville, der nördlichſte Punkt des engliſchen Anſturms, liegt 6½ Kilometer ſüdöſt— lich von Lens. dort bis Oppy beträgt die Entfernung 4 Kilometer. Gabprelle liegt nur andert— halb Kilometer ſüdlich Oppy, und die Stellungen bei dieſen Orten bildeten demgemäß den Mittelpunkt für den feindlichen Anarüff Auf der ganzen Linie ſcheiterte der engliſche Durchbruchsverſuch endgültig zum dritten Male. land. Die erſten vier Frauen ſind zum verlangten, daß das auf den Schlachtſeldern Richteramt in Petersburg und Moskau zuge— vergoſſene Blut nicht ein nutzloſes Opfer bleibe. Die Invaliden, die nicht gehen konnten, folgten auf zahlreichen Tragbahren und in Automobilen. Die Kundgebung machte auf die Bevölkerung ſtarken Eindruck. Und das alles, während an der Front die Unluſt der Soldaten zur Fortſetzung des Krieges mit jedem Tage deut— licher wird. Sollte hinter dieſer„eindrucksvollen Kundgebung“ damit die Methoden des alten Regimes glücklich nachahmt? Mängel der Murmanbahn. Die gehoue und Petersburg während des Krieges nicht die Regierung ſtecken, die von der Endſtalion an der Kolabucht Romanow nach laſſen worden Gerichtshalle. Verlin. Vor dem Schwurgericht ſtand wegen Urkundenſälſchung der Arbeiter Max Lietſch. Der Angeklagte war mehrere Monate als Armierungs— ſoldat eingezogen, wurde dann, weil er ſich den rechten Fuß erfroren hatte Der Angeklagte hat nach ſeinem Geſtändnis verſucht, ſich mit Hilſe ge— fälſchter Brottarten-Abſchnitte Geld zu verſchaffen Er hat mit ersaunlicher Geſchicklichkeit mit Hilfe von Age! entlaſſen Farben und Tinten eine Anzahl ſolcher Brotkarten- angefertigt und ſie an den Mann zu Die Geſchworenen ſprachen ihn ö nfachen Ur— Abſchnitle bringen berſucht nicht der öffen en, ſondern nur dere Die Preiſe dafür ſind beträchtlich geſtiegen. Die Kautſchutkultur hat keine Ausdehnung erfahren, dagegen iſt der Kakaobau überall mit gutem Er⸗ ſolge ſortgeſetzt. Die Arbeiterverhältniſſe ſind recht unerfreulich geworden. Vietet ſchon die Beſchaffung erhebliche Schwierigkeiten, ſo hat unter den vorhandenen Arbeitern die Zuchtloſig— keit ſtark um ſich gegriffen, da die früher den Plantageleitein in gewiſſem Umfange zuſtehen⸗ den Diſziplinarbefugniſſe gänzlich abgeſchafft ſind. Zudem machte die Verpflegung infolge des Mangels an Reis zuerſt viele Schwierigkeiten, die jetzt aber durch vermehrten Anbau von Feld⸗ früchten im Lande ſelbſt allmählich behoben ſind. Die neueingeführte Arbeiterverordnung ſchreibt für jede Perſon ſolgonde Tagesration vor: 100 Gramm Reis, 1000 Gramm Feldfrüchte, 325 Gramm Früchte, 50 Gramm Hartbrot, 40 Gramm Schweinefett, 60 Gramm Zucker, 1 Liter Tee(1000 Gramm), außerdem wöchentlich 500 Gramm Fleiſch, 17 Gramm Tabak, 1 Schachtel Streichhölzer 25 Gramm Dabei läßt ſich wahrhaftig gut leben, und es iſt wohl verſtändlich, daß die Anſiedler gegen dieſen reichen Speiſezettel Widerſpruch erhoben haben. Sämtliche landwirtſchaftlichen Erzeugniſſe gehen nach Ausſtralien, womit ein regelrechter Dampfer⸗ verkehr beſteht. Drahtloſe Verbindung mit Syd— ney vollzieht ſich ebenfalls rege. Das deutſche Papiergeld iſt zum Kurſe von 97¼ eingezogen worden, inzwiſchen wohl auch das Silbergeld, das die Eingeborenen in beträchtlichen Mengen gehamſtert hatten. 