Amtlicher Teil Betreffend: Hausſchlachtungen. Unter Bezugnahme auf die Berordnung des Kriegser— nährungsamts über die Regelung des Fleiſchverbrauchs und den Handel mit Schweinen vom 2. Oktober lfd. Jahres—— Kreisblatt Nr. 146— ſowie die im nächſten Kreisblatt ab— gedruckte Ausführungsverordnung des Großh. Minifteriums des Innern und im Anſchluß an unſere Bekanntmachung vom 23. Auguſt lfd. Js.— Kreisblatt Nr. 117— ordnen wir mit Genehmigung Großh. Miniſterium des Innern das Fol— gende an: J. Das Einlegen von Schweinen für die Hausſchlachtung. Seither galt die Vorſchrift, daß das Lebendgewicht des Schweins beim Ankauf zu Beginn der Mäſtungszeit nicht über 120 Pfund betragen darf. Dieſe Vorſchrift iſt durch Artikel 1 Ziffer 1 der oben angeführten Verordnung vom 2. fd. Js. mit Wirkung vom 15. Oktober geändert worden. Hiernach können von da ab nur noch Schweine bis zu 25 Kllogramm Gewicht frei gekauft werden. Der Ankauf von Schweinen für die Hausſchlachtung mit einem Lebendgewicht von mehr als 25 Kilogramm kann nur von den Beauftragten des Starkenburger Viehhandelsverbands erfolgen. Vorher iſt unſere Genehmigung einzuholen. Die Genehmigung wird an Private nur ganz ausnahmsweiſe und nach eingehender Prü— fung der Verhältniſſe erteilt werden. Bei der Einlegung zur Maſt hat die amtliche Verwiegung zu erfolgen. Läuferſchweine unter 28 Kilogramm ſind beim Ankauf auch amtlich zu ver— wiegen. Der Wiegeſchein und beim Ankauf eines Schweins von über 25 Kilogramm Lebendgewicht die Genehmigung zum Ankauf ſind bei der Bürgermeiſterei zur Aufbewahrung und Miteinſendung an uns bei der Stellung des Schlachtantrags alsbald abzuliefern. War das Hausſchlachtungsſchwein be— relts vor dem 15. Oktober lfd. Js. angekanft, ſo iſt bei dem Antrag auf Genehmigung der Hausſchlachtung nachzuweiſen, daß es beim Ankauf und bei der Kebernahme in eigene Hal— kung nicht über 120 Pfund gewogen hat. 2. Die Beantragung und Genehmigung von Haus— ſchlachtungen. Der Antrag auf Genehmigung einer Hausſchlachtung iſt unter Verwendung dep vorgeſchriebenen Formulars bei der Bürgermeiſierei zu ſtellen. Die Fragen des Formulars find unter Mitwirkung der Bürgermeiſterei gewiſſenhaft zu beantworten. Vei dem Antrag anf Genehmigung der Haus ſchlachtung eines Kalbs iſt glaubhaft nachzuweiſen, ob es über oder unter 3 Wochen alt iſt. Die Genehmigung oder Ablehnung des Antrags wird dem Antragſteller durch die Bärgermelſterei zugeſtellt. Im Falle der Genehmigung er— folgt die Aushändigung des Beſcheids durch den Gemeinde— rechner gegen Entrichtung einer an den Kommunalverband zu zahlende Gebühr von 2,50 Mk. Der Genehmigungsſchein gibt das Quantum Fleiſch an, das der Hausſchlachter für ſeine Familie behalten darf. Falls der Hausſchlachter mit der Ablieferung von Speck im Rückſtande war, iſt die nach— zullefernde Menge in grünem Speck gleichfalls auf dem Genehmigungsſchein anzugeben. Auf Grund der erteil— ten Genehmigung hat der Hausſchlachter der Ueberwachungs— perſon Tag und Stunde, ſowie Ort und Stelle, an denen er dle Hausſchlachtung ausführen will, anzuzeigen, Die Ueberwachungsperſou hat unter allen Umſtänden bei der Schlachtung anweſend zu ſein. Wer in Abweſenheit des— ſelben ſchlachtet, macht ſich ſtrafbar. 3. Abgabe von Speck und UIeberſchußſleiſch. Nach Verordnung des Kriegsernährungsamts vom 2. Okt. des Hausſchlachters befindlichen Fleiſchkarten ſind alsbald Die Belaſſung einzelner Flelſchkarte bei entſprechender Ver⸗ längerung der Selbſtverſorgungszeit innerhalb der geſetzlichen Grenze iſt zuläſſig. 5. Nolſchlachtungen. Vei Notſchlachtungen, die innerhalb 24 Stunden bei der Bürgermeiſterei anzuzeigen ſind, hat ſtets die Fleiſch— beſchau durch den Tierarzt ſtattzufinden. Iſt das alsbal— dige Verenden des Tieres nicht zu befürchten, ſo hat bei Notſchlachtungen die Lebendbeſchau durch den Fletſchbe⸗ ſchauer zu erfolgen. Wenn bei der Fleiſchbeſchau der Tier— arzt ſich damit einverſtanden erklärt, daß der Beſitzer auf deſſen Wunſch das Fleiſch für ſich verwenden darf, ſo iſt ſofort bei der Bürgermeiſterei Antrag auf Genehmigung einer Hausſchlachtung zu ſtellen. Auch im Falle einer Notſchlacht— ung hat die amtliche Verwiegung des Schlachtfleiſchs durch die Uebetwachungsperſon zu geſchehen. Will der Beſißer das Fleiſch ans einer Notſchlachtung nicht ſelbſt behalten, oder wird ſeinem dahingehenden Wunſch nicht ſtattgegeben, ſo hat der Tierarzt wie ſeither zu beſtim— men, wohin das Tier oder das Fleiſch zu verbringen und zu welchem Preis das Fleiſch zu verkaufen iſt. 6. Vorſchriften für Wimpfen. Für Wimpfen gelten die für den Oberamtsbezirk Nek— karſulm wegen Hansſchlachtungen ſowie Abgabe von Speck und Ueberſchußfleiſch erlaſſenen Anordnungen. 7. Strafbeſtimmung. Zuwiderhandlungen gegen die vorſtehenden Anord— nungen werden mit Gefängnis bis zu 1 Jahr und mit Geldſtrafe bis zu 10000 Mk oder mit einer dieſer Strafen beſtraft. Das nachſtehende Verzeichnis gibt Auskunft, wer für die einzelnen Gemeinden als Uleberwachungsperſon beſtellt iſt und an welchen Metzger Speck und Ueberſchußfleiſch von den Ueberwachungsperſonen abzuliefern ſind. Die Ueber— wachungsperſonen werden vereidigt, reſp. auf den von ihnen bereits geleiſteten Dienſteid verwieſen. Dieſe Bekanntmachung tritt ſofort in Kraſt. Heppenheim, den 24. Olt. 1917. Großh. Kreisamt Heppenheim: v. Hahn. Gemeinde Viernheim: Name des Meggers: Valentin Adler. Name der Ueberwachungspreſon: Fleiſchbeſchauer Tierarzt Seigel. Die Ausführung des Tabakſteuergeſetzes. Das Ergebnis der Abſchätzung der diesjährigen Tabal— nachernte liegt auf unſerem Bureau zur Einſicht der In tereſſenten offen. Innerhalb einer unerſtrecklichen Friſt von 3 Tagen kann gegen die Feſtſetzung von Pflanzen Einſpruch erhoben werden. Viernheim, den 31. Oktober 1917. Großherzogliche Bürgermeiſterej Viernheim. Lamberth. Ausſtellung von Schrotkarten. Von Freitag, den 9. ds. Mts., ab können die kürzlich hier beantragten Schrotkarten über Verarbeitung von je 1 Zentner Gerſte oder Hafer zur Verfütterung an die nach weislich tragenden oder ſaugenden Zuchtſauen auf unſerem Lebensmittelbüro abgeholt werden. Viernheim, den 5. Nopemb. 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. lfd. Irs. hat eine Speckabgage in dem dort unter Artikel 1 giffer 2 angegebenem Umfang zu erfolgen. Von Schwei— nen bis zu 120 Pfund wird keine Speckabgabe beanſprucht. Der im Frühjahr von Hausſchlachtern ſchuldhafter Welſe nicht abgelieferte Speck iſt bel der erſten Schlachtperiode 1917/18 in grünem Speck nachzuliefern. Die Bürger— melſterel hat bei der Antragſtellung in jedem Falle zu be— richten, ob und evtl. mit welchem Quantum Speck der Haus— ſchlachter im Rückſtand war, und daß er ſich berett erklärt bat, den Speck jetzt nachzuliefern. Falls in der Zeit, bevor dieſe Bekanntmachung in Wirklichkeit trat, bei einzelnen Hansſchlachtungen noch kein grüner Speck abgeliefert wurde, iſt er bet erfolgter Räucherung nachzuliefeen. Die Ueber— wachungsperſon hat den auf Grund der Reichsverordnung zu lleferuden und den rückſtändigen Speck nach der amtlichen VBerwlezung des Schlachtfleiſchs abzutrennen.— Für zwel Pfund nachzuliefernden geräucherten Speck ſind 3 Pfund grüner Speck nachzuliefern. Die Speckabgabe iſt von dem Schlachtgewicht abzu— zlehen. Alsdann erglbt ſich das anzurechende Schlachtge wicht. If dieſes größer als das Quantum Fleiſch, das der Fausſchlachter behalten darf, ſo hat die Ueberwachungsperſon den Reberſchuß gleichfalls abzutrennen, und dieſes Fleiſch zu— gleich mit dem abgetrennten Speck ſofort an ſich zu nehmen. Als Reberſchußfleiſch dütfen nur Fleiſchſtücke von tadelloſer Veſchaffenheit mit höchſtens/ eingewachſener Knochen und zwar möglichſt in einem Stück abgetrennt werden. Wer hier— bel der Keberwachungsperſon Schwierigkeiten bereitet, macht ſich ſtrafbar. Dle erfolgte Abgabe von Speck und Ueberſchußfleiſch ift auf dem Wlegeſchein zu vermerken. Eine Abſchrift des Wlegeſcheines mit Empfangsbeſcheinigung hat die Ueber— wachungeperſon dem Hausſchlachter fofort auszuhändigen. Dleſer hat binnen einer Woche bel dem Gemeinderechner ge— zen Abgabe ſeines Wiegeſcheins die ihm zuſtehende Geldbe— träge in Empfang zu nehmen. Die Eutſchädigung für das Ueberſchußflelſch betrfigt 30 Pfg. pro Pfund weniger als der jeweilige Ladenpreis für Fleiſch mit eingewachſenen Knochen Falls Meberſchußfleiſch nicht abzutreten war, iſt dies im Wiegeſchein gleichfalls zu vermerken. 