Wizewachkklmeiſler geb. Rempf Rriegsgefrauf Paurneberſlein F 8 F Lorenz Reiß Maria Reiß eee eee 5 g 7 Meter Scheit⸗Holz zu verkaufen. Von wem, ſagt die Exped. d. Blattes. Eine Glucke mit Jungen zu verkaufen. Vom wem, ſagt die Erped. d. Blattes. 0 U 3 Zimmer u. Küche mit Gaseinrichtung und Gar⸗ ten, an anſtändige, ruhige Leute, am liebſten ohne Kin⸗ der, ſofort zu vermieten. Von wem, zu erfragen in der Exp. dieſes Blattes. . Viernkeim Ein fein möbliertes Zimmer eee Almtlicher Teil. Bekanntmachung. Ausgabe von Suppenſachen. Mittwoch, den 11. ds. Mts. wird Grütze und Gries in nachſtehender Reihenfolge verausgabt: Vorm. von 7 bis 8 Uhr für Nr. 1 bis 250 Bezugsk. 8 9 250„ 500 9 1 500 750 10 15 750 1000 11 1 1000 1250 2 8 1250 1500 3 N 1500„ 1750„ 4 5 1750„ 2000„ „ 5„ 6„„„ 2000, zum Schluß. Die Grütze wird ausgegeben: Für Familien von 1 bis 4 Perſonen/ Pfund 7 70 70 5 77 8 77 1 7 5 5„% über 8„ Ii Gries gelangt nur für Kinder unter 5 Jahren zur Ausgabe und zwar für jedes Kind 1 Pfund. Der Preis beträgt für Grütze pro Pfund 30 Pfg. und für Gries 28 Pfg. Bezugskarte iſt vorzulegen. Viernheim, 9. Juli 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim Lamberth. Betr.: Bekanntmachung. Petr.: Butterausgabe. Morgen Mittwoch, den 11. Juli 1917 nach— mittags 5½ bis 7 Uhr wird an diejenigen Perſonen, die nicht berückſichtigt wurden Butter abgegeben. Viernheim, den 10. Juli 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim Lamberth. Aufruf an die Bevölkerung. Die letzten Beſtandserhebungen über unſere fertigen Schuhwaren haben ein erſchreckend niedriges Ergebnis ge— zeigt. Was wir an Leder im Lande erzeugen, iſt in erſter Linte notwendig für unſere Truppen im Felde. Wir in der Heimat dürfen den unentbehrlichen Bedarf unſerer Ange— hörigen im Felde nicht ſchmälern. Wir können und müſſen uns elnſchränken. Wir dürfen in den jetzigen heißen Mona— ten unſer Schuhwerk nicht abnützen. Wir müſſen es für den Winter aufſparen, um nicht in der kalten und feuchten Jahreszeit gezwungen zu ſein, ohne Lederſchuhwerk zu gehen. Es wird der Bevölkerung dringend ans Herz gelegt, in dieſer ernſten Zeit alle Vorurteile in der Kleiderfrage zu überwinden und von jetzt an nur noch barfuß oder barfuß in Holzſandalen auszugehen. Unſere Angehörigen laſſen draußen für uns ihr Leben. Zeigen wir uns wenigſtens durch dieſe ſelbſtverſtändliche Ein— ſchränkung ihrer großen Opfer würdig! Das Deutſche Volk läuft barfuß, aber es hält durch! Viernheim, den 9. Juli 1917. Großherzogliche Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Bekanntmachung. Erhebung der Beiträge zu den Kanzleikoſten der Großh. Handelskammer Worms. In Ausführung der Artikel 23 und 11 des Handels kammergeſetzes vom 6. Auguſt 1903 bringen wir hiermit zur öffentlichen Kenntnis, daß das für die Erhebung der Beiträge zu den Koſten der Handelskammer im Etatsjahr 1917 für unſere Gemeinde aufgeſtellte Hebregiſter zehn Tage lang, vom 9. bis 20. Juli, auf der Großh. Bürgermeiſterei Lampertheim zur Einſicht durch die Wahlberechtigten auf— liegt, und daß Einwendungen gegen dasſelbe innerhalb der zehntägigen Friſt bei der Handelskammer ſchriftlich geltend zu machen ſind. Viernheim, den 9. Juli 1917. Großherzogliche Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Betr.: Pflanzt Gemüse! ſofort zu vermieten. Bürſtädterſtraße 4, 2. Stock. Wir drutken alles von der Viſitenkarte bis zum größten Werk in bekannt ſauberſter : Ausführung:: Muſter u. Preiſe zu Dienſten. Buchdruckerei J. Martin Viernheim. Ein Waggon Eutlaugen⸗Kalk friſch eingetroffen. Ztr. 2 Mk. Math. Träger. Bekanntmachung. Betr.: Den Verkehr mit Zucker. Schon wiederholt mußten wir die Wahrnehmung machen, daß die Angehörigen der in letzter Zeit Einberufenen nicht die vorgeſchriebene Abmeldung unter Abgabe der Lebensmittel- ſowie der Zuckerkarten bewerkſtelligten. Wir machen daher erneut auf die Strafbeſtimmungen aufmerkſam und bemerken, daß wir alle Säumigen die die Zucker- und ſonſtige Karten der Eingezogenen bis Mitt— woch den 11. Juli 1917, vormittags 9 Uhr bei uns nicht abgeliefert haben, unnachſichtlich wegen Betrugs veranzeigen müſſen. Auch den einzelnen Spezereihändler machen wir zur Pflicht, daß ſie die Abgabe des Zuckers an derartige Per— ſonen verweigern und uns umgehend hiervon Mittellung zu machen. Viernheim, den 9. Juli 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Bekanntmachung Fleiſchverſorgung. Die Ausgabe der Fleiſchkarten und Fleiſchzuſatzmarken für die Verſorgungsperiode vom 9. Juli bis 5. Auguſt erfolgt am Donnerstag, den 12. Juli 1917 in der ſeltherigen Reihenfolge im Wachtlokale des Rathauſes. Die Reihenfolge muß unbedingt eingehalten werden. Viernheim, den 9. Juli 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Bekanntmachung. Regelung des Milchverkehrs. Wir bringen hiermit erneut zur Kenntnis der Milch— produzenten, daß es bei Strafe verboten iſt, Milch an nicht verſorgungsberechtigte Perſonen zu verkaufen. Nach den geſetzlichen Beſtimmungen darf Vollmilch nur an Familien mit Kindern von 1 bis 6 Jahren, außerdem an ſchwangere Frauen in den letzten 3 Monaten vor der Entbindung, ſowie an Kranke aufgrund ärztlichen Zeugniſſes verabfolgt werden. Alle weiteren Perſonen haben keinen Anſpruch auf Vollmilch. Sofern einzelne Landwirte dieſe Beſtimmung nicht be— folgen und badurch den Kinder und ſonſtigen Verſorgungs— berechtigten die Milch vorenthalten wird, bitten wir uns dleſe Landwirte umgehend namhaft zu machen, damit wir gegen ſolche mit ſtrengen Maßregeln vorgehen können. Sollte wieder Erwarten dieſer Anordnung keine Folge gelelſtet werden, müſſen wir dieſem Mißſtand durch Einfüh— rung der Milchkarten begegnen. Auf das Verbot des Verbutterns weiſen wir nochmals ausdrücklich hin. Viernheim, den 9. Jul! 1917. Großh. Bürgermeisterei Viernheim. Lamberth. Betr.: Betr.: Eingetroffen: Einmach-Gläs in allen örögen und prelsſagon. Jak. Beyer Hathausstrage. fodes-A reihe 6 Dem Herrn über Leben und Tod hat es in Seinem unerforschlichem Ratschlusse gefallen, meine innigstgeliebte Gattin, unsere herzensgute, treubesorgte, unver- e gessliche Mutter, Schwester, Schwägerin und Tante 5 90 rau Sophia Sax geb. Gutperle heute abend ½ 10 Uhr nach schwerem mit grosser Ceduld ertragenem Leiden, öfters gestärkt durch den Empfang der hl. Sterbesakramente im 55. Lebensjahr zu Sich in die Ewigkeit abzurufen. Um stille Teilnahme und ein frommes Gebet für die Seelenruhe der teuren Ver- storbenen bitten Die fiof trauernden Hinterbliebenen, Viernheim, den 9. Juli 1917. 8 Die Beerdigung findet Mittwoch abend 6 Unkr statt. Todles-Anzeige. Am Sonntag Nachmittag verschied un- erwartet beim Baden unser hoffnungsvolles Söhnchen und Bruder Martin Faber im zarten Alter von kaum 15 Jahren. unser geliebter, einziger Seele des Ver- storbenen dem frommen Gebete aller Christ- Wir empfehlen die gläubigen. Viernheim, den 10. juli 1917. ln tiefem Schmerze: Familie Martin Faber. Die Beerdigung findet morgen Mittwoch abend 6 Uhr statt. Sofort 1 Rieissſge Mädchen Mez, Vater& Söhne, Weinheim, Angenehme Arbeit. Bekanntmachung. Nächſten Donnerstag, den 12. d. Mts. wird an Receß holz für 1917 weiter abgegeben: J. Großes Losholz von Johann Lammer III. Neuhäuſerſli, bis Michael Adler VII. Landwirt. 