—. i 0 licher Teil. Bekanntmachung. Betr.: Die Vermeſſung der Tabakfelder im Erntejahr 1917. Als Zeitpunkt für den Beginn der Prüfung der Flur⸗ anmeldungen über die mit Tabak anbepflanzten Grundſtücke wurde der 17. ds. Mts. vormittags 8 Uhr feſtgeſetzt. Gleichzeitig machen wir darauf aufmerkſam, daß den Tabakpflanzer die Berichtigung ihrer Fluranmeldungen bis zum Beginn der Prüfung geſtattet iſt. Abänderungen nach dem Prüfungsbeginn ſind nicht mehr zuläſſig. Viernheim, den 16. Juli 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim Lamberth. Bekanntmachung. Betr.: Kartoffelhöchſtpreiſe. 0 Es wurde uus zur Kenntnis gebracht, daß Landwirte in den letzten Tagen Frühkartoffeln bis zu 20 Pfg. für das Pfund verkauft hätten. Gegen derartige Wucherer werden wir mit allen uns zu Gebote ſtehenden Mitteln vorgehen und erſuchen die hieſige Ein⸗ wohnerſchaft, falls ihnen derartige Fälle bekannt werden, um ſofortige Mitteilung. 5 Nach der bereits veröffentlichten Bekanntmachung der Landes⸗ . telle vom 21. Juni 1917 beträgt der Höchſtpreis für Kartof⸗ er Ernte bis auf Weiteres 10 Pfg. für das Pfund. Auf die ſchweren Strafen, die im Zuwiderhandlungsfalle eintreten müſſen, weiſen wir ausdrücklich hin. f Viernheim, den 16. Juli 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth⸗ Bekanntmachung. Betr.: Kartoffeldiebſtähle. Geſtern Abend hat uns eine anſtändige Kriegersfrau, die beſtrebt iſt, ſich durch Eigenproduktion den Unterhalt ihrer Familie zu ſichern, unter Tränen erklärt, daß ihr die ganze Frühkartoffelernte auf ihrem Grundſtück geſtohlen wor⸗ den ſei. Heute früh haben uns einige andere Frauen ge⸗ meldet, daß auf ihren Kartoffeläckern dutzende von Stöcken ausgewühlt worden ſeien, obwohl die Knollen noch gänzlich unreif ſeien. Eine ſolch hundsgemeine Tat von einem nichts⸗ würdigen Geſindel, die fleißige Leute um den Lohn ihrer Arbeit bringen, ſchreit nach Sühne und Vergeltnng. Nach übereinſtimmender Einſicht von Landwirten und Feldſchützen kommen in der Regel als Diebe nur ſolche Perſonen in Frage, die ſich ſelbſt nichts bauen und gänzlich von der Bürgermeiſterei verſorgt werden müſſen. Es ſind ſomit ſtink⸗ faule Subjekte, die nur einer ſolchen Handlungsweiſe fähig ſind und auf die der Anſpruch:„Müßiggang iſt aller Laſter Anfang“ voll und ganz Anwendung findet. Wenn ſolche gemeine Dieb esbanden auf der Tat friſch betroffen werden u. Lynchjuſtiz an ihnen vorgenommen wird, iſt dies mehr wie begreiflich Angeſichts der Befürchtung, daß ſich derartige Kartoffeldiebſtähle, verübt durch Müßig⸗ gänge, die ja bekanntlich die größten Freſſer ſind, für die Folge wiederholen, rufen wir nochmals die Geſamteinwohner— ſchaft zum ausreichenden Schutz unſerer Felder auf und for— dern das Geſamtfeldſchutzperſonal einſchließlich der Bei- und Ehrenſchützen zur nächtlichen Hut auf. Derjenige, der einen Dieb erwiſcht, oder denſelben zur Anzeige bringt, erhält von der Bürgermeiſterei eine Ertrabelohnung von 2 Mark. Wir machen nochmals ausdrücklich darauf aufmerk⸗ ſam, daß Felddiebſtähle aller Art nicht mehr mit Geldſtrafen, ſondern nach der Anordnung des ſtellb. Generalkommandos mit Zuchthaus geahndet werden. Viernheim, den 10. Juli 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Bekanntmachung. Betr.: Entwendung der Feld- und Gartenfrüchten. Wir bringen hiermit zur öffentlichen Kenntnis, daß als weitere Kartoffeldiebe die Kinder Suſanna und Auguſt Sommer von Georg 6. ſowie Wilhelm Sander, Mich. 1. Sohn bei uns gemeldet und veranzeigt worden ſind. Viernheim, den 16. Juli 1917, Großh. Bürgermeiſterei Viernheim Lamberth. Bekanntmachung. Betr.: Fleiſchverſorgung; hier Gewährung einer Fleiſchzulage. Der Kreisausſchuß hat den Beſchluß gefaßt, daß in Abäu⸗ derung der Ziffer 4 unter b) der Bekanntmachung obigen Betreffs vom 10. April 1917— Kreisblatt Nr. 49„als Minderbemittelte“ zu betrachten ſind: b) Zulageberechtigte mit einem ſteuerlichen Jah— reseinkommen bis zu 5000 Mark einſchließlich. Hiernach haben alle Perſonen bis zu dieſer ſteuerlichen Ein⸗ kommensgrenze künftig, Anſpruch auf den Bezug der verbilligten Fleiſchzulage, die allwöchentlich auf die Fleiſchzuſatzkarte ausgegeben wird, ſofern ſie nicht Fleiſchſelbſtverſorger ſind. Wer von dieſer Ver⸗ günſtigung Gebrauch machen will, muß bei der Bürgermeiſterei unter Vorzeigung des Staateſteuerzettels um Abgabe von„lila“ Karten nachſuchen. Die Anordnung tritt mit der nächſten Woche in Wirk— ſamkeit. 5 3 Heppenheim, den 1J. Juli 1917. 2 a Großherzogliches Kreisamt Heppenheim v. Hahn. . Obige Bekanntmachung bringen wir zur allgemeinen Kenntnis. Hiernach ſind alle Perſonen mit einem ſteuerpflichtigen Jahresein— kommen bis zu 5000 Mk. als zulageberechtigt zu betrachten. Dies be⸗ zügliche Anträge werden am reitag, den 20. Juli 1917, vor⸗ mittags von 9—10 Uhr unter Vorzeigung des Staatsſteuerzettels, ſowie unter Rückgabe der bisherigen Fleiſchzuſatzkarten auf unſerem Lebensmittelbüro entgegengenommen. 5 Viernheim, den 16. Juli 1917. f Großh. Bürgermeiſterei Viernheim Lamberth. Verorduung über Höchſtpreiſe für Honig. Vom 26. Juni 1917. Aufgrund der Bekanntmachung über, Kriegsmaßnahmen zur Sicherung der Volksernährung vom 22. Mal 1916(Reichs⸗Geſetzbl. S. 401) wird verordnet; 1. Der Preis für inländischen Honig darf, vorbehaltlich der Vorſchrift im Ubſ. 2, beim Verkaufe durch den Erzeuger bei Seim⸗ und Preßhonig, 1,75 Mk, bei anderen Honigarten 2.75 Mk. für ½ 5 Kilogramm nicht überſteigen. Beim Verkauf durch audere Perſonen darf der Preis für Seim⸗ und Preßhonig 2,50 Mk., für andere Honigarten 3,50 Mk. für ½% Kilogramm nicht überſteigen. Verkauft der Erzeuger in Mengen bis zu 5 Kilogramm unmit⸗ telbar an Verbraucher, ſo darf der Preis für Seim⸗ und Preßhonig bis auf 3 Mk., für andere Honigarten bis auf 3 Mk. für 4% Kilo⸗ gramm erhöht werden. Die Landeszentralbehörden können niedrigere als die im Abf. und 2 beſtimmten Höchſtpreiſe feſtſetzen. 2. Der Preis für ausländiſchen Honig darf die im 8! Abſ. 1 Satz 2 feſtgeſetzten Preiſe nicht überſteigen. 8 3, Der Preis ſchließt die Koſten der Verpackung mit Aus⸗ nahme der Koſten des Gefäßes, ſowie die Koſten der Verſendung bis zur Station des Verkäufers(Bahn, Schiff oder Poſt) ein. Der Verkäufer iſt auf Verlangen des Käufers verpflichtet, das Gefäß binnen drei Monaten zum berechneten Preiſe zurückzunehmen. Falls das Gefäß durch den Gebrauch gelitten hat, kaun, der Verkäufer für die Abnützung eine angemeſſene Herabſetzung des Preiſes fordern. § 4. Unter Seimhonig im Sinne dieſer Verordnung iſt der durch Erhitzen der Waben gewonnene, unter Preßhonig der durch Auspreſſen aus den Wabenreſten gewonnene Honig zu verſtehen. § 5. Verträge über Honig, die vor dem 30. Juni 1917 zu höheren als den darin feſtgeſetzten Preiſen abgeſchloſſen ſind, ſind nichtig, ſoweit die Lieferung zu dieſem Zeitprukt noch nicht erſolgt iſt. 6. Die in dieſer Verordnung oder auf Grund dieſer Ver⸗ ordnung feſtgeſetzten Preiſe ſind Höchſtpreiſe im Sinne des Geſ., betreffend Höchſtpreiſe vom 4. Auguſt 1914 in der Faſſung der Ve— kanntmachung vom 17. Dezember 1914(Reichs-⸗Geſetzbl. S. 516) in Verbindung mit den Bekauntmachungen vom 21. Januar 1915 (Reichs⸗Geſetzbl. S. 25), 23. März 1916(Reichs-Geſetzbl. S. 183) und 22. März 1917(Reichs-Geſetzbl. S. 258). 8 7. Die Reichs⸗Zuckerſtelle kaun nach näherer Beſtimmung des Präſidenten des Kriegsernährungsamts Ausnahmen von den Vorſchriften dieſer Verordnung zulaſſen. i§ 8. Dieſe Verordnung tritt mit dem 30. Juni 1917 in Kraft. Berlin, den 26. Juni 1917. 