Amtlicher Teil. Bekanntmachung. Betr.: Verkehr mit Zucker. Mit Rückſicht auf die in aller Kürze erfolgende zweite Zuweiſung von Einmachzucker iſt es unbedingt notwendig, daß die Händler ihre Kundenliſte ſo fort hier zur Vorlage bringen. Händler, die bis Montag, den 23. d. Mts. vormittags 10 Uhr ihre Liſten nebſt Veränderungs⸗ anzeigen hier noch nicht vorgelegt haben, können bei der demnächſtigen Zuckerverteilung nicht berückſichtigt werden. Viernheim, den 20. Juli 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Bekauntmachung. Betr.: Fettverſorgung. Montag, den 23. d. Mts. wird nur an die milch⸗ verſorgungs berechtigten Perſonen, die nicht hausgeſchlachtet haben, Margarine in nachſtehender Reihen— folge abgegeben. Die Bezugskarte iſt vorzulegen. Vormit. von 7 bis 8 Uhr die Nummern 1 bis 400 9 401„ 800 7 757 8 77* 7 709 r 1 1 801„1200 10„ 11 8 1201„1600 „„ 1601 b. zum Schluß Viernheim, den 20. Juli 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim Lamberth. Bekanntmachung Betr.: Kohlenverſorgung. Nach Verordnung Großh. Kreisamts Heppenheim vom 14. Juli 1917 iſt jeder Verſorgungsberechtigte verpflichtet, ſeinen Kohlenbedarf ſofort der Kohlenausgleichſtelle Heppen— helm anzumelden. f Das Formular hierzu kann am Montag, den 23. ds. Mts. vormittags von 9 bis 11 Uhr bei uns Zimmer Nr. 21 in Empfang genommen werden. Das For⸗ mular iſt ſorgfältig auf Pflicht und Gewiſſen auszufüllen, zu unterſchreiben u. muß bis Dienstag, den 24. Juli 1917, vormittags 11 Uhr hier auf demſelben Büro abgegeben werden. Eine Abholung des Bogens erfolgt nicht. Wer das Formular nicht in der vorgeſchriebenen Zeit oder nicht vollſtändig ausfüllt und hier abgibt kann ſpäter keinen Anſpruch auf Kohlen erheben. Viernheim, den 20. Juli 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim Lamberth. Bekanntmachung. Saatkartoffellieferung; hier Zuteilung von Früh— kartoffeln. Von mehreren Landwirten, denen im April 1917 Frühſaatkartoffeln„Marius“ zugeteilt wurden, gingen Klagen ein, daß dieſe Kartoffeln keine Früh- ſondern eine ſpäter reifende Kartoffel ſei. Wir ſind deshalb ſofort mit einer Beſchwerde bei der Landwirtſchaftskammer Großh. Heſſen vorſtellig geworden und werden den betreffenden Kartoffelempfängern von dem Reſul— tat dieſer Verhandlungen ſpäter Mitteilung zugehen laſſen. Viernheim, den 20. Juli 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim Lamberth. Bekanntmachung. Betr.: Durchführung der Verordnung über Eier. Es iſt uns bekannt geworden, daß Landwirte nament- lich an Neuzugezogene Eier bis zu 40 Pfg. pro Stück ab⸗ ſetzen. Ganz abgeſehen davon, daß die Geflügelhalter noch nicht einmal ihre Abgabepflicht erfüllt haben, machen ſie ſich noch wegen Höchſtpreisüberſchreitung ſtrafbar. Wir bemerken nach wie vor, daß es ſtrengſtens ver— boten iſt, Eier an irgend Perſonen, außer unſeren beiden Aufkäuferinnen abzugeben und müſſen Zuwiderhandelnde un— nachſichtlich zur Anzeige bringen. Viernheim, den 20. Juli 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim Lamberth. Bekanntmachung. Betr.: Den Verkehr mit Frühkartoffeln. Die diesjährige Frühkartoffelernte iſt nach den neueſten Peſtimmungen beſchlagnahmt. Alle Kartoffelerzeuger haben ihre angebauten Frühkartoffeln mit Ausnahme ihres eigenen Bedarfs an die Gemeinde abzuliefern. Eine Abgabe von Frühkartoffeln an einzelne Verbraucher iſt bis auf Welteres nicht geſtattet und ſtrafbar. Die Abnahme von Frühkartoffeln von den Erzeugern erfolgt am Montag, den 23. Juli 1917, nach⸗ mittags von 2 bis 8 Uhr im Hofe des Rathauſes und wird für den Zentner 10 Mk. vergütet. Die zweite Abnahme kann vorausſichtlich erſt gegen Ende Juli 1917 erfolgen und ſoll ſich der Preis bis dorthin um mehrere Mark für den Zentner reduzieren. Wir erſuchen daher die hier in Betracht kommenden Kartoffelerzeuger von dieſer günſtigen Abnahme-Gelegenheit Gebrauch zu machen. Selbſtverſtändlich können nur ausge— reifte Kartoffeln entgegengenommen werden. Das Wagegeld muß der Lieferant bezahlen. Viernheim, den 20. Juli 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Bekanntmachung. Betr.: Regelung des Milchverkehrs. In den letzten Tagen wurden uns wiederum mehrere Milchproduzenten, die Milch trotz unſeres Verbots noch an Nichtverſorgungsberechtigte liefern, gemeldet. Wir ſehen uns deshalb veranlaßt, erneut auf dle geſetz⸗ lichen Beſtimmungen und insbeſondere auf unſere letzte Be⸗ kanntmachung obigen Betr. vom 9. Juli 1917 aufmerkſam 7 9 Betr.: zu machen und fordern alle milchproduzierende Landwirte letztmals auf, ihre überſchüſſigen Milchmengen bei Vermeidung von Strafanzeige von kommenden Montag, den 23. ds. Mts. ab bei der Sammelſtelle Anton Adler Ww. zur Ab— lieferung zu bringen. Von hier aus gelangt dann die Milch an die von uns angewieſenen Verſorgungsberechtigten zur Verteilung. Nach Ablauf der obigen Friſt werden wir uns über— zeugen, ob unſeren Anordnungen entſprochen wurde und alle diejenigen milchproduzierenden Landwirte, die keine Milch an die Sammelſtelle abliefern, veranzeigen. Viernhelm, 20. Juli 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim Lamberth. Bekanntmachung. Betr.: Milchverſorgung. 5 5 Wir bringen hiermit zur öffentlichen Kenntnis, daß die Milch— kontrolleure der Landesfettſtelle für das Großherzogtum Baden zu Karlsruhe: Richard Krempel aus Hembrücken, Michael Stöhr aus Lützelſachſen, Peter Freimuth aus Unter-Mengelbach von uns ermächtigt worden ſind, die Milchkontrolle in den Gemeinden des Kreiſes Heppenheim auszuüben und die Einſchätzung der Land— wirte zur Milchlieferung vorzunehmen. Die Kuhhalter ſind ver— pflichtet, den Milchkontrolleuren den Zutritt zu den Stallungen zu geſtatten und ihnen diejenige Auskunft zu erteilen, welche ſie bedürfen.— Heppenheim, den 17. Juli 1917. Großh. Kreisamt Heppenheim. v. Hahn. Bekanntmachung. Nichtverwendetes Saatgut. Nach Anordnung des Direktoriums der Reichsgetreideſtelle Berlin vom 25. Juni 1917 iſt das zur Ausſaat beſtimmte aber nicht verwendete Brotgetreide gemäߧ8 1, 2 und 7 der Brotge— treideurdnung vom 29. Juni 1916 für den Kommunalverband be— ſchlagnahmt in deſſen Bezirk es lagert. Es werden hiermit ſämtlicke Beſitzer von erübrigtem Saatgetreide aufgefordert, ihre Beſtände bei der Bürgermeiſterei ihres Wohnortes innerhalb 8 Tagen anzumelden. Unterlaſſung der Anmeldung oder unrichtige Angaben werden mit 1500 Mark oder mit Haft bis zu 6 Monaten beſtraft. Heppenheim, den 16. Juli 1917. Großherzogliches Kreisamt Heppenheim v. Hahn. Betr.: Obige Bekanntmachung bringen wir zur allgemeinen Keuntnis. Die Beſitzer von erübrigtem Saatgetreide werden aufgefordert bis längſtens Samstag, den 28. ds. Mts. ihre Beſtände bei uns(Lebensmittelbüro) zur Anmeldung zu bringen. Viernheim, den 20. Juli 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim Lamberth. Bekanntmachuurg. Verſorgung der Zivilbevölkelung mit Frühkartoffeln. Die Ausgabe von Frühkartoffen bis 31. Juli 1917 an die verſorgungsberechtigte Bevölkerung erfolgt in nach ſtehender Reihenfolge. Dienstag, den 24. vorm. von 7 bis 8 Uhr Bez. K. Nr bis 8„ 9 0 101„ 3 9„ 10, 201 10„ 301 11 2„ 401 2 3 501 3 4„ 601 4„„ 701 5„ 5„„ 801 „ 6„ 7 901 Mittwoch,! vorm. 6 5„ 1001 7 5„„ 1101 8 9„ 1201 9„ 6 1301 10* a 1401 11 2„ ‚ 1501 2 3„ N 1601 3„ N 1701 4 5, 1801 5„ 5„ 1901 6 E 1 2001„ Schluß. Dieſe Reihenfolge muß unbedingt eingehalten werden. Die grüne Bezugskarte iſt vorzulegen. Wieviel Kartoffeln auf den Kopf der Bevölkerung entfallen, wird am Rathauſe bei der Ausgabe angeſchlagen, auch der Preis iſt dortſelbſt erſichtlich. Kleines Geld muß mitgebracht werden. Viernheim, den 20. Juli 1917. Großherzogliche Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Betr.: Juli 1917, 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000 75 0 nachm. 77 77 1100 1200 1300 1400 1500 1600 1700 1800 1900 2000 7 77 7 7 57 nachm. 7. 