* —, Danksagung Für die vielen Beweise herzlicher Teil- nahme an der schweren Krankheit und dem herben Verluste meiner innigsigeliebten Gattin, unserer heissgeliebten Mutter, Schwester, Sehwägerin und Tante Ne Sophia Sax geb. Gutperle ferner für die zahlreiche Beteiligung am Gange zur letzten Ruhestätte, für die reiche Kranzspende, die vielen Stiftungen von Seelenmessen, für den trostreichen Beistand des hochwürdigen Herrn Kaplan Weil und für die opferwillige Pflege der barm- herzigen Schwestern sagen hiermit innigsten i Dank. Viernheim, 12. Juli 1917. Familie Sax und Cutperle. Ein Waggon Eutlaugen⸗Kalk friſch eingetroffen. Ztr. 2 Mk. Math. Träger. Zu mieten geſucht 2 bis 3 Zimmer ⸗ Wohnung event. ganzes Wohnhaus. Von wem, zu erfragen in der Expedition d. Blattes. 221 1 i 3 Zimmer u. 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Bekanntmachung Am 10. 7. 17. iſt eine Bekanntmachung betr. „Treibriemendiebſtähle“ erlaſſen worden. Der Wortlaut der Bekanntmachung iſt in den Amtsblättern und durch Auſchlag veröffentlicht worden. Stellv. Generalkommando 18. Armeekorps. Bekanntmachung Am 2. 7. 17. iſt eine Bekanntmachung betr „Höchſtpreiſe für Eiſen und Stahl“ erlaſſen worden. Der Wortlaut der Bekanntmachung iſt in den Autsblättern und durch Anſchlag veröffentlicht worden. Stellv. Generalkommando 18. Armeekorps. Aufruf an die Bevülkerung. Die letzten Beſtandserhebungen über unſere fertigen Schuhwaren haben ein erſchreckend niedriges Ergebnis ge— zeigt. Was wir an Leder im Lande erzeugen, iſt in erſter Linie notwendig für unſere Truppen im Felde. Wir in der Heimat dürfen den unentbehrlichen Bedarf unſerer Ange— hörigen im Felde nicht ſchmälern. Wir können und müſſen uns einſchränken. Wir dürfen in den jetzigen heißen Mona- ten unſer Schuhwerk nicht abnützen. Wir müſſen es für den Winter aufſparen, um nicht in der kalten und feuchten Jahreszeit gezwungen zu ſein, ohne Lederſchuhwerk zu gehen. Es wird der Bevölkerung dringend ans Herz gelegt, in dieſer ernſten Zeit alle Vorurteile in der Kleiderfrage zu überwinden und von jetzt an nur noch barfuß oder barfuß in Holzſandalen auszugehen. Unſere Angehörigen laſſen draußen für uns ihr Leben. Zeigen wir uns wenigſtens durch dieſe ſelbſtverſtändliche Ein⸗ ſchränkung ihrer großen Opfer würdig! 8 Das Deutſche Volk läuft barfuß, aber es hält durch! Viernheim, den 9. Juli 1917. Großherzogliche Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. 7 Meter Scheit Holz zu verkaufen. Von wem, ſagt die Exped. d. Blattes. Taſchen⸗Lampen empfiehlt billigſt Warenhaus Georg Klemm Heddesheim, Beindſtraße. Zweimal 2 Zimmer und Küche und einmal 3 Zimmer und Küche zu vermicten. N Jakob Friedel 1. Friedrichſtraße 35. Frachtbriefe zu haben in der Exp. d. Bl. Danksagung. Zurückgekehrt vom Grabe unseres lieben, nun in Gott ruhenden unvergess- lichen Sohnes, Bruders und Neffen Martin agen wir für die wohltuende innige An- teilnahme an unserm schmerzlichen Ver- luste, sowie für das zahlreiche Celeite zur letzten Ruhestätte und für die grosse Kranz und Blumenspende unsern tiefge- fühlten Dank. 1 Ganz besonderen Dank von Seelenmessen, der Mar. Jünglings- Sodalität, der Firma Gebr. Sternheimer ond seinen Mitarbeitern, seinen Kameraden für die erwiesene letzte Ehrenbezeugung, wie auch allen jenen, die uns bei dem; betroffenen Unglück bei Bergung der Leiche so hilfreich zur Seite standen. Viernheim, den II. Juli 1917. Familie Martin Faber. den Stiftern Sofort suchen fleissige Mädchen Mez, Vater& Söhne, Weinheim, Angenehme Arbeit. Eingetroffen: e in allen brögen und preislagen. Jak. 1 805. abus E für Buro und Privatbedarf fertigt in bekannt billiger Ausführung Buchdruckerei Martin i gern zu Diensten. Dienstag, Donnerstag u. Samstag Erſcheint wöchentlich dreimal: Geſchüfts ⸗ Aigiiger eee ger Zeitun Organ für Bezugspreis: 40 Pfg. pro Monat frei ins Haus gebracht Gratis-Beilagen: „Illſtriertes Sonntagsblatt“, illuſtriertes Unterhaltungsblatt„Deutſche Kraft“, Wundkalender und Fahrplan. Jedermann eke, Vereins- Anzeiger Anzeigenpreis: Amtsblatt 1 Großh. Bürgermeisterei Viernheim Enthält alle amtlichen Ankündigungen der Behörden Vieruheims und Umgebung. Inſerate finden in der Bürger⸗Zeitung wirkſamſte Verbreltung.— Für Wohnungeinſerate Ausznahme⸗Tarif. Redaktion, Druck und Verlag: J. Martin, Viernheim, Rathausſtraße Die[ſpaltige Petitzeile oder deren Raum 20 Pfg., auswärtige Inſerate 25 Pfg., die Reklame⸗Pelitzeile 40 Pfg. Bei öfteren Wiederholungen und größeren Aufträgen eutſprechender Nabatt. Beilagen im Gewichte bis zu 8 Gramm 6 Mk. fürs Tauſend. Bei Klage⸗Erhebung, zwangsweiſer Bel⸗ treibung uſw. wird Nabatt hinfällig. Samstag, den 14. Juli N e 1917 Lokale Nachrichten. Neuer Roman. In der heutigen Nummer beginnen wir mit einem neuen Roman betitelt„Die eiſerne Not“, worauf wir beſonders aufmerkſam machen. § Wichtige Bekanntmachungen ſind der heutigen Nr. abgedruckt. — Saatwintergerſte. Der Präſident des Kriegs⸗ ernährungsamts hat beſtimmt, daß die Landwirte aus der von ihnen geernteten Wintergerſte das erforderliche Saat⸗ gut für ihren eigenen Betrieb zurückbehalten dürfen. Die Veräußerung von Saatgerſte und der Handel mit Saat- gerſte bleibt dagegen nach wie vor bis zum Erlaß der demnächſt erſcheinenden Verordnung über den e mit Saatgut verboten.. kee. lee le — Neuregelung des Verkehrs te Bichſen⸗ und Salzgemüſe. Das geſamte Büchſen- und Salz— gemüſe aus der bevorſtehenden Ernte wird öffentlich be— wirtſchaftet werden. Es ſollen die geſamten Erzeugniſſe durch die Reichsſtelle für Gemüſe und Obſt ſchlüſſelmäßig auf die Bundesſtaaten verteilt werden, welchen die Un- terverkeilung auf die Kommunalverbände obliegen wird. Zur Duxchführung und Bewirtſchaftung iſt von der der Re eichs le unterſtellten Gemüſelonſerven-Kriegsgseſellſchaft in Braunſchweig durch Bekanntmachung vom 21. Jui 1917 der Abſatz und Verſand von Gemüſekouſerven und Faßgemüſen verboten worden. Sowohl der Abſatz wie auch der Verſand iſt nur zuläſſig mit Genehmigung dieſer Kriegsgeſellſchaft. Auch der Verſand wird nur erlaubt werden zur Verfügung der Kommunalverbände. Den Kom— munalverbänden wird dringlichſt empfohlen, ſchon jetzt beſonders für Faßgemüſe geeignete Lagerräume bereit— zuſtellen. Die Kriegsgeſellſchaft wird auf Anfragen be— reitwilligſt ſachverſtändigen Rat erteilen. Reiche Walnußernte in Sicht. Eine reiche Valnußernte ſteht bevor. In Waldſee und Umgebung ſind B. die Nußbäume ſo reich mit gut entwickelten Früchten behangen, wie ſchon ſeit Jahren nicht mehr. Sechs, acht, ehn und noch mehr Nüſſe ſieht man nebeneinander an einem Zweig hängen. Auch aus anderen Gegenden meldet in vorz zügliche Ausſichten, ſo z. B. aus dem badiſchen 45 kreis. Der Maſſenandrang von Frauen zum kaufmänniſchen Veruf. die„Deutſche Tages⸗ zg.“ erfährt, hatte vor einiger Zeit der preußiſche Han— delsminiſter an alle Regierungspräſidenten und den Ber— liner Polizeipräſidenten ein Rundſchreiben gerichtet, in dem erſucht wurde, Beſtrebungen von Privatſchulunter— nehmern entgegenzutreten, die dahin führen mußten, eine das Bedürfnis weit überſteigende Zahl von Frauen und Mädchen dem kaufmänniſchen Berufe zuzuführen. zu einem neueren Erlaſſe wird erklärt, daß der Ver— rängung männlicher Angeſtellten aus den kaufmänni⸗ ſchen Betrieben durch weibliche Hilfskräfte auch fernerhin kein Vorſchub geleiſtet werden darf. Wohl ſei die Heran— ziehung weiblicher Hilfskräfte zu Kurſen in der Kurz— ſchrift und im Maſchinenſchreiben notwendig; es dürfe aber bei den Teilnehmerinnen nicht die irrige Auffaſ— ſung erweckt werden, als hätten ſie durch die Erler— nung dieſer Fertigkeiten eine kaufmänniſche ee erlangt. N 18 1„Amtl. Teil“ Wie Aus Nah und Fer Aus Nah und Fern. () Heidelberg, 10. Juli. In Mauer bewarfen ſich einige Knaben mit kleinen Aepfeln.! Spieles warf einer der Knaben einem Auge aus. 5 () Neckargemünd, 10. Juli. Aus unbekanntem Grunde hat ſich auf dem hieſigen Neckarfriedhof ein 17jähriger Schüler aus Mannheim erſchoſſen. () Offenburg, 10 Juli. Die Strafkammer ver- urteilte den früheren Gemeinderechner F. X. Mänule aus Furlach wegen Amtsunterſchlagung zu einem Jahr drei Monate Gefängnis. Die unterſchlagene Summe bezifferte ſich auf insgeſamt 13000 Mk. ( Freiburg, 10. 59005 Das Erzbiſchöfliche Ordi⸗ 10 hat angeordnet, daß am Sonntag den 29. Juli, dem Feſt des ſel. Vergharb, eine Kirchenkollekte erhoben wirb, das den Jugendvereinen und der Jugendpflege b kommen ſoll. ) Waldkirch, 10. Juli. Bei einer hier ab⸗ elallelten Holzverſteigerung wurden für Brennholz un⸗ anderen ein Im Verlaufe des geheuere Preiſe erzielt, obwohl das Forſtamt vor Ueber⸗ treibungen gewarnt hatte. So wurde buch. Scheiterholz, das zu 52 Mk. für den Klafter angeſchlagen war, um e 50 Mark erſt eigert. Konſtanz, 0. Juli Der Kaufmann Oppikofer, September vorigen Jahres in Frauenfeld(Schweiz) ſeine Tante und ſeine Großmutter ermordet hatte, um ſich in den Beſitz ihres Geldes zu ſetzen, wurde vom Schwurgericht Frauenfeld zu. lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt. 2 59 beiwelberg, 11 Juli Auf das von dem Prä⸗ ſidenten der Zweiten Kammer, Rohrhurſt, an den Groß⸗ herzog geſandte a e ee iſt folgende Ant⸗ wort eingegangen: Die warmen Glück- und Segens⸗ wünſche der Zweiten Kammer zu meinem Geburtskage hat mich dankbar erfreut. Gott wolle ſie zum Wohl unſeres geliebten Vaterlandes in Erfüllung gehen laſſen. Getragen. von der treuen Liebe meines Volkes trete ich mit feſter, Zuverſicht in das neue Jahrzehnt, indem es mir nach erlangt em erfolgreichen Frieden vergönnt ſein möge, am Wiederaufbau meiner teuren Heimat wirken zu können. Friedrich, Großherzog. 25 () Wolſach, 11. Juli. 2 Jahre lang in frag ischen Gefreiter Gottlieb Armbruſter, nach einer Flucht von 25 Tagen wohlbehalten hier eingetroffen.(GG.) () Konſtanz, 12. Juli. Im Amtsblatt von Wurzach wird ein hübſches Geſchichtchen von zwei hereingefallenen Hamſtern erzählt. Zwei Leute aus Konſtanz hatten ſchon einige Male vergeblich verſucht, bei einem Käſereibeſitzer in O. Backſteinkäſe zu bekommen. Als ſie wieder einmal erſchienen, ging der Käſer auf ihr Verlangen ein, nach dem die Hamſter für zwei Zentner Käſe 200 Mk. hinter- legt hatten. Als ſie aber zu Hauſe ihre Ware auspackten, anden ſie ſtatt Käſe gut gebrannte Ziegelſteine. Die lauen Lappen hatte der Käſer dem Landiäger übergeben: ( Freibnrg, 12. Juli. Unter überaus ſiarter 7715 teiligung der hieſigen Bevölkerung ſand geſtern nachmitt— 5 Uhr mit militäriſchen Ehren die B des ge der 10 In Oberwolfach iſt der Gefangenſchaft geweſene Beiſ ſetzung fallenen Fliegerleutnants d. R. Doſſenbach ſtatt. 