licher Teil. Bekanntmachung. Betr.: Den Polizeidienſt in der Gemeinde Viernheim. Die Stelle eines Hilfspolizeidteners iſt neu zu beſetzen. Bewerbungen mit Lebenslauf ſind bis 25. ds. Mts. bei uns einzureichen.(Gehalt 100 M. monatlich.) Viernheim, den 15. Juni 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Bekanntmachung Betr.: Ausführung der Friedhofs⸗ ordnung. Johann Sander 2. dahier wurde als Friedhofsaufſeher und Totengräber der Gemeinde Viernheim ernannt und ver⸗ pflichtet. Viernheim, den 16. Juni 1917. Großherzogliche Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Bekanntmachung. Betr.: Regelung des Verkehrs mit Brotgetreide. Die Ausgabe der Brotmarken für die Zeit vom 18. Juni bis 1. Juli 1917 erfolgt am Montag, den 18. Juni 1917 im Wachtlokale des Rathauſes in der ſeither üblichen Reihenfolge. Aenderungen im Perſonenſtande ſind vor der Ausgabe bei uns zu melden. Wer mehr Brotmarken abholt, als er nach dem Per⸗ ſonenſtande ſeines Haushalts berechtigt iſt, wird beſtraft. Viernheim, den 15. Juni 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Bekanntmachung. Betr.: Ernteflächenerhebung vom 15. bis 25. Juni 1917. Im Nachgang zu unſerer Bekanntmachung obigen Be— treff&s vom 11. ds. Mts. bringen wir zur öffentlichen Kennt— nis, daß die Herren Zähler am Montag, den 18. ds. Mts. mit der fraglichen Erhebung beginnen. Alle Anzeige— pflichtigen fordern wir hie mit nochmals eindringlichſt auf, den in der Donnerſtagsnummer veröffentlichten Fragebogen bis zu obigem Zeitpunkte genau zu beantworten und den Zählern am Montag unmittelbar zu übergeben. Dieſes Erhebungsgeſchäft iſt für die Zähler ſo zeitraubend und ſchwierig und muß unbedingt auf die Unterſtützung der Ein— wohnerſchaft gerechnet werden. Betriebsinhaber, die vorſätzlich die Angaben, zu denen ſie verpflichtet ſind nicht oder wiſſentlich unrichtig oder un— vollſtändig machen, werden mit Gefängnis bis zu 6 Monaten oder mit Geldſtrafe bis zu 10 000 M. beſtraft. Viernheim, den 15. Juni 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Bekanntmachung. Betr.: Speckabgabe. Denjenigen Ablieferungspflichtigen, welche es am Mon⸗ tag verſäumten, Speck pp. an den Beauftragten Großh. Kreisamts abzugeben, wird hiermit letztmalig Gelegen— heit gegeben, die vorgeſchriebenen Mengen am kommenden Montag vormittags bei Metzgermeiſter Val. Adler hier zur Ablieferung zu bringen. Weiterer Termin wird nicht mehr beſtimmt. Um Zweifeln vorzubeugen, machen wir nochmals darauf aufmerkſam, daß alle Hausſchlachter, einerlei ob den— ſelben unſererſeits Aufforderung zuging oder nicht, die geſetz— mäßig angeſetzten Quantltäten abzuliefern haben. Befrelungs— geſuche ſind zwecklos. Nach dieſem Termin müſſen wir gegen alle Säumigen Strafanzeige vorlegen. Viernheim, den 15. Juni 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Bekanntmachung. Betr: Kartoffelverſorgung. Nach einer uns ſoeben gewordenen Mitteilung des Kommu nalverbandes iſt es ſehr zweifelhaft, ob in Zukunft noch eine Lieferung von Speiſekartoffeln erfolgen kann. Wir fordern daher dringend zur Sparſamkeit mit Kar⸗ toffen auf und bemerken, daß die überwieſenen Kartoffelmengen von 8 Pfund per Kopf bis zur neuen Ernte auszureichen ha— ben. Die noch rückſtändigen Kartoffeln kommen am Montag, den 18. ds. Mts. vormittags am Staatsbahnhof zur Ausgabe. Vlernheim, den 14. Juni 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Bekanntmachung. Der mitteldeutſche Arbeitsnachweisverband zu Frank⸗ furt a. M. teilt mit, daß bei demſelben ſich öfters Frauen melden, die mit ihren Kindern zur Landarbeit nach auswärts gehen wollen. Oft handelt es ſich um Kinder, die auch ſchon mitarbeiten können. Geldlohn wird meiſtens nur wenig, oft gar nicht verlangt. Die Bewerberinnen ſind durchweg vom Lande und in den landw. Arbeiten geübt. Falls Landwirte unſerer Gemeinde auf ſolche Arbelts⸗ kräfte reflektieren oder dieſe aufzunehmen bereit wären, wolle dies bis ſpäteſtens Sonntag, den 17. ds. Mt. bei uns gemel⸗ det werden. N Viernheim, den 12. Juni 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Bekanntmachung Betr: Beſchäftigung von Kriegsgefangenen. Wir bringen hiermit zur öffentlichen Kenntnis, daß das Verabreichen von Trinkgeldern an Kriegsgefangene ver⸗ boten iſt. Hierdurch wird bei denjenigen Gefangenen, die ſolches nicht erhalten, nur Aergernis u. ſ. w. hervorgerufen. Sollten jedoch entgegen dieſer Beſtimmung vonſeiten der Arbeitgeber wiederum derartige Vorkommniſſe eintreten, wird denſelb en der Kriegsgefangene kurzer Hand entzogen werden. Viernheim, den 11. Juni 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Bekanntmachung. An baldige Zahlung des erſten und zweiten Zieles Staatsſteuer und Abholung der Gewerbeſcheine(1Mk.) wird erinnert. Auch wird darauf aufmerkſam gemacht, daß ſtaatliche Martinigefälle für 1916 nur noch bis Ende dieſes Monats hierher bezahlt werden können. Viernheim, den 13. Juni 1917. Gr. Uutererhebſtelle: Jöſt. Landw. Bezugs⸗ u. Abſatz⸗Genoſſenſchaft. Das beſtellte Ziegenfutter ſowie Gerſtengraupen für junge Hühner wird von Montag ab abgegeben. Der Vorſtand. 9 Eine Heune mit 9 Jungen zu ver⸗ kaufen. Joh. Ehrhardt Blauhutſtraße 51 Zu mieten geſucht 4 Uimmern mit barten oder brundstücksvorsteiherung Am Mittwoch, den 27. d. Mts., vorm. 9 Uh. laſſen die Georg Pfützer 2. Eheleute zu Wie z⸗ baden nachgenannte Grundſtücke als Flur VII, Nr. 223, qmtr. 3200 Acker im Vauden⸗ feld, Kurzgewann; Flur XIX, Nr. 98, pmtr. 4156, Acker im Schilperts⸗ heckenfeld, 1. Gewann; Flur XX, Nr. 48, qmtr. 1650, Acker über dem Wallſtädter Weg; Flur XX, Nr. 49, qmtr. 1663, Acker daſelbſt; Flur XX, Nr. 185, qmtr. 3294, Acker die kurzen Milben auf dem Rathauſe dahier öffentlich verſteigern. Die Verſteigerungsbedingungen ſowie der Auszug aus dem Grundbuch können auf dem Geſchäftszimmer des Großh. Ortsgerichts während der Geſchäftsſtunden eingeſehen werden. Viernheim, am 15. Juni 1917. Großh. Ortsgericht Viernheim. Einige Arbeiter und Arbeiterinnen sofort gesucht. 2 Wohnhaus zum Alleinbewohnen ab 1. Jult Angebote mit Preisangabe unter J. 78 ſind in der Exp. d. Blattes abzugeben. Pfuhlfaß billig abzugeben. Näheres im Verlag d. Bl. Ein Zimmer mit Kammer zu vermieten. Näheres in der Exp. Mia e l. OiKrauf-PHanzen a 0 elbe kohlrabl-etzlngae Geſchirr Roterüben- Mangold-, in allen eſchir Tomaten- bei Jakob Beyer. Rosenkohl⸗ Reue und gebrauchte 4. BumenkoflSetungee Korke zu verkaufen kauft 4 8 5 5 g zu den höchſten Tages— Martin, an der Apotheke.] preiſen. Alle Sorten Joſef Lublin Feld 0 chachteln Lorſcherſtraße 26. 1 Wir drucken alles der Viſitenke i wel Liegen Starkes Lauferschwein : Ausführung Muſter u. Preiſe zu Dienſten. zu verkaufen. Von wem, ſagt die Exped. Zuchdruckerei J. 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I melden im„Hessischen Haus“ abel Tausend gelbe Kohlraben-, Sellerie- und Lauch- Setzlinge zu verkaufen Johann Ehrhardt, Blauhutstr. 51. Nalkstickstoff eingetroffen, ſolange Vorrat reicht Fr. Joh. Schneider.. Kirchliche Anzeigen der evangel. Gemeinde Sonntag, den 17. Juni. Vorm. 9 Uhr: Chriſtenlehre. Vorm. 10 Uhr: Gottesdienſt. Vorm. 11 Uhr: Kindergottesdienſt. Abends 8 Uhr: Jugendvereinigung. Abends 8 Uhr: Jungfrauenverſammlung. Mittwoch, den 20. Juni, abends 8½ Uhr: Kriegsbetſtunde Donnerstag, den 21. Juni. Abends 8½ Uhr: Strickabend. Frachtbriefe ſind ſtettes zu haben in der Expedition dieſer Kinder-Strohhüte Schiefertafeln Zigarren Zigaretten Sämtliche Schulartikel Steingut Einmachtöpfe. Georg Klemm, Heddesheim Beindſtraße. Achtung Kaufe immer noch, ſoweit eine Beſchlagnahme ncht Achtung 5 vorliegt Lumpen, Wolle, Neutuchabfälle, Sä, Geiſenfelle und Haſenpelze. Zahle ſtets die höchſten Tagespreiſe. S. Sthindler. Ein Waggon[ak 5 Entlaugen⸗Kalk Malulcturpapie friſch eingetroffen. Ztr. 2 Mk. 7 0 Buchdruckerei Martin. Math. Träger. Kinder⸗, Sport- und Leiterwagen kaufen ſie billigſt bel. Jakob Becher. 