Amtlicher Teil. Bekanntmachung Den Schutz der Feldfrüchte. In letzter Zeit mehren ſich die Klagen, daß durch Verbrennen von Kartoffelkraut allerhand Feldfrüchten(Dick— rüben uſw.) geſchädigt würden. Wir ſehen nus veranlaßt, mit ſofortiger Wirkung ab, das Verbrennen von Kartoffel⸗ kraut zu verbieten und bemerken, daß das Kartoffelkraut zu Streuzwecken zweckmäßigere Verwendung finden kann. Zuwiderhandelnde müſſen unnachſichtlich veranzeigt werden. Unſer Feldſchutzperſonal wurde mii entſpr. Weiſung verſehen. Viernheim, 24. September 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim Lamberth. Betr.: Bekanntmachung. Betr.: Die Erzielung einer Nachernte au Tabakgeizen. Die nach§ 5 Abſ. 4 der Tabakſteuer-Ordnung zur Erzielung einer Nachernte von Tabakgeizen erforderliche Genehmigung für das laufende Erntejahr iſt allgemein erteilt. Diejenigen Tabakpflanzer, die eine Nachernte an Tabakgeize erzielen wollen, werden hierdurch aufgefordert, die Anmeldung bis einſchließlich 29. ds. Mts. bei Großh. Steueramt dahier, woſelbſt auch Formulare erhältlich ſind, zu bewirken. Später eingehende Anmeldungen können keine Berückſichtigung finden. Viernheim, den 24. September 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Bekanntmachung. Schutzmaßregeln gegen feindliche Fliegerangriffe. Da es nicht ausgeſchloſſen iſt, daß auch unſere Ge— meinde von feindlichen Fliegern aufgeſucht und überflogen wird, iſt es durchaus notwendig, daß mit Eintritt der Dunkelheit auf eine möglichſt weitgehende Beſchränkung der Beleuchtung in den Straßen, an den Häuſern, in den Fabriken und Bahnhöfen und in den Innenwohnungen hin— gewirkt wird. Deshalb werden wir alle einigermaßen ent— behrlichen Straßenlampen, inſoweit ſie nicht an den Stra— ßenkreuzungen angebracht ſind, ausſchalten. Um 711 wird die ganze Straßenbeleuchtung gelöſcht; am Morgen unter— bleibt jede Beleuchtung. Unſere Einwohner erſuchen wir recht eindringlich, mit Eintritt der Dunkelheit jede Beleuch— tung des Aeußeren der Häuſer, insbeſondere der Gaſtwirt— ſchaften, zu unterlaſſen, auch die Beleuchtung der Schau— fenſter hat in Wegfall zu kommen. Die Innenbeleuchtung Betr.: der Wohnungen und Arbeilsräume, ferner alle Oberlichter find durch Anbringung von dunklen Vorhängen aus Stoff oder Papier oder dunklem Anſtrich der Scheiben abzublenden. Das Gleiche wird erreicht durch Herablaſſen der Rolläden oder Schließen der Laden. Es darf kein Lichtſchein aus den Gebäuden weder auf die Straße, noch in die Hofräume oder Gärten noch nach oben dringen. Wir erwarten, daß dieſen Anordnungen Verſtäudnis und Beachtung entgegengebracht wird, damit wir nicht zu ernſten Maßnahmen veranlaßt werden und Strafanzeige erheben müſſen. Bei Fliegerangriffen beachten: 1. Ruhe iſt die erſte Pflicht, Verwirrung bringende Auf— regung iſt gefährlicher als Fliegerangriff. Suche Schutz im nächſten Haus! Fort von der Straße! Fort von Haustüren und Fenſtern! Neugker iſt Tod! Fehlt Haäuſerſchutz, dann Niederwerfen in Gräben oder Vertiefungen. Nachts kümmere dich um keinen Angriff! Wir erwarten, daß bei einem etwaigen Fliegerangriff dieſe Verhaltungsmaßregeln ſorgſamſt beachtet werden. Viernheim, den 4. September 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. ſind folgende vier Punkte zu Baden. (J Harlsruühe, 24. Sept. Am Sonntag fand hier eine Mitgliederverſammlung des Badiſchen Sänger— bundes ſtatt, bei der 50 Vereine vertreten waren. Bun⸗ bmann Wilſer erſtattete den Tätigkeitsbericht des Vor— es und widmete den Toten des Bundes der letzten 3 Jahre, namentlich den im Felde Gefallenen, einen warmen Nachruf. Viele kleine Vereine haben ihre Tälig⸗ keit eingeſtellt, in den Städten haben ſich die Vereine zuſammengeſchloſſen und gemeinſame Aufführungen in den Lazaretten veranſtaltet. Ehrenbunbesſchriftführer Krug hat ſeine Geſchichte des Sängerbundes beendet. Den Feldgrauen wurden in zahlreichen Fällen Noten ins Feld eſandt. Nach dem Kriege ſollen die Namen der ge⸗ allenen Bundesmitglieder auf einer Ehrentafel bekannt— gegeben werden. Der Berichterſtatter machte Mitteilungen über Veränderungen auf dem Gebiete der Organiſationen des Urheberrechts für muſikaliſche Aufführungen und emp⸗ fan der Sicherheit wegen ſich nur der Bundeslieder⸗ ſammlungen zu bedienen, da die Wiedergabe dieſer Lieder gebührenfrei ſei. Die Bundesrechnung wurde genehmigt. Der Bad. Sängerbund verfügt heute über ein Vermögen von rund 42 000 Mk. Ein Bundesbeitrag wird auch für 1917 nicht erhoben. Bewilligt wurden 300 Mk, für die deutſche Sängerbundſtiftung, 300 Mk. als Ehren⸗ gabe für die Witwe Alexander Adams und 300 Mk. für die Bad. Gefangenenſammlung. Bei den Wahlen wurden die Mitglieder des Haupt⸗ und Muſikausſchuſſes wieder gewählt. JJ S ELA-L Karlsruhe, 24. Sept. Prinz Max von Baden veröffentlicht in der amtlichen„Karlsruher Ztg.“ folgende Kundgebung:„Im Hinblick auf die kommende Landesverſammlung für die bad. Kriegs- und Zivilge— fangenen im feindlichen Ausland haben mir bereits jetzt eine größere Zahl von Spendern bedeutende Summen für den mit meinem Namen verknüpften Fond der Bad. Gefangenenfürſorge des Landesvereins vom Roten Kreuz zur Verfügung geſtellt. Viele der Wohlhabendſten aus dem Lande, ſehr viele Opferfreudige haben dadurch den Grund zu der neuen Finanzierung der Gefangenenfürſorge in Baden gelegt. Ein ſchönes Beiſpiel tätigen Gemein- ſinns und opferfreudiger Treue für unſere Gefangenen, die in treuer Pflichterfüllung um unſeretwillen leiden, iſt damit gegeben. Mir aber iſt es ein Bedürfnis, vor dem ganzen Lande meiner tiefempfundenen Dank⸗ barkeit Ausdruck zu verleihen für die tätige Hilfe der Männer und Frauen, die dazu beigetragen haben, unſeren, leidenden Landsleuten gegenüber eine der ſchönſten Pflich⸗ ten zu erfüllen. Möge die Opferfreudigkeit dieſer Spender dem Lande ein Anſporn ſein, den Unſeren in feind⸗ licher Gefangenſchaft ihre Treue zu vergelten. Prinz Max, von Baden. 5 ö () Kehl, 23. Sept. Wie die„Kehl. Ztg.“ mit⸗ teilt, wurde bei einem Mühlenbeſitzer des Bezirkes die Feſtſtellung gemacht, daß er die vornehmen Kreiſe Straß— burgs und Baden-Badens mit prima Weißmehl verſorge. Einem Ueberwachungsbeamten fiel kürzlich ein halber Zentner dieſes Weißmehls in die Hände. 125 W . 5 Ns 3 E 5 BVermiſchtes. Kriegsanleihe. Die Städtiſche Sparlaſſe in Berlin ha auf die 7. Kriegsanleihe 60 Millionen Mark(zuſammen mit der früheren Zeichnungen 300 Mill.) gezeichnet. Zur Anſiedelung von Kriegsteilnehmern. Die Bayeriſche bandesſiedelung, G. m. b. H. i durch Miniſterialentſchließung bei Verkäufen geſchloſſen bewirtſchafteter kandwirtſchaftlicher Dine an Güterhändler als verkaufsberechtigt erklärt wor— en. Grubenunglück. In der Kohlengrube Czeladz bei Sosno- wice(Poſen) riß das Seil eines mit Arbeitern beſetzten För- dergorbes. Der Korb ſtürzte in die Tiefe, wobei alle zwölf Ardeiter den Tod fanden. Grubenung:üch. In der Lupenye-Kohlengrube(Ungarn) et. ſtand durch ein unvorſichtig weggeworfenes brennendes Zünd⸗ hölgchen eine Exploſion. 