—— Erſcheint wöchentlich dreimal: Geſchäfts⸗ Anzeiger Dienstag, Donnerstag u. Samstag Bezugspreis: 40 Pfg. pro Monat frei ins Haus gebracht Gratis-Beilagen: „Illuſtriertes Sonntagsblatt“, illuſtriertes Unterhaltungsblatt„Deutſche Kraft“, Wandkalender und Fahrplan. er Zeitung Vereins ⸗ Anzeiger 5 Anzeigenpreis: Organ für Jedermann Amtsblatt der Großh. Bürgermeiſterei Viernheim Euthält alle amtlichen Aukündigungen der Behörden Viernheims und Umgebung. Inſerate finden in der Bürger-Zeitung wirkſamſte Verbreitung.— Für Wohnungsinſerate Ausnahme⸗Tarlf. Redaktion, Druck und Verlag: J. Martin, Viernheim, Rathaußſtraße Die Iſpaltige Petitzeile oder deren Naum 20 Pfg., auswärtige Inſerate 2 1g die Reklame-Petitzeile 40 Pfg. Bei öfteren Wiederholungen und größeren Aufträgen entſprechender Rabatt. Beilagen im Gewichte bis zu 8 Gramm 6 Mk. fürs Tauſend. Bei Klage⸗Erhebung, zwangsweiſer Bei— treibung uſw. wird Rabatt hinfällig. N 60 Donnerstag, den 24. Mai 1917 *— 1 7. Amtlicher Teil — 5 7 4 Bekanntmachung. Vetr.: Vertilgung der Sperlinge. Wir bringen hiermit zur öffentlichen Kenntnis, daß der Ge⸗ meinderat in ſeiler Sitzung vom 1. dſ. Mis. auf Anregung Großh. Kreisamts, ſowie mit Rückſicht auf die vorhandene Sperlingsplage beſchloſſen hat, eine Aufforderung an die Geſamteinwohuerſchaft zur Zerſtörung der Neſter der für Feld— und Gartenfrüchte überaus ſchädlichen Sperlinge zu erlaſſen und außerdem einige Ortsbürger zum Abſchuß derſelben zu beauftragen. Da z. Zt. die Munition ſchwer zu beſchaffen iſt, kann ein Abſchuß in dem gewünſchten Umfange nicht vorgenommen werden. Wir hoffen jedoch, daß uns die erforderliche Munition zur Verfügung geſtellt werden kann, ſodaß wir dieſen ſchäd— lichen Tieren auf den Leib rücken können. In der Zwiſchenzeit emp— fiehlt es ſich, die Neſter, die in den Sparren und Dachkändeln vor— gefunden werden, zu zerſtören. Wir bitten jedoch damit keine Kinder zu betrauen, damit nicht die Neſter unſerer Singvögel in Mitleiden— ſchaft gezogen werden. Wir bemerken, daß wir für jeden an die Bürgermeiſterei zur Ablieferung gelangenden Sperling ſowie für Eier pro Stück 3 Pfg. bezahlen. Wir hoffen, daß ſich unſere Einwohnerſchaft zur Vertilgung der Sperlinge durch Fang, Abſchuß oder durch Ausnehmen der Neſter umfaſſend beteiligt, um ein Ueberhandnehmen dieſer gefräßigen Tiere zu verhindern. a 2 Viernheim, den 15. Mai 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Bekanntmachung. Die Ausführung der K. V. O. unſtändig Beſchäftigten. Wir machen erneut darauf aufmerkſam, daß die unſtändigen Arbeiter ſich zur Krankenkaſſe ſelbſt aumelden müſſen. N Verſicherungspflichtig als unſtändig Beſchäftigte ſind ſolche Leute, die weniger als eine Woche bei einem Arbeitgeber tätig ſind und die ihren Lebensunterhalt zum größten Teil aus dem Ertrag ihrer Tag— lohnarbeiten beſtreiten. Diejenigen Leute, die in ſtändiger Wiederkehr, wenn auch mit Unterbrechungen, bei einem Arbeitgeber arbeiten, ſind von dieſem anzumelden. Solche Leute, die nur ganz vo rüber— gehend einmal Taglohnakbeiten verrichten, ſind nicht verſicherungs— pflichtig. 2 Viernheim, den 22. Mai 1917. ö Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Bekanntmachung. Betreffend: Die Meldungen zur Landkrankenkaſſe. Wir haben die Wahrnehmung gemacht, daß in letzter Zeit ſehr oft verſicherungspflichtige Lohnarbeiter garnicht oder verſpätet zur ſrankenkaſſe angemeldet worden ſind. Nach§ 317 R. V. O. ſind die An- und Abmeldungen binnen Tagen nach Beginn oder Beendigung der Beſchäftigung ſeitens des Arbeitgebers zu bewirken, ö Die Unterlaſſung der Pflicht kann nach§ 530 R. V. O. mit eldſtrafe bis zu 300 Mk. in jedem einzelnen Fall geahndet werden. getreffend: hier die Meldung der Außerdem holt die Kaſſe die Rückſtändigen nach und kann den Be⸗ ftraften nach§S 531 R. V. O. die Zahlung des Ein⸗ bis Füuffachen der rückſtändigen Beiträge auferlegen. Wir erſuchen die zur Meldung verpflichteten Arbeitgeber für die Folge ihre Pflichten genau zu erfüllen, anderenfalls wir Beſtrafung veranlaſſen werden. 5 ö Heppenheim, a. d. B., den 4. Mai 194 7. Der Vorſtand der Landkraukenkaſſe für den Kreis Heppenheim. J. V. Schäfer. Bekanntmachung ſetreſſend: Fleiſchverſorgung. N N N Für die laufende Woche ſtehen jeder verſorgungsberechtigten rſon über 6 Jahren 250 Gr. und jeder unter 6 Jahren 125 Gr. Fleiſch zur Verſügung, Die Ausgabe erfolgt am Samstag, den 6. dſ. Mts. während des ganzen Tages. 185 35 Hierfür ſind von dem Metzger bezw. Verkäufer bei Erwachſenen ud Kindern die Zuſatzmarken in Empfang zu nehmen. Auf genaue Einhaltung der Beſtimmungen muß geſehen werden. Viernheim, den 24. Mai 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Bekanntmachung. Netreffend: Beſtandsaufnahme der Schuhwaren... Wir ſehen uns veranlaßt, erneut darauf hinzuweiſen, daß auch der Verkauf von Schuhen nur gegen Abgabe vorſchriftsmäßig aus— geſtellter Bezugsſcheine erfolgen darf. Uebertretungen werden ſtreng beſtraſt. Viernheim, den 23. Mai ie Großherzogliche Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Bekanntmachung. Betr.: Leſeholz- und Grasnutzung. i 1 Die Leſeholznutzung wird verlängert u. bis auf, Weiteres Dienstags und Freitags geſtattet. An den übrigen Wochen⸗ tagen iſt ſie verboten. Ebenſo iſt die Verwendung von be— ſpanntem Fuhrwerk beim Leſeholzſammeln während des Sommers nicht geſtattet. Zuwiderhandlungen worden, wie auch die verbotene Mitnahme von Sägen und Beilen, ohne wekteres zur Anzeige gebracht. i 1 l Die Nutzung von grünem Gras in offenen Beſtänden wird auch in dieſem Jahre allgemein geſtattet, auch mit Senſe und Wagen. Die Grasnutzung kann vom 1. Juni ab erfolgen, vor dieſem Termin iſt ſie verboten. Viernheim, den 14. Mal 1917. ö Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Bekauntmachung. Betr.: Ausgabe von Gerſtenmehl. Freitag, den 25. und Samstag, den 26. ds. Mts. wird im Wachtlokal des Rathauſes Gerſtenmehl in nach— ſtehender Reihenfolge ausgegeben. Es kommen nur die Per— ſonen in Betracht, die Brotmarken beziehen. An Perſonen über 5 Jahren wird ein Pfund und unter 5 Jahren die Hälfte abgegeben. Der Preis beträgt 28 Pfg. pro Pfund. Die Bezugskarte iſt mit Brotkarte vorzulegen. Jeder Em pfangsberechtigte hat eine genügende Düte oder ein Säckchen mitzubringen. Die Reihenfolge iſt genau einzuhalten, damit das Ausgabegeſchäft ſeinen geregelten Lauf nehmen kann. Von 5 bis 6 Uhr Vormittags Nr. der Bezugskarte 1 bis 100 angewieſen, uns allwöchentlich zu melden, welche Grundſtücks— 101„ 201 301 401 200 — 300— 400 500 6 1 7 8 8 9 9 10 10 11 501 11 12„„ 601 2 N„ 701 801 901 8 1„„ 5 1001 5 5„„„„„ 110! 