Amtlicher Teil. Bekanntmachung. Betr.: Verſorgung der Zivilbeoölkerung mit Frühkartoffeln. Samstag, den 18. Augeuſt 1917 Rathaushofe dahier an die Verſorgungsberechtigten, die in dieſem Jahre keine Kartoffeln angebaut haben, für die Woche vom 20. bis 26. Auguſt 1917, Kartoffeln in nachſtehender Reihenfolge verausgabt: Vorm. von 6 bis 7 Uhr von Nr. 1 bis 7 8 R 9 401„ 600 10 601„ 800 11 801 1000 12 1001 1200 3 1201 1400 4 1401 1600 1 5 1601„ 1800 1 1801 bis Schluß. Wieviel Kartoffel auf den Kopf der Bevölkerung ent— fallen, wird bei der Ausgabe bekannt gegeben. Ebenſo der Verkanfspreis. Bezugskarte iſt vorzulegen. Viernheim, den 13. Auguſt 1917. Großherzegliche Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. 200 Bzk. 40⁰ Bekanntmachung. Den Verkehr mit Frühkartoffeln; nahme derſelben. Unſer Bedarf an Frühkartoffeln für die nächſte Woche iſt ſoweit ſichergeſtellt und können daher vorerſt keine Kar— toffeln hierſelbſt entgegen genommen werden. Wir ordnen daher an, daß das Abernten von Kartoffeln, außer des eigenen Bedarfs, bis auf Weiteres verboten iſt. Den Tag der nächſten Abnahme werden wir im Laufe der nächſten Woche veröffentlichen. Gleichzeitig weiſen wir wiederholt darauf hin, daß der Verkauf von Kartoffeln vom Erzeuger an die Verbraucher verboten und ſtrafbar iſt. Unſer Feldſchutz- und Polizeiperſonal hat Zuwiderhandelnde uns zur Beſtrafung zu melden. Viernheim, den 13. Auguſt 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim Lamberth. Betr.: hier Beſchlag— Auftrag Bekanntmachung. Betr.: Kohlenverſorgung; hier Höchſtpreiſe. Der Kreisausſchuß des hieſigen Kreiſes hat die Koh— lenpreiſe für den Kreis Heppenheim in der Weiſe geregelt, daß den Händlern geſtattet wird, zum Einkaufspreis 210% zuzuſchlagen, ſowie für den Transport an das Haus und in den Keller die ſeitherigen ortsüblichen Sätze. In dem Zuſchlag von 21% iſt die Abgabe von 2 Pfennig für den Zentner an den Kommuablverband ein— begriffen. Die Kohlenſteuer kommt hierbei nicht in Betracht. Heppenheim, den 31. Juli 1917. Die Kohlenausgleichſtelle Zimmermann Die vorſtehende Bekanntmachung bringen wir hiermit zur öffentlichen Kenntnis und empfehlen, in Uebertretungs— fällen uns Anzeige zu machen. Viernheim, den 10. Auguſt 1917. Großh. Bürgermeiſterei Wernheim. Lamberth. Bekanntmachung betreffend die Außerkursſetzung der Zweimarkſtücke. Vom 12. Inli 1917 Der Bundesrat hat auf Grund des§ 14 Nr. 1 des Münzgeſetzes vom 1. Juni 1909(Reichs-Geſetzbl. 507) und des§ 3 des Geſetzes uber die Ermächtigung des Bundes— rats zu wirtſchaftlichen Maßnahmen vom 4. Auguſt 1914 (Reichs⸗Geſetzbl. S. 327) 9 Verordnung erlaſſen: 8 Die Zweimarkſtücke ſind einzuziehen. Sie gelten vom 1. Januar 1918 ab nicht mehr als geſetzliches Zahlungs mittel. Von dieſem Zeitpunkt ab iſt außer den mit der Einlöſung beauftragten Kaſſen niemand verpflichtet, dieſe Münzen in Zahlung zu nehmen. 82. Bis zum 1. Juli 1918 werden Zweimarkſtücke bei den Reichs- und Landeskaſſen zu ihrem geſetzlichen Werte ſowohl in Zahlung genommen als auch gegen Reichsbank— noten, Reichskaſſenſcheine oder Darlehenskaſſenſcheine umge— tauſcht. 8 3. Die Verpflichtung zur Annahme und zum Umtauſch (§ 2) findet auf durchlöcherte und anders als durch den ge— wöhnlichen Umlauf im Gewichte verringerte ſowie auf ver— fälſchte Münzſtücke keine Anwendung. 8 4. Der Reichskanzler wird ermächtigt, Ausnahmen zu geſtatten. 8 5. Auf die in Form von Denkmünzen geprägten Zwei— markſtücke finden die Vorſchriften dieſer Verordnung keine Anwendung. Berlin, den 12. Juli 1917. Der Reichskanzler In Vertretung: Graf von Roedern. Bekanutmachung. Reichsgetreideordnung; hier Führung der Wirtſchaftskarte. Zur Gewinnung der Unterlagen für die nach§ 25 der Reich s- getreideordnung vorgeſchriebenen Führung der Wirtſchafts karte ordnen wir Folgendes an: 0 Am Mittwoch, den 15. Aug uſt 1917 findet eine Erhe— bung ſtatt, die die nachſtehenden Angaben zu enthalten hat: 1. Zu⸗ und Vornahme, Stand(Beruf) der Haushaltungsvorſtände. 2. Zu⸗ und Vornahme, Stand(Beruf), Alter der Familienange— Betr.: werden im Viehs und zwar: Pferde ſonſtige Einhufer Zuchtbullen Zugochſen ſonſtige Ochſen Zuchtkühe Zugkühe ſonſtige Kühe Kälber Hühner Zauchteber ſonſtiges Geflügel. 4. Die aus den ſelbſtgebauten Früchten zur Ausſaat zu pertven— denden Mengen. I. Amegleichen Tage haben diejenigen Perſonen, die nach Zuchtſauen ſonſtige Schweine Ferkel Ziegenböcke Zuchtziegen ſonſtige Ziegen Gänſe Enten 8 2 Selbſtverſorger werden können, dahingehenden Antrag zu ſtellen und die vorgeſchriebene Erklärung abengheben⸗ II. Die Erhebungen haben, nach vorgeſchriebenen Vordrucken zu erfolgen, die ſpäteſtens am Dei ens tag, den 14. Au geuſt d. Is. den einzelnen Haushaltungsvorſtänden zuzuſtellen ſind. IV. „Jeder Haushaltungsvorſtand iſt verpflichtet, die Vordrucke gewiſſenhaft und ſo zeitig auszufüllen, daß ſie am 16. Aug u ſſt vormittags zum, bereit liegen. Wer vorſtehenden Anordnungen nicht nachkommt, unrichtige oder unvollſtändige Angaben macht, kann nach§8§ 63 und 79 der Reichsgetreideordnung mit Gefängnis bis zu ein em Jahre und mit Geld bis zu 15000 Mark beſtraft werden. Heppenheim, den 12. Auguſt 1917. Großh. Kreisamt Heppenheim. v. Hahn. Vorſtehende Bekanntmachung bringen wir zur öffentlichen Kenntnis. Die Erhebung findet durch die Herren Lehrer ſtatt und werden die Vordrucke bereits heute den 14. Au gu ſſte 917 den einzelnen Haushaltungsvorſtänden zugeſtellt. Die Abholung geſchieht am Donnerstag, den 16. ds. Mts. und erwarten wir richtige und vollſtäudige und wahrheitsge— mäße Angaben, zumal bei Zuweiſung von Getreide zu Fütterungs— zwecken der angegebene Viehſtand zu Grund gelegt werden wird, Viernheim, 13. Auguſt 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim Lamberth. Bekanntmachung. Hilfsdienſtpflicht. Auf Grund des§ 17 des Hilfsdienſtpflichtgeſetzes iſt die Vornahme einer gewerblichen Betriebszählung angeordnet. Die Zählung ſoll den Stand des deutſchen Gewerbes um die Zeit des 15. Auguſt 1917, in einigen Punkten verglichen mit dem Stande vor Kriegsausbruch erfaſſen. Zur Durchführung der Zählung wird jedem Ge ſwer— betreibenden ein Fragebogen zugeſtellt werden, der genau auszufüllen iſt. Viernheim, den 14. Auguſt 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Betr.: Bekanntmachung. Vertilgung der Schnaken. Zur erfolgreichen Bekämpfung der Schnakenplage gehört nicht zuletzt die Beſeitigung der Laichplätze. Solche können ſchon durch das Anſammeln von Regen pp. Waſſer in altem Geſchirr, das achtlos in den Winkel geworfen wurde, oder durch das Stehen von auch nur keilweiſe ge füllten Gießwaſſerbehältern in Gärten geſchaffen werden. Wir erſuchen unſere Ortseinwohner dringend, ſich auch in dieſer Beziehung an der Bekämpfung des Inſekts zu beteiligen. Durch periodiſche Reviſionen werden wir den Pefolg überwachen laſſen und eventl. Beſtrafungen herbeiführen. Viernheim, den 4. Auguſt 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim Lamberth. Bei der Firma Süddeutsche Textilwerke Mannheim-Waldhof Station Zellstoff, werden Frauen und Mädchen zur Arbeit einge stellt. Arbeitsschluss 5 Uhr 40 Minuten. Betr.: (Oldenburger Raſſe) hier ein. Morgen treffen 78 Wochen alte Ferkel Anzuſehen in der Behauſung von M. Träger, Blauehutſtr. 