4. Die Anrechnung von Fleiſch aus Hausſchlachtungen auf 1 den Bezug von Fleiſchkarten, Auf Grund des auf dem Wiegeſchein angegebenen anzurechnenden Fleiſchquantums ſtellen wir feſt, wielange der Hausſchlachter mit ſeinen Hausgenoſſen als Selbſtver— ſorger zu gelten hat, und laſſen ihm dies durch die Bürger— meiſterei ſchriftlich mittellen. Die Mürgermeiſterel hat das feſtgeſtellte Datum des Endes der Selbſtverſorgung ſofort in Tu Seen Mu e Die im Neft der Famflie Regelung des Zuckerverbrauchs. Die Kundenliſten der Spezereihändler ſind am Frei tag, den 9. November, vormittags bei uns, Zimmer Nr. 27 zwecks Eintragung der Ab- und Zugänge vorzulegen. Viernheim, den 5. Novemb. 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Ablieferung von Hafer für die Militärverwaltung. Die Landwirte unſerer Gemeinde wreden hiermit noch— mals aufgefordert, den verfügbaren Hafer ſofort bei den be— ſtellten Kommiſſionären Goldſtein oder Schalk abzuliefern, andernfalls Zwangsmaßnahmen, die fur die Beteiligten nach— teilig wären, zu gewärtigen ſind. Viernheim, den 8. November 1917. Großherzogliche Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Betreffend Fleiſchverſorgung. Für die laufende Woche ſtehen jeder erwachſenen Per— ſon 75 g Fleiſch zur Verfügung. ö Fleiſch iſt bei allen zugelaſſenen Metzgern zu haben. Viernheim, den 8. November 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim: Lamberth— Betreffend Kohlenverſorgung. Wir machen erneut daranf aufmerkſam, daß die Kohlen— händler verpflichtet ſind, die Verteilung an die einzelnen Be— zugsberechtigten nur in kleinen Mengen vorzunehmen, damit jede Familie im Beſitze des notwendigen Bedarfs iſt. Pflicht der letzteren iſt es natürlich, mit dem Brennmaterial ſo ſparſam als irgend möglich umzugehen da die ordnungsge— mäßige Verſorgung nicht für die ganze Zeit gewährleiſtet iſt. Die Bezugsberechtigten können nur bei dem Händler be— ziehen, welchem ſie nach der Kohlenkarte zugeteilt find. Eine Veränderung kann jetzt weder von den Beteiligten, noch von uns veranlaßt werden. Auch beſteht für die Bezugsberecht— igten kein Anſpruch auf Anlieferung der Kohlrn in die Hof— reite, da der Kohlenhändler verlangen kann, daß Abholung durch eine erwachſene Perſon von ſeinem Lager erfolgt. Im letzteren Falle hat der für den Transport in der Hofreite dez Empfängers zuläſſige Zuſchlag in Wegfall zu kommen. Uebertretung dieſer Anordnungen muß unſererſeits un— nachſichtlich entgegengetreten werden. Viernheim, den 6. November 1917. nach der Schlachtung an die Bürgermeiſterei abzuliefern.“ Vetr. Hausſchlachtungen. Nach Mitteilung Großh. Kreisamts Heppenheim iſt es auch in dieſem Winter verboten, wegen Genehmigung 14 Schlachtgeſuches perſönlich bei genannter Stelle zu erſcheinen. Die Ein- und Rückſendung von Hausſchlachtungsan— trägen iſt nur durch und an uns durch die Poſt zu erfolgen Viernheim, den 7. Nov. 1917. 1 Großh. Bürgermeiſterei Viernheim: Lamberth. Betr. Aenderungen der Verordnung über Höchſtpreiſe für Patroleum und die Verteilung der Petroleumbeſtände. Auf die im Kreisblatt Nr. 156 abgedruckte Bekaum— und empfehlen genaue Beachtung. bei der Abgabe durch die Kleinverkäufer auf 36 Pfg. feſt geſetzt. t Vieruheim, den 6. Nov. 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim: Lamberth. Betreff Saatroggen. Wir haben noch ein größeres Quantum Saatroggen welches am Freitag, den 9. ds. Mts. nachmittags von! bis 4 Uhr in der Behauſung des Lagerhauſes Adler hier Jakobſtraße zur Ausgabe gelangt. ö Vorherige Anmeldung ſowie Saatkarte iſt nicht not wendig. Alle Intereſſenten wollen von dieſer günſtigen Bezugsgelegenheit ausgibig Gebrauch machen, andernfalls Rückſendung des Saatgutes erfolgen muß. Viernheim, den 8. Nopember 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Betreffend Butterausgabe. Am Freitag, den 9. November 1917 wird an die in der nachſtehenden Reihenfolge angegeben Bezugsberechtigten Butter ausgegeben: 5 f Vormittags von 8—56 1— 250 251— 500 501— 750 „ 7511000 „ 1001-1250 „ 5 3 0„ 1251— 1500 Es muß auf die Einhaltung der vorſtehenden Ordnung geſehen werden. Das Mitnehmen anderer Nummer außek Reihenfolge iſt verboten und werden dieſelben daher zurück— gewieſen. Viernheim, den 8. November 1917. Großh. Bürgermeiſterei Viernheim Lam berth. 5* 9* 1„ 10— *„ 11— Nachmittags„ 2 Gottesdienſt⸗Ordnung der israel. Gemeinde 10. Novemb. 25. Marcheſchwan. 455 Uhr 8860 Uhr 30 Uhr 550 Uhr Sabbatt-Anfang N Morgen Wochenabſchnitt 5 Nachmittag Lhaje Soroh Ausgang Wochentag-Abend 6% Uhr 5 Morgen 700 Uhr Neumondweihe des Monats Kislen Neumondfeier des Monats Kislen iſt Donnerstag und Freitag. Bekanntmachung. Am 6. November 1917 iſt eine Nachtragsbe— 17. KRA. zu 900%. KR kanntmachung Rr. W' 4. 2900/9. der Bekanntmachung Nr. W. 4. 16. vom 16. Mai 1916, betreffend Beſchlagnahme und Beſtandserhebung von Lumpen und neuen Stoffab fällen aller Art, erlaſſen worden. Der Wortlaut der Bekanntmachung iſt in den Amts blättern worden. Stellv. Generalkommando 18. Armeekorps. und durch Anſchlag veröffentlicht Bekauntmachung. Am 6. November 1917 iſt eine Naächtrags W. 4. 2200%. 17. Kütu. zu 17. KRA. vom 1. April 1917, beereffend Beſchlagnahme und Beſtandserhebung von Kunſtwolle und Kunſtbaum— wolle aller Art, erlaſſen worden. Der Wortlaut der Bekanntmachung iſt in den Amtsblättern und durch Anſchlag veröffentlicht bekanntmachung Nr. der Bekanntmachung Nr. W. 4. 2000. worden. (Großherzogl, Büroermeiſterei: Lamberth— Stellv. Generalkommando 18. Armeekorps. machung obigem Betreffs vom 1. ds. Mts. weiſen wir hin! Hierauf wurde der Höchſtpreis für den Liter Petroleum! eimer Bürger Erſcheint dreimal woͤchentlich: Geſchäfts⸗ Anzeiger Dienstag, Donnerstag n. Samstag Bezugspreis: monatlich 40 Pfg. inel. Trägerlohn Gratisbeilagen: „Illuſtriertes Sonntagsblatt“, Wand⸗ kalender und Fahrplan. Euthült alle amtlichen Ankündigungen der Inſerate finden in der Bürger-Zeitung wirkſamſte Verbre Redaktion, Druck und Verlag: Joh. Martin, Viernheim, Rathausſtraße. Organ für Jedermann Vereins ⸗ Anzeiger Juſeratenpreis: Nel. Großh. Bürgerneiſterei 1 0 Viernheims und Umgebung. ttang.— Für Wohnungsinſerate Ausnahme⸗Tarif. Die Iſpaltige Petit⸗Zeile 25 Pfg., die Reklamezeile 50 Pfg. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Velagen im Gewichte bis zu 8 Gramm 6 Mk. fürs Tauſend. Bei Klageerhebung kommt jeder Rabatt in Wegfall. kern — Telefon 217 M 130 Woochenrundſchau. „ Die Kriſe in Berlin iſt nun doch endlich aus der Welt geſchafft. Nach mehrmaligen Verhandlungen der Staatsſekretäre von Kühlmann und Graf Rödern mit den Vertretern der Mehrheitsparteien erſtattete der Reichs- kanzler Graf Hertling am Donnerstag mittag dem Kaiſer Bericht. Die Parteien hatten vom ihren Forderungen nichts weſentliches aufgegeben und den Reichskanzler vor die Wahl geſtellt, entweder mit ihnen oder gegen ſie zu regieren. Die Entſcheidung iſt nun im Sinne der Mehr⸗ heitsparteien gefallen und zwar hat, wie WTB. mel⸗ det, Dr. Helfferich um ſeine Entlaſſung gebeten, die bereits genehmigt iſt unter dem Vorbehalt anderweitiger Verwendung im Reichsdienſt. Dafür würde das neu zu ſchaffende Staatsſekretariat für die beſetzten Gebiete in Frage kommen, ein Poſten, deſſen Art und Lebensdauer man ſich noch nicht recht vorſtellen kann. Das Amt des Vizekanzlers wird dem Reichstagsabgeordneten Geheim rat von Payer übertragen, jedoch ohne Sitz und Stimme im preußiſchen Miniſterium. Da ſomit die Bedenken, die den Abg. Geheimrat Prof. Dr. Fried⸗ berg veranlaßten, die Vizepräſidentſchaft des preußi⸗ ſchen Staatsminiſteriums abzulehnen, in