ghenn er hat von der Verminderung der U⸗Boot⸗ N Uachſlende A-Boot-Gefahr. In der letzten Sitzung des Unterhauſes, das ſich bis zum 5. Juni vertagte, hat Miniſter⸗ präſident Lloyd George dem Lande offenbar noch eine beſondere Pfingſtfreude machen wollen; Gefahr geſprochen, indem er die großen Fort⸗ ſchritte hervorhob, die in der Bekämpfung der deutſchen U⸗Boote vom Vierverband gemacht worden ſind. Dabei iſt dem Vielgewandten ein doppeltes Mißgeſchick widerfahren. Erſtens hat der Zenſor unbegreiflicherweiſe zugelaſſen, daß eine ſeeamtliche Veröffentlichung über Schiffs⸗ verluſte in derſelben Nummer der Zeitungen erſchien, die die Rede des Miniſterpräſidenten brachte. Aus dieſer— von Lloyds Regiſter ſtammenden— Liſte ging hervor, daß bis zum 22. Mai 249 Schiffe verſenkt wurden, während in derſelben Zeit des vorigen Monats 210 Schiffe verlorengingen. ſichern eine ſo ungünſtige Wirkung nach außen, daß Admiral Lacaze zum Schluß in öffentlicher Sitzung die Erklärung abgab, er könne nur nach Lloyd George wiederholen, daß die U⸗Boote Deulſchlands die Verbündeten nicht auf Gnade und Ungnade in die Knie zwingen würden. Man ſieht alſo, daß der U⸗Boot⸗Krieg unſere Feinde vollauf in Anſpruch nimmt. Wir haben allen Anlaß, don ſeinen Erfolgen auch weiter⸗ hin den größten Einfluß auf Verlauf und Dauer des Krieges zu erwarten. verſchiedene Uriegsnachrichten. Die Bekämpfung der U⸗Boote. In diplomatiſchen Kreiſen Haags verlautet, daß unter engliſcher Leitung in Alexandrowski, dem Hafenendpunkt der zum Eismehr führenden Murmanbahn, wie auch in Kandallaska, dem Hafen des Weißen Meeres, eine große An- zahl U⸗-Boot⸗Zerſtörer, angeblich auch Die Leſer waren ſomit in der Lage Lloyd Georges Behauptungen an der Hand amtlichen Materials nachzuprüfen. Aber der Miniſter hatte noch ein zweites Mißgeſchick. Er ſchränkte nämlich ſeine Zuverſicht ſelbſt ein wenig ein. Alles, was ich ſagen kann, iſt, ſo ſo meinte er, daß wir große Fortſchritte in der Bekämpfung der U-Boote gemacht haben. Unſere Maßnahmen werden immer zweckmäßiger, und ſeit den letzten drei oder vier Wochen gehen wir mit immer größerem Erſolg als je zuvor gegen die U⸗Boote vor. Dieſe Erfolge zeigen ſich wieder in der beträchtlichen Verringerung unſerer Schiffsverluſte; zwar haben wir den Mai noch nicht hinter uns, aber wenn in der letzten Woche die Verluſte ſich gegenüber den 25 erſten Tagen nicht erhöhen, wird die Verringerung im Ver- gleich zum April tatſächlich ſehr bedeutend ſein. In der Nahrungsmittel-Verſorgung haben ſich die Ausſichten infolge der Verbeſſerung der U⸗Bootlage weſentlich gehoben. Nachdem ich die Schiffahrt genau geprüft habe, kann ich ſagen: wenn das Volk ſparſam iſt und ſich keine Verſchwendung zuſchulden kommen läßt, wenn die Beſitzer von Ackerland es gut aus⸗ nützen, wenn die Arbeiter Dampfpflüge liefern, wenn die Armee ihre verfügbaren Arbeits— kräfte uns zurückgibt, wenn wir uns alle als vernünftige Geſchöpfe betragen, die ihrem Lande die Kataſtrophe von Leiden und Entbehrungen erſparen wollen, braucht uns die U-Boot⸗Gefahr keine Angſt einzuflößen, daß wir den Krieg da- durch verlieren werden. Da die Deutſchen ihre größte Hoffnung auf den U-Boot⸗Krieg ſetzen, ſage ich jetzt, daß dieſe Hoffnung zur Enttäu— ſchung verurteilt iſt. Die von ihm verkündete Verringerung der Schiffsverluſte ſcheint dem engliſchen Miniſter— präſidenten alſo nicht ganz geheuer; denn er macht den Erfolg der U-Boot⸗Bekämpfung doch von einer ſtattlichen Anzahl von Bedingungen abhängig, die dem unterrichteten Leſer zeigen, daß die eigentlichen Abwehrmittel doch noch recht beſchränkt ſind. Erſcheinen alſo Lloyd Georges Ausführungen an ſich ſchon in eigen⸗ zartigem Lichte, ſo erfahren ſie eine erſt recht intereſſante Beleuchtung durch die Tatſache, daß in der franzöſiſchen Kammer zu gleicher Zeit eine U-Bool-Debatte ſtattfand, bei der man zu dem Ergebnis kam, daß die U⸗Boot-Gefahr außerordentlich ſchwer ſei. Dort führte einer der Redner aus:„Bis Ende September 1916 haben ſich die Verluſte ſtändig zwiſchen 300 000 und 350 000 Tonnen bewegt; ſeitdem aber haben ſie immer zugenommen, um bis auf 2400 000 in den erſten vier Monaten des Jahres 1917 anzuſteigen, was dem Stand der ſranzöſiſchen Flotte vor dem Krieg gleich— kommt. Der Neubau begegnet der Geſahr nicht, und die Regierung tut in dieſer Hinſicht nichts. Deutſchland wird von den Neutralen verpflegt und braucht keine Tonnage, die Verbündeten aber benötigen eine Mindeſttonnage für ihre Kriegsinduſtrie und für die Verſorgung der Bevölkerung. Aber über dieſe Mindeſt— tonnage verſügen die Verbündeten nicht mehr.“ Zur Prüfung der Verteidigungsmittel fand dann eine geheime Sitzung ſtalt. Die Eröffnungen der Abgeordneten ſowie das Er— gebnis der geheimen Beratung machten offenbar o lieſen Eindruck auf die Kammer und ver— kleine ruſſiſche Kriegsſchiffe, gebaut werden, die in dieſem Sommer gegen die U-Boote im nörd⸗ lichen Eismeer operieren ſollen. * Euttäuſchung in Frankreich. Nach den Verſicherungen von Augenzeugen nimmt die Mißſtimmung in Frankreich wegen der abgeſchlagenen Offenſive zu. In der Provinz bilde die Hauptunterhaltung die Revo— lution der Zukunft, die den Krieg und die Regierung wegſegen und die Heimkehr der Soldaten erzwingen ſoll. Auch Soldaten er— warten die Revolution. Ein Gewährsmann der Köln. Zig.“ hörte nachts auf einem großen Bahnhof die Unterhaltung zwiſchen Soldaten und Bürgern. Letztere wurden aufgefordert, ſich zu erheben. Die Soldaten ſagten:„Was zögert ihr, uns von der Hölle an der Front zu befreien? Wir zählen und warten auf euch!“ * Die Portugieſen bleiben zu Hauſe. Spaniſche Blätter erfahren aus Liſſabon, daß wegen der letzten Vorfälle vorläufig von weiteren portugieſiſchen Truppen⸗ ſendungen nach dem weſtlichen Kriegs— ſchauplatz abgeſehen werden müſſe. Die Verſchiffung der Truppen, die vor wenigen Tagen hätte erfolgen ſollen, ſei unterblieben. Italieniſche Vorſichtsmaßregeln. Von zuverläſſiger Seite wird den„Neuen Zürcher Nachrichten“ aus Mittelitalien gemeldet, 5000 M 0 ner, Frauen 15 000 Mann Deutſchlands betrachten ſich als Teilnehmer am Kriege und benehmen ſich auch dementſprechend. daß dieſer Tage in Rom Karabinieri zum Schutze der Hauptſtadt im Fall des Ausbruüches einer Rebellion ausgehoben wurden. Infolge zu— nehmender Widerſpenſtigkeit der Soldaten hat Cadorna jegliche Urlaubsbewilligungen abge— ſchlagen. Dieſe Maßregeln zeigen am beſten, wie erfolglos die Offenſive der Italiener am Iſonzo und auf dem Karſt geblieben iſt. * Eine neue ruſſiſche Offenſive? Der neue Kriegsminiſter Kerenski hat an Heer und Flotte einen eindringlichen Tages— beſehl gerichtet, in dem er u. a. ſagt: werdet in geſchloſſenen Reihen vor- rücken, geſührt von Manneszucht, Pflicht— gefühl und grenzenloſer Liebe zur Revolution und dem Vaterlande. Möge das freie Heer und die freie Flotte der Welt beweiſen, daß die Freiheit ein Unterpfand der Kraft und nicht der Schwäche iſt. Nach dem Willen des Volkes ſollt Ihr das Vaterland und die Welt von Gewalttätern und Uſurpatoren befreien; das iſt die Aufgabe, zu der ich Euch aufrufe.“ In ſeltſamem Gegenſatz zu dieſem kriegeriſchen Auf— ruf ſteht ſolgende Meldung aus Stockholm: Wie aus Petersburg berichtet wird, endete der Kongreß der ruſſiſchen Frontabgeordneten, der ſaſt eine Woche lang in Petersburg tagte, mit einer im Sinne der Anhänger Lenins ge— haltenen Entſchließung. Der Kongreß beſchloß, ſämtliche Maßnahmen, die auf Ergreifung einer Offenſive durch die, ruſſiſchen Heere hin— zielen, nicht zu unterſtützen. Der Krieg müſſe ſchleunigſt auf Grundlage des Annexionen— verzichtes beendet werden. „Ihr Japans Anteil am Kriege. In Toljo wird amtlich bekaunt, gegeben: „Seit Kriegsausbruch hat die japaniſche Flotte zum Schutz des Handels die Gewäſſer des Orients von feindlichen Schiffen geſäubert. Auf Erſuchen der engliſchen Regierung wirken japaniſche Kreuzer und Zerſtörer im Indiſchen Ozean mit. Ein Geſchwader unter dem Befehl des Admirals Soto iſt kürzlich ins Mittelmeer entſandt, ein anderes iſt jetzt im ſüdlichen Atlantiſchen Ozean tätig. Die japaniſche Flotte tut ihr beſtes zur Unterſtützung der verbündeten Flotten.“ Das unbeſiegbare deutſchland. Trotz aller amtlichen Bemühungen, die Welt⸗ lage als für England und den Vierverband äußerſt günſtig hinzuſtellen, beginnen weite Kreiſe in England langſam die Wahrheit zu ſehen. Und gerade der Teil der Preſſe, der ſchäftlicher Verlogenheit— nicht laut genug die ſchnelle Niederzwingung Deutſchlands zu ver— künden wußte, iſt jetzt ſchweigſam geworden oder aber gibt ganz anderen Erwägungen Raum. „Die erſchlagene Wahrheit“, ſchreibt jüngſt ein Londoner Blatt,„hält ihre ſiegreiche Aufer— ſtehung.“ Und nun gilt es— ſo meint die Preſſe— für England, der Wahrheit ins Ge— ſicht zu ſehen. Jeder Zentner Geireide er⸗ nährt 280 Menſchen täglich! Landwirte, helft uns ſiegen! Liefert Ge⸗ treide ab. Die Lage duidet keinen Auſſchub. Wir brauchen jedes Korn, auf daß der Feinde Hungerplan zerſchellt: Trotz Beſtell⸗ zeit müßt Ihr lieſern! „Nach den Geſetzen der Wahrſcheinlichkeit und Prophezeiungen müßte Deutſchland längſt zu unſeren Füßen liegen. Warum iſt es trotz— noch ungeſchlagen?“ ſolche Betrachtung der frühere Berliner Vertreter der„Daily Mail“ und er kommt zu folgenden Antworten, die für das Blatt und dem in ſeiner Redaktion und in ſeinem Leſerkreiſe vollzogenen Wandel der Auſchauungen bezeichnend ſind: Sämtliche Männer, Frauen und Kinder Das Deutſche Reich beſitzt eine Regierung, welche wirklich regiert und keine anderen Ziele und keine andere Rückſicht kennt, als den Krieg durchzuführen und zu gewinnen. Die Regierung überläßt nichts, aber auch gar nichts dem Zu— fall, ſieht alle Möglichkeiten voraus und zögert nicht, ſich mit ihnen irgendwie abzufinden, wenn Die ſie eingetreten ſind. Nahrungsmittel— verſorgung des Volkes, wenn auch eine abſolut unzureichende, iſt ſeit November 1914 auf einer Grundlage organiſiert, die eine Aushungerung ein für allemal unmöglich macht. Die induſtriellen Kreiſe arbeiten, von der Erkenntnis ausgehend, daß es ſich in dieſem Kampfe ebenſo ſehr um ihre Exiſtenz wie um diejenige Deutſchlands handelt, mit Leib und Seele für die nationale Sache. Trotz ſeiner Fehler und unangenehmen Eigenſchaſten iſt das deutſche Volk ſparſam, ge— nügſam, in hohem Maße vaterlandsliebend und von einer grenzenloſen Opferfreudigkeit beſeelt. Die deutſchen Armeen ſind nach vierunddreißig— monatlicher Kriegsführung, mit geringen Aus— nahmen, immer noch im Beſitze der ungeheuren Ländermaſſen, die ihnen ihre überlegene Aus— bildung und Bereitſchaft zu erobern und ſeſtzu— halten, ermöglichte. Die deutſche Flotte bildet noch immer ein geſchloſſenes Ganze; ſie iſt ziffernmäßig mächtiger denn je und fähig, kühne Vorſtöße in die britiſchen Minenfelder zu unternehmen. Überdies verſenkt ſie in jedem Monat Hundert— und der Neutraleu. die vor dem EN Die deutſche auf Volkskraft, Hfiege oiſſer Ve— einſt in verblendeter Eitelkeit— oder Zus ge⸗ dem nach zwei Jahren und zehn Monaten Krieg So fragt im Anſchluß an tauſende von Tonnen Schiffsranm der Entente N 2 0 völterung von rund 70 Mlllioner iſt der Erſchöpſung nicht um L näher als die brſtiſche Volkskraft, die nur 46, Millionen zählte. Die deutſche gierung, die von„Kriegsmaßnahmen“ in der Art des Verbotes von Pferderennen, um Haſer zu ſparen, abſieht, ſcheut ſich dennoch nicht da⸗ vor, ſich auch mit brennenden den wie die Rationierung des Brotgetreides, zu hefaſſen, Ja, die deutſche Reichsleitung wird ſelbſt kein Bedenken haben, die Luft, die man einatmet, zu ratignieren, wenn ſich dieſe Maßnahme für den glücklichen Ausgang des Krieges als not wendig erweiſen ſollte. Ganz gewiß ſollen dieſe Antworten kein Lob⸗ lied auf Deutſchland, ſondern eine Mahnung und Warnung für die Landsleute ſein. Zugleich aber ſind ſie ein beredtes Zeugnis für Englands Unterlegenheit. 1 mals Dolitiſche Rundlchau. Deulfſchland. *Die in den letzten Tagen von deutſchen und öſterreichiſch-ungariſchen Regierungsver⸗ tretern in Berlin geführten Verhandlungen über den Export deutſcher Kohle nach Oſterreich undböhmiſcher Kohle nach Deutſchland haben zu einem günſtigen Ergebnis geführt. Die Einfuhr oberſchleſiſcher Steinkohle nach Böhmen wird wieder aufge— nommen. Dadurch wird in Böhmen Braun— kohle, die als Erſatz für die ſchleſiſche Kohle herangezogen wurde, zur Ausfuhr nach Bayern und Sachſen wieder frei werden. * Der König von Bayern hat den Biſchof Faulhaber von Speyer zum Erzbiſcho von München ernannt. Erzbiſchof Faul haber iſt 48 Jahre alt, ſtammt aus einer klein— bürgerlichen Familie in Kloſterheidenfeld bei Schweinfurt in Unterfranken und hat als Ein— jährigfreiwilliger gedient. 