Amtlicher Teil. Bekanntmachung. Betr: Ausgabe der Brotmarken. Die Ausgabe der Brotmarken für die Zeit vom 10. bis 23. September 1917 erfolgt am Samstag, den 8. September 1917, vormittags im Wachtlokale des Rathauſes in der ſeither üblichen Reihen— folge. Die neuen Brolkarten ſind vorzulegen. Aenderungen im Perſonenſtande ſind vor der Ausgabe hier zu melden. Viernheim, den 5. September 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim Lam berth. Bekauntmachung. Fleiſchverſorgung. 5 Für die laufende Woche ſtehen jeder erwachſenen Per— ſon 75 Gramm Fleiſch zur Verfügung. Fleiſch iſt nur bei den Metzgern Valentin Adler, Jakob Bayer, Georgi, Haas, Mayer und Schrimpf erhältlich. ö N Die Ausgabe erfolgt in der üblichen Weiſe. Viernheim, den 6. September 1917. ä Großherzogliche Bürgermeiſterei Viernheim. „amber th. Betr: Bekauntmuchung. Reichsgetreideordnung; hier den Saatgutverkehr. Das von dem Direktorium der Reichsgetreideſtelle zu den geſetzllchen Vorſchriften über den Saatgutverkehr— ſiehe Kreisblatt 10⁵ erlaſſene Rundſchreiben iſt nachſtehend Aszugsweiſe zum Abdruck gebracht, auf das wir hinweiſeu. bemerken hierzu das Folgende: „un Eingangs des Ruudſchreibeus mein, Beſtimmungen. l die Höhe derjenigen Saatgutmengen, die im Wirt— ſchaftsjahre 1917 für das Hektar verwendet werden dürfen, wie folgt feſtgeſetzt:(ſiehe Kreisblatt Nr. 107) bei Winterrogen 155 Kilogramm, das iſt für den Morgen 38,75 Kilogramm, bei Sommerrogen 160 Kilogramm, Morgen 40,— Kilogramm, bei Winterweizen 190 Kilogramm, Morgen 47,50 Kilogramm, bei Sommerweizen 185 Kilogramm, Morgen 46,25 Kilogramm, bei Spelz 210 Kilogramm, das iſt 52,50 Kilogramm. Bei Miſchfrucht gelten dieſe hältuis der Früchte. Bei dringenden wirtſchaftlichem nahmsweiſe die Verwendung nehmigt werden. b Die Verordnung über Höchſtpreiſe für anerkanntes Saatgut iſt abgedruckt im Kreisblatt Nr. 109. 2. Zulaſſung von Häudleru zum Handel mit Saatgut. Per— ſonen, die mit nicht ſelbſtgebautem Getreide zu Saat⸗ zwecken Handel treiben wollen, bedürfen einer beſonderen Zulaffung. ö Auch Vermittler bedürfen der Zulaſſung wie die Eigen— händler. Händler und Vermittler haben bei uns Antrag auf Zulaſſung zu ſtellen, der folgende Angaben zu enthalten hat: N a) Vor- und Zuname des Antragſtellers, b) Wohnort des Antragſtellers, e) die Fruchtarten, die zu Saatzwecken verwendet werden ſollen, d) dus Abſatzgebiet, e) die Verpflichtung in vorgeſchriebener führen und die Buchungsdurchſchriften zureichen, Betr.: erwähnten allge— das iſt für den das iſt für den das iſt für den für den Morgen Sätze nach dem Miſchver— kann aus— Sagatgutmengen ge— 5 Bedürfnis größerer Weiſe friſtgerecht Buch zu ein⸗ Hierbei iſt jedesmal anzugeben, ) die Erklärung über eine zu zahlende Vertragsſtraſe bis zu 50 Mark für den Doppelzentner, ö g) die Verpflichtung einerß Sicherheitsleiſtung. Nach Prüfung der Anträge werden Zulaſſungsbeſcheini— gungen ausgeſtellt. N Vor Erhalt der Zulaſſungsbeſcheinigung darf der Han— del mit Saatgut nicht ausgeführt werden. c 3. Saatkarte. Will ein Händler oder ein Landwirt Früchte zu Saat— zwecken e werben, ſo hat er bei der Großh. Bürgermeiſterei ſeines Wohnortes Antrag auf Ausſtellung einer Saatkarte zu ſtellen, die nach Angabe der zu bebauenden Fläche(der ſtark umränderte Teil des Antrags) den Antrag an uns weitergibt. N Für jede Fruchtart iſt eine geſonderte zuſtellen. Die Ausſtellung von zuläſſig. Die Saatkarte aus— Sammelſaatkarten iſt nicht Saatkarte iſt in f denen drei mal die gleichen ſchnitt A behält der Verkäufer. käufer des Saatguts an uns einzureichen. Abſchnitt C iſt ebenfalls an uns einzureichen. Dieſer wird an den Kom— munalverband, in den das Santgut gebracht worden iſt, weitergeſandt. ̃ J. Liſteuführuug. a) der anerkannten Saatgutwirtſchaften. Jeder Verkauf von Saatgut iſt in ein nach Vorſchrift zu führendes Verkaufsbuch einzutragen. Die Einträge ſind derart zu vollziehen, daß dieſelben mittelſt Blau— bogen auf zwei weitere Bogen durchſchrieben werden. Jeder veräußerte Poſten muß mit dem Abſchnitt A der Saatkarten belegt ſein. Die Abſchnitte B und C der Sagatkarte ſind mit den zweifachen Durchſchriſten der Buchungen allmonatlich an uns einzuſenden. der Betriebe, die ſich in den Jahren 1913 und 1914 mit dem Verkauf von Saatgetreide befaßt haben. Un ternehmern landwirtſchaftlicher Betriebe, die ſich achweislich in den Jahren 1913 und 1914 mit dem Verkauf von Saatgetreide befaßt haben, ertellen wir zur Veräußerung ſelſtgebauten Saatgetreides! unſere drei Abſchnitte eingeteilt, Einträge zu machen ſind. Ab— Abſchnitt B iſt vom Ver— auf 0 0 ö ö Zuſtimmung. Die zu veräußernde Menge darf den Umſatz in den Jahren gen. Dieſe Betriebe ſind zu einer verpflichtet. e) der zugelaſſenen Häudler, Die zugelaſſenen Saatguthändler haben Buchführung nicht ein Einkaufs— buch und ein Verkaufsbuch über Saatgetreide zu führen. Die Einträge ſind derart zu vollziehen, daß dieſelben mittelſt Blaubogen auf zwei weiteren Bogen durch— ſchrieben werden. Jeder veräußerte Poſten muß mit dem Abſchnitt A der Saatkarte belegt ſein. Die Ab— ſchnitte Bund C für die verkauften Poſten ſind uns utit den zweifachen Durchſchriften der Buchungen allmo— natlich einzuſenden. Obige Bekantmachung bringen wir zur allgemeinen Kennt— nis und weiſen alle Landwirte darauf hin. Die Veräußerung von Saatgut zu Saatzwecken iſt nur gegen Saatkarte erlaubt. Anträge auf Ansſtellung von Saatkarten können während den Büroſtunden bei uns Zimmer Nr. 27 vorgebracht werden. bauende Fläche iſt. Viernheim, den 4. September 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. 1913 ung 1914 nicht überſtel⸗ wie groß die jeweils zu be— Bekanntmachung betreffend Höchſtpreiſe für Kartoffeln. Vom 31. Auguſt 1917. In Abändecung unſerer früheren wird der Erzeugerhöchſtpreis für Kartoffeln vom 1. Septem— ber 1917 ab bis auf weiteres auf 6 Mk. für den tember 1917 ab bis auf weiteres auf Pfund ſeſtgeſetzt. Im übrigen 21. Juni und 21. Juli 144 und 169) aufrecht erhalten. Darmſtadt, den 31. Auguſt 1917. Landeskartoffelſtelle. Hech ler. bleiben unſere Bekanntmachungen ——„ Vorſtehende Bekanntmachung bringen wir zur allge— meinen Kenntnis und empfehlen genaue Beachtung. Viernheim, den 4. September 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Bekanntmachungen Zentner und der Kleinhandelshöchſtpreis für Kartoffeln vom 6. Sep⸗ 9 Pfg. für das vom 1917(Darmſtädter Zeitung Nr. Bekauntmachung. Betr: Regelung des Verkehrs mit Obſt. Auf die dem Kreisblatt Nr 122 beigelegene Bekanntma— chung der Reichsſtelle für Gemüſe und Obſt, Berlin, ſowie Darmſtadt weiſen wir hin, und fordern der Landesobſtſtelle zur gehörigen Beachtung auf. Hierauf wurde die Obſtmenge, Verwendung im eigenen Haushalt unmittelbar beziehen Haushaltes Steinobſt feſtgeſetzt. Wo Verbraucher und Erzeuger in derſelben Gemeinde bedarf es keines Beförderungsſcheines, lum das un— wohnen, mittelbar bezogene Obſt dem Haushalte zuzuführen. Zum Bezug von auswärts hat der Verbraucher einen Beſörderungsſchein nötib, dar bei uns Mittwachs und Sams tags Vormittags auf Zimmer Nr. 27 unter Vorlage der Le— beusmittelbezugskarte ausgeſtellt wird. ort des Obſterzeugers iſt hierbei anzugeben. Der Name und Wohn— Verbraucher müſſen 18 Außerheſſiſche die Beförderungs ſcheine bei der Landesobſtſtelle D armſtadt beantragen. Für den Berörderungsſchein iſt eine Gebühr von 30 Pfg. zu entrichten Die Weitergabe des Scheines an eie a idere Perſon, insbeſondere an Obſthändler zur Beſchaf ung des Obſtes iſt verboten und ſtrafbar. Nach Verlauf von 10 Tagen, vom Ausſtellungsdatum an, verliert der Ausweis ſeine(gültigkeit. Derſelbe iſt nur für eine einmalige Benutzung verwendbar. Der Verbraucher hat am Erzeugungsort nur die feſtge— nur die feſigeſetztenflErzeugerhöchſtpreiſe zu entrichten. ein Pfund Dieſe betragen für für Aepfel Gruppe 1 . 