Danksagung. Für die vielen Beweise inniger Anteil— nahme an dem schmerzlichen Verluste unserer teueren und unvergesslichen Gattin, Mutter, Schwester, Schwägerin und Tante, Frau Katharina Reinhardt Hob. Mandel ferner für die zahlreiche Begleitung zur letzten Kuhestätte und für die grosse Kranz— spende sagen wir unsern tiefgefühlten Dank. Besonderen Dank der hochw. Geistlich— keit für den trostreichen Beistand, den ehrw. barmh. Schwestern für die liebevolle Pflege und den Stiftern von Seelenmessen. VIEERNHEIM, den 14. juni 1917 Die frauernd Hinterbliebenen. Ein Acker 2600 qm, zu verkaufen Michael Hönig 2. Annaſtraße. Lei Zegen Starkes Läuferschwein zu verkaufen. Von wem, ſagt die Exped. d. Blattes. Ein 2räderiger Handwagen zu verkauſen. 5 Michael Schuſter im Neuen Friedhof. Dickrüben-Sefzlinge gelbe Kohlrab-Sefzlinge Hotefüben-, Mangola⸗, Jomaten- Rosenkohl U. Blumenkohl⸗Setzlinge zu verkaufen Martin, au der Apotheke. Kinder- u. Sportwagen sehr preiswert zu verkaufen bei Jakob Beyer. gehalten wird. Wir verlieren in der Dahingeschiedenen tüchtige Cigarrenmacherin, das Andenken dieser von uns allen in Ehren Sie ruhe in Frieden. Nachruf. Nach Gottes Leiden unsere treue Mitarbeiterin Margaretha Schmit unerforschlichem Ratschlusse ist nach kurzem ffau von Andreas. in die Ewigkeit abgerufen worden. eine bewährte und VIERNHEIM, den 14. Juni 1917. Gebrüder Rudershausen Oigarren- Fabrik. Einige Arbeiter und Arbeiterinnen sofort gesucht. Zu melden im„Hessischen Haus“, Kalkstickstoff eingetroffen, ſolange Vorrat reicht Fr. Joh. Schneider. Mehrere Tausend golde Kohlraben-, Seſlerie- und Lauch- Setzlinge Johann Ehrhardt, Blauhutstr. 9. Arbeiterinnen, auch ſchulentlaſſene vom 14. Lebensjahre an geſu ch t. Pachtbetrieb der Kriegs-Hadern A.⸗G., Marx Maier, Mannheim— Küferthal. Schönes irdenes 01 N Geſchirr in allen Sorten eingetroffen bei Jakob Beyer. Inkob Beyer. Achtung! Achtung! Kaufe immer noch, ſoweit eine Beſchlagnahme nicht vorliegt a N a Lumpen, Wolle, Neutuchabfälle, Säcke, Geiſenfelle und Haſenpelze. Zahle ſtets die höchſten Tagespreiſe. — S. Schindler. Gottesdienſt⸗Ordnung der israel. Gemeinde 16. Juni. 26. Siwan. 2 Uhr Uhr 40 Uhr 10% Uhr Alle Sorten zu haben bei 830 80⁰ Sabatt-Anfang „ Morgen „ Nachmittag „ Ausgang Wochentag Abend 830 Uhr 1 Morgen 650 Uhr Neumondweihe und Neumondfeier des Monats Tammus iſt Mittwoch und Donnerstag. 1 Perek 3. Wochenabſchn Sch' lach⸗l'cho Feld ſchachtelu Betr.: Eruteflächenerhebung vom 15, bis 25. Juni 1917. Nach Verordnung des Bundesrats ſollen in der Zeit vom 15. bis 25. Juni 1917 die Ernteflächen der im untenſtehen⸗ den Fragebogen aufgeführten Fruchtarten und Futtergewächſe durch Befragen der Betriebsinhaber feſtgeſtellt werden. Die Aufnahme erſtreckt ſich nur auf den feldmäßigen Anbau. Kartoffel, Gemüſe und andere Gewächſe, die nur gartenmäßig d. h. in Hausgärten u. ſ. w. angebaut ſind, bleiben außer Betracht. Anzeigepflichtig iſt derjenige, der die Bodenfläche be— wirtſchaftet oder ſein Stellvertreter. Die Angabe der Ernteflächen hat durch den Betriebs— inhaber oder ſeinen Stellvertreter zur Zählliſte derjenigen Gemeinde zu erfolgen, von der aus die Bewirtſchaftung vor— genommen wird. Es ſind die geſamten vom Betriebsinhaber bewirtſchaf— teten Flächen anzugeben, ohne Rückſicht darauf, obes ſich um ei— genes Land oder um Pachtland, Dienſtland oder dergleichen handelt, oder ob die Flächen innerhalb oder außerhalb des Gemeindebezirks liegen. Die Ernteflächen ſind nur in Ar anzugeben. Andere Flächenangaben ſind nicht zuläſſig. Die Erhebung erfolgt durch die von uns beſtimmten Zähler bei jedem Betriebsinhaber oder ſeinem Stellvertreter mittels Zählliſte. Das Ergebnis wird von den Zählern un— mittelbar in dieſe eingetragen. Fragebogen werden wegen Papiererſparnis an Land— wirte nicht abgegeben und empfiehlt es ſich deshalb unten— aufgeführten Fragebogen auszuſchneiden, genau auszufüllen und mit Unterſchrift verſehen den Herren Zählern, die am Montag, den 18. Juni 1917 mit der Erhebung beginnen, einzuhändigen. Bei den Eintragungen iſt darauf zu achten, daß die Summe der Einzeleintragungen ſich mit der Schlußſumme aller beſtellten Ernteflächen deckt. Wer vorſätzlich oder fahrläſſig unrichtig und unvollſtän dige Angaben macht, ſetzt ſich empfindlicher Strafe aus. Viernheim, den 11. Juni 1917. g Großherzogliche Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Fragebogen. Name des Betriebsinhabers oder Stellvertreters: 100 ar- 1 ha; Jar 100 qm; 25 ar im allgemeinen hessischer Morgen. N Beſtellte Fruchtgattung u ſ w. in Ar Erntefläche Beſtellt Erntefläche in at Fruchtgattunguſ w. a) Winterfrucht b) Sommerfrucht Spelz(Dinkel, Feſen), ſowie Emer und Einkorn Winter- und Sommerfrucht 3. Roggen: 4) Winterfrucht b) Sommerfrucht a) Winterfrucht bh) Sommerfrucht Weizen: 4. Ger ſte: 5. Hafer . Gemenge aus den Getreidearten menge, in deuen ſich Hülſenfrüchte befinden, ſind bei Nr. 9 unter f aufzuführen) Buchweizen 8. Hirſe .Feldmäßig gebaute Hülſenfrüchte: a) Erbſen und Peluſchken b) Eßbohnen(Stangen-, Buſchbohnen) c) Linſen d) Acker-⸗(Sau-WPVBohnen e) Wicken ) Gemenge aus Hülſenfrüchten aller Arb untereinander oder mit Getreide oder an— deren Körnerfrüchten g) Lupinen zum Unterpflügen, zur Grüufulter— oder Körnergewinnung h) alle Arten Hülſenfrüchte, außer Lupinen, zur Grünfuttergewinnung, rein oder im Gemenge, auch mit Getreide 10. Oelfrüchte: a) Raps und Rübſen b) Mohn c) übrige Oelſaaten(sLeindotter, Senf, Sonnenblumen u. andere) UI. Geſpinſtpflanzen: a) Flachs,(Lein) b) Hauf bis 5(Ge— Zurctörnergewinnung 2. Kartoffeln: a) Frühkartoffelu b) Spätkartoffeln 13. Rüben und Wurzelfrüchte: a) Zuckerrüben b) Runkelrüben c) Kohlrüben(Steckrüben, Bodenkohlrabi, Wruken) d) Weißrübhen, Mairüben, Waſſerrüben, Herbſt— rüben, Stoppelrüben e) Gelbrüben(Möhren, Karotten) e Feldmäßig gebaute Gemüſe zur menu ſch- lichen Nahrung: a) Weißkohl bp) alle ſonſtigen Kohlarten c) alle ſonſtigen Gemü ſearten 15. Futterpflanzen zur Grünfutter und Heugewin nung: ) Klee aller Art, auch mit Beimiſchung von Gräſern p) Luzerne ch alle ſouſtigen Futterpflanzen(Serradella als Hauptfrucht, Eſparette, Mais und andere) auch in Miſchung 0 Schlußſum me aller beſtellten Ernteflächen(1 bis 15) Summe der außerdem zum Betriebe gehörigen: J. nicht beſtellten Ackerflächen 2. Wieſen: a) Bewäſſerungswieſen b) andere Wieſen 3. Viehweiden: a) Dauerweiden b) Ackerweiden Ich verſichere hiermit vorſtehende Angaben nach beſtem Wiſſen und Gewiſſen gemacht zu haben, Unterſchrift: 1 eee eee eee*• 1 7. i Erſcheint wöchentlich dreimal: — iheiner Celle Aiee: Organ für Jedermann ee r H Dienstag, Donnerstag u. Samstag Bezugspreis: 40 Pfg. pro Monat frei ins Haus gebracht Gratis⸗Beilagen: „Illuſtriertes Sonntagsblatt“, illuſtriertes Unterhaltungsblatt„Deutſche Kraft“, Wandkalender und Fahrplan. Amtsblatt der Großh. B Enthält alle amtlichen Ankündigungen der Behörden Vieruheims und Umgebung. Inſerate finden in der Bürger⸗Zeitung wirkſamſte Verbreitung.