eihenfolge bek— 1300 1 600 1900 1 1200 11500 11800 12100 1— Schluß. tel Schoppen Preis ſtellt ſich 1 achprüfung der ab, findet eine einer Nach⸗ 917 ſtatt. ng der Ernte— Zählern und ich ſeinen Ge bigeu Frucht n Zählern am iittelbar über— Angaben auf zu beſtätigen. ichſt auf den! bsinhabern zu iſſenhafte An— einwandfreien ung für die Weiteres bean die die on Woche, W̃᷑ oche ſeither ge indsausſchuſſe n Kenntnis ids Worm fler iden Text blatt ebenen! ments uſtalten. SW. 68. ehl, lange itwe. ſer Zeitung. Vieruheimer Erſchelnt dreimal wöchentlich: Geſchäfts⸗ Anzeiger Dienstag, Donnerstag u. Samstag Bezugspreis: monatlich 40 Pfg. inel. Trägerlohn Gratisbeilagen: „Illuſtriertes Sonntagsblatt“, Wand— kalender und Fahrplan. Euthält alle amtlichen Aukündigungen der Behörden Viern Inſerate finden in der Bürger⸗Zeitung wirkſamſte Verbreitung.— Für Wohnungsinſerate Ausnahme-Tarif. Redaktion, Druck und Verlag: Joh. Martin, Viernheim, Rathausſtraße. Organ für Jedermann Bürger ⸗Ze Vereins- Auzeiger itung Juſerateupreis: 222 Amtsblatt der Großh. Bürgermeiſterei Viernheim heims und Umgebung. Die 1ſpaltige Petit-Zeile 25 Pfg., die Reklamezeile 50 Pfg. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Beilagen im Gewichte bis zu 8 Gramm 6 Mk. fürs Tauſend. Bei Klageerhebung kommt jeder Rabatt in Wegfall. 111 Dienstag, den 2. Oktober 8 1917 8 1 6 Die echte Vaterlandsliebe hat eine milde Hand. Sie gibt in Fülle und doppelt und dreifach in Not und Tod. Dazu mahne Dich die 7. Kriegsanleihe! * ** Auch ihr Frauen ſeid ein Teil der herrlichen deutſchen Allkraft. Helft darum mit das Siegſchwert zu ſchmieden, geht und zeichnet Kriegsanleihe! PoooPPbTbPGbTGTbThbTbTbTTbbTTT Der politiſche Krieg. Von der Schweizer Grenze wird uns berichtet: Im Bodenſee iſt kürzlich eine Flaſchenpoſt aufge— fiſcht worden, die eine deutſchfeindliche Flugſchrift ent- hielt. Darin wird verſucht, das Vertrauen des deutſchen Volkes in ſeine Regierung zu erſchüttern und Zwietracht zwiſchen Nord und Süd, zwiſchen Kaiſer und Volk zu ſäen. Alsdann wird im Aufſchlußß über die Stim— mung im Lande, über Lebensmittelverſorgung und Mu— nitionserzeugung gebeten und demjenigen, der auf dem— ſelben Wege der Flaſchenpoſt eine Antwort nach dem Schweizer Ufer überſendet, eine Belohnung verſprochen. Wie der Einſender hiezu weiter erfahren hat, wird gegen— wärtig mit aperikaniſchem Geld die Aufhetzung des deut— ſchen Volkes gegen Kaiſer und Regierung im größten Stile mit Flugſchriften und allen Mitteln organiſiert. Alſo jetzt, nachdem unſere Feinde die deutſche Front in ehrlichem offenem Kampfe nicht zu erſchüttern ver— mochten, verſuchen ſie es mit dunklen Machenſchaften. In dasſelbe Kapitel fällt auch eine Geſchichte, die aus einer anderen Gegend landeinwärts bekaunt geworden iſt. Die Franzoſen haben hier mit Freiballous Poſtkarten zum Abwurf gebracht, in welchen unter Berufung auf den abgedruckten Brief eines angeblichen deutſchen Kriegs— gefangenen in Frankreich behauptet wird, daß alle, Er⸗ zählungen über ſchlechte Behandlung deutſcher Kriegs— gefangener in Frankreich die doch durch viele beglau bigte Zeugniſſen in alle Ewigkeit feſtgelegt iſt, ncht wahr ſeien und in welchen die deutſchen Soldaten zum Kriegsverrat und Ueberlaufen verleitet werden. Zwie— tracht und Verrat, das iſt jetzt Ziel und Hoffnung unſerer Gegner und gerade dieſe Kampfesart hat ſich ja der amerikaniſche Präſident Wilſon als ſein beſonderes Kampfgebiet erwählt. Einſender dieſes meint, ſolche Dinge ſollten in weiteren Kreiſen unſeres Volkes viel mehr Beachtung finden. Die Franzoſen, Engländer und Amerikaner ſind jedenfalls die letzten, die uns über unſere Regierung und unſeren Kaiſer zu belehren brau— chen. Die ganze Niedertracht dieſer Kampfesweiſe ſollte bei uns viel mehr bekannt werden; ſie ſollte auch den Laueſten und Verdroſſenſten, die immer noch kein Ver— ſtändnis dafür haben, daß jetzt innere Geſchloſſenheit das erſte Gebot für die Heimat iſt, die Augen öffnen. f Gleicht das Verhalten unſerer Gegner nicht einem Menſchen, der den gehaßtten Feind im Kampfe nicht zu überwinden vermag und ihm nun mit Giftmiſcherei nach dem Leben trachtet? Mein Freund Johannſen. Es war in der Zeit nach den großen engliſchen Angriffen. Der immer wieder auflebende Artilleriekampf, die ununter— brochenen Verſuche feindlicher Patrouillen und Aufklärungs. abteilungen ließen, als ſicher erſcheinen, daß der zähe Feind ſich noch nicht mit der gänzlichen Ergebnisloſigkeit ſeiner An⸗ noch unruhige krengungeg abge unden hatte. So gab es immer als Beobachter Tage im Graben und die Zeit, die man dann vorn lag, war gewöhnlich nichts weniger als eine Erholung. Umſo feſter wuchſen die verſchiedenen Waffen, beſonders Artilleriſten mit der Infanterie, in gemeiaſchaftlichem wir und manche Freundſchaft für länger als Wirken zuſammen, ger 9 einen Tag iſt da vorn in gleicher Not und Gefahr geſchloſſen worden. ö Bei der dritten Kompagnie, die uns ſchon mehrfach hatte, war mir ein blonder beherbergt und wohl aufgenommen durch Unteroffizier. ein kerniger Junge von der Waſſerkante, ſein offenes. uhiges Weſen lieb geworden. Eines Abends ſaßen wir, wie ſchon ſtummel zuſammen. Der Kompagnieführer hatte a mittag in den einzelnen Unterſtänden über die neue Kriegs anleihe geſprochen und bie Freude gehabt, beim größten Teil der Mannſchaften Verſtändnis für die Sache zu finden. Eine Anzahl Zeichnungen hatte er ſchon entgegennehmen können. Mit ſie auf. daß mein Freund trüber. als ſeine Art war. in das zuckende Flämmchen ſtierte. Schli ßlich ſtieß jch ihn an:„Johannſen, nun ſagen Sie mal, was fehlt Ihnen eigentlich?“ Eiſt wollte er nicht mit der Sprache heraus. Dann ſagte er:„Ja, mein Lieber, die Sache iſt ſo. Ich weiß ganz, genau, daß wir viel Geld zum Krieg- führen brauchen und daß es auf jeden einzelnen ankommt. Aber, ſehen Sie, ich habe zu Hauſe eine alte Mutter und einen' halblahmen Vater ſitzen und die Leute leben bei den harten Zeiten man doch recht knapp. Da ſchiche ich, was jch von der Löhnung übrig behalte. immer nach Hauſe. Und ſch hätte doch auch ſo gerne was. gezeichnet.