10* itlicher Teil. Bekanntmachung. Montag, den 16. ds. Mis. vormittags 9 Uhr wird auf dem Rathauſe dahler der Dung des gemein⸗ heitlichen Faſelſtalles an die Meiſtbletenden verſteigert. Viernheim, den 13. Juli 1917. Großh. Bürgermeisterei Viernheim. Lamberth. Bekanntmachung Montag, den 16. ds. Mis. vormittags 9 Uhr wird auf dem Rathauſe dahler die Lieferung von 30 Ztr. e für den Faſelſtall an die wenigſtfordernden vergeben. Viernheim, den 13. Juli 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Bekanntmachung. Montag, den 16. Juli vormittags 9 Uhr werden einige zur Zucht untauglichen Ziegenböcke an die Meiſtbietenden öffentlich verſteigert. Viernheim, den 13. Juli 1917. Großherzogliche Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Bekanntmachung. Wir benötigen zur Fütterung unſerer Faſeltiere ein mit Klee beſtelltes Grundſtück. Derjenige, welcher ein ſolches zu vergeben hat, wolle am Montag, den 16. d. Mts., vormittags 9 Uhr in der dortſelbſt anberaumten Perſteigerung im Rathauſe ſein Angebot machen. Viernheim, den 13. Juli 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Bekanntmachung. Betr.: Ausgabe von Brotmarken. Die Ausgabe der Brotmarken für die Zeit vom 16. bis 29. Juli 1917 erfolgt am Montag, den 16. Juli 1917 vormittags in der ſeither üblichen Reihen⸗ folge. W Aenderungen im Perſonenſtande ſind vor der Ausgabe auf unſerem Lebensmittelbüro zu melden. Viernheim, den 12. Juli 1917. Großherzogliche Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Bekanntmachung. Betr. Abgabe von Koks aus dem Gemeindegaswerk. Die Gaskommiſſton hat in ihrer Sitzung vom 12. ds. Mts. beſchloſſen die Kokspreiſe ab 15. Juli 1917 wie folgt zu erhöhen: 1. Sorte gebrochen pro 50 Kg. 2,60 Mk. 2, o ie„ 50.„ 250 Mf. 3.% Grus„50„—,80 Mk. Viernheim, den 13. Juli 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim Lamberth. Bekanntmachung. Betr.: Abgabe von Amoniakwaſſer. Durch Beſchluß der Gaskommiſſion vom 12. ds. Mts. wird der Preis für Amoniakwaſſer ab 15. Juli 1917 auf 80 Pfg. pro 100 Ltr. erhöht. Viernheim, den 13. Juli 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim Lamberth. Bekanntmachung. Betr.. Abgabe von Gas aus dem Gemeindegaswerk. Mit Rückſicht anf den ungeheueren Kohlenaufſchlag hat die Gaskommiſſion beſchloſſen die Gaspreiſe ab 1. Auguſt 1917 wie folgt zu erhöhen: 1. Leucht⸗ und Kochgas pro ebm. 24 Pfg. 2. Motorgas U l 22 Pfg. Viernheim, den 12. Juli 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim Lamberth. Bekanntmachung. Betr.: Kartoffelverſorgung. Anſtelle der nicht mehr zu beſchaffenden Speiſekar⸗ toffeln, die nunmehr bei jeder Familie faſt zur Neige gegan— gen find, werden die nachſtehenden Lebensmitteln an alle in den Kundenliſten der Händler eingetragenen Perſonen veraus— gabt. Es entfallen auf den Kopf der Bevölkerung: 125 Gramm Haferflocken, 50 Gramm Graupen, 55 Gramm Suppenwürfel, 25 Gramm Kartoffelſuppenmehl und 20 Gramm Erbſenſuppenmehl. Die Ausgabe erfolgt von Dienstag, den 17. ds. Mts. ab bei denjenigen Spezereihändlern, wo der Zucker ſeither bezogen wurde. Die Verteilung an die einzelnen Händler erfolgt am Montag, den 16. Juli 1917, von nachmittags 2 bis 5 Uhr in der Behauſung des Obmannes Winkenbach und wird gebeten, daß die Händler bei der Abholung keine Kinder ſchicken. Die Lebensmittelkarte iſt den Händlern bei der Aus⸗ gabe vorzulegen und haben dieſe entſp. Eintragung überkdie erhaltenen Mengen Graupen und Haferflocken zu machen. Viernheim, den 13. Juli 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Bekanntmachung. Betr.: Sprechſtunden des Bürgermeiſters. Es wird bekannt gegeben, daß der Unterzeichnete infolge großer dienſtlicher Ueberlaſtung und dadurch bedingter Abſpannung bis 1. Oktober ds. Js. nur in der Zeit von vormittag s 8½ bis Illüuhr zu ſprechen iſt. Nach dieſer Zeit haben nur ſolche Perſonen Zutritt, die zum Erſcheinen beſonders vorgeladen ſind! Viernheim, 10. Juli 1017. i Großh. Bürgermeiſterei Viernheim Lamberth. Bekanntmachung. Betr.: Milchverſorgung. i In den letzten Tagen wurden uns wiederum mehrere Milchproduzenten, die Milch trotz unſeres Verbots noch an Nichtverſorgungsberechtigte liefern, gemeldet. Wir ſehen uns deshalb veranlaßt, erneut auf die ge⸗ ſetzlichen Beſtimmungen und insbeſondere auf unſere letzte Bekanntmachung obigen Betreffs vom 9. Juli 1917 auf- merkſam zu machen und fordern alle milchproduzierenden Landwirte letztmals auf, ihre überſchüſſigen Milchmengen bei Vermeidung von Strafanzeige von kommenden Montag, den 16. ds. Mts. ab, bei der Sammelſtelle Anton Adler Ww. zur Ablieferung zu bringen. Von hier aus gelangt dann die Milch an die von uns angewieſenen Verſorgungs⸗ berechtigten zur Verteilung. f 9 Nach Ablauf der obigen Friſt werden wir uns über⸗ zeugen, ob unſeren Anordnungen entſprochen wurde und alle diejenigen milchproduzierenden Landwirte, die keine Milch an die Sammelſtelle abliefern, veranzeigen. Viernheim, den 13. Juli 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim Lamberth. Bekanntmachung. Betr.: Schutz der Ernte 1917. Unter Hinweis auf die von uns in dieſer Sache er⸗ laſſenen Bekanntmachungen bringen wir hiermit nochmals zur allgemeinen Kenntnis, daß es dringend notwendig erſcheint in dieſem Sommer dem Feldſchutz die größte Auf— merkſamkeit zuzuwenden, da zu befürchten iſt, daß die Zer— ſtörung der Feldfrüchte von Kriegsgefangenen, feindliche Agenten, oder ſonſtigen das Tageslicht ſcheuenden Individuen verſucht worden wird. Wir machen daher unſeren Landwirten, denen Kriegs— gefangene zur Arbeit zugewieſen worden ſind, zur dringen— ſten Pflicht, dafür zu ſorgen, daß kein Gefangener unbeauf— ſichtigt ins Feld geht, daß die Gefangenen bei der Arbeit ſtändig beaufſichtigt werden. Keinem Kriegsgefangenen darf getraut werden, ſehr viele haben geheime Weiſungen, die ſie weiterzugeben haben, erhalten, wie ſie unſere Ernte zer— ſtören können. Im Uebrigen machen wir wiederholt darauf aufmerkſam, daß jeder Landwirt nach Möglichkeit ſeine Fel— der bewacht. Viernheim, den 13. Juli 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim Lamberth. Bekanutmachung. Regelung der Eierverſorgung. Unſere beiden Aufkäuferinnen werden von Montag, den 16. ds. Mts. an wiederum mit dem Einſammeln der angeforderten Eier beginnen. Auch diejenigen Geflügel— halter, denen verſehentlich keine Anforderung zugegangen iſt, haben ihrer Ablieferungspflicht ſoweit dies noch nicht ge— ſchehen iſt, ſofort nachzukommen. Unter Bezugnahme auf unſere früheren Bekannt- machungeu obigen Betr. fordern wir alle Geflügelhalter auf, die angeforderten Eiermengen nach Möglichkeit zur Ablie— ferung zu bringen, da im Welgerungsfalle der Ausſchluß von der Lebensmittelverſorgung und ſtrafrechtliches Ein— ſchreiten erfolgen muß. Alle diejenigen Geflügelhalter, die bei der letzten Sammlung überhaupt keine Eier abgeliefert haben, wurden bei Großh. Kreisamt Heppenheim veranzeigt und haben ſich dieſe Nachteile ſelbſt zuzuſchreiben. Viernheim, den 14. Juli 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim Lamberth. Gemeindekaſſe. Nächſten Dienstag, den 17. d. Mts. werden die Familienunterſtützungen, ſowie die Hausmietezuſchüſſe in ſeitheriger Ordnung ausbezahlt. Es muß immer wieder darauf aufmerkſam gemacht werden, daß dieſe Ordnung, namentlich bei Doppelauszah— lungen ſtreng eingehalten werden muß, um allzuſtarken Andrang in den erſten Vormittagsſtunden zu vermeiden. Viernheim, den 14. Juli 1917. Jöſt. Bekanntmachung. Das erſte und zweite Ziel Staatsſteuer kann aus- nahmsweiſe noch am Montag, den 16. d. Mts. ohne Pfandkoſten[bezahlt werden.