7 Bekanntmachung. Entwendung von Feld- und Gartenfrüchten. Wir bringen hiermit zur öffentlichen Kenntnis, daß als weitere Felddiebe Tag löhner Georg Kettner ſowie Philipp Adler 5. Frau bei uns gemeldet und veranzeigt worden ſind. Viernheim, den 20. Juli 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Frühklee, Weißrüben⸗Samen ſowie alle zur Bedarfszeit nötigen Gartenſämereien offeriere in Prima Qualität Friedr. Kühlwein, Samenhandlung. (Telefon 203.) Betr.: Rriſig Beſen — Dante apung Für die vielen Beweise inniger Anteil nahme bei dem Heimgange unseres nun in Gott ruhenden lieben Vaters, Gross- vaters und Urgrossvaters N Franz Jakob Huber. ferner für das zahlreiche Geleite zur letzten Kkuhestätte und für die Kranzspende sagen wir hierdurch unsern tiefgefühlten Dank. Besonderen Dank der hochw. Geistlich- keit für den trostreichen Beistand, den ehrw. barmh. Schwestern für die liebevolle Pflege und für die Stiftungen von Seelen! messen, sowie dem Krankenverein»Bru- derschaft! Viernheim, den 21. Juli 1917. Die trauernd Hinterbliebenen. n Mobiliar-Versteigerung Mittwach, den 25. d. M. Nachmittag I llt werden in der Wohnung der Jakob Georgi 5. Witbe dahier— Holzſtraße 19— die zum Nachlaß gehörigen Mobiliargegenſtände wie Möbel, Betten, Schuhmacherhand werk zeug, darunter eine noch faſt ganz neue Nähmaſchine, 4 Rmtr. Breunholz 1 Kaute Dung und dergl. mehr öffentlich gegen Baarzahlung verſteigert. Viernheim, den 20. Juli 1917. Großh. Ortsgericht Viernheim. Endivien⸗Setzliuge (gelber Cskariol) Sellerie-, Roſenkohl und Krauſenkohl Setzlinge hat zu verkaufen Martin, an der Apolhele. 4. 7: (* Strohſeile hat zu verkaufen. Michael Belz, Lud wigſtraßt a Reſſe Milch⸗Schweine hat zu verkaufen Konrad Brechtel, Bäckerei, Bürſtädterſtraß à Stück 55 Pfennig bei F. Hartmann, Ernſt Ludwig Str. Nr. 17 eee Strohſeile zu verkaufen. Waſſerſtraße 33. N kleines Wohnhaus zu mieten oder zu kaufen geſucht. Von wem, zu erfragen in der der Exped. d. Blattes. Malrüben hat zu verkaufen Gg. Mich. Kühner Bürſtädterſtraße. Im Fruchtabmachen empfiehlt ſich Johann Sander, im neuen Friebhof— Mehrere Tauſend gelbe Winter⸗ Endivien-Setzlinge zu verkaufen Johann Ehrhardt, Blauhutſtr. 51. 1 eee 1 Waſch⸗Maſchint mit Ofen und Rohr, ſeh billig zu verkaufen bei Jakob Beyet. Kirchliche Anzeigen der evangei. Gemeinde Sonntag, den 22. Juli. Vorm. 10 Uhr: Gottesdienſt. Vorm. 11 Uhr: Kindergottesdienſt. Abends 8 Uhr: Jugendvereinigung Abends 8 Uhr: Jungfrauenverſammlung— Donnerstag, den 26. Juli. Abends 8½ Uhr: Strickabend. Sofort suchen fleissige Mädchen Mez, Vater& Söhne, Weinheim. Angenehme Arbeit. „ 1 1 5 5 1 1 Dienstag, Donnerstag u. Samstag jernheimer e ee eee Geſchäfts⸗ Anzeiger f 0 Organ für Jedermann Vereins Anzeiger 115 Ztitung Auzeigenpreis: Bezugspreis: 40 Pfg. pro Monat frei ins Haus gebracht Gratis⸗Beilagen: „Illuſtriertes Sonntagsblatt“, illuſtriertez Unterhaltungsblatt„Deutſche Kraft“, Wandkalender und Fahrplan. — Amtsblatt der Großh. Bürgermeisterei Viernheim Enthält alle amtlichen Ankündigungen der Behörden Viernheims und Umgebung. Inſerate finden in der Bürger⸗Zeitung wirkſamſte Verbreitung.— Für Wohnungsinſerate Ausnahme⸗Tarlf. Rebaktion, Druck und Verlag: J. Martin, Viernheim, Rathausſtraße Die I[ſpaltige Petitzeile oder deren Raum 20 Pfg., N Juſ 20 Pfg., die Rellame-Petitzeile 40 Pfg. Bei öfteren Wiederholungen und größeren Wufträgen eutſprechender Rabatt. Beilagen im Gewichte bis zu 8 Gramm 6 Mk. fürs Tauſend. Bei Klage⸗Erhebung, zwangsweiſer Bei⸗ treibung uſw. wird Nabatt hinfällig. ſargt ieräte 8— A. 84 Dieuslug, deu 24. Juli — —.— 55 Die russische Front in Ostgalizien im wanken. Deutſcher Abendbericht. Berlin, 23. Juli, abends.(WTB. Amtlich.) Artille— rieſchlacht in Flandern unvermindert. Starke ruſſiſche Angriffe ſüdweſtlich vnn Düna burg ſind geſcheitert. In Oſtgalizien reiht ſich in raſchem Fortſchritt Erfolg an Erfolg. * Die ruſſiſche Front von Tarnopol bis in die Kar— pathen wankt. * Die deutſchen Truppen ſind bereits bis auf wenige Kilometer gegen die Stadt Tarnopol vorgedrungen. Lolale Nachrichte Nachrichten. Viernheim, 24. Juli. Die Glocken unſerer neuen Kirche wurden geſtern Mittag durch ein Probegeläute geprüft. Herr Profeſſor Mendelsſohn hatte zu begutachten, wie weit die Glocken Kunſtwert beſitzen und welche von der Beſchlag— nahme zu befreien ſind. Wie uns mitgeteilt wird, ſtand das Ergebnis heute Vormittag noch aus. Die Glocken der alten Kirche verfallen der Beſchlagnahme. Zahlreiche Ortsein— wohner waren zum Probegeläute herbeigeeilt. Gar manches Auge konnte die Tränen nicht verbergen. Heddesheim, 21. Juli. Die Ernte, die vor acht Tagen eigentlich recht begann, iſt heute weitaus zum größten Tell, trotz des einige Tage andauernden düſteren Himmels, gut und trocken geborgen. Beſonders am Montag am geſtrigen Freitag und heute wurde eifrig Getreide heimge— führt. Wenn heute und morgen das Wetter gut geblieben wäre, ſo wäre mit Korn und Gerſte vollſtändig aufgeräumt und auch ein gut Teil Spelz und Weizen unter Dach ge- weſen. Der Hauptgetreidebau hier betrifft Gerſte, und die Ernte derſelben iſt ſo gut als beendet anzuſehen. Habt acht auf die Kriegsgefangenen! Die zahlreichen Entweichungen von Kriegsgefangenen, die auf dem Lande beſchäftigt ſind, bilden einen Uebelſtand, dem mit allen Mitteln entgegengewirkt werden muß. Die lange Dauer der Gefangenſchaft und der Trieb nach der Heimat geben den Anſtoß, die Nähe der Schweizergrenze wirkt erfolgverſprechend und reizt ganz beſonders zur Flucht. Die Wiederergreifung iſt das beſte Mittel, mit dem auch bei den übrigen Gefangenen die Luſt zum Ent— weichen unterdrückt wird. An der Wiederergreifung ſind die Arbeitgeber der Gefangenen und damit die Allgemein— heit intereſſiert. Die Bevölkerung muß daher auch, mehr als wie bisher geſchehen, an der Wiederergreifung mit— wirken. Ohne Aufwand an Zeit und Mühe kann ſie nütz⸗ liche Dienſte leiſten. Bei Begehen von Straßſen, in Feld und Wald achte man aufmerkſam auf Vorübergehende, breche ſie an, damit ſie Antwort geben müſſen, gehe ihnen, nach, wenn ſie verdächtig erſcheinen und verſtändige ſofort Gendarmerie oder Militärperſonen, wenn man glaubt, es mit Flüchtigen zu tun zu haben. Feld- und Waldhüter, Forſtbeamte, Straßenwarte, Landbriefträger können ſich beſonders verdieut machen. Auch die Jugendwehr und die Schuljugend kann ſich nützlich betätigen. Wer an der Wiederergreifung mitwirkt, dem wird Anerkennung und eine Geldbelohnung zuteil. Wurde beſondere Umſicht und Mut bewieſen, ſo tritt eine Erhöhung der Belohnung ein. Auch wird Entſchädigung für etwa entgangenen Ar— beitsverdienſt gewährt. f .Die Preiſe des Jahres 1916. Das Statiſti⸗ ſche Landesamt Badens gibt in ſeinen letzten Mitteilun— zen eine Ueberſicht über ſeine Erhebung der Lebensmittel— preiſe in dem verfloſſenen Jahr. Die Getreidepreiſe ſind gegenüber dem Vorjahr im Landesdurch chnitt bei Braugerſte um 8,46 Mk., bei ſonſtiger Gerſte um 6,34 Mk. und bei Hafer um 7,09 Mk. geſliegen, da— egen bei Weizen um 0,49 Mk., bei Kernen um 0,27 Mk. und bei Roggen um 0,38 Mk, gefallen. Die Rauhfutter bdeiſe haben bei ſonſtigem Stroh und Wieſenheu ein, steigerung um 0,46 Mk. bezw. 3,80 Mk. erfahren, wäh— zend der Preis für Roggenſtroh um 0,35 Mk. zurück. ung. Bei den Kleinhandelspreiſen iſt faſt durchweg eine teigerung zu verzeichnen; nur Mehl, Brot, Bohnen, Erbſen und Kartoffeln waren 1916 etwas billiger als Vo rial. 1 U A Vorgang von Bayern „— Einſammlung getragener Bekleidyngsſtück— und Schuhwaren. Der immer größer werbende May— gel an Rohſtoffen zwingt dazu, bei der Herſtellung von Kleidungs- und Wäſcheſügen ſowie Schuhwaren iy immer größerem Umfang getragene Bell ib ungsſtü le zi verwenden. 