6„ N„ 1201 7 1301 7 700 800 900 „1000 „1100 „1200 „1300 * Samstag, den 26. Mai 5 bis 6 Uhr Vormittags Nr. der Bezugskarte 140! bis 1500 5„ 7 1600 1501 1601 1701 1801 1901 6„ 7„ 8 8„ 9„ 1 9„10„„ 5 IO ll, 1 0 11„ 12„ 15 den Reſt. Viernheim, den 24. Mai 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. „1700 „1800 „ 1900 Bekanntmachung. Betreffend: Erzeugerhöchſtpreiſe der Normalverträge für Früh gemüſe. Nachdem die Reichsſtelle für Gemüſe und Obſt durch Verfügung vom 16. April 1917 der Heſſiſchen Landes-Gemüſeſtelle in Mainz die Bildung der gemäߧ 5 der Normalverträge für Frühgemüſe vorge— ſehenen Preiskommiſſion übertragen hat, hat die hiernach berufene Kommiſſion in ihrer Sitzung vom 25. April 1907 die nachfolgenden Erzeugerhöchſtpreiſe für Ware erſte Qualität feſtgeſetzt: Spargel J. Sorte 0,63 Mk. Spargel II. Sorte 0,32 Mk. Rhabarber 0,10 Mk. Erbſen 0,25 Mk Zuckererbſen 0,0 Mk. Stangenbohnen 0,25 Mk. Buſchbohnen 0,20 Mk Puffbohnen 0,20 Mk. Karotten, rote Juni bis 31. Juli 0,24 Mk. vom 1. Aug. bis 31. Aug. 0.45 Mk. Möhren vom J. Auguſt bis 30. September 0,2 Mk. Mairüben 0,07 Mk. Kohlrabi ab 20. Juni 0,20 Mk. ab 20. Juli 0,15 Mk Frühweißkohl ab 15. Juli bis 31. Aug. ab 1. September bis 30. September vom 10 ohne Kraut ohne Kraut 0,15 Mt. 0,10 Mt. per Pfund 6,20 Mk. mit Kraut. Gemäߧ 5 der Verordnung des Reichskanzlers vom. April 1917 darf auch abgeerntetes Gemüſe nicht zu höheren Preiſen oder günſtigeren Bedingungen abgeſetzt werden. ö Zuwiderhandlungen gegen dieſe Höchſtpreiſe werden nach den Beſtimmungen des Geſetzes betreffend Höchſtpreiſe vom 4. Auguſt 1914 beſtraft. Mainz, den 27. April 1917. 5 Heſſiſche Landes-Gemüſeſtelle Verwaltungs-Abteilung. Beſt. Bekanntmachung Betr.: Anbau von Gemüſe; hier die Bepflanzung freier Stellen auf Aeckern. Wir bringen hiermit zur öffentlichen Kenntnis, daß es Pflicht eines jeden Ortsbürgers iſt, in dieſem Jahre kein Stück Land ungenutzt liegen zu laſſen, um eine ausgiebige Ernte und eine erhöhte Produktion für alle zum menſchlichen Genuß geeigneten Nahrungsmitteln zu erzielen. Es wird darauf aufmerkſam gemacht, daß 1. Von Zeit zu Zeit kleinere Ausſaaten von Erdkohl⸗ raben, Weißkraut, Rotkraut, Wirſing, Oberkohlrabi, Roſenkohl und Grünkohl zu machen ſind, damit zu jeder Zeit freie und freiwerdende Stellen und Flächen ſofort mit den aufgeführten Gemüſe bepflanzt werden können. 2. Es iſt darauf zu achten, daß die oft in einzelnen Gärten in größeren Mengen übrig bleibenden Setzlinge an— derweitig ihrer Beſtimmung zugeführt werden können. Zu dieſem Zwecke fordern wir unſere Einwohner, die über übrige gewonnen. Wir bitten der Gärtner 1 Ausſaaten vorzunehmen, um genügend Gemüſeſetzlinge zu züchten, damit genügend Setzma f 600 „1400 2000 erforderlichen Mengen zur Verfügung ſtellen werdet. Einſchränkungen und Opfer werden Euch dadurch auferlegt. Gemüſeſetzlinge verfügen, auf, dieſelben an diejenigen Per— ſonen käuflich abzutreten, die noch ſolche benötigen. Ein be⸗ ſonders Augenmerk muß auf die Kartoffeläcker gerichtet wer— den. Es darf nicht vorkommen, daß dort, wo etwa die Kartoffeln nicht aufgegangen ſein ſollten, die hierdurch ent— ſtandenen Lücken den ganzen Sommer über unbenutzt bleiben, vielmehr müſſen dieſe Lücken mit Gemüſe allerlei Art ausge⸗ füllt werden. Dadurch wird mancher Zentner Gemüſe— mehr 9 unſere Ortseinwohner einſchließlich und Gartenbeſitzer im nächſten Monat größere terial vorhanden iſt, und ab— gegeben werden kann. Unſer Feldſchutzperſonal wurde ſtreng eigentümer mit der Anpflanzung in oben angegebenem Sinne noch im Rückſtande ſind, damit wir dieſelben zur ſo— fortigen Nachholung des Verſäumten anhalten können. Wir hoffen, daß keine Zwangsmaßnahmen notwendig fallen, um unſere Einwohner von dem Ernſt der Lage zu über— zeugen, ſondern daß jeder Einzelne alles, was in ſeinen Kräften liegt, aufbietet, um den teuflichen Aushungerungs— plan unſerer Feinde zunichte und zuſchanden zu machen. Viernheim, den J). Mai 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lam berth. Landwirte! Unſer Heer braucht noch dringend Hafer oder Mengkorn. den Pferden, die unter ſtändigen ſchwerſten Anſtren— gungen unſeren Truppen an der Front Munition und Proviant ununterbrochen zuzuführen haben, fehlt es an dem notwendigen Kraftfutter. Der Bedarf muß unter allen Umſtänden gedeckt werden. Das Heer hofft vertrauensvoll auf Euch, daß Ihr die Große wird Haltet Euch vor Augen: Verſagt die Leiſtungsfähig— der Geſamterfolg gefährdet. Aber der Dank und die Anerkennung des Vaterlandes Euch gewiß ſein. Landwirte! Es geht auch hier ums Ganze! keit der Heerespferde, ſo Das werdet Ihr nicht wollen. Durch jedes nicht unbedingt notwendige Korn, das Ihr an Eure Pferde oder Euer Vieh verfüttert. helft Ihr unſern Feinden. Durch jedes Korn, das Ihr dem Heere gebt, helft Ihr zum endgültigen Siege beitragen. Liefert darum ſofort alles irgendwie ent— behrliche Futtergetreide an bie Magazine der Proviant— ämter oder der Kommunalverbände für das Heer ab. Solltet Ihr an der ſofortigen Lieferung verhindert ſein, ſo ſorgt wenigſtens, daß das Getreide bis zur ſpäteren Abgabe aufbewahrt wird. . een 88 5 Gottesdienſt⸗Orduung der israel. Gemeinde 26. Mai 5. Siwan. Wochenabſchnitt Sabatt-Anfang 800 Uhr Bamidbor Morgen 90% Uhr Perek 6.„ Nachmittag 400 Uhr 27. Mai 6. Schowuos-Anfang 1015 Uhr 1. Morgengottesdienſt 750 Uhr 0 1000 Uhr Nachmittag 40% Uhr Abend 1015 Uhr Ausgang 10% Uhr Abend 830 Uhr Morgen 630 Uhr Leonhard Alles, Heddesheim Bahnamtlicher Rollfuhrunternehmer empfiehlt ſich der verehrlichen Einwohnerſchaft zu allen N Fuhrleiſtungen bel gewiſſenhafter Ausführung zn den üblichen Frach ſätzen wWrlro Siwan. 2. 7 Wochentag Der Kampf um den Frieden. Berlin, 18. Mal. Die Rede, die der deutſche Reichskanzler als Antwort auf zwei Inkerpellaljonen von rechts und links im Reichstage gehalten hat, iſt im Auslande überall— bel den Feinden und bei den Neutralen— lebhaft beſprochen worden. Und wenn noch ein Zweifel möglich geweſen wäre, daß England der führende Staat im Vierverbande iſt, daß ſeine Stimme für Krieg und Frieden die ausſchlaggebende iſt, dann iſt er jetzt geſchwunden; denn die Preſſe des Vier— verbandes gibt im allgemeinen nur den Wort⸗ laut der Note mehr oder minder vollſtändig wieder, während Englands Preſſe die führende Stimme der Verhandsmitglieder— eingehende Beſprechungen an die Außerungen des deutſchen Kanzlers knüpſt, um faſt aus— nahmslos zu dem Schluß zu kommen, daß Eng— land nicht ſo ſehr den Frieden als den Sieg wünſcht. Außerdem aber hat die Regierung auf — offenbar beſtellte— Anfragen im Unterhauſe erklärt, daß das engliſche Kriegsziel unverändert geblieben ſei: Belgien, Nordfrankreich ſoll ent— ſchädigt. Armenien, Meſopotamien und Syrien den Türken, alle Kolonien den Deutſchen ge— nommen werden. Daneben hat man in Eng— land noch eine Reihe anderer Forderungen, wie 3. B. den Erſatz der verſenkten Handelsſchiffe. Freiſich, ganz ſicher iſt die engliſche Regie⸗ rung nicht mehr, denn der Mißerfolg der Früh— lingsoffenſive, der manche hoffnungsreichen Blütenträume vom endlichen Siege geknickt hat, in Verbindung mit den Vergängen in Rußland gibt auch den Männern des großen und größten Wortes an der Themſe zu denken. Und nur mit banger Sorge blicken ſie auf Petersburg, von wannen ſie noch andere, aber nur unangenehme Überraſchungen erwarten. Ganz unverblümt machen die franzöſiſchen führenden Blätter ihren gepreßten Herzen Luſt. Sie heben