70 treten waren vornehmlich die Garniſon mit Geueralleut nant Wolff an der Spitze, ferner die ſtagtlichen und ſtädtiſchen Behörden, die Universität uſww. Ueberaus zahl reiche Kränze wurden am Sarge nieben 15 legt. unter ihnen ein ſolcher des komm. Generals der Du trrilkrä de, Höp⸗ puer, d der Jagdſtaffel Bölcke und der Jegdef fel 10, der der Verſtorbene als Führer augehört hatte. Schr za hi reich war auch die nete des Verſtorbe! t 5 Blaſien vertreten, die ihren Bürge 1 iſter und Gemeinde rat entſandt hatte, um ihrem großen Sohne das Geleit zu geben. Die kirchliche Ein ſſegnung nahm pfarrer Lami-St. Blaſien vor, der in ſeinem Machruf an den gefallenen Helden auch der Teilnahme gedachte, das Großherzogliche Haus bekundet habe. Ein Flee geſchwader ſandte dem Verſtorbenen aus dem Eleme: dem er ſo oft Sieger über den Feind geblieben war, letzten Grüße. ) Konſtanz, 12. Juli. trifft wieder ein Trausportzug mit deut tſchen Kriegsgefangenen hier ein. Am um 8.30 Uhr, kommt ein Trausportzug mit Internierten aus der Schweiz hier an. Die Lenvalis porte von Franzoſen, welche in der Schweiz interniert werden, dauern fort. () Vom Bodenſee, 12. Juli. Schon wieder hat der Luftkrieg einen unſerer lapferen Flieger dahingerafft, und zwar den Leutnant d. R. Dr. Joſef Heißler von Konſtanz, der ſeit Dezember vorigen Jahres bei der Fliegertruppe war und ſeit März als Kampfflieger bei einer Jagdſtaffel im Felde ſtand. Er hatte in der Nacht vom 5. auf 6. Juli einen nächtlichen Bombenflug auszuführen, von dem er mit zwei weiteren W nicht zurückgelehrt iſt. e ) Karlsruhe, 13. Juli. Zu ber innerpolithschen Am Freitag um 9.90 f ſc hwerverſo un 2 ans ag 0 (Fliegerlos., dri ſchreibt die amtliche Karlstüther Zeitung! am Schluß ihres heutigen Leitartikels: daß das neue preußiſche Wahlrechtsgeſetz nicht nur das direkte und geheime, „Der Erlaß des Kaiſers zeigt, 5 ſondern auch das gleiche Wahlrecht enthalten ſoll, ſodaß der Reichskanzler entſchloſſen iſt, ſich, wenn irgend möglich, mit dem Reichstag zu ver⸗ tändigen. Wir glauben nicht, daß die durch die Parla- mentsmehrheit herbeigeführte Kriſis eine ernſtliche Er— ſchütterung unſerer Kraft im Gefolge haben wird. Mit utem Willen wird ſich eine befriedigende Löſung finden aaf ſen und das vaterländiſche Verantwortungsgefühl wird ſtark genug ſein, um uns in dieſer Stunde das wert⸗ 1 Gut zu erhalten, das wir beſitzen: die Einigkeit!“ Maunheim, 13. Juli. In ein em Fabrikbe⸗ rieb Un Käfertal brach geſtern in drei Übereinander Dauerfutter, das ſie ſen für Wein gegen die Einführung ſolcher ſiegenden Malzdarren durch Selbſtentzündung Feuer aus. Der Geſamtſchaden beträgt 2000 Mark. 5 Weinheim, 13. Juli. Der evang. Kirchen- zemeinderat hat die Einführung einer örtlichen Kirchen— teuer zur Gründung eines Fonds für den Neubau einer Stadtkirche beſchloſſen. g () Offenburg, 13. Juli. Die Vertreter der dem Genoſſenſchaftsverband des Bad. Bauernvereins angehö— hörenden Naturweinbauvereine, Winzergenoſſenſchaften u. Rebgenoſſenſchaften haben ſich bei einer hier abgehal— tenen Beſprechung über die Einführung von Höchſtprei— Höchſtpreiſe Standpunkt legten ſie in einer welcher hauptſächlich darauf ver— Belegung der kleinen oder ſog. Konſumweine mit Höchſtpreiſen eine ſchwere Benach— teiligung des Rebbauernſtandes bedeuten würde. () Kehl, 13. Juli. Der 44jährige Aushilfsarbeiter Gg. Beinert wurde beim alten Bahnhof beim Ueber— ſchreiten der Gleiſe überfahren und ſo ſchwer verletzt, daß er. ald ſtarb. () Eitlingen, 13. Juli. Der hieſige Kommunal— verband hat einer Gemeinde des Bezirks Ettlingen die Zuckerkarten entzogen, weil dieſe Gemeinde ſtatt wie frü zer 1200 Liter Milch nur noch 60 Liter Milch an den Kommunalverband ablieferte.(In ähnlicher Weiſe iſt man auch im Kreis Lörrach gegen einige ſchlecht lie— fernde Gemeinden vorgegangen.) 5 () Freiburg, 13. Juli. Der ſchon 15mal wegen Diebſtahl vorbeſtrafte Arbeiter Mapuſewsky qus Polen wurde wegen Diebſtahls im wiederholten Rückfall von der Strafkammer zu 1 Jahr Zuchthaus verurteilt. () Waldkirch, 13. Juli. Wegen Vergehens gigen die Kriegsgeſetze hatte ſich eine Reihe Perſonen vor dem Schöffengericht zu verantworten. Verſchiedene Gemüſe— und Obſthändlerinnen erhielten wegen Ueberſchreiten der Obſthöchſtpreiſe Geldſtrafen in Höhe von 35 bis 240 Mark. Der Landwirt Gottlieb Haas aus Hinterprechtal wurde wegen Verheimlichung von Roggen und Hafer zu 400 Mk. Geldſtrafe und die Bäuerin Th. Eble von Katzenmoos wegen Ueberſchreitung der Rindviehhöchſt— preiſe zu 480 Mk. verurteilt. Die Urteile werden in verſchiedenen Zeitungen bekannt gemacht. () Markdorf bei Meersburg, 13. jährige Tochter eines hieſigen Laudwirts. verſchluckte vor drei Monaten eine große Nähnadel. Trotz Operation könnte die Nadel nicht gefunden werden und das Mädchen iſt jetzt nach großen Schmerzen geſtorben. Dieſer Fall kann für viele eine Warnung ſein, Nadeln nicht in den Mund zu nehmen. i Beſchaffung von Dauerfutter. Die Beſchaf— fung von Dauerfutter für den kommenden Winter muß nach Möglichkeit gefördert werden. Aus dieſem Grunde. ſoll von der Reichsfuttermittelſtelle auf beſonderen An— trag den Kommunalperbänden, ſowie mit Zuſtimmung der Landesfuttermittelſtellen ausnahmsweiſe auch den zu einem Kommunalverband gehörigen größeren Gemeinden durch Dörren, Einſäuern oder auf ähnliche Weiſe aus Rübenköpfen, Grünfutter und dergl. erzeugen ohne Aurechnung auf die ſchlüſſelmäßig zu— ſtehenden Mengen unter e Bedingungen belaſſen werden: Das Dauerfutter muß im Bezirke des Kom munalverbandes hergeſte all worden ſein; hat die Her— ſtellung in einem anderen Bezirk ſtattgefunden, ſo kann es dem auftraggebenden Kommunalverband ausnahms— weiſe belaſſen werden, weun er zuvor die Genehmigung der Reichsfuttermittelſtelle eingeholt hat. Ferner dürfen die Futtermittel nur unmittelbar an die Tierhalter des eigenen Bezirks abgegeben werden, aber nicht in den freien Handel kommen. Der Verkaufspreis muß ange meſſen ſein, er darf den Selbſtkoſtenpreis nicht über— ſchreiten. ausgeſprochen. Ihren Entſchließung nieder, in wieſen wird, daß eine Juli. Die 20⸗ Kriegswirtſchaftliche Maßnahmen. Am 10. Juli iſt eine Bekanntmachung(Nr. W. 3. 700/%5. 17. Ks.), betr. Höchſtpreiſe für Sv innpapier aller Art ſowie Papiergarne und-bindfäden erſchienen, durch die die bisher für die bezeichneten Gegen— ſtände in Kraft geweſenen Beſtimmungen der Bekanntmachung Nr. W. 3. 4700/12. 16. Kell abgeändert werden. Die neue Höchſtpreisbekanntmachung enthält weſent— liche Aenderungen gegenüber der bisher in Geltung gewe— ſenen, die ſich nicht nur auf die Höhe der Preiſe beziehen. Insbeſondere ſind die Höchſtpreiſe abgeſtuft, je nachdem die Veräußerung durch den Herſteller oder durch einen Händler erfolgt. Die Bekanntmachung enthaͤlt außer 2 Preistafeln eine ganze Reihe von Einzelbeſtimmungen. Ihr Wortlaut iſt bei den Bürgermeiſter-Aemtern und Pollzei-Behörden ein⸗ zuſehen. Iſt's Seit zur Offenſive? Die große ſfranzöſiſch⸗engliſche Frühjahrs⸗ offenſive brach öſtlich und weſtlich Reims ſowie bei Arras zuſammen. Der italieniſche Angriff und derjenige der feindlichen Orientarmee er⸗ lebte das gleiche Schickſal. Der Anfang einer gegneriſchen Sommerofſenſive erlahmte dicht öſt⸗ lich des ehemaligen deutſchen Wylſchaetebogens und Frankreich ſand ſeit Nivelles Abgang weder Rat noch Tat zur Durchbruchsinitiative. Seit dieſem Erleben, welches mit dem 9. April einſetzte und nun ſchon faſt ein Viertelfahr dauert, hören wir die Gegner danach ſragen, ob der Augen⸗ blick für Deutſchlands Offenſive herangerückt ſei. Gs offenbart ſich darin Beſorgnis vor der Zu⸗ kunſt des Krieges, Unzufriedenheit mit dem eigenen Erfolg, der vor Leichtgläubigen und urteilsloſen Neutralen und Zaghaften im eigenen Lande gefliſſentlich und lügneriſch vergrößert werden muß, und es zeigt ſich ein Schwäche⸗ gefühl, das ſich in die engliſch⸗franzöſiſche Formel faſſen läßt:„Es kann nicht mehr lange ſo weiter gehen.“ Aber auch auf deutſcher Seite wird jene Frage nach unſerer großen Offenſive aufge⸗ worfen. So las man neulich aus der Feder eines Militärſchriftſtellers:„Aber ein Gedanke erſcheint doch berechtigt, daß die Heeresleitungen der Mittelmächte bei Andauer der Erfolge unſerer Abwehrſchlacht die bisher beobachtete Verteidigung mit dem Gegenteil vertauſchen könnten.“ Die Frage iſt intereſſant genug, um auch diejenigen zu feſſeln, welche dem„Frieden um jeden Preis“ zuſteuern und dadurch be— ſtätigen, daß ſie das Weſen dieſes Krieges noch immer nicht erkannten. Wie ſteht es bei uns im Weſten? Gegen Millionenheere von überlegener Zahl haben wir uns in jahrelanger und jetzt wieder in monate— langer Abwehrſchlacht ſtrategiſch behauptet. Da nen wir dann doch fragen, ob wir jene zahlenmäßige Überlegenheit an einer Front zur⸗ zeit anſetzen könnten, eine Überlegenheit, die doch erforderlich iſt. Würden wir nicht unter Umſtänden Gefahr laufen,„ermüdet“ und„ohne eigentliche Angriffskraft“ vor dem Ziele ſtecken zu bleiben? Wir lieben nicht Angriffe, die nicht Ausſichten auf Erfolg ſicher in ſich lragen. Wir enden nicht gern mit einem Rückzug, wie einſt die ruſſiſchen Millionen— heere, und wie das engliſch-ſranzöſiſche Heer gegenüber ſeiner Angriffsabſicht im Jahre 1914. Wir ſchließen unſere Operationen ſtra⸗ tegiſchen Charakters lieber mit einer Verfolgung ab, wie in Maſuren, Polen, Litauen, Serbien, Albanien, Rumänien. Darin wolle man nicht Mangel an Wagemut erblicken. Der iſt auch heute noch, in dem großen Kriege der Technik, den die ganze Welt gegen uns führt, immer die Grundlage des Kampfes, in Abwehr und Angriff. Auch legen wir keinen Wert auf einen ſogenannten„unbehelligten Rückzug“, wie ihn die Ruſſen nach engliſcher Anweiſung dauernd auf ihrer Flucht im Jahre 1915 melden mußten. Iſt uns niemals die Verteidigung Selbſt⸗ zweck, ſo iſt es auch nicht der Angriff. Wir ſuchen durch ihn ein militäriſches und militär⸗ politiſches Ziel zu erreichen. Ehrenzipfelſtrategie zu treiben, liegt aber dem Ernſte und doch ver⸗ antwortungsfreudigen Weſen unſerer Oberſten Heeresleitung gänzlich fern. Was dabei heraus— kommt, wenn der Angriff Selbſtzweckbleiben mußte, zeigt das Geſchick des Frühjahrsangriffs, den General Nivelle öſtlich und weſtlich Reims aus— führte. Er hat dem Feinde nichts eingebracht als Berge von Leichen und ſeinem Führer den Schandnamen:„Blutſäufer“. Hunderttauſende des Heeres, wie ſie für Frankreich, England, Italien im letzten Vierteljahre bluteten, möchten wir nicht auf dem Gewiſſen haben. Wir ſchaͤtzen den Gegner richtiger ein als er uns und unſere Verbündeten. Und wenn man jetzt im feind— lichen Lager die größte Not hat, das geſunkene Vertrauen auf die Führung zu beleben, ſo hat das Vertrauen der Mittelmächte auf Hindenburg und Ludendorff ſich nur vergrößert. Wir wiſſen 1 18 von dem Fehler der Überſchätzung unſerer Kraft. Entſchloß ſich nun die Oberſte Heeresleitung bislang nicht zur großen Offenſive im Woſten, ſo wird ſie ſich geſagt haben, daß vor allen Dingen unſere Geſamtlage den entſcheidenden Angriff zu Lande noch nicht erfordert. Den Angriffskrieg führt unſere Marine mit geradezu vernichtendem und durchſchlagendem Erfolg. Auch aus politiſchen Gründen bedürfen, wir keine Hals über Kopf in Bewegung geſetzte Offenſive. Das wäre Würfelſpiel, und das deutſche Volk kann den leitenden Heer⸗ ſührern nur dankbar ſein ob des hohen Ver⸗ antwortungsgefühls für die Erhaltung deutſchen Blutes. Kleine Erfolge, worunter im Rahmen des großen Ganzen auch das Vorbrechen mehrerer Diviſionen verſtanden werden muß, können wir