5 Der Stellvertreter des Reichskanzlers. Dr. Helffrich. Vorſtehende Bekauntmachung bringen wir zur öffeutlich en Kenntnis und weiſen die Bienenzüchter ganz beſonders darauf hin. Ueberſchreitungen werden ohne Nachſicht zur Anzeige gebracht. Viernheim, den 9. Juli 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim Lamberth. Bekanntmachung. Betr.: Ablieferung verdorbener Eier. In letzter Zeit iſt in ſteigendem Maße die Beobachtung ge— macht worden, daß Geflügelhalter in Erfüllung ihrer Eier-Abgabe— pflicht verdorbene oder geknickte Eier an die Aufkäufer abliefern. Ja, es iſt ſogar mehrfach vorgekommen, daß bereits ausgebrütete Eier abgeliefert worden ſind. Eine ſolche[Handlungsweiſe verdient die entſchiedenſte Verurteilung, und es iſt bedauerlich, daß ein Teil der Geflügelhalter ein derart geringes Verantwortlichkeitsgefühl beſitzt. Selbſtverſtändlich werden in allen Fällen, in denen die Abgabepflich— tigen noch ermittelt werden können, dieſen die verdorbenen oder ge— knickten Eier zurückgegeben, bezw. wird ihnen mitgeteilt, daß die Ab— gabe dieſer Eier nicht als Erfüllung der Abgabepflicht gilt. Außerdem aber wird gegen ſolche Geflügelhalter mit aller Strenge vorgegangen werden; zum mindeſtens haben ſie eine Strafanzeige wegen Betrugs zu gewärtigen. Heppenheim, den 15. Juni 1917. Großh. Kreisamt Heppenheim. v. Hahn. Obige Bekanntmachung bringen wir zur öffentlichen Kenntnis Unſere Aufkäuferinnen haben Auftrag uns derartige Perſonen, welche ſich in obigem Sinne ſchuldig machen ſofort zu melden, damit wir Strafanzeige wegen Betrugs erheben können. Viernheim, den 12. Juli 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim Lamberth. lalglch für Sesſcht und ande Vaselin-Waschstück Stück 25 Pfg. 55 Nik. Werle, Hügelstr. Sofort N ſſelssige Mädchen Mez, Vater& Söhne, Weinheim. Angenehme Arbeit. 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Samstag Bezugspreis: 40 Pfg. pro Monat frei ins Haus gebracht Gratis⸗Beilagen: „Illuſtriertes Sonntagsblatt“, illuſtriertes Wa ne„Deutſche Kraft“, ändkalender und Fahrplan. Amtsblatt der Großh. B Enthält alle amtlichen Ankündigungen der Behörden Viernheims und Umgebung. Inſerate finden in der Bürger⸗Zeitung wirkſamſte Verbreitung.— Für Wohnungsinſerate Ausnahme⸗Tarif. Vereins ⸗Auzeiger ger⸗Zeitun Auzeigenpreis: Organ für Jedermann Redaktion, Druck und Verlag: J. Martin, Viernheim, Rathausſtraße rgermeiſterei Viernheim Die[ſpaltige Petitzeile oder deren Raum 20 Pfg., auswärtige Juſerate 25 Pfg., die Reklame⸗Petitzeile 40 Pfg. Bei öfteren Wiederholungen und größeren Aufträgen entſprechender Nabatt. Beilagen im Gewichte bis zu 8 Gramm 6 Mk. fürs Tauſend. Bei Klage⸗Erhebung, zwangsweiſer Bei⸗ treibung uſw. wird Nabatt hinfällig. 4 82 Donnerstag, den 19. Juli 1917 — e 1— 9 1 — 5 Der Weltkrieg. * e* 5* ne.„ Ie ee, 77 g WTB. Großes Hauptquartier, 18. Juli.(Aintlich.) Weſtlicher Kriegsſchauplatz: Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: Der Artilleriekampf in Flandern war an der Küſſte ſtark. Von der Yſer bis zur Lys hat er ſich gegen die Vortage erheblich geſteigert. 5 gwiſchen Hollebeke und Warneton ſind engliſche Er⸗ kundungsvorſtöße im Nahkampf abgeſchlagen wordeſt. Am La Baſſee-Kanal, bei Loos und Lens, ſowie auf beiden Ufern der Scarpe war das Feuer in den Abend⸗ unden lebhaft. Bei Einbruch der Dunkelheit griffen die Engländer nördlich der Straße Arras Cambrai an. Sie wurden bis auf eine ſchmale Einbruchſtelle weſtlich des Bois du Veret zurückgeworfen. Heute morgen wurde ein engliſches Bataillon, das nördlich Fresnoy vorging, dureh Feuer vertrieben. e e: Heeresgruppe deutſcher Kronprinz: Längs der, Aisne und in der Champagne blieb hei trübem Wetter die Feuertätigkeit meiſt gering. a Auf dem linken Maasufer wurde lagsſiben gekämpft. Nach dreiſtündiger ſtärkſter Arkilleriewirkung griffen die Franzoſen in fünf Kilometer Breite vom Avocourt-Wald bis zum Grunde weſtlich des To⸗ ten Mannes an. An der Südoſtecke des Waldes von Malancourt und beiderſeits der Straße Malaucourk— Esnes drangen ſie nach erbittertem Kampf in die von uns kürzlich dort gewonnenen Gräben. Im übrigen ſink ſie zurückgeworfen worden. In abends erneut vorbre⸗ chendem Anſturm ſuchte der Feind ſeinen Gewinn zu er⸗ weitern. Dieſer Angriff brach ohne Erfolg verluſtreich zuſammen. Oeſtlich der Maas war das Feuer leb hefter als ſonſt. f N a Heeresgruppe Herzog Albrecht: Weine weſentlichen Ereigniſſe.. 5 Oeſtlicher Kriegsſchauplatz: Front des Generalfeldmarſchalls Prinz Leopold von Bayern:: Erhöhte Gefechtstätigkeit herrſchte bei Riga, ſowit ſüdlich von Dünaburg und Smorgon.„ e In Oſtgali zien war das Feuer bei Bräcczonn ſtakk. Im Karpathenvorland nahmen in gemeinſamen! Angriff bayeriſche und krogtiſche Truppen bie von dan Ruſſen zäh verteidigten Höhen öſtlich von Nowica und wieſen in den erreichten Stellungen ruſſiſche Gegenan— griffe ah. 0 5 5 N a— 0„ 45* Auch an anderen Stellen der Lomnica-Linjie mur⸗ en die Ruſſen in örtlichen Kämpfen zurückgedrängt. An der f 18705 Front des Geueraloberſten Erzherzog Jos en: und bei der f f K Heeresgruppe des Generalfeldmarſchalls N von Mackenſen, r 1 ein allmähliches Aufleben der Feuertk! 189 keit, beſonders zu beiden Seiten des Suſita-Tales uns ängs Putna und Sereth, bemerkbar. 4 9 5 Mazevoniſche Front:. Nichts Neues, r ende 5808 n FErſte Geueralquartiermeiſter: Ludendorff — 7 5 Neues vom Tage. „Vorträge beim Kaiſer. n e Verlin, 17. Juli. Der Kaiſer empfing geſtern lachmittag zu längerem Vortrag den Handelsminiſter. Sydow und den Staatsſekretär Dr. Helfferich. Zur Abendtafel waren geladen der Reichskanzler Dr. Mi⸗ haelis, Generalfeldmarſchall v. Hindenburg und General vudendorff. Heute vormittag nahm der Kaiſer den Ge leralſtabsvortrag entgegen. 1 bn Der Staatsſekretär des Auswärtigen. Berlin, 17. Juli. Der deutſche Geſandte in Ko⸗ benhagen, Graf zu Brockdorff⸗Ranßau, der an die Stelle des Staatsſekretärs des Auswärtigen Zimmer⸗ mann treten ſoll, hat noch keine Berufung erhalten. Ge— zen die Uebertragung des Staatsſekretariats an Admiral don Hintze erhebt die Linke heftigen Widerſpruch. Der Unterſtaatsſekretär der Reichskanzlei Wahnſchaffe ſoll durch den bisherigen. Vorſitzenden der Reichs⸗ lettſlelle v. Grävenitz erſetzt werden. 1 8 1 346270 eee, %. Dr. Spahn. Verlin, 17. Juli. Der Vorſitzende der Zentrums fraktion Dr Spahn hat ſich von dem Unwohlſein, das ihn am Donnerstag im Reichstag befiel, ſoweit erholt, daß er ſich zur Stärkung in den badiſchen Schwarzwald begeben konnte. 0 b ö Neuordnung der Koöhlenverſorgung. Berlin, 17. Juli. Aus München wird unter dem 16. ds. der„Tägl. Rundſchau“ gemeldet: Auf dem au ßerordentlichen bayeriſchen Handelskammertag wurde die Mitteilung gemacht, daß für das ganze Deutſche Reich ine vollkommene Neuordnung der Kohlenverſorgung in Vorbereitung ſei, und zwar wird die Neuordnung in folgender Weiſe ſich vollziehen: Es iſt geplant, die bis herigen Kohlenreichsausſchüſſe aufzuheben und die ge— famte Kohlenverſorgung in einem zu ſchafſenden Kohlen— betriebsamt in Berlin zuſammenzuziehen. Die Kohlen— verſorgung ſoll dann noch inſofern eine Neuordnung erfahren, als über das Reich Amts- und Bezirkskohlen ſtellen verbreitet werden ſollen mit der Maßnahme, daß die Magiſtrate für den Familienbedarf, die Handelskam— mern für den induſtriellen und gewerblichen Bedarf an Kohlen mit Hinzuziehung von Kohlenfachleuten zu ſorgen haben. Zwiſchen der Donaumonarchie und dem Deütſchen Reich iſt ein Kohlenverlrag auf der Grundlage des gerechten Ausgleichs abgeſchloſſen worden. Die (Grundlinie dieſes Vertrags dürften darin beſtehen, daf das Deutſche Reich der Donaumonarchie Steinkohlen lie— fert, während die Donaumonarchie für Lieferung böhmi— ſcher Braunkohle für induſtrielle Zwecke in ausreichender Weiſe Gewähr leiſtet. f Namensänderung des engliſchen Königshauſes. London, 17. Juli. König Georg hat für heute ine Sonderſitzung des Geheimen Rats angeordnet, um ſeine Abſicht auszuführen, den Namen des königlichen Hauſes zu ändern. Der Name ſoll ſpäter bekannt gegeben verden. i (Das engliſche Königshaus entſtammt dem Haus Zachſen-Koburg und Gotha. König Georg will alſe zuch die letzte äußerliche Verbindung mit Deutſchland öſen. In Deutſchland wird man von der Abſicht mit Befriedigung Kenntnis nehmen. Auch die Regelung der Thronerbefrage in Koburg-Gotha wird dann wohl in einem den deutſchen Belangen dienlichen erfolgen D. Schr.) f Was König Alfons geſagt haben ſoll. Rom, 17. Juli. Der„Tribung“ wird aus Madrid berichtet: König Alfons habe erklärt, bevor er in ſeinem Lande durch eine Revolution Blut vergießen laſſe, werde er ſeine Abdankung anbieten und ſich als einfacher Bür zer zurückziehen. Der Korreſpondent des italieniſchen Jlattes fügt hinzu: Der Verband könnte die Abſicht Kö nig Alfons“ nur begrüßen, da der ſpaniſche Hof aus ſeiner Deutſchfreundlichkeit keinen Hehl mache. „Am Vorabend des Bankerotts“. ü Paris, 17. Juli.