— An Kleingeld iſt immer noch kein Ueberfluß und wollten wir dieſerwegen auf unſere früheren bezüglichen Erſuchen hinweiſen. Gr. Untererhebſtelle: Jöſt. FETT Vorzüglich für Gesicht und Hänge Vaselin-Waschstück D Stück 25 Pfg. Nik. Werle, Hügelstr. Betr.: Landw. Bezugs⸗ und Abſatz⸗Genoſſenſchaft. Nächſten Montag Nachmittag gelangt E Hühnerfutter zur Verteilung und zwar für die Buchſtaben von A6 von 12 Uhr „ HM 2— 8 „ NR „ S 8„ An unſerer Preſchmaſchine findet noch ein Arbeiter Am Mittwoch, den 18. d. Mts., vorm. 0 Uh. läßt 1. Nikolaus Schäfer 1. Witwe ihre große Allemend und 0 2. Wilhelm Dölcher verſchiedene Grun. ſtücke ſeiner großen Allmend, ſowie 3.5 Johaun Schalk 3. Witwe verſchiehe le Grundſtücke ihrer großen Allmend 1 auf dem Rathauſe dahier auf die Dauer der Geuuß⸗ zeit verpachten. Viernheim, am 13. Juli 1917. Großh. Ortsgericht Viernheim. der ug deb in allen Grössen vorrätig bei eee Mez, Vater& Söhne, Weinheim Angenehme Arbeit. Jugendwehr Ir Heute Abend 1/9 Uhr finden die Endkämpfe ſtatt, für die— jenigen, welche in Rimbach nicht mitgemacht haben. Voll— zähliges erſcheinen iſt dringend notwendig. Auch die in Rim— bach dabei waren, müſſen erſcheinen. e 80 l 2 ö 7735 un an Zu mieten geſucht bis Zimmer ⸗ Wohnung event. ganzes Wohnhaus. Von, wem, zu erfragen in Expedition d. Blattes. Verhalten bei Fliegerangriffen. 1. Ruhe iſt die erſte Pflicht. als Fliegerangriff. Panik iſt geſährllcher 2 Suücho e 1 1 1 h 2 2. Suche Schutz im nächſten Haus! Fort von Haustüren und Fenſtern! Fort von! Straße! f Straße! Neugler iſt Tod! 2* unc qu 4 1 3. Fehlt Häuſerſchutz, dann Niederwerfen in Gräben oder Vertiefungen. 4. Nachts kümmere dich um keinen Angriff. Dellkatog.- Kaninchen Fleischwurst! (zaum Sieden) Mk. wird solange Vorrat reicht das Pfund zu 4. abgegeben! 9 Mannheimerstrasse 55. N 00 Kirchliche Anzeigen der evangel. Gemeinde Sonntag, den 15. Juli. Vorm. 9 Uhr: Chriſtenlehre Vorm. 10 Uhr: Gottesdienſt. Vorm. 11 Uhr: Kindergottesdienſt. Abends 8 Uhr: Jugendvereinigung Abends 8 Uhr: Jungfrauenverſammlung. Mittwoch, den 17. Juli. ö Abends 8 Uhr: Krlegsbetſtunde Donnerstag, den 18. Juli. Abends 8 ½½ Uhr: Strickabend. Gottesdienſt⸗Orduung der israel. Gemeinde 14. Juli. 24. Tammus. 2 830 Uhr 800 Uhr 400 Uhr 1060 Uhr tt Sabatt⸗Anfang „ Morgen „ Nachmittag „ Ausgang. Wochentag Abend 80 Uhr 5 Morgen 60 Uhr 1 Perek 1. Wochenabſ Pinchos Beſchäftigung. Meldung ſofort bei unſerem Rechner Abler⸗ Der Porſt an d. Neumondwelhe des Monate Av. Neumondfeler des Monate Ap it Freitag, cnnntstheks eme hn — Dienstag, Donnerstag u. Samstag Erſcheint wöchentlich dreimal: jeruheimer Bürger Zeiti Celhlls⸗ Ane Organ für Jedermann Vereins ⸗ Anzeiger I Auzeigenpreis: Bezugspreis: 40 Pfg. pro Monat frei ins Haus gebracht Gratis⸗Beilagen: „Illuſtriertes Sonntagsblatt“, illustriertes Unterhaltungsblatt„Deutſche Kraft“, Wandkalender und Fahrplan. Amtsblatt der Großh. Bürgermeiſterei Viernheim Euthält alle amtlichen Ankündigungen der Behörden Vieruheims und Umgebung. Inſerate finden in der Bürger⸗Zeitung wirkſamſte Verbreitung.— Für Wohnungsinſerate Ausnahme⸗Tarlf. Redaktion, Druck und Verlag: J. Martin, Viernheim, Nathausſtraße Die lſpaltige Pelitzeile oder deren Raum 20 Pfg., auswärliz uſerate 25 Pfg., die Neklame⸗Petitzeile 40 Yig. Bel öfteren Wiederholungen und größcren Aufträgen entſprechender Nabatt. Beilagen im Gewichte bis zu 8 Gramm 6 Mk. fürs Tauſeud. Bei Klage⸗Erhebung, zwangsweiſer Bei⸗ treibung uſw. wird Nabatt hinfällig. — —— Dienstag, den 17. Juli 1917 Dr. Michaelis zum Reichskanzler ernannt. * Zum Reichskanzler wurde der Unterſtaatsſekretär Dr. Michaelis ernannt. Die nächſte Reichstagsſitzung findet Donnerstag, den 19. Juli ſtatt. Der neue Reichskanzler wird in dieſer Sitzung ſprechen, auch ſoll die neue Kreditvorlage zur Ver— abſchliedung gebracht werden. Lokale Nachrichten. Vieruheim, 17. Juli. Die Gerſte neuer Ernte reſtlos beſchlagnahmt. Gemäߧ 1 der Reichsgetreideordnung für die Ernte 1917 vom 21. Juni ds. Js. iſt die Gerſte neuer Ernte reſtlos für den Kommu— nalverband beſchlagnahmt, in deſſen Bezirk ſie gewachſen iſt. Landwirte der Frühdruſchgebiete, die Gerſte ernten ſind daher verpflichtet, den geſamten Ernteertrag mit alleiniger Ausnahme des Saatgutes abzuliefern. Viernheim, 17. Juli. Die Ernte hat begonnen. Nachdem im Laufe der verfloſſenen Woche ſchon reifes Ge— treide, beſonders Korn und Gerſte, abgemäht worden war, konnte geſtern und heute das gut gereifte und getrocknete Getreide eingeführt werden. Der Körnerertrag iſt zufrieden— ſtellend. Auch die Dreſchmaſchine iſt ſchon in ſtarkem Betrieb. § Wichtige Bekanntmachungen ſind im„Amtl. Teil“ der heutigen Nr. abgedruckt. — enbau von Oelſaaten. Der Kriegsausſchuß ar pflanzliche und tieriſche Oele und Fette, Berlin, macht ie Landwirte, welche beabſichtigen, Oelſagten anzubauen. arauf aufmerkſam, daß Saatgut von Raps und Rübſer us anerkannten Saatgutwirtſchaften bei den zum Han— zel mit Sämereien zugelaſſenen Firmen oder durch Ver- nittlung der Landwirtſchaftskammern bezogen werden ann.— Der Preis iſt Mk. 0.90 für 1 Kg. zuzüglich der utſtehenden Koſten für Anfuhr zur Bahn, Fracht, Ver— ackung uſw. Landwirten, denen Bezugsquellen nicht be— annt ſind, können ſolche durch die Landwirtſchafts— aͤmmern und die Ernte-Abteilung des Kriegsausſchuſſes, gerlin W. 8, Mauerſtraße 53, nachgewieſen werden. — Auf die 6. Kriegsanleihe, deren Geſamtergeb— ais nunmehr auf 13 122 069 600 Marl fes geſſellt iſt, ſind u der Berichtswoche 118,2 Millionen Mark neu einge— zahlt worden, ſodaß nunmehr 12 632,7 Millionen Marl leich 96,3 Prozent des endgültig bekanntgegebenen Zeich— lungsreſultats eingezahlt ſind. An Kriegsanleihedar— chen ſind in der Berichtswoche 48 Millionen Mark ge— Fährt worden, und der Betrag der insgeſamt für die ſwecke der Einzahlungen auf die 6. Kriegsanuleihe her— egebenen Darlehen beläuft ſich nunmehr auf 392,3 illionen Mark gleich 3,10 Prozent des vollbezahlter luleihenennwertes. 9 — Der Arbeitsmarkt zeigte in Baden in den bergangenen Wochen eine nicht unerhebliche Belebung. In der männlichen Abteilung waren insgeſamt beinahe 11000 offene Stellen im Mai angemeldet geweſen. Bei dem andauernden Mangel an Arbeitskräften aller Art konnte allerdings dieſer große Bedarf nur in ganz unzulänglicher Weiſe gedeckt werden. 53 vom Hundert der verlangten Arbeitskräfte konnten nicht beſchafft wer— den. Auch in der weiblichen Abteilung macht ſich all mählich ein Rückgang der Zahl der Arbeitſuchenden be— merkbar. — Wildernde Hunde. Es ſind Klagen darüber laut geworden, daß ſich in letzter Zeit die Fälle meh— ren, in denen Hunde unbeaufſichtigt in Feld und Wald herumſtreifen und dem Wild nachjagen. Im Intereſſe der Sicherſtellung der Volksernährung werden die Be— ſier von Hunden dringend gebeten, dieſe nicht frei in Feld und Wald laufen zu laſſen; auch wird darauf ufmerkſam gemacht, daß ſich nach 8 147 Pol.⸗Str.⸗G.⸗ 6. ſtrafbar macht, wer ſeinen Hund im Feld oder Wald agen läßt, ohne daſelbſt jagdberechtigt zu ſein. Nach ei— er halbamtlichen Notiz in der„Karlsr. Ztg.“ ſind die zuſtändigen Behaͤrben und Beamten angewieſen, Zu⸗ widerhandlungen unnachſichtlich zu verfolgen. Im übri⸗ en laufen Hundebeſitzer, welche es nicht verhindern, 8 10 Hunde auf fenden Jagdgebieten jagen, Ge⸗ fahr, daß die Hunde vom Jagd berechtigten oder deſſen Angeſlellten erſchoſſen werden. e 5 — Der Poſtverkehr zwiſchen Dentſchland und Griechenland iſt eingeſtellt und findet auch auf dem Weg über andere Länder nicht mehr ſtatt. Es werden fortan keinerlei Poſtſendungen nach Griechenland mehr ange— nommen; bereits vorliegende oder durch die Briefkaſten eingelieferte Sendungen werden den Abſendern zurück— gegeben. Der Telegraphenverkehr nach Griechenland iſt gleichfalls eingeſtellt. — Felppoſtverkehr. Vor der Verſendung von flüſſigen, halbflüſſigen oder leicht ſchmelzenden Genuß mitteln ins Feld in ungenügenden Verpackungen wird viederholt gewarnt. Auch die in letzter Zeit in Tages— eitungen angeprieſenen ſog.