“ Ich ſagte darauf:„Mein guter Johannſen. Ihre eiſernen Kreuze ſind auch ſo gut wie eine Zeichnung, wenn Sie die in die Wagſchale legen, ſo müſſen im andere viele Leute ſteigen. denen e leicht fällt, ihr dem Vaterland gegen gute Zinſen zu leihen.“ Er drückte mir danhbar die Hand und ich Gefühl. einem braven Kerl ſeine Gemütstuhe wieder zu haben. Am anderen Morgen war die blonde Kopf meines Freundes auftauchte. mal beim Kerzen— oft, am Nach— beiden und die Geld hatte das gegeben kaum hoch, als dem Scheeren— Sonne der ſchon neben fernroht Darf ich Sohn!“ Aufmerkſam beobachtete Der ein liegenden Grahenreihen, von Zeit zu über die Deckung ſtechend. um mit Bild im Glaſe zu vergleichen. Ich kannte nieinen Freund. „Johannſen, Sie haben etwas Patrouille.“ „Aha, wann ſoll ſie „Heute abend.“ „Sehen Sie,“ ſagte er unſeres geſtrigen Geſprächs. zeichnen.“ Es war die brauchten Aufſchſuß und das ließ ſich durchguchen?“„Aber natürlich, mein gegenüher— vorſichtig Auge das Stück der Kopf 2311* Zelt den dem bloßen vor!“ denn ſteigen?“ in Fortſetzung ein bißchen wie wieder lächelnd, möchte dann nich alte Sache. Die höheren Kommandoſtellen über den uns gegenüberliegenden Gegner, Johannſen nicht zweimal ſagen. Bei ſo etwas mußte er dabei ſein. Ich weiß nicht, ob es ſein Wahlſpruch war, aber bei ihm traf das Wort in ſeltener Weiſe zu:„Dem Mutigen hilft Gott!“ Der Abend kam. Wenn ich es nicht gewußt Schießerei bald verraten haben. eine wüſte war. Und mir os würde etwas hätte, daß Jeichne Kriegsanleihe! Das iſt der ſicherſte Weg zum Frieden! liehe Patrouillenführer zurüch drei Tommys lang. 0 da, kaum eine Viertelſtunde ſßäter kam der ſchneidige und im Geleit ſeiner Getreuen ſchlichen etwas bedrückten Mienen den Graben ent— ein wertvoller Fang! ſagte der Kompagnieführer in ſeiner Freude, V mit Das war „Johannſen,“ 21 tauft beiden Kreuz haben Sie ſchon. Sie haben aber ſchon fäugſ wieder eine Anerkennung verdient. Ich wüßte nicht lecht, was ich Ihnen geben ſollte, wenn ich—— we ch nicht eben wüßte...“. ich bm i 1 Der 5 berlentpa war ſeimes deichens Fahrikbeſitzer, ein bermögender Mann, der eine offene Hand für ſeine Leute hatte. 5 Es wunderte mich deshalb nicht, daß Johannſen plötz— lich einen Blauen in der Hand hielt. ö wiſſen teichne di „Herr Oberleutnant. 9 „Laſſen S nur; gut ſein, Johannſen, ich weiß, Sie etwas echtes damit anzufangen.“ „Herr Oberleutnant, bitte das Geld „Aber, Johaunſen... 7, „Ja, Herr Oberleutnant“ bundert Mark nehmen.“ „ich wieder zu und auf ſeine Augen ſtrahlten Kriegsanleihe.“ Schütze meiſter, 8 Nachrie Lolale Nachrichten. * Viernheim. Grüße aus dem Felde ſenden Peter Benz aus Viernheim, Schütze Jakob Hell— Bingen a. Rh., Gefr. Johann Stanch, Kreuznach. 2 Die Mehl⸗ und Brötpreiſe. Das Kriegs⸗ ernährungsamt teilt mit: Die Preiſe der wichtigſten land— wirtſchaftlichen Erzeugniſſe ſind durch die Bundesrats— verordnung vom 19. März 1917 in das richtige Ver— hältnis zum Schlachtviehpreis gebracht worden, wobei die Getreide- und Hackfrüchte im Preiſe erhöht, das Schlachtvieh im Preiſe wurde. Die ermäßigten Viehpreiſe ſind ſeit Auguſt in Kraft, während die erhöhten Ge⸗ treidepreiſe mit Einſetzen der vollen Verſorgung und der neuen Erute nun eintreten müſſen. Die Wirkungen auf den Spätkartoffelpreis treten erſt im Oktober ein. Die Erhöhung der Getreidepreiſe bewirkt für das Roggenmehl eine durchſchnittliche Steigerung des Verkaufspreiſes um 9225 Mk. für den Zentner, was eine Heraufſetzung des Brotpreiſes um etwa 1½ bis 2 Pfg. je Pfund bedingt, ſoweit der jetzige Brotpreis entſprechend dem bisherigen Preiſe für 94 prozentiges Mehl niedrig gehalten iſt. Die neuen Preiſe der Reichsgetreideſtelle treten für die Ver- ſorgungsperiode vom 15. Oktober ab in Kraft. Sie be⸗ tragen für das Preisgebiet Berlin: 16,30 Mk. für den Zentner Roggenmehl und 17.50 Mk. für Weizenmehl. Gottesdieuſt-Ordnung der katholiſchen Gemeinde. In der neuen Kirche an Werktagen Mittwoch: /7 Uhr 1., ½%8 Uhr 2. S. A für ledig Margaretha Heckmann 10 Uhr Amt. Donnerstag: 7 Uhr beſt. S.-A. für ledig 1 Chriſtine Hofmann. 8 Uhr beſt. Segensmeſſe für Suſana Helbig geb. Ehrhardt, Kinder: Peter und Friedrich, Eltern, — Schwiegereltern und Angehörige. Freitag: ¼7 Uhr 2., ½8 Uhr 3. S. ⸗A. für den Heldentod fürs Vaterland Franz Brönner. Samstag: 7 Uhr beſt. S.⸗A. für Rik. Beigert, Ehefrau A. Maria geb. Hofmann und beiderſ. Eltern. den . 8 Uher beſt. Segensmeſſe für Joh. Sommer, Tochter Margaretha, Eltern, Schwiegereltern und Angehörige. Am Mittwoch iſt bei den Engl. Fräulein am Donners— tag bei den Barmh. Schweſtern um 7 Uhr hl. Meſſe. Am nächſten Sonntag wird das Roſenkranzfeſt ge— feiert. An dieſem Tag iſt gem. hl. Kommunion fur 1. Abteilung der Jungfrauen-Kongregation, zugleich gem. hl. Kommunion für die Schülerinnen des Herrn Lehrer Gilig und der Frl. König. Beicht Samstag um 2 Uhr. Während des Monats Oktober wird das vorgeſchriebene Roſenkranz⸗ gebet verrichtet und zwar: Montag, Mittwoch und Frei⸗ tag abends 8 Uhr, Dienstag, Donnerstag und Samstag morgens um ¼8 Uhr. 1 Am Donnerstag Abend Gelegenheit zur hl. Beicht. iſt von 6—7 und 8—9 Uhr Freitag Abend 8 Uhr Herz⸗ Jeſu-Andacht. Am Mittwoch von 8—5 Uhr Kriegsbera⸗ tungsſtunde. Verkündete: Franz Ringhoſ, Sohn von Jakod Ringhof 2. und Juliana geb. Miſchler, mit Maria Johanna Rumm aus Jagsfeld, Tochter von Ludwig Rumm und Johanna Kath. geb. Wörner. Nleitere Schritte des Papftes. Im Gegenſatz zu mancherlei Außerungen der Verbandspreſſe, daß mit der Beantwortung der Papſtnote durch die kriegführenden Mächte die „Angelegenheit“ erledigt ſei, zumal die Ant- wort der Mittelmächte im Vatikan Enttäuſchung hervorgeruſen habe, wird aus Rom berichtet, daß Papſt Benedikt zu Prälaten äußerte, die Antworten der Mittelmächte, beſonders Sſter— reich⸗Ungarns, laſſen immerhin einige Hoffnung und daß er ſeine Friedensmiſſion bis zum Ende zu führen gedenke. Im Vatikan erwarte man beſtimmt, daß nunmehr auch die Ver— bandsmächte auf die