2. Kleines Losholz, Kiefern Knüppel von Frz. Klee J. Steinſt. bis Adam Buſalt II. Kühnerſtr. Viernheim, den 10. Juli 1917. f Gemeindekaſſe: Jo eſt. Leonhard Alles, Heddesheim Bahnamtlicher Rollfuhrunternehmer ſich der verehrlichen Einwohnerſchaft zu allen Fuhrleiſtungen Wilh empſiohlt 1 enhafter Ausführung zu den üblichen Frachtſätzen; N ö 4 ſteht immer noch nichts feſt. elſtrebt die Mehrheit des 5 1 Verſtändigung und der dauernden Verſöhnung der Völker. wärts“, iernheimer Erſcheint wöchentlich dreimal: ir Stil Vereins Anzeiger * 0 Anzeigenpreis: Dienstag, Donnerstag u. Samstag Bezugspreis: 40 Pfg. pro Monat frei ins Haus gebracht Gratis⸗Beilagen: „Illuſtriertes Sonntagsblatt“, illustriertes Unterhaltungsblatt„Deutſche Kraft“, Wandkalender und Fahrplan. Gelbül- Mie: Organ für Jedermann Amtsblatt der Großh. Bürgermeiſterei Viernheim Enthält alle amtlichen Ankündigungen der Behörden Vieruheims und Umgebung. Inſerate finden in der Bürger⸗Zeitung wirkſamſte Verbreitung.— Für Wohnungsinſerate Ausnahme⸗Tarif. Redaktion, Druck und Verlag: J. Martin, Viernheim, Rathausſtraße Die[ſpaltige Petitzeile oder deren Raum 20 Pfg., auswärtige Inſerate 25 Pfg., die Reklame-Petitzeile 40 Pfg. N Bei öfteren Wiederholungen und größeren Aufträgen entſprechender Rabatt. Beilagen im Gewichte bis zu 8 Gramm 6 Mk. fürs Tauſend. Bei Klage⸗Erhebung, zwangsweiſer Bei⸗ treibung uſw. wird Rabatt hinfällig. e e Donnerstag, den 12. Juli 1917 Ulejohes Wahlrecht in Preugen. Ein neuer Erlaß des Königs. Berlin, 11. Juli.(WTB. Amtl.) S. M. der König hat an den Präſidenten des Staats mini⸗ ſteriums folgenden Er haß gerichtet: Auf den Mir in Befolgung meines Erlaſſes vom 7. April dieſes Jahres ge— haltenen Vortrag meines Staatsminiſteriums beſtimme ich hierdurch in Ergänzung desſelben, daß der dem Land— tage der Monarchie zur Beſchlußfaſſung vorzulegende Geſetz— entwurf wegen Abänderung des Wahlrechts zum Abgeordnetenhauſe auf der Grundlage des gleichen Wahlrechts aufzuſtelhen iſt. Die Vorlage iſt jedenfalls ſo früh einzubringen, daß die nächſten Wahlen nach dem neuen Wahlrecht ſtattfinden können. Ich beauftrage Sie, das hiernach erforderliche zu ver— anlaſſen. Großes Hauptquartier, 11. Juli. gez.: Wilhelm l. KR. gegengez.: Bet hmann-Hollweg. An den Präſidenten des Staatsminiſteriums. . Der bayriſche Miniſterpräſident Graf Hert— lung hat ſich geſtern Abend für einige Tage nach Berlin begeben. * Die Meldung, der Bundesratsausſchuß für aus— C wärtige Angelegenheiten ſei einberufen, beſtätigt ſich nch et. Ueber das Verbleiben des Reichskanzlers im Amt * Der Kronprinz hatte geſtern Abend eine län— gere Unterredung mit dem Reichskanzler. Die Annahme, ein weiterer Kronrat finde ſtatt, trifft nicht zu. * Die Parteien, die in Zukunft die Mehrheit im Reichstag bilden ſollen, ſind an Ausarbeitung einer Frie— densreſolution. Die Nationalliberalen haben be— ſchloſſen, ſich als Fraktion an der Reſolution nicht zu be— telligen, im übrigen aber ihren Mitgliedern die Abſtimmung frei zu geben. Der Inhalt der Reſolution wird der ſein, daß Deutſchland die Waffen nur zur Verteidigung ſeiner Frelheit und Selbſtändigkeit, ſowie der Unverſehrtheit ſeines territorialen Beſitzſtandes ergriffen hat. Auch an der Schwelle des vierten Kriegsjahres, ſo wird darin weiter ausgeführt, Reichstages einen Frieden der Die Friedensreſolution wird in das Plenum gebracht und dort zur namentlichen Abſtimmung geſtellt werden. * Die Zentrumsfraktion hat, wie die„Germania“ mit⸗ dellt, alle ihre Mitglieder telegraphiſch nach Berlin berufen. Die Internationale Korreſpondenz erörtert die mög— lichen Folgen einer Demokratlſierung Deutſchlands auch für den Frleden. In Anbetracht der ſoeben gehaltenen Reden ſranzsſiſcher Miniſter, die nur Sieg oder Niederlage wollen, ſchreibt die ſozialdemokratiſche Korreſpondenz, daß man leider ernſtlich mit einem vierten Kriegswinter rechnen muß. ſozialdemokratiſche Zentralorgan, der„Vor⸗ neben der Einführung des gleichen Wahl— parlamentariſchen Regierungs- Das hält rechts, die Schaffung eines ſyſtems umſo wünſchenswerter. Veniſelo will den Alliierten 10 Soldaten zur Verfügung ſtellen. i Lolale Nachrichten. § Viernheim, 12. Juli. Gegen den Feldfrevel— Nach einer Bekanntmachung ſieht ſich die Großh. Bürger— meiſterei leider wieder gezwungen, gegen Feldfrevler ſchärfere Maßnahmen zu ergrelfen. Die Dlebe haben es hauptſächlich auf die Kartoffeln abgeſehen. Jeder, der einen Dieb er— Diviſionen wiſcht, oder denſelben zur Anzeige bringt, erhält von der Bürgermeiſterei eine Extrabelohnung von 2 Mark. Es liegt im Intereſſe aller, verdächtige Elemente, die ſich zu jeder Tageszeit im Felde herumtreiben, ſtreng zu überwachen.— Eierabgabe. Morgen Freitag werden an die Ver— ſorgungsberechtigten Eier abgegeben. Fleiſchverſorgung. Erwachſene erhalten 300 Gramm, Kinder unter 6 Jahren 125 Gramm. * Weinheim, 12. Juli. Das am Samstag Abend in der Fuchs' ſchen Müh le veranſtaltete Militärkonzert hatte ſich eines guten Beſuches zu erfreuen und nahm einen allſeits befriedigenden Verlauf. Deutſcher Abendbericht. Berlin, 11. Juli.(WTB. Amtlich). Abends. Im Weſten vielfach geſteigerte Artillherietätigkeit. Im Oſten ſtehen ſüdlich des Dyjeſtr deutſche und öſter— reichiſch⸗-ungariſche Truppen an der Lommica wieder in Gefechtsfühlung mit den Ruſſen. Amtlicher Teil. Bekanntmachung. Sprechſtunden des Bürgermeiſters. 5. Es wird bekannt gegeben, daß der Unterzeichnete infolge großer dienſtlicher Ueberlaſtung und dadurch bedingter Abſpaunung bis l. Oktober ds. Is. nur in der Zeit von vormitrag s 8½ bis Uhr zu ſprechen iſt. Nach dieſer Zeit haben nur ſolche Perſonen Zutritt, die zum Erſcheinen beſonders vorgeladen ſind: Viernheim, 10. Juli 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim Lamberth. Bekanntmachung. Fleiſchverſorgung. Betr.: Betr.: Für die laufende Woche ſtehen jeder verſorgungsbe⸗ rechtigten Perſon über 6 Jahren 300 Gramm und jeder unter 6 Jahren 125 Gramm Fleiſch zur Verfügung. Die Zuſatzmarken haben ihre volle Gültigkeit. Von der Reichsfleiſchkarte ſind die Nummern 1 und 2 bei Er— wachſenen zu trennen. Viernheim, den 12. Juli 1917. ö Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Bekanntmachung. Eierabgabe. Betr.: Von dem Kommunalverband wurden uns eine Menge f 0; 755 Eier überwleſen, welche am Freitag, den 13. Juli 1917 in nachſtehender Reihenfolge auf dem Rathauſe an die Verſorg— ungsberechtigten zur Ausgabe gelangen. 