Bekanntmachung. Betr.: Bekämpfung anſteckender Krankheiten. Wie aus Zeitungsnotizen erſichtlich, iſt ſeit einigen Tagen in der Schwetzinger Vorſtadt in Mannheim die Ruhr ausgebrochen, die eine größere Verbreitung anzu⸗ nehmen droht. Die Ruhr iſt eine übertragbare, anſteckende Krankheit, die durch Bakterien im Darmkanale hervorgerufen wird. Die Ausſcheidungen der davon betroffenen Perſonen erhalten in ungemein großer Anzahl dieſe Bakterien und durch Unreinlichkeit können in Häuſer, in denen Ruhrkranke ſich befinden und verpflegt werden, mit den Krankheitser⸗ regern, Nahrungs- und Genußmittel, Gebrauchsgegenſtände beſchmutzt werden und ſo Anlaß zu weiteren Krankheitsüber⸗ tragungen geben. Wir bitten daher unſere hleſigen Arbeiter, die in dieſem Stadtviertel arbeiten, die größte Vorſicht bei eventl. Betreten dieſer Häuſer zu gebrauchen, um eine Uebertlagung bezw. Einſchleppung dieſer Krankheit in unſere Gemeinde fernzuhalten. Eine weitere Quelle der Anſteckung iſt zweifellos die zur Zeit herrſchende Mücken⸗ bezw. Fliegen⸗ plage. Es iſt deshalb vor allem nötig, ſich größter Rein— lichkeit und Sauberkeit zu befleißigen. Vor jeder Nahrungs⸗ aufnahme ſind die Hände gründlich zu waſchen; Milch, Obſt pp. ſind nur in gekochtem Zuſtande zu genießen, ferner ſollte in jedem Hauſe die Fliegenplage auf das Energiſchſte bekämpft werden. Jeder, auch der geringſten Darmſtörung iſt jetzt beſondere Beachtung zu ſchenken und ſofert ärztliche Hilfe in Anſpruch zu nehmen. Viernheim, den 24. Juli 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Bekanntmachung. Betr.: Prämierung von Obſtbaumpflanzungen. Der Landwirtſchaftskammer-Ansſchuß für die Provinz Star— kenburg veranſtaltet auch in dieſem Jahre eine Prämierung von Obſtbaumpflanzungen, die unter nachſtehende Bedingungen in folgen— den Orten ſtattfindet: Wahlbezirk 15: Lampertheim⸗Biblis mit den Orten: Lam— pertheim, Hüttenfeld, Neuſchloß, Roſengarten, Viernheim, Bürſtadt, Hofheim, Nordheim, Bobſtadt, Wattenheim, Biblis, Groß-Rohrheim, Hammer⸗Aue, Klein⸗Hauſen. Groß⸗-Hauſen. Die Prämierung erſtreckt ſich auf zwei Abteilungen, nämlich: a) Neuanlagen und b) Aeltere Baumpflanzungen. Jaa dieſer Abteilungen konkurrieren gende Gruppen unter ſich: N a) Hochſtamm⸗ und Buſchobſtanlagen. b) Liebhaber⸗Obſtanlagen Damit jedoch nur gleichmäßige Leiſtungen miteinander in Konkurrenz treten, erfolgt, die Prämiierung weiterhin noch in Klaſſen, entſprechend der Baumzahl, wobei umfaßt: Klaſſe! iſt 10—50 Bäume auf einem Grundſtück; 2„ 50-200 55„ höchſtens zwei Grundſtücken 3„ 200 und mehr Obſtbäume auf zwei bis drei Grundſtücken. Außerdem konkurrieren Beſitzer von weniger als 100 Morgen jeweils unter ſich. Pächter können ſich erſt vom 5. Jahre der Pach⸗ zeit ab beteiligen. Die Prämiierung erſtreckt ſich auf ſämtliche Baum— pflanzungen der betreffenden Abteilung, Gruppe und Klaſſe, alſo nicht etwa nur auf ein hergerichtetes Parade Obſtbaumſtück. Dem⸗ zufolge ſind ſämtliche hierzu gehörenden Pflanzungen, unter Angabe des Alters, bei dem betreffenden Ausſchuß anzumelden. In gemiſchten Beſtänden(dem Alter nach) iſt ſo zu verfahren, daß die Anmeldung für die Abteilung zu erfolgen hat, zu welcher 2/3 der Geſamtzahl der Bäume dem Alter nach gehöreu. Pflanzun— gen, welche zur Hälfte aus jungen Bäumen im Alter von 5 bis le Jahren und zur Hälfte aus älteren Bäumen beſtehen, ſind als ältere Baumpflanzungen anzumelden. In Gruppe 2„Liebhaber⸗Obſtanlagen“ müſſen mindeſtens 30 Stück größe und kleinere Baumformen: Hochſtamm, Halbſtamm, Pyramiden, Schnurbäume(wagrechte und ſenkrechte) vorhanden ſein; bei nur kleinen Spalierformen 50 Stück. ö Anlagen mit nur Beerenobſt ſcheiden hier aus. Zulaſſung entſcheidet ſtets der betreffende Ausſchuß. Als Preiſe ſtehen zur Verfügung: A. Für Neuanlagen Gruppe J. 1. Preis 20 Mark. 25 Mark. Mark. M„ 18„ 20„„ 3.* 10„ 15 77 Gruppe 2. 15 Mark. 20 Mark 10„ 5 2 5 5 10 7 B. Für ältere Pflanzungen. Gruppe J. Preis 25 Mark. 30 Mark 20 25„ 15„ 20„ Gruppe 2. Preis 20 Mark. 25 Mark. Mark. 1 7 15„ 20„ 5„ . 10„ 15„ 20„ Die Preiſe werden bei einer erſten und zweiten Prämiierung einer Obſtbaumpflanzung in bar ausbezahlt, Späterhin erfolgt die Ausſtellung eines Diplomes. Bewerbe, welche mit mehreren Preiſen bedacht werden, können nur die zwei höchſten ausbezahlt erhalten. Die Prämiierung erfolgt nach folgendem Punktierverfahren durch eine zweigliedrige Komminion: A. bei Neuanlagen. Beſchaffenheit der Bäume(Pflanzmaterial) 20 Punkte Bodenbearbeitung(Baumſcheibe) und Pflanzung(Pflanz⸗ weiſe) Unterkulturen 10 Punkte Baumpfahl, ſeine Beſchaffenheit, die Stellung zum Baum bei Formbäumen kommt die Poſition nicht in Betracht, weshalb ſich bei 6. die Punktzahl auf 20 dann erhöht. 10 Punkte Schntz und Pflege des Stammes gegen Schädlinge(Ha— ſenfraß, Froſtplatten, Faug- u. Klebgürtel uſw.) 10 Punkte. Kronenbehandlung, Schnitt, Kronenform uſw. 20 Punkte. Auswahl der Sorten(bei Formbäumen 20) 10 Punkte. . Geſamteindruck 20 Punkte. Summa 100 Punkte. B. Bei älteren Pflanzungen J. Bodenbearbeitung und Düngung 20 Punkte 2. Auslichten der Kronen, Wundbehandlung uſw. 20 Punkte 3. Pflege des Baumes, Maßnahme zur Schädlingsbekämpf— ung Rindenpflege, Spritzen, Kleb- urd Fanggurtel, Auf— hängen von Niſthöhlen, Bodenbearbeitung, Unterkulturen uſw. 25 Punkte 4. Nachweis über gelieferte Ernten, führung Rentahilitätsnachweiſe uſw. 10 Punkte. 5. Geſamteindruck der Pflanzung 25 Summa 100 Punkte- Die Anmeldung haben bis längſtens J. Auguſt l. Is. bei dem Landwirtſchaftskammer-Ausſchuß in Varmſtadt, Allee 6, zu erfol— gen, wobei alſo anzugeben iſt: J. in welcher Abteilung(je nach Alter), 2. in welcher Gruppe(e nach Baumform), 3. in welcher Klaſſe(le nach Baumzahl) die Anlage konkurrieren ſoll. Darmſtadt, den 19. Juni 1917. Landwirtſchaftskammer-Ausſchuß für Starkenburg. dann jeweils fol— 1 * lleber die 1 Preis Mark. 0 77 7 77 Obſtverwertung, Buch— betreffende Mairüben hat zu verkaufen Gg. Mich. Kühner Bürſtädterſtraße. Strohſeile hat zu verkaufen. Michael Belz, Ludwigſtraße . Reife 5 Milch⸗Schweine hat zu verkaufen Konrad Brechtel, Bäckerei, Bürſtädterſtraße. Reiſig⸗Beſen à Stück 55 Pfennig bei F. Hartmann, 15 Ernſt Ludwig Str. Nr. 17 Endivien⸗Setzlinge (gelber Eskariol) Sellerie⸗, Roſenkohl⸗ und Krauſenkohl⸗ Setzlinge hat zu verkänfen Martin, an der Apotheke. ferner für das zahlreiche Geleite zur die grosse Kranz- und Blumenspende sagen wir hierdurch unsern tiefgefühlten Dank. Ganz besonderen Dank der ehrw. barmh. Schwestern für ihren hilfereichen Hauptlehrer Mayr und Herrn Lehrer Sattig, shülern für die dem teueren Verstorbenen erwiesene letzte Ehre. Viernheim, den 24. Juli 1917. Danksagung. Für die vielen, wohltuenden Beweise inniger Anteilnahme bei dem allzufrühen Heimgange unseres unvergesslichen, nun in Gott ruhenden lieben Sohnes, Bruders und Enkels Kornelius letzten Ruhestätte und für hochw. Geistlichkeit und den Beistand, Herrn sowie seinen Mit— Die tiektrauernden Hinterbliebenen: Familie Anton Fischer. Volldampf⸗ Waſch⸗-Maſchine mit Ofen und Rohr, ſehr billig zu verkaufen bei Jakob Beyer. Ein Waggon von der Viſttenkarte bis zum größten Werk in bekannt ſauberſter Ausführung Muſter u. Preiſe zu Dienſten. duchdruckefei J. Martin Viernheim. Mehrere Tauſend gelbe Winter⸗ 5 Eudivien ⸗Setzlinge zu verkaufen Johann Ehrhardt, Blauhutſtr. 51. Eutlaugeu⸗Kalk friſch eingetroffen. Ztr. 2 Mk. Math. Träger. Zu mieten geſucht 2 bis 3 —* N 7 Zimmer ⸗ Wohnung event. ganzes Wohnhaus. Von wem, zu erfragen in der Expedition d. Blattes. Kriegsgebete wie: Harret aus!