— Für Wohnungsinſerate Ausnahme⸗Tarif. irger⸗Zeitun Vereins ⸗ Anzeiger 1 Auzeigeupreis: Redaktion, Druck und Verlag: J. Martin, Viernheim, Rathausſtraße rgermeiſterei Viernheim Die[ſpaltige Petitzeile oder deren Raum 20 Pfg., auswärtige Juſerate 25 Pfg., die Neklame⸗Petitzeile 40 Pfg. Bei öfteren Wiederholungen und größeren Aufträgen entſprechender Rabatt. Beilagen im Gewichte bis zu 8 Gramm 6 Mk. fürs Tauſend. Bei Klage⸗Erhebung, zwangsweiſer Bei⸗ treibung uſw. wird Rabatt hinfällig. 1 5 ö ö ö ö ö ö * 0 Samstag, den 16. Juni 1917 Die Anwerbung der Kriegsfrei⸗ willigen in Amerika. Der„Nieuwe Rotterdamſche Courant“ bringt einen Bericht ſeines beſonderen Korreſpondenten aus San Fran⸗ cisco über den Anwerbefeldzug Amerikas, dem folgendes entnommen ſei:„Das Heer der Vereinigten Staaten iſt im Vergleich zu den Rieſenarmeen, welche alle krieg— führenden Nationen aufgeſtellt haben, ein unbedeutender Faktor. Der Geiſt der Demokratie, der auch unter der republikaniſchen Herrſchaft die Triebfeder des amerikani— ſchen Volkes geweſen iſt, hat verhindert, daß Amerika wie die meiſten der jetzt kriegführenden Nationen zum Militärſtaat wurde. Das ſtehende Heer Amerikas iſt zahlenmäßig ſo klein, daß ſeine ſämtlichen Mannſchaften nicht einmal die nötige Anzahl Offiziere für ein Volks— heer ergeben könnten. Aus dieſem Grunde wird die An— werbung jetzt mit einer in der geſamten amerikaniſchen Geſchichte beiſpiellos daſtehenden Energie betrieben. So hatte eine Lokalzeitung, der„San Francisco Examiner“, einen Werbefeldzug unternommen, von dem das be— treffende Blatt wiederholt mit viel Aufhebens Bericht erſtattete. Wenn dieſer Werbefeldzug eingeleitet worden iſt, um Reklame für dieſe Zeitung zu machen, dann iſt dieſes Unternehmen wohl als gelungen anzuſehen. Wenn aber dieſer Feldzug der Anwerbung für das Heer dienen ſollte, dann kann man ſich nur fragen, ob nicht das wirkliche, aber verſteckte Ziel dieſes gewiſſermaßen pa triotiſchen Unternehmens die Beweisführung dafür ſein ſollte, daß die jungen Amerikaner im allgemeinen nur geringe Neigung für den Heeresdienſt zeigen. Der„Exa miner“ hatte für ſeinen Werbefeldzug drei Automobile bereitgeſtellt. Ein Frachtautomobil enthielt das Bureau und die Propagandabücher. In den beiden anderen Wa— gen fuhren die Offiziere und Mannſchaften, die die eigent— liche Werbung auf ſich genommen hatten. Die Fahrt— route dieſer drei Wagen war ſo genau wie der Auf— marſch eines großen Heeres durch feindliches Gebiet in den Spalten des genannten Blattes angegeben. Die bei nahe 200 000 Leſer dieſer Zeitung waren genau orien— tiert, wo ſich das Werbekomitee befand und welche Ge— gend bereits„angeworben“ war. Wenn man das Reſul— tat oberflächlich lieſt, das die Werbeoffiziere erreicht haben, dann ſcheint alles nach Wunſch verlaufen zu ſein. Bei näherem Eingehen aber erkennt man, daß es etwas zweifelhaft um die Erfolge beſtellt iſt. Denn es darf nicht vergeſſen werden, daß hier keine Anwerbung für ein Regiment oder für eine Ehrenkompagnie, ſondern für ein 3—4 Millionen ſtarkes Heer betrieben wird. Vorläufig will man zwar mit 500000 Mann zufrieden ſein, aber auch dann müßten, falls keine Aenderung in den jetzt eingeſchlagenen Methoden eintritt, viele Jahre, wenn nicht ſogar Menſchenleben darüber vergehen, ehe die 500000 Mann zuſammengetrommelt ſind. Im heutigen Morgenblatt des„Examiner“ ſahen wir die Photo— graphie eines gewiſſen„Smith“. Dieſer Smith war der— ſenige, der ſich am Platz Monterey als Rekrut für das amerikaniſche Heer anwerben ließ. Andere Rekruten mel— deten ſich dort nicht. Hier zeigt ſich beſonders deutlich der Mißerfolg, denn ein Platz wie der Monterey müßte bei allgemeiner Dienſtpflicht mindeſtens 400—500 junge Leute für das Heer ergeben. Das Reſultat dieſes Werbe— ſeldzuges iſt alſo betrübend. Es beſteht auch nicht die geringſte Ausſicht auf Erfolg für die freiwillige Au— werbung. Mehr und mehr wird man einſehen, daß Ame— rika dem Beiſpiel Englands folgen und die Dienſtpflicht einführen muß. Auf keinem anderen Wege wird es mög— lich ſein, die erforderliche Anzahl Soldaten zur Bildung der großen Armee zuſammenzubekommen.“ Wann bedeutet Tierhaltung Ver mehrung unſerer Nahrungsmittel und wann Vernichtung? Von Profeſſor Dr. Emil Abderhalden, Halle a. S. Urnſere Nahrungsſtoffe werden in erſter Linie von der Pflanze gebildet. Die Pflanzenwelt iſt für uns die direkte Quelle unſerer Nahrung. Benutzen wir irgend ein Tier als Nahrung, dann nehmen wir umgewandelte Pflanzenkoſt zu uns! Dieſe Umwandlung von Pflanzen- beſtandteilen in ſolche des Tieres— kurz in Fleiſch und Jett— vollzieht ſich unter ſehr ſtarken Verluſten an Nährſtoffen, die in der Pflanze enthalten ſind. Das Lier beſtreitet aus der Pflanzennahrung alle ſeine Funk— tionen. Es behält durch ſein Leben hindurch eine be⸗ ſtimmte Körpertemperatur bei, d. h. es muß geheizt „ erbaut- bewegt. ſich und braucht dazu Eneraie (Kraft). Auch dazu sind Nahrungsſtoſſe veſtimmter Art notwendig. Kurz und gut, von dem, was wir in die Tiere hineingeben, holen wir nur recht wenig wieder heraus! f Daraus ergibt ſich, daß jede Tierhaltung dann zu verwerfen iſt, wenn ſie in erſter Linie auf Koſten von ſolchen Nahrungsmitteln erfolgen muß, die wir direkt mit gutem Nutzen verwenden können— Kartoffeln, Rü— ben, Getreide. Dagegen iſt das Tier von größter Bedeutung, wenn es für uns unverwertbare Nah— rungsmittel oder doch ſehr ſchlecht ausnutzbare in Fleiſch verwandelt, das wir bekanntlich ganz ausgezeichnet aus— nützen. Solche Nahrungsmittel ſind Gras(Heu), Stroh (am beſten im aufgeſchloſſenen Zuſtand verfüttert), Ab— fallſtoffe. Wir können nicht, wie manche es wollen, alles Wieſenland in Ackerland verwandeln, um alles nicht von Wald und von Häuſern bedeckte Erdreich zur Erzeugung von für uns direkt verwertbaren Nahrungsmit— teln frei zu machen! Es fehlen dazu die Arbeitskräfte, das Saatgut, der notwendige Dünger uſw. Ganz abge ſehen davon, daß die ganze Landwirtſchaft von Grund aus verändert würde, würden uns die ſo wichtigen Zugtiere fehlen, und mit der Herabſetzung des Viehſtan— des auch große Maſſen von gerade jetzt ſo wertvollen Düngeſtoffen(Miſt!l). ö Nützen wir jetzt das vorhandene und durch Bearbei tung von Oedland und von nicht ausgenützten Wieſen— flächen hinzugewonnene Ackerland möglichſt gut aus! Düngen wir dieſes ſo gut als nur möglich, um eine mög— lichſt gute Ernte zu erzielen! Ueberlaſſen wir die Tier— haltung den Landwirten und den Leuten, die in der Hauptſache ihre Tiere mit ſolchen Nahrungsmitteln er— nähren können, die für uns nicht direkt verwertbar ſind. Bekämpfen wir jede Tierhaltung, wenn dieſe Vorbedin— gungen nicht gegeben ſind! Tauſende von Schweinen ſind von Leuten gehalten worden, die über keine an— deren Nahrungsmittel für dieſe verfügten als über Kar toffeln und Getreide! Wer Tiere hält, muß außerdem etwas von Tier haltung verſtehen! Zum guten Fettauſatz