1910 wurde er zum Biſchof von Speyer ernannt. Der Erzbiſchof iſt verfaſſungsgemäß Mitglied der bayeriſchen Reichsratkammer. Als Biſchof von Speyer hat Dr. Faulhaber wiederholt ſeine Pfälzer Truppen im Felde beſucht. * Im Landesverratsverfahren gegen den württembergiſchen radikal-ſozialiſtiſchen Landtagsabgeordneten Weſtmeyer iſt, wie Stuttgarter Blätter melden: die Hauptverhand— lung vor dem Reichsgericht auf den 4. Juni anberaumt worden. Italien. * In einer Reihe von Berichten von hervor— ragender katholiſcher Seite iſt dem Papſt das Los der in Frankreich internierten deutſchen Kriegs- und Zivilgefangenen auf Grund zuverläſſigen Materials geſchildert worden. Der Papſt hat dieſe Berichte mit großer Aufmerkſamkeit geleſen und ſich wieder— holt bei einflußreichen Perſönlichkeiten Milderung des Loſes der deutſchen Gefangenen verwandt und dabei den heißeſten Wunſch aus— geſprochen, bald das Ende dieſer vielen Leiden zu ſehen. Der Papſt hat gleichzeitig ange— ordnet, daß die Beſchwerden dem Kardinal von Paris unterbreitet werden mit der Bitte, ſeinen ganzen Einfluß aufzuwenden, um für Abhilfe Sorge zu tragen. 1 ö ſiüt ö J Schweden. *. Die ruſſiſchen Sozialiſten haben nunmehr endgültig ihre Teilnahme am Stockholmer Kongreß erklärt. Ebenſo der Vorſtand des Verbandes italieniſcher Syndikate. Inzwiſchen fand die erſte Beſprechung des Ausſchuſſes mit den öſterreichiſchen Sozialdemokraten ſtatt, an denen auch der Führer Dr. Victor Adler teil— nahm. Man erhofft ein günſtiges Ergebnis von dieſen fortdauernden Einzelbeſprechungen. Amerika. „Nachdem der diplomatiſche Ausſchuß des Kongreſſes das Geſetz angenommen hat, das das die Neutralität Braſiliens im deutſch-amerikaniſchen Kriege erklärende Dekret vom 25. April aufhebt, iſt der Präſident ermächtigt, alle Maßregeln zu ergreifen, die zur Durchführung dieſes Geſetzes notwendig ſind, und die Handlungen vorzubereiten, die ſich aus dem Aufhören der Neutralität ergeben. — b Das laufende Feulllelon wird 7 ol ende a unterbrochen 8 W ers Dey wähleriſche Tod. Kriegsſkizze von Heinrich Leis.) Es war das Kirchlein des flandriſchen Dorfes tüli ſeinen zierlichen Verſchnörkelungen an der Faſſade und dem ſchlanken, ſpitzen Turm ehe— mals ein kleines Kunſtwerk der Gotik, gar nicht paſſend zu den einfachen Bauernhäuſern. Der Volltreffer einer ſchweren Granate hatte das Dach der kleinen Kirche zerſchlagen, im Innenraum, wo ſonſt durch buntglaſige Fenſter die Sonne in farbigen Streifen über den Sonn⸗ tagsputz friedlicher Zuhörer hinhuſchte, lagen wüſte Haufen von Schutt und Geröll. Der Turm hing windſchief noch auf drei Ecken, von dem zerſetzten Gebälk dort, wo der Riß klaffte, preſchte der Wind durchs Geſtühl und den zwei Beobachtern an der Luke um die Ohren. Ee ſind zwei Unteroffiziere, die Ausſchau ins Gelände halten. Der eine von der Ar⸗ lillerie, der andere ein Kavpalleriſt, noch unmutig, daß man ihn mit ſeiner Truppe aus dem Oſten herbeorderte, ihnen die Pferde nahm und ſie in die Schützengräben ſtellte zu Infanterie⸗ bienſten. Unter dem dunkelblauen, gewitterfarbenen Himmel dehnte ſich das Gelände flach mit wenigen kleinen Hügeln und Waldfleckchen. Es war ſellſam klar, obwohl die Landſchaft etwas Trübe, Düſteres hatte von der ſchwergetſürm⸗ len Wolkenlaſt. Soweit aber der Blick ging, ) Unberechläter Nachdruck wud berſolt. 1 1 7 kein lebendes, ſich bewegendes Weſen. Der Krieg ruhte aus. Den Nachmittag geſtern und die Nacht hatte der Boden geziltert von dem Losbrüllen der Kanonen und dem donnernden Berſten der Einſchläge. Da hatte es gebrannt hier und da in den Dörfern, wo nun ſtumpfes Schwarz ſtarrte wie ein wunſchloſes Sich-Be⸗ ſcheiden. Der Krieg ruhte aus. Keine Sturmreihen ſah man, wie jüngſt, ins Feuerſpeien anrennen unter Rauch und glühenden Kugeln der Schrap— nelle, die in der Luft zerplatzten... wie ver⸗ ödet und verlaſſen waren die braunen Erdränder der Schützengräben, der zerwühlte, durchackerte, aufgeworfene Boden. Ein Maſchinengewehr fängt zu hämmern an. Gewehrſchüſſe ſurren. Die aufgeſchreckte Ruhe flüchtet aus dem Tal. „Sehen Sie dort den Mann?“ ſagte der Ka⸗ valleriſt.„Tollkühnheit! An den Schützen⸗ gräben ſpaziert er, bleibt ſtehen— jetzt kommt er auf uns zu. Iſt's nicht ein Offizier?“ Der Artilleriſt ſah hin und nickte.„Oberſt Albrecht. Um ihn iſt's eine Geſchichte für ſich. Ein alter Offizier außer Dienſt— hat ſich mit dem Krieg der Militärbehörde zur Ver⸗ fügung geſtellt— Kommandeur des Landwehr⸗ Regiments... Wiſſen Sie, er ſucht den Tod.“ Auf den fragenden Blick des anderen fuhr er ſort:„Sagen wir, irgendeiner von uns, Sie oder ſch zum Beiſpiel, wir liefen dort an der vorderſten Linſe ohne Deckung, bei hellem Tage 10 glaube kaum, daß wir heil davon⸗ kämen. Aber der Oberſt iſt gegen Kugeln wie gefeit. Das macht— er will ſterben, ganz 5 ſicher. Er kommt zur Beobachtung neulich; auf unſere Warnung, den Laufgraben zu be⸗ nutzen, ſagt er kalt: Laſſen Sie auf mich ſchießen! Und kaum klettert er aus dem Graben, geht ein wütendes Maſchinengewehr⸗ feuer los. An derſelben Stelle war füngſt unſere Leitung zerſchoſſen. Auf dem Bauch krochen die Leute hin, um ſie zu flicken, und einen nach dem andern putzten die Franzoſen weg mit einem wahren Geſchoßhagel. Die Leitung konnte vor der Dunkelheit nicht aus⸗ gebeſſert werden. Aber der Oberſt ging vorbei wie durch einen Mückenſchwarm.“ Der Offizier war näher gekommen, durchs Fernglas konnte man erkennen, daß er grau⸗ haarig war und von ſahler Geſichtsfarbe. Ein ſchwarzweißer Hund hatte ſich zu ihm gefunden und tappte nebenher. „Das Unglück, das durch den Krieg in ſeiner Familie geſchah, hat ihm die Lebens⸗ kraft gebrochen. Zwei Söhne, aktive Offiziere — der eine iſt gefallen, der andere durch einen Schuß ums Augenlicht gebracht. Die Mutter hat ſich vor Gram darüber um den Verſtand geweint. Nun will er von der Welt, aber es ſoll der Schlachtentod ſein, den er ſucht. Als rechte Schickſalsironie— die Kugel, auf die er wartet, verſagt ſich ihm. Andere kommen gerade in den Krieg, die gern leben wollen; vielleicht 1600 ſie ein paar Tage draußen, da wird ihnen ſchon as Grab geſchaufelt.— Ich denke noch an der kahlen Höhe dort, ver⸗ gangenen Herb Der Oberſt iſt ſchon immer die A d ein Draufgän er geweſen. Damals hat es ſtützpunkt der Franzoſen. Dreimal haben ſie uns wieder heruntergeworfen, ihr Trommelfeuer war furchtbar. Viermal ſind wir angerannk, und immer der alte Oberſt vorne, mit des Säbelſpitze nach dem Feind. Hinter ihm und neben ihm ſind ſeine Leute gefallen— er iſt unverletzt geblieben, als ob er nicht ſterben durfte, ſcheint es, um noch alles, was ihm zugerechnet war, zu erleben. Ich meine manch⸗ mal, die Muſelmanen haben ſehr recht mit ihrer Lehre vom unabänderlichen Faktum...“ „Da laſſen Sie auch mich auf eine Er- innerung kommen,“ ſagte der Kavalleriſt.„Es war in einer Sumpfgegend in Rußland, während einer überſtürzten Verfolgung. Nur die Moräſte hemmten uns, und meiſterhaft verſtanden die kleinen Patrouillen der flüchtenden Nachhut mit uns herumzuplänkeln, bis die Brücken zerſtört waren. Immer wieder mußte erſt der Pionier⸗ park vorgeholt werden. Ein mühſeliges Arbeiten ſchon, bis man nur Grund für die Träger der Stützbalken fand. Selbſt ein noch ſo unſcheinbarer Waſſerlauf hatte den Wieſen⸗ boden rings verſumpft. Das Gras zeigte das harte, verdächtige Grün der Riedflächen. Wagen und Pferde verſchlingt der Moraſt. f Wieder ſtanden wir vor einem Sumpf, die einzige Brücke hielt ein Trupp abgeſeſſener Koſaken. Da erbot ſich ein Flüchtling, ein Pole, uns nachts eine wenig bekannte Brücke über den Sumpf zu zeigen. Die Ausſicht war ver⸗ lockend. Gelang es ſo, den Feind im Rücken u greifen, dann wurde er gejagt oder zu⸗ funhengeſchoſſen, ehe er die Brücke zerſtöten viel Blut geloſtel. Höhe D. war ein Haupt⸗ konnte. 1 ble, breſt Re⸗ f 1 genommen habe, Gefängnis verurteilt. inder liegen zwar noch danieder, pereitet worden. jernheimer Erſcheint wöchentlich dreimal: 0 ſirger⸗Zeitung Vereins ⸗Auzeiger ö Auzeigenpreis: ‚ Dienstag, Donnerstag u. Samstag Bezugspreis: % Pfg. pro Monat frei ins Haus gebracht Gratis⸗Beilagen: Illuſtriertes Sonntagsblatt“, illuſtriertes Funterhaltungsblatt„Deutſche Kraft“, Wandkalender und Fahrplan. Geſchäfts⸗ Anzeiger 5 Amtsblatt der Großh. Bürgerneiſterei Viernheim Enthält alle amtlichen Ankündigungen der Behörden Viernheims und Umgebung. Inſerate finden in der Bürger⸗Zeitung wirkſamſte Verbreitung.— Für Wohnungeinſerate Ausnahme⸗Tarif. Redaktion, Druck und Verlag: J. Martin, Viernheim, Nathaußſtraße Organ für Jedermann Die Iſpaltige Petitzeile oder deren Raum 20 Pfg., auswärtige Inſerate 20 Pfg., die Neklame⸗Petitzeile 40 Pfg. Bei öfteren Wiederholungen und größeren Aufträgen entſprechender Rabatt. Beilagen im Gewichte bis zu 8 Gramm 6 Mk. fürs Tauſend. Bei Nlage⸗Erhebung, zwangsweiſer Bei⸗ treibung uſw. wird Rabatt hinfällig. Samstag, den 2. Inni 5 rr Baden. (Karlsruhe, 23. Mai.(Die Geſundheitsver⸗ ältniſſe in Baden im 3. Kriegsjahr.) Die amtliche arlsr. Zeitung veröffentlicht ein umfangreiches ſtatiſti⸗ ches Material über die Krankheits- und Sterblichkeits⸗ perhältniſſe in Baden im Jahre 1916. Die Zuſam⸗ nenſtellungen ergeben Erfreuliches und Unerfreuliches. Uu letzterem gehört das zweifelloſe, übrigens nicht nun . 1 ei uns, ſondern in faſt ganz Deutſchland beobachtete An⸗ oachſen des Scharlachs und der Diphtherie ſowie das vermehrte Auftreten von Typhus und Ruhr; trotzden var beruhigend, daß auch dieſes Anwachſen mehr ſpo abiſchen Erſcheinungen als ausgedehnten allgemeiner oder lokalen Epidemien ſeine Entſtehung verdankte. Nu: ibedeutend erſcheint die Steigerung der Geſamtſterb⸗ ichkeit von 9,5 auf 9,6 Promille und die Verluſte ar 5 tenſchenleben, die uns die vermehrten Scharlach- und iphtherieerkrankungen brachten, wurden durch die min⸗ dere Sterblichkeitsziffern der Maſern und des Keuch zuſtens zum Teil wieder ausgeglichen. Die Frage ferner, die vielfach auch anderwärts erhoben und größtenteils in bejahendem Sinn beantwortet wurde, ob während und nfolge der Fortdauer des Krieges die Tuberkuloſe zu— . können nach den Sterbeziffern der Lungen- und Kehlkopftuberkuloſe verneint werden, denn es ſtarben an dieſer Krankheit 1916 100 weniger als 1915. So haben wir jedenfalls keine Veranlaſſung uns über eine Verſchlechterung der Geſundheitsverhält niſſe auch im dritten Kriegsjahr zu beunruhigen. Sie baren, trotz äller Bedrohung, welche naturgemäß ein Weltkrieg wie der jetzige mit ſich bringt, durchaus günſtige ind normale, und ſie werden es bleiben, wenn wir, ſo chließt der ärztliche Bericht, auch ferner in kreuer Wachsamkeit und Fürſorge für die geſundheitlich Schwa— chen und Bedrohten wie bisher durchhalten. f () Karlsruhe, 23. Mai. In der heutigen Siung der Zweiten Kammer wurde von der Regierungsſeite mit geteilt, daß demnüchſt eine Verordnung des Bundesrats über die Verſorgung mit Kohlen nach dem Kartenſyſtem zu erwarten ſei. i f 8 i (Pforzheim, 23. Mai. Der 14jährige Gold miedslehrling Wilhelm Keppler von hier, der erſt vor venigen Tagen den 10jährigen Schüler Schnürle von ſier aus geringfügiger Urſache niedergeſchoſſen hatte, wur— de von der Karlsruher Strafkammer“ zu acht Monaten ( Pforzheim, 23. Mai. Der!Bürgerausſchuß be⸗ Ppilligte eine weitere Million Mark für Kriegszwecke. Bis 1. April 1917 iſt die von den ſeither gemachten Rriegsaufwendungen zu Laſten der Stadt verbleibende Summe auf 5670000 Mark angewachſen. () Neckarhauſen, 23. Mai. Nach dem Genuß von Vhabarberkuchen und Gemüſe, das aus Rhabarberblättern bereitet wurde, erkrankten die 42 Jahre alte Ehefrau oh, eine 18jährige Tochter und ein 12jähriger Sohn chwer. Frau Lotz iſt am Sonntag geſtorben, die beiden befinden ſich aber auf em Wege der Beſſerung. Da Rhabarber ein ebenſo 4 1 N 2 7 2 1 Poohlſchmeckendes wie bekömmliches Gemüſe iſt, ſo kann ur die Zubereitung an der Erkrankung ſchuld ſein. Jeden⸗ Falls iſt das Gemüſe in nicht einwandfreiem Gefäß zu— f() Freiburg, 23. Mai. Die Handelskammer für den Kreis Freiburg befaßte ſich in ihrer letzten Voll⸗ igung mit den ſüdweſtdeutſchen Waſſerwirtſchaftsplänen und nahm hierzu eine Entſchließung an, in welcher der Ausbau der ſüdweſtdeutſchen Waſſerſtraßen, insbeſondere er Strecke Straßburg—Baſel begrüßt und die Erwartung 5 ausgeſprochen wurde, daß die Vorbereitungen ſo getroffen werden, damit nach Eintritt geeigneter Verhältniſſe der Ausbau des großen Verkehrswerks ſofortz int Angriff ge—⸗ 8 Mommen wird. 5 „ Karlsruhe, 24. Mai.(Ausſchlüß' der fleiſch⸗ loſen Tage.) Das Miniſterium des Innern hat geſtattet, daß am Dienstag, den 29. Mai, dem Tag nach P ingſten, nd am Freitag, den 8. Juni(Fronleichnam)(Fleiſch und Wurſt durch die einſchlägigen Fleiſch- und West perkauft werden darf. In den Gaſtwirtſchaften und Koſt⸗ Päuſern iſt dagegen auch an dieſen beiden Tagenfdie Verab⸗ eichung von Fleiſch und Wurſt verboten.