„Schlauchpackungen“ ſind für die Verſendung ſolcher Genußmittel— zumal in her heißen Jahreszeit— wenig geeignet, da die Schläuche m Falle der Gärung leicht platzen oder Feuchtigkeit üſw. abſetzen und dadurch andere Sendungen beſchädigen. Für die Verſendung der porbezeichneten Gegenſtände iſt in erſter Linie die Verwendung von Blechbehältern mit feſt ſchließenden Deckeln anzuempfehlen. Hartpapier— doſen mit eingemachtem Obſt oder Marmelade ſind in gut zerſchnürten Pappkäſten mit Wellpappeeinlage zu ver— hacken. —— * A 2 Vermiſchtes. El⸗Abnormitüten. Auch die Hühner ve allen jetzt auf aller; ſei Bosheiten, weil ihnen das Futter nicht mehr behagt. St neint wenigſtens ein Leſer der„Münchn. N. Nachr.“, der das Er⸗ zeugnis einer bisher gutwilligen Leghenne,! it dem ſie ihre Som, merſaiſon beſchloß, unter Beifügung nach ſolgender humorvollen zeilen einſandte:„Liebe Neueſte! Bel dem„billigen“ un „guten“ Futter(vom Kommunalverband) kommen die Hühner in der Elerfabrikation auf allerhand Gedaſiken, wle ſie ihren Herrn zuliebe etwas tun können. Eine meiner Gekkeuen hal ſſun heute angefangen, keine Eier mehr, ſondern„lauge Na⸗ ſen“ zu legen. Ob das wegen dem Eie zauber geſchieht und öb dieſe Naſe irgend einer amtlichen Verzargungsſtelle als be, ſondere Anerkennung gedeutet werden ſoll, das weiß ich leider licht. Iſt mir auch uſcht bekannt, ob die Henne, der Papiernor zum Trotz. damit auch noch„Naſenkarten“ gedruckt werden nüſſen, mit diefer Fabrikation ſortfahren bird“ Von and ner Seite wurde ein noch boshafteres Huhn in ſeiner wügſten Cos ſtung zwei ganz kleinen mit den Schalen verbündenen horgeſührt. Der Beſitzer meint, das Huhn wolle zum druck bringen:„Ich kann, aber ich mag nicht“ Zeitungs Irb'äm Eine der älteſten rheinſſchen und deut ſchen Buchdruckerfamilien, die Firma Gebr. Ho fer in Saar⸗ bhrücken konnte am 1. Juli auf einen 1 ührigen Beſitz der ehe maligen Naſſau Seh nh cen Hoſbuchdruckerei Zurüchb cken Im Jahre 1761 gründete ſie das„Allgemenme Wo blatt“, aus dem die„Saarbrücker Zeitung“ hervorgegangen iſt. Eine hübech gusgeſtattete Feſtichrift zu dem Juhtläum gibt einen intereſſan— en Rückblick auf die Entwicklung des Betriebs aus kleinen An ſfängen durch alle Unbilden, die das Grenzland zu erdulden hatte, zu der heutigen modernen Geſtaltung. Zurüch halt r Kriegsgefangener zut Zwangsa.ebeit — eine neue engliſche Friedensbedingung. Bei einem Jeſteſſen Aklärte der Premieiminiſter von Neuſüdwales, Holman, laut „Daily Tel.“ vom 29. 6.: Oeutſchland werde unter keinen Um— ſtänden in der Lage en, nach dem Kriege eine Kriegsenkiche digung zu bezahlen. Er ſchlage daher als eine der den Deut ſchen aufzuerlegenden Friedensbedingungen vor. die deulſchen Kriegsgeta genen euch nach Frtedengſchluß zurückzuhalten und ſie zu den Lohnſätzen der britiſchen Gewerkhereine zur Arbeit zu zwingen anſtatt ſte nach Deutſchland zurückkehren zu haſſen, wo ſie der deutſchen Jadeſtrie wieder guſhelfen würden Deutſch land ſei bereits bankerott; daher ſei die einzige Leiſtung. die man von ihm erzielen könne. die Arbeitskraft der in britiſche Hände geſaſlenen Kriegsgefangenen. Friedensagitation in Ttalſen.„Giornale bliei“ ſtellt die nachſtehenden Pegteſtfragen;: Iſt 6 Roms erlaubt, Unterſchriften für den Irleden Zu, ſammeln!? Dürfen angeworbene Frauen, in den Straßen ſchteien? Darf man das Volk auffordern. Proleſtkundgebungen gegen die Jort— dauer des Krieges vor dem Abgeordnetenhaus zu veranſtalten 7 Weiß der Innenminiſter Orlando von alledem nichts? — Vorſicht bei Flugzeugen. In letzter Zeit haben ſich mehrfach Unglücksſälle dadurch ereignet, daß Perſonen ſich unvorſichtig Flugzeugen genähert haben, die im Begriffe waren. zu landen oder auſzuſteigen. Ferner wird von Grundbeſitzern über Flur ſchäden gekſagt. die von der Beböllerung, namentlich der Jugend, durch rückſichtsloſen Zulauf zum Landungsplatz verurfacht ſind. Da Landungen im Gelände Eiern Aus dei Lapori Pub es in der Nähe außerhalb von Flugplätzen unvermeidlich ſind und hüufta gar nicht oder nur Kurze Zet vorher vorauszuſehen ſind, können Abſperrungs- maßfregeln meiſtens nicht oder nur unvollkommen durchgeführt verden. Eine Abhilfe iſt nur zu erwarten, wenn eine all⸗ ſemeine Belehrung der Bevölkerung, insbeſondere der Jugend, ſtattfindet. Dabei wäre nicht nur vor den Gefahren zu warnen, telche die Nähe landender oder auſſteigender Flugzeuge mit ſich bringt, ſondern auch auf die im volllswirtſchaſtlichen In. ereſſe unbedingt nötige Schonung angebauter Felder eindring. lich hinzuweſſen. Es wäre mit Dank zu begrüßen, wenn ſſch Eltern, Lehrer und Behörden dleſer Aufgabe unterziehen ulfrden. — Abrälzung des Warenumfahſtempeis. Für Lieferungen von Ware 5 Verträgen, die erſt nach dem 30. September 1916 cbgeſch wurden. enthielt das Geſetz über den Warenum; U el heine Regelung. Die ſteuerpflichtigen Ver⸗ äußerer ſtellten ſich daher auf den Stondpunkt der Abwärzung des Umſatzſtempels und ſchlugen ihn dem Kaufpreis zu. Die Steuerbehörde hielt ſich an den Verkäufer der Ware und überließ es dieſem, ob er die Steuer auf ſich ſitzen laſſen oder ſie auf den Preis ſchlagen und wieder weiter abwälzen wollte. Dadurch entſtanden zahlloſe Reibereien zwiſchen Cie— feranten und Verbraucher. Dieſen unſicheren Zuſtänden im Handel mußte abgeholſen werden. Das Geſetz über einen Warenumſaßzſtempel erhielt eine Ergänzung durch das Geſetz über die Abwälzung des Warenumſatzſtempels. Nach dieſem iſt es verboten, für Lieferungen aus Verträgen, die nach dem 0. September 1916 abgeſchloſſen ſind, den auf die Lieferung antfallenden Warenumſatzſtempe! dem Abnehmer neben dem Preiſe ganz oder geſondert in Rechnung zu ſtellen. Auch die Rüchwälzunn wurde verboten. Es hakte ſich in der Praxis gezeigt. daß Wiederverkäufer, namentejch Warenhäuſer, geſtützt nuf ihre wirtſchaftliche Uebermacht, vielfach dazu übergingen. den von ihnen beim Weiterverkauf zu entrichtenden Stempel ihren Lieferanten an der Rechnung zu kürzen. Dieſer hatte dann nicht nur den Stempel von ſeinem Umſatz an den Wiederverkäufer, ſoudern auch den zweiten Stempel des Wie⸗ berverkäufers von deſſen Umſatz zu tragen. Dieſe Zuſtände waren unhaltbar und mußten, da durch Einführung von Höchſtpreiſen auf die verſchiedenſten Waren die Preisregelung durch die freie Konkurrenz im Handel unterbunden wurde, geſetzlich geregelt werden. Das Geſetz, das die Abwälzung ind Rückwälzung des Warenumſaßzſtempels verbietet, iſt am 4. Juni in Kraft getreten. e bitung auf entwichene Kriegsgefangene. Dauer des Krieges haben ſich mit dem warmen Jahreszeit die Fälle gemehrt, daß Kriegsgefangene aus ihrem Lager oder ihrer Arbeits— ſtelle entweichen und verſuchen, ſich zur Grenze durch— zuſchlagen. Die Gefangenen verſtecken ſich gewöhnlich bei den Wäldern und marſchieren bei Nacht. Ihre täuſchend, ihr Benehmen ſo, daß ſie Verdacht zu erwecken. Perſonen, die erhalten oft einen Gruß in deutſcher Dies ſind meiſt die einzigen deutſchen Worte, fangenen geläufig ſind. Bei der Wichtigkeit, hen eines jeden Kriegsgefangenen bei— zjelegt werden muß, nicht zuletzt wegen der Nachrichten, die Heimg bringt, iſt es Pflicht jedes Deutſchen, ge zur Entdeckung beizutragen. Es empfiehlt zcſouders auf dem Lande, verdächtige Perſonen durch der kurze Auſprache zum Sprechen zu veranlaſſen. rd ſich dann ſofort herausſtellen, ob der Wanderer iſtander nicht. N Bei der langen Cuntyitt der Dag in Verkleidung iſt oft berſuchen, keinen iſmen begegnen, dem die dem Entwei Gottesdienſt-Ordunug 25 10 5 der katholiſchen Gemeinde. In der neuen Kirche an Mittwoch: /7 Uhr 2., 7 Uhr 3. S.