5 2 Dienstag, Donnerstag u. Samstag „Illuſtriertes Sonntagsblatt“, illuſtriertes Erſcheint wöchentlich dreimal: ürger ellola Au: Organ für Jedermann Vereins ⸗ Anzeiger Anzeigeupreis: Bezugspreis: 40 Pfg. pro Monat frei ins Haus gebracht Gratis⸗Beilagen: Unterhaltungsblatt„Deutſche Kraft“, Wandkalender und Fahrplan. 4 Amtsblatt der Großh. Bürgermeiſterei Vieruhei Enthält alle amtlichen Ankündigungen der Behörden Viernheims und Umgebung. Inſerate finden in der Bürger⸗Zeitung wirkſamſte Verbreltung.— Für Wohnungsinſerate Ausnahme⸗Tarif. Die[ſpaltige Petitzeile oder deren Raum 2⁰ Pfg., auswärtige Inſerate 25 Pfg. die Reklame⸗Petitzeile 40 Pfg. Bei öfteren Wiederholungen und größeren Aufträgen entſprechender Rabatt. Beilagen im Gewichte bis zu 8 Gramm 6 Mk. fürs Tauſend. Bei Klage⸗Erhebung, zwangsweiſer Bei⸗ treibung uſw. wird Rabatt hinfällig. —— Redaktion, Druck und Verlag: J. Martin, Viernheim, Rathausſtraße — M 69 Dienstag, den 19. Juni 10917 — Spendet Bücher für unſere Feldgrauen! 1 Opferwoche für Leſeſtoff em in der Zeit vom 17. bis 23. Juni d. J. Die Bücherſammelſtelle befindet ſich in der Schillerſchule und iſt geöffnet von 8—12 Uhr. FFP Lokale Nachrichten. Provinzialtag. Bei der geſtern in Darmſtadt unter dem Vorſitz des Wirklichen Geheimrats Fey ſtattgehabten Tagung des Provinzialtages wurde unſer Ortsoberhaupt Herr Großh. Bürgermeiſter Lamberth auf Vorſchlag des Herrn Geheimen Oberjuſtizrats Dr. v. Heſſert einſtimmig zum ordentlichen Mitglied des Provinzial-Ausſchuſſes der Provinz Starkenburg gewählt, nachdem er erſt vor einigen, Wochen vom Kreistag einſtimmig als Abgeordneter in den Provinzialtag gewählt worden war. Aus all den zahlreichen Ehrenämtern, zu welchen unſer Herr Bürgermeiſter in raſcher Folge als Vertreter, der Gemeinde und des Kreiſes erwählt wurde, können die Einwohner zur Genüge erſehen, welches Anſehen ſich unſer Ortsoberhaupt auch außerhalb Viernheims zu erfreuen hat. Den zahlreichen Glückwünſchen, die ihm aus dem Kreis zugingen, dürfen wir auch jene unſerer Ge— meinde hinzufügen. § Dienſtnachrichten. Die Herren Johann Gutperle 5., Adam Wunder 5., Philipp Adler 3., ſowie Phil. Helfrich 1. ind als Feldſchützen für die Gemeinde Viernheim ernannt und verpflichtet, worden. * Ehrentafel. Landſturmmann 4 Jahre alt, welcher ſeit Anfang den Krieg in treuer Pflicht— erfüllung mitmachte und zuletzt in Rumänien tand, iſt auf einer Urlaubsreiſe in die Heimat unerwartet in ein beſſeres Jenſeits abgerufen worden. Er ruhe in Frieden! Kriegsauszeichuung. Musketier Kornelius J ö ſt, Sohn von Herrn Samuel Theodor Jöſt, wurde durch ſeine Tapferkeit vor dem Feinde mit dem Eiſernen Kreuz 2. Kl. lüsgezeichnet und zum Gefreiten befördert. Wir gratulieren! Heddesheim, 18. Juni. Ertrunken iſt am Samstag beim Baden im Neckar der 17 Jahr alte Realſchüler Albert Fleck, ein braver, fleißiger Sohn ſeiner Eltern. Man iſt, der Annahme, daß ein Starrkrampf das Schickſal des jungen Mannes herbeiführte. Die Jugendwehr verliert in ihm ein elſriges Mitglied, ſeine Eltern einen hoffnungsvollen Sohn. Heddesheim, 18. Junk. Gutsverwalter Heinrich Schaumann in Straßenheim wurde zum Stabhalterſtellver— lreter der abgeſonderten Gemarkung Straßenheim beſtellt und als ſolcher verpflichtet. § Heppenheim, 18. Juni. Das Großh. Finanzamt Heppenheim macht darauf aufmerkſam, daß mit Rückſiicht auf die verſpätete Ausgabe der Stbatsſteuerzettel die allge⸗ meine Berufungsfriſt gegen dle Skaatsſteuern für das Steuer⸗ jahr 1917 im Finanzbezirk Heppenheim bis einſchlleßlich 10. Juli 1917 erſtreckt worden iſt. — Die Brot- und Kartbffelverſorgung. Vom Kriegsernährungsamt wird bekanntgegeben: Nachdem die Frühjahrsbeflellung im weint chen been kt iſt, läßt ſich der nach Abzug der Saaten verbliebene Stand an Boden— erzeugniſſen der alten Ernte genauer überſehen. Dar— nach iſt die Möglichkeit geſichert, die derzeitige Brotmenge bis zur neuen Ernte unver⸗ kürzt zu laſſen. An Speiſekartoffeln„ſind zur Verſorgung der nicht landwirtſchaftlichen Bevölkerung mit fünf Pfund wöchentlich“ bis gegen Mitte Juli, wo auf ein volles Einſetzen der neuen Frühkartoffeln zu hoffen iſt, noch etwa 12 Millionen Zentner nötig. Der ſchwere, im Oſten bis in den April andauernde Froſt hat aber mehr Schaden hervorgerufen, als man nach den zunächſt eingehenden Berichten erwarten mußte. Infolgedeſſen hat ſchon bisher an manchen Orten die Fünfpfundmenge micht aufrecht er halten werden können und es hat Mehlerſatz geliefert werden müſſen. Mit dem weiteren Schwinden des Reſtes der alten Vorräte wird die Aufrechterhaltung der bisherigen Matkhäus Kamuff, 5 74 Kartoffelmenge auch in den übrigen Bezirken viel- fach nicht mehr möglich ſein. An dem Grundſatz, daß für fehlende Kartoffeln Mehl oder Brot zu liefern iſt, wird feſtgehalten werden. ſtände macht es aber tig, die Erſatzmenge vorſichtig zu bemeſſen. 1 — Die Unerfahrene. Eine Frau in N. hatte, wie das„D. Volksbl.“ berichtet, ſagen hören, wenn mau keine Brotmarken mehr habe, ſo könne man ſolche bei dem Polizeiwachtmeiſter holen. Sie geht alſo hin, ſchil— dert ihre Not und bittet um einige Karten; ſie habe ſchon bei 3 Bäckern Brot geholt und ſei die Karten ſchuldig geblieben.“ Der Herr Polizeiwachtmeiſter in— tereſſierte ſich ſehr für den Fall und erkundigte ſich nach den braven Bäckersleuten, gab aber der Frau zu ihrem Erſtaunen keine Marken ab. Um ſo größer war ihre Ueberraſchung, als ſie kurz darauf einen, Strafzettel über 10 Mk. erhielt, während die Bäckermeiſter mit ſolchen über je 20 Mk. bedacht wurden. Der Herr Gemahl erſetzte den Geſchädigten die Strafe, die Unerfahrenheit der guten Frau iſt ihn aber im ganzen ziemlich teuer zu ſtehen ge— kommen. — Einſtellung des Paketverkehrs mit der Türkei. Die Annahme von Paketen nach der Türkei iſt wegen Beförderungsſchwierigkeiten auf außerdeutſchem Gebiet bis auf weiteres wieder eingeſtellt. Unterwegs befindliche Pakete werden noch befördert. in Württ mherg iſt die zu Weingarten bei Die ſchwerſte Glocke bekannte Oſanna in der Keoſterkerche Ravensburg. Sie wiegt 157 Zentner 12½ Pfund und jat einen Durchmeſſer von 2,03 Meter. Der Klöppel wiegt 552 Pfund. Ihr Ton iſt das tiefe C. Die Glocke wurde 1489 von Hans Ernſt in Stuttgart gegoſſen. *(Y Karlsruhe, 14. Juni.(Baden und dite veecar⸗ kanaliſierung.) In der letzten Sitzung der badiſchen Erſten Kammer kam bei Behandlung der Frage der Oberrhein— regelung Kommerzienrat Engelhard(Mannheim) auch auf die württembergiſchen Kanalpläne zu ſprechen und führte dabei aus, daß Baden beſonderen Anteil an der Neckar- kanaliſation nehme, die der badiſchen Induſtrie am Neckar zugute komme. Mannheim ſtehe ja der Neckar— kanaliſierung etwas zurückhaltend gegenüber, weil es ſeine Bedeutung als Umſchlagplatz zu verlieren fürchte. Diefe Beſorgnis werde aber abgeſchwächt durch den Umſtand, daß Mannheim durch die Kanaliſierung des Neckars für ſeine Induſtrie ein großes Hinterland gewinne. Ein Bundesſtaat ſollte ſich den Lebensintereſſen des anderen nicht entgegenſtemmen. Bei der Oberrheinregelung ſei Baden auch auf den guten Willen von Württemberg angewieſen, und er, Redner, bitte deshalb die Regierung, den württembergiſchen Plänen wohlwollend entgegenzu— kommen und beim Reich die Verbindung Neckar— Donau als die nähere zu empfehlen. Die Erſte Kammer ſchloß ſich, wie Präſident Prinz Max feſtſtellte, dieſer Anſchauung an. (9 Karlsruhe, 1. Juni. Vor wenigen Tagen fand hier die Hauptverſammlung des Bundes erblindeter Krie ger, Bezirk Baden, ſtatt, zu welcher 44 Teilnehmer aus allen Teilen des Landes erſchienen waren. An die Groß— herzogin Luiſe, die edle Förderin des Blindenweſens, wurde