8 Zurückebglieb enen au Bekl idungs ücken muß ged et, ſon dern es muß auch dafür geſorgt werden, daß die jetzt im Felde Stehenden bei ihrer Rückkehr die nötige bür gerliche Kleidung vorfinden, da die von ihnen bei ihren Einberufung nicht mehr vorhanden ſein wird. Es iſt daher eine voter ländiſche Pflicht aller derjenigen, die nicht Gebrauch befindliche Kleidungsſtſcke beſitzen, dieſe an di— Nicht nur der Bedarf der in der Heimann 1 1 5 ö zurückgelaſſene Kleidung in vielen Fä len mehr im Altkleiderſtellen ihres Kommunalverbandes entgeltlich oder! unentgeltlich abzuliefern und damit ihren bedürftigeren Volksgenoſſen das Durchhalten zu erleichtern und für die heimkehrenden Krieger einen Beſtand aufſt len zu helfen. Für die Ablieferer getragener Bekleidungsſtücke ſind Er— leichter ungen bei Erlangung von Bezugs— ſcheinen vorgeſehen: gegen Vorlegung der Abgabebe ſcheinigung können ſie von ihrer zußtändigen Bezugs ſcheinausfertigungsſtelle einen Bezugsſch in auf ein dem abgelieferten entſprechendes hochwertiges Beklaidungsſtüch erhalten, ohne daß ſie, was ohne die Abgahebeſcheini— gung erforderlich ſein würde, die Notwendigkeit der An- ſchaffung nachweiſen müſſen. N — Ablieſerungspſticht für Wild. Nach dem und Sachſen ſoll im Reich der Zwang der Ablieferung beſtimmter Arten von Wild und die Anzeigepflicht für Treibjagden eingeführt werden. Letztere müſſen jeweils am Tage vorher bei der Landes zentralbehörde, die auch das Wild abnehmen und zur Verteilung bringen wird, angemeldet werden. Die Zen— tralbehörden haben zu beſtimmen, wie viel von dem Jagd ergebnis abzuliefern iſt und ob die Ablieferungspflicht ſich nur auf Treibjagden oder auf die geſamten Ergeb niſſe der Jagdausübung erſtreckt. Die Behörden be ſtimmen ferner die Abnahmeſtellen, wobei der beſtehende Wildhandel nach Möglichkeit Berückſichtigung finden ſoll. Innerhalb der beteiligten Bundesſtaaten ſind vorläufige Vereinbarungen getroffen, die einen Ausgleich zwiſchen wildarmen und wildreichen Gegenden bezwecken. — Familienunterſtützung. Bei zeitweiliger Beurlaubung bis zu einem Monat ſind die Familienunterſtützungen allgemein weiterzuzahlen. Ueberſteigt der Urlaub Monat, ſo iſt die Bedürſtigbeitsſrage zu prüſen, die zu perneinen iſt, wenn der Beurlaubte geeignete Beſchäſtigung zu übernehmen ablehnt. Bei Beurlaubungen bis zur Entlaſſung iſt die Weiterzahlung regelmäßig vom Vorliegen der Bedürftigkeit abhängig zu machen. Die Halbmonatsrate, die nach der Entlaſſung als außerordentliche Unterſtützung gezahlt wird, und die Dreimonats- rate, die nach 8 9 der Verordnung vom 21. Januar 1916 bei Verwundung und Krankheit neben 0 ö N bührniſſe tritt, ſind unabhängig von der Bedürftigkeit weiter zuzahlen. Das gleiche gilt für die Weiterzahlung der Fa⸗ inilienunterſtützungen an die Hinterbliebenen auf„die Dauer von drei Monalen. Für die über dieſe Zeit hinaus ge— zahlten Famflienuntereſtützungen bönnen nur in Anſpruch genommen werden, die den die Zeit zuſtehen, für die ſie bereits gezahlt erhalten haben. Dagegen, dürfen laufende Renten nach dieſer Zeit für die gezahlten Familienunterſtütungen nicht einbehalten werden. Die oben erwähnten p. ralen ſind bei jeder Entlaſſung zu zahlen, bet wieder⸗ holter Entlaſſung al'o mehrfach. Für die Unterſtützung nach— geborener Kinder, die an einem anderen Aufenthaltsort zur Welt gekommen find, hat der Lie erungsverband der zur Unterſtützung der übrigen Familienmitglieder des Hee— respflichligen, verpflichtet iſt., Auch nach dem Tode Heerespflichtigen kann noch Antrag auf Gewährung der milienunterſtützung für die Zeit geſtellt werden, während der nach den Vorſchriften des Geſetzes das Recht auf die Unter⸗ ſtützung fortdauert. Arbeitgeberbeihilfen können bei der Feſt⸗ ſtellung der Vedürftigteit billigerweiſe nicht außeracht gelaſſen werden. Grundsätzlich ſoll aber die Gewährung der Minbeſt⸗ ſätze nicht mit Rückſicht auf vorhandene Arbeitgeberbeihilfen abgelehnt werden. Für Koſten der Fürſorgeerziehung haben die Lieferungsperbände im Zuſammenhang mit der Jamjlienunter⸗ 1 555 nicht aufzu kommen, da dieſe Koſten aus öffentlichen Mitteln beſtritten anzuſehen ſind. einen werden und nicht als Armenunterſtützung Ueber die Launen der Bienen beim Schwärmen. (Nachdruck verboten.) In der Hochflut der Schwarmzeit 910 die Bienen vielfach unberechenbar. Immer wieder ſchlagen ſie uns ein Schnippchen. Wir müſſen eben auf alles gefaßt ſein, um nicht mißmutſg zu werden. Welche Vorkehrungen ſind nun gegen wanderluſtige Schwärme zu ergreifen, und wie ö die Militärverſorgungsge⸗ die Rentenabzügen! Berechtigten für Familienunterſtützung Halbmonats⸗ einzutreten, des Fa⸗ 1 85 am zweamaßigſten einzuſchlagen, zu faſſen er ü Vorbauen iſt auch hier beſſer als nachſehen. dings um den Bienenſtand Beerenſträucher anpflanzt, ſſer Wer d Fee Zwergobſt oder Beerenſtre 7 wird die Freude erleben, daß ſich in der Mehrzahl der Fälle die Schwärme dert anlegen und auch leicht zu faſſen ſind Die An⸗ pflanzung von ein paar jungen Wirken würden wir ſehr empfehlen, weil der Duft der Birkenblätter den ſchwärmenden Bienen augenſcheinlich ſehr ſympathiſch lt. Für hochgehende Schwärme iſt die Schwarm⸗ peize immer bereit zu halten. Soll ſie ihren Zweck erreichen, darf der Strahl den Bienen nicht nacheilen, ſondern muß ihnen entgegenwirken. Am beſten winkt dieſer künſilſche Regen, wenn die feinen Strahlen von oben auf die Schwarmbienen fallen. Auch durch das Werfen mit ganz feinem Sand ſind ſchon gute Reſultate ergielt worden. Schwärme mit altem Mütterlein legen lich gerne auf dem Erdboden an. Da ſtürzen wir den Fangkorb darüber und laſſen die Geſellſchaft einziehen. Wenn wir im Korbe eine Wabe mit Brut anbringen nnen, dann geht die. Arbeit rieſig leicht und ſchnell von— ſtatten. Schwärme, die ſich längs eines Baumſtammes oder einer Zaunſäule anlegen, müſſen mittels einer langen Kielfeder bei Anwendung von wenig Rauch in den unter⸗ gehaltenen Korb gefegt werden. Auch das Schöpfen mittels eines großen Löffels kann in Anwendung kommen. Für hochanlegende Schwärme benützen wir den Schwarm⸗ fangbeutel, der mittels einer Schnur zuſammengeklappt werden kann, wenn der Schwarm durch kräftiges Schütteln in den Sack geworfen iſt. Wo ſich ein Schwarm in eine Hecke verliert, da bahnen wir uns durch vorſich— tiges Ausſchneiden den Weg zu ihm. Wenn es nicht mög⸗ lich iſt, den Schwarm in den Korb zu ſchütteln, errichten wir für den Fangkorb ein Geſtell über der Schwarmtraube und laſſen die Bienen hineinſpazieren. Gar nicht ſo ſelten ſind die Fälle, in welchen ſich ein Schwarm in einem hohlen Baum oder einem Mauerloch einniſtet. In ſolchen Fällen wird der genaue Sitz des Schwarmes ermittelt, an die Oeffnung ein luftiger Sack befeſtigt und dann durch andauerndes Trommeln an die Stelle, wo der Schwarm ſitzt, dieſer zum Auszuge veranlaßt. Einen Baum wegen eines Schwarmes zu fällen, wäre zwecklos, weil dieſer doch während der Arbeit ausziehen, beim Fall des Stammes aber ſicher Schaden leiden würde. Weigert, Kreisbienenmeiſter. n 22— Zum Kürbisanbau. 3 N—(Nachdruck verboten.) „ Nehr denn je muß ſich das Veſtreben geltend machen, Vewachſe zu ziehen, die im weiteſten Umfange der menſch⸗ lichen Ernährung nützen. Daß dazu auch der Kürhis in allererſter Linie gehört, iſt wohl berechtigt. Es wäre aber Beit. und Düngervergeudung, wollte man große Land⸗ ſtrechen für den Anbau beſonders urbar machen, vielmehr genügen Löcher von etwa 1 Meter Durchmeſſer und 30 dis 4 Zentimeter Tieſe, die man mit guter, reichlich mit Dung vermiſchter Erde ausfüllt. Vorteilhaft bringt man um jedes Loch einen kleinen Erdwall an, um das Abfließen des Regen- bzw. Gießwaſſers zu verhindern. In jede derartige Pflanzſtelle koͤmmen 6—8 Kürbiskerne. Da man den Ranken reichlich Plat laſſen muß, müſſen die Löcher etwa Meter voneinander entfernt ſein. Iſt das Jahr gut, ſo kann jedes Loch einige hundert Pfund Kürbiſſe bringen. Dem Züchter iſt es ſomit ohne beſondere Mühe möglich, große Erſolge zu erzielen, und von großen Land— ſtrecken, die jetzt noch brachliegen, könnte auf dieſe Weiſe reicher Ertrag geerntet werden, wie z. B. Bahndämme es ſind, die in ihrer Geſamtheit ganz gewaltige Boden⸗— flächen darſtellen und zum Anbau großer Mengen Kürbiſſe nutzbar gemacht werden können. Noch viel zu wenig bekaunt iſt die vielſeitige Verwendungsmöglich— keit des Kürbiſſes. Wir ſind der Meinung, daß ſich ſehr bald eine Bedeutung für die Volksernährung ebenſo durchſetzen wird, wie es bei der früher ſo wenig beachteten Kohlrübe der Fall war. In alten Kochbüchern von 1840 bereits finden wir folgendes Rezept zu Kürbisbrot: Man ſchneidet das Kürbtsfleiſch in Stücke und kocht es mit wenig Waſſer unter fleißigem Umrühren zu einem Brei. Nachdem dieſer bis zur Miſchwärme abgekühlt iſt, durch— knetet man ihn mit ſo vielem Roggenmehl, wenn man recht ſüßes Brot liebt, mit Gerſtenmehl, bis die Maſſe zum Einſäuern dick genug iſt. Zum Einſäuern nimmt man eine ſtarke Menge Sauerteig. Salz und Kummel erhöhen den Wohlgeſchmack. Angeſtellte Verſuche ergaben ein ſehr ſchmackhafſos, gut ausſehendes Brot, dem Kartoffel- brot entſchieden vorzuziehen. Auch für die Bereitung von Marmelade iſt der Kürbis vorzüglich verwendbar, weit mehr als die Kohlrübe, die als Marmelade einen etwas abſtoßenden Geſchmack hat. Wer es ermöglichen