hervor, daß die Abkehrung Ruß⸗ lands von den Kriegszielen des Vier— verbandes, wie ſie die neue ruſſi— ſche Regierung verkündet und wie ſie der Arbeiter- und Soldatenrat mit immer pein⸗ licherer Deutlichkeit auch von den Bundes- genoſſen verlangt, ein offener Verrat ſei. Als einzigen Lichtblick in der durch Ruß⸗ lands Wandlung hereingebrochenen Nacht be trachtet man in Frankreich die endlich begonnene Offenſive der Italiener am Iſonzo. Es iſt gleichſam eine letzte Hoffnung! Allerdings hofft man nach dem offenſichtlichen Mißerfolg der erſten Tage nicht mehr ſo ſicher auf einen Durchbruch der öſterreichiſchen Front, aber man iſt doch erfreut, Cadornas neuen Maſſenangriff als Entlaſtungsoffenſive in Rechnung ſtellen zu können. Man kann doch auch damit wieder die ſinkende Stimmung beleben und mancherlei Hoff— nungen Raum geben, die unerfüllbar ſchienen, zo lange neben der ruſſiſchen auch die italjeniſche Front tatenlos blieb. Wir in Deutſchland können dem Spiel der Kräſte mit dem Nahen der neuen Ernte ruhig entgegenſehen. Der Kampf im Weſten iſt noch nicht entſchieden, wir wiſſen nicht einmal, ob er ſchon ſeinen Höhepunkt erreicht hat, oder ob nicht die viel- mals abgeſchlagenen Feinde wieder und wieder ihre Kräfte ſammeln oder neue Reſerven heranführen werden. Aber des ſind wir gewiß, daß unſere feld⸗ graue Mauer im Weſten unverrückbar ſteht, wäh- rend die neue Ernte, die unſere Ernährung für die kommende Zeit ſichern ſoll, heranreiſt. Über den Ereigniſſen im Weſten, wo ſich der größte und hartnäckigſte Kampf der Weltgeſchichte abspielt, verblaſſen alle anderen Geſchehniſſe auf dem Welttheater. Von der Küſte bis Verdun ent— ſcheidet ſich das Schickſal des Krieges, entſcheidet ſich die Zukunft Europas, die Neugeſtaltung der Welt. Unſere Feinde wiſſen es, wie es die neutrale Welt weiß. Wollen wir in dieſen großen Tagen, die ein Geſchlecht von Starken und Aufrechlen verlangen, kleinmütig von unſeren tleinen Sorgen ſprechen? Draußen ſtehen unſere Väter, Männer und Söhne; ſie halten Wacht und kämpfen für uns, während durch alle Welt ſüße Schrei der Sehnſucht nach Frieden zuckt. Wir fühlen es, wir wiſſen es. Der Friede iſt nah! Wollen mir angeſichts des Zieles während letzten day del 90 965 Klaſſe. 50 Mann. ſo größer, da die feindlichen Seeſtreitkräfte in es notwendig war, Kriegsſchauplatz und entſcheidenden Kampfes um den„Frieden klejumſttiger als während dreier ſchwerer Kriegs⸗ jahre ſein? Wir wollen es nicht! Die Zukunft wird uns würdig finden, an ihr teilzuhaben, die Gegenwart wird uns würdig der Vergangenheit finden, auf daß dem grauſamen Kampfe ein Frieden folge, der von Dauer iſt und der unſeren Kindern und Enkeln die ſtete Ent⸗ wicklung verbürgt, die uns der feindliche Über⸗ fall mißgönnte. M. A. I. Vverſchiedene Kriegsnachrichten. Der unmögliche Durchbruch. Der militäriſche Mitarbeiter von„Morgen- bladet“ in Chriſtiania ſchreibt zum Abgang des durch Petain erſetzten franzöſiſchen Oberbefehls— habers Nivelle, ſeine Leitung bei der großen Offenſive habe nicht die großen Erwartungen, die Frankreich in ihn geſetzt habe, erfüllt, da die Aufgabe zu ſchwer und die deutſchen Stellungen zu ſtark geweſen ſeien. Ein Durchbruch ſei unmöglich geweſen. * Dünkirchen wird geräumt. Aus Dünkirchen wird berichtet, daß der eng— liſche Kommandant der Feſtung Dünkirchen die Räumung der Stadt von Frauen und Kindern befohlen hat. Die letzte Beſchießung der Feſtung durch deutſche Flieger hat be— deutenden Schaden verurſacht. Zum Seeſieg in der Otranto⸗Straße. Der Wiener Vertreter des„Az Eſt“ erhält von zuſtändiger Stelle folgende Einzelheiten zu dem ſiegreichen Seegefecht in der Otranto— Straße: Der öſterreichiſch-ungariſchen Flottille ſchloſſen ſich vor dem Gefecht mehrere öſter— reſchiſch-ungariſche Seeflugzeuge und ein deulſches U-Boot an. In der Straße von Otranto ſtieß die Flottille mit der feindlichen Bewachungsſchiffsline zuſammen. Es ent— wickelte ſich ein erbittertes Gefecht, dem ſpäter noch zwei weitere Zuſammen— 2* 85 1 rr N — ſtöße folgten. Das Gefecht dehnte ſich bis zur albaniſchen Küſte aus, ſo daß auch die Batterien von Durazzo ſich beteiligten. Unſere Flottille errang einen beſonderen, ganz außergewöhnlichen Sieg. Der engliſche Kreuzer mit vier Schornſteinen, der von dem deutſchen U⸗Boot verſenkt wurde, gehört zur„Liverpool“ Unſerſeits ging kein Schiff verloren. Unſere Verluſte betragen mit den Verwundeten Der Sieg unſerer Flottille iſt um dreifacher Übermacht ſich befanden. * Die italieniſche Offenſive. Der„Daily Telegraph“ meldet aus Rom: Die gegenwärtige italieniſche Offenſive iſt von größerer Bedeutung als die bisherigen Offen- ſiven, weil die italieniſche Heeresleitung über, reichliche Hilfsmittel und größere Streitkräfte verſügt als früher. Die Offenſive iſt ſorgfältig vorbereitet worden, weil Verteidigungswerle anzu- greiſen und zu vernichten, deren Stärke infolge der geographiſchen Lage auf keinem anderen ihresgleichen haben. Auch haben die Sſterreicher an dieſem Punkt ihre beſten Truppen zuſammengezogen und eine wird. nicht Schritt keit große Anzahl Geſchütze herbeigeſchafft. Dor Vormarſch der Italiener iſt dieſerhalh mit zußerſten Schwierigleilen verknüpft. Die Tömiſche „Tribuna“ erklärt, die Operationen des Vor⸗ jahres ſeien nur Vorbereitung für die wirkliche Offenſive geweſen, die jetzt beginne. Dſe „Idea Nazionale“ ſchrieb, das viele Leute in Italien ängſtlich geworden ſeien und die tollſten Gerüchte ungeſtört verbreitet würden. Deshalb ſei es nach Anſicht der Kriegsfreunde notwendig, daß die Offenſive begänne, damit gute Nach— richten von der Front den Mut im Lande heben. Ae „Zehn Millionen Amerikaner.“ Nach dem neuen Heeresgeſetz der Ver. Staaten kommen, holländiſchen Blättern zufolge, zehn Millionen Amerikaner für den Militärdienſt in Betracht. An Stelle Rooſevelts ſoll General Perſhing, der Anführer der mexi— kaniſchen Expedition, den Befehl über das nach Frankreich beſtimmte Korps übernehmen, da die Regierung die Führung nur einem General des ſtehenden Heeres übertragen möchte. Die Kreditvorlage über 750 Millionen Dollars, wovon 400 Millionen zum Ankauf und Bau von Handelsſchiffen ſofort verfügbar geſtellt werden ſollen, wurde vom Budgetausſchuß des Senats genehmigt. vorlage Annahme, durch die die Regierung zur Übernahme der notwendigen Schiffsbauwerk— ſtätten ermächtigt wird. Jährlich tauſend U-Boote. Amerikaniſche Berechnungen. In einem Auſſatz der amerikaniſchen Zeit⸗ ſchrift„Scientific American“ iſt über den deulſchen U⸗Boot⸗Bau u. a. folgendes zu leſen: „Iſt Deutſchland imſtande, innerhald eines Jahres 1000 bis 1200 U-Boote zu bauen, aus⸗ zurüſten und zu bemannen? Niemand außer— halb Deutſchlands kann dieſe entſcheidende Frage beantworten, aber dennoch ſind wir der Anſicht, daß ſie wahrſcheinlich bejaht werden muß, es ſei denn, daß Deutſchland durch finanziellen Ruin, durch Hungersnot oder eine vernichtende militäriſche Niederlage auf die Knie gezwungen Natürlich lönnte es einen ſo ungeuren U⸗-Boot-Bau nur bewältigen mit Hilfe