ein Huldigungstelegramm geſandt. Die meiſten der in Baden befindlichen Kriegsblinden haben einen Beruf ergriffen oder befinden ſich in einer beruflichen Ausbildung; der größte Teil hat ſich der Bürſten- und Korbmacherei zugewendet, einige arbeiten in kaufmäuni⸗ ſchen Büros oder haben ſelbſtändige Berufe, wie Gold— arbeiter und Schreiner, und einer iſt wieder als Lehrer tätig. n 1 4 ( Karlsruhe, 1½ Juni. Der Badiſche Eiſen— bahnrat wird am 22. Juni hier zu einer Sitzung zu— ſammentreten und ſich dabei auch mit der geplanten Einführung der 4. Wagenklaſſe befaſſen. Dem Eiſen⸗ bahnrat wird, wie übrigens auch der Finanzminiſter in der Zweiten Kammer mitgeteilt hat, eine Denkſchrift der Regierung über die 4. Wagenklaſſe unterbreitet werden. ( Tauberbiſchofsheim, 1. Juni. Die Grün⸗ dung der Fränkiſchen Nährmittelfabrik mit einem Aktien- kapital von 600000 Mark iſt nunmehr erfolgt. Der Zweck der Geſellſchaft iſt die Herſtellung von Hafer, Gerſte- und Roggenpräparaten, und die Herſtellung von Trockengemüſe, Teigwaren und die Verwertung der Abfälle. f 5 4 () Pforzheim, l. Juni. Am nächſten Samstag vollendet die Witwe Eliſabeth Schneider, geb. Spiel- mann hier, ihr 100. Lebusjahr. In Bauſchlott geboren, war ſie mehrere Jahre Wärterin an der Heil- und Pflege anſtalt Illenau und verheiratete ſich dann hierher. Die Gtreiſin iſt noch verhältnismäßig rilſtia. 10 1 Die Lage der Brotgetreidebeß Mittel- in Baden.) keilweiſe erheblichen Schaden verurſacht. Eſchau (=) Sinsheim, I.. Juni. Geſtern ließ ſich zwiſchen hier und Hoffenheim der verheiratete Taglöhner Hoff— man vom Frühzug überfahren. Langwieriges Leiden hat den Unglücklichen in den Tod getrieben. () Achern, Il. Juni. Der frühere Schriftleiter der„Badiſchen Nachrichten“, Franz Huber, ſeit 4 Jahren als Hauptſchriftleiter der„Augsburger Neueſten Nachrich— ten“ tätig, iſt zur Leitung der„Leipziger Abendzeitung“ berufen worden. () Lörrach, l. Juni. In der in Baſel abgehal⸗ tenen Generalverſammlung des ſchweizeriſchen Vereins für die Schiffahrt auf dem Oberrhein, an welcher auch Vertreter der Handelsabteilung der deutſchen Geſandt— ſchaft in Bern und aus Straßburg-Kehl, Konſtanz, Mann⸗ heim und Lörrach teilnahmen, wurde eine Entſchließung angenommen, in welcher die Erwartung ausgeſprochen wurde, daß ſich die an der Verkehrsſchließung des Ober- rheins intereſſierten Staaten auf ein gemeinſames Akti- onsprogramm einigen. () Konſtanz, 1. Juni. Geſtern iſt wieder ein Sonderzug mit franzöſiſchen Kriegsgefangenen in die und Weſtſchweiz abgegangen, wohin ſie zur Erholung gebracht werden. 1 ö („) Aus Baden, 14. Juni.(Gewitter und Brände Die in den letzten Tagen in den verſchie— genen Teilen Badens niedergegangenen Gew'tter haben So wurde in Anweſen des Landwirts Johann Schmieder durch Blitzſchlag eingeäſchert. In Staufen wurde ein Ruſſe vom Blitz erſchlagen. In Hugsweier ſchlug der Blitz in ein Bauernhaus, welches vollſtande abbrannte. In Bonndorf hatte der Regen wolkenben artigen Charakter, ſodaß Teile der Straßen unter Waſſer (Kinzigtal) das - ſtanden, welches in niedrig gelegene Häuſer elndrang. neber die Brotverſorgung der Schweiz. Die Preisberichtsſtelle des Landwirtſchaftsrats ſchreibt uns: Es gibt kaum ein Land, das unter dem Druck des Welt. krieges ſo zu leiden hat wie die Schweiz. E'ngekeilt in der Mitte Europas, auf allen Seiten von kriegführenden Mäch— ten umgeben, ohne Zutritt zum Meere, iſt es auf die Gnade der in Fehde ſtehenden Staaten angewieſen. Wenn auch dit Schweiz ein ausgeſprochenes Agrarland bildet, ſo iſt es doch in der Getreideverſorgung infolge ſeiner durch Klima und Boden bedingten Vieh- und Milchwirtſchaft faſt ausſchließlich auf die überſeeiſche Zufuhr angewieſen. g Umſo bewundernswürdiger iſt es, mit welchem Geſchick und mit wie raſcher Entſchloſſenheit es die Schweiz verſtanden hat, durch ſtaatliche Maßnahmen den Gefahren der knappen Lebens- mittelverſorgung glücklich zu begegnen. Der Bund kauft das Getreide vom Auslande auf und gibt es zu einem bil. ligeren Preiſe an den Konſum ab. Dieſer Abgabepreis ſtieg bis Mal 1916 auf 46 Frs. für 100 Kg. oder 372.60 Mark pro Tonne, am 3. Januar 1917 auf 50 Frs und hatte ſeit dem 23. Februar 917 den bisher höchſten Stand von 56 Frs. per 100 Kg. gleich 453.60 Mk. für die Tonne. Der Ein- kaufspreis, zu dem der Staat das ausländiſche Getreide frei ſchweizeriſcher Grenze erwerben konnte, ſtieg bis 1916 auf 57 bis 58 Frs. per 100 Kg., Anfang dieſes Jahres auf 60—61.75 Fro. und iſt jetzt bei der ungeheuren Preisſteigerung auf dem Weltmarkte auf nicht weniger als 80 Frs. für 100 Kg. oder 6%8 Ul. für die Tonne nach dem Friedenskurs oder 1054 Mark nach dem Kriegshurs geſtiegen. 1 Angeſichts dieſer ſchwierigen Verhältniſſe hatte ſich das ſchweizerſiche Militärdepartement ſchon ſeit längerer Zeit ent ſchloſſen. Brot zu herabgeſetztem Preiſe an bedürftige Ja— milien abzugeben Dabei zählten Kinder bis zum Alter von 4 Jahren nicht mit. Etwa 10 Prozent der Bevölkerung nahm an dieſer Notſtandsaktion teil. Durch den Bundesratsbeſchluß vom 29. Mai d. J. iſt nun vom 1. Juni ab dieſe Not- ſtandsaktion auf einen noch größeren Kreis der Bevölkerung ausgedehnt, die Einkommensgrenze iſt höher angeſetzt und die einſchränßende Beſtimmung für Kinder beſeitigt. Wer Anſpruch auf billigere Milch hat, kann in der Regel auch billigeres Bro“ erhalten. Zu: Entlaſtung der Stuatskaſſe und zur Ver⸗ einfachung der Notſtandsaktion iſt die Beſtimmung getroffen, daß die bisherige Abgabe von Zucker und Reis zu herab- geſetztem Preiſe ſortfallen ſoll. Die Ausgabe hlerfür be. trug jährlich 1,3 Millionen Frs., während die Mehrausgab⸗ für die erweiterte Brotunterſtützung 3,.5—4 Millionen Frs. be⸗ trägt. Die Berechtigung zum Bezuge von Brot zu herab. geſetztem Preiſe iſt auf durchſchnittlich 275 Gr. pro Tag und Kopf der Bevölkerung einſchließlich der Kinder feſtgeſetzt. Bund, Kantone und Wohnoktsgemeinden, leiſten den zum Bezuge von Brut zu herabgeſetztem Preiſe berechtigten Perſonen einen Ben. trag von 15 Rappen pro Kg. Brot gleich 6 Pfg. für das fund. Von dieſen Leiſtungen übernünmt der Bund zwe Drittel, der Reſt entfällt auf die Kantone und die Wohn⸗ ortsgemeinden. Die Ausgaben des Bundes für die Notſtands. aktionen werden vorausſichtlich für Brot und Milch etwa 20-2 Millionen Frs. jährlich betragen unter der Annahme, daß künß tig ſtatt 425 000 Perſonen 905 0000, b. i. etwa ein Viertel der Be. etang begugs berechtigt ſein werden. Dazu kommt noch. daß dei Bund die Differenz zwlſchen dem A. Haufspreiſe des zus fündiſchen Wetzens und dem Abgabepreis für den inlän⸗ aiſchen Konſum trägt, die bel emem Elnkaufspreiſe von 80) Frs. und einem Abgabeprelſe an die Mühlen von 56 Frs. 5 weniger als 44 Its. 1 100 Kg oder 194.40 Mb. für Deutſchen Tenne beträgt. Cs iſt deshalb eine Erhöhung des Abgabe v»relſes für ice doch ſall der ermäßigte Bre- Beizen bea preis ft e davon nicht beiroſſen werden. Mlinderbemſtte Mönig Konſtantin entthront. Der Vierverband hat jetzt ſeine Maste ſallen laſſen. Was ſeit vielen Monaten beſonders von der franzöſiſchen Hetzpreſſe immer wieder ſtürmiſch gefordert wurde, iſt Ereignis geworden. Der Vierverband hat den König zur Abdankung gezwungen. Wenn nicht drei Jahre des fürchterlichſten Krieges alle Begriffe maßlos verwirrt, unſere Herzen zermürbt und unſere Nerven ſtumpf gemacht hätten, wenn die Menſch— heit nicht unter ungeheurem Geſchehen nach und nach die Entrüſtung verlernt hätte, ſo müßte jetzt ein einziger Schrei der Wut und Em⸗ pörung durch die neutrale Welt klingen, da das erbärmlichſte Unrecht über den Schwachen, ple Gewalttat über den Machtloſen trium— phiert. Man erinnert ſich: Nur zum Schutz der Schwachen, nur als Prieſter des Rechtes aller, nur als geweihte Verwahrer des Heiligtums der