gehört beim Schwein eine beſtimmte Art der Ernährung. Die Ziege gibt nur dann reichlich Milch, wenn ſie ausreichend ernährt und auch gut ausgemolken wird! Die Hühner legen nur dann Eier, wenn ihre Nahrung alle Stoffe in ausreichender Menge enthält, welche zur Bildung von ſolchen notwendig ſind. Gar zu viele Leute halten ihre Hühner für Automaten, denen man vorne— in den Schnabel irgend etwas hineinwirft, um daun hinten das Ei zu beziehen! Man iſt entrüſtet, wenn der Auto— mat ſo oft verſagt, und bedenkt nicht, daß auch im tie— riſchen Organismus lein Stoff aus nichts entſtehen kann! ö Durch die Ausdehnung der Tierhaltung, ohne Ge— währ des Vorhandenſeins des Futters, leiſtet man dem Felddiebſtahl gewaltigen Vorſchub! Selbſt der Ka— ninchenhalter wird jetzt oft zu einer Gefahr für die Er— haltung unſerer Nahrungsmittel! Ueberall kann man jetzt in der Umgebung der Städte Leute ſehen, die, mit Säcken bewaffnet, Futter für ihre Tiere ſuchen. ſchränken ſie ihr Suchen auf Wegraine uſw, ſo iſt ihr Beſtreben, ſich Fleiſch zu verſchafſen, nur zu unterſtützen. Allein bald kommt der Uebergriff! Es iſt doch ſo viel bequemer, Klee zu holen oder auf einer Wieſe Löwenzahn auszuſtechen oder gar Getreide abzuſchneiden, Rübenblät— ter abzureißen und ſchließlich gar die Rübe ſelber zu holen. So geht nicht nur das geſtohlene Gut dem Be— ſitzer verloren, ſondern dieſe auf Raub angewieſenen Tierhalter zertreten außerdem noch manche wertvolle Pflanze. f Es iſt Pflicht aller derer, die ununterbrochen der Vermehrung der Tierhaltung das Wort reden, ſich zuerſt zu überzeugen, ob die notwendige Grundlage dazu vor— handen iſt. Jedes Penſionstier, das uns Nahrung weg— frißt, ſchädigt uns. Wir müſſen durchhalten mit dem, was unſer Ackerland uns an Nahrungsmitteln liefert und mit dem, was Tiere aus Abfallſtoffen und aus für uns nicht direkt verwertbaren Nahrungsmitteln an Fleiſch und Fett erzeugen. Es gilt dies nicht nur für die Kriegs— zeit, ſondern im weſentlichen noch für weitere Jahre nach Friedensſchluß! Endlich noch ein Wort! Es iſt Propaganda für die künſtliche Aufzucht von Hühnern gemacht worden! Eier im Brutkaſten auszubrüten, iſt geradezu Sport geworden! Wieviele tauſend Eier ſind wohl in ganz Deutſchland dem Brutapparat zum Opfer gefallen? Wer einige Er- fahrung hat, weiß, wie ſchwer es iſt, Eier künſtlich aus- ubrüten! Alle derartigen Vorſchläge ſind natürlich ut gemeint, ſie bedeuten jedoch für die Jetztzeit eing. ſoße Schädigung für unſere Ernabruna! 4 Be⸗ rat genehmigt die Uebernahme der Koſten für Lolale Nachrichten 32** N Opferwoche für Leſeſtoff. Spendet Bücher für unſere Feldgrauen! Seit Kriegsbeginn hat der Heſfiſche Landesverein vom Roten Kreuz unſere Truppen und Lazarette im Feld, die Flotte und deutſche Kriegsgefangene mit Büchern verſorgt. Weil der Vorrat an Leſeſtoff zur Neige geht, die Zahl der Geſuche um Bücher aber ſtetig wächſt, wird eine Opferwoche für Leſeſtoff in der Zeit vom 17. bis 23. Juni d. J. im ganzen Großherzogtum ſtattfinden. Wir bitten nicht um Geld, wohl aber mahnen wir dringend, die Bücherſchränke zu lichten und dem Roten Kreuz geeigneten Leſeſtoff zu ſpenden. Es iſt die Pflicht der Heimat, die Wünſche unſerer Feldgrauen nach Büchern zu erfüllen. Die Beförderung des Leſeſtoffs ins Feld beſorgt die Materialien— Abteilung des Heſſiſchen Landesvereins vom Roten Kreuz, Darmſtadt, Altes Palais. Gemeinderats⸗Sitzung am 14. Juni 1917. 1. Neuverpachtung der Gemeindejagd; hier Beſtellung von Sachverſtändigen in Gemäßheit der Pachtbedingungen. Als Sachverſtändiger wurde Herr Landwirt Nik. Gutperle 4. und zu deſſen Stellvertreter Herr Landwirt Val. Wunderle 1. beſtellt. Der Gemeinderat iſt mit den Vereinbarungen ein— verſtanden. 2. Aerztevertrag; hier nochmalige Beratung des An— trags auf Vertragsänderung aufgrund der durch den Krieg veränderten Verhältniſſe. Dem Gemeinderat wird von dem Schreiben des Verbandes der Kaſſenärzte vom 18. 5. 1917 Kenntnis gegeben. 3. Mutter- und Kinderfürſorge; hier Beteiligung der Gemeinde an den durch die Beratungsſtelle pp. entſtehenden Aufwendungen. Der Gemeinderat bewilligte als jährlichen Beitrag 100 Mark. 4. Erweiterung des Feldſchutzes. zahl Belſchützen beſtellt. 5. Neubeſetzung einer Hilfspolizeidienerſtelle. Nachdem Hilfspolizeidiener Helbig zum Militär eingezogen, wird die Stelle neu ausgeſchrieben. f 6. Geſuch um Aufnahme als Ortsbürger der engeren Gemeinde Viernheim. Der Gemeinderat genehmigte den Antrag. J. Wahl der örtlichen Kommiſſion für die Steuerver— Es werden eine An— anlagung. Für die nächſten 3 Jahre wurden als Mitglieder gewählt die Herren Chr. Adler 1., Mich. Adler 7., Adam Brechtel J., Val. Hofmann 6., Adam Faber 1. und Lorenz Roos J.; als Erſatzmänner die Herren Franz Gutperle J., Gregor Gärtner J. und Val. Wunderle J. J. Beerdigung von Kriegsteilnehmern. Der Gemeinde— die Trauer⸗ muſik bei dieſen Beerdigungen. Chriſtliche Gewerkſchaften und Neuordnung. Geſamtverbandes der chriſtlichen Gewerkſchaften A. Stegerwald ſchreibt in der„Weſtdeut— ſchen Arbeiterzeitung“?„Wir wollen keine einſeitige Maſſen— herrſchaft weden im Reich noch in Preußen. Wir bekämpfen die Klofſenherrſchaft von oben und widesſetzen as auch einer eto ſeiligen Maſſenherrſchaft von unten.“ Im einzelnen vertritt er folgende Forderungen: 1. eine ſtarze Monarch ic, bie darch breite Vollskreiſs geſtützt und getragen wird, mit Beibehaltung der Beſtellung der leitenden Beamten durch den Monarchen kein parteipolitiſches Beamtentum und beine parteipolit'ſchen Srö— mungen im Offizierkorps; 2. ein aus volkstümlichen Wahlen zuſammengeſetztes preußiſches Abgeordnetenhaus bei allgemeinem, geheimen, gleichen und direkten Wahlrecht, eventuell unter Vorausſetzung der Steuerpflicht und beſtimmter Dauer der Seßhaftigkeit an einem Ort, ſowie für Schutz der Minder— heiten durch ein Verhäftuiswahlſyſtem, 3 Zuſammenſetzung des Hertenhauſes aus allen Volksſchichten durch Heranziehung ihrer führenden Köpfe, und zwar Vertretung der führenden Grup— pen, ihrer Bedeutung entſprechend; 4. eine Verfaſſungsbeſtünmung der Art, daß die bedeulſamſten Grundfragen des Staates nicht durch einfache Mehrhetien entſchieden werden können. Der Generalſekretär des Internationaler Gewerkſchaftskongreß in Stockholm. Stockholm, I.. Juni. Der internationale Ge— werkſchaftskougreß, auf dem Hollond, Dänemark, Nor— wegen, Schweden, Finnland, De tchland, Oeſterreich, Un— garn und Bulgarien ver ſreten ſind, iſt eröffnet worden. Er lädt die gewerkſchaſftlich orgauiſierte Arbeiterklaſſe aller Länder zu einer neuen Konferenz in der Schweiz im September 1917 ein. Jedes Land ſoll bis zu zehn Vertreter dorthin entſenden. Der Kongreß beſehloß, an Jouhaux, den Vorſland des Geueralausſchuſſes der Ge— werkſchaften Fraukreichs, ein Telegramm zu ſenden, in dem er die Beſchlüſſe in Leeds im Jult 1916 als ein günſtiges Zeichen des guten Willens begrüßt, das zu beſeitigen, was ſeit dem Kriege die Arbeiter trennt. Der Kongreß beſchloß nach dem Vorſchlage Legiens dem Arbeiter- und Soldateurat in Petersburg telegra⸗ phiſch den Wunſch zu übermitteln, daß er ſich auf der Zuſammenkunft in der Schweiz vertreten laſſen möge. Engliſch⸗franzöͤſiſche Nriegsziele. Die ruſſiſche Friedensformel„Ohne An⸗ nexionen und Entſchädigung“ iſt den Krieg⸗ machern in London und Paris böſe in die Glieder gefahren. Die Hetzpreſſe diesſeits und jenſeits des Kanals hat alle Hände voll zu tun, um den Eindruck dieſer Friedensformel im eigenen Lande zu verwiſchen. In dieſem Be⸗ mühen ſchreibt der„Globe“:„Es beſteht Ge⸗ fahr, daß die Demokratien, die immer einen Hang zur Sentimentalität haben, ſich von dem Ruf:„Friede ohne Annexionen!