0, 25 (Fallobſt) 0, 10 0, 35 0, 20 0, 08 0, 20 „ Birnen„ 1 77 77 77 2 3(,Fallobſt) „ 1 „ Zwetſchgen „ Höchſtpreis-Ueberſchzeltungen werden ſtrafrechtlich verfolgt. Zu jeder weiteren Auskunft ſind wir gerne bereit. Viernheim, den 5. September 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Gottesdienſt⸗Orduung der israel. Gemeinde 21. Elul. S. September 75 Uhr 800 Uhr 400 Uhr 84 Uhr Uhr Uhr Sabbatt-Anfang Morgen Nochmittag 0 Ausgang Wochentag-Abend Morgen 11 1 7 i⸗Sowa ochenabſchnitt K W̃᷑ I die ein Verbraucher zur vom Erzeuger darf für jedes verſorgungsberechtigte Mitglied des bis auf weiteres auf 50 Pfd. Kern- und 25 Pfd. 0, 40 Mark Frachtbriefe ſind ſteſtes zu haben in der Expedition dieſer Zeitung heatken: Ein Waggon Thomasmehl, Kalkſtickſtoff, Ammoniak⸗Supperphosphat und Kalidungſalz empfiehlt Johann Schneider 5. Witwe. 5 e eee eee eee eee te eee e e eee Luſtige. Blätter Durch wundervolle Bilder und packenden Cext das humoriſtiſche Leibblatt aller Feldgrauen und Daheimgebliebenen! N 104 Die ſiebente Kriegsanleihe. feldpoft- und Drobe-Hbonnemente monatlich nur Mark 1,40 bei allen Buchhandlungen und Poſtanſtalten. Verlag der Luſtigen Blätter in Berlin SW. 68. Bei der Firma Süddeutsche Textilwerke Mannheim-Waldhof Station Zellstoff, werden Frauen Mädchen zur Arbeit eingestellt. Samstag tag Geſchäft Richter bis Ernſt Ludwigſtr. ein e 5 zon der Ludwigsſtr. bis zur . Elfeubein⸗. ac ein Portemonai dee geae Um gefl. Rück gabe gegen mit Monogramm S. K. in in d. Exp. d. Bl. Verluſt geraten. Bitte um Abgabe gegen unte Belohuung in der Exp. ds. Blattes. Fordere die mir bekannte Perſon auf, mir mein Huhn zurück zu erſtatten, andern falls ich genötigt wäre Strafantrag zu ſtellen. Jatob Nägel, zu verkaufen ee, Aunaſtraße Nr. 6 Wochen alte hat zu verkaufen Philipp Hool Blauhutſtraße 39. Ein ſchöne s Ein gut erhaltener— Wohnhaus mit Scheune u. blabgal⸗ ton Sofort zu verkaufen. Von wem, ſagt die Exped. Herd Helt linke Feuerung bill. z. kaufen. f Zu erfragen in der Exped. ds. Blattes. Jugendwchr. Morgen Mittwoch 9 Uhr Juſtruktions-Stunde (Götheſchule). ver⸗ dieſes Blattes. Emailware Füchtige Hilfsarbeiter D werden dauernd eingeſtellt. Fahrgeld wird vergütet. Wayss& Freytag A.-G. Baustelle: Brown, Boveri& Co. Mannheim-Käfertal. zentigen ſeidenes gute Belohnung Milch-Schweine Mark Eiulegſchwein ä———— wieder eingetroffen. J. Beyer — ang Erſchelnt dreimal wöchentlich: Geſchäfts⸗ Anzeiger r Burner Organ für Jedermann Dienstag, Donnerstag n. Samstag Bezugspreis: monatlich 40 Pfg. incl. Trägerlohn Gratisbeilagen: „Illustriertes Sonntagsblatt“, Wand⸗ kalender und Fahrplan. — Vereins- Anzeiger kitung Inſeratenpreis: Amtsblatt der Großh. Bürgermeiſterei Viernheim Enthält alle amtlichen Ankündigungen der Behörden Viernheims und Umgebung. Inſerate finden in der Bürger⸗Zeitung wirkſamſte Verbreitung.— Für Wohnungsinſerate Ausnahme⸗Tarif. Redaktion, Druck und Verlag: Joh. Martin, Viernheim, Rathausſtraße. Die Iſpaltige Petit⸗Zeile 25 Pfg., die Reklamezeile 50 Pfg. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Beilagen im Gewichte bis zu 8 Gramm 6 Mk. fürs Tauſend. Bei Klageerhebung kommt jeder Rabatt in Wegfall. Nichts weiſt mehr auf die Kraft der deutſchen Volks⸗ wirtſchaft hin, als das Vertrauen, mir dem die Finanz⸗ verwaltung des Reichs nach mehr als dreijähriger Kriegsdauer von neuem an das Kapital, an die gro⸗ ſen und kleinen Sparer in den Städten und auf dem Lande ſich mit dem bekannten Aufruf„Zeichnet die Kriegs⸗ anleihe“ wenden kann. Bei uns harren bereits ſehr er⸗ hebliche Summen des Augenblicks, in dem ſie der Kriegs⸗ antethe dienſtbar gemacht werden können. Darauf deutet die ganze Lage des Geldmarktes hin, im beſonderen die großen Beträge, die in Schatzwechſeln des Reichs ange— legt ſind, ferner die hohen Einlagen bei den Banken und Sparkaſſen. Dieſe Tatſache darf aber niemand zu der Anſicht verleiten, es komme auf ſeine Mitwirkung nicht an. Vielmehr iſt es, je näher wir dem Frieden kommen, um ſo notwendiger, kein Nachlaſſen zu zeigen, ſondern erneut einen kräftigen Beweis zu erbringen, daß unſere Kraft, auch auf wirtſchaftlichem Gebiet, dem Vaterlande geſammelt nach wie vor zu ſeiner Verteidi— gung zur Verfügung ſteht. 5 Die ſiebente Kriegsanleihe wird faſt genau nach dem Muſter der ſechſten ausgeſtattet. Sie beſteht aus 5pro— Schuldverſchreibungen und 4 prozentigen Schazanweiſungen, die zum Preiſe von 98 Mark für 100 Mark Nennwert in der Zeit vom 19. September bis zum 18. Oktober zur Zeichnung aufgelegt werden. Für Schuldbuchforderungen mit Sperre bis zum 15. Oktober 1918 ermäßigt ſich der Zeichnungspreis auf 97,80 Mark für 100 Mark Nennwert. Das Reich darf die Zprozen⸗ tigen Schuldverſchreibungen früheſtens zum 1. Oktober 1024 kündigen. Das iſt für den Zeichner inſofern ein Vorteil, als er ſein Geld bis zu dem genannten Zeit⸗ tunkt unbedingt mit 5 vom Hundert verzinſt erhalten muß. Auch ſpäter darf das Reich den Zinsfuß nicht herabſetzen, ohne gleichzeitig die Aae auszuſprechen; dies bedeutet, daß dann jeder Anleihèinhaber das Recht hat, den Nenntrert ſeiner Schuldverſchreibungen in barem Gelde, alſo 2 Mark für je 100 Mark mehr, als den Zeichnungspreis, zu fordern. Für die 4½ prozentigen Schatzanweiſungen iſt von vornherein ein Tilgungsplan aufgeſtellt, der mit dem für die Schatzanweiſungen der ſechſten Kriegsanleihe vorgeſehenen übereinſtimmt. Nach den Einzelheiten des Tilgungsplanes muß der Inhaber von Schatzanweiſungen im Falle der Ausloſung ſeiner Schatzanweiſungen mindeſtens für 100 Mark Nennwert 10 Mark erhalten. Er kann aber auch unter den noch ſpäter zu erläuternden Vorausſetzungen 115 oder 120 ö als Erlös erzielen. Dieſer große Vorteil ver— dient in den weiteſten Kreiſen des Aulage ſuchenden Ka— pitals Beachtung. b Da. wie anzunehmen iſt, viele Eigentümer der älte— ren ßprozentigen Schuldverſchreibungen und der früher ausgegebenen 5prozentigen Schabanweiſungen den Wunſch haben werden, ihren Beſitz in die neuen auslosbaren Schatzanweiſungen umzuwandeln, ſo iſt wieder, wie bei der ſechſten Kriegsanleihe, ein von leicht erfüllbaren Be— dingungen abhängiges Umtauſchrecht geſchafſen worden. Die Einzahlungen auf die ſiebente Kriegsanuleihe können vom 29. September ab(der 30. September iſt ein Sonntag) geleiſtet werden: Pflichtzahlungstermine ſind der 27. Oktober, der 24. November, der 9. Ja- mar und der 6. Februar. Es können alſo alle die, die über flüſſige Gelder verfügen, alsbald in den Ge— nuß der hohen Verzinſung kommen: wer aber erſt ſpätere Eingänge für die Kriegsanleihe verwenden will, dem ſind ſehr bequeme Zahlungsmöglichkeiten eingeräumt. Daß eine Anleihe des Deutſchen Reichs, eine For— derung mithin an das geſamte Nationalvermögen, die denkbar größte Sicherheit bietet, wiſſen wir alle. Der Verzinſung eines erheblichen Teiles der Kriegsanleihen ſind bereits neue Steuerquellen gegenübergeſtellt: im übrigen iſt es kaum nötig zu ſagen, daß jede Regierung und jedes Parlament, die für die Verwaltung des Reichs und ſeine Geſetzgebung verantwortlich ſind, es als ihre vornehmſte Aufgabe betrachten werden, den Gläubigern des Reichs das gegebene Zahlungsverſprechen zu halten. Wer die ſiebente Kriegsanleihe zeichnet, erwirbt die beſte Kapitalanlage und trägt, indem er unſeren Tapfern draußen zu Waſſer und zu Lande hilft, zum Schutze des Reichs, zum Schutze der eigenen Perſon und des eigenen Vermögens bei. 14 Aa- Assessed Lokales. 