34. bfoßhe starke Endiviensalat sefzüinge und Kopfsalat-Setzlinge fortwährend 20 haben bei Martin, an der Apotheke. hörigen, des Geſindes und der Naturalberechtigten, 3. Die Zahl des im Beſitze des Haushaltungsvorſtandes befindlichen unſerer Bekanntmachung vom 3. Auguſt 1917(Kreisblatt Nr. 107) Gemeindekaſſe. Nächſten Donnerstag, den 16. d. Mts. findet die Al zahlung der Familienunterſtützungen für zweite Hälfte Au und der Hausmietzuſchüſſe für Juli in fest 9 Ordnung ſtatt.— Der übliche Zahltag 0 110 an dieſem Tage aus, doch können drin gen z! Kaſſengeſchäfte am Nachmittag von ¼3 bis 4 Uhr erleh werden. 1 Viernheim, den 14. Auguſt 1917. Gemeindekaſſe: Jo eſt. 0 rig 0 Achtung! Achtung Nur prima EB-, Koch- u. Einmach- Birnen fortwährend zu haben bei Joh. Ehrhardt, Blauhutſtr. für leichte und schwere Arbeit gesucht. Afbeitsnachweiszndustrie Mannheim . Weibliche Abteilung Separateingang: Schwetzingerstrasse) Spe— 541 Gelbrüben zu verkaufen. Auton Fiſcher, Eruſt-Lndwigſtraße Nr. J. Sieben Wochen Ein deutſcher Ritſeuſchec Von wem, ſagt die Exp. d.! Feldpoſtf chachtel in allen Größen. Jak. Beyer. Ein Waggon Eutlaugen⸗Kal! friſch eingetroffen. Ztr 0 Math. Träger. Alle Sorten L b⸗Waren Korbh⸗ Waren wie Waſchkörbe, Henukellöche Kartofſſelkörbe und Obſtbrechkörbe alte Ferkel verkauft. Bülſtädterſtraße 31 Jugendwehr. Sonntag, 19. Aug. wird die Jugendwehr Kompanie eine Uebung bei Rhein-Dürkheim (Pfalz) unternehmen. Näheres wird noch bekannt gegeben. Mittwoch abend% Uhr Uebung ſind zu Nauen be f in der Schillerſchule. Jakob Beyer. lleber fünf Wochen alte ſchüöne Mch-Schweine Tiere von großer Freßluſt, 40 Mark das Paar, zu haben 4 1 0 Jakob Butſch ſlſſerſtraße. Ffisch eingetroffen: Ein Waggon Thomasmehl, Kalkſtickſtoff, Ammoniak⸗Supperphosphat und Kalidungſalz empfiehlt Johann Schneider 5. Witwe. l. Mädchen 5 1 1 Erſcheint dreimal wöchentlich: Geſchüfts⸗ Anzeiger Dienstag, Donnerstag n. Samstag Bezugspreis: monatlich 40 Pfg. incl. Trägerlohn Gratisbeilagen 3 „Illuſtriertes Sonntagsblatt“, Wand— kalender und Fahrplan. Aultsblatt der Großh. Bürgern Organ für Jedermann liernheimer Bürger⸗Zeitung Vereins ⸗ Anzeiger Inſerateupreis: e ee eilerei Vienn Euthält alle amtlichen Ankündigungen der Behürden Viernheims und Umgebung. Inſerate finden in der Bürger-Zeitung wirkſamſte Verbreitung.— Für Wohnungsinſerate Ausnahme-Tarif. Die Iſpaltige Petit-Zeile 25 Pfg., 1 die Reklamezeile 50 Pfg. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Beilagen im Gewichte bis zu S Gramm 6 Mk. fürs Tauſend. Bei Klageerhebung kommt jeder Rabatt in Wegfall. n W 1 . 904 Redaktion, Druck und Verlag: Joh. Martin, Viernheim, Rathausſtraße. Donnerstag, den 10. Auguſt 117 ie Starker Artileriekampf an der ganze Deutſcher Abendbericht. Berlin, 15. Aug, abends.(WTB. Amtlich.) Wech— ſelnd ſtarker Artilleriekampf in Flandern, im Artois, an der Aisne und bei Verdun. Infanteriekämpfe bisher nur nördlich Lens und öſtlich Cerny on Laonnois im Gange. In Rumänien bei der Verfolgung im Ge— birge und bei Angriffen am Sereth gute Fortſchritte. Aus Nah und Fern. Heddesheim, 13. Aug. Die feuchtwarme Witterung der letzten zwei Wochen hat nochmals beſonders Futter— pflanzen und Tabak zu kräftigem Wachstum angeregt. Letzterer hät ſich meiſtens beſſer entwickelt als in einem der vorhergehenden Jahre. Auf dem Sandboden hat ſich der früh— müsgeſetzte Tabak bereits zur Reife angeſchickt, und wird deshalb ausgangs dieſer Woche mit dem Brechen der Blätter begonnen werden, wozu trockenes Wetter erwünſcht wäre. Oppenheim, 16. Aug. Die Beſtrafung für nicht erfolgte Speckablieferung wird gegenwärtig in allen Gemeinden des Kreiſes mit aller Schärfe durchgeführt. Jeder Selbſt— verſorger, der dieſer Verpflichtung bis heute nicht nachge— kommen iſt, erhielt ein Strafmandat im Betrage von 60 Mark. ablieferten, die Zuckerkarten entzogen worden. Ebenſo ſind allen Geflügelhaltern, die keine Eier Drei Grünfukterpflanzen zum Durch- halten für den Kleinkierzüchker. (Nachdruck verboten.) Der Krieg hat in den Zuchtbetrieb manches Kleintier züchters große Breſche geſchlagen. Futterknappheitr und Futterteuerung waren von vielen nicht zu überwinden, weswegen die Zucht bedeutend eingeſchränkt bzw. völlig aufgegeben werden mußte. Bei einigem guten Willen läßt ſich vieles erreichen. Jeder muß eben, ſoviel in ſeinen Kräften liegt, mit dazu beitragen, daß wir hier zu Hauſe auch ſiegreich aus dem Kampfe hervorgehen. Auch der Kleintierzüchter kann und muß ſein Scherflein dazu beitragen. Statt ſeine Zucht einzuſchränken, muß er da⸗ nach trachten, ſie möglichſt zu ermeitern. Dazu gehört aber in erſter Linie billiges und gutes Futter in aus⸗ reichender Menge. Solches aber kann er ſich am beſten, ſofern ihm nur ein Stückchen Acker oder Gartenland zur Zzerfügung ſteht, durch eigenen Anbau verſchaſſen. Wer das nur in rechter Weiſe auszunutzen verſteht, der kann ſich auch auf kleiner Fläche ein Futterquantum anbauen, das ihn zum Durchhalten auch eines größeren Beſtandes befähigt. Vor allem ſind es drei Grünfutterpflanzen, die für den Kleintierzüchter von allergrößtem Nutzen, ja ge— radezu für ein Durchhalten unentbehrlich ſind. Wir nennen als erſte die Comfreyp flanze, gleich wertvoll für Geflügel, Kaninchen, Ziegen und Schweine, als auch für Rinder. Dieſe Pflanze iſt un⸗ gemein ſchnellwachſend und ergibt jährlich einen vier⸗ bis fünfmaligen Schnitt. Dazu nimmt ſie mit jedem Boden und jeder Lage fürlieb. Völlig winterhart, braucht eine derzeitige Anpflanzung nur einmal gemacht zu werden und hält dann ein Menſchenalter aus. Die Wurgelſteck⸗ linge werden im Frühjahr oder Herbſt gelegt in etwa 35 bis 40 Zentimeter Abſtand. Eine Fläche von 3 Quadrat⸗ meter gibt ungefähr einen Zentner ſaftiges, friſches Futter. Im Herbſt iſt die Anlage zu düngen. Comfrey treibt ſchon ſehr früh, zu einer Zeit, wo an anderes Grünfutter noch nicht zu denken iſt. Erwähnt ſei noch, daß die Blüten ſehr honigreich ſind und darum von Bienen gern beflogen werden. Faſt noch wertvoller iſt die Topinamburpflanze (˖Helianthus tubelosus), die hauptſächlich ihrer Knollen wegen angebaut wird; aber auch die krautigen Teile ſind ein vorzügliches Kleintierfutter, die ſowohl grün als auch getrocknet verfüttert werden können. Die