„Matin“ erklärt, eines ſei ſicher: Deutſchland ſtehe am Vorabend des Bankexrotts und ſuche einen Konkursverwalter. Frankreich könne ſich freuen über das, was in Berlin vorgehe. e e Kein Friede ohne Deutſchlands Vernichtung. Berlin, 17. Juli. Das Blatt Lloyd Georges, die „Pall Mall Gazette“ ſchreibt unter dem 9. Juli: Wenn wir die Lage recht beurteilen, ſo will Deutſchland ein neues Friedensangeböt machen, ehe die Verbandsmächte erneut die Verwundbarkeit Deutſchlands offenkundig machen können. Aber erſt, wenn die deutſche Niederlage auf der ganzen Linie klar geworden iſt, können wir jenes Schauſpiel der Demokratiſierung Deutſchlands ohne Miß trauen betrachten. Solange die deutſchen Heere nicht durch den Verband zerſchmettert ſind, dürfen wir Deutſchlands politiſchen Komödien keine zu große Bedeutung beimeſſen. „Die ſichere Ni- derlage“. London, 18. Juli.(Renter) Ma rineſtaatsſekretär Carſon und Admiral Jelliebe haben einen dringenden Auf ruf an den Verband der Eiſen- und Stahlwerksgeſell— ſchaften gerichtet, es möge alles geſchehen, um Han delsſchiffe und Abwehrmittel gegen die Unterſbeboote hin auszubringen, damit die ſichere Niederlage des Fein des, der jetzt mehr als je alle ſeine Hoffnungen auf den Unterſeebootskrieg ſetze, beſchleunigt werde. Carſon iſt zum Mitg ied des Kriegséa in(ts ohne Portefeuille ernannt, And ſon as Minißer oh ke Porte feuille mit der Aufgabe des Wiederaufbaus betraut, Montague zum Staatsſekretär für Indien, Churchill zum Munitionsminiſter und Sir Erich Geddes zum Erſten Lord der Admiralität ernaunt wordan. 8 Zinne Lokales. — Der 709 000. Tag der chriſtlichen Zeit⸗ rechnung. Am 13. Juli 1917 war der 700000. Tag der chriſtlichen Zeitrechnung. Mit dieſem Tag waren nämlich verfloſſen: 1916 mal 365 gleich 699 340 Tage und 1916: 4 gleich 479 Schalttage, und 194 Tage im Jahre 1917, zuſammen 700013 Tage, weniger die 13 ausfallenden Schalttage von 1900, 1800, 1700 und 10 weitere vor 1600 gleich 700000 Tage.(Nach der„Köln. Volkszeitung“.) — Verteuerung der Bücher? Infolge der an— dauernden Preisſteigerung für maſchinenglattes Druck— papier erwartet man in Buchhündlerkreiſen eine ſtarke Einſchränkung der Herſtellung von Büchern und Zeit— ſchriften und in Verbindung damit eine weſentliche Stei— gerung der Bücherpreiſe i— Unfall des Abgeordneten Gröber. Wie die „Oberſchw. Volkszeitung“ erfährt, iſt der Zentrumsabge⸗ ordnete Gröber auf tragiſche Weiſe verunglückt. Er hatte ſicht während geines Aufenthaltes in Berlin in der Macht mit einem Licht in der Hand auf den Abort begeben. Dort hat ihn nun entweder eine Ohnmacht über— kommen oder er iſt aus Uebermüdung eingeſchlafen und auf dieſe Weiſe mit dem linken Arm dem Licht zu nahe gekommen. Die Vrandwunden ſind inkofern nicht unge— fährlich, als Abg. Gröber ſeit Jahren an Zuckerkrankheit leidet. Heddesheim, 19. Juli. Anläßlich der Sammlung zur Geburtstagsſpende unſeres Großherzogs gingen hier 259 Mk. 25 Pfg. ein. In Muckenſturm wurden für denſelben ſchönen Zweck 20 Mk. geſammelt. 0 Mannheim, 1“. Jult. Am Sonntag vormittag hat ſich der verheiratete 56 Jahre alte Philipp Emil Mittel in ſeiner Wohnung 4 Schüſſe in die rechte Bruſt— ſeite beigebracht und an beiden Händen die Puls⸗ ader geöffnet. Schwer verletzt wurde er ins Allgem. Krankenhaus überführt.. (5) Mannheim, 17. Juli. Das Schöffengericht ver— Urteilte die Milchhändlerin Marie Müller, welche mit Milch verſetztes Waſſer als Vollmilch verkaufte, zu 350 Mark Geldſtrafe. g 2 Mosbach, 17. Juli. Der Dieb, welcher in der letzten Zeit in verſchiedenen Stationsämtern Einbruchs— diebſtähle wurde in der Perſon eines Alfred Hofmann von Oſterburken in Klepsau verhaftet. Freiburg, 17. Juli. Landeskommiſſär Geh. Oberregierungsrat Dr. Becker hat ſich aus Geſundheitsrück— ichten genötigt geſehen, den Vorſitz im badiſchen Landes— ausſchuß der Kriegsbeſchäbigtenfürſorge niederzulegen. Zu einem Nachfolger iſt Geh. Rat Pfiſterer, Miniſterial— Airektor im Miniſterium des Innern, gewählt worden. — Von der Worgſtraße. Die berent Pfirſichernte iſt die reichſte, die an der Bergſtraße je geſehen wurde. Die Ernte an Frühbirnen lieſert gleich— falls gute Erträge. (=) Schwaibach bei Gengenbach, 18. Juli. Di 7 Söhne des Landwirts Georg Lohmann wollten im de weiher ein Bad nehmen. Des Schwimmens unkundig er tranken zwei davon iſn Alter von 18 und 19 Jahren, während der jüngſte Sohn noch gerettet werden konnte. 0 Kollnau,(8. Jul! Um den ungeheuren Preis— treibereien bei Breunholzverſteigerungen entgegen zu wir— ken, hat der hieſige Gemeinderat beſchloſſen, der Bevölke— rung hieſigen Orts Breunholz aus den Gemeindewal dungen zu mäßigem Preiſe zu verſchaffen () Limpach, 18. Juli. Heute ſtarb hier nach länge— rem Leiden Bürgermeiſter, Waiſenrat und Stiftungs— rechner Konſtautin Hornſtein N () Achern, 18. Juli. Zum Gedächtnis an ſeinen im Kampfe für das Vaterfand gefallenen Sohn hat Bäcker— meiſter und Gemeinderat Joſef Lott den Betrag von 1000 Mark der Stadtgemeinde überwieſen. Die Zinſen Gefallenen an bedürftige Kriegs— verübte, rolls begonhene ſollen am Todestage des beſchädigte unſerer Stadt verteilt werden. ) Schönwald bei Triberg, 18. Juli. Ein hieſiger Hotelier wurde letzter Tage auf der Eiſenbahnſtation eines württembergiſchen Stägtchens angehalten, als er 21 Pfund Wurſt, 25 Pfund Fleiſch, 4 Pfund Speck, Butter und Eier in einem Koffer verpackt mitnehmen wollte. Fer— ner wurde hier ein Reiſekoſſer, adreſſiert an eine Frau in Gerusbgch, kurz vor der Aufgabe zur Bahn, beanſtandet, aus dem Eier und Butter aus Tageslicht gefördert wur— den. Weiter erzählt der„Schwarzwälder“, daß ein Land⸗ wirt von e jeden 2. Tag 12 Liter Milch an einen Hotelier in Freudenſtadt lieferte, der 5 Pfennig übe a 1905 ſtadt lieferte, der 5 Pfennig Mer Es iſt vaterländiſche Pflicht, Kleingeld in Umlauf zu bringen. Stimmen zur Lage. Der neue Erlaß des Kaiſers, der die Über⸗ tragung des Reichstagswahlrechts auf Preußen bedeutet, hat ach ie nur einen Teil der Fragen zur Löſung gebracht, die ſo über⸗ raſchend im Verfaſſungsausſchuß des Reichs⸗ tages aufgetaucht ſind. Will man aus den verſchiedenen Blätterſtimmen zur Lage ein Bild gewinnen, ſo ſcheint es, als ob die Fragen, die das Reich angehen, zunächſt im Vordergrunde des Intereſſes ſtehen. So ſchreibt der Berliner Mitarbeiter der„Rheiniſchen Zeitung“ ſeinem Blatte und gibt damit wohl ein erſchöpfendes Bild der innerpolitiſchen Lage: „Noch völlig unklar ſind die Dinge im Reich, zoch ſcheint ſchon ziemlich ſicher, daß die Par⸗ lamentsmehrheit auch die eigentliche Regierungs— gewalt übernehmen wird, wobei es zunächſt ziemlich gleichgültig iſt, ob Herr v. Bethmann an der Spitze wleibt oder nich. Mit dem Ab⸗ gang Helfferichs und Zimmermanns wird be⸗ ſtimmt gerechnet. Die Sozialdemokratie würde einen an ſie ergehenden Ruf zur Teilnahme an der Regierung unter den gegenwärtigen Um— ſtänden um ſo weniger ablehnen können, als die Durchführung ihrer eigenen Kriegspolitik auf dem Spiele ſteht. Man rechnet mit dem Eintritt eines Gewerkſchaſtsführers ins Reichs— amt des Innern und nennt ferner als einen der zukünſtigen Staatsſekretäre den Namen eines unſerer Parteiführer, deſſen hervorragende politiſche Begabung gerade in dieſen Tagen recht offenkundig geworden iſt.