1% — Landwirtſchaft und nebergangszeit. Dem Vernehmen nach bereitet der Kriegsausſchuß für die deulſche Laudwirtſchaft, der ſämtliche deutſche landwirt⸗ A Organiſationen in ſich schließt, nach Beendi⸗ der Vorarbeiten eine. umfangreiche Denkſchrift an 5 b Salistag, den 8. September ae erz gte den Präſidenten des Reichsernährungsamtes vor, in der bie Abteilung für Produktion und Uebergangswirtſchaft des Kriegsausſchuſſes, die unter Leitung des Grafen von Schwerin⸗Löwitz ſteht, zu allen die Landwirtſchaft be⸗ treffenden Fragen der Uebergangszeit eingehend Stel⸗ lung nehmen wird. Die endgültige Beſchlußfaſſung über die Vorlage der Denlſchrift ſoll in einer im Laufe der nächſten Woche ſtattfindenden Tagung des Kriegsaus— ſchuſſes erfolgen. b — Preiserhöhung der Düngemittel. In einer Sitzung im Reichsernährungsamt, an der Vertreter der Landwirtſchaft und des Verbandes deutſcher Düngemit⸗ telfabriken teilnahmen, kam eine Einigung über die Preiserhöhung der Düngemittel auf folgender Grund⸗ lage zuſtande: Eine Preiserhöhung tritt zunächſt ein für Phosphor ſäure, und zwar nach vier verſchie— denen Lieferungsgebieten. Die neuen Preiſe für Phos⸗ phorſäure betragen: 1. für den Süden des Reiches 124 Pfg., 2. für Rheinland und Weſtfalen 128 Pfg., 3. für ganz Mitteldeutſchland 130 Pfg., 4. für den Oſten mit beiden Mecklenburg 138 Pfg. Das Miſchungsver⸗ hältnis der Ammoniak⸗Superphosphatmiſch⸗ ungen wurde neu feſtgeſetzt. Dieſe Miſchungen dürfen in Zukunft nicht unter 4 Prozent und nicht über 5 Prpzent Stickſtoff enthalten. Der Gehalt an Phosphor⸗ ſäure darf nicht unter 5 Prozent betragen. Der Preis für Stickſtoff in Höhe von 210 Pfg. ſoll vorerſt un⸗ verändert bleiben. Die angegebenen Preiſe haben die Zu⸗ ſtimmung des Reichsernährungsamts bereits gefunden. In der gleichen Sitzung teilten die Vertreter der Dünge— mittelfabriken mit, daß auf Lieferung von reinem Super⸗ phosphat in Zukunft nicht mehr zu rechnen iſt. „ Eine Erklärung Erzbergers. In Sfteidetung auf, 99 gegen den Abgeordneten Erzberger gerichteten Angriffe te dieſer“ der„Rottenburger Zeitung“ au ihre Anfrage mit! Die Behauptung. ich habe auf päyſtlichen Wunſch gehandelt, iſt, wie ich bereits im Ausſchuß für den Reichshaushalt Wine eine dreiſte Kriegslu ze. Ich habe weder auf päpſtlichen int gehandelt, noch mich überhaupt vor meiner Aktion mit dem päpſtlichen Stuhl in Verbindung geſetzt. Mein ganzes Verhalten ſſt getragen von reinſter Vaterlandsliebe. Wenn manche Kreiſe dies heute auch nicht einſehen können, ſo wird es die Zukunft erweiſen. Wenn weiter behauptet wird: Erzberger ſagt vor den Ohren unſerer Feinde,„wir halten uns wie bie Ertrinkenden on dem Strohhalm der päpſtlichen Friedens⸗ note,“ ſo iſt auch das eine dreiſte Kriegslüge. Ich habe weder dieſen noch einen ähnlichen Ausdruck gebraucht. Auch nein ſchürfſter Gegner ſollte mir nicht ſolche Rieſendumm⸗ heiten unterſtellen. Was ich vor 2½ Jahren geſagt und ge⸗ ſchrieben babe, war der damaligen Kriegslage angepaßt; nur politiſche Unfäuigkeit kann im Jahre 1917 das Kriegsziel noch ſo ſtechen wie 191415. — Die ſchwediſche Valuta. Der Einzahlungs⸗ kurs für Poſtanweiſungen nach Schweden iſt neuerdings zuf 100 Kronen gleich 241 Mark ſeſtgeſetzt worden. Vor dem Krieg war der Kurs 100 Kronen gleich 112 Mark. Vergleich' weiſe ſei angeführti, daß nach Mitteilungen ius England das engliſche Pfund gleich 20 Mark derzeit n Rußland eine Kaufkraft von 22 Rubel gleich 47½ Mark hat.) 0 — Zuſammenlegung von Zuckerfabriken? Die Reichsregierung hat in Erwägung gezogen, zum Zweck der Kohlenerſparung Zuckerfabriken zuſammenzulegen. Von fachmänniſcher Seite wird dagegen geltend gemacht, daß eine Erſparung von Kohlen dadurch nicht erzielt werden könnte, da der Kohlenverbrauch mit der zuneh⸗ menden Betriebsdauer prozentual ſteige, was ſich aus ſer Verruſtung der Feuerungsanlagen ergibt. Außerdem würde eine ſtarke Mehrbelaſtung der Eiſenbahn her⸗ zeigeführt durch die verlängerte Anfuhr des Roh- materials und die Verteilung des fertigen Zuckers von wenigen Mittelpunkten aus. Endlich würde die Zucker⸗ gewinnung ſelbſt beeinträch ligt, weil die Rüben länger lagern müßten, was ihren Ausbeutungswert verringerte. — Vom Soldaten zum Offizier. Das bayer. Militärverordnungsblatt meldet die Beförderung des Vizefeldwebels Maxr Müller im bayer. Fliegerbataillon wegen hervorragender Tapferkeit vor dem Feind zum aktiven Leutnant. Das iſt der erſte Fall in Bayern, daß ein Soldat zum aktiven Offizier befördert wird. Müller iſt am 1. Januar 1887 in Rottenburg a. Laaber (Niederbayern) geboren. Er beſuchte die Volksſchule und erlernte das Handwerk als Spengler und Schloſſer. Mit 20 Jahren wurde er zum Militär eingezogen: 1. b. Inf.⸗ Regt., 6. Komp.(1,56 Meter Körperlänge). Dort wurde er als vorzüglicher Turner nach einem Jahr Unterof⸗ fizier. 1911 trat er in die Kraftwagenkompagnie ein, wurde Sergeant und von da 1913 zum Fliegerbatail⸗ lon verſetzt, wo er nach wenigen Monaten ſich das Zeug ⸗ nis als Flugzeugführer erwarb. Leutnant Mäller hat im Kriege unlängſt ſeinen 27. Luftſieg errungen, An Auszeichnungen beſitzt er das bayer. Militärverbienſt⸗ kad Eierne reuz 1. und 2. Klaſſe unß die Sic. Emverdienſt⸗Mebgille. Er wird wegen ſeinetz la ⸗ 17 1917 teren Charakters bei den Offizieren ſehr geſchäßt. 5 Leutnant Max Müller, der erfolgreiche baye⸗ riſche Kampfflieger, iſt vom Kaiſer anläßlich ſeines 27. Luftſiegs mit dem hohen Orden Pour le merite ausge⸗ zeichnet worden. 5 e e — Die Kriegstaube als Friedenstaube. Der Kriegsberichterſtater der„N. Z. Ztg.“ an der deutſchen Front in Flandern ſchreibt aus der Schlacht von Flan⸗ dern: Ein Kommandant der vorderſten engliſchen Linie ſandte in höchſter Not eine Brieftaube mit der Bitte um raſcheſte Ablöſung, da ſeine Truppe durch Kampf, Ent⸗ behrungen und Rheumatismus vollſtändig erſchöpft ſei. Die Taube verirrte ſich aber im Kampflärm und flog zu den deutſchen Linien. Dort hörte man gerne die Botſchaft, man holte die Kompagnie aus ihrer Stellung heraus und verſchaffte ihr ſo, wenn auch auf etwas uner⸗ wartete Weiſe, die erbetene Ruhe und Heilung; ſo war die Brieftaube für den größeren Teil dieſer Kompagnie zur Friedenstaube geworden. — Diebſtahl an Heeresgütern. In einer grö⸗ ßeren Anzahl deutſcher Städte ſind beſondere militäriſche Kommandos eingerichtet, um Heeresgüter gegen die in letzter Zeit des öfteren verübten Diebſtähle zu ſchützen. Eine Anzahl ſolcher Fälle ſind ſchon aufgedeckt. Die Täter haben ſich nun vor dem Richter zu verantworten und empfindliche Strafen zu verbüßen. Für derartige Ver⸗ brecher, die in der ſicheren Heimat ihre im Kampf liegen⸗ den Kameraden beſtehlen, gibt es mit Recht keine Milde. Bekanntlich haben die Täter, da es ſich faſt durchweg um Transport- und Bandendiebſtahl handelt, bis zu 10 Jahren Zuchthaus zu erwarten. Die Selbſtändigkeitsbeſtrebungen innerh ub Rußlands. N 0 N 1 N 7 8 68 2 1 8 7 eftnotuns ge, 5 ö b 1* 7 77 ο V 0, 7 Wc 55 r 5( a omni — HRKrons rad! „2 Hamlans N 3 kahlen AUnand 2 s Unauen 6 Ukraine 7 Hostroms 0% leon . N o Ksukssien S— 8 3 N„ 9 30 LI 1 Lie Febesendigteits-Hesfredongen inftussland * ee 1 die Selbſtändigkeits-Beſtrebungen inner⸗ zurzeit bereits angenommen haben, ſäßt unſere Kartenſkizze deutlich erkennen. Es handelt ſich hier ſelbſtverſtändlich in erſter Line um die dem tuſſiſchen Reiche angegliederten Fremdvöltzer und es iſt einleuchtend, daß die Bewegung namentlich, die zuletzt dem ruſſiſchen Reiche angegliedeten Strämme umfaßt. Hierzu gehören vor allem dle aus dem Kriege mit Schweden gewonnenen Gebiete von Eſthland und Livland, ſowie Ffünland, das ja allerdings immer dem Namen nach in einem loſeren Verhältnis zum ruſſiſchen Reiche