einer Maſſenherſtellung nach Einheitstyp. Es iſt ſo gut wie ſicher, daß man in Deutſch- land dieſe Methode in der Tat ſich dabei auf eine 24½ jährige Erfahrung ſtützt, wobei man alle zur Verfügung ſtehenden ſtaat⸗ lichen und privaten Werften und auch eine An— anwendet und zahl von Maſchinenfabriken ausnutzt. Wenn man die Geſamtzahl aller derartigen Herſtellungs— möglichkeiten überſchlägt, kommt man zu der inter— eſſanten Feſtſtellung, daß die Deutſchen gleichzeitig etwa 580 U-Boote neueſter Art im Bau haben lönnen. Durch Ausnutzung aller ſonſti— gen Möglichkeiten zur Herſtellung von U-Booten lönnte aber die gegenwärtige Leiſtungsfähigkeit ihrer Werften in kurzer Zeit auf das Doppelte geſteigert werden, und ſo iſt mit einer Zahl von 1000 neuen U-Booten im Jahre zu rechnen. Was einen ſo ſchnellen Bau von U-Booten einzig behindern könnte, wären höchſtens die Schwierigkeiten der inneren Konſtruktion. Was die Maſchinen anlangt, ſo dürfte Deutſchland allerdings als das große Land der Dieſel⸗Motoren allen Anforderungen gewachſen ſein; ſchwieriger wäre aber die Herſtellung von Periſkopen, Kompaſſen und ähnlichen Konſtruktionsteilen, deren Herſtellung die größte Präziſion der Ar— beit erfordert. Doch iſt Deutſchland ja berühmt durch iſionswerkſtätten, und ſolange Rohmaterialien eintritt, werden dieſe Werkſtätten mit den Schiffsbauern und Maſchinenkonſtrukteuren wohl glei 5 halten können. Mittelmächte 200 U-Boote in Tätig⸗ haben, möglicherweiſe ſind es ſogar noch mehr; ſollten ſich, was mehr als wahr— ſcheinlich iſt, gegenwärtig einige 500 im Bau befinden, ſo ſtänden ihnen in ſechs Monaten 700 U-Boote zur Verfügung, im nächſten Frühling aber 1200. ſeine Prä Knappheit an die Ebenſo ſand die Geſetz⸗ f ichen Gegenwärtig dürften Besatzungen der unbeſchäſtigt dalſegenden Schlacht. ſchiſſe zurüggegziſſen werden; die Gesamtzahl der Nehlſchen Marinemgunſchaſten heträgt 150000.“ „Seſentiiſte Amerſean“ it auch in Deulſchland als ein Malt eruſler wiſſenſchaftlicher Kritik der ſochniſchen Mhſſſenſchaften bekannt. Und wenn das Blatt ſchreibt, daß in der deutſchen U-Bool⸗ Ordnung die größte Gefahr für die Ver. Staaten beſteht, die jetzt in den weltumſpannenden Kon— zu machen. U-Boote unſere Marine jährlich zu Waſſer bringen kann, offen laſſen. Für uns genügt die Feſtſtellung, daß man auch in Amerika, wo man ſich überzeugt hielt, im Weltkriege die Entſcheidung herbeiführen zu können, im deutſchen U-Boot den gefährlichſten Gegner erkennt. Volitiſche Rundſchau. Deutſchland. * Der König von Bulgarien wird nach Pfingſten dem Deutſchen Kaiſer einen Beſuch im Großen Hauptquartier ab— ſtatten und auf der Reiſe dahin auch dern König von Bayern beſuchen. *Der Reichstag, der ſich am 16. d. Mts. bis zum 5. Juli vertagt hat, wird nur eine kurze Zeit, wahrſcheinlich nur drei Tage, ver ſammelt bleiben, um ſich dann bis zum Herbs zu vertagen. * Der Erlaß des Großherzogs oon Mecklenburg-Schwerin, in dem er das Staatsminiſterium auffordert, in Gemein— ſchaft mit der Mecklenburgiſch-Strelitzer Regie— rung die Grundlagen für eine Verfaſſungsreform zu ſchaffen, wird in der ganzen deutſchen Preſſe lebhaft beſprochen. Es iſt zu hoffen, daß der langjährige Verfaſſungsſtreit in den Großherzog— tümern jetzt ſein Ende findet. *Der Entwurf eines Abänderungsgeſetzes zu dem Enteignungsgeſetz für di Provinzen Weſtpreußen und Poſen vom 20. März 1908 iſt dem preußiſchen Landtage zugegangen. Frankreich. * Die Kriegszieldebatten im eng— liſchen Unterhauſe haben in politiſchen Kreiſen der franzöſiſchen Hauptſtadt befriedigen den Widerhall gefunden. Man erachtet es für wahrſcheinlich, daß jetzt auch eine amtliche Er klärung der franzöſiſchen Regierung in der Kammer ſolgen wird. Rußland. * Nach einer Meldung holländiſcher Blätter wird die Lage in Rußland immer ernſter Der Vertreterausſchuß der Arbeiter und Sol daten verwirft zwar die Idee eines Sonder— friedens, wünſcht aber doch einen ſofortigen Vergleich mit dem Feinde. Er iſt Zugeſtändniſſen bereit und will jedes Hindernis, das einem Vergleich im Wege ſteht, aus dem Wege räumen, daher die Loſung keine Au nexionen und keine Entſchädigungen. Gerüch weiſe verlautet, daß ſich Generale und früher Miniſter nach Moskau begeben wollen, um dor eine neue Regierung einzurichten und die Lebens— mittelzufuhr nach Petersburg abzuſchneiden. Alles iſt hier möglich. Die Lage iſt verzweifelt un nur das Eingreifen einer ſtarken Perſönlichkeit kann Rußland retten. Italien. *Nach Berichten aus Rom ſteht eine Mi⸗ niſterkriſe bevor. Das Kabinett Boſelli, das alles Vertrauen im Volke verloren habe, werde einem Kabinett Tittoni Platz machen. Tittoni war früher Botſchafter in Paris und hat weſentlichen Anteil an den zwiſchen der treuloſen jtalieniſchen Regierung und dem da⸗ maligen Dreiverband getroffenen Vereinbarungen. Wenn jetzt, wie als ſicher angenommen werden darf, die große Iſonzo⸗Offenſive keinen Erfolg zeitigt, ſo dürfte das Kabinett Boſelli abge⸗ wirtſchaftet haben und es wäre nur gerecht— fertigt, wenn Tittoni nunmehr die Folgen ſeiner Politik auch vor dem Lande vertreten müßte. Was die Bemannung anlangt, ſo kann auf die! Friecle Sörrenlen Roman von H. Courths-Mahler. (Fortſetzung.) Weiter war es ja nichts, als ein Taumel. Er mußte ja zur Beſinnung kommen. Aber wenn ſie ſich das zum Troſte ſagen wollte, mußte ſie an ihr eigenes Schickſal denken. Hatte Fritz Sleinbach nicht auch erſt zu ſpät erkannt welchen Mißgriff er getan? Und von Georg flog ihr Blick zu Ruth hin— über, die ſcheinbar ruhig, aber doch bleich und mit heimlich zuckenden Lippen beiſeite ſtand, wenn Ellen mit Georg plauderte und ihm mit lockenden, heißen Augen ins Geſicht blickte. Friede hälte Ruth zurnfen mögen:„Wehre dich, ſielle dich an ſeine Seite und kämpfe um ihn, wie es die kleine Trudi ſo tapfer gelan hat!“ Aber ſie preßte die Lippen ſeſt auſ⸗ einander und litt mit Ruth, litt noch einmal die Schmerzen des eigenen, vergangenen Leides und machte ſich Vorwürſe, daß ſie Lizzi und Ellen eingeladen hatte. Sie hätte es wiſſen können, daß mit ihnen neues Leid über ihre Schwelle zog. Ellen merkte ſehr wohl, welchen Eindruck ſie auf die Brüder gemacht hatte, und daß vor allen Dingen Georg wie gebannt in ihre Augen ſah. Ste ſchürte das Feuer, welches ſie in ihm enlzündet hafte, mit Bedacht. Daß Volkmars reiche Leute waren, halte ſie bald heraus— gefunden. Georg war ein ſtattlicher, eleganter Menſch und eine angehende Berühmtheit. Es lohnie ſich, dieſen Vogel zu fangen. Hſer warf tr der Zufall in den Schoß, wonach ſie ſchon **. 17 7 lange Ausſchau hielt— die Gelegenheit, eine glänzende Partie zu machen. Sie hatte eine weiche, koſende Art, wenn ſie mit Georg ſprach, die ihn um ſo mehr beſtrickte, weil noch nie eine Frau in ſolcher Weiſe mit ihm verkehrt hatte. Es war das Weib in der lockendſten Geſtalt, das ihm da plötzlich in den Weg ge— trelen war. Und ſeine Sinne waren jetzt doppelt empfänglich. Die Neigung, die er für Ruth empfunden, hatte gewiſſermaßen das Erd— reich ſeines Empfindens gelockert. Der Boden war bereitet. Und Ruth zog ſich herb von ihm zurück. Da halte es Ellen leicht, ſich feſt— zuſetzen.