Papſtnote antworten werden, wenngleich vielleicht nur, um Verhand— lungen abzulehnen., Der Papſt werde ſich da— durch nicht entmutiſſen laſſen und, wenn ſchon von einer neuen Note vorerſt keine Rede ſein könne, überall eine Reihe diplomatiſcher Schritte und Reſprechungen einleiten, um eine erſte Grundlage für Verhandlungen zu ſchaffen. Daß die Friedenseräxterungen weitergehen, laſſen folgende Meldungen erkennen:„Corriere della Sera“ meldet aus Petersburg: Die ruſſiſche Regierung will die Papſtnote ſelbſtändig beantworten. Sie hat; ſich einem Druck des Soldaten⸗ und Arbeiterrats gefügt. Nach anderen Petersburger Meldungen liegt dem zu— ſammengetretenen demokratiſchen Kongreß in Petersburg ein Antrag aller maximaliſtiſchen Verbände vor, der von der Regierung die Auf— nahme ſofortiger Friedensverhandlungen fordert. Der Antrag wird unterſtützt von den Arbeiter— und Soldatenvereinen in Moskau, Kronſtadt, Odeſſa und Kiew. „Nach einer New Porker Meldung der, Daily Mail“ verlangen die Senatoren Lodge und Stone im Senat das Erſcheinen des Präſi— denten Wilſon, um ihn über die wichtige Frage der auf die Papſtnote und die Antwortnote der Mittelmächte ſich ergebenden Friedensmöglichkeit zu hören. Staatsſekretär Lanſing konnte eine Erklärung im Namen des Präſidenten nicht abgeben. Während ſo die Friedensidee immer weiter erörtert wird, bemüht man ſich in Italien und Frankreich krampfhaft, die Kriegsziele zu betonen, um die Völker nicht zur Ruhe kommen zu laſſen. In England dagegen iſt die führende Preſſe faſt einmütig zu der Anſicht gekommen, daß die Noten der Mittelmächte ungenügend ſeien.„Die Hauptbedingung,“ ſo ſchreibt, Daily Telegraph“,„für alle Verhandlungen habe man in Berlin und in Wien noch nicht erfaßt. Die Mittelmächte wollten ein Geſchäft auf der Grund— lage ihrer Eroberungen machen. Es ſei nutzlos, von Verhandlungen zu ſprechen, ehe Deutſch— land bereit ſei, Belgiens Unabhängigkeit wieder— herzuſtellen und ſich aus dem beſetzten Gebiet Frankreichs zurückzuziehen. Man müſſe zu— geben, daß gewiſſe Punkte in den Antworten hoffnungsvoll ſtimmten; Deutſchland und Oſter— reich⸗ Ungarn nähmen den Grundſatz des Schieds— gerichtes und der Einſchränkung der Rüſtungen an, aber ſie knüpften dies an die von Napoleon erfundene Phraſe von der Freiheit der Meere, die nichts anderes bedeuten würde, als die Frei— heit für Berlin, die Oſtſee und das Schwarze Meer zu ſchließen, ſowie Polen, Rußland, Ru— mänien und Serbien von der See abzuſchneiden. „Wozu will ſich Deutſchland,“ fragt das Blatt, „als der notwendigen Vorausſetzungefür Friedens- verhandlungen verſtehen? Will Deutſchland Belgien aufgeben, Elſaß-Lothringen ausliefern, Serbien und Rumänien Daſeinsfreiheit ge— währen, die Völlendung der nationalen Einheit Italiens geſtatten und Schadenvergütung für die verwüſteten Gebiete Nordfrankreichs zahlen? Darüber,“ ſchließt das Blatt,„ſchweigen Berlin und Wien hartnäckig.“ Was England wünſcht, drückt am deutlichſten richtig neue Wege betreten will; denn damit ſtünde die deutſche politiſche Philoſophie mit ſich ſelbſt im glatten Widerſpruch. Nur das deutſche Volk kann wirklich Grundſätze durch— führen, die der Tradition der alten preußiſchen Staatspraxis ſo widerſprechen. Die deutſche Antwort beweiſt, wie große Fortſchritte Deutſch— lands Regierungskreiſe in der harten Schule der Tatſachen gemacht haben. Deutſchlands gegen— wärtige Sprache ertönt nicht aus prinzipieller Überzeugung, ſondern nur, weil die Meinungs— änderung im Lande ſo weit fortgeſchritten iſt, daß die herrſchenden Kreiſe gezwungen ſind, den Reichstagsbeſchluß zu reſpektieren. Wir Eng— länder haben die politiſche Bedeutung der jüngſten Kanzlertriſis in Deutſchland unter ſchätzt. Jetzt wird klar, wie wichtig Bethmanns Sturz war. Nur die all⸗ gemeine Stimmung konnte die Regierenden dazu gebracht haben, eine Sprache zu führen, welche vor dem Kriege in Deutſchland höͤchſtens in einer ſozialdemokratiſchen Verſammlung ge— hört wurde. Dieſe Tatſachen unbeachtet zu laſſen, wäre falſch und töricht. Wir müſſen daraus den Schluß ziehen, ſoweit als möglich dem deutſchen Volke in ſeinem Kampfe gegen ſeine Regierung zu helfen und unverzüglich klar ausſprechen, daß wir nicht die Ernieduügung der Nation, ſondern nur den endgültigen ent— ſcheidenden Sturz der Regierungsprinzipien wünſchen, die den Krieg veraulaßten und er— möglichten.“ Der Gedanke, in Deutſchland die Parteien wider einander auszuſpielen und ſo mit Hilfe des Erbübels der Deutſchen den Krieg zu ge— winnen, iſt alſo nach wie vor in England(wie in Amerika) lebendig. Unſere Pflicht iſt es deshalb, doppelt auf der Hut zu ſein und in einmütiger Geſchloſſenheit durchzuhalten bis zum Siege, d. h. bis unſere Gegner des Kampfes, der für ſie ausſichtslos iſt, müde ſind. 1 1 2 verſchiedene Kriegsnachrichten. Erſchlaffung des engliſchen Seeſicherungs⸗ dienſtes. Einer unſerer erfolgreichſten UÜU-Boot-Kom⸗ mandanten, der kürzlich von längerer Fahrt heimgekehrt iſt, erzählt in einem Bericht, nach ſeinen Beobachtungen verwahrloſten die eng— liſchen Überwachungsfahrzeuge immer mehr. Offenbar ſei die Überwachungsflottille den ungeheuren Anſtrengungen des U-⸗Boot-⸗Krieges nicht mehr ge— wachſen. Er habe ein Schiff getroffen, bei dem der Vormaſt, anſcheinend ſchon ſeit längerer Zeit, abgebrochen geweſen ſei, einem anderen habe der Beſanmaſt gefehlt. Auffällig ſei die immer größere Abnahme der kleinen Fahrzeuge, auch der Munitionsmangel auf allen mit Ge— ſchützen verſehenen engliſchen Dampfern. Dieſe Schilderung im Zuſammenhang mit den Beob— achtungen anderer Ül-Boot-Kommandanten geben ein Bild der perſonellen und materiellen Er— ſchlaffung des engliſchen Überwachungsdienſtes. * Diſziplinloſigkeit unter den ruſſiſchen Truppen in der Moldau. Aus Meldungen des ruſſiſchen General- ſtabes in engliſchen Blättern erſährt man, daß ſich in der Moldau eine ſtarke Neigung zur Diſziplinloſigkeit unter den dortigen ruſſiſchen Truppen bemerkhar macht. Ein Tagesbeſehl des kommandierenden Generals hebt hervor, daß ſechs Kompagnien eines Re— giments ſich weigerten, ihre Vertreter in den Dlſziplinar-Gerichtshof der Armee zu entſenden und dann überhaupt die Befehle der Vor— geſetzten nicht ausführen wollten. Auch ein tunkeſtaniſches Regiment weigerte ſich, die Wege— bauarbeiten zu verrichten, für die es komman— diert worden war. Rulliſche Politik. — Ein ukrainiſches Urteil.