geſtanden hat. In zweiter Linie kommen die durch die Zertrümmerung Polens gewonnenen Landesteile in Frage, Littauen und die Ukraine und ſchließlich die ehemals tür⸗ kiſchen Gebiete im Kaukasus. Hierzu kommen die Rebellen von Kronſtadt und das Gouvernement von Koſtroma, die ſich ebenſalle s gegen die proviſoriſche Regierung erklärt haben. Es bleibt abzuwarten, ob dieſe Beſtrebungen Erfolg haben werden. Zweifellos dörfte die Schaffung dieſer Einzelſtaaten den Zerfall des geſchloſſenen ruſſiſchen Reiches bedeuten. Vermiſchtes. Eine Jäſſchung des Mllitärwochenblattes. Nachdem von ebe Seite vor mehreren Wochen eine falſche Ausgabe er„Frankfurter Zeitung“ verbreitet worden 155 konnte neuer⸗ eine Füͤlſchung des Militärwochenblattes ſeſtgeſtellt ie Umſchlagſeiten der betreffenden Nummer waren genau die gleichen wie im Original, der 1 Inhalt dagegen wurde zu Propagandazwechen bei unſeren Truppen und im Auslande benutzt. Auch dieſe Jälſchung zeigt, welcher 1 werflichen Mittel ſich unſere Feinde bedienen, um elnerſelts die Stimmung im eigenen a et e unb anderer, ſeits unſere Truppen ſowohl wie d Neutralen wahrheit ee 4 Welchen Umfang halb des ruſſiſchen Reiches dings auch werden. — imperialiſtiſche Beutegier an dem zuckenden Körper Als Bonar Law im Auſtrage der Regierung im ae Unterhauſe verkündete, daß die Regierungen Englands, der Ver. Staaten, rankreichs und Italiens ihren Arbeitern die Erlaubnis zur Teilnahme an der Stockholmer Konferenz nicht gewähren würden, horchte die Welt auf. ag ich 1 5 emeinſamer Beſchluß der feindlichen nüchte vor, zu verhindern, daß ihre Untertanen mit ruſſiſchen, deulſchen, öſterreichiſch⸗ungariſchen und bul⸗ gariſchen Staatsangehdrigen die Urfache des Wellkriegs, ſeine Ziele und die möglichen Wege zu ſeiner Beendigung besprechen. Kraſſer als durch dieſe Tat konnten unſre Feinde nicht bekunden, daß ſie die Wahrheit fürchten, daß der Bann des Kriegswahnſinns, in dem ſie ihre Völker künſtlich zu erhalten ſtreben, hoffnungslos zerbrechen muß, ſobald ihre Untertanen einem Bürger aus dem gegneriſchen Lager nicht mehr mit den Waffen in der Hand und im Schützengraben, ſondern auf neutralem Boden zur ſeledlichen Unter⸗ haltung gegenübertreten. Wenn ſie trotzdem weiter behaupteten, wir trügen die Schuld an der A een wir kämpften aus Beute⸗ gier im Frondienſt eines deſpotiſchen Syſtems, net würen die Verbreiter eines kulturfeindlichen Militarismus, von dem die Welt erlöſt werden müſſe, ſo können wir ihnen einfach mit der Antwort dienen:„Ihr lügt, denn ihr verhindertet den Gegenbeweis, ihr wagtet nicht den Gang nach Stockholm!“ Um die Jahrenswende wieſen unſere Feinde ben Friedensangebot unſerer Regierungen und en Friedensverſuch des damals noch neutralen Präſidenten der Ver. Staaten zurück. Jetzt haben ſie das Friedensangebot der Menſchheit abgeſchlagen, jetzt haben ſie die Hoffnung eines großen Teiles ihrer eigenen Völker, daß ſich durch Unterhaltungen der am meiſten unter der Kriegsnot leidenden Klaſſen ein Aus⸗ weg aus dem Wirrwarr von Haß und Kampf ſinden laſſe, ſchmählich vernichtet. Krieg! Krieg! heißt weiter ihre Parole, unter der ſie die aufs äußerſte erſchöpfte Manneskraft Frankreichs, die ſriedlich geſinnten Bürger Amerikas, die eng⸗ liſchen Arbeiter, die ruſſiſchen Bauern in den Hexenkeſſel des Trommelfeuers peitſchen. Wozu? Um die Mittelmächte zur Friedens⸗ bereitſchaft zu zwingen? Die haben ſie längſt mehr als genug bekundet. Nein, um uns zu zerſchmettern, um uraltes deutſches Land aus unſrer Flanke zu reißen, um unſern Welthandel, die Frucht ſtillen Fleißes und ehrlicher Arbeit, mit Stumpf und Stiel auszurotten, um ihre Mitteleuropas zu ſättigen. Ihre Untertanen müſſen wiſſen, ob ſie dem Gebot ihrer Regierungen weiter willenlos folgen wollen. Aber uns rede niemand mehr von demolratiſcher Freiheit drüben und von autokratiſcher Herrſchaft hüben! Von der Verteidigung der bedrohten Rechte der Menſchheit auf ihrer Seite und von einem Er⸗ oberungskrieg auf der unſrigen. Abermals iſt es der ganzen Welt dargetan worden, daß wir zur Verteidigung unſers heimatlichen Bodens, zur Rettung unſrer bedrohten nationalen Güter weiterkämpfen müſſen. Und wenn es noch eines Beweiſes bedurft hätte, daß man im Vielverband keinen Frieden der Verſtändigung will, ja, daß man ihn fürchtet, ſo liefert ihn das Echo des neuen Friedensvorſchlages des Papſtes. Mit einem lumpen Trick will Woodrow Wilſon, der Pro⸗ eſſor der Geſchichte und des Rechts, deſſen Noten ſchon immer eine verblüffende und er⸗ ſchreckende Unkenntnis europäiſcher und ins⸗ beſondere deutſcher Verhältniſſe verraten haben, um die Tatſache herumlügen, daß er den Krieg noch fortzuſetzen wünſcht. Er konſtruiert künſt⸗ lich einen Gegenſatz zwiſchen der„rohen und wütenden Macht“ der deutſchen Regierung und dem„großen deutſchen Volk“, das unter die Herrſchaft einer„gewiſſenloſen und ränke⸗ ſüchtigen“ Regierung geraten iſt. Wir danken für dieſe Schmeichelei, die das deutſche Volk zu einer denkunſähigen Hammelherde ſtempelt, die ohne Beſinnen die Laſten, Opfer und Ent⸗ behrungen eines unerhörten Krieges auf ſich ge⸗ leder Stockholm noch Röm. N 51 arm und reich, hoch und niedrig, Ge⸗ ehrte, Bauern, Bürger und Arbeiter geſchloſſen hinter Kaiſer und Regierung ſtanden, als der Abwehrkrieg unvermeidlich wurde. Wir ſtellen ferner feſt, daß Wilſon keinen Frieden will, weil ſeine Hintermänner, die amerikaniſchen Milliardenmacher die Kriegskonfunktur noch der brauchen, weil die Zukunft des Landes der Armee bebarf, die im Werden iſt, weil Amerikas Ausſichten auf die unbeſchränkte Weltherrſchaft um ſo höher ſteigen, je länger der Weltkrieg dauert, weil endlich der Weltkrieg das beſte Mittel iſt, um die Auseinanderſetzung mit Japan zu verzögern bis die Ver. Staaten finanziell und militäriſch das Übergewicht haben. Die Kriegsſtimmung im Lande flaut aber ab, ſeit der von Wilſon und ſeinen Kumpanen ange⸗ kündigte U⸗Boot⸗Angriff auf Amerikas Küſten unterblieb, und das Volk fragt ſich erſtaunt, was 10 59 fe ſoll. Da bleibt nur e Ouge. Und wie die Lüge, daß wir Curopa ver⸗ gewaltigen wollten, die Stockholmer Konferenz unmöglich oder zu einem Zerrbild gemacht hat, macht Wilſons Lüge, die deutſche Regierung wolle ſich die Welt unterwerfen, alle Möglich⸗ keiten der Papſtnote zunichte. Wir müſſen weiterkämpfen. Und führen dieſen Kampf mit gutem Gewiſſen. Wenn die Weltgeſchichte das Weltgericht iſt, wir können es getroſt erwarten. Daß unſere Feinde dieſes gute Gewiſſen nicht haben, zeigt ihre Furcht vor Stockholm und Rom. Es iſt die Angſt vor der Wahrheit! ... ̃ ˙....