2 Von Nr. Ibis 250 der Bezugsk. vorm. von 7—8 Uhr 250„ 500 N„e, ee 501% 750 N J Wehe, 751„ 1000 5„„ eee 1001 1250 1„% 1% 2 1251„ 1500 5 nachm,„ 2.3 1501, 1750 1%„ee 1751„ 2000 0 6 5 5 5 2001„ Schluß 1 5 335—6 5 Auf die Nummer 1 der Eierkarte wird ein Ei abge— geben, Preis 30 Pfg. i 1 Selbſtverſtändlich kommen die Eier nur an diejenigen zur Ausgabe die im Beſitze von Eierkarten ſind. a Bei der Abholung der Eier iſt die Bezugskarte und die Eierkarte vorzulegen. Die Abtrennung der Marken⸗ nummer erfolgt bei der Ausgabe. Viernheim, den 10. Juli 1917. f Großh. Bürgermeiſterei Viernheim Lamberth. Bekanntmachung. Betr.: Sicherung der Kartoffelernte. f 1 Heute früh wurde uns von einigen Landwirten, die Mitteilung gemacht, daß in unmittelbarer Nähe des Dorfes ſich einige Kartoffel⸗ äcker befänden, die vergraſt und verqueckt, ſonach noch nicht gehackt und gehäufelt ſeien. Da auch im vorigen Jahre derartige Wahr- nehmungen gemacht wurden, die uns leider verſpätet gemeldet worden ſind, ſodaß wir gegen dieſe lüderlichen, arbeitsſcheuen Perſonen nicht mehr einſchreiter konnten, fordern wir in dieſem Jahre noch früh 757 Frage, die ſich ſelbſt nichts bauen Bürgermeiſterei verſorgt werden müſſen. faule Subjekte, die nur einer zeitig die Beſitzer der in Frage kommenden Grundſtücke mit ſo for- tiger Wirkung auf, an denſelben Alles dasjenige vorzunehmen, was zur Gewinnung einer guten Kartoffelernte, die ſicherlich den Betreffenden erwünſcht ſein muß, geboten erſcheint. Wir werden uns in den nächſten Tagen von dem Befolg dieſer Anordnung perſönlich überzeugen und für den Fall der Nichtbefolgung die Beſitzer zur Anzeige bringen, ihnen die Grundſtücke enteignen und die vorzu⸗ nehmenden Arbeiten durch Dritte ausführen laſſen. Selbſtverſtändlich werden wir nicht ermangeln, der Faulheit dieſer Perſonen in der Zeitung das gebührende Lob zu ſpenden und ſie gleichzeitig durch Veröffentlichung ihres Namens an den Pranger ſtellen. Als weitere Maßnahmen haben die Betreffenden Ausſchluß von der Lebensmit— telverſorgung ohne Weiteres zu gewärtigen. Viernheim, den 10. Juli 1917. Großherzogliche Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. 3 Bekanntmachung. Kartoffeldiebſtähle. Geſtern Abend hat uns eine anſtändige Kriegersfrau, die beſtrebt iſt, ſich durch Eigenproduktion den Unterhalt ihrer Familie zu ſichern, unter Tränen erklärt, daß ihr die ganze Frühkartoffelernte auf ihrem Grundſtück geſtohlen wor— den ſei. Heute früh haben uns einige andere Frauen ge— meldet, daß auf ihren Kartoffeläckern dutzende von Stöcken ausgewühlt worden ſeien, obwohl die Knollen noch gänzlich unreif ſeien. Eine ſolch hundsgemeine Tat von einem nichts— würdigen Geſindel, die fleißige Leute um den Lohn ihrer Arbeit bringen, ſchreit nach Sühne und Vergeltung. Nach Betr.: übereinſtimmender Einſicht von Landwirten und Feldſchützen Diebe nur ſolche Perſonen in und gänzlich von der Es ſind ſomit ſtink— Handlungsweiſe fähig ſind und auf die der Anſpruch:„Müßiggang iſt aller Laſter Anfang“ voll und ganz Anwendung findet. Wenn ſolche gemeine Diebesbanden auf der Tat friſch betroffen werden und ynchjuſtiz an ihnen vorgenommen wird, iſt dies mehr wie begreiflich Angeſichts der Befürchtung, daß ſich derartige Kartoffeldiebſtähle, verübt durch Müßig— gänge die ja bekanntlich die grötzten Freſſer ſind, für die Folge wiederholen, rufen wir nochmals die Geſamteinwohner— ſchaft zum ausreichenden Schutz unſerer Felder auf und for— dern das Geſamtfeldſchutzperſonal einſchließlich der Bei- und Ehrenſchützen zur nächtlichen Hut auf. Derjenige, der einen Dieb erwiſcht, oder denſelben zur Anzeige bringt, erhält von der Bürgermeiſterei eine Extrabelohnung von 2 Mark. Wir machen nochmals ausdrücklich darauf aufmerk— ſam, daß Felddiebſtähle aller Art nicht mehr mit Geldſtrafen, ſondern nach der Anordnung des ſtellv. Generalkommandos mit Zuchthaus beandet werden. Viernheim, den 10. Juli 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. 1917. kommen in der Regel als ſolchen 66. Jul Vetr.: Deckung des K bedarfs für die Landwirltſchaft. — 11* 0 3 5 10—„ Das Großherzogliche Kreisamt Heppenheim au die Großh. Bürgermeiſtercien des Kreiſes Sie wollen uns bis längstens zum 14. d. M. berichten wieviel Steinkohlen, Koks, Braunkohlen und Briketts in Ihrer Gemeinde ſür Molkereien, zum Pflügen mit Dampfflügen und für Schmiede bis zum 1, Oktober d. J. nötig ſind. Die einzelnen Kohlenſorten die verlangt werden, ſind getrennt anzugeben. Dabei ſind gleichzeitig die Verbraucher, das für ſie beſtimmte Quantum und die Kohlenhändler, an die die Kohlen geliefert werden ſollen, namhaft zu machen. Wir machen ausdrücklich aufmerkſam, daß nur der Bedarf an Breunmaterial für die hier gengunten gewerblichen Be— lriebe in Frage kommen kann, nicht aber auch Hausbrand und andere Betriebe. Hierfür wird der Kohlenbedarf beſonders geregelt. Sie wollen deshalb die Ihnen gemachten Angaben genau prüfen und alles zurückweiſen, was nicht unbedingt für dieſe Betriebe nötig iſt. Mit Rückſicht auf die Dringlichkeit der Sache erwarten wir die pünktliche Erledigung unſerer Auflage und wären genötigt, gegen die Säumigen mit Strafe vorzugehen J. V.: Zimmermann — Vorſtehende Bekanntmachung bringen wir zur Keuntuis der Jutereſſenten und fordern dieſe auf, ihren etwaigen Kohlenbedarf bis ſpäteſtens 13. d. Mts. vormittags auf unſerem Lebeusmittelbüro anzumelden. 10 Viernheim, den 10. Juli 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Pflanzt Gemüse darauf * Mahrheit und Lüge. Die Amerikaner ſind jetzt für die Regierungen Frankreichs und Englands die Retter. Immer wieder weiſen die Staatsmänner wie die den Regierungen ergebene Preſſeorgane darauf hin, daß Amerika die Hilfe bringen wird. Im Grunde ſollen mit dieſem Manöver lediglich die Völker auf die Tatſache vorbereitet werden, daß das Mißlingen der„großen entſcheidenden Früh⸗ jahrsoffenſive“ ßer Engländer und Franzoſen einen vierten Winterſeldzug im Gefolge haben wird, den man damit zubringen will, auf die amerikaniſche Unterſtützung zu warten. Demgegenüber iſt ein Artikel intereſſant, der im„Populaire“(Nantes) ver⸗ öffentlicht wird und in dem es heißt: Die Kriegsmüdigkeit iſt zum großen Teil von den falſchen Gerüchten hervorgerufen, die die Regierung ungehindert umlaufen läßt. Unſere ganze äußere und innere Politik iſt in den Hirnen von vier bis fünf mächtigen Männern beſchloſſen, die, um die Ungeduld des gewöhn— lichen Sterblichen zu beſänſtigen, bisweilen ſchöne Reden halten, in denen unaufhörlich die Worte Freiheit, Demokratie und Republik wiederkehren. Was die Preſſe an⸗ langt, ſs braucht nicht erſt geſagt zu werden, was man aus ihr gemacht hat. Die Lücken, die unſere Artikel entſtellen jedesmal, wenn wir einen Gedanken ausdrücken oder eine Tatſache mitteilen wollen, die nicht amtlich abgeſtempelt iſt, zeigen zur Genüge, wie das Publikum unterrichtet wird. Weil es nichts erfährt, fängt es alle Gerüchte auf, glaubt, was ihm der erſle beſte erzählt, läßt ſich durch jedes Geſchwätz be— einfluſſen und ſchwankt zwiſchen den törichſten Hoffnungen und der düſterſten Schwarzſeherei hin und her. Aus alledem entſpringt eine Stimmung, die zeitweilig gefährlich wird. Unter den entmutigenden Gerüchten iſt eins, das beiläufig erwähnt werden muß, weil es Zeit wird, daß man dieſer Ente die Flügel ſtutzt, wenn ſie nicht ins Maßloſe wachſen ſoll. Wiſſen Sie, wie gewiſſe Leute das Eingreiſen Amerikas in den Krieg auffaſſen? Sie be⸗ haupten, der Krieg werde noch drei Jahre dauern, weil die Amerikaner auf ſo lange Miets- verträge bei uns abgeſchloſſen hätten. Niemand weiß, was an dieſer Sache wahr oder falſch iſt, aber ſelbſt, wenn ſie wahr wäre, würde ſie nichts beweiſen. Die Amerikaner haben ſicher— lich