kann, pflanze alſo Kürbiſſe, d' bei längerer Kriegsdauer noch in manche Breſche einſpungen werden müſſen. Hacker. Es iſt vaterländiſche Pflicht, Kleingeld in Umlauf zubringen. Die letzten Neutralen. Immer häufiger kann man in den letzten tagen in vierverbändleriſchen Blättern leſen, daß es Zeit ſei, durch verſtärkten Druck, die etzten Neutralen in Europa zum Kriege zu drängen. Der Majfländer„Corriere della Sera“ ſchrieb lürzlich, die Neutralen mögen ſich hüten, den Vierverband durch ihr ſcheinbar unbeteiligtes Beiſeiteſtehen zu reizen, in amerikaniſchen Blättern wird die Regierung ermutigt, die neu— beſchloſſene Einſchränkung der Lebensmittel— derſorgung mit aller Strenge durchzuführen, und in England jubelt die Preſſe, daß die Regierung abermals die Gefahrenzone erweitert und ſomit die freien Verkehrsmöglichkeiten der nordiſchen Staaten und Hollands verringert hat. Es fügt ſich alles ſeltſam zuſammen, um die Bedeutung der Worte des obengenannten Mailänder Blattes ins rechte Licht zu rücken, daß nunmehr endlich ernſt gemacht werden müſſe, daß es jetzt mit den Zeiten der Neutralität vorbei ſei. Unzweifelhaft iſt ſeit dem Eintritt Amerikas in den Krieg die Lage der Neutralen durch Vermin⸗ derung des ihren Handelszwecken zu Gebote ſtehen— den Schiffsraumes verſchlechtert worden. Wenn nun Amerika eine allgemeine Einſchränkung der Ausfuhr von Lebensmitteln und Rohſtoffen an die Neutralen ankündigt, ſo darf man darin die Rache Wilſons dafür erblicken, daß ſein Aufruf an die europäiſchen Neutralen, die Beziehungen mit Deutſchland abzubrechen, ungehört verhallt iſt. Was man im Vierverband jetzt will, iſt, Länder wie Holland und die nordiſchen Staaten durch jenen Druck, der bezwecken ſoll, ihren Handelsverkehr mit Deutſchland gänzlich einzu— ſtellen, in eine verzweiſelte Lage zu bringen, ſowohl wirtſchaftlich als auch politiſch. Ein Bild hierzu geben in gewiſſem Sinne auch die Unruhen in Amſterdam. Ihr Charakter iſt, ſo wird in der holländiſchen Preſſe beſonders erklärt, weit weniger durch wirtſchaftlichen Not— ſtand hervorgerufen, ſondern hat ſich immer deut— licher als rein politiſch gezeigt. Es handelte ſich um ſogenannte Entrüſtungskundgebungen gegen die Ausfuhrpolitik der holländiſchen Regierung, nämlich um die Ausfuhr nach Deutſchland. Und wem noch nicht einleuchtet, welche Taktik Eng— land mit Bezug auf die Neutralen jetzt befolgt, der wird vollſtändig klar geworden ſein durch den Angriff, den jetzt engliſche Torpedofahrzeuge in niederländiſchen Gewäſſern auf deutſche Handels— ſchiffe unternommen. Dieſe bewußte und brutale Neutralitätsverletzung redet eine deutliche nicht mißzuverſtehende Sprache. Wenn man ſich in Verbindung damit die Vorgänge in Spanien vergegenwärtigt, ſo bleibt kein Zweifel, auf was es unſern Feinden vor— nehmlich ankommt. Sie wollen Erregung und Unruhen in allen noch neutralen Ländern her— vorrufſen. Die Mittel wechſeln. Man wählt andere in der Schweiz, wieder andere in Schweden. Nur das Ziel, das weithin ſicht— bare, den Neutralen wohlbekannte Ziel iſt überall das gleiche. Jede Schwächung der inneren und damit letzten Endes auch der äußeren Geſchloſſenheit der neutralen Nationen ſieht man in England, auf alte Erfahrung ſich ſtützend, als eine Schwächung der Neutralität ſelbſt und des Willens zur Neutralität an. Wie weit die Vierverbands-Mächte in Holland mit dieſem Syſtem kommen werden, bleibt ab— zuwarten, aber eifrige Propaganda arbeitet auch leben den erwähnten Druckmitteln. Beſonders verdient die amerikaniſche Tätigkeit Erwähnung. Man legt z. B. den Holländern dar, daß in Deutſchland die Zukunft dem radikalen Sozialismus gehöre und ſomit der Entrechtung des Beſitzes. Für die kleineren Nachbarn des Deutſchen Reiches werde ſich hieraus nach dem Kriege eine furchtbare Gefahr ergeben und deshalb ſei es für die Niederlande ebenſo wie für die Schweiz ein Gebot wirt— ſchaftlicher und ſozialer Selbſterhaltung, ſich den Weſtmächten anzuſchließen, in welchen jene ver— derblichen Theorien keinen Platz hätten und nie haben würden.(Die Begründung einer revo— lutionären Partei in Amſterdam, die offen den gewaltſamen Umſturz der ſtaatlichen und geſell— ſchaftlichen Ordnung anſtrebt, verleiht ſolcher Werbearbeit den nötigen Nachdruck.) In England gibt man ſich übrigens kaum noch Mühe, die ſelbſtſüchtigen Zwecke, die man mit der heimlichen und offenen Hetze verfolgt, zu verhüllen. So plaudert die den Hoſkreiſen naheſtehende Wochenſchrift The Truth“(Die Wahrheit) aus, daß der Vierverband plane, nunmehr Norwegen das Schickſal Griechenlands zu bereiten, nur mit dem Unterſchiede, daß diesmal England die Durchführung der geeigneten Maßregeln übernimmt. Das Blatt meint, in Norwegen, wo man vierverbandsfreundlich ſei, werden ſich keine großen Schwierigkeiten er⸗ geben. England braucht die norwegiſche Küſte dringend als Stützpunkt für einen Augriff auf die deutſche Küſte. Deshalb müſſe Norwegen zur Kriegserklärung an Deutſchland und zur Teilnahme an Englands Seite gezwungen werden. Es bleibt abzuwarten, ob Norwegen ſich das Schickſal Griechenlands bereiten läßt, oder ob die vierverbandsfreundliche Strömung dort tatſächlich ſo ſtark iſt, daß England keinen oder doch keinen weſentlichen Widerſtand findet. Vas endlich Schweden anbelangt, ſo genügt es auf die Blätterſtimmen der letzten Tage hinzu— weiſen, in denen— ohne Ausnahme— zum Ausdruck gebracht wurde, daß der erneute Druck Englands(durch Erweiterung der Gefahren— zone) und der Ver. Staaten(Ausfuhrverbot) das Land nicht zu dem verzweifelten Auswege eines Krieges mit Deutſchland treiben werde. Schweden wird, das iſt die allgemeine Stimme, die notwendigen Einſchränkungen auf ſich nehmen, aber ſich nicht in den Krieg hetzen laſſen. Die innerpolitiſchen Vorgänge der letzten Tage haben ein wenig unſre Gedanken von den Ereigniſſen auf dem Welttheater abgezogen und das viele Gerede von neuen Friedenszielen hat uns in eine Stimmung verſetzt, als ob wir bereits zum Frieden rüſten müßten. Und doch erfordert der Ernſt der Zeit, daß wir alle unſere Gedanken auf den Krieg richten, der jetzt in ſeine letzten Entſcheidungen hinein reift. Deutſchland darf das keinen Augenblick vergeſſen. M. A. D. verſchiedene Kriegsnachrichten. Die Verletzung der holländiſchen Neutralität. Zu dem Überfall auf die deutſchen Handels- ſchiffe in holländiſchen Gewäſſern wird noch amtlich aus dem Haag berichtet, daß die eng— liſchen Streitkräfte, die den Geleitzug deutſcher Frachtſchiffe an der holländiſchen Küſte an— gegriffen haben, aus 19 bis 20 Torpedo— booten und Torpedojägern beſtanden haben. Vier deutſche Schiffe ſind in den Grund gebohrt, drei ſind geſtrandet und zwei ſind nach England aufgebracht worden. Von den ge— ſtrandeten Schiffen ſtanden zwei in Brand. Von den Beſatzungen wurden ſechs Mann getötet, ein Mann wird vermißt. Die Granaten der engliſchen Kriegsſchiffe ſind wiederholt auf nieder— ländiſches Gebiet gefallen, unter anderem auch auf das deutſche Internierungslager in Bergen. Einige Stück Vieh wurden getötet. 5 König Georg an die Kaffern. Nach einer Reuter-Meldung hat König Georg bei ſeinem Aufenthalt an der Front, „einem Tage, der durch des Königs Beſuch an der Front von größerer hiſtoriſcher Bedeutung war als jeder andere“, zum erſten Male in den Annalen der britiſchen Geſchichte Zulu⸗, Baſuto⸗, Kongoneger und Kaffern empfangen und ſie alſo angeredet:„Über euerem Werk ſteht nur das meiner Matroſen und Sol— daten, die in der Glut des Kampfes ſtehen. Aber auch ihr ſeid ein Teil meines großen 0 1 Heeres, das für die Freiheit und den Frieden meiner Untertanen jeglicher Raſſe kämpft. Ohne Munition können Armeen nicht kämpfen, ohne Lebensmittel können wir nicht leben. Ihr ſeid dabei behilflich, täglich dieſe Dinge zu ſenden, eure Speere Zerſchmetterung den be⸗ ſchleudert ſeine und ihr yeind, 0 gegen 1 um zu ſchleunigen.“ ö 2. 