Wegfallen kom⸗ men, ſo wird dieſer Poſten Dr. Friedberg, der bekannt⸗ lich Fraktionsvorſitzender der Nationalliberalen im preu— ßiſchen Abgeordnetenhauſe iſt, erneut angeboten werden. Zum vorläufigen Vorſtand der Reichskanzlei iſt Legations— rat von Radowitz auserſehen. Auch dieſer Poſten ſollte nach den Wünſchen der Mehrheitsparteien urſprüng— lich mit einem Parlamentarier beſetzt werden, die poli— tiſche Lage läßt es jedoch geraten erſcheinen, hiefür einen Diplomaten von Beruf zu wählen. Wie es mit dem preu— ßiſchen Handelsminiſterium gehalten werden ſoll, das einem Abgeordneten der Fortſchrittlichen Volkspartei zu— fallen ſollte, iſt noch unbekannt. Die Uebernahme des Vizekanzlerpoſtens 2 von Payer iſt ein Ereignis, das über die Intereſſen einer Partei weit hinausgreift. Auch wer im einzelnen den politiſchen Standpunkt Payers nicht teilt, muß an⸗ erkennen, daß er einer der fähigſten Politiker Deutſchlands iſt, bei dem ſcharfer Verſtand mit dem ſicheren Blick für das Mögliche ſich paart. Als Präſident des württ. Abgeordnetenhauſes hat er bewieſen, daß er die Kunſt der Selbſtbeherrſchung verſteht, denn bei aller Entſchieden— heit, mit der er ſeinen und ſeiner Partei Standpunkt vertrat, wußte er die erforderliche Unparteilichkeit des Präſidenten ſtets in vollkommener Weiſe zu wahren. Man hat daher die Ueberzeugung, daß Herr von Payer, wie er ein hervorragender Parlamentarier war, auch ein tüchtiger Staatsmann ſein werde.— Die Tatſache, daß nun die beiden höchſten Reichsſtellen von Süd⸗ deutſchen beſetzt ſein werden, iſt eine Zufälligkeit, die an ſich natürlich keine Zurückſetzung des größten Bun⸗ desſtaates bedeutet. Die polniſche Frage ſoll am Montag im Kronrat in Berlin erledigt worden ſein und zwar auf Grund der von Staatsſekretär von Kühlmann mit dem Grafen Czernin in Wien geführten Verhandlungen, die vom Wiener Miniſterrat gebilligt wurden. Darnach ſoll das freie Königreich Polen durch Galizien und litauiſche Ge— biete vergrößert und an Oeſterreich-Ungarn durch Perſo⸗ nalunion, indem der Kaiſer von Oeſterreich König von Polen wird, angegliedert werden. Die Doppelmonarchie an der Donau ſolk alſo durch Verbindung mit dem Kö⸗ nigreich an der Weichſel zu einer dreifachen Monarchie umgewandelt werden. Andererſſeits würde der Reſt von Litauen und das„Herzogtum“ Kurland durch Perſonal⸗ union mit Preußen verbunden. Dieſe Löfung der Polen⸗ frage hat allgemein überraſcht, aber in der Preſſe nur wenig Zuſtimmung gefunden. Man verhehlt ſich die Schwierigkeiten nicht, die aus der Dreiteilung der uns verbündeten Monarchie erwachſen müſſen, hat doch ſchon die ſeitherige Zweiteilung ſo manches Mal ſchwere Sorgen gemacht. Was ſoll aus den 4 Millionen Ruthenen oder Kleinruſſen werden, die in Galizien leben? Dieſe haben ſich wiederholt ganz entſchieden gegen die Zugehörigkeit zu einem freien Polen ausgeſprochen. Und ſo erhebt ſich noch manch andere inhaltsſchwere Frage. Am Don⸗ nerstag hat nun die„Nordd. Allg. Ztg.“ mitgeteilt, die in die Oeffentlichkeit gedrungenen Entſchließungen des Kronrats ſeien nicht als endgültiges Ergebnis zu betrach⸗ ten, die Beratungen ſollen vielmehr— in Wien?— ſortgeſetzt werden. % Eine Revolution gegen die Revolution iſt in Rußland ausgebrochen. Daß in dem Petersburger Hexenkeſſel wieder etwas gebraut werde, wußte man aus Nachrichten, die über das neutrale Ausland kamen, und auch die vorläufige Regierung war nicht im unklaren, durch Herrn daß die Maximaliſten oder Bolſchewiki eiwas im Schilde führten. Aber Kerenski in ſeinem. Dunkel glaub⸗ te der Lage gewachſen zu ſein. Im ſchlimmſten Falle ge⸗ Samstag, den 10. November Teltſon 2] 1017 1 eee nügte es ihm, eine Generalvollmacht der Regierung in der Taſche zu haben, um jeden Putſchverſuch des ihm ſo verhaßten Arbeiter- und Soldatenrats ebenſo blutig nie⸗ derzuſchlagen, wie er die Kriegsmüdigkeit der Front⸗ truppen in Strömen von Blut hat erſticken laſſen. Aber diesmal hatte ſich der ſchlaue Advokat von Kiew verrech— net. Der Sopjet hatte, durch frühere Erfahrungen ge— witzigt, die Erhebung von langer Hand und ſehr ſorg— fältig vorbereitet. Der Moskauer Kongreß hatte ſchon gezeigt, daß die Maximaliſten in den Arbeiter- und Soldatenräten mehr und mehr die Oberhand gewinnen und daß die Gemäßſfgten, die im letzten Vierteljahr doch nichts anderes mehr waren als die Werkzeuge Kerenskis, in gleichem Maße ausgeſchaltet wurden. Die zunehmende Kriegsmüdigkeit im Heere, die Mißerfolge an den eigenen Fronten und nicht zum wenigſten die furchtbare Nieder- lage der Italiener, endlich die troſtloſe Lage im Innern des Reichs trugen zur Stärkung des Einfluſſes des maxi— maliſtiſchen Sovjet bei, der mit feiner Forderung nach Beendigung des unglückſeligen Krieges ſich in ſchärfſten Gegenſatz zu Kerenski ſtellte, von dem jedes Kind in Rußland weiß, daß er den Krieg im Intereſſe Englands und jedenfalls nicht zu ſeinem perſönlichen Nachteil fort⸗ ſetzen will. In der Regierung ſelber ſcheinen die Maxi— maliſten Anhänger gehabt zu haben, denn die von Kerenski vor wenigen Tagen verfügte Verbannung des Kriegs— miniſters Werchowski in ein Kloſter am Ladogaſee hängt ohne Zweifel mit der maximaliſtiſchen Revolution zuſam⸗ men, von deren bevorſtehendem Ausbruch Kerenski unter— richtet war. Der Sopjet ſtellte an den Generalſtab des Gouverneurs von Petersburg das Anſinnen, daß jeder Befehl, der hinausgehe, zuerſt der Kontrolle des Sopßet unterbreitet werde. Natürlich wußte er wohl, daß der Gouverneur und die Regierung dieſes ungeheuerliche Verlangen nie zugeſtehen würden, aber darauf kam es ihm auch gar nicht an; er wollte einen äußeren Grund zum Bruch mit der Regierung, will ſagen Kerenski, und der Bruch war in wenigen Stunden da. Wohl lief Kerenski heimlich Truppen aus der Nähe nach der Haupt— ſtadt kommen, aber ſei es, daß ſie zu ſpät kamen oder daß ſie mit dem Sopjet gemeinſame Sache machten kurz, die Regierung wurde überrumvelt, die Miniſter wurden gefangen geſetzt, nur Kerenski, der„Oberſtkom— mandierende“ des ruſſiſchen Heeres, war rechtzeitig aus— gekniffen. Wo der Erfolg iſt, da iſt die Maſſe, und ſo ſind die Maximaliſten tatſächlich im Beſitz der Gewal—! nicht nur in Petersburg, ſondern in vielen ruſſiſchen Städten bis im fernen Oſten, in Wladiwoſtok. Es fragt ſich nun, wie ſich das Heer zu der neuen Revolution ſtellen und ob es dem„Oberſtkommandierenden“ Gehorſam prä— ſtieren wird. Es iſt nicht ſehr wahrſcheinlich, da Kerenski eigentlich überall verhaßt iſt. Er konnte ſich über ein halbes Jahr lang halten, weil man ihu, oder vielmehr die ihn ſtützenden Engländer fürchtete. Der Bann dürfte jetzt gebrochen ſein Die Repolutiou gegen die Reyn— ſution in Rußland iſt zweifellos ein hochbedeutſames Ereignis, allein wir in Deutſchland werden gut tun, zunächſt nicht allzu große Erwartungen daran zu knüpfen, ſondern Gewehr bei Fuß zuzuſfehen, wie die Dinge ſich weiten entwickeln. England wird alles aufbieten, um Rußland militäriſch ſo viel als möglich mobil zu erhalten. Der Führer der Maximaliſten, Lenin, iſt nach ſeinem Triumph über Kerenski zwar ſogleich mit der Forderung aufge— treten: Beendigung des Kriegs und Frieden! Aber wie lange werden die Maximaliſten bei ihren maßloſen Pro- grammforderungen das Heft in der Hand behalten? Je⸗ denfalls nicht ſo lange wie Kerenski. Vorläufig iſt nur das Chaos in Rußland vermehrt. Die Niederlage der Italiener iſt in militäriſcher und wirtſchaftlicher Beziehung gewiß ſehr hoch zu be— werten, aber politiſch iſt ſie, wie die„Neue Freie Preſſe“ wohl zutreffend bemerkt, faſt noch bedeutungsvoller. Die Ziele, für die Italien unter Verrat an ſeinen Bundes— genoſſen in den Krieg gezogen iſt, Trient, Trieſt, Dal matien, Albanien und Kleinaſien, ſind hinfällig gewor— den, und da muß in Rom die Frage entſtehen, ob die Fortſetzung des Kriegs für Italien einen Zweck habe Wenn es ſich nur um militäriſche Vereinbarungen han deln würde, hätten ſich Lloyd George und Painlev— ihre eilfertige. Reiſe nach Rom ſparen können. Abe; der Verband ſelbſt ſchwebt dort in Gefahr. Italien muf dem Verband erhalten werden, wie Rußland erhalten werden mußte, koſte es, was es wolle. Im Vierverband beſteht die Sorge, Italien könnte aus der Reihe ſpringen Sowenig England und Fraukreich ein Intereſſe darar haben können, daß ein ſtarkes Italien im Mittelmeer eine Rolle ſpiele, und ſo wenig bequem ihnen der ita lieniſche Bundesgenoſſe war, der mit ſo großen Ver ſprechungen erkauft werden mußte,— man brauchte ihn, denn Italiens Hilfe ſollte die Entſcheidung im Welt— kriege bringen. Und jetzt, wo alles auf dem Spiele ſſeht, glaubt wan der Vundes gem lſenſchaft erſt recht nicht ent; Aber allerdings, das Blatt hat ſick gewandt. Italien ſelbſt braucht Hilfe, und England und Frankreich werden ſie bringen, aber gewiß wird das nicht ohne ein Handelsgeſchäft abgehen, bei dem Ita— lien auf einen namhaften Teil ſeiner urſprünglichen For⸗ derungen verzichten muß. So mag denn auch Italien erfahren, wie es Rußland, Serbien und Rumänien er⸗ fuhren, was die Freundſchaft des Verbands wert iſt; es hat ſich dieſes Schickſal vollauf verdient. 