kein Intereſſe, den Krieg in die Länge zu ziehen, ſondern wollen ihn möͤglichſt ſchnell be— endigen. In dieſer Beziehung können wir auf ſie zählen. Aber wäre es nicht angezeigt, daß die Regierung eine Gelegenheit benutzte, um ſich zu äußern? Wenn man unſeren Soldaten, die ſchon drei Jahre im Felde ſtehen, ins Ohr flüſtert:„So geht die Geſchichte nun bis 1920 weiter,“ da iſt es kein Wunder, daß viele von ihnen mißmutig werden. Man ſage ihnen:„Ein⸗ mal müßt ihr euch noch ordentlich ins Zeug legen“, dann werden ſie zu jeder Anſtrengung bereit ſein. Man erkläre ihnen, daß der Krieg nicht endlos ſein und die Ankunft der Ameri— kaner ihn nicht unnütz verlängern wird. Wenn Ribot, der Miniſterpräſident, die Kriegsmüdig— keit bekämpfen will, ſo wird er wohl daran tun, dieſe Frage möglichſt bald zu behandeln. Zugleich erſcheint ein bemerkenswerter Artikel im ‚New York American“, der ſich an die ame— rikaniſchen Bürger wendet und in dem es u. a. heißt: Der allgemeine Eindruck, den man euch beigebracht hat, iſt doch der, daß Deutſchland nicht gewinnen kann, allmählich geſchlagen und in die Niederlage hineingehungert wird? Gut: die Tatſachen ſind folgende: die Verbands- offenſiven in Frankreich waren furchtbar blutige Fehlſchläge; das franzöſiſche Volk iſt in Wut und Entrüſtung über die verhängnisvollen Fehler ſeiner Führer. Die britiſche Offenſive iſt ſtecken geblieben, mit dem ſchrecklichſten Gemetzel des ganzen Krieges. Hindenburgs Gräben und Maſchinengewehrneſter erweiſen ſich als vollkommene Abwehr gegen britiſche Artillerie— vorbereitung und Infanteriemaſſenſtürme. Die franzöſiſche Regierung weiß, die engliſche Re— gierung weiß, unſere Regierung ſollte wiſſen, daß ſich die Kriegslage zugunſten Hindenburgs entwickelt hat, und daß die Verbandsmächte keine Ausſichten von 1 zu 10 haben für den Sieg und kaum eine von 1 zu 3 für Abwehr ihrer völligen Niederlage, es ſei denn, daß Amerika das Doppelwunder vollbringt, Eng⸗ land von den U-Booten zu erlöſen und genug Truppen nach Frankreich zu ſenden, um die deutſchen Angriffe abzuſchlagen. Wir ſagen euch offen, daß Deutſchland ohne unſer Eingreifen vor Ende dieſes Jahres den ſieg⸗ reichen Frieden diktiert hätte! Ihr wolltet einſach die Wahrheit nicht glauben, und warum: weil ihr betrogen und belogen wurdet durch die Zenſur, weil ihr die handgreiflich verkehrten Lügen der plumpen, dummen, unſeligen Zenſur glaubtet. Wir ſind unvorbereitet in den Krieg geraten mit dem unvergleichlich mächtigſten Volk der Welt, das bis zum letzten Schuhbaͤndchen mit jedem Kriegsbedarf voll- kommen ausgerüſtet iſt, die Meere mit ſeiner U⸗Boot⸗Floite füllt, einen halben Erdteil mit ſeinen gewaltigen Veteranenheeren bedeckt, überall erfolgreich mit Blut und Eiſen gegen ſeine Feinde. Und gegen eine ſolche Kriegs— chine ſ ir uns üſten können, in⸗ maſchine ſollten wir uns gut rüſten können, in— anlidotſet, dem wir Englands töricht plumpes Bemühen nachahmen, das Volk in Unkenntnis zu halten? Das amerikaniſche Blatt wird in weiten Kreiſen geleſen und man darf darum annehmen, 5 3 or N„ 7 8 5 Tei 8 16a 50 5 9 925 ö e 90 fee en züglichen Schritte der Reichskanzler gegen die * 0— N Leſer Ausdruck gibt. verſtehen, daß die Hoffnung Englands auf Amerika herabgeſtimmt iſt, daß die aufbrauſende die planmäßigen Mietskündigungen und Miels⸗ ſteigerungen gedenkt. Verſchiedene Kriegsnachrichten. 5 beſitzer um den Hausbeſitz vor dem wirtſchaſtlichen Zu— Kriegsbegeiſterung ganz Amerikas offenbar nur — eine Reuterphantaſie war. ö Ein Beweis für unſeren-Bootſieg! letzte ſein und dle Friedens ſrage ſlür Rußland Nach Bafler Meldungen aus London fordert der neue engliſche Etat zum erſten Male eine Milliarde Schilling für Verluſte der britiſchen Handelsflotte im Tauch- bootkriege. 5 zahlte im zweiten Vierteljahr 1917 für 975 eng— liſche Schiffe Verſicherungsgelder aus gegenüber 185 Schiſſen im zweiten Vierteljahr 1916. * Ernüchterung in Frankreich. Nur wenige franzöſiſche Blätter nicht in den allgemeinen Jubel über die Ankunft der amerikaniſchen Truppen ein, ſo„L'Heure' in der Reynaud ſchreibt: Die Deutſchen auf die Knie zwingen zu können, bevor aus den Ver. Staaten Hilſe eintreffen kann; jetzt mehr denn je gilt es durch zuhalten, bis die Amerikaner bereit ſein werden. „Journal du Peuple“ ſchreibt u. a.: Es genügt die Ankunſt eines Kontingents aus den Ver. Staaten in Paris, um die Di hoffen zwar, durch den U-Boot-Krieg den Vierverband Die Agentur Lloyd in London folgenden Antrag der Beſchlußfaſſung des Ple— nums unterbreitet: tag alsbald einen Geſetzentwurf vorzulegen, der ſtinmen beſtimmt, daß bis zu einer allgemeinen neuen ſranzöſiſche Ein⸗ bildungskraft ſofort zum Kartenhäuſerbau zu er⸗ mutigen. Im Vorjahre ging es bei Bruſſilows Offenſive ähnlich; aber in dieſer Geiſtes⸗ verfaſſung liegt eine große Gefahr. Wir rechnen auf amerikaniſche Verſtärkungen; es dauert aber ſehr lange, bevor die amerika— niſche Armee kommen lann. Der Zweck der ruſſiſchen Offenſive. Die„Neuen Zürcher Nachrichten“ ſchreiben zu der ruſſiſchen Offenſive: Wie zu erwarten war, iſt dieſe nicht mit Truppenverbänden aus dem europäiſchen Rußland in Szene worden, die kriegsmüde und rebelliſch ſondern mit aſiatiſchen maſſen, die ſich nach wie vor als Kanonenfutter vorſchieben laſſen. Der militäriſche Zweck der ruſſiſchen Offenſive dürfe weniger auf einen großen Erfolg an Ort und Stelle hinzielen, ſondern darauf, Cadorna von ſind, dem drohenden Alp einer öſterreichiſchen Offen- ſive zu befreien. Der politiſche Zweck der Offenſive dürfte darin beſtehen, wieder genügend Ver— trauen zu Rußland als ſeinem Verbündeten zu ſchaffen, damit dieſer ſeinen völlig leeren Staatskaſſen mit neuen Milliarden zu Hilfe eilen kann. Iſt der neuen ruſſiſchen Offenſive das Schickſal eines gänzlichen Verſagens be— ſchieden, was ſich ja bald entſcheiden dürfte, ſo wird ſie wahrſcheinlich für längere Zeit die Der Transport einer Million Mann kann nur tropſenweiſe er⸗ Reichsangehörigen ohne Unterſchied des Ge— ſolgen und iſt ungeheuer ſchwierig. 5 5 de einem Sonntag oder an einem Feiertag ſtatt. ö 1 geſetzt 0 N 6 unſerer Feinde verleihen möchte. Truppen⸗ durch noch viel reifer machen, als ſie ohnehin war. Neun Diviſionen verloren: Nach dem Stockholmer„Aſtonbladet“ beſitzt der Arbeiter⸗ und Soldatenrat in Tornea Draht⸗ nachrichten, daß die Offenſive in Ga⸗ lizien den Ruſſen nicht weniger als neun Diviſionen geloſtet hat. Deutſcher Reichstag. (Orig.