“. f () Mannheim, 24. Mai. Die 46jährige Ghe⸗ rau eines Beamten ſtürzte aus dem 4. Stück ihrer Wohnung in den Hof und war ſofort tot. 1 0 Ettlingen, 24. Mai. Für den Bürgermeiſter⸗ poſten ſind acht Bewerbungen eingegangen. 0 ( Raſtatt, Der vor kurzer Zeit verſtorbene Groß uduſtrielle Joſeph Hemmerle, ein geborenemr Raſtatter, gat der hieſigen Stadtgemeinde den Betrag zvon 50000 ronen(42 500 Mark teſtamentariſch lu wohltätigen wecken vermacht.„ 12*(0 Karlsruhe, 25. () Vom Schwarzwald, 24. Mai. Die Heidel- beerblüte verläuft überall ſehr ſchnell. Da Fröſte kaum mehr zu erwarten ſind, darf man eine reiche Ernte er— warten. 1 f () Burkheim(Kaiſerſtubl), 24. Mai. nolythwerk iſt der 15jährige Sohn des Mäder tödluch verunglückt. f ( Schluchſee bei St. Blaſien, 24. Mai. Das An⸗ weſen des Wagnermeiſters Johann Feller hier iſt bis auf den Grund niedergebrannt. () Neuſtadt i. Schw., 24. Mai. In Rudenberg wurde durch Blitzſchlag das landwirtſchaftliche Anweſen der Eheleute Höfler vollſtändig eingeäſchert. (Waldshut, 24. Mai. Im Alter von 46 Iihren iſt Landgerichtsrat Guſtav Motſch geſtorben. Seit 1908 war er am hieſigen Landgericht tätig. Politiſch zählte er zur Nationalliberalen Partei.* N () Hütten bei Säckingen, 24. Mai. Durch Groß feuer ſind hier die Wohnhäuſer mit Oekonomiegebäuder zerſtört worden. Das Feuer war im Hauſe des Land— wirts Leopold Wahſner entſtanden und auf das Toppel— haus des Schreiners Völkle und Landwirts Albietz über— geſprungen. Außer dem Viehbeſtand kounte lt.„Frei: burger Ztg.“ nichts gerettet werden. Fünf Familien ſind obdachlos. Im Pho⸗ Schneiders Mai. Das Badiſche Landes- preisamt teilt uns mit: Es iſt in der letzten Zeit wieder⸗ holt die Behauptung aufgeſtellt worden, die Bekämpfung des Kriegswuchers erfolgte nicht mit der nöligen Strenge, und es kommt verhältnismäßig ſelten vor, daf Kriegswucherer vor die Gerichte gebracht und von dieſen der Schwere ihrer Verfehlung entſprechend abgeurteilt würden. Demgegenüber ſei nach Mitteilung des Bad. Kriegswucheramtes in Karlsruhe darauf hingewieſen, daf in den letzten Wochen wegen Kriegswuchers in Mann— heim eine Schuhhändlerin zu 3 Monaten Gefängnis und 120 000 Mk. Geldſtrafe und ein Agent zu 1000 Mk. Geld⸗ ſtrafe, in Bruchſal ein Handelsmann zu 2660 Mk., eine Wirtin zu 2000 Mk., ein Schuhhändler und ein Lebens⸗ mittelhändler zu je 6000 Mk. Geldſtrafe, in Durlach ein Drogiſt zu 1500 Mk. Geldſtrafe, in Karlsruhe ein Tee⸗ händler zu 1500 Mk. Geldſtrafe und ein Obſthändler zu 380 Mk. Geldſtrafe und in Freiburg ein Lebensmittel- händler zu 250 Mk. Geldſtrafe verurteilt worden. Das genannte Kriegswucheramt wird übrigens Veranlaſſung nehmen, von Zeit zu Zeit die Fälle bekannt zu geben, in denen Verurteilungen zu ſchwereren Strafen wegen Zu⸗ widerhandlungen gegen die Kriegswuchergeſetze erfolgt ſind. (0) Karlsruhe, 25. Mai.(Errichtung von Lehr- betrieben für Induſtriearbeiter.) Für den hohen vater⸗ ländiſchen Zweck der Verſorgung unſerer Kriegsbeſchädig⸗ ten iſt eine intereſſante Gründung im Gange. Eine Kom⸗ miſſion, beſtehend aus Vertretern der Kriegsamtsſtelle, des Miniſteriums des Innern, Gewerbeaufſichtsamtes, Landesgewerbeamtes, Landesausſchuſſes für Kriegsbeſchä— digtenfürſorge, der Badiſchen Kriegsarbeitshilfe und der Induſtrie befaßt ſich mit der Exrichtung von Lehrbetrieben für Induſtriearbeiter, in Geſtalt einer G. m. b. H., der die Firmen des Verbandes der Metallinduſtriellen Badens, der Pfalz und angrenzender Juduſtriebezirke bei⸗ traten. Größere Beiträge ſind außerdem gezeichnet von der Bad. Holzlieferer-Vereinigung für Heereszwecke in Freiburg, von dem Landesausſchuß für Kriegsbeſchädigte, von der Bad. Maſchinenfabrik Durlach, A. Batſchari in Baden-Baden, von den Deutſchen Eiſenbahnſignalwerken A. G. Bruchſal, von den Deutſchen Solvay-Werken in Wyhlen, von den Deutſchen Waffen— und Munitions⸗ fabriken in Karlsruhe, von der Geſellſchaft für Spinnerei und Weberei Ettlingen, von Gütermann in Gutach, von der Holzverkohlungsinduſtrie in Konſtanz, von der Ma⸗ ſchineufabrik Gritzner Durlach und von der Sunlichtgeſell— ſchaft in Mannheim. N. () Karlsruhe, 25. Mai. Die Polizei verhaftete hier einen Kaufmannslehrling aus Frankfurt und ſei— nen Bruder, einen Schloſſerlehrling, die ſich durch Urkun⸗ denfälſchung 9000 Mark verſchafft hatten. Ju ihrem Beſitz befanden ſich noch 5000 Mk. in barem Gelde, ſo⸗ wie Schmuckſachen im Werte von 2000 Mk. 1 () Karlsruhe, 25. Mai. Wegen ſchweren Dieb⸗ ſtahls im Rückfalle wurde der Gärkner Peter Hegemer aus Fraukfurt a. M. zu 2½ Jahren Zuchthaus verurteilt. () Meckesheim bei Heidelberg, 25. Mai. Im Ver lauf einer Neckerei ſtieß der 15jährige Fabrikarbeiter Karl Stucke dem 14jährigen Emil Schifferdecker ſein Meſſer in den Rücken. Schifferdecker wurde ſo ſchwer verletzt, daß er kaum mit dem Leben davonkommen dürfte. (J) Freiburg, 25. Mai. Im Alter von 73 Jahren iſt hier Forſtmeiſter a. D. Ludwig Stürmer geſtorben. Aus Karlsruuhe ſtammend, iſt er 1868 in den badiſchen Staatsdienſt eingetreten, wo er mehrere Jahre Ober⸗ förſter in Langenſteinbach und eine große Zeit ſeines Lebens Vorſtand des Forſtauis Offenburg war, wo er auch als Vorſitzender des Schwarzwaldvereins um die Pflege unſerer heimatlichen Waldungen ſich viele Verdienſte er— warb. 0 () Waltershofen(bei Freiburg), 25. Mai. Durch Feuer wurde das Doppelwohnhaus des Landwirts Heitz⸗ ler und des Schloſſermeiſters Häringer in Schutt und Aſche gelegt. ö ) Von der Donau. 25. Mai.(Gemein- ſchaftlicher Tod.) In Donauwörth ſind an der Wörnitzmündung die Leichen des Fiſchers Härpfer und Frau gefunden worden, die am 7. Mai bei Ausübung hres Berufes ertrunken ſind. ö () Waiblingen, 24. Mai.(Ungültige Kir⸗ chenverkaufs verträge.) Im Remstal treten be⸗ eits von allen möglichen, auch nichtwürttembergiſchen, Femeinden Händler auf, um Kaufverträge über Kirſchen bzuſchließen. Demgegenüber macht die Württ. Ztg. die Frzeuger darauf aufmerkſam, daß ohne Genehmigung er Landesverſorgungsſtelle überhaupt keine Kirſchen aus Bürttemberg ausgeführt werden dürſen, und daß die dandesverſorgungsſtelle die Ausfuhrgenehmigung nur ach Deckung des württembergiſchen Bedarfs erteilt. Da höchſtpreiſe zu erwarten ſind, ſo werden Verträge mit pucheriſcher Preistreiberei ebenjalls ungültig ſein.* ( Waldſee, 24. Mai.(Heuet.) Vereinzelt wird in jeſiger Gegend ſchon mit Heuen begonnen. Futter giht 5 in Menge. Lokales.. N— Die Einziehung der Breunkeſſel. In de Budgetkommiſſion der Zweiten badiſchen Kammer hatt ein Zeutrumsabgeordueter dem Wunſche Ausdruck ge geben, die Regierung möge Schritte unternehmen, un die von den Berliner Stellen angeordnete Einziehung der Breunkeſſel bis auf einen in jeder Gemeinde zu ver hindern. Die badiſche Regierung hat nun dieſem Wunſch entſprochen. — Hilfsdienſtpflichtige in der Landwirtſchaft Zur Zeit werden in den landwirtſchaftlichen Betrie ben Hilfskräfte beſchäfligt, die mit den Gefahren de— laudwirtſchaftlichen Arbeit nicht vertraut ſind. Es if daher notwendig, daß dieſe Hiliskräfte von den Land. wirten auf die genaue Befolgung der Unfallverhütungs vorſchriften aufmerkſam gemacht und zur ſtrengſten Be folgung angehalten werden. Wenn möglich, ſollen ſolch⸗ Leute nicht an beſonders gefährliche Stellen zum Bei ſpiel auf ſteilen Leiteru, an Häckſel⸗ und Dreſchmaſchi⸗ ten und bei Arbeiten beſchäftigt werden, denen ſie nich jewachſen ſind. 1 — Keine Fruchtſagten verfüttern! Es wird viederholt auf das Verbot des Verfütterns von grünem Roggen und Weizen aufmerkſam gemacht. Ausnahmer können nur erteilt werden, wo es ſich zweifellos um ſogenannten Futterroggen handelt. Uebertretungen werden zekauntlich beſtraft. e e Augehrrige deutſcher Kriegsgefangener im Auslande verürſachen heimiſchen Poſtbehörden und denjenigen der nichtſeindlichen Vermittlungsländer(Hol⸗ land, Schweden, Schweiz) viel unnütze Arbeit durch vor⸗ zeitiges Begehren nach Nachforſchungen über augeblich nicht an die Empfänger gelangte Poſtauweiſungen, Pa⸗ kete und Geldbriefe. Es muß immer wieder darauf hin— gewieſen werden, daß bei K riegsgefangenenſendungen mit viel längeren Beförderungsfriſten zu rechnen iſt, als bei Sendungen nach den gleichen Beſtimmungsorten im Frie⸗ den. Die Poſtauſtaltet werden daher Nachfragen nach vermißten Kriegsgeſaugenenſendungen ſortan zurückwei⸗ ſen, wenn ſeit der Auflieferung der Sendungen, ſoweit ſie nach Weſt⸗ und Südeuropa gerichtet waren, nicht mindeſtens ſechs Wochen, ſoweit ſie nach Rußland und außereuropäiſchen Läudern gerichtet waren, nicht wenig⸗ tens zwei Monate verfloſſen, ſind. — Deutſch⸗ruſſiſche Kriegsgefangene. Den ent⸗ weder einzeln untergebrachten deutſch s ruſſiſchen Kriegsge⸗ fangenen oder ſolchen, die ſich in einem reinen Deutſch⸗— ruſſen-Kommando auf Arbeitsſtelle befinden und ſich dort gut bewähren, kann das Recht verliehen werden, Bür— erkleidung zu tragen und ſie erhalten unter gewiſſen Sicherheitsbedingungen ein einmaliges, ſogleich fälliges Anſchaffungsgeld von 80 Mk., ſowie ein monatliches Abnutzungsgeld von 10 Mk. zugebilligt. Der Arbeit. geber iſt dafür verantwortlich, daß dieſes Geld nicht widerrechtlich verwendet wird. Die Militärgewandung iſt an das Stammlaager einzuliefern. 1 Pflanzt demüsel Det Herr Ribot ſpricht. Die Rede, die der franzöſiſche Miniſterpräſt⸗ dent Ribot an die Kammer gehalten hat, durch deren Fenſter ſie den größeren Zuhörerkreis aller Kriegführenden und Neutralen ſuchte, er⸗ junert an einen ähnlichen Vorgang während der Miniſterpräſidentſchaft Briands. Nachdem Deutſch'and und ſeine Verbündeten im Dezem⸗ ber vorigen Jahres ihre Friedensbereitſchaft lundgetan hatten, wurde im gegneriſchen Lager auch der franzöſiſchen Regierung zuerſt das Wort oerſtattet, gleichſam im Namen des ganzen Verbandes. Auch diesmal darf man die Ausführungen des franzöſiſchen Miniſter— präſidenten wohl ſo werten, daß man die Er⸗ klärungen, die ſie in der üblichen Verhüllung bringt, als eine wohlüberlegte und beſprochene Kundgebung des Vierverbandes anſieht. Als ſolche aber bedeutet ſie ein Bekenntnis zur Fortſetzung des Krieges. Herr Ribot hat das, was Frankreich direkt angeht, ſchon durch eine Auslaſſungen über den Wechſel im Ober⸗ lommando deutlich zu verſtehen gegeben. Er hat ihn nämlich ohne jede Beſchönigung mit dem Geſtändnis verbunden, daß die Regierung „Strafen für notwendig gehalten habe“, und daß„Fehler in der Ausführung der letzten Offenſive vorgekommen ſeien“. Das klingt ſehr ehrlich und iſt es doch gar nicht. Vielmehr umſchreibt es nur die neueſte Formel, mit der das ſchon ſo oft enttäuſchte franzöſiſche Volk zu weiteren Opfern ver— führt werden ſoll. Der Mißerfolg wird auf Fehler in der Ausführung geſchoben, während in Wirklichkeit ſich der Verſuch, die deutſchen Reihen im Weſten zu durchbrechen, wieder einmal als unausführbar erwieſen hat. Dieſe Erkenntnis darf nicht zur Geltung kom— men, weil ihre Folgerung wäre, daß die Fort⸗ ſetzung des Krieges ein vergehliches Bemühen iſt. Deshalb wird das Mißlingen durch Fehler erklärt, und mit dieſer Mache verlängert man den Krieg, in der Hoffnung, daß man das Spiel vielleicht doch noch gewinnen könne, wenn man nur die eigene Entſchloſſenheit recht deutlich zur Geltung bringe. Den Krieg mit moralischen Waffen nannte man das dieſer Tage in Rußland. N Herr Ribot verdächtigte dann Deutſchland, als mißbrauche es die Formel„ohne Annexionen und Entſchädigungen“. Es würde ihm recht ſchwer fallen, einen Beweis dafür zu erbringen. Wohl aber bietet ſich der Beweis dafür, daß umgekehrt gerade Frankreich dieſen Mißbrauch treibt, von ſelbſt dar. Denn Herr Ribot fordert im Namen der erwähnten Formel die Rückgabe Elſaß⸗Lothringens und macht auch den neu aus— geklügelten Unterſchied zwiſchen Schadenerſatz und Entſchädigung geltend, wobei er ihn ſelbſt dahin umreißt, daß Schadenerſatz nicht als Strafe auferlegt werden ſolle. Die Worte Ribots zeigen uns, wie die praktiſchen Schlüſſe beſtellt ſind, die unſere Gegner aus der Formel„ohne Annexionen und Entſchädigungen“ ziehen. Sie wollen die An⸗ wendung zunächſt einmal nur auf die Mittel— mächte beſchränkt ſehen, wobei ſie die Wahrheit des Tages und der Geſchichte ebenſo unbe— kümmert beiſeite laſſen wie die jetzige Kriegs— lage. Sie wollen mit einem Worte Sieger ſein, ohne geſiegt zu haben. Solange ſie aber auf dieſem Standpunkte beſtehen, erklären ſie ſich eben für die Fortſetzung des Krieges. Jeden⸗ falls wird dieſer aber, wenn allein Frankreich ihn ſo lange führen wollte, bis es Elſaß— Lothringen heimbringen könnte, bis ins Unend— liche dauern. Das iſt die Sachlage, wie ſie ſich aus den Da man in Deulſchland weiß, wie leicht die Entſtellung von heute als die Wahrheit von morgen ausgegeben wird, iſt es geboten, Herrn Ribots Geſchichtsfälſchung auch noch in einem anderen Punkte entgegenzutreten. Nicht durch Frankreich iſt die Entwicklung angebahnt worden oder gar zur Auswirkung gekommen, die dem ruſſiſchen Volke die eigene Beſtinmung über ſeine Geſchicke verliehen hat. Vielmehr hat Frankreich ſeine Milliarden dem Zarenreiche hingegeben, um durch deſſen imperialiſtiſche Tendenzen die eigenen Intereſſen zu fördern. Dieſer Krieg ſollte beiden neue Stärke ver⸗ leihen. Einzig und allein die deutſchen Siege haben das Spiel vereitelt und mit dem Zaris⸗ mus das ihm verbündete Frankreich getroffen. Frankreich hat alſo wahrlich keinen Anſpruch 100 die Dankbarkeit des befreiten ruſſiſchen olkes. verſchledene Uriegsnachrichten. Einbringung des„Gneiſenau“ nach Antwerpen. Nach erfolgreicher Beendigung der Hebungs— arbeiten iſt der große Dampfer„Gnei⸗ ſenau“ des Norddeutſchen Lloyd, der zu Kriegsbeginn verſenkt wurde, Pad in den Hafen von Antwerpen eingebracht worden. An Bord befanden ſich Generalgouverneur Frei⸗ herr v. Falkenhauſen, die Spitzen der Behörden und des Generalgouvernements. 