Autlicher Teil. Bekanntmachung. Samstag, den 23. und Montag, den 25. d. Mts. wird erhoben: 1. 1. und 2. Ziel Staatsſteuer, 2. 2. Periode Forſt⸗ und Feldſtrafe, 3. ſind die Gewerbeſcheine(1 M.) einzulöſen. Nach dem 25. d. Mts. erfolgt Mahnung auch auf das 2. Ziel Steuer.— Die Erlaßbenachrichtigungen ſind mitzu— bringen.— Zahlung wolle mit abgezähltem Geld geleiſtet werden. Viernheim, den 20. Juni 1917. Gr. Untererhebſtelle: Jöſt. Bekauntmachung. Betr. Butterverſorgung. i n Freitag, den 22. ds. Mts. wird in nachſtehender Reihen- folge Butter ausgegeben. Wir erwarten, daß die Reihenfolge genau eingehalten wird. Diejenigen Perſonen, welche Butter für mehrere Perſonen abholen, werden mit Nummern außer Reihenfolge zurückge— wieſen. Das Geld iſt abgezählt bereit zu halten. Vormittags von 7 bis 8 Uhr Nr. l bis 250 1 5 8, e„ 00 6 1 9 10 75 e 50 5 10% 75„ 4000 1 f„ 1250 75 0 2 3 1500 1 1 3.57 4„50„ 1750 e„ 755% 51„zum Schluß. Viernheim, den 21. Juni 1917. Großherzogliche Bürgermeiſterei Viernheim. Lam berth. Bekanntmachung. Betr.: Fleiſchverſorgung. Für die laufende Woche ſtehen jeder Perſou über 6 Jahren 300 Gramm und ſolchen unter 6 Jahren 125 Gramm zur Verfügung. Die Ausgabe erfolgt am Samstag, den 23. ds. Mts. während des ganzen Tages. Die Zuſatzmarken haben ihre volle Gültigkeit. Viernheim, den 21. Juni 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Bekanntmachung. Bekanntmachung über Frühdruſch. Die Beſitzer von landw. Maſchinen und Geräten ſowie von Trocknungsanlagen unſerer Gemeinde werden hiermit aufgefordert, dieſe bis Freitag, den 22. Juni 1917, vor⸗ mittags bei uns— Zimmer 24— anzumelden. Viernheim, den 18. Juni 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Betr.: Bekanntmachung. Betr.: Den Polizeidienſt in der Gemeinde Viernheim. Die Stelle eines Hilfspolizeidieners iſt neu zu beſetzen. Bewerbungen mit Lebenslauf ſind bis 25. ds. Mt s. bei uns einzureichen.(Gehalt 100 M. monatlich.) Viernheim, den 15. Juni 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Bekanntmachung Betr: Beſchäftigung von Kriegsgefangenen. Wir bringen hiermit zur öffentlichen Kenntnis, daß das Verabreichen von Trinkgeldern an Kriegsgefangene ver— boten iſt. Hierdurch wird bei denjenigen Gefangenen, die ſolches nicht erhalten, nur Aergernis u. ſ. w. hervorgerufen. Sollten jedoch entgegen dieſer Beſtimmung vonſeiten der Arbeitgeber wiederum derartige Vorkommniſſe eintreten, wird denſelben der Kriegsgefangene kurzer Hand entzogen werden. Viernheim, den 11. Juni 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Bekanntmachung Betr.: Abgabe von Leihpferden. Von Seiten der Militärbehörden wird darüber geklagt, daß ein großer Teil der ausgeliehenen Pferde hinſichtlich der Verpflegung viel zu wünſchen übrig läßt, auch ſei des Oefteren ein Zurückgaug der Pferde infolge Ueberanſtrengung feſtge⸗ ſtellt worden. Wir müſſen daher ausdrücklich die Pferde⸗ beſitzer darauf verweiſen, daß in erſter Linie für gute Ver⸗ pflegung u. nicht Ueberanſtreugung der Pferde Sorge getragen werden muß. Sollten in einzelnen Fällen trotzdem begrün— dete Beſchwerden eingehen, ſo müßte mit dem ſofortigen Zurückzug der Pferde gerechnet werden. Viernheim, den 14. Juni 1917. Großherzogliche Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Bekanntmachung. Betr.: Förderung der Bienenzucht im Kreiſe. Wir machen auf die ſeitens Großh. Kreisamts Heppen⸗ heim im Einvernehmen mit dem Starkenburger Bienenzucht⸗ berein getroffenen Maßnahmen aufmerkſam. Um Anfängern Gelegenheit zum Umgang mit Bienen und ihrer Pflege zu geben, iſt Herr Lehrer Fertig dahier bereit, an 5 bis 6 Sonntagen auf den eigenen Bienenſtänden Unterweiſungen zu erteilen. Die Unterweiſung findet koſten⸗ los ſtatt. Jedem Intereſſenten ſei empfohlen, ſich noch im Laufe dieſer Woche bei Herrn Lehrer Fertig anzumelden. Der Kurſus findet von nächſten Sonntag ab ſtatt. Viernheim, den 17. Juni 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Bekanntmachung. Betr.: Zucker für Einkochzwecke. 5 Der Zucker für die Monate Juli, Auguſt, und September ge: langt vorausſichtlich im Laufe der nächſten Woche zur Ausgabe Für die genannte Verſorgungsperiode kommen ſtatt der ſeitherigen 500 Gramm auf den Kopf der Bevölkerung 750 Gramm zur Ausgabe, ſodaß jedem vorausſichtlich 4½ Pfd. auf einmal zugewieſen werden kann. Die Ausgabe erfolgt gegen die Marken 24—32 und zwar haben Gültigkeit die Marken: 24 bis 26 bis 30. Juni 1917 27, e e e CDi e Es bleibt den Verbrauchern überlaſſen die ihnen für die 8 Monate zuſtehende Zuckermenge auf einmal zu beziehen, um ihn als Einmachzucker zu verwenden. Ganz beſonders wird darauf hingewie⸗ ſen, daß die Verbraucher wenn der Monatszucker(ſogenannte Mund⸗ zucker) zu Einmachzwecken verbraucht wird, einen Anſpruch auf Er⸗ ſatzlieferung des Monatszuckers nicht haben. Den Tag der Ausgabe des Zuckers werden wir demnächſt noch bekannt geben. Viernheim, den 21. Juni 10% g Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Bekanntmachung. Betr.: Obſtverwertungskurſe. Wir bringen hiermit zur öffentlichen Kenntnis, daß auf Veranlaſſung Großh. Kreisamts Heppenheim am kommenden Sonntag, den 24. ds. Mts., nachmittags 3 Uhr im Saale des Gaſthauſes zum Engel ein I Veourtrag mit praktiſchen Vorführungen von Frau W̃ ach über Einmachen von Obſt und Herſtellung von Brotaufſtrichen ohne Zucker oder unter Verwendung von wenig Zucker gehalten werden wird, wozu wir ſämtliche Frauen und erwachſenen Mädchen unſerer Gemeinde, insbeſondere die Frauen der Arbeiter und Minderbemittelten zu recht zahlreichem Beſuche ganz ergebenſt einladen. Dem Vortrage dürfte das größte Intereſſe entgegen gebracht werden, zumal man auf billige Weiſe durch Frau Willach, der ein großer Ruf als erfahrene, tüchtige Hauswirtſchaftlerin vorausgeht, über die Einmachkunſt aufgeklärt wird, von der die meiſten Frauen noch nichts oder recht herzlich wenig wiſſen. Darum verſäume keine Frau den Vortrag, der für ſie eine Quelle der Belehrung ſein wird. Viernheim, den 19. Juni 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Bekauntmachung. Lebensmittel. Nachbenannte Waren haben wir zum Verſand gebracht, für die folgende Kleinverkaufspreiſe feſtgeſetzt ſind: Weizengries 1 Pfund 0.28 Mark, 2. Haferflocken 1 Pfund 0.44 Mark, 3. Kunſthonig 1 Pfund 0.55 Mark. 4. Kriegsmus 1 Pfund 0.60 Mark, 5. Marmelade 1 Pfund 0.60 Mark, Ueberſchreitungen werden nach dem Höchſtpreisgeſetz beſtraft. Der Weizengries darf nur an alte und kranke Per— ſonen und an Haushalte abgegeben werden, die Kinder im Alter bis zu 6 Jahren beſitzen. Die Großh. Bürgermeiſtereien werden angewieſen, dies bekannt zu geben und uns Kleinhändler, die dieſer Anord— nung nicht nachleben namhaft zu machen. Dieſe werden wir alsdann von dem Bezug weiterer Waren bis auf Weiteres ausſchließen. Die oben weiter abgebenen Waren ſind zur allge— meinen Ausgabe frei. Heppenheim, den 12. Juni 1917. Großh. Kreisamt Heppenheim. v. Hahn. Betr:. Bekanntmachung. die Meldungen zur allgemeinen Ortskrankenkaſſe für den Kreis Heppenheim. Wir haben wiederholt die Wahrnehmung gemacht, daß in letzter Zeit ſehr oft verſicherungspflichtige Lohnarbeiter und insbe— ſondere Lehrlinge, ſowie eintretende Lohn veränderungen garnicht oder verſpätet zur Kraukenkaſſe angemeldet worden ſind. Die Arbeitgeber begründen hinſichtlich der Lehrlinge die Verſäumniſſe in der Regel damit, daß ſie angeben, der Meinung geweſen zu ſein, dieſe Perſonen ſeien der Verſicherungspflicht nicht unterworfen. Mit Inkrafttreten des 2. Buches der Reichsverſicherungsord— nung— 1. Januar 1914 ſind gemäߧ 165 ff. R. V. O alle Lehrlinge— männliche wie weibliche— einerlei ob ſie gegen oder ohne Entgelt beſchäftigt! werden und ohne Rückſicht auf das Alter krankenverſichernngspflichtig. Nach§ 317 und 318 R. V. O. ſind die An- und Abmeldun— dungen, ſowie die Lohnveränderungen binnen drei Tagen nach Beginn oder Beendigung der Beſchäftigung, bezw. nach Eintritt der Lohnver— änderung, ſeitens des Arbeitgebers zu bewirken. Die Unterlaſſung der Pflicht kann nach 8 530 R. V. O. mit Geldſtrafe bis zu 300 Mk. in jedem einzelnen Falle geahndet werden. Außerdem holt die Kaſſe die rückſtändigen Beiträge nach und kann den Beſtraften nach 8 581 R. V. O. die Zahlung des Ein- bis Fünffachen der rückſtändigen Beiträge auferlegen. Ganz beſonders weiſen wir noch darauf hin, daß gemäß 8 397 R. V. O. die Beiträge bis zur vorſchriftsmüßigen Abmeldung — d. i. bis zu dem Tage, an dem die Abmeldung bei der Melde— ſtelle eingeht— fortzuzahlen ſind. Wir erſuchen die zur Meldung verpflichteten Arbe itgeber unſeres Kaſſenbezirks(Stadt und Kreis Heppenheim) für die Folge ihre Pflicht genau zu erfüllen, andernfalls wir Beſtrafung veranlaſſen müſſen. Heppenheim a. d. B., den 8. Juni 1917. Der Vorſtand der Allgemeinen Ortskrankenkaſſe gez. Reinmuth. CCC ĩ ²˙ Gottesdienſt⸗Ordnung der israel. Gemeinde 23. Juni. 3. Tammus. 55 850 Uhr 800 Uhr 400 Uhr 10% Uhr 860 Uhr 660 Uhr Betr: 1 Sabatt⸗Anfang „ Morgen „ Nachmittag „ Ausgang Wochentag Abend 1 Morgen Wochenabſchn Korach Perek 4. Hahler Tausend gelbe Kohlraben-, Sellefle- und Laueh: Setzlinge zu verkaufen Johann Echarch, glauhutstr. 51. Leonhard Alles, Heddesheim Bahnamtlicher Rollfuhrunternehmer empfiehlt ſich der verehrlichen Einwohnerſchaft zu alle 1»Fubhrleiſtungen 0 es 2. bei gewiſſenhafter Ausführung zu den üblichen Frachtſätzen Ein Kuhkummet Ein Zimmer und einen leichten f f mit Kammer zu vermieten. Einſpänner-Wagen Näheres in der Exp. kauft Alle Sorten Wilh. Schmidt, Heddesheim. 5 Feld ſchachteln Mädchen oder zu haben bei Frau Jakob Beyer. zur Aushilfe geſucht für Ein Waggon ſofort. 