59 Bergleute ſind tot, 5 ſchwer und 50 leicht verletzt. Aufdeckung eines Doppelmordes nach acht Jahren. Ein in Unterſuchungshaft in Lübeck befindlicher Techniker aus Teterow in Mecklenburg bat eingeſtanden, daß er im September 1900 in Saßnitz auf Rügen den Paſtor Vermehren und deſſen Gattin bur 5 hat. Der Mörder will das Verbrechen aus bgank after Neigung zum Verbrechen begangen haben. Kein Schnaps mehr. Das WTB. meldet aus Peters⸗ burg, die Regierung habe, um die Mäßigkeit im Trinker dauernd zu fördern, angeordnet, daß nacheinander alle Vor— räte an Alkohol und Spirituoſen in den Brennereien und Aus⸗ ſchankſtellen in Eſſig umgewandelt ober kohlenſaurem Waſſerf a werden ſollen, das nur 1 Prozent Alkhohol ent hält. Schnodderig. In der Zeitſchrift„Ueber Land und Meer gibt Philipp Stauff eine hübſche Erklärung des Wortes „ſchuodderig“, das man gerne auf geſchwägige Menſchen, na mentlich auf Berliner oder vielmehr ſolche, die als Berline gelten wollen, anwendet. Mit dem ähnlich lautenden Wor „ſchnattern“ hat der Ausdruck ſchnobderig nach Stauff nichts zu tun vielmehr ſtammt die Bezeichnung von einer altgermani⸗ ſchen, heute ſo gut wie vergeſſenen Halbgöttin. Sie hieß „Snotra“ und war eine von den„guten Sieben“, von denen heute ſelbſt in Kreiſen der Wiſſenſchaft nicht mehr geſprocher wird. Bekannter iſt der Ausdruck„hböſe Sieben“, doch wü er mißbräuchlich auf ein einziges Weib angewandt, da 1 ſich nicht um eine e ſondern um ſieben böſe Engel handelte Ihre Namen ſind nicht erhalten geblieben, doch ſind die Namen der„guten Sieben“ aus der Mythologie bekannt. Die erſte, Gebion(Geberin), begabte die Jungfrau mit Anmut, die zweite, Sniofa, ließ den Liebesfunken entbrennen. Die dritte, Loba, veranlaßte die Jungfrau, dem Erwählten den Verlobungs— ring zu geben. Die vierte, Wara, hatte die Treue zu wahren, die fünfte, Syna(die Sinnende), war die Wüchterin des Braut; gemachs, die ſechſte. Fene, ga't als Schützerin das Waidtums. Die ſiebte endlich, Snotra mit Namen, verlieh der Jungfrau dig Zierde der wohlklingenden Rede. Hieraus entwickelte ſich das Wort Spotern, aus welchem dann wiederum die Ausdrücke ſchroddern“ und„ichnodderig“ gebildet wurden. Der Urſprun es Ausdrucks war alſo höchſt ſympathiſch und liebenswürdig, Sofafes. 0 — Farreichung eigener Wäſche des Gaſtes verboten. Nach der Verordnung vom 14. Juli 1917 dürfen in den Gaſtwirtſchaften Mundtücher an die Gäſte nicht mehr abgegeben werden. In der Auslegung der Verordnung war Zweifel darüber entſtanden, ob Mund— tücher, die Eigentum des Gaſtes ſind, in der Wirtſchaft verwendet werden dürfen. Hierzu hat die Reichsbeklei— dungsſtelle folgende Entſcheidung getroffen:„Mund- tücher, die dem Gaſtwirte als eigene Wäſche vom Gaſte in Verwahrung gegeben werden, damit ſie ihm im Be— darfsfalle vorgelegt werden, gelten als dargereichte Wäſche im Sinne der Verordnung vom 14. Juli 1917. Auch eine ſolche Darreichung iſt verboten.“ — Karten von Mittelafrika. Das Reichskolo⸗ nialamt läßt genaue und überſichtliche Karten von Mit- telafrika im Maßſtab von 1:2000 000 herſtellen. Davon iſt jetzt die erſte Karte in zwei Blättern„der öſtliche Sudan“ bei Dietrich Reimer(Ernſt Vohſen) in Berlin erſchienen. Ein weiteres Blatt„Deutſch-Oſtafrika“ iſt im Erſcheinen begriffen. Sodann wird folgen„Belgiſch Kongo“, worüber bis jetzt nur ſehr mangelhafte Karten beſtehen, ferner Nord-Mozambique, Sudan bis zum Sene— gal und Ober-Guinea. Dieſe Karten werden für Kauf⸗ leute, Anſiedler, Beamte und Offiziere, vor allem aber für Politiker von großem Intereſſe ſein, taucht doch immer wieder in den Zukunftsvorſchlägen der Volks- wirtſchaftler der Wunſch eines großen zuſammenhängenden deutſchen Kolonialreichs in Mittelafrika auf. Goldhamſter. Auf dem Bahnhof in Kattowitz(Oberſchleſien wurde der ruſſſſch⸗polniſche Händler Weimann aus Sosnowit angehakten, als er 40000 Mark in Gold über die Grenze nach Polen bringen wollte. Das Gold wurde ihm abgenommen und an die Reichsbank abgellefert.— Bel dem Privater Franz Zeller in Aſchaffenburg wurde eingebrochen und aug einer eifernen Kaſette 800 Mk. in Gold ge tohlen. — Mieteinigungsämter. Der Vorſtand des Ver, andes Deutſcher Miekervereine weiſt in einem Rund— chreiben auf die Bundesratsverordnung hin, wonach dort, vo ein nach der Bundesratsverordnung vom 26. Julſ 1917 ermächtigtes Mieteinigungsamt noch nicht beſtoßt die Amtsgerichte zur Entſcheidung für zuſtändig ür werden. Die Mieter ſeien nunmehr ſofort durch ihre Preſſe und ſonſtwie über dieſe Verordnung und die Not, wendigkeit, etwa beabſichtigte Anträge umgehend zu ſteſ⸗ len, aufzuklären. Die Anträge ſeien bei Verluſt der Rechte unverzüglich zu ſtellen. 5 3665 n „eee. 5 ee Sofort suchen fleissige Mez, Vater& Söhne, Weinheim. Angenehme Arbeit. Ein Waggon Küinit und Thomasmehl, und wird zeutuerweiſe, ſolange Vorrat reicht abgegeben bei Johaun Schneider 5. Witwe. — — . 42 —— — —— 5 8 Hasen nehſt Stall preiswert zu verkaufen. 8 185 Näheres Moltkeſtr. 37. 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S.⸗A. für den den 1 Heldentod fürs Vaterland ß Adam Samstag. Donnerstag: ¾7 Uhr 2., ½½8 Uhr 3. S.⸗A. für den den Heldentod fürs Vaterland 1 Vizefeldwebel Haus Englert. N / Uhr 2., ½8 Uhr 3. S.⸗A. für den den 1 Heldentod fürs Vaterland 1 Joh. Krug. Samstags:/ 7 Uhr beſt. Amt für Adam Weldner, Ehef Kath. geb. Effler und Kinder. 0 1/48 Uhr beſt. E.⸗A. für Val. Filbek, Ehefrau Kath. geb. Koob, Sohn Val. und Schwiegertöchter A. geb. Adler und Kath. geb. Sommer. um Mittwoch iſt bei den Engl. Fräulein, am Don— nerstag bei den Barmh. Schweſtern um 7 Uhr hl. Meſſe. Am nächſten Sonntag wird das Feſt der hl. Schutz— d 90 G ee iſt gem. hl. Kommunion e Schüler der Herrn Lehrer Li N f. Beicht Samstag um 2 Uhr. N r Freitag: * Erſcheint dreimal wöchentlich: Dienstag, Donnerstag n. Samstag Bezugspreis: monatlich 40 Pfg. incl. Trägerlohn Gratisbeilagen: „Illuſtriertes Sonntagsblatt“, Wand— kalender und Fahrplan. Aleblatt del Großh. Bürgermeiſtere Enthält alle amtlichen Ankündigungen der Inſerate finden in der Bürger-Zeitung wirkſamſte Verbreitung.— Für Wohnungsinſerate Ausnahme-Tarif. Redaktion, Druck und Verlag: Joh. Martin, Viernheim, Nathausſtraße. Organ für Jedermann Vereins Anzeiger jrriheimer Bürger Zeitung Geſchäfts⸗ Anzeiger Inſeratenpreis: V Behörden Vieruheims und Umgebung. 0 Die Iſpaltige Petit-Zeile 25 Pfg., iernhe die Reklamezeile 50 Pfg. ee Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Beilagen im Gewichte bis zu 8 Gramm 6 Mk. fürs Tauſend. Bei Klageerhebung kommt jeder Rabatt in Wegfall. 1 1 112 27. September — Donnerstag, deu ——— —— fee e eee Gold zu ſpenden und Erſpartes zu leihen dem Vater— lande in ſchwerſter Zeit iſt der ſchönſte Heimatdank. „Zeichnet Kriegsanleihe!“ DFP Lokale Nachrichten. § Die Bekauntmachung betr. Fleiſchverſorgung iſt am Rathaus angeſchlagen. § Poſtſcheckverkehr. Eine vaterländiſche Pflicht iſt es, mit allen Mitteln dahin zu ſtreben, daß der Umlauf an Banknoten und anderen barem Geld auf das äußerſte Maß be ſchränkt und der bargeldloſe Zahlungsausgleich gefördert wird. Dieſem Ziele dient auch der Poſtſcheckberkehr der zugleich den Zahlungsverkehr vereinfacht, verbilligt und be. ſchleunigt. Die Beteiligung an dieſer zum Nutzen der All— meinheit geſchaffenen Einrichtung wird daher eindringlich empfohlen, Die Vorteile des Poſtſcheckverkehrs für den Einzelnen beſtehen darin, daß der Poſtſcheckkunde keine größeren Geld— beſtände in der Wohnung oder im Geſchäft bereit zu halten oder zu verwahren hat; alſo keine Verluſte an Bargeld durch Unterſchlagung, Diebſtahl oder Feuer erleidet. Der Poſtſcheckkunde weiſt vom Schreibtiſch aus ſeine Zahl ungen durch Ausfüllen von Vordrucken(Ueberweiſungen oder Schecke) an. Die Wege zur Poſt, um Poſtanweiſungen oder Wert— briefe aufzuliefern, ſowie andere läſtige Gänge, die not— wendig ſind, um das für die Fertigung eines Wertbriefes erforderliche Papiergeld zuſammenzubekommen, fallen weg. Der Poſtſcheckkunde weiß auch, daß bei den Vorzügen die die bekannte blaue Zahlkarte bietet, die Rechnungen von den Schuldnern ſchneller bezahlt werden. Die Beträge, die der Poſtſcheckkunde erhält, werden auf Antrag ſeinem Poſtſcheck— konto gutgeſchrieben. Auch hier fällt dann das zeitrauben— de und läſtige Geldzählen weg, das Beſtellgeld wird geſpart. Da auch die Gebühren im Poſtſcheckberkehr niedrig ſind, empfiehlt es ſich für jeden, der einen irgendwie nennens— werten Zahlungsverkehr hat, ſich ein Poſtſcheckkonto eröffnen zu laſſen. 