kauft Lokale Nachrichten. * Firmung. Der hochwürdigſte Herr Biſchof ſpendet am 22. Mai dahier das hl. Sakrament der Firmung. S Rotlauf⸗Impfung. Nachdem der Impfſtoff einge— troffen iſt, finden morgen Mittwoch und Donne s- tag, jeweils von 10—12 Uhr im Faſſelſtall die hetzten Impftermine für Schweine ſtatt. Die angemeldeten Stall— impfungen bei Verhinderungen werden morgen Mittwoch nachmittag von 4 Uhr ab vorgenommen. Wir machen die Beſitzer von noch zu impfenden Schweine auf dieſe Impf— gelegenheit aufmerkſam. ö 85 Jngendwehr. Morgen Mittwoch 1½9 Uhr Uebung mit Handgranaten.(Meldeübung). f ECErnährungsbeirat. Auf Anregung Großh. Mini— ſteriums wurde auch für den Kommunalverband Heppenheim ein Ernährungsbeirat gebildet, in dieſen u. A. auch Herr Bürgermeiſter Lamberth von hier berufen wurde. Die erſte Beſprechung findet bereits morgen Mittwoch in Heppenheim ſtatt. Hoffentlich gelingt es dem Einfluß des Herrn Bürger— meiſters, eine recht ſegensreiche Tätigkeit für unſere Gemeinde in dieſer neuen Körperſchaft zu entfalten. Die Buchdruckereien im Kriege. 1500 Buchdrucke— reien mußten während der Kriegszeit ihren Betrieb einſtellen. Von 80 000 Buchdruckergehilſen des Deutſchen Reiches ſtehen 59 000 im Heere. Danach kann der Zeitungsleſer auch die ungeheueren Schwierigkeiten ermeſſen, mit denen ſein Leib— blatt zu kämpfen hat. * Kriegsauszeichuung. Ciſerne Kreuz erſter Klaſſe wurde für eine hervorragende Heldentat dem Leutnant Franz Heckmann im Juf.-Regt. 117, Sohn der Gaſtwirtswitwe Frau Joh. Heckmann 3., verliehen, nachdem derſelbe bereits im Beſitze des Eiſernen Kreuzes 2. Klaſſe und der Heſſiſchen Tapferkeitsmedaille iſt. Der brave Held hat mit ſeinem Zug eine vom Feinde angegriffene Stellung im heißen Nahkampfe trotz ſchwerer Verwundung ſo lange gehalten, bis ihn ſeine Kräfte verließen und er zu⸗ ſammenbrach. 5 die Stellung ſamt ſeinem Verteidiger war gerettet. Die wohlverdiente Auszeichnung wurde dem tapferen Helden vom kommandierenden General im Feldlazarett perſönlich unter Worten höchſter Anerkennung überreicht, dazu ein Lorbeer— zweig. Wir gratulieren dem Braven und wünſchen ihm von Herzen, daß er von ſeinen ſchweren Verwundungen wieder geneſen möge. f 5 Klriegsauszeichunng. Pionier Edmund Träger, ein Schwiegerſohn von Herrn Nik. Bugert 4., erhielt für her⸗ vorragende Tapferkeit vor dem Feinde das Eiſerne Kreuz. Wir gratulieren! a * Viernheimer Ehrentafel. Den Heldentod für ihr Vaterland ſtarben Reſerviſt Nikolaus Bugert, Inhaber der heſſiſchen Tapferkeitsmedaille, im Alter von 26 Jahren und Mathias Mandel, Inhaber des Eiſernen Kreuzes und der heſſ. Tapferkeitsmedaille, im Alter von 22 Jahren. Erſterer iſt der Sohn von Herrn Veteran Nik. Bugert 4. in der Steinſtraße, während letzterer ein Sohn des 1 Gemeinderats Adam Mandel iſt. Ehre ihrem Augedenken! Das Nun ruhe sanft im Heldengrab, Befreit von Schmerzen. Diel ebe ie dich hier umgab, Lebt fort in unserem Herzen Könnten unsere Jrä— nen dich erwecken, Fremde Erde würde Dich nicht decken. ieferschüttert machen wir Verwandten, Freunden und Bekannten die schmerzliche Mitteilung, dass mein heissgeliebter Gatte, unser unvergesslicher braver Sohn, Schwieger— sohn, Bruder, Schwager u. Onkel, Reservist Nikolaus Bugert Inh. d. hess. Tapferkeitsmedaille am 29. April im 26. Lebensjahre den Helden- tod fürs Vaterland gestorben ist. Wir denken. Viernheim, den 8. Mai 1917. bitten, seiner im Gebete zu ge— In tiefer Prauer: Frau Nik. Bugert Familie Nik. Bugert 4. Familie Aug. Ecker. „Spezereihändlern bei uns Zimmer 27 abzuliefern. Im kritiſchen Momente kam Verſtärkung und Bekanntmachung. Betr.; Kartoffelverſorgung; hier Abgabe von gedörrten Erdkohlraben an die Verſorgungsberechtigten. 1 0 Infolge der allzugroßen Kartoffelknappheit wurden uns vom Großh. Kreisamt Heppeuheim eine Mengen gedörrte Kohlraben zute— wieſen, welche unter die verſorgungsberechtigte Bevölkerung zur Verteilung gelaugt. einem Zeutuer Rohware entſprechen und ſtellt ſich der Preis für jedes Pfund auf 1,20 Mk. 24 Stunden vor dem Gebrauch mäſſen die Kohlraben in kaltem Waſſer zum Auſquellen eingeweicht werden. Die Ausgabe der Erdkohlraben erfolgt am Donnerstag, den 10. ds. Mts. im Wachtlokale des Rathauſes uud zwar: Vorm. von 8 bis 9 Uhr von Nr. bis 50(Kartoff. Bezugsſch.) 9. 7 0 ö 51„ ö 0 150 200 250 300 U 70 „„ 1 11 101 1 8 8 12 151 Nachm.„ 2 3 201 57 7 a 4 251 „ 5 301„ 350 57 Cf ö 55 Die Bezugsſcheine von der letzten Kartoffelausgabe ſind zum Eintragen vorzulegen und wird gebeten, das Geld abgezählt bereit zu halten. Jeder Kopf erhält% Pfund Kohlraben. Wer ſeine zugewieſe Kohlraben zu der beſtimmten Zeit nicht abholt, wird bei der nächſten Kartoffelausgabe nicht berückſichtigt. 7 Betr.: Regelung des Zuckerverbrauchs. Die eingelöſten Zuckermarken für April 1917 ſind am Mitt⸗ woch, den 9. ds. Mts., vormittags von 9 bis 12 Uhr von den Spe i Die Briefum— ſchläge ſind vorher dortſelbſt abzuholen. Die Ausgabe des Zuckers für Maj und Juni erfolgt am gleichen Tage, nachmittags von J Uhr ab, in der Behauſung des Obmannes Winkenbach dahier. Im Monat Mai darf auf die Marke 12 und 13 und im Monat Juni auf die Marken 14 und 15 Zucker ausgegeben werden. Viernheim, den 8. Mai 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Danksagung. Für die teilnahme bei dem Heimgange unseres lieben vielen Beweise herzlicher An- Bruders, Schwagers fl. ferner für das zahlreiche Geleite zur letzten Ruhestätte und für die Kranzspende unsern innigsten Dank. Besonderen Dank der Freiw. Feuerwehr und den Stiftern von Seelenmessen. Mai 1917. i Hinterbliebenen. Vaters, Grossvaters, und Onkels, Herrn Pfidpp Sime Schmiedemeister Viernheim, den 7. Die fleftcauernden 7. 9 0 5 N Gottesdienſt-Orduunng der katholiſchen Gemeinde. In der neuen Kirche an Werktagen: Mittwoch: ½6 Uhr geſt. hl. Meſſe für A. Maria Knapp. 1/7 Uhr 1. S.⸗A. für A. Maria Weidner geb. Lahres. 7 Uhr 1. S.⸗A. für den den Heldentod fürs Vater— land g Valentin Samstag. Donnerstag: ¼7 Uhr beſt. J.⸗G. für Adam Bläß 1., Ehe⸗ frau Eva geb. Grammig, beiderſ. Eltern und An— verwandte. 37 Uhr beſt. E.⸗A. für 1 beide Krieger Joh. Lammer und Jakob Lang, Schwiegereltern und Großeltern. Am Mittwoch iſt um ½7 Uhr hl. Meſſe bei den Engl. Fräulein. Freitag: /7 Uhr 1. S.⸗A. für Balth. Glanzner. 3/7 Uhr 1. S.⸗A. für Philipp Simon 1. Samstag: ½66 Uhr hl. Meſſe. 1/7 Uhr 2., 7 Uhr 3. S.⸗A. für Nik. Neff. In der alten Kirche an Merktagen: Donnerstag: /7 Uhr geſt. S. ⸗A. für Pfarrer Adam Hamann. Am Mittwoch und Freitag Abend 8 Uhr iſt Matl⸗Andacht. a Am Mittwoch, Donnerstag und Freitag Abend 1/9 Uhr ſind Vorträge für die Mitglieder der Jungfrauen⸗Kongregation, wozu auch alle anderen Jungfrauen eingeladen werden; die Vorträge hält ein hochwürdiger Pater des Kapuziner⸗Ordens. an Receßholz für 1917 weiter abgegeben: Acht Pfunde dieſer getrockneten Kohlraben ſollen Bekanntmachung. Nächſten Donnerstag, den 10. ds. Mts. wird Aufl. Großes Losholz von Leonhard Knapp 2. bis Adam Diehl 2. Kleines Losholz Kiefern Scheit von Philipp Effler 1. bis Hrch. Klee 1. Kiefern Knüppel von Franz Haas 1. Wtw. bis Franz Berg⸗ mann 1. von Joh. Bläß 2., Friedrichſtraße bis Nikolaus Kempf 3. Wt., Waſſer⸗ 5 ſtraße 14.— Kiefern Wellen von Adam Hagenburger 1. bis Friedr. Knapp 1. 2.10 Eichen Knüppel von Willi Gernsheimer bis Peter Effler 1. Wt. Eichen Wellen von Kaſpar Lammer 1. bis Balth. Faltermann 1. 2.70 Das Geld iſt wieder abgezählt mitzubringen.— Gleich⸗ zeitig wird darauf aufmerkſam gemacht, daß die Beträge zur land⸗ und forſtw. Berufsgensſſenſchaft noch am nächſten Donnerstag ohne Mahnkoſten bezahlt werden können. Viernheim, den 8. Mai 1917. Der Gemeinderechner: Jöſt. Eu Einlegſchwein zu verkaufen. Holzstraße 11. Der 2. Stoch in meinem neuerbauten Hauſe, Bürſtädterſtraße, beſtehend aus 4 Zimmern u. Küche (Glasabſchluß) nebſt Zubehör, ſofort zu vermieten. Georg Valentin Heckmann Metzgermeiſter. 18.