—— Es waren faſt drei Wochen vergangen, ſeit Lizzi mit Ellen eingelroffen war. Georg kam jetzt noch öfter als ſonſt nach der Molkerei. Friede bemerkte mit immer ſchwererem Herzen, daß er ſich faſt ausſchließlich mit Ellen be— ſchäftigte und daß dieſe ſeine ganze Aufmerk- ſamkeit in Anſpruch nahm. Friedes ernſten Augen wich er aus und an Ruth richtete er kaum noch das Wort. Daß Ellen alle Künſte ſpielen ließ, entging Friede nicht. Auch Ruth konnte ſich dieſer Er⸗ kenntnis micht verſchließen und obwohl ſie dar⸗ über im tiefſten Herzen unglücklich war, beſaß ſie doch zu viel weiblichen Stolz, um Ellen den bevorzuglen Platz ſtreitig zu machen. Qualvoll kam Friede mehr und mehr zum Bewußtſein, daß ſich ihr eigenes Geſchick an Ruth wiederholen würde. Aber zugleich ſagte ſie ſich guch, daß Georg Volkmar einſt aus dem Taumel erwachen würde wie Fritz Stein⸗ bach, und dann vielleicht, gleich dieſem, ſich nicht mehr aus dem Netze befreien konnte, das er ſich in blinder Leidenſchaft hatte überwerfen laſſen. Waren denn die Männer alle blind und töricht, wenn ein ſchönes, kokettes Weib ſein Spiel mit ihnen trieb! Und vielleicht gerade die beſten, die hinter ſchönen Augen und einer glatten Stirn ſo wenig Argliſt vermuteten, als ſie ſelbſt beſaßen. War denn ihr kluger, ſcharf⸗ blickender Georg plötzlich ein Tor geworden, ſah er denn nicht. daß Ruths feine ſtille Seele lauter wie Gold war, während ihre Schweſter wohl überhaupt keine Seele beſaß. Vergaß er über all den koketten, lockenden Augen Ellens alles, was ſein Herz bisher bewegt hatte? Fühlte der allezeit gutmütig und ehrlich denkende Menſch nicht, wie ſehr er ſich an Ruth ver— ſündigte? Eine wilde Kampfluſt erwachte in Friede. Für ſich ſelbſt hatte ſie damals nicht kämpfen können, aber für dieſe wollte ſie ein⸗ treten, mit allen Mitteln, die ihr zu Gebote ſtanden. Selbſt wenn ſie mit Argliſt gegen Argliſt zu Felde ziehen ſollte! Was ſie tun ſollte, wußte ſie noch nicht. Aber daß etwas geſchehen mußte, um ihre beiden liebſten Menſchen vor Unheil und Unglück zu bewahren, das ſtand ſeſt bei ihr.—— Frau Lizzi ſchaute mit unterdrücktem Gähnen vom Fenſter ihres Zimmers in den Garten der Molkerei, ſie fand das Leben bei der Schweſter reichlich langweilig. Ellen, von denſelben Emp⸗ findungen beſeelt, lag hinter ihr in einem Seſſel und blätterte in einem Romanband. Lizzi wandte ſich um und warf ſich, herzhaff gähnend, in einen anderen Seſſel. „Darin habe ich's wahrhaftig ſchon zur Virtuoſität gebracht. Ich bin ſicher nicht mit großen Erwartungen hierhergekommen, aber die Wirklichkeit übertrifft alles. Mit Ausnahme dieſer reichlich odiöſen Sonntagsbeſuche bei Volkmars iſt man hier auf die Geſellſchaft von Schweizerkühen angewieſen.“ Ellen lachte.„Aber Mama, du vergißt die ſaſt allabendlichen Beſuche des Doktors. Georg Volkmar iſt doch ein ſehr unterhaltender Mann!“ „Geſchmackſache, Ellen. Ich für meinen Teil finde Reiſebeſchreibungen gräßlich öde. Mich intereſſieren die Trachten, Sitten und Gebräuche wilder Völker nicht im mindeſten. Und die intereſſanteſten Verſteinerungen ſind mir ebenſo gleichgültig wie die Sonntagstracht einer Boto⸗ ludenfrau. Ich bewundere dich geradezu, daß du das alles mit ſo intereſſierter Miene und ſtrahlenden Augen erträgſt.“ Ellen wippte mit dem Fuß.„Du vergißt, Mama, daß Doktor v. Volkmar eine angehende Berühmtheit und der Sohn reicher Eltern iſt! Jeder iſt ſeines Glückes Schmied! Ich bin am Schmieden, Mama!“ Frau Ligzzi zuckte die Achſeln. „Wenn du dich da nur nicht verrechneſt, Ellen. Mir ſcheint, als ob ſich Doktor Volkmar für Ruth intereſſiere.“ Ellen ſchmiegte ſich katzenhaft und lächelnd in ihren Seſſel. Ich bitte dich, mit Ruth worde ich doch wohl noch konkurrieren können.“ „Und das würdeſt du tun?“ „Zählſt du die Stühle unten im Garten zum g Zeitvertreib, Mama?“ fragle ſie ſpöttiſch. „Selbſtverſtändlich, jeder iſt ſich ſelbſt der flikt eingegriffen habe, ſo geſchieht es gewiß! nicht, um den amerikaniſchen Landsleuten bange! Wir können die Frage, wieviel! 5 1 . r e eee eee. etage een been „Und werde ich noch wie ſonſt zuweilen des Abends zu einem Plauderſtündchen kommen dürfen? Oder bin ich dann überflüſſig?“ „Sie ſind ganz ſicher niemals läſtig. Tante Friede würde ſehr böſe ſein, wenn Sie nun plötzlich ausbleiben wollten.“ „Nur Tante Friede?“ neckte er. N „Ich natürlich auch— bitterböſe ſogar. beträgt. „Das iſt reizend— daß Sie dann bitter böſe wären.“ Sie lachte ein wenig verwirrt und ſah auf den Strauß herab. „Nun ſind es Veilchen Tante Friede?“ „Ach, wir könnten noch mehr pflücken, es ind ja noch viele da.“ Sie ſah ſchelmiſch zu ihm auf. f „Nein— es ſind genug. Unter uns— ich wohl genug Böſewicht in. ſich, Fräulein Ruth, ſonſt machen Sie eines Tages ſchlimme Erfahrungen an mir.“ für iſt höchſtens zu ertragen, wenn man ſelbſte glücklicher Bräutigam iſt und ſich ebenſo närriſch l Da ich das aber leider noch nicht bin, ſo erweckt es höchſtens meinen ſchwärzeſten Neid.“ „Aber, Herr Doktor, was entdecke ich da für ſchlechte Eigenſchaften an Ihnen,“ drohte Ruth ſcherzend, aber ihr Geſicht glühte dabei. Er ſeufzte ſteinerweichend. 1 „Ja, ja, Sie ahnen gar nicht, was für ein ich bin. Hüten Sie ſich vor mir, Sie ſchüttelte lächelnd das Haupt. „Tante Friede ſchilt mich zwar oft einen Haſenfuß, aber davor fürchte ich mich doch nicht. „Sind Sie ſo ängſtlich? Das habe ich noch gar nicht an Ihnen bemerkt.“ herſpüre Sehnſucht nach Tante Volkmars gutem 0 Bonntagnachmittagskaffee. „Richtig!“ rief er erſchrocken. ja noch keinen Kaffee getrunken. Dann muß „Wir haben in. Dr Heinz und Trudi mit Hallo, von den anderen ich Sie wohl hineinführen— obwohl ich noch gar keine Luſt dazu verſpüre.“ „Warum denn nicht?“ Georgs Blick glitt ab von dem Ruths und da ſah er gerade noch, wie Heinz und Trudi durch den Garten nach der Villa gingen. und von Trudi zu Ruth zurück. Er ſah, ebenſo 0 mar hatten „Weil eben das glückliche Brautpaar Heinz 0 ö e, und Trudi eingetroffen iſt. Die werden wieder Georg ein Paar werden zu sehen. ihe verliebtes Unweſen treiben.“ „Iſt Ihnen das ſo ſehr zuwider?“ Er ſah ſie übermütig an. 5 f „Das fragen Sie noch?, Natürlich, in So etwas lieſter Seele iſt es mir zuwider. „In manchen Dingen,“ antwortete ſie ernſt— hafter als zuvor. N Inzwiſchen waren ſie 10 und gingen hinein. Drinnen wurden ſie von am Hauſe angelangt mit einem ſtillen Lächeln empfangen. Herr von Vollmar ſah ſchmunzelnd von Ruth zu Trudi in Ruth ſchon die künftige Schwiegertochter. Friede und Frau von Volk— ſich längſt darüber ausgeſprochen, daß es ihr Herzenswunſch war, aus Ruth und wie ſeine Gattin, Das Jungvolk begann nun ein fröhliches Schmauſen. Der gefüllte Kuchenteller zeigte bald leere Stellen. Wie immer herrſchte ein gemütvoller, harmoniſcher Ton zwiſchen all dieſen Menſchen. 