jeden Tag haben. Kleinere örtliche Erfolge ſuchen und brauchen wir wie bisher, um dem Element des Angriffs Nahrung zu geben, ohne daß ſchließlich jede Ver⸗ ſeidigung erlahmt. Aber Offenſiven, die nicht völlig durchgreifend ſind und ſein können, vermeiden wir. Neben der Sicherheit des Blutopfers müßte im anderen Falle ſtets die Sicherheit des großen Erfolges ſtehen. Auch unſere Oberſte Heeresleitung ver⸗ ſteht es, wie einſt Moltke, der ihr Erzieher war, aus dem Buch der Vergangenheit zu leſen. Der Weltkrieg iſt eine noch ungeſchriebene Ge⸗ ſchichte, aber die Männer des Heeres, die bei uns dieſe Geſchichte machten, leſen dennoch aus den loſen Blättern des Tages heraus„was da kommen wird und was da kommen muß“. verſchiedene Kriegsnachrichten. Frankreichs Kolonialtruppen. Ein engliſches Blatt teilt über die an der Front kämpfenden Kolonialtruppen folgendes mit: Man teilt dieſe Truppen in drei Gruppen: in franzöſiſche Koloniſten, weiße Eingeborene und Schwarze. Algier ſoll ſchon 60 000 Mann geſtellt haben. Von weit größerer Bedeutung für die Verſtärkung der franzöſiſchen Kampf⸗ truppen an der Front ſind jedoch die ein⸗ geborenen Weißen Nordafrikas, die Turkos, offiziell Tirailleurs, Algèriens, Tunsſiens, Maro⸗ cains genannt. Tunis allein hatte von dieſer Kategorie im März 1915 ſchon 41000 Mann geſtellt. Ein franzöſiſcher Militärſchriftſteller berechnete an der Hand offizieller Dokumente die Zahl der weißen eingeborenen Truppen aus Nord⸗ afrika an der Front für Mitte 1916 auf 130000; heute mögen es 150 000 ſein. Aber wie ſtark verblaſſen dieſe Zahlen gegen die der ſchwarzen afrikaniſchen und anderen farbigen Hilfstruppen, die Frankreich im bisherigen Verlauf dieſes Krieges als Mitkämpfer für„wahre Zivili⸗ ſation“ und für„Voͤlkerbeſreiung“ gegen uns ins Feld geſtellt hat! Insgeſamt darf man gegenwärtig ihre Zahl wohl annähernd auf 360 000 annehmen. Senegaleſen aus Fran⸗ zöſiſch⸗Weſtafrika zählte man Ende 1916 ſchon 120 000; die farbigen Abteilungen aus Indo— china, Madagaskar und Weſtindien wurden zu demſelben Zeitpunkt auf etwa 150 000 be⸗ rechnet. 8 Churchill über das Tauchboot. Der frühere Marineminiſter Churchill ſchreibt im„Sunday Pictorial':„Die Tauchboote haben durch ihre Angriffe auf unſere Schiffe ge⸗ zeigt, daß ſie keinen Reſpekt vor unſeren ſtrate⸗ giſchen Theorien oder vor den Anſichten unſerer Behörden haben. Die bisherigen allgemeinen Anſchauungen, auch die unſerer höchſten verant— wortlichen Perſönlichleiten, werden durch die Tauchboote aus dem Gleichgewicht gebracht. Das Tauchboot iſt eine revolutionäre Tat⸗ ſache von der allergrößten Bedeu⸗ tung. Falls der Krieg lange genug dauert, wird ohne Zweifel das Tauchboot der ent⸗ ſcheidende Faktor ſein. Wehe unſerer Aufge⸗ blaſenheit, wehe unſerer Selbſtzufriedenheit, wehe unſeren hochgelehrten Fachleuten! Das Tauchboot, der rebelliſchſte Parvenü macht ſich nicht das geringſte aus ihnen; unbarmherzig, revolutionär und todbringend verrichtet es ſeine Arbeit. Mit dem Tauchbootproblem kann nicht abgerechnet werden, es ſei denn durch neue und kühne Ideen, die zu dem ungeheuren Problem des heutigen Krieges paſſen. Erſt wenn wir eine offenſive Kampfart ausge— dacht haben, die ſich in die Praxis umſetzen läßt, werden wir unſere glänzende engliſche Flotte aus dem magiſchen Gürtel befreien können, den das deutſche Tauchboot um ſie ge⸗ zogen hat.“ 1 Eine infame Verleumdung. In ruſſiſchen und neutralen Zeitungen wird die Nachricht verbreitet, daß die deutſchen Sol⸗ daten bei der Verbrüderung der Truppen an der Oſtfront im Austauſch von Lebensmitteln den Ruſſen vergiftetes Brot und Ge⸗ tränke gegeben hätten, denen viele ruſſiſche Sol⸗ daten erlegen ſeien. Dieſe Nachricht iſt, wie „W. T. B.“ mitteilt, eine inſame Verleumdung. Deutſcher Reichstag. (Orig.⸗Bericht.) Berlin, 9. Juli. Auf der Tagesordnung ſteht die Inter⸗ pellation der Sozialdemokraten über die Ver⸗ hältniſſe auf dem Obſt⸗ und Gemüſemarkt, über die Kohlenverſorgung ſowie die Steigerung der Mietspreiſe. Staatsſekretär Dr. Helfferich erklärt ſich bereit, die Interpellation ſofort zu beant⸗ worten. Abg. Hoch(Soz.) begründet ſie: Von der Obſt⸗ und Gemüſeernte bekommt die große Menge der Bevölkerung nichts. Dabei iſt ſie gerade auf Obſt und Gemüſe mehr denn je an⸗ gewieſen, weil andere Lebensmittel verſchwunden ſind. Die Not iſt ſo groß, daß man nicht länger warten darf. Was will die Regierung eigentlich tun? Staatsſekretän Dr. Helfferich: Die Reichsleitung verkennt die ſchwierige Situation bei der Verſorgung mit Obſt und Gemüſe ge⸗ wiß nicht. Neben Mängeln der Verteilung und der Organiſation iſt die Haupturſache die große Dürre der letzten Wochen. Trotz der ganz außerordentlich ſtarken Ausdehnung des Anbaus von Gemüſe iſt die Sommergemüſeernte deshalb ſchwach ausgefallen. Die Kohlenförderung iſt während des Krieges nach einem ſehr hefligen Rückſchlag gleich zu Kriegsausbruch wieder auf eine ſehr anſehnliche Hoͤhe gebracht worden, ob⸗ wohl der Kohlenbergbau mit außerordent— lichen Erſchwerniſſen zu kämpfen hat. Das iſt eine ſtaunenswert günſtige Leiſtung. Eine ausreichende Belieferung des Hausbrandes wird unter allen Umſtänden ſichergeſtellt. Die Verteilung liegt in den Händen eines Kohlen⸗ kommiſſars, dem ein Beirat zur Seite ſteht. Die Unterverteilung ſoll den Gemeiden über⸗ wieſen werden, denen man gegenüber den Kohlenhamſtern ein Enteignungsrecht geben wird. Nun zu den Mietsſteigerungen. Die Mieter ſind vielfach in einer außer⸗ ordentlich ſchwierigen Lage. Die Miets⸗ ſteigerungen haben lebhafte Beunruhigungen hervorgerufen. Aber die Lage der Haus— beſitzer iſt vielfach erſt recht ſchwierig. Die Mietseinigungsämter haben vielſach zugunſten der Mieter gewirkt. Die Ver⸗ mieter geraten vor allem in Schwierigkeiten da⸗ durch, daß entweder die Hypotheken fällig höflich zu bleiben. werden oder ſie die Hypothekenzinſen nicht be— zahlen können. In beiden Fällen können ihnen die Gerichte Schutzfriſten einräumen. Zahlungsun⸗ fähige Hausbeſitzer können die Einrichtung einer Grundſtücksaufſicht beantragen. Weitere Maßnahmen ſtehen in Ausſicht. Unter dieſen Umſtänden kann ein unbedingtes wahlloſes Verbot der Steigerung von Mieten nicht er⸗ laſſen werden. Das würde einen großen Teil des Hausbeſitzes einſach ruinieren und damit auch die Intereſſen der Hausbeſitzer und der Mieter nach billigem Ermeſſen ausgeglichen werden. In der Antwort auf die Anfrage des Abg. Göhre wurde ſchon darauf hingewieſen, daß ſelbſtverſtändlich gegen einen Miets— wucher alle uns zur Verfügung ſtehenden Mittel angewendet würden. Ich hoffe, daß es möglich ſein wird, in den allernächſten Tagen dem Bundesrat Vorſchläge zu machen, die den von mir ausgeführten Geſichtspunkten entſprechen. Die Erwägungen ſind noch im Fluß. Sie dürfen überzeugt ſein, daß bei ber ee 1 Regelung die Intereſſen der Familien, inshe, ſondere der Familien von Kriegsteilnehmern mt Kleinwohnungen, eine ganz beſondere Berüc⸗ ſichtigung finden werden. Dieſen Geſichtspunkt hat auch der Zentralverband der Hausbeſitzer ſelbſt in ſeinem Rundſchreiben hervorgehoben. Ich habe meinen fachlichen Ausführungen noch perſönlich folgendes hinzuzufügen: Der Abg. Hoch hat an mich wiederholt die Apo⸗ ſtrophe gerichtet:„Haben Sie ſchon Herrn Kir⸗ dorf gefragt?“ Eine ſolche Frage empfinde ich als eine Kränkung, die ich zurückweiſen muß. Es könnte dadurch der Eindruck erweckt werden als ob wir uns von Privatintereſſen irgend⸗ welcher Art bei der Regelung ſolcher Fragen beeinfluſſen laſſen. Herr Hoch, der mich hier ſchon ſeit zwei Jahren kennt, ſollte doch wiſſen, daß ich nicht der Mann bin, irgendwelchen privat⸗egoiſtiſchen Einflüſſen Raum zu geben. Private Einflüſſe zählen nicht. Private Sach⸗ kenntnis machen wir uns zu Nutz, aber wir lun das beſte ſür das allgemeine Wohl. Die Obſt⸗ und Gemüſepreiſe. Präſident des Kriegsernährungsamts von Batocki: Im vorigen Jahr hatten wir eine gute Obſt⸗ und Gemüſeernte. Trotzdem kam es zu rieſigen Preisſteigerungen, zur Entblößung der Märkte, ſo daß wir mit allen Mitteln ein⸗ greifen mußten. Auf militäriſchen Wunſch wurde zur Beſchlagnahme von Apfeln, Zwetſchen und Pflaumen geſchritten. Dadurch iſt erreicht worden, daß das Heer genügend Marmelade erhielt. Aber ſonſt iſt eine Menge von Mißmut entſtanden. Auch die Einführung der Höchſt— preiſe, bei denen auf Anraten der Sach⸗ verſtändigen zwiſchen Wirtſchafts- und Tafel⸗ obſt unterſchieden wurde, war ein Mißerfolg. Die Höchſtpreiſe bedingen eigentlich eine öffent⸗ liche Bewirtſchaftung. Sie ſind aber in der öffentlichen Bewirtſchaftung nicht zu vermeiden, wenn wir nicht zu völlig unerträglichen Preiſen kommen wollen. Wie im vorigen Jahre die Gans, ſo haben wir jetzt die Melone freige⸗ laſſen, und ſchon ſehen wir Melonen für 50 und 60 Mark ausgeſtellt. Bei dem anderen Frühgemüſe geht das nicht an. Wir müſſen alſo das Höchſtpreisſyſtem durchführen. Die Schwierigkeiten liegen in den Mißverhältniſſen zwiſchen Angebot und Nachfrage. Weil die Spargelernte gut war, blieben die Preiſe ſogar unter dem Höchſtpreis. Die Mar⸗ meladenfabriken ſind mit Frühobſt abſichtlic ſehr kurz gehalten, um den Kleinverbrauch nicht zu ſchädigen. Der Kampf gegen den Erſatz⸗ nahrungsmittelſchwindel iſt vor allem Sache der örtlichen Behörden. Gegen die Schieber un Betrüger iſt nur ſehr ſchwer vorzugehen. Di Selbſtkontrolle der Marmeladenfabrikanten iſt durch die behördliche Kontrolle gegeben worden. Hoffentlich trägt das auch dazu bei, daß die Qualität in mancher Beziehung beſſer wird, Wenn ſich einmal ein junger Beamter gegen— über einem verdienten Marmeladenfabrikanten im Ton vergriffen hat, ſo bedauere ich das ſehn aber die Intereſſenten ſtellen oft ſolche Anforde— rungen an einen, daß es wirklich ſchwierig iſt, Ich kann das nicht einmal für mich ſelbſt verſprechen. Die Ernte⸗Ausſichten. Die jetzigen Schwierigkeiten mit Frühgemt ſind aber nur zeitlich. Ich kann im vollen Bewußtſein meiner Verantwortlichkeit erklären daß wir nach menſchlichem Ermeſſen einer Brol— getreideernte entgegengehen, die ſo gut iſt wie die vom Jahre 1915. Auch die Kartoffelernte wird ſicher beſſer werden wie die von 191. Damit ſind die beiden Hauptgrundlagen unſer Ernährung geſichert. Auch unſer Viehbeſtan hat ſich trotz der ſtarken Abgabe vermehrt.! lönnen alſo ſicher ſein, daß wir auskommeß werden. Auf Antrag des Abg. Scheidemann (Soz.) wird die Beſprechung der Interpellation beſchloſſen. Abg. Giesberts(Ztr.): Ich kann! Eindruck nicht los werden, daß in den Kreiſen der ländlichen Bevölkerung die Ernährungs ſchwierigkeiten in den Städten noch nicht in ihrer vollen Tragweite erkannt werden. Darauf vertagt ſich das Haus bis Mi Die eiſerne Not. 1] Kriegsroman von G. v. Brockdorff. 9 Drei Lilien, drei Lilien, le pflanzt ich auf ſein Grab. Da kam ein ſtolzer Reiter Und brach ſie ab.“— Junge, friſche Soldatenkehlen ſangen das alte Lied. An den Fenſtern des langen Lazarett⸗ zuges zeigten ſich bleiche, aber lächelnde Ge⸗ ſichter, Leichtverwundete, die fröhlich ihre ſeld⸗ graue Mützen ſchwenkten,— dann glitt der Zug aus der rieſigen Glashalle des Bahnhofs in das freie, vom morgendlichen Herbſtnebel ver— ſchleierte Land hinaus. Aus den erſten Waggons flatterten noch abgeriſſene Worte des allmählich verhallenden Geſanges: „Da kam ein ſtolzer Reiler Und brach ſie ab.