5 5 Hier in Viernheim befinden ſich bis jetzt 7 Poſtſcheck kunden. dem Fliegerangriff vom 16. Sept. 1917. (G. K. G.) In der Bevölkerung iſt noch vielfach dig zanz irrige und gefährliche Vorſtellung verbreitet, daß s für den Einzelnen, namentlich bei Tage, immer noch geit ſei, ſich in Deckung zu begeben, wenn er die ſeindlichen Fliegen über ſich ſehe oder wenn er das Propellergeräuſch über ſich höre. Die feindlichen Flieger bewegen ſich nach den neue— ten Erfahrungen beim Auflug meiſt in einer ſolchen Höhe, daß ſie bei weniger ſichtigem Wetter mit blo— ßem Auge kaum wahrzunehmen und noch weniger leicht, auch durch Gehör, aufzufinden ſind. Sobald der Motor abgeſtellt iſt, verſchwindet das Propellergeräuſch. Daher kommt es auch, daß es im Verlauf der neueren gläu⸗ zenden Entwickelung des Flugmaſchinenbaues und der Flugtechnik bei noch ſo großer Aufmerkſamkeit und Wach⸗ ſamkeit immer ſchwieriger geworden iſt, die Aunähe⸗ rung feindlicher Flieger rechtzeitig zu melden. Es muß: jederzeit damit gerechuet werden, daß die feindlichen, Flieger völlig überraſchend und ohne daß vorherige Alar⸗ mierung möglich iſt, auftreten. Ferner ſcheint es nicht genügend bekannt, daß der Flieger, je größer die Geſchwindigkeit iſt, in der ſich, ſeine Maſchine bewegt, deſto früher und demnach noch weiter vom Ziel enkfernt, ſeine Bombe abwerfen muß, um zu treffen; denn das Geſchoß nimmt in dem Augenblick der Ablöſung vom Flugzeug noch an deſſen Eigengeſchwindigkeit teil. Die Bombe, die der Flieger in dem Augenblick abwirft, da er ſenkrecht über uns dahinſauſt, iſt uns nicht mehr gefährlich, aber die Bombe, die er abwirft in dem Augenblick, da er noch 300 bis 400 Meter von der Höhe über uns entfernt daherſauſt, kann uns zerſchmettern. Endlich darf die große Gefahr, die den auf der Straße oder auf den Dächern ſtehenden Perſonen durch Sprengſtücke der eigenen Abwehrgeſchoſſe drohen, nicht unterſchätzt werden. Alſo immer und immer wi e⸗ der die Mahnung: Sofort in Deckung, ſobald Fliegerglarm ertönt oder ein Fliegerangriff überraſchend auftritt. Wer aver auf alle Mahnungen und Beleh— rungen nicht hören will, muß etwaige Folgen ganz ſich ſelbſt zuſchreiben. — Zugsverſpätungen. Vielfach klagt man über die Zugsverſpätungen, und es iſt auch nicht angenehm, wenn man durch das verſpätete Eintreffen eines Zugs den Anſchluß an einen andern oder einen ſonſtigen Zweck der Reiſe verſäumt. Aber man muß auch beden— ken, wodurch die Verſpätungen verurſacht werden. Den Eiſenbahnverwaltungen ſteht für den gewöhnlichen Be trieb nur eine beſchränkte Anzahl von Lokomotiven zur a nur ein bischen geſunder Menſchenverſtand! Die Zeichnung der Kriegs⸗ anleihe iſt jetzt für jeden einzelnen ein Gebot der Gelbſterhaltung!— Denn: ein guter Erfolg iſt die Brücke zum Frieden— ein ſchlechtes Ergebnis verlängert den Krieg! Darum zeichne! 0 ue eee Verfügung, da durch die Beförderung von Truppen, Mu- nition, Verpflegung uſw. an die Fronten eine große Zahl von Wagen und Maſchinen mit Beſchlag belegt iſt. So werden die verfügbaren Lokomotiven außerordentlich ſtark in Anſpruch genommen und infolgedeſſen auch ſtark abgenutzt, ſo daß der Reparaturſtand dauernd hoch iſt. Das bedingt wieder häufigen Lokomotivenwechſel und ſo kommt eines aus dem andern. Dann ſoll man ſich einmal den Verkehr auf einem größeren Bahnhof be⸗ trachten, die Unmenge der Menſchen, die kommen und ————————— iu Mecklenburg wurde in einer 1 befindet räumt. Die im Jahre mehr von macht ſie dieſen Zwecken dienſtlich. ö beiſteher„ Und von leg 31 Sieg Es Menſchen vernichten le Wagen und werden Feuer und Schwefel Antlitz abwenden. viele Menſchen fordern. Die Zeit U 8 5912 weder kaufen im Weſten wird ein Land der gezogen, und es findet ein Wogen aller Völker ſtatt. 1917 — 2— N gehen, und die gewaltigen Maſſen von Gepäck, das be⸗ fördert werden ſoll und das meiſt von weiblichem Perſonal von und zu den Zügen geſchafft werden muß. Das reitende Publikum muß dieſe, Dinge eben ruhig hinneh⸗ men und tragen, was nicht zu ändern iſt. So ſchlimm iſt iſt, es am Ende nicht, es ließen ſich ſchlimmere Kriegs- möglichkeiten denken. Und jedenfalls tun die Bahnver⸗ waltungen„was in ihren Kräften ſteht, um die unvermedliichen Un! teten erträglich zu machen. örberung von Kohlen. m Ruhrgebiet eit 23000, in Oberſchleſien 10000Eiſenbahn⸗ eqn zich ko J werden zurz 0 1 wagen glich verlade Kohlen ka — 1 N 4 Kein Rahzucker U * 92. r den Verbrauch. Die Verhandlungen mit eerhandlune der Zuckerinduſtrie haben, wie die „Deutſche Tagesztg.“ hört, dahin geführt„daß man von dem Plan, Rohzucker in den allgemeinen Verkehr zu bringen. inzwiſchen Abſtand genommen hat, auch dürfte eine Stillegung der Raffinerien nicht mehr in Frage lommen. Der' Vorſchlag, eine mehrmonatige Betriebs— den Raffinerien einzuführen, und gleichzeitig eine Vermehrung der Weißguckerfabrikation in den Roh⸗ anzuſtreben, dürfte gleichfalls verworfen . für den Kohlenbedarf kaum eine Erſparnis, ſondern nur eine Verſchiebung eintreten würde, anderer— ſeits aber infolge der Unmöglichkeit, einen genügend großen Arbeiterſtamm durchzuhalten, die Befriedigung des Verbrauches gefährdet wird. Bezüglich der Preiſe dürfte die bisherige Verarbeitungsſpanne von 4 Mk., die ſich als zu gering erwieſen hat, erhöht werden, und war iſt einſchließlich der gleichfalls erhöhten Sackge⸗ bühren mit einem Preisaufſchlag von 12, Mk. für den Aa„ ae Fare Zentner raffinierten Zuckers zu rechnen. hauſe in zuckerfabriken werden, da Ei 5 eren 4% Inn Lin intereſſauter Fund. Beim Niederlegen einer Mauer im Kloſter„zu Wismar Bibel ein Pergament mit gefunden. Das Pergament Wismar unter Glas einge— 1701 von einem fliehenden Kloſter bruder geſchriebene lautet wie folgt. Herr, erbarme dich deines Volkes, welches dir abwendet. Es zerſtört deine vernichtet deine hl. Orte. Es eignet ſich die einer hrophetiſchen Inſchrift ſich im Rathaus zu Uẽfſchrift ſich immer Klöſter und Kraft an, und Europa wird zu einer Stuhl leer iſt, von fürchterlichen Bosheit, Verleumdung und Ge— i) Häufchen aufreizen. Durch f ieben Reiche wer— Zeit, da der päpſtliche Züchtigungen heimgeſucht. häßigkeit werde Fürſtenmord wird de den ſich erheben gegen zögel werden mit ihren Krallen, werden Mitte der ſein Roß Vogel mit ö Wall von Feinden umringt De Monarchen Wahlſpruch lautet: 0 lüma 0 wird dieſem wird ein ind wird viele Roſſe dahin Lüfte fliegen, Dörfer vernich— alles zuſehen. Das „uud Gott wird ſein ud fünf Monate wird der Seuchen und Peſt' werden wird kommen, da du Das Brot wird ge— werden ſich rot wie dem Grunde des Sieben— und bärtigem Volk Mitte abwenden. erzittern und erbehen, aber nm das Ende Das Land Zerſtörung ſein, das Land im Meer wird mit König geſchlagen, und auf die tiefſte Stufe des Elends kommen. Das bärtige Völk wird noch lange beſtehen. Alle Völker werden in Mitleidenſchaft Der „Mit Got großes Ringen ſtattfinden, von Oſt und Weſt werden ohne ſauſen, u werden durch die ſpeien und ten. Machtle werden die Menſchen Volk wird di Gottes hören vf. ahle u Aufruhr dauern, Hungersnot, kannſt. noch verkaufen i M* ere zeichnet und verteilt werden. NN I„en 10 11011 1 dun 5 Blut farben. 1 Menſchen werden auf e 1 7 8 N n 4 auern. Das Volk des eingreifen von der der Zelten. feinem Sieger trägt ein Kreuz und zwiſchen vier Städten mit vier Türmen, findet die Entſcheidung ſtatt. Dort ſteht ein Kreuz zwiſchen zwei Lindenbäumen. Dort wird der Sieger nieder knien, ſeine Arme ausbreiten und Gott danken. Alle Tanze der Gottloſigkeit wird der Krieg abſchaffen, und wieder göttliche Ordnung in Kirche, Staat und Familie herſtellen. Der Krieg wird beginnen, wenn ſich die Aehren voll zeigen, und ſeinen Höhepunkt erreichen, wenn die Kirſchen zum drittenmale blühen. Den Frieden ſchließt der Fürſt zur Zeit der Chriſtenmeß. 