— In der ukrainiſchen Zeitung„Gromadzka Dumka“ vom 9. Auguſt heißt es im Anſchluß an die inzwiſchen geſcheiterte und mit der Rück— eroberung der Bukowing uſw. beantwortete Offenſive über deren politiſche Beweggründe: „Bald nach dem Sturz der zakiſchen Re— gierung erklärten die Mittelmächte, mit Rußland einen Frieden ſchließen zu wollen, ohne Ent⸗ ſchädigungen und ohne Annexionen. Gleichzeitig gaben ſie die feierliche Verſicherung, daß ſie ſich nicht in die inneren Angelegenheiten Rußlands miſchen würden. Rußland war ſomit der Weg für einen ehrenhaften Frieden freigegeben. Es kam aber anders. An Stelle des Zarismus begann über Rußland der Alp des engliſchen Groſchens zu hängen, der auf einen, dem Volle unerwünſchten Weg führte: es kam die frucht— loſe Offenſive, die mit der Niederlage der revolutionären Armee endete, die Anarchie im Innern des Landes brachte und das Gewitter der Reaktion für die ruſſiſche Demokratie. An der Spitze der kuſſiſchen Regierung erſchienen Leute, die für engliſches Geld mit dem Blute der ruſſiſchen Völler handelten und die gegen den Willen des Volkes das Heer zu neuem Blutvergießen führten, nicht um ruſſiſches Land zu erwerben, ſondern nur, weil es England wünſchte. Nee — Zeichnet die ſiebente li K Kriegsanleihel - England brauchte nicht Galizien, ſondern die galiziſchen Naphthagruben in Drogobitſchin, aus denen Deutſchland ſein Ol für die Unterſeeboote ſchöpft. zog Nutzen aus dem Schrecken Rußlands vor der ukrainiſchen Bewegung, welche die Loslöſung der Ukraine von Rußland bezweckt, und verwandelte die friedliche Stimmung in eine kriegeriſche mit der Begründung, Rußland G weiter teilnehmen wollten an dem neuen Ge⸗ metzel der Völler. Unter dieſem Druck der Ge⸗ walt begann die neue Offenſive am 1. Juli mit engliſcher und amerikaniſcher Munition, nicht elwa zur Verteidigung der bedrohten„Frei⸗ heit“, ſondern in Wirklichkeit, um den ukrainiſchen Teil Galiziens für Rußland und die Naphtha⸗ gruben für England zu gewinnen.“ n e Politiſche Rundſchau. Deutſechland. * General der Infanterie von Deim⸗ ling, Chef des Infanterieregiments Nr. 192 iſt in Genehmigung ſeines Abſchiedsgeſuches unter Belaſſung in dem Verhältnis als Chef des genannten Regiments zur Dispoſition geſtellt worden. Berthold von Deimling iſt wohl einer der bekannteſten Offigiere der Armee. Sein Name wurde durch ſeine Teil— nahme an den Kämpfen in Südweſtafrika all— gemein bekannt, 1914 wurde er Kommandeur des 2. Feld⸗Regiments der Schutztruppen. Er führte den Oberbefehl bei den Kämpfen am Waterberg. Im Mai 1906 wurde er Komman⸗ deur der deutſchen Schutztruppen in Südweſte⸗ afrika und beendete, inzwiſchen zum General— major befördert, den Aufſtand. An der Spitze des 15. Armeekorps zog er in den Krieg und erhielt ſpäterzden Oberbefehl über eine Armee⸗ gruppe. Im Jahre 1916 erhielt er den Orden Pour le mörite. *Die ſächſiſche Regierung, die in ber Zweiten Kammer über die Knohlenverſor⸗ gung Sachſens interpelliert und dabei ſcharf angegriffen wurde, teilte mit, daß demnächſt eine Verordnung erſcheinen, werde, durch die den Bergwerken die Verpflichtung auferlegt wird, hei künftigen Preiserhöhungen die Genehmigung der Regierung vorher einzuholen. Außerdem leilte die Regierung mit, daß zehntauſend Mann Arbeitskräfte den Bergwerken zur Verfügung geſtellt worden ſeien zwecks Hebung der Kohlen⸗ förderung. Oſtevreich⸗Ungarn. öſterreichiſchen Abgeord⸗— netenhauſe entwickelte Miniſterpräſident Dr. Seidler das Programm der Regierung. U. a. kündigte er den Entwurf einer Sozial⸗— verſicherung an. Unter vielen anderen Aufgaben hob der Miniſterpräſident die Ver⸗ faſſungsreform hervor, die unter Wahrung des Grundſatzes der Gleichberechtigung aller Nationalen und auf Grund nationaler Autonomie *Im durchgeführt werden ſolle. England. * Der von den Ver. Staaten begonnene Handelskrieg gegen die Neutralen hat zu einer neuen einſchneidenden Maßnahme geführt. Die britiſche Regierung hat auf Er— ſuchen der amerikaniſchen Regierung vorläufig müſſe den ukrainiſchen Teil Galiziens beſitzen, um der ukrainiſchen Bewegung eine Rußland anhängliche Richtung zu geben und um Rußland 7 Franzöſiſche Befürchtungen. Zu recht hoffnungsloſen Betrachtungen ge⸗ langen die Pariſer Blätter unter dem Eindruck der auch von ruſſiſcher Seite beſtätigten Mel⸗ dung, daß es den Deutſchen gelang, ihre Düna- front von der Meeresküſte bis in die geſährliche Nähe der Feſtung Dünaburg zu erweitern. Schon rechnet„Liberté“ mit der Wahrſcheinlich- keit, daß die Ruſſen genöligt ſein werden, ihre Dünaſtellung vollſtändig abzu⸗ bauen. Denn nichts ſei geſchehen, um die linie nach Walksza zu entlaſten. ‚Le Journal“ erkennt die Großzügigkeit des deutſchen An⸗ griffes an, der die ruſſiſche Front wiederum an einem der empfindlichſten Punkte treffe. Man der ‚Mancheſter Guardian“ aus. Das Blatt ſchreibt:„Deutſchland ſpricht von Frieden, weil ihm die Kriegslaſt zu ſchwer wird, und von Ab⸗ rüſtung, weil der allgemeine Haß, den der Mili-⸗ tarismus hervorgerufen hat, zu ſtark wurde. Es ſpricht von Schiedsgericht, weil heute ſeine herr⸗ ſchende Kaſte weiß, was morgen das Volk wiſſen wird, nämlich daß die Clique, die den Krieg hervorrief und führt, politiſch unfähig iſt. Nur gends liegt ein Zeichen vor, daß man auf— müſſe ſich nur vergegenwärtigen, daß Jakob ſtadt am Knotenpunkt der beiden großen Linien Riga—Dünaburg und Mitau— Moskau liege. „Temps! gibt keine Hoffnung auf eine erfol reiche ruſſiſche Abwehr. Für ihn iſt bereits die geſamte Dünalinie verloren, nur der Eintritt der rauhen Jahreszeit könne dem Vorwärtsdringen der Deutſchen Halt gebieten. * non den Deutſchen längſt bedrohte Eiſenbahn- 9 führer mit Korniſow ließen vor dem Zerfall zu retten. Unterdeſſen erfreuten ſich die ruſſiſchen Heere an der Revolution, und, in der Erwartung eines baldigens Friedens, verbrüderten ſie ſich mit den feindlichen Heeren, die Soldaten reiſten nach Hauſe, kehrten wieder zur Front zurück und hielten Beratungen über die Einführung beſſerer Verhältniſſe in Rußland ab. Nun fing der Miniſter Kerenski an, die ganze Front zu bereiſen, um die friedliebe Armee mit lügne⸗ riſchen Reden zur O ive, zur Verteidigung 5 it“ und zu neuen Verhältuiſſen in aufzufordern. 