— 3.50 3.50 Kiefern Stöck 5.00 ee Arbeiterinnen für Hausarbeit zum Tahakeutrippen N geſucht. H. Jakob C0. Zur gefälligen Beachtung ö Wir bitten unſ're Abnehmer von Brot höllichſt, die 200 gr. Brotmarken an den 1700 gr. Brotkarten nicht mehr abzutreunen, da ja für dieſelben Mehl oder Roggenbrötchen entnommen werden kann. Ferner bitten wir dringend die Geſchäfte licht mehr um Brot ohne Marken zum Voraus anzugehen, da dies durchaus nicht ſein darf u. ſtrafbar iſt. Viernheim, den 7. Mai 1917. Wer im Gedüchtnis seiner Lieben lebt, ist ja nicht tot— ist nur fern. od ist, wer vergessen wird. Todes-Anzeige Verwandten, Freunden und Bekannten die schmerzliche Mitteilung, dass unser lieber Bruder und Enkel, Musketier Mathias Mandel Inhaber des Eisernen Kreuzes und der Hess. Tapferkeitsmedaille am 18. April im 22. Lebensjahre den Helden- tod fürs Vaterland gestorben ist. Wir bitten, seiner im Gebete zu ge- denken. Viernheim, den 8. Mai 1917. Die fieftrauernden Hinterbliebenen, man bet 8 Of mo e F Mannheim Frbie Bäcket-Innung Erſcheint wöchentlich dreimal: Geſchäfts⸗ Anzeiger Dienstag, Donnerstag u. Samstag Bezugspreis: 40 Pfg. pro Monat frei ins Haus gebracht Gratis-Beilagen: „Illuſtriertes Sonntagsblatt“, illuſtriertes Unterhaltungsblatt„Deutſche Kraft“, Wandkalender und Fahrplan. Organ für e Jedermann Ikilun Vereins ⸗ Anzeiger Anzeigenpreis: Amtsblatt der Großh. Bürgermeiſterei Viernheim Euthült alle amtlichen Ankündigungen der Behörden Vieruheims und Umgebung. Inſerate finden in der Bürger-Zeitung wirkſamſte Verbreitung.— Für Wohnungeinſerate Ausnahme⸗Tarlf. Redaktion, Druck und Verlag: J. Martin, Viernheim, Rathausſtraße Die Iſpaltige Petitzeile oder deren Raum 20 Pfg., auswärtige Inſerate 25 Pfg., die Reklame⸗Petitzeile 40 Pfg. Bei öfteren Wiederholungen und größeren Aufträgen entſprechender Rabatt. Beilagen im Gewichte bis zu 8 Gramm 6 Mk. fürs Tauſend. Bei Klage⸗Erhebung, zwangsweiſer Bei⸗ treibung uſw. wird Rabatt hinfällig. Donnerstag, den 10. Mai —* Durchhalten! Gefahren eines ungünſtigen Friedens. Der Staatskommiſſar für Ernährungsfragen in Preußen Exzellenz Michaelis hat ſchon im Dezember davor gewarnt, den Eintritt des Friedens mit dem Aufhören der Lebensmittel- kappheit gleichzuſtellen. Gewiß iſt jedenfalls, daß wir auch noch unmittelbar nach dem Kriegs- ende den Riemen eng geſchnallt halten müſſen. Inwieweit und auf wie lange dieſe unange⸗ nehme Notwendigkeit vorliegen wird, das wird ganz von der Art abhängen, wie der Frieden ſelbſt beſchaffen iſt. Auch dem Laien, der ſich niemals mit den Geheimniſſen der in⸗ ländiſchen Getreidebeſchaffung und-verteilung oder gar mit den Myſterien des Welt⸗ getreidehandels vertraut gemacht hat, wird ein⸗ leuchten, daß die Verſorgung mit Brotgetreide ganz zu ſchweigen von Fulterſtoffen— in entſcheidender Weiſe an die Frage gebunden iſt, ob wir beim Friedensvertrage eine ge— wichlige Stimme mitzureden haben oder nicht. Alle Völker werden nach dem Ende des blutigen Ringens in einem Maße einfuhrhungrig in be⸗ zug auf Brotgetreide ſein wie nie zuvor. Von wirklich großen Ausſuhrländern gibt es in der Welt nur ſieben. Dies ſind in Europa: Ruß⸗ land und Rumänien, in Amerika: Kanada, die Ver. Staaten und Argentinien, in Aſien: Indien und ſchließlich der auſtraliſche Bundes— flaat. Nur eines der genannten Länder befindet ſich bisher noch nicht auf der Gegenſeite, drei gehören dem engliſchen Weltreich an. Kann unter ſolchen Umſtänden ſelbſt der Unerfahrenſte auch nur den geringſten Zweifel hegen, daß im Falle eines ungünſtigen, eines ſaulen Friedens die ſchon heute entbehrenden, bald vielleicht hungernden gegneriſchen Import⸗ länder, hauptſächlich England, Frankreich, Italien und Belgien, zu allererſt und in ausgiebigſter Weiſe an ſich und ihre Verſorgung denken werden? Und dabei liegen die Dinge doch ſo, daß die beiden einzigen europäiſchen Ausſuhrgebiete aus natür⸗ lich⸗geographiſchen Gründen gerade für die Verſorgung Deutſchlands in erſter Reihe in Betracht kommen. In Ru⸗ mänien und Serbien wird in wenigen Monaten das Brotkorn geſchnitten, das zum großen Teile uns zur Verfügung ſtehen wird. Es iſt llar, daß Deutſchland bei einem günſtigen Friedens⸗ ſchluß auf dieſe Überſchüſſe die Hand legen kann und wird, zumal da die Verſorgung von Über⸗ ſee infolge des bekannten Frachtraummangels, der Minengeſahr uſw. erheblich längere Zeit beanſpruchen wird. Militäriſch kann Deutſchland nicht beſiegt werden. Das wiſſen unſere Feinde genau. Durch die faſt lückenloſe Abſperrung der Zu— ſuhren während des Krieges haben ſie eine gewiſſe Knappheit des Brotgetreides in Deutſch⸗ land tatſächlich erreicht. Daher gilt es während der nächſten Monate trotz allem durchzu— halten und die ernſthaften Entbehrungen, deren Schwierigkeit niemand unterſchätzt, mit dem Opfermut zu ertragen, der das deutſche Volk bisher ausgezeichnet hat. die neue deutſche Ernte ſichert uns bei ent⸗ ſprechender Rationierung für ein weiteres Jahr, ſelbſt wenn der harte Winter ihr Ergebnis, was noch keineswegs feſtſteht, beeinträchtigt haben ſollte. Was würde uns der Hungerfrieden, den die Feinde uns anſinnen, nützen? Nicht ein Korn inländiſchen Getreides würde dadurch mehr vorhanden ſein, aber jegliche Zufuhr fremden zetreides wäre für lange Zeit ausgeſchloſſen. Man möge ſich hüten, anzunehmen, daß die Feinde, deren eigene Schwierigkeiten wir genau kennen, die aber mit einigem Geſchick verſuchen, ihre Not aus begreiflichen Gründen mit einem Schleier zu umhüllen, etwa aus Gutmütigkeit oder Mitleid dem deutſchen Volke nach einem Hungerſrieden einige Brocken Brotgelreide „gnädigſt bewilligen“ würden. Vielleicht würde das ſogar geſchehen, wenn jene im Über⸗ fluß ſchwimmen würden. Die Dinge liegen ſo, daß latſächlich in den feindlichen Ländern die Bevölkerung bereits Not leidet, die leicht in den beiden letzten Monaten vor der dortigen Ernte einen kafaſtrophalen Charakter annehmen kann, weil dort eine organiſierte Verſorgungs⸗ tätigkeit meiſt gänzlich fehlt. Nicht ein Korn ruſſiſchen Getreides würde mehr über unſere Grenzen fließen. Das mögen ſich die Un⸗ heſonnen geſagt ſein laſſen, die einen ſchnellen Frieden mit einem Aufhören der Lebensmittel- inappheit verwechſeln und daher jenem das Wort reden. Darum, Ihr Bürger, haltet noch die wenigen Monate bis zur neuen Ernte in Ruhe aus, und Ihr Landwirte und Landfrauen entäußert Euch jeden überflüſſigen Kornes, um die ſchwere Aufgabe der Städte und Induſtriebezirke zu er⸗ leichtern. Was bedeutet dieſes Opfer gegen die Leiden und Entbehrungen unſerer tapferen Krieger? Wollt Ihr Euch von den Engländern, Franzoſen, Italienern, die ebenfalls entbehren, beſchämen laſſen? Die Pflicht zur Ablieferung iſt nicht minder groß als etwa die Zeichnung der Kriegsanleihe! Sind dies die ſilbernen Kugeln, die zur Abwehr gegoſſen werden, ſo iſt jeder Zentner Weizen, der in der jetzigen ent— ſcheidenden Zeit herankommt, ein abſichten. r verſchiedene Kriegsnachrichten. Die Entſcheidungsſchlacht. Zu den Ereigniſſen an der Weſtfront ſchreibt das Stockholmer„Svenska Dagblad“: Die Schlacht bei Arras bezeichnet die gewaltigſte Kraftäußerung, die England jemals im Land— kriege aufbrachte. Anſcheinend kam auf der ganzen Front ſo gut wie alles zum Einſatz, was England an lebendem und totem Material ein⸗ zuſetzen vermochte. Daß es ſich um die Ent⸗ ſcheidungsſchlacht handelt, geht aus der Rückſichts— loſigkeit hervor, mit der gefochten wird. Die Durchbruchsabſicht iſt unzweifel⸗ haft, indeſſen iſt dieſes Ziel trotz der uner⸗ hörten Opfer unerreicht geblieben. Im Verhältnis zu dem unerhörten Kraftaufwand ſind die bisherigen Fortſchritte verſchwindend gering. Man kann verſtehen, daß die Deutſchen mit dem bisherigen Verlauf zufrieden ſind.“ E Eine neue Taktik. Die franzöſiſche Militärlritik Deutſchen hätten eine neue Taktik. erklärt, die Sie ließen in den vorderſten Linien nur eine leichte Be⸗ ſatzung, um die Angreifer in die Tiefe zu locken und aus dem Unterſtützungsbereich der feindlichen Artillerie zu entfernen. Der elaſtiſche Widerſtand der Deutſchen habe nicht geſtattet, die Fortſchritte der Fran⸗ zoſen ſo ſchnell und weit zu entwickeln, wie die Offentlichkeit erwartete und hoffte.— In Über⸗ einſtimmung damit ſchreibt ein engliſcher Be⸗ richterſtatter über die dritte Arrasſchlacht:„Die feindlichen Reſerven waren ſehr ſtand haft. Die Engländer gerieten bei Oppy in ein konzentriertes Artilleriefeuer und waren dadurch gezwungen, ſich einige hundert Meter zurückzuziehen. Das Gefecht hatte einen ſehr unangenehmen Charakter, da das Terrain nach den deutſchen Maſchinengewehrſtellungen auflief, welche die Gelände beiderſeits der Scarpe beherrſchten.