Neutralität gingen England und Frankreich in dieſen Krieg. War es ihre Schuld, daß Griechenland nicht geſchützt ſein wollte? Ihre Schuld, daß es ſeine Rechte nicht durch den Maubſtaat Deutſchland bedroht fühlte? Ihre Schuld, daß ſeine Neutralität nicht von uns ge— führdet wurde? Sie taten wahrhaftig alles, um den König Konſtantin und ſein Volk zu überzeugen, daß ſie nur in der freiwilligen Knechtſchaft ihr Daſein finden könnten. Mit Hilſe des Hochverräters Venizelos nahmen ſie Saloniki fort; die langwierige Krankheit König Konſtantins war die Folge einer tückiſchen Verwun— dung, von der jedermann überzeugt war und iſt, daß eine vom Verband bezahlte Verbrecherhand ſie verurſachte; mit Not rettete der König ſich und ſeine Familie aus dem Haus, das man ihm über den Kopf angezündel hatte; in ſein Schloß zu Athen ſchoß man ihm engliſche und franzöͤſiſche Granaten; man riß ganze Provinzen von Griechenland los; man vergiftete das Heer durch Eidbruch, Abfall und Spaltung; man ver⸗ hängte die Nahrungsſperre über Land und Volk; man ſtahl ihm ſeine Handelsflotte, ſeine Straßen, ſeine Eiſenbahnen; man raubte ihm eid treu Alles gebliebenen Truppen. Leben und Ehre bedrohe. König Konſtantjn, den niemals der Glaube an den Sieg der Mittelmächte verlaſſen hat, aber durchſchaute das Spiel des Vierverbandes. Er wußte, daß man ſein Land wie Portugal willenlos in den Krieg hetzen und es zum Werk— zeug Englands machen wollte. Der König wehrte ſolchem Begehren, der König und Mann. Solange er am Zarenhofe noch einen mächtigen Fürſprecher hatte, wagte der Vierverband nicht das Letzte. Seit aber der letzte Romanow Ge— fangener ſeines Volkes wurde, waren die Tage des griechiſchen Herrſchers gezählt. Dazu kam, daß man der theſſaliſchen Ernte benötigte. Nicht nur, um die Hungerblockade Griechenland nicht unwirkſam zu eine Folge des deutſchen Unterſeekrieges Getreide zu verſehen. zukürzen, ſchuf man durch die Ernennung eines Diktators mit gemeinſamer Vollmacht die man gegen Deutſchland immer noch nicht gefunden hat. Jonnart, der als früherer Gouverneur kurzen Prozeß. keinen Preis werde ablaufen laſſen, bekannte man ſich zur nackten brutalen Vergewaltigung. Und daß der Tragödie nicht das Satyrſpiel der ſehle, verkündet nun der Vierverband, griechiſche Miniſterpräſident Zaimis, der die Ab— dankungsurkunde des Königs und des Kron habe Vier- Einig⸗ prinzen dem Oberkommiſſar überreichte, ausdrücklich die„Uneigennützigkeit“ des verbandes, der lediglich die Stärke und keit Griechenlands im Auge habe, anerkannt. Natürlich, der Mann, dem Wegelagerer ſeine Habſeligkeiten mit vorgehaltenem Revolver 0 1 abnehmen, kann ja ſelten anders, als die Uneigennützigkeit der Räuber feſt⸗ zuſtellen. König Konſtantin aber ver⸗ läßt mit dem Glorienſchein des Königs und Mannes den Poſten, au dem er drei Jahre dang, ein Einſamer, einer Welt von Feinden Trotz bot. Er wird in der Geſchichte fortleben als ein Aufrechter, der die Königswürde und die Mannesehre in gleicher Weiſe wahrte. Brutaler Gewalt zu unterliegen, iſt nicht un— ehrenhaft. Er geht als Bezwungener, nicht als Beſiegter. Ohne Zögern hat er ſeine Krone hingegeben, als der Vierverband ſie verlangte und das Land mit weiterer Hungerblockade be— drohte, die ja ſchon ſo erfolgreich ewe e „ ** * König Alexander. Prinz Alexander, zu deſſen Gunſten König Konſtantin zurückgetreten iſt, wurde am 20. Juni 1893 auf Schloß Tatoi bei Athen geboren, als der zweite Sohn des Königs Konſtatin und der ſeine Kriegsſchiffe; man entwaffnete die ihrem Fahnen-⸗ für Griechenlands Glück, Einheit und Freiheit: alles, um den König und ſein Volk zu der Einſicht zu bringen, daß Deutſchland Griechenland an die König Alexander. Königin Sophie. Er iſt demnach noch nicht ganz 24 Jahre alt und in politiſcher Hinſicht ein ziemlich unbeſchriebenes Blatt, wenn auch nicht, verkannt werden darf, daß er gewiſſe fran- zöſiſche Neigungen hat. Sein ällerer Bruder Georg, der als Kronprinz der nächſte Anwärter auf den griechiſchen Thron war, wurde natür— lich von ſeinem Vater in die politiſchen Ge— gegen machen, ſondern auch um Sarrails Armee, um deren Ernährung es alſo ſehr übel ſtehen muß— die Artillerie eingeſtellt und bekleidete zuletzt den Um das Verfahren ab⸗ Und der franzöſiſche Senator von Algier weiß, wie es gemacht wird, machte nun In der Erkenntnis, daß König Konſtantin ſich ſeine Seele und Ehre doch um ſchäfte eingeführt. Prinz Alexander dagegen war bisher lediglich Militär. Von dem König war er für die militäriſche Laufbahn beſtimmt und wurde deshalb in die Kadettenanſtalt Lichterfelde gegeben. Dort ſtudierte er bis zum Ausbruch des Balkankrieges. Von dem König, der ihn damals nach Hauſe berief, wurde er in Rang eines Hauptmanns im 1. griechiſchen Artillerieregiment. N r f gegen Griechenland jene Einheitlichkeit des Vorgehens, Die Lage in Griechenland. Da die Preſſe und die Telegraphie Griechen— lands unter ſtrengſter Vierverbandszenſur ſtehen, weiß man nichts anderes von der Lage im Lande, als was die Vierverbandsorgane melden. Danach iſt der Wechſel ruhig verlaufen. Vorläufig iſt anzunehmen, bald die Tatſache in den Vordergrund muß, daß Griechenland daß treten nünmehr völlig zu einem von unſeren Feinden Reſt beherrſchten Gebiete geworden iſt bzw. noch wird. Dieſe Tatſache wird auf die Dauer ſchwoͤrlich ohne Bedeutung bleiben und verdient in ihrer Entl⸗ wicklung mit aller Aufmerkſamkeit verfolgtt und eingeſchätzt zu werden. Der Nachfolger König Konſtantins, ob es nun Prinz Alexander oder ein anderer wird, kann keinerlei Bedeutung ge- winnen. Er wird lediglich ein Werkzeug Herrn Jonnarts und ſeiner Auftraggeber ſein und in jedem Sinne und ohne reiben, gerichteten * 8 ö 15 ebenſo wie das griechiſche Volk unwiderſtehlichen Gewalten gegenüberſtehen. i Die Republik des Venizelos. Wenn König Konſtantin bei ſeinem Rücktritt eine Genugtuung empfinden kann, ſo iſt es die, daß auch ſein größter Feind, der Verräter Veni⸗ zelos, der in den neuerrungenen Gebieten Griechenlands eine dem Vierverband ergebene Republik errichtet hatte, nunmehr am Ende ſeiner traurigen Rolle iſt. Nachdem Italien Janina beſetzt hat und im Epirus weiter vordringt, er— kennen ſeine Anhänger, daß ſie die Mohren waren, die gehen können, nachdem ſie ihre Schuldigkeit getan haben. Freilich, im Vier⸗ verband ſieht man Italiens Vorgehen mit ſcheelem Auge an: aber man kann es nicht ändern. Hat Italien mit Strömen von Blut weder Trient noch Trieſt erobert, ſo nimmt es ſich jetzt Janina, den Epirus— und Albanien, ſoweit es dort Fuß gefaßt hat. Und das alles geſchieht, weil der Vierverband das Schwert zog, um die Kleinen und Schwachen gegen die Raubgier Deutſch⸗ lands zu ſchützen. Man könnte lachen, wenn nicht Ströme von But darum gefloſſen, wenn nicht Tauſende koſtbare Menſchenleben deshalb geopfert und unerſetzliche en ver⸗ richtet worden wären. Wir lachen nicht, aber wir verachten die ſchamloſen Heuchler und Wegelagerer, wie ſie König Konſtantin noch⸗in ſeiner Abdankungsurkunde ſeine kalte Verachtung fühlen ließ. verſchiedene Kriegsnachrichten. Die Rückeroberung Belgiens aus⸗ ſichtslos. Zu den Kämpfen an der weſtlichen. See— flanke ſchreibt das holländiſche Blatt„Nieuws van den Dag'!: Der engliſche Erfolg im Weſten bleibt auf einen geringen Geländegewinn be— ſchränkt. Anſcheinend war der Rückzug auf kürzere Stellung deutſcher⸗ ſeits bereits vorbereitet, denn es war ſchon mehrere Tage vorher bekannt, wo der engliſche Angriff einſetzen würde, und der deutſche Generalſtab wird ſeine Maßnahmen danach getroffen haben. Man ſieht hier von neuem die Veränderung in der deutſchen Kampf— methode an der Weſtfront, die eintrat, als Hindenburg oberſter Feldherr wurde. Das geht alles ſo langſam, daß, wenn es ſo weiter geht, die Engländer noch in Jahren