“ In ſteigendem Maße beſchäftigt ſich natürlich auch das geſamte Ausland mit der deutſchen Kriſe. Die italieniſchen Zeitungen beſprechen an der Hand der deutſchen Preſſeſtimmen lebhaft die innerpolitiſchen Vorgänge in Deutſchland. Da der Name Erzberger ſich daran knüßpft, herrſcht die Meinung vor, es ſei eine neue Friedensoffenſive geplant und„der einflußreiche Zentrumsmann ſei auserſehen worden, heraufzubeſchwören, wodurch der Regierung Ge— legenheit geboten werden ſoll, gewiſſe Reformen durchzuführen, ohne den Anſchein zu erwecken, dieſe ſeien auf äußeren Druck hin erfolgt“. Der „Corriere della Sera“ traut Erzberger, den er nur als mittelmäßigen Parlamentarier bezeichnet, nicht zu, aus eigener Überzeugung zu handeln. Sein ganzes Verdienſt beſtehe in ſeiner großen Geſchäftigkeit und der Leichtigkeit, womit er ſich über zahlreiche diplomatiſche Schlappen hinweg— ſetzt, die er ſich ſeit Beginn des Krieges in kleineren Auslandsmiſſionen geholt habe. In der Schweiz herrſcht der Eindruck, hinſichtlich der inneren Politik Deutſchlands ein geeinigtes Auftreten der Parteien vom Zentrum bis zur äußerſten Linken möglicherweiſe eine Anderung der formalen Politik herbeiführen könne, die einer Demokratie an ſich durchaus ſympathiſch wäre. Es wird ſehr ſtark die Mög— Verſuche in der Vergangenheit 6 5 durch ſeine großen Kritiken im Reichstag eine Kriſe daß berſchledene Uriegsnachrichten. %( e werden, daß die Löſung der innerpolitiſchen Kriſe in Deutſchland in keinem Falle unmittel⸗ baren Einfluß auf einen möglichen Frieden haben kann, es ſei denn, daß die Mehrheit des Deutſchen Reichstags, die ſich jetzt für eine Anderung einſetzt, zugleich auch zu einem Verzichtfrieden entſchloſſen ſei, der einer ſchweren Niederlage gleichkäme. 8 In dieſer Beziehung laſſen unſere Feinde keinen Zweifel. Meint doch die(amtlich be⸗ diente) New York Times“, wie ein Lyoner Funkſpruch milteilt,„daß ſelbſt die deutſchen Sozialiſten, die die Demolratiſierung des Kaiſer⸗ leiches predigen, noch nicht klar genug die Wichtigkeit des Verbrechens einſehen, deſſen Deulſchland vor dem Richterſtuhl der Ziviliſation angeklagt wird. In ſeiner Rede In Reichstags⸗ ausſchuß ſprach Ebert die Anſicht aus, daß die deutſche Regierung den Frieden haben könne, wenn ſie nur ein Friedensangebot ohne Annezionen und Entſchädigungen machen würde und das Streben nach einem Sonderfrieden mit Rußland unterlaſſen wolle. Ebert ſpricht wie ein Mann, der in einem anderen Jahr⸗ hundert lebt. Seit der Marneſchlacht handelt es ſich nicht mehr um die Fragen der Annexionen durch Deutſchland oder um Ent⸗ ſchädigungen, die es vorſchreiben könne. Dieſe Anſicht iſt ſeit langer Zeit ſchon von den Verbündeten beiſeite geſchoben. Ebert täuſcht ſich aber ſehr, wenn er erklärt, daß Deutſchland den Frieden haben könne, wenn es ganz einfach auf ſeine beabſichtigten Annexionen und Entſchädigungen verzichte. Ein Frieden, der auf dieſem Grundſatze aufgebaut iſt, wird nur den früheren Zuſtand wieder— herſtellen. Da Deuiſchland weiß, daß Sieg unmöglich iſt, ſo iſt ihm dieſer frühere Zuſtand erwünſcht. Die Verbündeten werden zu dieſen Bedingungen keinen Frieden ſchließen. Deutſchland muß vollſtändig ſeinen Geiſtes— ſein zuſtand ändern, bevor ſich die herbeilaſſen, vom Frieden zu ſprechen.“ Das iſt deutlich genug. Für das deultſche Volk, das jetzt nicht nur die ſchwerſte inner⸗ politiſche Kriſe während des Krieges, ſonderte überhaupt die ſchwerſte Erſchütterung ſeit Grün- dung des Reiches durchlebt, bleibt die Tatſache beſtehen, daß es ſich auch weiterhin einer Meute beutegieriger Feinde erwehren, daß es ſiegen muß, will es nicht vernichtet werden. Nur ein entſchloſſener Siegeswille, der in Not und Tod nicht wankt, vermag das Vaterland zu retten. Ein Urteil zur Marneſchlacht. f Auf einen intereſſanten Beitrag zum Urteil über die Schlacht an der Marne weiſt Oberſt Egli in den„‚Baſler Nachrichten“ hin, das Zu— geſtändnis eines franzöſiſchen Generals, daß wird. Hinſichtlich des Friedens glaubt man, daß die Vorgänge im Reichstag an ſich nicht unbedingt eine Begünſtigung des bringen müßten, aber die Preſſe betont in ihrer Friedens. 1 Die Furcht vor den deutſchen Fliegern. Mehrheit, daß die Wahrſcheinlichkeit ſehr groß ſei, daß eine neue Richtung der deutſchen Innen- politik den Abſchluß eines Verſtändigungsfriedens Die Luſftſlotte, die London und die großen unbedingt erleichtere. Ahnlich äußern ſich die Blätter. Beſonders in Schweden gibt man der Hoffnung Ausdruck, daß die Vorgänge in ſkandinaviſchen Aſche Deutſchland einen weſentlichen Einfluß auf die Entwicklung neuer Friedens möglichkeiten haben müßten, ohne jedoch des näheren anzudeuten, wie nach einem Syſtemwechſel in Deutſchland die Kriegszielpolitik unſerer Feinde, die ſich doch offenbar gegen den deutſchen Beſitzſtand richtet, geändert werden ſolle. Verſuch betrachtet. Jedenfalls hat ſich die Spannung, die ſeit Tagen die Gemüter in Deutſchland in ihrem Banne hält, ganz Europa mitgeteil, und es iſt bezeichnend, daß manche neutrale meinen, der Reichstag ſtehe vor einer welt— geſchichtlichen Entſcheidung, weil aus Blätler ſeinem Entſchluß die Weiterführung des Krieges oder der Friede ſich ergeben könne. Es muß dem— frei gewählten Rückzug der deutſchen ſiſchen Kampfſieg, zu welchem ihn die Vier- verbandlegende umzuſtiliſieren verſtanden hat. * In der Londoner„Daily Mail“ wird ge⸗ ſchrieben: Die Bedrohung Großbritanniens durch die Zeppeline gehört der Vergangenheit an. Städte Englands mit ſeinen Einwohnern in legen ſollte, wird niemals kommen.“ Deutſchland baut jetzt keine Zeppeline mehr, ſondern wendet ſeine Aufmerkſamkeit den mo- dernen Flugzeugen zu. Die Deutſchen ſind ſich jetzt darüber im klaren, daß der letzte Flugzeugangriff auf London in hohem Maße erfolgreich war. Dieſen Angriff hat man in Berlin als einen bloßen Wenn 15 Flugzeuge einen gewiſſen Schaden anrichten können, was lönnte ein Angriff mit 50 oder 100 oder 1000 Flug- zeugen erreichen? Es kann nicht oft genug wiederholt werden, daß Deutſchlands nächſter Schlag ſein wird, England, und zwar wahr- ſcheinlich wieder London, mit Flugzeugen an- zugreifen. Sind wir darauf vorbereitet? Verbündeten Meer richten aus dieſen entlegenen Gebieten während linie feſtſetzten. f; f 277 155 ö b 1 9 7 705 0 1 lichkeit einer Parlamentariſierung der deulſchen 19 Ausgang der Marneſchlacht in Regierung bezweifelt, indem auf viele ähnliche. i 5 ö 1 ginedder f meche Armeen beſtand und keineswegs in dem franzö⸗ hingewieſen Beſitz genommen iſt. Engländer lrolle ii ihr ſchroffes Auſtreten wohnen 2 5 Der Präſident der franzöſiſchen Kommi für Luftſtreitkräfte d' Aubigny f Pariſien“? Über Amerikas beabſichtigte Hilfe im Luftkampf ſind in unſerer Preſſe ſo übertriebene Zahlen veröffentlicht, daß es richtig ſein dürfte, ſie zur Vermeidung ri geriſcher Hoffnungen auf das richtige Maß zurückzuführen. Man hat von 100 000 Flugzeugen geredet, die an der ſranzöſiſchen Front operieren ſollſen. Ob die, welche Amerikas Hilfe ſo hoch eingeſchätzt haben, ſich wohl dar⸗ über klar ſind, was eine derartige Armee an Verpflegung, an Verſorgung aller Art, an Pro⸗ duktion in den Fabriken, an Cxploſipſtoffen, an Arbeitern, an Luftſchifferſchulen, an Ausbildung von Piloſen, Mechanikern und Beobachtern er⸗ fahren würde? Die Flugzeuge halten gegen⸗ wärtig nicht mehr als zwei Monate aus; denn ihre zunehmende Schnelligkeit führt naturgemäß zu immer mehr Schäden beim Landen. Auf ein dienſtfähiges Flugzeug kommen alſo jährlich ſechs, ohne die zur Ausbildung in den Luft⸗ ſchifferſchulen benutzten. Um hunderttauſend Apparate im Dienſt zu haben, müßte alſo jähr⸗ lich eine Million gebaut werden, mit zwei bis drei Millionen Motoren, und das zugehörige Perſonal würde etwa fünf Millionen Mann be⸗ tragen. Es iſt höchſt gefährlich, derartige phantaſtiſche Illuſionen zu erwecken. Die englilſchen Räuber. Bei Ausbruch der ruſſiſchen Revolution beeilten ſich die Engländer bekanntlich, ſich an gewiſſen ſtrategiſchen und