“ 1 Die letzte Viertelſtunde. Das deutſchfeindliche Schweizeriſche Blatt „Tribune de Geneve“ ſchreibt, die politiſchen und militäriſchen Nachrichten machen eine gewiſſe Zurückhaltung nötig. Manche ungünſtigen Dinge der allgemeinen Lage und die Ver⸗ wüſtungen durch die deutſchen U-Boote ſeien beunruhigende Zeichen. Nicht minder gebe die Lage Rußlands Anlaß zu lebhafter Sorge, weil dort anſcheinend eine allgemeine Lähmung eingetreten ſei. Die Veränderungen im franzöſiſchen Oberkommando wirkten ſtörend. Die Wahrheit ſei, daß alle kriegſührenden Parteien leiden und ſich ſchwächen. Nicht mehr weit ſei der Augenblick, daß einer der Krieg führenden noch eine Viertelſtunde länger leiden könne, um den Endſieg zu haben. Die„Tribune“! hofft, daß die Mittel des Vierverbandes dieſe befähigen, die letzte Viertelſtunde auszuhalten. * Folgen des U⸗Voot⸗Krieges. Holländiſche Zeitungen berichten aus London, daß das Intereſſe für die Frage, wieviel Tonnen tatſächlich durch die deut⸗ ſchen U-Boote verſenkt worden ſind, nunmehr in ein kritiſches Stadium getreten iſt. Allgemein, beſonders aber bei den Reedern ver⸗ langt man, die wirklichen Ziffern kennen zu lernen, die für die wöchentlichen Verluſte gelten, aber nicht in den öffentlichen Liſten enthalten find. Wie beunruhigend aber der deutſche U⸗Boot⸗Krieg auf Englands„Lebensnerv“, auf die Handelsſchiffahrt wirkt, iſt aus einer Schweizer Meldung erſichtlich, wonach ver⸗ ſchiedene Schweizer Geſchäſtsleute von engliſchen Verſicherungsgeſellſchaften benachrichtigt wurden, daß die Prämien für Schiffsverſicherungen ab 1. Mai um 100% erhöht werden.— Das ſpricht für ſich! Gewehr⸗ projektil und jede Tonne Roggen ein Artillerie- treffer gegen den Feind und ſeine Vernichtungs⸗ —* Italiens„Erfolg“. Eine zweijährige Kriegsbilanz. Mai zum zweitenmal. Am 4. Mai kündigte Italien den Dreibundvertrag, der erf im Jahre 1913 auf ſeine eigene Anregung um zwölf Jahre verlängert worden war. Am 20. Mai bewilligte die Kammer unter dem Drucke der nach dem Kriege ſchreienden„Piazza“, des römiſchen Straßenpöbels, die geforderten Krieg kredite und am 23. den Krieg. ſofortigen Abbruch der diplomatiſchen Beziehungen durch das Deutſche Reich zur Folge. Jahren ihre Kriegsrechnung aufmachen, ſo iſt das Schlußergebnis eitel Enttäuſchung und Hoffnungs- loſigkeit. Alle die großen Erwartungen auf die eigene Kraft und die Macht der neuen Bundes⸗ genoſſen ſind zuſchanden geworden. Was hat der Krieg bisher Italien gebracht? nach Statt des militäriſchen Spazierganges Wien, den die Kriegshetzer dem Volke vor- ſpiegelten, und der, nach ihrer Anſicht, den Weltkrieg wie mit einem Schlage beenden ſollte, kämpft das italieniſche Heer nach rieſen⸗ haften Verluſten immer noch an den Grenzen, und im Lande ſelbſt zieht das Geſpenſt der Hungersnot und des wirtſchaftlichen Zuſammen— bruchs drohend umher. In keinem anderen Lande iſt die Kriegsmüdigkeit ſtärker ausgeprägt als in Italien. Der Krieg war nie volkstüm— lich, und ſein wirtſchaftlicher Druck, der durch den U⸗Boot⸗Krieg gewaltig verſtärkt wurde, iſt allmählich zur Unerträglichkeit geſtiegen. Arbeits- loſigkeit aus Mangel an induſtriellen Roh— ſtoffen und Kohlen und Hungersnot ſind die Zeichen, unter denen Italiens nächſte Zu⸗ kunft ſteht. Dazu iſt das wenig gefeſtigte wirtſchaftliche Geſüge des Landes ſchwer erſchüttert und ſeine allgemeine Finanzlage durch die Kriegskoſten unheilbar zerrüttet. in Verbindung mit den nutzloſen, blutigen Verluſten und der Ausſichtsloſigkeit der weiteren militäriſchen Anſtrengungen müſſen eine graue Katzenjammerſtimmung über dem Lande aufziehen laſſen— beſonders bei der Erinnerung an die Verſtändigungsvorſchläge Sſterreichs, die Italien bei weiterer Beibehaltung der Neu- vorteilhaften Machtgewinn und Landzuwachs— weit größer, als es ihn bisher hat erobern können— boten. Und wie im Mai 1916 bei dem öſterreichiſchen tralität einen ehrenvollen und Anſturm, der die ſtarken italieniſchen Grenz— feſtungen wie Kartenhäuſer umblies, und der nur dadurch aufgehalten wurde, daß Rußland als opferbereiter Bundesgenoſſe Italiens ſeine übereilter halbausgebildeten Mannſchaften in Offenſive zu Hunderttauſenden ſich verbluten ließ, ein paniſches Entfetzen das Land durch⸗ rüttelte, ſo zittert auch jetzt, im Mai 1917, wo das Geheimnis von Hindenburgs Plänen ſchwer und drückend auf dem Zehnverband laſtet, das italieniſche Volk in der Furcht vor der gerechten Vergeltung. Unerfüllte Erwartungen, blutige militäriſche Mißerfolge, wirtſchaftlicher Niederbruch, eine hoffnungsloſe Verſchuldung und Mißſtimmung, Arbeitsloſigkeit und Hungersnot im Lande, das ſind die einzigen greifbaren Erſolge aus dem „sacro egoismo“, dem„heiligen Egoismus“, geborenen Krieges Italiens. Politiſche Rundſchau. Deutſchland. * Wie noch über die Anweſenheit des türki⸗ ſchen Großweſiers Tala at Paſcha im Großen Hauptquartier berichtet wird, iſt der Würdenträger auch Gaſt des Generalſeld— marſchalls v. Hindenburg geweſen. Von dort ſetzte er ſeine Reiſe an die Weſtfront fort, wo er zunächſt den deutſchen Kron⸗ prinzen in deſſen Hauptquartier aufſuchte. Talaat Paſcha machte von hier aus auch eine Fahrt an die Kampffront in der Champagne und trat dann die Rückreiſe nach München zum Beſuche des Königs von Bayern an. * Der Alteſtenrat des preußiſchen Ab.⸗ geordnetenhauſes hat beſchloſſen, die Verhandlung des Fideikommißgeſetz⸗ entwurfes bis zum Herbſt auszuſetzen unter der Vorausſetzung, daß der Reichstag ſeinerzeit gleichfalls beſtimmt auf eine Fideikommißdebatte verzichtet. Sodann erklärte der Senioren- konvent ſein Einverſtändnis damit, daß die Re⸗ gierung ermächtigt werde, das Abgeordneten⸗ haus vom 15. Mai bis zum 25. September zu vertagen. Dieſer Beſchluß wurde an die Bedingung geknüpft, daß eine Vertagung nicht ec e Le ee Mai erklärte Italien Sſterreich Selbſtverſtändlich hatte dies den Wenn Italiens Volk und Regierung jetzt nach zwei Dieſe trüben Erſcheinungen ſchweren 1 15 bi Landtag erledigt iſt. * Im Haushaltungsausſchuß des badi⸗ Landtags erklärte Staatsminiſter Frhr. v. Duſch, er könne die Notwendigkeit ner politiſchen Neuorientierung in Baden nicht einſehen. Die Gedanken des deutſchen Volkes beſchäftigten ſich zurzeit weniger mit den politiſchen Fragen als vielmehr mit dem Entſcheidungskampf auf dem Schlachtfelde. Die Kreisverſaſſung werde die Regierung neu ordnen. Die Vereinfachung der Staatsver— faſſung werde ſchon aus Sparſamkeitsgründen nach dem Kriege notwendig ſein. England. * Im Oberhauſe hielt Lord Devenport eine längere Rede, in der er u. a. ausführte, es müſſe immer noch mehr geſpart werden. „Wir müſſen weniger eſſen!“ rief der Lord und drohte mit der zwangsweiſen Zutei⸗ lung nach dem Kartenſyſtem, wenn ſich nicht binnen wenigen Wochen zeige, daß die Eng⸗ länder ſich freiwillig ſtarke Beſchränkungen auf⸗ erlegen. Die Schiffahrt biete keine Sicherheit für eine geregelte Zufuhr, deshalb blieb als einziges Mittel den Krieg zu gewinnen und durchzuhalten, die weiteſtgehende Beſchränkung der ganzen Bevölkerung.— Das wird engli⸗ ſchen Ohren bitter klingen. Spanien. * Seltſame und doch nicht ganz überraſchende Nachrichten kommen aus Spanien. Der ehe⸗ malige Miniſterpräſident Maura hielt in Madrid vor 20 000 Menſchen eine Rede und führte aus, daß Spanien neutral bleibe, aber fertig ſein müſſe, um ein Bu ndnis mit England und Frankreich zu ſchließen, jedoch nicht mit anderen Mächten. Um zu jenem Bündnis zu gelangen, wäre es aber nötig, daß Gibraltar und Tanger an Spanien zurückgegeben werden. Maura fügte hinzu, daß Spanien niemals ohne gerecht⸗ ſertigten Grund mit Deutſchland brechen würde. Die Dieſe Rede machte ungeheuren Eindruck. franzöſiſche Preſſe iſt aufs äußerſte empört. Rußland. „Die Selbſtändigkeits bewegung in der Ukraine hat einen Umfang ange— nommen, der in Petersburg größte Beſorgnis erregt. Der Nationalkonvent der Ukraine hat einen Ausſchuß gewählt, der als proviſoriſche Regierung der Ukraine proklamiert wurde. Es wurde der Entwurf eines politiſchen Regierungs— ſyſtems umgearbeitet und ein Reichskanzler ge— wählt. Für den 1. Mai alten Stils wurde eine konſtituierende Verſammlung nach Kiew ein⸗ berufen, die den Beſchluß des Nationalrates für rechtsgültig zu erklären hat. Die proviſoriſche ruſſiſche Regierung verhandelt mit dem