“——— Dann wand ſich der Zug wie eine graue Schlange durch die ſanft abfallende Ebene. Bis⸗ weilen leuchtete eins der rolen Kreuze im weißen Felde auf in der blanken Helle, die hinter trüben Wolken wie ein jäher Strom hervorquoll und auf die welken Wieſen niederrauſchte. Fern am Horizonte begann ein ſchmaler, ſilbergrauer Streifen aufzufunkeln: das Meer. Es ſah aus, als eile der Zug, der durch weißen Rauch wie durch ein flatlkerndes Banner gekennzeichnet war, gerade auf dieſen Streifen zu und verſänke in der ſilbernen Unendlichkeit. Sabine Asmuſſen, geborene Grolenius ſtand e Unberechligter Nachbruck wird verfolgt. — auf dem menſchenüberfüllten Bahnſteig und ſah dem langſam verzitternden Rauchwölkchen nach. Die Hände über der weißen Helferinnen⸗ ſchürze verſchränkt, ſtand ſte nachdenklich mitten im haſtenden Getriebe des Großſtadtbahnhoſs, ſeltſam ſremdartig in ihrer ſtarren Ruhe. Ein Soldat hatte ſich ihr genähert. „Ich möchte nach Stuttgart, Schweſter“— Sie wies ihn durch den Tunnel, halb mecha⸗ niſch, noch immer in ihre Gedanken verloren. Erſt als er ging, ſah ſie die abgenutzte, feld⸗ graue Uniform, das magere Geſicht, das von tauſend Strapazen redete. Nach Stuttgart? Alſo zur Weſtfront! Wer mochte wiſſen, in welchen Schützengraben? Wer mochte wiſſen, welcher Zukunft entgegen! Und wieder dachte ſie an den Lazareltzug, der ſoeben die Station paſſiert halte. Junges, friſches, fröhliches Blut, das lachte und ſang, obwohl es von draußen kam und Greuel ge⸗ ſehen hatte, von denen die Zeitungen nichts brachten, und die bisweilen nur als dunkle Gerüchte an das Ohr der Daheimgebliebenen ſchlugen. War das Größe, daß ſie dort noch lachen konnten oder war es Verrohung? Wie mochten ſie wiederkommen, die vor einem Jahre ausgezogen waren, für die Gattinnen und Mütter daheim flehten und beteten? Waren es noch dieſelben, die fetzt wiederkehrten? Wenn ſie überhaupt wiederkehrten! Sabine Asmuſſen runzelte plötzlich die Stirn, als wäre ein Ge⸗ danke in ihr aufgetaucht, den ſie am liebſten weit, weit verbannt wiſſen wollle. Mit einer etwas nervöſen Handbewegung 5 fuhr ſie glättend über die weiße Binde mit dem roten Kreuz, die ihren Oberarm umſchloß, warf noch einmal einen kurzen Blick auf den grauen Horizont, deſſen ſtille Farbloſigkeit den rollenden Zug wie einen rinnenden Waſſertropfen aufge⸗ ſogen hatte und ſchickte ſich an, ben Bahnhof zu verlaſſen. Als ſie langſam durchs Gedränge ſchritt, hörte ſie plötzlich ihren Namen neben ſich. Halb unwillig wandte ſie den Kopf. „Gnädige Frau—“ Es war Leutnant von Sanden, der junge, lebensfrohe Kamerad ihres Mannes, der Mo⸗ nate hindurch an ſeiner ſchweren Verwundung lick in der Heimat daniedergelegen hatte. Sabine mußte lächeln, wie ſie in das knaben⸗ hefle, braune Geſicht ſah, aus dem trotz der augenblicklichen Wehmut des Abſchieds Pie ſtille, ſtolze Freude leuchtete, wieder teilhaben zu dürfen an dem großen, heiligen Kampfe. „Soll ich Ihrem Herrn Gemahl Grüße be⸗ ſtellen, gnädige Frau?“ Wieder runzelte Sabine Asmuſſen leicht die Stirn, wieder war es, als müßte ſie gewaltſam einen Gedanken zurückdrängen, der Macht über ſie gewinnen wollte. Dann lächelte ſie kühl. „Bitte grüßen ſie ihn, Herr von Sanden.“ Sie ſah auf die junge Frau am Arm des Offiziers, auf das verwachle, rotgeweinte Ge⸗ ſicht, und ſie fühlte eine jähe Bitterkeit in ſich aufſteigen. „Wann hallen Sie zuletzt Nachricht?“ fragte Frau von Sanden. „Vor vierzehn Tagen.“ Die junge Frau machte große, erſchrockene Augen. Oh! Die Verbindung ſehr ſchlecht?“ Sabine zuckte die Achſeln. 1. „Nicht ſchlechter als früher. Die Stellungen ſind ja noch unverändert.“ „Aber— wie iſt das möglich?“ 1 Sabine errötete ein wenig unter dem ängſee lich prüfenden Blick der jungen Offiziers gattin Aber ſie zwang ſich zu einem Lächeln. „Mein Mann ſchreibt nicht oft. Er war ſtets ein ſchlechter Briefſchreiber.“ „Und Sie ſorgen ſich nicht?“ 0 „Seit Weihnachlen vorigen Jahres iſt ja die Kompanie in völliger Ruhe,“ ſagte Sabine. „Und ich glaube nicht, daß Sie für Ihren Here Gemahl zunächſt viel zu fürchten haben, Fra von Sanden.“ Der junge Offizier lachte. „Wir fürchten uns auch nicht, gnädige Frau, Nicht wahr, mein Herz?“ 105 Die großen Augen in dem blaſſen Geſi i hatten ſich mit Tränen gefüllt. ü „Sie ſind ſo tapfer, liebe Frau Asmuſſ g! So ſlark und lapfer. Während der erf er! Kriegsmonate habe ich ſo viel verſucht mir Ihnen ein Beiſpiel zu nehmen. Aber ich 1 doch immer verzagt und mullos geweſen.(. war eben zuviel Bangen und Sorgen dabei „Wie abſcheulich dieſe Komödie vor(oeh Leulen doch iſt,“ dachte Sabine Asmuſſen, cach⸗ dem ſie ſich von dem jungen Paar verahſ Fiede⸗ hatte,„Und wie lächerlich noch, dazu.“ I hu Mundwinkel bogen ſich verächtlich nach Kune iſt alſo wiede und gaben dem Geſicht einen allen unde ver. bitterten Ausdruck. Langſam und müde/ wan. mit 1. den gan gen** Ini in iſterium in naher Ausſicht ſtehen. In I Linie 1 und Amerikaner Krupp und anderem befreien möchte dazu helfen. Galizien hat ſeine Nebenbedeutung auch für Schweden. ganz die Aalandsfrage und infolge der politi⸗ ſchen Frage in Finnland überſahen wir, daß die Konferenz mitees 11247 1 o c litiſche Rundſchau. 0 Deutſchland. „Fer„Reichsanzeiger“ veröffentlicht eine Rerork n ung über die Inkraftſetzung der die Heſtettierung des Güterverkehrs belteff E den Vorſchriften des Geſetzes vom 8, Ab eil 1917, Dieſe Beſtimmungen treten daua h für den öffentlichen Eiſenbahngüterverkehr it dem 1. Auguſt 1917, im übrigen mit dem ober 1917 in Kraft. Als Güterverkehr nne der Verordnung gilt nicht der nach (Sätzen des Gepäcktariſs abgeferligte Palet⸗ ver! 9 hr.. 5 Wie verlautet, ſollen größere Ver⸗ erungen impreußiſchen Staats⸗ im wird der Wechſel im Kultus— ſſterum in Frage kommen. Es wird auch 10 Beſtimmtheit erwartet, daß dem Landtage m Herbſt die Wahlrechtsvorlage zu⸗ 0 d, 1 4 Zeit nach Beendigung des Krieges geplant hen wird, die nach der Oſterbotſchaft erſt für 1 In der württembergiſchen Zwei⸗ 15 n Kammer erklärte bei der Beratung des ö ſbiſenbahnetats der Präſident Frhr. Dr. v. Weiz⸗ ficker, daß das Vier⸗Klaſſen⸗Syſtem vorläufig ſbeſtehen bleiben werde. In den Perſonen⸗ nden werden künftighin grundſätzlich Abteile erſter Klaſſe überhaupt nicht mehr gefahren, in Eilzügen nur inſoweit, als dies die Rückſicht auf den Übergang⸗ und Anſchlußverkehr abſolut erfordert. ö ite dauf die großen Schnellzüge beſchränkt bleiben. Die CEiſenbahngemeinſchafts⸗Frage werde nach feiner Überzeugung nicht zur Ruhe kommen. Die erſte und zweite Klaſſe werden England. „Der Ausſchuß der britiſchen Transport⸗ trbeiter beantragt durch einſtimmigen Beſchluß eine Solderhöhung 5 aller Front⸗ ſoldaten um 200 40. Der Ausſchuß hält 5 es für unrichtig, daß die Soldaten ihr Leben opfern und auf alle Vergnügungen bei einer ſo 1 geringen Entlohnung verzichten müſſen. Schweden. * Die wankenden Grundſätze der ruſſiſchen Revolution, wie ſie ſich in der Offenſive in Galizien ſpiegeln, gibt dem Stockholmer„‚Aftonbladet“ Veranlaſſung zu einer dringenden Mahnung. Das Blatt ſchreibt u. a.: „Frieden ohne Annexionen proklamieren die Fahnenträger der Freiheit, aber ſo bald ſie können, gehen ſie zu einem neuen wahren Er⸗ obwohl dieſer jetzt Be⸗ Die Engländer, Franzoſen möchten allzugerne Deutſch— land von ſeiner militäriſchen Organiſation, von und Rußland Der ruſſiſche Angriff in oberungskriege über, ſteiungskrieg heißt. Durch die Revolution vergeſſen wir militäriſchen Arbeiten dort weitergehen wie bisher.“ Nußland. Dem Matin“ wird aus Stockholm berichtet, daß eine Delegation des Arbeiter- und Sol⸗ datenrates ihre eigene Konferenz vorzu⸗ bereiten beabſichtige und keineswegs an der des holländiſch-ſkandinaviſchen Ko— teilzunehmen gewillt ſei. Einige Mit⸗ glieder des holländiſch⸗ſkandinaviſchen Komitees find von der Abhaltung einer eigenen Konferenz abgekommen und wollen ſich den Ruſſen an⸗ Teilnahme der ſchließen. Die deutſchen Sozialiſten an der neuen Konferenz wird davon abhängig gemacht, daß ſie das ruſſiſche Programm annehmen. Rumänien. Als Ergebnis der bisherigen Maßnahmen der Militärverwaltung iſt eine erfreuliche Wiederbelebung des Handels in den beſetzten Gebieten ſeſtzuſtellen. In erſter Alnie trägt hierzu bei, daß die Militärverwaltung die von ihr übernommenen Waren den Ver⸗ läufern bar bezahlt, wodurch eine verhältnis⸗ mäßig große Geldflüſſigkeit im Lande herrſcht. die Wiederaufnahme ei beſchränkten Poſt⸗ eines J pertehrs ſowie der Abbau des Moratoriums wirken in gleicher Richtung fördernd. Bei den für die wirtſchaftliche Lage in Rumänien ſo wichtigen Ernteergebniſſen iſt mit Befriedigung feſtzuſtellen, daß die Ernteausſichten andauernd gut ſind. Die zu Ende gehende Ausfuhr alter Beſtände an Getreide wird in einigen Wochen von der diesjährigen Ernte abgelöſt werden. 0* Von Nah und pern. Die deutſchen Sparkaſſen. Wie die „Sparkaſſe“ berichtet, hält der ſtarke Zufluß neuer Einlagen an. Der Mai hat einen Zuwachs von 300 Millionen Mark gebracht gegen 250 und 235 Millionen Mark in den entſprechenden * 8 7 derte ſie durch die breiten Straßen der ehe⸗ 1 maligen Hanſeſtadt ihrem ſtillen Heim zu. Der bläuliche Septembernebel begann ſich zu lichten. Schweres, helles Licht fiel auf die altersgrauen Steinkoloſſe, die als Wohnſtätten der alten Handelsherren den Hafen begrenzten. Im Haſen lagen die Schiffe, Maſt an Maſt, mit braunem Takelwerk und ſchweren, tief⸗ farbigen Segeln, die ſich im blanken Waſſer ſpiegelteg. „Das ſind die Holzſchiſfe der Schweden, dachte Sabine. daran, wieviele dieſer Schiffe ihr Schicksal mit zem des allberühmlen Handelshauſes verknüpft Ehen, deſſen ſtolzer Name dereinſt ihr Mädchen⸗ name geweſen war. Und ſie gedachte mit Weh⸗ mut und Bitterkeit der Stunde, als ſie dieſen Namen mit einem fremden verkauſcht hatte, der Leid und Unglück über ſie gebracht und den ſie haſſen gelernt hatte, wie wir eine quälende Feſſel haſſen, die wir nicht abzuſchütteln vermögen. Und doch halte es Zeiten gegeben, wo der ſtemde Namen ihr teurer geweſen war als irgend elwas anderes auf der Welt. Die junge Frau lächelte müde. Wie übermütig ſie damals geweſen war, Golt, und wie unerfahren. Halte ihr Leben wie eine Kette von Sonnentagen hingenommen, die das Schickſal ihr als elwas Selbſtverſtänd⸗ liches in den Schoß warf. War es nicht uur natürlich, daß ſie reich war, glücklich war und ihr junges ſchäumendes Daſein genoß? N Sie blieb ſtehen, betrachtete den Bau, die Segel, ſtudierte die Namen dei Schiffe und dachte mit einem gewiſſen Stolze 60 1 5 f— 0 Wenn er ſprach, wären es Färben, Feramſhende, klingende Farben: man ſah die Sonne feurig über nackten, brennenden Felſen auſſteigen, man ſah das hellgrüne Meer, von weißen Quallen wie von durchſichtigen Perlenſchnüren durch⸗ zogen, und die blaue, kokosumkränzte Lagune irgendeiner Bucht mit ſtarren, gelben Korallen⸗ riffen, um die blanke Wellen mit gekrönten Köpfen ſchäumten. Es war Poeſie in dem, was er erzählte, und die Poeten waren ſelten in den Kreiſen uchten. g nd das junge, ſchwärmeriſche Mädchen er⸗ lag dieſer gefährlichen Poeſie wie einem be⸗ zaubernden Trauke. Werner Asmuſſen wat anders als die Umgebung, an die ſie von klein auf gewöhnt war; nun begann ſie, ihn innerlich unendlich hoch über dieſe Umgebung zu ſtellen. CCC... ͤVTTTTTTTTTdTTTTTTTTT Gee der Kaufleute, die das Haus der Grotenius be- ho ö U mittelalterliche Faſſaden, gung zu gewähren. Demnach wird ſolchen Aus⸗ ſtellern, die ſtädtiſche Mietshäuſer unmittelbor vom Rat gemietet haben, die Wetele auf 50) ermäßigt, während der Rat den Ausſtellern, die in Privatmeßhäuſern und ſolchen, die in ſtädti⸗ ſchen Meßhäuſern nicht uumittelbar vom Rat gemielet haben, Mietsbeihllſen von 25% ge⸗ währt. Außerdem erlaſſen die privaten Meß⸗ häuſer ebenfalls 25% der Miete. Großfeuer in Wien. Ein großer Brand wülete in Wien. Aus unbekanntes Urſache ent⸗ ſtand in einem Hauſe neben ber aus dem Jahre 1618 ſtammenden Servitenlirche ein Feuer, das den Dachſtuhl der Kirche und den des angrenzenden Konventhofes einäſcherte. Nur das Kirchenſchiff und die beiden Haupttürme . n 725 l L Le Eroberter rulſiſcher Panzerzug. 