0 f raten zu können Die 7. Kriegsauleitze iſt, wie durch die Reichs⸗ bank in der letzten Zuſammenſtellung feſtgeſtellt werden konnte, wieder durchaus als Volksanleihe im beſten Sinne des Wortes zu bezeichnen. Die Anleihe hat, wie mit⸗ geteilt, bis jetzt rund 12458 Millionen Mark ergeben (Meldungen aus dem Felde und dem neutralen Ausland ſtehen noch aus). Daran ſind 5213373 Einzelzeichner be— w»iliat. und rftallen dangy, nicht weniger, als, 3 233 472 auf Beträge bis zu 200 Mark, der Zeich⸗ nungen von 300 bis 500 Mark ſind es 693 729. Keines der feindlichen Länder hat auch nur annähernd einen ſolchen Erfolg je aufzuweiſen gehabt, auch das reiche“ England nicht, wenn man auch zugeben muß, daß Eng⸗ land neben den Kriegsanleihen gewaltige Summen, einige Milliarden jährlich, durch hohe Kriegsſteuern aufbringt. Aber geradezu kläglich erſcheint die neue franzöſiſche Anleihe, die bei einer Verzinſung von 4 v. H. zu einem Kurs von 68.80 Franken aufgelegt werden mußte, wäh⸗ rend die deutſchen Kriegsanleihen bei 5 v. H. Verzinſung faſt zum Nennwert begeben werden.— Beiläufig ſer be⸗ merkt, daß das deutſche Heer in der Heimat an den 12 ½ Milliarden der 7. Kriegsanleihe mit 975 772 949 Mark beteiligt iſt, während die Heimatzeichnungen bei der 6. Anleihe ſich auf 802 576 470 Mark beliefen. 7 Die„Gazette des Ardennes“ iſt das Blatt der deutſchen Verwaltung in den beſetzten Landesteilen Frankreichs. Es wurde am 1. November 1914 gegrün⸗ det, um die franzöſiſche Bevölkerung über den wahren Stand der Dinge aufzuklären. So enthält die„Gazette“ täglich die deutſchen Tagesberichte vom Kriegsſchauplatz, daneben aber auch die der franzöfiſchen und engliſchen Heeresleitung, ſ daß ſich die Leſer durch Vergleich ein Urteil bilden können. Während die franzöſiſche Heeres⸗ verwaltung bis zum heutigen Tage noch keine Verluſtliſte veröffentlicht hat, ſind in der„Gazette“ täglich die in deutſche Hände gefallenen franzöſiſchen Gefangenen, Ver⸗ wundeten uſw. zu leſen. Die Franzoſen haben alſo gar keine andere Möglichkeit, über die Vermißten Aus⸗ kunft zu erhalten, als durch die„Gazette“. So wird denn dieſes Blatt in Frankreich zum großen Aerger der franzöſiſchen Regierung diesſeits und jenſeits der Frontlinie, von der franzöſiſchen Bevölkerung ſehr viel geleſen; es erſchien anfangs in einer Auflage von 4000 Stück, am 1. November 1917 betrug die Auflage 175 000. Lolale Nachrichten. i Viernheim, 10. Nov. Oeffentlicher Dank. Wie aus einer Bekanntmachung erſichtlich, hat die Firma Heinrich Jakob für verſchiedene Wohltätigkeitszwecke 2400 M. geſtiftet, wovon der Löwenanteil unſeren Orts- armen und bedürftigen Kriegerfrauen zufällt. Der wohlver— diente Dank hierfur iſt der Firma Jakob ven berufener Seite ausgeſprochen. Wir aber glauben, an dieſer Stelle noch eines nachholen zu müſſen, nämlich den wärmſten Dank unſerm alverehrten Herrn Bürgermeiſter, deſſen Anrezung ſowohl dieſe wie andere hochherzige Stiftungen zu verdanken ſind. Wiſſen doch ſo viele für derartige Wohltaten keinerlei Dank, ja ſie laſſen bei jeder Gelegenheit ihrem Unmut freien Lauf, wenn das Rathaus beim redlichſten Streben nicht immer ihren Willen erfüllen kann, wenn ſozuſagen nicht alles klappt nach ihrem Kopfe. Es jedermann recht zu machen, bringt bekanntlich unſer Herrgott nicht fertig, viel weniger ein Menſchenkind. Wenn unſer Herr Bürgermeiſter trotz mancher üblen Erfahrung unermüdlich tätig iſt, ſowohl durch vernünf⸗ tige Maßnahmen wie durch Erſchließung neuer Hilfsquellen der Not zu ſteuern und das Durchhalten in unſerer Gemeinde zu er⸗ leichtern, wenn ihn der Undank Un vernünftiger nur zu neuer Tatkraft im Intereſſe der Gemeinde anſpornt, ſo verdient er hierfür unſern öffentlichen Dank. Das auszuſprechen, erachten wir als unſere Pflicht. zmar () Mannheim, 9. Nov. Der 16jährige Bahnar⸗ beiter Johann Kern von Lampertheim glitt beim Ein⸗ ſteigen in die Straßenbahn aus und kam unter die Räder. Dem Verunglückten wurde das linke Bein unterhalb des Knies abgefahren unb der rechte Fuß derart ſchwer ver 2 1 5 10 letzt, daß er kaum erhalten bleiben dürfte. N Fata Morgana. Unter der Überſchrift„Amerikas Hilfe— Frankreichs Abhängigkeit“ ſchreibt die däniſche Zeitung„Sozialdemokraten: Wie die Welt erſahren hat, iſt in der kurzen Zeit, ſeit der Amerika am Kriege teilnimmt, eine Reihe ver⸗ ſchiedener merkwürdiger amerikaniſcher Pläne entſtanden, um den Alliierten Hilfe im Kriege zu ſchaffen. Es wird an die Proklamation Wilſons zu Beginn des Krieges erinnert, daß es nicht die Hauptſache für Amerika ſei, militäriſch zu kämpfen, Amerika ſollte vielmehr der große Lieferant von Geld, Lebensmitteln, Waffen, Schiffen uſw. ſein. Namentlich galt es Schiffe zu bauen. Der erſte große Plan war, daß Amerika Holzſchiffe bauen wollte. Holz⸗ ſchiffe, ſollten widerſtandsfähiger ſein und ſich beſſer flott halten als Stahl⸗ ſchiffe; es ſollten Schiffe eines Typs und einer Größe ſein, von denen Millionen Tonnen in ganz kurzer Zeit fertiggeſtellt werden könnten. Der Erbauer des Panama-Kanals, Oberſt Goethals, ſelbſt ſollte dieſen Schiffbau leiten.— Aber vor einiger Zeit hat Goethals ſeinen Abſchied erhalten, nachdem er den Schwindel verralen hatte: Das Holz, von dem dieſe Echiffe gebaut werden ſollten, ſteht noch ungefällt in den fernen Wäldern, und die er— forderlichen im Holzſchiffbau ausgebildeten Arbeiter findet man nicht. Das nächſte Mittel war eine Reihe ganz kleiner U-Boots-Zerſtörer, die wahrſcheinlich die großen Schiffe milführen und bei Gefahr zu Waſſer laſſen ſollten. Sie ſollten ſehr ſchnell gebaut werden und die U-Boots-Gefahr bald beſeitigen können. Nur kurze Zeit waren ſie in Tätigkeit,— jetzt hört man kein Wort mehr davon. Dann kamen die Franzoſen mit ihrer Forderung wirklicher militäriſcher Hilfe. Das ermattete Frankreich wollte Soldaten haben, die einen Teil der Front übernehmen konnten. Joffre zog nach Amerika und brachte dieſen Wunſch vor. Amerika entſchuldigte ſich, es hätte keine ausgebildeten Soldaten.„Macht nichts!“ antwortete Joffre,„wir werden ſie ſelbſt ausbilden.“„Wenn ihr wünſcht,“ er⸗ widerte Amerika,„daß wir zum Transport die Schiffe benutzen ſollen, die ihr ſonſt für Lebens⸗ mittel braucht, ſo ſoll es uns recht ſein.