Ausſchuß des Nationalkonvents und verſucht, die Ukrainer angeſichts der drohenden deutſchen Gefahr von der Loslöſung von Rußland abzubringen. Die Verhandlungen blieben jedoch ergebnislos. Bulgarien. „In einer Unterredung erklärte Miniſter⸗ präſident Rados lawow, die Kriegs⸗ ziele Bulgariens ſeien feſt umriſſen, es herrſche über ſie vom Könige bis zum radikalſten Sozialiſten nur eine Anſchauung. Die nationale Vereinigung Bulgariens iſt das Ideal aller. Auch die bulgariſchen Sozialiſten, die zum Stockholmer Kongreß reiſen, wiſſen, daß ein bulgariſcher Friede ohne nationale Vereinigung aller Bulgaren unmöglich iſt. Ohne dieſes Ziel gibt es keinen Balkanfrieden. Amerika. Nach langen Unterhandlungen hat ſich die Finanzwelt der Ver. Staaten bereit erklärt, der belgiſchen Regierung eine Anleihe im Betrage von etwa 600 Millionen Mark zu gewähren. * Der Senat der Ver. Staaten hat ein⸗ ſtimmig einen Beſchluß gefaßt, der die Regierung die feindlichen Schiffe in amerilaniſchen Häfen in Beſitz zunehmen und ſie unter der Kontrolle des Schiffahrtsrates zu verwenden. Handel und Verkehr. i Sechſte Kriegsanleihe. Im Zentralausſchuß der Reichsbank ſprach Präſident Havenſtein ein⸗ gehend über die Bedeutung des Ergebniſſes der letzten Kriegsanleihe. Die Zeichnung wurde be⸗ kanntlich am 16. April geſchloſſen. Freiwillige Ein⸗ zahlungen wurden bereits ſeit dem 29. März ange⸗ nommen, aber der erſte vorgeſchriebene Termin, zu dem eine Einzahlung, und zwar von 30% ſtattzu⸗ finden hatte, war der 27. April. Nun ergab ſich die ſtaunenswerte Tatſache, daß berelis am Sonn⸗ abend, 28. April, ſeſtgeſtellt werden konnſe, daß bis dahin ſchon über zehn Milliarden talſächlich einge⸗ ermächligt, zahlt worden ſind. Dabei wurde die Hilfe der Dar⸗ ſehnskaſſen noch weit weniger beanſprucht als bei den früheren Anleihen, denn nach den vorliegenden Auſſtellungen waren bis zum 23. April 9445 Mill. Mark der ſechſten Anleihe bezahlt, aber von den Darlehnskaſſen dafür nur 74 Mill. Mk., d. h. noch nicht 0,8% entnommen worden. Die Entwicklung des Poſtſcheckverkehrs. Der Poſtſcheckverkehr des Reichs-Poſtgebiets hat ſich nach dem jetzt erſcheinenden Geſchäftsbericht 1916 weiter entwickelt. Die Zahl der Poſtſcheckkunden iſt von 111931(Ende 1915) um 36 987 auf 148 918 (Ende 1916) geſtiegen. 65% der Poſtſcheckkunden ſind gewerbliche Unternehmungen und Kaufleute. Der Geſamtumſatz' betrug 1916 rund 68 482 Milliarden Mark, d. ſ. gegenüber dem Vorfahre 15 676 Mil⸗ liarden Mark oder 32,79 9% mehr. Telegrammverkehr nach Polen und Serbien. Am 1. Mai iſt der gewöhnliche Tele— grammveikehr mit den von Oſterreich⸗Ungarn ver⸗ walteten Gebieten in Polen(k. u. k. Militär⸗Gene⸗ ralgouvernement Lublin), Serbien und Montenegro eröffnet worden. Zugelaſſen ſind nur in offener deutſcher Sprache abgefaßte Telegramme in dring— lichen Angelegenheiten. Die Gebühr für Telegramme nach dem öſterreichiſch-ungariſchen Militär-General⸗ gouvernement Lublin iſt dieſelbe wie nach dem deutſchen Generalgouvernement Warſchau; Tele⸗ gramme nach Serbien und Montenegro koſten 20 Pfennig für das Wort. Ernährungskragen. Zucker und Fett. In Friedenszeiten konnten wir an Zucker nicht nur den Bedarf des deutſchen Volkes voll befriedigen, ſondern wir hatten darüber hinaus eine nicht unbeträchtliche Ausfuhr, ſo daß man im Anfang des Krieges der Meinung war, im Zucker eine ſchier unerſchöpfliche Quelle zu haben. Aber der Zucker war im weiteren Verlaufe des Krieges berufen, eine Erſatz- bzw. Urſprungs⸗ quelle für viele zur Kriegführung unerläßliche Kampfmittel zu werden, deren im Frieden zu ihrer Erzeugung verwendete Rohſtoſſe nach Weg— fall der Überſee⸗Einfuhr nicht mehr zur Ver— fügung ſtanden. Es kann hier nur geſagt werden, daß die Heranziehung des Zuckers zur Munitionserzeugung eine ausſchlaggebende Rolle für die Durchführbarkeit des Krieges ſpielt. Durch dieſe Tatſache und durch den be— deulend vermehrten Verbrauch des Zuckers zur menſchlichen Ernährung findet auch ſeine Knapp— heit eine durchaus natürliche Erklärung. Wenn in letzter Zeit immer wieder die Behauptung auftritt, daß in den Zuckerfabriken große Mengen Zucker lagerten, welche nicht abberufen werden, ſo entſpricht das völlig den Tatſachen. Es ſind dies die Vorräte, deren wir bis zum Beginn der neuen Zuckerkampagne zur Befriedigung der zugebilligten Anſprüche der Bevölkerung uſw. reſtlos bedürfen, ein darüber hinausgehender Überſchuß an Zucker iſt nicht vorhanden. Die durch die unumgängliche Inanſpruch— nahme der deutſchen Zuckererzeugung für eigent— liche Kriegszwecke bedingte, verhältnismäßig geringe Verbrauchszuckermenge iſt um ſo be— dauerlicher, als gerade der Zucker am beſten geeignet iſt, die beſtehende Fellnot weniger fühlbar zu machen. Nicht nur, daß die im Zucker enthaltenen Kohlehydrate ernährungs— phyſiologiſch bei Fettmangel beſonders wert— voll ſind, kommen auch die mit ſeiner Hilſe hergeſtellten Auſſtrichmittel den Be⸗ dürfniſſen der Bevölkerung am beſten entgegen. Der Fettmangel findet wieder, wie die Brotkornknappheit, ſeine natürliche Erklärung in der abgeſchnittenen Einfuhr. 3,5 Millionen Zentner Butter und Schmalz fallen gänzlich aus. 20 Millionen Zentner eingeſührte Ol— früchte lieferten uns nicht nur große Mengen Speiſeſette, ſondern vor allen Dingen auch das zur Erzeugung von Milch und damit Butter unerſetzbare hochwertige Kraftſutter. Was ſteht denn heute den Landwirten noch zur Fütterung ihres Milchviehs zur Verfügung? Das früher durch reichliche Einfuhr in beliebiger Menge vorhandene Kraftſutter gibt es nicht mehr, Getreide, Kartoffeln und Kohlrüben dürfen nicht verfüttert werden, bleiben nur Heu, Stroh und Futterrüben. Hinzu kommt, daß das Milchvieh vielfach neben ſeiner Milchleiſtung trotz des verſchlechterten Futters zur Arbeitsleiſtung herangezogen werden muß, ſo daß es faſt ver— wunderlich erſcheinen muß, daß die Landwirt- ſchaft noch die jetzige Fetterzeugung zu erzielen imſtande iſt. Hinſichtlich unſerer Fettverſorgung dürſen wir uns für die nächſte Zukunft keinen zu großen Hoffnungen auf Beſſerung hingeben. Trotz Erſchließung aller nur denkbaren Hilfs⸗ quellen, wie Heranziehung von Knochen, Mohn, Sonnenblumen, Bucheckern und anderen Samen, der Abwäſſerfettgewinnung uſw. ſind wir wohl an der Grenze unſerer Leiſtungsfähigkeit ange— kommen, nachdem wir im Juni eine kleine Auf⸗ dene der Margarinezuteilung erfahren haben werden. Kommt der Friede? Die bröckelnde Ruſſenfront. Von der Oſtfront wird geſchrieben: Der Geiſt der Zerſetzung im ruſſiſchen Heere, das uns hier gegenüberliegt, macht ſich täglich mehr und mehr bemerkbar. In welchem Maße die Kampfesunluſt und die Zermürbung der ruſſi⸗ ſchen Disziplin vor ſich geht, dafür werden uns immer neue Beweiſe geliefert. Seit einigen Tagen verſuchen die Ruſſen Annäherung an uns. Über dem feindlichen Graben ging plötzlich eine weiße Flagge empor, und dann kam ein Ruſſe in verſchliſſener brauner Uniform zu uns herüber. Auf dem ganzen Wege ſchwenkte er eine weiße Fahne, die allerdings nur aus einem Tuche beſtand, aber ihre be— abſichtigte Wirkung erzielte: bei uns wurde nicht geſchoſſen, denn es handelte ſich ja darum, zu erfahren, was der Ruſſe wollte. Er rief uns, nahe herangekommen, in gebrochenem Deutſch zu, es möchte einer von uns zu ihm kommen. Ein Kühner fand ſich, und es zeigte ſich, daß der Ruſſe tatſächlich nichts Übles im Schilde führte. Er erzählte nur, daß alle ſeine Kameraden keine Luſt mehr hätten, den Krieg fortzuſetzen. Dabei verwies er auf die ruſſiſche Grabenbeſatzung, die ausnahmslos ohne Waffen auf der Grabenrüſtung ſtand und der Unterhandlung ihres Abgeſandten zuſah. Natürlich hatte dieſe kein Ergebnis, denn Poſitives vermochte der Rußki nicht mitzuteilen. Tags darauf wurde vom ruſſiſchen Graben her wieder mit einem weißen Tuche gewinkt. Diesmal kamen gleich zwei Ruſſen. Das erſte war, daß ſie um Zigaretten baten. Als ihnen dies Geſchenk gemacht worden war und die Zigaretten brannten, wurden die Ruſſen ge— ſprächig und baten, es möchte auf unſerer Seite das fernere Schießen eingeſtellt werden. Die Ruſſen verpflichteten ſich, das Gleiche zu tun. Sie teilten auch mit, daß ſie alle unſere Bot— ſchaften empfangen und mit Intereſſe vernommen hätten. Für weitere Meldungen von dem, was wir wiſſen, wären ſie uns dankbar. Und nun kam eine Mitteilung, die jedenfalls bezeichnend iſt: die Ruſſen bemerkten, daß ſie nicht mehr überlaufen würden. Es habe leinen Wert, denn(ſo ſagten ſie) es werde ja doch bald Frieden. Unſere Leute, die mit den Ruſſen geſprochen hatten, wateten dann durch das tiefe Waſſer, das die beiderſeitigen Gräben trennt, zurück, und ihre erſten Worte waren: Armes Rußland! Selbſtverſtändlich haben unſere Soldaten ſich nichts vergeben und die Würde an den Tag gelegt, die die Umſtände erheiſchten. Auf alle Fälle haben wir einen Einblick in die ruſſiſche Seele gewonnen und unzweideutig den Einfluß feſtſtellen können, den die Vorgänge der Revo⸗ lution auf den ruſſiſchen Soldaten ausgelöſt haben. Am bedeutungsvollſten war wohl die Erklärung eines ruſſiſchen Soldaten:„Wir werden nicht mehr angreiſen, denn unſere Offiziere haben nichts mehr zu ſagen...!