2 und Seiſe. Vermiichtes. Der gebildete Kriegslieferant. meiner im Kriege plötzlich reich gewordenen Be— kannten“, ſo erzählt der„Figaro“,„ſuchte in meiner Begleitung ein vornehmes Möbelgeſchäft auf, um die Einrichtung für ſein ſoeben gekauftes Schloß zu beſtellen. Beſonderes Intereſſe wid— mete er hierbei der Bibliothek, indem er geſon— derte Abteilungen für Wiſſenſchaft, Romane, Reiſebeſchreibungen uſw. eingerichtet haben wollte. Dann meinſe er:„Sie übernehmen doch auch die Beſchaffung der Glasſcheiben?“„Selbſt— verſtändlich“, erwiderte der Verkäufer.„Und der Transport iſt auch Ihre Sache, nicht wahr!“ „Gewiß.“ Befriedigt wanote ſich mein Freund zur Türe, auf der Schwelle aber drehte er ſich um und meinte:„Ja, und die Bücher... die beſorgen Sie einſach auch mit, nicht wahr?“ „Einer 5 6 7 zum Tor und rief ihr noch ein:„Recht glück— liche Reiſe!“ nach. Friede nickte zurück und ſah ihr ſtattliches Anweſen wie durch einen Schleier hinter ſich liegen. ruhelos vorwärts. Am Ausgange des Stadtwaldes traf ſie e von Volkmar. Er kam überraſcht auf ie zu. „Tante Friede!“ Um dieſe Zeit unter⸗ wegs und nichk hinter deinen Milchkübeln? 50 iſt ein Ereignis. Wo willſt du denn in?“ Sie ſah ihn mit einem Ausdruck an, den er nicht an ihr kannte. Und nun fiel ihm auch die ſchwarze Kleidung auf. Er wurde einſt. „Taute Friede— was iſt dir geſchehen? Trägſt du Trauerkleidung?“ 0 Sie nickte nur ſtumm und zeigte auf ihre Handtaſche. Georg erkannte ſofott, duß ſie aus dem Gleichgewicht war. Uebe ich dich begleiten bis zum Bahn⸗ of e“ 5 Sie nickte wieder. Und da zog er ihren Arm durch den ſeinen und nahm ihr die Taſche ab. f Stumm gingen ſie nebeneinander her. Erſt am Eingang des Bahnhofes brach er das chen.„Wohin ſoll ich dir das Villett den?“ „Nach Berlin,“ antwortete Friede. Er ſrat an den Schalter und löſte das Billelt. Dann führte er ſie zum Zuge, half ihr ein⸗ ſteigen, kaufte Lektüre und Obſt für ſie und leale ihr alles zurecht, b Dann ſchritt ſie „Brauchſt du Hilſe? Soll ich mit dir fahren?“ fragte er dringend, ihr blaſſes Geſicht betrachtend.. Da ſah ſie zu ihm empor und reichte ihm die Hand. a „Ich danke dir, Georg, es iſt nicht nötig. Grüß die Eltern— und ſag ihnen, daß— der Mann meiner Schweſter geſtorben iſt.“ „Ich will es ausrichten, Tante ſagte Georg, und dann, ihre Hände er⸗ 0 greifend, fügte er leiſe hinzu:„Ich wußte gar hatteſt.“. Sie gab ſeinen Händedruck herzlich zurück. davon.“ Er küßte ihr die Hand. „Gute Reiſe, Tante Friede! Und komm ge⸗ ſund wieder. Depeſchiere mir, wann du zurück⸗ kommſt. Ich hole dich ab.