— Gebet für unſere Soldaten im Felde. Ge⸗ bet für unſere verwundeten und 85. kranken Soldaten. Gebet für er 8 ed 1 0 n die ſterbenden u. gefallenen Sol⸗] debe. artes. daten. Gebet um den Weder Im vom Hl. Vater Benedikt XV. 0 0 Alle 5 Gebete, 4 Seilen, ſind auf Fruchtabmachen ein Blatt ſo gedruckt, daß es ins[e 1 Gebetbuch gelegt werden kann. empfiehlt ſich Johann Sander, im neuen Friedhof. Preis 5 Pfg., erhältlich in der Achtung! Buchdruckerei Johann Martin. Achtung! Kaufe immer noch, ſowelt eine Beſchlagnahme nicht vorliegt 55 1 Lumpen, Wolle, Neutuchabfülle, Säcke, Geiſeufelle und Haſenpelze. 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Freitag: /47 Uhr 2., ⅜7 Uhr 3. S.A. für den den Hel— 1 dentod fürs Vaterland z Philipp Winkenbach Samstag: ½7 Uhr 2., ¾7 Uhr 3. S.⸗A. für den den Heldentod fürs Vaterland 5 Johann Benz. Am Mittwoch iſt bei den Engl. Fräulein, am Freitag bei den Barmh. Schweſtern um ½7 Uhr hl— Meſſe. g g N Am nächſten Sonntag iſt gem. hl. Kommunkon füt dio Schülerinnen des H. Hauptlehrers Mayr und der Fil Heckmann. Beicht Samstag um 2 Uhr.“ Verkündete: S.⸗A. für Katharina Wunderle Ernſt Heinrich Hoock, Sohn von Gg. Val. Hoock und ſeiſe Ehefrau Magdalena geb. Winkler und Katharina Haas, Tochter von Konrad Jakob Haas und ſelne Ehefrau Katharina geb. Sax zum Itenmal. Hiernheimer Gelhilg- Amel: Organ für Jedermann Erſcheint wöchentlich dreimal: Vereins Anzeiger iner Seitn Anzeigenpreis: 1 Dienstag, Donnerstag u. Samstag Bezugspreis: 40 Pfg. pro Monat! frei ins Haus gebracht Gratis⸗Beilagen: „Illuſtriertes Sonntagsblatt“, illuſtriertes Unterhaltungsblatt„Deutſche Kraft“, Wandkalender und Fahrplau. Amtsblatt der Großh. Bürgermeiſterei Vieruheim Enthält alle amtlichen Ankündigungen der Behörden Viernheims und Umgebung. Inſerate finden in der Bürger⸗Zeitung wirkſamſte Verbreltung.— Für Wohnungsinſerate Ausnahme⸗Tarif. Rebaktion, Druck und Verlag: J. Martin, Viernheim, Rathausſtraße Die Iſpaltige Petitzeile oder deren Raum 20 Pfg., auswärtige Inſerate 25 Pfo., die Reklame⸗Petitzeile 40 Pfg. Bei öfteren Wiederholungen und größeren Aufträgen eutſprechender Nabatt. Beilagen im Gewichte bis zu 8 Gramm 6 Mk. fürs Tauſend. Bei Klage⸗Erhebung, zwangsweiſer Bel⸗ treibung uſw. wird Rabatt hinfällig. eee Donnerstag, den 26. Juli 1917 Ernſt Baſſermann 7 Mannheim, 24. Juli. Wie ie„Neue Badiſche Landeszeitung“ meldet, iſt der Reichstagsabgeordnete Ernſt Baſſermann im Alter von 62 Jahren heute morgen nach längerem Leiden in Baden-Baden ſanft ent⸗ ſchlafen. 1 8 e „ Ernſt Baſſermann, 26. Juli 1854 zu Wolfach in Baden geboren, lebte als Rechtsanwalt in Mannheim und war mit einer Tochter des verſt. Bankiers Laden— burg daſelbſt verheiratet. 1893 wurde er erſtmals in den Reichstag gewählt, dem er von da ab ununterbrochen als Mitglied angehörte. Er ſchloß ſich der nationallibe— ralen Fraktion an, deren Führung er ſpäter übernahm. Baſſermann gehörte zu den bedeutendſten deutſchen Parla— mentariern der Gegenwart. In den letzten Jahren nahm er eine ſcharfe Oppoſitionsſtellung gegen die Politik Bethmann Hollwegs, namentlich gegen deſſen Unentſchie— denheit und Unklarheit in Beziehung auf die Kriegsziele ein. Ein ſchweres Leiden verhinderte ihn jedoch ſchon ſeit faſt Jahresfriſt, in die politiſchen Tagesfragen per⸗ sönlich einzugreifen. Ein ſanfter Tod hat zwei Tage vor der Vollendung ſeines 62. Lebensjahrs ſeinem Wir— ken ein Ende geſetzt. Das Kriegsende, von dem er ſo viel für das deutſche Reich erhoffte, durfte er nicht mehr erleben. Bei der ablehnenden Stellungnahme der nationalliberalen Reichstagsſraktion gigen die bekannte Friedensentſchließung der Mehrheit dürfte auch Baffer manns Einfluß wirkſam geweſen ſein. Lolale Nachrichten. Poſtaliſches. 1 8 2 An das Fernſprechnetz in Viernheim ſind neu angeſchloſſen worden: W. Goeldner, Fabrikdirektor, Straßenheim Nr. 8, Friedrich Kaufmann, Nr. 216, Nik. Winkler 12., Waldſtr. 16, Nr. 23. Glockenabſchiedsfeier der evang. Gemeinde. Am Rontag den 30. und Dienstag den 31. Juli werden die belden größten Glocken der evang. Gemeinde ausgebaut und an die hieſige Sammelſtelle abgeliefert. Die kleinſte ver— bleibt der Gemeinde. Am Sonntag den 29. Juli abends 8 Uhr findet Glockenabſchiedsfeier in der Kirche ſtatt, wobei der Jungfrauenchor ſingt und paſſende Gedichte zum Vor— lrag gelangen. Möchte der eherne Glockenmund, der nun mehr in der Heimat zum Schweigen kommt, durch ſein Dröhnen draußen das Wutgeheul unſerer Feinde baldigſt verftummen laſſen. „ Schweineabſchlachtung? Nach der Reichs viehzählung vom 1. Juni ds. Is. hat der Beſtand an Stieren und Ochſen um 44 140, derjenige der Kühe um 51865 Stück abgenommen. Dagegen iſt die Zahl des Jungviehs(3—24 Monate alt) um 188 164 Stück, die der Kälber im Alter bis zu 3 Monaten um 496279 geſtiegen. So bedauerlich die Abnahme des Milchviehs im Hinblick auf die Milch- und Butter-Verſorgung iſt, o darf doch angenommen werden, daß bei der erheb lichen Zunahme des Jungviehs der Verluſt in nicht zu, langer Zeit wieder ausgeglichen werde. Die Ver— minderung der Stiere und Ochſen darf nicht weiter gehen, da der Landwirtſchaft das ſo dringend benötigte Zucht— und Zugtiermaterial unbedingt erhalten werden muß. Sollte deshalb eine ſchwere Gefahr für unſere allgemeine Wirtſchaft vermieden werden, ſo war es unmöglich, die außerordentliche Fleiſchzulage länger als bis Mitte Au guſt beizubehalten. Ein Ausgleich für die verringerte Fleiſchkoſt wird bekanntlich dadurch geſchaffen, daß die tägliche Brotration auf Grund der neuen Ernte von der Mitte des nächſten Monats ab wieder von 175 auf 220 Gramm erhöht werden kann. Wie aus Berlin gemeldet wird, ſind die maßgebenden Stellen entſchloſſen, den Viehſtand unter allen Umſtänden künftig zu ſchonen, ſo daß eine Erhöhung der Fleiſchration, ſoweit das Rind— vieh in Frage kommt, ausgeſchloſſen bleibt. Dagegen ſoll beabſichtigt ſein, im Falle des Bedürfniſſes wie im Jahre 1915 auf den Schweinebeſtand zurückzugreifen, bei dem eine auch weſentliche Verringerung weniger be— denklich wäre. Dafür ſpricht der Umſtand, daß, wäh⸗ rend Rindvieh und Schafe überwiegend mit Stoffen ernährt werden, die für die menſchliche Ernährung un— mittelbar nicht in Frage kommen, die Schweinezucht und Maſt viele Stoffe benötigt, die auch für die menſch— liche Ernährung dienſtbar gemacht werden können, wie Magermilch, Gerſte, Schrot, Kartoffeln, Rüben uſw. Im merhin dürfte es ſich empfehlen, auch bei der Schweine⸗ abſchlachtung über ein vorſichtiges Maß nicht hinaus⸗ Waſſerſtr. 