“ Volks wirtſchaftliches. Keine Rationierung von Obſt und Gemüſe. Wie von zuſtändiger Stelle mitgeteilt wird, wird man in Zukunft bei Gemüſe und Obſt von jeder Beſchlagnahme und Rationierung abſehen. Die Ware wird auf dem Markte und beim Kleinhändler zu haben ſein. Sehr vorteilhaft ſcheinen die Lieferungs— berträge auf Frühgemüſe eingewirkt zu haben. Man darf damit rechnen, daß wir eine doppelt ſo große Gemüſeernte haben werden, als in Friedensjahren. Durch Lieſerungsverträge iſt faſt die Hälſte des Friedensanbaues erſaßt worden. Faſt alle Groß⸗ ſtädte, u. a. Berlin, Charlottenburg, Leipzig, Dres— den, Düſſeldorf uſw. haben ſich in erfreulichem Maße an dieſen Lieferungsverträgen beteiligt, aber auch Kleinſtädte und die Heeresberwaltung. Es ſoll in Zukunft zwiſchen Taſel⸗ und Wirtſchaftsobſt nicht mehr unterſchieden werden. Sicherſtelluug der Kartoffellieferungen. Im Ausſchuß für Ernährungsfragen erklärte Präſi⸗ dent v. Batocki, daß die Belieferung mit 5 Pfund Kartoffeln bis zum Juli geſichert erſcheine. Wo es an guten Saatkartoffeln fehle, ſolle man Gemüſe an⸗ bauen. Damit nicht wieder trotz reichlicher Kartoffel- ernte im Juli Mangel herrſcht wie im vergangenen Jahr, ſind entſprechende Verfügungen getroffen. Die Beſchaffung von Saaten, namentlich Kleeſaat, hatte ihre Schwierigkeiten; es liegt alſo nicht an der Landwirtſchaft, ſondern an den Verhältniſſen, wenn hier und da eine Einſchränkung ſtattfindet. Von Nah und pern. Stille Maifeier in Berlin. In faſt allen Betrieben Groß-Berlins iſt am 1. Mai gearbeitet worden. Einige„Ausflüge“, die von Anhängern der ſozialdemokratiſchen Arbeits- gemeinſchaft veranſtaltet worden waren, erfreuten ſich nur ſchwachen Beſuchs. So iſt denn die Hoffnung unſerer Feinde, daß mit dem 1. Mai der Streikgedanke in der Rüſtungsinduſtrie ge⸗ wiſſermaſſen eine Neubelebung erfahren würde, an dem geſunden Sinn unſerer Arbeiterſchaft zuſchanden geworden. Ende der erſten deutſchen Kriegs⸗ zeitung. Die erſte deutſche Kriegszeitung, die der Weltkrieg ins Leben rief, die Kriegszeitung der Feſte Boyen und der Stadt Lötzen, ſtellt mit der vor einigen Tagen herausgegebenen Nummer 45 ihr Erſcheinen ein. In einem Leit⸗ artikel gibt Generalmajor Buſſe, der Komman⸗ dant der Feſtung, einen Rückblick auf die Ur⸗ ſachen der Entſtehung des Blattes. Ein Schwebebahnunfall ereignete ſich, wie aus Elberfeld berichtet wird, kurz vor der Endſtation Barmen—Rittershauſen. Ein Motor⸗ wagen fuhr auf einen ſtromlos gewordenen hängengebliebenen Doppelzug, deſſen letzter Wagen durch die Wucht des Zuſammenſtoßes aus dem Gleis gehoben wurde und aus einer Höhe von 20 Metern in den Wupperfluß ſtürzte. Die vier Inſaſſen erlitten wunderbarerweiſe nur ganz leichte Verletzungen, ſo daß ſie eigentlich mit dem Schrecken über das unfreiwillige Bad davongekommen ſind. a Dreißig Arbeiterinnen getötet. Infolge Unvorſichtigkeit einer Arbeiterin hat ſich der „Köln. Ztg.“ zufolge in der Sprengkapſelfabrik in Troisdorf eine ſchwere Exploſion ereignet, bei der dreißig Arbeiterinnen tödlich verun— glückten. Der Betrieb erleidet keine Störungen. Geheimnisvolle Kindermorde in Würt⸗ temberg. Eine Angelegenheit, die die Kriminal⸗ polizei lebhaft beſchäftigt, erregt gegenwärtig in der Umgegend von Stuttgart großes Aufſehen. Dort verſchwanden nacheinander auf unerklär— liche Weiſe vier Kinder. Vor einigen Tagen erſt wurde das letzte der vier Kinder, ein neun— jähriger Knabe aus der Ortſchaft Wangen, ver— mißt. Jetzt machte man die furchtbare Ent— deckung, daß die Verſchwundenen wahrſcheinlich das Opfer eines Verbrechens geworden ſind. Engliſche Fliegerbomben auf eine holländiſche Stadt. Aus Zierikzee in der holländiſchen Provinz Zeeland wird gemeldet, daß in der Nacht gegen 3 Uhr in ſehr kurzen Zwiſchenräumen ſechs Bomben abgeworfen wurden, wodurch ein Haus ganz zerſtört, darin ein Mann, eine Frau und ein Kind ſofort ge⸗ tötet wurden. Im ganzen alten Hafen iſt faſt kein Haus unbeſchädigt. In dem Städtchen herrſcht große Aufregung und Niedergeſchlagen— heit. Die Bomben ſind von der militäriſchen Behörde unterſucht worden und es ſtellte ſich heraus, daß ſie von engliſcher Herkunft ſind. Schreckensſzenen in einer Kirche. Wäh⸗ rend eines Goltesdienſtes in der von Menſchen überfüllten Kirche von Santa Chiara in Rimini (Italien) erlitt eine Frau einen Krampfanfall. Ihr Schrei rief im Publikum eine Panik. hervor; vier Kinder und eine Frau wurden ge— lötet, zehn Kinder ſchwer verwundet. Ein Wein⸗ und VBierverbot in Schweden. In Schweden wurde ein zeitweiliges Bier- und d. J. iſt dort in den Gaſthäuſern jeder Wein⸗ und Bierausſchank verboten. Gedanken zum Wirtſchaftskriege. Artikel über den Beſtand an Schiffsräumen der amerikaniſchen Handelsflotte, deſſen Zahlen und Während nach Lloyds Regiſter im Jahre 1913 am 1. Januar dieſe einen Geſamttonnengehalt von 4157900 Netto- Regiſtertonnen an ſee⸗ fahrenden Schiffen aufwies, führt dasſelbe Re⸗ giſter jetzt nach der Times“ 2587 Fahrzeuge mit nur 3 790 578 Tonnen auf. Außerdem enthielt 1913 Lloyds noch nicht die auf den nordamerikaniſchen Seen fahrenden Holgzſchiffe, während ſie jetzt dort zwar auch eingetragen, aber in obigen Zahlen nicht enthalten ſind. Es ſind dies 592 Schiffe mit 2318223 Tonnen. Da aber in den genannten Zahlen alle Fahr⸗ zeuge von hundert Raumtonnen aufwärts ange⸗ führt ſind, gewähren dieſe Angaben kein ſicheres Bild der eigentlich dem Handel über See dienenden Flotte und des für denſelben zur Verfügung ſtehenden Schiffsraums. Eine Veröffentlichung des ſtaatlichen Schiff⸗ fahrtsbureaus in Waſhington aus allerletzter Zeit gibt nun einige weitere Anhaltspunkte. Danach waren am 31. Dezember 1516 im ganzen 3242 Schiffe mit 2 201 103 Tonnen für den auswärtigen Handel und 23 166 Fahrzeuge mit 6384 141 Tonnen für die Küſtenſchiffahrt und die Fiſcherei eingetragen. Von dieſen Letzteren mögen immerhin wieder einige auch recht gut für den Überſeehandel verwendbar ſein. Über alles Erwarten hat ſich dagegen während des Krieges der Handelsſchiffbau in den Ver. Staaten entwickelt. Nach Lloyds Regiſter belief ſich im Jahre 1914 die Fertigſtellung von ſolchen im ganzen auf nur 95 Schiffe mit zuſammen 200 762 Tonnen, wohingegen am 1. Januar 1917 nach dem amtlichen Bericht 403 Schiffe mit 1 495 601 Tonnen im Bau waren, ſodaß allein die Zahl der in der Entſtehung begriffenen Fahr- zeuge das vierfache und der des Schiffsraumes ſogar das ſiebenfache des Jahre 1914 er⸗ reichte. Bekanntlich hat gerade England in ſeiner Schiffsraumnot infolge des Mangels an Arbeitern und Material im eigenen Lande recht große Aufträge an die amerikaniſchen Werften vergeben. Lord Curzon erwähnte dies im Oberhaus am 13. Februar 1917 in ſeinem Bericht, und der Schatz⸗ kanzler führte in ſeiner Rede am 15. März das ungeheure Anwachſen der Ausgaben auf den dringenden Bedarf an Handelsſchiffen zurück. Erklärend fügte er hinzu:„Die bewilligten Preiſe ſind als ſehr hohe anzuſehen, aber ſie waren durch die norwegiſchen Reeder ſo hoch getrieben, die, nicht bedrückt von ſolch ſchweren Steuern und Abgaben wie die Engländer, ausgedehnte Aufträge zu äußerſt hohen Preiſen auf den amerikaniſchen Werſten erteilt haben. Dieſe Preiſe haben unterdeſſen eine ſo unerſchwingliche Höhe erreicht, daß zurzeit kein engliſcher Privat- reeder in der Lage wäre, ſie zu halten. Daher hat die engliſche Regierung dieſe Angelegenheit in die Hand genommen und ſelbſt die Bauauf— träge in Amerika vergeben...