4 f lau Forstmeister broos. Eutlangen⸗Kalk friſch eingetroffen. Ztr. 2 Ml. Zu mieten geſucht Wach. Träger. mem mf aten Wir drucken alles 5 von der Viſitenkarte 3 Wohnhaus 3 bis zum größten Werk zum Alleinbewohnen ab 1. Juli in bekannt ſauberſter Angebote mit Preisangabe:: Ausführung unter J. 78 ſind in der Exp.] Muſter u. Preiſe zu Dienſten. d. Blattes abzugeben. Buchdruckerei J Marin MW²osing⸗, Weigkraut- u. Vieruheim. Rofkraut-Pflanzen Act. Tomaten- 5 Pfuhlfaß Roterüben-, Mangold, Näheres im Verlag d. A. fiosenkonl“ Fino partie Dunggabel,, U. Blumenkonl-Setzünge Schaufeln und Spateſ zu verkaufen 8 hat preiswert zu verkaufen Martin, au der Apotheke. Jakob Beyer t 0* 01 Torn 5 Orts⸗Gewerbe⸗Berein Viernheim. Kommenden Sonntag, den 24. Juni, nachmittag 4 Uhr findet im„Engel“ die feierliche Ueberreichung der Geſelleubriefe an die Junggeſellen ſtatt. Die Eltern, Vormünder, Lehrmeiſter, der Gemeinde— und Schulvorſtand, die Herren Lehrer, die Prüfungsmeiſter die Mitglieder des Ortsgewerbevereins, Geſellenbeiſitzer un die Zeichenſchüler, ſowie ſonſtige Intereſſenten ſind zu dleſen Feier ergebenſt eingeladen. Von nachmittags ab daſelbſt Ausſtellung de angefertigten Geſellenſtücke, ſowie Arbeiten der Handwerker zeichenſchule und der Vorſchulen. Viernheim, den 20. Juni 1917. Für die Handwerkerſchule Der Vorſitzende: Roos. Für den Ausſchuß Der Vorſitzende Zöller. Deutſches Erzeugnis für Familiengebrauch und alle gewerblichen Zwecke. „Kayser“„Victoria“ Taſchenlampen, Fahrrad⸗Mäntel und Schläuche. i 6. Hemm eddesheim Beindstr. A. Kalkstickstoff 5 ſolange Vorrat reicht Fr. Joh. Schneider. Kinder⸗, Sport⸗ und Leiterwagen kaufen ſie billigſt bei eingetroffen, Dienstag, Donnerstag u. Samstag „ Illuſtriertes Sonntagsblatt“, illuſtriertes Jakob Behel. Erſcheint wöchentlich dreimal: Bezugspreis: 40 Pfg. pro Monat frei ins Haus gebracht Gratis⸗Beilagen: Unterhaltungsblatt„Deutſche Kraft“, Wandkalender und Fahrplan. Vereins Anzeiger iirger-Zei Gesche Anzeige: Organ für Jedermann Anzeigenpreis: Almtsblatt der Großh. Bürgermeiſterei Viernheim e Enthält alle amtlichen Ankündigungen der Behörden Viernheims und Umgebung. Inſerate finden in der Bürger⸗Zeitung wirkſamſte Verbreitung.— Für Wohnungsinſerate Ausnahme⸗Tarif. Redaktion, Druck und Verlag: J. Martin, Viernheim, Rathausſtraße Die[ſpaltige Petitzeile oder deren Raum auswärtige Juſeraie . holungen und größeren Aufträgen entſprechender Rabatt. Beilagen im Gewichte bis zu 8 Gramm 6 Mk. fürs Tanſend. Bei Klage⸗Erhebung, zwangsweiſer Bel⸗ treibung uſw. wird Rabatt hinfällig. M. 71 Samstag, den 23. Juni e 1917 Lokale Nachrichten. „ Keine Spazierfahrten mit Fahrrad und Anto. Es wird erneut darauf aufmerkſam gemacht, daß Fahrräder und Kraftfahrzeuge nur durch die Inhaber der Fahrerlaubnis zu den erlaubten geſchͤftlichen Zwecken benutzt werden dürfen, und daß die Benutzung von Fahrrädern und Privatkraftfahr— zeugen zu andern Fahrten, namentlich auch zu Spazierfahr— ten, ſowie das Mitnehmen von Angehörigen auch auf ge⸗ ſchäftlichen Fahrten mit Kraftfahrzeugen Iſtreng unterſagt iſt. Zuwiderhandelnden wird die Erlaubnis ſofort entzogen. *Die Anmeldungen neuer Fernſprechauſchlüſſe, welche gelegentlich des planmäßigen Ausbaues der Fernſprechanlagen im kommenden Hochſommer und Herbſt hergeſtellt werden ſollen, müſſen— abgeſehen von den Orten, in denen keine Unterbrechung der Fernſprechbauarbeiten eintritt— ſpäteſtens bis zum 1. Auguſt bei den zuſtändigen Poſtanſtalten vorlie⸗ gen. Verſpätet angemeldete Anſchlüſſe, die infolgedeſſen außerhalb des Bauplans nur mit Mehraufwendungen(3. B. durch beſondere Entſendung eines Bautrupps uſw.) her⸗ geſtellt werden können, werden in dem kommenden Bauab⸗ ſchnitt nur dann ausgeführt, wenn die Antragſteller als Ent⸗ ſchädigung für die Mehrkoſten einen Baukoſtenzuſchuß von 15 Mk. entrichten oder, falls die Mehrkoſten den Betrag von 30 Mk. überſteigen, den wirklich aufgewendeten Koſten— betrag erſtatten. 0 Viehzählung. Die Viehzählung vom 1. Juni und demnächſt vom 1. September 1917, bilden die Grundlage entſcheidender Maßregeln auf dem Gebiet der Ernährungs⸗ und Futterwirtſchaft des neuen Erntejahres. Jeder Viehbe⸗ iter muß genaue und vollſtändige Angaben bei den Vieh⸗ zählungen als eine beſondere zvaterländiſche Pflicht betrachten. Bel der Schätzung des Ertrags von Bodenerzeugniſſen können ohne Verſchulden erhebliche Irrtümer vorkommen. Unrichtige Angaben über den Viehbeſtand ſind nur in Folge von Bos⸗ willigkeit oder grober Fahrläſſigkeit möglich. Nach den Zäh⸗ lungen ſollen Stichproben durch unvermutete Stallreviſionen vorgenommen werden. Wo ſich dabei falſche Angaben von Viehbeſitzern ergeben ſollten, müßte gegen den Schuldigen ſchärfſtens eingeſchritten werden, denn dieſer ſchädigt dadurch an ſeinem Teil die ſachgemäße Verſorgung des Heeres und der Bevölkerung, er ſchädigt aber auch ſeine Nachbarn, und Berufsgenoſſen, denen in Folge ſeiner falſchen Angaben, er⸗ höhte Lieferungen auferlegt werden müſſen. Evang. Frauenverein. Am nächſten Sonntag, den 24. Zuni Nachmittags 3 Uhr findet im Gaſthaus zum Engel ein Vortrag über zuckerarmes und zuckerloſes Einmachen ſtatt. Frau Willach, die langjährige, erprobte Leiterin der Küchen⸗ abteilung der Heil- und Pflegcanſtalt in Heppenheim wird ſprechen und ihre Anweiſungen praktiſch erläutern. Sie wird auch auf jede Frage aus der Zuhörerſchaft eingehend ant— worten und ein guter Beſuch des Vortrags aus allen ſtreiſen der Bevölkerung erſcheint dringend geboten. Bei der Schwierigkeit unſerer Volksernährung iſt es gar zu wichtig, daß keine Früchte umkommen, die als Wintervorrat ſo nötig ſind und daß die zugewieſenen Zuckermengen in der Haupt⸗ ſache zur Bereitung von Brotaufſtrich Verwendung finden, wo Butter und Fett ſo knapp ſind. Die Mitglieder des Evang. Frauenvereins werden zu recht zahlreichem Beſuch dieſes Vortrages freundlichſt eingeladen. R. Das Düörren von Obſt! Die reiche diesjährige Obſtblüte läßt eine gute Ernte erhoffen, und ſchon ſuchen die Konſerven- und Marmelade⸗ Fabriken möglichſt große Obſtmengen an ſich zu ziehen. Es ſei deshalb darauf hingewleſen, daß der beſte und billigſte Weg zur Konſervierung des Obſtes das Dörren lſt. Der das Obſt verteuernde und gefährdende Transport zu den Marmeladefabriken kommt hierbei in Wegfall, die Verarbei tung des Obſtes iſt denkbar einfach und billig. Das Dörren vollzieht ſich am beſten auf oder in Backöfen, auf Herdplat: ten, ja ſogar bei gutem Wetter in der Luft. Im Vergleich zum Einkochen bietet es ſehr erhebliche Vorteile, da es weder Einmachgläſer, alſo auch keine Gummiringe, noch Zucker erfordert. Seine Verwendungsmöglichkeit iſt aber die gleiche. Es ſollte daher jeder, der hierzu in der Lage iſt, bei Zeiten darauf bedacht ſein, ſich durch Dörren von Obſt eine ab — Der Johannistag. Der 24. Juni, der Gedächt⸗ nistag St. Johannis des Täufers, einſtens der Tag, an dem unſere Vorfahren das Feſt der Sommerſonnen— wende begingen, gibt in Volksanſchauungen und Volks— bräuchen Nachklänge aus uralter Zeit wieder. Die Sonne iſt am 21. Juni auf der Paßhöhe des Jahres angelangt, um ſich wieder zu wenden. So bezeichnet man vielfach den 24. Juni als den Tag des Beginns des Som— mers. Wenn Johannes iſt geboren, gehn die langen Tage verloren. Nach dem Wetter der Johanniswoche ſchließt man auf die Beſchaffenheit der Witterung zu Ende Sep- tember: Wie das Wetter ſich an Johannis zeigt, ſo für wahr auch St. Michael geigt. Der Johannistag gilt als regenbringend, lautet doch eine altbekannte Bauernregel: Vor Johanni bet' um Regen, nachher kommt er unge beten. Von Bedeutung iſt der Joöhannistag für die Pflanzenwelt. Johanni gibt dem Obſt das Salz, Jakobi das Schmalz.— Vor Johannistag keine Gerſte man loben mag. Der Kuckuck ſoll um dieſe Zeit verſtum men; erklingt ſein Ruf noch länger, ſo prophezeit er naſ— ſes Erntewetter und Teuerung. — Stürmiſches Wetter. Nacht von Mittwoch auf Donnerstag war bekanntlich von einem heftigen Sturmwind begleitet. Seitdem iſt das Wetter ſtürmiſch geblieben und es iſt wahl ap zunch— men, daß beide Naturerſcheinungen in Zuſammenhang lune 5 U 1 duden ur e Heddesheim, 22. burtstagsſpende. außerordentlichen Leiſtungen der Krankenpflege in Kriege hat unſer Großherzog genehmigt, daß die auf den 9. Juli, ſeinem 60. Geburtstag, im ganzen Lande geſammelte Spende dem Badiſchen Landesverein vom. Roten Kreuz zu⸗ geführt wird, welcher ſonſt nicht mehr in der Lage wäre, ſeinen ungeheueren Aufgaben nachzukommen. Hat die deutſche Krankenpflege in dieſem Kriege doch erreicht, daß von allen Verwundeten. welche zur Pflege in die Heimat geſchickt wurden, 91% wieder geheilt von neuem an der Front kämpfen. Dieſe Zahl beſagt, daß, neben der bewun— dernswerten Kunſt des deutſchen Arztes, im Transport und in der Pflege unſerer Verwundeten und kranken Krieger Erſtaunliches geleiſtet wurde. Solche Leiſtungen koſten aber Geld und wertvolle Menſchenkräfte. Viele unſerer tüchtigſten Schweſtern und Pfleger ſind ihrer Pflichterfüllung erlegen und nun ſelbſt pflege- und uaterſtützungsbedürftig. Für die Das Erdbeben in der Juni. Großherzogs-Ge Ausbildung von Pflegeperſonal iſt ſeitens des Bad. Landes. vereins allein während des Krieges etwa 200000 Mark verausgabt worden. Für die Ausrüſtung dieſes Perſonals 430000 Mark; Verband- und Erfriſchungsſtellen haben über 180000 M. gekoſtet. Hier gilt ein goldenes Wort unſeres Groß— herzog Friedrich l., welcher ſeinem Volk Treue um Treue u. Liebe will das um Liebe verſprochen und gehalten hat. So badiſche Volk ſeinen kranken und verwundeten Kämpfern und Pflegern auch ihre Liebe und Treue mit gleichem vergelten, indem es eine ſtattliche Spende als Geburtstagsgeſchenk in die Hände unſeres Großherzogs Friedrich Il. legt, ihm ſelbſt die höchſte Freude zu bereiten, nämlich wiederum geben zu dürfen. Die Sammelliſten, welche auf dem Rathaus, ſerner bei allen Banken, Sparkaſſen, Zeitungen aufliegen, werden ſofort nach Abſchluß der Sammlung nach Karlsruhe geſchickt wechslungsreiche und ſchmackhafte Koſt für den Winter zu ſichern. 