30 zugehen. Jedenfalls ſind die Erfahrungen vom Jahre 1915 nicht beſonders ermutigend geweſen. Die Maſſen— abſchlachtungen kamen damals in der Hauptſache nur den Konſervenfabriken zugute, für die Allgemeinheit blieb das friſche Fleiſch teuer und rar, die Konſerven da— gegen waren kaum zu bezahlen. Dabei ging eine Menge Fleiſch zugrunde, nicht geringe Mengen ſollen auch ins Ausland gewandert ſein. Die Schweineabſchlachtung in größerem Umfange iſt volkswirtſchaftlich keine unbedenk— liche Maßregel; wird ſie unvermeidlich, ſo ſollten aber wenigſtens die gröbſten Mißgriffe beim letzten„Schwei neſterben“ diesmal verhütet werden. ö — Sammelt die Blätter der Sauſerkirſche und der Topinambur Pflanze. Auf eigne Kraft geſtellt, muß Deutſchland immer durchgreifender alls bis— her brachliegenden Naturprodukte nutzbar machen. Ins— beſondere iſt es das Laub des Sauerkirſchbaumes Weich ſelkirſche, Amarelle), welches für die Volkswirtſchaft große Bedeutung hat. In kleineren Mengen werden auch die Blätter der Süßkirſch-Arten gebraucht. Dieſe Blätter ſollen von etwa Ende Iuli ab in grünem Zuſtande geſammelt, jede Art für ſich verpackt und dem Jata-Werk für pflanzliche Füllſtoffe, G. m. b. H. in Dresden, Fer dinandſtraße 13, zum Kaufe angeboten werden. Für jeden in Dresden eingehenden Doppelzentner ſolchen Lau— bes werden, je nach Güte, 30 bis 60 Mk., vergütet. Die Sammlung dieſer Blätter bietet reichlichen, beque— men Verdienſt, auch Schulkinder können ſich daran mühe los beteiligen. Anleitungen über das Ernten verſendet koſtenlos das Jata-Werk für pflanzliche Füllſtoffe, G. m b. H. in Tresden. Ferner werden für den gleichen Zweck die Blätter der Topinambur(Belianthus tüberosus, Erd— birne) gebraucht. Die Ernte dieſer Blätter erfolgt erſt im Herbſt. N — Dr. Spahn. Wie dem„Schw. Volksfreund“ mitgeteilt wird, weilt der Vorſitzende der Zenutrums— fraktion im Reichstag, Dr. Spahn, zur Erholung in Friedenweiler bei Neuſtadt auf dem badiſchen Schwarz— wald. Sein Zuſtand hat ſich bereits ſo gebeſſert, daß der greiſe Parlamentarier morgens 7 Uhr regelmäßig ſeinen Spaziergang machen kaun. — () Karlsruhe, 24. Juli. Eine ſozialdemokratiſche Wahlkreiskonferenz für den Reichstagswahlkreis Karls ruhe-Bruchſal wählte den Landtagsabgeordneten Kolb als Delegierten zum ſozialdemokratiſchen Parteitag. () Mannheim, 24. Juli. In einer der letzten Nächte wurde in ein Kaufhaus eingebrochen und große Partien Kleidungsſtücke geſtohlen. 5— (Mannheim, 24. Juli. Seit einigen Tagen iſt in der Schwetzinger Vorſtadt die Ruhr ausgebrochen und droht eine größere Verbreitung, anzunehmen. Die vor, geſchriebenen Maſfnahmen für die Bekämpfung der Ruhr ſind bereits ergriffen. N N N () Heidelberg, 24. Juli. Das Kreuz in Eiſen, das am 25. Juni 1915 enthüllt wurde, iſt jetzt beuagelt. Es hat eine Roheinnahme von 33123 Mark und eine Reineinnahme von 28 498 Mark zu Gunſten des Roten Kreuzes gebracht. 5 N () Ziegelhauſen, 24. Juli. Am Freitag vormit— lag ereignete ſich, lt. Heidelberger Tgbl. auf der Land⸗ ſtraße nach Heidelberg ein bedauerlicher Unfall. Eine Kavallerie-Patrouille kam in der Richtung nach Heidel— berg geritten, während ein Militärkraftwagen die ent— gegengeſetzte Richtung daher fuhr. Ein Pferd ſcheute vor dem Wagen und warf den Reiter zu Boden. Der Sol- dat trug Verletzung au der Seite davon und fand in be— wußtloſem Zuſtande Aufnahme in einem Hauſe in Zie gelhauſen. Später wurde der Mann mit dem Kraftwagen nach Heidelberg überführt. ( Rohrbach, 24. Juli Lehmann, Sohn des Landwirts einen Waſſergraben gefallen und erſtickt. ſeinen Eltern tot aufgeſunden. 5 Bleibach, 24. Juli. Herr Pfarrer K. Fuchs, der bereits 23 Jahre hier in der Seelſorge ſteht, kaun ſein 40jähriges Prieſterfubiläum begehen. Auch Herr Hauptlehrer Klingler kann im nächſten Monat auf eine 40jährige Tätigkeit zurückblicken. Derſelbe iſt ebenfals 23 Jahre in hieſiger Gemeinde tätig. i 5 () unterrhena, A. Pfullendorf, 24. Juli. Dieſer Tage brannte das Oekonomiegebäude des Landwitcts N. nieder. Ein Schwein iſt mitverbrannt, ein anderes Schwein wurde ſo verletzt, daß es gleich geſchlachtet wer— den mußte. Es wird Brandſtiftung vermutet. () Steißlingen, 24. Juli. Ein kriegsgefaugener Ruſſe iſt von der Obertenne einer Scheune ſo unglücklich abgeſtürzt, daß er einen ſchweren Schädelbruch und Arm⸗ bruch davontrug. Er iſt ſeinen ſchweren Verletzungen er- loan, AA(N 0. Der 12jährige Autoſt Lehmann hier, iſt in Er wurde von 491 1-l N el 9 () Konſtanz, 24. Juli. Ein vierjähriger Knabe namens Woelfle ſiel in den See und ertrank. Das Unglück wurde erſt bemerkt, als der See die Leiche des Kindes an das Ufer ſchwemmte. 9 5 „ Badiſch Nheinfelden, 24. Juli. Unterhalb Rheinfelden hei Hoſgut Walzenau ertranken dee auf Ur- laub befindliche Emil Fürſtenberg und der Fiſcher Max Schmid von Kaiſcraugſt, der den Fürſtenberg bei Nacht in einem Boht über den Rhein ſetzen wollte. 0 () Heidelberg, 25. Juli. Tor dem Hauſe der Kriegsſchuhflickerei wurde kürz'ich durch einen Wächter der Wach- und Schließdienſigeſellſchaft ein 15jähriger Junge feſtgenommen, der alle erforderlichen Einbruch— werkzeuge wie Schlüſſelbund, Brecheiſen, Zangen und Schuhkneipe bei ſich führte. Offenbar hatte es der Junge auf die Lederbeſtände der Kriegsſchuhflickerei abgeſehen. der Polizet übergeben.* 25 Der Junge wurde 8 („) Bad Dürrheim, 25. Juli. In dem Anweſen des ſeit Kriegsanfaug im Felde ſtehenden Landwirts Joſeph Bury brach Feuer aus. Das Haus wurde bis au! die Grundmauern zerſtört. Die Futtervorräte ſind) mitverbrannt, dagegen konnten Vieh und Fahrniſſe ge⸗ rettet werden. Das Feuer ſoll durch Kurzſchluß entſtan— den ſein ö Haueneberſtein, 25. Juli. Hier iſt die Kir— ſchenpflücke und die Beerenernte bereits zu Ende gebracht worden. Die Kirſchen wurden zu Höchſtpreiſen von hie— ſigen und auswärtigen Käufern gerne abgenommen und gut bezahlt. Johannisbeeren, ſchwarze und rote, ſind gut gediehen. Sie hatten gute Preiſe und doch wurden, zumeiſt kleine Quantitäten, wegen Mangel an Zucker, zur Bereitung von Beerenwein verwendet. ( Freiburg, 25. Juli. Hier wurden in letzter Zeit verſchiedene Treibriemen-Diebſtähle auf erſchwerte Weiſe heaangen. Die Täter ſind noch nicht ermittelt. () Sulzburg,(A. Müllheim), 25. Juli. Der„Ka— ſtelberger Bote“ berichtet: Ein Franzoſenliebchen, das ſeinem im Ortsarreſt ſitzenden Liebhaber um die Mitter— nachtsſtude leibliche Stärkung zutragen wollte, wurde be der Tat ertappt und ſieht nun der Strafe entgegen. Mit einer Leiter und einem Korb voll ſchönen, guten Sachen, um die unſere Zivilbevölkerung den kriegsgefangenen Fran— goſen beneiden darf, zog die verliebte Maid nach dem Arreſtlokal und hatte auch bereits die Leiter geſtellt, als die Hand des Wachmannes ſie am Arm packte und die Vollendung des Vorhabens verhinderte. Der Korb mit Bulterbroten, Eiern, Schinken und einer Flaſche Wein verfiel der Beſchlagnahme durch den Wachmann. Das Dienſtmädchen— um ein ſolches handelt es ſich hier— erhielt Stadtverweis und wird ſich noch vor Gericht zu berantworten haben Huegelsheim, 25. Juli das Zjährige Töchterchen des hein. Nur raſch Zrunnenmachers Emil Eberle Ertrinkens gerettet Geſtern nachmittag fiel Wilhelm Siegel in den und mutige Eingreifen des konnte das Kind vom werden. durch das 5 05 des Was den Landwirten belaſſen wird. Eine Verordnung über die den Unternehmern landwirt— ſchaſtlicher Betriebe für die Ernährung der Selbſtverſorger und für die Saat zu belaſſenden Früchte vom 20. Juli 1917 be— ſtimmt: Unternehmer land wert ſelbſtgebauten Früchten 1. zur Ernährung der Selhſtyerſorger auf den Kop für die Zeit vom 1. Auguſt 1917 ab, unter Anrechnung der nach§ 2 der Verordnung vom 22. März 1917 für die Zeit vom 1. bis zum 15. Auguſt 1917 belaſſenen Mengen: ) an Brolgelreide monatlich neun b) an Gerſte und Hafer für die Zeit bis zum 30. tember 1917 insgeſamt acht Kilogramm; 2. zur Beſtelhung der zum Betriebe gehörenden Grund— Rauf das Hektar an Winterron gen bis zu einhendertfünſund ünfz'g Kitogramm Sommerto ngen bis zu einhundertſechzig Kilogramm, Winterweizen bis zu einhundertneunzig Kilogramm, Sommerweizen bis zu einhundertſünſundachtzig Kilogr., Spelz bis zu zweihundertzehn Kilogramm, Gerſte his zu einhundertſechzig Kilogramm, Hafer bis zu einhundertſünſzig Kilogramm, Erbſen, einſchließlich Peluſchben und an Bohnen bis zu dreihundert Kilogramm, großen Vißtorigerhſen und an Ackerbohnen bis zu drei— hundert Kilogramm, Linſen bis zu einhundert Kilogramm, Miſchfrucht dieſelben Sätze nach dem Miſchungsverhälfnis der Früchte, Buchweizen bis zu einhundert Kilogramm, Hirſe bis zu dreißig Kilogramm, Die Landeszentralbshörden ſind ermächtigt, die Saatgut⸗ menge; bei dringendem wirtſchaftlichen Bedürfnis für einzelne gettiehe oder ganze Bezirtze bis zu einer von der Reichsgetreide— ſtelle zu beſtimmenden Grenze zu erhöhen. ſchaſtlicher Belriebe dürſen aus ihren herwenden: Kilogramm, Sep⸗ die erſte Rede dr. Michaelis'. Reichstagsſitzung vom 19. Juli. Vor einem übervollen Hauſe hielt Reichs- kanzler Dr. Michaelis ſeine erſte Rede, indem er zur Fortſetzung der Beratung der Kiegs— kredite das Wort ergriff. Der Kanzler erbat zunächſt die vertrauensvolle Mitarbeit des Reichstages und wandte ſich dann einer Wür⸗ digung der Verdienſte des Kanzlers v. Bethmann Hollweg zu. Erſt wenn das Buch dieſes Krieges ge— öffnet vor uns liegen wird, ſo ſagte er, werden wir voll würdigen können, was Bethmanns Nanzlerſchaſt für Deutſchland bedeutet hat.