“ täuſchen laſſen werden. Dieſer Ruf kommt von den dem preußiſchen Militarismus ergebenen deut⸗ ſchen Sozialiſten; dabei muß es auffallen, daß dieſer Ruf niemals ertönte zu einer Zeit, wo es den Anſchein hatte, daß Deutſchland den Krieg gewinnen und von ſeinen Gegnern Land und Kriegsentſchädigung beanſpruchen könnte. Friede ohne Annexionen würde bedeuten, daß Deutſchland Elſaß⸗Lothringen behält, daß Sſter— reich auch fernerhin viele fremde Völker tyrannieꝛren würde, daß die Dardanellen türkiſch sleiben und daß die Araber und Syrier nie vom türkiſchen Joch befreit werden. Für uns würde ein ſolcher Friede mehr wie für jedes andere Land bedeuten, denn es müßten dann die Kolonien, die ſeit Jahren den ſüd⸗ afrikaniſchen und auſtraliſchen Dominien ein Dorn im Auge waren, zurückgegeben werden. Wenn ein ſolcher Friede das Reſultat des Krieges ſein ſoll, dann hätten wir beſſer getan, uns nie daran zu beteiligen.“ Und der Pariſer„Radical“ ſchreibt:„In Erwägung einer möglichen Niederlage hat die deutſche Diplomatie als Loſungswort für die Erörterung der Kriegsziele ausgegeben:„keine Annexionen“. Der deutſche Reichskanzler hofft damit Frankreich die Rückgabe von Elſaß-Loth⸗ ringen zu verweigern, Serbien, den ſlawiſchen Völkern Oſterreichs, Armeniens uſw. ihre recht— mäßigen Anſprüche vorzuenthalten. Das Haupt⸗ ziel des Krieges wird, ſo aus den Augen ver— loren, nämlich die Zerſchmetterung des preußiſchen Militarismus und die Verpflichtung, Deutſch— land für die kommenden Jahrhunderte un— ſchädlich zu machen. Frankreich, Belgien und England werden dieſes Ziel nur erreicht haben, wenn ſie Herren des linken Rheinufers ſind. denn Englands erſte kontinentale Verteidigungs— linie liegt am Rhein und nirgends anders. Das muß unſere Loſung bleiben gegenüber den Irrtürmern der äußerſten ruſſiſchen Par— teien.“ Das Kriegsziel Englands und Frankreichs, die linke Rheinſeite von Deutſchland zu trennen, wird aber beſonders ſcharf umriſſen in einem Artikel des„Drapeau', in dem es u. a. heißt: „Man braucht gar nicht anzunehmen, daß man aus den links des Rheins wohnenden Deutſchen von heute auf morgen franzöſiſche Wähler machen könne. Zweifellos würden aus der Annexion deutſcher Gebiete für Frankreich und für Belgien erhebliche Hemmniſſe erwachſen. Ehemals zwar ſtanden die Bewohner jener Gebiete unter fran— zöſiſcher Herrſchaft und ſchieden ſogar ungern aus ihr; lange Zeit beſtand noch eine franzöſi— ſche Tradition auf dem linken Rheinufer; aber ſie iſt verſchwunden und vergeſſen und die Bonner und Trierer ſind richtige Preußen geworden. Es wäre ſinnlos, zu glauben, daß die heutigen Franzoſen dort mit offenen Armen aufgenommen würden, wie ſeinerzeit die Soldaten der Revolution. Die Annexion dieſer germaniſierten Gebiete würde nach dem Krieg die Probleme ſicher nur verwickeln. Indes man muß dieſes Problem, wie ſo viele andere, mutig ins Auge faſſen, da die Sicherheit ganz Europas davon abhängt. Kein preußiſcher Sol⸗ dat darf auf dem linken Rheinufer ſein! Das muß unſere Mindeſtforderung ſein; wir wollen keine Wiederholung dieſes fürchterlichen Krieges innerhalb der nächſten 50 Jahre. Das geſamte deutſche Volk erkennt jene Papier- fetzenpolitik an: Not kennt kein Gebot. Und es glaubt, ſeine Einwohnerzahl gebe ihm das Recht, ſich die Länder anzueignen, die es braucht. Wir Belgier und Franzoſen ſind in der Minder— zahl und werden es noch lange ſein; anderer— ſeits iſt unſer Boden der reichſte. Deshalb iſt damit zu rechnen, daß die deutſche Demokratie, wenn ſie eines Tages gegründet wird, die Ab⸗ ſichten des Deutſchen Reiches wieder aufnimmt. Nun noch zum Teilungsplan! Viele Leute in Frankreich und England hoffen, dem be⸗ ſiegten Deutſchland einen neuen weſtfäliſchen Frieden aufzwingen zu können. Das iſt aber ſehr unwahrſcheinlich; denn man zwingt einem Volke nicht gegen ſeinen Willen ein Regime auf. Ihre Einheit, an der ſie feſthalten, und ihre Anhänglichkeit an den Kaiſer oder an das Reich erklärt ſich daraus, daß ſie in beiden das Abbild ihrer Einheit ſehen. Alſo müſſen wir, da unſer wahres Kriegsziel die Verhinderung einer Wiederholung dieſes Krieges iſt, vor allem eine gute Grenze verlangen, die leicht zu ver— teidigen iſt und nicht Lüttich und Nancy in Reichweite der feindlichen Kanonen läßt. Weiß jemand dafür eine andere als den Rhein?“ Das ſind nicht etwa vereinzelte Stimmen, es ſind nur die markanteſten. Das Ziel der Engländer und Franzoſen iſt unverändert ſeit Kriegsausbruch dasſelbe geblieben: Vernichtung Deutſchlands um jeden Preis! Gibt es an⸗ geſichts ſolcher Feindſchaft eine andere Ver— teidigungsmöglichkeit als den Sieg? Deutſch— land hat keine Wahl. Es kann mit dieſen Feinden erſt verhandeln, wenn ſie ſich überzeugt haben, daß Deutſchlands Volk moraliſch ſtark genug iſt, alles auf ſich zu nehmen, was auch immer die lange Kriegsdauer in ſich beſchloſſen halten mag, und daß Deutſchlands Heere nicht zu beſiegen ſind. Mehr denn je muß in dieſen Wochen deshalb die Deviſe jedes Deutſchen lauten: Durchhalten! koſte es, was es wolle. verſchiedene Kriegsnachrichten. Die Lage an der Weſtfront. Der Londoner, Daily Telegraph', der ſonſt ſo zuverſichtlich iſt und gern den Mund ein wenig voll nimmt, ſchreibt in einem Artikel über die Kämpfe im Weſten:„Wir haben Stellungen ge— nommen, die ſeit mehr als zwei Jahren mit allen Hilfsmitteln der Technik ausgebaut worden ſind und die als uneinnehmbar gelten konnten. Aber Erfolge müſſen nach ihrem praktiſchen Wert bemeſſen werden. Wir müſſen uns fragen, ob wir nicht demnächſt vor einer zweiten oder gar einer dritten deutſchen Ver— teidigungslinie ſtehen werden, deren Bewälti⸗ gung wieder ein Jahr ununterbrochene Vor— bereitung in Anſpruch nehmen wird, während deſſen der U-Boot⸗Krieg monatlich über eine Million Tonnen Laderaum vernichtet. Vorläufig liegt der neue Streifen unter ſchwerem deutſchen Feuer. Heiße Kämpfe werden noch bevorſtehen. Die Abnutzung der deutſchen Truppen— macht iſt angeſichts des mehr und mehr um ſich greifenden U-Boot⸗Krieges, des großen Kräfte⸗ verluſtes Frankreichs und überhaupt angeſichts des ganzen gegenſeitigen Stärkeverhältniſſes und mit Rückſicht darauf, daß amerikaniſche Truppen in wirklich großer Anzahl noch nicht ausgebildet, geſchweige