8 Sammelt Obſtkerue Jeder Kern iſt wichtig! 1 Kllo Speiſeöl. Bringt die melt werden Klrſch-, Pflaumen⸗, Kürbis⸗, Zitronen- und Apfelſinenkerne. belden letzten ſind beſonders wertvoll. 20 Kilo Steinobſtkerne geben Kerne zur Schule! Geſam⸗ Zwetſchgen⸗, en ie zur Oelgewinnung. ö und vom Badiſchen Landesverein vom Roten Kreuz dem Großherzog unterbreitet werden. () Mannheim, 21. Juni. Von heute ab werden hier Kirſchen nur noch nach Marken verkan ft.. () Heidelberg, 21. Juni. Die Vorſtände d deutſchen Landesverficherungsanſtal en traten ger; zu einer Beratung zuſammen. 1 () Wieſental, A. Bruchſal, 21. Juni. Eine ſol datenreiche Familie iſt die des verſtorbenen hieſigen Landwirts Joſef Mahl IV. Nachdem geſtern der lebte und jüngſte Sohn zum Heeresdienſt eingezogen wurde, nehmen ſämtliche neun Söhne nebſt zwei Schwiegerſöh— nen am Kriege teil. Mehrere derſelben begleiten Char- gen, fünf ſind Inhaber des Eiſernen Ke zs, drei b.⸗ ſitzen die bad. ſilberne Verdienſtmedaille. Freilich hat der blutige Krieg auch dieſer Familie ſchon ſchwere Wun— den geſchlagen, denn bereits iſt ein Sohn als lapferer Held gefallen, ein zweiter vermißt und ein dritter als kriegsbeſchädigt aus dem Heeresdienſt entlaſſen. (Freiburg, 21. Juni. Ein 13jähriger Schüler ſpielte in der elterlichen Wohnung mit einer geladenen Flobertpiſtole. Dieſe entlud ſich und das Geſchoß drang dem 15jährigen Bruder in den Schädel... () Graſenhauſen bei Bonndorf, 21. Juni, Bei einem Gewitter ſchlug der Blitz in das Haus des Zim— mermanns Karl Schneider. Das Haus brannte vollſtän— dig nieder. Auf dem Wege zu den Löſcharbeiten ſtürzte der Flaſchner Kaiſer vom Rade und erlitt ſehr, ſchwere Verletzungen. In dankbarer Anerkennung der dieſem [Talheim bei Zürich von der Strafkammer zu 1 Gefängnis verurtci't. f . () Durlach, 20. Juni. In dem nahen Singen har ſich aus Furcht vor Strafe der 13jährige Fürſorge⸗ zögling Friedrich Oeſterle von Dillweißenſtein erhängt. Auch in Königsbach machte ein 55jähriger Bahnarbeiter ſeinem Leben durch Erhängen ein Ende. () Mannheim, 20. Juni. Wegen Zollhinterzieh⸗ ung wurde der Schuhfabrikant Max Levy aus Stutt- gart zu 92850 Mark verurteilt. Levy hatte aus Nord- amerika einen Ledererſatz bezogen und dieſen als Kunſt⸗ lederpappe verzollt, während der Erſatz nach Anſicht der Reichsbehörde als Kunſtleder anzuſehen und dementſpre⸗ chend zu verzollen war. 1 () Mannheim, 20. Juni. Schon wieder verzeich⸗ net der Polizeibericht drei tödliche Unglücksfälle infolge Ertrinkens. So iſt beim Baden im Neckar ein 25jähriger Wagenführer ertrunken; ein 7jähriger Volksſchüler und ein jähriger Volksſchüler fanden gleichfalls im Neckau den Tod durch Erkrinken. 5 () Heidelberg, 20. Juni. Vom Königſtuhlturm (26 Meter) hat ſich eine 30jährige Frau, deren Perſönlich⸗ keit noch nicht bekannt iſt, abgeſtürzt. Sie war ſoforz tot. el. () Mannheim, 22. Juni. Am rechten Neckarufer wurde die Leiche eines Knaben und auf der linken Neckar- ſeite eine männliche Leiche geländet. Allem Anſchein nach hat man es mit Perſonen zu tun, die beim Baden er— trunken ſind. () Stuttgart, 20. Juni.(Die Stühle als Brennholz.) Eine arme Frau, die in der Wirtſchaft zu den„Drei Raben“ hier als Putzfrau beſchäftigt war, konnte letzten Winter kein Holz bekommen. Sie wußte ſich aber ſchnell zu helfen, trug ſtückweiſe 13 Wirtſchafts⸗ ſtühle fort, hackte ſie zuſammen und verwendete ſie zu Brennholz. Sie erhielt 1 Woche Gefängnis. () Wangen i. A., 20. Juni.(Wenn das am grünen Holz geſchieht.) Hier wurde ein badi⸗ ſcher Gendarm angehalten, der in voller Uniform über die Grenze kam und ein größeres Quantum Käſe zu ſchmuggeln verſuchte. Der Wächter des Geſetzes wurde in Haft genommen. f n Mannheim, 20. Juni. wurde der Schuhfabrikant M. 92 850 Mk. verurteilt. 105 5 () Achern, 22. Juni. Obſtgutsbeſitzer Th, Hund hat zum Andenken an ſeinen im Kampfe für das Vater⸗ land gefallenen Sohn, Leutnant Albert Hund, der Stadt⸗ gemeinde die Summe von 2500 Mk. geſtiftet. Aus den Zinſen ſollen Kriegerwaiſen unterſtützt werden. f Singen, 22. Juni. Heute vormittag trafen mit Sonderzug von Schaffhauſen kommend 300 xuſſiſche Staatsangehörige hier ein, die bisher in der Schweiz in der Verbannung gelebt hatten und jetzt wieder nach Rußland zurückkehren dürfen. Um 8.20 Uhr fuhr der Zug in der Richtung Offenburg weiter. () Hechingen, 22. Juni.(Verb rannt.) In Nehren iſt ein 7jähriges Mädchen, als es für, ſeine Ge⸗ ſchwiſter das Mittageſſen bereiten wollte, während die Mutter und älteren Geſchwiſter auf der Wieſe arbeileten, am Herdfeuer elendiglich verbrannt. Die Mufter ſand das Kind ſterbend. f Müllheim, 20. Juni. Beim Heuladen ſtelrzke ein Knecht von dem ziemlich hochbeladenen Wagen ab ſofort t. 1 Radolfzell, 20. Juni. Bei Ehezwiſtigkeiten ſchlug der 38jährige Alguſt Philipeit ſeine 32jährige Ehe⸗ frau mit einem Stuhebein auf den Kopf und verletzte det Frau ſel ich. Philipeit wurde verhaftet. 09 F Konſtanz, 21. Juni. Wegen Majeſſälsbeleivi— zung wurde der ſeit über 10 Jahren in Deutſchland lebende 38jährige ledige Schloſſer Emil Weidmann von Jahr n „ e Wegen Zollhinterziehung Le by aus Stutlgart zu N Und wan .. Eiugeſandt. In jeder Zeitung iſt eben zu leſen, daß in dieſer Lebens— mittel knappen Zeit nicht das geringſte zu Grunde gehen darf, daß jedes Fleckchen Erde angebaut werden muß. Und das mit Recht! Betrachtet man aber jetzt die Aecker, die auf den Waldrand ſtoßen, dann kann man ſo manches Kartoffel⸗ feld finden, auf dem das Wild ganz ſchrecklich gehauſt hat. Der Wald iſt wohl mit Draht abgeſperrt, aber die heraus⸗ gewühlten Kartoffelſtöcke beweiſen, daß dieſer Schutz nicht genügt. Wir haben ſelbſt zwei Aecker dabei. Groß und ſchwarz ſtanden die Kartoffel. Und jetzt“ Auf dem einen Acker ſind ſchon über 300 Stöcke ausgewühlt. Der Schaden wird wohl vergütet, aber wer gibt den Leuten Kartoffeln dafür? Im Intereſſe Pieler, Die beſiegten Neutralen. Nachdem die verzweifelte Lage der Salonikj⸗ Armee den Vierverband gezwungen hat, die Maske gegenüber Griechenland fallen zu laſſen, bekennt er ſich ſchamlos zur Vergewaltigung der Neutralen. Und die Schrittmacher auf ſeinem dunklen Wege ſind Italien und die Ver. Staaten. Italiens gewiſſenloſeſtes, aber einflußreichſtes Hetzblatt, der Mailänder„Corriere della Sera“ ſchreibt ganz unumwunden:„Die Zeiten der Neutralität ſind vorbei, die Stunde der großen Entſcheidungen iſt da. Die furchtſamen ſkepti⸗ ſchen Neutralen werden beſiegt werden“. Mit andern Worten:„Ihr Neutralen, wenn ihr das Schickſal Griechenlands nicht teilen, wenn ihr nicht entwaffnet, eurer Freiheit beraubt und zum Hungertode verurteilt werden wollt, dann ſchließt euch ſchnell dem Vierverband an.“ Seit in Rußland die Revolution ausbrach und damit einer der weſentlichſten Machtfaktoren aus der Vierverbandsrechnung für die große allgemeine Frühjahrsoffenſive ausſchied, hat die Verzweiflung unſere Feinde dazu getrieben, ihre ſchamloſe Heuchelei vor der Welt aufzu— geben und rückſichtslos ihre Karten auf⸗ zudecken. Mit den Ver. Staaten im Bunde, deren famoſer Präſident Wilſon ſchon lange im Komplott war, ſoll die Welt umgeſtaltet, ſoll Europa neu aufgeteilt, ſoll in erſter Linie Deutſchland vernichtet werden. Wer glaubt noch, daß der Vierverband für Recht und Un⸗ abhängigkeit der kleinen Völker vom Leder zog? Eitle Toren! Deutſchland wollen wir ver⸗ nichten, deſſen Friedensintrige mehr denn vierzig Jahre die Welt getäuſcht hat. Wir kämpfen für den Schutz der Schwachen? Unſinn! Wir wollen Deutſchland zerſtückeln, endgültig ohn⸗ mächtig machen, damit wir unſere Welt⸗ wirtſchaftspläne verwirklichen können. Europa muß nach unſerer— ſeit Jahren wohl⸗ erwogenen Karte— umgeſtaltet werden, damit wir endlich die längſt erſehnte Beute teilen und den Raub in Aſien und Aſftika in Sicherheit bringen können. Und wenn wir ſatt ſind, wenn unſer Machthunger geſtillt, wenn die Welt für immer unſerem Zepter unterworfen iſt, wenn die Weltwege unſer, die Weltmeere uns unterworfen ſind, und der Welthandel in unſerer Hand iſt, dann läuten wir den ewigen Frieden, auf daß der ſo unter Rechtsbruch und Völkervergewaltigung, Bruch heiligſter Verträge, Tagblatt“: Eine Wiederaufnahme der Abſage an Treu und Glauben geſchaffene Zu⸗ ſtand für immer oder wenigſtens für abſehbare Zeit beſtehen bleibe. So und nicht anders klingt es heute aus den unvorſichtigen franzöſiſchen und italieniſchen Organen wieder, während ſich die engliſche etwas kühlere Preſſe noch immer bemüht, den Schein zu wahren. Aber auch nur den Schein. Inzwiſchen heißt ſie es gut, wenn der engliſche Beſtechungsſtrom weiter die neutrale Welt über⸗ flutet, denn ganz ſicher iſt man des Sieges immer noch nicht, trotz der amerikaniſchen Hilſe, von der man ſeinen Völkern Wunderdinge be⸗ richtet. Griechenland iſt abgetan— ſo glaubt man wenigſtens. Der neue König, der mit ſeiner Proklamation an das Volk ſchon das Mißtrauen in Paris und London wachgerufen hat, wird, wenn er den Thron behalten will, kaum anders können, als im Fahrwaſſer des Vierverbandes zu ſegeln. Von Griechenland iſt, wenn erſt das Land„beruhigt“ und durch entſprechende drakoniſche Maßnahmen— militäriſche Be⸗ ſetzung, Ausweiſung aller Angehörigen der Mittel⸗ müchte, Kontrolle der Finanzen und des Ver⸗ kehrs— jeder Gedanke an einen Auſſtand erſtickt iſt, nichts mehr zu befürchten. Und mit einem Zynismus, der in der Weltgeſchichte un⸗ erhört iſt, weiſt nun die ehrloſe Hand der Räuber auf das Opfer: Seht, das iſt das Schickſal der beſiegten Neutralen. Und wer die Melodie nicht