(Sehr richtig links und im Ztr.) Wenn ich nicht den feſten Glauben an die Gerechtigkeit unſerer Sache hätte, ich hätte die Aufabe nicht über— nommen. Wir müſſen uns täglich die Ereig— niſſe von vor drei Jahren vor Augen hallen, die geſchichtlich feſtſtehen und die beweiſen, daß wir in den Krieg gezwungen worden ſind. Ruß— lands Rüſtungen, ſeine heimliche Mobilmachung waren eine große Gefahr für Deulſchland. An einer Konferenz teilzunehmen, während deren Dauer die Mobilmachung weilergegangen wäre, wäre politiſcher Selbſtmord geweſen. Der U-Boot⸗Krieg. Wir weiſen den Vorwurf zurück, daß der U⸗Boot⸗Krieg völkerrechtswidrig ſei, daß er gegen die Menſchenrechte verſtoße. England hat uns die Waffe in die Hand gedrückt; durch ſeine völkerrechtswidrige Seeſperre hat es den neu— malen Handel mit Deutſchland unterbunden und den Aushungerungskrieg proklamiert. Unſere der Neutralen der engliſchen Rechtswidrigkeit Einhalt gebieten würde, iſt eitel geweſen, und der letzte Verſuch, den Deutſchland gemacht hat, durch ein ehrlich gemeintes Friedensangebot das Außerſte zu vermeiden, iſt ſehlgeſchlagen. Da durſte und mußte Deutſchland dies letzte Mittel wählen als in der Notwehr gebotene Gegenmaßregel, und nun auch als ein Mittel zur Abkürzung des Krieges. Ich ſtelle feſt, daß der U⸗Boot⸗Krieg in der Vernichtung ſeindlichen Frachtraums das leiſtet, was er ſollte. Er ſchädigt Englands Wirtſchaft und Kriegsführung von Monat zu Monat wachſend, ſo daß dem Friedensbedürſnis nicht mehr lange wird ent— gegengewirkt werden können. Wir können den weiteren Arbeiten unſerer wackeren U-Boot— Leute mit vollem Vertrauen entgegenſehen. Der Kanzler wandte ſich dann den Leiſtungen unſerer Wehrmacht zu, der er unter jubelndem Beifall des Hauſes ſeine Huldigung darbrachte. In Zuſammenhang damit verlas er ein Telegramm Hindenburgs, das folgenden Wortlaut hat:„Durch die ruſſiſche Offenſive in Galizien herausgefordert, hat dort heute ein durch ſtarken Regen bisher hinausgeſchobener deutſcher Angriff öſtlich Slotſchow eingeſetzt. Unter perſönlicher Leitung des Feldmarſchalls Prinzen Leopold von Bayern haben deutſche Diviſionen, unterſtützt durch öſterreichiſch-ungariſche Artillerie in altbe— währtem Schneid und feſter Zuverſicht die ruſſiſchen Stellungen durchſtoßen.“ Der Kanzler ſchilderte dann unſere Lage an den übrigen Fronten. Italien mache keine Fortſchritte, in Paläſtina und am Kaukaſus wurden die Feinde beim Wiederaufflammen der Offenſive das gutgerüſtete kampfbereite türkiſche Heer finden. Im Hinblick auf das Eingreifen Amerikas meinte Dr. unſere Streitkräfte würden ſich Herren der neuen Sachlage machen. Deutſch— land hat den Krieg nicht gewollt, und darum wird Deutſchland auch nicht einen Tag länger Krieg führen, wenn es einen ehrenvollen Frieden bekommt, bloß darum, um gewaltſame Eroberungen zu machen. Das, was wir wollen, iſt in erſter Linie, daß wir den Frieden als ſolche machen, die ſich erfolgreich durchgeſetzt haben. Meine Herren, wir können den Frieden nicht nochmals aubieten. Die Hand, die einmal ehrlich und friedens— bereit ausgeſtreckt war, hat ins Leere gegriffen. auch Michaelis, zu See und im gefährlichen Fahrwaſſer. Wenn wir Frieden machen, dann müſſen wir in erſter Linie erreichen, daß die Grenzen des Deutſchen Reiches für alle Zeit ſichergeſtellt werden. Wir müſſen im Wege der Verſtändi⸗ gung und des Ausgleichs die Lebensbedingungen des Deutſchen Reiches auf dem Kontinent und über See garanjeren. Der Frieden muß die Grundlage für eine dauernde Verſöhnung der Völker bilden. Er muß der weiteren Verfeindung der Völker durch wirtſchaftliche Abſperrung vor— beugen. Dieſe Ziele laſſen ſich im Rahmen Ihrer Reſolution, wie ich ſie auffaſſe, erreichen. Wenn die Feinde ihre Eroberungsgelüſte, ihre Niederwerſungsgelüſte aufgegeben haben und eine Verhandlung wünſchen, dann iſt das ge— ſamte deutſche Volk und die deutſche Armee mit ihren Führern, die mit dieſen Erklärungen ein— verſtanden ſind, darin einig, daß wir den Gegner, der die Fühler ausſtreckt, fragen, was er uns zu ſagen hat, deun wir wollen ehrlich und friedensbereit in die Verhandlungen eintreten. Unſere Ernährung. Bis dahin müſſen wir geduldig ausharren. Wir können es, da jetzt in unſerer Er⸗ nährung die ſchwerſte Zeit vorüber iſt und bald Erleichterungen eintreten werden. Über unſere Ernte wiſſen wir noch nichts Gewiſſes. Aber das ſteht feſt, daß ſie beſſer wird, als wir befürchtet hatten. Wir hoffen auf eine gute Kartoffelerute, und wenn wir das, was uns aus Rumänien und aus den beſetzten Gebieten in dieſem Jahre zuwachſen wird, wirt— ſchaftlich vorſichtig für uns nutzen, dann wird auch die Futterknappheit überwunden werden, vor der wir ſonſt ſtehen. Es iſt in dieſen drei Kriegsjahren der Beweis erbracht worden, e 5 5 ere daß ſelbſt bei einer ſchlechten Ernte, wie im ſchwache Hoffnung, daß Amerika an der Spitze e fesche ö Jahre 1916, Deutſchland überhaupt nicht aus— gehungert werden kann. Im Anſchluß an dieſe Mitteilungen wandte ſich der Kanzler dem Verhältnis zwiſchen Stadt und Land zu und drückte die Hoffnung aus, daß es im neuen Wirtſchaftsjahr zu einer Ver- ſtändigung und gegenſeitigen Würdigung der unleugbaren Schwierigkeiten kommt.„Die Ver— pflanzung von Hunderttauſenden von Städtern auf das Land kann vielleicht die Brücke bilden. Aber wir müſſen auf alle Weiſe dafür ſorgen, daß dieſer Gegenſatz ausgeglichen, daß er be— ſeitigt wird.“ Mit Bezug auf die innere Politik führte Dr. Michaelis aus: Nach Erlaß der Allerhöchſten Botſchaft vom 11. Juli über das Wahlrecht in Preußen ſtelle ich mich ſelbſtver— ſtändlich auf deren Standpunkt. Ich halte es für nützlich und für notwendig, daß zwiſchen den großen Parteien und der Regierung eine engere Fühlung herbeigeführt wird, und ich bin bereit, ſoweit dies möglich iſt, ohne den bundes— ſtaatlichen Charakter und die konſtitutionellen Grundlagen des Reiches zu ſchädigen, alles zu lun, was dieſes Zuſammenarbeiten lebens- und wirkungsvoller machen kann. Ich halte es auch für nützlich, daß Männer in leitende Stellen berufen werden, die neben ihrer perſönlichen Eignung für die leitende Stellung auch das volle Vertrauen der großen Parteien und der Volksvertretung genießen. Selbſtverſtändlich iſt alles das nur unter der Vorausſetzung möglich, daß von der anderen Seite anerkannt wird, daß das verfaſſungs— mäßige Recht der Reichsleitung zur Führung in der Politik nicht geſchmälert werden darf. Ich bin nicht willens, mir die Führung aus der Hand nehmen zu laſſen. Deutſchlands Zukunft. Meine Herren, wir fahren in wildbewegter Aber das Ziel ſteht uns leuchtend vor Augen. was wir