Knollen werden wie Kartoffeln gepflanzt. Sie ſind völlig winterhart. Man läßt ſie darum am beſten bis zur Verfütterung in der Erde, da ſie ſich im Keller nicht lange halten. Die Verfütterung geſchieht in rohem Zuſtande. Die Knollen werden von allem Kleinvieh gleich gerne genommen. Eine Pflanzung iſt nur einmal nötig, da nach der Ernte noch immer ſo viele kleine Knollen in der Erde verbleiben, daß im Frühlahr wieder reichlich neue Pflanzen hervor— ſchießen. f Eine weitere vielſeitige, dem Topinambur ahnliche Futterpflanze iſt Helianthi(Helianthus doronicoides). Sie iſt von großer Bedeutung für die Landwirtſchaft, ganz beſonders aber für den Kleintierzüchter. Die Blätter bilden ein nahrhaftes Grünfutter, das den Rotklee noch übertrifft. Auch ſie können für den Winter getrocknet werden. Der Knollenanſatz leidet durch den Schnitt in keiner Weiſe. Letztere haben weit höheren Nährwert, als Kartoffeln, ja übertreffen darin auch unſere meiſten Ge— müſe. Sie ſind auch für die menſchliche Nahrung von höchſtem Wert. Man bereitet ſie ähnlich wie wurzeln oder Blumenkohl. Völlig winterhart, bleiben die Knollen auch den Winter über in der Erde. Für das Vieh verfüttert man ſie roh oder gekocht. Eine einmalige Ausſgat genügt. An den Boden ſtellt ſie keine beſonderen Anforderungen. Eine Düngung im Heraſt und ein Auf— lockern des Bodens im Frühjahr ſind die einzigen Arbeiten, die ſie verlangt. Sch N. Schwarz— Feldwirtſchaft. Baut Sonnenblumen! Der Sonnenblumenſame iſt ein Kraftſutter von höchſtem Wert ſür jegliche Viehfütterung, aber auch ſeines hohen Oelgehaltes wegen für die Oelgewinnung von größter Bedeutung. Deswegen iſt der Anbau dieſer Pflanze, wo es ſich eben ermöglichen läßt, mit allen Mitteln in größtem Umfange zu betreiben, zumal ſie infolge ihrer großen Er— tragsfähigkeit eben auf zwei Knappheitsgebieten— Kraft— futter und Oelgewinnung— Abhilfe zu bringen vermag. Da die Sonnenblume faſt auf jedem Boden gedeiht, wenn ſie auch in nahrhaftem Boden beſſer ſortkommt und höhere Erträge liefert, ſo ſollte neben feldmäßigem Anbau auch jedes ſonſt unbenutzte Fleckchen Erde hierfür aus— genutzt werden: Ackerraine, Wegebreiten, wie auch Privat— gärten, Laubenkolonien uſw. Da die junge Pflanze froſtempfindlich iſt, ſtee man die Samen nicht zu früh. Auf etwa 80 Zentimeter Entſernung ſteckt man in je ein Pflanzloch zwei Samen. Tiefgründiger Boden in freier, ſchattenloſer Lage iſt für ein gutes Gedeihen un— erläßlich. Für Feuchtigkeit iſt die junge Pflanze ſehr dantbar, kann aber auch längere Zeit Trockenheit gut vertragen. Sind die Pflänzchen etwa fingerlang ge— worden, ſo ſchneide man die ſchwächere der beiden ab. Ein Ausreißen derſelben iſt unbedingt zu vermeiden, da dadurch die ſtehenbleibende Pflanze nur geſtört und leicht beſchädigt wird. Der Boden iſt anfangs von Un— kraut ſorgfältig rein zu halten. Häufiges Lockern und Gießen iſt nur von Vorteil! Die Reifezeit erſtreckt ſich von Auguſt bis in den Oktober hinein. Danat die nach— folgenden Blütenteller ſich noch kräftiger entwiceln, wer den ſtets die reifenden abgeſchnitten in luftigen Räumen zum Nachreiſen und Trocknen aufgehängt. Erſt nach völligem Austrocknen ſind die Samen auszubrechen, th. ———— 2———r::... Jagd. Die Saalkrähe als Jagdwild. (Nachdruck verboten.) Wie ſo manches andere, ſo iſt auch die vielverachtete Krähe, insbeſondere die Saatkrähe, durch den Krieg zu Anſehen gelangt. Pie Veraulaſſung hierzu iſt die Fleiſch⸗ not geweſen, die namentlich in den Großſtädten einen erheblichen Umfang angenommen hat, ſo daß zahlreiche Familien gezwungen ſind, tagelang auf einen Fleiſch⸗ genuß zu verzichten. Außerdem ſind die Preiſe, die für Fleiſch gefordert werden, derart hohe, daß viele, nament— lich kinderreiche Familien, deren Väter in, Felde ſteben. nicht in der Lage ſind, Fleiſch zu kaufen. In der Markt- halle einer Großſtadt wurden an mehreren Tagen der Woche junge Saatkrähen zum Verkauf geſtellt, und die Nachfrage zeigte, wie begehrenswert die Saatkrähe plötzlich geworden war. Hoffentlich hält die Nachfrage auch weier⸗ hin, d. h. auch dann an, wenn wieder beſſere Zeiten ge⸗ kommen ſind; dann werden auch die Klagen über die Krähenplage aufhören, die früher nie berſtummen wollten, und die Jagd iſt um ein Wild reicher, was dem Jäger nur angenehm ſein kann. as. 1. n Eiugeſandt. Auf die in Nr. 91 und 92 enthaltene Klage eines Herrn Lehrers über nicht vollgewichtige Backwaren, hiermit folgende Erwiderung: a Der betr. Herr hätte ſich vor allen Dingen über den Stand der heutigen Bäckerel mit 94% Mehl bei einem Fachmann befragen ſollen, ehe er den Stab bricht über die Bäcker, die ohnedies ſchwer um ihre Exiſtenz zu ringen haben. Kurz folgende Erläuterung: „Brot aus 94% Mehl hergeſtellt bedarf eines ſehr heißen Ofens. Nun iſt dem Bäcker trotz der größten Auf— 1 0 ö font. merkſamkeit nicht möglich, das Brot ſo auszubacken, daß dasſelbe das gleiche Gewicht enthält, nimmt er die erſten Brote aus dem Ofen mit einem Mehrgewicht von 30 bis 40 Gramm, ſo haben bei einer Anzahl von 70 bis 80 Stück die letzten Brote kaum noch das Gewicht von 3 bezw. Pfund. Nach 24 Stunden fehlen bei der jetzigen heißen Jahreszeit oft 50 Gramm und noch mehr. Oft gibts auch noch haben. Herrn, der die verhält es 0 3 bis Brötchen das vorgeſchriebene Gewicht, ſo iſt ſelbſtverſtändlich, länger dauert. iſt oft 10 bis 15 Gramm weniger. möchten beſitzt. Land 8 bis 10 Pfg. Mindergewicht von wachſen. die Bäcker z ſo Schlaue, die der Meinung ſind, Brot, das ſchon einige Tage liegt, könne immer noch das vorgeſchriebene Gewicht Das Gegenteil ſollte aber vor allen Dingen einem Jugend unterrichtet, einleuchten. Genau ſo mit den Brötchen. Der Ofen wird oft Brötchen überſchoſſen. Haben die erſten ſich mal mit f daß die aus dem 3. und 4. Herd nicht mehr 100 Gramm wiegen können, da die Hitze abnimmt und der Backprozeß Die Menge iſt wohl da, aber das Gewicht von uns Bäckern eine für jeden verarbeiteten Sack Mehl ver— langt, um wieder Mehl zugewieſen zu bekommen. Wir können nicht mehr Teiggewicht als abſolut notwendig iſt abgeben, ſonſt laufen wir Gefahr, den ganzen Beſtand an Mehl nach und nach zu verbacken. Von uns Bäckern wird oft Unmögliches verlangt. Wir ſollen gutes Brot backen, aus minderwertigem Mehl. Wir ſollen auch Brot abgeben ohne Marken zum Voraus und ſelbſt dann noch backen, wenn wir kein Mehl mehr haben. Um noch zu ſprechen vom Taſchen füllen wir kurz erwähnen, daß der Kommunalverband Heppenheim den niedrigſten Brotpreis der ganzen Umgegend Mannheim und Heidelberg zahlt in Stadt und per Zpfundlaib mehr bei gleichem erhalten wir Bäcker oft Mehl mit bis 15. Pfd. Eine Reklamation unſrer— oder wie einſt ein Dann wird gewiſſe Anzahl Brotmarkenblätter — Mehlpreis. Ferner ſeits wird mit Achſelzucken beantwortet, Herr vom Kommunalverband antwortete:„Die Bäcker ver— geſſen, daß es Krieg iſt.