itlicher Teil. Bekanntmachung. Betr.: Beſchaffung und die Regelung des Verbrauchs von Kartoffeln aus der Ernte 1917. . Die kürzlich beantragten Kartoffelbezuasſcheine gingen heute bei uns ein und werden ſofort durch das Polizeiperſonal den ein— zelnen Antragſtellern zugeſtellt. Sogleich nach Lieferung hat der Verbraucher den Bezugsſchein dem Kartoffelerzeuger zu übergeben und muß Letzterer dieſen Schein nach Belieferung ſofort bei uns, Zimmer Nr. 27 einzureichen. 1„Die Bezugsſcheine ſind nicht übertragbar und unterliegt jede mißbräuchliche Verwendung desſelben ſtreuger Beſtrafung. Die Be— zugsſcheine ſind nur bis 1. November 1917 gültig. Vor der Uebergabe hat jeder Empfangsberechtigte dem Kar— toffelerzeuger den Empfang der Kartoffeln durch Ausfüllung der auf dem Bezugsſchein vorgedruckten Empfangsbeſcheinigungen zu beſtätigen. Die Empfangsbeſcheinigung auf der erſten Seite des Bezugs— ſcheines iſt abzutrennen und ausgefüllt vom Kartoffelerzeuger als Lieferungsnachweis aufzubewahren. Wir bemerken ausdrücklich, daß jede Abgabe von Kartoffeln ſowohl an Viernheimer als auch auswärtige Verbraucher, ohne Be⸗ zugsſchein verboten und ſtrafbar iſt. Viernheim, den 12. Oktober 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim Lam berth. Bekanntmachung. Betr.: Verfütteruug von Hafer und Gerſte; hier Verſorgung der Spann- und Nutztiere mit Körnerfutter. Auf die im Kreisblatt Nr. 143 abgedruckte Bekanntmachung des Kommunalverbanves Worms vom 8. ds. Mts. weiſen wir hin und empfehlen genaue Beachtung. 5 Hiernach dürfen Unternehmer landw. Vetriebe, die ſelbſt Hafer und Geiſte gebaut haben, in der Zeit bis 15. November 1947 für ihre Pfeede an Hafer und Gerſte zuſammen pro Tag 3 Pfund ver— füttern. Auch an die zur Feldarbeit verwendeten Zugkühe und Zug— ochſen darf Hafer bezw. Gerſte von, je ein Zeutner für die obenan— gegebene Zeit verfüttert werden. Die Verfütterung iſt jedoch nur an zwei Zugkühe für den einzelnen Betrieb geſtattet. Schrotkarten für das obengenannte Vieh werden bei uns von Dienstag, den 16. ds. Mts. ab ausgeſtellt. 1 Die Gewährung von beſonderen Zulagen an ſchwerarbeitende Zugpferde in landw. Betrieben bedarf der Genehmigung des Kommu— nalberbandes. Ferner kann mit Zuſtimmung des Kommunalverbau⸗ des zur Fütterung an nachweislich tragende oder ſaugende Zuchtſauen und an Eber die zum Sprunge benutzt werden für die Zeit bis 15. November 1917 je ein Zentner an Hafer an Gemenge aus Hafer und Gerſte oder an Gerſte freigegeben werden. Anträge wegen Freigabe von den genannten Fruchtarten für die bezeichneten Zuchtſauen, ſowie für ſchwerarbeitende Zugpferde ſind unter Vorlage des Sprungſcheines für Erſtere am Montag, den 15. ds. Mts., vorm. von 9 bis 12 Uhr bei uns, Zimmer Nr. 27 zu ſtellen. Für ſpäter einlaufende Anträge kann eine Freigabe nicht mehr erfolgen. Zu jeder weiteren Auskunft hierfür ſind wir Viernheim, den 13. Oktober 1917. Großh. Bürgermeiſterei Vieruheim Lambert h. Bekanntmachung. Betr.: Schweinezählung am 15. Oktober 1917. Nach Beſchluß des Bundesrats hat am 15. Oktober 1917 eine Schweinezählunng ſtattzufinden. Die Erhebung in unſerer Gemeinde erfolgt mittelſt Zählliſten durch die von uns beſtimmten Zähler und zwar von Haus zu Haus und innerhalb jeden Hauſes von Haus⸗ haltung zu Haushaltung. s empfiehlt ſich daher, daß jeder Haushaltungsvor— vorſtand ſeinen Schweinebeſtand unter Angabe des Alters von jedem Schwein auf ein Blatt Papier ſchreibt und dem Zähler am kommenden Montag unmittelbar übergibt. Wer vorſätzlich die Anzeige nicht erſtattet, oder wiſſent— lich unrichtige oder unvollftändige Angaben macht, wird mit Gefängnis bis zu einem Jahre oder mit Geldſtrafe bis zu 10 000 Mk. beſtraft. Viernheim, den 11. Oktober 1917. Großh. Bürgermeisterei Viernheim. Lamberth. Bekanntmachung. Betr.: Die Unterhaltung des gemein— heitlichen Faſelviehes. Zur Fütterung und Unterhaltung unſerer denötigen wir ſofort 1. 600 Zentner Dickrüben und 2. 160 Zentner Hartſtroh. Diejenigen, welche zu liefern in der Lage ſind, wollen ihre Angebote bis Montag, den 15. Oktober 1917, vor⸗ mittags 10 Uhr hierher— Zimmer 23— unter Angabe des Zentnerpreiſes ſchriftlich einreichen. Viernheim, den 10. Oktober 1917. Großherzogliche Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Gemeindekaſſe. Nächſten Dienstag, den 16. d. Mts. werden die Familienunterſtützungen für zweite Hälfte Oktober und die Hausmietezuſchüſſe für September in ſeitheriger Ordnung, die namentlich bei Do p pe lauszahlungen ſtreng einzu— halten iſt, ausbezahlt. An Zahlung des 4. Zieles Staatsſteuern und des im Oktober fälligen 2. Zieles Tilgungsrente wird erinnert. Viernheim, den 12. Oktober 1917. Jö ſt. gerne bereit. 29 Faſeltiere Sofort suchen fleissige adechen Mez, Vater& Söhne, Weinheim. Angenehme Arbeit. Reife Milch⸗ Schweine hat zu verkaufen Gg. Helbig, Küfer. Alle Sorten Viornheimer 0 13. ö. M. U. H. Wirrhaare Tagespreiſen Heinrich Tann, Friſeur. ee Eutlaugen⸗Kalk friſch eingetroffen. Ztr. 2 Mk. Math. 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Nr. 64 XXI Nr. 40 XXI Nr. 91 59/10 60 61 62 63 qmtr. qmtr. qmtr. qmtr. 1869 amtr. 1881 amtr. 3831 qmtr. 16 950 qmtr. 3537 Viernheim, den 10. Oktober 1917. Großh. Ortsgericht Viernheim. Schuchmann. Kirchliche Anzeigen der evangel. Gemeinde Sonntag, den 14. Oktober Vorm. 10 Uhr: Gottesdienſt Vorm. 11 Uhr: Kindergottesdienſt. Abends 8 Uhr: Jugendvereinigung Abends 8 Uhr: Jungfrauenverſammlung. Mittwoch, den 17. Oktober. Abends 8 Uhr: Kriegsbetſtunde. Donnerstag, 18. Okt. Abends 8½ Uhr: Strickabend. 7. Kriegsauleihe. Zeichnungen nimmt unter den bekannten Bedingungei die Gemeindeköſſe und Sparkaſſe-Agentur in den nüchſten Tagen noch gerne entgegen. Bei uns Zeichnungs. schluß Mittwoch, den 17. d. Mts. vormittags. Spar- U. 1 4880 Wein E. C. m. U.. Zeichn ungen für die VII. Kriegsanleihe werden zu jeder Zeit auf unserem Büro entgegengenommen. Schluß: Donnerstag, 18. Oktbr. 1 Uhr. Der Vorstand. * Feld poſtſchachteln Kriegsgebete Jak. 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Beilagen im Gewichte bis zu 8 Gramm 6 Mk. fürs Tauſend. Bei Klageerhebung kommt jeder Nabatt in Wegfall. DN M 120 Telefon 217 Dienstag, den 16. Oktober E N———— Gibt ſein S0 Wer gibt ieh? 4 N n 0 r eee Du gibſt dein Helo 71 Der Soldat im Feld 4 Di- — ö 10 0 5 .. 0 Lolale Nachrichten. * Viernheim, 16. Okt. Pionier Kornelius Mandel, Sohn von Herrn Joh. Mandel 16., Annaſtr., wurde mit der Heſſ. Tapferkeits-Medaille ausgezeichnet. Wir gratulieren! Gemeinwirtſchaftliche Wieh verwertung. Im Deutſchen Reich beſtehen Viehverwertungs— genoſſenſchaften, deren jede du zu einer Verwertungsgemeinſchaft unter Ausſchaltung jeg⸗ (oß f 1 5 chſchnittlich 3041 Landwirte U lichen Handels zuſammenſchloß. Insgeſamt haben ſich über 87600 Landwirte in dieſer Weiſe organiſiert. In einigen Teilen des Reichs beſtehen Zentralorganiſationen. die unmittelbar mit der Heeres- und Marineverwaltung ſowie mit Stadtverwaltungen Lieſerungsverträge abſchlie— ßen. Der ſchon vor dem Krieg abgeſchloſſene Vertrag zwiſchen der Stadt Berlin und dem Pommerſchen Vieh— verwertungsverband hat ſich nach einer Acußerung des Oberbürgermeiſters Wermuth ſo trefflich bewährt, daß er auch nach dem Krieg mit Beſtimmtheit erneuert werden dürfte. Im Jahre 1915 wurde durch die damals beſtehen— den 239 Viehverwertungsgenoſſenſchaften Vieh im Wert bon über 335 Millionen Mk. an die Heeresverwaltung, an die Marine und an die beteiligten S erwaltungen abgeſetzt. — Der deutſche Eiſenbahnverkehr. Der Per- ſonenverkehr der deutſchen Staatsbahnen hatte in den letzten 12 Friedensmonaten(Auguſt 1913 bis Juli 1914) die höchſten bisher erzielten Einnahmen gebracht. Im erſten Kriegsjahr(Auguſt 1914 bis Juli 1915) blieb demgegenüber die Einnahme um 32,1 Prozent, im zwei— ten Kriegsjahre um 21 Prozent zurück. Dagegen hat ſie in dem jetzt abgelaufenen dritten Kriegsjahre ſogar jenes hohe Friedensergebnis um 5,3 Prozent überſchritten und einen Betrag von 1061 Millionen Mk. gebracht. Der Güterverkehr, der im erſten Kriegsjahr gegen das auch hier einen Höchſtſtand zeigende letzte Friedensjahr um 16,3 Prozent zurückgeblieben war, holte das Frie— densergebnis bereits im zweiten Kriegsjahre wieder ein, um es im dritten Kriegsjahre mit 2404 Millionen um 8 Prozent zu überſchreiten. In dieſen Zahlen ſind die Ein— nahmen aus dem Militärverkehr mitenthalten. Sie be tragen aber im Durchſchnitt der drei Kriegsjahre nur ein Achtel der Geſamteinnahmen. Im Auguſt 1917 hat der Perſonenverkehr gegenüber dem Auguſt 1916 um 30,6 Prozent, gegenüber dem Auguſt 1913, dem letzten zum Vergleich heranzuziehenden Friedensmonat, um 14,1 Pro zent, der Güterverkehr gegenüber 1916 um 11,6 Prozent, gegenüber 1913 um 19,1 Prozent zugenommen. Dieſe zahlen legen für die ungeſchwächte Kraft unſeres wirt— ſchaftlichen Lebens ein volſgütiges Heugnis ab. — Die Tücke des Feindes. Es wird uns ge ſchrieben: Bei den dreimaligen, täglich aufeinanderfol genden Fliegerangriſffen auf Stuttgart mußte ſich jedermann die Frage aufdrängen:„Was beabſichtigen unſere Gegner mit ihren wiederholten Angriffen?