0 daran, Herren wie bezaubert zu ſein. S! lt Herr von Volkmar war vor Entzücken über die Friede dachten zu gleicher Zeit wie wenig Lizzi und Ellen in dieſen Kreis paſſen würden. So lange dieſe beiden zu Beſuch da waren, würde kein rechtes Behagen aufkommen können, weder in der Molkerei, noch hier bei den lieben Freunden. N Friede und Ruth ſahen ſich etwas bänglich in die Augen, als wüßten ſie, woran ſie beide gedacht hatten.——— N Sie hatten aber nicht damit gerechnet, daß ſowohl Frau Lizzi als auch Ellen blendende geſellige Talente beſaßen. Lizzi Steinbach war noch immer eine ſchöne, bezaubernde Frau, wenn ſie es ſein wollte. Und jetzt wollte ſie es ſein. Die ſchlichten Volkmars wußten nicht, was an dieſen beiden ſchönen, bezaubernd liebenswür— digen Frauen echt oder unecht war. Die Herren hielten ſie für echt, innen und außen, nur Frau Ruth und von Volkmar warnte der feine Inſtinkt der Frau. Sie hatte bald heraus, daß dieſe beiden glänzen— den Erſcheinungen nicht die Qualitäten beſaßen wie Ruth und Friede. Aber während ſie bald den Dingen auf den Grund mit klaren Augen ſah, ſchienen die Sogar der alte „charmante Frau von Steinbach“ und die „goldige, reizende, kleine Ellen“ ganz aus dem Häuschen. Frau von Volkmar ließ ihn vor- läufig gewähren und lächelte nur humoriſtiſch überlegen, wenn ihr ſonſt ſo gemeſſener, ruhiger Gatte ſeinem Entzücken begeiſterten Ausdruck gab. Georg und Heinz wetteiferten in Artigkeiten gegen Ellen, die ihre verführeriſchen Augen ſehr wohl zu gebrauchen verſtand. ben der ſo viel ſchöneren war ſie wie früher ö in Schatten geſtellt. Aber während ſie es ſonſt als ſelbſtverſtändlich betrachtet hatte, daß ſie hinter Ellen zurückſtehen mußte, empfand Ruth es jetzt mit einem tieſen, heißen Schmerz, den ſie je ängſtlich verbarg. Die kleine reſolute Trudi war keine von den Naturen, die ſich von anderen zurückdrängen laſſen. Sie gebrauchte ihre junge, geſunde Kraft gegen die bezaubernde Berlinerin mit den goldigen Locken und ſchlug ſie ſiegreich wieder aus dem Felde Aber Ruth war zu ſtolz, gegen den Zauber anzukämpfen, den ihre Schweſter auf Georg Volkmar ausübte. Sie ſah mit wehem Herzen, wie er mit einem Male nur noch Augen und Ohren für Ellen hatte und ganz verwandelt ſchien. N Friede ſtand dabei und klaren, Augen wie Ruth jetzt hinter Ellen zurückſtand, ſo hatte ſie ſelbſt früher hinter Lizzi zurückſtehen müſſen. Eine heiße Angſt bedrückte ihr Herz, wenn ſie ſah, daß Georg, ihr ſonſt ſo vernünftiger, beſonnener Georg, ſich von dem loketten Weſen Ellens bezaubern ließ. Hatte er deshalb ſeine Jugend ſo unbeirrt durch Frauenreize verbracht, um nun wie ein verirrter Falter ſich an dieſem Irrlicht zu verbrennen? War das, was er für Ruth empfand, was ſich ſo herrlich zu entwickeln ihn vor dieſer Ver— Sinnestaumel zu hweſter. Mit einem Male ets wieder von Ellen in den 2 le N ſah das alles mit ſcharfen So begann, nicht ſtark genug, zauberung vor dieſem ſchützen? So 16 (Fortſetzung folgt.) Serke egen RF fest.. Friede Sörrenlen 16! Roman bon H. C Fortſetzu „Ich werde alſo deine Mutter und Ellen einladen, uns zu beſuchen,“ fuhr Tante fort.„Es wird hling un ihnen hier nichts und eine hübſch auch im Mai auf ein haben wir ſie zuſammen hier. Platz haben wir. J dei ochweſter können oben im 8 umer be— wohnen, die jetzt unbenütz werden ſie am wenigſten in iſchlummer ge— ſtört. Auch unter, er wird ja nur einie Da warf ſich und umfaßte mit Inbrunſt „Liebe, liebe Tante daß ich mich auf Mama kann. Ich weiß, es unkindlich und doch kann ich nicht anders.“ Friede konnte ihr aus Seelennot nicht helfen, aber der Groll gegen Ligzi ver härfte ſich. Nicht genug, daß ſie ihrem und Fritz Steinbachs Leben zum Fluch geworden war, auch ihr Kind mußte unter der eigenen Mutter leiden. Warum iſt dus ſo oft im Lehen ſo, daß die guten Menſchen um der büßen müſſen? Als Friede am ladungsbrief an ihre abgeklärtes Lächeln au Lizzi im unklaren laſſen ourtl Ma wollte ja Hann genug Imme Deine Hane igen wir da Ruth vriedes Arme dl wie ſchrecklich iſt es, nicht freuen und unrecht Beſuch Dieſe! höſen willen Ein lag ein hrem Geſicht. Daß ſie nächſten den Ichweſter Lad ſchrieb wollle Über eee ee mögensverhältniſſe, ſtand ſeſt bei ihr. r- liche Mochte kommen, die wißbegierige Schweſter, und mit geheimem Forſchen hier allerlei gründen wollen. Sie würde hier ihre Maß— regeln ſo treffen, daß Lizzi nichts weiter in Er— fahrung brachte. ſie nun PPP ¾ ¾w ð c er⸗ Frau Lizzi beantwortete die Einladung ſofort. Es war in den erſten Maitagen, als ſie ihren und Ellens Beſuch für den nächſten Montag an— meldete. Zehn Monate waren ſeit dem Tode von Fritz Steinbach verſtrichen. 12 Am Tage vor Lizzis und Ellens Ankunft Frühlingsluft beklemmend auf die jungen Ge- Sie ſprachen nicht viel mit ein⸗ ander. der letzten Zeit Ruth gegenüber oft angeſchlagen hatte, wollte ihm heute nicht über die Lippen war Friede mit Ruth, wie ſonſt an den Sonn- tagen, zu Volkmars hinübergegangen. Georg ſtand mit ſeinen Eltern im Frühlings— ſonnenſchein[der Veranda, als die beiden auf Damen durch das eiſerne Gartentor eintraten. Mit einigen Sätzen war er die Treppe hinab und ging ihnen entgegen. „Tante Friede, du biſt heute unpünktlich, der Kaffee wird kalt,“ ſagte er vorwurfsvoll, als er die Damen begrüßte. „Heute ſind wir im voraus entſchuldigt, Georg. Du weißt doch, daß wir morgen Gäſte bekommen. Da gab es noch allerlei zu tun.“ „Ach ſo— das hatte ich vergeſſen. Ich ge— währe ſeierlichſt Abſolution. Nun gehe du einſtweilen zu den Eltern, trinkt euren Kaffee mit Behagen. Ich will Fräulein Ruth erſt noch hinten im Garten unſere Veilchen zeigen. Man merkt, daß hier alter Waldbodeu iſt. So herr— Veiſchen gibt es nicht noch einmal. Kommen Sie, Fräulein Ruth! Oder verlangt Sie erſt nach Mamas Kaffeekanne?“ „Die wird ja nicht davonlaufen, Herr Doktor, ich trinke dann ſpäter Kaffee.“ „Daran tuſt du recht, Kind. Unſere Veilchen hier ſind wirklich eine Seltenheit.“ Ruth begrüßte ſchnell erſt Herrn und Frau von Volkmar und ging dann an Georgs Seite durch den Garten. Es war, als wenn ſich die linde, weiche müter legte. Der übermütige Ton, den Georg in und ernſthaft mit ihr über ſeine Arbeit zu reden, hatte er kein Verlangen. So wechſelten ſie nur den Die dufteteu allerdings ſo einige gleichgültige Worte, bis ſie vor Veilchen ſtanden. lieblich, daß Ruth einen entzückten Ausruf tat. „Wie ſchön, wie wunderſchön!“ Georg ſah in ihr ſtrahlendes Geſicht. „Ja,“ ſagte er,„wunderſchön.“ „Und ich darf für Tante Friede welche pflücken?“ „Gewiß— und ich helfe Gemeinſam machten ſie ſich an Ihnen dabei.“ Ein⸗ mal kam er ihr ſo nahe, daß ihr Haar ſeine Wange ſtreifte. 