⸗Bericht.) Berlin, 7. Juli. Auf der Tagesordnung ſtehen zunächſt einige kleine Anfragen. Auf die Anfragen des Abg. Kuckhoff-Köln(Zentr.) über die Schwierig⸗ keiten in der Kohlennot, ſagt Unterſtaatsſekretär Richter Abhilſe zu. Abg. Liſt-Eßlingen fragt anläßlich des Prozeſſes Kupfer, ob der Reichs— kanzler Maßnahmen zur Einziehung unlauterer Kriegsgewinne herbeiführen will. Direktor im Reichsjuſtizamt Dr. Delbrück daß Erörterungen über geſetzliche Maßnahmen ſchweben und daß die Frage von dem Ergebnis der Kommiſſionsberatungen darüber abhängen werde. Abg. Göhre(Soz.) fragt, welche unver⸗ ſchwere Belaſtung und Beumuhigung der Ar⸗ beiterſchaft und des kleinen Mittelſtandes gegen durch die Hausbeſitzer zu tun Miniſterialdirektor Dr. Lewald rechtſertigt das Beſtreben, die ungünſtige Lage der Haus⸗ durch Mietsſteigerungen aufzubeſſern, ſammenbruch zu bewahren, ſagt aber gegen un⸗ berechtigte Steigerungen Abhilfe u Es ſolgt die Beratung des Teilberichts des Verfaſſungsausſchuſſes über die Frage der Anderung des Wahlrechts im Reiche. Der Ausſchuß hat mit 16 gegen 9 Stimmen „Den Reichskanzler zu erſuchen, dem Reichs— Feſtſetzung des Verhältniſſes der Wählerzahl zu der Zahl der Abgeordneten die Wahlkreiſe mit beſonders ſtarkem Bevölkerungszuwachs, die ein zuſammenhängendes Wirtſchaftsgebiet bilden, eine entſprechende Vermehrung der Mandate— unter Einführung der Verhältniswahl für dieſe — erhalten. Die Abgg. Antrick(Soz.) und Genoſſen beantragen an Stelle des Ausſchußantrages folgende Reſolution: Den Reichskanzler zu erſuchen, dem Reichs— tag alsbald einen Geſetzentwurf vorzulegen, den der Artikel 20 Abſ. 1 der Reichs⸗ verfaſſung folgenden Wortlaut erhält: Der Reichstag geht aus allgemeinen, gleichen und direkten, nach dem Verhältniswahlſyſtem vorzu— nehmenden Wahlen mit geheimer Abſtimmung hervor, an denen alle über 20 Jahre alten ſchlechts teilnehmen. Die Wahl findet an Berichterſtatter Abg. Dr. Müller-Meinin⸗ gen(Pp.): Die Vermehrung der Rechte des deutſchen Volkes kann nur durch die Volksver— tretung ſelbſt geſchaſfſen werden. Wir lehnen Rechte und Freiheiten ab, die uns die Gnade Der Ausſchuß hat die Reſolution mit faſt Zweidrittel⸗Mehrheit angenommen. Der jetzige Zuſtand iſt unhaltbar, und die Reform muß alsbald, d. h. ſo ſchnell kommen, daß die nächſte Reichstagswahl bereits nach dem veränderten Rechtszuſtand unter Ver- mehrung der Mandate ſtattfinden kann. Mit dem Proporz ſoll in den dichtbevölkerten Wahl⸗ kreiſen ein erſter Verſuch gemacht werden. Staatsſelretär Dr. Helfferich: Die ver⸗ bündeten Regierungen ſind der Anſicht, daß hinſichtlich der Wahlkreiſe mit beſonders ſtarkem Vapölkerungszuwachs eine Neuordnung geboten iſt. Die verbündeten Regierungen ſind dem— gemäß bereit, dem Reichstag eine Vorlage zu⸗ gehen zu läſſen, die eine angemeſſene Vermehrung der Reichstagsmandate für dieſe Wahlkreiſe vor⸗ ſſehl. Die Beratungen aber eine ſolche Bor. lage ſind bereſts eingeleſtet. Die Vorlage wid dem Reichstag ſo rechtzeitig zugehen, daß die nächſten Reichstagswahlen jedenfalls auf Grundlage der beabſichtigten Anderung vorgenommen werden können. Eine ſolche Anderung liegt in der Richtung des Aus⸗ baues unzerer innerpolitiſchen Verhältniſſe, der die treue und freudige Mitarbeit, aller Kreiſe des Volkes an Staat und Reich ſichern ſoll. Abg. Dr. Gradnauer(Soz.): Den ge⸗ dankenreichen ernſten Reden, welche der Kanzler uber die politiſche Fortentwicklung Deutſchlands gehalten hat, hat das Verhalten der Regierungs- vertreter im Ausſchuß recht wenig entſprochen. Sie haben ſich nicht für, ſondern gegen die Re⸗ ſorm ins Zeug gelegt. Das Proportionalwahl— recht muß allgemein durchgeführt werden; nur als Proviſorium könnten wir uns die ange⸗ kündigte Vorlage gefallen laſſen. Die Re⸗ gierung ſoll ſich nicht einbilden, daß es bei dieſem Anfang einer Reform ſein Bewenden haben könnte. Abg. Kreth(konſ.): Für eine mäßige Ver⸗ mehrung der Wahlkreiſe ſind auch wir. Wir wünſchen aber nicht, daß bei der beabſichtigten Reſorm ein Übergewicht der großen Städte über das platte Land Platz greift. Deshalb lehnen wir auch die Verhältniswahl ab. Abg. Becker⸗ Arnsberg(Zentr.): Wir ſind geneigt, der Reſolution des Ausſchuſſes zu— zuſtimmen. Das Proportionalwahlrecht für ganz Deutſchland einzuführen, halten wir für un— richtig. Abg. Liſt-Eßlingen(natl.): Wir ſtimmen der Reſolution des Ausſchuſſes zu, lehnen aber den ſozialdemokratiſchen Antrag ab. Abg. Waldſtein(Fortſchr. Vp.): Die notwendige Übereinſtimmung zwiſchen dem Reich und Preußen muß auf irgendeinem verfaſſungsmäßig moͤg— lichen Wege zuſtande kommen; denn der gegen, wärtige ſtaatsrechtliche Zuſtand im Reich und Preußen hinſichtlich ihrer Volksvertretung iſt gleichmäßig für das Reich wie für Preußen un⸗ erträglich geworden. Abg. Mertin(Otſch. Frakt.): Dem Nur⸗ ſchußantrag, der ſür die Rieſenwahlkreiſe eine Beſſerung fordert, ſtimmen wir zu. Gegen die Verhältniswahl haben wir Bedenken. Abg. Stadthagen(U. Soz.): wirklichen Kulturſtaaten haben das Frauenwahl⸗ recht oder es iſt doch auf dem Marſche; allein Alle in Deutſchland will man auf dieſem Standpunkt der ſozialen Ungerechtigkeit des Herrentums ver— harren. Der Antrag Antrick wird gegen die Stimmen der beiden ſozialdemokratiſchen Parteien ah⸗ gelehnt. Es folgt die erſte Beratung des Geſetzent⸗ wurfes über die nochmalige Verlängerung der Legislaturperiode des Reichstages um ein weiteres Jahr. Abg. Albrecht(U. Soz.): Wir lehnen diesmal die Vorlage ganz ab. Wir verlangen zweijährige Legislaturperioden. Damit ſchließt die erſte Beratung. In zweiter Beratung wird der Geſetzentwurf gegen die Stimmen der U. Soz. unverändert angenommen und auf Antrag des Abg. Graſen Weſtarp ſofort in dritter Beratung endgültig im ganzen. Ebenſo gelangt in allen drei Leſungen ein entſprechender Geſetzentwurf für Elſaß-Lothringen, wo die Legislaturperiode ebenfalls um ein Jahr verlängert werden ſoll, zur Annahme. Darauf vertagt ſich das Haus bis zum 9. d. Mls. Volkswirtſchaftliches. Richtpreiſe für Tee⸗Erſatz(deutſcher Tee). Die Richtpreiſe für Tee-Erſatz(deutſcher Tee ſind teilweiſe inſoſern mißverſtanden worden, als angenommen iſt, daß ſich die Richtſätze von 120 bis 160 Mark für 100 Kilogramm für die getrockneten und gereinigten Blätter auf bereits geſchnittene Ware bezöge. Das iſt nicht der Fall. Dieſe Preiſe, die im übrigen höher angeſetzt ſind, als ſe von Sachverſtändigen vorgeſchlagen wurden, ziehen ſich nur auf ungeſchnittene Ware. Die Irrfahrt im Glück. Roman von Albert Peterſen. (Schluß.) Auch in die Schenkſtube des Gaſthofs Nr. 1 rat die Magd, um rein zu machen. Das friſche Krähen der Hähne mußte ſie angeſteckt haben, denn ſie„ſang“ aus voller Kehle:„Roc hoſen, Tu-—hulpen und Neeelken, alle Blumens, ſie weeelken...“ Und was der Weckruf ſämt⸗ licher Dorfhähne nicht vermocht hatte, das brachte die Magd mit ihrem erſchütternden Liebeslied fertig; Heinz Schwarz ſchnarchte noch einmal in langem Zuge, dann hob er den Kopf. „Kurt—“ Der ſtarrte ihn erſt im Halbſchlaf an, ſprang dann auf, packte Heinz und ſchrie:„Menſch, ich hab dich, meine Wette iſt gewonnen.“ „So? Deshalb haſt du wohl die Bowle ausgegeben?“ entgegnete Heinz ſpöttiſch,„nein, mein Sohn, darüber ſind wir uns in dieſer unvergeßlichen Nacht nun glücklich einig ge— worden, daß die Sache ein totes Rennen iſt.“ Kurt faßte ſich an die Stirn. „Ach richtig. Übrigens unſre Hoſen, Heinz—“ „Ein widerlicher Geruch. Weißt du was, ſetzt legen wir uns in die Klappe, und eure Doleineg hier muß unſere Beinkleider auswaſchen und im Galopp trocknen.“ Kurt ſtarrte einen Zettel an. „— Reiſenden in Weißzeug? Menſch, iſt denn alles verhert?“ N „Wieſo?“ „Ach du heiliger Bimbam, ich hatte mich 15 43 N drüben im andern Gaſthof als Reiſeonkel in Weißzeug ausgegeben und nun—“ „Die jungen Mädel— ich wette—“ „Danke, vom Welten habe ich genug,“ brummte Kurt, noch immer auf den Zettel ſtarrend. „Iſt ja auch gleichgültig. Wollen wir noch eine Bowle trinken oder ſchlafen gehen?