“— Unſere Geauer merden ſich darüber klar ſein. daß ſie durch ihre Bombenabwürſe auf Stuttgart und Umgebung eine ernſtliche Schädigung wichtiger militäriſcher In tereſſen nicht erreichen können, deshalb liegt ihre Abſicht zweifelsohne auf anderem Gebiet. Wie ſie es auf dunklen Wegen, durch bezahlte Agenten, eingeſchmuggelte aufrei⸗ zende Flugſchriften uſw. verſuchen, die Stimmung der Bevölkerung durch Anſtiften von Unzufriedenheit und Zwietracht zu ihren Gunſten zu beeinfluſſen, ſo haben auch ihre Fliegerangriffe den weck, die Bevölkerung 2. Kriegsan ele kleinen Zeichuntige 2 8 „ata No an Materland brauch erwachſen, die vas aterland braucht, 1 0. 33 Nee„e N Daa s on ö 615 unn den rotz der Geinde enogalllg zu brechen. 9 22 1 0 8 977 einzuſchuchtern und den jeſten Siegeswillen des deutſchen Volkes wankend zu machen. Ein weiteres Zeichen dafür, wie wenig unſere Gegner den deulkſchen Volkscharakter kennen! Wenn ſie glauben, dadurch unſer Vertrauen, das wir in unſere Oberſte Heeresleitung und unſeren Hinden burg, in unſeren Kaiſer und ſeine Re jerung ſetzen, ſchmälern zu können, ſo täuſchen ſie ſich gewallig. Das Ergebnis der 7. Krieasauleſ he ſol wird ſie belebren— 1111 u Deascher Ehre Saweft usch. freudig geben wenn es gil 45 7 5 0 2 ä 7 N 6, 4 15. bſe deutsche Presse aer Pate,, H cabgd cas detche vo nr Leſchhungspe 75 70 C 2 5 — . 1 re ee, 5 7 0 4. 7 eee, 75 77 0 . 70 ee, g 2 +. auc, uc w, e, l be, M, un e,,. heut Aue. e JEEEEEE!EEE!!EET!TET!TEÿ0 ieee grnste More i Suse Zell. 5 5 g 8 1 i ee ce, p, b, lee ehe. 5 g 4 A .. 5 2 7.. , hi, eme, lun,. er, fue 22 76 70 7 fle, 2 22 722 722 22 225 8 7 7 u, ge, bu,. Aale, ng fel. 7 fue, et, 5 75 ,. en, , 0 . 7 . 0 75. + .„ 6.„ u mi, f eh. A 4 lcp Feuneh li ee, U, As mein Lobi! Redaktion, Druck und Verlag: Joh. Martin, Viernheim, Rathausſtraße. daß ihre Nee ng! iſt. Ihr ſchlechtes Gewiſſen treibt ſie dazu, die Tötung friedlicher Bürger mit dem Mantel der Lüge zuzu ihren heimtücliſchen Angriffen auf harmloſe Städte des Heimatgebietes durch Bezeichnung als„befeſtigte S in ihren amtlichen Berichten den zweckdienlichen militäriſchen Anſtrich zu geben. Ueberall, wo man hinſieht, fe es„daß unſere Gegner fetzt, nachdem es Hebermacht nach drei— jährigem Kampf nicht en iſt, Deutſchland auf den Schlachtſeldern niederzuringen, es auf die hinterliſtigſte und raffinierteſte erſuchen, Deutſchlands innere Kräfte, ſeine Si, ſeinen Opferſinn und Willen zum Durchhalten, zu ſchwächen. Laßt uns auch dieſen dunklen verkappten Feind bekämpfen. Das iſt nur ſo möglich, daß wi Ohren offen halten und gemachte g ſoſort zur Anzeige bringen, da Milifär- u ö hörden in dieſen Fällen auf die Untertützung des Pubeſkums anzewieſen ſind. — Warnung vor Schurnrasepulver. Ein mund⸗ fertiger Reiſender ſucht zurzeit Verkaufsgeſchäfte und auch Private auf, um ein„Schokoladepulver“, deſſen Muſter⸗ probe von leidlicher Beſchaffenheit iſt und von einer Firma Deſſau& Komp. in Hamburg, Horſtberg und Sohn in Köln oder einem ſonſtigen Namen herſtammen ſoll, an— zubringen. Vielfach, und beſonders in kleineren Städten, werden Beſtellungen gemacht. Trifft dann die Sendung gegen Nachnahme ein, ſo ſtellt ſich heraus, daß die Ware dem Muſter in keiner Weiſe entſpricht. Sie iſt durchaus mindern artig, übelriechend und geſundheitsſchädlich. Die Firmen Deſſau& Komp., Horſtberg und Sohn uſw. exiſtieren gar nicht und die Abnehmer ſind geſchädigt und betrogen. Daher ſei jedermann vor dieſem Schoko— ladepulver, das angeblich aus dem Ausland bezogen ſein oll. aemarnt ihnen tro Sieges ——. o ˙»—· Gottesdienſt-Orduung der katholiſchen Gemeinde. In der neuen Kirche an Werktagen Mittwoch: /7 Uhr J., ½8 Uhr 2. S.-A für den den Heldentod fürs Vaterland* Adam Grab. Donnerstag: ¼7 Uhr beſt. Engel⸗-Amt für Anna Lrechtel geb. Mandel, Tochter Maria, Vater und Schwieger⸗ Vater: Michael Brechtel und Angehörige. 58 Uhr beſt. Segens-Meſſe für Friedrich Bauer, ledig „Sohn Peter und Angehörige. Freitag: 7 Uhr 1., ½8 Uhr 2. S.-A. für den den Helden⸗ tod fürs Vaterland 7 Friedrich Klee. Samstag: 5 Uhr Eröffnung des Großen Gebotes und hl. Meſſe. 3/7 Uhr 1. S.-A. für den den Heldentod fürs Vater— land 1 Michael Bauer. 1½8 Uhr beſt. Segens-Meſſe für* Krieger Nikolaus Pfennig, beiderſ. Großeltern und Anverwandte. In der alten Kirche an Werktagen: Donnerstag: ½7 Uhr geſt. E.-A. für Peter König, Ehefrau Sabina geb. Hauptmann. Freitag: 7 Uhr beſt. S.-A. für beide Krieger Adam Hof— mann 4. und Bruder Friedrich Hofmann. Samstag: ½7 Uhr geſt. S.-A. für Philipp Babylon, Ehefrau Kleopha geb. Buſalt und Eltern. Am nächſten Sonntag iſt gem. hl. Kommunion für die 3. Abteilung der Jungfrauen-Kongregation, zugleich gem. hl. Kommunion für die Schülerinnen des Herrn Hauptlehrers Mayr und der Frl. Heckmann. Beicht Samstags um 2 Uhr. Am nächſten Samstag morgens 5 Uhr beginnt für unſere Pfarrei das„Große Gebet“ und ſchließt Freitag morgens 5 Uhr. Die öffentlichen Betſtunden finden am nächſten Sonntag und Montag in der üblichen Drdnung ſtatt. Die Sottesdienſtordung am nächſten Soaniag iſt folgende: 5 Uhr 1. hl. Meſſe ½½7 Uhr 2. hl. Meſſe 8 Uhr 3. hl. Meſſe 9 Uhr Hochamt, darauf Prozeſſion. Hierauf beginnen die öffentlichen Betſtunden nach den Nachbarſchaften. Während der Tage des Großen Gebetes iſt Abends von 8—9 Uhr Betſtunde, ausgenommen, wenn Roſenkranzandacht iſt. Alle Gläubigen werden zum fleißigen Empfang der hl. Sakramente dringend eingeladen. Möge das Große Gebet eine General-Kommunion der ganzen Pfarrei werden für alle unſere Krieger, insbeſondere für unſere Ge⸗ fallenen und zugleich zu einem Bittag zur Erflehung dez Friedens. Gelegenheit zur hl. Beicht iſt Freitag von 6—7 und 8—9 Uhr. Sametag von 41—7 und 8 Uhr. Sonntags morgens 5—8 und nachmittags von 4—7 und 8—9 Uhr. Montags morgens von 5—8 Uhr. Anmeldungen zur Sakr. Bruderſchaft werden im Pfarrhaus entgegengenommen. Verkündete. Franz Ringhof und Maria Johanna Rumm zum itenmal. Deutſcher Reichstag. Orig. ⸗Bericht.) Berlin, 9. Oktober. Das Haus befaßt ſich zunächſt mit einer 54 00 ee ae eg 10 1 n mand größeres Intereſſe entg in a ihrer Erledigung wird die a 6. d. Mis. ab⸗ gebrochene Ausſprache über die alldentſche Agitation Leu h Dazu nimmt das Wort bg. Dittmann(U. Soz.). Der Redner wendet ſich mit ſcharfen Worten gegen die Re⸗ gierung und zieht ſich mehrfach Ordnungsrufe zu, ſo als er der Regierung vorwirft, ſie predige öffentlich den Verſtändigungsfrieden und erſtrebe heimlich den Eroberungsfrieden. U. a. behauptet er auch, die Regierung ſei Gefangener der Militarpartei. Reichskanzler Dr. Michaelis wandte ſich gegen die Ausführungen des Abg. Dittmann und erklärt u. a.: Ich habe geſagt: allen politiſchen Parteien und Richtungen, ſofern ſie nicht den Beſtand des Deutſchen Reiches und Staates gefährdende Ziele verfolgen, will ich mit gleicher Objektivität Uegenaberftehen⸗ Die Partei der Unabhängigen Sozial⸗ demokraten ſteht für mich jenſeits dieſer Linie.(Große Erregung bei den U. Soz. Lebhafte Bravorufe rechts. Erneutr ſtürmiſche Zurufe bei den U. Soz. Abg. Geyer(U. Soz.) ruft:„Jetzt wiſſen wir, wer Sie ſind!“ Andere U. Soz. rufen:„Wir bleiben länger als Sie!“— Lachen rechts.) Der Reichskanzler widmet dann der Organiſation für die Aufklärung im Heere eine eingehende Darſtellung. Er gibt die weſent⸗ lichen Gebiete der Aufklärungsarbeit an und betont nochmals, daß alle dazu getroffenen Veranſtaltungen ſelbſtverſtändlich keiner Partei⸗ propaganda dienen dürfen. Der Reichskanzler fährt dann fort.„Wir würden ſehr viel weiter kommen, wenn auch diejenigen, welche die Friedenskundgebung des 19. Juli bekämpfen und welche von ihr behaupten, daß diejenigen, welche einen Frieden nach ihr erſtreben, einen Hungerfrieden erreichen wollen, dieſer Reſolution gerechter würden. Wir müſſen die Ziele in der Kundgebung in ihrem poſitiven Sinn verſtehen, in ihrer kraftvollen Seite, das müſſen wir her⸗ ausarbeiten, wir müſſen uns klar machen, was darin enthalten iſt, wir müſſen unterſtreichen, was dort geſagt iſt. Das deutſche Volk wird wie ein Mann zuſammenſtehen, unerſchütterlich ausharren und kämpfen, bis ſein und ſeiner Verbündeten Recht auf Leben und Entwicklung geſichert iſt. In ſeiner Einigkeit iſt das Deutſche Reich unüberwindlich. Ich habe mit Zuſtimmung des Reichstags an demſelben Tage die Ziele nach der Richtung hin neee, daß ich ſagte, wir müſſen die Lebens bedingungen des Deutſchen Reiches auf dem Feſtland und über See garantieren, wir müſſen es davor ſichern, daß ſich der Bund unſerer Gegner zu einem wirtſchaftlichen Trutz⸗ bunde auswächſt. Meine Herren, wir können in dieſem Rahmen einen Frieden durchſetzen, der dem Bauern den Lohn ſeiner Scholle ge⸗ währleiſtet, der dem Arbeiter Lohn und Ver⸗ dienſt und die Grundlagen ſozialen Aufſchwungs gibt, der der Induſtrie Abſatz verſchafft, der unſere ſtolzen Schiffe aus Bremen und Ham⸗ burg wieder frei ausfahren, anlegen und Kohlen in aller Welt einnzhmen läßt, einen Frieden breiteſter wirtſchaftlicher und kultureller Ent⸗ wicklung, einen wirklichen Frieden der Kraft; den konnen! wir! in dieſem Rahmen erreichen! Solange unſere Gegner uns mit Forderungen gegenübertreten, die jedem einzelnen Deutſchen als unannehmhar erſcheinen, ſolange unſere Gegner an den ſchwarzweißroten Pfählen rütteln wollen, ſolange ſie mit der Forderung an uns herantreten, daß wir von deutſchem Lande etwas geben ſollen, ſolange die Gegner den Gedanken verfolgen, zwiſchen das deutſche Volk und ſeinen Kaiſer einen Keil zu treiben: ſolange bergen wir unſere Friedenshand in den verſchränkten Armen. Wir warten ab, wir können warten, die Zeit läuft für uns. Bis . 