verſteht, der ſei auf die geheimnisvollen Berichte aus Spanien hingewieſen, die jetzt die engliſchen Blätter veröffentlichen. So begann es auch in Griechenland, nachdem der Vierverband den Verräter Venizelos mit ſchnödem Gold für ſich „begeiſtert“ halte. Da wird der Vater wider den Sohn, die Mutter gegen das eigene Fleiſch und Blut gehetzt, da werden alle Leidenſchaſten aufgeſtachelt, innerpolitiſche Gegnerſchaften, wirt⸗ ſchaftliche Gegensätze, religiöſe Meinungsver⸗ ſchiedenheiten, abweichende Weltanſchauungen in frivolſter Weiſe ausgebeutet, um ein Land in Unruhe zu ſtürzen und ſeine öffentliche Meinung zu verwirren. Iſt das gelungen, ſo findet ſich das andere von ſelbſt. Wer zwiſchen den Zeilen zu leſen verſteht, der weiß, welchen Zwieſpalt Spanien jetzt aus⸗ zukämpfen und wem es dieſe Wendung der Dinge zu verdanken hat. Noch immer leidet man in England und Frankreich darunter, daß es noch Neutrale gibt. Die ganze Welt ſoll ſich geſchloſſen gegen Deutſchland erheben. Und wo die Lockung nicht hilſt, da droht man, und wo die Schmeichelei nichts nützt, da wird man grob und wo verſteckte Andeutungen vexſagen, ſchreit man es ſchamlos in die Gaſſen: Helſt uns oder ihr werdet— wie Griechenland— beſiegt werden! Fürwahr, es iſt eine edle Kumpanei, die da für Wahrheit, Recht und Freiheit auszog: die Grey, Asquith, Poincars, Viviani, Briand, Sſaſanow, Iswolsky, Salandra, Sonnino, Bratianu und Wilſon. Wenn ſpäteren Ge⸗ ſchlechtern dieſer ungeheure Krieg weltenfern wie eine Sage klingen wird, dann werden noch dieſe Namen mit dem Makel der Beſieger der Neutralen behaftet ſein. M. A. D. verſchiedene Uriegsnachrichten. Die neue Offenſive des Vierverbandes. Nach engliſchen Blättermeldungen dient die Pauſe der Haupthandlungen an den Fronten Vorbereitungen und Plänen, die alle bis⸗ herigen Kriegsoperationen über⸗ treffen würden. Im Zuſammenhang mit dieſer Nachricht des Londoner Blattes ſteht eine Pariſer Meldung der ſchweizeriſchen Blätter, wonach die engliſchen Häfen ausnahmslos für den freien Verkehr geſperrt ſind, mit Ausnahme des ſchottiſchen Hafens Greenock.— Im⸗ merhin aber laſſen offenbar von amtlicher Stelle ſtammende Auslaſſungen im ‚Journal des De— bats“ und im„Temps“ die Annahme zu, daß die gemeinſame Generaloffenſive bis zur end⸗ gültigen Löſung der griechiſchen Kriſe vertagt in der unterbrochenen Tätigkeit Rußlands und darin, daß die Ver. Staaten, ſo wertvoll ihre moraliſche Unterſtützung geweſen iſt, noch keines⸗ worden ſei. 4 Italieniſche Geſtändniſſe. Aus Mailand meldet man dem Berner Iſonzo⸗Offenſive iſt nach einem ſehr bezeichnenden Artikel des Militärkritikers des „Corriere della Sera“ aus geſchloſſen, weil die rechte Flanke am Meere vollſtändig eines Stützpunktes ermangelt und es ein ver— hängnisvoller Fehler wäre, ſich darauf zu ver— ſteifen, um den Preis von Tauſenden von Soldatenleben derartige Stellungen zurück⸗ erobern zu wollen.— Es iſt dies das erſte⸗ mal, ſo betont das Berner Blatt, daß in der italieniſchen Preſſe ein Militärkritiker ſo un⸗ verhohlen von einem Verzichte auf weitere Offen⸗ ſivpläne und noch von einer Begründung dieſes Verzichts durch deſſen hohe blutige Verluſte ſpricht. * Die Untätigkeit der Ruſſen. Noch immer iſt der Vierverband in Sorge, ob die Ruſſen zur Offenſive anſetzen oder nicht. Zwar hat die Duma in privater Sitzung eine Entſchließung angenommen, die einen Sonder— frieden oder eine verlängerte Untätigkeit an der Front als Verrat gegenüber den Verbündeten bezeichnet und eine unverzügliche Offen⸗ ſive als notwendig für die Sicherheit Ruß⸗ lands und die Aufrechterhaltung der gewonnenen Freiheiten fordert, aber es kommen doch auch andere Stimmen aus Rußland, beſonders von verſchiedenen Frontteilen, wo man von einer Und auch die in Offenſive nichts wiſſen will. Petersburg angelangten italieniſchen Sozialiſten, die mit dem Arbeiter- und Soldatenrat eine Beſprechung hatten, betonten vergeblich die Not— wendigkeit der Fortſetzung des Krieges. Die ruſſiſchen Sozialiſten hielten an der Möglichkeit des Friedens feſt, durch den die Abſichten der Völker ohne weiteres Blutvergießen verwirklicht würden. Trotzdem ſie von einem Sonderfrieden nichts wiſſen wollen, ſind ſie faſt ausnahmslos nicht geſonnen, ſich zu schlagen. So berſchien italieniſche Blälter. Engliſch⸗italieniſcher Vorſtoß gegen Mekka. Nach der Landung einer Abteilung italieni⸗ ſcher Truppen in Port Said ſchreiben die römi⸗ ſchen Regierungsblätter: Ein engliſch⸗italieniſcher Vorſtoß zur Eroberung der heiligen Orte werde demnächſt erfolgen. Es wird, wie eine Meldung der„Köln. Ztg.“ beſagt, behauptet, die italieniſche Mitwirkung an dieſem Unternehmen bedeute keine Kräftezerſplilterung, da das Expeditions⸗ korps in Libyen entnommen worden ſei. Mas ſoll nun werdend — Engliſche Beklemmungen.— In der Londoner Monatsſchriſt National Review“ wird ein Artikel über die Lage ver⸗ öffentlicht, der u. a. folgende Ausführungen enthält: Noch immer erblicken wir keinerlei Anzeichen des deutſchen Zuſammenbruches, von dem uns unſere berufsmäßigen Optimiſten Jahr um Jahr erzählt haben, um England da⸗ von abzuhalten, Art und Größe des Krieges zu erkennen und entſprechend zu handeln. In dieſem Jahre hat England eine ſchwerere Laſt zu tragen als je vorher. Um ſo unrichtiger iſt das Syſtem, daß die Miniſter nicht offen und ſrei das Volk darüber unterrichten, wie die Lage iſt und was von ihm verlangt werden muß. Die Regierung ſollte das Publikum ins Vertrauen ziehen und ihm genau ſagen, wie weit wir noch vom Ziel entfernt ſind. Warum ſoll man es nicht lehren, die Zukunft Englands wie das Schickſal der ganzen Ziviliſation ins Auge zu faſſen? Wir ſprechen jetzt vom end⸗ gültigen Siege und harren vertrauensvoller als je ſeines Kommens. Aber fraglos liegt er noch in weiterer Ferne, als je vorher gedacht wurde. Denn die wichtigſten Kriegstatſachen beſtehen augenblicklich in Lage gar nicht nüchtern genug anſehen, noch auch zuviel leiſten; denn für den Augenblick hängt ſehr viel, wenn nicht überhaupt alles von Deutſchlands ungeheurer Stärke im Weſten, wegs ſo gerüſtet ſind, daß ſie ernſthaft am Kriege teilnehmen. Dieſe große Republik iſt langſam, und wir dürfen auf lange Zeit hinaus nicht viel von ihr erwarten; wir dürfen uns auch nicht verhehlen, daß der Zuſammenbruch des preußiſchen Militarismus durch die ruſſi⸗ ſche Kriſe verzögert worden iſt, während doch gerade auf Rußlands Mitwirkung im diesjährigen Feldzug ſeſt gerechnet worden war. Der militäriſche Ausblick iſt ſehr ernſt, und ſein bedenklicher Charakter ändert ſich nicht, ſo lange Rußland in Auflöſung verharrt. Um ſo nachhaltiger ſind die Eindrücke, welche wir durch die außerordentlichen Leiſtungen der engliſchen Armee in Frankreich in dieſem Jahr erhalten. Aber die Engländer können die England ab. Wir waren immer bereit, die Hauptlaſt zur See zu tragen, wie wir auch die Hauptfinanzlaſt und die größte induſtrielle Laſt des großen Krieges tragen. Aber die Ver⸗ hältniſſe haben uns auch noch das, was wir kaum erwarteten, aufgebürdet, nämlich die mili⸗ täriſche Hauptlaſt, die überdies dauernd wächſt. Dankbar müſſen wir den Männern ſein, die von Anfang an eine Lage für möglich gehalten haben, wie ſie ſich jetzt zeigen kann, in der nämlich die Entſcheidung zu Land wie zur See haunpt⸗ ſächlich auf England laſtet. Es war eine Überraſchung für uns, feſt⸗ ſtellen zu müſſen, daß die Deutſchen Maßregeln ergriffen hatten, die ihnen nochmals friſche Truppen verſchafft haben. Mit geſpannter Auf⸗ merkſamkeit wartete Europa darauf, ob die Deutſchen Petersburg, Venedig oder Calais überfallen, oder ob Hindenburg die franzöſiſche Oſtarmee in der Schweiz überflügeln und einen neuen Angriff auf Paris machen würde. Hindenburg aber hat die Initiative nicht wieder an ſich hren, für welchen ſeine Bewunderer ſo ſtarle Reklame gemacht hatten. Auch der viel befürchtete deutſche Einfall in Italien iſt dank den Opfern der engliſchen und fran⸗ zöſiſchen Armeen unterblieben. Im Gegenteil: General Cadorna war in der Lage, gegen Trleſt offenſiv vorzugehen. Nur an den ruſſiſchen Ver hältniſſen liegt es, wenn die Heere unſerer öſt⸗ lichen Verbündeten ſich nicht nach Preußen hineinwälzen, und ein ſiegreicher Friede am Horizont erſcheint. Aber die Laſt der Franzosen und Engländer iſt dadurch, daß Rußland am Kampf nicht teilnimmt, entſprechend gewachſen. Nachdem nun der ruſſiſche Zuſammenbruch es dem Ver⸗ bande zugeſtandenermaßen unmöglich gemacht hat, in dieſem Jahre den Krieg zu gewinnen, taucht die Frage auf, ob wir den entſcheidenden Feldzug im Jahre 1918 oder 1919 erleben werden. Der franzöſiſche Kriegsminiſter Pain⸗ levé hat erklärt, daß das Ende noch nicht in Sicht ſei. Wenn heute dieſe Anſicht in Paris herrſcht, ſo kann das nur bedeuten, daß Frank- reich die amerikaniſche Schweſterrepublik als einen wichtigen, wenn nicht gar als den ent— ſcheidenden militäriſchen Faktor betrachtet. Politiſche Rundſchau. Deutſchland. *Die Vorbeſprechungen zur Wahl⸗ reform in Mecklenburg, ſind am dritlen Tage abgeſchloſſen. Bei der Beſprechung des Wahlrechts trat eine größere Anzahl Teilnehmer für ein allgemeines, aber abgeſtuftes und be⸗ rufsſtändiges Wahlrecht ein, eine weitere An⸗ zahl für ein gleiches und geheimes Wahlrecht mit Pluralwahl und eine Minderzahl für eine Reform auf Grund des Reichstags wahlrechtes. Die überwiegende Mehrheit war für die Ein⸗ führung der geheimen Wahl. Abgelehnt wurde dagegen ein Proportionalwahlrecht. Am Schluſſe der Beratungen gab Staatsminiſter Dr. Lang⸗ ſeld eine Zuſammenfaſſung der wichtigſten Er⸗ gebniſſe der Beſprechungen. Er ſchloß mit der Mitteilung, daß die Regierung beabſichtige, in nächſter Zeit den Ständen auf Grund der Be— ſprechungen eine neue Verfaſſungsvorlage