Belgien nicht erobert haben werden, und was ſpielt es ſchließlich bei den Friedensverhandlungen für eine Rolle, ob ein paar belgiſche Dörfer mehr oder weniger in deutſchem Beſitz ſind? Sie ſind beſcheiden geworden. Selbſt in England gibt man zu, daß der Erſolg von Wytſchaete ziemlich gering iſt. So ſchreibt der militäriſche Mitarbeiter des Londoner „Times“: Wenn die Engländer nur beabſichtigt hätten, mit Rückſicht auf eine mögliche deutſche Offenſive einen taktiſch günſtigen Punkt zu beſetzen, ſo iſt ihr Vorhaben vollſtän⸗ dig geglückt. Sollten ſie aber die Abſicht gehabt haben, die Deutſchen von der Seetüſte zu ver- was nur durch einen Durchbruch bei Wytſchaete möglich geweſen wäre, ſo wurde ihre ſtrategiſche Abſicht keineswegs erreicht und es bleibt nur ein taktiſcher Gewinn von ſehr mittel⸗ mäßigem Werte übrig 8 f 29 Gegen Zeebrügge und Brügge. iben: Dadurch, daß) Wichtigkeit von Zee iſt der Feind in der ſo gut wie un⸗ lachen. zezthaben weder Engliſche Blätter ſchre die engliſche Regierung die brügge zu ſpät erkan Lage geweſen, dieſen Platz elnnehmhbar zun ungeduldige Geſten, noch müßige Kritiken irgend- welchen Zweck. Aber es liegt auf der Hand, daß die jetzige Admiralität entſchloſſen iſt, alles in ihren Kräften Stehende zu tun, um mit dem Feinde handgemein zu werden, und alle während des Monats Mai gegen Zeebrügge und Brügge Unternehmungen laſſen darauf ſchließen, daß die Regierung erkannt hat, wie Ute, wichtig es iſt, den Feind hier zu beunruhigen. * weſens auch in der Friedenszeit dringen. relle Entwicklung pflegen. hielten ö: 5. Rußlands Friedens bedingungen. „Die ruſſiſche radikale Preſſe lehnt den eng. liſchen Verſuch, den Begriff„ohne Annexionen“ umzudeuten ab, indem ſie erklärt, kein Land dürfe Gebiete behalten, die es vor dem Beginn des Krieges nicht beſaß. Zugleich nimmt ſſe gegen England Stellung, das eine Wieder⸗ aufnahme der Offenſive gegen Deutſchland fordere. Die Blätter meinen, Deutſchland habe ſachlich fraglos recht, ſich als Sieger zu fühlen; dieſes Gefühl ſei aber für den engliſchen Imperialismus unerträglich. Der engliſche Imperialismus ſei alſo die Triebfeder des Strebens, Deutſchland den Sieg zu ent⸗ reißen. Das Opfer, das hierfür gebracht werden ſolle, ſei Rußland. Englands und Rußlands Wege ſchieden ſich, wenn Deutſchland bereit ſei, die beſetzten Gebiete herauszugeben. Wenn die Verbündeten danach noch die Fortſetzung des Krieges wünſchten, würden ſie von Ruß⸗ land eine Abſage erhalten. Dolitiſche Rundſchau. Deutſchland. »Mit einer abermaligen Verlängerung der Reichstagslegislaturperiode iſt nunmehr mit Beſtimmtheit zu rechnen. In Re⸗ gierungs- wie in Abgeordnetenkreiſen iſt man ſich darüber einig, daß die Neuwahlen keines— falls ſchon im Januar nächſten Jahres ſtatt— finden könnten, ſelbſt dann nicht, wenn— was ja heute niemand wiſſen und vorausſagen kann — bis dahin der Krieg zu Ende ſein ſollte. Die Rückkehr insbeſondere der Mannſchaften und Offiziere des Beurlaubtenſtandes, der Landwehr und des Landſturms, deren Wahlrecht unter keinen-Umſtänden beeinträchtigt werden kann und ſoll, würde auch in dieſem Falle ſich vermutlich noch um viele Monate verzögern. Unter dieſen Umſtänden ſteht eine nochmalige Verlängerung des Mandats des gegenwärtigen Reichstags, vorausſichtlich um ein weiteres Jahr, das heiß bis zum 12, Januar 1919, in Ausſicht. Eine entſprechende Vorlage dürfte dem Reichstag in ſeiner Oktobertagung zugehen. * Ein Reichseinigungsamt zur Ver⸗— hütung und Schlichtung von Lohnſtreitigkeiten wird ſeit langer Zeit im Reichstage immer wieder gefordert. Durch das Hilfsdienſtgeſetz ſind vorläufig gewiſſe Ausſchüſſe und Schlichtungs— ſtellen, die im Sinne einer Einigung zwiſchen Arbeitgebern und Arbeitnehmern wirken, ge— ſchaffen worden. Der Reichstag will nunmehr, wie aus parlamentariſchen Kreiſen berichtet wird, auf eine geſetzliche Regelung des Einigungs— In dieſer Frage ſind alle Parteien des Reichstages einig. * Am Schluſſe der Tagung des elſaß⸗ lothringiſchen Landtags gab Präſt⸗ dent Dr. Ricklin der Hoffnung auf einen baldigen Frieden Ausdruck. Dann erklärte er, daß das elſaß-lothringiſche Volk den Gedanken, daß um ſeinetwillen der Krieg geführt werde, mit aller Entſchiedenheit zurückweiſe. Das Land will, unlösbar mit dem Deutſchen Reiche verbunden, ſeine wirtſchaftliche und kultu— Auch in der Erſten Kammer ſprach Präſident Dr. Hoeffel die Über— zeugung aus, daß für Elſaß-Lothringen eine erſprießliche friedliche Zukunft nur mit dem Deutſchen Reiche, zu dem wir treu ſtehen, zu erhoffen iſt. Oſterreich⸗Ungarn.. * In ein ſtarkes Bekenntnis zu Oſter⸗ reich klangen die Reden der Parteiführer aus, die ſie im Abgeordnetenhauſe im Auſchluß an die Außzführungen des Miniſterpräſidenten Tſchechen, Slawem Deutſch⸗Nationale, Chriſtlich⸗-Soziale, Ukrainer und Rumänen ver ſicherten ihre unentwegte Treue zu Oſterreich und gaben der Hoffnung Ausdruck, daß die Zukunft neben dem Siege ein einiges ſtarkes Oſterreich bringen werde, in dem allen Völkern Gleichberechtigung gewährt werde. Bemerkens— wert war die Rede des Rumänen Aneius, daß die rumänische Bauernſchaft, wenn ihr Freiheit der Entſchließung gewährt würde, mit über wältigender Mehrheit den Kaiſer von Sſterreich zum König von Rumänien wählen würde. Nee.„rn Die Irrfahrt im Glück. Roman von Albert Peterſen. (Fortletzung.) „Der Herr von heule morgen? O ja, er fragte nach einem guten Gaſthof in Hademar— ſchen. Da habe ich geſagt, wo mein Bruder als Hausknecht dient, das Holſteiniſche Haus iſt aut. Dahin iſt er ſicher gefahren.“ „Jamos,“ und wie ein Triumphator lehnte ſturt Ebers ſich zurück. „Wann fährt der nächſte Zug nach Hade— marſchen?“ N „Telephonieren Sie doch nach Hademarſchen,“ tiet der Wirt dringend, der ſich ſchon auf eine e des Eisbrechergelages gefreut hatte.— Abends gegen achteinhalb Uhr kam Kurt Ebers in Hademarſchen an und begab ſich zum Holſteiniſchen Haus. Recht unauffällig wollte er in den Gaſthof treten. Wenn Heinz nun gerade in der Gaſtſtube ſaß! Dieſes Geſicht; Der Pſeudo⸗Detektiv ſchlich an der Front des roten Ziegelbaues entlang nach dem Flur und öffnete mit einem ſchnellen Ruck die Tür zum Gaſtzimmer. „Nanu?“ murmelte ein behäbiger Mann in millleren Jahren, der einen Haufen geleerter Schüſſeln und Teller vor ſich ſtehen hatte und durch das laute Türöffnen wohl in ſeiner Ver⸗ dauungskur geſtört wurde. Auch der Wirt hinter der Tonhank zeigte eine mißbilligende Miene. Kurt Ebers war enkttäuſcht. 1 8 Marum konne den Fenſtern entſernt und wartete. Augenblick konnte Heinz ja von ſeinem Spazier- ſtatt des behäbigen Mannes da drüben nicht Heinz Schwarz ſitzen?. Und hier war er doch! Er wählte einen Platz möglichſt weit von In jedem gang zurückkehren. Will der Kerl denn eigentlich nichts be— ſtellen? dachte der Wirt und ſah den ſelt— ſamen Fremden, der ſchweigend und arglos aus dem Fenſter ſtarrend daſaß, argwöhniſch an. Endlich, als der Wirt beiblieb, auffällig zu huſten, ſagte Ebers:„Ach, richtig. Iſt der Herr aus Hamburg, der ſeit heute morgen bei Ihnen wohnt, eigentlich ſchon auf ſein Zimmer ge- gangen?“ Der Wirt ſah ihn an, als wollte er ſagen: biſt du verrückt? „Hier wohnt kein Hamburger.“ Der Mann ſieht ſo liſtig aus, dachte Kurt, den hat Heinz eingeweiht. Aber warte! „So. Hm, wir hatten nämlich einen Scherz verabredet, aber jetzt iſt ein wichtiger geſchäftlicher Auftrag eingegangen, ſo daß ich Herrn Schwarz notwendig ſprechen muß.“ Der Wirt zuckle die Achſeln. Ganz geheuer kam ihm die Sache nicht vor. ö Aber jetzt begann der Fremde flott zu ver⸗ zehren, lud nach dem Abendeſſen den Wirt ein, mit ihm eine Flaſche Wein zu trinken, der Be⸗ häbige bat, ſich zu ihnen ſetzen zu dürfen und bald war eine regelrechte Zecherei im Gange. Gegen elf Uhr erſt erinnerte Kurt ſich wieder des Zwecks ſeines Hlerſeins. „Jagen, Sie nun mal ehrlich: wo iſt Herr Sch „Aber ich kenne keinen Herrn Schwarz aus Hamburg.