7 4 geſchleht, vis bie Feinde einsehen, daß ſle dieſe Forderungen zurückſtellen müſſen, fie müſfen die Kanonen und die U⸗Boote ihre Arbeit tun. Und unſer Friede wird doch kommen! Staats ſokretar des Reichsmarineamts v. Capelle: Die xuſſiſche dtevolution hatte einigen wenigen uten an Bord unſerer Flotte die Köpfe ver⸗ dreht and revolution Gedanken in ihnen großgezogen. Der wahnwitzige Plan dieſer wenigen Leute ging dahin, auf allen Schiffen Vertrauensmänner zu wählen und die geſamte Mannſchaft der Flotte zur Gehorſamsverweige⸗ rung zu erziehen. Auf dieſe Weiſe ſollte, ge⸗ ebenenfalls durch Anwendung von Gewalt, die lotte lahmgelegt und der Frieden erzwungen werden. Tatſache iſt, daß dieſe Leute mit der Unabhängigen Sozialdemokratiſchen Partei in Beziehungen ſtehen. Aktenmäßig ſteht feſt, daß der Haupt⸗Agitator hier im Reichstag im Fraktionszimmer der Unabhängigen So⸗ zialdemokratie den Abgeordneten Dittmann, Haaſe und Vogtherr feinen Plan vorgetragen hat. Die Abgeordneten haben auf die Gefähr⸗ lichkeit der Handlungsweiſe hingewieſen und zur größten Vorſicht gemahnt, aber ihre volle Unter⸗ Aare durch Übermittlung von Material zur Aufreizung der Flotte zugeſagt. Dieſer Lage gegenüber war es meine erſte Pflicht, das Ein⸗ dringen des zugeſagten Materials in die Flotte unmöglich zu machen. Ich habe daher die zu⸗ ſtändigen Kommandobehörden erſucht, die Ver⸗ breitung dieſes Materials in der Flotte mit allen Mitteln zu verhindern. Uher die weiteren Vorgänge innerhalb der Flotte kann ich mich hier nicht. äußern. Einige wenige ehr⸗ und pflichtvergeſſene Leute haben ſich ſchwer ver⸗ gangen und ſind der verdienten Strafe zu⸗ geführt worden. Trotzdem will ich hier vor aller Offentlichkeit ſagen, daß die umlaufenden Gerüchte, die auch mir zugegangen ſind, maßlos übertrieben ſind. Die Schlag⸗ fertigkeit der Flotte war nicht einen Augenblick in Frage geſtellt und ſo ſoll es bleiben. Abg. Dr. David(Soz.) erklärt zu den Ausführungen des Kanzlers, daß jede Partei volle ſtaatsbürgerliche Gleichberechtigung ver⸗ langen müſſe. Sind Handlungen nachweisbar, die gegen die Geſetze des Staates verſtoßen, ſo fallen die, die ſie begangen haben, ſelbſt⸗ verſtändlich unter dieſe Geſetze. Davon iſt keine Partei ausgenommen, und auch die Unabhängige Sozialdemokratiſche Partei kann und wird für ihre Mitglieder keine Straffreiheit verlangen. Zum Schluß wendet ſich der Redner gegen die Vaterlandspartei, die keineswegs aus der Tiefe des Volkes ſtamme, ſondern eine Partei der oberen Zehntauſend ſei. Abg. Dittmann(U. Soz.): Die An⸗ klagen des Staatsſekretärs v. Capelle ſind un⸗ berechtigt. Redner gibt zu, verſchiedentlich mit dem von dem Staatsſekretär erwähnten Matroſen geſprochen zu haben, aber ſeinen Plan habe er nicht enthüllt. Der Matroſe habe mancherlei Beſchwerden vorgebracht, hauptſächlich, daß die Mannſchaften Mangel an geiſtiger Nahrung leiden. Sie wollten die Blätter der Unab— hängigen Sozialdemokratie leſen. Da habe er Vorſicht empfoͤhlen. Abg. Vogtherr(U. Soz.): Der Plan, zum Ungehorſam in der Marine aufzureizen, um die Flotte lahm zu legen und dadurch den Frieden herbeizuführen, hat keine Beziehungen zur Rnabhängigen Sozialdemokratie. Abg. Dittmann(U. Soz.) erklärt wieder⸗ holt Matroſen und Soldaten empfangen zu haben. Dieſes Recht laſſe er ſich nicht nehmen. Staatsſekretär v. Capelle verwahrt ſich dagegen, als habe er den drei wee e eordnsten die Abſicht unterlegt, ſie wollten die Marineleute mit hochverräteriſchen Plänen erfüllen. Aus ſeinen Ausführungen, die er im Stenogramm noch einmal vorlieſt, ginge das abſolut nicht hervor. Aber er werde akten— mäßig durch Auszüge aus den Verhandlungen beweiſen, wie die Dinge ſich in Wirllichkeit voll⸗ zogen haben. So habe einer der Matroſen aus— gesagt, man habe ihm erllärt, nur ſo weiter fort zuſahren, aber man ſolle große Vorſicht üben. behandelt, und es ſel den Mal roſen bedeutet worden, daß man ſie durch Broſchtiren und Aan unterſtützen würde. Die Unab⸗ ängigen erheben hier einen großen Lärm, indem ſie darauf hinweiſen, daß ja gerade von Haaſe und Vogtherr offen bekannt worden wäre, daß man den Leuten Broſchüren gegeben habe. Abg. Dr. Trimborn(3tr.) gibt ſeiner Genugtuung darüber Ausdruck, daß der Kanzler ſich heute rückhaltlos zu der Friedensreſolution des Reichstags bekannt hat. Er ſpricht ferner die Hoffnung aus, daß der Staatsſekretär des Reichsmarineamts das Material in Händen hat, um die Vorwürfe gegen die Unabhängigen Sozialdemokraten klar zu beweiſen. Denn nur dann hätte es einen Zweck, daß er die Anklagen im Hauſe erhoben hat. Abg. Kreth(konſ.) fordert die Abgg. Haaſe, Dittmann und Vogtherr auf, auf ihre Immunität zu verzichten; denn nur durch ein gerichtliches Verfahren könnte der Tatbeſtand klargeſtellt werden. Abg. Ebert(Soz.) kritiſiert das Vorgehen des Reichskanzlers gegen die Unabhängigen Sozialiſten. Abg. Dr. Streſemann(natl.): Der Staatsſekretär des Reichsmarineamts hat gegen Mitglieder der Unabhängigen ſozialdemokrati⸗ ſchen Fraktion Anklagen erhoben, die in uns den Eindruck erweckt haben, daß dieſe Mit⸗ glieder der Teilnahme an Meutereien einzelner in der Flotte beſchuldigt werden ſollten. Wenn dies der Fall iſt, gibt das Strafgeſetzbuch die Möglichkeit, hiergegen vorzugehen. Eine völlige Klarſtellung liegt auch im Intereſſe der Be⸗ troffenen ſelbſt und im Intereſſe des ganzen Reichstages, da nur auf dieſe Weiſe Schuld oder Unſchuld feſtgeſtellt werden kann. Wir erwarten daher, daß die Reichsleitung ſofort alle erforderlichen Schritte einleitet. Abg. Naumann(Fortſchr. Vp.): Ob uns die Politik der Unabhängigen Sozialiſten ge⸗ fällt oder nicht, durch das, was der Reichs⸗ kanzler vorhin geſagt hat, ſind wir alle genötigt worden, nun für dieſe Partei und ihre Exiſtenz einzutreten. Die ganze Volksvertretung hat keinen Sinn dafür, eine Partei mit General⸗ bann zu belegen. Nach dem Kaiſerwort vom 4. Auguſt 1914 eine Partei außerhalb des Verbandes der Zuläſſigen zu ſtellen, iſt eine moraliſche Unmöglichkeit. Dieſer Fall erſcheint geeignet, einen parlamentariſchen Prüfungs⸗ ausſchuß einzuſetzen, um die ganzen Vorgänge zu verfolgen. Reichskanzler Dr. Michalis verwahrt ſich gegen die Anklagen des Abg. Dittmann und erklärt, daß die Regierung ledig⸗ lich ihre Pflicht tat, wenn ſie die Propaganda in der Marine unterband. Der Kanzler betont, daß er nicht geſagt hahe, die Unabhängige Sozialdemokratie ſtehe außerhalb des Geſetzes. Die beiden Männer, von denen geſprochen worden iſt, ſind von einem Gerichtshof, der ſelbſtändig zu entſcheiden hat, von einem geſetz⸗ lich eingeſetzten Gericht verurteilt worden. Der eine wegen militäriſchen Aufruhrs im Felde, der andere wegen vollendeter kriegsverräteriſcher Aufſtandserregung. Wer in ſolchem Verfahren als Zeuge vernommen wird, das unterliegt nicht irgend welcher Entſcheidung des Reichs— kanzlers und auch nicht etwa des Staats— ſekretärs des Reichsmarineamts, ſondern das Gericht hat nach ſeiner eigenen Überzeugung bl. zu befinden, wer vernommen werden 011. Abg. Weſtarp(konſ.) ſpricht die Hoffnung aus, daß es zu einem Verfahren gegen die Ab⸗ geordneten kommen und daß der Reichstag ihnen keine Immunität gewähren wird. Bei der Abſtimmung wird das Miß⸗ trauensvotum gegen den Reichs⸗ kanzler mit allen gegen die Stimmen der Sozialdemokraten und Polen abgelehnt. Die Auswärtige Politik. Staatsſekretär v. Kühlmann: Unſere Beziehungen zu der Republik Peru haben fich überraſchend zugeſpitzt. Der Abbruch der diplomatiſchen Beziehungen iſt nur mehr eine Frage kurzer Zeit. Die Republik Uruguay hat den Abbruch der diplomatiſchen Dann habe man die Frage der Organiſation Beziehungen zu uns beſchloſſen. Die Frage der Schließung eines Kohlen⸗ Kreditabkommens mit Holten! iſt ſo weit gefördert worden, g nur noch wenige Formalien nötig ſing um die endgültige Vollendung zu ermöglichen. Unſer Bemühen, einen Gedankenaustauſch mi ſeſndlichen Stagtsmännern herbeizuführen, hat wie ich mit Bedauern feſtſtellen muß, ſeit Be. antwortung der Papſtnote auch nicht einen Schritt vorwärts gemacht. Ob unſere Gegner die Papſtnote überhaupt noch beantworten werden, iſt im Augenblick noch gicht mit Sicher, heit abzuſehen. Das eine läßt ſich aber ſchon jetzt ſagen: was an Kundgebungen mehr oder weniger verantwortlicher feindlicher Staatsmänner vorliegt, was mir täglich in der feindlichen Preſſe leſen, eröffnet nicht gerade günſtige Ausſichten daf daß darch die Beantwortung der päpſtlichen Note die hochherzige Anregung Seiner Heiligkeit irgendwie gefördert werden würde. Trotzdem noch in den letzten Tagen mein verehrter politiſcher Freund Graf Czernin in Budapeſt in ſeiner großen Programmrede nicht nur außs neue die Bereitwilligkeii der Mittelmächte zu einem ehrenvollen Frieden betont und in groz⸗ zügiger, weit über den Tag hinausreichender Weiſe auf die Grundlagen hingewieſen hat auf denen ein neues Europa aufgebaut werden könnte, ſind wir 5 dem Frieden nicht näher gekommen. Die Frage, um die die Völker Europas kämpfen iſt nicht in erſter Linie die belgiſche, ſondern es iſt die Zukunft Elſaß⸗ Lothringens. Auf die Frage: Kann Deutſchland in Elſaß⸗ Lothringen Frankreich irgendwelche Zugeſtändniſſe machen? haben wir eine Antwort: Nein, nein, niemals! Wofür wir fechten und fechten werden bis zum letzten Blutstropfen, ſind nicht phan— taſtiſche Eroberungen, es iſt die Unverſehrtheit des Deutſchen Reiches. Außer dem franzöſiſchen Wunſche auf Elſaß-Lothringen gibt es kein! abſolutes Hindernis für den Frie⸗ den, keine Frage, die nicht durch Beratungen gelöſt werden könnte, um derentwillen die Auf- wendung ſo vielen Blutes und ſo ungeheurer Mittel vor den Völkern und der Geſchichte ſich rechtfertigen ließe. Wir durfen einen weſentlichen Punkt nicht vergeſſen, welchen unſere Gegner mit großer taktiſcher Kunſt verſchleiert haben. Sie haben noch nicht einmal ihre Friedensziele in einer Weiſe kundgegeben, die auch nur an— nähernd den beſtehenden Tatſachen entſpricht. Was ſie der Welt mitgeteilt haben, iſt ein voll— kommen ausſichtsloſes Eroberungs⸗ programm, das nur durchgeführt werden kann nach der vollſtändigen Niederringung Deutſchlands und aller ſeiner Verbündeten Ihnen auf dieſem Wege zu folgen, haben wit keine Veranlaſſung. Die deutſche Regierung hat das bisher abgelehnt und wird es ablehnen. Unſere Politik iſt real und nüchtern und rechnet mit den Tatſachen, wie ſie ſind. Stellen ſich unſere Gegner ſo, als könnten ſie über das, was die Reichsleitung, was das heit bekommen, ſo iſt das Heuchelei. Die auswärtige Politik kann nur erfolgreich ſein, wenn ſie von der Zuſtimmung der breiten Menge des deutſchen Volkes getragen iſt, wenn ſie den Willen des Volkes in ſeiner weſentlichen Geſamtheit vertritt und verkörpert. Um des⸗ willen darf der zur Vertretung der auswärtigen Politik Beruſene immer wieder ins Gedächtnis bringen, daß, ſo hoch die Wogen der inneren politiſchen Meinungsverſchiedenheiten auch gehen mogen, jetzt in dieſer ernſten und ſchickſals⸗ ſchweren Stunde jeder mitberufen iſt, unſerer auswärtigen Politik dieſenige Wucht und Ge⸗ ſchloſſenheit zu verleihen, die ſie braucht, um durch Ringen und Ausharren zu erreichen: Sieg und Frieden! Abg. Dr. Gradnauer(Soz.): Wollen die Feinde keinen Frieden, dann ſagen auch die Sozialiſten: In der Verteidigung unſeres Landes müſſen wir aushalten! Elſaß⸗Lothringen wird nie ausgeliefert werden. Der Friede muß eine Verſtändigung nach allen Seiten bringen. Das Haus vertagt ſich. rn — Das Räãtlel ſeiner Che. 19 Roman von ud wig Haſſe. (Fortſetzung.) „Sprich es nur aus, Alexander. Er iſt mein Vater. Aber ich bin nicht das Kind einer leichtſinnigen Laune des Augenblicks— der Fürſt ſelbſt hat ſchwer gelitten, als meine Mutter ſtarb, ehe er ſie zu ſeiner Gattin machen konnte— ein anderes Mal erzähle ich dir von meiner Mutter.— Heute handelt es ſich um dich. Als ich von deinen Plänen hörte, fühlte ich ſoſort, daß es meine Pflicht war, dich aufzuſuchen, das Gefühl des Stolzes, des Trotzes, des Mißtrauens und Zornes, welches mich nach unſerer letzten Begegnung beſeelte, zurückzudrängen. zu dir zu eilen und dich auf⸗ zuklären. Ich ſagte mir, daß du heute ruhiger ſein würdeſt und mich anhören würdeſt— war ja auch ich ruhiger geworden und konnte zu dir ohne jede Erregung, welche mich bei unserer letzten Unterredung durchbebte, ſprechen.— Alexander, du darſſt deinen Beſitz, an dem du ſo hängſt, nicht aufgeben! Ich will dir helfen, dich frei zu machen.“ „Du, Margarete?“ „Ja, ich. Sieh, als ich meinem Vater meinen feſten Entſchluß mitteilte, die Scheidung unſerer Ehe einzuleiten— du weißt jetzt, aus welchen Gründen— zürnte er mir und erklärte mir, daß er mich dann nicht mehr als ſeine Tochter in ſeinem Hauſe behalten könne. Die geſchiedene Frau hat ja in der Wiener erſten Geſellſchaft keine Stellung.— Die katholiſche mentes.— Ich beſtand auf meinem Entſchluß, 1 ich wollte mir dich ja erobern! Und ſo trennte ich mich von dem Fürſten, eine Ausſöhnung für ſpätere Zeit erhoffend, wenn ich ihm als wirkliche Gräfin Gallenberg entgegentreten konnte. Ich ging hierher nach Berlin und begab mich in den Schutz des Juſtizrates. Aber, Alexan⸗ der, der Fürſt iſt ein großmütiger Menſch und er liebt mich. Ohne daß ich es wußte, übergab er dem Juſtizrat eine Summe für mich, welche meine Zukunft ſicher ſtellt. Nimm das Geld, Alexander! Es iſt dein— du kannſt es zur Bezahlung jener Schuld mit benutzen — und was noch fehlt, das werden wir zu⸗ 119055 erarbeiten durch Fleiß und Sparſam⸗ eit: Er trat von ihr fort, ſeine Stirne hatte ſich wieder umwölkt.„Ich kann es nicht, Margarete...“ „Alexander?!“ „Nein, ich kann es nicht..“ „„Bin ich nicht deine Gattin?— Gehört nicht dir, was mir gehört? Haſt du kein Ver⸗ trauen zu mir?— Ich tue es ja nur für dich, Geliebter..“ „Ich danke dir, Margarete,“ ſagte er ernſt. „Ich vertraue dir jetzt in vollſtem Maße, und wenn du nicht die Tochter jenes Mannes wäreſt, ich würde ohne Scheu dein großmütiges An⸗ erbieten annehmen, das ich unter dieſen Um⸗ ſtänden zurückweiſen muß.“ Aber „Verſtehe mich recht, Margarete. Ich habe dich lieb, von ganzem Herzen lieb, und nichts Religion lennt leine Scheidung des Eheſakra⸗ als dein eigener Wille kann mich wieder von . K** dir trennen. Aber wenn du mein Weib ſein willſt, mußt du es ganz ſein, mußt du das Schickſal deines Mannes teilen, mußt du ihm vertrauen, daß er dein und ſein Leben aus eigener Kraft wieder aufbauen kann. Ja, du haſt recht, mit blutendem Herzen gebe ich das Haus, die Scholle meiner Väter auf, aber wenn ich wieder ein ehrlicher Mann werden will, wenn ich den Menſchen wieder frei und ſtolz ins Auge ſchauen ſoll, dann muß ich jenen Schritt tun, um mich frei von Schuld, zu machen. Und aus dieſem Grunde kann ich auch dein Anerbieten nicht annehmen, denn das Geld, welches du mir bieteſt, ſtammt aus der⸗ elben Quelle wie jenes, welches mir ſo un⸗ ſglücklich gemacht hat.“ Margarete ſaß da und blickte zu ihm auf, während ihre Wangen in heißem Feuer er⸗ glühten. Plötzlich ſprang ſie empor und ſchlang beide Arme um ſeinen Nacken, heftig aufſchluchzend. „Weshalb weinſt du, Margarete? Verſtehſt du mich nicht?“ Sie ſah unter Tränen lächelnd zu ihm auf, an ſeinem Halſe hängend. „O, ich verſtehe dich, du beſter, du ebelſter, du liebſter aller Menſchen,“ flüſterte ſie.„Ich verſtehe dich und ich ſchäme mich, daß ich ſo klein von dir denken konnte— daß ich ſelbſt ſo klein war, dir gegenüber.“ „Du konnteſt dich vorher nicht in meinen Gedankengang hinein verſetzen, Margarete, des⸗ halb konnteſt du mir jenen Vorſchlag machen. Aber jetzt, wo du weißt, wie ich denke, wie ich fühle, wirſt du mir recht geben.“ „Ja— von ganzem Herzen!“ „Und wirſt bei mir bleiben— mit mir gehen?“ „Wohin du mich führſt.“ „Und mein Schickſal mit mir teilen?? „Dein Schickſal ſoll mein Schickſal ſein, Alexander.“ „Noch eins, Margarete!— Wenn der Ver⸗ kauf meines Gutes glückt, und jene Schuſb ah getragen iſt, dann bleibt mir nicht viel mehr übrig; aber genug, um ein neues Leben ber Arbeit auf dieſem Grund aufbauen zu können. Meine Abſicht iſt, mich in Texas oder ſonſtwo anzukaufen und das Leben eines einfachen Farmers zu führen— bedenke das, ehe du dich entſchließeſt— ehe du mein Weib in Wahrheit wirſt.., noch biſt du frei...“ Sie erglühte tief und verbarg ihr Antlitz an ſeinem Herzen. b 5 „Laß mich bei dir bleiben,“ flüſterle ſie und ſchmiegte ſich feſt an ihn. Ein ſüßer Schauer des Glücks, der Selig⸗ keit durchrieſelte ihn, ſeine Lippen ſuchten die ihren, die ſie ihm willig und ſehnſüchtig dar⸗ boten. Eine Weile ſaßen ſie in inniger Um⸗ armung da, die Welt um ſich vergeſſend. Ein Ton draußen auf der Hausflur, ein Lachen und Geſpräch von Leuten enttiß ſie ihrem Traum. Er ließ ſie ſanft aus ſeinen Armen gleiten. Dann erhob er ſich und reckte ſich empor. Sie ſah zu ihm auf mit glücklichem Lächeln. „Ich werde eine kleine paſſende Wohnung fur uns mieten— biſt du einperſtanden, Liebſte?“ f 105 deutſche Volk will und beabſichtigt, keine Klar⸗ Zeichuet die 7. Kriegsauleihe Wochenrundſchau. 5 Kaiſer Wilhelm iſt in Begleitung ſeines Sohnes, des Prinzen Auguſt Wilhelm und des Staatsſelretärs von Kühlmann zum Beſuch des Königs Fer- binand in Sofia eingetroffen. Die Reiſe nach dem verbündeten Bulgarien war urſprünglich auf eine frü— 2 Zeit angeſetzt geweſen, ſie mußte aber wegen des odes der Königin Eleonore verſchoben werden. In Sofia wird dem Beſuch große Bedeutung beigemeſſen; er vollende die enge Verbindung zwiſchen Bulgarien und dem Deuſtchen Reiche, die den im Weltkrieg erprob⸗ ten Bund auch für den letzten heftigen Anſturm der Geg— ner wappne. Die Reichstagskriſe iſt beigelegt! Das konnte man aufatmend nach der Reichstagsſitzung vom ver- angenen Montag feſtſtellen. Ter Angriff der ſozial⸗ demokratiſchen Juterpellation wegen der angeblichen Be— günſtigung der Vaterlandspartei durch die Regierung und der Aufklärungsarbeit an den Fronten war vom Reichskanzler geſchickt pariert worden. Jedem Beamten, ſo führte Dr. Michaelis aus, ſteht die Freiheit der poli⸗ liſchen Ueberzeugung zu, ſofern dieſe nicht gegen das Staatsintereſſe verſtößt. Der Beamte hat ſich aber im Intereſſe ſeiner Stellung möglichſter Zurückhaltung zu fig, keinesfalls darf er die ihm nachgeordneten Stellen zum Anſchlüß an eine beſtimmte Richtung beein⸗ fluſſen. Wo gefehlt worden ſein ſollte, wird Remedur geſchaffen werden. Die Aufklärungen im Heer entſpre⸗ chen dem geiſtigen Bedürfnis der Mannſchaſten im Schüt⸗ zengraben, jede Parteipolitik iſt dabei grundſätzlich und auf beſtimmte Weiſung der