zur Be⸗ ratung zukommen zu laſſen. So darf wohl mit einer neuen Einberufung des Landtages gerechnet werden. Oſterreich⸗ Ungarn. „Von unterrichteter Seite wird aus Wien mitgeteilt: Der Miniſterrat hat beſchloſſen, daß infolge des gegen die Regierung gerichteten Be— ſchluſſes der Polen das Kabinett ſeine Demiſſion gebe. Man nimmt an, daß Kaiſer Karl den Grafen Clam⸗Martinie mit der Bildung eines neuen Kabinetts beauftragen wird und daß nur eine teilweiſe Neugeſtaltung des Miniſteriums erfolgen werde. Schweden. *Die Pariſer Beſprechungen der Stockholmer Erklärung der deutſchen Sozialiſten gipfeln in der glatten Zurückweiſung allen Vorſchläge. Der,Temps'“ findet, daß ſelbſt den beſcheidenſten Erwartungen, die man in den Vierverbandsländern der Kundgebung der Richtung Scheidemann entgegengebracht, uner— füllt geblieben ſeien. Allzu deutlich merke man die Abſicht der deutſchen Friedensapoſtel. Un⸗ frieden innerhalb des Vierverbandes zu ſtiften, Das„Journal des Debats“ wirft die Frage auf, wie die im Scheidemann⸗Protokoll ent— haltenen Worte von einer möglichen Verſtändi⸗ gung über gewiſſe Grenzberichtigungen aufzu— ſaſſen ſeien. Nach allem, was das Schriftſtück ſonſt enthalte, ſei die Vermutung gerechtfertigt, daß die nach Stockholm entſandten deutſchen Vertreter an Vorteile zugunſten Deutſchlands denken. Auch die engliſche Preſſe meint, es ſeien keine Ausſichten auf Verſtändigung Damit ſcheinen die Stockholmer Konſerenzen auf einen toten Punkt gelangt zu ſein. Griechenland. * Wie verlautet, wird ſich König Kon ſtantin nach kurzem Aufenthalt in der Schweiz nach Dänemark begeben. Der König it bereits auf Schweizer Boden angelangt. neee Die Irrfahrt im Glück. 5 Roman bon Alhert Peterſen. (Wortſetzung.) Er fuhr nach rührendem Abſchied von Erika über Neumünſter nach Bordesholm und erfuhr zu ſeinem Arger, daß der Ort noch eine halbe Stunde Wegs vom Bahnhof entfernt war. Mit dem Landbriefträgerwagen zu fahren, hatte er feine Luſt, und ſo ging er denn mit ſeinem ſchweren Handkoffer ſchweißtriefend durch Staub und Glut des heißen Sommertages. Da lag der„Alte Heidkrug“ mite ſeinem ſchattigen Garten und der einladend kühlen Glasveranda. Ja, das Lokal ſchien wirklich empfehlenswert zu ſein. Aber nein, nein, wenn der andere ihm riet, dahin zu gehen, ſo ver— folgte er eine beſtimmte Abſicht damit. Kurt Ebers ging am„Alten Heidkrug“ vorbei in den Ort hinein. Da lag mit einer Reihe ſchattiger Linden vor der Tür eine Wirt⸗ ſchaft. Er trat ein. Aber in der niedrigen Schenkſtube war es drückend ſchwül, und ſurrende fyliegen nahmen den Ankömmling ſogleich in liebevolle Behandlung. Er aß und trank ohne Appetit und ſchlenderte gelangweilt durch den Ort. Auf einem freien Platz ſtand die gewaltige Linde, eine Sehenswürdigkeit. Der Wirt hatte ihm außerdem geraſen, ſich die alte Kirche vom Kantor zeigen zu laſſen. Ihm war es ſchließ⸗ lich ſehr gleichgültig, wie das Innere der Kirche beſchaffen war, aber man mußte ja die Zeit tolſchlagen. Und gleich wieder von Kneſpe zu Kueipe zu rennen, verſpürte er leine Luſt. Er aiug alſo zum Kantor, der ihm bereitwillia die * 0 17 gotiſche Kloſterkirche aufſchloß und ihm einen Vortrag über das alte Auguſtinerkloſter, über das 1666 fortgeſchaffte Altarblatt des berühmten Holzſchnitzers Brüggemann hielt, ihm das Bronze⸗ epitaph des Königs Friedrich J. und ſeiner Ge— mahlin Anna von Brandenburg, das Grabdenk⸗ mal des Herzogs Karl Friedrich von Gottorp und das Clairmont⸗Denkmal zeigte. Kurt intereſſierte das alles nicht. Er dankte dem Kantor für ſeine Freundlichkeit und ſchritt planlos die ſtille Dorſſtraße entlang. Endlich entſchloß er ſich, die Kneipenreiſe zu beginnen. Erfolglos fragte er in den Wirt⸗ ſchaften, ob dort ein Herr aus Hamburg ge⸗ e Nur in den„Alten Heidkrug“ ging er nicht.—— Wie erſtaunte er, als am nächſten Mittag das Telegramm Heinzens wieder den Aufgabe⸗ ort Bordesholm trug und wieder die höhni⸗ ſchen Worte!„Alter Heidkrug ſehr empfehlens⸗ wert.“ Jetzt eilte er nach der Garlenwirtſchaft. „Hat hier ein Herr aus Hamburg gewohnt? Engliſch geſchnittener Bart, gelber Überzieher—“ „O ja,“ lachte der Kellner,„der Herr halte Pech. Zechte vorgeſtern Abend mit den Be⸗ amten vom Gericht und Landratsamt. Als ſie recht luſtig geworden, beſchloſſen ſie noch, eine Kahnfahrt auf dem Bordesholmer See zu machen. Na, und wie es in ſo luſtiger Stim⸗ mung vorkommen kann— das Boot ſchlug um. Iſt aber keiner ertrunken. Nein, Sie können ganz beruhigt ſein. Nur Herr Schwarz aus Hamburg hatte ſi heſlige Erkaͤllung zugezogen. Mußte das Bett hüten. 5 von Bosheit, Er glaubte des andern ſpöltiſches „Mußte? Aber wo— wo iſt er jetzt?“ „Jetzt? Heute vormittag gegen elf Uhr iſt er zum Bahnhof gegangen.“ ö Kurt riß ſeine Uhr heraus. Dreiviertel zwölf. „Wann fährt ein Zug?“ ſtieß er hervor. „11,47 Uhr, Herr, nach Neumünſter.“ Zu ſpät.. Donnerwetter, da hätte er ihn nun gehabt, wenn er ſich nicht durch den vermaledeiten Telegrammtext hätte irreführen laſſen. Wäre er geſtern doch ſogleich, als er ſtaubig und müde vom Bahnhof kam, hierhergegangen. Dann hätte er den armen Kranken tröſten und an ſeinem Bett mit ihm einen heilenden Grog trinken können. Aber ein wenig Schadenfreude über das unfreiwillige Bad und die Aus⸗ ſicht, jetzt im„Alten Heidkrug“ wohnen zu können, halfen ihm bald über jeden Arger hinweg. Und am Abend ſaß er in der luſtigen Ge⸗ ſellſchaſt der jungen Beamten vom Amtsgericht und Landratsamt. Als ſie aber eine Kahnfahrt bei Mondſchein vorſchlugen, lehnte er dankend ab. 6. Am nächſten Morgen wurde Kurt aber auch der Aufenthalt im„Alten Heidkrug“ verleidet; er bekamm ein Telegramm.„... Nicht wahr, iſt es nicht großartig dort? Telegraphiere mir doch hier nach Vogelſang⸗Grünholz, Bahnhofs⸗ reſtaurant, wie es dir geht.“ Kurt war wütend. Die ganze Depeſche ſtrotzle Lachen zu hören. Wie ſicher fühlte Heinz Schwarz ſich. Doch plötzlich kam Kurt ein genialer Gedanke Er rannte zum Poſtamt. „Ach bitte, ich möchte einem Herrn, der augenblicklich in Vogelſang⸗Grünholz iſt, ein Tele- gramm ſenden. Der Herr wird aber weiter⸗ reiſen. Kann ich da nicht erfahren, wohin der Herr fährt?“ Der Beamte überlegte. Er ſchien den Zweck des ganzen Manövers nicht einzuſehen. „Ja— der Herr wird vielleicht ja Nach— ſendungsantrag ſtellen.“ ö Wie Erleuchtung kam es über Kurt. Hein; mußte irgendwie veranlaßt werden, dem Poſt⸗ gelt in Vogelſang mitzuteilen, wohin er weiter⸗ reiſte. „Und wird mir das Poſtamt in Vogelſang denn mitteilen— wenn ich vielleicht telegraphiſch anfrage, wohin der Herr gefahren iſt?“ Der Beamte ſchüttelte den Kopf.—„Tele⸗ grammgeheimnis.“ ü Nach einer Pauſe finſteren Brütens hellte ſich Kurts Miene wieder auf. „Aber wenn ich dem Herrn ein Telegramm mit bezahlter Antwort ſende, wird es ihm doch nachgeſchickt, und dann bekomme ich die Antwort doch aus dem neuen Beſtimmungsort?“ „Wenn der Empfänger antwortet—“ ſch 1 Ja, wenn! Aber Heinz würde iten. Schon wollte er ſich vom Schalter entfernen, da ſagte der Beamte, dem der ratloſe Fremde leid tat:„Aber Sie können ja ein Telegramm mit lelegraphiſcher Empfangsanzeige abſchicken.“ rel en können, um ee Schlag auszl. 7 N 5 1 170 N 1 —. 0— 2 0 Illüſtriertes Familien latt. — 1 * 2.[ Beilage zur Piernheimer Bürger- Zeitung. 1 1 1917. wieder. Kopf „Sieh mal, 79 ſchwammſtäubt!“ Aber aus dem Staub ward Schlachtendampf. Aus dem Feld flog eine Krähenwolke auf: Fliegerſchwärme mit verderblichen Geſchoſ— ſen. Und wie ſie ſich auch mühten, unbefangen an dem Krieg vorbei⸗ zureden, um ſo un— beugſamer ſah er ſie aus unverwandten Augen an. Ach, Kin— der, es hat keinen Zweck, mich zu ver⸗ leugnen, wir gehören nun mas ſſchon zuſam— men. Da fingen ſie wie— der zu wandern an. Mit einem zwieſpälti— gen Schritt ging es der Kammhöhe ent⸗ lang. Hier ſchnitten ſie jetzt erſt das Korn. Ja, ja, nickte es, auch auf der Höhe iſt es nunmehr an der Zeit für mich— ſchneidet mich— ſchneidet mich... „Fräulein Sperber, dort drüben ernten ſie.“ Die Senſe rauſchte. Wie immer war es. Nein, nicht wie im⸗ mer. Dort drüben ſchwangen Frauen die Senſen, das war Das Maifeſt. Von Fritz Müller. (Fortſetzung und Schluß.) Der Sch vall zurückgedrängter Gedanken ſchlug mächtig über alle Wehr des ſpäten Maifeſttages. zuſammen, um nicht e zu ſprechen. tore waren eingeſtoßen, weithin über 5 j 5 90 Hilde, dort drüben ein 9 0 Aber auf dem des Rehes wuchſen Schwerter ſtatt Geweihe. noch gräßeres Kornfelr zückt heran. de. Ach, Fräulein Se ſehen Sie, wie komiſch dieſer Staub- hell. Aber die Arme, die ſie führen, ſind weder alt noch fee über, winkt und lächelt. Man nahm ſich freilich ſcharf rauſcht die Senſe wieder: Aber die Gedanken- rieg das alte Denken. N flutete der Krieg da fürs Volt, Brot fürs Volk. Weiter gingen ſie und trafen einen Mäher.“ 1 ſeine Senſe rauſcht im gleichen Takt mit der der jungen Frau: Brot Ein noch größeres Kornfeld rückt heran. Her deutſche Kronprinz mit ſeinem Heneralſlabschef Hberſtraß v. d. Schulenburg.(Pl hot. Buſa.) früher nicht. Die Männerſenſen hielten eine andere Ernte. Jetz raſtete eine Schnitterin und ſtützte ſich auf die Senſe, ſchaut her; Hilde Schramm will Bravo rufen. ſie beſinnt ſich, daß das kein Theater iſt.„Hurra!“ ruft ſie kräft Und„Hurra!“ kommt es hell und frauenhaft zurück, und ſchon Brot fürs Volk, Brot fürs Volk... Aber kräftig. Er iſt alt. Aber Vyot Viele Senſen blitzen Junge, ſeſte Männer ſind es. Ja, ſind die nicht im, im—? Rote Hoſen leuchten auf und geben Antwort: Ge— fangene Franzoſen. Und das Sonderbare packt die ganze Mäd— chenklaſſe mit einem einzigen Gedanken: Franzoſenarme ſchnei— den Korn fürs deutſche Volk. Näher kommt man. Nach dem verbiſſenen Grimm auf den Ge— ſichtern ſucht man. Es iſt keiner da. Sie ſehen heiter aus, faſt fröhlich. C'est un bon tra— vail, Madame, bon travail“, ruft einer „ micux que faire rien — nix maken, n'est ö Es ſein ge ce-pas? travail, ſund dies n'est-ce-pas?