5 ſchenkte Armee der rderung kein Gehör, trotzdem die engliſchen und franzöſiſchen mit theatraliſchen Reden Kerenski unterſtützten und trotzdem erſtklaſſige Stieſel und höhung der Löhnung eingeführt wurden. Schließlich gebrauchten die erkauften Armee— an Spitze Gewalt, die Gegner der Offenſive in Maſſen er- ſchießen, ohne Rückſicht darauf, daß Kerenski ſelbſt die Todesſtrafe in Rußland abgeſchafft hatte. In der Zeit vom 25. Juni bis 18. Juli wurden nicht weniger als 24000 Soldaten er⸗ ſchoſſen, die ſich friedlich dem weiteren Blut— ſſe! Lange die Offiziere Waſſen, Er⸗ eingeſtellt. ſogar auch für Waren, verladen ſind. berband alle Ausfuhr nach Skandinavien und Holland Die Einſtellung betrifft auch alle bis jetzt erteilten Ausfuhrbewilligungen und gilt die bereits in Schiffen Eine Ausnahme bilden Kohlen. Die Wiederaufnahme der Ausfuhr iſt erſt wieder zu erwarten, wenn zwiſchen den Alliierten eine Einigung erzielt iſt über die Grundſätze der neuen Blockadepolitik. Rußland. Konflikt zwiſchen * Der Kerenski und dem Arbeiter- und Soldatenrat wird immer ernſter. Nach Meldungen aus Stockholm kann ſich die Diktatur Kerenskis nur noch mit Gewaltmitteln halten, da der A. U S.⸗Rat energiſch einen Regierungswechſel langt. Kleine Nachrichten. — Nach einer Verordnung des Generalgouve neurs v. Beſeler geht die Verwaltung des Unter- richts weſens im Generalgouvernements Warſchau am 1. Oktober in polniſche Hände über. — Nach dem Basler Anz.“ rechnet der mit noch mindeſtens dreijähriger Vier⸗ [Kriegszeit. — Londoner Blätter berichten, daß die ruſſiſche Hauptſtadt vollvon Friedensgerüchten! Der amerikaniſche Kriegsminiſter erklärte, daß in dieſem Jahre 2300 000 Mann unter die Fahnen geruſen werden ſollen. me Das Rätſel ſeiner Ehe. Romon bon Ludwig Haſſe. (Fortſetzung.) „Allerdings— eine Verſöhnung, wie du ſie dir denkſt,“ entgegnete Margit erglühend. „Und wie du ſie dir auch gedacht haſt, mein Kind,“ ſagte der Fürſt lächelnd.„Alſo was iſt da zu machen?— Laſſen wir die Sache ruhen.“ „Es gibt eine andre Verſöhnung, Pa.“ „Welcher Art?“ 5„Indem wir dem Grafen ſeine Freiheit wieder geben..“ „Ich verſtehe dich nicht recht!“ „Ich bin mit mir noch nicht recht im klaren, uber ich denke eine Scheidung dieſer unnatür⸗ lichen Ehe...“ Der Fürſt fuhr auf.„Niemals, Margit! — Bedenke, was die Welt dazu ſagen würde!“ „Ach, die Welt?— Was kann uns die kümmern.“ „Wir leben in der Welt und müſſen uns nach ihren Anſchauungen richten. Eine Ehe⸗ ſcheidung würde dir die hieſige Geſellſchaft ver— ſchließen.“ „Was macht das?“ „Dann hätten wir den Zweck fiberhaupt nicht erreicht, den wir mit bieſer Eheſchließung verfolgten. Alſo kurz und gut, laß dieſen Ge— danken fallen.“ a „Ich werde nicht einwilligen— die Folgen hälteſt du dir ſelbſt zuzuſchreiben. Das iſt mein letztes. Wort 13 Margit wagte nicht weiter in ihn zu dringen. Der Fürſt ging noch einige Male im Zimmer auf und ab, dann entfernte er ſich, einige ärgerliche Worte murmelnd. 9 Graf Alexander hatte eine ſehr gute Ernte gehabt. Er ſah ſeinen Fleiß, ſeine Arbeit belohnt und galt jetzt ſchon in der Nachbar— ſchaft als einer der beſtſituierten Grundbeſitzer. „Wenn ich nur wüßte, wie er's fertig ge— bracht hat,“ ſagte Herr von Leggien erſtaunt, „daß er aus der Patſche herausgekommen iſt, in die ihn die verrückte Wirtſchaft ſeiner Stief— mutter verwickelt hat. Die Schlinge lag ihm ſchon um den Hals und der reiche Kornhändler Mewes wollte ſie eben zuziehen, als Gallen— berg den Kopf aus der Schlinge zog und dem Mewes ſeine Hypothek bar auf den Tiſch legte. Woher er das Geld hat, weiß niemand.“ „Er wird einen Geldmann gefunden haben, der ihm das Geld vorgeſchoſſen hat,“ meinte Frau von Leggien ſpitz.„Der gräfliche Namen tut viel.“ „Dummes Zeug,“ brummte der Rittmeiſter. „Auf einen gräflichen Namen borgt heutzutage kein Menſch mehr Geld, wenn das Gut des Herrn Grafen ſo verſchuldet iſt, wie es Einödt war. Und in ſolchem Zuſtande!— Jetzt iſt es ja anders. Eine reine Muſterwirtſchaft und Gallenberg kann jederzeit 100 090 Mark darauf borgen. Mir iſt es ein Rätſel.“ Und ein Rätſel war es auch für die übrigen umwohnenden Gutsbeſitzer. Man rümpfte die Naſe, man eraing ſich in allerlei Vermutungen, rr u ,,j. man ſpionierte und zog Erkundigungen ein, doch erfuhr man nichts. Alexander wurde dadurch noch intereſſanter, als er in ſeiner zurückgezogenen Lebensweiſe ſortfuhr. Ja, er ſchloß ſich mehr denn je von der Geſellſchaft ab, kam nicht einmal mehr nach Leggien, ſondern lebte ganz als Einſiedler. Er wurde dadurch intereſſanter, aber auch immer unbeliebter, und allerhand ſeltſame Ge— rüchte waren über ihn im Umlauf. Auch ſeine ſparſame Lebensweiſe gab er nicht auf, wenigſtens was ſeine Perſon betraf. Er hatte jetzt auch den Diener abgeſchafft, der Kutſcher mußte die Geſchäfte des Dieners mit beſorgen, was um ſo mehr möglich war, als Alexander keine Kutſchpferde mehr hielt, ſondern nur ein Reitpferd, das auch einſpännig gefahren wurde. Wenn ihm der alte Inſpektor beſcheidene Vorhalte wegen der ganz unnötigen Sparſam— keit machte, ſchüttelte er ernſt den Kopf und ſagte: „Nein, Peterſen. Zu Luxusausgaben haben wir kein Geld. Meine Krankheit hat genug gekoſtet, und ich muß auch noch meine Reiſe nach Meran wieder einbringen. Wenn Sie mir Vorſchläge über rentable Verbeſſerungen der Wirtſchaft zu machen haben, ſo werden Sie ſtets ein oßenes Ohr finden, aber meine per⸗ ſönlichen Bedürfniſſe laſſen Sie ganz aus dem Spiele. Wie ſteht's mit dem Verkauf der Remonten?