⸗A. Philipp Herſchel Donnerstag: ½7 Uhr 3., S.-A. geb. Wetzel Uhr beſt. E.-A. für Krieger Alexander Wunder, beiderſ, Großeltern und Angehörfge. Freitag: /7 Uhr 2., ¼7 Uhr 3. S.-A. für den den Hel— dentod fürs Vaterland Johann Neff. 5/7 Uhr 2., ¾7 Uhr 3. S.⸗A. für Schindler geb. Beickert. Am Donnerstag iſt bei um ½7 Uhr hl. Meſſe. Werktagen für Johann für Anna Marg. Georgi 1 11 1 — Samstag: Marg, den Barth. Schweſtern Werktagen: Matthäus Ohnek. In der alten Kirche an Mittwoch: ½7 Uhr geſt. S.-A. für Ehefrau Barb. geb. Eppel. Freitag: /½7 Uhr geſt. S.-A. für Georg Kühner. Ehefrau A. Maria geb. Georgi und Anverwandte. Samstag: ½7 Uhr geſt. S.-A. für Adam Mandel, beide Ehefrauen A. Maria und Katharina für Anton Englert und Angehörige. Am nächſten Sonntag iſt gem. hl. Kommunion für dio Schüler der H. F. Lehrer Beller und Schmuck. Beicht Samstag um 2 Uhr. Ferner hl. Kommunion für die Unterabteilung der Jünglingsſodalität. Pflanzt Gemũsel l 1 Das Reichstags wahlrecht für Preußen. Der neue Erlaß Kaiſer Wilhelms. Der Erlaß Kaiſer eine Ergänzung der zulegende Klarheit. Die in neben dem direkten und geheimen Wahlrecht vorzuſehen habe, letzterem Sinne entſchieden worden. Willen kundgibt, bekräftigt er in Gewaltiges auferlegt iſt. Deutſchland, den Seine Majeſtät mit der Z nung des Erlaſſes vollzogen hat. * Wilhelms, der gleichſam Oſterholſchaſt iſt und be⸗ ſtimmt, daß der dem preußiſchen Landtage vor⸗ 0 Gesetzentwurf auf der Grundlage des gleichen Wahlrechts aufzuſtellen iſt, ſchafft, ſo ſchreibt die halbamtliche Nordd. Allg. Ztg.“, über die Frage des preußiſchen Wahlrechts volle l der Oſterbotſchaſt zunächſt offengelaſſene Frage, ob die Reformvorlage Wahl⸗ verfahren ein Pluralwahlrecht oder das gleiche iſt nunmehr in Damit iſt dem Staatsminiſterium ein beſtimmter Weg für die Auſſtellung der Vorlage vorgezeichnet, über die der Landtag zu beſchließen haben wird. In⸗ dem der König in freier Eutſchließung ſeinen weithin wirkender Tat ſein ſeſtes Vertrauen in unſer Volk, das ſo Glänzendes vollbracht hat, dem ſo Es iſt ein Akt von entſcheidender Bedeutung für Preußen und für Mit dieſem Kaiſerlichen Erlaß iſt indeſſen zie innere Kriſe noch nicht gelöſt. Da die ſchwebenden Fragen auch die Bundesſtaaten berühren, wird zunächſt der Ausſchuß für aus— wärtige Angelegenheiten zuſammentreten. Dann ll wird ſich die weitere Entwicklung überſehen aſſen. Im deutſchen Blätterwald iſt naturgemäß 500 el eie, neſgehenge polunche Vebellung eizumeſſen ſei. Bezeichnend iſt eine offenbar halbamtliche Außerung der Weſtminſter Gazetle“, in der es u. a. heißt:„Die erſte Staffel auf dem Wege zum Frieden iſt, daß die Deutſchen ihre größenwahnſinnigen Träume aufgeben und zu einer geſunden Kritik ihrer ſelbſt und ihrer Regierung erwachen. Wenn von hier eine Stimme das deutſche Volk erreicht, dann können wir nicht genug wiederholen, daß wir gegen das Preußentum den Krieg führen, und wenn wir auch dem deutſchen Volke nicht vorſchreiben wollen, wie es ſich regieren laſſen ſoll, ſo möchten wir doch betonen, daß die Garantien, die wir beim Friedensſchluß brauchen, viel ſchwerer ausfallen würden, wenn wir dann mit einem ungebrochenen Preußentum zu tun hätten, ſtatt mit einem ſreien Deuſſchland, dem wir ver— trauen können.“ Der Pariſer„Temps“ ſchreibt(und zeigt damit, wie namenlos eniſtellt man die Porgänge im Auslande ſieht):„Es iſt nicht zu leugnen, daß es ein bedeutſames Ereignis wäre, wenn die kaiſerliche Macht in Deutſchland zuſammen⸗ ſtürzen würde, denn Wilhelm II. iſt gleichzu⸗ ſetzen mit dem preußiſchen Militarismus. Aber der Fall der Hohenzollern wäre erſt dann von großer Bedeulung. wenn er die logiſche Folge des Zuſammenbruches der deutſchen Heere wäre. Wenn das Verſchwinden der Dynaſtie die mili⸗ läriſche Kraft der Mittelmächte beſtehen läßt, ſo würden wir nur ſehr fragwürdige Bürgſchaften für die Sicherheit des Friedens in der Zukunft erhalten.“ Endlich ſei noch auf einen Artikel des deutſch⸗feindlichen Amſterdamer„Telegraaf“ hin⸗ gewieſen, in dem u. a. ausgeführt wird:„Wenn die heutige Regierung(in Deutſchland) einen Englauder versagten ihm nicht den Reſpekt, aber die fehlenden Din 63 Proviant und Munſtlon, könne er ſeinen Eruppen auch nicht verſchaffen. Im März 1916 hätten ſie noch durch ein neutrales Schiff Zuführen er⸗ halten, aber damit ſei es bald zu Ende. Hätten die Engländer nicht Fehler gemacht, dann wären ſie ſchon längſt Herr über die Deutſchen geworden. Jetzt ſef aber alles beſſer organi⸗ ſiert, zumal man ſich jetzt der deutſchen Eiſen⸗ bahn bedienen könne. Bei der Überlegenheit der Engländer ſei nicht daran zu zweifeln, daß das Ziel erreicht werde. Angeſichts der ſchwie⸗ rigen Verhältniſſe müſſe man ſich nur mit Ge⸗ duld wappnen. Deutſcher Reichstag. (Orig.⸗Bericht.) Berlin, 11. Juli. Auf der Tagesordnung ſteht an erſter Stelle der Bericht des Ausſchuſſes über Fragen der äußeren und inneren Politik, an zweiter Stelle die Kreditporlage. Abg. Spahn(Ztr.) beantragt, dieſe beiden Punkte von der Tagesordnung abzuſetzen und dafür die neue Vorlage über die Kriegs⸗ gefangenenfürſorge und die Entſchadigung an Reedereien zu ſetzen. Abg. Graf Weſtarp(konſ.): Wir legen Wert darauf, daß die Kreditvorlage heute be⸗ raten wird. Abg. Scheidemann(Soz.): Ich bitte, den Antrag Weſtarp abzulehnen. Es iſt einigermaßen unverſtändlich, daß ſich Graf Weſtarp darüber Sorgen macht, daß draußen ein ſchlechter Eindruck entſtehen könnte, wenn wir heute die Kriegslreditvorlage zurückſtellen. Abg. v. Payer(Fortſchr. Bp.) Wenn Graf Weſtarp ſo auf den Eindruck im Aus⸗ unſeres wu nch, kultgeuges. Pol ünf Millionen Schiffsraum unſerer Hande otle waren vor dem Kriege ein Vierſel f älter als fünf Jahre. Sſe genoß auch unſeren Feinden großes Anſehen, Unter den Kriege hat die Schiffahrt ſehr gelitten, währen die Reedereien des feindlichen und neutralen Auslandes große Geſchäfte mit ganz ungeheuleh Gewinnen erzielten und teilweiſe in einem einzigen Jahre mehr verdient haben, als Ih ganzes Aktienkapital mit den Reſerven vor den Kriege ausmachte. An dem wirtſchaftlichen Alls bau unſerer Zukunft muß unſere Schiffahrt uz. giebig mitwirken. Einem allgemeinen Ell ſchädigungsgeſetz ſtehen zurzeit noch unüber⸗ ſteigbare Schwierigkeiten gegenüber, wir müſſen uns vorläufig mit Beihilfen begnügen. Auf Antrag des Abg⸗ Dove(Fortſchr. Vp.) wir die Vorlage dem Ausſchuß für Handel und ch, werbe überwieſen. Nach Erledigung einiger Bittſchriften vertag ſich das Haus. 5 Holitiſche KRundſchau. Deutſchland. * Pie„Bayeriſche Staatszeitung! beſchäftig ſich an leitender Stelle mit der Frage der Parlamentariſierung. Der Artikel hinter dem offenbar die Anſicht des Miniſter⸗ präſidenten ſteht, lehnt mit Berufung au Bismarck die Einrichtung verantwortlicher Miniſterien im Deulſchen Reiche ab und gipfelt in dem Satze:„Ein ſolcher Eingriff in die Grundlage des bundesſtaatlichen Charakters des Deutſchen Reiches würde deſſen Beſtand auß ſchwerſte gefährden und muß daher auf das entſchiedenſte als unannehmbar von vornherein abgelehnt werden.