2 Ser Ruſſiſcher Widerſtand gegen die Offenſive. Nach italieniſchen Blätlermeldungen beharren gewiſſe Kreiſe in Rußland bei dem Widerſtande * mit dem Umſturz, der zur Abſetzung des Zaren gegen die Offenſive, Sowohl der Kriegsminister Kerenski als auch der Leiter der Offenſive Bruſſilow erhielten Drohbriefe. Bei den Ba⸗ taillonen, die für das Feuer beſtimmt ſind, wurde Widerſtand beobachtet. An der Front von Minſtk wurden Aufrufe verteilt, die zur Fahnenflucht und zum Kampf gegen die Bürgerlichen und zur Verteilung des Landes auffordern. Ein Regiment habe nach Plünderung von Waffen⸗ und Munitionsdepots ſich auf die Suche nach Fahnenflüchtigen ge⸗ macht und über 2000 Mann gefangengenommen. —. Die Entſcheidungskämpfe im Oſten. Im Juli 1915. Die jetzige Lage auf den Kriegsſchauplätzen im Oſten fordert ganz von ſelbſt zu Vergleichen mit früheren Kriegsabſchnitten auf dem öſtlichen Schauplatz heraus. Mitte Juli ſind es gerade zwei Jahre, daß ſich der große Umſchwung vor⸗ bereitete, der zu dem Zuſammenbruch der ruſſi⸗ ſchen Widerſtandskraft und zum Rückzug der Ruſſen aus Polen geführt hat. Die damaligen Ereigniſſe ſtehen in urſächlichem Zuſammenhang Anlaß gab und Rußland in den Strudel der Umwälzung und der Verwirrung geworfen hat. Seit Mitte Dezember 1914 hatte ſich der Stellungskrieg auch auf dem öſtlichen Schau— platz entwickelt. Der Winter 1914/15 war mit Kämpfen ausgefüllt, bei denen es ſich um den Beſitz der Karpathen handelte. Die Anſtürme des ruſſiſchen Millionenheeres gegen die Päſſe dieſes Gebirges waren unter furchtbaren Ver— luſten geſcheitert. In Oſtpreußen hatte Hinden— burg durch die Winterſchlacht in Maſuren den Feind aus dem Lande geworfen. In den erſten Tagen des Mai 1915 ſetzte der groß angelegte Durchbruch bei Gorlice-Tarnow ein, der unter Mackenſens Leitung zu einem durchgreifenden Sieg führte. Die ruſſiſche Stellung am Nordſuße der Karpaelhen war aufgerollt, trotz heftigſten Widerſtandes wurden die Ruſſen aus Galizien und der Bukowina geworfen. Am 22. Juni fiel Lemberg in die Hände der Sieger. Hiermit war die Grundlage zu einem wahrhaft großen Entſchluß auf unſerer Seite gelegt. Die Zeit des Stellungskrieges ſchien vorüber, die freie Bahn des Bewegungskrieges eröffnete ſich ver— heißungsvoll und ſiegesgewiß vor uns. Mitte Juli 1915 ſetzten ſich die deutſchen, ihnen zur Seite die öſterreichiſch-ungariſchen Heere mit der Abſicht in Bewegung, das im Feſtungsgebiet Warſchau—Iwangorod—Breſt⸗ Litowsk—Grodno befindliche Hauptheer zu um⸗ klammern. Hierzu waren drei Heeresgruppen gebildet worden: 1. im Norden unter Generalfeldmarſchall v. Hindenburg, 2. in der Mitte unter Generalfeldmarſchall Prinz Leopold von Bayern, 3. im Süden unter Generalfeldmarſchall von Mackenſen. Zwiſchen den Heeresgruppen Mackenſen und Prinz Leopold befand ſich die zunächſt noch ſelbſtändige Armeeabteilung Woyrſch. Die deutſch⸗öſterreichiſch-ungariſchen Heeres⸗ bewegungen vollzogen ſich vom 15. Juli ab planmäßig nach den hochgeſteckten Zielen. Sie gipfelten in dem Fall von Warſchau und der polniſchen Feſtungen und mit der Räumung Polens durch die ruſſiſchen Heere. Was dem Fall Warſchaus(am 28. Juli) folgte, war nur noch das Zurückfluten des ruſſiſchen Heeres nach Oſten. Die polniſchen Feſtungen fielen Schlag auf Schlag in die Hände der Sieger, das ruſſiſche Heer wich unter einem Verluſt von mehr als 300 000 Gefangenen und ungefähr 3000 Geſchützen nach Oſten hin aus. Als die Franzoſen und Engländer Ende September ihre großen Angriffe in Weſtfrankreich an⸗ ſetzten, fehlte die Unterſtützung durch einen Ruſſenangrifr auf der Oſtfront. So ſcheiterten die Vorſtöße der Weſtmächte voll⸗ ſtändig. Gleichzeitig ergab ſich ſomit eine Niederlage unſerer Feinde im Weſten und Oſten. Wenn man von mancher Seite be— hauptet hät, daß die große Umfaſſung auf dem öſtlichen Kriegsſchauplatz, die Mitte Juli 1915 angeſetzt wurde, noch mehr Erfolg hätte haben ennung der Lage. 0 bamals von un er reicht worden iſt, ſtellt eine Hoͤchſtleiſtung dar, deren Einfluß dem Krieg bis auf dieſe Stunde das Gepräge verliehen hat: Überlegenheit und Sieges vertrauen auf allen Fronten. Wenn nun heute die Ruſſen große Siege im Oſten melden und wenn engliſche und fran⸗ zöſiſche Blätter die Verbündeten zu ihren großen Siegen beglückwünſchen, ſo wiſſen wir, was wir davon zu halten haben. Wie im Weſten, ſo ſtehen auch im Oſten die Mauern unſerer Truppen unverrückbar feſt. An dieſer Tatſache vermag es auch nichts zu ändern, wenn die ruſſiſche Offenſive unter ungeheuren Verluſten einige Anfangserfolge zu verzeichnen hatte. Politiſche Rundſchau. Deutſchland. * Der Hauptausſchuß und Ver⸗ faſſungsausſchuß des Reichstages werden im jetzigen Tagungsabſchnitt keine Sitzung mehr abhalten. Der Hauptausſchuß hält es nach dem Kanzlerwechſel nicht für an⸗ gebracht, mit dem neuen Reichskanzler hinter verſchloſſenen Türen zu verhandeln, ſondern für angemeſſen, daß der Reichskanzler zunächſt in der Offentlichkeit ſein Programm entwickelt. Der Verfaſſungsausſchuß hat überdies das Recht, jederzeit, auch während der Vertagung, zu⸗ ſammenzutreten und wird von dieſem Recht, wenn die Notwendigkeit vorliegt, Gebrauch machen. Man iſt im Hauptausſchuß überein— gekommen, ſich auch für die Zwiſchenzeit, bis zur Wiederberuſung des Reichstages im Sep⸗ lember, jederzeit bereitzuhalten. Ein Unter⸗ ausſchuß des Verfaſſungsausſchuſſes ſoll bis zum Wiederzuſammentritt des Reichstages die für die Umgeſtaltung der Reichsverfaſſung not— wendigen Vorarbeiten erledigen. * Wie die elſäſſiſchen Blätter berichten, ſind mit dem letzten Austauſchtransport auch 5“ deutſche Zivilgefangene zurückgekehrt, darunter 21 Frauen und eine Anzahl Kinder, die zu Kriegsbeginn von den Franzoſen aus Elſaß— Lothringen mitgeſchleppt und ſeither in Frank— reich in Gefangenſchaft gehalten worden ſind. Sie erklärten, daß teilweiſe die Be⸗ handlung in Frankreich ſchrecklich ge— weſen ſei und daß ſie bis zuletzt nicht nur Hunger haben leiden müſſen, ſondern ſogar Miß— handlungen durch das Publikum und ſelbſt durch das Aufſichtsperſonal ausgeſetzt geweſen ſeien. Frankreich. *Nach langer Debatte hat die Kammer den Geſetzentwurf genehmigt, wonach die Paten ſteuer, die perſönliche Mohiliarſteuer ſowie die Türen⸗ und Fenſterſteuer ab 1. Januar 1918 abgeſchafft werden ſollen. England. * In einer Sitzung des Oberſten Geheimen Rates hat König Georg feierlich auf ſeine deutſchen Titel— er iſt Herzog und Prinz zu Braunſchweig⸗Lüneburg und Herzog zu Sachſen— Koburg und Gotha— Verzicht geleiſtet und dafür den Namen Windſor angenommen Die engliſche Deutſchenhetze hat damit ihr Ziel erreicht. Italien. * Römiſche Blätter behaupten, eine ſammlung der internationalen Hochfinanz, in der Schweiz ſtattgefunden habe, hätte ſchloſſen, der Friede ſei durch Preis gab der Türkei, Belgiens und Serbiens anzuſtreben. Frankreich würde Elſaß-Lothringen zurückerhalten. Rußland. *Der Wirrwarr in Rußland wird immer unlöslicher. Anſcheinend unter dem Druck der ſozialiſtiſchen Strömungen ſind drei bürgerliche Miniſter, darunter der Finanz— miniſter zurückgetreten. Unterdeſſen nimmt die allgemeine Anarchie zu. Eine Verſammlung von Anarchiſten beſchloß das Todesurteil über Kerenski. Große Menſchenmaſſen belagerten das Gefängnis und verlangten die Freigabe der der Späherei für Deutſchland beſchuldigten Perſonen. 500 Kriminalverbrecher brachen aus dem Zuchthauſe aus. Die Regierung iſt 5 2 1* Die D0 können, ſo beruht dieſes Urteil auf einer Ver— — Die eiſerne Not. Kriegsroman von G. v. Brockdorff. (Fortſetzung.) Sabine nahm ſich nicht die Zeit, dieſem Umſtande nachzugrübeln. Ihr Beruf heiſchte ihre volle Kraft und ließ ihr oft auch des Nachts keine Ruhe. Faſt täglich kamen neue Verwundete. Das große Gebäude war jetzt faſt bis unter das Dach mit armen, ſtöhnenden Menſchenkindern gefüllt. Hundert Stimmen rieſen nach Sabine, baten um irgendeine Dienſtleiſtung. um ein freundliches Wort an Eltern und Geſchwiſtern daheim. Es blieb wenig Zeit für den einzelnen. Alle wollten befriedigt ſein, alle waren bemitleidens— wert, alle brauchten Hilfe. Anfang Oktober kam ein neuer Schub: Ange— hörige einer Munittonskolonne, unter denen eine a ſchreckliche Verwüſtungen angerichtet alte. Ein paar wurden in freigewordenen Betten des Saales untergebracht, in dem Sabine tatig war. 8 Sie hatte ſich ſtets ihrer ſtarken Nerven ge— rühmt, hatte mitleidig die Achſeln gezuckt, wenn eine der Pflegerinnen bei einer Amputation ohnmächtig geworden war; jetzt, als ſie einem der Verwundeten ins Geſicht ſah, ſtützte ſie ſich ſchwer auf den Rand des Bettes, und es war ihr, als verlöre ſie den Boden unter den Füßen. Ein paar Arme fingen ſie auf, und ſie wurde auf einen Stuhl niedergedrückk. „Sie haben ſich erſchreckt,“ ſagte eine ſanfte 550 ner Stimme neben ihr.