— Haben Sie gute Preiſe erzielt?“ Und er ſprach weiter über wirtſchaſtliche Angelegenheilen. Der Winter lam und das Weihnachtsfeſt. Was waren das früher für fröhliche, herr⸗ liche, luſterfüllte Tage geweſen! Nicht d glänzenden Feſte, welche ſeine Stiefmutter ge. geben, erinnerte ſich Alexander, ſondern der traulichen Feſttage, als ſeine Mutter noch in dem alten Schloſſe waltete. Da hatte ſich auch eine heitere Geſelligkeit entfaltet; da halten die, Weihnachtsbäume ihren Duft und ihren Kerzen“ ſchimmer verbreitet, da war jung und alt in harmloſer Fröhlichkeit beiſammen geweſen und! er und ſeine Schweſter Tilly, die jetzt als Gattin eines höheren Offiziers an der franzö— ſiſchen Grenze lebte, waren der Miltelpunkt der Familienfeſte. Und dann die fröhlichen Jagden auf den verſchneiten Feldern und die übermütigen Jago diners in der alten Halle des Schloſſes! Und der Silveſterball in dem großen Ritſer⸗ ſaal, von deſſen Wänden die dunklen Porträts der alten Deutſchherren vergnügt ſchmunzelnd auf das junge Volk herabzuſchauen ſchienen! Das alles war vorüber, ſtill und tot laß Schloß Einödt da; finſter und dunkel und nut aus dem Arbeitszimmer des einſamen Seither heraus erglänzte Lampenſchein auf den dunklen Hof und warf einen langen, ſchimmernden Streiſen auf den Schnee, der Schloß, Park und Hof tief einhüllte. Graf Alexander ging in dem Zimmer auf und ab und dachte und träumte. Träunſte er von den vergangenen Tagen und der röhren Jugendzeit? Träumle er von den Taabn des letzten Frühlings— von rauchenden Wäl au, von hohen Vergen, von eimer mons erhellen Zaubernacht auf eſamer Alm? vergießen entgegengeſtellt hatten und die nicht gludenburgs Großvater und Gneiſenau. Ein Erinnerungsblatt. Aus Anlaß des 70. Geburtstages Hinden⸗ burgs hat Arthur Kronthal in Poſen, der ver⸗ dienſtvolle Erforſcher der Beziehungen des Feld⸗ marſchalls und ſeiner Vorfahren zu Poſen, einen Auſſatz über das mütterliche Stammhaus Hindenburgs veröffentlicht, der ſich u. a. auch mit dem Generalarzt Dr. Karl Ludwig Schwickart, dem Großvater des Feldmarſchalls mütlerlicherſeits, befaßt, der in Poſen ein hohes Anſehen als Arzt und Meuſch genoß. Er war am 26. Auguſt 1780 in Potsdam geboren. Sein Vater Johann Schwickart, der dritte Sohn eines Schneiders aus Wergis in Bayern, war einſacher Grenadier im ehemaligen 1. Bataillon Leibgarde, deſſen Chef Friedrich der Große bereits als Kronprinz von 1737 ab war. Seine Mutter, Anna Maria Luiſe Eliſabeth, die Tochter eines Berliner Torſchreibers namens Puhlmann, war von Jugend auf beim Prinzen Ludwig als Beſorger in der Leibwäſche in Dienſten. Man wird bei dieſer Mitteilung über die baheriſchen Vorfahren Schwickarts unwillkürlich an Derfflingers ſagenumwobene Jugend er⸗ jnnert oder an Bismarcks bürgerliche Groß— mutter Mencken, geb. Bonckel, die einem Jäger— geſchlechte entſtammte, das als Büchſenſpanner und Leibjäger in Königswuſterhauſen im Dienſte des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelms J. ſtand. Der erwähnte Prinz Ludwig war mit einer Schweſter der Königin Luiſe, der Prinzeſſin Friedericke von Mecklenburg⸗Strelitz, verlobt und ein jüngerer Bruder König Friedrich Wil— helms III. Er und ſeine jüngere Schweſter Wilhelmine ſind als Taufzeugen Karl Ludwig Schwickarts im Potsdamer Kirchenbuche ein— getragen. Dem hilfreichen Wohlwollen der fürſtlchen Paten, namentlich aber der Prin⸗ zeſſin— der Prinz ſtarb ſchon in jungen Jahren— wird Karl Ludwig Schwickart wohl den Auſſtieg zu ſeiner höheren Ausbildung und zum ärztlichen Berufe verdankt haben. Im März 1814 wurde er als Regimentschirurgus beim 2. Leibhuſarenregiment in Poſen ange— ſtelll, und 1820 finden wir ihn als General— Kriegstagung trat in Hannover der Deutſche Handwerks- und Gewerbekammertag zuſammen. Obermeiſter Plate(Hannover), Mitglied des Herrenhauſes, eröſſnete die Tagung und be— tonte, daß das deutſche Handwerk mit ſchweren Sorgen in die Zukunft blicke. Zur Frage der Zuſammenlegung von Handwerksbetrieben wird gefordert: Die Zuſammenlegung iſt nur als eine vorübergehende, durch den Krieg bedingte Maßnahme einzuführen. Sobald die Möglich— keit hierzu vorhanden iſt, ſind die ſlilgelesteng Betriebe durch Zuweiſung von Rohſtoffen und Betriebskraft und Bereitſtellung von Hilfskräften wieder in Tätigkeit zu ſetzen.— Zur Rohſtoff⸗ verſorgung des Handwerks während der Über— gangswirtſchaft wird ferner verlangt: Eine an⸗ r eee: Zum 7o. Geburtstage Hindenburgs. dorf auf und landete nach 4% ſtündigem Flug in Lauſanne. Während des ganzen Fluges über die Alpen flog Comte in durchſchnittlicher Höhe von 4500 Metern. ö Ein däniſches Geſetz gegen Wucher⸗ annoneen. Das däniſche Innendepartement hat ein Geſetz erlaſſen, wonach es den Zeitungen unterſagt iſt, künftighin ſolchen Inſeralen Auf⸗ nahme zu gewähren, die Verſuche einer Höͤchſt⸗ preisumgehung darſtellen, die ſich bekanntlich leicht durch ſogen. Tauſchanzeigen bewertſtelligen läßt, in denen angeboten wird, die mit Höchſt⸗ preis belegte Ware gegen eine höͤchſtpreisloſe zu vertauſchen, oder durch Annoncen, nach denen Ware zum Höchſtpreis angeboten, jedoch nur unter der Bedingung, daß der Verkäufer gleich⸗ Diviſionsarzt beim 5. Armeekorps in Poſen, wo er ſich am 4. Mai 1823 mit Julie Mönnich vermühlte und dann bis an ſein Lebensende verblieb. Im Jahre 1813 hatte Schwickart Eiſerne Kreuz am„Kombattantenbande“ er⸗ halten, weil er, nachdem alle Offiziere ſeines Bataillons gefallen waren, in der Schlacht bei Kulm als Arzt eine Kompagnie zum Sturm geführt hatte. Das hohe ärztliche Anſehen, das er genoß, war auch die Veranlaſſung, daß Schwickart im Jahre 1831 zum Feldmarſchall Gneiſenau berufen wurde, der damals als Ober— befehlshaber der vereinten vier öſtlichen Armee— korbs in Poſen weilte und hier in der Nacht vom 23. zum 24. Auguſt 1831 in dem Hauſe Petriplatz 4 unter choleraähnlichen Erſcheinungen ſeinen Tod fand. Cs iſt jedenfalls ein eigenartiges Spiel der Geſchichte, daß der Großvater unſeres in Poſen geborenen Generalfeldmarſchalls des gegen— wärtigen Weltkrieges