“ Man ſieht, die neuen Verbündeten ſind nicht umſonſt des gleichen Stammes wie die Engländer, und ſo wird es wohl auch dem Harmloſeſten begreiflich werden, warum Amerila in die Reihe der Kriegführenden eintrat. Neben der guten Ausrede für die Rüſtungen gegen Japan war es ihnen vor allem darum zu tun, den Krieg und das durch ihn bedingte, gute Geſchäft möglichſt in die Länge zu ziehen. Ob die engliſchen Brüder ſich finanziell daran verbluten, läßt die amerikaniſchen Angel- ſachſen kühl, wenn nur möglichſt viel dabei ver— dient wird... Gerichtshalle. Bitterfeld. Das Schöffengericht hatte die zwölf⸗ jährige Schülerin R. von der Anklage des Dieb⸗ ſtahls freigeſprochen, da ſie nicht für ihre Tat ver⸗ Weinausſchankverbot erlaſſen. Bis zum 7. Mai antwortlich zu machen ſei. Sie hatte einem zehn— Friede Sörrenlen. Roman von H. Courths-Mahler. (Fortſetzung Ein Zittern lief durch ihre Geſtalt und ein 10 dumpfer, qualvoller Laut rang ſich über ihre Lippen, während ſchwere Tränen Wangen rannen. Ohr gedrungen und hatte ſie emporgeſchreckt aus ihrer ſchmerzvollen Verſunkenheit. Sie ſah mit großen, traurigen Augen zu Friede empor. Dieſe blickte erſchüttert in das blaſſe, ver— weinte Mädchengeſicht und trat unwillkürlich, wie ſchützend, näher an Ruth heran. Sanft legte ſie ihre Hand auf den braunen Scheitel des jungen Mädchens. „Ruth— arme, kleine Ruth!“ Da erhob ſich das junge Mädchen. Lange ſahen ſich die beiden Frauen in die Augen. „Friede Sörrenſen! Du biſt Friede Sör⸗ renſen,“ ſagte Ruth endlich. „Du keunſt mich?“ „Nein. du mußt es ſein. Niemand anders hat ein Recht, hier zu ſtehen und um dieſen Toten zu weinen,“ erwiderte Ruth mit zuckenden Lippen. Friede faßte ihre Hand und hielt ſie ſeſt. Deſn Vaſer hat mich gerufen, Ruth, damit ich dich schütze.“ Ruth zitterte ſo ſtark, daß Ftiede ſie ſtützen mußte. „Das hat er dir geschrieben?— Um mich 45 er geſorgt bis zuletzt!“ rief ſie heiſer vor egung. über ihre Dieſer Laut war an Ruths Aber ich weiß, daß du es biſt— Vermächtnis hinterlaſſen— dich. wir ſollen uns naheſtehen, ſollen ſein. Das wär ſein letzter Wunſch. mit mir gehen, mein liebes Kind?“ „Ja, Tante Friede, mit dir gehe ich, wohin du mich auch führſt.“ „So voll Vertrauen, Ruth?“ Dieſe nickte und wandte ihre Augen dem toten Vater zu.„Der da hat dich lieb gehabt bis an ſein Ende, Tante Friede, und er hat mir dieſes Vertrauen eingeimpft. Er war ſehr — ſehr unglücklich, mein armer, lieber Papa.“ Du und ich, uns etwas Willſt du Geſtalt. Friede, vom Gefühl übermannt, zog ſie in ihre Arme. Ein ſeltſam ſüßes Glück durchdrang ſie bei allem Schmerz.„Ich weiß es, meine liebe Ruth,“ ſagte ſie leiſe,„aber ich danke dir trotzdem, daß du es mir ſagſt.— Du weißt, was wir uns einſt geweſen ſind, dein Vater und ich?“ „Ja, Tante Friede. Und ich weiß es auch, daß er es nie verwunden hat, dir wehgetan zu haben. Jetzt weiß ich auch, warum er dir ge⸗ ſchrieben hat. Sie ſagen alle, Papa hat das Schreckliche getan in einem Anfall geiſtiger Störung. Aber ich weiß es beſſer. Er iſt mit klaren Gedanlen ſeinen letzten Weg gegangen — weil er ſeiner Natur nach nicht anders konnte. Daß er gelähmt war durch den Sturz und für uns nicht mehr arbeiten konnte und daß Mama ihn zu etwas zwingen wollte, was ihn vor ſich ſelbſt erniedrigen mußte, daß hat ihn in den Tod getrieben. Ganz klar und „Ja, Ruth— bis zuletzt. Er hat mir ein lag noch, wie er ſie weggelegt. Ein krampfhaftes Schluchzen erſchütterte ihre ruhig hat er Abſchied genommen, als er mich mit dem Briefe für dich nach der Poſt ſandte. Ich wußte nur nicht, daß es ein Abſchied für immer war.— Und als ich wiederkam— da war es geſchehen. Er ſaß an ſeinem Schreib⸗ tiſch, die Feder, mit der er an dich geſchrieben, Aber ſein Herz ſchlug ſchon nicht mehr. Die Abendſonne lag auf ſeinen ſtillen, friedvollen Zügen. Mama, Ellen und das Mädchen weinten, ich aber konnte nicht weinen, mußte nur immer in ſein ſtilles Geſicht ſehen. Ach Tante— ſo lange war ihm der Friede ferngeblieben!“ Friede ſtrich leiſe Sie weinte herzbrechend. liebkoſend ihr Haar. „Er war dir viel, dein Vater,“ ſagte ſie bewegt. „Viel? Alles war er mir, Tante Friede. Und doch, ſo weh es tut, daß ich ihn hergeben mußte, ich gönne ihm die Ruhe. Mag mein Herz auch ſpringen vor Jammer— er iſt ge⸗ borgen vor Leid und Qual. Nie— ach nie wäre er mehr froh geworden. Das weiß ich.“ Schrill klang plötzlich die Wohnungsklingel durch die feierliche Stille. Ruth zuckte zuſammen. „Das iſt Mama und Ellen,“ ſagte ſie mit blaſſen Lippen und ſah bang zu Friede empor. Dieſe warf noch einen letzten Blick auf den Toten und legte ihre Hand auf die ſeine. „Schlafe ruhig, Fritz, dein Wille ſoll mir heilig ſein!“ Dann richtete ſie ſich ſtraff empor. „Bleib du hier— bei ihm, meine Ruth. Ich habe mit deiner Mutter zu ſprechen. Nach⸗ her ſehen wir uns wieder.“ N Sie küßte das junge Mädchen noch einmal innig, dann ging ſie mit ſeſten Schritten hinaus. rn. hatte ſich ö ſelbſt Friede Sörrenſen wieder⸗ gefunden. Im Korridor ſtanden ſich nun die beiden Schweſtern wortlos eine Weile gegenüber, wäh⸗ rend Ellens Augen mit einem Gemiſch von Neu⸗ gier und Überlegung an Friedes Geſicht hingen Das war alſo die ſagenhafte Erbtante, deren Exiſtenz ihr immer ein wenig unwahrſcheinlich erſchienen war. Nun, es konnte nichts ſchaden, ſich ein wenig in Gunſt bei ihr zu ſetzen. Während Frau Ligzi, die in ihrer eleganten Trauerrobe, mit dem Witwenhäubchen auf dem goldroten Lockenhaar, ſehr hübſch und jugendlich ausſah, vergeblich nach Worten ſuchte, trat Ellen an die Tante heran. Mit einem reizend liebenswürdigen und doch wehmütigen Lächeln ſagte ſie ſchmeichelnd: „Mama iſt noch ganz faſſungslos vor Über⸗ raſchung, dich hier zu ſehen. Und du haſt noch gar nicht abgelegt. Geſtatte, daß ich dir behilſ⸗ lich bin, liebe Tante. Und verzeihe, wenn ich meine Freude, dich bei uns zu ſehen, nicht laut werden laſſe. Du weißt wohl, welch ſchweres Unglück uns betroffen hat?“ Friede wandte ihre Augen von dem faſſungs⸗ loſen Geſicht der Schweſter ab und ſah in Ellens ſüßes, liebreizendes Geſicht. So hatte Ligzi ausgeſehen, damals, als ſie Fritz Steinbachs Herz beſtrickle. Wortlos ließ ſie ſich von Ellen aus dem Mantel helfen. Und nun ermannte ſich auch Llzzi und faßte mit etwas theatraliſcher Gebärde nach Friedes Hand. „Du biſt gekommen, Friede— gerade jetzt. Ach, Friebe, ich danke dir tauſendmal. Ich ſelbſt 5 1 1 1 Amerikas Handelsflotte. Die Londoner„Times“ veröffentlicht einen Angaben wohl nicht ganz ſtimmen dürften. Jährigen einde ein Geldtäſchchen mit 3 Mark Inhalt ſen und das Geld dann vernaſcht. Der Amts. uwe legte Berufung gegen das ſreiſprechende Urteil ein. Vor der Strafkammer erklärte der Reltor, daß er das Kind für geiſteskrank halle, ſie habe ſchon Hunderte von Diebſtählen ausgeführt und zeige nle⸗ mals Reue. Einmal habe ſie allen Schulmädchen, die ſchöne Schleifen hatten, die Schleiſen abgemacht. Der Gerichtsarzt hielt die Angeklagte jedoch für zu⸗ rechnungsſähig, ſie ſei höchſtens geiſtig minderwertig. Das Gericht berurteilte daraufhin die Angeklagte zu dre Tagen Gefängnis.„ Leipzig. Die frühere Kindergärtnerin Frida Mühlhölzl war im vergangenen Jahre bei der Kauf⸗ mannseheſrau G. in Stellung getreten. In dem⸗ zelben Hauſe wohnte die Vermieterin Emmy Püſchel. Auf Anſtiftung der letzteren entwendete die M. uun in der Zeit von Juni 1916 bis zum Februar d. Js. ihrer Dienſtherrin nach und nach für 500 Mark Haus⸗ und Küchengeräte, für 2000 Mark Seiden⸗ ſloſſe, ſowie für weitere 2000 Mark Leinen, Wäſche— ſlücke, Spitzen, Kleider uſw. Um zu den Sachen zu gelangen, hatte die Mitangeklagte Püſchel die M. zu beſtimmen gewußt, Schlilſſelabdrücke zu machen, worauf ſie einen falſchen Schlüſſel anfertigen ließ. Wegen ſchweren Diebſtahls wurde die M. vom Jandgericht zu einem Jahr ſechs Monaten Gefängnis verurkeilt. Die Anſtifterin Frau P. wurde mit zwei Jahren ſechs Monaten Gefängnis beſtraft. 