Heeresleitung und des Kriegs- miniſters ausgeſchloſſen. Der Reichstag gab ſich, mit Ausnahme der Unabhängigen Sozialdemokraten, mit der Erklärung des Reichskanzlers zufrieden; ſachlich hatte er nichts anderes geſagt, als am Samstag vorher Kriegs⸗ miniſter von Stein und Kanzlerſtellvertreter Dr. Helffe⸗ rich, aber er ſagte es mit anderen Worten. Die Haupt⸗ 1 war aber, daß der Friede wiederhergeſtellt war. er N e Fehrenbach ſtellte mit Befriedigung eſt, daß der Reichskanzler ſich durchaus auf den Boden der Friedensentſchließung geſtellt habe. Da kam die ſolgenſchwere Dienstagſitzung. Der Abg. Dittmann(Un⸗ abhäng. Soz.) richtete heſtige Augriffe egen die Re⸗ terung und wiederholte in verſchärftem Maße die Be⸗ ſchulbigung, daß die Vaterlandspartei von der Regie- rung gefördert werde. Der Reichskanzler entgegnete, er erkenne jede Partei als berechtigt an, ſofern ſie nicht Ziele verfolge, die den Beſtand des Deutſchen Reichs Capelle, der an der Hand der Akten des Kriegs⸗ gerichts feſtſtellte, daß eine Verſchwörung beſtanden habe mit dem Ziele, unſere Flotte England gegenüber wehrlos zu machen. Dieſes Komplott ſei den Führern der Un⸗ abhängigen Sozialdemokraten bekannt gegeben worden, und ſie haben das Unterfangen mindeſtens mittelbar unterſtützt und gefördert, indem ſie den Meuterern auf⸗ reizendes Material zur Verfügung ſtellten. Dabei nannte der Staatsſekretär die Namen der Abgeordneten Haaſe, Dittmann und Vogtherr. Die Beſchuldigten mußten dann auch zugeben, daß ſie mit den Meuterern, von denen die Hauptſchuldigen bereits mit dem Tode beſtraft ſind, während über eine Reihe anderer Zuchthausſtrafen von zuſammen etwa 200 Jahren verhängt ſind, in Verbin- dung geſtanden haben. Aber es iſt eine andere Frage, ob die genannten Abgeordneten, ſo verwerflich ihr Tun vom politiſchen und moraliſchen Standpunkt aus iſt, auf Grund der Angaben jener Ausſagen vor dem Kriegs⸗ gericht des Landesverrats oder der Begünſtigung juriſtiſch zu überführen ſind. Es war doch auffallend, daß ſie bisher unbehelligt geblieben ſind, obgleich der Fall be⸗ reits drei Monate zurückliegt. Die Abgeordneten hätten unverzüglich zur Verantwortung gezogen werden müſ⸗ ſen, oder aber, wenn der Tatbeſtand nicht ausreichend ſchien, hätte die Angelegenheit in etwas vorſichtigerer Form im Reichstag zum Ausdruck gebracht werden ſol— len. Jedenfalls war es nicht klug, daß der Reichskanz— ler gleich die ganze Partei mit der Handlungsweiſe der drei Genannten verquickte. Das iſt denn auch bei den Mehrheitsparteien übel vermerkt worden und Haaſe, der die Lage ſofort ausnützte, konnte ſich in der Rolle des Märtyrers zeigen. Die Verſtimmung iſt wieder da und es haben zwiſchen den Vertretern der Mehrheits— parteien bereits Beſprechungen ſtattgefunden, an der auch die Nationalliberalen ſich beteiligten, welche Stellung der Regierung gegenüber eingenommen werden ſolle. Der „Vorwärts“ läutet dem Kanzler bereits das Totenglöck— lein, auch andere Blätter glauben, daß die jetzige Regie— rung ſchwerlich in das neue Jahr hinüberleben werde. Das parlamentariſche Syſtem wäre demnach bereits prak— tiſch geworden. Vielleicht findet ſich aber doch wieder ein Weg der Verſtändigung. Herr von Kühlmann, der Staatsſekretär des Aus— wärtigen, hat an dem gleichen ominöſen Dienstag im Reichstag eine bedeutſame Rede gehalten. Er iſt ein Meiſter des Worts, des diplomatiſchen Worts und er iſt klug. Er verſtand es, für die von ihm vertretene An⸗ ſchauung eine breitere Baſis im Reichstag zu ſchaffen: zu den Mehrheitsparteien des Reichstags zählt nun, was die auswärtige Politik anlangt, unbedingt auch die Nationalliberale Partei, deren Führer Dr. Streſemann dem Staatsſekretär gegenüber dem Reichskanzler faſt oſten tativen Beifall zollte. Herr von Kummann ſteute den Satz auf: Einzig und allein die Abſicht Frankreichs, uns Elſaß-Lothringen wegzunehmen, iſt das abſolute Hin⸗ dernis für den Frieden. England hat ſich auf dieſes fran⸗ zöſiſche Kriegsziel verpflichtet, und deshalb wird Europa in einen Schutthaufen verwandelt. Stürmiſche Zuſtim⸗ mung fand Herr von Kühlmann, als er ſagte: mit Be⸗ zug auf Elſaß-Lothringen werden wir Frankreich nie⸗ mals Zugeſtändniſſe machen. Wir fechten für die Unver⸗ ſehrtheit des Reichs, nicht für phautaſt'ſche Croberungs⸗ ziele wie unſere Feinde. Erſt daun, betonte der Staats⸗ ſekretär, wird der Frieden näherrücken, wenn die Feinde dieſelbe Sprache ſprechen wie wir, die nüchterne Sprache der Tatſachen. Zwei neue Feinde ſind uns in den letzten Tagen erſtanden: die beiden ſüdamerikauiſchen Republiken Peru und Urugnay. Peru glaubt ſich von Deutſchland verletzt, weil ein peruaniſches Schiff, das Bannware nach Eng⸗ land brachte, verſenkt wurde. Das geſchah nach dem Gebrauch des Kriegsrechts; wenn eine Verletzung vor⸗ lag, ſo war ſie auf ſeiten Perus, deſſen Schiff die Blockade zu brechen verſuchte. Uruguay aber hat überhaupt keinen Grund zur Feindſeligkeit. Der Präſident der Republil erklärte in der Kammer, Uruguay ſei von Deutſchland nicht beleidigt worden, aber es fühle ſich verpflichtet, ſich auf die Seite der Verteidiger der Demokratie und des Rechts zu ſchlagen. Dasd wäre ja eine merkwürdige Auffaſſung von Demokratie und Recht, die ohne Grund zum Krieg verpflichtete. Aber es liegt auf der Hand, daß die Regierung in Uruguay ebenſo wie alle übrigen ame⸗ rikaniſchen Staaten, die ſich bis jetzt der Entente ange⸗ ſchloſſen haben, eben dem Druck Wilſons nachgeben muß⸗ te. Die nötige Stimmung wurde durch den Dollar vorbereitet. Vorausſichtlich wird auch noch die ſüdameri⸗ kaniſche Republik Ecuador dem Vorgang folgen. Dem Flächeninhalt nach ſind unn reichlich drei Viertel der Erde gegen Deutſchland im Bunde. In Frankreich wird eifrig mit der Laterne nach Verrätern geſucht. Es iſt dort noch immer ſo geweſen: Wenn es ſchief geht, können nur Verräter daran ſchuld ſein. Kaum war der brave Almerehda um die Ecke gebracht, da wurde der dunkle Ehrenmaun Bolo Paſcha ans Licht ge⸗ zogen. Und die Türen der Conciergerie, des Staatsge⸗ fängniſſes, waren noch nicht ganz hinter ihm und dem Herrn Turmel geſchloſſen, als der Direktor des Royali⸗ liſtenblattes„Action Francaiſe“, Daudet, entdeckte, daß der frühere Miniſter des Innern, Malvy, der bekannt⸗ lich wegen ſeiner etwas rätſelhaften Verbindungen, mit Almerehda vor einigen Wochen zu Fall kam, mit dieſem und mit dem Millionen-Bolo unter einer Decke ſtecke; im Bunde mit dieſen Verrätern habe er ſeit drei Jahren er von uns allen möchte es nicht lieber ſehen, wenn man ſtatt der Granaten Genſen ſchmeden und Maſchinen bauen könnte! Aber dazu gehört Frieden und Ruhe im Lande. And die drüben wollen uns das nun einmal nicht gönnen. Habt Ihr nicht geleſen, wie ſie uns mit unſrem ehrlichen Friedensangebot ausgelacht haben? So ſchwer es auch ſein mag: es muß noch eine Weile weitergehen! Frauen denkt an Eure Männer, Brüder und Söhne! Früher habt Ihr daheim für ſie ſorgen können. Jetzt brauchen ſie Euch noch viel mehr, denn nur mit Briefen und Paketen iſt's jetzt nicht getan. 1 Oe. unter Euch könnte wohl ruhig zuſehen, wenn die Feinde in hellen Scharen anſtürmen und wenn Eure Männer, Eure Brüder und Söhne keine einzige Kugel mehr ins Gewehr zu ſtecken hätten? Würdet Ihr nicht lieber den letzten Spargroſchen opfern, damit die Euren nicht wehrlos ſind!? Octum helft ihnen bei ihrem ſchweren Handwerk! Reicht ihnen zum Schutze Waffen und Munition hinaus: Zeichnet die Kriegsanleihe! S ſfchagdghggcmen ann [Nütter, denkt an Eure Kinder! Als ſie noch ganz klein und hilflos waren, hat ſicher jede unter Euch irgend einmal gedacht:„Mein Kind ſoll's gut haben im Leben!“ Wie viel mehr gilt das jetzt, Ihr Mütter! Eure Kinder müſſen beſſere Zeiten ſehen als wir ſie durchmachen. Wehe uns, wenn ſie einmal kommen und zu uns ſagen: warum habt Ihr's uns nicht leichter gemacht und damals bis zu Ende ausgehalten? Mi tter, jeder Pfennig, den Ihr dem Vaterlandeſeiht, erleichtert Euren Kindern die Zukunft! Drum helft, daß ſie einſt nicht darben müſſen und ein freies, ſtarkes Volt werden können: Zeichnet die Kriegsanleibe! 