—————— verſchiedene Kriegsnachrichten. Ein Zentralkriegsrat in Paris. Auf Anraten Wilſons wollen die Verbands⸗ ſtaaten eine Vereinfachung der Krieg⸗ führung anbahnen. Man iſt zu der Über⸗ zeugung gekommen, dieſe werde dadurch behindert, daß die Verbündeten nicht imſtande ſind, Meinungsverſchiedenheiten ſofort zu löſen oder Entſchlüſſe zu faſſen, wo eine günſtige Gelegenheit ſich bietet. Die Entfernung der Hauptſtädte und die lange, ſür den Gedanken⸗ austauſch nötige Zeit lähmten jede Maßnahme. Es iſt deshalb beabſichtigt, Paris zum Sitz der Zentralleitung zu machen und dort eine inter⸗ nationale Körperſchaft mit den nötigen Beſug⸗ niſſen einzurichten. Mitglieder dieſer Zentral⸗ leitung ſollen Lloyd George, Ribot und ein Vertreter Amerikas ſein. * Die Verdunſchlacht abgeſchloſſen. Die letzte Phaſe der Verdunſchlacht kann nach dem von der franzöͤſiſchen Heeres⸗ leitung feſtgelegten Plane als abgeſchloſſen gelten. Eine nördlich Verdun einſetzende weitere Offenſive würde neue Dispoſitionen not⸗ wendig machen. Ein Seegefecht bei Jütland. Zu dem Seegefecht bei Jütland wird aus Kopenhagen noch gemeldet: Vom Strande bei Bjerggaard bemerkte man etwa 15 engliſche Schiffe, die vier deutſche Minendampfer der däniſchen Küſte zu jagten, hier ſtrandeten dieſe, wobei ſie ununterbrochen das Feuer der engliſchen Schiffe erwiderten, zwei deutſche Schiffe gerieten in Brand. Es beſtätigt ſich nun, daß nur zwei deutſche See⸗ leute durch das Feuer der Engländer getötet wurden. Deutſche Flugzeuge und Unterſeeboote ſollen an dem Kampfe teilgenommen haben. Ein engliſches Schiff wurde anſcheinend ge⸗ troffen, doch gelang es ihm, zu entkommen. Bei Bjerggaard fand man ſpäter eine engliſche 75⸗Millimeter⸗Granate, die nicht explodiert war. Weiter wird gemeldet, daß ſpäter auf See der Kampf wieder aufgenommen wurde, nachdem deutſche Verſtärkungen eingetroffen waren. Man ſah zwei Reihen Schiffe, die ſich gegenſeitig beſchoſſen. Längs der ganzen Weſtküſte Jüt⸗ lands wurde eine große Anzahl Flugzeuge und Unterſeeboote beobachtet. ** Der Übergang über die Düna. Nachdem die Ruſſen vor kurzem ihre nach nommen hat, nur weil die Regierung es will. Weſten vorgebogenen Stellungen weſtlich der die ſeparatiſtiſche Bewegung nach Möglichkeit zu unſeren Truppen beſetzt worden Aber. deutſcher Korps ſübd aber e Dung 15 id aͤumung überſchrittene Büna iſt in ihrem Unterlauf fluß ⸗ abwärts Dünaburg zwiſchen Flachufern ver⸗ ſandet, während 6 a ee durchſchnitt und in einem tiefen ett mit 13 Meter hohen Ufern dahinfloß. Bei Fluege herrſcht 1 auf dieſem Teile des Fluſſes ein reger Schiffsverkehr, während zu allen Zeiten die Strecke von der Mündung bis nach Riga für größere Schiffe durch eine aus⸗ gebaggerte Rinne befahrbar iſt, die südlich Riga fehlt und durch ihr Fehlen das Überſchreiten des Fluſſes auf der Strecke von dem Austritt der Düna aus dem Baltiſchen Höhenrücken bis nach 1 0 leichter macht als an anderen Stellen. Bel Riga hat der Fluß eine Breite von 600 Metern. 5 Die Ukraine. Wenn man von Finnland abſteht, das trotz der Verfaſſungsbrüche des letzten Zaren ein be⸗ ſonderes Staatsweſen im Rahmen des geſamt⸗ ruſſiſchen Reiches geweſen iſt, hat ſich nirgendwo in Rußland ein ſo ſtarker Drang nach nallonaler Selbſtändigkeit, nach Bildung eines beſonderen Staatsweſens gezeigt als in der Ukraine. Nach der Revolution bildete ſich in Kiew eine aus Vertretern aller ukrainiſchen Parteien ge⸗ bildete Körperſchaft, genannt Zentral⸗Rada, die mit der ruſſiſchen Zentralregierung in St. Petersburg wegen Anerkennung der Auto⸗ nomie der Ukraine verhandelte. Als ſte in St. Petersburg auf Ablehnung ſtieß, rief ſte am 24. Juni in einem Manifeſt die Selbſtändigkeit der Ukraine aus. In dieſer Kundgebung hieß es: Die Verfaſſung der Ukraine ſoll auf einer ukrainiſchen konſtituierenden Verſammlung feſt⸗ gelegt werden. Alle Geſetze, welche unſere Ver⸗ faſſung beſtimmen, dürfen nur von dieſer ukrai⸗ niſchen Verſammlung herausgegeben werden. Wir ſchreiben allen Bürgern unſerer Dörfer und Städte vor, vom 14. Juli an Steuern für die Sache unſeres Volkes zu entrichten! Aus dem Schoße der Zentral⸗Rada ging dann ein ſog. Generalſekretariat hervor, in dem man die ukrainiſche Regierung zu erblicken hat. Die Vorläufige Regierung in St. Petersburg hielt es nun doch für nötig, etwas zu tun, um beeinfluſſen und ſie in eine dem Zuſammenhalt des geſamtruſſiſchen Reiches nicht abträgliche Richtung zu lenken. Sie entſandte Zeretelli und den ſelbſt aus der Ukraine ſtammenden und dort reich begüterten Tereſchtſchenko nach Kiew, um mit den Häuptern der Zentral⸗Rada zu verhandeln. Bei dieſen Verhandlungen wurden ſo ziem⸗ lich alle Wünſche der Ukrainer— vorbehaltlich der Zuſtimmung der konſtitutionellen Verſamm⸗ lung— genehmigt. Nur die Schaffung einer eigenen ukrainiſchen Armee lehnte die Peters⸗ burger Regierung unbedingt mit dem Hinweis ab, daß damit der Zuſammenhalt der ruſſiſchen Armee an den Fronten gefährdet werde. Die Zentral⸗Rada erklärte ſich mit dieſer Löſung zu⸗ frieden und betonte ihren Willen, beim ruſſiſchen Reiche zu bleiben. Daß die letztere Ver⸗ ſicherung abzugeben für nötig befunden wurde, wird man nicht verwunderlich finden, wenn man hört, daß es eine ſtarke Strö⸗ mung in Kleinrußland gibt, die für die vollſtändige Loslöſung der ukrainiſchen Republik von Rußland eintritt. Einem Kiewer Blatt zufolge ſoll die Zentral⸗Rada deninächſt in ein „Einſtweiliges Landesparlament“ umgewandelt werden, das aus 212 Vertretern des Bauern⸗ rates, 132 Abgeordneten des Soldatenrates, 100 Vertretern des Arbeiterrates und 27 Ver⸗ tretern des ukrainiſchen Heeresqusſchuſſes be⸗ ſtehen ſoll. Somit wäre mit dem Neben⸗ einander zweier konſtituierender Verſammlungen als einer Tatſache zu rechnen. Aber ſchließlich iſt dieſe vereinzelte verfaſſungspolitiſche Uneben⸗ heit nicht erſtaunlicher als die vo llſtändige Ver⸗ faſſungsloſigkeit, die das ganze ſtaatliche Leben Rußlands kennzeichnet. Die pplitiſche Leitung waren, hat der lich von a 45 10 Rig des weſtlichen Brückenkopſes dieſer Stadt zur Notwendigkeit gemacht. Die von unſeren Korps e kurz zuvor den Baltiſchen e es können, den in allen Fu ü 10 0 e halten ſuchen. 10 110 9 gut ſie es können. Die Androhung Kerenskis in Moskau, er werde die Ordnung mit Blut und Eiſen herſtellen, bzw. aufrecht, erhalten, zeigt, wie welt man ſich ſchon von den Grundſatzen des erſten glühenden Freiheits⸗ rauſches entfernt hat. Wie jetzt gegen Finn⸗ land, ſo wird die Petersburger Zentralregierung ſofern ſie ihre Macht durch ein Schreckens⸗ regiment zu befeſtigen vermag, auch gegen die Ukraine eines Tages ganz anders auftreten als im Juli, wo es vor allem darauf ankam keinen neuen Zwieſpalt entſtehen zu laſſen. 22——̃ͤͤ!.K— 5 0 Politiſche Rundſchau Deutſchland. Ein Beſuch durch die Mitglieder des Reichbtages an den Fronten iſt für den 6. bis 20. September geplant, um den führenden Parlamentariern Gelegenheit zu geben, ſich von der militäriſchen Lage, von dem Geiſt des Heeres und den Ausſichten des weitergehenden Kampfes aus eigener Anſchau⸗ ung ein Bild zu machen. Vorgeſehen iſt ein in Abteilungen erfolgender Beſuch des nördlichen und des ſüdlichen Abſchnittes der Weſtfront wie der Oſtfront. Zur Beſichtigung werden die einzelnen Fraktionen eingeladen je nach der Zahl ihrer Vertreter im Haushaltsausſchuß. Doch haben die Mitglieder dieſes Ausſchuſſes das Recht, ſich durch Fraktionskollegen ver⸗ treten zu laſſen. Die Führung der einzelnen Abteilungen der Parlamentarier erfolgt durch Offiziere, die zugleich die Aufgabe haben, den Gäſten die ſtrategiſche Lage zu entwickeln. Oſterreich⸗Augarn. «»Das Miniſterium Seidler, das nun endgültig gebildet iſt, wird in parlamen⸗ tariſchen Kreiſen Oſterreichs nur als ein Über⸗ gangsminiſterium angeſehen. Die wichtigſte Frage, die des Nationalitäten ⸗ Ausgleichs, kann ſeiner gangen Natur nach von dem Miniſterium Seidler nicht gelöſt werden. Es iſt indeſſen aber auch noch zweifelhaft, ob das Wirtſchaftsprogramm erledigt werden kann, weil eben gewiſſe Parteien ihre Mitarbeit von der Erfüllung ihrer nationalen Wünſche abhängig machen. Die Miniſterkriſe iſt alſo endgültig wohl kaum gelöſt. 