0 die deutſche Frau im Uriege. Wenn 1 0 Geſchichtsſchreiber einmal daz Geſamibild dieſes nie erhörten Krieges um unſer Daſein zu ſchildern verſuchen, ſo werden darin der deutſchen Frau Taten im Kriege leine geringe Stelle einnehmen. Ja, ohne ihre Ein⸗ feichnung bliebe das Bild unvollſtändig. Zur fl gerechten Einſchätzung einer Leiſtung gehört aber die Frage nach dem Grade der Vor⸗ bereitung. War die deutſche Frau auf all das, was ſie auf ſich zu nehmen hatte, genügend gerüſtet? Glattweg: nein! Sie war es nicht! Das Ungeheure traf ſie in gaͤrenden, unaus⸗ a d verkehrten oder läſſigen Zuſtänden. im ſo überwältigender bleibt die Tatſache, daß ſie ſo raſch ihre Pflichten und Möglichkeiten erkannte und das Heimatheer der Unentbehr⸗ lichen wurde. Der Krieg traf die Frau in einem Übergangszuſtand. Und da ward es dann dem Volke ein wunderbares Schauspiel, wie der Krieg die Frau mit ſich fortriß. Er führte ſie mit Sturmgewalt deten von allen Verzettelungen und Verkehrt⸗ eiten, vorwärts zu bewußter Tatkraft und, wunderlichſter Widerſpruch, zugleich zurück zu einer verlaſſenen Linie, zu ihrer eigentlichſten mütterlich waltenden Fürſorge für Herd und Haus! Nur, daß dies heilige Herdfeuer nicht mehr allein für die Stille der Familie Be⸗ deutung hatte, ihr Wärme und Licht Gab ſondern daß jedes f im tiefſten Sinn dem ganzen Vaterland brannte. Und es war, als reichten Martha und Eliſabeth, dieſe beiden herrlichſten Geſtalten der bibliſchen und volls⸗ tümlichen Legende, einander die Hand, um in ſchaffender Arbeit und fürſorgendem Mitleid dem Kriege zu dienen. In politiſchen und anderen Kreiſen hört man oft das Wort:„Man baut ein Haus nicht um, wenn es brennt!“ Das aber hat die deutſche Frau getan. Sie hat das Wunder vollbracht, mitten in der ſtärkſten Erregung, die über Menſchen verhängt werden kann, mitten in der keuchenden, erbitterten Ver⸗ leidigung unſeres Seins, umgeſtaltend, neugeſtaltend für die brennende Gegen⸗ wart und die ernſt⸗ſtolze Zukunſt, der Frauenbewegung andere, die wichtigſten und richtigſten Bahnen zu weiſen. Überall ſind ſo⸗ iale„ gegründet worden oder im tſtehen. Sie wollen und werden die Frauen zu gründlich vorbereiteten Volksgenoſſinnen er⸗ ziehen, die nicht erſt Lehrgeld zu zahlen brauchen, wenn es wieder einmal gelten ſollte, den ſtreit⸗ baren Mann an der Front im Heimaldienſt zu ergänzen, zu erſetzen, ſeinem wirtſchaftlichen wie ſeinem kriegeriſchen Werk Helferinnen zu ſein. Welche Große zeigte die Frau auch als Leid⸗ tragende. Es wurde nicht laut gejammert, wenn ein nie verwindbares Opfer gebracht werden mußte; die Frau nahm den Tod ihrer Liebſten auf ſich als ein Schickſal, das ihr Herz nur feſter ans Vaterland band. Eine Pflicht, die gu ſeinem Heil, in ſeinem Dienſt zu erfüllen war, ward keinen Tag verſäumt, um der Tränen willen. Und welche Zähigkeit zeigt die Frau als Arbeiterin! Dem ewigen Weh und Ach und allen laſtvollen Zuſtänden trotzend, mit denen die Natur nun einmal das Weib bedacht hat, ſieht das Volk ſie an allen Stellen, wo man ſie ſich vordem nie als wahrhaft leiſtungs⸗ fähig hätte denken können. Von der unendlichen Mühe, die wohl alle Frauen auf ſich a auch jene, die ſcheinbar unberührt vom Krlege blieben und ohne eifrige Teilnahme an den unmittelbaren Arbeiten für ihn— von der Fülle weiblicher, kaum bemerkter Selbſtloſigkeit auf dem wichtigen Ernährungs⸗ 1 macht man ſich kaum genügende Vorſtellung. ie Tiſchverſorgung war und iſt eine ſchwere Siſyphusaufgabe, Gedanken und Nerven ver⸗ 11 und ſchließlich doch immer irgendwie ge⸗ öſt. Die Frau wurde zum Kochgenie und eine Künſtlerin im Einteilen knappen Vorrats. Und im ſtillen Heldentum mögen Millionen Mütter, Gattinnen, Schweſtern es verſtanden haben, beim Mahl dem männlichen Teilnehmenden die beſten und reichlichſten Biſſen zuzuſchieben, mit heuchleriſchen Geſten tuend, als langten ſie und zum Valerlande. Rührend und nie genug zu beiſen“!! ö Ganz gewiß ſind dieſe überwältigenden Taten durch die fortwährende Erregung geheizt, die aus uns allen unerſchöpfliche Akkumulatoren macht. Aber ich fürchte keinen Zuſammenbruch, keinen Nachſchlag der Ermattung, wenn dieſes ammende Feuer der Not um ünſer Vaterland erliſcht. Dann wird die helle Sonne des Glücks uber einen ſtolzen Frieden andere, neue, ruhigere Lebenskräfte wecken in der Frau, und ſie wird ſich auch dann als das erweiſen, was ſie jetzt im Kriege war und iſt: pflichtbewußt! Denn ſie hat vollkommen begriffen, wie groß und verantwortungsvoll, aber auch wie erhebend und ſie ehrend ihr Anteil an der Geſtaltung der deulſchen Zukunft iſt. 1 ee— b Verſchiedene Uriegs nachrichten. Friedens freundliche Flugſchriften in Frankreich. Der Pariſer„Temps“ meldet, daß in der Hauptſtadt ſowie in der Provinz ſeit einiger Zeit Flugſchriften friedensfreundlichen Inhalts von verdächtigen Ausländern verteilt werden, ohne daß die Polizei bisher eingeſchritten wäre. Die Agenten betrieben beſonders in Mönil⸗ montant und Montmartre ihr Unweſen. Es iſt recht zweifelhaft, daß feindliche Agenten am Werke ſind. Es ſcheint vielmehr, daß die kriegsmüden Franzoſen ſelbſt dieſe Friedens⸗ werbung betreiben. 1 Der Ruf nach einem Kriegsplan. „Echo de Paris“ erklärt bei Betrachtung der allgemeinen Kriegslage, die Verbündeten müſſen einen neuen Kriegsplan auſſtellen, dem die Tat⸗ ſache zugrunde liege, daß der deutſche Plan in Rußland erfolgreich geweſen ſei. Deutſchland werde deshalb künftig über größere Kräſte an der Weſtfront verfügen, ſo daß die Verbündeten das Gleichgewicht erſt wieder brechen koͤnnen, wenn die Ver. Staaten die zahlenmäßige Übermacht wiederhergeſtellt hätten. Was die Blockade anbelange, ſo brauchten die Mittelmächte heute weniger be⸗ ſorgt zu ſein. Die wachſende Ausdehnung der Kriegskarte ſetze die Mittelmächte inſtand, auf alle Elemente, die für den Frieden arbeiten, 3. B. die Neutralen, einen größeren Druck aus⸗ zuüben als je. Alles in allem ſei es ſicher, daß das Altivum der deutſch⸗öſterreichiſchen Kriegsbilanz zunehme, was aber nicht bedeute, daß die Mittelmächte auf den Sieg rechnen könnten. * Auch die letzte Hoffnung ſchwindet! In einer bemerkenswerten Rede betonte der amerikaniſche Senator Lewis in Philadelphia, daß die bedeutendſten militäriſchen Sachverſtän⸗ digen der Welt, ſoweit ſie nicht„unter fremdem Einfluſſe“ ſtänden, erklärt hätten, daß die kämpfenden Heere den Krieg nicht zur Entſcheidung bringen würden. Auch das Eingreifen Amerikas könne dieſe Tat⸗ ſache nicht andern. Amerika werde niemals imſtande ſein, eine Truppenmaſſe nach Europa zu entſenden, die dort den Ausſchlag geben könnte. Aus den engliſchen Verluſtliſten gehe hervor, daß ein eventueller Transport von 20— 30 000 Mann in vier bis ſechs Tagen auf⸗ gerieben ſein würde. Es ſei frevelhaſt, trotz dieſer Erkenntnis den Krieg ſortzuſetzen. Warum die jetzigen Machthaber in Amerika den Krieg getrieben hätten, ſei ſeiner Anſicht nach nicht erſichtlich. Sie würden die Verantwortung dafür zu tragen haben. Pflicht eines jeden Friedens⸗ anhängers ſei es aber, mit allen Mitteln für den Frieden zu kämpfen. Politiſche Rundſchau. Deutſchl and. „In der letzten Sitzung des Bundes⸗ rats gelangten zur Annahme der Entwurf eines Geſetzes, betr. die Feſtſtellung eines zweiten Nachtrags zum Reichshaushaltsetat für das ſelbſt zu.