“ „Dös glaabſt,“ freut ſich Marie Stur zenegger plötzlich Bayeriſch, ihrer Mut terſprache. „Comment?“ „Dös glaabſte l! deutet vous avez ra- ton,“ vermittelt rat lein Sperber „Aah, dös klapps, dös klapps,“ wieder holt er lächelnd. ö 2 ie Mädchen la A. g. 4 ——— v1 XIII ten alle und ſehen Fräulein Sperber an.„Nicht wahr, jetzt dürfen wir endlich wieder vom Kriege ſprechen, von unſerm Kriege? Aber Fräulein Sperber bleibt ſtumm. Noch nicht, noch iſt die Zeit nicht gekommen. Der Maifeſttag neigt ſeinem Ende zu. Um biegt der Weg, nach Hauſe geht er. Gleich würden ſie die Eiſenbahn beſteigen hinter jenem Dorf im Tal. Wie fein und friedlich liegt es da, wie odenwaldlich! 5 „Kinder, wir müſſen nach der Zeit ſehen,“ ſagt Fräulein Sperber. „Eben ſchlägt die Kirchturmsuhr hinter jenen Bäumen,“ antwortet Ella Friedel. „Still! Zählen! Eins, zwei, drei, vier fünf—“ „Nein, Fräulein, das iſt kein Uhrenſchlag, das iſt was— was anderes,“ ſagt Hilde Schramm unſicher und ſtreicht ſich das ungebärdige Haar aus der ſommerheißen Stirne. Die Glocke ſchlägt und ſchlägt, tief und lang, Pau kurz und ſtammelnd, dann wieder tief und ang. 0 „Ja, Fräulein,“ ſchreit plötzlich Marie Sturzen⸗ egger, bleibt ſtehen, wirft die Arme in die Höhe, daß der Ruckſack ſchwingt,„ja, Fräulein, es iſt doch die Zeit, es iſt die Stunde.“ Alle ſind ſie hinter den Büſchen ſtehen geblie⸗ ben. Ein Odenwälder Apfelbaum ſchüttelt ſich ſacht. Eine Hummel ſummt. Ein Mückenſchwarm „Nein, verehrtes Fräulein,“ ſagt die Lehrerin mit ein wenig Ironie,„nichts wird durchgeſtrichen, der Steinſchleifer und Spiegel⸗ macher Gutenberg war uns ſo nötig, wie unſere Soldaten, die jetzt der Feſtung Warſchau Steine ſchleiſen und einen Rieſenſpiegel bauen, der ihre ſtrahlenden Taten weithin in die Geſchichte werfen wird und—“—„Lieb Vaterland, magſt ruhig ſein,“ haben die Jungen das Singen wieder aufgenommen. „Fräulein, wir wollen mitmarſchieren,“ bittet die dritte Klaſſe. „Hm, Zeit wäre noch ein wenig. Jungen, wohin wollt ihr denn?“ „Aufs Kornfeld hinüber, wo die Franzoſe' ar⸗ beite'.“ „Die Franzoſen? Und was wollt ihr da?“ „Wir wolle's ihne' ſage'.“ „Was wollt ihr ihnen ſagen?“ fragt das Fräu⸗ lein und weiß es doch. „Ei, daß Warſchau gefalle' is. Alſo, wenn Ihre Freilein mitwolle', hopp, ſonſt höre' ſe auf zu ar⸗ beite'. Der dritten Mädchenklaſſe iſt es, als ſchlügen die Wogen von vorhin zurück vom Ufer, als ſchnitten ſich widerſtreitende Wellen mitten in ihren jungen Herzen. Der Krieg, der Krieg...“ „Nun, Kinder,“ wendet ſich die Lehrerin an die Maifeſtklaſſe,„geht, wenn ihr wollt, ich lege euch nichts in den Weg.“ fliegt auf und tanzt einen wilden Tanz mitten ins— 5„Nein, Fräulein, da gehe ich nicht mit.“ Hilde Geſicht von Fräulein Sperber hinein. Die wehrt Hraf Stephan Tisza, ungariſcher Schramm hat es zuerſt geſagt. ihm gar nicht, weil ſie ihn nicht ſpürt, nur ſieht. Miniſterpräſident, iſt von ſeinem Amte„Ich auch nicht, ich auch nicht, ich auch nicht,“ Die horcht jetzt auch ſelt am bewegt auf jene Klänge. zurückgetreten. ſagt die ganze Klaſſe. Die ganze Klaſſe? Nein, Die werden ſtärker, immer ſtärker. Jetzt dröhnen ſie, jetzt jauchzen ſie, jetzt machen ſie einen wahnſinnigen Salto⸗ mortale in der Sommerluft. „Aber, wenn es doch nur Feierabendläuten wäre?“ murmelt die Lehrerin. Da iſt die Ella Friedel wie ein Junge um das Buſch⸗ werk herumgelauſen, ſpäht und ſpäht. „Fräulein,“ ruft ſie,„Fräulein, eine Fahne kommt heraus— es iſt kein Abendläuten— es iſt der Krieg, es iſt der Sieg!“ Niemand ſagt mehr ein Wort. Die dritte Mädchenklaſſe geht zitternd einen ſteilen Steig herunter, erſt verhalten, dann laufend, in Sprüngen ſchließlich. „Noch eine Fahne, Fräulein, eine dritte, lauter Fahnen, das ganze Dorf iſt in Fahnen!“ Das weht und flattert und züngelt. „Fräulein, ich kann die Glocke ſchwingen ſehen im Geſtühl!“ Der Kirchturm iſt oben durchbrochen. Man ſieht hindurch auf einen kleinen See. 1 Jetzt ſchwingt a eine dunkle Maſſe dazwi— ſchen. Fort iſt der See. Nun kommt er wie— der. Nimmer en⸗ den will es, das Geläute. In die Weite greift es. Al- les, was le— bendig iſt, zieht es an ſich: Mir ge— hörſt du, mir, und ich ge— höre dir— du und ich, wir feiern einen Sieg. Um die Ecke biegt es ſin⸗ gend. Kinder mit Fahnen lommen.— die Marie e e ausgenommen. Die hat den Mund nicht bewegt. Die iſt pl tzlich in ihrer langen Auf— geſchoſſenheit dem Anführer der Dorfjungen an die Fahnenſtange geſprungen und ſchüttelt ſie; ſie meint den Jungen damit.„Du, hör' mal, ich geh mit— jawohl, ich geh' mit. Und wenn ihr die mit den roten Hoſen verhöhnt, während ſie für uns das Korn abſchneiden, dann, dann kratz' ich euch die Augen aus.“ Betroffen ſtehen die Dorfjungen mit ihren Fahnen da. Das wilde, drohende Mädel ſchauen ſie an, die Lehrerin. „Brav, Marie, das war ſchön,“ ſagt dieſe.„Und ihr Jungen, ſagt mal, wer von euch hat ſeinen Vater im Krieg?“ Wie im Klaſſenzimmer geht ein Finger in die Höhe, dann mehrere, faſt die Hälfte ſind es.„Nun. denket euch einmal, Jungen, es wäre umgekehrt— Berlin gefallen—“—„O!“ „Nur denken ſollt ihr es— eure Väter, in einem Dorſe Frank— reichs gefan⸗ 1 6 gen, ſchneiden ö a Korn für die Franzoſen— da kommen die franzöſiſchen Schulbuben, ſtellen ſich auf vor den fleißi— gen Senſen, höhnen, ſpot⸗ ten, kreiſchen: Berlin gefal⸗ len, he—, wie dünkt euch, Jungen, daß das wäre?“ „Gemein,“ ſagt ein Junge im hintern Glied aufge— regt und ehr⸗ lich. Der Jun⸗ ge an der Spitze hat die Fahne geſenkt und ſich her⸗ — umgedreht, „Warſchau!“ Heſangene und verwundete Engkänder werden durch eine der in Trümmern liegenden Ortſchaſten dem Dorfe zu. ſchreien ſie, des Kampfgebietes vor Arras zurüclgebracht. Auch die an— nur dies eine Wort.—„Warſchau!“ jubelt die Maifeſtklaſſe zurück, wieder nur das eine Wort. „Hilde Schramm,“ ſagt die Lehrerin ſeltſam ruhig, um ihrer Bewegung Herr zu werden,„Hilde Schramm, du lannſt auf deinem Abreißkalender—“ „Den Gutenberg durchſtreichen und Warſchau dafür—,“ ſpru— delt Ella Friedel heraus. deren Jungen wenden ſich.„Auf die Fahne!“ ſchrie die Marie Sturzenegger, „Warſchau iſt gefallen! Wir marſchieren mit!“ Und auf einmal hat der braye Junge im hinteren Glied der langen Marie Sturzen— egger ſeine Fahne übertragen. Die ſchwingt ſie. Wie in einem Nebel ſieht ſie in ein ſtrahlendes Geſicht ihrer Lehrerin. Und ſchon haben ſie ſich alle in Marſch geſetzt, dem Dorſe und dem Ende ihres Maifeſttages zu, ſingend, rufend, lachend, fahnenſchwingen d... Juni 1916). 2 2 U Zillebeke( ellungen bei —1 ziere, ſowie 37 nrücken ſüdöſtlich von Bi 11 öher H turm den rſt un — ( S r im und abgeſchlagen. leicht erlitt ſte wurden ber d 13 ein Aſpei zerſtörke Canis(Panzerwagen) aus der Risneſchlacht am 16. Rpril. 7 zöſiſchen Tanks entwirft ein 5 ö Kriegsberichterſtatter folgende Schilderung: Der eigentliche Kampf begann jetzt erſt. Denn laum hatten ſich die raſſelnden Tanks auf das freie Feld hin⸗ ausgeſchoben, als ſie ſchon bon unſeren Feldgeſchützen elend zu⸗ ſammengeſchoſſen wurden. Die Kanoniere ließen ſie ganz nahe herankommen und feuerten dann Von den Kämpfen mit den fſran⸗ auf wenige hundert Meter. Sie holten die Geſchütze aus den Stellungen heraus, um beſſer richten zu können. Auf hun⸗ dert, ja auf fünſtzig Meter haben ſie die fauchenden Kriegsma⸗ ſchinen Ein im Graben ſlecken gebliebener Tauh. 0 herankommen Eine einzige Batterie unter Leutnant Fbach ſchoß allein ſechs Tanks auf offener Straße ab. laſſen. Die meiſten explodierten, das Benzin geriet in Brand und die Munition auch. Breunend allerwenigſten gelang das. — 0 Bre und ſchreiend ſtürzte die Mannſchaft heraus 32 Stück wurden allein in unſerem Gefechtsfeld bee 0 fangenen über dieſen Beiſtand mehr erboſt als erfreut waren. „um das Leben zu retten. Man begreift es vollkommen, daß die Ge Ein von deutſcher Artillerie zerſtörter Taull. Aber den Abendfunne. In den hohen ſchwanken Aehren Glüht der Sonne letzter Strahl; Scheidend will ſie mir verklären Mein geliebtes ſtilles Tal. Abendhauch erhebt ſich leiſe, Weht die Halme vor ſich hin, Und ſie neigen ſich im Kreiſe Vor der Strahlenkönigin. Fernherüber blickt ſie milde, Wie vom Segen ſelbſt erfreut, Den ſie weithin im Gefilde Golden ſchimmernd ausgeſtreut! Ernſt Planck. Df 8— 8 Allerlei Beiteres.— Rälfelecke. 70 Q— 2 Die Kollegen. Ein Schauſpieler ließ ſich auf der Straße von einem Savoyarden die Schuhe putzen. Der Junge wollte ſich nach vollbrachter Arbeit für ſeine Mühe nicht bezahlen laſſen. Verwundert fragte der Schauspieler:„Warum ſoll ich dir denn nichts geben?“ Der Kleine erwiderte:„Von Kameraden darf man nichts annehmen. Ich mache in der Oper die Ungeheuer, wenn Sie die Könige machen.“ A. B. Vergaloppiert„Du langweilſt dich alſo nicht, lieber Edgar?“ —„Nein, meme Liebe, ich ſchwöre es dir!“—„Ich fürchte immer, Im Anterſland. ö„Na, meinelwegen ſpielt Klavier, ſoviel ihr wollt; aber das ſage ich um 11 Uhr iſt Polizeiſtunde!“ Regen ſolgt Sonnenſchein. du ſehnſt dich nach deinem Junggeſellenleben zurück!“—„Was nich' gar! Ich fühle mich in der Ehe ſo unendlich glücklich!“ Wenn du heut⸗ ſtürbeſt, würde ich mich morgen wieder verheiraten!“ Ein Glück für uns.„'s iſt doch gut, daß das Jahr 1917 kein Schaltjahr iſt!“—„Ja, wieſo denn?“—„Na, denken Sie doch, wenn wir die paar Millionen Gefangene noch einen Tag längen füttern müßten, was das ausmacht!“ Übertrumpft. Ruſſe: Bei uns hat jede einigermaße 85 pft. 70 en an- ſtändige Familie ihren Koch.“— Deutſcher:„Will wenig ſagen, bei uns hat ſogar jeder Soldat ſeine Köchin.