kommerziell wichtigen Punkten im ruſſiſchen Reiche feſtzuſetzen. Vor allem gehörte hierzu die neugeſchaffene Stadt und der Hafen Alexandrowſk an der Murman— küſte des Weißen Meeres. Dieſer Platz ſteht durch die neugs“ ute Eiſenbahn in Verbindung mit dem inneren Rußland und bildet deſſen einzigen europäiſchen eisfreien Hafen am offenen Es wurden allerhand ſenſationelle Nach— bes bisherigen Verlaufes des Krieges bekannt, die indeſſen ſchwer zu kontrollieren und zu be— werten waren. Nun hat aber das Stockholmer „Aftonbladet“ von einer vertrauenswerten Per— ſönlichkeit, die längere Zeit in Rußland gelebt hat, die Küſte des Eismeeres gut kennt und erſt in den letzten Tagen von dort nach Schweden gekommen iſt, Berichte erhalten, die ſich auf eigene Wahrnehmungen gründen und einige inteſſante Aufſchlüſſe geben: Die Engländer beſetzten den Hafen Alexan⸗ drowſk und eine große Skrecke der Murman⸗ bahn bereits zeitig in dieſem Frühſahr. Zwei große engliſche Transportdampfer kamen mit Truppen au, die ſich in der Stadt einquartierten und ſich gleichfalls in einem bedeutenden Um⸗ lreiſe, ſowie an einer Strecke der Eiſenbahn— Seitdem hat man die Beſetzung ausgedehnt, ſo daß die Murmanbahn jetzt bis zur Stadt Kandalakſi von den Engländern in einige Tauſend Quadrattilometer. Die üben eine äußerſt ſtrenge Kon— dieſen Gebieten aus. Durch- haben ſie ſich bei der einheimiſchen Bevölkerung, hauptſächlich Finnen, äußerſt verhaßt gemacht. faßt in längere Wanderung durch den Wald begaben und die niemals zurückkehrten, von der Be⸗ völkerung überfallen und ermordet wurden. Verſchiedene große geheimnisvolle Exploſionen kumen während Winters und Frühlings unter den engliſchen Vorräten und Munitions- lagern vor. des 1 Kommiſſlon ſchreibt in„Pelit 1 cht. Daher glaubt man, daß acht engliſche Offiziere, die ſich auf eine 1 eh ſtrengen Bewachung iſt es einer ganze und öſterreſchiſcher Kegel gener, Bahnbau beſchäftigt waren, 1 0 zu fliehen. Neue Fluchtverſuche kommen oft vor und ge⸗ lingen auch oft, denn die Bevölkerung, die ruſſiſche wie die finniſche, ſympathiſiert mit den Kriegsgefangenen und hilft ihnen auf alle mögliche Weiſe, über die Grenze zu kommen. ie hein Volitiſche Rundſchau. Deutſchland. *Im Anſchluß an den Erlaß Kaiſer Wilhelms zur preußiſchen Wahlrechtsfrage iſt in Berlin das Gerücht verbreitet, daß fün Miniſter, die Gegner des gleichen Wahlrechts ſind, aus dem Amte ſcheiden werden. Ei Berliner Blatt nennt die Namen Breiten. bach(Verkehrsminiſter), Landwirtſchaftsminiſter v. Schorlemer, Miniſter des Innern v. Loebell, Juſtizminiſter Dr. Beſelel und Kultusminiſter v. Trott zu Sol z. Es iſt kaum anzunehmen, daß die Nachricht vom Rücktritt dieſer Miniſter zutreffend iſt. Dagegen iſt es glaubhaft, daß auf Veranlaſſung der Mehrheit des preußiſchen Landtages infolge der neugeſchaffenen Lage das Parlament zu einer Sommertagung zuſammentritt. Von anderer Seite wird wieder behauptet, man wolle die Vertagungsfriſt(bis zum 9. Oktober) ab⸗ laufen laſſen, da mit der Möglichkeit zu rechnen iſt, daß bis dahin bereits eine Wahlrechts⸗ vorlage im. Sinne des neueſten Erlaſſes aus⸗ gearbeitet iſt. * Vor einiger Zeit hat in der Zweiten Kammer der württembergiſche Finanzminiſter eine bemerkenswerte Rede über die Finanz⸗ politit der Zukunft gehalten und dabei geſagt:„Das Entſcheidende iſt, daß der Staat ſeinen Anteil an ſich zieht, nicht erſt hinterher, wenn der wirtſchaftliche Kreislauf vollendet iſt, ſondern von vornherein durch Teilnahme an dem Gewinn bei der Erzeugung, der Einfuhr und dem Umſchlag der Güter.“— In einigen bundesſtaatlichen Parlamenten ſind deshalb Anfragen eingebracht worden, was dieſe An⸗ deutungen beſagen. Infolge der gegenwärtigen Kriſe iſt die Angelegenheit in den Hintergrund getreten, ſie wird aber ohne Zweifel demnächſt zur Sprache kommen. Wie verlautet, ſind die Andeutungen in erſter Linie auf den Ausbau der Warenumſatzſteuer zu beziehen. Eine Ware ſoll auch in den einzelnen Abſchnitten ihrer Herſtellung und Anfertigung zur Steuer heran— gezogen werden, und es leuchtet ohne weiteres ein, daß ſich hierbei eine Fülle von Steuer⸗ möglichkeiten ergibt. * In der württembergiſchen Zweiten Kammer teilte der Miniſterpräſident bei der Beratung des Poſtetats mit, daß die Regierung nicht an Das beſetzte Gebiet um⸗ſchaft ö Die Engländer treten vollſtändig als Herren dieſes Gebietes auf und kümmern ſich nicht im mindeſten um die ruſſiſchen Behörden. Gendarmerie, Paßkontrolle, allgemeine Arbeiten, Hasen-, Zoll- und Eiſenbahnverwaltung, das alles liegt in engliſchen Händen, und die Gewalt dieſer Engländer wird von Tag zu Tag drückender, da ſie ſich in alle Angelegen— heiten einmiſchen. Die Engländer be⸗ ſtimmen darüber, wer Alexandrowſk darf und wer nicht. Letzthin ſie ſogar Ruſſen aus dieſer in wieſen Polizei, eine Aufgabe des Poſtreſervats denke. * In der Hamburgiſchen Bürger- wurde der Antrag des Senats auf Anderung des Bürgerſchaftswahlrechts unter Aufhebung des verklauſulierten Klaſſenwahlrechts von 1916 faſt ohne Debatte angenommen. Da⸗ mit iſt die Wahlrechtsreform in Hamburg Tat ſache geworden. Oſterreich⸗Ungarn. Im ungariſchen Abgeordneten ⸗ hauſe führte Miniſterpräſident Graf Eſterhazy in Beantwortung einer Anfrage aus, Ungarn halte unverändert an dem glänzend bewährten Bündnis mit Deutſchland ſeſt. Er betonte ferner, daß die Mittelmächte, die den Krieg als Verteidigungskrieg führen, jederzeit zu einem ehrenvollen Frieden bereit ſeien. Frankreich. *In einer Rede über Elſaß⸗Lothringen im Senats⸗Ausſchuß für Auswärtige Angelegen⸗ heiten erklärte Ribot:„Wir haben ein un⸗ verfährbares Recht auf Elſaß⸗Lothringen und können eine Voltsabſtimmung nicht zulaſſen.“ Mit dieſer Erklärung ſetzt Ribot ſich in offenem Widerſpruch zu dem Munitionsminiſter Thomas, der vor einigen Wochen erklärt hatte, die fran⸗ zöſiſche Regierung werde wegen einer Volks- abſtimmung mit ſich reden laſſen. ————— Die eiſerne Not. Kriegsroman von G. v. Brockdorff. (Fortſetzung.) „Er iſt jetzt furchtbar unzugänglich,“ klagte Beate gegen die Schwägerin.„Den ganzen Tag ſitzt er in ſeinem Zimmer und arbeitet— Gott, das iſt ja natürlich bei den veränderten Verkehrslinien—, aber auch bei den Mahl- zeiten iſt kaum ein Wort aus ihm herauszu— bringen. Wenn ich vom Krieg anfange, wird er ſchon ganz nervös.“ Beate widmete jetzt ihre ganze Tätigkeit der ſtriegsfürſorge. „Du mußt mittun, Sabine,“ ſagte ſie oft. „Das iſt das beſte Mittel gegen ein Leiden wie das deinige.“ Und Sabine tat mit, geduldig und nach beſten Kräften. Sie Eeſuchte Kriegerwitwen, machte Pakete für Lazarette und Schützengräben und ſaß ſtundenlang in der Kriegsſchreibſtube. Sie empfand viel Freude bei dieſer Tätig⸗ keit, Freude darüber, daß die hohe, heilige Be⸗ eiſterung, die in jauchzenden Wellen auch über ſte dahingeſchäumt war, mithelfen durfte an der gewaltigen Arbꝛit des Vaterlanzes. Aber eine dauernde innere Befriedigung er⸗ wuchs ihr nicht. Wohin ſie blicke, ſtreckten ſich helſende Hände aus, unendlich viel mehr Hände als es Arbeit gab, und ſie wußte: ſobald ſie eines Tages die ihren in den Schoß legte, würden andere, viele andere kommen und den leer⸗ gewordenen Platz mit jungen Kräſten ausfüllen. Das Gefühl des Entbehrlichſeins quälte ſie und raubte ihr einen Teil der Freude, welche die Arbeit ihr ſpendete. Am liebſten ſaß ſie in ihrer Freiheit bei dem kleinen Johannes, der jetzt viel allein oder den Mädchen überlaſſen war, weil ſeine Mutter ihrem Liebeswerk nachging und der Vater in ſeinem Arbeitszimmer finſter über Zahlenreihen grübelte. „Erzähle mir vom Krieg, Tante Sabine!