— Lächelnd geleiſtete, immer wieder⸗ holte Beweiſe der Liebe zugleich zum Manne Rechnungsjahr 1917, der Entwurf einer vierten Ergänzung des Beſoldungsgeſetzes, der Entwurf ner Bekanntmachung aber die Geltendmachung von Anſprichen von Perſonen, die im Auslan ihren Wohnſitz haben, der Entwurf einer Be⸗ kanntmachung, betr. die Friſten des Wechſel⸗ und Scheckrechts für Elſaß⸗Lothringen und der Entwurf von Beſtimmungen über die Verwen⸗ dung von Reichs mitteln für Zwecke der ſozialen Kriegsinvalidenfürſorge. “ Die Fahrt der Reichstagsabge⸗ ordneten an die Oſtfront hat den pro⸗ grammäßigen Verlauf genommen. Die Herren wurden in Warſchau vom Generalgouverneur von Beſeler empfangen und nahmen zahlreiche Vorträge entgegen, in denen ſie ſich über poli⸗ tiſche und wirtschaftliche Fragen und über die verſchiedenſten Zweige der Verwaltung unter⸗ richteten. Eingehende Beſichtigungen amtlicher Stellen, Schulen und Wohlfahrtseinrichtungen folgten. Auch der Feſtung Nowo⸗Georgiewsk, dem jetzigen Modlin, ſtatteten ſie einen Beſuch ab. Am 18. September weilten ſie beim Fürſten Lubomirski, wo ſie mit einer großen Anzahl von Vertretern der verſchiedenen polniſchen politiſchen Parteirichtungen und Wirtſchaftsgruppen ſowie der Preſſe zuſammentrafen und eingehende Aus⸗ ſprache pflegten. Am 20. September beſuchten ſie Lodz. Eine Fahrt auf der Weichſel nach Plock und Wloclawek bildete den Abſchluß der vielſeitigen Orientierungsreiſe. Zeichnet die ſiebente K Kriegsanleihel * Wie aus parlamentariſchen Kreiſen ver⸗ lautet, rechnet man damit, daß im Zuſammen⸗ hange mit den Vorlagen über die Reform der inneren Staatsverwaltung auch eine Er⸗ gänzung zur preußiſchen Städte⸗ ordnung eingebracht werden wird. Es dürſte dabei die engere Begrenzung der kommunal⸗ aufſichtlichen Befugniſſe der Regierung und die Einſchränkung des Beſtätigungsrechtes für eine Anzahl minderbelangreicher ortsſtatutariſcher Feſtſetzungen in Betracht kommen. Polen. *Nach einer Meldung der Nowa Reforma“ hat der Übergangsausſchuß des Staatsrates den Kommiſſären der Okkupationsmächte erklärt, daß zu Mitgliedern des Regentſchafts⸗ rates Graf Tarnowski, Fürſt Lubomirski und Erzbiſchof Krakowski vorgeſchlagen werden ſollen.— Generalgouverneur v. Beſeler hat ſich nach Berlin begeben, um weitere Vollmachten für die Einſetzung des Regentſchaftsrates ent⸗ gegenzunehmen. Italien. «Ohne Zweifel durchlebt Italien gegen⸗ wärtig eine ſchwere innere Kriſe. Die Friedensbewegung hat mit dem Verſagen der 11. italieniſchen Iſonzo-Offenſive mit erneuter und verdoppelter Kraft eingeſetzt. In ſozialiſti⸗ ſchen Rundſchreiben werden die Gemeinderäte aufgefordert, alle Bürgermeiſter zum Rücktritt zu zwingen, um ſo einen Stillſtand der Ge— meindeverwaltungen zu erzielen. In ver⸗ ſchiedenen anderen ſozialiſtiſchen Rundſchreiben werden die Genoſſen zum Durchhalten er— muntert, die Entſcheidungsſtunde ſei nahe. Die allgemeine Loſung ſei, keinen Winter im Schützengraben mehr! Die ſüditalieniſchen Bauern werden aufgefordert, alle Landarbeit, insbeſondere die Ausſaat einzuſchränken, damit ein allgemeiner Nahrungsmittelmangel im Lande dem Krieg ein ſchnelles Ende bereite. Rußland. * Die vorläufige Regierung hat beſchloſſen, daß General Kornilow vor ein Kriegs⸗ gericht geſtellt werden ſoll, das auf Wunſch des Arbeiter- und Soldatenrates an der Front zuſammentreten wird.— Nach einer Verfügung des Kriegsminiſters können ruſſiſche Untertanen deutſcher Abſtammung, die in den deutſchen Siedlungen in Rußland leben, in Zukunft mili⸗ täriſche Schulen beſuchen und Offizier werden. * Der außerordentliche kurländiſche Landtag hat folgenden Beſchluß über die aber allgemeine Land kau 11 Len fia des Gro 15 f er kurländiſchen Rilterſchaft, der ſlädliſchen Eine wohnerſchaſt, der Geiſtlichkeit und des Klein. grundbeſitzes gebildete Verſammlung in Mitau unter dem Präſidium des Landbotenmarſchalls des außerordentlichen Landtags, der kurländiſchen Ritter⸗ und Landſchaft einmalig zuſammentrelen. Kleine Nachrichten. — Die ſchwediſche Regierung hat wegen der Lupburg⸗Depeſchen in Berlin formellen Ein⸗ ſpruch erhoben. — Nach verſchledenen Blättermeldungen hat die ſpaniſche Regierung ihre Vexeiwilligkeit erklärt, ſich den Schritten des Papſtes zur Anbahnung des Weltfriedens in aller Form anzuſchließen. — Die Petersburger Regierung hat beſchlof dem Zarenpaar die Freiheit zu ee ſobald die neue Regierungsform von den Mächten anerkannt iſt. — Nach einer Reutermeldung hat ſich der Argen⸗ tiniſche Senat faſt einſtimmig für den Abbruch der Beziehungen mit Deutſchland aus⸗ geſprochen. —.......8̃—̃8ä—̃ä—— Die belgiſche Prage. In den letzten Tagen, die beſonders reich an Friedenserörterungen mancherlei Art waren, iſt die belgiſche Frage wieder in den Vorder⸗ grund des allgemeinen Intereſſes getreten. Das „W. T. B.“ veröffentlicht dazu eine Auslaſſung der„Münchener Neueſten Nachrichten“, die in dieſem Falle wohl zweifellos als gutunterrichtet gelten koͤnnen. In dem Artikel heißt es: In den letzten Tagen ſind über die Stellung Deutſchlands zur Frage der belgiſchen Zukunft ſo viel durcheinanderlaufende Be⸗ hauptungen und Vermutungen verbreitet worden, daß es nützlich erſcheint, dieſem Wirr⸗ warr ein in feſten Strichen gezeichnetes Bild von dem bisherigen Stand der Auffaſſungen gegenüberzuſtellen. Für uns iſt die eine, alles beherrſchende Tatſache, von der wir ausgehen, die, daß wir Belgien ſeſt in der Hand haben, und daß es dem Gegner verſagt geblieben iſt, trotz der ungeheuerlichſten Anſtrengungen und Opfer uns aus dieſer feſten Stellung zu ver⸗ treiben oder in ihr zu erſchüttern. Das iſt der Ausgangspunkt für jede deutſche Er⸗ wägung und für jede Verhandlung mit dem heutigen Gegner. Die Frage der Zukunft Belgiens iſt aber, wie ſich das von ſelbſt verſteht, nicht abgeſondert zu betrachten und zu löſen. Auch ſie muß im Zuſammenhang mit den geſamten Kriegs- und Friedensfragen erfaßt und entſchieden werden. Für das Geſamtgebiet aller dieſex Fragen aber hat ſowohl die deutſche Regierung wie die deutſche Volksvertretung als Richtſchnur an⸗ erkannt, daß nicht Eroberungen, ſondern Ver⸗ ſtändigung und Ausgleich für uns das Ziel ſeien, unter der ſelbſtverſtändlichen Voraus⸗ ſetzung, daß auch unſere Gegner ebenſo rück haltlos auf Eroberungen verzichten und Ver⸗ ſtändigung und Ausgleich ſuchen. Das gilt für die Geſamtheit der Fragen, und es gilt im Rahmen dieſer Geſamtheit auch für die belgiſche Frage. f Wenn die Gegner bereit ſind, auf ihre territoriale und wirtſchaftliche Eroberungspolitik und auf die während dieſes Krieges bereits ge⸗ machten Eroberungen gegenüber Deutſchland und ſeinen Verbündeten zu verzichten, ſo ſind auch wir dazu bereit, und was insbeſondere die belgiſche Frage angeht, für deren Beantwortung man ſich in England beſonders intereſſiert, ſo ſind wir unter der genannten Vor⸗ ausſetzung zweifellos bereit, die Unabhängigkeit Belgiens wieder- herzuſtellen unter der Sicherung des Daſeinsrechtes der verſchiedenen in Belgien wohnenden Nationalitäten und unter Garantſen für die wirkliche Neutralität Belgiens, über die noch zu reden ſein wird. Bis zur Ent⸗ ſcheidung der Geſamtheit der Friedensfragen dient uns Belgien wie jedes andere beſetzte Gebiet ſelbſtverſtändlich unverkürzt als Pfand. Es iſt anzunehmen, daß der Reichs- kanzler unmittelbar nach Wiederaufnahme der Bildung einer allgemeinen Landesverſammlung gefaßt: Zur Beratung und Beſchlußfaſſung Sitzungen im Reichstag über dieſe Fragen ſprechen wird. Das Rätſel ſeiner Ehe. Roman von Ludwig Haſſe. (Fortſezung.) „Das iſt unmöglich, Herr von Leggien. Jene Damen in Meran, mit denen ich zuweilen ver⸗ kehrte, waren eine Frau Juſtizrätin aus Berlin mit ihrer Tochter und Nichte.“ „Wiſſen Sie das ganz genau?“ „Aber beſter Herr Rittmeiſter,“ entgegnete Alexander und mußte unwillkürlich lachen,„ich kenne die Frau Juſtizrätin Kleinſchmibt ſchon ſeit Jahren, ihr Gatte war ſchon meines Vaters Anwalt.