8 8 0 1 K — dieſem Manne erfahren hatte! Mit zuſammen⸗ gepreßten Lippen lugte ſie angeſtrengt über den Hafen hin. In der Ferne, wo das Meer begann, lagen die Wellen hellblau und ſilberüberſchüttet: nach dem Uſer zu wurden die Tönungen dunkler; gingen allmählich in ein tiefes Grau mit leicht violetten Schattierungen über, das ſich mit weißer Giſcht an den ſteil auſſteigenden, ſteinernen Ufern brach. Hinter dem Kai er⸗ hoben ſich die alten Handelshäuſer: ſtrenge, das Grau des Ge⸗ mäuers von grünlichem Flechtwerk überſponnen; ſie ſahen auf den Hafen hinaus, als wollten ſie die ankommenden Schiffe zählen und ihre Ladung abſchätzen, heute noch wie einſt vor Jahrhunderten. Das Haus der Grolenius war jünger als die übrigen. Nur das Portal verriet noch In Eſterreich⸗Ungarn iſt vor allem die ſoge⸗ nannte Borvösſche Drehwage bei den Meſſungen mit ſolch großem Erfolg verwendet worden, daß man ſich jetzt entſchloſſen hat, mit ihr in der Gegend von Keoskemet und Debrezin umfang⸗ reiche Bohrungen zu unternehmen. Außerdem plant man auch in Kroatien, ſüdlich von Lipik, Schürfungen vorzunehmen, die aller Vorausſicht nach einen günſtigen Erfolg faſt ſicher erwarten laſſen. Hand in Hand mit dieſen Bohrungen nach Erdöl ſollen Bohrungen nach Erdgas gehen. Erdbeben in Mittelitalien. Nach römi⸗ ſchen Blättern haben in den letzten Tagen in Mittelitalien wieder zahlreiche größere Erdbeben ſtattgeſunden, deren Zentrum in der Gegend von Rieti liegen dürfte. Eine Uhr mit dauerndem Gang hat, „Stockholms Dagblad“ zufolge, der Schwede Theodor Dieden in Karlslund erfunden. Das Werk wird durch Luftdruck⸗ und Temperatur⸗ ſchwankungen getrieben. Die weiblichen Rechtsanwälte in Petersburg. Weibliche Rechtsanwälte ſind nunmehr auch als Mitglieder des Peiersburger Advokatenvereins aufgenommen worden. Es handelt ſich um 20 ruſſiſche Juriſtinnen, die der Vorſitzende Karabſzewsky freundlich begrüßte wen einem Hinweis auf den Sinn der Demokratie, der es ohne Schwierigkeit gelungen iſt, den weiblichen Rechtsgelehrten zu ihrem Rechte zu verhelfen. Selbſtmord eines Finanzmannes in New Pork. Nach Meldungen aus New Pork hat dort der ſeit 1914 in Amerika naturaliſierte Bankdirektor Richard Adam Timmerſcheidt auf grauenhafte Weiſe Selbſtmord verübt. Timmer⸗ ſcheidt ſtürzte ſich, nachdem er ſich mit einem einem Fenſter ſeiner im zehnten Stockwerk eines Wolkenkratzers gelegenen Wohunng auf die Straße hinab, wo der völlig zerſchmetterte Leich⸗ nam aufgefunden wurde. igeſchwindigkeit wird zurzeit akliſch erprobt. Die nach dem :„Fawlesbahn“ beſteht aus Wagen in Lenkballonform, die u ſaſſen vermögen. Die Fort⸗ Schwebebahn geſchieht durch das neue Syſtem bedarf keiner koſtſpieliger Anlagen, da jeder ene Kraftquelle hat. Für in⸗ mißt man der„Fawkesbahn“ zu. iytſchaftliches. n Kohlrüben aus der Ernte teilung der Zentralſtelle für das zl die Trocknung von Kohlrüben nach einer Beſprechung bei der in dieſem Jahre von der Kriegs⸗ rgemüſe durchgeführt werden. An en Lohntrocknung ſoll eine andere ten, und zwar ſoll der Trockner m Richtpreiſe ſelbſt ankaufen. Die e nimmt die Kriegsgeſellſchaft für zem feſtgeſetzten Höchſtpreiſe mit ſchlag ab. Das Trockengut muß Beſchaffenheit und für menſchliche t ſein. Von einem Schälen der lach den Erfahrungen des letzten abgeſehen werden. ichtsballe. Die Strafkammer hat den igen Malzfabrik Kommerzienrat 1 Mark und deſſen Prokuriſten 334830 Mark Geldſtrafe verurteilt. huldigten haben in der Zeit vom onde 1916 eine nicht genau ſeſt⸗ man Brauereien nach Norddeutſch⸗ wobei ein übermäßiger Gewinn erzielt wurde. Der geſamte Er⸗ 60 Mark. Das Landgericht verurteilte ſeſchäſtsführer der hieſigen Orts⸗ cher, der 15 400 Mark vperuntreut ürchgebracht hatte, zu 2 Jahren gnis. e, e 1 84 —— e ſchiteklur; ſonſt war das Haus „dunkler Kaſten mit hohen man ſchon von außen die 1 Räume anſah, die er barg. slockwerk bewohnte Hans Gro⸗ aber der Firma, im zweiten ihrer Verheiratung ihr Heim r, bunter, tändelnder, als es lten Stadt und dem Brauche ſprach, lachendes Mädchentum zlück der jungen Frau hatten Dinge hier zuſammengetragen, er und fröhltcher zu geſtalten; nd Sabine Asmuſſen jetzt ein tttdꝛeed¾˙ bddiucch die behaglichen Näum⸗ ſchritt Sie halle die weiße Helferinnenſchürze mit der Roten⸗Kreuz⸗Binde abgelegt, ſtand nun in ihrem ſchlichten ſchwarzen Kleide vor dem Spiegel und ſah prüfend in ihr ſchmales, regel⸗ mäßiges Geſicht, in das die letzten Jahre ein paar ſcharſe Falten gegraben hatten. Die kindlichen, hilfloſen Züge der jungen Frau von Sanden fielen ihr ein, der tiefe Schmerz des Abſchieds in den verweinlen Augen, und mit einem Gefühl der Bitterkeit, in das ſich faſt etwas wie Neid miſchte, wandte ſie ſich vom Spiegel ab und trat ans Fenſte⸗ Es tat ihr wohl, in ſolchen Stimmungen aufs Waſſer hinauszublicken. Das ewig unruh⸗ volle Bild, das ewig Wogende und Wechſelnde ſtimmie zu ihrer eigenen Seele und übte eine ſelſſame beruhigende Wirkung auf ſie aus. 80 1 Gortſetzung folgt.) bohrungen nach Erdöl gute Ergebniſſe erzielt. Raſiermeſſer die Kehle durchſchnitten hatte, aus FFF It's Zeit zur Oſſenſtve? Die große franzöſiſch⸗engliſche Frühfahrs⸗ offenſive brach öſtlich und weſtlich Reims ſowie bei Arras zuſammen. Der italieniſche Angriff und derjenige der feindlichen Orientarmee er⸗ lebte das gleiche Schickſal. Der Anfang einer gegneriſchen Sommeroſſenſive erlahmte dicht öſt⸗ lich des ehemaligen deutſchen Wytſchaetebogens und Frankreich ſand ſeit Nivelles Abgang weder Rat noch Tat zur Durchbruchsinitiative. Seit dieſem Erleben, welches mit dem 9. April einſetzle und nun ſchon ſaſt ein Vierteljahr dauert, hören wir die Gegner danach ſragen, ob der Augen⸗ blick für Deutſchlands Offenſive herangerückt ſei. s offenbart ſich darin Beſorgnis vor der Zu⸗ kunſt des Krieges, Unzufriedenheit mit dem eigenen Erfolg, der vor Leichtgläubigen und urteilsloſen Neutralen und Zaghaften im eigenen Lande gefliſſentlich und lügneriſch vergrößert werden muß, und es zeigt ſich ein Schwäche⸗ gefühl, das ſich in die engliſch⸗franzöſiſche Formel faſſen läßt:„Es kann nicht mehr lange ſo weiter gehen.“ Aber auch auf deutſcher Seite wird jene Frage nach unſerer großen Offenſive aufge⸗ worfen. So las man neulich aus der Feder eines Militärſchriftſtellers:„Aber ein Gedanke erſcheint doch berechtigt, daß die Heeresleitungen der Mittelmächte bei Andauer der Erfolge unſerer Abwehrſchlacht die bisher beobachtete Verteidigung mit dem Gegenteil vertauſchen könnten.“ Die Frage iſt intereſſant genug, um auch diejenigen zu feſſeln, welche dem„Frieden um jeden Preis“ zuſteuern und dadurch be— ſtätigen, daß ſie das Weſen dieſes Krieges noch immer nicht erkannten. Wie ſteht es bei uns im Weſten? Gegen Millionenheere von überlegener Zahl haben wir uns in jahrelanger und jetzt wieder in monate⸗ langer Abwehrſchlacht ſtrategiſch behauptet. Da e wir dann doch fragen, ob wir jene zahlenmäßige Überlegenheit an einer Front zur zeit anſetzen könnten, eine Überlegenheit, die doch erforderlich iſt. Würden wir nicht unter Umſtänden Gefahr laufen,„ermüdet“ und„ohne eigentliche Angriffskraft“ vor dem Ziele ſtecken zu bleiben? Wir lieben nicht Angriffe, die nicht Ausſichten auf Erfolg ſicher in ſich tragen. Wir enden nicht gern mit einem Rückzug, wie einſt die ruſſiſchen Millionen⸗ heere, und wie das engliſch⸗ſranzöſiſche Heer gegenüber ſeiner Angriffsabſicht im Jahre 1914. Wir ſchließen unſere Operationen ſtra⸗ tegiſchen Charakters lieber mit einer Verfolgung ab, wie in Maſuren, Polen, Litauen, Serbien, Albanien, Rumänien. Darin wolle man nicht Mangel an Wagemut erblicken. Der iſt auch heute noch, in dem großen Kriege der Technik, den die ganze Welt gegen uns führt, immer die Grundlage des Kampfes, in Abwehr und Angriff. Auch legen wir keinen Wert auf einen ſogenannten„unbehelligten Rückzug“, wie ihn die Ruſſen nach engliſcher Anweiſung dauernd auf ihrer Flucht im Jahre 1915 melden mußten. Iſt uns niemals die Verteidigung Selbſt⸗ zweck, ſo iſt es auch nicht der Angriff. Wir ſuchen durch ihn ein militäriſches und militär⸗ politiſches Ziel zu erreichen. Ehrenzipfelſtrategie zu treiben, liegt aber dem Ernſte und doch ver⸗ antwortungsfreudigen Weſen unſerer Oberſten Heeresleitung gänzlich fern. Was dabei heraus⸗ kommt, wenn der Angriff Selbſtzweck bleiben mußte, zeigt das Geſchick des Frühfahrsangriffs, den General Nivelle öſtlich und weſtlich Reims aus— führte. Er hat dem Feinde nichts eingebracht als Berge von Leichen und ſeinem Führer den Schandnamen:„Blutſäufer“. Hunderttauſende des Heeres, wie ſie für Frankreich, England, Italien im letzten Vierteljahre bluteten, möchten wir nicht auf dem Gewiſſen haben. Wir ſchätzen den Gegner richtiger ein als er uns und unſere Verbündeten. Und wenn man jetzt im feind⸗ lichen Lager die größte Not hat, das geſunkene Vertrauen auf die Führung zu beleben, ſo hat das Vertrauen der Mittelmächte auf Hindenburg und Ludendorff ſich nur vergrößert. Wir wiſſen 155 frei von dem Fehler der Überſchätzung unſerer Kraft. Entſchloß ſich nun die Oberſte Heeresleitung bislang nicht zur großen Offenſive im Weſten, ſo wird ſie ſich geſagt haben, daß vor allen Dingen unſere Geſamtlage den entſcheidenden Angriff zu Lande noch nicht erfordert. Den Angriffskrieg führt unſere Marine mit geradezu vernichtendem und durchſchlagendem Erfolg. Auch aus politiſchen Gründen bedürfen, wir keine Hals über Kopf in Bewegung geſetzte Offenſive. Das wäre Würfelſpiel, und das deutſche Volk kann den leitenden Heer⸗ führern nur dankbar ſein ob des hohen Ver⸗ antwortungsgefühls für die Erhaltung deutſchen Blutes. Kleine Erfolge, worunter im Rahmen des großen Ganzen auch das Vorbrechen mehrerer Diviſionen verſtanden werden muß, können wir jeden Tag haben. Kleinere örtliche Erfolge ſuchen und brauchen wir wie bisher, um dem Element des Angriffs Nahrung zu geben, ohne