5 zumute, daß er plötzlich ohne alle Veranlaſſung die beiden ſchlanken, ſchön geformten Mädchen- hände ergriff und eine nach der anderen an— dächtig küßte. Ebenſo plötzlich ließ er ſie dann die Arbeit. Georg hielt ſich dabei ſo dicht an Ruths Seite, daß ſich zuweilen ihre Hände berührten. Da wurde ihm ſo wunderſelig Sonntags zu wieder los, Kleid ſtreiften. mußte er ſich beherrſchen. ſchwarzen Kleider abgelegt hatte, dann wollte er ſie um ihre Hand bitten, und er hatte keine Angſt, daß ſie ihm dieſelbe verweigern würde. Ruth hatte, als er ſo plötzlich ihre Hand küßte, vor Schrecken faſt die Veilchen fallen laſſen. Nun beugte ſie ſich verwirrt wieder zu den duftenden Blüten nieder und pflückte unſicher mit zitternden Händen darauflos. Georg ſah, was er durch ſein Ungeſtüm angerichtet hatte. Aber pflücke mal einer Seite an Seite mit einem ſieben Mädchen die duftenden Frühlingsboten, während ringsum kein Menſch zu ſehen iſt und nur die Vogel im ſtürmiſchen Daſeinsdrang ſingen und jubilieren! Aber er wollte ſich doch zuſammennehmen und ſogar artig Konverſation machen. „Alſo morgen kommen Ihre Frau Mutter und' Fräulein Schweſter zu Beſuch, Fräulein als ſeine Augen ihr ſchwarzes Nein, ſo lange ſie Trauer trug, Aber ſobald ſte die Ruth?“ „Ja, Herr Doktor, und bald kommt auch mein Bruder Hans auf einige Tage.“ „Dann werden Sie natürlich ganz vergeſſen, daß hier auch noch Leute wohnen, die Ihre Geſellſchaft nicht entbehren können 1 „Daß hier Leute wohnen, deren Geſellſchaft ich nicht entbehren lann, das werde ich ſicher nicht vergeſſen,“ antwortete ſie, ſich emporrichtend. „Und werden Sie nach wie vor wenigſtens uns kommen? Natürlich mit Ihren Angehörigen.“ „Wenn ich die mitbringen darf— gern, ſehr gern.“ EKriegsereignil le. 12. Mai. Engliſche, nach ſtärkſter Artillerie- vorbereitung einſetzende Angriffe, im Arras⸗ Gebiete in lichten Maſſen unternommene Angriffe werden abgeſchlagen.— Die Fran⸗ zoſen bei Cerny zurückgedrängt, Angriffe bei Berry⸗au⸗Bac abgewieſen.— 15 Flugzeuge an der Weſtſront abgeſchoſſen.— Erneute feindliche Angriffe in Mazedonien blieben er— folglos. 13. Mai. Die ſtarken Angriffe der Engländer geſcheitert.— Bullecourt den Engländern ent— riſſen.— Der Feind verliert 18 Flugzeuge. Starke Angriffe in Mazedonien abge— ſchlagen.— Beginn einer neuen Schlacht am Iſonzo. 4. Mai. Neue heſtige engliſche Angriffe ge— ſcheitert.— Starker Artilleriekampf in der Champagne.— Der Feind verliert 12 Flug— zeuge und 1 Feſſelballon. 15. Mai. gewieſen. der Aisne- und an verſchiedenen Stellen Champagnefront bleiben erfolglos.— An der matzedoniſchen Front geſteigertes Artilleriefeuer. 16. Mai. In der Gegend pon Arras vermin— derte Gefechtstätigkeit infolge unſichtigen Wetiers.— Bei Neupille dringt ein märkiſches Bataillon in die feindliche Stellung und ſchlätzt erbitterte Getzenangriffe ab.— Il Mazedonien Artillerietätigkeit.— Starke italieniſche Angriffe von den Oſterreichern an der Iſonzo-Front abgewieſen. 17. Mai. Engliſche Angriffe an der zurückgewieſen. Im Mai ſind 2300 Eng 2700 Franzoſen bisher gefangen.— Deutſcher Erfolg bei Vauxaillon und Lafaux.— Heſtige feindliche Angriffe in Mazedonien unter ſchweren Verluſten abgeſchlagen.— Die Italſener erleiden in den erneuten Iſonzokämpſen ſchwere Verluſte, ohne irgendwelchen Erfolg zu erzielen.— Bei einem Vorſtoß in die Straße von Otranto verlieren Gegner einen Totpedobootszerſtörer(ital.), drei Handelsdampſer und 20 armierte Bewachungs— dampfer. In einem anſchließenden Gefecht fügen die öſterreichiſchen Streitkräſte, von Zeeflugzeugen unterſtützt, den Engländern, Ftalienern und Franzoſen beträchtlichen Schaden zu, während ein deutſches U-Boot einen engliſchen Kreuzer verſenkt. Die Sſter— reicher erleiden geringe Menſchen- und kein Materialverluſte. 72 Engländer werden ge— ſangen eingebracht. z. Mai. Ein engliſcher Angriff bei bgewieſen.— Franzöſiſche Vorſtöße an ve jedenen Stellen Front zurückge— agen einem deutſchen Angriff in Nähe von La Royeère-Ferme wurden 0 Franzoſen gefangengenommen. An Front erleiden die Fei einem wohlvorbereiteſen Angriff Schlappe. Die Itali ner am Iſonzo unter ſchweren Verluſten abge— carpe die der Bei eine Von Nah und fern. Einſchreibebriefe im Feldpoſtverkehr htamtliche Einſchreibebriefe werden bekam 0 ſlverkehr nich „Fel poſtbrief ne und vollſtändie an Heeresangehbörige un ſeralgouvernements Belgien von dieſen zugelaſſen. Perſonentariferhöhung in B Mittelpunkte der Sitzung des bayer ſhahnrates, der demnächſt tagt, wird der erſte Punkt der umfangreichen Tagesordnung ſtehen, die Erhöhung des nentarifes. Die deutſchen Staatseiſenbahn— velwaltungen ſind wie die anderer Länder ge nötigt, ihre Einnahmen zu verbeſſern; auch für ind die Preiſe aller Belriebsmaterialien u Löhne leilweiſe ungeheuer geſtiegen. ſaatseiſenbahnverwaltungen ſi zinſichtlich der Wirtſchaftsgebahrung und Geſtallung unſerer ſozial, volkswirtſchaftlich und finanziell wichtigſter en Staat und das Volk. Es muß Engliſche Angriffe bei Bullecourt ab⸗ Die St. Berthe Ferme von den Deutſchen geſtürmt. Franzöſiſche Teilvorſtöße alſo rechtzeitig darauf Bedacht genommen werden, daß dieſer wichiſge Jaklor aa einer Grundlage ruht, die ſeigen Beſland und enen guten Betrieb der Giſenbahnen gewährleiſtet, Reiche Stiftungen, Die in Bamberg ver“ ſtorbene Freifrau von der Pfordten hal ihr Vermögen im Betrage von 300 000 Mark der Stadt Bamberg vermacht.— Die Badiſche Anilin- und Soda-Fabrik in Ludwigshaſen hat 500 000 Mark überwieſen. eine Sammlung von Frauenhaar, das zur Her⸗ ſtellung von Treibriemen für unſere Rüſtungs⸗ induſtrie verwendet werden ſoll; kürzere Haare ſollen zur Herſtellung von Filz für Kriegszwecke dienen. bahn. Bei einem bergabfahrenden Zuge Zahnradbahn auf dem Ritlnerberg entſtand durch Kurzſchluß ein Defekt an der Zahnſtange. Der Wagen entgleiſte, und die Bremſen, die ſtändig in Ordnung waren, konnten nicht! wirken. Der Zug raſte mit unheimlicher ſchwindigkeit bergab und ſtürzte um. Von den Fahrgäſten wurden mehrere Perſonen verletzt, darunter vier Bahnbeamte; von dieſen iſt einer geſtorben. Die Unterſuchung ſtellte feſt, daß an dem maſchinellen Unſall niemand die huld trägt Vier Knaben bei einer otfahrt er— trunken. Bei dem bei Stralſund gelegenen Dörfchen Devin unternahmen zwei 13- und 4 jährige Knaben mit zwei aus sburg ſtam— menden 10 jährigen Knaben heimlich ei fahrt auf dem? 0 Das leck, die vier ertranken ſämtlich. Ein fünſter Duisburg hatte die an abgelehnt. Er ſtand am Ufer und f glück mit an. Ein leichtſinniger und Georg des Wiesbaden hantierten ihrer Meinung ging aber, als auf den 21 zu Hauſe 3 Geſchoß traf den hr 6 range! rangen ins Teilnahme roffene 111 war ſofort 1 ine Greiſin von wohnt, Leitin e wie Ein ſicheres W hat ein EEC Soner olks wirt! der Herabſetzung ferde. Haſerratton er futtermitteln zu arr. 5 WN* Nächſte. Ich muß ſehen, wo ich bleibe, o pſel ich hier die Verhältniſſe überblicken kann, ſaben ſich bei Tante Friede nicht gerade märchen— hafte Reichtümer angeſammelt.“ Frau v. Steinbach ſeufzte. „Allerdings, das ganze Leben hier hat einen 15 f wir haben da unſre Erwartungen zu hoch geſchraubt. 0 Aal 1 1 4 N* 1 1 mehr als ſparſamen Zuſchnitt. Ich fürchte, Friede ſcheint wirklich für uns alles zu tun, was in ihren Kräften ſteht Selbſtlos war ſie iner, das muß ich ſagen. Aber es wäre mir lieber geweſen, ſie hätte nur gelnauſert, als daß ſie wirklich nicht mehz geben kann.“ „Und deshalb kannſt du mit nicht verdenken, wenn ich die Gelegenheit, eine glänzende Partie zu machen, ausnütze.