erſehnen, iſt ein neues, ein herrliches Deutſchland, nicht ein Deutſchland, das mit ſeiner Waffengewalt die Welt terroriſieren will, wie unſere Feinde glauben, nein, ein ſittlich geläutertes, ein gottesfürchtiges, ein freies, ein friedliches, ein machtvolles Deutſchland, das wir alle lieben. Für dieſes Deutſchland wollen wir, unſere Brüder draußen, bluten und ſterben, und dieſes Deutſchland wollen wir uns er— kämpfen, allen Feinden zum Trotz. * Das, An die Rede des Kanzlers knüpfte ſich eine längere Ausſprache. N Abg. Fehrenbach(gtr.) legt im Namen des Zentrums, der Sozialdemokraten und der Volksparteiler die bekannte Kriegsziel⸗Ent⸗ ſchließung dieſer Parteien vor, wonach der Reichstag einen Frieden der Verſtändigung und der dauernden Verſöhnung der Völker erſtrebt. Der Reichstag tritt fetzt damit, ſo führt der Redner aus, aus ſeiner Zurückhaltung heraus und verkündet der Welt die Bereitſchaft des deutſchen Volkes. Zu einem für alle Be— leiligten, für Freund wie Feind ehrenvollen Frieden. Er macht kein Friedensangebot, das iſt Sache der Regierungen. Er macht aber eine Friedenskundgebung. Er fordert die feindlichen Völker in feierlicher Weiſe auf, ſich von dem Anſicht geht in Übereinſtimmung mit dem Reichs— lanzler auf einen Frieden der Verſtändigung. Nicht Eroberungen, nicht Vergewaltigung, ſondern Rückkehr zur Friedensarbeit. Bezüglich der inneren Politik fordert der Redner die Ein— führung des Reichstagswahlrechts in Preußen. Die Sprecher der anderen Parteien, die die Reſolution mit eingebracht haben, Abg. Scheidemann ſür die Sozialdemokraten und Abg. v. Payer für die Volkspartei ſchloſſen ſich im weſentlichen den Ausführungen des Zentrumsredners an. Für die Nationalliberalen erklärte Prinz zu Schönaich-Carolath und für die Konſervativen Graf Weſtarp, daß ihre Par— leien die Reſolution ablehnen. Der Kriegswille unſerer Gegner ſei noch nicht gebrochen und die Reſolution brächte uns dem Frieden nicht einen Schritt näher. Auch Abg. Warmuth( Otſch. Frakt.) lehnt die Friedensreſolution ab. Ebenſo für die Un— abhäng. Sozialiſten Abg. Haaſe, der in län- gerer Rede u. a. die Einführung der unabhängigen Republik fordert. Abg. Seyda(Pole) erklärt, daß er und ſeine Freunde, da die Reſolution nichts vom Selbſtbeſtimmungsrecht der Völker enthält, ſich der Stimme enthalten wollen, während Abg. Hanſen(Däne) der Reſolution zuſtimmt. Da⸗ rauf wird mit allen gegen die Stimmen der Unabh. Soz. die Kreditvorlage ange- nommen. Die Friedensentſchließung der Mittelparteien wird mit 214 gegen 116 Stimmen bei 17 Enthaltungen ange nommen. verſchiedene Kriegsnachrichten. Der überfall auf die deutſchen Schiffe. Der engliſche Admiralſtabsbericht, der die Heldentat auf den Überfall der deutſchen Schiffe berichtet, ſagt kein Wort davon, daß er ſich in neutralen Gewäſſern ereignete. Demgegenüber berichtet der Kapitän eines der Schiffe:„Wir fuhren 2½ Meilen von der holländiſchen Küſte entfernt innerhalb der niederländiſchen Hoheits— gewäſſer. Plötzlich ſah ich zwei unſerer Schiffe direkt auf die Küſte zufahren. Ich ſichtete zu— gleich engliſche Torpedojäger, änderte den Kurs landwärts und wurde unter Feuer genommen. Die Torpedojäger fuhren nach einigen Augen— blicken ſüdwärts, ſo daß ſie ſich zurückzuziehen ſchienen. Ich ließ, da wir auf Strand gelaufen waren, die Anker fallen. Die Torpedojäger kehrten um, näherten ſich auf dreiviertel Meilen und eröffneten Schnellſeuer auf das Schiff, das 800 Meter von der Küſte entfernt war. Jetzt wurden die Boote ausgeſetzt. Die Engländer feuerten ununterbrochen. Drei Mann der Be— ſatzung wurden getötet.“— Der holländiſche Miniſter des Außeren hat anläßlich dieſer Völkerrechtsverletzung dem deutſchen Geſandten im Haag das tieſſte Bedauern ſeiner Regierung ausgeſprochen und den Entſchluß ſeiner Regie- rung mitgeteilt, von England Genugtuung zu verlangen. Die holländiſche Regierung hat zu— gleich durch ihren Geſandten in London auf den Ernſt des Vorfalles hingewieſen und der Erwartung Ausdruck gegeben, daß die engliſche Regierung zu vollſtändiger Genugtuung bereit ſein werde. * gleichen Friedenswillen beſeelen zu laſſen. Seine Noch drei Jahre Krieg? Ein Stockholmer Blatt beingt unter der Uberſchriit„England gedenkt den Krieg noch Jahre zu führen“ folgende Mitteilung aus Rotterdam: Aus ſicherſter Quelle erfahre ich, daß die Engländer ſich kürzlich durch Vertrag das Verfügungsrecht über die Schiffswerften in den franzöſiſchen Städten an der Weſtküſte für drei weiere Jahre geſichert haben. Die franzöſiſche Be— völkerung, die dieſe Tatſache als Beweis dafür anſieht, daß die Engländer den Krieg noch jahrelang hinauszuziehen wünſchen, hat die Nachricht mit großer Verſtimmung aufge— nommen. EL Ein erledigtes Wilſonmärchen. Die Regierung der Ver. Staaten hat vor einiger Zeit die ſchwediſche Regierung telegraphiſch erſucht, die angeblichen Miß handlungen der Juden in Paläſtina an Ort und Stelle unterſuchen zu laſſen. Die ſchwediſche Geſandtſchaft in Konſtantinopel, die mit der Ausführung des Auftrages betraut wurde, er⸗ klärt nun in einem amtlichen Bericht, alle An— gaben über Niedermetzelungen von Juden in Paläſtina, die jetzt oder früher während des Weltkrieges ſtattgefunden haben ſollten, ſeien unrichtig. Tatſächlich ſeien keine Gewalttaten gegen die jüdiſche Bevölkerung in Paläſtina vor— gekommen. Politiſche Rundſchau. Deutſchland. * Zwiſchen dem neuen Reichskanzler Pr. Michaelis und dem öſterreichiſch⸗ungariſchen Miniſter des Außeren Grafen Czernin wurden herzliche Telegramme ausgetauſcht mit der Ver⸗ ſicherung dauernder Bundestreue. * Die letzte Sitzung des Bundesrats fand unter dem Vorſitz des Reichskanzlers Or. Michaelis ſtatt. Er begrüßte die Vertreter der verbündeten Regierungen, würdigte das Wirken ſeines Vorgängers und verſprach, die vertrauensvollen Beziehungen zu den Bundes⸗ regierungen unter voller Wahrung ihrer ver⸗ faſſungsmäßigen Rechte aufrechtzuerhalten und zu pflegen. * Der Bundesrat hat beſchloſſen, eine Ein⸗ ſchränkung der weiteren Bearbeitung der Volkszählung vom 1. Dezember 1916 zu verfügen. Das Geſetz über den vaterländi⸗ ſchen Hilfsdienſt hat eine außerordentliche Ver⸗ ſchiebung in der Beruſstätigkeit der Bevölkerung verurſacht. Die Volks⸗ und Berufszählung vom 1. Dezember 1916 läßt die hierdurch eingetretene Umwälzung des Wirtſchaſtslebens und deren Umfang nicht erkennen, weshalb ſich das Kriegs- amt entſchloſſen hat, eine neue gewerbliche Be⸗ triebszählung am 15. Auguſt d. Is. vorzu— nehmen. Frankreich. In Lyon fand eine außerordentliche Ver— ſammlung der Sozialiſtenminderheit ſtatt, auf der über die politiſche Lage beraten wurde. Am Schluß der Verſammlung wurden zwei Entſchließungen angenommen, deren Ver— öffentlichung die Pariſer Zenſur unterſagte. In dieſen Entſchließungen ſtellt ſich die franzöſiſche Minderheit auf den Standpunkt, daß die Kriegszielkundgebung des Deut- ſchen Reichstags und die demokratiſchen Beſtrebungen in der deutſchen Volksvertretung eine veränderte internationale Lage geſchaffen haben, zu der die Sozialiſten Frankreichs Stellung nehmen müſſen. England. Allem Anſchein nach ſteht ein Kabinetts“ wechſel bevor, da Lloyd George immer mehr Anhänger verliert. Außer mit Asquith hat Lloyd George auch mit Lord Haldane, der im Kabinett Asquith Kriegsminiſter war, Ver— bindung zu gewinnen verſucht, um auf dieſem Wege Anſchluß an die große liberale Partei zu finden. In Unterhauskreiſen betrachtet man indes alle dahingehenden Bemühungen Lloyd Georges als ausſichtslos. Allgemein wird Bonar Law als der kommende Mann an— geſehen. n. rr— Die eiſerne Not. 6) Kriegsroman von G. v. Brockdorff. (Fortſetzung.) Sabine ſah, wie ihr Bruder aufatmete. „Bitte kümmere du dich um das Kind, Sabine, ſoviel es deine freie Zeit es dir er⸗ laubt,“ bat er im Hinausgehen.