“ Aber das Ergebnis war doch nur eine Sendung Truppen von ungewiſſer Anzahl, wohl nur einige Regimenter, wie ſie die Ruſſen ſeinerzeit nach Marſeille ſandten, denen weitere niemals gefolgt ſind. Amerika verſpricht wohl große militäriſche Hilfe, aber alle Welt iſt ſich darüber klar, daß es lange dauern wird, wenn ſie über⸗ haupt kommt. Daß Amerika es gern vermeiden will, ſeine männliche Jugend herüberzuſchicken, ſieht man an dem Unbehagen, das nach der ruſſiſchen Niederlage in ſeiner Preſſe zum Ausdruck kam, weil man annahm, daß jetzt zweifellos größere mili⸗ täriſche Anſprüche geſtellt würden. Um Zeit zu gewinnen, verſucht Amerika den Glauben durch ſtändige neue phantaſtiſche Pläne aufrecht zu erhalten. Nach den Holzſchiffen und Zwerg⸗ U⸗Bools⸗Zerſtörern ſind jetzt Flugzeuge auf die Tagesordnung gekommen. Die amerikaniſche Regierung will den Krieg durch ein Heer von Flugzeugen beenden; ſie ſollen die deutſchen militäriſchen Anlagen vernichten und Berlin bombardieren. Die Koſten für 22000 Flug⸗ zeuge ſind bewilligt, und eine Prämie für den erſten Flieger iſt bereits ausgeſetzt, der über Berlin Bomben wirft. Für diejenigen, die an dem Erfolge der Flugzeuge zweifeln, gibt es noch eine neue, von Ediſon erfundene Kriegsmaſchine, die ganz unfehlbar den Krieg beendigen wird— ſie iſt nur noch nicht fertig, aber ſie wird in einer Fabrik gebaut, um die der Geheimhaltung wegen eine hohe Mauer gezogen iſt, hinter der ſich die Arbeiter zehn Monate einſperren laſſen müſſen. Zehn Monate ſcheint der Zeitraum zu ſein, nach dem man die amerikaniſche Hilfe früheſtens erwarten kann. Aber dieſe zehn Monate ſind eben wie ein Abgrund. Frankreichs Leiden ſind furchtbar und Frank— reichs Feſſelung iſt faſt unzerreißbar.— Wenn erſt engliſche und amerikaniſche Heere auf Frank⸗ reichs Boden ſtehen, dann iſt es ganz mit Frankreichs Selbſtbeſtimmungsrecht vorbei Kein Wunder, daß tiefe Bewegungen im franzöſiſchen Volke herrſchen— nur ein ſchwaches Echo davon erreicht uns—, jedoch ſelbſt das iſt deutlich genug. Aber der rettende Strohhalm iſt immer noch die letzte Hoffnung der Ertrinkenden. verſchiedene Uriegsnachrichten. Hilfe für Italien— zu ſpät. Das holländiſche Blatt Nieuwe Courant“ ſchreibt, es ſei nicht wahrſcheinlich, daß die in London und Paris verſprochene Hilfe in der Sendung Italien beſtehen werde. Für eine ſolche Hilſe dürfte es auch zu ſpät ſein, da die beiſpiel⸗ loſe Schnelligkeit der Truppen der Mittelmächte den Italienern vermutlich keine Zeit laſſen werde, neue Stellungen ein— zunehmen, die den Angriffen widerſtehen könnten. Die beſte Hilſe, die Italien erhalten könnte, würde ein endgültiger Sieg der Verbündeten an der belgiſch-franzöſiſchen Front ſein.„Wenn ſie dazu imſtande ſein ſollten, woran indes ſchwer zu glauben iſt, ſo würde die deutſche Be— rechnung verfehlt ſein. Wahrſcheinlich werden die Verbündelen alle Kräfte anſpannen, aber es muß ſchnell geſchehen, wenn ſie ihren Vorteil dabei finden wollen. Unter dem Eindruck des jüngſten Sieges iſt man geneigt, nichts mehr für unmöglich für die militäriſche Fähigkeit Deutſchlands zu halten.“ d Die erſte amtliche Meldung über den MNuückzug. ‚„Gazetta Ticineſe“ bringt die erſte Stefani— meldung über den italieniſchen Rückzug. Es heißt darin:„Unglückliche Umſtände haben deutſchen Schlag begünſtigt.“— Das Blatt will wiſſen, die engliſchen und franzöſiſchen Batterien, die die Auguſtoffenſive unterſtützt hätten, ſeien vor ungefähr vierzehn Tagen zu— rücktransportiert worden().„Gazetta“ ſpricht dann bemerkenswerterweiſe die Hoffnung aus, Italien möge nach ſiegreichem Kriege Republik werden. * Franzöſiſche Kriegsziele. Die„Depoͤche de Toulouſe“ berichtet über einen Vortrag, den Germain Bapſt, Beauftragter des Kriegsminiſters, in Toulouſe über Deutſch— lands innere Lage hielt; es heißt darin am Schluſſe: Um die Deutſchen an der abermaligen Entfeſſelung eines Krieges künſtig zu hindern, gibt es nur ein Mittel: Frankreich muß ſeine Grenzen von 1814 wiedererhalten, die das ganze Briey-Becken und faſt das ganze Lo— ihringer Becken einſchließen. Wegen Mangels an Stahl wird Deutſchland dann nicht mehr ſeine wirtſchaftliche Vormachtſtellung haben und ſein Kriegsmaterial nicht wieder inſtand ſetzen können. Außerdem iſt die Wiederherſtellung alles Zerſtörten in Nord- und Oſtfrankreich zu fordern, ſowie die Lieferung deutſcher Kohlen; denn Frankreich fehlt es an Kohle, Kriege fühlbar machen. Politiſche Rundſchau. Dou ſch land. * Die Mitteilung verſchiedener Blätter, daß der vom preußiſchen Miniſter des Innern Dr. Drews ausgearbeite Wahlgeſetzent— wurf an anderen Stellen zu radikal befunden und abgelehnt worden wäre, entbehrt, wie an zuſtändiger Stelle erklärt wird, jeder Begrün— dung. Die Vorlage habe in vollkommen geord— neten Bahnen die Beratungen des Staats— miniſteriums durchlaufen; für ihre Einbringung im Landtag werde an dem urſprünglich in Aus— ſicht genommenen Termin feſtgehalten werden. Wie verlautet, wird zugleich mit dem Wahl— rechtsentwurf ein Geſetz betr. die Reform des Herrenhauſes und ein Geſetz betr. die Er⸗ weiterung des Budgetsrechts des Herrenhauſes eingebracht werden.(Bisher konnte das Herren— haus das Budget nur im ganzen ablehnen oder annehmen.) von Truppen und Munition nach England. * Das Unterhaus wurde durch die Mit⸗ leilung Bonar Laws überraſcht, daß die bevor⸗ ſtehende Ententekonferenz ſich aus⸗ ſchließlich mit der Kriegführung und nicht mit den Kriegszielen beſchäftigen wird. Dies ſteht im Widerſpruch zu der letzte Woche durch Lloyd George abgegebenen Erklärung, daß die Konferenz ſowohl militäriſch, als auch politiſch ſein würde.„Daily News“ ſchreibt dazu:„Die Alliierten ſollten unverweilt die Bedingungen feſtſtellen, unter denen ſie zum Frieden bereit wären, und die Grundſätze, die ſie bei der Neuordnung der Welt angewendet zu ſehen wünſchen. Im jetzigen Stadium ſich dieſer Pflicht zu entziehen, wäre frevelhaft. * Der Freiheitskampf der Iren ſcheint jetzt mit allem Nachdruck geführt zu werden. Auf einer Sinnfeiner-Konferenz führte der Führer Darrell Figgis u. a. aus: Das Irenvolk, das allein über die Regierungsform, unter der es leben wolle, zu entſcheiden hätte, würde nicht ruhen, bis die ä engliſche Regierung mit Sack uud Pack von der Inſel vertrie⸗ ben ſei, und zwar ohne Recht auf ein Penny— ſtück oder auf einen Tropfen Irenblutes. Für die demnächſt in Dublin zuſammentretende verfaſſung— gebende Verſammlung, die zunächſt nur vier gewählte Mitglieder zähle, würden bei der erſten Gelegenheit weitere Abgeordnete gewählt werden; alsdann würde dieſe Verſammlung die Stimme Irlands ſein und werde dem britiſchen Unter— hauſe das Recht der Geſetzggebung für Irland absprechen und Irlands Anspruch, auf eigenem Boden für die eigenen Bedürfniſſe Geſetze zu geben, verwirklichen. Italien. * Trotz der wütenden Hetze der Kriegs— anhänger iſt nun doch Orlando, der bis— herige Miniſter des Innern und Freund des Kriegsgegners Giolitti, mit der Kabinettsbildung betraut worden. Aller Wahrſcheinlichkeit nach wird er ein Miniſterium der nationalen Samm— lung(angeſichts der Ereigniſſe an der Front) ſchaffen. Gehmeden. * Wie Stockholmer Blälter mitteilen, hat die engliſche Regierung eine neue Gewaltmaßregel gegen Schweden an— geordnet. Sie hat nämlich ſchwediſche chiffrierte Telegramme von der Beförderung auf engliſchen Kabeln ausgeſchloſſen. Da England faſt ſämt— liche Wellkabel im Beſitz hat, kann das Aus— wärtige Amt in Stockholm mit ſeinen über⸗ ſeeiſchen Vertretern alſo nur noch offene Tele— gramme wechſeln. Die ſchwediſche Regierung befindet ſich ſomit gleichſam in Gefangenſchaſt. Rußland. * Bei den Verhandlungen im Vorparlament verlangte ein Redner der Linken, die Regierung ſolle allen Kriegführenden einen ſofortigen Waffenſtillſtand vorſchlagen. Wenn die Kampffähigkeit der Armee wieder hergeſtellt und dieſer Mangel wird ſich auch nach dem werden ſolle, ſei ein vollſtändiger Wechſel der äußeren Politik unerläßlich. Volk und Heer müſſen wiſſen, wofür ſie eigentlich kämpfen. * Der Aufſtand im Chanat Chiwa ſcheint immer größeren Umfang anzunehmen. Der Führer iſt Chan Dſhuneit, der bereits den großen Turkmenaufſtand 1916 organiſiert hatte. Er iſt zum Nationalheld der Turkmenen ge— worden und verſucht durch regelmäßige Rekru— lierung, Bewaffnung und Ausbildung ein turk— meniſches Volksheer zu ſchaffen. Wie die„Ruß— kaja Wolja“ berichtet, ſind unter den Aufſtän— diſchen auch türkiſche Offiziere geſehen worden. Der Aufſtand richtet ſich in erſter Linie gegen die Ruſſen, deren größere Anſiedelungen im Chanat Chiwa bereits alle niedergebrannt ſein ſollen. aus Chiwa. auch auf andere greifen. rm Handlel und Verkehr. Keine unnützen Reiſen. Die Einſicht, daß