5 8 a an deſt Feifld7 d. h. aft Deutſchland gegen hohe Bezahlung ausgeliefert. Daudet erbot ſich, die Beweise hiefür zu erbringen. Der Fall erregte natürlich das größte Aufſehen. In der Kam⸗ mer gab es eine ſehr erregte Sitzung; die Miniſter tra⸗ ten für ihren ehemaligen Kollegen ein und Taudet wurde aufgefordert, binnen 48 Stunden ſeine Behauptungen zu beweiſen, widrigenfalls mit den ſchärfſten Mitteln gegen ihn vorgegangen werde. Zugleich ließ ſich die Regie⸗ rung durch eine Vertrauensabſtimmung von der Kam⸗ mer bezeugen, daß ſie ohne Rückſicht jeden Verbrecher der Strenge des Geſetzes überweiſe, der im Einverſtänd⸗ nis mit dem Feinde sei Die Tagesordnung wurde mit 350 gegen 3 Stimmen angenommen; 138 Abgeordnete enthielten ſich der Abſtimmung,— kein eben glänzendes Vertrauenszeugnis. Inzwiſchen meldete der„Temps“, auch der Senator Charles Humbert habe im Februar 1916 durch Vermittlung der Bank Morgan in Neu⸗ hork eine Million erhalten. So wird Paris mit Skan⸗ dal gefüttert und es findet kaum mehr Zeit, ſich mit den unerfreulichen Dingen an der Front und der bedenklichen Lage im Lande zu beſchäftigen. Zum mindeſten hat man jetzt eine Entſchuldigung dafür, die dem weitaus größ⸗ ten Teil der leichtgläubigen Franzoſen ohne weiteres einleuchtet. f a 5 Ein gemeines Machwerk wird gegenwärtig von unſeren Feinden, die dazu— leider— Helfershelfer in unſerem eigenen Lande gefunden haben, unter den Frauen Deutſchlands zu verbreiten geſucht. Sie haben ein Flug⸗ blatt ausgegeben, das neben den üblichen Phraſen von der Militärdiktatur, die den Frieden verhindere, die ge⸗ meinſten Beſchimpfungen unſerer großen Helden des Deutſch⸗Franzöſiſchen und des jetzigen Krieges enthält. Moltke und andere Generale Kaiſer Wilhelm J. hätten ſich bereichert und den Soldaten von ihrem Raube nichts abgegeben. Hindenburg und Ludendorff ſeien jetzt die Hauptkriegsintereſſenten. Hindenburg wird noch beſon⸗ ders geſchmäht. Auch das Kaiſerhaus wird mit Schmutz beworfen. Man wagt, die deutſchen Frauen aufzufordern, dieſes elende Machwerk geiſtiger und moraliſcher Verkom⸗ menheit zu verbreiten. Jede Frau, die das Blatt erhält, ſoll es nämlich zweimal abſchreiben und an andere Frauen weitergeben, damit es am 15. Oktober in aller Hände ſei. Es wird aber hoffentlich keine deutſche Frau geben, die ihre Hand mit dem Machwerk feindlicher Bosheit be— ſchmutzen will. 5 1 N Lokales. — Eiſerne Fünfzigpfennigſtücke werden nun⸗ mehr von den ſtaatlichen Münzſtätten in den Verkehr gebracht. 0 » Verſehlte Spekulationen. Franzöſiſche Blät⸗ ter empfehlen neue Fliegerangriffe auf ſüddeutſche Städte als Waden Mittel, den Bayern, Württem⸗ bergern und Badenern den Krieg zu verleiden und ſo ei⸗ nen Keil zwiſchen Süddeutſchland und Norddeutſchland— Preußen zu treiben.— Da werden ſich die Franzoſen aber bös verrechnen! 5 — Ehrliche Leute. In Jsnh im Allgäu ging dieſer Tage eine Brieftaſche mit 600 Mk., andern Tags eine ſolche mit 700 Mk. verloren. In beiden Fällen meldete ſich der ehrliche Finder. Baden. ( Mannheim, 12. Okt. Ein 72jähriger Tag⸗ löhner ſprang in einem hieſigen Hauſe aus dem dritten Stockwerk auf die Straße und war ſofort tot.— Ein 54jähriger Mühlenarbeiter aus Weinheim geriet beim Ab- ſpringen von der Straßenbahn unter den Wagen, wurde überfahren und getötet. () Mot bei Wiesloch, 12. Okt. Beim Spielen mit einem Flobertgewehr ſchoß der 12jährige Volksſchüler W. Weiß einem anderen Knaben in die Bruſt und verletzte ihn ſehr ſchwer. 9 hes br 12. Okt. Zu dem Heldentod des Bürgermeiſters Dr. Karl Schweickert ſchreibt uns unſer Mitarbeiter: Bürgermeiſter Dr. Schweickert ſtand ſeit 13 Jahren im Dienſt der Stadt Pforzheim und zwar zu⸗ erſt als zweiter, dann ſeit Juli 1906 als erſter Bürger⸗ meiſter. Er war als Sohn eines Gefängnisaufſehers im Jahre 1877 zu Bruchſal geboren und ein tüchtiger, ar⸗ beitsſamer Gemeindebeamter, der namentlich auf dem ſozialen Gebiet wohl bewandert und mit Erfolg tätig war. In den erſten Auguſttagen 1914 rückte er als Oberleutnant zum Heere ein und ſtand zuletzt als Haupt⸗ mann an der Spitze einer Kompagnie. Sein Tod er⸗ regt hier allgemeines Bedauern und Mitgefühl. I-) Baden⸗Baden, 12. Okt. Unter ſehr ſtarker Beteiligung erfolgte hier die Beiſetzung des Ehrenbür⸗ ers der Stadt, Hermann Sielcke. Bei der Trauer⸗ feier war auch Großherzogin Luiſe anweſend, ferner waren Vertreter der ſtaatiichen und ſtädtiſchen Behörden erſchienen. a( Baden⸗Baden, 12. Okt. Eine hier abgehaltene Landesverſammlung des Badiſchen Hotelinduſtrie-Verban⸗ des befaßte ſich u. a. neben der neugegründeten Hotel⸗ treuhandgenoſſenſchaft, mit der Metallbeſchlagnahme. Da es gegenwärtig unmöglich iſt, raſch Erſatz zu beſchaffen, ſo wurde die Forderung einer Friſtverlängerung unter⸗ ſtützt. Ebenſo ſollen Schritte zu einer nachträglichen Entſchädigung für das abgelieferte Kupfer unternommen werden, da der 5 Zt. bezahlte Uebernahmepreis nicht im entfernteſten die erlittene Einbuße erſetze. Wegen der Beſchlagnahme der Wäſche wurde eine Entſchließung gefaßt, welche fordert, daß im Falle einer Enteig⸗ nung in erſter Linie Wäſche in den Privathäuſern ent⸗ eignet werden ſoll. Bei der Beſprechung der Wein⸗ preisfrage wurde gegen die Feſtſezung von Ausſchank⸗ preiſen Stellung genommen. Schlieblich wurde noch bie 1 e Kohlen⸗ und Lichtfrage behandelt und dabei mit dem anweſenden Vertreter der Landespreisſtelle in der Haupt⸗ ſache eine Einigung erzielt. 11 05 () Offenburg, 12. Okt. Der Landwirt und Milch⸗ händler Wilhelm Lehr aus Leutesheim, der vom Schöf⸗ fengericht Kehl von der Anklage der Milchfälſchung frei 1 worden war, wurde auf Berufung der Staats⸗ auwaltſchaft hin von der Strafkammer Offenburg zu 500 Mk. Geldſtrafe verurteilt. () Kehl, 12. Okt. Von einem Ueberwachungsbe⸗ amten wurden an der Kinzigbrücke 4 Zentner Mehl be⸗ ſchlagnahmt, die ein Müllersknecht während der Nacht ohne Wiſſen des Müllers und ohne Mahlſchein für einen hieſigen, größeren Schankbetrieb gemahlen hatte.— Bei der Bahnkontrolle Appenweier—Kehl fielen dem Beamten in den letzten Tagen ſehr reichliche Mengen an Fleiſch, Eier, Mehl, Butter und Speiſeöl in die Hände.— Auf dem Bahnhof in Gengenbach wurde einer Frau aus Zell a. H. ein Korb mit etwa 20 Pfund Fleiſch- und Wurſt⸗ waren abgenommen. 0 () Abvenweier. 12. Okt. Auf dem hieſigen Bahn⸗ wird in dieſer Gegenwart erobert. Am Großes geht's, um alles! And wenn Du den letzten Groſchen dem Vater⸗ lande leihſt, armſelig und klein bleibts immer noch gegenüber dem, was draußen im Feld jeder einzelne leiſtet. Al ſo fort mit törichter Aengſtlichkeit, fort mit„Wenn“ und„Aber“, fort mit Klagen und Zaudern! Rede nicht! Frage nicht! Zeichne! hof geriet eine Frau Armbruſt aus Straßburg unter die Räder des Zuges und ſtarb an den erlittenen ſchweren Verletzungen. () Schwenningen, 12. Okt.(Feſtgenommener Fahnenflüchtiger.) Der von ſeinem Truppenteil entwichene Jakob Schlenker konnte vorgeſtern hier feſt⸗ genommen und an die Militärbebörde abgeliefert werden. Schlenker wurde bereits vor einem Jahre wegen Fahnen⸗ flucht zu einer längeren Gefängnisſtrafe verurteilt und hat, nach Abbüßung ſeiner Strafe, beim Truppenteil wie⸗ der eingeſtellt, aufs neue das Weite geſucht — Neues vom Tage. Abgeordneter Giesberts. Berlin, 12. Okt. Die Meldung der„B. Z. a. M.“, die Regierung ſei an den Zentrumsabgeordneten Giesberts wegen Uebernahme eines Poſtens als Unter⸗ ſtaatsſekretär herangetreten, iſt, wie die„Germania“ feſt- ſtellt, unzutreffend. Die Verfaſſungsreform in Sachſen. Dresden, 1“. Okt. Die Zweite Kammer lehnte mit 49 gegen 30 Stimmen die von den Sozialdemokra⸗ ten beantragte Aufhebung der Erſten Kammer ab, beſchloß aber mit mehr als Zweidrittelmehrheit die Umwandlung der Erſten Kammer in eine berufsſtändige Vertretung unter beſonderer Berückſichtigung der Intereſſen von Induſtrie, Gewerbe, Handel, Arbeiterſchaft, Beamten und freien Berufen. Tie Regierung hat ſich gegen dieſe Reformvorſchläge ausgeſprochen. Lloyd George gegen Kühlmann. Haag, 12, Okt. Lloyd George ſagte in einer Ver ſammlung: Kühlmann hat im Reichstag eine Erklärung abgegeben, die geeignet iſt, den Krſeg i verlängern, indem er mitteilte, daß Deutſchland in keiner Weiſe ge— neigt ſei, Konzeſſionen über Elſaß-Lothringen zu machen, Wie lang der Krieg auch dauern und ſwas er auch koſten möge, England wirb Fraukreich 75 5 bis ſeine unter brlckten Kinder vom Joch befreit ſind,(Damit beſtätigt Aoyd George bie Worte des Staatsſekretärs Kühlmaun vollkommen, D. Schr.) 14 „—³ͤ C Die Bewegung in Irland. Rotterdam, 12. Okt. Der„Nieuwe Rolterdam⸗ ſche Courant“ meldet, der Führer der Sinn-Feiner in Weſtirland, Da Valera, habe ein revolutionäres iriſches Heer von gut ausgebildeten Truppen in Stärke von 15 bis 20000 Mann organiſiert. In der Grafſchaſt Clare hätten ſich vier Fünftel der Bevölkerung den Sinn⸗ Feinern(radikal-iriſche Partei) angeſchloſſen. Maßregelung Hollands. Amſterdam, 12. Okt.(Niederl. Tel.⸗Ag.) Jeder geſchäftliche Telegraphenverkehr mit Holland iſt auf Be⸗ fehl der engliſchen Regierung eingeſtellt worden, ſo lange die niederländiſche Regierung nicht dem Durchgangs- verkehr von Sand, Nies und Altmetallen durch Holland von Deutſchland nach Belgien ein Ende macht. Es ſind Schritte unternommen worden, um die Wiederaufnehme des Telegrammverkehrs herbeizuführen. n Die Brotration in Frankreich. Paris, 12. Okt. In der Kammer ſagte der Mi⸗ niſter für Lebensmittelverſorgung, Long, nach den vor⸗ handenen Vorräten würde auf jeden Franzoſen eine täg⸗ liche Ration von 150 bis 200 Gramm Brot kommen. Es ſeien aber Maßnahmen getroffen, um ſie auf 250 Gramm zu bringen. Er werde bemüht ſein, die Ration fort⸗ dauernd zu beſſern, ſolange die Bundesgenoſſen nicht gleichen Einſchränkungen unterworfen ſeien. Alle Be⸗ förderungs- und Lebensmittel müßten für England, Frankreich und Italien vereinigt werden. Unterhand⸗ lungen ſeien im Gange. Von den 86 Millionen Ztr. Bedarf fehlen für Frankreich noch 20 Millionen. Eine Kriegsanleihe vor hundert Jahren. 5 Von Karl Mayer. 2 Es war zur Zeit der Repolutionskriege. Die Fran⸗ zoſen hatten die Rheingrenze überſchritten und rückten unaufhaltſam vor. Mit leichter Mühe nahmen ſie im Juli 1796 die Schwarzwaldpäſſe, die ihnen den Weg ins Schwabenland öffneten. Raubend und plündernd durch— zogen ſie die ſchwäbiſchen Gaue. Verwüſtung der Fel⸗ der, Not und Elend in Dörfern und Städten bezeichneten den Weg derer, die noch kurz zuvor„Krieg den Palüſten und Friede den Hütten“ verkündet hatten. In Reimen und Strophen erſcholl allüberall die bittere Klage des bedrückten Volkes: N ü „Der Bäck will nicht borgen, Der Wirt gibt kein Bier, Und jedweden Morgen Kommt neues Quartier. Das ſind die Franzoſen Die ſtehlen die Schuh, Rock, Weſte mit Hoſen Und's Geld noch dazu.