„Ich will ſelbſt herüberkommen, ſo oſt ich kann; aber oſt wird's doch nicht werden, denn ich muß jetzt den Poſten von vieren ausfüllen.“ Sabine hielt ſeine Hand feſt. „Iſt keine Möglichkeit der Schonung, lieber Hans? Bedenke, was auf dem Spiele ſteht.“ Er lachte heiſer. 5 „Ja—, da haſt du Recht! Es ſteht alles auf dem Spiele.“ Und als bereue er das Geſagte, ſchlug er ſchnell einen veränderten Ton an.„Alſo du verſprichſt es mir, Sabine, nicht wahr? Na— auf Wiederſehen!“—— Abends in dem großen matt erleuchtelen Krankenſaale dachte Sabine noch lange über das veränderte Benehmen des Bruders und über ſeine Worte nach. War Beate nicht doch zu ſorg⸗ los geweſen? War das Geſchäft etwa ruiniert? Der Gedanke, daß die Grotenius ruiniert ſein könnten, war an ſich töricht, doppelt töricht ihr, die inmitten der ſtolzen Überlieferungen des alten Handelshauſes aufgewachſen war. Aber ſie fing doch an, dieſem Gedanken näher zu treten. Das Geſchäft war zum großen Teil auf überſeeiſche Beziehungen gegründet; waren dieſe Beziehungen völlig vernichtet oder handelte es ſich nur um eine vorübergehende Stockung? Sie ſuchte aus ihrer Erinnerung alles zu— ſammen, was ſie jemals über geſchäftliche Dinge gehört hatte; wenig genug war es freilich, denn im Groteniusſchen Hauſe herrſchte der Grundſatz: in Gegenwart der Frauen nicht über Geſchäfte und Geldangelegenheiten zu ver⸗ handeln. Nun bedauerte Sabine die Unklarheit, in der ſie während all der langen Jahre aufge⸗ wachſen war. Sie hatte ſich ſtels als die Tochter des reichen Hauſes gefühlt; nie war ihr der Gedanke gekommen, daß es mit dem Reichtum eines Tages ein Ende haben konnte, daß Beſchränkung oder gar Mangel an ſeine Stelle treten würden. Sorgen um Geld oder Geldeswert hatten für ſie weit, weitab gelegen, und es war ein ſeltſames Gefühl für ſie, dieſen Sorgen nun vielleicht ins Auge blicken zu müſſen. Es war ein Gefühl, das beinahe der Neu— gierde glich. Nichts von Trauer, nichts von Verzweiflung bei dem Gedanken an die Möglichkeit. Dazu kannte Sabine Asmuſſen die rauhe Wirklichkeit des Lebens zu wenig, dazu war ſie zu wenig deſſen bewußt, was es hieß, mit dieſem Leben kämpſen und um ſeine eigene Exiſtenz ringen zu müſſen. So ſah ſie der Entwicklung der Dinge mit einer Art von Spannung entgegen, mit der wir einſchneidenden Veränderungen in unſerem Da⸗ ſein zu begegnen pflegen. „Vielleſcht,“ dachte ſie,„ſind alles auch nur Hirngespinste, vielleicht iſt es wirklich nur die Überarbeitung, die aus Hans spricht.“ . Aber in dem Geſicht des Bruders lag, wenn er ſich unbeobachtet glaubte, ein Ausdruck von quälender, innerer Angſt und Unruhe, der nichts mit Überarbeitung zu tun hatte. Je mehr Sabine ihre einzelnen Beobach⸗ tungen zu einer Kette zuſammenſügte, deſto ruhiger wurde ſie in ihrer Gewißheit. „Arme Beate,“ dachte ſie mitleidig.„Armer kleiner Johannes.“ Zum erſten Male fühlte ſie eine gewiſſe Erleichterung bei dem Gedanken, daß ſie keine Kinder hatte, deren Zukunft durch den Verluſt wohl am härteſten getroffen worden wären.„Wie merkwürdig hat dieſer Krieg in mein Leben eingegriffen. Was mag mir in den nächſten Monaten beſchieden ſein?“ Sie faltete die Hände überm Knie und ſchaute nachdenklich durch die großen Fenſter des Krankenſaales. Draußen lag das Abendlicht über dem Hafen, warf ſein funkelndes Netz über die ſich leicht kräuſelnde Waſſerfläche und zitterte in tiefgolde⸗ nem Duft um die braunen Maſten der ſchwe⸗ diſchen Holzſchiffe. Zur linken Hand ſtarrten graue Steinkoloſſe ins Licht: Schuppen und alte Handelshaäuſer. Sabines Augen ſuchten den grauen Bau mit dem majeſtätiſchen Portale, der vor hundert Jahren von einem Grotenius aufgeführt worden war. Wehle das Banner dieſes Hauſes noch hoch in der Luft oder hing es ſchon ſchlaff und trauernd danieder und harrte des erlöſenden Luftzuges. f „Schweſter!“ Die Stimme des blinden Lehrers entriß die junge Frau ihren Träumereien. 0 Sabine. ſich ſelbſt, mit der Hand über die Slirn. Bett des verwundeten Kriegers gehörten. Ton rührender Sorge klang aus ihnen. A für eine Verwundung der Sohn erlitten hätte, „Ich habe einen Brief bekommen, Schweſter Wahrſcheinlich von meiner Mutter. Würden Sie ihn mir vorleſen?“ Sabine Asmuſſen fuhr ſich, unwillig über * das Mer Der Fort mit den Gedanken, die nicht 31 dort in den Kiſſen lag, hatte ſein Augenlicht fürs Vaterland dahingegeben. Galt das nicht mehr als ein paar ins Stocken geratene Ge— ſchäftsverbindungen? N Sie nahm den Brief, den der Soldat ihr reichte, und begann zu leſen. Es waren wenige, zittrige Zeilen einer un geübten Hand. Sie ſagten nicht viel, 155 105 5 fragten ſie. Wie 900 es noch bis zur Heilung und bis zum Wiederſehen dauern würde? Der Verwundete lächelte wehmütig. „Sie ahnt nichts von der Wahrheit, Schweſter Sabine. Es wird nicht leicht für ſie ſein, wenn ſie's erfährt.“—„Es wird leichter ſein, wenn Sie ſelbſt es gefaßt ertragen.“ Er lächelte noch immer. „O—, ich! Sie glauben nicht, was es mit dem wundervollen Bewußtſein auf ſich hat, das Seinige einer großen Sache geopfert zu haben.“ Sabine ſeufzte.. „Wenn nur nicht ſo viele nutzloſe Opfer dabei wären.“ f „Nutzlos?“ 1 6 Er halle ſich in den Kiſſen aufgerichtet. Durch die Binde hindurch glaubte Sabine das Vie beichrangie Oftenlive. Eine engliſche Kritik. „Faſt das halbe Jahr iſt vorüber und der geitpunkt gekommen, die Lage an der Weſt⸗ front zu beurteilen, die das haupfſächliche Kriegstheater bleibt.“ So beginnt die Times“ einen Leitartikel, in dem zwei große Auſſätze ihres militäriſchen Mitarbeiters Repington kurz zuſammengefaßt werden.„Es iſt ein großes Glück für uns,“ heißt es dann weiter,„daß die Sache des Vierverbandes in den letzten 6Monaſen hauptſächlich durch Triumphe der engliſchen Waffen hochgehalten worden iſt. Unſer Kor⸗ reſpondent gibt offen zu, daß der deutsche Rück⸗ zug, obgleich er das direkte Ergebnis der Schlachten des letzten Jahres war, zweifellos zu einer Abänderung der Pläne der Ver⸗ bündeten in dieſem Frühjahr zwang, wenn er auch nicht weſentlich den Charakter der Frühjahrs⸗ Offenſive änderte. Marſchall Joffre hatte, ehe er ſein Kommando abgab, einen gemeinſamen Angriff der engliſchen und franzöſiſchen Armee geplaut. Der deutſche Rückzug ließ zwei eugliſche und eine franzöſiſche Armee ohne cegner in beſtimmten Stellungen. Die Ver⸗ tolgung der Verbündeten war ſchneller, als der Feind berechnet hatte, und er war ſich auch über den vorgerückten Stand der engliſchen Vor- beiltungen für den Angriff nördlich von Arras nicht klar. Die Verbündeten ihrerſeits waren ſich allmählich darüber klar geworden, daß aus verſchiedenen Gründen, vor allen Dingen auch wegen der Verhältniſſe an der ruſſiſchen Front, ſie nicht auf einen unmittelbaren, entſcheidenden Sieg hoffen konnten. Ihr Ziel war, den größt— möglichen Gebrauch von der„beſchränkten Offen— ſive“ zu machen. Das iſt ihnen wider Erwarten gut geglückt und ſie haben vier Monate günſtigen Wetters noch vor ſich.“ Dieſer Leitartikel ſagt uns nichts Neues und beſtätigt nur das, was wir längſt wiſſen, daß nämlich die Engländer von dem bisherigen Ver— lauf der großen Offenſive des Jahres 1917 ſehr enttäuſcht ſind. In ſeinem Arger geht Repington ſo weit, die Generale Hindenburg und Ludendorff perſönlich anzugreifen, weil ſie das Syſtem der Aushilfen erweitert haben, ohne vorher die Genehmigung der engliſchen Oberſten Heeresleitung einzuholen. Repington wirft ſich ſogar zur Verteidigung der Grabes⸗ ruhe von Clauſewitz und Moltke auf, die die deutſchen Generale von heute durch ihre böſen Neuerungen ſtören.