“ du das vernünflig erwägſt. Unn denkſt, daß du mit Doktor Volkmar zum Fiele kommſt, mir kann es nur lieb ſein. Für Ruth wird ſich ſchon auch noch ein Mann finden. Sie iſt nicht ſo anſpruchsvoll wie du. Etwas Ernſtes wird wohl auch zwiſchen ihr und dem Doltor nicht beſtehen.“ „Nein, das weiß ich beſtimmt. Ich bin nicht unvorſichtig und umſonſt will ich mich nicht in Unkoſten flürzen. Wenn ſch nicht einige Aus⸗ ſicht auf Erfolg hätte, würde ich mich nicht erſt bemühen. Übrigens— um dich ganz über dieſen Punkt zu beruhigen, kaun ich ja Ruth einſach fragen, ob ich ihr nicht ins Gehege komme, wenn ſch mich um den Dollor bemühe.“ Frau v. Steinbach nickte. „Das iſt rocht, Ellen, tue das. Dann kann bir Ruth weniaſtens leinen Vorwurf machen.“ wenn du eu denn „Keineswegs, Ellen, du haſt ja recht, wenn en erhob ſich und warf den 9 Sie reckle ſich in den und ſtreckte die ſchlanken, runden Arme at den Llſch. wollte ſie ihre Kräfte prüfen. cb wägender Ausdruck lag in ihren Augen einem raſchen, entſchloſſenen Zurückwe Kopfes eilte ſie dann aus dem Sie fand ihren zimmer hinter einem Stoß nach ſchadhaften Stellen durchſuchte Hilf Himmel, Ruth! Mußt du den gan Wäſche ausbeſſern? Das iſt ja lic ſchaudernd. Ruth zwang ein Lächeln in ihr blaſſes, ernſtes Geſicht. „Das ſieht ſchlimmer aus, als es iſt, 0 ich wollte ſchon immer einmal etwas dir beſprechen und da wir gerade allein ſind will ich es jetzt tun. Ganz im V ich dir zuerſt eine Beichte hier ſterblich und unrettbar verli Ruth erblaßte und ſenkte de über die Wäſche. Ihr Herz fühlte, jetzt kam, was ſie ſchon lange gefürchtet hatte. Zimmer. unten im?! von Leinentt Schweſter die ſie 77 Berg 1 0 3 ,“ ſagte ſie 5 ablegen: ich 1 n Kopf zitterte zUlle tte. „Das iſt doch bei dir nichts Seltenes, Elle ſagte ſie leiſe. Ellen ſchüttelte energiſch den Kopf. „Nein, Ruth, diesmal iſt es Ernſt, tieſſt Ernft. Aber ich hege im Innern eine ſprauis, die mich nicht zur Ruhe kommen läßt, deshalb muß ich mit dir ſprechen. Offen heraus, es iſt Doktor Volkmar, dem mein Herz gehör und ich habe Gründe, anzunehmen, daß aue ich ihm nicht gleichgültig bin.“ Sie machte eine Pauſe und beobachtete Ruth der Stadt zur Schaffung von Kriegerheimſtätten 5 Sammlung von Frauenhaar. Der Vater⸗ ländiiche Frauenverein in Solingen veranſtaltet und eigenen Landsleute, 2 2 2 1 richt ſto die ſgraſ. 1 Mf Schwerer Unfall auf einer Zahurad⸗ fichte, ſteht die ſorqſame Pflege, der die ſchöne Veröffentlichung 55 fl. ſervekorps, die die berühmten Schätze des Laß; De- P ²˙: Hände zilterten un De drohle. in den letzten; eben zugefügt Der Wert der diesjährigen Weinernte. Obwohl im vergangenen Herbst die deulſche Meſh⸗ ernie infolge der ungünstigen Witterung ſohr un⸗ befrlolgend ausgefallen war, wirß ihr Geſaſtwert einen Betrag erreichen, pie er hisher fur einmal, und zwar im Jahre 191t, borſete en iſt, Per Wort der letzten Weinernſe ſlellt ſiech infolge der außerordentlich geſtiegenen Weinpreiſe auf mehr als 150 Millionen Mark., *— ͤ— 7 75 N 5 Kunſtpflege an der Front. — Die Deutſchen in St. Quentin.— Seit Wochen ſchießen die Franzoſen ohne militäriſchen Grund die ſchöne an Kunſtdenk— mälern ſo reiche Stadt Boden. In einem bezeichnenden Gegenſatz zu dieſer Zerſtörungswut, die ſich gegen die die eigenen Kunſtſchätze der Stadt haben beſte Zeugnis dafür iſt eines deutſchen Re— den Kunſtwerken laſſen. Das ſchen gedeihen Tour-Muſeums in St. L durch kunſt— geſchichtliche Bearbeitun der Allgemeinheit zu Man lann 1 5 inlich den Fran— gern ſie durch zoſen dieſe s * „ Journal ice“ ein ver— fran⸗ ein entging ihr Faſſung 21927 dazu e nicht auf. jzu ſagen,“ hisausdrue erwidetle liebt wit „ll Dr aachen und grata, Boltmar Irrtum. nur in einem geſtanden obwohl ihre und ich, wir haben ſtets Een 77 Ne 61 5 5 abſolut freun aftlichen Verh 18 78 a ant agte ſie laut und„, r Herzſchlag zu zueinand 2 chmerzen geworden, kmar hatte. ſchlau berechnet. „ſentimentale“ Veranlagung ganz jenau Daß dieſe in ihrer vornehmen Ge— finnung durch das Bekenntnis ihrer Liebe auf alle! außer Kurs geſetzt wurde, war ihr ohne Sie würde ihr keinesfalls mehr im Wege ſtehen. Ellen nahm wie ſelbſtverſtän⸗ wie un⸗ r lieb ſie Georg itte ihre Worte 7„ ſagba Sie Ellen he kenne Put fannte 9 7 All e noa Zweifel. dlich das Recht für ſich in Anſpruch, ſich die gute Partie zu ſichern. 7 eine Ahnung gehabt, was ſie Ruth halte und was ſie ihr noch zu⸗ Hätte ſie St. Quentin in Grund die die Deut⸗ an⸗ ſſame Abbildung zn zu Herzen, nun bin ich machte, 2 jeben die ſonſt ſa mißachteten Brenneſſeln, bei en man ſich allerdings ebenfalls nur an die gans fungen Triebe halfen daxf, da die Alleen Brenneſſein einen erdigen Geschmack haben. Meſſter wird der römische Kohl oder Mangold empfohlen, der erſreulſcherweſſe ſelbſt bei 9 Trockenheſt und Hitze nicht aufſchießt. Neben dem Gurkenkraut oder Boretſch, dem Bainm⸗ ſpinat oder der roten Melde, die bis in den Spätherbſt zu verwerten iſt, und dem Eiskraut, iſt ſchließlich beſonders der Neuſeeländer Spingt zu nennen, deſſen Kultur am dankbarſten ift. Er liefert noch bis Ende Oktober friſche Ge⸗ müſegerichte und entwickelt ſich mit beiſpfelloſer Uppigkeit. Gerichtshalle. Der Buchdrucker Julius Sievers ſtand bor der Strafkammer. Im Berlin. mit einer Frau Hinke rats wiederholt anonyme damals bel der ibeſchäftigt war, bei welcher die zum Empfang der ver— tel berechtigenden Karten wiederholt dort Brot-, hend und gn die H. Eine iebers 8, 0 hei Sievers auch die von ganzer Druck⸗ zutage.— Das Schöffen— die Gemeingefährlich— Sievers zu 1 Jahr ei zu 3 Monaten ericht hielt eine verurteilte die H. Sievers zu neun Sor Der Bezirks⸗ der zkorps ſchwer ver- Redner. Die ſich in Gemeinſchaft iviani gegenwärtig den Ver. Staaten in New York eine bedeutſame politiſche s gehalten habe, verſetzte die franzöſiſche Preſſe natürlich ſofort in einen wahren Taumel ffre-Begeiſterung. Der Marſchall, ſo er— ter, ſei alſo t nur ein großer Politiker erſten ab führte man angeblich hte, auf zal zurſäck. Expeditionstruppen“ auf die politiſchen In merkwürdigem weiß nun vo! vermag rüſe I darum Pariſer ummer einen beſonders und meiſt einen wallgemeinen, m mehr beſonderen darſtellt. je betreff weißer mächtiger r Zenſurmaßnahmen Napoleon ihnen D rreenre re ſie doch erſchrocken, im Vorhaben be— Nankan t denken, ſo un⸗ Hor ano! Ellen ſchnell. S küßte Ruth auf Sie ſprang die Wange. mir ein Stein vom ſroh. Ach, Ruth, du glaubſt gar ni ö ruhig mich der Gedanke ktor Vollmar könnte dir mehr gelten Ich wäre todunglücklich geweſen, „Gottlob!— nun iſt als ein Freund. ſtocken wahrhaftig!“ tocke 1 war es ihr Rut Uh Faſſung. rang heimlich mit aller Kraft um Daß Ellen Georg nicht wirklich liebte, ſondern in ihm nur die gute Partie ſah, dar— über war ſie keinen Augenblick im Zweifel. Ebenſo klar war es ihr, daß Georg mit einer Frau wie Ellen kein dauerndes Glück finden konnte. Als Friede mit dem Abrechnen fertig war und in das Wohnzimmer trat, war Ruth allein. Friede bemerkte ſofort, daß Ruths Augen ge— rölet waren, als hätte ſie eben erſt geweint. Sb 17 Fortſetzung folgt.)