„Bitte ſammeln Sie ſich einen Augenblick.“ Sabine hob den Blick und ſah in das blaſſe Geſicht der Schwoſter Franziska. Dann trat wieder das entſtellte Antlitz des Verwundeten vor ihre Seele, mit der breiten Binde über den Augen, unter der ein dunkelroter Streifen her— vorleuchtete. Nicht der Anblick an ſich hatte ſie ihrer Kraft beraubt, ſondern die grauenhafte ae die ſich an dieſen Anblick geknüpft hatte. Mit einem ſcheuen Seitenblick ſtreifte ſie das Bett des Verwundeten. „Es iſt entſetzlich,“ ſtammelle ſie. Schweſter Franziska drückte ſie wieder auf ihren Stuhl nieder. „Sehen Sie jetzt nicht hin,“ bat ſie.„Sie müſſen ſich erholen. Der arme Mann iſt blind geworden,“ fügte ſie leiſe hinzu.„Alles durch die fürchterliche Pulverexploſion.“ Sabine Asmuſſen ſtöhnte auf. „Das iſt ja— das iſt—“ „Das iſt Krieg,“ ſagte die ruhige, ſanfte Stimme neben ihr. Sabine erinnerte ſich plötz⸗ lich an Schweſter Franziskas Unterhaltung mit dem Verwundeten. Wie ſeltſam gefaßt ſie heute war. „Sie haben auch Schweſter Franziska?“ Jun das Geſicht der Angeredeten zog eine helle Röte. Um ihre Mundwinkel zuckte es ſchmerzlich. „Wer iſt unter uns, der nicht irgend etwas Liebes im Feld hätte?“ Es lag eine gewiſſe Abwehr in ihrem Ton⸗ Angehörige draußen, fall, die Sabine verletzte. Sie erhob ſich von ihrem Stuhl. „Nun geht es wieder, denke ich. Ich danke Ihnen für Ihre Fürſorge.“ In die ſanften Augen der jungen Pflegerin trat auf einen Augenblick ein Ausdruck, der bei⸗ nahe feindſelig ausſah. „Sie ſind mir nicht zu Dank verpflichtet,“ ſagte ſie kurz. Dann wandte ſie ſich ab und ging zu ihren Kranken. „Seltſam,“ dachte Sabine.„Sie muß viel erlebt haben und iſt vielleicht ſehr unglücklich.“ Und wieder, wie ſchon früher einmal, packte ſie das Mitleid mit dem blaſſen, vergrämten Geſicht. „Ich will verſuchen, ſie näher kennen zu lernen,“ nahm ſie ſich vor.„Vielleicht kann ich ihr helfen.“ Am Abend ſetzte ſie ſich an das Bett des Verwundeten mit den verbundenen Augen. Es war ein junger Lehrer von irgendwo aus dem Oſten, der keine Angehörigen hatte außer einer alten Mutter, die er unterhielt. „Sie weiß es noch nicht,“ ſagte er.„Sie ſoll nicht erſchrecken, denn der Schreck könnte ihr ſchaden. Im Straßburger Lazarett, wo ich bis jetzt gelegen habe, hat ein geneſener Kamerad ſie mit ein paar Zeilen in meinem Namen benachrichtigt, daß ich verwundet wäre und fürs erſte nicht ſchreiben könne. Mit dem Schreiben wird's nun wohl für immer vorbei ſein.“ Er lächelte bei den letzten Worten. Sabine fröſtelte. Dieſer lächelnde Mund unter den verbundenen Augen halte etwas Herzzerreißendes. dieſem Treiben gegenüber vollſtändig ohnmächtig u. „Kann ich irgend etwas für Sie tun?“ fragte ſie mit vor Mitleid zitternder Stimme. „Wenn Sie für mich ſchreiben wollten, Schweſter. Meine Mutter hat ſo lange keine Nachricht von mir, und ſie ſorgt ſich vielleicht.“ Sabine holte ſich Feder und Papier und ſetzte ſich wieder zu ihm ans Bett. Der Verwundete diktierte. Sie ſchrieh von einer„leichten Verwundung“, die ſchon auf dem Wege der Beſſerung wäre, ihn aber dienſtuntauglich und wahrſcheinlich auch unfähig machen würde, ſein Amt wieder auf- zunehmen. Sie ſchrieh ſtarke, hoffnungsfreudige Worte von einer frohen Zukunft, die der Sohn der Mutter bereiten wollte, vom glücklichen Wiederſehen in nicht allzu ferner Zeit. „Was fur eine Lebenskraft muß in unſerem Volke ſtecken,“ dachte ſie dabei, während ſie in ſchn eee Geſicht des jungen Soldalen aute. Und ſie ſtellte ſich die alle Frau vor, wie ſie mit zitternden Händen den Brief öffnete und die alten müden Augen unruhig über die Zeilen gleiten ließ. 5 „Wie glücklich bin ich, daß ich mit helfen kann,“ dachte ſie wieder,„und wie glücklich, daß ich ſoviel große und heilige Empfindungen miterleben darf.“ Im Hintergrunde wanderte Schweſter Franziska leichten und leiſen Schrittes durch den Saal, maß das Fieber und rückte die Kiſſen zu⸗ recht echt. f Sabine folgte ihr mit den Augen. Wie dies ſo zwiſchen den Betten entlang andere ein Infanterieleutnant. feſtzuhalten. Konſtantin macht ſich mit einer ſanſten Bewegung 5 beſitzer 4 Hblehied von Griechenland. Fable König Konſtantin das Land verließ. Eine ausführliche Schilderung des hiſtori⸗ en Augenblicks, in welchem König Konſtantin hunt ſeiner Familie den griechiſchen, Boden ver⸗ ließ, wird jetzt dem„Petit Journal“ von ſeinem Athener Berichterſtatter übermittelt: f ku, Die Frauen des Dorſez hatten ihre 8 chöüften Kleider angezogen, weiße Schleier auf⸗ eſteckt und ſich längs. der Küſtenſtraße in Reihen aufgeſtellt. Endlich wurden auf der Straße Kraftwagen ſichtbar. Zuerſt erſchien Peiniſterpräſident Zaimis, dann erkannte man die Prinzen, den neuen König, der verwirrt chien, dann wurden zu den Blumen auf dem Wege noch neue Blumen geworfen, und nun hielt das Automobil des Hofmarſchalls. Er ſah perwirrt und tiefbekümmert aus. Dem nächſten Wagen entſtieg die Königin mit ihrer Familie. Damit die kleine Prinzeſſin nicht weinte, hatte nan ihr verſprechen müſſen, daß ihr Lieblings- ponny nachgeſchickt würde. Und darum hielt ſich das kleine Mädchen ſtolz und auf⸗ ltecht wie eine große Dame. All dies wurde von der Verſammlung noch ruhig mit⸗ ſangeſehen. Dann aber ertönen. Schreie auf dem Platz, Rufe, die immer lauter und zahl⸗ werden:„Konſtantin!“ Konſtantin iſt in em offenen Auto angekommen, in“ weißem Leinenanzug und weißer Mütze. Er iſt ſichtlich ergriffen von dem Anblick der Leute, die ihm huldigen und der Freunde, die ſich verſammelt haben. Er ſteigt aus, um zu Fuß bis zum Hafendamm zu gehen und jedem die Hände zu rücken. Der Chauffeur des Königs hat naſſe Augen. Mitten auf dem Wege bleibt der König tehen und blickt vor ſich hin, in Gedanken ver⸗ bren. Ein kleines Mädchen aus dem Volk ehnt ſich über eine Mauer und ſtreckt ihm einen Rumenſtrauß entgegen. Konſtantin macht einige Schritte und nimmt die Blumen. Nun ſlürzen etwa hundert Getreue zu Konſtantin hin, ein junger Mann kniet vor ihm nieder und küßt eine Hand. Der König macht eine Bewegung, hals wollte er ſagen:„Seid vernünftig, die un— vermeidliche Stunde iſt gekommen.“ Viele Leute ſchluchzen. Konſtantin ſchreitet langsam weiter, fünf oder ſechs Leute klammern ich an ihn in einer Art Fanatismus. Als der König den Hafendamm erreicht hat, fällt alles auf die Knie. Totenſtille, nur hier und da iſt Schluchzen hörbar. Vor der Mole warten zwei griechiſche Schiffe, daneben zwei franzöſiſche Torpedoboote mit franzöſiſchen Flaggen. Der König ſchreitet weiter inmitten der knienden Leute.„Konſtantin, Konſtantin!“ wird ge— murmelt und geflüſtert. Der Schmerz hat jede Eiikette hinweggefegt. Plötzlich ſchweifen die Blicke des Königs von der Menge zur Spitze der Mole, wo zwei franzöſiſche Offiziere in Galauniform wie Statuen ſtehen. Der eine iſt der frühere Marineattachs in Griechenland, der i Sie erſcheinen wie zwei Schatten, zwiſchen denen der König zum Meere ſchreitet, um in das Boot zu ſteigen. Einige Verzweifelte ſuchen Konſtantin am Arm Das Schluchzen wird lauter. 1 Der Motor beginnt zu rattern, das Boot fährt ab. Von der Küſte ſchwingen ſich die ſe übers Meer hinaus:„Konſtantin! Kon— Das Boot wird immer ferner, der zug ſteht aufrecht und nimmt noch einmal güßend die Mütze ab. Dann iſt er verſchwunden.“ N 5 f Volkswirtſchaftliches. , Gartenſiedler als Kartoffelſelbſtverſorger. Nach einer neueren Entſcheidung der Reichskartoffel— gelten die Kleingartenbeſitzer und Laubenſiedler, ge der Kartoffelvorrat ihrer eigenen Anbaufläche Kals Selbſtverſorger. Sie erhalten demnach, uge ſie Selbſtberſorger ſind, keine Kartoffelkarten. der Eigenvorrat aufgebraucht, ſo wird der Klein r bom Selbſtverſorger zum Verſorgungsberech— en und er erhält dann als ſolcher auch Kartoffel— en. Als Selbſtverſorger ſteht dem Kleingarten⸗ die Selbſtberſorgerkopfmenge für ſich und alle e Familienangehörigen zu. Dieſe Menge beträgt 0,8 Pfund für den Tag. Die Selbſtverſorger hiernach, ſoweit ihnen Kartofſelkarten ſchon 16 II händigt ſein ſollten, dieſe Karten bei der zu— fländigen Brotkommiſſion abzugeben und, nachdem ihr Kartoffelborrat aufgebraucht iſt, die Karten vom Brotkommiſſar wieder abzuverlangen. Das Büchſen⸗ und Faſigemüſe aus der Ernte des Jahres 1917 iſt in öffentliche Be⸗ wirtſchaftung genommen worden. Die Reichsſtelle für Gemüſe und Obſt hat an ihre Landesſtellen ein Schreiben gerichtet, nach dem die geſamlen Fabrilate ſchlüſſelmäßig auf die einzelnen Bundesſtaaten ver— teilt werden, die ſie zur Unterverteilung wieder an die Kommunalverbände abgeben. Die Zwangs— bewirtſchaftung erſtreckt ſich auch auf die Waren, die von Städten, Werken und Einzeſperſonen auf eigene Rechnung gegen Werklohn bei den Fabriken her— geſtellt werden. Jeder vertragsmäßige Verkehr iſt ſchon jetzt bei Strafe unterſagt. eee Zu den Unruhen in Finnland. Finnland iſt dem Beiſpiel des ukrainiſchen Rates in Kiew gefolgt, der finnländiſche Landtag hat mit großer Mehrheit beſchloſſen, Finnland ſelbſtändig zu machen. Es iſt dies ein Ereignis von außerordent⸗ lich weittragender Bedeutung, das in der ganzen Welt, wo ſeit Jahrzehnten warme Sympathien für 8 57 db pl = ieee 2 d 5 *„% S 7 Aret d gab d 8 2 A„ . i.