“ Wie geſagt, der Kommunalver— band ſorgt dafür, daß die Bäume nicht in den Himmel ſind gerne bereit, dem Herrn Lehrer eine aufzuſtellen und er wird 0 135 Wir Berechnung über unſeren Verdienſt ſtaunen, was für rieſige Prozente in unſere Taſchen fließen. Auch wir haben unter den Teuerungsverhältniſſen zu leiden, müſſen aber trotzdem Brot zum Friedenpreis backen. Ein Junge vom 16 Jahren verdient heute mehr als ein Bäcker— meiſter der ſchon 30 Jahr ſein Geſchäft betreibt. Zum Schluß noch:„Wenn es keine größeren Betrüger gibt als Zt., dann:„Lieb Vaterland magſt ruhig ſein.“ Im Auftrag der Bäcker-Inuung Viernheim — f rtr* Friedrich Koch, Schriftführer. Gottesdienſt-Orduung der katholiſchen Gemeinde. agen neuen Kirche an Werkt „6 Uhr hl. Meſſe. 7 Uhr 1. S.-A, für den den Heldentod fürs Vaterland= Krieger Franz Ehrhard. 4 Uhr 1. S.-A. für Maria Marg. Dewald geb. Filbeck. Samstag: /7 Uhr 2, yr 3. S.⸗A. Koob J. In der alten Kirche an Werktagen: Freitag: ¼7 Uhr geſt. S.-A. für Johann Kempf, Ehefrau A. Maria geb. Weiſer und Angehörige. de! In Freitag: für Nikolaus Samstag: 7 Uhr geſt. S.-A. für Joh. Müller 6. Eltern und Geſchwiſter. Am nächſten Sonntag iſt gem. hl. Kommunion für die Mitglieder des chriſtl. Müttervereins. Zugleich gem. hl. Kommunion für die Schüler der H. H. Lehrer Lipp Eugen und Baldauf. Beicht für Letztere Samstag 2 Uhr. Verkündete: „Heinrich Helbig und Maria Martin zum Ztenmal. Philipp Bauer und M. Eliſ. Winkenbach zum 2tenmal. Fritz Joſt aus Lützelſachſen, Sohn von Michael Joſt und Marg. geb. Holdſchmitt und Maria Hofmann, Tochter von Ferdinand Hofmann und Barb. geb. Schwab zum Utenmal- 7 Englands Rriegsziele. Wen die letzten Reden Lloyd Georges ent⸗ Huſchen, der hat ſich über die heutige Lage in England geirrt, und wer etwas neues über Kriegslage und Friedensausſichten darin zu finden glaubt, der wird vergeblich danach ſuchen. Der engliſche Miniſterpräſtdent lehnt die Rede des Reichskanzlers ebenſo ab, wie die über⸗ wiegende Mehrheit der engliſchen Preſſe die dentſche„Demokratiſierung“. Lloyd George glaubt dem Reichskanzler nicht, und die engliſche öffentliche Meinung glaubt nicht an innere Re⸗ formen in Deutſchland. Die deutſche Friedens- reſolution iſt für die Mehrzahl der Engländer ebenſo ein Scheinmanöver wie die Demokratiſie— rung Deutſchlands. Die Friedensreſolution hat das gleiche Schickſal wie das Friedens angebot vom Dezember und wird für unehrlich gehalten. Aber ganz abgeſehen von allen Mißver⸗ ſtändniſſen und falſchen Vorſtellungen— Eng— land in ſeiner Mehrheit will heute noch keinen Frieden ohne Sieg. Der militäriſche Mit— arbeiter der holländiſchen„Haagſche Poſt' ſchrieb am 14. Juli:„Mit dem ÜU-Bootkrieg führt Deutſchland einen gefährlichen Stoß nach der Lebensader des britiſchen Reiches... Das einzige, was England nötig braucht, iſt die abſolute Seeherrſchaft, und ſie wird bedeutend geſchwächt, wenn dieſer Krieg beendigt werden ſollte, ehe es in dem U-Boot⸗Krieg zu einer Entſcheidung gekommen iſt... Ich mache darauf aufmerkſam, daß es ſich hier für Eng— land darum handelt:„Sein oder Nichtſein“, und daß es deshalb vernünſtig iſt, anzunehmen, daß die Regierenden Englands ſolange als moͤglich durchhalten werden, um zu verſuchen, das U-Boot⸗Problem zu löſen. Ich weiß nicht, ob ihnen das glücken wird, aber ſie brauchen den Kampf— was ſie ſelbſt betrifft— vorläufig noch lange nicht aufzugeben. Können ſie ihre Bundesgenoſſen zur Fortſetzung des Krieges bewegen, ſo werdeu ſie für Friedensvorſchläge von deutſcher Seite nicht zu ſprechen ſein, ſo— lange noch eine Ausſicht vorhanden iſt, daß die U-Boot⸗Frage in dieſem Kriege entſcheidend ge— löſt werden kann.“ Lloyd George iſt heute noch, wie aus ſeiner Antwort an den Reichskanzler hervorgeht, davon überzeugt, daß England das U-Boot-Problem zu ſeinen Gunſten löͤſen kaun. Die Mehrheit der Engländer denkt heute noch wie Lloyd George. Deshalb war eine andere Antwort auf die Rede des Reichskanzlers nicht zu er— warten. Noch etwas kam hinzu, um ſie mit Gewißheit vorausſehen zu laſſen. Das ganze Miniſterium Lloyd George iſt nur dazu ge— ſchaffen worden, um den Krieg zu gewinnen. Dazu hat man dem„ſtarken Manne“, den man nach Asquiths Sturz rief, ſeine beſonderen, an die Diktatur grenzenden Vollmachten verliehen. Käme es heute zu einer Kriſe in England, ſo würden die Neuwahlen zweiſellos um die Parolen„Weiterkämpfen bis zum Siege“ und „Anknüpſen von Friedensverhandlungen“ gehen. Es iſt ſicher, daß die, die weiterkämpfen und den Krieg gewinnen wollen, heute noch eine große Mehrheit finden würden. Für ein zu Miniſterium Friedensverhandlungen geneigtes wäre heute die Zeit wahrſcheinlich noch nicht gekommen. Die Engländer fühlen, daß ſie den Krieg gewinnen müſſen, und daß ein unentſchiedener Krieg für ſie ein verlorener iſt. Sie glauben noch, der U-Boot-Gefahr Herr werden zu können. Sie erwarten noch Wunder von Amerika. Sie rufen nach der großen Luftflotte und rechnen auch immer noch mit einem Land⸗ ſieg in dieſem Jahr. Und endlich, nicht zum wenigſten, hält ſie der Glaube daran, daß der Zuſammenbruch der Mittelmächte näher iſt als der Zeitpunkt, wo England Frieden ſchließen muß. Dieſer engliſchen Siegeszuverſicht hat Lloyd George in ſeinen Reden Ausdruck gegeben. In wenigen Monaten wird es aber wahr— ſcheinlich ſchon ganz anders in England aus- ſehen. Wir konnen die weitere Entwicklung mit um ſo größerer Ruhe abwarten, als es heute ſchon geradezu feſtſteht, daß es für England keine andere Friedensmöglichkeit mehr gibt als die, die bedeufet, daß es den Krieg verloren licherweiſe nicht die Dienſte eines Renegaten in nicht bäuerlichen Soldaten werden in hat— unter der ſelbſtperſtändlichen Voraus⸗ ſetzung, daß das Mittel zur Bekämpfung der U⸗Boot⸗Geſahr auch fernerhin nicht gefunden wird. Das iſt in erſter Linie das Verdienſt des U⸗Boot⸗Krieges. Diejenigen, die ſich heute noch nach ſeiner ſechsmonatlichen erfolgreichen Durch— führung über ihn beklagen, haben noch immer nicht begriffen, wofür der Weltkrieg, nachdem er einmal entbrannt iſt, geführt wird. Zwei und ein halbes Jahr lang haben viele Leute bei uns Englands Gegnerſchaft unterſchätzt. Die Ent⸗ täuſchungen, die ſich daraus ergaben, haben die unvermeidliche Folge gehabt, daß die ungerecht fertigte Zuverſicht in einen ebenſowenig gerecht— fertigten Zweiſel umgeſchlagen iſt. Vor kurzer Zeit beſchrieb ein Engländer in einer Londoner Zeitung ſeine Eindrücke von dem letzten Luftangriff auf London. In großer Ruhe und tadelloſer Ordnung flog das deutſche Geſchwader ſeinen Weg— unbeirrt durch Ab— wehrkanonen und Gegenangriffe. Die engliſchen Flieger ſtiegen ſofort auf, aber ohne Plan und