daß ſchließlich jede Ver⸗ teidigung erlahmt. Aber Offenſiven, die nicht völlig durchgreifend ſind und ſein können, vermeiden wir. Neben der Sicherheit des Blutopfers müßte im anderen Falle ſtets die Sicherheit des großen Erfolges ſtehen. Auch unſere Oberſte Heeresleitung ver⸗ ſteht es, wie einſt Moltke, der ihr Erzieher war, aus dem Buch der Vergangenheit zu leſen. Der Weltkrieg iſt eine noch ungeſchriebene Ge⸗ ſchichte, aber die Männer des Heeres, die bei uns dieſe Geſchichte machten, leſen dennoch aus den loſen Blättern des Tages heraus„was da kommen wird und was da kommen muß“. d verſchiedene Kriegsnachrichten. Frankreichs Kolonialtruppen. Ein engliſches Blatt teilt über die an der Front kämpfenden Kolonialtruppen folgendes mit: Man teilt dieſe Truppen in drei Gruppen: in franzöſiſche Koloniſten, weiße Eingeborene und Schwarze. Algier ſoll ſchon 60 000 Mann geſtellt haben. Von weit größerer Bedeutung für die Verſtärkung der franzöſiſchen Kampf⸗ truppen an der Front ſind jedoch die ein⸗ geborenen Weißen Nordafrikas, die Turkos, offiziell Tirailleurs, Algèriens, Tunéſiens, Maro⸗ cains genannt. Tunis allein hatte von dieſer Kategorie im März 1915 ſchon 41000 Mann eſtellt. Ein franzöſiſcher Militärſchriftſteller berechnete an der Hand offizieller Dokumente die Zahl der weißen eingeborenen Truppen aus Nord— afrika an der Front für Mitte 1916 auf 130000; heute mögen es 150 000 ſein. Aber wie ſtark verblaſſen dieſe Zahlen gegen die der ſchwarzen afrikaniſchen und anderen farbigen Hilfstruppen, die Frankreich im bisherigen Verlauf dieſes Krieges als Mitkämpfer für„wahre Zivili⸗ ſation“ und für„Völkerbeſreiung“ gegen uns ins Feld geſtellt hat! Insgeſamt darf man gegenwärtig ihre Zahl wohl annähernd auf 360 000 annehmen. Senegaleſen aus Fran⸗ zöſiſch⸗Weſtafrika zählte man Ende 1916 ſchon 120 000; die farbigen Abteilungen aus Indo⸗ china, Madagaskar und Weſtindien wurden zu demſelben Zeitpunkt auf etwa 150 000 be⸗ rechnet. * Churchill über das Tauchbvot. Der frühere Marineminiſter Churchill ſchreibt im„Sunday Pictorial':„Die Tauchboote haben durch ihre Angriffe auf unſere Schiffe ge⸗ zeigt, daß ſie keinen Reſpekt vor unſeren ſtrate⸗ giſchen Theorien oder vor den Anſichten unſerer Behörden haben. Die bisherigen allgemeinen Anſchauungen, auch die unſerer höchſten verant— wortlichen Perſönlichleiten, werden durch die Tauchboobte aus dem Gleichgewicht gebracht. Das Tauchboot iſt eine revolutionäre Tat⸗ ſache von der allergrößten Bedeu⸗ tung. Falls der Krieg lange genug dauert, wird ohne Zweifel das Tauchboot der ent⸗ ſcheidende Faltor ſein. Wehe unſerer Aufge⸗ blaſenheit, wehe unſerer Selbſtzufriedenheit, wehe unſeren hochgelehrten Fachleuten! Das Tauchboot, der rebelliſchſte Parvent macht ſich nicht das geringſte aus ihnen; unbarmherzig, revolutionär und todbringend verrichtet es ſeine Arbeit. Mit dem Tauchbootproblem kann nicht abgerechnet werden, es ſei denn durch neue und kühne Ideen, die zu dem ungeheuren Problem des heutigen Krieges paſſen. Erſt wenn wir eine offenſive Kampfart ausge— dacht haben, die ſich in die Praxis umſetzen läßt, werden wir unſere glänzende englische Flotte aus dem magiſchen Gürtel beſreien können, den das deutſche Tauchboot um ſie ge⸗ zogen hat.“ 1. Eine infame Verleumdung. In ruſſiſchen und neutralen Zeitungen wird die Nachricht verbreitet, daß die deutſchen Sol⸗ daten bei der Verbrüderung der Truppen an der Oſtfront im Austauſch von Lebensmitteln den Ruſſen vergiftetes Brot und Ge⸗ tränke gegeben hätten, denen viele ruſſiſche Sol⸗ daten erlegen ſeien. Dieſe Nachricht iſt, wie „W. T. B.“ mitteilt, eine inſame Verleumdung. Deutſcher Reichstag. (Orig.⸗Bericht.) Berlin, 9. Juli. Auf der Tagesordnung ſteht die Inter⸗ pellation der Sozialdemokraten über die Ver⸗ hältniſſe auf dem Obſt⸗ und Gemüſemarkt, über die Kohlenverſorgung ſowie die Steigerung der Mietspreiſe. Staatsſekretär Dr. Helfferich erklärt ſich bereit, die Interpellation ſofort zu beant⸗ worten. Abg. Hoch(Soz.) begründet ſie: Von der Obſt⸗ und Gemüſeernte bekommt die große Menge der Bevölkerung nichts. Dabei iſt ſie gerade auf Obſt und Gemüſe mehr denn je an⸗ gewieſen, weil andere Lebensmittel verſchwunden ſind. Die Not iſt ſo groß, daß man nicht länger warten darf. Was will die Regierung eigentlich tun? Staatsſekretä- Dr. Helfferich: Die Reichsleitung verkennt die ſchwierige Situation bei der Verſorgung mit Obſt und Gemüſe ge⸗ wiß nicht. Neben Mängeln der Verteilung und der Organiſation iſt die Haupturſache die große Dürre der letzten Wochen. Trotz der ganz außerordentlich ſtarken Ausdehnung des Anbaus von Gemüſe iſt die Sommergemüſeernte deshalb ſchwach ausgefallen. Die Kohlenförderung iſt während des Krieges nach einem ſehr hefligen Rückſchlag gleich zu Kriegsausbruch wieder auf eine ſehr anſehnliche Höhe gebracht worden, ob⸗ wohl der Kohlenbergbau mit außerordent— lichen Erſchwerniſſen zu kämpfen hat. Das iſt eine ſtaunenswert günſtige Leiſtung. Eine ausreichende Belieferung des Hausbrandes wird unter allen Umſtänden ſichergeſtellt. Die Verteilung liegt in den Händen eines Kohlen⸗ kommiſſars, dem ein Beirat zur Seite ſteht. Die Unterverteilung ſoll den Gemeiden über⸗ wieſen werden, denen man gegenüber den Kohlenhamſtern ein Enteignungsrecht geben wird. Nun zu den Mietsſteigerungen. Die Mieter ſind vielfach in einer außer⸗ ordentlich ſchwierigen Lage. Die Miets⸗ ſteigerungen haben hervorgerufen. Aber die beſitzer iſt vielfach erſt recht Die Mietseinigungsämter haben vielfach zugunſten der Mieter gewirkt. Die Ver⸗ mieter geraten vor allem in Schwierigkeiten da⸗ durch, daß entweder die Hypotheken fällig werden oder ſie die Hypothekenzinſen nicht be— zahlen können. In beiden Fällen können ihnen die Gerichte Schutzfriſten einräumen. Zahlungsun— fähige Hausbeſitzer können die Einrichtung einer Grundſtücksaufſicht beantragen. Maßnahmen ſtehen in Ausſicht. Unter dieſen Umſtänden kann ein unbedingtes wahlloſes Verbot der Steigerung von Mieten nicht er— laſſen werden. Das würde einen großen Teil des Hausbeſitzes einſach ruinieren und damit auch die Intereſſen der Hausbeſitzer und der Mieter nach billigem Ermeſſen ausgeglichen werden. In der Antwort auf die Anfrage des Abg. Göhre wurde ſchon darauf hingewieſen, daß ſelbſtverſtändlich gegen einen Miets— wucher alle uns zur Verfügung ſtehenden Mittel angewendet würden. Ich hoffe, daß es möglich ſein wird, in den allernächſten Tagen dem Bundesrat Vorſchläge zu machen, die den von mir ausgeführten Geſichtspunkten entſprechen. Die Erwägungen ſind noch im Fluß. Sie Lage der Haus— ſchwierig. lebhafte Beunruhigungen Weitere dürfen überzeugt ſein, daß el Regelung die Intereſſen de ſichtigung finden werden. Dieſen Geſichtspunlt hat auch der Zentralverband der Hausbeſitzer ſelbſt in ſeinem Rundſchreiben hervorgehoben. Ich habe meinen fachlichen Ausführungen noch persönlich folgendes hinzuzufügen: Oer Abg. Hoch hat an mich wiederholt die Apo⸗ ſtrophe gerichtet:„Haben Sie ſchon Herrn Kir— dorf gefragt?“ Eine ſolche Frage empfinde i als eine Kränkung, die ich zurückweiſen muß. Es könnte dadurch der Eindruck erweckt werden als ob wir uns von Privatintereſſen irgend⸗ welcher Art bei der Regelung ſolcher Fragen beeinfluſſen laſſen. Herr Hoch, der mich hier ſchon ſeit zwei Jahren kennt, ſollte doch wiſſen daß ich nicht der Mann bin, irgendwelchen privat⸗egoiſtiſchen Einflüſſen Raum zu geben. Private Einflüſſe zählen nicht. Private Sach⸗ kenntnis machen wir uns zu Nutz, aber wir tun das beſte für das allgemeine Wohl. Die Obſt⸗ und Gemüſepreiſe. Präſident des Kriegsernährungsamts von Batocki: Im vorigen Jahr hatten wir eine gute Obſt⸗ und Gemüſeernte. Trotzdem kam es zu rieſigen Preisſteigerungen, zur Entblößung der Märkte, ſo daß wir mit allen Mitteln ein⸗ greifen mußten. Auf militäriſchen Wunſch wurde zur Beſchlagnahme von Apfeln, Zwetſchen und Pflaumen geſchritten. Dadurch iſt erreicht worden, daß das Heer genügend Marmelade erhielt. Aber ſonſt iſt eine Menge von Mißmut enlſtanden. Auch die Einführung der Höchſt⸗ preiſe, bei denen auf Anraten der Sach⸗ verſtändigen zwiſchen Wirtſchafts- und Tafel⸗ obſt unterſchieden wurde, war ein Mißerfolg. Die Höchſtpreiſe bedingen eigentlich eine öffent⸗ liche Bewirtſchaftung. Sie ſind aber in der öffentlichen Bewirtſchaftung nicht zu vermeiden, wenn wir nicht zu völlig unerträglichen Preiſen kommen wollen. Wie im vorigen Jahre die Gans, ſo haben wir jetzt die Melone freige⸗ laſſen, und ſchon ſehen wir Melonen für 50 und 60 Mark ausgeſtellt. Bei dem anderen Frühgemüſe geht das nicht an. Wir müſſen alſo das Höchſtpreisſyſtem durchführen. Die Schwierigkeiten liegen in den Mißverhältniſſen zwiſchen Angebot und Nachfrage. Weil die Spargelernte gut war, blieben die Preiſe ſogar unter dem Höchſtpreis. Die Mar⸗ meladenfabriken ſind mit Frühobſt abſichtlich ſehr kurz gehalten, um den Kleinverbrauch nicht zu ſchädigen. Der Kampf gegen den Erſatz⸗ nahrungsmittelſchwindel iſt vor allem Sache der örtlichen Behörden. Gegen die Schieber und Betrüger iſt nur ſehr ſchwer vorzugehen. Die Selbſtkontrolle der Marmeladenfabrikanten itt durch die behördliche Kontrolle gegeben worden. Hoffentlich trägt das auch dazu bei, daß die Qualität in mancher Beziehung beſſer wird. Wenn ſich einmal ein junger Beamter gegen— über einem verdienten Marmeladenfabrikanten im Ton vergriffen hat, ſo bedauere ich das ſehr, aber die Intereſſenten ſtellen oft ſolche Anforde⸗ rungen an einen, daß es wirklich ſchwierig iſt, höflich zu bleiben. Ich kann das nicht einmal für mich ſelbſt verſprechen. Die Ernte⸗Ausſichten. Die jetzigen Schwierigkeiten mit Frühgemf ſind aber nur zeitlich. Bewußtſein meiner Verantwortlichkeit erklären, daß wir nach menſchlichem Ermeſſen einer Brol— getreideernte entgegengehen, die ſo gut iſt wie die vom Jahre 1915. Auch die Kartoffelernte wird ſicher beſſer werden wie die von 1916, Damit ſind die beiden Hauptgrundlagen unſerer Ernährung geſichert. Auch unſer Viehbeſtand hat ſich trotz der ſtarken Abgabe vermehrt.! lönnen alſo ſicher ſein, daß wir auskommen werden. Auf Antrag des Abg. Scheidemann (Soz.) wird die Beſprechung der Interpellation beſchloſſen. Abg. Giesberts(tr.): Ich kann den Eindruck nicht los werden, daß in den Kreiſen der ländlichen Bevölkerung die Ernährungs— ſchwierigkeiten in den Städten noch nicht i ihrer vollen Tragweite erkannt werden. Darauf vertagt ſich das Haus bis Mit. Die eiſerne Not. 1] Kriegsroman von G. v. Brockdor ff.) Drei Lilien, drei Lilien, Die pflanzt ich auf ſein Grab. Da kam ein ſtolzer Reiter Und brach ſie ab.“— Junge, friſche Soldatenkehlen ſangen das alte Lied. An den Fenſtern des langen Lazarelt⸗ zuges zeigten ſich bleiche, aber lächelnde Ge⸗ ſichter, Leichtverwundete, die fröhlich ihre ſeld⸗ graue Mützen ſchwenkten,— dann glitt der Zug aus der rieſigen Glashalle des Bahnhoßs in das freie, vom morgendlichen Herbſtnebel ver⸗ ſchleierte Land hinaus. Aus den erſten Waggons flatterlen noch abgeriſſene Worte des allmählich verhallenden Geſanges: Da kam ein ſtolzer Reiler und brach ſie ab.