7. Die Sperrzone im Eismeer. Das„Stavanger Aftenblad“ meldet, Deutſch— land habe eingewilligt, die Sperrzone im Nördlichen Eismeer einzuſchränken, ſo daß die größten und beſten Fiſchgewäſſer vollſtändig frei werden.„Aſtenpoſten“ beſtätigt, daß Deutſchland ſich zu ſolchen Erleichterungen unter gewiſſen Bedingungen bereit erklärt habe. Eine förmliche Einigung über die aufgeſtellten Bedingungen ſei nicht erreicht worden, doch ſei Ausſicht auf eine Regelung der Angelegenheit, die die norwegiſchen Intereſſen befriedigen könne.— Von zuſtändiger Seite wird dazu ge— meldet, daß das Sperrgebiet nicht eingeſchränkt worden iſt, dagegen ſchweben allerdings Ver— handlungen mit dem Ziel, die Fiſcherei in einem Teile der Sperrzone zu ſchonen. * Wirkungen des U⸗Boot⸗Krieges. Schwediſche Blätter ſchreiben: Die Wir⸗ kung des Sperrgebietes mag daraus erſehen werden, daß ein finniſcher Kapitän, der den Auftrag hatte, ſich nach England zu begeben, in einem norwegiſchen Hafen vergebens auf Gelegenheit zur Überfahrt wartete. Kein Dampfer wagt nämlich, die Nord⸗ ſee zu befahren, aus Angſt vor den U⸗Booten. * übereinſtimmung der engliſchen Kriegs⸗ ziele mit den ruſſiſchen? Lord Robert Cecil erklärte im Unterhauſe, daß die Kriegsziele Englands mit denen der ruſſiſchen Regierung übereinſtimmen. Beide Re— gierungen ſeien ſich einig in dem Wunſche, einen Frieden diktieren zu wollen, der auf nationaler Freiheit und internationaler Freundſchaft beruhe. Andere Ziele, die auf Eroberungen beruhen, ſeien von dem Pro— gramm der engliſchen Regierung ausgeſchloſſen. Die neue Regierung in Rußland ſtimme mit den Kriegszielen Englands vollkommen überein. — Man ſieht, die engliſche Regierung bleibt durch dieſen Krieg geſchaffenen Tatſachen und dem wirklichen Recht ergibt. Glaubt Herr Ribot aber, dieſes Recht in ſeinen Voraus— ſetzungen dadurch verrücken zu können, daß er wieder die alte Lüge vorbringt, wir hätten den Krieg gewollt? Wir meinen, es liegt in dieſer Verdrehung viel mehr das Eingeſtändnis, wie wenig die franzöſiſchen Forderungen vor der Wirklichkeit beſtehen können. Und wir möchten annehmen, daß man in Paris gerade dieſe Lüge immer wieder hervorholt, weil man den Flecken, den die franzöſiſche Revanchepolitik hinterlaſſen hat, trotz der häufigen Anwendung jener Lüge noch nicht weggebracht hat 1 1 haus ihrem Grundſatz getreu, je nach Bedarf ſich ſelbſt die Worte im Munde zu verdrehen. E Diplomatiſche Ränke. Die dem engliſchen Miniſterium naheſtehende „Weſtminſter Gazette“ erklärt, es beſtehe im Unterhauſe eine ſtarke Strömung für eine klare Darlegung der Stellung Englands gegenüber Oſterreich. Man verlangt, Oſterreich klar zu machen, daß England die Monarchie nicht zertrümmern wolle. Die Dar— legungen von Robert Cecil und Asquith könnten zu einem Mißverſtändnis führen. Das Unter— Urteile oſſenhar, daß die Streitpunkte Englands mit Oſterreſch von ganz anderer Art ſind als die mit Deutſchland, wenn auch Eng⸗ land die Anſprüche Italiens unterſtütze und die Wiederherſtellung Serbiens und Montenegros verlangen werde. Natürlich nichts ohne ſeine Verbündeten tun, aber die Möglichkeit, einen Verſuch zu machen, um Oſter⸗ reich von Deutſchland zu trennen, werde durch die beim Unterhauſe eingehenden Meldungen über die politiſche Geſinnung und die Verhält⸗ niſſe in Oſterreich noch verſtärkt. Die Schlacht auf dem Karſt. Der italieniſche Generaliſſimus Cadorna hat den Anweiſungen des Vierverbandes entſprechend jetzt nicht nur die Offenſive am Iſonzo er⸗ griffen, ſondern auch auf dem Karſt eine In⸗ fanterieſchlacht eröffnet. Nach einem ſtärkeren Trommelfeuer ſetzte die italieniſche Infanterie auf der Karſthöhenfläche zum Angriff ein. Auch am Iſonzo wurde öſtlich von Görz noch ge— kämpft, ohne daß dieſen Kampfhandlungen irgend welche Bedeutungen zukommen. Die Italiener haben die gewaltige Offenſive am Iſonzo vergebens unternommen, ihre Truppen ſind hier umſonſt verblutet und eine ſchwere Niederlage iſt das einzig Bleibende. Wenn nun Cadorna auf dem Karſt angreift, ſo hat er hier wohl ebenſowenig die Hoffnung zu ſiegen, wie er ſie am Iſonzo hatte. Cadorna weiß, daß ſein öſterreichiſch-ungariſcher Gegner ebenſowohl in Führung als in Qualität der Mannſchaften nicht nur den Italienern gewachſen, ſondern weit überlegen iſt. Wenn er alſo hier trotzdem mit kriegsunluſtigen Soldaten Vorſtöße unternimmt, ſo dürfte es ſich kaum noch um ein Beſtreben handeln, die vor zwei Jahren, vor Kriegsausbruch geäußerten Ziele zu ver— wirklichen, ſondern vielmehr um einen Zwang, dem ſich weder die italieniſche Regierung noch die italieniſche Heeresleitung entziehen konnte. England hat Italien an der Strippe und würde rückſichtslos ſeine Macht gebrauchen, wenn Italien nicht folgen würde. Die großen Phraſen von der Feſtigkeit des Vierverbandes ſind heut bereits der ganzen Welt als leere Redensart bekannt. Die Karſt— Offenſive wird ebenſo wie alle anderen die Ver— luſte Italiens nur vergrößern. Auch in Kärnten und in Tirol macht ſich nach der mehrmonat— lichen Ruhe eine erhöhte Gefechtstätigkeit be— merkbar. Offenbar will Cadorna die ganze Front abtaſten, um doch vielleicht irgendeine ſchwache Stelle zu entdecken, an der er mit Er— folg einſetzen könnte. Es ſind zum Teil die Stellen, wo die öſterreichiſch-ungariſche Armee vor einem Jahre ihre große Offenſive erfolgreich unternommen hatte. Der geſamte Verlauf dieſer Kämpfe lehrt uns, dag alle italieniſchen Angriffsverſuche von vornherein zur Erfolgloſigkeit verurteilt ſind. Was den Engländern und Franzoſen trotz ihres ungeheuren Aufwandes von Munition und ihrer beſten Soldaten im Weſten nicht gelangen iſt, das werden die Italiener noch viel weniger er— reichen. Es kommt dazu, daß das ruſſiſche Heer trotz der Verſicherungen Kerenskis ganz offenſichtlich in der nächſten Zeit noch nicht in der Verfaſſung ſein wird, um einen gleichzeitigen Vorſtoß zu unternehmen. Zwar macht ſich an der ruſſiſchen Front auch hier und da eine er— höhte Gefechtstätigkeit bemerkbar, es dürfte ſich äußerungen der ruſſiſchen Front handeln, als üm die Vorboten eines ſtarken Angriffes, der vor der Hand wenigſtens durch den Mangel an Diſziplin ſowie durch das Fehlen der not— wendigen Mittel als ausgeſchloſſen betrachtet werden kann. Wenn den Italienern ruſſiſchen Bundesgenoſſen nicht Unterſtützung gebracht werden kann, dann iſt ihr Unter— nehmen umſo ausſichtsloſer, als auch die erſten großen Offenſiven ergebnislos zuſammenbrachen, trotzdem damals die Ruſſen auf der anderen Seite der öſterreichiſch-ungariſchen Front einen nicht zu verachtenden Druck ausübten. Selbſt die große Entlaſtungsofſenſive, welche die Ruſſen zur Zeit der öſterreichiſch-ungariſchen Offenſive gegen Italien unternahmen, konnte den [Italienern nur 3 daß die aber von ihrem den Vorteil bringen, könne England aber in allen dieſen Fällen mehr um Lebens- öſterrelchnſch ungariſchen en von 101 aan N e e P erzielen. Politiſche Rundſchau. Deutſchland. * Der Plan einer Junggeſellenſteuer für Preußen wird an den maßgebenden Stellen ernſthaft erwogen. Dieſe neue Abgabe wird aber nicht vor Beendigung des Krieges zur Einführung gelangen. Aller e. keit wird ſich die Steuer auch auf die Un⸗ verheirateten weiblichen Geſchlechts erſtrecken. * In der Zweiten badiſchen Kammer entgegnete der Miniſter des Innern Freiherr v. Bormann auf eine Außerung des Abgeord⸗ neten Geck(U. Soz.):„Der Abgeordnete Geck hat uns aufgefordert, wir möchten auf die Reichs⸗ regierung einwirken, damit ſie mit ihren Friedens⸗ bedingungen herausrückt und ſo zu einem bal⸗ digen Frieden beiträgt. Das wird die groß⸗ herzogliche Regierung nicht tun. Sie ſteht auf dem Standpunkt der Politik des Reichs⸗ kanzlers. Was über die Kriegsziele zu ſagen iſt, iſt wiederholt und genügend ausge⸗ ſprochen worden. Unſere Aufgabe beſteht nun darin, daß jeder an ſeinem Platze ſeine Pflicht tut, daß wir durchhalten und den Sieg erringen, der uns einen Frieden ſichert, der uns vor weiterem Unheil in Zukunft bewahrt, uns und die nach uns kommen.“ Oſterreich⸗Ungarn. * Ungariſche Blätter melden, daß in Aus⸗ ſicht genommen iſt, Erzherzog Joſeph mit der Stellung des Miniſterpräſidenten in Ungarn zu betrauen. Dieſe Kandidatur ſtammt aus der Zeit, als der König in Buda⸗ peſt und Baden einige oppoſitionelle Führer in Audienz empfing. Andraſſy und Apponpi empfahlen den Erzherzog Joſeph zum Miniſter— präſidenten, als einen Mann, der das volle Vertrauen ſowohl der Mehrheit als der Minder— heit beſitze und imſtande wäre, mit ſeinem großen perſönlichen Anſehen die Gegenſätze zwiſchen der Regierungspartei und der Oppoſition zu überbrücken. Frankreich. *In der Kammer kritiſierte ein Abgeordneter lebhaſt die Regierung, beſonders den Ver— pflegungsminiſter Violette wegen des Zauderns und Taſtens in der Verſorgung, und fordere die Einführung der Fleiſch⸗ und Milchkarte. Der Abgeordnete Levaſſeur er— klärte, die Frage der Kohlenverſorgung ſei durchaus mangelhaft gelöſt. Andere Ab— geordnete führten aus, daß die Kohlenverſorgung in der Umgebung von Paris noch ſchlechter ſei als in der Hauptſtadt. Die Abgeordneten Henneſſy, Cherpy und Faiſant brachten einen Geſetzesantrag ein, wonach das Militärgeſetzbuch durch einen Paragraphen ergänzt werden ſoll, demzufolge gegen Korpsführer und Generale, die wiſſentlich oder fahrläſſig Fehler gemacht haben, Strafmaßnahmen ergriffen werden ſollen Die Begründung des Antrages hebt in ſcharſer Sprache hervor: Bisher ſei noch kein Fall zur Kenntnis des franzöſiſchen Volkes gekommen, daß ein für einen militäriſchen Mißerfolg ver⸗ antwortlicher Führer beſtraft worden ſei. Schweden. * Die Vorbeſprechungen zur Stock holmer Konferenz haben mit einer Unterredung des holländiſch⸗ſkandinaviſchen Aus— ſchuſſes mit den bulgariſchen Vertretern be— gonnen. Der Ausſchuß ſprach ſich für die natlo— nale Einigung aller Teile der bulgariſchen Völker aus. Er fordert die Wiederherſtellung Bel— giens, Rumäniens, Serbiens und Montenegros und will den Grundſatz der freien Selbſt— beſtimmung der Völker auch auf Polen und Armenien ausgedehnt wiſſen. Zum Zwecke des Abſchluſſes eines baldigen Friedens ſollen in allen Parlamenten der kriegführenden Staaten energiſche Schritte unternommen werden. Der Ausſchuß empfiehlt als Hauptmittel, dieſen Frieden dauerhaft zu machen: Völlige Demokratiſierung Europas, Schiedsgerichte, Schaffung einer zwiſchenſtaatlichen Rechtsordnung mit Zwangs— mitleln —— wur tene teren. Friecle Sörrenſen. Roman von H. Courths-Mahler. 5(Foriſetzang.) N Es war ungefähr vierzehn Tage vor Heinz' und Trudis Hochzeit, ein herrlicher, düſte⸗ ſchwerer Frühſommertag. Friede war mit Lizzi und ihren beiden Nichten zu Volkmars ge⸗ gangen. Ellen und ihre Mutter waren auch zur Hochzeit geladen worden. Man hatte noch allerlei für die bevor— ſtehende Hochzeit zu beſprechen und dabei war auch erwähnt worden, daß Frau Steinbach mit Ellen gleich nach der Hochzeit nach Berlin zurückkehren würde. Ellen hatte einen traurigen, hilflos flehenden Blick zu Georg hinübergeſandt und war dann ſcheinbar in ſchwermütige Träumereien verſunken. Ihr roſiges Mündchen zuckte, die Bruſt hob ſich in unruhigen Atemzügen und nachdem ſie ſich durch einen verſtohlenen Blick überzeugt hatte, daß Georg ſie mit heißen Augen beobachtete, preßte ſie ein Tränchen hervor. Sie erhob ſich haſtig und wiſchte verſtohlen und doch für ihn bemerkbar die Träne ſort. Dann ging ſie, ihm einen ihrer heißen, lockenden Blicke zuwerfend, langſam hinaus auf die Veranda und eilte die Stuſen hinab in den Garlen. Auf einer Bank, die hell vom Mondſchein erleuchtet war, nahm ſie Platz. Sie ſah Georg heraustreten auf die Veranda. Da 9095 ſie die Arme auf die Lehne der Bank und barg 20 wie im verzweifelten Schmerz das Geſicht darinnen. 1 b 0 5. 