unſere enorm in Anſpruch genommenen Eiſenbahnen im Kriege in erſter Linie den Bedürſniſſen der Heeresverwaltung und der Verſorgung der Heimat mit Lebensmitteln und Rohſtoffen zu dienen haben, Die Aufſtandsbewegung droht Völker in Turkeſtan überzu— Die geſamte ruſſiſche Bevölkerung fleeht ſcheint ein großer Tell gedanke Mitmenſchen nicht zu beſitzen. die allgemeinen Intereſſen wenig Verſtändnis auf bringt, ſollte ſich doch wenigſtens klarmachen, daß er durch die Überlaſtung des Bahnverkehrs indirekt auch ſeine Angehörigen an der Front ſchädigt, da die Folgen des Wagenmangels ſich in unvermeidlichen Beſchränkungen der Urlauberzüge äußern. Jeder, der nur ein wenig das Gefühl der Dankbarkeit gegen die treuen Verteidiger der Heimat dort draußen empfindet, wird wohl gern das kleine Opfer bringen ſeine Reiſepläne auf ſpätere, geeignetere Zeiten zu verſchieben. Verband reiſender Kaufleute Deutſchlands hat mit ſeiner Eingabe gegen die Beſchränkung des Gewichtez gramm Erfolg gehabt. Der Miniſter der öffentlichen Arheiten hat die Eiſenbahndirektionen ermächtigt, zu prüſen, ob von einer Beſchränkung des von den Geſchäſtsreiſenden benöligten Gepäcks abgeſehen werden könnte, wenn eine Beſcheinigung über die Pot⸗ wendigkeit des mitgeführten Gepäcks heigebracht wird und die Beſörderung der großen Muſterkoſſer mit den Perſonenzügen erfolgt. Zum Jahrestag von Coronei. 1. November 1914. Mit eherner Runenſchrift iſt für alle Ewig⸗ keiten in die Geſchichte unſerer Marine nehen den vielen anderen beſonders ein Name einge— meißelt: Coronel, der Name des kleinen chileſi— ſchen Hafenortes, in deſſen Nähe am Sonntag, den 1. November 1914 das deutſche Kreuzer⸗ geſchwader des Vizeadmirals Graſen Spee den erſten Seeſieg über faſt gleichwertige engliſche Kreuzer errang. Heller Jubel durchbrauſte da— mals die deutſchen Gauen, und aus Millionen von Kehlen unſerer Feldgrauen ſtieg in Oſt und Weſt ein Hurra himmelan, das der jungen Marine die Anerkennung der älteren, ſieg⸗ gewohnten Schweſter ausdrücken ſollte. En wuchtiger, niederſchmetternder Schlag war auf Englands Anſehen zur See niedergeſauſt und tapferen Mannen des rheiniſchen Graſen um die ſchwarz-weiß-rote Flagge gewunden. Das, was in den Abendſtunden des 1. No⸗ vemberſonntags vor der ſüͤdchileniſchen Küſte geſchehen, durchhallte die Welt wie eine hoff nungsfrohe Vorbedeutung für die weitere Em— wicklung unſeres Ringen? mit dem über— mächtigen britiſchen Löwen, und die eindringliche Sprache von weltgeſchichtlicher Bedeutung, welche die Feuerrohre unſerer Kreuzer„Scharnhorſte, „Gneiſenau“,„Nürnberg“,„Leipzig“ und „Dresden“ geſprochen, ſie kündete den Völkern der Mittelmächte und den Neutralen, daß das anmaßende Albion ſeinen Meiſter gefunden, daß mit dem untergegangenen engliſchen Flagg⸗ ſchiff„Goodhope“ eine„gute Hoffnung“ des ſeegewaltigen Britenreiches auf dem Meeres— boden verſunken war. Längſt ruhen die Braven des Kreuzer— geſchwaders im kühlen Schoße der See. Ferne der Heimat ſchlummern ſie dem Auſferſtehungs— tage entgegen, doch ihre Gräber, wenn auch ohne Kreuz noch Mal, ſind liebend umfangen von treuem Erinnern des deulſchen V Volkes, das in unauslöſchlicher Dankbarkeit ihres helden— haſtens Streitens und des von ihnen errungenen erſten deutſchen Seeſieges gedenkt. Rächer ſind ihnen erſtanden, zahlloſe ebenſo lapfere und furchtloſe, die von niederem U-Bools⸗ Turm das deutſche Fähnlein trutzig vor den heimatlichen Küſten des Feindes auſpflanzten und ſeiner Kriegs- und Handelsflotte Tag füt Tag empfindliche Streiche zufügen, die, ſo Gott will, das Werk vollenden, das Graf Spee und ſeine blauen Jungen ſo verheißungsvoll bei Coronel begonnen, durch das ein Dichter damals zu den Verſen angeregt wurde: „Und es tobt die Welle um Englands Strand, Ewige Deiche ſind überrannt. Komme, was kommen mag, Babel zittert vor dieſem Schlag! Ketten zerklirren der Sklaveret, Frei iſt das Meer! Das Meer iſt frei! Glutbrand der Götterdämmerung loht Schwarz⸗weiß⸗rot.“ erm — Der Müßiggänger. 1] Roman von H. Courths-Mahler. 9) Klaus Ruthart ſaß in einem eleganten Rohr⸗ lehnſeſſel auf der Veranda. Er blies ſtumpf— ſinnig den Rauch einer Zigarette von ſich, und gelangweilt ſah er über den großen, ſchoͤnen Garten hinweg nach der Straße. Dicht unter ſeinem Platz warf ein Spring— brunnen ſeine Waſſerſtrahlen empor; ſie fielen, monoton plätſchernd, in das weite Marmor⸗ becken zurück. Es war eine einſchläfernde Melodie. Jenſeits des ſchöngeſchmiedeten Eiſen⸗ gitters rollten zuweilen leichte Wagen vorüber. Sonſt herrſchte vornehme Stille in dieſem Teile des Tiergartens. Es war um die Mittagszeit. Klaus Ruthart gaͤhnte hinter der ſchmalen, wohlgepflegten Hand. Da wurde auf ein Klingelzeichen das Tor geöffnet. Wie von unſichtbaren Händen diri⸗ giert, drehten ſich die ſchweren Türflügel in den Angeln. Ein junger, breitſchultriger Mann kam auf dem Kiesweg daher. Er grüßte lachend zu Klaus hinauf. Mit einigen Sätzen über die ſteinerne Treppe war er oben. „Tag, Klaus. Liegſt wohl am hellen Tage wie ein Kater ſchlaſend in der Sonne?“ „Tag, Fritz. Zwar ſchlaf ich nicht, doch war ich nahe daran. Ich komme faſt um vor Lange⸗ weile. Fritz ſetzte ſich rittlings auf einen Stuhl und n* ſah über die Lehne dem Freunde lachend ins Geſicht. „Möchte auch mal wiſſen, wie es iſt, ſich zu langweilen.“ „Wünſche dir das lieber nicht, es iſt ſchauder— haft.“ „Du mußt das allerdings ſehr genau wiſſen. Mit einigen kurzen Unterbrechungen langweilſt du dich eigentlich immer. Deiner neueſten Flamme haſt du natürlich ſchon wieder den Ab— ſchied gegeben.“ „Ach, laß mich zufrieden! Fades, albernes Geſchöpf. Fritz, wenn du nur wüßteſt, wie ſatt ich dies Leben habe!“ „So arbeite, ſchaffe doch elwas, gibt deinem Leben einen Inhalt!“ ſagte Fritz Hartenſtein ſaſt erregt und ſah ſeinem Freunde ernſt ins Geſicht. Der blickte finſter vor ſich hin.„Du haſt gut reden. Schaffe, arbeite! Sag mir doch, was ich tun ſoll.“ „Dein Vater hat dir doch die große Fabrik hinterlaſſen, betätige dich dort.“ „In welcher Eigenſchaft? Soll ich den Direktor, der die Fabrik vorzüglich leitet und alles z ehnmal beſſer verſteht als ich, ſeines Amtes entheben? Er iſt fünfzehn Jahre auf ſeinem Poſten und hofft, ihn bis an ſein Lebensende auszufüllen. Oder ſoll ich Buchhalter oder Kaſſierer in meiner eigenen Fabrik werden und einem anderen armen Schlucker das Brot weg⸗ nehmen?“ „Dann verſuch' es mit etwas anderem.“ „Leicht geſagt. Wenn ich wie du für meinen 9) Unberechligler Nachdruck wird verfolgt. Lebensunterhalt arbeiten müßte, mir wäre wahr⸗ nn. r 10 rr; ſcheinlich wohler als jetzt, wo ich mit dem beſten Willen nicht die Hälfte meines Einkommens verbrauchen kann. Zum ſinnloſen Verſchwender ſehlt mir das Zeug, und auf halbwegs ver— nünſtige Weiſe iſt es unmöglich für mich, mein Einkommen zu verbrauchen. Wäre es da nicht direkt ein Unrecht, wollte ich durch Arbeit irgend— einem andern ſeinen notwenbigen Platz im Leben wegnehmen?“ Hartenſtein ſah ſinnend vor ſich hin. Dann meinte er:„Aber du haſt ſo viele hübſche Talentchen.“ Klaus wehrte ab:„Du ſagſt ſehr richtig: Talentchen. Sie würden weder mir noch andern irgendwelche Befriedigung bringen! Du meinſt es gut, mein lieber Fritz, aber— mir iſt nicht zu helfen.“ „Oder werde Arzt und hilf Kranken unentgeltlich,“ riet der Fritz weiter. „Dann nehme ich einem andern Arzt ſeine Patienten weg, und— für die Armen tue ich ſo einiges.“ „Ja, du ſchreibſt auf ſede Sammlung zu wohltätigen Zwecken eine hübſche runde Summe. Geh lieber ſelbſt zu den Leuten, hilf ihnen nach Gebühr und freue dich deines Wohltuns. Klaus machte ein klägliches Geſicht.„Ich kann den Armeleutegeruch nicht vertragen. Laß gut ſein, Fritz; erzähle mir lieber von dir. Was haſt du jetzt für eine Arbeit vor?