“ 00 b Die Kxiegstorte. Die erſte Krſegszeit zeigte ſich dem Torlen⸗ eſſer gegenüber gütig und milde. Veränderungen auf dieſem ſüßen Gebiete waren anfangs— hinſichtlich Preis, Güte und Menge des An⸗ gebots— nicht zu bemerken. Dann kam eine Veränderung aber in einem ſozuſage n poſitiven Sinne. Es war jene, heute wahr⸗ ſcheinlich legendenhaft anmutende Zeit, da von offiziellen Kreiſen die Aufforderung ausging, möglichſt viele Torten und Kuchen zu verzehren. Da anderweitiger Mangel ſich bemerkbar zu machen begann, die dem Tortenkünſtler wichtigen Zutaten jedoch in üppigen Mengen vorrätig waren, hielt man es für angezeigt, ſich möglichſt an Torten ſchadlos zu halten. Und ſo begann jene denkwürdige Zeit, in der— nun ja: in der es patriotiſch war, Torten zu eſſen. Man verlebte förmlich Tage im Schlaraffenland. Indes kam bald ein weniger erhebender Tag, an dem das Wort„Saccharin“ fiel. Der erſtaunte Bürger erfuhr, daß auch der Zucker ſich nicht von ſelbſt erzeugt, daß drohender Zuckermangel eine rationell durch⸗ geführte Sparſamkeit gebiete. Was geſtern pattiotiſch geweſen war, wurde heute unpatrioliſch. Mit einem Schlage verſchwanden die Torten— berge, um beſcheideneren Anhäuſungen beſten— falls in Hügelgeſtalt— Platz zu machen. Und daun kam der ſchwarze Tag mit ſeinen ein⸗ ſchtänkenden Beſtimmungen für das Backgewerbe. Das Mehl iſt für das Brot des Volkes da, aber nicht für Kucheneſſer. Der Kuchen wird kurzerhand völlig verbannt, nicht ein Krümelchen darf übrig bleiben; der gewöhnliche Bäcker darf überhaupt nur noch Brot herſtellen; der Konditor aber ſieht ſich lediglich auf das Reich der Torten beſchränkt, in welchem zu regieren durch die Es wird trotzdem häufig Süßſloff augeboten. In durch Ciba spte,s, iſt dunch das Süßſtoff⸗Geſetz bom Reſchstanzlers vom 25. Apr 1916( 4) beiboſen. der Regel handelt es ſich um ein Piäparat, das Beimengungen von kohlensaurem Natron, Gips oder dergleichen verſälſcht iſt und an Stelle einer 450 fachen nur eine 60⸗ bis 50⸗fache Süßkraſt aufweiſt. Dieſer verfälſchte Süßſtoff wird durchweg zu einem ſehr hohen Preis, der den allgemeinen um ein Vielfaches überſteigt, angeboten. Vor dem An— kauf derartigen Süßſtoffs kann nur dringend ge— warnt werden. Abgeſehen von der Strafbarkeit der Handlung würde auch eine bedeutende Schädigung des Käufers eintreten. Von Nah und fern. Ein Armee⸗Muſeum auf der Marien⸗ burg. Aus der Waffenſammlung des Ordens— ſchloſſes in Marienburg ſoll unter Ergänzung des Sammelſtoffes aus den letzten Kriegen ein Armee-⸗Muſeum hervorgehen. eee Beim Abſchied vom General d ö vergrößert J, Juli 1902 und durch die Vekaunſmachung des Torflager in abſehbarer Zeit ausgeſchloſſen er⸗ ſcheint., Inſolgedeſſen will man fetzt den Torf⸗ ſtich mit Nachdruck in erhöhtem Maße belreſben, zumal das Moor nach der Feſtſtellung der Moorverſuchsſtation Bremen Niederungsmooren Deutſchlands zu rechnen iſt. Herzheilbades Kudowa gefeiert worden, wo das Hindenburg hat, ſo daß eine Erſchöpfung der zu den beſſeren Eine goldene Hochzeit ſeltener Art iſt kürzlich im Hauſe„Merkur“ des mittelſchleſiſchen zur Kur weilende Siegmund und Lina Noth⸗ mannſche Ehepaar aus Myslowitz den Tag ſeſt⸗ lich beging, an dem es vor 50 Jahren den Bund fürs Leben ſchloß. Aus dieſem Anlaß waren unter anderem neben den drei Töchtern und zwei nicht mehr militärpflichtigen Söhnen acht im Felde ſtehende Söhne, von den ver⸗ ſchiedenſten Fronten herbeigeeilt, bei dem Jubel⸗ paar anweſend. Drei Knaben verbrannt. Bei einem Fabrikbrande in der Stadt Worbis(Reg.⸗Bez. in Mien. er Infanterie Frhrn. v. Arz. auf dem en hinter der Stadt erſtehen, einen großen Gebäudekomplex mit der Front gegen das Donautal umfaſſen und inmitten von einer Kirche überragt werden. Der Bau wird auf ungefähr 3 Millionen veranſchlagt. Ein FFriedenstempel in Oſtende. Auf Veranlaſſung des Kardinals Vanutelle hat ſich in Paris ein Ausſchuß gebildet, der die Er⸗ richtung eines Friedenstempels in Oſtende, der ſofort nach Beendigung des Krieges erbaut werden ſoll, vor bereitet. Die Miltel ſollen durch freiwillige Spenden aufgebracht werden. Der Papſt hat für dieſe Zwecke bereits 100 000 Frank geſtiftet.— Warum gerade Oſtende für dieſen Friedenstempel des Vierverbandes in Betracht kommen ſoll, iſt nicht erſichtlich. Gerichtshalle. Elberfeld. Die hieſige Strafkammer hat einen Schlächtermeiſter, der beim Verkauf lebenden Viehes ſich Wucherpreiſe hatte zahlen laſſen, freigeſprochen mit der Begründung, daß lebendes Vieh nicht zu den Gegenſtänden des täglichen Bedarfs gehöre.— Gegen das Urteil iſt Reviſion eingelegt worden. Lebendes Vieh iſt ſtets zu den Gegenſtänden des täglichen Bedarfs zu rechnen, wie dies in der Be— gründung zum Höchſtpreisgeſetz ausdrücklich ausge⸗ ſprochen iſt, und fällt demgemäß unter die Verord⸗ nung gegen Kriegswucher. Das Kriegswucheramt wird gegen Preistreibereien mit Vieh ſtets nachdrück⸗ lich einſchreiten. Poſen.. 1 wurde von der hieſigen Strafkammer wegen Der Kaufmann Roman Filiſiewicz Ver⸗ gehens gegen die Verordnungen über die Beſchlag⸗ nahme von Getreide und Futtermitteln und wegen übermäßiger Preisſteigerung zu einem Jahr einem Monat Gefängnis und 255 498 Mark Geldſtrafe ver⸗ urteilt. Sieben Monate werden auf die Unter⸗ Gegen Stellung einer Frieden auf der Grundlage des Status quo i ſuchungshaft angerechnet die Stimmung über die gegenwättige ſo plötzlich 5 Kaution von 100 000 Mark wird die ausgebrochene innere Kriſe geteilt. Man erklärt ſich für oder gegen einen Syſtemwechſel, für oder gegen den Kanzler, und es zeigt am beſten, 1 wie tiefgehend die allgemeine Erregung iſt, daß man am Mittwoch, alſo am vierten Tage der Kriſe, eifrig Ausſchau hält nach dem kommenden Manne, der die politiſche Leitung der Reichs— geſchäſte übernehmen ſoll und daß man ſich zu einem Zeitpunkt, da noch niemand weiß, ob Herr f v. Bethmann Hollweg geht oder kommt, über die Perſon ſeines Nachſolgers mit echt deutſcher Gründ⸗ lichkeit ſtreitet. In der Liſte der in Frage kommenden Nachfolger tauchen eine Unmenge Namen auf, die, genau beſehen, aus irgendeinem politiſchen Grunde doch kaum für des Reichs⸗ kanzlers Nachfolgerſchaft in Frage könnten. Zwei Botſchaſter ſtehen auf dieſer von Parteien und Preſſe zuſammengeſtellten Liſte: Fürſt Lichnowsky, der Deutſch⸗ land zuletzt in London vertrat, und Graf Bernſtorff, der deutſche Botſchafter in den Ver. Staaten. ſeien die Namen zweier anderer Kandidaten er⸗ Verbündeten vertrauen fürchten. Die deutſchen Friedensparteien haben dies offenbar vollkommen begriffen und drängen deshalb Staates. grundlage auszuſehen, da dann ihr Hauptziel, die Vernichtung des preußiſchen Militarismus, erreicht iſt.“ Deutlichkeit, daß auch die radikalſte Löſung der deutſchen Kriſe nicht— wie viele meinen— kommen unbedingt einen ſchnellen Frieden im Gefolge haben müßte, der auch nur einigermaßen ſich mit Volkes deckt. die Weiterenwicklung Nur der Vollſtändigkeit halber Sebi n betrachten. (der Verhältniſſe beim Ausbruch der Krieges) verlangen würde, beſteht alle Ausſicht, daß die auch dieſes Angebot ablehnen, veil ſie einem autokratiſchen Deutſchland nicht und einen neuen späteren Krieg ſo ſtark auf Demokratiſierung des Die Verbündeten hätten dann tat- ächlichen Grund, nach einer Verſtändigungs— Dieſe Preſſeſtimmen zeigen mit unerbittlicher Wünſchen des geſamlen deutſchen Man wird alſo gut daran tun, den lande bedacht iſt, dann hätte er über die ganze Sache überhaupt nicht reden ſollen. Das Haus beſchließt darauf mit großer Mehrheit, den Bericht über die allgemeine Politik und die Kreditvorlage von der Tagesordnung abzuſetzen. Nach einer Vorlage gelten Geſundheits— ſtörungen, die deutſche Militärperſonen in ſeind⸗ licher Kriegsgefangenſchaft erleiden, als Dienſt⸗ beſchädigungen. Dafur werden entſprechende Verſorgungsgebührniſſe gewährt. Feindliche Militärperſonen, die in deutſcher Kriegsgeſangen⸗ ſchaft eine Geſundheitsſtörung erleiden, erhalten eine angemeſſene Fürſorge. Auf feindliche Kriegsgefangene ſind in entſprechenden Fällen auch die Unfallverſicherungsvorſchriften anzu⸗ wenden. Abg. Davidſohn(Soz.): Am einfachſten wäre es, wenn man alle Kriegsgefangenen der und die Löſung der Kriſe unabhängig von Krieg und wähnt, die ebenfalls vielfach genannt wurden: der des ſrüheren