„Wir ſind traurig, daß die Schule des großen Moltke ſo tief herunterge— kommen iſt,“ ſagt der Engländer, der es mit uns Deutſchen ſo gut meint, mitleidig und in vollem Ernſt und ahnt gar nicht, wie unendlich komiſch er dabei iſt. Einen beſſeren Beweis dafür, daß wir auf dem richtigen Wege ſind, konnten wir nicht bekommen. Von Nah und fern. „Die Einziehung der Zweimarkſtücke. Die bereits erwähnte Bundesratsverordnung über die Außerkursſetzung der Zweimarkſtücke machte beſagt, daß Zweimarkſtücke vom 1. Januar 1918 f ah nicht mehr als geſetzliches Zahlungsmittel gelten. Bis zum 1. Juli 1918 werden indes Zweimarkſtücke bei den Reichs- und Landes— laſſen zu ihrem geſetzlichen Werte voll in zahlung genommen, als auch gegen andere Zahlungsmittel umgetauſcht. N Gute Roggenernte. Kaſſe im Fuldatal, im unteren Werratal und in den benachbarten Provinzen Hannover und Weſt— fal„ 10 Tage ſrüher als in den Vorfahren. Von ſachmänniſcher Seite wird der Ernteertrag als ſehr gut bezeichnet, namentlich auch in bezug auß Schwere und Mehlgehalt der Körner. Der Slroherſrag iſt ebenfalls viel beſſer, als man erwartet hatte. 9 Maſſenſchließung von Bäckereien. In gerſeburg iſt eine Schließung faſt ſämtlicher Jäckereſen. der Stadt regierungsſeitig beab— ſchligt, und zwar hhauptſächlich aus Gründen zer Kohlenerſparnis. Die zuſtändigen behörd— lichen Stellen haben in dieſem Sinne Unter— handlungen mit der dortigen Bäckerinnung ge— weiblichen 4 Ganderkeſee in ö In der Gegend von hat die Roggenernte begonnen, ebenſo ſtogen und iht dabei etoſſnei, daß für die Brolverſorgung der Bewohner des Stadtbezirks für die Folge nur fünf oder ſechs Bäckereien in Betrieb bleiben ſollen. Lebensmittelzulagen für Schüler ſollen in Guben zur beſſeren Ernährung verkeilt werden. Die Schülerausweiskarten berechtigen zum Empfang von Pfefferkuchen, Zwiebeln, Schokoladen- und Puddingpulver uſw. Es kommen 8000 Schulkinder bis zum Alter von 14 Jahren in Betracht. Neueſter Schick. Dieſer Tage trat zum erſten Male die Aufforderung der Breslauer Studenten zum Barfußgehen in Kraft. Um da— Im Hofe einer Reparaturwerkſtätte für Geſchütze hinter der 11 0 ſind, als daß jede Familie für ſich leben bunte. Fritjof Nanſen fährt nach Amerika. Mit dem däniſchen Amerikadampfer„Hellig Olav“, der ſeine Reiſe nach New Pork angetreten hat, wird ſich der Nordpolfahrer Prof. Fritfof Nanſen nach Amerika einſchiſffen, um dort im Namen der norwegiſchen Regierung mit den amerikaniſchen Behörden(wahrſcheinlich über die amerikauiſche Lebensmittelſperre gegen die Neu- tralen) zu verhandeln. Der geiſteskranke Zar. Nach länder„Secolo' berichtet die vatikaniſche Korre— ſpondenza aus Petersburg, daß Exzar Nitolaus Zeichen von Geiſtesſtörung zeige; die Beſorg⸗ Ga. b dabei ein Wort zu ſprechen, durch Gebärden dar— nis beſtehe, er könne Selbſtmordverſuche unter— Front. e 8. 6 7 5 7 0 1. ö — 2, 7 95 0 935 e, , 757 0 „Wo Holz gehauen wird, fallen Späne“, pflegt man zu ſagen, und wo ein ſo wütendes Geſchütz— ſeuer herrſcht wie an vielen Teilen unſerer Fronten, werden Geſchtzüe ſo abgenutzt oder beſchädigt, daß Wiederherſtellungsarbeiten an ihnen vorgenommen werden müſſen. Nun kann man aber rieſige Flach— bahngeſchütze oder Koloſſalmörſer nicht immer oder doch nur mit großen Schwierigkeiten in die heimiſchen Fabriken zurückſenden, es bleibt alſo nichts anderes errichten, wo zweckentſprechende Arbeiten ſozuſagen an Ort und Stelle ſoſort ausgeführt werden können. Auf unſerem Bilde ſehen wir eine ſolche Reparatur- werkſtätte, wo Defekte, die ſich an Geſchi an ſonſtigem Material herausſtellen, werden. Die Geſck rden hier gen „auf neu“ gearbeitet, und ſind nach verhä kurzer Zeit wieder an der Kampffront, wo ſi und Verderben in den Reihen unſerer Feinde an— übrig, als Reparaturwerkſtätten hinter der Front zu! richten. e EEEECCCCCCCCCCCCCCCCCT im Zylinderhut, Rockanzug und Spazierſtock ein Barfußgeher Eindruck auf die Schönen Breslaus. Auch in verſchiedenen an— deren Städten hat man in letzter Zeit Bar— füßler bemerkt, die ſomit eine vaterländiſche Pflicht erfüllen. Ein weiblicher Standesbeamter. Einen Standesbeamten beſitzt der Ort Oldenburg. Da der dortige Standesbeamte wie auch der ſtellvertretende Standesbeamte zum Heeresdienſt eingezogen wurden, verpflichtete das Großherzogliche Amt Fräulein Meta Tönnies als dienſttuende Standes- beamtin. Wohnungsnot in Kopenhagen. Nach einem Polizeibericht beherbergt die däniſche Hauptſtadt zurzeit an Ausländern, die ſich ſeit Kriegsbeginn dort feſt niedergelaſſen haben, nicht weniger als 5400, davon 3000 Schweden und Norweger. Eigenen Haushalt führen von dieſen Fremden 1805 Perſonen, die zuſammen in 610 Wohnungen leben. Dieſer große Fremden- zuſtrom ſoll mit zu der Wohnungsnot in Kopen— hagen beigetragen haben, inſolge Wohnungen gemeinſam von 2—3 Familien be— nutzt werden, da nicht genug Wohnungen vor— 0 leicht durchwintern und bringen reichen Extrag. Aber auch ſonſtige Würzpflanzen pflanze man recht zahlreich an. i immer ſchlechter werdenden Würzen beſtehen zum größten Teile aus Abkochungen von Kräutern in böſer und Wurzeln. deren 1320 Jahre nehmen. Infolgedeſſen ſei ſeine Überwachung ſehr verſchärft worden. Der Kleingärtner. Gewürzpflanzen. Porree und Sellerie gelten meiſt als Gewürzpflanzen, wenn ſie auch mehr und mehr als Gemüſepflanzen verwandt werden. Ein Porreegemüſe und ein Sellerie— ſalat gehören ſogar zu den beſſeren Genüſſen. Da nun in dieſem Jahre die Kohlhernie wieder ſo ſtark auftritt, ſo bepflanze man die Quartiere die dadurch verwüſtet wurden, die alſo auch bei einer Neupflanzung mit Kohlpflanzungen wieder in Gefahr ſtehen, vollſtändig mit dieſen Pflanzen Sie leiden nicht unter der Hernie, laſſen ſich Die teuer bezahlten und Neuſeeländer Spinat. Wer in dieſem Neuſeeländer Spinat angepflanzt hat, kann nun mit der Ernte beginnen. aber gut, ihn vor der Ernte noch einmal auf⸗ zuhacken nnd tüchtig 35 düngen. Stangen⸗ und Strauchbohnen kann mar gut für den Winter zurecht machen, wenn mar ſie zart abpflückt, leicht abkocht, auf Fäden reiht und ſrocknet. Aufgeweicht und zubereitet, ſchmecken ſie im Winter wie friſche Bohnen. verkehr, und Man tut! verdunkelt Herichtshalle. Wien. Über eine wohl noch nie bageweſene Beleidi sklage hatte ein hieſt Bezi dem Mal eleidigungsklage h hieſiges Bezirksgericht zu urteilen. Die Werkmeiſtersgattin Thereſe Daſchel war von der jugendlichen Privaten Wally F. wegen Ehrenkränkung beklagt worden, weil ſie auf offenem Gange vor fünf Nachbarinnen des Fräuleins, ohne geſtellt hatte, wie die Privatklägerin einmal mit einem Manne zärtlich verkehrt habe. Nachdem zwei Zeugen beſtätigt hatten, daß der Sinn dieſer Pan⸗ tomime für jedermann erkenntlich war, verurteilte der Richter die nicht erſchienene Werkmeiſtersgattin zu 48 Stunden Arreſt. —— —. Kriegsereignil le. Juli. Engliſche Angriffe bei Lombartzyde brechen verluſtreich zuſammen.— Erfolgreiche Vorfeldgeſechte bei St. Quentin. Franzöſiſche Gräben am Bois Soulains(nördlich von Reims) erſtürmt.— 21 feindliche Flieger und 1 Feſſelballon abgeſchoſſen.— Rege Gefechts tätigkeit bei Dünaburg und Smorgon. 15. Juli. Courtecon werden wichtige franzöſiſche Stellungen in 1500 Meter Breite und 300 Meter Tiefe geſtürmt.