“——— Dann wand ſich der Zug wie eine graue Schlange durch die ſanft abfallende Ebene. Bis⸗ weilen leuchtete eins der roten Kreuze im weißen Felde auf in der blanken Helle, die hinter trüben Wolken wie ein jäher Strom hervorquoll und auf die welken Wieſen niederrauſchte. Fern am Horizonte begann ein ſchmaler, ſilbergrauer Streifen aufzufunkeln: das Meer. Es ſah aus, als eile der Zug, der durch weißen Rauch wie durch ein flatkerndes Banner gekennzeichnet war, gerade auf dieſen Streifen zu und verſaͤnke in der ſilbernen Unendlichkeit. Sabine Asmuſſen, geborene Grotenius ſtand ) Unberechligter Nachdruck wird verfolgt. — auf dem menſchenüberfüllten Bahnſteig und ſah dem langſam verzitternden Rauchwölkchen nach. Die Hände über der weißen Helferinnen⸗ ſchürze verſchränkt, ſtand ſie nachdenklich mitten im haſtenden Getriebe des Großſtadtbahnhofs, ſeltſam ſremdarlig in ihrer ſtarren Ruhe. Ein Soldat hatte ſich ihr genähert. „Ich möchte nach Stuttgart, Schweſter“— „Sie wies ihn durch den Tunnel, halb mecha⸗ niſch, noch immer in ihre Gedanken verloren. Erſt als er ging, ſah ſie die abgenutzte, feld⸗ graue Uniform, das magere Geſicht, das von tauſend Strapazen redete. Nach Stuttgart? Alſo zur Weſtfront! Wer mochte wiſſen, in welchen Schützengraben? Wer mochte wiſſen, welcher Zukunft entgegen! Und wieder dachte ſie an den Lazareltzug, der ſoeben die Station paſſiert halte. Junges, friſches, fröhliches Blut, das lachte und ſang, obwohl es von draußen kam und Greuel ge⸗ ſehen hatte, von denen die Zeitungen nichts brachten, und die bisweilen nur als dunkle flu an das Ohr der Daheimgebliebenen ugen. War das Größe, daß ſie dort noch lachen konnten oder war es Verrohung? Wie mochten ſie wiederkommen, die vor einem Jahre ausgezogen waren, für die Gattinnen und Mütter daheim flehten und beteten? Waren es noch dieſelben, die jetzt 110 0 2 Wenn ſie berhaupt wiederkehrten! Sabine Asmuſſen runzelte plötzlich die Stirn, als wäre ein Ge⸗ danke in ihr aufgetaucht, den ſie am liebſten weit, weit verbannt wiſſen wollte. Mit einer etwas nervöſen Handbewegung fuhr ſie glättend über die weiße Binde mit dem roten Kreuz, die ihren Oberarm umſchloß, warf noch einmal einen kurzen Bliik auf den grauen Horizont, deſſen ſtille Farbloſigkeit den rollenden Zug wie einen rinnenden Waſſertropfen aufge— ſogen hatte und ſchickte ſich an, den Bahnhof zu verlaſſen. Als ſie langſam durchs Gedränge ſchritt, hörte ſie plötzlich ihren Namen neben ſich. Halb unwillig wandte ſie den Kopf. „Gnädige Frau—“ Es war Leutnant von Sanden, der junge, lebensfrohe Kamerad ihres Mannes, der Mo⸗ nate hindurch an ſeiner ſchweren Verwundung kzünk in der Heimat daniedergelegen hatte. Sabine mußte lächeln, wie ſie in das knaben⸗ hofte, braune Geſicht ſah, aus dem trotz der augenblicklichen Wehmut des Abſchieds Pie ſtille, ſtolze Freude leuchtete, wieder teilhaben zu dürfen an dem großen, heiligen Kampfe. „Soll ich Ihrem Herrn Gemahl Grüße be⸗ ſtellen, gnädige Frau?“ Wieder runzelte Sabine Asmuſſen leicht die Stirn, wieder war es, als müßte ſie gewaltſam einen Gedanken zurückdrängen, der Macht über ſie gewinnen wollte. Dann lächelte ſie kühl. „Bitte grüßen ſie ihn, Herr von Sanden.“ Sie ſah auf die junge Frau am Arm des Offiziers, auf das verwachle, rotgeweinte Ge⸗ ſicht, und ſie fühlte eine jähe Bitterkeit in ſich aufſteigen. g „Wann halten Sie zuletzt Nachricht?“ fragte Frau von Sanden. f „Vor vierzehn Tagen.“ Die junge Frau machte große, erſchrockene! Augen. Oh! Die Verbindung iſt alſo wiedei ſehr ſchlecht?“ Sabine zuckle die Achſeln. i „Nicht ſchlechter als früher. Die Stellungen ſind ja noch unverändert.“ „Aber— wie iſt das möglich?“ 1 Sabine errötete ein wenig unter dem ängſt⸗ lich prüfenden Blick der jungen Ofſiziersgattin Aber ſie zwang ſich zu einem Lächeln. „Mein Mann ſchreibt nicht oft. Er war ſtets ein ſchlechter Brieſſchreiber.“ „Und Sie ſorgen ſich nicht?“ 05 „Seit Weihnachten vorigen Jahres iſt ja dit Kompanie in völliger Ruhe,“ ſagte Sabine, „Und ich glaube nicht, daß Sie für Ihren Hern Gemahl zunächſt viel zu fürchten haben, Fre von Sanden.“ Der junge Offizier lachte. Nicht wahr, mein Herz?“ 1 Die großen Augen in dem blaſſen Geſi hatten ſich mit Tränen gefüllt.. „Sie ſind ſo tapfer, liebe Frau Asmuſſ g So ſlark und tapfer. Während der erf ee Kriegsmonate habe ich ſo viel verſucht mir( Ihnen ein Beiſpiel zu nehmen. Aber ich 1 doch immer verzagt und mullos geweſen.(c war eben zuviel Bangen und Sorgen dabei“ „Wie abſcheulich dieſe Komödie vor oel Leuten doch iſt,“ dachte Sabine Asmuſſen, tach dem ſie ſich von dem jungen Paar verabſ Fiede hatte,„Und wie lächerlich noch, dazu.“ Ihn Mundwinkel bogen ſich verächtlich nach gunter und gaben dem Geſicht einen allen und ver zei der geplanten r Familien, insbe. ſondere der Familien von Kriegsteilnehmern mit Kleinwohnungen, eine ganz beſondere Berl eine Solderhöhung Ich kann im vollen „Wir fürchten uns auch nicht, gnädige Frau, bitteren Ausdruck. Langſam und miide/ wan 2 ö ö. P g litiſche Rundſchau. ö Deutſchland. 0 r„Reichsanzeiger“ veröffentlicht eine Nerork u ung über die Inkraftſetzung der die Beſtetterung des Güterverkehrs betreff den Vorſchriften des Geſetzes vom 8, Ap ecil 1917, Dieſe Beſtimmungen treten dana für den öffentlichen Eiſenbahngüterverkehr nit 1 m 1. Auguſt 1917, im übrigen mit dem 1.(ober 1917 in Kraft. Als Güterverkehr im Enne der Verordnung gilt nicht der nach den(Sätzen des Gepäcktarifs abgefertigte Paket⸗ hr. 1 ö Wie verlautet, ſollen größere Ver⸗ Jan berungen impreußiſchen Staats⸗ nil iſterium in naher Ausſicht ſtehen. In Nen Linie wird der Wechſel im Kultus⸗ u l term in Frage kommen. Es wird auch ui Beſtimmtheit erwartet, daß dem Landtage ii berbſt die Wahlrechtsvorlage zu⸗ 9 hen wird, die nach der Oſterbotſchaft erſt für 1 Zeit nach Beendigung des Krieges geplant i er. Ju der württembergiſchen Zwei⸗ 1 Kammer erklärte bei der Beratung des (iſenbahnetats der Präſident Frhr. Dr. v. Weiz⸗ ſicker, daß das Vier⸗Klaſſen⸗Syſtem vorläuſig I beſtehen bleiben werde. In den Perſonen⸗ 0 zügen werden künftighin grundſätzlich Abteile erſter Klaſſe überhaupt nicht mehr gefahren, in Cilzügen nur inſoweit, als dies die Rückſicht auf den Übergang⸗ und Anſchlußverkehr abſolut erfordert. Die erſte und zweite Klaſſe werden dauf die großen Schnellzüge beſchränkt bleiben. 5 0 Die Eiſenbahngemeinſchafts-Frage werde nach ſeiner Überzeugung nicht zur Ruhe kommen. England. Oer Ausſchuß der britiſchen Transport⸗ tbeiter beantragt durch einſtimmigen Beſchluß 8 a aller Front⸗ ſoldaten um 200 90. Der Ausſchuß hält es für unrichtig, daß die Soldaten ihr Leben opfern und auf alle Vergnügungen bei einer ſo geringen Entlohnung verzichten müſſen. Schweden. Die wankenden Grundſätze der tuſſiſchen Revolution, wie ſie ſich in der Offenſive in Galizien ſpiegeln, gibt dem Stockholmer ‚Aftonbladet“ Veranlaſſung zu einer dringenden Mahnung. können, gehen ſie zu einem neuen wahren Er— oberungskriege über, obwohl dieſer jetzt Be— freiungskrieg heißt. Die Engländer, Franzoſen und Amerikaner möchten land von ſeiner militäriſchen Organiſation, von Krupp und anderem befreien und Rußland möchte dazu helfen. Der ruſſiſche Angriff in Galizien hat ſeine Nebenbedeutung auch für Schweden. Durch die Revolution vergeſſen wir ganz die Aalandsfrage und infolge der politi— ſchen Frage in Finnland überſahen wir, daß die militäriſchen Arbeiten dort weitergehen bisher.“ Nußland. * Dem„Matin“ wird aus Stockholm berichtet, daß eine Delegation des Arbeiter- und Sol⸗ datenrates ihre eigene Konferenz vorzu⸗ bereiten beabſichtige und keineswegs an der Konferenz des holländiſch-ſkandinaviſchen Ko— mitees teilzunehmen gewillt ſei. glieder des holländiſch-ſkandinaviſchen Komitees ſind von der Abhaltung einer eigenen Konferenz N abgekommen und wollen ſich den ſchließen. Die Teilnahme der deutſchen Sozialiſten an der neuen Konferenz wird davon abhängig gemacht, daß ſie das ruſſiſche Programm annehmen. Rumänien. Als Ergebnis der bisherigen Maßnahmen der Militärverwaltung iſt eine erfreuliche Wiederbelebung des Handels den beſetzten Gebieten feſtzuſtellen. In erſter Linie trägt hierzu bei, daß die Militärverwaltung die von ihr übernommenen Waren den Ver⸗ ufern bar bezahlt, wodurch eine verhältnis⸗ 1 mäßig große Geldflüſſigkeit im Lande herrſcht. ed Wiederaufnahme eines beſchränkten Poſt⸗— Das Blatt ſchreibt u. a.: „Frieden ohne Annexionen proklamieren die Fahnenträger der Freiheit, aber ſo bald ſie allzugerne Deutſch⸗ wie Einige Mit⸗ Ruſſen an⸗ in verkehrs ſowze der Abbau des Moratoriums wirken in gleicher Richtung fördernd. Bei den für die wirtſchaftliche Lage in Rumänien ſo wichtigen Ernteergebniſſen iſt mit Befriedigung feſtzuſtellen, daß die Ernteausſichten andauernd gut ſind. Die zu Ende gehende Ausſuühr alter Beſtände an Getreide wird in einigen Wochen von der diesjährigen Ernte abgelöſt werden. nen. Von Nah und pern. Die deutſchen Sparkaſſen. Wie die „Sparkaſſe“ berichtet, hält der ſtarke Zufluß neuer Einlagen an. Der Mai hat einen Zuwachs von 300 Millionen Mark gebracht gegen 250 und 235 Millionen Mark in den entſprechenden . 7% 7 ee 5 6% 2 0 e ee 4 8 777 1 Lu 2 15 N 92 2 2 8 „e J s Se 8 e— 5 2 gung zu gewähren. Demnach wird ſolchen Aus⸗ ſtellern, die ſtädtiſche Mietshäuſer unmittelbor vom Rat gemietet haben, die tele auf 500) ermäßigt, während der Rat den Ansflellern, die in Privafmeßhäuſern und ſolchen, die in ſtädti⸗ ſchen Meßhäuſern nicht uumittelbar vom Rat gemielet haben, Mietsbeihilſen von 25 0% ge⸗ währt. Außerdem erlaſſen die privaten Meß⸗ häuſer ebenfalls 25% der Miele. Großfeuer in Wien. Ein großer Brand wütete in Wien. Aus unbekannte Urſache ent⸗ ſtand in einem Hauſe neben ber aus dem Jahre 1618 ſtammenden Servitenkirche ein Feuer, das den Dachſtuhl der Kirche und den des angrenzenden Konventhofſes einäſcherte. Nur Eyoberter rulliſcher e N —— 7 . 1 2— 4 das Kirchenſchiff und die beiden Haupttürme Panzerzug. . 406ůÆ57 2575 Fe N ö 9 6 ö 95 „00K Der gepanzerte Eiſenbahnzug als Kriegswerkzeug iſt zum erſten Male im Feldzug nutzt worden, und zwar auf franzöſiſcher Seite zur Entlaſtung von Paris in den Gefechten bei Villiers und Le Bourget. In der Folgezeit haben ſolche Züge namentlich im Burenktieg eine nicht unbe— deutende Rolle geſpielt. Im gegenwärtigen Kriege ſind Panzerzüge(und in ähnlicher Weiſe auch bon 1870%/1 be⸗ Panzerkraftwagen) gleichfalls in großem Umfange zur Verwendung gelangt, und ſelbſtverſtändlich iſt ſhre Konſtruktion nach und nach immer mehr ver— vollkommnet worden, ſo daß man ſie gewiſſermaßen als„fahrende Feſtungen“ bezeichnen kann. Freilich unzerſtörbar und uneinnehmbar ſind auch dieſe Feſtungen nicht, wie unſer Bild beweiſt. 1 EFCCCCCCCcCcoCococc(00Cb0T0TbTTbTbTbb Monaten der beiden Vorjahre. Vis jetzt ſind den deutſchen Sparkaſſen ſeit 1660 Millionen Mark zugefloſſen gegen 1465 bzw. 1315 Millionen Mark in der entſprechenden Zeit der beiden Vorjahre. Geharniſchte Abwehr eines Ober⸗ bürgermeiſters. Der Oberbürgermeiſter von Stettin verſendet eine Abwehr von erfriſchender Deutlichkeit; es heißt darin:„Um Gerüchten zu begegnen, die ihre Runde jetzt durch das ganze Reich zu machen ſcheinen, teile ich ergebenſt mit, daß ich weder Kartoffeln noch Getreide noch ſonſt etwas ins Ausland verfrachtet habe, und daß ich weder im Gefängnis noch in der Irren— anſtalt, weder entflohen noch erſchoſſen bin, wohl aber die Erfahrung gemacht habe, daß auch gebildete Leute den ſinnloſeſten Klatſch leichtfertig glauben und weitertragen.