5 Am 29. und 30. Auguſt fand in Wien eine Zuſammenkunft der öſterreichiſchen Delegierten aller der öſterreichiſchen Sektion der Internationale angehörenden Par⸗ teien zur Stockholmer Konferenz ſtatt, an der außerdem die Vertreter der nationalen Exekutive Ungarns und Bosniens, ferner von der Sozial⸗ demokratie Deutſchlands Gbert und Scheide⸗ mann und zwei Vertreter der Vereinigten Solialiſten Bulgariens teilnahmen. Es wurde beſchloſſen, die Beſtimmung eines endgültigen Termins für die Stockholmer Konferenz zu fordern, was durch einen ausführlichen Brief an das holländiſch⸗fkandinaviſche Komitee in Stoc⸗ holm geſchah. In dem Briefe wurde darauf hingewieſen, daß die Erörterung der Schuld⸗ frage an bem Kriege auf der Konferenz die Verhandlungen nicht ſoͤrdern würde, um ſo mehr, als das zweckdienliche Material auch nicht vollſtändig iſt. Frankreich. »Miniſterpräſident Ribot hat ſich nun unter dem Drängen der Rechten und Linken entſchließen müſſen, dem Miniſter des Innern Malvy die„nachgeſuchte“ Entlaſſung zu ge⸗ währen. Clemenceau, der ehemalige Miniſter⸗ präſident, hat damit einen bedeutſamen Sieg errungen, und es fragt ſich, ob Ribot ſich noch einige Zeit halten kann. Jedenfalls hat der Fall Maſvy gezeigt, daß die inneren Verhältniſſe in Frankreich außerordentlich zugeſpitzt ſind. Kleine Nachrichten. — Die allgemeine ſozialiſtiſche Konſe⸗ renz in Stockholm iſt infolge der Paßfrage bis auf weiteres verſchoben worden. — Vom 1. September ab⸗Hürfen auch im Klein- grenzverkehr Schokolade und Kaffee aus der Schweiz nicht mehr ausgeführt werden. 1 2 Das Rätſel ſeiner Ghe. 9 Roman von Ludwig Haſſe. 9 (Fortſetzung.) 7 „Wollen Sie mit uns zu Abend eſſen?“ „Ich möchte lieber dem Herrn Grafen Geſell⸗ ſchaft leiſten.“ „Wie Sie wollen.— Auf Wlederſehen denn morgen früh.“ Er reichte dem Juſtizrat die Hand, der ſich dann entfernte und eine Treppe hoher hinauf⸗ ſtieg und an eine Tür klopfte. 1 „Herein!“ rief eine Stimme.. Der Juſtizrat trat ein.„Da bin ich wieder, beſter Herr Graf...“ Alexander, der im Zimmer auf und ab ge⸗ ſchritten war, blieb ſtehen. „Nun?“ ſragte er. f g Der Juſtizrat zuckte die Achſeln.„Ich hab' es nochmal verſucht, vergebens— es bleibt bei den früheren Beſtimmungen.“ „Ich mochte am liebſten noch fetzt zurück⸗ treten,“ ſprach er mit dumpfer Stimme.„Es iſt ſchmählich...“ „Sie können nicht mehr zurück, Graf Gallenberg! Sie haben Ihr Wort verpfändet.“ „Ich war wahnſinnig!“ „Wollen Sie die allen Bedenken weber hervorſuchen, lieber Graf?— Was nützt es jetzt noch?“ 4 „Ja, was nützt es jetzt noch— Sie haben recht,“ ſagte Alexander mit bitterem Lachen. „Wer A ſagt, 105 auch B ſagen, und wer ſich em Teufel verſchworen hat, muß den Kontrakt ballen, koſtet es auch ſeiner Seele Seligkeit.“ „Liebſter Graf...“ „Ja— ja, Herr Juſtizrat, ich weiß, was Sie ſagen wollen. Und nun laſſen Sie uns heute abend nicht mehr über die Geſchichte ſprechen... wie ſah ubrigens meine zukünftige Gemahlin aus?“ „Fräulein Garnier ſah blaß und leidend aus.“ „Werde ich ſte ſehen?“ eig „Auch gut.— Ich wollte, ich könnte mich auch verſchleiern.— Jetzt moͤchte ich übrigens an meinen alten Inſpektor einen Brief ſchreiben, den Sie mir wohl von Berlin aus beſorgen?“ „Gewiß— ſehr gern. Wollen Sie nicht mit mir nach Berlin zurückkehren?“ „Ich werde noch einige Zeit in England bleiben. Ich muß mich erſt in meinen neuen Stand hineinfinden, ehe ich mich meinen Leuten wieder zeigen kann. Adieu, Herr Juſtizrat, auf; Wiederſehen beim Souper...“ Während des Ahgadeſſens war Graf Alexander ſehr aufgeräumt und geſprächig. Aber ſeine Luſtigkett war eine gezwungene und krampfhafte: öſter mußte er ihr durch ein Glas Wein nachhelfen, daß er ncht in trübes, dͤſteres Schweigen verſank. Er erzählte von ſeinen Leutnantsſtreichen und lachte oft ſo laut, daß ſtaunt umſahen. 1 Es waren übrigens nur einige, Handels⸗ reiſende und ein Gutspüchter aus dex Umgegend da, die heute mit dem Londoner 10 angekommenen Fremden ſheſſten hem Zimmer. Sput in der. dacht 6 Graf Alexander und der Juſt ſich die andern Gäſte in dem Speiſeſaal er- ſilbi ug! Hügel lag. e waren und der Gegend einen romantiſchen und! — Alexander hatte ſtark getrunhen. Er wollte ſich betäuben. Er wollte wens gſtens während der Nacht von den quälenden Gedanken be⸗ freit ſein. Dennoch ging er noch lauige in ſeinem Zimmer auf und ab, einem Gefangenen gleichend, der vergeblich auf Rettung ſinn“. Endlich warf er ſich angelleidet auf das Batt und verfiel in einen bleiernen Schlaf. Ein trüber, dunſtiger Sommermorgen lag über der Erde, als Alexander mit dem Juſtſz⸗ rat in den Wagen ſtieg, um nach North⸗ Finchley zu fahren. In der Nacht war ein ſtarkes Gewitter nieder gegangen; auf den Straßen ſtanden die Waſſen lachen und das Laub der Bäume und Büſche hing ſchwer vom Regen nieder. An jedem Grashalm, an feder Blume glänzten die Waſſertpopfen, und ein feuchter Dunſt hing in der Luft, das helle Sonnenlicht verdunkelnd. „Ein trübſeliger Morgen,“ ſagte Alexander, 1910 einem die Stimmung ordentlich verderben ann.“ „Hinter Wollen ſcheint die Sonne,“ ent⸗ gegnele ſein Begleiter lächelnd.„Sie wird den Sieg über den Nebel davon kragen.“ „Wer weiß...“ erwide te Alexander ein⸗ g. „Schweigend erreichten ſie Norlh⸗Finchley und, die kleine Dorflirche, die maleriſch zwiſchen, hundertjährigen Ulmen auf einem mäßigen, Hier hatte eiuſt eine ſtattliche Abtei ge⸗ ſtanden, deren Trimmer jttzt noch zu ſehen pittoresken Anſtrich verliehen. Der Hauplklurn der Abtei ragte noch, wenn auch halb zerfallen, aus dem Grün der Bäume hervor und einzelne gotiſche Bogenfenſter und Tore haften ſich noch erhalten, welche die Zeit mit Moos und Eſen Uherzogen hatte. f Aus den Trümmern der Abtei waren die kleine Kirche und das Pfarrhaus erbaut. Der Pfarrer, ein alter Landgeiſtlicher, empfing den Grafen und ſeinen Megleiter an der Kirchenpforte und ffihrte ſie in die Sakriſtei. „Es iſt eine ungewohnliche Eheſchließung, mein Herr,“ ſagte er ernſt,„welche Si: zu be⸗ gehen im Begriff ſind. Doch ich habe nicht nach Ihren Beweggründen zu forſchen, die ge⸗ ſetzlichen Beſtimmungen ſind erfüllt und ich kann nur den Segen Gottes auf Ihre Verbindung herabflehen.“ a Alexander errötete unb dankte dem wuͤrdigen Mann mit einigen haſtigen Worlen. Dann entfernte ſich der Pfarrer wieder, um die Braut mit ihrem Beglelter zu erwarten. „Ich erſticke!“ ſtoͤhnte Alexander.„Es iſt 15 zu Mut, als würde ich zur Hinrichtung ge⸗ fahrt „Ruhig, ruhig, liebſter Graf. Sie ſlellen ſich die Sache ſchlimmer vor, als ſie in der Tat iſt.“ „Wäre ich doch nie darauf eingegangen!“ „Und Einödt?“ „Ah— der Beſitz kann auch zum Fluch werden!“ „Graf, 40 In vieſem Augenblick trat der Küſter ein Die ſiebente Kriegs melſe. 1 Leipzig, Anfang September. Draußen tobt und donnert die Schlacht, und Heuſſchlands Helden ſetzen in unbeugſamer Willenskraft und Siegesentſchloſſenheit Leben und Geſundheit für uns ein, um den Feind ſernzuhalten von der geliebten Vatererde,— und mitten im Herzen von Dentſchland, in der alten Handels⸗ und Muſenſtadt an der Pleiße, in der einſt Goethe als junger Student den Grund gelegt hat zu ſeiner geiſtigen Welt⸗ kroberung und vor deren Toren in den denk⸗ würdigen Oktobertagen von 1813 die Macht eines anderen Welteroberers für immer durch deutſches Heldentum gebrochen wurde, fluten Ströme von Meßfremden bei lachendem Sommerwetter durch die ſchönen Straßen zu den gewaltigen Meßpaläſten, in denen vor den ſtaunenden Augen der Beſucher die Schätze der deutſchen Induſtrie in unüberſehbarer Mannig⸗ faltigkeit ausgebreitet liegen. Noch nie hatte ſich eine Leipziger Meſſe ſolchen Beſuches u erfreuen wie die 7. Kriegsmeſſe vom Auguſt lieſes Jahres, die mehr als 40 000 Kaufleute aus dem deutſchen Vaterlande, aus den ver⸗ bündeten und neutralen Ländern nach Leipzig gelockt hat und der überraſchten Welt erzählt bon den Taten des deutſchen Erfindungsgeiſtes. Denn in der Zeit der ſchwexen Not hat er ſich in wunderbarer Weiſe betätigt und für alle die fehlenden Rohſtoffe Erſatz geſchaffen. Ein Blick in die Auslagen der Webwarenausſteller macht das deutlich. Strohſäcke aus Papier, Arbeits⸗ ſchürzen, Anzüge und Tiſchdecken aus demſelben Stoff zu billigſten Preiſen reizen die Kauſluſt ebenſo wie