dem großen Heerführer der Freiheitskriege in ſeiner Sterbeſtunde in ärztlich zur Seite ſtand. Schwickart ſtarb am 3. Juni 1849. Da er, ein Abkömm⸗ ing bayriſcher Familien, katholiſch war, iſt er von den in Poſen verſtorbenen Familien— hörigen des Feldmarſchalls der einzige, der f auf dem alten evangeliſchen Kreuzfried— hofe, ſondern auf dem Poſener Garniſonfried— hofe beigeſetzt iſt. von Nah und fern. ö Graf Luxburgs Heimkehr. Dem„Pa- liſer Journal“ wird aus Buenos-Aires gemeldet, aß der deutſche Geſandte in Argentinien, Graf Luxburg, ſich vorausſichtlich an Bord des ſpa— niſchen Dampfers„Regina Victoria Eugenia“ nach Spanien begeben werde, um von dort aus die Heimreiſe nach Deutſchland anzutreten. Nasa Posen Deutſcher Handwerks⸗ und Gewerbe⸗ flug aus. kammertag. Zu einer äußerſt ſtark beſuchten das unden, in Hetltnæ: 6 Am 2. Oktober begeht Generalſeldmarſchall von Hindenburg ſeinen 70. Geburtstag. Er, auf deſſen. Heldengeſtalt die Augen der ganzen Welt gerichtet ſind, hat das bibliſche Alter erreicht, mit ihm zu— ſammen begeht das deutſche Volk und auch unſere Verbündeten dieſen Tag in freudig gehobener, ſiegesfroher und ſiegesgewiſſer Stimmung. Das menſchlich ſo beſcheidenen Sohn zu danken hat— gemeſſene Vertretung des Handwerks beim Reichskommiſſar für Übergangs wirtſchaft; ſtaatlich bewirtſchafteten Rohſtoffen allen ein ſind die geſetzlichen und wirtſchaftlichen Organi— ſationen des Handwerks heranzuziehen. An Stelle des Warenkredits muß durch Inanſpruch— nahme der Kreditgenoſſenſchaften der Geldkredit treten. N Zuſammenſtoß zwiſchen und Perſonenzug. Das Automobil Linie Uzes— Nimes, das 35 Reiſende beförderte, Uzes von einem Perſonenzug erſaßt. Reiſende wurden getötet, zehn verwundet. Ein Flug über die Alpen. Der Flieger Düben— Er ſtieg morgens 8 Uhr in Vaterland weiß, was es dieſem ſeinen großen und, von beſtimmter Anteil; zur Verteilung des auf das Handwerk entfallenden Anteils an Rohſtoffen Antomobil der wurde beim Bahnübergang in der Nähe von Acht 114 Comte führte mit einem Beobachter einen Rekord⸗ l N Hlindenhiꝝ Id 2 E in einen Perſonenzug zwiſchen Matapozuelas und Pozalaes hinein. 13 Perſonen wurden getötet und 37 verwundet. —— l u Vermiſchtes. Münchhauſen an der Oſtfront. Einer im Auftrage der„Zeitung der 10. Armee“ er⸗ ſcheinenden Ausleſe luſtiger Aufſchneidereien von Feldgrauen im Oſten iſt das folgende „Kriegserlebnis“ entnommen:„Wir lagen den Ruſſen auf 100 Meter gegenüber. Der Schützen⸗ grabendienſt wurde langweilig, und ich beſchloß, einen Beſuch bei den Ruſſen zu machen. Ich wählte den nicht mehr ungewöhnlichen unter⸗ irdiſchen Weg. Dieſe Art des Verkehrs iſt ſehr beliebt und einfach. Man gräbt ſich einen Maulwurfstunnel, weil es doch nun mal ein Maulwurfskrieg iſt. In verhältnismäßig kurzer Zeit hatte ich den Gang gebohrt und war glück⸗ lich im ruſſiſchen Schützengraben angelangt, als die Sonne gerade ihr holdes Antlitz zeigte. Die Rußkis waren bei der Morgentoilette. „Ich ſagte:„Guten Morgen meine Herren,“ und wollte mich in aller Form vorſtellen, wie es die einfachſte Höflichkeitsſorm gebietet. Doch ich hatte nicht mit der ruſſiſchen Unkultur gerechnet. Denn kaum wurden ſie meiner an⸗ ſichtig, ſo ſtürzte ein Ruſſek mit einem Maſchinen⸗ gewehr auf mich zu. Ich natürlich nicht faul, zurück in den Maulwurfstunnel. Der Ruſſek hinterher. Es begann eine wilde Jagd. Ich hatte einen Vorſprung; ſchon glaubte ich mich gerettet. Da! Was ſehe ich. Vor mis ſteht auch ein Ruſſek und richtet ein Maſchinongewehr auf mich. Da haben die Halunken einen Seitenſtollen gebaut, ſind auf meinen Tunnel geſtoßen und verſperrten mit den Weg. Könnt ihr euch nun meinen Schreck denken? Unmög⸗ lich! Vorn ein Maſchinengewehr und hinten ein Maſchinengewehr mit den diaboliſch grin⸗ ſenden Rußkifratzen. Und witzt ihr, was nun geſchah?— Wollt ihr's wiſſen?— Erſchoͤſſen 100 haben mich die Kerle! 60 7% Seſeſtſant- Fadeſfleniſdus Hindenburg do,, 1 alle unſere Wünſche vereinen ſich in dem Gedanken, daß es ihm gelingen möge, das gigantiſche Werk, das er ſo ruhmreich durchführte, nun zu einem Ende zu führen, das dem ſchwer geprüften Volk und Vaterland den Sieg bringe, der den ungeheuren Opfern entſpricht, unſere Grenzen neuen feind⸗ lichen Raubanſällen ſichert und uns die Segnungen eines Friedens zuteil werden läßt, der unſer Vater— land zu neuem, ſiegreichem Aufſtieg führt. CCC. ͤ ͤ ͤͤwbbwGGGGPPGbPbPbGbTFbPbPbPbCTbPTFPbPbPbPbPbPCbPPPPVPPVCPPVPPPVVVVVVVPPPPPFPFPPFPPPFPFV—F—FPF—VVFPFVPVPVEVEVE—T—õ—y—y— zeitig andere Artikel losſchlägt, mit den gewünſchten Vorteil erzielt. Das Geſetz ſieht für Übertretungen Gefängnis Geldſtrafen bis zu 10000 Kronen vor. alle N 17 Ter war los. und von der dem ſtarkem liſcher Feſſelballon Beobachter ſtürzte ſoſort tot. Der mit Ballon riß in denen geweſen mittags Hier ſtürzte der au noch drei jedoch ſein ſchein der Gegend 0 34 s weiterer Beobachter Die Ballone trieber ſüdlich von obachter aus einer Höhe von nur ein zu f in Il wurden die Ballone durch Abwehrgeſchütze her— untergeſchoſſen. Schwerer Zugunfall in Spanien. Nach einer Meldung aus Valladolid fuhr ein Poſtzug denen er oder Feſſelballon⸗Unglück. Vor einigen Tagen riß ſich, einer Reutermeldung zufolge, ein eng⸗ abtreibende andere Feſſelballone mit, Die Biene als Imp ferſatz. Einem Franzoſen namens Erneſt Lautal blieb die welterſchütternde Entdeckung vorbehalten, daß der eigentliche Wert der Bienen keineswegs in dem von ihnen geſpendeten Honig, ſondern viel⸗ mehr in der außerordentlichen Heilkraft ihres Stachels zu erblicken iſt. Herr Lautal teilt dieſ neue Wiſſenſchaft auf dem Wege einer großen Zahl von Zeitungsanzeigen der übrigen Menſch⸗ heit mit, indem er verſichert, daß durch Pienen⸗ ſtiche Ausſatz, Tuberkuloſe, Krebs, Arkerienver⸗ kalkung uſw. ebenſo ſchnell wie ſicher goheilt werden. Er nennt ſich ſelbſt einen„Bienen⸗ impfer“, fordert alle Leidenden auf, von den Inſaſſen ſeines Bienenſtocks zu obigem Zweck Gebrauch zu; machen und bemerkt zum Schluß, daß die Zahl der„Bienenimpfer“ bisher moch ſehr gering ſei. Noch geringer dürfte aber die Zahl derjenigen Leute ſein, die bereit ſind, ſich von dem kühnen Bienenimpfer behandeln zu laſſen. Goldene Morte. Das iſt der Vorzug des germanischen Charakters unter allen übrigen, daß er ſeine Befriedigung in der eigenen Anerkennung des eigenen Wertes findet: kein Bedürfnis nach Preſtige, Herrſchaft und V daß er ſich ſelbſt genug iſt. smacck. Wer das Falſche vert jen will, hat alle Urſache, leiſe aufzutreten und ſich zu einer ſeinen Lebens zer 3 09 auf ſeiner“ liches 52 Dein Leid Bott London. 