“ Ja, das Geld noch dazu. Doch der Geldvorrat reichte nicht hin, um die Raubgier der Eindringlinge zu be— friedigen. Nun gegen unerſchwinglich hohe Geldſummen wollten ſie ſich zu einem Waffeuſtillſtand mit dem klei⸗ nen Land Württemberg bequemen. Allein die Staatskaſſe war leer. Die hilfloſe Regierung ſann auf Mittel und Wege. Per herzogliche Kirchenkaſten war nach den da⸗ maligen Begriffen unermeßlich reich. Er ſollte das Geld beſchaffen. Seine Barmittel reichten indeſſen nicht aus, um die Erpreſſer zufrieden zu ſtellen. Darum ſchrieb herzogliche Kirchenrat eine Kriegsanleihe aus, die in manchen Stücken eine merkwürdige Aehnlichkeit mit den Anleihen des Reichs im Weltkriege hat. Das Aus⸗ ſchreiben von 1796 lautet: Da bekanntermaſſen die mit dem General en Chef der franzöſiſchen Armee verglichene Kontribution in kur⸗ zer Zeit zu entrichten iſt, und dem herzoglichen Kirchen— rath obligt, zur Beſchaffung der erforderlichen Geld-Sum⸗ me auch ſeines Orts mitzuwürken; ſo ſiehet man ſich vermüſiget, eine beträchtliche Summe gegen Verzinſung auf den Kredit des geiſtlichen Guts, und mit bereits ausge— würkter höheren Genehmigung, unter folgenden Bedin- gungen aufzunehmen: 1. Wird alljährlich der landläufige Zins mit 5 Pro- cent gereicht;. 2. Wird zur Beruhigung der Darleiher zugeſagt, daß das Kapital wenigſtens 10 Jahre unabgelößt ſtehen bleiben ſolle. Es iſt aber auch der Fall möglich, daß man es gern noch längere Zeit in Verzinſung behält, wenn ein Tarleiher es wünſcht. Die Ordnung, in welcher ſeiner Zeit die Kapitalien abgelößt werden ſollen, wird durch das Los beſtimmt werden, doch ſteht es jedem Dar⸗ leiher frei, auch früher, und vor Verfluß der 10 Jahre, das Geld zurück zu verlangen. 3. Unter 200 fl. kann kein Geld Antehe n angenommen werden. Auch iſt nöthig, daß das Geld von heute an innerhalb 8 oder längſtens 10 Tagen geſchoſſen werde. 4. Zur Sicherheit werden ſämtliche Gefälle des geiſt⸗ lichen Guts verpfändet. 5. Die Anlehnung geſchiehet in guten gangbaren Sor⸗ ten, ſo wie auch ſeinerzeit die Heimbezahlung auf eben dieſelbe Art geſchehen wird. ö 6. Wer zu dieſem Anlehen Geld vorſchieſſen will, der kann es, ſo wie es der Ort und andere Umſtände dem Darleiher bequem machen, entweder zur herzoglichen Kirchen-Kaſtens-Verwaltung unmittelbar, oder an die nächſtgelegene Kirchen xätliche Beamtung zur weiteren Be— ſorgung, swelche ohne Koſten der Tarleiher geſchehen wird, überſenden, jedoch iſt in beiden Fällen nöthig, daß Sor⸗ tenzettel, die vom Darleiher mit Vor- und Zunghmen un— terſchrieben find, beigelegt, die Geldrollen petſchtert, die Nahmen der Tarlether darauf geſetzt, und micht zweſer— lei Geldſorten in einerlei Rolle gepakt werden, Stuttgart, den 6. Aug. 1796, a Herzoglicher Kirchenemeh, . ee „ 0 5 0 Politiſche Rundſchau. Dertetſchland. *Staatsſekretär des Außeren v. Kühl⸗ mann reiſt nach Wien und wird von da aus ſeinen Antrittsbeſuch in Sofia, Konſtantinopel und auf der Rückfahrt in Budapeſt abſtatten. * Laut Verordnung des Reichskanzlers be⸗ ſteht der Vorſtand des Kriegs⸗ ernährungsamtes fortan aus dem Staatsſekretär, den beiden Unterſtaatsſekretären und neun weiteren Mitgliedern. Der Staats⸗ ſekretär leitet die Geſchafte, vertritt die Behörde nach außen und iſt für die Ausübung der der Behörde übertragenen Befugniſſe verantwortlich. In wichtigen Fragen entſcheidet er nach Be⸗ tatung mit dem Vorſtand. Er führt den Vorſitz im Beirat und regelt deſſen Geſchäftsgang. * Die Nachricht, daß der Siebener⸗ Ausſchuß des Reichstages wieder zu⸗ ſammentreten werde, um an der endgültigen Regelung der elſaß⸗lothringiſchen Frage mitzu⸗ wirken, iſt, wie die Germania“ erfährt, unrichtig, vielmehr iſt eine dahingehende Anregung der Regierung von den Reichstagsparteien abgelehnt worden mit der Begründung, daß für dieſen Zweck ein auf breiterer Grundlage zuſammen⸗ derufener Ausſchuß zur gegebenen Zeit zu⸗ ſammentreten ſoll. * Die Beſchlüſſe der deutſchen Eiſenbahn⸗ verwaltungen, die eine Entlaſtung des Verkehrs herbeiführen ſollen, werden in den nächſten Tagen veröffentlicht werden. Sie be⸗ treffen in erſter Linie die Erhebung eines Zu⸗ ſchlages auf den Verkehr in den Schnellzügen. Dieſe ſind außerordentlich überlaſtet, und die Eiſenbahnverwaltungen haben übereinſtimmend feſtgeſtellt, daß vielfach Perſonen reiſen, auch wenn keinerlei Notwendigkeit dafür beſteht. Mit dieſem unnützen Verkehr will man nun endlich durch Erhebung eines außerordentlich hohen Zuſchlages aufraͤumen, es iſt dies notwendig, um Kohlen zu ſparen, um dem überarbeiteten Eiſenbahnperſonal Ruhe zu gönnen und um das Wagenmaterial ſelbſt zu ſchonen. Es liegen hier ganz beſtimmte Anweiſungen vor, denen die Eiſenbahnverwaltung unbedingt nachkommen muß. Im Winterfahrplan werden auch ganze Züge oder Verbindungen fortfallen. Ausdrück⸗ lich ſei betont, daß der Perſonenverkehr von den Zuſchlägen befreit bleiben wird. Spanien. “Die Führer des mißglückten Aufſtandes, der ſeinen Urſprung in Kata⸗ lonien hatte und ſich faſt über das ganze Land verbreitete, ſind nach franzöſiſchen Blätter⸗ meldungen faſt alle zum Tode verurteilt worden. Fünf ſozialiſtiſche Führer ſind wegen ihres Ver⸗ ſuches, die Truppen zum Aufſtand gegen die Regierung aufzuhetzen, zu lebenslänglicher Ge⸗ fängnisſtrafe verurteilt worden. Andere Ver⸗ urteilungen liegen zwiſchen 17 Jahren und 2 Jahren Gefängnis. Nut land. *Die amtliche Liſte des von Kerenski auf der Grundlage des Übereinkommens mit den demokratiſchen und bürgerlichen Parteien neu⸗ gebildeten Miniſteriums enthalt folgende Namen: Sozialiſtiſche Mi⸗ niſter ſind: Kerenski, Miniſterpräſident und Oberbefehlshaber; Nikitin, Inneres, Poſten und Telegraphen; Maliantowitſch, Juſtiz; Prokopo⸗ witſch, Nahrungsmittelverſorgung; Awlſentiew, Landwirtſchaft; Gwoödew(?), Offentliche Ar⸗ beiten. Unter den übrigen Miniſtern befindet ſich Tereſchtſchenko, Außeres. Kleine Nachrichten. — Die Friedenskonferenz, die am 15. Oktober in Bern zuſammentreten ſollte, iſt aus lechniſchen Gründen auf den 15. November ver- ſchoben worden. — Die amtliche Bekanntmachung bezüglich des Ausbaues des polniſchen Staates wird nach der ‚Gazeta Narodowa“ am 15. d. Mts. er⸗ folgen. — Der Pariſer Temps“ meldet, daß in ber letzen Woche große militäriſche Kon⸗ ferenzen der Alliierten auf franzöſiſchem Boden ſtatt— gefunden haben, deren Folgewirkungen ſich unmittel— bar an allen Fronten der Alliierten zeigen würden. 15 — Die Ausfuhr von Glas und Gegen⸗ ſtänden aus Glas mit Ausnahme von Flaſchen und anderen zur Verpackung dienenden Hausgeräts iſt in Holland verboten. Von Nah und fern. Rauchverbot für Jugendliche in der Provinz Sachſen. Der Oberpräſident der Provinz Sachſen hat ein Rauchverßdot für Jugendliche erlaſſen. Danach dürfen Perſonen unter 16 Jahren weder Tabak, Tabalfpfeifen, Zigarren, Zigarretten und Zigarettenpapier kaufen, noch auf öffentlichen Plätzen, Straßen und Anlagen rauchen. Eltern, Vormünder, Er⸗ zieher, Lehrherren uſw. ſind verpflichtet, die — ihrer Gewalt unterſtehenden jugendlichen Per— n me ATT eee Eine halbe Milllon veruntrent. Der 30 jährige Prokurſſt Oskar Flachs der Holz⸗ firma Lord u. Cie. in Budapeſt wurde wegen Veruntreuung von einer halben Million Kronen, die er zum Schaden der Firma ver⸗ übte, heute verhaftet. Flachs iſt geſtändig. Großer Schaden durch eine ange⸗— ſchwemmte Mine. In Zandvoort(Holland) explodierte eine angeſchwemmte Mine durch den Wellenſchlag, wodurch ein Schaden angerichtet wurde, der auf ungefähr 30 000 Gulden ge⸗ ſchätzt wird. Nahe der Küſte ſchwimmen noch weitere Minen. Schwediſche Rieſenfunkſtationen. In Schweden ſind vier Funkſtationen fertiggeſtellt worden, von denen die in Karlsborg eine der JJ. ³˙ܹꝛ.... Deutſcher Kültenſchutz am Strande von Weltendke. Im Hintergrunde von den Engländern bombardierte Strandpilla. Unſere Schutzbefeſtigungen an der flandriſchen Nordſeeküſte haben dank der Wachſamkeit unſerer Marinetruppen, die dort am äußerſten rechten Flügel unſerer Weſtfront auf verantwortungsvollem Poſten ſtehen, alle Annäherungsverſuche des Feindes auch bon der Seeſeite her zum Scheitern gebracht. Während der letzten Flandernſchlachten verſuchten die Engländer wiederum mehrfach, bom Meere her in den Kampf einzugreifen, doch nur mit dem gleichen Mißerfolg wie früher. Wenigſtens war der mili— läriſche Schaden, den ſie mit ihrer Beſchießung durch rr LA Naar ſonen unter 16 Jahren vom Kaufen von Tabak, Zigarren uſw. und vom Rauchen abzuhalten. Die hellgrün, ziegelrot und blaue Zeitung. Viele Provinzblätter konnten infolge der ungenügenden Papierbelieferung in den So erſchien an drei aufeinander ſolgenden Tagen das„Einbecker Tageblatt“ ziegelrot, hell— grün und blau. Eine ganze Rinderherde geſtohlen wurde dem Gutsbeſitzer Strehlke in Rauden in Weſtpreußen. Der Dieb entwendete 26 Stück Rindvieh. In Dirſchau konnten 13 Stück bei im Stich. Wölfe in Oſtpreußen. preußens ſind in letzter Zeit mehrfach Wölfe feſtgeſtellt worden. In Groß⸗Czymochen im Kreiſe Lyck erlegte Domaͤnenverwalter Grinda eine ſtarke Wölfin, die Schafe aus einer Herde geraubt hatte. Budapeſts Spenden für Gerdauen. Bürgermeiſter