die herrlichſten Kunſtwerle aus Porzellan, Holz und Ton. Zwar fehlt das Leder und der Gummi, dafür zeigt aber das Spielwarengewerbe und die Papiermeſſe ein ebenſo gewaltiges Angebot wie namentlich die Lebensmittelmeſſe mit ihren zahlreichen Erſatz⸗ ſtoffen für Fleiſch und Brot, für Eier und Fiſch. Aufträge werden an jedem Stande der 34 Meßpaläſte, die bis zu 700 Verkaufsſtellen auſweiſen, in ſolcher Zahl und ſolcher Höhe erteilt, daß bei dem Mangel von heimiſchen Arbeitskräften kaum alles pünktlich geliefert werden kann. Aber die Tauſende alle ſind zu den märchen⸗ haften Tiſchlein⸗deck⸗dich dieſer Rekordmeſſe ge⸗ eilt, weil ſie hier zu finden wiſſen, was das Herz ſich wünſcht und der Menſch begehrt. Dadurch iſt die Leipziger Meſſe, die auf kleinſtem Raum und mit geringſten Mitteln das Unmög⸗ liche möglich macht, in ihrer Bedeztung von einem Ereignis einer großen Stadk geſtiegen zu einer Angelegenheit des ganzen Deutſchen Reiches. Das fühlen namentlich die Neutralen, die ſich vor den Voigtländiſchen Spitzenerzeug⸗ niſſen ebenſo ſtauen wie vor den hölzernen Kronen der Beleuchtungsinduſtrie, die edelſtes Porzellan, wie die Gegenſtände für den täg⸗ lichen Gebrauch— bewegliche, nicht klappernde Holzſohlen, Waſchmittel und anderes— ein⸗ handeln und ſich nicht genug darüber wundern, daß unſer Volk trotz der drei beiſpielloſen Kriegs⸗ jahre auch im Innern eine Tatkraft entfaltet, die der an den ſiegreich verteidigten Fronten in nichts nachſteht. Und wie hier, ſo war auf den Gaſſen, in den Wirtshäuſern, auf der Kleinmeſſe an der Lindenauer Chauſſee, wo ſich die Kinder am Kasperletheater und auf der elektriſchen Schaukel vergnügten, die Stimmung eine wahrhaft glanzende bei all den Tauſenden, die hier ſehen und kaufen wollten, und die auch den anderen Sehenswürdigkeiten Leipzigs einen flüchtigen Beſuch abſtakteten— etwa der während des Krieges geſchaffenen„Deutſchen Bücherei“ oder dem Monumentalbau des Vöͤlkerſchlachtdenkmals mit ſeinem Heldenhain. Volks wir tſchaftliches. 0 Die hohen Preiſe für Schuhwaren und Schuhreparaturen. Der„Zentralverein der Deutlſchen Lederinduſtrie“ ſchreibt: Gemeinhin iſt die Anſicht verbreitet, als ob die hohen Preiſe, die wir für Schuhe und Schuhreparaturen zu zahlen haben, auf übermäßig hohe Lederpreiſe zurückzuführen ſeien. Die Auffaſſung iſt unzutreffend. Die Leder⸗ prelſe ſtehen in Deutſchland weit hinter denen der anderen Länder zurück. Bei genauer Berechnung ergibt ſich auch, daß das geſamte Leder(Ober⸗ und Unterleder) für ein paar Schuhe(für Erwachſene) nur um 4-5 Mark teurer geworden iſt, als es im Frieden war, wobei die Preisverhältniſſe aus der Zeit unmittelbar vor dem Kriege und die jetzigen Höchſipreiſe zugrunde gelegt ſind. Da für Herren⸗ und Damenſtiefel mittlerer Preislage im Frieden 12,50 Mark bis 16,50 Mark bezahlt worden ſind, während heute 40—50 Mark angelegt werden müſſen, ſo muß jedem einleuchten, daß das Leder zum aller⸗ geringſten Teil die Preiserhöhung verurſacht hat. Bei Schuhreparaturen beziffert ſich der Lederverbrauch für Sohlen und Abſatzflecke für das Paar auf etwa 2,50 bis 3 Mark. Der Unterſchied iſt hier gegen⸗ über der Friedenszeit 1,25 bis 1,75 Mark für das Paar Schuhe für Erwachſene. Bei den Reparaturen „„SSCCFFFCFCCã ĩVu.ã ͤ õãõãydddddGdGßßßGfGffGGGFfTfffTfTTFTFTTfGrTfTTTTTTTTTTTTT 5 ö Von Nah und fern. Der werdende Polenſtaat. Anläßlich des Übergangs des Gerichts weſens an die pol⸗ niſche Behörde ſand in der Johannis⸗ Kathedrale ein ſeierlicher Gottesdienſt ſtatt, den Erzbiſchof Kakowſti unter großer Aſſiſtenz zelebrierte. Prälat Chelmieki wies in ſeiner Predigt auf die Bedeutung des Tages hin. Der Tag ſei erſchienen, an dem Polen ſichtbar als Staat zu wirken beginne. Der frühere Lehrer des Kaiſers ge⸗ ſtorben. Der frühere Lehrer des Kaiſers, Gymnaſialdireltor a. D. Geh. Regierungsrat 4 ein Uberſchuß von 27 924 Mark erzielt. Dieſer wurde zum größten Teil zur Anſchaffung einer fahrbaren Brauſebadeeinrichtung für das In⸗ ſanterie⸗Regiment Nr. 95 verwendet. Der Reſt ſand zu verſchiedenen Zwecken der Kriegswohl⸗ fahrtspflege Verwendung. Eine Mutterſchule in Leipzig. Aus Leipzig wird berichtet, daß die Deulſche Gee ſellſchaft zur Förderung der Volkswohlfahrt in Leipzig die Errichtung einer Muſtermutterſchule nach den Plänen, die 1900 der Jugendforſcher⸗ und Jugenderzieher Kurt Walter Dix⸗Meißen der Offentlichkeit unterbreitete, beabſichtigt. Nach dieſer Mutterſchule ſollen dann im Deulſchen Dr. Friedrich Heußner, iſt in Kaſſel geſtorben. Er unterrichtete am dorligen Königlichen — e A*. — I Sed e N 2 . 72 100 1. Wee, A 4. N 0 U 1 4. N 99 II Was der frühere Zar ungezählten ſeiner Unter⸗ tanen antat, das blüht ihm nun ſelbſt. Ein Feder⸗ ſtrich von ihm genügte, um einem Menſchen das höchſte Gut, die Freiheit, zu nehmen.„Adminiſtrative Verſchickung“ nannte man das im zariſchen Rußland: wer ſich irgendwie mißliebig gemacht hatte, ver⸗ ſchwand oſt auf Nimmerwiederſehen in die Einöden Sibiriens, verſchmachtete in den Bergwerken oder im dumpfen Kerker. Ohne Urteilsſpruch, ohne recht⸗ liche Prüfung des einzelnen Falles. Nun hat die bildet die Lederpreiserhöhung alſo ebenfalls nur einen kleinen Teil der für Reparaturen zu zahlenden Preisauſſchläge. Da das Sohlenleder knapp iſt, ſo ſollte, damit das getragene Schuhwerk beſſer aus⸗ genutzt und nicht mangels Beſohlung durch neue Schuhe erſetzt werden muß, das[für den Privatver⸗ brauch freigegebene Sohlenleder in der Hauptſache für Reparaturzwecke zur Verfügung geſtellt werden. — Das klingt allerdings einleuchtend und tröſtlich, nur iſt damit noch immer nicht erklärt, weshalb das Schuhzeug ſo ungeheuer teuer iſt. f b Weltgeſchichte als Wellgericht ein machtvolles und vernichtendes Wort geſprochen: Der allmächtige ehe⸗ malige Zar iſt in ſeinem eigenen Lande ein hilfloſer Gefangener und ſteht unter Bewachung ſtüheren Soldaten. Leibe die Vitterniſſe der Geſangenſchaft erfahren. Ein willenloſer, ſchwächlicher Mann, der von ſeinen eigenen Höflingen belogen und betrogen wurde, muß er für die Sünden büßen, die häufig genug vielleicht Friedrich⸗Gymnaſium von Oberſekunda bis Ober⸗ prima den Kaiſer in Deutſch und war während zweier Jahre ſein Ordinarius. Das Ergebnis der Gothaer Kriegs⸗ ausſtellung. anſtaltete von 95 689 Perſonen beſucht. tagen mußte die Ausſtellung zeitweilig wegen Überfüllung geſchloſſen werden. Die Veſucherziffer an einem Tage war rund 15 000. Das finanzielle Ergebnis war ſehr günſtig; es wurde bei einer Einnahme von 46 942 Mark ſeiner Er ſelbſt muß an ſeinem eigenen J weggenommen. Die in Gotha im Sommer ver⸗ Kriegsausſtellung wurde insgeſamt An den Sonn⸗ höchſte Reiche die ſchon längſt geforderten Mutterſchulen eröffnet werden. Elne Spende zur Kartoffel⸗Eindeckung. Die Firma Max Biermann in Gera übergab dem Stadtrale eine Spende von 6000 Mark, die dazu dienen ſoll, daß bei der demnächſt er⸗ folgenden Eindeckung mit Kartoffeln dieſe den bedürftigen Einwohnern billiger abgegeben werden können. Tabakerſatz⸗Fabrik. Als ein Zeichen der Heit erſcheint eine Anzeige in einem Dresdener glatt, in der zwecks Gründung einer Tabak⸗ . it eine kapitalkräftige Perſönlichkeit Die Erfindung ſoll, vollſtändig tobiert, bereits zum Patent angemeldet ſein n tatſächlichen Tabakerſatz darſte len. ſeien genügend vorhanden und das Abſatzgebiet angeſichts des jetzigen Tabak⸗ mangels überaus groß. Neue Verhaftungen in Würzburg. Vor einiger Zeit wurde in Würzburg der Beſitzer des Caſés Wittelsbach wegen umfangreicher Lebensmittelſchiebungen verhaftet. Jetzt ſind auch deſſen drei Brüder verhaſtet worden, außerdem Baron Lewkowitz. Drei große Lager wurden ibliche Hilfsſoldaten. Das britiſche Amtsblatt teilt die Ernennung von Frau Wal⸗ ſon zur Kommandantin der Gruppe der weib⸗ lichen Hilfsſoldaten in der engliſchen Armee mit. Diſziplin und Organiſation ſind bei den weib⸗ lichen Hilfstruppen dieſelben wie bei der regu⸗ lären britiſchen Armee. Frau Walſon iſt die Schweſter von Sir Geddes, des Erſten Lords der Admiralität. Eine Privatdozentin für Deutſch in Mailand. In Italien ſcheint man doch nicht ganz auf die Pflege deulſcher Wiſſenſchaft per⸗ zichten zu wollen. An der Univerſität Mai⸗ land, der Stadt, die wohl am meiſten von den italieniſchen Städten zum Kriege gehetzt hat, wurde dieſer Tage eine junge Dame, Dr. La⸗ vinia Mazzuchetti, als Privatdozentin für deutſche Sprache und Literatur zugelaſſen. Der Brand in Kaſan hat für die Be⸗ völkerung ſchlimme Folgen gezeitigt. Die Stock⸗ holmer Blätter berichten, daß in der ſchwer heimgeſuchten Stadt Soldaten ein Schreckens⸗ regiment ſühren und eine Anzahl Häuſer in Brand geſteckt haben. Die Bevölkerung flüchtet. Es wurden Truppen aus anderen Städten herbeigeholt. 