“ „Danke. Ich gehe ſchlafen.“ „Gute Nacht!“ Als ſie die Treppe hinauſſtiegen, kam ihnen der Paſtor entgegen. „O meine Freunde, ſchon von einem Spazier⸗ gang zurück? Ja, ja, früh ins Bett, früh auf — ich ſag's ja.“ 12. Wieder ein herrlicher Sommertag auf Nord⸗ frieslands Walten und Inſeln. Es war ſo windſtill, daß der Mittagstiſch im Freien ge⸗ deckt war. Eben vor der Zeit, da die Sonne den höchſten Punkt erreicht, kamen Käthe und Petrea aus ihrem Zimmer. „Wünſchen Sie noch Kaffee?“ fragte die Wirtin; ſie war ein wenig ärgerlich über ſolche Langſchläferei, denn ſie hatte bis 11 Uhr den Kaffeetiſch gedeckt gehabt. Die jungen Mädchen lachten. „Sind wir die letzten, die heute aus den Federn kommen?“ „Nein, Herr Schwarz ſchläft noch immer. Ich habe ſchon mal angeklopft, aber er ant⸗ wortele nicht.“ „Er iſt doch wohl i e da?“ fragte 0 ſcheinheilig. Käthe ſtieß ſie vorwurf. voll an. 1 1 1 „Da? Ja, wo ſollte er denn ſonſt ſein?“ „Tſcha— man kann nie wiſſen.“ Die Wirtin eilte nach oben, und gleich darauf kam ſie ganz ratlos zurück. „Er iſt nicht da, er iſt nicht da. Ob ihm ein Unglück paſſiert iſt? Geſtern den ganzen Tag über hatte er ſich eingeſchloſſen, machte nur auf, wenn man dreimal klopfte. Das kam mir ſchon ſo merkwürdig vor. Und nun—. Ich telephoniere an den Gendarm— ja, das tu ich.“ Käthe wollte ſprechen, aber Petrea ſagte ſchnell:„Laß doch, Käthe, das muß Frau Laurids doch am beſten ſelbſt wiſſen.“ Die andere wollte etwas erwidern, aber die Wirtin war ſchon ins Telephonzimmer gegangen. „Es iſt doch unerhört, Petreg. Denke doch, wenn ihn der Gendarm jetzt verhaftet.“ „Na, du trauſt deinem Herzallerliebſten aber nicht viel zu. Er wird ſich auch gerade ver⸗ haften laſſen.“ „Käthe wollte gerade wegen des„Herzaller⸗ liebſten“ proteſtieren, da öffnete ſich die Tür, und herein traten zwei männliche Geſtalten in groben Lodenjoppen, arg verſchliſſenen Hoſen und hohen Stiefeln— Heinz Schwarz und Kurt Ebers. Der Schweiß rann ihnen unter den bäuerlichen Filzmützen die gebräunte Stirn herunter. Aber ſie ſahen friſch und geradezu ländlich ſtämmig aus, und ihre Augen lachten. l 10 was bedeutet das?“ fragte Kathe erſtaunt. „Das bedeutet, daß zwei ziviliſierte Groß⸗ ſtädter um Mitternacht im ſchmutzigen Graben geſteckt haben, ſo daß ihre hochmodernen Anzüge und erſtklaſſigen Stiefel— gekauft auf den Neuen Wall zu Hamburg— totaliter ruinier, ſind,“ rief Heinz lachend,„das bedeutet, daß beſagte Herren gezwungen ſind, noch einige Tage in dieſem Lande zu weilen—“ „Iſt das ſo ſchlimm?“ fragte Petrea. „Im Gegenteil, wenn nämlich die beiden jungen Damen, welche ſich an dem Unfall ſchuldig fühlen müſſen, uns ein wenig Geſell⸗ ſchaft leiſten wollen.“ „Das wollen wir,“ antwortete Käthe. „Aber was ſagt Ihre— Ihre Weißzeug, fabrit dazu, wenn Sie noch länger bleiben?“ fragte Petrea ſchnell. Die Männer lachten hellauf. Kurt wolle den Irrtum gerade aufklären, als die Wirtin ärgerlich zurückkehrte; ſie hatte fünf Minuten am Apparat geſtanden, dann endlich Anſchluß erhalten, und jetzt war der Gendarm nicht da. „Aber da ſind Sie ja,“ rief ſie Heinz vor⸗ wurfsvoll entgegen,„wir glaubten ſchon—“ „Nun, was glaubten Sie? Daß ich mit der Zeche durchgegangen wäre?“ Die Wirlin ſchüttelte verlegen den Kopf. „Daß Sie verunglückt ſeſen,“ half Petrea ſchon der verwirrten Frau,„übrigens, wie iſt es mit der törichten Wette geworden?“ „Unentſchieden. Leider— um die Bowle komme ich rum.“ „Pah, die Bowle haben Sie ja ſchon vorher getrunken,“ ſagte Käthe mit leiſem Vorwurf.“ „Von wegen rumkommen. Sie ſollten eine Bowle ausgeben—“ „Wenn ich gewänne.“ „Nein, wenn Sie nicht verlieren. Und haben Sie verloren?“ Politiſche Rundſchau. Deutſchland. „Im Hauptausſchuß des Reichs⸗ tages nahm die Beſprechung der Ernährungs⸗ ſragen einen breſten Raum ein. Präſident des Kriegsernährungsamtes v. Batocki wies darauf hin, daß in den Induſtriebezirken die Be⸗ pölterung mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen habe, in gleicher Weiſe aber auch die Land⸗ wirlſchaft, der es an Arbeitskräften, Ge⸗ ſpannen uſw. fehle. Bedauerlich ſei, daß die Erzeuger und Verbraucher ſich über die Schwierigkeiten nicht genügend im klaren ſeien und ſich gegenſeitig mit Vorwürfen belegten. Das erſchwere das Durchhallen. Die Er⸗ nährungsmöglichkeit ſei durch Herabſetzung der Brolration geſichert worden. Ob eine Erhöhung bereits am 1. oder 15. Auguſt möglich ſei, hänge von dem Ernteergebnis bzw. vom Früh⸗ druſch ab. Mit der Erhöhung der Brotration werde gleichzeitig die Viehabſchlachtung zur Schonung der Viehbeſtände eingeſchränkt werden müſſen, ob dauernd, das werde ſich zeigen. Von Anfang oder Mitte Auguſt ab werde mehr Mehl gegeben werden können. Beſtimmte Vor⸗ ausſagungen über die neue Ernte ſeien heute unmöglich. Der Acker ſei trotz außerordentlicher Schwierigkeiten reſtlos beſtellt Die Ausſichten für Brotgetreide ſeien in der Mehrzahl der Be⸗ zirke befriedigend. Der Stand der Kartoffeln ſei vorläufig faſt überall gut, man könne hoffen, daß die Kartoffelernte, die erſte Grundlage der Ernährung, weſentlich beſſer werden würde als 1916. Über den Wiederaufbau der deut⸗ 1 0 Handelsflotte machte Unterſtaats⸗ ſelrelär Dr. Richter im Ausſchuß des Reichs⸗ lages für Handel und Gewerbe intereſſante Mit⸗ teilungen. Danach iſt eine entſprechende Vor⸗ lage nach Beratung mit Sachverſtändigen dem Bundesrate zugegangen. Es iſt indeſſen frag⸗ lich, ob ſie noch in dieſer Tagung an den Reichs⸗ tag gelangt. Der Ausſchuß gab ſeiner lebhaften Beſriedigung über dieſe Mitteilungen, zugleich aber auch dem Wunſche Ausdruck, daß die Vor⸗ lage noch in dieſem Tagungsabſchnitt zur Be⸗ talung gelange. Polen. In der letzten Sitzung des polniſchen Staatsrates wurden für die Entwicklung des neuen Staatsweſens wichtige Beſchlüſſe gefaßt. Der Entwurf des Sonderausſchuſſes betr. die Organiſation der oberſten polniſchen Slaatsbehöͤrden wurde angenommen. Kenntnis genommen wurde von der Erklärung der Kom⸗ miſſare der Beſatzungsbehörden betr. der Über⸗ weiſung einzelner Zweige der Staatsverwaltung an die polniſchen Behörden. Schließlich wurden in bejahendem Sinne Fragen erledigt, die bisher die Bildung eines polniſchen Heeres hemmten. Rußland. »Der Wirrwarr in Rußland wird mit jedem Tage größer. Die Macht des Ar⸗ beiter⸗ und Soldatenrates wächſt zwar, zugleich aber ſteigt auch die Zahl ſeiner Widerſacher.— Die finniſchen Städte haben erneut um Zurück⸗ ziehung der ruſſiſchen Truppen erſucht. Ihr Wunſch ſoll erfüllt werden. Beunruhigende Ge⸗ rüchte von der Front tragen dazu bei, die all⸗ gemeine Stimmung zu verſchlechtern. Amerika. Das Kriegsdepartement der Ver. Staaten hat dem Militärausſchuß des Repräſentanten⸗ hauſes den Geſetzentwurf zum Aus bau der Luftflotte vorgelegt. Der Entwurf ſieht die ſofortige Erbauung von 22 625 Flug⸗ zeugen(?) vor, wofür über 2½ Milliarden Mark gefordert werden.— Echt amerikaniſch!