19 Wie ſie erwartet hatte, erblickte Georg das trauernde Mädchen. Wie magnetiſch angezogen, eilte er an ihre Seile. Obwohl ſie ſehr gut ſeine Schritle hörte, gab ſie ſich den Anſchein ſiefſter Schmerzver— ſunkenheit. Sie begann, um die Wirkſamkeit ihres Manövers zu erhöhen, herzbrechend zu ſchluchzen. Georg konnte Frauen nicht weinen ſehen, ohne ſich zu erregen. Daß aber dies ſchöne, liebreizende Geſchöpf hier einſam ſeinen Schmerz ausweinte, nahm ihm alle Beſinnung. Die Leidenſchaft für Ellen übermaunte ihn. Er beugte ſich ſchweratmend zu ihr herab. „Ellen, liebe, teure Ellen, was iſt Ihnen? Bitte weinen Sie nicht— ich ertrage es nicht, Sie in Tränen zu ſehen.“ Mit einem allerliebſten kleinen Aufſchrei fuhr ſie empor und rieb eifrig an den nicht vor⸗ handenen Tränen. „Ach.— Sie, Herr Doktor— ach bitte— laſſen Sie mich allein.“ Und wieder ſchluchzte ſie jammervoll auf. „Ich bin ſo unglücklich,“ ſtieß ſie hervor und barg das Geſicht in den Händen. Er zog die Hände herab und ſtreichelte und küßte ſie aufgeregt. „Ellen, ſüße, angebetete Ellen— was iſt hel daß Sie ſo unglücklich macht?“ fragte er eiſer. „Ach mein Golt— daß ich ſort muß, ſo bald, von hier— von Ihnen.“ Einen Augenblick fühlte er ein leiſes Be⸗ K baß ſie ihm das ſo offen ſagte. Aber ſah ſie ihn an. Der Durſt nach ihren roten . Lippen überkam ihn wie ein Fieber, er riß ſie plötzlich wild in ſeine Arme und küßte ſie, küßte ſie immerfort wie ein Verdurſtender. Er vergaß alles um ſich her. Endlich wand ſich Ellen atemlos aus ſeinen Armen und ſagte mit einem leiſen, girrenden Lachen: „Du Wilder, wie ſehe ich nun aus. So zerzauſt ſoll ich mich da drinnen als Braut vor- ſtellen?“ Georg ſchrak empor, wie aus einem Taumel erwachend. Ihr Lachen drang ihm wie eine grelle Diſſonanz in die Ohren. Er ſtarrte ſie einen Moment an wie ernüchtert. Sie erſchrak heimlich und erkannte, daß ſie ſich im Ton ver⸗ griffen hatte. Stürmiſch warf ſie ſich von neuem an ſeine Bruſt und umfaßte ſeinen Hals. „Ich wäre geſtorben, wenn du mich hätteſt von dir gehen laſſen, Georg. Aber nun biſt du mein und ich bin dein, nun kann uns nichts mehr trennen als der Tod,“ ſagte ſie innig, wie vom Gefühl übermannt. Aber er hörte noch ihr Lachen von vorhin, und wenn er auch erneut ihre lockenden Lippen lüßte, die Ernüchterung blieb. Es war, als habe er ſich mit einem Male für alle Zeit den brennenden Durſt gelöſcht, als ſei der Trunk nun plötzlich ſchal geworden. Sie fühlte inſtinktiv heraus, daß er nicht mehr mit allen Gedanken bei ihr war, und wandte nun von neuem alle Künſte an, ihn zu belören. Es gelang ihr auch, ihn ſoweit zu beſtricken, daß er ſie in ſeinen Arm zog und mit ihr im Garten promenſerle. Er redele ſich ſelbſt ein, daß er nun ſehr alücklich ſei und nun endlich wieder zur Ruhe und zum frohen Schaffen kommen werde. 1 Ellen plauderte reizend von ihrem ffnſtigen Glück und malte ihm ſüße, lackende Bilder au Er hörte ihr zu, wie von einer Lähmung der Sinne befallen. Dann drängte ſie ihn aber der Veranda zu. „Wir müſſen nun hineingehen, Georg. Das wird eine große Überraſchung geben, wenn wir uns als neues Brautpaar empfehlen.“ ü Georg ſtutzte und verhielt den Schritt. Mit einem Male ſah er klar vor ſich, wie das ſem würde, wenn er jetzt, Ellen am Arm, hineintrat und ſie als ſeine Braut vorſtellte. N Vater würde ſich freuen und die Muller, nun, ſie würde es ſich nicht anmerken laſſen, wenn ſie ſich nicht ſo ſehr freuen konnte. Aber da war noch Ruth. Wie ein Riß ging es durch ſein Herz. Ruth! — Er ſah ſie vor ſich, wie ſie ihn bleich, mit zuckenden Lippen und erloſchenen Augen an⸗ ſtarren würde. Ganz deutlich fühlte er plötzlich wieder, daß ſie ihn liebte und— daß er ihr das nicht antun lonnte, nicht jetzt und nicht ſo unvorbereitet. Und noch eine war da drinnen, ber er Rechen ſchaft ſchuldig war— Tante Friede. Auch ihr konnte er jetzt nicht gegenübertreten mit Ellen am Arm. Wie ein Verräter kam er ſich vor. Er ſah mit einem dunklen Blick auf Ellen herab. „Ich habe einen Wunſch, den du mir er⸗ füllen mußt, Ellen.“ f „Ich erfülle dir Sie ſah ihn bea an. unbedenklich jeden,“ antwortete ſie leiſe. be Erfolge konnten die Italiener auch damals nicht 19. Mai. 90. Mai. 22. Mai. Engliſche Vorſtöße bei Bullecourt und 24. Neue Angriffe der Engländer an der Straße Arras—Douai abgeſchlagen.— Bei Braye wurde durch einen deutſchen Vorſtoß unſere Stellung verbeſſert. Am Winterberg wurde ein feindlicher Vorſtoß abgewieſen.— Zehn ſeindliche Flugzeuge wurden abgeſchoſſen. — An der Oſtfront an verſchiedenen Stellen ſtarkes Artilleriefeuer. Die Engländer bei Monchy ab⸗ gewieſen.— Bei Braye wurden ſtarke ſran⸗ zöſiſche Angriffe zurückgeſchlagen. Der Feind büßt 8 Flugzeuge ein.— Angriſſe der Feinde au der mazedoniſchen Front bleiben erfolglos. — Die Italiener erleiden an der Iſonzo— front eine ſchwere Niederlage. Die über den Iſonzo vorgedrungenen Truppenteile müſſen unter ſchweren Verluſten über den Fluß zurück. 21. Mai. An der Straße Arras— Cambrai werden die Engländer erneut abgeſchlagen.— — Die deutſche Stellung bei Braye wird durch Vorſtoß deutſcher Truppen verbeſſert. — Schwere Kämpfe in der Champagne. Die Feinde erleiden ſchwere Verluſte, mit denen ſie geringe örtliche Erſolge erkaufen mußten. Der Feind verliert 14 Flugzeuge.— Am Iſonzo ſetzen die Italiener ihre Sturm⸗ angriffe fort. Sie erlitten ſchwere Verluſte und konnten keinerlei Boden gewinnen. Croſſilles ſcheitern. Der Feind erleidet ſchwere blutige Verluſte und büßt 90 Gefangene ein. — Franzöſiſche Vorſtöße bei Nauroy abge— ſchlagen. 150 Gefangene bleiben in unſerer Hand.— Die Artillerieſchlacht in Mazedonien eutbrennt aufs neue. 73. Mai. Engliſche Vorſtöße bei Hulluch und Mullecourt abgewieſen.— Die Franzoſen er⸗ leiden bei einem Angriff auf der Hochfläche von Paiſſy blutige Verluſte.— An der Oſt⸗ front auflebendes Artilleriefeuer. In Mazedonien ſchwache Gefechtstätigkeit. Mai. Keine Infanterieangriffe der Eng- länder.— Franzöſiſche Vorſtöße bei Froid⸗ mont und bei Vauclerc verluſtreich abgeſchlagen. — Der Feind verliert an der Weſtfront zehn Flugzeuge und einen Feſſelballon.— Erneute Maſſenſtürme der Italiener unter ſchweren Verluſten für den Angreifer abgeſchlagen. 25. Mai. Erneute engliſche Vorſtöße bei Loos wurden abgewieſen. Ebenſo bei Lens und nordweſtlich Bullecourt.— Teilangriffe der Franzoſen bei Craonelle und an der Straße Corbeny—Pontavert brachen verluſtreich zu— ſammen. Der Feind verlor 10 Flugzeuge. Volkswirtſchaftliches. über die Lage des deutſchen Arbeitsmarkts im April 1917 berichtet das vom Kaiſerlichen Sta— ſtiſchen Amte herausgegebene Reichs-Arbeitsblatt in ſeinem Maiheft, wie folgt: Im Berichtsmonat macht ſich im allgemeinen noch deutlicher als im Vormonat eine Steigerung der Beſchäftigung bemerkbar. Im Bergbau und Hüttenbetrieb wurden zum Teil Steigerungen des Abſatzes dem März 1917 wie dem April 1916 gegenüber erreicht. Auch in der Metall- und Maſchineninduſtrie, die nach wie vor aufs leb hafleſte tätig ſind, ſind weitere Erhöhungen der Ar⸗ beitsleiſtungen ſeſtzuſtellen. Ahnliches gilt für die eleltriſche Induſtrie wie zum Teil auch für die chemiſche Induſtrie. Im Bekleidungsgewerbe zeigt ſich im großen und ganzen keine Verſchiebug der Verhältniſſe. Auf dem Baumarkt machen ſich nur vereinzelt Verbeſſerungen bemerkbar. 1 1* Von Nah und Fern. Irrige Anſicht der Hinterbliebenen von Kriegsteilnehmern. Noch immer ſind viele Hinterbliebene von Kriegsteilnehmern der Anſicht, daß ihnen infolge des Todes eines Angehörigen die etwa zuſtehenden Verſorgungs— gebührniſſe ohne weiteres bewilligt werden. Sie veranlaſſen daher zunächſt nichts, ſondern warten ruhig ab. Erſt nach einiger Zeit, wenn ihnen außer der Todesnachricht keinerlei weitere Mitteilung zugegangen iſt, erkundigen ſie ſich nach dem Verbleib ihrer Gebührniſſe, die, wie z. B. die Zuwendungen auf Grund des Arbeits⸗ einkommens des Verſtorbenen, erſt von dem Zeitpunkt des Antrages ab bewilligt werden dürfen. Erneut wird darauf aufmerkſam ge— macht, daß zur Erlangung der Verſorgungs⸗ gebührniſſe die Stellung eines Antrages ſeſtens der Hinterbliebenen notwendig iſt. ſich in jedem Falle nach dem Eintreffen einer fe ſobald als möglich an die amt⸗ liche bliebene oder an die Ortspolizeibehörde. Stellen leiten die Anträge weiter und ſind gern bereit, den Hinterbliebenen mit Rat und Tat zur Seite zu ſtehen. Schulzeichnungen bei den der Regierung Wies— baden beträgt diesmal 2 350 503 Mark, über 130 000 Mark mehr wie das vorige Mal, während die durch die Lehrerſchaft nachweisbar vermittelten Der rumän Man wende Fürſorgeſtelle für Kriegshinter⸗ örtliche Dieſe Glänzende Erfolge. Das Ergebnis der unterſtellten Volks- und Mittelſchulen n l ſtedelung von Kriegsdienſtbeſchädigten als Ge⸗ ſchenk überwieſen. Wettin an der Saale gemeldet. Dort ging das große Korblager der Reichs-Obſt⸗ und müſeverwertungsgeſellſchaft Einige Eiſenbahnwagen, das Schwellenlager der Klein— bahn ſowie die Schwellen und Schienen ſind verbrannt. leilung brannte lichterloh. pflanzung zwiſchen dem Bahnhof und der Stadt wurde vollkommen zerſtört. greifen des Feuers auf die mit Pappe gedeckten offenen Tauſende von Körben in die Saale geworfen sboden und die Entw Ein großes Schadenfeuer wird aus Ge⸗ Flammen auf. acht beladene in hunderttauſend Körbe, Auch eine Anzahl Maſten der Licht— Die prachtvolle An⸗ Um ein Weiter⸗ Lagerſchuppen zu verhüten, mußten umänentums. ig des 9e do 65 0 0 0 0 Ke 7— 1. W N 7— , f,—.— 1 75 x.. Ha cih fagufl en Sd 0 Lal Mud sche s Aſgeren 0 FN Jelen Lataren, Cg ,? —.— Cnechen 0 0 1 anbei —. 0 Die Kriegsereigniſſe haben Rumänien auch in ethnologiſcher Beziehung in den Vordergrund des Intereſſes gerückt. Rumänien iſt außer von Ru- mänen von Deutſchen, Bulgaren, Türken, Tataren, Gagauſen, einer Art von Zigeunern, pon Griechen, Ruſſen und Juden bewohnt. Den überwiegenden Hauptteil der Bevölkerung bilden natürlich die Rumänen, die ſich im öſtlichen und mittleren Rumänien vollſtändig ausgebreitet haben. Im öſt— Meeres, ſitzen bunt durcheinander gewirbelt, aber vielfach in ſich geſchloſſen die Fremdſtämme. Im äußerſten Nordoſten wohnen Ruſſen und Bulgaren, die an der ganzen Oſtküſte ſtark vertreten ſind. Deutſche ſind in der Gegend von Conſtanza einge— ſprengt, ebenſo Türken, Tataren und Gagauſen, deren Gebiete ſich von hier aus weit nach Süd— weſten erſtrecken. Griechen wohnen hauptſächlich in der Gegend von Varna. Jüdiſche Siedelungen lichen Teil, beſonders an der Küſte des Schwarzen finden ſich in Enklaven im Innern. PEPE CCC ͤ ͤbbbbGbToPobPPbPbPbPGTTPCCTTCTCCCCcCCCCCVP——P——P—P——PPPPPPP— vormalige Ergebnis ſogar um 6 346399 Mark übertreffen. Das Geſamtergebnis beträgt dies⸗ mal 10 174 947 Mark gegenüber 3 693 654 Mark bei der fünſten Kriegsanleihe. Stiftung für Kriegsdienſtbeſchädigte. Der Gutsbeſitzer Riitmeiſter a. D. Wolff in Ebenroth in Unterfranken hat ſein im beſten Kulturzuſtande befindliches 500 Morgen großes Gut mit dem landwirtſchaftlichen Inventar dem bayeriſchen Miniſterſum des Innern zur An— Zeichnungen Privater mit 7834444 Mark das werden. Das Feuer iſt ohne Zweifel auf Brandſtiſung zurückzuſühren. Der Schaden, der nur teilweiſe durch Verſicherung gedeckt iſt, be— trägt annähernd eine Million. Lübecker 50⸗Pf.⸗Geldſcheine. becker Senat hat zur Beſeitigung des Kleingeld— mangels beſchloſſen, für 300 000 Mark 50⸗Pf.⸗ Scheine herſtellen zu laſſen. Kinderfeindlichen Hausbeſitzern zur Warnung. In Waldenburg wollte ein Arbeiter eine Wohnung mieten, die der Hausbeſitzer ihm ſchneiderinnen Arbeiterinnen na einer Teuerungszulage von 75 Centimes täglich und die ſog. engliſche Arbeitswoche durchgeſetzt. Nunmehr ſetzen indeſſen die übrigen Arbeile⸗ rinnen, die ſich dem Ausſtand der Schneiderinnen angeſchloſſen Weißzeugnäherinnen, Arbeiterinnen Der Lü⸗ 5—.—„—„-— aber verſagte, weil für ſeine Wohnungen nur Familien ohne Kinder in Frage kämen. Darauf ⸗ hin hat der Bürgermeiſter der Stadt an den kinderfeindlichen Vermieter folgende Warnung geſandt:„Wie ich erfuhr, vermieten Sie die Wohnungen im dritten Stockwerk ihres Hauſes nur an Familien ohne Kinder. lieg eine Schädigung des Gemeindewohls, die in der jetzigen Zeit, wo die heranwachſende Jugend den koſtbarſten Schatz unſeres Volkes bildet, doppelt zu verurteilen iſt. Mit Rückſicht darauf, daß Sie auf Ihr Grundſtück von uns eine Hypothek erhallen haben, ſor uns binnen einer Woche die Erklärung abzu⸗ geben, daß Sie ordentlichen l darauf, ob und wieviele Kinder er hat.“ Darin liegt ſordern wir Sie auf, Ihre Wohnungen an jeden Mieter abgeben ohne Rückſicht Der Ausſtand der Pariſer Damen⸗ iſt nunmehr beendet. Die haben ihre Forderungen nach Putzmacherinnen, und den wie f Korſettmacherinnen der Gummimäntelfabriken, hatten, Streik fort. Keine Verteilung der Nobelpreiſe. Die Nobelpreiſe gelangen nach einer halbamllichen Erklärung in dieſem Jahre nicht zur Verteilung. Der ſchwediſche König hat den Vorſchlag des Ausſchuſſes, Preiſe für Phyſik, Chemie, Medizin und Literatur erſt am 1. Mai 1918 die zuſammen mit den nächſtjährigen Preiſen zu verteilen, gutgeheißen. 