denn eingetroffen ſind, viel zu gering, ſo daß man bei nüchterner Abſchätzung der bis— herigen Erfolge der zweiten Offenſive nur von einem örtlichen Erfolg ſprechen kann, während die ganze Lage uns zwingt, große, durchgreifende Erfolge bald herbeizuführen. * Frankreichs ſchwarze Helfer. Die niederträchtige Behandlung, die die Franzoſen ihren farbigen Hilfsvölkern an⸗ gedeihen laſſen, und die an die ſchlimmſten Zeiten der Negerſklaverei erinnert, kommt bei allen Vernehmungen dieſer Gefangenen zu er— ſchütterndem Ausdruck. Die Eingeborenen ſind infolgedeſſen gegen ihre weißen Peiniger aufs äußerſte erbittert. Ein algeri⸗ ſcher Kabyle vom 2. Turko-Regiment, der am 1. Juni bei Moncel zu den Deutſchen überlief, erzählte, wie er mit anderen gewaltſam von Gendarmen zum Heeresdienſt ausgehoben wurde. Täglich wurde mit Prügeln auf ſie eingeſchlagen. Etwa 20 von ihnen ſeien von den franzöſiſchen Offizieren erſchoſſen worden, als ſie ſich geweigert hätten, als Mohammedaner gegen die Bundesgenoſſen der Türken zu kämpfen. Gefährlichkeit deutſcher Feſſelballons. Ein am 18. Mai von den Deutſchen ge⸗ fangener engliſcher Fliegeroffizier erklärt, daß die Angriffe gegen deutſche Feſſelballons neuer⸗ dings höchſt gefährlich geworden ſeien, da gegen die deutſchen Abwehrmaßregeln gar nichts mehr hülfe. Der Gefangene hatte am 18. Mai abends mit drei anderen Nieuport⸗ Einſitzern vier deutſche Feſſelballons angreifen ſollen. Drei der Angreifer wurden abgeſchoſſen, zwei davon waren tot, auch der Gefangene hatte Treffer im Motor und Behälter. Er er⸗ zählte, daß ſich jetzt niemals mehr wie früher Freiwillige zu dieſer Aufgabe meldeten. Portugal kriegsmüde. Portugieſiſche Gefangene vom 84. Infanterie⸗ regiment, die am 1. Juni bei Richebourg in deutſche Hände fielen, berichten, daß ſich bei ihrer Einſchiffung unerhörte Vorgänge abgeſpielt haben. Faſt keiner, vom einfachen Soldaten bis hinauf zu den Offizieren, ging gern nach Frankreich. Dem Hauptmann Machado fiel es daher nicht ſchwer, mit zehn Regimentern eine Revolte zu organiſieren. Zur Strafe wurde er nach Angola in eine Art Ver⸗ bannung geſchickt; die zehn Regimenter blieben zwei Monate in Feſtungshaft. K Neue Meutereien in Rußlands Armee. Nach engliſchen Zeitungen ereignete ſich abermals eine Meuterei in der ruſſiſchen Armee. Ganze Regimenter haben, da man den Befehl zu einer baldigen Offenſive erwartet, Vorbereitungen zur Abreiſe in die Heimat getroffen. Teilweiſe hatte man ſchon Lokomo— tiven und Züge beſchlagnahmt. Nur die Über⸗ redungskunſt eines Generals vermochte die Sol— daten vorläufig noch zum Bleiben zu bewegen. Es ſcheint, daß die Bauern zahlreiche Briefe an ihre Söhne geſchrieben haben, in denen geſagt wird, daß infolge des Anerbietens eines ehren— vollen Friedens weitere Kämpfe unnötig ſeien. Im übrigen ſtehe die Verteilung des Grund— beſitzes bevor, bezw. ſie müſſe erzwungen wer- den. Die Acker müßten jetzt unbedingt beſtellt werden, da ſonſt Rußland im nächſten Jahre eine Hungersnot haben werde. Dolitiſche Rundſchau. Deutſchland. * Das Reichsamt des Innern hat einen Geſetzentwurf ausgearbeitet, der die Ausfuhr von Kunſtwerken und Antiquitäten für Kriegsdauer und für die Zeit der Übergangs— wirtſchaft verbietet. Der Entwurf liegt gegenwärtig dem Bundesrat vor. Es ſollen nur ältere Kunſtwerke von dieſem Verbot be— troffen werden und Schöpfungen lebender Meiſter nach wie vor die Exporterlaubnis er— halten. * Wie verlautet, wird die Regierung dem⸗ nächſt einen neuen Entwurf betr. ein Arbeits ⸗ kammergeſetz vorlegen, das noch in dieſem Jahre verabſchiedet werden ſoll. Bekanntlich ſah der 1911 geſcheiterte Entwurf Arbeits- kammern vor, in denen Arbeitgeber und Ar— beiter gemeinſam ihre Intereſſen wahrnehmen und insbeſondere auch den wirtſchaftlichen Frieden pflegen ſollten. In den Kreiſen der organiſierten Arbeiterſchaft iſt vielfacher Wider— ſpruch gegen eine ſolche gemeinſame Vertretung und demgemäß der Wunſch laut geworden, aus— ſchließlich aus Arbeitern zuſammengeſetzte Ar— beiterkammern als berufene Vertretung der Arbeiterſchaft zu begründen. Wie es jetzt heißt, würde die Regierung ſich nun gegen den Ge- danken beſonderer Arbeiterkammern neben den Arbeitskammern nicht grundſätzlich ablehnend verhalten. * Über die Friedens ausſichten ſprach der konſervative Abg. v. Heydebrand vor einer Verſammlung in ſeinem Wahlkreiſe. Er gab der Anſicht Ausdruck, die ſich auf den Aus— ſpruch eines Admirals ſtützt, daß England in längſtens zwei Monaten ſoweit ſein werde, daß es am Ende iſt. An einen Sonderfrieden mit Rußland glaubt Herr v. Heydebrand nicht, da 0 ö die Zuſtände im Innern Rußlands zu ungeklärt ſeien. s„ Oſterreich⸗ ungarn. “König Ferdinand von Bulgarien hat Kaiſer Karl bei deſſen Aufenthalt in Ebenthal daz Tapferkeitskreuz 1. Klaſſe verliehen und es ihm ſelbſt übergeben. Die Verleihung dieſer höchſten bulgariſchen Auszeichnung an Kaiſer Karl ſſt nach Verleihung des Großkreuzes des Milltär⸗ Marla⸗Thereſien⸗Ordens an König Ferdinand ein neuer Beweis für die im Kriege durch Kampf und Sieg geſtählten freundſchaft⸗ lichen Beziehungen zwiſchen den Dynaſtien und den Völkern Oſterreich⸗ Ungarns und Bulgariens, die ſeit ſo langer Zeit erfreulicherweiſe beſtehen. England. * Die Rückkehr Churchills ins Mini⸗ ſterium(ihm ſoll die Luftſchiffahrt unterſtellt werden) findet in weiten Kreiſen heftigen Wider⸗ ſtand. So erklärt z. B. Lord Beresford, die Schuld an dem mißglückten Dardanellenfeldzug die offiziell dem toten Lord Kitchener in die Schuhe geſchoben wurde, trage allein Winſton Churchill. Bemerkenswert iſt das dem Lord entſchlüpfte Geſtändnis, die Dardanellen⸗Expe⸗ dition ſei der unglücklichſte Feldzug geweſen den England geführt habe. Er habe 6 Mil⸗ liarden Mark verſchlungen und Tauſenden von Soldaten das Leben gekoſtet. Italien. Daß die Vierverbandsgenoſſen der italie⸗ niſchen Proklamation in Albanien nicht ohne weiteres zugeſtimmt haben, erregt in Rom ſtarkes Mißvergnügen. Die Preſſe erklärt, Italien gab in dieſem Kriege ſein äußerſtes her und könne deshalb wohl Berückſichtigung ſeiner Intereſſen in Europa, Aſien und Afrika fordern. Die Miniſterkriſe, von der man allgemein ſpricht, iſt wohl dadurch heraufbeſchworen, daß der Außenminiſter nicht vor ſeiner Proklamation ſich mit den andern Miniſtern beraten und unter⸗ laſſen hat, die Stimmung bei den Bundes genoſſen zu erkunden. Rußland. Um die etwaige Neigung zu einem Sonder⸗ ſrieden im Keime zu erſticken hat Präſident Wilſon eine Mitteilung an die ruſ⸗ ſiſche Regierung gerichtet, die noch ein— mal die Kriegsziele der Ver. Staaten darſtellt. Zu dem langatmigen Phraſengeklingel wird der Sieg über Deutſchland als unbedingt notwendig bezeichnet, weil Deutſchland ſchon ſeit langem die Freiheit der Welt bedroht habe. Um die „Verbrüderung der Menſchheit“ herbeizuführen, muß Deutſchland unterjocht und darf der Zu— ſtand wie vor dem Kriege(alſo ein Friede ohne Annexionen und Entſchädigungen) nicht wieder hergeſtellt werden. Iſt Deutſchland beſiegt, ſo können ſich die Gegner groß mütig erweiſen, aber ſie dürfen nicht ſchwach ſein.