einheitliche Leitung, wurden einzeln abgeſchoſſen und waren gegen das geſchloſſene und gut ge— führte deutſche Geſchwader wehrlos. Den Eng— länder beſchlich ein Gefühl der Scham und der Sorge, ob denn dieſer deutſchen Tüchtigkeit England jemals gewachſen ſein würde. Im Luftkampf über London ſpiegelt ſich für ihn alles das wider, was im ganzen großen Weltkriege vorgeht. Für die Zagenden bei uns daheim iſt es empfehlenswert, dieſe Geſchichte zu leſen. verſchiedene Kriegsnachrichten. Noch in dieſem Jahre Frieden? Der Londoner Korreſpondent der„Aſtenpoſt“ meldet, der Gedanke, daß der Krieg in dieſem Jahre enden werde, gewinne immer mehr an Boden. Jedenfalls ſeien ſtarke Kräfte am Werke, um Mittel zu finden, damit verhindert werde, daß der Krieg über Neujahr hinaus dauere. Der Papſt arbeite eifrig im gleichen Sinne, um eine Grundlage für den Frieden finden. Auch in ruſſiſchen Kreiſen und in land glaube man nicht an die Fortſetzung des do Krieges über Neujahr. . Lügen über Sonderfriedenswünſche. Die Bulgariſche Telegraphen-Agentur meldet: Gewiſſe italieniſche Blätter kommen auf Erfin⸗ dungen zurück, als ob Bulgarien dem Vier— verbande gegenüber Annäherungs— verſuche zum Zwecke des Abſchluſſes eines wird dieſe Aufgabe Angelow, dem ehemaligen bulgariſchen Konſul in Mancheſter zugeſchrieben. Um den wahren Wert dieſer Nachrichten, die man in der engliſchen Preſſe wiedergegeben findet, in das richtige Licht zu ſetzen, genügt es, darauf hinzuweiſen, daß Angelow in der Tat Konſul in Mancheſter geweſen iſt, daß er aber nach dem Eintritt Bulgariens in den Krieg ſein Amt niedergelegt und alle Beziehungen zur bul⸗ gariſchen Regierung und zur bulgariſchen Ge- ſellſchaft abgebrochen hat. Wenn er daher mit irgendeinem Auftrag nach der Schweiz geſandt worden iſt, ſo kann dies nur von ſeiten ſeiner Freunde geſchehen ſein, nicht aber von ſeiten der bulgariſchen Regierung, die ganz natür— Anſpruch nehmen kann. * Um die Stimmung hochzuhalten. A 1 „Popolo d'Italia“ berichtet aus Paris über die vom Kriegsminiſter Painlevé ergriffenen Maßregeln zugunſten der franzöſiſchen Soldaten zu dem Zweck, ihre moraliſche Wider— ſtandstraft zu erhöhen:; das Recht auf Urlaub für jeden Soldaten wird von ſieben auf zehn Tage innerhalb jeder vier Monate erhöht, ungerechnet die notwendige Reiſezeit. Die Jahr— gänge der bäuerlichen Bevölkerung 1868 bis 1871 und alle Väter von fünf Kindern oder Witwer mit vier Kindern werden in der Zeit zwiſchen Hochſommer und Herbſt entlaſſen. Die die rück⸗ wärtigen Linien geſchickt.—„Popolo d'Italia“ erklärt, ähnliche Maßregeln ſeien auch für das italieniſche Heer dringend notwendig. von E und Küſtenbeſeſtigungen 2„ 24 7 0 2 urn 8 12 8 [Sonderfriebens unternehme, und zwar deutscher Wieder ein Neutratttätsbruch Englands 1 Wie„Svenska Telegrambyrau“ meldet, iſt der deutſche Dampfer„Friedrich Karro“ aus Roſtock am 8. Auguſt nordwärts gehend außerhalb der Mündung des Skelleſtea Elf verſenkt worden.— Nach einer weiteren Meldung bedeutet die Verſenkung eine ſchwere Kränkung der ſchwediſchen Neutralität Nach Angabe des Lotſen wurde das Schiff inner⸗ halb 800 Meter der ſchwediſchen Hoheitsgrenze torpediert. Das fremde U-Boot ging nach voll— brachter Tat über Waſſer, doch trug es keine Abzeichen. 1 0 Erfolge unſerer Hochieef lotte. Unter verheißungsvollen Ausſichten tritt das deutſche Volk in das vierte Kriegsjahr ein: Große Fortſchritte im Oſten, nie verſagende Abwehr aller feindlichen Angriffe auf den übrigen Landfronten und zur See ungeahnte Erfolge des Unterſeebootkrieges, welche die ur— ſprünglichen Berechnungen weit überſteigen. Hatten die Ereigniſſe zur See des Jahres 1916 in der Schlacht am Skagerrak ihren Höhepunkt gefunden, ſo ſteht die Seekriegführung des hinter uns liegenden Kriegsjahres durchaus unter dem Zeichen des uneingeſchränkten Tauch— bootkrieges, der, je mehr er wirkt, ſich als eine immer ſchärfere Waffe gegen die Lebensnerven unſerer Gegner erweiſt und nicht nur unſere gegen große Übermacht kämpfenden Landfronten enllaſtet, ſondern auch zur ſchnelleren Beendigung des ungeheuren Weltringens beiträgt. Nachdem die Beſchädigungen aus der Skager— rakſchlacht in kürzeſter Zeit behoben waren, ſteht heute, nach Ablauf des dritten Kriegsjahres, die deutſche Hochſeeflotte unverſehrt da. Demgegen— über haben die Gegner Kriegsſchiffsverluſte von insgeſamt etwa 286 000 Tonnen erlitten, wo⸗ hingegen die Einbußen unſeres Schiffsmaterials an kleinen Einheiten als perſchwindend gering— ügig anzuſehen ſind. Kein einziges größeres hat die deutſche Marine im letzten Kriegs— ren, dagegen die Gegner eine Anzahl ſchiffen und Panzerkreuzern. daß bie deutſche Hochſeeflotte in ichtbaren Stärke die Wacht an der Nordfront hält, ind unſere Küſten von fedem Angriff der ſeindlichen Seemächte geblieben. Im verſchont Verlauf des drei— jährigen Weltkrieges iſt noch keine einzige feind— liche Granate auf deutſchen Grund und Boden e aus gefallen, während feindliche Städte häufig ſchon das Ziel Schiffsgeſchütze waren. Die kampf⸗ bereite deutſche Hochſeeflolte ſichert mit dem Fernhalten der Gegner von unſeren Küſten den un— gehinderten Ausbau unſerer Kriegs- und Handels— flotte und iſt ein wichtiges Machtmittel auf wirt— ſchaftlichem und politiſchem Gebiete, indem ſie die Seeherrſchaft in der Oſtſee uneingeſchränkt auf recht erhält. Könnte England in der Oſtſee frei ſchalten und walten, es hätte zweifellos ſchon die nordiſchen Reiche nach dem Vorbilde Griechenlands und Portugals auf ſeine Seite gezwungen. Unſere Hochſeeſtreitkräfte ermög⸗ lichen vor allen Dingen überhaupt die Führung des U-Boot⸗Krieges. Ohne ihr Daſein und ihre volle Bewegungsfreiheit würde es ziel— bewußten Gegnern gelingen, die U⸗Boot-Stütz⸗ punkte mit ihren Werften und die Zufahrts— ſtraßen zu bedrohen und ſo die Führung des U⸗Boot⸗Krieges zu hemmen oder unmoglich zu machen. Wir konnen mit der berechtigten Hoffnung in das neue Kriegsjahr eintreten, daß die Hoch— ſeeflotte die Stützbunkte unſerer U-Boote auch fernerhin beſchützen und den Feind von unſeren Küſten fernhalten wird, und daß unſere U-Boote ihrer über jedes Lob erhabenen Tätigkeit neue Erfolge hinzufügen werden, die auch unſeren erbittertſten Gegner dahin bringen werden, daß er zum Frieden bereit ſein muß. * 92428 1 5 Politiſche Rundſchau. Deutſchland. *Der öͤſterreichiſche Miniſter des Graf Czernin iſt im quartier von Kaiſer Wilhelm empfangen worden. Der Miniſter reiſte dann nach Berlin, Außeren um dem Neichstanzler Dr. Gegenbeſuch zu machen. In der letzten Bundes ratsſitzung gelangten zur Annahme: Der Entwurf einer Bekanntmachung belreſſend Zahlungs ver bot gegen die Ver. Staaten von Amerika, der Entwurf einer Bekanntmachung betreffend Bollerleichterung für elektriſche Er. zeugniſſe aus