“ Hartenſteins Geſicht ſtrahlte. Er war Architekt und mit Leib und Seele bei ſeinem Beruf. Vorläufig bei einem der erſten Baumeiſter an⸗ Armen und unermüdliche geſtellt, hoffte er, ſich in den nächſten Jahren ſelbſtänbig machen zu koauen. Klaus, der ſchon von der Schulbank her mit ihm befreundet war, hatte ihn wiederholt angeboten, ihm pekuniäe dazu behilflich zu ſein, und Fritz wies auch dies Anerbieten nicht ganz zurück. Aber er wollte erſt noch einige Jahre Kenntniſſe ſammeln und ſeinen Zeitpunkt abwarten. Er erzählte mit froher Miene von ſeinem Schaſſen, und Klaus Ruthart neidete dem Freunde dieſe Befriedigung. Nie würde er das lennen lernen! Hartenſtein ſah es mit ſtiller Trauer in des Freundes Zügen aufſteigen. Er brach raſch ab.—„Meine Mutter läßt dich grüßen!“ „Danke, geht es ihr gut?“ „Gottlob ja. Ich habe ſie eben nach dem Stettiner Bahnhof gebracht. Sie geht auf vier Wochen zur Erholung mit einer alten Freundin nach Zempin, einem kleinen, billigen Oſtſeebad. Und morgen gehe ich fort, ich habe vier Wochen Ferien.“ „Alſo du gehſt auch noch. Was wird da aus mir?!“ Hartenſtein lachte. Reiſepläne gemacht?“ „Nein. Das Reiſen macht mir keinen Spaß mehr.“ „Weil du es falſch anfäugſt. Mit einem Dienertroß und unzähligen Koſſern in die ſchöne Welt hineinzufahren, denle ich mir auch nicht pläſierlich.“ Klaus lachte. „Ich hab doch auch ſchon andere Reiſen gemacht.“ f „Im! Om, das einzige, um was ich dich „Haſt du noch keine oder egoſſliſchg Wer aber h Muſterkoffer und Frachtbeſchränkung. Der! des Reiſegepäcks der reiſenden Kaufleute auf 50 Kilo.! ein junges, unverwelkliches Lorbeerreis hatten die! Von Nah und pern. Der deutſche Kronprinz an die Jung⸗ mannen. Der Kronprinz hat an den Leiter des Kriegswirtſchaftsamtes der Rheinprovinz ein Schreiben gerichtet, in dem er den Jung— mannen der Rheinprovinz, die zu Arbeits⸗ leiſtungen im beſetzten Gebiet herangezogen worden waren, für ihre vortreffliche Haltung und das friſche militäriſche Auftreten ſeinen Dank und ſeine Anerkennung ausſpricht. Studentinnen als Munitionsarbeite⸗ rinnen. Auf die Aufforderung des Kriegs— miniſterrume vom 18. September an die Studentinnen Deutſchlands, ſich zur Arbeit in Rüſtungsbetrieben zu melden, haben ſich von Station eingerichtet, die ſich zeitungstechniſch ſchon ſehr gut bewährt hat und durch die das Blatt zum Beiſpiel die Heeresberichte der krieg⸗ führenden Staaten uſw. auf eine beſchleunigte Weiſe erhält. Abhören und nicht zum Senden eingerichteter Privatſtationen für drahtloſe Telegraphie durch Beſchluß des holländiſchen Kriegsmini⸗ ſteriums erlaubt. wird berichtet: Der Schooner„Jernved“, der niederländiſche Segler„Mathilde“ ſind geſtrandet. wegiſche Dampfer„Dokka“ iſt mit einem anderen Dampfer zuſammengeſtoßen ſunken. Die Einrichtung ſolcher nur zum iſt Schiffskataſtrophen. Aus Rotterdam und der Der nor⸗ Segler„Hendrika“ und ſofort ge⸗ der Philſpps-Univerſität Marburg bis jetzt etwa 100 Studentinnen zur Verfügung geſtellt. Zum Teil ſind dieſe ſchon in Munitionsfabriken be— ſchäftigt, zum Teil warten ſie noch auf ihre Einberuſung.„ Der erſte Schnee im heſſiſchen Gebirgs⸗ land. Bei Nullgrad trat in Kaſſel lebhaſtes zwiſchen Schrift und geiſtigen Erkrankungen — Ergebniſſe neuer Forſchungen.— Die Sprache der Schrift. Intereſſante Einzelheiten über die Beziehungen ſehr große Schriſt mit geſchmackloſen Ver⸗ ſchnörkelungen gelennzeichnet. oft einzigen Buchſtaben durch auffallende Schnörkel zu iſt immer eine Kinderſchriſt und dadurch am leichteſten im pfychiatriſchen Sinne ziffern. Nervenarzt bietet, liegen auf der Hand. Während wegen der oft äußerſt zarten Übergänge vom geſunden Diagnoſe nicht ſelten zu ſpät geſtellt wird, be⸗ ic 105 e ee ien 8 lichſt früh mit der Behandlung einzuſetzen. Die 11 eee e erſtoe beſten Dienſte leiſtet die Graphologie zur Ent⸗ ſtellte ihm mit dem Spazierſtock larvung von Simulanten. 15 anfälle laſſen ſich bei einiger Geſchicklichkeit ſo gut nachahmen, daß der Arzt getäuscht werden kann, die Schrift des Geiſteskranken kann jedoch nie von einem Geſunden vorgetäuſcht werden. Endlich geſtattet Sie verwenden viel Zeit und Mühe darauf, einen verzieren. Die Schriſt des Idioten zu ent⸗ Die Vorteile, welche die Graphologie dem in den kranthaften Zuſtand die Selbſt Krampf⸗ auch die enen die Graphologie Schneegeſtöber ein, das die ganze Nacht hin— durch anhielt und auf den Bergen eine weiße Schneehülle zurückließ. Eine Arbeitsorganiſation der Beamten⸗ ſchaft im Bezirk Kaſſel. Die geſamten Be⸗ amtenvertretungen der Reichs-, Staats- und Gemeindebehörden, ſowie der Lehrer aus dem Regierungsbezirk Kaſſel haben beſchloſſen, eine feſte Arbeitsorganiſation zu begründen, um in allen Wirtſchaftsfragen und in fachlichen An— gelegenheiten, nach Verwaltungen getrennt, eine Zenkralorganiſation zu bilden, die die Möglich— leit hälte, den Regierungsſtellen mit Rat und Vorſchlägen an Hand zu gehen. Die Heizvorſchriften in Bayern. Für ganz Bayern gelten vom 1. November ab in der Kohlenverſorgung ſolgende Beſtimmungen: Polizeiſtunde 10½ Uhr, Heizen von nur zwei Zimmern in jeder Wohnung, Heizverbot für Kinos, Konzerte und Vorträge, Ladenſchluß 6 Uhr, im Spätwinter 5 Uhr. Die Theater fallen noch nicht unter das Heizverbot. Eine neue Diebesſpezialität. In letzter Zeit nehmen Diebſtähle von Heiligenfiguren aus Kirchen und Kapellen bedenklich überhand. Das Wallfahrtskirchlein Staucherting bei Sauer— lach bei München iſt ſeiner ſämtlichen wertvollen, aus Holz geſchnitzten Figuren beraubt worden. Nun wird ein neuerlicher Diebſtahl aus der gleichen Gegend gemeldet. Aus dem Kirch⸗ lein in Lanzenhaar wurden ebenfalls ſämtliche Figuren geſtohlen, außerdem noch Altarleuchter mit Kerzen. Der Dieb hatte ein Fenſter ein⸗ geſchlagen und war ſo in das Innere dieſes abſeits von der Ortſchaft und der Münchener Straße im Walde gelegenen Kirchleins gelangt. An den Pranger! Die in Cloppenburg in der Provinz Hannover in Arbeit ſtehenden Kriegsgefangenen üben auf die„Schönen“ eine größere Anziehungskraft aus, als erwünſcht iſt. Um ein Beiſpiel zu konſtatieren, ſetzte man in einem Dorfe die betreffende„Dame“ mit ihrem Galan auf einen Ackerwagen und fuhr das Paar zum Gaudium der Ortsbewohner durch das Dorf. Einen merkwürdigen Entſchuldigungs⸗ brief wegen ſeines Fernbleibens vom Verhand— lungstermm ſandte der Eigentümer K. aus Elbing, der ſich wegen Überſchreitung der Höchſt— preiſe für Spargel verantworten ſollte, dem Schöffengericht. K. ſchrieb, daß in der dem Termin voraufgehenden Nacht die Fenſter zer⸗ trümmert und Diebe eingebrochen wären. Bei dieſer Gelegenheit hätten ihm die Spitzbuben auch ſein einziges Paar Stiefel geſtohlen, und ohne Fußbekleidung könnte er nicht zum Termin erſcheinen. Ferner, ſo bemerkte K. weiter, wäre er geradezu verpflichtet, zu Hauſe zu bleiben und ſein Hab und Gut zu bewahren, weil die Fenſterſcheiben noch nicht in Ordnung wären. Das Gericht ließ die Gründe gelten und ver⸗ tagte den Termin bis zu dem Zeitpunkt, wo K. ſeine Sliefel und Fenſter erneuert haben wird. Drahtloſe Stationen für Zeitungen. Der„‚Maasbode“ in Rotterdam hat, wie er ſeinen Leſern mitteilt, eine eigene drahtloſe Vormarſch gegen 7* D & rr 2 0 ForEn d n dlen Tagliamento. 8 2„ r 0 G. 2 2 2 3 705 g 5 5 N Js lV 2 GC. F * „ r olom/n 8 8, CH 4. 4. 