“ Der Dritte, ein Viehhandler aus Heide, blinzelte dem Wirt verſtohlen zu und wandte ſich dann an den Fremden:„Hören Sie mal, warum wollen Sie utſern lieben Schwarz denn nun ſtören?“ „Unſern lieben Schwarz? Sehen Sie, ich wußte ja, daß er kier iſt. Wo iſt er? Ich gebe 'ne Buddel Sekt, wenn ich ihn finde.“ In dem runden Schelmengeſicht des Vieh⸗ händlers zuckte es. Er wandte ſich dicht zu Kurt, als ſollte der Wirt die Worte nicht hören. „Sachte, ſachte,“ flüſterte er,„die nächſte Flaſche Wein geben Sie aus, und ich ſage Ihnen, ib welchem Zimmer er ſchläft.“ Er hat nämlich reichlich gezecht heute.“ „Natürlich,“ rief Kurt laut,„noch'ne Buddel, Herr Wirt.“ Er konnte gar nicht abwarten, daß die Flaſche Ein l 5 11 5 ſichtig öffnete er. Ein lautes Schnarchen empfing geleert wurde. „Welche Nummer?“ raunte er dem Vieh⸗ händler zu. „Sieben,“ antwortete der leiſe. „Gute Nacht, meine Herren. Ich bin müde. Alſo mein Zimmer? Nummer neun, nicht wahr? Danke, Herr Wirt, ich ſinde allein hinauf.“ Und Kurt ging. Der Viehhändler aber fragte lachend den Wirt:„Du, in Nummer ſieben wohnt doch noch die alte Schraube, die Schulmeiſterſch mit den fünfzig Jahren?“ Ja. Warum?“ f ö 4 dachte Kurt. mußte der Kopf ſein. „Ach— nichts— wirklich nicht.“—— Kurt Ebers aber war in gehobenſter Stim— mung auf ſein Zimmer gegangen. Vor der Tür, welche die Nummer ſieben trug, blieb er einen Augenblick ſtehen und dachte lachend: da biſt da, Freundchen. und ſchläfſt deinen Rauſch aus? Na, warte! Ich will dir eine kühle Kompreſſe auf die brennende Stirn legen. In ſeiner Stube legte er ſein Taſchen⸗ tuch in die Waſchſchüſſel, zog die Stieſel aus und begann ſchmunzelnd die Kompreſſe zu falten. Auf den Zehenſpitzen ſchlich er zur Tür des Zimmers Nummer 7. Welln ſie nur nicht verſchloſſen iſt! Bewohnerin mußte den Männern zu viel Ge⸗ ſchmack zutrauen, um Sehnſucht nach ihr zu verſpüren, oder ſie hatle das Zuſchließem ver— geſſen, bder die Türen dieſes echt ländlichen Gaſthauſes ſchloſſen überhaupt nicht. Ein leiſer Druck. Die Tür gab nach. Vor— Die den Eintretenden. ö Ja, ja, mein Sohn, das kommt vom Sprit, Er wollte kein Licht anzünden, um den Schläfer nicht zu wecken, bevor nicht die naſſe Kompreſſe auf der Stirn des Be⸗ zechten läge. Er bewegte ſich nach der Richtung, aus welcher das Schnarchen drang. Dort das dunkle Und ſchwaps— das naſſe Taſchentuch tat ſeine Wirkung. Aber ſo ſchreit klein Mann. „Hilfe, Hilfe, Räuber, Mord, man erſtickt mich, ſötet mich!“ Da war das Bett. etz ö Rriegs wille unſerer peinde. Mit jener Zähigkeit, die nur das törichte Unrecht aufbringt, hält Frankreich an ſeiner Forderung der Rückgabe Elſaß⸗Lothringens ſeſt. Haß es heute noch Franzoſen gibt, die wirklich an die Möglichkeit der Wiedereroberung Elſaß⸗ Lothringens glauben, muß man annehmen, wenn man 200 das ganze franzöſiſche Volk für eine Geſellſchaſt von Betrügern und Ver⸗ blendeten halten will. Es liegt auf der Hand, daß nach Zerbrechung aller anderen Werkzeuge etzt die Ausſicht auf amerikaniſche Hilfe das meiſte dazu beigetragen hat, daß in Frankreich noch einmal die Loſung durchdringt, der Krieg (dürſe nicht aufhören, ehe nicht die franzöſiſche Nepublik das Verbrechen Ludwigs des Vier⸗ zehnten wiederholt hat. Wie dem auch ſein mag, wir wiſſen heute, daß Frankreich noch ichwerer getroffen werden muß, ehe die Einſicht ein den wahren Stand der Dinge ſeine Politik legiert. Alles weitere Unglück Europas iſt Frankreichs Schuld und die Schuld Englands. Und um die ungeheuerliche Schuld vor der Welt auf fremde Schultern abzuwälzen, wird noch einmal mit ſchamloſeſter Lüge auf die Neu⸗ nalen eingewirkt. Beſonders engliſche Blätter, ze jetzt den Weltraub Englands vor den Friedensforderungen des ruſſiſchen Bundes⸗ genoſſen in Sicherheit bringen möchten, können ſich nicht genug tun in Lüge, Heuchelei und Jälſchung. So wagt noch einmal die Londoner „Morning Poſt“, das verlogenſte Blatt der eng⸗ liſchen Preſſe, die längſt als unſinnig erkannte und bewieſene Behaupfung aufzuſtellen, daß Deutſchland die Eroberung der Welt borbereitete. Was ſich im Laufe des Krieges abgeſpielt hat, wird mit billiger, rückwärtsgewandter Wahr— ſagung als damals vorher erkennbar hingeſtellt, der Marſch durch, Belgien, die Schläge gegen Frankreich und Rußland, die Gewinnung der Türkei und der Kampf gegen England. Aus ihrer bewußt unwahren Darſtellung der Dinge zieht die„Morning Poſt“ dann die Schlußfolgerung, daß nur ein Weg zu dem not— wendigen Ziele der Vernichtung der deutſchen Militärmacht ühre,„die Zerſtörung der deut⸗ ſchen Streitkräſte auf dem Schlachtfeld“. Und das Blatt ſchließt, England müſſe nur durch⸗ halten, dann wird der Feind beſiegt.“ Angeſichts dieſes unentwegten Feſthaltens an einem Kriegsziel, das durch die militäriſche Lage als pöllig unerreichbar, durch die Meinung eines großen Teils der weſtmächtlichen Völker als nicht einmal wünſchenswert gekennzeichnet iſt, an dem aber die Regierungen und der herrſchende Teil ihrer Völker auch über den vierten Jahrestag des Kriegsbeginns hinaus ſeſtzuhalten erklären, iſt es von Intereſſe, aus dem Munde eines Gewährsmannes, für deſſen Zuverläſſigkeit und Urteilsfähigkeit eingetreten werden kann, und der kürzlich aus England zurückgekehrt iſt, ein unbeeinflußtes Urteil über die Lage und Stimmung in England zu er— halten. Das Mißlingen der Frühjahrsoffenſive ſcheint, wie die„Köln. Ztg.“ mitteilt, allgemein dem Gedanken Raum verſchafft zu haben, daß auch im kommenden Jahre gekämpft werden müſſe. gemein überzeugt, daß der U⸗Vootkrieg Eng⸗ land nicht aushungern könne. Daß von einem wirklichen Friedenswillen in England nicht die ede ſein kann, wird auch von andern Per⸗ dulichkeiten, die kürzlich von dort zurückgekehrt ſind, beſtätigt. Es unterliegt gar keinem Zweifel, daß auch in England ſtarke Friedensſtrömmungen am Werke nd, gerade ſo wie in Frankreich das Kriegs— ziel Elſaß⸗Lothringen Widerpruch finde. Aber Set ganz gewiß, daß diejenigen, die von der Fortſetzung des Krieges, wenn auch nicht eine Zerſchmetterung der deutſchen Macht, ſo doch eine Verbeſſerung ihrer Friedensrechnung er⸗ hoffen und die von der amerikaniſchen Hilf viel erwarten und noch nicht aufgehört haben, auf ein Wiedererwachen der ruſſiſchen Schlag— kat zu rechnen, im feindlichen Verband noch e Oberhand haben. Der hauptſächlichſte Be⸗ deggrund für die erneute Aufſtellung der rück⸗ chlsloſen Kriegszielforderung der Weſtmächte die Hoffnung, daß alles, was jetzt gegen eingeſetzt iſt, die raſch wiederholten Offen- Dabei ſei man, wie er behauptet, all⸗ e ſipſtöße, die Häufung der Zahl unſrer Feinde, die ſich ſteigernde Wirkung der Absperrung, uns ſchließlich doch eher mürbe machen werde, als die andern nicht mehr weſter können. Demgegenüber bleibt uns und unſeren Ver⸗ bündeten nur eine Wahl. Wir müſſen weiter kämpfen und weiter durchhalten, bis ſich der Feind als beſiegt, das heißt außerſtande er⸗ klärt, ſein Ziel zu erreichen. Ganz Deutſch⸗ land weiß, was auf dem Spiele ſteht. Die entſcheidenden Tage werden das ganz Volk— das an den Fronten und das daheim— auf ſeinem Poſten finden. von Naß und fern. Prinz Max von Baden Ehrendoktor. Die Rechts⸗ und Staatswiſſenſchaftliche Fakultät. der Freiburger Univerſität ernannte den Prinzen Max von Baden zum Ehrendoktor wegen ſeiner unabläſſigen Arbeit für die Gefangenenfürſorge im Weltkriege, die Erſorſchung des Schickſals vermißter Kämpfer und wegen ſeiner Be⸗ mühungen um die Heimkehr der Verwundeten. Rückkehr der Lycker Geiſeln. Von den ſieben durch die Ruſſen in die Gefangenſchaft mitgeſchleppten Lycker Geiſeln iſt jetzt die fünfte, der Stadtrat Wrobel aus Sibirien zurückgekehrt. Die ſechſte Geiſel, Bürgermeiſter Klein, iſt in der Gefangenſchaft verſlorben. wird noch immer in Sibirien zurückgehalten. Der Landmann hat jetzt das Wort! Landwirte! Getreideablieferung iſt jetzt höchſte Ehrenpflicht! Das Deutſche Volk braucht Euch und Euer Korn, das den Gieg erſt vollendet! Nichts darf Euch abhalten, ſchnell und reichlich zu liefern! g Luiſe von Belgiens Hausrat unter dem Hammer.