— Der Schatzſekretär teilte im Repräſentantenhauſe mit, daß die Ver. Staaten erneut 100 Millionen Dollar an England und 60 Millionen an Italien verliehen hätten. Aſien. »Wenn man engliſchen Berichten Glauben chenken darf, ſo ſteht die eben wiederhergeſtellte Randſchu-Dynaſtie vor dem Zu⸗ ammenbruch. Viele Provinzen erklären ich gegen das Kaiſerreich. Es heißt, daß 50000 Mann gegen Peking marſchieren, wäh⸗ rend der Monarchiſt General Schang⸗Schün nur 3000 Mann treuer Truppen zur Verfügung haben ſoll. i Von Nah und pern. Ein D. Zug bei Oderberg entgleiſt. Auf der Strecke Oderberg— Ratibor bei dem Dorfe Studzienna ereignete ſich ein Eiſenbahn⸗ unfall. Ein D-Zug ſuhr in voller Fahrt auf einen Teil eines Güterzuges auf. Bei dem Zuſammenſtoß wurden 7 Perſonen verletzt, davon der Lokomotivführer und eine Schaffnerin ſchwer. Der Tender des D⸗Zuges rollte die Böſchung hinab. Der Packwagen wurde voll⸗ ſtändig zertrümmert, zwei andere Wagen 1. Klaſſe wurden ſchwer beſchädigt. Die Güterwagen ſind vollkommen zerſtört worden. Ehrung eines Gefallenen. Rektor und Senat der Techniſchen Hochſchule Dresden haben * W worden und muß— auf welche Weſſe, ſteht noch dahin— auf dem Transport bis nach Hagen abhanden gekommen ſein, denn hier wurde der Verluſt gleich nach Untunft des Beutels be⸗ merkt. War nun das Abhandenkommen des Geldes in myſtiſches Dunkel gehüllt, ſo iſt es die Art, wie ez wieder herbeſgekommen iſt, in vielleicht noch höherem Maße. Der Wertbrief wurde nämlich dieſer Tage in einem ober⸗ ſchleſiſchen Städtchen auf der Straße gefunden und der Behörde abgeliefert, die dann die Barmer Poſtdirektion von dem Funde benach⸗ richtigte. Es handelte ſich um den Original⸗ brief, und an ſeinem Inhalte fehlte nicht ein Pfennig. Folgenſchweres Bergwerksunglück. Durch die Exploſion von Gaſen auf der Zeche Recklinghauſen 1 der Harpener Bergbau Akt.⸗ Geſ. wurden 15 Bergleute getötet, 28 verletzt. 10 Bergleute werden vermißt. R eee Die Schl t in Oltgalizien. ae 125 MEER 22 1 „e Herend , Se SN 5 Ses. I N 2 6 2 7 e 2. S0 8 1. 7 2 1 Die ruſſiſche Zwangsoffenſive, die unter dem wachſenden Druck der übrigen Vierverbandsmächte die ruſſiſche Regierung einem Teil ihres Südoſt⸗ heeres anbefahl, richtete ſich vornehmlich gegen die Stellungen der Verbündeten im Raume ſüdöſtlich von Lemberg. Das Gelände iſt dort ein welliges Hügelland, das man ſonſt die Podoliſche Schweiz zu nennen pflegte, ſtark bewaldet, zum Teil von liefeingeſchnittenen Tälern durchzogen. Als Haupt— kampfſtätten wurden in den Heeresberichten ge— fenen ee,. ee, e ehe N ö 11 ße 958 Ne. Vl abr rey de 2 50 6550 2 Gase nid, be 4 0 e lie * NY. Zig zo begen 2 . 5 Sg, 8 88 1 5 ee Te N A* 2, uc 4 5%% N a e DAN . Nee 5 eee ſern eon 0 as 0 1 Ego e, 2 N uu 0 e e Fee S 7 , e,, gagercaunoe„ 5 25 e 65 0 2 N 7 5 ö As son 3 79 0, 1„, „ ee eee 570 N„ . gol =—ů — 45 6 J bb vu, 55 De , e Sſmenlca Ke 0 N. umd 1 2 N Brzezany und die weiter nordöſtlich liegenden Ort⸗ Trotz gewaltigſten ſchaften Konjuchy und Zborow. o Maſſeneinſatzes gelang es den Ruſſen nicht, Linien der Verteidiger zu durchſtoßen, die nordwärts von Zborow, mußten ſie mit ungeheuren Opfern erlaufen. An der ruhmreichen Abwehr der Angriffe waren neben deutſchen und öſterreichiſch⸗ ungariſchen Heeresformationen auch türkiſche Truppen nannt die an der Zlota Lipa gelegene Stadt beſchloſſen. dem auf dem Felde der Ehre ge⸗ fallenen Diplomingenieur Paul Käſtner in Coſſe— baude bei Dresden auf Grund ſeiner wiſſen— ſchaftlichen Abhandlung über:„Die Verteilung und Bedeutung öffentlicher Grundwerte im Stadtplan“ nachträglich die Würde eines Doktor⸗ ingenieurs zu erteilen. Dieſem Beſchluß hat das Königlich ſächſiſche Kultusminiſterium zu⸗ geſtimmt. Barfuß zur Schule. Die Salzwedeler Gymnaſiaſten bis zur Unterſekunda gehen jetzt auf Anregung ihres Schulleiters ebenſo wie viele Schülerinnen des Lyzeums barfuß zur Schule. Rätſelhaftes Verſchwinden und Wieder⸗ finden eines Geldbriefes. Vor etwa drei Wochen verſchwand nach den„L. N. N.“ ein beim Barmer Hauptpoſtamt angekommener, zur Weiterbeförderung nach Haſpe i. W. beſtimmter Geldbrief mit 13000 Mark Inhalt ſpurlos. Der Brief iſt auch von Barmen weiterbefördert in hervorragender Weiſe beteiligt. Pariſer Streife auf Deſerteure. von der Pariſer Polizei und der Gendarmerie ſyſtematiſch betriebene Streife in der Nähe der Bahnhöfe führte an einem der letzten Tage zu blutigen Zuſammenſtößen von Deſerteuren mit den Organen der öffentlichen Sicherheit. Dieſe verloren dabei einen Mann, der getötet wurde, drei Gendarmen wurden ſchwer verwundet, vier Polizeiagenten leicht verletzt. teure konnten feſtgenommen werden. Mehr Bier in England. Miniſter Bonar Lap erklärte im engliſchen Unterhauſe, daß im laufenden dritten Vierteljahr ein Drittel Bier mehr gebraut werden darf als bis jetzt. Dieſes Zugeſtändnis veranlaßte heſtige Angriffe der Temperenzler gegen die Regierung. Neue Unruhen in Holland. In Amſter⸗ dam kam es erneut zu ernſten Unruhen, die hauptſächlich von ſtreikenden Arbeitern der Mu- nitionsfabrik Hembrug hervorgerufen wurden. u bon kamen.— Der zweite Einbruch wurde bei dem und die wenigen lokalen Vorteile, die ſie errangen, z. B. die Eroberung von Konjuchy und etwas Raumgewinn Die Nur zwei Deſer⸗ Eine große Menſchenmenge ſchloß ſich den Strei⸗ kenden an. Die Truppen, dſe von der Menge mit Steinen beworſen wurden, mußten wieder von ihren Waſſen Gebrauch machen. Ein Mann wurde getötet, 12 verwundet, darunter ein Mäd⸗ chen tödlich. Ein italieniſcher Güterzug abgeſtürzt. Auf der Linie Turin— Savona ſind ſechs Güter⸗ und ein Gepäckwagen entgleiſt und zehn Meter tief von der Brücke über den Bach Ellero ab⸗ geſtürzt. Der Zugführer iſt getötet, auch viel Vieh ſand den Tod, fünf Eiſenbahner wurden verwundet. Nach„Corriere della Sera“ iſt das Unglück dem ſchlechten Zuſtande des Eiſenbahn⸗ materials zuzuſchreiben. 300 000 Mark geſtohlen. In Warſchau wurden zwei ſchwere Einbrüche verübt. In der Wohnung eines reichen Hausbeſitzers brachen Diebe den eiſernen Kaſſenſchrank auf und ſtahlen Geld, Wertpapiere und Schmuckſachen im Werle 300 000 Mark. Die Einbrecher ent⸗ Bezirksgericht in der Miodowaſtraße verſucht. Dort wollten Einbrecher den Kaſſenſchrank, in dem ſich 200 000 Mark befanden, aufbrechen. Sie wurden bei der Arbeit geſtört und ent⸗ flohen über die Dächer, konnten aber ſeſt⸗ genommen werden. .— 22 HKriegsereignilſe. 30. Juni. Engliſche Vorſtöße bei Armentières abgewieſen.— Eine deutſche Erkundung bei Corbeny dringt in 1200 Meter Breite bis zu den hinteren franzöſiſchen Linien vor.— Die Gewinne bei Cerny und an der Höhe 304 werden durch neue Vorſtöße erweitert. Der Feind erleidet ſchwere blutige Verluſte. — Ruſſiſche Nachtangriffe bei Koniuchy ſchei⸗ tern verluſtreich. Juli. Franzöſiſche Angriffe bei La Bovelle blutig abgewieſen, im Gegenangriff werden die franzöſiſchen Linien bis zur Straße Ailles—Paſſy erſtürmt.— Die Ruſſen er⸗ öffnen ſtarke Angriffe auf die deutſchen Stellungen von der oberen Strypa bis an die Narajowka auf einer Front von etwa 30 Kilometern. Die Sturmtruppen werden überall durch unſer Abwehrfeuer zu verluſt⸗ reichem Zurückfluten gezwungen. 