“ Und Sabine erzählte, was ſie wußte undt war glücklich, wenn der kleine Kerl ſich an ihr Knie ſchmiegte und nicht genug hören konnte von Schützengräben und Soldaten. Wenn dann Beate zurückkam, lief der Junge ihr jauchzend entgegen und berichtete leuchtenden 60 35 von den Wunderdingen, die er gehört halte. Sabine ſaß dabei, nagende Bitterkeit im Herzen. Natürlich— der Junge gehörte ihr ja nicht. Es boar lächerlich von ihr, ſeine Liebe nur für ſich allein zu beanſpruchen. Aber ſie litt doch unter dem Gefühl, auch hier nur eine Fremde zu ſein und beneidete Beate. Unterdeſſen nahm draußen das gewaltige Völkerringen ſeinen Fortgang, als ſollte es ewig währen. Der Frühling kam mit ſeinen Stürmen und dem lichten, vorſommerlichen Sonnenſchein. Die Bäume hingen voll bräunlicher gedrängter Knoſpen, und der Himmel ſtand in tiefer, italieniſcher Bläue hinter den grauen Faſſaden der allen Stadt. In dem ſchmalen Garten des Grotenius⸗ Goldlacks in rieſigen Büſchen; die Chlytra ſchen Hauſes ſlanden die dunklen Feuer des hatte ihre roten Herzen entzündet, und der gelbe Bernſteinton der Iris leuchtete wie helle, flatternde Seide an den Mauern des maſſigen Hauſes. Jeden Morgen ſtieg Sabine in den Garten hinab und bändigte den berauſchenden Reich⸗ tum des Frühlings in unzählige Sträuße. Seit einigen Wochen war ſie im Lazarett ätig. Beates Bemühungen und Verbindungen hatten ihr eine Stelle als Helferin verſchafft; nun trug ſie an die Betten ihrer Kranken, was der Garten zu ſpenden vermochte, und freute ſich des dankbaren Lächelns in den bleichen Zügen. Nur wenige Leichtverwundete waren ihrer Pflege anvertraut: friſche, fröhliche Söhne der Küſte, die vom Krieg und vom Schützengraben wie vom Tanzboden ſprachen und nichts ſehn⸗ licher erwarteten, als den Augenblick, wo der 10 ſie wieder in die Reihe der Kämpfenden rle. Allerdings gab es Augenblicke, wo die Ge⸗ ſichter der Sprechenden ernſt wurden, wo ſie die Fäuſte ballten in wildem Haß gegen die verräteriſchen Feinde. Sabine erfuhr von ben Freuden des Soldaten⸗ lebens, aber ſie hörte auch von den unſäglichen Greueln des grauſamen Kampfes. Sie ſah die ſchwarze Nacht über dem end⸗ loſen Schlachlfelde kommen, hörte das Röͤcheln der Sterbenden, den zuckenden Atem der Schwerverwundeten, ſah den Morgen mit bleichem Geſicht hinter rebenbeſtandenen Hügeln herauf⸗ daämmern, die auf ihrer Syitze rauchende — Trümmerhaufen trugen, ſah flüchtige Weiber und Kinder auf der Landſtraße, hinter ſich die feurigen Dachbalken brennender Dörfer. Und ſie faltete unwillkſtrlich die Hände— wie in Angſt und Abwehr.. Herrgott— war's moglich, daß es ſoviel Leid auf dieſer Welt gab, und daß man zur gleichen Zeit in derſelben Welt ruhig, ſtill und friedlich dahinlebte und das Leben mit alltäg⸗ lichen Kleinigkeiten ausfüllte? Einer war vor Ypern geweſen. Tagelang hatten ſie im naſſen Schlamm geſteckt, hall erſtarrt, von feindlichen Kugeln unbarmherzig umhagelt. Er erzählte von einem jungen Kameraden, dem beide Beine weggeſchoſſen wurden, und der in der letzten Verzweiflung des Todeskampfes wie ein Kind nach Vater und Mutter ſchrie. „Es war das Schlimmſte, was ich im ganzen Krieg geſehen habe. Vor drei Monaten war er erſt ſiebzehn Jahre alt geworden.“ 5 15 Bild verfolgte Sabine die ganze Nacht indurch.. Unruhig warf ſie ſich in den weichen Kiſſen, ſah den jungen Kriegsfreiwilligen, wie er durch den eiſigen Schlamm vorwärksdrängte, hörte ſeinen Verzweiflungsſchrei, als ob ſie ſelbſt da⸗ bei geweſen wäre. in Grauen packte ſie, während ſie all dem entſetzlichen Elend da draußen nachdachte. Sie lag lange mit fliegendem Alem und 11 00 brennenden Augen in das unruhige unkel. Ob wohl alle ſterbenden Krieger im letzter Augenblicke an ihre Lieben daheim dachten 7 inzahl deuſſcher pagne⸗schlacht. April⸗Mai 1917. In zwei Armeebefehſen haben die franzöſi⸗ ſche Oberſte Heeresleitung und der Führer des 90. Armeekorps darauf higgewieſen, daß die hevor⸗ ehende„Handlung entſheidend für das Schicksal des Vaterlandes“ ſein ſperde.„Die Tage des Kampfes werden ohne Unterbrechung aufeinander⸗ ſolgen bis zur Entſcheidung.“ Die Befehle ſennzeichnen den Geiſt, die Slimmung und Beurteilung der Lage im ſfranzöſiſchen Heere fürz vor Eintritt in die große Frühfahrsoffenſive, die von den Franzoſen gegen die Front der Heeresgruppe Deulſcher Fronprinz in einer rund 00 Kilometer breiten Front von Soiſſſons bis Aubeérive in der Champagne(30 Kilometer öſt⸗ ich Reims) geplant war. Führer wie Truppe lielten„die Stunde für gekommen“. Die Hoffnung, daß dieſe Schlacht den großen Wendepunkt im Kriege bilden und die Kron⸗ prinzen⸗Front durchbrechen würde, war an und für ſich keineswegs unberechtigt. In bisher bei⸗ ſpielloſem Umfange hatte die franzöſiſche Oberſte Heeresleitung ihre Vorbereitungen für dieſe Offenſive getroffen. Die beſten Diviſionen waren ſeit 3—5 Monaten nicht mehr in Front einge⸗ ſetzt, ſondern auf Übungspiätzen auf das ſorg⸗ fältigſte als Angriffsdiviſionen ausgebildet worden. Noch gewaltigere Artilleriemaſſen als in den bisherigen Offenſiven waren herangeſchafft, ein⸗ gebaut und eingeſpielt für ihre Aufgabe, durch ihr alles zertrümmerndes Trommelfeuer der Infanterie den Weg zum Durchbruch zu bahnen. fnbeſchränkte Munition war ſichergeſtellt. Dazu kamen in letzter Stunde der Eintritt Amerikas in den Krieg und der vorübergehende Erfolg der Engländer Anfang April bei Arras, um Volk und Heer in Frankreich mit froher Zuverſicht zu erfüllen. Der ſiegesgewiſſe An⸗ griffsgeiſt faſt jedes franzöſiſchen Soldaten ſtand auf einer ſeit Kriegsbeginn noch nicht erreichten Hoͤhe. Und in dieſem Geiſte rannten Frank⸗ reichs Truppen gegen die Heeresgruppe des Kronprinzen an: In vorderſter Front mit 28 Diviſionen, unmittelbar dahinter in Reſerve 33 Diviſionen, weiter rückwärts nochmals rund 20 Diviſionen, teils bereitgeſtellt. teils in der Heranbeſörderung begriffen. Endlich 7 Kavallerie diviſionen, verſammelt zu ſchnellſter Ausnutzung des ſcheinbar geſicherten Erfolges. Aber dieſer Erſolg blieb trotz aller verfüg⸗ baren Kräfte und aller Vorbereitungen aus. Nur wenige unweſentliche Geländeteile wurden aufgegeben. Im übrigen hielt die geſamte Front der Heeresgruppe Deutſcher Kronprinz! un⸗ erſchüttert ſtand. Führer und Truppe haben auf deutſcher Seite in dieſer Schlacht einen Sieg errungen, der ſich getroſt den größten Siegen der Kriegsgeſchichte an die Seite ſtellen darf. In zäher Ausdauer hat die deutſche In⸗ fanterie in der Hölle des feindlichen Trommel⸗ ſeuers ſich ihr kaltes Blut und ihre Kampfkraft zu bewahren gewußt. In ungebrochener An— griffsfreudigkeit iſt ſie aus ihren rückwärtigen Gräben herausgekommen und hat im Gegenſtoß die an Zahl erheblich ſtärkere feindliche In⸗ fanterie unter blutigen Verluſten zurückgeworſen. In muſtergültiger Weiſe hat die deutſche Artillerie den Infanteriſten unterſtützt, die feindliche Ar⸗ lillerie dauernd geſchwächt und ihr wirkſames Sperrfeuer vor die Angriffsmaſſen des Feindes gelegt. Zahlen ſprechen am deutlichſten: Seit dem 16. April hat der Franzoſe an der Front Soiſſons—Auberive his etzt 81 friſche Divi⸗ ſionen, 23 Diviſionen zum zweiten, 2 zum dritten Male, im ganzen alſo 106 Diviſions⸗ Einheiten vergebens eingeſetzt. Sie ſind zum Teil vollſtändig aufgerieben und vernichtet worden. Ein anſcheinend gut unterrichteter ſranzöſiſcher Offizier nennt folgende Verluſtzahlen allein an der Aisne⸗Front für die Zeit vom 16. April bis Ende Mai: 22 732 Tote, 30 000 Vermißte, 104000 Verwundete. Dieſe Zahlen kommen im ganzen dem vollſtändigen Verluſt von etwa 26 Diviſtonen gleich. Das Bewußtſein, daß die Aisne⸗Champagne⸗ Schlacht eine Niederlage der franzöſiſchen Waffen war, iſt nachweislich bei den franzöſiſchen Truppen allgemein verbreitet. Die Gefangenen-Ausſagen Aulang April hetrichte, einer nieſen Nieder⸗ geſchlagenheil und bölligen Hoſfnungsſoſlgkeit gewichen iſt; einer Hoffnungsloſigkeit, die mehr und mehr ſchon ſchwere Vergehen gegen die Manneszucht und ausgeſprochene Fälle von Meuterei gezeſtigt hat. Wenn dieſe Oſſenſive mißglückt iſt, ſo ſagt ſich der franzöſiſche Soldat, wie, wann und mit welchen Mitteln kann da die nächſte den er⸗ ſehnten Sieg bringen? Trotzdem ſoll die Aisne⸗ Champagneſchlacht nicht als abgeſchloſſen hin⸗ geſtellt werden. Aber ein Abſchnitt liegt hinter uns und wohl ziemlich ſicher der ſchwerſte. Daß die Heeresgruppe Deutſcher Kronprinz im April bis Mai 1917 die Aufgabe kraftvoll aktiver Verteidigung unter den ſchwierigſten Ver⸗ hältniſſen in glänzender Weiſe ſiegreich gelöſt hat, iſt jedenfalls eine Tatſache, die bereits der Geſchichte angehört. g Mit dem glücklichen Stolze treu erfüllter Soldatenpflicht durften daher Führer, Offiziere und Mannſchaften der Heeresgruppe das Telegramm leſen, das ihnen am 1. Juni 1917 den Dank ihres Allerhöchſten Kriegsherrn aus— ſprach. zu den Kämpfen an der Uſer. Unſere kampfbewährte Marine⸗Jufanterie hat im Dünenabſchnitt des Marinekorps nach planmäßiger, zoſen ſtark ausgebauten, ſeit kurzem von Engländern übernommenen Verteidigungsanlagen zwiſchen der Küſte in Lombartzſtde mit ſtürmender Hand ge⸗— nommen. Der Feind wurde über die Vier zurück⸗ 1 A. N 3——ůä— 2— 7 . 