„Nach 9 tägiger Dauer ging München die Verſteigerung der Habſeligkeiten Stadrat Becker Herz, ** und kochendem Waſſer begleiteten das Erd⸗ beben. Die Nachrichten aus San Salvador, die nur langſam bekannt werden, bringen furchtbare Einzelheiten. Die Toten zählen nach Tauſenden. 5 f 7 1 Das„tote“ Herz. Intereſſante Wiederbelebungsverſuche. „Trotzdem die Art der Todesurſachen äußer⸗ lich ſehr mannigfaltig erſcheint— in einem Verzeichnis der oberſten Medizinalbehörden in Deutſchland werden 175 Todesurſachen an⸗ gegeben—, läßt ſich doch in den meiſten Fällen das Sterben der Menſchen auf das Herz zurück— führen. Tatſächlich wird faſt ſtets durch das Verſagen des Herzens der Tod eingeleitet, ſo.⸗ daß der Wiener Arzt Prof. Notnagel noch in ſeinem letzten Werk mit Recht behaupten konnte, daß der Menſch ſaſt immer vom Herzen aus ſtirbt. Andererſeits haben Verſuche, vor allem die des ruſſiſchen Phyſiologen Kuljubko, ergeben, daß das Herz mit ſeinem Stillſtand das Sterben aller Zellen des Organismus herbeiführen kann, ohne ſelbſt wirklich tot zu ſein. Gelänge es alſo, das ſcheinbar tote Herz auf irgendeine Weiſe wieder- zubeleben, ſo könnte man auch Lebeweſen, die nach den bisherigen Anſchauungen als tot er— klärt werden mußten, in gewiſſen Fällen dem Leben zurückgeben. Mit dieſer Frage beſchäftigte ſich der Roſtocker Phyſiologe Prof. Hans Winterſtein. Zuerſt wurde feſtgeſtellt, daß nicht nur das ſondern auch“ die Nervenzentren des Säugetieres, die nach dem Herzſtillſtand ihre Funktion einſtellen mußten, wieder belebt werden 1 0 e.: 9 0 98. künſtliche Atmung auch eine dauernde Wieder— können, indem der ganze Organismus einer künſtlichen Durchſpülung mit erwärmter ſauer— ſloffhaltiger Salzlöſung unterzogen wird. Da es zahlreiche Fälle gibt, in denen der Tod eines ſonſt geſunden Organismus durch Herz⸗ ſtillſtand im Gefolge einer vorübergehenden Schädigung herbeigeführt wird, muß durch In⸗ gangſetzen der Herztätigkeit und gleichzeitige können. Die in Frage kommenden Todesfälle der Prinzeſſin Luiſe von Belgien zu Ende und ſind der ſog. Herztod in Narkoſe, der Tod durch brachte rund 82 000 Mark. wurden erzielt: Pelze 8900 Mark, Kleider 14280 vorübergehenden Mark, Wäſche 6775 Mark, Hüte 3910 Mark, durch Erfrieren. Schleier 1754 Mark, Federn und Kopfputz 4550 Mark. Schirme und Griffe 2500 Mark, Decken Kaninchen ausgeführt, die durch Erfrieren„ge⸗ und Deckchen 6830 Mark, Schärpen 3520 Mark, ſtorben“ waren. loſe Spitzen 1590 Mark, Möbel 3490. Mark, 3. Teppiche 1380 Mark, Bilder 888 Mark, Gold— und Silbergegenſtände etwa 8000 Mark. Großfeuer in Lübeck. In Lübeck kam in der Möbelfabrik von Hintz u. Stech ein Feuer zum Ausbruch, das ſchnell gewaltigen Umfang annahm und die ganze Fabrik einäſcherte. Nur die großen Holzvorräte und geringe Mengen fertiger Möbel konnten gerettet werden. der Südfront der großen Fabrik liegt die Margaretenſtraße, deren rechtsſeitige Häuſer in große Gefahr gerieten. Als verſchiedene? zu brennen begannen, wurden ſämtliche Häuſer Sämtliche Schuppen, Ställe uſw. in den nach der Fabrik zu gelegenen Grundſtücken gingen in Flammen auf. Endlich dem Meere entriſſen. Großen Belt, etwa eine Seemeile nördlich von Nyborg, iſt mau, Meldungen ſchwediſcher Blätter zufolge, zurzeit damit beſchäftigt, eine Kohlen— An. 5 5„ee vorgenommen, in nicht weniger als 16 Fällen 1 1 ö Folgende Preiſe Gehirnerſchütterung, durch Erſtickung infolge eines Atmungshinderniſſes, endlich Die erſten Verſuche Winterſteins wurden an Das narkotiſierte Kaninchen wurde in eine Kältemiſchung aus Eis und Stein⸗ ſalz getaucht bis zum Zuſtande des Erfrierens. Dann wurde in die am Hals zum Kopf gehende Dächer Im ſo günſtig. nach laſt zu heben, die ſeit mehr als 30 Jahren auf dem Meeresgrunde liegt. Die Ladung rührt der 1883 mit 1200 Tonnen Kohle ſank. dieſer Brennſtoff neuerdings ſo ſehr im Preiſe geſtiegen iſt, iſt man überzeugt, daß ſich die heben Die Kohlen, die man faſt reſtlos von dem ſchwediſchen Dampfer„Dorka“ her, Da große Schlagader eine Glaskanüle eingebunden, durch die bis zu 30 oder 40% erwärmte ſauer⸗ ſtoffhaltige Salzlöſung in den Organismus ein— geführt wurde. Gleichzeitig leitete man die künſtliche Atmung ein. Es wurden 19 Verſuche an erfrorenen Kaninchen und Meerſchweinchen wurde noch 2½ Stunden nach dem„erſten Tode“ des Tieres eine regelmäßige Herztätigkeit und eine mehr oder weniger vollſtändige Wieder— belebung der Nervenzentren und demnach des Geſamtorganismus herbeigeführt. Die Wiederbelebungsverſuche an Tieren, die in Narkose, infolge von Gehirnerſchütterung oder Erſtickung geſtorben waren, verliefen nicht ganz Immerhin konnte ein Kaninchen dem Narkoſetod völlig wiederhergeſtellt werden, ſo daß dauernd am Leben blieb. Zuſammenfaſſend iſt auf Grund der Verſuche Winterſteins feſtzuſtellen, daß in vielen Fällen von„Tod“ aus den angeführten Gründen eine Wiederbelebung gelang, indem eine erwärmte 5 elle 8 Salzlöſung in der Richtung zum Herzen in das 1 5 5 Arterienſyſtem eingeführt wurde. Koſten der Bergung bezahlt machen werden.“ zu können hofft, ſind nach einigen an die Ober⸗ fläche gebrachten Proben zu urteilen, noch voll— kommen brauchbar. Ein Telegramm des Präſidenten von Nicaragua ſtellt die Kataſtrophe in San Salvador ſchlimmer dar als die bisherigen Berichte. Städte San Salvador und Santa Clara wurden völlig zerſtört. Ausbrüche von Lava Eine praktiſche Übertragung dieſes Wieder— belebungsſyſtems auf den Menſchen wäre dem⸗ nach— insbeſondere bei Herzſtillſtand infolge von Erfrieren— als erfolgverſprechend anzu f 1 ſehen. Die Kataſtrophe von San Salvador. viel Die Kriegs fürſorge. Zur Unterſtützung der internierten Deutſchen in Rumänien. Nach ſicheren Nach⸗ richten ſind mit Zuſtimmung der rumäniſchen iſt, K 5⸗Pfundration hat Mehl werden, Mark aus % 5„„ den verſchiedenſten weſtfäliſchen Städten tätig geweſen in belebung des ganzen Organismus erzielt werden 8 99 Geldern. wandt, 5. raffiniert geſchickte Buchungen hat er die Aufdeckung und ſchwimmen Verſte ſeiner Art. Regierung in den nicht beſetzten Gebieten von Rumänien deutſche Hilfskomitees zur Unter⸗ ſtützung der deutſchen Internierten gebildet worden. Dieſe Komitees, die ſich aus deut⸗ ſchen Sta Pangehörigen zuſammenſetzen, arbeiten ebenſo wie die in Deutſchland ſchon ſeit länger Zeit beſtehenden rumäniſchen Hilfskomitees mit den zuſtändigen Militärbehörden zuſammen. Unter anderem haben ſie die Ermächtigung er⸗ halten, unter ihren Landsleuten Subſtriptionen zur Unterſtützung notleidender Internierter mit Geld und Kleidern zu veranſtalten. 