2000 Fuß ab, er war gleichfalls ſofort tot. Nun . „Traͤumte er von einer lichterfüllten, glück- lichen Zukunft? Sah er ſich, den Arm um die ſchlanke Geſtalt ſeines Weibes gelegt, vor den brennenden Weihnachtsbaum treten? Hörte er den Jubel von Kinderſtimmen? Sah er in zwei glücklich leuchtende Augen? Küßte er den glück⸗ lich lächelnden Mund der ſchlanken Frau? Ja, er träumte davon, und der Anlaß dieſes Traumes war ein Brief, den er heute morgen empfangen hatte. Es war ein rein geſchäfts⸗ mäßiger Brief, der unter andern Umſtänden ſicherlich keinen Grund für ſolch glückliche Träume häite bieten können. Der Brief kam vom Juſtizrat Kleinſchmidt, ber Alexander anzeigte, daß ſich die Griffin Margarete von Gallenberg entſchloſſen habe, ihre Ehe mit dem Grafen Alexander von Gallen⸗ berg auf gerichtlichem Wege löſen zu laſſen, da ſie es als ein Unrecht empfinde, die Fiktion einer Che aufrecht zu erhalten, die überhaupt den Namen einer ſolchen nicht verdiente. Sie halte es ihrer und ſeiner ſelbſt für unwürdig, dieſes Band, das ſie beide zu unfreien Menſchen mache, weiter beſtehen zu laſſen. Jeder von ihnen ſolle ſeine volle Freiheit wieder erhalten. „Da die Ehe in England geſchloſſen iſt,“ ſchrieb der Juſtizrat weiter,„muß ſie auch dort wieder geſchieden werden, Es wird das indeſſen leine großen Schwierigkelen haben, und die Frau Gräfin iſt bereit, den geſetzlchen Scheidungsgrund dadurch zu geben, daß ſie ſich auf die gerichlliche Aufforderung hin weigern wird, an Ihrer Seite zu leben, um die Er⸗ ſorderniſſe einer Ehe zu erfüllen. Wollen Sie die Güte baben, Herr Graf, ru. mir einen Tag zu beſtimmen, wo ich zu Ihnen kommen kann, um alles nötige mit Ihnen zu beſprechen...“ Im erſten Augenblick war es dem Graſen, als würde eine ſchwere Laſt von ſeinem Leben genommen, als ſollte er noch einmal frei auf⸗ atmen können. Der Traum einer glücklichen Zukunft umſchwebte ſeine Seele. Frei ſollte er ſein! Er atmete tief und ſchweren Feſſeln ſeine Arme empor. Frei— frei— und hineilen können zu dem geliebten Mädchen und ihm jauchzend verkünden, daß er frei ſei— und mit ihr ſich freuen und jubeln und in ihrer Liebe alles vergeſſen, was ſein Leben belaſtet und niedergedrückt. Frei und glücklich! Aber konnte er glücklich ſein?— Konnte er wirklich frei ſein? ö Band ihn nicht immer noch eine Feſſel an die Vergangenheit? An dieſes unſelige Er⸗ eignis ſeines Lebens, das er in ſeiner Torheit ſelbſt bene, durch das er ſich ſelbſt die Feſſeln angelegt 88 5 ſe wurde allerdings frei— ſie hatte, auch wenn ihre unnatürliche Ehe getrennt wurde, dennoch ihren Zweck erreicht, ſie trug dennoch ſeinen Namen weiter und konnte ihn in ihrer Freiheit um ſo ungeſtrafter beflecken, verunehren. Und er blieb in ihrer Gewalt— jetzt mehr denn je, wo er ihr die Hypothek auf Einödt ausgeſtellt— oder ſollte er das Geld von ihr als Geſchenk, als Almoſen an— nehmen? Dagegen ſträubte ſich ſein Ehrgefühl auf ſtreckte wie erlöſt von das entſchiedenſte. Einmal war er einer un— ehrenhaften Handlung in ſeiner Zwangslage fähig geweſen, jetzt war er auf dem Wege, dieſe Handlung zu ſühnen, wieder gut zu machen, nicht zum zweitenmal wollte er ſich von dem Wege der Ehre und der Pflicht abwendig machen laſſen. Und weshalb wollte er jetzt auf einmal frei werden? Das mußte doch einen Grund haben, denn daß ſie die Scheidung um ſeinetwillen an— bahnen ſollte, konnte er nicht annehmen. Viel— weilig zu vermählen. War es da nicht ſeine Pflicht, ſie frei zu geben? Aber das Geld— die goldene Feſſel, belaſtete! So ſchwankte er hin und her und kam zu keinem Entſchluß. Zuweilen tauchte der Gedanke in ihm auf, ob es möglich ſei, daß jene Marguerite Dumont und Margarete Garnier ein und dieſelbe Perſon ſein könnten. Hatte er früher die Möglichkeit zugeben müſſen, ſo wies er dieſen Gedanken entſchieden zurück. Denn wenn es der Fall ware, weshalb forderte ſie jetzt die Scheidung? Jetzt, wo ſie ſich kennen und lieben gelernt hatten! Das wäre von ihrer Seite ein Verrat an ihrer Liebe geweſen. Und dazu hielt er Mar⸗ guerite Dumont nicht für fähig. Ihre Liebe gewesen, durch die ſie ihn nur noch mehr er— niedrigt hätte. Ohne zu einem Entſchluß zu kommen, ließ Ver einige Zeit vergehen, dann zſꝗelegraphierte er leicht wollte ſie frei werden, um ſich ſelbſt ander- welche ihn noch immer beſchwerte und ſeine Ehre zu ihm wäre dann eine erhbärmliche Komödie den uſtizra. kommen werde, um mit im Februar Als er ſich bei führte ihn der Diener des»vielbeſchäftigten amtliche Kanzlei, ſonk rats Privatarbeits 6 mit der Familienwohnung i f 0 Er mußte, um dieſes Zimmer zu erreichen, den Korridor durchſchreiten, an dem die Familien⸗ zimmer grenzten. Tr hörte Klavierſpiel und plötzlich ſetzte eine klangvolle Altſtimme ein, welehe ihn wie mit einem elektriſchen Schlag durchbebte. Es war die Stimme Marguerite Dumonts — ohne Zweifel!— er hätte dieſe Stimme nach Jahren wieder erkannt. Der Diener nahm ihm Hut und berzieher b und ihn in das elegant und ſäaſt a ließ luxuriös ausgeſtattete Arbeitszimmer des Rechts— anwalts treten. Es war leer. 1 war Alexander angenehm, er ſich doch von der Überraſchung erholen, die ihm jene Stimme bereitet halte. Er zwang ſeine Erregung nieder, er wollte ſie dem Juſtiz— rat nicht zeigen, der in dieſer Vezi„wie Alexander wohl wußte, ſehr ſch— war. Aber eines ſchien ihm jetzt gewiß. nämbſch daß Marguerite Dumont nicht Gräfin Gallenberg ſein konnte. Wie wohl in die Familie des Juſtizrats na kommen? 0 10 Das ſo konnte ſollte un (Cortiſetzung