5 Das Rolandvrät ſel. Verſuche zu einer neuen Löſung. Die Geſchichte und urſprüngliche Bedeutung er beſonders in Niederdeutſchland verbreiteten olandſäulen und Rolandſtatuen hat in den letzten Jahren den Anlaß zu einem immer wieder aufgenommenen Gelehrtenſtreit gegeben. Die einen bezeichneten die Rolandſäulen als Marktzeichen und Nachfolger der alten Markt⸗ kreuze, die anderen erblickten in ihnen Wahr⸗ zeichen für die hohe Gerichtsbarkeit, noch andere bezeichneten ſie als Königsbilder oder als die Nachfolger alter heidniſcher Donarbilder. Eine der jüngeren Theorien lautete dahin, daß die Rolande urſprünglich nur hölzerne drehbare Spielfiguren geweſen ſeien, denen erſt ſeit der Zeit des Bremer Bürgermeiſters Hemeling um das Jahr 1400 die ſymboliſche Bedeutung der Stadifreiheit beigelegt wurde. Einen ganz neuen Löſungsverſuch des Rolandrätſels unternahm jetzt der Leipziger Privatdozent Eugen Roſenſtock in einer Arbeit über„Rathaus und Roland im deutſchen Stadt⸗ recht zwiſchen 1186 und 1280“. Nach der An⸗ ſicht dieſes Rechtshiſtorikers ſind bei den Rolandwahrzeichen drei Entwicklungswege zu verfolgen. Vor allem iſt der Roland der Be— ſchirmer des Rathauſes, das die von den Bürgern errungene Freiheit verkörpert. Im Jahre 1186 wurde von Kaiſer Friedrich I. unter übergehung ihres Stadtherrn, des Erzbiſchofs, der erzbiſchöflichen Stadt Bremen ein Privileg erteilt, das die Freiheit des einzelnen Bürgers garantierte. In der betreffenden Urkunde wurde erklärt, daß hiermit nur die bereits von Karl dem Großen gewährten Vorrechte beſtätigt würden. Die Rolandſäule in Bremen iſt alſo ein Standbild des bekannten Paladins Karls des Großen, das in ſteifer Haltung gezückte Schwert wäre demnach das Schwert„Duren— dart“. Dies deckt ſich mit dem Sagenkreis des 12. und 13. Jahrhunderts, nach dem die Tätig keit Karls des Großen durch Roland verkörpert wurde. Die Vorſtufe dieſes Rolandbildes erblickt der Forſcher in den Privilegieninſchriften, die im 11. und 12. Jahrhundert an den Außen⸗ mauern von Häuſern und den Bronzetüren von Kirchen üblich waren. Sie wurden ſpäter durch die wirkſamere menſchliche Figur erſetzt, die uns auch heute noch als Roland bekannt iſt und die Freiheit verkörpert. Falls dieſe Löſung ſtimmt, wäre der Bremer Roland nicht wie bisher auf das 14. oder 15. Jahrhundert, ſondern bis in die Zeit um 1200 zurückzuführen. Die Freiheitsrolande nach dem Muſter Bremens ſind im übrigen beſonders in dem Ge⸗ biet um Magdeburg verbreitet. Der andere Entwicklungsweg führt vom ſymboliſchen Roland zum frei darſtellenden Denkmal, denn Magde— burg ſelbſt feierte die erworbene Freiheit bereits Durch ein Reiterſtandbild Kaiſer Ottos II. Der . Entwicklungsgang führt ſchließlich zur Spiel⸗ igur, unter denen das Magdeburger Roland⸗ rr ren wäre zu dir gekommen, ſchon in den nüchſten Tagen. Ach, mein Herz trieb mich ſchon immer zu dir. Aber mein Mann— er wollte es nicht, Friede— er—“ f Sie verſtummte vor Friedes großem ruhigen Blick. Ellen kam ihr zur Hilfe. „Komm doch erſt herein, Tante komm, ſetze dich hier in den Lehnſtuhl. es dir bequem, du wirſt müde ſein.“ Sie zog Friede ins Wohnzimmer und führte ſie zu dem Seſſel. Lieblich lächelnd Friede, Mache rr nme ſpiel um 1280 beſonbers bekannt iſt Bei dieſen Figuren ſei der Name Roland ſo zu erklären, daß er von rotulare, rullare, rollen, umlaufen — womit ja das Weſen des Spieles charak⸗ teriſiert war— abgeleitet wurde. Pariſer Straßenbild. Der Kabyle und das Sauerkraut. Die Verwendung der wilden Kabylen zur Straßenreinigung in franzöſiſchen Slädten, vor allem in Paris, ruft bei der Bevölkerung nicht gerade ſchrankenloſe Begeiſterung hervor. Während die Kahylen ſeinerzeit bei ihrer Aus⸗ ſchiffung als heldenhafte Bundesgenoſſen der weißen Franzoſen mit dem üblichen Schwulſt von der Preſſe begrüßt und durch alle möglichen Veranſtaltungen gefeiert wurden, ſank die Stimmung bald, als man feſtſtellen mußte, daß dieſe Schwarzen nicht als Soldaten zu ge⸗ Nach langem Hin und Her Straßen⸗ 22 brauchen wären. N 5 ſtellte man ſie alſo ſchließlich fü ſchwindet der Inhalt des Sauerkrautfaſſes in den Karren, wobei man ſieht, daß die Kabylen auch ſehr ſix arbeiten können, ſoſern es ſich ihnen zu lohnen ſcheint. Begreiflicherweiſe wird dieſes Zauberkunſtſtückchen von der Kolonial⸗ warenhändlerin nicht gerade mit Begeiſterung betrachtet, und ſie wagt einen ſſchüchternen Ein⸗ wand, worauf der Kabyle in reinſtem Franzöſiſch und im Ton eines ſich ſeiner Würde bewußten hohen Beamten erwidert:„Nun wohl, Madame, räumen Sie ſelbſt Ihren Kehricht fort!“ ganze Truppe zieht im Triumph mit dem Sauerkraut von dannen. der man Wilde Sitten der franzöſiſchen Beamlenſchaft anzunehmen vermag.“ Die beſten Geld herausſchlagen könnte. vornehmlich mit den Amerikanern, bald die Schlachtfelder werden beſichtigen wollen, und verfertigt daher Pläne und Modelle für leicht transportable der ‚Gaulois“ voll Stolz mitzuteilen weiß, bergen bereits die jetzt ausgeſtellten Modelle allen er- denklichen Luxus und die raffinierteſten Be⸗ quemlichkeiten—, womit man der gefallenen Franzoſen ſcheinbar am eheſten zu ehren glaubt. 0 Man rechnet die möglichſt Schlachtfeld⸗Hotels. Wie das Andenken Aus der Tat und des Kabylenhäuptlings aber kann daß ſelbſt der überſeeiſchſte ſchnell die liebenswerten Rede ſchließen, in Paris bei den Engländern beſonders beliebte Borſport, Vermiſchtes. Der Boyſport im engliſchen Heer. Der W EE ⁵˙ TTT... eee ern beſchoſſenen St. Quentin. — — Mit ungeheurer Wut bombardieren die Eng⸗ länder mit ihrer ſchweren Artillerie die Stadt St. Quentin. Sie vernichten ohne militäriſchen Zweck und Nutzen das Eigentum franzöſiſcher Bürger, ſie ſchonen weder unerſetzliche Kunſtdenkmäler noch Privatgebäude. Wir ſehen auf unſerem Vilde, welche Verheerungen gliſchen Granaten in AE e NR reinigungsdienſt ein, wo ſie durch ihr ebenſo Arger hervorriefen. a. Zur Charakteriſierung der Entwicklung der Kabylen auf dem kulturdurchtränkten, Boden Frankreichs veröffentlicht nunmehr ein Mitarbeiter des L'Oeupre“ aus eigener Beobachtung die fol⸗ gende kleine Szene:„Eine impoſante Truppe von wilddreinblickenden Kabylen mit Schaufeln und Beſen bewaffnet kommt eine Pariſer Straße heraufgeſchritten. Trotzdem es in dieſer Straße verhältnismäßig wenig Unrat und auffallend viele Kabylen gibt, gehen die Reinigungsarbeiten doch bemerkenswert langſam vor ſich. Die Ka⸗ bylen betätigen ſich mit faſt tragiſchen, gemeſſenen nicht behagt), ſie laden den Unrat auf einen kleinen Karren mit ſo ernſten Mienen und ſo bedachtſamen Pauſen der Einkehr, als handle es ſich um ein Begräbnis erſter Klaſſe. Plötzlich aber erblickt einer der Kabylen an der Tür eines Kolonialwarengeſchäftes ein wohlgefülltes Faß mit Sauerkraut. Es iſt weder die Schuld des Ka⸗ bylen noch die des Kolonialwarenhändlers, wenn ein Sauerkrautfaß einer Kehrichkkiſte ähnlich ſieht. Innerhalb einer Sekunde mit einem für Kabylen geradezu verblüffenden Schwung ver⸗ die erhobenen Arme ſinken und tupfte vorſichtig eine nicht vorhandene Träne aus ihrem Auge. Dabei fuhr ihr Blick wie heimlich prüfend über Friedes elegantes, tadellos ſitzendes Kleid und ſie mußte zugeben, daß ihre Schweſter ſich auf⸗ fallend gut konſerviert habe und ſehr ſtattlich und wohlhabend ausſehe. Friede behielt ihren ruhigen, klaren Blick, den ſie in die unruhig flimmernden Augen der Schweſter ſenkte. 9 15 wußte, was hier geſchehen iſt,“ ſagte ſie ſeſt. ſchob ſie ihr eine Fußbank hin und wollte ihr ein Kiſſen in den Nacken legen. Aber Friede wehrte ruhig ab. 5 „Ich danke dir, Ellen— nicht wahr, ſo heißeſt du? „Ja, liebes Tantchen,“ ſchmeichelnd. f ö Friede mußte unwillkürlich dieſes ſchöne liebreizende Geſicht mit den blaſſen verweinten Zügen Ruths vergleichen. Hier hatte der Schmerz keine Runen eingegraben, ebenſowenig wie in Lizzis gepudertes Geſicht. N Lizzi hatte ſich der Schweſter gegenüber in einen Seſſel fallen laſſen und legte ſich nun in aller Eile einen Plan zurecht, wie ſie Friede dazu bringen könnte, ihr zu helfen. „Es iſt ein ſchlimmer Zufall, daß du gerade letz! zu uns kommſt, liebe Friede. Oder wußleſt du ſchon, was hier Furchlbares geschehen iſt? Hat dich das endlich zu mir zurückgeführt?“ Sie erhob ſich halb, als wollte ſie Friede Blick bannte ſie in antwortete umarmen, aber deren klarer ihren Seſſel.. Mit einer kläglichen Leidensmiene ließ ſie Ellen Lizzi krampfte die Hände zuſammen. „Auch— auch daß— daß mein Mann ſelbſt—“ „Ja— auch das.