den beſetzten Gebieten, der Ent. wurf einer Bekanntmachung über die Erweife— rung der viertelfährlichen Viehzählungen und der Entwurf einer Bekanntmachung über das Ver- fahren bei der Todeserklärung Kriegsver— ſchollener. *Der Zentrumsabgeordnete Dr. Spahn, Michaelis feinen käftig offenbaren, auch, daß Am Ausguck. Die Stimmung in Frankreich. Dem Brief eines angeſehenen holländiſchen gelehrten ſind folgende Sätze über die Stim⸗ ung in Frankreich zu entnehmen:„Wie ich 1 einem gebildeten Franzoſen erfuhr, der elf ſonate in den Schützengräben gekämpft hat, iſt nan in Frankreich in hohem Maße des Krieges 0 Auch die Zivilbevölkerung hegt nur den allen Wunſch, daß der Krieg baldigſt aufhören öge. Wenn die Zenſur nicht ſo ſehr ſtreng 1 0 würde ſich dieſer Wunſch überall und 10ů 0 Mein Gewährsmann meinte die Abneigung gegen die Deutſchen im Heere wie im eigentlichen Volk gar nicht ſo Staaten an Deutſchland vor ſeiner Beſchlag⸗ nahme von den Mannſchaften unbrauchbar ge⸗ macht worden war, ſoll nach einer New Porker Meldung des„Temps“ wiederhergeſtellt werden. Das Schiff ſoll als Transportdampfer Verwen⸗ dung finden. Zu gleichen Zwecken ſind fünf⸗ zehn weitere deutſche Schiffe beſtimmt, die ſich gleichfalls einer Reparatur unterziehen müſſen. Staatlicher Verzicht auf den Buch⸗ händlerrabatt. Das ſächſiſche Geſamtminiſte⸗ rium hat in Übereinſtimmung mit anderen Bundesſtaaten, auf die Bitte des Buchhändler— verbandes für das Königreich Sachſen, auf den bisher den königlichen Behörden, Büchereien und Inſtituten gewährten Buchhändlernachlaß bei Bücher- und Zeitſchriſtenlieferungen zu ver⸗ eine hervorragend würdige Ruheſtätte für Helden ausgeſtaltet werden. Beſchlagnahme des Obſtes in Gotha. Das Miniſterium in Gotha beſchlagnahmte die geſamte Obſternte des Herzogtums. Für die Marmeladebereilung abgeſchloſſene private und öffentliche Verkäufe wurden für ungültig erklärt. Aus verſchüttetem Schacht gerettet. Die ſeit fünf Tagen auf der rheiniſchen Zeche Oberhauſen verſchütteten ſechs Bergleute ſind hocherſreulicherweiſe ſämtlich lebend geborgen worden. 1 VBerbeſſerte Backware. Den Leipziger Bäckern wurde geſtattet, Semmeln herzuſtellen und gegen Brotmarken abzugeben. Die Semmeln ſind in Stücken zu 65 Gramm aus Weizen⸗ Maſſeuvergiftung durch Pilze. Wie aus Recklinghauſen gemeldet wied, ſind in der, Raponer Kolonie nach dem Genuß von ſelhſt⸗ geſuchten Pilzen nicht weniger als 19 Perfollen ſchwer erkrankt. Obwohl ſie ſofort in ärztliche Behandlung genommen wurden, konnte menſch⸗ liche Kunſt nicht alle retten. 6 Perſonen ſind bereits der Vergiſtung erlegen, und zwar die Witwe Streß und deren Sohn un ikel und zwei Mädchen und zwei Knaben von 6 bis 8 Jahren aus der Familie Löw. r- ac 2 7 rr, Eriegsereignilſe. 4. Auguſt. An der Flandern-Front günſtigem Wetter geringere npft d(& Großen Haupt⸗ der zum preußiſchen Juſtizminiſter ernannt worden iſt, wird nicht mehr zum Reichstage kandidieren. Auch der zum Unterſtaatsſekretär im Reichsſchatzamt ernannte Oberlandesgerichtsrat Schiffer, der nationalliberaler Reichstags, abgeordneter iſt, wird nicht wieder kandidieren. Frankreich. Die Ausſichten auf Beſſerung der jetzt recht troſtloſen Brotverhältniſſe hängen nach einer Erklärung des Nahrungsmittelminiſters Violette von den weiteren Erfolgen des U-Boot⸗Krieges ab. Der als Allheil⸗ mittel geprieſene Miniſterwechſel werde, da der Übelſtand nicht durch Fahrläſſigkeit verurſacht ſei, keine Beſſerung zeitigen. *Die Pariſer Preſſe meldet, daß die ameri⸗ kaniſche Stadt Detroit der franzöſiſchen Regie⸗ rung bekanntgegeben hat, daß ſie die Stadt Soiſſons auf ihre Koſten vollſtändig wieder aufbauen laſſen werde. Andere amerikaniſche Städte wollen dieſem Beiſpiele folgen. England. „Die großbritanniſche Geſellſchaft in London gab zu Ehren des ſerbiſchen Miniſterpräſidenten Paſitſch ein Frühſtück, an dem mehrere Ge— ſandte ſowie engliſche Miniſter teilnahmen. Unterſtaatsſekretär der Auswärtigen Angelegen⸗ heiten Robert Cecil führte in ſeiner Rede aus: „Serbien hat ſeinen Verbündeten eine Ver⸗ pflichtung auferlegt, die nicht geringer iſt als in dem Falle von Belgien. Wir müſſen ſeine volle Wiederherſtellung erlangen für ſeine Leiden. Wir erkennen alle Anſprüche der ſlawiſchen Völker an, und obwohl, wie Balfour neulich ſagte, die Zeit noch nicht gekommen iſt, Friedens bedingungen aufzuſtellen, ſo müſſen wir doch eine dauernde Regelung anſtreben, namlich unter Anerkennung der natürlichen Beſtrebungen aller Länder, die beteiligt ſind. Es iſt Unſinn, von Uneinigkeit zwiſchen Italien und Serbien zu ſprechen. Ich bin überzeugt davon, daß es keinen Widerſpruch zwiſchen den Zielen Italiens und Serbiens gibt.“— Das wird dem Miniſter wohl kaum in ſeinem intimſten Freundeskreis geglaubt werden. Italien. Wie der„‚Avanti' mitteilt, hat die ſozia⸗ liſtiſche Kammergruppe beſchloſſen, gleich nac Beendigung der Verbandskonferenz in London eine neue Sitzung zu veranſtalten. Es heißt, die ſozialiſtiſchen Abgeordneten beabſichtigen, in dieſer Sitzung den Generalſtreik in ganz Italien zu erklären, falls die Londoner Ententekonferenz kein greifbares Ergebnis für den Frieden vor dem kommenden Winter bringen ſollte. Amerika. * Senator Stone, der Vorſitzende des ameri— kaniſchen Senatsausſchuſſes für auswärtige An- gelegenheiten, und der Zeitungskönig Hearſt kündigen die Aufnahme der Friedens- propaganda in den Ver. Staaten an. Die Reichstagsverhandlungen und die letzten Er— llärungen Czernins und Michaelis' könnten die Grundlage für eine Verſtändigung bieten. Hearſt verlangt in ſeinen Blättern, ein Völkerkongreß müßte dem Kriege ein Ende ſetzen. Stone wird in den nächſten Tagen im Kongreß eine große pazifiſtiſche Rede halten Lanſing werde im Parlament ſelbſt oder in einer Verſammlung in Madiſon-Barraks im Namen der Regierung erwidern. Wilſon über die Friedensagitation Stones ſehr un— gehalten. — Die eiſerne Not. 15] Krlegsroman von G. p. Brockdorff. (Fortſetzung.) „Doch; es kommt wieder, Johannes. Wenn du mit mir nach oben kommſt, will ich dir alles erllären.“ Die kleine Geſtalt kam langſam aus ihrer Ecke hervor und langſam ſchob ſich eine Kinder⸗ hand in die der jungen Frau. Sabine wandte ſich noch einmal um. „Willſt du nicht mitkommen, Beate?“ „Danke.