9. Frais, 0* , ede o* 755 2 e. err( dentalcone 5 D — N italieniſchen Iſonzofront hat weitreichende Nicht nur, daß die Der Durchbruch der zwiſchen Flitſch und Tolmein ſtrategiſche Auswirkung gehabt. Italiener mehr als 100 000 Gefangene und über 700 Geſchütze verloren, ſie erlitten auch ungehe Nee Ni RAR E 2 erörtert der Nervenarzt und Graphologe Dr. Georg Lomer. Die Schriftdeutung iſt für den Pſychiater vor allem darum von höchſter Be⸗ deutung, weil durch ſie auch die ſchleichenden, auf andere Weiſe meiſt ſchwer erkennbaren Anfangsſtadien einer geiſtigen Erkrankung feſt— zuſtellen ſind, ſodaß durch rechtzeitige Gegen⸗ maßnahmen einer weiteren Verſchlimmerung vorgebeugt werden kann. Dr. Lomer weiſt an Schriſtproben nach, wie z. B. die Stadien zunehmender Paralyſe in den Schriſtzügen des Patienten deutlich zum Ausdruck kommen. Bei dem Paralytiker wird die Schrift allmählich druckſtärker, enger und tleckſiger, die Zeilen ſinken, die Neigungswinkel werden immer ge⸗ ringer, und dies kann bei genaueſtem Studium zu einer Zeit erkannt werden, wo der Patient im übrigen noch keinen ſtaͤrkeren Anlaß zur Beobachtung gibt. Auch ſonſt finden ſich die Eigenheiten der verſchiedenſten Wahnideen in den Schriften wieder. Bei Leuten, die an Sinnestäuſchungen leiden, fallen Schriftgröße, Zitterformen und übertriebene Schleiſenbildung auf. Größenwahn ſinnige ſchreiben meiſt ſehr pathetiſch wirkende Buchſtaben und bemühen ſich auch häufig, die⸗ ſelben auf übertriebene Weiſe auszuſchmücken. Schwachſinnige, die ſich hauptſächlich in der Art Ure ſelbſtgefälliger Schwätzer gebärden, ſind durch blutigen Kämpfen errungene Gebiet aufgeben und den Nachdrängenden auch weite Strecken italien ſchen Bodens überxlaſſen. Stellung von Ferndiagnoſen bei Patienten, die nicht perſönlich zum Erſcheinen zu einer direkten körperlich⸗geiſtigen Unterſuchung zu bewegen ſind. Es iſt daher zu erwarten, daß die Nerven⸗ ärzte immer mehr eine ſpezialiſtiſche grapho— logiſche Ausbildung pflegen werden. Auf jeden Fall iſt die Zeit, da man die Graphologie für eine intereſſante, aber im Grunde wiſſenſchaftlich wertloſe Mode hielt, endgültig vorbei. 2— 1— 2 Volks wirtſchaftliches. Gegen den Schwindel mit Bouillon— würfeln. Den vielen Übervorteilungen, denen das Publikum durch Fabrikanten von wertloſen Fleiſch— brühwürſeln ausgeſetzt war, hat der Bundes eine Verordnung ein Ende gemacht, die genaue ſchriſten über den Gehalt der Würfel enthält nach dürfen Erzeugniſſe(Würfel, Taſeln, Kapfein, Körner, Pulver), die beſtimmt ſind, eine der Fleiſch— brühe ähnliche Zubereitung zum unmittelbaren Genuß oder zum Würzen von Suppen, Soßen lieſern, auf der Packung oder dem Behältnis, in denen ſie an den Verbraucher abgegeben werden, nur dann die Bezeichnung„Fleiſchbrühe“ oder ei gleichartige Bezeichnung(Brühe, Bouillon ohne das Wort„Erſatz“ enthalteu, wenn ſie en ſprechende Beſtandteile enthalten. Auch ſolche Er— zeugniſſe, die ausdrücklich als„Erſatz“ bezeichnet werden, dürfen nur dann hergeſtellt und verkauft werden, wenn ſie mindeſtens 2% Stickſtoff und nicht w. zu N eine uſw.) * 5 13 Geſetz feſtgeſetzten Strafen zu erwarten. —— über 700% Kochſalz enthalten. Auch darf nicht Zucken und Sirup zu ihrer Bereitung erwendet ſein. Kein freier Handel mit Marmelade und Konſerven. Die Reichsſtelle für Gemüſe und Obſt weiſt die Herſteller von Marmelade, Sauerkraut, Dörrgemüſe und Konſerpen erneut auf das beſtehende Abſatzverbot kin. Die Überwachungsbeamten der Reichsſtelle prüfen die einzelnen Betriebe. Sollten von ihnen Verſtöße gegen das Abſatzverbot feſt⸗ geſtellt werden, ſo hat der Fabrikant die durch das — 1 1 1 19 Merichtshalle. Camburg. Der Hofſmeiſter L. in Schniditz er⸗ tappte den Rentner W. beim Karttoffelſtehlen und gleich eigenhändig as hieſige Schöffen 24 Mk. Geldſtrafe zugsſchein dafür aus. gericht verurteilte jetzt den W. zu oder 6 Tagen Gefängnis, während der ſchlagfertige Hofmeiſter 36 Mk. Geldſtrafe oder 12 Tage Ge⸗ fängnis zuerkannt erhielt, dazu muß er an den W. noch 50 Mk. Schmerzensgeld Nach zahlen duch! Verhandlung wurde r jen den Univerſi⸗ der Frauenklinik in Jena Urteil chen. Der r Strafverſetzung und verurteilt. Der Staats- Profeſſor nicht beantragt. Urteils hatte er be⸗ gegen das ch geſchah. inmal die Ge⸗ war kommt als Berufungs⸗ ungsgericht für die thüringi— Betracht. verurteilte den r den Be⸗ uſſen as Brandunglück * 1* 7 1 Saloniki. Saloniki 1 Inge ata, ——— je beneidet habe. Deine Reiſen um die halbe Welt mit Tigerfagden, Pyramidenklettereien, kunſthiſtoriſchen Ausgrabungen und tauſend intereſſanten Abenteuern! Aber ich glaube, unſer gutes deutſches Vaterland kennſt du viel weniger. Gehe doch einmal mit mir nach Thüringen! Deine Dienerſchaft und deine Koffer läßt du zu Hauſe. Sollſt mal ſehen, wenn wir wie zwei fröhliche Naturburſchen unſere Straßen ziehen, kommt dir das träge Blut zu ſchnellerem Fluß, und abends biſt du ſo köſtlich müde, daß es dir gleich iſt, ob du in ſeidenen Betten ſchläfſt oder auf einem Haufen Heu. Das iſt eine neue Art des Reiſens für dich, wer weiß, vielleicht gefällt ſie dir!“ Klaus Ruthart hatte intereſſiert zugehört. „Wahrhaftig, das wäre nicht übel,“ ſagte er endlich, ein wenig zögernd. „Und mehr als dreihundert Mark darſſt du dir für die vier Wochen nicht einſtecken!“ Klaus ſah ganz verblüfft auf. 1 7 80 „Dreihundert Mark——“, 0% Fritz lachte herzlich. 2 „Ich glaube kaum, daß du in meiner Geſell⸗ ſchaft mehr los wirſt.“ Nun lachte auch Klaus, und eine halbe Stunde ſpäter erfuhr der feine Herr Haushof⸗ meiſter, der ſchon ſeit Jahren den vornehmen Haushalt der Rutharts leitete, zu ſeinem äußerſten Erſtaunen, daß der gnädige Herr übermorgen auf vier Wochen verreiſe, ohne Koffer und ohne Dienerſchaft, daß kein Wagen * hofmeiſter blieb der Ernſt und die Würde ſelbſt und verriet ſeinem jungen Herrn nichts von ſeinem großen Erſtaunen. 7 * 4 7* 8 Das kleine Gaſthaus am Eitfhang eines ſauberen Thüringer Doͤrſchens bot mit ſeinem hellen Anſtrich und den blank geputzten Fenſtern einen erfreulichen Anblick. Es glänzte förmlich vor Sauberkeit. Rings von einem großen Obſtgarten umgeben, lag es am Fuße eines Berges, und eine große Wieſe trennte es von den übrigen Häuſern des Dorfes. Vor der Tür unter einer herrlichen großen Linde ſaß an einem ſauber gedeckten Tiſch ein junges Mädchen beim Frühſtück, und neben ihr ſtand die Wirtin des Gaſthauſes. „Iſt es wirklich wahr, Fräulein Volkmar, Sie wollen das Heu da drüben auf der Wieſe wenden?“ Das junge Mädchen nickte mit dem Kopf und ſah lächelnd zu der friſchen, behäbigen Frau hinauf.„Gewiß iſt es wahr, Frau Wirtin, ſonſt hätte ich's nicht geſagt.“ f „Ih ja doch— das wohl, aber ich hielt das für'nen Spaß. Aber wenn Sie es wirk- lich tun wollen, na, ich hab gewiß nichts dagegen, im Gegenteil, einen großen Gefallen tun Sie mir ſchon. Wir haben doch alle Hande voll zu tun jetzt, und es wäre beſſer, man könnte mit vieren zugreiſen ſlatt mit zweien. Aber wird Ihnen das nun nicht zu viel. Sie ſind das doch nicht gewöhnt mit Ihren für die Fahrt zum Bahnhof angeſpannt werde und nur etwas Wäſche an einen erſt ſpäter an⸗ feinen Händen?“ er Ort zu ſenden ſei. Der Herr Haus- * — freue mich auf dieſe Arbeit, Frau „Dafür ſind die Arme um ſo kräftiger. Ich!! Wirtin. Wenn man ſo das ganze Jahr ſtillſitzt, freut man ſich, einmal im Freien ſeine Glieder regen zu dürfen. nun geben Sie mir eins Ihrer ſchöͤnen bunten Kopftücher, damit ich mich vor Sonne und Inſekten ſchützen kann, und dann geht es an die Arbeit. Das Mittageſſen ſoll dann doppelt ſchmecken.“ So, mit Frühſtücken bin ich fertig, „Es gibt auch Ihr Leibgericht, Fräulein, junge Erbſen und Koteletten.“ „Hm, wie fein!“ „Na, man will es doch ſeinen Gäſten be. ſind doch Ich habe haglich machen! Und wir Sommerfriſchler angewieſen. zwei Zimmer leerſtehen.“ „Die zwei Zimmer werden ſchon noch be⸗ ſetzt werden, es iſt ja erſt Juni,“ tröſtete das junge Mädchen. a a Die Wirtin eilte ins Haus und kam mit einem großen bunten Kattuntuch und einem Heurechen zurück. Das junge Mädchen band das Tuch über ihr ſchönes, reiches Haar, das die Farbe reifer Kaſtanien hatte. Dabei reckte ſie ihre ſchlanke, ſchöngegliederte Geſtalt, die in einen ſchlichten, fußfreien Lodenrock und eine weiße Leinenbluf ekleidet war, zur vollen Höhe empor. Das ſchbne, ſeingeſchnittene Geſicht roͤtete ſich vor Freude auf die ſeltene Arbeit und die braunen roßen Augen, die einen ernſten Ausdruck ſalſen, leuchteten auf, als wenn Sonnenfunken darin gefangen wären. Lachend ſchwang ſie dann den Rechen über auf Mutte noch 1. Ar Die i Fa! 10 01 W es ſo ein Lande. Rechen! d dabei. Ganz le Gefühl unendlie ſchick erfüllte ſie, Umgebung einige Wohl zw Still war g81 luſtige Vogelgezwitſcher, welches aus dem W drang, der die Wieſe einer Seite Die fleißig Schaffende beme zwei Herren aus dem Walde he auf dem weichen W̃ näherkamen. Erſt als eine fröhl Männerſtimme an ihr Ohr ſchlug. ſich um. Na 1 in und 1 ei Stun 7117 An eſenagru (Fortſotzung folgt.)