(Herr Wilſon, der jetzt auch San Domingo zum Kriege mit Deutſchland gezwungen hat, entpuppt ſich immer deutlicher als der wahre Hort der menſch— lichen Freiheit, als Schützer der kleinen Nationen, als Bringer des Weltfriedens.)— Die Politik für die mit der Note Rußland eingefangen werden ſoll, findet aber wenig Gegenliebe. wird Kerenskt wegen ſetner Offenſivpläne heſtig befehdet und die ſozialiſtiſche Preſſe fordert er— neut die Durchſicht der Verträge mit dem Vier— verband und Anderung der Be— ziehungen zu den Verbündeten. Der Offenſivverſuch Rußlands diene nur dazu, „den imperaliſtiſchen Franzoſen Elſaß-Lothringen und Syrien, den Engländern die deutſche Kolonien, den Italienern Trieſt und Südtirol und dem rumäniſchen König die ſerbiſchen, bulgariſchen und ukrainiſchen Landesteile, zu er⸗ obern.“ Aſien. * Japaniſche Blätter beſtätigen die Be⸗ ſetzung der ruſſiſchen Teile der Man⸗— dſchnrei durch die Japaner. Sie zwar dieſe Beſetzung eine friedliche Invaſion und ſchreiben, daß einwandernde Handwerker Arbeiter die ſelten gewordenen Arbeitskräfte und den verlaſſenen Kleinhandel erſetzen ſollen. Die Weltgeſchichte kennt jedoch genug Beiſpiele da— für, was eine derartige„friedliche“ Durch dringung in Wirklichkeit bedeutet. nennen Die Irrfahrt im Glück. Roman von Albert Peterſen. (Fortſetzung.) Heinz hatte die Abſicht gehabt, nach Grünen— zal zu gehen, um ſich die über den Nord-Oſtſee⸗ kanal führende Hochbrücke anzuſehen. Jetzt aber ſiegte die Hoffnung, er könnte vielleicht jene Frau wiederſehen, und er kehrte in den„Dith-⸗ marſcher Hof“ zurück. Und wirklich hatte er Glück. Als er in das Haus treten wollte, kam„ſie“ ihm entgegen. Sie hielt an jeder Hand ein friſches, pauswangiges Kind, einen Knaben und ein kleineres Mägdlein. Zwar ſtörte ihn im erſten Augenblick der Ge— danke, daß ſeine Madonna ſchon zwei Kinder habe. Aber er ſagte ſich, daß ſie gerade darum noch anziehender ſei, weil ſie ſich trotz aller Mutlerwürden noch ſo etwas zart Mädchen— haftes erhalten habe. Und dann— ſie hatte ihn angeſehen! Und er ſtellte feſt, daß in ihren rehbraunen Augen ein Glänzen und Funkeln wie von tauſend Sonnenpunkten ge⸗ weſen ſei. Froh trat er in die Gaſtſtube. Der Wirt näherte ſich ihm und fragte:„Ent⸗ ſchuldigen Sie, ſpielen Sie Skat, Herr?“ Heinz muſterte den Frager recht erſtaunt. Da aber trat ein ſtädtiſch gekleideter Mann mit leichtergrautem Vollbart hinzu, ſtellte ſich als ſtaufmann Vendelow aus Kiel vor und fragte: Spielen Sie Skat? Es wäre famos. Meine Frau iſt eben mit den Gören in den Wald 9 Heinz war innerlich ergrimmt, daß dieſer Mann die Kinder ſeiner Madonna„Gören“ nannte, noch mehr, daß dieſer ältliche Philiſter der Ehemann jener reizenden Frau mit den tauſend Sonnenpunkten in den Augen war. Aber— wenn er den Mann kennen lernte, konnte er vielleicht auch die Frau kennen lernen, alſo—— Und bald ſaßen ſie beim Slat, pafften, daß ſich ein bläulicher Hecht durchs Zimmer wälzte, und tranken, daß der Wirt ſein Schmunzeln unterdrücken mußte. Mährend ſie beim Spiel ſaßen, traten zwei Bauern ein, tranken an der Tonbank einen „düchdigen Eisbrecher“ und gingen wieder. „Düchdigen Eisbrecher?“ fragte Heinz lachend, „was iſt das?“ „Soll ich'nen bringen?“ entgegnete der Wirt ſchnell,„iſt gut gegen die Hitze.“ „Aber das Zeug dampfte ja.“ „Hitze wird durch Hitze vertrieben,“ belehrte der Wirt wichtig,„oll ich drei bringen?“ „Meinetwegen,“ rief Heinz. Er fühlte ſich ſo froh und vergnügt, als gälte es, heute noch einen Streich auszuführen. Der Kaufmann ſchien weniger erbaut von dem Vorſchlag. Aber er goß ſeinen Halben hinunter und ſtieß mit den beiden an. Das aus Rotwein und Rum zuſammen⸗ gebraute Getränk ſchmeckte ſehr lieblich. Nur fühlte Heinz, daß er ſchon nach dem dritten Glas ein wenig bezecht wurde. Und der Kieler, der ſonſt einen ſo ernſten Eindruck machte, lachle dröhnend, ſchlug wie ein alter Lands⸗ egangen. Nun hat man Ruhe. Spielen Cel f 0 U 0 N knecht mit der Fauſt auf den Tiſch. ließ ſort⸗ 1 während den kreiſchenden Spielautomaten mit dem Gaſtzimmer. * Pauken und Trompeten ſpielen und verſicherte ſchon nach dem vierten Glas, Heinz wäre der beſte Kerl, den er in ſeinem langen Leben ge⸗ troffen. Nach dem fünften Glas aber warf er das Glas auf den Fußboden und erklärte lallend, daß er müde wäre. Und er begann gerade, ſchwankend mitten im Lokal ſtehend, ſeine Weſte aufzuknöpfen, als die weißgekleidete Frau im Rahmen der Tür erſchien und mit ent⸗ ſetztem Blick auf die Szene ſtarrte. Heinz glaubte hier eine Erklärung geben zu müſſen, ſtellte ſich vor, wollte eine wohlgeſetzte Rede vom Stapel laſſen. Aber ſie ſah ihn an mit zornigen Augen, in denen von Sonnen⸗ punkten nichts zu entdecken war, und ſagte: „Schämen Sie ſich, meinen Mann betrunken zu machen,“ ging mit geringſchätzigem Blick an ihm vorbei und führte ihren bezechten Ehemann aus * Am nächſten Morgen wachte Heinz mit recht gemiſchten Gefühlen auf. Er ſtarrte gegen die Decke, fühlte den dumpfen Schmerz im Kopf und ein ebenſo dumpfes Quälen im Herzen. Abwechſelnd dachte er an Eisbrecher und Frauen⸗ augen mit tauſend Sonnenpunkten. Endlich ſprang er aus dem Bett, duckte den Kopf in die umfangreiche Waſchſchüſſel, band dann das naſſe Handtuch um die⸗klopfenden Schläfen und bildete ſich ein, in ſeinem ganzen Leben alt nicht einen ſolchen Katzenjammer gehabt zu aben. Jetzt erſt ſiel ihm auf, daß es im Hauſe noch ſo ſtill wor. Sechs Uhr. Donnerwetter, da Dienſtmädchens: mir nie geliebt...“ bekommt man ja noch nicht einmal Kaffee. ſchon drangen vom Gaſtzimmer her die weniger wohllautenden als lauten Geſangübungen „Duch du, duch du, du has Heinz mußte trotz ſeiner zerknirſchten Slim, mung lachen. Er kleidete ſich au und ging hie unter. auf den Tiſchen, die Diele war halb unten Waſſer, und mitten in dieſer Sündflut erhol In der Gaſtſtube ſtanden die Stühle ſich wie ein Gebirge Ararat ein überſtarles Mägdelein mit Armen wie ein Boxer, Fäuſten wie ein Steinklopfer, mit knallrotem Haar und grünen Augen, blauroten Backen, die an Po⸗ ſaunenengel erinnern mußten und unzähligen Sommerſproſſen. Heinz Schwarzens erſter Ge danke war: wie kann ein Menſch nur ſo häß⸗ lich ſein. Als die Holde den Frühaufſteher bemerke, ſagte ſie gleich in ſpöttiſchem Tone:„Na, haben Sie Ihren Brand ausgeſchlaſen?“ „Aber— aber erlauben Sie mal—“ „Ach was, ſchnacken Sie doch. Was erlauben Sie ſich denn! In Gegenwart von Gäſten mich abzuküſſen. Und Frau Vendelow hat es auch geſehen. Was muß die denken? Und dann ſagten Sie: Holdes Weib mit tauſend goldenen Sonnenpunkten.— Ich will Ihnen nur ſagen: Wenn Sie damit meine Sommerſproſſen meinen — das liegt bei ums in der Familje, da kann ich nix vor.“ Ach du liebe Zeit. Wie hatte er ſich bla⸗ miert! Dieſe vermaledeiten Eisbrecher. 5 „Kind, ſeien Sie gut. Bringen Sie m Kaffee.