— 75 N Hobbs* 7 5 2 N 9 7, 0 % N( N* 2 1 0 5 0 1 7 465 5. 8 uu, 9 0 9 4 EAN. 5. 1 7 Ihise 7— N = He Pπνο He e ä Anbau— + 5118 Ze NLIERSBU HN — dieſes unter ruſſiſcher Gewalt leidende Volk beſtehen, ein freudigen Widerhall finden wird. So zeigt ſich, daß die ruſſiſche Revolution nicht nur Rußland vom Abſolutismus, ſondern auch ſeine Fremdvölker von einer ſtaatlichen Zuſammengehörigkeit mit einem Reiche befreit hat, die ſie Jahrhunderte hindurch nur auf den Park ſübergriff. Die darin liegenden Ortſchaften Meningen und Weſel konnten nur mit Mühe gerettet werden. 400 Harburger Pioniere wurden zu Hilfe geholt. Erſt nachdem mehrere tauſend Morgen dem Brand zum Opfer gefallen waren, gelang ſeine Eindämmung. Viele unerſetzliche Naturdenkmäler ſind vernichtet worden und der größte Teil der dort hauſenden Tierwelt iſt in den Flammen umge— kommen. Für Erhöhung des Butterpreiſes. Eine Graudenz einberufene, von 300 Molkereibeſitzern beſuchte Verſammlung nahm eine an den Ober— präſidenten gerichtete Entſchließung an, in der die Erhöhung des Butterpreiſes dringend ver— langt wird, damit die Erzeugung keine Verluſte mehr erleide. Wiedereröffnung der Warſchauer Hoch⸗ ſchulen. Im Oklober wird an beiden Warſchauer Hochſchulen die Lehrtätigkeit wieder aufgenommen werden. Alle früheren Studenten müſſen ſich von neuem bei ihren Fakultäten einſchreiben laſſen. Unwetterverheerungen in Frankreich. Nach einer Meldung des„Matin“ aus Le Creuzot, dem„franzöſiſchen Eſſen“, wo ſich die bekannten Geſchützgießereien und Kohlengruben befinden, wütete in der Stadt und deren Umgebung ein heftiger Wirbelſturm. Viele Gebäude wurden beſchädigt, ganze Straßenzüge unter Waſſer geſetzt. Auf dem Lande zerſtörte das Unwetter alle Kulturen, die Ausſichten auf die Ernte ſind vernichtet; viel Vieh wurde vom Blitz erſchlagen. Auch in Dijon und im Pyrenäengebie durch Unwetter ſehr großer Schaden verurſacht. Neue ſchwediſche Briefmarken. Die ſchwediſche Generalpoſtverwaltung hat eine neue Reihe von Poſtwertzeichen drucken laſſen, die die ziemlich ungewöhnlichen Wertbeträge von 1,98 Kronen und 2,12 Kronen aufweiſen und vor allen Dingen Poſtpaketen nach Rußland beſtimmt ſind. Dieſe neuen Sammelgegenſtände ſind jedoch nich ſie ſind dadurch hergeſtellt worden, daß der neue Wertbetrag durch Überdruck in dunkel— mit innerem Widerſtreben haben dulden müſſen und blauer Farbe auf die gewöhnlichen Freimarken gegen die ſie ſich rene 1 8 eee: Von und fern. Goldſpenden des Königs von Bayern. Der König von Bayern hat verfügt, daß ſowohl aus dem königlichen Privatbeſitz ſowie der im Staatseigentum befindlichen Schatzkammer die geeigneten Wertgegenſtände aus Gold für die Zwecke der Gold- und Schmuckſammlung des Reiches abgegeben werden ſollen. handelt ſich bei den ausgewählten Gegenſtänden, die für die Goldſammlung des Reiches zur Ver— fügung geſtellt werden, um außerordentlich wert— volle Stücke. Hindenburg gegen das Miesmachen. Als unſer Hindenburg bei ſeinem jüngſten Aufenthalt in Berlin vor dem Großen General— ſtab aus dem Kraftwagen ſtieg, ſammelte ſich eine große Menſchenmenge, die mit der Ver— ſicherung, treu durchhalten zu wollen, ein Hoch auf den Feldmarſchall ausbrachte. von Tannenberg antwortete:„So iſt es recht! Wir müſſen durchhalten; denn ſonſt würden unſere Feinde uns vernichten. Ich warne daher vor den unſeligen Miesmachern; die laßt in eurer Mitte nicht hochkommen, die ſchaden dem Vaterlande unendlich.“ Mehl für Gold. Amtshauptmannſchaf und Stadtrat von Zittau machen bekannt, daß jeder, der in der Zeit vom 15. Juli bis 15. Auguſt Goldmünzen ablieſert, für je 10 Mark außer dem Geldwert ein Pfund ausländiſchen Roggen— mehls zum Preis von 1,25 Mark erhält. Mehr als fünf Pfund werden an eine Perſon nicht abgegeben. Brand im Wilſeder Naturſchutzpark. Wie aus Hannover gemeldet wird, entſtand beim Dorf Ollſen, das hart am Rand des Wilſeder Naturſchutzparks liegt, vermutlich in— folge des Leichtſinns abkochender Heidewanderer ein Waldbrand, der ſich ſchnell ausbreitete und D 88 haben. ö 1 ö Der Sieger von 5 Kronen mit dem Bilde König Guſtavs aufgeſtempelt worden iſt.— Für Sammler alſo wertvolle Stücke! fünfzig Millionen Brandſchaden. 7 319 äſcherte. Der Schaden beträgt etwa Millionen Kronen. Das Schickſal des Ex⸗Zaren. Wladimir Burzew, der vor Kriegsausbruch jahrelang von Paris aus das Zarentum bekämpfte, verlangt jetzt in Petersburg, daß der Ex-Kaiſer Nikolaus vor ein Geſchworenengericht geſtellt werde, um ausgewieſen werde. Gel undheitspflege. pflege ſoll ſchon in, den Schuljahren beginnen, wobei den meiſten Menſchen der Grund zu& wie Kurzſichtigkeit, Schwachſehen, erhöhte Reizbarkeit uſw. gelegt wird. Man darf aber en verfallen, daß die Augenpflege ſich direkt auf die Augen erſtrecke, ſondern es erfordert dieſelbe auch eine geſamte Körperpflege, da das einem engen Wechſelverkehr ſteht, von den Zuſtän— leibsſtockungen, Hautſtörungen, Nervenalterationen uſw. hervorgerufen und unterhalten werden. Die praktiſche Beobachtung einer allgemeinen Geſundheits— lehre wird deshalb auch immer eine Augenpflege ſein. das Sehorgan betrifft, ſo gelten folgende Man ſtrenge die Sehkraſt nicht über— lange Zeit an: beſonders bei auf Hauptregeln. mäßig und zu unruhiger Flamme und laſſe niemals bis zum Gefühle der kommen. Das Sehorgan verlangt ſeine' nötige Ruhe, dieſer Zeitpuntt, der nicht überſchritten werden ſoll, tritt ein, wenn das Auge kurzſichtiger wird und bei flackernder, man das Obſekt demſelben näher bringen muß, um wie ſonſt klar zu ſehen; wenn das Gefühl von Schwere in den Augenlidern oder eine drückende Spannung in der Augengegend bemerkhar wird, die Lider anfangen zu ſchwellen oder ſich zu röten, wenn das Offnen der Augen beſchwerlich wird, die Empfindung von Hitze in die Augen trltt, die Augen das Gefühl der Trockenheit und das Be⸗ dürſnis öfteren Schließens und Plinkerns kund⸗ geben. Man höre mit der Arbeſt auf, ſchließe die Augen, blicke dann in eine mäßig erleuchtete Ferne und namentlich mache man einen Gang ins vom weſlpreußiſchen Butterverkaufsverband in Fee; ſobald die Augen nicht mehr heiß ſind. Man ſehe ferner nicht zu nahe auf das Objekt der Arbeit, wodurch Kurzſichtigkeit erzeugt wird, auch blicke man nicht auf ſchnell Licht, Schatten und Form wechſelnde, bewegliche Körper, nicht auf weiße Flächen, auf das Feuer im Ofen uſw., man laſſe die Augen oft ein Luftbad in freier Natur nehmen, indem man in die Ferne auf grüne Wieſen, Bäume und Sträucher blickt und übe ſich dabei im Nah- und Fernſehen. Iſt man einmal kurz- oder fernſichtig geworden, ſz ſei man in der Wahl der Augengläſer ſehr vor⸗ ſichtig, Sparſamkeit iſt hier nicht am Platze, denn durch mangelhafte unpaſſende Brillen und Kneifer hat ſich ſchon mancher ein dauerndes Augenleiden geholt. Vermiſchtes. die Heidenglocke von Bethel. Unter locken, die jetzt von den Türmen geholt id für den Kriegsdienſt mohiliſiert werden, befindet ſich auch eine, die mit der Miſſtons⸗ Kolonialgeſchichte in engem Zuſammenhang wurde ſteht. hing bisher in einem der Türme der Zionskirche in Bethel bei Bielefeld, jener weltbekannten Muſteranſtalt für Epileptiſche, die Pfarrer von Bodelſchwingh, der Sohn des be⸗ kannten früheren Staatsminiſters, ins Leben rief. In den 80 er Jahren war eine kleine Sie für die Freimachung von durch vollkommenen Neudruck entſtanden, ſondern In