“ „Ja, dann miiſſen wir uns wohl geirrt haben. Aber war die Nichte auch aus Berlin?“ „Nein, ez war ein Fräulein Dumont aus Genf.“ i „Was wollen Sie damit ſagen, Herr Ritt⸗ meiſter?“ fragte Alexander, und er fühlte, wie ihm die Röte ins Geſicht ſtieg. „Iſt Fräulein Dumont noch in Meran?“ 11 A * Ich bitte Se, Leggien...“ „Na, laſſen wir's gut ſein. Man kann ſich la irren.“ Er brachte das Geſpraͤch auf ein anderes 8 Als man ſich ſeboch trennte, nahm er Alexander beiſelle. „Ich wollts in Gegenwart meiner Töchler nicht ſagen,“ flüſterle er,„aber man glaubte all⸗ 190 daß bieſe ſogenannſe Gräfin Gallenherg Geliebie bes allen Füiſten ſei...“ 7 Aber. „Sie verkehrten ſehr vertraut miteinander, das muß ich ſagen. Wenn nun dieſe ſogenannte Gräfin und jenes Fräulein Dumont ein und dieſelbe Perſon wären...“ „Aber das iſt ja unmoglich!“ „Was iſt alles moglich auf der Welt, lieber Graf! Zumal auf Reiſen trifft man die wunder⸗ barſten Menſchen und Verhältniſſe.“ „Aber ich verſichere Sie, daß jene beiden Damen nicht ein und dieſelbe Perſon ſein können— ich ſtehe mit meiner Ehre für Fräu⸗ lein Dumont ein.“ „Na, nur nicht hitzig werden, lieber Freund. Dann habe ich mich eben geirrt— ſo was kann paſſteren. Entſchuldigen Sie.“ Als er zu ſeinen Damen zurückkehrte, ſagle er lachend zu ſeiner Frau:„Gallenberg iſt tüchtig hereingeſallen— es war doch dieſelbe Dame.“ 0 „Ja,“ entgegnete Frau von Leggien ſpitz, „ſie trug wenigſtens dieſelbe Toilette und den⸗ ſelben Hut wie die Dame in Meran...“ Die Mitteilungen Leggiens verſetzten Alexander in heftige Erregung. Er hatte allerdings bei dem Abſchluß des unheilvollen Handels auf Ehrenwort verſprochen, der ihm angetrauten Frau nicht nachzuforſchen und ihr, wenn der Zufall ſie zuſammenführle, womöglich auszu⸗ weichen. Aber wo ihm der Zufall die Kenntnis des Geheimniſſetz ihres Lebeus entgegenbrachte, ohne ſein eigenes Zutun, da lonnte ihm nichts verwehren, ſich wenigſtens Klarheit zu ver⸗ ſchaffeu, ob dieſe Milleſlungen xrichlig waren. giſchen Kalender geben. Es war doch immer⸗ hin möglich, daß eine Tochter des Fürſten Kolowitz mit einem Grafen Gallenberg der öſterreichiſchen Linie vermählt war. Aber er fand, daß Fürſt Franz Joſeph Wenzeslaus von Kolowitz, Herr auf ſo und ſo viel Herrſchaften, k. u. k. Kammerherr, erbliches Mitglied des Herrenhauſes, Geheimer Rat und Botſchafter außer Dienſt, nur zwei Söhne beſaß, davon der ältere in diplomatiſchem, der jüngere in militäriſchem Dienſt ſtand. Jetzt erinnerte ſich Alexander auch, daß Fürſt Kolowitz in der politiſchen Geſchichte der letzten dreißig Jahre oft als einer der ge⸗ ſchickteſten und genialſten Diplomaten ge— nannt war. Aber wer war nun dieſe Gräfin Gallenberg, die ihn begleitete und mit der er in vertrautem Verkehr ſtand? War es wirklich Margarete Garnier, die ihm angetraut war, ſo war ſie wahrſcheinlich die Tochter des Fürſten aus einer illegitimen Verbindung. Das war weiter nicht verwunderlich; daß ſie ſolcher Herkunft war, das hatte Alexander ſich ſchon ſelbſt geſagt. Aber war jene Gräfin Gallenberg wirklich Margarete Garnier?— Das war hier die Frage. Er ſuchte in dem genealogiſchen Almanach die Familie Gallenberg auf. Aber da gab es mindeſtens ein halbes Putzend Grafinnen Gallen⸗ berg, die Familie wax in Oſterxeich ſehr ver⸗ breſtet— es gab auch eine Gräfin Margarete, melche dreißig Jahre alt war und mit ihrem Gatten, Obesſtleunnaut im Generalſtabe, in Im Hotel ließ er ſich den Golhaer genealo⸗ Bubapeſt leote, Argerlich legte Alexander das Buch fort, aus dem er keine Klarheit gewinnen konnte. f Was ging es ihn ſchließlich auch an, in welchem Verhältnis Fürſt Kolowitz zu jener Dame ſtand, welche ſich Gräfin Gallenberg nannte. ö Und wenn dieſe wirklich Margarete Garnſer war, was brauchte er ſich weiter darum zu be kümmern. Erſt wenn er von ihr ſeine Freiheit zurückfordern konnte, mußte er wiſſen, wer und was ſie war. Indeſſen— ein Gedanke quälte ihn ſort⸗ geſetzt, obgleich er es ſich nicht geſtehen wollte. Er wies ihn heftig zurück, immer kehrte der Gedanke wieder und ließ ihm keine Ruhe und peinigte ihn, daß er wahnſinnig zu werden fürchtete. Die Ahnlichkeit jener Gräfin Gallenberg mit Marggſierite Dumont, die Herr von Leggien entdeckt haben wollte. Was war es damit? War dieſe Marguerite Dumont eine jener zweifelhaften Damen der Halbwelt, welche unter dem Deckmantel eines vornehmen Namens in die Gigſellſchaft einzudringen ſuchten? War ſie die Giebte des Fürſten und legte ſie ſich den vornehmen Namen bei, um ſich öffentlich mit ihm zeigen zu lönnen? Mit Entrüſtung wies Alexander dieſen Ge⸗ danken zurück. Wie, die ſanfle, in jeber Hin⸗ ſicht untadelhafte, beſcheidene und, vornehm urlckhaltende Marguerile Dumont ſollte eine Halbwelldame ſein? Sie ſollte nicht nur ihn, ſondern auch die Familie des Juſtizrals in ſolcher Meiſe täͤuſchen können Vas war unmöglich! „e Otto weddigen zum Gedächtnis. „Das deutſche Unterſeeboot„U 9“ hat am Morgen des 22, September elwa 20 See⸗ meilen nordweſtlich van Hoek von Holland die drei engliſchen Panzerkreuzer„Aboulir“, „Hogue! und„Cieſſy“ zum Sinken ge⸗ bracht. 5 Der ſlellvertr. Chef des Admiralſtabes 5 Behnke.“ Das war ein ſtolzer Jubel in deutſchen Landen, ein verwundertes Aufhorchen im neu⸗ tralen Auslande und ein Erſchrecken im Lager der Feinde, als die wortknappe und doch ſo ungeheuer vielſagende Meldung über Otto Weddigens Heldenleiſtung am 23. September 1914 in die Welt hinausbrang. Was war ge⸗ ſchehen? Ein kleines deutſches Unterſeeboot hatte, nicht weit von Englands Küſte in der Nord⸗ ſee, drei engliſche Panzerkreuzer im Morgen⸗ grauen des 22. September innerhalb zwei Stunden zur Strecke gebracht, ein deutſcher Schiffszwerg mit 26 Mann Beſatzung 3 trutzige gepanzerte Rieſen mit 2200 Mann in die Tiefe eſchickt. Eine glänzende Waffentat war voll⸗ bracht ein junges friſches Lorbeerreis in die ſchwarz⸗weiß⸗rote Kriegsflagge gewunden. Dem deutſchen Volke aber war ein überwältigender Beweis davon erbracht worden, daß es mit Vertrauen den weiteren Leiſtungen unſerer jungen Flotte entgegenſehen konnte. Das Vorbild eines Otto Weddigen hat eine Klaſſe von U-Boot⸗Kommandanten gezeitigt, die ſeiner würdig ſind und deren Heldentum uns mit eine Gewähr bietet, daß unſere Hoffnung, die wir auf die U⸗Boole geſetzt haben, ſich er⸗ füllen wird.„Aboutir“,„Creſſy“,„Hogue“, drei vielſagende Namen von gewaltigen eng⸗ liſchen Siegen, deren weltgeſchichtliche Nachwirkung nicht unweſentlich zu der heutigen engliſchen Großmachtſtellung beigettagen hat. Und nun waren die drei Träger dieſes ſtolzen Namens im Morgendämmern des 22. September 1914 ver⸗ nichtet worden. Von unſerer deutſchen Marine, die furchtlos den Fehdehandſchuh aufgenommen hatte und darauf brannte, mit dem gehaßten, übermächtigen Feinde ins Handgemenge zu kommen. Es war wie der Morgenwind einer neuen Zeit, der aus der Tat von„U9“ in den Pulverdampf und Waffenlärm der September⸗ tage 1914 hineinwehte, der die deutſchen Herzen höher ſchlagen ließ und das Vertrauen in die junge Flotte noch mehr feſtigte. Drei Jahre ſind ſeitdem vergangen. Otto Weddigen weilt nicht mehr unter den Lebenden. Ein halbes Jahr nach ſeiner weltgeſchichtlichen Tat mußte er mit ſeiner heldenmütigen Beſatzung auf„Uu 29“ das junge Leben für das Vater⸗ land laſſen. Unter welchen Umſtänden iſt bis heute noch nicht ergründet, obwohl dringende Verdachtsmomente dafür vorliegen, daß engliſche Tücke und Hinterliſt den jungen Recken und ſeine Mannen gefällt haben und auch hier wieder ein Mißbrauch neutraler Flagge im Spiele war und den„Baralong“⸗Mördern Spießgenoſſen erwuchſen. Aber ihm ſind Rächer erſtanden, und die junge U⸗Boot⸗Waffe iſt zur furchtbarſten Bedrohung geworden, der das engliſche Welt leich je gegenübergeſtanden hat. Otto Weddigens Name iſt mit ehernen Buchſtaben in die Ge⸗ ſchichte eingeſchrieben, und hell leuchtet dank⸗ bares Erinnern über das Grab des jungen Seehelden. Uns Nachlebenden ſoll der dritte Jahrestag der Tat von„U?