Staatsſekretärs des Reichs kolonialamts Dernburg und endlich der des früheren Reichsklanzleis Fürſt Bülow. Wer die Entwicklung unſerer inneren Politik in den letzten Jahren kennt, und wer in der Geſchichte der Diplomatie vor dem Kriege einigermaßen zu Hauſe iſt, kann kaum annehmen, daß eine dieſer Perſönlichkeiten die Lage zu entwirren imſtande wäre. Waͤhrend ſolchergeſtalt in der deutſchen Preſſe verſchiedene Uriegsnachrichten. oder verwundet. Die Zahl der bei feindlichen Artillerie— oder Fliegerangriffen getöteten und verwundeten Ein⸗ wohner der beſetzten Gebiete in Frankreich und Belgien hat ſich im Monat Juni 1917 wieder beträchtlich erhöht. Es wurden getötet 12 Männer, 24 Frauen und 3 Kinder und verwundet 39 die Perſonenſrage allmählich immer mehr in den Männer, 26 Frauen und 18 Kinder. Nach den Vordergrund gerückt iſt, beſchäſtigt ſich das Aus⸗ land mehr mit der ſachlichen Bedeutung der Kriſe. In England beherrſcht ſie die öffentliche Meinung, holländiſchen Blättermeldungen zuſolge, voll⸗ kommen. Verſchiedene Organe der linksſtehenden Tagespreſſe begrüßen die Berliner Vorgänge. Sie ſchreiben, daß der unglückliche Krieg der Menſchheit doch wenigſtens das eine Gute ſchenke, daß er der ſiegreiche Bahnbrecher der Demokratie geworden ſei, die bereits die Hoch⸗ burgen des Abſolutismus und der Autokratie Rußlands zu Fall gebracht habe und bald auch ſeine Fahnen auf die autokratiſchen Bollwerke[i Deutſchlands und Sſterreichs pflanzen und dann ſeinen Siegeszug durch die ganze Welt beenden werde. Die rechtsſtehende nationale Preſſe betont ebenfalls, daß den Berliner Vor— Das Blalt prophezeit, es werde ſprengten“ Truppen kaum möglich ſein, noch lange auszu⸗ halten. v 4 Vom Feldzug in Deutſch⸗Oſtafrika. Die ſüdafrikaniſche Zeitung„Vort Land“ kündigt„eine neue ernſte Offenſive“ und zwar für die Erſatzbeſchaffung von Schiff der Engländer in Deutſch⸗Oſtafrika an, und Inventar, ind zwar ſoll ſie in einigen Wochen beginnen. den„zer⸗ deutſchen und„halbaufgelöſten“ Leltow ſei gewiß ein tüchtiger Sol— an einen Ausſchuß von 21 Mitgliedern. 8 1h 5 25 11705 alle Einzelheiten werden beſtehen bleiben können, on ihren eigenen Landsleuten getötet [Hondelsfloſte iſt Reichsverſicherungsordnung unterſtellen würde. Der Redner beantragt Verweiſung der Vorlage Abg. Weinhauſen(Fortſch. Vp.): Wir be⸗ grüßen den Grundgedanken dieſer Vorlage. Ob wird im Ausſchuſſe zu prüfen ſein. Abg. v. Boehn(konſ.): Die Fürſorge für die feindlichen Kriegsgefangenen zeigt, daß wir nicht die Barbaren ſind, als die man uns im Auslande gern hinſtellen möchte. Abg. Cohn⸗Nordhauſen(U. Soz.): Auch Oſterreich⸗ ungarn. Im öſterreichiſchen Abgeordnetenhauſe hoh der Regierungsvertreter hervor, daß bei der Zwangsbewirtſchaftung alle Härten vermieden werden müßten. Die beſte Polit für die Verbraucher ſei die Förderung der Produktion. Die Tſchechen haben eine Anfrage an das Ackerbauminiſterium wegen der Ausfuhr von Lebensmitteln und Vieh nach Deutſchland gerichtet. Frankreich. *Der Ausſchuß der franzöſiſchen Sozialiſten, der die Fragen des holländiſch⸗ſkandinaviſchen Ausſchuſſes(der Stockholmer Konferenz) beant⸗ wortet, erklärte ſich für eine Volksabſtim- mung in Elſaß⸗Lothringen, die unter Kontrolle der Nationen in dem dem Friedens⸗ ſchluſſe folgenden Jahre ſtattfinden ſoll. Schweiz. * Die Verhandlungen mit dem Vierverband ſtehen vor einer kritiſchen Wendung. England will der Schweiz keine Schiſſe überlaſſen, um die Einfuhr vorzunehmen. Die Verbündeten bereiten offenſichtlich einen ſtarken Vorſtoß bei der Erneuerung des deutſch— ſchweizeriſchen Handelsvertrages vor. Sie fordern von der Schweiz Beendigung ihrer Lieferungen nach Deutſchland unter allen Formen. Es wird behauptet, die Schweiz könne das überſchüſſige Vieh auch dem Vier— verband geben, obwohl man weiß, daß die Schweiz über keine überſchüſſigen Nahrungs⸗ wir haben im einzelnen manche Bedenken. Abg. Seyda(pole): Wir ſtimmen dem Antrage auf Ausſchußberatung zu und hoffen, Zuſammenſtellungen der Gazette des Ardennes“ daß dort die Lage der Kriegsgefangenen, deren ſind nunmehr ſeit September 1915, alſo inner⸗ Ill 5 ö halb der letzten 21 Monate, insgeſamt 3078 iſt, ausführlich zur Sprache kommen wird. friedliche franzöſiſche und belgiſche Einwohner Vie 2 in den von uns beſetzten Gebieten Frankreichs 21 Mitgliedern. und Belgiens Opfer der Geſchoſſe ihrer eigenen Landsleute geworden. Behandlung durchaus nicht überall muſtergültig Die Vorlage geht an einen Ausſchuß von Wiederherſtellung der deutſchen Handelsflotte. Durch eine Vorlage wird der Reichskanzler ermächtigt, den Eigentümern deutſcher Kauf⸗ fahrteiſchiſſe auf Antrag Beihilſen zu gewähren, wenn das Schiff durch Maß⸗ nahmen feindlicher Regierungen oder durch kriegeriſche Ereigniſſe verlorengegangen oder erheblich beſchädigt worden iſt. Staatsſekretär Dr. Helfferich: Unſere ein meſenflicher Boſtandteil mittel verfügt und auf den letzten Doppelzentner Kohle aus Deutſchland angewieſen iſt, ſo daß ſogar welſche Blätter ſich außerordentlich ſcharf gegen die Verbündeten wenden. Das Gefühl in der Schweiz, einer ernſthaften Gefahr unt der ernſteſten Kriſis ſeit Ausbruch des Krieges gegenüberzuſtehen, wird allgemein immer deut⸗ licher. Einſchneidendſte Maßnahmen ſind vor geſehen für den Fall einer Unterbindung der Getreidezufuhr. Auch eine neue Einſchränkung im Eiſenbahnverkehr wird bei einem weiteren Rückgang der Kohlenzufuhr vorbereitet. Von ſchweizeriſcher Seite verlautet, daß der Vertrag mit Deutſchland unbedingt erneuert werden ſoll Amerika. Unter den Mitgliedern des Miniſteriums der Wer. Staaten ſoll hinſichtlich der Be handlung der Neutralen keine Über⸗ einſtimmung herrſchen. Man rechnet in unter— richſeten Geoiſen mit einem Kahiſettwochſel aua ee nue 2—2— Die eiſerne Not. 2] Kriegsroman von G. v. Brockdorff. gleichgültiges und unbefangenes Geſicht zu zeigen. (Fortſetzung.) Sie ſtand lange und ſtarrte auf den blanken Streifen am Hintergrunde, zwiſchen dem Hafen und dem offenen Meer bezeichnete. 3 Fern wiegte ſich ein vereinzelles Segel gegen einen falben Himmel, eine ſchmale, ſchwarze das wäre zu ertragen geweſen, und das hätte 0 5 ſie ertragen, aber daß er dieſe andere unglück⸗ irgendeines Dampfers und wehte wie ein langer lich gemacht hatte, obwohl er ſich innerlich noch immer nicht frei von ihr fühlte, daß die Ehe, die er einging, ihm ein kühles Rechenexempel ge⸗ weſen war, und ſie ſelber, Sabine Grotenius, Rauchſäule kräuſelte ſich aus dem Schornſtein Trauerflor in der immer durchſichtiger werdenden Luft.„Wie ſtill der Hafen fetzt iſt,“ dachte die unge Frau.„All das bunte lärmende Leben eingeſargt von der rauhen Hand des Krieges. e ſtein Überſeedampfer, kein geräuſchvolles Frachten⸗ verladen, keine fremden, wirr durcheinander⸗ ſchwirtenden Zungen wie ſonſt. Nur ein paar müde Holzſchiſſe, die ſtill und melancholisch ihre kurze Fahrt antreten und nicht wiſſen, ob ihr Leib nicht die Zielſcheibe irgendeines Unterſee⸗ boolgeſchoſſes wird.