45 Auch der italieniſche Einheitsſchuh. „Corriere della Sera“ erfährt, in Anbetracht der gewaltigen Erhöhung der Schuhpteiſe werde die Frage der Einführung eines Einheitsſchuhes wie in Frankreich erwogen. Vermiſchtes. Der magnetiſche Hammer. Über einen magnetiſchen Hammer für Einarmige, den eim amerikaniſcher Ingenieur in den Handel bringt wiſſen engliſche Zeitungen zu berichten. Der Hammer ſelbſt iſt äußerſt einfach, er unterſcheidet ſich von einem gewöhnlichen Hammer nur durch einen magnetiſchen Belag an der Spttze. Wich⸗ liger iſt ein Hilfswerkzeug in Form einer kleinen Kiſte, in der ſich die einzuſchlagenden Nägel befinden. Der Boden dieſer Kiſte weiſt nämlich parallel laufende Ritzen auf, die gerade ſo breit ſind, um einen Nagel bis auf den Kopf durch⸗ laſſen zu können. Man ſchüttelt die Kiſte ſo⸗ lange, bis ſämtliche Nägel ſo tief in die Ritzen gerutſcht ſind, daß nur ihre Köpfe hervorſehen. Nun kann der einarmige Arbeiter mit der mag⸗ netiſchen Hammerſpitze jeden Nagel herausziehen und an der gewünſchten Stelle einſchlagen. Gerichtshalle. Berlin. Ein ſtädtiſcher Kartoffellagerplatz in der Greifswalder Straße iſt wiederholt von Dieben heimgeſucht worden, die, den Zaun überkletternd, in das Grundſtück eindrangen und aus den dortigen Vorräten in mitgebrachten Ruckſäcken ſo viel weg— ſchleppten, als ſie zu tragen vermochten. In einem Falle iſt es gelungen, zwei Freibeuter dieſer Art bei der Tat zu ertappen; es waren dies ein Arbeiter Gommode und eine Frau Schneider, die angehalten wurden, als ſie etwa 50 Pfund Kartoffeln weg— ſchleppen wollten. Sie ſtanden nun wegen ſchweren Diebſtahls vor der Strafkammer. Sie machten zu ihrer Entſchuldigung geltend, daß es ihnen ſchon tagelang nicht möglich geweſen ſei, Kartoffeln zu er— langen und ſie gar nicht mehr gewußt hätten, was ſie machen ſollten. Der Staatsanwalt beantragte je drei Monate Gefängnis. Der Gerichtshof brachte jedoch den durch die Novelle vom 19. Juni 1912 eingeführten§ 248 a zur Anwendung, welcher beſagt: Wer aus Not geringwertige Gegenſtände entwendet Oder unterſchlägt, wird mit Geldſtraſe bis 300 Mark oder mit Gefängnis bis zu 3 Monaten beſtraft. Hiernach verurteilte das Gericht die Angeklagten zu je 10 Mark Geldſtrafe. Halle a. S. Zu 20000 Mark Geldſtrafe ver— urteilte die Strafkammer des bieſigen Landgerichts den Metallhändler Jakob in Halle wegen unrichtiger Führung des Lagerbuches, Nichtbeachtung der Be⸗ ſtellſcheinanordnungen und Überſchreitung der Metall— *. d. U. du böchſtpreiſe FFP „So laß uns heute abend noch ſchweigen darüber, daß wir uns verlobt haben. Ich möchte — meine Eltern erſt darauf vorbereiten. Morgen hole ich dich dann ab, um dich ihnen als Tochter zuzuführen.“ Ellen war zu froh, am Ziel zu ſein, als daß ſie ihm dieſen Wunſch nicht erfüllt hätte. „Wie du willſt, Liebſter, ganz wie du willſt. Ach, ich bin ſo glücklich, daß ich nun dir gehöre — und du mir. Schnell, gib mir noch einen Kuß, dann wollen wir ganz ſittſam und ver⸗ ſtändig hineingehen. f Er küßte ſie— aber nur flüchtig— und ſchritt dann nachdenklich neben ihr die Veranda⸗ ſtufen empor. Oben hielten ſie ſich dann erſt noch eine Weile konventionell plaudernd auf. Ellen ſtrich ſich das Haar zurecht und trat dann unbefangen in das Zimmer. N Georg folgte ihr erſt eine Weile ſpäter. Er war entſchieden verlegen und zog ſich in eine dunkle Ecke des Zimmers zurück. Die andern debaltierten noch eifrig über das bevorſtehende Feſt und ſchienen kaum die lange Abweſenheit der beiden bemerkt zu haben. Georg war erſtaunt, wie ſicher und un⸗ geniert ſich Ellen gab. Hier in der hellen Be⸗ leuchtung des Zimmers fiel ihm auch auf, daß ihte Augen nicht die leiſeſte Tränenſpur zeigten. Und ſie hatte doch ſo ſehr geweint. Ellen war in ſo luſtiger, ſprühender Laune, wie er ſie noch nie geſehen. Sie neckte ſich bermülig mit Georgs Valer und trug schließ, lich proheweiſe einige drollige Gedichte vor, mit denen ſie am Polterabend die Hochzeitsgäſte unterhalten wollte. ö und entzückend gefunden, während er heute ihre übermütige Stimmung mit kritiſchen Augen be— trachtete. Immerhin hatten ſie doch heute einen ernſten, folgenſchweren Schritt getan. Er hätte verſtehen können, wenn ſie heiter, wie von heimlichem Glück durchleuchtet vor ihm geſeſſen hätte. Daß ſie aber jetzt in dieſer Stunde in einem über⸗ mütigen, leichten, kecken Ton allerlei Allotrig machen, das mißfiel ihm ſehr. Zum erſtenmal legte er eine kritiſche Sonde an das Weſen des Mädchens, mit dem er ſich für ein ganzes langes Leben verbinden wollte. Und da war ihm zumute, als müſſe er erſticken, als müſſe er ein Netz zerreißen und in wilder Flucht hinaus— ſtürmen. 19 0 Er wußte nicht, was ihn ſo plötzlich er⸗ nſichtert hatte, was es war, das ihm ſo be⸗ llemmend das Herz bedrückte. Nur ein Ge— danke nahm ihn mehr und mehr geſangen: „Du haſt dich übereilt. So im Rauſch ſchließt man nicht eine Verbindung fürs ganze Leben. Im Rauſch! Im Rauſch! Ohren. N a Im Verlaufe des Abends gab es ſich, daß er eine Weile mit Ruth allein ſtand. Sie ſprachen, wie jetzt intmer, einige mühſam her⸗ vorgequalte Worſe miteinander. Heute empfand er es ſehr ſchmerzlich, wie ſelſſam ſich ihr Ver⸗ 7 Sonſt halte Georg alles an ihr reizend trieb, mit ſeinem Vater kokettierte und ihn ſelbſt durch heimliche Seitenblicke aufforderte, ſich mit ihr über die Unwiſſenheit der andern luſtig zu Er konnte dieſes Wort nicht mehr los⸗ werden, es tönte ihm lauter und lauter in den hältnis zueinander geändert hatte. Und unwill⸗ klürlich ſand er mit einem Male den alten, ver— frauten Ton wieder und ſprach einige warme, herzliche Worte zu ihr. Da blickte ſie zu ihm auf— einen Moment nur— aber der Blick brannte ihm die Seele wund. Wenn er es bisher nicht gewußt hätte, dieſer eine Blick hätte ihm verraten, das er hier mit tauſend Schmerzen geliebt wurde. Der Blick zeigte ihm das ganze Martyrium dieſer ſtolzen, ſtillen Mädchenſeele.* Er brachte kein Wort mehr hervor. Die Kehle war ihm wie zugeſchnürt. Beklommen ſah er ſie an. Und da merkte er, daß ſich ihr Blick plötzlich weilete und wie in Qual erſtarrt ſich auf ſeine Bruſt heftete. wandte ihr erblaßtes Geſicht von ihm ab. Unbehaglich ſah er an ſich herab. Da er⸗ blickte er ein langes, rotgoldenes Frauenhaar. Während er Ellen draußen ſtürmiſch an ſich preßte, war es wohl hängen geblieben. Nun lag es glänzend breit über das Hemd und den ſchwarzen Aufſchlag des Rockes. Er fühlte, wie ihm das Blut jah ins Ge⸗ ſicht trieb, und entfernte haſtig und verſtohlen den Verräter. So ſlanden ſie beide wie gelähmt, als Friede zu ihnen trat. 8 „Nun, ihr beide habt wohl die Sprache ver⸗ loren,“ ſagle ſie ſcherzend. Aber ihr Blick ſorſchle beſorgt in Rulhs blaſſem, krampfhaft zuckendem Geſicht. Sie belam keine Antwort. Aber Ruth glitt plötzlich, ohne ein Wort, ihr vorüber aus dem Zimmer und krat auf die Sie faßte ſich ſogleich wieder, trat aber wie taumelnd einen Schritt zurück und an Veranda hinaus. Sie hätte aufſchreien müſſen wenn ſie den Mund geöffnet hätte. Friede ſal ihr beſorgt nach und dann blickte ſie ſorſchend in Georgs gequältes Geſicht. „Was war das— was iſt geſchehen?“ fragte ſie leiſe, während ihr Herz ängſtlich klopfte. Er richtete ſich haſtig auf. „Frage jetzt nicht, Tante Friede. Morger vormittag komme ich zu dir. Kann ich dick ſchon vor 9 Uhr ſprechen? Um 10 Uhr habe ich eine Vorleſung.“. „Ich erwarte dich um 9 Uhr,“ ſagte ſie ſeſt „Aber allein mußt du ſein.“ „Es iſt gut, ich ſorge dafür.“ Sie trat zurück, weil ſie merkte, daß er nach Faſſung rang. Aber ihr war ſehr bang zumute, ſo, als ſchwebe ein Unheil über ihr. Sie fühlte, daß etwas geſchehen war, was Ruth bis in die tiefſte Seele erſchüttert hatte und was auch Georg mit Unruhe erfüllte. Aber ſie wußte, daß ſie heut nicht fragen durfte, morgen würde ihr Georg wohl alles erklären. Sie poſtierte ſich wie ein treuer Wächter an der Verandatür, um zu verhüten, daß jemand zu Ruth hinaustrat. 14. zunkt 9 Uhr trat Georg am nächſten Mor- gen in Friede Sörrenſens Wohnzimmer. Sie war allein. Ellen und ihre Mutter ſchliefen um dieſe Zeit noch und Ruth hatte von Friede einen Auftrag bekommen, der ſie ſernhielt. 20 20(Fortſetzung ſolgtg Bayern und das Reich in der Kriegsernährungswirtſchaft. Von Miniſterialrat Dr. Friedrich Zahn(München). Gleichwie Stadt und Land, Unternehmerſchaft und Arbeiterſchaft, ſo ſind die einzelnen Bundesſtaaten zu einer engen Wehr⸗ und Nährgemeinſchaft, auf gegenſeitig Gedeih und Verderb, miteinander verbunden. 8 Dieſe Gemeinſchaft wird umſchloſſen vom einheitlichen Wirtſchaftsgebiet des Reichs. Innerhalb desſelben ist ein Ausgleich zwiſchen Ueberſchuß und Bedarf unerläß⸗ lich. Im Krieg noch mehr als im Frieden. Die Wil⸗ ligkeit zu dieſer ſolidariſchen Hilfe wird zweifellos ge⸗ fördert, wenn die Oeffentlichkeit über die innerhalb des Reichs beſtehende Abhängigkeit der verſchiedenen Pro⸗ duktions⸗ und Abſatzgebiete aufgeklärt wird. 4 Eine ſolche Aufklärung bezweckt die ſoeben vom Bayeriſchen Statiſtiſchen Landesamt in deſſen Heitſchrift 9 III) veröffentlichte Arbeit„Stadt und Land, scho und das Reich in der Kriegsernährungswirt⸗ chaft“. ö 5 6 Cake Wir ſehen 90 an einer Fülle von Beiſpielen anſce die Größe des in unſeren Städten und induſtriellen Be W zu deckenden Lebensmittelbedarfs, andererſeits die eiſtungen des einzelnen Ueberſchußbezirks. Was hier veranſchaulicht wird, iſt ſehr beachtenswert. Na Krieg ſtark So braucht München trotz ſeines im eingeſchränkten Verbrauchs täglich 12 Eiſenbahnwagen Mehl, 105 Stück Ochſen(oder 523 Stück Kälber oder 261 Stück Schweine), ferner 102 Zentner(113 Faß) Butter, 17 Eiſenbahnwagen Milch(mit je 8500 Liter), 22 Eiſen⸗ bahnwagen Kartoffeln. U e eee Was hierzu der einzelne Ueberſchußbezirk Bayerns, und zwar auch der leiſtungsfähigſte, abliefert, iſt verhält⸗ nismäßig wenig. So vermag der bedeutendſte Mehl- Ueberſchußbezirk Bayerns(Straubing) mit dem, was er nach Abzug ſeines Eigenbedarfs an die Bedarfskommu⸗ nalverbände abgeben kann, den Bedarf Münchens nur für 67 Tage zu befriedigen, der bedeutendſte Fleiſch-Ueber⸗ ſchußbezirk(Nördlingen) nicht einmal für 1 Tag, der be⸗ deutendſte Kartoffel leberſchußbezirk(Kirchheimbolanden) nur für Tag, die drei größten Milch- und Butter⸗ Ueberſchußbezirke nicht einmal für ½ Tag. Um ſo notwendiger iſt es, daß die Ablieferung ſeitens aller 11105 fähigen Kommunalverbände und in größtmög⸗ lichem Umfang geſchieht. Nur dann iſt der ſtädtiſchen und induſtriellen Bevölkerung das phyſiſche Durchhalten und das Weiterarbeiten im jetzigen Weltkriege fernerhin möglich. Auch für die Landwirtſchaft ſelbſt, die von der Stadt und der Induſtrie Waren, Geräte, Maſchinen, Baumaterial, Kunſtdünger, Kraftfutter, Geldverdienſte be⸗ nötigt, ders abgeſehen davon, daß das, was zur För⸗ derung der Landwirtſchaft aus öffentlichen Mitteln ge⸗ ſchieht, überwiegend von ſteuerlichen Leiſtungen der Städte herrührt. Beiſpielsweiſe wendete der Bayeriſche Staat für Landwirtſchaft und Tierzucht im Jahre 1914 15 10,6 Millionen Mark auf. Zu den direkten Steuern, die in Bayern 30 Prozent der Staatsverwaltungsaus⸗ aben aufbringen, zahlen die 8 Städte(mit über 50 000 Einwohnern) München, Nürnberg, Augsburg, Würzburg, Ludwigshafen, Fürth, Kaiſerslautern, Regensburg die Hälfte, die erſtgenannten 3 Städte allein faſt 40 Pro⸗ zent. Aehnlich liegen in anderen Bundesſtaaten die Ver⸗ hältniſſe, ſo leiſtet Groß-Berlin ein Viertel des Geſamt⸗ erträgniſſes der preußiſchen Einkommenſteuer. Was hier über die Nähr⸗, Arbeits- und Finanzge⸗ meinſchaft von Stadt und Land angedeutet iſt, kehrt in vergrößertem Maßſtab wieder im Verhältnis zwiſchen den Bundesſtaaten und im Verhältnis zwiſchen Bundesſtaaten zund dem Reichsganzen. 