“ Es klang ſpoͤttiſch und verbittert, wie faſt alles, was Beate jetzt ſagte. Da nahm Sabine ben kleinen Johannes bei der Hand und führte ihn nach oben. Sie hatte die Dienſtboten ſchon früher ent⸗ laſſen, als es nötig geweſen wäre; denn ſie fürchtete das heimliche Ziſcheln hinter ihrem Mücken, die mehr oder minder verhehlte Re⸗ Bee vor der verarmten Herrin in den eſichtern. Nun hauſte ſie ganz allein in der großen Wohnung. Es war dunkel in den Zimmern, als ſie nach oben kam; aber es duftete nach Tannen und Lichten. Sie ſteckte Johannes ins Speiſezimmer und begann die Lichte des kleinen Bäumchens an⸗ zuzünden. Dann führte ſie den Jungen herein, Eile ihm den Baum und das beſcheidene Spielzeug, das ſie für ihn eingekauft hatte und wartete 10 ängſtlich auf ein freudiges Auf⸗ ckern in den großen Augen. Aber bie Augen des Kindes blieben ernſt 1 wie zuvor. Beinah ſcheu ſtarrte Johannes auf die Lichte, und als er ſchließlich die Trompete und den ſeldgrauen Uniformlatz betrachtete, ge— ſchah es nur, um ſie gleich darauf mit einer müden, gleichgültigen Bewegung, die merkwürdig an ſeinen Vater erinnerte, wieder aus der Hand zu legen. „Freuſt du dich, Johannes?“ fragte Sabine, entläuſcht durch ſein ſeltſames Benehmen. Er gab keine Antwort, aber als ſie ſich be— ſorgt zu ihm niederbeugte, ſah ſie Tränen in ſeinen Augen. Sie war ein wenig entrüſtet.„Aber mein Junge, das iſt doch wirklich zu toll“— Da begann er aufzuſchluchzen. „Warum iſt es diesmal ſo anders als ſonſt, Tante Sabine?“ Es ſoll wieder ſo ſein wie ſonſt. Ich bin nicht unartig geweſen und Mutter iſt doch boͤſe auf mich, und das Chriſtkind hat mir nur einen kleinen Baum gebracht und gar nicht viel Sachen.“ Er warf einen böſen Blick auf die kleine Tanne.„Gar kein ſchoͤner Baum iſt das, Tante Sabine.“ Sabine konnte ein wehmütiges Lächeln nicht unterdrücken. Sie dachte daran, mit welcher frohen Hoffnung ſie am Morgen aufgeſtanden war, mit welchen Erwartungen ſie das kleine Bäumchen geſchmückt hatte, und wie das Kind in ſeiner unbewußten Grauſamkeit nun auch dieſe kleine Freude vernichtete. Sie ſeufzte auf. Der Tag war wirklich reich an Enttäuſchungen für ſie geweſen. Aber viel⸗ leicht würden noch viele ſolcher Tage kommen. Durſte ſie ſchon jetzt traurig und entmutigt reer ere Lr πι²AUbunr un. ſam zu Johannes hinüber, der noch immer nachdenklich und prüſend vor ſeinem beſcheidenen Gabentiſch ſtand. Auch er hatte heute eine Enttäuſchung er⸗ fahren, vielleicht die größte in ſeinem Kinder— daſein. Sie zog den Knaben zu ſich heran. „Komm einmal, Johannes. Ich will dir er— klären, warum es diesmal anders iiſt als ſonſt, und warum du nicht gleich böſe und trotzig ſein darfſt, wenn ſich nur ein kleiner Teil von dem, was auf deinem Wunſchzettel ver⸗ merkt war, heute auf dem Weihnachtstiſch vor⸗ findet.“ Und ſie begann ihm vom Krieg zu erzählen und von den Soldaten draußen im Schützen⸗ graben, die für ihr Vaterland hungern und frieren und ihre Weihnachtstanne, wenn ſie eine hatten, draußen im kalten Schnee anzünden müßten. „Sieh, Johannes, und wer nicht Soldat ſein lann, der muß etwas anderes für ſein Vaterland hingeben. Verſtehſt du das?“ Der Junge nickte eifrig. Ein begeiſtertes Funkeln war bei Sabines Erzählung in ſeine Augen getreten. „Ich will Soldat werden,“ rief er eifrig. Die junge Frau ſchüttelte lächelnd den Kopf. „Du biſt noch zu klein dazu, Johannes. Und deine Mutter und ich, wir können auch nicht in den Krieg ziehen. Aber— mithelfen wollen wir doch alle, nicht wahr?“ Wieder begeiſtertes Kopfnicken. „Und wir können auch mithelfen, ſiehſt du. ſein? Sie hatte ſich erhoben und aina lana⸗ deine Mutter muß ihre Moͤbel hingeben, weil Krieg iſt, und dir hat das Chriſtkind deshall ſo wenig zu Weihnachten gebracht. Nun dürfen wir aber alle nicht weinen, ſondern müſſen an die armen Soldaten draußen im Felde denken und müſſen uns ſagen: wenn's denen nur gut geht, dann wollen wir gern jedes Jahr nus einen kleinen Tannenbaum und wenig Sachen vom Chriſtkind haben. Nicht wahr, Johannes?“ „Nein, Tante Sabine, ich will gewiß nichts mehr haben.“ Der Junge war ganz erregt geworden.„Und der kleine Baum iſt doch ſchön, Tante.“ Sabine lächelte.„Wollen wir die feldgraue Uniform nun einmal anprobieren?“ N Und ſie nahm den grauen Latz vom Tiſch und begann ihn Johannes umzuſchnallen. Da wurde die Tür des Nebenzimmers haflig geoͤffnet. Schnelle Schritte durchquerten das dunkle Eßzimmer. Dann— Klopfen an der Tür. Sabine war ſehr blaß geworden. Ihre Hände zitterten.„Werner!“ dachte ſie in ſeligem Schreck. „Herein]“ Aber der auf der Schwelle ſtand, war nicht Werner Asmuſſen. Hans Grotenius ſtand dort mit verſtörtem Geſicht. Einen Augenblick blieb ſein erſtaunter Blick an der Gruppe haften. „Ah, ihr feiert Weihnachten!“ „Ich hatte Johannes mit mir heraufge— nommen, Hans. Er ſollte es diesmal nicht zu ſehr entbehren!“ Im Geſicht ihres Bruders zuckle eine ſell⸗ ſame Miſchung von Rührung und Verlegenheit, Dein Valter mußte ſein großes. ſchönes Haus, während er auf das Kind niederſah. we ſie vor dem Kriege immer war.“ 0 Fpheiſekammer geſchlagen werden! 5 uicht kommt ein Leitaufſatz des größten und News“. Welt der nur ein Möglichkeit, Deutſchland zu ſchlagen, nämlich im elde, und zwar auf dem Schlachtfelde des Weſtens. uns von f i gelin ſollte dem Hungertode nahe ſein. und wie ſieht es heute in Wirklichkeit aus? Die deutsche Weſtarmee wird beinahe ebenſogut er⸗ Von einer Aushungerung Deutſchlands aaſſäͤchlich ff Schlachtfeld! Das muß unſere Loſung ſein, jetzt, wo es um den Entſcheidungskampf gegen Deutſch⸗ 1 lanb geht. befaßt ſich unter dem Titel„Die Masken fallen“ bauptſächlich mit der letzten großen Rede Lloyd Georges. Dabei ſchreibt er u. a.: Die Technik der beſchäftigt ſich mit der Frage der Kriegsverant⸗ EEE ðiVvg z und tief ſei. Die von der Regierung be⸗ fen Zeitungen hetzen nur ſo ſchrecklich und gäben einen ganz falſchen Eindruck von der hurllchen. Stimmung in allen Kreiſen. Da⸗ gen ſei die Abneigung gegen die Engländer bei nicht wenigen Franzoſen fetzt wieder ſo groß, Auf dem Schlachefeld, nicht in der Speiſekammer! Deutſchland kann nur im Felde, nicht in der Zu dieſer populärſten Abendblattes Londons, der„Evening Es heißt dort: Für die, die in der Wirklichkeit leben, gibt es nur eine Schon im Mai 1915 berichtete man dem erſten Hungerſtreik in Berlin. nührt wie die engliſche und franzöſiſche i ann nicht die Rede ſein. Auf dem * Seine Maske iſt gefallen. Der Leitartikel der Baſler Nationalzeitung“ Kriegsverlängerer iſt in der Rede Lloyd Georges wie an einem Schulbeiſpiel zu ſtudieren. Sie wortung. Sie kennt nur Unſchuldige in ihrer eigenen Partei und nur Verbrecher bei der andern. Vielleicht hat Lloyd George recht, viel— leicht war der Verband angegriffen, und er hatte leine Beutepläne; heute jedoch hat er ſolche, das geht aus allen ſeinen Erklärungen hervor, und ſo ſehr er ſich auch bemüht— ſeine Maske iſt gefallen!. Gegen die engliſchen Kolonialpläne. Intelligensſedler“(Chriſtiania) ſchreibt in einem Leitartikel unter der Überſchrift Engliſche Friedenserörterungen, begreiflicherweiſe denke England nicht an Eroberungen in Europa, wo ſolle es ſie auch hernehmen. Weniger beſcheiden ſei es aber in Aſien und Afrika, wo beſonders Meſopotamien und die deutſchen Kolonien ver— locende Biſſen ſeien. Englands Sorge um die ſchwarzen Raſſen ſei gewiß ſympathiſch, aber kaum größer als die anderer, was jeder, der eine Kolonie geſehen habe, beſtätigen könnte. Außerdem ſei es ſo ſchwer für das, beſonders den Negern gegenüber ſo weichherzige Albion, die Schwarzen ihren alten weißen Herren er auszuliefern. Bei Betrachtung der Welt⸗ e müſſe jeder von dem Gedanken betroffen werden, daß Großbritannien jetzt eigentlich wirlich Kolonien genug hätte und ſie nicht anderen wegzunehmen brauche. Europa wolle nicht wegen der engliſchen Kolonialpläne ver⸗ bluten, das habe es früher getan, aber jetzt gelte es andere Dinge. Von Nah und fern. Der deutſche Rieſendampfer„Vater ⸗ land“, der nach der Kriegserklärung der Ver.