“ bat er ein wenig kleinlaut. 0 och vie! 1 Der Streit in China. Als Anfang März beide Häuſer des chine⸗ ſiſchen Parlaments den Bruch mit Deutlſchland mit großer Stimmenmehrheit guthießen, ſtand bereits für jeden Eingeweihten ſeſt, daß dem Bruch auch ſehr bald die Kriegserklärung folgen werde. Es könnte deshalb überraſchen, daß es trotzdem nun wegen der Kriegsſrage noch zu ernſten politiſchen Zerwürfniſſen gekommen iſt. Aber bereits im März war das politiſche China in dieſer Frage in, zwei gegenüherſtehende Gruppen geſpalten: die Partei der Gemäßigten und die Militärs, mit ihnen der moderne Weiſe Liang⸗Tſchi⸗iſchao und der Premierminiſter Tuan Tſchi⸗jut, von denen Deutſchland am eheſten hätte Wertſchätzung erwarten können, forderten Chinas Beitritt zum Vierverband in vollem Einvernehmen mit Japan, während die Radikalen Chinas Anſchluß an Amerika zum Schutz gegen Japan befürworteten. Die Ge⸗ mäßigten mit Liang und Tuan an dee Spitze waren gegen die Gefahren, die ihrem Land von Japan drohen, nicht blind, aber es drängte je— Premier Tuan empfindet überhaupt eine gewiſſe Hochachtung für Japan—, die freund⸗ ſchaftlichen Erklärungen Terautſchis und Mo⸗ tonos auf die Probe zu ſtellen und überhaupt aus der durch den Krieg neu geſchaffenen Lage die Folgerung zu ziehen, daß China die bisher befolgte Gleichgewichtspolitik aufgeben und ver⸗ ſuchen muß, ſich mit Japan, das die nach ihrer Anſicht ſiegreiche Mächtegruppe als erſte Macht im fernen Oſten anerkannt hat, gutzuſtellen. Das Freundſchaftsverhältnis zu und überhaupt der Gegenſatz mochten ihnen dabei als genügend ſtarke Rückverſicherung gegen etwaige Gelüſte Japans, ſich Übergriffe zu erlauben, erſcheinen. »Die Radikalen, denen der Präſident der Re⸗ publik Li Hüan⸗hung naheſteht, verwarfen jedoch die Politik als zu gefährlich und ſahen das Heil des Landes allein in dem engen und offenen Anſchluß des Landes an Amerika. Der Streit zwiſchen dem Präſidenten und dem Premier im Anfang März iſt von der engliſchen Es handelte ſich nicht darum, daß Präſident Li an ſich zögerte, Preſſe falſch gedeutet worden. mit Deutſchland zu brechen, ſondern das Haupt der chineſiſchen Republik widerſetze ſich der Ab— ſendung eines Telegramms durch das Kabinett nach Tokio, in dem Chinas Kriegspolitik ange- kündigt werden ſollte, und verlangte überhaupt die vorherige Zuſtimmung des Parlaments zu dem Bruch mit Deutſchland. Auch heute ſcheint China in ein Vier⸗ verbands⸗(Japan⸗) und ein Amerika⸗Lager ge⸗ ſpalten zu ſein. Der Konflikt iſt dadurch ver⸗ ſchärft worden, daß der Streit von der Oppo⸗ ſition auf das innerpolitiſche Gebiet hinüber⸗ getragen worden iſt. Die Radikalen haben die Parole ausgegeben, das Kabinett wolle nur den Beitritt zum Vierverband mit ſeinem aktiven Kriegsprogramm, um auf dieſe Weiſe die Macht der herrſchenden Militärpartei zu beſeitigen. Hinzu kommt die Stellungnahme der Ultra⸗ radikalen, die unter Führung Sun Yat-ſens und Tang Schao⸗yis aus innerpolitiſchen Opportuni⸗ lätsgründen und ſicherlich nicht aus irgendwelcher Sympathie für Deutſchland eine Parteinahme Chinas am Krieg überhaupt verworfen haben. Sun Yat⸗ſen haben die chineſiſchen Radikalen ſchon längſt abgeſchüttelt, aber Tangs N hat weiter im radikalen Lager einen m Klag behalten. Der Einſpruch, den Tang 2 St. lenberg b Oberſchleſien, das jetzt zwiſchen Gleiwitz und Aktiengeſellſchaft Hohen- W zwölſter Stunde Anfang März an chineſiſche Parlament gegen das Kriegsprogramm des Kabinetts richtete, hat deshalb im Lande ein gewiſſe Wirkung gehabt. Wie die Dinge ſich entwickeln werden, iſt nicht zu überſehen, aber es iſt für die allge⸗ meine Lage bezeichnend, daß Sun Yat-⸗ſen, wie erſt jetzt bekannt wird, eine lange Denkſchrift an hat, die engliſche Regierung gerichtet gleicham eine Warnung enthält, China zum Antritt in den Krieg zu zwingen, weil das zolk den Eindruck gewinnen könne, als ob England unfähig ſei, Deutſchlands aus eigener Kraft Herr zur werden. Englands Anſehen de auf dem Spiel. ing hat dieſe Warnung nicht beachtet. Amerika amerikaniſch⸗japaniſche das Aber die engliſche Re- Sie braucht Bundesgenoſſen, möͤglichſt die ganze Welt, um zu ſiegen. 4* Von Nah und fern. Eine Stiftung des Fürſten von Lippe⸗ Detmold. Der Fürſt von Lippe-Detmold hat den Schweſtern des Diakoniſſenhauſes in Det— mold zur Errichtung eines Alters- und Erholungs— heimes ein größeres Grundſtück im Teutoburger Walde und 20000 Mark zu den Baukoſten geſchenkt. Ein Blinder Gymnaſialabiturient. In Halle legte an der lateiniſchen Hauptſchule der Franckeſchen Stiftungen der blinde Oberprimaner Siegfried Göbel, der von Quinta an die eee WN unn Torpedos an Die Anzahl der Torpedos, die ein U-Boot mit ſich führen kann, iſt natürlich begrenzt, und der recht— zeitige Erſatz dieſer wichtigen Munition iſtef Tätigkeit des U-Bootes ſelbſtverſtändlich ma Nun können die U-Boote, wenn ihr Vorrat Torpedos erſchöpft iſt, immer nach ihrem jcht nicht der wegen Kertegswuchers verhaftete Kommerzien⸗ rat Schöndorf gegen Hinterlegung einer Sicher⸗ heſt von 2 Mill. Mk. vorläufig aus der Haft ent⸗ laſſen worden. Die Staatsanwaltſchaft erhob gegen dieſen Beſchluß Beſchwerde, und das Oberlandesgericht hat den Beſchluß der Straf— kammer aufgehoben. Schöndorf wurde daher wieder in Haft genommen. Ein Mörder ſeiner Familie. In Gotha erſchoß der Gaſtwirt Bertling ſeine Frau und fünf Kinder; dann verwundete er ſich ſchwer und wurde als Gefangener dem Krankenhauſe zugeführt. Man nimmt an, daß B. die grau ſige Tat im Irrſinu verübt habe. Anamitiſche Kulturkämpfer einer Exploſion. „Nouvelliſte 2 ͤͤÄͤÄ0 ꝗ)v ³ v I N. Coo N- 77 8 717 tos gi rs au 2 Bord eines 77 ͤ ͤdßdßdßdßdßdßbdßdTßfdßTßßbßbße. Schule als Blinder beſucht hat, die Reifeprüfun— ab. Göbel, den eine große Willenskraft aus— zeichnet, hatte ſich bereits vorher zum vater— lfsdienſt gemeldet und iſt jetzt angenommen worden. die im Kriege ihr Sehvermögen verloren haben. 4000 Zentner Obſtkernöl. * 5 land ö j e Deutſch 4000 Zentner Obſtkernöl in wonnen und an Stelle der fehlenden diſchen Rohſtoffe zur Margarineherſtellung ver— wandt werden konnten. kann und muß in dieſem Jahre ge⸗ . ſache jener Olmenge geſteigert werden. Dazu bedarf es der eifrigen Mitwirkung der geſamten Bevölkerung, die vaterländiſche Pflicht iſt. Das neue Steinkohlenbergwerk Hindenburg durch die lohewerke erſchloſſen wird, iſt bereits bis auf 125 und 130 Meter Tiefe zu dem erſten 70 Zentimeter ſtarken Flötz abgeteuft. Die beiden Schächte„Herzog von Ujeſt“ und„Stein— kohlenbergwerk Oehringen“ ſollen auf 200 Meter weitergeteuft werden, um einen Flötz von 2,20 Meter Mächtigkeit zu erſchließen. Die bis Steinkohlenbergwerks beſtehen aus den beiden Schachtkauen ſowie Keſſel-, Maſchinen- und Rechenhaus. Wieder in Haft genommen. Beſchluß Er unterrichtet Soldaten, In einem Aufrufe zur Obſtlernſammlung ſagt das ſächſiſche! Miniſterium des Innern, daß im Vorjahre etwa ſammlung auslän⸗ Allein das Ergebnis um das Viel⸗ in! werden. Dagbladet' meldet not . edler zu er l Bevölkerung vorerſt proviſoriſchen, endgültig in großartiger Weiſe auszubauenden Tagesanlagen des neuen Herbſt Auf den der Strafkammer in Düſſeldorf war auch be wun irſzenen in 2 vurde in Dubli der it ine Anſprache verhaftet. Es bei denen ein Poli Zenſur in verd Engliſche iwe Rotterd. 