2. Juli. Engliſche Erkundungsvorſtöße ſcheitern, während ein deutſcher Vorſtoß bei Dixmuide dem Feind ſchwere Verluſte zufügt. Engliſche Angriffe bei Lens werden im Nahkampf ab⸗ gewieſen, ebenſo ſcheitern wiederholte fran⸗ zöſiſche Verſuche, die verlorenen Stellungen bei La Bovelle wieder zu erobern.— Im Oſten ſehr ſchwere Kämpfe. Das Dorf Koniuchy muß den Ruſſen überlaſſen werden, deren Maſſenſtoß in vorbereiteter Riegel⸗ ſtellung aufgefangen und erfolgreich abgewehrt wird. Beiderſeits Brzezany brechen vielfache Angriffe von 16 ruſſiſchen Diviſionen unter jedes bisher bekannte Maß überſteigenden Verluſten zuſammen. 3. Juli. Franzöſiſche Angriffe bei Cerny, am Walde von Avocouxt und an der Höhe 304 brechen zuſammen.— Beim Fortgang der Schlacht in Oſtgalizien wird ein ruſſiſcher Erfolg an der weſtlichen Strypa durch das Eingreifen deutſcher Reſerven zum Stillſtand gebracht. Bei Koniuchy brechen ſtarke ruſſiſche Angriffe unter ſchwerſten Verluſten zuſammen. Juli. Im Weſten ſchlagen Verſuche der Fran⸗ zoſen fehl, die bei Cerny verlorenen Gräben wiederzugewinnen.— Die Ruſſen werden bei Brzezany erneut abgewieſen. An den übrigen Stellen der Front wiederholen ſie ihre An— griffe nicht. . Juli. Die Franzoſen werden bei Cerny erneut unter ſchweren Verluſten zurückge— ſchlagen.— Exfolgreicher deutſcher Flieger— angriff auf den engliſchen Hafen Harwich. Alle Flugzeuge kehren wohlbehalten zurück. Bei Brzezany werden die Ruſſen aus den letzten von ihnen gewonnenen Trichter— ſtellungen geworſen. 6. Juli. Gelungener Einbruch in franzöſiſche Gräben nördlich der Aisne.— An der Oſt— front teilweiſe lebhafte Feuertätigkeit. Rumä⸗ niſche Infanterie, die am Caſinutal einen Angriff Uabt. — S bporbereitete, zerſtreut. Heinz tat geknickt und blinzelte Kurt heimlich zu. Der aber ſah, daß die Wirtin die Suppe zum Tiſch trug, und ſagte:„Ach, Frau Laurids, haben Sie auch für mich Speiſe und Trank?“ Sie nickte, und Kurt ſagte:„Alſo, da ich auch nicht verloren habe, gebe ich heute mittag den Wein und Heinz Schwarz heute abend die Bowle aus.“ „Abgemacht.“ 10 ich heute den Nachmittagskaffee,“ ſagte Käthe. „Was bleibt denn für mich?“ fragte Petrea lachend. Da trat Kurt dicht zu ihr und flüſterte:„Sie kommen auch noch dran, zu gehen.“ 1. Am Nachmittag machten die vier einen Spaziergang. Es traf ſich— natürlich ganz zufällig—, daß Heinz neben Käthe und Kurk neben Petrea über den ſamtgrünen Grasteppich des Außendeiches dahinſchritt. Es traf ſich— natürlich ganz zufällig, daß der Abſtand zwiſchen den beiden Paaren immer größer wurde, ſo daß ſie erſt ihre Zwieſprache nicht mehr verſtehen, ſich ſchließlich kaum noch ſehen konnten. Als die beiden Paare ſich nach einigen Stunden kurz vor dem Gaſthof wiedertraſen, halten die jungen Männer freudigere Mienen, als wenn ſie von ihren Chefs zu Mitinhabern erkoren wären, und die jungen Mädchen ſo d Augen, als wenn ſie— ſich verlobt en. Ein glückliches Schweigen herrſchte unter 0 als ſie langſam zu Frau Laurids zur en. Die Irrfahrt der beiden jungen Männer hatte ein jähes Ende genommen, aber ſie war zu einer wahrhaften Fahrt ins Glück geworden. Das las man deutlich in ihren Mienen. Aber in der Schenkſtube wurden ſie mit gutmütig polterndem„Donner noch eins“ emp⸗ fangen. „Guten Abend, Fräulein Lornſen, guten Abend, meine Herren,“ ſagte der Hoßſbeſitzer Ludwigſen,„und nun guten Abend, meine holde Tochter. Alſo du lebſt noch, lächelſt, glühſt wie die Abendſonne und ſcheinſt dein Elternhaus vergeſſen zu haben. Deine Mutter vergießt in Sorge um dich bittere Tränen und ärgert ſich allein mit den Mägden ab. Na, das iſt nun mal ſo. Aber geſtatte eine Frage— wann ge⸗ denkſt du in den Schoß deiner dich liebenden Familie zurückzukehren?“ Kurt nahm ſchnell das Wort. 8 „Geſtatten Sie, Herr Ludwigſen, da infolge der Diplomatie der jungen Damen unſere Wette— Sie wiſſen 1 07 und dort ſteht mein Verfolgter— unentſchieden iſt, wollten wir dieſe wichtige Tatſache durch eine Bowle feiern. Geſtatten Sie, daß wir Sie und Ihre Fräulein Tochter bitten, uns den Abend zu ſchenken?“ Ludwigſen ſchien unſchlüſſig zu ſein. „Verzeihen Sie,“ ſagte er,„aber ich bin— wie einſt unſer Major zu ſagen pflegte— nicht recht im Rahmen des Geſechts. Was iſt denn eigentlich los?“ Da trat Heinz ſchnell einen Schritt vor und rief keck:„Was los iſt? Herr Ludwigſen, Eocher mich heute mit der Freundin Ihrer chter verlobt, und das möͤchte ich feiern.“ Schon ſtreckte Ludwigſen Käthe die Hand hin, als Petrea ihrem Vater um den Hals fiel und ihm etwas ins Ohr flüſterte. „Donner noch eins,“ ſagte der Hoſbeſitzer. Dann rief er in die Küche hinein:„Frau Lau— rids, Ihr Knecht muß ſoſort anſpannen, und Wein muß aufgepackt werden.“—— Durch die von goldigem Abendſcheine über⸗ goſſenen Köge der Inſel fuhren zwei Wagen. In dem einen ſaß der Hofbeſitzer mit ſeiner Tochter und Kurt Ebers, in dem anderen der Knecht vom Norderhaſen mit Käthe Lornſen und Heinz Schwarz. Jenſeits des breiten Grabens, deſſen Schilf im Abendhauch flüſterte und raunte, lag hinter weißgeſtrichener Brücke der ſtolze Marſchhof der Familie Ludwigſen. Die Zweige der Obſt⸗ bäume neigten ſich unter der Laſt der Früchte. Auf den Raſenbeeten prangten die Roſen, und ſüßer Reſedaduft erfüllte die Luſt. Noch jubelte über den nahen Fennen eine Lerche, Schwalben ſegelten emſig dahin. Es war ſo recht ein Tag des Glücks und der Freude. Und voller Glück und Freude waren auch die Menſchen, die in feliger Stim⸗ mung durch die Abendlandſchaft ſuhren. Die beiden jungen Männer dachten an den Aus— gang ihrer Fahrt und ſaßen nun erwartungsvoll neben den ſo ſchnell gewonnenen Bräuten. Nachdenklich überſchaute Kurt Ebers das ſtaltliche Anweſen, dem die kräftigen Pferde zu⸗ ſtreblten. Wie würde Frau Ludwigſen die Neuigkeit aufnehmen? Würde ſie ihn gern als Schwiegerſohn begrüßen? So ganz freudig war ihm doch nicht zumute. Mit echt nordfrieſiſcher Gaſtfreundſchaft hieß die nichtsahnende Frau Ludwigſen die Gäſte willkommen. Erſt als man an feſtlich gedeckter Taſel ſaß und goldiger Wein in den Gläſern perlte, erfuhr ſie den Sachverhalt. Hofbeſitzer Ludwigſen erhob ſich und klopfte ans Glas.„Per aspera ad astra, lernte ich in der kurzen Zeit, man mich auf dem Huſumer Gymnaſium einſt geduldet hat. Durch Nacht zum Durch das jungfräuliche Gemach alter Damen, durch den Bordesholmer See und ſpritzenhäusliche Geheimniſſe, im Manſchetthemd durch ſtrömenden Regen und in eleganteſten Stiefeln durch unſre heimatlichen Gräben, durch die Ränkeſtücke zweier junger Damen um den Wettpreis betrogen, haben Sia. Herr Schwarz und Herr Ebers, die Welte zwur beide nicht gewonnen, aber Sie danken es doch den beiden Holden, daß keiner von Ihnen ſie verloren hat, und Sie danken es ihnen ferner, daß jedem von Ihnen ein Lohn wurde, der hoffentlich mehr wert iſt als zwei blaue Lappen. Euch beiden echten Evasköchtern aber möchte ich einen Rat geben: wenn Ihr erſt als Hausfrauen in Hamburg ſitzt, ſchickt eure Männer nicht in Gräben, denn in Lodenzeug und klobigen Lang⸗ ſchüften können ſie nicht über'n Jungſernſtieg ins Geſchäft gehen. Alle übrigen Feſtgenoſſen — damit meine ich dich, liebe Ehegenoſſin— fordere ich auf, mit mir einzuſtimmen in den Ruf:„Leben mögen die Brautpaare!“ Irch 13 „Ende. die