“ 5 55 Sie nickte und lehnte ſich zurück. Seine liebevolle Sorge tat ihr wohl und wehe zu— leich. gleich 8 Friede Sörrenſen ſuhr, in Berlin an⸗ gekommen, ſofort nach der Steinbachſchen Wohnung. ö f Die Füße waren ihr ſchwer wie Blei und Die Sonne war bereits im Untergehen und durch die bunten Treppenhausſenſter fiel wenig Licht. Dennoch dünkte Friede, als ob der Name „Steinbach“ auf dem Tlürſchild grell in ihre Augen leuchteie. Friede,“ nicht— daß du liebe Menſchen zu verlieren „Ich wußte es ſelbſt nicht mehr, Georg. Aber nun geh— ſpäter ſage ich euch mehr das Blut ſummte ſchmerzhaft in den Schläfen. Einige Augenblicke ſtand ſie vor der Tür ſtill und drückte die Hand ſeſt auf das klopfende Herz. Dann zog ſie die Klingel. 29 ö Das junge Dienſtmädchen öffnete und ſah verwundert zu der großen, ſchwarzgekleideten Frauengeſtalt empor. IIſt Frau von Steinbach zu ſprechen?“ fragte Friede müſam. N „Nein, Frau Major iſt ausgegangen mit Fräulein Ellen— wegen der Trauerkleider. Nur Fräulein Ruth iſt zu Hauſe.“ „Dann melden Sie mich bitte dem gnädigen Fräulein.“ Das Mädchen ſah ſie rallos an. „Ach Gott— unſer Fräulein Ruth, die iſt nicht fortzubringen von dem Toten. Der Herr Major iſt doch vorgeſtern ſo plötzlich geſtorben, und nun geht ſie nicht von ſeiner Seite. Sie ißt nicht und ſchläft nicht— ach Gott, das iſt ein Jammer, beinahe iſt ſie ſelbſt tot umge⸗ fallen, als ſie vorgeſtern abends von einem Gange nach Hauſe kam. Da war inzwiſchen das Unglück geſchehen.“ 1 Friede unterbrach die Geſchwätige, die ſich anſcheinend mit Behagen noch weiter in dieſe Schilderung verliefen wollte. Sie trat, ruhig geworden, in den Vorſaal. ü ö „Führen Sie mich in das Zimmer, wo ich Fraͤulein Ruth finde,“ befahl ſie beſtimmt. Das Mädchen ſah ſie hettoſſen an. „Das geht wohl nicht an, gnädige Frau, ich kann da keinen Fremden hineinlaſſen,“ ſagte ſie abwehrend. „Ich bin keine Fremde, öffnen Sie mir ge— lroſt die Tür, Frau Mafor iſt meine Schweſter.“ erwiderte Friede ruhig und ſtellte ihre Hand— laſche auf einen Stuhl. Das Mädchen ſtarrte ſie ſprachlos an. „Welche Tür?“ ſragle Friede kurz, mit einem ſo beſehlenden Blick, daß ſich das Mädchen beeilte, eine Tür zu öffnen. Friedes Augen weiteten ſich, als ſie leiſe eintrat. Es war, als wollte ſie alles mit einemmal umfaſſen, was ſich ihren Blicken bot. Ein ſchwerer Duft ſtrömte ihr entgegen, ge— miſcht aus dem Duft welkender Blumen, brennender Kerzen und einem ſeltſamen Elwas — dem Hauch des Sterbens und Vergehens. Mitten im Zimmer, es war das größte der ganzen Wohnung, lag Fritz von Steinbach feierlich aufgebahrt. Kerzen braunten ſchon jetzt zu Haupt und Füßen des Toten und warfen zitlernde Lichter über das bleiche Totengeſicht, über Blumen und Kränze und über die neben der Bahre hingeſunkene Mädchengeſtalt. Leiſe trat Friede neben die in ihren Schmerz Verlorene. Über ihr Haupt hinweg ſah ſie mit brennenden Augen in das Geſicht des Maunes, der ihrem Leben das Gepräge gegeben hatte. Wie ein ſcharſer Riß ging es durch ihre Bruſt. Dieſe ſtarren Züge hatten ihr einſt gelächelt, dieſes von Silberfäden durchzogene Haar war braun geweſen. ö Und der herb geſchloſſene Mund um den die Majeſtät des Todes ſellſame Runen ge— zeichnet, halte ſie einſt gebeten:„Friede, löſe dich nicht von mir, ich bitte dich!“ S0 9(Fortsetzung folgt.)