“ Sie ſeuſzte leiſe, während ſie vom Fenſter zurücktrat, nahm eine angefangene Handarbeit vom Nähtiſch und begann zu ſticheln. Aber ihre Gedanken wanderten unabläſſig. Die Stille, die vom Hafen herauſſtieg und I wie eine ſchwüle Wolke in dem großen Zimmer lente die Geſelligkeit wie früher—, aber in laſtete, machte ſie förmlich nervös. Sonſt hatte das bunte Treiben im Hafen ihr Zerſtreuung gewährt, ſtundenlang halte ſie vom Fenſterplatz Pale mit ihren Beobachtungen unterhallen. abei konnte ſie ſogar ihr eigenes Leid vergeſſen und brachte es fertig, ihrem Manne in den wenigen Stunden, die er daheim verbrachte, ein ö täuſchung, den erſten tiefen Schmerz überwunden der die Grenze hatte, war es ihr Beſtreben geweſen, dem Manne zu verbergen, wie tief ſich ihr Stolz des alien Geſchäftes, deſſen Namen ſie trug, das hatte ſie in den erſten entſetzlichen Augen⸗ blicken des Erkennens wie ein Keulenſchlag niedergeſchmettert. eingeſchloſſen, überwältigt von Ekel und Haß gegen den, der ihre Liebe in ſo brutaler Weiſe von ſich geſtoßen hatte. blieb. fortzubringen war, und wenn ſie allein waren, blickten ihre Augen über ihn hinweg, als fähe aus zugeſehen und bei Tiſch den Bruder oft ſie ihn nicht. Geſchehene vergeſſen zu laſſen, brachte ihr Denn ſeitdem ſie die erſte maßloſe Ent⸗ ertreten und zu Boden geworfen fühlte. Daß er eine andere vor ihr geliebt hatte, ine Zahl und nicht mehr wert als die Millionen Tagelang lag ſie in ihrem Zimmer Dann wurde ſie ruhiger; nur die Verachtung Sie ſprach mit ihm über Dinge des täg⸗ ichen Lebens, ſaß ihm bei Tiſch gegenüber, hrem Tonſall war eine kühle Schärfe, die nicht Er hatte wiederholt Verſuche gemacht, ſie das Blumen, kleine Aufmerkſamkeiten. Sie ließ die Blumen ungepflegt verwelken, und die Geſchenke legte ſie ihm ſorgfältig wieder eingewickelt auf den Tiſch ſeines Arbeitszimmers.„Qual dich doch nicht darum,“ bat er einmal.„Wozu wollen wir uns gegenſeitig unſer Leben ver⸗ bittern?“ Sie hatte ihn groß angeſehen. „Unſer Leben? Ich weiß von keiner Ge⸗ meinſamkeit mehr. Ich lebe mein Leben, du das deine, jedes wie's ihm beliebt.“ Noch einmal verſuchte er einzulenken. „Wir ſind doch nun einmal verheiratet, Sabine—“ Da lachte ſie auf. „Verheiratet? Du mußt ſeltſame Anſichten von der Ehe haben, Werner! Wozu auch? Du biſt Teilhaber im Geſchäft, da haſt das Geld, um dir dein Leben einzurichten. Willſt du noch mehr?“ Eine ſchneidende Kälte hatte in ihrem Ton⸗ fall gelegen, der einen Abgrund zwiſchen ihr und dem Manne öffnete. Seit dem Tage hatte er jeden Verſuch zur Verſöhnung aufgegeben. Sie lebten nebeneinander her wie Fremde, fremder als Fremde, nur dem Scheine nach und vor den 0 00 der Welt ee Es war Sabines ängſtliches Beſtreben ge⸗ weſen, ihr Leid fremden Augen zu entziehen; in der eigenen Familie jedoch erwies ſich dies auf die Dauer als unmöglich. In der erſten Zeit hatte Sabines Mutter bisweilen zum Guten geredet, Bruder und Schwägerin hatten ernſte, warnende Worte ge⸗ sprochen. „Du darſſt es nicht ſo tragiſch nehmen, liebſte Sabine.“ „Bedenke, Kind, was aus eurer Zukun werden ſoll!“ f „Glaubſt du, daß es nicht unendlich viel. Ehen gibt, in denen der Mann ſo und ſchlimmen an ſeiner Frau gehandelt hat?“ J Sabine zuckte die Achſeln und lächelte ihn müdes, verbittertes Lächeln. Es war ja gleichgültig, was die andern ö dachten und ſagten, aber es verletzte ſie, daß fie das Zerwürfnis als eine vorübergehende Ver ſtimmung anſahen, ſie ſelbſt wohl gar über, großer Reizbarkeit beſchuldigten. So verſchloß ſie die Lippen, wurde ſtumm und unzugaͤnglich, wenn jemand aus der Familie das Thema berührte. g Die Fernerſtehenden wußten von nichts. Denen gegenüber wurde die Komödie der glück. lichen Ehe weiter fortgeführt, wenn auch Sabines Lächeln von Tag zu Tag müder und ver, bitterter wurde. f f So vergingen die erſten Jahre der Ehe, bie es eines Tages hieß, daß Krieg im Lande ſei und Werner Asmuſſen wie Millionen ander dem ehernen Rufe Folge leiſten mußte. 5 5 erfuhr es, ohne mit der Wimper zu zucken. Wozu Trauer heucheln bei einer Bolſchaſt die für ſie wie für Werner in gleicher Weit eine Erlöſung bedeutete? f Und ſie zählte die Tage bis zum Ausmarſch Es war eine Erinnerung, die ſie lange, lang, verfolgte: Die Straße wogend von ſeldgrauer Uniformen: ernſte kühne Geſichter darüber mi neuen Beſtimmungen kein himmliſches Vergnügen mehr iſt. Und jetzt kommt der große Tag, die eigent⸗ liche Kriegstorte wird geboren!... Dies eigenartige Produkt einer in ihren Fugen erſchütterten Zeit war von Anfang an „gemengt aus Stoffen wunderlicher Art“. Eine entfeſſeltle Phantaſie ſtürzte ſich in die Bäcker— räume, erfinderiſche Köpfe durchtobten revolutionäre Tortenrezepte. Wie verſchieden auch die einzelnen Kriegstortenmaſſen ſein mögen, dies eine war ihnen allen von Anbeginn gemeinſam: auf einer dünnen Unterlage türmt ſich ein luftiges Gewebe nach Belieben Schaum und Creme genannt. Heute hat die Torte belanntlich den Ein⸗ heitspreis von 25 Pfg., der unbedingt als billig bezeichnet werden muß. Nur ein Haken iſt bei der Geſchichte: in den meiſten Kondiloreien weigert man ſich, dem Gaſt mehr als eine Torte zu verabfolgen. So hat ſich denn— als Folgeerſcheinung dieſer ungewöhnlichen Zuſtände auch ein ungewöhnlicher Typus entwickelt: nämlich der Kriegstortenjäger... Der Kriegstortenjäger iſt ein Stratege erſten Ranges, ausgezeichnet durch ein wahrhaft be— wunderungswürdiges Gedächtnis und eine nie— mals erlahmende Energie. Er kennt die Adreſſen der Konditoreien, wie ein ſämtliche Schützengräben. Nichts entgeht ihm, die verſteckteſte Konditorei iſt ihm bekannt, bei jeder hat er indwiduelle Eigenſchaften feſtgeſtellt. Ju der Mohreuſtraße kommen um 4 Uhr nach— miltags ſriſche Torten, am Kurfürſtendamm um Uhr. In der Rankeſtraße marſchiert Punkt 8 Uhr abends eine Kompanie Teegebäck auf, wie es ſonſt nirgends anzutreffen iſt. Und nach dleſem angedeuteten Plane iſt der Kriegstorten⸗ jäger ſtändig unterwegs. Gibt man ihm in einem Lokal nur ein Stück Torte? Nun wohl, er klappert eben die Lokale der Reihe nach ab, wer will ihm das verbieten? Abends iſt er dann infolge des vielen Laufens hungrig ge⸗ worden. Was tun? Noch eine Kriegstorte verzehren? Und da wundert man ſich über den Leder— mangel! Oder ſollte der Kriegstortenteig mit 10 1 ee wirklich gar nichts gemein haben? Volkswirtſchaftliches. Schleichhandel mit Süßfſtoff(Saccharin). ver Handel mit Süßſtoß, auch die Weitergabe zum Generalſtabschef Vor einigen Tagen weilte unſer Generalfeld— marſchall von Hindenburg in Wien in Begleitung des Erſten Generalquartiermeiſters, des Generals der Infanterie Ludendorff. Es handelte ſich darum, den Beſuch zu erwidern, den der Chef des k. u. k. Generalſtabes General der Infanterie v. Arz nach Die Kirſchenernte in Unterfranken iſt vorzüglich ausgefallen. Täglich beträgt die Zu— ſuhr zum Würzburger Kirſchenmarkt nur aus der Umgebung der Stadt 300 Körbe mit 200 Zentnern. Es koſtet das Pfund Ia-Kirſchen 35 bis 45 Pfg. Die ſtädtiſchen Kirſchen werden um 20 Pfg. gegen Vorzeigung der Lebens— mittelkarte an Minderbemittelte verkauft. Ama⸗ rellen und Weichſel koſten 35 bis 50 Pfg. das Pfund. Große Torflager, die bereits vor 50 Jahren den ganzen niederſchleſiſchen Kreis Glogau mit Brennſtoff verſorgten, befinden ſich im ſüd⸗ weſtlichen Teile des Kreiſes bei den Ortſchaſten Buchwald, Neuhammer und Thamm. Während der Torfſtich in den letzten Jahren dort nach— Übernahme ſeiner Stellung im deutſchen Großen Generalſtab abgeſtattet hatte. Der Aufenthalt in Wien war nur von kurzer Dauer, aber er gab unſerm Feldmarſchall doch Gelegenheit, wieder zu verſichern, daß unſer Bündnis nicht zu erſchüttern ſei. Erfurt) ſind drei zwölfjährige Knaben, die mit Streichhölzern geſpielt hatten, in den Flammen des dadurch entſtandenen Brandes umge— kommen. Eine Gedächtniskirche für Erzherzog Franz Ferdinand. Die Burg der ehemaligen Graſen Monfort in Toſters bei Feldkirch in Vorarlberg, die eine Zeitlang im Beſitz des Erzherzogs Franz Ferdinand war, ſoll zur Er— innerung an ihn zu einer Gedächtniskirche und einem Krankenhaus für heimkehrende Krieger umgebaut werden. Eine Sappeur⸗Hochſchule. Die Stadt Krems in Niederöſterreich ſoll außer einem Hochſchule erhalten. Krems iſt der Standort gelaſſen hat, iſt das Moor gleichzeitig ſtarkentwäſſert worden, wodurch ſich die Torfmaſſe bedeutend des Genie⸗Regiments und der nunmehrigen Sappeurtruppen. Die neue Sappeurſchule ſoll in Höhe Unterſuchungshaft aufgehoben. Der Mitangeklagte Nowciki erhielt ſechs Monate eine Woche Gefängnis und 13 690 Mark Geldſtrafe, wovon drei Monate zwei Wochen verbüßt ſind. Der Mitangeklagte Pietrowski erhielt 5 Monate Gefängnis und 13 490 Mark Geldſtrafe, wovon ein Monat 20 Tage ver⸗ büßt ſind. Vermilchtes. Sappeur⸗Muſeum auch eine beſondere Sappeur⸗ Italieniſche Teuerungsſtatiſtik. Im Ge⸗ meindeblatt„Citta di Milano“ werden einige ſtatiſtiſche Zahlen aus dem Monat April an⸗ gegeben, die von allgemeinem Intereſſe ſind. „Die Zahl der Hühner,“ ſo heißt es darin,„iſt noch von 95030 auf 81 133 gefallen und die der Fiſche von 643 Kilogramm auf 460.