0 er, der in regelmäßigem Br ö d ſteht, rief ach Holland jetzt außer von de h von einem Cor daß die el Zenſur geprüften Briefe ungehindert paſſieren. in aus Ha nördlichen Finnland ſchon die herrſche. In den ganzen Getreidevorräte aufg habe i damit begonnen, Mehl aus backen zu verwenden. Die rumäniſche Erdölinduſtrie der rückſichtsloſen Zerſtörungen,! unter engliſcher Leitung haben, in planmäßigem Wied Die Produktion nimmt Finnland. Hungersnot inda, daß 1 wahrſte Hung dio die von N err ND dare 5* a „Kind?“ und ſie muſterte ihn mit gering⸗ ſchätzigem Blick,„wiſſen Sie, ich war man bloß um meine Stellung hier bang, ſonſt hätte ich Ihnen was rechts und links um die Ohren gegeben.“ 4 Und ſie zeigte ihm ihre gewaltigen quadra⸗ 10 0 0 Fäuſte. Ihn ſchauderte. Das hätte noch gefehlt. bon dieſer Holden verprügelt. „Ihr Großſtädter bildet euch wunder was ein, und eigentlich ſeid ihr doch Hanswürſte,“ begann die Rothaarige kühner. Er wollte grob werden. Aber er beſann ſich und ſagte ruhig und beſtimmt:„Nun bringen Die mir Kaffee nach der Bank unter der Linde, oder ich will den Wirt ſprechen.“ .„Den Wirt? Den kriegen keine zehn Pferde hoch. Der hat bis heute morgen hin mit Schmied Thede und dem Bahnmeiſter Skat Aber gehen Sie man raus, ich bringe gespielt. gleich Kaffee.“ Sinnend ſaß Heinz lebte an Gräſern und glitzernder Tautropfen. Die Sonne lugte über das Schieferdach des Schulhauſes. In den Gärten ließen die Droſſeln ihr Morgenlied krlönen. Der Kaffee und der Gedanke, daß Kurt Ebers heute mittag hinter ihm herreiſen würde, brachten Heinz wieder in eine beſſere Laune. Schmunzelnd ſtudierte er das Kursbuch, ſchmie⸗ bete Pläne und ſtand plötzlich lachend auf. „Iſt der Wirt jetzt aufgeſtanden?“ fragte er gas Dienſtmädchen, das mit dem Aufräumen des aſtzimmers ſertia war und hinter der Tonbank unter der Linde. Noch Er vor den Augen ſeiner Madonna Blüten ein Perlenmeer nnn den Roman im„Heider Anzeiger“ las.„Sie mußten ſich wohl gerade kriegen, das dauert noch'ne Stunde.“ „Aber ich möchte meine Zeche begleichen, denn ich will über die Hochbrücke nach Hade— marſchen gehen. Wiſſen Sie da vielleicht einen guten Gaſthof?“ „O ja, das Holſteiniſche Haus. mein Bruder geradezu vertraulich, vom getanzt.“ „So ſo, na, das war wohl ſchön. bitte, tann ich jetzt den Wirt—“ „Ich will mal fragen.“ Bald kam ſie zurück und ſchlug ein Notiz— buch auf. Da dient wurde ſie Sohn 1 als Knecht,“ und jetzt „und mit dem „A zehil' Pfennig.“ Er zahlte und gab der Maid ein fürſtliches Trinkgeld. „O Herr— mit— mit dem, was ich ſagte, meinte ich es nicht ſo ſchlimm. Und— und wenn Sie mir wirklich gern noch einen Kuß geben wollen—“ Aber er verzichtete. mit ſeinen Tälern und Hügeln recht romantiſche Gehölz, das zum Paſtorat gehörte und daher ſeit Jahrhunderten„Pagenbuſch“ hieß, gegangen war, gab er das Telegramm an Kurt Ebers auf und fuhr mit der Bummelbahn nach Hohen⸗ weſlebt, benn viel, milder als vorher antwortete die Holde:„Nein, Holmes den Karren mit den Frac Wirt habe ich zu Kaiſers Geburtstag Aber. Aber, dienern leine A zunehmen, reichen [Fremden fall ürde b 115 70 Fremden fallen würde. Alſo— im ganzen— ſieben Mark fünf⸗ a jetzt butterweichen 5 da Nachdem er ein Stündchen durch das kleine, die n. 0 den üppigen Zäunen und Roſengärten. 1 Hhor2 lbels⸗ ittag kam Kurt Eber dorf an. ſtand er auf dem Bahnhof, muſterte der berechtigte Ver ſich als Porzellan befördern laſſen. den res Dder gelben Poſtwagen jungen Leuten, deren Blick dann zu deutliche Spuren aufwies, deren Schirmmütz der Albersdorfer Gaſthöfe 11 tuenden Gegenſatz zu den der 0 lnſtalten, und Geſichtern, auf — 1 dem Reiſen warteten mi auf wen die „Sagen Sie mal, wo hat bis ein Herr aus Hamburg logiert?“ „Mit'em Zahnbürſtenbart, Ballſtiefeln Lack und'm gelben Überzieher, ſo kur Kinderhemd?“ fragte einer der o z wie'n grinsend. Ja, ja, der,“ rief Kurt ſreudi Dithmarſcher Hof. Kommen Sie man „ 0 „Im mit.“ Sie gingen durch die aumuti Kurt Ebers war über ſein ſachkundiges Vor⸗ gehen und den erſten Erfolg ſo entzückt, daß er ſich gar nicht fragte, warum der Hausknecht ihm eigentlich nicht den ſchweren Handkoſſer abzu⸗ nehmen geruhte. Bauernjungen ige Straße mit zu und ſtellt den dringenden Bedarf der Mittel⸗ mächte an den für die Kriegsführung und die Verkehrsmittel wichtigen Olen unbedingt ſicher. Das Erdbeben in Mittelamerika. Wie die Geſandtſchaft von San Salvador mitteilt, habe das Erdbeben vierzig Tote und an hundert Verletzte gefordert. In der Hauptſtadt Salvador habe es keine Menſchenverluſte gegeben. Der Sachſchaden würde auf mehrere Millionen Mark geſchätzt. Volkswirtſchaftliches. densſchluß be— dten zur Notwendigkeit, ing der Mindeſtſätze der Familienunter⸗ f Erſtattung der Zinſen bedacht zu er erſten Abſchlagszahlung die worden ſind, hat ſich die meinden noch weiter ver⸗ neuen Eingabe des Deutſchen teichsſchatzſekretär wird wieder— 0 lung von wenigſtens Rückzahlung der Zinſen ſchließt mit dem Hin⸗ die Erſtattung der von verauslagten Zinſen nicht gen, neuerdings ſogar hin⸗ Mindeſtſätze aufgegeben jaftlich beſtellte Fläche im rwaltung in Rumänien ren 2,70 Millionen zr trotz des Krieges alſo nur um 40 000 bau zurück. Davon is je 1,1 Millionen Hektar, mit Hülſen⸗ mdLeiſtung iſt um ſo g. April beginnen t überall zufrieden⸗ eee halle. Schaffranski Mädchen von Mace j les 1— er l 728 1 1 u des Arbeiters ein Kind, ein gen der 9 ſeinem Bette daß der auch oft auf dem hon der entmenſch— ritten geſchlagen ag das Kind im en mußte, nach Behandlung. Die de vom Schwurgericht zu kammer wurden drei Auguſt Vamzheheven i roßen Gute nge Saat⸗ 8 Zuchthaus ver⸗ indlung hervorgeht, war jrt, um unſere Ernte zu Anklage der ſchweren Er— J mit dem Verbrechen des alte Maſchinenſchloſſer der einige Monate t Fritz Kühn vor der ſchen hatten gemein— n ermorden, 140 Mark er⸗ en Sitzung Urtei 51 ngen noch mit einem Außerdem 0 verbotenen ochen Haft beſtraft. * rr „ aer dene Aorte. nicht Pläne iachen, denn der Karten — gerade Bismarck. Mar As Moiſo Welt, dem Weiſen F. F. 1915. kunſt iſt Reden der Spähermiene eines Sherlock Kaffee ſa Ob der nun at war e Ein freudiges über ſein Ge⸗ ſicht, und als der Wirt das Vier brachte, ſragte Bis heute früh hat mein Freund hier bei il vom Geſchäff Mais Wiſjen zhnen gewohnt. wichtige M „ wohin er ge er Wirt ſann nach „Nee, heute früh war Aber— warten Sie mal; leich!* Er Maid nicht neiß 98 IB es ich Riek viel⸗ ilte hinaus, und bald erſchien die holde mit den tauſend Sonnenpunkten auf Naſenrücken und Wangen. „Ah— Fräulein, hat der Herr, der heute abfuhr, vielleicht geſagt, wohin er fahren wollte!“ fragte Kurt. (Fortſetzung folgt.) Irc 2