65 e — 75 2 Her. o/. goperin She 2 geworſen, wobei über 1250 Gefangene, dabei 27 Offiziere, eingebracht wurden. Verluſte in dem ſtark beſchoſſenen Gelände waren ſehr hoch. mit Bomben. Von Nah und fern. Berliner Nachtheime für Kinder. Eine ſehr dankenswerte Einrichtung iſt in der Kapernaum-Gemeinde im Norden von Berlin entſtanden, nämlich ein Nachtheim für Kinder. Es iſt für ſolche Kinder beſtimmt, deren Mütter durch Nachtarbeit in den Fabriken von Hauſe ferngehalten ſind. Für dieſe Frauen iſt es eine große Beruhigung, ihre Kinder in guter Obhut zu wiſſen. Das Vorrecht der Kroſſener Bürger. Die Fiſcher in Kroſſen a. d. O. ſind nach dem ihnen im Jahre 1472 von Herzog Heinrich Xl. ausgeſtellten und von Kurfürſt Friedrich III. 1692 beſtätigten Privileg verpflichtet, die ge— fangenen Fiſche, ehe ſie dieſe nach auswärts verkaufen, auf den Kroſſener Markt zu bringen. Die Fiſcher, die um ihr Privileg jahrzehntelang erfolglos prozeſſiert haben, ſind dieſer Verpflich— tung nur in beſchränktem Maße bisher nachge— kommen. nun den Kroſſener Magiſtrat beſtimmt, den Fiſchern gegenüber von dieſem Vorrecht Gebrauch zu machen. Der Poſtſcheckverkehr im Reichspoſt⸗ gebiete hal ſich im Juni ſehr erfreulich ent— wickelt. Die Zahl der Poſtſcheckkunden hat um 5270 zugenommen und Ende Juni 171570 bettagen. Auf den Poſtſcheckkonten wurden 7926 Milliarden Mark umgeſetzt. Bargeldlos ſowie erbeutete Briefe der letzten Wochen laſſen leinen Zweifel, daß die Siegeszuverſicht, die ſind 5381 Milliarden Mark oder 67,9% des Umſatzes beglichen worden. Das durchſchnittliche wirkungsvoller Feuervorbereltung die von den Fran- 1 a 5 5 b 0 5 0 N Gröbel in Artern(Bez. Halle), der ſeinem Vater Selmsdorf Seiner einzuſchränken. Die engliſchen auf 400 000 Kronen geſchätzt. Unſere Flieger belegten die Bahnhöfe f 9 b hinter der Front und Schleuſenanlagen bei Nieuport Die Ernährungsſchwierigkeiten haben preiſes berechnet, der von den deutſch Guthaben im Jun erreſchte mit 574,8 Millionen Mark ſeinen bisher höchſten Stand. Beginn der Weinernte am Mhein. In⸗ ſolge der für Reben günſligen Witterung im Juni hat die Ernte in einzelnen Gemarkungen der rheinheſſiſchen Weinbaugebiete bereits be⸗ ginnen können, ſo unſer anderem auch in Nier⸗ ſtein. Das bedeutet gegen die ſeither beſten Weinjahre, die den Anfang der Ernte Ende Juli oder Anfang Auguſt ſahen, eine Ver⸗ frühung um vierzehn Tage. Die allgemeinen Ausſichten für die diesjährige Weinernte ſind bis jetzt fortgeſetzt und durchweg günſtig. Bluttat eines kriegsgefangenen Fran In Meldorf verübte ein franzöſiſcher Kriegsgefangener ein ſchweres Verbrechen, dem zoſen. der Gelreidehändler Wiemann zum Opfer fiel. Der Franzoſe arbeitete bereits ſeit Monaten An einem der letzten in dem Betriebe des W. Tage überfiel nun der Franzoſe plötzlich den W. und verſetzte ihm mit einem ſchweren Gewicht zahlreiche Schläge auf den Kopf, ſo daß W. furchtbar zugerichtet beſinnungslos zuſammen⸗ brach. Die Tochter, die dem Vater zu Hilfe eilen wollte, wurde von dem Wütenden auch Schließlich ſprang der Franzoſe aus einer Luke des Getreideſpeichers auf die Straße hinunter, wo er mit Arm- und Schenkelbrüchen bedroht. liegen blieb. Seltſamer Unfall. Der Arbeiter Rudolf beim Kirſchenpflücken behilflich war, wollte durch Schreckſchüſſe die Stare von den Kirſchbäumen verſcheuchen. Der Brahmſtädt Landſturmmann hat ſeine nach tötet. iſt flüchtig. Schadeunfeuer in Ungarn. Auf beladenen Zug. Benzin. Die Flammen erfaßten auch die in der Naähe befindliche Ungariſche Metallplattenfabrik. Erſt nach zwei Stunden gelang es, den Brand Elwa 20 Waggons ſind dem Der Schaden wird Feuer zum Opfer gefallen. Einheitstuch in Frankreich. Die Fabrikation ſoll in großem erfolgen. wieder war in den letzten Wochen in ameri— kaniſchen Zeitungen zu leſen, daß die diesjährige Jetzt aber Die Blätter Ernte viel zu wünſchen übrig laſſe. hat man ſich plötzlich beſonuen. verbreiten jetzt mit großem Tamtam die ent— gegengeſetzte Nachricht, wonach Getreide eine Rekordernte verſpreche. Auch die Kartoffelernte werde vorzüglich ausfallen. Folgenſchwere Exploſion in Japau. Bei der Exploſion einer Nitritſabrik in Oſaka ſind 200 Perſonen getötet worden. Die Fabrik wurde völlig zerſtört. Handel und Verkehr. Die Beſteuerung des Güterverkehrs. Zur Veſteuerung des Güterverkehrs hat der Bundesrat Ausführungsbeſtimmungen beſchloſſen. Unter Eiſer bahnen ſind auch die Kleinbahnen und die Straßen— bahnen zu verſtehen. Der Gepäckverkehr gilt nicht als Güterverkehr. Im internationalen Güterverkehr wird die Abgabe nach dem Teil des Beſörderungs— in den 5 Die Beförderung von Gütern auf 4 nicht, deutſcher Strecke eingerechnet iſt. ö Straßenbahnen unterliegt der Beſteuerung weit es ſich lediglich um die Abſuhr und Zu Gütern von und zu Bahnhöfen oder Verkehr eröffneten Betrieb handelt und in beiden Fällen die Beförderung nur innerhalb'geſchloſſener Ortſchaften und nicht planmäßig ſtaltfindet Hierbei zerſprang die Flinte und zerriß Gröbel die ganze Hand. Die eigene Frau überfallen und ge⸗ aus den Hohenmeiler⸗ lannen gelockte Frau überfallen und getötet. Schwiegermutter ſchrieb der Mörder, daß er ſeine Frau erſchlagen habe. Der Mörder dem Rakoſzer Bahnhof fuhr nachts ein Rangierzug gegen einen aus 75 Wagen beſtehenden und mit Petroleum und Benzin Infolge des Zuſammenſtoßes entzündete ſich das Für die ärmeren Klaſſen in Frankreich läßt das Handels⸗ „ minmiſterium ein Einheitstuch aus Wollabfällen herſtellen. Maßſtabe Auf eine Färbung des Tuches muß indes Verzicht geleiſtet werden. Eine amerikaniſche Rekordernte. Immer Bahnen auf Geſamtbeſörderungspreis ſo⸗ Zufuhr von Schiffslade⸗ plätzen oder ſonſt um einen nicht dem allgemeinen Als! Beſörderungspreſs gellen alle tarif- oder vertrags⸗ mäßigen Gebühren, die die Eiſenbahn als Gegen⸗ leiſlung für die Fortbewegung der Güter auf dem Schlenenwege von der Verladung bis zur Entladung zu fordern hat. Hierzu gehören auch die Abferti⸗ gungsgebühren, ſeſte Frachtzuſchläge, Anſchlußfrachten ſowle Gebühren für die Bewegung des Gutes inner⸗ halb der Bahnhofganſagen. Sind Gebühren für Nebenleiſtungen in abgabepflichtige Gebühren einge⸗ rechnet, ſo iſt die Abgabe von der Geſamtgebühr zu berechnen. Kriegsereignil ſe. 7. Juli. Die Franzoſen beim Cornillet⸗ und Hochberg abgewieſen. Erfolgreiche deutſche Erkundungsvorſtöße. Blutige Niederlage der Ruſſen in Oſtgalizien. Sie werden an allen Angriffsſtellen blutig ab⸗ gewieſen.— Erneuter Luftangriff auf London. Alle Flugzeuge, deren Bombardement ſchweren Schaden angerichtet hat, kehren wohlbehalten zurück bis auf eins, das auf See niedergehen mußte und nicht mehr ge⸗ borgen werden konnte. 8. Juli. Franzöſiſche ſtarke Angriffe bei Cerny ſcheitern verluſtreich, ebenſo franzöſiſche Vor⸗ ſtöße am Cornillet-Berg, an der Höhe 304 und am Weſthang des„Toten Mannes“.— Ein Angriff deutſcher Großflugzeuge auf die Feſtung London hat vollen Erfolg, ein feind⸗ licher Fliegerangriff auf Weſtdeutſchland miß⸗ glückt völlig. Die Ruſſen greifen bei Stanislau mit ſtarken Kräften an. Mehrere ruſſiſche Diviſionen im Nahkampf abgeſchlagen. 