“ Leipziger Herbſtmuſtermeſſe. Die Leip⸗ ziger Stadlverordneten haben beſchloſſen, den Meſſeausſtellern anläßlich der Herbſtmuſter⸗ meſſe, die vom 26. Auguſt bis 1. September ſtallfinden wird, wiederum die Mieſsvergünſti— Jahresbeginn ſind unverſehrt geblieben. Faſt der ganze neunte Bezirk war infolge des herrſchenden Windes durch Flugfeuer gefährdet, das auch latſächlich mehrere Dachſtühle der nächſten Um⸗ gebung und ſelbſt weit gelegene Häuſer ergriff, ohne aber ernſten Schaden zu ſtiſten. Das N Innere gelitten. Verkauf der Fürſtlich⸗Schaumburgiſchen Herrſchaft Darda. Das 50 000 Kataſtral⸗ joch umſaſſende in Ungarn gelegene Gut Darda des Fürſten zu Schaumburg⸗Lippe wurde an eine durch die Ungariſche Agrar- und Renten- bank gebildete Intereſſentengruppe für Millionen Kronen verkauft. An der Trans— aktion iſt die Dresdner Bank beteiligt. Neue Erdölbohrungen in Ungarn. Die Frage der Olgewinnung iſt in dieſem Krieg, der uns von der Einfuhr abſperrte, brennend für uns geworden. Glücklicherweiſe haben, zumal in den uns verbündeten Staaten, in größerem Maßſtab als bisher unternommene Schürf— bohrungen nach Erdöl gute Ergebniſſe erzielt. In Sſterreich⸗Ungarn iſt vor allem die ſoge⸗ nannte Borvösſche Drehwage bei den Meſſungen mit ſolch großem Erfolg verwendet worden, daß man ſich jetzt entſchloſſen hat, mit ihr in der Gegend von Keoskemet und Debrezin umfang⸗ reiche Bohrungen zu unternehmen. Außerdem plant man auch in Kroatien, ſüdlich von Lipik, Schürfungen vorzunehmen, die aller Vorausſicht nach einen günſtigen Erfolg faſt ſicher erwarten laſſen. Hand in Hand mit dieſen Bohrungen nach Erdöl ſollen Bohrungen nach Erdgas gehen. Erdbeben in Mittelitalien. Nach römi⸗ ſchen Blättern haben in den letzten Tagen in Mittelitalien wieder zahlreiche größere Erdbeben ſtattgeſunden, deren Zentrum in der Gegend von Rieti liegen dürfte. Eine Uhr mit dauerndem Gang hat, „Stockholms Dagblad“ zufolge, der Schwede Theodor Dieden in Karlslund erfunden. Das Werk wird durch Luftdruck⸗ und Temperatur- ſchwankungen getrieben. Die weiblichen Rechtsanwälte in Petersburg. Weibliche Rechtsanwälte ſind nunmehr auch als Mitglieder des Peiersburger Advokatenvereins aufgenommen worden. Es handelt ſich um 20 ruſſiſche Juriſtinnen, die der Vorſitzende Karabſzewsky freundlich begrüßte ven einem Hinweis auf den Sinn der Demokratie, der es ohne Schwierigkeit gelungen iſt, den weiblichen Rechtsgelehrten zu ihrem Rechte zu verhelfen. Selbſtmord eines Finanzmannes in New Pork. Nach Meldungen aus New Pork hat dort der ſeit 1914 in Amerika naturaliſierte Bankdirektor Richard Adam Timmerſcheidt auf grauenhafte Weiſe Selbſtmord verübt. Timmer⸗ ſcheidt ſtürzte ſich, nachdem er ſich mit einem Raſiermeſſer die Kehle durchſchnitten hatte, aus einem Fenſter ſeiner im zehnten Stockwerk eines Wolkenkratzers gelegenen Wohunng auf die Straße hinab, wo der völlig zerſchmetterte Leich⸗ nam aufgefunden wurde. Eiue neuartige Schwebebahn mit 200 Meilen Stundengeſchwindigkeit wird zurzeit in Kalifornien praktiſch erprobt. Die nach dem Erfinder benannte„Fawkesbahn“ beſteht aus 15 Meter langen Wagen in Lenkballonſorm, die je 56 Perſonen zu faſſen vermögen. Die Fort⸗ bewegung der Schwebebahn geſchieht durch der Kirche, die zahlreiche Kunſtſchätze und wertvolle Bilder enthält, hat nicht zu ſehr 70 Triebſchrauben. Das neue Syſtem bedarf keiner Kraftzentrale und koſtſpieliger Anlagen, da jeder Wagen ſeine eigene Kraftquelle hat. Für in⸗ duſtrielle Zwecke mißt man der„Fawkes bahn“ große Bedeutung zu. Volks wir tſchaftliches. Trocknung von Kohlrüben aus der Ernte 1917. Laut Mitteilung der Zentralſtelle für das Trocknungsweſen ſoll die Trocknung von Kohlrüben als Kartoffelerſatz nach einer Beſprechung bei der Reichskartoffelſtelle in dieſem Jahre von der Kriegs⸗ geſellſchaft für Dörrgemüſe durchgeführt werden. An Stelle der bisherigen Lohntrocknung ſoll eine andere Verrechnungsart treten, und zwar ſoll der Trockner die Rohware zu dem Richtpreiſe ſelbſt ankaufen. Die erzielte Trockenware nimmt die Kriegsgeſellſchaſt für Dörrgemüſe zu dem feſtgeſetzten Höchſtpreiſe mit einem geringen Abſchlag ab. Das Trockengut muß von einwandfreier Beſchaffenheit und für menſchliche Ernährung geeignet ſein. Von einem Schälen der Kohlrüben kann nach den Erfahrungen des letzten Jahres nicht mehr abgeſehen werden. Gerichtsballe Schweinfurt. Die Strafkammer hat den Direktor der hieſigen Malzfabrik Kommerzienrat Georg zu 500 000 Mark und deſſen Prokuriſten Sturzenberger zu 334 830 Mark Geldſtrafe verurteilt. Die beiden Angeſchuldigten haben in der Zeit vom Herbſt 1915 bis Ende 1916 eine nicht genau feſt⸗ geſetzte Menge Malz an Brauereien nach Norddeutſch⸗ land abgeſchoben, wobei ein übermäßiger Gewinn von 480 000 Mark erzielt wurde. Der geſamte Er⸗ lös betrug 1110 060 Mark. Weiden(Pfalz). Das Landgericht verurteilte den ehemaligen Geſchäſtsführer der hieſigen Orts— krankenkaſſe, Heidacher, der 15 400 Mark peruntreut und das Geld durchgebracht hatte, zu 2 Jahren 9 Monaten Gefängnis. e ee ee e — derte ſie durch die breiten Straßen der ehe⸗ maligen Hanſeſtadt ihrem ſtillen Heim zu. Der bläuliche Septembernebel begann ſich zu lichten. Schweres, helles Licht fiel auf die altersgrauen Steinkoloſſe, die als Wohnſtätten der alten Handelsherren den Hafen begrenzten. Im Haſen lagen die Schiffe, Maſt an Maſt, mit braunem Takelwerk und ſchweren, tief⸗ farbigen Segeln, die ſich im blanken Waſſer ſpiegelton. „Das ſind die Holzſchiffe der Schweden,“ dachte Sabine. Sie blieb ſtehen, betrachtele den Bau, die Segel, ſtudierte die Namen der Schiffe und dachte mit einem gewiſſen Stolz daran, wieviele dieſer Schiffe ihr Schickſal mit em des allberühmlen Handelshauſes verknüpft hen, deſſen ſtolzer Name dereinſt ihr Mädchen⸗ name geweſen war. Und ſie gedachte mit Weh⸗ mut und Bitterkeit der Stunde, als ſie dieſen Namen mit einem fremden verkauſcht hatte, der Leid und Unglück über ſie gebracht und den ſie haſſen gelernt hatte, wie wir eine quälende Feſſel haſſen, die wir nicht abzuſchütteln vermögen. Und doch halte es Zeiten gegeben, wo der ſremde Namen ihr teurer geweſen war als irgend elwas anderes auf der Welt. Die junge Frau lächelte müde. Wie übermütig ſie damals geweſen war, Gott, und wie unerfahren. Halte ihr Leben wie eine Kette von Sonnentagen hingenommen, die das Schickſal ihr als elwas Selbſtverſtänd⸗ liches in den Schoß warf. War es nicht nur nalürlich, daß ſie reich war, glücklich war und ihr junges ſchäumendes Daſein genoß? Leben ein. Sabine hatte ſich ſpäter in ihren einſamen und traurigen Stunden oft gefragt, worin wohl das Beſondere an dieſem Manne beſtand, jener Zauber, der ſie von Anfang an in Werner As⸗ muſſens Hand gegeben hatte. Daß er weit gereiſt war, von überſeeiſchen Ländern erzählte und bei ihrem Bruder als tüchtiger Geſchäftsmann wohl angeſehen war, das alles hätte kaum irgendeinen Einfluß auf ſie ausüben können. Aber er erzählte anders als die Kaufleule der alten Handelsſtadt, die aus geſchäſtlichen Gründen ein paar Jahre Überſee mitmachten. Wenn er ſprach, waren es Farben, berauſchende, klingende Farben: man ſah die Sonne feurig über nackten, brennenden Felſen aufſteigen, man ſah das hellgrüne Meer, von weißen Quallen wie von durchſichtigen Perlenſchnüren durch⸗ zogen, und die blaue, kokosumkränzte Lagune irgendeiner Bucht mit ſlarren, gelben Korallen⸗ liffen, um die blanke Wellen mit gekrönten Köpfen ſchäumten. Es war Poeſie in dem, was er erzählle, und die Poeten waren ſelten in den Kreiſen der Kaufleute, die das Haus der Grotenius be⸗ uchten. f nd das junge, ſchwärmeriſche Mädchen er⸗ lag dieſer gefährlichen Poeſie wie einem be⸗ zaubernden Tranke. Werner Asmuſſen war anders als die Umgebung, an die ſie von llein auf gewöhnt war; nun begann ſie, ihn innerlich unendlich hoch über dieſe Umgebung zu ſtellen. Da trat eines Tages der Mann in dies mittelalterliche Faſſaden, mäuers von grünlichem Flechtwerk überſponnen; All das Kalte und Nüchterne des väter⸗ lichen Hauſes fand in ihrer Phantaſie ſeine Gegenpole in dem geliebten Manne. Er ge⸗ hörte einer anderen Welt an, er war etwas Hohes und Edles, an dem Gemeinheit und Alltäglichkeit in gleicher Weiſe wirkungslos ab⸗ prallten. So war ſie glückliche Braut und Frau ge⸗ worden. Sabine Asmuſſen beſchattete die Hand mit den Augen, als ob das grelle, kalte Licht des Herbſtmorgens ſie blendete; aber ſie zerdrückte dabei zwei klare Tränen in den großen, blauen Augen. Nicht daran denken, an all das fiefe Leid, das ſie in den kurzen Jahren ihrer Ehe von dieſem Manne erfahren hatte! Mit zuſammen⸗ gepreßten Lippen lugte ſie angeſtrengt über den Hafen hin. In der Ferne, wo das Meer begann, lagen die Wellen hellblau und ſilberüberſchüttet: nach dem Uſer zu wurden die Tönungen dunkler; gingen allmählich in ein tiefes Grau mit leicht violetten Schattierungen über, das ſich mit weißer Giſcht an den ſteil auſſteigenden, ſteinernen Ufern brach. Hinter dem Kai er⸗ hoben ſich die alten Handelshäuſer: ſtrenge, das Grau des Ge⸗ ſie ſahen auf den Hafen hinaus, als wollten ſie die ankommenden Schiffe zählen und ihre Ladung abſchätzen, heute noch wie einſt vor Jahrhunderten. Das Haus der Grotenius war jünger als die übrigen. Nur das Portal verriet noch mittelalterliche Architektur; ſonſt war das Haus ein unförmlicher, dunkler Kaſten mit hohen Fenſtern, dem man ſchon von außen die großen, behäbigen Räume anſah, die er barg. Das untere Stockwerk bewohnte Hans Gro— tenius, der Inhaber der Firma, im zweiten hatte Sabine ſeit ihrer Verheiratung ihr Heim aufgeſchlagen. Es war lichter, bunter, tändelnder, als es der Sitte der alten Stadt und dem Brauche des Hauſes entſprach, lachendes Mädchentum und das ſtille Glück der jungen Frau hatten viele anmutige Dinge hier zuſammengetragen, das Leben heiterer und fröhlicher zu geſtalten; und doch empfand Sabine Asmuſſen jetzt ein fe wenn ſie durch die behaglichen Räums hritt. Sie halle die weiße Helferinnenſchürze mit der Roten⸗Kreuz⸗Binde abgelegt, ſtand nun in ihrem ſchlichten ſchwarzen Kleide vor dem Spiegel und ſah prüfend in ihr ſchmales, regel⸗ mäßiges Geſicht, in das die letzten Jahre ein paar ſcharſe Falten gegraben hatten. Die kindlichen, hilfloſen Züge der jungen Frau von Sanden fielen ihr ein, der tiefe Schmerz des Abſchieds in den verweinlen Augen, und mit einem Gefühl der Bitterkeit, in das ſich faſt etwas wie Neid miſchte, wandte ſie ſich vom Spiegel ab und trat ans Fenſte⸗ Es lat ihr wohl, in ſolchen Stimmunger aufs Waſſer hinauszublicken. Das ewig unruh⸗ volle Bild, das ewig Wogende und Wechſelnde fefa zu ihrer eigenen Seele und übte eine eltſame beruhigende Wirkung auf ſie aus. N 1 Fortſetzung folgt.)