Barezy hat dem Bürgermeiſter von Gerdauen zugeſichert, daß die Summe von 250 000 Kronen, welche die ungariſche Haupt⸗ ſtadt ihrer Patenſtadt bisher gewidmet hat, auf 350 000 Kronen erhöht werden wird. letzten Tagen nur erſcheinen, indem ſie farbiges Papier zum Druck der Zeitung verwendeten. einem Viehhändler entdeckt werden, die übrigen 13 Stück ließ der Dieb, als er ſich verfolgt ſah, Im Süden Oſt⸗ Schiffsgeſchütze ann aber ſind den engliſchen Einwohner zum Opfer gefallen, hau Oſtende, wo ſogar die Kathedrale Gottesdienſtes getroffen wurde 8 nach dem Willen der Engländer „Oſtende der Zerſtörung anheimfallen ſ die anderen L der b kerke, Weſtende uſw.), teils nur noch aus Trümmern 1 Vranaten ze größten⸗ 777 ß. größten und ſtärkſten in Europa iſt. eine Reichweite von 5000 Kilometer und Schweden mit dem amerikaniſchen Feſtland in Verbindung ſetzen. Schwediſche haben mit ſchwediſchem Material die Arbeit ausgeführt. Fin Brief, der 41 Jahre unterwegs war. Kürzlich kam wegiſchen Hauptſtadt ein Brief zurück, der 41 Jahre lang in der Welt umhergeirrt war. Er trug eine Schillingsmarke, die mit dem ganze 4 Datum des 5. Auguſt 1876 abgeſtempelt war. Der Adreſſat war ein Seemann namens Albert T. Björnſon, der der Aufſchrift nach im See— mannsheim zu Liverpool wohnen ſollte. Volks wirtſchaftliches. Grund nord⸗ Der Preis für Auf Eingabe der Brauereiverbände des deutſchen Brauſteuergebietes hat das Kriegsernäh— rungsamt Anfang Juli eine eingehende Prüfung der Selbſtkoſten der Brauereien bei der Herſtellung von Einfachbier vorgenommen und dabei ſeſtgeſtellt die Selbſtkoſten den augen von 20 Mark weit über Erhöhung des Verkaufs geſagt. Da die Ende Juli für d Auaſicht geſtellte Regelung Kriegsernährungsamt auf ſtellungen zwar die Notwendig Einfachbier. einer machende Schäden entſteher gleich Kellerraum unter ſeiner Amts hr auch ebenſo wie (Middel⸗ Sie hat kann Ingenieure an das Poſtamt der nor⸗ zugab, aber die Erledigung weiter hinaus⸗ zögerte, ſah ſich der„Verband obergärigen Brauereien im Brauſteuergebiet“ gezwungen, ſich an den Reichskanzler zu wenden. In der Eingabe wird darauf hingewieſen, daß die Grohinduſtrie allenſalls in der Lage iſt, eine Zeitlang aus den Rücklagen die Verluſte zu tragen, die ſich aus dem Verkauf des Einfachbieres unter Selbſtkoſten ergeben, nicht aber die mittleren und kleineren Brauereien, an deren Aufrechterhaltung die Allgemein⸗ heit das größte Intereſſe hat. 2 Betriebe ſind durch die kriegswirtſchaftlich hältniſſe ſo ſtark in Mitleidenſchaft gezo t wieder gut zu q üſſen, wenn nicht um— gehend ein den Geſtehungsk, ſprechender Ver— kaufspreis für Einfachbier! rente cx Gerichtsh⸗ Leipzig. Der Bäckermeiſt Gaſtwirt Kurt Schumann hat gehens gegen die B erordnung vor dem Schö eim hatte von dem M ne Bitten hin einen J ahmefreies Roggenmehl ſü J Geldſtrafe, erſatzweiſe au zegen den Gaſtwir ut Geldſtrafe, erſatz Der Lordmayor v Beim tember und ſaß der Lord anderen das W̃ zwei beim Eſſen, als Nähe des Manſion Hou begab der Oberbi ſeinen Gäſten und allen Bedien „ unterir Ehe die Geſellſchaft in der Lordmahyor ſär Ranſion Houſe öffnen, um Gelegenheit zu geben, niemand die nur wollten im Gebäude Schutz zu ſuchen kam, ſo leer waren ſchon die Straßen. Auch ein Grund Friedensfeind⸗ ſchaft.„Ich einem Ange⸗ ſtellten eine es,“ ſo erzählt f 5,„und t Zimmer hängende Eh der im Heere ſt en Da ich meiner verlieh, entgegnete der würde Gott danken, wenn ich die Tafel nicht mehr vor Augen hätte.“ „Warum? Sind Sie etwa für den ſofortigen Frieden um jeden Preis?“„Ich— ich fürchte f Fri Nach Kriegs nichts ſo wie den Frieden s ausbruch zählte die Ehrer unſeres Hauſes 8 verpflich er„Daily: iet waren. Beamte: verdammte Wir Zurückbleibenden nach Frie Sehen Sie f daß außer mir faſt laute geſtellte hier ig ſi nichts verpflichteten Angſt vor dem bel r neue we e natürlich Sie werden meine 70 N 1* 7 N r Ooickene orte. Nach unſerer ganzen Geſchichte Wichftunſt, nach unſerer N Dichtkunst, nach unserer K ſich immer der Deutſche finden. unſerer wird zu vergeben. v. Miris. r n rr re dds yr 0 Sie nickte ihm lächelnd zu. „Und dann— dann wirſt du zu mir kommen—“ Er ſtreckte ihr die Hände entgegen. 0 „Ich komme, Alexander— wenn du mich auch rufſt.“ Er nahm ſie in die Arme und ſtrich über 10 ſchönes blondes Haar mit weicher Zärt⸗ ichkeit. „Und dann, mein Liebling,“ ſprach er ernſt und mid,„du mußt zu mir kommen, eben ſo ſrei wie ich...“ Sit ſah ihm auſmerkſam in die Augen, er errötets leicht. „Verſtehſt du mich, mein Lieb?“ „Ich verſtehe dich— und du ſollſt mit mir zufrieden ſein...“ Dann nahmen ſie Ab⸗ ſchied.„Auf Wiederſehen— bald, bald, Ge⸗ 7 8 flüſterte ſie ihm zu und entſernte ſich raſch. Er aber almete auf— er fühlte ſich frei— frei und glücklich. Eine paſſende kleine Wohnung von drei Zimmern mit Küche und dem noͤligen Zubehör war bald gefunden. Alexander wollte jedoch nicht in Berlin ſelbſt bleiben; er ſehnte ſich ins Freie und mietete eine Wohnung in einer Villa im Grunewald, die etwas abſeits von den be⸗ lebten Straßen und Plätzen ſtand. Es war Mai und herrlich in der ſriſchen, ſteien Natur, die aufs neue ihre Frſihlings⸗ wunder entfaltete. Die Gärten der großen und kleinen Villen in der Kolonte Grunewald ſtreute ſeinen balſamiſchen Duft aus, und der Goldregen wiegte ſich ſchimmernd und gleißend in dem lauen Frühlingswinde. Die Kiefern mit ihren Blütenkerzen glichen großen Weih- nachtsbäumen und verbreiteten ein würziges Aroma. Auf den von den grünen Anlagen zierlich umgebenen Seen tummelten ſich bunte Enten, und ſchneeweiße Schwäne zogen ihre anmutigen ſtillen Kreiſe. In den blauen Lüften jubilierten die Schwalben, und in Buſch und Baum zwitſcherte die Schar der kleinen ge⸗ fiederten Sänger. Es war herrlich hier draußen, und Alerander freute ſich, die kleine Villa mit dem freundlichen Garten, der nach einem See hinaus lag, ge⸗ ſunden zu haben. Er mietete eine Dienerin, ſchmückte die Wohnung mit Blumen und ſchrieb der Ge⸗ liebten, daß alles zu ihrem Empfang be⸗ reit ſei. Margarete kam gleich den folgenden Tag. Alexander holte ſie vom Bahnhof ab, und heiß erglühend, aber glücklich laͤchelnd ſank ſie in ſeine Arme, als ſie die kleine, aber geſchmackvolle Wohnung betraten. „Du biſt beſſeres gewöhnt, Liebſte,“ ſagte er lächelnd.„Das Palais Kolowitz in Wien iſt wegen ſeiner Pracht und ſeines Reichtums be⸗ rühmt. 86 komme arm zu dir,“ entgegnete ſie ernſt. „Nichts iſt mein eigen, als was jener Koffer und dieſe Handtaſche birgt.“ Er ſchloß ſie in die Arme und küßte ſie auf die Stirn. handen im ſchoͤnſten Blumenflor, der Flieder „Geſegnet ſei dein Eingang, mein geliebtes Weib. So wie du jetzt zu mir kommſt, biſt du mir am teuerſten. Dich, meinen Demant, will Faſſung.“ f Und dann zeigte er ihr die Wohnung und ſie plauderten und lachten wie zwei glückliche Kinder. Alexander hätte ja ein größeres und reicher ausgeſtattetes Logis mieten können, denn noch daher deſſen Einkünfte zur Verfügung. Aber er hatte ſich mit Abſicht dieſe Beſchränkung auf⸗ erlegt, er wollte nicht als reicher oder doch wohlhabender Mann vor die geliebte Frau treten, und er wollte von vornherein das Leben auf jenen Fuß einrichten, wie ſie ſpäter nach dem Verkauf Einöddts leben mußten. Und war es denn nicht ein heimlich⸗trautes Neſt in dieſer kleinen, verſteckt liegenden Villa, umgeben von den blühenden Kiefern, umrankt von wildem Wein und Kletterroſen, mit der Fernſicht über den See in das flache Land hinaus mit ſeinen Wieſen und Feldern? Man hätte ſich weit, weit entfernt von der Mitlionenſtadt glauben können, wenn nicht dann und wann der ſchrille Pfiff der Eiſen⸗ bahnzüge herüber gellte oder bei öſtlicher Wind⸗ richtung das Brauſen der Weltſtadt dumpf her⸗ über ſchallte. Herrliche, glückliche ſtille Tage verlebte das junge, endlich vereinigte Paar in der Waldes⸗ einſamkeit. Sie beſuchten niemanden, und niemand kam zu ihnen. Allein waren ſie mit ihrem Glück. ich mein eigen nennen, nicht die reiche, goldene den Garten, und ſie fand alles allerliebſt, und war Einödt nicht verkauft, und es ſtanden ihm Ver yſtiar und ſohr ay stau dena; „Der Juſtizrat muß ſehr erſtaunt gen ſein,“ ſagte Margit, wie ſie Alexander Bitten nannte, mit ſchelmiſchem meinen Brief erhielt, der i 1 verreiſe... wohin, mit ihm nicht geſchrieben. Ich wußte nicht, ob es dir recht war.“ „Alle Welt kann jetzt wiſſen, daß wir ver⸗ eint ſind, meine liebe Marlit. Und ich habe ſchon daran gedacht, ob ich nicht 2 mählung nachträglich bekannt machen ſoll,“ „Nicht doch, wenigſtens jetzt noch nicht, Alexander. Laß uns unſer Glück noch eine Weile genießen, ohne die Störungen der Welt fürchten zu müſſen.“ „Fürchteſt du, daß die Welt unſer Glück ſtören würde?“ „Nein— aber ich müßte dann doch einen Teil von dir an die Welt abtreten und ich möchte doch noch eine Weile ganz für mich be⸗ halten.“ „Bis du meiner überdrüſſig biſt,“ lachte er neckend. „O, du weißt, daß das niemals eintreten wird. Aber der Mann kann immer lu einem ſolchen ſüßen Traum leben. Er hat noch andere Pflichten...“ „Du haſt recht,“ verſetzte er ernſt.„Und dieſe Pflichten werden bald genug an mich und auch an dich heran treten, wenn wir erſt drüben unſere Farm bebauen.“ Margit ſchwieg und ſah mit ſeltſam ſtarren, ernſten Blick vor ſich nieder. Ne 10 Gortſetzung ſolgt.) ihm wem— das unsere Ver- nicht