“ größere Kampftätigkeit, die uns auch ſehr Das Rampfgebiet 07 0 FEE ͥͤĩ ²Ü¹·̃]¾'˙, ̃᷑ĩ eee. eee Deen Südweſtlich Leintrey machten deufſch ttruppen ein izahl von Geſc um Focſani. 2 Nordöſſle urde die 1 — K.——————— Auch bei der Heeresgruppe des Generalfeldmar⸗ g ſchalls v. Mackenſen entwickelte ſich jetzt eine 0 weil⸗ 1 gehende Erfolge verſpricht. Deutſche Truppen er⸗ U ſtürmten nördlich von Foeſani ſtarke ruſſiſche Ver— zichten, beſchloſſen, daß die Büchereien, deren, mehl herzustellen. Der. reis jährlicher Vermehrungsfonds weniger als 10000 betr 5 Pf. Der FFC CC rr Nn 0 1 3 Gefa 10 1 G Noreen e ee f 8 15 PEEP** 3 Geſchütze eingebracht wurden. Die Stellung 5 1. egen auf d ſtlichen U des Sereth; wir ep ep rah legen au 1 lichen ei ae e* 27 del tohalle tehen alſo en Angr a b Verlin. armee. 9 1 ce eee f Ire Mark beträgt, vom 1. April dieſes Jahres ah verboten, Semmel den bisher gewährten Nachlaß von 5% nicht weiter in Anſpruch nehmen ſollen. Ehrenfriedhöfe an der oſtpreußiſchen Grenze. Für die in den Kämpfen Gefallenen ſind im Kirchſpiel Göritten, Kreis n eingerichtet Ehrenfriedhöſe 0 und Jogeln, Skrudfzen iſt der größte und birgt Stallupönen, drei, worden, nämlich in Göritten. Der letztere und b die Gebeine von 200 Deutſchen und 600 Ruſſen, die aus den umliegenden Ortſchaften un 1 worden ſind. Dieſer Friedhof, durch Lage begünſtigt, iſt durch das Zuſammenwirken von Militärbehörde und Kirchengemeinde, ein- zelnen emeinden und Einzelperſor Landa r worre N er r rurrrrnn en. Danziger 1914/15 Hauswirte ungen verurteilt, da on Wohnungen, die 0 jewort des Kommandantur zuläſſig Wahnſinnstat einer N bach an der Bergft f 3 geſtörte Sohn du dann ban 1 F rc rer reren Er hatte Johannes leidenſchaftlich geliebt und nach Kräften verzogen, ſolange er in ihm den künftigen Vertreter der alten, ſtolzen Firma ſah. Nach deren Niedergang hatte er den An⸗ blick des Knaben gemieden, damit der Stachel ſeines Unglücks ſich ihm nicht noch tiefer ins Herz bohrte. Nun ſah er ſich plotzlich dem ſtrahlenden Kindergeſicht gegenüber, und in all ſeine Dankbarkeit gegen Sabine miſchte ſich eine leiſe Beſchämung darüber, daß ſie es ſein mußte, die ſeinem Sohne die Weihnachtsfreude verſchaffte. g Zärtlich ſtreichelte er den Blondkopf des Jungen. f „Freuſt du dich über die ſchoͤnen Dinge, Johannes? Dann wurde er plötzlich wieder ernſt. „Ich kam, um mit dir in einer ſehr wichtigen Angelegenheit zu verhandeln, Sabine. Es lag elwas in ſeinem Tone, das Sabine unwillkürlich erblaſſen ließ. „Mein Gott, Hans— Ihr Bruder zog einen Brief aus ſeiner Rock— taſche. b „Iſt's etwas mit Werner?“ fragte Sabine, von einer plötzlichen Ahnung durchzuckt. Ein nervöſes Zittern lief durch ihre Glieder. 4 „Ja, es iſt etwas mit Werner, Hans. Ich weiß es. Bitte, ſag es ſchnell!“ Hans Grolenius führte ſie zu ihrem Fenſter⸗ ſeſſel und nahm dann ihr gegenüber Plah. „Werner hat mir aus Straßburg geſchrieben oder vielmehr ſchreiben laſſen. Hier iſt der Brief. Ich habe ihn mit der Abendpoſt er⸗ halten.“ Werner lebte alſo! Sabine atmete auf. Werner hatte geſchrieben. Was konnte es dann noch ſein? Ihre zitternden Hände griffen haſlig nach dem Brieſe, aber ihr Bruder hielt ſie zurück. N„ e,„, „Du ſollſt ihn nachher leſen, Sabine, nach⸗ dem du durch mich den Juhalt erfahren haſt. Ich will gleich mit der Tür ins Haus ſallen, Sabine. Werner bittet mich, dich zur Trennung 31 10 von ihm zu bewegen. N 1 Sabine Asmuſſen ſah ihren Bruder ſtarr an. Hatte ſie recht verſtanden 5 n „Vitte, ſag es noch einmal,“ bat ſie ſchließ⸗ lich mit zitternder Stimme.„Es iſt möglich, f 1 1 70„ daß ich mich verhört habe. lachte kurz auf. N 1 „Werner will ſich von mir trennen, ſagſt du? Hier hahe ich einen Brief, in dem er anders ſchreibt.“. Sie zerrte an ihrer Schreibmappe.— Hans Grotenius legte die Hand auf ihren Arm.„Beruhige dich, liebe Sabine. Bitte, beruhige dich.“ i N 95 Sie war aufgeſprungen.„Nein, nein. Alſo hat er mich doch gelkauſt, gekauft, gekauft! Es klang wie ein Schrei.„ Ihr Bruder hatte ſich gleichfalls erhoben. „Nein, Sabine. Damit hat's nichts zu tun.“ 1 Sie Er machte eine Pauſe, dann deutete er auf di eöffnele Schreibmappe. r ir ſchrleb, war ein anderer als der, der den Brief diktierte, der heute an mich gelangle. Liebe Sabine, Werner hat ein ſchweres Ungliic erlitten, f „Es iſt mit ſeiner Verwundung? ſragte ſie atemlos. 0 „Der Werner, der dir f Hans Grotenijus in dem blaſſen Geſicht.„ Wieder eine Pauſe. mit ſeiner V „ f 5 cho eine Verl eine er! — ige de getragen, geſchriel die junge Frau inernem Geſicht Ii en Sd 8 rbllichen Schelle Mit ſte ſtand ſie kerzen „Er iſt blind!“ in ihrer Stimme ö Hans: er iſt blind. Ich weiß es. ö in diefen Tagen gefühlt, wenn auch die Klarheit fehlte. Die Arzte in Straßburg haben, einen letzten Verſuch gemacht, ihm das Augenlicht zu erhalten. Der iſt fehlgeſchlagen.“, uder no „Sabine, woher weißt du—„„will ihn „Und nun poll ich in die Trennung willigen; ihm— Maß ſoll ich ihn allein laſſen? Nicht wahr?“ ſoll ö Hans Grolenius fuhr ſich mit der Hand empfangen.„ durchs Haar.„Eure Ehe iſt nie beſonders Dor Mann ging, abr Wen n glücklich geweſen, liebe Sabine. Du weißt, ich und ab. 1 5 ie volle Weral gon ung bin nicht herzlos, aber nach dem, was Werner dich, Sabine. 0 ter iſt der 81 dir ſeinerzeit angetan hat, finde ich es vom hier. 2 u sollt 0 en Ga Standpunkte des Selbſterhallungstriebes das nun la e ich dich allein. Gute Nacht! Vernünftigſte—“ N Johannes! e Lieber Hans!“ Sabines Augen funkelten S abine Asmuſſen 0 0 Den Selbſterhaltungs- ihrem Zimmer. Die des Tannen ie trieb laſſe bitte aus dem Spiel. Um mich ſelbſt waten gene ee bac n ee handelt es ſich hier wahrhaftig nicht.“ Und was müde Hoffnungen, 8 die 6 en ee unſere Ehe anbelangt, miſche dich lieber nicht werden. Nun empfiug 0 ac we i ein. Das ſage ich dir aber,“ ſie war aug das von weihnachtlichen Gerüchen geſchwäng nahe an ihn herangetreten und ſtützte die Rechte war. ſchwer auf den Schreibtiſch, um ihren Worten! Ne 15 Ar!* Bruder noch 1111 (Schluß ſolgt