9. Juli. Die Franzoſen am i Chemin⸗des⸗ Dames in 3½ Kilometer Breite bei Pargny —Filain aus ihren Gräben geworfen, fünf von ihnen angeſetzte Gegenangriffe ſcheitern; 30 Offiziere, über 800 Mann werden ge⸗ fangen. Vor ruſſiſchen mit gewaltiger Übermacht bei Stanislau geführten Angriffen müſſen die erſten öſterreichiſchen Stellungen zwiſchen Ziezow und Zagwozdz in einer Tiefe von 12 Kilometern zurückgenommen werden. Deutſche Reſerven bringen den Stoß zum Stehen. 10. Juli. In Flandern wurden engliſche Er⸗ kundungsvorſtöße zurückgewieſen, ebenſo fran⸗ zöſiſche Teilangriffe am Chemin⸗des⸗Dames. Im Oſten gelingen Unternehmungen deutſcher Sturmtrupps zwiſchen Strypa und Dnjeſtr. Nordweſtlich von Stanislau be⸗ ziehen nach Abſchluß der Kämpfe die deutſch⸗ öſterreichiſchen Truppen Stellungen hinter dem Unterlauf des Lukowica-Baches.— Im Monat Juni verloren unſere Gegner 220 Flugzeuge und 33 Feſſelballone, wir 58 Flug⸗ zeuge und 3 Feſſelballone. 11. Juli. Die Engländer zwiſchen der Küſte und Lombartzyde über die Yſer geworfen. Sie büßen außer ſchweren blutigen Verluſten über 1250 Mann, darunter 27 Offiziere, als Gefangene ein.— Auf den übrigen Kriegs⸗ ſchauplätzen iſt die Lage unverändert. 12. Juli. Bei Monchy ſtürmten deutſche Stoß⸗ trupps eine Reihe engliſcher Gräben.— In der Weſt-Champagne und auf dem linken Maasufer heftige Feuertätigkeit. An einem großen Teil der Oſtfront lebhafte Artillerietätigkeit. Am Stochod nächtliche Teilangriffe abgewieſen. Ruſſiſche Vortruppen erreichen bei Kalusz das Weſtufer der Lomnica. erichtshalle. Allenſtein. Wegen verbotener Annäherung an Kriegsgefangene hat das Kriegszuſtandgericht den 21 Jahre alten Kätnerſohn Marquas, der einem ruſſiſchen Kriegsgefangenen Flucht verhelſen wollte, zur höchſten zuläſſigen Strafe von 1 Jahr Gefängnis verurteilt. Hamburg. Wegen umfangreicher Kaffee- und Mehldiebſtähle und Schiedbungen im Werte von mehreren 100 000 Mark wurden der Hauptangeklagte, der Kolonialwarenhändler Krüger, zu drei Jahren Zuchthaus und drei Jahren Ehrverluſt, ein Lager- arbeiter zu einem Jahr ſechs Monaten Zuchthaus und drei Jahren verluſt, vier Tagelöhner zu einem Jahr Gefär vier Jahren Gefängnis, einem Jahr 0 Monaten Gefängnis und zwei Jahren Ehrverluſt zu acht Monaten Gefängnis verurteiit. Die übrigen Angeklagten wurden ſfrei— 0 l A. ANN. geſprochen 0 zur 2 Ein Gefühl, das beinah wie Neid aussah,, ſtieg in ihr auf gegen die Millionen Gattinnen und Mütter, die daheim für ihr Liebſtes im Felde beteten und zu denen die Gedanken 0 Sterbenden vom Schlachtfelde heimwärts en. „Wie glücklich all dieſe Frauen trotz ihres Leides ſein müßten! Und plötzlich dachte ſie an erner. Wie es wohl ſein mochte, nachts im kalten chützengraben? Ihre Feldgrauen hatten genug davon erzählt, von den kalten, ſternen⸗ laren Nächten da draußen, in denen manch einer nicht ſchlafen kann und die Gedanken un⸗ tät umher wandern läßt, zurück in die Heimat, in die Vergangenheit. Ob Werner auch ſo lag und an Vergangenes bachte? Eine jähe Unruhe bemächtigte ſich der einſamen Frau. Vielleicht ſtürmte er in dieſem Augenblicke mit den Seinen gegen einen feindlichen Graben an, vielleſcht lag er ſchon irgendwo röchelnd mit durchſchoſſener Bruſt und dachte nach Hauſe. Sabine Asmuſſen ſröͤſtelte bei dem Gedanken. Dann ſchüttelte ſie ſpöttiſch den Kopf. Es war närriſch von ihr, ſich ſolchen Vor⸗ ſtellungen hinzugeben. Die Erzählungen im Lazarett hatten ihre Phantasie aufgeregt,— nun lag ſie und quälte ſich mit Hirngeſpinſten. Gewiß lag die Kompanie ihres Mannes auch heute in tiefſter Ruhe wie felt Monaten, ulld ſie ſelbſt hatte nicht den geringſten Grund gend elwas Schlimmes zu befürchten. Was lüchtele ſie denn überhaubt? a r err im Schützengraben ihr mehr oder weniger gleichgültig als das der hunderſtauſend anderen, die bereits kalt und ſtarr die Schlachtfelder be— deckten? Sabine Asmuſſen wußte ſich ſelbſt keine Antwort auf dieſe Frage zu gehen. „Es iſt entſetzlich, daß Menſchen leiden müſſen, um anderen Menſchen, vielleicht erſt kommenden Generationen den Frieden und die Unantaſtbarkeit ihrer Wohnſtätten zu ſichern und das Vaterland herrlich daſtehen zu laſſen inmitten ſeiner Feinde. Für jeden einzelnen iſt es gleich entfetzlich, und für ihn nicht weniger, und ich empfinde dies Eutſetzen, wenngleich ich ihn haſſe und verachte wie zuvor.“ Sie hatte es leiſe vor ſich hingeſprochen, aber ſie errötete dabei, und es war, als ſuche ſie ſich ſelbſt von einem Gedanken zu überzeugen, deſſen Haltloſigkeit ſie fühlte. Acht Tage ſpäler erhielt ſie einen Brief ihres Mannes. „Es ſieht ſo aus, als ſollte unſere Ruhe hier endlich ein Ende haben. Ich freue mich ebenſo wie unſere Leute. Sie ſind alle wild auf die Engländer.“ Sabine faltete den Brief langſam zuſammen und legte ihn in ihre Schreibmappe. Alſo doch! Vielleicht waren ihre Gedanken jener Nacht Ahnungen geweſen. 8 Sie runzelle die Stirn, während ſie die Mappe mit einem unwilligen Ruck ſchloß. Fing ſie an, ſentimental zu werden? Konnten ein paar Monate Krieg die Schuld ſühnen, die der Mann dort im Schlitzengraben War das Schickſal des Mannes da draußen an ihr begangen halte? Aber es drängte ſie doch, die Nachricht von Werner mit Beate zu beſprechen. 8 N Langſam und nachdenklich ſtieg ſie die breite dunkle Treppe hinab, um die Schwägerin auf— zuſuchen. Beate ſaß in ihrem kleinen Salon und packte Feldpoſtſendungen. Johannes ſpielle neben ihr auf dem Teppich mit ſeinen neuen feldgrauen Soldaten, die er von Sabine zum Geburtstag bekommen hatte. „Es iſt hübſch, daß du kommſt, Sabine,“ rief die junge Frau.„Was machen deine Ver⸗ wundeten? Sie nehmen dich nicht ſonderlich in Anſpruch, ſcheint mir.“ Sabine berichtele von ihren Kranken, er— zählte ein paar Kriegsanekdoten und half Jo⸗ hannes beim Aufſtellen ſeiner Truppen⸗ teile. Von Werner kam kein Wort über ihre Lippen. Hier in dem behaglichen Zimmer, durch das das Nachmittagslicht wie goldener Staub flutete und durch deſſen geöffnetes Fenſter Heliotrop und Reſeda vom Garten heraufdufteten, dieſer blonden, eleganten, gutmütigen Frau gegenüber dünkte ſie ihr Vorhaben plötzlich albern und lächerlich. a Wie konnte Beate, die Tochter einer reichen Kaufmannsfamilie, die für Werners„Rechen⸗ exempel“ immer entſchuldigende Worte gehabt hatte, ihr Verhällnis zu dieſem Manne ver⸗ ſtehen? Würde ſie nicht glauben, Sabine wollte eine Verſöhnung inszenieren und in letzter Stunde demütig den guten Rat der Familie be⸗ folgen? Sabine preßte die ſchmalen Lippen feſt auf⸗ einander. Ihr feines blaſſes Geſicht erſchien in dieſem Augenblick alt und welk durch den herber Ausdruck. „Denk dir, Sabine, Italien ſcheint nun doch noch gegen uns zu gehen. Dieſe Schufte!“ 1 Beate ſah ſehr zornig aus, während ſie mil ihrer großen, eleganten Schriſt irgendeine Feld⸗ poſtſendung mit Adreſſe verſah.„Wie lange der Krieg wohl noch dauern mag?“ fragte Sabine. Beate zuckte die Achſeln. 2 28 „Herrgott, Kind, nun ſtellſt du auch die Frage, die heute alle Welt ſtellt. Ich ſelbſt bin beim Mittageſſen ganz ahnungslos mit der Meinung herausgeplatzt, daß das noch Jahre hindurch fortgehen könnte, wenn Amerika die nötige Munition liefert. Da hatteſt du Hans ſehen ſollen. Wie ein Wilder iſt er auf mich losgefahren, ſo daß es mir ordentlich peinlich war der Mädchen wegen. Ich ſollte ihn endlich mit Amerika und mit der Kriegsdauer in Frieden laſſen und ſo weiter. Als ob man in dieſer Zeit noch für andere Dinge Intereſſe hätte als für den Krieg. Sabine ſah trübe vor ſich hin. „Ich glaube, Hans iſt in letzter Zeit etwas nervös, liebe Beate.“ Die Schwägerin lachte. „Beinahe ſieht's ſo aus. Du glaubſt gar nicht, um was er ſich jetzt alles kümmert. In wieviel wohltätigen Sitzungen ich bin, wieviel Geld der Haushalt koſtet, wieviel ich für meine Schützengrabenpalete ausgebe und noch kauſend anderes.“ No 8 Fortſetzung folgt.)