“ ein Anſporn ſein, in freudiger, unbeirrter Siegeszuverſicht alle Kräfte weiter zuſammenzufaſſen. 7 Von Nah und fern. Silberne Hochzeit eines vielgenannten Prinzenpaares. Prinz Ernſt von Sachſen⸗ Meiningen, Oberſt à la suite der Armee und Führer eines Infanterieregiments im Felde, ſejerte am 20. September mit ſeiner Gemahlin, Katharina Freifrau von Saalfeld, einer Tochter des Dichters Wilhelm Jenſen, das Feſt der ſilbernen Hochzeit. Die beiden älteſten Söhne des Paares ſind auf dem Felde der Ehre ge— allen. Darlehnskaſſen und Kriegsanleihen. Im Hinblick auf die 7. Kriegsanleihe dürſte es von Intereſſe ſein, zu zeigen, mit welchem Be⸗ rage die Darlehnskaſſen durch Kriegsanleihe— darlehen in Anſpruch genommen waren. Der ae ga und bezahlte Betrag der erſten ſechs rlegsanleihen belief ſich auf 60,3 Milliarden Mark. Nach dem Stande vom 15. September hatten die Darlehnskaſſen von den für die Zwecke der Zeichnungen auf die erſten ſechs Kriegsanleihen hergegebenen Darlehen nur noch 917 Millionen ausſtehen. Es ſind mithin nur 1½ 9ù des gewaltigen Zeichnungsbetrages mit Hilfe der Darlehnskaſſen gezahlt. Da iſt ein glänzender Beweis für die Kapitalkraft der Ve⸗ völkerung und für die gute Unterbringung der Kriegsanleihen. Flugverkehr Schweden— Deutſchland Oſterreich. Ein Mitglied der Stockholmer Aeronautiſchen Geſellſchaft hat einem ſchwediſchen Blatt mitgeteilt, daß in Ausſicht genommen ſei, unter Mitwirkung der entſprechenden deutſchen und öſterreichiſchen Stellen nach Kriegsſchluß einen regelmäßigen Luftpoſtverk hr zwiſchen Soſnowice riß das Seil eines mit 12 Arbeitern beſetzten Förderkorbes. Der Korb ſtürzte in vie Tiefe, wobei alle 12 Arbeiter den Tod fanden. Eine Schuſterwerkſtätte für Richter und Staatsanwälte. Der ungariſche Juſtiz⸗ miniſter Greeſäk hatte ſeinerzeit als Präſident des Landesvereins der Richter und Staats⸗ anwälte eine Schuhwerkſtatt eingerichtet. Jetzt wurde dieſe Einrichtung erweitert und im Buda⸗ peſter Sammelgefängnis eine Schuhreparatur⸗ werkſtätte eröffnet, in der 15 invalide Schuſter für die Richter, Staatsanwälte und die Juſtiz⸗ angeſtellten die Schuhreparaturen ausführen. Großfeuer in London. In einer Fabrik in Oſt⸗London brach um 2 Uhr morgens Feuer aus, das eine Exploſion unter den aufgeſtapelten Chemitlalien verurſachte. Die ganze Fabrik, die ſich über ein Gebiet von ½ Acre ausbreitete, wurde zerſtört. Benachbarte Fabriken und Hunderte von Häuſern wurden beſchädigt. In- Italieniſche„Erlöſungsarbeit“ in Trielt. 0 Gegend heimgeſucht habe. Im Sturm ſeien zwei japaniſche Dampfer untergegangen. Kriegsereignilfle. 15. September. An der flandriſchen Front ſcheiterte ein ſtarter Teilangriff der Engländer bei St. Julien.— Exfolg eines badiſchen Regiments am Winterberg.— Ein fran⸗ zöſiſcher Angriff an der Straße Somme⸗Py— Souain abgeſchlagen. Badenſer ſtürmen die Höhe öſtlich des Chaumewaldes und nehmen 300 Franzoſen gefangen.— Im Oſten ge— ringe Gefechtstätigkeit. 15 16. September. In Flandern brechen Angriffe mehrerer engliſcher Bataillone verluſtreich zu⸗ ſammen; an einer Stelle dringt der Feind in Kompagniebreite in unſern vorderſten Graben. Südöſtlich von Arras ſcheilert ein durch ſtarkes Artilleriefeuer vorbereiteter Vorſtoß der Engländer.— An allen anderen Fronten nur geringe Kampftätigkeit. ö 17. Sepiember. Heftigſtes Trommelſeuer in Flandern. Starke Erkundungsabteilungen der Engländer werden durch ſchnelle Gegen⸗ 7 8 .. 8 , 1. Die Fliegerbombe durchſchlug zwei Stockwerke und blieb dann, ohne zu explodieren, neben einem Divan liegen. 2. Volltreffer einer italienischen Deutſchland, Oſterreich und Schweden einzu— richten, ſür den von den Mittelmächten aus bereits alle Vorkehrungen getroffen ſeien. Deutſche Kinder auf Bornholm. Auf der Oſtſeeinſel Bornholm ſind 300 Kinder aus Deutſchland eingetroffen. Sie werden dort einen Monat lang verpflegt. Die Koſten werden aus einer Geldſammlung gedeckt, die der däniſche Arzt Dr. Thorſon unter der Bezeichnung„Kriegs— kinderhilſe“ veranſtaltet hat. Billigere Kartoffeln. Die Provinz⸗ kartoffelſtelle in Kaſſel beſchloß mit Rückſicht auf die aus allen Teilen der Provinz Heſſen-Naſſau eingehenden günſtigen Kartoffelernteergebniſſe, den von der Reichskartoffelſtelle ſeſtgeſetzten Höchſtpreis von 6 Mark um 50 Pfennige für den Zentner herabzuſetzen, ſo daß der Er— feſtgeſetzt iſt. Lehrer als Bürgermeiſter. Regierung hat für eine Reihe meinden, in denen infolge Einberufung Die heſſiſche kleinerer Ge— den Orten wirkenden Lehrer mit Bisher durften nach den heſſiſchen Verwaltungs— verwaltung nicht zugelaſſen werden. Schweres Unglück in einem Kohlen— schacht. In den Kohlengruben Czeladz bei Ne zeugerpreis für Kartoffeln in der ganzen Pro- vinz Heſſen⸗Naſſau auf einheitlich 5,50 Mark der Stelleninhaber zum Heeresdienſte die Bürger- meiſterſtellen unbeſetzt ſind, die an den betreffen-⸗ der Wahr⸗ nehmung der Bürger meiſtergeſchäſte beauftragt. geſetzen Lehrer zu Amtern in der Gemeinde- Fliegerbombe im Trieſter Viſchofspalaſt. 3. Durch eine Fliegerbombe hervorgerufene Berſtörungen auf dem Dachboden des Rathauſes. r 222 HTT N 3. Wu cr THEN r 2* folge der frühen Stunde ſind keine Menſchen verunglückt. Der Kohlenmangel in Frankreich. In⸗ ſollen die von die nicht für den Krieg arbeiten, den in Frankreich folge der Kohlentrne der Umgegend geſamten Induſtrien in Calais, ö Betrieb einſtellen. 1 1 arbenen für ein neues Trockendock in Aalborg (Dänemark) erfolgte infolge der Regengüſſe ein Abrutſch von mehr als 2000 Kubikmeter Erd— maſſe, wodurch gegen 70 Arbeiter verſchüttet wurden, die ſedoch ſämtlich gerettet konnten. Das Unternehmen erleidet Sachſchaden. Das gelobte Land der Streiks kann man Finnland nennen. Dort haben nach An— 1 großen im Verlaufe des ver— Induſtrieverwallung gangenen Frühjahrs und Sommers mehr als tauſend Arbeiterausſtände ſtatigefunden. Selbſtmord des Erbauers der„Deutſch⸗ Handels- Der Erbauer des deutſchen U⸗Bootes„Deulſchland“, Golilieb Prutt, der jeinerzeit in Balumore als feindlicher Aus— länder verhaftet wurde, weil er ohne Erlaubnis ſich in einem ihm unterſagten Diſtnikt land“. Staatsgefängnis Selbſtmord verübt. Ein ſchwerer Taifun in China. Lloyds Agent in umoy(China) berichtet über emen aun ſchweren Taiſun, der die Küſte Chinas in dieſer 0 Großer Erdrutſch. Bei den Ausgrabungs— werden gabe der ſtauſtiſchen Kontors der Finnländiſchen auf⸗ gehalten hat, hal nach holländiſchen Berichten im ſtöße vertrieben.— Längs der Aisne, in der Champagne und vor Verdun lebhafte Artiklerietäligkeit.— Aus feindlichen Flieger⸗ geſchwadern, die Colmar angreifen, werden 2 Flugzeuge abgeſchoſſen; der Feind verliert außerdem noch 16 Flugzeuge. 18. September. In Flandern werden an⸗ greifende engliſche Abteilungen durchweg zurück⸗ geworfen.— An der Straße Laon— Soiſſons und auf dem rechten Maasufer ſtarke Kampf⸗ lätigkeit der Artillerien.— Im Bogen um Luck und am Unterlauf des Zbrucz zeigen ſich die Ruſſen wieder rühriger.— Teil⸗ angriffe der Rumänen weſtlich des Sereth ſcheitern verluſtreich. 19. September. In Flandern ſtarker Artillerie⸗ kampf, der ſich bis zum Trommelfeuer ſteigert. — Auf dem Oſtuſer der Maas werden in drei Kilometer Breite unternommene fran⸗ ziöſiſche Angriffe unter ſchweren Verluſten für den Feind zum Scheitern gebracht.— 16 feindliche Flugzeuge werden abgeſchoſſen.