“ Silbentätſel. Die erſten zwei trug mancher wackre Degen, Die letzten zwei als Münze ſind be— kannt. Das Ganze fährt dem Feinde raſch entgegen Zu tapfrem Kampfe für das Vater— land. A. B. Verſteckrätſel. In den 3 folgenden Sätzen ſind die Namen erfolgreicher deutſcher Heerführer im Weſten enthalten; wie heißen dieſelben? 1. Gib an, wo folgende Orte ſind: Gießen, Hergiswil, Helmſtedt, Bar— men, Rudolſtadt! 2. Zum Glück kam der Hilfstrupp rechtzeitig auf dem. Kampfplatz au. 3. Wegen der Waſſerarmut, des rauhen Klimas und der Magerkeit des Bodens iſt die Hochfläche der Alb recht dünn beſiedelt. A. B. Nätſel für Kinder. Mit meinen blauen Aeugelein Kann ich nicht ſehen dich; Ich ſprech' kein Wort, ſei's noch ſo klein, Und mahn' doch:„Denk' an mich!“ A. B. Auflöſungen aus voriger Nummer: des Verſteckrätſels: 1. Schulanfang Ulan, 2. Alpenzäger— Jäger, „*. Scipio nie richtig S Pionier, 4. Juſant; er iſt= Infanteriſt, 5. Stargard iſt 8 Gardiſt, 6. Hus, Arenenberg S Huſar, 7. Stuttgart, Iller, Iſtein= Artilleriſt, 8. der Esdragon; er— Dragoner; des Aenderungsrätſels: Sommer, Somme;— des Vilderrätſels: Auf Nachdruck unſerer Originalartikel wird gerichtlich verſolgt. Sinnrätjſel. Wie hieß des deutſchen Volkes grim— mer Feind? Begabt war er, doch rückſichtslos und hart. Mit großen Plänen ging's zur letzten 0 Fahrt. Kein deutſches Aug' hat ſeinen Tod beweint. Wo iſt der fünfte Junge? Druck pon W. Kohlhammer. Redaktion: Dr. E. Görlach in Stuttgart. Verlag von Johannes Martin XVII in Viernheim. in England haben, flüchtig Reklame machen. Marquise Attainville ein Album anlegte, in dem ſich zahlreiche in England weilende Franzoſen 0 Die Hm Husguck. Napoleon IV. Aus England kommende Belgier, die auf der Heimreiſe in Holland weilten, verbreiten ſelſame Gerüchte über den gegenwärtig in Farnborough weflenden Prinzen Napoleon und deſſen Gatſin Klementine. Danach wurde der Prinz durch rohaliſtiſch geſinnte Franzoſen, die f ihr Hauptquartier aufgeſchlagen gebeten, ſich„für alle Fälle bereit zu halten“. Er gab deshalb ſeine übrigens rein ſormelle Tätigkeit im italieniſchen Generalſtabe auß und reiſte auf einem engliſchen Hoſpital⸗ ſchiſfe nach England. Dort lebte er im Kreiſe engliſcher und franzöſiſcher Freunde, die für ine Perſönlichkeit in der Londoner Geſellſchaft face Man erzählt, daß die für die Wiederherſtellung einer konſtitutionellen Monarchie unter dem heutigen Prinzen Napoleon ausſprechen.— Ein Teil der Londoner Preſſe ſcheint übrigens bereits von dem Anhang Napoleon IV. gewonnen zu ſein, denn ſie be⸗ dichtet— unter Hofnachrichten— über eine Totenfeier aus Anlaß des Todestages des Sohnes Napoleon III., bei der Prinz Napoleon die Exkaiſerin Eugenie vertrat. * Franzöſiſche Tabakſorgen. ſtändige Verminderung des Fracht- raumes der Verbündeten zwingt Frankreich, nur die Waren einzuführen, die unbedingt zum Lebensunterhalt oder zur Kriegführung nötig ſind. Infolgedeſſen iſt auch die Tabakzufuhr ſaſt vollſtändig eingeſtellt worden. Seit einigen Tagen ſind, wie Pariſer Blätter berichten, ver⸗ ſchiedene beliebte Zigarettenarten nicht mehr er⸗ hältlich, und die Schwarzſeher ſprechen bereits von der möglichen Einführung einer Tabakkarte. Eine ſolche Karte wäre nach Anſicht der Preſſe aber geradezu eine Erlöſung für die Nicht⸗ raucher, denen die Luft hinfort nicht mehr ver⸗ peſtet würde.„Man ſollte,“ ſo empfiehlt ein Pariſer Blatt,„überhaupt das Rauchen für alle Zeit abzuſchaffen ſuchen. Zu dieſem Zweck muß man damit anfangen, nicht die Zahl der Zigarren und Zigaretten, ſondern die Zahl der Raucher ſelbſt einzuſchränken. Um künftige Ge⸗ ſchlechter von der Tabakplage zu befreien, ſchlagen wir vor, daß für die Schulkinder vom 6. Lebensjahre ab ein beſonderer Kurſus für das Rauchen eingerichtet werde. Es wird ihnen ausnahmslos übel werden, und wenn ſie erwachſen ſind, werden ſie ſich logiſcherweiſe als die beſten Kämpfer gegen die Raucherplage er— weiſen.“ 5 5 Alkoholverbot in den Ver. Staaten? Demnächſt wird der nordamerikaniſche Kon⸗ greß die Frage des allgemeinen Branntwein⸗ verbots in allen Staaten der Union während der Kriegsdauer erörtern. Durch das Verbot würden die Staatseinnahmen einen Verluſt von elwa 320 Millionen Mark erleiden. Ein ab— ſolutes Alkoholverbot beſteht bereits in ver— ſchiedenen Staaten der Union. Übrigens gibt es auch außerhalb der bedrohten Branntwein⸗ intereſſentenkreiſe zahlreiche Gegner der Vor⸗ lage, welche übrigens im Kongreſſe Ausſichten auf Annahme haben ſoll. Vielfach wird be— fürchtet, daß die Abſtinenzler es erreichen werden, das Verbot auch nach Schluß des Krieges auf⸗ rechtzuerhalten. Volks wiyrtſchaftliches. Die Preiſe für die Frühkartoffeln. iſt vom Kriegsernährungsamt nicht bekanntgegeben, wie die Preisfeſtſetzung der Frühkartoffeln im einzelnen geſtaltet wird. Doch iſt einer Nachrichten⸗ ſtelle zufolge ſoviel durchgeſickert, daß man mit 9,90 Mark ſür den Zentner am 1. Juli beginnen will. Die Perioden, in denen die Preiſe dann nach und nach ſinken, ſind bedeutend kürzer wie im Vor— jahr. Der Abbau der Höchſtpreiſe wird immer nur 30 bis 40 Pfennig betragen, gegen den September hin dann 50 Pfennig, ſo daß Anfang Oktober noch ein Preis von 6 Mark zu zahlen ſein wird. Die einzelnen Preisſtaffeln werden immer nur einige Tage beſtehen bleiben, ſo daß der Anreiz, frühreiſe Noch Kartoffeln unzeitig herauszunehmen, 1 0 0 wird, weil ja durch die weitere Entwicklung der Kartoffeln, durch beſſeres Ausreifen, der Landmann ſo viel und mehr gewinnt, als die Preisſlreckung ausmacht. .— Von Nah und fern. Die Viehbeſichtigungsreiſe der Par⸗ lamentarier. Der Siebenerausſchuß des Reichstags, der Hale Deutſchland bereiſt, um ſich einen Überblick über den Stand der Viehhaltung zu verſchafſen, wurde in Weimar vom Präſidenten des Ernährungsamtes der thüringiſchen Staaten, Kammerherrn v. Eichel, begrüßt. Hierauf hielt Dr. Rauch(Jena), der Vorſitzende des Viehhandelsverbandes Thüringen, 2 Die Türkei e im Uleltkriege. Feierliche Mahlzeit mit ſeldgrauen Gäſten bei einem Arabermuchtar(Ortsſchulzen). die Monopoliſſerung der Weſneinſuhr beſchloſſen. Der Einkauf im verbündeten und neutralen Ausland ſowie die Verteilung an Heer und Weinhandel ſollen einer neuen Kriegsgeſellſchaft übertragen werden. Eine ſeltene Feier. Das ſeltene Feſt der diamantenen Hochzeit feierte das Landwirt Heinrich Lippeſche Ehepaar in dem weimariſchen Orte Niederzimmern. Der genannte Ort ſcheint ein recht geſunder zu ſein; denn innerhalb weniger Jahre wurden in demſelben nicht weniger als 14 goldene Hochzeiten gefeiert. Großer Juwelendiebſtahl in Hamburg. In dem Geſchäft des Juweliers Eggert in Ham⸗ burg iſt nachmittags ein großer Einbruchsdieb— ſtahl verübt worden, bei dem den Tätern Unſere Feldgrauen müſſen ſich hier darein ſchicken, nach arabiſcher Sitte zu eſſen, und wenn die verrenkten Beine nach dem Aufſtehen auch ein 2 eee einen Vortrag über die Viehverhältniſſe in den thüringiſchen Staaten. An der Hand eines reichen ſtatiſtiſchen Materials zeigte er, wie die kleinbäuerlichen Beſitzverhältniſſe ein ſtarkes Überwiegen des Anſpannviehes mit ſich bringe, das für Schlachtzwecke nicht in Frage komme. ſteigenden Schwierigkeiten in der Milch- und Butterverſorgung ſei eine Schonung der Rind— viehbeſtände in den thüringiſchen Staaten un— bedingt erforderlich. Ein Ehrengrabmal für Immelmann. Die Stadt Dresden errichtet dem Flieger— leutnant Max Immelmann, der vor einem Jahr den Heldentod ſand, ein künſtleriſches Monument im Urnenhain in Dresden-Tolkewitz, worin die Urne mit der Aſche Immelmanns beigeſetzt werden ſoll. Bekanntlich iſt ſchon früher nach Immelmann, der geborener Dresdener war, eine Straße in Dresden benannt worden. Von Pommerns Hindenburgſpende. Die Sammlung für Pommerns Hindenburg— ſpende hat am 12. Juni ihren Abſchluß gefunden. jetzt bei der Hauptſammelſtelle ein. Einſchließlich mund abgeſandten beiden Wagen Fettwaren hat dank der Gebefreudigkeit der pommerſchen Land— wirte die Sammlung bisher ungefähr 6900 Zentner ergeben, die den Rüſtungsarbeilern zu— gute gekommen ſind. Eine neue Kriegsgeſellſchaft für Wein⸗ einfuhr. Die„Deutſche Weinzeitung! meldet, eine Vertreterverſammlung der beteiligten Ver— bände und die Regierung hätten grundſätzlich der in der letzten Woche nach Köln und Dort⸗ wenig ſchmerzen werden, ob dieſer unbequemen Lage, e eee eee eee 1 1 1 reichiſchen Munitionsmagazinen. Exploſion auf dem Steinfelde bei Wien iſt Ma⸗ terialſchaden und der Verluſt von ſechs Menſchen- Die letzten Fettſendungen aus der Provinz gehen würde ſich hier gewiß mancher dieſer unbequemen Lage unterziehen, wenn er ſo ſchöne Feige vor ſich ſtehen hätte. Schmuckgegenſtände im Werte von 70000 Mk. in die Hände gefallen ſind. nach den bisherigen Feſtſtellungen von Männern ausgeführt worden. Es wird ange— nommen, daß die Täter ſich nach Berlin ge— 5 0 wandt haben, um die geſtohlenen Juwelen zu Aus dieſem Grunde wie mit Rückſicht auf die Geld zu machen. Auf die Wiederbeſchaffung der geſtohlenen Gegenſtände iſt von 5000 Mark ausgeſetzt worden. Das Exploſionsunglück in den öſter⸗ Bei der leben zu beklagen. Die Zahl der Verwundungen, zumeiſt durch Glasſplitter herbeigeführt, beträgt 300 leichter, etwa 30 ſchwerer Natur. Die Löſchung des Brandes fand unter Beiſtand einer Abteilung der ſtatt. Am Morgen des 17. Juni beſtand keiner— lei Geſahr mehr. In Haſchendorf und Siegers⸗ dorf entſtanden ziemlich große Dach- und Fenſter⸗ Das bisherige Ergebnis der Unter⸗ ſchäden. T Ergeb! a ſuchung geſtattet keinen Schluß in der Richtung, daß ein verbrecheriſcher Anſchlag vorliegt. Gerichtshalle. Schulknabe Verſuch gemacht hatte, bei dem er in Berlin. Der 13jährige Alfons Heymach, der den Schneidermeiſter Walter, betäuben, und der noch weitere Einbrüche Gefängnis verurteilt. Bamberg. Die Strafkammer Brauereibeſitzer