Drontheim brach nachts in einem Lager engliſch⸗ ruſſiſcher Durchſuhrgüter Feuer aus, das ſich raſch ausdehnte und auch das Zollgebäude ein- fünfzig ſich öffentlich zu verantworten, und daß er im Falle der Verurteilung ſür immer aus Rußland Schützt eure Augen! Eine verſtändige Augen⸗ ehſtörungen, t dem Irrtum 69 Auge ein Organ iſt, welches mit allen Syſtemen des Organismus in den des Nerven-, Blut⸗ und Ernährungslebens ab- hängig iſt, und viele Augenerkrankungen von Unter⸗ Was nun aber das Verhalten in direktem Bezuge zu grellem und zu ſtark dämmerndem Lichte, arbeite nie es Augenermüdung Chriſtengemeinde in Südafrika, die von Stellen⸗ boſch, auf den Gedanken gekommen, aus Dank⸗ barteit für die Unterſtützung, die aus Deutſch⸗ land kam, der Kirche von Bethel eine Glocke zu ſchenken. Damalige Berichte wiſſen zu er⸗ zählen, mit welch rührendem Eifer die eben erſt zu Chriſten gewordenen Schwarzen aus ihren kleinen Erſparniſſen Gelder ſtifteten, bis die er⸗ forderliche Summe zuſammen war. Am 15. Fe⸗ bruar 1883 wurde dann die Glocke geweiht, und nun wird ſie, die aus Opfergaben von ehemaligen Heiden entſtand, auf dem Altar des großen deutſchen Vaterlands, von dem aus die Südafrikaner erſtmalig das Licht der Kultur er— hielten, dahingeopfert. Endlich die Kriegsurſache entdeckt. In der, Aftenpoſten“ verbreitet ſich Profeſſor W. Wille in einem längeren Artikel über das Überein- ſtimmen zwiſchen Sonnenflecken und Krieg. Der Proſeſſor hat alle Tabellen für Sonnenflecke ſeit dem Jahre 1750 ſtudiert und dabei heraus gefunden, daß alle großen Kriege mit auffallen⸗ den Minimen in der Sonnenfleckenkurve zu⸗ ſammenhängen. So war es im Siebenjährigen Kriege, während der napoleoniſchen Kriege und auch im jetzigen Weltkriege. Der Profeſſor be⸗ hauptet, daß die Sonnenfleckmaxima mit ſtarken magnetiſchen Stürmen zuſammenhängen und daß man andere klimatiſche Veränderungen als Ur⸗ ſache der Sonnenflecke betrachten muß. Wenn die Menſchen zu wenig radioaktiv beſtrahlt würden, ſo würden ſie abnorm im Gehirn und dieſe Tatſache äußert ſich durch den Krieg. Schlangenplage in Frankreich.„Man kann ſich nicht mehr der Einſicht verſchließen,“ heißt es in einem klagenden Bericht des, Gaulois', „daß der Krieg die Vermehrung des Schlangen— geſchlechts in unerwartetem, ſtellenweiſe faſt unglaublichem Umfange erweitert hat. Ganz beſonders die durch ihren giftigen Biß ge— fährlichen Vipern haben ſich in allen franzöſi— ſchen Provinzen in großer Menge entwickelt. Auch hier iſt das eigentliche Schuldige der Menſchenmangel, denn ſeit mehr als zwei Jahren wurden die Vernichtungsfeldzüge gegen die Schlangenneſter ſo gut wie gänzlich ver⸗ nachläſſigt.“ Das Blatt empfiehlt allen Leuten im Falle eines Schlangenbiſſes unverzügliche Selbſthilfe, die darin beſteht, daß man ober— halb des Biſſes eine feſte Binde anbringt, um ein weiteres Vordringen des Giftes in den Blutkreislauf zu verhindern, bis ein Arzt zur e S telle iſt da. An VfG v A0 tt. u., Ui — y e ²˙- glüg, ſah ſie alt und müde aus, wie von einer ſchtbaren Laſt zu Boden gedrückt. Sie hat zwei Nachtwachen gehabt, fiel 1 Labeze ein. Gleich darauf ſchüttelte ſie den „Nein, der Ausdruck ſtillen Leids in Schweſter F kanziskas Geſicht rührte nicht von Nachtwachen her. Der redete eine andere Sprache. Sabine Asmuſſen dachte plotzlich an den Augenblick, da ſie ſelbſt vor dem Spiegel ge⸗ fanden und ihr eigenes ſcharf gewordenes Ge⸗ icht mit den kindlichen Zügen der jungen Frau von Sanden verglichen hatte. Damals hatte ſie eil ſich dieſe erſten feinen Falten um die Mund⸗ winkel geſehen, die von inneren Kämpfen und Entbehrungen erzählten. Seltſam, wie fern ihr eigenes Leid ihr in der letzten Zeit angeſtrengter Tätigkeit ge⸗ tickt war. „An Werner dachte ſie kaum; wenn es ge⸗ ſhah, war es wie das Gedenken an einen Fremden. Hans erwahnte ihn manchmal bei Tiſch. Er alte fetzt allerlei Geſchäfte zu erledigen, die ihm her Schwager ſonſt abgenommen hatte. Beate ſragte dann wohl: „Haſt du Nachricht, Sabine?“ Wenn Sabine bejahte, zog ſte ein paar flachtige Erkundigungen über militäriſche Nach⸗ ſcchten, ein, die der Brief etwa gebracht hatte, und ging dann zur Tagesordnung über. Sie ſprach neuerdings überall die Prophe⸗ zelung aus, der Krieg werde vor Weihnachten zu Ende ſein. Es ſah aus, als ob ſie ſich mit bieſer Nachricht ſelbſt tauſchen wollte. „Weißt du, dieſe Exiſtenz iſt nicht mehr zum Aushalten,“ ſagte ſie zu Sabine.„Den ganzen Tag über rackert man ſich für allerlei wohltätige Geſchichten ab, und abends iſt dann aus Hans kein vernünftiges Wort heraus- zulriegen.“ Es fiel Sabine auf, wie abgeſpannt die Schwägerin in letzter Zeit ausſah. „Das halten die ſtärkſten Nerven auf die Dauer nicht aus, dieſe Rennerei von Pontius zu Pilatus. Es wundert mich nur, Sabine, daß dir die Anſtrengung im Lazarett ſo gut bekommt.“—„Sie befriedigt mich,“ antwortete die junge Frau. Ihr Bruder, der das halblaut geſprochene Wort aufgefangen hatte, ſah einen Augenblick aufmerkſam zu ihr hinüber. „Es war das Vernünftigſte, was du tun konnteſt, dir eine ernſte Tätigkeit zu ſuchen.“— „In doppelter Hinſicht das Vernänftigſte,“ fügte er leiſer und mit bitterem Tonfall hinzu. „Warum in doppelter Hinſicht?“ fragte Beate. Er lachte wieder ſein kurzes, nervöſes Lachen. W I und auf Kriegsfürſorge verſt du daa.“ Beate war gereizt. 5 5 „Ich weiß nicht, was du gegen meine Taͤtig⸗ keit in der Kriegsfürſorge haſt.“ f „Nichts, mein Gott, nicht das Geringſte. Sie verſchafft mir ja im Gegenteil für den größten Teil des 11.— ein bißchen Ruhe.“ Es hatte neckend kiiugen ſollen, aber es klang 1 und ſcharf. N kale ſtand enträſtet auf. einander in ein Lazarett wandern. Johannes ißt ſeit ein paar Tagen auch nichts; ez ſieht ganz ſo aus, als ob er die Maſern bekäme.“ Sie ſprudelte die Worte in der Erregung haſtig und abgeriſſen heraus. Sie wußte, daß ihr Mann auf jede Beſorgnis um den Sohn, den er leidenſchaftlich liebte, ſofort eingehen würde. Hans Grotenius war bleich geworden. „Johannes? Herrgott—“ „Es iſt ja nicht geſagt, daß Schlimmes iſt.“ „Du hätteſt den Arzt kommen laſſen ſollen, Beate. Sofort! Warum iſt der Arzt noch nicht dageweſen? Beate wich ein paar Schritte zurück. „Beruhige dich doch nur, Hans. es ja ſelbſt erſt heute abend bemerkt, wie an⸗ gegriffen das Kind war.“ „Und mit dem Eſſen?“ „Das ſagte mir Doris vorhin—.“ Er lachte wieder auf. Seine Stimme klang ganz heiſer. „Natürlich: Doris. Die eigene Mutter über⸗ läßt ihr Kind den Dienſtboten.“ Beate bebte vor Entrüſtung. „Das ſagſt du mir! Die ich den ganzen Tag umherlaufe und mich abhetze?“ „Und Wohltätigkeitsvorſtellungen inſzeniere, nicht wahr? Und darüber vergeſſe, was meine Pflicht iſt, nicht wahr?“ Sabine ſtand mit bleichem Geſicht dabei. Noch niemals hatte ſie den Bruder in ſolcher es etwas Iſt das nicht empörend, Sabine? Ich Erregung geſehen. glaube, nach dem Kriege können wir alle mit⸗ Ich habe haben dieſe Monate ſeinen armen Nerven getan,“ dachte ſie.„Dieſe entſetzlichen Kriegsmpnate.“ a Beate wandte ſich zu ihr und fel ihr ſchluchzend in die Arme. Sabine mußte ſie ſtützen, aber ſie tat es mit einem gewiſſen Un⸗ willen gegen die Schwägerin. Der ganze Auf⸗ tritt war ihr unſaͤglich peinlich. Hans war ins Nebenzimmer gegangen und telephonierte nach dem Arzt. „Er iſt ſo ungerecht,“ ſchluchzte Beate.„Mir zu ſagen, ich hätte meine Pflicht nicht getan.“ Pflicht! Heute klang das Wort zum zweiten Male an Sabines Ohr. Sie dachte an ihre Unterhaltung mit dem jungen verwundeten Studenten. Der hatte auch von Pflicht ge⸗ ſprochen und davon, daß man dieſes Wort erſt draußen im Felde recht verſtehen lernte. Sie konnte ſich der Erkenntnis nicht ver⸗ ſchließen, daß Hans mit ſeinen Vorwürfen recht hatte. Beate hatte über ihrer nervenaufteiben⸗ den und zerſtreuenden Täligkeit im Namen der guten Sache das eigene Kind vernachläſſigt, das zu hüten ihre Pflicht geweſen wäre. Sie gedachte der Nachmittage, an denen ſie ſelbſt bei dem kleinen Johannes geſeſſen und ihm vom Schützengraben erzählt hatte, und empfand eine tiefe Befriedigung bei der Er⸗ innerung daran.— Der Arzt kam. Es wären keine Maſern, erklärte er, nur eine leichte Erkältung, die dem Kinde in den Gliedern ſteckte und bei vernünftiger Behandlung in ein paar Tagen vorübergehen würde. (Fortſetzung folgt.) G „Was 1 n