— Bei Dünaburg und um Luck nimmt die Fieuertätigkeit der Ruſſen zu.— Szdlich des Oytoz⸗Tales werden angreiſende Rumänen durch kräftigen Gegenſtoß zurückgeworfen.— An der mazedoniſchen Front ſtärkere Artillerie- Aätigkeit und Poſtengefechte. 20. September. In Flandern dauert der ſtarke Artilleriekampf Tag und Nacht an. Dem gewaltigen Trommelſeuer folgten engliſche Angriffe auf breiter Front.— Vor Verdun greiſen die Franzoſen wieder ohne jeden Erfolg an.— 20 feindliche Flugzeuge werden abgeſchoſſen. Lebhafte Artillerietätigkeit bel Dünaburg und in Oſtgalizien.— In der Bukowina werden angreifende Ruſſen in die Gräben zurückgeworfen.— Vergebliche An⸗ griffe der Italiener auf den Monte San Gabriele. N 11 Herichtshalle. Halle a. S. Begehrenswerte Dinge, u. a. Butter, Wurſt, Eier uſw. verſprach der Fürſorge— zögling, die noch nicht 18 Jahre alte Erna L., zu liefern. Sie wendete ſich an verſchredene Hausfrauen, die auch faſt alle auf ihren Schwindel hineinfielen. Die Angeklagte führte die Hausfrauen oder deren Mädchen vor ein Haus, ließ ſich dort das Geld aus— bändigen und die Vertrauensſeligen warten, ſolange ſie wollten. Sie ſelbſt veiſchwand durch den Haus— durchgang in einer anderen Straße. Von dem Schöffengerichte war ſie wegen dieſer ſtraſbaren Handlungen zu 9 Monaten Gefängnis verurteilt worden. Die Beweisaufnahme in der Rev ſion ergab, daß die Angetlagte ein geiſtig minderwertiges, ſchwachſinnige? Mädchen iſt, das nur in ſeinem Triebe nach Genäſchigkeiten ein gewiſſes Raffinement entfaltet. Das ht konnte ſich aber nicht zu der Annahme entſch daß ihr die zur Kenntnis ihrer Strafbarkeit erforderliche Einſicht gefehlt habe und verurteilte ſie unter Zubilligung mildernder Um— ſtände entſprechend dem Antrage des Staatsanwalts zu zwei Monaten Gefängnis. Kiſſingen. Em Berliner Kurgaſt, dem ein Frueurgehilſe 90 Pfund Mehl für 300 Mack ver⸗ tauft hatte, iſt zu 2000 Mark Geldſtraſe verurtellt Friſeur kam mit 150 Mark Geldſtrafe 0 worden. Der davon. erer * und dieſe erfüllle ihn mit einem Geſühl der ge⸗ heimen Angſt und des Zorns die Moglichkeit, daß Marguerite Dumont und Margarete Garnier ein und dieſelbe Perſon ſein lonnte! Aber wie war ez dann moͤglich, daß ſie ſeine Liebe annahm und erwiderte? Trieb ſie mit ihm ein frevelhaftes Spiel, oder— war es ihr ernſt mit ihrer Liebe, wollte ſie eine Ver⸗ oͤhnung?... Das Blut ſchoß ihm ſiedend heiß die Schläfen.. Zwiſchen ihr und ihm gab es keine Ver⸗ ſöhnung! Zu tief war er durch ſie gedemütigt worden, zu tief hatte er ſich erniedrigen müſſen, zu heiß brannte die Scham in ſeiner Seele, als daß er ihr jemals hatte verzeihen loͤnnen. f Und wenn dieſe Marguerite Dumont wirk⸗ lich Margarete Garnier war, ſo würde er die Liebe zu jener aus ſeinem Herzen reißen, wenn es auch dabei bluten ſollte! Der Haß, die Scham, die Schmach, die man ihm angetan, die er lh erſt in 1005 ganzen Größe und 10 rennend empfand, würde die Liebe er⸗ en. Wenn es Margarete Garnier geweſen, die ihn in das Netz ihrer Liebe verſtrickt, dann war es ein frevelhaftes Spiel, ein Betrug an ſeinem al ln Empfinden, eine Verſpoltung ſeiner edelſlen 14 0 die ſeinen Haß, ſeinen Groll nur noch verlieſten. Auch dieſe Feſſeln der Liebe, mit denen ſie ihn dann zu umwinden n geweſen wäre, wie ſie dle Feſſel des Go Aber dann blieb noch eine Möglichkeit—— geworfen, würde er zu zerbrechen wiſſen. Und nun an die Arbeit! Ohne weiteren Auſenthalt reiſte Alexander nach Einödt zurück. Das Palais des Füͤrſten Franz Joſeph Wenzeslaus von Kolowitz⸗Dombrowsky lag in einem großen Park, der an die grünen Wieſen und ſchattigen Alleen des Wiener Praters grenzte. Der Lärm der großen Stadt ſchallte nicht bis hierher, wo ſich der in geſchmackvollem Renaiſſanceſtil gehaltene zierliche Bau des Palais inmitten hoher Baumgruppen, umgeben von weiten Raſenplätzen, erhob; ſelbſt das Gelöſe des Praters, in deſſen Alleen und Vergnügungs— ſtätten an Sonntagen das luſtige Wiener Völkchen zu Tauſenden ſich verſammelte, drang nur dann und wann als ein verworrenes Ge⸗ raͤuſch in die vornehme Einſamkeit des Kolowitz— Palais. c ö Wenn der Fürſt das Palais nicht bewohnte, dann war der weite Park den Spaziergaͤngern geöffnet, die aber nicht allzu zahlreich kamen, da es im Prater ja weit amüſauſer war als in den ſtillen Laubgängen des Parkes mit den ſauber geharkten Kieswegen und den weißen Marmorſtatuen, die hier und da aus den Buketts hervorſchauten. a Wenn aber die rotblaue Fahne, die Wappen⸗ ſarben der Kolowitz, zum Zeichen der Anweſen— heit des Fürſten auf dem Turm des Palais wehte, dann wurden die hohen Gittertore ge- ſchloſſen und in vornehmer Abgeſchloſſenheit lag das Palais da. dez um ſein Leben! Auch heute flatterte das rotblaue Banner wieder über dem Palais. Der Fürſt war ſeit einigen Tagen zurückgekehrt. In einem hohe Fenſter auf einen weiten Raſenplatz hinaus aingen, mit prächtigen der genannt wurde, in einer Fenſterniſche, halte das ſchöͤne Haupt in die ſeine weiße Hand geſtſtzt und ſah nachdenklich auf den grünen Raſenplatz hinaus, auf dem die Sonnenlichter ſpiellen. 1 Der Fürſt, eine hohe ariſtokratiſche Er⸗ ſcheinung, heute in einem bequemen, Haus⸗ jackeft aus ſchwarzem Sammet, ſchritt, die Hände in die Taſchen ſeines Jacketts ver— ſenkt, in dem Zimmer auf und ab. Man hörte ſeine Schritle auf dem dicken Perſerteppich nicht. Auf ſeinem ſchönen, ariſtokratiſchen, klugen falls ein nachdenklicher Ausdruck. 5 Er blieb vor der Gräfin ſtehen, ließ das Monocle aus dem Auge fallen und ſagte, in⸗ dem ein leichtes Lächeln ſeine Züge erhellte: „Nun, meine liebe Margit, biſt du von deiner romantiſchen Laune befreit?“ Sie erhob das ſchöne, lief dunkelblaue Auge zu ihm, eine Träne glänzte an der langen dunklen Wimper. „Ach, Pa,“ ſagte ſie,„es war doch ſehr, ſehr unrecht von Ant mit einem Ehrenmann lch Spiel zu treiben. ö 1 Des Füſten Geſicht verfinſterte ſich wieder. „Liebe Margit, es ſcheint mir, du haſt, dich in dieſen Ehrenmann wirklich verliebt... Salon des Erdgeſchoſſes, deſſen farbenglühenden Teppichbeeten geſchmückt war, ſaß Gräfin Mar⸗ garele Gallenberg oder Margit, wie ſie in der Wiener Geſellſchaft und von dem Fürſten ſelhſt und nur etwas hochmütigem Geſicht lag eben⸗ Eine dunkle Blutwelle ergoß ſich über das ſchöne Geſicht der Gräfin. Ich geſtehe, er hat meine ganze Sympathie gewonnen,“ ſagte ſie leiſe.„ eee „Und zögeſt wohl gern mit ihm in ſeine oſtpreußiſche Heimat?“ a 15955 „Du weißt, Pa. daß das nicht möglich if „Nun dann, Kopf hoch, Margit. Vergiß den romantiſchen Traum. Ich habe deiner Bitte nachgegeben und dich nach Meran reisen laſſen, um den Grafen kennen zu lernen— ka haſt ihn kennen gelernt, die Berichte des Juſliz⸗ rats über ihn, ſeinen Fleiß, ſeinen energiſchen Willen, ſeine Ehrenhaſtigkeit haben ſich beſtätige, das freut mich, denn ich wünſchte nicht, daß der Name, den du trägſt, befleckt wird, ich bin auch bereit, den Grafen weiter zu unterſtützen...“ „Nur das nicht, Pa!— Er würde es nicht annehmen.“ 5 5 „Siehſt du, da geſtehſt du ſelbſt zu, daß er ein Starrkopf, ein Hitzkopf iſt, der das Kind mit dem Bade auszuſchütten imſtande wäre. Ich habe in meinem Leben ſchon manchen kennen gelernt, der ſich auf weniger anſtändigere Weiſe über Waſſer hielt und doch in der Geſellſchaft und der Welt eine große Rolle ſpielte. Eine Geldheirat mit der Tochter eines Kommerzien⸗ rats, deſſen Herkunft nicht über den Vater hinaus zu eruieren iſt, oder mit der Tochter eines reichen amerikaniſchen Bierbrauers halte ich nur weniger anſtändig, als... Doch genug, du haſt eingeſehen, daß mit dem Grafen nichts anzufangen iſt. Er hat dich und mich bedroht, laſſen wir ihn alſd laufen.“ NG 11(Fortſetung folgt. 123