— In der Weſtchampagne und auf dem linken Maas⸗ Ufer an der Höhe 304 griffen die Franzoſen an. Ihre Sturmwellen brechen im deutſchen Feuer zuſammen. 16. Juli. Engliſche Verſuche, die verlorenen Stellungen bei Lombartzyde zurückzugewinnen, ſchlagen ebenſo fehl wie franzöſiſche bei Courtecon, La Bovelle und Sillery.— In der Weſtchampagne wurde am Poehlberg nach erbittertem Kampfe die alte deutſche Linie wiederhergeſtellt.— Zwiſchen Oſtſee und Karpathen lebhafte Gefechtstätigkeit. Juli. Mehrere engliſche Erkundungsvor— ſcheitern.— Deutſche Stoßtrupps er⸗ zielen an der Straße Laon—Soiſſons vollen Erfolg gegen franzöſiſche Gräben. Am Poehl— berg wird das letzte Stück der alten deutſchen Stellung zurückerobert.— 5 feindliche Flug— zeuge und 4 Feſſelballone zum Abſturz ge⸗ bracht.— Im Oſten rege Gefechtstätigkeit bei Riga, Dünaburg und Smorgon. Südlich des Dujeſtr werden die Ruſſen aus Kalusz geworfen und müſſen ſich auf das ſüdliche; Lomnica-IUfer zurückziehen. 8. Juli. Engliſche Angriffe nördlich der Straße Arras— Cambrai ſchlagen ſehl, ebenſo Angriffe der Franzoſen vom Avocourt⸗Walde bis zum Toten Mann mit Ausnahme einer Ecke vom Walde von Malancourt und beiderſeits der Straße Malancourt—-Esnes.— Kämpfe bei Riga, Dünaburg und Smorgon. Im Kar— pathenvorland werden die ruſſiſchen Höͤhen— ſtellungen öſtlich von Nowica erſtürmt. 19. Juli. In Flandern dauert die Artillerie- ſchlacht fort.— Südweſtlich von St. Quentin ſtürmen heſſiſche Truppen die franzöſiſche Höhenſtellung in 1 Kilometer Breite, machen eine größere Zahl von Gefangenen und nehmen mehrere Maſchinengewehre.— Am Hoch-Berg zwingt deutſches Zerſtörungsfeuer die Franzoſen, Teile des kürzlich dort ge— wonnenen Bodens zu räumen.— Südlich von Dünaburg und Smorgon hält die regere Feuertätigkeit an. An der oſtgaliziſchen Front bringen Stoßtruppenunternehmen zahlreiche Gefangene ein.— Eſtlich Zloczow werden d den Angriff deutſcher Diviſionen die A5 Bei ſtöße durch ruſſiſchen Stellungen durchſtoßen. Luftige Scke. Immer Juriſt. Rat:„Herr Aſſiſtent, Sie haben meine Tochter geküßt! Erklären Sie ſich, ob lbſicht oder nur aus Fahrläſſigkeit!“ Ein Jukunftsbild.„Warum wollen Sie denn der Szehen* wieder ausziehen, Frau Meier?“—„Ach, rer Straße iſt zu viel Ballon— werden die Zimmer ſo ſehr onbον 0 vf i. l. N. at c in ur dadurch abdnet euer ſeiner erloſchenen Augen zu ſpüren. „Sagen Sie nicht, daß irgend etwas nutzlos hingeopfert werde!“ „Und wenn es nur das Beiſpiel wäre,“ ſuhr er fort,„das Beiſpiel, das den andern straft zum Vorwärtsſtürmen gibt, ſchon dann 15 es unrecht, von einer„Nutzloſigkeit“ zu eden.“ Sabine ſah ſtill vor ſich nieder. „Wer ſo denken könnte,“ ſagte ſie leiſe. „Die meiſten von denen, die da draußen kämpfen, denken ſo. Da meint keiner, daß 1 Opfer nutzlos wäre für die in der Hei⸗ lat.“ „Ja, wir hier in der Heimat,“ ſeufzte die lunge Frau und ſah in Gedanken Beates ſchönes, volles Geſicht neben ſich.„Wie wenig ahnen wir im Grunde von jener Opferfreudigkeit, die uns gilt.“ Sie hatte die Hände gefaltet und blickte durch das Fenſter, vor dem jetzt die erſten Schatten einer blauen Dämmerung niederſanken. Zum erſten Male ſeit langer Zeit dachte ſie an Werner, zum erſten Male ſeit Jahren ohne den verzehrenden Groll im Herzen, der ihr ſein Bild ſonſt hatte verzerrt und entſtellt er⸗ ſcheinen laſſen. Auch er kämpfte jetzt mit für die große, heilige Sache, auch er würde vielleicht imer von denen ſein, die das Schickſal zum Opfer forderte. N Galten da noch Haß und Verachtung um Vergangenes?. „Iſt es nicht meine Pflicht, jetzt zu vergeſſen?“ tage ſich Sabine. Und wieder baͤumte ſich ihr verletzter Stolz auf und ſchrie ihr ein Nein entgegen. Aber dies Nein fand nicht ſo lauten Widerhall wie ſonſt in ihrem Herzen.——— Stiller und nachdenklicher als ſonſt ging ſie in den nächſten Tagen ihrer Arbeit nach. Sie drängte ſich völlig zu allen Verrichtun— gen, von denen ſich die anderen mit Schaudern abwandten. Es war ihr, als hatte ſie an allen, die hier in ihren Schmerzen lagen, eine Schuld abzu— tragen, die Schuld der Heimat an ihren Söhnen und Beſchützern. „Sie ſollten in Schweſter Sabine!“ im Scherze. Sie ſah in groß an. „Ich glaube, daß ich auch hier an meinem Platze bin, Herr Sanitätsrat!“ Er war ein alter Freund ihres Hauſes. Er erkundigte ſich nach Werner.„Tätig ſein iſt ein gutes Mittel gegen die Sorge um den Herrn Gemahl.“ i „Ich glaube nicht, daß ich mir Sorge zu machen brauche,“ ſagte Sabine ruhig. „Bis jetzt iſt die Kompanie kaum im Feuer ge⸗— weſen.“ Der alte Mediziner lachte wohlwollend. „Das nenne ich eine tapfere Soldatenfrau. Können ſich andere ein Beiſpiel daran nehmen.“ Schweſter Franziska war während des Ge⸗ ſprüchs langſam vorübergegangen und hatte abine einen kalten, durchdringenden Blick zu⸗ geworfen. Zum zweſten Male errötete dieſe vor der fremden Frau. Hatte Schweſter Franziska das ein Feldlazarett gehen, ſagte der Oberarzt, halb Ge Namen einer guten Eigenſchaft werden?——— dieſe kühle Abwehr in ihrem ganzen Weſen? Es ſchmerzte Sabine, daß die Schweſter, der ſie von Anfang an Inter— ſſe und eine gewiſſe Sympathie entgegen— hatte, warum e gebracht hatte, ſich gegen ſie beſtändig abweiſend U Wohnung erhielt. Der merkwürdig ſorſchende Blick beunruhigte ſie ein wenig. Ahnte dieſe Frau, daß die Tugend, derentwegen man Sabine lobte und bewunderte, einer bitteren Notwendigkeit ent- Zitronenwaſſer bekommen Morgen wird er noch ein bißchen matt ſein; ſprang und nicht einmal verdiente, mit dem benannt zu Als Sabine am Abend noch einmal an das Bett des Blinden trat, ſah ſie, daß er den Brief mit der alten, zittrigen Handſchrift noch immer ſeſt in den Händen hielt. Sie ſtellte ſich die Mutter vor: eine alte, müde Greiſin mit runzligem Geſicht und welken Händen, die ſich jeden Abend für den Sohn falteten, eine beſcheidene, abgearbeitete Frau, die abends in ihrer Stube ſaß und bei dem roten Abendhimmel an die brennenden Dörfer dachte, die ihr Sohn paſſieren mußte. Sabine Asmuſſen ſeufzte wieder. Wieviel Tauſende ſolcher ſorgender, liebender Mütter und Gattinnen gab es im weiten deut— in dem Bewußtſein, einen dabei zu haben, der mithalf und mitkämpfte. „Wie glücklich ſind dieſe Frauen gegen mich,“ dachte Sabine. Sie hörte Schweſter Franzistas leichten Schritt auf dem Korridor. ſpräch gehört? Und wenn ſie es gehoͤrt leidet und ſorgt, der draußen im Feld einen Feldzug mitgemacht häͤlteſt. f g und blaue Ringe unter den Augen.“ ſchen Vaterlande, die unglücklich waren im Ge- danken an die fernen Lieben und doch glücklich „Wie glücklich iſt auch die.“ wanderten ihre Ge— danken weiter.„Ich fühle, daß ſie um einen iſt und es iſt mir, als möchte ich ſie beneiden um ihre Sorgen.“—— Spät am Abend noch ihres Bruders Spät ſprach ſie in der dem Befinden kleinen vor, um ſich nach des Johannes zu er— kundigen. Beate kam ihr aufgeregt entgegen. „Dem Jungen geht es gut. Der, hat heißes und ſchwitzt tüchtig. dann iſt alles vorüber.“ Sie zog die Schwägerin haſtig ins Zimmer. „Was ſagſt du nur zu Hans, Sabine? Mir vorzuwerfen, daß ich meine Pflicht nicht getan hätte? Iſt das nicht unerhört?“ Sabine löſte langſam die weiße Haube von dem wirren Haar. Sie war müde, und der Kopf ſchmerzte ſie. Die ganze Woche hindurch hatte ſie Nachtwachen gehabt, weil ſie ſich dazu drängte; nun fühlte ſie erſt, wie elend und angegriffen ſie war. Beate ſah ihr ins Geſicht. „Mein Gott, wie du ausſiehſt! Als ob du Totenblaß „Was ſoll Werner ſagen, wenn er nach Hauſe kommt?“ Die taktloſe Bemerkung reizte Sabine. „„Ich bitte dich, liebſte Beate, lomen mit nicht in einemfort mit Werner.“ No 6(Fortſetzung folgt.)