— Feſtgenommen wurden in Mailand 1380 Per⸗ ſonen, darunter 780 wegen Landſtreicherei.— Eine Berechnung der Verteuerung des Lebens ſeit der erſten Hälſte des Jahres 1914 in 17 italieniſchen Städten zeigte die größte prozentuale Erhöhung in Udine mit 72,88%. Mailand nimmt mit 48,61 9% die dreizehnte Stelle auf der Tabelle ein. Eine ebenſolche Berechnung in England zeigte einen Preisaufſtieg von 102 9% in den großen Städten und von 93% in den kleinen.“ Eierfunde in alten Gräbern. Ein intereſſanter Fund wurde bei der Herſtellung von Gräbern auf dem Ehrenfriedhofe zu Frankenthal in der bayeriſchen Pfalz gemacht. Man entdeckte nämlich in einem alten Grab eine 26 Zentimeter hohe Urne, in welcher ſich Reſte von Menſchenknochen, eine Bronzenadel, eine Münze und— zwei Gänſeeier befanden, die durch zwei kleine Offnungen am ſpitzen Ende entleert worden waren. Eine ähnliche Entdeckung war in dem nicht weit von Franken⸗ thal gelegenen Worms bereits vor 20 Jahren gemacht worden. Damals ſand der Forſcher Köhl in Gräbern der römiſchen Kaiſerzeit, die ungefähr aus der Zeit 300 n. Chr. ſtammen mochten, in dem teilweiſe bereits beraubten Steinſarge eines Mädchens zwei ſorgfältig ausgeblaſene und verſchiedentlich bemalte Eier— ſchalen. Die Erklärungen ſolcher Funde ſind ziemlich ſtrittig, doch ſcheint es ſich bei dem Eierſund in dem Frankenthaler Grabe um eine Verſinnlichung des Reinigungs- und Sühnungskultes mit der Beigabe von Opfern zu handeln es leuchtenden Blumenbüſcheln an den Helmen und lodesmutig funkelnden Augen. Grau und un⸗ fuer bewegte ſich der Zug durch die Haupt⸗ raße. „Drei Lilien, drei Lilien—“ Dasſelbe Lied, das heute die Soldaten des Lazarettzuges geſungen hatten, ſchwoll aus hun⸗ gert Kehlen zu den altersgrauen Faſſaden empor. Frauen mit verweinten Geſichtern winkten mit weißen Tüchern, warfen von den Balkons Blumen auf die ausziehenden Krieger. Sabine beneidete die Frauen, die den ge⸗ liebten Männern nachweinen konnten, die auf ein Wiederſehen hoffen konnten oder auf eine lille, heilige Erinnerung, wenn eine feindliche ſtugel ihr unbarmherziges Werk tat. Sie ſelbſt ſtand ohne Tränen, während ſie dem feldgrauem Zuge nachſah. Am Morgen beim Abſchied hatte Werner ihr die Hand hingehalten.„Wer weiß, ob wir uns wiederſehen, Sabine. Wir wollen Frieden machen.“ Sie hatte ihm die Hand nicht verweigert, aber ſie hatte ihr blaſſes Geſicht abgewendet. Und nun ſtand ſie tränenlos inmitten des Jammers der andern. Ein paarmal dachte ſie: es iſt vielleicht ein Sterbender, der da auszieht. Seine letzte Bilte iſt Verzeihung geweſen, und ich darf ihm dieſe Verzeihung nicht wei⸗ gern.“ Aber dann verdrängte wieder ein bitterer Gedanke die N Geſühle Ob er von der anderen woh 11 Abſchied genommen natte 7 Ob er ſie um Verzeſhung ge⸗ beten hatte wegen ſeiner Ehe mit Sabine Gro⸗ tenius, deren Leben er zerſtört hatte? Und ſie verbiß ſich in dieſen Gedanken und verhärtete ihr Herz wie zuvor. 5 Ob die andere wohl um ihn trauerte, ihm nachweinte? f Sabine hatte ihre Nebenbuhlerin niemals geſehen, wußte auch nicht, ob Werner während der letzten Jahre die alten Beziehungen noch aufrecht erhielt, aber ſie erfuhr bisweilen durch Dritte von der jungen Malerin, die ſich durch innige, anſpruchsloſe Landſchaften einen gewiſſen Ruf geſchaffen hatte, und es durchzuckte ſie wie ein ſtechender Schmerz, wenn ſie irgendwo in einer Kunſthandlung auf ein Bild mit dem Namen Franziska Wätjens traf. Ob dieſe Frau überwunden hatte? Sabine Asmuſſen hatte ein ſtummes Achſel⸗ zucken und ein bitteres Lächeln zur Antwort, ſo oft die Frage ſich vor ihre Seele drängte. Was kümmerte ſie fremdes Leid? Sie hatte genug an ihrer eigenen Bürde zu tragen, und da war keiner, der ihr dabei geholfen ätte. 1 So gingen die erſten Kriegswochen and. In der großen Wohnung der Asmuſſens am Hafendamm herrſchte unheimliche Stille und Leere. So lange Werner zu Hauſe war, hatte Sabine gewiſſe Hausfrauenpflichten zu erfüllen gehabt: es war ihr Ehrgeiz geweſen, daß der kühle, gleichgültige Mechanismus des Haus⸗ ins und Grübeleien gefunden. Seitdem Werner im Felde war, waren auch dieſe Pflichten hinfällig geworden. Sie hatte das Intereſſe für die Mahlzeiten, für die Ordnung der Zimmer ver⸗ loren, ließ die Dienſtboten nach eigenem Er⸗ meſſen ſchalten und walten und empfand immer quälender und drückender die Leere und Inhalt⸗ loſigkeit ihres eigenen Daſeins. Bisweilen war ſie in der erſten Zeit zu ihrer Schwägerin Beate hinabgeſtiegen, die in ihrem Salon Berge von Wolle und Leinenzeug an— und ſtrickte. Sabine hatte der Schwägerin dabei geholfen, über Krieg und Bekannte geſprochen und über die drolligen Erzählungen des kleinen Johannes gelächelt, der beim Garnwickeln und Zuſchnei⸗ den half. Bei der Heimkunft empfand ſie dann die gähnende Leere der großen Zimmer doppelt ſo ſchwer als zuvor, manchmal war's wie ein Grauen vor der grenzenloſen Einſamkeit ihres Lebens über ſie gekommen. Wenn ſie wenigſtens ein Kind gehabt hätte! Dann wäre alles leichter zu tragen geweſen. Aber ſo würde die Stille und das Alleinſein niemals eine Ende nehmen. Von Werner kamen Briefe, kurze, trockene Berichte im Telegrammſtil, unperſönlich und kühl. Sabine kräuſelte beim Leſen ſpötliſch die Lippen. Er hielt ſich für verpflichtet zu ſchreiben, der Leute wegen. Wie rührend! a Sie antwortete ihm nicht, nur als Weih⸗ nachten kam, packte ſie allerlei bunte Kleinigkeiten haltes ſadellos ſich abrollte, und 1 hatte dabei eine Ablenkung von ihren quälenden Gedanken guſammen und ſchickte ſie ins Feld. gehäuft hatte und eifrig für Lazarette nähte „Für deine Kompanie,“ ſchrieb ſie dazu. Und als Antwort kaum ein luſtiges Gedicht, von Herrn von Sanden verfaßt und von allen Offizieren der Kompanie unterzeichnet. „Es war großer Jubel unter den Leuten,“ ſchrieb Werner.„Viel arme Kerlo ſind dar— unter, die keine Eltern mehr haben, und bei denen niemand daran denkt, ihnen eine Weih— nachtsfreude zu bereiten. Ich habe ſie in deinen Namen beſchenkt, und ſelbſt ein fröhliches Feſt dabei gefeiert.“— Er feierte fröhliche Feſte da draußen! Und ſie hatte bei Beate in den Lichterglanz des brennenden Tannenbaumes geſtarrt und ſich unglücklich gefühlt. Wie ungerecht das Schickſal doch war! Aber der Gedanke an die armen Soldaten, die durch ſie zu einer Weihnachtsfrende gekommen waren, tat ihr doch wohl. Sie ſchickte jetzt öfter und malte ſich dabei die glücklichen Geſichter der Empfänger aus. Es war ein kleiner Troſt in ihrer Einſam⸗ keit, aber ein Troſt, der nicht von Dauer war, und der ihr nur über einen Teil der langen Stunden hinweghelfen konnte. Sie las vie! Zeitungen und verfolgte die Kriegsberichte. „Es geht im Frühling zu Ende,“ ſagte Beate.„Hans meint April wäre das Außerſte.“ Johannes Grotenius, jetzt der Alleinvertreter der alten Firma, war in letzter Zeit auffallend gealtert. Seine kühnen, markanten Züge hatlen einen Ausdruck nervöſer Spannung bekommen, und um die Augen gruben ſich tiefe Schaften, die von ſchlafloſen Nächten redeten. N 2 Fortſetzung folgt.)