5 0 5 l en ſelten hört man die Meinung, daß Bayern ſi felbſt ernähren könne, daß die Ernährung innerhalb es Landes viel beſſer wäre, wenn nicht von den eigenen Erzeugniſſen erhebliche Mengen ans übrige Reich ab⸗ geliefert werden müßten. Dieſe Meinung iſt ebenſowenig richtig wie die andere, daß Bayern im Ueberfluß ſchwim⸗ me und zu wenig ans übrige Reich abliefere. Nach einer unbefangenen Würdigung der tatſäch⸗ lichen Verhältniſſe iſt Bayern einerſeits Geber von Nah⸗ rungsmitteln ans übrige Reich, anderſeits aber— und dies iſt bisher viel zu wenig beachtet worden— auch Empfänger vom übrigen Reich und mit ſeiner Verſor⸗ gung auf die Hilfe und Lieferung des übrigen Reichs mitangewieſen. f 1 Dies galt ſchon im Frieden und gilt noch mehr jeßt im Kriege, denn im Krieg iſt die wirtſchaftliche Abhängigkeit Bayerns vom übrigen Reich noch größer geworden, weil ja die Zufuhr vom Aus⸗ lande fehlt und wir auch wegen dieſes Teils der Gufußr auf die Unterſtützung des e mit angewieſen ſind. 75 Bayern liefert— mehr als es empfüngt— ans übrige Reich Gerſte, Kartoffeln, Rüben, Speiſefette, Vieh, Heu, Stroh, Biertreber, Holz. Was daneben noch über die bayeriſchen Landesgrenzen unkontrolliert hinausgeht, f B. an Eiern, Butter, Geflügel, entzieht ſich der amt⸗ ichen Betrachtung.. E der anderen Seite 090 das übrige! Reich bei ſchaft mit Mrotgetreide, 1 Auf der bayeriſchen Ernährungswirt ere — Hülſenfrüchten, Zucer, Füſtermitteln(notwendig zur Auf rechterhaltung des bayeriſchen Viehſtandes), Vüingemib teln, eee e, Solche wirtſchaftliche Wechſelbeziehungen, wie ſie zwi⸗ ſchen dem Reichsganzen und den gan Glielſtarten beſtehen, kommen dem Reich wie dem Einzelſtaat zugute. Für den Einzelſtaat iſt die Zugehörigkeit zum mächtigen ihn anden den eine Quelle neuer Kraft, ſie 1 ihn unter dem Einfluß der Geſamtentwicklung des Reichs ganzen, unker dem gegenſeitigen Austauſch von Intelli⸗ 1 115 f ere Nea den Gliedſtaaten er⸗ ich über ſeine frühere Kraft hinauswachſen, und z ktaſcher als es ihm alles e n N—; 825 5. . e Bekanntmachung. Betreffend: Brotausgabe für Wöchnerinnen. Wir haben angeordnet, daß an Wöchnerinnen für die erſten 14 Tage des Wochenbetts durch die Bürgermeiſtereien Brötchenmarken ausgegeben werden dürfen. Vorausſetzung iſt die Rückgabe der üblichen Brotmarke von Beginn der auf die Ausgabe der Brötchenmarke folgenden Woche oder der Verzicht auf Aushändigung üblicher Brotmarken von dem genannten Zeitpunkte an. Die Ausgabe geſchieht auf Vorlage eines ärztlichen Zeugniſſes oder einer Beſcheinigung der Heb— amme. Die Ausgabe von Weizenbrödchen auf eine längere Zeit darf nur auf Vorlage eines ärztlichen Zeugniſſes erſolgen. Heppenheim, den 21. Mai 1917. Großherzogliches Kreisamt Heppenheim. v. Hahn. Die vorſtehende Bekanntmachung bringen wir hiermit zur öffentlichen Kenntnis. Diesbezügliche Anträge ſind unter Vorlage der erforderlichen Beſcheinigungen auf unſerem Lebens— mittelbüro zu ſtellen. Viernheim, den 24. Mai 1917. e Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Bekanntmachung. Betr.: Fleiſchverſorgung. In der letzten Woche wurde uns von mehreren Orts— elnwohnern in durchaus glaubhafter Weiſe verſichert, daß ſich die Metzger bei der letzten Fleiſchausgabe Verfehlungen ſchuldig gemacht hätten, die uns berechtigten Anlaß geben, gegen die— ſelben mit aller Energie vorzugehen. Wir geben nochmals bekannt, daß am Samstag jeder Woche vor 6 Uhr morgens der Laden nicht geöffnet werden darf und daß Vorausbe— ſtellungen unter keinen Umſtänden angenommen werden dürfen. Gleichfalls darf nur denjenigen Leuten Freitags Fleiſch ver— abfolgt werden, die ſich durch eine von uns ausgeſtellte, auf ihren Namen lautende Beſcheinigung ausweiſen können. Um nun Unterlagen gegen die pflichtvergeſſenen Metzger bei wieder vorkommenden Fällen zu haben, bitten wir unſere Ortsein⸗ wohner, uns erneute Verſtöße der Metzger gegen die getroffenen Anordnungen mitzuteilen, damit wir die Schließung des Geſchäfts wegen Unzuverläſſigkeit bel der zuſtändigen Behörde in Antrag bringen können. Viernheim, den 30. Mai 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Landw. Bezugs⸗ und Abſatz⸗Genoſſenſchaft. Rumäniſches und badiſches I Saatmais iſt eingetroffen. Der Vorſtand. Achtung! Achtung! Kaufe immer noch, ſoweit eine Beſchlagnahme nicht vorliegt Lumpen, Wolle, Neutuchabfälle, Sücke, Geiſenfelle und Haſenpelze. Zahle ſtets die höchſten Tagespreiſe. S. Schindler. Bekanntmachung ü Betr.: Anbau von Gemüſe; hier die Bepflanzung freier Stellen auf Aeckern. Wir bringen hiermit zur öffentlichen Kenntnis, daß etz Pflicht eines jeden Ortsbürgers iſt, in dieſem Jahre kein Stück Land ungenutzt liegen zu laſſen, um eine ausglebige Ernte und eine erhöhte Produktion für alle zum menſchlichen Genuß geeigneten Nahrungsmitteln zu erzielen. Es wird darauf aufmerkſam gemacht, daß 1. Von Zeit zu Zeit kleinere Ausſaaten von Erdkohl⸗ raben, Weißkraut, Rotkraut, Wirſing, Oberkohlrabi, Roſenkohl und Grünkohl zu machen ſind, damit zu jeder Zeit freie und freiwerdende Stellen und Flächen ſofort mit den aufgeführten Gemüſe bepflanzt werden können. 2. Es iſt darauf zu achten, daß die oft in einzelnen Gärten in größeren Mengen übrig bleibenden Setzlinge an— derweitig ihrer Beſtimmung zugeführt werden könnon. Zu dieſem Zwecke fordern wir unſere Einwohner, die über übrige Gemüſeſetzlinge verfügen, auf, dieſelben an diejenigen Per— ſonen käuflich abzutreten, die noch ſolche benötigen. Ein be— ſonders Augenmerk muß auf die Kartoffeläcker gerichtet wer— den. Es darf nicht vorkommen, daß dort, wo etwa die Kartoffeln nicht aufgegangen ſein ſollten, die hierdurch ent— ſtandenen Lücken den ganzen Sommer über unbenutzt bleiben, vielmehr müſſen dieſe Lücken mit Gemüſe allerlei Art ausge— füllt werden. Dadurch wird mancher Zentner Gemüſe mehr gewonnen. Wir bitten unſere Ortseinwohner einſchlleßlich der Gärtner und Gartenbeſitzer im nächſten Monat größere Ausſaaten vorzunehmen, um genügend Gemüſeſetzlinge zu züchten, damit genügend Setzmaterial vorhanden iſt, und ab— gegeben werden kann. Unſer Feldſchutzperſonal wurde ſtreng angewieſen, uns allwöchentlich zu melden, welche Grundſtücks— eigentümer mit der Anpflanzung in oben angegebenem Sinne noch im Rückſtande ſind, damit wir dleſelben zur ſo— fortigen Nachholung des Verſäumten anhalten können. Wir hoffen, daß keine Zwangsmaßnahmen notwendig fallen, um unſere Einwohner von dem Ernſt der Lage zu über— zeugen, ſondern daß jeder Einzelne alles, was in ſeinen Kräften liegt, aufbietet, um den teufiichen Aushungerungs plan unſerer Feinde zunichte und zuſchanden zu machen. Viernheim, den 9. Mai 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Ein Einlog-Sehwein dine frischmelk. Tioge b Logohühner eine Henne mit Jungen zu verkaufen. basfh. 2. ambrinushalle Junge Haſen zu verkaufen Jacob Beyer, Rathausſtr. 38. Alle Sorten Kraut⸗Setzlinge ſowie gelbe Kohlrabi⸗Setzlinge zu verkaufen Georg Dewald, Steinſtraße 26. Eingetroffen Ammoniak- Superphos- Mannheim. Frauen und Mädchen wofden auch weiterhin für vorzugsweise ganz felohte Arbeit Sofort eingestellt von ger Muntonsfabnk Sfrobelwerk phat, Kall, sowie Kal dungsalz u. Thomasmeh solange Vorrat. Joh. Schneider Ww. Düngerhandlung. 0 3 3 Zimmer, Küche nebſt Zubehör, bis 1. Juni zu vermieten. Von wem, ſagt die Expe⸗ ditlon ds. Bl. Kraut⸗ und Salat⸗ Setzlinge, Oberkohl⸗ rabi⸗ u. Erdkohlrabi⸗ Setzlinge zu verkaufen Jakob Beyer. Makulaturpapier abzugeben. Buchdruckerei Martin. Das Brot der Zukunft. Ein wichtiges Wirtſchaftsproblem. Nachdem der Krieg die Frage der Brot⸗ ernährung zu einem wirtſchaftlichen Problem erſten Ranges gemacht hatte, konnte auch eine wiſſenſchaftliche Vertiefung des Studiums über die Vorteile oder Nachteile der einzelnen Brot⸗ ſorten, genauer geſagt, Gelreidearten und ihre Verwendung nicht ausbleiben. Erſt jetzt erkennt man, wie wenig Beachtung man in weiteſten Kreiſen der Brolbereitung hinſichtlich der Ver— daulichkeit und des Nährwertes vom rein me⸗ diziniſchen Standpunkt entgegenbrachte, trotzdem das Brot ja ſeit Jahrhunderten zweifellos als das Hauptnahrungsmittel aller europäiſchen Völker betrachtet werden muß. Die während des Krieges angeſtellten Verſuche, Berechnungen und Unterſuchungen haben nunmehr ein über— aus reiches, praktiſch-wiſſenſchaftliches Material zutage gefördert, das über die Kriegszeit hinaus von hoher Bedeutung erſcheint. Denn der künftige Friede ſoll auch inſoſern aus der Gegenwart Nutzen ziehen, daß aus Not geſchaffene Verbeſſerungen und Aufklärungen für die Allgemeinheit beibehalten werden. Eine ſolche Kriegserrungenſchaft würde das „Brot der Zukunft“ ſein, wie es von Julius Sloklaſa vorgeſchlagen wird, der ſchon im Jahre 1914 mit den verſchiedenartigſten Back⸗ verſuchen an der Technischen Hochſchule in Prag begann. Die Verſuche wurden mit den verſchiedenſten Miſchungen und Erſatzmitteln vorgenommen, wobei Stoklaſa feſtſtellte, daß das aus Kleie hergeſtellte Finalmehl für die Volksernährung einen über alles Erwarten hinausgehenden Wert beſitzt. Damit iſt die Frage, ob Schwarz- oder Weißbrot empfehlenswerter ſei, in ihrem Kern angeſchnitten. Die Bevorzugung des Weiß⸗ brotes zur Friedenszeit entſprang keineswegs, wie vielfach geglaubt wurde, einer Art Er— nährungsinſtinkt, ſondern gründete ſich erſtens auf das„hübſchere“ Ausſehen des Weißbrotes und zweitens auf den Geſchmack. Denn gerade beim Brot wurde auf dieſe Außerlichkeiten am meiſten, auf die diätetiſchen und phyſiologiſchen Wirkungen am wenigſten Rückſicht genommen. Die heute von der biochemiſchen Forſchung er— reichte Höhe geſtattet aber nicht mehr, auf dieſem ebenſo einſeitigen wie ſchädlichen Stand- punkt zu verharren. Denn ſämtliche Analyſen haben erwieſen, daß das Mehl um ſo mehr Eiweißſtoffe und Reinaſche enthält, je ſchwärzer es iſt. Auch die dem Laien weniger bekannte Aſche iſt wichtig, da ſie bedeutſame Elemente der Er— nährung enthält, z. B. Phosphor, Chlor, Fluor, Schwefel, Kalzium, Magneſium, Kalium und Eiſen. Da Weizen- und Roggenkleie den größten Prozentſatz der genannten Elemente aufweiſen, iſt als Grundbeſtandteil des Zukunftsbrotes die früher ſo wenig beachtete Kleie zu betrachten. Gerade weil man erkannt hat, daß bei reichem Fleiſchgenuß nach einiger Zeit ein Fehlen an organiſchen Beſtandteilen bei der Ernährung ſich ergibt, beſonders an Enzymen, das in der Kleie fark enthalten iſt, wird das Zukunftsbrot für die Volksgeſundheit von Bedeutung ſein. Ebenſo wie die einſeitige Ernährung mit hellen Mehlen, wäre nach Stoklaſa auch eine Broternährung aus nur dunklen Mehlen zu verwerfen. mit ganz beſonderer Berückſichtigung der Kleie ſoll demnach das wahre Brot der Zukunft ſchaffen. Von Nah und fern. Verein„Mitteleuropäiſcher Staaten- werden bund“. Zum Zwecke einer föderativen (bündiſchen) Neuordnung Mitteleuropas eine Anzahl Politiker, den verſchiedenſten Par⸗ teien, Konſeſſionen und Beruſen angehörend, eine Vereinigung„Mitteleuropäiſcher Staaten- bund“ gegründet, die ihre erſte Tagung in Frankſurt a. M. abgehalten hat. Als Kern des Stgatenbundes iſt ein möglichſt enges Bündnis zwiſchen dem Deutſchen Reiche und Sſterreich- Ungarn gedacht, wobei die Wahrung voller zouperänſtät betont wird. hat „ aue* ö Mehl und Hülſenfrüchten. Die richtige Miſchung beider Arten gunſten des Staates. durch Verſtecktes Goldgeld. Bei einer Frucht- reviſton im Gelſenkirchener Kreſſe ſtieß ein Gen⸗ darm auf einen verſtecklen Schatz von 25 000 I in Goldgeld und 6000 Mark in Silber⸗ geld. Immer wieder neue Brände infolge Nachläſſigkeit. Infolge der Unvorſichligkeit eines Waldarbeiters entſtand auf dem Gute Bockhorſt in Holſtein ein Feuer, das leider einen größeren Umfang annahm. Der infolge der Dürre ausgetrocknete umfangreiche Fichtenwald des Gutes bot den Flammen reichlich Nahrung. Es konnte nicht verhindert werden, daß das Feuer auch auf das benachbarte fiskaliſche Ge hege übergriff. Alle Löſcharbeiten waren anfangs vergeblich. Erſt nachdem man Gegenfeuer an⸗ gelegt hatte, wurde man des Brandes Herr. Auf Bockhorſt ſind 440 Morgen, im fiskaliſchen Gehege 120 Morgen Fichtenwald vernichtet worden. Leider dürfte auch maſſenhaft Wild umgekommen ſein. doch, daß eine bedeulende Anzahl in den Werk⸗ ſtätten beſchäftigter Perſonen getötet oder ver⸗ letzt wurde. Die Pariſer Streikbewegung. Das durch den erfolgreichen Arbeilausſtand der Näherinnen in Paris gegebene Veiſpiel wird durch andere weibliche Berufsarten befolgt. Den Anlaß zu dieſer allgemeinen Bewegung bietet die Teuerung. Die meiſten Streikenden fordern eine Teuerungszulage von 1 Fr. den Tag und die engliſche Arbeitszeit. Die letztere Neuerung kann erſt durch einen Beſchluß der Kammer be- willigt werden. Die ausſtändigen Mädchen finden für ihre Forderungen viel Verſtändnis beim Publikum und bei den Behörden. Kohlenmangel in Italien. Die Stadt Mantua hat den Betrieb der Gaswerke wegen. 1 e 8 10% hat in einem Rundſchreiben an ſämtliche Bundes— regierungen u. a. die folgenden Anregungen zu Kohlenmangel eingeſtellt. Der Handelsminiſter erklärte einer Abordnung der größten Keramik— fabrik Italiens, Ginori in Florenz, welche 2000 Arbeiter beſchäftigt, daß eine weitere Beſchrän⸗ „ oH, W. — amm O— 22 Leon— Cuno Age 000 ee e 2222228 , eee — 2 0 7 22 eu e. (orbe . ſlalay n Eine Laune des Schickſals. ſelben Tage, an dem die Familie des Arbeiters Schreumer in Kaſſel vergiftet aufgefunden wurde, brach die 64 Jahre alte Mutter der Frau Schreumer, Frau Ziegner, in der Mittel— gaſſe zuſammen und ſtarb nach Sie erſuhr dadurch nicht mehr das Schickſal ihrer Tochter und ihrer Familie. Bootsunfall auf dem Rhein. Bei einer Kahnpartie auf dem Rhein ertranken infolge Umſchlagens des Nachens drei Unterſekundaner 1 N Tode entſtand ein bis heute noch nicht ent⸗ öſterreichiſchen Das Wiener Amtsblatt veröffentlicht eine Verordnung des Geſamtminiſteriums be- ö mn in den eigenen Reihen auf ihn abgefeuert hatte. aus Düſſeldorf. Beſchlagnahme Ernte. der treffend Regelung des Verkehrs mit Getreide, Die Verordnung wenigen Minuten. Herzſchwäche führte ihren Tod herbei, als ſie ſich morgens 6 Uhr zur Arbeit begab. — g it Ide liesse 0 5 Hoc od, 2 Hermag- Die Schlacht an der Hisne. 