Nueßlein aus Memmelsdo Malzſchiebungen zu 40000 Mark Geldſtrafe. Der Einbruch iſt drei eine Belohnung Wiener Berufsfeuerwehr den deſſen Ab— weſenheit eingebrochen war, durch Hammerſchläge zu und Diebſtähle begangen hatte, wurde zu zwei Jahren verurteilte den i dorf wegen darf Wurgan. Mit einer naiben Erklärung vertei⸗ digte ſich vor dem Schöffengericht Burgau eine 20 Jahre alte Melkerin, die angeklagt war, der Milch der von ihr gemolkenen Kühe Waſſer zugeſetzt zu haben, und zwar bis zu 12%. Sie war bei ihrer Vernehmung bollſtändig geſtändig und meinte harm⸗ los, dle Milch habe ſie zum Teil ſelbſt getrunken, um ſchöne rote Backen zu belommen. Um das Quan⸗ tum wieder aufzufüllen, habe ſie Waſſer zugeſetzt. Das Gericht hatte für den Grundſatz„ſelber eſſen bekommt am beſten“ kein Verſtändnis und verurteilte die um ihre Schönheit ſo beſorgte Maid zu einer Gefängnisſtraſe von vierzehn Tagen. Vermiſchtes. Das Abſchiedsgeläut der Glocken. Die Glocken der Hamburger Kirchen haben jetzt be— gonnen, ihrem eigenen Ende ein Abſchiedsgeläut zu geben. Sie gehen den Opfergang des Krieges. Wie tief das Lebendige ihres Klangs mit dem Leben weiter Volksſchichten verſponnen iſt, kram in der mächtigen Bewegung der Ab⸗ ſchiedstage zum Ausdruck. Die Pllolailirche, die höchſte der Stadt und die dritthöchſte des Reiches, machte den Anfang. Ihr ſolgte die geſchichtlich Alteſte, die Petrikirche. Die Glocken⸗ ſpiele haben zum letzten Male ihre kirchliche Leidweiſen vorgetragen. Von den 34 Glocken der Nikolaikirche hat die größte, die Schiller— oder Kaiſerglocke, allein ein Gewicht von 6372 Kilogramm. Kaiſer Wilhelm J. ließ zu ihrem Guß 600 Kilogramm Bronzemaſſe aus erbeu— teten franzöſiſchen Kanonen verwenden. Sie wurde 1876 fertiggeſtellt. Die Einſchmelzung der ganzen Anlage iſt bereits in Angriff ge⸗ nommen. Nur eine kleine Leuteglocke bleibt erhalten. Die 30 Glocken der Petrikirche wer- den bis auf drei geopfert. Auch hier läßt man eine Läuteglocke zurück, außerdem zwei Stunden— glocken. Unter den Letzteren iſt die ſogenannte Aeginusglocke bemerkenswert, in der ſeit 1539 das Andenken an den Superintendenten Jo— hannes Hoek, genannt Aeginus, fortlebt. Bei dem großen Brande konnten nur Reſte von ihr geborgen worden, die 1844 zum Guß der neuen Aeginusglocke Verwendung fanden. Bei dem 1 Abſchiedsgeläut und den damit verbundenen Feiern waren die Kirchen überfüllt wie nie zu— vor, und auf den Kirchplätzen ſtanden Tauſende, die den bedeutungsvollen Ausklang der ſtarken ehernen Stimmen in ihre Andacht aufnehmen. Wie man im alten Rußland Miniſter wurde! Zu den vielen Epiſoden, die aus dem Leben der ruſſiſchen Ex-Miniſter von franzöſi— ſchen Blättern jetzt gern erzählt werden, gehört auch die ſeltſame Art, in der die Miniſter häufig zu ihrer Machtſtellung gelangten.„Sipiagnin,“ ſo berichtet ein ftanzöſiſches Blatt,„verdankte ſeine Würde dem Rezept zu einem beſonders wohlſchmeckenden Störgericht. Maklakow ſeinem unnachahmbaren„Pantherſprung“, und Suchom— linow wurde Miniſter, weil er ſo ſchön ge⸗ pfefferte Anekdoten zu erzählen wußte. Pro⸗ topopow wieder gelangte durch Raſputin zu ſeinem„Glück“, der ihm vom erſten Augenblick ihrer Begegnung viel Wohlwollen entgegen— brachte. Protopopow war dem Zaren herzlich unſympathiſch, aber Raſputin drängte ihn ihm auf. Als der Ex-Miniſter ſich eines Tages bei ihm über die ihm entgegengebrachte Feindſelig— keit bei Hofe beklagte, tröſtete ihn Raſputin mit den folgenden Worten:„Kümmern ſich nicht darum, alles wird zermalmt und zu Mehl werden.“ Sie Gemeinnütziges. Wände 3 In tapezierten Zimmern kommt es häufig Tapezierte vor Ungeziefer zu ſchützen. n kon vor, daß ſich, beſonders wenn die Tapeten etwas ſchadhaft werden und losgeſprungen ſind, Ungeziefer, Wanzen uſw. hinter den Tapeten einniſten. Um dieſem Übelſtande vorzubeugen, ſetzt man dem beim Tapezieren verwendeten Kleiſter etwas Koloquinten- pulver zu und zwar auf drei Kilo 50 bis 60 Gramm. Weiße Strohhüte aufzufriſchen. Um gelb gewordene S jhüte we und ſauber zu machen, vermiſcht 10 Gramm Zucker- oder Zitronen- a ˖ halben Liter Waſſer. Mit dieſer an den vergilbten Hätsund läßt Sonnenſchein trocknen. Man icht zu naß machen, da er ſonſt 0 einem n Am liebten hälte Kurt den Beamten um⸗ armt. „Großartig.“ Er begann ſofort eine Depeſche aufzuſetzen. „„. geht mir ſehr gut. Lauge Epiſtel an ich unterwegs, veranlaſſe deren Nachſendung.“ „Und die Empfangsanzeige, nicht wahr?“ ſagle der Beamte, die Wortzahl ſeſtſtellend. „Danke, nein, das kommt erſt ſpäter.“ Der Beamte ſah den Fremden mißtrauiſch an. Was bedeutete das? Aber ſchließlich— rum hatte er ſich nicht zu kümmern. a „Höchſt zufrieden mit ſich, machte Kurt einen Spaziergang nach dem„Tierpark“, einem hüb⸗ chen Gehölz an der Dorfgrenze. g Die Sonne ſchien ſo goldig auf das üppige Grün herab. Die Vögel ſubilierten. Und köſt⸗ liche Stille herrſchte ringsum.— f Am Nachmittag ſchickte er das zweite Tele⸗ gramm ab— diesmal unter Vorausbezahlung einer telegraphiſchen Empfangsanzeige. Und wirklich— zwei Stunden ſpäler hatte er eine Mitteilung in Händen, daß die Depeſche dem Empfänger ausgehändigt ſei, und der Auf⸗ gabeprt dieſer Empfangsanzeige war— Beedorf ei Kiel. „So, Freundchen, wenn du jetzt nicht Lunte gerochen haſt, ſitzt du in der Mauſefalle. Her mit den blauen Lappen. Es lebe die Intelligenz meiner Firma.“ a Er marſchierte im Sturmſchritt zum Bordes⸗ holmer Bahnhof.„Fahre wohl, aumutiger Ort, in deſſen See mein teurer Heinz Kühlung und Eilällung fand.“ f Gegen Abend lam er in Kiel an. Als er durch die weite Halle des Bahnhofs ſchritt und das Getöſe der Züge und das Stimmengewirr all der Menſchen an ſein Ohr drang, war es ihm, als ſei er nach vielen Wochen ländlicher Einſamkeit in die Großſtadt zurückgekehrt. Auf den Straßen herrſchte buntes Treiben. Die maleriſchen Bluſen der Matroſen, die kleidſamen Uniformen von Offizieren und Mannſchaften des Seebataillons. Bunte Mützen und Bänder farbentragender Studenten. Kurt Ebers eilte am Kai des Handelshaſens entlang und ließ ſich nicht Zeit, einen Blick auf die großen Segler und die gewaltigen Werft⸗ anlagen drüben in Kiel-Gaarden zu werſen. Er kam zur Seegartenbrücke und ſtieg auf einen Dampfer der„blauen Linie“, die den Verkehr nach Dietrichsdorf und Neumühlen be— wältigt. 5 Es war ein lauer Sommerabend. Faſt reg— los lag der Meeresſpiegel. Kleine Poſtdampfer und ſchnelle Pinaſſen glitten dahin. Dann und wann ein langgezogener Sirenenpfiff. Weiter nach der Förde zu, gegenüber dem wald⸗ belränzten Üfer von Düiſternbrok, deſſen Baum⸗ gipfel noch im letzten Sonnenſchein leuchtelen, lagen die ſtolzen Schlachtſchiſfe der deutſchen Kriegsmarine. Während der Dampfer ruhig dahinfuhr, hatte Kurt Muße, das bunte Bild der Kieler Förde zu betrachten. Allmählich ſenkte ſich die Dämmerung ſacht auf Küſten und Waſſer. Von Kiel und den Vororten grüßte friedlich ein Lichtmeer herüber, lange, glitzernde Scheinlinien zitterten auf dem Waſſer. Die Werften von Dietrichsdorf ſtreckten ihre mächtigen Eiſenträger empor, wie ein gewaltiger Rieſe mit tauſend glanzloſen Augen erhob ſich das wuchtige Fabrikgebäude der„Baltiſchen Mühle“. Kurt ſuhr bis Neumühlen, ſchritt die ſteile Straße hinan und fragte nach dem Beedorfer Wege. Eine halbe Stunde lang ging er am hohen, waldigen Ufer des reizenden Schwentinefluſſes dahin, in deſſen klarem Waſſer ſich die erſten Sterne ſpiegelten. Drüben blinkte rötlicher Lampenſchein. Dort mußte Beedorf liegen. Was für Augen Heinz machen wird! Oder ob er ſich heute Kiel bei Nacht anſieht? Kurt hatte die Dorfſtraße erreicht. Hinter dem Gebüſch eines hohen Gartenzaunes ragte die Durchfahrt einer Wirtſchaft. Ob Heinz jetzt in der Gaſtſtube ſitzt? Auf meine lange Epiſtel wartet? Na, ich werde dir mündlich erzählen, mein Junge!—— Heinz Schwarz war wirklich ein wenig un⸗ vorſichtig geworden. Er dachte nicht daran, daß er in dieſem weltabgeſchiedenen Neſt eingeholt werden könnte. Daß Kurts zweite Depeſche, die ihm übrigens ſehr überflüſſig erſchien, mit Empfangsanzeige war, hatte er kaum beachtet. Alberner Einfall, weiter nichts. Jetzt ſtand er mit dem greiſen Wirt vor der Haustür, genoß die Slille des Sommerabends, beobachtete die Jagd der ruhelos flatternden Fledermäuſe und nickte beiſtimmend zu den lang⸗ almigen Auseinanderſetzungen des redſeligen Wirts, ohne recht zuzuhören. nm MN Ihn 1 2 5 0 Will Ihnen was ſagen, H 0 0 r, daß Kiel ſich ſo vergrößert, hat ſeine zwei hal ö eilen. Gewiß, Sonntags haben wir hier viele Ausflügler, die Geld einbringen. Aber ſo'ne Großſtadt hat viel Lumpenpack. In dieſem Frühjahr iſt vier— mal hier eingebrochen, denken Sie, viermal, Dann hatten wir'ne furchtbare Meſſerſtechere hier, und dann— das ärgert mich heute noch, daß ich da ſo döſig war— hat vor drei Wochen ein ſeiner Herr bei mir gewohnt, und ſchließlich — auf einmal war er verſchwunden, und der Gendarm ſagte nachher, es wäre ein Hochſtapler geweſen und fünfhundert Mark hätte ich ver⸗ dienen können.“ ö ö Plötzlich ſchlug der Hund des Nachbarhoſes an. Eine Geſtalt löſte ſich aus der Dämmerung. Eine Geſtalt— war's möglich— Kurt Ebers Heinz erkannte ihn, der ſich jetzt noch mit dem kläffenden Köter beſchäftigen mußte und ihn daher wohl noch nicht geſehen hatte. Heinz rannte durch die Durchfahrt in den Garten und war in der Dunkelheit verſchwunden. ehe der Wirt ſich faſſen konnte. „Wieder einer,“ murmelte der Wirt,„On Gauner. Vorſicht, Vorſicht. Ob der da'n Kriminal iſt oder'n Helfershelfer?“ Kurt kam, verfolgt von dem wütend bellen⸗ den Hund herbeigeſtürzt. 5 bei Ihnen? So „Stand da nicht eben einer ſprechen Sie doch?“ „Sind Sie Kriminal?“ fragte der alte Wirt vorſichtig. „Ja, ja, Kriminal. Wo iſt der— der—“ Irch 5(Fortſetzung folgt.)