“ N „Mein Gott, ſo iſt es ſchon publik ge⸗ worben! Ach, Friede, daß er mir das antun konnte. Aber glaube mir, er hat es getan in einem Anfall geiſtiger Störung. Er war mit dem Pferde ſchwer geſtürzt und blieb gelähmt. Sicher hat auch ſein Kopf dabei gelitten, denn ſonſt— ich wüßte nicht, weshalb er uns ſo etwas Furchtbares hätte amun ſollen. Bedenke doch den Standal! Ach Friede, wie entſetzlich daz alles iſt. Von wem haſt du denn davon gehört?“ „Durch deinen Mann ſelbſt.“ ö „Von ihm ſelbſt— von Fritz ſelbſt? meinſt du das, Friede?“— a f „Ja, Fritz hat mir mitgeteilt, daß er die Abſicht habe, aus dem Leben zu ſcheiden. Heute, morgens, erhielt ich den am Samstag aufgegebenen Brief. Und daraus geht hervor. daß er nicht geiſtig geſtoͤrt war, als er die Tat vollbrachte.“ dem N N E. 22. b 8 reien 0 faules wie freches Verhalten ſehr ſchnell allerlei den„ehrendſten aller Bewegungen(wahrſcheinlich, weil die Arbeit ihnen ECC ö ö Taſchen ch über die Slirn. franzöſiſchen Warenhauſe Galerie Nouvelle ange⸗ richtet haben. Dabei aber bleiben ſie ſtets dabei, daß wir die Barbaren ſind, die in toller Zerſtörungs⸗ wut nichts verſchonen. Die Verwüſtungen zeigen wieder einmal, auf welcher Seite die Barbaret und das Hunnentum zu ſuchen ſind. den ſogar ein Dichter wie Rudyard Kipling als nationalen Sports“ be— zeichnete, wird nunmehr von der„Times“ geradezu als Vorbedingung für den Sieg betrachtet. Der Boxkampf,“ ſo ſchreibt das Blatt,„iſt glück— „ licherweiſe mehr als je die beliebteſte Zerſtreuung unſerer Soldaten an der Front. In jedem Elappenlager gibt es Box⸗Klubs. Die Offiziere und ſelbſt der Prinz von Wales tun alles nur mögliche, um dieſe Leidenſchaft zu fördern, Denn erſtens wird hierdurch die Laune der Soldaten aufgefriſcht, und zweitens ihr Kampfesmut und ihre Muskelkraſt zur nötigen Wildheit geſteigert. Darum wird der Ruhm des künſtigen engliſchen Sieges zugleich das überſchwenglichſte Ruhmes, zeichen für den edlen britiſchen Box⸗Sport ſein!“ Eine Ausſtellung von Schlachtfeld⸗ Gaſthöfen. Als die ſonderbarſte aller bis⸗ herigen Kriegsausſtellungen iſt unbedingi die jetzt in den Pariſer Tuilerien eröffnete ſtellung von Schlachtfeld⸗Gaſthöfen zu bezeichnen, die vom franzöſiſchen Touring-Klub in Szene geſetzt wurde. Dieſer Klub, der die Intereſſen der franzöſiſchen Fremden⸗Induſtrie zuſammen⸗ ſaßt, beſchäſtigt ſich ſchon lange mit dem Ge⸗ danken, wie er aus der Beſichtigung der Schlach⸗ 2 1 8 Datums. et N Muſeum eine aus den Ruinen von Herkulanum ſtammende 3 t, wie ein Meute von gepanzerten Hunden ein Feſtungs⸗ werk gegen vollſtändig bewaffnete Soldaten ver⸗ große Zahl einen Schuppenpanzer; auf der Nackenwurzel mehr Aus⸗ eee eee NI 2 N Gepanzerte Rriegshunde. Hiſtoriſche Erinnerungen. Die Benutzung gepanzerler Hunde zu Kriegs⸗ zwecken, wie ſie jetzt bei den Engländern in Verwendung ſtehen ſollen, iſt nicht neuen So befindet ſich im Neapeler die Bronze, darſtellt, wie eine Der Perſerkönig Cyrus hielt ſich eine von gepanzerten Kriegshunden, und ein König der Garamanten, der durch innere Feinde entthront worden war, marſchierte mit einer Armeee von 200 Hunden gegen ſeine re⸗ belliſche Reſidenz vor, gewann mit Hilfe der Vierfüßler die Herrſchaft zurück. In der Schlacht bei Marathon hatte jeder Athener ſeinen Hund neben ſich. Von mehreren Städten und Völker⸗ ſchaften Kleinaſiens wird Ahnliches berichtet; demnach ſcheint der Gebrauch von Kriegshunden, die teilweiſe mit Vorrichtungen, die den Körper ſchützten, ausgerüſtet waren, im griechiſchen Alter⸗ tum ſehr verbreitet geweſen zu ſein. Dagegen waren Kriegshunde bei den Römern, die mit ihren Legionen eine geſchloſſene Maſſenwirkung erzielen wollten, weniger in Verwendung. Dafür benutzten die Römer Bluthunde zur Sklavenjagd. Im Mittelalter hielt man gewaltige Meuten für Kriegszwecke. Allgemein bekannt iſt, wie die Spanier in Amerika mit großen Doggen Krieg gegen die wehrloſen Indianer führten. Aber auch in europäiſchen Schlachten haben die Tiere eine große Rolle geſpielt. So ſchickte Heinrich VIII. von England an Karl V. im Kriege gegen Frankreich eine Verſtärkung von 4000 Mann und 4000 Hunden. Darunter ſollen ſich 800 mit einer Panzerung ausgeſtattete Tiere befunden haben. Die Schlacht von Valence begann damit, daß die deutſch-engliſchen Hunde teidigt. mit den franzöſiſchen kämpften und letztere in die Flucht ſchlugen; dem guten Omen folgte der Sieg der Truppen Karls. Die Eng⸗ länder, von jeher groß im Züchten von Hun⸗ den, hatten ſchon im 14. Jahrhundert den Ruf, die beſten Kriegshunde zu beſitzen, und man ließ ihre Doggen nach dem Feſtlande kommen. Die Tiere wurden beſonders zum Angriff auf Reiterei gebraucht und dafür zweckentſprechend ausgerüſtet. So trugen ſie auf Bruſt und Leib ſie ein Feuergeſäß, in dem ein mit getränkter Schwamm brannte, und von den Schultern her ragte über ihren Kopf ein ſtarker Stachel; ſo waren ſie geeignet, die Pferde ſcheu zu machen.„ Die Hunde ſind natürlich als Mitfechter nur im Nahkampf zu verwerten; als ſich mehr und die Feuerwaffe aus bildete, wurden ſie überflüſſig. Erſt neuerdings ſcheinen die Eng⸗ länder auf dieſe uralte„Waffe“ wieder zurück ⸗ zugreiſen, um bei ihren vergeblichen Offenſipſtößen kein Mittel unverſucht zu laſſen. bee Goldene Morte. Willſt du das Geheimnis wiſſen, Das immer grün und unzerriſſen Den hochzeitlichen Kranz bewahrt? Es iſt des Herzens reine Güte, Der Anmut unverwelkte Blüte, Die mit der holden Scham ſich paart Es iſt der ſanfte Blick der Milde Und Würde, die ſich ſelbſt bewacht. hatten it harzigen Stoffen E Schiller. Hüte dich vor Schwärmerei N Und ſuche kein Geſchöpf hienieden, Das frei von allen Mängeln ſei. ſelder nach dem Kriege durch reiche Fremde am G. K. Pfeffel. dne M. AMP IN Ae u. f. U., du. E ²˙iwÄ1A Lizei fuhr auf. um Gottes willen ſtill! Kein Mens irf das hören. Begreife doch, es iſt die einzige Möglichkeit, den Skandal zu ver⸗ hüten. Selbſt wenn wir überzeugt wären, daß er es mit klarem Bewußtſein getan, ſo müßten wir doch der Offentlichkeit gegenüber dieſer Tat⸗ ſache leugnen. Im übrigen glaube ich es nicht. Warum ſollte er es getan haben?“ „Weil er als Krüppel niemand zur Laſt ſallen wollte— und weil er zu ſtolz war, lebend meine Hilfe für euch in Anſpruch zu nehmen. Im Tode bat er mich ſelbſt darum.“ Lis: wurde dunkelrot und wiſchte mit dem „Das— das hat er getan— das—“ ſtammelte ſie faſſungslos. „Ja— das hat er getan. Und deshalb bin ich gekommen, um ihn noch einmal zu ſehen— und um euch meine Hilfe anzubieten.“ Lizzis Augen blitzten auf. Aber dann nahm ſie ſofort wieder eine rührend hilfloſe Poſe ein. Ellen aber ergriff wie überwältigt von ſo viel Güte Friedes Hand und küßte ſie. „Wie gut du biſt, Tante Friede.“ Dieſe ſah mit forſchendem Bick in Ellens Geſicht. Wie „Wahrlich, ſie iſt ihrer Mutter getreues Ebenbild, innen und außen. Verlogen und ſchmeichleriſch, wenn es gilt, etwas zu erreichen, kalt und geſühlsarm— denn ſonſt würde die Trauer um den Vater ſich anders zeigen,“ dachte ſie. Blick und zog ſich hinter die Mutter zurück, die Ellen war etwas geniert durch Tante Friedes mm r nnn blitzſchnell überlegte, wie ſie die angebolene Hilfe am beſten ausnützen könnte. Friede durchſchaute ſie, als ob ſie von Glas wäre. Lizzi beugte ſich endlich vor und griff nach Friedes Hand. „Schweſter— liebe Schweſter— ach— ich wußte es ja. Du biſt dir gleichgeblieben, biſt noch immer die großmütige, gütige Friede.“ Triede ſah ungerührt in ihr wehmütiges Geficht. Da ſprach nicht ein Zug von Leiden und Entbehrungen. Und auch das elegante Außere der Witwe ließ nicht darauf ſchließen, daß ſie ſich etwas zu verſagen gewöhnt war. Es wurde Friede ſchmerzhaft klar, daß nur der Mann, der bleich und ſtarr da drüben lag, in dieſer Che die Sorgen und Entbehrungen ge— tragen hatte. Er war der Dulder geweſen— ſie die Genießende. Ein würgendes Gefühl ſtieg in ihr auf. Sie hätte emporſpringen und dieſem wohl⸗ ſriſierten Puppenkopf zuſchreien mögen:„Du biſt ſchuld an ſeinem Tode, du haſt ihn herzlos in die Vernichtung getrieben, wie du ihn einſt herz⸗ los von meiner Seite geriſſen haſt, um deiner Eitelkeit zu frönen. Jetzt weinſt du ihm kaum eine Träne nach; denn ſein Tod macht dir den Weg frei, den er zu ſtolz war, dich gehen zu laſſen— den Weg der Erbſchleicherin.“ So hätte ſie rufen mogen. Aber ihre Lippen blieben feſt geſchloſſen, nur in den Augen flammte es wie heiliger Zorn. Und vor dieſem Blick ſenkle Lizzi die Augen. Sö 10 Gortſetzung folgt.)