1 68 3 Herichtshalle. lau. Die Handelsfrau Luiſe Brendel halte im r d. J. in Dyhernſur von ihren 5 inger und ch u. hweinefleiſch, 10 Pfund Fett, 7¼ ü twurſt uw. mitge⸗ nommen. Auf dem ne Reviſion ihres Gepäcks ſtatt, und wurde ihr von dem Gend Sie wurden mit ihren Se unter Anklage geſtellt. Die Scholz hatle, wie ſich dann herausſtellte, außerdem noch ohne behör'ſiche Genehmigung ein Schwein geſchlachtet.[das Schöffengericht in Wohlau verurteilte die Brendel zu 200 Mark, die Springer zu 150 Mark und die Scholz zu 100 Mark Geldſtrafe. Gegen dieſes Unteil legten alle drei Berufung ein, weil ſie angeblich die Ausfuhrverbote nicht gekannt haben. Die Brendel verſicherte außerdem, daß ſie die Waren nicht zu dem Zwecke von den Schweſtern bekommen habe, um damit Handel zu treiben, ſondern daß ſie die Sachen lediglich für ihren Mann, der Schwerarbeiter ſei, erworben habe. Die hieſige Ferienſtrafkammer hat jedoch das Urteil beſtätigt. ö onde K Aud, vr M. A. M, d., und meldete die Ankunft der Braut mit ihrem Begleiter. Der Juſtizrat eilte hinaus, langſam folgte Alexander und blieb vor dem Altar mit geſenktem Haupte ſtehen. Schritte, das Rauſchen von Frauenkleibern ertönten; der Pfarrer trat vor den Altar; der ſtantor ſpielte einen Choral in gedämpfter Ton⸗ art auf der Orgel. „Herr Graf...“ erklang die Stimme des Juſtizrats.— Alexander ſah auf und erblickte eine hohe, ſchlanke, jugendliche Frauengeſtalt vor ſich ſtehen, ganz in Schwarz gekleidet, einen einfachen ſchwarzen Federhut auf dem Haar, das Geſicht hinter einem ſchwarzen Schleier verborgen. „Fräulein Margarete Garnier, Herr Graf,“ ſagte der Juſtizrat.„Wollen Sie der Dame den Arm keichen... Die heilige Handlung wird ſogleich beginnen...“ Alexanders Geſicht war weiß wie Marmor, er bebte, und auch durch die ſchlanke Geſtalt der Dame ſchien ein Zittern zu gehen. „Darf ich bilten, näher zu treten,“ ſagte der Geiſtliche ſanft. Mit gewaltſamer Anſtrengung raffte ſich Alexander auf und bot Margareten den Atm. Ihre ſchmale, ſchwarz behandſchuhte Hand ae heflig, als ſie ſich leicht auf ſeinen Arm egle. So ſtanden ſie vor dem Allar des Herrn — mit geſenktem Haupte und bleichen Wangen. Hörlen ſie, was der Geiſtliche ſprach? Ver⸗ landen ſie, die Worte ſeines Gehetes, das den Segen des Himmels auf ihre Ehe herabflehte? Hörlen ſie ſeine ernſte Mahnung, daß der all⸗ ſcheiden— nichts ſoll euch trennen, es ſei denn mächtige, allwiſſende Gott in die Herzen der Menſchen ſieht, daß vor ihm keine Falte der Seele des Menſchen verborgen iſt, und daß er richten wird nach dem, was er in unſerem Herzen geſeheu, richten und ſtrafen, aber auch richten und verzeihen in ſeiner allumfaſſenden großen Güte? Hörten ſie dieſe Worte und verſtanden ſie die ernſte Mahnung? Oder rauſchten ſie an ihren Ohren und Herzen vorüber, wie das Murmeln des Baches da draußen, wie das Säuſeln des Windes, der die Regentropfen von den Blättern ſchüttelte? Einmal ſchien es, als wenn Margarete leiſe auſſchluchzte— als wenn ſie den Schleier zurückſchlagen wollte, um den Mann an ihrer Seite ihr blaſſes, tränenüberſtrömtes Antlitz zu zeigen— einmal ſchien es, als wollte ſich ihre Hand ſeſter auf ſeinen Arm legen— als wollte ſie ihre Schulter an ſeine Schulter lehnen— doch da ſah ſie in ſein blaſſes, von einem finſteren Trotz verdüſtertes Geſicht, ſie ſah, wie er trotzig, mit finſteren Augen vor ſich nieder ſtarrte.— Da unterdrückte ſie das Schluchzen, da preßte ſie die freie Hand ſeſter auf das heftig pochende Herz, da vergrub ſie die Zähne in die Lippen und ſtand ebenſo ſtarr und regungslos wie er vor dem Altar des Herrn. Die kurze Feier endigle mit einem Gebet. Dann nahnt der Geiſtliche die Ringe, ſteckte ſie den Neuvermähllen an die Finger, legte ihre Hände zusammen, legte ſeine ſegnende Hand auf ihre Hände und ſprach feierlich:„Was Gott zuſammenfügt, das ſoll der Menſch nicht der Tod. Da ſchauerten ſie beide zuſammen und un⸗ willkürlich ſchmiegten ſich ihre Haͤnde inniger ineinander. Alexander war es, als ſollte er ſich Mar⸗ gareten zu Füßen werſen und ihre kleine, ſchmale, weiße Hand küſſen und ſie bitten: „Bleibe bei mir Er ſah ſie an— er glaubte ihrem Blick zu begegnen, der ſeinen Augen warm und ſanft entgegenſtrahlte— er ſah ihr goldiges Haar, das von der eben die Wolken durchbrechenden Sonne umglüht war— und der Wunſch quoll heiß in ihm empor, die ſchlanke, erſchauernde Geſlalt in ſeine Arme zu ſchließen. Da trat die hohe Geſtalt des fremden alten Herrn, der ſich bis dahin in dem Hintergrunde gehalten hatte, zu ihnen. „Die Zeremonie iſt beendet,“ ſprach er und ſein Blick ſtreifte nicht ohne Intereſſe das blaſſe erregte Geſicht Alexanders.„Darf ich bitten, mein Kind...“ und er reichte ihr den Arm, um ſie fortzuführen. Alexander ſtand wie zu Stein erſtarrt. Er ſah den Davonſchreitenden nach und ſah, wie ſich Margarete noch einmal umwandte, und glaubte, eine leiſe innige Neigung ihres Hauptes, als letzten Gruß, zu bemerken. Dann ward es ihm dunkel vor den Augen und er wäre niedergeſtürzt, wenn ihn der Juſtiz⸗ 55 nicht mit kräftiger Hand aufrechterhalten hälle.. 8. Inſpektor Karl Pekerſen auf Einödt war ſehr Ns 0 erſtaunt, als er einen langen Brief des Grafen mit einer Inſtruktion ſeines Verhaltens für einige Wochen, die der Graf noch fortbleiben wollte, erhielt.„Laſſen Sie alles in guten Stand ſetzen,“ ſchrieb er.„Es iſt in den letzten Jahren manches verfallen, ſo muß das Dach der langen Scheune noch vor der Ernte repa⸗ riert werden, die Pferdeſtälle und die Slallung für das übrige Vieh ſollen ebenfalls inſtand geſetzt und das Hoftor erneuert werden. Den Hof können Sie neu pflaſtern laſſen. Sie llagten einmal über Mangel an Arbeitspferden, Sie können in Königsberg ein Geſpann kauſen, vielleicht auch einige Zugochſen, der Viehſtand muß überhaupt wieder mehr gehoben werden, wir ſprechen nach meiner Rückkehr noch darüber. Und noch eins: Die Ernte wird nicht wieder, wie die letzten Jahre, auf dem Halme ver⸗ kauft, ſagen Sie das dem Kornhändler, wenn er anſtagen ſollte. Zur Deckung der nolwendigen Ausgaben ſende ich Ihnen eine Auweiſung auf die Oſtpreußiſche Kredit⸗ bank in Königsberg über 10 000 Mark, welches Sie nach und nach abheben können. Später werden Sic mir über die Verwendung Rechnung legen... 5 Dem alten Inſpektor war vor Schrecken die lange Pfeife ausgegangen. Sprachlos belrachtele er die Anweiſung von allen Seiten und glaubte zu träumen. „Na, was iſt denn, Karl?“ fragte ſeine Frau, eine rüſtige Fünfzigerin, die an dem Fenſter ſaß und ſtrickte.„Was ſchreibt der Herr Graf? Kommt er bald zurück?“ ee ee »Goreſetung folgt) 85 „