0. Sunne 1.* ,, 0 0 77 27 Vgaalg u 5 7275 Jafheur 22 g Ciel, ee, il, 18. . n— „ Ho Gau 0 0/. l e 5 7 Seis 2008 eee eee,„„ 0 8 e quel, Tlaudr, Sui. e N* — 7 * e 2. 92 ilonteine 25 N 1 EK. OH, g q, . 4 eee — 5. 17 Sumner 5 ö 7 7 farmer ler*. 3 8 Q N 7 garamne. eee,. ele eee eee e F ͤ ͤ Vcc 0 1 beſtimmt die Beſchlagnahme von Getreide und Auch vor Eintritt der Be— ſchlagnahme dürfen das Amt für Volksernährung ſieht ſchließlich Zwangsmaßnahmen und Straf— beſtimmungen vor. Eine Exploſion Munitionswerkſtätten in in Böhmen. In Volovee Hülſenfrüchten der öſterreichiſchen Ernte mit dem Zeitpunkte der Trennung vom Ackerboden zu- Verträge, durch die die Ernte in dieſen Früchten gekauſt wird, ſind ver- boten und ungültig. und 300 verletzt. inländiſches Getreide und Hülſenfruchte nicht gekauft und nicht verkauft Weiterhin beſtimmt die Verordnung eine Vorratsaufnahme und aebi eerbelung und N 2 Ogeccuex 2— 0 Alber, 7 SN An dem- kung des Betriebes der Eiſenbahnen eintreten Bekanntlich wurde bereits der Verkehr e in ene Ernte nicht in Frage. müſſe. aller einfachen Güterzüge eingeſtellt und die Perſonenzüge auf ein Minimum beſchränkt. Offnung des Sarkophags Karls XII. Die ſchwediſche Regierung hat die Genehmigung zur Offnung des Sarkophags Königs Karls XII.“ erteilt, die im Laufe des Sommers vorgenommen werden ſoll, um eine Unterſuchung über die Urſache des Todes nach Norwegen im Laufgraben vor Federiks— hald einer Kugel zum Opfer. Nach ſeinem ſchiedener Streit darüber, ob der König von einer feindlichen Kugel getötet worden war oder von einem Geſchoß, das ein gedungener Mörder Wirbelſturm in Amerika. Ein Wirbel- ſturm hat eine Anzahl von Städten im ſüd⸗ lichen Illinois verheert. Die Zahl der Toten wird auf 75 bis 100 geſchätzt, die der Verletzten auf Hunderte. Am meiſten litt die Stadt Matioon. Dort wurden 2000 ſind obdachlos. 1 2 Berichtshalle. Elberfeld. Je 3 Jahre Zuchthaus und die üblichen Nebenſtrafen verhängte die Strafkammer über die Arbeiter Hermann Pitſch und Heu aus Barmen, weil ſie in einer Märznacht in den (Böhmen) brach ein Brand aus, der zur Exploſion mehrerer Baulichkeiten dieſer Anlage führte. die Folgen dieſer Exploſion nicht ſo waren, wie anfangs befürchtet, ſo ſchwer Wenn auch ergab ſich die Geſchäftsräume der Barmer Sattler-Innung ein— gebrochen ſind und für 1500 Mark Leder geſtohlen haben. Ein der Hehlerei an dieſem Diebesgut an— geklagter Schuhmachermeiſter wurde freigeſprochen. Köthen. Gegen die unrichtigen Angaben bei der Getreide-Beſtandsaufnahme gehen jetzt Behörden mit bemerkenswerter bor. So 1 Schärfe und Gerichte Unterricht in ö des Königs anzuſtellen. Karl XII. fiel 1715 auf ſeinem zweiten Zuge Schadenfreude erzählt wird. 50 Perſonen getötet Hermann dem Armeebezirk o Eifer wirken zu laſſen. hatlen ſich vor dem hieſigen Schöffengericht nick weniger als fünf Gutsbeſitzer und Landwirte aus bem Kreiſe zu verantworten. Der Gutsbeſitzer Friedrich Schiwerdtſeger aus Giöbzig wurde zu 400 Mark Geldstrafe ev. 40 Tagen Geſängnis, der Landwirt Wilhelm Schmidt aus Wulſen zu 100 Mark ey. 20 Tagen, der Landwirt Wilhelm Lohmann aus Proſa zu 50 Mark ev. 10. Tagen, der Landwirt Albert Koch zu 10 Mark ev. 2 Tagen verurteilt. Der Landwirt Karl Romanus aus Klepzig erzielte Freiſprechung. Alle hatten ihre Vorräte an Haſer, Gerſte, Roggen und Hülſenfrüchten unrichtig oder unbollſtändig angegeben. Stärkere Verwertung der pilze. Ein geſundes und billiges Nahrungsmittel. Der Präſident des Kriegsernährungsamtes einer größeren Verwertung der Pilzernte ge— geben: Bei der Lebensmittelknappheit muß ange— ſtrebt werden, daß die wildwachſenden Beeren und Pilze für die menſchliche Ernährung ſo weit als möglich Verwendung finden. Im Vorjahre iſt die Beerenernte faſt reſtlos, die Pilzernte hingegen nur in denjenigen Gegenden in etwas ſtärkerem Maße verwertet worden, wo die nötigen Kenntniſſe und Erfahrungen vorhanden waren. Letzteres wird auch eine Vorbedingung ſein müſſen, wenn die Pilze in weiteren Kreiſen als bisher als Nahrungsmittel Aufnahme finden ſollen. Daher muß eine weitgehende Aufklärung erſtrebt werden, die die Zahl der Pilzkenner vermehrt. Als beſonders zweckmäßig haben ſich hierfür ſtändige Pilzausſtellungen, Pilzwanderungen, den Schulen, öffentliche Aus— kunftsſtellen, ſowie Vorträge u. a. m. erwieſen. Als Lehrer kommen u. a. Fachlehrer, Förſter, landwirtſchaftliche Wanderlehrer und Lehrerinnen von Haushaltungsſchulen in Frage. Praktiſch iſt die Verwendung der Pilze und deren Halt⸗ barmachung in den Kochſchulen und bei Wander— kochkurſen zu behandeln. Zur Unterſtützung in die Einführung der Pilzkunde dienen fernerhin Pilzbücher und Pilzwandtafeln. 9 8 Die Einerntung von Beeren und Pilzen ſoll Einſammlern in jeder Weiſe erleichtert Die ſonſt im Frieden für vereinzelte den werden. Gegenden und Forſten geltenden Beſchränkungen ſollen nach Möglichkeit in Fortfall kommen. Bezüglich des Beginns der Ernte iſt bei Beeren eine zeitliche Beſchränkung unbedingt erforderlich, bei Pilzen kommt eine zeitliche Regelung der Um die geernteten Pilze einem tunlichſt großen Kreis zugänglich zu machen, beabſichtigt die Reichsſtelle für Gemüſe und Obſt viele Pilz⸗ ſammelſtellen einzurichten. Vermiſchtes. Der ungehorſame General. Der Kampf gegen den Alkohol, der in Frankreich ſchon ſeit ſo langer Zeit von allen Seiten gefordert wurde, ſcheint jetzt tatſächlich wenigſtens im Bereiche der Armee durchgeführt zu werden. Nach und nach haben ſämtliche Armeekomman⸗ danten Bekanntmachungen erlaſſen, in denen ſie den Genuß von Alkohol, ja überhaupt den Transport von Alkohol in ihrem Armeeabſchnitt aufs ſtrengſte und ausnahmslos unterſagen. Dies gab zu einem ergötzlichen Geſchichtchen Veranlaſſung, das in Pariſer Blättern mit viel In einem nicht näher genannten Armeeabſchnitt„faßte“ ein Verwaltungsbeamter eine Sendung von zwölf Flaſchen Benediktiner-Likör. Pflichtſchuldigſt er⸗ ſtattete er ſofort Meldung hierüber, die Ange— legenheit ging von Bureau zu Bureau, wurde immer weiter verfolgt, und ſchließlich ſtellte ſich heraus, daß die zwölf Flaſchen für den komman— dierenden General des betreffenden Armee— abſchnittes beſtimmt waren. Die Bearbeitung der Angelegenheit war aber bereits ſoweit ge⸗ diehen, daß man ſie beim beſten Willen nicht mehr unterdrücken konnte. Der General mußte ſich zur Bezahlung einer Geldſtrafe bequemen, der arme Verwaltungsbeamte aber wurde aus verſetzt, um wo anders ſeinen Ein ganz junger Offizier meines Regiments erhfelt auf ſein Erſuchen die Führung der Pa⸗ Koille. Es war ein Prachtmenſch, unerſchrocken im Frſeden hatte er ſich ein paarmal ſchon als Rennreiter verſucht. Über ihn iſt auch mancherlei erzählt worden, ſeine Familie ſei verarmt, vielleicht müſſe er ſpäter den Rock aus— ziehen— oder hätte es durch eigene Schuld oder Schulden dahin gebracht. Genaues wußte keiner. enn ich den Mann anſah, mußte ich immer aul einen, Vulkan denken, halte den Eindruck bie bon einem unbändigen, verzehrenden inneren (euer. Das Spiel mit der Gefahr mochte es um angetan haben, daß er ohne ſeinen Reiz Uſcht mehr leben konnte. 1 Wie ich ſagte, er ſolgte mit ſeinen zehn Maun dem Polen auf dem ſchmalen Pfad durch 61 Sumpf. Die Dunkelheit taucht alles in Grau. Nebel ſteigen auf und verſperren den Ausblick, es wallt und brodelt von Dunſt⸗ ſchwaden— kaum erkennt man den Vorder⸗ Mann. Die Pferde treten zögernd und ängſtlich. Bis an die Knie ſteigt ihnen das ſchlammige Waſſer. Endlich löſen ſich Schatten aus dem fee Weiden, Geſtrüpp. Der Boden wird er. Es iſt ganz dunkel, der Mond noch nicht aufgegangen. Und doch verrät irgend etwas ie Patrouille. Der Feind fängt plötzlich an mit, Maſchinengewehren zu ſtreuen, und gleich werben ein paar Mann verwundet. So muß zurückgegangen werden; die Uſer ſind noch llärker beſetzt als angenommen. Während der Trupp mit dem polniſchen Führer aber Umkehrt, Prengt der Leutnant ſelbſt, mit dem plötzlichen Einfall, das Feuer auf ſich abzulenken, die anderthalb Kilometer an den Weidenbäumen am Rande des Sumpfes entlang, im geſtreckten Lauf ſeines Pferdes gerade auf die Brücke— ſlürzt ſich aus der Dunkelheit hinterrücks auf die Wachen wie ein Teufel, ſchießt ſeinen Revolver los und bricht durch, auf bäumendem Gaul, durch erſchrockene und erſtaunte Geſichter — fort iſt er, ehe ſie ſich ſaſſen, und hinter ihm her jagen ſie die ganze Ladung ihrer Ge— wehre. Er kommt durch, unverſehrt... gekehrt. Der Pole mag in der Dunkelheit den Weg verloren haben. Der Sumpf hat ſie ver— ſchlungen.“ Es war zu Ende. Die zwei Unteroffiziere ſpannen in in ihrer Turmhöhe ſchweigend an gemeinſamen Gedanken. Wie ſellſam die Launen des Todes. Hier verſchont er einen in größter Not und reißt dort einen anderen weg, der ſich eben noch ahnungslos des Lebens freute. Man ſagt, daß denen keine Heimkehr aus dem Kriege beſchieden ſei, die am ſchwerſten von daheim Abſchied nehmen. Die um ein großes Glück zu Hauſe bangen und es nicht vergeſſen können in ihrem ſehnſüchtigen Heim— denken, die ſich nicht abfinden können mit der Möglichkeit des ſchnellen Todes— wie oft ſind ſie die erſten, die von der Welt müſſen. An anderen, die das Schicksal nicht fürchten, geht es vorbei, als habe es Scheu vor ihrem feſten, entſchloſſenen Trotz.. Oder iſt alles ſinnloſer Zuſall? Wie jene alte Frau, die wir damals in dem zerſchoſſenen lothringiſchen Dorfe fanden, das die Artillerie Von der Patrouille iſt ſonſt keiner zurück⸗ beider Gegner unter Kreuzfeuer hatte; halb— blind und taub, vom Alter ſchwachſinnig, hockte ſie auf den Treppenſtufen ihres zerborſtenen Hauſes, ein paar Schritte von ihr ein Jüngling ein franzöſiſcher Infanteriſt, in ö luge ſieht mit dem rechten durch den Zylinder durch. hingeworſen, 1 blühender Kraft verblutet... Ende. Sinnestäuſchungen. „Zu den bekannteſten Täuſchungen, denen unſere Sinne unterworfen ſind, gehören die unſeres Geſichtes: die optiſchen Täuſchungen. Wenn wir in einem ſtillſtehenden Zuge ſitzen, ein anderer Zug fährt vorbei, und wir haben die Empfindung, unſer Zug ſei es, der mit uns fahre, ſo baſiert dieſes Empfinden auf einer optiſchen Täuſchung. Wenn unſer Zug dagegen im vollen Fahren iſt und wir die Telegraphendrähte, die der Linie entlang laufen, auf- und abſchwanken ſehen, ſo iſt das auch eine optiſche Täuſchung. Ebenſo beruhen das„ver— kehrte Haus“, die„Höllenſchaukel“ und wie die Tricks alle heißen, auf optiſchen Täuſchungen. Auch Farbenirrtümer leiſtet ſich unſer Auge. Von der häufig vorkommenden Farbenblindheit ganz abgeſehen, die nicht in dieſes Gebiet ge⸗ hört, iſt der Umſtand wohl jedem bekannt, daß, wenn wir eine große rote Fläche fixieren und dann plötzlich eine weiße vor uns erſcheint, wir dieſe nicht weiß, ſondern grün, d. h. in der Komplemenlärfarbe von rot ſehen. Ebenſo wird umgekehrt eine grüne Fläche rote Farbwirkungen auf uns äußern. Ein ſehr hübſcher Verſuch, der uns geigt, zu welchen Täuſchungen das gleichzeitig ver— ſchiedene Sehen mit beiden Augen führen kann, iſt folgender: Man nimmt einen Zylinder von zwei Zenti— metern Durchmeſſer, hält beide Augen auf und Das linke Auge fixiert indeſſen die Mitte der Handfläche der in richtiger Sehweite dicht an den Zylinder gehaltenen Linken. Der Eſſekt iſt äußerſt überraſchend und ſeltſam, man wird nämlich in der Hand ein großes, rundes Loch ſehen, durch das man die übrigen Gegen— ſtände alle hindurchſieht. Ein anderer hübſcher Verſuch iſt folgender: Richtet man ſeinen Blick feſt auf einen ent⸗ fernten Gegenſtand und hält dabei einen Finger in Entfernung von etwa 30 Zentimetern vor das Geſicht, ſo ſieht man nicht einen Finger, ſondern zwei. Man könnte ſo eine ganze Reihe bpliſcher Täuſchungen noch verzeichnen und geradezu Bände damit füllen. Aber nicht nur unſer Auge gibt ſich ſolchen Täuſchungen hin, ſondern die anderen Sinne auch. Der Taſtſinn z. B. Nehmen mir eine kleine Glas- oder Stein⸗ kugel, am beſten alſo eine Murmel, zwiſchen die Spitzen des Zeige- und des Mittelfingers und drehen wir ſie damit herum, ſo haben wir den richtigen Eindruck, einen einzigen Gegen— ſtand zwiſchen den Fingern zu halten. Kreuzen wir aber die beiden Finger übereinander, ſaſſen jetzt damit die Kugel und ſchließen die Augen, ſo haben wir das deutliche Gefühl, als ob wir zwei Kugeln hielten. 170 1