5—— eure Volkswirtſchaftliches. Jur Brot⸗ und Kartoffelverſorgung. Nach⸗ dem die Frühjahrsbeſtellung im weſentlichen beendet iſt und erfreulicherweiſe trotz der immer ſchwieriger werdenden Verhältniſſe und des ungewöhnlich ſpäten Frühjahrs wieder zu einer reſtloſen Beſtellung des deutſchen Ackers geführt hat, läßt ſich der nach Ab⸗ zug der Saat verbliebene Stand an Vodenerzeug⸗ niſſen der alten Ernte genauer als bisher überſehen. Entgegen d bisher von manchen Seiten gehegten Befürchtungen iſt die Möglichkeit geſichert, die der⸗ zeitige Brotration bis zur neuen Ernte unverkürzt zu laſſen. An Speiſekartoffeln ſind zur Verſorgung der nichtlandwirtſchaftlichen Bevölkerung mit fünf Pfund wöchentlich bis gegen Mitte Juli, wo auf volles Einſetzen der neuen Frühkartoffeln zu hoffen noch etwa 12 Millionen Zentner nötig. Die in manchen Orten nicht aufrecht— erhalten werden können und es hat Mehlerſatz ge⸗ liefert werden müſſen. Mit dem weiteren Schwinden des Reſtes der alten Vorräte wird die Aufrecht— erhaltung der bisherigen Kartoffelration auch in den übrigen Bezirken vielſach nicht mehr möglich ſein. An dem Grundſatz, daß für fehlende Kartoffeln oder Brot zu liefern iſt, wird feſtgehalten die Lage der Brotgetreidebeſtände macht es aber nötig, die Erſatzmenge vorſichtig zu bemeſſen. FF a Gerichtshalle. Elberfeld. Die enorme Summe von 27730 veruntreute innerhalb zweier Jahre der 30 Jahreß alte Eiſenbahnaſſiſtent Joſeph Jahnknecht Remſcheid. Der zu Fall gekommene, der in iſt. hat ſich aus ſträflichem Leichtſinn an den Amts⸗ geldern vergriffen. Obwohl kinderlos verheiratet, reichte ſein Gehalt von 3500 Mark bei ſeinen hohen Anſprüchen, die er ans Leben ſtellte, nicht aus, und ſo vergriff er ſich dann ſortgeſetzt an den amtlichen Von dem nach, Aufdeckung der Verun— treuungen beſtehenden Fehlbetrag von 27 730 Mark hat J. einige Tauſende Mark für Anſchaffungen ver— den größten Teil jedoch verjuxt. Durch ſeines Treibens längere Zeit zu verhüten gewußt. Er wurde vom Schwurgericht zu 2 Jahren 3 Monaten Gefängnis verurteilt. Frankfurt a. M. Das hieſige Schöffengericht verurteilte zwei Arbeiterinnen, die mit franzöſiſchen Kriegsgefangenen Liebesverhältniſſe angeknüpft und ihnen kleine Geſchenke gemacht hatten, zu je drei Monaten Gefängnis. Leipzig. Das Reichsgericht hat ietzt die Todesurteile gegen die Zigeuner Ernſt, Hermann Wilhelm Ebender, die vom Schwurgericht in Hanau wegen Mordes zum Tode verurteilt worden waren, beſtätigt. Vermiſchtes. überführung von Schiffen in zwei Teilen. Eine Schiffsüberführung in zwei Teilen wurde jüngſt zum erſten Male in den Ver. Staaten ausgeführt. Auf den großen Seen in Nordamerika verkehren zahlreiche Schiffe, die in Größe und Bauart S frachtdampfer nicht nachſtehen die Kriegsverhältniſſe am hie Frachtſätze viel höher ſind al Reeder die Schiffe Man einem See⸗ Atla eedienſt ſtellen. ſtellenweiſe in nicht durch ein die 2000 Tonne zlich in zwei Teile zer ſchottete jeden Teil! kein Waſſer einzudringen konnte, worauf u hälften einfach durch den Kar die beiden wieder zuſan einer„Halbie * üſtenwerft Verfahren 1 1h das iſt wohl das Wortlos ſtand Kurt. Dann erſt, als die rau fortſuhr,„Räuber und Mörder“ zu brüllen, agte er ſlotternd:„Verzeihen Sie— ein uttuüm—“ und er wandte ſich ſchleunigſt der Tür zu. Als er aber auf den Flur trat, backten ihn ein Paar eiſerner Fäuſte, ſo daß es abt an ihm war:„Hilſe, Hilſe!“ zu ſchreien. and während er die Fingernägel feſt an ſeinem Valle ſühlte, durchfuhr ihn blitzſchnell ein Ge⸗ danke; die Holde mit den Sommerſproſſen und den gewaltigen Fäuſten. Der ihn jetzt feſthielt, bar ihr Bruder. Ja— er war wahrhaftig ihr Bruder.. Vom Gaſtzimmer eilte der Wirt herbei. „„Laß ihn los, Peter. Aber, Herr, wie iumen Sie dazu* e der Viehhändler? Der— der— Bon unten ſchallle eine behagliche Stimme: Kommen Sie nur runter, Herr, die nächſte Wuddel eln gebe ich aus. Unb die übernächſle auch.“ „„ Kurt unterdrückte ſeinen Zorn. Er freute ich, aus den Krallen des Kraftmenſchen beſteit Spiel. und machte gute Miene zum böſen Spiel. , Er wußte nicht, wie er in dieſer Nacht ins Lelt kam. Nach der Ait, wie ſeine Kleider aer deln Stuhl gelegt waren, mußten andere bel Austleiden behilflich geweſen ſein. W,Erſt um zehn Uhr kam er am nüchſten Jorgen dazu, nach Hamburg zu telegraphieren, daß eine Depeſche ihm ſoſort nach Hademar ſchen nachgeſandt werden ſollte, (egen Mittag machte er der älllichen Pä⸗ bag, in einen, Süvebeſiich, Ede wor noch wi! U verſöhnt, hielt einen echt ſchulmeiſterlichen Vor⸗ trag über törichte Streiche, und der Sühne— nichts wert, länger als Büfettdame in groß⸗ beſuch endete damit, daß Kurt die Geduld riß Und er ſagte:„Verzeihen Sie, gnädiges Fräu⸗ lein, Sie ſind wohl im Leben nicht aus Hade⸗ marſchen rausgekommen.“ Selbſt Das kränkte ſie, die drei Jahre in der Groß⸗ 0 0 0 wachſenden Schminkeverbrauch hemerken mußte, ſtadt Auguſtenburg das Seminar beſucht hatte und einmal acht Tage lang in Kiel auf Beſuch geweſen war, außerordentlich. 4. einen ſicheren Ehehafen bugſieren zu laſſen. Fräulein Erika Matzen ſaß am Fenſter des Gaſtzimmers, klapperte dann und wann mit den langen ſchwarzen Liderfächern, blickte mit den großen, ſamſweichen Augen von ihrer Stickarbeit auf zur Straße, deren Fahrdamm von den großen Alleebäumen rechts und links beſchattet wurde und nur hier und da mit hellen Sonnen- ſprenkeln betupft' war, wo das Blaͤtterwerk den goldigen Schein der Nachmittagsſonne durchließ. Erika langweilte ſich. Sie ſtrich ſich über die weiße— nicht ganz ſchminkenfreie— Stirn, fuhr mit der ringgezierten Hand über die künſt⸗ leriſche, ein wenig kühn herausfordernde Friſur, begahn ein Liedchen zu ſummen, wie man es ſich vielleicht aus dem Munde des älteſten Weinreiſenden ober eines Coupletſängers derbſter Sorte gefallen läßt. Aber aus dem holden Munde dieſer Dame mit dem poeliſchen Namen, den züchlig klappernden Augenlidern und den jungſtäulich gerbteten Wangen 7 Nein, es war ſutrklich höchſte Zeit geworden, daß Fräulein Eritas Eltern duch die Erleuninis erleuchtet würden es ſel iir ihr prächtges Nöchroxrlein ſtädtiſchen Reſtaurants und großen Badeorten zu fungieren, es ſei ratſam, ſie zu Verwandten nach Hohenweſtedt zu ſchicken. Und Fräulein Erika Matzen willigte ein. das abwechſlungsreichſte Minneleben wird ſchließlich ſade, und da Erika an dem daß ſelbſt die holdeſte Jugend einmal ſich ihrem Ende nähert, ſo nahm ſie ſich vor, ihren Hohen⸗N weſtedter Aufenthalt zu benutzen, um ſich in In Hohenweſtedt befand ſich eine landwirt— ſchaftliche Schule, welche zum Teil von reichen Hofbeſitzerſöhnen, Reſerveoffizieren und— wie Erika hoffte— von Adligen beſucht wurde. Augenblicklich war die Schule geſchloſſen, aber das Winterſemeſter war ja nicht allzu ſern, und bis dahin wollte Fräulein Erika ſich gern beſcheiden. Übrigens war ein neuer„Ackerſtudent“ ſchon hier geweſen, um eine Wohnung ausguſvchen. Aber ſein Vater, der ihn begleitete, hatte einen Anzug getragen, der vielleicht noch die Fre! ſchärlerſchlacht bei Bau Anno 1848 mitgemacht, und Stücke Kautabat hatte der Alte ſich in den Mund geschoben— Stücke, großer als Pra- linees, Und der junge Mann? Das einzige, was Erika an ihm gefiel! war, daß er ſie mit ſcheuen, ehrfürchtigen Bhcken angeſchaut hatte, wie man wohl das Meiſterwert eines golt⸗ bignadeten Künſtlets anſſeht, Aber onſt?„Niſcht 310 machen. Dante tür Wi“ weurmelte Erifa im Jatgon ihrer Großſtacten, den ſie ſich aber Ahenbemßhnen emen hae. Näharbeit, ſchlug, und Trails für einen müden Blick, halb Erika blickte gelangweilt auf die Straße. Und 6 gekleideter ſtattlicher da— ein en Ackerſtudenten zerſtohlen muſterte ſchöner Mann. ihn. friſch kann über die;; Wochen als Natur iſt. Jetzt trat er ein. Sie duckte ſich über ihre als er„Guten Tag“ ſagte, züchtig die ſamtdunklen Augen auf und erwiderte mit leiſer, milder Stimme ſeinen Gruß. Ein ſüßer Käfer, dachte er, und mit dem Gutes reitet und einige fizier immer in der freien Gefühl der vermeintlichen Überlegenheit, welche ſchon manchen Großſtädter auf dem Lande in liche Lagen gebracht hatte, ſagte er keck: „Nun, mein ſchönes Kind, haben Sie Speiſe Wanderer?“ Im erſten Augenblick wollte Erika mit einem ihrer koketten„Augenwürfe“ antworten, aber ſie ſich, und den kühnen Sprecher traf ein hilfloſe Verlegenheit, halb verletzter Mädchenſtolz, daß Heinz Schwarz ganz verwirr! ſtammelte:„Verzeihen Sie, es war ein unan⸗ gebrachter Scherz.“ Sie aber tat, als horte ſie ſeine Entſchüldi⸗ gung nicht. In ihr aber war ein beluſtigtes Lachen. Er dachte: welch reines, liebes Kind, weich ie Mädch uhaftigkoit! beſaun ** ODeriſetzunz⸗ gt.)